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GA 104
Jeden Dienstag live ab 19h. Die Vorträge sind frei zugänglich und können wenig später auch als Video, Audio und als transkripierter Text abgerufen werden. |
RUDOLF STEINER
VORTRÄGE
VORTRÄGE VOR MITGLIEDERN
DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT
Die Apokalypse des Johannes
Ein Zyklus von zwölf Vorträgen
mit einem einleitenden öffentlichen Vortrag
gehalten in Nürnberg
vom 17. bis 30. Juni 1908
GA 104
1985
Inhaltsverzeichnis
- Aus dem Geleitwort von Marie Steiner zur ersten Buchauflage von 1945
- Öffentlicher Vortrag, Nürnberg, 17. Juni 1908
- ERSTER VORTRAG, Nürnberg, 18. Juni 1908
- ZWEITER VORTRAG, Nürnberg, 19. Juni 1908
- DRITTER VORTRAG, Nürnberg, 20. Juni 1908
- VIERTER VORTRAG, Nürnberg, 21. Juni 1908
- FÜNFTER VORTRAG, Nürnberg, 22 Juni 1908
- SECHSTER VOTRAG, Nürnberg, 23. Juni 1908
- SIEBENTER VORTRAG, Nürnberg, 24. Juni 1908
- ACHTER VOTRAG, Nürnberg, 25. Juni 1908
- NEUNTER VORTRAG, Nürnberg, 26. Juni 1908
- ZEHNTER VORTRAG, Nürnberg, 27. Juni 1908
- ELFTER VORTRAG, Nürnberg, 29. Juni 1908
- ZWÖLFTER VORTRAG, Nürnbeg, 30. Juni 1908
- Hinweise
- Sonderhinweis zur Entwicklung der Zahl 666 im 1. Vortrag
- Zeichen und Entwicklung der drei Logoi in der Menschheit
- Korrekturen für die 6. Auflage 1979 gegenüber der 5. Auflage 1952
- Ausführliche Inhaltsangaben von Marie Steiner
- Über die Vortragsnachschriften Rudolf Steiners
- Literatur
Aus dem Geleitwort von Marie Steiner zur ersten Buchauflage von 1945
Als Privatdruck in Maschinenschrift ist dieser in die Apokalypse einführende Vortragszyklus schon in zwei Auflagen erschienen. Lange Zeit haben die Herausgeber, trotz vieler Bitten, gezögert, ihn als Buch herauszubringen, weil jene, die 1908 das gesprochene Wort gehört haben, in der Nachschrift durch die Kürzungen gestört wurden, welche der Stenograph nicht hatte umgehen können, wenn er bis zum Schluß durchhalten sollte. So wurde etwas von der erlebten Erschütterung vermißt: das Zündende des im geistigen Feuer erstrahlenden Wortes. Jetzt, nach vielen Jahren, fällt das nicht mehr so störend auf; es treten die gewaltigen Inhalte in ihrer objektiven Größe hervor, und die Schlichtheit der Sprache scheint dem Drängen der suchenden Seele entgegenzukommen, ohne der Bedeutsamkeit des Stoffes Abbruch zu tun. Wiederholungen und erläuternde Zwischenbetrachtungen helfen dem Verständnis weiter reichen gleichsam dem Wanderer, der die steilen Höhen erklimmen will, eine geistige Hand.
Öffentlicher Vortrag, Nürnberg, 17. Juni 1908
Geisteswissenschaft, Evangelium und Menschenheitszukunft
Nürnberg kann im Herbst dieses Jahres eine schöne Jahrhundertfeier begehen. Denn es war im Herbst 1808, als diese Stadt in ihren Mauern einen der größten deutschen Geister aufgenommen hat, einen derjenigen deutschen Geister, von denen freilich heute nicht gerade viel gesprochen wird, dessen Werke noch weniger verstanden werden, der aber für die Zukunft des menschlichen Geisteslebens, wenn er einst verstanden werden wird, sehr viel bedeuten wird. Er ist allerdings schwer zu verstehen, und deshalb mag es einige Zeit dauern, bis die Menschen ihn wieder begreifen werden. Im Herbst 1808 wurde Hegel Direktor des Königlichen Gymnasiums in Nürnberg.
Hegel hat einen Ausspruch getan, den wir vielleicht gerade heute als einen Richtspruch an die Spitze unserer Betrachtungen setzen dürfen. Hegel sagte: Der tiefste Gedanke ist mit der Gestalt Christi: mit dem Geschichtlichen und Äußerlichen vereinigt, und das ist eben das Große der christlichen Religion, daß sie bei aller dieser Tiefe leicht vom Bewußtsein in äußerlicher Hinsicht aufzufassen ist und zugleich zum tieferen Eindringen auffordert. Sie ist so für jede Stufe der Bildung und befriedigt zugleich die höchsten Anforderungen. Das sind Worte Hegels, des deutschen Philosophen.
Daß die christliche Religion, daß die Verkündigung des Evangeliums für jede Stufe des Bewußtseins begreiflich ist, das hat eine Zeit gelehrt, die fast schon nach Jahrtausenden zu rechnen ist. Daß sie auffordert zu den tiefsten Gedanken, zu dem tiefsten Eindringen in die Weisheitslehren des Menschentums überhaupt, das zu zeigen wird eine der Aufgaben sein der anthroposophischen Geistesströmung, der Geisteswissenschaft, wenn diese in ihrem richtigen Sinn,
in ihren innersten Impulsen erfaßt und zum Herrn des menschlichen Lebens gemacht werden wird. Man würde die heutige Betrachtung mißverstehen, wenn man des Glaubens wäre, Anthroposophie oder Geisteswissenschaft sei in irgendeiner Beziehung eine neue Religion, wolle irgendein neues Religionsbekenntnis an die Stelle eines alten setzen. Man möchte sogar, um nur ja nicht mißverstanden zu werden, sagen: Wird einmal Geisteswissenschaft richtig verstanden werden, dann wird man sich klar sein darüber, daß sie als solche zwar die festeste, die sicherste Stütze des religiösen Lebens ist, daß sie selbst aber keine Religion ist, daß sie daher auch keiner Religion jemals als solcher widersprechen wird. Etwas anderes ist es aber, daß sie das Instrument sein kann, das Werkzeug, um die tiefsten Weistümer und Wahrheiten und die ernstesten und lebensvollsten Geheimnisse der Religionen zu erklären und zum Verständnis zu bringen.
Es liegt vielleicht etwas fern, wenn man, um das Verhältnis von der Anthroposophie zu den Urkunden dieser oder jener Religion zu schildern und heute werden wir es mit den religiösen Urkunden des Christentums zu tun haben, den Vergleich macht: Anthroposophie verhält sich zu den religiösen Urkunden wie die mathematische Lehre zu den Urkunden, welche im Laufe der geschichtlichen Entwickelung der Menschheit als mathematische Lehrbücher oder Bücher überhaupt aufgetreten sind. Da haben wir ein altes Buch, das eigentlich nur der mit der Mathematik bewanderte Geschichtsforscher näher ins Auge faßt: die Geometrie des Euklid. Sie enthält zum erstenmal in einer schulmäßigen Weise dasjenige aus der Mathematik und Geometrie, was heute die Kinder in der Schule schon lernen. Wie wenige aber dieser Kinder werden sich dessen bewußt, daß alles das, was sie über parallele Linien, über das Dreieck, über die Winkel und so weiter lernen, in jenem alten Buche steht, daß es da zum erstenmal der Menschheit geschenkt worden ist! Mit Recht erweckt man im Kinde das Bewußtsein, daß man diese Dinge aus sich selbst einsehen kann, daß, wenn der menschliche Geist seine Kräfte in Bewegung setzt und sie anwendet auf die Formen des Raumes, daß er diese Formen einzusehen
imstande ist ganz ohne Rücksicht auf jenes alte Buch. Einer aber, der vielleicht gar nichts gewußt hat von diesem Buch und die mathematischen und geometrischen Lehren in sich aufgenommen hat, er wird, wenn er es einmal kennenlernt, es in dem richtigen Sinne würdigen und verstehen. Er wird zu schätzen wissen, was derjenige der Menschheit gegeben hat, der dieses Buch zum erstenmal vor ihren Geist hingestellt hat.
So möchte man das Verhältnis der Geisteswissenschaft zu den religiösen Urkunden charakterisieren. Die Quellen der Geisteswissenschaft sind so, daß die Geisteswissenschaft auf keinerlei Urkunden, auf keinerlei Überlieferung angewiesen sein soll, wenn sie ihrem richtigen Impulse nach verstanden wird. So wie uns das andere Wissen der Menschheit die Erkenntnis der umliegenden Sinneswelt dadurch verschafft, daß der Mensch seine Kräfte frei gebraucht, so verschaffen uns die tieferliegenden, zunächst in der Menschenseele schlummernden geistigen, übersinnlichen Kräfte und Fähigkeiten die Erkenntnis dessen, was als Übersinnliches, als Unsichtbares allem Sichtbaren zugrunde liegt. Ebenso wie der Mensch, wenn er seine Sinneswerkzeuge gebraucht, imstande ist, das, was sich dem äußeren Sinnesscheine darbietet, wahrzunehmen, wie er imstande ist, das Wahrgenommene mit seinem Verstande zu verbinden und zu verknüpfen, ebenso ist der Mensch, wenn er die durch die Geisteswissenschaft ihm überlieferten Methoden gebraucht, imstande, hinter die Kulissen des sinnlichen Daseins zu schauen, dorthin, wo die geistigen Ursachen liegen, wo die Wesen weben und arbeiten, die das sinnliche Auge nicht sieht, die das sinnliche Ohr nicht hört, wohl aber das übersinnliche. So liegt im freien Gebrauch der menschlichen Kräfte, wenn sie auch bei einem großen Teil der heutigen Menschheit als übersinnliche Kräfte noch schlummern, die Quelle, die unabhängige freie Quelle geistigen Wissens, wie im freien Gebrauch der auf die Sinneswelt gerichteten Kräfte die Quelle des äußeren Wissens liegt. Dann aber, wenn auf irgendeine Weise der Mensch sich in den Besitz der Erkenntnisse gesetzt hat, welche ihn einführen in das Übersinnliche hinter dem Sinnlichen, in das Unsichtbare hinter dem Sichtbaren, wenn er sich davon ein
ebensolches Wissen erwirbt, wie es das sinnliche Wissen von den äußeren Gegenständen und Geschehnissen ist, dann mag er, ausgerüstet mit diesem übersinnlichen Wissen, ebenso an die Überlieferung gehen, an die Bücher und Dokumente, an die Urkunden, durch die im Laufe der Entwickelung Kunde zu den Menschen gekommen ist über das übersinnliche Gebiet, wie der Geometer herantritt an die Geometrie des Euklid. Und dann prüft er sie von einem ähnlichen Standpunkt aus, wie der heutige Geometer die Geometrie des Euklid prüft. Dann kann er diese Urkunden ihrem wahren Wert nach schätzen und anerkennen. Und derjenige, der diesen Weg geht, der wirklich ausgerüstet mit den Erkenntnissen der übersinnlichen Welt herantritt an die Urkunden der christlichen Verkündigung, für den verlieren diese Urkunden wahrhaftig nicht an Wert. Ja, im Gegenteil, sie erscheinen in höherem Glanz, als sie erst dem bloß gläubigen Gemüt erschienen sind. Sie zeigen, daß sie tiefere Weistümer enthalten, als der Mensch früher vor der anthroposophischen Erkenntnis geahnt hat.
Aber noch über eine Frage müssen wir uns klar werden, damit wir die richtige Stellung gewinnen gegenüber dem Verhältnis der Anthroposophie zu den religiösen Urkunden. Fragen wir uns einmal: Wer ist der bessere Betrachter der Geometrie des Euklid, derjenige, der die Worte des Buches wörtlich übersetzen kann und, ohne erst eingedrungen zu sein in den Geist der Geometrie, den Inhalt des Buches enthüllen will, oder derjenige, welcher erst Geometrie versteht und daher auch die Geometrie in jenem Buch zu finden weiß? Denken wir uns einen bloßen Philologen gegenüber dem Geometriebuch des Euklid, einen, der nichts verstünde von Geometrie: wieviel Unrichtiges würde da herauskommen, wenn er den Sinn des Buches enthüllen wollte! So haben es viele mit den religiösen Urkunden gemacht, selbst solche, die berufen sein sollten, den wahren Sinn derselben zu ergründen. Sie sind an diese Urkunden herangegangen, ohne daß sie erst, unabhängig von ihnen, etwas wußten von dem, was über das Übersinnliche zu ergründen ist. So haben wir heute recht sorgfältige Erklärungen der religiösen Urkunden, Erklärungen, die alles zusammentragen aus
der Zeitgeschichte heraus, wie diese Urkunden zum Beispiel entstanden sind, aber die Erklärungen nehmen sich ebenso aus wie die Erklärungen der Geometrie des Euklid durch einen Nichtgeometer.
Erkenntnis der Religion das wollen wir festhalten ist etwas, was man nur gewinnen kann, wenn man es mit Hilfe der auf geisteswissenschaftlichem Wege gewonnenen Erkenntnisse betrachtet, obwohl Anthroposophie nur ein Werkzeug des religiösen Lebens sein kann, niemals eine Religion selber. Religion wird charakterisiert am besten durch den Inhalt des menschlichen Herzens, des menschlichen Gemütes, jener Summe von Empfindungen und Gefühlen, durch die der Mensch hinaufschickt das Beste, was er an Empfänglichkeit in seiner Seele hat, zu den übersinnlichen Wesenheiten und Kräften. Von dem Feuer dieses Gemütsinhaltes, von der Stärke dieser Empfindungen, von der Art dieser Gefühle hängt der Charakter der Religion eines Menschen ab, so wie von dem warmen Pulsschlag in unserer Brust, von dem Gefühle für Schönheit es abhängt, wie der Mensch einem Bilde gegenübertritt. Der Inhalt des religiösen Lebens ist gewiß das, was wir die geistige, die übersinnliche Welt nennen. Aber ebensowenig wie ästhetisch-künstlerisches Empfinden dasselbe ist wie das, was wir nennen geistiges Erfassen der inneren künstlerischen Gesetze obwohl das geistige Erfassen derselben das Kunstverständnis erhöhen wird , ebensowenig ist jene Weisheit, jene Wissenschaft, welche in die geistigen Welten einführt, und Religion selber das gleiche. Diese Wissenschaft wird das religiöse Empfinden, das religiöse Fühlen ernster, würdiger, größer, umfangreicher machen, aber selber Religion will sie nicht sein, wenn sie im richtigen Sinne verstanden wird, obwohl sie zur Religion führen mag.
Wenn wir nunmehr von diesem geisteswissenschaftlichen Standpunkt die Kraft und Bedeutung, den Sinn und den Geist der christlichen Religionsverkündigung verstehen wollen, dann müssen wir weit im geistigen Leben ausgreifen. Wir müssen den Blick werfen in Zeiten urferner Vergangenheit, mit anderen Worten, wir müssen zurückgreifen bis in die vorreligiöse Zeit der Menschheit, wir müssen
versuchen, die Entstehung der Religion ins Auge zu fassen. Gibt es eine vorreligiöse Zeit der Menschheit? Ja, es war einmal eine Zeit auf der Erde, in der es keine Religion gegeben hat. Auch die Geisteswissenschaft muß eine solche Frage bejahen, obwohl in einem ganz anderen Sinne, als die materialistische Kulturweisheit es tut. Was bedeutet die Religion für die Menschheit? Religion war und wird noch lange für die Menschheit das sein, was schon ihr Wort ausdrückt. Das Wort Religion bedeutet: Verbindung des Menschen mit seinem Göttlichen, mit der geistigen Welt. Und im wesentlichen sind die religiösen Zeiten solche, in denen der Mensch sich nach der Vereinigung mit dem Göttlichen sehnte, sei es aus den Quellen eines Wissens oder aus einer gewissen Empfindung heraus, oder deshalb, weil er fühlte, daß sein Wille nur stark sein kann, wenn er von göttlicher Kraft durchströmt ist. Solche Zeiten, in denen der Mensch sozusagen mehr in sich ahnte, als daß er etwas Äußeres wußte, in denen er die übersinnliche Welt mehr ahnte, denn daß er sie geschaut, daß er sie um sich gehabt hätte, das sind die religiösen Zeiten unserer Erde. Und vor diesen Zeiten gab es andere Zeiten, wo der Mensch ein solch ahnendes, lechzendes Verbinden mit der geistig-übersinnlichen Welt nicht brauchte, deshalb nicht brauchte, weil er von dieser übersinnlichen Welt, von dieser geistigen Welt wußte, wie der Mensch der Gegenwart weiß von den sinnlichen Dingen. Braucht der Mensch überzeugt zu werden, daß es Steine, Bäume, Tiere gibt? Braucht er irgendeine Urkunde, eine Lehre darüber, die ihm bezeugt oder ihn ahnen läßt, daß es Steine, Pflanzen, Tiere gibt? Nein, denn er sieht sie, er erschaut sie um sich herum, und deshalb braucht er eine solche Religion des Sinnlichen nicht. Denken wir uns einen Menschen, der in ganz anderen Welten lebte, mit ganz anderen Sinnesorganen, Erkenntnisorganen ausgerüstet, der nicht die Steine, Pflanzen, Tiere sehen würde, weil sie unsichtbar wären für ihn, denken wir uns einen solchen Menschen, dem durch Schriften oder sonstwie die Kunde gegeben würde von Steinen, Pflanzen, Tieren: Was wäre dasjenige, was für Sie Anschauung, Erfahrung, unmittelbares Wissen ist, was wäre das für ihn? Religion wäre es für diesen Menschen. Wenn
irgendwo in einem Buche stehen würde, es gibt Steine, Pflanzen, Tiere, dann wäre das für diesen Menschen Religion, denn er hat es niemals gesehen.
Es gab für den Menschen eine Zeit, wo er inmitten derjenigen geistigen Wesenheiten und Tatsachen schon gelebt hat, von denen ihm heute die Religionen und die Weisheitslehren Kunde tun.
Das Wort Entwickelung ist heute auf vielen Gebieten der Weltanschauung ein Zauberwort geworden, aber es wird von der äußeren Wissenschaft doch nur angewendet auf äußere, sinnliche Tatsachen. Für denjenigen, der geisteswissenschaftlich die Welt betrachtet, für den ist alles, alles in Entwickelung, vor allen Dingen das menschliche Bewußtsein. Der Zustand des menschlichen Bewußtseins, in dem Sie heute leben, durch den Sie, wenn Sie des Morgens aufwachen, vermöge Ihrer Sinnesorgane die Sinnenwelt sehen und begreifen, dieser Zustand des Bewußtseins hat sich aus einem anderen entwickelt. In der Geisteswissenschaft nennen wir diesen Bewußtseinszustand das sogenannte helle Tagesbewußtsein. Aber dieses helle Tagesbewußtsein hat sich herausentwickelt aus einem uralten anderen Bewußtsein, das wir das dämmerhafte Bilderbewußtsein der Menschheit nennen. Da kommen wir allerdings auf frühe Entwickelungszustände der Menschheit zurück, von denen eine äußere Anthropologie nichts meldet, aus dem Grunde nicht, weil sie sich nur der sinnlichen Instrumente und der Methoden des Verstandes bedient. Sie glaubt, daß der Mensch Zustände durchgemacht habe in urferner Vergangenheit, die eigentlich dieselben sind, wie sie heute unsere tierischen Wesen durchmachen.
In früheren Vorträgen wurde schon darauf hingewiesen, wie wir uns geisteswissenschaftlich das Verhältnis des Menschen zu den tierischen Wesen zu denken haben. Niemals war der Mensch ein solches Wesen wie das heutige Tier es ist. Er stammt nicht von Wesenheiten ab, die so waren wie die heutigen Tiere. Die Entwickelungsformen, aus denen sich der Mensch herausgebildet hat, die würden, wenn wir sie schildern wollten, sich sehr unähnlich den heutigen Tieren erweisen. Die heutigen Tiere sind gleichsam auf früheren Entwickelungsstufen zurückgebliebene Wesenheiten, die diese
früheren Entwickelungsstufen konserviert und sie in die Verhärtung gebracht haben. Der Mensch ist über seine früheren Entwickelungsstufen hinausgewachsen, die Tiere sind darunter heruntergewachsen. So sehen wir in der Tierwelt etwas wie zurückgebliebene Brüder der Menschheit, die aber nicht mehr die Form dieser früheren Entwickelungsstufen tragen. Die früheren Entwickelungsstufen verliefen in einer Zeit, wo die Erde andere Lebensbedingungen hatte, in der noch nicht die Elemente so verteilt waren wie heute, wo nicht der Mensch mit einem solchen Körper behaftet war wie heute und doch Mensch war. Er hat warten können, bildlich gesprochen, innerhalb des Entwickelungsganges mit seinem Hereinsteigen in das Fleisch, hat warten können bis zu der Zeit, wo diese fleischliche Materialität so hat werden können, daß er die Kraft des heutigen Geistes entwickeln konnte. Die Tiere haben nicht warten können, sie sind auf früherer Stufe verhärtet worden, haben früher Fleisch angenommen, als es am Platze war. Daher mußten sie zurückbleiben. So werden wir uns vorstellen können, daß der Mensch unter anderen Bedingungen und in anderen Bewußtseinsformen gelebt hat als heute. Wenn wir diese Bewußtseinsformen Tausende und Tausende von Jahren zurückverfolgen, werden wir immer andere finden. Was wir heute logisches Denken nennen, Intellekt und Verstand, das hat sich erst später in der Menschheit entwickelt. Viel stärker waren Kräfte der Menschen, die heute schon im Abnehmen begriffen sind, zum Beispiel das Gedächtnis. Das war in einer früheren Zeit ungeheuer viel mehr entwickelt als heute. Durch die zunehmende Verstandeskultur der Menschheit ist das Gedächtnis wesentlich in den Hintergrund getreten.
Wer mit einigermaßen sehenden praktischen Augen in die Welt blickt, kann heute noch erkennen, daß dasjenige, was so aus der Geisteswissenschaft heraus gesagt wird, nicht in der Luft schwebt. Man könnte sagen: Wenn das wahr ist, dann müßten die heutigen Menschen, die durch irgendeinen Zufall zurückgeblieben sind, zeigen, daß sie gerade im Gedächtnis am wenigsten zurückgeblieben sind. Sie müßten auch zeigen, daß, wenn man bei künstlich zurückgehaltenen Menschen sich bemüht, ihnen Intellektualität beizubringen,
das Gedächtnis darunter leidet. Hier in dieser Stadt konnte man einen charakteristischen Fall dieser Art betrachten.
Der nicht hoch genug zu schätzende Professor Daumerhat diesen Fall gut beobachtet an jenem für viele so rätselhaften Menschen, der einmal auf geheimnisvolle Weise in diese Stadt hier hereinversetzt worden ist, und der auf ebenso geheimnisvolle Weise in Ansbach den Tod gefunden hat; derselbe, von dem ein Schriftsteller sagt, um das Geheimnisvolle seines Lebens anzudeuten, daß, als man ihn hinausgetragen hat, ein Tag war, wo an der einen Seite am Rande des Himmels die Sonne unterging und auf der entgegengesetzten Seite der Mond aufstieg. Sie wissen, daß ich von Kaspar Hauser rede. Wenn Sie absehen von allem Pro und Kontra, das in bezug auf diesen Fall geltend gemacht worden ist, wenn Sie nur auf das sehen, was unter allen Umständen belegt ist, so werden Sie wissen, daß dieser Findling, der einfach einmal da war auf der Straße, der, weil man nicht wußte, woher er gekommen war, das Kind Europas genannt worden ist, daß er nicht lesen, nicht rechnen konnte, als man ihn fand. Er hatte in einem Alter von zwanzig Jahren nichts von dem, was durch den Intellekt erworben wird, aber merkwürdigerweise hatte er ein wunderbares Gedächtnis. Als man anfing ihn zu unterrichten, als die Logik in seine Seele trat, schwand das Gedächtnis. Dieser Übergang im Bewußtsein war auch noch mit etwas anderem verbunden. Eine unbegreifliche, geradezu eingeborene Wahrhaftigkeit war ursprünglich in ihm, und gerade an dieser Wahrhaftigkeit wurde er immer mehr und mehr irre. Je mehr er an der Intellektualität naschen durfte, desto mehr schwand sie dahin.
Wir könnten manches studieren, wenn wir in diese Seele uns vertieften, die künstlich zurückgehalten worden war. Und gar nicht so unbegründet ist für denjenigen, der auf dem Boden der Geisteswissenschaft steht, die Volkstradition, die die gelehrten Leute von heute nicht glauben und die da berichtet, daß Kaspar Hauser, als er noch gar nichts wußte, noch gar keine Ahnung davon hatte, daß es Wesen außer ihm von verschiedener Gestalt gebe, daß er da eine merkwürdige Wirkung ausübte, wenn er mit ganz wütenden
Tieren zusammengebracht wurde. Die wilden Tiere duckten sich und wurden ganz sanftmütig. Es strömte von ihm etwas aus, was bewirkte, daß solch ein Tier, das jeden anderen zornig anfiel, sanft wurde. Wie gesagt, wir könnten, weil sich solch ein Fall darbietet, der aus der Geisteswissenschaft heraus verstanden werden kann, tief in die Seele dieser merkwürdigen und für viele so rätselhaften Persönlichkeit eindringen, und es würde sich Ihnen ein Fall vormalen, aus dem Sie sehen könnten, daß alles das, was aus dem gewöhnlichen Leben nicht zu erklären ist, durch die Geisteswissenschaft zurückgeführt wird auf geistige Tatsachen. Freilich können solche geistigen Tatsachen nicht durch Spekulation, sondern nur durch geistige Beobachtung gewonnen werden, aber verständlich sind sie für das allseitig umfassende und logische Denken.
Das alles sollte nur gesagt sein, um Ihnen zu zeigen, wie Sie den Weg finden können zu dem Gedanken, daß sich der heutige Bewußtseinszustand herausentwickelt hat aus einem uralten anderen Bewußtseinszustand, in dem der Mensch nicht in einer unmittelbaren Berührung mit den Sinnesgegenständen im heutigen Sinne stand, dafür aber mit den geistigen Tatsachen und Wesen in Beziehung war. Da sah der Mensch nicht die physische Gestalt des anderen, die es ja auch in der heutigen Form damals noch gar nicht gegeben hat. Wenn sich ihm eine andere Wesenheit näherte, stieg in seiner Seele etwas wie ein Traumbild auf. Je nachdem, wie es gestaltet und gefärbt war, zeigte es ihm an, ob die Wesenheit ihm sympathisch oder antipathisch gesinnt war. Ein solches Bewußtsein nahm die geistigen Tatsachen und dadurch die geistige Welt überhaupt wahr. So wie der Mensch heute mit fleischlichen Wesen zusammen ist, so lebte er in jener Zeit, wenn er den Blick auf sich selber richtete und sich selbst Seele und Geist war, unter geistigen Wesenheiten. Sie waren vorhanden für ihn. Er war ein Geist unter Geistern. Wenn er auch nur eine Art Traumbewußtsein hatte, so waren doch die Bilder, die in ihm aufstiegen, in einem lebendigen Verhältnis zu seiner Umgebung. Das war die alte Zeit, in welcher der Mensch noch in einer geistigen Welt lebte, aus der er später heruntergestiegen ist, um sich eine sinnliche Fleischlichkeit zu
schaffen für das für ihn passende heutige Bewußtsein. Die Tiere waren schon da als physische Wesenheiten, als der Mensch noch in geistigen Regionen wahrnahm. Der Mensch lebte dazumal unter geistigen Wesen, und ebensowenig wie Sie eines Beweises bedürfen, um überzeugt zu sein vom Dasein des Steines, der Pflanzen, der Tiere, ebensowenig brauchte der Mensch in dieser Urzeit ein irgendwie geartetes Zeugnis, um von geistigen Wesen überzeugt zu sein. Er lebte unter Geistern und Göttern, deshalb brauchte er keine Religion. Das war die vorreligiöse Zeit.
Dann ist der Mensch heruntergestiegen, die frühere Bewußtseinsform hat sich in die heutige verwandelt. Der Mensch sieht nicht mehr im Raume schwebende Farben und Formen, sondern die Farben sind über die Oberflächen der sinnlichen Dinge hingelegt. In demselben Maße, wie der Mensch lernte, seine äußeren Sinne auf die äußere Sinneswelt zu richten, in demselben Maße zog sich diese äußere Sinneswelt wie ein Schleier, wie die große Maja hin über die geistige Welt, und der Mensch mußte durch diese Hülle hindurch Kunde erhalten von der geistigen Welt. Religion wurde notwendig.
Es gibt aber auch einen Zustand zwischen der Zeit, die dem religiösen Bewußtsein vorangeht, und der des eigentlichen religiösen Bewußtseins; es gibt einen solchen Zwischenzustand. Aus ihm heraus stammen die Mythologien, die Sagen, die Geschichten der Völker von den geistigen Welten. Es ist eine Gelehrsamkeit vom grünen Tisch, die nichts von den wirklichen geistigen Vorgängen ahnt, die da behauptet, die Gestalten der nordischen oder deutschen Mythologie, der griechischen Mythologie, alle die Urkunden von den Göttern und Göttertaten seien Erdichtungen der Volksphantasie. Das sind nicht Erdichtungen der Volksphantasie. Das Volk dichtet nicht so, daß es sagt, wenn man einzelne Wolken hinstreichen sieht, das seien Schäfchen. Daß das Volk so dichte, ist eine Dichtung unserer heutigen Gelehrsamkeit, die voll lebhafter Phantasie in solchen Dingen ist. Die Wahrheit ist eine ganz andere. Alles, was in den alten Göttersagen und Geschichten enthalten ist, sind die letzten Überbleibsel, die letzten Erinnerungen aus dem vor-
religiösen Bewußtsein. Kunde ist den Menschen geblieben von dem, was sie selbst gesehen haben. Diese Menschen, die Wotan, Thor, Zeus und so weiter beschreiben, sie haben es deshalb getan, weil in ihnen eine Erinnerung daran vorhanden war, daß man solches einmal erlebt hatte. Brocken, zum Teil abgerissene Stücke von dem, was man einst erlebt hatte, das sind die Mythologien.
Noch in anderer Beziehung war der Zwischenzustand vorhanden. Auch in der Zeit, als die gescheiten Menschen, sagen wir einmal, schon sehr gescheit waren, da gab es noch immer solche, die wenigstens in Ausnahmezuständen nennen Sie sie Entrücktheit oder auch Verrücktheit, wie Sie wollen hineinschauen konnten in die geistigen Welten, die noch wahrnehmen konnten, was früher die Menschen in ihrer Mehrheit sahen. Die erzählten, daß sie selbst noch etwas gesehen haben von der geistigen Welt. Das verband sich so mit den Erinnerungen, daß ein lebendiger Glaube lebte in den Völkern. Das war ein Übergangszustand zu dem eigentlich religiösen Zustand.
Und wie wurde der eigentlich religiöse Zustand angebahnt in der Menschheit? Dadurch, daß der Mensch die Mittel und Wege fand, sein Inneres so zu entwickeln, daß er die Welten, aus denen er herausgewachsen ist, die er im dumpfen Bewußtsein einstmals gesehen hatte, wiederum sehen, wiederum schauen kann. Da kommen wir auf ein Kapitel, das für manchen modernen Menschen recht wenig Wahrscheinliches enthält, zu dem Kapitel von den Eingeweihten. Was sind Eingeweihte der Menschheit? Eingeweihte waren diejenigen Menschen, welche ihr eigenes seelisches und geistiges Innere so entfalteten durch gewisse Methoden, daß sie wieder hineinwuchsen in die geistige Welt. Einweihung gibt es! Es schlummern in jeder Seele übersinnliche Kräfte und Fähigkeiten. Es gibt oder kann wenigstens geben für jeden Menschen solch einen großen, gewaltigen Augenblick, wo diese Kräfte erwachen. Diesen Augenblick können wir vor unsere Seele rücken, wenn wir uns vorstellen, wie die andere menschliche Entwickelung war. Sprechen wir mit Goethes Worten, so können wir sagen: Wir schauen zurück in Zeiten ferner Vergangenheit, in denen im heutigen physischen Men-
schenleibe noch kein solches physisches Auge vorhanden war, kein solches physisches Ohr wie heute. Zurück schauen wir in jene Zeiten, in denen an den Stellen, wo diese Organe jetzt sind, gleichgültige Organe waren, die nicht sehen und hören konnten. Es gab für den physischen Menschen eine Zeit, wo solche blinde Organe zu Leuchtpunkten sich entwickelten, wo sie sich allmählich mehr und mehr entfalteten, bis für sie das Licht auftauchte. Ebenso gab es einen Zeitpunkt, wo des Menschen Ohr so weit war, daß die vorher stumme Welt sich in Tönen und Harmonien offenbarte. Ebenso wie die Sonne mit ihren Kräften daran arbeitete, seine Augen aus seinem Organismus herauszubilden, ebenso kann der Mensch heute seinem Geiste nach so leben, daß sich die vielfach für ihn heute gleichgültigen geistig-seelischen Organe in ähnlicher Weise entwickeln. Der Augenblick ist möglich, ist für viele schon dagewesen, wo sich ihre Seele und ihr Geist so umbilden, wie sich einmal umgebildet hat die äußere physische Organisation. Neue Augen und neue Ohren entstehen, durch die aus dem geistig finsteren und stummen Umkreis heraus das Licht hineinscheint und die Töne hineinklingen. Entwickelung ist möglich, auch zum Hineinleben in die höheren Welten. Das ist Einweihung. Und in den Mysterienschulen werden ebenso die Methoden dieser Einweihung den Menschen an die Hand gegeben wie in der äußeren Welt die Methoden, sagen wir, des chemischen Laboratoriums oder der biologischen Forschung. Der Unterschied zwischen den Methoden der äußeren Wissenschaft und der Einweihung ist nur, daß die äußere Wissenschaft sich Instrumente und äußere Hilfsapparate zurechtzurichten hat. Für denjenigen aber, der Eingeweihter werden will, gibt es nur ein einziges Instrument, das er ausbilden muß, und das ist er selbst in allen seinen Kräften. So wie im Eisen die magnetische Kraft schlummern kann, so schlummert in der menschlichen Seele die Kraft, einzudringen in die geistige Licht- und Tonwelt. So kam die Zeit, wo nur das Physisch-Sinnliche im Normalen gesehen wurde und wo die Führer der Menschheit aus solchen Eingeweihten bestanden, die hineinschauen konnten in die geistigen Welten, die Mitteilung machen, Erklärung geben konnten über die
Tatsachen der geistigen Welt, in welcher der Mensch früher gelebt hatte.
Die erste Stufe der Einweihung, wohin führt sie? Wie stellt sie sich dar der menschlichen Seele? Glauben Sie nicht, daß diese Entwickelung nur in philosophischem Spekulieren, im Ausspintisieren von Begriffen, im Verfeinern der Begriffe besteht. Das, was der Mensch an Begriffen hat über die äußere Sinneswelt, das verwandelt sich in dem Menschen, der hineinwächst in die geistige Welt. Es wird so, daß der Mensch jetzt nicht mehr durch scharf konturierte Begriffe begreift, sondern durch Bilder, durch Imaginationen. Denn der Mensch wächst hinein in das geistige, weltschöpferische Verfahren. So bestimmt und fest umrissen wie die Gegenstände der Sinneswelt sind eben nur diese sinnlichen Gegenstände. Im weltschöpferischen Verfahren haben Sie nicht das Tier mit den festen Umrissen. Da haben Sie etwas wie ein Bild zugrunde gelegt, aus dem die verschiedenen äußeren Gestalten entstehen können, eine lebendige, in sich gegliederte Wirklichkeit. Man muß sich streng auf den Boden des Wortes Goethes stellen: «Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis.» In Bildern lernt der Eingeweihte zunächst erkennen und begreifen, lernt er hinaufsteigen in die geistige Welt. Da muß sein Bewußtsein beweglicher werden als dasjenige, das uns dient zum Begreifen der um uns liegenden Sinneswelt. Deshalb nennt man diese Stufe der Entwickelung das imaginative Bewußtsein. Es führt den Menschen wieder hinein in die geistige Welt, aber nicht in dämmerhafter Weise. Dieses zu erringende Weihebewußtsein ist klar und hell, wie es der Mensch im hellen Tagesbewußtsein hat, wie dieses Tagesbewußtsein selbst. Der Mensch wird dadurch bereichert, daß er zu dem Tagesbewußtsein das Bewußtsein der geistigen Welt hinzugewinnt. So lebt er in dem imaginativen Bewußtsein in der ersten Einweihungsstufe. Und was diejenigen, die so eingeweiht waren, in den geistigen Welten erfuhren, davon ist in den Urkunden, in den Dokumenten der Menschheit Mitteilung geschehen, geradeso wie von der niedrigen Wissenschaft der Geometrie durch Euklid der Menschheit Mitteilung gemacht worden ist. Wir wissen, was in diesen Urkunden steht, wir
erkennen es, wenn wir zurückgehen auf die Quelle, auf das Schauen der Eingeweihten.
So war es innerhalb der Menschheit bis zu der Erscheinung der größten Wesenheit, die über den Erdball geschritten ist, des Christus Jesus. Mit seiner Erscheinung tritt ein neues Element in die Entwickelung ein. Wenn wir uns klarmachen wollen, worin das wesentlich Neue, das der Menschheit durch den Christus Jesus geschenkt worden ist, besteht, dann müssen wir beachten, daß in allen vorchristlichen Einweihungsstätten der Mensch so eingeweiht wurde, daß ein völliges Herausgehen aus der übrigen menschheitlichen Entwickelung notwendig war, ein Arbeiten an seiner Seele in Stätten des tiefsten Geheimnisses. Und wir müssen uns vor allen Dingen klarmachen, daß noch immer etwas vorhanden war im Bewußtsein des Menschen von einem Überrest, wenn er sich wiederum heraufhob in die geistige Welt, jenes alten, bloß traumhaften Bilderbewußtseins. Der Mensch mußte hinwegeilen aus dieser Welt der Sinne, um in die geistige Welt eintreten zu können. Daß das heute nicht mehr notwendig ist, das wurde herbeigeführt durch die Erscheinung des Christus Jesus auf der Erde. Dadurch, daß das Christus-Prinzip in die Menschheit eingetreten ist, ist das Zentralwesen, das Mittelpunktswesen der geistigen Welt geschichtlich, historisch in einem Menschen einmal auf dieser Erde dagewesen, dasselbe Wesen, nach dem sich gesehnt haben alle diejenigen, die ein religiöses Leben entwickelt haben, die geschaut haben in den Einweihungsstätten, die weggeschritten sind von der sinnlichen Welt, um in die geistige Welt einzutreten. Das Wesen, von dem verkündet worden ist, daß ihm der Mensch als seinem Höchsten gegenübersteht, das ist mit dem Christus Jesus in die Menschheitsgeschichte eingetreten. Und derjenige, der etwas versteht von echter Geisteswissenschaft, weiß, daß alle religiöse Verkündigung vor dem Erscheinen des Christus Jesus eine Vorverkündigung des Christus Jesus ist.
Wenn die alten Eingeweihten von dem Höchsten haben sprechen wollen, was ihnen in der Geisteswelt zugänglich war, was sie haben schauen können als den Urgrund aller Dinge, dann haben
sie in den verschiedensten Namen von dem Christus Jesus gesprochen. Wir brauchen uns nur an ein Beispiel, an das Alte Testament zu erinnern, das auch eine Vorherverkündigung ist. Wir erinnern uns daran, wie Moses, als er sein Volk führen sollte, den Auftrag erhielt: Sage deinem Volke, daß das, was du tun sollst, der Herr, der Gott, dir gesagt hat. Da sagt Moses: Wie werden mir die Leute glauben, wie werde ich ihnen eine Überzeugung beibringen können? Was muß ich sagen, wenn sie mich fragen: Wer hat dich geschickt? Und es wird ihm der Auftrag: Sage, der «Ich-bin», der hat dich geschickt. Lesen Sie es nach und vergleichen Sie es, so genau Sie können, mit dem Urtext. Sie werden sehen, um was es sich dabei handelt. Der «Ich-bin», was soll das heißen? Der «Ich-bin» ist der Name für die göttliche Wesenheit, das Christus-Prinzip des Menschen, für die Wesenheit, die der Mensch einem Tropfen, einem Funken nach in sich spürt, wenn er «Ich bin» sagen kann. Der Stein kann nicht «Ich bin» sagen, die Pflanze kann nicht «Ich bin», das Tier kann nicht «Ich bin» sagen. Der Mensch ist die Krone der Schöpfung dadurch, daß er zu sich «Ich bin» sagen kann, daß er einen Namen sprechen kann, der für keinen anderen gültig ist als für den, der ihn ausspricht. «Ich» können Sie sich nur selbst nennen. Kein anderer kann Sie «Ich» nennen. Hier spricht die Seele mit sich selbst, in jenem Worte, wo hinein nur ein Wesen Zugang hat, das durch keinen äußeren Sinn, auf keinem äußeren Weg zu der Seele kommt. Hier spricht der Gott. Daher wurde der Name «Ich-bin» der Gottheit, welche die Welt erfüllt, gegeben. Sage, der «Ich-bin» hat es dir gesagt! so sollte Moses seinem Volke sagen.
Nur langsam lernen die Menschen den tiefen Sinn dieses «Ich-bin» völlig verstehen. Nicht gleich haben sich die Menschen als Einzelmenschen gefühlt. Sie können es finden noch im Alten Testament: da fühlten sich die Menschen noch nicht als Einzelmenschen. Auch die Angehörigen der deutschen Stämme, selbst noch in den Zeiten der christlichen Kirche, fühlten sich nicht als Einzelmenschen. Denken Sie zurück an die Cherusker, Teutonen und so weiter, an die deutschen Stämme, in deren Land nun das heutige
Deutschland ist. Der einzelne Cherusker fühlte mehr das Stammes-Ich, dem gegenüber er sich als Glied erschien. Der einzelne hätte nicht in der scharfen Weise, wie heute, «Ich bin» gesagt. Er fühlte sich zusammengefügt zum einigen Organismus derjenigen, die blutsverwandt waren.
Den weitesten Umkreis nimmt diese Blutsverwandtschaft bei den Bekennern des Alten Testaments ein. Der einzelne fühlt sich geborgen im ganzen Volk. Dieses ist für ihn von einem Ich beherrscht. Er weiß es, was es heißt: «Ich und der Vater Abraham sind eins», denn er verfolgt die Blutsverwandtschaft durch die Generationen hinauf bis Abraham. Er weiß sich geborgen, wenn er über sein Einzel-Ich hinausgehen will, in dem Vater Abraham, von dem all das Blut, das der äußere Träger für das gemeinsame Volks-Ich ist, hinunterfließt in die Generationen.
Nun, wenn wir mit dem Ausspruch, der jedem Bekenner des Alten Testamentes ein Hohes bedeutet, vergleichen, was der Christus Jesus hingestellt hat, dann haben wir wie blitzartig beleuchtet den ganzen Fortschritt, der durch die christliche Entwickelung hervorgerufen wurde. «Ehe denn Abraham war, war das Ich-bin.» Was heißt das: Vor Abraham war das «Ich-bin»? So ist nämlich die richtige Übersetzung und Interpretation der betreffenden Bibelstelle. Das heißt: Geht zurück durch alle Generationen, ihr findet etwas in euch selbst, in eurer Einzelindividualität, das noch ewiger ist als das, was durch alle blutsverwandten Generationen fließt. Ehe die Ahnherren waren, war das «Ich-bin», jenes Wesen, das in jeden Menschen hineinzieht, von dem jede Menschenseele etwas unmittelbar fühlen kann in sich selbst. Nicht ich und der Vater Abraham, nicht ich und ein zeitlicher Vater, sondern ich und der geistige Vater, der an nichts Vergängliches gebunden ist, wir sind eins. «Ich und der Vater sind eins.» In dem einzelnen Menschen findet sich der Vater. Das göttliche Prinzip lebt in ihm, etwas, was da war, was da ist, was da sein wird.
Die Menschen werden, nachdem sie durch fast zwei Jahrtausende eigentlich erst angefangen haben die Kraft dieses Weltenimpulses zu fühlen, in künftigen Zeiten voll erkennen, was dieser Sprung
innerhalb der Erdenmission und Erdenentwickelung für den Menschen bedeutet. Dasjenige, was man nur einsehen konnte, wenn man hinwegging über das Einzeldasein, über den einzelnen Menschen, wenn man den Geist eines ganzen Stammes faßte, das war es, was die alten Eingeweihten erreichen wollten.
Wenn in der gewöhnlichen Welt irgendein Mensch das hörte, so sagte er: Das Ich ist etwas Vergängliches, das anfängt mit der Geburt und aufhört mit dem Tode. Wurde er aber eingeweiht in das Geheimnis der Mysterien, dann sah er dasjenige, was der andere spürte und empfand, als dasselbe, was durch das Blut der Generationen rollt, was ein wirkliches Wesen ist, dann sah er seinen Stammesgeist. Was nur im geistigen Reich, aber nicht in der äußeren Wirklichkeit erreichbar ist, das konnte er schauen. Einen Gott, der durch das Blut der Generationen rinnt, konnte er schauen. Geistesauge gegenüber Geistesauge vor diesem Gotte stehen, das konnte man nur in den Mysterien.
Diejenigen, die mit dem vollen Verständnis als seine intimen Schüler um den Christus Jesus waren, sie hatten das Bewußtsein, daß ein Wesen geistig-göttlicher Natur für die äußeren Sinne in einer geschlossenen fleischlich-menschlichen Persönlichkeit vor ihnen stand. Als den ersten empfanden sie den Christus Jesus, als den ersten, der im einzelnen Menschen einen solchen Geist in sich hatte, wie ihn sonst nur zusammengehörige Menschenmassen in sich fühlten und wie er sonst nur in der geistigen Welt für die Eingeweihten zu schauen war. Der Erstling unter den Menschen war er.
Je mehr der Mensch individuell wird, desto mehr kann er Liebe-träger werden. Wo das Blut die Menschen zusammenkettet, da lieben die Menschen aus dem Grunde, weil sie durch das Blut hingeführt werden zu dem, was sie lieben sollen. Wird dem Menschen die Individualität zuerteilt, hegt und pflegt er den Gottesfunken in sich, dann müssen die Impulse der Liebe, die Wellen der Liebe von Mensch zu Mensch gehen aus freiem Herzen heraus. Und so hat der Mensch mit diesem neuen Impuls das alte Band der Liebe, die an das Blut gebunden ist, bereichert. Die Liebe geht nach und nach über in die geistige Liebe, die von Seele zu Seele fließt, die zuletzt
die ganze Menschheit umfassen wird mit einem gemeinschaftlichen Band allgemeiner Bruderliebe. Der Christus Jesus aber ist die Kraft, die lebendige Kraft, durch die, so wie sie in der Geschichte war, wie sie sich äußeren Augen zeigte, zum erstenmal die Menschheit zur Verbrüderung gebracht worden ist. Und die Menschen werden lernen, dieses Band der Bruderliebe als das vollendete, als das vergeistigte Christentum aufzufassen.
Man sagt heute leicht: Die Theosophie soll den einheitlichen Wahrheitskern in allen Religionen suchen, denn alle Religionen enthalten ja ganz das gleiche. Die Menschen, die so sagen, die die Religionen nur vergleichen, um das abstrakt Gleiche zu suchen, verstehen nichts vom Entwickelungsprinzip. Nicht umsonst entwickelt sich die Welt. Wahr ist es, in jeder Religion ist die Wahrheit enthalten, aber indem sie sich von Form zu Form entwickelt, entwickelt sie sich zu höheren Formen. Der Wahrheit nach können Sie allerdings, wenn Sie tief genug forschen wollen, das, was das Christentum an Lehren enthält, in den anderen Religionen auch finden. Neue Lehren hat das Christentum nicht gebracht. Aber das Wesentliche im Christentum liegt nicht in den Lehren. Nehmen Sie die vorchristlichen Religionsstifter. Bei ihnen kommt es darauf an, was sie gelehrt haben. Denken Sie sich, diese Religionsstifter wären unbekannt geblieben; was sie gelehrt haben, das wäre geblieben. Damit hätte die Menschheit genug. Beim Christus Jesus aber kommt es nicht darauf an. Bei ihm kommt es darauf an, daß er da war, daß er im physischen Leibe hier auf dieser Erde gelebt hat. Nicht der Glaube an seine Lehre, sondern an seine Persönlichkeit ist das Ausschlaggebende, daß man hingeschaut hat darauf, daß er der Erstgeborene unter denen war, die da sterben können, bei dem man fragt: Würdest auch du in der Lage, in der ich mich befinde, so fühlen wie ich? Würdest auch du so denken, wie ich nun denke, so wollen, wie ich will? Das ist das Wichtige, daß er das größte Vorbild als Persönlichkeit ist, bei dem es nicht darauf ankommt, hinzuhören auf seine Lehren, sondern darauf, ihn selbst anzuschauen, wie er es getan hat. Daher sagen die intimen Schüler des Christus Jesus etwas ganz anderes als die Schüler und Jünger
anderer Religionsstifter. Diese sagen: Der Herr hat dieses, hat jenes gelehrt. Die Schüler des Christus Jesus aber sagen: Nicht ausgeklügelte Mythen etwa und Lehren sagen wir euch, sondern das sagen wir euch, was unsere Augen selbst gesehen, unsere Ohren selbst gehört haben. Wir haben die Stimme gehört, unsere Hände haben berührt den Quell des Lebens, damit wir Gemeinschaft haben mit euch. Und Christus Jesus selber sprach: Zeugen sollt ihr mir sein in Jerusalem, in Judäa, bis ans Ende der Welt. Damit ist etwas sehr Wichtiges gesagt: Zeugen sollt ihr mir sein bis ans Ende der Welt. Das heißt: Es werden immer solche da sein jederzeit, die ebenso wie jene in Judäa und Galiläa aus dem unmittelbaren Wissen heraus sagen können, wer Christus war im Sinne des Evangeliums.
Im Sinne des Evangeliums, was bedeutet das? Nichts anderes, als daß er von Anfang an das Prinzip war, das in allem Schaffen lebte. Er sagt es: Glaubt ihr nicht an mich, so glaubt wenigstens an Moses, denn wenn ihr an Moses glaubt, so glaubt ihr an mich, denn Moses hat von mir gesprochen. Wir haben es heute schon gesehen, von ihm hat Moses gesprochen, als er hingewiesen hat darauf: Der «Ich-bin» hat es mir gesagt der «Ich-bin», der aber nur geistig wahrnehmbar war bis dahin. Daß der Christus sichtbar in die Erscheinung, sichtbar in die Welt getreten ist als Mensch unter Menschen, das ist es, was den Unterschied des Christus-Evangeliums ausmacht gegenüber der göttlichen Verkündigung von anderen Religionen. Denn bei diesen war alle geistige Weisheit auf etwas gerichtet, was außerhalb der Welt war. Jetzt, mit Christus Jesus, kam etwas in die Welt, was als Sinneserscheinung selbst begriffen werden sollte. Was empfanden die ersten Jünger als das Ideal ihrer Weisheit? Nicht mehr bloß zu begreifen, wie die Geister im Geisterlande leben, sondern wie das höchste Prinzip in dieser geschichtlichen Persönlichkeit des Christus Jesus hat auf Erden vorhanden sein können.
Es ist viel leichter, dieser Persönlichkeit die Gottheit abzuleugnen, als so zu empfinden. Darin besteht der Unterschied einer gewissen Lehre der ersten Zeit des Christentums von dem, was man
inneres Christentum nennt, der Unterschied zwischen Gnosis und esoterischem Christentum. Die Gnosis erkennt Christus in seiner Göttlichkeit zwar an, aber sie hatte sich nie aufschwingen können bis zu der Anschauung, daß das «Wort» Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat, so wie es der Schreiber des Johannes-Evangeliums betont. Er sagt: Nicht nur als etwas, was bloß im Unsichtbaren zu begreifen ist, sollt ihr den Christus Jesus ansehen, sondern als das Wort, das Fleisch geworden ist und unter uns gewohnt hat. Ihr sollt wissen, daß mit dieser menschlichen Persönlichkeit eine Kraft erschienen ist, die in fernste Zukunft hinein wirken wird, die die wirkliche, geistige Liebe als eine Kraft um den Erdkreis herumspinnen wird, die da wirkt und lebt in allem, das in die Zukunft hinein lebt. Und übergibt sich der Mensch dieser Kraft, dann wächst er in die geistige Welt hinein, aus der er heruntergestiegen ist. Wieder hinaufsteigen wird er bis dahin, wohinein der Eingeweihte heute schon schauen kann. Abstreifen wird der Mensch das Sinnliche, wenn er in die geistige Welt eindringt.
Wie der Schüler, der in alten Zeiten eingeweiht wurde, einen Rückblick haben konnte auf die alten, auf die vergangenen Zeiten des Geisteslebens, so erhalten diejenigen, welche im christlichen Sinne eingeweiht werden, durch die Teilnahme an den Impulsen des Christus Jesus die Fähigkeit zu sehen, was aus dieser unserer Erdenwelt wird, wenn die Menschen im Sinne des Christus-Impulses wirken. Wie man zurückblicken kann auf die früheren Zustände, so kann man, von dem Anfangspunkte der Erscheinung des Christus ausgehend, hinblicken in die fernste Zukunft. Man kann sagen: So wird das Bewußtsein sich wieder verändern, so wird der Mensch stehen im Verhältnis der geistigen zur Sinnenwelt. Während so die frühere Einweihung eine Einweihung in die Vergangenheit, in uralte Weisheit ist, geht die christliche Einweihung dahin, dem Einzuweihenden die Zukunft zu enthüllen. Das ist das Notwendige, daß der Mensch nicht nur eingeweiht wird für seine Weisheit, für sein Gemüt, sondern daß er eingeweiht wird für seinen Willen. Denn dadurch weiß er, was er tun soll, daß er sich Ziele setzen kann für die Zukunft. Der sinnliche Alltagsmensch setzt sich Ziele
für den Nachmittag, für den Abend, den Morgen. Der geistige Mensch vermag aus den geistigen Prinzipien heraus ferne Ziele sich zu setzen, die seinen Willen durchpulsen, seine Kräfte lebendig machen. So der Menschheit Ziele setzen, das heißt im wahren höchsten Sinn, im Sinn des ursprünglichen christlichen Prinzips, das Christentum esoterisch erfassen. So hat es derjenige verstanden, der das große Prinzip der Einweihung des Willens geschrieben hat, der die Apokalypse geschrieben hat. Man versteht die Apokalypse schlecht, wenn man sie nicht versteht als den Impulsgeber für die Zukunft, für das Handeln, für die Tat.
Alle die Dinge, die wir heute an uns vorüberziehen ließen, sie sind aus der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft heraus zu verstehen. Nur Skizzenhaftes konnte ich heute geben. Wenn man aus der Geisteswissenschaft heraus begreift, was hinter dem Sinnlichen steht, dann sieht man auch hin mit dem Verständnis auf das, was verkündet worden ist in den Evangelien, was verkündet worden ist im apokalyptischen Werk. Und je weiter man geht in dem Eindringen, in der Vertiefung nach den übersinnlichen Welten hin, desto Tieferes wird man in den christlichen Urkunden finden. Mit höherem Glanz, mit tieferem Wahrheitsgehalt und Inhalt erscheinen einem die christlichen Urkunden, wenn man, geschärft mit dem geistigen Blick, wie er gewonnen werden kann mit Hilfe der Anthroposophie, hingeht zu diesen Urkunden. Wahr ist es: Das einfachste Gemüt kann ahnen, welche Wahrheiten im Christentum stecken. Nicht immer aber wird sich das Bewußtsein mit einer Ahnung begnügen können, es wird sich höher entwickeln und wissen, erkennen wollen. Doch auch dann, wenn es sich zu den höchsten Weisheiten erhebt, wird es immer noch tiefe Geheimnisse geben im Christentum. Es ist für das einfachste Gemüt, aber auch für die höchstentwickelte Intellektualität. Der Eingeweihte erlebt es wieder als Bilder. Daher mag das naive Bewußtsein ahnen, welche Wahrheiten darin schlummern, aber der Mensch wird nach Erkenntnis verlangen und nicht nach Glauben, und auch dann wird er im Christentum Befriedigung finden. Er wird im Christentum den vollen befriedigenden Inhalt finden können, wenn ihm durch
die Geisteswissenschaft die Erklärungen der Evangelien gegeben werden. Daher wird die Geisteswissenschaft an die Stelle selbst der höchsten alten Philosophien treten. Sie wird Zeugnis ablegen von dem uns eingangs vorgeführten schönen Hegelwort: Der tiefste Gedanke ist mit der Gestalt des Christus Jesus, mit der geschichtlichen und äußerlichen, verknüpft, und jede Art von Bewußtsein das ist das Große am Christentum kann der Äußerlichkeit nach dieses Christentum begreifen. Zugleich aber werden die tiefst eindringenden Weisheiten durch das Christentum herausgefordert. Für jede Stufe der Bildung ist das Christentum, aber es kann gerecht werden den höchsten Anforderungen.
ERSTER VORTRAG, Nürnberg, 18. Juni 1908
Es wird uns nunmehr durch eine Reihe von Tagen ein sehr bedeutsames, sehr tiefes anthroposophisches Thema beschäftigen. Bevor wir an unsere Betrachtungen herangehen, lassen Sie mich die tiefste Befriedigung darüber aussprechen, daß wir vor Freunden aus so vielerlei Gegenden Deutschlands, ja Europas über dieses, tiefe und bedeutsame Thema hier Betrachtungen anstellen dürfen. Vor allen Dingen gilt es, diese Befriedigung auszusprechen unseren lieben Nürnberger Freunden, die ihrerseits gewiß nicht minder froh sein werden als derjenige, der zu ihnen spricht, hier in dieser Stadt durch eine verhältnismäßig längere Zeit anthroposophisches Leben gemeinsam mit den auswärtigen Freunden zu pflegen. Es ist ja gerade in dieser Stadt neben dem eifrigsten Streben nach Erkenntnis der großen geisteswissenschaftlichen Wahrheiten immer auch so sehr geltend gewesen und mit so tiefem Verständnis zur Darstellung gebracht worden, was anthroposophische Gesinnung, was wahrhaft anthroposophisches Leben ist, dieses anthroposophische Leben, das wir nur dann verstehen, wenn die geisteswissenschaftlichen Lehren uns nicht bloß etwas sind, was uns theoretisch beschäftigt, sondern wenn sie uns etwas werden, was unser eigenes Leben bis in die tiefsten Tiefen der Seele hinein durchgeistigt, durchfeuert, hebt, was uns aber auch in engeren Banden zusammenschlingt mit unseren Mitmenschen, mit der ganzen Welt. Es bedeutet viel für den Menschen, zu fühlen, daß alles, was uns äußerlich in der sinnlichen Welt, im sinnlich-sichtbaren Dasein entgegentritt, so erscheinen kann wie die äußere Physiognomie eines zugrunde liegenden unsichtbaren, übersinnlichen Daseins. Die Welt mit allem, was darinnen ist, wird ja schließlich dem, der die Anthroposophie ins Leben einführt, immer mehr und mehr ein physiognomischer Ausdruck des göttlich-geistig Wesenhaften, und wenn er die Welt des Sichtbaren um sich herum betrachtet, wird es
ihm sein, wie wenn er von den Zügen eines Menschenantlitzes durchdringt zu dem Herzen, zu der Seele des Menschen. Gegenüber alledem, was äußerlich ihm entgegentritt in Bergen und Felsen, in dem Pflanzenkleid der Erde, in Tieren und Menschen, was ihm entgegentritt in aller uns umgebenden Welt, in allen Beschäftigungen der Menschen, wird es ihm sein, als ob es ein physiognomischer Ausdruck, als ob es die Miene wäre eines zugrunde liegenden göttlich-geistigen Daseins. Und neues Leben ersprießt ihm aus all dieser Betrachtungsweise und durchdringt ihn, und eine andere, edle Art von Begeisterung befeuert das, was er unternehmen will.
Nur eines kleinen symptomatischen Beispiels meiner letzten Erfahrungen auf einer meiner Vortragsreisen lassen Sie mich gedenken. Das Beispiel, das ich Ihnen anführen will, zeigt, wie die Weltgeschichte, wenn man sie als Ausdruck des Göttlich-Geistigen betrachtet, überall bedeutsam erscheint, überall eine neue Sprache zu uns redet. Da konnte ich vor einigen Wochen in Skandinavien wahrnehmen, wie in dem ganzen Leben unseres europäischen Nordens alles noch einen Nachklang jenes alten Daseins der nordischen Welt verrät, wo alles Geistige durchsetzt war von dem Bewußtsein der Wesenheiten, die hinter den nordischen Göttergestalten der Mythe stehen. Man möchte sagen, daß in jenen Ländern aus allem, was einem entgegentritt, Nachklänge zu vernehmen sind dessen, was als das alte nordische Geistesleben die Eingeweihten der Druidenmysterien, der Drottenmysterien ihren Schülern mitteilten. Da wird man gewahr, wie der Zauberhauch jenes Geisteslebens den Norden durchsetzt, und man sieht etwas wie den Ausdruck schöner karmischer Zusammenhänge. Man sieht sich, wie mir das gestattet war in Uppsala, sozusagen mitten hineingestellt in alles das, wenn man vor sich hat die erste der germanischen Bibelübersetzungen, den Silbernen Kodex des Ulfilas. Er ist hingekommen nach Uppsala wie durch karmische Verwickelungen eigener Art. Er war ja vorher in Prag. Im Schwedischen Krieg wurde er erbeutet und nach Uppsala gebracht, und da liegt er nun, ein Wahrzeichen für das, was den durchdringt, der ein bißchen tiefer hineinzublicken vermag in das alte Mysterienwesen. Es ist ja dieses
Mysterienwesen, dieses Eindringen in die geistige Welt innerhalb der alten europäischen Kulturen durchsetzt und durchzogen von einem gemeinsamen merkwürdigen Zug, den tiefer spürten diejenigen, welche die Weihe erhalten haben in jenen alten Zeiten. Wie ein tragischer Zug ging es durch ihre Herzen, wenn ihnen klargemacht wurde, daß sie zwar hineinblicken könnten in die Geheimnisse des Daseins, daß aber in der Zukunft etwas kommen werde, das wie eine vollendete Rätsellösung erscheint. Immer und immer wieder wurden sie darauf hingewiesen, daß hereinstrahlen solle ein höheres Licht in jenes Wissen, das man in den alten Mysterien erkunden konnte. Man darf sagen, daß prophetisch hingewiesen wurde in allen diesen alten Mysterien auf das, was da kommen sollte in der Zukunft, auf die Erscheinung des Christus Jesus. Der Ton, die Gesinnung der Erwartung, die Stimmung der Prophetie lag in diesem nordischen Mysterienwesen.
Wir müssen solch einen Satz, wie ich ihn jetzt aussprechen werde, nicht zwängen und nicht drängen, nicht pressen und nicht zu scharf in Konturen denken. Er soll nur symptomatisch aussprechen, was als tiefere Wahrheit zugrunde liegt. Aber es ist in dem, was wie ein letztes Blatt geblieben ist aus den Traditionen der altgermanischen Mysterien, es ist in der Siegfriedsage etwas wie ein Hineingeheimnissen jener Gesinnung vorhanden. Wenn wir darauf hingewiesen werden, daß Siegfried wirklich der Repräsentant ist der altnordischen Einweihung, wenn wir hingewiesen werden darauf, daß an der Stelle, wo er verwundbar ist, ein Blatt liegt, daß diese Stelle am Rücken sich befindet, dann fühlt der, der so etwas symptomatisch zu fühlen vermag: Das ist die Stelle, wo etwas anderes liegen wird beim Menschen, wenn jene Verwundung ihn nicht mehr treffen kann, die die Eingeweihten der altnordischen Mysterien noch erleiden konnten. Die Stelle soll zuhüllen das Kreuz. Da soll es liegen, das Kreuz des Christus Jesus; da lag es noch nicht beim Eingeweihten der altnordischen Mysterien. Darauf wird hingedeutet in den alten Mysterien der germanischen Völker in der Siegfriedsage. Und so wird selbst da noch symptomatisch angedeutet, wie zusammenstimmend gedacht werden sollen die
alten Einweihungen der Druiden, der Drotten, mit den Mysterien des Christentums. Daran erinnert wie ein physiognomischer Ausdruck dieses Hingestelltsein der ersten germanischen Bibelübersetzung in die nordische Welt hinein. Und daß es wie eine karmische Verkettung ist, das mag Ihnen noch der Umstand wiederum symbolisieren, daß einstmals elf Blätter aus diesem Silbernen Kodex gestohlen worden sind, und daß der spätere Besitzer derselben solche Gewissensbisse empfunden hat, daß er diese elf Blätter nicht behalten wollte, sondern sie wiederum zurückgab. Wie gesagt, man soll solche Dinge nicht pressen und drängen, sondern sie als bildliche Darstellungen auffassen jener karmischen Verwickelungen, die sich physiognomisch zum Ausdruck bringen in dem Hineingestelltsein der ersten germanischen Bibelübersetzung in die nordische Welt. Und wie hier dieses Ereignis der Geschichte, so wird uns alles, was uns im Leben entgegentritt, Großes und Kleines, vertieft und mit einem neuen Licht durchstrahlt durch die anthroposophische Gesinnung, die sich darin bekundet, daß man in allem physisch Wahrnehmbaren den physiognomischen Ausdruck eines Übersinnlich-Geistigen erblickt.*)
Daß es sich so verhält, diese Überzeugung möge uns durchdringen gerade während dieses Kursus. Und aus solch einer Überzeugung heraus mag der Geist, mögen die Gefühle strömen, die während der zwölf apokalyptischen Vorträge in unsere Seele fließen, die unsere Herzen durchdringen sollen. Innerhalb dieser Gesinnung wollen wir an diesen Kursus herantreten, der das tiefste Dokument des Christentums, die Apokalypse des Johannes, zum Anknüpfungspunkte nimmt, weil an dieses Dokument die tiefsten Wahrheiten des Christentums wirklich zwanglos angeschlossen werden können. Denn es ist nichts Geringeres in diesem Dokument enthalten als ein großer Teil der Mysterien des Christentums, es ist darin enthalten das Tiefste von dem, was wir als das esoterische Christentum zu bezeichnen haben. Kein Wunder daher, daß von allen christlichen Dokumenten auch gerade dieses Dokument am allermeisten mißverstanden worden ist. Es ist fast vom Anbeginn der christlichen Geistesströmung an mißverstanden worden von allen
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*) Redaktioneller Hinweis:
An dieser Stelle war ursprünglich der nachstehend kursiv gesetzte Absatz eingefügt. Er fand sich in einer «deutsch-russischen Online-Ausgabe» und wurde vom Rudolf-Steiner-Verlag Dornach offenbar ab der 4. Auflage 1954 ersatz- und kommentarlos gestrichen. Siehe auch den redaktionellen Hinweis unter »Korrekturen« auf S. 271
«Und es ist mißverstanden worden in den verschiedensten Zeiten immer in dem Sinne, in dem Stile, wie diese verschiedenen Zeiten gedacht und gesonnen haben. Mißverstanden ist es worden von den Zeiten, die, man darf sagen, spirituell-materialistisch gedacht haben, von den Zeiten, die große Religionsströmungen hineingezwängt haben in einseitiges fanatisches Parteigetriebe, und es ist mißverstanden worden in der neueren Zeit von denjenigen, welche im groben, im sinnlichsten Materialismus glaubten die Rätsel der Welt lösen zu können.»
denen, die nicht zu den eigentlichen christlichen Eingeweihten gehörten. Und es ist mißverstanden worden in den verschiedensten Zeiten immer in dem Sinne, in dem Stile, wie diese verschiedenen Zeiten gedacht und gesonnen haben. Mißverstanden ist es worden von den Zeiten, die, man darf sagen, spirituell-materialistisch gedacht haben, von den Zeiten, die große Religionsströmungen hineingezwängt haben in einseitiges fanatisches Parteigetriebe, und es ist mißverstanden worden in der neueren Zeit von denjenigen, welche im groben, im sinnlichsten Materialismus glaubten die Rätsel der Welt lösen zu können.
Die hohen geistigen Wahrheiten, die im Ausgangspunkte des Christentums verkündet worden sind und zu deren Anschauung diejenigen gebracht wurden, die sie verstehen konnten, sie liegen angedeutet, soweit das in einer Schrift geschehen kann, in der Apokalypse des Johannes, in der sogenannten kanonischen Apokalypse. Aber schon in den ersten Zeiten des Christentums waren die Exoteriker wenig geeignet, das tief Spirituelle, das gemeint ist im esoterischen Christentum, zu verstehen. Und so trat denn in den allerersten Zeiten des Christentums in der Exoterik die Anschauung auf, daß sich Dinge, die sich zunächst für die Weltentwickelung abspielen im Geistig-Spirituellen, die erkennbar und erschaubar sind für den, der hineinschauen kann in die geistigen Welten, daß sich solche rein spirituellen Vorgänge äußerlich in dem materiellen Kulturleben abspielen sollten. Und so kam es, daß, während der Schreiber der Apokalypse die Ergebnisse seiner Einweihung, seiner christlichen Initiation darin zum Ausdrucke brachte, die anderen sie nur exoterisch verstanden und der Meinung waren, daß sich das, was der große Seher geschaut und wovon der Eingeweihte weiß, daß es sich in Jahrtausenden spirituell erkennbar abspielt, in der allernächsten Zeit abspielen müsse im äußerlich sinnlich-sichtbaren Leben. So kam denn die Anschauung zustande, als ob für die sinnlich nächste Zeit der Schreiber etwas gemeint hätte wie ein in den sinnlich-physischen Wolken stattfindendes Herabkommen, Wiederkommen des Christus Jesus. Als das nicht eintrat, da verlängerte man einfach die Frist und sagte: Nun ja, es hat für die
Erde mit der Erscheinung des Christus Jesus eine neue Zeit begonnen gegenüber dem, was als alte Religiosität da war. Aber es wird und jetzt faßte man das wiederum sinnlich auf tausend Jahre dauern, da werden sich die nächsten Ereignisse physisch-sinnlich vollziehen, die in der Apokalypse dargestellt sind. So kam es, daß tatsächlich, als hereinzog das Jahr 1000, viele Leute auf das Herankommen irgendeiner dem Christentum feindlichen Macht warteten, auf einen Antichrist, der in der sinnlichen Welt auftreten sollte. Und als das wiederum nicht eintrat, da wurde sozusagen eine neue Fristverlängerung angesetzt, zu gleicher Zeit aber die ganze Vorhersagung der Apokalypse in eine gewisse Symbolik hinaufgerückt, während man sich bei den groben Exoterikern diese Vorhersagung ziemlich greifbar vorgestellt hatte. Mit dem Heraufrücken einer materialistischen Weltanschauung kam man für diese Dinge in eine gewisse Symbolik hinein. Man sah in den äußeren Ereignissen symbolische Andeutungen.
So kam herauf im zwölften Jahrhundert der Mann, der anfangs des dreizehnten Jahrhunderts starb, Joachim von Floris, der eine denkwürdige Erklärung dieser geheimnisvollen Urkunde des Christentums gab. Er war nämlich der Ansicht, daß im Christentum eine tiefe spirituelle Macht ruhe, daß diese Macht immer mehr und mehr zur Ausbreitung kommen müsse, daß aber das äußere Christentum immer dieses esoterische Christentum veräußerlicht habe. Und so kam bei manchem die Anschauung dieses Mannes zur Geltung, wonach in der Papstkirche, in dieser Veräußerlichung der Spiritualität des Christentums, etwas Antichristliches, etwas Feindliches zu suchen sei. Und besonders genährt wurde in den nächsten Jahrhunderten diese Anschauung dadurch, daß auf den Spiritualismus des Christentums, auf das gemütlich-geistige Element bei gewissen Orden ein hoher Wert gelegt worden ist. So fand Joachim von Floris Anhänger innerhalb der Kreise der Franziskaner, die im Papste etwas wie die Symbolisierung des Antichrist sahen. Dann ging in der Zeit des Protestantismus diese Anschauung auf diejenigen über, die in der Römischen Kirche eine Abtrünnige des Christentums sahen, die innerhalb des Protestantismus die
Rettung des Christentums erblickten. Sie sahen erst recht im Papst das Symbolum des Antichrists, und der Papst zahlte es dadurch heim, daß er wiederum in Luther den Antichrist sah.
So verstand man die Apokalypse in einer Weise, daß jede Partei sie in den Dienst ihrer eigenen Anschauung, ihrer eigenen Meinung rückte. Die andere Partei war immer der Antichrist, und diejenige, der man selbst angehörte, identifizierte man mit dem wahren Christentum. Das ging herauf bis in die neuere Zeit, wo der moderne Materialismus kam, mit dem sich an Grobheit selbst jener Materialismus nicht vergleichen läßt, den ich Ihnen für die ersten Jahrhunderte des Christentums geschildert habe. Denn damals bestand noch ein spiritueller Glaube, eine gewisse spirituelle Auffassung. Die Menschen konnten es nur nicht verstehen, weil sie keine Eingeweihten unter sich hatten. Es war ein gewisser spiritueller Sinn da, denn wenn man sich auch grobsinnlich vorstellte, daß sich ein Wesen in einer Wolke herabsenken würde, so gehörte doch dazu ein spiritueller Glaube. Ein solches spirituelles Leben war bei dem groben Materialismus des neunzehnten Jahrhunderts nicht mehr möglich. Die Gedanken, die sich so ein rechter Materialist des neunzehnten Jahrhunderts von der Apokalypse macht, kann man etwa so charakterisieren: In die Zukunft sehen kann kein Mensch, denn ich selbst kann es nicht. Etwas anderes, als was ich sehe, kann ein anderer auch nicht sehen. Davon zu reden, daß es Eingeweihte gibt, das ist ein alter Aberglaube. So etwas gibt es nicht. Also gilt als Norm das, was ich weiß. Ich sehe kaum das, was in den nächsten zehn Jahren geschieht, also kann kein Mensch etwas darüber aussagen, was über Jahrtausende geschehen soll. Folglich muß der, der die Apokalypse geschrieben hat, wenn er überhaupt als ehrlicher Mensch genommen werden will, etwas gemeint haben, was er schon gesehen hat, denn ich weiß auch nur von dem, was sich schon abgespielt hat und was durch Dokumente vermittelt ist. Also konnte auch der Schreiber der Apokalypse nichts anderes sehen. Was kann er demnach erzählen? Nur das, was bis zu ihm geschehen war. Folglich ist es selbstverständlich, daß man in den Ereignissen der Apokalypse, in den Konflikten
zwischen der guten, der weisen, der schönen Welt und der häßlichen, der törichten, der bösen Welt, daß man in jenem dramatischen Gegenüberstellen nichts anderes zu sehen hat als etwas, was der Mann selbst erlebt hat, was schon geschehen war. So spricht der moderne Materialist. Er meint: Der Apokalyptiker schildert so, wie ich schildere.
Was war denn ungefähr das Schrecklichste für einen Christen der ersten Jahrhunderte? Dieses Schrecklichste mußte für ihn sein das Tier, das sich aufbäumt gegen die geistige Macht des Christentums, gegen das wahre Christentum. Unglückseligerweise haben nun einige Menschen die Glocken etwas läuten hören, haben aber nicht verspürt das richtige Zusammenschlagen.
Innerhalb gewisser esoterischer Schulen hatte man eine Art von Zahlenschrift. Gewisse Worte, die man nicht in gewöhnlicher Schrift mitteilen wollte, brachte man durch Zahlen zum Ausdrucke. Und es war ja, wie vieles andere, so auch etwas von den tiefen Geheimnissen der Apokalypse in Zahlen hineingeheimnißt, besonders jenes dramatische Ereignis in die Zahl 666. Man wußte, daß man Zahlen in besonderer Weise zu behandeln hat, namentlich aber, wenn so gründlich darauf hingewiesen wird wie mit den Worten: «Hier ist 'Weisheit.» «Die Zahl des Tieres ist 666.» Bei solchen Hinweisen wußte man, daß man für Zahlen gewisse Buchstaben einzusetzen hat, um zu wissen, was gemeint ist. Diejenigen nun, die etwas gehört hatten und doch nichts wirklich wußten, haben in ihrer materialistischen Anschauung herausgekriegt, daß, wenn man statt der Zahl 666 Buchstaben einsetzt, das Wort «Nero» oder «Caesar Nero» herauskommt. Und heute können Sie in einem großen Teil der Literatur, die sich mit der Enthüllung der Apokalypse befaßt, lesen: Da waren früher die Leute so töricht, daß sie alles mögliche in diese Stelle hineingeheimnißt haben, aber jetzt ist das ein gelöstes Problem. Jetzt wissen wir, daß nichts anderes gemeint ist als Nero, «Caesar Nero», und es ist klar, daß die Apokalypse zu einer Zeit geschrieben worden ist, als Nero schon gelebt hatte, und daß der Schreiber mit all dem hat sagen wollen, daß in Nero der Antichrist aufgetreten sei; daß also das,
was in diesem dramatischen Element liegt, eine Steigerung vorhergehender Elemente ist. Nun darf man nur nachforschen, was unmittelbar vorher geschehen ist. Dann kommt man darauf, was der Apokalyptiker hat schildern wollen. Es wird berichtet, daß in Kleinasien Erdbeben stattgefunden haben, als der Kampf zwischen Nero und dem Christentum wütete. Also sind das die Erdbeben, die der Apokalyptiker erwähnt bei der Eröffnung der Siegel und beim Ertönen der Posaunen. Er spricht auch von Heuschreckenplagen. Richtig, es wird ja mitgeteilt, daß zur Zeit der Christenverfolgung durch Nero auch Heuschreckenplagen auftraten. Also erzählt er von diesen. So hat es das neunzehnte Jahrhundert dahin gebracht, das tiefste Dokument des Christentums zu vermaterialisieren, darin nichts zu sehen als die Schilderung dessen, was man eben durch die materialistische Betrachtung der Welt finden kann. Das sollte nur gesagt werden, um anzudeuten, wie gründlich gerade dieses tiefste, bedeutsamste Dokument des esoterischen Christentums mißverstanden worden ist.
Und nunmehr wollen wir alles, was über das Historische der Apokalypse zu sagen ist, uns für die Zeit aufsparen, wo wir das, was in der Apokalypse liegt, begriffen haben, das heißt, wir wollen es auf die letzten Vorträge verschieben. Für den, der sich schon ein wenig in die Anthroposophie hineingefunden hat, kann es keinen Zweifel darüber geben, daß schon mit den Einleitungsworten der Apokalypse darauf hingewiesen wird, was sie sein soll. Wir brauchen uns nur zu erinnern, daß es heißt: Der, von dem der Inhalt der Apokalypse herrührt, ist hinversetzt worden in eine Insel-Einsamkeit, die von jeher mit einer Art heiliger Atmosphäre durchdrungen war, an eine Stätte alter Mysterienkultur. Und wenn uns gesagt wird, daß derselbe, der den Inhalt der Apokalypse gibt, im Geiste war und daß er das, was er gibt, im Geiste wahrgenommen hat, so mag uns das zunächst ein Hinweis darauf sein, daß der Inhalt der Apokalypse einem höheren Bewußtseinszustand entstammt, den der Mensch durch die Entwickelung der inneren Seelenschöpfungsfähigkeit erreicht, durch die Einweihung. Was man nicht innerhalb der Sinneswelt sehen und hören kann, nicht mit äußeren
Sinnen wahrnehmen kann, ist in der Weise, wie es durch das Christentum der Welt mitgeteilt werden konnte, in der sogenannten geheimen Offenbarung des Johannes enthalten. Also die Schilderung einer Einweihung, einer christlichen Einweihung haben wir in der Apokalypse des Johannes vor uns. Wir brauchen uns nur einmal, man möchte sagen, flüchtig vor die Seele zu rufen, was Einweihung ist. Wir werden ja immer tiefer eindringen in dieses Thema, in die Frage: Was geht innerhalb der Einweihung vor? und immer tiefer werden wir die Frage behandeln: Wie verhält sich Einweihung zu dem Inhalt der Apokalypse? Aber wir werden zunächst etwas wie eine Kohlenzeichnung in groben Strichen hinstellen, und dann erst werden wir an die Ausmalung der Einzelheiten gehen.
Einweihung ist Entwickelung der in jeder Seele schlummernden Kräfte und Fähigkeiten. Will man sich ein Bild davon machen, wie sie im Realen vor sich geht, dann muß man vor allen Dingen sich klar vor Augen stellen, wie das Bewußtsein des heutigen normalen Menschen ist; dann wird man auch erkennen, wie das Bewußtsein des Eingeweihten sich unterscheidet von dem des heutigen Menschen. Wie ist denn das Bewußtsein des normalen heutigen Menschen? Es ist ein wechselndes. Zwei ganz verschiedene Bewußtseinszustände wechseln miteinander ab, der im Tagwachen und der im nächtlichen Schlaf. Das Bewußtsein, das wir im Tagwachen haben, besteht darin, daß wir um uns herum die sinnlichen Gegenstände wahrnehmen und sie verknüpfen durch Begriffe, die auch nur durch ein sinnliches Werkzeug gebildet werden können, durch das menschliche Gehirn. Dann tritt jede Nacht heraus aus den niedrigsten Gliedern der menschlichen Wesenheit, aus dem physischen und Ätherleib, der astralische Leib und das Ich, und damit versinken für das Bewußtsein des heutigen Menschen die sinnlichen Gegenstände um ihn herum in Dunkelheit, und nicht nur diese, denn bis zum Wiederaufwachen ist, was man völlige Bewußtlosigkeit nennt, vorhanden. Finsternis breitet sich aus um den Menschen. Denn der astralische Leib des Menschen ist heute im normalen Zustande so organisiert, daß er für sich selber nicht wahrzunehmen vermag,
was in seiner Umgebung ist. Er muß Instrumente haben. Diese Instrumente sind die physischen Sinne. Daher muß er morgens untertauchen in den physischen Leib und sich der sinnlichen Werkzeuge bedienen. Warum sieht der astralische Leib nichts, wenn er während des Nachtschlafes in der Geistwelt ist? Warum nimmt er nicht wahr? Aus demselben Grunde, warum ein physischer Leib, in dem kein Auge und kein Ohr wäre, nicht physische Farben und physische Töne wahrnehmen könnte. Der astralische Leib hat keine Organe zum Wahrnehmen in der astralischen Welt. Der physische Leib war in grauer Vorzeit in derselben Lage. Er hatte auch das noch nicht, was später plastisch in ihn hineingearbeitet worden ist als Ohr und Auge. Die äußeren Elemente und Kräfte meißelten ihn aus, bildeten ihm die Augen und die Ohren, und damit wurde diese Welt für ihn offenbar, die vorher für ihn auch geheim war. Denken wir uns einmal, es könnte der astralische Leib, der heute in derselben Lage ist wie der physische Leib früher, so behandelt werden, daß man ihm Organe eingliederte in der Weise, wie das Sonnenlicht die physischen Augen, wie die tonvolle Welt die physischen Ohren plastisch hineingearbeitet hat in die weiche Masse des physischen Menschenleibes. Denken wir uns, in die plastische Masse des Astralleibes könnte man Organe hineinarbeiten, dann würde der astralische Leib in dieselbe Lage kommen wie der heutige physische Leib. Darum handelt es sich, daß man in diesen astralischen Leib hineinarbeitet wie ein Plastiker, der den Ton formt, die Wahrnehmungsorgane für die übersinnliche Welt. Das muß das erste sein. Wenn der Mensch sehend werden will, muß sein astralischer Leib so behandelt werden wie eine Tonmasse von dem Bildhauer: Man muß Organe hineinarbeiten. Das war in der Tat jederzeit das, was in den Einweihungsschulen und in den Mysterien getan wurde. In den astralischen Leib wurden plastisch die Organe hineingearbeitet.
Worin besteht nun die Tätigkeit, durch welche in den astralischen Leib plastisch hineingearbeitet werden die Organe? Es könnte jemand auf den Gedanken kommen, man müsse doch diesen Leib erst vor sich haben, bevor man die Organe in ihn hineinarbeiten
kann. Man könnte sagen: Wenn ich den astralischen Leib herausnehmen und vor mir haben könnte, dann könnte ich die Organe hineinarbeiten. Das wäre nicht der richtige Weg, und das ist vor allen Dingen nicht der Weg der modernen Einweihung. Gewiß, ein Eingeweihter, der imstande ist, in den geistigen Welten zu leben, könnte, wenn in der Nacht der astralische Leib draußen ist, wie ein Bildhauer hineinarbeiten die Organe. Aber das hieße mit dem Menschen etwas vornehmen, wovon er selbst nichts weiß, das hieße in seine Freiheitssphäre eingreifen, mit Ausschließung seines Bewußtseins. Wir werden sehen, warum das schon seit längerer Zeit und insbesondere in der heutigen Zeit niemals geschehen darf. Deshalb mußte auch schon in solchen esoterischen Schulen wie in der pythagoräischen oder altägyptischen Schule alles vermieden werden, wodurch die Eingeweihten etwa von außen gearbeitet hätten an dem astralischen Leib, der aus dein physischen und Ätherleibe des Einzuweihenden herausgenommen war. Das mußte schon beim ersten Angreifen der Sache wegbleiben. Es mußte eben der erste Schritt zur Einweihung unternommen werden am Menschen in der ganz gewöhnlichen physischen Welt, in derselben Welt, wo der Mensch mit seinen physischen Sinnen wahrnimmt. Aber wie das machen, da ja doch gerade das physische Wahrnehmen, als es in der Erdenevolution eintrat, einen Schleier über die geistige Welt gezogen hat, die der Mensch früher, wenn auch bei dumpfem Bewußtsein, hat wahrnehmen können, wie also von der physischen Welt aus auf den astralischen Leib wirken?
Da müssen wir uns vor die Seele führen, wie es ist mit diesem gewöhnlichen sinnlichen Wahrnehmen des Tages. Was geschieht denn, während der Mensch tagsüber wahrnimmt? Denken Sie einmal an Ihr tägliches Leben, verfolgen Sie es von Schritt zu Schritt. Bei jedem Schritt dringen Eindrücke der Außenwelt an Sie heran. Sie nehmen sie wahr, Sie sehen, hören, riechen und so weiter. Die Eindrücke bei dieser oder jener Arbeit stürmen den ganzen Tag an Sie heran, Sie verarbeiten sie mit Ihrem Intellekt. Der Dichter, der nicht selbst ein Inspirierter ist, durchdringt sie mit seiner Phantasie. Das ist alles wahr. Aber alles dies kann zunächst nicht dazu
führen, daß das Übersinnlich-Geistige, das hinter dem Sinnlichen und Materiellen ist, dem Menschen zum Bewußtsein kommt. Warum kommt es ihm nicht zum Bewußtsein? Weil diese ganze Tätigkeit, die der Mensch gegenüber der Umwelt ausübt, dem astralischen Leib des Menschen, so wie er heute seiner eigentlichen Wesenheit nach ist, nicht entspricht. Damals, als in urferner Vergangenheit der astralische Leib, der dem Menschen eigen war, die Bilder der astralischen Wahrnehmungen aufsteigen sah, jene Bilder von Lust und Leid, von Sympathie und Antipathie, da waren die inneren Impulse vorhanden, die geistigen Impulse, die im Menschen aufsteigen ließen, was Organe formte. Diese sind ertötet worden damals, als der Mensch fähig wurde, alle Einflüsse von außen auf sich zuströmen zu lassen. Heute ist es nicht möglich, daß aus all den Eindrücken, die der Mensch während des Tages erhält, im astralischen Leib etwas bleibt, was bildsam, plastisch für ihn ist.
Der Vorgang des Wahrnehmens ist so: Den ganzen Tag über kommen die. Eindrücke der Außenwelt an uns heran. Diese wirken durch die physischen Sinne auf den Ätherleib und astralischen Leib, bis sie dem Ich bewußt werden. Im astralischen Leib drücken sich die Wirkungen dessen aus, was auf den physischen Leib ausgeübt wird. Wenn Lichteindrücke stattfinden, so empfängt das Auge Eindrücke. Der Lichteindruck gibt einen Eindruck auf den Äther- und Astralleib, und das Ich wird sich dieses Eindruckes bewußt. So verhält es sich auch mit den Eindrücken auf das Ohr und die anderen Sinne. Dieses ganze Tagesleben wirkt daher den ganzen Tag über auf den Astralkörper ein. Der Astralkörper ist immer tätig unter der Einwirkung der Außenwelt. Jetzt tritt er abends heraus. Da hat er in sich keine Kräfte, um die Eindrücke bewußt werden zu lassen, die jetzt in seiner Umgebung sind. Die alten Kräfte des Wahrnehmens in der urfernen Vergangenheit sind ertötet worden beim ersten Wahrnehmen der gegenwärtigen Sinneswelt. In der Nacht hat er keine Kräfte, weil das ganze Tagesleben ungeeignet ist, etwas im astralischen Leib zurückzulassen, was bildend auf den Astralleib wirken könnte. Alle Dinge, wie Sie sie ringsherum anschauen, üben Wirkungen bis auf den Astralleib aus. Aber was da bewirkt
wird, ist nicht in der Lage, Gestaltungen zu schaffen, die zu astralen Organen werden könnten. Das muß der erste Schritt der Einweihung sein: den Menschen während des Tageslebens etwas tun zu lassen, in seiner Seele sich etwas abspielen zu lassen, was fortwirkt, wenn der astralische Leib in der Nacht herausgezogen wird aus dem physischen und Ätherleib. Also denken Sie sich, bildlich gesprochen, es würde, während der Mensch bei vollem Bewußtsein ist, ihm etwas gegeben, was er zu tun hätte, was er abspielen lassen sollte und was so gewählt wäre, so gegliedert, daß es nicht aufhörte zu wirken, wenn der Tag vorüber ist. Denken Sie sich diese Wirkung als einen Ton, der fortklingt, wenn der Astralleib heraus ist; dieses Fortklingen wären dann die Kräfte, die nun an dem astralischen Leib so wirkten, so plastisch arbeiteten, wie einstmals die äußeren Kräfte am physischen Körper gearbeitet haben. Das war immer der erste Schritt der Einweihung: den Menschen während des Tageslebens etwas tun zu lassen, was nachklingt im Nachtleben. Alles das, was man genannt hat Meditation, Konzentration und die sonstigen Übungen, die der Mensch vorgenommen hat während seines Tageslebens, sie sind nichts anderes als Verrichtungen der Seele, die nicht in ihren Wirkungen ersterben, wenn der Astralleib herausgeht, sondern die nachklingen und in der Nacht zu bildenden Kräften werden im astralischen Leib.
Das nennt man die Reinigung des Astralleibes, die Reinigung von dem, was dem Astralleib nicht angemessen ist. Das war der erste Schritt, der auch die Katharsis genannt wurde, die Reinigung. Sie war noch keine Arbeit in übersinnlichen Welten. Sie bestand in Übungen der Seele, die der Mensch tagsüber machte, wie eine Trainierung der Seele. Sie bestand in der Aneignung gewisser Lebensformen, gewisser Lebensgesinnungen, einer gewissen Art, das Leben zu behandeln, so daß es nachklingen konnte, und das arbeitete am astralischen Leib, bis er sich umgewandelt hatte, bis sich Organe in ihm entwickelt hatten.
Wenn der Mensch so weit war, daß diese Organe aus dem astralischen Leib herausgegliedert waren, dann war das nächste, daß alles das, was so in den astralischen Leib hineingestaltet worden
war, sich im Ätherleib abdruckte. Wie sich die Schrift eines Petschaft abdruckt im Siegellack, so mußte sich alles, was in den Astralleib hineingearbeitet war, im Ätherleib abdrucken. Dieses Abdrucken ist der nächste Schritt der Einweihung: Erleuchtung nannte man das. Denn damit war zu gleicher Zeit ein bedeutungsvoller Moment in der Einweihung gekommen. Da trat eine geistige Welt in der Umwelt des Menschen auf, so wie vorher die sinnliche Welt da war. Diese Stufe ist zu gleicher Zeit charakterisiert dadurch, daß die Vorgänge der äußeren geistigen Welt sich nicht so ausdrücken, wie es die physisch-sinnlichen Dinge tun, sondern in Bildern. Die geistige Welt drückt sich auf dieser Stufe der Erleuchtung zuerst in Bildern aus. Der Mensch sieht Bilder. Denken Sie an den alten Eingeweihten, von dem ich gestern angedeutet habe, daß er die Volksgruppenseele gesehen hat. Wenn er so weit war, dann sah er diese Gruppenseele, zunächst in Bildern. Denken wir zum Beispiel an einen Eingeweihten, wie Ezechiel einer war. Als die Erleuchtung für ihn begann, traten ihm geistige Wesenheiten als Volks-, als Gruppenseelen entgegen. Er fühlte sich in ihrer Mitte. Gruppenseelen in Form vier symbolischer Tiere traten ihm entgegen.
So kam in bedeutungsvollen Bildern zunächst die geistige Welt an den Menschen heran. Das war die erste Stufe. Dann folgte das Weiterhineinleben in den Ätherleib. Dem, was zunächst wie ein Siegelabdruck vorhanden war, folgte ein weiteres Hineinleben in den Ätherleib. Da beginnt zu den Bildern hinzuzutreten das, was man die Sphärenmusik genannt hat. Die höhere geistige Welt wird als Ton wahrgenommen. Der höhere Eingeweihte beginnt, nachdem er durch die Erleuchtung die geistige Welt in Bildern wahrgenommen hat, geistig hinzulauschen auf jene Töne, die für das geistige Ohr wahrnehmbar sind. Dann kommt man an die spätere Umwandlung des Ätherleibes, und da tritt uns in einer noch höheren Sphäre noch etwas anderes entgegen. Töne können Sie noch hören, wenn Sie zum Beispiel hier einen Wandschirm haben und hinter ihm ein Mensch spricht, den Sie nicht sehen. So etwa ist es mit der geistigen Welt. Zuerst tritt sie in Bildern auf, dann tönt
sie herüber, und es fällt die letzte Hülle weg sozusagen wie wenn wir einen Schirm wegtäten, hinter dem der Mensch steht und spricht: Wir sehen den Menschen selbst : Wir sehen die geistige Welt selbst, die Wesen der geistigen Welt. Zuerst nehmen wir wahr die Bilder, dann die Töne, dann die Wesen und endlich das Leben dieser Wesen. Man kann ja ohnedies das, was als Bilder in der sogenannten imaginativen Welt ist, nur andeuten, indem man Bilder aus der sinnlichen Welt als Symbole gebraucht. Man kann nur eine Vorstellung von der Sphärenharmonie geben durch Vergleiche mit der sinnlichen Musik. Was läßt sich nun vergleichen mit dem wesenhaften Ausdruck auf der dritten Stufe? Damit läßt sich nur vergleichen das, was heute das Innerste des Menschen ausmacht, sein Wirken im Sinne des göttlichen Weltenwollens. Wirkt der Mensch im Sinne des Willens jener geistigen Wesenheiten, die unsere Welt vorwärtsbringen, dann wird das Wesen in ihm diesen Wesen ähnlich werden, dann wird er wahrnehmen in dieser Sphäre. Das, was in ihm widerstrebt der Weltenevolution, was die Welt zurückhält in ihrem Fortschritt, das nimmt er wahr als etwas, was ausgeschaltet werden muß in dieser Welt, was wie eine letzte Hülle fallen muß.
So nimmt der Mensch erst eine Bilderwelt wahr als den symbolischen Ausdruck der geistigen Welt, dann eine Welt der Sphärenharmonie als den symbolischen Ausdruck einer höheren geistigen Sphäre, dann eine Welt von geistigen Wesenheiten, von denen er heute nur dadurch sich eine Vorstellung machen kann, daß er sie mit dem Innersten seines eigenen Wesens vergleicht, mit dem, was in ihm wirkt im Sinne der guten Kräfte oder aber im Sinne der bösen geistigen Kräfte.
Diese Stufen macht der Einzuweihende durch und diese Stufen sind getreulich abgebildet in der Apokalypse des Johannes. Ausgegangen wird da von der physischen Welt. Gesagt wird dasjenige, was zunächst zu sagen ist mit den Mitteln der physischen Welt, in den sieben Briefen. Was man innerhalb der physischen Kultur tun will, was man denen sagen will, die in der physischen Welt wirken, man sagt es ihnen in Briefen. Denn das Wort, das im Briefe aus-
gedrückt wird, das kann innerhalb der sinnlichen Welt seine Wirkung tun. Die erste Stufe gibt Symbole, die bezogen werden müssen auf das, was sie in der geistigen Welt ausdrücken: Nach den sieben Briefen kommt die Welt der sieben Siegel, die Welt der Bilder, der ersten Stufe der Einweihung. Dann kommt die Welt der Sphärenharmonie, die Welt, wie sie derjenige wahrnimmt, der geistig hören kann. Sie ist dargestellt in den sieben Posaunen. Die nächste Welt, wo der Eingeweihte Wesenheiten wahrnimmt, ist dargestellt durch das, was als Wesenheiten auf dieser Stufe auftritt und was abstreift die Schalen der Kräfte, die den guten gegenteilig sind. Das Gegenteil der göttlichen Liebe ist der göttliche Zorn. Die wahre Gestalt der göttlichen Liebe, die die Welt vorwärtsbringt, wird in dieser dritten Sphäre wahrgenommen von denen, die für die physische Welt abgestreift haben die sieben Zornesschalen.
So wird der Einzuweihende stufenweise hinaufgeführt die Einweihungssphären. In den sieben Briefen der Apokalypse des Johannes haben wir das, was den sieben Kategorien der physischen Welt gehört, in den sieben Siegeln, was der astralisch-imaginativen Welt gehört, in den sieben Posaunen das, was der devachanischen höheren Welt gehört, und in den sieben Zornesschalen das, was abgeworfen werden muß, wenn der Mensch sich erheben will in das höchste Geistige, das zunächst für unsere Welt zu erreichen ist, weil dieses höchste Geistige noch mit unserer Welt zusammenhängt.
Nur die äußere Struktur wollten wir heute hinstellen von dem, was die Apokalypse des Johannes ist. Flüchtige und wenige Striche sind es, die uns hindeuten konnten darauf, daß die Apokalypse ein Einweihungsbuch ist. Morgen werden wir daran gehen, die ersten Schritte zur Ausführung dieser flüchtigen Zeichnung zu machen.
ZWEITER VORTRAG, Nürnberg, 19. Juni 1908
In einer Art Einleitung haben wir gestern den Geist der Apokalypse des Johannes im allgemeinen charakterisiert. Wir versuchten einige große Richtlinien hinzustellen, durch die uns klarwerden kann, daß in dieser Apokalypse dasjenige geschildert ist, was man nennen kann eine christliche Einweihung oder eine christliche Initiation. Es wird heute meine Aufgabe sein, Ihnen das Wesen der Einweihung oder Initiation im allgemeinen darzustellen, Ihnen zu schildern, was vorgeht im Menschen, wenn er durch die Einweihung in die Lage versetzt werden soll, selber hineinzuschauen in jene geistigen Welten, die hinter den sinnlichen Welten liegen, und es wird ferner meine Aufgabe sein, in einigen größeren Zügen zu schildern, welcher Art die Erlebnisse innerhalb der Einweihung sind. Denn nur dadurch, daß wir uns ein wenig genauer einlassen auf das Wesen der Einweihung, nur dadurch können wir diese bedeutende religiöse Urkunde der Apokalypse nach und nach zu unserem Verständnis bringen.
Zunächst müssen wir noch einmal die beiden Bewußtseinszustände des Menschen genau betrachten, also jenen Bewußtseinszustand, der vom Morgen, wenn der Mensch aufwacht, dauert bis zum Abend, wenn er einschläft, und den anderen Bewußtseinszustand, der mit dem Einschlafen beginnt und mit dem Aufwachen endigt. Wir haben uns oft vor die Seele geführt, daß der Mensch, so wie er uns in seiner heutigen Gestalt entgegentritt, zunächst eine vierfache Wesenheit ist, daß er besteht aus dem physischen Leib, dem Ätherleib, dem astralischen Leib und dem Ich. In der äußeren Form erscheinen dem hellsehenden Bewußtsein diese vier Glieder so, daß zunächst, wie eine Art Kern, in der Mitte der physische Menschenleib ist. Lassen Sie uns nur ganz schematisch die Sache vor unsere Augen stellen (es wird gezeichnet). Dieser physische Leib ist durchdrungen während des Tages von dem sogenannten
Ätherleib, der nur ganz wenig, zunächst um den Kopf herum, wie ein heller Lichtschein hervorragt, der aber den Kopf ganz durchdringt. Weiter nach unten wird der Äther- oder Lebensleib immer nebelhafter und undeutlicher, und je mehr wir uns den unteren Gliedern des Menschen nähern, desto weniger zeigt er die Form des physischen Leibes in so strengem Sinne.
Diese zwei Glieder der menschlichen Wesenheit sind nun wiederum bei Tage eingehüllt von dem, was wir den astralischen Leib nennen, der nach allen Seiten wie ein Ellipsoid, wie eine Eiform herausragt und in seiner Grundform leuchtende Strahlen hat, die eigentlich so aussehen, wie wenn sie von außen nach innen laufen und von außen nach innen den Menschen durchdringen würden. In diesen Astralleib sind hineingezeichnet eine Unsumme von verschiedenerlei Figuren, alle möglichen Arten von Linien und Strahlen, manche blitzartig, manche in sonderbaren Windungen. Das alles umgibt in den mannigfaltigsten Lichterscheinungen den Menschen. Der astralische Leib ist der Ausdruck seiner Leidenschaften, seiner Instinkte, Triebe und Begierden, aber auch aller seiner Gedanken und Vorstellungen. In diesem astralischen Leib sieht das hellseherische Bewußtsein alles abgebildet, was man seelische Erlebnisse nennt, von dem niedersten Triebe an bis hinauf zum höchsten sittlichen Ideale. Und dann haben wir das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, das man so zeichnen möchte, als ob etwas Strahlen hereinsendet an den Punkt, der etwa einen Zentimeter hinter der Stirne liegt. Das würde die schematische Darstellung des viergliedrigen Menschen sein. Wir werden im Laufe dieser Vorträge sehen, wie sich die einzelnen Teile im Ganzen ausnehmen.
Das also ist der Mensch während des Tages, vom Morgen, wenn er aufwacht, bis zum Abend, wenn er einschläft. Abends nun, wenn er einschläft, bleiben im Bette liegen der physische und der Ätherleib, und es zeigt sich eine Art Herausströmen dessen, was wir als den astralischen Leib bezeichnet haben. Das «Herausströmen» ist etwas ungenau ausgedrückt. Eigentlich ist es, wie wenn eine Art Nebel sich bildete, so daß wir also in der Nacht den aus dem
physischen und ätherischen Leib herausgegangenen astralischen Leib wie eine Art von spiraligem Nebel um den Menschen herum sehen, währenddem das vierte Glied der menschlichen Wesenheit nach der einen Seite hin fast ganz verschwindet, das heißt ins Unbestimmte verläuft. Der nach unten verlaufende Teil des Astralleibes ist nur sehr schwach zu sehen, der obere Teil wird als der herausgetretene astralische Leib angesprochen.
Nun haben wir schon gestern betont, was für den Menschen zu geschehen hat, wenn er die Einweihung empfangen soll. Wenn der Mensch sich nur mit dem beschäftigt, womit sich die Menschen in unserem Zeitalter gemeiniglich befassen, so kann er keine Einweihung erhalten. Der Mensch muß so vorbereitet werden, daß er während des gewöhnlichen Tageslebens jene Übungen macht, die ihm von den Eingeweihtenschulen vorgeschrieben werden, Meditation, Konzentration und so weiter. Diese Übungen sind im Grunde genommen in bezug auf ihre Bedeutung für den Menschen bei allen Einweihungsschulen dieselben. Sie sind nur insofern ein wenig voneinander verschieden, als sie, je weiter wir zurückgehen in die vorchristlichen Einweihungsschulen, mehr darauf gerichtet sind, das Denken, die Denkkräfte zu üben, zu trainieren. Je mehr wir uns den christlichen Zeiten nähern, desto mehr sind sie darauf gerichtet, die Gemütskräfte zu schulen, und je näher wir den neueren Zeiten kommen, desto mehr sehen wir, wie in den sogenannten Rosenkreuzerschulungen, durch die Forderungen und Bedürfnisse der Menschheit bedingt, eine besondere Art der Willenskultur, der Willensübungen eingeführt wird. Wenn auch die Meditationen zunächst ähnliche sind wie in den anderen vorchristlichen Schulen, so herrscht doch überall auf dem Grunde der Rosenkreuzerübungen eine besondere Schulung des Willenselementes. Worauf es aber ankommt und was ebenso erreicht wurde durch die Übungen der orientalischen Mysterienschulung, wie bei der ägyptischen und der pythagoräischen Schule und so weiter, und was auch die Wirkung jener Übungen ausmacht, die vorzugsweise von der Meditation des Johannes-Evangeliums ausgehen, das ist, daß auf den Menschen während des Tageslebens, wenn auch nur
durch kurze Zeit, meinetwegen nur fünf oder fünfzehn Minuten, so gewirkt wird, daß die Wirkung auch dann bleibt, wenn jener Zustand beim schlafenden Menschen eintritt, wo der astralische Leib herausgeht. Bei einem Menschen, der solche, sagen wir, okkulte Übungen macht, bei dem zeigt nach und nach der astralische Leib in der Nacht die mannigfaltigsten Veränderungen. Er weist andere Lichterscheinungen auf, er zeigt jene plastische Gliederung der Organe, von der wir schon gesprochen haben; und dann wird das immer deutlicher und deutlicher. Der astralische Leib bekommt nach und nach eine innere Organisation, wie sie der physische Leib in seinen Augen, Ohren und so weiter hat.
Das würde aber noch immer nicht dahin führen, viel zu schauen, insbesondere nicht beim heutigen Menschen. Allerdings, einiges nimmt der Mensch schon wahr, wenn seine inneren Organe eine Weile ausgebildet sind. Dann beginnt er, während des Schlafes ein Bewußtsein zu haben. Geistige Umwelten dämmern heraus aus der sonstigen allgemeinen Finsternis. Was da der Mensch wahrnehmen kann, was namentlich in den älteren Zeiten der Mensch wahrgenommen hat, denn heute ist es schon seltener, das sind wunderbare Bilder pflanzlichen Lebens. Das sind die primitivsten Errungenschaften des Hellsehertums. Wo früher nur die Finsternis der Bewußtlosigkeit war, steigt etwas wie ein traumhaft Lebendiges, aber Wirkliches von einer Art Pflanzengebilde auf. Und vieles von dem, was Ihnen geschildert ist in den Mythologien der alten Völker, ist auf diese Art gesehen worden. Wenn geschildert wird in Sagen, daß Wotan, Wile und We einen Baum am Strande fanden und daß sie daraus den Menschen gebildet haben, so weist das darauf hin, daß es zuerst in einem solchen Bilde geschaut worden ist. In allen Mythologien können Sie diese primitive Art des Schauens, des pflanzlichen Schauens wahrnehmen. Die Schilderung eines solchen Schauens ist auch das Paradies, namentlich mit seinen beiden Bäumen der Erkenntnis und des Lebens; das ist das Ergebnis dieses astralischen Schauens. Und nicht umsonst wird Ihnen in der Genesis selber angedeutet, daß das Paradies und das, was überhaupt in dem Beginn der biblischen Darstellung geschildert wird,
geschaut worden ist. Man muß nur erst die Bibel lesen lernen, dann wird man schon verstehen, wie tief und bedeutsam sie diesen geheimnisvollen Zustand festhält in ihren Schilderungen. So wie man heute lehrt über das Paradies, über den Beginn der Bibel, hat man früher nicht gelehrt. Da hat man hingewiesen darauf: Adam verfiel in einen Schlaf und das war jener Schlaf, so sagte man den ersten Christen, in welchem Adam rückschauend die Erscheinungen wahrnahm, die im Beginne der Genesis geschildert werden. Erst heute glaubt man, daß solche Worte wie «Adam verfiel in einen Schlaf» zufällig dastehen. Sie stehen nicht zufällig da. Jedes Wort in der Bibel ist von einer tiefen Bedeutung, und erst derjenige kann die Bibel verstehen, der jedes einzelne Wort zu würdigen weiß.
Das ist also das Erste. Dann aber mußte in den vorchristlichen Mysterien noch etwas Besonderes eintreten. Wenn der Mensch also lange Zeit hindurch und das dauerte sehr lange seine Übungen gemacht hatte, wenn er das ungefähr aufgenommen hatte, was nötig war, um Ordnung zu schaffen in seiner Seele, wenn er in sich aufgenommen hatte das, was wir etwa heute Anthroposophie nennen, dann wurde er zuletzt der eigentlichen alten Initiation teilhaftig. Worin bestand diese alte Einweihung?
Es genügt nicht, daß im astralischen Leib die Organe ausgebildet werden. Sie müssen sich abdrucken im Ätherleib. Wie das Petschaft seine Buchstaben abdruckt im Siegellack, so müssen die Organe des astralischen Leibes abgedruckt werden im Ätherleib. Zu diesem Zwecke wurde in alten Einweihungen der einzuweihende Schüler in eine ganz besondere Lage gebracht. Er wurde nämlich dreieinhalb Tage hindurch in einen todähnlichen Zustand gebracht. Wir werden immer mehr erkennen, daß jener Zustand heute nicht mehr durchgeführt werden kann und darf, sondern daß man jetzt andere Mittel der Einweihung hat. Ich schildere jetzt die vorchristliche Einweihung. In dieser wurde der Einzuweihende durch dreieinhalb Tage von dem, der das verstand, in einen todähnlichen Zustand gebracht. Entweder wurde er in eine Art kleinen Gemaches gelegt, in eine Art Grab. Da ruhte er in einem Zustand von Todesschlaf. Oder aber er wurde in einer besonderen Lage an ein Kreuz
gebunden mit ausgestreckten Händen, denn das fördert das Eintreten jenes Zustandes, den man erzielen wollte.
Wir wissen aus den mannigfaltigsten Vorträgen, daß der Tod beim Menschen dadurch eintritt, daß der Ätherleib mit dem astralischen Leib und dem Ich herausgeht und nur der physische Leib zurückbleibt. Da tritt etwas im Tode ein, was niemals sonst zwischen Geburt und Tod im regelmäßigen Verlauf des Lebens eingetreten ist. Der Ätherleib hat niemals, auch im tiefsten Schlafe nicht, den physischen Leib verlassen, sondern war immer darinnen. Im Tode verläßt der Ätherleib den physischen Leib. Während jenes todesähnlichen Zustandes nun verließ wenigstens ein Teil des Ätherleibes auch den physischen Leib, so daß also ein Teil des Ätherleibes, der sonst darinnen war, in diesem Zustand sich draußen befand. Man schildert das, wie Sie wissen, in mehr exoterischen Vorträgen dadurch, daß man sagt, der Ätherleib werde herausgezogen. Das ist nicht eigentlich der Fall. Aber diese feinen Unterscheidungen können wir erst jetzt machen. So also haben wir während dieser dreieinhalb Tage, während welcher der Priester-Initiator den Einzuweihenden wohl überwachte, den Menschen in einem Zustande, daß nur sein unterer Teil mit dem Ätherleib vereinigt war. Das ist der Moment, wo sich der astralische Leib mit all dem, was er an Organen in sich ausgebildet hat, abdruckt im Ätherleibe. In diesem Moment tritt die Erleuchtung ein. Wenn der Einzuweihende nach dreieinhalb Tagen erweckt wurde, dann war bei ihm das eingetreten, was man die Erleuchtung nennt, dasjenige, was folgen mußte auf die Reinigung, die bloß in der Ausbildung der Organe des astralischen Leibes besteht. Jetzt war der Schüler ein Wissender in der geistigen Welt. Was er früher gesehen hatte, war nur eine Vorstufe des Schauens. Diese Welt, die aus einer Art von Gebilden bestand, die vorzugsweise Pflanzen nachbildete, sie ergänzte sich jetzt durch wesentlich neue Gebilde.
Nun kommen wir dahin, genauer zu charakterisieren, was der Eingeweihte anfing zu schauen. Jetzt, wo er bis zur Erleuchtung geführt war, da war es ihm klar, wenn er erweckt wurde, daß er etwas gesehen hatte, was er vorher niemals in sein Wissen hatte
aufnehmen können. Was hatte er denn gesehen? Was konnte er sich in gewisser Beziehung als bedeutsames Erinnerungsbild seines Schauens vor die Seele rufen? Wenn wir uns klarmachen wollen, was der Betreffende gesehen hatte, dann müssen wir ein wenig hinblicken auf die Entwickelung des Menschen. Wir müssen uns erinnern, daß erst allmählich der Mensch jenen Grad individuellen Bewußtseins bekommen hatte, den er heute hat. Daß er in einer solchen Weise zu sich Ich sagen kann, wie er es heute tut, das war nicht immer der Fall. Wir brauchen nur zurückzugehen in die Zeit, als die Cherusker, Heruler und so weiter in den Gegenden wohnten, wo heute die Deutschen leben. Da fühlte sich der einzelne nicht als Einzelmenschen-Ich, sondern als Glied seines Stammes. Wie die Finger sich nicht fühlen als etwas für sich Bestehendes, so fühlte der einzelne Cherusker nicht in der Weise, daß er zu sich unbedingt Ich sagte. Das Ich war das Ich des ganzen Stammes. Der Stamm stellte einen Organismus dar, und zusammengehörige Gruppen von Menschen, die in der Blutsverwandtschaft verbunden waren, hatten sozusagen eine gemeinschaftliche Ich-Seele. 'Wie heute Ihre zwei Arme zu Ihrem Ich gehören, so waren Sie selbst Glieder einer größeren Gemeinschaft in jenen Zeiten.
Das ist ja noch deutlich ausgesprochen bei dem Volke, das sich bekennt zum Alten Testamente. Da fühlte sich als ein Glied des Volkes jeder einzelne. Es ist so, daß der einzelne nicht im höchsten Sinne von sich sprach, wenn er das gewöhnliche Ich aussprach, sondern daß er etwas Tieferes fühlte, wenn er sagte: «Ich und der Vater Abraham sind eins.» Denn für ihn ging bis Abraham hinauf ein gewisses Ich-Bewußtsein, das durch alle Generationen von Abraham bis zum einzelnen herunterkam. Was blutsverwandt war, das war in einem Ich beschlossen. Es war wie eine gemeinsame Ich-Gruppenseele, die das ganze Volk umfaßte, und diejenigen, die die Dinge durchschauten, sagten sich: Das, was wirklich unser innerstes, unvergängliches Wesen ausmacht, das wohnt nicht im einzelnen, das wohnt im ganzen Volke. Alle einzelnen Glieder gehören zu diesem gemeinsamen Ich. Daher war sich auch jeder solcher Bekenner klar: Stirbt er, dann vereinigt er sich mit einer unsicht-
baren Wesenheit, die hinaufgeht bis zum Vater Abraham. Wirklich fühlte der einzelne, daß er hinaufkam in den Schoß Abrahams. Da fühlte er sich wie im Unvergänglichen geborgen in der Gruppenseele des Volkes. Diese Gruppenseele des ganzen Volkes konnte nicht heruntersteigen auf den physischen Plan. Da sahen sie nur einzelne Menschengestalten. Aber die waren ihnen nicht die Wirklichkeit, sondern die Wirklichkeit war in der geistigen Welt. Sie ahnten, daß das, was durch das Blut fließt, das Göttliche sei. Und weil sie den Gott sehen mußten in Jehova, nannten sie dieses Göttliche Jahve, oder auch sein Antlitz: Michael. Als geistige Gruppenseele des Volkes betrachteten sie Jahve.
Der einzelne Mensch hier konnte diese geistigen Wesenheiten nicht sehen. Der Eingeweihte, der den großen Moment erlebte, wo der astralische Leib in den Ätherleib hineingedruckt wurde, der bekam zuerst die wichtigsten Gruppenseelen zu schauen. Wenn wir nämlich zurückschauen in die alten Zeiten der Menschheit, so finden wir überall, daß das gegenwärtige Ich sich herausentwickelt hat aus solchem Gruppenbewußtsein, Gruppen-Ich, so daß für den Seher, wenn er zurückschaut, die einzelnen Menschen immer mehr zusammenströmen in die Gruppenseelen. Nun gibt es hauptsächlich vier Typen von Gruppenseelen, vier Urbilder von Gruppenseelen. Wenn man alle verschiedenen Gruppenseelen der verschiedenen Seelen nimmt, so haben sie eine gewisse Ähnlichkeit, aber auch Verschiedenheiten. Teilt man sie ein, so erhält man vier Gruppen, vier Urbilder. Man bekommt sie deutlich zu sehen, wenn man hellseherisch zurückschaut in jene Zeit, als der Mensch noch nicht im Fleische war, noch nicht herabgestiegen war auf die Erde. Denn jetzt müssen wir uns genauer darstellen den Moment, wo der Mensch herabgestiegen ist ins Fleisch aus den geistigen Regionen. Wir können diesen Moment nur in großen Symbolen schildern.
Einmal gab es eine Zeit, wo unsere Erde eine viel weichere Materie hatte als heute, wo noch nicht Fels und Stein so verfestigt waren wie heute, wo die Pflanzenformen noch anders aussahen, wo das Ganze wie ein Urmeer in Wasserhöhlen eingebettet war, wo Luft und Wasser nicht geschieden waren, wo von all den Wesen,
die heute auf der Erde wohnen, Tiere und Pflanzen im Wasser ausgebildet waren. Als die mineralischen Wesen anfingen ihre heutige Form zu bekommen, da konnte man sagen: Der Mensch trat aus der Unsichtbarkeit hervor. So stellte er sich dem Einzuweihenden dar. Außen mit einer Art von Schale umgeben, stieg er aus den Regionen herunter, die heute die Luftregionen sind. Der Mensch war noch nicht dicht physisch da, als das Tier schon im Fleisch vorhanden war. Er war eine feine Luftwesenheit, selbst in den lemurischen Zeiten noch. Und er hat sich so herausgegliedert, daß sich das hellseherische Bild darstellt mit den vier Gruppenseelen: auf der einen Seite wie ein Löwenbild, auf der anderen wie das Bild eines Stieres, oben wie das eines Adlers, und in der Mitte unten etwas, was schon menschenähnlich ist. So zeigt sich das hellseherische Bild. So kommt aus dem Dunkel des Geisterlandes heraus der Mensch. Und das, was ihn an Kraft ausgebildet hat, das erscheint in einer Art Regenbogenbildung. Die mehr physischen Kräfte umgeben die ganze Bildung dieses Menschen wie ein Regenbogen. Man muß auf den verschiedensten Gebieten und in der verschiedensten Weise dieses Menschwerden schildern. Jetzt wird es geschildert, wie es dem Forscher im Rückblick erscheint: wie diese vier Gruppenseelen sich herausgestaltet haben aus dem gemeinsamen Göttlich-Menschlichen, das heruntersteigt. Man hat von jeher diesen Moment symbolisch in die Form gebracht, die Sie auf dem zweiten der sogenannten sieben okkulten Siegel dargestellt finden. Das ist die symbolische Darstellung, sie ist aber mehr als ein bloßes Symbolum. Da haben Sie herauskommend aus dem unbestimmten Geistigen diese vier Gruppenseelen, den Regenbogen ringsherum und eine Zwölfzahl. Wir müssen auch verstehen, was diese Zwölfzahl bedeutet.
Wenn Sie das herauskommen sehen, was eben geschildert worden ist, so haben Sie hellseherisch das Gefühl: Das ist von etwas umgeben, was ganz anderer Wesenheit und Art ist als das, was da heraustritt aus dem unbestimmten Geistigen. Und das, wovon es umgeben ist, das symbolisierte man in alten Zeiten in dem Tierkreis, in den zwölf Zeichen des Tierkreises. Der Moment des Ein-
tretens in das Hellsehen ist noch mit mancherlei anderen Erlebnissen verknüpft. Das erste, was der, dessen Ätherleib heraustritt, wahrnimmt, ist: er kommt sich vor, wie wenn er größer und größer würde und sich ausdehnte über das, was er da wahrnimmt. Es kommt der Moment, wo der Eingeweihte sich sagt: Ich sehe nicht bloß diese vier Gestalten, sondern ich bin da drinnen, ich habe mein Wesen darüber ausgedehnt. Er identifiziert sich damit. Er nimmt das wahr, was durch die zwölf Sternbilder, durch die Zwölfzahl symbolisiert wird. Was sich da ausdehnt ringsherum um das, was sich enthüllt, das werden wir am besten verstehen, wenn wir uns wieder daran erinnern, daß unsere Erde frühere Verkörperungen durchgemacht hat. Wir wissen ja: Bevor die Erde Erde wurde, ging sie durch den Zustand des Saturns, dann durch den der Sonne, dann durch den des Mondes, und dann erst wurde sie Erde im heutigen Sinne. Das war notwendig. Denn nur dadurch war es möglich, daß auf der heutigen Erde die Wesenheiten herauskamen, die eben herausgekommen sind. Die mußten sich allmählich durch solche Verwandlungsformen hindurcharbeiten.
Wenn wir also in urferne Vergangenheit zurückblicken, so schauen wir auf den ersten Zustand unserer Erde, den des alten Saturns, der im Anfange seines Daseins noch nicht einmal leuchtete. Er war eine Art Wärmezustand. Sie hätten ihn nicht so sehen können wie eine glänzende Kugel, sondern wenn Sie sich dem Saturn genähert hätten, würden Sie in einen wärmeren Raum hineingekommen sein, weil er eben bloß in einem Wärmezustand war.
Nun könnte man fragen: Hat denn mit dem Saturn das Weltwerden begonnen? Haben nicht andere Zustände vielleicht erst das herbeigeführt, was Saturn geworden ist? Gingen dem Saturn nicht noch andere Verkörperungen voran? Es würde schwer sein, vor den Saturn zurückzugehen, weil nämlich erst beim Saturn etwas beginnt, ohne das wir gar nicht hinter den Saturn zurückgehen können. Mit dem Saturn beginnt nämlich erst das, was wir Zeit nennen. Vorher gab es andere Formen des Seins, das heißt, eigentlich können wir gar nicht von vorher sprechen, weil noch keine
Zeit da war. Die Zeit hat auch einmal angefangen. Vor dem Saturn gab es keine Zeit, da gab es nur Ewigkeit, Dauer. Da war alles gleichzeitig. Daß die Vorgänge einander folgen, das trat erst mit dem Saturn ein. In derjenigen Weltenlage, wo nur Ewigkeit, Dauer ist, da gibt es auch keine Bewegung. Denn zur Bewegung gehört Zeit. Da gibt es keinen Umlauf, da ist Dauer und Ruhe, wie man auch sagt im Okkultismus: Da ist selige Ruhe in der Dauer. Das ist der Ausdruck dafür. Selige Ruhe in der Dauer ging dem Saturnzustand voran. Die Bewegung der Weltenkörper trat erst mit dem Saturn ein, und man faßte die Bahn, die angedeutet wird durch die zwölf Zeichen des Tierkreises, als Anzeichen dafür auf. Und während ein Planet in einem solchen Sternbilde lief, sprach man von einer Weltenstunde. Man betrachtete das als eine Weltenstunde. Zwölf Weltenstunden, Tagstunden zwölf und Nachtstunden zwölf! Einem jeden Weltenkörper, dem Saturn, der Sonne und dem Monde wird zugezählt eine Aufeinanderfolge von Weltenstunden, die sich zu Weltentagen gruppieren, und zuletzt so, daß von diesen zwölf Zeiträumen sieben äußerlich wahrnehmbar sind und fünf mehr oder weniger äußerlich unwahrnehmbar verlaufen. Man unterscheidet daher sieben Saturnkreisläufe oder sieben große Saturntage und fünf große Saturnnächte. Sie können auch sagen, fünf Tage und sieben Nächte, denn der erste und letzte Tag sind Dämmerungstage. Man ist gewohnt, solche sieben Kreisläufe, sieben Weltentage «Manvantara» zu nennen und die fünf Weltennächte «Pralaya». Wenn man es ganz entsprechend unserer Zeitenzählung haben will, dann zählt man je zwei planetarische Zustände zusammen, also Saturn und Sonne, Mond und Erde. Dann erhält man je vierundzwanzig Kreisläufe. Diese vierundzwanzig Kreisläufe bilden wichtige Epochen in der Weltendarstellung, und diese vierundzwanzig Epochen denkt man sich geregelt durch Wesenheiten im Weltenall, die Ihnen in der Apokalypse als die vierundzwanzig Ältesten angedeutet werden, die vierundzwanzig Regler der Weltenumläufe, der Weltenzeiten. Auf dem Siegelbild sind sie angedeutet als die Weltenuhr. Die einzelnen Ziffern der Uhr sind hier nur unterbrochen durch die Doppelkronen der Ältesten, um anzudeuten,
daß das die Zeitenkönige sind, weil sie die Umläufe der Weltenkörper regeln. (Siehe das zweite Siegelbild.)
So sieht der Eingeweihte zunächst zurück in dieses Bild der Vorzeit. Nun aber müssen wir uns fragen: Warum sieht der Eingeweihte dieses Bild? Weil in diesem Bilde symbolisch-astralisch dargestellt werden die Kräfte, die in seiner heutigen Gestalt den menschlichen Ätherleib und danach den physischen gebildet haben. Wie das ist, können Sie sich leicht denken. Denken Sie sich, der Mensch liegt im Bette, verläßt mit seinem Astralleib und Ich den physischen Leib und Ätherleib. Nun gehören aber zum physischen Leib und Ätherleib, wie sie heute sind, zum heutigen physischen Menschenleib und Ätherleib der astralische Leib und das Ich. Für sich kann dieser physische Leib und kann dieser Ätherleib nicht bestehen. Sie sind so geworden, weil ihnen der astralische Leib und das Ich eingegliedert sind. Nur ein physischer Leib, in dem kein Blut fließt und kein Nervensystem ist, kann ohne astralischen Leib und Ich sein. Deshalb kann die Pflanze ohne astralischen Leib und Ich sein, weil sie kein Blut und kein Nervensystem hat. Denn das Nervensystem hängt zusammen mit dem astralischen Leib und das Blut mit dem Ich. Kein Wesen hat im physischen Leib ein Nervensystem, das nicht durchdrungen ist von einem astralischen Leibe, und kein Wesen hat im physischen Leibe ein Blutsystem, in das nicht das Ich eingezogen ist. Denken Sie, was Sie jede Nacht tun. Sie verlassen schnöde Ihren physischen und Ätherleib und überlassen sie mit dem Blut- und Nervensystem sich selber. Wenn es bloß auf Sie ankäme, würde in jeder Nacht dadurch, daß Sie Ihr Nerven- und Blutsystem verlassen, der physische Leib zugrunde gehen müssen. Er würde in demselben Augenblicke sterben, wo der astralische Leib und das Ich den physischen und den Ätherleib verlassen. Aber der hellsehende Blick sieht, wie dann andere Wesenheiten, höhere geistige Wesenheiten ihn ausfüllen. Er sieht, wie sie in ihn hineingehen und das tun, was der Mensch in der Nacht eben nicht tut: das Blut- und Nervensystem versorgen. Das sind dieselben Wesenheiten aber, welche den Menschen, soweit er aus einem physischen und Ätherleib besteht, geschaffen haben; nicht
bloß heute, von Inkarnation zu Inkarnation. Es sind die gleichen Wesenheiten, die auf dem alten Saturn die erste Anlage des physischen Leibes entstehen ließen und die auf der Sonne den Ätherleib herausgebildet haben. Diese Wesenheiten, die gewaltet haben vom Urbeginn des Saturn- und Sonnendaseins an im physischen und Ätherleib, sie walten in ihm jede Nacht, während der Mensch schläft und den physischen und den Ätherleib schnöde verläßt, sozusagen sie dem Tode preisgibt; sie dringen hinein und versorgen sein Nerven- und Blutsystem.
Daher ist es auch begreiflich, daß in dem Moment, wo der Astralleib den Ätherleib berührt, um sich in ihm abzudrucken, daß, da der Mensch von diesen Kräften, die ihn gebildet haben, durchdrungen ist, daß er da das Bild dieser Kräfte sieht, die in dem zweiten Siegel symbolisiert sind. Was ihn erhält und zusammenhängend macht mit dem ganzen kosmischen Weltall, das leuchtet auf in diesem Moment der Einweihung. Er sieht dasjenige, was die beiden Glieder seiner Wesenheit, den physischen und den Ätherleib, gebildet hat, was sie jede Nacht in ihrem Leben aufrecht erhält. Er selbst aber hat noch keinen Anteil daran, denn er kann noch nicht in diese beiden Glieder seines Wesens hineinarbeiten. Dem Menschen nach würde der physische und der Ätherleib, die in der Nacht im Bette liegen, zum Pflanzendasein verdammt sein, denn er überläßt beide sich selbst. Daher ist für den Menschen der Schlafzustand ein unbewußter, wie ihn die Pflanze immer hat.
Wie steht es nun mit dem, was während des Schlafes herausgerückt ist beim gewöhnlichen Menschen, wie steht es mit dem astralischen Leib und dem Ich? Diese sind ja auch nicht bewußt in der Nacht. Beim gewöhnlichen Menschen wird während des Nachtschlafes nichts innerhalb des astralischen Leibes erfahren. Aber denken Sie jetzt einmal, Sie übten die sieben Stufen der Johannes-Einweihung, diese bedeutungsvollen Momente der christlichen Gemütseinweihung. Dann würde für Sie nicht bloß das auftreten, was bisher geschildert worden ist. Ganz abgesehen davon, daß Sie bei der Berührung des astralischen Leibes mit dem Ätherleibe hellseherische Kraft entwickeln können, würde noch etwas
anderes auftreten. Der Mensch wird sich bewußt der seelischen Eigenheiten, der seelisch-menschlichen Eigenschaften der astralischen Welt und der devachanischen Welt, aus der er eigentlich herausgeboren ist seiner Seele nach. Und es tritt zu diesem Bilde ein noch höheres Symbolum, das die ganze Welt zu erfüllen scheint. Zu diesem Symbolum der alten Einweihung tritt für den, der durch die Johannes-Einweihungsstufen geht, etwas hinzu, was am besten durch das erste Siegel dargestellt wird. Als eine hellseherische Erscheinung sieht er den Priesterkönig mit goldenem Gürtel, mit Füßen, die aus Metallguß zu bestehen scheinen, das Haupt bedeckt mit Haaren wie von weißer Wolle, aus dem Munde ein feuriges Schwert flammend und in der Hand die sieben Weltensterne: Saturn, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus.
Die Gestalt, die in der Mitte auf dem zweiten Siegelbild ist, war in der alten Einweihung nur als die fünfte der Gruppenseelen angedeutet. Sie ist das, was in der Menschheit der alten Zeit erst in der Keimanlage vorhanden war und erst in der christlichen Einweihung herausgekommen ist als das, was man auch als Menschensohn bezeichnet, der die sieben Sterne beherrscht, wenn er völlig in seiner wahren Gestalt vor dem Menschen auftritt.
So also soll uns durch diese zunächst symbolische Art der Darstellung vor allen Dingen klar sein, daß man dasjenige, was beim heutigen Menschen als Trennung der verschiedenen Glieder auftritt physischer und Ätherleib auf der einen Seite, astralischer Leib und Ich auf der anderen, so behandeln kann, daß beides sozusagen zur Einweihung sein Stück beitragen kann, zunächst durch die Einweihungsform bei der Berührung des astralischen Leibes mit dem Ätherleib, wo die vier Gruppenseelen aufleuchten, dann bei der Behandlung des Astralleibes, so daß dieser im besonderen sehend wird. Früher war ein eigentliches Sehen in der übersinnlichen Welt höchstens bis zu einer Art pflanzlicher Durchlebung der Welt gekommen. Durch die christliche Einweihung ist das gegeben, was eine höhere Einweihungsstufe im astralischen Leib bedeutet und was symbolisch angedeutet wird durch das zweite Bild.
Da haben Sie die beiden Dinge aus dem Einweihungsprinzip heraus selber geschildert, die Sie an der Spitze der Apokalypse geschildert finden. Nur hat der Apokalyptiker sie in umgekehrter Reihenfolge geschildert, und dies mit Recht. Er hat geschildert zuerst das Gesicht des Menschensohnes, das Gesicht dessen, der da ist, der da war und der da sein wird, und dann das andere. Beide sind Symbole für das, was der Eingeweihte während der Einweihung erlebt.
So haben wir vor unsere Seele treten lassen, was in gewissen Fällen der Einweihung geschieht und zunächst erlebt wird. Morgen wollen wir zu den Einzelheiten weiterschreiten dieser realen wirklichen Erlebnisse, und wir werden sie sich spiegeln sehen in der grandiosen Darstellung der Apokalypse des Johannes.
DRITTER VORTRAG, Nürnberg, 20. Juni 1908
Gestern konnten wir am Ende unserer Betrachtung hinweisen auf das, was spezifisch christliche und was spätere, also etwa christlich-rosenkreuzerische Einweihung zunächst in einem großen bedeutsamen Symbolum gibt. Wir haben auf die Bedeutung dieses Symbolums hingewiesen, dieses Einweihungszeichens, das man auch als den Menschensohn bezeichnet, der die sieben Sterne in seiner rechten Hand hat, der das scharfe zweischneidige Schwert hat in seinem Munde. Wir haben gesehen, daß diese Einweihung den Menschen in einem gewissen höheren Grade sehend macht innerhalb seines Ich und seines astralischen Leibes, außerhalb des physischen und des Ätherleibes. Wir werden alles dies noch genauer besprechen.
Durch eine jegliche Einweihung aber gelangt der Mensch dazu, das, was man nur mit geistigem Blicke, mit geistigen Augen überschauen kann, was nur für das übersinnliche Wahrnehmen durchsichtig ist, das nun wirklich zu überschauen, zu erkennen. Nun gehört zu dem ersten und wichtigsten, was der im christlichen Sinne Einzuweihende zu erkennen hat, die Entwickelung der Menschheit in unserem Zeitalter, damit ein jeder im höheren Maße die Aufgaben des Menschen einsehen kann. Denn alles, was höhere Erkenntnis, was höhere Vollkommenheit dem Menschen geben soll, hängt mit der Frage zusammen: Was bin ich und wozu bin ich bestimmt in unserem Zeitalter? Die Beantwortung dieser Frage ist es, die zunächst von großer Wichtigkeit ist.
Jede Einweihungsstufe führt auf einen erhöhten Standpunkt der menschlichen Betrachtung. Schon in der ersten Stunde konnten wir ja darauf hinweisen, wie stufenweise der Mensch hinaufgeht, zuerst in das, was wir die imaginative Welt nennen, wo er im christlichen Sinne die sieben Siegel erkennen lernt, dann bis zu dem, was wir die inspirierte Erkenntnis nennen, wo er die «Posaunen» hört, und endlich zu einer noch höheren Stufe, wo er die wahre Bedeutung
und Wesenheit der Geistwesen zu durchschauen vermag, die Stufe der sogenannten Zornesschalen. Jetzt aber müssen wir sozusagen eine bestimmte Einweihungsstufe ins Auge fassen. Wir denken uns den Menschen gerade bis zu jener Stufe der Einweihung gelangt, wo das mit ihm geschehen ist, was am Schluß des letzten Vortrages geschildert wurde. Wir denken uns ihn gerade an der Grenze, wo ihm, zwischen den feinsten Wesenheiten unserer physischen Welt und der nächsthöheren, der astralischen Welt, gestattet ist, wie auf einem Gipfel zu stehen und herunterzuschauen. Was kann der Mensch auf diesem ersten Gipfel der Einweihung erschauen?
Da sieht er im Geiste alles das, was geschehen ist, seiner inneren Wesenheit nach, seitdem die atlantische Flut die alte Atlantis zerstört hat und der nachatlantische Mensch ins Dasein getreten ist. Da sieht er, wie sich die Kulturkreisläufe einander folgen bis zu dem Zeitpunkt, wo auch unser Zeitalter einen Untergang nehmen wird, um ein neues heraufzuführen. Durch das Wasser der atlantischen Flut ist zugrunde gegangen die alte Atlantis. Durch das, was wir nennen den Krieg aller gegen alle, durch furchtbar verheerende moralische Verwickelungen wird unser Zeitalter seinen Untergang finden. Und dieses große Zeitalter von der atlantischen Flut an bis zum gewaltigen Krieg aller gegen alle, das teilen wir wieder ein in sieben aufeinanderfolgende Haupt-Kulturepochen, in
sieben Kulturzeiträume, wie aus dem vorstehenden Schema ersichtlich ist. An dem einen Ende denken wir uns die große atlantische Flut, am entgegengesetzten Ende den großen Weltkrieg, und das teilen wir in sieben Unterzeitalter, in sieben Kulturepochen. Die ganze Epoche, die diese sieben Unterzeitalter enthält, ist wieder der siebente Teil eines längeren Zeitalters, so daß Sie sich vorzustellen haben sieben solche Glieder wie unser Zeitalter zwischen Flut und Krieg, zwei nach vorn, nach dem großen Krieg, und vier nach rückwärts vor der atlantischen Flut. Unser Zeitalter, das nachatlantische, ist also das fünfte große Zeitalter.
Man muß wiederum auf einen noch höheren Gipfel der Einweihung hinaufsteigen, dann übersieht man diese siebenmal sieben Zeitalter. Sie sind zu überschauen, wenn man an der Grenze der astralischen und der geistigen, der devachanischen Welt angelangt ist. Und so geht es stufenweise hinauf. Wir werden sehen, welches die noch höheren Stufen sind.
Jetzt müssen wir festhalten, daß man zunächst einen Gipfel erreichen kann, auf dem uns, wie von einem Berge aus die weite Ebene, die sieben Kulturzeitalter der nachatlantischen Zeit sichtbar werden. Wir alle kennen sie ja schon, diese Kulturzeitalter. Wir wissen, daß, als die atlantische Flut die alte Atlantis hinweggeschwemmt hatte, als erstes die altindische Kultur aufblühte und daß sie abgelöst wurde von der urpersischen Kultur. Wir wissen, daß die assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische Kultur darauf folgte, auf diese das vierte Kulturzeitalter, das griechisch-lateinische, und darauf das fünfte, das unsrige, in dem wir leben. In dem sechsten, das auf das unsrige folgen wird, wird in einer gewissen Beziehung in der Frucht aufgehen müssen, was wir an geistiger Kultur zu bauen haben. Das siebente Kulturzeitalter spielt sich ab vor dem Krieg aller gegen alle. Da sehen wir diese furchtbare Verwüstung der Kultur herankommen und sehen das kleine Häuflein von Menschen, das verstanden hat, das spirituelle Prinzip in sich aufzunehmen und das sich hinwegretten wird gegenüber der allgemeinen Zertrümmerung durch den Egoismus.
Wir leben also in dem fünften der Unterzeitalter, wie gesagt.
Wie Städte und Dörfer und Wälder vom Gipfel eines Berges aus, so erscheint von dem Gipfel der Einweihung aus die Folge dieser Kulturzeitalter. Ihre Bedeutung sehen wir ein. Sie stellen dar, was sich ausdehnt auf unserem physischen Plan als Menschheitskultur. Deshalb sprechen wir auch von Kulturzeitaltern im Gegensatz zu Rassen. Alles das, was etwa verknüpft ist mit dem Rassenbegriff, ist noch Überbleibsel des Zeitraumes, der dem unseren vorangegangen ist, des atlantischen. Wir leben im Zeitraum der Kulturepochen. Die Atlantis war der Zeitraum, wo sich nach und nach sieben aufeinanderfolgende große Rassen bildeten. Natürlich, die Früchte dieser Rassenbildung ragen herein auch in unser Zeitalter, daher spricht man auch heute noch von Rassen. Das sind aber schon Verwischungen jener scharfen Trennungen in der atlantischen Zeit. Heute hat schon der Kulturbegriff den Rassenbegriff abgelöst. Daher sprechen wir von der alten indischen Kultur, von welcher die Kultur, die uns in den Veden angekündigt wird, nur ein Nachklang ist. Die uralt-heilige indische Kultur ist die erste Morgenröte der nachatlantischen Kultur, sie folgt unmittelbar auf die atlantische Zeit.
Vergegenwärtigen wir uns noch einmal, wie der Mensch lebte in jener Zeit, die jetzt mehr als acht- oder neuntausend Jahre hinter uns liegt. Wenn wir von den realen Zeiträumen sprechen, so gelten diese Zahlen. Diese Kultur, von der wir hier sprechen, stand unmittelbar unter dem Einfluß der atlantischen Flut oder der großen Eiszeitepoche, wie sie in der modernen Wissenschaft genannt wird. Die Atlantis war untergegangen nach und nach, ein Brocken nach dem andern war verschlungen worden von der Flut. Und nun lebte ein Menschengeschlecht auf der Erde, von dem sich ein Teil zu der höchsten Entwickelungsstufe heraufgearbeitet hatte, die zu erreichen war. Das war das uralt indische Volk, ein Menschengeschlecht, das damals drüben im fernen Asien wohnte und mehr in der Erinnerung an alte vergangene Zeiten lebte als in der Gegenwart. Das ist das Große und Gewaltige jener Kultur, von der die schriftlichen Aufzeichnungen wie die Veden und die Bhagavad Gita nur noch Nachklänge sind, daß die Menschen in der Erinnerung an das lebten,
was sie in der atlantischen Zeit selber erlebt hatten. Denken Sie an den ersten Vortrag dieses Zyklus. Da wurde gesagt, daß die Menschen in jener Zeit zum großen Teil befähigt waren, ein gewisses dämmerhaftes Hellsehen zu entwickeln. Die Menschen waren nicht beschränkt auf diese physisch-sinnliche Welt. Sie lebten zwischen göttlich-geistigen Wesenheiten. Sie sahen diese göttlich-geistigen Wesenheiten um sich. Darin bestand der Übergang von der atlantischen Zeit zur nachatlantischen, daß der Blick der Menschen von der geistigen, astralisch-ätherischen Welt abgeschlossen und beschränkt wurde auf diese physische Welt. Die erste Kulturepoche zeichnete sich dadurch aus, daß die Menschen Sehnsucht hatten, tiefe Sehnsucht nach dem, was ihre Vorfahren in der alten Atlantis geschaut, wovor sich aber das Tor zugeschlossen hatte. Uralte Weisheit haben unsere Vorfahren mit ihren geistigen Augen, wenn auch dämmerhaft, geschaut. Sie wohnten unter Geistern, gingen mit Göttern und Geistern um. So fühlten sie, diese Menschen der uralt-heiligen indischen Kultur: sie sehnten sich mit allen ihren Fasern darnach, zurückzuschauen, zu sehen das, was die Vorfahren gesehen hatten, wovon uralte Weisheit kündete. Und so erschien das Land, das eben aufgetreten war vor den physischen Blicken der Menschen die Felsen der Erde, die jetzt erst sichtbar geworden waren, die früher noch geistig geschaut wurden , all das Äußere erschien ihnen geringer als das, woran sie sich erinnern konnten. Maja, die große Illusion, wurde alles das genannt, was die physischen Augen sehen konnten, die große Täuschung, aus der man heraus wollte. Und die Besten dieses ersten Zeitalters sollten durch jene Einweihungsmethode, von der es einige Überbleibsel im Yoga gibt, hinaufgehoben werden zu der Stufe ihrer Vorfahren. Daraus ging eine religiöse Grundstimmung hervor, die mit den Worten wiedergegeben werden kann: Wertlose eitle Täuschung ist das, was uns hier umgibt im äußeren Sinnenschein. Das Wahre, Echte ist oben in der geistigen Welt, die wir verlassen haben. Die geistigen Führer des Volkes waren diejenigen, welche sich hinaufversetzen konnten in die Regionen, in denen man früher lebte.
Das war die erste Epoche der nachatlantischen Zeit. Und alle Epochen der nachatlantischen Zeit sind dadurch charakterisiert, daß der Mensch immer mehr verstehen lernte die äußere sinnliche Wirklichkeit, immer mehr erkennen lernte: Was uns hier gegeben ist für die äußeren Sinne, ist nicht als bloßer Schein zu behandeln, es ist eine Gabe der geistigen Wesen, und nicht umsonst haben uns die Götter die Sinne gegeben. Das, was hier auf der Erde eine Kultur der materiellen Welt begründet, muß nach und nach eingesehen werden.
Was der alte Inder noch als Maja angesprochen hat, wovor er geflohen ist, wovon er sich zurücksehnte, das sprachen diejenigen, die der zweiten Epoche angehörten, als ihr Arbeitsfeld an, als etwas, was sie zu bearbeiten hatten. Und so haben wir jetzt die uralt-persische Epoche, die etwa fünftausend Jahre zurückliegt, jene Kulturepoche, in welcher den Menschen das Land um sie herum zwar zunächst wie feindlich erschien, aber nicht mehr wie früher als Illusion, die man zu fliehen habe, sondern als ein Arbeitsfeld, dem man den eigenen Geist einzuprägen hat. Vom Bösen, von einer dem Guten gegnerischen Macht ist diese Erde beherrscht in ihrer materiellen Beschaffenheit, von dem Gotte Ahriman. Er beherrscht sie, aber der gute Gott Ormuzd hilft den Menschen in seinen Dienst stellen sich die Menschen. Wenn sie seinen Willen ausführen, dann verwandeln sie diese Welt in einen Acker der oberen geistigen Welt, dann prägen sie der sinnlich-wirklichen Welt das ein, was sie selbst im Geist erkennen. Ein Arbeitsfeld war für die zweite Epoche die physisch-reale, die sinnlich-reale Welt. Für den Inder war die sinnliche Welt noch Täuschung, Maja. Für den Perser war sie zwar von bösen Dämonen beherrscht, aber doch eine solche Welt, aus der der Mensch auszutreiben hatte die bösen und der er einzugliedern hatte die guten geistigen Wesenheiten, die Diener des Lichtgotts Ormuzd.
Und in der dritten Epoche kommt der Mensch noch näher der äußeren sinnlichen Wirklichkeit. Da ist sie ihm nicht mehr eine bloß feindliche Macht, die er zu überwinden hat. Der Inder hat hinaufgeschaut zu den Sternen und sich gesagt: Ach, alles was da
ist, was ich mit äußeren Augen sehen kann, ist doch nur Maja, Täuschung. Die chaldäischen Priester sahen den Lauf, die Stellungen der Sterne und sagten sich: Indem ich die Stellungen der Sterne sehe und ihren Lauf verfolge, wird mir das zu einer Schrift, aus der ich den Willen der göttlich-geistigen Wesen erkenne. Ich erkenne das, was die Götter wollen, in dem, was sie getan haben. Nicht mehr Maja war ihnen die physisch-sinnliche Welt, sondern wie die Schrift des Menschen der Ausdruck seines Willens ist, so war ihnen das, was in den Sternen am Himmel steht, was in den Kräften der Natur lebt, eine Götterschrift. Und mit Liebe begannen sie zu entziffern die Schrift der Natur. So entsteht jene wunderbare Sternenkunde, die die Menschen heute kaum mehr kennen. Denn was man heute als Astrologie kennt, ist durch ein Mißverstehen der Tatsachen entstanden. Tiefe Weisheit in der Sternenschrift ist es, was dem alten Chaldäerpriester als Astrologie geoffenbart wurde, als die Geheimnisse dessen, was er mit Augen sah. Das betrachtete er als Offenbarung eines Inneren, Durchgeistigten.
Und was wurde die Erde für den Ägypter? Wir brauchen nur auf die Erfindung der Geometrie hinzudeuten, wo der Mensch lernte die Erde einzuteilen nach den Gesetzen des Raumes, nach den Regeln der Geometrie. Da wurden die Gesetze in der Maja erforscht. In der uralt persischen Kultur hat man die Erde umgeackert, jetzt lernte man sie einteilen nach den Gesetzen des Raumes. Die Gesetze beginnt man zu erforschen und man tut noch mehr. Man sagt sich: Nicht umsonst haben die Götter in den Sternen uns eine Schrift hinterlassen, nicht umsonst haben die Götter uns ihren Willen kundgegeben in den Naturgesetzen. Wenn der Mensch durch sein eigenes Arbeiten das Heil bewirken will, dann muß er in den Einrichtungen, die er hier macht, eine Nachbildung schaffen dessen, was er aus den Sternen erforschen kann. Oh, könnten Sie zurücksehen in die Arbeitskammern der ägyptischen Eingeweihten! Das war ein anderes Arbeiten als heute auf dem Gebiete der Wissenschaft. Da waren die Eingeweihten die Wissenschafter. Sie erforschten den Gang der Sterne und erkannten die Regelmäßigkeit in dem Stand und Lauf der Sterne und in der Einwirkung ihrer
Stellungen auf das, was unten auf der Erde sich vollzog. Sie sagten sich: Wenn diese oder jene Konstellation am Himmel ist, so muß unten dieses oder jenes vor sich gehen im Staatsleben, und wenn eine andere Konstellation kommt, muß auch etwas anderes geschehen. Nach einem Jahrhundert werden gewisse Konstellationen da sein, sagten sie, und dann muß ein dem Entsprechendes vor sich gehen. Und für Jahrtausende hinaus wurde vorausbestimmt, was zu tun ist. So entstand das, was man als die Sibyllinischen Bücher bezeichnet. Was darinnensteht, ist kein Wahn. Nach sorgfältigen Beobachtungen haben die Eingeweihten niedergeschrieben, was für Jahrtausende hinaus zu geschehen hat, und ihre Nachfolger wußten: Das ist einzuhalten. Und sie taten nichts, was nicht in diesen Büchern für die Jahrtausende hinaus nach dem Lauf der Sterne vorgezeichnet war. Sagen wir, es habe sich darum gehandelt, irgendein Gesetz zu machen. Da hat man nicht abgestimmt wie bei uns, da holte man Rat bei den heiligen Büchern, in denen aufgeschrieben war, was hier auf der Erde geschehen muß, damit es ein Spiegel dessen sei, was in den Sternen geschrieben ist, und was in den Büchern stand, das führte man aus. Der ägyptische Priester wußte, als er diese Bücher schrieb: Meine Nachfolger werden ausführen, was darinnensteht. Von der Notwendigkeit der Gesetzmäßigkeit waren sie überzeugt.
Die vierte Kulturepoche hat sich aus dieser dritten herausentwickelt. Es haben sich nur spärliche Reste dieser prophetisch wirkenden Kunst der Ägypter bewahrt. Einen solchen Rest können Sie noch sehen. Man hat nämlich, wenn man diese prophetisch wirkende Kunst im alten Ägypterland hat üben wollen, den nächsten Zeitraum in sieben Teile eingeteilt und gesagt: Der erste muß dies enthalten, der zweite das, der dritte jenes und so weiter. Danach verfolgten die Nachkommen, was zu geschehen hat. Aber das war eben das Hauptcharakteristikum der dritten Kulturepoche. Die vierte zeigte nur noch schwache Nachklänge davon. Sie können nun diese schwachen Nachklänge noch erkennen, wenn Ihnen der Ursprung der alten römischen Kultur erzählt wird. Äneas, Sohn des Anchises aus Troja, einer Stätte der dritten Epoche, wandert
aus und kommt zuletzt nach Alba Longa. In diesem Namen ist angedeutet eine Stätte uralter heiliger Priesterkultur: Alba Longa oder die lange Alba, die Stadt einer Priesterkultur, von der die Kultur Roms ausgehen sollte. Im Meßkleid der katholischen Priester haben wir noch einen Nachklang davon erhalten. Da wurde vorausgezeichnet noch in alter Priesterweise eine siebengliedrige Kulturepoche. Oh, diese sieben römischen Königszeiten waren vorausgezeichnet! Und die Geschichtsschreiber des neunzehnten Jahrhunderts haben wieder einmal sich einen bösen Streich spielen lassen im Hinblick auf diese sieben Königszeiten. Sie sind darauf gekommen, daß in dem profanen materiellen Sinn es mit diesen römischen Königen nichts ist; aber was dahintersteckt, daß hier eine nach der heiligen Siebenzahl prophetisch vorausgegliederte Kultur der Sibyllinischen Bücher nachgezeichnet ist, darauf konnten sie nicht kommen.
Hier ist nicht der Ort, uns einzulassen auf die einzelnen Könige. Sie würden an den einzelnen Königen sehen können, an Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius und so weiter, wie sie genau dem entsprechen, was die aufeinanderfolgenden Kulturepochen nach den sieben Prinzipien sind, die sich uns auf so verschiedenen Gebieten zeigen.
So hatte man allmählich in der dritten Epoche die Maja zu durchdringen vermocht mit dem Menschengeist. Vollendet wurde das in der vierten Kulturepoche. Sehen Sie sich die griechisch-lateinische Kultur an, wo in den wunderbaren Kunstwerken der Mensch in der äußeren materiellen Welt ein völliges Abbild seiner selbst schafft, wo er im Drama seine menschlichen Schicksale entstehen läßt wie bei Aischylos. Sehen Sie sich dagegen an, wie man in der ägyptischen Kultur noch den Götterwillen erforscht. Jene Eroberung der Materie, wie wir sie in der griechischen Zeit sehen, bedeutet noch eine Stufe mehr, auf der der Mensch das materielle Dasein liebgewinnt, und vollends ist der Mensch in der römischen Zeit auf den physischen Plan herausgetreten. Wer das versteht, der weiß auch, daß wir darin das völlige Heraustreten des Persönlichkeitsprinzips zu erblicken haben. Daher trat in Rom zuerst das auf, was
wir den Rechtsbegriff nennen, wo wir den Menschen zuerst als Bürger vor uns haben. Nur eine verworrene Wissenschaft kann die Jurisprudenz zurückführen auf allerlei vorhergehende Zeiten. Was man vorher unter Recht verstand, war etwas anderes. Viel richtiger schildert das Alte Testament in den Zehn Geboten das alte Gesetz. Was da der Gott befahl, das gehörte zu dem, was die Rechtsbegriffe enthielt. Es ist ein Unding in unserer Zeit, daß man die Rechtsbegriffe zurückführen will bis Hammurabi und so weiter. In Rom zuerst wird das eigentliche Recht, wird der eigentliche Begriff des Menschen als Bürger zur Geltung gebracht. In Griechenland noch war der Bürger Mitglied des Stadt-Staates. Der Athener, der Spartaner war als Bürger viel mehr denn als Einzelmensch. Er fühlte sich als Glied des Stadt-Staates. In Rom erst wurde der einzelne Mensch der Bürger, da konnte er es erst werden. Das ließe sich in allen Einzelheiten nachweisen. Das, was wir heute ein Testament nennen, gab es in dieser Bedeutung nicht vor der alten Römerzeit. Das Testament in seiner heutigen Bedeutung entstand damals erst, weil da erst der einzelne Mensch maßgebend sein sollte in seinem egoistischen Willen, um diesen Willen auf seine Nachkommen übergehen zu lassen. Vorher waren andere Impulse als der persönliche Wille da, die das Ganze zusammenhielten. So ließe sich an vielen Beispielen nachweisen, wie der Mensch heraustrat auf den physischen Plan.
Wir leben jetzt im fünften, in jenem Zeitraum, wo die Kultur noch tiefer als bis zum Menschen heruntergestiegen ist. Wir leben in der Zeit, wo der Mensch der Sklave ist der äußeren Verhältnisse, des Milieus. In Griechenland wurde der Geist dazu verwendet, um die Materie zu vergeistigen, und die vergeistigte Materie tritt uns entgegen in einer Apollo-Gestalt, einer Zeus-Gestalt, in den Dramen eines Sophokles und so weiter. Da ist der Mensch hinausgestiegen auf den physischen Plan, aber noch nicht hinuntergestiegen unter den Menschen. Auch in Rom noch ist das der Fall. Das tiefe Heruntersteigen unter die Sphäre des Menschlichen ist jetzt erst geschehen. In unserer Zeit ist der Geist der Sklave der Materie geworden. Unendlich viel Geist ist verwendet worden in unserem
Zeitraum, um den äußeren Plan in seinen Naturkräften zu durchdringen, um diesen äußeren physischen Plan sozusagen zu einer möglichst bequemen Stätte für den Menschen zu machen.
Vergleichen wir einmal die alten Zeiten mit unserer Zeit. In diesen alten Zeiten sah der Mensch die große Sternenschrift der Götter, aber mit welch primitiven Mitteln wurden die Kulturerrungenschaften jener Zeit, die Pyramiden, die Sphinxe hergestellt! Wie nährte sich der Mensch! Und was hat er sich alles an äußeren Kulturmitteln bis heute erobert! Welche Kraft des Geistes gehörte dazu, um die Dampfmaschine zu ersinnen und herzustellen, um die Eisenbahn, den Telegraphen, das Telephon und so weiter auszudenken! Ungeheure Kräfte des geistigen Lebens mußten verwendet werden, um diese rein materiellen Kulturmittel zu erfinden und herzustellen. Und wozu werden sie verwendet? Ist es für das spirituelle Leben im wesentlichen ein Unterschied, ob in einer Urkultur ein Mensch zwischen zwei Steinen das Getreide zerrieb, wozu natürlich sehr geringe geistige Kräfte verbraucht wurden, oder ob wir imstande sind, nach Amerika zu telegraphieren, um von dorther große Getreidemengen zu bekommen und sie durch wunderbar ausgedachte Mühlen zu Mehl zu zerreiben? Einfach für den Magen ist der ganze Apparat in Bewegung gesetzt. Machen wir uns klar, welche Unsummen geistiger Lebenskräfte hineingesteckt werden in die bloß materielle Kultur. Von der spirituellen Kultur wird noch sehr wenig durch die äußeren Kulturmittel befördert. Der Telegraph wird in, sagen wir, anthroposophischen Angelegenheiten sehr selten verwendet. Wenn Sie einen statistischen Vergleich aufstellen würden zwischen dem, was für die materielle Kultur verwendet wird, und dem, was dem spirituellen Leben zugute kommt, dann würden Sie begreifen, daß der Geist unter das Menschliche hinuntergetaucht ist, ein Sklave geworden ist des materiellen Lebens.
So haben wir im entschiedensten Sinne einen absteigenden Kulturweg bis in unsere Zeit, in die fünfte Kulturepoche hinein, und immer tiefer und tiefer würde es hinuntergehen. Deshalb muß vor dem völligen Hinuntergleiten in die Materie die Menschheit durch einen neuen Impuls bewahrt werden. So tief ist vorher noch niemals
das Wesen des Menschen hinuntergestiegen in die Materie. Ein starker, der stärkste der Erdenimpulse mußte kommen. Das war die Erscheinung des Christus Jesus, die den Anstoß gab zu neuem spirituellem Leben. Was wir im geistigen Leben während des Abstieges an aufwärtssteigenden Kräften haben, das verdanken wir jenem gewaltigen Impulse, der durch Christus Jesus kam. Innerhalb dieses Abstieges in die Materie waren immer spirituelle Impulse vorhanden. Da entfaltete sich, zuerst langsam, dann mehr und mehr das christliche Leben, das heute erst im Anfang ist, das aber in der Zukunft zu einer ungeheuren Glorie emporsteigen wird, weil die Menschheit erst in der Zukunft die Evangelien begreifen wird. Wenn man sie aber vollständig verstehen wird, dann wird man sehen, welche Unsumme spirituellen Lebens in diesen Evangelien vorhanden ist. Je mehr sich das Evangelium in seiner wahren Gestalt ausbreiten wird, um so mehr wird die Menschheit wiederum die Möglichkeit haben, trotz aller materiellen Kultur ein spirituelles Leben zu entfalten, hinaufzusteigen wiederum in die geistigen Welten.
Was sich nun also von Zeitraum zu Zeitraum in der nachatlantischen Kultur entwickelt, das stellt sich der Apokalyptiker so vor, daß es sich ausdrückt in kleineren Gemeinschaften, und so werden ihm diese kleineren Gemeinschaften, die auf der äußeren Erde im Raum verteilt sind, zu Repräsentanten dieser Kulturepochen. Wenn er spricht von der Gemeinde oder Kirche zu Ephesus, so meint er: Ich nehme an, daß zu Ephesus eine solche Gemeinde lebte, die in gewisser Beziehung wohl das Christentum angenommen hat. Aber weil sich alles nach und nach entwickelt, so bleibt immer von jeder Kulturepoche etwas zurück. In Ephesus haben wir zwar eine Eingeweihtenschule, aber wir haben die christliche Lehre da so gefärbt, daß man noch überall die altindische Kultur erkennen kann. Er will uns zeigen die erste Epoche in der nachatlantischen Zeit. Diese erste Epoche in der nachatlantischen Zeit ist also repräsentiert in der ephesischen Gemeinde, und das, was zu verkünden ist, soll in einem Briefe an die Gemeinde von Ephesus verkündet werden. Wir müssen uns das ungefähr so vorstellen: Der Charakter jener fernen
indischen Kulturepoche blieb natürlich, er setzte sich fort in verschiedenen Kulturströmungen. In der Gemeinde von Ephesus haben wir noch etwas von diesem Charakter. Von dieser Gemeinde wurde das Christentum so erfaßt, daß es noch von dem typischen Charakter der altindischen Kultur bestimmt wurde.
So haben wir in jedem dieser Briefe einen Repräsentanten einer der sieben nachatlantischen Kulturepochen angesprochen. In jedem Briefe wird gesagt: Ihr seid so und so! Diese und jene Seite eures Wesens entspricht dem, was im Sinne des Christentums ist, das andere muß anders werden. So sagt der Apokalyptiker zu einer jeden Kulturepoche, was beibehalten werden kann und was nicht mehr stimmt und anders werden soll.
Versuchen wir einmal, ob nun wirklich in den sieben aufeinanderfolgenden Briefen etwas enthalten ist von dem Charakter der sieben aufeinanderfolgenden Kulturepochen. Versuchen wir einmal zu verstehen, wie diese Briefe gehalten sein mußten, wenn sie dem entsprechen sollten, was eben gesagt worden ist. Der Apokalyptiker denkt sich: In Ephesus ist eine Gemeinde, eine Kirche. Sie hat das Christentum angenommen, aber sie zeigt das Christentum in einer Färbung, wie die erste Kulturepoche noch war, fremd dem äußeren Leben, nicht von Liebe erfüllt für das, was die eigentliche Aufgabe ist des nachatlantischen Menschen. Daß sie die Anbetung der groben Sinnlichkeit verlassen hat, daß sie sich gewandt hat zum geistigen Leben so sagt der, der die Briefe an die Gemeinde richtet , das gefalle ihm an ihr. Wir erkennen, was der Apokalyptiker damit sagen wollte, in dem Umstand, daß Ephesus die Stätte war, wo der Mysteriendienst der keuschen Diana gepflegt wurde. Er deutet darauf hin, daß die Abkehr von der Materie dort in besonderer Blüte stand, die Abkehr vom sinnlichen Leben und die Hinwendung zum Geistigen. «Aber ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlassen hast», die Liebe, die die erste nachatlantische Kultur haben muß, die darin sich äußert, die Erde als Acker anzusehen, in den hinein verpflanzt werden muß der göttliche Same.
Wie charakterisiert sich denn derjenige, der diesen Brief diktiert?
Er charakterisiert sich als Vorläufer des Christus Jesus, gleichsam als Führer der ersten Kulturepoche. Der Christus Jesus spricht gleichsam durch diesen Führer oder Meister der ersten Kulturepoche, jener Epoche, wo der Eingeweihte hinaufsah zu den jenseitigen Welten. Er sagt von sich, daß er die sieben Sterne in seiner Rechten hält und die sieben goldenen Leuchter. Die sieben Sterne sind nichts anderes als Symbole für die sieben höheren geistigen Wesenheiten, welche die Führer der großen Kulturepochen sind. Und von den sieben Leuchtern ist es im besonderen ausgedrückt, daß es geistige Wesenheiten sind, die man nicht in der sinnlichen Welt sehen kann. So ist auch in der Joga-Einweihung in klaren Worten auf sie hingedeutet, hingedeutet aber auch darauf, daß niemals der Mensch im Sinne der Entwickelung wirkt, wenn er die äußeren Werke haßt, wenn er von der Liebe zu den äußeren Werken abläßt. Die Gemeinde zu Ephesus hat die Liebe zu den äußeren Werken verlassen. So wird ganz richtig in der Apokalypse des Johannes angegeben: Du hassest die Werke der Nikolaiten. «Nikolaiten» ist nichts anderes als eine Bezeichnung für diejenigen Menschen, die das Leben bloß in der sinnlichen Materie zum Ausdruck bringen. Es gab in der Zeit, auf die sich dieser Brief bezieht, eine Sekte der Nikolaiten, die alles, was dem Menschen wert sein soll, nur in dem äußeren, fleischlichen, sinnlichen Leben sahen. Das sollst du nicht, sagt derjenige, der den ersten Brief inspiriert. Aber nicht von der ersten Liebe lassen, sagt er auch, denn dadurch, daß du die Liebe zur äußeren Welt hast, belebst du diese äußere Welt, holst du sie hinauf zum geistigen Leben. Derjenige, der Ohren hat zu hören, der höre: Wer überwindet, dem werde ich zu essen geben, nicht bloß vom vergänglichen Baum, sondern vom Baum des Lebens , das heißt, der wird imstande werden, zu vergeistigen, was hier im Sinnlichen ist, um es hinaufzuführen zum Altar des geistigen Lebens.
Der Repräsentant der zweiten Kulturepoche ist die Gemeinde oder Kirche zu Smyrna. Diese redet der Führer der Menschheit an in seinem zweiten Vorfahren, in dem Inspirator und Meister der uralt-persischen Kultur. Die Gesinnung der uralt-persischen Kultur
ist diese: Einstmals ist der Gott des Lichtes gewesen, der hatte einen Feind, die äußere Materie, den finsteren Ahriman. Zuerst war ich verbunden mit dem Lichtgeist, mit dem ersten, der da war. Da wurde ich eingegliedert in die Welt der Materie, in welche sich einfügte die zurückgebliebene feindliche Gewalt: Ahriman. Und nun werde ich gemeinsam mit dem Lichtgeist bearbeiten die Materie und ihr den Geist eingliedern; dann wird nach Besiegung der bösen Gottheit die gute, die Licht-Gottheit wieder erscheinen. «Ich bin derjenige, der der Erste ist und der Letzte», derjenige, der tot wird im materiellen Leben und wiederum lebendig in der geistigen Auferstehung. So lesen wir im zweiten Brief: «Ich bin der Erste und der Letzte, der da ist und der da war und der da kommt, der wieder lebendig geworden ist» (Offenbarung Johannis 2, 8). Es würde zu weit führen, jeden Satz in dieser Weise durchzugehen, aber den einen müssen wir doch noch genauer anführen, den Satz, der uns da genau charakterisiert, wie man sich als Mitglied der Gemeinde zu Smyrna verhält, wenn man sie umgestaltet ins christliche Prinzip. Da heißt es, daß man dem Tode Leben gibt, daß man das Tote durchgeistigt. Man geht nicht unter in dem Toten. Ginge man unter, dann würde der Tod ein Ereignis für den Menschen sein, das ihn zu einem geistigen Leben führt, in dem sich nicht die Früchte dieses irdischen Lebens finden könnten. Nehmen wir einen Menschen, der sein Leben nicht so angewendet hat, daß er die echten Früchte herausziehen kann. Er nimmt keine Früchte mit ins geistige Leben. Aber nur von diesen Früchten kann er im geistigen Dasein leben. Wenn er also keine Früchte mitbrächte, so würde er den «zweiten Tod» erleben. Dadurch, daß er dieses irdische Feld bearbeitet, dadurch wird er gerettet vor dem «zweiten Tod»: «Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tod» (Offenbarung Johannis 2, 11).
Nun gehen wir weiter, zur Gemeinde zu Pergamus. Sie ist der Repräsentant jener Epoche der Menschheit, die mehr und mehr heraustrat auf den physischen Plan, wo der Mensch in der Sternenschrift sah, was sein Geist ergründen konnte. Das ist dem Menschen
in der dritten Kulturepoche gegeben. Der Mensch wirkt durch das, was in seinem Innern ist. Dadurch, daß er ein Inneres hat, kann er das Äußere erforschen. Nur weil er mit einer Seele begabt war, konnte er die Sternenbahn erforschen, die Geometrie erfinden. Das nannte man die Erforschung durch das Wort, das in der Apokalypse des Johannes ausgedrückt ist durch «das Schwert des Mundes». Derjenige, der diesen Brief schreiben läßt, deutet daher darauf hin, daß die Gewalt dieser Epoche ein scharfes Wort ist, ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Das ist das Hermes-Wort der alten Priester, ist das Wort, durch das man die Naturkräfte und Sterne erforschte im alten Sinn, das ist diejenige Kultur, die vorzugsweise durch die inneren astralisch-seelischen Kräfte des Menschen gewonnen wird hier auf dem physischen Plan. Wenn sie noch in jener alten Form gewonnen wird, ist sie wirklich ein sehr zweischneidiges Schwert. Da steht die Weisheit hart an der Kante zwischen dem, was weiße und schwarze Magie ist, zwischen dem, was in die Seligkeiten führt, und dem, was ins Verderben mündet. Deshalb sagt er, daß er wohl weiß, daß da, wo die Repräsentanten dieser Epoche wohnen, auch des Satans Stuhl ist. Das deutet auf alles das hin, was hinwegführen kann von den wirklichen großen Zielen der Entwickelung. Und die «Lehre Balaams» ist keine andere als die Lehre der schwarzen Zauberer, denn das ist die Lehre der Volksverschlinger. Die Volksverschlinger, die Volkszerstörer sind die schwarzen Magier, die nur im Dienste ihrer eigenen Persönlichkeit arbeiten und alle Gemeinschaft zerstören, daher alles, was im Volke lebt, verschlingen. Aber das Gute dieser Kultur besteht darin, daß der Mensch gerade da beginnen kann, seinen Astralleib zu reinigen und zu verklären. Das nennt man das «verborgene Manna». Dasjenige, was bloß für die Welt ist, umgeändert in Gottesspeise, was nur für den egoistischen Menschen ist, umgewandelt in Göttliches, das nennt man «verborgenes Manna». Alle die Symbole hier zeigen an, daß der Mensch seine Seele reinigt, um zum reinen Träger von Manas sich zu machen.
Dazu ist es allerdings noch notwendig, durchzugehen durch die vierte Kulturepoche. Da erscheint der Erlöser, Christus Jesus, selber.
Es ist die Gemeinde zu Thyatira. Da kündigt er sich an als der «Sohn Gottes, der Augen hat wie Feuerflammen und seine Füße gleich wie Messing». Jetzt kündigt er sich an als Sohn Gottes, jetzt ist er der Führer der vierten Kulturepoche, wo der Mensch heruntergestiegen ist auf den physischen Plan, wo er selbst in den äußeren Kulturmitteln sein Abbild geschaffen hat. Jetzt ist die Periode gekommen, wo die Gottheit selber Mensch, selber Fleisch, selber Person wird, das Zeitalter, in dem der Mensch bis zu dem Grade der Persönlichkeit heruntergestiegen ist, wo in den Bildhauerwerken der Griechen die individualisierte Gottheit als Persönlichkeit erscheint, wo im römischen Bürger die Persönlichkeit auf den Weltenplan tritt. Dieses Zeitalter mußte zu gleicher Zeit einen Impuls dadurch erhalten, daß das Göttliche in Menschengestalt erscheint. Der herabgestiegene Mensch konnte nur gerettet werden dadurch, daß der Gott selber als Mensch erscheint. Der «Ich-bin» oder das Ich im astralischen Leib mußte den Impuls des Christus Jesus erhalten. Was früher nur im Keim sich zeigte, das Ich oder «Ich-bin», sollte auf den äußeren Plan der Weltgeschichte treten. Der Sohn Gottes darf daher als Führer der Zukunft sagen: «Und alle Gemeinden sollen erkennen den Ich-bin, der die Herzen und Nieren prüfet» (Offenbarung Johannis 2, 23). Auf das «Ich-bin», auf das vierte Glied der menschlichen Wesenheit, wird hier Gewicht gelegt. «Wie ich von meinem Vater empfangen habe; und ich will ihm geben den Morgenstern» (Offenbarung Johannis 2, 28).
Was bedeutet hier «Morgenstern»? Wir wissen, die Erde geht hindurch durch den Saturn, die Sonne, den Mond, die Erde, den Jupiter, die Venus und den Vulkan. So spricht man es gewöhnlich aus und so ist es auch richtig. Ich habe aber auch schon darauf hingewiesen, daß die Erdenentwickelung zerfällt in die Marszeit und in die Merkurzeit wegen des geheimnisvollen Zusammenhangs, der da in der ersten Hälfte des Erdzustandes zwischen Erde und Mars und in der zweiten Hälfte zwischen Erde und Merkur besteht. Daher setzt man an Stelle der Erde auch Mars und Merkur. Man sagt, die Erde geht durch in ihrer Entwickelung durch Saturn, Sonne, Mond,
Mars, Merkur, Jupiter, Venus. So haben wir also als das Gestirn, das als das eigentlich Tonangebende, als die Kraft im zweiten Zeitraum der Erde sich darstellt, den Merkur. Der Merkur ist der Stern, der uns repräsentiert die richtunggebende Kraft, als Richtung nach aufwärts, die der Mensch einschlagen muß.
Hier komme ich an eine Stelle, wo wir sozusagen ein kleines Geheimnis lüften müssen, das im Grunde genommen nur an dieser Stelle gelüftet werden darf. Man hat nämlich im Okkultismus für diejenigen, die die Geisteswissenschaft nur mißbrauchen würden und namentlich in älteren Zeiten mißbraucht hätten, immer gehabt das, was man nennen möchte eine Maske. Man hat sich nicht direkt ausgedrückt, sondern hat hingestellt etwas, was die wahre Sachlage verhüllen sollte. Nun hat sich die mittelalterliche Esoterik nicht anders zu helfen gewußt als durch grobe Mittel. Sie hat den Merkur Venus genannt und die Venus Merkur. In Wahrheit müßten wir, wenn wir im Sinne der Esoterik sprechen wollen, wie es der Apokalyptiker getan hat, den Merkur als Morgenstern ansprechen. Er meint mit Morgenstern den Merkur: Ich habe deinem Ich gegeben die Richtung nach aufwärts, durch den Morgenstern, den Merkur. Sie können auch noch in gewissen, wirklich die Sachlage treffenden Büchern des Mittelalters finden, daß die Sterne unseres Planetensystems so aufgezählt werden: Saturn, Jupiter, Mars, und auf die Erde folgen nicht wie jetzt Venus, Merkur, sondern umgekehrt Merkur, Venus. Daher heißt es hier: «Wie Ich von meinem Vater empfangen habe; und will ihm geben den Morgenstern.»
Und jetzt müßten wir kommen in unsere Epoche herein, der wir angehören, und wir müßten uns fragen: Erfüllt sich denn diese Offenbarung des Apokalyptikers bis in unsere Zeit herein? Wenn sie sich erfüllen würde, müßte zu uns sprechen derjenige, der durch die vier vorhergehenden Epochen gesprochen hat, und wir müßten seine Stimme verstehen lernen, müßten uns hineinfinden können in das, was unsere Aufgabe ist für das spirituelle Leben. Soll es eine spirituelle Geistesströmung geben und soll sie Weltmystik verstehen, dann muß diese Strömung, insofern sie übereinstimmen soll mit der Apokalypse des Johannes, das erfüllen, was der Sprecher,
der große Inspirator, fordert von dieser Epoche. Was fordert er, und wer ist er? Können wir ihn erkennen? Versuchen wir es.
«Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe» wir selbst müssen uns hier angesprochen fühlen : «Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne» (Offenbarung Johannis 3, 1). Was sind sie hier, die sieben Geister und die sieben Sterne? Im Ton des Apokalyptikers ist der Mensch, wie er uns hier erscheint, ein äußerer Ausdruck der sieben menschlichen Prinzipien, die wir aufgezählt haben. Das Prinzip des physischen Leibes, von dem der äußere physische Leib der Ausdruck ist, das Prinzip des Lebensleibes, dessen Ausdruck der Ätherleib ist, das Prinzip des astralischen Leibes, der umgewandelt Manas ergibt, Buddhi oder der umgewandelte Ätherleib, Atma oder der umgewandelte physische Leib, und mitten drinnenstehend das Ich-Prinzip: das sind die sieben geistigen Ingredienzien, in welche die göttliche Wesenheit des Menschen wie in Glieder eines Fächers auseinandergelegt ist. Nach dem technischen Ausdruck des Okkultismus nennt man diese sieben Prinzipien die sieben Geister des Gottes im Menschen. Und die sieben Sterne, das sind die Sterne, nach denen wir verstehen, was der Mensch heute ist und was er in der Zukunft werden soll. Wenn wir sie aufzählen, die aufeinanderfolgenden Sterne der Erdenverkörperung: Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan, dann sind das die sieben Sterne, die uns die Entwickelung des Menschen verständlich machen. Der Saturn hat dem Menschen die Anlage zu seinem physischen Leibe, die Sonne die zu seinem ätherischen, der Mond jene zum astralischen Leib und die Erde hat ihm das Ich gegeben. Die drei nächstfolgenden, Jupiter, Venus, Vulkan, bilden die geistigen Wesensglieder des Menschen aus. Verstehen wir den Ruf des Geistes, der diese sieben Sterne und die sieben Geister Gottes, die siebengliedrige Natur in der Hand hat, dann treiben wir im Sinne des Apokalyptikers Anthroposophie. Nichts anderes heißt Anthroposophie treiben, als zu wissen, daß hier hingedeutet wird auf die fünfte menschliche Entwickelungsepoche der nachatlantischen Zeit, zu wissen, daß wir in unserer Zeit, wo man am tiefsten heruntergestiegen ist in die Materie, in das spirituelle Leben
wieder hinaufschreiten sollen im Gefolge der großen Individualität, welche die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne uns zur Führerschaft gibt, damit wir uns zurechtfinden auf dem Wege.
Und wenn wir diesen Weg gehen, bringen wir in den sechsten Zeitraum hinein das richtige spirituelle Leben der Weisheit und der Liebe. Dann wird das, was wir uns erarbeiten als anthroposophische Weisheit, zum Liebesimpuls des sechsten Zeitraumes, der repräsentiert wird durch die Gemeinde, die schon in ihrem Namen sich als Repräsentant des sechsten Zeitraumes ausdrückt: die Gemeinde der Bruderliebe, Philadelphia. Alle diese Namen sind nicht umsonst gewählt. Der Mensch wird sein Ich entwickeln zur richtigen Höhe, so daß er selbständig wird und in Freiheit die Liebe jedem anderen Wesen entgegenbringt im sechsten Zeitraum, der repräsentiert ist durch die Gemeinde Philadelphia. Das soll als spirituelles Leben des sechsten Zeitraumes vorbereitet werden. Da werden wir das individuelle Ich in höherem Grade in uns gefunden haben, so daß keine äußere Kraft mehr in uns hineinspielen kann, wenn wir es nicht wollen; so daß wir zuschließen können und niemand ohne unseren Willen aufschließt, und wenn wir aufschließen, keine entgegengesetzte Macht zuschließt. Das ist der «Schlüssel Davids». Deshalb spricht derjenige, der den Brief inspiriert, daß er den Schlüssel Davids hat. «Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut und niemand schließt zu, der zuschließet und niemand tut auf» «Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen» das Ich, das in sich selbst sich gefunden hat (Offenbarung Johannis 3, 7).
Und der siebente Zeitraum wird diejenigen, die gefunden haben dieses spirituelle Leben, scharen um den großen Führer; er wird sie vereinigen um diesen großen Führer. Sie werden bereits so weit dem spirituellen Leben angehören, daß sie sich unterscheiden werden von denen, die abgefallen sind, von denen, die lau sind, «nicht kalt und nicht warm». Das Häuflein, welches die Spiritualität gefunden hat, wird verstehen den, der da sagen darf, indem er sich zu erkennen gibt: Ich bin derjenige, der in sich schließt das wirkliche
Endwesen, nach dem alles zusteuert. Denn dieses Endwesen, das bezeichnet man mit dem Worte «Amen». Daher Kapitel 3, 14: «Und dem Engel der Gemeinde zu Laodizea schreibe: Das saget der Amen» derjenige, der in seiner Wesenheit die Wesenheit des Endes darstellt.
So sehen wir, wie in der Apokalypse des Johannes gegeben ist der Inhalt einer Einweihung. Und die erste Stufe schon dieser Einweihung, wo wir den inneren Fortgang der sieben nachatlantischen Zeiten sehen, wo wir noch den Geist des physischen Planes sehen, zeigt uns, daß wir es zu tun haben mit einer Einweihung des Willens. Denn bis in unsere Zeit herein kann dieser Inhalt befeuernd wirken auf unseren Willen, wenn wir erkennen, daß wir hinhorchen sollen auf die Inspiratoren, die uns lehren, wenn wir verstehen lernen, was die sieben Sterne und die sieben Geister Gottes bedeuten, wenn wir verstehen lernen, daß wir die spirituelle Erkenntnis in die Zukunft hineintragen sollen.
VIERTER VORTRAG, Nürnberg, 21. Juni 1908
Es hat sich uns gestern ergeben, inwiefern die Apokalypse des Johannes prophetisch hinweist auf den Zyklus der Menschenentwickelung, der da liegt zwischen jener großen Umwälzung auf unserer Erde, welche die verschiedenen Völker als Sintflut bezeichnen, welche die Geologen charakterisieren als die Eiszeit, und jener Epoche, die wir als die des Krieges aller gegen alle bezeichnen. In dem Zeitraum zwischen diesen beiden Epochen liegt alles das, worauf das apokalyptische Buch mit den sieben Sendschreiben prophetisch hinweist, dieses Buch, das uns die Wesenheiten der vergangenen Zeiten zeigt, um daraus herzuleiten, was unseren Willen, unsere Impulse befeuern soll für die Zukunft. Und wir haben gesehen, wie wir selbst innerhalb der spirituellen Bewegung, in der wir stehen, die Worte des sogenannten fünften Sendschreibens als eine Aufforderung betrachten sollen, zu handeln, zu wirken. Wir haben gesehen, wie darauf hingewiesen wird, daß wir folgen sollen jener Wesenheit mit den sieben Geistern Gottes und den sieben Sternen. Und wir haben gesehen, wie durch diese spirituelle geistige Bewegung der nächstfolgende Zeitraum vorbereitet wird, der repräsentiert ist durch die Gemeinde von Philadelphia, der Zeitraum, in dem herrschen soll bei allen denen, welche das Wort der Aufforderung verstanden haben, jene Bruderliebe über die ganze Erde hin, die vorgezeichnet ist im Evangelium des Johannes. Darauf wird noch ein anderer, der siebente Unterzeitraum folgen, der dadurch bezeichnet wird, daß uns auf der einen Seite hingestellt wird alles das, was schlimm ist in der Gemeinde, die den siebenten Zeitraum repräsentiert, was lau ist, nicht heiß und nicht kalt, was sich nicht erwärmen konnte für das spirituelle Leben und daher abfallen muß, und auf der anderen Seite werden diejenigen gezeigt, die das Wort der Aufforderung verstanden haben, die die Gefolgschaft bilden werden dessen, der da sagt, Ich bin das Amen das
heißt: Ich bin der, der das Ziel der menschlichen Wesenheit in sich vereinigt, der das Christus-Prinzip in sich selber enthält.
Wir wollen nun alles das, was noch zur weiteren Erklärung der einzelnen Sendschreiben, was noch zur Rechtfertigung der einzelnen Namen der Städte hinzuzufügen wäre, für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren. Heute wollen wir weiterschreiten in unserer Betrachtungsweise zu dem, was sich dem Menschen bietet, wenn er die nächste Stufe der Einweihung beschreitet. Die sieben Unterzeiträume unseres Menschheitszyklus traten uns entgegen, und wir haben gesagt, daß dieser ganze Zyklus mit seinen sieben Unterkreisläufen selbst wiederum ein kleiner Zyklus ist in einem großen umfassenden Zeitenlauf, der gleichfalls sieben einzelne Epochen enthält. Unserem Zyklus von sieben Zeitläufen ging der atlantische voran, in dem sich die Rassen, deren Nachklänge jetzt noch vorhanden sind, ausgebildet haben. Unserem jetzigen Zyklus, das heißt dessen siebentem Unterzyklus, wird unmittelbar folgen ein anderer, wiederum aus sieben Gliedern bestehender Zeitraum. Diesen Zeitraum, den bereitet der jetzige auch mittelbar vor. So daß wir sagen können: Nach und nach wird sich unsere Kultur hineinleben in eine Kultur der Bruderliebe, wo ein verhältnismäßig kleiner Teil der Menschen verstanden haben wird das spirituelle Leben, vorbereitet haben wird den Geist und die Gesinnung der Bruderliebe. Diese Kultur wird dann wiederum einen kleineren Teil von Menschen aussondern, und der wird hinüberleben über jenes Ereignis, das so zerstörend auf unseren Kreislauf wirken wird, über den Krieg aller gegen alle. Bei diesem allgemein zerstörenden Elemente werden überall einzelne sein, die sich herausheben aus der übrigen, sich gegenseitig bekriegenden Menschheit, einzelne, die das spirituelle Leben verstanden haben und die den Grundstock bilden werden für eine neue, andere Epoche, die Epoche des sechsten Zeitraumes.
So ging es auch beim Herüberleben vom vierten Zeitlauf in unsere Zeit herein. Derjenige, der mit hellseherischen Blicken den Zeitenlauf zurückverfolgen kann, der kommt, wenn er hindurchgegangen ist durch die Zeiträume, die wir betrachtet haben den
griechisch-römischen, den ägyptisch-babylonischen, den altpersischen und den altindischen , wenn er hindurchgegangen ist auch durch die Zeit der großen Flut, er kommt dann in die atlantische Zeit hinein. Wir brauchen sie nicht ausführlich zu betrachten, aber wir müssen uns wenigstens klarmachen, wie sich diese atlantische Kultur herüberentwickelt hat. Auch da war es so, daß der große Teil der atlantischen Bevölkerung unreif war, sich weiterzuentwickeln, unfähig war, herüberzukommen in unsere Zeiten. Ein kleiner Teil, der in einem Gebiete in der Nähe des heutigen Irland lebte, entwickelte sich zur höchsten Kulturblüte des atlantischen Landes und zog gegen Osten. Wir müssen uns klar sein, daß dies nur der Hauptzug ist. Immer wanderten Völker von Westen nach Osten, und alle die späteren Völker in europäischen Gegenden, im nördlichen und im mittleren Europa, alle diese rührten her von jenem Zug, der da ging von Westen nach Osten. Nur war unter der Leitung eines großen Führers der Menschheit derjenige Teil der Bevölkerung, der es zur höchsten Blüte gebracht hatte, am weitesten vorgeschritten. Der siedelte sich in Mittelasien an als ein ganz kleiner Volksstamm von auserwählten Menschen, und von da aus ging die Kolonie nach jenen Kulturgebieten, die wir angeführt haben, von da aus ging die Kulturströmung nach Alt-Indien, nach Persien, Ägypten, Griechenland und so weiter.
Sie können nun leicht fragen: Ist das nicht ein ungeheuer harter Gedanke, daß ganze Völkermassen unreif werden und nicht die Fähigkeiten entwickeln, sich zu entfalten, daß nur eine kleine Gruppe fähig wird, den Keim zur nächsten Kultur abzugeben? Aber dieser Gedanke wird für Sie nicht mehr etwas Beängstigendes haben, wenn Sie unterscheiden zwischen Rassenentwickelung und Seelenentwickelung. Denn keine Seele ist dazu verdammt, innerhalb irgendeiner Rasse zu bleiben. Die Rasse kann zurückbleiben, eine Völkergemeinschaft kann zurückbleiben, die Seelen aber schreiten über die einzelnen Rassen hinaus. Wenn wir uns die Sache ganz genau vorstellen wollen, so müssen wir uns sagen: Alle Seelen, welche heute in den Körpern der zivilisierten Länder wohnen, waren einst in atlantischen Körpern verkörpert. Dort entwickelten
sich einige in entsprechender Weise weiter. Sie blieben nicht bei den atlantischen Körpern. Weil sie sich weiterentwickelt hatten, konnten sie die Seelen der auch weiter fortgeschrittenen Leiber werden. Nur diejenigen Seelen, die als Seelen zurückgeblieben waren, mußten Körper beziehen, die als Leiber auf einer niedrigen Stufe zurückgeblieben waren. Würden alle Seelen entsprechend vorwärtsgeschritten sein, so würde die zurückgebliebene Rasse entweder in sehr geringer Zahl vorhanden geblieben sein, oder es würden von neu hinzukommenden niedrigen Seelen ihre Leiber noch bewohnt worden sein. Denn es gibt immer Seelen, die zurückgebliebene Leiber bewohnen können. Keine Seele ist an einen zurückgebliebenen Leib gebunden, wenn sie sich nicht selber bindet.
Wie sich Seelen- und Rassenentwickelung verhält, das ist uns aufbewahrt in einem wunderbaren Mythus. Denken wir uns Rasse auf Rasse folgen, Kulturgemeinschaft auf Kulturgemeinschaft. Die Seele, die ihre Erdenmission in der richtigen Weise durchläuft, ist verkörpert in einer Rasse. Sie strebt innerhalb dieser Rasse, die Fähigkeit dieser Rasse eignet sie sich an, um das nächstemal in einer höheren Rasse verkörpert zu sein. Nur diejenigen Seelen, welche untergehen in der Rasse, die nicht herausstreben aus der physischen Materialität, die werden sozusagen durch ihre eigene Schwere in der Rasse zurückgehalten. Sie erscheinen ein zweites Mal in derselben Rasse, ein drittes Mal eventuell im Leibe gleichgestalteter Rassen. Solche Seelen wirken aufhaltend auf die körperliche Rasse. In einer Sage hat sich uns das schön erhalten.
Wir wissen ja, daß der Mensch dadurch weiterschreitet in der Bahn der Erdenmission, daß er den großen Führern der Menschheit folgt, die ihr die Ziele anweisen. Stößt er sie von sich, folgt er ihnen nicht, dann eben muß er bei seiner Rasse zurückbleiben, dann kann er nicht hinaus über sie. Denken wir uns einmal eine Persönlichkeit, die das Glück hat, einem großen Führer der Menschheit gegenüberzustehen, denken wir uns eine solche Persönlichkeit zum Beispiel, die dem Christus Jesus selber gegenübersteht, die sieht, wie er alle Zeichen tut, um die Menschheit vorwärtszuführen, die aber nichts wissen will von diesem Aufstieg, die hinwegstößt
den Menschheitsführer. Eine solche Persönlichkeit, eine solche Seele würde verurteilt sein, in der Rasse zu bleiben. Und wenn wir uns das radikal ausgestaltet denken, so müßte eine solche Seele immer wieder und wieder in derselben Rasse erscheinen, und wir haben die Sage von Ahasver, der immer wieder in derselben Rasse erscheinen muß, weil er den Christus Jesus von sich stieß.
In solchen ehernen Sagentafeln werden uns die großen Wahrheiten der Menschheitsentwickelung hingestellt. Seelenentwickelung und Rassenentwickelung müssen wir trennen. Keine Seele hat unverdient in alten Körpern bleiben müssen, keine Seele wird unverdient bleiben in den Leibern unseres Zeitalters. Die Seelen, die hören werden die Stimme, die da ruft, um vorwärtszuschreiten, sie werden über die große Zerstörungsperiode des Krieges aller gegen alle hinüberleben und in neuen Leibern erscheinen, in Leibern ganz anderer Art als die heutigen. Denn es ist sehr kurzsichtig, wenn man sich zum Beispiel die atlantischen Leiber der Menschen so denkt wie die heutigen Leiber. Im Laufe von Jahrtausenden ändern sich die Menschen auch der äußeren Physiognomie nach, und der Mensch, der nach dem großen Kriege aller gegen alle kommen wird, wird ganz anders gestaltet sein als der heutige. Heute ist der Mensch so gestaltet, daß er in einer gewissen Beziehung in sich verbergen kann sein Gutes und sein Böses. Zwar verrät die Physiognomie des Menschen schon viel, und derjenige, der sich darauf versteht, wird manches aus den Gesichtszügen lesen können. Aber es ist heute doch möglich, daß der Schurke holdselig lächelt mit der unschuldigsten Miene und für einen Ehrenmann gehalten wird. Und auch das Umgekehrte ist möglich, daß unerkannt bleibt, was in der Seele lebt an guten Trieben. Es ist möglich, daß alles das, was in der Seele an Gescheitheit und Dummheit lebt, an Schönheit und Häßlichkeit, daß es sich verbirgt hinter der allgemeinen Physiognomie, die dieser oder jener Menschenschlag hat. Solches wird in jenem Zeitraum, der dem unsrigen folgen wird nach dem großen Krieg aller gegen alle, nicht mehr der Fall sein. Auf der Stirne und in der ganzen Physiognomie wird dem Menschen geschrieben sein, ob er gut ist oder böse. Das Innerste der Seele wird der Mensch als
Physiognomie in seinem Antlitz tragen, ja, der ganze Leib wird ein Abbild sein dessen, was in seiner Seele lebt. Wie sich der Mensch in sich selbst entwickelt hat, ob er die guten oder bösen Triebe entfaltet hat, das wird an seiner Stirne geschrieben sein. Und zweierlei Menschen werden nach dem großen Krieg aller gegen alle vorhanden sein. Diejenigen, die sich vorher bemüht hatten, dem Ruf zu folgen, der zum spirituellen Leben aufrief, die der Spiritualisierung, der Veredlung des seelisch-geistigen Lebens folgten, sie werden dieses seelisch-geistige Leben auf ihren Antlitzen tragen und in ihren Gesten, in ihren Handbewegungen zum Ausdrucke bringen. Und jene, die sich abgekehrt haben von dem spirituellen Leben, wie sie uns repräsentiert sind durch die Gemeinde zu Laodizea, die da lau waren, nicht warm und nicht kalt, die werden hinüberleben in das andere nächste Zeitalter als solche, die die Menschheitsevolution verzögern, die die rückständigen Kräfte der Entwickelung bewahren. Sie werden die bösen, die dem Geistigen feindlichen Leidenschaften und Triebe und Instinkte auf dem häßlichen, unintelligenten, auf dem böseblickenden Antlitz tragen. Sie werden in ihren Gesten und der Handhabung von allem, was sie tun, ein äußeres Abbild bilden dessen, was an Häßlichem in ihrer Seele lebt. Wie sich die Menschen auseinandergetrennt haben in Rassen, in Kulturgemeinschaften, so werden sie sich in zwei große Strömungen scheiden, in die gute und in die böse. Und man wird es ihnen ansehen nicht mehr werden sie es verleugnen können, die einzelnen Menschen , wozu sie ihre Seele gebracht haben.
Wenn wir zurückschauen, wie sich die Menschheit bisher entwickelt hat im Gang unserer Erde, so werden wir diese eben charakterisierte Zukunftsentwickelung durchaus damit im Einklange finden. Schauen wir zurück auf den Ursprung unserer Erdenentwickelung, nachdem Saturn, Sonne, Mond und ein längerer Zwischenraum vorüber waren. Da tauchte die Erde neu heraus aus dem Weltendunkel. Damals, in der ersten Zeit der Erdenentwickelung, waren noch keine anderen Geschöpfe auf der Erde als der Mensch. Er ist der Erstgeborene. Er war ganz geistig. Denn die Verleiblichung besteht in einer Verdichtung. Denken wir uns einmal eine
Wassermasse, die frei schweben könnte. Durch irgendeinen Vorgang in dieser Wassermasse werden Teile kristallisiert. Wir denken uns zuerst einen kleinen Teil des Wassers kristallisiert zu Eis, und dann, daß derselbe Vorgang sich immer wiederholt. Und nun denken wir uns, daß ein Teil der Wassermassen die kleinen Eisstückchen, die herauskristallisiert sind, hat fallen lassen, so daß diese kleinen Eisstückchen nun abgetrennt sind von der ganzen Wassermasse. Weil nun jedes kleine Eisstückchen sich nur so lange vergrößern kann, als es innerhalb der ganzen Wassermasse ist, so bleibt es, wenn es herausgefallen ist aus dieser Masse, auf der Stufe, auf der es steht. Denken wir uns einen Teil der Wassermassen als kleine Eisstückchen ausgesondert, denken wir uns weiter fortschreitend das Gefrieren der Wassermassen und auf einer nächsten Stufe wiederum sich anschließend an die kleinen Eisklümpchen neue Wassermassen, diese dann wiederum herausfallend, und so fort, bis zum Schluß ein ganz großer Teil aus der Wassermasse sich herauskristallisiert und Eisgestalt annimmt. Dieser letztere hat am meisten herausgenommen aus der Wasser-Muttersubstanz, er hat am längsten warten können, bevor er sich getrennt hat von dieser Wasser-Muttersubstanz.
So ist es mit der Entwickelung. Die niedersten tierischen Wesen haben nicht warten können, haben zu früh verlassen ihre geistige Muttersubstanz und sind daher auf einer früheren Evolutionsstufe stehengeblieben. Und so bedeuten die stufenweise heraufsteigenden niederen Wesen in der Entwickelung stehengebliebene Stufen. Der Mensch hat bis zuletzt gewartet, zuletzt erst hat er seine geistig-göttliche Muttersubstanz verlassen und ist herabgestiegen als dichte Masse in fleischliche Gestalt. Die Tiere sind früher herabgestiegen und daher stehengeblieben. Weshalb das geschehen ist, werden wir später sehen, jetzt interessiert uns die Tatsache, daß sie heruntergestiegen sind und frühere Stufen der Entwickelung festgehalten haben. Was ist also eine Tiergestalt? Eine Gestalt, die, wenn sie mit dem Geist, aus dem sie hervorgegangen ist, verbunden geblieben wäre, sich bis zur heutigen Menschheit heraufentwickelt hätte. So aber sind sie stehengeblieben, so haben sie den geistigen Keim ver-
lassen, sie haben sich abgespalten und stehen heute im Niedergang, stellen dar einen Zweig des großen Menschheitsbaumes. Der Mensch hat gleichsam die Tierheit in sich gehabt in alten Zeiten, hat sie aber als Seitenzweige herausgespalten. Alle Tiere in ihren verschiedenen Formen stellen nichts anderes dar als zu früh verdichtete einzelne menschliche Leidenschaften. Was der Mensch heute noch geistig hat in seinem Astralleib, das stellen die Tiergestalten einzeln physisch dar. Er hat das im Astralleib bewahrt bis zum spätesten Zeitraum im Erdendasein. Daher konnte er am höchsten hinaufschreiten.
Auch jetzt hat der Mensch etwas in sich, was als ein abwärtsgehender Zweig, wie die anderen Tiergestalten, heraus muß aus der allgemeinen Entwickelung. Was der Mensch in sich hat als Anlagen zum Guten und Bösen, zum Gescheiten und Dummen, zum Schönen und Häßlichen, das stellt die Möglichkeit eines Aufwärtsganges und eines Zurückbleibens dar. Wie die Tiergestalt sich herausentwickelt hat, wird sich die Rasse der Bösen mit den häßlichen Angesichtern herausentwickeln aus der fortschreitenden Menschheit, die der Spiritualisierung entgegengeht und das spätere Menschheitsziel erreicht. So wird eine Zukunft nicht nur die Tiergestalten sehen, die verkörperte Abbilder der menschlichen Leidenschaften sind, sondern es wird in einer Rasse leben, was der Mensch jetzt in seinem Innern als Teil des Bösen birgt, was er heute noch verbergen kann, was aber später erscheinen wird. Was dereinst hauptsächlich erscheinen wird, das wird uns durch eine Betrachtung klar werden, die Ihnen vielleicht seltsam dünken wird.
Es muß uns klar sein, daß diese Absonderung der Tiergestalten tatsächlich für den Menschen notwendig war. Jede Tiergestalt, die sich in der verflossenen Zeit vom allgemeinen Strom abgesondert hat, bedeutet, daß der Mensch um ein Stück weitergeschritten ist. Denken Sie sich, daß alle Eigenschaften, die in der Tierheit zerstreut sind, im Menschen waren. Er hat sich davon gereinigt. Dadurch konnte er sich höherentwickeln. Wenn wir eine trübe Flüssigkeit vor uns haben und das Grobe derselben sich als Bodensatz setzen lassen, so bleibt das Feinere oben übrig. Ebenso hat sich in
den Tiergestalten das Gröbere, das der Mensch nicht zu seinem heutigen Entwickelungszustand hätte brauchen können, wie Bodensatz abgesetzt. Dadurch, daß der Mensch diese Tiergestalten als seine älteren Brüder aus seiner Entwickelungsreihe hinausgeworfen hat, ist er zu seiner jetzigen Höhe gekommen. So steigt die Menschheit, indem sie die niederen Gestalten aus sich heraussondert, um sich zu reinigen. Und weiter wird die Menschheit steigen, indem sie wiederum ein Naturreich, das Reich der bösen Rasse, aussondern wird. So steigt die Menschheit aufwärts. Und jede Eigenschaft, die der Mensch heute hat, verdankt er dem Umstande, daß er eine bestimmte Tiergestalt herausgesetzt hat. Wer mit dem Blicke des Hellsehers die verschiedenen Tiere ansieht, der weiß genau, was wir dem einzelnen Tiere verdanken. Da sehen wir auf die Löwengestalt und sagen uns: Wäre der Löwe nicht, dann hätte der Mensch diese oder jene Eigenschaft nicht, denn dadurch, daß er ihn herausgesetzt hat, hat er sich diese oder jene Eigenschaft angeeignet. Und so ist es bei allen übrigen Gestalten der Tierwelt.
Nun sind unsere ganzen fünf Menschheitsentwickelungsepochen, die verschiedenen Kulturetappen von der altindischen bis herauf zu der unsrigen, eigentlich dazu da, um die Intelligenz, den Verstand und alles, was mit zu diesen zwei Fähigkeiten und Kräften gehört, zu entwickeln. Das alles war in der atlantischen Zeit nicht da. Gedächtnis war vorhanden und auch andere Eigenschaften, aber die Intelligenz zu entwickeln mit dem, was dazu gehört, mit dem Zugewandtsein des Blickes auf die äußere Welt, das ist die Aufgabe des fünften Zeitraumes. Derjenige, der den Hellseherblick auf die Umwelt richtet, fragt: Welcher Tatsache verdanken wir, daß wir Menschen intelligent geworden sind? Welche Tiergestalt haben wir herausgesetzt, um intelligent zu werden? So sonderbar, so grotesk es erscheinen mag, so wahr ist es: Wären um uns nicht die Tiere, die repräsentiert sind durch die Pferdenatur, der Mensch hätte sich niemals die Intelligenz aneignen können.
Das fühlte noch der Mensch in früherer Zeit. Alle die intimen Verhältnisse, die sich zwischen gewissen Menschenrassen und dem Pferde abspielen, rühren her von einem Gefühl, das sich verglei-
chen läßt mit dem geheimnisvollen Gefühl der Liebe zwischen den beiden Geschlechtern, von einem gewissen Gefühl dafür, was der Mensch diesem Tiere verdankt. Deshalb, als heraufkam die neue Kultur in der altindischen Zeit, war es ein Pferd, das eine geheimnisvolle Rolle im Kultus, im Götterdienste bildete, und alles, was sich an Gebräuchen an das Pferd anknüpft, führt auf diese Tatsache zurück. Wenn Sie bei Völkern, die noch nahe dem alten Hellsehen waren, bei den alten Germanen zum Beispiel, Umschau halten und sehen, wie sie Pferdeschädel vor ihren Häusern angebracht haben, so führt Sie das zurück auf dieses Bewußtsein: der Mensch ist hinausgewachsen über den unintelligenten Zustand dadurch, daß er diese Form abgesondert hat. Es ist ein tiefes Bewußtsein vorhanden dafür, daß die Erlangung der Klugheit damit zusammenhängt. Sie brauchen sich nur an Odysseus zu erinnern, an das hölzerne Pferd von Troja. Oh, in solchen Sagen liegt tiefe Weisheit, viel tiefere Weisheit als in unserer Wissenschaft. Nicht umsonst ist ein solcher Typus verwendet in der Sage wie der Pferdetypus. Herausgewachsen ist der Mensch aus einer Gestalt, die sozusagen das, was im Pferde verkörpert ist, noch in sich hatte, und in der Gestalt des Kentauren hat die Kunst noch hingestellt einen Menschen, wie er verbunden war mit diesem Tier, um an die Entwickelungsstufe des Menschen zu erinnern, aus der er herausgewachsen ist, von der er sich losgerungen hat, um der heutige Mensch zu werden.
Was so sich abgespielt hat in der Vorzeit, um zu unserer gegenwärtigen Menschheit zu führen, das wiederholt sich auf höherer Stufe in der Zukunft. Es ist aber nicht etwa so, als ob sich nun in der Zukunft dasselbe in der physischen Welt abspielen müßte. Für denjenigen Menschen, der an der Grenze zwischen dem astralischen und dem Devachanplan hellsehend wird, zeigt es sich, wie der Mensch immer mehr und mehr veredelt und ausbildet, was er der Absonderung der Pferdenatur verdankt. Die Spiritualisierung der Intelligenz wird er bewirken. Was heute bloßer Verstand, bloße Klugheit ist, wird er zur Weisheit, zur Spiritualität erheben nach dem großen Krieg aller gegen alle. Das werden diejenigen erleben, die dann das Ziel erreicht haben werden. Was sich infolge der
Absonderung der Pferdenatur in der Menschheit entwickeln konnte, das wird sich in seiner Frucht zeigen.
Und jetzt denken wir uns einen Hellseher, der hineinschaut in die Menschenzukunft. Was wird sich ihm zeigen? Alles, was der Mensch vorbereitet hat durch die sieben Kulturzeiträume denn seine Seele war verkörpert in den vergangenen Kulturen und wird es auch in den zukünftigen sein , alles das wird in einem folgenden Zeitraum verkörpert sein und hinüberleben über den großen Krieg aller gegen alle in das spirituellere Zeitalter hinein. In jedem Zeitraum nahm er auf, was aufzunehmen war. Denken Sie sich zurück mit Ihrer Seele, wie Sie gelebt haben in der altindischen Kultur. Da haben Sie aufgenommen die wunderbaren Lehren von den heiligen Rishis; wenn Sie sie auch vergessen haben, später werden Sie sich ihrer erinnern. Und weiter sind Sie geschritten von einer Verkörperung zur anderen. Sie haben lernen können, was die persische, die ägyptische, die griechisch-römische Kultur ermöglichten. Das ist heute in der Seele darinnen. Heute zeigt es sich im Antlitz noch nicht als äußerer Ausdruck. Sie werden weiterleben in die Zeit hinein von Philadelphia, Sie werden weiterleben in die Zeit, die beherrscht werden wird von dem Amen, und immer mehr und mehr wird sich eine Menschheitsgemeinschaft entwickeln, welche in den Antlitzen der Menschen zeigen wird, was sich in unseren Zeiträumen vorbereitet hat. Was jetzt in Ihrer Seele schon arbeitet, was Sie aufgenommen haben durch den indischen Zeitraum, wird sich in Ihrer Physiognomie zeigen in dem ersten Unterzeitraum der nächstfolgenden Periode, nach dem großen Krieg aller gegen alle, und was sich der Mensch angeeignet hat im altpersischen Zeitraume, wird das Antlitz verändern auf der zweiten Stufe, und so Stufe für Stufe. Alles das, was Sie, wie Sie jetzt hier sitzen, mit Ihren Seelen aufnehmen, die spirituellen Lehren von heute, die sich mit Ihren Seelen verbinden, das wird seine offenbaren Früchte tragen in der Zeit nach dem großen Kriege. Heute vereinigen Sie das, was die sieben Geister Gottes geben und die sieben Sterne, mit dem Leben ihrer Seele. Sie tragen es nach Hause. In Ihren Antlitzen wird niemand es heute lesen und auch noch nicht nach Jahrhun-
derten, aber nach jenem großen Krieg aller gegen alle wird es herauskommen. Da wird ein fünfter Zeitraum kommen und da werden Sie in Ihrem Antlitz das Abbild davon tragen. An Ihrer Stirne wird es Ihnen geschrieben sein, was Sie sich jetzt erarbeitet haben, was jetzt Ihre Gedanken und Gefühle sind.
So wird stufenweise nach dem großen Kriege aller gegen alle herauskommen, sich enthüllen, was jetzt in die Seele hineinverborgen wird. Denken wir uns den Anbruch des großen Krieges: Die Seele, die gehört hat den Ruf, den von Periode zu Periode das Christus-Prinzip hat ertönen lassen, sie wird hinüberleben in alles dasjenige, was in den Sendschreiben angedeutet ist. Sieben Zeiträume hindurch ist hineingelegt worden, was diese Zeiträume geben können. Stellen wir uns die Seele vor, wie sie wartet, wie sie hinüberwartet. Siebenmal versiegelt ist sie. Jeder Kulturzeitraum hat ihr ein Siegel angelegt. Versiegelt ist in Ihnen das, was die Inder in die Seele geschrieben haben, versiegelt ist in Ihnen, was die Perser, Ägypter, Griechen, Römer in die Seele geschrieben haben und was unsere Kulturepoche hineinschreibt. Gelöst werden die Siegel, das heißt äußerlich offenbar erscheinen die Dinge, die hineingeschrieben werden, nach dem großen Kriege aller gegen alle. Und das Prinzip, die Kraft, welche die Menschen dahin führt, daß die wahren Früchte unserer Kulturzeiträume erscheinen auf den Antlitzen, dieses Prinzip, diese Kraft haben wir zu sehen im Christus Jesus. Sieben Siegel müssen gelöst werden von einem Buch. Welches ist dies Buch? Wo ist es?
Wir wollen uns klarmachen, was im Sinne der Schrift ein Buch, eine Bibel ist. Das Wort «Buch» kommt in der Bibel nur an ganz wenigen Stellen vor. Das darf man nicht übersehen. Es kommt vor, wenn Sie aufschlagen im Alten Testament 1. Buch Mose 5, 1: «Dies ist das Buch von des Menschen Geschlecht. Da Gott den Menschen schuf, machte er ihn nach dem Gleichnis Gottes und schuf sie einen Mann und ein Weib», und so weiter. Dann können Sie aufschlagen, wo Sie wollen, Sie finden das Wort «Buch» erst wiederum im ersten Evangelium, Kapitel 1: «Dies ist das Buch von der Geburt Jesu Christi, der da ist ein Sohn Davids, des Sohnes
Abrahams. Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob» und so weiter. Wiederum werden die Geschlechter aufgezählt. Es wird aufgezählt, was durch lange Reihen hindurchfließt. Und wiederum erscheint der Ausdruck «Buch» hier in der Apokalypse des Johannes. Er erscheint da, wo gesagt wird, daß das Lamm allein würdig ist, das Buch mit den sieben Siegeln zu öffnen. Der Ausdruck «Buch» wird immer einheitlich, nie anders gebraucht. Nun muß man eben die Urkunden wörtlich verstehen. Ein Buch in unserem heutigen Sinne ist nicht damit gemeint. Viel eher hat der Ausdruck «Grundbuch» die alte Bedeutung des Wortes Buch bewahrt. Das Wort Buch wird da angewendet, wo aufeinanderfolgend etwas eingetragen wird, das eins von dem anderen abhängt, wo also der Besitz eingetragen wird, damit er sich forterben kann. Wir haben es mit einer solchen Urkunde zu tun, wodurch eine Grundlage geschaffen wird für dasjenige, was sich fortpflanzt. Für das Alte Testament haben wir es bei dem Worte Buch mit einer Urkunde zu tun, in der die Geschlechter, die durch das Blut sich vererben, aufgezeichnet werden. In keinem anderen Sinne wird es da gebraucht, als daß die Geschlechter aufgezeichnet werden. Ebenso ist es nachher im ersten Evangelium angewandt für die Aufzeichnung von Geschlechterfolgen. Was also sich in der Zeit folgt, das ist in einem «Buche» aufgeschrieben. Nie ist mit Buch etwas anderes gemeint als die Aufzeichnung dessen, was in der Zeit folgt, also ungefähr in dem Sinne von Chronik, Geschichte.
Das Lebensbuch, das jetzt angelegt wird in der Menschheit, in der von Kulturzeitraum zu Kulturzeitraum in dem Ich des Menschen eingeschrieben wird, was jeder Zeitraum gibt, dieses Buch, das in die Seelen der Menschen geschrieben ist und das entsiegelt wird nach dem großen Krieg aller gegen alle, dies Buch ist auch hier in der Apokalypse gemeint. In diesem Buch werden sie stehen, die Eintragungen der Kulturzeiträume. So wie durch die Generationen die Eintragungen gemacht worden sind in die Geschlechtsregister der alten Bücher, so ist es auch hier, nur daß jetzt das eingetragen wird, was sich der Mensch geistig erwirbt. Und da er sich durch Klugheit erwirbt, was in unserem Zeitraum zu erwerben ist,
so wird nach und nach das Fortschreiten dieser Entwickelung imaginativ darzustellen sein durch das Symbolum, das der Klugheit entspricht. Dadurch, daß der Mensch den indischen Zeitraum durchlebt hat in einer Stimmung, in der er absah von der physischen Welt und den Blick hinaufrichtete nach dem Geistigen, dadurch wird er in dem ersten Zeitraum nach dem Kriege aller gegen alle über das Physisch-Sinnliche siegen. Sieger wird der Mensch sein dadurch, daß er sich aneignet, was sich im ersten Zeitraum in seine Seele geschrieben hat. Und weiter: Was sich im zweiten Kulturzeitraum herausstellte, die Überwindung der Materie durch die Urperser, diese Überwindung erscheint uns im zweiten Zeitraum nach dem Kriege aller gegen alle: das Schwert, das da bedeutet das Instrument zum Besiegen der äußeren Welt. Was sich der Mensch angeeignet hat in der babylonisch-ägyptischen Kulturepoche, als er die Maße lernte, als er lernte alles gerecht abzumessen, das tritt uns im nächsten Zeitraum nach dem großen Kriege aller gegen alle entgegen als dasjenige, was angezeigt wird durch die Waage. Und der vierte Zeitraum zeigt uns an, was zum Wichtigsten gehört, das, was der Mensch im vierten Zeitraum unseres Zyklus durch den Christus Jesus und sein Erscheinen sich angeeignet hat: das geistige Leben, die Unsterblichkeit des Ich. Daß alles, was nicht zur Unsterblichkeit geeignet ist, was dem Tode geweiht ist, abfällt, das muß sich für diesen vierten Zeitraum zeigen.
So kommt nacheinander alles das heraus, was sich in unseren Zeiträumen vorbereitet hat, und es kommt heraus dadurch, daß es uns durch das Symbolum angedeutet wird, das der Intelligenz entspricht. Lesen wir die Entsiegelung der ersten vier Siegel im sechsten Kapitel der Apokalypse des Johannes, wir werden sehen, das, was hier enthüllt wird, drückt uns Stufe für Stufe in gewaltiger Symbolik aus, was einst offenbar werden wird. «Und ich sah, und siehe, ein weiß Pferd» das ist die Andeutung, daß die spiritualisierte Intelligenz herauskommt «und der darauf saß, hatte einen Bogen; und ihm ward gegeben eine Krone, und er zog aus zu überwinden, und daß er siegte. Und da es das andere Siegel auftat, hörte ich das andere Tier sagen: Komm! Und siehe, es ging heraus ein ander
Pferd, das war rot, und dem, der darauf saß, ward gegeben, den Frieden zu nehmen von der Erde, und daß sie sich untereinander erwürgeten» daß zugrunde gehe, was nicht wert ist mitzugehen im Aufstieg der Menschheit «und ihm ward gegeben ein groß Schwert. Und da es das dritte Siegel auftat, hörete ich das dritte Tier sagen: Komm! Und ich sahe, und siehe, ein schwarz Pferd, und der darauf saß, hatte eine Waage in seiner Hand. Und ich hörete eine Stimme unter den vier Tieren sagen: Ein Maß Weizen um einen Groschen und drei Maß Gerste um einen Groschen» Maß und Groschen, um hinzudeuten auf das, was die Menschheit gelernt hat innerhalb des dritten Zeitraums: die Früchte werden hinübergetragen und entsiegelt. Und im vierten Zeitraum ist Christus Jesus erschienen, um den Tod zu überwinden, und es zeigt sich die Offenbarung dieser Errungenschaft: «Und da es das vierte Siegel auftat, hörete ich die Stimme des vierten Tieres sagen: Komm! Und ich sahe, und siehe, ein fahl Pferd, und der darauf saß, des Name hieß Tod, und die Hölle folgete ihm nach.» «Siehe, ein fahl Pferd»: all das fällt ab, verfällt in die Rasse der Bösen; was aber den Ruf gehört hat, was den Tod überwunden hat, macht das spirituelle Leben mit. Die das «Ich-bin» und seinen Ruf verstanden haben, das sind diejenigen, die den Tod überwunden haben. Sie haben die Intelligenz spiritualisiert. Und jetzt kann das, was sie geworden sind, nicht mehr durch das Pferd symbolisiert werden. Ein neues Symbolum muß auftreten für diejenigen, die verstanden haben zu folgen dem Rufe dessen, der da hat die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne. Sie erscheinen jetzt unter dem Symbolum derer, die da mit weißen Kleidern angetan sind, die da die Hülle des unsterblichen, des ewigen geistigen Lebens angenommen haben.
Und weiter wird uns nun erzählt, wie herauskommt alles das, was hinaufgeht ins Gute, was hinuntergeht ins Böse. Das wird uns klar zum Ausdrucke gebracht. «Und da es das fünfte Siegel auftat, sahe ich unter dem Altar die Seelen derer, die erwürget waren um des Wortes Gottes willen und um des Zeugnisses willen, das sie hatten. Und sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, wie lange richtest du nicht und
rächest nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen? Und ihnen wurde gegeben einem jeglichen ein weiß Kleid, und ward zu ihnen gesagt, daß sie ruheten noch eine kleine Zeit, bis daß vollends dazukämen ihre Mitknechte und Brüder, die auch sollten noch ertötet werden gleich wie sie» der äußeren Gestalt nach ertötet werden und im Spirituellen wieder aufleben. Wie kommt das zum Ausdruck?
Vergegenwärtigen wir uns, was aus der äußeren sinnlichen Welt wird im rechten anthroposophischen Leben. Wie haben wir sie geschildert, die sieben Sterne? Wir sind zurückgegangen zum Saturn und haben gezeigt, wie der physische Menschenleib entstanden ist, wie er aus Wärme zusammengefügt war. Wir haben gesehen, wie die Sonne herauskam. Im Geiste haben wir nachgezeichnet diese Welt. Die Sonne ist für uns nicht bloß eine physische Sonne, sie ist die Bringerin des Lebens, das als geistiges Leben in seiner höchsten Form erscheinen wird in der Menschenzukunft. Der Mond ist für uns das Element, das den Sturmschritt des Lebens aufhält und den Menschen so weit verlangsamt, wie es nötig ist. So sehen wir geistige Mächte in Sonne und Mond. Und das, was wir als anthroposophische Weisheit uns aneignen, auch das erscheint im zukünftigen Zeitraum richtig symbolisiert: Sonne und Mond erscheinen vor unserem geistigen Blick als dasjenige, was uns Menschen auferbaut hat. Symbolisch verschwindet der äußere physische Sonnenball, der äußere Mond, und wird wie ein menschliches Wesen, aber in Elementarform. «Und ich sahe, daß es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut.» Das alles ist die symbolische Erfüllung dessen, was wir suchen im spirituellen Leben.
So sehen wir, daß in bedeutsamen Bildern für den nächsten Zeitraum prophezeit wird, was sich in diesem Zeitraum vorbereitet. Heute tragen wir unsichtbar in uns jene Verwandlung, die wir mit Sonne und Mond vornehmen, wenn sich das Physische verwandelt in die geistigen Elemente. Wenn der hellseherische Blick sich in die Zukunft wendet, dann verschwindet in der Tat das Phy-
sische, und das Symbol der Spiritualisierung der Menschheit tritt vor uns hin.
In etwas gewagten Zügen haben wir heute angedeutet, was die sieben Siegel und ihre Enthüllung in der Apokalypse uns sagen sollen. Wir müssen allerdings noch tiefer darauf eingehen, dann wird uns manches von dem, was uns heute unwahrscheinlich erscheinen könnte, vollständig deutlich. Aber wir sehen schon, wie innerlich sich zusammenordnen die gewaltigen Bilder, die der Seher gesehen hat von Gegenwart und Zukunft der Menschheitsentwickelung, wie das hineingeht in eine weitere Zukunft und uns dadurch immer stärkere Impulse gibt, selbst hineinzuleben in die Zukunft, Hand anzulegen zur Spiritualisierung des Menschenlebens.
FÜNFTER VORTRAG, Nürnberg, 22 Juni 1908
Gestern haben wir gesehen, wie das Menschengeschlecht sich entwickeln wird, wenn unser gegenwärtiger Zeitenzyklus einst abgelaufen sein wird; wie es sich sozusagen spalten wird in zwei Strömungen, in die gute und die böse Rasse, und wie uns die Geheimnisse dieser Zukunft entsiegelt werden durch die sieben Siegel, die bildlich gelöst werden in der Apokalypse des Johannes. Nach dieser allgemeinen Auseinandersetzung über das Heraustreten dessen in der äußeren Physiognomie, was sich in unserem Zeitenzyklus in den Seelen der Menschen vorbereitet, könnte nun leicht jemand fragen: Wie kommt es, daß der Apokalyptiker in so furchtbaren Bildern gerade die ersten der Siegel bespricht? Diese Frage werden wir uns am besten dadurch beantworten, daß wir heute in unsere ganze apokalyptische Auseinandersetzung eine Zwischenbetrachtung einschieben.
Bis jetzt haben wir den Satz zu erhärten versucht, daß die Apokalypse des Johannes darstellt eine Einweihung, die christliche Einweihung, und daß durch diese christliche Einweihung die Zukunft der Menschheit zur Enthüllung kommt. Wir werden nun alles Weitere am besten dadurch vor unsere Seele führen, daß wir heute einmal zurückblicken und uns noch einmal die Zeiten vergangener Menschheitsentwickelung vor die Seele rücken. Und gerade so weit wollen wir das tun, als wir es zur Erklärung der Apokalypse brauchen. Die Grundzüge, um die es sich dabei handelt, kennen Sie schon. Sie wissen, daß unsere Erde, so wie sie heute den Wohnplatz der Menschen bildet, einmal in urferner Vergangenheit ihren Anfang genommen hat, daß sie aber als Erde die Wiederverkörperung einer anderen planetarischen Wesenheit war, die man gewöhnlich den alten Mond nennt, oder auch den Kosmos oder den Planeten der Weisheit, im Gegensatz zu unserer heutigen Erde, die wir bezeichnen als den Kosmos oder den Planeten der Liebe. Aber auch
dieser Kosmos der Weisheit oder der alte Mond ist nur die Wiederverkörperung eines noch früheren Zustandes, den wir den Sonnenplaneten nennen, also nicht den Fixstern Sonne, sondern den Sonnenplaneten. Und dieser Sonnenplanet ist die Wiederverkörperung des alten Saturn. So daß wir vier aufeinanderfolgende Zustände unseres planetarischen Daseins zu unterscheiden haben, die wir nennen Saturn, Sonne, Mond und Erde.
Nunmehr wollen wir, soweit wir das brauchen für die Erklärung der Apokalypse des Johannes, diese vier Zustände unseres planetarischen Daseins beschreiben. Wenn Sie hellseherisch zurückgehen bis zum alten Saturndasein, dann kommen Sie an einen merkwürdigen Planeten. Dieser alte Saturn ist ein Weltkörper, auf dem noch nichts zu finden ist von dem, was wir heute Mineralien, feste, erdige Stoffe nennen. Nichts ist vorhanden von unserer heutigen Tierwelt und Pflanzenwelt, nichts von dem, was wir heute Wasser oder flüssige Stoffe nennen, nichts von dem, was wir als Luftstrom oder Gase kennen. Wenn Sie sich vorstellen würden, daß Sie mit den heutigen Augen die es ja damals noch nicht gegeben hat irgendwo im Weltenraum wären und sich diesem Saturn näherten, Sie würden in seinem Anfangszustand nichts sehen können, denn er leuchtet noch nicht. Also mit Ihren Augen könnten Sie von außen diesen Saturn in der ersten Hälfte seines Daseins noch nicht sehen. Wenn Sie sich ihm nähern würden und in den Raum eindrängen, den er ausfüllte, würden Sie etwas, wenn Sie die heutigen Sinne da schon gebrauchen könnten, wahrnehmen, wie wenn Sie in einen geheizten Backofen hineinkriechen würden. Sie würden diesen Raum nur dadurch vom anderen unterscheiden können, daß dieser kugelförmige Raum wärmer ist als seine Umgebung. Wärme ist von unseren jetzigen Zuständen der einzige, den wir im alten Saturn antreffen. Aber es ist eine merkwürdige Art von Wärme. Diese Wärme würde Ihnen nicht so vorkommen, als ob sie an allen Stellen gleichmäßig wäre. Sie könnten finden, daß sie an einzelnen Stellen wärmer, an anderen kälter ist, so daß, wenn Sie die gleichen Wärmestellen verbinden würden durch Linien, dann Figuren herauskämen, die nur durch die Verschiedenheit der Wärmezustände
wahrnehmbar sind. Alles ist Wärme, aber organisierte, differenzierte Wärme. Sie würden, wenn Sie auf diese Weise den ganzen Saturn durchfliegen würden, sich sagen: Da ist schon etwas, aber etwas, was ich nur durch die verschiedenen Wärmezustände wahrnehmen kann.
Diese differenzierten Wärmezustände sind das einzige, was von den gegenwärtigen Merkmalen unserer Erde schon vorhanden war, und in solcher Wärme war dazumal ausgedrückt die erste Anlage des physischen Menschenleibes. Das, was da vorhanden war, das haben Sie heute noch in sich, nur hat es sich aus dem äußeren räumlichen Dasein in Ihr Inneres zurückgezogen. Es ist Ihre Blutwärme. Wenn Sie aus Ihrer Blutwärme Figuren bilden würden, so hätten Sie die Nachklänge dessen, was von Ihrem physischen Leib vorhanden war auf dem alten Saturn. Die Wärme, die Sie heute im Blute tragen, ist die erste Anlage des physischen Leibes, der älteste Teil desselben, so daß Sie auch sagen können: Der ganze Saturn bestand aus Blutwärme. Aber Sie würden auch so etwas Ähnliches finden können wie Figuren, die sich heute zeichnen ließen, wenn Sie die verschiedenen Bahnen Ihres Blutes verfolgten nach den verschiedenen Wärmezuständen. Das ist das physische Dasein dieses alten Saturn. Er hat von unseren heutigen Stoffverhältnissen lediglich die Wärme. Von all den Wesen, die heute die Erde bevölkern, war nur der Mensch und von ihm nur diese Anlage des physischen Leibes vorhanden. Der Saturn bestand nur aus solchen Anlagen physischer Menschenleiber, die aus Wärme gebildet waren. Wie heute eine Brombeere zusammengesetzt ist aus einzelnen Kügelchen, so war der Saturn damals zusammengesetzt, aber aus solchen Menschen, wie sie nun geschildert worden sind. Dagegen war er zunächst umgeben von geistigen Wesenheiten. Wie heute die Erde von Luft, so war der Saturn umhüllt von geistiger Atmosphäre. Da lebten Wesenheiten, die verschiedene Grade der Ausbildung hatten, aber die alle zu ihrer damaligen Daseinsstufe diesen Wohnsitz des Saturns brauchten. Der war ihnen notwendig. Ohne diesen Wohnsitz wären diese Wesenheiten nicht ausgekommen. Da waren zum Beispiel solche, welche auch sieben Prinzipien
hatten, aber nicht so wie der heutige Mensch. Dieser hat seine sieben Prinzipien, die wir die sieben Geister Gottes nennen, so, daß man beim physischen Leib anfängt. So waren jene Wesen nicht. Es gab zum Beispiel Wesenheiten, die zu ihrem untersten Prinzip einen Ätherleib hatten. Den physischen Leib hatten sie dadurch, daß sie mit ihrem Ätherleib hineinankerten in die physischen Leiber des Saturns und so diese benützten. Also dieser Saturn ist im Verhältnis zur heutigen Erde ein substantiell sehr feiner Weltenkörper. Er hatte von unseren Stoffen noch nicht einmal die feine Luft, die Gase. Die waren schon für ihn zu grob. Er hatte nur Wärme, und in der Umgebung der Wärme geistige Wesenheiten.
Nun machte dieser Saturn dadurch, daß sich die Wesen in seiner Umgebung weiterentwickelten, verschiedene Wandlungen durch. Eine dieser Verwandlungen ist leicht dadurch anzugeben, daß in der Mitte seiner Entwickelung er tatsächlich anfängt, außen aufzuleuchten. So daß, wenn man ihn verfolgt, er sich anfangs als dunkler Wärmekörper zeigt, dann aber anfängt aufzuglimmen und gegen das Ende zu einen schwachen Lichtglanz aussendet in die Welt. Diese geistige Atmosphäre um den Saturn herum, die verschiedene Wesenheiten enthält, sie enthält unter anderen auch eine ganz bestimmte Art von Wesen, die für uns vor allen Dingen in Betracht kommen. Diese Wesenheiten machen ungefähr um die Mitte der Saturnentwickelung die Stufe durch, die der Mensch jetzt auf der Erde durchmacht. Das sind die Geister der Persönlichkeit. Sie sind auf diesem alten Saturn in dessen Mitte ungefähr so weit, daß sie da Mensch sind. Sie werden natürlich nicht in den Fehler verfallen, zu fragen: Ja, haben sie denn solche Leiber gehabt wie die heutigen Menschen? Das wäre ein ganz gewaltiger Fehler, wenn Sie sich vorstellen würden, daß diese Menschen menschlich-fleischliche Leiber gehabt hätten. Man kann die Menschheitsstufe in den verschiedensten Formen durchmachen. Und diese Geister der Persönlichkeit machten auf dem Saturn ihre Menschheitsstufe in der Weise durch, daß sie zuerst als physischen Leib dasjenige benutzten, was da unten auf dem Saturn als Wärme vorhanden war, daß sie als Ätherleib denn auch den hatten sie noch nicht
dasjenige benutzten, was in der Atmosphäre war, und endlich auch das benutzten, was als astrale Substanz vorhanden war. Das hatten sie alles noch nicht selber. Sie hatten im wesentlichen dazumal einen Ich-Träger, ein Ich, und dieses Ich, das auf der Menschheitsstufe stand, das geradeso lebte wie das heutige Menschen-Ich auf der Erde, das machte dazumal diese verschiedenen Stufen der Menschheit auf dem Saturn durch in anderer Form, in anderer Art und Weise. Also wir haben ungefähr in der Mitte der Saturnentwickelung die Geister der Persönlichkeit, die Urkräfte als Menschen. Wenn man so zählt, so ist das, was ich eben aufgezählt habe, die mittlere Stufe der Saturnentwickelung. Der gehen drei andere voraus und drei andere folgen ihr. Man nennt sie Saturnkreisläufe oder Saturnepochen. Wenn Sie sich den ganzen Saturn in seiner Entwickelung vorstellen, so können Sie sich ihn so denken:
In der Mitte ( X ) stehen die Geister der Persönlichkeit. Auf jeder der drei vorhergehenden und der drei nachfolgenden Stufen gerade wie unsere Erde nach der Siebenzahl in Epochen geteilt werden kann, so auch diese Saturnentwickelung , in jeder dieser Epochen werden entsprechende Wesenheiten Menschen, auf jeder Stufe irgendwelche Wesenheiten, und zwar immer dann, wenn gerade für sie der Zeitpunkt gekommen ist, wo sie das, was sich findet auf dem Saturn, brauchen können, um die Erfahrungen des Menschen durchzumachen. So haben wir siebenerlei Geschöpfe auf dem Saturn, die dort ihre Menschenstufe durchgemacht haben, die bis zur Menschenstufe aufgerückt sind, die also in den folgenden Stufen nicht mehr notwendig haben, bis zum Menschen erst heraufzukommen. Der heutige Mensch ist noch nicht Mensch auf dem Saturn. Diejenigen Wesenheiten, die hier auf dem Saturn Menschen geworden sind, deren Repräsentanten die Geister der Persönlichkeit sind, diese Wesen rücken weiter auf und sind heute erhaben über
den Menschen, sie haben sozusagen den Menschen in sich. Den tragen sie als eine für sie vergangene Entwickelungsstufe in sich.
Nachdem der Saturn nun seine Entwickelung eine Zeitlang durchgemacht hatte, ging die ganze Evolution in eine geistige Sphäre über, in einen Zustand, der äußerlich nicht wahrnehmbar war für Sinne wie die heutigen menschlichen, und dann trat hervor die zweite Verkörperung unseres Erdplaneten, der Sonnenplanet. Er zeichnete sich dadurch aus, daß er verhältnismäßig früh in seiner Entwickelung schon so weit war, daß er Licht ausstrahlte. Das kam davon her, weil er nicht nur aus Wärme bestand, sondern daß die Wärmematerie bereits verdichtet war zur gas-, zur luftförmigen Materie. Er hatte noch kein Wasser, noch nichts Festes, er bestand aus luft- und gasförmiger Masse. Aber dadurch war er auch schon imstande, ein leuchtender Körper zu sein. Dadurch war er, für ein heutiges Auge gesehen, bereits ein in den Weltenraum hinausstrahlender Planet. Jetzt, da dieser Planet so weit sich entwickelt hatte, war es möglich, daß der ersten Anlage des menschlich-physischen Leibes eingegliedert wurde der Ätherleib. Nun bestand also der Mensch aus dem physischen und dem Ätherleib, während er auf dem Saturn nur erst die erste Anlage des physischen Leibes hatte. Der Mensch war aber noch nicht so weit, einen eigenen Astralleib zu haben. Die Formen der Menschen sahen daher ganz anders aus als heute. Der Mensch hatte die Form des Pflanzendaseins. Er besaß physischen und Ätherleib wie die Pflanze, hat aber auf der Sonne ganz anders ausgesehen als die Pflanze heute.
Dieses Fortschreiten der Entwickelung war damit verbunden, daß eine zweite Art von Wesenheiten auftrat auf der Sonne. Auf dem Saturn gab es nur Menschen, keine anderen Wesenheiten. Er bestand nur aus Menschen, wie die Brombeere aus kleinen Beeren besteht. Jetzt waren aber von diesen Menschenanlagen einige zurückgeblieben auf der Saturnstufe; die hatten nicht alles erreicht, was zu erreichen war. Diese zurückgebliebenen Wesenheiten, die vom Saturn kommen, können sich deshalb keinen Ätherleib aneignen und müssen noch immer auf der Sonne bloß mit physischem Leib begabt sein. Sie sind also erst so weit wie die Menschen auf
dem Saturn. Diese Wesenheiten nun, die bloß den physischen Leib auf der Sonne haben, sind die ersten Anlagen zu unseren heutigen Tieren. So daß wir auf der Sonne Menschenanlagen mit physischem und Ätherleib haben, und Tieranlagen mit bloß physischem Leibe.
Wiederum ist es so, daß in der Mitte des Sonnendaseins gewisse Wesenheiten die Menschheitsstufe durchmachen. Der heutige Mensch konnte das noch nicht. Die geistigen Wesenheiten aus dem Umkreis der Sonne, die jetzt die Menschheitsstufe durchmachen, nennen wir Feuergeister, Erzengel. Sie sind heute zwei Stufen über dem Menschen. Den Menschen tragen sie in sich. Sie haben in anderer Form dasselbe erfahren, was der Mensch heute in dem irdischen Dasein erfährt. Aber auch die Sonne macht sieben Epochen durch, und auf jeder Stufe gibt es Wesenheiten, die den Grad erreicht haben zur Menschheitsstufe, so daß wir wiederum während des Sonnendaseins sieben Entwickelungsphasen haben. Wenn sie in ihrer eigenen Vergangenheit zurückgehen, sehen sie gleichsam auf ein kosmisches Lebensalter, von dem sie sagen können: Wenn auch unter mir kein fester Erdboden war und keine flüssige Erdkugel, ich habe damals doch erfahren, was der Mensch heute erfährt. Ich kann also mitfühlen und miterleben, was der Mensch erlebt auf der Erde. Das können diese Wesen heute sagen. Sie haben Verständnis dafür, weil sie auch in sich erfahren haben, was der Mensch heute in seinem Erdendasein erfährt.
Nun kommt wiederum eine Art von Zwischenzustand, in dem der leuchtende Planet nach und nach abglimmt für die äußere Beobachtung wenn diese schon da sein könnte , auch für gewisse hellseherische Beobachtung verschwindet und nur noch für die höchsten Formen des hellseherischen Beobachtens vorhanden ist. Dann tritt er wiederum heraus zu einer neuen Form des Daseins, zu einem dritten Zustand, den wir den Mondenzustand nennen. Das ist die dritte Verkörperung unseres Planeten, der alte Mond. Der ist jetzt so weit in seiner Substanzentwickelung, daß er das, was früher auf der Sonne bloß Gas war, verdichtet hat zu Wasser. Dadurch, daß das wässerige Element sich eingelagert hat, kann dem Menschen, der allmählich sich wieder herausentwickelt wie
die Pflanze aus dem Samen, der astralische Leib eingegliedert werden, so daß der Mensch jetzt aus drei Teilen besteht, aus dem physischen, dem Äther- und dem astralischen Leib. Er ist noch nicht eigentlich Mensch, denn er hat in diesen drei Leibern noch kein Ich eingegliedert.
Immer bleiben auf allen Stufen gewisse Wesenheiten zurück. Die Wesenheiten, welche auf der Sonne zurückgeblieben sind, die nicht die Mondstufe erreichen konnten und auf dem Mond erst ihre Sonnenstufe durchmachen, die haben daher keine Möglichkeit, sich jetzt den astralischen Leib einzugliedern, sie bestehen auch auf dem Monde nur aus physischem und Ätherleib. Es sind das namentlich solche, die schon auf der Sonne zurückgeblieben waren, die aber sich inzwischen so weit entwickelt hatten, daß sie sich einen Ätherleib eingliedern konnten. Das sind wiederum die Vorfahren von heutigen Tieren. Die Wesen, die aber noch nicht so weit waren auf dem Monde, daß sie sich einen Ätherleib eingliedern konnten, das sind die Vorfahren von noch tieferstehenden Wesenheiten: von der heutigen Pflanzenwelt. Wir haben also drei Reiche auf dem Monde: das Menschenreich, bestehend aus physischem Leib, Ätherleib und astralischem Leib, das Tierreich, bestehend aus physischem und Ätherleib, und das Pflanzenreich, nur aus physischem Leib bestehend.
Wiederum sind es gewisse Wesenheiten, welche ungefähr in der Mitte des Mondendaseins ihre Menschenstufe durchmachen. Es sind die Geister, die man gewöhnlich in der geisteswissenschaftlichen Literatur die Geister der Dämmerung nennt, die Engel. Auch sie tragen als Erinnerung den Menschen in sich. Und wiederum hat der Mond sieben solcher Stufen. Auf jeder Stufe sind Wesenheiten, die gerade das Menschendasein durchmachen können. Es ist immer so, daß einige Wesenheiten vorauseilen und andere zurückbleiben. Wir haben also auch auf dem Monde sieben Wesenheitsstufen, die ihre Menschheit durchgemacht hatten, als der Mond mit seiner Entwickelung zu Ende war.
Nun müssen wir allerdings, um den Mond ganz zu verstehen, etwas Wichtiges erwähnen, was sich in der Entwickelung des alten
Mondes abspielte. Als dieser alte Mond seine Entwickelung begann, war er, wenigstens bald nach dem Beginn, eine flüssige Kugel. Würde er sich so weiterentwickelt haben durch seine sieben Stadien, dann wäre er nicht dazu gekommen, dem Menschen die richtige Grundlage für seine Weiterentfaltung zu geben. Er wurde nur dadurch geeignet, eine Vorstufe der Erdenmenschheit zu sein, daß er sich zunächst in zwei Weltenkörper spaltete. Der eine von diesen war der Vorläufer der heutigen Sonne und der andere, der sich abtrennende, war der Vorläufer der heutigen Erde, aber so, daß Sie sich dieser Erde den heutigen Mond dazugemischt denken, so daß Erde und Mond von heute damals eins waren. Sie denken sich also diese zwei Körper, Erde plus Mond einerseits und die Sonne andererseits, jetzt voneinander getrennt, den alten Mond als wässerigen Körper und die alte Sonne auf dem Wege, ein Fixstern zu werden. Mit dieser Spaltung war etwas sehr Wesentliches verknüpft. Vor allen Dingen war es die Sonne, welche die Abspaltung vollzog und die feinsten Teile, die ätherischste Materie mit sich nahm, während im Monde, das heißt in der heutigen Erde plus dem heutigen Monde, die gröbste Materie zurückblieb. Daher ist die Sonne mit ungeheuer feiner Materie ausgestattet, während der Mond ein viel dichterer Körper, eine wässerige Masse wird. Dadurch, daß die Sonne die feinsten und geistigsten Kräfte mit sich nahm, konnte sie nun auch der Schauplatz sein für viel höher entwickelte Wesenheiten. In der Tat wären viele von jenen hohen Wesenheiten, die noch das Saturndasein ertragen konnten, gehemmt gewesen in ihrer Entwickelung, wenn sie länger an den Mond gefesselt geblieben wären. Sie brauchten einen Schauplatz mit feinsten Stoffen; nur da konnten sie sich entwickeln. So hatten sie sich den geeigneten Schauplatz herausgezogen und entwickelten sich auf der Sonne weiter. Dagegen waren verknüpft geblieben mit dem Monde, der durch das Herausgehen der feineren Materie eine Verdickung erlitten hatte, jene Menschenanlagen, die aus physischem Leibe, Ätherleib und astralischem Leib bestanden, und auch Tier- und Pflanzenanlagen.
Dieser alte Mond sieht nun ganz sonderbar aus. Da würden Sie
noch nicht so etwas finden wenn er auch seine Sonne schon umkreiste wie Felsen, wie Ackererde. Mineralisches gab es da noch nicht. Die Hauptmasse dieses Mondes, auf der diese Wesenheiten herumhüpften sozusagen, war eine Art Brei, eine richtige Art Brei, so etwa wie Kochsalat oder wie gekochter Spinat. Solch ein Brei war die Grundmasse dieses Mondes, so wie die Grundmasse unserer Erde Ackererde ist. Es waren darin eingelagert ähnliche Massen wie, sagen wir, Holz und Borke der Bäume. Wenn Sie heute auf einen Berg steigen, gehen Sie auf Felsen. Damals wären Sie auf einem Grund gegangen, der, wenn er fest war, wie Holzmaterial, wie ein Holzplateau war. Statt Granit hätten Sie Stumpfen gefunden, die etwa mit Holz vergleichbar wären. Das ist natürlich nur vergleichsweise gesprochen. So war die Grundmasse, und aus ihr heraus wuchsen fortwährend Wucherungen. Das war also das unterste Reich, das heutige Mineralreich, das damals mitten drinnenstand zwischen dem heutigen Mineral- und Pflanzenreich. Das lebte in einer gewissen Weise. Es war so, daß es da fortwährend Wucherungen gab. Es war nicht wie heute. Wenn Ackererde daliegt, so muß man sie, wenn man sie weghaben will, auf äußerliche Weise wegtragen. Diese Masse des alten Mondes starb ab aber nicht wie einzelne Pflanzen und bildete sich wieder neu. Fortwährend war sie in innerer lebendiger Regung und Bewegung. In stetem Absterben und fortwährendem Wuchern war die Grundmasse des alten Mondes. Und aus diesem Grundboden wuchs ein anderes Reich heraus. Durch das Heraustreten des Mondes aus der Sonne hatten sich nämlich die früheren Reiche verändert. Auf der Sonne entsprachen sie ungefähr unseren Reichen. Durch das Herausrücken des Mondes war das alte Pflanzenreich heruntergedrückt worden um eine halbe Stufe und ebenso die anderen Reiche, so daß also das nächste Reich eine Art von Tier-Pflanzenreich war. Es wuchs allerdings aus dem Boden heraus, es wuchsen heraus solche Tier-Pflanzen. Sie waren pflanzenförmig, aber wenn man sie angriff, hatten sie Empfindungen, sie quietschten und dergleichen. Sie waren eigentlich halb Tier und halb Pflanze, Pflanze insofern, als sie eben auf dem Boden wuchsen, zum großen Teil in dem Boden
festwurzelten, und Tiere insofern, als sie etwas von Empfindungsfähigkeit hatten. Und das Reich, das dem unsrigen voranging, waren Menschen-Tiere, Wesenheiten, die zwischen dem heutigen Menschen und dem heutigen Tiere mitten drinnenstehen, höher als der heutige Affe, aber noch nicht so hoch wie der heutige Mensch. Das war ungefähr die Gestalt der Menschenvorfahren auf dem Monde.
Gerade Sagen und Mythen haben wunderbar diese Dinge erhalten. Denken Sie nur einmal, wie eine deutsche Sage dieses Geheimnis, das sich hinter alldem verbirgt, erhalten hat. Immer bleiben gewisse Wesenheiten zurück. Auch diese Wesenheiten, die zwischen den heutigen Pflanzen und den heutigen Tieren mitten drinnenstanden, die nur auf einem pflanzlichen Boden wurzeln konnten, wie der Mondboden einer war, die sind zurückgeblieben und in unserer heutigen Erdenbildung deshalb auch nicht fähig, auf mineralischem Boden zu gedeihen. Da können unsere heutigen Pflanzen wachsen, aber jene, die zwischen Pflanzen und Tieren mittendrinnen waren, die einen lebendigen Boden brauchten, die können nicht, wenn sie zurückgeblieben sind, im Mineralischen wachsen. Die Mistel ist eine solche Pflanze. Sie muß deshalb in der heutigen Pflanzenwelt schmarotzen, weil sie ein zurückgebliebenes Wesen ist. Sie hat keine Empfindung mehr, obwohl der umhüllende Astralleib der Mistel ganz anders ist wie der der übrigen Pflanzen. Und das fühlte die deutsche Sage, daß die Mistel eigentlich nicht in unser Erdenwesen hineingehört, daß sie ihm fremd ist. Die Sage feiert im Gott Baldur den Gott der Erdensonne, der Erdenkraft. Kein Wesen der Erde wird ihm etwa feindlich nahen können. Daher kann auch der Gott, von dem die deutsche Sage das Bewußtsein hatte, daß er so ein Nachzügler sei, daher kann Loki den Baldur mit keinem Geschöpf der Erde töten. Er muß ihn mit dem Mistelzweig töten lassen, weil der fremd ist unter den Erdengeschöpfen und deshalb dem Nachzügler Loki dienen kann, der nicht verwandt ist mit den Erdengöttern. Tiefe Weisheit verbirgt sich hinter solchen Sagen. In dieser Baldur-Loki-Sage spüren wir überall diese alte Weisheit, auch in den Gebräuchen, die sich an die
Mistel knüpfen. Wenn Sie sie studierten, so würden Sie finden, daß dasjenige, was man über sie sagt, aus uralter Weisheit herrührt.
Dann kam in der zweiten Hälfte der Mondenentwickelung die Zeit, wo sowohl die auf der Sonne wie auch die auf dem Monde sich entwickelnden Wesenheiten das erreicht hatten, was sie während der alten Mondenzeit hatten erreichen sollen. Und dann vereinigten sie sich wiederum. Sonne und Mond gingen wieder als ein Leib in ihrer Entwickelung eine Strecke zusammen.
Dann verdunkelte sich der Entwickelungszustand, ging durch den rein geistigen Zustand hindurch, den manche gewohnt sind Pralaya zu nennen, und nun dämmerte unsere Erdenentwickelung auf. Im Anfang enthält der aufdämmernde Weltenkörper nicht nur unsere heutige Erdensubstanz, sondern das, was Sie bekommen würden, wenn Sie die Substanz von der heutigen Sonne, der heutigen Erde und dem heutigen Mond zusammennehmen und in einem riesigen Topf durcheinanderrühren würden. So ungefähr können Sie sich den Entwickelungszustand unserer Erde bei ihrem Beginn vorstellen. Dieser Entwickelungszustand ist zunächst eine Art Wiederholung des Saturnzustandes, dann des Sonnen- und des Mondenzustandes. Was für uns nun vor allen Dingen wichtig ist, das ist, daß der Mensch eigentlich erst im heutigen Sinne Mensch wird in der Mitte der Erdenentwickelung. Auch in unserer Erdenentwickelung müssen wir sieben Zustände unterscheiden. Wir stehen im vierten. Drei sind vorangegangen, drei werden folgen. Der vierte Hauptkreislauf war derjenige, in welchem unser heutiges Menschengeschlecht Mensch werden sollte. So wie nun in allen diesen Kreisläufen auf dem Saturn, auf der Sonne und auf dem Mond gewisse Wesenheiten die Menschheitsstufe erreichten auf dem Saturn die Asuras oder Urkräfte, auf der Sonne die Erzengel, auf dem Monde die Engel , so waren auch immer Wesenheiten zurückgeblieben. Und so gab es auch Wesenheiten, die nicht mehr auf dem Mond die Menschenstufe erreichen konnten, zurückgebliebene Engel etwa, die erst jetzt auf dem Erdenplaneten in den ersten drei Erdenzeiträumen ihre Menschheitsstufe nachholen konnten. Der Mensch kam in der vierten Stufe daran. Vor dem Men-
schen haben noch drei andere Wesenheiten auf der Erde die Menschheitsstufe durchgemacht. Und die vierte der Wesenheiten, die auf der Erde die Menschheitsstufe durchmachen, ist der Mensch selber. In dem Augenblick der kosmischen Entwickelung, als der Mensch sich eben anschickt, Mensch zu werden, da haben Sie also alle die Wesenheiten, die durch Saturn, Sonne, Mond und Erde bis zum Menschen hin die Menschheitsstufe haben durchmachen können, als mehr oder weniger über den Menschen hinausgeschrittene Wesenheiten. Aber alle sind so, daß sie zurückblicken können, sich erinnern können an die Stufe, auf der sie selbst die Menschheitsstufe durchgemacht haben. Sie konnten hinunterschauen auf den werdenden Menschen und sich sagen: Der wird jetzt etwas, was wir schon gewesen sind, wofür wir Verständnis haben, wenn wir es auch unter anderen Umständen gewesen sind. Sie konnten deshalb seine Entwickelung leiten und regeln vom geistigen Weltenraum aus.
Zählen wir zusammen, wie viele solcher Wesenheiten es sind, die auf die Menschenstufe zurückblicken können, die Verständnis haben können für den werdenden Menschen: sieben von der Saturnentwickelung plus sieben von der Sonnen- plus sieben von der Mondenstufe plus drei von der Erdenentwickelung, das sind vierundzwanzig Wesenheiten. Vierundzwanzig «Menschen» blicken herunter auf den heutigen Menschen. Es sind die Wesenheiten, welche wir aus guten Gründen die Regulatoren der Entwickelung genannt haben, die Regulatoren der Zeit. Zeit hängt mit Entwickelung zusammen. Es sind die vierundzwanzig Ältesten, die uns in der Apokalypse des Johannes begegnen. Das sind dieselben Wesenheiten, die uns beschrieben werden da, wo wir herantreten an das Geheimnis der sieben Siegel. Sie werden uns als die eigentlichen Lenker der Geschicke beschrieben, das eigentliche Alpha und Omega. So haben wir die vierundzwanzig Ältesten auch hier wiederum gefunden, und Sie sehen, wie der Apokalyptiker, der diese wichtige Urkunde geschrieben hat, in seine Bilder wunderbar hineingeheimnißt hat, was wir aus der Betrachtung der geistigen Weltenentwickelung selber finden können.
Nun waren aber gewisse Wesenheiten zurückgeblieben auf jeder
Stufe, so daß die auf der Sonne zurückgebliebenen Saturnwesen als die ersten Anlagen des jetzigen Tierreiches herauskamen und die auf der Mondstufe zurückgebliebenen Sonnenwesen als erste Anlagen des heutigen Pflanzenreiches. Auf der Erde erst kam eine Entwickelungsstufe heraus als das Mineralreich. Wir haben hervorgehoben, daß es auf dem Monde noch kein Mineralreich gegeben hat. Auf Felsen hätte man auf dem Monde noch nicht herumgehen können. In derjenigen Zeit, wo die heutigen Menschen anfingen, ihre Menschheitsstufe durchzumachen, drangen aus dem Weltenkörper, der jetzt zwischen der Substanz des Mondes und der heutigen Substanz stand, die mineralischen Massen, die ersten Kristalle heraus. Das war der Augenblick, wo das Mineralreich hervorschoß. Und Sie finden dieses Hervorschießen in ganz einziger Weise in der Apokalypse des Johannes geschildert, wo er sagt: Da war es kristallisiert um den Stuhl herum wie ein gläsernes Meer. Dieses «gläserne Meer» soll uns andeuten das Hervorschießen, das Hervorkeimen des Mineralreiches in seiner ersten Gestalt. So sehen wir auch dieses Geheimnis der kosmischen Entwickelung in der Apokalypse des Johannes angedeutet. Und wir haben damit auch einsehen gelernt, daß bis zu diesem Grade der Apokalyptiker uns in seinen gewaltigen Bildern nichts anderes darstellen will als das, was wir aus dem geistigen Leben heraus in der Entwickelung der Erde selbst erkennen können. Damit hat uns aber der Apokalyptiker gleich im Anfang seines Buches bis zu den Höhen hinaufgeführt, wo der Mensch die Bilder der zukünftigen Entwickelungsstufen schauen kann.
Und nun haben wir eine gute Grundlage, um wieder an das anzuknüpfen, was wir schon als die ersten Epochen zukünftiger Menschheitsentwickelung kennengelernt haben. Jetzt haben wir als Zwischenbetrachtung einen Blick geworfen in die Vergangenheit bis dahin, wo der Mensch bereit ist, Mensch zu werden, wo das Mineralreich herausschießt. Und nun werden wir sehen, wie es bis zu unserer Zeit weitergeht, und von da bis in die Zukunft hinein. Wir werden den Anschluß finden zum Geheimnis der sieben Siegel und ihrer Entsiegelung bis zur Ausgießung der Zornesschalen.
SECHSTER VOTRAG, Nürnberg, 23. Juni 1908
Es ist in der materialistischen Wissenschaft allgemein gebräuchlich, mit Ausnahme einiger Kreise, die sich in der letzten Zeit zu einer anderen Erklärung entschlossen haben, die Entstehung unseres gegenwärtigen Sonnensystems so darzustellen, daß es sich herausgebildet hat aus einer Art von Urnebel, der einen Raum umfaßt hat bis über die Neptungrenze hinaus, also bis an die Bahn des äußersten Planeten unseres Sonnensystems. Und da, so nimmt man an, hat sich durch einen Verdichtungsprozeß nach und nach herausgebildet unsere Sonne und die sich um sie herumbewegenden Planeten. Wie gesagt, einige wenige Erklärer haben heute eine etwas anders lautende Anschauung, aber sie bringen auch noch nichts Wesentliches für uns, die wir auf dem Boden einer spirituellen Weltanschauung stehen. Also es hätte sich herausgeballt unsere Sonne mit den um sie kreisenden Planeten. Dabei wurde ja immer und wird auch heute noch in den Schulen ein niedlicher Vergleich gebracht, der so recht anschaulich machen soll, wie ein ganzes Planetensystem so durch Drehung entstehen kann. Da nimmt man eine ölige Substanz, die in Wasser schwimmt, und macht sie kugelförmig. Dann schneidet man ein kleines Blättchen, das man ganz in der Äquatorlinie so durchdrücken kann durch diese ölige Kugel, daß sie in zwei Hälften geteilt wird. Man steckt oben hinein eine Stecknadel, und dann gibt man das in Wasser, so daß es schwimmt. Man sieht alsdann, wenn man nun diese kleine Kugel dreht, wie sich zuerst ein Tropfen abspaltet und gleichsam als ein äußerer Körper die größere Kugel umkreist, wie sich dann ein zweiter, dritter Tropfen abspaltet und endlich in der Mitte ein großer Tropfen übrigbleibt, um den sich viele kleinere drehen. Ein Planetensystem im kleinen! sagt man. Warum, so meint man, könne nicht aus jenem Urnebel einstmals durch solche Abdrehung unser Sonnen-
system entstanden sein, wenn man es doch jetzt nachmachen kann bei einem solchen Miniatur-Sonnensystem?
Es erscheint gewöhnlich dieser Vergleich den Menschen ungeheuer einleuchtend, und jetzt begreifen sie, wie einstmals aus solchem Urnebel sich herausgespaltet haben Saturn, Jupiter, Mars, Erde, Venus, Merkur. Aber die ganze Geschichte, nicht nur der Vergleich, sondern überhaupt die ganze Anschauung geht hervor aus der Kurzatmigkeit alles Denkens der Gegenwart. Denn die betreffenden, zuweilen recht gelehrten Männer, die diesen Vergleich so einleuchtend hinstellen, vergessen dabei nur eines: daß sie nämlich selbst dabei sind und oben diese Nadel drehen! Nun ist ja Selbstvergessenheit in gewissen Gebieten des Lebens sehr gut, aber in diesem Fall ist gerade mit dem Experimentator das Allerwichtigste vergessen, ohne das der Öltropfen sich überhaupt nicht drehen würde. Mindestens müßte der Gelehrte, der mit solchem Aberglauben ausgestattet ist Kant-Laplacesches System ist dieser Aberglaube benannt , wenigstens ein klein bißchen Konsequenz im Denken haben. Er müßte wenigstens annehmen, daß sich damals irgendein Wesen einen Riesenstuhl in den Weltenraum hinausgestellt und eine Riesenachse in Bewegung gesetzt hätte. Das müßte man mindestens voraussetzen. Aber es hat sich allmählich das menschliche Denken so sehr daran gewöhnt, nur das Materielle ins Auge zu fassen, daß man den Widerspruch eines solchen Vergleiches gar nicht mehr bemerkt.
In der Tat ist ja eine gewisse Wahrheit in diesem sogenannten Kant-Laplaceschen Weltensystem, wenn sich auch diese Wahrheit anders verhält, als die materialistische Erklärung die Sache hinstellt. Es ist eine gewisse Wahrheit darinnen, weil dem hellseherischen Blick alles, was unser heutiges Sonnensystem enthält, tatsächlich erscheint als aus solch ursprünglicher Nebelmasse hervorgegangen. Allein demjenigen, der wirklich geschichtlich forschen kann, dem wird klar, daß das Gute an der Kant-Laplaceschen Hypothese von den okkulten Traditionen herrührt. Das hat man vergessen, als das Wort «Okkultismus» etwas wurde, wovor man sich fürchtete wie Kinder vor dem schwarzen Mann. Aber das, was
bei der Bildung unseres Sonnensystems wirklich geschehen ist, das ist nicht ohne den Einfluß von geistigen Wesenheiten und Mächten geschehen. Die Materie tut nichts, ohne daß geistige Wesen zugrunde liegen.
Es würde uns heute zu weit führen, wenn wir, anknüpfend an das Gestrige, die ganze Erklärung unseres Sonnensystems aufnehmen wollten. Wir wollen außer Betracht lassen die Planeten wie Saturn, Jupiter und so weiter und nur ins Auge fassen, was vor allen Dingen für unser menschliches Leben und die menschliche Entwickelung von Bedeutung ist.
In der Tat war einmal ein solcher Urnebel, und in diesem waren, wie aufgelöst, alle Teile unseres Sonnensystems. Aber mit diesem Urnebel verbunden, so daß sie dazu gehörten, waren die Wesenheiten, welche wir im Laufe der gestrigen Betrachtung kennengelernt haben. Zum Beispiel waren mit jenem Weltennebel, mit jenem kosmischen Nebel verbunden alle die Wesen, die in den 24 Stufen durchgemacht haben die Menschenstufe. Auch noch andere Wesenheiten waren mit ihm verbunden. Sie alle wohnten in jenem Urnebel, der, wenn man ihn nicht im Zusammenhang mit diesen Wesenheiten denkt, eine phantastische Abstraktion ist. Wie ihn sich der materialistische Chemiker etwa denkt, ist er unmöglich. So ist er nur in Gedanken, von der Wirklichkeit abgesondert. In Wirklichkeit ist er so vorhanden, daß er bewohnt ist von einer Reihe von geistigen Wesenheiten. Denn als jener Urnebel aufstieg zu seiner neuen Sichtbarkeit, da waren verbunden mit ihm alle die Wesenheiten, die einst den alten Saturn bewohnten, die dann die verschiedenen Entwickelungsstufen durch Sonne, Mond durchgemacht haben bis herauf zur Erde, wo nach langer Zwischenpause der Erden-Urnebel sozusagen aufstieg. Und auch die anderen Wesenheiten, die wir erst auf der Sonne kennengelernt haben, waren verbunden mit diesem Urnebel. Und diese Wesenheiten, der ganze Chorus, der darinnen war, der diesen Urnebel durchsetzte, diese sind es, welche die Bewegungen hervorriefen. Denn die Wesenheiten sind es, die sich ihren Schauplatz schaffen.
Da waren zum Beispiel Wesenheiten, die einen ganz anderen
Wohnplatz brauchten als die Menschen, wenn sie die ihnen entsprechende Entwickelung durchlaufen wollten. Die Menschen, die auf dem alten Monde als die Vorfahren der jetzigen Menschen gelebt haben, hatten erst physischen Leib, Ätherleib und Astralleib. Mit diesen drei Gliedern ihrer Wesenheit kamen sie im Beginne der Erdenentwickelung aus dem sogenannten Pralaya wiederum heraus wie eine Pflanze aus dem Samen. So, wie nun dieses ganze System im Anfang war, war es ungeeignet für die Wesenheiten, die die Anlagen mitgebracht hatten zum heutigen Menschen. Wäre jene Schnelligkeit der Entwickelung beibehalten worden, die unser Sonnensystem im Anfang hatte, als es herauskam aus der kosmischen Dämmerung, so hätte der Mensch seine Entwickelung nicht finden können. Es wäre eine Entwickelung gewesen, als ob Sie jetzt geboren würden und dann in kürzester Zeit schon Greise wären. Würde jene Schnelligkeit der Entwickelung beibehalten worden sein, die der Sonne eigen war, so würden Sie alle rasch altern. Sie würden nicht jenen langsamen Gang durch die Jahrzehnte machen können, wie Sie es wirklich tun. Nach kurzer Zeit würden Sie weiße Haare haben. Kaum daß Sie Kind gewesen sind, würden Sie schon Greise sein.
So hat es nicht sein dürfen. Es waren also Wesenheiten vorhanden, die ein schnelleres Tempo brauchten. Diese Wesenheiten machten nur einen Teil der Entwickelung mit, nahmen sich dann jenen Weltenkörper heraus, der heute als Sonne am Himmel steht, und machten diese Sonne zu ihrem Wohnplatz. Sie zogen mit ihrer Wesenheit die Sonnenmaterie heraus. Denn diese Sonne, die heute ihr Licht uns zuschickt, ist ebenso von geistigen Wesenheiten bewohnt wie unsere Erde. Mit jedem Sonnenstrahl, der herunterdringt, gehen auf die Erde herunter die Taten jener geistigen Wesenheiten, die sich im Verlauf der Saturn-, Sonnen-, Mondenentwickelung dahin gebracht haben, daß sie eine so rasche Entwickelung durchmachen können, wie sie auf der heutigen Sonne stattfindet. Hohe, erhabene Wesenheiten sind verknüpft mit diesem Sonnendasein im Beginne unserer Erdenentwickelung, und sie spalten sich ab. Und was dann zurückgeblieben ist, müssen Sie sich so
vorstellen, als wenn Sie den heutigen Mond und die heutige Erde in einem großen Topf zusammengerührt hätten und diese zusammengerührten Erde und Mond zunächst eine Zeitlang die Sonne umkreisten.
So haben wir, bevor wir den Punkt erreichen, den wir gestern als Menschwerdung bezeichnet haben, zunächst die Trennung der Sonne von der Erde, das heißt der heutigen Erde plus dem heutigen Monde festzustellen. Auf der Sonne blieben wohnen die Wesenheiten, welche die geistigen Lenker der irdischen Ereignisse sind. Als sie vom Monde herüberkamen, da waren es sieben solcher Wesenheiten. Die Genesis nennt sie Elohim, Lichtgeister. Sie haben eine Weile ihre Entwickelung mit der Erde zusammen durchgemacht und dann die Sonne herausgezogen, so daß sie nun von der Sonne heraus auf die Erde wirken können. Diese Elohim, diese Lichtgeister waren also ihrer sieben. Sechs von ihnen waren so, daß sie ihr Dasein mit der eigentlichen kosmischen Sonne verbanden. Einer sonderte sich aus von ihnen, einer, den das Alte Testament Jahve nennt. Der sonderte sich aus und blieb zunächst mit der Erde verbunden. Der leitete und lenkte die Erdenentwickelung von innen heraus, während die anderen von außen herein wirkten. So war es eine Weile.
Aber schon nach dem, was gestern für den alten Mond angedeutet worden ist, werden Sie es begreiflich finden, daß mit dem Herausgehen der Sonne eine Verdichtung alles dessen verbunden war, was als Erde plus Mond zurückblieb. Es kam eine Periode über die Erdentwickelung, wo alle Wesenheiten, und nicht nur die Substanz, eine Vergröberung durchmachten. Die Wesenheiten zum Beispiel, die später die Menschen wurden, die damals noch sehr weich und fein waren, machten dadurch eine Vergröberung durch, daß sie scheußliche Instinkte annahmen. Eine Vergröberung des ganzen Lebens fand statt.
Aber so durfte die Entwickelung nicht bleiben, wenn der Mensch entstehen sollte. Es würde eine Vergröberung eingetreten sein, dichter und dichter wäre alles geworden, und die Menschen wären zu Mumien erstarrt. Mumifiziert wären die Menschen geworden, und
Sie hätten sehr bald einen Planeten gehabt, auf dem so etwas wie nicht gerade schöne, aber menschenähnliche Mumien, wie Statuen, sich angesammelt hätten. Mumifiziert wäre die Erde geworden. Es mußte ein anderes Ereignis eintreten. Gerade durch die Regierung des kosmischen Geistes Jahve wurde nun aus dieser Gesamtmasse Erde plus Mond dasjenige abgesondert, herausgeholt, was Sie jetzt als Mond, als diese ausgebrannte Mondschlacke am Himmel sehen. Da wurden nicht nur die gröbsten substantiellen Bestandteile, sondern auch die gröbsten Wesenheiten ausgesondert. So war durch das Weggehen der Sonne zuerst bewirkt worden, daß der Mensch nicht eine zu rasche Entwickelung nimmt, und durch das Weggehen des Mondes wurde nun bewirkt, daß der Mensch nicht eine Entwickelung nach dem Verdorren, nach dem Verdichten, nach dem Mumifizieren hin nimmt.
So war die Erde herausgesondert aus der ganzen Masse, und jetzt wird der Gang der menschlichen Entwickelung unter dem Einflusse dieser zwei Himmelskörper über die Erde geleitet, das heißt natürlich nicht unter dem Einfluß der Himmelskörper, sondern ihrer Wesenheiten, der sechs Sonnengeister und des Mondengeistes, der sich zum Heil der Menschen abgesondert hatte. Und sie wird so geleitet, daß im wesentlichen diese beiden Kräfte sich die Waage halten. Durch das Heraustreten beider, der Sonnenkräfte und der Mondkräfte, wurde gerade das richtige Tempo der Menschheitsentwickelung erzielt.
Denken Sie einmal um Ihnen das durch etwas anderes nahezuführen , daß nur die Sonne wirksam wäre für den Menschen. Sie wissen, die Menschen machen ihre Entwickelung auf der Erde in vielen, vielen Inkarnationen durch. Sie haben einmal mit der ersten Verkörperung auf der Erde angefangen und bekommen immer wieder neue Leiber, bis sie die letzte Verkörperung durchmachen werden. Eine Reihe von Inkarnationen macht der Mensch durch. Dadurch entwickelt er sich langsam und geht von Verkörperung zu Verkörperung aufwärts. Als wahre geistige Babies betraten die Menschen unsere Erdoberfläche. Seit der Trennung von Sonne und Mond von unserer Erde stiegen sie herauf bis zur
heutigen Stufe. Alle diese Seelen werden wiederkommen in anderen Leibern bis zum Ende der Erdenentwickelung. Nun denken Sie sich, daß nur die Sonne wirksam wäre für den Menschen. Dann würden die Menschen alles das, was sie in so vielen Inkarnationen durchmachen, in einer einzigen durchlaufen müssen. Daß das richtige Tempo in die vielen Inkarnationen hineinkommt, das wird bewirkt durch das Sich-die-Waage-Halten der Kräfte zwischen Sonne und Mond von außen.
In der Zeit, in welcher also Sonne und Mond hinausgetreten sind, beginnt allmählich der heutige Mensch. Da wird die erste Anlage zum heutigen Menschen geschaffen. Das war in einer Zeit, wo der Mensch keineswegs etwa schon wie heute auf dieser Erde herumwandelte. Sie dürfen durchaus nicht glauben, daß, als der Mond draußen war, der Mensch so wie heute in Fleischgestalt auf dieser Erde herumgewandelt ist. Es kommen zuerst all die Formen, die früher schon dagewesen waren, wie in einer Wiederholung wieder. Und als die Erde befreit war von der Sonne und dem Mond, da sah sie ungefähr so aus wie der alte Mond, war sogar noch weicher. Und wenn ein Auge, das so organisiert ist wie das heutige, hingesehen hätte auf die Erde, es hätte den Menschen noch nicht sehen können. Dagegen waren gewisse andere Wesenheiten da, welche nicht reif genug waren, abzuwarten die spätere Zeit. Sie mußten, während die Entwickelungsstufe noch unvollkommen war, sich herausentwickeln, mußten körperliche Gestalt annehmen, so daß gewisse Formen der niederen Tiere dazumal, einige Zeit nach dem Weggange des Mondes von der Erde, schon in physischer Verdichtung zu sehen waren. Der Mensch war noch nicht herabgestiegen, noch nicht einmal die höheren Säugetiere. Der Mensch war noch ein Geistwesen, er umschwebte noch als geistiges Wesen die Erde. Aus der Umgebung der Erde hat er die feinste Materie angenommen. Nach und nach verdichtete sich der Mensch so weit, daß er heruntersteigen konnte, da, wo die Erde schon fest geworden war und einzelne Inseln gebildet hatte.
So sehen wir, daß die ersten Menschen verhältnismäßig spät auftreten und daß sie damals ganz andere Beschaffenheit hatten als
der heutige Mensch. Ich kann Ihnen nicht die Gestalten jener Menschen schildern, die sozusagen sich zuerst herauskristallisierten aus dem Geistigen. Wenn Sie auch schon viel von schwer zu Glaubendem über sich haben ergehen lassen müssen, Sie würden doch zu stark schockiert werden, wenn ich Ihnen schildern würde die grotesk ausschauenden Gestalten der Leiber, in denen Ihre Seelen inkarniert waren. Sie würden solch eine Schilderung nicht ertragen können. In einer späteren Zeit jedoch, wenn diese Dinge, die heute durch die anthroposophische Geistesströmung erst beginnen zum Bewußtsein der Menschen zu kommen, immer mehr und mehr dieses Bewußtsein der Menschen erobern, dann wird einmal das bekannt gegeben werden müssen, und es wird einen ungeheuren Erfolg haben, eine ungeheure Bedeutung für das ganze Leben der Menschen. Denn nur dadurch, daß der Mensch kennenlernen wird, wie er sich auch leiblich entwickelt hat, wie diejenigen Organe, die jetzt vorhanden sind, allmählich aus ganz anderen Formen sich herausgebildet haben, wird er jene merkwürdige Verwandtschaft zwischen Organen im menschlichen Leibe fühlen, die heute scheinbar weit auseinanderliegen. Da wird er die Korrespondenz einsehen, die zwischen gewissen Organen besteht, zum Beispiel zwischen dem Blinddarm und der Luftröhre, die in ihrer früheren Form bei jenen merkwürdigen Gestalten zusammengewachsen waren. Das alles, was heute der Mensch ist, das ist das auseinander-gerollte Frühere, das in der mannigfaltigsten Weise auseinandergenommen ist. Organe, die heute auseinanderliegen, waren früher zusammengewachsen, sie haben aber ihre Verwandtschaft wohl bewahrt. In Krankheiten zeigt sich oft diese Verwandtschaft, da zeigt sich, wie die Erkrankung eines Organes notwendigerweise die eines anderen nach sich ziehen muß. Da werden diejenigen, die wirklich Medizin studieren werden, mancherlei Entdeckungen zu machen haben, von denen sich die heutige Medizin, die nur eine Notizensammlung ist, nichts träumen läßt. Da wird diese Medizin erst wirklich etwas lernen über die wahre menschliche Natur. Das alles nur, um hinzuweisen, wie ganz anders die frühere Menschengestalt war.
Erst nach und nach haben sich eingegliedert in diese menschliche Gestalt die festen Teile. Ursprünglich waren im Menschenleibe, auch als er sich schon heruntergesenkt hatte, noch keine Knochen. Die Knochen entwickelten sich aus weichen, knorpelartigen Dingen, die wie Stränge den menschlichen Leib durchsetzten, und diese wiederum waren aus ganz weichen Substanzen entstanden, und diese weichen Substanzen aus flüssigen, diese aus luftförmigen, die luftförmigen aus ätherischen und die ätherischen aus astralischen, die sich aus geistiger Substantialität verdichtet hatten. Alles Materielle ist zum Schluß aus dem Geistigen heraus entsprangen. Im Geiste ist alles vorgebildet. Erst in der Zeit, die wir schon angedeutet haben als den atlantischen Zeitraum, ist der Mensch nach und nach dazu gekommen, sein Knochensystem, das schon früher veranlagt war, herauszubilden.
Nun müssen wir uns diesen lemurischen Menschen genauer anschauen, damit wir den Schreiber der Apokalypse besser verstehen lernen. Nur hinzudeuten brauche ich, daß in der ersten Zeit, wo der Mond weg war von der Erde und der Mensch sich heruntersenkte, daß da der Mensch in bezug auf seine Willenskraft ganz anderer Natur war als später. Die Willenskraft des Menschen wirkte dazumal magisch. Der Mensch konnte durch seinen Willen auf das Wachstum der Blumen wirken. Wenn der Mensch seinen Willen anstrengte, konnte er eine Blume rasch in die Höhe schießen lassen, eine Fähigkeit, die heute nur durch eine abnorme Entwickelungsprozedur zu erreichen ist. Daher war damals die ganze natürliche Umgebung abhängig davon, wie der Wille des Menschen beschaffen war. War er gut, so wirkte er besänftigend auf das Wogen der Wassermassen, auf den Sturm und auf die damals in weitem Umkreis herrschenden feurigen Gebilde, denn es war die Erde damals zum großen Teil vulkanischer Natur. Der Mensch wirkte besänftigend auf das alles durch einen guten, und zerstörend durch einen bösen Willen. Ganze Inseln konnten zerschlagen werden durch den bösen Willen. So war durchaus des Menschen Wille im Einklang mit seiner Umgebung. Im wesentlichen gingen die Ländermassen, in denen der Mensch damals gewohnt hat, durch
den bösen Willen der Menschen zugrunde, und nur ein kleiner Teil der damaligen Menschen hier müssen wir wieder zwischen Rassen- und Seelenentwickelung unterscheiden rettete sich hinüber in den Zeitraum, den wir richtig beschreiben können, weil wir da aus unserer Sprache heraus Worte finden, die die hellseherische Wahrnehmung wiedergeben können.
Wir kommen nach dieser Katastrophe in die alte atlantische Zeit, in jene Zeit, in welcher sich das Menschengeschlecht im wesentlichen auf einem Kontinent entwickelte, der heute den Boden des Atlantischen Ozeans bildet, zwischen dem heutigen Europa und Amerika. Unter ganz anderen physikalischen, unter ganz anderen Verhältnissen überhaupt lebte damals der Mensch. Anfangs war er durchaus ein Gebilde, das ganz anders wahrnahm als der heutige Mensch. Wir haben schon darauf hingedeutet im ersten Vortrag und später wiederum. Heute wollen wir nochmals etwas genauer hinweisen auf diese ganz andere Art der Anschauung des damaligen Menschen.
Der Mensch hatte noch eine Art alten Hellsehens aus dem Grunde, weil das Gefüge seiner Leibesglieder anders war als heute. Es war noch nicht in so enger Weise der Äther- mit dem physischen Leibe verbunden. Der Ätherleib des Kopfes war weit heraußen aus dem physischen Leibe. Erst gegen das letzte Drittel der atlantischen Zeit ging der heraushängende Ätherleib zurück und bekam die Form des heutigen physischen Menschenkopfes. Dadurch, daß dieser alte Atlantier so ganz anders gestaltet war als der heutige Mensch und anders im Gefüge seiner Glieder war, war auch das ganze Bewußtseinsleben, das ganze Seelenleben dieses alten Atlantiers ein anderes. Und hier müssen wir noch, wenn wir richtig verstehen wollen den Apokalyptiker, ein sehr wichtiges, aber auch sehr geheimnisvolles Kapitel berühren.
Wenn Sie in diese alte Atlantis kommen würden, würden Sie finden, daß sie nicht von solch reiner Luft umgeben war wie die heutige Erde, sondern von einer Luft, die durchschwängert war mit Nebel-, mit Wassermassen. Diese Luft wird durchsichtiger, klarer, je weiter sich die Atlantis entwickelt. Aber die Nebel sind am
stärksten dort, wo sich die erwähnte höherentwickelte atlantische Kultur entfaltet hat. Da waren die ärgsten Nebel Vorhanden, und aus diesen Nebeln heraus entwickelte sich die Grundlage für die späteren Kulturen. Die Atlantis war weit und breit mit solchen Nebeln durchzogen. Eine solche Verteilung von Regen und Sonnenschein wie heute hat es nicht gegeben. Daher konnte in der alten Atlantis das nicht entstehen, was Sie als den Regenbogen kennen. Sie können die ganze Atlantis absuchen, Sie finden ihn kaum. Erst als die Verdichtung der Wasser zur Überflutung geführt hatte, als die Sintflut hingegangen war über die Erde, da erst konnte der Regenbogen physikalisch entstehen. Und hier haben Sie einen Moment, wo Ihnen aus der Geisteswissenschaft heraus die höchste Ehrfurcht kommen wird vor den religiösen Urkunden. Denn wenn Ihnen erzählt wird, daß nach der Flut Noah, der Repräsentant von denen, die das Menschengeschlecht hinübergerettet haben, den Regenbogen zuerst aufgerichtet sieht, so ist das wirklich ein historisches Ereignis. Nach der Flut sieht die Menschheit den ersten Regenbogen. Früher war er physikalisch nicht möglich.
Da sehen Sie, wie tief, wie buchstäblich wahr die religiösen Urkunden sind. Heute quält es manchen, wenn man sagt, die religiösen Urkunden seien buchstäblich wahr. Manche zitieren ein Sprichwort, das wahr ist, aber von den Bequemlingen nicht als wahres Wort, sondern aus Bequemlichkeit zitiert wird. Es ist das Wort: Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig. Daraus leiten sie die Berechtigung ab, überhaupt gar nicht mehr auf das hinzuschauen, was in den Urkunden dasteht, gar nicht mehr den Willen haben zu müssen, zu erkennen, was da wirklich steht, denn das ist der tötende Buchstabe, sagen sie. Und so lassen sie ihren Geist glänzen, der alles mögliche zusammenphantasiert. Sie können ja sehr geistreich sein, diese Menschen in ihren Erklärungen, aber darauf kommt es nicht an, sondern darauf, daß wir wirklich das sehen in den Urkunden, was in ihnen drinnensteht. «Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig», dieses Wort hat dieselbe Bedeutung in der mystischen Sprache wie das Goethesche Wort:
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Dieses Wort heißt nicht: Wenn du jemand zur höheren Erkenntnis führen willst, mußt du ihn erschlagen, sondern das heißt: Der Mensch muß gerade durch die Kultur der physischen Welt sich erheben zu der Geistigkeit. So ist auch der Buchstabe der Leib des Geistes, und erst muß man ihn haben und verstehen, dann mag man sagen, man könne aus ihm heraus den Geist finden. Der Buchstabe, der begriffene Buchstabe soll dann absterben, auf daß der Geist aus ihm auferstehe. Nicht eine Anweisung ist jenes Wort, beliebig zu phantasieren gegenüber dem, was in den religiösen Urkunden steht. Gerade wenn wir die wahre Bedeutung dieses Regenbogens zum Beispiel, wie wir sie dargestellt haben, erkennen, dann zieht etwas ein in unsere Seele wie tiefe Ehrfurcht vor den religiösen Urkunden, und wir bekommen einen Begriff, wie durch jene Vertiefung der Auffassung durch die anthroposophische Weltanschauung der Mensch erst zur wahren, echten Empfindung und zum wahren Willensverständnis der religiösen Urkunden vorschreitet.
Nun wollen wir zurückschauen in die alte Atlantis. Wir haben schon gesagt, daß der Mensch da in einem anderen Bewußtseinszustand lebte, daß sein Gedächtnis anders war als heute. Aber der Unterschied ist noch viel beträchtlicher. Wenn wir weit zurückgehen, nicht bloß bis in die Endzeit der Atlantis, sondern in die Anfangszeit, dann finden wir das menschliche Bewußtsein sehr verschieden von dem, was wir heute haben.
Führen wir uns noch einmal vor die Seele, was heute da ist. Während des Tages bedient sich der Mensch der Sinne. Abends schläft er ein. Im Bette liegen der physische Leib und der ätherische Leib, der astralische Leib und das Ich treten heraus. Die Bewußtseinssphäre verdunkelt sich. Der Mensch von heute sieht .nichts, hört nichts. Morgens, wenn der astralische Leib mit dem Ich untertaucht in den physischen und Ätherleib, dann treten die physischen Dinge
wiederum hervor. Wie war es in der ersten atlantischen Zeit? Nehmen wir jenen Zeitpunkt, wo morgens der Mensch hinuntertauchte in den physischen und Ätherleib. Da hatte er damals nicht eine solche physische Welt um sich wie heute. All die Gegenstände von heute, die Sie mit klaren Grenzen sehen, die würden Sie wie mit einer Aura, mit Farbensäumen umgeben, ganz verschwommen gesehen haben, so, wie Sie auch bei einem starken Nebel abends die Lichter auf den Straßen nicht klar sehen, dafür aber solche Farbensäume um die Lichter der Laterne herum. So war es in der alten Atlantis. Alle Gegenstände sah man nur verschwommen, nichts mit den Grenzen und Oberflächen von heute, alles wie in Nebelfarben eingehüllt. Erst nach und nach hat sich das herausgebildet, was feste Grenze ist. Wenn wir eine Rose vor uns gehabt hätten, so hätten wir in den ersten Zeiten der alten Atlantis gesehen, wie da ein Nebelgebilde aufgeht, wie in der Mitte ein rosaroter Kreis ist, und nach und nach erst hätten sich die äußeren Farben gleichsam hinübergelegt über die Oberfläche. Die Gegenstände haben erst später klare Umrisse bekommen.
Also Sie sehen, ganz anders ist jetzt die physische Umwelt als in der alten Atlantis. Dafür war es auch anders, wenn Sie des Abends herausgestiegen sind aus Ihrem physischen Leib und, sagen wir, eingeschlafen sind. Eigentlich war es ja kein Einschlafen im heutigen Sinne. Allerdings, die ganze Welt der nebelhaften physischen Gebilde blieb unter Ihnen, aber auf ging eine geistige Welt. Ohne feste Grenzen lebten Sie sich in eine geistige Welt hinein. Die geistigen Wesenheiten waren Ihre Mitbewohner. So wechselten Tag und Nacht in der ersten atlantischen Zeit miteinander ab. Wenn der Mensch untertauchte in seinen physischen Leib, hatte er nur undeutliche, verschwommene Bilder des Physischen, aber wenn er des Nachts den physischen Leib verließ, hatte er die Möglichkeit, wenn auch etwas verschwommen, geistig unter Geistern zu leben, unter Geistern zu wandeln. Und vor allen Dingen war das ganze Empfindungsleben des Menschen auch ein anderes in der alten atlantischen Zeit. Wenn Sie, sagen wir, herausgegangen sind aus dem Innern Ihres physischen und Ätherleibes, da hätten Sie nicht
Ermüdung gefühlt, kein Bedürfnis nach Ruhe gehabt. Sie hätten auch die Ruhe nicht gefunden; Sie mußten eintreten in die geistige Welt, da war die Sphäre des Wirkens. Wenn es dagegen Morgen wurde, fühlten Sie Ruhebedürfnis, und da suchten Sie sozusagen Ihr Bett auf, das Ihr eigener Leib war. Da blieben Sie ruhig liegen. Sie verkrochen sich in Ihren eigenen Leib und ruhten gerade bei Tage.
In der ersten Zeit der Atlantis war es also durchaus anders als jetzt. Die atlantische Zeit verläuft so, daß der Mensch sich allmählich herübergebt aus den ganz entgegengesetzten Zuständen in die späteren. Er lebt sich in dem Maße herüber, als sein Ätherleib mehr und mehr hineingetrieben wird in den physischen Leib. Im letzten Drittel der atlantischen Zeit wurde der Ätherleib hineingetrieben in den physischen Leib. Vor diesem Ereignis fühlte sich der Mensch oben in der geistigen Welt als Wachender. Aber als solcher sagte er nicht zu sich Ich, hatte er nicht das Selbstbewußtsein. Wenn er herausging aus dem physischen und Ätherleib, um in die Helligkeit der Nacht sich hineinzubegeben, da fühlte er sich so recht als Glied der Geistigkeit, die da oben war, fühlte sich sozusagen hineingeborgen in seine alte Gruppenseele. Jedesmal wurde es um ihn hell in der Nacht, aber er fühlte sich unselbständig. Wie unsere Finger zu unserem Ich, so fühlten sich die Menschen hinzugehörig zu den Gruppenseelen, die hellseherisch so gesehen werden, wie sie in den vier Köpfen des Löwen, Ochsen, Adlers und Menschen in der Apokalypse des Johannes geschildert sind. In irgendeine solche Gruppenseele hineinversetzt fühlte sich der Mensch. Und erst wenn er in seinem Leibesschneckenhaus war, fühlte er, daß er etwas Eigenes hatte. Denn daß der Mensch ein selbständiges Wesen wurde, das kam davon, daß er sich einschließen konnte in seinen Leib. Er mußte allerdings dieses Einschließen in seinen Leib damit bezahlen, daß sich nach und nach die geistige Welt für ihn verfinsterte, daß sie sich ganz und gar von ihm zurückzog. Dafür aber wurde immer heller und klarer die Welt, die er unten sah, wenn er im physischen Leibe war. Damit dämmerte immer mehr und mehr in ihm auf, daß er ein Ich sei, daß er in sich selbst ein Selbstbewußtsein trage. Er lernte zu sich Ich sagen.
Wenn wir charakterisieren wollen, was damals geschah, so denken wir uns den Menschen, wie er gleichsam hinauskriecht aus seinem Leibesschneckenhaus, in die geistige Welt hinein. Er ist da unter geistig-göttlichen Wesenheiten. Da tönt ihm sein Name, das was er ist, von außen entgegen. Der einen Gruppe tönt entgegen das Wort, das in der Ursprache das Wort war für diese Gruppe, der anderen das Wort für die andere Gruppe. Der Mensch konnte sich nicht von innen heraus benennen, er mußte von außen seinen Namen entgegengetönt erhalten. Wenn er so herauskroch aus seinem Leibesschneckenhaus, wußte er, was er war, weil es ihm in die Seele hineingerufen wurde. Jetzt, da er lernte, in seinem Leibe wahrzunehmen die physische Umgebung, da lernte er sich als Ich empfinden, da lernte er die göttliche Kraft, die ihm früher von außen eingetönt war, in sich selbst fühlen. Er lernte den Gott in sich selber fühlen. Der ihm der nächste war, dieser Gott, der zu gleicher Zeit sein Ich andeutete, den nannte er Jahve, der war der Ich-Leiter. Die Kraft dieses Gottes fühlte der Mensch zunächst in seinem Ich aufgehen.
Damit waren äußere Ereignisse verbunden. Wenn der alte Atlantier so untertauchte in seinen physischen Leib, dann sah er wohl auch hinaus in den Himmelsraum, und da sah er, wie gesagt, einen wirklichen Regenbogen nicht, aber so etwas wie ein Kreis aus Farbe gebildet war da, wo später die Sonne auftauchte. Die Sonne drang noch nicht durch mit ihrer Kraft, aber sie wirkte durch den Nebel hindurch. Gehindert, aufgehalten durch den Nebel wirkte sie mit ihrer Kraft auf die Erde. Immer mehr und mehr kam sie heraus, so daß alles, was geschildert worden ist, dieser Aufgang des äußeren Bewußtseins, verknüpft war mit dem Herauskommen der Sonne aus dem Nebel. Was da oben war, wo ihren Wohnsitz hatten die sechs anderen Geister, die mit Jahve zusammen die Erdenentwickelung zu lenken hatten, das drang allmählich heraus, das schien herunter in seinen Taten auf die Erde.
Was war mit dem Menschen vorgegangen? Der Mensch war früher, seiner eigentlichen Seele, seinem Geiste nach, wenn er aus dem Leibe herausgestiegen war, wenn es sozusagen Nacht war, in
innere, astralische Helligkeit getreten, zu der die äußere Sonne nicht notwendig ist. Diese Helligkeit war um ihn herum. Es war dasselbe Licht von mächtigen geistigen Wesenheiten, das später physisch herunterschien von der Sonne. Als er immer mehr sich in sein physisches Bewußtsein einschloß, da wurde das Tor des inneren Schauens zugeschlossen. Finsternis umgab ihn, wenn er des Nachts seinen physischen und seinen Ätherleib verließ und in die geistige Welt eintrat. In demselben Maße, in dem er sich einschloß, stieg das äußere Licht auf, das die Taten der geistigen Wesenheiten der Sonne darstellt. Das Licht der geistigen Wesenheiten schien äußerlich herunter auf die Erde. Der Mensch bereitete sich vor, das äußere Licht als etwas Materielles anzusehen. In sein jetziges verfinstertes Innere schien das Licht, das Licht aber wurde von seinen Finsternissen zunächst nicht begriffen.
Das ist ein weltgeschichtlicher, kosmischer Vorgang. Der Mensch hat sich in der damaligen Zeit durch die geistige Verfinsterung sein Selbstbewußtsein erkauft. So ist der Mensch herausgewachsen aus der Gruppenseelen-Helligkeit. Aber es war nur das allererste Aufdämmern der Individualität. Lange, lange dauerte es noch, bis wahrhaft die Individualität über den Menschen kam. Es verging die letzte atlantische Zeit; die Flut brach herein. Die nachatlantische Zeit begann, die uralt indische Kultur verging. Das Selbstbewußtsein war da noch nicht gediehen. Dann kam die persische, die ägyptisch-babylonische Zeit. Immer mehr reifte der Mensch dazu heran, das Selbstbewußtsein in sich zu entwickeln. Endlich kam der vierte Zeitraum. Da vollzog sich etwas von ungeheurer Wichtigkeit, zu dem das vorher Geschehene die Vorbereitung war.
Denken Sie sich einmal hinweggehoben von der Erde an einen fernen Stern und mit hellseherischem Auge begabt herunterschauend auf die Erde von jenem fernen Sterne aus. Da würden Sie sehen, daß diese Erde als physischer Leib eben nur physischer Leib ist und daß zu ihr gehören Ätherleib und astralischer Leib wie zum Menschen. Das alles hat auch die Erde. Sie würden die Erde von ihrer Aura umgeben sehen, und Sie würden durch Jahrtausende von jenem Stern aus verfolgen können die Entwickelung der irdischen
Aura. Sie würden diese Erde eingeschlossen sehen von allerlei Farben: in der Mitte den physischen Kern, und darum herum flutend die Aura in verschiedenen Formen und Farben, die verschiedensten Gebilde darinnen in dieser geistigen Atmosphäre der Erde. Sie würden diese Farben und Formen im Laufe der Jahrtausende sich mannigfaltig verändern sehen, aber es würde ein Zeitpunkt eintreten, ein Zeitpunkt von großer Wichtigkeit: da nimmt die ganze Aura eine andere Form und Farbe an. Die Erde erscheint in einem neuen Lichte, zunächst von außen gesehen. Und das geschieht mit ungeheurer Schnelligkeit, so daß man sich sagen muß: Von diesem Augenblick an ist eine Grundverwandlung mit der Erde vor sich gegangen, die Erdenaura hat sich völlig verwandelt. Welcher Zeitpunkt ist das? Das ist der Zeitpunkt, wo auf Golgatha das Blut aus den Wunden des Erlösers floß. Dieser Augenblick ist ein höchst wichtiger, der wichtigste Augenblick der ganzen Erdenentwickelung. Der Augenblick, wo das Blut aus den Wunden des Erlösers fließt, ist derselbe, wo die Aura der Erde sich neugestaltet. Es tritt eine ganz neue Kraft ein, jene Kraft, die der wichtigste Impuls für die Erdenentwickelung ist, zu der alles, was wir bisher gesehen haben, nur Vorbereitung war.
Für den Chemiker ist das Blut auf Golgatha dasselbe wie anderes Blut auch. Aber dieses Blut ist ein ganz anderes. Es bedeutet, daß die Materie des Blutes hinunterfließt auf den Erdboden und daß der Geist, der dem Blute entspricht, die Erdenaura erfüllt mit neuen Impulsen und neuen Kräften, die ihre Bedeutung haben für die zukünftige Menschheitsentwickelung. Von da strahlen die Kräfte aus, welche die Erde umändern, von da strahlen sie durch den Menschen. Nur ein kleiner Teil dessen, was eingeflossen ist in jenem Momente, hat sich bis heute erfüllt. Immer mehr und mehr werden die Menschen lernen, zu verstehen, was die Erde durch jenen Moment von Golgatha geworden ist, was der Mensch werden kann in dem Bewußtsein, das er sich auf die geschilderte Art errungen hat seit der Atlantis.
Was hat sich denn der Mensch errungen seit der Atlantis? Zweierlei: das Ich-Bewußtsein und die Fähigkeit, außen in der
äußeren Welt zu sehen. Zugeschlossen hat sich vor ihm, was früher offen für ihn war, die geistige Welt. Wahrhaftig, diese früheren Menschen, sie haben gesehen, was die späteren Mythen erzählen: Wotan Merkur, Jupiter Zeus, all die Gestalten haben sie des Nachts gesehen. Sie waren in der Nacht mitten unter ihnen. Das Tor zu diesen geistigen Wesenheiten hat sich zugeschlossen. Dafür hat der Mensch sich erobert die heutige Welt um ihn herum. Die Geister sind vor ihm zurückgetreten. Alles, was er damals hat sehen können, ist zurückgetreten. Früher hat er das Göttliche gesehen, wenn er hinausgeschlüpft ist aus dem Schneckenhaus seines physischen Leibes; jetzt mußte er innerhalb des Leibes das Göttliche sehen, wenn es vor ihm auftreten sollte. Das heißt nichts anderes, als daß wir das Göttliche in leiblich-sichtbarer Gestalt annehmen müssen, weil das Menschenbewußtsein so geworden war, daß es hingeordnet war auf das physische Schauen. Deshalb mußte das Göttliche selbst leiblich-physische Gestalt annehmen. Darum erschien das Göttliche einmal in der Zeitentwickelung im fleischlichen Leibe. Es mußte so erscheinen, weil der Mensch bis zu dieser Stufe des Wahrnehmens vorgedrungen war. Es mußte so seiner Wahrnehmung gegeben werden, damit er es verstehen konnte. Und es mußten all die Erscheinungen, die früher eingetreten waren für andere Stufen der Entwickelung, sich zusammenschließen in jenem größten Ereignis der Erdenentwickelung, das uns Licht werfen wird auf alle Zukunft, die wir nunmehr aus der Apokalypse enthüllen werden: in jenem Ereignis, das sich physisch so ausnimmt, daß die Blutstropfen niederströmten zur Erde; das, hellseherisch wahrgenommen, aber als etwas aufsteigt, was die Aura der Erde verändert. Die Kraft, die da einfloß, wird zusammenwirken mit der Erde in alle Zukunft hinein. Damit war der Erdenseele, dem Geist der ganzen Erde, etwas Neues eingeimpft worden. Was das Christus-Prinzip ist, hat sich damals mit der Erde verbunden, und die Erde ist der Leib dieses Christus-Prinzips geworden, so daß wörtlich wahr ist: «Wer mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen.» Wenn der Mensch das Brot der Erde ißt, so ißt er den Leib der Erde, und das ist der Leib des Erdgeistes, der seit jenem Ereignis auf Golgatha als
Christus-Geist mit der Erde verbunden ist. Und der Mensch wandelt auf diesem Erdenleib herum, er tritt diesen Leib mit Füßen. Alles ist wörtlich zu verstehen, wenn wir uns erst die Möglichkeit verschaffen, den Wortlaut in der wirklichen Weise aufzufassen.
Für einen solchen Menschen wie den Schreiber des Johannes-Evangeliums wurde alles, was er wußte, was er im hellseherischen Schauen erfassen konnte, zu einer Aufforderung, das größte Ereignis der Erdenentwickelung zu verstehen. Was er lernen konnte hellseherisch, von dem sagte er sich: Ich muß es gebrauchen, um die Gestalt des Christus zu verstehen und ihre Wirkung. Alle Geheimwissenschaft zur Erklärung des Ereignisses von Golgatha zu verwenden, ist die Tendenz dessen gewesen, der die Apokalypse geschrieben hat. Nichts anderes wollte er in dem erblicken, was er in der Geheimwissenschaft lernen konnte, als eine dienende Weisheit, um dieses Ereignis zu verstehen, das er in so großartiger Weise vor unsere Seele gestellt hat und von dem wir sehen werden, was es für ihn geworden ist.
SIEBENTER VORTRAG, Nürnberg, 24. Juni 1908
Es hat für den Menschen der Gegenwart immer etwas Bedenkliches, wenn eine prophetische Vorhersagung zukünftiger Ereignisse auftritt. Nun haben wir ja gesehen, daß wir schon bei den sieben Siegeln hinweisen mußten auf gewisse Entwickelungstatsachen der Menschheit, die da eintreten werden, daß wir also sozusagen prophetische Künste üben mußten. Wir werden, wenn wir die Apokalypse des Johannes selbst immer mehr und mehr enthüllen, solche prophetische Künste in ausgiebigstem Maße anzuwenden haben. Nun fragt es sich: Aus welchen Gründen heraus darf man überhaupt über diese Dinge sprechen? Wir haben zum Teil, was da zugrunde liegt, gleich im Anfange unserer Vorträge erwähnt. Wir haben nämlich gesagt, daß sich auf gewisser Einweihungsstufe dem Eingeweihten in der geistigen Welt das zeigt, was dann heruntersteigt und physisches Ereignis wird. Aber wir haben mit den zwei Betrachtungen, die wir angestellt haben, mit der letzten und vorletzten, noch eine andere Grundlage geschaffen für solche prophetische Künste. Wir haben nämlich dargestellt, wie der Mensch sich aus geistigen Sphären herausentwickelt hat zu seinem heutigen Dasein. Und nun ist alle Zukunft in einer gewissen Beziehung auch eine Wiederholung der Vergangenheit. Nicht so, daß sich die Dinge der Vergangenheit in gleicher Weise noch einmal abspielen, aber in einem veränderten Sinn wiederholen sich vergangene Ereignisse in zukünftigen Zeiten.
Wenn wir in den letzten Betrachtungen darauf hingewiesen haben, daß der Mensch in der alten atlantischen Zeit eine Art Hellsehen hatte, daß er namentlich während seines Nachtzustandes bewußt hinaufstieg in geistige Welten, so müssen wir uns klar darüber sein, daß dieser Zustand eines gewissen Hellsehens sich für die Menschheit wiederholen wird. Wir haben zwischen dieser atlantischen Zeit und derjenigen, die nach dem Kriege aller gegen alle
liegen wird, unseren Zeitraum, den wir ja beschrieben haben. In einer gewissen Weise wird sich nach unserem Zeitraum dasjenige, was vorher war, was in der atlantischen Zeit war, wiederholen, nur mit einem gewaltig großen Unterschied. Damals in der alten atlantischen Zeit hatte der Mensch ein traumhaftes, dämmerhaftes hellseherisches Bewußtsein, und wenn er hinaufstieg in höhere Welten, versank sein helles Selbstbewußtsein; dann fühlte er sich wie in der Gruppenseele darinnen. Nach dem großen Kriege aller gegen alle wird der Mensch wiederum in gewisser Art hineinsehen in die höhere Welt. Das, was er dazumal hatte als dämmerhaftes Hellsehen, wird er wieder haben nach dem großen Kriege, aber er wird zu diesem Hellsehen hinzugefügt haben, was er sich jetzt in der äußeren physischen Welt nach und nach erworben hat.
Der Mensch hat zwischen der atlantischen Flut und dem großen Krieg aller gegen alle eine Zeitlang verzichten müssen auf das Hineinschauen in die geistigen Welten. Er hat sich begnügen müssen damit, nur dasjenige zu sehen, was im sogenannten Tag-Wachbewußtsein für ihn zu sehen ist, was um ihn in der physischen Welt ist. Das ist jetzt der Normalzustand. Dafür aber ist dem Menschen möglich geworden, in dieser Zeit sein Selbstbewußtsein, sein individuelles Ich voll zu entwickeln, sich sozusagen innerhalb seiner Haut als eine abgeschlossene Ich-Persönlichkeit zu fühlen. Das hat er sich erobert. Nun behält er diese Individualität, auch wenn er wieder hinaufsteigt in höhere geistige Welten, und dieses Hinaufsteigen wird ihm möglich sein nach dem großen Kriege aller gegen alle. Aber es würde ihm dieses Hinaufsteigen nicht möglich sein, wenn er nicht in der Mitte unseres in der physischen Welt ablaufenden Zeitraumes teilhaftig geworden wäre jenes großen kosmischen Ereignisses, das wir gestern vor unsere Seele hingestellt haben. Der Mensch hätte in eine Art Abgrund hinuntersinken müssen, wenn er nicht bewahrt worden wäre vor diesem Hinuntersinken durch das Hereintreten des Christus in unsere Welt. Wir müssen uns so vorstellen, daß der Mensch in diesem unserem Zeitraum ganz heruntergestiegen ist in die physische Welt hinein.
Denken Sie sich einmal in einem Strich den physischen Plan und
darüber das, was man die geistige, die himmlische Welt nennt. Darunter ist dasjenige, was man nennt den Abgrund. Eigentlich erreicht der Mensch die Linie, welche die geistige Welt vom Abgrund trennt, genau in dem vierten Zeitraum, den wir beschrieben haben.
Wir haben beschrieben die altindische Zeit; da war der Mensch verhältnismäßig noch in einer geistigen Sphäre. Vorher war er oben in der geistigen Welt. In der Atlantis hatte er noch ein dämmerhaftes Hellsehen. Jetzt kommt er herunter und erreicht die Linie, als von Rom aus das Weltenreich sich ausbreitet und in diesem Weltenreich der Mensch sich voll bewußt wird als äußeres sinnliches Wesen, als Persönlichkeit. Das war dazumal, als der römische Rechtsbegriff in die Welt kam, als jeder eine Einzelpersönlichkeit, ein Einzelbürger sein wollte. Da hatte der Mensch diese Linie erreicht. In diesem Punkt war es möglich, entweder umzukehren oder aber hinunterzusinken.
Jetzt sind wir in der Tat und alles, was ich sage, entspricht durchaus der Darstellung der Apokalypse an einem Punkte der Menschheitsentwickelung angelangt, wo die Menschheit vor einer Entscheidung steht in gewisser Beziehung. Wir haben ja schon gezeigt, wie in unserem Zeitraum ungeheure Geisteskräfte dazu verwendet werden, um für die niedersten Bedürfnisse zu sorgen. Wir haben gezeigt, wie Telephon, Telegraph, Eisenbahn, Dampfschiff und andere Dinge, die noch kommen werden, ungeheure Geisteskräfte absorbiert haben und absorbieren werden, die nur zur bloßen Befriedigung der niederen menschlichen Bedürfnisse verwendet werden. Der Mensch hat aber nur eine gewisse Summe von Geisteskräften. Betrachten Sie einmal folgendes: Der Mensch hat eine ungeheure Summe von Geisteskräften dazu verwendet, um Telegraphen zu erfinden und zu konstruieren, Eisenbahnen, Dampf-
schiffe, Luftballons und so weiter zu bauen, um die äußere Kultur zu fördern. Das mußte so sein. Es würde der Menschheit schlecht ergangen sein, wenn es nicht so gekommen wäre. Der Mensch hat diese Geisteskräfte aber noch zu vielem anderen benützt. Denken Sie nur, wie der Mensch nach und nach dazu gekommen ist, auch alle gesellschaftlichen Zusammenhänge in ein ungeheuer feines Verstandesnetz einzuspinnen. Was haben für Geisteskräfte dazu gehört, es so weit zu bringen, daß man einen Scheck ausstellen kann in Amerika und wieder einlösen kann in Japan. Ungeheure Kräfte des Geistes sind hineingeflossen in diese Tätigkeit. Diese Kräfte mußten einmal sozusagen hinuntersteigen unter die Linie des physischen Plans, die das geistige Reich vom Abgrund trennt. Denn tatsächlich ist der Mensch in gewisser Weise schon hineingestiegen in den Abgrund, und wer vom geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus die Zeit studiert, kann an den profansten Erscheinungen sehen, wie das von Jahrzehnt zu Jahrzehnt weitergeht, wie immer ein gewisser Punkt erreicht wird, wo gerade noch die Persönlichkeit sich selbst fangen kann. Überläßt sie sich an diesem Punkte dem Hinabsinken, dann verliert sich die Persönlichkeit, dann wird die Persönlichkeit nicht gerettet, um hinaufzusteigen in die geistigen Welten.
Selbst in den weltlichsten Dingen kann man das nachweisen. Zum Beispiel könnte ich es Ihnen an den Einzelheiten der Entwickelung des Bankwesens in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts nachweisen. Es ist nämlich vielleicht erst den zukünftigen Geschichtsschreibern vorbehalten, zur Klarheit zu bringen, daß da eine gründliche Veränderung eingetreten ist, die wir damit bezeichnen können: Im Bankwesen ist die Persönlichkeit allmählich zersplittert. Da würde ich Sie hinweisen müssen auf jenen Zeitpunkt, wo die vier Rothschilds in die Welt ausgezogen sind von Frankfurt aus, der eine nach Wien, der andere nach Neapel, der dritte nach London, der vierte nach Paris, und wie da das ganze Bankwesen durch die eben darauf gerichtete persönliche Begabung in eine persönliche Sphäre hineingebracht worden ist. Da hat sich die Persönlichkeit eingesetzt für das Geldwesen. Heute sehen Sie
das ganze Bankwesen unpersönlich werden. Das Kapital geht an die Aktiengesellschaften über, es wird nicht mehr von der Einzelpersönlichkeit verwaltet. Das Kapital fängt an, sich selbst zu verwalten. Wir haben rein objektive Kräfte, die innerhalb des Kapitals wirtschaften, und sogar schon Kräfte innerhalb dieses Gebietes, die allen Willen der Persönlichkeit an sich ziehen, so daß die Persönlichkeit ohnmächtig geworden ist. So kann man mit sehenden Augen bis hinein in diese weltlichen Dinge die Sache verfolgen und wird überall sehen können, wie die Menschheit in bezug auf die Persönlichkeit zu einem tiefsten Punkt herunterstieg.
Nun kann sich die Persönlichkeit retten und wieder hinaufsteigen. Sie kann sich dadurch retten, daß sie zum Beispiel durch Stärkung der inneren seelischen Kräfte wirklich lernt, sich auf sich selbst zu stellen, sich unabhängig zu machen von den objektiven Kapitalsmächten. Die Persönlichkeit kann sich aber auch hineinwerfen in diese Kräfte, kann in gewisser Weise hineinsegeln und hinunterdringen in den Abgrund, sich umgarnen lassen von den im Kapital wirksamen Kräften.
Der wichtigste Punkt, wo die menschliche Persönlichkeit heruntersteigt bis auf die Erde und wo sie umkehren müßte, ist der Punkt der Erscheinung des Christus Jesus auf der Erde. Der gab der Erde die Kraft, die der Menschheit es möglich machte, wieder hinaufzusteigen. Und in demselben Maße steigt die Menschheit hinauf, als sie Gemeinschaft hat mit Christus Jesus. In dem Maße, wie für einen größeren Teil der Menschheit das Verständnis aufgeht dafür, was dieses Ereignis war, wie für solche Menschen der Christus-Impuls zum eigenen Impuls in ihrer inneren Wesenheit wird, aus dem heraus sie wirken und ihr Dasein weben, in demselben Maße wird die Menschheit nach aufwärts steigen. Immer mehr und mehr muß der Mensch verstehen lernen, was Paulus gesagt hat: Nicht ich bin es, der wirkt, sondern Christus wirkt in mir.
Wenn also der Impuls, der damals in der vierten Periode heruntergestiegen ist auf unseren physischen Plan, sich einlebt in die Herzen der Menschen, wenn er zum Antrieb ihres Handelns wird,
dann geschieht der Aufstieg nach oben. Und all die Seelen, die diesen Anschluß finden, die den Zusammenschluß mit dem Christus-Prinzip vollziehen, sie finden den Weg nach oben. Alle Seelen aber, die diesen Zusammenschluß nicht finden würden, müßten nach und nach in den Abgrund hinabtauchen. Sie würden das Ich, den Egoismus sich erobert haben, aber nicht imstande sein, mit diesem Ich wiederum hinaufzusteigen in die geistige Welt. Und die Folge für einen solchen Menschen, der keinen Anschluß an das Christus-Prinzip findet, würde sein, daß er sich loslöst von dem geistigen Aufstieg. Er würde, statt hinaufzusteigen, hinuntersteigen und sich immer mehr verhärten in seinem Ich. Statt in der Materie nur die Gelegenheit gefunden zu haben, um das Ich zu erwerben, und dann wiederum hinaufzusteigen, würde er nur immer tiefer hinabtauchen in die Materie.
Ja, alles wiederholt sich. Der Mensch ist in die Lage gekommen, in unsere physische Welt hereinzutreten. Dadurch, daß er die atlantische Flut überdauert hat, ist ihm die Möglichkeit geworden, sein heutiges Menschenantlitz herauszubilden. Das ist wirklich ein Abbild der im Menschen wohnenden geistigen Ich-Gottheit. Nur dadurch, daß gegen das Ende der atlantischen Zeit der Ätherleib sich mit dem physischen zusammengeschlossen hat und die Kräfte des Ätherleibes in den physischen Kopf eingezogen sind, hat er sein heutiges Menschenantlitz erhalten, das schon den Gottesgeist durchspiegeln läßt. Nehmen wir an, er würde das verleugnen, daß der Geist es ist, der ihm das Menschenantlitz gegeben hat. Dann würde er den Leib nicht benützen als eine Gelegenheit, um zum Ich-Bewußtsein zu kommen und sich wieder zu vergeistigen, sondern er würde mit dem Leibe verwachsen, diesen so liebgewinnen, daß er nur in ihm sich daheim fühlen würde. Er würde verbunden bleiben mit dem Leib und hinuntergehen in den Abgrund, und es würde, weil er nicht benützt hat die Kraft des Geistigen, auch die äußere Gestalt wiederum ähnlich werden der früheren Gestalt. Tierähnlich würde der Mensch werden, der in den Abgrund hinuntersteigt. So wird die Menschheit das vollziehen, was wir schon angedeutet haben: Hinuntersteigen in den Abgrund werden die-
jenigen, die das Wohnen im Leibe nicht bloß als Gelegenheit benützen, um dadurch zum Ich-Bewußtsein zu kommen, und sie werden die Rasse bilden. Sie haben sich abgewendet von dem Impuls des Christus Jesus, und aus der Häßlichkeit ihrer Seele heraus werden sie wiederum die Tiergestalt herausbilden, die der Mensch in früheren Zeiten gehabt hat, und unten im Abgrund wird die Rasse der Bösen mit den wilden Trieben in Tiergestalt sein. Und wenn oben die Vergeistigten, die das Christus-Prinzip in sich aufgenommen haben, verkünden, was sie zu sagen haben in bezug auf ihren Zusammenschluß mit dem Namen Christus Jesus, so werden hier unten ertönen Namen der Lästerung, des Hinwegwollens von dem, was als geistige Verwandlung auftritt.
Ein Mensch, der nur halb denken würde, könnte jetzt sagen: Ja, es haben aber doch so viele gelebt, die nichts von dem Christus-Impuls erfahren haben, warum sollten diese des Impulses des Christus Jesus nicht teilhaftig geworden sein? Das wird von materialistisch denkender Seite eingewendet: Warum sollte das Heil erst mit Christus Jesus gekommen sein? Wenn das die Menschen sagen, welche keine Anthroposophen sind, so ist es begreiflich. Wenn aber die Anthroposophen das sagen, dann ist es unbegreiflich, denn die müßten wissen, daß der Mensch immer wieder und wiederkehrt. Und die Seelen, die vorher gelebt haben, sie werden in der Zeit nach der Erscheinung Christi in neuen Leibern wiederkehren, so daß es keine Menschen gibt, denen das Ereignis des Christus Jesus entgehen könnte. Nur wer nicht an Wiederverkörperung glaubt, kann solche Einwände erheben, wie sie oben gekennzeichnet worden sind.
So sehen wir, wie die Spaltung sich vollzieht und daß eine Zeit kommen wird, wo diejenigen, die nach Vergeistigung gestrebt haben, fähig sein werden, in der geistigen Welt zu leben; eine Zeit, wo heraustreten wird, was sie sich früher angeeignet haben, wo sie den Namen Christus an ihrer Stirn tragen werden, weil sie gelernt haben, zu ihm aufzuschauen. Nun wird, nachdem die Siegel entsiegelt sein werden, der Mensch in der äußeren Figur das abgebildet haben, was er innerlich im Herzen trägt. Derjenige, der innerlich
in der Seele den Christus trägt, wird nach der Entsiegelung in seinem Antlitz das Malzeichen des Christus Jesus tragen, er wird äußerlich in der Gestalt dem Christus Jesus ähnlich sein. Diejenigen aber, die bleiben werden bei den Kulturen, welche vor der Erscheinung des Christus Jesus liegen, die werden anderes erleben müssen. Diese vier Kulturen, die altindische, die altpersische, die assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische und die griechisch-lateinische Kultur, waren vorbereitende Zeiten. Die Seele hat durch die Leiber dieser Kulturen hindurchgehen müssen, um sich vorzubereiten für das große Ereignis der Erscheinung des Christus Jesus auf der Erde. Damals, in der Zeit der Vorbereitung, waren zwei Kräfte geltend. Die Kräfte, welche die Menschen zusammengeführt haben, das sind Kräfte, die ihre materielle Grundlage in dem Blute haben. Wenn die Menschen einfach in ihrer jetzigen Gestalt hereingestellt worden wären nebeneinander, niemals würde sich das herausgebildet haben, was sich in der Menschheit entwickeln sollte.
Vor der Erde war der Mond der Träger unserer Geschöpfe. Dieser alte Mond war der Kosmos der Weisheit, unsere Erde ist der Kosmos der Liebe. Unsere Entwickelung geht darauf hin, die Menschen in Liebe zusammenzuführen. Wenn einstmals die Erde sich auflösen wird, nachdem die siebente Posaune ertönt ist, wenn sie ihre physische Substantialität verlieren und sich in einen astralischen Himmelskörper umwandeln wird, dann wird eingeflößt sein dem ganzen Menschengeschlecht die Liebe, die Kraft der Liebe, die sie entwickelt hat an allem Irdischen. Denn diese Kraft der Liebe ist es, was als die Erdenmission der Menschheit eingeflößt werden muß, geradeso, wie Sie jetzt in ihrer Umgebung die Kraft der Weisheit sehen. Es wurde schon oft darauf hingewiesen: Wenn Sie nur ein Stück Oberschenkelknochen ansehen, welch ein wunderbares Gebilde ist das! Es besteht nicht aus einer kompakten Masse, sondern aus vielen feinen Gerüstfäden, die so wunderbar zusammengeordnet sind, daß unter Aufwand der geringsten Stoffmasse die größte Tragfähigkeit erzielt ist, wie es kein Ingenieur heute imstande wäre herzustellen. Und wenn wir alles durchsuchen würden,
wir würden finden, daß dasjenige, was sich der Mensch im Laufe seiner Erdenentwickelung als seine Weisheit erobert, vorher schon der Erde eingeimpft war.
Immer wieder im Laufe des geschichtlichen Unterrichts wird uns gesagt, wie der Mensch Fortschritt auf Fortschritt gemacht hat, immer weiser und weiser geworden ist. Sie erinnern sich, wie Ihnen die einzelnen Etappen des Weisewerdens vorgeführt worden sind, wie Ihnen zum Beispiel gezeigt worden ist, daß im Beginn der neueren Zeit der Mensch dahin gelangt ist, das Schießpulver zu erfinden, das Leinenpapier, das Holzpapier und so weiter zu erfinden. Da hat sich Ihre Seele gefreut darüber, wie die Menschen aufgestiegen sind. Die Menschen haben aus ihrem Intellekt heraus das Papier bereiten gelernt; sie haben es völlig neu erfunden, so könnte man meinen. Wer aber die Welt in ihrem großen Zusammenhange überschaut, dem erscheint das in anderem Lichte. Die Wespen konnten das schon viel früher, denn das Wespennest ist genau dasselbe wie das Papier. So war Jahrtausende vorher im Wespenneste bereits vorhanden, was sich der Mensch hinterher in seiner subjektiven Weisheit erobert hat. Nicht die einzelne Wespe kann Papier erzeugen, aber die Gruppenseele, das Ich, das die ganze Gruppe der Wespen umfaßt, das ist so weise, wie der Mensch erst geworden ist. Und überall, wohin Sie sehen, wenn Sie nicht blind, sondern sehend sind, wird Ihnen die Weisheit aus den Dingen entgegentreten.
Glauben Sie nicht, daß diese Weisheit nicht hat entstehen müssen. Oh, die Welt war nicht immer so durchtränkt von Weisheit. Während der Mondentwickelung ist nach und nach diese Weisheit eingeflossen in das, was uns heute umgibt. Während der Mondentwickelung hat sich das, was chaotisch durcheinanderwirkte, so ausgestaltet, daß es weise wurde. Könnten Sie den Blick hinwenden auf den alten Mond, so würden Sie da alles noch sozusagen drunter und drüber finden, gar noch nicht weise. Im Laufe der Mondentwickelung wurde die Weisheit den Wesen und Geschöpfen eingegossen, eingeflößt, und sie war da, als die Erde hervorging aus dem Dämmerdunkel. Jetzt erschienen alle Dinge mit Weisheit
getränkt. Und wie der Mensch heute auf seine Umgebung schaut und überall die Weisheit hervorsprießen sieht, so wird er, wenn er auf dem Jupiter angelangt sein wird, alle Wesen, die um ihn herum sind, in einer merkwürdigen Weise schauen: sie werden etwas ausgießen wie den Duft beseligender Liebe. Liebe wird aus allen Dingen strömen, und es ist die Mission der Erdenentwickelung, diese Liebe zu entfalten. Liebe wird dann durch alle Dinge fließen, wie jetzt Weisheit in allen Dingen waltet. Und diese Liebe wird eingegossen der Erdenentwickelung dadurch, daß der Mensch nach und nach die Liebe entwickeln lernte.
Aber der Mensch hat nicht gleich die geistige Liebe haben können, ihm mußte zuerst diese Liebe auf dem untersten Gebiete eingepflanzt werden. Einen materiellen Träger mußte die Liebe haben: das ist die Blutsverwandtschaft. Die Liebe auf dem Gebiete der Blutsverwandtschaft zu üben, das war die erste Schule. Dadurch wurden die getrennten Menschen zusammengeführt, daß dasjenige, was als gemeinsames Blut in den Adern rann, sich liebte. Das war die Vorschule der Liebe, das war die große Schule der Liebe. Und der große Impuls, der diese Liebe vergeistigt, der sie nicht nur da läßt, wo sie physisch wirkt als dessen Grundlage, sondern sie dem Seelischen mitteilt, das ist der Christus-Impuls in der Welt.
Nun würde es die ganze Vorzeit hindurch dem Menschen sonderbar gegangen sein, wenn nur dieser eine Impuls der Liebesgemeinschaft im Blute gewirkt hätte. Die Wesenheiten, welche die Lenker der alten Zeiten waren, vor allen Dingen Jahve, führten die Menschen in Liebe zusammen, daß sie sich vereinigten in der Blutsverwandtschaft. Wenn aber der Mensch vor der Erscheinung des Christus Jesus nur vereinigt worden wäre durch die Blutsverwandtschaft, so hätte der einzelne nie zur Persönlichkeit fortschreiten können. Der einzelne wäre im Volk untergegangen. Es ist ja auch der einzelne tatsächlich recht sehr untergegangen in dem Ganzen. Wirklich war das Bewußtsein, daß man Einzelmensch ist, etwas, was sich erst nach und nach heranbildete. In der atlantischen Zeit konnte noch keine Rede davon sein, daß der Mensch als einzelner sich fühlte, aber auch später klang das noch nach. Die Menschen
verstehen nur nicht die alte Namengebung, sonst würden sie darauf kommen, wie die Menschen sich fühlten. Denken Sie an die Bekenner des Alten Testaments: sie fühlten in der vorchristlichen Zeit ihr Ich, wenn sie es so recht fühlen wollten, gar nicht in ihrer Einzelpersönlichkeit. Jeder, der ganz fühlte den Impuls, der aus dem Alten Testamente strömt, der sagte sich: «Ich und der Vater Abraham sind eins.» Denn er fühlte sich geborgen in dieser Gemeinschaft, die hinaufreichte bis Abraham, dessen Blut bis herunter zum jüngsten Gliede durch alle Adern floß. Und da sagte er: Da fühle ich, daß ich nicht ein verlorenes Glied bin, wenn ich spüre, daß mein Blut dasselbe ist wie das des Vaters Abraham.
Und noch weiter hinauf versuchte man zurückzuverfolgen die Gemeinschaft. In der Gruppenseele fühlte man sich geborgen. Man wies hin auf Noah, auf Adam. Die Menschen wissen nicht mehr, was diese Namen bedeuten. Sie wissen nicht, daß in jenen alten Zeiten noch immer das Bewußtsein der Menschen anders war als heute. Der Mensch kann sich heute zur Not an das erinnern, was in seine Kindheit zurückreicht, und sicher reißt alle Erinnerung mit der Geburt ab. Dazumal, in der Patriarchenzeit, in der Zeit der alten Erzväter, war das nicht so. Da erinnerte sich der Mensch nicht nur an das, was er selbst, sondern was sein Vater, Großvater, Urgroßvater erlebt hatte. Das war ihm so in der Erinnerung wie Ihnen die Erinnerung Ihrer Kindheit. Er wußte nicht, daß sein Leben besonders anfing mit seiner Geburt. Durch Jahrhunderte ging das Gedächtnis hinauf. Man gab dem abgesonderten Bewußtsein keinen Namen, man hätte darin keinen Sinn gefunden. Weil man sich erinnerte an Vater, Großvater, Urgroßvater und so weiter, so umfaßte ein Gesamtname die ganze Kette. «Adam», «Noah» bedeuten die Erinnerung durch die Generationen. Soweit man sich erinnerte an Noah, nannte man die Kette Noah. Das war ein innerer Mensch, ein geistiges Wesen, das durch die Generationen lebte. Dem äußeren Menschen einen Namen zu geben, hätte man sinnlos gefunden. So umfaßt der Name Adam ein geistiges Wesen.
Es war also der Einzelmensch sich noch nicht seines Ichs bewußt. Er wäre aufgegangen in der Gemeinschaft, wenn nicht Impulse
dagewesen wären, die fortwährend Angriffe richteten gegen dieses Verschwimmen in der Gemeinschaft, die darauf hinarbeiteten, den Menschen herauszureißen aus den Blutsbanden, die ihn zur Selbständigkeit bringen sollten. In seinen Astralleib haben sich eingenistet solche geistige Wesenheiten, die ihm die Impulse gaben, sein Bewußtsein nicht verschwimmen zu lassen. Diese Wesenheiten sind die luziferischen Wesenheiten. Sie waren es, die in der vorchristlichen Zeit entgegengewirkt haben der eigentlichen Vereinheitlichung, denen der Mensch seine Selbständigkeit, die werdende Persönlichkeit verdankt. Es ist durchaus wichtig, einzusehen, daß dasjenige, was zusammenstrebte, dem Jahve zu verdanken ist, und das, was auseinanderstrebte, den luziferischen Geistern.
In den ersten Zeiten des Christentums hatte man einen Spruch, der lautete: «Christus verus Lucifer», Christus ist der wahre Lichtträger , denn Lucifer heißt Lichtträger. Warum wird Christus der wahre Lichtträger genannt? Weil jetzt durch ihn berechtigt worden ist, was früher unberechtigt war. Früher war es ein Auseinanderreißen; die Menschen waren noch nicht reif zur Selbständigkeit. Jetzt waren die Menschen durch den Ich-Impuls, den sie durch den Christus Jesus bekommen haben, so weit, daß sie trotz des Ichs sich in Liebe zueinander entwickeln konnten. So wurde das, was Luzifer sozusagen vorausnehmend der Menschheit geben wollte, als diese noch unreif war, durch den wahren Lichtträger, durch den Christus Jesus, der Menschheit gebracht. Er brachte den Impuls zur Verselbständigung, aber auch die geistige Liebe, die zusammenführt, was nicht blutsverwandt ist. Durch ihn kam die Epoche, wo die Menschheit heranreifte zu dem, was Luzifer früher schon bewirken wollte. Dieser Ausspruch: «Christus verus Lucifer» ist später nicht mehr verstanden worden. Derjenige allein, der ihn richtig versteht, lernt die ersten Lehren des Christentums kennen.
So also haben wir diesen Impuls aufzufassen, so haben wir einzusehen, wie die Menschheit vorbereitet wurde zu dem Standpunkt, zu dem sie gelangen sollte. So waren diese vier Zeiten, die indische, persische, ägyptische, griechisch-lateinische, Zeiten der Vorbereitung, der Hinweisung auf das große christliche Ereignis. Es ist
aber möglich für den Menschen, sich sozusagen zu versteifen. Denken wir uns einen Menschen zur Zeit des Christus Jesus lebend, und stellen wir uns vor, er könnte mit Bewußtsein entscheiden über das, was er will. Da könnte er, wenn der Christus Jesus käme, so sprechen: Oh, mir ist das genügend, was vorher war. Ich will nichts von ihm wissen, ich will keine Gemeinschaft haben mit dem Christus Jesus. Da würde er in seiner Seele haben diejenigen Kräfte, diejenigen Impulse, die man in der Zeit vor dem Christus Jesus gewinnen konnte. Er würde alle Impulse haben, die man durch die indische, persische, ägyptische, griechisch-lateinische Kultur erlangen konnte. Aber man darf im kosmischen Werdegang solche Impulse nur so lange haben, bis ein neuer Impuls kommt. Bleibt man stehen, dann bleibt man eben auf dieser Stufe zurück. Also darf man nicht Unverständnis für die geschichtliche Entwickelung an den Tag legen, man darf nicht sagen: Es ist in allen Kulturen dasselbe Prinzip. Nicht umsonst wird eine Kultur auf der anderen aufgebaut.
Nehmen wir an, es hätte so jemand verschlafen wollen die christliche Entwickelung, dann würde er hinüberleben in die zukünftige Zeit bis nach dem großen Kriege aller gegen alle. Da aber würde er nichts haben von dem großen Liebe-Prinzip des Christus, das die Iche zusammenführt, das aus den Menschen Gemeinschaften macht. Er würde alles das haben, was die Iche gerade hinunterführt in den Abgrund. Er würde die auseinandertreibenden Kräfte haben, die auseinandersplitternden Kräfte. Und das zeigt uns der eine Umstand, der uns zu der Frage führen kann: Warum gibt uns die Enthüllung der ersten vier Siegel ein so trostloses Bild? Weil da herauskommen diejenigen Menschen, die stehenbleiben wollen bei diesen vier vorbereitenden Kulturen, in denen die alte Form des Luzifer drinnen ist, die sie auseinandertreibt. Daher wird uns gezeigt durch die Enthüllung der Siegel, wie sie auch die Gestalt bekommen, die sie sich erworben haben. Sie haben verschlafen das Ereignis des Christus Jesus, sie werden wiedergeboren in den Gestalten, die ihnen gegeben werden können ohne den Einfluß des Christus-Prinzipes. Daher erscheint wieder dasjenige, was die bloße
Intelligenz, den bloßen Verstand anzeigt: Viermal hintereinander erscheint das Pferd! Es erscheint die alte Gestalt des Menschen, die er dadurch bekommen hat, daß er die Pferdenatur angenommen hat. Diese Gestalt erscheint bei der Entsiegelung der ersten vier Siegel.
Und in dem Augenblick, wo das fünfte Siegel entsiegelt wird, worauf werden wir da aufmerksam gemacht? Auf diejenigen, die im vorhergehenden Zeitraum erfassen gelernt haben das Ereignis des Christus Jesus. Sie sind mit weißen Kleidern angetan, sie sind unberücksichtigt geblieben, sie sind bildlich erwürgt worden, sie sind diejenigen, die aufbewahrt werden für die Vergeistigung der Welt. So ist es die Verbindung mit dem Christus Jesus-Prinzip, welche die Menschen dahin bringt, diese weißen Kleider anzuhaben und zu erscheinen, wenn das fünfte Siegel gelöst wird. Da sehen wir, wie uns klar und deutlich angedeutet wird, daß in diesem Zeitpunkt, wo der Christus Jesus erscheint, eine wichtige Epoche der Menschheit ist, jene Epoche, die da bewirkt, daß nach dem Kriege aller gegen alle die vier Zeiträume wieder erscheinen, wo diejenigen, die zurückgeblieben sind, geplagt werden von der Materialität, die mit der Entwickelung mitgegangen ist und an die sie sich gefesselt haben, wo sie geplagt werden von all den Übeln und Qualen der verhärteten, in sich vergröberten Materialität. Und alles, was uns nun weiter beschrieben wird bei der Enthüllung der Siegel, stellt nichts anderes dar als das Hineingehen in den Abgrund. Während wir im fünften Zeitraum nur kurz hingewiesen werden auf diejenigen, die auserwählt sind, werden uns im übrigen alle jene gezeigt, die in der Materialität bleiben, die in den Abgrund hineingehen, die jene Gestalten, die vorher da waren, annehmen, weil sie nicht mitgekommen sind, weil sie nicht die Kraft in sich aufgenommen haben, diese Gestalten umzuwandeln.
Sie können sich ein Bild davon machen: Denken Sie sich heute alle Ihre Menschengestalten aus Kautschuk und innerhalb dieser Kautschuk-Menschenleiber Ihre innere Seelenkraft, die diesen Kautschukleibern Ihre Menschengestalt gibt. Denken Sie sich, wir nehmen die Seelenkraft heraus: Da würden die Kautschukleiber
zusammenschrumpfen, Tiergestalten würden die Menschen erhalten. In dem Augenblicke, wo Sie die Seele herausziehen aus dem Menschen-Kautschukleibe, da würde der Mensch Ihnen die Tiergestalt zeigen. Was der Mensch sich errungen hat, ist wie etwas, was er durch seine eigene Kraft heute hervorbringt. Wenn Sie das, was er früher im astralischen Leib erzeugt hat, betrachten könnten, dann würden Sie sehen, wie diese Tierähnlichkeit vorhanden ist. Es ist wirklich etwas wie solch eine innerliche Kraft, die dem Kautschukmenschen die heutige Gestalt gibt. Denken Sie sich diese Kraft entfernt, denken Sie sich den Menschen nicht befruchtet von der Christus-Kraft und der Mensch zuckt zurück in die Tiergestalt. So wird es solchen ergehen, die zurückfallen. Die werden nachher eine Welt bilden, die sozusagen unter der heutigen Welt liegt, eine Welt des Abgrundes, wo der Mensch wiederum Tiergestalt angenommen haben wird.
So lernen wir begreifen, wie in der Tat die Entwickelung sein wird. Stück um Stück wird dasjenige herauskommen, was jetzt vorbereitet wird, wie in unserer Zeit auch Stück für Stück herausgekommen ist, was in der atlantischen Zeit sich veranlagt hat. Ich habe erzählt, daß im letzten Drittel der atlantischen Zeit sich eine kleine Kolonie gebildet hat, von der unsere Kulturen sich abgeleitet haben, von denen auch noch die späteren zwei Kulturen, die folgen werden, abstammen. Für den nächsten Zeitraum, der alle diese Kulturen ablösen wird, wird das etwas anders sein. Da wird nicht eine auf einen Ort beschränkte Kolonie sein, sondern es werden aus der gesamten Masse der Menschen sich überall diejenigen herausrekrutieren, die reif sind, die gute, die edle, die schöne Seite der nächsten Kultur nach dem Kriege aller gegen alle zu bilden. Das ist wiederum der Fortschritt gegenüber der früheren atlantischen Zeit, daß damals an einem kleinen Orte die Kolonie sich entwickelte, bei uns aber die Möglichkeit gegeben ist, daß über die ganze Erde hin aus allen Stämmen sich diejenigen herausrekrutieren, die wirklich den Ruf der Erdenmission verstehen, die es verstehen, den Christus in sich lebendig zu machen, das Prinzip der Bruderliebe zu entfalten über die ganze Erde hin, und zwar ent-
falten im richtigen Sinn, nicht im Sinne der christlichen Konfessionen, sondern im Sinne des wahren esoterischen Christentums, das aus allen Kulturen hervorgehen kann. Diejenigen, die dieses christliche Prinzip verstehen, die werden da sein in jener Zeit, die dem großen Kriege aller gegen alle folgen wird. Auf unsere jetzige Kultur, auf unsere reine Verstandeskultur, auf alles das, was sich in der Gegenwart immer mehr und mehr nach dem Abgrund des Verstandes hin entwickelt und das können Sie auf allen Gebieten des Lebens erfahren , wird eine Zeit kommen, in welcher der Mensch ein Sklave der Intelligenz sein wird, in der er als Persönlichkeit untergehen wird. Es gibt heute nur ein einziges Mittel, die Persönlichkeit zu bewahren, das ist die Spiritualisierung. Diejenigen, die es verstehen, das spirituelle Leben zu entwickeln, werden zu dem Häuflein der Wohlversiegelten aus allen Nationen und Stämmen gehören, welche erscheinen werden in den weißen Kleidern nach dem großen Kriege aller gegen alle.
Jetzt fangen wir an, aus unserer unmittelbar gegenwärtigen Kultur des Verstandes heraus die geistige Welt zu begreifen. Das ist das wahre anthroposophische Streben, aus der heutigen Verstandeskultur heraus zu begreifen die spirituelle Welt, zu sammeln die Menschen, die den Ruf nach Spiritualisierung der Welt verstehen können. Nicht eine abgeschlossene Kolonie werden diese bilden, sondern aus allen Nationen heraus werden sie sein, und nach und nach werden sie hinüberleben in den sechsten Zeitraum, also noch nicht etwa über den großen Krieg hinüber, sondern zunächst in den sechsten Zeitraum hinein. Da sind vorläufig noch immer Notwendigkeiten vorhanden, die mit alten Rassennotwendigkeiten zusammenhängen. In unserem Zeitraum spielen ja Rasse- und Kulturepoche noch durcheinander. Der eigentliche Rassebegriff hat seine Bedeutung verloren, aber er spielt noch immer hinein. Es ist keineswegs möglich, daß eine jede Mission in gleichwertiger Weise von einem jeden Volk bei uns schon ausgeübt wird. Manches Volk ist besonders dazu prädestiniert.
Die Nationen, die heute die Kulturträger des Westens sind, waren ausersehen, den fünften Zeitraum auf die Höhe zu führen.
Das waren die Nationen, die den Verstand ausbilden sollten. Daher haben wir da, wo diese westliche Kultur sich ausbreitet, vorzugsweise die Verstandeskultur, und die ist noch nicht zu Ende. Diese Intelligenz wird sich noch ausbreiten. Noch mit viel mehr geistigen Kräften werden die Menschen das, was für des Leibes Notdurft ist, erringen, mit viel mehr geistigen Kräften werden sie sich gegenseitig erwürgen vor dem großen Kriege aller gegen alle. Viele Entdeckungen werden gemacht werden, um die Kriege besser führen zu können, unendliche Intelligenz wird aufgeboten werden, um den niedrigen Trieben Genüge zu leisten. Aber es bereitet sich mittendrinnen doch dasjenige vor, wozu gewisse Nationen des Ostens, des nördlichen Ostens veranlagt sind. Es bereiten sich Nationen vor, aus einer gewissen Stumpfheit aufzuerstehen und in großen gewaltigen Impulsen zu bringen, was ein spiritueller Impuls sein wird, etwas wie der entgegengesetzte Pol zur Intelligenz. Wir werden vor dem sechsten Kulturzeitraum, der repräsentiert ist durch die Gemeinde zu Philadelphia, etwas erleben wie eine gewaltige Völkerehe, eine Ehe zwischen Intelligenz und Verstand und Spiritualität. Heute erleben wir erst die Morgenröte dieser Ehe, und niemand soll das, was eben gesagt wird, wie ein Loblied auf unsere Zeit auffassen, denn man singt nicht Loblieder auf die Sonne, wenn erst die ersten Anzeichen der Morgenröte da sind. Aber wir haben doch merkwürdige Erscheinungen, wenn wir Osten und Westen vergleichen, wenn wir da in die Tiefen und Untiefen und Untergründe der Nationen hineinschauen.
Fassen wir das nicht auf wie ein Partei-Ergreifen-Wollen. So fern wie nur möglich sind diese Vorträge, die objektiv sein wollen, von irgendeinem Partei-Ergreifen. Aber objektiv können Sie vergleichen das, was im europäischen Westen als Wissenschaft, als Philosophie erreicht wird, mit demjenigen, was im Osten auftaucht, sagen wir bei Tolstoi. Man braucht nicht Anhänger von Tolstoi zu sein, aber das eine ist wahr: In einem solchen Buch wie Tolstois Buch «Über das Leben» können Sie eine Seite lesen, wenn Sie zu lesen verstehen, und das vergleichen mit ganzen Bibliotheken im westlichen Europa. Und Sie können sich dann folgendes
sagen: In Westeuropa macht man mit dem Verstande geistige Kultur, man ziseliert aus Einzelheiten zusammen irgendwelche Dinge, welche die Welt verständlich machen sollen. Und in dieser Beziehung hat die westeuropäische Kultur solches geleistet, daß es kein Zeitalter mehr überbieten wird. Aber Sie können das, was durch dreißig Bände solcher westeuropäischer Bibliotheken gesagt werden kann, manchmal in zehn Zeilen zusammengedrängt erhalten, wenn Sie so ein Buch wie «Über das Leben» von Tolstoi verstehen. Da wird mit primitiver Kraft etwas gesagt, aber da haben wenige Zeilen Stoßkraft, die gleichkommt demjenigen, was dort aus den Einzelheiten zusammenziseliert wird. Da muß man beurteilen können, was aus der Tiefe des Geistes dringt, was spirituelle Untergründe hat und was nicht. Geradeso wie überreife Kulturen etwas Verdorrendes haben, so haben solche aufgehende Kulturen frisches Leben und neue Stoßkraft in sich. Tolstoi ist ja eine vorzeitige Blüte einer solchen Kultur, viel früher gekommen, als daß es möglich wäre, jetzt schon ausgebildet werden zu können. Daher ist er mit allen Fehlern einer unzeitigen Geburt behaftet. All das, was er aufbringt an grotesker Darstellung mancher westeuropäischer Dinge, was unbegründet ist, alles das, was er auch aufbringt an törichten Urteilen, zeigt eben, daß große Erscheinungen die Fehler ihrer Tugenden haben, daß große Gescheitheit die Torheit ihrer Weisheit hat.
Das sollte nur als Symptom hingestellt werden für die zukünftige Zeit, wo sich zusammenschließen werden das Spirituelle des Ostens und das Intellektuelle des Westens. Aus diesem Zusammenfluß wird hervorgehen die Zeit von Philadelphia. Alle diejenigen werden sich in diese Ehe hineinfinden, die in sich aufnehmen den Impuls des Christus Jesus, und sie werden die große Bruderschaft bilden, welche hinüberleben wird über den großen Krieg, welche angefeindet sein wird, die mannigfaltigsten Verfolgungen erleben wird, aber die Grundlage abgeben wird zu der guten Rasse. Nachdem dieser große Krieg gebracht haben wird den Aufgang der Tierheit innerhalb derer, die in den alten Formen geblieben sind, wird diese gute Rasse erstehen. Sie werden hinübertragen in die
künftige Zeit dasjenige, was die geistig erhöhte Kultur dieser künftigen Zeit sein soll. So werden wir auch erleben, daß in unserer Zeit zwischen der großen atlantischen Flut und dem großen Kriege aller gegen alle, in dem Zeitraum, der durch die Gemeinde zu Philadelphia repräsentiert wird, eine Kolonie sich bildet, die nicht auswandern wird, sondern überall sein wird, so daß überall im Sinn der Gemeinde von Philadelphia, im Sinn des Zusammenschlusses der Menschheit, im Sinne des christlichen Prinzips gewirkt werden wird.
ACHTER VOTRAG, Nürnberg, 25. Juni 1908
Wenn jetzt schon wiederholt davon gesprochen worden ist, daß unsere sieben Kulturstufen ihr Ende finden werden durch den Krieg aller gegen alle, so müssen wir uns einen solchen Krieg aller gegen alle eigentlich ganz anders vorstellen, als man bis jetzt gewohnt ist, sich Kriege vorzustellen. Wir müssen nur einmal ins Auge fassen, was die Grundlage, die eigentliche Ursache dieses Krieges ist. Diese Grundlage oder Ursache ist das Überhandnehmen des Egoismus, der Ichsucht, der Selbstheit der Menschen. Und wir sind ja nunmehr in unseren Betrachtungen so weit fortgeschritten, daß wir gesehen haben, welch zweischneidiges, scharfes Schwert dieses Ich des Menschen ist. Wer nicht begreift, daß dieses Ich ein zweischneidiges Schwert ist, der wird kaum den ganzen Sinn der Menschheits- und Weltenentwickelung verstehen. Auf der einen Seite ist dieses Ich die Ursache dessen, daß die Menschen in sich selbst sich verhärten, daß sie alles, was ihnen zur Verfügung stehen kann an äußeren Dingen und inneren Gütern, in den Dienst dieses ihres Ichs einbeziehen wollen. Es ist dieses Ich die Ursache, daß sich alle Wünsche des Menschen darauf richten, dieses Ich als solches zu befriedigen. Wie dieses Ich danach strebt, einen Teil des gemeinsamen Erdenbesitzes an sich heranzubringen als sein Eigentum, wie dieses Ich danach strebt, aus seinem Gebiete alle anderen Iche hinwegzutreiben, sie zu bekriegen, zu bekämpfen: das ist die eine Seite des Ichs. Aber auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, daß dieses Ich zugleich dasjenige ist, was dem Menschen seine Selbständigkeit, seine innere Freiheit gibt, was den Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erhöht. In diesem Ich ist seine Würde begründet. Es ist die Anlage zum Göttlichen im Menschen.
Dieser Ich-Begriff macht vielen Menschen Schwierigkeit. Es ist uns ja klar geworden, daß sich das Ich des Menschen herausent-
wickelt hat aus einer Gruppenseelenhaftigkeit, aus einer Art umfassenden All-Ichs, aus dem es sich herausdifferenziert hat. Unrichtig wäre es, wenn der Mensch wieder das Verlangen haben würde, mit seinem Ich unterzugehen in irgendein Allbewußtsein, in irgendein Gesamtbewußtsein. Alles, was den Menschen streben läßt, sein Ich zu verlieren, mit ihm aufzugehen in ein Allbewußtsein, ist ein Erzeugnis der Schwäche. Nur der allein versteht das Ich, der da weiß, daß, nachdem er sich dieses Ich errungen hat im Laufe der kosmischen Entwickelung, es nunmehr unverlierbar ist, und der Mensch muß vor allen Dingen nach der starken Kraft streben, wenn er die Weltenmission versteht, dieses Ich immer innerlicher, immer göttlicher zu machen. Die wahren Anthroposophen haben nichts von jener Phrase in sich, die da immer wieder betont das Aufgehen des Ichs in einem All-Ich, das Zusammenschmelzen in irgendeinen Urbrei. Die wahre anthroposophische Weltanschauung kann nur als Endziel die Gemeinschaft der selbständig und frei gewordenen Iche, der individuell gewordenen Iche hinstellen. Das ist ja gerade die Erdenmission, die sich durch die Liebe ausdrückt, daß das Ich dem Ich frei gegenüberstehen lernt. Keine Liebe ist vollkommen, die hervorgeht aus Zwang, aus dem Zusammengekettetsein. Einzig und allein dann, wenn jedes Ich so frei und selbständig ist, daß es auch nicht lieben kann, ist seine Liebe eine völlig freie Gabe. Das ist sozusagen der göttliche Weltenplan, dieses Ich so selbständig zu machen, daß es aus Freiheit selbst dem Gott die Liebe als ein individuelles Wesen entgegenbringen kann. Es würde heißen, die Menschen an Fäden der Abhängigkeit führen, wenn sie irgendwie zur Liebe, wenn auch nur im entferntesten, gezwungen werden könnten.
So wird das Ich das Unterpfand sein des höchsten Zieles des Menschen. So ist es aber zu gleicher Zeit, wenn es nicht die Liebe findet, wenn es sich in sich verhärtet, der Verführer, der ihn in den Abgrund stürzt. Dann ist es dasjenige, was die Menschen voneinander trennt, was sie aufruft zum großen Krieg aller gegen alle, nicht nur zum Krieg der Völker gegen die Völker denn der Volksbegriff wird dann gar nicht mehr die Bedeutung haben, die
er heute hat , sondern zum Kriege des einzelnen gegen den einzelnen auf den mannigfaltigsten Gebieten des Lebens, zum Kriege der Stände gegen die Stände, der Kasten gegen die Kasten, der Geschlechter gegen die Geschlechter. Auf allen Gebieten des Lebens wird also das Ich zum Zankapfel werden, und daher dürfen wir sagen, daß das Ich auf der einen Seite zum Höchsten und auf der anderen zum Tiefsten führen kann. Deshalb ist es ein scharfes, zweischneidiges Schwert. Und derjenige, der da den Menschen gebracht hat das volle Ich-Bewußtsein, der Christus Jesus, er wird, wie wir gesehen haben, symbolisch in unserer Apokalypse mit Recht dargestellt als derjenige, der das scharfe, zweischneidige Schwert im Munde hat.
Wir haben es ja als hohe Errungenschaft des Menschen hingestellt, daß er zu diesem freien Ich-Begriff gerade durch das Christentum hat aufsteigen können. Der Christus Jesus hat dieses Ich in vollem Umfange gebracht. Daher muß dieses Ich gerade durch das scharfe, zweischneidige Schwert ausgedrückt werden, das Sie aus dem einen unserer Siegel kennen. Und daß dieses scharfe, zweischneidige Schwert aus dem Munde des Menschensohnes geht, das ist wieder begreiflich, denn als der Mensch mit vollem Bewußtsein aussprechen gelernt hat das Ich, da war es ihm gegeben, auf das Höchste hinaufzusteigen, in das Tiefste hinunterzusinken. Das scharfe, zweischneidige Schwert ist eines der wichtigsten Symbole, die uns in der Apokalypse entgegentreten. (Erstes Siegel.)
Wenn wir nun uns klar sind über das, was am Schlusse der letzten Betrachtung an uns herangetreten ist, daß auf unsere jetzige Kultur diejenige folgen wird, die in den Sendschreiben charakterisiert ist durch die Stadt Philadelphia, so müssen wir uns vor allen Dingen merken, daß aus dieser sechsten Kulturstufe diejenigen Menschenseelen genommen werden, die hinüberzuleben haben in das folgende Zeitalter. Da, nach dem Kriege aller gegen alle wie wir oft schon betont haben , wird sich ja ausleben in den Gesichtern, was sich in der Seele der Menschen in unserer Zeit vorbereitet. Von ganz geringer Wichtigkeit wird die sogenannte siebente Kulturstufe sein. Wir leben also in der fünften Kulturstufe,
dann folgt die sechste, aus der herausgehen wird eine Anzahl von Menschen voll Verständnis für die spirituelle Welt, durchdrungen von jener Gesinnung der Bruderliebe, die gerade aus der spirituellen Erkenntnis folgt. Die reifste Frucht unserer gegenwärtigen Kultur wird in dieser sechsten Epoche erscheinen. Und was darauf folgt, wird sein, was lau ist, was nicht warm und nicht kalt ist. Was als siebente Stufe folgt, ist sozusagen in der gesamten Kultur etwas wie eine überreife Frucht, wie etwas, was hinüberlebt über den großen Krieg aller gegen alle, aber kein Prinzip des Fortschrittes in sich enthält.
So war es auch, als unsere Kultur entstanden ist. Denken wir zurück an die Zeit vor der atlantischen Flut. Wir haben gesagt: Es war im letzten Drittel der atlantischen Zeit, die die Menschen ja auf dem Boden durchlebten, der heute vom Atlantischen Ozean bedeckt ist, als sich ein kleines Häuflein in der Nähe des heutigen Irland bildete, das zur höchsten Kulturstufe der Atlantis gekommen war und das dann auszog nach dem Osten, von wo aus alle späteren Kulturen ausgegangen sind. Fassen wir das so recht ins Auge, denken wir uns diesen Fleck Erde, der heute jenes Meer bildet im Westen von Irland, denken wir uns von da ausgehend einen Volksstrom, der nach Osten wandert und von dem aus eine Menge Volksstämme ziehen, die dann Europa bevölkern. Alles, was an europäischer Bevölkerung da ist, das ist von daher gekommen. Der begabteste Teil der Atlantier zog nach Zentralasien; von da gingen die verschiedenen Kulturen aus, die wir beschrieben haben, bis zu uns herein. So also sehen Sie, daß von einem kleinen Häuflein atlantischer Leute unsere gegenwärtige Kultur ihren Ursprung genommen hat.
Aber auch diese atlantische Kultur hatte sieben aufeinanderfolgende Stufen, geradeso wie unsere Kultur sieben Stufen hat, die wir kennen als die altindische, altpersische, assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische, die griechisch-lateinische, die unsrige und zwei weitere. Und es war in der fünften atlantischen Kulturstufe, als diese Wanderung begann, so daß die auserlesenste Bevölkerung der alten Atlantis, die unserer Kultur zugrunde liegt, aus
der fünften atlantischen Rasse in der Atlantis dürfen wir von Rassen sprechen genommen ist. Es folgte noch eine sechste und eine siebente Rasse. Das waren sozusagen die lauen Rassen. Auch sie überdauerten die große Flut, aber in ihnen war nicht lebendig sprießende Kraft. Sie verhielten sich etwa so zu der fünften Kultur, wie sich die Rinde, die verholzt, verhärtet ist, zum saftigen Stengel verhält. So waren die zwei Rassen, die auf die eigentliche Stammrasse folgten, nicht entwickelungsfähig; überreif sozusagen waren sie.
Sie sehen heute noch Nachzügler dieser alten überreifen Rassen, namentlich im chinesischen Volk. Das chinesische Volk ist dadurch charakterisiert, daß es sich nicht angeschlossen hat dem, was in der fünften Rasse, der Stammrasse, geoffenbart worden war. Damals, als der Ätherleib hineinging in den physischen Leib, war es, wo der Mensch die erste Anlage zum Ich-sagen empfing. Sie hatten diesen Zeitraum verpaßt. Sie hatten allerdings dadurch jene hohe Kultur entwickelt, die bekannt ist, die aber nicht bildungsfähig war. Die fünfte atlantische Rasse schickte überallhin ihre Kulturträger, die neue, immer mehr sich vervollkommnende, wachsende Volkskulturen schufen. Ja, das wächst alles, von der altindischen Kultur bis zur unsrigen. Die sechste und siebente Rasse der Atlantis hatten sich in die Verhärtung begeben und waren daher in einen stationären Zustand gekommen. Wie gesagt, die chinesische Kultur ist ein Überbleibsel davon. Sie kann nicht aus sich herauskommen. Sie hatte in der alten chinesischen Kultur eine wunderbare altatlantische Erbschaft angetreten, aber sie konnte über ihren Höhepunkt nicht hinaus. Nichts bleibt unbeeinflußt vom andern. Sie dürfen die altchinesische Literatur ansehen: von überallher ist sie beeinflußt worden, aber ihre Grundfarbe zeigt durchaus den atlantischen Charakter. Dieses Insichgeschlossensein, dieses Erfindungen-machen und Dabeibleiben, niemals sie über einen gewissen Grad hinausbringen können, das rührt alles noch von dem Charakter der Atlantis her.
Wie es dazumal mit der fünften Rasse gegangen ist, daß sie die Bildungsfähigen geliefert hat, und mit der sechsten und siebenten, daß sie in den Niedergang kamen, so wird es auch in unserer Zeit
sein. Jetzt leben wir noch mit aller Sehnsucht hin zur sechsten Kultur, zu dem, was so geschildert werden muß, daß es aus der spirituellen Ehe zwischen dem Westen und dem Osten sich bildet. Da wird die sechste Kulturstufe die Grundlage sein für das, was nach dem großen Kriege aller gegen alle als neue Kulturen aufgehen wird, ebenso wie nach der atlantischen Zeit unsere Kulturen aufgegangen sind. Dagegen wird die siebente Kulturstufe durch die Lauen repräsentiert werden. Diese siebente wird so hinüberleben in die neue Zeit, wie die sechste und siebente Rasse der atlantischen Zeit als verhärtete und sich versteifende Rassen in unsere Epoche herübergelebt haben. Nach dem Kriege aller gegen alle wird es zwei Strömungen unter den Menschen geben: auf der einen Seite die von Philadelphia mit dem Prinzip des Fortschrittes, der inneren Freiheit, der Bruderliebe, ein kleines Häuflein, aus allen Stämmen und Nationen sich zusammensetzend, und auf der anderen Seite die große Masse derer, die da lau sein werden, die Überbleibsel derer, die jetzt lau sein werden, die Strömung von Laodizea. Und es wird sich nach dem großen Kriege aller gegen alle darum handeln, daß nach und nach durch die gute Rasse, durch die gute Strömung die böse Strömung hinübergeführt wird zum Guten. Das wird eine der Hauptaufgaben sein nach dem großen Kriege aller gegen alle: zu retten, was zu retten ist aus denjenigen, die nach dem großen Kriege nur das Bestreben haben werden, einander zu bekämpfen, das Ich ausleben zu lassen im äußersten Egoismus. Innerhalb der Sphäre des Okkultismus wird für alle solche Dinge immer vorgesorgt in der Welt
Betrachten Sie es nicht als eine Härte des Schöpfungsplanes, nicht als etwas, weswegen man rechten könne mit dem Schöpfungsplan, daß also die Menschheit gespalten wird in solche, die zur Rechten und die zur Linken stehen werden, betrachten Sie es vielmehr als etwas, was im höchsten Grade weise im Schöpfungsplane ist. Denn bedenken Sie einmal, daß gerade dadurch, daß so das Böse sich von dem Guten trennt, das Gute seine Hauptstärke im Guten erhalten wird, denn es wird das Gute sich nach dem großen Kriege aller gegen alle jede nur mögliche Anstrengung geben
müssen, um die Bösen in dem Zeitraum, in dem es noch möglich sein wird, wieder herüberzuziehen. Das wird nicht eine Erziehungsaufgabe sein, wie heute die Erziehungsaufgaben sind, sondern da werden okkulte Kräfte mitwirken, denn die Menschen werden in diesem nächsten großen Zeitraum okkulte Kräfte in Bewegung zu setzen verstehen. Die Guten werden die Aufgabe haben, auf ihre Mitbrüder der bösen Strömung zu wirken. Und in den okkulten Weltenströmungen wird dieses alles vorbereitet. Nur versteht man die tiefste aller okkulten Weltenströmungen am allerwenigsten. Die Weltenströmung, die das vorbereitet, sagt folgendes zu ihren Schülern: Da reden die Menschen von Gut und Böse, und sie wissen nicht, daß es im Weltenplan notwendig ist, daß das Böse auch zu seiner Spitze kommt, damit diejenigen, die dieses Böse überwinden müssen, gerade in der Überwindung des Bösen die Kraft so nützen, daß ein um so größeres Gutes herauskommt. Aber es müssen die auserlesensten Menschen darauf vorbereitet werden, daß sie hinüberleben über das Zeitalter des großen Krieges aller gegen alle, wo Menschen ihnen entgegenstehen werden, die in ihrem Antlitz haben werden die Zeichen des Bösen, sie müssen vorbereitet werden darauf, daß soviel als möglich gute Kraft einfließen muß in die Menschheit. Es wird noch möglich sein, daß die bis zu einem gewissen Grade weichen Leiber nach dem großen Kriege aller gegen alle umgeformt werden durch die bekehrten Seelen, durch die Seelen, die noch in diesem letzten Zeitraum zu dem Guten hinübergeführt werden. Damit wird viel erreicht werden. Das Gute würde nicht ein so großes Gutes sein, wenn es nicht also wachsen würde durch die Überwindung des Bösen. Die Liebe würde keine so intensive sein, wenn sie nicht eine so große Liebe werden müßte, um selbst das Häßliche im Antlitze der bösen Menschen zu überwinden. Das wird schon vorher vorbereitet, und den Schülern wird gesagt: Also dürft ihr nicht glauben, daß das Böse nicht im Schöpferplan begründet sei. Es ist darinnen, daß durch es einmal das große Gute sei.
Diejenigen, die vorbereitet werden in ihren Seelen durch solche Lehren, damit sie einstmals diese große Erziehungsaufgabe lösen
können, das sind die Schüler jener Geistesrichtung, die man nennt das Manichäertum. Die Manichäerrichtung wird gewöhnlich falsch verstanden. Wo Sie irgend etwas hören oder lesen darüber, da vernehmen Sie eine phrasenhafte Rede. Da heißt es, die Manichäer glaubten, es gebe von Anfang der Welt an zwei Prinzipien, das Gute und das Böse. So ist es nicht, sondern es ist die Lehre, die Ihnen eben auseinandergesetzt worden ist. Solche Lehre und ihre Umsetzung für die Zukunft und die Schüler, die angeleitet werden so, daß sie in künftigen Verkörperungen solch eine Aufgabe leisten können, das ist es, was man unter dem Namen Manichäertum versteht. Manes ist jene hohe Individualität, die immer und immer wieder auf der Erde verkörpert ist, die der leitende Geist ist derer, die zur Bekehrung des Bösen da sind. Wenn wir von den großen Führern der Menschen sprechen, so müssen wir auch dieser Individualität gedenken, welche sich diese Aufgabe gesetzt hat. Es wird, wenn auch in der Gegenwart dieses Prinzip des Manes sehr in den Hintergrund hat treten müssen, weil wenig Verständnis für den Spiritualismus da ist, es wird dieses wunderbar herrliche Manichäer-Prinzip mehr und mehr Schüler gewinnen, je mehr wir dem Verständnis des spirituellen Lebens entgegengehen.
So sehen Sie, wie hinüberlebt die gegenwärtige Menschheit in die neue, spätere Zeit über den Krieg aller gegen alle hinaus, ebenso wie jene Stammrasse der Atlantier herübergelebt hat in unsere Zeit und unsere Kultur begründet hat. In sieben aufeinanderfolgenden Stufen wird sich nach dem großen Kriege aller gegen alle die Menschheit entfalten. Und wir haben schon gesehen, wie dasjenige, was über die Entsiegelung der sieben Siegel gesagt wird in der Apokalypse des Johannes, uns den Charakter angibt der aufeinanderfolgenden sieben Stammkulturen, der sieben Kulturstufen nach dem großen Kriege. Dann, wenn diese Kultur, die der heutige Mensch nur als Eingeweihter in der astralischen Welt und in der Symbolik derselben zu schauen vermag, abgelaufen sein wird, dann wird eine neue Periode für unsere Erdenentwickelung beginnen, in der wiederum neue Formen auftreten werden. Und diese neue Periode, die dann folgt auf die eben beschriebene, die wird uns
symbolisiert in der Apokalypse des Johannes durch die sieben Posaunenklänge. Ebenso wie die Kultur nach dem großen Kriege aller gegen alle durch die sieben Siegel charakterisiert wird, weil sie der Seher heute nur von der astralischen Welt aus sehen kann, so wird durch die Posaunenklänge die Kulturstufe, die auf jene folgt, aus dem Grunde so charakterisiert, weil der Mensch sie nur wahrnehmen kann von der eigentlich geistigen Welt aus, wo die Sphärenklänge ertönen. Wie der Mensch in Bildern, in Symbolen die Welt wahrnimmt auf dem astralischen Plan, so nimmt er in der inspirierenden Sphärenmusik die Welt im Devachan wahr, und in diesem Devachan liegt auch sozusagen der Gipfel von dem, was sich auf den großen Krieg aller gegen alle folgend enthüllen wird.
So haben wir, wenn wir es noch einmal darstellen, in dem nebenstehenden Schema unsere sieben Kulturstufen in der Linie ab, und zwar so, daß wir die alte indische Kultur als erste haben, die alte persische als die zweite, die assyrisch-babylonisch-chaldäisch-ägyptisch-jüdische als dritte, die griechisch-lateinische als vierte und die unsrige als fünfte Kulturstufe der nachatlantischen Zeit. Die Linie IV wäre die atlantische Zeit, a die große Flut, durch die diese ihr Ende findet, und b der große Krieg aller gegen alle. Dann folgt eine Kultur von sieben Stufen (VI), die repräsentiert wird durch die sieben Siegel, und dann folgt eine Kultur von sieben Stufen, die repräsentiert wird durch die sieben Posaunen. Hier liegt dann überhaupt die Grenze unserer physischen Erdenentwickelung.
Nun gingen der atlantischen Kultur, derjenigen Kultur, die der unsrigen voranging, auch wiederum Kulturstufen voran. Denn die unsrige, die auf die atlantische folgt, ist auf unserer Erde bereits die fünfte Kulturstufe. Es gehen ihr vier Kulturstufen voran. Die erste können wir aber kaum eine Kulturstufe nennen. Da ist alles noch fein ätherisch-geistig, alles noch so, daß, wenn es sich so weiter fortentwickelt hätte, es überhaupt nicht für Sinnesorgane unserer Art sichtbar geworden wäre. Die erste Kulturstufe entwickelte sich, als noch nicht einmal die Sonne sich von der Erde entfernt hatte. Da gab es ganz andere Verhältnisse, da kann man nicht sprechen von etwas, was unseren Dingen ähnlich sah. Dann
folgt eine Zeit, die dadurch charakterisiert wird, daß die Sonne sich wegbewegt, dann eine, die dadurch charakterisiert wird, daß der Mond aus der Erde herausgeht. Das ist die dritte Stufe, was wir die alte lemurische Zeit nennen. Da tritt der jetzige Mensch in seinen allerersten Anfängen auf unserer Erde auf, von denen ich Ihnen angedeutet habe, daß es solch groteske Körperformen waren, daß es Sie schockieren würde, wenn Sie sie geschildert erhielten. Auf diese, die lemurische Zeit, folgte dann die atlantische und endlich die unsrige.
So sehen Sie, daß wir sieben Kulturstufen haben auf unserer Erde, sieben Entwickelungsperioden der Erde. Auf zwei sehen wir zurück als ganz und gar unähnlich unserer Zeit, auf eine dritte so, daß sie sich zum Teil abgespielt hat auf einem Platz zwischen dem heutigen Afrika und dem heutigen Asien und Australien, auf dem alten Lemurien. Da gab es wiederum unter den damaligen Menschen eine kleine Gruppe, welche die Vorgerücktesten in sich faßte. Diese Gruppe war die allerletzte der Rassen. Also, die allerletzte der lemurischen Rassen hatte ein kleines Häuflein, das auswandern konnte und das nachher die sieben Rassen der Atlantier begründete. Die letzte der lemurischen Rassen begründete die atlantischen Rassen. Die fünfte der atlantischen Rassen begründete unsere Kultur. Die sechste der unsrigen Kulturen begründet die zukünftige Kultur nach dem großen Kriege aller gegen alle, und die allerletzte dieser Kulturen wird diejenige zu begründen haben, die durch die sieben Posaunen angedeutet wird.
Und nach dieser Kultur, was wird dann geschehen? Da ist unsere Erde zunächst am Ziel ihrer physischen Entwickelung angelangt. Da werden sich alle Dinge und Wesenheiten auf unserer Erde umgeändert haben. Denn wenn wir schon sagen müssen, daß in dem sechsten Zeitraum die Menschen auf ihrem Antlitze ihr
Gutes und ihr Böses tragen werden, dann werden wir um so mehr von jenem siebenten sagen müssen, daß der Mensch in seiner Gestalt und alle Wesen in ihrer Gestalt ein Ausdruck sein werden des Guten und des Bösen in viel höherem Maße noch als in dem sechsten Zeitraum. Alles, was Materie ist, wird den Stempel des Geistes tragen. Nichts, nichts wird in diesem siebenten Zeitraum so sein, daß es irgendwie verhüllt werden könnte. Es ist schon für die Bewohner des sechsten Zeitraumes nicht möglich, daß sie demjenigen, der den Blick dafür hat, etwas verhüllen. Der Böse wird ausdrücken das Böse, der Gute das Gute. Aber in dem siebenten Zeitraum wird es nicht einmal möglich sein, durch die Sprache zu verhüllen, was in der Seele ist. Der Gedanke wird nicht mehr ein stummer Gedanke sein, der verborgen werden kann. Wenn die Seele denkt, wird sie auch den Gedanken nach außen erklingen lassen. Er wird dann so sein, wie dieser Gedanke schon heute ist für den Eingeweihten. Für den Eingeweihten erklingt der Gedanke heute im Devachan. Aber dieses Devachan wird heruntergestiegen sein bis in die physische Welt, so wie die astralische Welt heruntergestiegen sein wird bis in die physische im sechsten Zeitraum. Heute schon ist der sechste Zeitraum zu finden in der astralischen Welt, der siebente in der himmlischen Welt. Der sechste Zeitraum ist die heruntergestiegene astralische Welt, das heißt die Abbilder, die Ausdrücke, die Offenbarungen davon. Der siebente wird sein die heruntergestiegene himmlische Welt, der Ausdruck derselben. Und dann wird die Erde am Ziele ihrer physischen Entwickelung angelangt sein.
Dann verwandelt sich die Erde in einen astralischen Himmelskörper. Alles, was an der Erde ist als Wesen, verwandelt sich in einen astralischen Himmelskörper. Die physische Substanz verschwindet als physische Substanz, sie geht in dem Teil, der bis dahin die Möglichkeit gefunden hat sich zu vergeistigen, über in den Geist, in die astralische Substanz. Also denken Sie wohl: Alle diejenigen Wesenheiten der Erde, welche bis dahin die Möglichkeit gefunden haben, in ihrer äußeren materiellen Gestalt auszudrücken das Gute, das Edle, das Intellektuelle, das Schöne, die in ihrem
Antlitz einen Abdruck zeigen werden des Christus Jesus, die in ihren Worten einen Ausdruck zeigen werden des Christus Jesus, die da tönen werden als tönende Gedanken, alle die werden die Macht haben, das, was sie an physischer Materie in sich haben, aufzulösen, wie laues Wasser Salz auflöst. Alles Physische wird übergehen in eine astralische Weltenkugel. Dasjenige aber, was bis dahin es nicht so weit gebracht hat, in dem Materiellen, in dem Körperlichen ein Ausdruck des Edlen, Schönen, Intellektuellen, des Guten zu sein, das wird nicht die Kraft haben, die Materie aufzulösen. Für das wird die Materie bestehen bleiben, das wird sich verhärten in die Materie, das wird behalten materielle Gestalt. Es wird an dieser Stelle der Erdenentwickelung stattfinden ein Aufstieg ins Geistige mit lauter Gestalten, die in diesem Astralischen leben werden und die ausscheiden werden aus sich eine andere materielle Kugel, eine Kugel, welche die Wesen enthalten wird, die unbrauchbar sind für den Aufstieg, weil sie nicht das Materielle auflösen können.
So wird unsere Erde ihrer Zukunft entgegenleben. So wird sie in ihrer Materie sich immer mehr verfeinern, indem die Seele von innen heraus diese Materie allmählich verfeinert, bis sie die Kraft erhält, sie aufzulösen. Dann wird die Zeit kommen, wo das Nichtauflösbare herausgetrieben wird in einer besonderen Weltenkugel. Sieben Zeiträume werden vergehen, während das herausgetrieben wird, was in der Materie sich verhärtet hat, und die Kraft, die das herausgetrieben, wird die gegenteilige Kraft sein von der, welche die guten Wesen hinaufgetrieben haben wird. Was wird sie denn zum Auflösen der Materie bringen? Das ist eben die Kraft der Liebe, die durch das Christus-Prinzip gewonnen wird. Die Wesen werden fähig, die Materie aufzulösen dadurch, daß sie die Liebe in ihre Seele aufnehmen. Je wärmer die Seele wird durch die Liebe, desto intensiver wird sie wirken können auf das Materielle. Sie wird die ganze Erde vergeistigen, verastralisieren, in eine Astralkugel verwandeln. Aber ebenso wie die Liebe die Materie auflöst wie laues Wasser das Salz, so wird das Gegenteil von Liebe hinunterdrücken, wiederum durch sieben Stufen, alles, was nicht fähig geworden ist, diese Erdenmission zu erfüllen.
Das Gegenteil der göttlichen Liebe nennt man den göttlichen Zorn. Das ist der technische Ausdruck. Wie diese Liebe im Laufe der vierten Kulturstufe der Menschheit eingeprägt worden ist, wie sie immer wärmer und wärmer wird durch die letzten Kulturstufen unserer Zeit, durch die sechste und siebente, so wächst an auf der anderen Seite dasjenige, was die Materie um sich verhärtet: der göttliche Zorn. Und dieses Wirken des göttlichen Zornes, dieses Hinausstoßen der Materie, wird uns angedeutet in der Apokalypse des Johannes durch das Ausgießen der sieben göttlichen Zornes-schalen. Stellen Sie sich vor, wie das Ganze sozusagen figürlich sein wird: Die Erde wird immer feiner und feiner in der Materie, der Mensch auch immer geistiger in seiner Materie, und die gröbsten Teile werden nur sichtbar sein in dem Feinen wie Schalen, wie zum Beispiel die Reptilien sie abwerfen oder die Schnecken. So werden die harten Teile immer mehr und mehr angegliedert sein der sich verfeinernden Materie. In dem letzten Zeitraum, dem Zeitraum der Posaunenklänge, würden Sie schon sehen mit hellseherischen Augen, wie die Menschen aus feinen Leibern bestehen, aus durchgeistigten Leibern, und wie diejenigen, die in sich verhärtet haben das materielle Prinzip, das in sich bewahrt haben, was heute die wichtigsten Bestandteile der Materie sind, und wie das wie Hülsen herunterfallen wird in diese materielle Kugel, die als Überbleibsel sein wird nach diesem Zeitraum, der durch die Posaunenklänge angedeutet wird.
Das ist es, was uns die Apokalypse des Johannes als Prophetie gibt. Und es ist wichtig, daß wir uns mit unserer Seele in diese Prophetie einfühlen, so daß sie befeuernd auf unseren Willen wirkt. Denn was hat alsdann der Mensch aus sich gemacht, wenn dieser sechste und siebente Zeitraum vorüber sein werden? Was hat der Mensch dann aus seinem Leibe gemacht? Wenn wir jetzt den menschlichen Leib ansehen, so ist er noch nicht der Ausdruck der inneren Seele. Aber immer mehr und mehr wird der Leib ein Ausdruck dessen werden, was die Seele in ihrem Innern erlebt. Dadurch wird das äußere Leibliche ein Ausdruck des Guten, daß der Mensch aufnimmt die höchste Botschaft, die höchste Lehre, die es
auf dieser Erde gibt, und diese höchste der Lehren ist die Botschaft von dem Christus Jesus auf der Erde. Das Höchste, das uns gegeben werden kann, ist die Botschaft von Christus Jesus. Wohl müssen wir sie aufnehmen, und nicht bloß mit dem Verstand. Wir müssen sie in unser Innerstes aufnehmen, wie man die Nahrung im physischen Leibe aufnimmt. Und indem die Menschheit sich durch diese Kulturstufe hinüberentwickelt, wird sie immer mehr und mehr die frohe Botschaft in ihr Inneres aufnehmen, und gerade die Aufnahme der Botschaft der Liebe wird sie als das Ergebnis der Erdenmission zu betrachten haben. In den Evangelien, in dem «Buche», ist die Kraft der Liebe enthalten, alle Kraft der Liebe. Und der Seher kann nichts anderes sagen als: Ich sehe im Geiste eine Zeit vor mir, wo dasjenige, was im Evangelium ist, nicht mehr in einem Buche draußen sein wird, sondern wo das verschlungen sein wird vom Menschen selber.
Unsere Erdenentwickelung beruht auf zweierlei. Unserer Erde ist vorangegangen dasjenige, was wir nennen den Kosmos der Weisheit, und ihm ist vorangegangen dasjenige, was wir nennen das Wort sagt freilich nicht viel, aber wir müssen es gebrauchen, weil es gebräuchlich geworden ist den Kosmos der Stärke, der Kraft. Weisheit und Stärke ist es, was die Erde als Erbschaft von früheren Entwickelungsstufen, vom alten Mond und der alten Sonne übernommen hat. Wir werden sehen, wie innerhalb unserer Erdenentwickelung das auch zum Ausdruck kommt dadurch, daß wir die erste Hälfte der Erdenentwickelung nach dem Vertreter der Sonnenkraft, dem Mars, benennen. Denn jetzt brauchen wir nur zu bedenken, daß wir innerhalb unserer Erdenentwickelung im Mars dasjenige haben, was der Erde eingepflanzt hat das Eisen. Wir sehen im Mars den Bringer von Stärke. Und in dem, was die zweite Hälfte der Erdenentwickelung beherrscht, haben wir den Stellvertreter der alten Mondenentwickelung, den Merkur, welcher der Erde die alte Erbschaft des Mondes, die Weisheit, einverleibt. So setzt sich uns die Erdenentwickelung zusammen aus Mars- und Merkurentwickelung. Sie hat als Erbschaft übernommen zwei starke, gewaltige Kräfte. Das, was sie ererbt hat vom Kosmos der Stärke,
drückt sich aus im Mars, und was sie ererbt hat vom Kosmos der Weisheit, drückt sich im Merkur aus. Sie, die Erde selber, soll hinzubringen die Liebe durch ihre Mission. Diese Liebe soll als das Ergebnis der Erdenentwickelung sich herrlich offenbaren. Das ist ein sehr tiefer Gedanke des Apokalyptikers. Das ist der tiefe Gedanke, der außerdem anknüpft an die ganze übrige Erdenentwickelung. (Siehe das vierte Siegelbild.)
Noch einmal versetzen Sie sich mit mir zurück in die älteste atlantische Zeit, in jene Zeit, von der wir gesagt haben, daß die Luft noch durchsetzt war von Wasser. Der Mensch war noch für das Wasser gebaut. In der Mitte der Atlantis erst ist er so weit, daß er sich dem Wasser entreißt und den festen Boden betritt. Bis zu der Zeit, wo die Erde in der Mitte ihrer Entwickelung war, müssen wir das Wasser ebenso als den Träger der menschlichen Entwickelung auffassen wie später die feste Erde. Die feste Erde wurde sozusagen erst spät der Schauplatz der Menschen. Es ist nur halb richtig, wenn man von der ganzen Atlantis wie von einem trockenen Lande spricht. Sie ist in vieler Beziehung nicht etwa vom Meere bedeckt, aber von einem solchen Mittelding, wie Luft, die von Wasser dicht erfüllt ist, und diese Wasser-Luft gehört zu dem Elemente, in dem der Mensch lebte. Erst später wurde er fähig, in der freien Luft zu leben und auf dem festen Boden zu stehen. Das ist verhältnismäßig noch nicht lange her. So daß wir sagen, wenn wir die Erdenentwickelung überblicken, symbolisch ausgedrückt: Wir haben auf der einen Seite Erde und auf der anderen Seite Wasser. Das ist die frühere Zeit. Und aus dem Wasser ragt hervor die eine der Kräfte bis zur ersten Hälfte der Entwickelung, und aus der Erde ragt hervor die andere der Kräfte. Bis zur Mitte der vierten Periode sprechen wir von den Marskräften, von den Kräften, die sozusagen das Wasser gibt, und wir sprechen von den Merkurkräften in der späteren Zeit, wo die feste Erde die Stützkräfte gibt. Das gliedert sich so recht zusammen in die Vorstellung, daß der Mensch gestützt wird in seiner ganzen Erdenmission durch zwei Säulen, jene zwei Säulen, die Sie symbolisch gesehen haben beim Münchener Kongreß im Saale. Diese zwei Säulen stellen dar die
zwei Teile der Erdenmission, die zwei Erbschaften, die der Mensch gemacht hat von früheren Zeiten. Und über ihnen symbolisiert sich dasjenige, was durch die Erde selber erreicht werden soll: die Liebe, die sich darlebt, herrlich sich offenbarend, die gestützt wird durch diese Erbschaften.
So schildert der Apokalyptiker es wirklich so, wie es sich darstellt für den Menschen, der aufsteigt in geistige Regionen. Deshalb wird dasjenige, was uns entgegentritt, wenn wir anschauen, was über die Erde hinaus liegt, was uns entgegentritt in dem Momente, wo die Erdensubstanz ihre Materie auflöst ins Geistige, symbolisch angedeutet durch das, was wir in dem vierten Siegel sehen. Selbstverständlich muß es jetzt umgekehrt erscheinen, weil es Zukünftiges darstellt. Es erscheinen uns die zwei Kräfte, welche die Erde als Erbschaft übernommen hat vom Kosmos der Weisheit und der Stärke, und es erscheint uns alles, was als Erfüllung der Erdenmission sich zeigt als die Kraft der Liebe, die der Mensch ausbildet, und das Ganze erscheint uns wie die Personifikation des zukünftigen Menschen, so daß der Mensch der Zukunft, gestützt von diesen beiden Kräften, durchdrungen von dieser Kraft der Liebe, uns symbolisch hier entgegentritt. Die Botschaft der Liebe, das Buch, das er vor sich hat, ist ein Buch, das nicht nur von außen wirkt, sondern das er verschlingen soll. Da sehen wir vor uns hingestellt das gewaltige Bild, das hier uns erscheint. «Und ich sah einen anderen Kraftengel» das heißt ein Wesen, das so dargestellt wird, weil es schon über dem heutigen Menschen steht «von den geistigen Sphären herabkommen», so sieht es der Seher, «der war mit einer Wolke bekleidet und sein Antlitz war wie die Sonne und seine Füße wie Pfeiler, feurige Pfeiler.» Das sind die zwei Kräfte, von denen wir gesprochen haben, welche die Erde als Erbschaft empfangen hat. «Und er hatte in seiner Hand ein Büchlein aufgetan; und er setzte seinen rechten Fuß auf das Meer und den linken auf die Erde.» Und Johannes sprach zum Engel: «Gib mir das Büchlein.» «Und er sprach zu mir: Nimm hin und verschlinge es; und es wird dich im Bauche grimmen, aber in deinem Munde wird es süß sein wie Honig. Und ich nahm das Büchlein
von der Hand des Engels und verschlang es; und es war süß in meinem Munde wie Honig.»
Da haben wir das, was uns gesagt werden muß als die Empfindung, die auftritt im Seher, wenn er seinen Blick hinrichtet auf den Punkt, wo die Erde aus dem Physisch-Materiellen ins Astralisch-Geistige übergeht, wo die Erdenmission erreicht ist. Und wenn der Seher dies sieht, dann lernt er, was wirklich mit dieser Botschaft der Liebe zusammenhängt, die als Impuls auf der vierten Kulturstufe hereingezogen ist: er lernt schon im heutigen Leben, wie der Apokalyptiker es gelernt hat, was Seligkeit ist und was der Menschheit als Seligkeit vorangestellt werden kann. Aber er lernt es eben im heutigen Leibe; denn wenn auch ein noch so hohes Wesen mit Menschen leben wollte, müßte es sich fleischlich verkörpern. Und in mancher Beziehung gibt der heutige Leib gerade dadurch, daß er dem Geist die Möglichkeit bietet, hoch hinaufzusteigen, auch die Möglichkeit zu leiden. Während also die Seele des Sehers, die der Apokalyptiker geschildert hat, in geistige Regionen hinaufsteigen kann, um das Evangelium der Liebe zu empfangen, und im Geiste die Seligkeit süß wie Honig empfinden kann, lebt der Seher doch in einem heutigen Leibe, und dementsprechend muß er ausdrücken, daß das Hinaufsteigen im heutigen Leibe in vieler Beziehung das Gegenstück jener Seligkeit hervorruft. Das drückt er dadurch aus, daß er sagt, das Büchlein mache ihm, ob es gleich süß sei wie Honig, als er es verschluckt hat, grimmige Schmerzen im Bauche. Aber das ist nur ein kleiner Abglanz von dem, «im Leibe gekreuzigt» zu sein. Je höher der Geist steigt, desto schwieriger wird ihm das Wohnen im Leibe. Und das ist zunächst der symbolische Ausdruck für diese Schmerzen: «Gekreuzigt sein im Leibe.»
Damit haben wir skizzenhaft angedeutet, was geschehen wird innerhalb unserer Erdenentwickelung, was dem Menschen in der Erdenentwickelung bevorsteht. Wir sind herangekommen bis zu dem Punkt, wo der Mensch verwandelt wird, verwandelt wird ins Astralische, wo die Erde in ihren besten Teilen als physische Erde verschwinden und ins Geistige übergehen wird, wo nur etwas wie
ein abgesonderter Teil durch den göttlichen Zorn abfallen wird in den Abgrund. Und wir werden sehen, daß selbst da noch nicht die letzte Stufe erstiegen ist, aus der nicht Rettung möglich wäre, obzwar dasjenige, was sich geltend macht in dem Abgrund, durch die furchtbarsten Symbole gekennzeichnet wird: durch das siebenköpfige und zehnhörnige und durch das zweihörnige Tier.
NEUNTER VORTRAG, Nürnberg, 26. Juni 1908
Gestern sind wir in unserer Schilderung von der Entwickelung des Menschen bis zu dem Punkte gelangt, wo nach jener Zeit, die durch die sieben Posaunenstöße charakterisiert wird, die Erde mit all ihren Wesenheiten übergeht in einen anderen Zustand, wo sozusagen das Physische sich auflöst und verwandelt in Geistiges, zunächst in Astralisches. Es entsteht eine astralische Erde, und in diese astralische Erde gehen alle diejenigen Wesenheiten ein, welche dazu reif geworden sind, das heißt, welche fähig geworden sind, selbst ihr Materielles zu überwinden, zu verwenden im Dienste des Geistigen. Dagegen wird alles das, was nicht imstande ist, das Leibliche, das Materielle in Geistiges zu verwandeln, was haftet am Materiellen, ausgeworfen werden und eine Art Nebenerde bilden, deren Betrachtung recht lehrreich ist, um das Schicksal der zukünftigen Menschheit zu erkennen. Dazu ist es aber vor allen Dingen nützlich, daß wir uns einmal klarmachen, was bei dieser Astralisierung unserer Erde aus denjenigen Menschen geworden ist, die den Reifegrad erlangt haben, die das Christus-Prinzip in sich aufgenommen und wirksam haben werden lassen. Was aus dem Menschen werden kann, das soll uns nun einmal beschäftigen.
Wir werden am besten verstehen, was aus dem Menschen werden kann, wenn wir die Geduld haben, den Menschen nochmals zu betrachten, wie er geworden ist und welche Entwickelungsmöglichkeiten für die Zukunft in ihm sind. Wenn wir den Menschen heute betrachten, so steht er vor uns als ein viergliedriges Wesen. Das erste, was wir am Menschen erkennen, ist der sogenannte physische Leib. Das ist dasjenige Glied, das der Mensch gemeinschaftlich hat mit allen heutigen Geschöpfen des Mineralreiches, das man am Menschen mit Augen sehen, mit Händen greifen kann. Es ist das niederste Glied der menschlichen Wesenheit, dasjenige, was allein zurückbleibt als Leichnam im Tode. Aber dieser physische
Leib würde jeden Augenblick das Schicksal haben, das der Leichnam im Tode hat, er würde zerfallen, wenn er nicht durchdrungen wäre von dem, was wir nennen den Äther- oder Lebensleib. Diesen Ätherleib hat der Mensch nicht mehr gemeinschaftlich mit den Geschöpfen des mineralischen Reiches, er hat ihn gemeinschaftlich mit den Wesen des Pflanzenreiches auf der Erde. Der Ätherleib ist in jedem Menschen ein Kämpfer gegen den Tod, der zwischen Geburt und Tod die Teile des physischen Leibes, die sich fortwährend trennen wollen, zusammenhält. Was ist in Wahrheit des Menschen physischer Leib? Das, was er nach einiger Zeit wird, wenn der Tod die Gestalt zerstört hat: Asche, ein Häuflein Asche, das nur so künstlich in seinen Teilen hineingeordnet ist in den Lebensleib, daß das Ganze des Menschen den Eindruck macht, den es heute auf den Beschauer ausübt. Das zweite Glied also ist der Äther- oder Lebensleib. Das dritte, das der Mensch mit allen Tieren gemein hat, ist der sogenannte astralische Leib, der Träger von allen Instinkten, Leidenschaften, Begierden, von allen Gedanken und Vorstellungen und so weiter, das, was man gewöhnlich das Seelische nennt im Menschen. Dann haben wir als viertes jenes Glied der menschlichen Wesenheit, das den Menschen zur Krone der Erdenschöpfung macht, welches verursacht, daß er hinausragt über alle übrigen Wesenheiten der Erdenschöpfung und das den Menschen vorzugsweise dazu befähigt, sich als Ich, als individuelles, selbstbewußtes Wesen des Erdendaseins zu entwickeln.
In der Zukunft wird die Entwickelung des Menschen so verlaufen, daß der Mensch nach und nach von seinem Ich aus die niederen Teile, die unter dem Ich liegen, bearbeitet, durcharbeitet, daß er das Ich zum Herrn der anderen Teile macht. Wenn das Ich durchgearbeitet, zu seinem Eigentum gemacht hat den astralischen Leib, so daß nichts mehr von unbewußten und unbewachten Trieben, Instinkten und Leidenschaften in diesem Astralleib ist, dann hat es ausgebildet, was wir Geistselbst oder Manas nennen. Das ist nichts anderes, als was der astralische Leib auch ist, nur ist dieser eben vor seiner Umwandlung durch das Ich das dritte Glied. Wenn das Ich dann auch den Ätherleib umwandelt, so entsteht Buddhi
oder Lebensgeist, und wenn das Ich einstmals in urferner Zukunft den physischen Leib umwandelt, so daß dieser durch das Ich selbst ganz vergeistigt ist und das ist die schwierigste Arbeit, weil der physische Körper der dichteste ist , dann hat sich der physische Leib zum höchsten Glied der menschlichen Wesenheit entwickelt, zu Atma oder Geistmensch.
So haben wir, wenn wir uns diesen Menschen vorstellen in seiner Siebengliedrigkeit, den physischen Leib, den Äther- oder Lebensleib, den astralischen Leib, das Ich, ferner dasjenige, was der Mensch in der Zukunft entwickelt, Geistselbst oder Manas, Lebensgeist oder Buddhi und Geistmensch oder Atma. Das ist der siebengliedrige Mensch. Doch wird der Mensch diese höheren Glieder erst in urferner Zukunft entwickeln. Auf unserer Erde ist es dem Menschen noch nicht beschieden, so weit auf sich zu wirken, daß er alle diese höheren geistigen Teile zur Ausbildung bringt.
Wenn wir so diesen siebengliedrigen Menschen betrachten, dann haben wir aber den Menschen, der heute vor uns steht, doch noch nicht ganz begriffen. Zwar ist es richtig, daß, wenn wir im großen und ganzen den Menschen überschauen, wir von diesen sieben Gliedern reden können. Aber wir müssen, wenn wir den heutigen Menschen verstehen wollen, noch genauer reden.
Sie werden sich erinnern, daß der physische Leib auf dem Saturn entwickelt worden ist, der Ätherleib auf der Sonne, der astralische Leib auf dem Monde, und daß das Ich auf der Erde sich ausbilden
soll und sich bis zu einem bestimmten hohen Grad schon ausgebildet hat. Nun aber müssen wir diese Erdenentwickelung des Menschen noch etwas genauer ins Auge fassen. Dasjenige, was man Geistselbst, umgewandelten Astralleib nennt, daß der Mensch ganz vollkommen bewußt innerhalb dieses Geistselbstes, seines astralischen Leibes, wirkt und arbeitet, das wird für die große Zahl der Menschen erst am Ende der Erdenentwickelung erreicht sein. Dagegen mußte der Mensch während unserer Erdenentwickelung eine Art Vorbereitung durchmachen, die es schon im Laufe der Erdenentwickelung möglich machte, sozusagen halb bewußt und halb unbewußt an seinen drei niedrigen Gliedern zu arbeiten.
Dieses halb bewußte und halb unbewußte Arbeiten begann in der lemurischen Zeit, auf die wir ja schon hingewiesen haben. Damals fing das Ich im ganz dumpfen Bewußtsein an zu arbeiten, und zwar zunächst an dem astralischen Leib. Wenn Sie also die Erdenentwickelung verfolgen von der lemurischen Zeit aus in die erste atlantische herein, dann werden Sie finden, daß das Ich zuerst halb unbewußt, nur dämmerhaft bewußt, an seinem astralischen Leib arbeitete. Was damals zuerst auf der Erde als Umwandlungsprodukt des astralischen Leibes erschienen ist, nennen wir Empfindungsseele. Dann arbeitete während der atlantischen Zeit, währenddem die Luft durchzogen war von Nebelwassermassen, das Ich im dumpfen Bewußtsein am Ätherleib und arbeitete dasjenige aus, was man Verstandes- oder Gemütsseele nennt. Und von dem Zeitpunkte an, wo von der Gegend in der Nähe des heutigen Irlands aus der große Impuls gekommen ist, der die Völker vom Westen nach dem Osten getrieben und herübergeführt hat über die große atlantische Flut zu unserer neuen Kultur, von dem Beginn des letzten Drittels der atlantischen Zeit an arbeitete das Ich unbewußt am physischen Leib, und es arbeitete dasjenige hinein, was man die Bewußtseinsseele nennt, was dem Menschen die Anlage gab, ein mehr oder weniger selbstbewußtes Ich aus der Gruppenseelenhaftigkeit herauszuarbeiten, das erst mit der Erscheinung des Christus Jesus den großen Impuls der völligen Individualität erlangte. Da wurde der Mensch eigentlich erst fähig zu dem, was man
Arbeiten im astralischen Leib mit mehr oder weniger Bewußtsein nennen kann. Wir haben eigentlich erst seit der Einprägung des Christentums auf der Erde damit begonnen, bewußt an unserem astralischen Leibe zu arbeiten. So daß, wenn wir heute vom Menschen sprechen, wir sagen müssen: Der Mensch hat entwickelt physischen Leib, Ätherleib, Astralleib, dann Empfindungsseele, den einstmals im dämmerhaften Bewußtsein umgewandelten Astralleib, die Verstandesseele, den in der atlantischen Urzeit dämmerhaft umgewandelten Ätherleib, und die Bewußtseinsseele, den in der letzten atlantischen Zeit dämmerhaft umgewandelten physischen Leib, so daß er sich allmählich heranbildete, um nach und nach Manas so weit zu entwickeln, wie es heute im Menschen zu beobachten ist.
Es ist heute im Menschen überall der Anfang von Manas da. Der eine hat es mehr, der andere weniger. Manche müssen noch durch viele Verkörperungen hindurchgehen, um Manas so weit ausgebildet zu haben, daß sie sich bewußt werden dessen, woran sie innerhalb ihrer menschlichen Wesenheit arbeiten. Aber wenn die Erde an ihrem Ziel angelangt sein wird, wenn also die siebente Posaune zu klingen beginnt, dann wird folgendes eintreten: Das, was vom physischen Leib vorhanden ist, wird aufgelöst wie Salz von warmem Wasser. Das menschliche Manas, Geistselbst, wird in hohem Grade entwickelt sein, so daß der Mensch sich immer wieder die Worte des Paulus sagen wird: Nicht ich, sondern Christus in mir tut alles. So wird der Mensch leben. Dadurch wird er das Physische an seinem Wesen auflösen und das ätherisch Veredelte zu einem Wesen machen, welches innerhalb der astralisierten Erde leben kann. So wird der Mensch als ein neues Wesen hinüberleben in diese geistig gewordene Erde.
Wir dürfen sagen, daß dieser große Moment des Hinüberlebens in die geistig gewordene Erde uns in der Bibel in einer wunderbaren Weise ausgedrückt wird, indem uns gesagt wird, daß alles, was der Mensch jetzt während der Erdenzeit im physischen Leib sich erarbeitet, wie eine Saat ist, die aufgehen wird als Frucht, wenn die Erde geistig geworden sein wird. 1. Korinther 15, 37: «Und das du säest, ist ja nicht der Leib, der werden soll, sondern
ein bloß Korn, nämlich Weizen oder der anderen eins. Gott aber gibt ihm einen Leib, wie er will, und einem jeglichen von den Samen seinen eigenen Leib», das heißt den Leib, welcher der Ausdruck ist des Seelischen, der Individualität. «Und es sind himmlische Körper und irdische Körper. Aber eine andere Herrlichkeit haben die himmlischen und eine andere die irdischen.» Die irdischen Körper werden aufgelöst, die himmlischen erscheinen als der lichtvolle Ausdruck dessen, was die Seele ist. «Es wird gesäet verweslich und wird auferstehen unverweslich.» Der unverwesliche Leib, der wird dann auferstehen. «Es wird gesäet ein natürlicher Leib und wird auferstehen ein geistiger Leib.» «Geistiger Leib» nennt Paulus den Äther- oder Lebensleib, nachdem das Physische sich aufgelöst hat und der Ätherleib sich in die astralische Erde hineinbewegt. Da sieht Paulus voraus den unverweslichen, geistigen Leib, wie er ihn nennt.
Und jetzt betrachten wir dasjenige, was der Mensch hineinlegt als Ausdruck seiner eigenen Christus-Fähigkeit. Es ist dasselbe, was Paulus im Geiste vorschwebt und was er nennt den «letzten Adam», während er den ersten Menschen, der in einem physisch sichtbaren Leibe ins Dasein getreten ist, den «ersten Adam» nennt. In der lemurischen Zeit, an der Grenze des lemurischen Zeitalters, finden wir unten schon verschiedene Tiere, der Mensch aber ist noch nicht für äußere Augen sichtbar, er ist noch ätherisch. Er verdichtet sich, nimmt mineralische Bestandteile auf, er erscheint in seiner ersten Gestalt. Wie wenn Wasser sich verdichtet zu Eis, so kommt der physische Mensch heraus. Dann geht die physische Entwickelung so weit, daß sich auflösen kann, was irdisch ist, und da entschwindet das Irdische. Daher erscheint der Mensch, der den ätherischen Leib hat, als der «letzte Adam». Der «erste Adam» hat die Fähigkeit, im physischen Leib durch die physischen Sinne auf die Erde zu sehen, der letzte Adam, der einen geistigen Leib annimmt, ist eine Physiognomie der inneren Christus-Fähigkeit. Christus wird daher auch von Paulus der «letzte Adam» genannt. So schließt sich dasjenige, was die Menschwerdung enthält, zusammen. Wir sehen im Geiste aufleuchten, was aus dem Menschen
einst werden wird, während wir vorher gesehen haben, wie der Mensch herunterstieg auf unsere Erde.
Um nun das Folgende zu verstehen, müssen wir noch ein wenig tiefer in die Mysterien der Menschwerdung hineinschauen. Wenn Sie den Menschen verfolgen könnten bis vor seiner physischen Leibwerdung, also bis in die Zeit, wo er noch nicht für physische Augen sichtbar gewesen wäre, wo er sozusagen aus dem Ätherischen erst herunterstieg, indem er erst ein luftförmig-wässeriges Gebilde wurde, dann ein knorpeliges, wenn Sie ihn so verfolgen könnten, dann würden Sie sehen, wie auch unsere Erde noch ganz anders war. In jener Zeit, bevor der Mensch heruntergestiegen ist, gab es eigentlich noch kein Mineralreich. Die Erde hatte erst die Erbschaft des Mondes angetreten. Das niederste Reich war das Pflanzenreich sozusagen. Die Erde war viel weicher. Alle Verteilung der flüssigen, der gasförmigen Stoffe war eine ganz andere. Wenn Sie die Erde also geschaut hätten in jener Zeit, bevor der Mensch aus ihrem atmosphärischen Umkreis zum festen Grund heruntergestiegen war, so würde sie Ihnen nicht vorgekommen sein wie das, was in der heutigen Geologie und so weiter abstrakt beschrieben wird, sondern unsere Erde als Ganzes war dazumal viel näher, man möchte sagen, einem Organismus. Es war diese Erde durchzogen von allerlei regelmäßigen Strömungen. Die Erde glich eher einem lebendigen Wesen als dem, was sie heute ist. Und der Mensch, der mehr als geistig-ätherisches Wesen in jener alten Zeit vorhanden war, wurde damals nicht so geboren wie heute, sondern er wurde sozusagen herausgeboren aus der Mutter Erde selber. Die Mutter Erde selber war es, die diesen Menschen, diesen noch geistig-ätherischen Menschen, werden ließ, und der Mensch war, bevor er sich absonderte von der ganzen Erde, ein Wesen, das wirklich mit der ganzen Erde verbunden war. Denken Sie sich einmal, wie in irgendeinem Körper, der weich ist, verhärtete Stellen entstehen, dann würden Sie ein Bild haben, wie dazumal aus der Mutter Erde selber die Menschen herausgeboren wurden. Ja, die Menschen waren durch allerlei Strömungen mit der Erde verbunden, blieben mit ihr verbunden.
Es war also ein ganz anderes Leben der Menschen. Dasjenige, was Sie heute zum Beispiel als Blutkreislauf im Menschen drinnen haben, abgeschlossen im Innern von seiner Haut, das hatte seine Fortsetzung es war in Form natürlicher Kräfte vorhanden überall hinaus in die umliegende Erde. Wollten wir uns ein Bild davon entwerfen, wie es damals war, so müßten wir sagen: Nicht für das physische Auge, aber dem hellseherischen Blick fühlbar, entstand innerhalb der Erde eine Stelle, welche sich abhob und sich unterscheiden ließ von der übrigen Umgebung; aber dasjenige, was da als Kräfte drinnen waltete, hing an zahlreichen Fäden zusammen mit der ganzen übrigen Erde. Das war der Anfang eines physischen Menschen.
Es gab eine Zeit, in der so die Menschen mit Fäden zusammenhingen mit der übrigen Erde. Wir berühren, wie gesagt, da ein bedeutsames und ernstes Mysterium, das Mysterium, welches seine letzten Spuren hinterlassen hat dadurch, daß der Mensch, wenn er heute in die Welt tritt, den Zusammenhang mit dem mütterlichen Organismus in der Nabelschnur gelöst erhält. Dieser Zusammenhang mit dem mütterlichen Organismus ist der letzte Rest jenes Zusammenhanges, den der Mensch hatte mit der Mutter Erde. Und wie der Mensch heute ein Menschensohn ist, vom Menschen geboren, so ist der Mensch einstmals ein Erdensohn gewesen, von der Erde geboren, da die Erde noch ein lebendiges Wesen war. Und damit wurde der Mensch selbständig, daß die Nabelschnur, an der er zusammenhing mit der ganzen Erde, sozusagen für ihn abgeschnitten wurde. Dadurch wurde er ein Wesen, das von seinesgleichen geboren wurde.
Klar müssen wir uns sein darüber, daß die Blutsbahnen, die heute im Menschen sind, nichts anderes sind als die Fortsetzungen von Strömungen, die in dem alten Erdenzustand die ganze Erde durchdrangen. Ebenso die Nervenbahnen: alles, was Sie als Nerven haben, erhielt seine Fortsetzung hinaus in die Mutter Erde. Das ist gleichsam jetzt herausgeschnitten von dem, was die ganze Erde als Nerven durchströmte. Und ebenso die anderen Glieder der menschlichen Wesenheit. Herausgeboren aus der Mutter Erde ist der Mensch. Was heute abgeschlossen ist im Menschen durch seine Haut, ist hineingezogen in ihn aus der ganzen Erde. Aus der Erde ist des Menschen Wesenheit genommen und hineingezogen in ihn. Der Mensch war, bevor er Menschensohn wurde, ein Erdensohn. Und «Erdensohn» heißt eigentlich «Adam». Alle diese alten Namen weisen auf bedeutsame Geheimnisse hin. Wenn wir uns aber dessen bewußt sind, so werden wir begreifen, daß die Erde, bevor auf ihr der sichtbare Mensch entstand, schon alle Kräfte dieses sichtbaren Menschen in sich enthielt. Bevor der Mensch ein Mensch wurde, war die Erde die Trägerin aller menschlichen Kräfte. Die Erde ist also die Gebärerin des Menschengeschlechtes. Ebensowenig wie Sie sich denken können, daß aus der heutigen steinernen Erde jemals der Mensch entspringt, ebensosehr konnte der Mensch entspringen aus der Erde, als sie noch ein Lebewesen war. In der lemurischen Zeit ist das vor sich gegangen, was wir mit wenigen Worten andeuten konnten.
Wenn Sie sich nun fragen: Hatte denn nun nicht diese Erde eine ungeheure Wichtigkeit für den Menschen? so müssen wir sagen: Ja, denn sie enthielt in ihrer Uranlage alles, was der Mensch später in sich aufgenommen hat. Irgendwo war das Herz vorgebildet, irgendwo das Gehirn, jeder Nervenstrang war vorbereitet in unserer Erde. Ebenso aber wie vorbereitet war unsere Innerlichkeit in der Erde, ebenso tragen wir in dem, was wir als unsere neue Leiblichkeit ausgebildet haben werden, wenn die Erde an ihrem Ziele ist, die Gestalt in uns, welche der künftige Planet, die künftige Verkörperung unserer Erde annehmen muß. Heute arbeitet der Mensch an seiner Seele; dadurch macht er sich seinen Leib immer ähnlicher
und ähnlicher der Seele. Er wird, wenn die Erde am Ende ihrer Bahn, ihrer Mission angelangt sein wird, seinen Leib so gestaltet haben, daß er ein äußeres Abbild der Seele ist, die den Christus in sich aufgenommen hat. Dieser Mensch wird hinüberleben und wird seine so gebildeten Kräfte der nächsten Verkörperung unserer Erde einpflanzen. Der Jupiter wird so ausschauen, wie der Mensch ihn machen kann, indem er ihn aus seinen eigenen Leibern zusammensetzt. Dieser Jupiter wird zunächst seine Gestalt von dem erhalten, was der Mensch aus sich selbst gemacht hat. Denken Sie sich, daß all die Leiber, die sich so gebildet haben, sich zusammenfügen zu einer einzigen Weltenkugel: das wird der Jupiter sein. Sie haben als Anlage in Ihrer Seele dasjenige, was die Gestalt des Jupiters sein wird, was er an Kräften in sich enthalten wird. Und aus dem Jupiter werden herausgeboren werden die Jupiter-Wesen. So arbeitet der Mensch heute vor für die Geburt der Jupiter-Körper.
Was muß der Mensch also tun, damit er der künftigen Verkörperung unserer Erde eine würdige Gestalt gibt? Er muß dafür sorgen, daß die Arbeit, die er jetzt bewußt leisten kann, in der Christus-gemäßen Weise vor sich geht, damit der ätherische Leib, der ein Abbild dieser Arbeit sein wird, in würdiger Weise sich hineinlebt in die vergeistigte Erde. Alle Teile dieses Leibes werden so sein, wie der Mensch sie gemacht hat. Was der Mensch gemacht haben wird aus seinem physischen Leibe, das wird er in diese geistige Erde hineinbringen, und dasjenige, was daraus sich gestalten wird, das wird die Grundlage sein für seine Weiterentwickelung. Wie sich Ihre heutige Seele in Ihrem heutigen Leibe, den Sie vom Monde ererbt haben, entwickelt, so wird sich die künftige Seele in demjenigen entwickeln, was Sie selber aus ihrem Leibe machen. Daher bezeichnet man den Leib, dasjenige, was die Seele, das Ich umkleidet, umhüllt, was von diesem Ich bewohnt wird, als den Tempel der im Innern befindlichen Ichheit, den Tempel der im Menschen lebendigen Göttlichkeit, den Tempel Gottes. Indem Sie also diesen Leib gestalten, bauen Sie einen künftigen Tempel, das heißt die neue Verkörperung der Erde, auf. Sie bauen in den richtigen Maßen den Jupiter auf, indem Sie den menschlichen Leib in
der richtigen Weise ausgestalten. Was muß daher zum Vorschein kommen, wenn die Erde am Ziel angekommen sein wird? Ein in allen Maßen stimmender Tempel der Seele. Daher wird dem Eingeweihten der Auftrag gegeben, diesen Tempel, den der Mensch dann gebaut haben wird, zu untersuchen. Daß die Seele das Richtige gemacht hat, wird dadurch zum Vorschein kommen, daß er gemessen wird, dieser Tempel Gottes. «Und es ward mir ein Rohr gegeben, einem Stecken gleich, und er sprach: Stehe auf und miß den Tempel Gottes und den Altar und die darinnen anbeten. Aber den Vorhof außerhalb des Tempels wirf hinaus!» (Kapitel 11, 1.) Das heißt: Alles dasjenige muß hinausgeworfen werden aus dem Tempel, was zur Vorbereitung da war. Der Mensch mußte erst physischen Leib und Ätherleib haben, bevor er drinnen arbeiten konnte. Dieser physische Leib und der Ätherleib, die sind der Vorhof: die müssen abfallen, die wirf hinaus. Dasjenige, was der Mensch allein gemacht hat, das behält er. Das ist der Tempel, in dem wohnen sollen neue Wesen zur Zeit des Jupiter-Daseins.
Also wir leben da innerhalb einer geistig gewordenen Erde. Wir sehen, wie sich schon vorbereitet vorbildlich diese Jupiter-Zeit. Wie die Menschen mitbringen die Früchte des Erdendaseins, das alles sehen wir vorgebildet. Und jetzt müssen wir uns klar sein darüber, daß innerhalb dieses geistigen Zustandes der Erde auf einer höheren Entwickelungsstufe alles das wiedererscheint, was früher da war. Vor allen Dingen erscheinen die Träger der geistigen Strömungen wieder, auf denen die Erde feststeht, aus denen sie hervorgegangen ist. Die Träger dieser Strömungen erscheinen lebendig wieder. Es werden in Eliasund Moses, wenn wir der christlichen Tradition folgen, die persönlichen Vertreter dessen gesehen, was uns gestern in den zwei Säulen erschienen ist. Die, welche die Lehren der zwei Säulen geben, werden in der christlichen Esoterik angesehen als Elias und Moses. Elias war derjenige, der dem Menschen die Kundschaft und Botschaft brachte von der einen Säule, der Säule der Stärke, Moses derjenige, der sie brachte von der Säule der Weisheit. «Moses» heißt: Weisheit oder Wahrheit, und «Elias» heißt ja es ist schwer, das Wort im Deutschen auszudrücken die wei-
sende Kraft, das, was die Richtung, den Impuls gibt. So sehen wir diese beiden in der geistig gewordenen Welt auftreten, und zwar auf der Entwickelungsstufe, zu der sie es dann gebracht haben werden. Denn wie bei der «Verklärung» nach der christlichen Tradition der Christus erschienen ist zwischen Moses und Elias, so erscheint der ganze Vorgang am Ende der Erdenentwickelung so, daß die Sonne, die geistige Sonne der Liebe, die Offenbarung der Erdenmission der Liebe erscheint, gestützt durch Sonne-Mars und Mond-Merkur, durch Elias und Moses. Wie wir gestern gesehen haben die beiden Säulen, die zunächst vor dem Eingeweihten erscheinen als die Symbole von Stärke und Weisheit, und darüber die Sonne der Liebe, so können wir uns jetzt ein Stück weiter die Erdenentwickelung vorstellen, und in seiner Lebendigkeit, in seinem Persönlichen wird uns dasjenige, was die eine Säule ist, als Elias erscheinen, und die andere als Moses, und was darüber ist, als das eigentliche Christus-Prinzip.
Wenn wir nunmehr den Blick ein wenig hinwegwenden von der Erde selber, von dem, was auf ihr ist, und sie im Zusammenhang mit dem ganzen Himmelsraum betrachten, so sind wir gerade in dem Zeitpunkt, den wir jetzt besprechen, bei einer sehr wichtigen Sache angelangt. Erde und Sonne waren ein Körper. Die Erde hat sich aus der Sonne herausentwickelt und der Mond hat sich abgespalten. Wir haben gesagt, daß das hat geschehen müssen wegen des richtigen Maßes der Entwickelung. Nun aber, wo der Mensch diese Entwickelungsstufen durchgemacht hat, nachdem er sich vergeistigt hat, ist er reif, sich wiederum mit den Kräfteverhältnissen zu vereinigen, welche auf der Sonne sind. Er kann das Tempo der Sonne mitmachen. Es findet nun ein wichtiger Weltenvorgang statt: die Erde vereinigt sich wiederum mit der Sonne. Während dasjenige vorgeht, was wir besprochen haben, vereinigt sich die Erde mit der Sonne. Wir haben gesagt, daß die Sonnengeister auf die Erde herabgestiegen sind bei dem Ereignis von Golgatha. Wir haben gesagt, daß dieses Christus-Prinzip es so weit bringen wird, wie wir es haben beschreiben können. Jetzt wird die Erde reif, sich mit der Sonne zu vereinigen. Und das, was notwendig war, damit
die Entwickelung nicht zu schnell vor sich geht, der Mond, der wird überwunden sein, den braucht der Mensch nicht mehr. Der Mond wird in seinen Kräften überwunden werden. Der Mensch kann sich in dieser Zeit mit der Sonne vereinigen. Er wird in der vergeistigten Erde drinnen leben und zu gleicher Zeit verbunden sein mit der Kraft der Sonne, und er wird der Überwinder des Mondes sein. Das wird, indem es geschaut wird, dargestellt durch diese symbolische Figur des fünften Siegels: das Weib, das die Sonne in sich trägt und den Mond zu ihren Füßen hat. Wir sind an dem Zeitpunkt angekommen, da der Mensch vergeistigt ist, da der Mensch sich wiederum mit den Kräften der Sonne verbindet, da Erde und Sonne ein Körper ist und die Mondenkräfte überwunden sein werden. (Siehe das fünfte Siegelbild.)
Und nunmehr müssen wir uns erinnern, daß nur der fortgeschrittenere Teil der Wesenheiten, der vom Prinzip des Christus imprägnierte Teil, diese Entwickelung durchgemacht hat. Der ist so weit gekommen; diejenigen aber, die in der Materie verhärtet sind, sind herausgefallen, haben sozusagen eine Art Nebenplaneten von verhärteter, verfleischlichter Materie gebildet. Nun erinnern wir uns einmal, wie, astralisch gesehen, für den Hellseher der Mensch hervortrat, bevor er auf die Erde herunterstieg als physisches Wesen. Erinnern wir uns, daß wir genau hingewiesen haben darauf, daß der Mensch in den vier Typen seiner Gruppenseele erschien, in der Gestalt des Löwen, des Adlers, des Ochsen und des Menschen. Diese vier Typen der Gruppenseele treten uns sozusagen entgegen, bevor der Mensch heruntersteigt ins Physische, bevor er individualisiert wird. Diese vier typischen Gestalten, die der Mensch gehabt hat, bevor er in den physischen Leib hereingetreten ist, sind am heutigen physischen Menschen nicht sichtbar; die sind in der Gewalt der Seele. Wie Kautschuk ist es hereingepreßt in die menschliche Form. In der Tat ist es so: Wenn der Mensch sich nicht in seiner Gewalt hat, wenn seine Seele schweigt, entweder dadurch, daß er schläft oder sonst in einem mehr oder weniger bewußtlosen Zustand ist, dann sieht man heute noch, wie der entsprechende Tiertypus herauskommt. Aber der Mensch hat im
Grunde genommen dadurch, daß er heruntergestiegen ist auf den physischen Plan, diesen Tiertypus überwunden. Wann ist dem Menschen die Fähigkeit gegeben worden, im Astralischen den Tiertypus zu überwinden?
Erinnern wir uns, daß wir gesprochen haben von den sieben Zeiträumen der atlantischen Entwickelung. Diese sieben Zeiträume umfassen vier erste und drei letzte. Die vier ersten waren so, daß der Mensch noch durchaus Gruppenseele war. Dann, im fünften Zeitraum, ist der erste Impuls zur Ich-Seele entstanden. Wir haben also vier Entwickelungsstufen in der Atlantis, in denen der Mensch erst als Gruppenseele aufrückt, und jeder der vier ersten atlantischen Rassen entspricht eine der typischen Tiergestalten, Löwe, Adler, Kalb oder Stier, und Mensch. Das geht in den Menschen über im fünften Zeitraum, da verlieren sich diese typischen Gestalten. Denken Sie sich nun einmal, daß der Mensch in seiner jetzigen Zeit sich durchdringt mit dem Christus-Prinzip und dadurch immer mehr und mehr überwindet das Tierische. Wenn er sich aber nicht durchdringt mit dem Christus-Prinzip, dann überwindet er das Tierische nicht. Die vier typischen Köpfe, Löwe, Adler, Stier und Mensch, die bleiben sozusagen als etwas, was seine Gestalt wiederum annimmt, wenn es nun wiederum hervortreten kann, und dazu kommen noch drei andere, die von den drei letzten Rassen der atlantischen Entwickelung, wo der Mensch schon angefangen hatte, Mensch zu sein. Diese drei bleiben auch, wenn der Mensch nicht durch seine Seele daran arbeitet, daß dieses Tierische verschwindet. Wie wird also der Mensch, der während unserer Zeit das Christus-Prinzip nicht aufgenommen hat, auf der vergeistigten Erde erscheinen? Er wird in der Materialität erscheinen; in den Gestalten, aus denen er gekommen ist, wird er sich wieder zeigen. Er hat diese Tiergestalten gehabt und hat noch drei dazu durchgemacht. Das, was die Tierheit hätte überwinden können, ist nun von ihm unbenützt gelassen worden. Die Tierheit springt wieder hervor, und zwar in sieben Gestalten. "Wie einst in Atlantis die vier Köpfe auftauchten, der Tier-Mensch, so werden auftauchen aus der verwandelten Erde, aus der astralisierten Erde sieben solche typische Köpfe,
und es wird sich das Schauspiel wiederholen, welches sich dazumal abgespielt hat. Der geistige Mensch war in seiner Anlage vorhanden, aber er konnte noch nicht eine individuelle Gestalt ausbilden, er bildete die vier Tierköpfe aus. Der geistige Mensch in seiner Anlage wird dargestellt auch für die damalige Zeit durch das Weib, das den Menschen gebiert. Es wird auch der Mensch der Zukunft dargestellt durch das Weib, das den geistigen Menschen gebiert. Aber dasjenige, was im Fleisch geblieben ist, wird auf der Nebenerde dargestellt durch das Tier mit den sieben Köpfen. Wie damals vier Köpfe da waren, bevor der Mensch die Möglichkeit hatte, die Tierheit zu überwinden, so erscheinen diejenigen, die in der Tierheft geblieben sind, als eine Gesamtheit, als das Tier mit den sieben Köpfen.
So also tritt tatsächlich in der Zukunft einmal, nachdem sich die Erde mit der Sonne vereinigt hat, während oben die vergeistigte Erde ist, unten alles dasjenige auf, was nicht in sich aufgenommen hat das geistige Prinzip, und es erscheinen wiederum die Tierköpfe, die einstmals da waren, nur daß sie jetzt außer ihrer Zeit sind. Jetzt sind sie die Widersacher; vorher, in der Zeit der Vorbereitung, waren sie in der richtigen Zeit. So sehen wir, daß, wie damals aus dem physischen, jetzt aus dem astralischen Meer aufsteigt die Sonne ist auch astralisiert das Ungeheuer mit den sieben Köpfen, das siebenköpfige Tier. Alles dasjenige, was im Menschen veranlagt wird durch den ätherischen Leib bitte das zu beachten , das nennt man in der Mysteriensprache, der sich auch der Apokalyptiker bedient, einen «Kopf» oder ein Haupt, weil es eine solche typische Hauptgestalt wie den Löwenkopf hervorruft, wenn man es hellseherisch sieht. Daran müssen wirken die ätherischen Kräfte. Wenn wir die atlantische Entwickelung verfolgen, so war da der Ätherleib noch außerhalb des Kopfes. Das, was vom Ätherischen aus im Menschen veranlagt wird, nennt man in der Sprache der apokalyptischen Mysterien «Kopf». Damit meint man also das, was dem hellseherischen Blick vorzugsweise als Kopf erscheint. Dasjenige aber, was physisch im Menschen bewirkt wird durch irgendein Glied des Ätherleibes, das nennt man ein «Horn». Ein «Horn»
ist in der Sprache der Mysterien also eine sehr geheimnisvolle Sache. Dasjenige, was zum Beispiel im Menschen physisch bewirkt worden ist dadurch, daß er einmal durchgegangen ist durch diejenige Rasse der atlantischen Zeit, in welcher typisch der Löwe als Gruppenseele da war, das nennt man ein Horn. Also das Physische, das von irgendeinem Glied des Ätherleibes herkommt, nennt man ein «Horn». Ein Horn ist zum Beispiel das Organ, welches der äußere physische Ausdruck für irgend etwas Ätherisches ist.
Nun will ich Ihnen konkret sprechen. Alle physischen Organe des Menschen sind eigentlich verdichtete Ätherorgane, sind aus dem verdichteten Ätherleib hervorgegangen. Betrachten wir das menschliche Herz. Es ist heute ein physisches Organ, aber es ist aus einem Ätherorgan heraus verdichtet. Dieses heutige menschliche Herz hat seine Anlage erhalten damals, als der Mensch durch die Gruppenseelenhaftigkeit hindurchgegangen ist, die mit dem Löwen bezeichnet wird. Also ist das Herz das «Horn» des Löwenkopfes, denn als der Ätherleib so weit war, daß der Mensch erschien mit der Gruppenseele, die im Löwenkopf symbolisiert wird, da hat sich die Anlage gebildet, die später das physische Herz wurde. Aus dieser Anlage des Löwenmenschen entstand die heutige menschliche physische Herzanlage. Während wir also den Ätherleib zurückführen in seiner Entstehung auf die Verwandlung eines «Kopfes» in den anderen, auf das Hinzufügen des einen Kopfes zum anderen, fassen wir den menschlich physischen Leib auf als das Hinzufügen eines «Hornes» zum andern. Tatsächlich besteht der menschliche Ätherleib aus «Köpfen», der menschliche physische Leib aus «Hörnern». Das ist die Sprache der Mysterien. Alle Organe des Menschen sind aus dem Ätherleib herausgebildet, sind also lauter «Hörner».
Und nun haben wir alles das, was wir gehört haben, einmal zu überdenken, denn das ist etwas, wozu selbst der Apokalyptiker sagt: Hier ist Weisheit. Wir werden erst verstehen diese Weisheit, die der Apokalyptiker hineingelegt hat in die Erscheinung des siebenköpfigen Tieres, das aber zehn Hörner hat, wenn wir uns genau überlegen, was eigentlich «Horn» in bezug auf «Kopf» in der
Mysteriensprache ist. Wir werden sehen, daß diejenigen Wesenheiten, welche sich diese sieben Köpfe bewahrt haben, weil sie stehengeblieben sind in der Entwickelung, daß die in der Tat im Abgrund einen physischen Leib angenommen haben, der aus zehn verhärteten physischen Leibesgliedern besteht.
ZEHNTER VORTRAG, Nürnberg, 27. Juni 1908
Daß wir in der Apokalypse des Johannes eine Beschreibung der Einweihungsvorgänge haben, oder vielleicht besser gesagt, der Einweihungserlebnisse des christlich Einzuweihenden, das haben wir gesehen. Nachdem wir in den letzten Vorträgen den ganzen Stoff der Apokalypse an unserer Seele haben vorüberziehen lassen, werden wir noch auf die Frage zu antworten haben: Was ist denn eigentlich, geschichtlich genommen, diese Urkunde? Warum existiert sie als eine solche Urkunde? Jetzt aber, wo wir bei jenem wichtigen Punkt angelangt sind, der sich uns das letztemal enthüllt hat, bei dem Übergang unserer Erde in einen geistigen, zunächst in einen astralischen Zustand, bei dem Auftreten gewisser merkwürdiger Wesenheiten in dem, was sich also in der Materie verdichtet und abgespalten hat von dem normalen Fortgange unserer Erdenentwickelung, jetzt wird es gut sein, bevor wir vorwärtsschreiten, uns sozusagen eine Art von Generalüberblick zu verschaffen über gewisse Dinge, die im Grundriß unserer anthroposophischen Weltbetrachtung liegen. Denn Sie haben gesehen, daß bei alledem, was wir zu betrachten hatten, gewisse Zahlenbegriffe eine Rolle spielen. Und jetzt stehen wir dabei, uns einen Begriff von dem zu verschaffen, was das siebenköpfige und zehnhörnige Tier ist und was das zweihörnige Tier ist.
Wir müssen uns einmal orientieren über den Grundriß der Weltenentwickelung. Die verläuft nämlich durchaus in Gemäßheit ganz bestimmter Zahlenverhältnisse. Der Laie in solchen Dingen wird sehr leicht sagen, wenn er hört, daß die Siebenzahl und andere Zahlen eine so große Rolle spielen in unseren Betrachtungen: Nun ja, diese Anthroposophen wärmen wieder jenen alten Aberglauben auf, der sich an die Siebenzahl, an die Zwölfzahl und dergleichen knüpft. Und schon wenn unsere lieben Zeitgenossen von so etwas hören, was in einer regelmäßigen Weise nach der
Siebenzahl vorwärtsschreitet, dann sprechen sie von Aberglauben, obwohl diese unsere Zeitgenossen eigentlich in bezug auf das, wovon sie etwas verstehen, in genau demselben Aberglauben leben, denn unsere Zeitgenossen sprechen zum Beispiel davon, daß der Regenbogen sieben Farben hat, die Tonskala sieben Töne, da der achte nur eine Wiederholung der Prim ist. Und noch auf manch anderem Gebiete spricht man von der Siebenzahl, und mit Recht. In keinem anderen Sinne als der Physiker es tut, wenn er von der Siebenzahl der Farben spricht, und ebenso wie man in der Tonlehre spricht von den sieben Tönen, so sprechen wir, wenn wir die großen Weltenverhältnisse betrachten in bezug auf die Siebenzahl. Die Siebenzahl ist uns dabei gar nichts anderes als ein Ergebnis der okkulten Erfahrung. So wie sich der Mensch hinstellt und die sieben Farben zählt, so zählt der Okkultist sieben aufeinanderfolgende Zustände der Weltenentwickelung. Und weil die Weisheit der Welt immer von diesen Dingen wußte und sprach, deshalb ging das in das allgemeine Bewußtsein über und man fand etwas besonders Bedeutungsvolles in dieser Siebenzahl. Gerade weil die Siebenzahl zum Beispiel in den Weltverhältnissen begründet war, ging sie in den allgemeinen Glauben, natürlich auch Aberglauben, über.
Wenn wir uns daran erinnern, was wir gesagt haben über das Geheimnis der sieben Posaunen, der sieben Siegel, der sieben Sendbriefe, was wir über die sieben aufeinanderfolgenden Perioden der atlantischen Zeit gesagt haben, so sehen wir schon, daß wir eigentlich in der Weltenentwickelung fortlaufend Perioden haben, die sich in Gemäßheit der Siebenzahl wiederholen, und wie einen Grundriß der Weltenentwickelung wollen wir uns vor Augen rücken, daß die Siebenzahl alle Teile der Weltenentwickelung beherrscht.
Wir haben gehört, daß die Erde, bevor sie Erde war, Mond war, bevor sie Mond war, Sonnenplanet und bevor sie Sonne war, Saturn war. Die Erde wird, nachdem sie Erde gewesen sein wird, in den Jupiterzustand, dann in den Venus- und zuletzt in den Vulkanzustand übergehen, so daß wir sieben aufeinanderfolgende planetarische Verkörperungen unserer Erde haben, Saturn, Sonne, Mond,
Erde, Jupiter, Venus und Vulkan. Das sind nun die größten Abteilungen innerhalb unserer ganzen Entwickelung, die wir bis zu einem gewissen Grade hellseherisch überschauen können. Wir haben ja die drei der Erde vorangehenden Zustände beschrieben.
Jetzt wollen wir uns klar sein darüber, was denn der Sinn der ganzen Entwickelung ist, warum die Erde durch diese sieben Zustände durchgeht. Diese sieben Zustände fallen nämlich zusammen mit der Entwickelung des menschlichen Bewußtseins. Jeder dieser Zustände, Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter, Venus und Vulkan, charakterisiert einen bestimmten menschlichen Bewußtseinszustand. Richten wir den Blick zurück in die uralte Saturnzeit. Wir wissen, was gegenwärtig vom Menschen vorhanden ist, war damals noch nicht vorhanden, sondern erst die allererste Anlage seines physischen Leibes. Diese erste Anlage konnte selbstverständlich beim Menschen nicht ein solches Bewußtsein entwickeln, wie es heute der Mensch hat. Andere Wesen hatten ein menschliches Bewußtsein; der Mensch hatte damals ein Bewußtsein, wie es heute die mineralische Welt hier auf dem physischen Plan hat. Wir nennen das ein tiefes Trancebewußtsein. Das hatte die erste Menschenanlage auf dem Saturn. Diese Saturnentwickelung ist aus dem Grunde durchgemacht worden, damit der Mensch nach und nach aufrücken kann zu seinen höheren Bewußtseinszuständen. Damals hat er den ersten durchgemacht. Also haben wir die Saturnentwickelung zusammenfallend mit dem tiefen Trancebewußtsein. Das ist die erste Bewußtseinsstufe.
Natürlich müssen Sie sich nicht vorstellen, daß der Grad des Bewußtseins durch die ganze Saturnentwickelung derselbe bleibt, aber im wesentlichen ist es so, daß der Bewußtseinsgrad des Menschen auf dem Saturn mit tiefem Trancebewußtsein charakterisiert werden kann. Es ist dumpfer als selbst das, was heute der Mensch im traumlosen Schlafe hat, denn da hat heute der Mensch das Bewußtsein, das er durchgemacht hat auf der zweiten Stufe, während der Sonnenentwickelung. Also während der zweiten Stufe, während der Sonnenentwickelung, hat der Mensch durchgemacht das traumlose Schlafbewußtsein. Es ist dasselbe Bewußtsein, das
heute die Pflanzenwelt um uns herum auf dem physischen Plan hat.
Dann kam die Mondenstufe in der Entwickelung. Da hat der Mensch ein Bewußtsein durchgemacht, welches schon leichter zum Verständnis gebracht werden kann, weil der Mensch im Traumbewußtsein wenigstens einen letzten Rest hat von diesem Mondenbewußtsein. Das Traumbewußtsein von heute ist ja ein Zwischenzustand zwischen traumlosem Schlaf und dem gewöhnlichen, vom Morgen bis zum Abend dauernden hellen, wachen Tagesbewußtsein. Also der dritte Zustand des Bewußtseins wurde erreicht auf dem Mond, und er läßt sich vergleichen mit dem heutigen traumerfüllten Schlaf, aber mit einer ganz anderen Lebendigkeit und Lebhaftigkeit. Der traumerfüllte Schlaf gibt ein Bewußtsein, das sich aus einzelnen Vorstellungsfetzen und Bildern zusammensetzt und nur einen geringen Grad von Beziehung hat zur realen Außenwelt. Das Mondenbewußtsein, das ein Traumbilderbewußtsein war, hatte sehr bedeutsame Beziehungen zur Außenwelt. Es entsprach genau dem, was in der seelisch-geistigen Umwelt vorhanden war. Eine Wiederholung hat das während der atlantischen Zeit des Menschen gefunden. Wir nennen es das Traumbilderbewußtsein, könnten es auch das somnambule Bewußtsein nennen.
Das vierte Bewußtsein wird erreicht und durchgemacht auf unserer Erde, und es ist dasjenige Bewußtsein, welches wir das helle Tagesbewußtsein oder Gegenstandsbewußtsein nennen.
Zu einem erhöhteren Bewußtseinsgrad, von dem die meisten Menschen von heute keine Ahnung haben, werden die Menschen aufsteigen während der Jupiterzeit, wenn das alles geschehen ist, was wir schon beschrieben haben und was im Anschluß an die Apokalypse des Johannes noch zu beschreiben ist. Dann, wenn der Mensch sozusagen gerettet vom Abgrund hervorgegangen und dem Verfall entgangen ist, wenn er hinaufgestiegen ist in die astralisierte und vergeistigte Erde, dann wird das die Grundlage dafür sein, daß er auf dem Jupiter dasjenige Bewußtsein erlangt, das wir nennen können das bewußte Bilderbewußtsein. Wenn man es schildern soll, so kann das nur aus den Erfahrungen der Eingeweihten heraus geschehen. Denn die Einweihung ist ja nichts anderes als
die Aneignung der Fähigkeit, in einer früheren Entwickelungsstufe zu erreichen, was die normale Menschheit auf einer späteren Stufe erreicht. Im bewußten Bilderbewußtsein ist der Mensch genau ebenso selbstbewußt wie heute vom Morgen bis zum Abend, aber er nimmt nicht nur wahr die äußeren Gegenstände, sondern im Blickfeld seiner Seele hat er Bilder, und zwar Bilder, die nicht etwa mit einer gewissen Dumpfheit verknüpft sind, die vielmehr eingebettet sind in das helle Tagesbewußtsein. Also helles Tagesbewußtsein und Mondenbewußtsein zusammen, das gibt das Jupiterbewußtsein. Der Mensch erhält sich, was er jetzt hat und erwirbt sich dazu die Fähigkeit, das Seelisch-Geistige wahrzunehmen.
Heute ist es so, daß der Eingeweihte nicht nur den Menschen sieht, wie er physisch ist, sondern daß er wahrnimmt um den Menschen herum, ihn umstrahlend, allerlei geistige Gebilde, die der Ausdruck sind der Leidenschaften, Instinkte, Gedanken, mit einem Wort: die Aura. Sie umglänzt, umglüht den Menschen wie feine Flammen, zum Teil wie ein Lichtnebel. Alles das, was so im menschlichen Astralleib gesehen werden kann vom Eingeweihten, ebenso wie von dem gewöhnlichen physischen Auge der physische Leib mit seinen Grenzen gesehen wird, alles das ist Bild dessen, was in den Seelen vorgeht. In einer solchen Eingeweihtenseele ist ein Bewußtsein vorhanden, das wir bezeichnen können als Mondenbewußtsein plus Erdenbewußtsein.
Dann kommt auf der Venus ein sechster Bewußtseinszustand, den wir bezeichnen können als das inspirierte Bewußtsein, das Bewußtsein der Inspiration, Bewußtsein der Inspiration aus dem Grunde, weil auf dieser Bewußtseinsstufe der Eingeweihte nicht bloß wahrzunehmen vermag, was der Seele an Gefühlen, Trieben, Leidenschaften und so weiter eigen ist, sondern weil er da den ganzen inneren Charakter der Seele in einem einheitlichen Ton wahrnimmt. Er fängt an wahrzunehmen dasjenige, was die Welt der, sagen wir, Farben- und Formengebilde wie eine Sphärenmusik durchdringt, so daß jede einzelne Wesenheit innerhalb dessen, was früher als astralisches Bild wahrgenommen worden ist, wie ein Tongebilde erscheint.
Die siebente Bewußtseinsstufe, die auf dem Vulkan vorhanden sein wird, wir können sie nennen das intuitive Bewußtsein. Intuition ist nicht jenes Triviale, was gewöhnlich heute darunter verstanden wird, wo jemand durch dunkles Gefühl etwas glaubt erkennen zu können; das ist ein Mißbrauch des Wortes. In den Eingeweihtenschulen wird Intuition für jene denkbar höchste Bewußtseinsstufe angewendet, wo die Seele eins ist, identisch ist mit den Wesenheiten, wo sie darinnen ist im Innern der Wesenheiten und sich mit ihnen identifiziert. Trotzdem die Seele vollständig individuell bleibt, steckt sie in all den Dingen und Wesenheiten ihres Blickfeldes drinnen.
So stellen uns die sieben Stufen dieser ganzen Erdenentwickelung sieben aufeinanderfolgende Bewußtseinszustände dar. Jeder Bewußtseinszustand nun muß seinerseits in sieben Stufen erreicht werden. Diese sieben Stufen, die jedesmal durchgemacht werden müssen, nennen wir Lebensstufen, so daß wir unterscheiden sieben Bewußtseinsstufen und in jeder Bewußtseinsstufe sieben Lebensstufen. Es ist schwer, aus unserer Sprache heraus Worte zu finden für diese sieben Lebensstufen. Wenn wir bloß auf unsere Erde Rücksicht nehmen, so können wir die Lebensstufen dadurch bezeichnen, daß wir reden von den sieben Reichen, denn es fallen die Lebensstufen auf der Erde zusammen mit den sieben Reichen. Da bezeichnen wir die erste Lebensstufe als das erste Elementarreich, die zweite als das zweite, die dritte als das dritte Elementarreich, die vierte als das Mineralreich, die fünfte als das Pflanzenreich, die sechste als das Tierreich und die siebente als das Menschenreich. Nun könnten wir ja sagen: Auf jeder dieser Bewußtseinsstufen werden sieben solche Lebensstufen durchgemacht oder sieben Reiche absolviert. Aber wenn wir die sieben Lebensstufen des Saturn ebenso bezeichnen würden, als erstes, zweites, drittes Elementarreich, als Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich, so würde das nur falsche Vorstellungen wachrufen, denn die Ausdrücke für diese Reiche sind geprägt nach unseren Erdenerfahrungen und es waren eben die Reiche ganz anders gestaltet in dieser uralten Zeit, als das heute bei den Erdreichen der Fall ist. Wir können
nur sagen: Analog diesen Reichen gab es sieben Reiche auf dem Saturn, sieben auf der Sonne. Schon näher kamen die sieben Reiche des Mondes, und was die sieben Lebensstufen der Erde sind, das sind eben die sieben Reiche auf der Erde geworden. Und auf der Erde können wir sie schon leichter beschreiben, obwohl es heute außerordentlich schwer ist, dem Menschen eine Vorstellung von den drei Elementarreichen zu geben. Von Mineral-, Pflanzen-, Tier- und Menschenreich glaubt ja der Mensch eine gesunde Vorstellung zu haben, obwohl das auch nicht der Fall ist.
Vielleicht wird es Ihnen gelingen, sich eine Art Vorstellung von den drei Elementarreichen zu bilden, wenn Sie sich folgendes sagen. Also Sie denken sich Steine, Metalle und so weiter, und diese Glieder des Mineralreiches immer feiner und feiner werdend, so daß Sie immer weniger und weniger sehen, daß sie sich sozusagen auflösen in immer feinere Substantialität. Nehmen wir an, Sie lassen sie alle verdunsten, so daß sie eigentlich nur noch ganz feine Substantialität hätten, durch die Sie hindurchschauen könnten, die Ihnen nicht mehr sichtbar wäre. Aus solchen Gebilden würde, wenn man sie zu noch immer größerer Verfeinerung brächte, etwas hervorgehen, was schließlich nicht mehr ein mineralisches Reich ist, sondern das dritte Elementarreich. Dann würden wir zum zweiten, zum ersten Elementarreich aufsteigen. Es ist für die heutigen Empfindungsqualitäten schwer, sich Vorstellungen zu machen von diesen Reichen, die hineingeheimnißt, verdichtet sind in unsere Welt. So ist es nämlich, wie wenn diese Elementarreiche verdichtet in unsere Welt hinein, sagen wir, verschwunden wären. Sie gehen unserem Mineralreich voran. Wir haben ja gesehen, wann dieses Mineralreich selber sich gebildet hat. In früheren Perioden der Erdenentwickelung war dieses Mineralreich eben im Zustande der Elementarreiche vorhanden.
Nun die anderen vier Reiche. Das mineralische Reich sehen Sie um sich herum und ebenso das pflanzliche, das tierische und das menschliche. Aber wir werden uns klar sein müssen, daß diese Benennungen im eigentlichen geheimwissenschaftlichen Sinn doch nicht ganz richtig sind. Der Laie nennt die heutigen Mineralien als
dem Mineralreich angehörig, die Pflanzen als dem Pflanzenreich angehörig, die Tiere als dem Tierreich und die Menschen als dem Menschenreich angehörig. Das ist zwar laienhaft gesprochen richtig, das ist für alle trivialen Dinge des Lebens durchaus ausreichend, aber im okkultistischen Sinn ist es unrichtig. Denn es ist heute der Mensch erst im Mineralreich vollendet. Er wird erst aufsteigen in künftigen Entwickelungsperioden zum Pflanzen-, Tier- und Menschenreich. Wir können den Menschen heute, weil er ein Ich-Bewußtsein hat, durchaus Mensch nennen, aber wir dürfen noch nicht sagen, er sei im Sinne der Geheimwissenschaft im Menschenreich verkörpert, denn dazu ist etwas anderes notwendig. Das müssen wir besprechen.
Was kann der Mensch heute begreifen? Darauf kommt es an. Er kann heute bloß das mineralische Reich verstehen. Sowie er an das Pflanzenreich kommt, versteht er es nicht mehr. Das Mineralreich kann er verstehen, aus den Kräften des Mineralreichs kann er Maschinen, Häuser und so weiter zusammensetzen. Daß er ebenso durchschauen lernt, was in einer Pflanze die Kräfte sind, die diese Pflanze groß werden lassen, das erst wird ihn mit seinem Bewußtsein ins Pflanzenreich erheben. Und daß er begreifen lernt, wie ein Tier empfinden kann jetzt kann er nur eine äußerliche Anschauung davon bekommen , das macht ihn zum Angehörigen des Tierreichs. Und wenn er nicht nur sein eigenes Ich begreift, sondern ein anderes, wenn er einen Menschen innerlich ganz begreift, dann erst gehört er dem Menschenreich an.
Sie werden am besten verstehen, daß der Mensch heute erst das mineralische Reich begreifen kann, wenn Sie folgende Betrachtung machen. Denken Sie einmal, daß eine große Anzahl von Gelehrten sagt: Ja, die Pflanzen und die Tiere sind nichts anderes als komplizierte Mineralien. Und diese Gelehrten warten darauf, daß sie die Stoffe so zusammenfügen können, daß sie Pflanzen und Tiere werden. Sie geben sich der Illusion hin, man könne die Pflanzen als mineralische Wesen begreifen, weil sie keine Vorstellung davon haben, daß es außer dem Mineralreich noch etwas anderes gibt. Es sagen ja viele: Ihr Anthroposophen träumt davon, daß es
einen Ätherleib gibt, etwas, was über das bloß Mineralische hinausgeht, aber ihr sollt nicht mehr träumen, wenn es uns gelingen wird, im Laboratorium so, wie man heute Schwefelsäure zusammensetzt, aus den einzelnen Stoffen, aus Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff und so weiter, ein lebendiges Wesen aufzubauen. Man glaubt, das Lebendige läßt sich ebenso aufbauen, wie sich etwa Schwefelsäure zusammensetzen läßt; man glaubt, die rein materialistische Wissenschaft wird das einmal können. Man glaubt, die Anthroposophen wären so töricht, daran zu zweifeln, daß einstmals die Zeit kommen wird, wo tatsächlich in der Retorte die Pflanzen erzeugt werden.
Diese Zeit wird kommen. Das haben aber diejenigen, die auf okkultem Boden stehen, schon immer gesagt. Sie wissen, daß die Zeit kommen wird, wo der Mensch die Pflanzenheit so in die eigene Natur aufnehmen wird, wie er heute das Mineralreich aufgenommen hat. Und wie er aus Mineralien Häuser aufbaut, wie er die Kräfte des Mineralreiches heute benutzt, so wird er einstmals aus den ihm dann wohlbekannten Kräften des Pflanzenreiches, ohne zum Samen zu greifen, ohne die Naturkräfte in ihrer un-begriffenen Weise zu Hilfe rufen zu müssen, das Pflanzengebilde und Höheres noch im Laboratorium erzeugen. Aber würde diese Möglichkeit, im Laboratorium ein lebendiges Wesen zu erzeugen, vorzeitig eintreten, so wäre sie für den auf dem wahren Boden der Geheimwissenschaft Stehenden das, was man schwarze Magie nennt. Die Menschen müssen für jeden Schritt der Entwickelung erst reif werden.
Es gibt einen okkulten Satz, der lautet: Erst dann werden die Menschen auf dem Experimentiertisch lebende Wesen erzeugen, wie sie heute mineralische Produkte herstellen, wenn der Laboratoriumstisch zum Altar und die chemische Verrichtung zu einer sakramentalen Handlung geworden ist. Das ist ein okkulter Satz, der immer ausgesprochen worden ist. Wahrlich, solange man ins Laboratorium geht und glaubt, daß man mit unheiligen Gefühlen dasselbe tun kann wie mit heiligen, so lange wird man mit dem Willen derjenigen, die in rechter Weise die Entwickelung leiten,
niemals im Laboratorium ein lebendiges Wesen erzeugen können. Erst dann wird das möglich sein, wenn man wissen wird, daß ein mineralisches Produkt zwar erzeugt werden kann, wenn auch am Laboratoriumstisch ein Schurke steht, daß aber niemals ein lebendiges Wesen hervorgebracht werden kann, wenn dies der Fall ist. Denn in das lebendige Wesen fließt, wenn es zusammengebaut wird, etwas, was in dem Menschen selbst drinnen ist. Würde der Mensch ein Schurke sein, so würde das Schurkische hinüberfließen und das entstandene Wesen wäre ein Abdruck der Schurkerei. Erst wenn man begreifen wird, was es heißt, daß der Mensch als ganze Wesenheit mit seinem ganzen Innern wirkt in dem, was er erzeugt, erst dann wird die Welt reif sein, das Lebendige, das Pflanzliche, Tierische und Menschliche, in freier Tätigkeit zu erzeugen. Dann wird der Mensch aufgestiegen sein in das Pflanzenreich, wenn er das Pflanzliche ebensogut durchschauen wird, wie er heute das Mineralische durchschaut. Zum Tierreich wird er aufgestiegen sein dann, wenn er die Empfindung so durchschaut, daß er ebenso ein empfindendes Wesen machen kann durch seine eigene Geisteskraft, wie er heute einen Gegenstand herstellt. Und zum Menschenreich wird er aufgestiegen sein, wenn er den Menschen in freier Tätigkeit neu gestalten kann.
So ist der Mensch heute in dem mineralischen Reich vorhanden, und dieses Wesen als Mensch, das wir sind, ist im Grunde genommen das einzige Wesen, welches schon ganz im mineralischen Reich sich ausgebildet hat, während die anderen Reiche in vieler Beziehung auf viel niedrigerer Stufe stehen als diejenige ist, die man im Okkultismus mit dem Mineralreich bezeichnet. So zeigen uns die Pflanzen eine Art Vorstufe dessen, was der Mensch erleben wird, wenn er einmal selbst im Pflanzenreich sein wird. Aber die Pflanzen sind nicht im Pflanzenreich, sondern höchstens Vorbilder, nicht Urbilder, sondern Hinweise auf ein künftiges Reich, in dem der Mensch sein wird, in dem er die Pflanzennatur innerlich durchleben wird wie heute die mineralische Natur.
Dieses Pflanzenreich, in dem der Mensch sein wird, das wird noch durch andere Dinge sich auszeichnen. Es wird vor allen Dingen
durch einen heute zwar manchmal mit dem Verstand gesagten, aber noch lange nicht begriffenen moralischen Satz ausgezeichnet sein. Heute lebt der Mensch so, daß man sagen kann: Der einzelne, wenn er sich es auch nicht gesteht, ist überzeugt davon, daß das Glück des einzelnen möglich ist, wenn daneben auch das Unglück eines anderen herrscht. Es ist durchaus möglich, daß heute sich einer glücklich fühlt, trotzdem andere Menschen unglücklich sind. Wenn es auch dem Verstande nach zugestanden wird, daß die höchste Moral diejenige sei, die alle Menschen beglückt, in der Praxis ist der Mensch überzeugt, daß das Glück des einzelnen ganz gut möglich ist, ohne daß der andere ebenso glücklich sei wie er. Der Mensch wird, wenn er im Pflanzenreich sein wird, eine Entwickelungsstufe in moralischer Beziehung erreicht haben, wo es ihm unmöglich sein wird, sich als Einzelner glücklich zu fühlen, wenn andere seinesgleichen unglücklich sind. «Das Glück des einzelnen ist untrennbar mit dem Glück aller verbunden»: dieser Satz wird herrschen, wenn der Mensch in das Pflanzenreich aufgenommen sein wird. Es könnte sich kein Mensch irgend glücklich fühlen, wenn sein Glück herausfallen würde aus dem Glücke aller.
So sehen Sie, daß für so feine Begriffe, wie wir sie im Okkultismus haben müssen, wenn wir alles verstehen wollen, heute sehr wenig Empfindungsmöglichkeiten bestehen. Aber Sie sehen auch, daß der Mensch lange Entwickelungsreihen noch vor sich hat. Das alles muß er erreichen, und es ist noch sehr wenig davon vorhanden.
Wir sprechen also von sieben Reichen, durch die der Mensch selber hindurchgeht. Auf dem Jupiter wird es wieder sieben Reiche geben, die noch etwas ähnlich sind den sieben Erdenreichen, aber sich doch schon sehr von diesen unterscheiden. Auf der Venus werden es wieder sieben sein und auf dem Vulkan wieder. Hier kann man sie gar nicht mehr Reiche nennen, der Begriff Reich paßt hier nicht mehr. Wenn wir das alles ins Auge fassen, müssen wir sagen: Wir haben zunächst sieben Entwickelungsstufen des Bewußtseins, die Saturn-, Sonnen-, Mond-, Erden-, Jupiter-, Venus- und Vulkanstufe, und auf jeder Bewußtseinsstufe sieben Lebensstufen, durch die sich hindurchentwickeln muß jegliches Wesen,
das durch die Bewußtseinsgrade hindurchgeht. Jede Lebensstufe muß wiederum sieben Formenstufen durchlaufen, und zwar so, daß Sie die sogenannte physische Formstufe, die Sie jetzt um sich haben, als die mittelste zu betrachten haben. Bevor etwas physisch wird, ist es astralisch, bevor es astralisch wird, ist es auf einer gewissen geistigen Stufe, die man das niedere Devachan nennt,
und bevor etwas zu dieser Stufe hinabsteigt, ist es in einer höheren Devachanstufe. Da haben wir drei Formstufen. Die erste kann man noch formlos nennen, dann ist die nächste eine Formstufe, die wir als die niedere Devachanstufe bezeichnen, dann kommen wir zur astralischen Stufe. Wenn sich das Astralische verdichtet, wird es physisch. Dann löst sich das Physische wieder auf und geht zurück zu einem vollkommeneren Astralischen, das geht zu einem vollkommeneren niederen Devachanischen und dies zum höheren Devachanischen. Der physische Formzustand ist der mittlere.
Sieben Formzustände durchläuft ein jedes Reich. Sie müssen unterscheiden zwischen Physischem und Mineralischem; das ist nicht dasselbe. Man kann, weil heute das Physische mit dem Mineralischen im Anblick zusammenfällt, beide leicht miteinander verwechseln. Das mineralische Reich geht durch alle Formstufen hindurch. Es kann als mineralisches Reich oben in der höchsten Devachanstufe veranlagt sein. Es steigt dann herunter in die niedere geistige Stufe und ist immer Mineralreich, dann ins Astralische, da ist es astralisch vorgebildet, und dann verdichtet es sich zum Physischen. So also haben wir in jedem Reich sieben Formzustände (siehe Schema).
Jeder Bewußtseinszustand kann nur so durchlaufen werden, daß er in sieben Lebenszuständen verläuft. Jeder Lebenszustand verläuft in sieben Formzuständen. Das gibt 7 mal 7 mal 7 Zustände. In der Tat geht eine ganze Entwickelung, wie die Erde eine hat, durch 7 mal 7 mal 7 Zustände hindurch. Unsere Erde war einstmals Saturn; der hat 7 Lebenszustände durchgemacht, jeder Lebenszustand 7 Lebensformen oder Formzustände. Da haben Sie 49 Formzustände auf dem Saturn, 49 auf der Sonne, 49 auf dem Monde und so weiter, 7 mal 49 = 343 Formzustände. Durch 343 Zustände läuft der Mensch durch. Als der Saturn ganz im Anfang seiner Entwickelung war, begann er zuerst im höchsten Geistigen, das wir erreichen können, als ein Gebilde, das da war im obersten Devachan. Das war der erste Formzustand; der war ganz mineralisch. Er stieg herunter als solches Wesen bis in das physische Reich, stieg wieder hinauf bis zum oberen devachanischen. Und hier beginnt die große Schwierigkeit, denn Sie müßten jetzt sagen, wenn Sie die genannten Ausdrücke gebrauchen wollen: Der Mensch geht in das nächste Reich über. Aber es passen auf den Saturn diese Ausdrücke nicht. Es geht der Mensch auf dem Saturn auf diese Weise durch 49 Zustände hindurch. Das Sonderbare ist nur, daß Sie jetzt fragen können: Da müßte der Mensch doch auf dem Saturn durch Lebenszustände durchgehen. Nun bekommt er aber erst auf der Sonne einen Ätherleib. Wie kann man da sagen, daß er durch Lebenszustände geht? -- Sie sind nur noch nicht so
wie später, wo er einen Lebensleib hat, sie sind stellvertretend. Das wird dadurch bewirkt, daß höhere Wesen hereinwirken. Der Mensch hat kein selbständiges Leben auf dem Saturn, aber höhere Wesen durchdringen ihn mit ihrem Ätherleib, mit ihrem Astralleib, Ich und so weiter.
Jedenfalls müssen Sie begreifen, daß der Mensch auf dem Saturn 49, auf der Sonne 49, auf dem Monde 49 Zustände durchgemacht hat. Auf der Erde hat der Mensch von diesen 49 Zuständen erst die drei ersten Lebenszustände durchgemacht. Er steht heute in dem vierten Lebenszustand, eben im Mineralreich. Er war im ersten Lebenszustand im ersten Elementarreich und hat da sieben Formzustände durchgemacht, er war im zweiten Lebenszustand im zweiten Elementarreich und hat da sieben Formzustände durchgemacht, er war im dritten Elementarreich und hat die sieben Formzustände durchgemacht und ist jetzt im vierten Elementarreich, welches dasselbe ist wie das Mineralreich, und ist in diesem ungefähr in der Mitte darinnen. Er ist etwas über die Mitte hinaus in dem Mineralreich.
Jedenfalls haben Sie aus alledem, das wir da wie einen Grundriß betrachtet haben, gesehen, daß die ganze Erde durch 343 Zustände hindurchgeht. Dies bitte ich Sie jetzt so sich vorzustellen: Der Saturn entsteht und geht durch 49 Zustände hindurch. Der Saturn ist zuerst eine feurige, eine Wärmemasse und macht verschiedene Zustände durch, aber es ist immer dieselbe Kugel, die diese 49 Zustände durchmacht. Ebenso ist die Sonne immer wieder ein und dieselbe Kugel, welche die 49 Zustände durchmacht. Nur gibt es Zwischenzustände. Es ist, wie wenn zwischen den einzelnen Verkörperungen eine Art von geistigem Zwischenraum wäre. Es ist beim Planeten wie beim Menschen. So machen auch die Planeten eine solche geistige Zwischenstufe durch; die liegt überall zwischen diesen Zuständen drinnen.
Wenn Sie sich also klar werden, daß wir im Verlauf unserer Entwickelung sieben Bewußtseinszustände haben, so werden Sie auch durchschauen, wie das zusammenhängt mit dem, was Sie in verschiedenen Büchern der theosophischen Literatur beschrieben
erhalten. Das sind kosmische Systeme. Es wird gesagt, daß unsere Erde einmal einen Anfang genommen hat und aus einem alten planetarischen System sich entwickelt hat, was als Mond bezeichnet wird. Man müßte weiter zurückgehen von dem Mond zur Sonne, von der Sonne zum Saturn. Jeder dieser Zustände zerfällt in die sieben Lebenszustände, gewöhnlich «Runden» genannt. «Runden» ist dasselbe wie Lebenszustände. Und das, was hier Formzustände genannt wird, wird gewöhnlich «Globen» genannt. Das ist ungeheuer irreführend. Es haben sich Menschen die Vorstellung gemacht, als wenn diese sieben Globen nebeneinanderliegende Kugeln wären:
Diese Zustände von der äußersten, noch ans Formlose grenzenden Form durch das Physische bis wiederum hinauf zum Formlosen sind keine sieben nebeneinander bestehenden Kugeln, sondern das sind sieben aufeinanderfolgende Zustände. Erst war dasjenige, was heute physisch ist, als dieselbe Kugel geistig, dann wurde es dichter und dichter. Es ist dieselbe Kugel, einfach verdichtet. Dann wurde ein Teil astralisch, dann ein Teil physisch; das ist immer dieselbe Kugel. Sie löst sich wieder auf wie Salz im lauen Wasser, wird wiederum astralisch. Zu diesem Astralischen sind wir aufgestiegen da, wo uns in der Apokalypse die «Zornesschalen» beschrieben werden. Da wird die Erde wieder astralisch.
So sehen Sie, wie die Siebenzahl die ganze Entwickelung beherrscht, und was wir in den verflossenen Tagen geschildert haben durch mancherlei Bilder manchmal mit recht grotesken Bildern und jedenfalls mit solchen, die weit abweichen von dem, was heute der Mensch in der physischen Welt sehen kann , das haben wir jetzt dargestellt als ein Gerippe, als ein Gerüst. Wenn Sie das so darstellen, ist es ungefähr so, wie wenn Sie das Gerüst von einem Haus aufführen, das alleräußerste, das für die Maurer bestimmte.
Das hat noch nichts mit der Sache zu tun, das sind sozusagen erst Gedanken über die Sache. Wir müssen aufsteigen von diesem reinen Gedankenschema, das uns ja zum Verständnis hilft, zu dem lebendigen Aufbau, indem wir zum Beispiel für die verschiedenen Zustände die Bilder gebrauchen, die zu sehen sind im Astralischen; dann haben wir erst dasjenige, was man überhaupt okkulte Weisheit nennt. Solange Sie solch ein Gerüst aufbauen, bleiben Sie bei dem Denken, das Sie gewohnt sind, in der physischen Welt zu haben. Das ganze Schema, das wir hinzeichneten, ist nur physisches Denken. Das verhält sich zur vollen Wirklichkeit nicht einmal wie das innere Gerüst eines Hauses zum voll aufgeführten Bau, sondern nur wie das Gerüst außen, auf dem die Maurer stehen. Das muß wieder abgerissen werden, wenn der Bau fertig ist. Und so muß das Gedankengerüst wieder abgerissen werden, wenn man die Wahrheit, wie sie sich in Wirklichkeit verhält, vor sich haben will. Betrachtet man diese Abstraktion schon als das Wirkliche, dann spricht man gar nicht vom wirklichen Okkultismus, sondern nur von der Vorstellung, die sich der Mensch in der gegenwärtigen Zeit von den okkulten Tatsachen machen kann. Wie sich der Mensch heute die okkulten Tatsachen zurechtschneidet, das ist in solch einem Schema enthalten. Das ist aber unfruchtbar. Ich mußte es hinstellen, weil wir ein solches Schema auch brauchen. Aber im Grunde genommen hilft es dem, der auf wirklich okkulter Bahn vorschreiten will, gar nichts. Wenn Sie die ganze Welt bis hinauf in die höchsten okkulten Tatsachen durch solche Schemen beschreiben, so hat das nur eine Bedeutung für Ihre gegenwärtige Inkarnation. In der nächsten müssen Sie solch ein Schema wieder lernen. Das kann man nur dadurch denken, daß man sich des Gehirns bedient, das ist nur für das Gehirn zugeschnitten. Da dieses aber abgebaut wird beim Tode, so wird diese ganze Beschreibung nach dem Schema da ganz zerstreut. Wenn Sie dagegen dasjenige, was wirklich geschieht, was wir beschrieben haben als die Aufeinanderfolge der Siegelbilder, was das hellseherische Bewußtsein gibt, wenn Sie das erfassen, im Phantasiegebilde zunächst, so ist das etwas, was nicht gebunden ist an Ihr physisches Gehirn,
was Ihnen bleibt nach dem Tode, weil es nicht dem physischen Denken entspringt, sondern die Tatsachen hellseherisch gibt. Man muß sich also hüten, dasjenige, was heute angestrebt wird nach dem Muster physischer Begreiflichkeit, was auch die höheren Welten schematisieren will, für wirklichen Okkultismus zu halten. Das ist Beschreibung mit den Mitteln des gewöhnlichen physischen Verstandes. Natürlich muß der physische Verstand eine Rolle spielen. Es ist deshalb auch nützlich, ein solches Schema hinzustellen, und wir können noch weitergehen in unserem Schema.
Wir haben gesehen, daß wir durch 343 Zustände hindurchgehen. Aber nun wird die Sache erst kompliziert, wenn wir uns klarmachen, daß es damit noch nicht sein Bewenden hat, daß vielmehr der Mensch innerhalb eines Formzustandes auch noch durch verschiedene Zustände hindurchgehen muß. Dem jetzigen physischen Formzustand sind drei andere vorangegangen und drei andere folgen nach. Jetzt geht aber der physische wiederum durch sieben Zustände durch, und das sind erst die sieben, von denen wir in den vorhergehenden Tagen gesprochen haben: der erste, wo die Sonne noch mit der Erde verbunden ist, der zweite, wo sie sich herauslöst, der dritte, wo der Mond weggeht, der vierte derjenige der atlantischen Menschheit. Die atlantische Menschheit lebt in der vierten Entwickelungsperiode des physischen Formzustandes. Und damit haben Sie für jeden Formzustand wiederum sieben sogenannte Rassenzustände, obwohl der Ausdruck «Rasse» nur von unserem mittleren Zustand gilt. Und jetzt haben wir selbst den fünften Zustand, den, in dem wir leben: die nachatlantische Zeit zwischen der großen atlantischen Flut und dem großen Kriege aller gegen alle. In dieser Periode leben wir. Dann folgt eine andere, die sechste, dann die siebente. Die sechste Periode wird uns angedeutet in der Apokalypse des Johannes durch die sieben Siegel, die siebente durch die sieben Posaunen. Dann geht es über in das Astralische. Das ist ein neuer Formzustand, der wiederum sieben Zustände haben wird. Unser Schema ist noch nicht zu Ende. Wir müssen jeden solchen Zustand, wie er verfließt zwischen einem solchen Ereignis, wie die große Flut eines war, und dem großen
Kriege aller gegen alle, wir müssen jeden solchen Zustand wiederum in sieben Zustände zerteilen. Für den fünften Zustand heißen diese: indische Kulturepoche, persische Kulturepoche, chaldäisch-babylonisch-assyrisch-ägyptisch-jüdische Epoche, griechisch-lateinische Epoche, unsere Epoche, dann die sechste, angedeutet in der Apokalypse durch die Gemeinde von Philadelphia, und die siebente Kulturepoche, die diese wiederum ablöst.
Also wenn wir uns denken die ganze Evolution aus lauter solchen kleinen Zuständen die aber noch immer lang genug sind bestehend, so haben wir 7 mal 7 mal 7 mal 7 mal 7 solche Entwickelungsstufen wie die altindische oder die altpersische. So viele verschiedene solche Zustände macht der Mensch zwischen Saturn und Vulkan durch.
So sehen Sie, wie die Siebenzahl in aufeinanderfolgenden Perioden aufbauend die ganze Entwickelung beherrscht. Wie die musikalischen Töne von Oktave zu Oktave weiterschreiten, so verfließt das ganze Werden in Werde-Oktaven.
Nun wollen wir uns einmal daran erinnern, daß wir sieben dieser Zustände von den 16807 in unserer Zeit zwischen der großen atlantischen Flut und dem großen Kriege aller gegen alle haben, daß wir vorher auch sieben hatten in der atlantischen Zeit. Aber wir erinnern uns auch, daß der Mensch vier von diesen sieben Zuständen der atlantischen Zeit unter ganz anderen Verhältnissen durchgemacht hat als die drei späteren. Also jetzt wissen wir, was das für Zustände sind, wie wir sie zu zählen haben. Vier von diesen Zuständen der großen Zahl hat der Mensch während der atlantischen Zeit so durchgemacht, daß er sich fühlte als eine Gruppenseele, wie wir sie angegeben haben als Adler, Löwe, Stier und Mensch. Diese vier Gruppenseelen bildete er nach und nach aus während dieser vier Grundrassen der atlantischen Zeit. Weil nun
immer Rassen übrigbleiben, wie die indische zum Beispiel übriggeblieben ist, obwohl sich spätere entwickelt haben die Dinge leben ineinander , darum blieben auch die vier Köpfe, welche die Gruppenseelen angaben am Beginn der fünften atlantischen Kulturepoche. Wir haben dieses vierköpfige Tier.
Nun bildete sich der Mensch zu gleicher Zeit, als er begann sich vom Ätherischen ins Physische zu verhärten, gemäß seiner viergruppigen Seele viererlei verschiedene Körperglieder aus. Und dadurch, daß sich dasjenige, was früher Gruppenseelenbewußtsein war, ins Individualbewußtsein verwandelt hat, dadurch hat der Mensch bei Beginn des fünften Zeitraums der Atlantis einen Zusammenfluß der früheren Vierheit. Er trägt die vier Köpfe in sich, die sich summieren in seinem Kopfe, der allmählich entsteht. Der ist aus den vier Gruppenköpfen zusammengesetzt, wie er im Verlaufe der fünften Periode sich herausentwickelt. Diesen vier Köpfen entsprechend hat der Mensch vier Teile seines physischen Leibes. Das sind zunächst die vier «Hörner», so daß Sie sich denken können: Weil der Mensch ein ätherischer Mensch war, hatte er vier Köpfe, vier Tierköpfe nur der letzte ist schon Menschentier , denn das ist damit gemeint. Er war vierköpfig, und jedes Kraftsystem, das einem dieser Köpfe entspricht, bildete physische Organe. Wir haben gestern gesehen, daß es ein Kraftsystem war, das unser Herz bildete, nämlich dasjenige, das mit dem Löwenkopf zusammenhängt. Es sind die einzelnen Organe des Menschen wie Verdichtungen der entsprechenden Glieder des ätherischen Leibes.
So denkt der Apokalyptiker. Er sagt sich: Dasjenige, was physisch ist, ist Verdickung des Ätherischen. So wie Sie sich denken würden: Diese Haut verdickt sich und bildet eine Schwiele, so denkt sich der Apokalyptiker: Der Mensch ist vorhanden ätherisch, und das verdickt sich, wird physisch. Und weil der Mensch vierfach vorhanden ist als vier Gruppenseelen, bilden sich vier solche Verdickungen. Die setzen seinen physischen Leib zusammen. Das ist der Grund, warum man dasjenige, was im physischen Leib dem Ätherleib entspricht, als «Horn» bezeichnet. Horn ist eine schwielige Verdickung. Man bezeichnet den Menschen, wie er gerade in
der vierten Periode der atlantischen Zeit geworden ist, als ein Tier mit vier Köpfen und vier Hörnern.
Jetzt entwickelt er sich zum individuellen Menschen weiter. Das beginnt dann in der Nähe des heutigen Irland. Der Mensch geht durch drei letzte Perioden durch, und zwar so, daß er die Anlage zum Ich-Menschen hat. Da bildet er zunächst, wenn Sie äußerlich seinen physischen Entwickelungsgang verfolgen, keinen Tierkörper mehr aus, sondern ist zum Menschen aufgestiegen. Er bildet die Menschheit immer mehr aus, bis er das Christus-Prinzip aufnimmt. Wenn wir den heutigen Menschen ansehen, so werden wir sagen: Wie er heute vor uns steht, war er einstmals nicht. Damit er das werden konnte, mußte er durch vier tierische Gruppenseelen hindurchgehen, mußte er verkörpert werden in Körpern, die der heutigen Löwengestalt, der Stiergestalt, der Adler- und der Menschengestalt entsprechen. Dann stieg er höher herauf und wurde immer menschenähnlicher, und die Gestalt der früheren Gruppenseele verschwand. Die ist nicht mehr da, der Mensch ist menschenähnlich geworden.
Jetzt müssen Sie sich aber auch klarwerden über ein wichtiges Ereignis, das damals eintrat, als der Mensch menschenähnlich wurde, und ohne dessen Verständnis man nimmermehr begreifen kann die Apokalypse des Johannes, ein Ereignis von größter Wichtigkeit. Bis zu diesem Ereignis, wo der Mensch überging in die Menschenseelenhaftigkeit, da war den Blicken der Menschen total verborgen, was später offenbar geworden ist. Der Mensch hatte eine Art dumpfen, dämmerhaften Bewußtseins. Wenn er morgens aufwachte, sah er alles sozusagen wie von Nebelgebilden umgeben, und wenn er einschlief, war er in der geistigen Welt. Die erschien ihm in Bildern, denn das ist die Natur der geistigen Welt. Nun will ich Ihnen etwas beschreiben, was sich abspielte, bevor der Mensch physisch in den Menschenzustand übergegangen ist, bevor er eingetreten ist aus der Gruppenseelenhaftigkeit zum vollen Ich-Bewußtsein.
Was der Mensch hier auf der Erde erlebte, das bestand nur in einer Anzahl von Erfahrungen. Dann schlief er ein und war während des Schlafes in dumpfem Bewußtsein in einer geistigen Welt,
wo er zwischen Göttern und Geistern lebte, wovon ein Nachklang in den Mythen und Sagen vorhanden ist. Da erlebte er gewaltige Bilder, zum Beispiel das Bild, daß er zwei anderen Wesen begegnete, daß die beiden Steine hinter sich warfen und daß aus den Steinen, die hingeworfen waren, andere gleichgeartete Wesen aus der Erde herauswuchsen, Wesen, wie sie selber waren. Das waren Erlebnisse, wie sie der Mensch noch die ganze vierte Periode der atlantischen Zeit hindurch hatte. Wenn wir das deutlich aussprechen wollen, so müssen wir sagen: Alle Fortpflanzung des Menschen geschah nicht im Bewußtsein des Wachens, sondern im Bewußtsein des Schlafes. Wenn der Mensch außer seinem physischen Leib und in der geistigen Welt war, da brachte er sozusagen in diesem Bewußtseinszustand, wo ihm alles in Bildern erschien, dasjenige, was an Tatsachen für die Fortpflanzung zu geschehen hatte, in Bewegung, und der ganze Fortpflanzungsakt war in Geistiges gehüllt, erschien ihm in dem Bilde des Steinwerfens hinter sich. Der ganze Fortpflanzungsakt war gehüllt in geistiges Bewußtsein, lag hinter dem Tagesbewußtsein. Der Mensch wußte nichts vom Geschlechtlichen. Im Tagesbewußtsein sah er sich nicht so, als ob er in zwei Geschlechtern vorhanden wäre, und seine Seele war unberührt von jedem Gedanken an das Geschlechtliche. Nicht, als ob es nicht vorhanden gewesen wäre. Es war vorhanden, aber es ruhte im Dunkel eines geistigen Bewußtseins. Es war für den Menschen während des Tagesbewußtseins nicht vorhanden.
Mit der Erringung der ersten Anlage zum Ich-Bewußtsein wird dem Menschen die Geschlechtlichkeit erst bewußt. Das ist der Moment, der uns in der Bibel dargestellt wird, wo Adam und Eva gewahr werden, daß es etwas wie eine Geschlechtlichkeit gibt. Diesen bedeutungsvollen dramatischen Moment, hierher haben wir ihn in der Erdenentwickelung zu setzen. Und wenn Sie hellseherisch zurückblicken auf die Zeit, die voranging, so sehen Sie von dem Menschen eben nur dasjenige, was die Werkzeuge des Geistes sind. Das andere war überhaupt nicht zu sehen. Der Mensch war nur seiner oberen Gestalt nach zu sehen. Und von dem genannten Zeitpunkt an fing man an, den Menschen ganz zu sehen. Es ist uns jetzt
begreiflich, warum die Menschen sich nun verhüllten. Vorher sahen sie nichts, was sie hätten verhüllen sollen. So trat der Mensch allmählich ins Äußere heraus.
Wenn wir die äußere Menschengestalt als das Verdichtete des Ätherischen betrachten, so haben wir in der vierten atlantischen Stufe zu den vier Gruppenseelenköpfen die vier Hörner. Jetzt aber beginnt sich für die drei letzten atlantischen Epochen im Physischen ein Doppeltes auszubilden. Für jede Stufe, wo sich weiter ein Gruppenseelenkopf ausbilden sollte, bildete sich ein doppeltes Physisches, männlich und weiblich, aus. Sie haben für die vier ersten Stufen den Menschen gebildet mit vier Köpfen, das verdickte Ätherische mit vier Hörnern. Jetzt haben wir drei folgende Köpfe, die nicht sichtbar sind, weil die äußere Menschengestalt sie aufnimmt, weil sie nicht zur Darstellung kommen. Diese drei sind nur für den Hellseher wahrzunehmen, drei ätherische Köpfe, die Hauptmenschenköpfe, und dazu je zwei Hörner, die wie Schatten neben ihm sind, wie Doppelschatten. So haben wir, als die atlantische Flut hereinbrach, sieben Gattungs- oder Gruppenseelenköpfe, wovon die drei letzten immer so erscheinen, daß sie ihr Physisches in zweifacher Gestalt haben, immer als Männliches und Weibliches. Daraus sehen Sie, daß die ganze Gruppenseelenhaftigkeit des Menschen am Ende der atlantischen Zeit, wenn auch das Spätere unsichtbar bleibt, sieben Köpfe und zehn Hörner hat. Die vier ersten Köpfe bekommen kein Männliches und Weibliches getrennt an Hörnern, die drei letzten bekommen aber Männliches und Weibliches getrennt.
Die sieben Köpfe und zehn Hörner hat der Mensch in sich. Das muß er nun so bearbeiten durch die Aufnahme des Christus-Prinzipes, daß sie sozusagen vernichtet werden. Denn jedesmal, wenn heute der Mensch stirbt, ist in seinem astralischen Leibe sehr wohl zu sehen die Siebenköpfigkeit und Zehnhörnigkeit. Das wird nur zusammengehalten wie Kautschuk, der entsprechend gebildet wird. Nehmen Sie an, der Mensch verhärtete sich während unserer Zeit gegen das Christus-Prinzip und käme an in der Zeit des großen Krieges aller gegen alle, ohne das Christus-Erlebnis gehabt zu
haben, käme an und hätte den Christus von sich gestoßen, dann würde, wenn die Erde ins Astralische übergeht, dasjenige, was da war, wozu er es gebracht hat, was er hätte umwandeln sollen, hervorspringen, hervorspringen in seiner alten Gestalt. Das Tier würde erscheinen mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, während für diejenigen, die das Christus-Prinzip aufgenommen haben, die Geschlechtlichkeit wiederum überwunden sein wird. Die Verhärteten werden die sechshörnige Geschlechtlichkeit wohl bewahren und werden in ihrer Ganzheit erscheinen als das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, die veranlagt worden sind in der atlantischen Zeit. Sie können umgewandelt werden durch die Aufnahme des Christus-Impulses. Wenn aber der Christus zurückgewiesen wird, werden sie bleiben und wieder erscheinen in jener Zeit, die damit angedeutet wird, daß die Zornesschalen ausgegossen werden und die Erde sozusagen gespalten erscheint in zwei Teile: in den Teil, wo die Christus-Menschen mit weißen Kleidern erscheinen als die Auserwählten, schon zur Zeit der Siegel, und in den anderen Teil, wo die Menschen erscheinen in der Gestalt des Tieres mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern. Dann erscheint auch ein anderes Tier mit zwei Hörnern, symbolisiert durch die Zahl 666.
ELFTER VORTRAG, Nürnberg, 29. Juni 1908
Die Entwickelung unserer Erde haben wir so weit verfolgt, daß wir gesehen haben, wie nach verschiedenen bedeutsamen Ereignissen, die uns durch die Aufschließung der sieben Siegel, durch das Ertönen der sieben Posaunen charakterisiert sind, in der Zukunft die Erde übergeht in eine Art geistigen Zustand mit allen ihren Wesenheiten. Ausgenommen werden nur diejenigen sein, die sich weigerten, das Christus-Prinzip aufzunehmen, wobei wir das «Weigern» durchaus in dem Sinn einer energischen, böswilligen und unintelligenten geistigen Opposition zu denken haben. Natürlich werden auch diese Wesenheiten dann, wenn die Erde ihre astralische, ihre geistige Form angenommen haben wird, nicht in einem derb materiellen, sagen wir, erdigen Stoff da sein können, sondern auch sie werden für die Zeit, die dann folgt nach den Posaunenklängen, für die Zeit, die wir charakterisiert haben durch das Ausgießen der Zornesschalen, in astralische Formen übergehen, aber ihre niederer gewordene Natur, das, was ihnen eigen ist, weil sie nicht aufgenommen haben das Christus-Prinzip, das wird sich im Astralischen dadurch ausprägen, daß sie im wesentlichen jene Tiergestalt tragen, die wir als das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern charakterisiert haben.
Nun haben Sie ja aus allem, was gesagt worden ist, entnehmen können, wie die Beziehung ist zwischen dem, was wir da Köpfe und was wir Hörner nennen. Aber es wird Ihnen dabei noch immer eine Frage sozusagen auf der Seele sein, die Frage: Warum nennt man denn just dasjenige, was im physischen Leib als dieses oder jenes Organ auftritt, eigentlich Horn? Warum bezeichnet man denn die physischen Organe und ihre Überbleibsel im Astralischen, wenn die Erde astralisch geworden sein wird, als Hörner? Das ist ja leicht verständlich, daß diejenigen Menschen, welche das Prinzip des Christus nicht in sich aufgenommen haben, wieder
zurückfallen müssen in den Zustand, in dem der Mensch war, bevor er des Christus-Prinzipes teilhaftig werden konnte. Der Mensch war vorher ein unindividuelles Wesen mit einer Gruppenseele, und wir haben gesehen, daß er durch die vier ersten Zeiträume der atlantischen Zeit mit den Gruppenseelen ausgestattet war, die in richtiger Weise symbolisch dargestellt werden durch den Stierkopf, Löwenkopf, Adlerkopf und den Menschenkopf, wobei wir uns diesen letzteren als Tiermenschenkopf vorzustellen haben. Wir haben uns also durchaus zu denken, daß, wenn der Mensch wiedererscheint in der vergeistigten Erde und unbenutzt gelassen hat das Christus-Prinzip während unserer Epoche, er dann, weil er eben nichts dazu beigetragen hat, seine frühere Tiergruppenseelenhaftigkeit höher auszubilden, wiederum in der alten Gestalt erscheint, und nicht nur in dieser Gestalt, sondern mit weiteren drei Köpfen, die er durch die späteren Zeiträume sich noch zugezogen hat. Bevor die große Flut von Atlantis hereingebrochen ist, waren ja auf die ersten vier Zeiträume noch drei gefolgt. In diesen drei Zeiträumen haben ja diejenigen, welche später das Christus-Prinzip aufgenommen haben, auch in einer gewissen Weise die Möglichkeit in sich gehabt, weitere drei Gruppenseelenköpfe in sich aufzunehmen, aber sie haben sie umgestaltet, sie haben das Tierische im Menschen auf ein Höheres hinaufgehoben. Sie erscheinen in vergeistigter Gestalt, wenn die Erde vergeistigt sein wird. Die anderen, die das Christus-Prinzip von sich gewiesen haben, erscheinen mit sieben Köpfen, weil es sieben Zeiträume gab, innerhalb welcher vor der Flut das Tierische ausgebildet worden ist. Und weil in den letzten drei atlantischen Zeiten die Zweigeschlechtigkeit gewaltet hat im Gegensatz zu den vier ersten, erscheint sozusagen jeder Kopf mit zwei Möglichkeiten nach dem Tierischen hin, mit männlicher und weiblicher Möglichkeit, so daß jeder Kopf für diese drei letzten Zeiten mit zwei Hörnern erscheint, im ganzen der Mensch also mit zehn Hörnern.
Nun kann jemand sagen: Ich verstehe wohl, daß diejenigen Menschen, die nichts an sich arbeiten, um die Gestalt, die sie haben, abzustreifen, um sie ins Menschliche heraufzuheben, wiedererscheinen
in der tierischen Gestalt, aber nicht, warum man nun von Hörnern spricht. Daß man von Köpfen spricht, das ist leicht zu verstehen, warum aber von Hörnern? Nun will ich erklären, warum man von Hörnern nicht nur spricht, sondern sprechen muß. Nicht bloß symbolisch ist der Ausdruck zu verstehen, sondern es ist Wirklichkeit. Tatsächlich werden die Menschen, die verfehlen, das Christus-Prinzip in sich aufzunehmen, ja auch in astralischer Gestalt erscheinen. 'Weil sie aber ihre Triebe so gestaltet haben, daß sie sozusagen an der tierischen Gruppenseele festgehalten haben, erscheinen die entsprechenden Triebe in dem astralischen Leibe, den die Menschen dann haben werden, in Form von hörnerartigen Fortsetzungen. Es ist eine wirkliche Gestalt.
Ich will es an einem Organ erklären, wie es kommt, daß der Mensch, der das Christus-Prinzip nicht in sich aufnimmt, tatsächlich mit Hörnern erscheint, wenn die Erde sich vergeistigt haben wird. Nehmen Sie das Organ des menschlichen Kehlkopfes und die Luftröhre. Sie atmen fortwährend in dieser Luftröhre Luft ein und aus. Das ist eine Tätigkeit, die der Mensch ausübt. Diese Tätigkeit steht bei dem Menschen, der sich vergeistigt, im Dienste des Geistigen, bei dem Menschen aber, der nicht seine Hinneigung, seine Hinordnung zum Christus-Prinzip nimmt, steht sie in Beziehung zu den alten, zu den sieben Köpfen gehörigen Kräften. Setzen wir also den Fall, daß wir es schematisch so aufzeichnen:
Fortwährend geht die Luft durch den Kehlkopf hinein von außen. Sie wissen aber, daß der astralische Leib des Menschen ihn umgibt. Der Strom der Luft, der hineingeht, wird immer in Verbindung sein mit dem Astralischen. Wenn die Erde nun sich vergeistigt, zeigt es sich, ob die Atmung bei einem Menschen ein
Diener des Christus-Prinzips oder ob sie ein Diener der niederen Kräfte war, die schon vor dem Christus-Prinzip in der Welt waren. War sie ein Diener des Christus-Prinzips, dann verliert sie jene Form, die sich dem heutigen Leibe anpaßt. Der Mensch hat dann selbst die Gewalt, alles, was astralisch ist, in eine höhere, vergeistigte Form umzuwandeln. Nimmt er das Christus-Prinzip nicht auf, dann ist er außerstande, dasjenige, was der heutigen fleischlichen Form angepaßt ist, aus dieser fleischlichen Form herauszubringen. Und die Folge davon ist, daß, nachdem das Fleischliche abgefallen, verschwunden ist, nachdem der physische Kehlkopf fortgegangen ist, diese Form des astralischen Leibes bleibt, die da sich immerfort mit dem Atem hineinsteckt in den Kehlkopf. Diese Form bleibt in der Gestalt eines Hornes vorhanden. Überall, wo am Menschen die äußeren astralischen Kräfte ein- und ausgehen, bleiben sie angepaßt der vorhergehenden tierischen Gestalt, wenn der Mensch in die astralische Form übergeht, das heißt es erscheint der Mensch dann mit wahren astralischen Hörnern. Das sind wirkliche astralische Gestalten, sie entsprechen genau dem Eindringen der astralischen Substantialität während des Erdenlebens. Es ist so, daß uns in diesen Bildern nicht beliebige Symbole hingestellt werden, sondern daß sie die wahre Gestalt dessen haben, was einst erscheint. Das gilt es aufzufassen.
Nun wollen wir einmal an der Hand dessen, was wir neulich betrachtet haben, an der Hand jenes etwas unbehaglichen Schemas mit den vielen Zahlen, den Platz in der Weltentwickelung bestimmen, an dem wir stehen. Da sind wir uns klar darüber, daß die 49 großen Verwandlungsformen des Saturn vorbei sind, die sieben Lebensformen des Saturn, die in theosophischen Büchern auch «Runden» genannt werden, mit je sieben Formzuständen, «Globen», daß ferner vorüber sind die 49 entsprechenden Sonnenzustände und die 49 Mondzustände. Die hat der Mensch in seiner bisherigen Entwickelung durchgemacht, im ganzen also 147 Zustände. Dazu kommen nun die Zustände, die der Mensch schon während unserer Erdenentwickelung durchgemacht hat. Da sind vorüber die drei ersten Lebensreiche, die man auch die drei ersten Runden nennt.
Wir leben im vierten Lebensreich, in der vierten Runde. Weil nun jede solche Runde wiederum sieben Zustände der Form umfaßt, so haben wir 3 mal 7 Zustände während der drei ersten Runden absolviert. Zu den 147 kommen also 21 hinzu. Das vierte Lebensreich haben wir noch nicht absolviert, aber wir haben einen Teil von diesem hinter uns. Wir haben die drei ersten Formzustände absolviert, den fast noch formlosen geistigen Zustand oder Arupa-Zustand, den Rupa- und den astralischen Zustand. Im physischen stehen wir. So kommen zu den 147 plus 21 noch 3 hinzu. Wir haben also absolviert 171 Formzustände von den 343 der sieben Planeten.
Sie müssen vor allen Dingen ins Auge fassen, daß wir jetzt in dem 172. Formzustand stehen, und das ist die physische Erde. 171 Zustände hat sie schon durchgemacht. Während dieses 172. Zustandes hat sich alles das zugetragen, was wir geschildert haben. Als er begonnen hat, dieser Zustand, war die Erde verbunden mit Sonne und Mond. Während dieses Zustandes ist die Sonne, ist der Mond herausgegangen, und nachdem Sonne und Mond herausgegangen waren, erschien der Mensch als heutiger Mensch auf der physischen Erde. Und es begann darauf die atlantische Zeit, von der wir gesprochen haben, und wir haben gesagt: Diesen Zeitraum, der der 172. ist, den müssen wir wieder einteilen in sieben Zeiträume. Der erste liegt weit zurück, da war am Anfang noch die Sonne bei der Erde. Etwas sehr uneigentlich ist man gewohnt worden, diesen Zeitraum die polarische Menschenrasse zu nennen. Von dieser kann man kaum eine Vorstellung geben. Dann folgt, während des Hinausgehens der Sonne, die Rasse der Hyperboräer, dann, während des Hinausgehens des Mondes, eine dritte, die sogenannte lemurische Menschenrasse. Das sind drei Zustände, und der vierte innerhalb dieses 172. Zustandes ist die atlantische Rasse. Die fünfte Rasse ist diejenige, in der wir selbst stehen. Nach der vierten war die große atlantische Flut. Nach der unserigen folgt diejenige, die in der Apokalypse des Johannes durch die sieben Siegel ausgedrückt ist, und dann diejenige, die durch die sieben Posaunen ausgedrückt ist.
Nun wissen wir, daß jeder dieser Zeiträume wieder in sieben zerfällt, denn wir haben den unserigen, den fünften innerhalb des 172. Formzustandes, zerteilt in die altindische, altpersische, chaldäisch-babylonisch-assyrisch-ägyptisch-jüdische, in die griechisch-lateinische, in unsere, in eine sechste und eine siebente Kulturepoche. Dann folgt der große Krieg aller gegen alle. Das, was nach dem großen Kriege kommt, zerfällt wieder in sieben Glieder, ausgedrückt durch die sieben Siegel, und dasjenige, was durch die sieben Posaunen ausgedrückt ist, ist wiederum in sieben Glieder geteilt.
Wenn Sie nun in Betracht ziehen, daß 171 noch zukünftige Formzustände zu den bereits verflossenen hinzugezählt werden müssen, dann haben Sie 342, ein weiterer dazu, der gegenwärtige, gibt alle 343, aber in diesem leben wir drinnen, er steht in der Mitte. Nun kann jemand sagen: Das ist eigentlich eine ganz wunderbare Sache, daß wir gerade das Glück haben, in der Mitte der Weltentwickelung zu leben. Das muß in der Tat manchem, der nicht weiter darüber nachdenkt, als sonderbare Tatsache erscheinen, daß wir so mitten in der Entwickelung leben. Ja, für denjenigen, der die Sache ganz durchschaut, ist es gar nicht so sonderbar. Es ist nicht wunderbarer, als wenn jemand, der auf freiem Felde in ebener Gegend steht, wo er nach hinten und vorn gleich weit sieht, sich in der Mitte des Gesichtsfeldes befindet. Wenn er ein Stück weitergeht, blickt er wieder gleich weit nach hinten und nach vorne. Ganz andere Zustände in der Weltentwickelung würden sich ergeben, wenn wir uns an einen anderen Punkt stellen würden. Wir sind immer in der Mitte. Der Mensch kann nach hinten und vorne immer gleich viel sehen, auch mit noch so hellseherischen Organen. Etwas anderes könnte vielleicht noch auffällig sein. Es könnte jemand sagen: Wie kommt es, daß du uns nicht sagst, auch im übrigen seien wir ganz genau in der Mitte. Denn jetzt stimmt es nicht mehr. Wir zählen da den 172. Formzustand. Die genaue Mitte wäre im vierten Zeitraum desselben, wir stehen aber im fünften, also etwas über der Mitte draußen. Das stimmt also nicht genau damit, daß wir wirklich in der Mitte sind. Da liegt eine eigentümliche Tatsache zugrunde. Durch einen Vergleich können Sie es sich klarmachen. Wenn Sie ihn
genau erfassen, so sehen Sie, daß das eine wichtige Tatsache ist. Es ist wirklich so: In bezug auf die großen Hauptzustände, Formzustände stehen wir in der Mitte, aber in bezug auf diejenigen Zustände, die uns am allernächsten angehen, stehen wir etwas über die Mitte hinaus. Warum ist das so?
Denken Sie sich einmal, Sie würden in einer ganz ebenen Gegend auf einer Eisenbahnstrecke fahren und in der Lage sein, nicht im Waggon sitzen zu müssen, sondern in einem für Sie besonders zugerichteten Wagen, und zwar so, daß Sie nach allen Seiten hin einen freien Blick hätten. Nehmen wir an, Sie wären imstande, das lange Zeit hindurch zu machen. Sie hätten wirklich einen freien Ausblick, und wenn Sie in irgendeinem Punkte Ihrer Fahrt sehr rasch ein Bild entwerfen könnten von der gesamten Umgebung, so würde dieses Bild vollständig kreisförmig abgeschlossen sein. Nur in einem Falle würde dies nicht der Fall sein. Denken Sie sich einmal, Sie sitzen in dem dahinfahrenden Zug und fixieren das Bild, das Sie vor sich haben. In diesem Augenblick, wo Sie es fixieren, schlafen Sie ein und fahren eine Zeitlang schlafend, und dann, wenn Sie schlafen, werden Sie eine Strecke hindurch nicht gewahr, wie das Bild sich verändert. Sie wachen auf, und in dem Zeitpunkt, wo Sie aufwachen, da denken Sie sich das Bild, das Sie vorher fixiert haben, rasch wieder aufleben. Jetzt stimmt es nicht, und der Grund davon ist, daß Sie eine gewisse Zeitstrecke verschlafen haben. Jetzt fällt nicht zusammen Ihr Bild mit dem Blick, der nach allen Seiten gleich ist, denn Sie haben dazu ein Stück, das Sie verschlafen haben.
Nun fragen wir: Ist das wirklich so, daß der Mensch von der Mitte seiner Entwickelung bis in unsere Zeit herein geschlafen hat? Es wäre uns vielleicht erklärlich, daß das Bild bis dahin vollständig stimmen mußte, jetzt, wo wir über die Mitte hinausgekommen sind, würde, wenn wir geschlafen hätten, es möglich sein, daß das Bild sich ein Stück verschoben hat. Hat der Mensch geschlafen? Im okkulten Sinn hat die Menschheit seit der Mitte der atlantischen Zeit geschlafen, weil das die Zeit ist, wo dem ganzen Menschengeschlecht als solchem abhanden gekommen ist das
alte dämmerhafte Hellsehen. Die Menschen tauchen unter für das Geistige wie in einen Schlafzustand. Sie fangen an, ihren Blick auf die sinnliche Welt zu richten und gehen also für die geistige Welt in einen Schlafzustand über. Und erst wenn der Mensch wiederum das Hellsehen erlangt hat, dann wird er sozusagen nach allen Seiten einen freien Ausblick haben. Es wird nicht mehr diese Verschiebung der Evolution sein, es wird nach vorne und hinten dieselbe Strecke erscheinen. Tatsächlich hat der Mensch seit der Mitte der atlantischen Zeit geschlafen dadurch, daß er nicht teilhaftig war der Anschauung der geistigen Welten als normaler Mensch. Wenn wir von den Eingeweihten oder auch von Somnambulen meinetwegen absehen, so müssen wir sagen: Die Menschen sehen nicht, denn «sehen» bedeutet, wirklich in die Welt hineinschauen. Gegenüber der geistigen Welt schläft die Menschheit und sie wird noch eine Zeitlang schlafen. Seit jener atlantischen Zeit gilt der Ausspruch des Johannes-Evangeliums: «Und das Licht schien in die Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen.»
So also verbirgt sich in dieser Einteilung doch eine wichtige Wahrheit, die Wahrheit, daß die Menschheit in einem finsteren Zeitalter lebt, in dem Zeitalter der Finsternis. Und in dieses Zeitalter wurde das Christus-Prinzip hereinversetzt, damit die Menschheit hinausgeführt werde in das Zeitalter des Lichts. Deshalb mußte ich Ihnen mit Recht den gegenwärtigen Stand der Entwickelung nicht in die Mitte, sondern hinter die Mitte legen, weil in Atlantis das finstere Zeitalter beginnt, das bis in das sechste Zeitalter hineingeht, bis dahin, wo die auserlesene Schar in weißen Kleidern erscheint, wo diese Schar erscheint als die ersten, die wieder imstande sind, in den gewöhnlichen normalen Verhältnissen die geistige Welt um sich herum zu haben. Da ist der Zeitraum der Finsternis abgelaufen, da erscheint der Zeitraum, von dem es heißen muß: «Das Licht scheint in die Finsternis und die Finsternis begreift das Licht.» Das schwarze Zeitalter wird deshalb auch die Zeit genannt, in welcher der Mensch seinen Blick nur auf die physisch-materielle Welt richtet und im normalen Zustand nicht die geistige Welt dahinter sieht.
Nunmehr wollen wir aber anknüpfen an das, was wir weiter über die Entwickelung gesagt haben. Wenn die Entwickelung bis nach dem siebenten Zeitraum vorgeschritten sein wird, nach der Zeit, welche durch die Posaunenklänge angedeutet ist, dann vergeistigt sich die Erde, und die Erde geht zunächst ins Astralische, dann ins Devachanische und in den feineren devachanischen Zustand über. Und sie geht dann wiederum zurück in dieselben Zustände, indem sie sich von dem feinsten Geistigen immer mehr verdichtet und in denjenigen Zustand kommt, welchen man gewöhnlich in theosophischen Handbüchern die fünfte Runde nennt, die wiederum sieben Formzustände haben wird, und in der Mitte wiederum durch eine solche Entwickelung von sieben aufeinanderfolgenden, meinetwegen Rassezuständen charakterisiert werden müßte.
Nun wollen wir uns einmal, wenn es uns auch schwer wird, doch in die nächsten Zustände unserer Erdenentwickelung ein wenig vertiefen. Wir wollen einen ganz bestimmten Punkt unserer Entwickelung in der Zukunft ins Auge fassen, ebenso wie wir unseren jetzigen Punkt ins Auge gefaßt haben. Fassen wir noch einmal unseren jetzigen Entwickelungspunkt ins Auge, und zwar so, daß wir bloß anfangen mit unserem jetzigen 172. Zustand. Von diesem 172. Zustande hat die Erde drei Unterzustände schon absolviert. Der 172. Zustand ist der physische Formzustand, die Erde selbst. Drei [Formzustände] hat sie vorher schon absolviert. Sie ist jetzt im vierten dieser Zustände. Wir fassen also zunächst nur ins Auge die Formzustände [der Erde]. Wir rechnen, daß wir in dem vierten Lebensreich oder der vierten Runde sind. Die betrachten wir als gegeben und sagen: Von dieser vierten Runde, von diesem vierten Lebensreich haben wir durchgemacht drei Formzustände, und wir sind im vierten dieser Formzustände. Fragen wir uns nun weiter: Wieviel haben wir von den Unterzuständen durchgemacht? Den ersten, zweiten, dritten, vierten. Der letzte war die atlantische Zeit. Diese letzte, die atlantische Entwickelungszeit, ist also abgeschlossen. Wir sagen: Wir haben vier Zustände durchgemacht und stehen jetzt im fünften. Von diesem fünften haben wir wiederum vier durchgemacht an Unterzuständen, nämlich den alt-
indischen, altpersischen, ägyptischen, griechisch-lateinischen. Im fünften stehen wir. So daß wir sagen: Vor unserer unmittelbar jetzigen Entwickelungsstufe haben wir 3, 4, 4 Zustände absolviert. Diese 3, 4, 4 Zustände, die wir da absolviert haben, die bezeichnet man in der Sprache des Apokalyptikers als die Zahl der Entwickelung. Wenn man also fragt: Welches ist die Zahl der Entwickelung, unserer Entwickelung? dann heißt die Antwort: Diese Zahl unserer Entwickelung ist «344» (gelesen drei, vier, vier). Es ist das nicht im Sinne des Zehnersystems, sondern des Siebenersystems gelesen. Drei Zustände von sieben sind durchgemacht, vier Zustände von den nächsten, kleineren sieben sind durchgemacht, und vier Zustände von abermals sieben kleineren sind durchgemacht. Das bedeutet eigentlich diese «344». Man darf sie nicht wie andere Zahlen einfach ablesen, sondern sie enthält nebeneinander geschrieben die Zahl der Zustände, die man durchgemacht hat.
Nun denken wir uns folgendes:*) Wenn die Erde sich vergeistigt und sich in ihre nächsten Zustände hinüberentwickelt haben wird, dann werden immer mehr und mehr Stufen durchgemacht sein. Und einmal muß eine Zeit kommen, wo durchgemacht sein werden: von der ersten Gattung 6, von der zweiten 6 und von der dritten 6 Zustände. Genau wie wir jetzt als Zahl der Entwickelung 344 haben, so muß einmal in der Zukunft, in dem Zeitpunkt, wo 6 Lebensreiche oder Runden, 6 Hauptrassen und 6 Unterrassen durchgemacht sind, die Zahl «666» (gelesen sechs, sechs, sechs) gelten uneigentlich gelesen, aber das ist die richtige Art und Weise der Schreibung des Apokalyptikers. Also es wird einmal eine Zeit kommen, wo die Zahl «666» die Zahl der Entwickelung ist. Das wird erst in einer sehr fernen Zukunft sein, aber diese Zukunft wird schon vorbereitet in unserer Zeit. Nachdem drei große Hauptzustände [Hauptrassen] durchgemacht sind, leben wir in unserer Zeit im vierten. Aber wenn die Zeit vorübergegangen sein wird, welche nach dem großen Kriege aller gegen alle durch die sieben Siegel bezeichnet ist, wenn wir angelangt sein werden [beim
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*) Siehe den Sonderhinweis auf Seite 263.
Zeitalter der sieben Posaunen], dann werden wir von dieser mittleren Gattung sechs durchgemacht haben. Wenn die erste Posaune erklingen wird, werden wir 6 solche Hauptrassen durchgemacht haben, und wenn wir dann hinüberleben in die Zeit der Posaunenklänge und die Zeiten vorüber sein werden, die durch die ersten sechs Posaunen gekennzeichnet sind, dann haben wir «66» erlebt. Bis dahin hat die Menschheit Zeit gehabt, sich vorzubereiten auf den furchtbaren Zeitpunkt, der einst viel später folgt, da nämlich, wo nicht nur 66, sondern «666» erreicht sein wird.
Alles Zukünftige wird schon gegenwärtig vorbereitet. Die Zeit, die nach dem großen Kriege aller gegen alle eingetreten sein wird, die Zeit des siebenten Posaunenklanges, wird Menschen sehen, die dadurch, daß sie sich vom Christus-Prinzip ausgeschlossen haben, einen hohen Grad der Bosheit, der Anlage, in den Abgrund hinunterzusinken, erlangt haben werden. Bis dahin werden diese Menschen dafür gesorgt haben, daß sie, wenn der Zeitpunkt 666 kommt, so recht tief in das Böse, in den Abgrund hineinsteigen können. Die Anlage zu diesem Hinuntersteigen in den Abgrund in urferner Zukunft nehmen die Menschen schon nach dem großen Kriege aller gegen alle in dem Zeitalter [der Posaunen), wenn die siebente Posaune erklingt, in sich auf. Zwar wird es noch lange Zeit möglich sein, daß die Menschen, die solche Anlage dann in sich aufgenommen haben, umkehren, sich bekehren können, daß sie zurückkehren in ihrer Entwickelung, um dann noch das Christus-Prinzip aufzunehmen. Aber die erste Anlage ist geschaffen, und diejenigen, die bei dieser Anlage bleiben, die werden dann, wenn jene urferne Zukunft kommen wird, die nicht durch 466, sondern durch 666 angedeutet wird, diese Anlage nicht mehr umwandeln können in gute Anlagen. Sie werden jenem furchtbaren Schicksal erliegen, von dem wir noch zu sprechen haben.
So sehen wir, daß mit dieser Sechs-Zahl, ob sie nun einfach oder doppelt oder dreifach auftritt, etwas Schlimmes für die Menschheitsentwickelung verknüpft ist. Wir leben im fünften Haupt- und im fünften Unterzeitraum. Wir werden hinüberleben nach dem großen Krieg in den sechsten Zeitraum hinein. Aber bevor der
große Krieg kommt, kommt unmittelbar hinter unserem fünften Unterzeitraume der sechste Unterzeitraum, charakterisiert durch die Gemeinde Philadelphia. Nun wissen wir, daß heute die Zeit ist, in welcher der Materialismus sich in der Menschheit ausgebreitet hat. Wir haben gesehen, wie durch die Jahrhunderte herauf die Menschen immer materialistischer geworden sind, aber dieser Materialismus ist ein solcher, daß Umkehr jederzeit möglich ist. Der materialistische Mensch hat heute noch Zeit zur Umkehr. Daher muß aber auch in unserer Gegenwart eine spirituelle Weltanschauung Platz greifen, jene Weltanschauung, welche ein kleines Häuflein von Menschen eben zu dieser okkulten, spirituellen Auffassung der Welt hinführt. Diejenigen, die den großen Bruderbund in seiner ersten Anlage begründen werden im sechsten Zeitraum, der da folgen wird auf unsere Zeit und der gar nicht so fern liegt, dessen Beginn in einer Zeit liegt, die nur nach Jahrtausenden zählt, die werden die allererste Abspaltung der Menschen bewirken. Diejenigen, die hartnäckig verharren im Materialismus, und auch die anderen, die geneigt sein werden, eine spirituelle Anschauung in sich aufzunehmen, die den Bruderbund im kleinen Häuflein ausbilden, beide werden schon auftreten in unserem sechsten Zeitraum. Diese einfache 6, sie kann schon für viele Menschen verhängnisvoll werden, aber nicht letztgültig, denn Umkehr wird auch dann noch möglich sein. Aber es werden die Menschen hinüberleben über den großen Krieg aller gegen alle. [Das Zeitalter der sieben Siegel und] fünf Zeiträume [des Posaunenzeitalters] werden vergehen, die Sechszahl wird wieder eintreten. Nachher werden neuerdings die Verlockungen und Verführungen kommen, um die materialistische Anlage weiter auszubilden, sie hinüberzutragen in die Zeit der Posaunenklänge, und wenn 6 große und 6 weitere kleinere Zeiträume verlaufen sind, nach 66, da werden schon sehr beträchtliche Anlagen in der Menschheit vorhanden sein, die nicht so leicht gutzumachen sind wie unsere.
So sehen wir, daß tatsächlich immer mehr und mehr die Welt der schlechten Anlagen innerhalb der Menschheit wirkt und daß sich immer deutlicher und krasser die guten Menschen von den
bösen, im Sinne der Darstellung des Apokalyptikers, voneinander scheiden. Die letzte große Scheidung wird sein, wenn nicht nur für die kürzeren, sondern für die längeren Zeiträume die Sechszahl erfüllt sein wird. Das wird dann der Fall sein, wenn unsere Erde absolviert hat ihre sechs Lebensreiche oder sechs Runden und innerhalb der siebenten Runde wiederum sechs Formzustände. Wenn sie das absolviert hat, dann werden die Anlagen der Menschheit ins Böse sich ausgebildet haben in einer furchtbaren Gestalt. Mit furchtbar verheerender Gewalt wird dann das Böse nur bei denen auftreten, die böse geblieben sind.
Wir fragen uns also: Wie oft hat innerhalb unserer Erde die Menschheit Gelegenheit, der Verführung zum Bösen zu unterliegen? Zunächst in demjenigen Zeitraum, der auf den unsrigen folgt, vor dem großen Kriege. Dann hat sie ein zweites und ein drittes Mal Gelegenheit dazu. Es bildet sich also dieser Herabstieg zum Bösen nach und nach aus. Für den Zeitraum nun, wo die Erde zuerst übergegangen ist in einen geistigen Zustand, für diesen Zeitraum haben wir es zunächst mit zwei Möglichkeiten zu tun. Wenn die Erde sich wiederum mit der Sonne verbunden haben wird, da werden diejenigen, die das Christus-Prinzip in sich aufgenommen haben, reif sein, aufzugehen in die Kräfte der Erde, die sich mit der Sonne vereinigen; ausgeschlossen werden diejenigen sein, welche die Möglichkeit zum Bösen in sich aufgenommen haben. Diese sind gleichsam so, daß sie die Sonne von sich stoßen, daß sie dasjenige, was sie befähigen würde, sich mit den Kräften der Sonne zu vereinigen, von sich stoßen. Sie sind die Gegner der Vereinigung mit der Sonne. Deshalb bezeichnet der Apokalyptiker diejenige Gewalt, dasjenige Wesen, welches die Menschen dahin führt, sich so zu vergeistigen, daß sie sich mit der Sonne vereinigen können, als den Christus in ganz richtigem Sinn, und, wie wir hören werden, als das Lamm. Man bezeichnet die Christus-Wesenheit als den Genius der Sonne, der sich mit der Erde vereinigt und auch der Genius der Erde wird. Er hat schon begonnen, es zu werden seit dem Ereignis von Golgatha.
Aber es gibt auch ein gegnerisches Prinzip dieses Lammes: Es
ist auch ein Sonnendämon da, das sogenannte Dämonium der Sonne, dasjenige, was in den bösen Kräften der Menschen wirkt, zurückstoßend die Kraft des Lammes. Und es wirkt so; daß ein gewisser Teil des menschlichen Geschlechtes ausgestoßen wird von der Entwickelung, die zur Sonne führt. Das sind die gegnerischen Kräfte der Sonne, die in Opposition zur Sonne stehen. Das sind zu gleicher Zeit diejenigen Kräfte, die die Anlage haben, wenn die 666 Entwickelungszustände verflossen sein werden, ganz hinausgeworfen zu werden aus unserer Entwickelung; sie werden dann letztgültig ausgestoßen sein in den Abgrund. So daß wir sagen müssen: In jener Zeit, wo die Erde mit der Sonne vereinigt ist, wird nicht nur dasjenige ausgestoßen sein, was durch das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern symbolisiert wird, sondern auch das, was mit Kräften ausgestattet ist, die der Sonne gegenteilig sind. Das alles ist bestimmt, in den Abgrund hineinzuverschwinden, wenn die 666 erfüllt sein wird.
Nun hat man diese 666 immer in einer sehr geheimnisvollen Weise aufgeschrieben. Wir werden noch sehen, daß aller Grund vorhanden ist, diese Tatsachen, die wir jetzt besprechen, ins Mysterium der Geheimnisse zu hüllen; aller Grund ist dazu vorhanden. Und weil das der Fall ist, so hüllte man sie in solches Mysterium und schrieb 666. In den Mysterien, aus denen der Apokalyptiker seine Einweihung erhalten hat, schrieb man 400 200 6 60. Das ist durchaus in einer Weise geschrieben, daß es der Laie nicht erkennen kann. Man hat verborgen diese 666; als ein Geheimnis sollte es bewahrt bleiben, indem Sie hier 400 200 6 60 haben. Und dadurch, daß alles umgestellt wird, ist ein Blendwerk geschaffen. Nun gibt es in der Schrift der Eingeweihten ein gewisses Prinzip, das darin besteht, Buchstaben durch entsprechende Zahlen zum Ausdruck zu bringen. Auf dieses Prinzip sind einige der merkwürdigen Leute gekommen, welche im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts das Geheimnis der Zahl 666 haben enthüllen wollen, aber so, wie sie darauf gekommen sind, kann man sagen: sie haben zwar läuten, aber nicht zusammenschlagen hören. Denn sie haben sich das, was ich Ihnen jetzt hier auseinandergesetzt habe und was
esoterisch immer gelehrt worden ist, in ungenauer Art angeeignet. Sie haben gefunden, daß, wenn man für diese Zahlen Buchstaben des Hebräischen setzt, man «Nero» herauskriegt; sie haben also geschlossen, das 666 bedeute Nero.
Das ist nicht der Fall. 666 muß erst so aufgeschrieben werden: 400 200 6 60, dann bekommt man heraus, um was es sich handelt. Dann muß man schreiben: 400 als ת, 200 als ר, 6 als ו und 60 als ס. Diese vier Buchstaben drücken die vier Zahlen 400 200 6 60 aus. Sie sind durch eine wunderbare Art und Weise gerade in dieses Geheimnis hineingezogen worden, wunderbar durch den Scharf.. Sinn derer, die sie hineingezogen haben, weil zu gleicher Zeit diese vier Buchstaben als Laute wiederum ganz besondere okkulte Bedeutung hatten. Denken Sie nur einmal, was muß denn eigentlich die Zahl 666 bedeuten, wenn sie ausdrücken soll, was wir angeführt haben? Sie muß bedeuten das Prinzip, das den Menschen zur völligen Verhärtung führt im äußeren physischen Leben, so daß er geradezu von sich stößt, was ihn befähigt, die niederen Prinzipien abzustreifen und hinaufzusteigen zu den höheren. Was der Mensch bekommen hat an physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und niederem Ich, bevor es sich zum höheren hinauf erhebt, diese vier Prinzipien werden zu gleicher Zeit durch diese vier Buchstaben ausgedrückt: durch das Samech der physische Leib, durch das Waw der Ätherleib, durch das Resch der astralische Leib und durch das Taw das niedere Ich. So sehen wir, daß das Verhärtete in diesen vier Prinzipien, bevor sie ihre göttliche Entwickelung beginnen, durch die vier Buchstaben ausgedrückt wird. Der Apokalyptiker kann wahrhaft sagen: «Hier ist Weisheit!», denn Weisheit ist darinnen. «Wer Verstand hat, der überlege die Zahl, die Zahl 666!»
Und jetzt wollen wir einmal lesen. Man liest das so, selbstverständlich umgekehrt, von rechts nach links:
Dann hat man noch zu ergänzen die Vokale, und es heißt «Sorat». Sorat ist der Name des Sonnendämons, des Gegners des Lammes. Und jedes solches geistige Wesen hat man bezeichnet nicht nur mit seinem Namen, sondern auch mit einem ganz bestimmten Sinnbild, mit einem symbolischen Zeichen. Für Sorat, den Sonnendämon, gab es dieses Zeichen:
einen dicken Strich, der in sich selbst zurückgebogen ist und vorne zwei gebogene Spitzen hat.
Und nun müssen wir aber den Apokalyptiker richtig verstehen. Er sagt ja gleich im Anfang ein merkwürdiges Wort, das gewöhnlich falsch übersetzt wird. Der Eingang der Apokalypse heißt doch: «Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in Kürze geschehen soll, und hat sie in Zeichen gesetzt und uns gegeben durch seinen Engel dem Knecht, dem Diener Johannes.» «In Zeichen gesetzt»: also wir müssen uns darauf gefaßt machen, daß er den wichtigen, den eigentlichen Mysterieninhalt in Zeichen setzt. Er hat dasjenige, was 666 ausdrückt, in Zeichen gesetzt. Was er beschreibt, ist das Zeichen, und er beschreibt es so (Kapitel 13, 11): «Und ich sah ein ander Tier aufsteigen aus der Erde, das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm.» Das sind nichts anderes als die zwei Striche oben an der Zeichnung, und um das zu verhüllen, nennt er einfach die zwei Striche hier «Hörner». Das war immer so im Gebrauch der Mysteriensprache, daß man ein Wort vieldeutig gebraucht hat, um den Uneingeweihten nicht so ohne weiteres die Möglichkeit zu geben, die Sache zu verstehen. Was er also hier beschreibt «das hatte zwei Hörner wie ein Lamm», das ist das Zeichen des Sonnendämons, das in der Mysteriensprache ausgedrückt wird durch das Wort «Sorat», und das, wenn wir für die einzelnen Buchstaben
ihre Zahlen einsetzen, ausgedrückt wird durch die vier Zahlen 400 200 6 und 60. Das gibt 666 in sehr verhüllter Ausdrucksweise.
So sehen wir, daß der Apokalyptiker auf den Gegner des Lammes hindeutet. Unten erscheinen da, wo die Erde ins Geistige übergeht, die Gestalten der Menschen so, daß sie ihre alte Tierform erhalten. Es erscheint das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, aber es erscheint auch ihr Verführer, der die starke Kraft hat, sie nicht zurückkommen zu lassen zur Sonne, der Gegner des Christus. Die Menschen selber können keine Gegner des Christus sein, können nur sozusagen durch das, was in ihnen an falscher Kraft ist, versäumen, das Christus-Prinzip in sich aufzunehmen. Aber es gibt einen solchen Gegner: das Sonnendämonium. Das erscheint, sobald etwas da ist, das ihm zur Beute fallen kann. Bevor die Beute da ist, bevor die Menschen da sind mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, da ist nichts zu verführen, da hat auch der Verführer nichts zu suchen. Dann aber, wenn der Mensch mit solchen Anlagen erscheint,, dann kommt der Verführer. Und er erscheint als das zweite der Tiere und verführt.
In dem Augenblick also, wo die Erde in den astralischen Zustand übergeht, erscheint vom Menschen dasjenige, was an ihm vorhanden war, als die Erde noch mit einer Wasserhülle umkleidet war. Es steigt auf das Menschentier. Aus dem Wasser sieht man sich erheben das Tier mit den sieben Köpfen und den zehn Hörnern. Daß dieses Tier unbenützt gelassen hat die Erde, das macht, daß jetzt aus der Erde aufsteigen kann Sorat, der Sonnengegner, der Verführer, der dadurch sich dem Menschen nahen und ihn mit aller Kraft in den Abgrund hinunterreißen kann. So sehen wir ein Wesen an die Menschen sich schmiegen von diesem Zeitpunkt an, das eine furchtbare Gewalt hat. Was tut denn dieses Wesen, um die Menschen in solch schauderhafte Dinge hineinzuführen, wie wir sie ahnen können? Damit die Menschen verführt werden zur bloßen Unmoral, zu dem, was sie schon als Normalmenschen kennen, dazu brauchte es dieses Ungeheuers nicht, das als Sonnendämon erscheint. Erst wenn dasjenige, was im guten Sinne die Wesen auszeichnet, die dem Menschengeschlecht Rettung bringen, erst wenn
die spirituelle Erhebung in ihr Gegenteil verwandelt wird, wenn die spirituelle Kraft in den Dienst des niederen Ich-Prinzips gestellt wird, dann kann sie die Menschheit so weit bringen, daß das Tier, das dargestellt wird mit zwei Hörnern, über sie Gewalt erlangt. Der Mißbrauch der spirituellen Kräfte hängt zusammen mit jener verführerischen Kraft des Tieres mit den zwei Hörnern. Und wir nennen diesen Mißbrauch der spirituellen Kraft die schwarze Magie im Gegensatz zum. richtigen Gebrauch, den wir die weiße Magie nennen.
So wird das Menschengeschlecht dadurch, daß es sich spaltet, sich darauf vorbereiten, auf der einen Seite in immer geistigere Zustände zu gelangen und dadurch in den Gebrauch der geistigen Kräfte, in die weiße Magie hineinzukommen, und auf der anderen Seite wird dasjenige, was Mißbrauch treibt mit den spirituellen Kräften, sich vorbereiten für die wildeste Kraft des zweihörnigen Tieres, die schwarze Magie. Es wird sich letzten Endes die Menschheit spalten in Wesen, welche die weiße, und in solche, welche die schwarze Magie treiben. So ist in dem Geheimnis von 666 oder Sorat das Geheimnis der schwarzen Magie verborgen. Und der Verführer zur schwarzen Magie, jenes furchtbarsten Verbrechens in der Erdenentwickelung, dem kein Verbrechen gleichkommen kann, er wird vom Apokalyptiker dargestellt durch das zweihörnige Tier. So tritt sozusagen in unseren Horizont ein die Spaltung der Menschheit in urferner Zukunft: die Auserwählten des Christus, die zuletzt sein werden die weißen Magier, und die Gegner, die wilden Zauberer, die schwarzen Magier, die nicht los können von der Materie und die der Apokalyptiker darstellt als diejenigen, die mit der Materie Unzucht treiben. Daher wird dieses ganze Treiben von schwarzer Magie, alles, was da an Ehe entsteht zwischen dem Menschen und der Verhärtung in der Materie, ihm zur Anschauung gebracht vor seiner Seherseele in der großen Babylon, in der Gemeinschaft, die alle diejenigen vereint, die schwarze Magie treiben, in der furchtbaren Ehe oder vielmehr wilden Ehe zwischen dem Menschen und den Kräften der herabgekommenen Materie.
Und so sehen wir in einer urfernen Zukunft zwei Kräfte einander
gegenüberstehen: auf der einen Seite diejenigen, die hineinsegeln in die Bewohnerschaft der großen Babylon, und auf der anderen diejenigen, die sich erheben über die Materie, die sich als Menschen vereinigen mit dem, was als Prinzip des Lammes hingestellt wird. Wir sehen, wie auf der einen Seite das Schwärzeste sich absondert in der Babylon, geführt von all den der Sonne entgegengesetzten Kräften, von Sorat, dem zweihörnigen Tier, und wir sehen die Menschheit, die sich entwickelt hat aus den Auserwählten, die sich vereinigen mit dem ihnen erscheinenden Christus, dem Lamm: die Hochzeit des Lammes auf der einen Seite, die der Babylon, der untergehenden Babylon auf der andern Seite. Und wir sehen hinuntersinken in den Abgrund Babylon und aufsteigen zu der Handhabung der Kräfte der weißen Magie die Auserwählten, die Hochzeit gehalten haben mit dem Lamm. Und weil sie die geistigen Kräfte nicht nur erkennen, sondern auch diese geistigen Kräfte magisch zu handhaben verstehen, können sie vorbereiten das, was sie an der Erde haben, zu der nächsten planetarischen Verkörperung, zu dem Jupiter. Sie zeichnen sozusagen die großen Grundrisse, die der Jupiter haben soll. Wir sehen sich herauserheben aus der Kraft der weißen Magier die vorbereitenden Gestalten, die hinüberleben sollen als die Gestalten der nächsten Erdenverkörperung, des Jupiters: das neue Jerusalem sehen wir aus der weißen Magie sich erheben.
Vorher aber muß ausgestoßen werden, was charakterisiert ist durch Sorat, 666. Ausgestoßen wird, was verfallen ist dem Prinzip des zweihörnigen Tieres und sich daher verhärtet hat zum Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern. Die Kraft, durch welche der Sonnengenius überwinden läßt diese Ausgestoßenen, die sie hinuntertreibt in den Abgrund, diese Kraft wird genannt das Antlitz des Sonnengenius. Und das Antlitz des Sonnengenius ist Michael, der sozusagen als Stellvertreter des Sonnengenius das Tier mit den zwei Hörnern, den Verführer, den man auch den großen Drachen nennt, überwindet. Das wird dargestellt durch das dem Seher erscheinende Bild von Michael, der den Schlüssel zum Abgrund und die Kette in seiner Hand hat, der bei Gott steht und die ent-
gegengesetzten Kräfte gefesselt hält. So wird in der christlich-rosenkreuzerischen Esoterik das Hinwegstoßen derjenigen, die zu 666 gehören, und die Überwindung des Drachens, des Verführers, charakterisiert. So taucht heute vor unserem Blicke auf, was der Apokalyptiker in Geheimnisse gehüllt hat, was man erst durch die Enthüllung herausholen muß, und wozu er sagt: «Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres», das heißt des zweihörnigen Tieres, «denn diese Zahl ist 666» (Offenbarung Johannis 13, 18).
Diejenigen, die sie auf Nero bezogen haben, haben diese Aufforderung des Apokalyptikers schlecht erfüllt. Denn Sie sehen, aus welchen Tiefen der Weltenerklärung die Weisheit, die zur Zahl 666 führt, geholt werden muß. Wenn Sie sich auch heute anzustrengen hatten, um zur Charakterisierung dieses Momentes aufzusteigen, so dürfen Sie nicht vergessen, daß Anstrengung dazu gehört, um die tiefsten Geheimnisse zu verstehen. Und diese tiefsten Geheimnisse der Weltentwickelung hat der Apokalyptiker hineingelegt. Er hat sie verhüllt, weil es gut ist für die Menschen, wenn die wichtigsten Mysterien in Zeichen gesetzt werden. Denn abgesehen von allem übrigen: durch jene Kräfte, welche angestrengt werden, die Zeichen zu enthüllen, wird viel von dem erreicht, was uns zu gleicher Zeit hinaufhebt zu den guten Kräften selber. So lassen wir es uns nicht verdrießen, daß wir uns durch ein Zahlenschema haben hindurchwinden müssen. Hätten Sie in den alten Schulen das auffassen sollen, was da überhaupt an solchen Zahlen geheim gegeben worden ist, bevor irgend etwas Weiteres gegeben wurde, dann würden Sie noch viel anderes erfahren haben. Da haben die Schüler lange schweigen und ruhig zuhören müssen, wie ihnen lauter Zahlen, 777, 666 und so weiter immer und immer wieder zunächst in ihrer formalen Bedeutung klargemacht wurden. Und wenn sie diese Bedeutung erfaßt hatten, dann erst durften sie das eigentlich Inhaltvolle erkennen.
ZWÖLFTER VORTRAG, Nürnbeg, 30. Juni 1908
Es könnte demjenigen, der sich mit seinem Gefühle die Ausführungen überlegt, die uns am Ende der gestrigen Betrachtung entgegengetreten sind, ein gewisser Anflug von Bangigkeit kommen über das Schicksal der zukünftigen Menschheit. Es mußte gestern vor Ihre Seele hingestellt werden ein Bild dieser Menschenzukunft, wie es auf der einen Seite allerdings groß, gewaltig und mit Seligkeit erfüllend ist, ein Bild, das dem Dasein jenes zukünftigen Menschen entspricht, welcher die Mission unserer Gegenwart auf der Erde begriffen hat, der den Christus-Geist in sich aufgenommen hat und dadurch Schritt hat halten können mit der notwendigen Vergeistigung unserer Erde, ein herrliches, beseligendes Bild derjenigen Menschen, die man gewöhnlich im exoterischen Christentum die «Erlösten» oder auch mit einem nicht ganz zutreffenden Ausdruck die «Auserwählten» nennt. Aber auch das Gegenbild mußte vor Ihre Seele hingestellt werden, jenes Bild des Abgrunds, in dem sich eine Menschheit findet, welche nicht in der Lage war, aufzunehmen diesen Christus-Geist, die in der Materie steckengeblieben ist, sich sozusagen von dem in die Zukunft hineingehenden Vergeistigungsprozeß ausgeschlossen hat, die herausgefallen ist aus der vergeistigten Erde und in gewisser Beziehung abseits davon einem furchtbaren Schicksal entgegengeht. Wenn uns aus dem Abgrund herauf anstarrt das Tier mit den sieben Köpfen und den zehn Hörnern, verführt durch das andere furchtbare Wesen, das zweihörnige Tier, so erscheint uns allerdings dieses Bild Furcht und Schrecken erregend, und mancher könnte sich fragen: Ist es denn nicht von einer Vorsehung hart und unweise, eine Anzahl von Menschen einem so furchtbaren Schicksal entgegenzuführen, eine Anzahl von Menschen gewissermaßen zu verdammen zum Abgrund des Bösen?
Und es könnte die Frage auftauchen: Hätte es sich nicht für
eine weise Vorsehung besser geziemt, von vornherein dieses furchtbare Schicksal abzuwenden?
Als Antwort kann man auf diese Fragen zunächst etwas abstrakt, etwas theoretisch sagen, und wer dieses Theoretische fühlen kann, für den bedeutet dies eigentlich schon sehr viel: Es ist außerordentlich weise, daß die Vorsehung dafür gesorgt hat, daß dieses furchtbare Schicksal als eine Möglichkeit vor einer Anzahl von Menschen stehen kann. Denn wäre es unmöglich, daß der Mensch in die Abgründe des Bösen hineinsegelt, dann wäre auch das für den Menschen nicht erreichbar, was wir auf der einen Seite Liebe und auf der anderen Seite Freiheit nennen, denn für den Okkultisten ist die Freiheit untrennbar verknüpft mit dem Begriff der Liebe. Freiheit wäre für den Menschen unmöglich, und Liebe wäre für den Menschen unmöglich, wenn nicht dieses Hinabsegeln möglich wäre. Ein Mensch, der nicht die Möglichkeit hätte, aus eigenem freien Entschluß das Gute oder auch das Böse zu wählen, der wäre ein Wesen, das nur am Gängelband zu einem notwendig zu erreichenden Guten geführt würde, in dessen Wahl es nicht stände, das Gute aus vollem, in sich selber geläutertem Wollen aus einer der Freiheit entspringenden Liebe zu wählen. Für einen Menschen, dem es nicht möglich wäre, die Gefolgschaft des Ungeheuers mit den zwei Hörnern einzuschlagen, für den wäre es auch nicht möglich, aus einer selbsteigenen Liebe dem Gotte zu folgen. Es lag im Sinne der weisen Vorsehung, der sich durch unser Planetensystem hindurch entwickelnden Menschheit die Möglichkeit der Freiheit zu geben, und diese Möglichkeit der Freiheit war unter keiner anderen Bedingung zu geben als dadurch, daß der Mensch selbst die freie Wahl zu treffen hat zwischen dem Guten und dem Bösen.
Das ist aber doch nur, man möchte sagen, eine leere Theorie, und die Menschen schwingen sich ja nur langsam dazu auf, so etwas nicht nur mit Worten zu sagen und in theoretischen Augenblicken als eine Art Erklärung zu finden, sondern auch im Gefühle zu haben. Selten schwingen sich die Menschen heute schon auf zu dem Gedanken: Ich danke dir, o weise Vorsehung, daß du es möglich gemacht hast, daß ich dir nicht eine von dir selbst abgezwungene,
sondern frei in meiner Brust entsprießende Liebe entgegenbringe; daß du mich nicht zwingst, dich zu lieben, sondern daß du mir es in Wahl gestellt hast, dir zu folgen. Allerdings, zu dieser Empfindung müßte sich der Mensch aufschwingen, wenn er diese theoretische Erklärung wirklich fühlen könnte.
Aber man kann auch aus der hellseherischen Betrachtung der Welt heraus einen anderen Trost oder besser gesagt eine andere Beruhigung geben. Denn gestern schon wurde berührt, daß eine fast unabänderliche Anlage für den Abgrund nur derjenige hat, der heute schon irgendwie verstrickt wird in die Fangarme des zweihörnigen Tieres, des großen Verführers zu den Künsten der schwarzen Magie. Und selbst für solche Menschen, die heute auf die Künste der schwarzen Magie hereinfallen, gibt es in der Zukunft noch einmal eine Möglichkeit, umzukehren. Diejenigen aber, und das sind ja vorläufig die meisten Menschen, welche überhaupt gar nicht in die Lage kommen, irgendwelchen Künsten der schwarzen Magie zu verfallen, für die ist wohl in dem, was auf den großen Krieg aller gegen alle folgt, eine gewisse Anlage zum endgültigen Bösen vorhanden, aber die Möglichkeit, in der Zukunft wieder umzukehren und sich dem Guten zuzuwenden, wird viel größer sein als der Zwang, unbedingt dem Bösen zu folgen.
Aus den Vorträgen geht ja hervor, daß für diejenigen Menschen, die sich heute einer spirituellen Weltanschauung zuwenden, um hinüberzuleben über den großen Krieg in die sechste Periode hinein, die durch die Entsiegelung der Siegel dargestellt wird, daß für jene Schar es möglich ist, das Christus-Prinzip aufzunehmen. Sie werden aufnehmen können die geistigen Elemente, die in der durch die Gemeinde zu Philadelphia bezeichneten Zeit veranlagt werden, sie werden sich ausleben können in der nächsten Zeit mit einer starken Veranlagung zur Vergeistigung. Es nehmen heute diejenigen, die sich einer spirituellen Anschauung zuwenden, gewaltige Anlagen auf, um die aufwärtsgehende Bahn einzuschlagen. Es darf durchaus nicht verkannt werden, wie wichtig es ist, daß heute schon eine Anzahl von Menschen nicht taub ist gegen die Verkündigung der sogenannten anthroposophischen Weltanschauung,
welche die ersten Anlagen zum spirituellen Leben in bewußter Weise in die Menschheit bringt, während es früher unbewußt geschah. Das ist das Wichtige, daß dieser Teil der Menschen die erste bewußte Anlage zur Aufwärtsbewegung aufnimmt.
Aber dadurch, daß heute ein Häuflein sich aussondert, um einen großen Bruderbund zu begründen, der hinüberleben wird in die Zeit der sieben Siegel, dadurch wird gerade für die anderen Menschen, die heute noch ein taubes Ohr haben für die Verkündigung der anthroposophischen Weltanschauung, auch Rat geschaffen. Denn wir haben ja bis zum großen Kriege aller gegen alle noch viele Verkörperungen der gegenwärtigen Seelen durchzumachen und wiederum bis zum entscheidenden Punkte nach dem großen Kriege. Und auch nachher für die Zeit der Siegel haben wir viele Verwandlungen durchzumachen, und die Menschen werden oft und oft Gelegenheit haben, ihr Herz aufzuschließen der spirituellen Weltanschauung, die heute durch die anthroposophische Bewegung fließt. Oft und oft wird Gelegenheit sein, und Sie dürfen nicht glauben, daß die Gelegenheiten in der Zukunft nur solche sein werden, wie sie heute da sind. Oh, die Art und Weise, wie wir heute in der Lage sind, gegenüber den anderen Menschen die spirituelle Weltanschauung zu verkünden, ist etwas noch sehr Schwaches. Und würde heute ein Mensch selbst so reden, daß seine Stimme unmittelbar wie Feuer des Geistes ertönen würde, so wäre das noch etwas Schwaches gegenüber den Möglichkeiten, die in späteren, entwickelteren Leibern da sein werden, um die Mitmenschen hinzuweisen auf diese spirituelle Bewegung. Wenn die Menschheit im ganzen in den folgenden Zeiten immer höher und höher entwickelt sein wird, dann werden sich noch ganz andere Mittel ergeben, durch welche die spirituelle Weltanschauung in die Herzen wird dringen können, und das flammendste Wort von heute wird gering und schwach sein gegen das, was in der Zukunft wirken wird, um all den Seelen die Möglichkeit zur spirituellen Weltanschauung zu geben, die heute noch in Leibern leben, in denen kein Herz schlägt für diese spirituelle Weltanschauung.
Wir stehen im Anfang der spirituellen Bewegung, und sie wird
wachsen, und es wird viel Verstocktheit, viel Verhärtung dazu gehören, gegenüber den gewaltigen Eindrücken der Zukunft die Herzen und Seelen zu verschließen. Diejenigen Seelen, die heute in Leibern leben, welche Herzen haben, um die anthroposophische Weltanschauung zu hören und zu fühlen, diese Seelen bereiten sich dadurch vor, künftig in Leibern zu leben, in denen ihnen Kraft gegeben sein wird, um ihren Mitmenschen zu dienen, welche bis dahin nicht die Möglichkeit hatten, die Herzen so in sich selber schlagen zu fühlen. Erst die Vorbereiter der Vorbereiter sind wir, weiter noch nichts. Ein ganz kleines Flämmchen erst ist heute die spirituelle Bewegung, und sie wird sich zu einem gewaltigen geistigen Feuer in der Zukunft gestalten.
Wenn wir dieses andere Bild vor unsere Seele hinstellen, wenn wir es so recht durchempfinden, dann wird ein ganz anderes Gefühl, eine ganz andere Erkenntnismöglichkeit dieser Tatsache in uns aufleben. Heute ist es das, was wir schwarze Magie nennen, dem die Menschen in gewisser Weise bewußt oder unbewußt verfallen können. Diejenigen, die heute so dahinleben in den Tag hinein, die heute gar nicht berührt werden von der spirituellen Weltanschauung, die in ihrem bequemen Alltagsdusel dahinleben und sagen: Was kümmert mich, was diese Träumer von Anthroposophen sprechen , die haben die geringste Möglichkeit, in die Kreise der schwarzen Magie hineinzukommen. Für sie ist es so, daß sie heute nur die Gelegenheit versäumen, um einstmals ihren Mitmenschen zu helfen in den Bestrebungen zur Erlangung des spirituellen Lebens. Für sie selbst kann noch nicht sehr viel verloren sein. Diejenigen aber, die heute beginnen, auf eine unrechtmäßige Weise sich an das spirituelle Leben heranzumachen, die nehmen eigentlich in den allerersten Anfängen in sich die Anlage auf von etwas, was man schwarze Magie nennen könnte. Und nur ganz wenige Individuen gibt es, die heute schon der schwarzen Magie in jenem furchtbaren Sinn verfallen sind, in dem eigentlich von dieser scheußlichen Kunst der Menschheit gesprochen werden muß.
Sie werden am besten verstehen, daß es wirklich so ist, wenn ich Ihnen nur ganz leise Andeutungen mache darüber, wie in syste-
matischer Weise schwarze Magie gepflogen wird, und dann werden Sie schon sehen, daß Sie Umschau halten können hinauf und hinab unter all Ihren Bekannten, und daß Sie niemand finden werden, dem Sie zutrauen könnten, daß er solchen Künsten heute schon zuneigt. Alles übrige ist im Grunde genommen nur purster Dilettantismus, der in den folgenden Perioden sehr leicht wird ausgetrieben werden können. Es ist ja schlimm genug, daß in unserer Zeit manchmal Dinge angepriesen werden, um die Menschen zu übervorteilen und so weiter, die in gewisser Beziehung auch der Anfang sind schwarzer magischer Kunst. Schlimm ist es auch, daß gewisse Anschauungen hereinspielen, welche, wenn sie auch durchaus nicht zur schwarzen Kunst gehören, doch eine gewisse Verführung bilden. Es sind das Anschauungen, die heute die Welt beherrschen in gewissen Kreisen und allerdings unter den materialistischen Gedanken wuchern können, die aber, wenn sie auch durchaus nicht ungefährlich sind, doch nicht unheilbar sein werden für die nächsten Epochen. Erst wenn einmal begonnen wird damit, daß der Mensch sozusagen das Abc der schwarzen Magie absolviert, dann ist er auf dem gefährlichen Wege nach dem Abgrund. Und dieses Abc besteht darin, daß ein Mensch, der der Schüler eines schwarzen Magiers wird, dazu angehalten wird, in ganz bewußter Weise das Leben zu ertöten, dem Leben vor allen Dingen in der Ertötung soviel Schmerz als möglich zuzufügen, und in diesem Zufügen des Schmerzes eine gewisse Befriedigung zu fühlen. Wenn die Absicht besteht, in ein Lebewesen zu stechen oder zu schneiden mit der Absicht, in dem Schmerze desselben Seligkeit zu fühlen, dann liegt darin das Abc der schwarzen Künste. Was darüber hinausgeht, kann nicht gestreift werden. Aber Sie werden es schon scheußlich genug finden, wenn Ihnen gesagt wird, daß der schwarzmagische Anfänger zu schneiden und zu stechen hat in lebendiges Fleisch, nicht so wie der Vivisektor schneidet es ist dies auch schon etwas Schlimmes, doch findet das Wesen der Vivisektion seine Überwindung in den Vivisektoren selber, indem diese in Kamaloka an sich selbst die Schmerzen werden zu spüren haben, die sie ihren Opfern zugefügt haben, und deshalb die Vivisektion in Zukunft lassen werden,
sondern wer in systematischer Weise ins Fleisch schneidet und daraus Befriedigung empfindet, der fängt an, auf die abschüssige Bahn der schwarzen Magie zu kommen. Und dadurch ist die Möglichkeit gegeben für ihn, immer mehr und mehr sich jenem Wesen zu nähern, dem zweihörnigen Tier.
Dieses Wesen selbst, das wir als das zweihörnige Tier charakterisiert haben, brauchen wir uns durchaus nur so vorzustellen, daß es als verführendes Wesen von ganz anderer Art als der Mensch ist. Es stammt aus anderen Weltperioden, hat anderer Weltperioden Neigungen angenommen und wird sich tief befriedigt fühlen, wenn es auf Wesen stößt, wie diese bösen Wesen sein werden, die sich geweigert haben, innerlich anzunehmen, was als Gutes aus der Erde fließen kann. Dieses Wesen hat nichts von der Erde haben können. Es hat kommen sehen die Erdenentwickelung, aber es hat sich gesagt: Ich bin nicht mit der Erde so fortgeschritten, daß ich von dem irdischen Dasein irgend etwas haben kann. Dieses Wesen hätte nur dadurch etwas haben können von der Erde, wenn es in einem bestimmten Augenblick die Herrschaft hätte erlangen können, nämlich da, wo das Christus-Prinzip heruntergestiegen ist auf die Erde. Wenn dieses Christus-Prinzip damals im Keim erstickt worden wäre, wenn der Christus von dem Widersacher hätte überwunden werden können, dann allerdings wäre es möglich gewesen, daß die Erde in ihrer Ganzheit diesem Sorat-Prinzip verfallen wäre. Das ist nicht der Fall gewesen, und so muß sich dieses Wesen begnügen mit den Abfällen, die sich nicht hingeneigt haben zum Christus-Prinzip, mit jenen Menschen, die in der Materie steckengeblieben sind. Die werden in der Zukunft seine Heerscharen sein.
Nun müssen wir, um diese Heerscharen noch genauer zu begreifen, uns bekanntmachen mit zwei Begriffen, die Ihnen in gewisser Beziehung ein Schlüssel sein können zu bestimmten Kapiteln der Apokalypse. Wir müssen uns bekanntmachen mit den Begriffen «erster Tod» und «zweiter Tod». Was ist der erste Tod, und was ist der zweite Tod des Menschen oder der Menschheit? Wir müssen uns ein genaues Bild machen von den Begriffen, die der Apokalyptiker mit diesen Worten verbunden hat. Dazu müssen wir noch ein-
mal vor unsere Seele die elementaren Wahrheiten über das Menschendasein hinstellen.
Nehmen Sie den Menschen von heute, wie Sie selber einer sind. Er lebt so, daß er vom Morgen, wenn er aufwacht, bis zum Abend, wo er einschläft, aus vier Gliedern besteht, aus dem physischen Leib, dem Ätherleib, dem Astralleib und dem Ich. Wir wissen auch, daß der Mensch während seines Erdendaseins von seinem Ich aus die niederen Glieder seiner Wesenheit bearbeitet und daß es ihm gelingen muß, während des Erdendaseins den astralischen Leib unter die Herrschaft des Ich zu bringen. Wir wissen, daß die Erde abgelöst werden wird von dem Jupiter, ihrer nächsten Verkörperung. Wenn der Mensch auf dem Jupiter angelangt sein wird, dann wird er als ein anderes Wesen vor uns stehen. Dieser Jupitermensch wird von seinem Ich aus durchgearbeitet haben seinen astralischen Leib. Und wenn wir heute sagen, der Erdenmensch, der im wachen Zustand vor uns steht, hat ausgebildet zunächst physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich, so müssen wir vom Jupitermenschen sagen, er wird ausgebildet haben physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich, aber seinen astralischen Leib wird er umgestaltet haben zu Geistselbst. Er wird auf einer höheren Stufe des Bewußtseins leben, auf einer Stufe, die folgenderweise charakterisiert werden kann. Jenes alte, dumpfe Bilderbewußtsein des Mondes, das auch noch in den ersten Zeiten des Erdenbewußtseins da war, das wird in seinen Bildern als hellseherisches Bewußtsein wieder da sein, aber es wird ausgestattet sein mit dem menschlichen Ich, so daß der Mensch so logisch überlegend sein wird mit diesem Jupiterbewußtsein, wie er es heute mit dem Tagesbewußtsein der Erde ist.
Der Jupitermensch wird also in gewisser Beziehung ein niedriger Hellseher sein. Es wird ein Teil der seelischen Welt für ihn offenliegen. Er wird Wohl und Wehe seiner Umgebung in Bildern empfinden, die aufsteigen innerhalb seines imaginativen Bewußtseins. Dieser Jupitermensch wird daher in ganz anderen moralischen Verhältnissen leben. Denken Sie sich, daß Sie als Jupitermensch eine menschliche Seele vor sich haben: Der Schmerz, die Lust dieser
Seele wird aufsteigen in Bildern vor Ihrer Seele, und die Bilder des Schmerzes der anderen Seele werden Sie quälen, und Sie werden, wenn Sie den Schmerz der anderen Seele nicht beseitigen, unmöglich den Schmerz der anderen Seele mit Ihrem eigenen Wohlsein vereinigen können. Oh, die Bilder des Leides würden eine Qual sein für den Jupitermenschen mit dem erhöhten Bewußtsein, wenn er nichts tun würde, um dieses Leid zu mildern und so seine eigenen quälenden Bilder, die nichts anderes sind als der Ausdruck des Leides um ihn herum, gleichfalls wegzuschaffen. Nicht wird das Wohl und Wehe des einzelnen möglich sein ohne das des anderen.
So sehen wir, wie der Mensch zu seinem gegenwärtigen Bewußtsein, dem Ich-Bewußtsein, einen ganz neuen Bewußtseinszustand hinzuerobert. Wenn wir verstehen wollen, was das für eine Tragweite hat in der Weltentwickelung, so müssen wir den schlafenden Menschen noch einmal vor unsere Seele führen. Im Schlafe liegt im Bette Ihr physischer und Ätherleib, und außerhalb ist das Ich und der astralische Leib. In der Nacht ist es so, daß er wenn wir etwas, sagen wir, ungenau reden schnöde seinen physischen und Ätherleib verläßt. Dadurch aber, daß der Mensch in der Lage ist, in der Nachtzeit frei zu werden von seinem physischen und Ätherleib, dadurch, daß der Mensch in der Nachtzeit leben kann in einer geistigen Welt, ist die Möglichkeit herbeigeführt, daß er gerade hier in diesem Erdendasein von seinem Ich aus umgestaltend wirken kann auf seinen astralischen Leib. Wie geschieht nun diese Wirkung?
Wenn wir es anschaulich beschreiben wollen, können wir sagen: Nehmen wir den Menschen in seinem tagwachen Zustand. Nehmen wir an, er finde neben seinen Berufsarbeiten und Pflichten eine wenn auch kurze Zeit, um sich höheren Betrachtungen hinzugeben, um sich die großen Impulse zu eigen zu machen, die etwa aus dem Johannes-Evangelium fließen, aus den Worten: «Im Urbeginne war das Wort, und das Wort war bei Gott.» Nehmen wir an, er lasse so in sich erstehen die großen Bilder, die ihm durch das Johannes-Evangelium vorgeführt werden, er sei immer von dem Gedanken erfüllt: Damals, im Beginne unserer Zeitrechnung, lebte
in Palästina eine Wesenheit, der ich nachfolgen will. Ich will mein Leben so einrichten, daß alles vor dieser Wesenheit bestehen kann, daß ich mich betrachten kann als einen Menschen, der diese Persönlichkeit sich zum Ideal genommen hat. Dabei brauchen wir aber nicht in Intoleranz nur an das Johannes-Evangelium zu denken. Auf manch andere Weise ist es möglich, sich hineinzuvertiefen in dasjenige, was die Seele mit solchen Bildern erfüllen kann. Und wenn wir auch in gewisser Weise das Johannes-Evangelium als das Größte bezeichnen müssen, was innerhalb der Menschheit entstanden ist, was die gewaltigste Wirkung ausüben kann, so dürfen wir doch sagen: Der andere, der hingebungsvoll in der Lehre der Vedanta-Weisheit aufgeht oder sich in die Bhagavad Gita oder in das Dhammapada vertieft, auch für den wird genügend Gelegenheit vorhanden sein, in folgenden Verkörperungen gerade durch das, was er so aufgenommen hat, zum Christus-Prinzip zu kommen. Nehmen wir also an, ein Mensch durchdringe tagsüber seine Seele mit solchen Bildern und Vorstellungen, dann wird sein astralischer Leib von diesen Gedanken, Gefühlen und Bildern ergriffen, und sie bilden Kräfte in seinem astralischen Leib, erzeugen in ihm die verschiedenartigsten Wirkungen. Wenn dann der Mensch aus seinem physischen und Ätherleib des Nachts herausrückt, bleiben diese Wirkungen im astralischen Leibe drinnen, und derjenige, der bei Tag sich hat vertiefen können in die Bilder und Gefühle des Johannes-Evangeliums, hat etwas geschaffen in seinem astralischen Leib, das in der Nacht als gewaltige Wirkung darin auftritt. So, müssen wir sagen, wirkt der Mensch heute während des tagwachenden Bewußtseins auf seinen astralischen Leib.
Sich bewußt werden dieser Wirkungen kann heute nur der Eingeweihte; aber der Mensch entwickelt sich ja allmählich hin zu diesem Bewußtsein. Diejenigen Menschen, die das Ziel der Erdenentwickelung erreichen werden, werden dann einen ganz und gar vom Ich mit dem geistigen Inhalt, den sie sich erarbeitet haben, durchdrungenen astralischen Leib haben, sie werden dieses Bewußtsein als ein Ergebnis, als eine Frucht der Erdenentwickelung haben und hinübertragen in die Jupiterentwickelung. Wir möchten sagen,
daß der Mensch, wenn die Erdenzeit so zu Ende gegangen, ist, Fähigkeiten erlangt hat, die symbolisch dargestellt werden durch die Erbauung des neuen Jerusalem. Da wird der Mensch schon hineinblicken in jene Bilderwelt des Jupiter, das Geistselbst ist dann ausgebildet in ihm. Das ist das Ziel der Erdenentwickelung. Was also soll der Mensch im Verlaufe der Erdenentwickelung erlangen? Was ist das erste Ziel? Die Umwandlung des astralischen Leibes. Oh, dieser astralische Leib, der heute des Nachts immer frei wird vom physischen und Ätherleib, der wird in Zukunft als ein umgebildeter Teil der menschlichen Wesenheit erscheinen. Da hinein trägt der Mensch, was ihm auf der Erde gegeben wird. Aber das würde noch nicht genügen für die Erdenentwickelung. Denken Sie sich, daß der Mensch jede Nacht herauskommen würde aus dem physischen und Ätherleib und jede Nacht seinen astralischen Leib durchdringen würde mit dem, was er aufgenommen hat tagsüber, daß aber der physische und der Ätherleib gar nicht davon berührt würden, dann würde der Mensch das Erdenziel dennoch nicht erreichen. Es muß noch etwas anderes eintreten. Es muß möglich sein, daß der Mensch während der Erdenentwickelung immer und immer wieder wenigstens in den Ätherleib hineinprägt dasjenige, was er also in sich aufgenommen hat. Es ist notwendig, daß dieser Ätherleib auch Wirkungen empfangen kann von dem, was der Mensch im astralischen Leib heranbildet.
Der Mensch kann noch nicht durch sich selbst in diesen Ätherleib hineinwirken. Auf dem Jupiter, wenn der Mensch seinen astralischen Leib umgebildet haben wird, wird er fähig werden, auch in diesen Ätherleib hineinzuwirken. Heute aber kann er das nicht, heute braucht er sozusagen noch Helfer. Auf dem Jupiter wird der Mensch fähig werden, die eigentliche Arbeit am Ätherleibe zu beginnen. Auf der Venus wird er am physischen Leibe arbeiten; das ist der am schwersten zu überwindende Teil. Heute aber muß der Mensch noch die beiden, den physischen und den Ätherleib, nachts im Bett liegen lassen und herauskommen. Daß aber dennoch zunächst der Ätherleib seine Wirkungen empfängt, so daß der Mensch allmählich lernt hineinzuarbeiten in den Ätherleib, dazu braucht er
einen Helfer. Und dieser Helfer, der das ermöglicht, ist kein anderer wiederum als die Christus-Wesenheit, während wir diejenige Wesenheit, die dem Menschen hilft, in den physischen Leib hineinzuarbeiten, als den «Vater» bezeichnen. Bevor aber nicht der Helfer kommt, der es ermöglicht, in den Ätherleib hineinzuarbeiten, kann der Mensch nicht in seinen physischen Leib hineinarbeiten: «Niemand kommt zum Vater, denn durch mich.» Niemand erlangt die Fähigkeit, in den physischen Leib hineinzuarbeiten, der nicht durch das Christus-Prinzip hindurchgegangen ist. So wird der Mensch dann, wenn er am Ziele der Erdenentwickelung angelangt sein wird, durch die Fähigkeit, seinen astralischen Leib aus eigenen Kräften umzubilden, auch die Fähigkeit haben, bis hinunter auf den Ätherleib zu wirken. Das verdankt er dem lebendigen Dasein des Christus-Prinzips auf der Erde. Hätte sich dieses nicht als Lebendiges vereinigt mit der Erde, wäre es nicht hineingekommen in die Aura der Erde, dann würde das, was im astralischen Leib ausgebildet ist, sich nicht hineinbilden in den Ätherleib. Wir sehen also, daß derjenige, der sich verschließt, indem er sich abkehrt von dem Christus-Prinzip, sich der Möglichkeit entzieht, in seinen Ätherleib so hineinzuarbeiten, wie es schon während der Erdenentwickelung notwendig ist.
So also werden wir in einer anderen Weise charakterisieren können die zwei Arten von Menschen, die am Ziel der Erdenentwickelung vor uns stehen: Wir haben solche Menschen, welche in sich das Christus-Prinzip aufgenommen haben, welche dadurch ihren astralischen Leib umgebildet und von Christus die Hilfe erlangt haben, auch den Ätherleib umzuwandeln, und andere haben wir, die nicht hingekommen sind zum Christus-Prinzip, die auch nicht in der Lage waren, irgend etwas im Ätherleib zu verändern, denn sie konnten nicht den Helfer finden, den Christus.
Nun schauen wir einmal hin auf diese Menschenzukunft. Die Erde vergeistigt sich, das heißt der Mensch muß etwas vollständig verlieren, was er jetzt in seinem physischen Dasein als zu ihm gehörig betrachtet. Wir können uns ein Bild davon machen, was da mit dem Menschen geschieht, wenn wir schon den gewöhnlichen
Verlauf seines Lebens nach dem Tode betrachten. Der Mensch verliert den physischen Leib nach dem Tode. Diesem physischen Leibe ist es zuzuschreiben, daß der Mensch Begierden und Neigungen hat, die sich an das gewöhnliche Leben knüpfen, und wir haben es geschildert, was der Mensch nach dem Tode erlebt. Nehmen wir einen Menschen an, der irgendeine leckere Speise besonders liebte. Im Leben kann er sich den Genuß verschaffen, nach dem Tode nicht. Die Begierde hört aber nicht auf, denn sie hat nicht im physischen, sondern im Astralleib ihren Sitz. Weil nun aber das physische Werkzeug fehlt, so fehlt auch die Möglichkeit, diese Begierde zu befriedigen. Solche Menschen schauen im Kamaloka hinunter in die physische Welt, die sie verlassen haben, sie schauen da, was ihnen jetzt noch Genuß machen könnte von alledem, was unten auf der physischen Welt ist, aber sie können es nicht genießen, weil sie kein physisches Instrument dazu haben, und dadurch kommt jener brennende Durst in sie. So ist es mit allen Begierden, die im Menschen geblieben sind nach dem Tode und die hingeordnet sind nach der physischen Welt, weil sie nur durch physische Werkzeuge befriedigt werden können. So ist es jedesmal nach dem Tode: Der Mensch sieht jedesmal seinen physischen Leib abfallen, und dadurch, daß ihm von diesem physischen Leib etwas geblieben ist, dadurch drängt es ihn noch hin zur gewöhnlichen Welt unseres physischen Planes und es wird, bis er sich das abgewöhnt hat in der geistigen Welt, für ihn die Zeit der Begierdenglut da sein.
Denken Sie sich nun die letzte irdische Verkörperung vor der Vergeistigung der Erde, das Ablegen des letzten physischen Leibes. Die Menschen, die heute auf der Erde leben, werden so weit sein durch das Christus-Prinzip, daß ihnen in gewisser Weise dieses Ablegen des allerletzten physischen Leibes keine besonderen Schwierigkeiten macht. Aber sie werden doch etwas verlassen müssen, denn von der vergeistigten Erde ist hingeschwunden ein für allemal dasjenige, was Freude geben kann aus den Gegenständen dieser Erde. Denken Sie an den letzten Tod, der möglich ist in der Erdenentwickelung, an das letzte Ablegen des physischen Leibes. Dieser
letzte Tod der Verkörperungen, das ist es, was in der Apokalypse der erste Tod genannt wird. Und diejenigen, die das Christus-Prinzip aufgenommen haben, sehen diesen physischen Leib sozusagen wie eine abfallende Schale. Für sie hat jetzt der Ätherleib Bedeutung. Der ist mit Hilfe des Christus so organisiert, daß er dem astralischen Leib vorderhand angepaßt ist, daß er nicht mehr Lust und Begierde hat nach dem, was da unten in der physischen Welt ist. Nur mit all dem, was durch die Hilfe des Christus in den Ätherleib hineingebracht worden ist, leben die Menschen jetzt weiter in der vergeistigten Erde. Sie haben sich eine Harmonie geschaffen zwischen ihrem astralischen Leib und ihrem Ätherleib. Das Christus-Prinzip hat eben diesen Einklang geschaffen.
Dagegen gibt es die anderen, die das Christus-Prinzip nicht in sich aufgenommen haben. Diese anderen haben solchen Einklang nicht. Den physischen Leib müssen auch sie verlieren, denn einen physischen Leib gibt es zunächst in der vergeistigten Erde nicht. Alles Physische muß zunächst aufgelöst werden. Es bleibt zurück als Begierde nach dem Physischen, als das ungeläuterte Geistige, als das in der Materie verhärtete Geistige. Ein Ätherleib bleibt zurück, dem nicht der Christus geholfen hat, dem astralischen Leib angepaßt zu sein, der hingeordnet ist nach dem physischen Leib. Das sind diejenigen Menschen, die heiße Begierdenglut empfinden werden nach der physischen Sinnlichkeit. Ungestillte, brennende Begierdenglut werden sie im Ätherleib empfinden durch das, was sie im physischen Leben gehabt haben und was sie jetzt entbehren müssen. So haben wir in dieser nächsten Zeit, nachdem das Physische abgeschmolzen ist, Menschen, die in ihrem Ätherleib als in einem Wesensgliede leben, das harmonisch zusammenklingt mit dem astralischen Leibe, und wir haben die anderen Menschen, deren Ätherleib in Mißklang lebt, weil sie Begierde nach dem haben, was abgefallen ist im physischen Leibe.
Und dann tritt in der weiteren Entwickelung ein Zustand ein, wo die Vergeistigung der Erde so fortschreitet, daß es auch keinen Ätherleib mehr geben kann. Diejenigen, deren Ätherleib ganz im Einklang ist mit dem astralischen Leib, die werfen ohne Schmerzen
diesen Ätherleib ab, denn sie bleiben in ihrem astralischen Leibe, der erfüllt ist von der Christus-Wesenheit, und sie empfinden es als Entwickelungsnotwendigkeit, daß der Ätherleib abgestreift wird. Denn sie fühlen in sich die Fähigkeit, ihn wiederum selbst aufzubauen, weil sie Christus in sich aufgenommen haben. Diejenigen aber, die in diesem Ätherleib die Begierde nach dem haben, was vergangen ist, die können diesen Ätherleib auch nicht behalten, wenn alles astralisch wird. Er wird ihnen genommen werden, wird aus ihnen gerissen werden, und jetzt empfinden sie das als ein zweites Sterben, als den «zweiten Tod». Dieser zweite Tod geht an den anderen, die ihren Ätherleib mit dem astralischen Leib durch Aufnahme des Christus-Prinzips harmonisch gemacht haben, unvermerkt vorüber. Über sie hat der zweite Tod keine Macht. Die anderen empfinden aber den zweiten Tod beim weiteren Hinüberleben in jene folgende astralische Gestalt. Dann ist die Menschheit in jenem Zustand, wo diejenigen, die das Ziel der Entwickelung erreicht haben, ihren astralischen Leib ganz durchdrungen haben mit Christus. Sie sind reif, hinüberzuleben nach dem Jupiter, sie entwerfen auf unserer Erde den Plan zur Jupiterentwickelung. Das ist der Plan, der genannt wird das neue Jerusalem. Sie leben in einem «neuen Himmel» und einer «neuen Erde»: das ist Jupiter.
Dieser neue Jupiter wird begleitet sein wie von einem Trabanten von denjenigen, die ausgeschlossen sind von dem Leben im Geistigen, die den zweiten Tod erlebt haben, die daher keine Möglichkeit haben, das Jupiterbewußtsein zu erlangen. Wir haben also solche Menschen, die zum Jupiterbewußtsein vorgerückt sind, die Manas erlangt haben, und solche Wesenheiten, welche von sich gestoßen haben die Kräfte, die ihnen dieses Bewußtsein gegeben hätten. Das sind diejenigen, welche auf dem Jupiter erst das Ich-Bewußtsein der Erde erlangt haben, die also sozusagen dastehen, wie heute der Mensch auf der Erde dasteht mit seinen vier Gliedern. Aber ein solcher Mensch kann sich nur innerhalb der Erde entwickeln, nur die Erde hat die Umgebung den Boden, die Luft, die Wolken, die Pflanzen, die Mineralien , die notwendig ist für den Menschen, wenn er das erreichen will, was innerhalb der vier Glieder zu
erreichen ist. Der Jupiter wird ganz anders gestaltet sein, eine «neue Erde» wird er sein. Anders werden Boden, Luft, Wasser, anders wird ein jegliches Wesen sein, und nicht wird die Möglichkeit vorhanden sein, ein Normalleben zu führen für Wesen, die erst das Erdenbewußtsein erlangt haben. Sie werden die zurückgebliebenen Wesenheiten sein.
Aber nun kommt etwas, was wiederum zu unserer Beruhigung gehört. Selbst auf diesem Jupiter gibt es noch eine letzte Möglichkeit, durch die starke Kraft, welche die Vorgerückteren haben, diese also Hinuntergesunkenen noch einmal zur Umkehr zu bewegen und auch eine Anzahl zur Umkehr zu bringen. Erst bei der Venusverkörperung wird die allerletzte Entscheidung fallen, die unabänderliche Entscheidung. Wenn wir das alles überdenken, dann wird der Gedanke, den wir neulich besprochen haben, doch eine andere Färbung erlangen. Da wird er unmöglich Bangigkeit und Beunruhigung hervorrufen, sondern nur das eine Streben: Ich will alles tun, was nötig ist, um die Erdenmission zu erfüllen.
Wenn wir uns das alles in entsprechender Weise vor die Seele rücken, dann eröffnet sich ein großes, gewaltiges Bild der Menschheitszukunft, und wir ahnen, was alles in der erleuchteten Seele des Apokalyptikers war, der niedergeschrieben hat, was wir eben in diesen Betrachtungen stammelnd herausfinden konnten aus der Apokalypse. Jedes Wort des Apokalyptikers ist von Bedeutung, ja jede Wendung. Wir müssen sie nur klar zu verstehen suchen. So wird uns hingewiesen, im Sinne der gestrigen Betrachtung, in 666 auf das Tier mit den zwei Hörnern, und dann wird gesagt ein merkwürdig Wort: «Hie ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl.» Ein scheinbarer Widerspruch, aber einer von den vielen Widersprüchen, die durchaus in jeder okkulten Schrift und Betrachtung zu finden sind. Sie können nämlich dessen gewiß sein, daß eine Betrachtung, die so glatt verläuft, daß man mit dem gewöhnlichen Menschen-Alltagsverstand keinen Widerspruch finden kann, gewiß nicht auf okkultem Boden steht. Was in der Welt sich entwickelt, ist nicht so flach und trivial wie das, was der menschliche Verstand, die
gewöhnliche Intelligenz als Widerspruchslosigkeit empfindet. Man muß eben tiefer in die Untergründe menschlicher Betrachtung hinuntertauchen, dann verschwinden schon die Widersprüche. Derjenige, der eine Pflanze betrachtet, wie sie wächst von der Wurzel bis zur Frucht, wie das grüne Blatt sich verwandelt in das Blumenblatt, das Blumenblatt in die Staubgefäße und so weiter, der kann sagen: Hier haben wir widersprechende Gestalten, das Blumenblatt widerspricht dem Stengelblatt. Wer aber tiefer sieht, wird die Einheit erblicken, die tiefere Einheit im Widerspruch. So ist es mit dem, was der Verstand in der Welt sehen kann. Er sieht gerade in den tiefsten Weisheiten Widersprüche. Daher darf es uns nicht berühren, wenn uns hier in der Apokalypse ein scheinbarer Widerspruch entgegentritt: «Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres, denn es ist eines Menschen Zahl.»
Wir müssen da noch einmal betrachten, wodurch der Mensch hineinkommen kann in die Möglichkeit, von dem zweihörnigen Tier verführt zu werden. Wir haben darauf hingewiesen, daß der Mensch seit der Mitte der atlantischen Zeit sozusagen die höhere geistige Entwickelung verschlafen hat. Diese Schlafenszeit ist die heutige Zeit. Sie war aber notwendig. Wenn sie nicht eingetreten wäre, wäre niemals das gekommen, was wir in unserem heutigen Sinn Verstand nennen. Die Menschen vor unserer Zeit haben das nicht gehabt. Die haben aus anderen Impulsen heraus gehandelt. Ihre Bilder haben sie hingetrieben zu ihren Handlungen ohne Überlegung. Diese alte Hellsehergabe hat der Mensch verloren, und dafür hat er den Verstand eingetauscht und ist heruntergestiegen in die Materie. Dadurch ist ihm der Schleier gewoben worden vor die geistige Welt, dadurch aber hat er sich gleichzeitig den Verstand erworben. Dieser kann eine wichtige Hemmung sein für die spirituelle Entwickelung. Nichts anderes wird es zuletzt sein, was den Menschen davon abhalten kann, gründlich davon abhalten kann, zum Christus-Prinzip zu kommen, als dieser verführte Verstand, diese verführte Intelligenz. Und wenn diejenigen, die zuletzt dem zweihörnigen Tier verfallen werden, zurückblicken könnten auf das, was ihnen eigentlich den bösesten Streich gespielt hat,
dann würden sie sagen: Zwar ist die Anlage zum Abgrund erst später gekommen, aber was mir verfinstert hat das Christus-Prinzip, das ist der Verstand. Oh, derjenige, der diesen Verstand hat, der überlege die Zahl des Tieres! Denn gerade dadurch, daß der Mensch Mensch geworden ist, das heißt mit diesem Ich-Verstand begabt worden ist, dadurch kann er verfallen dem Tiere 666. Denn die Zahl des Tieres ist zugleich eines Menschen Zahl, und daß es eines Menschen Zahl ist, kann kein anderer einsehen als derjenige, der Verstand hat: Desjenigen Menschen Zahl ist es, der sich durch seinen Verstand hat verführen lassen. Solche tiefen Wahrheiten stecken darin in diesen Dingen.
So sehen Sie, daß der Apokalyptiker Ihnen vieles gibt, wenn Sie die einzelnen Andeutungen, die wir gemacht haben, in sich aufnehmen. Vieles gibt er, was wir heute anthroposophische Wahrheiten nennen. Er gibt, was er verspricht. Er führt den Menschen hin zur Anschauung dessen, was kommen wird: zur Anschauung der Wesenheiten und Mächte, welche die Welt lenken. Er führt uns zu dem Geiste, der uns auf dem ersten Siegel, zu der Gestalt, die uns auf dem letzten Siegel gegeben wird. Da sieht man, wie ihm hellseherisch die Regelmäßigkeit des neuen Jerusalem sich ausdrückt. Das ist das Seherische daran. Die Regelmäßigkeit des neuen Jerusalem drückt sich dabei aus; Sie können im 21. Kapitel sehen, wie sozusagen dieses neue Jerusalem beschrieben wird als Würfel (Vers 16). Zu beschreiben, was auf diesem letzten Bilde ist, würde uns zu weit führen. (Siehe das siebente Siegelbild.)
Jetzt ist es notwendig, daß wir darauf hinweisen, zu welchem Zwecke die Apokalypse geschrieben ist. Ich müßte freilich viel sprechen, wenn ich ausführlich beschreiben wollte, wozu sie geschrieben ist. Aber eine Andeutung wenigstens sollen Sie mit nach Hause nehmen, eine Andeutung, die sich uns ergibt aus einer ganz bestimmten Stelle der Apokalypse. Derjenige, der die Apokalypse geschrieben hat, sagt, daß eine Zeit kommen wird, wo wirklich jener hohe Bewußtseinsgrad sich entwickelt haben wird, wo die Menschen sehen werden in erhöhtem Bewußtsein die Wesenheiten, welche die Welt leiten, die Wesenheiten, die durch
das Lamm, die durch das Erscheinen des Menschensohnes mit dem flammenden Schwert charakterisiert wurden. Wir werden hingewiesen darauf in Tönen, die schon in sich schließen jene Beruhigung, von der wir gesprochen haben. Der Apokalyptiker, der tiefer Hellseher ist, weiß, daß in alten Zeiten die Menschen begabt waren mit einem dämmerhaften Hellsehen. Wir haben es ja charakterisiert und gesehen, wie die Menschen damals sozusagen Genossen waren der göttlichen Geisterwelt, wie sie selbst gesehen haben die göttlich-geistige Welt. Aber wer hat sie verloren, diese Sehergabe, wer? Das müssen wir jetzt als wichtige Frage hinstellen. Wir haben gesehen, daß sie im Grunde diejenigen Menschen verloren haben, die herausgeführt sind auf den physischen Plan, zum physischen Leben, damals, als die zweite Hälfte der atlantischen Zeit begann. Die Menschen sahen auf die festen Gebilde unserer Erde, auf die begrenzten Gegenstände unserer Erde. Das alte Hellsehen verschwand. Selbstbewußt wurden die Menschen, aber vor ihnen verschloß sich die geistige Welt. Die Gebilde, welche in alten Zeiten die Luft durchdrungen haben wie ein Nebelmeer, verschwanden, die Luft wurde rein, der Boden frei. Die Menschen traten heraus auf die freie Erde. Das ist verhältnismäßig spät geschehen; es fällt zusammen mit dem Erlangen des gegenwärtigen Verstandes, des jetzigen Selbstbewußtseins des Menschen.
Und jetzt erinnern wir uns, was wir gesagt haben von dieser Erde. Wir erinnern uns daran, daß wir den großen Moment von Golgatha hingestellt haben vor unsere Seele. Wenn jemand damals die Erde von ferne betrachtet hätte mit hellseherischem Blick, so hätte er wahrgenommen in dem Augenblick, wo das Blut aus den Wunden des Erlösers floß, daß die ganze astralische Aura der Erde sich veränderte. Da ist die Erde durchdrungen worden von der Christus-Kraft. Durch dieses Ereignis kann sich die Erde dereinst wieder mit der Sonne vereinigen. Diese Kraft wird wachsen. Das ist die Kraft, die unseren Ätherleib vor dem zweiten Tode bewahrt. Christus wird immer mehr und mehr der Erdgeist, und derjenige, der ein rechter Christ ist, versteht die Worte: «Wer mein Brot isset, der tritt mich mit Füßen», der betrachtet den Leib der Erde als
den Leib des Christus. Die Erde als planetarischer Körper ist der Leib des Christus, freilich erst im Anfange. Es wird erst der Christus Erdgeist, er wird sich völlig mit der Erde vereinigen. Und wenn sich die Erde später mit der Sonne vereinigen wird, wird der große Erdgeist Christus Sonnengeist sein.
Der Leib der Erde wird der Leib des Christus sein. Und die Menschen müssen diesen Leib bearbeiten. Sie haben damit begonnen, als sie heraustraten auf die Erde; sie haben diese Erde mit ihren Kräften bearbeitet. In allen Traditionen kann man etwas finden, was wenig beachtet wird, weil man es wenig versteht. So zum Beispiel in der persischen Tradition, daß die Menschen seit jener Zeit, seit der sie herausgetreten sind aus dem hellseherischen Bewußtsein, Wesen geworden sind, welche die Erde durchstochen haben. Während die Menschen in der Phase leben, daß sie die Erde durchstechen, das heißt die Erde bearbeiten, während dieser Zeit also, wo sie den Leib des Christus durchstechen, sehen sie nicht im hellseherischen Bewußtsein die leitenden Kräfte, vor allen Dingen nicht den Christus, von Angesicht zu Angesicht. Aber der Apokalyptiker weist auf die Zeit hin, wo nicht nur die Hellseher von damals das Geistige sehen, sondern wo die Menschheit wieder angekommen sein wird auf der Stufe, die es ihr ermöglicht, das Christus Wesen selber zu sehen. Sehen werden ihn alle Wesen, und diejenigen, die ihn durchstochen haben, werden ihn auch sehen; diejenigen, die einen Teil ihrer Entwickelung durchmachen mußten im Bebauen der Erde, im Durchstechen der Erde, sie werden den Christus sehen. Denn solche Worte sind so, daß sie denjenigen, der sie allmählich enthüllen lernt, tief hineinführen in die Vorstellungswelt der Mysterien, der apokalyptischen Sprache.
Was hat also der Apokalyptiker schreiben wollen, was hat er darstellen wollen? Diese Frage beantwortet sich uns damit, daß wir kurz hinweisen auf den Ursprung der Apokalypse. Wo ist zuerst enthalten das, was in der Apokalypse geschrieben ist? Könnten Sie zurückgehen in die Mysterien des alten Griechenlands, in die Orphischen, die Eleusinischen Mysterien, zurückgehen in die Mysterien der alten Ägypter, Chaldäer, Perser und Inder, allüberall
würden Sie die Apokalypse finden. Sie ist vorhanden gewesen, sie war da. Sie war nicht geschrieben, aber sie lebte von Priestergeneration zu Priestergeneration, durch die Generationen der Initiatoren hindurch, wo das Gedächtnis so lebendig war, daß man so reiche Stoffe bewältigen konnte. Das Gedächtnis war ja auch in viel späteren Zeiten noch weit besser als bei uns. Man erinnere sich nur an die Sänger der Iliade, wie sie herumgezogen sind und aus dem Gedächtnis ihre Gesänge singen konnten. Es ist verhältnismäßig noch nicht so lange Zeit, daß das Gedächtnis so sehr zurückgegangen ist. In den Mysterien wurden diese Wahrheiten nicht aufgeschrieben, aber sie lebten von Generation zu Generation der Initiatoren.
Was hatte sie für eine Aufgabe, die Apokalypse? Sie hatte die Aufgabe, eine Instruktion zu sein für denjenigen, der die Schüler zur Weihe brachte. Damals war es so, daß der Mensch, an dem die Einweihung vollzogen werden sollte, herausgeführt wurde aus seinem physischen Leibe und wie tot blieb. Aber wenn er herausgeführt war, dann ließ ihn der Initiator in seinem ätherischen Leibe sehen, was nachher durch den Christus-Impuls im physischen Leib hellseherisch hat gesehen werden können. So waren die alten Eingeweihten die Propheten, die hinweisen konnten auf Christus. Und sie haben es getan, sie haben es tun können, weil der Christus in dieser Apokalypse gezeigt worden ist als etwas, was in der Zukunft erscheint. Noch nie hatte sich das Ereignis von Golgatha abgespielt, in welchem ein Mensch im physischen Leibe das ganze Initiationsdrama vor der Geschichte dargelebt hätte.
Wo war also die Möglichkeit, dieses Ereignis von Golgatha zu begreifen? Auf gewisser Stufe hatten es die Eingeweihten außerhalb ihres Leibes begriffen. In einem anderen Bewußtsein war vorgegangen, was auf Golgatha sich abspielte. Tausende hätte es geben können, und das Ereignis von Golgatha hätte an ihnen vorbeigehen können. Was wäre es ihnen gewesen? Der Tod eines gewöhnlichen Verurteilten! Die Möglichkeit, das zu begreifen, was sich auf Golgatha vollzog, war nur dort, wo man den Inhalt der Mysterien kannte. Die Initiatoren konnten sagen: Derjenige, den
wir euch gezeigt haben während der dreieinhalb Tage, den die Propheten euch verkündigt haben, den könnt ihr begreifen, wenn ihr die Mittel aus den Mysterien nehmt.
Der Apokalyptiker hat die mündliche Überlieferung der Mysterien in sich aufgenommen, er sagte sich: Wenn ich mich durchdringe mit dem, was man in den Mysterien hat erfahren können, dann erscheint mir der Christus. So war die Apokalypse nichts Neues, aber die Anwendung auf das einzige Ereignis von Golgatha, das war etwas Neues. Das war das Wesentliche, daß für diejenigen, die Ohren hatten zu hören, es eine Möglichkeit gab, mit Hilfe dessen, was in der Apokalypse des Johannes steht, nach und nach zum wirklichen Verständnis des Ereignisses von Golgatha vorzudringen. Das war die Absicht des Apokalyptikers. Aus den alten Mysterien hatte er die Apokalypse; sie ist ein uralt-heiliges Buch der Menschen und ist nur äußerlich der Menschheit geschenkt worden durch den Jünger, den der Herr lieb hatte und dem er testamentarisch vermacht hatte, seine wahre Gestalt zu verkünden. Er soll bleiben, bis Christus kommt, so daß diejenigen, die mit erleuchtetem Bewußtsein ausgestattet sind, ihn erfassen können. Er ist der große Lehrer des wahren Ereignisses von Golgatha. Er hat den Menschen die Mittel übergeben, das Ereignis von Golgatha wirklich zu verstehen.
Am Eingang der Apokalypse sagt der Apokalyptiker ich habe versucht, die ersten Worte so zu übersetzen, wie sie übersetzt werden müssen, wenn sie richtig sein sollen : «Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die Gott dargeboten hat seinem Diener, zu veranschaulichen in Kürze, wie sich das Notwendige vollziehen soll. Dies ist in Zeichen gesetzt und gesandt durch seinen Engel seinem Diener Johannes, und dieser hat es zum Ausdrucke gebracht.» Er will «in Kürze» schildern. Was ist damit gemeint? Das heißt soviel, wie wenn man ausdrücken wollte: Wenn ich euch im einzelnen schildern wollte alles, was sich von jetzt bis zum Ziel der Erdenentwickelung abspielt, dann müßte ich vieles, vieles schreiben. Ich will es euch in einem kurzen Abriß darstellen. Das haben dann die Übersetzer, die nicht eindringen konnten in den
Geist der Apokalypse, so übersetzt, daß sie sagten: «zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll». Sie waren der Meinung, was sich da abspielt, was da geschildert ist, das soll in kurzer Zeit geschehen. Es soll aber heißen: in kurzem Abriß soll geschildert werden, was sich da vollzieht. Der ursprüngliche Text hat eine Wendung, die durchaus als richtige Übersetzung das zuläßt, was ich in der Einleitung der «Bilder okkulter Siegel und Säulen» in richtiger Weise zu geben versucht habe.
Nun haben wir in einer Reihe von Betrachtungen manches über diese uralt-heilige Urkunde des Menschengeschlechtes gesagt, manches über dasjenige, was als seine Geheimnisse der Herr mitgeteilt hat der Menschheit durch den Jünger, den er lieb hatte. Sie haben vielleicht dadurch ahnen gelernt, daß diese Apokalypse ein tiefes Buch ist, voller Weisheit, und haben vielleicht manchmal während dieser Betrachtungen Bangigkeit gehabt darüber, daß manches in ihr so schwer verständlich ist. Nun möchte ich Ihnen eines sagen am Ende unserer Betrachtungen: Alles, was ich Ihnen sagen konnte, entspricht ganz genau den Intentionen des Apokalyptikers und wurde immer so in den Schulen, welche die Absicht des Apokalyptikers bewahrt haben, gelehrt. Aber es ist nicht alles, lange nicht alles, was zu sagen wäre, und man kann noch viel tiefer in die Wahrheiten, in die Untergründe der Apokalypse gehen. Und wenn wir in alle Tiefen eindringen würden, dann würde Ihnen das, was ich Ihnen habe sagen können, so erscheinen, daß man es nur als eine erste oberflächliche Darstellung charakterisieren könnte. Das geht nicht anders, man kann zuerst nur eine oberflächliche Darstellung geben. Durch diese muß man hindurchgehen. Man muß einmal mit dem Elementaren anfangen, dann wird sich schon, wenn man ein kleines Stück gegangen ist, auch die Tiefe ergeben. Denn es liegt viel, viel unter der Oberfläche, die ein klein wenig zu lüften, ein klein wenig zu enthüllen wiederum möglich war. Und wenn Sie die Bahn weiterschreiten, die Sie in gewisser Weise begonnen haben, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit der Erläuterung der Apokalypse des Johannes zugewendet haben, so werden Sie allmählich in die Tiefen des geistigen Lebens hin-
einkommen. Sie werden in Tiefen hineinkommen, die heute gar nicht möglich sind auszusprechen, weil sie nicht bewußt werden könnten, weil eben noch niemand Ohren hätte, sie zu hören. Es müssen erst durch solche Erklärungen, wie sie nun gegeben worden sind, die Ohren vorbereitet werden, zu hören. Dann werden sie allmählich da sein, die Ohren, Ohren, die hören können das Wort, das so tief durch die Apokalypse fließt. Wenn Sie also einiges aufgenommen haben von dem, was gesagt werden konnte, so seien Sie sich bewußt, daß doch nur die erste Oberfläche gegeben werden konnte, und von dieser nur einzelne Bemerkungen. Lassen Sie es einen Impuls werden, immer tiefer und tiefer in das einzudringen, was durch diese Vorträge nur geahnt werden kann. Wenn ich selbst nur dasjenige sagen wollte, was über die Oberfläche gesagt werden kann, dann müßte ich Ihnen noch viele, viele Wochen lang Vorträge halten. Nur eine Anregung konnten diese Vorträge sein, und derjenige, der sie so empfindet, daß er sich sagt: Ich muß tiefer und tiefer eindringen , der wird in richtigem Sinne diese Vorträge aufgenommen haben.
Hinweise
Zur Textgestaltung: Die von Rudolf Steiner frei gehaltenen Vorträge wurden von Walter Vegelahn, Berlin, stenographisch mitgeschrieben. Für die zweite bis fünfte Auflage stand nur der gedruckte Text der ersten Auflage zur Verfügung. Erst im Jahre 1971 erhielt die Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung aus dem Nachlaß von Walter Vegelahn dessen teilweise noch vorhanden gewesene Originalunterlagen für den Erstdruck. Aus dem Vergleich derselben mit dem bisher gedruckten Text ergaben sich die auf Seite 270 nachgewiesenen Korrekturen gegenüber der fünften Auflage. Es bleibt trotzdem zu berücksichtigen, was schon aus dem Geleitwort von Marie Steiner zur ersten Buchausgabe hervorgeht, daß das Stenogramm hie und da Lücken enthalten haben muß, die jedoch in den+ Übertragungen von dem Stenographen nicht näher gekennzeichnet worden sind. Daraus mag die eine oder andere schwerverständliche Passage resultieren; zum Beispiel in bezug auf die Zahl 666. Siehe hierzu den Sonderhinweis Seite 263.
Die Zeichnungen zu den Vorträgen wurden aufgrund der in den Textunterlagen wiedergegebenen Tafelzeichnungen Rudolf Steiners ausgeführt von Leonore Uhlig.
Zu der Zeit, als Rudolf Steiner diese Vorträge hielt, stand er mit seiner anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft noch innerhalb der damaligen Theosophischen Gesellschaft und gebrauchte die Bezeichnungen «Theosophie» und «theosophisch» im Sinne seiner selbständigen Geistesforschung. Einer späteren Angabe von ihm selbst zufolge sind diese Bezeichnungen durch «Anthroposophie» oder «Geisteswissenschaft», «anthroposophisch» oder «geisteswissenschaftlich» ersetzt worden, es sei denn, daß ausdrücklich auf die von H. P. Blavatsky ausgegangene theosophische Strömung Bezug genommen wird.
Werke Rudolf Steiners innerhalb der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer angegeben. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes.
Zu Seite:
11 | Hegel sagte: Wörtlich: «Der tiefste Gedanke ist mit der Gestalt Christi, mit dem Geschichtlichen und Äußerlichen vereinigt, und das ist eben das Große der christlichen Religion, daß sie bei aller dieser Tiefe leicht vom Bewußtsein in äußerlicher Hinsicht aufzufassen ist und zugleich zum tieferen Eindringen auffordert. Sie ist so für jede Stufe der Bildung und befriedigt zugleich die höchsten Anforderungen.» In «Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte». |
19 | Professor Daumer: Georg Friedrich Daumer, Nürnberg 18001875: «Kaspar Hauser. Sein Wesen, seine Unschuld, seine Erduldungen und sein Ursprung», Regensburg 1873 u. a. |
ein Schriftsteller sagt: Gemeint sein dürfte Jakob Wassermann (18731934) mit seinem Roman «Caspar Hauser oder Die Trägheit des Herzens», 1907/1908. Zu der darin | |
260
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angeführten besonderen Konstellation beim Begräbnis Kaspar Hausers vergleiche Karl Heyer: « Kaspar Hauser und das Schicksal Mitteleuropas im 19. Jahrhundert». Beiträge zur Geschichte des Abendlandes, IX. Band, 1958. | |
22 | Goethes Worte: Wörtlich: «Das Auge hat sein Dasein dem Licht zu danken. Aus gleichgültigen tierischen Hilfsorganen ruft sich das Licht ein Organ hervor, das seinesgleichen werde, und so bildet sich das Auge am Lichte fürs Licht, damit das innere Licht dem äußeren entgegentrete.» Aus «Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften», herausg. und kommentiert von Rudolf Steiner in Kürschners «Deutsche National-Litteratur», Band III, Bibl.-Nr.lc, Nachdruck Dornach 1975, «Entwurf einer Farbenlehre. Einleitung», S. 88. |
24 | Goethe «Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis»: Faust II, Schlußchor. |
26 | wie Moses den Auftrag erhielt: 2. Moses, Kap. 3, 14. |
27 | «Ehe denn Abraham war»: Johannes 8, Vers 58. |
29 | Man sagt heute leicht: Die Theosophie soll den einheitlichen Wahrheitskern in allen Religionen suchen: Bezieht sich auf den zweiten Grundsatz der Theosophischen Gesellschaft. |
30 | Die Schüler des Christus Jesus aber sagen: Vergleiche den I. Brief des Johannes, 1, 1-4: «Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und unsere Hände betastet haben von dem Worte des Lebens, ja, das Leben hat sich offenbart, und wir haben gesehen und bezeugen und verkündigen euch das ewige Leben, welches bei dem Vater war und uns erschienen ist; was wir gesehen und gehört haben, verkündigen wir euch, damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habet und unsere Gemeinschaft eine Gemeinschaft sei mit dem Vater und mit seinem Sohne, Jesus Christus.» |
Zeugen sollt ihr mir sein: Apostelgeschichte I, 8. | |
Glaubt ihr nicht an mich: Johannes 5, Vers 46 «Wenn ihr Moses glaubtet, so glaubtet ihr auch mir, denn er hat von mir geschrieben.» | |
35 | auf einer meiner Vortragsreisen vor einigen Wochen in Skandinavien: Im März und April 1908 hielt Rudolf Steiner in Lund, Malmö, Stockholm, Uppsala, Kristiania (Oslo), Göteborg und Kopenhagen insgesamt zwanzig Vorträge, von denen sich jedoch keine Nachschriften erhalten haben. |
Druiden- und Drottenmysterien: Die altskandinavische Priesterschaft hieß die «Drotten». | |
Der Silberne Kodex des Ulfilas: Der gotische Bischof Wulfila (griechisch Ulfilas) übertrug im vierten Jahrhundert n. Chr. die Bibel ins Gotische. Die ehrwürdigste aller germanischen Handschriften ist mit silbernen und goldenen Lettern auf purpurgefärbtes Pergament geschrieben. Sie ist nur noch teilweise erhalten, wurde im sechzehnten Jahrhundert in der Abtei Werden an der Ruhr entdeckt, kam nach Prag, dann nach Schweden, wurde von da nach Holland verschleppt und dort mit einem kostbaren Silbereinband versehen (daher der Name Codex argenteus). Heute in der Universitätsbibliothek Uppsala. | |
261
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39 | Joachim von Floris: Abt von Floris oder Fiore, gest. 1202. Seine Schriften: Evangelium aeternum, welche die biblischen Weissagungen deuten. Galt später als Prophet Italiens. |
41 | «Hier ist Weisheit»: Apokalypse 13, Vers 18. |
42 | eine Insel-Einsamkeit: Patmos. Apokalypse 1, Vers 9. im Geiste war: Apokalypse 1, Vers 10. |
59 | dem Zweiten der sogenannten sieben okkulten Siegel: Siehe Tafel II und Hinweis zu den Tafeln. |
60 | daß unsere Erde frühere Verkörperungen durchgemacht hat: Vergleiche auch Rudolf Steiner, «Aus der Akasha-Chronik», Bibl.-Nr. 11, GA 1973 sowie «Die Geheimwissenschaft im Umriß», Bibl.-Nr. 13, GA 1977. |
64 | das erste Siegel: Siehe Tafel I. In den früheren Auflagen befand sich hier eine Fußnote : «Die christliche Einweihung hat dies als Symbolum für die alte Einweihung gehabt. Hier sind die Dinge dargestellt vom Standpunkte des Christentums aus. Das Christentum mußte diese Dinge aufnehmen, hat sie aber dann mit anderen vermischt.» |
82 | daß die Erdenentwickelung zerfällt in die Marszeit und in die Merkurzeit: Siehe Rudolf Steiner, «Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfingsten 1907 und seine Auswirkungen», Bibl.-Nr. 284/85, GA 1977, Textheft Seite 70 im Vortrag vom 21. Mai 1907. |
91 | die Sage von Ahasver: oder der Ewige Jude, nach der Legende der Schuhmacher Ahasverus von Jerusalem, der Christus auf dem Wege nach Golgatha von seinem Hause, wo er ausruhen wollte, fortstieß und zur Strafe dafür bis zum Jüngsten Tage ruhelos umherwandern muß. Das Volksbuch vom Ewigen Juden erschien zuerst 1602, doch stammen die ersten bekannten Belege der Legende aus dem 13. Jahrhundert. |
114 | in dieser Baldur-Loki -Sage: Siehe hierzu die beiden Vorträge Dornach, 2. und 3. April 1915, in «Wege der geistigen Erkenntnis und der Erneuerung künstlerischer Weltanschauung», GA Bibl.- Nr. 161. |
115 | die Asuras oder Urkräfte: Wenn hier die Asuras mit den Urkräften, den Archai, gleichgestellt werden, während sie später von Rudolf Steiner als Geister charakterisiert werden, die den Menschen zum Bösen verführen (Vortrag Berlin, 22. März 1909 in «Geisteswissenschaftliche Menschenkunde», GA Bibl.-Nr. 107), so ist zu berücksichtigen, daß eventuell die Nachschrift hier einen Mangel aufweist, oder Rudolf Steiner verkürzend hier die Urkräfte und Asuras zusammen nennt, weil die Asuras ursprünglich ebenfalls zur Hierarchie der Urkräfte oder Archai gehörten. Erst dadurch, daß sie in der Entwicklung zurückgeblieben sind, sind sie zu Kräften geworden, die den Menschen zum Bösen verführen wollen. Das erklärt auch der Name, denn im Indischen lautet die Bezeichnung für Götter «Suras» (von Asu = Atem); A = Verneinung. Die Suras wurden also zu A-Suras, zu Ungöttern. In bisher ungedruckten Notizen eines Vortrages von Rudolf Steiner (Berlin, 17. Oktober 1904) heißt es dazu: «Die im Anfange geistige Wesenheiten waren, die erschienen nun als die Empörer, die Aufrührer, die sich jetzt ihre Unabhängigkeit erobern wollten. Suras wurden jetzt zu Asuras.» |
262
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118 | ein niedlicher Vergleich: Der Plateausche Versuch. «Es wird eine Mischung aus Wasser und Alkohol bereitet, die genau das spezifische Gewicht des reinen Olivenöles hat, und in diese Mischung dann ein ziemlich starker Tropfen Öl gegossen. Dieser schwimmt nicht auf der Flüssigkeit, sondern sinkt bis in die Mitte derselben, und zwar in Gestalt einer Kugel. Um diese nun in Bewegung zu setzen, wird ein Scheibchen aus Kartenpapier im Zentrum mit einer langen Nadel durchstochen und vorsichtig in die Mitte der Ölkugel gesenkt, so daß der äußerste Rand des Scheibchens den Äquator der Kugel bildet. Dieses Scheibchen nun wird in Drehung versetzt, anfangs langsam, dann immer schneller und schneller. Natürlich teilt die Bewegung sich der Ölkugel mit, und in Folge der Fliehkraft lösen von dieser sich Teile ab, welche nach ihrer Absonderung noch geraume Zeit die Drehung mitmachen, zuerst Kreise, dann Kügelchen. Auf diese Weise entsteht ein unserem Planetensystem oft überraschend ähnliches Gebilde: in der Mitte nämlich die größte, unsere Sonne vorstellende Kugel, und um sie herum sich bewegend kleinere Kugeln und Ringe, welche uns die Planeten samt ihren Monden versinnlichen können.» Zitiert nach Vincenz Knauer «Die Hauptprobleme der Philosophie», Wien und Leipzig 1892, Seite 281. J. A.F. Plateau, Physiker, 1801-1883. |
125 | diejenigen, die wirklich Medizin studieren: Siehe Rudolf Steiner, «Geisteswissenschaft und Medizin», zwanzig Vorträge für Ärzte und Medizinstudierende in Dornach vom 21. März bis 9. April 1920, Bibl.-Nr. 312, GA 1976. |
129 | Und so lang du das nicht hast: Goethe, West-östlicher Diwan, «Selige Sehnsucht», Schlußstrophe. |
140 | die vier Rothschilds: Der Vater, Mayer Amschel Rothschild, 17431812, in Frankfurt a. M., Salomon R. 1816, Chef des Wiener Hauses, Nathan, der die Firma 1813 von Manchester nach London verlegte; Karl begründete 1820 in Neapel die Firma; Jakob wurde 1812 Chef des Hauses Gebrüder Rothschild in Paris. |
141 | Was Paulus gesagt hat: Galater 2, 20. |
153 | Tolstoi, 18281910. |
163 | von den großen Führern der Menschen: Siehe Rudolf Steiner, «Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi», neun Vorträge und eine Ansprache in München vom 23.-31. August 1909, Bibl.-Nr. 113. |
170 | jene zwei Säulen beim Münchner Kongreß im Saale: Siehe Hinweis zu Seite 82, ferner «Weltwesen und Ichheit», sieben Vorträge in Berlin zwischen dem 6. Juni und 18. Juli 1916, Bibl.-Nr. 169, GA 1963. |
197 | schwer ist [es], dem Menschen eine Vorstellung von den drei Elementarreichen zu geben: Siehe hierzu den Vortrag Rudolf Steiners, München, 4. Dez. 1907 in «Über das Zusammenwirken unserer sichtbaren Welt mit geistigen Wesenheiten», Freiburg i.Br. 1952, vorgesehen für Bibl.-Nr. 98. |
227 | Nun hat man diese 666 immer in einer sehr geheimnisvollen Weise aufgeschrieben: Siehe auch die bekannte Darstellung bei Agrippa von Nettesheim, Okk. Phil. II, 22. |
228 | Waw wird vokalisch als 0 gelesen. |
256 | in der Einleitung der «Siegel und Säulen»: Siehe den folgenden Hinweis. |
Zu den Tafeln nach Seite 284: | |
Die sieben Siegel: Die gemalten Tafeln dienten der Auskleidung des Innenraumes, in dem der Kongreß der «Föderation europäischer Sektionen der Theosophischen Gesellschaft » Pfingsten 1907 Zu München stattfand. Sie waren nach Skizzen Rudolf Steiners durch Clara Rettich, Stuttgart, in Farben ausgeführt, Siehe «Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß 1907 und seine Auswirkungen», Bibl.-Nr. 284/85, GA 1977. |
Sonderhinweis zur Entwicklung der Zahl 666 im 1. Vortrag
Der gedruckt vorliegende Text stimmt mit der Nachschrift des Stenographen überein. Er hat aber durch den Stenographen offensichtlich doch Kürzungen erlitten. Dadurch ist eine besondere Verständnisschwierigkeit verbunden mit der Frage, an welchen Punkt der Gesamtentwickelung die Zahl 666 genau zu stellen ist.
Wenn auf Seite 222/223 die Zahl der Entwickelung 344 berechnet wird aus Formzuständen, Hauptrassen und Unterrassen, und es auf Seite 223 heißt: «Genau wie wir jetzt als Zahl der Entwickelung 344 haben, so muß einmal in der Zukunft die Zahl 666 gelten», dann würde logischerweise daraus folgen, daß die Zahl 666 analog der Zahl der Entwikkelung 344 am Ende der Formzustände des vierten Lebenszustandes und nicht wie im Text am Ende der Lebenszustände auftreten müßte, Das ist aber dem Text zufolge nicht der Fall. Denn es heißt auf Seite 223, 24. Zeile in bezug auf die Zahl 666 nicht 6 Formzustände, 6 Hauptrassen und 6 Unterrassen, sondern es heißt: 6 Lebensreiche, 6 Hauptrassen und 6 Unterrassen. Und so wird es auch auf Seite 226, 3. Zeile noch einmal wiederholt. Das heißt also: für die Zahl 666 werden die Formzustände übergangen.
Die Frage, ob der Text hier richtig oder falsch ist, muß offenbleiben, Eine gewisse Erklärung gibt jedoch die nachfolgende schriftliche Aufzeichnung Rudolf Steiners vom Mai 1906. Nach dieser tritt die Zahl 666 endgültig auf im 6. Formzustand des 6. Lebenszustandes des 6. Planeten (Venus), aber auch sonst, nur eben in kleinerem Maßstab, wenn das Evolutionsverhältnis 666 ist, Als Beispiel dafür wird angeführt: in der 6, Unterrasse der 6, Wurzelrasse des 6. Planeten (wobei mit 6. Planeten nicht die Venus, sondern die Erde in einer bestimmten Gliederung gemeint ist; vergleiche hierzu den Text selbst). Obwohl auch bei diesem Beispiel die Frage offenbleibt, wann die dritte Sechs genau auftritt, so geht aus der Aufzeichnung doch klar hervor, daß es sich um Aspekte handelt. Aus diesem Grunde braucht auch der Text im 11. Vortrag nicht falsch zu sein.
H.W.
Zeichen und Entwicklung der drei Logoi in der Menschheit
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 264
Zeichen und Entwicklung der drei Logoi
Niederschrift für Eduard Schuré im Mai 1907
Die Konstitution der Welt geht auf die Dreiheit zurück. Im menschlichen Evolutionssystem sind von der ersten Anlage des Menschwerdens bis zur vollkommenen Entfaltung dieser Anlage zu unterscheiden:
drei Bewußtseinszustände als die erste Dreiheit.
Der erste dieser Bewußtseinszustände ist ein mehr oder weniger dumpfer (schlafartiger) Bewußtseinszustand, weil das «Ich» noch nicht geboren ist. Der Mensch ist auf dieser Stufe noch ein Glied eines übergeordneten «Ich»; er ist hellsehend, aber er kann die Inhalte seines Hellsehens nicht als die seinigen ansehen.
Der zweite Bewußtseinszustand wird herbeigeführt durch die Geburt des «Ich». Dieser höhere Zustand wird herbeigeführt dadurch, daß das Hellsehen verloren geht. Das Schauen einer Außenwelt beginnt.
Der dritte Bewußtseinszustand wird dadurch herbeigeführt, daß im «Ich» das Hellsehen wieder auftritt, so daß der Mensch selbstbewußter Hellseher wird.
In der okkulten Schriftsprache wird bezeichnet der erste Bewußtseinszustand durch d. h. es strahlt von dem Absoluten = das Bewußtsein aus, die Welt durchflutend (Kreis).
Nun hat man in jedem dieser drei Bewußtseinszustände wieder drei Unterstufen zu unterscheiden; also:
Die erste Bewußtseinsstufe ist ganz subjektiv, d. h. der Mensch nimmt nichts von außen wahr, sondern nur das, was die Gottheit in ihn einpflanzt. Diese Bewußtseinsstufe arbeitet sich durch die obigen 3 Unterstufen der ersten Epoche hindurch, dafür das Zeichen:
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 265
Die dritte Bewußtseinsstufe ist ganz objektiv, d. h. der Mensch wird die ganze Welt als göttlich wahrnehmen:
Die mittlere Stufe hat daher das Zeichen |
Nun geht aber die erste Bewußtseinsstufe kontinuierlich in die zweite über; ebenso die zweite in die dritte; dadurch greifen die entsprechenden Unterstufen III und IV und VI und VII in einander über, so daß folgendes Bild entsteht:
So entsteht aus der Neunzahl die Siebenzahl.
Es werden nun absolviert diese 7 Bewußtseinsstufen:
1* auf dem Saturn
2* auf der Sonne
3* auf dem Mond
4* auf der Erde
5* auf dem Jupiter
6* auf der Venus
7* auf dem Vulkan.
Gegenwärtig ist der Mensch in 4*. Man sieht: dem ist vorangegangen 3*, das aus zwei Unterstufen zusammengeflossen ist, und es wird folgen 5*, das wieder aus zwei Unterstufen zusammenfließen wird. Bezeichnet man das reine Mondenbewußtsein mit III und das reine Erdenbewußtsein mit V, so liegt zwischen beiden etwas, was man als Marsbewußtsein zu bezeichnen hat. Es rührt dies davon her, daß bevor die Erde sich von Mond und Sonne losgerissen hat, sie eine Begegnung mit dem Mars hatte. Eine ebensolche Begegnung findet statt mit Merkur; VI ist das Merkurbewußtsein.
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 266
Man nehme nun die Summe der Bewußtseinsstufen, welche der Mensch bis jetzt durchlaufen hat. Es sind V bis zum Erdenbewußtsein. Daher das Zeichen:
Es ist ein geschlossenes, weil der Mensch ohne das Dazukommen des Merkurbewußtseins sich in sich selbst verhärten würde. Er käme, ohne sich dem göttlichen Führer (Merkur) auf dieser Stufe anzuvertrauen, in eine Sackgasse seiner Entwickelung.
Nun hat ein jeder dieser 7 Bewußtseinszustände sieben Lebenszustände zu absolvieren. Das gibt für
Das sind 7 x 7 Lebenszustände durch die ganze menschliche Evolution hindurch:
7 x 7 = 49
Nun aber hat man sich die Sache so vorzustellen, daß während der ersten Bewußtseinszustände das, was Menschenkeim ist, noch nicht sein eigenes Leben entfalten kann. Es ist dabei noch das aus früheren Evolutionen übrig gebliebene Leben, das langsam abflutet und durch das rein menschliche Leben ersetzt wird. Dies ist im Sinne des folgenden Bildes:
wo das vormenschliche Leben ganz überwunden und das rein menschliche Leben das der Menschen-Evolution wird.
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 267
Es gibt also in der menschlichen Evolution einen Punkt, wo innerhalb des ganzen planetarischen Systems das eigene Leben dieses Systems an die Stelle alles von einem früheren System tritt. Dieser Punkt ist in der Geschichte die Erscheinung
C h r i s t i .
Sie bezeichnet in dieser Beziehung die Mitte der Menschheitsevolution.
Die Lebenszustände verlaufen nun wieder in Formzuständen; jeder der 49 Lebenszustände hat sieben Formzustände durchzumachen, das sind für die ganze Evolution
49 x 7 = 343 Stufen = 7 x 7 x 7.
Aber auch die Formzustände sind nicht vom Anfange an die eigen-menschlichen. Es sind die von einem früheren System herübergebrachten. Alles, was sich auf solche von einem früheren System stammenden Formzustände bezieht, bezeichnet man als Makrokosmos.
Die Formzustände, welche der Mensch selbst schafft, bilden den Mikrokosmos. Von einem Mikrokosmos kann man erst sprechen, wenn der Menschengeist formschaffend wird, wie vorher der göttliche Geist (Weltgeist) formschaffend war.
Der Übergang ist die Weltseele der göttliche Geist, der langsam sich individualisiert.
Es ergibt sich nun folgende Übersicht der Evolution, wenn man noch bedenkt, daß
der 1. Logos sich im Menschen offenbart als Atma,
der 2. Logos sich im Menschen offenbart als Budhi,
der 3. Logos sich im Menschen offenbart als Manas.
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 268
Wenn von diesen 343 = 7 x 7 x 7 Stufen 666 = 6 x 6 x 6 = 216 vergangen sein werden, also nach 5 Planeten (Saturn, Sonne, Mond, Erde, Jupiter) in der Venus,
wenn in dieser wieder 5 Lebenszustände verflossen sind, also im 6. Lebenszustand der Venus
und im 6. Formzustand dieses 6. Lebenszustandes, dann wird alles ausgesondert sein von der Erdenevolution, was nicht zur Vollkommenheit kommen kann; die Zahl 666 = 216 ist daher die kritische Zahl der Evolution (Apokalypse).
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 269
Ein kritischer Zustand tritt aber (wenn auch ein kleinerer als im bezeichneten Zeitpunkte) auch sonst ein, wenn das Evolutionsverhältnis 666 ist, z. B.
in der 6. Unterrasse der 6. Wurzelrasse des 6. Planeten, wobei Mars und Merkur mitgerechnet werden, also folgender Zyklus entsteht:
1. Saturn
2. Sonne
3. Mond
4. Mars
5. Erde
6. Merkur dieser Einfluß ist dann in der nächsten
6. Unterrasse schon ein großer.
Die Menschheit wird also dann schon an einen kritischen Punkt ihrer Entwickelung kommen.
Korrekturen für die 6. Auflage 1979 gegenüber der 5. Auflage 1952
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 270
Korrekturen
Aus dem auf Seite 259 beschriebenen Textvergleich mit den original-Unterlagen ergaben
sich die hier nachgewiesenen Änderungen. In eckigen Klammern stehende Einfügungen
im Buchtext stammen vom Herausgeber und werden im folgenden nicht berücksichtigt.
Seite: | Zeile: | |
21 | 4 v.o. | «ebensowenig wie Sie eines Beweises bedürfen» statt früher «keines Beweises». |
28 | 7 v.o. | «Das Ich ist etwas Vergängliches», das Wort «Ich» fehlte früher.
Sinngemäße Ergänzung. |
64 | 1 v.u. | «zweite Bild» statt «erste Bild». Korrektur gemäß Nachschrift. |
102 | 1 v.o. | «rächest nicht unser Blut», Einfügung von «nichts» gemäß Nachschrift. |
115 | 5 v.o. | «sich entwickelnden» statt «zurückgebliebenen». Sinngemäße Korrektur. In der Nachschrift lückenhaft. |
177 | 18 v.o. | «nur dämmerhaft bewußt» statt «dämmerhaft bewußt, nur an ». Sinngemäße Umstellung des Wörtchens «nur». |
185 | 4 v.o. | «bei der Verklärung nach der christlichen Tradition». Sinngemäße Einfügung von «nach». |
185 | 6 v.o. | «Erdenentwickelung so, daß die Sonne», statt früher: «Erdenentwickelung: die Sonne». Korrektur gemäß Nachschrift. |
212 | 16/17 v.o. | «Hauptmenschenköpfe, und dazu je zwei Hörner, die wie Schatten neben ihnen sind», statt früher: «Hauptmenschenköpfe, und dazwischen zwei, die wie Schatten neben ihm sind». Sinngemäße Korrektur. |
218 | 11 v.u. | «Vorstellung» statt früher «Darstellung». Korrektur gemäß Nachschrift. |
219 | 10-12 v.o. | «daß 171 noch zukünftige Formzustände zu den bereits verflossenen hinzugezählt werden müssen, dann haben Sie 342, ein weiterer dazu, der gegenwärtige, gibt alle 343». Die hervorgehobenenWorte wurden gemäß Nachschrift eingefügt. |
220 | 2 v.o. | «die großen Hauptzustände, Formzustände», Einfügung von «Formzustände» gemäß Nachschrift. |
222 | 16 v.u. | «Von diesem 172. Zustand» statt früher «Vor diesem ». Sinngemäße Korrektur. |
222 | 14 v.u. | «Der 172. Zustand ist der physische Formzustand, die Erde selbst». Einfügung von «der physische Formzustand» gemäß Nachschrift. |
222 | 12 v.u. | «also zunächst» statt früher «aber zunächst». Sinngemäße Korrektur. |
223 | 2. v.u. | «welche nach dem großen Kriege aller gegen alle durch die sieben Siegel bezeichnet ist, wenn wir angelangt sein werden » statt früher «welche durch die sieben Siegel bezeichnet ist, wenn wir angelangt sein werden beim großen Kriege aller gegen alle». Sinngemäße Korrektur. |
224 | 19/20 v.o. | «nehmen die Menschen schon nach dem großen Kriege aller gegen alle, in |
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 271 | ||
dem Zeitalter [der Posaunen]» statt früher: «nehmen die Menschen schon in dem Zeitalter nach dem großen Kriege aller gegen alle, wenn die siebente Posaune erklingt». Sinngemäße Umstellung. | ||
225 | 20 v.o. | «in unserem sechsten Zeitraum» statt früher «im sechsten Zeitraum». Korrektur gemäß Nachschrift. |
230 | 3 v.u | «brauchte» statt früher «braucht». Korrektur gemäß Nachschrift. |
H. W. | ||
* *
* | ||
37 | 15 v.u. | Redaktioneller Hinweis:
Der nachstehend kursiv gesetzte, eingeschobene Textabsatz aus dem ERSTEN VORTRAG vom 18. Juni 1908 fand sich in einer «deutsch-russischen Online-Ausgabe» und wurde vom Rudolf-Steiner-Verlag Dornach offenbar ab der 4. Auflage 1954 ersatz- und kommentarlos gestrichen. Wir zitieren hier jeweils noch einen Absatz davor und danach: |
« Und wie hier dieses Ereignis der Geschichte, so wird uns alles, was uns im Leben entgegentritt, Großes und Kleines, vertieft und mit einem neuen Licht durchstrahlt durch die anthroposophische Gesinnung, die sich darin bekundet, daß man in allem physisch Wahrnehmbaren den physiognomischen Ausdruck eines Übersinnlich-Geistigen erblickt.» | ||
«Und es ist mißverstanden worden in den verschiedensten Zeiten immer in dem Sinne, in dem Stile, wie diese verschiedenen Zeiten gedacht und gesonnen haben. Mißverstanden ist es worden von den Zeiten, die, man darf sagen, spirituell-materialistisch gedacht haben,
von den Zeiten, die große Religionsströmungen hineingezwängt haben in einseitiges fanatisches Parteigetriebe, und es ist mißverstanden worden in der neueren Zeit von denjenigen, welche im groben, im sinnlichsten Materialismus glaubten die Rätsel der Welt lösen zu können.» | ||
Daß es sich so verhält, diese Überzeugung möge uns durchdringen gerade während dieses Kursus. Und aus solch einer Überzeugung heraus mag der Geist, mögen die Gefühle strömen, die während der zwölf apokalyptischen Vorträge in unsere Seele fließen, die unsere Herzen durchdringen sollen. Innerhalb dieser Gesinnung wollen wir an diesen Kursus herantreten, der das tiefstes Dokument des Christentums, die Apokalypse des Johannes, zum Anknüpfungspunkte nimmt, weil an dieses Dokument die tiefsten Wahrheiten des Christentums wirklich zwanglos angeschlossen werden können. | ||
(http://www.anthroposophie.net/ru/ApokalypseRD.htm) |
Ausführliche Inhaltsangaben von Marie Steiner
GA 104 Die Apokalypse des Johannes
Seite 272
Inhaltsangaben
von Marie Steiner zur ersten Buchausgabe der Vorträge
ÖFFENTLICHER VORTRAG, Nürnberg, 17. Juni 1908 | 11 |
Geisteswissenschaft, Evangelium und Menschheitszukunft. Die
vorreligiöse Zeit, die Mythologien, der religiöse Zustand. Die verschiedenen Bewußtseinsetappen und das Ich-Bin. |
|
ERSTER VORTRAG, Nürnber, 18. Juni 1908 | 34 |
Charakterisierung des Geistes der Apokalypse im Allgemeinen.
Was geht innerhalb der Einweihung vor und wie verhält sich Einweihung zu dem Wesen der Apokalypse? |
|
ZWEITER VORTRAG, 19. Juni 1908 | 51 |
Einiges über das Wesen der Einweihung durch Schulung der
Denkkräfte (vorchristliche Zeit), der Gemütskräfte (christliche Zeit) und der Willenskultur in den rosenkreuzerischen Schulungen. Symbolische Darstellungen für die spezifisch-christliche und christlich-rosenkreuzerische Einweihung. |
|
DRITTER VORTRAG, 20. Juni 1908 | |
Was ist derMensch? und wozu ist er bestimmt in unserem Zeitalter?
Stufen weises Hinaufgehen in die imaginative, inspirierte und intuitive Erkenntnis. Der innere Fortgang der sieben nachatlantischen Kulturen drückt sich aus in den sieben Siegeln, sieben Posaunen, sieben Zornes schalen. Die sieben Gemeinden sind die Repräsentanten der sieben nachatlantischen Kulturepochen; an jede richtet der Apokalyptiker ein Sendschreiben, in welchem er sagt, was beibehalten werden kann vomAlten und was anders werden soll. |
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VIERTER VORTRAG, 21. Juni 1908 | 87 |
Was die sieben Zeiträume der nachatlantischen Kultur in die Seelen
hereingelegt und versiegelt haben, wird hinüberleben in die |
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GA 104 Die Apokalypse des Johannes
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sieben Zeiträume der Zukunft. Sieben Mal werden die Seelen
entsiegelt werden; sieben Siegel müssen gelöst werden aus dem Buch. In diesem Buch, das hereingeschrieben ist in die Seelen der Menschen, werden die Eintragungen der Kulturzeiträume drinnen stehen. Was nicht zur Unsterblichkeit geeignet ist und abfällt, was sich in unseren Zeiten neu vorbereitet hat, kommt heraus, und wird durch das Symbolum angedeutet, das der Intelligenz entspricht: es ist das Pferd. Der Ruf des Ich-Bin überwindet den Tod. Symbolisches Erscheinen derer, denen weiße Kleider gegeben werden. Symbolische Erfüllung dessen, was das äußere Leben gibt im Verschwinden und der Umwandlung von Sonne und Mond, Spiritualisierung der Menschheit. |
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FÜNFTER VORTRAG, 22. Juni 1908 | 104 |
Zwischenbetrachtung. Die vier Zustände unseres planetarischen
Daseins. Die Apokalypse stellt dar, wie durch die christliche Einweihung die Zukunft der Menschheit zur Enthüllung kommt durch dasHeraustreten dessen, was sich in der Vergangenheit in den Seelen vorbereitet hat. In der Mitte der Erdenentwicklung wird der Mensch erst Mensch. Alle andern Wesen, die bis dahin die Menschheitsstufen haben durchmachen können, sind über ihn hinausgeschritten, können deshalb seine Entwicklung leiten; die sind die Regulatoren der Zeit, die 24 Ältesten. Von den zurückgebliebenen Wesenheiten stammt die Anlage zu dem Tier-, Pflanzen- und Menschenreich. Das gläserne Meer deutet an das Hervorschießen des Mineralreichs in seiner ersten Gestalt. Von da an zeigt uns der Apokalyptiker die Bilder zukünftiger Entwicklungsstufen. |
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SECHSTER VORTRAG, 23. Juni 1908 | 118 |
Fortsetzung der Zwischenbetrachtung. Mit dem Welten-Urnebel,
von welchem der Okkultismus spricht, waren die 24 Kategorien von Wesen verbunden, welche die Menschenstufe durchgemacht hatten, und auch andere Wesenheiten. Von jenen hohen Wesen, die mit der Sonne herausgingen, den sieben Elohim, sonderte sich Jahve heraus. Er blieb mit der Erde verbunden. In die erst geistige menschliche Gestalt haben sich erst nach und nach die festen Teile eingegliedert. Noch der alte Atlantier war ganz anders gestaltet und hatte ein ganz anderes Seelenleben. Erst als die Verdichtung derWasser zur Überflutung geführt und der Regenbogen herausgetreten war, lernte der Mensch Ich zu sich sagen. Früher war er in der Geistigkeit der Gruppenseele geborgen; jetzt lernte er den Gott in sich selbst fühlen; Jahve war der |
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Ich-Leiter. Das war das erste Aufdämmern der Individualität. Es
hat sich der Mensch durch die geistige Verfinsterung sein Selbstbewußtsein erkauft. Durch drei Kulturzeiträume bis in den vierten hinein vollzog sich diese Entwicklung. Dann wurde die Erde von einer neuen Kraft durchströmt, ihre ganze Aura änderte sich durch das Blut, das auf Golgatha floß. Das Christus-Prinzip hatte sich mit der Erde verbunden. |
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SIEBENTER VORTRAG, 24. Juni 1908 | 137 |
In einem veränderten Zustand ist aber die Zukunft eine Wiederholung
der Vergangenheit: das frühere dämmerhafte Hellsehen wird sich zu dem erworbenen hellen Selbstbewußtsein hinzufügen. Durch das Hereintreten des Christus in die Welt ist der Mensch bewahrt worden vor dem Hinuntersinken in eine Art Abgrund. Jetzt steht er vor einer Entscheidung. In gewisser Weise ist er schon in den Abgrund hinuntergestiegen; überläßt er sich dem Hinabsinken, dann wird die Persönlichkeit nicht gerettet, um in die geistigen Welten hinaufzusteigen. In dem Maße als sich im Menschen das Verständnis für den Christus-Impuls entwickelt und zum eigenen Impuls wird, wird die Menschheit aufwärts steigen. Nach und nach tauchen diejenigen in den Abgrund hinein, die sich das Ich in Form des Egoismus erobert haben, aber nicht imstande sind, sich zum Geist zu erheben, der ihnen das Menschenantlitz gegeben hat. Diese werden Tier-ähnlich, die böse Rasse: nach der Entsiegelung wird der Mensch das im Antlitz haben, was er im Herzen trägt. Bei den Erlösten wird sich das Malzeichen, der Name des Christus im Antlitz ausdrükken. Wir blicken auf die Vergangenheit als die große Schule der Liebe und ihrer zwei Kräfte; sie führt den Strebenden zu Christus dem wahren Lichtträger. Die Kette Noah und der geistige Adam. Bei der Enthüllung der vier Siegel erscheint viermal nacheinander das Pferd, Symbol der bloßen Intelligenz. Bei der fünften Entsiegelung erscheinen in weißen Kleidern diejenigen, die aufbewahrt worden sind für die Vergeistigung, die den Ruf der Erdenmission verstehen und da sein werden, wenn die Sklaven der Persönlichkeit in den Abgrund versinken. Der sechste Kulturzeitraum wird den zur Intelligenz entgegengesetzten Pol bringen in dem Häuflein aus allen Nationen, das die Bruderschaft darleben wird im Sinne der Gemeinde von Philadelphia. |
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ACHTER VORTRAG, 25. Juni 1908 | 156 |
Die Ursache des sich vorbereitenden Krieges aller gegen alle ist
das Überhandnehmen des Egoismus, der Ichsucht der Men- |
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schen. Die zwei Seiten des Ich. In ihm liegt die Ursache der Verhärtung,
wenn es die Liebe nicht findet, es ist der Verführer, der in den Abgrund stürzt. Es ist aber Unterpfand des höchsten Zieles der Menschen. Deshalb ist Symbol für das Ichbewußtsein in der Apokalypse: das scharfe zweischneidige Schwert im Munde des Menschheilsrepräsentanten. Das Böse ist im Schöpfungsplan begründet, damit durch es einmal das große Gute da sei. Es ist das Manichäer-Prinzip. Die Entsiegelung der sieben Siegel gibt an den Charakter der sieben Stammeskulturen, die sich nach dem großen Kriege bilden werden: der Eingeweihte schaut sie in der Symbolik der astralischenWelt.Wenn jene Kultur abgelaufen sein wird, beginnt eine neue Periode, die symbolisiert wird durch die sieben Posaunenklänge: sie nimmt der Mensch wahr von der eigentlichen geistigen Welt aus, wo die Sphären klänge ertönen. Im himmlischen Reich erklingt der Gedanke. Dieses himmlische Reich wird im siebenten Zeitraum heruntergestiegen sein bis in die physischeWelt, wie die astralische im sechsten Zeitraum. Die Erde verwandelt sich in einen astralischen Himmelskörper; eine materielle Kugel wird ausgeschieden mit den Wesen, die für den Aufstieg unbrauchbar sind. Das Hinausstoßen der Materie wird in der Apokalypse angedeutet durch das Ausgießen der sieben göttlichen Zornes schalen. Die Aufnahme des Höchsten, was der Mensch aufnehmen kann, die in den Evangelien enthaltene Botschaft der Liebe, muß nicht nur den Verstand, muß das Innerste des Menschen durchdringen: dieses Buch wird vom Menschen verschlungen. Die Marskräfte und Merkurkräfte, symbolisiert in den zwei Säulen, sind die Erbschaft der Vergangenheit, nun durchdrungen von der Kraft der Liebe, enthalten im Buch. |
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NEUNTER VORTRAG, 26. Juni 1908 | 174 |
Entstehung einer astralischen Erde nach den sieben Posaunenstößen
mit denWesen, die zu ihr gehören. Zwischenbetrachtung über die Entwicklungsmöglichkeiten des Menschen. Das zunächst unbewußte Arbeiten des Ich am astralischen, ätherischen und physischen Leibe. Zuletzt wird ein mehr oder weniger selbstbewußtes Ich aus der Gruppenseelenhaftigkeit herausgearbeitet, das mit der Erscheinung des Christus den Impuls der völligen Individualität erlangt. Heute ist der Anfang von Geistselbst da. Wenn die siebente Posaune erklingt, wird der Mensch das Physische an seinem Wesen auflösen und als ätherisches Wesen hinüberleben in die astralisch gewordene Erde. - Rückblick auf den ersten Adam und den verweslichen Leib.Der unverwesliche Leib des letzten Adam trägt die Christus-Aufnahmefähigkeit im |
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Antlitz: es ist das Mysterium der Menschwerdung. - Blick auf die
alte Erde als ein von regelmäßigen Strömungen durchzogener Organismus, aus dem der anfängliche Mensch herausgeboren wurde wie eine Stelle, welche sich von der Erde abhob, aber doch an zahlreichen Fäden mit ihr zusammenhing. Adam heißt Erdensohn. In der alten Erde war alles vorgebildet: Blutbahnen, Nervenbahnen, alle Organe. Heute arbeitet der Mensch an seiner Seele und wird seinen Leib zum Abbild der Seele machen, die den Christus in sich aufgenommen hat; er wird seine so gebildeten Kräfte der nächsten Verkörperung unserer Erde einpflanzen, dem Jupiter, aus welchem die Jupiterwesen einst herausgeboren werden. Der Leib ist in Wahrheit der Tempel der im Innern befindlichen Ichheit. Wird er richtig ausgestaltet, so wird der Jupiter nach den richtigen Maßen gebaut. Innerhalb dieses geistigen Zustandes der Erde erscheint wieder, was früher da war. Elias und Moses, die geistigen Vertreter dessen, was wir in den zwei Säulen gesehen haben. Nachdem der Mensch sich vergeistigt hat, die Erde die richtigen Maße der Entwicklung durchgemacht hat, ist er reif, sich mit den Kräfteverhältnissen wieder zu vereinigen, die auf der Sonne sind. Als Überwinder des Mondes vereinigt er sich mit der Sonne: der bildliche Ausdruck dafür ist das Weib, das die Sonne in sich trägt und den Mond zu Füßen hat. Der nicht vom Christusprinzip imprägnierte herausgefallene Teil der Menschheit hat eine Art Nebenplaneten gebildet: Es erscheinen da die vier Typen der Gruppenseele in ihren Tiergestalten und noch drei andere. Was im Fleisch geblieben ist, wird auf der Nebenerde dargestellt durch das Tier mit sieben Köpfen. Jetzt sind sie die sieben Widersacher. Was vom Ätherischen aus im Menschen veranlagt ist, nennt man im Okkultismus Kopf; was physisch bewußt wird durch ein Glied des Ätherleibes, nennt man Horn. |
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ZEHNTER VORTRAG, 27. Juni 1908 | 191 |
Der Grundriß derWeltentwicklung verläuft in Zahlenverhältnissen;
die Siebenzahl beherrscht alle Teile der Weltentwicklung. Sieben Zustände der planetarischen Verkörperungen fallen zusammen mit der Entwicklung des menschlichen Bewußtseins. Umwandlung der vier durchgemachten Bewußtseinszustände in die drei künftigen: bewußtes Bilder-Bewußtsein = Jupiter; inspiriertes, wo jede Wesenheit wie ein Tongebilde erscheint dessen, was früher astralisches Bild war, das verklingt jetzt; intuitives Bewußtsein, wo die Seele individuell bleibt und doch in allen Dingen und Wesenheiten drinnen steckt. Jede dieser Stufen hat sie- |
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ben Lebensstufen, die zusammenfallen mit den sieben Reichen.
Das den sieben Reichen der Erde Analoge sind auf den vorangegangenen Planeten die Elementarreiche, die in unsere Welt hinein verschwunden sind. Ganz gehört der Mensch nur dem Mineralreich an, weil er nur dieses begreifen kann. Die andern Reiche sind Vorstufen dessen, was der Mensch einst erleben wird; sie sind Vorbilder, Hinweise auf ein künftiges Reich, in welchem der Mensch einst sein wird. Auf dem Jupiter wird es etwas den sieben Erdreichen noch Ähnliches geben, auf Venus und Vulkan paßt der Begriff Reich nicht mehr. Die Lebensstufen müssen wieder sieben Formstufen durchlaufen; der physische ist der mittlere. Er löst sich auf und geht dann wieder zurück zu einem vollkommenen Astralischen und niederen und höheren Devachanischen. Von diesem Gedankenschema müssen wir aufsteigen zum lebendigen Aufbau mit Hilfe von Bildern, die im Astralischen zu sehen sind. Diese entspringen nicht dem Gehirndenken, sondern die Tatsachen geben sie hellseherisch. Auch die Formzustände gehen durch sieben Stufen durch und ergeben die Rassen- oder Kulturzustände. Wir leben im fünften; der sechste wird in der Apokalypse angedeutet durch die sieben Siegel; der siebente durch die sieben Posaunen. Dann geht das Physische in das Astralische über. Durch vier tierische Gruppenseelen mußte der Mensch hindurchgehen bis er das Individualbewußtsein erlangte, und bildete dabei viererlei Körperglieder aus: vier Köpfe, entsprechend den vier Körperteilen; die Hörner Verdickungen der ätherischen Kraftsysteme. Seitdem der Ichmensch das Christusprinzip aufnimmt, werden keine Tierköpfe mehr ausgebildet. Der Mensch ist menschenähnlich geworden und erscheint in weißen Kleidern. Vernichtet werden die sieben Köpfe und zehn Hörner, die von der atlantischen Zeit übernommen sind. Wer den Christus von sich stößt, würde die alte Gestalt zur Erscheinung bringen: das Tier mit den sieben Köpfen und zehn Hörnern, wie zur Zeit der Siegel, so jetzt in der Zeit, wo die Zornes schalen ausgegossen werden und die Erde sich in zwei Teile spaltet. |
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ELFTER VORTRAG, 29. Juni 1908 | 214 |
Nach der Zeit, welche durch die Posaunenklänge angedeutet ist,
vergeistigt sich die Erde. Rückblick auf die Formzustände und die Zahl der Entwicklung. Jetzt ist diese für uns 344. Einmal in der Zukunft wird die Zahl 666 gelten; diese Zukunft ist vorbereitet in unserer Zeit. Die Zeit der sieben Posaunenklänge wird Menschen sehen, die tief in das Böse hineinsteigen. Und wenn |
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jene urferne Zukunft kommen wird, die nicht durch 466, sondern
durch 666 angedeutet wird, werden sie diese Anlage nicht mehr umwandeln können. Das gegnerische Prinzip der Christus- Sonnenwesenheit oder des Lammes ist der Sonnendämon: Sorat, das Prinzip, das den Menschen zur völligen Verhärtung führt. Im Blendwerk der Zahl liegt ein Zeichen des Christusgegners. Der Mißbrauch der spirituellen Kräfte, die schwarze Magie ist das Verführungsmittel des zweihörnigen Tieres. Die Verhärtung der Materie wird dem Apokalyptiker zur Anschauung gebracht in der großen Babylon. Auf der andern Seite stehen diejenigen, die sich vereinigen mit dem Prinzip des Lammes und die großen Umrisse bereiten zu dem, was der Jupiter werden soll: das neue Jerusalem. Die Kraft, durch welche der Sonnengenius das zweihörnige Tier, den großen Drachen überwindet, sie wird in der christlich-rosenkreuzerischen Esoterik genannt: der Anblick des Sonnengenius, des Michael, der die Schlüssel hat und den Drachen gefesselt hält. |
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ZWÖLFTER VORTRAG, 30. Juni 1908 | 234 |
Durch das Hineingestelltsein in den Abgrund des Bösen ist für
den Menschen erst erreichbar Freiheit und Liebe. Das Soratprinzip stammt aus andern Weltenperioden, muß sich mit den Abfällen begnügen, mit jenen, die auf der Erde in der Materie stecken geblieben sind. Das werden des Sorats Heerscharen sein. Was sind für den Apokalyptiker die Begriffe «erster» und «zweiter» Tod? Der hellseherische Jupitermensch wird mit seinem Bewußtsein in anderen moralischen Verhältnissen leben. Der schon vom Ich aus umgestaltete astralische Leib wird fähig sein, in den Ätherleib hineinzuwirken. Der Helfer, der das ermöglicht, ist die Christus-Wesenheit. Erst nachher kann der Mensch in den physischen Leib hereinarbeiten mit der Hilfe des Vaters. Das Ablegen des allerletzten physischen Leibes ist das, was in der Apokalypse der erste Tod genannt wird. Die Menschen leben jetzt weiter in der vergeistigten Erde mit all dem, was durch die Hilfe des Christus in den Ätherleib hineingebracht worden ist. Sie leben im Einklang mit dem Christusprinzip. Der Ätherleib derer, die es zurückgewiesen haben, ist hingeordnet nach dem physischen Leib, lebt in Mißklang und Begierdenglut. In der weiteren Vergeistigung der Erde wird es auch keinen Ätherleib mehr geben. Die, welche den Christus in sich aufgenommen haben, werden ihn ohne Mühe abstreifen; die andern werden ihn als ein zweites Sterben empfinden in jeder folgenden astralischen Gestalt. Das ist der zweite Tod. Die das Ziel erreicht haben, entwer- |
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fen auf der Erde den Plan zur Jupiter-Entwicklung: das ist das
neue Jerusalem. Diejenigen, die von sich gestoßen haben die Kräfte, die ihnen das Jupiter-Bewußtsein geben kann, werden die Zurückgebliebenen, Hinuntergesunkenen sein. Aber es wird noch möglich sein, eine Anzahl zur Umkehr zu bringen. Erst bei der Venus-Verkörperung fällt die unabänderliche: Entscheidung. Die verführte Intelligenz, das ist dasjenige, was dem Tiere verfällt; deshalb ist die Zahl des Tieres eines Menschen Zahl. Die Regelmäßigkeit des neuen Jerusalem wird beschrieben im Würfel des letzten Bildes. |
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Über die Vortragsnachschriften Rudolf Steiners
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Über die Vortragsnachschriften
Aus Rudolf Steiners Autobiographie
»Mein Lebensgang« (35. Kap., 1925)
Es liegen nun aus meinem anthroposophischen Wirken zwei Ergebnisse vor; erstens meine vor aller Welt veröffentlichten Bücher, zweitens eine große Reihe von Kursen, die zunächst als Privatdruck gedacht und verkäuflich nur an Mitglieder der Theosophischen (später Anthroposophischen) Gesellschaft sein sollten. Es waren dies Nachschriften, die bei den Vorträgen mehr oder weniger gut gemacht worden sind und die wegen mangelnder Zeit nicht von mir korrigiert werden konnten. Mir wäre es am liebsten gewesen, wenn mündlich gesprochenes Wort mündlich gesprochenes Wort geblieben wäre. Aber die Mitglieder wollten den Privatdruck der Kurse. Und so kam er zustande. Hätte ich Zeit gehabt, die Dinge zu korrigieren, so hätte vom Anfange an die Einschränkung «Nur für Mitglieder» nicht zu bestehen gebraucht. Jetzt ist sie seit mehr als einem Jahre ja fallen gelassen.
Hier in meinem «Lebensgang» ist notwendig, vor allem zu sagen, wie sich die beiden: meine veröffentlichten Bücher und diese Privatdrucke in das einfügen, was ich als Anthroposophie ausarbeitete.
Wer mein eigenes inneres Ringen und Arbeiten für das Hinstellen der Anthroposophie vor das Bewußtsein der gegenwärtigen Zeit verfolgen will, der muß das an Hand der allgemein veröffentlichten Schriften tun. In ihnen setzte ich mich auch mit alle dem auseinander, was an Erkenntnisstreben in der Zeit vorhanden ist. Da ist gegeben, was sich mir in «geistigem Schauen» immer mehr gestaltete, was zum Gebäude der Anthroposophie allerdings in vieler Hinsicht in unvollkommener Art wurde.
Neben diese Forderung, die «Anthroposophie» aufzubauen und dabei nur dem zu dienen, was sich ergab, wenn man Mitteilungen aus der Geist-Welt der allgemeinen Bildungswelt von heute zu übergeben hat, trat nun aber die andere, auch dem voll entgegenzukommen, was aus der Mitgliedschaft heraus als Seelenbedürfnis, als Geistessehnsucht sich offenbarte.
Da war vor allem eine starke Neigung vorhanden, die Evangelien und den Schrift-Inhalt der Bibel überhaupt in dem Lichte dargestellt zu hören, das sich als das anthroposophische ergeben hatte. Man wollte in Kursen über diese der Menschheit gegebenen Offenbarungen hören.
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Indem interne Vortragskurse im Sinne dieser Forderung gehalten wurden, kam dazu noch ein anderes. Bei diesen Vorträgen waren nur Mitglieder. Sie waren mit den Anfangs-Mitteilungen aus Anthroposophie bekannt. Man konnte zu ihnen eben so sprechen, wie zu Vorgeschrittenen auf dem Gebiete der Anthroposophie. Die Haltung dieser internen Vorträge war eine solche, wie sie eben in Schriften nicht sein konnte, die ganz für die Öffentlichkeit bestimmt waren.
Ich durfte in internen Kreisen in einer Art über Dinge sprechen, die ich für die öffentliche Darstellung, wenn sie für sie von Anfang an bestimmt gewesen wären, hätte anders gestalten müssen.
So liegt in der Zweiheit, den öffentlichen und den privaten Schriften, in der Tat etwas vor, das aus zwei verschiedenen Untergründen stammt. Die ganz öffentlichen Schriften sind das Ergebnis dessen, was in mir rang und arbeitete; in den Privatdrucken ringt und arbeitet die Gesellschaft mit. Ich höre auf die Schwingungen im Seelenleben der Mitgliedschaft, und in meinem lebendigen Drinnenleben in dem, was ich da höre, entsteht die Haltung der Vorträge.
Es ist nirgends auch nur in geringstem Maße etwas gesagt, was nicht reinstes Ergebnis der sich aufbauenden Anthroposophie wäre. Von irgend einer Konzession an Vorurteile oder Vorempfindungen der Mitgliedschaft kann nicht die Rede sein. Wer diese Privatdrucke liest, kann sie im vollsten Sinne eben als das nehmen, was Anthroposophie zu sagen hat. Deshalb konnte ja auch ohne Bedenken, als die Anklagen nach dieser Richtung zu drängend wurden, von der Einrichtung abgegangen werden, diese Drucke nur im Kreise der Mitgliedschaft zu verbreiten. Es wird eben nur hingenommen werden müssen, daß in den von mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet. Ein Urteil über den Inhalt eines solchen Privatdruckes wird ja allerdings nur demjenigen zugestanden werden können, der kennt, was als Urteils-Voraussetzung angenommen wird. Und das ist für die allermeisten dieser Drucke mindestens die anthroposophische Erkenntnis des Menschen, des Kosmos, insofern sein Wesen in der Anthroposophie dargestellt wird, und dessen, was als «anthroposophische Geschichte» in den Mitteilungen aus der Geist-Welt sich findet.
Literatur
- Rudolf Steiner: Die Apokalypse des Johannes, GA 104 (1985), ISBN 3-7274-1040-X pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |