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Version vom 12. Dezember 2023, 14:29 Uhr
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RUDOLF STEINER
VORTRÄGE
VORTRÄGE VOR MITGLIEDERN
DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT
Das Miterleben des
Jahreslaufes
in vier kosmischen Imaginationen
Neunzehn Vorträge, gehalten in Berlin
zwischen dem 19. Oktober 1908 und 17. Juni 1909
GA 229
1999
Inhaltsverzeichnis
- ERSTER VORTRAG Dornach, 5. Oktober 1923
Die Michael-Imagination - ZWEITER VORTRAG Dornach, 6. Oktober 1923
Die Weihnachts-Imagination - DRITTER VORTRAG Dornach, 7. Oktober 1923
Die Oster-Imagination - TAFELZEICHNUNGEN ZU DEN VORTRÄGEN
- VIERTER VORTRAG Dornach, 12. Oktober 1923
Die Johanni-Imagination - FÜNFTER VORTRAG 13. Oktober 1923
Das Miteinanderivirken der vier Erzengelwesen während des Jahreslaufs - DIE MICHAEL-IMAGINATION - GEISTIGE MEILENZEIGER IM JAHRESLAUF Stuttgart, 15. Oktober 1923
- ANHANG
- HINWEISE
- Lesekreis
- Audio
- Literatur
ERSTER VORTRAG Dornach, 5. Oktober 1923
Ich möchte heute zu Ihnen in Anknüpfung an manches sprechen, was ich hier vor meiner Wiener Reise vorgebracht habe. Ich möchte erwähnen, wie ja, sagen wir, bildhaft ausgedrückt werden kann, was außer den physisch-sinnlichen Vorgängen in der Welt hinter dem Schleier der Sinnenwelt fortdauernd geschieht. Man muß sich über diese Dinge bildhaft aussprechen, aber das bildhafte Aussprechen entspricht durchaus der Wirklichkeit. Wir leben heute äußerlich in bezug auf die Ereignisse, die der Sinnesbeobachtung des Menschen zugänglich sind, in einer Zeit schwerer Prüfungen der Menschheit, schwerer Prüfungen, die noch immer schwerer werden müssen. Wir leben in einer Zeit, in der eine ganze Summe von alten Zivilisationsformen, an denen die Menschen noch irrtümlicherweise hängen, in den Abgrund versinken wird, in denen stark die Forderung auftreten wird, daß die Menschen sich an Neues heranfinden müssen. Man kann nicht irgendwelche optimistischen Hoffnungen - ich habe das oftmals ausgesprochen - im Menschengemüte erwecken, wenn man von demjenigen sprechen will, was sich im Schoße der Zeiten vorbereitend zunächst für das äußere physische Leben der Menschheit abspielen wird. Aber man kann eigentlich heute gar nicht ein Urteil fällen, das in irgendeiner Weise gültig sein könnte, über die Bedeutung dessen, was da äußerlich geschieht, wenn man nicht auf dasjenige sieht, was hinter dem sinnlichen Schleier an übersinnlichen Weltereignissen bestimmend, richtunggebend sich eben auch abspielt.
Es ist ja so, daß, wenn der Mensch mit seinem physischen Auge hinschaut, seine andern physischen Sinne in Regsamkeit hat und aufmerksam wird auf dasjenige, was in seiner Weltumgebung ist, er da wahrnimmt die physische Atmosphäre der Erde, in ihr eingebettet die Wesenheiten der verschiedenen Reiche, innerhalb dieses ganzen Milieus sich zutragend alles dasjenige, was in Wind und Wetter im Laufe der Jahreserscheinungen vor sich geht. Daß also der Mensch das alles vor
sich hat, das ist der äußere Tatsachenbestand, wenn der Mensch seine Sinne der Außenwelt exponiert.
Aber hinter der Atmosphäre, hinter der sonnendurchleuchteten Atmosphäre liegt, wahrnehmbar für dasjenige, was man Geistorgane nennen kann, eben eine andere Welt, man darf sagen eine gegenüber der Sinnenwelt höhere Welt, eine Welt, in der auch in einer Art Licht, in einer Art geistigen Lichtes, in einer Art Astrallichtes, geistig Wesenhaftes und geistige Tatsachen erglänzen und sich abspielen, die wahrhaftig für das Gesamtwerden der Welt und des Menschen nicht weniger bedeutsam sind als dasjenige, was in der äußeren Atmosphäre auf der äußeren Erdoberfläche geschichtlich sich abspielt.
Wenn nun derjenige, der in solche Dinge heute eindringen kann, so die Gebiete des Astrallichtes durchwandert, wie man durchwandeln kann Wälder, Berge, so kann er, wie man, wenn man eine Wanderung macht, an Wegeskreuzungen Richttafeln findet, auch in diesem Astrallichte, ich möchte sagen, mit geistiger Schrift eingeschriebene Richttafeln finden. Diese Richttafeln haben eine ganz besondere Eigentümlichkeit. Sie sind auch für denjenigen, der, sagen wir, im Astrallichte lesen kann, nicht ohne weiteres verständlich. Es geht in der geistigen Welt und ihren Mitteilungen nicht so zu, daß einem die Dinge so bequem wie möglich gemacht werden, sondern dasjenige, was einem sich offenbarend in der geistigen Welt entgegentritt, es gibt einem Rätsel auf. Und man muß durch inneres Forschen, durch inneres Erleben von dem und vielem erst herausfinden, was eine Inschrift auf einer solchen geistigen Richttafel bedeutet.
Und so kann man gerade jetzt in dieser Zeit, übrigens schon seit Jahrzehnten, aber besonders stark in dieser Zeit schwerer Menschenprüfungen, im astralischen Lichte, wenn man geistig im Geisterlande dahinwandelt, einen bemerkenswerten Spruch lesen. Es sieht einem prosaischen Vergleich ähnlich, aber durch die innere Bedeutung wird in diesem Falle ja das Prosaische nicht prosaisch bleiben. Wie man eben solche Tafeln, nach denen man seine Wege verfolgen kann, findet, wie auch da oder dort in poetischeren Gegenden das oder jenes auf Richttafeln zu finden ist, so treten einem bedeutsame geistige Richttafeln im Astrallichte entgegen. Ich möchte sagen: Immer wieder, in
gleicher Wiederholung immer wieder findet man eben den folgenden Spruch, der da eingeschrieben ist mit ganz bedeutsamer geistiger Schrift in das Astrallicht in der heutigen Zeit:
O Mensch, |
Wie gesagt, solche Dinge, die, den Menschen hinweisend auf Bedeutsames, eingeschrieben stehen im Astrallichte, sie stellen sich, damit der Mensch seine Seelenkräfte in Regsamkeit bringt, wie eine Art Rätsel zunächst hin, das gelöst werden muß.
Nun werden wir in diesen Tagen gerade zu der Lösung dieses eigentlich einfachen, aber für die gegenwärtige Menschheit bedeutsamen Spruches einiges beitragen.
Erinnern wir uns noch einmal, wie wir in mancherlei Betrachtungen hier den Jahreslauf vor unsere Seele geführt haben. Der Mensch muß ja den Jahreslauf zunächst rein äußerlich so betrachten, daß er, wenn der Frühling kommt, die sprießende, sprossende Natur sieht, daß das Pflanzenwachstum, nachher auch die Blüten der Pflanzen, aber auch alles übrige Leben aus der Erde hervorquillt in sprießendem, sprossendem Leben. Das alles steigert sich gegen den Sommer hin; im Sommer gewinnt das alles seinen Hochgrad. Es dämmert ab, es welkt dahin, wenn der Herbst kommt. Es erstirbt im Schoße der Erde, wenn der Winter eintritt.
Dieser Jahreslauf, den in früheren Zeiten der Mensch, weil eine Art mehr instinktiven Bewußtseins gewaltet hat, durch Festeszeiten feierte, hat noch eine andere Seite. Auch die wurde hier schon erwähnt. Die Erde ist während des Winters mit ihren Elementargeistern, man kann sagen, vereint. Die Elementargeister ziehen sich hinein in den Schoß der Erde, wohnen da bei den sich vorbereitenden Pflanzenwurzeln und den andern Naturwesenheiten, die während des Winters im
Schoße der Erde sind. Dann, wenn der Frühling kommt, atmet die Erde gewissermaßen dieses ihr elementarisches Wesen aus; die Elementargeister steigen wie aus einer Gruft heraus, steigen herauf in die Atmosphäre. Während sie im Winter die innere Gesetzmäßigkeit der Erde aufgenommen haben, bekommen sie immer mehr und mehr, wenn es gegen den Frühling zu geht, und namentlich wenn es dem Sommer zu geht, in ihrem Wesen und Weben jene Gesetzmäßigkeit, die ihnen von den Sternen des Kosmos und deren Bewegungen aufgedrängt wird. Und wenn die Hochsommerzeit da ist, da webt und lebt es draußen im Umkreise der Erde unter den Elementarwesen, die still und ruhig während des Winters unter der Schneedecke waren, da wallt und wirbelt es unter diesen Elementarwesen in denjenigen Bewegungen, in denjenigen gegenseitigen Beziehungen, die bestimmt sind durch die Gesetze der Planetenbewegungen, durch die Gesetze der Gestaltung der Fixsterne und so weiter. Und wenn der Herbst kommt, dann kommen gewissermaßen diese Elementarwesen wiederum gegen die Erde zurück. Dann nähern sie sich wieder der Erde, bekommen immer mehr und mehr auch wieder die Erdengesetze, um wiederum zurückzukehren, gewissermaßen von der Erde eingeatmet zu werden während der Winterzeit, wo sie wiederum still und ruhig im Schoße der Erde sein werden.
Wer diesen Jahreslauf miterleben kann, der fühlt sein ganzes Menschenleben ungeheuer bereichert durch solches Miterleben. Der Mensch der Gegenwart und auch der Mensch einer jetzt schon längeren Vergangenheit erlebt ja eigentlich nur, und auch das mehr dumpf, unbewußt, die physisch-ätherischen Vorgänge seines eigenen Leibes, dessen, was innerhalb der Haut ist. Er erlebt seine Atmung, er erlebt seine Blutzirkulation. Allein dasjenige, was draußen in Wind und Wetter im Jahreslauf spielt, was in der Ausgießung der Samenkräfte, in dem Fruchtenden der Erdenkräfte, in dem Leuchtenden der Sonnenkräfte lebt, all das ist für das Gesamtleben des Menschen, wenn der Mensch sich auch dessen nicht bewußt wird heute, nicht minder bedeutsam, nicht minder einschneidend als dasjenige, was meinetwillen als Atmung und Blutzirkulation innerhalb seiner Haut vor sich geht. Wie die Sonne auftrifft auf irgendein Erdengebiet, was sie da durch
ihre Wärmung, durch ihre Strahlung hervorruft, das lebt der Mensch mit. Und wenn der Mensch im richtigen Sinne Anthroposophie aufnimmt, Anthroposophie nicht liest wie einen Sensationsroman, sondern so liest, daß dasjenige, was ihm in Anthroposophie mitgeteilt wird, Inhalt seines Gemütes wird, dann erzieht er allmählich sein Herz und seine Seele also zum Miterleben desjenigen, was da draußen sich im Jahreslauf abspielt. Und wie man den Tageslauf erlebt im morgendlichen Frischsein, im Bereitsein zur Arbeit am Vormittag, im Auftreten des Hungers, im Auftreten der Ermüdung am Abend, wie man da die inneren Vorgänge, das innere Weben und Leben der Kräfte und Materie innerhalb der Haut verspürt, so kann man dadurch, daß man sich die von der Beschreibung sinnlicher Ereignisse ganz abweichenden anthroposophischen Ideen zu Gemüte führt, dieses Gemüt bereiten, daß es wirklich empfänglich, sensitiv wird für dasjenige, was im Jahreslauf webt und lebt. Und dann kann man dieses Miterleben des Jahreslaufes immer mehr und mehr vertiefen, bereichern, dann kann man es wirklich dazu bringen, daß man nicht so sauer, möchte ich sagen, als Mensch innerhalb seiner Haut dahinlebt und die äußeren Dinge an sich vorübergehen läßt, sondern dann kann man es so erleben, daß man mit jeder Blume selber in seinem Gemüte blüht, daß man das Blühen der Blume miterlebt, daß man das Sich-Aufschließen der Knospen miterlebt, daß man im Tautröpfchen, aus dem die Sonnenstrahlen erglänzen, im erglänzenden Lichte miterlebt dieses wunderbare Geheimnis des Tages, das uns eben in dem erglänzenden Tautröpfchen am Morgen entgegentreten kann. Man kann also in dieser Weise hinauskommen über das philiströs-prosaische Miterleben der äußeren Welt, das sich dadurch ausdrückt, daß man im Winter seinen Winterrock anzieht, im Sommer sich eine leichtere Kleidung anzieht, daß man einen Regenschirm nimmt, wenn es regnet. Wenn man hinauskommt über das Prosaische bis in dieses Miterleben des Webens und Treibens der Naturdinge und Naturtatsachen, dann wird erst der Jahreslauf wirklich verstanden.
Dann ist man aber auch, wenn der Frühling durch die Welt geht, wenn der Sommer herankommt, mit seinem Herzen, mit seiner Seele dabei, wie das sprießende, sprossende Leben sich entfaltet, wie die
Elementargeister draußen schwirren und fliegen in den Linien, die ihnen aufgedrängt werden durch den Gang der Planeten. Dann lebt man sich selber hinaus während der Hochsommerzeit in ein kosmisches Leben, das allerdings das unmittelbare innere Leben des Menschen abdämpft, aber dabei den Menschen hinausführt in seinem eigenen Erleben, man möchte sagen in einem kosmischen Wachschlaf, das ihn in der Hochsommerzeit hinausführt in ein Miterleben der planetarischen Vorgänge.
Nun ist es heute so, daß der Mensch eigentlich nur glaubt, in der Natur zu leben, wenn er das Sprießende, Sprossende, das Wachsende und Keimende, das Fruchtende miterlebt. Es ist eben so, daß der Mensch in der Gegenwart, wenn er auch darauf nicht eingehen kann, wenn er auch nicht miterleben kann das Keimende, Fruchtende, so doch mehr Herz und Sinn hat für dieses Keimende, Fruchtende, als für das Ersterbende, Ablähmende, sich Abtötende, das im Herbste herankommt.
Aber eigentlich verdienen wir nur mitzuerleben das Fruchtende, Wachsende, Sprossende, Keimende, wenn wir auch miterleben können, wenn der Sommer zur Neige geht und der Herbst herankommt, das sich lähmende, das sich ertötende, das hinuntersinkende, das welkende Leben, das mit dem Herbste eintritt. Und steigen wir in einem kosmischen Wachschlaf im Hochsommer hinauf mit den Elementarwesen in die Region, wo die planetarische Wirksamkeit sich außen und dann auch in unserer inneren Seele entfaltet, dann müssen wir eigentlich auch hinuntersteigen unter den Frost des Winters, unter die Schneedecke des Winters zu den Geheimnissen im Erdenschoße während der Hochwinterzeit, und wir müssen mitmachen das Absterbende, das Welkende der Natur, wenn der Herbst beginnt.
Dann aber würde der Mensch, wenn er allein dieses Welkende miterleben würde, so wie er das Wachsende, Sprossende miterlebt, gewissermaßen auch in seinem Inneren nur mitersterben können. Denn gerade wenn man sensitiv wird für dasjenige, was geheimnisvoll in der Natur webt, und dadurch regsam miterlebt das Sprießende, Fruchtende, Keimende, dann erlebt man auch lebhaft mit dasjenige, was sich vollzieht in der Außenwelt, wenn der Herbst eintritt. Aber es
wäre trostlos für den Menschen, wenn er dies nur in der Naturgestalt miterleben könnte, wenn er nur ein Naturbewußtsein erlangen würde über die Herbstes- und Wintergeheimnisse, wie er ein Naturbewußtsein selbstverständlich erlangt über die Frühlings- und Sommergeheimnisse. Aber wenn die Herbstes- und Winterereignisse herankommen, wenn die Michaelizeit kommt, dann muß der Mensch allerdings sensitiv miterleben das Welkende, Absterbende, sich Lähmende, Tötende, aber er muß nicht so wie dann, wenn die Hochsommerzeit herankommt, sich hingeben dem Naturbewußtsein. Er muß im Gegenteil sich gerade dem Selbstbewußtsein hingeben. Er muß in den Zeiten, wo die äußere Natur erstirbt, die Kraft des Selbstbewußtseins entgegenstellen dem Naturbewußtsein.
Und dann steht die Michael-Gestalt wiederum da. Und wenn der Mensch, durch Anthroposophie angeregt, in solchen Naturgenuß, in solches Naturbewußtsein, dadurch aber auch in solches Herbstes- Selbstbewußtsein hineinkommt, dann wird wiederum in aller majestätischen Gestalt das Bild des Michael mit dem Drachen dastehen; dann wird dastehen dasjenige, was der Mensch, wenn der Herbst sich naht, empfindet zur Besiegung des Naturbewußtseins durch das Selbstbewußtsein. Und das wird geschehen, wenn der Mensch nicht nur einen inneren Frühling und Sommer erleben kann, sondern wenn er auch den ertötenden, ersterbenden inneren Herbst und Winter erleben kann. Und im Erleben des ersterbenden Herbstes und Winters wird sich als eine gewaltige Imagination, als eine Aufforderung an den Menschen zur inneren Tat, das Bild des Michael mit dem Drachen wiederum hinstellen können.
Dann aber wird für den Menschen, der aus der heutigen Geisteserkenntnis heraus sich hindurchringt zu diesem Bilde, dieses Bild, indem er es erfühlt, etwas ganz Gewaltiges ausdrücken. Dann wird, wenn die Hochsommerzeit sich zu neigen beginnt und immer mehr und mehr sich neigt, wenn nach der Johannizeit Juli, August und der September herankommt, der Mensch gewahr werden, wie er da sich hinausgelebt hat in den Wachschlaf des innerlichen planetarischen Erlebens mit den Elementarwesen der Erde, und er wird gewahr werden, was das, wenn er es miterlebt, eigentlich in ihm bedeutet.
Es bedeutet einen innerlichen Verbrennungsprozeß, den wir uns nicht vor stellen dürfen wie einen äußeren Verbrennungsprozeß, denn alle diejenigen Prozesse, die Vorgänge, die außen eine bestimmte Gestalt haben, sie leben auch im menschlichen Organismus fort, aber sie werden da anders.
Und so ist es tatsächlich, daß, wenn der Mensch das Jahr durchläuft, immer andere Vorgänge in seinem Organismus spielen. Dasjenige, was da spielt beim Verlauf der Hochsommerzeit, das ist ein inneres Durchwobenwerden mit dem, was, ich möchte sagen äußerlich, grobmateriell, angedeutet ist in dem Schwefel. Dies ist ein inneres Sulfurisiertwerden, das der Mensch in seinem physisch-ätherischen Wesen erlebt, wenn er die Sommersonne und ihre Wirkungen miterlebt. Dasjenige, was der Mensch an für ihn brauchbarem materiellem Sulfur, Schwefel, in sich trägt, das hat für ihn während der Hochsommerzeit eine ganz andere Bedeutung als während der kalten Winterzeit oder während der aufkeimenden Frühlingszeit. Das Schwefelhafte in dem Menschen ist wie in einem Feuerungsprozesse während des Hochsommers. Und das gehört zu der Entwickelung der menschlichen Natur im Jahreslaufe, daß gewissermaßen dieser Sulfurprozeß im Inneren des Menschen während des Hochsommers in eine Art besonders gesteigerten Zustandes kommt. Die Materie in den verschiedenen Wesen hat wahrlich noch andere Geheimnisse, als sich gerade die materialistische Wissenschaft träumen läßt.
So ist im Menschen alles Physisch-Ätherische von innerem Schwefelfeuer, um diesen Jakob Böhmeschen Ausdruck zu gebrauchen, durchglüht während der Hochsommerzeit. Das kann auch im Unterbewußten bleiben, weil es ein sanfter, intimer Prozeß ist. Aber ist dieser Prozeß auch sanft und intim und daher für das gewöhnliche Bewußtsein unwahrnehmbar, so ist dieser Vorgang, wie das bei solchen Vorgängen überall der Fall ist, gerade von einer ungeheuren einschneidenden Bedeutung für das Geschehen im Kosmos.
Dieser Sulfurisierungsprozeß, der sich in den Menschenleibern in der Hochsommerzeit abspielt, bedeutet, wenn er auch gelinde und sanft und unbemerkbar für den Menschen selbst ist, etwas Ungeheures für die Evolution des Kosmos. Da geschieht im Kosmos viel, wenn im
Sommer die Menschen innerlich sulfurisch leuchten. Nicht nur die Johanniskäferchen werden für das physische Auge des Menschen zu Johanni leuchtend. Von den andern Planeten heruntergeschaut, wird das Innere des Menschen für das ätherische Auge anderer planetarischer Wesen zur Johannizeit leuchtend, ein Leuchtewesen. Das ist der Sulfurisierungsprozeß. Die Menschen beginnen in der Hochsommerzeit für die andern planetarischen Wesen so leuchtend hinauszuglänzen in den Weltenraum, wie die Johanniskäferchen auf der Wiese zu Johanni in ihrem Lichte erglänzen.
Das aber, was eigentlich mit Bezug auf die kosmische Beobachtung von einer majestätischen Schönheit ist, denn es ist herrliches astra- lisches Licht, in dem die Menschen in den Kosmos hinaus erglänzen während der Hochsommerzeit, das, was da von majestätischer Schönheit ist, das gibt zugleich die Veranlassung, daß gerade dem Menschen sich nahen kann die ahrimanische Macht. Denn diesen im Menschen sich sulfurisierenden Stoffen ist die ahrimanische Macht ungeheuer verwandt. Und man sieht auf der einen Seite, wie gewissermaßen die Menschen im Johannilicht in den Kosmos hinaus erglänzen, wie aber die drachenhaften Schlangengebilde des Ahriman sich hindurchschlängeln durch diese im Astrallichte in den Kosmos hinausleuchtenden Menschen und sie zu umgarnen trachten, zu umschlingen trachten, sie herunterzuziehen trachten in das Traumhafte, Schlaf hafte, in das Unterbewußte. So daß die Menschen durch dieses Illusionsspiel, das Ahriman mit den leuchtenden, mit den kosmisch leuchtenden Menschen treibt, zu Weltenträumern werden sollen, damit sie durch diese Weltenträumerhaftigkeit eine Beute der ahrimanischen Mächte werden können. Das alles hat auch im Kosmos eine Bedeutung.
Und wenn gerade in der Hochsommerzeit aus einem gewissen Sternbilde die Meteorsteine herabfallen in den mächtigen Meteorschwärmen, wenn das kosmische Eisen auf die Erde herabfällt, dann ist in diesem kosmischen Meteoreisen, in dem eine so ungeheuer starke heilende Kraft liegt, die Waffe der Götter enthalten gegen Ahriman, der die leuchtenden Menschen drachenhaft umschlängeln will. Und die Kraft, die auf die Erde herabfällt in den Meteorsteinen, im Meteoreisen, das ist dasjenige als Weltenkraft, womit die oberen Götter die
ahrimanischen Mächte zu besiegen trachten, wenn der Herbst herankommt. Und dasjenige, was sich da räumlich in majestätischer Größe abspielt draußen im Weltenall, wenn die August schwärme der Meteoriten hineinstrahlen in die Menschenstrahlungen im Astrallichte, dasjenige, was sich da grandios draußen abspielt, das hat sein sanftes, scheinbar kleines, eben nur räumlich kleines Gegenbild in demjenigen, was im menschlichen Blute vor sich geht. Dieses menschliche Blut, das wird wahrhaftig nicht auf so materielle Weise, wie es sich die heutige Wissenschaft vorstellt, sondern überall auf Anregungen des Geistig-Seelischen hin durchschossen, durchstrahlt von demjenigen, was als Eisen in das Blut hineinstrahlt, was Angst, Furcht, Haß bekämpfend sich als Eisen in das Blut eingliedert. Die Vorgänge, die sich in jedem Blutkörperchen abspielen, wenn die Eisen Verbindung hineinschießt, die sind menschlich, im ganz Kleinen, minuziös dasselbe, was sich abspielt, wenn der Meteorstein leuchtend, strahlend durch die Luft heruntersaust. Meteorwirkungen im Inneren des Menschen sind die Durchstrahlungen mit dem Eisen, die für das Blut und seine Entängstigung geschehen. Denn eine Entängstigung, eine Entfürchtung ist es, was da mit dem Eisen hineinstrahlt.
Und so wie die Götter mit ihren Meteorsteinen den Geist bekämpfen, der Furcht über die ganze Erde durch seine Schlangengestalt ausstrahlen möchte, indem sie das Eisen hineinstrahlen lassen in diese Furchtatmosphäre, die am intensivsten ist, wenn der Herbst herannaht oder wenn der Hochsommer zu Ende geht, so geschieht dasselbe, was da die Götter tun, im Inneren des Menschen, indem das Blut mit Eisen durchsetzt wird. Alle diese Dinge versteht man erst, wenn man auf der einen Seite ihre innere geistige Bedeutung versteht, und wenn man auf der andern Seite den Zusammenhang desjenigen erkennt, was Schwefelbildung im Menschen ist, was Eisenbildung im Menschen ist, mit dem, was im Kosmos vorhanden ist.
Der Mensch, der hinschauen kann, wenn eine Sternschnuppe durch den Raum geht, darf sich dabei mit Verehrung gegen die Götter sagen: Dasjenige, was da draußen in räumlichen Weiten geschieht, das geschieht im Atomistisch-Kleinen fortwährend in dir; da fallen diese Sternschnuppen, indem die Eisenbildung in jedem Blutkörperchen vor
sich geht: voller Sternschnuppen, voller kleiner Sternschnuppen ist dein Leben. - Und dieser innere Sternschnuppenfall, der eigentlich das Leben des Blutes von einer andern Seite her bedeutet, dieser innere Sternschnuppenfall, er wird ganz besonders bedeutend, wenn der Herbst herannaht, wenn der Schwefelprozeß in seinem Hochpunkte ist. Dann, wenn dieses Erglänzen, was ich beschrieben habe, dieses Johannis wurm werden des Menschen da ist, dann ist die Gegenkraft da, indem im Inneren millionenfach sprühende Blutmeteore schwärmen.
Das ist der Zusammenhang des inneren Menschen mit dem Weltenall. Und dann schauen wir, wie insbesondere aus der Nervenorganisation, die den menschlichen Körper durchsetzt, besonders in dieser Jahreszeit, wenn der Herbst heranzieht, nach dem Gehirn hin ein mächtiges Ausstrahlen des Sulfurs, des Schwefels sich vollzieht. Man kann sozusagen den ganzen Menschen wie ein Phantom schwefelleuchtend sehen, wenn der Herbst heranrückt.
Aber in diese bläulich-gelbe Schwefelatmosphäre strahlen hinein die Meteorschwärme, die im Blutesleben vorhanden sind. Das ist das andere Phantom. Während das Phantom des Schwefels wie ziehende Wolken von dem Unteren des Menschen hinauf nach dem Kopfe geht, strahlt vom Kopfe gerade aus die Eisenbildung, wie Meteorschwärme sich hinüberergießend in das lebendige Dasein des Blutes.
So ist der Mensch, wenn die Michaelizeit herannaht. Und er muß in seinem Bewußtsein gebrauchen lernen die Meteoritenkraft seines Blutes. Er muß das Michael-Fest feiern lernen, indem er das Michael-Fest gerade zu einem Entängstigungsfeste, zu einem Furchtlosigkeitsfeste, zu einem Fest innerer Initiative und innerer Kraft gestaltet, indem er das Michael-Fest zu dem Feste der Erringung des selbstlosen Selbstbewußtseins gestaltet.
So wie man feiert zur Weihnacht die Geburt des Erlösers, wie man feiert zur Osterzeit den Tod und die Auferstehung des Erlösers, wie man feiert zur Johannizeit das kosmische Ergossensein der Menschenseelen hinaus in die Weltenweiten, so soll man feiern zur Michaelizeit, wenn das Michaels-Fest wirklich verstanden werden will, dasjenige, was geistig lebt in dem Sulfurisierungs- und in dem Meteorisierungs-
prozeß des Menschen, der insbesondere in seiner ganzen seelischgeistigen Bedeutung zur Michaelizeit vor dem Menschenbewußtsein stehen soll. So daß sich der Mensch sagt: Du wirst Herr dieses Prozesses, der sonst ohne dein Bewußtsein aus dem Reiche der Natur heraus sich entfaltet, wenn du, so wie du dich dankbar neigst der Geburt des Erlösers zur Weihnacht, so wie du mit tiefer, innerer Seelenbewegung durchlebst die Osterzeit, an diesem Herbstes-Michael-Feste erlebst, wie in dir wachsen soll alles dasjenige, was gegen Bequemlichkeit, gegen Ängstlichkeit, aber hin zur inneren Initiative, zum freien, starken, tapferen Wollen im Menschen sich entwickeln soll. Das Fest des starken Wollens, das sollte im Michael-Fest vorgestellt werden. Wenn das so ist, wenn so Naturerkenntnis sich zusammenschließt mit wahrhaftem geistigem Menschenselbstbewußtsein, dann wird das Michael-Fest sein richtiges Kolorit, seine richtige Färbung erlangen.
Daher bedarf es wahrhaftig, bevor die Menschheit daran denken kann, Michael-Feste zu feiern, einer Erneuerung der ganzen Seelenverfassung, denn eben diese Erneuerung der ganzen Seelenverfassung soll ja im Michael-Fest begangen werden. Nicht ein äußerlich oder ähnlich den konventionellen Festen zu begehendes Fest, sondern ein Fest, das den ganzen inneren Menschen erneuert, das muß, wenn es würdig eingesetzt werden soll, das Michael-Fest eben werden.
Dann tritt aus alledem, was ich beschrieben habe, neuerdings heraus das einstmals so majestätische Bild Michaels mit dem Drachen. Aber dann malt sich uns aus dem Kosmos heraus dieses Bild des Michael mit dem Drachen. Dann malt sich uns der Drache selber, in bläulichgelblichen Schwefelströmungen seinen Leib ausbildend. Wir sehen dahinschimmern, -strahlen die sich wolkenhaft aus den Schwefeldämpfen bildende Gestalt des Drachen, über den sich der Michael erhebt, über dem der Michael sein Schwert zeigt.
Aber wir stellen nur richtig dar, wir malen nur richtig, wenn wir die Atmosphäre, in der Michael seine Herrlichkeit, seine Macht entfaltet gegenüber dem Drachen, wenn wir den Raum angefüllt sein lassen nicht mit gleichgültigen Wolken, sondern mit dahinziehenden, in Eisen bestehenden Meteoritenschwärmen, die durch die Gewalt, die
vom Herzen des Michael ausströmt, sich bilden, zusammenschmelzen zu dem eisernen Schwerte des Michael, der mit diesem meteorgeformten eisernen Schwerte den Drachen besiegt.
Versteht man, was geschieht im Weltenall und Menschen, dann malt auch der Kosmos aus seinen Kräften heraus. Dann schmiert man nicht hin diese oder jene Farbe aus der menschlichen Willkür, dann malt man im Einklang mit den göttlichen Kräften die Welt, die ihr Wesen entfaltet, das ganze Wesen des Michael mit dem Drachen, wie es einem vorschweben kann. Als eine Erneuerung der alten Bilder kann es aus der unmittelbaren Anschauung des Kosmos heraus gemalt werden. Da wird dann das dargestellt, was ist, und nicht das, was sich einzelne phantasierende Menschen heute unter dem Bilde des Michael mit dem Drachen etwa vorstellen. Dann aber wird der Mensch verstehen, verstehend nachdenken, aber auch nach Gemüt und Fühlen und Wollen dem Herbste entgegenleben im Jahreslauf. Dann wird zu Herbstes- beginn am Michaeli-Fest das Bild des Michael mit dem Drachen dastehen als dasjenige, was in unseren Zeitereignissen als mächtige Aufforderung, als mächtig anspornende Kraft im Menschen wirken soll. Und dann wird man verstehen, wie dieses auf etwas deutet, in dem sich symptomatisch das ganze Schicksal, ja vielleicht die Tragik unseres Zeitalters abspielt.
Wir haben im Lauf der letzten drei bis vier Jahrhunderte eine großartige Naturwissenschaft gefunden, die im Materiellen wirkt, die eine großartige umfassende Technik hervorgebracht hat. Wir sahen diese Technik insbesondere sich entfalten in den letzten drei bis vier Jahrhunderten in dem, was man mit dem ausgebreitetsten Stoff, den wir auf Erden finden, hat machen können. Wir haben gelernt, fast das Allerwesentlichste und Allerbedeutendste, das die Menschheit im materialistischen Zeitalter gebildet und hervorgebracht hat, aus dem Eisen der Erde zu formen. Wir sehen auf unsere Lokomotiven hin, wir sehen in unsere Industriestätten hinein, sehen überall, wie wir mit dem Eisen, mit dem Stahl, der ja nur verwandeltes Eisen ist, diese ganze materielle Kultur gebildet haben, die sich ja überall auf dem Eisen auferbaut hat. Und in dem, wozu das Eisen verwendet worden ist, drückt sich symptomatisch aus, wie wir unsere ganze Weltanschau-
ung, unser ganzes Leben aus der Materie auferbaut haben, wie wir es noch fortdauernd aus der Materie auferbauen wollen.
Das aber führt den Menschen hinunter. Gerettet aus dem, was da kommt, kann er nur werden, wenn er gerade hier auf diesem Gebiete mit der Vergeistigung beginnt, wenn er durch das Atmosphärische zu der Vergeistigung hinaufdringt, wenn er hingewendet wird darauf, von dem Eisen, das in den Stahlwerken zu Lokomotiven verarbeitet wird, nun noch aufzuschauen zu dem Meteoreisen, das aus dem Kosmos herunterschießt zur Erde und das äußere Material ist für dasselbe, woraus die Michael-Kraft geformt wird. Gelingen muß es dem Menschen, diese mächtige Bedeutung zu erschauen: Hier auf Erden hast du im Zeitalter des Materialismus das Eisen verwendet, wie es die Anschauung über die Materie selber dir eingab. Du mußt, wie du die Anschauung über die Materie durch die Fortbildung der Naturwissenschaft in die Geisteswissenschaft umbilden mußt, so auch aufrücken von dem, was dir das Eisen war, zu dem Durchschauen des Meteoreisens, des Michael-Schwert-Eisens. Dann wird dir aus dem, was du da machen kannst, das Heil kommen. Das, meine lieben Freunde, ist in dem Spruche enthalten:
O Mensch, |
die Michael-Hochgewalt - mit dem Schwert, das sich von selber in dem Weltenraum aus dem Meteoreisen zusammenballt, wenn in der materiellen Kultur der Mensch die Macht des Eisens zu vergeistigen vermag zur Macht des Michael-Eisens, das ihm gegenüber dem bloßen Naturbewußtsein sein Selbstbewußtsein gibt.
Sie haben gesehen, daß gerade die wichtigste Forderung der Zeit, die Michael-Forderung, in diesem Leitspruche im astralischen Licht eben enthalten ist.
ZWEITER VORTRAG Dornach, 6. Oktober 1923
Gestern stand vor uns das Bild des Michael im Streite mit dem Drachen, wie es sich ergibt aus einem inneren Verständnis des Jahreslaufes heraus. Und eigentlich kann ja die Kunst nichts anderes sein als die Wiedergabe desjenigen, was der Mensch im Zusammenhänge mit dem Weltenall empfindet. Natürlich wird das in verschiedenen Graden, von verschiedenen Standpunkten aus möglich sein; aber im ganzen wird nur das ein Kunstwerk sein können, das dem Menschen wirklich etwas ist, was in der menschlichen Empfindung den Eindruck hervorruft, daß vom Kunstwerke aus sich die Seele öffnen kann für die Geheimnisse des Weltenalls.
Nun wollen wir heute einmal aus demselben Geiste, aus dem heraus wir gestern den Jahreslauf betrachtet haben, so daß diese Betrachtung gipfeln konnte in der Darstellung des Bildes Michaels mit dem Drachen, den Jahreslauf weiter verfolgen.
Wir wissen aus der bisherigen Darstellung, daß, wenn der Herbst herankommt, gewissermaßen eine Einatmung der Erde, eine geistige Einatmung der Erde stattfindet, daß hereingeholt werden in den Erdenschoß selber die Elementarwesen, die ihren Weg hinausgefunden haben in der Zeit des Hochsommers und die dann sich wiederum zurückbewegen, wenn eben das Michael-Fest da ist, und die sich dann immer weiter und weiter zurückbewegen, bis sie im Tiefwinter am intimsten mit dem Schoße der Erde verknüpft sind.
Nun müssen wir uns ja aus alledem die Vorstellung machen, daß gerade zur Winterzeit die Erde am allermeisten ein in sich geschlossenes Wesen ist. Sie hat aus dem Weltenall all das hereingenommen, was sie insbesondere an Geistigem hat hinausströmen lassen während der Sommerzeit. Die Erde ist also während der Tiefwinterzeit am meisten Erde; ihre eigentliche Wesenheit ist sie da. Und wir werden daher, um eine Grundlage bekommen zu können für weitere Betrachtungen, gerade das Wesen der Erde zur Winterzeit ins Auge zu fassen haben, werden natürlich dabei niemals vergessen dürfen, wie das, was
für die eine Hälfte der Erde Winterzeit, für die andere Hälfte Sommerzeit ist. Das müssen Sie im Hintergründe haben, daß dies so ist. Aber wir stellen uns jetzt einen Teil der Erde vor, wo heranrückt die Tiefwinterzeit. Da entfaltet die Erde dasjenige, was gerade in tiefstem Sinne ihr eigenes Wesen ist, was sie ganz zur Erde macht.
Nun schauen wir uns diese Erde einmal an. Sie ist der feste Erdkern, der nach außen zunächst nur seine Oberfläche zeigt; aber dieser feste Erdkern ist ja zum großen Teil überhaupt nach außen bedeckt von der Hydrosphäre, von der Wassermasse der Erde. Die Kontinente sind gewissermaßen nur darinnen schwimmend in dieser Wassermasse. Und wir können uns sogar diese Wassermasse noch weiter in den Luftkreis hinein fortgesetzt denken, denn der Luftkreis ist ja auch immer mit Wässerigem angefüllt, das allerdings viel dünner ist als das Wasser des Meeres und der Flüsse, aber eine feste Grenze im Wässerigen, wenn wir aufsteigen von dem Meere in den Luftkreis, ist eigentlich nicht da. So daß, wenn wir schematisch hinzeichnen, was in dieser Beziehung die Erde ist, wir diese Erde so zeichnen müssen: Wir haben in der Mitte den festen Erdkern (siehe Tafel 2, grün). Um diesen festen Erdkern herum haben wir das wässerige Gebiet (blau). Nun müßte ich natürlich da die Kontinente zeichnen, wie sie hervorragen und so weiter. Es ist das alles karikiert gezeichnet, denn die Ausbuchtungen dürften nicht einen andern Eindruck machen als etwa die Erhabenheiten einer Orange. Nun muß ich aber ringsherumgehen lassen dasjenige, was ich als Hydrosphäre, als die Wassermasse in dem Luftkreis bezeichnet habe. Schauen wir uns dieses Gebilde einmal an (blau) und fragen wir uns: Was ist denn das eigentlich? Dieses Gebilde ist nicht etwa bloß aus sich herausgebildet, sondern dieses Gebilde ist ein Wasser im ganzen Kosmos. Dieses Gebilde ist das, was es als Form uns zeigt, aus dem ganzen Kosmos heraus. Und nur weil der Kosmos eigentlich nach allen Seiten hin eine Sphäre, ein Kugelartiges ist, erscheint uns auch dasjenige, was als Wasser, als Luftmasse nach oben geht, eben rund, kugelförmig abgegrenzt.
Das übt aber starke Kräfte aus auf die Gesamterde. So daß, wenn wir etwa von irgendeinem fremden Planeten die Erde uns anschauen würden, sie uns erscheinen würde als ein großer, meinetwillen, sage
ich jetzt, Wassertropfen im Weltenall, in dem allerlei Hervorragungen wären, die Kontinente, die etwas anders gefärbt sich ausnehmen würden; aber es würde uns das wie ein großer Wassertropfen im Weltenall erscheinen.
Nun wollen wir einmal über den ganzen Tatbestand kosmisch sprechen. Was ist denn das eigentlich, dieser Tropfen, der da als ein Wassertropfen im Weltenall dahingeht? Das ist etwas, was durch die ganzen kosmischen Zusammenhänge die Tropfenform erhält. Geht man geisteswissenschaftlich auf die Sache ein, so bekommt man, gerade wenn man in die Imagination und Inspiration hineinrückt, die Erfahrung davon, was dieser Tropfen eigentlich ist. Dieser Tropfen ist gar nichts anderes als ein riesiger Quecksilbertropfen, wahrhaftig ein riesiger Quecksilbertropfen, nur daß die Quecksilbersubstanz in einer außerordentlichen Verdünnung da ist, in einer ungeheuren Verdünnung.
Daß solche Verdünnungen möglich sind, ist ja jetzt exakt bewiesen durch die Arbeit von Frau Dr. Kolisko. Es ist eben in unserem biologischen Institut in Stuttgart zum erstenmal der Versuch gemacht worden, dies auf eine exakte Grundlage zu bringen. Es ist da möglich geworden, Verdünnungen von Substanzen in dem Verhältnis von eins zu einer Trillion herzustellen, und es ist gelungen, in der Tat die Wirkungen exakt festzustellen, die in solchen Verdünnungen die einzelnen Substanzen haben. Dasjenige also, was bisher über die Wirkungen der einzelnen Substanzen in der Homöopathie ein bloßer Glaube sein konnte, ist dadurch tatsächlich zum Range einer exakten Wissenschaft erhoben worden. Es kann ja heute nach den Kurven, die da gezogen worden sind, gar nicht gezweifelt werden daran, daß die Wirkungen der kleinsten Teile in der rhythmischen Art verlaufen. Nun, auf das Genauere will ich nicht eingehen, die Arbeit ist ja erschienen, und die Dinge können heute überall nachgeprüft werden. Aber ich will hier nur das erwähnen, daß also gerechnet werden muß auch schon im Bereich des Irdischen mit ungeheuren Verdünnungen, die Wirkungen zeigen.
Hier haben wir es tatsächlich zu tun mit etwas, von dem man sagen kann: Genießen wir die Sache im Kleinen, so haben wir Wasser. Wir
schöpfen mit unserem Gefäße Wasser aus dem Flusse oder aus dem Quell, verwenden dieses Wasser. Nun ja, das ist Wasser, aber es gibt kein Wasser, das nur Wasserstoff und Sauerstoff ist. Es wäre Unsinn, wenn jemand glauben würde, es gibt nur Wasser, das aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht. Bei den Eisensäuerlingen oder bei andern Wassern ist das natürlich sehr auffällig, daß da noch etwas anderes drinnen ist. Aber ein Wasser, das nur aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht, das gibt es nicht, das ist nur eine Annäherungsform. Jedes Wasser, das irgendwo vorkommt, ist mit etwas durchsetzt. In der Hauptsache ist die Gesamtwassermasse der Erde Quecksilber für das Weltenall. Wasser sind nur die kleinen Mengen für uns, die wir haben. Für das Weltenall ist dieses Wasser nicht Wasser, sondern Quecksilber.
So daß wir also sagen können: Zunächst, insofern die Hydrosphäre an Wasser in Betracht kommt, haben wir es mit einem Quecksilbertropfen im Weltenall zu tun. Diesem Quecksilbertropfen sind natürlich die mineralischen Substanzen, kurz, alles das, was erdig ist, sozusagen eingelagert. Die stellen dasjenige dar, was dann die feste Erdenmasse ist. Die haben die Tendenz, ihre eigenen speziellen Formen anzunehmen. So daß, wenn wir das Gebilde anschauen, wir ja sehen müssen auf die allgemeine Kugelform, die die Quecksilberform ist - das gewöhnliche metallische Quecksilber ist nur, ich möchte sagen, das naturgewollte Symbolum für das, was Quecksilber überhaupt tut -, es ergibt sich in einer ganz bestimmten Weise die Kugelform. Da ist nun eingelagert dasjenige, was sich in der mannigfaltigsten, differenziertesten Weise eigene Formen gibt: die mineralischen Kristallisationsformen. Das ist eingelagert. So daß wir sagen können: Wir haben jetzt dieses Gebilde vor uns, Erde, Wasser, Luft, und das hat diejenige Tendenz zur Formung, von der ich Ihnen eben gesprochen habe: einzelne differenzierte Kristallformen im Inneren, im ganzen das Bestreben, kugelförmig zu werden (siehe Tafel 2).
Schon wenn wir die Luft (dunkelrot) nehmen, wie sie die Erde als Atmosphäre umgibt, können wir wiederum niemals von einer bloßen Luft sprechen, sondern diese Luft hat immer die Tendenz, Wärme zu haben in irgendeiner Weise, in irgendeinem Grade. Sie ist von Wärme
durchdrungen (violett). Wir müssen also auch das vierte Element dazu haben: Wärme, die sich in die Luft einlagert.
Nun, diese Wärme, die da von oben in die Luft hereinkommt, die ist vor allen Dingen dasjenige, was in sich trägt, gewissermaßen aus dem Weltenall herein vermittelt, den Schwefelprozeß, den Sulfurprozeß. Wir könnten auch sagen: Vom Weltenall herein wird der Sulfurprozeß vermittelt. An den Sulfurprozeß schließt sich an der Merkurialprozeß, so wie ich es Ihnen gewissermaßen dargestellt habe für Wasser-Luft. Luft-Wärme: Sulfurprozeß, Wasser-Luft: Merkurialprozeß.
Gehen wir jetzt mehr der Erde zu, ins Innere der Erde, so kommt für das, was die Erde eigentlich sein will, der Prozeß der Säurebildung, und namentlich - aus den Säuren kommen ja wieder die Salze - der Salzbildung in Betracht. So daß, wenn wir hinaufschauen in das Weltenall, wir eigentlich hinaufzuschauen haben in den Sulfurisierungsprozeß, in den Verschwefelungsprozeß. Wenn wir diese Tendenz der Erde, sich zum kosmischen Tropfen zu bilden, anschauen, dann sehen wir eigentlich hinein in den Merkurialprozeß. Wenden wir den Blick hinunter auf den Erdboden, der uns im Frühling dann alles wachsende, sprießende, sprossende Leben emporschickt, dann schauen wir auf den Salzprozeß.
Dieser Salzprozeß ist auch das Allerwichtigste für das sprossende, sprießende Leben, denn die Wurzeln der Pflanze, indem sie sich aus den Keimen bilden, sind für ihr ganzes Wachstum einfach angewiesen auf die Beziehung, in der sie zu den Salzen, zu den Salzbildungen im Erdboden stehen. Was der Erdboden an Salzen enthält im weitesten Sinne des Wortes, was an Ablagerungsgebilden innerhalb des Erdbodens vorhanden ist, das ist dasjenige, was die Wurzeln mit einer Substanz durchdringt, was die Wurzel zur Wurzel, das heißt zu der irdischen Grundlage des Pflanzenhaften eigentlich macht.
Wir haben also, wenn wir gegen die Erde hin kommen, den Salzprozeß. Das ist nun dasjenige, was sozusagen die Erde aus sich selbst macht in der Tiefwinterzeit, während es zum Beispiel im Sommer sehr gemischt, möchte ich sagen, auf Erden zugeht. Sulfurisierungsprozesse durchzucken die Luft, ein Sulfurisierungsprozeß lebt ja auch
in Blitz und Donner; das geht weit herunter, daher eben wird dasjenige, was den Jahreslauf mitmacht, auch selber sulfurisiert. Und wir bekommen dann um die Michaelizeit den Prozeß, wo das Eisen diesen Sulfurisierungsprozeß zurückdrängt, wie ich gestern ausgeführt habe. Und dann ist wieder der Salzprozeß hineingemischt in die Atmosphäre während des Sommers, denn die Pflanzen tragen, indem sie sich entfalten, indem sie heranwachsen, durch ihre Blätter, Blüten, bis in die Samen hinauf die Salze. Wir finden sie natürlich in den verschiedensten Teilen, die Salze; sie ätherisieren sich dann, sie werden eingelagert in ätherische Öle und so weiter, sie nähern sich dem Sulfurisierungsprozeß. Aber es werden die Salze durch die Pflanzen hinaufgetragen. Ihr Wesen strömt auch aus, wird das Wesen der Atmosphäre.
So daß wir in der Hochsommerzeit ein Durcheinandergemischtsein haben des Merkurialischen, das in der Erde immer da ist, mit dem Sulfurmäßigen und mit dem Salzmäßigen. Stehen wir im Hochsommer auf der Erde, so taucht eigentlich unser Haupt hinein in eine Mischung des Sulfur, Merkur und Salz, während tatsächlich das Eintreten der Tiefwinterzeit bedeutet, daß jedes dieser Prinzipien, Salz, Quecksilber, Schwefel, seinen eigenen inneren Bestand annimmt, daß die Salze zurückgezogen sind ins Innere der Erde, daß in die Hydrosphäre, in das Wassermäßige eindringt das Bestreben, sich zur Kugelform zu glätten, gewissermaßen in der kugeligen oder wenigstens kugelzonigen Schneedecke auch ein äußeres Zeichen für die Rundung, für die Kugelung des Wassermäßigen zu erzeugen. Der Schwefelprozeß zieht sich sozusagen zurück, so daß dann um diese Zeit keine starke Notwendigkeit besteht, den Schwefelprozeß als etwas Besonderes ins Auge zu fassen. Dagegen tritt an die Stelle des Schwefelprozesses in dieser Tiefwinterzeit etwas anderes.
Die Pflanzen haben sich entwickelt vom Frühling bis zu dem Herbst hin. Sie sind in die Samen geschossen. Was ist eigentlich der Samenprozeß? Indem die Pflanzen in den Samen schießen, findet in der Natur draußen etwas statt, was wir, ich möchte sagen, in einer menschlich stümperhaften Weise, aber immerhin doch fortsetzen, wenn wir uns die Pflanzen zu unserem Nahrungsmittel machen: Wir kochen die
Pflanzen. Nun, dieses Hinaufgehen in die Blüte, dieses Erzeugen des Samens ist eine Naturkochung, ist ein Entgegengehen dem Schwefelprozeß. Die Pflanzen sind hinausgewachsen in den Schwefelprozeß. Sie sind am stärksten sozusagen verschwefelt, wenn der Hochsommer seine volle Entwickelung erlangt hat. Wenn der Herbst herannaht, dann gelangen die Verbrennungen zu ihrem Ende.
Natürlich ist im Organischen alles anders, als wir es draußen in den groben anorganischen Prozessen sehen, aber was sich ergibt bei jeder Verbrennung, ist Asche. Und zu dem, was auf ganz anderem Wege in der Salzbildung auftritt, was in der sozusagen im Inneren der Erde geforderten Salzbildung auftritt, zu dem tritt dasjenige hinzu, was gewissermaßen von der Besamung der Pflanzen, von dem Blühen der Pflanzen, von diesem Kochprozeß, von diesem Verbrennungsprozeß von jeder einzelnen Pflanze heruntergefallen ist auf den Erdboden. Das spielt eine große Rolle, die man gewöhnlich gar nicht berücksichtigt. Was in unserem Ofen geschieht, daß die Asche hinunterfällt, das spielt im Jahreslauf eine große Rolle auf Erden, denn von alledem, was Samenbildung ist, was im Grunde genommen eine Verbrennung ist, fällt fortwährend das Aschenhafte hinunter, und es ist die Erde vom Oktober an eigentlich ganz imprägniert mit Aschenbildung.
So daß wir, wenn wir im Tiefwinter die Erde betrachten, die innerliche Tendenz der Salzbildung haben, wir ferner haben in seiner bestimmtesten, ausgeprägtesten Form den Merkurbildungsprozeß, die Merkurbildung, und während wir in der Hochsommerzeit Rücksicht nehmen müssen auf den außerirdischen Kosmos in der Sulfurisierung, haben wir jetzt die Aschenbildung.
Das, was da gewissermaßen seinen Gipfel erreicht zur Weihnachtszeit, das bereitet sich von der Michaelizeit an vor. Immer mehr und mehr wird die Erde daraufhin konsolidiert, eigentlich in der Tiefwinterzeit ein kosmischer Körper zu sein, sich zu entfalten in Merkurialbildung, in Salzbildung, in Aschenbildung. Was bedeutet das für das Weltenall?
Nun, wenn ein Floh einmal, sagen wir, ein Anatom würde und er würde einen Knochen untersuchen, so hätte er ja eine außerordentlich kleine Knochenpartie vor sich, weil er eben selber klein ist, weil
er von der Flohperspektive aus den Knochen untersuchen würde. Dann würde der Floh konstatieren, daß wir es da mit phosphorsaurem Kalk zu tun haben in amorphem Zustand, daß wir es zu tun haben mit kohlensaurem Kalk und so weiter. Er würde aber gar nicht darauf kommen, wenn er als Floh Anatom wäre, daß das nur ein Teilchen von einem Knochengerüst ist. Allerdings, er springt ja, aber wenn er eben das Kleine untersuchen würde, würde er durchaus nur im Kleinen steckenbleiben. Es würde dem Menschen, wenn er Geologe oder Mineraloge ist, auch nichts helfen, wenn er so springen könnte wie ein großer Erdfloh, er würde trotzdem das Gleiche machen, was er sonst im Kleinen macht, wenn er die Gebirgsmasse der Erde untersucht, die in ihrer Ganzheit ein Knochensystem darstellt. Da würde der Floh also nicht das Knochensystem beschreiben, sondern er würde mit seinem Hammer ein Stückchen herausklopfen. Sagen wir, mit seinem kleinen Flohhammer würde er ein Stückchen vom Schlüsselbein abklopfen: es würde nichts in diesem kleinen Stückchen kohlensaurem Kalk, phosphorsaurem Kalk und so weiter ihm verraten, daß das Ganze ein Schulterschlüsselbein ist, geschweige denn, daß es zum ganzen System des Knochengebildes gehört. Er würde halt ein kleines Stückchen mit seinem kleinen Hammer abgeklopft haben und würde das dann beschreiben von seinem Flohstandpunkt aus, so wie der Mensch die Erde beschreibt, wenn er irgendwo, sagen wir, am Dornacher Berg ein Stückchen vom Jurakalk abklopft. Nicht wahr, dann beschreibt er halt dieses Stück, und das wird dann verarbeitet in Mineralogie, in Geologie und so weiter. Es bleibt ja allerdings etwas vergrößert, aber es bleibt eben dieser Flohstandpunkt.
So kommt man natürlich nicht zur Wahrheit, so kann man die Sache nicht machen, sondern es handelt sich darum, daß man wirklich darauf kommt, daß die Erde ein einheitliches Gebilde ist und am meisten konsolidiert ist zur Tiefwinterzeit in ihre Salzgestaltung, in ihre Merkurialgestaltung und in ihre Aschenbildung.
Und was bedeutet das nun im Ganzen des Erdenwesens, wenn man den kosmischen Standpunkt, nicht den Flohstandpunkt ins Auge faßt, was bedeutet das? Nun, sehen Sie, alles das, was im weitesten Sinne
des Wortes Salzbildung ist, Salzbildung in dem Sinne, daß es als Ablagerung im physikalischen Sinne sich festlegt, wie das aufgelöste Kochsalz meinetwillen im kleinen Wassergefäße sich ablagernd festsetzen kann, alles das, was in dieser Weise Salzbildung ist im weitesten Sinne - ich will jetzt nicht auf das Chemische eingehen, aber dabei würde sich nichts anderes ergeben -, alles das hat die Eigenschaft, daß es gewissermaßen für das Geistige durchlässig ist. Wo Salz ist, da hat das Geistige gewissermaßen freien Raum. Das Geistige kann da hinein, wo Salz ist. So daß dadurch, daß die Erde sich zur Tiefwinterzeit in bezug auf ihre Salzbildung konsolidiert, erstens die Elementarwesen, die sich mit der Erde verbinden, einen, sagen wir angenehmen Aufenthalt innerhalb der Erde haben, daß aber auch anderes Geistiges des Kosmos herangezogen wird und gewissermaßen wohnen kann in dem, was da als Salzkruste unmittelbar unter der Oberfläche der Erde ist. Und in dieser Salzkruste, die da unmittelbar unter der Oberfläche der Erde ist, werden besonders tätig die Mondenkräfte, der Rest der Mondenkräfte, von denen ich Ihnen in diesen Betrachtungen öfters gesprochen habe, der zurückgeblieben ist, nachdem der Mond aus der Erde herausgegangen ist.
Diese Mondenkräfte werden vorzugsweise in der Erde dadurch tätig, daß die Erde das Salz in sich birgt. So daß wir unmittelbar unter der Oberfläche der Erde, gerade in dem sich Befestigenden unter der Schneedecke, die ja schon auf der einen Seite nach dem Quecksilberigen strebt, nach unten hin aber übergeht in das Salzartige, so daß wir da in alledem Erdenmaterie haben, Salz, durchsetzt von Geistigkeit. Die Erde wird wirklich zur Winterzeit in sich geistig durch ihren Salzgehalt, der sich da besonders konsolidiert.
Das Wasser, das heißt eigentlich das kosmische Quecksilber, das nimmt auf die innere Tendenz, sich in Kugelform zu bilden. Da tritt dann überall diese innere Tendenz hervor, sich als Kugel zu bilden. Und dadurch, daß das geschieht, ist die Erde in dieser Tiefwinterzeit befähigt, nun nicht bloß zu erstarren im Salze und dieses erstarrte Salz mit Geist zu durchziehen, sondern sie ist befähigt, dieses durchgeistigte Materielle zu verlebendigen, ins Lebendige überzuführen. Die Erde lebt unter ihrer Oberfläche im Ganzen auf zur Tiefwinter-
zeit. Im Geist- und Salzprinzip ist durch das Quecksilberprinzip überall regsam die Tendenz, lebendig zu werden. Es ist während des Winters eine ungeheure Erkraftung der Erde, unter ihrer Oberfläche Leben zu entfalten.
Aber dieses Leben würde ein Mondenleben werden, denn vorzugsweise die Mondenkräfte, wie ich gesagt habe, sind darinnen tätig. Dadurch aber, daß die Asche heruntergefallen ist von den Samen, daß das alles, was ich jetzt beschrieben habe, imprägniert ist mit der Asche, dadurch ist dasjenige in dem Ganzen drinnen, was diese ganze Bildung für die Erde in Anspruch nimmt.
Die Pflanze hat hinaufgestrebt in den Sulfurisierungsprozeß; aus diesem Sulfurisierungsprozeß ist die Asche heruntergefallen. Das ist dasjenige, was die Pflanze, nachdem sie hinaufgestrebt hat in das, ich möchte sagen Ätherisch-Geistige, wieder zurückführt zur Erde. So daß wir da zur Tiefwinterzeit auf der Erdenoberfläche die Tendenz haben, Geist in sich aufzunehmen, sich zu verlebendigen, aber das Mondenhafte ins Erdenhafte umzusetzen. Der Mond wird hier gezwungen durch die Erdenaschenreste dessen, was da heruntergefallen ist, nicht auf mondenhafte, sondern auf erdenhafte Weise das Lebendige zu entfalten.
Nun gehen wir über von dem, was sich uns da gezeigt hat in bezug auf die Erdenoberfläche, zu dem, was im Erdenumkreise ist, zu dem Luftförmigen. Für die Luft hat die größte Bedeutung zu jeder Jahreszeit, aber eben besonders zur Tiefwinterzeit, daß die Sonne diese Luft durchstrahlt mit ihrer Wärme, mit ihrem Lichte - aber das Licht kommt jetzt weniger für uns in Betracht -, daß die Sonne diese Luft durchstrahlt.
Man betrachtet in der Wissenschaft eigentlich alles so abgesondert, wie es gar nicht in Wirklichkeit ist. In der Luft, sagen die Leute, sind Sauerstoff und Stickstoff und noch andere Dinge drinnen. Aber so ist es ja nicht in Wirklichkeit. Luft ist ja nicht bloß da als Sauerstoff und Stickstoff, sondern die Luft ist immer von der Sonne durchstrahlt. Das ist die Realität: Luft ist immer das, was die Sonnenwirkungen trägt bei Tag. Also es ist die Sonnenwirkung von der Luft getragen. Ja, diese Sonnenwirkung, von der Luft getragen, was bedeutet das?
Es bedeutet, daß eigentlich fortwährend das, was da oben ist, entrissen werden will der Erde. Wenn das, was ich vorhin beschrieben habe als Salzbildung, Merkurialbildung und Aschenbildung, für sich gedeihen würde, dann würde lediglich Irdisches da sein. Aber weil da oben dasjenige, was heraus will aus der Erde, empfangen wird von der SonnenLuftwirkung, wird umgestaltet das, was Erdenwirkung sein will, in kosmische Gestaltung. Es wird der Erde die Macht genommen, allein im Lebendig-Geistigen zu wirken. Die Sonne macht ihre Wirkung geltend in allem, was da nach oben sproßt. Und so bemerkt man, geistig angesehen, daß fortwährend hier, eine gewisse Strecke über der Erde (siehe Tafel 2), eigentlich eine besondere Tendenz vorhanden ist. Auf der Erde selber will sich alles kugelig machen (dunkelrot); hier oben wirkt fortwährend die Tendenz, daß sich die Kugel zur Ebene aus weitet (rötlich). Diese Tendenz wird natürlich wiederum bezwungen, die Erde wird wieder zur Kugel gemacht, aber eigentlich will das, was da oben ist, das Kugelige, immer eben werden. Es möchte eigentlich das, was da oben ist, am liebsten da unten die Erde auseinandernehmen, auseinanderreißen, so daß alles eine im Kosmos stehende ebene Fläche wäre.
Würde das zustande kommen können, so würden die Erdenwirkungen überhaupt vollständig verschwinden, und wir würden da oben mehr eine Art Luft haben, in der die Sterne wirken würden. Das drückt sich am Menschen sehr stark aus. Was haben wir als Menschen von dem, was da als sonnentragende Luft oben ist? Das atmen wir ein, und indem das in uns eingeatmet wird, erstreckt sich die Sonnenwirkung allerdings in einer gewissen Weise nach unten, aber vorzugsweise nach oben. Wir werden mit unserem Haupte fortwährend den Erdenwirkungen entzogen. Dadurch ist unser Haupt überhaupt erst in die Möglichkeit versetzt, teilzunehmen an dem ganzen Kosmos. Unser Haupt möchte eigentlich immer in diese Ebenenbildung hinaus. Würde unser Haupt nur von der Erdenbildung, namentlich zur Winterzeit, in Anspruch genommen, dann würde all unser Denkerlebnis anders sein. Dann würde man nämlich das Gefühl haben, daß alle Gedanken rund werden wollen. Sie werden nicht rund, sondern sie haben eine gewisse Leichtigkeit, Anschmiegbarkeit, eine gewisse Flüssigkeit.
Das rührt von diesem eigentümlichen Auftreten der Sonnenwirkung her.
Da haben Sie die zweite Tendenz, da greift das Sonnenmäßige in das Erdenmäßige ein. Es ist am schwächsten zur Tiefwinterzeit. Würden wir weiter hinauskommen, so würde sich noch anderes einstellen. Da würden wir es dann nicht mehr mit der Sonnenwirkung, sondern mit der bloßen Sternenwirkung zu tun haben, die ja wiederum einen großen Einfluß auf unser Haupt hat. Indem uns die Sonne sozusagen zurückgibt dem Kosmos, haben dann die Sterne eben ihren tiefgehenden Einfluß auf unser Haupt und dadurch auf unsere ganze Menschenbildung.
Das, was ich Ihnen da beschrieben habe, ist heute ja aus Gründen, die ich morgen auseinandersetzen werde, nicht mehr so, weil der Mensch sich in einer gewissen Weise emanzipiert hat, weil er in seinem Wachstum, in seiner ganzen Entwickelung sich emanzipiert hat von den Erdenwirkungen. Aber wenn wir zurückgehen würden in die alte lemurische Zeit oder namentlich in die polarische Zeit, die der lemurischen vorangegangen ist, dann würden wir die Sache ganz anders finden. Da würden wir eben den großen Einfluß von alledem, was auf Erden geschieht, auf die ganze menschliche Bildung finden. Sie kennen das aus der Darstellung, die ich in meiner «GeheimWissenschaft im Umriß» von der Erdenevolution gegeben habe. Da würden wir finden, daß der Mensch eigentlich ganz hineingestellt ist in die Wirkungen, die ich da beschrieben habe. Wie gesagt, wie er sich davon emanzipiert hat, werde ich morgen beschreiben ; heute werde ich die Sache so beschreiben, wie wenn der Mensch noch hineingestellt wäre in diese Bildung. Und da tritt uns denn folgendes entgegen; etwas, was für die heutige Auffassung ganz paradox ist, tritt uns da entgegen.
Wir können nämlich die Frage aufwerfen: Was wird die Mutter, wenn sie sich der Entwickelung eines neuen Menschen nähert? Ursprünglich, in der Verknüpfung des Menschen mit der Erde, ist das so, daß diejenigen Kräfte, die da Salzbildungs-Mondenkräfte sind, nach alledem, was vorangehen muß, damit ein neuer Mensch auf Erden entsteht, vorzugsweise Einfluß haben auf den weiblichen Organismus,
insofern er sich vorbereitet, den neuen Menschen in sich auszubilden. Wir können also sagen : Während die Frau im übrigen eben im allgemeinen Mensch ist, so werden in der Zeit, wo sie der Entwickelung eines neuen Menschen entgegengeht, in ihr die Mondenkräfte, insofern sie die salzbildenden Kräfte in der Erde sind, am stärksten. Und man kann das geisteswissenschaftlich so ausdrücken: Die Frau wird Mond, wie die Erde im ganzen, wenn sie sich der Weihnachtszeit nähert, unmittelbar unter ihrer Oberfläche am meisten Mond wird.
Aber nicht nur, daß die Erde am meisten Mond wird, wenn die Tiefwinterzeit waltet, sondern dieses Mondwerden der Erde, das geschieht wieder, das geht wieder vor in der Art und Weise, wie sich die Frau vorbereitet, den neuen Menschen zu bekommen. Und nur dadurch, daß sich die Frau durch das Mondenwerden vorbereitet, den neuen Menschen zu bekommen, wird auch die Sonnenwirkung eine andere, wie in der Tiefwinterzeit die Sonnenwirkung eben eine andere ist als im Hochsommer. Und was da ausgebildet wird in der Frau als neuer Mensch, das steht ganz unter dem Einfluß der Sonnenwirkung.
Dadurch, daß die Frau selber in sich so stark die Mondenwirkung aufnimmt, die Salzwirkungen aufnimmt, dadurch wird sie fähig, in sich abgesondert wiederum die Sonnen Wirkungen aufzunehmen. Im gewöhnlichen Leben werden die Sonnen Wirkungen vom menschlichen Organismus durch das Herz aufgenommen und verteilen sich in den ganzen Organismus. In dem Augenblicke, wo die Frau sich anschickt, einen neuen Menschen hervorzubringen, werden die Sonnenwirkungen konzentriert auf die Bildung dieses neuen Menschen. So daß wir schematisch sagen können: Die Frau wird deshalb Mond, damit sie
die Sonnenwirkungen in sich aufnehmen kann. Und der neue Mensch, der da entsteht als Embryo, ist ganz und gar in diesem Sinne Sonnenwirkung. Er ist dasjenige, was entstehen kann durch die Konzentration der Sonnenwirkungen.
Das haben ältere, instinktiv-hellseherische Weltanschauungen in ihrer Art gewußt. Durch das alte Europa ging in einer gewissen Zeit eine merkwürdige Anschauung. Die schloß das in sich, daß das Kind etwas ganz anderes war, wenn es geboren war und noch gar nichts vom Erdenmäßigen als Nahrung in sich aufgenommen hatte, und etwas ganz anderes wurde mit dem ersten Milchtropfen, den das Kind aufnahm, mit der allerersten Erdennahrung. Für diese alten germanischen Anschauungen waren das ganz verschiedene Wesen, das eben geborene Kind und das Kind, das nun schon außerhalb des Leibes der Mutter irgend etwas von Erdennahrung aufgenommen hatte, zwei verschiedene Wesen, weil man ein instinktives Gefühl dafür hatte: Das geborene Kind ist Sonne. Es wird durch die erste Erdennahrung Erdengeschöpf. Es ist Sonnengeschöpf, wird Erdengeschöpf. - Daher gehörte das eben geborene Kind, das noch keine Nahrung aufgenommen hatte, gar nicht der Erde an. Nach wiederum okkulten Gesetzen, die ich ein anderes Mal berühren möchte, hatte der Vater im alten germanischen Rechtsbewußtsein das Recht, das Kind, das ihm immer, wenn es geboren war, zu Füßen gelegt wurde, nach dem Anblicke entweder aufwachsen zu lassen oder es auszusetzen, zu vernichten, denn es war noch nicht Erdengeschöpf. Hatte es nur ein Tröpfchen Milch genossen, so durfte er es nicht mehr vernichten, es mußte Erdengeschöpf bleiben, weil es naturhaft, weltenhaft, erdenhaft, kosmoshaft zum Erdengeschöpf dadurch bestimmt war. In solchen alten Gebräuchen lebt sich etwas ungeheuer tief Bedeutsames aus. Das aber begründet, daß man sagt: Das Kind ist sonnenhaft. So daß man also jetzt die Möglichkeit hat, auf die Frau, die das Kind geboren hat, hinzuschauen als auf ein Geschöpf, das im tiefsten Sinne mit allen Prozessen des Erdenhaften gründlich verwandt ist - denn die Erde bereitet sich selber zur Tiefwinterzeit so vor, daß sie das Salzhafte, das heißt, das Mondenhafte hat -, daß sie am besten eben da eintreten kann in die Möglichkeit, das Sonnenhafte aufzunehmen. Und
dann ragt sie hinauf über dem Sonnenhaften in das Himmlische, dem ja auch das menschliche Haupt angehört.
So daß wir etwa sagen können: Versetzen wir uns, um so recht das Weihnachtshafte vor unsere Seele hinzustellen, in das Wesen des Menschen. Im Weihnachtshaften drückt sich ja aus das Geborenwerden des Jesuskindes, das bestimmt ist, den Christus in sich aufzunehmen. Schauen wir uns das so recht an. Schauen wir uns das in der Gestalt der Maria an, so haben wir zunächst die Nötigung, das Haupt der Maria so darzustellen, daß es wiedergibt etwas Himmlisches in seinem ganzen Ausdruck, im ganzen Blick. Wir haben dann anzudeuten, daß sich diese Maria bereitet, die Sonne in sich aufzunehmen, das Kind, die Sonne, wie sie durch den Luftkreis erstrahlt. Und wir* haben, weiter nach unten gehend in der Gestalt der Maria, das Monden-Erdenhafte.
Denken Sie sich das, wenn ich es bildhaft darstellen würde, so: Das Mondenhaft-Erdenhafte, es ist dasjenige, was unter der Erdoberfläche schwelt. Würde man hinausgehen in die Weiten des Weltenalls, so würde man das, was sich da oben darstellt, wo der Mensch hinausstrahlt in das Weltenall, schauen wie, ich möchte sagen, eine verhimmlischte Erde-Sternenstrahlung, welche die Erde in den weiten Weltenraum hinaussendet. Sternenstrahlend muß auch das Haupt der Maria sein, das heißt im menschlichen Ausdruck, so daß wir in der Physiognomie, in der ganzen Gebärde den Ausdruck des Sternenstrahlenden haben (siehe Tafel 3).
Gehen wir dann bis zu der Brust, so müssen wir dasjenige haben, was mit dem Atmungsprozesse verbunden ist: das aus den Wolken, die die Sonnenstrahlung in der Atmosphäre durch sich strömen haben, heraus sich bildende Sonnenhafte, das Kind.
Und wir haben weiter unten das, was von dem Mondenhaft-Salzbildnerischen bestimmt wird, was man äußerlich dadurch ausdrückt, daß man die Gliedmaßen in die Dynamik des Irdischen hineinbringt und sie aufsteigen läßt aus dem Salzbildnerisch-Mondenhaften der Erde. Wir haben die Erde, insofern sie innerlich, wenn ich so sagen darf, durchmondet ist.
Man müßte es eigentlich so darstellen, daß wir eine Art Regenbogenfarbe anbringen. Wenn man nämlich vom Weltenall nach der Erde
herschaut, so würde sich das so darstellen, daß man durchschaut durch die Sternenstrahlung auf die Erde selbst, wie wenn die Erde unter ihrer Oberfläche in Regenbogenfarben nach innen schimmern würde. Darauf steht dann, von der Erdendynamik zunächst, von den Gliedmaßen, von der Erde, der Schwerkraft und so weiter in Anspruch genommen, dasjenige, was sich eigentlich nur durch die menschliche Gewandung ausdrücken läßt, die so gefaltet wird, daß sie den Erdenkräften folgt. Wir würden also da unten die Gewandung haben im Sinne der Erdenkräfte. Wir würden weiter hinaufgehen und würden zu zeichnen haben, was sich nun in dem ganzen Erdenhaft-Mondenhaften ausbildet. Man könnte auch den Mond noch zeichnen, wenn man symbolisch sein wollte, aber dieses Mondenhafte ist ja schon in dem Erdengebilde ausgedrückt.
Wir kommen dann weiter hinauf, nehmen auf dasjenige, was aus dem Mondenhaften kommt, sehen, wie die Wolken durchdrungen werden von vielen Menschenköpfen, die herunterstreben; einer der Menschenköpfe ist verdichtet zu der auf dem Arm der Maria sitzenden Sonne, dem Jesuskinde. Und wir müssen das Ganze nach oben ergänzen durch das in der Physiognomie die Sternenstrahlung ausdrückende Mariengesicht.
Verstehen wir die Tiefwinterzeit, wie sie uns den Zusammenhang des Kosmos mit dem Menschen darstellt, mit dem Menschen, der aufnimmt, was in der Erde an Gebärungskräften ist, dann gibt es keine andere Möglichkeit, wiederum bis auf die Formgebung aus den Wolken heraus hin, als die mit den Kräften der Erde, nach unten mit den Mondenkräften, nach der Mitte mit den Sonnenkräften, nach dem Haupte oben mit den Sternenkräften begabte Frau darzustellen. Aus dem Kosmos selber heraus entsteht uns dieses Bild der Maria mit dem Jesuskindlein.
Und so wie wir, wenn wir den Kosmos im Herbst verstehen und alles das, was wir in ihm an gestaltenden Kräften haben, in ein Bild hineinlegen, notwendig zur künstlerischen Ausgestaltung des Streites des Michael mit dem Drachen kommen, wie ich es gestern dargestellt habe, so strömt uns alles das, was wir um die Weihnachtszeit empfinden können, zusammen in dem Bilde der Marienmutter mit dem
Kinde, das in älteren Zeiten, namentlich in den ersten Jahrhunderten des Christentums, Künstlern vielfach vorgeschwebt hat, und dessen letzte Nachklänge in der Entwickelung der Menschheit eben in der Raffaelischen Sixtinischen Madonna noch erhalten sind. Diese Raffae- lische Sixtinische Madonna ist noch aus den großen naiven Natur- und Geist-Erkenntnissen einer alten Zeit heraus geboren. Denn sie ist das Bild jener Imagination, die der Mensch eigentlich haben muß, der sich mit innerer Schauung in die Geheimnisse des Weihnachtswebens so hineinversetzt, daß ihm dieses Weihnachtsweben eben zum Bilde wird.
So können wir sagen: Der Jahreslauf, er muß sich für die innere Schauung in ganz bestimmten grandiosen Imaginationen ausleben. Geht man seelisch mit seinem ganzen Menschen hinaus in die Welt, so wird einem der Herbstesbeginn zu der grandiosen Imagination des Streites des Michael mit dem Drachen. Und wie der Drache nur sulfurisch dargestellt werden kann - die Schwefelmasse, die sich in die Drachengestalt hineinfindet -, wie da das Schwert Michaels entsteht, wenn wir uns das Meteoreisen zu diesem Schwerte konzentriert, vereinigt denken, so entsteht uns aus dem, was wir in der Weihnachtszeit empfinden können, das Bild der Marienmutter, deren Kleid in den Kräften der Erde gefaltet ist, während das Gewand - bis in diese Einzelheiten geht da die Malerei in einer bestimmten Weise vor - sich innerlich runden muß, quecksilbrig werden muß, so daß man eine innere Geschlossenheit in dem Brustgebilde hat. Da aber halten die Sonnenkräfte ihren Einzug. Und das unschuldige Jesuskind, das so gedacht werden muß, daß es noch keine Erdennahrung genossen hat, das ist die auf dem Arm der Maria sitzende Sonnenwirkung selber; oben die Sternenstrahlungswirkung. So daß wir, wie von innen heraus leuchtend in Auge und Haupt selbst, darzustellen haben, dem Menschen entgegenglänzend, das Haupt der Maria, daß wir wie in lieblicher Milde aus den Wolkengebilden in sphärischer Rundung, innerlich geschlossen, das Jesuskind auf dem Arm der Maria darzustellen haben, und dann nach unten gehend die Gewandung, von der Erdenschwere übernommen, in der Gewandung ausdrückend dasjenige, was Erdenschwere werden kann (Tafel 3).
Und wir tun am besten, wenn wir das auch in den Farben ausdrücken. Dann haben wir jenes Bild, das uns aufdämmert als eine kosmische Imagination zur Weihnachtszeit, mit dem wir hinüberleben können bis zur Osterzeit, wo uns wiederum aus dem kosmischen Zusammenhänge eine ebensolche Osterimagination aufgehen kann, von der wir dann morgen sprechen wollen.
Sie sehen daraus, Kunst holt sich der Mensch aus den Himmeln, wie sie Zusammenhängen mit der Erde. Wahre Kunst ist dasjenige, was der Mensch mit dem physisch-seelisch-geistigen Weltenall erlebt, das sich für ihn in grandiosen Imaginationen ergibt. So daß der Mensch all das, was an innerlichem Streit zur Herstellung des Selbstbewußtseins aus dem Naturbewußtsein notwendig ist, nicht anders sich vor Augen stellen kann, als indem er das grandiose Bild des Streites des Michael mit dem Drachen hat; daß der Mensch alles, was zur Tiefwinterzeit aus der Natur heraus in seine Seele wirken kann, vor seine Seele selbst stellen kann, indem er das Bild der Mutter mit dem Kinde, wie ich es jetzt beschrieben habe, künstlerisch-imaginativ vor seine Seele hinstellt.
Jahreslaufbeobachtung heißt, mit der großen kosmischen Künstlerin mitgehen, und diejenigen Dinge, die der Himmel der Erde einprägt, in mächtigen Bildern, die aber dann Realitäten werden für das menschliche Gemüt, in sich wieder lebendig werden zu lassen. So kann einem der Jahreslauf in vier Imaginationen aufgehen: MichaelImagination, Marien-Imagination, und wir werden morgen und in den nächsten Vorträgen sehen: Oster-Imagination, Johanni-Imagination.
Morgen werde ich dann zunächst den Weg suchen von Weihnachten zu Ostern.
DRITTER VORTRAG Dornach, 7. Oktober 1923
Wir fahren in der Betrachtung des Jahreslaufes von den Gesichtspunkten, die wir gestern und vorgestern begonnen haben, fort. Wir müssen uns klar darüber sein, wie zur Tiefwinterzeit die Erde gegenüber dem Kosmos eigentlich ein abgeschlossenes Wesen wird. Die Erde wird sozusagen während des Winters ganz Erde, ihre Erdennatur konzentriert sie. Während der Hochsommerzeit - um diesen Gegensatz zur Erklärung hinzuzufügen - ist die Erde an den Kosmos hingegeben, lebt das Leben des Kosmos mit. Und zwischendrinnen, für die Frühlings- und Herbsteszeit, ist immer ein Ausgleich zwischen diesen beiden Extremen vorhanden. Das alles hat aber die denkbar tiefste Bedeutung für das ganze Leben der Erde. Natürlich bezieht sich auch das, was ich sagen werde, immer auf denjenigen Teil der Erdoberfläche, wo eben entsprechend das Hinübergehen des Winters zum Frühling stattfindet.
Gehen wir zunächst, wie wir das in diesen Tagen immer getan haben, von der Betrachtung des rein Materiellen aus, und betrachten wir dasjenige, was wir als das Wichtigste für die Winterzeit in Anspruch nehmen mußten: die Ablagerungen, das Salzartige. Betrachten wir das zunächst, und zwar in einer für das ganze Wesen der Erde bedeutsamsten Erscheinung, in den Kalkablagerungen. Sie brauchen ja nur hier hinauszugehen, wo Sie überall umgeben sind von den Jurakalkbildungen, und Sie haben sozusagen das alles, was ich Ihnen zunächst im Anfang der Betrachtung zu beschreiben habe, vor sich.
So äußerlich betrachtet, ist es ja der Fall, daß dem Menschen eben Kalk Kalk ist, und es ist ja wirklich zu den verschiedenen Zeiten für das rein äußerliche Auge kein beträchtlicher Unterschied zwischen sozusagen dem Winterkalk und dem Frühlingskalk. Aber diese Unter- schiedslosigkeit ist doch in gewisser Beziehung auch nur wiederum für jenen Standpunkt vorhanden, den ich charakterisierte als den Flohstandpunkt. Die Metamorphosen des Kalkes erscheinen eben erst, wenn man gewissermaßen sich weiter in den Kosmos hinausbegibt in
der Betrachtung. Und da tritt ein feiner Unterschied auf zwischen dem Winterkalk und dem Frühlingskalk, gerade dieser wichtigsten Ablagerung in unserem Erdboden. Der Winterkalk ist sozusagen eine in sich zufriedene Wesenheit - wir dürfen ja nach den mannigfaltigsten Betrachtungen, die wir hier angestellt haben, weil wir wissen, daß im Grunde genommen überall Seele und Geist zu finden ist, von solchen Dingen wie von belebten, beseelten Wesen sprechen -, der Winterkalk ist gewissermaßen eine in sich zufriedene Wesenheit.
Dieser Winterkalk ist, wenn man sich in sein Wesen intuitiv vertieft, so wie das in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» für die Intuition gemeint ist, eigentlich durchdrungen von dem mannigfaltigsten Geistigen. Es sind ja die Elementarwesen, die in dem Irdischen leben. Er ist durchgeistigt. Aber er ist gewissermaßen so zufrieden, wie ein Menschenkopf zufrieden ist, wenn er eben ein wichtiges Problem gelöst hat und froh ist, daß er nun Gedanken hat, die diese Lösung bedeuten. Man nimmt, weil man ja in der Intuition überall auch gefühlsmäßig wahrnimmt, eben im ganzen Umfange der irdischen Kalkbildung während der Winterzeit innere Befriedigung wahr.
Nicht wahr, wenn man unter dem Wasser schwimmen würde, würde man überall Wasser wahrnehmen. Wenn man sich geistig im Verlauf der Kalkbildungen bewegt, nimmt man überall während der Winterzeit Befriedigung wahr, die sich auslebt in inneren Durchlebungen, Durchdringungen dieses Winterkalkes mit sich lebendig verwandelnden Gebilden, die in Imaginationen erscheinen, lebendig sich verwandelnden Gebilden geistiger Art. Wenn es aber gegen den Frühling zu geht, namentlich wenn der März kommt, dann wird der Kalk in bezug auf seine geistigen Eigenschaften, wir dürfen sagen, dumpf. Er hat nicht mehr diese geistigen Eigenschaften, weil ja, wie Sie aus den vorigen Darstellungen wissen, die Elementarwesen durch eine Art geistig-kosmischer Atmung ihren Weg hinaus in das Weltenall nehmen. Er wird dumpf in bezug auf seine denkerisch-geistigen Eigenschaften. Aber das Merkwürdige ist, er wird jetzt begierdenhaft. Er entwickelt eine Art von innerer Lebendigkeit. Es ist immer mehr und mehr ein feines Leben vorhanden in dem Kalk, und dieses Leben in
dem Kalk wird um so innerlich bewegter gegen den Frühling, und dann weiter auch gegen den Sommer zu, je mehr die Pflanzen heraussprießen.
Die Dinge spielen sich natürlich nicht im Groben ab, sondern im Feinen, im Intimen, aber sie spielen sich ab. Die Pflanzen, die herauswachsen, entziehen nämlich dem Kalk etwas von Wasser und etwas von Kohlensäure, namentlich dem in der Erde verteilten Kalk, und das entbehrt er. Und das bedeutet für ihn ein innerliches Lebendigwerden. Er wird lebendig. Dadurch aber, daß dieser Kalk innerlich lebendig wird, erlangt er eine ungeheure Anziehungskraft für die ahrimanischen Wesen. Diese ahrimanischen Wesen bekommen jedesmal, wenn es gegen den Frühling zu geht, Hoffnungen. Sie haben eigentlich gegenüber der Natur keine besonderen Hoffnungen sonst, weil sie eigentlich ihr Wesen nur innerhalb des Menschen treiben können. In der animalischen Natur des Menschen können diese ahrimanischen Wesen sonst wirken. Aber wenn es gegen den Frühling zu geht, dann gibt ihnen der Eindruck, den der Frühlingskalk auf sie macht, die Meinung, daß sie in die allgemeine Natur hinaus ihre Drachennatur entfalten können, und daß sie dadurch, daß sie den Frühlingskalk lebendig finden, auch die Möglichkeit gewinnen können, Astralisches aus dem Weltenall anzuziehen, um diesen lebendigen Kalk zu beseelen, mit Seele zu durchdringen. So daß also, wenn es gegen den März zu geht, für den wirklichen seherischen Naturbeobachter sich dieses merkwürdige Schauspiel ergibt: Man sieht überall, wie die Hoffnungen der ahrimanischen Wesen in Imaginationen über die Erde hinüberspielen, ich möchte sagen, wie ein geistiger Wind, der alles überweht, und man sieht, wie sich nun die ahrimanischen Wesen anstrengen, von oben herunter gewissermaßen einen Regen des Astralischen hervorzurufen. Dieser Regen des Astralischen, den sie da hervorrufen wollen, der würde, wenn sie es könnten - sie streben es immer mit allen möglichen Kräften an -, die Erde während der Sommerzeit wenigstens teilweise, soweit sie Kalk ist, in ein beseeltes lebendiges Wesen verwandeln. Und das streben die ahrimanischen Wesen in jedem Frühling an, die Erde in ein beseeltes lebendiges Wesen zu verwandeln. So daß also, wenn irgendein Wesen dann im Herbst seinen Fuß auf die Erde setzen
würde, die Erde Schmerz empfinden würde vom bloßen Daraufsetzen des Fußes im Herbst.
Nun, dieses Streben, diese Illusion, die ist in jedem Frühling bei den ahrimanischen Wesen vorhanden und wird in jedem Frühling vernichtet. Gewiß, vom menschlichen Standpunkte aus kann man sagen : Nun müßten die ahrimanischen Wesen schon so gescheit geworden sein, daß sie diese Hoffnungen aufgeben. - Aber so ist es eben nicht in der Welt, wie der Mensch es sich vorstellt, sondern es ist einfach eine Tatsache, daß diese ahrimanischen Wesen jeden Frühling wiederum neue Hoffnungen schöpfen, die Erde in ein beseeltes lebendiges Wesen durch einen astralischen Regen von oben herunter verwandeln zu können. Diese Illusionen werden jedes Jahr zerstört.
Aber der Mensch bleibt sozusagen nicht ungefährdet unter diesen Illusionen. Der Mensch genießt ja diejenigen Naturprodukte, die in dieser Atmosphäre von Hoffnungen und Illusionen gedeihen, und es ist eigentlich im Grunde genommen eine Naivität des Menschen, wenn er glaubt, sein Brot zu essen aus bloßem gemahlenen und gebackenen Korn. In diesem gemahlenen und gebackenen Korn drinnen sind die Illusionen der ahrimanischen Wesenheiten und die Hoffnungen der ahrimanischen Wesenheiten. Draußen werden sie zerstört. Um so mehr erwacht nun in den ahrimanischen Wesenheiten die Sehnsucht, da, wo schon Seele ist, im Menschen, mit dem, was sie wollen, ihr Ziel zu erreichen. So daß der Mensch eigentlich jeden Frühling, wenn das auch alles sich im Intimen abspielt, tatsächlich gefährdet ist, den ahrimanischen Wesenheiten zum Opfer zu fallen. Der Mensch ist wirklich im Frühling in dieser Beziehung allen ahrimanischen Kraftwirkungen im Kosmos viel mehr ausgesetzt, als er es in einer andern Jahreszeit ist.
Etwas anderes findet statt, wenn wir den Blick hinaufrichten. Richten wir den Blick hinauf, da hinauf, wo also die Elementarwesen der Erde aufsteigen, wo sie sich dann verbinden mit den Wolkenbildungen, wo sie eine innere Regsamkeit annehmen, welche dem planetarischen Leben unterworfen ist, dann ergibt sich vor allen Dingen, gerade wiederum, wenn es gegen den März zu geht, wenn da unten die ahrimanischen Wesenheiten ihr Wesen treiben, etwas anderes. Da
kommen die Elementarwesen hinauf; was sonst innerhalb der Erde an rein Geistigem ist, an Nichtmateriellem, was aber sich im Materiellen auslebt, das wird da hinaufversetzt in die Region, wo Dunst, Luft, Wärme ist. Und da wird alles das, was nun in den sich regenden Elementarwesen geschieht, wiederum da oben durchsetzt von den luziferischen Wesenheiten. So wie unten die ahrimanischen Wesenheiten ihre Hoffnungen bekommen und ihre Illusionen durchmachen, so machen oben die luziferischen Wesenheiten ihre Hoffnungen und ihre Illusionen durch.
Wenn wir genauer eingehen auf die Natur der ahrimanischen Wesenheiten, so ist diese eigentlich ätherisch. Und es fehlt den ahrimanischen Wesenheiten, die eigentlich die von Michael gestürzten Wesenheiten sind, die Möglichkeit, sich so zu entfalten, daß sie auf andere Art als durch den lebendig-begehrlich gewordenen Kalk Herrschaft bekommen könnten über die Erde.
Die luziferischen Wesenheiten da oben, sie durchströmen und durchsetzen dasjenige, was da hinaufgezogen ist und sich nun in den oberen Elementen der Erde regsam macht. Sie durchsetzen das, und sie sind eigentlich, diese luziferischen Wesen, rein astralischer Natur. Sie bekommen nun die Hoffnung, durch alles das, was da im Frühling anfängt hinaufzustreben, ihre astralische Natur durchsetzen zu können mit ätherischer Natur und eine Ätherhülle der Erde hervorzurufen, die aber dann bewohnt werden könnte von ihnen selber.
Man kann also sagen: Die ahrimanischen Wesen streben danach, die Erde astralisch zu beseelen (Tafel 4, rötlich); die luziferischen Wesenheiten streben danach, von oben herunter das Ätherische in ihr Wesen aufzunehmen (Blau mit Gelb).
Wenn im Frühling nun die Pflanzen zu sprießen beginnen, so assimilieren sie Kohlensäure, ziehen Kohlensäure ein. Und diese Kohlensäure ist etwas, was ja, weil die Pflanzendecke da ist, gewissermaßen im Frühling in einer höheren Region wirkt als im Winter; sie zieht sich hinauf, die Kohlensäure, nämlich in die Region, welche die Region der Pflanzen ist. Wenn also im Frühling die Pflanzen zu sprießen beginnen, dann wird diese Kohlensäure angezogen von den luziferischen Wesenheiten. Und während die ahrimanischen Wesenheiten eine Art
astralischen Regens anstreben, um den lebendigen Kalk auch zu beseelen, erstreben die luziferischen Wesenheiten eine Kohlensäureerhebung, eine Art Kohlensäureverdunsten von der Erde aus nach oben hin (siehe Tafel 4, blau). Wenn sie das zuwege bringen würden, so würde auf Erden das Atmen aufhören müssen, und sie würden alles das, was der Mensch an sich hat ohne den physischen Atem, sein Ätherisches, hinaufziehen, und durch ihre Verbindung mit dem Ätherischen des Menschen würden sie in die Lage kommen, ätherische Wesenheiten zu werden, während sie so nur astralische Wesenheiten sind. So daß - mit Vernichtung dessen, was unten an Menschlichem und Tierischem ist - da oben eine Hülle von ätherischen Engelwesen sein würde. Das ist wiederum etwas, was, wenn der März, Ende März kommt, die luziferischen Geister anstreben und erhoffen. Sie erhoffen, die ganze Erde eigentlich in eine solche feine Erdenschale zu verwandeln, in der sie, verdichtet durch die Äthernatur der Menschen, ihr Wesen treiben können.
Wenn die ahrimanischen Wesenheiten ihre Hoffnungen erfüllt bekämen, dann müßte die ganze Menschheit sich allmählich auf Erden auflösen. Die Erde würde den Menschen aufnehmen. Es würde zuletzt entstehen aus der Erde - das ist auch die Absicht Ahrimans - eine große Wesenheit, in der alle Menschen gewissermaßen aufgelöst wären. Sie wären verbunden mit dieser großen einheitlichen Erdenwesenheit. Aber der Übergang zu diesem Verbundensein mit dieser Erdenwesenheit würde darin bestehen, daß der Mensch zunächst in seinem ganzen Organismus immer ähnlicher und ähnlicher würde dem lebendigen Kalk. Er würde lebendigen Kalk mit seinem Organismus verbinden und immer mehr verkalken. Er würde dadurch metamor- phosieren, umwandeln seine Gestalt in eine Gestalt, die dann ganz anders aussehen würde, die etwa so aussehen würde: eine skierotisierte Gestalt mit einer Art Fledermausflügeln und diesem Kopf (siehe Tafel 5). Die würde eben in der Lage sein, sich allmählich in dem Irdischen aufzulösen, so daß das Irdische dann auf ahrimanische Art als ganze Erde ein irdisch-lebendiges Wesen wäre.
Wenn die luziferischen Wesenheiten andererseits das Ätherische des Menschen heranziehen und sich dadurch gewissermaßen aus ihrer
Astralität ätherisch verdichten könnten, dann würde aus ihnen auf ätherische Art etwas entstehen, was mehr oder weniger die unteren Partien des menschlichen Organismus nicht hätte, was aber auch die oberen Partien verändert hätte; was zum Beispiel vor allen Dingen einen wie aus Erdendunst gebildeten Leib (Tafel 5, blau), der aber nur bis zur Brust ausgebaut wäre, und dafür ein ins Idealische gesteigertes menschliches Haupt hätte (rot). Aber nun käme das Eigentümliche, daß dieses Wesen Flügel haben würde, Flügel, die wie herausgeboren wären aus Wolken (gelb). Diese Flügel würden sich nach vorn konzentrieren zu einer Art vergrößerten Kehlkopfs; sie würden sich an der Seite hier zu Ohrenorganen, Gehörorganen konzentrieren, die wiederum mit dem Kehlkopf Zusammenhängen.
Sie sehen, dasjenige, was sich da unten bildet, habe ich in der Gestalt des Ahriman, der drüben in der Kuppel malerisch geschaffen war und in der Holzgruppe eben plastisch geschaffen ist, wiederzugeben versucht; ebenso das, was im Luziferischen aus Erdendunst und Wolkenwallungen, wenn es das Ätherische der Erde aufnehmen könnte, sich bilden würde zu einer luziferischen Gestalt.
Damit aber sind in das Erdenleben selber eingezeichnet die beiden Extreme des Menschen: dasjenige Extrem des Menschlichen, was der Mensch würde, wenn er sozusagen unter dem Einflüsse des Ahriman aufnehmen würde den lebendigen Kalk und dadurch allmählich mit der Erde eins würde, aufgelöst würde in dem ganzen lebendig empfindenden Erdenwesen, das ist das eine Extrem. Das andere Extrem ist das, was der Mensch würde, wenn es den luziferischen Wesen gelingen würde, das, was sie wollen, auszuführen, nämlich von unten einen Dunst von Kohlensäure aufsteigen zu machen, so daß das Atmen verschwinden müßte, so daß die Menschen damit als physische Menschheit verschwänden, damit aber die Ätherleiber sich verbänden mit demjenigen, was als astralisches, luziferisches Engelwesen da droben ist.
Wiederum kann man sagen: Das sind Hoffnungen, das sind Illusionen der luziferischen Wesenheiten. - Wer seherisch den Blick hinausrichtet in die Weltenweiten, der sieht nicht etwa, wie es in dem Shakespeareschen Stück heißt, bald ein Kamel, bald irgend etwas
anderes in den ziehenden Wolken, sondern der sieht, wenn der März kommt, in den ziehenden Wolken die dynamisch strebenden Kräfte der luziferischen Engel, die da eine luziferische Hülle des Irdischen erzeugen wollen, die das Menschengeschlecht von der Erde entfernen wollen. Zwischen diesen beiden Extremen schwebt der Mensch. Das wollen die ahrimanischen sowohl wie die luziferischen Wesenheiten: die Menschheit, wie sie als Menschheit der Gegenwart ist, austilgen.
Innerhalb des Lebens der Erde äußern sich aber doch diese verschiedenen Einwirkungen. Wiederum ist es ja so, daß zwar dasjenige, was die luziferischen Wesen erhoffen, jedes Jahr aufs neue zerstört wird für die äußere Natur; aber im Menschen wirkt es. Und der Mensch ist um die Frühlingszeit, wie er auf der einen Seite den ahrimanischen Kräften stark ausgesetzt ist, wiederum auch immer mehr und mehr - und es bleibt das dann durch den Sommer hindurch - den luziferischen Wesen ausgesetzt.
Nun ist das ja allerdings für das Menschenwesen, wie es jetzt schon einmal ist, so : Für das Menschenleben äußert es sich in der Weise, daß es ganz intim ist, daß es nur derjenige bemerkt, der eine spirituellsensitive Natur hat und wirklich miterleben kann, was im Kosmos im Laufe des Jahres geschieht. Aber für frühere Zeiten, selbst noch für die spätatlantischen Zeiten hatte das eine große Bedeutung. In früheren Zeiten der Erdenentwickelung war zum Beispiel das menschliche Fortpflanzungswesen an den Jahreslauf gebunden. Da konnte eine Empfängnis nicht anders stattfinden als im Frühling, in jedem Frühling, wo die Kräfte so regsam wurden, wie ich es Ihnen jetzt erzählt habe, und da konnten Geburten nicht anders stattfinden als gegen das Ende des Jahres. Da war das Erdenleben auf eine gute Art mit dem Leben der Menschen verbunden.
Es ist nun ein Prinzip der luziferischen Wesen, alles auf Erden frei zu machen, und unter den Dingen, den irdischen, mehr sinnlichen Realitäten, die nun von den luziferischen Wesen frei gemacht worden sind, ist eben die Emanzipation des Empfangens und Geborenwerdens. Daß der Mensch zu jeder Jahreszeit geboren werden kann, das ist in früheren Zeiten bewirkt worden durch diese den Menschen von der Erde losreißende luziferische Kraft. Dies steckt sozusagen in der
Freiheit des Menschengeschlechtes, in jeder Zeit des Jahres geboren werden zu können. Da sind wirklich die luziferischen Kräfte drinnen. Von Einflüssen, die heute noch geltend sind, will ich dann das nächste Mal sprechen. Aber ich wollte Ihnen diese Einflüsse, die ich eben charakterisiert habe, schildern, damit Sie sehen, wie in früheren Zeiten dasjenige, was die luziferischen Wesen erstrebten, auch wirklich bis zu einem gewissen Grade sogar erfüllt worden ist und jetzt noch dasteht in der Möglichkeit, daß der Mensch in jeder Zeit des Jahres geboren werden kann. Denn sonst würde der Mensch nur zur Winterzeit geboren werden.
Dagegen setzen die ahrimanischen Kräfte alle Gewalt ein, die sie haben, um den Menschen wiederum mit der Erde zusammenzubringen. Und haben die luziferischen Wesen diesen großen Einfluß gehabt während eines früheren Lebens der Erde, so haben eigentlich die ahrimanischen Wesen Aussicht, wenigstens partiell, teilweise zu erreichen, was sie wollen, das heißt, den Menschen mit der Erde zu verbinden, indem sie gerade seine Gesinnung, seine Auffassung mit dem Irdischen zusammenschmelzen wollen. Sie wollen ihn nach jeder Beziehung ganz zum Materialisten machen, sie wollen, daß der Mensch eigentlich nichts können soll, als was die in ihm verdauten Nahrungsmittel an Denkkraft, an Gefühlskraft und so weiter hervorbringen. Und dieser Einfluß der ahrimanischen Wesenheiten macht sich besonders in unserem Zeitalter geltend und wird immer stärker und stärker werden.
Wenn wir also zurückgehen in der Zeitenwende, dann kommen wir zu dem, was die luziferischen Wesen einmal erreicht haben und hinterlassen haben. Wenn wir die Perspektive nach dem Erdenende zu richten, dann steht das Bedrohliche vor der Menschheit, daß die ahrimanischen Wesenheiten den Menschen, da sie ihn nicht in der Erde auflösen können, wenigstens dazu bringen, in sich zu verhärten, zu ver- Philistern, zu vermaterialisieren, so daß er eigentlich nichts mehr denkt und nichts mehr fühlt, als was automatisch die Stoffe in ihm denken und fühlen.
Die luziferischen Wesenheiten haben für die Dinge, die ich geschildert habe, ihre, ich möchte sagen naturbefreiende Wirkung damals
erlangt, als der Mensch selber noch keine Freiheit hatte. Die Freiheit ist nicht entstanden durch einen Beschluß der Menschen oder auf abstrakte Weise, wie man es gewöhnlich schildert, sondern dadurch, daß solche naturhaften Dinge, wie die Verteilung der Geburten, frei geworden sind im Menschenleben. Aus diesen naturhaften Dingen ist dann überhaupt das Walten der Freiheit gewissermaßen aufgestiegen. Es war schon in älteren Zeiten sehr stark wahrnehmbar, daß der Mensch seine Nachkommen zu jeder Jahreszeit auf die Erde stellen kann, und das hat ihn dann auch seelisch und geistig mit dem Freiheitsgefühl durchdrungen. So sind die Dinge. Die hängen viel mehr am Kosmos, als man gewöhnlich sich erträumt.
Aber jetzt, wo der Mensch in die Freiheit aufgerückt ist, jetzt soll er gerade unter dem Einfluß seiner Freiheit dieses Bedrohliche aus der Welt schaffen, daß ihn Ahriman an die Erdenverhältnisse kettet. Dieses Bedrohliche steht als eine Perspektive der Zukunft vor ihm. Und da sehen wir denn, wie ein Objektives in der Erdenentwickelung geschehen ist: das Mysterium von Golgatha.
Das Mysterium von Golgatha ist nicht als einmaliges Ereignis bloß geschehen. Wohl mußte es sich als einmaliges Ereignis hinstellen in das Erdengeschehen, aber es wird dieses Ereignis, dieses Mysterium von Golgatha jedes Jahr in einer gewissen Weise für den Menschen erneuert. Wer ein Gefühl dafür entwickelt, wie da oben das Luziferische im Kohlensäuredampf ersticken will die physische Menschheit, wie da unten das Ahrimanische im astralischen Regen die ganze Erde so beleben will in ihren Kalkmassen, daß der Mensch sich in ihr zunächst skierotisiert, auflöst, wer das durchschaut, für den ersteht zwischen dem Luziferischen und dem Ahrimanischen die Gestalt des Christus, die Gestalt des sich von der Materie befreienden Christus, der den Ahriman zu seinen Füßen hat, sich heraus entwickelt aus dem Ahrimanischen, nicht berücksichtigend das Ahrimanische, es überwindend, wie es hier malerisch und plastisch dargestellt worden ist. Und er sieht diesen Christus, wie er auf der andern Seite überwindet, was nur eben das Obere des Menschen wegziehen will von der Erde. Es erscheint der Kopf jener Gestalt, die über den Ahriman siegt, es erscheint der Christus-Kopf in einer solchen Physiognomie, in einem
solchen Blick, in einer solchen Antlitzgebärde, daß dieser Blick, diese Antlitzgebärde abgerungen ist den verflüchtigenden Kräften des Luzifer. Hereingezogen die luziferische Gewalt in das Irdische, hineingestellt in das Irdische, das ist die Gestalt des Christus, wie er jedes Jahr im Frühling erscheint, wie wir ihn uns vorstellen müssen: Stehend auf dem Irdischen, das zum Ahrimanischen gemacht werden soll, siegend über den Tod, auferstehend aus dem Grab, sich hinauferhebend als Auferstandener zur Verklärung, zur Verklärung, die da kommt durch das Hinüberführen des Luziferischen in die irdische Schönheit des Christus-Antlitzes.
Und so erscheint zwischen dem Ahrimanischen und dem Luziferischen der in seiner Auferstehungsgestalt sich vor das Auge rückende Christus als die Ostererscheinung, die Ostererscheinung, die sich so hinstellt vor den Menschen: Der auferstandene Christus, oben überschwebt von luziferischen Gewalten, unten gegründet auf ahrimanische Gewalten.
Diese Weltenimagination stellt sich als die Osterimagination hin, so wie sich die Jungfrau mit dem Kinde als Weihnachtsimagination, als Tiefwinterimagination aus dem Jahreslauf herausstellt, so wie sich die Michael-Imagination, wie ich sie Ihnen vorgestern beschrieben habe, als die Ende-September-Imagination hinstellt. Damit sehen Sie zugleich, wie berechtigt es war, das Christus-Bild so zu formen, wie es hier bei uns geformt wurde, denn das ist aus dem kosmischen Werden im Jahreslaufe herausgeboren. Daran ist nichts Willkürliches. Da ist jeder Blick, da ist jede Konfiguration im Antlitz, da ist jede verlaufende Falte im Gewände so zu denken, daß sich hineinstellt das Christus-Bild zwischen das Luziferbild und das Ahrimanbild als dasjenige, was im Menschen in der Erdenentwickelung wirken soll so, daß der Mensch entrissen werde gerade in der Zeit, in der er am meisten verfallen kann den luziferischen und ahrimanischen Mächten, in der Oster-, in der Frühlingszeit, eben diesen ahrimanischen, diesen luziferischen Mächten.
Wiederum ist es so, daß wir gerade an diesem Christus-Bild sehen: Es kann nichts willkürlich in dem Sinne, wie man es heute künstlerisch liebt, gemacht werden. Gerade wenn der Mensch seine völlige Freiheit
im Künstlertum entwickeln will, dann kettet er sich nicht sklavisch-ahrimanisch an Material und Modell, dann erhebt er sich frei in geistige Höhen und schafft aus den geistigen Höhen heraus frei, was frei da zu schaffen ist, weil in geistigen Höhen eben die Freiheit walten kann.
Dann wird es so sein, daß er aus einem bläulich-violettlichen Dunstgebilde heraus dieses schafft, was eine Art Brustgebilde des Luziferischen ist, daß er wie aus Wolkengebilden rötlich hervorkommend dasjenige schafft, was Flügel- und Kehlkopf- und Ohrengebilde ist, damit das wie aus Wolken heraus gebildete Flügel-Kehlkopf-Ohrgebilde zu gleicher Zeit in seiner vollen Realität erscheinen kann als malerisches Abbild dessen, was diese Wesen draußen astralisch sind, was sie ätherisch zu werden drohen (siehe hierzu und zum folgenden: Tafel 5).
Denn stellen Sie sich einmal lebendig diese im Astralischen wirkenden, nach dem Ätherischen hinstrebenden Flügel Luzifers vor, dann werden Sie finden, daß sie, weil sie tastend sind, diese Flügel, indem sie herumtasten in den Weltenweiten, indem sie herumwirken in den Weltenweiten, alle Kraftgeheimnisse des Weltenalls erfühlen. Es ist im Luziferischen ein Herumschweifen, ein Sich-Herumbewegen in Wellen, so daß diese Flügel in ihren wellenförmigen Bildungen alles ertasten, was an geheimnisvoll-geistigen, spirituellen Wellenwirkungen im Weltenall vorhanden ist. Und was da in diesen Wellen ertastet wird, das geht durch die Ohrenbildung in das Innere des Luziferwesens, setzt sich da fort. Das Luziferwesen begreift durch die Ohrenbildungen, was es ertastet durch die Flügel, und durch den damit verbundenen Kehlkopf wird das zum schaffenden Worte, das in den Formen des Lebendigen west und lebt.
Wenn Sie also ein solches luziferisches Wesen mit seinen gelblichrötlichen Flügel-Ohren-Kehlkopfbildungen anschauen, so sehen Sie in ihm dasjenige, was da wirkt im Weltenall als ertastend die Geheimnisse des Weltenalls durch die Flügel, erlebend diese Geheimnisse des Weltenalls durch die nach ihnen fortwirkenden Ohrengebilde, aussprechend im schöpferischen Worte diese Geheimnisse des Weltenalls in diesem mit Flügel und Ohr als einem organischen Ganzen verbundenen Kehlkopf.
So war Luzifer malerisch oben in der Kuppel dargestellt, so wird er plastisch dargestellt sein in der plastischen Gruppe, die den Mittelpunkt bilden soll, bilden sollte unseres Goetheanum. Und so sollte gerade stehen in diesem Mittelpunkt des Goetheanum in einem gewissen Sinne das Ostergeheimnis. Aber nun, so weit ist ja die Sache, ich möchte sagen, gediehen. Aber es wird in irgendeiner Form noch eine Ergänzung nötig, wenn man die ganze Sache auffaßt. Denn alles das, was da geschaut werden kann als das drohende Luziferische, als das drohende Ahrimanische, das ist ja das innere Wesen der Naturkräfte, das ist das, wohin die Naturkräfte tendieren wollen in der Frühlingszeit gegen den Sommer zu und dem sich gesundend entgegenstellt das heilende Prinzip, das vom Christus ausstrahlt. Aber ein lebendiges Gefühl von alledem wird man erlangen, wenn, nachdem das Ganze architektonisch und plastisch geworden ist und in der Architektur und Plastik dasteht, was ich beschrieben habe, wenn dann in der Zukunft auch noch einmal die Möglichkeit herbeigeführt werden kann, ein Lebendig-Dramatisches vor dieses Plastische hinzustellen gerade zur Osterzeit, ein LebendigDramatisches, in dem namentlich zwei Hauptpersonen sein würden: der Mensch und Raphael. Es müßte sich als eine Art Mysterienspiel gerade innerhalb dieser Plastik und innerhalb dieses Architektonischen abspielen ein Mysterienspiel, Hauptpersonen der Mensch und Raphael, Raphael mit dem Merkurstab, Raphael mit alledem, was sich an den Merkurstab anknüpft. Im Lebendig-Künstlerischen ist alles, alles fordernd, und es gibt im Grunde genommen keine Plastik und keine Architektur, die nicht, wenn sie in ihrem Inneren kosmische Wahrheit ist, fordern würde dasjenige, was künstlerisch drinnen geschieht in einem Raum, der diese Architektur, diese Plastik hat. Und zur Osterzeit würde diese Architektur, diese Plastik ein Mysterienspiel fordern: der Mensch, belehrt von Raphael, inwiefern die ahrimanischen und luziferischen Kräfte den Menschen krankmachen und inwiefern man durch die Raphael-Gewalt angeleitet werden kann, das heilende Prinzip, die große Weltentherapie, die im Christus-Prinzip lebt, zu durchschauen, zu erkennen. Und wenn dies alles ganz gemacht werden könnte – denn auf das alles war das Goetheanum veranlagt –, dann würde zum Beispiel unter vielem andern dieses stehen, daß alles, was aus den ahrimanischen und luzi-
ferischen Geheimnissen in den Menschen hineinfließen kann, eine gewisse Krönung gerade zur Osterzeit erführe.
Lernt man erkennen das Ahrimanische, wie es wirkt in dem zur Frühlingszeit lebendig werdenden Kalk, in dem gestrebt wird, begierdehaft aufzunehmen das kosmische Astralische, dann lernt man in allem, was salzartig ist, die Heilkräfte erkennen. In den groben Wirkungen drückt sich dieser Unterschied nicht aus ; in den Heilwirkungen drückt er sich aus. Man lernt die Heilwirkungen zum Beispiel aller Salzablagerungen kennen, indem man dieses Weben und Leben des Ahrimanischen in den Salzablagerungen der Erde studieren kann. Denn dasjenige - wir werden darauf noch näher in der nächsten Betrachtung eingehen -, was zu einer Jahreszeit verahrimanisiert wird, das wird wiederum in Heilkraft umgewandelt in einer andern Jahreszeit. Und wenn man dann das kennt, was geheimnisvoll in den Naturprodukten, in den Naturwesen vor sich geht, dann lernt man ihre therapeutische Kraft erkennen. Und ebenso ist es mit dem Luziferischen. Man lernt erkennen, was in verdunstenden Körpern, die nach oben streben in ihrem Verdunsten, was aber namentlich als heilende Kräfte wirkt von dem, was im Kohlensäuren arbeitet. Denn wie ich Ihnen sagen konnte, daß eigentlich in allem Wasser ein Merkuriales, ein Quecksilbriges ist, so ist in allem, was Kohlensäure ist, ein Sulfuriges, ein Phosphoriges.
Es gibt nicht die Kohlensäure, die bloß, wie der Chemiker sagt, aus einem Atom Kohlenstoff und zwei Atomen Sauerstoff besteht; es gibt diese Kohlensäure nicht. In allem, was wir selber als Kohlensäure in der Ausatmungsluft erzeugen, lebt Phosphoriges, Sulfuriges. Diese Kohlensäure, CO2, ein Atom Kohlenstoff, zwei Atome Sauerstoff, das ist nur ein Abstraktum, das ist etwas, was als Verstandesgebilde im Menschen entsteht. In Wirklichkeit findet sich keine Kohlensäure, die nicht, wenn ich mich so ausdrücken darf, in außerordentlicher Verdünnung Phosphoriges, Sulfuriges enthält. Und dieses Phosphorige, Sulfurige, dies streben eigentlich in einem aufstrebenden Dunste die luziferischen Wesen an. Und wiederum in diesem eigentümlichen Ausgleich, der vorhanden ist zwischen dem Sulfurigen, das astralisch wird, und dem Kalk, der lebendig wird, äußern
sich dann jene Kräfte, in denen wir die Heilwirkungen erkennen können.
Und so würde zum Beispiel unter vielem andern, was mit dem Ostergeheimnis verknüpft ist, in diesem Mysterienspiel zur Osterzeit - gerade dadurch, daß es sich anschließt, daß es sich hinstellt vor dasjenige, was plastisch und malerisch gebildet ist - das, was im Laufe des Jahres an solche, die es hören wollen, an Heil wir kungs weisen überliefert ist, in einerWeise, die durchaus unmittelbar lebendig künstlerisch-religiös sein könnte, seinen Abschluß finden. Es würde tatsächlich gekrönt werden können dadurch, daß es gewissermaßen hineingestellt wird in den ganzen Verlauf des Kosmos, in den Jahreslauf, und es würde innerhalb des Osterkultus enthalten sein etwas, was sich ausdrücken würde in den Worten: Der Weltenheiland wird gefühlt, derjenige, der das große Übel der Erde als Heiland heben wollte, er wird gefühlt. Denn er war ja, wie ich schon öfter dargestellt habe, der große Therapeut der Menschheitsentwickelung. Das wird gefühlt, und ihm wird geopfert mit allem, was man an Weisheit haben kann über Heilwirkungen. Es würde sich das hineingliedern in das Ostergeheimnis, in den Osterkult, indem man in Wirklichkeit gerade diesen Osterkult in dieser Weise so vollbringen würde, so begehen würde, daß er sich in ganz selbstverständlicher Weise in den Jahreslauf einfügte.
Ich konnte Ihnen zunächst - wir werden dabei auch noch auf anderes kommen - bei dem, was sich als eine gewaltige Imagination hinstellt vor den Menschen zur Michaelizeit, zur Weihnachtszeit, ich konnte Ihnen da nur die Bilder vorführen. Bei dem aber, was als eine Imagination sich darstellt gegenüber dem Ostergeheimnis, wo gegenüber dem sozusagen naturhaften Geistwirken auftritt das höhere Geistesleben, wie es in der Umgebung des Christus sich entwickeln kann, bei dem konnte ich Ihnen darstellen, wie es unmittelbar im Irdischen zum Kultus führen kann, wie es aber auch aufnehmen kann dasjenige, was im Irdischen gehegt und gepflegt werden muß : die gesundenden, die heilenden Kräfte, und die Erkenntnis dessen, was den Menschenorganismus zerstören kann, ahrimanisch zerstören kann, luziferisch zerstören kann. Ahriman verhärtet den Menschen, Luzifer will ihn
durch die Atmung auflösen, verflüchtigen. In alledem liegen die kränkenden, die krankmachenden Kräfte.
Alles das, was, ich möchte sagen, unter der Einwirkung des großen Lehrmeisters Raphael, der eigentlich in christlicher Terminologie der Merkur ist, der im christlichen Gebrauche den Merkurstab zu tragen hat, alles das, was unter dem großen Lehrmeister Raphael auf diesem Gebiete gelernt werden kann, das kann nur seine würdige Krönung dadurch erlangen, daß es hineingeheimnißt wird in den Osterkultus, der vieles noch umfassen kann, wie ich Ihnen in einer folgenden Betrachtung darstellen werde.
TAFELZEICHNUNGEN ZU DEN VORTRÄGEN
Rudolf Steiner
TAFELZEICHNUNGEN
zu den Vorträgen
Das Miterleben des Jahreslaufes
in vier kosmischen Imaginationen
Die anschließend wiedergegebenen Tafeln (I—V) wurden seit der 3. Auflage von 1966 in den Band aufgenommen. Die Verweise darauffinden sich im laufenden Text. Zu den Vorträgen gehören jedoch insgesamt acht Tafeln, die im Band XIII der Reihe «Rudolf Steiner, Wandtafelzeichnungen zum Vortragswerk» wiedergegeben sind. Auf diese wird durch Randvermerke beim Text und auch auf den Tafeln aufmerksam gemacht.
VIERTER VORTRAG Dornach, 12. Oktober 1923
Dringen wir jetzt vor von jener Betrachtung der Osterzeit, der Frühlingsfesteszeit, die wir das letzte Mal hier angestellt haben, zur Sommerzeit, dann kommen wir in die Notwendigkeit hinein, die Betrachtungen, die wir anstellen, viel geistiger anzustellen als für die vorhergehenden Jahreszeiten. Das könnte ein Widerspruch scheinen, ist aber keiner. Wir mußten bei der Weihnachtszeit ausgehen davon, wie das irdische Gestein, der Kalk, sich allmählich umändert, und haben das dann zur Osterzeit hingeführt. Wir hatten überhaupt die Betrachtung so angestellt, daß wir gewissermaßen das Walten des Geistigen in dem Materiellen ins Auge gefaßt haben. Zur Sommerzeit, zur Hochsommerzeit wird der Mensch eigentlich hineinverstrickt in das Naturdasein. Das Naturdasein wird vom Frühling gegen den Sommer zu immer regsamer, immer innerlich gesättigter, und der Mensch selbst mit seinem ganzen Wesen wird in dieses Naturdasein hineinverwoben. So daß man sagen kann: Der Mensch macht während der Hochsommerzeit eine Art Naturbewußtsein durch. Er wird eins während des Frühlings, wenn er Gefühl und Empfindung dafür hat, mit allem Wachsenden, Sprießenden, Sprossenden. Er blüht mit der Blume, keimt mit der Pflanze, fruchtet auch mit der Pflanze, versetzt sich hinein in alles das, was draußen west und lebt. Dadurch erweitert er sein Dasein über das Naturdasein und es entsteht eine Art Naturbewußtsein. Dann muß, weil ja die Natur im Herbste abstirbt, also den Tod in sich trägt, der Mensch, wenn er mitlebt mit der Natur gegen den Herbst zu, gegen die Michaelizeit, diesen Tod auch in sich erleben; aber er darf ihn nicht mitmachen in seinem Selbst. Er muß sich über diesen Tod erheben. Es muß gerade an die Stelle dieses Naturbewußtseins die Stärkung, die Erkraftung des Selbstbewußtseins treten. Aber weil gerade das Naturbewußtsein in der Sommerglut am höchsten ist im Menschen, so ist es um so notwendiger für das Weltenall, daß dann dieses Weltenall, wenn der Mensch es nur will, dem Menschen das Geistige entgegenbringt.
So dürfen wir eigentlich sagen: Der Mensch ist in die Natur verstrickt während der Sommerzeit. Aber wenn er die rechten Empfindungen, die rechten Gefühle dafür hat, dann kommt ihm aus der webenden Natur die objektive Geistigkeit entgegen. So daß also für das eigentlich Menschliche in der Johannizeit das äußere, objektive Geistige gesucht werden muß. Und das ist auch durchaus im Naturdasein vorhanden. Die Natur ist nur äußerlich die sprießende, sprossende, man möchte sagen die schlafende Wesenheit, die gerade aus den Schlafkräften die Mächte des Pflanzenwachstums, die eine Art schlafendes Naturdasein bilden, herausholt. Aber aus dieser schlafenden Natur offenbart sich, wenn der Mensch dafür einen Sinn hat, das Geistige, das die Natur alldurchwebt und alldurchlebt.
Und so ist es, daß, wenn wir mit der geistigen Vertiefung in der Seele, mit dem schauenden Blicke das Naturdasein während des Hochsommers verfolgen, wir den Blick hinuntergerichtet finden in die Erdentiefen selber. Wir finden, wie die Gesteine in den Erdentiefen stärker als in einer sonstigen Jahreszeit ihr innerliches Kristallbildendes uns entgegentragen. Eigentlich hat man, wenn man mit dem imaginativen Blick in die Tiefen der Erde schaut zur Johannizeit, den Eindruck : Da unten webt und lebt es in Kristallformen, in denen sich das feste Erdreich konsolidiert, alles Kristallformen, Kristallformen, die gerade ihre Schönheit gewinnen während der Hochsommerzeit. Alles bildet sich da unten während der Hochsommerzeit in Linien, in Winkeln und Flächen. Und wenn man einen Gesamteindruck haben will, dann ist es dieses In-sich-Gefestigtsein der irdischen Kristallnatur, das sich finster-bläulich webt.
Ich darf Ihnen vielleicht, obwohl ja eine solche Zeichnung natürlich nur ganz skizzenhaft und imaginativ sein kann, die ganze Situation auf die Tafel fixieren (siehe Tafel 6). Also man möchte sagen: Wenn man den Blick hinunterwendet, so erhält man den Eindruck des Linienhaften, aber über das Ganze eine Bläue ergossen, und dieses Blau überall von jenen Linien durchzogen, die eigentlich silbern erglänzen, so daß überall da drinnen in dem Bläulichen Silbererglänzendes, Kristallisierendes ist (weiß). Es ist, als ob die irdische Natur ihre Gestaltungskraft in einer wunderbaren Plastik einem entgegentragen
will, aber in einer Plastik, die man nicht so sehen soll, wie man sonst mit Augen sieht; sondern es ist so, daß man eigentlich sich selber aufgelöst fühlt in dieser Naturplastik, daß man eigentlich jede Linie, die da unten ist, jede silberglänzende Linie in sich fühlt. Man fühlt sich förmlich als Mensch herausgewachsen aus dem blauen Untergründe des Erdenbodens, und man fühlt sich innerlich durchkraftet von den silberglänzenden Kristallinien. Das alles fühlt man als sein eigenes Wesen. Und wenn man dann zu sich kommt und sich frägt: Wie wirken denn eigentlich diese silberglänzenden Kristallinien, Kristallwellen in dir selber? Was ist denn das, was da in der Erde silberglänzend im Erdenblau webt und lebt? - dann weiß man: Das ist kosmischer Wille. Und man hat dann das Gefühl, man steht auf kosmischem Willen. Das ist, wenn man den Blick hinunterrichtet. Und wenn man den Blick in die Höhe richtet?
Wenn man den Blick in die Höhe richtet, dann hat man den Eindruck des sich ausbreitenden kosmischen Intelligenten. Im Menschen ist im gegenwärtigen Stadium die Intelligenz ja, wie ich öfter beschrieben habe, noch nicht gar so viel wert. Aber zu der Hochsommerzeit, in den Höhen, da hat man das Gefühl: Es ist überall webende Intelligenz, aber webende Intelligenz nicht von einem Einzelwesen, sondern von vielen Wesen, die ineinanderleben, die miteinanderleben. So daß wir oben die sich ausbreitende webende Intelligenz haben, durch die das Licht sich hindurchlebt, die durchleuchtet scheinende, webende, lebende Intelligenz (gelblich) als den Gegensatz des Willens. Und während man unten das Gefühl hat: Da ist es bläulich finster, da ist eigentlich alles nur als Kräfte zu erleben -, hat man nach oben das Gefühl: Da ist eigentlich alles so, daß es einen erleuchtet, wenn man es wahrnimmt, daß es einen mit einem Gefühl von Intelligenz durchdringt.
Und nun erscheint innerhalb dieses leuchtenden Webens - ich kann es nicht anders sagen -, es erscheint eine Gestalt. Ich mußte Ihnen ja für die Herbsteszeit als die wesentlichste Gestalt, die aus dem Naturweben heraus sich vor unsere Seele stellt, Michael angeben. Inwiefern in die Weihnachtszeit hinein sich nach den alten Benennungen Gabriel stellt, davon werden wir noch sprechen. Das letzte Mal habe ich Ihnen für die Osterzeit, für den Frühling, das Sich-Hinstellen der Gestalt
Raphaels gezeigt. Er ist uns gewissermaßen, dieser Raphael, zuletzt entgegengetreten als der dramatische Vermittler, der uns die nötige Anbetung und Verehrung für dasjenige entgegenbringt, was Osterimagination, kosmische Osterimagination ist. Jetzt, für die Johannizeit, tritt uns, wenn ich es menschlich beschreibe - es ist natürlich das alles nur annähernd beschrieben-, es tritt uns sogleich ein außerordentlich ernstes Gesicht entgegen, ein ernstes Antlitz, das sich herauserhebt wie warm leuchtend aus der allgemeinen leuchtenden Intelligenz (roter Kopf in Gelb, Tafel 6).
Man hat die Impression, daß aus dieser leuchtenden Intelligenz sich diese Gestalt ihre Lichtleiblichkeit bildet. Und es muß so sein, damit diese Gestalt ihre Lichtleiblichkeit während der Hochsommerzeit bilden kann, das muß eintreten, was ich Ihnen beschrieben habe : daß die Elementargeister der Erdenwesen aufsteigen. Indem sie aufsteigen, verweben sie sich oben mit der leuchtenden Intelligenz. Diese leuchtende Intelligenz nimmt sie auf. Und aus dem, was da erglänzt, lichterglänzt in der leuchtenden Intelligenz, verleiblicht sich darinnen diese Gestalt, die ja auch von der alten instinktiven Hellseherkraft geahnt worden ist, und die wir mit demselben Namen noch bezeichnen können, mit dem sie damals benannt worden ist. Wir können also sagen: Zur Sommerzeit erscheint in der leuchtenden Intelligenz Uriel.
Herbst: | Michael |
Winter: | Gabriel |
Frühling: | Raphael |
Sommer: | Uriel |
Es ist strenger Ernst in dem, was da, aus dem Lichtesweben seine Leiblichkeit suchend, einem als Repräsentant der kosmisch webenden Kräfte in der Sommerzeit entgegentritt. Es sind die Dinge, die wir nun weiter beobachten können, wie die im Lichte vollbrachten Taten Uriels, Uriels, dessen eigene Intelligenz im Grunde genommen zusammengesetzt ist aus dem Ineinanderkraften der Planeten unseres Planetensystems, gestützt durch die Fixsternwirkungen der Tierkreisbilder, Uriels, der eigentlich in seinem eigenen Denken das Weltendenken in sich hegt. So daß man unmittelbar das Gefühl hat: Ihr leuch-
tend intelligenten Sommerwolken, in denen sich nach oben spiegeln die bläulichen Kristallgebilde des Erdenbodens unten, wie sich nach unten in den bläulichen Kristallgebilden des Erdenbodens wiederum spiegeln die leuchtenden, intelligenten Wolkengebilde, in euch, ihr leuchtenden Wolkengebilde, erscheint in der Hochsommerzeit mit ernstem Antlitz, imaginativ konzentriert, der Weltenverstand.
Nun, die Taten, sage ich, dieses sich verkörpernden Weltenverstandes, dieser verkörperten kosmischen Intelligenz, sie sind Taten, die im Lichte gewoben werden. Sie bestehen darin, daß durch die Anziehungskraft, die in dieser konzentrierten Weltintelligenz Uriels liegt, die Silberkräfte ihren Weg hinauf nehmen (weiß), und daß im Lichte dieser auch innerlich leuchtenden Intelligenz, von der Erde aus gesehen, es erscheint wie das sich ausbreitende Sonnenlicht, das sich aber zum goldigen Scheine verdichtet. Und man hat unmittelbar das Gefühl: Jenes Silberige, das von unten nach oben strömt, wird aufgenommen von dem, was da sonnendurchleuchtet oben webt und lebt, und es wird das Erdensilber - es ist ein ganz richtiger Ausdruck, den ich jetzt gebrauche -, es wird das Erdensilber kosmisch-alchimistisch oben in das kosmische Gold verwandelt, das da oben webt und lebt. Und es ist ein fortwährendes Hinaufsprühen des Silberglänzenden, und oben ein fortwährendes Verwandeln des Silberglänzenden in Goldiges.
Und dann bekommt man, wenn man dies weiter verfolgt durch die Augustzeit hindurch, den Eindruck einer Ergänzung der MichaelGestalt, wie ich sie Ihnen beschrieben habe. Ich habe Ihnen beschrieben, woraus das Schwert des Michael ist, woraus dann der Drache sein Leben webt. Aber man fragt sich in dieser ganzen leuchtenden Schöne, die gerade geistig aus dem webenden Kosmischen zur Hochsommerzeit erscheint: Woher bekommt Michael, der dann überleitet zur Michaelizeit, zur Herbsteszeit, woher bekommt Michael seine eigentümliche Kleidung, diese Kleidung, die bald auf leuchtet im Sonnengold, bald innerlich erglänzt wie in einer innerhalb der goldenen Falten ersprießenden silberglänzenden Strahlung, woher ist dieses goldig gewobene, silbererglänzende Michael-Gewand? Es ist dasjenige, was sich da oben bildet durch das hinaufstrahlende Silber,
durch das oben über das strahlende Silber hinflutende Gold, in das eigentlich durch die Kraft der Sonnenwirkung das aus der Erde ausstrahlende Silberglänzende verwandelt wird. Und wir sehen allmählich gegen den Herbst zu, was die Erde an Silber hingegeben hat an den Kosmos, als Gold zurückkommen, und in dieser Kraft des in Gold verwandelten Silbers liegt dasjenige, was dann während der Winterzeit in der Erde vor sich geht, was ich Ihnen ja beschrieben habe: Das Sonnengold, das innerhalb der Urieiherrschaft während der Hochsommerzeit in den Höhen sich gebildet hat, zieht in die Tiefen der Erde ein, durchwebt und durchwogt geistig die Tiefen der Erde, belebt dort dasjenige, was Leben sucht für das nächste Jahr während der tiefen Winterzeit.
So sehen Sie, daß wir durchaus jetzt, wo wir in die Zeit des sprießenden, sprossenden Lebens kommen, nicht sprechen können von geistdurchwobener Materie wie im Winter für die Erde, sondern wie wir sprechen müssen von materiedurchwobenem, nämlich von Silber und Gold durchwobenem Geist. Natürlich müssen Sie sich das alles nicht grob vorstellen, sondern in einer über alles menschliche Ermessen hinausgehenden Verdünnung müssen Sie sich die Silber- und Goldeswirkung vorstellen.
Und hat man diesen Eindruck, dann erscheint es einem so, als ob eigentlich das alles eine Art Hintergrund nur wäre, als ob das alles kosmische Leuchtetaten wären, kosmische Lichttaten des Uriel. Denn man bekommt einen deutlichen Eindruck von dieser Gestalt des Uriel. Man bekommt einen deutlichen Eindruck auch von seinem Blick. Man bekommt die tiefste Sehnsucht, diesen merkwürdig nach unten gerichteten Blick des Uriel zu verstehen. Man bekommt den Eindruck, man muß sich umsehen, was dieser Blick bedeutet. Und man kommt erst darauf, einzusehen, was dieser Blick bedeutet, wenn man nun als Mensch selbst lernt, geistig noch tiefer hinunterzusehen in die blauen, silbererglänzenden Tiefen des Sommererdbodens. Da weben sich, ich möchte sagen, in einer gewissen Weise störend, um diese silberglänzenden Kristallstrahlen herum sich auflösende, sich wieder ballende Gestaltungen, Gestaltungen, die bald sich zusammenballen, bald sich wieder auflösen.
Nun kommt man darauf: Das sind - der Anblick muß für jeden Menschen anders sein - die menschlichen Fehler, die sich in ihrem Kontraste gegen die regelmäßig in sich konsequenten Naturkristallgestalten hier unten abheben. Und auf diesen Kontrast der Naturkristallisation in ihrer regelmäßigen Schöne und der menschlichen sich darüber webenden Fehler ist der ernste Blick des Uriel gerichtet. Hier wird zur Hochsommerzeit durchschaut, was im Menschengeschlechte noch unvollkommen ist gegenüber den regelmäßig sich aufbauenden Kristallgestaltungen. Da ist es, wo man, ich möchte sagen, aus dem ernsten Blick des Uriel den Eindruck empfängt: Es verwebt sich Natürliches mit Moralischem. Da steht nicht bloß die moralische Weltordnung in uns selber wie abstrakte Impulse, sondern wir sehen jetzt, während wir sonst das Naturdasein anschauen und nicht fragen: Lebt im Pflanzenwuchs Moralität? Lebt in der Kristallisation Moralität? -, wie sich auch naturhaft zusammenweben in der Hochsommerzeit menschliche Fehler und regelmäßige, in sich konsequente, in sich konsolidierte Naturkristallisation.
Dagegen alles das, was menschliche Tugend, was menschliche Tüchtigkeit ist, das geht mit den silberglänzenden Linien nach oben und erscheint wie die einhüllenden Wolken des Uriel (rot), tritt sozusagen als in Kunstwerke, in Wolkenplastik verwandelte menschliche Tugend in die leuchtende Intelligenz ein.
Man kann nicht bloß hinschauen auf das ernste, durch den Blick auf die Erdentiefen ernst werdende Antlitz-Auge des Uriel, sondern man kann auch hinschauen auf etwas, was, ich möchte sagen, wie flügelartige Arme oder armartige Flügel in ernster Mahnung da ist, und was gerade als Gebärde des Uriel wirkt, was in das Menschengeschlecht hineinleitet dasjenige, was ich nennen möchte das historische Gewissen. Hier in der Hochsommerzeit erscheint das historische Gewissen, das insbesondere in der Gegenwart außerordentlich schwach entwickelt ist. Das erscheint wie in der mahnenden Gebärde des Uriel.
Natürlich müssen Sie sich das alles als Imagination vorstellen. Die Dinge sind ganz real, aber ich kann Ihnen natürlich nicht über diese Dinge so sprechen, wie der Physiker spricht vom Positiven und Negativen und vom Energiepotential und so weiter. Ich muß Ihnen in
solchen Bildern sprechen, die leben. Aber was in diesen lebenden Bildern ausgedrückt wird, ist ja Wirklichkeit, ist da.
Und hat man nun den Eindruck bekommen des Zusammenhanges des Menschen in bezug auf seine Moralität mit dem unteren Kristallhaften und mit dem oberen, in Schönheit erglänzenden menschlichen Tugendhaften, hat man diesen Zusammenhang des Menschen in sein innerliches Erleben aufgenommen, dann tritt einem entgegen die eigentliche Johanni-Imagination; dasjenige, was Johanni-Imagination ist, steht da, wie die Michael-Imagination, die ich Ihnen beschrieben habe, wie die Weihnachts-Imagination, die Oster-Imagination.
Dann erscheint, wie eine Art Zusammenfassung, dieses Bild, das sich dem beobachtenden Geistesblicke ergibt: Oben, gewissermaßen beleuchtet durch die Augenkraft des Uriel, die Taube (weiß). Es ballt sich zum Bilde zusammen dasjenige, was unten silbererglänzende Bläue ist, was die Erdentiefen, verbunden mit den menschlichen Untüchtigkeiten und Fehlern darstellt, es konsolidiert sich in dem Bilde der Erdenmutter (blau), ob Sie es nun Demeter, ob Sie es Maria nennen. So daß, wenn man den Blick nach unten richtet, man eigentlich nicht anders kann, als in Imagination alle diese Geheimnisse der Tiefen zusammenzufassen als dasjenige, was die Stoffmutter alles Daseins ist, während man in dem, was sich oben konzentriert, in der fließenden Gestalt, alles das empfindet, was der Geistvater alles Daseins um uns herum ist.
Und nun schaut man das Ergebnis des Zusammenwirkens des Geistvaters mit der Stoffmutter; dasjenige, was im schönsten Maße den Zusammenklang in sich trägt von Silber-Erdenwirkung und Goldes-Himmelswirkung: zwischen dem Vater und der Mutter den Sohn (siehe Tafel 6). So daß diese Imagination der Dreifaltigkeit auftritt, welche die eigentliche Johanni-Imagination ist. Der Hintergrund ist der schaffende, schauende, mahnende Uriel.
Dasjenige, was eigentlich darstellt die Trinität, das sollte nicht einfach dogmatisch vor die Seele hingestellt werden. Dadurch erhält man den Eindruck, als ob eine solche Idee der Trinität, ein solches Bild der Trinität losgelöst sei von dem kosmischen Weben und Leben. Das ist es nicht. Es ist die Trinität zur Hochsommerzeit aus der kosmischen
Wirkung heraus sich offenbarend, aus dem kosmischen Leben und Weben. Sie tritt heraus in einer innerlich überzeugenden Kraft, wenn man erst eingedrungen ist, ich möchte sagen, in die Mysterien des Uriel.
Und wollte man da gerade die Johannizeit vor die Seele hinstellen, so müßte da sein der Bogenhintergrund, der Gewölbehintergrund mit dem Uriel, in der Wirkungsweise, wie ich sie Ihnen geschildert habe. Und gewissermaßen abheben müßte sich davon - das bedürfte ganz besonderer Vorrichtungen, um das darzustellen -, abheben müßte sich davon, ich möchte sagen in einer lebendigen, erst im Augenblicke heraufgerufenen Malerei, was ja erreicht werden könnte durch eine besonders kunstvolle Verwendung von Rauchmaterial oder dergleichen, abheben müßte sich davon die Imagination der Trinität. Das müßte, wenn vor den Menschen die wirkliche Imagination dieser Sache hintreten soll, zur Johannizeit hervorgerufen werden. Geradeso wie wir zur Osterzeit die Sache nur vollständig haben, wenn wir ins Dramatische hineinkommen, wenn wir so hineinkommen ins Dramatische, so daß wir im Mittelpunkte des Mysteriendramas, das sich da abspielen müßte, den lehrenden Raphael mit dem Menschen hätten, der in die Geheimnisse der heilenden Natur, in die Geheimnisse des heilenden Kosmos einführt, so müßte dasjenige, was man da schaut, was man schauen kann allerdings in webender Bildhaftigkeit, das müßte sich umsetzen zur Johannizeit in ein mächtiges Musikalisches. Aber aus diesem mächtigen Musikalischen müßte sozusagen das Weltengeheimnis, wie es der Mensch erlebt gerade zur Johannizeit, uns selber ansprechen.
Und zu denken hätte man sich, wie das alles, was ich Ihnen beschrieben habe, in entsprechend künstlerischer Ausbildung auf der einen Seite ginge nach der bildenden Kunst. Aber dasselbe, was empfunden und gefühlt wird in bildender Kunst, das müßte sein Leben empfangen von den webenden Tönen, die verkörperten jenes dichterische Motiv, das unsere Seele durchwebt und durchlebt, indem wir uns selber hineinfühlen in diesen im Lichte wirkenden, im Lichte tätigen Uriel, der in uns hervorruft den mächtigen Eindruck der Dreifaltigkeit.
Und da müßte dasjenige, was von unten herauf silbererglänzend strahlt, was oben sich offenbart in gestaltender Schöne des Lichtwirkens, das alles müßte in entsprechender Instrumentation zum Musikalischen gestaltet werden gerade zur Johannizeit, so daß der Mensch in dem Weben der Töne sein eigenes Miterleben mit dem Kosmos findet. Und es müßte herausklingen, weil in diesen webenden Tönen verkörpert, das Geheimnis des Zusammenseins des Menschen mit dem Kosmos zur Johannizeit. All das müßte drinnen sein. Es müßte der Mensch, wenn er hinauf schaut, das weltenwebende Gold erblicken, aus dem lichtstrahlenden Golde herausdringend die rötlich warme Gestalt des Uriel - das alles nicht feste Gestalt, das alles unmittelbares Leben - und auf die Erde gerichtet der Blick, wie ich ihn Ihnen beschrieben habe, der Blick des Uriel, die mahnende Gebärde. Das als das eine Motiv. Mit diesem einen Motiv, das in den Höhen ist, fühlt sich der Mensch nach der einen Seite verbunden, verbunden mit der leuchtenden kosmischen Intelligenz.
Auf der andern Seite, nach unten, fühlt er sich verbunden mit demjenigen, was hach fester Gestaltung strebt, was in bläuliche Finsternis getaucht ist, aus der Silberiges herausstrahlt. Da fühlt er drunten dasjenige, was der stoffliche Untergrund des webend-lebendigen Geistdaseins ist. Die Höhen werden Mysterien, die Tiefen werden Mysterien, und der Mensch wird sich selbst Mysterium in den kosmischen Mysterien. Der Mensch fühlt bis in sein Gebein hinein die kristallgestaltende Kraft. Aber er fühlt auch, wie die kristallgestaltende Kraft, die ihm bis ins Gebein hineingeht, im Weltenvereine ist mit der da oben in den Höhen sich auslebenden Leuchtekraft. Der Mensch fühlt, wie alles, was durch das Menschengeschlecht an Moralischem geschieht in diesen Mysterien des Oberen, lebt und webt in diesen Mysterien des Unteren und in ihrer Vereinigung. Der Mensch fühlt sich nicht mehr als abgesondert von der Welt, der Mensch fühlt sich selber hineingestellt in die Welt, der Mensch fühlt sich gebunden nach oben an die leuchtende Intelligenz, in der er als in dem Weltenschoße seine eigenen besten Gedanken erlebt; der Mensch fühlt sich nach unten bis in seine Gebeine hinein gebunden an die Weltenkristallisationskraft, und beides wieder miteinander verbunden, seinen Tod an das Geist-
leben des Alls gebunden, das Geistleben des Alls sich sehnend, im Erdentode Kristallkräfte und silberglänzendes Leben zu erwecken, zu erschaffen.
Das alles müßte eben auch in Tönen angeschlagen werden, in Tönen, die diese vom Menschen zu erlebenden Motive auf ihren Flügeln tragen. Diese Motive sind da. Diese Motive braucht man nicht zu erfinden. Diese Motive können abgelesen werden aus dem kosmischen Tun des Uriel. In diesen Motiven gestaltet sich dasjenige, was Imagination ist, zur Inspiration.
Aber der Mensch lebt selbst gewissermaßen wie eine verkörperte Inspiration, wie ein aus Inspiration bestehendes Wesen in diesen Mysterien von Oben und von Unten und in diesen Mysterien der Verbindung in der Mitte, in diesen Mysterien, zu denen der Geistvater hinaufweist, in diesen Mysterien, zu denen die Stoffmutter hinunterweist, in diesen Mysterien, deren Verbindung dadurch entsteht, daß der Christus aus dem Zusammenwirken des Geistvaters mit der Erdenmutter unmittelbar vor der menschlichen Seele steht als der tragende Weltengeist.
Dasjenige, was sich da heraus webt aus all diesen kosmischen Geheimnissen, ich darf es etwa in der folgenden Weise vor Sie hinstellen. Es ist da, wie wenn der Mensch, hineingestellt in das Hochsommerweben, etwa das Folgende fühlen würde. Die ersten Worte würden so sein, wie etwa das Schauen des Uriel sich zur Inspiration verdichtet, verbunden mit den Geisttönen des ganzen Chors:
Schaue unser Weben, Das leuchtende Erregen, Das wärmende Leben. |
} | Höhen |
Lebe irdisch Erhaltendes Und atmend Gestaltetes Als wesenhaft Waltendes. |
} | Tiefen |
Fühle dein Menschengebeine Mit himmlischem Scheine Im waltenden Weltenvereine. |
} | Mitte Menschliches Innere |
Man hat in diesen neun Zeilen hier die Mysterien der Höhen, die Mysterien der Tiefen, die Mysterien der Mitte oder auch des menschlichen Inneren. Und man hat die Zusammenfassung des Ganzen, indem einem wie eine kosmische Behauptung dieser Mysterien der Höhen, der Tiefen und der Mitte hineinklingt in das Ganze wie mit Orgel- und Posaunentönen:
Es werden Stoffe verdichtet, |
Und Sie haben dasjenige, was den Menschen erhaltend, erhebend, befestigend, gerade als von Inspiration erfüllte Johanni-Imagination, von Imagination erfüllte Johanni-Inspiration zur Johannisommerzeit durchdringen kann, eben dieses:
Schaue unser Weben, |
FÜNFTER VORTRAG 13. Oktober 1923
Ich habe in der letzten Zeit vor Ihre Seele hingestellt die vier kosmischen Imaginationen, die herausgeholt werden können aus einem Miterleben des Menschen mit dem Jahreslaufe. Wenn man den Menschen in seiner ganzen Stellung und Lage in der Welt verstehen will, so muß man eigentlich dieses Verständnis suchen durch ein Zusammenwirken der Kräfte derjenigen Wesenhaftigkeiten, die einem erscheinen im Zusammenhänge mit diesen Gestalten. Und da möchte ich Ihnen zunächst heute einleitungsweise eines sagen. Wenn man die Seele aufschließt all den Eindrücken, die über einen kommen können aus dem Anblicke desjenigen, was in diesen vier Gestalten liegt, dann stellt sich zu gleicher Zeit vor die Seele manches hin, was im Laufe der Menschheitsentwickelung empfunden worden ist, empfunden worden ist als ein Nachklang alter instinktiver hellseherischer Schauungen, und was eigentlich heute zuweilen nur historisch angeführt wird, aber im Grunde genommen nicht verstanden wird. In der Empfindung greifen dann diese oft wunderbaren Stimmen, die traditionell. herüberklingen aus den Zeiten, wirkliche Dichter oder Geistesmenschen auf und gebrauchen sie, gebrauchen sie gerade dann, wenn sie das Höchste, das Größte ausdrücken wollen. Aber eigentlich finden sie auch damit recht wenig Verständnis. So klingt in einer ganz wunderbaren Weise aus dem ersten Teil des «Faust» ein Wort heraus, das oftmals zitiert wird, von dem man aber findet, daß es kaum wirklich verstanden wird. Es ist das Wort, das ertönt im «Faust», nachdem Faust das Buch des Nostradamus aufgeschlagen hat, das Zeichen des Makrokosmos erblickt und dann in die Worte ausbricht:
Wie alles sich zum Ganzen webt, |
Mit segenduftenden Schwingen |
Ein großartiges Bild, von dem man eigentlich, wenn man Goethe kennt, nur sagen kann, daß er es in der Empfindung erfaßt hat. Denn das, was ja Goethe offenbar aus seiner Lektüre aus alten Traditionen geschöpft hat, herausgenommen hat für sein Gefühl, steht eigentlich erst ganz vor unserer Seele, wenn wir das vor uns haben, was ich Ihnen darlegen konnte in den vier großen kosmischen Imaginationen, der Herbstes-Imagination des Michael, der Weihnachts-Imagination des Gabriel, der Oster-Imagination des Raphael, und der Hochsommer-, der Johanni-Imagination des Uriel. Denn von allen diesen Wesenheiten, Gabriel, Raphael, Uriel, Michael, sollen Sie sich eigentlich vorstellen, daß durch den Kosmos hin Kräfte aus strahlen, Kräfte wiederum einströmen in den Menschen, den Menschen bilden. Um das zu verstehen, muß man schon etwas hinschauen, wie, ich möchte sagen, rein materiell der Mensch im Kosmos drinnensteht.
In dieser Beziehung ist ja leider heute recht wenig Verständnis vorhanden für das, was ist. Sie werden zum Beispiel finden, daß überall in naturforscherischen, medizinischen Kreisen beschrieben wird, wie der Mensch den Sauerstoff aus der Luft einatmet, wie der Kohlenstoff in ihm den Sauerstoff aufnimmt; dann wird dieser Vorgang verglichen mit einer äußeren Verbrennung, wo ja auch irgendwelche äußeren Stoffe mit dem Sauerstoff der Luft sich verbinden, und dann wird geradezu dasjenige, was da im Menschen vor sich geht, eine Verbrennung genannt. Ja, es wird auch der ganze Prozeß, der sich da abspielt im Blute, diese Aufnahme des Sauerstoffes durch den Kohlenstoff, so äußerlich geschildert wie eine Verbrennung, weil man eines nicht weiß : Man weiß nicht, daß alle die Prozesse und alle die Stoffe, die außerhalb des Menschen irgend etwas sind, wenn sie in den Menschen hineinkommen, gleich etwas anderes werden. Und derjenige, der von dieser eigentümlichen Verbindung des Kohlenstoffes mit dem Sauerstoff im Menschen spricht und sie als eine Verbrennung auffaßt, der redet eigentlich geradeso wie einer, der sagt: Es ist nicht not-
wendig, daß im Menschen zwei lebendige Lungen sind, es können auch zwei Steine drinnen sein; man könnte da zwei Steine hineinhängen. - So redet ungefähr derjenige, der für den Menschen von der Verbrennung des Kohlenstoffes mit dem Sauerstoff spricht.
Alles das, was äußerlich in der Natur geschieht, ist anders, wenn es in den Menschen hineindringt. Es ist kein Prozeß im Menschen so, wie er äußerlich in der Natur verläuft. Und dasjenige, was wir äußerlich in der Flamme haben, wenn sie brennt, das ist totes Feuer; dasjenige, was wir entsprechend im Menschen haben, ist die belebte Flamme, die lebendige, durchseelte Flamme. Und so wie sich der Stein zur Lunge verhält, so verhält sich äußerlich die Flamme zu dem, was unter der Wirkung des Lebens im Menschen vorgeht, wenn sich der Kohlenstoff mit dem Sauerstoff verbindet, was äußerlich angesehen, chemisch, auch eine Verbrennung ist. Aller geistige Fortschritt der Gegenwart hängt davon ab, daß solche Dinge in der richtigen Weise aufgefaßt werden können. Wenn Sie äußerlich Salz haben und das mitessen mit den Speisen, oder wenn Sie irgend etwas anderes essen, Eiweiß, oder was es ist: die Leute stellen sich ja heute vor, als ob es auch im Menschen drinnen noch solches Eiweiß bliebe, wie es äußerlich ist, daß solch ein Stoff bliebe zum Beispiel Salz, wie es äußerlich ist. Das ist nicht wahr. Dasjenige, was den Menschen betritt, wird gleich etwas anderes. Und die Kräfte, die das zu etwas anderem machen, gehen aus von jenen Wesenheiten, die ich in den vier Imaginationen geschildert habe, und zwar in einer ganz bestimmten Weise.
Stellen wir das allerletzte Bild vor uns hin, wie ich es geschildert habe: wie für die Johanni-Impression, in dem webenden Sonnengolde sich seinen Leib aus goldigem Lichte webend, Uriel oben schwebt in den Höhen (Tafel 8, rot). Man muß sich ihn vorstellen, wie ich Ihnen sagte, mit ernst urteilendem Auge, denn diese Augen sind hingerichtet auf die Kristallsphäre der Erde, und er schaut, wie wenig die menschlichen Fehler angemessen sind der abstrakten, aber deshalb nicht minder glänzenden Schönheit desjenigen, was an Kristallisation unten in der Kristallsphäre der Erde vor sich geht. Das gibt ihm das ernst urteilende Auge, das nach abwärts gerichtet ist, vergleichend die
menschlichen Fehler mit dem, was in den Kristallen der Erde wirkt und lebt. Und ich habe Ihnen davon gesprochen, wie die Gebärde des Uriel eine mahnende Gebärde ist, gewissermaßen ein an die Menschen gerichtetes Soll, das sie auffordert, wenn sie es verstehen, die Fehler in Tugenden zu verwandeln. Denn oben in den Wolken erscheinen die Schönheitsbilder, die aus dem Sonnengolde gewobenen Schönheitsbilder alles desjenigen, was die Menschen an Tugenden vollbringen.
Von der Wesenheit, die man so beschreiben muß - man kann sie nicht anders beschreiben -, von dieser Wesenheit gehen Kräfte aus, die nun aber im Menschen wirken, aber auf eine eigentümliche Art im Menschen weiterwirken. Dasjenige, was ich Ihnen schildere, geht zur Hochsommerzeit vor sich. Wir müssen uns nun vorstellen, daß diese Wesenheit des Uriel nicht eigentlich ruht, sondern in einer majestätischen Bewegung ist. Und das muß sie ja sein, denn wenn bei uns Sommer ist, dann ist auf der abgewandten Halbkugel der Erde Winter, und wenn bei uns Winter sein wird, dann ist auf der abgewandten Halbkugel Sommer; dann ist der Uriel dort für die Höhen. Und wir müssen uns eigentlich vorstellen, daß, wenn wir hier die Erde haben (siehe Zeichnung Seite 73), hier für uns, für unsere Sommerzeit, Uriel erscheint und dieser Uriel eine Bewegung vollführt, die ihn nach einem halben Jahre auf die andere Seite bringt: da haben wir dann Winter. Während Uriel absteigt (gelber Pfeil), während also seine Kräfte in absteigender Linie zu uns kommen, verwandelt sich für uns der Sommer in den Winter: wir sind hier im Winter, Uriel ist auf der andern Seite. Aber die Erde ist kein Hindernis dafür, daß die Kräfte des Uriel zu uns kommen. Wenn Uriel für die Bewohner der andern Halbkugel da unten ist, dann dringen seine Kräfte durch die Erde zu uns. So daß wir sagen können: Dasjenige, was auf direktem Wege von oben nach unten von Uriel zu uns dringt (rote Pfeile) und uns mit sommerlichem Sonnengold durchdringen will, das wirkt zur Winterzeit durch die Erde hindurch und durchdringt uns von der andern Seite; da ist es in aufsteigender Linie, da hat es eine aufsteigende Strömung (rot).
Wenn wir zur Johannizeit im Hochsommer das, was durch die
Natur im Menschen geschieht - denn das, was Uriel da wirkt, wirkt in die Kräfte der Natur hinein -, wenn wir das vor unsere Seele stellen, dann müssen wir eigentlich diese Kräfte des Uriel uns vorstellen ausstrahlend im Kosmos, einstrahlend in unsere Wolken, in unseren Regen, in unseren Blitz und Donner, einstrahlend in das Pflanzenwachstum. So müssen wir uns alles das vorstellen. Im Winter, nachdem Uriel sozusagen seinen Weg um die Erde gemacht hat, strömt uns das durch die Erde zu und macht Halt in unserem Haupte. Und in unserem Haupte werden dann die Kräfte, die sonst in der Natur draußen sind, die wir Urielkräfte nennen können, zu den Kräf-
ten, die eigentlich uns zum Bürger des ganzen Kosmos machen, die wirklich in unserem Haupte wieder erstehen lassen ein Abbild des Kosmos, die in unserem Haupte erleuchtend wirken, so daß wir eben Besitzer der menschlichen Weisheit sind. Und wir sprechen richtig, wenn wir sagen: Uriel steigt nieder vom Sommer gegen den Herbst bis zum Winter, Uriel beginnt im Winter aufzusteigen, und von dieser ab- und aufsteigenden Kraft des Uriel haben wir die innerlichen Kräfte unseres Menschenhauptes. Und sehen Sie, so wie Uriel zur Hochsommerzeit in der Natur wirkt, wie er zur Winterzeit im Menschenkopfe wirkt, so daß der Mensch wirklich auch in dieser Beziehung ein Mikrokosmos gegenüber dem Makrokosmos ist - wir verstehen den Menschen nur, wenn wir ihn nicht bloß natürlich, sondern geistig in die Welt hineinstellen -, so wie wir da verfolgen die von Uriel ausstrahlenden, im Menschen durch den Jahreslauf einströmenden Kräfte, so müssen wir dasselbe zum Beispiel von Raphael sagen, der seine Kräfte einströmen läßt während des Frühlings in die Naturkräfte, wie ich Ihnen das geschildert habe. So daß ich Ihnen schildern mußte, daß die Oster-Imagination ergänzt wird durch die Lehre, die Raphael, ich möchte sagen, als der große Weltenmediziner der Menschheit geben kann. Denn gerade wenn wir alles dasjenige, was Raphael vollzieht während der Frühlingszeit, webend in den Naturkräften wie Uriel während der Sommerzeit, wenn wir das durch das inspirierte geistige Ohr zur Osterzeit auf uns wirken lassen, dann kommt, wie ich Ihnen dargestellt habe, die Krönung aller Heilwahrheiten über den Menschen.
Aber das, was da Raphael während der Frühlingszeit webt, das wiederum umkreist die Erde, wie Uriel die Erde umkreist. Uriel ist der Sommergeist in kosmischer Richtung, der die Erde umkreist und während des Winters die Kräfte des inneren menschlichen Hauptes schafft. Raphael ist der Frühlingsgeist, der die Erde umkreist, und der während der Herbsteszeit die Kräfte der menschlichen Atmung eigentlich schafft. So daß wir sagen können : Während Michael zur Herbsteszeit oben der kosmische Geist ist, der kosmische Erzengel, webt im Menschen während der Michaelzeit Raphael, Raphael, der ordnend, segnend, wirkend im ganzen menschlichen Atmungssystem tätig ist.
Und wir stellen uns im Grunde genommen den Herbst nur richtig vor, wenn wir auf der einen Seite die mächtige Michael-Imagination haben mit dem Schwerte, das aus dem Meteoreisen herausgeschmiedet ist, mit dem Kleide, das aus dem Sonnengold, durchglänzt von den Silberstrahlungen der Erde, durchwoben ist, wenn wir das oben uns vorstellen, im Menschen aber wirkend Raphael, Raphael, Sinn habend für jeden Atemzug, Sinn habend für alles dasjenige, was von den Lungen aus zum Herzen, und vom Herzen wiederum durch den ganzen Blutkreislauf geht. Daher lernt der Mensch jene heilenden Kräfte, die in der Raphaelzeit im Frühling den Kosmos durchweben, in sich selber kennen, wenn er dasjenige, was da Raphael, indem dann seine Strahlungen durch die Erde durchgehen, zur Herbsteszeit, wenn Michael oben ist, in der Atmung des Menschen tut.
Denn es gibt ein großes Geheimnis: Alle heilenden Kräfte liegen nämlich ursprünglich im menschlichen Atmungssystem. Und wer den ganzen Umfang des Atmens wirklich versteht, der kennt aus dem Menschen heraus die heilenden Kräfte. Nicht in den andern Systemen liegen die heilenden Kräfte. Die andern Systeme müssen selbst geheilt werden.
Das Atmungssystem - sehen Sie nach in dem, was ich über Pädagogik gesagt habe - kommt ja insbesondere zur Tätigkeit zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahr des Kindes. Währenddem die Krankheitsmöglichkeiten in den ersten sieben Lebensjahren groß sind, nach dem vierzehnten Lebensjahre wiederum groß werden, sind sie relativ am geringsten in der Zeit, wo das Atmungssystem durch den menschlichen Leib hindurch mit Hilfe des Ätherleibes durchpulsiert. Es liegt ein geheimnisvolles Heilungsweben gerade im Atmungssystem. Und alle Geheimnisse des Heilens sind zugleich die Geheimnisse des Atmens. Und das hängt damit zusammen, daß jene Raphael-Wirkungen, die im Frühling kosmisch sind, eindringen zur Herbsteszeit in das ganze Geheimnis des menschlichen Atmens.
Gabriel haben wir als den Weihnachts-Erzengel kennengelernt. Er ist dann der kosmische Geist. Wir müssen hinaufschauen, um ihn zu finden. Während der Sommerzeit trägt Gabriel in den Menschen hinein all dasjenige, was die nährenden Kräfte im Menschen bewirken,
die nährend gestaltenden, die nährend plastischen Kräfte. Sie sind während der Hochsommerzeit durch die Gabriel-Kräfte in den Menschen wiederum hineingetragen, nachdem Gabriel seinen Abstieg durchgemacht hat von seiner kosmischen Wirksamkeit während des Winters zu seiner menschlichen Wirksamkeit während des Sommers, wo seine Kräfte durch die Erde strömen, weil jetzt der Winter auf der andern Seite ist.
Und wenn wir endlich zu Michael kommen, so haben wir Michael als kosmischen Geist im Herbste. Dann ist er am höchsten, dann ist er in seiner kosmischen Kulmination. Dann beginnt sein Abstieg, und seine Kräfte durchdringen die Erde zur Frühlingszeit, steigen auf, und sie leben in all dem, was im Menschen Bewegung wird, was im Menschen Ausdruck des Willens ist, was den Menschen gehen und greifen und arbeiten läßt.
Und jetzt stellen Sie sich die vollständigen Bilder vor. Stellen Sie sich vor das Sommerbild, das Johannibild: Oben der ernste Uriel mit dem urteilenden Blick, der mahnenden Gebärde und Geste, und, an den Menschen herantretend, ihn innerlich durchdringend, den milden liebenden Blick des Gabriel, die segnende Gebärde des Gabriel; da haben Sie während der Sommerzeit die Zusammenwirkung von Uriel im Kosmos, von Gabriel an der Seite des Menschen.
Und gehen Sie vom Sommer nach dem Herbste zu, da haben Sie, so wie ich es Ihnen geschildert habe, den, ich kann nicht sagen befehlenden, ich möchte sagen den weisenden Blick des Michael. Denn Michaels Blick ist, wenn man die Gestalt richtig anschaut, so, wie wenn das Auge ein Fingerzeiger wäre, wie wenn das Auge nicht in sich hineinschauen wollte, sondern hinausschauen wollte mit dem Blick in die Welt. Der Blick ist ein aktiver, ein positiver, ein tätiger bei Michael. Und das aus dem kosmischen Eisen geschmiedete Schwert wird so vom Michael in der Hand gehalten, daß die Hand zugleich eine den Menschen auf seine Wege weisende ist. Das ist das Bild oben. Und drunten der mit dem tiefsinnigen Blicke schauende Raphael, der an den Menschen herantritt und die heilenden Kräfte, die er erst, ich möchte sagen, im Kosmos entzündet hat, nun an den Menschen heranbringt, Raphael mit dem tiefen, sinnenden Blicke, gestützt auf den
Merkurstab, gestützt auf die inneren Kräfte der Erde; da haben Sie das Zusammenwirken des Michael im Kosmos, des Raphael auf der Erde.
Und gehen Sie zur Winterzeit. Gabriel ist der kosmische Engel, Gabriel oben mit dem mild liebenden Blick, mit der segnenden Gebärde, in den Winterwolken webend, ich möchte sagen, im weißen Schneegewande; unten der ernste, urteilende und mahnende Uriel an der Seite des Menschen. Die Positionen sind vertauscht.
Und eben wiederum, wenn wir nach dem Frühling zu kommen: Raphael oben mit dem tiefsinnigen Blick, mit dem Merkurstab, der aber jetzt in den Lüften etwas wie eine feurige Schlange geworden ist, wie eine in Feuer erglänzende Schlange; nicht mehr sich stützend auf die Erde, sondern wie hingehalten, die Kräfte der Luft benutzend, alles das, was an Feuer, Wasser, Erde vorhanden ist im Kosmos, gewissermaßen zusammenmischend und zusammenwirkend, um es in Heilkräfte, die im Kosmos wirken und weben, zu verwandeln. Und unten dann an den Menschen herantretend Michael, der da ganz besonders sichtbar wird, mit seinem Blick - positiv habe ich ihn genannt - hinweisend : ein Blick, der wie zeigt in der Welt, und der gerne den Menschenblick mitnehmen möchte, wenn da Michael im Frühling, Raphael ergänzend, neben dem Menschen steht.
Sehen Sie, da haben wir die Bilder: Winter - Gabriel oben, Uriel unten, Frühling - Raphael oben, unten Michael, Sommer - Uriel oben, Gabriel unten beim Menschen, Herbst - Michael oben, Raphael unten beim Menschen.
Und nun nehmen Sie das, was wie ein altes Zauberwort durch viele Zeiten gegangen ist, von Goethe wieder aufgenommen worden ist:
Wie alles sich zum Ganzen webt, |
Jawohl, Uriel, Gabriel, Raphael, Michael, sie wirken zusammen, eins wirkt In dem andern, lebt in dem andern, und wenn der Mensch als geistig-seelisch-physisches Wesen in das All hineingestellt ist, so wirken zauberisch diese Kräfte in ihm. Und bis wie weit gehend sind solche Worte richtig, bis wie weit! Denken Sie sich doch, daß das Wort ja heißt:
Wie alles sich zum Ganzen webt, |
- auf und nieder steigen! - auf die nächste Zeile komme ich gleich:
Und sich die goldnen Eimer reichen, |
Erinnern Sie sich an den gestrigen Vortrag, wie alles herausforderte das Übergehen von dem Plastischen zum Klanghaften: harmonisch all das All durchklingen.
Ich kann Ihnen nicht sagen, was ich empfunden habe, als dies vor meiner Seele stand, und ich dieses Wort bei Goethe wieder las: «Vom Himmel durch die Erde dringen!» Dieses «durch» - es kann einen furchtbar erschüttern in seiner einzigartigen Richtigkeit; denn jetzt hat man es, es ist wahr! Und es erschüttert einen, daß diese Worte wie Schellenklänge durch die Welt gehen, daß man da glaubt, es ist dichterische Freiheit, es ist irgend etwas, ein Wort, wie es die Menschen sonst in ihren Briefen hinschreiben, oder wie es sonst die Menschen hinschreiben in ihren Artikeln. Es ist nicht so. Es ist ein Wort, das einer kosmischen Tatsache entspricht. Es ist etwas furchtbar Erschütterndes, im Zusammenhänge mit der Wahrheit an dieser Stelle des Goetheschen «Faust» dieses Wort zu lesen.
Und nun gehen wir weiter. Es hat sich uns enthüllt bisher, wie die Himmelskräfte mit den goldenen Schwingen - es sind die Erzengel - harmonisch all das All durchdringen, wie eins in dem andern wirkt und lebt. Aber es ist mehr da. Betrachten wir Gabriel, der aus dem Kosmos die nährenden Kräfte nimmt, der diese nährenden Kräfte einführt in den Menschen zur Hochsommerzeit. Diese nährenden Kräfte sind im Stoffwechselsystem des Menschen tätig. Raphael waltet im Atmungssystem. Und nun wirken, während sie auf- und niedersteigen, Gabriel und Raphael so zusammen, daß Gabriel seine Kräfte, die sonst in den ernährenden Impulsen des Menschen sind, hinaufreicht im Atmen: da werden die ernährenden Kräfte heilende Kräfte. Gabriel
reicht die Nährung dem Raphael: da wird die Nahrung Heilung. Wenn von dem Geheimnisse der Atmung dasjenige durchzogen wird, was im Menschen sonst nur Ernährung ist, dann wird es Heilung.
Ja, man muß hinschauen auf jene Wandlung, welche die äußeren Stoffe durchmachen im Ernährungs system : dann erkennt man die Bedeutung der Gabriel-Kräfte, der Ernährungskräfte im Menschen. Aber diese Kräfte werden übergeführt ins Atmungssystem. Und indem sie im Atmungssystem weiterwirken, werden sie nicht bloß hunger- und durststillende Kräfte, werden sie nicht nur den Menschen ausbessernde Kräfte : sie werden den kranken Menschen innerlich korrigierende Kräfte. Die metamorphosierten Ernährungskräfte sind Heilkräfte. Wer die Ernährung richtig versteht, versteht den Anfang der Heilung. Wer weiß, was das Salz im gesunden Menschen soll, der weiß, wenn er jene Metamorphose auf sich wirken läßt, die von der Gabrielweise auf die Raphaelweise übergeht, wie dann das Salz als Heilmittel in diesem oder jenem Falle wirkt. Die heilenden Kräfte in uns sind Metamorphosen der ernährenden Kräfte. Raphael empfängt den goldenen Eimer der Ernährung von Gabriel. Er wird ihm gereicht.
Und nun kommt ein Geheimnis, von dem man auch findet, daß es in alten Zeiten den Menschen geläufig war, aber es ist eigentlich ganz erloschen. Derjenige, der heute den Hippokrates lesen kann, ja, vielleicht derjenige, der den Galen nicht lesen, sondern etwas interpretieren kann, der merkt, daß bei Hippokrates, selbst bei Galen, den alten Medizinern, noch etwas lebt von dem, was eigentlich ein großes menschliches Geheimnis ist. In unserem Atmungssystem walten die heilenden Kräfte, sie heilen uns fortwährend. Unsere Atmung ist fortwährend eine Heilung. Aber wenn diese Atmungskräfte heraufkommen in das menschliche Haupt, dann werden die heilenden Kräfte die geistigen Kräfte des Menschen, die in Sinneswahrnehmung, im Denken wirken. Und daß das Denken, das Wahrnehmen, das innerliche Geistleben des Menschen die höhere Metamorphose der Therapie, der Heilung ist, daß dasjenige, was zwischen dem Kopf und dem Stoffwechselsystem des Menschen als das Atmungs-Heilungssystem liegt - gewissermaßen noch weiter nach oben getrieben, als wenn es als heilende Kräfte wirkt - die Grundlage ist, die stoffliche Grundlage für das Geistleben des Menschen : das ist das Geheimnis, das man einmal gewußt hat, das bei Hippokrates fast ganz deutlich gelesen, bei Galen wenigstens noch interpretiert werden kann.
So daß man sagen kann: Der Gedanke, der das menschliche Haupt durchzuckt, der ist eigentlich eine metamorphosierte Kraft der heilenden Impulse, die in den verschiedenen Stoffen vorhanden sind. - Wenn man dies durchschaut und, sagen wir, in seiner Hand hat irgendein heilendes Salz, irgendeinen heilenden Pflanzenstoff, dann schaut man sich die Sache an und sagt : Hier bist du die wohltätige Heilungskraft, wenn ich dich je nach Bedarf in den Menschen bringe; dringst du aber selber ein, passierst du die Atmungssphäre, wirkst du im menschlichen Haupte, dann bist du der stoffliche Träger der menschlichen Gedankenkraft, denn Raphael reicht seinen Eimer dem Uriel. - Was Raphael von der Nährung empfangen hat und in die Heilung verwandelt hat, das reicht Raphael dem Uriel, und es wird Gedankenkraft.
Warum ist ein Heilmittel heilend? Ein Heilmittel ist heilend, weil es auf dem Wege zum Geist ist. Und weiß man, inwiefern ein Heilmittel auf dem Wege zum Geist ist, so kennt man die Heilkraft des
Heilmittels. Der Geist allein kann im Menschen in das Irdische nicht unmittelbar eingreifen, aber die untere Stufe des Geistes ist die therapeutische Kraft.
Und ebenso wie Gabriel die nährenden Kräfte dem Raphael zur Umwandlung in heilende Kräfte, das heißt seinen goldenen Eimer reicht, wie Raphael seinen goldenen Eimer dem Uriel reicht, indem er die heilenden Kräfte zu den Gedankenkräften macht, so ist es Michael, der von Uriel die Gedankenkräfte empfängt und kraft des kosmischen Eisens, aus dem sein Schwert geschmiedet ist, diese Gedankenkräfte umsetzt in den Willen, so daß sie Bewegungskräfte im Menschen werden. Uriel reicht seinen Eimer dem Michael, und es werden aus den Gedankenkräften Bewegungskräfte. So daß wir wirklich auch dieses zweite Bild bekommen : Auf- und absteigend Uriel, Raphael, Gabriel, Michael, ineinanderwirkend, sagen wir, Uriel und Gabriel zusammen, aber auch miteinander wirkend, einer dem andern seinen Besitz abgebend, so daß er in ihm weiterwirken kann. Wir sehen, wie Himmelskräfte auf- und niedersteigen und sich die goldenen Eimer reichen, die goldenen Eimer des Nährenden, des Heilenden, des Gedankenhaften, des Bewegenden. So bewegen sich diese goldenen Eimer von einem zum andern, während zu gleicher Zeit der eine mit dem andern in Weltenharmonie zusammenwirkt.
Und wieder haben wir ein solches Wort an dieser Stelle des «Faust»:
Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen |
Bis zum «goldnen» ist das Wort richtig, denn diese Dinge werden ja aus dem Sonnengolde gewoben, von Uriel ausgehend, wie ich Ihnen beschrieben habe.
Goethe hat dasjenige, was er in diesen Spruch dichterisch hineingebracht hat, eben gelesen. Es hat auf ihn einen großartigen Eindruck gemacht. Dasjenige, was hier geschildert werden konnte, das kannte er nicht. Aber gerade das ist es, was einen so erschüttert, daß, wenn aus einer gewissen dichterischen Empfindung heraus ein solcher Geist wie Goethe etwas aufgreift, was durch alte Traditionen heraufgekommen ist, daß es dann so unglaublich die Wahrheit wiedergebend ist.
Das ist jenes Großartige, das uns wieder verbindet, wenn wir Geisteswissenschaft in der Gegenwart treiben und diese Dinge sich für uns ergeben: wenn wir wirklich sehen, wie Uriel und Raphael und Michael und Gabriel zusammenwirken, wie sie wirklich das, was ihre eigenen Kräfte sind, einer dem andern reichen, wenn wir das ursprünglich sehen und dann uralte Sprüche, die vielleicht auf einem Umwege, wie hier durch Goethe, auf uns gekommen sind, auf uns wirken lassen und sehen, wie eine alte instinktive Wahrheit - meinetwillen mythisch, meinetwillen legendarisch - einstmals durch die Welt gebraust ist! Wie dann eine andere Zeit gekommen ist, und wie in unserer Zeit das wiederum auf eine höhere Stufe gehoben werden muß.
Oh, Hippokrates - ob wir ihn Raphael nun nennen, der an seiner Seite stand, ob er Merkur, ob er Hermes genannt worden ist, das ist schon einerlei -, dieser Hippokrates lebte in einer Zeit, in der schon in der Abenddämmerung war jenes Wissen vom Zusammenwirken von Gabriel, Raphael und Uriel, so daß in der Mitte zwischen den Gedanken und den ernährenden Kräften die heilenden Kräfte drinnenstehen. Das gab einer instinktiven Urweisheit jene merkwürdigen alten Heilmittel, die eigentlich immer wieder erneut worden sind, die man heute bei sogenannten primitiven Völkern findet, und wo sich die Leute gar nicht vorstellen können, wie die Menschen darauf gekommen sind. Das alles hängt aber mit dem zusammen, daß die Menschheit einmal eine Urweisheit besessen hat.
Ein Rätsel muß jetzt eigentlich in Ihrer Seele klingen, meine lieben Freunde, das ist, daß, wenn Sie alles dasjenige nehmen, was ich Ihnen dargestellt habe, Sie dann eigentlich zum Beispiel glauben müßten: die Raphael-Kräfte weben und leben zur Frühlingszeit, werden zur Herbsteszeit von Raphael in das Innere des menschlichen Atmungssystems getragen, und der Mensch wäre ganz eingespannt in die webend-wirkenden Kräfte des Kosmos nach dem Zeitenlaufe. Das ist auch das Ursprüngliche. Aber wie der Mensch ein Wesen ist, das sich an das, was es einmal erlebt hat, dann weiter fort erinnert, wie also dasjenige, was ein äußeres Erlebnis im Menschen ist, durch das Gedächtnis auf bewahrt wird und nach Tagen, nach Jahren noch inneres gegenwärtiges Nacherlebnis sein kann, so bleiben auch diese für den
Kosmos durchaus richtigen Wahrheiten bestehen. Aber der Mensch erlebt nicht nur die Raphael-Kraft zum Beispiel innerlich im Atmungssysteme im Herbste, sondern dann auch durch den Winter, Frühling, Sommer hindurch. Es bleibt gewissermaßen eine dichtere Erinnerung davon.
Während also die Sache so veranlagt ist, wie ich sie geschildert habe, bleiben im Menschen das ganze Jahr hindurch Wirkungen. Wie ein Erlebnis im Gedächtnisse haften bleibt, so bleiben das ganze Jahr hindurch Wirkungen da, sonst könnte der Mensch ja nicht ein gleichmäßig durch das Jahr hindurch sich entwickelndes Wesen sein. Im physischen Erdenleben ist es so, daß der eine leichter, der andere schwerer vergißt; dasjenige aber, was Raphael in einem Herbst in unser Atmungssystem gepflanzt hat, das würde verschwinden im nächsten Herbste, wenn nicht Raphael wieder käme. Bis dahin wirkt das Gedächtnis, dieses Naturgedächtnis in dem Atmungsorgan; dann aber muß das wiederum aufgefrischt werden.
Und so ist der Mensch dennoch hineingestellt in den Lauf der Natur, ist nicht herausgeworfen aus dem Weltengang, ist hineingestellt in diesen Weltengang. Aber er ist noch in einer andern Weise hineingestellt in diesen Weltengang. Es ist nun schon einmal so, daß der Mensch, wenn er hier auf Erden steht, von seiner Haut umgrenzt, von seinen Organen durchdrungen, dann sich schon etwas isoliert vorkommt im Kosmos, weil die Zusammenhänge, wie ich sie geschildert habe, eben eigentlich geheimnisvolle sind. Aber so ist es nicht, wenn der Mensch geistig-seelisch ist, zum Beispiel im vorirdischen Dasein. Da webt ja zwischen dem Tode und einer neuen Geburt das GeistigSeelische im geistigen Gebiete, in der geistigen Sphäre. Da schaut dieses Seelische gewissermaßen herab, nun nicht auf einen einzelnen Menschenkörper zunächst, den wählt es sich dann im Laufe der Zeit, aber es schaut herab auf die ganze Erde, ja auf die Erde im Zusammenhang mit dem ganzen planetarischen System, mit all diesem Leben und Weben von Raphael, Uriel, Gabriel, Michael. Da ist man außerhalb, schaut es sich von außerhalb an.
Und da öffnet sich das Tor für den Eintritt der Seelen, die vom vorirdischen Leben ins irdische Leben kehren, nur während der Zeit,
während welcher von Ende Dezember an bis zum Frühlingsbeginn Gabriel oben webt als kosmischer Erzengel, unten an der Seite des Menschen Uriel, in das menschliche Haupt hineintragend die kosmischen Kräfte. Während dieser drei Monate kommen die Seelen, die das ganze Jahr verkörpert werden, alljährlich vom Kosmos zur Erde nieder. Dann bleiben sie und warten, bis sich ihnen die Gelegenheit bietet in der planetarisch-irdischen Sphäre; auch diejenigen Seelen, die meinetwillen im Oktober geboren werden, haben schon innerhalb der irdischen Sphäre gewartet auf ihre Geburt. Und es hängt im Grunde genommen viel davon ab, ob eine Seele, nachdem sie schon in die Erdensphäre eingetreten ist, schon berührt worden ist davon, noch warten muß innerhalb der Erdensphäre auf ihre irdische Verkörperung. Bei der einen Seele ist es länger, bei der andern kürzer der Fall.
Aber das ist noch das besondere Geheimnis, daß ebenso, wie zum Beispiel in das Ei nur an einer Stelle der befruchtende Samen eindringt, so der Himmelssamen in das ganze Jahres wesen der Erde nur eindringt, wenn oben waltet Gabriel als kosmischer Engel mit dem milden, liebenden Blick, mit der segnenden Gebärde, unten Uriel ist mit dem urteilenden Blick und der mahnenden Gebärde. Da ist die Zeit, wo die Erde von Seelen befruchtet wird. Das ist die Zeit, wenn die Erde Schneehülle hat, wenn die Erde in ihre Kristallisationskräfte übergeht, wenn der Mensch mit der Erde als dem denkenden irdischen Weltenkörper verbunden sein kann: dann ziehen die Seelen aus dem Kosmos in die Erdensphäre ein, versammeln sich gewissermaßen. Das ist die jährliche Befruchtung des irdischen Jahreslaufwesens.
Auf alle diese Dinge kommen wir, wenn wir uns den Einblick in den Kosmos eröffnen nicht nur auf physische Art, sondern im Wirken jener kosmischen Wesenheiten, die ich Ihnen durch die vier Bilder geschildert habe. Und dann, wenn man das hat, dann kommt schon etwas in manche Dichtung hinein wie kosmisches Wehen und Weben, denn das ist in der Welt:
Wie alles sich zum Ganzen webt, |
Mit segenduftenden Schwingen |
Man kann etwas empfinden gerade auch in diesen Worten von jenem wunderbaren Miteinander- und Zusammenwirken der vier Archangeloi-Wesen, die im Zusammenhänge mit den Naturkräften auch im Menschen das Natürliche, Seelische und Geistige weben und leben im Ineinanderwirken, im Miteinanderwirken.
DIE MICHAEL-IMAGINATION - GEISTIGE MEILENZEIGER IM JAHRESLAUF Stuttgart, 15. Oktober 1923
Was ich heute zu Ihnen zu sprechen habe, wird in der Sprache der Bildlichkeit gesprochen sein aus dem imaginativen Leben heraus, aus jenem imaginativen Leben, das der Ausdruck, die Offenbarung ist der geistigen Welt, jener geistigen Welt, in die der Mensch mit seinem ganzen Sein und seiner ganzen Tätigkeit einverwoben ist. Wir wissen ja aus den verschiedensten Darstellungen, die hier gemacht worden sind, daß man in derselben abstrakten Weise, wie man über die äußere sinnenfällige Natur spricht, über die geistige Welt, wenn es sich um deren konkrete Erscheinungen handelt, nicht sprechen kann. Wir wissen aber auch, daß die Art und Weise, wie da gesprochen werden muß, keine unwirkliche, sondern im Gegenteil eine viel wirklichere ist als das logische, abstrakte Sprechen, dessen wir uns bedienen, wenn wir bloß Naturwahrheiten ausdrücken wollen. Damit wollte ich nur hingewiesen haben auf die ganze Haltung der Betrachtung, die ich jetzt vor Ihnen anstellen will.
Wenn der Mensch mit dem Geistesauge hinausdringt über die physisch-sinnliche Welt, dann offenbart sich ihm eine geistige Welt, gegenüber welcher er sich veranlaßt fühlt, die Erscheinungen der physischen Welt als Bilder zu gebrauchen, um dasjenige auszusprechen, was sich ihm geistig offenbart. Und so lassen Sie mich denn sogleich an die Spitze dieser Ausführungen ein Bild stellen, das aber wahrhaftig eine tiefe Wirklichkeit ist. Es war immer so in der Entwickelungsgeschichte der Menschheit, daß diese Menschheit die Impulse ihrer Tätigkeit aus der geistigen Welt heraus empfangen hat. Und diejenigen, die da schauen konnten, fanden diese Impulse gewissermaßen in einem Geisteslichte mit ehernen Lettern eingeschrieben, damit sie sich darnach richten konnten. Es ist das so in der geistigen Welt, daß wir das, um was es sich handelt, vergleichen können mit Meilenzeigern in der physischen Welt, aber nicht solchen, bei denen vielleicht bloß ein
Handzeichen mit irgendeinem Ortsnamen darauf steht, sondern mit Meilenzeigern, in welchen mit gewaltig klingenden Worten ausgesprochen ist, was übergehen soll in des Menschen Denken, Empfinden, Wollen. Geistige Meilenzeiger sind es, wovon ich spreche. Solche Hinweisungen in der geistigen Welt sind aber für den Menschen gewöhnlich in einer merkwürdigen Art abgefaßt, und zu allen Zeitepochen waren sie in einer solchen, nämlich in einer Art Rätselsprache abgefaßt. Man muß sich erst in einer gewissen Weise anstrengen, um hinter das eigentliche Rätsel zu kommen. Man muß manches von dem, was man weiß, zusammenhalten, damit einem der Meilenzeiger in seiner Rätselsprache ein wirklicher Impuls werden kann für das Leben. Und so findet man denn gerade heute in Angemessenheit unserer Gegenwart und der nächsten Zukunft solche weisende Worte im - meinetwillen nenne man es so - astralischen Lichte, die dem Menschen Impulse werden können.
Bei den verschiedensten Anlässen, ich möchte sagen, an den verschiedensten Orten scheint uns heute, wenn wir dazu die Fähigkeit haben es anzuschauen, dasjenige mahnend, aber auch etwas rätselhaft entgegen, was in dem Menschen dann die Empfindung hervorruft, er solle sich darnach richten, er solle es aufnehmen wie einen starken Impuls in seinen Willen, in sein ganzes Seelenleben. Und dasjenige, was da wie ein solcher geistiger Meilenzeiger im Astrallichte uns entgegenglänzt, das sind etwa die Worte:
Du bildest es zu deinem Dienste, |
Zunächst eine Aufforderung, dahinterzukommen, was eigentlich gemeint ist. Es ist von irgendeinem Impuls die Rede, von irgend etwas, was da ist, was der Mensch kennt, denn sonst könnte man nicht darauf rechnen, daß er eine Antwort finde.
Du bildest es zu deinem Dienste, |
Der Erklärung dieser Worte, die wie der Zeigerimpuls aus dem Astrallichte dem Menschen sich offenbart, soll eben die heutige Betrachtung gewidmet sein.
Erinnern wir uns an manches, was von mir hier auch schon auseinandergesetzt worden ist. Erinnern wir uns daran, daß der Jahreslauf durch Frühling, Sommer, Herbst, Winter in seiner Gesetzmäßigkeit einen geistigen Inhalt hat, daß sich geistiges Geschehen, übersinnliches Geschehen offenbart in demjenigen, was im Jahreslaufe geschieht, so wie sich des Menschen übersinnliche Seele und übersinnlicher Geist offenbaren in demjenigen, was in seinem Leibesleben geschieht zwischen der Geburt und dem Tode. Denken wir daran, daß in dem, was äußerlich im Jahreslaufe erscheint, im Schnee des Winters, im sprossenden, wachsenden Leben des Frühlings, im blühenden Leben des Sommers, im reifenden, fruchtenden Leben des Herbstes, daß in alldem, was so physisch für den Menschen sich enthüllt, ein Geistiges sich birgt, ein Geistiges der Träger ist. Und lenken wir unseren Blick zunächst auf dasjenige, was da vorgeht im Jahreslaufe, so vom Frühling gegen den Sommer und Herbst hin.
In allem, was die Erde offenbart, in Stein und Pflanze, in allen Wesen leben geistige Wesenheiten; nicht bloß eine allgemeine verwaschene Geistigkeit, sondern einzelne geistige Wesenheiten, Naturgeister. Diese Naturgeister bergen sich während der Winterzeit im Schoße der Erde; diese Naturgeister sind gewissermaßen alle eingeatmet von der Erde, sie sind in der Erde darinnen. Wenn der Frühling kommt, atmet gewissermaßen die Erde ihre Geistigkeit heraus, diese Naturgeister streben nach oben. Sie streben mit den Kräften des sprießenden, sprossenden Lebens nach oben, sie streben mit dem Leben, das sich kundtut in der lichtdurchglänzten, sonnenerwärmten
Luft, sie strömen mit dem nach oben. Und wenn wir dann hin zur Johannizeit, zur Hochsommerzeit kommen, dann haben wir da oben in den Höhen, wenn wir zu ihnen hinaufschauen, das Bild, das sich eben offenbart, verkörpert in der Wolkenbildung, verkörpert aber auch gewaltig in Blitz und Donner, verkörpert in alldem, was meteorisch da oben ist, dasjenige, was als Naturgeister während der Winterzeit im Schoße der Erde lebte. Wir müssen während der Winterzeit den Blick hinunter richten zur Erde und müssen ahnen oder schauen, wie unter der Schneedecke verborgen die Naturgeister arbeiten, damit aus dem Winter wieder Frühling und Sommer werde von der schaffenden Erde aus.
Richten wir nach unten den Blick während des Sommers auf die Erde zu, dann ist die Erde gewissermaßen verarmt an diesen Naturgeistern. Aber diese Naturgeister sind hinausgezogen in das Welten- all. Sie haben sich verbunden dem Wolkengebilde und alldem, was eben der Menschenblick in den Höhen treffen kann. Diese Naturgeister sind in alldem, was ich schon angeführt habe, nach den Höhen hinaufgeströmt, aber sie haben in ungeheurer Feinheit, in ungeheuer feiner Verdünnung mitgenommen dasjenige, was sich grob offenbart äußerlich leblos in dem Schwefel, in dem sogenannten Sulfur. Und eigentlich weben und leben diese Naturgeister zur Hochsommerzeit, indem sie wellen und wogen in Wolkengebilden und ähnlichem, vorzugsweise im Sulfur, im Schwefel, der in außerordentlich feiner Weise gerade während der Sommerzeit in den Höhen des Erdenseins vorhanden ist. So daß also, wenn wir etwa mit dem schmeckenden Gefühl durcheilen könnten die Höhen unserer Erdenbildung während der Hochsommerzeit, wir wahrnehmen würden Schwefelgeschmack oder wohl auch Schwefelgeruch, aber in einer außerordentlich dünnen, in einer außerordentlich intim feinen Weise. Dennoch ist das, was da oben sich entwickelt unter dem Einflüsse von Sonnenwärme und Sonnenlicht, ähnlich demjenigen, was im menschlichen Organismus vor sich geht, wenn aus diesem menschlichen Organismus herausquillt Begierde, Wunsch, Emotion und dergleichen. Und wer solche Dinge zu schauen, zu empfinden vermag, der. weiß, daß die Naturgeister in einem Elemente da oben in den Höhen zur Hochsommer
zeit leben, das eigentlich so begierdedurchtränkt ist wie das Begierdenleben, das mit dem Animalischen des Menschen verbunden ist, mit jenem Animalischen des Menschen, worinnen der Mensch auch sulfu- risiert, von sehr verdünntem Schwefel durchsetzt ist. Gewissermaßen sehen wir das Untere des Menschen, das Animalisierte des Menschen als sich wölbende Naturbildung, durchlebt von den Naturgeistern, im Hochsommer über uns.
Was wir, wenn es in der Menschennatur webt und lebt, als solches Sulfurisiertes erkennen, das bezeichnen wir als Ahrimanisches, darinnen lebt eigentlich das Ahrimanische. So daß wir auch sagen können : Wenn wir den geistigen Blick zur Hochsommerzeit hinauf in die Höhen wenden, dann offenbart sich uns in der kosmischen Schwefelbegierde das Ahrimanische. - Wenn wir uns den Menschen hineingestellt denken in diesen ganzen Weltenzusammenhang, dann müssen wir uns sagen: Dasjenige, was in ihm die niedere Natur ist, das nimmt die Erde zur Winterzeit auf, breitet den kristallenen Schnee darüber; dadurch nimmt die Erde diesem das Ahrimanische. - Ist es frei zur Hochsommerzeit, dann wirkt es als die kosmische Begierde draußen im Weltenraum, ist sogar unterworfen den Gesetzen, die von den der Erde benachbarten Planeten ausgehen und auf dieselbe wirken. Und nun zeigt sich, daß gegen dieses Ahrimanisch-Begierdenhafte, gegen dieses gewissermaßen kosmisch hinausversetzte animalisch-begierden- haft Menschliche im Kosmos die Gegenkraft vorliegt. Dasjenige, was den Menschen emotionell bändigt, was den Menschen herunterzieht unter das Menschliche in das Animalische, und was sich offenbart oben in den Höhen zur Hochsommerzeit, gegen das ist die Gegenkraft hineingestellt in den Kosmos. Und diese Gegenkraft offenbart sich in jenen merkwürdigen Produkten, die aus dem Kosmos zuweilen zur Erde herabfallen in den Meteoreisen enthaltenden kosmischen Produkten. Wenn Sie sich ein Stück Meteoreisen ansehen, so haben Sie in diesem Stück Meteoreisen ein merkwürdiges Zeugnis für das im Kosmos ausgebreitete Eisen. In den im August häufigen Sternschnuppenfällen, die sozusagen das Meteoreisen ganz besonders im Kosmos in Gang bringen, offenbart sich äußerlich diese Gegenkraft der Natur gegen das Begierdenhafte, das in dieser Zeit in den Kosmos
hinausgegangen ist. Und in dem kosmischen Eisen, das sich zusammendrängt in den Meteorsteinen, haben wir die Pfeile, die der Kosmos aussendet gegen das Begierdenhaft-Animalische, das sich auf diese Weise, die ich Ihnen eben geschildert habe, im Kosmos offenbart.
So können wir mit verständnisvoller Verehrung hinschauen auf die weisheitsvolle Führung des Kosmos. Wir wissen ja, der Mensch braucht gerade deshalb diese animalische Natur, weil er in ihrer Überwindung allein diejenigen Kräfte entwickeln kann, die ihn zum vollen Menschen erst machen. Und der Mensch könnte diese Begierdennatur, dieses Animalisierende nicht haben, wenn dieses Animalisierend-Be- gierdenhafte nicht auch ein Teil des Kosmos wäre. So ist denn das Sulfurische, das Schwefelartige, Ahrimanisch-Schwefelartige gewissermaßen der eine Pol draußen im Kosmos, und die Pfeile, welche vom Kosmos durch den Raum gesandt werden zur Bekämpfung dieses Schwefelhaften, dieses Sulfurischen, die sind dann konzentriert im Meteoreisen, in den meteorischen Geschossen möchte ich sagen, des Weltenalls.
Nun aber ist der Mensch ein wirklicher Mikrokosmos, wirklich eine kleine Welt. Alles, was draußen in der großen Welt sich offenbart in solch majestätisch-gigantischen Erscheinungen, wie es die meteorischen Erscheinungen sind, das offenbart sich auch im Inneren selbst seines physisch Wesenden. Denn dieses physisch Wesende ist nur ein Ausdruck, eine Offenbarung seines geistigen Wesens. Und so tragen wir in uns, gewissermaßen von dem animalischen Unteren des Menschen ausgehend, das Sulfurische. Wir müssen uns sagen, dieses Sulfurisch-Ahrimanische durchstürmt den menschlichen Organismus, regt seine Begierdennatur auf, regt seine Emotionen auf. Wir fühlen es im Inneren, wir schauen es zur Hochsommerzeit in der kosmischen Begierdendecke über uns. Wir schauen aber auch, wie in diese kosmische Begierdendecke hineinschießen die Eisenpfeile des Meteorischen, reinigend und klärend, gewissermaßen als Gegenpol gegen das Animalisch-Begierdenhafte. Denn in diesem Hineinschießen der Meteoreisenpfeile aus dem Kosmos reinigt sich die animalisch-begierden- hafte Decke der Hochsommerzeit über uns.
So wie das aber draußen im großen Kosmos grandios, majestätisch
geschieht, so geschieht es fortwährend auch in uns. Wir erzeugen in uns die Eisenteilchen unseres Blutes in Verbindung mit andern Stoffen, und während auf der einen Seite durch unser Blut pulsiert der Sul- furisierungsprozeß, wirkt entgegen als anderer Pol innerlich meteorisch das innerliche Eisen, dasselbe ausführend, was draußen im Kosmos vom meteorischen Eisen ausgeführt wird. Wir dürfen uns das Verhältnis des Menschen zum Kosmos so vorstellen, daß wir in dem Aufleuchten des Meteorischen das kosmische Gegenbild desjenigen finden, das fortwährend in uns millionen- und millionenfach ein meteorisch innerliches Aufleuchten ist dessen, was aus dem Eisen unseres Blutes uns befreit, uns klärend, uns reinigend gegen den Sulfurisierungsprozeß, der in eben diesem Blute vor sich geht.
So sind wir ein innerliches Abbild des Kosmos. Der Kosmos vollzieht das zur Hochsommerzeit. Der Mensch, weil er emanzipiert von der Natur in bezug auf die Zeit in dieser Natur darinnen steht, hat fortwährend diese Hochsommerzeit neben den andern Jahreszeiten in sich, wie er fortwährend in der Erinnerung dasjenige in sich hat, was er früher erlebt hat. Draußen verschwindet es, im Inneren bleibt es. So ist es auch mit dem, was den Menschen als Mikrokosmos gegenüber dem Makrokosmos darstellt. Aber der Mensch muß das, was er also in seinem physischen Leibe trägt, geistig-seelisch erfassen, er muß es in sich erleben können, also dieses meteorische Hineinschießen des Bluteisens in den Blutsulfur so erleben können als die Freiheit, als die Initiative, als die Stärke seines Willens. Sonst bleibt es in ihm ein im höchsten Falle animalischer oder vegetativer Prozeß. Darin besteht ja gerade unser Geistig-seelisch-Werden als Mensch, daß wir die Prozesse, die in uns sich so abspielen wie dieser Eisen-Sulfurprozeß, mit dem Geistig-Seelischen in uns erfassen, das Geistig-Seelische in sie als Impuls hineinsenden. Geradeso, wie wir in der Lage sind, wenn wir uns ein Werkzeug machen, wenn wir das Werkzeug handhaben können, mit Hilfe dieses Werkzeuges dieses oder jenes zu tun, können wir dasjenige, was in uns wirkt und lebt wie dieser Eisen-Sulfurprozeß, in unseren Dienst stellen durch unseren Willen, wenn wir es eben handhaben, wenn wir als Menschen handhaben dasjenige, was innere Prozesse unseres Leibes sind.
Schauen wir jetzt vom Menschen noch einmal zurück zum Kosmos. Das, was sich da draußen abspielt im Kosmos, es ist eine ernste Mahnung an den Menschen. Denn es erinnert wirklich dieser Meteoreisenprozeß im Kosmos an unser physisches Innere, das aber in den Dienst unseres geistigen Inneren gestellt werden kann. Jetzt kommen wir darauf, welche Deutung wir jener ehernen Schrift im Astrallichte zu geben haben:
Du bildest es zu deinem Dienste, |
Sehen wir uns gerade im neuzeitlichen Leben um, in demjenigen Leben, das heraufgekommen ist im Laufe der letzten Jahrhunderte, und sehen wir, was da hauptsächlich zur materialistischen Kultur gehört: der Gebrauch des Eisens im Bereiche des irdischen Lebens. Sehen wir überall hin, wo unsere Kultur in der letzten Zeit geblüht hat: das Eisen war es, das uns alles das hineingestellt hat in die physische Welt, was zur Blüte der materialistischen Kultur geführt hat. Wir sehen hin auf das, was die Menschen in einer so unerhörten Weise zusammengebracht haben, was in einer so unerhörten Weise den materialistischen Kulturzweigen die Wege vorgezeichnet, die Wege geebnet hat: wir sehen überall auf das Eisen und seine Verarbeitung.
Wenn wir im geistigen Leben von Materialismus sprechen, so besteht ja das Wesen des Materialismus im Geistigen darinnen, daß wir überall denken, alles sei Stoff, und der Geist sei gewissermaßen nur die Ausdünstung des stofflichen Wirkens. Aber der Materialismus der Menschheit der letzten vier Jahrhunderte offenbart sich nicht nur darinnen, daß der Mensch materialistisch denkt, sondern der Materialismus offenbart sich auch in der Handhabung der äußeren Dinge. Der Mensch hat aus den Impulsen der neueren Kultur heraus das Eisen zur materiellen Kultur verwendet und er hat dasjenige, was ihm aus Himmelshöhen zufällt im Meteoreisen, höchstens wie eine Rarität betrachtet, oder mit einer Wissenschaft erklären wollen, die davon nicht viel erfassen kann. Aber dieses Meteoreisen, das aus dem Kosmos der Erde zufällt, das reinigend und klärend auf das animalische
Leben wirkt, ist die Mahnung, daß wir aufschauen sollen von der materiellen Verwendung des Eisens in irdischen Diensten zu dem, was in himmlischen Diensten das Eisen als meteorisches Gebilde über uns spielt, und vor allen Dingen in uns spielt. Denn diese meteorischen Prozesse gehen immer in uns vor sich. Und so erscheint uns der erste Teil dieses im Astrallichte uns entgegenleuchtenden Mahnspruches als ein in ehernen Lettern geschriebenes Wort:
O Mensch, |
Nicht nur, daß wir aufschauen sollen von der gedanklichen materialistischen Weltanschauung zu einer spirituellen Weltanschauung, sondern wir sollen auch aufschauen von dem, was wir im Dienste der materiellen Kultur gebrauchen, zu der geistigen, kosmischen Seite dieser im materiellen Dienste stehenden Gebilde. So werden wir hingewiesen gerade durch diesen Spruch, den man eigentlich erst enträtseln muß, zu jenem Geiste, der im Weltenall lebt in der Offenbarung der meteorischen Erscheinungen insbesondere zur Hochsommerzeit. Denn da ist der sonst nur im Inneren des Menschen vorhandene ahrimanische Sulfurisierungsprozeß ein kosmischer Prozeß, und der meteorische Prozeß ist ein Gegenprozeß: es sind die Pfeile, die der Kosmos hineinsendet in die animalisierten Begierden in den Höhen.
Wenn man das alles auf seine Seele wirken läßt, dann fühlt man ja den Menschen so recht in Verbindung mit der ganzen Weltumgebung, und fühlt hinein das eigene Blut des Menschen, das seelendurchzogene, das geistdurchtränkte Blut. Man fühlt darinnen diesen Gegensatz des Ahrimanischen und des das Ahrimanische reinigenden Blut-
eisens, man fühlt den inneren meteorischen Prozeß. Man schaut verständnisvoll hinauf zu dem, was sich da draußen vollzieht, indem die kosmischen Geisteskräfte die Eisenpfeile hineinsenden in die anima- lisierte Begierdenwelt des Kosmos; man fühlt sich ganz verbunden, ganz hingegeben an den Kosmos. Gerade in diesen einzelnen Erscheinungen fühlt man sich so recht hingegeben an den Kosmos.
Wenn man aber das ganz im Ernste fühlt, dann formt sich aus diesem Fühlen eine kosmische Imagination heraus, dann kann man gar nicht anders, als diese kosmische Imagination formen und bilden. Wie das Tier anders vor die äußere, sinnliche Natur sich stellt, sich keine Begriffe, Vorstellungen davon bilden kann, sondern nur allgemeine Eindrücke, der Mensch aber sich die Vorstellungen bildet, so kann die schauende Seele, der die exakte Hellsichtigkeit aufgegangen ist, nicht anders, als was sie so erlebt, hinfühlend auf den eigenen meteorischen Prozeß, anschauend den kosmischen meteorischen Prozeß als die reiche Fülle des Lebens, die sich durch so etwas offenbart, zu bringen in ein Zusammenfassendes, in ein innerlich gesättigtes Bild, in eine Imagination, welche das Verwachsensein des Menschen, des Mikrokosmos, mit dem Makrokosmos darstellt. Daher ist eine solche Imagination eben nicht bloß etwas phantasiemäßig Gebildetes, sondern es ist eine solche Imagination der wirklich reale Ausdruck dessen, was durch die Welt und durch den Menschen lebt, also in unserem Falle durch die Erscheinungen des Jahreslaufes lebt.
Die Imagination, die sich nun aus diesem Erleben vor den Menschen hinstellt, sie ist eben diejenige, die sich herausbildet aus dem Miterleben der Jahreslauf-Naturvorgänge vom Hochsommer nach dem Herbste zu, bis zum Ende des Hochsommers, bis zum Herbstbeginn. Und aus diesem Erleben heraus springt eben, in lebendiger Wirklichkeit sich vor die Seele hinstellend, die Gestalt des Michael. Aus dem heraus, was ich Ihnen geschildert habe, offenbart sich die Gestalt des Michael in seinem Streite mit dem Drachen, mit der animalischen Natur des Menschen, mit dem Sulfurisierungsprozeß. Und versteht man das, was sich da eigentlich vollzieht, dann schafft einfach die Seele, die aus dem kosmischen Leben und Weben selber heraustretend gestaltet ist, den Streit Michaels mit dem Drachen. Es er-
scheint, als der äußere Ausdruck dessen, was draußen im Kosmos wirkt, bekämpfend die animalisierte Begierdennatur, Michael selber. Aber er erscheint mit dem weisenden Schwerte, durch das er auf die höhere Menschennatur hinweist. Er erscheint mit dem weisenden Schwerte, und wir stellen uns den Michael in der richtigen Weise vor, wenn wir auf kosmische Weise geschmolzen und geschmiedet das Eisen finden zu seinem Schwerte. So tritt uns, ich möchte sagen, aus einem geistigen Wolkengebilde heraus die Gestalt des Michael mit dem positiven, hinschauenden, weisenden Blick, mit dem Auge, das wie ein Zeiger ist, das den Blick aus sich heraussendet, nicht ihn zurücknimmt nach dem Inneren, und es erscheint uns der Arm des Michael von allen Seiten umsprüht von Meteoreisengebilden, die wie von den kosmischen Begierdekräften geschmolzen und wieder zusammengefaßt sich zu dem Flammenschwerte des Michael formen.
Wir stellen ihn uns in der richtigen Weise vor, diesen Michael, ganz wirklichkeitsgemäß, wenn wir uns aus dem goldenen Lichte des Sommers gewoben sein Antlitz denken, mit dem positiven Blick, der wie ein Zeiger ist, der gewissermaßen herausführt, der wie einen Lichtstrahl von innen heraussendend ist. Wir stellen uns den Michael richtig vor, wenn wir seinen ausgestreckten Arm umflammt finden von sprühendem Meteoreisen, das sich zusammenschmilzt zu dem Schwerte, mit dem er der Menschheit die Wege weist von der animalischen zu der höheren Menschennatur, die Wege weist von der Sommerzeit, in der der Mensch am meisten mitmacht die äußere Natur, in der der Mensch am meisten zum Naturbewußtsein kommt, zu jener Zeit, zu der Herbsteszeit, wo der Mensch nur miterleben kann, wenn er die Natur miterlebt, die absterbende, die sich ertötende Natur. Aber es wäre grausig für den Menschen, wenn er nur miterleben könnte, wenn der Herbst sich naht, diese sich ertötende, sich ablähmende Natur. Erleben wir den Frühling und sind wir wirklich ganzer Mensch, dann geben wir uns hin der sprießenden, sprossenden, der wachsenden und gedeihenden Natur. Sind wir solch ein ganzer Mensch, dann blühen wir mit jeder Blume, dann sprossen wir mit jedem Blatte, dann reifen wir mit jedem Samen selber. Da geben wir uns hin der aufsteigenden, sprießenden, sprossenden Natur. Ihr kön-
nen wir uns hingeben, sie will das Leben. Wir fühlen das Leben, indem wir ihr Leben miterleben. Da tun wir recht, wenn wir uns der Natur hingeben, denn da finden wir das Leben. Im Herbst können wir nicht dieses Naturbewußtsein in uns entwickeln, denn entwickeln wir es einseitig, so müssen wir ja das sich ertötende, das lähmende Leben miterleben. Dem gegenüber darf der Mensch nicht mitgehen, dem gegenüber muß er sich erkraften. So wie er die lebende Natur mit seinem eigenen Leben miterleben muß, so muß er der absterbenden Natur, dem Tode gegenüber das Selbst entgegensetzen. Naturbewußtsein muß übergehen in Selbstbewußtsein.
Das ist das große, gewaltige Bild des herannahenden Herbstes, daß wir aus dem, was im Kosmos geschieht, die Mahnung sehen : Naturbewußtsein gehe im Menschen über in Selbstbewußtsein ! Aber dazu braucht der Mensch die Kraft, das innerlich Ertötende der animalischen Natur seelenhaft, geisteshaft zu überwinden. Dazu gibt ihm die Anleitung sein Hinschauen auf die Erscheinungen des Kosmos, dazu gibt ihm die Anleitung dasjenige, was sich offenbart in der Gestalt des Michael mit dem weisenden, mit dem positiven Blick, mit dem flammenden Meteorschwerte in der Rechten. Und dieser Michael erscheint uns eben im Streite mit der animalisierten Begierdennatur, für die sich uns auch das Bild aus dem ganzen webenden Leben heraus ergibt. Wollen wir die ganze Imagination malen, können wir sie nicht aus der menschlichen Willkür heraus malen; wir können sie nur aus dem heraus malen, was uns der Kosmos inspiriert. Und da können wir nur das Sulfurische, das Gelblich-Rötliche, mit den Elementargeistern in die Höhe Hinaufgehende sich verbildlichen lassen zu der Drachengestalt, die aus dem Sulfur heraus sich bildet, so daß wir über dem sulfurisehen Drachen, als dessen, ich möchte sagen, brandender Kopf sich eben dieser begierdenhafte Prozeß darstellt, über diesem ahrimanisierten sulfurisierten Drachen den Michael haben in der Gestalt, wie ich es dargestellt habe.
Wer die Welt versteht, kann die Welt in Imaginationen darstellen. Und wer da glaubt, daß man in beliebiger Weise malen kann den Streit Michaels mit dem Drachen, der versündigt sich an der inneren Wirklichkeit der Welt. Denn die Welt enthält dasjenige, was ihr an
Kräften innewohnt, in einer bestimmten Gestalt für den Menschen. Alle großen malerischen und sonstigen Kunstwerke in der Welt sind nicht aus der beliebigen Willkür des Menschen herausgewachsen. Da würden sie wenig durch Jahrhunderte, ja Jahrtausende die Menschen anziehen. Sondern sie sind herausgewachsen aus dem wirklichen Verständnis dessen, was da draußen webt und lebt und was auch im Menschen webt und lebt. Und wenn dann geschaffen wird aus dem Lebenden und Webenden der Natur und des Menschen in ihrer Gemeinsamkeit dasjenige, was sich in Imaginationen ergibt, was sich bis auf die Farben, bis auf den Glanz, bis auf die einzelne Gestaltung hin aus den Geheimnissen der Natur abschauen läßt, wenn das künstlerisch gestaltet wird, dann entstehen eben die wirklichen, die großen Kunstwerke, jene großen Kunstwerke, die von den Sehern geschaffen worden sind, die von den Nachahmern nachgeahmt werden, und die von den Stümpern mit allerlei Firlefanz behängt werden, so daß man nicht mehr erkennt das wirklich Große, das aus diesen Werken hervorgehen soll aus dem kosmischen Schaffen und Weben. So werden dann diese Kunstwerke zu dem, was durch Zeiten hindurch in den Menschen als Impuls wirken kann. Niemals wären die großen künstlerischen, malerischen, bildhauerischen Motive dasjenige geworden, was sie sind, wenn sie nicht geschaffen worden wären aus den geschauten Impulsen des Natur- und Menschenlebens.
So vermögen wir hinzuschauen auf das, was, wenn in der geistigen Auffassung von heute gemalt wird dieser Michael mit dem Drachen - die alte Auffassung hat es eben nach dem, was sie gewußt hat, gemacht -, was dann so erscheint: das Antlitz aus dem goldigen Sonnenglanze heraus gebildet, mit dem positiven Blick, mit dem hinschauenden Blick, mit dem Flammenschwerte, geschmolzen und wiederum gebildet aus dem meteorischen Eisen des Kosmos; darunter der Drache, der Plager der menschlichen Natur, der zur Hochsommerzeit sich offenbarende Drache, der aus dem in sich webenden, entstehenden und gleich wieder vergehenden Aufflammen sich offenbarende sulfurische Drache. Dieser bewegliche Drache unten in seiner sulfu- rischen Eigenart, dieser sich gestaltende Plager der Menschen und Gegner der höheren Hierarchien, der wird der nötige Kontrast sein
gegenüber dem kämpfenden Michael, der das meteorische Eisen in seiner Geistigkeit bezwingt.
Hier haben Sie ein Beispiel, wie das wirkliche Wissen in Kunst übergeht, in Kunst immer übergehen muß, weil man mit abstrakten Begriffen die Wirklichkeit nicht erschöpfen kann. Es ist aber die Mahnung an unsere Zeit, gerade ein solches Bild zur Erkraftung, zur Aufweckung der Menschheit zu ergreifen. Daher möchte man gerade dieses Bild, dieses modernisierte Bild des Streites des Michael mit dem Drachen, tief, tief in die menschlichen Seelen, in die menschlichen Herzen einschreiben, damit es wirke in den menschlichen Willensund Gedankenkräften der Gegenwart und Zukunft. Und man kann schon wissen: würde ein Teil der Menschheit ernst nehmen dieses Bild, würde ein Teil der Menschheit verstehen, wie dieses Bild herausgestaltet ist aus der Natur selber, und herausgestaltet ist aus den wegweisenden Mahnungen des astralischen Lichtes, dann würde zu dem materiellen Verwenden des Eisens in den letzten Jahrhunderten, insbesondere im 19. Jahrhundert, das geistige Sich-Durchdringen mit dem Sinn des Eisens kommen. Dann würde der Mensch an diesem Bild entflammen die geistig-seelische Kraft, die ihn fähig macht, zu handhaben dasjenige, was in ihm das innere, im Blute dahinschießende, den Sulfur bekämpfende, innerliche meteorische Eisen will. Wir müssen lernen, diesen Prozeß sich nicht bloß im Unterbewußten zur Ausgestaltung der niedern Natur des Menschen abspielen zu lassen, wir müssen lernen, diesen Prozeß, diesen Eisenprozeß im menschlichen Blute in den Dienst des Geistig-Seelischen zu stellen. Das ist dasjenige, was Michael in uns will.
Das ist dasjenige, was uns aus dem astralischen Lichte heraus auffordert, das Michael-Fest wiederum würdig zu begehen mit dem Herbstbeginne. Wenn jetzt gesprochen wird in unseren Reihen von jenem Michael-Feste, das sich zu dem Oster- und Weihnachtsfeste und zu dem Johannifeste hinzugesellen soll, so darf das wahrhaftig nicht so aufgefaßt werden, daß man in äußerlicher Weise da oder dort ein Fest feiert, sondern es handelt sich darum, daß wir ein solches Fest nur feiern können, wenn wir es anzuknüpfen wissen an etwas Bedeutsames. Das Weihnachtsfest ist nicht durch einen bloß willkürlichen
bequemen Entschluß zustande gekommen, sondern dadurch, daß es angeknüpft hat an die Geburt des Christus Jesus. Das Osterfest hat angeknüpft an das Mysterium von Golgatha. Das sind ganz bedeutsame Ereignisse im geschichtlichen Leben der Menschheit. Das Michael-Fest muß anknüpfen an ein Bedeutsames, an ein großes, an ein tragendes inneres Erlebnis des Menschen, an jene innere Kraft, die den Menschen aufruft, aus einem Naturbewußtsein das Selbstbewußtsein zu entwickeln durch die Kraft seiner Gedanken, durch die Kraft seines Willens, damit er Meister werden könne des meteorischen Eisenprozesses in seinem Blute, der Gegner ist des Sulfurisierungsprozesses.
Gewiß, Sulfur und Eisen rannen im menschlichen Blute, seit es ein Menschengeschlecht gibt. Es bedingt dasjenige, was sich abspielt zwischen Sulfur und Eisen, die unbewußte Natur des Menschen. Ins Bewußtsein muß es heraufgehoben werden. Wir müssen lernen, diesen Prozeß als den Ausdruck des inneren Streites des Michael mit dem Drachen zu erkennen. Wir müssen lernen, diesen Prozeß zum Bewußtsein heraufzuheben. Dann ist der Vorgang da, an den das MichaelFest anknüpfen darf. Das aber muß zuerst da sein, voll verstanden sein, innerlich tief verstanden sein. Dann wird das Michael-Fest gefeiert werden können, so wie ein aus dem Kosmos herausgeholtes Fest von Menschen gefeiert werden kann. Dann werden wir die Erkenntnis haben, die wirklich in dem Eisen noch etwas anderes sieht als das, was der heutige Chemiker oder Mechaniker im Eisen sieht. Dann werden wir haben dasjenige, was uns das Eisen handhaben lernt in unserem eigenen Organismus, in unserer inneren menschlichen Wesenheit. Dann werden wir haben das majestätische Bild des Michael im Streite mit dem sulfurischen Drachen, des Michael mit dem flammenden Eisenschwerte als Begeisterungsimpuls für das, was der Mensch werden muß, wenn der Mensch die Kräfte der Entwickelung nicht zum Niedergang, sondern zum Fortschritt entwickeln will.
Das ist es, was sich uns als eine Mahnung aus der geistigen Welt heraus zeigt in den ehernen Lettern, die sich formen zu den Rätselworten, die aber gerade aus der heutigen Zeit heraus verstanden werden können:
O Mensch, |
Das ist das Eisen. Lernen wir das Eisen wie alle Stoffe nicht nur ihrem Stoffeswerte nach kennen, lernen wir sie kennen in ihres Geistes Hochgewalt! Dann gibt es wieder Menschenfortschritt, Erdenfortschritt, und den müssen wir wollen, wenn wir im wahren Sinne des Wortes Menschen sein wollen.
ANHANG
Einleitende Worte zum Vortrag vom 5. Oktober 1923
Zu Beginn des Vortrags vom 5. Oktober 1923 gab Rudolf Steiner folgenden Bericht über die Tagung der anthroposophischen Bewegung in Österreich, die vom 26. September bis 2. Oktober 1923 in Wien stattgefunden hatte:
Meine lieben Freunde! Die Wiener Tagung, die eben abgelaufen ist, von der ich komme, ist in einer – ich will das nur berichten – ja ganz befriedigenden Weise verlaufen. Es hat sich dabei darum gehandelt, daß zwei öffentliche Vorträge gehalten worden sind am 26. und 29. September, die recht gut besucht waren: der erste Vortrag über Anthroposophie als Zeitforderung, der zweite Vortrag über die moralisch-religiöse Bedeutung der Anthroposophie. Dann war ich in der Lage, im Rahmen dieser Tagung vier Zweigvorträge zu halten, in denen ich namentlich die Beziehung der Anthroposophie zum menschlichen Gemüte behandelt habe, wobei in die Vorträge einiges von dem eingeflossen ist, was auch hier schon von den verschiedensten Gesichtspunkten aus erörtert worden ist: von der Bedeutung und der möglichen Erneuerung des Michaelfestes.
Dann hat am Sonntag, den 30. September, eine sehr gut besuchte Eurythmie-Vorstellung stattgefunden im Wiener Neuen Stadttheater. Der erfolgreiche Ablauf dieser Eurythmie-Vorstellung hat die Veranlassung gegeben, daß am nächsten Sonntag, also übermorgen, noch einmal in Wien eine solche Eurythmie-Vorstellung stattfinden wird. Diese geplanten Eurythmie-Vorstellungen haben noch eine Einschiebung dadurch erhalten, daß gerade am heutigen Abend, während ich hier zu Ihnen spreche, in Gmunden im Salzkammergut eine Eurythmie-Aufführung stattfindet. Es ist möglich, daß sich auch noch andere daran anschließen.
Am Montag, den 1. Oktober, fand eine Versammlung der österreichischen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft statt, in der – zu den anderen Landesgesellschaften hinzu – nun auch die österreichische Anthroposophische Gesellschaft begründet worden ist, so daß unter den Landesgesellschaften, welche bei der Begründung der
«Internationalen Anthroposophischen Gesellschaft» zu Weihnachten in Dornach sein werden, eben auch diese österreichische Anthroposophische Gesellschaft sich einfinden wird.
Dann konnte noch am Dienstagabend, auf die außerordentlich verdienstvolle Anregung von Frau Dr. Wegman hin, durch unseren ärztlichen Freund, Dr. Glas in Wien, ein Vortrag und eine ganz ausführliche Besprechung mit einer Anzahl von Wiener Ärzten, Naturwissenschaften- und Medizin-Studierenden stattfinden im Hause von Herrn van Leer, die, wie wir schon sagen dürfen, ebenso wie die ähnliche im Beginne des Septembers in London, einen sehr befriedigenden Verlauf genommen hat. So dürfen wir hoffen, daß gerade auf diesem Wege manches getan werden kann auch für die medizinischtherapeutische Seite des anthroposophischen Strebens.
HINWEISE
Zu dieser Ausgabe
Textgrundlage: Den Texten liegt die stenographische Aufnahme der Vorträge durch die Berufsstenographin Helene Finckh (1883-1960) zugrunde, welche seit 1916 als offizielle Stenographin die Vorträge Rudolf Steiners mitschrieb. Der von ihr erstellte Klartext ihres Stenogramms wird hier zum Abdruck gebracht.
Der Titel des Bandes wurde bei der ersten Buchausgabe Dornach 1943 von Marie Steiner gewählt.
In der 8. Auflage von 1999 wurde der Anhang auf S. 103f. beigefügt.
Zu den Tafelzeichnungen: Die Original-Wandtafelzeichungen und -anschriften Rudolf Steiners bei diesen Vorträgen sind erhalten geblieben, da die Tafeln damals mit schwarzem Papier bespannt wurden. 5 Tafeln sind als Ergänzung zu den Vorträgen diesem Bande beigefügt. Alle acht zum Band gehörenden Tafeln sind im Band XIII in der Reihe «Rudolf Steiner, Wandtafelzeichnungen zum Vortragswerk» wiedergegeben. Die in den früheren Auflagen in den Text eingefügten zeichnerischen Übertragungen sind beibehalten worden. Auf die entsprechenden Originaltafeln wird jeweils an den betreffenden Textstellen durch Randverweise aufmerksam gemacht.
Einzelausgabe
Stuttgart, 15. Oktober 1923 «Die Michael-Imagination. Geistige Meilenzeiger im Jahreslauf», Dornach 1934, 1961, 1980
Zeitschriftveröffentlichung
Die Vorträge erschienen zuerst in «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder», 2. Jg. 1925, Nrn. 39, 52; 3. Jg. 1926, Nrn. 13, 24, 38
Hinweise zum Text
Werke Rudolf Steiners innerhalb der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer erwähnt. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes.
Zu Seite:
9 | was ich hier vor meiner Wiener Reise vorgebracht habe: Siehe die Vorträge vom 22. und 23. September 1923 in «Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene, geisteswissenschaftlich betrachtet», GA 225. |
16 | Schwefelfeuer: U. a. in J. Böhme, «Vom dreifachen Leben des Menschen», 4. Kap. 22 (Werke 4. Bd., Leipzig 1842, S. 52). |
25 | Lilly Kolisko, «Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten», Stuttgart 1923. Vgl. auch das gleichnamige Sammelwerk, hg. durch die Arbeitsgemeinschaft anthroposophischer Ärzte, Stuttgart 1959. |
47 f. | wie es in dem Shakespearschen Stück heißt: «Hamlet» 3. Akt, am Schluß der 2. Szene. 57 Zeile 6/7 v. o. und Zeile 1/2 v. u.: Die Änderungen gegenüber der Auflage von 1966 erfolgten aufgrund eines Stenogrammvergleichs. |
57 | Zeile 6/7 v. o. und Zeile 1/2 v. u.: Die Änderungen gegenüber der Auflage von 1966 erfolgten aufgrund eines Stenogrammvergleichs |
69 | Wort, das ertönt im »Faust»: 1. Teil, Nacht.
Nostradamus (Michel de Notredame), 1503—1566, französischer Astrologe |
80 | Hippokrates, 460-577 v. Chr., griechischer Arzt, Begründer der klassischen Medizin.
Galen (Claudius Galenus), ca. 131-201 n. Chr., Arzt in Rom. |
103 | Wiener Tagung: Anläßlich dieser Tagung hielt Rudolf Steiner zwei öffentliche Vorträge: Am 26. September 1923 «Die übersinnliche Erkenntnis (Anthroposophie) als Zeitforderung» und am 29. September 1923 «Die Anthroposophie und die ethisch-religiöse Lebenshaltung des Menschen»; diese Vorträge sind gedruckt im Band «Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie», GA 84.
Für Mitglieder fand ein Zyklus von vier Vorträgen statt: «Die Anthroposophie und das menschliche Gemüt»; dieser ist enthalten im Band «Der Jahreskreislauf als Atmungsvorgang der Erde und die vier großen Festeszeiten», GA 223. Rudolf Steiners Ansprache zur Begründung der «Anthroposophischen Gesellschaft in Österreich» am 1. Oktober 1923 ist publiziert in «Das Schicksalsjahr 1923 in der Geschichte der Anthroposophischen Gesellschaft», GA 259. |
104 | Dr. Ita Wegman, 1876-1943.
Dr. Norbert Glas, 1897-1986. Emanuel Josef van Leer, 1880-1934. ein Wortrag und eine ausführliche Besprechung mit ... Ärzten: Am 2. Oktober 1923; gedruckt mit dem Titel «Anthroposophische Geisteswissenschaft und medizinische Erkenntnis» in GA 319. |
PERSONENREGISTER
Galen 80 |
Leer, Emanuel Josef van 104 |
Lesekreis
Die Michael-Imagination als online Lesekreis | 2023Wir haben am 29. September um 18h live die Michael-Imagination gelesen, siehe GA 229, Erster Vortrag.Wolfgang konnte nicht dabei sein können (er hat anderswo einen Vortrag über «Die Prüfung der Seele (Teil II aus den Mysteriendramen)»).
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Die Michael-Imagination als online Lesekreis | 2021
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AudioDie Michael-Imagination als AudioHier liest Christoph Bolleßen die Michael-Imagination als Audio ein. Die Aufnahme stammt aus dem Jahr 2023, und in diesem Jahr fällt Michaeli auf Freitag, den 29. September 2023.Die Arbeit von Christoph ist spendenbasiert. Links: |
Literatur
- Rudolf Steiner: Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen, GA 229 (1999), ISBN 3-7274-2290-4 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv. Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen. Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners. |