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Zimmer, Erich (Karlsruhe 1924-1976 Dornach)
Zimmer, Erich (Karlsruhe 1924-1976 Dornach)
Architekt in Dornach. Mitglied seit 1951. S. 634, 658.
Architekt in Dornach. Mitglied seit 1951. S. 634, 658.
= Literatur =
* [[a:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]]: ''Die Konstitution der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Der Wiederaufbau des Goetheanum'', [[GA 260a]] (1987), ISBN 3-7274-2606-3 {{Geschichte|260a}}
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Aktuelle Version vom 11. August 2023, 20:43 Uhr

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VORBEMERKUNGEN DES HERAUSGEBERS ZUR ZWEITEN AUFLAGE

#G260a-1987-SE007 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

VORBEMERKUNGEN DES HERAUSGEBERS

ZUR ZWEITEN AUFLAGE

#TX

Als sich Rudolf Steiner zu Beginn des 20. Jahrhunderts entschlossen hatte, für eine öffentliche Verbreitung übersinnlicher Erkenntnisse einzutreten, tat er dies als völ­lig selbständiger Geistesforscher im Strom der abendländisch-christlichen Esoterik, aber doch im Rahmen einer bereits bestehenden Organisation, der darnaligen Theo­sophischen Gesellschaft. Zusammen mit Marie von Sivers (später Marie Steiner) baute er aus kleinsten Anfängen heraus die mit ihm als Generalsekretär und Marie von Sivers als Sekretär begründete deutsche Sektion zu einer immer weiterreichen­den mitteleuropäischen Bewegung auf.

Gegen Ende dieser ersten zehnjährigen Aufbauarbeit kam es mit Annie Besant, der damaligen Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft, zu tiefgehenden geisti­gen Differenzen, die schließlich dazu führten, daß die deutsche Sektion im März 1913 offiziell aus der Theosophischen Gesellschaft ausgeschlossen wurde. Da dies zu erwarten gewesen war, wurde an Weihnachten 1912 die Anthroposophische Gesell­schaft gegründet, der sich Theosophen aus aller Welt anschlossen. Rudolf Steiner wollte nunmehr keine Verwaltungsfunktion mehr ausüben, weil, wie er später rückblickend äußerte, es schwierig sei, das, was in der heutigen Zeit ein äußeres Amt verlangt, mit den okkulten Pflichten gegenüber den Offenbarungen der geisti­gen Welt zu vereinigen (S.354 und 370*). Die Anthroposophische Gesellschaft soll­te sich daher ganz auf sich selbst gestellt verwalten und Rudolf Steiner sich aus-schließlich dem geistigen Forschen und Lehren widmen können (S.490). Er habe das in den verschiedensten in Betracht gekommenen Belangen streng durchgeführt (S.382) und sei damals nicht einmal Mitglied der Gesellschaft gewesen (S.178).

Nachdem im Herbst 1913 auf dem Dornacher Hügel bei Basel mit der Errichtung eines Zentralbaues begonnen worden war, durch den die Anthroposophie stärker als vorher ins Bewußtsein der Offentlichkeit trat, wuchs auch dementsprechend ih­re Gegnerschaft. Diese wurde immer heftiger, als während und insbesondere unmit­telbar nach dem Ersten Weltkrieg, in den Jahren 1918/19 bis 1922/23, aktive Mit­glieder sich mit aller Kraft dafür einsetzten, die Anthroposophie als das von ihnen als brennend notwendig erkannte Element für eine Kulturerneuerung in verschiede­nen Lebenszweigen zu realisieren, was zur Bewegung für eine Dreigliederung des so­zialen Organismus und daraus hervorgegangenen verschiedenen praktischen Grün­dungen geführt hatte (Freie Waldorfschule in Stuttgart, klinisch-therapeutische In­stitute in Arlesheim/Schweiz und in Stuttgart, assoziative Wirtschaftsunternehmen «Der Kommende Tag AG» in Stuttgart und «Futurum AG» in der Schweiz). Rudolf Steiner mußte damals feststellen, daß die Anthroposophische Gesellschaft der Gegnerschaft nicht in dem von ihm als notwendig erachteten Maße gewachsen war. Damals äußerte er schon manchesmal zu Marie Steiner: «Wer weiß, ob es nicht bes­ser wäre, die [anthroposophische] Bewegung ohne Gesellschaft weiterzuführen.

- - -

* Seitenverweise ohne weitere Angaben beziehen sich auf den Band «Die Konstitution

1. und 2. Auflage.

#SE260a-008

Für alle Fehler der Gesellschaft werde ich verantwortlich gemacht, und darunter leidet die Bewegung.«1) Eine Reorganisierung der Gesellschaft erwies sich von Tag zu Tag als dringlicher.

Bei einem Aufenthalt in Stuttgart, wohin 1921 der Sitz der Anthroposophischen Gesellschaft verlegt worden war, ließ er am 10. Dezember 1922 dem Zentralvor­stand seine Aufforderung übermitteln, entsprechende Vorschläge zur Konsolidie­rung der Gesellschaft zu machen. Drei Wochen später wurde das erste, ganz in Holz erbaute Goetheanum ein Raub der Flammen. Dieser schwere Schicksalsschlag machte die Neuordnung der Gesellschaft zum Hauptproblem des ganzen Jahres 1923. In kleineren und größeren Gesellschaftskreisen sprach Rudolf Steiner in ein­dringlicher Weise von der Notwendigkeit, ein erhöhtes Verantwortungs- und ein wahrhaft anthroposophisches Gemeinschaftsbewußtsein zu entwickeln.2)

#TI

Die Vorbereitung zur Neubildung der Anthroposophischen

Gesellschaft hei der Weihnachtstagung 1923/24

#TX

Der erste Schritt war die Ordnung der deutschen Gesellschaftsverhältnisse. Bei der Delegiertenversammlung Ende Februar 1923 in Stuttgart erfolgte die Auflösung des bisherigen Zentralvorstandes und die Begründung einer deutschen Landesgesellschaft («Anthroposophische Gesellschaft in Deutschland«) sowie einer «Freien Anthropo­sophischen Gesellschaft« für die Bedürfnisse der damaligen anthroposophischen Ju­gend. In den darauffolgenden Monaten wurden auch in anderen Ländern autonome Landesgesellschaften begründet (siehe Register der Institutionen, S. 712ff.).

Anfang Juni 1923 riefen englische Freunde mit Rundschreiben vom 8. Juni 1923 «an die Zweige aller Länder« dazu auf, eine internationale Delegiertenversammlung einzuberufen. Daraufhin beschloß die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz an ihrer Generalversammlung am 10. Juni 1923, zu einer solchen Ver­sammlung in Dornach (20. bis 23. Juli 1923) einzuladen. Als eine Art Vorbereitung dazu, als eine «Anregung zur Selbstbesinnung«, wie er es selbst nannte, hielt Rudolf Steiner vom 10. bis zum 17. Juni 1923 acht Vorträge über «Die Geschichte und die Bedingungen der anthroposophischen Bewegung im Verhältnis zur Anthroposophi­schen Gesellschaft« (GA 258). Hierin stellte er u. a. fest, daß die Gesellschaft in be­zug auf die Bildung eines Gemeinschaftskörpers, eines Gesellschafts-Ichs, noch nicht einmal in den Anfängen stecke und aus dem äußerlich Gesellschaftsmäßigen in das wirkliche Geist-Reale hineinfinden müsse, denn eine «anthroposophische Bewegung kann nur in einer anthroposophischen Gesellschaft leben, die eine Realität ist«. Darunter wollte er vor allem verstanden wissen, daß Anthroposophie selbst «wie ein lebendiges, übersinnliches, unsichtbares Wesen« als unter den Anthroposophen wandelnd angesehen werde. In jedem Augenblicke seines Lebens sollte ein Anthroposoph

1) Marie Steiner in ihrem Vorwort zur 1. Auflage der Vorträge «Die karmischen Zusammen­hänge der anthroposophischen Bewegung«, Dornach 1926, wieder abgedruckt in «Nach. richten der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung» Nr.23, Weihnachten 1968.

2) Siehe «Anthroposophische-Gemeinschaftsbildung», GA 257, sowie «Rudolf Steiner und die Zivilisationsaufgaben der Anthroposophie. Ein Rückblick auf das Jahr 1923«, Dornach 1943 (Neuauflage in Vorbereitung).

#SE260a-009

fühlen, wie man mit der unsichtbaren Wesenheit der Anthroposophie verbunden und ihr verantwortlich sei (Dornach, 17. Juni 1923).

Bei der internationalen Delegiertenversammlung vom 20. bis 23. Juli wurden zwei entscheidende Beschlüsse gefaßt: der Wiederaufbau des Goetheanums (nach­dem am 15. Juni die Brandversicherungssumme ausbezahlt worden war), sowie die Einberufung einer Versammlung zu Weihnachten 1923 in Dornach, um eine «Inter­nationale Anthroposophische Gesellschaft« mit Sitz am Goetheanum zu begründen, in welcher die einzelnen autonomen Landesgesellschaften ihr Zentrum erblicken sollten. Entsprechende Statutenvorschläge und Vorschläge für den dafür zu wählen­den Generalsekretär sollten bis dahin vorbereitet werden.

Letzteres wurde hinfällig, als Rudolf Steiner sich entschloß, selbst die Leitung der neu zu begründenden Gesellschaft zu übernehmen. Zu diesem Entschluß muß er sich unmittelbar vor seiner am 12./13. November 1923 angetretenen Vortragsreise nach Holland, wo am 18. November noch die letzte in Frage kommende Landesge­sellschaft gegründet werden sollte, vielleicht auch erst nach seiner Ankunft, durch­gerungen haben. Dies ergibt sich aus folgenden Vorgängen.

Am 9. November 1923 hatte in München Hitlers Marsch auf die Feldherrnhalle stattgefunden. Als Rudolf Steiner die Zeitungsmeldung darüber, die am Schwarzen Brett in der Schreinerei des Goetheanum angeschlagen war, zur Kenntnis nahm, zu­fällig zusammen mit der gerade in Dornach weilenden Berliner Mitarbeiterin Anna Samweber, äußerte er zu dieser: «Wenn diese Herren an die Regierung kommen, kann mein Fuß deutschen Boden nicht mehr betreten.« Am gleichen Tage noch bat er sie, sofort nach Berlin zurückzukehren, um seinen Auftrag, die dortigen Mietver­träge zu kündigen, zu übermitteln.1) Demnach hatte er sich auf dieses Ereignis hin sofort entschlossen, seinen und Marie Steiners Berliner Wohnsitz aufzugeben und den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag von Berlin nach Dornach zu verlegen. Mit Marie Steiner muß er damals verabredet haben, daß sie von Holland aus direkt nach Berlin weiterreisen und den Umzug veranlassen solle, während er selbst nach Dornach zurückkehren werde, um die Weihnachtstagung vorzubereiten.2) Auch müssen sie - entweder noch in Dornach oder eventuell erst in Holland - über die Besetzung des künftigen Vorstandes der Gesellschaft miteinander beraten haben. Wie Marie Steiner überlieferte, wollte Rudolf Steiner, daß sie den zweiten Vorsitz über­nehmen solle. Sie habe jedoch eingewendet, daß ihre gesundheitlichen Kräfte wohl nicht ausreichen würden, um zu ihrer künstlerischen Arbeit noch diese neue große Aufgabe zu übernehmen. Außerdem schiene es ihr der Außenwelt gegenüber nicht gut, wenn die neue Weltgesellschaft von einem Ehepaar repräsentiert werden würde. Letzteren Einwand habe Rudolf Steiner akzeptiert, und als sie ihm daraufhin vor­schlug, an ihrer Stelle den Dichter und Redakteur der Wochenschrift «Das Goethea­num«, Albert Steffen, zu berufen, war er einverstanden unter der Voraussetzung, daß sie mit diesem gemeinsam den zweiten Vorsitz übernehme. Auch die Ärztin Dr. Ita Wegman habe sie ihm vorgeschlagen.3) Weitere jüngere, in Dornach lebende

1) Laut persönlicher Mitteilung Anna Samwebers an Hella Wiesberger.

2) Siehe Vorwort Marie Steiners in «Die Weihnachtstagung ...», GA 260.

3) Siehe «Eine Erinnerung an Marie Steiner aus dem Jahre 1947, niedergelegt durch Lidia Gentilli-Baratto», Freiburg i. Br. o.J., 2. Auflage 1966.

#SE260a-010

Persönlichkeiten sollten hinzukommen, solche, welche ihr Leben «in restloser Weise der anthroposophischen Sache gewidmet haben; äußerlich und innerlich» (Dornach,

24. Dezember 1923).1)

Die «Fragealternative«, vor der Rudolf Steiner in den letzten Wochen vor der Weihnachtstagung gestanden habe, charakterisierte er im Eröffnungsvortrag (Dornach, 24. Dezember 1923) wie folgt:

«Nun, heute stehen die Dinge so, daß in den letzten Wochen, nach schwerem innerem Überwinden, eben in mir die Erkenntnis aufgestiegen ist: Es würde mir unmöglich sein, die anthroposophische Bewegung innerhalb der Anthroposophi­schen Gesellschaft weiterzuführen, wenn diese Weihnachtstagung nicht zustimmen würde darin, daß ich nun wiederum selber in aller Form die Leitung bzw. den Vor­sitz der hier in Dornach am Goetheanum zu begründenden Anthroposophischen Gesellschaft übernehme.« Schon früher hatte er sich mehrmals in diesem Sinne ge­äußert, zum Beispiel im November in Holland. Darüber berichtet F.W. Zeylmans van Emmichoven wie folgt: «Wie schwer diese Sorgen [um den neuen Stil der Gesell­schaftsführung] auf Rudolf Steiners Seele lasteten, geht hervor aus einem Gespräch am 17. November 1923, am Vorabend der Bildung der Anthroposophischen Gesell­schaft in Holland, als er seine Zweifel darüber äußerte, ob ein Weitergehen mit der Gesellschaft als solcher überhaupt noch möglich sei. Er beklagte sich darüber, daß man nirgends zu verstehen scheine, was er überhaupt wolle und daß es vielleicht nötig sein würde, mit nur ganz wenigen Menschen innerhalb eines strengen Zusam­menschlusses weiter zu arbeiten. Auf die Wenigen, die bei diesem Gespräch anwe­send waren, machte es einen fast unerträglich schmerzlichen Eindruck.»2) Vielleicht war es damals, daß Marie Steiner ihn bat, die Gesellschaft, die ohne ihn nicht existie­ren könne, doch nicht zu verlassen.3) Dies schien ihm offensichtlich nur möglich zu sein, wenn sie von ihm persönlich geleitet würde, da vor der Welt deutlich werden müsse, wie er die Anthroposophie durch die Gesellschaft vertreten haben möchte. Denn bisher, insbesondere seit 1918, sei dem, was er selbst wollte, durch die Gesell­schaft fortwährend die «impulsierende Kraft« genommen worden; in Zukunft sollte nun Anthroposophie nicht mehr bloß gelehrt und als Substanz aufgenommen wer­den, sondern auch in allen äußeren Maßnahmen, bis in die kleinsten Einzelheiten hinein, getan werden (S.105, 383, 489).

Von Holland nach Dornach zurückgekehrt, berichtete Rudolf Steiner bei dem nächsten Mitgliedervortrag am 23. November 1923 über die holländischen Veran­staltungen und begann mit seiner Vortragsreihe «Mysteriengestaltungen« (GA 232) auf die Weihnachtstagung vorzubereiten. Doch bis zu dem Tag, an dem in der Wochenschrift «Das Goetheanum« in Nr.19 vom 16. Dezember 1923 die von der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz ergangene offizielle «Einladung zur Gründungsversammlung der Internationalen Anthroposophischen Gesellschaft,

1) Eröffnungsvortrag in »Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthro posophischen Gesellschaft 1923/24«, GA 260.

2) F. W. Zeylmans van Emmichoven «Entwickelung und Geisteskampf 1923 - 1935», aus dem Holländischen ins Deutsche übersetzt von Elisabeth Vreede, 1935, Seite 10.

3) Persönliche Mitteilung Marie Steiners an Febe Arenson-Baratto und von dieser an Hella Wiesberger weitergegeben.

#SE260a-011

Dornach Weihnachten 1923»I) erschien, war außer Marie Steiner niemandem be­kannt, daß Rudolf Steiner entschlossen war, selbst die Leitung zu übernehmen, ob-wohl er mit Albert Steffen als dem Redakteur der Wochenschrift «Das Goetheanum« über die Gestaltung der Einladung und des Progr'ammes sicherlich mindestens eine Woche vorher gesprochen haben muß. Offenbar erst nachdem er wußte, daß Marie Steiner ihre Aufgabe in Berlin beendigt hatte und in der Nacht vom 17. auf den 18. Dezember nach Stuttgart reisen würde, forderte er am Sonntag, den 16. Dezember 1923, Frau Dr. Wegman, Albert Steffen und Dr. Guenther Wachsmuth zu einer Be­sprechung auf. Albert Steffen berichtete hiervon, laut Protokoll der außerordent­lichen Generalversammlung vom Dezember 1930, wie folgt:

«Im Dezember vor der Weihnachtstagung, am 16. Dezember 1923. fand eine Sitzung statt, eine Vorsitzung. Herr Dr. Steiner rief heran Frau Dr. Weg-man, Dr. Wachsmuth und mich und sprach damals so, daß ich es hörte zum erstenmal, wie er sich den Vorstand zusammengesetzt denkt, und da sagte er -das habe ich aufgeschrieben -:

1) »Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft 1923/24«, GA 260, S. 28/29, 4. Auflage 1985.

2) Auf die Gründe, aus denen heraus Rudolf Steiner Guenther Wachsmuth in den Vorstand aufnahm, fällt ein Licht durch einen Bericht Albert Steffens an Marie Steiner in seinem Brief an sie vom 8. August 1943, in dem es heißt: «... Es war am 22. April 1923, als Herr Storrer demissionserte und ich einen Helfer im Auftrag der Delegiertenversammlung [der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, deren Generalsekretär er war) für die Tätigkeit im Sekretariat vorzuschlagen hatte. Ich hatte diesen Vorschlag mit Herrn Dr. Steiner beraten und schlug demgemäß Herrn Dr. Wachsmuth vor. Diese Wahl wurde in dem Beisein von Herrn Dr. Steiner von allen Delegierten einstimmig angenommen. Dr. Wachsmuth erklärte, die Tätigkeit im Seliretariat zur Unterstützung von Herrn Steffen sehr gern und unentgeltlich übernehmen zu wollen.« - Dr. Wachsmuth selbst berichtete in der Generalversammlung vom Jahre 1943 (gemäß Protokoll) folgendes: »Man denkt zurück an die Zeit des Brandes, wo wir das erste Goetheanum durch Feuer verloren, an das Jahr vor der Weihnachtitagung; es werden sich noch viele erinnern, daß damals die Dinge alle noch vom Sekretariat der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz ver­waltet wurden im Hause Friedwart. Aus jener Zeit entsinne ich mich auf stundenlange Sitzungen im Hause Friedwart, die damit zusammenliingen, daß die Kasse ein mächtiges Defizit hatte, ein mächtiges Loch war in der Kasse. Und so geschah es, daß Dr. Steiner zu mir sagte: Wollen Sie nicht diese Finanzverwaltung einmal übernehmen, diese Verwaltung der Schatzmeisterei? Ich tat es, ich muß gestehen, mit einer gewissen Beklemmung; aber alles, was Dr. Steiner sagte, tat man auch wiederum gern. Und als das Jahr vorbei war, hatte es sich zum erstenmal gefügt, daß kein Defizit war, sondern ein kleiner Überschuß. Und es ist mir noch in lebendiger Erinnerung, wie gütig strahlend Dr. Steiner dieses entlastende Ergebnis entgegennahm.«

3) Nach Elisabeth Vreede hatte Rudolf Steiner ihr gegenüber aber schon in einem Gespräch am 10. Dezember eine Bemerkung gemacht, «in der im Grunde genommen enthalten war, daß er erwäge, mich in den Vorstand zu nehmen». (E. Vreede, «Zur Geschichte der An-throposophischen Gesellschaft seit der Weihnachtstagung 1923«, Arlesheim 1935.)

4) Abdruck mit Genehmigung der Albert Steffen Stiftung, Dornach.

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16. Dezember 1) in der Villa Hansi (Frau Dr. Wegman, Dr. Wachsmuth, ich). Dr. Steiner liest die Statuten vor und sagt dann, wie er sich den Vorstand denke. Er: Prä­sident. Frau Dr. Steiner und ich Vicepräsident. Frau Wegman Protokollführerin. Wachsmuth Kassier (Wachsmuth schlägt vor Schatzmeister, wozu Dr. Steiner la­chend sagt: Der Name tut nichts zur Sache.) Dann Vorsteher der einzelnen Fächer. Dr. Steiner der ganzen Hochschule. Ich belles lettres. Wachsmuth Nationalökono­mie. Er möchte lieber Naturwissenschaften. Aber Dr. Steiner sagt, es sei schade, daß er kein Mathematiker wäre.«

Tags darauf, am 17. Dezember 1923, reiste Rudolf Steiner nach Stuttgart, um sich dort mit Marie Steiner zu treffen und dann gemeinsam mit ihr nach Dornach zu­rückzukehren. In Stuttgart - es kann nur am 18. oder 19. Dezember gewesen sein -orientierte Rudolf Steiner nun im Beisein von Marie Steiner die Vorstände der bei­den deutschen Gesellschaften über seine Absichten in bezug auf die neue Gesell­schaftsbildung: «Da erfuhren wir, daß er vorhabe, eine neue Gesellschaft zu begrün­den und zwar unter seinem Vorsitz. Dazu würden eine Anzahl (uns da noch nicht genannte) Persönlichkeiten kommen, die mit ihm zusammen deren Vorstand bilden würden. Wir erfuhren ferner von der Neueröffnung einer esoterischen Schule als Freie Hochschule für Geisteswissenschaft> und von einigen Grundzügen ihrer Ein­richtung. Den Mitgliedern stünde es frei, seinen Vorschlag anzunehmen, aber wenn dies einmal geschehen sei, dann wären die von diesem Vorstand ausgehenden Hand­lungen für die Mitgliedschaft bindend.«2)

Nachdem Rudolf Steiner und Marie Steiner am 19. oder 20. Dezember nach Dornach zurückgekehrt waren, richtete Rudolf Steiner beim Abendvortrag vom 22. Dezember 1923, zwei Tage vor Beginn der Weihnachtstagung - es waren schon viele der Tagungsgäste eingetroffen - im Hinblick auf die Tagung an die Anwesenden folgende Worte:

»Es wird ja diese Delegiertenversammlung die Anthroposophische Gesellschaft zu gestalten haben, und diese Gestaltung wird jetzt schon eine solche werden mus­sen, meine lieben Freunde, daß nun diese Anthroposophische Gesellschaft die Be­dingungen erfüllt, die eben einfach sich aus den heutigen Verhältnissen heraus erge­ben. Und da muß ich sagen, es muß diese Weihnachtsversammlung so ablaufen, daß man sich von ihr versprechen kann: nun wird eine arbeitsfähige Anthroposophische Gesellschaft entstehen. Ich muß schon sagen, wenn diese Aussicht nicht vorhanden sein sollte, so würde ich doch nun einmal jene Konsequenzen ziehen müssen, von denen ich wiederholt gesprochen habe. Daher betrachte ich dasjenige, was während

1) Anmerkung zum Datum von Dr. Heinz Matile (Albert Steffen Stiftung):

1 Die Eintragung zum 16. Dezember befindet sich im Tagebuch nach rückschauenden Eintragungen zum 19./20.12., 18 ./19./12., 17./18.12., 17.12. (in dieser Reihenfolge). Die nächstfolgende datierte Eintragung (im folgenden Tagebuch) bezieht sich auf den 20./21.12. 1923. Daraus könnte sich erklären, warum Steffen an der Generalversammlung der Allge­meinen Anthroposophischen Gesellschaft am 27. März 1934, als er sich auf diese Tage­bucheintragung bezog, den 19. Dezember 1923 als Datum der Besprechung nannte. (Vgl.­Protokoll der GV im Nachrichtenblatt vom 22.4.1934, S. 63.)

2) Ernst Lehrs, «Gelebte Erwartung», Stuttgart 1979, S. 250f.

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und durch diese Weihnachtsveranstaltung zu geschehen hat für die Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft, der vorangegangen ist die der Ländergesellschaf ten, als etwas außerordentlich Seriöses und etwas außerordentlich Bedeutungsvolles. So daß tatsächlich hier in Dornach wird etwas geschaffen werden müssen, was dann einfach durch seinen Bestand selber real ist. Über das Eigentliche werde ich ja zu sprechen haben bei der Eroffnungsversammlung die ja stattfindet am nachsten Montag. Aber was heute schon gesagt werden muß weil auch schon der ich moch te sagen, Urbeginn so geschehen muß, daß man sieht, es wird jetzt aus anderem Grundtone heraus gehen in der Anthroposophischen Gesellschaft die da begrundet wird -, was ich eben heute schon sagen muß, das ist das daß zunachst schon und zwar von dem morgigen Tag ab, wo ja die meisten der Freunde die mitbegrunden wollen diese Gesellschaft, da sein werden ein Probevorstand, der aber im Laufe der allernächsten Tage der definitive Vorstand werden muß,da se da sei, der als solcher wirk­lich arbeiten kann. Und wirklich, meine lieben Freunde, ich habe mich mit der Frage, wie nun die Gesellschaft zu gestalten ist, wahrhaftig in der letzten Zeit viel, viel beschäftigt. Ich habe ja auch manche Begründungen von Ländergesellschaften mitgemacht, mancherlei erfahren, was jetzt unter den Mitgliedern lebt und so wei­ter, und ich habe mich recht gründlich beschäftigt mit dem, was unmittelbar in der nächsten Zeit notwendig ist. Und da möchte ich heute zunächst eben meine Vor­schläge vorbringen, präliminarisch zunächst, weil einfach die Sache schon da sein muß, bevor man beginnt.

Sehen Sie, es kann nicht anders sein, dem Ernste der Sache wird nicht Rechnung getragen, wenn die Bedingungen zum Fortbestande, das heißt eigentlich zur Neube­gründung der Gesellschaft - von denen ich am Montag sprechen werde -, wenn die­se Bedingungen nicht erfüllt werden. Aber um diese Bedingungen zu erfüllen, muß ich eben selber gewisse, vielleicht zunächst manchem radikal anmutende Bedingun­gen stellen. Es sind aber diejenigen Bedingungen, die eigentlich so sind, daß ich sage:

Ich sehe nur die Möglichkeit, weiter zu arbeiten mit der Gesellschaft auf anthropo­sophischem Boden, wenn diese Bedingungen erfüllt werden. Und so möchte ich denn meinerseits den Vorschlag machen - damit Sie sich mit dem Gedanken ver­traut machen können -, meinerseits den Vorschlag machen zur Konstituierung des Vorstandes, der einfach dadurch, daß ich Ihnen den Vorschlag heute mache, zunächst provisorisch funktionieren wird, und ich hoffe, er wird ein definitiver Vorstand werden.

Dieser Vorstand muß so sein, daß er tatsächlich Dornach in den Miuelpunkt der Anthroposophischen Gesellschaft stellen kann. Wie gesagt, ich habe mich viel mit der Frage, wie nun die Gesellschaft zu konstituieren ist, beschäftigt, und Sie dürfen mir glauben, gründlich. Und nach dieser gründlichen Beschäftigung kann ich kei­nen anderen Vorschlag machen, meine lieben Freunde, als den, daß Sie zum Vorsit­zenden der Anthroposophischen Gesellschaft, die begründet wird, und zwar zum ganz offiziellen Vorsitzenden, mich selber wählen. Ich muß also aus den Erlebnissen der letzten Jahre einfach die Konsequenz ziehen, daß ich eigentlich nur mitarbeiten kann, wenn ich selber zum wirklichen Vorsitzenden - ich will auf alles verzichten von Ehrenvorsitzendem undso weiter, darauf gehe ich nicht mehr ein, auf alle dieje­nigen Dinge, wo man sozusagen nur hinter den Kulissen zu stehen und brav zu sein

#SE260a-014

hat für dasjenige, was die anderen tun - ich werde also tatsächlich nur fortarbeiten können, wenn ich selber zum wirklichen Vorsitzenden der Anthroposophischen Gesellschaft, die hier begründet werden soll, gewählt werde. Selbstverständlich ist ja dann notwendig, daß, da ich die Arbeit selber in die Hand nehmen werde, mir dann zur Seite stehen werden diejenigen Menschen, die nun schon durch die Bedingungen in der Arbeit, die sich vorbereitet hat, die nächsten sind, die nun hier mit mir im Zentrum arbeiten können. Und so werde ich meinerseits vorschlagen - also wenn ich gewählt werde zum Vorsitzenden, sonst würde ich ja gar nicht mitmachen - zum zweiten Vorsitzenden, also Vorsitzenden-Stellvertreter, Herrn Steffen; als drittes Vorstandsmitglied Frau Dr. Steiner; als viertes Vorstandsmitglied Frau Dr. Wegman als Schriftführerin. Als fünftes Vorstandsmitglied schlage ich meinerseits vor Fräu­lein Dr. Vreede, als sechstes Vorstandsmitglied Herrn Dr. Guenther Wachsmuth, der dann das Amt des Sekretärs und Schatzmeisters zu versehen hätte.

Ich werde am Montag die Gründe auseinandersetzen, warum ich Vorschläge mache für den eigentlichen Zentralvorstand nur von solchen Persönlichkeiten, die unmittelbar hier in Dornach am Orte ansäßig sind. Ein Vorstand, der überall in der Welt zusammenzusuchen ist, der wird niemals ordentlich arbeiten können und kann nicht eigentlich arbeiten. Also es mussen in Dornach etablierte Menschen sein. Und diejenigen, die ich jetzt vorgeschlagen habe, wie gesagt, mich selbst, Herrn Steffen als Stellvertreter, Frau Dr. Steiner, Frau Dr. Wegman als Schriftfüh­rer, Fräulein Dr. Vreede, und Dr. Wachsmuth als Sekretär und Schatzmeister, das würde dann der Vorstand sein, der von hier aus zu arbeiten hätte.

Nun aber fasse ich ja, wie ich einigen Freunden schon neulich im Haag gezeigt habe, die Vorstandschaft so auf, daß sie tatsächlich nicht nur auf dem Papiere steht, sondern daß sie mit aller Verantwortlichkeit auf dem Vorstandsplatze steht und die Gesell­schaft repräsentiert. Deshalb werde ich bitten, daß von morgen ab sich dieser provi­sorische Vorstand bei jeder Gelegenheit eben hier den übrigen Freunden gegenüber als Vorstand auch tatsächlich repräsentativ plaziert, so daß die Sache wirklich so ist, wie ich ja den Freunden im Haag klar gemacht habe: es kann nicht ohne eine gewisse Form in einer ordentlichen Gesellschaft, die funktionieren soll, abgehen. Form muß vom Anfange an da sein. Ich bitte also, daß das berücksichtigt wird, daß tatsächlich hier so viele als zunächst provisorische Vorstandsmitglieder sind, Stühle stehen und diese Vorstandsmitglieder mit den Gesichtern gegen die übrigen Mitglieder da sind, so daß man fortwährend vor Augen hat, daß das eben der Vorstand ist. Wenn einer da sitzt, der andere dort, so kann man sie nienials zusammenkriegen, wenn man sie braucht. Also es handelt sich darum, daß nunmehr wirklich die Dinge als Wirklich­keiten aufgenommen werden. Wie gesagt, es ist das bloß, weil ich haben wollte, daß wir von morgen ab schon einen Vorstand haben, deshalb habe ich diesen provisori­schen Vorstand genannt. Die Begründungen für die Dinge, die schon in dem liegen, was ich ja damit gesagt habe, die werde ich dann am Montag bei der Eröffnungsrede ja noch bringen. Ebenso werde ich am Montag selber einen Statutenvorschlag ma­chen - ich hoffe, die Statuten sind dann gedruckt -, der aus den jetzigen Bedingungen heraus der Konstitution der Gesellschaft zu Grunde liegen soll.

Nun, meine lieben Freunde, damit habe ich nun zunächst dasjenige gesagt, was mein Anliegen war beim Ausgangspunkte unserer Weihnachtstagung hier.«

#SE260a-015

Auch vor dem Abendvortrag am nächsten Tag, dem 23. Dezember 1923, kam er nochmals darauf zu sprechen:

«Dann habe ich noch aus der Fülle desjenigen, was morgen wird verhandelt werden müssen, nochmal mitzuteilen - was ich gestern am Schlusse mitteilte, weil ja das zu­sammenhängt mit dem ganzen Arrangement unserer Delegiertenversammlung, das ja schon vorbereitet werden mußte, und das auch sozusagen vor dem Beginne schon ver­waltet werden muß -, ich habe noch zu erwähnen, daß ich ja in der letzten Zeit wirk­lich recht gründlich überlegt habe, wie nun eigentlich die Anthroposophische Gesell­schaft, wenn sie ihre Aufgabe erreichen soll, in der Zukunft gestaltet werden muß.

Ich habe an einzelnen Orten immer wieder betont: die Anthroposophische Ge­sellschaft soll zu Weihnachten hier eine bestimmte Gestalt erlangen, die ja entstehen kann auf Grundlage desjenigen, was in den einzelnen Ländergesellschaften zustande gekommen ist. Ich habe nie gedacht, meine lieben Freunde, an eine bloß syntheti­sche Zusammenfassung der Ländergesellschaften. Da würden wir wiederum zu ei­nem Abstraktum kommen. Wir müssen hier, wenn es überhaupt noch zu etwas kommen soll mit dieser Anthroposophischen Gesellschaft, wir müssen hier tatsäch­lich eine ihre Existenzkräfte in sich selbst tragende Gesellschaft formen. Nach den verschiedenen Erfahrungen, die ich da gemacht habe, nach all dem, was ich kennen­gelernt habe, habe ich mich entschlossen, nun an der Formung der Gesellschaft nicht nur so mitzuarbeiten, wie das in früheren Zeiten geschehen ist, sondern tat­sächlich intensiv und zentral an der Formierung dieser Gesellschaft mitzuarbeiten. Ich werde daher morgen den Freunden einen Statutenentwurf vorlegen, der aus dem engsten Kreise meiner Mitarbeiter in Dornach hier hervorgegangen ist, und ich möchte eben schon heute ankündigen, wie ich es ja gestern auch getan habe, daß ich, so schweren Herzens ich das auch tue, dennoch gegenüber dem Verlauf, den die anthroposophischen Gesellschaftsangelegenheiten genommen haben, nicht anders kann, als Ihnen eben den Vorschlag zu machen, künftig die Leitung der Gesellschaft so zu bilden, daß ich selber diese Leitung als Vorsitzender der Gesellschaft, die hier in Dornach gebildet wird, daß ich selber diese Leitung habe. Und dann wird es schon notwendig sein, daß eben gerade diejenigen Mitarbeiter mir hier im engsten Kreise zur Seite stehen, die schon bisher eigentlich in der Weise, wie ich es morgen charakterisieren werde, an der Dornacher Arbeit so teilgenommen haben, daß ich mir gerade von der Fortsetzung dieser Arbeit die richtige Entwickelung der anthro­posophischen Arbeit versprechen kann.

Und so habe ich selber den Vorschlag zu machen, daß eben ich selber ausübe den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft, die hier begründet wird, daß dann Herr Steffen mir zur Seite steht als Vorsitzender-Stellvertreteri. Dann würde weiter in diesem Vorstande sein Frau Dr. Steiner, dann weiter Frau Dr. Wegman als Schriftführer. Weiter würden drinnen sein in diesem engsten Arbeitsvorstand - es soll eben ein Arbeitsvorstand sein - Fräulein Dr. Vreede und Dr. Guenther Wachs­muth. Damit würden wir den Arbeitsvorstand haben, und es würde dann morgen von mir in dem Eröffnungsvortrag zu rechtfertigen sein, warum gerade in dieser Weise von mir gedacht werden muß über die Begründung und über den Fortgang der Anthroposophischen Gesellschaft.

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Es ist schon so, daß gegenwärtig die Dinge sehr, sehr ernst, bitterernst genommen werden müssen. Sonst müßte eigentlich dennoch dasjenige eintreten, wovon ich ja oftmals gesprochen habe, daß ich mich von der Anthroposophischen Gesellschaft zurückziehen müßte.«

Diese Vorschläge Rudolf Steiners wurden anderntags bei der Eröffnung der Weihnachtstagung voll akzeptiert. Damit war die wichtigste Entscheidung für die neue Anthroposophische Gesellschaft getroffen, die Rudolf Steiner nunmehr aus­drücklich als allgemeine und nicht als internationale Gesellschaft verstanden wissen wollte (siehe Eröffnungsvortrag der Weihnachtstagung Dornach, 24. Dezember 1923, in GA 260, S. 41).

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Die mit dem Weihnachtstagungs-Entschluß Rudolf Steiners

verhundenen ideellen Ziele

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Die wichtigsten ideellen Ziele, die durch die Neubildung der Anthroposophischen Gesellschaft verwirklicht werden sollten, damit die Anthroposophie ihre wahre Kulturaufgabe - dem durch die materielle Kultur geschaffenen Weltkörper die ihm notwendige Seele zu bilden (S.491) - erfüllen könne, charakterisierte Rudolf Steiner in seinen verschiedenen Ausführungen (in diesem Band) dahingehend:

Volle Öffentlichkeit für Gesellschaft und esoterische Schule als «Freie Hoch­schule für Geisteswissenschaft» unter gleichzeitiger Wahrung der für das Esote­rische notwendigen Lebensbedingungen.

Volle Öffentlichkeit der Publikationen.

Mit allem Vereinsmäßigen zu brechen und alles auf das rein Menschliche zu stellen.

Ein Gemeinschaftsbewußtsein als notwendige Tragekraft für umfassende Geist-Erkenntnisse, insbesondere auf dem Gebiet von Reinkarnation und Karma, zu entwickeln.

Durch die volle Öffentlichkeit sollte die Gesellschaft zur modernsten esoterischen Gesellschaft der Welt werden und der esoterische Impuls bis in die ganze Verfassung hinein in Erscheinung treten (S.209). Darum wurde die Gesellschaft nunmehr als völlig öffentlich konstituiert, und die vordem nur für Mitglieder erhältlich gewesenen Manuskriptdrucke von Rudolf Steiners Vortragszyklen wurden freigegeben. Auch die neue esoterische Schule als »Freie Hochschule für Geisteswissenschaft» mit ihren drei Klassen und den verschiedenen wissenschaftlichen und künstlerischen Sektio­nen sollte in keiner Weise »den Charakter einer Geheimgesellschaft tragen», denn »Geheimgesellschaften sind heute nicht möglich, die heutige Zeit verlangt etwas an­deres» (S.127). Nicht nur, daß sie als »Zentrum des Wirkens« in den Statuten der Gesellschaft (§ 5) verankert und den Mitgliedern das Recht zuerkannt wurde, sich um Aufnahme bewerben zu können, sondern Rudolf Steiner wollte auch dafür sor­gen, »daß man immer wissen wird, im weitesten Umfange, was sie tut« (S. 127f.). Ein erster Schritt in diese Richtung war, daß Rudolf Steiner über den Inhalt von Vorträgen,

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die er für den «allgemein anthroposophischen Teil der Freien Hochschule» innerhalb deren erster Klasse gehalten hatte, im allgemeinen Nachrichtenblatt für die Mitglieder berichtete (S. 202) und dazu bemerkte: «In diesen Andeutungen soll zunächst das esoterische Wirken der Freien Hochschule charakterisiert werden. (...) Was hier exoterisch gesagt ist, das wird in der Schule esoterisch entweickelt.» Ande­rerseits wurde denen, die in die «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft« eintre­ten wollten, dringlich ans Herz gelegt, zu bedenken, daß von ihnen verlangt werden müsse, daß sie, wo sie auch im Leben stehen, wirkliche Repräsentanten der anthro­posophischen Sache sein müßten. Dies sei keine Beschränkung der Freiheit. Die Lei­tung der Schule müsse ebenso frei sein können, an wen sie ihre Arbeiten mitteilen will, wie diejenigen frei sein müssen, die diese Arbeiten empfangen. Der Hinweis auf die in der kurzen Zeit ihres Bestehens erfolgten neunzehn Ausschließungen sollte zeigen, wie ernst Rudolf Steiner die Forderungen dieses freien Vertragsverhältnisses genommen wissen wollte (S. 374f.).

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Die Ausweirkungen von Rudolf Steiners Weihnachtstagungs-Entschluß

auf ihn persönlich

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Die schweren Hindernisse, die sich Rudolf Steiners Zukunftswillen entgegenstellten, begannen noch während der Weihnachtstagung, die zwar von der gesamten Mit­gliedschaft mit größter Begeisterung getragen wurde, doch zugleich, wie Marie Stei­ner schreibt, mit »einer unendlichen Tragik« verbunden war, denn «am letzten jener Tage, dem i. Januar 1924, erkrankte er schwer und ganz plötzlich. Es war wie ein Schwerthieb, der sein Leben traf bei jener geselligen Zusammenkunft, die verbun­den war mit einer Teebewirtung und dazugehörigen Zutaten, auf dem Programm als verzeichnet.» (Vorwort zu »Die Weihnachtstagung ...», GA 260).

Diese von Marie Steiner mehrfach dokumentierte Vergiftungsattacke (S. 589) muß wohl zu dem Risiko gerechnet werden, das Rudolf Steiner mit seinem Entschluß eingegangen war, anthroposophische Bewegung und Gesellschaft miteinander zu vereinen, dadurch, daß er selbst die Leitung der neuen Gesellschaft übernommen hatte. Uberall, wo er von der Weihnachtstagung an bis zu seiner schweren Erkran­kung im September 1924 Vorträge für die Mitglieder der Anthroposophischen Ge­sellschaft gehalten hat, bezeichnete er diesen Entschluß nicht nur als den «denkbar schwierigsten» (S. 382), sondern sogar als ein «Wagnis«, insbesondere auch gegenüber der geistigen Welt (S. 236). Denn er habe nicht gewußt, wie jene geistigen Mächte, die in der geistigen Welt die anthroposophische Bewegung lenken und denen es «einzig und allein obliegt, zu entscheiden darüber, in welcher Weise die anthroposo­phische Bewegung geführt werden soll« (S. 364), sich zu seinem Entschluß stellen würden. Es hätte durchaus sein können, daß dadurch diese geistigen Mächte ihre Hände abgezogen hätten, so daß der Fortgang der geistigen Offenbarungen in Frage gestellt gewesen wäre. Jedoch sei das Gegenteil eingetreten: die geistigen Offen­barungen, «auf die wir doch durchaus angewiesen sind, wenn es sich um Verbrei­tung der Anthroposophie handelt«, seien sogar noch stärker geworden. Es liege aber auch «ein Versprechen« gegenüber der geistigen Welt vor, das «in unverbrüchlicher Weise« erfüllt werde. Man werde sehen, daß «in der Zukunft die Dinge geschehen

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werden, wie sie der geistigen Welt gegenüber versprochen wurden» (S. 236, 325,371, 382). Die für ihn daraus folgenden Konsequenzen hat er einmal dahingehend ange­deutet, daß er dasjenige, was im Zusammenhang mit der Leitung geschieht, hinauftragen muß in die geistige Welt, «um nicht nur eine Verantwortung zu erfüllen inner­halb von irgend etwas, was hier auf dem physischen Plane ist, sondern eine Verant­wortung, die durchaus hinaufgeht in die geistigen Welten». Darum sollte bedacht werden, welche Schwierigkeiten ihm erwachsen müssen, wenn er «zuweilen mitzu­bringen hat mit dem, was er zu verantworten hat, das, was aus den persönlichen Aspirationen der teilnehmenden Menschen kommt«, denn das bewirke die «schauderhaf­testen Rückschläge» (Dornach, 3. Mai 1924, siehe Beilage S. 18). Wenige Wochen spä­ter fiel noch die Äußerung, daß «sehr starke gegnerische, dämonische Mächte gegen die anthroposophische Bewegung anstürmen», daß aber doch zu hoffen sei, daß durch die «Kräfte des Bündnisses», das durch die Weihnachtstagung mit den guten geistigen Kräften geschlossen werden durfte, diese gegnerischen Kräfte auf geistigem Gebiete, die sich, um ihre Wirkungen zu erzielen, «doch der Menschen auf Erden bedienen«, aus dem Felde geschlagen werden können (Paris, 23. Mai 1924, siehe S. 236).

Dies gehört wohl zu den Hintergründen von Marie Steiners Wort, daß Rudolf Steiner durch seinen Weihnachtstagungsentschluß das Karma der Gesellschaft auf sich genommen habe, was seinen frühen Tod bewirkte:

«Er nahm ihr Karma auf sich. Er hat keine weitere Weihnachtstagung mehr leiten können. Nach einem Jahr und drei Monaten war er von uns gegangen.

Inzwischen aber hat er uns das gegeben, was, wenn es richtig verstanden und gelebt wird, weltumwandelnd, seelenneuschaffend, geistschöpferisch wirken kann. Wenn es richtig gelebt wird, mit dem Ernst, um den er bat und mit dem reinen Herzen. Er hat von uns gehen müssen. Was aus der Gesellschaft wird, liegt in deren Gruppen­seelenerkenntnis. Die Gesamtheit wird den Ausschlag geben. Eines wird sie geleistet haben, wie es auch ausgehen mag, ob aufwärts oder abwärts: sie ist die Brücke gewe­sen, die sich, der grünen Schlange im Märchen gleich 1), über den Abgrund geworfen hat, in dem die Menschheit zu versinken drohte; die Menschheit wird über sie hin­wegschreiten können zum jenseitigen Ufer. Sie wird dort in Empfang nehmen das, was Rudolf Steiner als Vermächtnis zurückgelassen hat. Auch die Fehler der Gesell­schaft werden gesühnt sein durch seinen Tod. Er durfte ihr so viel geben, weil er für sie und für die Menschheit hat sterben wollen, damit er es geben könne.«2)

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Die konstitutionellen Auswirkungen von Rudolf Steiners

Weihnachtstagungs-Entschluß

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Nach Abschluß der Weihnachtstagung ging Rudolf Steiner daran, die Verwaltung der Anthroposophischen Gesellschaft und der bestehenden Institutionen neu zu ge­stalten, immer in dem Sinne, daß er nunmehr für alles persönlich die Verantwortung tragen wolle. Eindeutig bringt er dies noch auf seinem Krankenlager in seinem Brief

1) Gemeint ist das Goethesche «Märchen von der grünen Schlange und der schönen Lilie«.

2) Marie Steiner in ihrem Vorwort zur i. Auflage der Vorträge «Die karmischen Zusammen-hänge der anthroposophischen Bewegung», Dornach 1926, wieder abgedruckt in «Nach­richten der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung» Nr.23, Weihnachten 1968.

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vom 31. Dezember 1924 an Felix Heinemann zum Ausdruck: «Das ganze Gefüge der Goetheanum-Verwaltung muß nun einmal so bleiben, wie es jetzt ist ... Insbe­sondere muß die finanzielle Verwaltung ganz dieselbe Gestalt behalten, das heißt, durch mich allein besorgt werden. Anders könnte ich nicht arbeiten» (S. 567). Und in seinem Vortrag am 12. April 1924 in Dornach hatte er gesagt: «Denn natürlich muß ja die Anthroposophische Gesellschaft etwas ganz anderes sein, wenn sie von mir geleitet wird oder wenn sie von jemandem anderem geleitet wird.» An allen Orten, wo er über die Bedingungen der Weihnachtstagung sprach (siehe S. 163ff.), wies er auch auf die Tatsache hin, wie nur dadurch, daß er persönlich den ersten Vorsitz übernommen hat, die spirituelle Strömung «anthroposophische Bewegung» mit der Anthroposophischen Gesellschaft verbunden ist. So sagte er zum Beispiel in England (Torquay, 12. August 1924): «Ich habe es ja oftmals, bevor diese Weih­nachtstagung am Goetheanum war, betonen müssen, daß man zu unterscheiden habe zwischen der anthroposophischen Bewegung, die eine spirituelle Stiömung in ihrer Spiegelung auf Erden darlebt, und zwischen der Anthroposophischen Ge­sellschaft, die eben eine Gesellschaft ist, die in einer äußerlichen Weise verwaltet wurde, indem man ihre Funktionäre wählte oder auf eine andere Weise bestimmte. Seit Weihnachten muß das Gegenteil gesagt werden. Nicht mehr kann man unter­scheiden die anthroposophische Bewegung von der Anthroposophischen Gesell­schaft. Sie sind beide eins: Denn damit, daß ich selber Vorsitzender der Gesellschaft geworden bin, ist die anthroposophische Bewegung eins geworden mit der Anthro­posophischen Gesellschaft.«

Schritt für Schritt erfolgte nun auch die Ordnung der Verwaltung des Goethe­anum-Gefüges, die bei dem schon bald eingetretenen Tod Rudolf Steiners aber durchaus noch nicht abgeschlossen war. Die wesentlichste Form der bis dahin ge­schaffenen neuen Organisation, die nur durch seinen Tod zu einer endgültigen ge­worden ist, wurde von ihm bei der 3. außerordentlichen Generalversammlung des «Vereins des Goetheanum« am 29. Juni1924 festgelegt. Dieser Verein hatte zur Er­füllung seiner Aufgabe eine statuarisch festgesetzte, kleine Anzahl «ordentlicher» Mitglieder, welche allein stimmberechtigt waren. Dieser Zusammenkunft war vor­ausgegangen, daß im April das Bauprojekt des neuen Goetheanums von der Ge­meinde Dornach angenommen und am 21. Mai von Rudolf Steiner persönlich dem Baudepartement in Solothurn eingereicht worden war. Nach seinen sich unmittel­bar hieran anschließenden Aufenthalten in Paris, Koberwitz und Breslau wurde in der Wochenschrift «Das Goetheanum» und im «Nachrichtenblatt« vom 22. Juni 1924 zur 3. außerordentlichen Generalversammlung des «Vereins des Goetheanum« eingeladen. In dieser Versammlung, die am Sonntag, dem 29. Juni, stattgefunden hat, wies nun Rudolf Steiner darauf hin, daß sich aufgrund der ganzen Entwicklung die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, die noch als Verein einzutragen ist, in die folgenden vier Unterabteilungen gliedern soll:

1. Anthroposophische Gesellschaft im engeren Sinne

2. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag

3. Verein des Goetheanum

4. Klinisch-Therapeutisches Institut.

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Im Verlauf dieser Versammlung wurde durch Rudolf Steiner zunächst der Vor­stand des «Vereins des Goetheanum» so umgebildet, daß er auch in ihm den ersten Vorsitz übernahm und Dr. Emil Grosheintz, der bisherige erste Vorsitzende, den zweiten Vorsitz. Gleichzeitig wurden die übrigen fünf Vorstandsmitglieder des an der Weihnachtstagung gebildeten Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft sowie die bisherigen Vorstandsmitglieder des «Vereins des Goetheanum« in diesen Vorstand aufgenommen. Die Statuten wurden abgeändert, weil nunmehr die Ein­tragung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in das Handelsregister erfolgen sollte. Hierfür kamen nicht die Statuten der Weihnachtstagung in Betracht, die dann später laut Dr. Guenther Wachsmuth «auf ausdrückliche Angabe Dr. Stei­ners die Bezeichnung erhielten» (Nachrichtenblatt 1935, Nr.20). Ein erster Entwurf von Statuten für das Handelsregister trägt das Datum vom 3. August 1924. Er liegt in der Handschrift der Schriftführerin Dr. Ita Wegman vor mit hand­schriftlichen Korrekturen bzw. Ergänzungen Rudolf Steiners (S. 548f.). Laut zwei Entwürfen Rudolf Steiners vom 2. August für eine Bevollmächtigung von Dr. Ita Wegman war eine «Gründungsversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft« für diesen 3. August vorgesehen (Beilage S. 30). Wie der Rechnung von Amtsschrei­ber Altermatt vom 3. März 1925 (Beilage S. 31) zu entnehmen ist, hat am 3. August 1924 offensichtlich eine «Generalversammlung» stattgefunden, an der dieser als Ur­kundsperson und Protokollführer teilgenommen hat. Uber den Verlauf und etwaige Beschlüsse dieser Versammlung liegen jedoch keinerlei Unterlagen vor; auch das Handelsregister weist keine Eintragungen auf (Beilage S. 58 f.).

Standen die Beschlüsse vom 29. Juni 1924 noch ganz im Zeichen einer Neukon­stituierung des «Vereins des Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissen­schaft in Dornach» als Unterabteilung der noch in das Handelsregister einzutragenden Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, so ging es im Statutenentwurf vom 3. August 1924 um diese selbst. Was Rudolf Steiner in seinen einführenden Worten am 29. Juni ausgeführt hatte, nämlich «daß aus dem ganzen Geist der An­throposophischen Gesellschaft heraus, wie sie jetzt besteht, diese Anthroposophi­sche Gesellschaft als der eigentlich eingetragene, handelsregisterlich eingetragene Verein fungiert» (S. 503), sollte nun in eine rechtlich verbindliche Form gebracht werden (S. 548 f.). In § 2 des Statutenentwurfs vom 3. August werden jene vier Un­terabteilungen aufgeführt, von denen Rudolf Steiner am 29. Juni gesprochen hat. Auch die für die Unterabteilung «Verein des Goetheanum« getroffene Unterschei­dung zwischen ordentlichen und außerordentlichen Mitgliedern findet Eingang in den Entwurf vom 3. August (vgl. § 4). In gleicher Weise verhält es sich hinsichtlich der Berufung der ordentlichen Mitglieder, die, so § 5, durch den Vorstand erfolgt.

Daß es am 3. August 1924 zu keinerlei Beschlußfassung und auch nicht zur beab­sichtigten Eintragung in das Handelsregister gekommen war, hängt möglicherweise damit zusammen, daß sich inzwischen herausgestellt hat, daß das Vorhaben, den «Verein des Goetheanum« - der ja noch der rechtmäßige Vermögensträger war - als Unterabteilung der noch einzutragenden Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft zu führen, nicht realisierbar war, da eine Übertragung der hohen Vermögens­werte dieses Vereins auf den Verein Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft mit hohen Handänderungskosten verbunden gewesen wäre (so auch überliefert

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durch den Architekten Ernst Aisenpreis). Offensichtlich ist, daß es zu einer Lösung der Probleme im Sommer und Frühherbst 1924 nicht mehr gekommen ist, da Rudoll Steiner wenige Tage später nach England reiste und nach seiner Rückkehr, Anfang September, aufgrund mehrerer zum Teil parallellaufender Fachkurse aufs höchste beansprucht war. Der Beginn seines Krankenlagers, Ende September, machte weitere Schritte zunächst unmöglich.

Wie einer Notiz Rudolf Steiners (siehe Beilage S. 43) zu entnehmen ist, hatte er zwischenzeitlich einen Brief von Amtsschreiber Altermatt erhalten, in dem dieser um ein Gespräch über die «Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft» nach­suchte. Es müssen wohl einige Monate vergangen sein, ehe die Verhandlungen wieder aufgenommen worden waren. So berichtete Guenther Wachsmuth auf den Generalversammlungen der Jahre 1934 und 1935 über die mit der Eintragung der Statuten verbundenen Umstände (lt. Protokoll) folgendes:

«1925, als Dr. Steiner schon krank darniederlag, da mußte ich die Eintragung be­hördlicherseits besorgen. Innert Jahresfrist mußte die Eintragung ins Handelsregi­ster möglichst erfolgt sein. Damals bin ich hinuntergegangen zu einem Amtsschrei­ber in Dornach. Es war nicht sehr leicht, mit ihm die Statuten einer Anthroposo­phischen Gesellschaft zu besprechen. Nicht, daß er nicht außerordentlich willig ge­wesen wäre, aber es war nicht sehr einfach, ihm die Gesichtspunkte klar zu machen. Aber da er nicht mehr unter den Lebenden weilt, möchte ich da nicht weiter dar­über sprechen. Aber diese Statuten, wie sie dann entstanden, kamen dabei so unvoll­kommen und unadäquat zu den Prinzipien heraus, daß Dr. Steiner sagte: Ja, diese Statuten sind eben nicht das, was wir wollen; man wird sie eben langsam ändern müssen, und für uns sind eben die Prinzipien das Maßgebende.»

Und 1935 führte er darüber folgendes aus:

«Als die Statuten eingetragen werden sollten, war Dr. Steiner bereits krank. Er be­auftragte Dr. Wachsmuth, die Verhandlungen mit dem Registerbeamten zu führen. Dr. Wachsmuth legte Änderungsvorscliläge des Registerbeamten Dr. Steiner vor. Mit einigen Punkten in der Art der Formulierung war Dr. Steiner noch nicht einver­standen. Er veranlaßte aber dennoch die Eintragung mit der Bemerkung, daß man von Zeit zu Zeit die Möglichkeit habe, änderungen vorzunehmen.« (Nachrichtenblatt 1935, Nr.20).

Am 8. Februar 1925 war es schließlich so weit, daß auf der 4. außerordentlichen .Generalversammlung des «Vereins des Goetheanum«, die ohne Rudolf Steiner stattfinden mußte, die neuen Statuten verabschiedet werden konnten. Diese spie­geln einerseits wider, was bereits am 29. Juni und im Entwurf vom 3. August 1924 Gegenstand der Verhandlungen war bzw. werden sollte. Andererseits ent­halten sie grundlegende Neuerungen: So erscheint die Allgemeine Anthroposo­phische Gesellschaft in § 1 als Rechtsnachfolgerin des «Vereins des Goetheanum». Ferner wurde die im Statutenentwurf vom 3. August festgehaltene Unterschei­dung in «leitende (ordentliche)» und «teilnehmende (außerordentliche)« Mitglie­der abgeändert in «ordentliche» und «beitragende« Mitglieder. Während vormals die ordentlichen Mitglieder, die ja eine leitende Funktion innehatten, allein durch den Vorstand berufen wurden, kann jetzt die Mitgliedschaft auf eine schrift­liche Anmeldung hin erworben werden. Auch der Gesichtspunkt, daß in den

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Statuten vom 29. Juni (§ 10) nur die ordentlichen Mitglieder stimmberechtigt waren, fiel nun weg.

Mit den Beschlüssen vom 8. Februar 1925, insbesondere durch die Veränderun­gen gegenüber den Statuten vom 29. Juni und dem Statutenentwurf vom 3. August 1924, war eine Situation geschaffen, die tiefgreifende Veränderungen des gesamten Gesellschaftsgefüges zur Folge hatte. Mögliche, weiterreichende Konsequenzen, die aus den Vorgängen vom S. Februar abgeleitet werden können, hat Albert Steffen am 9. Fe bruar in seinem Tagebuch so festgehalten: «Am 8. Februar war die Eintragung ins Handelsregister. Jedes Mitglied hat jetzt Stimmrecht. Die Gesellschaft kann sagen: Kein Bau! Keine Klinik. Ein anderer Vorstand etc.»1)

Am 3. März 1925 erfolgte die Eintragung in das Handelsregister und am 7. und ii. März die Publikation im «Schweizerischen Handelsamtsblatt». Der im Handels­register eingetragene Wortlaut entspricht dem der von Amtsschreiber Altermatt verfaßten «Anmeldung für das Handelsregister» (S. 564ff.). Entgegen dem Wortlaut des Protokolls der Versammlung vom 8. Februar, wo es unter § 1 der Statuten heißt: «Unter dem Namen Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft besteht als Rechtsnachfolgerin des Vereins des Goetheanums, der Freien Hochschule für Gei­steswissenschaft in Dornach, ein Verein ...», heißt es im Handelsregister «Der Name des Vereins wird abgeändert in . ...» Mit dieser Namensänderung sollte offensichtlich das mit den hohen Handänderungs­kosten verbundene Problem gelöst werden.

Im «Nachrichtenblatt» vom 22. März 1925 erschien unter der Überschrift «Mit­teilungen des Vorstandes» ein Bericht über die Versammlung vom 8. Februar, in dem die Mitglieder von den dort getroffenen Beschlüssen Unterrichtet wurden. Hier wird nun erstmals näher charakterisiert, wer zu den «ordentlichen« Mitgliedern zu zählen ist. Wörtlich heißt es: «Es werden in Zukunft die Mitglieder der sein: a) (dies sind alle Mitglieder der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft)» (S. 570).

Um nun auch auf der neuen Grundlage die Kontinuität in der Goetheanumbau­-Verwaltung aufrechtzuerhalten, wandte sich Rudolf Steiner in einem Brief vom 19. März 1925, also wenige Tage vor seinem Tode, an sieben Schweizer Mitglieder, von denen fünf zu den bisherigen «ordentlichen» Mitgliedern des «Vereins des Goe­theanum» gehörten, um sie «in die Leitung der Administration des Goetheanum-­Baues», der 3. Unterabteilung, welche die Aufgaben des bisherigen «Vereins des Goetheanum» übernehmen sollte, zu berufen. Obgleich diese bereit waren, im Sinne der Intentionen Rudolf Steiners tätig zu werden, konnten sie ihr Amt nicht ausüben, da die ihnen zugedachten Aufgaben nach dem Tod Rudolf Steiners vom Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft im Zusammenhang mit einem Schatzkomitee übernommen wurden.

Die Frage, welche weiteren oder gar endgültigen Formen für die Arbeit der All-gemeinen Anthroposophischen Gesellschaft noch entwickelt worden wären, insbe­sondere da ja Rudolf Steiner die innere und äußere Leitung ganz auf seine Person abgestellt hatte, muß offenbleiben. Entsprechende Anweisungen für die Zeit nach sei­nem Tode hat er bewußt nicht gegeben (S. 694). Eine lückenlose Rekonstruktion

1) Wiedergabe mit Genehmigung der Albert Steffen Stiftung.

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der Vorgänge seit der Weihnachtstagung bis zum März 1925 ist heute, obwohl seit der ersten Auflage des vorliegenden Bandes im Jahre 1966 verschiedene neue Doku­mente aufgefunden wurden, noch nicht möglich. Denn es fehlen einerseits immer noch wichtige Unterlagen (zum Beispiel das Protokoll vom 3. August, der Brief von Altermatt und weitere Korrespondenzen zu den mit der handelsregisterlichen Ein­tragung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft verbundenen Proble­men), andererseits liegen von den damals unmittelbar Beteiligten keine entsprechend aussagekräftigen Verlautbarungen, Dokumente usw. vor.

***

Die neu aufgefundenen Dokumente, von denen einige freundlicherweise vom Goetheanum zur Verfügung gestellt wurden, beziehen sich auf die Neuordnung des Verhältnisses der verschiedenen in Frage kommenden Institutionen zueinander (Anthroposophische Gesellschaft, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Verein des Goetheanum, Klinisch-Therapeutisches Institut) und sind in der «Beilage» zur zweiten Auflage abgedruckt. In den Hinweisen zu dieser Beilage wird ihr inhalt­licher und zeitlicher Bezug mit den im Band wiedergegebenen Ausführungen Rudolf Steiners hergestellt. Im Band selbst ist an den jeweils in Frage kommenden Stellen auf ihre chronologische Einordnung hingewiesen.

Ergänzend zur geschichtlichen Entwicklung der Jahre 1924/25 ist noch anzu­fügen, daß die Immobilien des Klinisch-Therapeutischen Instituts mit Kaufvertrag vom S. September 1924, auf der Basis der Verträge vom 29. und 30. Juni 1924, durch den «Verein des Goetheanum» erworben und somit dem Verein Allgemeine .Anthroposophische Gesellschaft eingegliedert wurden (siehe Beilage S. 34ff.). 1931 wurden sie an den Klinik-Verein zurückverkauft.

Den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag übertrug Marie Steiner, als dessen Eigentümerin, nach dem Tode Rudolf Steiners durch Vertrag vom 16. Dezem­ber 1925 auf die Allgemeine Anthioposophische Gesellschaft in der Form, daß sie sich bis zu ihrem Tode die unbeschränkte Leitung und volle Nutznießung vorbe­hielt und die Kaufsumme erst nach ihrem Tode fällig stellte.

Die Ordnung der nicht zum engeren Goetheanum-Gefüge gehörigen Institutio­nen, also der Futurum AG Dornach, der Internationalen Laboratorien AG (Weleda) Arlesheim, und der Kommende Tag AG Stuttgart, erfolgte in der Art, wie dies aus den Protokollen vom 24. und 25. März sowie vom 15. Juli 1924 mit den entspre­chenden Verträgen ersichtlich ist.

Der vorliegende Band umfaßt somit alle vorliegenden schriftlichen und mündli­chen Ausführungen Rudolf Steiners über die durch die Weihnachtstagung 1923/24 eingeleiteten Intentionen und Maßnahmen zur Neugestaltung der Anthroposophi­schen Gesellschaft. Durch die «Chronik 1924 - 1925» (S. 587 - 698) werden diese Dokumente mit dem ganzen Strom seiner übrigen immensen bis zu seinem Tod währenden anthroposophischen Tätigkeit verbunden.

Hella Wiesberger

I

Die Neugestaltung

der Anthroposophischen Gesellschaft

durch die Weihnachtstagung 1923

Zu Rudolf Steiners Sthreibt

Für die 2. Auflage von 1987 wurden die von Rudolf Steiner verfaßten Texte, die im «Nachrichtenblatt» abgedruckt und als Vorlage für den Druck in der Gesamtausgabe gedient hatten, mit den vorhandenen handschriftlichen Manuskripten verglichen (im Inhalt mit bezeichnet).

Rudolf Steiner verwendete im allgemeinen in den Titeln die Schreibweise (Allge­meine) Anthroposophische Gesellschaft, im laufenden Text (allgemeine) anthropo­sophische Gesellschaft.

Die Schreibweisen im «Nachrichtenblatt» folgen nicht immer der in den hand­schriftlichen Manuskripten verwendeten, obwohl zu erkennen ist, daß Rudolf Stei­ner seine Artikel vor dem Druck selbst durchgelesen und korrigiert haben muß, weil an vielen Stellen noch stilistische und sachliche Korrekturen vorgenommen wurden.

Auch die Vorstandsmitteilungen im «Nachrichtenblatt» 1924 verwendeten keine einheitliche Schreibweise:

AG 20.1. / 23.3. / 4., 25.5. / 8.6./ 17.8.

a G 3., 17., 24.2. / 9.3.

AAG 24.2.130.11.

aAG 13.1. / 24.2.

Zu bemerken ist ferner, daß die fünf von Rudolf Steiner konzipierten offiziellen Schriftstücke der Gesellschaft: i. Mitgliedskarte (Beilage S. 9), 2. Kopf für das «Nach­richtenblatt» (Beilage S. 10/11), 3. Aufnahme-Antrags-Formular (Beilage S. 12), 4. Statuten (Beilage S. 13), s. Briefkopf (Band S. 495) alle auf «Anthroposophische Gesellschaft» lauten.

Aus diesen Gründen wurde auf eine Korrektur der bestehenden Schreibweise im Band verzichtet.

Nachrichtenblatt, 13. Januar 1924 DIE BILDUNG DER ALLGEMEINEN ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT DURCH DIE WEIHNACHTSTAGUNG 1923

#G260a-1987-SE027 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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Nachrichtenblatt, 13. Januar 1924

DIE BILDUNG DER ALLGEMEINEN ANTHROPOSOPHISCHEN

GESELLSCHAFT DURCH DIE WEIHNACHTSTAGUNG 1923

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Der Anthroposophischen Gesellschaft eine Form zu geben, wie sie die anthroposophische Bewegung zu ihrer Pflege braucht, das war mit der eben beendeten Weihnachtstagung am Goetheanum beabsichtigt. Eine solche Gesellschaft kann nicht abstrakte Richtlinien oder Statuten haben. Denn ihre Grundlage ist gegeben in den Einsichten in die gei­stige Welt, die als Anthroposophie vorliegen. In diesen findet schon bis heute eine große Zahl von Menschen eine sie befriedigende Anregung für ihre geistigen Ideale. Und in dem Gesellschaftszusammenhange mit andern in dieser Richtung gleichgesinnten Menschen liegt, was die Seelen brauchen. Denn im gegenseitigen Geben und Nehmen auf geistigem Gebiete entwickelt sich das wahre Wesen des Menschenlebens. Deshalb ist es naturgemäß, daß Menschen, die Anthroposophie in ihren Lebens-inhalt aufnehmen wollen, sie durch eine Gesellschaft pflegen möchten.

Aber wenn auch Anthroposophie zunächst ihre Wurzeln in den sdton gewonnenen Einsichten in die geistige Welt hat, so sind das doch nur ihre Wurzeln. Ihre Zweige, ihre Blätter, Blüten und Früchte wachsen hinein in alle Felder des menschlichen Lebens und Tuns. Sie ruft mit den Gedanken, die Wesen und Gesetze des geistigen Daseins offen­baren, in die Tiefen der schaffenden Menschenseele hinein: und deren künstlerische Kräfte werden durch den Ruf hervorgelockt. Die Kunst erhält allseitige Anregungen. - Sie läßt die Wärme, die von der Auf-schau zum Geistigen ausströmt, in die Herzen fließen: und der religiöse Sinn erwacht in wahrer Hingabe an das Göttliche in der Welt. Die Religion erhält eine tiefe Verinnerlichung. - Sie öffnet ihre Quellen, und der liebegetragene Menschenwille kann aus ihnen schöpfen. Sie macht die Menschenliebe lebendig und wird damit schaffend in Im­pulsen des sittlichen Handelns und der echten sozialen Lebenspraxis. -Sie befruchtet den Blick in die Natur durch die treibenden Samen der Geistesschau und macht dadurch aus dem bloßen Naturwissen wahre Naturerkenntnis.

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Durch all das erzeugt die Anthroposophie eine Fülle von Lebensaufgaben. In die weiteren Kreise des Menschenlebens können diese Aufgaben nur gelangen, wenn sie von der Pflege in einer Gesellschaft ihren Ausgangspunkt nehmen.

Die Leitung des Goetheanums in Dornach hat an diejenigen Persön­lichkeiten, die der Meinung sind, daß die an diesem Goetheanum gepflegte Anthroposophie den charakterisierten Aufgaben zu entsprechen sucht, den Ruf gerichtet, in einer Weihnachtstagung die schon seit lange bestehenden Versuche zur Bildung von anthroposophischen Gesell­schaften in einer befriedigenden Weise zum Abschluß zu bringen.

Der Ruf ist in einer gar nicht zu erwartenden Weise erhört worden. Sieben- bis achthundert Menschen erschienen zur «Grundsteinlegung» der «allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft». Was sie getan haben, soll in dieser Beilage zum «Goetheanum» nach und nach ge­schildert werden.

Die Eröffnung und Leitung der Versammlungen oblag mir. - Und sie wurde meinem Herzen leicht - diese Eröffnung. Neben mir saß der Schweizer Dichter Albert Steffen. Die versammelten Anthroposophen sahen mit dankerfüllter Seele zu ihm hin. Auf Schweizer Boden hatten sie sich zur Bildung der Anthroposophischen Gesellschaft versammelt. Der Schweiz verdanken sie in Albert Steffen seit langer Zeit ein füh­rendes Mitglied, zu dem sie mit wahrer Begeisterung aufschauen. Ich hatte in ihm die Schweiz in einem ihrer edelsten Söhne vor mir; ihm und unseren schweizerischen Freunden herzlichsten Gruß zu sagen, war mein erstes Wort - und das zweite die Aufforderung an ihn, der Versammlung den Anfang zu gehen.

Es war ein tiefergreifender Anfang. Albert Steffen, der wunderbare Maler in Worten, der dichterische Bildgestalter sprach. Man hörte ihn und sah seelengewaltige Bilder wie Visionen vor sich.

Die Grundsteinlegung des Goetheanums von 1913 stand da vor dem Seelenauge. Ich kann nicht Worte finden, zu sagen, wie es mir um die Seele war, als ich diesen Vorgang, bei dem ich vor zehn Jahren wirken durfte, in dem Steffenschen Gemälde wieder vor mir sah.

Die Arbeit am Goetheanum, in der sich hunderte von hingebungs­vollen Händen regten, und bei der hunderte von begeisterten Herzen

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schlugen, zauberten künstlerisch vollendet geprägte Worte vor den Geist.

Und - der Brand des Goetheanums: die ganze Tragik, der Schmerz Tausender, sie erzitterten, als Albert Steffen zu uns sprach.

Und dann - im Vordergrunde eines weiteren Bildes: das Wesen der Anthroposophie selbst in der Verklärung durch die Dichterseele Albert Steffens - im Hintergrunde deren Feinde, nicht getadelt, aber mit gestaltender Kraft einfach hingestellt.

«Zehn Jahre Goetheanum»; Albert Steffens Worte darüber drangen tief - man empfand es - in die Herzen der Versammelten.

Nach diesem so würdigen Auftakt kam es mir zu, von der Form zu sprechen, die nunmehr die Anthroposophische Gesellschaft wird anneh­men müssen.

Was an die Stelle eines gewöhnlichen Statuts zu treten habe, war zu sagen. Eine Beschreibung dessen, was Menschen in einem rein mensch­lichen Lebenszusammenhang - als Anthroposophische Gesellschaft -vollbringen möditen, solle an die Stelle eines solchen «Statuts» treten. Am Goetheanum, das seit dem Brande nur aus Holz notdürftig hergerichtete Räume hat, wird Anthroposophie gepflegt. Was die Leiter des Goetheanums unter dieser Pflege verstehen und welche Wirkung für die menschliche Zivilisation sie sich davon versprechen, solle gesagt werden. Dann, wie sie sich diese Pflege in einer Freien Hochschule für Geisteswissenschaft denken. Nicht Grundsätze, zu denen man sich be­kennen solle, dürfen aufgestellt werden; sondern eine Realität in ihrer Eigenart solle geschildert werden. Dann solle gesagt werden, wer seine Mitwirkung zu dem, was am Goetheanum geschieht, geben wolle, könne Mitglied werden.

Als «Statut», das aber kein «Statut», sondern die Darstellung dessen sein soll, was sich aus einem solchen rein menschlich-lebensvollen Ge­sellschaftsverhältnis er geben kann, wird nur dieses vorgeschlagen:

1 . Die Anthroposophische Gesellschaft soll eine Vereinigung von Menschen sein, die das seelische Leben im einzelnen Menschen und in der menschlichen Gesellschaft auf der Grundlage einer wahren Erkennt­nis der geistigen Welt pflegen wollen.

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2. Den Grundstock dieser Gesellschaft bilden die in der Weihnachtszeit 1923 am Goetheanum in Dornach versammelten Persönlichkeiten, sowohl die Einzelnen wie auch die Gruppen, die sich vertreten ließen. Sie sind von der Anschauung durchdrungen, daß es gegenwärtig eine wirkliche, seit vielen Jahren erarbeitete und in wichtigen Teilen auch schon veröffentlichte Wissenschaft von der geistigen Welt schon gibt und daß der heutigen Zivilisation die Pflege einer solchen Wissenschaft fehlt. Die Anthroposophische Gesellschaft soll diese Pflege zu ihrer Aufgabe haben. Sie wird diese Aufgabe so zu lösen versuchen, daß sie die im Goetheanum zu Dornach gepflegte anthroposophische Geistes­wissenschaft mit ihren Ergebnissen für die Brüderlichkeit im mensch­lichen Zusammenleben, für das moralische und religiöse sowie für das künstlerische und allgemein geistige Leben im Menschenwesen zum Mittelpunkte ihrer Bestrebungen macht*.

3. Die als Grundstock der Gesellschaft in Dornach versammelten Persönlichkeiten erkennen zustimmend die Anschauung der durch den bei der Gründungs-Versammlung gebildeten Vorstand vertretenen Goetheanum-Leitung in bezug auf das Folgende an: «Die im Goethe­anum gepflegte Anthroposophie führt zu Ergebnissen, die jedem Men­schen ohne Unterschied der Nation, des Standes, der Religion als Anregung für das geistige Leben dienen können. Sie können zu einem wirklich auf brüderliche Liebe aufgebauten sozialen Leben führen. Ihre Aneignung als Lebensgrundlage ist nicht an einen wissenschaftlichen Bildungsgrad gebunden, sondern nur an das unbefangene Menschenwesen. Ihre Forschung und die sachgemäße Beurteilung ihrer For­schungsergebnisse unterliegt aber der geisteswissenschaftlichen Schu­lung, die stufenweise zu erlangen ist. Diese Ergebnisse sind auf ihre Art so exakt wie die Ergebnisse der wahren Naturwissenschaft. Wenn sie in derselben Art wie diese zur allgemeinen Anerkennung gelangen, werden sie auf allen Lebensgebieten einen gleichen Fortschritt wie diese bringen, nicht nur auf geistigem, sondern auch auf praktischem Gebiete.»

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* Die Anthroposophische Gesellschaft knüpft an die im Jahre 1912 gegründete Anthroposophische Gesellschaft an, möchte aber für die damals festgestellten Ziele einen selbständigen, dem wahren Geiste der Gegenwart entsprechenden Ausgangs­punkt schaffen.

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4. Die Anthroposophische Gesellschaft ist keine Geheimgesellschaft, sondern eine durchaus öffentliche Ihr Mitglied kann jedermann ohne Unterschied der Nation, des Standes, der Religion, der wissenschaft­lichen oder künstlerischen Überzeugung werden, der in dem Bestand einer solchen Institution, wie sie das Goetheanum in Dornach als Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ist, etwas Berechtigtes sieht. Die Gesellschaft lehnt jedes sektiererische Bestreben ab. Die Politik betrach­tet sie nicht als in ihren Aufgaben liegend.

5. Die Anthroposophische Gesellschaft sieht ein Zentrum ihres Wir­kens in der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach. Diese wird in drei Klassen bestehen. In dieselbe werden auf ihre Be­werbung hin aufgenommen die Mitglieder der Gesellschaft, nachdem sie eine durch die Leitung des Goetheanums zu bestimmende Zeit die Mitgliedschaft innehatten. Sie gelangen dadurch in die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Die Aufnahme in die zweite, beziehungsweise in die dritte Klasse erfolgt, wenn die um dieselbe Ansuchenden von der Leitung des Goetheanums als geeignet befunden werden.

6. Jedes Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft hat das Recht, an allen von ihr veranstalteten Vorträgen, sonstigen Darbietungen und Versammlungen unter den von dem Vorstande bekanntzugebenden Bedingungen teilzunehmen.

7. Die Einrichtung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft obliegt zunächst Rudolf Steiner, der seine Mitarbeiter und seinen even­tuellen Nachfolger zu ernennen hat.

8. Alle Publikationen der Gesellschaft werden öffentlich in der Art wie diejenigen anderer öffentlicher Gesellschaften sein*. Von dieser Öffentlichkeit werden auch die Publikationen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft keine Ausnahme machen; doch nimmt die Lei­tung der Schule für sich in Anspruch, daß sie von vorneherein jedem Urteile über diese Schriften die Berechtigung bestreitet, das nicht auf

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* Öffentlich sind auch die Bedingungen, unter denen man zur Schulung kommt, geschildert worden und werden auch weiter veröffentlicht werden.

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die Schulung gestützt ist, aus der sie hervorgegangen sind. Sie wird in diesem Sinne keinem Urteil Berechtigung zuerkennen, das nicht auf entsprechende Vorstudien gestutzt ist, wie das ja auch sonst in der an­erkannten wissenschaftlichen Welt üblich ist. Deshalb werden die Schriften der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft den folgenden Vermerk tragen: «Als Manuskript für die Angehörigen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Goetheanum Klasse ... gedruckt. Es wird niemand für diese Schriften ein kompetentes Urteil zugestan­den, der nicht die von dieser Schule geltend gemachte Vor-Erkenntnis durch sie oder auf eine von ihr selbst als gleichbedeutend erkannte Weise erworben hat. Andere Beurteilungen werden insofern abgelehnt, als die Verfasser der entsprechenden Schriften sich in keine Diskussion über dieselben einlassen.»

9. Das Ziel der Anthroposophischen Gesellschaft wird die Förderung der Forschung auf geistigem Gebiete, das der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft diese Forschung selbst sein. Eine Dogmatik auf irgendeinem Gebiete soll von der Anthroposophischen Gesellschaft aus­geschlossen sein.

10. Die Anthroposophische Gesellschaft hält jedes Jahr im Goethe­anum eine ordentliche Jahresversammlung ab, in der von dem Vorstande ein vollständiger Rechenschaftsbericht gegeben wird. Die Tages­ordnung zu dieser Versammlung wird mit der Einladung an alle Mit­glieder sechs Wochen vor der Tagung von dem Vorstande bekannt­gegeben. Außerordentliche Versammlungen kann der Vorstand berufen und für sie die Tagesordnung festsetzen. Er soll drei Wochen vorher die Einladungen an die Mitglieder versenden. Anträge von einzelnen Mitgliedern oder Gruppen von solchen sind eine Woche vor der Tagung einzusenden.

11. Die Mitglieder können sich auf jedem örtlichen oder sachlichen Felde zu kleineren oder größeren Gruppen zusammenschließen. Die Anthroposophische Gesellschaft hat ihren Sitz am Goetheanum Der Vorstand hat von da aus das an die Mitglieder oder Mitgliedergruppen zu bringen, was er als die Aufgabe der Gesellschaft ansieht. Er tritt in

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Verkehr mit den Funktionären, die von den einzelnen Gruppen gewählt oder ernannt werden. Die einzelnen Gruppen besorgen die Aufnahme der Mitglieder; doch sollen die Aufnahmebestätigungen dem Vorstand in Dornach vorgelegt und von diesem im Vertrauen zu den Gruppenfunktionären unterzeichnet werden. Im allgemeinen soll sich jedes Mitglied einer Gruppe anschließen; nur wem es ganz unmöglich ist, die Aufnahme bei einer Gruppe zu finden, sollte sich in Dornach selbst als Mitglied aufnehmen lassen.

12. Der Mitgliedsbeitrag wird durch die einzelnen Gruppen bestimmt; doch hat jede Gruppe für jedes ihrer Mitglieder i 5 Franken an die zentrale Leitung am Goetheanum zu entrichten.

13. Jede Arbeitsgruppe bildet ihre eigenen Statuten; nur sollen diese den Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft nicht widersprechen.

14. Gesellschaftsorgan ist die Wochenschrift «Goetheanum», die zu diesem Ziele mit einer Beilage versehen wird, die die offiziellen Mit­teilungen der Gesellschaft enthalten soll. Diese vergrößerte Ausgabe des «Goetheanum» wird nur an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft abgegeben*

Im engsten Zusammenhang mit der Eröffnungsversammlung vom Vormittag des 25.. Dezember stand die Festlichkeit am Morgen des 25.., die den Namen trug: «Grundsteinlegung der Allgemeinen Anthropo­sophischen Gesellschaft.»

Es konnte sich dabei nur um eine ideell-geistige Grundsteinlegung handeln. Der Boden, in den der «Grundstein» gelegt wurde, konnten nur die Herzen und Seelen der in der Gesellschaft vereinigten Persön­lichkeiten sein, und der Grundstein selbst muß die aus der anthropo­sophischen Lebensgestaltung quellende Gesinnung sein. Diese Gesinnung bildet in der Art, wie sie von den Zeichen der gegenwärtigen Zeit gefordert wird, der Wille, durch menschliche Seelenvertiefung den Weg

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* Der Einzelbezug der Mitteilungen ist den Mitgliedern möglich. Die Bedingun­gen dafür finden sich am Kopfe dieser ersten Nummer. Alles, was sich auf die Aus-führung der Statuten im einzelnen bezieht, wird in einer besonderen «Geschäfts-Ordnung» gegeben werden. Diese wird in einer der nächsten Nummern der Mittei-lungen enthalten sein.

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zum Anschauen des Geistes und zum Lehen aus dem Geiste zu finden. Ich möchte zunächst hieher setzen, womit ich in Spruchform den «Grundstein» zu gestalten versuchte und die weitere Schilderung der Eröffnungsversammlung in der nächsten Nummer dieses Mitteilungs-blattes geben.

Menschenseele!

Du lebest in den Gliedern,

Die dich durch die Raumeswelt

In das Geistesmeereswesen tragen:

Übe Geist-Erinnern

In Seelentiefen,

Wo in waltendem

Weltenschöpfer-Sein

Das eigne Ich

Im Gottes-Ich

Erweset;

Und du wirst wahrhaft leben

Im Menschen-Welten-Wesen.

Denn es waltet der Vater-Geist der Höhen

In den Weltentiefen Sein-erzeugend:

Ihr Kräfte-Geister

Lasset aus den Höhen erklingen,

Was in den Tiefen das Echo findet;

Dieses spricht:

Aus dem Göttlichen weset die Menschheit.

Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd:

Menschen mögen es hören.

Menschenseele!

Du lebest in dem Herzens-Lungen-Schlage,

Der dich durch den Zeitenrhythmus

In's eigne Seelenwesensfühlen leitet:

Übe Geist-Besinnen

Im Seelengleichgewichte,

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Wo die wogenden

Welten-Werde-Taten

Das eigne Ich

Dem Welten-Ich

Vereinen;

Und du wirst wahrhaft fühlen

Im Menschen-Seelen-Wirken.

Denn es waltet der Christus-Wille im Umkreis

In den Weltenrhythmen Seelen-begnadend;

Ihr Lichtes-Geister

Lasset vom Osten befeuern,

Was durch den Westen sich formet;

Dieses spricht:

In dem Christus wird Leben der Tod.

Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd:

Menschen mögen es hören.

Menschenseele!

Du lehest im ruhenden Haupte,

Das dir aus Ewigkeitsgründen

Die Weltgedanken erschließet:

Übe Geist-Erschauen

In Gedanken-Ruhe,

Wo die ew'gen Götterziele

Welten-Wesens-Licht

Dem eignen Ich

Zu freiem Wollen

Schenken;

Und du wirst wahrhaft denken

In Menschen-Geistes-Gründen.

Denn es walten des Geistes-Weltgedanken

Im Weltenwesen Licht-erflehend:

Ihr Seelen-Geister

Lasset aus den Tiefen erbitten,

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Was in den Höhen erhöret wird:

Dieses spricht:

In des Geistes Weitgedanken erwachet die Seele.

Das hören die Geister in Ost, West, Nord, Süd:

Menschen mögen es hören.

In der Zeiten Wende

Trat das Welten-Geistes-Licht

In den irdischen Wesensstrom;

Nacht-Dunkel

Hatte ausgewaltet;

Taghelles Licht

Erstrahlte in Menschenseelen;

Licht,

Das erwärmet

Die armen Hirtenherzen;

Licht,

Das erleuchtet

Die weisen Königshäupter.

Göttliches Licht,

Christus-Sonne

Erwärme

Unsere Herzen;

Erleuchte

Unsere Häupter;

Daß gut werde,

Was wir

Aus Herzen gründen,

Was wir

Aus Häuptern führen

Wollen.

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#TI

DER VORSTAND DER

ALLGEMEINEN ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

#TX

Der Vorstand wurde auf der Weihnachtstagung aus Persönlichkeiten gebildet, die durch die Art ihres Verbundenseins mit dem anthroposo­phischen Leben in der Lage sein werden, von dem Goetheanum aus mit Initiative dasjenige zu tun, was in der Richtung des auf diesen Spalten Ausgesprochenen liegt. Es müssen dies Persönlichkeiten sein, die am Goetheanum selbst ihre Tätigkeit haben. Über die Art, wie >sie sich zu den andern Funktionären der Gesellschaft stellen, soll in der nächsten Nummer dieser Mitteilungen gesprochen werden. Vorläufig sollen hier nur ihre Namen genannt werden: 1. Vorsitzender: Dr. Rudolf Steiner. 2. Vorsitzender: Albert Steffen. Schriftführer: Frau Dr. Ita Wegman. Beisitzer: Frau Marie Steiner, Fräulein Lili [Elisabeth] Vreede. Sekretär und Schatzmeister: Dr. Guenther Wachsmuth. Dieser Vorstand wird in Paragraph 15 des «Statuts» als Gründungsvorstand genannt.

Im Inhalt des nächsten Mitteilungsblattes wird vorkommen:

I . Aufruf an die Mitglieder durch Rudolf Steiner

2. Fortsetzung der Mitteilungen über die Weihnachtstagung

3. Konstitution der Gesellschaft

4. Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft.

Es wird wünschenswert sein, dieses Mitteilungsblatt für Mitglieder der einzelnen Länder in Übersetzung erscheinen zu lassen. Wir bitten die verehrten Generalsekretäre oder Vorstände der einzelnen Gesell­schaften und Gruppen, uns über diese Übersetzungen Vorschläge zu machen.

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Nachrichtenblatt, 20. Januar 1924

#TI

An die Mitglieder!

I.

#TX

Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthropo­sophischen Gesellschaft kann ihren Inhalt nicht allein in dem haben, was die während ihrer Dauer am Goetheanum versammelten Mitglieder erlebt haben. Nur wenn man überall, wo man Anthroposophie liebt, in der Zukunft empfinden wird: es ist durch die Ausführung dessen, was durch >diese Tagung angeregt worden ist, neues anthroposophisches Leben gekommen, wird dieser Inhalt wirklich da sein. Wenn dies nicht sein würde, hätte diese Tagung ihre Aufgabe nicht erfüllt. So sprachen wohl auch die Gefühle derjenigen, die Teilnehmer waren.

Mehr als zwei Jahrzehnte ist das anthroposophische Leben gepflegt worden. Diejenigen Persönlichkeiten, die sich in den bisher bestehenden Formen zu diesem Leben zusammengeschlossen haben, werden, wenn sie ihre Erfahrungen sprechen lassen, verstehen, warum vom Goethe­anum aus versucht worden ist, einen neuen Impuls zu geben.

Aus kleinen Anfängen ist das anthroposophische Streben heraus gewachsen. Wenige Menschen haben sich innerhalb des Rahmens der Theosophischen Gesellschaft zur Teilnahme an >dem zusammengefunden, was in der besonderen Gestalt der Anthroposophie vor sie hintrat. Kennen lernen wollten sie zunächst diese Anthroposophie und für das Leben fruchtbar sein lassen. In kleinen Kreisen und in kleinen öffent­lichen Veranstaltungen wurde über die geistige Welt, über das Wesen des Menschen und über die Art, wie man zur Erkenntnis von beiden kommt, gesprochen. Kaum kümmerte sich jemand, der nicht an den Veranstaltungen teilgenommen hat, um das, was da vorgebracht wurde. Und von denjenigen, die teilnahmen, fanden viele, was ihre Seelen aus tiefster Sehnsucht suchten. Dann wurden sie entweder treue, stille Anteilnehmer oder mehr oder weniger enthusiastische Mitarbeiter. Andere fanden es nicht und blieben, als sie dies bemerkten, weg. Alles ging in Ruhe und ohne Störung von außen vor sich.

Viele Jahre hindurch ist es so gewesen. Es wurden die grundlegenden

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Geistes- und Seelen-Einsichten gepflegt. Man konnte in dieser Pflege sehr weit gehen. Für Persönlichkeiten, die längere Zeit mit der Anthro-posophie sich beschäftigt hatten, konnte eine Gelegenheit geschaffen werden, durch die sie von den grundlegenden zu den höheren Wahr­heiten aufsteigen konnten. Dadurch wurde als Anthroposophie etwas begründet, das nicht nur ein geisteswissenschaftliches Erkenntnissystem, sondern etwas Lebendiges in den Herzen vieler Menschen war.

Doch Anthroposophie geht bis an die Wurzel des Menschendaseins. Und sie findet sich in dieser Wurzel zusammen mit allem, was im Erleben und Schaffen der Menschen erwächst. Deshalb war es natur­gemäß, daß sie ihre Betätigung nach und nach über die mannigfaltigsten Gebiete des Erlebens und Schaffens ausdehnte.

Ein Anfang wurde mit dem Künstlerischen gemacht. In Mysterienaufführungen wurde künstlerisch gestaltet, was die geistgemäße An­schauung von Welt und Menschen offenbarte. Zahlreichen Mitgliedern war es befriedigend, im künstlerischen Bilde wieder zu empfangen, was sie vorher ohne äußeres Bild, nur im Gemüte, aufgenommen hatten.

Auch dies konnte geschehen, ohne daß sich andere Menschen als die unmittelbar Beteiligten viel darum kümmerten.

Da wurde von enthusiastischen und opferwilligen Anteilnehmern an der Anthroposophie der Plan gefaßt, dieser eine >eigene Heimstätte zu schaffen. 1913 konnte der Grundstein zu dieser, die später Goetheanum genannt wurde, gelegt werden. In den darauffolgenden Jahren wurde sie gebaut.

Ein anderes kam hinzu. In der Anthroposophischen Gesellschaft hatten sich allmählich Persönlichkeiten eingefunden, deren Lebens­aufgabe die Pflege des einen oder des andern wissenschaftlichen Ge­bietes war. Gewiß, der ursprüngliche Beweggrund ihres Anschlusses an die Gesellschaft war auch für diese Persönlichkeiten das allgemeine menschliche Seelen- und Herzensbedürfnis. Sie wollten in ihrer Seele die Wege finden, die diese an das Licht des Geistes heranführen. -Aber ihr wissenschaftlicher Entwickelungsgang hatte sie auch dazu geführt, einzusehen, daß die herrschenden Anschauungen überall, wo entscheidende Erkenntnisse zu einem brennenden Bedürfnis des Men­schen werden, versagen, weil sie an tote Punkte kommen. Sie mußten

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erfahren, daß man die Wissenschaften überall da fortsetzen könne, wo sie nach den bisherigen Methoden in das Nichtige auslaufen, wenn man sie durch Anthroposophie befruchtet. - Und so entstand anthroposophische Arbeit auf den mannigfaltigsten wissenschaftlichen Gebieten.

Durch das Goetheanum und durch die wissenschaftliche Arbeit war die Anthroposophische Gesellschaft so vor die Welt hingestellt, daß deren vorherige ruhige und störungsfreie Entwickelung aufhörte. Man wurde auf Anthroposophie aufmerksam. Man fing außerhalb ihrer eigenen Kreise an, zu fragen, was an ihr richtig und heilsam ist. Es konnte nicht ausbleiben, daß sich Menschen fanden, welche mit ihrem Urteile an anderem hingen, als was Anthroposophie zeigte, oder die ihr Leben mit etwas verbunden hatten, das im Lichte der Anthroposophie nicht so erschien, wie sie es haben wollten. Diese fingen nun an, Anthroposophie von ihren Gesichtspunkten und Lebensinhalten aus zu beurteilen.

Was nun daraus in ganz kurzer Zeit entstand, darauf war die Anthroposophische Gesellschaft nicht vorbereitet. In ihr ist ruhig gearbeitet worden. Und in der ruhigen Arbeit fanden weitaus die meisten der Mitglieder ihre volle Befriedigung. Es war alles, was sie glaubten leisten zu sollen, neben den Aufgaben, die ihnen ihr Platz im äußeren Leben zugewiesen hatte.

Und wer könnte diesen Mitgliedern auch nur im geringsten unrecht geben, wenn sie in dieser Art denken? Menschen, die unbefriedigt sich von anderem abwenden und zur Anthroposophie kommen, wollen naturgemäß in ihr das Positive der Geist-Erkenntnis und des geistigen Lebens finden. Sie fühlen sich in ihrem Suchen gestört, wenn sie von allen Seiten von Kämpfen gegen die Anthroposophie berührt werden.

Es ist schon so, daß die ernste Frage für die Anthroposophische Ge­sellschaft entstanden ist: wie ist in der Art, die für wahre Pflege des Geisteslebens notwendig ist, diese Pflege weiterzuführen, trotzdem die Zeit vorüber ist, in der sich um Anthroposophie niemand außer den Anteilnehmenden kümmerte? Vor der Leitung des Goetheanums gestaltete sich eine der Fragen, die für sie in Betracht kommen, so: Ist vielleicht nötig, sich zu gestehen, daß von der Anthroposophischen

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Gesellschaft noch mehr Anthroposophie erarbeitet werde, als bisher geschehen ist? Und wie kann dies geschehen?

Von diesen Fragen ausgehend, möchte ich in der folgenden Nummer dieses Nachrichtenblattes meine «Ansprache an die Mitglieder» fort­setzen.

#TI

Nachrichtenblatt, 27. Januar 1924

An die Mitglieder!

II.

DAS RECHTE VERHÄLTNIS DER GESELLSCHAFT

ZUR ANTHROPOSOPHIE

#TX

Für Menschen soll Anthroposophie da sein, die in ihrer Seele die Wege zum geistigen Erleben suchen. Und wenn die Anthroposophische Ge­sellschaft ihre Aufgabe erfüllen will, dann muß sie den suchenden Seelen dienen können. Sie muß als Gesellschaft selbst das rechte Ver­hältnis zur Anthroposophie finden.

Anthroposophie kann nur als etwas Lebendiges gedeihen. Denn der Grundzug ihres Wesens ist Leben. Sie ist aus dem Geiste fließendes Leben. Deshalb will sie von der lebendigen Seele, von dem warmen Herzen gepflegt sein.

Die Urform, in der sie unter Menschen auftreten kann, ist die Idee; und das erste Tor, an das sie sich bei Menschen wendet, ist die Einsicht. Wäre das nicht so, sie hätte keinen Inhalt. Sie wäre bloße Gefühls-schwärmerei. Aber der wahre Geist schwärmt nicht; er spricht eine deutliche, inhaltvolle Sprache.

Aber diese Sprache ist eine solche, die nicht allein den Verstand, sondern den ganzen Menschen ergreift. Wer nur mit dem Verstande Anthroposophie aufnimmt, der tötet sie in seinem Aufnehmen. Er findet dann vielleicht, daß sie «kalte Wissenschaft» sei. Aber er bemerkt nicht, daß sie erst durch den Empfang, den er ihr in seiner >Seele bereitet hat, ihr warmes Leben verloren hat.

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Anthroposophie muß sich, wenn sie in unserer Gegenwart ein Dasein haben will, der Mittel der gegenwärtigen Zivilisation bedienen. Sie muß in Büchern und im Vortrage ihren Weg zu den Menschen finden. Allein sie ist, ihrem Wesen nach, keine Sache für Bibliotheken. Sie muß jedesmal neu erstehen, wenn das Menschenherz sich an das Buch wendet, um von ihr zu erfahren. Das wird nur sein können, wenn das Buch so geschrieben ist, daß der Mensch beim Schreiben in die Herzen der Mit­menschen geschaut hat, um wissen zu können, was er ihnen zu sagen hat. Das wipd aber auch nur sein können, wenn der Mensch beim Schreiben von dem Leben des Geistes berührt ist, und wenn er dadurch in die Lage kommt, dem toten Schreibworte anzuvertrauen, was die nach dem Geistigen suchende Seele des Lesers als ein Wiedererstehen des Geistes aus dem Worte empfinden kann. Nur Bücher, die im lesen-den Menschen lebendig werden können, sind anthroposophische Bücher.

Noch weniger als das tote Buch selbst verträgt die Anthroposophie das in der Menschenrede zum Scheinleben gewordene Buch. Unsere Gegenwartszivilisation ist in vielen Gebieten so, daß Lesen eines Buches oder Aufsatzes und Anhören eines Menschen als etwas Gleichartiges erscheinen. Man lernt, indem man einem Menschen zuhört, nicht den Menschen kennen, sondern das, was er gedacht hat und was ebensogut geschrieben sein kann.

Anthroposophie verträgt nicht, daß sie restlos von dieser Art auf-gesogen werde. Wer Anthroposophie von einem Menschen hört, der I will den Menschen in all seinem ursprünglichen Wesen vor s>ich haben, nicht einen gesprochenen Aufsatz.

Deshalb kann Anthroposophie, wenn sie auch als Literatur notwen­dig leben muß, jedesmal wie neu geboren werden, wenn sie in einer Gruppe von Menschen im Worte den Weg zu den Seelen sucht. Aber sie wird da nur neu geboren werden, wenn der Mensch zum Menschen spricht, nicht der aufgenommene Gedanke.

Anthroposophie kann deshalb ihre Wege auch nicht durch ein gewöhnliches Agitieren finden, wenn dieses auch mit gutem Willen getrieben wird. Agitation tötet die wahre Anthroposophie. Diese muß auftreten, weil sie vom Geiste zu ihrem Auftreten geführt wird. Sie muß ihr Leben erweisen, weil alles Leben nur im Dasein sich offenbaren

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kann. Aber sie darf mit ihrem Dasein niemanden bedrängen. Sie muß warten, ob jemand kommt, der sie aufnehmen will. Einen Zwang auch nur durch Überredung gegenüber den Menschen darf sie nicht kennen.

Solche Gesinnung, das möchte ich als etwas, das aus der Weihnachts-tagung hervorgehen muß, den Mitgliedern als etwas besonders Not­wendiges hinstellen. Wir sind mit vielem auf Widerstand gestoßen, weil solche Gesinnung nicht immer rein in den Herzen gelebt hat. Oft, auch wenn wir uns solcher Gesinnung befleißigten, konnten wir sie in der Prägung der Worte nicht festhalten. Und schon in unseren Worten muß tönen, was nicht agitatorisch überreden, sondern was allein dem Geiste Ausdruck verleihen will.

Von solcher Gesinnung getragene Anthroposophie wird mehr sein, als was bisher in unseren Gruppen oft von Anthroposophie gelebt hat. Das Goetheanum möchte allein aus dieser Gesinnung heraus wirken. Es hat sich den uns entrissenen Bau in solchen künstlerischen Formen errichtet, die schon für sich diese >Gesinnung offenbarten. Wenn sich in das untergegangene Goetheanum ein Wort verirrte, das agitatorisch tönte, so gab es einen schrillen Mißklang zwischen ihm und den Bau-formen. Wenn das Goetheanum neu ersteht, so wird es nur dann eine Wahrheit sein, wenn die Anthroposophische Gesellschaft überall ein lebendiger Zeuge seiner Wahrheit wird sein wollen.

Man darf gerade auf dem Boden der Anthroposophie nicht glauben, daß wirksam nur das sein kann, dem man die Wirksamkeit künstlich aufprägt. Was aus dem Wesen seines eigenen Geistes heraus lebt, das kann warten, bis die Welt seine Wirksamkeit aufnehmen will.

Wenn in jeder Gruppe der Anthroposophischen Gesellschaft diese Gesinnung lebt, »dann wird der Geist der Anthroposophie auch hinaus-wirken dahin, wo es unsere Pflicht ist, vor die Welt Anthroposophie hinzutragen. Wir dürfen nicht uns mit dem Flitter der Geheimnistuerei umgeben. Die Gegenwart verträgt solch>en Flitter nicht. Sie will wirken in voller Öffentlichkeit. Das «Geheimnis» liegt nicht in der Geheimnis­tuerei, sondern in dem innerlichen Ernste, mit dem in jedem Herzen Anthroposophie neu erlebt werden muß. Sie kann nicht auf äußerliche Art übertragen werden. Sie kann nur in innerem Erleben von der Seele erfaßt werden. Dadurch wird sie zum «Geheimnis», das jedesmal im

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Verständiiis neu entsiegelt werden muß. Begreift man diese Art von «Geheimnis», so wird man auch die rechte «esoterische» Gesinnung in seiner Seele tragen.

#TI

Nachrichtenblatt, 3. Februar 1924

An die Mitglieder!

III.

ANTHROPOSOPHISCHE MITGLIEDERVERSAMMLUNGEN

#TX

Es ist in nicht wenigen Fällen vorgekommen, daß Persönlichikeiten die Mitgliedschaft der Anthroposophischen Gesellschaft nur aus dem Grun>de erworben haben, weil sie dadurch die Schriften kaufen konnten, die außerhalb der Gesellschaft bisher unverkäuflich waren. Um das Leben in den Gruppen der Gesellschaft haben sich diese Mitglieder dann wenig gekümmert. Sie gingen ja wohl zunächst zu Mitgliederzusam­menkünften, blieben aber nach kurzer Zeit weg und sagten: was da getrieben wird, fördert mich nicht. Ich komme besser zur Anthroposb­phie, wenn ich mich für mich allein mit ihr beschäftige.

Es ist gewiß nicht zu leugnen, daß die Vorwürfe, die solche Persön­lichkeiten den Mitgliederversammlungen machten, nicht immer begrün­det waren. Es lag nicht immer an diesen Versammlungen, sondern oft an den unmöglich zu befriedigenden Ansprüchen derer, die kein Verhältnis zu ihnen finden konnten.

Es ist eben leicht, zu sagen: dies oder jenes befriedigt mich nicht. Schwieriger ist es, dieses Nicht-Befriedigende in Ruhe zu bemerken und dann die nötigen Anstrengungen machen, um von sich aus zur Besserung beizutragen.

Aber andererseits ist kein Grund dazu vorhanden, die Tatsache zu verbergen, daß in den Mitgliederzusammenkünften manches anders sein sollte, als es ist.

Gerade bei solchen Zusammenkünften könnte sich eine bedeutsame Wahrheit bewähren. Wenn Menschen zusammen das Geistige in innerer

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Ehrlichkeit suchen, dann finden sie auch die Wege zueinander, von Seele zu Seele.

Diese Wege zu finden, ist gegenwärtig einer unbegrenzt großen Anzahl von Menschen ein tiefes Herzensbedürfnis. Sie sagen: wenn die Anthroposophie die rechte Lebensanschauung ist, dann muß bei denen, die sich Anthroposophen nennen, dieses Herzensbedürfnis vorhanden sein. Dann aber müssen sie sehen, wie viele, die in den Mitgliedergrup­pen Anthroposophie als ihre theoretische Überzeugung vertreten, dieses Herzensbedürfnis nicht zeigen.

Anthroposophische Mitgliederversammlungen müssen es sich natür­lich zur Aufgabe machen, den Inhalt der anthroposophischen Welt­anschauung zu pflegen. Man liest und hört an dasjenige, was durch Anthroposophie an Erkenntnissen gewonnen ist. Wer das nicht ein­sieht, hat gewiß unrecht. Denn um bloß über allerlei Meinungen zu debattieren, die man auch ohne Anthroposophie hat, dazu braucht man eben keine Anthroposophische Gesellschaft. Aber wenn es beim bloßen Vorlesen der anthroposophischen Schriften bleibt, oder auch, wenn Anthroposophie als bloße Lehre vorgetragen wird, dann ist es richtig, daß man dasselbe, was die Zusammenkünfte bringen, auch in aller Einsamkeit durch die Lektüre erreichen kann.

Jeder, >der zu anthroposophischen Zusammenkünften geht, sollte das Gefühl haben, er finde da mehr, als wenn er bloß in Einsamkeit Anthro­posophie treibt. Er sollte >dahin gehen können, weil er da Menschen findet, mit denen zusammen er gerne Anthroposophie treiben will. In den Schriften über Anthroposophie findet man eine Weltanschauung. In den anthroposophischen Zusammenkünften sollte der Mensch den Menschen finden.

Auch wer noch so eifrig Anthroposophisches liest, der >sollte ein freudiges, gehobenes Gefühl haben können, in eine Zusammenkunft von Anthroposophen zu gehen, weil er sich auf die Menschen freut, die er da findet. Er sollte sich auch dann freuen können, wenn er voraus-setzen muß, daß er nichts anderes hört, als was er längst schon in sich aufgenommen hat.

Findet man in einer anthroposophischen Gruppe ein neu eingetrete­nes Mitglied, so sollte man es als altes Mitglied nicht bei der Befriedigung

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bewenden lassen, daß die Anthroposophie wieder einen neuen «Anhänger» gewonnen habe. Man sollte nicht bloß den Gedanken haben: jetzt ist wieder einer da, in den man Anthroposophie hinein-gießen kann; sondern man sollte eine Empfindung für das Menschliche haben, das mit dem neuen Mitgliede in die anthroposophische Gruppe hereinkommt.

In der Anthroposophie kommt es auf die Wahrheiten an, die durch sie offenbar werden können; in der Anthroposophischen Gesellschaft kommt es auf das Leben an, das in ihr gepflegt wird.

Es wäre von größtem Übel, wenn in berechtigter Art die Meinung aufkommen könnte: Anthroposophie mag noch so wertvoll sein, wenn ich aber Menschen näherkommen will, dann gehe ich lieber anders­wo hin, als wo Anthroposophen in Selbstzufriedenheit fanatisch mir nur ihre theoretischen Gedanken an den Kopf werfen wollen und sagen:

wenn du nicht denkst wie ich, so bist du höchstens ein halber Mensch.

Viel aber kann zum berechtigten Aufkommen einer solchen Meinung beitragen: auf der einen Seite das kalte, nüchterne Belehrenwollen, in das man leicht verfällt, wenn man die Wahrheit der Anthroposophie eingesehen hat. Auf der andern Seite aber steht das Esoterik-Spielen, das manchen neu Eintretenden so stark abstößt, wenn er an die anthroposophischen Zusammenkünfte herantritt. Ein solcher findet Menschen, die geheimnisvoll damit tun, daß sie vieles wissen, was man denen, die «dazu noch nicht reif sind, nicht sagen kann». Aber über der ganzen Rederei schwebt etwas Spielerisches. Esoterisches verträgt eben nur Lebensernst, nicht die eitle Befriedigung, die man an dem Beschwätzen hoher Wahrheiten haben kann. Deshalb muß noch lange nicht die Sentimentalität, die sich vor der Freude und der Begeisterung fürchtet, das Lebenselement im Zusammenleben der Anthroposophen sein. Aber das spielerische Sich-Zurückziehen vor dem «profanen Leben», um «wahre Esoterik» zu treiben, das verträgt die Anthroposophische Ge­sellschaft nicht. Das Leben enthält an allen Orten viel mehr Esoterisches, als sich oft diejenigen träumen lassen, die da sagen: da oder dort kann man nicht Esoterik treiben; man muß das in diesem oder jenem abge­sonderten Zirkel tun. Gewiß sind solche Zirkel oft notwendig. Aber sie können spielerisches Wesen nicht vertragen. Sie müssen Stätten sein,

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von denen aus das Leben wirklich befruchtet werden kann. «Esoterische» Zirkel, die nur entstehen, um durch den mangelnden Ernst bald wieder zu verschwinden, können nur zerstörende Kräfte in die Anthroposo­phische Gesellschaft tragen. Sie gehen nur allzu oft aus Cliquenbedürfnis hervor, und dieses bewirkt nicht, daß viel, sondern daß wenig anthro­posophisches Leben in der Gesellschaft ist. Wenn es gelingt, dem inner­lich Unwahren, das in vielem Reden über «Esoterik» bisher vorhanden war, entgegenzuwirken, so wird die wahre Esoterik in der Anthro­posophischen Gesellschaft eine rechte Stätte finden können.

#TI

Nachrichtenblatt, 10. Februar 1924

An die Mitglieder!

IV.

DIE STELLUNG DER MITGLIEDER ZUR GESELLSCHAFT

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Es ist begreiflich, daß unter den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft eine verschiedene Auffassung herrscht über ihre Stellung zu dieser Gesellschaft. Wer in diese eintritt, kann die Auffassung haben, in ihr zu finden, was er aus den innersten Bedürfnissen seiner Seele heraus sucht. Und in diesem Suchen und dem Finden dessen, was ihm die Gesellschaft geben kann, findet dann ein solches Mitglied den Sinn seiner Mitgliedschaft. Ich habe schon angedeutet, daß gegen eine solche Auffassung im Grunde nichts eingewendet werden kann.

Denn die Gesellschaft kann wegen des Wesens der Anthroposophie nicht die Aufgabe haben, einen Kreis von Menschen zu vereinigen, denen sie bei ihrem Eintritte Pflichten auferlegt, die sie nicht schon vorher anerkannt haben, sondern nur um der Gesellschaft willen aus­üben sollen. Pflichten kann im eigentlichen Sinne nur die Gesellschaft gegenüber den Mitgliedern haben.

Aber gerade dieses Selbstverständliche bewirkt ein anderes, das nicht immer in der richtigen Art angesehen, oft überhaupt nicht einmal bedacht wird.

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Es erwächst nämlich sogleich für dasjenige Mitglied, das in irgendeiner Art tätig in der Gesellschaft für diese wird, eine große Verant­wortlichkeit und ein ernster Pflichtenkreis Wer zu einer solchen Tätig­keit nicht überzugehen die Absicht hat, dem sollte man seine stillen Kreise nicht stören. Wer aber in der Gesellschaft irgend etwas tun will, der darf nicht außer acht lassen, daß er die Angelegenheiten der Gesell­schaft zu seinen eigenen machen muß.

Will jemand ein stilles Mitglied sein, dann muß es an ihm begreiflich sein, wenn er zum Beispiel sagt: ich kann mich nicht darum bekümmern, was die Gegner der Gesellschaft über diese sagen. Das hört sogleich auf, wenn er über den Kreis der stillen Anteilnahme hinausgeht. Dann erwächst ihm sogleich die Aufgabe, auf die Gegnerschaft hinzusehen und an der Anthroposophie und Gesellschaft das zu verteidigen, was an ihr in berechtigter Art zu verteidigen ist.

Daß dieser ganz notwendigen Tatsache nicht immer Rechnung getra­gen worden ist, war der Gesellschaft nicht förderlich. Es muß die Mit­glieder, die von der Gesellschaft mit allem guten Recht fordern können, daß sie ihnen zunächst gibt, was sie ihnen verspricht, sonderbar berüh­ren, wenn man sogleich von ihnen denselben Pflichtenkreis verlangt, den diejenigen sich auferlegen müssen, welche diese Versprechungen machen.

Wenn man von Pflichten der Mitglieder im Hinblick auf die Gesell­schaft redet, so kann sich dieses also nur auf die tätig sein wollenden Mitglieder beziehen. Das soll natürlich nicht verwechselt werden mit dem Sprechen von Verpflichtungen der Menschen als solchen, das aus der Anthroposophie selbst heraus sich ergibt. Diese Dinge werden aber immer den ganz allgemeinen menschlichen Charakter tragen und nur den Anschauungskreis darüber so erweitern, wie sich das aus der Ein­sicht in die geistige Welt ergibt. Redet die Anthroposophie von solchen Verpflichtungen, so kann sie damit nie meinen, daß man damit etwas nur für die Anthroposophische Gesellschaft Verbindliches sagt, sondern etwas, das sich aus der recht verstandenen Menschenwesenheit als solcher ergibt.

Aber gerade deswegen, weil aus dem Wesen der Anthroposophischen Gesellschaft für die in ihr tätigen Mitglieder der Pflichtenkreis erwächst,

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sollte dieser so ernst wie möglich genommen werden. Wer zum Beispiele als Mitglied der Gesellschaft anderen die Einsichten der Anthroposo­phie überliefern will, dem erwachsen sogleich diese Pflichten, wenn er über den allerengsten stillen Kreis einer solchen Belehrung hinausgeht. Ein solcher wird sich klar sein müssen über die allgemeine geistige Lage der Menschen in der gegenwärtigen Zeit. Er wird von der Aufgabe der Anthroposophie eine deutliche Vorstellung haben müssen. Er wird, soviel ihm dies auch nur möglich ist, sich in Zusammenhang halten müs­sen mit den andern tätigen Mitgliedern der Gesellschaft. Eine solche Persönlichkeit wird weit davon entfernt sein müssen, zu sagen: es erregt mein Interesse nicht, wenn die Anthroposophie und ihre Träger von Gegnern in einem falschen Lichte dargestellt oder sogar verleumdet werden.

Der Vorstand, der bei der Weihnachtstagung gebildet worden ist, faßt seine Aufgabe so auf, daß er dem hier Ausgesprochenen innerhalb der Gesellschaft zur Verwirklichung verhelfen will. Und er kann nicht anders, als alle tätig sein wollenden Mitglieder darum zu bitten, sich zu Mithelfern dieser seiner Absichten zu machen.

Nur dadurch kann erreicht werden, daß die Gesellschaft ihrer gesam­ten Mitgliedschaft und damit auch der Welt das halten kann, was sie verspricht.

Es ist zum Beispiel wirklich betrüblich, wenn man die folgende Erfahrung macht: Es kommt innerhalb der Gesellschaft vor, daß sich an einem Orte tätig sein wollende Mitglieder von Zeit zu Zeit über die Angelegenheiten der Gesellschaft besprechen. Sie halten zu diesem Zwecke Versammlungen ab. Wenn man dann mit den einzelnen Per­sönlichkeiten, die bei diesen Versammlungen sitzen, spricht, so bemerkt man, daß sie in Wirklichkeit übereinander, über ihre Tätigkeiten für die Gesellschaft und so weiter Ansichten haben, die bei den Versamm­lungen gar nicht zur Sprache kommen. Man kann erfahren, daß irgend jemand gar keine Ahnung hat, wie die oft mit ihm Vereinten über seine Tätigkeit denken. Dergleichen in bessere Bahnen zu bringen, müßte ganz unbedingt aus dem Impuls folgen, den die Weihnachtstagung gegeben hat. Die tätig sein wollenden Mitglieder vor allen müßten diesen Impuls zu verstehen versuchen.

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Man hört von solchen tätig sein wollenden Mitgliedern gar oft sagen:

ich habe ja den guten Willen; aber ich weiß eben nicht, was das Richtige ist. Man sollte über diesen «guten Willen» doch nicht eine allzu bequeme Ansicht haben. Man sollte sich doch immer wieder fragen: habe ich denn auch wirklich alle Wege gesucht, die sich in der Gesellschaft bieten, um das «Richtige» in der gutwilligen Zusammenarbeit mit andern zu finden?

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Nachrichtenblatt, 17. Februar 1924

An die Mitglieder!

V.

ANTHROPOSOPHISCHE LEITSÄTZE

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Man soll an dieser Stelle in der Zukunft eine Art anthroposophischer Leitsätze finden. Sie sind so aufzufassen, >daß sie Ratschläge enthalten über die Richtung, welche die Vorträge und Besprechungeii in den ein­zelnen Gruppen der Gesellschaft durch die führenden Mitglieder nehmen können. Es wird dabei nur an eine Anregung gedacht, die vom Goe­theanum aus der gesamten Gesellschaft gegeben werden möchte. Die Selbständigkeit im Wirken der einzelnen führenden Mitglieder soll damit nicht angetastet werden. Es ist gut, wenn die Gesellschaft sich so entfaltet, daß in völlig freier Art in den einzelnen Gruppen zur Geltung kommt, was die führenden Mitglieder zu sagen haben. Dadurch wird das Leben der Gesellschaft bereichert und in sich mannigfaltig gestaltet werden.

Aber es sollte ein einheitliches Bewußtsein in der Gesellschaft ent­stehen können. Das kann geschehen, wenn man von den Anregungen, die an den einzelnen Orten gegeben werden, überall weiß. Deshalb werden hier in kurzen Sätzen solche Darstellungen zusammengefaßt werden, die von mir am Goetheanum für >die Gesellschaft in Vorträgen gegeben werden. Ich denke mir, daß dann von denjenigen Persönlich­keiten, die in den Gruppen (Zweigen) Vorträge halten oder die Besprechungen

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leiten, dabei das Gegebene als Richtlinien genommen werde, um in freier Art daran anzuknüpfen. Es kann dadurch zu einer einheitlichen Gestaltung im Wirken der Gesellschaft etwas beigetragen werden, ohne daß an einen Zwang in irgendeiner Art gedacht wird.

Fruchtbar für die ganze Gesellschaft kann die Sache werden, wenn der Vorgang auch die entsprechende Gegenliebe findet, wenn die füh­renden Mitglieder über Inhalt und Art ihrer Vorträge und Anregungen auch den Vorstand am Goetheanum unterrichten. Wir werden dadurch erst aus einem Chaos verschiedener Gruppen zu einer Gesellschaft mit einem geistigen Inhalt.

Die Leitlinien, die hier gegeben werden, sollen gewissermaßen Themen anschlagen. Man wird dann in der anthroposophischen Bücher-und Zyklenliteratur an den verschiedensten Stellen die Anhaltspunkte finden, um> das im Thema Angeschlagene so auszugestalten, daß es den Inhalt der Gruppenbesprechungen bilden kann.

Auch dann, wenn neue Ideen von den leitenden Mitgliedern in den einzelnen Gruppen zutage treten, können sie ja an dasjenige angeknüpft werden, was in der geschilderten Art vom Goetheanum aus als ein Rahmen für das geistige Wirken der Gesellschaft angeregt werden soll.

Es ist ganz gewiß eine Wahrheit, gegen die nicht gesündigt werden darf, daß geistiges Wirken nur aus der freien Entfaltung der wirkenden Persönlichikeiten hervorgehen kann. Allein, es braucht dagegen nicht gesündigt zu werden, wenn in rechter Art innerhalb der Gesellschaft der eine mit dem andern im Einklange handelt. Wenn das nicht sein könnte, so müßte die Zugehörigkeit des Einzelnen oder der Gruppen zur Gesellschaft immer etwas Äußerliches bleiben. Diese Zugehörigkeit soll aber etwas sein, das man als Innerliches empfindet.

Es kann doch eben nicht so sein, daß das Vorhandensein der Anthro­posophischen Gesellschaft von dieser oder jener Persönlichkeit nur als Gelegenheit benützt wird, um das zu sagen, was man aus dieser oder jener Absicht heraus persönlich sagen will, sondern die Gesellschaft muß die Pflegestätte dessen sein, was Anthroposophie ist. Alles andere kann ja auch außerhalb ihres Rahmens gepflegt werden. Sie kann nicht dafür da sein.

Es ist in den letzten Jahren nicht zum Vorteil der Gesellschaft gewesen,

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daß in sie einzelne Mitglieder ihre Eigenwünsche hineingetragen haben, bloß weil sie mit deren Vergrößerung für diese Eigenwünsche ein Wirkungsfeld zu finden glaubten. Man kann sagen: warum ist dem nidit in der gebührenden Art entgegengetreten worden? - Wäre das geschehen, >so würde heute überall die Meinung zu horen sein: ja, wenn man >damals die Anregungen von dieser oder jener Seite aufgenommen hätte, wo wären wir gegenwärtig? Nun, man hat vieles aufgenommen, was kläglich gescheitert ist, was uns zurückgeworfen hat

Aber nun ist es genug. Die Probe auf das Exempel, das einzelne Experimentatoren in der Gesellschaft geben wollten, ist gemacht. Man braucht dergleichen nicht ins Endlose zu wiederholen. Der Vorstand am Goetheanum soll ein Körper sein, der Anthroposophie pflegen will, und die >Gesellschaft sollte eine Verbindung von Menschen sein, die sich mit ihm über ihre Pflege der Anthroposophie lebendig verständigen wollen.

Man soll nicht denken, daß, was angestrebt werden soll, von heute auf morgen erreicht werden kann. Man wird Zeit brauchen. Und es wird Geduld nötig sein. Wenn geglaubt wird, in ein paar Wochen könne verwirklicht da sein, was in den Absichten der Weihnachtstagung liegt, so wird das wieder von Schaden sein.

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Nachrichtenblatt, 24. Februar 1924

An die Mitglieder!

VI.

ERKENNTNISSTREBEN UND WILLE ZUR SELBSTZUCHT

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In der Anthroposophischen Gesellschaft treten die Menschen einander näher, als sie dies tun würden, wenn sie sich auf einem andern Lebens-felde >begegnen würden. Das gemeinsame Interesse für das geistige Weltwesen schließt die Seelen auf. Es erscheint für den einen bedeut­sam, was der andere in seinem Streben nach dem Geistigen innerlich erlebt. Der Mensch wird mitteilsam, wenn er weiß, er steht einem

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Mitmenschen gegenüber, der für das Innerste, das die Seele bewegt, ein aufmerksames Gehör hat.

Dadurch bildet es sich wie von selbst, daß die Mitglieder der Gesell­schaft anderes und dieses andere auch anders aneinander beobachten als andere Menschen. Das aber schließt zugleich eine Gefahr in sich. Man lernt einander schätzen, indem man sich trifft. Man hat die innigste Freude an der Seelenäußerung des andern. Alle edlen Wirkungen des freundschaftlichen Zusammenseins können sich rasch entfalten. Es liegt nahe, daß diese Wirkungen sich rasch zur Schwärmerei steigern können. Man sollte einer solchen Schwärmerei, trotzdem sie ihre Schattenseiten hat, nicht nur das kalte, nüchterne Philisterherz oder die überlegene Weltmenschenbaltung entgegenbringen. Schwärmerei, die sich zur harmonischen Seelenhaltung durchgerungen hat, ist geist erschließender als ein Gleichmaß, das an allen bedeutsamen Lebensoffenbarungen mit starrer Haltung vorbeigeht.

Es können aber leicht Menschen, die einander rasch nahe kommen, sich ebenso rasch wieder voneinander entfernen. Hat man den andern genau kennen gelernt, weil er sich voll aufgeschlossen hat, so bemerkt man auch bald seine Schwächen. Und dann kann die - negative Schwärmerei auftreten. Und diese Gefahr ist in der Anthroposophi­schen Gesellschaft eine überall herumschleichende. Gegen sie zu wirken, gehört zu den Aufgaben der Gesellschaft. Innere Toleranz gegen den andern sollte daher jeder im Tiefsten seiner Seele anstreben, der rechtes Mitglied der Gesellschaft sein will. Den andern verstehen lernen auch da, wo er Dinge denkt und tut, die man nicht selber denken und tun möchte, das sollte ein Ideal darstellen.

Es braucht dies nicht gleichbedeutend zu sein mit der Urteilslosigkeit gegenüber Schwächen und Fehlern. Verstehen ist etwas anderes als Sich-blind-machen. Man kann zu einem Menschen, den man liebt, von dessen Verfehlungen reden: er wird in vielen Fällen darin den schönsten Freundschaftsdienst sehen. Man kann aber auch mit der Empfindung des gleichgültigen Richters den andern abkanzeln: er prallt zurück vor der Verständnislosigkeit und tröstet sich mit dem Haßgefühle, das in ihm gegenüber dem Kritiker aufdämmert.

Es kann in vieler Beziehung in der Anthroposophischen Gesellschaft

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verhängnisvoll werden, wenn die Intoleranz und Verständnislosigkeit gegenüber andern Menschen in sie in der Form hineingetragen werden, in der sie gegenwärtig in weitem Umfange das Leben beherrschen. Denn durch das Nahe-Stehen der Menschen steigern sie sich innerhalb der Gesellschaft.

Das sind Dinge, die stark darauf hinweisen, wie das lebendigere Erkenntnisstreben in der Anthroposophischen Gesellschaft notwendig begleitet sein muß von dem Ringen nach einer Veredelung des Gefühls-und Empfindungslebens. Das verstärkte Erkenntnisstreben vertieft das Seelenleben nach der Region hin, wo Hochnut, Seibstuberschätzung, Teilnahrnslosigkeit mit andern Menschen und noch vieles andere lauern. Ein minderes Erkenntnisstreben greift auch nur schwach in diese Region -ein. Es läßt sie in den Tiefen der Seele schlafen. Ein regsames Erkennt­nisleben stört sie aus ihrem Schlafe auf. Gewohnheiten, die sie nieder­gehalten haben, verlieren ihre Kraft. Das Ideal, das auf Geistiges sich richtet, kann Seeleneigenschaften erwecken, die ohne dieses Ideal nicht offenbar geworden wären. Die Anthroposophische Gesellschaft sollte dazu da sein, durch die Pflege edlen Gefühls- und Empfindungslebens Gefahren entgegenzuwirken, die da lauern. Es gibt Instinkte in der Menschennatur, die zur Furcht vor der Erkenntnis treiben, weil sie solche Zusammenhange wittern. Wer aber sein Erkenntnisstreben des-halb schlummern läßt, weil durch dessen Pflege seine häßlichen Gefühle aufgerührt werden, der verzichtet auch darauf, den vollen Umfang des wahren Menschen in sich zu entwickeln. Es ist menschenunwärdig, die Einsicht zu lähmen, weil man sich vor der Charakterschwäche fürchtet. Es kann allein menschenwürdig sein, mit dem Erkenntnisstreben auch das nach dem Willen zur Selbstzucht zu verbinden.

Und durch die Anthroposophie kann man das. Man muß nur auf die Lebendigkeit ihrer Gedanken kommen. Diese Lebendigkeit macht, daß sie auch Kraft im Willen, Wärme in Gefühl und Empfindung erzeugen können. Es liegt durchaus an dem Menschen, ob er die Anthroposophie bloß vorstellt> oder ob er sie erlebt.

Und es wird an den tätig auftretenden Mitgliedern der Gesellschaft liegen, ob durch die Art, wie sie Anthroposophie entwickeln, nur Gedanken angeregt werden können, oder ob Leben entzündet wird.

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Nachrichtenblatt. 2. März 1924

An die Mitglieder!

VII.

DIE ARBEIT IN DER GESELLSCHAFT

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In meinen Vorträgen für die Anthroposophische Gesellschaft, die ich gegenwärtig am Goetheanum halte, suche ich die Grundfragen des menschlichen Seelenlebens zur Darstellung zu bringen. In den fünf «Leitsätzen», die bisher in diesem Mitteilungsblatte enthalten waren, ist der Gesichtspunkt gekennzeichnet, von dem aus die Darstellung gegeben wird. Ich wollte der Grundforderung eines anthroposophischen Vortrages entsprechen. Der Zuhörer soll die Empfindung haben, daß Anthroposophie von dem spricht, was er bei voller Selbstbesinnung als ureigene Angelegenheit seiner Seele empfindet. Kann man für eine solche Darstellung die rechte Art finden, dann wird sich unter den Mitgliedern das Bewußtsein entwickeln: In der Anthroposophischen Gesellschafl wird der Mensch wirklich verstanden.

Man trifft damit auf dasjenige, was für die Menschen, die Mitglieder werden, der treibende Impuls ist. Sie wollen eine Stätte finden, an der Menschenverständnis seine rechte Pflege findet.

Man ist eigentlich schon auf dem Wege zur Anerkennung des Geistes-wesens der Welt, wenn man ernstlich Menschenverständnis sucht. Denn man wird in diesem Suchen gewahr, daß die Naturerkenntnis in bezug auf den Menschen keine Aufschlüsse gibt, sondern nur Fragen erzeugt.

In den anthroposophischen Darstellungen kommt nur Verwirrung zustande, wenn man die Seele von der Liebe zur Natur hinwegführen will. Nicht in der Geringschätzung dessen, was die Natur den Menschen offenbart, kann der Ausgangspunkt der anthroposophischen Betrach­tung liegen. Naturverachtung, Abkehr von der Wahrheit, die in den Erscheinungen des Lebens und der Welt dem Menschen entgegenstrahlt, von der Schönheit, die in diesen Erscheinungen waltet, von den Auf-gaben, die sie dem Menschenstreben stellen, kann nur zu einem Zerr-bilde vom Geisteswesen führen.

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Ein solches Zerrbild wird immer einen persönlichen Charakter haben. Es wird, auch wenn es nicht bloß aus Träumen gewoben ist, doch wie das Träumen erlebt werden. Wenn der Mensch im wachen Dasein mit Menschen lebt, dann muß sein Streben auf Verständigung über Gemeinsames ausgehen. Was der eine behauptet, muß Bedeutung für den andern haben; was der eine erarbeitet, muß für den andern einen gewissen Wert haben. Die Menschen, die miteinander leben, müssen das Gefühl haben, daß sie in einer gemeinsamen Welt sind. Wenn der Mensch in seinen Träumen webt, dann löst er sich aus dieser gemein­samen Welt heraus. Ein anderer Mensch in. seiner unmittelbaren Nähe kann ganz andere Träume haben. Im Wachen haben die Menschen eine gemeinsame Welt; im Träumen hat ein jeder seine eigene.

Anthroposophie sollte nicht aus dem Wachen in das Träumen, son­dern in ein stärkeres Erwachen hineinführen. Im afltäglichen I»eben ist zwar Gemeinsamkeit vorhanden; aber diese wird doch in engen Gren­zen erlebt. Man ist da in ein Stück Dasein hineingebannt; man trägt die Sehnsucht nach dem vol!en Leben nur im Herzen. Man fühlt, die Gemeinsamkeit des menschlichen Erlebens geht weiter als der Umkreis des alltäglichen Lebens. Und wie man von der Erde weg zur Sonne blicken muß, wenn man die allem Irdischen gemeinsame Quelle des Lichtes gewahr werden will, so muß man von der Sinnenwelt hinweg zum Geistes-Inhalt sich wenden, wenn man finden will, was aus dem echt Menschlichen heraus die Seele zur befriedigenden Menschengemein-schaft, zum vollen Erleben dieser Gemeinschaft führen karin.

Da ist es denn leicht möglich, daß man sich vom Leben abwendet, statt in einem intensiveren Maße in dasselbe einzutreten.

Und dieser Gefahr unterliegt der Naturverächter. Er wird in die Einsamkeit der Seele hineingetrieben, für die das natürliche Träumen ein Vorbild ist. Für menschliche Wahrheit, die zugleich Weltwahrheit ist, entwickelt man am besten den Sinn, wenn man diesen heranerzieht an derjenigen Wahrheit, die aus der Natur derMenschenseele entgegen-leuchtet. Wer aber Naturwahrheit mit offenem, freiem Sinn in sich erlebt, der wird durch sie zur Geisteswahrheit hingeführt. Wer sich von der Schönheit, Größe und Erhabenheit der Natur durchdringt, in dem werden diese zur Quelle der Geistempfindung. Und wer sein Herz

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der stummen Naturgebärde öffnet, die jenseits von Gut und Böse in ewißer Unschuld sich offenbart, dem erschließt sidt der Blick für die geistige Welt, die in die stumme Gebä rde das lebendige Wort tönen läßt, das den Unterschied von Gut und Böse offenbart.

Geistanschauung, die durch die Liebe zur Naturanschauung hin-durchgegangen ist, bereichert das Leben um die wahren Schätze der Seele; Geistesträumen, das im Widerspruch mit der Naturanschauung

sich entwickelt, verarmt das Menschenherz. .

Wer Anthroposophie im tiefsten Wesen durchdringt, wird, was in diesen Sätzen angedeutet ist, als den Gesichtspunkt empfinden, von dem in den anthroposophischen Darstellungen ausgegangen werden muß. Man wird durch solche Ausgangspunkte dasjenige berühren, von dem ein jedes Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft sich sagt:

darin liegt, was den wahren Grund meines Eintrittes in die Gesellschaft gebildet hat.

Bei den Mitgliedern, die in der Gesellschaft tätig sein wollen, wird es nicht genügen, daß sie von dem hier Angedeuteten theoretisch überzeugt sind. Es wird das rechte Leben in ihre Überzeugung erst kommen, wenn sie ein warmes Interesse fur alles entfalten, was in der Gesellschaft vor geht. Durch das Erfahren dessen, was von den Persönlichkeiten, die in der Gesellschaft sind, erdacht und erlebt wird, werden sie die Wärme empfangen, die sie für ihre Arbeit in der Gesellschaft brauchen. Man muß viel Interesse für die andern Menschen haben, wenn man ihnen auf anthroposophische Art gegenübertreten will. Das Studium dessen, «was in der Gesellschaft vorgeht», muß die Unterlage für das Wirken in der Gesellschaft werden. Gerade diejenigen Mitglieder brauchen dieses Studium, die in der Gesellschaft tätig sein wollen.

Nachrichtenblatt, 9. März 1924 DIE ARBEIT IN DER GESELLSCHAFT

#G260a-1987-SE058 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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Nachrichtenblatt, 9. März 1924

An die Mitglieder!

VIII.

DIE ARBEIT IN DER GESELLSCHAFT

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Man wird sidl erinnern, daß ich in meinen öffentlichen Vorträgen, die ich im Dienste der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten habe, nach Möglichkeit versuchte, überall einzufügen, was an entsprechenden Erkenntnissen im gegenwärtigen Zeitalter vorhanden ist. Ich tat dieses, weil Anthroposophie nicht dastehen darf wie eine willkürlich ersonnene Sektenmeinung. Sie muß zum Ausdrucke bringen, was sie in Wahrheit ist: die von unserer Zeit selbst geforderte Weltanschauung und Lebenspraxis.

Es erscheint mir ganz verfehlt, wenn der Anthroposoph nur abweist, was außer seinem Gebiete von dem geistigen Leben der Gegenwart hervorgebracht wird. Tut er dies sogar in einer solchen Weise, daß der Kundige sogleich bemerkt, er weist ab, was er gar nicht genügend kennt, so wird Anthroposophie niemals etwas ausrichten können.

Die in den Zweigen tätigen Mitglieder werden dies beachten müssen. Man wird aber nicht erreichen, was erstrebenswert ist, wenn man neben den anthroposophischen Darlegungen auch solche veranstaltet, die aus den verschiedensten Wissensgebieten der Gegenwart die Dinge so brin­gen, wie dies außerhalb der anthroposophischen Bewegung geschieht. Dadurch wird nur eine für die zuhörenden Mitglieder peinigende Kluft geschaffen zwischen dem heute üblichen Erkennen und demjenigen, von dem Anthroposophie sprechen muß.

Es ist vom Übel, wenn ein Thema aufgeworfen wird und von vorne-herein der Eindruck entsteht, es werde nur die Gelegenheit ergriffen, um Kritik an irgendwelchen Gegenwarts-Vorstellungen zu üben. Es sollte erst überall sorgfältig geprüft werden, inwiefern in einer solchen Vorstellung ein gesunder Ausgangspunkt gegeben ist. Die Sache liegt zumeist so, daß in der Gegenwart überall solche bedeutsame Ausgangs­punkte vorliegen. Man wird deshalb nicht mit der Kritik zurückhalten

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müssen. Aber man sollte nur kritisieren, was man zuerst auch in seiner Eigenart auseinandergesetzt hat.

Würde das beachtet, so könnte in der Anthroposophischen Gesellschaft etwas hinwegfallen, was in der letzten Zeit Schwierigkeiten gemacht hat. Es haben die Wissenschafter bei uns eine Wirksamkeit entwickelt, über die man nur tief befriedigt sein kann. Und doch ist in vielen Mitgliedern das Gefühl entstanden, daß diese Wissenschafter zu «wenig anthroposophisch» wirken.

Ein Seitenstück dazu ist dadurch entstanden, daß anthroposophische Haltung versucht worden ist als Lebenspraxis auf verschiedenen Gebie­ten auszubilden. Auch da ist in vielen Mitgliedern das Gefühl entstan­den, es gehe in solchen «Unternehmungen» gar nicht anthroposophisch zu.

Die Kritik, die hier einsetzt, ist gewiß nur zum Teil berechtigt. Denn der Kritiker sieht oft nicht, wie schwierig derartige Versuche in der Gegenwart sind, und wie alles Zeit braucht, um in entsprechender Art verwirklicht zu werden.

Aber eine gesunde Grundlage hat doch die Empfindung vieler Mit­glieder. Man hat als Anthroposoph zunächst die Aufgabe, durch Anthroposophie das Seelenauge zu schärfen, um dasjenige im rechten Lichte zu sehen, was unsere Zeitkultur hervorbringt. Denn diese hat ja das Eigentümliche, daß sie unendlich viel Fruchtbares findet, aber des Bodens ermangelt, in dem sie in richtiger Art dieses Fruchtbare einpflanzen kann. Sicherlich muß man oft gerade dann mit der herbsten Kritik schließen, wenn man sich positiv und nicht negativ zu den Zeiterscheinungen der Gegenwart stellt.

Wenn man die positive Orientierung außer acht läßt, wird man der Gefahr nicht entrinnen, zurückzuzucken vor dem Sprechen in der wirk­lichen anthroposophischen Art. Wie oft hört man gerade von Wissen­schaftern in der Anthroposophischen Gesellschaft sagen: wir schrecken die Nicht-Anthroposophen ab, wenn wir ihnen so ohne weiteres vom Äther- oder Astralleib reden. Aber wir bleiben unfruchtbar, wenn wir die Nicht-Anthroposophen auf ihrem Felde kritisieren und dabei uns nur derjenigen Urteile bedienen, die auch auf diesem Felde selbst wach­sen können. Man kann von Äther- und Astralleib sprechen, wenn man sagt, warum man dieses tut.

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Bestrebt man sich aber, von dem eigentlich Anthroposophischen so zu sprechen, daß man überall das von Anthroposophie geschärfte Seelenauge walten läßt, dann wird auch unter den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft das Gefühl verschwinden, unsere Wissenschafter reden in einer Art, die nicht anthroposophisch genug ist, und die Praktiker handeln so, wie man es von Mitgliedern der Gesell­schaft nicht erwarten sollte.

Man wird die Gesinnung in dieser Richtung orientieren müssen, wenn unsere Weihnachtstagung nicht eine Summe frommer Wünsche bleiben soll, sondern wenn ihre Absichten der Verwirklichung entgegen­gehen sollen.

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Nachrichtenblatt, 16. März 1914

An die Mitglieder!

IX.

DIE INDIVIDUELLE GESTALTUNG

ANTHROPOSOPHISCHER WAHRHEITEN

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Die vorangehenden Betrachtungen habe ich an die Mitglieder gerichtet in der Hoffnung, dadurch einiges dazu beizutragen, daß Sie den Gegen­stand von Erwägungen an den verschiedenen Orten bilden, an denen Anthroposophen sind. Es erschiene mir gut, wenn die in der Gesellschaft tätigen Mitglieder sie zum Ausgangspunkte nehmen wollten, um an sie anknüpfend die gesamte Mitgliedschaft zu einem gemeinsamen Bewußt­sein von dem Wesen der Anthroposophischen Gesellschaft zu erheben.

Es ist gewiß richtig, daß in unseren Zweigversammlungen das Besprechen der anthroposophischen Weltanschauung und deren Einfüh­rung in das Leben den Hauptteil der Tätigkeit ausmachen muß. Aber es kann in so mancher Zweigversammlung doch auch ein - wenn auch noch so geringer - Teil der Zeit dazu verwendet werden, um solche Dinge zu besprechen, wie sie in diesen Betrachtungen angedeutet wer­den. Gerade dadurch wird manches Mitglied in rechter Art angeregt

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werden, auch der nicht-anthroposophischen Außenwelt gegenüber ein Repräsentant der Gesellschaft zu sein.

Über die Anthroposophische Gesellschaft wird man nicht so denken können, als ob ihr Wesen und ihre Aufgabe mit ein paar Statuten­paragraphen erschöpft wären. Dadurch, daß Anthroposophie tief in das Denken, Fühlen und Wollen des Menschen Impulse bringt, wird sie auch wieder von dem Seelenleben der Menschen stark beeinflußt. Man kann ihren Inhalt in allgemeine Sätze fassen, wie man das auf den verschiedensten Gebieten des Geisteslebens tut. Allein, so notwendig dieses ist, man sollte dabei nicht stehenbleiben. Die allgemeinen Sätze werden lebensvolle Färbungen dadurch erhalten können, daß sie ein jeglicher, der sie in seinem Gemüte trägt, aus seinen eigenen Lebens-erfahrungen heraus ausspricht. Und mit jeder solchen individuellen Gestaltung kann etwas Wertvolles für das Verständnis der anthropo­sophischen Wahrheiten gewonnen sein.

Legt man dieser Tatsache Gewicht bei, so wird man die Entdeckung machen, daß man in dem Wesen der Anthroposophischen Gesellschaft immer wieder neue Seiten gewahr wird.

Jedes in der Gesellschaft tätige Mitglied wird oft genug in der Lage sein, über dieses oder jenes gefragt zu werden. Der Fragende sucht Belehrung durch die Antworten, die er erhält; der Gefragte kann Be­lehrung suchen durch die Art, wie die Fragen gestellt werden. Man sollte an dieser Belehrung nicht unaufmerksam vorbeigehen. Man lernt vor allem an den Fragen das Leben kennen. Es tritt oft der Anlaß zutage, aus dem heraus gefragt wird. Der Gefragte sollte dankbar sein, wenn Fragende so zu ihm sprechen. Er wird durch ihre Hilfe imstande sein, immer besser in seinen Antworten sich verhalten zu können. Was insbesondere sich bessern wird, ist der Gefühlston, der durch die Ant­worten hindurchklingt. Und dieser Gefühlston ist ein Wesentliches im Mitteilen anthroposophischer Wahrheiten. Es kommt dabei durchaus nicht bloß darauf an, was man sagt, sondern vor allem, wie man es sagt.

Anthroposophische Wahrheiten sind doch, von einem gewissen Ge­sichtspunkte aus, das Wichtigste, was Menschen sich mitteilen können. Solche Mitteilungen einem andern ohne tiefen innern Anteil an dem Mitgeteilten zu machen, ist eigentlich schon eine Entstellung derselben.

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Aber diese Anteilnahme wird dadurch vertieft, daß man bei den ver­schiedensten Menschen fühlt, aus welchem Lebensuntergrnnde sie die Fragen stellen. Man braucht jedoch nicht zum Examinator oder seeli­schen Vivisektor des andern zu werden. Man kann ganz zufrieden sein mit dem, was er ganz von sich aus in sein Fragen legt. Befriedigt damit sein, auf alle Fragen nach einem zurechtgelegten Schema zu antworten, sollte kein tätiges Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft.

Man betont - mit Recht - oft, Anthroposophie müsse Leben im Menschen werden, nicht bloße Lehre bleiben. Aber Leben kann nur etwas werden, das fortdauernd vom Leben angeregt wird.

Durch die Pflege eines solchen Verhaltens in der Anthroposophie wird diese zum Antrieb der Menschenliebe. Und in diese sollte alles Wirken auf anthroposophischem Gebiete getaucht sein. Wer sich viel in der Anthroposophischen Gesellschaft umgesehen hat, der kann wissen, daß viele Persönlichkeiten in sie kommen, weil ihnen an andern Orten die Lebenswahrheiten so entgegentreten, daß sie des Grundtones der Liebe entbehren. Diesen Ton hört die Menschenseele aus dem Gespro-chenen mit feiner Empfindlichkeit heraus. Und er bildet im höchsten Grade einen Vermittler des Verständnisses.

Man wird vielleicht sagen: wie soll man Liebe in eine Darstellung der Erdenentwickelung bringen? Hat man sich ein Verständnis dafür angeeignet, daß die Erd- und Weltentwickelung nur die andere Seite der Menschheitsentwickelung ist, so wird man nicht zweifeln, daß gerade für solche Wahrheiten die Liebe das Seelenvolle in ihnen bildet.

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Nachrichtenblatt, 23. März 1924

An die Mitglieder!

X.

DIE DARSTELLUNG ANTHROPOSOPHISCHER WAHRHEITEN

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In der Darstellung anthroposophischer Wahrheiten wird um so mehr Leben sein können, je mehr das Dargestellte in der mannigfaltigsten Art von den verschiedensten Gesichtspunkten betrachtet auftritt. Man

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sollte deshalb sich nicht scheuen, als tätiges Mitglied in der Gesellschaft, denselben Gegenstand in den Zweigversammlungen immer wieder zu behandeln. Aber man wird dabei nötig haben, an ihn von den verschie­densten Seiten heranzutreten. Durch die Art, sich zu den Fragen Seiner Mitmenschen so zu verhalten, wie das in meinem letzten Briefe geschil­dert worden ist, wird man zu einer solchen Betrachtung wie von selbst hingeführt. Man lernt dabei die Lebendigkeit der anthroposophischen Einsichten erst recht kennen. Man fühlt, wie jedes Gedankenbild, in das man diese Einsichten gebracht hat, ein unvollkommenes sein muß. Man empfindet, daß, was man in der Seele trägt, unermeßlich viel reicher ist als dasjenige, was man im Gedanken aussprechen kann. Wird man dies mit immer größerer Deutlichkeit gewahr, dann steigert sich in der Seele die Ehrfurcht vor dem geistigen Leben. Und diese Ehrfurcht muß in aller anthroposophischen Darstellung walten. Sie muß einer der Grundtöne sein, welche diese Darstellung durchziehen. Wo diese Ehr­furcht fehlt, da ist in dem Besprechen anthroposophischer Wahrheiten keine Kraft.

Man sollte diese Kraft nicht auf eine äußerliche Art in das Sprechen über Anthroposophie bringen wollen. Man sollte ihre Entwickelung dem lebendigen Gefühl überlassen, in dem man zu den Wahrheiten dadurch steht, daß man das Bewußtsein hat, man nähert sich mit ihrem Ergreifen in der Seele der wirklichen geistigen Welt. - Das gibt der Seele eine gewisse Stimmung. Sie fühlt sich für Augenblicke ganz hingegeben an die Gedanken von der geistigen Welt. In dieser Hingabe stellt sich die Ehrfurcht vor dem Geistigen auf ganz selbstverständliche Art ein.

In der Entwickelung einer solchen Stimmung liegt der Anfang aller wahren Meditation. Wer eine solche Stimmung der Seele nicht lieben kann, der wird vergeblich die Regeln anwenden für die Erlangung von Erkenntnissen einer «geistigen Welt». Denn in dieser Stimmung wird das Geistige, das in den Tiefen der Menschenseele liegt, vor das Be­wußtsein gerufen. Der Mensch vereinigt sich dadurch mit seiner eigenen Geisthaftigkeit Und nur in dieser Vereinigung kann er das Geistige in der Welt finden. Nur der Geist im Menschen kann an den Geist der Welt herantreten.

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Nun werden die tätigen Mitglieder der Gesellschaft, bei denen andere Rat suchen, durch das Erwerben dieser Stimmungsmomente ihre Wahr­nehmungsfähigkeit für dasjenige steigern, was der andere eigentlich will. Es wird dem Menschen oft schwer, sich über das deutlich auszu­sprechen, was seine Seele am allertiefsten bewegt. Deshalb wird der Gefragte nur allzuleicht an dem eigentlichen Bedürfnisse des Fragen­den vorbeihören. Dann stellt sich bei diesem das berechtigte Gefühl ein, daß er über das Gewollte doch keine Antwort erhalten habe. Steht aber der Gefragte vor dem Fragenden in einer Seelenverfassung, die errungen ist durch innere Stimmungen von der beschriebenen Art, dann wird er dem Fragenden die Zunge lösen können. Dieser wird jenes wahre, intime Vertrauen zu dem Gefragten entwickeln, das der Mit­teilung anthroposophischer Wahrheiten rechtes Leben gibt. Es wird sich in diese Mitteilung etwas hineinversetzen, das den, der die Ant­wort erhalten hat, von dieser aus dann selbständig seinen Weg in dem Verfolgen seiner geistigen Bedürfnisse gehen läßt. Er wird vielleicht das Gefühl haben, wenn auch die Antwort nicht alles enthalten hat, was er suchte, so werde er jetzt imstande sein, sich weiter zu helfen. Ein inneres Kraftgefühl wird sich in der Seele statt eines vorher vor­handenen Ohnmachtsgefühles einstellen. Und dieses Kraftgefühl hat der Fragende in Wahrheit gesucht.

Man sollte nicht glauben, daß man ohne Gedanken, in bloßen Ge­fühlen die Antworten auf brennende Seelenfragen finden kann. Aber ein Gedanke, der sich in kalter Abgeschlossenheit gegenüber den Ge­fühlen entwickelt, findet nicht den Weg zu dem menschlichen Herzen. Man soll jedoch auch nicht die Furcht davor haben, daß das Gefühl der Objektivität des Gedankens schaden müsse. Das wird nur der Fall sein, wenn es n£cht durch die beschriebene Stimmung den Weg zu der Geisthaftigkeit des Menschen gefunden hat.

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#TI

Nachrichtenblatt, 30. März 1924

An die Mitglieder!

VOM ANTHROPOSOPHISCHEN LEHREN

#TX

Die Anregung, sich mit Anthroposophie zu beschäftigen, wird in den meisten Fällen davon herkommen, daß dem Menschen der Blick in die außermenschliche Welt zu einem Quell der Unbefriedigung wird, und er dadurch veranlaßt wird, die Betrachtung auf das eigene Menschen-wesen zu lenken. Er ahnt, daß die Rätsel, welche das Leben aufgibt, nicht durch Hinausschauen in das Weltgetriebe, sondern durch Hinein-blicken in das menschliche Innensein zur Aufhellung kommen. Das Streben nach Welterkenntnis verwandelt sich ihm in dasjenige nach Selbsterkenntnis.

Die in der Anthroposophischen Gesellschaft tätig sein wollenden Mitglieder werden auf dieses zu achten haben. Dann werden sie auf der einen Seite ihre Aufgabe in der rechten Art empfinden lernen. Sie wer­den aber auch die Gefahren erkennen lernen, die mit dieser Aufgabe verbunden sind.

Streben nach Selbsterkenntnis treibt nur allzu oft, wenn sie irre-geleitet ist, zu einer besonderen Form des Egoismus. Der Mensch kann sich selbst zu wichtig nehmen und dadurch das Interesse für alles ver­lieren, was sich außer ihm abspielt. Jedes rechte Streben kann eben, wenn es in Einseitigkeit verfällt, in die Irre gehen.

Man kommt überhaupt zu keiner Weltanschauung, wenn man diese nicht durch eine Menschen-Anschauung sucht. Denn die uralte Wahr­heit, daß der Mensch ein Mikrokosmos, eine wahre «kleine Welt» ist, wird sich immer auch als die allerneueste erweisen. Der Mensch birgt in seinem eigenen Wesen alle Rätsel und Geheimnisse der «großen Welt», des Makrokosmos.

Erfaßt man dieses in rechter Art, so wird jeder Blick in das Men­schen-Innere die Aufmerksamkeit auf die außermenschliche Welt lenken. Und Selbsterkenntnis wird das Tor zur Welterkenntnis werden. Erfaßt man es in irriger Art, so wird man sich mit der Selbstbetrachtung

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in das eigene Wesen einsperren und die Anteilnahme für die Welt verlieren.

Das letztere darf durch die Anthroposophie nicht geschehen. Sonst wird die Klage nicht verstummen, die man von vielen in die Anthro­posophische Gesellschaft Neu-Eintretenden hören kann: ach, wie ego­istisch denken doch die Anthroposophen.

Wer sich selbst kennen lernen will, der sollte durch das, was er in dieser Selbsterkenntnis erwirbt, den Blick schärfen können zunächst dafür, wie alles, was an ihm ist, ihm auch in dem andern Menschen entgegentritt. Man empfindet, was der Mitmensch erlebt, wenn man ein ähnliches in sich selbst erlebt hat. Solange dieses Selbst-Erleben fehlt, geht man an dem Erleben des andern vorüber, ohne es in der richtigen Weise zu sehen. Aber es kann das Fühlen auch durch das eigene Erleben so gefesselt werden, daß es für den andern nichts mehr übrig behält.

Die in der Gesellschaft tätigen Mitglieder werden ihr Wirken nach dieser Richtung zu einem förderlichen machen, wenn sie nur acht geben wollen auf die Gefahren, die da lauern. Sie werden dann verhindern, daß Selbsterkenntnis in Selbstliebe ausartet. Sie werden vielmehr ihrem Wirken den Ton verleihen, der die Selbst-Erkenntnis in die Menschen-Liebe hinüberleitet. Und wer Interesse für den andern Menschen ent­wickelt, der wird es auch an Interesse für die Welt im allgemeinen nicht fehlen lassen.

Ich habe Freunden, die von mir zu irgendeiner Gelegenheit einen Gedenkspruch forderten, oft den folgenden gegeben:

Willst du das eigene Wesen erkennen,

Sieh dich in der Welt nach allen Seiten um.

Willst du die Welt wahrhaft durchschauen,

Blick in die Tiefen der eignen Seele

In der Orientierung, welche dieser Spruch gibt, muß der Vortrag anthroposophischer Erkenntnisse sich halten. Dann wird vermieden werden, daß durch das Besprechen des menschlichen Innenwesens das egoistische Sich-Hineinspinnen in das eigene Wesen zu stark angefacht wird.

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Es wirkt in der Tat abstoßend, wenn der Neu-Eintretende an den Anthroposophen nur bemerken kann, wie sich diese nur mit sich selbst beschäftigen wollen. Man wird gewahr, wie Menschen, die eine Zeitlang Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft gewesen sind, bei jeder Gelegenheit darüber jammern, daß ihnen das Leben keine Zeit läßt, sich in die Anthroposophie recht zu vertiefen. Besonders häufig findet man das bei solchen Menschen, die ihr Tätigkeitsfeld innerhalb der anthroposophischen Bewegung selbst gefunden haben. Ihnen wird leicht die Arbeit zuviel, weil sie meinen, sie werden durch sie von der Medi­tation, von dem Lesen anthroposophischer Schriften und so weiter ab­gehalten. Aber durch die Liebe zur anthroposophischen Erkenntnis darf nicht die freudige Hingabe an die Notwendigkeiten des Lebens gestört werden. Ist das der Fall, so wird die Beschäftigung mit der Anthroposophie auch nicht die rechte Wärme haben können; sie wird zum kalten Egoismus ausarten.

Sich stark mit dieser Erkenntnis zu durchdringen, wird eine Aufgabe für die in der Gesellschaft tätig sein wollenden Mitglieder sein müssen. Dann werden sie den Ton für ihr Wirken finden können, der Gefahren aus dem Felde schlägt, die sich leicht einstellen können.

#TI

Nachrichtenblatt 6. April 1924

An die Mitglieder!

ÜBER DIE GESTALTUNG DER ZWEIGABENDE

#TX

Es wird seit einiger Zeit innerhalb der Mitgliedschaft viel darüber ver­handelt, ob in den Zweigversammlungen es Regel sein soll, die vor­handene anthroposophische Literatur durch Vorlesen und Besprechen zur allgemeinen Kenntnis innerhalb der Anthroposophischen Gesell­schaft zu bringen, oder ob der freie Vortrag über dasjenige, was einzelne tätig sein wollende Mitglieder zu sagen haben, zu bevorzugen sei.

Wer sich auf die Bedingungen der anthroposophischen Arbeit besinnt, dem sollte ohne weiteres klar sein, daß nicht einseitig die eine oder die andere dieser Tätigkeitsrichtungen, sondern nach den vorhandenen

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Möglichkeiten beide gepflegt werden müssen. In der anthroposophischen Literatur liegt dasjenige vor, was die Menschen in die Gesellschaft her­einführt. Sie ist dazu bestimmt, die Grundlage im Wirken der Gesell-schaft zu bilden. Sie wird, wenn sie durch die Zweigversammlungen zur Kenntnis der Mitglieder gebracht wird, den einheitlichen Zug bilden, den wir brauchen, wenn unsere Gesellschaft einen rechten Inhalt haben soll.

Man sollte nicht den Einwand machen: was gedruckt ist, kann ich ja zu Hause selber lesen; das braucht mir in den Zweigversammlungen nicht vorgeführt zu werden. Es ist in diesem Mitteilungsblatte schon auf das Irrtümliche dieser Meinung hingewiesen worden. Man sollte einen Sinn darinnen sehen, mit den in der Gesellschaft vereinigten Persönlichkeiten zusammen das anthroposophische Geistesgut an sich herankommen zu lassen. In diesem Gefühl, Zusammen Zu sein, und im Zusammensein das Geistige aufzunehmen, sollte man nicht ein Wesen­loses sehen.

Auch ist es nötig, daß die tätig sein wollenden Mitglieder ein Inter­esse daran haben, die vorhandene Literatur allmählich wirklich zum geistigen Eigentum der Mitgliederschaft zu machen. Es geht nicht an, daß viele Mitglieder, die jahrelang in der Gesellschaft sind, in den Zweigversammlungen nichts zu hören bekommen über Dinge, von denen bestimmte Erkenntnisse in der vorhandenen Literatur vorliegen.

Auf der andern Seite ist zu sagen: es würde das Leben in der Gesell­schaft ernsten Schaden leiden, wenn nicht möglichst viele tätige Mit­glieder innerhalb derselben vorbringen würden, was sie aus Eigenem heraus zu sagen haben. Man kann doch dieses Tätigkeitsfeld ganz gut mit dem andern in harmonischen Einklang bringen. Man sollte doch bedenken, daß Anthroposophie nur das werden kann, was sie werden soll, wenn immer mehr Menschen an ihrer Ausbildung teilnehmen. Es sollte Freude darüber, nicht Ablehnung herrschen, wenn tatige Mit­glieder in den Zweigversammlungen das zur Kenntnis bringen, was sie sich erarbeitet haben.

Wenn nun oft gesagt wird: das, was von mancher Persönlichkeit vorgebracht wird, sei nicht Anthroposophie, so kann ein solcher Aus-spruch gewiß in einzelnen Fällen seine Berechtigung haben. Aber wohin

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kämen wir, wenn wir uns gegen die Wahrheit versündigten, daß in der Anthroposophischen Gesellschaft alles leben sollte, Was zum Geistesgute der Menschheit gehört. Das eine wird aus dem Grunde vorgebracht werden sollen, weil es die Grundlage zum Aufbau anthroposophischer Darstellung bilden kann. Das andere wird mitzuteilen sein, weil es von anthroposophischen Gesichtspunkten nachher zu beleuchten ist. Wenn nur der anthroposophische Grundcharakter in dem Wirken der Gesell-schaft gewahrt wird, so sollte dem, was die einzelnen tätigen Mitglieder bringen, nicht in engherziger Art eine Grenze gezogen werden.

Nicht in dem Ausschließen des einen oder des andern sollte gesucht Werden, was die Zweigversammlungen tun sollen, sondern in der har­monischen Vereinigung der Pflege der vorhandenen Literatur und dem vorbringen dessen, was die einzelnen tätigen Mitglieder von sich aus zu sagen haben.

Durch Mannigfaltigkeit, nicht durch Einförmigkeit des Wirkens werden wir die Ziele der Anthroposophischen Gesellschaft erreichen. Wir haben innerhalb der Gesellschaft soviele Mitglieder, die aus Eige­nem zu geben haben daß wir über diese Tatsache herzlich froh sein können. Wir sollten uns nach dieser Richtung angewöhnen können, Anerkennung solchen Mitgliedern entgegenzubringen. Nur wenn die Leistungen innerhalb der Gesellschaft recht gewürdigt werden, kann wahres Leben in ihr sein. Engherzige Ablehnung sollte unter den Un­tugenden innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft die allersel­tenste sein. Man sollte vielmehr einen Enthusiasmus dafür entwickeln, möglichst viel von dem kennen zu lernen, was der eine oder der andere in der Gemeinschaft der Anthroposophen zu sagen hat.

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#TI

Nachrichtenblatt, 18. Mai 1924

An die Mitglieder!

DIE BILDNATUR DES MENSCHEN

#TX

Es kommt viel darauf an, daß durch die Anthroposophie begriffen werde, wie die Vorstellungen, die der Mensch im Anblicke der äußeren Natur gewinnt, vor der Menschenbetrachtung Halt machen müssen. Gegen diese Forderung sündigt die Denkungsart, die durch die geistige Entwickelung der letzten Jahrhunderte in die Menschengemüter ein­gezogen ist. Durch sie gewöhnt man sich, Naturgesetze ZU denken; und durch diese Naturgesetze erklärt man sich die Naturerscheinungen, die man mit den Sinnen wahrnimmt. Man sieht nun nach dem menschlichen Organismus hin und betrachtet auch diesen so, wie wenn seine Einrich­tung begriffen werden könnte, wenn man die Naturgesetze auf ihn anwendet.

Das ist nun gerade so, als ob man das Bild, das ein Maler geschaffen hat, betrachtete nach der Substanz der Farben, nach der Kraft, mit der die Farben an der Leinwand haften, nach der Art, wie sich diese Farben auf die Leinwand streichen lassen, und nach ähnlichen Gesichtspunkten. Aber mit alledem trifft man nicht, was sich in dem Bilde offenbart. In dieser Offenbarung, die durch das Bild da ist, leben ganz andere Gesetz­mäßigkeiten als diejenigen, die aus den angegebenen Gesichtspunkten gewonnen werden können.

Es kommt nun darauf an, sich darüber klar zu werden, daß sich auch in der menschlichen Wesenheit etwas offenbart, das von den Gesichts­punkten, von denen aus die Gesetze der äußeren Natur gewonnen wer­den, nicht zu ergreifen ist. Hat man diese Vorstellung in der rechten Art sich zu eigen gemacht, dann wird man in der Lage sein, den Men­schen als Bild zu begreifen. Ein Mineral ist in diesem Sinne nicht Bild. Es offenbart nur dasjenige, was unmittelbar die Sinne wahrnehmen können.

Beim Bilde richtet sich die Anschauung gewissermaßen durch das sinnlich Angeschaute hinduroh auf einen Inhalt, der im Geiste erfaßt

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wird. Und so ist es auch bei der Betrachtung des Menschenwesens. Er­faßt man dieses in rechter Art mit den Naturgesetzen, so fühlt man sich im Vorstellen dieser Naturgesetze nicht dem wirklichen Menschen nahe, sondern nur demjenigen, durch das sich dieser wirkliche Mensch offen-bart.

Man muß es im Geiste erleben, daß man mit den Naturgesetzen so vor dem Menschen steht, wie man vor einem Bilde stünde, wenn man nur wüßte, da ist Blau, da ist Rot, und man nicht imstande wäre, in einer inneren Seelentätigkeit das Blau und Rot auf etwas zu beziehen, das sich durch diese Farben offenbart.

Man muß eben eine andere Empfindung haben, wenn man mit den Naturgesetzen einem Mineralischen, und eine andere, wenn man dem Menschen gegenübersteht. Beim Mineralischen ist es für die geistige Auffassung so, als wenn man das Wahrgenommene unmittelbar er-tastete; beim Menschen ist es so, als ob man ihm mit den Naturgesetzen so ferne stünde, wie man einem Bilde ferne steht, das man nicht mit Seelenaugen anblickt, sondern nur betastet.

Hat man erst in der Anschauung des Menschen begriffen, daß dieser Bild von etwas ist, dann wird man in der rechten Seelenstimmung auch zu dem fortschreiten, was sich in diesem Bilde darstellt.

Und im Menschen offenbart sich die Bildnatur nicht auf eine ein­deutige Weise. Ein Sinnesorgan ist in seinem Wesen am wenigsten Bild, am meisten eine Art Offenbarung seiner selbst wie das Mineral. Man kann gerade an die Sinnesorgane mit den Naturgesetzen am nächsten heran. Man betrachte nur die wundervolle Einrichtung des menschlichen Auges. Man erfaßt durch Naturgesetze annähernd diese Einrichtung. Und bei den andern Sinnesorganen ist es ähnlich, wenn auch die Sache nicht so offen zutage tritt wie beim Auge. Es kommt dies daher, daß die Sinnesorgane in ihrer Bildung eine gewisse Abgeschlossenheit zei­gen. Sie sind als fertige Bildungen dem Organismus eingegliedert, und als solche vermitteln sie die Wahrnehmungen der Außenwelt.

So aber ist es nicht mit den rhythmischen Vorgängen, die sich im Organismus abspielen. Sie stellen sich nicht als etwas Fertiges dar. In ihnen vollzieht sich ein fortwährendes Entstehen und Vergehen des Organismus. Wären die Sinnesorgane so wie das rhythmische System,

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so würde der Mensch die Außenwelt in der Art wahrnehmen, daß diese in einem fortwährenden Werden sidi befände.

Die Sinnesorgane stellen sich dar wie ein Bild, das an der Wand hängt. Das rhythmische System steht vor uns wie das Geschehen, das sich entfaltet, wenn Leinwand und Maler im Entstehen des Bildes von uns betrachtet werden. Das Bild ist noch nicht da; aber es ist immer mehr da. In dieser Betrachtung hat man es nur mit einem Entstehen zu tun. Was entstanden ist, bleibt zunächst bestehen. In der Betrachtung des menschlichen rhythmischen Systems schließt sich das Vergehen, der Abbau, sogleich an das Entstehen, an den Aufbau an. Im rhythmischen System offenbart sich ein werdendes Bild.

Die Tätigkeit, welche die Seele verrichtet, indem sie sich einem ihr Gegenüberstehenden wahrnehmend hingibt, das fertiges Bild ist, kann als Imagination bezeichnet werden. Das Erleben, das entfaltet werden muß, um ein werdendes Bild Zu erfassen, ist dem gegenüber Inspiration.

Noch anders liegt die Sache, wenn man das Stoffwechsel und das Bewegungssystern des menschlichen Organismus betrachtet. Da ist es, als ob man vor der noch ganz leeren Leinwand, den Farbentöpfen und dem noch nicht malenden Künstler stünde. Will man dem Stoffwechsel-und dem Gliedmaßensystem gegenüber zum Begreifen kommen, so muß man ein Wahrnehmen entwickeln, das mit dem Wahrnehmen dessen, was die Sinne erfassen, nicht mehr Zu tun hat als der Anblick von Farbentöpfen, leerer Leinwand und Maler mit dem, was später als Bild des Malers vor unsere Augen tritt. Und die Tätigkeit, in der die Seele rein geistig den Menschen aus dem Stoffwechsel und aus seinen Bewegungen heraus erlebt, ist so, wie wenn man im Anblicke vom Maler, leerer Leinwand und Farbentöpfen das später gemalte Bild erlebte. Dem Stoffwechsel- und Gliedmaßensystem gegenüber muß in der Seele die Intuition walten, wenn es zijm Begreifen kommen soll.

Es ist nötig, daß die tatig wirkenden Mitglieder der Anthroposophisehen Gesellschaft in solcher Art auf die Wesenheit hindeuten, die dem anthroposophischen Betrachten zugrunde liegt. Denn nicht nur soll eingesehen werden, was durch Anthroposophie an Erkenntnisihalt gewonnen wird, sondern auch, wie man zum Erleben dieses Erkennt­nisinhaltes gelangt.

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#TI

Nachrichtenblatt, 25. Mai 1924

An die Mitglieder!

ETWAS VON DER STIMMUNG,

DIE IN DEN ZWEIGVERSAMMLUNGEN SEIN SOLLTE

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Die Betrachtungsart gegenüber dem Menschen, von der das letzte Mal hier gesprochen worden ist, führt zu einer sachgemäßen Anerkennung von der Wirksamkeit des Geistig-Seelischen in der physischen und ätherischen Menschenwesenheit. Hat man begriffen, daß das sinnen-fällig Anschauliche am Menschen Bild ist, so erfaßt man auch leicht, daß in dem Bilde anderes wirkt als dasjenige, was in ihm an Stoff­artigem enthalten ist. Man wird sich aber auch mit einer ganz anderen Seelen-Einstellung dem gegenüber verhalten, dessen Bildwesenheit man anerkennt, als einem solchen gegenüber, das man nur in seiner eigenen stoffartigen Beschaffenheit ins Auge faßt.

Und in dieser anderen Seelen-Einstellung liegt etwas Aufweckendes. Empfindet man ganz lebhaft, wie man sich in einer solchen Einstellung innerlich verhält, wie man gestimmt ist, so fühlt man das Aufwachen von Seelenkräften, die im gewöhnlichen Leben schlummern. Und dar­auf kommt viel an, daß derjenige, der Anthroposophie aufnimmt, an diesem Aufnehmen schon empfindet: in der Menschenseele schlummern noch andere Erkenntuiskräfte, als die sind, die er vor seinem Heran-treten an die Anthroposophie anerkannt hat.

Weiß man, man hat ein Bild vor sich, so stellt man das Erkennen auf das Nicht-Sinnenfällige ein. Man wird dadurch von diesem Nicht­Sinnenfälligen ergriffen, wie man im Wahruehmungsleben von dem Sinnenfälligen ergriffen wird.

Wenn die vortragend tätigen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in den Zweigversammlungen die Aufmerksamkeit für solche Dinge wachrufen, so wird dadurch zu dem anthroposophischen Lehren anthroposophische Stimmung kommen.

Und diese sachgemäß hervorgerufene Stimmung wird erst den Zweigversammlungen den Geist geben, der in ihnen walten soll. Der Teilnehmer wird dann fühlen, daß Anthroposophie nicht bloß eine

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theoretische Mitteilung über das Geistige enthält, sondern daß sie ein in sich Kraftvolles, Wesenhaftes ist, das zum Erleben des Geistigen hinüberführt.

In jeder sachgemäßen Art sollte von den tätigen Mitgliedern bedacht werden, wie dieses Erleben des Geistigen in der anthroposophischen Arbeit erreicht werden kann.

Denn nur auf diese Art kann in denen, die Anthroposophie aufneh­men, ohne selbst im Geistigen forschen zu können, das Gefühl über­wunden werden, daß sie nur theoretisch sich mitteilen lassen, was andere, die es zum Forschen gebracht haben, erleben. In der rechten Mitteilung des im Geiste Erlebten liegt ein Mit-Erleben-Lassen des Mitgeteilten.

Herrscht dieser Geist des Mit-Erleben-Lassens in den Zweigver­sammlungen, so vertreibt er alles auf unberechtigtes Autoritätsgefühl gebaute Wesen. Die Gegner der Anthroposophie wenden gegen diese fortwährend ein, daß sich die Anthroposophen zu dem, was ihnen mit­geteilt wird, nur auf dieses Autoritätsgefühl hin bekennen. Wenn in der Gesellschaft Anthroposophie im rechten Geiste getrieben wird, so verliert diese Einwendung jeden Sinn. Denn die Teilnehmer an unsern Versammlungen fühlen dann gar nicht so, daß sie sagen können, sie erkennen dieses oder jenes an, weil dieser oder jener es gesagt hat; denn sie lernen wissen, daß in dem eigenen Innern die Zustimmung nicht erzwungen wird, sondern daß sich diese im selbstverständlichen Erleben einstellt.

Man erlebt doch auch, wenn man einem gutgesinnten Menschen gegenübertritt, dessen innere Gütigkeit nicht deshalb, weil eine Autori­tät dazu anleitet, die Gütigkeit als wohltuend zu empfinden, sondern weil sich die Seele unmittelbar von der gütigen Art wohltuend berührt fühlt. So kann man die Wahrheit der Anthroposophie an der Art ihres Mitteilens, an ihrem eigenen Wesen gewahr werden.

Daß die Anthroposophie so wirken kann, dazu sollten die Zweig-leiter das Notwendige tun. Nicht durch die Hervorrufung des Gefühles:

da werden Dinge vorgebracht, die geheimnisvoll sind, soll der esoteri­sche Charakter der anthroposophischen Versammlungen bedingt sein. Esoterik beruht auf dem charakterisierten Verinnerlichen in der Mitteilung

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von Wahrheiten. Man sollte in dieser Verinnerlichung etwas von dem Impuls sehen, den die Weihnachtstagung in die Anthroposo­phische Gesellschaft hat bringen wollen. In dem unaufhörlichen Wach­Erhalten dieser Absicht und dieses Wollens von der Weihnachtstagung her wird der Segen liegen können, den diese Tagung gehabt hat und den sie weiter wird über die anthroposophische Bewegung ausgießen können.

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Nachrichtenblatt, I. Juni 1924

An die Mitglieder!

NOCH ETWAS VON DER DEN ZWEIGVERSAMMLUNGEN

NOTWENDIGEN STIMMUNG

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Anthroposophische Betrachtungen sollten nicht zu einer Unterschätzung des äußeren Lebens führen. Es wird ja bei vielen Menschen so sein, daß entweder schwere Schicksalsschläge oder die Wahrnehmung der Wider­sprüche im äußeren Leben diejenige Vertiefung des Empfindens hervor­ruft, welche sich in dem Hinneigen zu einer geistgemäßen Auffassung des Daseins ausdrückt.

Aber wie die physische Wesenheit des Menschen des Schlafes bedarf, um im Wachen tüchtig zu sein, so hat ein richtiges Drinnenstehen in der geistigen Welt den Sinn für das physische Erleben nötig, um Festigkeit und Sicherheit der Seele zu entwickeln. - Denn die Erfüllung des menschlichen Inneren mit Erkenntnissen vom Geistigen ist ein Auf­wachen aus dem Leben in der sinnenfälligen Wirklichkeit und aus den Impulsen, die der Wille aus dieser Wirklichkeit schöpfen kann.

Deshalb sollten die in der Anthroposophischen Gesellschaft tätig wirkenden Mitglieder stets darauf bedacht sein, daß solchen Persön­lichkeiten, die aus einer Unterschätzung des äußeren Lebens das innere zu ergreifen suchen, die Kraft dieses Inneren zwar in aller nur mög­lichen Stärke gegeben werde, daß aber mit diesem ihnen die Schätzung des Äußeren und die Tüchtigkeit für dieses erstehe.

Man sollte stets bedenken, daß das menschliche Erdenleben innerhalb

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des Gesamtdaseins des Menschen, das durdi Geburten und Tode geht, eine Bedeutung hat. In diesssn Erdenleben ist der Menschengeist in dem materiellen Sein verkörpert. Er ist an dieses materielle Sein hin­gegeben. Was er in dieser Hingebung erleben kann, das kann ihm in keiner Daseinsform zukommen, in der er als Geist im Geistigen sich selbst gegeben ist.

Das Leben im materiellen Dasein ist für den Menschen diejenige Daseinsstufe, auf der er das Geistige außerhalb von dessen Wirklichkeit im Bilde wahrnehmen kann. Und ein Wesen, das den Geist nicht auch im Bilde erlebt, kann kein freies, aus der eigenen Wesenheit entsprin­gendes Hinneigen zum Geiste entfalten. Auch diejenigen Wesenheiten, die sich nicht nach Menschenart im materiellen Dasein verkörpern, machen Lebensstufen durch, in denen sie ihr eigenes Wesen an ein anderes Daseins-Element hinzugeben haben.

In dieser Hingabe liegt die Grundlage für die Entwickelung des Liebes-Impulses im Leben. Ein Wesen, das niemals in eine Entfremdung von dem eigenen Selbdst eingeht, kann nicht diejenige Hinneigung zu einem andern in sich erbilden, die sich in der Liebe offenbart. Und das Erfassen des Geistigen durch den Menschen kann leicht in Lieblosigkeit verhärten, wenn es in Einseitigkeit mit einer Verachtung des in der äußeren Welt sich Offenbarenden sich verbindet.

Wahre Anthroposophie sucht nicht den Geist, weil sie die Natur geistlos findet und deshalb der Verachtung wert, sondern deshalb, weil sie :n der Natur den Geist suchen will und ihn nur auf anthroposophi­sche Art darinnen finden kann.

Wenn eine in dieser Richtung wirkende Gesinnung dasjenige durch-waltet, was in unseren Zweigversammlungen getan wird, so werden diese den Mitgliedern ein Erleben bringen, das mit den Anforderungen, die des Menschen Gesamtdasein an diesen stellt, im Einklange sich befindet. Und die Weltfremdheit, die so leicht wie eine ungesunde Atrnosphäre anthroposophischer Arbeit sich ergeben kann, wird ver­trieben werden.

Auch dieses gehört zu den Elementen, die die rechte Stimmung in der Arbeit unserer Gesellschaft bewirken sollen. Die Mitglieder werden ihre Besuche in den Zweigversammlungen nicht in der wünschenswerten

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Art verbracht haben, wenn sich ihnen ein Abgrund auftut zwischen dem, was sie durch Anthroposophie vernehmen und dem, was sie im äußeren Leben erfahren müssen. Der Geist, der in den Zweigversamm­lungen waltet, muß zum Lichte werden, das fortleuchtet, wenn das Mitglied den äußeren Anforderungen des Tages hingegeben ist. Waltet solcher Geist nicht, so wird das Mitglied durch Anthroposophie für das Leben, das doch seine Rechte hat, nicht tüchtiger, sondern untüchtiger. Dann aber wären manche Vorwürfe, die von Außenstehenden der Anthroposophischen Gesellschaft gemacht werden, berechtigt. Und die Anthroposophische GeseIlsdiaft würde Anthroposophie nicht fördern, sondern schädigen.

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Nachrichtenblatt, 6. Juli 1914

An die Mitglieder!

NOCH ETWAS ÜBER

DIE AUSWIRKUNGEN DER WEIHNACHTSTAGUNG

#TX

Zu den Auswirkungen der weihnachtstagung sollte auch gehören, daß durch die tätig sein wollenden Mitglieder immer klarer vor die Welt hingestellt würde, was Anthroposophie ihrem Wesen nach ist und nicht ist. Solange immer noch die Meinung diskutiert werden kann: Sollte man nicht das oder jenes auf anthroposophischem Boden Gewonnene da oder dort «einfließen» lassen, ohne die Leute dadurch abzuschrecken, daß man ihnen sagt, das sei Anthroposophie, solange wird innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft vieles nicht in Ordnung kommen.

Nun handelt es sich darum, nach dieser Richtung wirklich nach Klarheit zu streben. Es ist ein Unterschied zwischen dem sektiererischen Eintreten für irgend etwas, das man sich als dogmatische Anthroposo­phie zurechtgelegt hat, und dem geradsinnigen, offenen, unversteckten und unverbrämten Eintreten für dasjenige, was durch Anthroposophie an Erkenntnis über die geistige Welt so zutage tritt, daß der Mensch ein menschenwürdiges Verhä ltnis zu dieser Welt gewinnen kann.

In der letzteren Art restlos das Arbeiten für Anthroposophie aufzufassen,

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ist die Aufgabe des Vorstandes am Goetheanum; und dieser wird von den tätig sein wollenden Mitgliedern in dieser seiner beson­deren Eigenart auch recht verstanden werden müssen. Durch die Weih­nachtstagung soll bewirkt werden, daß Anthroposophie und Anthro­posophische Gesellschaft immer mehr zusammenwachsen. Das kann nicht geschehen, wenn die Saat weiter blüht, die dadurch ausgestreut worden ist. daß man immer wieder zwischen «Rechtgläubigkeit» und «Ketzerei» innerhalb des Kreises derer unterschied, die sich in der Anthroposophischen Gesellschaft Zusammengefunden haben.

Man muß vor allem wissen, was in dieser Richtung Anthroposophie als geistige Haltung möglich macht. Sie besteht nicht in einer Summe von Meinungen, welche die «Anthroposophen» haben müssen. Es sollte unter den Anthroposophen gar nicht das Wort aufkommen: «Wir glauben dies; wir weisen jenes zurück.» So etwas kann sich als die naturgemäße Folge des anthroposophischen Wirkens ,ergeben; als Pro­gramm darf es nirgends zur Geltung gebracht werden. Es kann nur das Urteil geben: «Anthroposophie ist da; sie ist erarbeitet worden; ich trete dafür ein, daß in der Welt das Erarbeitete bekannt werde.» Daß ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht zwischen den beiden hier angeführten Urteilen besteht, das wird in Anthroposophenkrejsen noch viel zu wenig empfunden. Sonst könnte man nicht immer wieder sogar den grotesken Ausspruch hören: «Die Anthroposophische Gesellschaft glaubt dies oder jenes.» Ein solcher Ausspruch hat in Wirklichkeit gar keinen Inhalt. Daß man dieses empfinde, darauf kommt es an.

Wollte man etwa herumfragen, um über Anthroposophie klar zu werden: was für eine Meinung oder Lebenshaltung hat der oder jener, der in der Anthroposophischen Gesellschaft als Mitglied eingeschrieben ist, so würde man einen ganz falschen Weg einschlagen, um zu dem Wesen der Anthroposophie zu kommen. Dennoch wirken viele tätig sein wollende Mitglieder so, daß diese Frage immer wieder auftauchen muß. Es sollte aber nur die Meinung entstehen: Da gibt es in der Welt Anthroposophie; die Anthroposophische Gesellschaft gibt Gelegenheit, sie kennen zu lernen.

Jeder, der neu in diese Gesellschaft eintritt, sollte das Gefühl haben: ich trete ein, lediglich um Anthroposophie kennen zu lernen. Daß solch

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ein Gefühl in rechter Art entstehe, kann durch die Haltung der tätig sein wollenden Mitglieder bewirkt werden. Heute aber wird vielfach etwas ganz anderes bewirkt. Die Leute haben Angst davor, der Gesell­schaft beizutreten, weil sie aus der Haltung tätig sein wollender Mit­glieder den Eindruck empfangen: sie müßten sich mit dem innersten Wesen ihrer Seele gewissen Dogmen verschreiben. Davor schrecken sie natürlich zurück.

Es muß der gute Wille dazu da sein, diesen Eindruck immer mehr zum Verlöschen zu bringen. Viele tätig sein wollende Mitglieder mei­nen, ja, wenn man die Leute bloß deshalb aufnimmt, damit sie in der Gesellschaft die Anthroposophie kennen lernen, dann treten sie eben wieder aus, wenn sie dieses Kennen-Lernen besorgt haben. Und wir haben nie eine in sich geschlossene Gesellschaft.

So kann es aber nicht kommen, wenn die Anthroposophische Gesell­schaft von ihren tätig sein wollenden Mitgliedern in der rechten Art aufgefaßt wird. Es wird aber immer so kommen, wenn man die Zu­gehörigkeit zur Gesellschaft von dem Bekenntnis zu dem auch nur kleinsten Dogma abhängig machen will. Und ein Dogma ist auch jeglicher Programmpunkt.

Wenn aber die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft dar­aufhin orientiert sind, die Anthroposophie durch die Mitgliedschaft kennen zu lernen, dann wird es von etwas ganz anderem abhängen, ob sie drinnen bleiben oder nicht. Dann wird dies nämlich davon abhän­gen, ob sie Hoffnungen haben können, in der Gesellschaft immer weiter etwas kennen lernen zu können.

Das aber wieder wird darauf zurückgehen, ob der Kern der Gesell­schaft wirklich lebt oder ob er tot ist; und ob im Umkreis der Gesellschaft die Bedingungen dazu vorhanden sind, daß der lebendige Kern nicht ersterbe, wenn er in die Gesellschaft hineinwachsen will. Daß der Kern lebendig sei, das ist die Sorge des Vorstandes am Goetheanum. Der verwaltet nicht Dogmen; er fühlt sich nur als Träger eines Geistesgutes, dessen Wert ihm bekannt ist; und er arbeitet an der Verbreitung dieses Geistesgutes. Er ist über jeden Menschen befriedigt, der da kommt und sagt: ich will Anteil nehmen an dem, was ihr da macht. Das ergibt die lebendige Gestaltung der Anthroposophischen Gesellschaft. Und diese

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wird lebendig erhalten, wenn sich alle tätig sein wollenden Mitglieder der Gesinnung und Wirkensweise nach einig halten tnit dem Vorstande am Goetheanum.

Alles, was man «Vertrauen» innerhalb der Gesellschaft zu nennen berechtigt ist, kann nur auf einer solchen Grundlage erwachsen. Ist diese Grundlage vorhanden, dann wird es nicht immer wieder vor-kommen, daß die Anthroposophische Gesellschaft vor der Welt als etwas ganz anderes erscheint, als sie ist.

Ich kenne nun die Urteile ganz gut, die bei vielen tätig sein wollen­den Mitgliedern der Gesellschaft aufkommen, wenn sie das Voran­gehende lesen. Sie werden sagen: Das können wir nicht verstehen; jetzt wissen wir erst recht nicht, was da eigentlich gewollt wird. Aber gerade dies ist das schlimmste Vorurteil. Man lese nur einmal die Sache genau; und man wird sie nicht unbestimmt und vieldeutig finden, sondern nur so, daß, um sie in die Gesinnung aufzunehmen, ein gewisses Zartgefühl im Verstehen gehört. Aber dieses sollte doch da sein bei denjenigen, die in der Anthroposophischen Gesellschaft tätig sein wollen.

#TI

Nachrichtenblatt 13. Juli 1914

An die Mitglieder!

ETWAS VOM GEIST-VERSTEHEN UND

SCHICKSALS-ERLEBEN

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In die Mitteilungen und Betrachtungen, die an dieser Stelle an die Mitglieder gerichtet werden, soll diesmal einiges einfließen, das geeignet sein kann, den Gedanken über die Leitsätze eine weitere Richtung zu geben.

Das Verständnis des anthroposophischen Erkennens kann gefördert werden, wenn die menschliche Seele immer wieder auf das Verhältnis von Mensch und Welt hingelenkt wird.

Richtet der Mensch die Aufmerksamkeit auf die Welt, in die er hin­eingeboren wird und aus der er herausstirbt, so bat er Zunächst die

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Fülle seiner Sinneseindrücke um sich. Er macht sich Gedanken über diese Sinneseindrücke.

Indem er dieses sich zum Bewußtsein bringt: «Ich mache mir Gedan­ken über das, was mir meine Sinne als Welt offenbaren», kann er schon mit der Selbstbetrachtung einsetzen. Er kann sich sagen: in meinen Gedanken lebe «Ich». Die Welt gibt mir Veranlassung, in Gedanken mich zu erleben. Ich finde mich in meinen Gedanken, indem ich die Welt betrachte.

So fortfahrend im Nachsinnen verliert der Mensch die Welt aus dem Bewußtsein; und das Ich tritt in dieses ein. Er hört auf, die Welt vor-zustellen; er fängt an, das Selbst zu erleben.

Wird umgekehrt die Aufmerksarnkeit auf das Innere gerichtet, in dem die Welt sich spiegelt, so tauchen im Bewußtsein die Lebensschick­salsereignisse auf, in denen das menschliche Selbst von dem Zeitpunkte an, bis zu dem man sich zurückerinnert, dahingeflossen ist. Man erlebt das eigene Dasein in der Folge dieser Schicksals-Erlebrisse.

Indem man sich dieses zum Bewußtsein bringt: «Ich habe mit meinem Selbst ein Schicksal erlebt», kann man mit der Weltbetrachtung einset­zen. Man kann sich sagen: In meinem Schicksal war ich nicht allein; da hat die Welt in mein Erleben eingegriffen. Ich habe dieses oder jenes gewollt; in mein Wollen ist die Welt hereingeflutet. Ich finde die Welt in meinem Wollen, indem ich dieses Wollen selbstbetrachtend erlebe.

So fortfahrend, sich in das eigene Selbst einlebend, verliert der Mensch das Selbst aus dem Bewußtsein; die Welt tritt in dieses ein. Er hört auf, das Selbst zu erleben; er fängt an, die Welt im Erfühlen gewahr zu werden.

Ich denke hinaus in die Welt; da finde ich mich; ich versenke mich in mich selbst, da finde ich die Welt. Wenn der Mensch dieses stark genug empfindet, steht er in den Welt- und Menschenrätseln drinnen. .

Denn fühlen: man müht sich im Denken ab, um die Welt zu ergrei­fen, und man steckt in diesem Denken doch nur selbst darinnen, das gibt das erste Welträtsel auf.

Vom Schicksal in seinem Selbst sich geformt fühlen und in diesem Formen das Fluten des Weitgeschehens empfinden; das drängt zum zweiten Welträtsel hin.

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In dem Erleben dieses Welt- und Menschenrätseis erkeimt die Seelen-verfassung, in der der Mensch der Anthroposophie So begegnen kann, daß er in seinem Innern von ihr einen Eindruck erhält, der seine Auf­merksamkeit erregt.

Denn Anthroposophie macht nun dieses geltend: Es gibt ein geistiges Erleben, das nicht im Denken die Welt verliert. Man kann audi im Denken noch leben. Sie gibt im Meditieren ein inneres Erleben an, in dem man nicht denkend die Sinneswelt verliert, sondern die Geistwelt gewinnt. Statt in das Ich einzudringen, in dem man die Sinnen-Welt versinken fühlt. dringt man in die Geist-Welt ein, in der man das Ich erfestigt fühlt.

Anthroposophie Zeigt im weiteren: Es gibt ein Erleben des Schick­sals, in dem man nicht das Selbst verliert. Man kann auch im Schicksal noch sich selbst als wirksam erleben. Sie gibt in dem unegnistischen Betrachten des Menschenschicksals ein Erleben an, in dem man nicht nur das eigene Dasein, sondern die Welt lieben lernt. Statt in die Welt hineinzustarren, die in Glück und Unglück das Ich auf ihren Wellen trägt, findet man das Ich, das wollend das eigene Schicksal gestaltet. Statt an die Welt zu stoßen, an der das Ich zerschellt, dringt man in das Selbst ein, das sich mit dem Weltgeschehen verbunden fühlt.

Das Schicksal des Menschen wird ihm von der Welt bereitet, die ihm seine Sinne offenbaren. Findet er die eigene Wirksamkeit in dem Schicksalswalten, so steigt ihm sein Selbst wesenhaft nicht nur aus dem eigenen Innern, sondern es steigt ihm aus der Sinneswelt auf.

Kann man auch nur leise empfinden, wie im Selbst die Welt als Geistiges erscheint und wie in der Sinneswelt das Selbst sich als wirk­sam erweist, so ist man schon im sicheren Verstehen der Anthroposophie darinnen.

Denn man wird dann einen Sinn dafür entwickeln, daß in der An­throposophie die Geist-Welt beschrieben werden darf, die vom Selbst erfaßt wird. Und dieser Sinn wird auch Verständnis dafür entwickeln, daß in der Sinneswelt das Selbst auch noch anders als durch Versenken in das Innere gefunden werden kann. Anthroposophie findet das Selbst, indem sie zeigt, wie aus der Sinnesweit für den Menschen nicht nur sinnliche Wahrnehmungen sich offenbaren, sondern auch die Nachwirkungen

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aus seinem vorirdischen Dasein und aus den vorigen Erdenleben. Der Mensch kann nun in die Welt der Sinne hinausblicken und sagen:

da ist ja nicht nur Farbe, Ton, Wärme; da wirken auch die Erlebnisse der Seelen, die diese Seelen vor ihrem gegenwärtigen Erdendasein durchgemacht haben. Und er kann in sich hineinblicken und sagen: da ist nicht nur mein Ich, da offenbart sich eine geistige Welt.

In einem solchen Verständnisse kann der von den Welt- und Men-schenrätseln berührte Mensch sich mit dem Eingeweiliten züsammen­finden, der, nach seinen Einsichten, von der äußeren Sinneswelt so reden muß, als ob aus derselben nicht nur sinnliche Wahrnehmungen sich kundgäben, sondern die Eindrücke von dem, was Menschenseelen im vorirdischen Dasein und in verflossenen Erdenleben gewirkt haben; und der von der inneren Selbst-Welt aussagen muß, daß sie Geist-zusammenhänge offenbart, so eindrucks- und wirkungsvoll, wie die Wahrnehmungen der Sinneswelt sind.

Bewußt sollten sich die tätig sein wollenden Mitglieder zu Vermitt­lern dessen machen, was die fragende Menschenseele als Welt- und Menschenrätsel fühlt, mit dem, was die Eingeweihten-Erkenntnis zu sagen hat, wenn sie aus Menschen-Schicksalen eine vergangene Welt heraufholt, und wenn sie aus seelischer Erkraftung die Wahrnehmung einer Geist-Welt erschließt.

So kann im Arbeiten der tätig sein wollenden Mitglieder die Anthro­posophische Gesellschaft zu einer echten Vorschule der Eingeweihten-Schule werden. Auf dieses wollte die Weihnachtstagung kräftig hin­weisen; und wer diese Tagung richtig versteht, wird mit diesem Hinweisen fortfahren, bis ein genügendes Verständnis dafür der Gesellschaft wieder neue Aufgaben bringen kann.

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Nachrichtenblatt, 10. August 1924

An die Mitglieder!

WIE DIE LEITSÄTZE ANZUWENDEN SIND

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In den Leitsätzen, die vom Goetheanum ausgegeben werden, soll die Anregung für die tätig sein wollenden Mitglieder gegeben sein, den Inhalt des anthroposophischen Wirkens einheitlich zu gestalten. Man wird finden, wenn man an diese Sätze jede Woche herantritt, daß sie eine Anleitung dazu geben, sich in den vorhandenen Stoff der Zyklen zu vertiefen und diesen in einer gewissen Anordnung in den Zweig­versammlungen vorzubringen.

Es wäre ja gewiß wünschenswerter, wenn jede Woche sogleich die Vorträge, die in Dornach gehalten werden, in allen Richtungen an die einzelnen Zweige gebracht werden könnten. Allein man sollte auch bedenken, welch komplizierte technische Einrichtungen dazu nötig sind. Es wird gewiß von Seite des Vorstandes am Goetheanum nach dieser Richtung alles Mögliche angestrebt und noch getan werden. Aber man muß mit den vorhandenen Möglichkeiten rechnen. Die Absichten, die auf der Weihnachtstagung geäußert worden sind, werden verwirklicht werden. Aber wir brauchen Zeit.

Vorläufig sind diejenigen Zweige im Vorteil, welche Mitglieder in sich haben, die das Goetheanum besuchen, da die Vorträge hören und deren Inhalt in den Zweigversammlungen vorbringen können. Und es sollte von den Zweigen erkannt werden, daß die Entsendung solcher Mitglieder an das Goetheanum eine Wohltat ist. Aber man sollte auch nicht die Arbeit, die in der Anthroposophischen Gesellschaft schon geleistet ist und die in den gedruckten Zyklen und Vorträgen vorliegt, allzu sehr unterschätzen. Wer diese Zyklen vornimmt, sich nach den Titeln erinnert, welcher Stoff in diesem oder jenem enthalten ist, und dann an die Leitsätze herantritt, der wird finden, daß er in dem einen Zyklus das eine und in dem anderen ein anderes findet, das den Leitsatz weiter ausführt. Aus dem Zusammenlesen dessen, was in den einzel­nen Zyklen getrennt steht, können die Gesichtspunkte gefunden werden,

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von denen aus in Anlehnung an die Leitsätze gesprochen werden kann.

Wir wirken in der Anthroposophischen Gesellschaft wie rechte Ver-schwender, wenn wir die gedruckten Zyklen ganz unbenützt lassen und immer nur «das Neueste» vom Goetheanum empfangen wollen. Es ist doch auch leicht begreiflich, daß allmählich jede Möglichkeit, die Zyklen zu drucken, aufhören müßte, wenn diese nicht ausgiebig benützt würden.

Es kommt noch ein anderer Gesichtspunkt in Frage. Bei der Verbrei­tung des Inhaltes der Anthroposophie ist Gewissenhaftigkeit und Ver­antwortlichkeitsgefühl in allererster Linie notwendig. Man muß das, was über die geistige Welt gesagt wird, in eine Form bringen, daß die Bilder der geistigen Tatsachen und Wesenheiten, die gegeben werden, nicht Mißverständnissen ausgesetzt werden. Wer am Goetheanum einen Vortrag hört, kann einen unmittelbaren Eindruck haben. Wenn er dessen Inhalt wiedergibt, so kann bei ihm dieser Eindruck nachklingen, und er ist imstande, die Dinge so zu formulieren, daß sie richtig ver­standen werden können. Wird aber ein Zweiter, Dritter der Vermitt­ler, so wird die Wahrscheinlichkeit immer größer, daß sich Ungenauig­keiten einschleichen. Alle diese Dinge sollten bedacht werden.

Und ein weiterer Gesichtspunkt ist ja wohl der allerwichtigste. Es handelt sich ja nicht darum, daß der anthroposophische Inhalt nur äußerlich angehört oder gelesen werde, sondern daß er in das lebendige Seelenwesen aufgenommen werde. Im Fortdenken und Fortfühlen des Aufgenommenen liegt ein Wesentliches. Das aber soll mit Bezug auf die schon vorliegenden gedruckten Zyklen gerade durch die Leitsätze angeregt werden. Wird dieser Gesichtspunkt zu wenig berücksichtigt, so wird es fortdauernd daran fehlen, daß das Wesen der Anthropo-sophie durch die Anthroposophische Gesellschaft sich offenbaren könne. Man sagt nur mit scheinbarem Recht: was nützt es mir, noch soviel von geistigen Welten zu hören, wenn ich nicht selbst in solche Welten hin­einschauen kann. Man berücksichtigt dabei nicht, daß dieses Hinein-schauen gefördert wird, wenn über die Verarbeitung des anthroposo­phischen Inhaltes so gedacht wird, wie es hier angedeutet ist. Die Vorträge am Goetheanum sind so gehalten, daß ihr Inhalt lebendig und frei in den Gemütern der Zuhörer fortwirken kann. Und so ist

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auch der Inhalt der Zyklen. Da ist keiri totes Material zur bloßeti äußeren Mitteilung; da ist Stoff, der unter verschiedene Gesichtspunkte gerückt das Schauen in geistige Welten anregt. Man sollte nicht glauben:

den Inhalt der Vorträge höre ich an; die Erkenntnis der geistigen Welt eigne ich mir durch Meditation an. so wird man nie im wahren Sinne weiterkommen. Beides muß in der Seele zusammenwirken. Und das Forsdenken und Fortfühlen des anthroposophischen Inhaltes ist auch Seelenübung. Man lebt sich in die geistige Welt schauend hinein, wenn man so, wie es hier gesagt ist, mit diesem Inhalt verfährt.

Es wird eben doch in der Anthroposophischen Gesellschaft viel zu wenig darauf gesehen, daß Anthroposophie nicht graue Theorie, son­dern wahres Leben sein soll. Wahres Leben, das ist ihr Wesen; und wird sie zur grauen Theorie gemacht, dann ist sie oft gar nicht eine bessere, sondern eine schlechtere Theorie als andere. Aber sie wird eben erst Theorie, wenn man sie dazu macht, wenn man sie tötet. Das wird noch viel zu wenig gesehen, daß Anthroposophie nicht nur eine andere Weltanschauung ist als andere, sondern daß sie auch anders aufgenom-men werden muß. Man erkennt und erlebt ihr Wesen erst in dieser anderen Art des Aufnehmens.

Das Goetheanum sollte als der notwendige Mittelpunkt des anthro­posophischen Arbeitens und Wirkens angesehen werden; aber man sollte nicht aus dem Auge verlieren, daß in den Zweigen der anthro-posophische Stoff, der erarbeitet worden ist, auch zur Geltung komme. Was am Geetheanum gewirkt wird, das kann im vollen lebendigen Sinne die ganze Anthroposophische Gesellschaft nach und nach haben, wenn möglichst viele Mitglieder aus dem Leben der Zweige heraus an das Goetheanum selbst herankommen und, soviel ihnen möglich ist, an seinem lebendigen Wirken teilnehmen. Das alles aber muß mit Innerlichkeit gestaltet werden; mit dem äußerlichen «Mitteilen» des Inhaltes von jeder Woche geht es nicht. Der Vorstand am Goetheanum wird Zeit brauchen und bei den Mitgliedern Verständnis finden müssen. Dann wird er im Sinne der Weihnachtstagung wirken können.

Die Konstitution der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft Ihre Gliederung in Sektionen

#G260a-1987-SE090 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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II

Die Konstitution

der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft

Ihre Gliederung in Sektionen

Zu den Veröffentlichungen

aus dem Vortragswerk von Rudo(f Steiner

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Die Grundlage der anthroposophisch orientierten Geisteswissen­schaft bilden die von Rudolf Steiner (1861 - 1925) geschriebenen und veröffentlichten Werke. Daneben hielt er in den Jahren 1900 bis 1924 zahlreiche Vorträge und Kurse, sowohl öffentlich wie auch für die Mitgheder der Theosophischen, später Anthroposophischen Gesellschaft. Er selbst wollte ursprünglich, daß seine durchwegs frei gehaltenen Vorträge nicht schriftlich festgehalten wurden, da sie als «mündliche, nicht zum Druck bestimmte Mitteilungen» gedacht waren. Nachdem aber zunehmend unvollständige und fehlerhafte Hörernachschriften angefertigt und verbreitet wurden, sah er sich veranlaßt, das Nachschreiben zu regeln Mit dieser Aufgabe betraute er Marie Steiner-von Sivers. Ihr oblag die Bestimmung der Stenogra­phierenden, die Verwaltung der Nachschriften und die für die Her­ausgabe notwendige Durchsicht der Texte. Da Rudolf Steiner aus Zeitmangel nur in ganz wenigen Fällen die Nachschriften selbst kor­rigieren konnte, muß gegenüber allen Vortragsveröffentlichungen sein Vorbehalt berücksichtigt werden: «Es wird eben nur hinge­nommen werden müssen, daß in den von mir nicht nachgesehenen Vorlagen sich Fehlerhaftes findet.»

Über das Verhältnis der Mitgliedervorträge, welche zunächst nur als interne Manuskriptdrucke zugänglich waren, zu seinen öffentli­chen Schriften äußert sich Rudolf Steiner in seiner Selbstbiographie «Mein Lebensgang» (35. Kapitel). Der entsprechende Wortlaut ist am Schluß dieses Bandes wiedergegeben. Das dort Gesagte gilt gleicher-maßen auch für die Kurse zu einzelnen Fachgebieten, welche sich an einen begrenzten, mit den Grundlagen der Geisteswissenschaft ver­trauten Teilnehmerkreis richteten.

Nach dem Tode von Marie Steiner (1867 - 1948) wurde gemäß ihren Richtlinien mit der Herausgabe einer Rudolf Steiner Gesamt­ausgabe begonnen. Der vorliegende Band bildet einen Bestandteil dieser Gesamtausgabe. Soweit erforderlich, finden sich nähere An­gaben zu den Textunterlagen am Beginn der Hinweise.

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VORBEMERKUNG DES HERAUSGEBERS

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Die Aufgabe, die Rudolf Steiner sich selbst stellte bei der Übernahme des Generalsekretariats der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, charakterisierte er im Brief an Wilhelm Hübbe-Schleiden vom 16. August 1902 mit den Worten:

«Ich will auf die Kraft bauen, die es mir ermöglicht, auf die Bahn der Entwickelung zu bringen. Das wird meine Inaugurationstat allein bedeuten müssen Deshalb möchte ich in allem positiv sein.»

Für diese Aufgabe entstand im Zusammenhang mit der Deutschen Sektion eine eigene Jnstitution, die sogenannte Esoterische Schule. Mit deren Aufbau begann Rudolf Steiner nach seinem Aufenthalt in London, Mitte Mai 1904, bei welchem er von Annie Besant als Leiterin dieser von H.P. Blavatsky gegründeten Esoterischen Schule autorisiert wurde, innerhalb Deutschlands, Österreichs und der deutschsprachigen Schweiz selbständig wirken zu können. Er hatte jedoch schon vor Einrichtung dieser Esoterischen Schule einzelnen, die ihn darum baten, Ratschläge für ihre innere Entwicklung gegeben, was verschiedene Briefe aus dieser Zeit bezeugen.

Diese Esoterische Schule Rudolf Steiners bestand von 1904 bis 1914. Bis Mai 1907 war sie äuß . . Teil der von Annie Besant geführten Eso­terischen Schule, bis beim Münchner Kongreß - Pfingsten 1907 - auf Grund persönlicher Übereinkunft mit Annie Besant dieser Zusammenhang gelöst wurde. Annie Besant schrieb darüber am 7. Juni 1907 an Wilhelm Hübbe-Schleiden: «Dr. Steiners okkulte Schulung ist von der unsrigen sehr verschieden.. . Er lehrt den christlich-rosenkreuzerischen Weg, der für manche Menschen eine Hilfe, aber von unserem verschieden ist. Er hat seine eigene Schule und trägt auch selbst die Verantwortung dafür.» Mit Ausbruch des ersten Weltkrieges im Sommer 1914 wollte Dr. Steiner die Schule nicht mehr weiterführen.

Erst mit der Neugestaltung der Anthroposophischen Gesellschaft als All­gemeine Anthroposophische Gesellschaft durch die Weihnachtstagung 1923 konstituierte Rudolf Steiner auch eine neue esoterische Schule in Form von drei Klassen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Wie aus Gründen der Kontinuität an das historisch bereits Bestehende in der Theosophical Society angeknüpft wurde so knüpfte Rudolf Steiner auch bei der Weih­nachtstagung 1923 an das ,früher Bestandene an. Im Eröffnungsvortrag der Weihnachtstagung, am 24. Dezember 1923, sagte er bei Verlesung des Sta­tutenpunktes 5: «Bitte erschrecken Sie nicht vor diesen drei Klassen, meine lieben Freunde! Die drei Klassen waren ursprünglich in der Anthroposophi­schen Gesellschaft schon da, nur in einer andern Form, bis zum Jahre 1914.»

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Symbolisch wurde diese Anknüpfung vollzogen durdi drei feierlidie Ham­merschläge bei der Grundsteinlegung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft am Morgen des 25. Dezember 1923. Adolf Arenson als Ange­höriger der drei Klassen der Esoterischen Schule von 1904 bis 1914, bezeugt dies in seinem Brief an Albert Steffen vom 24. Dezember 1926:

Rudolf Steiner eröffnete die Weihnachtstagung nicht mit Worten, sondern mit symbolischen Schlägen, und damit brachte er das Gesetz der Kontinuität zur Auswirkung. Denn jedem, der zu der Institution gehört, die Rudolf Steiner im 36. Kapitel seines schildert, sagten diese Schläge:

Auch hier ist jedes Deuteln ausgeschlossen für denjenigen, der diese Eröffnungsschläge kennt. Es braucht wohl kaum betont zu werden, daß dieses Anknüpfen an das Frühere die Möglichkeit in sich schließt, ein völlig Neues, ja sogar ein sprunghaft Neues zu bringen, wie ja auch bei der Pflanze die Blüte an die Blattbildung anknüpft und doch ein völlig Neues ist.»

Von den geplanten drei Klassen der neuen Esoterischen Schule konnte durch den Tod Rudolf Steiners nur die erste vorläufig eingerichtet werden. Einen Nachfolger hat Rudolf Steiner nicht bestimmt.

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DER ORGANISCHE VERDEGANG

DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

UND IHRE ZUKUNFTSAUFGABEN

Dornach, 18. Januar 1924

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Im zweiten Mitteilungsblatt - Sie wissen ja, daß dieses Mitteilungsblatt den Titel trägt «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» - finden Sie zunächst eine Ansprache, die ich an die Mitglieder gerichtet habe, und ich möchte einen ganz besonderen Wert darauf legen, daß die ersten, Sätze dieser Ansprache an die Mitglieder ganz besonders ernst genommen werden. Ich darf gerade diese ersten Sätze vielleicht anführen:

«Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthro­posophischen Gesellschaft kann ihren Inhalt nicht allein in dem haben, was die während ihrer Dauer am Goetheanum versammelten Mitglieder erlebt haben. Nur wenn man überall, wo man Anthroposophie liebt, in der Zukunft empfinden wird: es ist durch die Ausführung des­sen, was durch diese Tagung angeregt worden ist, neues anthroposo­phisches Leben gekommen, wird dieser Inhalt wirklich da sein. Wenn dies nicht sein würde, hätte diese Tagung ihre Aufgabe nicht erfüllt.»

Es ist ja zweifellos, meine lieben Freunde, daß die Anthroposophische Gesellschaft neues Leben braucht. Und dasjenige, was zu Weihnachten hier geschehen ist, muß eigentlich so aufgefaßt werden, daß es zunächst lange nicht fertig ist, lange nicht abgeschlossen ist, daß eigentlich das Wenigste von dem, was zu Weihnachten hier geschehen ist, als ein Abgeschlossenes gelten kann, sondern daß fortwahrend in diese Weih­nachtstagung Inhalt hineinfließen muß durch dasjenige, was weiter in der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht. Es ist ja bisher im Grunde jede solche Tagung eigentlich so aufgefaßt worden, daß man sie in die Grenzen eingeschlossen hat, zwischen denen sie angefangen und aufgehört hat. Und man hat sich höchstens erinnert an ein Erlebnis, das da gewesen ist.

Diese Weihnachtstagung hatte aber einen Charakter, der von vornherein zeigte, daß sie so nicht aufgefaßt werden kann. Sie kann nicht aufgefaßt werden als eine vorübergehende Tagung. Da würde der

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Inhalt einer ganz besonderen Eigenschaft unterliegen. Sehen Sie, meine lieben Freunde, wenn Sie zurückdenken an diese Weihnachtstagung, so werden Sie sich sagen müssen: Es ist da etwas gewesen, was aus der geistigen Welt heraus selber kam. Es ist der Versuch gemacht worden, mit alldem, was Vereinswesen ist, zu brechen und das Geistige durchscheinen zu lassen durch jede einzelne Handlung, die geschah. Aber das Geistige hat einmal - ich habe das öfter erwähnt - seine eigenen Gesetze. Das Geistige hat andere Gesetze, als diejenigen sind, welche in der physischen Welt herrschen. Nehmen wir dasjenige, was durch den geistigen Hintergrund in der Weihnachtstagung da war: Setzen wir es einmal als solches an und denken wir uns dann: die einzelnen Verrich­tungen, die einzelnen Taten der Anthroposophischen Gesellschaft schließen sich an diese Weihnachtstagung an.

Wenn diese Weihnachtstagung nur so genommen wird, wie man so gern frühere Tagungen nahm, dann verduftet sie allmählich, dann ver­liert sie ihren Inhalt, und es wäre besser gewesen, man hätte sich nicht versammelt. Denn das Geistige hat einmal die Eigenschaft, daß es, wenn es nicht festgehalten wird, verschwindet, nicht verschwindet selbstverständlich im Kosmos, aber verschwindet für den Ort, wo es eben nicht weiter gepflegt wird. Es sucht sich eben dann andere Orte im Kosmos. Und für so etwas, wie unsere Weihnachtstagung, ist man ja nicht angewiesen auf dasjenige, was innerhalb des Erdenbereiches ge­schieht. Sie dürfen sich also nicht vorstellen, es müßte dasjenige, was zur Weihnachtstagung [veranlagt wurde, wenn es] durch die Nicht-Ausführung der Impulse verduftet, irgendwo anders auf der Erde er­scheinen. Das ist nicht nötig. Es kann in ganz anderen Welten seinen weiteren Zufluchtsort suchen. - Alles also hängt davon ab, daß man die Möglichkeit findet, sich um diese Weihnachtstagung stark zu beküm­mern, wirklich ihren Inhalt aufzunehmen. Dafür soll gesorgt werden durch das Nachrichtenblatt für die Mitglieder.

Die ersten Nummern dieses Nachrichtenblattes für Mitglieder, sie werden im wesentlichen ein Bild nicht nur von dem geben, was bei der Weihnachtstagung hier war, sondern auch von dem, was als Wille in dieser Weihnachtstagung lebte. Und das namentlich soll gegeben wer­den, was als Wille lebte in dieser Ansprache an die Mitglieder. Sie ist

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in diesem zweiten Mitteilungsblatt in ihrem ersten Teile enthalten, und wird eben in den nächsten Nummern fortgesetzt werden. Zunächst mußte ja betont werden, daß man auf der einen Seite jetzt zurücksehen müsse auf dasjenige, was in der Anthroposophischen Gesellschaft war, und dann nach vorwärts sehen müsse, nach demjenigen, was in der Anthroposophischen Gesellschaft sein soll in der Zukunft.

Es wird daher ganz gut sein, wenn wir einmal gerade von diesem Gesichtspunkte aus, ich möchte sagen, um die Weihnachtstagung in einen entsprechenden Rahmen für uns einzufassen, ein wenig zurücksehen.

Die Anthroposophische Gesellschaft hat ja in sehr, sehr kleiner Form begonnen, und diese kleine Form war dazumal im Beginne des Jahr­hunderts in der Theosophischen Gesellschaft enthalten. Wie war es denn? Wir können ganz absehen von der Theosophischen Gesellschaft, denn was sich als Anthroposophische Gesellschaft entwickelt hat, das hat einen organischen Werdegang durchgemacht, hat sich sozusagen aus dem eigenen Quell, dem eigenen Keim entwickelt. Diejenigen, die dann die Anthroposophische Gesellschaft als den Grundstock gebildet haben, waren ja im Anfange recht wenige. Man hat sich versammelt in sehr kleinen Kreisen an mehreren Orten. Und auch die öffentlichen Veran­staltungen waren in sehr kleinem Rahmen anfangs gepflegt worden. Und im Grunde genommen hat sich in diesen Anfängen um die anthro­posophische Bewegung niemand gekümmert als derjenige, der dabei­gewesen ist, der in irgendeiner Weise unmittelbaren Anteil genommen hat. Es war wirklich, man möchte sagen, ein wunderbarer Friede, denn die Welt hat keine Notiz genommen von der Anthroposophie. Nur diejenigen haben Notiz genommen, die sich eben in den anthroposophi­schen Kreisen versammelt haben.

Darunter waren solche, welche die tiefsten Bedürfnisse ihrer Seele verbinden konnten mit demjenigen, was als Anthroposophie aus der geistigen Welt herausfloß. Diese schlossen sich in immer größerer und größerer Zahl zu jenem Kreise zusammen, der dann die Anthroposo­phische Gesellschaft wurde.

Diejenigen, welche die Bedürfnisse ihrer Seele nicht damit verbinden konnten, blieben weg. Aber es waren zunächst jene, die wegblieben,

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einfach Menschen, die sich uninteressiert verhielten, die nicht m eine besondere Wut kamen, sondern die einfach sich sagten: Das, was da geboten wird, das ist für mich nichts. - Und sie blieben wieder weg. Man konnte, indem so gearbeitet wurde, wirklich in Ruhe und Frieden arbeiten, und man konnte tatsächlich diejenigen, welche nach höheren Wahrheiten suchten, durch die engeren Kreise an diese höheren Wahr­heiten heranführen.

Nur in äußerer Weise hat eigentlich die Kriegszeit eine Beeinträchti­gung dieses anfänglichen Zustandes gebracht. Gewiß, der Verkehr zwischen den einzelnen Ländern war nicht in derselben Weise möglich wie vorher. Man konnte sich nicht in engeren Kreisen verbinden, weil eben eine furchtbare Welttyrannis während des Krieges geübt worden ist. Aber dasjenige, was die eigentliche geistige Strömung war, die durch die Anthroposophische Gesellschaft rann und rinnt, die blieb vorhanden.

Nun lag es aber in der Anthroposophie, nicht nur den einzelnen Menschen in bezug auf seine zentralen Seelenbedürfnisse zu ergreifen, sondern tatsächlich das ganze menschliche Leben. Überall, wo aus den Quellen des Menschlichen heraus das Schöpferische wirksam werden will, da kann sich dieses Schöpferisch-Wirksame mit dem Quell der Anthroposophie verbinden. Denn die Anthroposophie geht auf das Allgemein-Menschliche. Und so konnten wir, zunächst in München, mit einer künstlerischen Betätigung anfangen.

Diese künstlerische Betätigung, die in der Aufführung von Mysterien bestand, brachte manchem denn doch einen Fortschritt für sein eigenes Seelenleben. Er sah im Bilde dasjenige, was er vorher durch die Ideen, in welche das geistige Leben gegossen worden ist, aufgenommen hat.

Im Grunde genommen störte auch den vorhergehenden ruhigen Gang diese Aufführung der Mysterien in München noch nicht. Daß die Welt Notiz nahm von dem, was als Anthroposophie sich ausbreitete, das begann - obwohl vorher da und dort sich in einzelnen Typen schon die feindlichen Bestrebungen geltend machten, aber so, daß man sie nicht hätte zu berücksichtigen gebraucht, denn im Okkulten arbeitet man am besten positiv nur aus den unmittelbaren Impulsen heraus -, das eigentliche Notiznehmen begann, als die Absicht in Ausführung trat, das Goetheanum hier zu bauen, zu dem wir ja 1913 den Grundstein

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gelegt haben. Jetzt war vor die Augen sichtbarlich etwas hinge­stellt. Jetzt sahen die Menschen etwas, und zwar etwas, was sie nicht verstanden. Und damit begann das Notiznehmen der Anthroposophie von seiten der Welt.

Nun ging es aber auch Stück für Stück, obwohl auch während der Kriegszeit, ich möchte sagen, die alten Usancen von unserer Seite fortdauerten. Jetzt begann es Stück für Stück. Wissenschafter, die sich zunächst auch nur der anthroposophischen Bewegung angeschlossen hatten aus den innersten zentralen Bedürfnissen ihrer Seele heraus, fanden, daß nicht nur diese zentralsten Bedürfnisse der Seele von der Anthroposophie aus befriedigt werden können, sondern sie fanden, daß eine jegliche Wissenschaft heute an einen toten Punkt kommt. Dieser tote Punkt liegt gerade da, wo die eigentlichen Erkenntnisbedürfnisse beginnen. Man muß sich nur den wissenschaftlichen Bestand von heute in der rechten Weise vorstellen. Er ist ja so, meine lieben Freunde: Der junge Mensch studiert. Was ihm dargeboten wird, das überliefert ihm eine Summe von Kenntnissen. Diese Summe von Kenntnissen, die hat ganz besondere Eigenschaften. Und es wird nir­gends so recht ausgesprochen, was diese Summe von Kenntnissen, die heute der junge Mensch an den Schulen findet - eigentlich schon an den untersten Schulen, dann in besonderem Maße an den höheren Schulen -, was diese Kenntnisse in ihrer Summe für besondere Eigenschaffen haben. Sie sind durchweg von materialistischem Denken durchdrungen. Und wenn heute von manchen Seiten gesagt wird, daß der Materialis­mus abgewirtschaftet hat, daß die Wissenschaft wiederum zum Geisti­gen zurückkehre, so ist das wirklich die reine Rederei, denn es ist nur eine Illusion. Man redet vom Geistigen, hat aber nicht den geringsten Begriff vom Geistigen.

Also die Kenntnisse, die da geboten werden, sie sind im Grunde genommen eine Summe von materialistisch gedachten Kenntnissen. Aber indem sie der junge Mensch empfängt, ergießen sie sich über ihn, ohne daß er irgendeine Orientierung darinnen hat. Die einzige Orien­tierung ist ja diese: daß er weiß, er muß Examen machen. Das stellt ihn in einer gewissen Weise in die Welt hinein. Aber im Grunde genommen weiß er mit der ganzen Breite des wissenschaftlichen Lebens nicht sonderlich

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viel anzufangen. Es ergießt sich über ihn. Er bekommt nun eigentlich gar keinen anderen Eindruck, als wie jemand, der in einen furchtbaren Platzregen gekommen ist und ganz naß wird. Er wird sozusagen ganz und gar durchweicht, oder eigentlich verhärtet von dem, was ihm da geboten wird. Man kann nicht sagen, daß diese Kennt­nisse, diese Notizen, die da geboten werden, an sich wertlos sind. Das sind sie gar nicht, sie sind zuweilen von dem höchsten Werte. Aber derjenige, der sie lernen muß, der weiß nichts von diesen Werten. Sie werden an ihn in einer Weise herangebracht, daß er nichts weiß von diesen Werten.

Und so kann man sagen: Wenn auch die heutigen Kenntnisse den höchsten Wert hätten, dieser Wert würde denjenigen, die nun diese Kenntnisse in sich aufnehmen müssen, gar nicht irgendwie zum Bewußt­sein komrnen können.

Vielleicht darf ich in ganz bescheidener Weise da auf dasjenige, was schon erschienen ist und noch erscheinen wird von meinem Lebensgange, hinweisen. Sie werden da eine eigentümliche Erscheinung sehen. Sie werden allerdings nicht mit Worten geschildert finden, wie ich gelernt habe; im Grunde genommen blieb dasjenige, was durch die Schule an mich herankam, ganz äußerlich. Dasjenige, was ich durch die Schule gewonnen habe, das habe ich gewonnen durch einzelne Persönlichkeiten, die als Persönlichkeiten auf mich einen gewissen Eindruck gemacht haben.

Ich habe im jetzt erschienenen «Goetheanum» darauf aufmerksam gemacht, wie ich in der Mittelschule an die Chemie herangekommen bin. Chemie ist heute etwas in gewissem Sinne ja Bewundernswürdiges. Aber so wie es dasteht als eine Wissenschaft, ist nichts zusammengehal­ten in ihr. Man wird wirklich von Erkenntnissen wie von Regen überschauert.

Nun war derjenige, der in unserer Mittelschule Chemie vortrug, ein ausgezeichneter Chemiker. Und er sprach eigentlich außerordentlich wenig. Er experimentierte uns vor, machte fortwährend nur Experi­mente, sprach ein paar Worte, um die Experimente zu verbinden. Und das ging wochenlang fort, bis einmal Zensuren gegeben wurden. Ich habe besondere Intimitäten dort nicht erzählt. Aber wenn dann Zensuren

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in der Nähe waren, wußten das die Schüler. Und da wußten sie: der Gilm, der wird jetzt auch etwas fragen, denn er hat uns nie gefragt, er hat vor uns experimentiert, er hat uns nie gefragt, wochenlang nicht. Dann faßte sich einer Mut, ging hinaus zu ihm und sagte: Herr Doktor, wird nächstens experimentiert oder examiniert? - Und da sagte er: Nun, das nächste Mal werd' ich euch examinieren. - Und da wurde in zwei oder drei Stunden durchexaminiert. Es war etwas Ausgezeichnetes an sich, doch ohne die Möglichkeit, daß man hineinkam.

Aber der Mann, er war der Bruder des sinnigen tirolischen Dichters Herman von Gilm. Hugo von Gilm hieß der Lehrer. Und tatsächlich, wer Sinn für so etwas hat und jemals in die Augen dieses Hugo von Gilm geschaut hat, der hat durch dieses Schauen in die Augen tatsäch­lich, ich möchte sagen, mehr Chemisches erhalten als durch die Mittei­lungen systematischer Chemie, obwohl man da sehr viel erhalten hat. Denn diese Augen sind etwas ganz Besonderes gewesen. Sie schauten so in die Welt, daß man ihnen ansah: der sieht jedes Ding in der Natur so an, daß es ihm durch den Blick hineingeht. Es geht ihm in den Blick hinein, und der Blick strahlte es wiederum von sich heraus. Er hatte es immer da drinnen. Und deshalb hatten wir Buben alle dahs Gefühl: der Mann steht eigentlich anders als alle anderen Lehrer zu seiner Wissen­schaft. Wir sagten zu allen anderen Lehrern «Herr Professor». Der war geradeso Professor wie die anderen, aber zu ihm sagten wir «Herr Doktor», weil man voraussetzte, der steht ganz anders zu seiner Wis­senschaft als die anderen.

Sehen Sie, das war die Persönlichkeit! Sie werden aus anderen Bei­spielen, die ich anführe, auch sehen: Es waren die Persönlichkeiten! Diese Persönlichkeiten hatten etwas, für mich wenigstens, außerordent­lich Weckendes. Und so kam es eben, daß man - daß ich wenigstens die Schule richtig verschlafen konnte und die wachen Dinge mir selber suchte.

Es war schon so in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert, daß eigentlich niemand etwas lernen konnte, der nicht aktiv suchte, der sich nicht seinen Weg tastend suchte. Dann ging das Lernen so nebenher. Und eigentlich muß ich sagen, cum grano salis:

ich wundere mich fast, daß ich ein guter Schüler gewesen bin. Denn,

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nicht wahr, zensiert wird man für dasjenige, was man in der Schule ternt. Da habe ich aber eigentlich nichts gelernt. Also ich wundere mich, daß ich im Grunde genommen überall ein guter Schüler gewesen bin.

So meine ich, ist es wichtig, daß man In der Art, wie die heutige Zivilisation die Kenntnisse an den Menschen heranbringt, das eigentlich Verderbliche sieht. Und das sahen oder fühlten wenigstens eine ganze Anzahl von Persönlichkeiten, wissenschaftliche Persönlichkeiten, die hereinkamen in unsere Anthroposophische Gesellschaft. Sie fühlten: Der wissenschaftliche Betrieb von heute endet in jeder einzelnen Wis­senschaft an einem toten Punkte, gerade da, wo die Seele anfangen will, dasjenige, was diese Wissenschaft bietet, zu einer wirklichen Erkenntnis zu machen. Es gibt aber nichts, meine lieben Freunde, was irgendwie uninteressant sein könnte im menschlichen Wissen, wenn es in der richtigen Weise an den Menschen herangebracht und in der richtigen Weise gehört wird, es gibt nichts, was uninteressant sein könnte. Und dennoch, wieviel wird als uninteressant von den heutigen Schülern und Studenten empfunden!

So zeigte es sich denn, daß eine ganze Anzahl von Wissenschaftern in die Anthroposophische Gesellschaft hereingekommen war und nun von der Anthroposophie aus die einzelnen Wissenschaften befruchten wollte.

Jetzt entstand etwas, was die Leute furchtbar irritierte. Denn jetzt wurden sie nicht nur durch das Goetheanum, sondern jetzt wurden sie durch dasjenige, was als anthroposophische Wissenschaftlichkeit auftrat, aufgerüttelt. Man sah, Anthroposophie gibt den Dingen ein Gepräge, das man nicht haben will.

Man muß ja im Grunde genommen nur einsichtig sein. Wirklich, es ist schon so, wie ich einmal in einer anthroposophischen Versammlung gesagt habe: Es gehen fortwährend Feinde durch die anthroposophischen Tagungen, und ein feindliches Wesen ist die jüngere Persönlichkeit der Naivität, und diese Naivität ist eben unter unseren Mitgliedern vielfach vorhanden. Man denkt, man kann den Pastor oder den Pro­fessor oder den Arzt so ohne weiteres überzeugen. Man kann es nicht. Denn es kommt ja nicht darauf an bei den meisten Menschen der Ge­genwart, daß sie überzeugt werden etwa in ihrem Kopfe oder in ihrem

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Herzen, sondern es kommt darauf an, daß sie in einer Lebenssteilung drinnen sind. Da können sie unbewußt nicht heraus. Also man muß einsichtig sein in dieser Richtung. Wo können denn viele Leute, die in einer Lebenssteilung drinnen sind, aus dieser Lebensstellung heute her­aus? Nun, daraus entstand vielfach - es vergeht ja keine Woche, ohne daß nicht irgendeine Broschüre oder ein Buch erscheint gegen Anthro­posophie - dasjenige, was dann, natürlich genährt durch unredliche Leute, als Gegnerschaft aufgetreten ist.

Durch alle diese Dinge - ich brauche ja nicht dasjenige, was in Deutschland aus der Dreigliederungsbewegung folgte und so weiter, auch aufzuzähien, es genügt, wenn ich mich hier mit dem Qualitativen beschäftige -, durch alle diese Dinge kam es, daß die alte Ruhe und der alte Friede, die vorhanden waren, weil die Welt sich nicht um Anthro­posophie kümmerte, aufhörten, und daß jetzt Anthroposophie getrie­ben werden muß, indem man sie gleichzeitig von allen Seiten nicht nur bekämpft, sondern verleumdet. Da entstand dann die Frage, die hier in den letzten November- und in den ersten Dezembertagen eine so große Rolle gespielt hat unter denjenigen, die dann zur Leitung der anthroposophischen Bewegung sich bereit erklärt hatten, da entstand die große Frage, wie man in der Zukunft mehr Anthroposophie treiben kann. Denn das Eigentliche der Anthroposophie ist ja fortdauernd so getrieben worden und kann eigentlich auch gar nicht anders getrieben werden, wie es getrieben wurde während der Ruhe und des Friedens. Aber die Ruhe und den Frieden haben wir eben nicht mehr. Und so müssen die Mittel und Wege gefunden werden, um mehr Anthroposo­phie zu treiben, das heißt, Anthroposophie so vor die Welt hinzustel­len, daß ihr durch ihre eigene Qualität die gegnerischen Verleumdungen nicht schaden können. Das heißt, es müssen Mittel und Wege gefunden werden, um gerade dasjenige fortzusetzen, was mit Anthroposophie von allem Anfange an gemeint war.

Das hat denn dazu geführt, daß diese Weihnachtstagung, die nun verflossen ist, eben gerade den Charakter angenommen hat, den sie eben hatte. Und wirklich, diese Weihnachtstagung darf nicht so genom­men werden, wie vieles in der Anthroposophischen Gesellschaft hin­genommen worden ist. Es muß von dieser Weihnachtstagung etwas

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Neues ausgehen, das aber eigentlich nur ein vermehrtes Altes ist. Und das hat denn dazu geführt, daß die Konstitution der Gesellschaft dasjenige enthalten wird, was ich nun in diesem zweiten Mitteilungsblatt unter dem Titel bringe: «Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft.»

In dieser Beziehung, meine lieben Freunde, sind ja tatsächlich in der Zelt, in welcher der Faden des eigentlichen anthroposophischen Lebens abgerissen worden ist, mit der Freien Hochschule für Geisteswissen-schaft Fehler gemacht worden. Und ich habe schon bei der Besprechung des uns entrissenen Goetheanums darauf hingewiesen, wie wenig eigent­lich das, was als Hochschulkurse in diesem Goetheanum gehalten wor­den ist, zu dem ganzen künstlerischen Stil des Goetheanums gepaßt hat. Es kontrastierte damit. Und das kam ja davon her, daß man zu stark in unsere Reihen hereintragen wollte dasjenige, was die Hochschulen draußen haben. Aber das braucht man ja nicht. Das würden wir ja erst in dem Augenblicke brauchen, wenn wir irgendein Berechtigungswesen für die Freie Hochschule haben könnten. Wir brauchen zunächst gerade diejenige Stätte, die das gibt, was sonst nirgends gegeben wird: nämlich das, was den Menschen in die geistige Welt hineinführt. Und das soll nun Im strengsten Sinne des Wortes der Inhalt der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft werden.

Es war ja immer in den Schulen, die in das geistige Leben hineinführten, so, daß zunächst ein exoterischer Kreis war, und daß man aus diesem Exoterischen Kreise in das Esoterische einrückte. Nun möchte die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft also diesen wirklich in der Natur der Geist-Erkenntnis liegenden Tatsachen voll Rechnung tragen. Das heißt, es wird in der Zukunft - ich habe das im zweiten Artikel über die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft zu schildern begonnen, auch das wird nächstens fortgesetzt werden -, es wird eben nunmehr da sein: die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, in die man unter den Bedingungen eintreten wird, die ja in den sogenann­ten Statuten während der Weihnachtstagung besprochen worden sind. Man wird eine Zeitlang in dieser Anthroposophischen Gesellschaft sein. Man wird vielleicht auch sich voll befriedigt finden von dem, was in dieser Anthroposophischen Gesellschaft über Geist-Erkenntnisse mit­geteilt wird. Und eigentlich sollte jeder das ganz genau lesen, was in

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diesem zweiten Mitteilungsblatt enthalten ist, dann wird er sich sagen:

Ja, es ist ganz gut, daß zunächst in der Allgemeinen Anthroposophi­schen Gesellschaft an diejenigen, die da eintreten, die Geist-Erkenntnisse mitgetelit werden, denn das ist die Grundlage für einen jeglichen Weg in die geistige Welt hinein.

Gewiß muß es zunächst Leute gehen, welche die geistigen Erkennt­nisse auch erforschen können, damit sie mitgeteilt werden können. Aber das erfordert ja ein besonderes Karma, daß jemand an die geistigen Schauungen unmittelbar herantritt, ohne vorher sorgfältig gelernt zu haben; was von den geistigen Forschungen in Ideen behandelt worden ist. Es ist eben so, daß der Mensch im allgemeinen ja ganz gut, ohne daß er sich auf Autorität stützt, dasjenige einsehen kann, was von den Geist-Erkenntnissen und Ideen gebracht wird. Und so sollte man als Angehöriger der Anthroposophischen Gesellschaft zunächst Anthro­posophie treiben mit allen Konsequenzen für das Leben, mit allen Konsequenzen für die einzelnen Zweige des Lebens. Und dann sollte man an das Esoterische daran gehen. Und die drei Klassen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, die sich nun anschließen an die allgemeine Gesellschaft, werden ja durchaus das Esoterische darzubieten haben, nuanciert nach den Sektionen, wie ich sie dargestellt habe bei der Weihnachtstagung, aber das Esoterische darzubieten haben.

Nun liegt ja heute die Sache gewiß so, daß in der Anthroposophischen Gesellschaft sehr viele Freunde sind, die es seit langem sind. Derjenige, der heute eintritt, dem würde man am besten empfehlen, er solle zwei Jahre in der Anthroposophischen Gesellschaft bleiben und sich dann meiden zur Aufnahme in die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Das kann natürlich nicht für diejenigen gelten, die Schon - ja, wie nennt man es draußen? - bemooste Häupter geworden sind in der Anthroposophischen Gesellschaft.

Deshalb wird unmittelbar die erste Klasse errichtet werden, und es ist ja auch schon mitgeteilt worden, daß man sich melden soll für diese erste Klasse. Es sind auch schon zahlreiche Meldungen an mich herangekommen. Und es wird sich nun darum handeln, daß man in der nächsten Zeit zunächst die erste Klasse errichtet, daß die älteren Mitglieder auch Mitglieder dieser ersten Klasse werden. Natürlich werden

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wir dabei nicht pedantisch sein. Reife jüngere Mitglieder, die den vollen Enthusiasmus für Anthroposophie haben, werden selbstverständlich auch in dieser ersten Klasse sein können. Es wird sich überall mehr um das Innere handeln als um hdas Äußere.

Aber damit wird doch zunächst etwas Äußerliches verknüpft sein müssen. Sehen Sie, meine lieben Freunde, ich habe ja lange gemerkt, daß eigentlich die drei Vorträge in der Woche für die Art und Weise, wie die Vorträge aufgenommen werden, insbesondere in der letzten Zeit, zu viel gewesen sind. Es war zu viel! Es waren wirklich zu viele Vorträge. Sie müssen mir das nicht übelnehmen, wenn ich das sage. Daher werde ich nun beginnen - die Dinge werden sich von Stufe zu Stufe ändern - zunächst immer am Samstag und Sonntag zu sprechen für die Anthroposophische Gesellschaft, und immer am Freitag zu spre­chen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Wir werden in der Zukunft dann die allgemeinen Mitgliedskarten haben für die Anthroposophische Gesellschaft - das alles wird in der allernächsten Zeit eingerichtet -, und wir werden außerdem die Mit­gliedskarten ausgeben für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. So daß also hier an Freitagen erscheinen werden die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, an Samstagen und Sonntagen alle Mitglieder der Anthro­posophischen Gesellschaft. Und ich setze zunächst voraus, daß auch die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissen­schaft an Samstagen und Sonntagen erscheinen werden, denn ich möchte nun die Dinge so einrichten, daß man wirklich hier in Dornach sieht:

von der Weihnachtstagung geht etwas aus.

Nicht wahr, wir sind ja hier in Dornach von dem ersten Vortrage an, den ich vor vielen Jahren auf diesem Hügel über das Akanthusblatt gehalten habe, allmählich dahin gekommen, wirklich immer esoteri-schere und esoterischere Wahrheiten hier gesagt zu finden. Aber damit kommen wirklich diejenigen Mitglieder, die nachkommen, nicht zu­recht. Und es muß hier gerade gezeigt werden, wie es eigentlich gemacht werden soll. Man muß zukünftig in Dornach sehen können, nicht bloß wohin man gelangt in der Anthroposophischen Gesellschaft, sondern wie es gemacht wird. Und das wird dadurch am besten erzielt werden,

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daß ich zunächst in der ersten Klasse an allen Freitagen fortfahren werde mit dem, was bis zum letzten Vortrage am letzten Sonntag hier getrieben worden ist, auch auf die inneren Entwickelungen eingehen werde, kurz, das Esoterische pflegen werde. Das soll an den Freitagen geschehen. An den Samstagen und Sonntagen soll nun in der nächsten Zukunft dasjenige gegeben werden, was eigentlich in die Anthropo­sophie einführt, das Anfängliche der Anthroposophie. Ich werde selbst-verständlich nicht vorlesen oder wiederholen mein Buch «Theosophie» oder «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», aber ich werde doch versuchen, aus den Fundamenten heraus Anthroposophie darzustellen, und setze voraus, daß der gute Wille, teilzunehmen am anthroposophischen Leben, nicht darinnen bestehen wird, daß die Mit­glieder der ersten Klasse hier in Dornach sagen werden: Nun gehen wir nurrnehr am Freitage hin, denn das andere wissen wir ohnedies schon alles -, sondern ich hoffe, daß bei den allgemeinen Vorträgen gerade die Mitglieder der ersten Klasse um so höher interessiert sein werden. Denn da wird man ja tatsächlich manches in sich aufnehmen können, was bisher eigentlich vernachlässigt worden ist. So daß man also in der Zukunft hier wird sehen können, wie eigentlich Anthro­posophie aus deni Fundamente heraus getrieben werden soll, und den-noch auch den esoterischen Inhalt der ersten Klasse wird aufnehmen können, wenn man in diese erste Klasse eben sich gemeldet hat und die Meldung angenommen worden ist.

Es handelt sich schon darum, daß diese Konstitution der Anthro­posophischen Gesellschaft in die Zukunft hinein verstanden werde. Ich hoffe, daß ich bis Sonntag einen Modus finde, um schon am Freitag der nächsten Woche mit dem beginnen zu können, was ich nun für die drei Abende projektiere. Mit der Darstellung der Anthroposophie aus den Fundamenten heraus werde ich dagegen schon morgen beginnen.

Und so wird es möglich sein, gerade hier in Dornach Impulse zu gewinnen, welche sich an die Weihnachtstagung anschließen. Wenn man sozusagen diesen Gesichtspunkt, den ich eben erörtert habe, ins Auge fassen wird, dann wird man schon dadurch dies «mehr Anthroposophie» wirklich entsprechend in seinem Herzen berücksichtigen.

Anthroposophie kann weder eine Theorie sein, noch kann sie dasjenige

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ganz entbehren, was im Gedanken lebt. Wir leben ja heute in einer Zeit, in der im Grunde genommen Anthroposophie dann für unzählige Menschen auf der Erde eine brennende Frage werden müßte, wenn einmal es der Anthroposophischen Gesellschaft gelänge, wirklich so zu arbeiten, daß die Bedürfnisse der Menschen an dem, was ihnen als Anthroposophie entgegentritt, Feuer fangen könnten.

Es handelt sich um folgendes. Ich will einen konkreten Fall Ihnen als Beispiel hinstellen. Es ist jetzt wiederum ein wunderbares Lebens-buch erschienen, eine Art Autobiographie, eine Art Selbst-Lebensbe­schreibung von Ford. Man muß sagen, das ist etwas außerordentlich Charakteristisches, was dieser Automobilkönig als seine Lebensbeschrei­bung vor die Welt hinstellt. Es hat etwas Entzückendes, etwas eigent­lich Großartiges. Und ich möchte sagen: Was dieser Automobilkönig hinstellt als das, was er im Geistigen und Materiellen während seines Lebens ersehnt hat, es macht auf mich folgenden Eindruck. Denken Sie sich, jemand steht vor einem Tor und hat dringende Bedürfnisse gei­stiger Art. Also in diesem Falle: Dringendes will er, Berechtigtes will er, aber es reicht seine Stimme gar nicht aus, um zu sagen, was er Berech­tigtes will. Er möchte es laut, laut in die Welt hinausschreien, was er Berechtigtes will, aber das erscheint ihm nicht laut genug, und so pocht er an die Tür und erfindet sich alle möglichen Mittel, um in donnerndem Poltern das zum Ausdrucke zu bringen, was er eigentlich will.

Ja, fast ist es mir so, wenn ich das Buch von Ford lese, wie wenn ich selber die Tür wäre. Aber es ist trotzdem entzückend; man bekommt seelisch blaue Flecken, aber man liebt diese blauen Flecken, denn es ist unsäglich vernünftig. Und hinter der Tür ist die Anthroposophie. Aber sie ist bisher in einer Gesellschaft so konstituiert, daß es dem, was vor der Türe pocht, ganz unmöglich ist, an das heranzukommen, was hinter der Türe ist. Es ist nicht möglich. Wir brauchen dazu etwas ganz anderes.

Nicht wahr, Ford ist eben ein repräsentativer Mensch. Aber das, was er im großen Stile ist, wirklich im allergrößten Stile der Gegenwart, was er da ist, das sind zahlreiche Menschen der Gegenwart. Das, um was es sich handelt, ist, daß in der Zukunft tatsächlich ein Bewußtsein

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auch vorhanden sei, nicht nur von dem, wie man ein guter lernender Anthroposoph ist. Meine lieben Freunde, fassen Sie das, was ich gesagt habe, nicht so auf, als ob ich im geringsten etwas einwenden wollte gegen den, der ein lernender Anthroposoph ist. Das sind Menschen, die als solche in ihren Bestrebungen absolut gerechtfertigt sind. Sie sind der Anthroposophie beigetreten; ihre beste Zeit haben sie gehabt in der Epoche, als Friede und so weiter herrschte und man sich ganz langsam ausbreitete. Dagegen, daß man lernen will, ist überhaupt nichts zu sagen. Also das ist eine Sache für sich. Im Gegenteil, dies soll viel intensiver gepflegt werden in der Zukunft, als es in den Jahren seit 191 3 geschehen ist, wo man allerlei Hochschulallüren in die anthroposophi­sche Bewegung hat hineinbringen wollen, und noch andere Allüren. Dasjenige aber, was zu dem hinzukommen soll, was ja auch immer angestrebt worden ist: Anthroposophie vor der Welt zu vertreten, das, nicht wahr, fordert eben einen durchaus anderen Stil. Und das hat mich ja auch bewogen, den Vorsitz zu übernehmen. Denn dadurch wird es mir noch möglich sein, mehr vor der Welt zu zeigen, wie ich Anthro­posophie durch die Gesellschaft vertreten haben möchte. Als 1912, 1913 - dazumal in guter Meinung - die Anschauung realisiert wurde, daß ich mich [als Vorsitzender] zurückzog und das bloße Lehramt hat­te, da kam eben die Zeit, nun ja, in der sich das nach und nach als un­möglich erwies. Da wurde dasjenige, was ich eigentlich will, fortwäh­rend durch die Gesellschaft abgestumpft. Es wurde ihm die impulsive Kraft genommen, insbesondere stark seit 1918.

Und nun soll hier in Dornach eben durch diese besondere Einrich­tung, auf die ich hier hingewiesen habe - aber das ist ja nur ein Anfang, es wird schon weitergehen -, es soll durch diese besondere Einrichtung an Dornach gesehen werden können, wie Anthroposophie vertreten werden soll, wie Anthroposophie vor die Welt getragen werden soll. Und damit wird sie schon am besten auch in die Herzen der Mitglieder hineingetragen werden. Von den beiden Seiten wird diejenige, die zur Geltung gekommen ist in Ruhe und Frieden, noch mehr zur Geltung kommen. Dagegen wird man wirklich sehen, gerade indem diese in der richtigen Weise wiederum gepflegt wird, wie dadurch tatsächlich schon gefunden werden könnte - falls verstanden wird in der nächsten Zeit,

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was von der Leitung aus impulsiert wird - die Möglichkeit, wenn vor der Tür gepoltert wird, zu sagen: Hinter der Tür ist die Anthroposo­phie. - Aber jetzt kann es noch so stark poltern: die Tür geht nicht auf! Doch könnte die Möglichkeit gefunden werden, daß sie von innen durch die Anthroposophie aufgeschlossen würde. Dann aber muß eben die Möglichkeit vorhanden sein, daß die Dinge nun auch so vor die Welt hintreten, daß Menschen, die aus der heutigen Zivilisation heraus in einem solchen Wissensformat herauswachsen wie sder Automobil-könig Ford, sich sagen: Da habe ich wiederum geschrieben, die heutige Wissenschaft sei eigentlich auch nur etwas, das auf die Vergangenheit hinweist, der Mensch kann aber doch nicht bloß in der Vergangenheit leben, es muß das Leben eigentlich für die Zukunft garantiert werden; man kann doch nicht bloß Kenntnisse aufnehmen, man muß doch etwas Lebendiges haben. Ich habe das nun so hingeschrieben - lesen Sie zum Beispiel das vorletzte Kapitel in dem außerordentlich interessanten Buch von Ford - und nun weiß ich, da fehlt etwas: da hinein gehört die Anthroposophie.

Es wäre eine Möglichkeit, daß die Leute so sagen, wenn wir verste­hen würden, was in der Weihnachtstagung gewollt worden ist, wirk­lich ernst zu nehmen, wenn die Weihnachtstagung nicht immer weniger, sondern immer mehr Inhalt bekäme.

Das wollte ich heute als eine Einleitung sozusagen zum weiteren Wirken hier in Dornach vor Ihnen vortragen, meine lieben Freunde. Morgen werde ich schon langsam damit beginnen, möchte ich sagen, nun die Anthroposophische Gesellschaft so zu betrachten, wie sie eben als Anthroposophische Gesellschaft gedacht werden muß, indem sie als solche Anthroposophie aufnimmt.

Ich habe noch zu verkündigen, daß dann am Sonntag um fünf Uhr eine Eurythmievorstellung sein wird. Samstag und Sonntag werden die entsprechenden Vorträge um acht Uhr sein.

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#TI

Nachrichtenblatt, 20. Januar 1924

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

I.

#TX

Die Anthroposophische Gesellschaft wird, wenn die Absichten der Weihnachtstagung zur Ausführung kommen, in Zukunft den esoteri­schen Bestrebungen ihrer Mitglieder nach Möglichkeit Erfüllung brin­gen müssen. Nach dieser Erfüllung soll dadurch getrachtet werden, daß der allgemeinen Gesellschaft drei Klassen einer Schule eingegliedert werden.

Es liegt im Wesen der Geist-Erkenntnis, daß sie sich zunächst mit solchen Ergebnissen an Menschen wendet, die von Persönlichkeiten gefunden sind, welche die Wege zum geistigen Anschauen kennen. Es ist ein Vorurteil, wenn man meint, daß solche Ergebnisse nur der aner-kennen kann, dem es möglich ist, sie selbst zu finden. Dieses Vorurteil ruft dann das andere hervor, daß Menschen, die eine solche Anerkennt­nis haben, sich einem blinden Autoritätsglauben hingeben. Indem man dieses Vorurteil geltend macht, klagt man eine solche Gesellschaft, wie die anthroposophische, an, sie bestehe aus urteilsiosen Anbetern füh­render Persönlichkeiten.

Aber geradeso wie man nicht Maler zu sein braucht, um die Schönheit eines Bildes zu empfinden, braucht man nicht Geistesforscher zu sein, um ein weites Gebiet von dem zu verstehen, was der Geistesforscher zu sagen hat. Dieser tritt durch die in ihm vorhandenen Fähigkeiten vor die Welten hin, in denen geistige Wesen leben und geistige Vor-gange geschehen. Er schaut diese geistigen Wesen und Vorgänge, und er schaut auch, wie die Wesen und Vorgänge der physischen Welt aus dem Geistigen hervorkommen.

Er hat dann die weitere Aufgabe, gewisse Gebiete seiner Schanungen in Ideen zu gestalten, die nicht von besonderen Fähigkeiten abhängen, sondern die dem gewöhnlichen Bewußtsein zugänglich sind. Diese Ideen sind für jeden, der sie in seiner Seele lebendig macht, in sich selbst begründet. Man kann solche Ideen nicht aus der bloßen Gedanken-fähigkeit gestalten; man kann sie nur bilden, wenn man die geistigen

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Schauungen in sie umprägt. Sind sie aber durch den Geistesforscher ein-mal da, so kann sie jeder in sich aufnehmen und aus ihnen selbst ihre Begründung finden. Es hat niemand nötig, sie auf einen bloßen blinden Glauben hin anzunehmen. Wenn viele doch glauben, daß das von dem Geistesforscher in der Ideenform Vorgebrachte nicht ½aus sich verständ­lich sei, so rührt das nur davon her, daß sie sich den Weg zu einem solchen Verständnis verlegt haben. Sie haben sich daran gewöhnt. nur für bewiesen zu halten, was auf sinnliche Anschauung gestützt ist und haben keinen Sinn dafür, daß Ideen für sich sich gegenseitig beweisend sein können. Sie gleichen einem Menschen, der alle schweren Gegen­stände auf der Erde gestützt weiß und der deshalb glaubt, die Erde selbst müsse im Weltraum auch gestützt sein.

Nun muß aber eine Persönlichkeit, welche zum Schauen im Geiste gelangt, ohne die Ergebnisse sdes Schauens vorher in Ideenform zu erhalten, vom Schicksal dazu besonders vorbestimmt sein. Für alle andern ist das Verstehen des Ideen-Inhaltes desjenigen Gebietes der geistigen Welt, der in diese Form gebracht werden kann, die notwendige Vorstufe, um zum eigenen Schauen zu gelangen.

Es liegt wieder nur ein Vorurteil vor, wenn jemand glaubt, man suggeriere sich das Schauen einer geistigen Welt, nachdem man zuerst das Bild einer solchen in Ideenform empfangen hat. So wenig jemand von Suggestion sprechen kann, wenn man einen Menschen sieht, von dem man vorher nur gehört hat, so wenig kann das jemand, wenn man die Wirkung der mit allen Eigenschaften der Realität auftretenden Geisteswelt vernimmt, nachdem man sie zuerst in Ideen verstanden hat.

Es wird daher im allgemeinen so sein müssen, daß der Mensch die geistige Welt zuerst in der Ideenform kennenlernt. In dieser Art wird die Geisteswissenschaft in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft gepflegt.

Es wird aber Persönlichkeiten geben, die teilnehmen wollen an den Darstellungen der geistigen Welt, die von der Ideenform aufsteigen zu Ausdrucksarten, die der geistigen Welt selbst entlehnt sind. Und auch solche werden sich finden, welche die Wege in die geistige Welt kennen-lernen wollen, um sie mit der eigenen Seele zu gehen.

Für solche Persönlichkeiten werden die drei Klassen der «Schule> da

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sein. Da werden die Arbeiten aufsteigend einen immer höheren Grad der Esoterik erreichen. Die «Schule> wird den Teilnehmer hinaufleiten in die Gebiete der geistigen Welt, die nicht durch die Ideenform ge­offenbart werden können. Bei ihnen tritt die Notwendigkeit ein, Aus­drucksmittel für Imaginationen, Inspirationen und Intuitionen zu finden.

Da werden dann auch die Gebiete des künstlerischen, pädagogischen, ethischen Lebens und so weiter bis in die Gebiete geführt werden, in denen sie von der Esoterik ihre Beleuchtung und die Impulse zum Schaffen empfangen können.

Über die Konstitution der «Schule> und ihre Gliederung in Sektionen soll in der nächsten Nummer des Mitteilungsblattes gesprochen werden.

#TI

Nachrichtenblatt, 27. Januar 1924

II.

#TX

Wir können nicht überall, wo Seelen nach Anthroposophie verlangen, Zweiganstalten des Goetheanums begründen. Denn wir sind eine arme Gesellschaft.

Wir werden diejenigen Persönlichkeiten, welche entfernt vom Goetheanum sind, nur dadurch an dessen Arbeiten teilnehmen lassen können, daß wir in dem schriftlichen Verkehre fortsetzen, was am Goetheanum selbst geschieht. Über die Einrichtung dieses schriftlichen Verkehrs wird noch zu sprechen sein. Durch ihn werden Teilnehmer der Klassen am Goetheanum auch solche Persönlichkeiten sein können, welche nicht eine gewisse Zeit an demselben zubringen können. Außer­dem wird dieser Verkehr ja durch die Besuche vermittelt werden kön­nen, die überall, wo es möglich ist, die Leiter des Lebens am Goethe­anum oder mit ihnen in enger Verbindung Stehende an verschiedenen Orten machen.

Aber all dieses muß, wenn die «Hochschule> mit ihrem esoterischen Leben gedeihen soll, zusammengehalten werden von dem echten anthroposophischen Geiste.

Die Leitung des Goetheanums wird bestrebt sein müssen, sich in

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keiner Art von dem Geistesleben der Gegenwart abzukapseln, sondern mit vollem Anteil nach allem auszuschauen, was in diesem Geistesleben sich für die wahre Fortentwickelung der Menschheit offenbart.

Deshalb wird die Leitung so geschehen, daß einzelne Persönlichkeiten die Verwaltung einzelner Sektionen übernehmen werden, die jetzt schon möglich sind und die hoffentlich in immer regerer Arbeit erblühen werden.

Es wird im Mittelpunkte stehen die allgemeine anthroposophische Sektion, der vorläufig die pädagogische eingegliedert werden soll. Die Leitung dieser Sektion wird mir selbst obliegen. Eine medizinische Sek­tion wird dafür sorgen, daß Anthroposophie die Heilkunst befruchten kann. Die Leitung wird Frau Dr. Ita Wegman in Händen haben. Die Heilkunde stand von alters her in innigem geistigem Zusammen­hang mit den Zentralaufgaben der Menschenerkenntnis. Anthroposo­phie soll ihre Lebenskraft dadurch erweisen, daß sie diesen Zusammen­hang wieder herstellt. In dem Klinisch-therapeutischen Institut Dr. Ita Wegmans ist eine Musteranstalt für dieses Bestreben und seine prak­tische Auswirkung geschaffen.

Das künstlerische Leben muß der Anthroposophie besonders auf dem Herzen liegen. Wir haben in der Pflege der Eurythmie seit einer Reihe von Jahren, in der Deklamations- und Rezitationskunst ein neu auf-keimendes künstlerisches Leben. Das Musikalische steht damit in engster Verbindung. Die Pflege dieses Lebens wird in einer seigenen Sektion stattfinden. Frau Marie Steiner hat in der hingebendsten Art ihr Wir­ken mit diesem Leben verbunden. Sie ist von der Geschichte der An­throposophischen Gesellschaft selbst zur Leitung dieser Sektion ernannt.

Die bildende Kunst stand im Lichte des Goetheanumaufbaus. An den zentralen Arbeiten, die auf diesem Boden sich entwickelten, hat sich ein Stil entfaltet, der gewiß heute noch naturgemäß viele Gegner finden muß. Er kann ja selbstverständlich gegenwärtig nur erst unvollkommen zum Ausdruck bringen, was er will. Aber man wird ihn besser ver­stehen, wenn man der Anthroposophie im allgemeinen näherkommen wird. Miß E. Maryon hat mir in der Ausbildung dieses Stiles in einer Art geholfen, die sie zur Leiterin der Sektion für plastische Kunst machen muß.

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Es gab früher eine Vorstellung «schöne Wissenschaften>. Sie schlugen die Brücke zwischen der eigentlichen Wissenschaft und den Werken der menschlichen schöpferischen Phantasie. Die Ansicht, die eine neuere Zeit von der «Wissenschaft» ausgebildet hat, drängte die «schönen Wissenschaften> ganz in den Hintergrund. Es wird von mir im «Goe­theanum> demnächst über «schöne Wissenschaften> gesprochen werden. Wir in der Anthroposophischen Gesellschaft haben das Glück, einen herrlichen Repräsentanten der «schönen Wissenschaften> unter uns zu haben: Albert Steffen. Er ist dazu berufen, nicht nur der Leiter der Sektion für «schöne Wissenschaften> zu sein, sondern diesen zum Un­heil der Zivilisation in die Ecke gestellten Zweig menschlichen Schaffens wieder aufleben zu lassen.

Außerdem gestatten es uns die Verhältnisse, durch die unter uns arbeitenden Persönlichkeiten eine Sektion für mathematische und astronomische Anschauungen zu bilden, sderen Leiter Dr. L. Vreede, und eine naturwissenschaftliche, deren Leiter Dr. Guenther Wachsmuth sein werden. Das astronomische Gebiet ist der Anthroposophie beson­ders wichtig, und durch die naturwissenschaftliche Sektion soll erwiesen werden, wie echte Naturerkenntnis nicht in Widerspruch, sondern in vollem Einklange mit Anthroposophie steht. Mit dem demnächst von ihm erscheinenden Buche hat Dr. G. Wachsmuth sich als den rechten Leiter dieser Sektion erwiesen.

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESVISSENSCHAFT INNERHALB DER KONSTITUTION DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT. IHRE GLIEDERUNG IN SEKTIONEN Dornach, 30. Januar 1924

#G260a-1987-SE112 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESVISSENSCHAFT

INNERHALB DER KONSTITUTION DER ANTHROPOSOPHISCHEN

GESELLSCHAFT. IHRE GLIEDERUNG IN SEKTIONEN

Dornach, 30. Januar 1924

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Es muß nunmehr nadi und nadi dazu kommen, daß wir hier in Dornach gewissermaßen als in einem Musterbeispiel dasjenige einrich­ten, was ferner in der Anthroposophischen Gesellschaft sein muß. Das kann aber nur geschehen, wenn wirklich hier in Dornach auch ein durchdringendes allgemeines Verständnis von dem vorhanden ist, wie in der Zukunft die Gliederung der Gesellschaft und ihre allgemeine Konstitution gedacht ist.

Ich habe nun aus den Briefen, die ich mit Meldungen für die Klasse bekommen habe, gesehen, daß ein solches Verständnis keineswegs schon überall vorhanden ist. Daher werde ich, bevor wir zur Einrichtung kommen desjenigen, was eben eingerichtet werden soll, einiges hier noch sprechen müssen über das, was zu geschehen hat, und werde daher die nächsten drei Vorträge - Freitag, Samstag und Sonntag - noch ganz als allgelneine Vorträge für alle Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft halten, und mit der Gliederung der Vorträge für die ver­schiedenen Klassen dann in der nächsten Woche beginnen, wenn voll-ständig klar sein wird, wer sich der ersten zunächst einzurichtenden Klasse zuwendet.

Es muß zum Beispiel einiges noch schwinden, was in einzelnen Brie­fen so stark hervorgetreten ist. Es gab Briefe, in denen einfach gesagt worden ist, man bitte darum, nicht nur die Vorträge am Samstag und Sonntag, sondern auch die Vorträge am Freitag hören zu können. Nun, sehen Sie, daraus geht ja hervor, daß dasjenige, was mit der Gliederung der Gesellschaft als solcher und den in ihr zu errichtenden Klassen ge­meint ist, eben noch nicht in durchgreifender Weise verstanden ist. Und darüber möchte ich heute einiges sprechen.

Es wird ja ganz gleichgültig sein, an welchem Tage in der nächsten Zeit für die Mitglieder der ersten Klasse gesprochen werden wird. Es könnte ja auch so sein, daß man die Einteilung trifft, daß am Freitag und Samstag für die allgemeine Gesellschaft gesprochen wird, und am

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Sonntag für die Mitglieder der ersten Klasse. Also nicht wahr, so leicht darf eben diese Sache nicht genommen werden. Daß sie nicht leicht genommen werden darf, das könnte ja hervorgehen aus der strengen Art, in der die Dinge in den Statuten ausgesprochen worden sind. Es handelt sich wirklich darum, jetzt einzusehen, was die Anthroposophi­sche Gesellschaft werden soll.

Von der Anthroposophischen Gesellschaft soll zunächst wirklich jeder Mensch, der von ihr hört, wissen können, daß sie nichts zu tun hat mit irgendwelcher Geheimnistuerei; daß sie durchgreifend, wie andere Gesellschaften, eine öffentliche Gesellschaft ist. Ich hätte sehr gern erlebt, daß von dem Zeitpunkt an, wo die Anthroposophische Gesell­schaft eingerichtet worden ist, 19 IZ, 1913, dies sogleich verstanden worden wäre. Dann wäre manches leichter gewesen, als es jetzt ist. Denn dazumal habe ich, weil das ein integrierender Bestandteil der Maßnahmen war, eben dies vollzogen, daß ich mich selber von der eigentlichen Verwaltung der Anthroposophischen Gesellschaft zurück-gezogen habe und nichts anderes sein wollte, als derjenige, der das Erkenntnisgut oder die Impulse, die in die Anthroposophische Gesell­schaft fließen sollen, hereinträgt. So daß also die Möglichkeit gegeben gewesen wäre, daß die Anthroposophische Gesellschaft - gerade weil nicht derjenige, der die Impulse hereinträgt und die Leitung in einer Person vereinigt sind -, daß die Anthroposophische Gesellschaft leicht in der Welt hätte wirken können zur Fixierung des Urteiles über die anthroposophische Sache.

Das ist, was nicht geschehen ist, und weswegen eben jetzt dieser Zustand eintreten mußte, daß ich zu gleicher Zeit die Impulse hinein-zutragen habe und den Vorsitz der Gesellschaft übernehmen mußte, was gerade dazumal eben vermieden werden sollte.

Das war wirklich ein außerordentlich schwerer Entschluß, weil da­durch im Grunde genommen alles anders werden muß, und es sehr schwierig sein wird nach manchen Gebräuchen, die eingerissen sind im Laufe der Jahre, eben dies oder jenes nun gründlich anders zu machen.

Die Anthroposophische Gesellschaft muß wirklich nach zwei Seiten hin ihre Lage ganz genau erkennen. Das erste ist eben, daß sie sich bewußt sein muß, daß sie für jeden Menschen in der Welt da sein muß,

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der in seiner Seele die Wege zum Geistigen sucht, daß sie also in dieser Beziehung eine völlig öffentliche Gesellschaft, eine Gesellschaft, die nach außen hin ganz unabhängig ist, sein muß. So daß man innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft wirklich nicht wird engherzig sein dürfen in bezug auf die Aufnahme.

Ist dies genügend bekannt, dann wird auch die Anwesenheit dieser oder jener Persönlichkeit, die vielleicht sich nicht sehr gut eignet für die anthroposophische Sache, in der Anthroposophischen Gesellschaft ja keine Schwierigkeiten zu machen brauchen. Nur so lange, als man die Anthroposophische Gesellschaft verantwortlich macht für jede ein­zelne Persönlichkeit, die drinnen ist, entstehen natürlich Schwierig-keiten. Die Anthroposophische Gesellschaft als solche sollte unbegrenzte Möglichkeiten haben, jedem Menschen das zu geben, was er nach der eben angedeuteten Richtung sucht.

Zweitens aber sollte die Anthroposophische Gesellschaft sich klar sein darüber, daß sie nicht aus irgendeiner unbekannten oder unbe­stimmten Intention heraus gebildet ist. Darüber hätte sie sich schon klar sein können 1912, 1913, denn dazumal war schon ein größerer Teil des Lehrgutes da, und waren auch schon gewisse Impulse da, die darauf hingingen, das, was die geistige Welt uns in der Gegenwart sagen will, hier in der physischen Welt zu verwirklichen. Man hätte sich also vorstellen müssen, daß dazumal schon die Anthroposophische Gesellschaft nicht auf abstrakte Grundsätze gerichtet war, man solle dies oder jenes zu seinem Ideal machen, sondern daß sie begründet worden war auf das, was real vorhanden ist, was vorliegt, was erarbei­tet worden ist im Laufe der langen Zeit. Und die Pflege dieses Erarbei­teten mit all den Konsequenzen für das künstlerische, für das religiöse, für das soziale Leben, kurz, für alle Zweige des menschlichen Lebens, diese Konsequenzen auszuarbeiten, das ist das, was dann ferner der Anthroposophischen Gesellschaft obliegt.

Nun, wenn man dies in rechtem Sinne faßt, dann unterscheidet sich heute eigentlich die Anthroposophische Gesellschaft von allen übri­gen Gesellschaften in der Welt, denn die werden nicht begründet auf ein Reales, sondern sie werden begründet auf allerlei menschliche Ab­sichten.

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Deshalb ist es so stark in den sogenannten Statuten zum Ausdrücke gekommen, daß die Anthroposophische Gesellschaft diejenigen Persön­lichkeiten umfaßt, die in dem, was vom Goetheanum ausgeht an Geistesleben, etwas Berechtigtes sehen. Also es ist nicht gesagt, man soll diese oder jene Prinzipien einhalten, sondern es ist alles begründet auf das, was unter Menschen schon da ist, oder wenigstens unter Menschen da sein kann.

Das ist dasjenige, was außerordentlich wichtig ist. Und man kann sogar sagen: Wenn die Anthroposophische Gesellschaft ein Zeitbewußt-sein in sich entwickeln will, so kann sie das nicht, ohne Rücksicht auf das zu nehmen, was ich eben gesagt habe. Denn unsere Zeit, unsere Gegenwart ist einmal - bitte das Wort recht ernst zu nehmen -, unsere Gegenwart ist einmal die Zeit der großen Entscheidungen. Vieles, Ungeheures entscheidet sich in der Gegenwart für die Menschheit. Diese Gegenwart wird ja natürlich lange dauern, aber vieles, unermeß­lich vieles entscheidet sich in der Gegenwart für die Menschheit. Viele Menschen haben eben nicht ein Bewußtsein davon, wie stark die Gegen-wart die Zeit der großen Entscheidungen ist. Und vor allen Dingen muß in der Anthroposophischen Gesellschaft ein starkes Bewußtsein für diese Entscheidungen entwickelt werden.

So daß man auf der einen Seite sagen muß: Die Anthroposophische Gesellschaft darf nicht etwa den Grundsatz aufstellen, ich wähle mir Vertrauensleute, und die können dann entscheiden nach ihren Sympa­thien und Antipathien, wen sie aufnehmen wollen und wen sie nicht aufnehmen wollen. Dadurch, daß dies in ziemlich umfassender Weise geschehen ist, dadurch ist allmählich das gekommen, daß so viele Men­schen, wenn sie eintreten wollen, sich abgestoßen fühlen von der An­throposophischen Gesellschaft. Immer wieder hört man das Urteil: Die Anthroposophie ist schon recht, aber mit den Anthroposophen ist es ja nicht auszuhalten. - Es treten einem fast alle Tage die praktischen Konsequenzen einer solchen Sache entgegen.

Es würde außerordentlich schwierig sein, die Dinge, die geschehen müssen zur Pflege der Anthroposophie, durch die Anthroposophische Gesellschaft zu pflegen, wenn die Anthroposophische Gesellschaft nicht Verständnis zeigen würde für möglichste Weitherzigkeit, aber auch

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für möglichsten Eifer. Engherzigkeit und Lässigkeit verträgt eben die anthroposophische Sache als solche nicht.

Nun können Sie heute überall sehen, wie diejenigen menschlichen Zusammenhänge, die geistige Substanz in sich haben, energisch an der Pflege dieses Zusammenhanges, den sie durch diese geistige Substanz erreicht haben, wirklich arbeiten. Wir sehen ja heute, wie überall diese Menschengruppen - große, weltumspannende Menschengruppen - be­ginnen, in der allerregsten Weise wiederum zu arbeiten, weil eben heute die Zeit der großen Entscheidungen in den Menschenherzen ist.

Die Anthroposophische Gesellschaft kann nun wirklich etwas werden, was mitzureden hat in der Gegenwart, wenn die angedeuteten Inten­tionen aufgenommen werden von den Mitgliedern dieser Anthroposo­phischen Gesellschaft.

Nun muß vor allen Dingen inimer mehr und mehr feststehen, wie sich das Verhältnis des einzelnen Mitgliedes zur Anthroposophischen Gesellschaft denken läßt. Sehen Sie, das, was man Lehrgut, was man die Impulse der Anthroposophischen Gesellschaft nennen kann, das ist ja von jedem einzusehen - ich habe das unzählige Male gesagt -, der nur seinen allgemeinen Menschenverstand gebrauchen will. Es handelt sich wirklich gar nicht darum, daß man zum Einsehen, zum Verstehen desjenigen, was als Anthroposophie vor die Welt hintritt, irgendwie eine Initiation schon oder dergleichen braucht, sondern dasjenige, was vor die Welt hintritt, kann, wenn man nur vorurteilslos genug ist dazu, verstanden werden.

Ja, wenn man nur vorurteilslos genug ist dazu! Gewiß, diese Vor­urteilslosigkeit ist schwer in unserer Zeit, denn die Menschheit hat fast ganz den Zusammenhang mit der geistigen Welt verloren. Und wo man heute hinschaut, kommen einem Urteile entgegen wie dieses, was ich nun nennen will. Da wird einem gesagt: Ja, gewiß, es gibt eine geistige Welt, aber die geistige Welt ist eben das Geheimnis. Der menschliche Verstand ist nicht geeignet, irgendwie etwas von der gei­stigen Welt einzusehen. - Und es wird geradezu als eine Eigenschaft eines richtigen Hinschauens auf die geistige Welt angesehen, daß diese geistige Welt als etwas Geheininisvolles auftreten soll. Was man nicht wissen kann, wovon man nur eine Ahnung haben kann, was man möglichst

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nur fühlen soll und dergleichen, das wird als das wirkliche Geistige angesehen. Und es ist den Leuten unangenehm, zuzugeben, daß das Geistige wirklich auch eingesehen werden soll. Die meisten Menschen haben dazu gar nicht den Mut. Die meisten Menschen finden es außerordentlich bequem zu sagen: Das Geistige ist das, was man eben ahnen muß, was man nicht einsehen kann, was das Geheimnis ist. Nun besteht alle Geisteswissenschaft darinnen, daß das Geheimnis eben enthüllt werde, daß das Geheimnis wirklich vor die Welt hintrete.

Man kann sagen, die einzige große Institution, obwohl das selbst von Angehörigen dieser Institution nicht immer richtig eingesehen wird, die wirklich darauf ausgeht, das Geheimnis vor die Welt hinzu­stellen, es zu offenbaren das ist die katholische Kirche. Die katholische Kirche wird, wenn sie richtig verstanden wird, kein Verständnis dafür haben, zu sagen: Dasjenige, was Inhalt der geistigen Welt ist, darf nicht in Ideen, in Begriffen ausgedrückt werden. - Denn es beruht gerade das Wesen der katholischen Kirche darauf, daß ausgedrückt werde in Begriffen das, was Geheimnis, was also zunächst vor der Sinnenwelt verhüllt ist. So daß man die ganze Stimmung, die ich jetzt charakterisiert habe, eigentlich erst in den allerletzten Jahrhunderten hatte. Sie muß aber heute wiederum dahinschwinden. Man muß wie­derum einsehen, daß eben die Aufgabe der Menschheit gerade darinnen besteht, zur Enthüllung des Geheimnisvollen zu kommen.

Als ich in den achtziger Jahren zunächst in Wien viele der damaligen Mitglieder der sogenannten meosophischen Gesellschaft traf - es waren zum Teil Mitglieder, die den intimsten Kreisen der Theosophischen Gesellschaft, der Theosophical Society angehörten -, da konnte man eine Redensart immer wiederum hören: «Abgrundartig uief.> Es waren manchmal von den Leuten die einfachsten Sätze angeführt, die einfach­sten Dinge, aber es wurde bemerkt, daß diese einfachsten Dinge die Menschen doch nicht verstehen können, weil sie abgrundartig tief sind. Und wenn man dann so einen fragte, wie er nun die Sache auffaßt, dann sagte er, das könne er eben nicht sagen, weil sie abgrundartig tief ist. - Ja nun, mit dem Herumreden um das Geheimnis und nur immer darauf aufmerksam machen, daß es geheimnisvoll ist, mit dem darf eben die Anthroposophische Gesellschaft nicht arbeiten. Es sollte gerade

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die Anthroposophische Gesellschaft darauf kommen, daß sich jeder einzelne, der darinnen ist - sonst hat es ja keinen Zweck, daß er in sie eintritt -, wirklich mit demjenigen bekanntmacht, was über die Geist-welt von der Anthroposophie gegeben werden kann. Er sollte sich zu-nächst bemühen, das, was da gegeben werden kann, zu seinem Ver­ständnis zu bringen. Es ist wirklich nicht zuviel verlangt. Wie gesagt, in nichts soll Pedantismus herrschen, es wird sich nicht darum handeln, daß man in pedantischer Weise die Richtlinien, die ich jetzt sagen werde, auch unbedingt befolgt. Ausnahmen muß es überall geben, und es werden zahlreiche Ausnahmen nötig sein, nach der einen und nach der anderen Richtung hin. Aber es ist tatsächlich so, daß man wirklich zwei Jahre eigentlich braucht, um sich innerhalb desjenigen zu orientieren, was die Anthroposophische Gesellschaft jetzt schon, da ihr Lehrgut und ihre Impulse durch Jahre ausgearbeitet worden sind, in sich hat. Wer nicht zwei Jahre in der Anthroposophischen Gesellschaft ist, tut ja nicht besonders gut, gleich in eine Klasse einzutreten. Es ist das zu seinem eigenen Guten, wenn er gar nicht daran denkt, sondern wenn er zunächst daran denkt, wirklich dasjenige zu pflegen - und dessen ist ja genug da -, was als Anthroposophie vorhanden ist.

Und dabei komme ich gleich auf das Wesentliche der Anthroposo­phischen Gesellschaft. Ich habe es in der dritten Abteilung der Anspra­chen an die Mitglieder auch kurz angedeutet als das Wesentliche der Gesellschaft.

Wenn man die Dinge von außen anschaut, kann man sagen: Was die Anthroposophie gibt, ist in Büchern, ist in öffentlichen Vorträgen ent­halten, das kann ich für mich kennenlernen. - Das kann auch jeder, und es ist im Grunde genommen gar nichts einzuwenden, wenn jemand so etwas sagt. Und es schadet nicht, im Gegenteil, es wird sehr gut sein, wenn möglichst viele Menschen in der Welt sind, die auch bei diesem Standpunkte bleiben, daß sie sagen: Ich brauche keine Gesellschaft, ich beschäftige mich mit dem, was in der Literatur gegeben ist oder was sonst von Anthroposophie in die Öffentlichkeit dringt. - Die Anthro­posophische Gesellschaft ist gerade dazu da, Anthroposophie lebendig zu machen. Und da tritt doch nun dasjenige auf, was auch die Gesell­schaft berechtigt erscheinen läßt, trotzdem die Anthroposophie da ist.

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Anthroposophie soll unter Menschen leben. Und es handelt sich denn doch darum, daß, wenn Anthroposophie unter Menschen lebt, man wirklich berücksichtigt, was es heißt, mit Menschen zwammen ein gemeinsames Geistesziel zu verfolgen. Das heißt nämlich sehr viel.

Ich kann in einen Zweig der Anthroposophischen Gesellschaft gehen, dort kann in mehr oder weniger geschickter oder ungeschickter Weise meinetwillen irgend etwas vorgebracht werden, was derjenige, der da hingeht, längst kennt, weil er es da oder dort gelesen hat. Es ist unter allen Umständen etwas nicht richtig in der Gesellschaft, wenn dann der Betreffende weggeht mit dem Urteil: Ich hätte ja nicht hinzugehen gebraucht, denn das, was vorgebracht ist, habe ich ja schon gewußt. -Es muß schon die Möglichkeit sein, daß auf anthroposophischem Ge­sellschaftsboden Realempfindungen als Urteile sich geltend machen.

Wenn die Menschen essen, so sagen sie in der Regel nicht: Ich brauchte jetzt nicht ein Huhn zu essen, denn ich weiß ja schon, wie das Huhn schmeckt. Ich kenne das Huhn in seinem Verhalten zu meinem Gau­men, auf meiner Zunge. Was brauche ich denn das Huhn zu essen, da ich es doch schon ganz gut kenne in seiner Wirkung auf mich. - Nicht wahr, das ist ein Nonsens, ein Unsinn.

Und ebenso sollte es gar nicht möglich sein, daß dieses Urteil auf­kommt: Ich brauche ja nicht in die anthroposophische Mitgliederver­sammlung zu gehen, denn ich weiß schon dasjenige, was da geboten wird. - Dann aber, wenn solch eine Empfindung in berechtigter Weise entstehen soll, dann ist es notwendig, daß man eben in die Gesellschaft als solche oder in ihre einzelnen Zweige nicht deshalb bloß geht, um das zu erfahren, was dort gesagt werden kann, oder gar was dort debattiert werden kann, sondern daß man hingeht, weil dort Menschen sind. Man muß um der Menschen willen hingehen können.

Und das ist es gerade, was einmal gründlich erfaßt werden muß, daß man in die Anthroposophische Gesellschaft geht, nicht bloß, um belehrt zu werden, sondern um mit den Menschen zusammenzusein, die in der Anthroposophischen Gesellschaft oder in ihren einzelnen Zweigen sind. Ob die Anthroposophische Gesellschaft gedeihen wird oder nicht, hängt davon ab, daß man ein Gefühl hat für das Leben der Anthroposophie in Menschenseelen; nicht bloß in der eigenen Seele,

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sondern in Menschenseelen. Sonst wird es immer so gehen, daß die Menschen, die in der Anthroposophischen Gesellschaft sind, da hin-gehen, um etwas zu erfahren. Wenn sie aber Menschen finden wollen, dann gehen sie da hin, wo die Menschen sich näherkommen: zu Five­o'clock-Teas oder anderen Dingen, die ich jetzt nicht nennen will. Also ich meine, der Mensch braucht den Menschen. Aber es darf nicht so sein innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, daß man nicht um der Menschen willen hingeht, und es muß dafür gesorgt werden, daß man um der Menschen willen, in denen Anthroposophie lebt, in die Anthro­posophische Gesellschaft geht. Damit kommt ein ganz neues Element in das Leben der Anthroposophie innerhalb der Gesellschaft hinein, ein Element, das aber drinnen sein muß. Es kommt das Moment des rein Menschlichen hinein. Das sind die Dinge, die in der Gegenwart wirklich im eminentesten Sinne verlangt werden.

Sie wissen, wir haben während der Weihnachtstagung gebeten, daß gewisse Persönlichkeiten uns ihre Erfahrungen über das geistige Leben der Gegenwart draußen in der Welt schreiben, daß sie an Herrn Stef­fen schreiben, als dem Redaktor des «Nachrichtenblattes» und des «Goetheanum», ihre Erfahrungen über das geistige Leben in der Ge­sellschaft und auch außer der Gesellschaft. Und ich habe ja über die Bedeutung dieser Sache im letzten Nachrichtenblatt mich ausgesprochen.

Nun, dadurch, daß zum Teil dies schon befolgt worden ist, haben sich wirklich allerlei interessante Dinge, die man aber im Grunde schon wußte, wiederum eingestellt, so zum Beispiel das Folgende: Da hat die religiöse Gemeinschaft für christliche Erneuerung, von der Sie ja wissen, daß sie von der anthroposophischen Sache aus ihre Impulse bekommen hat - sie arbeitet als selbständige Gemeinschaft, hat aber von der anthroposophischen Sache ihre Impulse bekommen -, vor ganz kurzer Zeit eine Versammlung abgehalten in Kassel. Diese Versammlung in Kassel hat zunächst das Eigentümliche geboten - was sehr charakteri­stisch ist für die Gegenwart -, daß sie aus Teilnehmern bestanden hat, die entweder ziemlich jung waren, oder die schon bejahrt waren. Der Berichterstatter sagt, daß zumeist Leute da waren, so bis zu den Zwan­zige4ahren hin, dann wiederum Leute vom fünfunddreißigsten oder achtunddreißigsten Jahre an ins höhere Alter, daß aber gerade das

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mittlere Alter, die mittlere Menschheit, die in den Zwanziger-, Dreißi­gerjahren gestanden hätte, bei dieser Versammlung gefehlt hat. Das ist sehr charakteristisch. Denn das ist das Bedeutsame - man kann das, wenn man die Augen offen gehalten hat, überall beobachten -, daß bei allen wichtigen Angelegenheiten und Entscheidungen der Welt in der letzten Zeit die Leute gefehlt haben, auf die es gerade ankommt, die zwischen dem zwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahre und dem acht­unddreißigsten Jahre und so weiter stehen, auf die es ganz besonders ankommt. Ich sage nicht, daß es auf die anderen nicht ankommt für die Sache, aber es kommt darauf an, daß man diese Menschen auch hat, dann können auch die anderen etwas machen, die jünger und älter sind. Aber wenn man gerade diejenigen Menschen nicht hat, die in diesem wichtigen Lebensalter stehen, die Wichtigkeit dieses Lebensalters kön­nen Sie aus manchen anthroposophischen Andeutungen ersehen, dann ist es außerordentlich schwierig.

Aber trotzdem, bei dieser Versammlung in Kassel hat sich allerlei ergeben. Sie war ja durchaus veranstaltet von der Christengemein­schaft. Da waren die Leute zunächst eingeführt worden in Kreisen, auf­zusteigen zu den höheren Wahrheiten, eingeführt worden in dasjenige, was eben vom freien religiösen Standpunkte die Christengemeinschaft zu sagen hat. Dann wurde angeschlossen das, was ja die Christen-gemeinschaft auch hat: die Kultushandlung. So war die Woche vergan­gen, ich glaube vom Mittwoch bis zum Sonntag, am Sonntag hat sich die Kultushandlung darangeschlossen. Dann gab es noch zwei bis drei Tage für Debatten, wo die Leute untereinander reden konnten. Da zeigte sich, wie diese Menschen, aus einem wirklich in der Gegenwart ganz energischen Bedürfnisse des Menschenherzens, mit voller Seele aufgestiegen sind durch diese Tage bis zu der Kultushandlung hin, und wie sie dann nachher alle gefragt haben: Es muß doch nun noch etwas sein, wozu man kommen muß? Das alles kann ja nur eine Vorbereitung sein. Es muß etwas sein, wozu man kommen muß.

Und da hat sich denn herausgestellt, daß das, was die Leute ver­langen, Anthroposophie ist. Und wahrscheinlich wird gerade aus dieser Jugendtagung in Kassel manches Schöne hervorgehen, zum Beispiel, daß man, ebenso wie die Christengemeinschaft an religiöse Erneuerung

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gedacht hat, denken wird an pädagogische Erneuerung. Und wenn mit all der Kraft, die da ist, nun wirklich einmal gearbeitet wird auch an der pädagogischen Erneuerung, dann kann schon auch etwas entstehen.

Ich führe den Fall aus dem Grunde an, weil ja daraus ersichtlich ist, daß Anthroposophie wahrhaffig nicht aus irgendeinem Eigensinn her­vorgeht, sondern aus dem, wonach die menschliche Seele heute verlangt. Und wird sie zunächst durch das Gefühlsmäßige vorbereitet, dann kommt sie notwendigerweise darauf, nicht mehr nur das Geheimnis verschwimmen und verschwebeln zu lassen, sondern tatsächlich auch das enthüllte Geheimnis in der Anthroposophie gerade zu ergreifen. Es darf nun eben nicht weiter die Anthroposophische Gesellschaft ein Hindernis sein für dieses in die Welt Hinaustragen dessen, was die Welt verlangt, was zahlreiche Herzen, zahlreiche Seelen verlangen. Und das ist auch dem zugrunde liegend, daß durch die Weihnachts-tagung die Anthroposophische Gesellschaft als eine völlig öffentliche ausgearbeitet worden ist.

Aber all das, was da zunächst begründet werden kann, ist einzu­sehen - teils muß es verstandesmäßig, teils eben empflndungsgemäß eingesehen werden -, wenn es einfach da ist, wenn es einfach auftritt. Es kann doch sowohl unsere Anthroposophie, wie ihr pädagogisches Element, einfach von dem vorurteilslosen Menschen eingesehen werden. Er hat gar nicht nötig, etwas anderes als seinen gesunden Menschen-verstand anzuwenden, wenn er nur seinen gesunden Menschenverstand nicht einschnüren läßt durch die Vorurteile, die in der Gegenwart vor­handen sind. So daß man sagen kann: Anthroposophische Gesellschaft muß begründet sein durchaus auf Einsicht, auf nichts anderes als auf Einsicht. Und von niemandem, der bloß in der Anthroposophischen Gesellschaft ist, ist es natürlich zu verlangen, daß er sich zum Träger oder positiv Arbeitenden der Anthroposophie macht. Es ist vollberech­tigt, daß das einzelne Mitglied sich einfach so verhält, daß es erstens Anthroposophie sucht, zweitens anthroposophische Menschen innerhalb der Gesellschaft. Und einen Anspruch an ein Mitglied der Anthropo­sophischen Gesellschaft, daß das betreffende Mitglied auch etwas zur Verbreitung tut, hat man eigentlich unmittelbar nicht.

Denn auch das muß durchaus wahr sein, was ich in einem der Kapitel

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meines Briefes an die Mitglieder in dem Nachrichtenblatte gesagt habe: Agitieren im gewöhnlichen Sinne des Wortes kann die anthroposophi­sche Sache nicht. Alles Agitieren ist vom Übel. - Man hat auch nicht nötig, auf anthroposophischem Boden zu agitieren, denn man hat nur nötig, das den Menschen zu gehen, wonach sie ohnedies verlangen, wenn man nur die Wege findet, daß die Menschen einem ihr Verlangen eben äußern. Sie äußern es am wenigsten, wenn man mit der Miene des Hochgelehrten auftritt und ihnen erklärt: Das, was meine Überzeu­gung geworden ist, das mußt du glauben, sonst bist du ein Dummkopf, und jeder ist ein Dummkopf, der nicht das glaubt, was ich glaube. -Das ist sehr wichtig, daß wir uns die Gesinnung aneignen, daß es nicht so ist, als ob wir ein Recht hätten, den Menschen etwas anderes zu geben, als wonach sie verlangen, als ob wir ein Recht hätten, uns über die Menschen zu stellen, denen wir was bringen wollen. Wir müssen uns abgewöhnen, in gewöhnlich lehrhafter Weise oder in agitatorischer Weise aufzutreten, so daß man wirklich auch wahr machen kann: Ein­sicht muß das Grundelement des Lebens in der Anthroposophischen Gesellschaft sein.

Aber die Anthroposophische Gesellschaft muß ja auch verwaltet werden, das heißt, das Lehrgut muß verwaltet werden, und dazu braucht man Menschen. Und an diese Verwaltung des Lehrgutes mußte nun auch gedacht werden gerade durch die Weihnachtstagung. Und die Träger dieser Verwaltung des Lehrgutes müssen im Anschlusse an den gewählten Vorstand und im Anschlusse an die Leitung des Goetheanums diejenigen sein, die sich nun zu den. Klassen hinwenden. Denn sehen Sie, um Anthroposophie zu verstehen, braucht man kein Vertrauen. Um Anthroposophie zu verwalten, gehört natürlich das vollste Ver­trauen zu dem, der da als Mensch innerhalb der Verwaltung arbeitet. Also da, wo die Klassengliederung beginnt, da beginnt die Atmosphäre des Vertrauens, da muß man wirklich auf Vertrauen bauen. Und ich habe es ja, solange es eine Anthroposophische Gesellschaft gibt, immer wieder gesagt: Das ist kein Widerspruch, daß man Anthroposophie nicht auf Autorität hin, nicht auf Vertrauen hin annimmt, sondern auf die Einsicht annimmt, daß man aber die Verwaltung der anthroposo-phischen Sache nur auf Vertrauen bauen kann.

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Diejenigen Persönlichkeiten, die irgend etwas unternehmen, die irgend etwas zu versorgen haben, die irgend etwas zu pflegen haben, denen gegenüber ist es notwendig, daß menschliches Vertrauen herrscht, daß also tatsächlich diese Vertrauensfrage innerhalb der Klasse ebenso ernst genommen wird, wie auf der anderen Seite weitherzig genommen werden muß das, was Anthroposophische Gesellschaft ist.

Schon aus diesem Grunde ist es notwendig, daß jeder, der zu den Klassen gehören will, sich auch frägt, ob er denn nun wirklich eine Persönlichkeit werden will, die von vornherein die anthroposophische Sache vor der Welt nicht nur vertreten, sondern repräsentieren will, mit allem Mut und in aller Weise.

Es ist ja tatsächlich so, daß jene esoterische Vertiefung, von der Sie so viel lesen können in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», von der aber auch so viel gesprochen wird, nun­mehr durch die drei Klassen eintreten soll.

Das wird nicht der Fall sein können, wenn nicht die Angehörigen dieser Klassen sich als wirkliche Repräsentanten der anthroposophi­schen Sache fühlen, wenn sie sich nicht fragen, ob sie nun auch wirklich das auf sich nehmen wollen, die anthroposophische Sache vor der Welt auf irgendeine Weise zu repräsentieren. Selbstverständlich kann sie nicht jeder in ihrer Totalität repräsentieren - das ist auch nicht not­wendig, nicht einmal nützlich -, aber in irgendeinem Gebiete kann er es. Dann muß er aber tatsächlich eine Persönlichkeit sein, die sich vol] auf den Boden, ich sage jetzt nicht des Vertrauens, das zur Anthropo­sophie nötig ist, aber des Vertrauens, das zur Verwaltung der anthro­posophischen Sache notwendig ist, stellt. Da muß insbesondere unter uns aufhören - wiederum habe ich in dem dritten Kapitel meines Brie­fes an die Mitglieder, der diese Woche erscheinen wird, darauf hinge-deutet-, was so vielfach sich aus Früherem in der Anthroposophischen Gesellschaft ergeben hat: Ich nenne es in diesem dritten Kapitel meines Briefes an die Mitglieder «das Esoterikspielen». Man kann das schon auffassen als Esoterikspielen im weitesten Umfange. Esoterik ist wirk­lich sowohl gegenüber der eigenen Seele, wie gegenüber dem Menschen und gegenüber unserer Zeit eine außerordentlich ernste Sache. Damit sage ich nicht, daß der Ernst dadurch zustande kommt, daß man ein

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langes Gesicht macht und möglichst sentimental ist und wichtig tut, sondern es muß der innere Ernst, der sogar mit ganz gutem Humor vereinbar ist, vorhanden sein. Es darf zum Beispiel nicht der Usus herrschen: Ich weiß etwas, das kann ich dir aber nicht sagen, weil du noch nicht reif bist dazu. - Und nun erregt man die sonderbarsten Gefühle dadurch. Vor allen Dingen macht man sich ungeheuer wichtig, und man merkt es nicht, daß man sich wichtig macht.

Gewiß, es gibt Dinge, die im engsten Kreise gepflogen werden müs­sen, aber die nicht so behandelt werden dürfen. Auf der anderen Seite sind esoterische Dinge nicht diejenigen, die man in der oftmals gepflo­genen Weise beschwätzt, so daß sie nur herumgeschwätzt werden. Diese Dinge sind sogar sehr schwer zu beschreiben, weil sie auf Lebenshaltun-gen beruhen. Aber man wird da oder dort schon verstehen, was ich meine. Um bloß reden zu können, daß dies oder jenes ein Geheimnis der Mysterien war, oder daß diese oder jene Inkarnation existiere, dazu sind diese Dinge nicht da. Sie müssen mit dem denkbar größten Ernste behandelt werden. Sie müssen mit einer gewissen Einsicht in das Folgende behandelt werden.

Wie leicht hört man die Redensart: Ach, das sind Leute, die treiben das oder jenes, mit denen kann man ja esoterisch doch nichts machen; machen wir unter uns Esoterik, unter uns würdigen Leuten. - Das ist an sich schon etwas, was ungeheuer zur Zerstörung der Anthroposo­phischen Gesellschaft beiträgt. Erstens ist es ja zumeist nichts anderes als die maskierte Cliquenbefriedigung, Cliquenbedürfnisbefriedigung, zweitens ahnt man nicht, wenn man so etwas sagt, wieviel Esoterisches das Leben auf jedem seiner Gebiete bietet. Das Leben ist ja ganz eso­terisch. Und Sie glauben ja gar nicht, wieviel Esoterik in einem Univer­sitätslaboratorium lebt, nur daß die Professoren und die Adjunkten nichts davon wissen, aber sie lebt trotzdem da. Das Esoterische besteht ja nicht darinnen, daß man irgend etwas verachtet, um nun dasjenige zu pflegen, was einem gerade gefällt, sondern das Esoterische besteht darinnen, daß man gerade sich in der energischesten Weise mit dem Leben und seinen Tiefen auseinandersetzen kann.

Das ist eben dasjenige, was ich meine mit dem Spielen mit Esoterik. Solche Dinge verduften ja auch sehr bald. Man begründet irgendeinen

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Zirkel aus einem maskierten Cliquenbedürfnis heraus, aber er verduftet sehr bald. Man findet es zu schwer, sich mit der realen Esoterik des Lebens auseinanderzusetzen und findet es bequem, Esoterik zu be­schwätzen. Ja, wo Esoterik geht von Mund zu Mund, wenn es audi noch so salbungsvoll geschieht, da ist sie eben ein esoterisch Schwätzen. Und das ist das, was wirklich unendliches beiträgt zum Zerstören der Anthroposophischen Gesellschaft und sogar unmittelbar zum Zerstören der anthroposophischen Sache. Daher wird es schon so sein, daß tat­sächlich innerhalb der Klassen die Vertrauensfrage in der Zukunft im allereminentesten Sinne ernst genommen werden muß.

Das wird nicht gelten, daß man einfach sagt: Ich habe Anspruch darauf, wenn ich zwei Jahre in der Gesellschaft bin, in eine Klasse auf­genommen zu werden. In eine Klasse aufgenommen zu werden heißt, daß die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft arbeiten muß mit dem Betreffenden. Die Leiter können nicht versklavt werden. Sie können nicht gezwungen werden, mit denjenigen zu arbeiten, mit denen sie nicht arbeiten wollen, weil sie es nicht können. Daher muß schon die Möglichkeit bestehen, und das ist, worauf auch jetzt hin­gewiesen werden muß, daß die Weihnachtstagung in vollem Ernst genommen werden muß. Es muß die Möglichkeit bestehen, daß die Leitung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft denjenigen, die nicht sich hineinfinden Repräsentanten der anthroposophischen Sache zu sein, sagt: Du bist in der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft selbstverständlich sehr willkommen, aber Mitglied der Klasse kannst du leider nicht sein. - Das muß in der Zukunft die Möglichkeit sein. Dies muß im allereminentesten Sinne ernst genommen werden.

Selbstverständlich werden diese Dinge niemals aus irgendwelchen Sympathien und Antipathien heraus so sein, sie werden nicht mit Un­ernst gemacht werden, aber sie müssen durchaus verstanden werden. So daß also tatsächlich, wenn von Mitgliedern der Schule einfach gegen die Leitung gehandelt wird, das wird eintreten müssen, was ich eben angedeutet habe. Nicht wahr, jeder Mensch hat seine Sonderwünsche, der eine will das, der andere will jenes. Kein Mitglied der Anthropo­sophischen Gesellschaft im allgemeinen kann natürlich verhindert wer­den, seine Sonderwünsche zu haben. Dadurch würde man eben die

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Anthroposophische Gesellschaft zu dem machen, was sie ganz und gar nicht sein soll: zu einer Sekte oder zu einer Geheimgesellschaft. Das darf sie nicht sein.

Nun werden die Klassen auch ganz und gar nicht irgendwie den Charakter einer Geheimgesellschaft tragen. Geheimgesellschaften sind heute nicht möglich, die heutige Zeit verlangt etwas anderes. Aber das niuß möglich sein, daß die Leitung nur mit denen zusammenarbeitet, mit denen sie zusammenarbeiten kann. Daher wird schon in der Zu­kunft von denjenigen, die irgendeiner Klasse angehören wollen, ver-langt werden müssen, daß sie in bezug auf alles, was anthroposophische Sache ist, sich mit dem Vorstand auseinandersetzen, wenn sie irgend etwas von sich aus tun. Dadurch allein wird es möglich sein, daß der Vorstand sich verantwortlich fühlen kann für die ganze Anthroposo­phische Gesellschaft. Und er will sich verantwortlich fühlen, und er will für die anthroposophische Sache einstehen.

Also, es geht nicht, daß man in der Zukunft kommt und sagt: Ach, da machen wir Dinge, die den Vorstand nichts angehen. - Selbstver­ständlich kann man sie machen, aber dann kann man nicht den Klassen angehören. Es wird schon notwendig sein, daß auch dieses Prinzip des Zusammenhaltens in der Gesinnung ebenso wesentlich ist in unserer Schule, wie es immer wesentlich war in allen Mysterien. Sonst bleibt unser ganzes anthroposophisches Wesen etwas, was doch nicht zu seinem Ziele kommen kann, denn das sind einfach gesetzmäßige Anforderun­gen der Sache.

Man kann ja sagen: Ich will die anthroposophische Sache zerstören. Gut, das steht natürlich jedem frei. Aber man kann nicht zumuten, daß diejenigen, welche die anthroposophische Sache leiten wollen, zugeben, daß nicht die Bedingungen erfüllt werden, die zum Bestande der anthroposophischen Sache notwendig sind.

Ob es nun die Einrichtung einer Gruppe ist, ob es irgend etwas anderes ist, es wird sich darum handeln, daß dies wirklich von den Angehörigen der Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft im Einkknge mit der Leitung gemacht wird, so daß die Leitung tat-sächlich zentralisiert hat diese Seite der anthroposophischen Sache.

Wer also bloß aus Neugierde, um vielleicht in den Klassen noch

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etwas anderes zu hören als in der Anthroposophischen Gesellschaft, eintreten will, der sollte sich wirklich überlegen, es lieber nicht zu tun. Denn es war keine Redensart auf der Weihnaditstagtmg, daß gesagt worden ist: Es muß ein neuer Impuls in das Leben der Anthroposophi­schen Gesellschaft hineinkommen. Nicht wahr, es wird sich nicht daruin handeln, daß man etwa geheim tut mit dem großen Wissen der Klasse, sondern daß die Menschen - und in einer je höheren Klasse sie sind, desto mehr muß das der Fall sein - tatsächlich die Repräsentanten der anthroposophischen Sache werden. Und die muß eine reale sein, die ist nicht irgend etwas, was im Wolkenkuckucksheim herumsegeln kann. Das muß etwas Reales sein. Und dann darf nicht hinter dem Rücken des Vorstandes allerlei angezettelt werden. So daß also die Verwaltung der anthroposophischen Sache in der Zukunft durchaus in den Händen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft liegen wird.

Auch die wird keine Geheimgesellschaft sein. Sie wird dafür sorgen, daß man immer wissen wird im weitesten Umfange, was sie tut. Aber ihr Angehöriger zu sein, wird, ebenso wie in der Anthroposophischen Gesellschaft selber, nur sich auf das gründen, was einen Sinn hat: daß man rn ihr Anthroposophie pflegen will mit anderen Menschen zusam­men. Ebenso wird die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft ihren Mitgliedern immer mehr und mehr die strengsten Verpflichtungen auf­erlegen. Anders wird sie nicht bestehen können, und anders wird sie keinen Sinn haben. Es wird zum Beispiel durchaus zu diesen Verpflich­tungen gehören, daß dasjenige nicht fortdauert, was ja schon in einer unglaublichen Weise vielfach eingerissen ist: daß man diejenigen Men­schen, die verantwortungsvolle Stellungen in unserer Anthroposophi­schen Gesellschaft versorgen müssen durch ihre Qualitäten, nach allen Seiten hin durchkritisiert. Es ist wirklich leicht zu kritisieren; etwas zu schaffen ist unendlich schwieriger. Wenn man bequem bei seinem täg­lichen Leben ist, das in der Versorgung der nur unmittelbar eigenen Angelegenheiten besteht, so kann man leicht den kritisieren, der seinen Tag dazu verwenden muß, um Dinge zu tun, die innerhalb der Anthro­posophischen Gesellschaft eben doch geschehen müssen. So also wird tatsächlich eine Gesinnung auch nach dieser Richtung Platz greifen müssen, die darin wird bestehen müssen, daß man vor allen Dingen

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darüber nachdenkt, was wirklich getan wird in der Anthroposophischen Gesellschaft. Die Frage muß abgelehnt werden, was einem nicht recht ist. Jetzt wird vorzugsweise darüber geredet, was einem nicht recht ist. Aber das ist die Hauptsache, daß man aufmerksam wird auf das, was getan wird, was wirklich geschieht. Das sollte eigentlich in das Bewußt-sein der Mitglieder der Gesellschaft hineinkommen, was wirklich ge­schieht. Und wenn auch durchaus nicht etwa falsches autoritatives Prinzip für die Leitung in Anspruch genommen werden soll, in einer gewissen Beziehung ist es schon richtig, daß die Leitung nicht zurecht kommen kann mit ihrer Aufgabe, wenn jeder, der gar nicht sich küm­mert darum, wie die Dinge zustande kommen, nun auch diese Leitung nach allen Richtungen abkanzelt.

Das sind die Dinge, auf die ich zunächst heute einmal habe aufmerk­sam machen wollen, weil ich ja gesehen habe, daß zum Beispiel nach dem, was bisher vernommen worden ist, manche geglaubt haben, es handele sich wirklich nur darum, daß man sich nun auch zu den Frei­tagsvorträgen melde, um auch diese hören zu können neben den Sams­tags- und Sonntagsvorträgen. Es wäre natürlich eine bequeme Sache. Aber die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft soll aus Menschen bestehen, die durchaus sich als die Repräsentanten der anthroposophi­schen Sache fühlen. Daher möchte ich bitten, daß dies vor allen Dingen bei dem Entschluß zum Eintritte in die zunächst zu errichtende Klasse wirklich ins Auge gefaßt werde. Und in diesem Sinne werden wir dann im Anschlusse an die Freitag-, Samstag- und Sonntagvorträge den Versuch machen, die erste Klasse zu bilden. Die nächsten Vorträge wer­den also solche sein, die noch für alle Mitglieder der Anthroposo­phischen Gesellschaft gehalten werden. Und in dem, was dann in der nächsten Woche an Vorträgen gehalten wird, in dem wird schon die erste Klasse dann eine Rolle spielen.

Die zweite Klasse wird ja erst nach einiger Zeit errichtet werden können.

Das ist das, was ich zunächst heute Ihnen mitteilen wollte. Ich habe diese Stunde angesetzt, weil mich das Lesen jenes Buches, das ich zusam­mengestellt habe aus den Briefen, die bis zu einem gewissen Zeitpunkte eingelaufen waren, dazu veranlaßt hat. Es ist schon ein ziemlich dickes

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Buch geworden, es wird aber noch viel dicker werden, es werden Bände werden. Und das Lesen dieses Buches hat mich gelehrt, daß es nötig war zu sagen, was ich mir erlaubt habe heute zu sagen.

Ich möchte durchaus bitten, auch von jedem, der aufgenommen sein will in die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft, erfahren zu kön­nen, wie lange er schon in der Gesellschaft ist, denn das muß gewußt werden, und ob er geneigt ist, nun wirklich auch in bezug auf das, was ich heute über die Vertrauensfrage gesagt habe, sich in irgendeiner Weise zu engagieren, sich also auch wirklich Verpflichtungen aufzu-erlegen als Mitglied der Klasse. Diese Dinge müßten schon in den Meldungen enthalten sein.

Nun wird es sich ja vielleicht darum handeln, daß man diejenigen Freunde, die auf die Aufnahme reflektieren, dann noch um das wird fragen können, was man von ihnen wissen will, außer dem, was in dem Briefe steht. Aber sehen Sie, wenn einem jemand schreibt, er will die Freitagsvorträge hören, so ist selbst die Frage schwer zu beantworten, weil es sich gar nicht darum handelt, daß er die Freitagsvortrge hören will - denn die können vielleicht am Sonntag sein -, sondern ob er ein Mitglied der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft sein will. Darum handelt es sich.

Das ist also das, was die Mitglieder angeht. Die Einteilung in Sek­tionen wird Sache der Leitung sein. Und es wird von der Leitung aus so gearbeitet werden, daß wirklich die Abteilungen, die vertreten wer­den sollen, auch vertreten werden können. Aber das wird ja in jeder Klasse geschehen. Und jeder wird nach entsprechender Übereinkunfl mit der Leitung seiner Sektion auch für seine Bedürfnisse Befriedigung finden können, wie er für die ganz allgemeinen Bedürfnisse als Mensch in bezug auf das Geistige in der Allgemeinen Sektion der Anthropo­sophischen Gesellschaft seine Befriedigung finden wird. Also, der all­gemein menschlichen anthroposophischen Sektion wird ja jeder, der irgendeiner anderen Sektion angehört, auch angehören müssen, denn die wird ja die Grundlage sein müssen für alles übrige.

Das ist also das, was zu berücksichtigen sein wird.

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#TI

Nachrichtenblatt, 3. Februar 1924

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

III.

#TX

Die Einrichtung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft wird so sein, daß derjenige, der an ihren Bestrebungen teilnehmen will, dies der Leitung anzeigt. Zunächst wird es sich um die Einrichtung der ersten Klasse handeln. Die beiden nächsten werden nach einiger Zeit dazu kommen. Den Teilnehmern gegenüber kommt nur die Gliederung in Klassen in Betracht. Die Sektionen werden errichtet, damit die Lei­tung in jeder einzelnen Klasse den besonderen Bestrebungen der Mit­glieder dieser Klassen entgegenkommen kann. Man wird also nicht Mitglied irgendeiner Sektion, sondern einer Klasse. Aber derjenige, der eine esoterische Vertiefung zum Beispiel in der Medizin sucht, wird sie stufenweise finden können dadurch, daß die Leitung der medizinischen Sektion dafür Einrichtungen trifft. Und so die Leitungen der verschie­denen künstlerischen und wissenschaftlichen Sektionen. Wie man als Angehöriger einer Klasse durch eine bestimmte Sektion zu seinen be­sonderen Zielen gelangt, das wird durch Übereinkunft mit dem Leiter der Gesamtschule (Rudolf Steiner) und mit den Leitern der Sektion festgelegt. Die allgemeine anthroposophische Sektion wird ja für alle Mitglieder der Schule da sein müssen. Schon deshalb kann die Auf­nahme nicht in eine Sektion, sondern nur in eine Klasse erfolgen.

Da die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft nicht eine Hoch­schule sein kann wie die gewöhnlichen, so wird sie auch nicht anstreben, mit diesen in irgendeine Konkurrenz zu treten, oder für sie ein Ersatz zu sein. Man wird aber dasjenige, was man an den gewöhnlichen Hoch­schulen nicht findet, die esoterische Vertiefung, am Goetheanum finden können. Man wird da gerade das erhalten, was die Seele in ihrem Erkenntnisstreben sucht. Dies Erkenntnisstreben kann das ganz all­gemein-menschliche sein. Für denjenigen, welcher nur dieses allgemein-menschliche Bedürfnis hat, die Wege der Seele zur geistigen Welt hin zu finden, wird die allgemeine Sektion da sein. Sie wird für ihn eine

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«Esoterische Schule» bilden. Für denjenigen, der sein Leben in einei speziellen wissenschaftlichen, künstlerischen und so weiter Art wipd orientieren wollen, werden die andern Sektionen äbemüht sein, die Wege zu zeigen. So soll jeder suchende Mensch an der «Hodirchule am Goetheanum» dasjenige finden, wonach er nach den besonderen Be­dingungen seines Lebens streben will. Eine rein wissenschaftliche Ein­richtung soll also die Freie Hochschule nicht sein, sondern eine rein-menschliche; sie soll aber auch den esoterischen Bedürfnissen des Wissen­schafters und Künstlers voll entgegenkommen können.

#TI

BEDINGUNGEN FÜR DIE AUFNAHME

IN DIE ERSTE KLASSE DER FREIEN HOCHSCHULE

Dornach, 3. Februar 1924

#TX

Im Anschluß an den Vortrag sprach Dr. Steiner noch zu denjenigen, die sich für die erste Klasse gemeldet hatten:

Die heutige Versammlung ist selbstverständlich noch nicht etwas Bin­dendes, sondern es wird sich darum handeln, daß ja auch von den Freunden, die jetzt dageblieben sind, alle mit sich erst voll zu Rate gehen müssen, um in sich selber zu erforschen, ob sie die Pflichten eines Mitgliedes der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft wirklich auf sich nehmen wollen. Denn es muß dasjenige, was oftmals gesagt wor­den ist als die andere Bedingung für eine solche Vereinigung von Men­schen, wie sie hier gemeint ist, von jetzt ab mit vollem Ernst genommen werden. Man hat in vielen Kreisen dasjenige, was mit diesem Ernst gemeint ist, eigentlich bis jetzt doch nicht cinnaal recht, ich möchte sagen, begonnen zu verstehen.

Wir haben ja die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, die dem Menschen der Gegenwart eben die Erkenntnisse des Geistes ver­mittelt. In der kann man sein, wenn man nicht Verpflichtungen auf sich nehmen will. Es ist also wirklich keine besondere Veranlassung dazu da, ohne daß man den Willen hat, wirkliche, ernstliche Verpflichtungen

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auf sich zu nehmen, über die Anthroposophische Gesellschaft hinauszugehen.

Aber wir brauchen eben einfach einen Kreis von Menschen, der aus dem Exoterischen in das Esoterische hineingeht. Und hineingehen kann man nicht, ohne Verpflichtungen auf sich zu nehmen. Denn gäbe es niemanden, der solche Verpflichtungen auf sich nimmt, dann würde Anthroposophie eben nicht bestehen können. Es handelt sich bei dem, was ich zunächst als die erste Klasse konstituieren möchte, darum, daß das Verhältnis der Leitung zu den einzelnen Mitgliedern gewisser­maßen als ein freies Vertragsverhältnis vorgestellt werden muß, aber als ein freies Vertragsverhältnis, das man eben wirklich eingeht. So daß die Leitung eben in keinem Augenblicke sich gebunden fühlen kann, irgendwie dasjenige, was in der ersten Klasse getrieben werden soll, mit einem Mitgliede zu treiben, wenn das Mitglied eben nicht die Gegenverpflichtung übernimmt.

Also es handelt sich wirklich um ein freies Vertragsverhältnis. Aber das muß man auch ganz ernsthaftig erfassen, daß es sich um ein freies Vertragsverhältnis handelt. Und nur so werden wir zunächst in die wirkliche Esoterik allmählich hineinkommen können. Vor allen Din­gen handelt es sich darum, daß alle Angehörigen der Klasse wirklich auch sich bereit erklären, Repräsentanten sein zu wollen für die Pflege der Anthroposophie in der Welt.

Sehen Sie, der Unterschied desjenigen, was entstanden ist seit Weih­nachten, gegenüber dem, was früher da war, der ist ja der, daß früher im Grunde genommen die Anthroposophische Gesellschaft eine Art Verwaltungsgesellschaft war, welche die Anthroposophie aufgenommen hat, der es darauf ankam, einen Rahmen abzugeben für Anthroposo­phie. Dasjenige, was jetzt sein muß, ist, daß tatsächlich die Institution, die hier von Dornach ausgeht und vor die Welt sich hinstellt, selber in einer gewissen Weise als eine esoterische Angelegenheit genommen wird. So daß der Vorstand, der zu Weihnachten gebildet worden ist, von den Mitgliedern der ersten Klasse anzusehen ist als eine Körperschaft, die unter voller Verantwortlichkeit für die Anthroposophie in der Welt ein­tritt, daß alles Anthroposophische diesen Vorstand als solchen angeht.

Wenn Sie das in seiner vollen Tiefe nehmen, so werden Sie es eben

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auch begreiflich finden, daß in der Zukunft für die Dinge, die eigentlich das Leben des Anthroposophischen ausmachen sollen, nicht dasjenige in irgendeiner Weise auftreten darf, was auch wiederum seit Weihnachten schon da oder dort aufgetreten ist. Zum Beispiel konnte man hören, wie Menschen doch wiederum das Wort gefunden haben: Ach, wir machen da etwas für uns, damit gehen wir nicht an den Vorstand heran. Warum sollen wir uns da erst um den Vorstand kümmern! - Ja, die Mitglieder der ersten Klasse müssen dann in der Zukunft erleben, daß, wenn irgend jemand etwas Anthroposophisches machen will ohne den Vorstand, dann der Vorstand auch seine Sachen ohne sie wird machen wollen.

Das ist natürlich etwas, was ich nicht aussprechen würde in der All­gemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Aber das ist eben dasjenige, was in jenem freien Vertragsverhältm.s liegt, das zwischen den Mit­gliedern der ersten Klasse und dem Vorstande bestehen muß. Der Vor-stand muß also durchaus, wenn irgend jemand für irgendeine An­gelegenheit, die er vertreten will vor der Welt, Anthroposophie reprä­sentieren will, ohne sich mit dem Vorstand in Verbindung zu setzen, auch seinerseits sagen: also wird auch er seine Angelegenheiten ohne den Betreffenden formen wollen.

Nicht wahr, es ist dies ja eine besondere Form. Man kann diese Form, die ich da in diese Worte kleide, auch noch anders zum Ausdruck bringen. Aber es ist nur auf diese Weise zu erreichen, daß wirklich ein einheitliches Leben gerade in all das hineinkommt, was die Schule betrifft. Dadurch werden wir dazu kommen, wirklich für Anthropo­sophie den nötigen Ernst allmählich zu gewinnen. Und wir werden einen Grundstock von Menschen dann haben können, die sich wirklich mitverantwortlich fühlen für dasjenige, was durch Anthroposophie geschehen soll. Wir werden vor allen Dingen dadurch die Möglichkeit haben, keine Cliquen mehr unter uns zu haben. Denn dasjenige, was uns ungeheuer geschadet hat, das ist ehen das Cliquenbedürfnis, das Entstehen von Cliquen. Wir werden auch keine Eigenbröteleien haben können. Die werden, wenn sie sich schon durchaus geltend machen wol­len, in der Anthroposophischen Gesellschaft sich geltend machen kön­nen. Aber bei denjenigen, die den Klassen angehören, wird das eben

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unmöglich sein, weil sie dann, wenn sie irgendwie so handeln, eben nicht mehr der Klasse angehören werden.

Das sind die Dinge, die nun wirklich in allem Ernste einmal hedacht werden müssen. So daß gerade dadurch, daß einmal die Dinge bei uns wenigstens so ernst genommen werden, wie sie da oder dort in der Welt ernst genommen werden - für nicht ähnliches, wie es die Anthro­posophie ist, aber für manche andere Dinge -, dadurch einmal das auch bei uns wirklich eintritt. Ohne das hätte eigentlich die ganze Neube­gründung der Gesellschaft, wie sie zu Weihnachten vorgenommen wor­den ist, gar keinen Sinn. Denn es ist ja für viele Dinge so Usus gewesen, auch in jenem Teile der Gesellschaft, der unmittelbar Dornach umgibt, daß man für manche Dinge gesagt hat, nun ja, man wolle mich nicht belasten, man wolle mich nicht fragen um alle Einzelheiten. - Man hat mich meistens just um dasjenige nicht gefragt, bei dem es einem nicht gepaßt hat! Das ist aber, was dazu geführt hat, daß eine ganze Reihe von Angelegenheiten an mich in einem Stadium herangetreten sind, wo sie eben schon im Gange waren, wo man sie in einer andern Weise dann lösen mußte, als sie gelöst worden wären, wenn sie vom Anfange an an mich herangetreten wären. Ich will damit durchaus sagen, daß alles, was den Inhalt der Anthroposophie betrifft, eine einheitliche Sache werden muß.

Gewiß, es wird Schwierigkeiten geben, die geringe Anzahl der Vor­standsmitglieder, die hier sind, werden überlastet sein. Allein wir wollen die Geschichte sich entwickeln lassen, wir wollen sie zunächst so nehmen, wie sie sich aus der Sache selbst heraus ergibt. Aber wir wollen nicht wiederum in den Fehler verfallen, daß wir bei verhältnismäßig unwichtigen Dingen den Vorstand zu Rate ziehen, bei den allerwich­tigsten Dingen aber sagen: Wir müssen selber weiterkommen - weil einem das besser gefällt -, wir dürfen den Vorstand nicht behelligen. Nicht wahr, man kann davon sprechen, wenn man rein im Formalen stecken bleibt: Ja, wo soll denn da die Freiheit sein! - Gewiß, jeder kann ja seine Freiheit haben, indem er eben nicht mitzutun braucht. Aber der Vorstand muß doch auch seine Freiheit haben. Ihm muß es doch auch freistehen, nicht dasjenige tun zu müssen, was er nicht tun kann unter seiner Verantwortlichkeit.

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Wenn guter Wille vorhanden ist, so wird man schon die Notwen-digkeit solcher Dinge einsehen, und es wird aus dem, was ich jetzt sage, eben zunächst eine genaue Prüfung, Selbstprüfung der hier Versam­melten stattfinden, ob sie vor allen Dingen diejenige Verpflichtung auf sich nehmen wollen, für alles Anthroposophische sich vom Anfange an mit dem Vorstand voll in Einklang zu setzen. Sonst ist es notwendig, daß der Vorstand eben seinerseits erklärt: er erkennt die Sache nicht als Anthroposophisches an. Dann erklärt er aber natürlich auch, nicht zusammenzuarbeiten mit denjenigen, die eine extra Anthroposophie irgendwo begründen. Die Dinge sind wirklich zu ernst, und wir mus­sen sie von jetzt ab in aller Ernsthaftigkeit auffassen.

Was ist alles wiederum geschwätzt worden über die Öffentlich­machung unserer Gesellschaft, namentlich über die Tatsache, daß die Zyklen öffentlich sein sollen. Das ist eine Tatsache, die nicht ernst genug aufgefaßt werden kann! Denn, ich möchte sagen, es fliegen einem die Dinge so in die Hand herein, die Beweise, wie notwendig eine solche Maßregel ist. Sehen Sie, heute morgen hat mir Dr. Unger eine neue Publikation von Hans Leisegang gebracht: «Die Geheim-wissenschaften», erschienen in einer Sammlung: Perthes' Bildungs-bücherei, Verlag von Friedrich Andreas Perthes AG, Gotha-Stuttgart; einer der angesehensten Verlage, die es gibt.

Nunmehr können Sie wissen, was die Leisegangsche Denunziation eigentlich bedeutet. Sie erscheint heute in einem der angesehensten Ver­lage. Es handelt sich also wirklich darum, daß man solche Dinge vor allem mit Ernst aufzufassen in der Lage ist. Dem Büchelchen liegt ein Zettel bei. Unter der Ägide des Herrn von Leisegang vollzieht sich folgendes:

«Eine geistige Revolte gegen die bisher unbekannten Zyklen Rudolf Steiners! Hans Leisegang, Die Geheimwissenschaften. Die Schrift - eine wichtige Neuerscheinung von Perthes Bildungsbücherei - gibt einen mit reichlichen, zum weiteren Studium anleitenden Literaturnachweisen ausgestatteten Überblick über die Entwicklung und den gegenwartigen Stand der Forschungen auf dem Gebiete des Okkultismus. Der Ver­fasser unterscheidet scharf den wissenschaftlichen, nicht mit der Gei­sterhypothese arbeitenden Okkultismus von den sich als Geheimwissenschaft

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gebenden okkulten Erkenntnissen der Spiritisten, Theoso­phen und Anthroposophen.»

Es ist ganz selbstverständlich, daß, wenn es nicht schon geschehen Ware, einer solchen Unternehmung gegenüber, die sich nennt: «Eine geistige Revolte gegen die bisher unbekannten Zyklen Rudolf Steiners», sofort die Zyklen für «öffentlich» erklärt werden müßten. Nun ist es schon im vorhinein geschehen. Denn ganz eingehend, tumultuarisch, radikal befassen sich die Gegner auch mit den neuesten Zyklen. Kaum ist einer erschienen, so haben ihn die Gegner und reden darüber. Unter den Gegnern wird eben viel mehr geredet über die Zyklen, als unter den Anthroposophen. Demgegenüber ist natürlich irgendein weiteres Geheimhalten der Zyklen geradezu eine Paradoxie, geradezu ein Sich-Ausliefern an die Gegner.

Nicht wahr, man hat vieles seit der Weihnachtstagung über das Öffentlichwerden der Zyklen hören können. Aber was man bei alledem vermißt hat in bezug auf die Tatsache, daß so etwas hat geschehen müssen, ist der Ernst, mit dem eine solche Sache aufgefaßt werden muß. Und ich möchte sagen: Eine Gesellschaft des anthroposophischen Ernstes muß die Reihe der Mitglieder der ersten Klasse sein.

Vieles ist noch nicht zum Bewußtsein gekommen von dem, was die Weihnachtstagung gebracht hat. Nun werden wir sehen, ob eben die Möglichkeit besteht, in aller Sachlichkeit diese erste Klasse einzurichten. Deshalb möchte ich Sie noch eininal bitten - jetzt nur, damit eine zusammenhängende Übersicht da ist für diejenigen verehrten Freunde, die in Dornach hier zunächst an der Schule teilnehmen wollen, bitte ich Sie noch einmal -, aber nur einmal Ihren Namen auf die Bogen zu schreiben, die ich hier verteilen werde, und dann mir hier auf den Tisch wiederum zurückzubringen. Ich werde nach je zwei Stuhlreihen die Bogen verteilen, und bitte immer zwei Stuhlreihen lang die Namen daraufzuschreiben. Ich bitte, nur die Namen einzuschreiben. Dasjenige, Was ich dazu brauche, steht ja wohl in den Briefen, die geschrieben worden sind. Wer nicht schon in seinem Briefe geschrieben hat, wie lange er Mitglied ist, den bitte ich, auch dies auf die Liste zu schreiben.

Ich werde dann am nächsten Freitag den Modus zu verkündigen haben, durch welchen den Aufgenommenen die Mitgliedskarte übergeben

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wird. Ich werde mich nun mit den Anmeldungen zu befassen haben, und wir werden dann die Mitgliedskarten auf eine Weise, die hoffentlich für den einzelnen etwas bequemer sein wird als das Sammeln der Briefe, die nicht gerade in einheitlicher Weise mir übergeben wor­den sind, sondern irgendwo, wo man mich gerade getroffen hat, so bei Gelegenheit, in die linke oder in die rechte Hand gedrückt worden sind, ohne zu berücksichtigen, daß es dann außerordentlich schwierig ist für den, der sehr beschäftigt ist, diese Dinge alle zusammenzuhalten. Der eine hat seinen Brief dahingetragen, der andere dorthin, ich hoffe aber, daß in einer etwas einheitlicheren Weise die Sache wird gehalten werden können.

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NÄHERES ÜBER DIE ENTSTEHUNG DER ZYKLEN

Ein Bericht von Marie Steiner aus dem Jahre 1944

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Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, wie die Veröffentlichung der Vorträge als Zyklen für die Mitglieder zustande kam. Sie geschah gegen den ursprünglichen Wunsch Dr. Steiners; er wurde durch die Verhält­nisse dazu gezwungen und mußte sich zu diesem Schritt entschließen, um Schlimmeres zu verhüten. Zunächst arbeiteten fleißige Zuhörer an Hand von Nachschriften, die ja nur als Notizen bewertet werden konn­ten, in kleinen Kreisen; dann schickte man solche Nachschriften jenen, welche die Vorträge selbst nicht hatten hören können. Es gab dabei natürlich viel Ungenaues, leider aber auch manchmal Verkehrtes, das durch wiederholtes Abschreiben sich vermehrte. Das Unterscheidungs-vermögen in bezug auf das Geeignetsein gewisser Nachschreiber für diese Aufgabe fehlte. Zwei besonders krasse Fälle ereigneten sich, in denen wirklicher Nonsens verabreicht wurde. Dagegen mußte nun ein-geschritten werden. Die Verbreitung solcher Nachschriften war aber manchen bereits zur Gewohnheit geworden; es hatten sich auch schon zu diesem Zweck kleine Zentren gebildet, wo alles gesammelt wurde. So blieb denn nichts anderes übrig, als die Sache bestmöglich zu sanieren;

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das konnte nur durch eine gewisse Kontrolle geschehen. Wir mußten die Sache selbst in die Hand nehmen und die Verbreitung der Verviel-fältigungen von unbefugter Seite her untersagen. Die von uns bestä­tigten, in Betracht kommenden Stenographen mußten sich natürlich auch erst allmählich einüben, um einem langen Vortrage nachzukom­men. Versuche, die mit Berufsstenographen, auch parlamentarischen, gemacht wurden, erwiesen sich als durchaus ungenügend. Der ihnen fremde Stoff verwirrte sie, und es kamen merkwürdige Verballhor­nungen zustande; auch waren jene Persönlichkeiten gewöhnt, öfter mit­einander beim Schreiben abzuwechseln. Allmählich arbeiteten sich un­sere Stenographen immer mehr ein. Aber ein sorgsames Korrigieren ist immer notwendig, denn das gesprochene Wort gibt durch den Tonfall des Sprechers Möglichkeiten der Satzbildung, der Gedankenverbindun­gen, die im geschriebenen Wort erst durch eine geschickte Umstellung der einzelnen Satzglieder ihren Sinn voll enthüllen. Besonders gefähr­lich bei den Übertragungen der Stenogramme ist Verwirrung durch falsche Interpunktion desjenigen, der das Diktat entgegennimmt: es werden da manchmal miteinander zusammenhängende Sätze auseinan­dergerissen, wodurch arge Verstümmelungen entstehen. Und so gibt es noch mancherlei. Leider sind in den Zeiten, wo ich auf Reisen war, viele Vortragsnachschriften ganz unkorrigiert in die Zeitschriften hereinge­nommen worden. Soweit als möglich sind sie mit aus diesem Grunde srhoti im Neudruck erschienen: um mit den nötigen Korrekturen ver­sehen zu werden; es soll ünser Bestreben sein, nach Kräften dies weiter zu ermöglichen. Wir wissen, daß auch dann noch manches verbes­serungsbedürftig bleiben wird. Es ist eben keine leichte Arbeit, den Wortkut durchaus zu respektieren und ihn doch von Entstellungen zu befreien. Es gehört Mut dazu und Zeit. Die Zeit dazu hat ja Dr. Steiner selbst durchaus gefehlt. Einige Male versuchte er es anfänglich auf meine Bitte hin. Doch gab er die Blätter zurück mit der Erklärung, es würde ihm weniger Zeit nehmen, die ganze Sache neu Zu schreiben, als das gesprochene Wort für die Schrift umzusetzen.

Was aber war die Folge des durch die Verhältnisse notwendig gewor­denen Schrittes für Dr. Steiner? Er hatte für die Öffentlichkeit nur seine geschriebenen Werke bestimmt. Mit diesen hätten die Gelehrten

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uI:d sonstigen Kritiker sich auseinanderzusetzen gehabt. Da war nichts, was Gelegenheit gegeben hatte, m gehässiger Weise gegen sogenannte Phantastik vorzugehen. Vor der Nachwelt hätte der Ruf Dr. Steiners als Gelehrter und Wissenschafter ungetrübt dastehen können. Das, was in den Zyklen die gegenwärtige materialistische Denkungsart als un-vorstellbar und sensationell berühren mußte, wäre nicht preisgegeben worden. Für die Mitgliedsshaft aber war der Inhalt der Zyklen die Wegzehrung, das Lebensbrot, nach dem sie verlangte. Sie hat davon gelebt, besonders seit der Zeit, da er nicht mehr unter uns weilte. Und nicht nur die aus ihrem Herzensbedürfnis und intuitivem Sinn heraus suchenden Seelen, sondern auch jene Akademiker, die das abtötend Mechanische der heutigen Denkformen und Wissenschaftlichkeit über­winden wollten, sie brauchten diese geistigen Inhalte, um sich mit dem dort gespendeten Lebenselement zu durchdringen.

Aber der Duktus der Zyklen hing zum Teil zusammen mit der da-maIs gegebenen Situation, mit den Bedürfnissen und Fragestellungen der Zuhörer - er hing auch zusammen mit dem, was in früheren Zyklen gegeben worden war und erst nach deren Verarbeitung gründlich ver­standen werden konnte. Allmähliche Schulung im geistigen Denken führt zum Verständnis kosmischer Zusammenhänge. Und in immer aufsteigender Linie bewegte sich das offenbarte Geistesgut. Die Vor-aussetzungen für das intellektuelle Verständnis müssen vom Laien ja erst erworben werden.

Die Geheimwissenschaft als solche, wie sie Dr. Steiner in seinen ge-schriebenen Werken darstellte, nicht nur seine erkenntnistheoretischen Werke, wäre von der Gelehrtenwelt und zünftigen Kritik mehr respek­tiert worden, sie stünde heute unanfechtbarer da, wenn der Hunger der suchenden Seelen nicht gerade die Geisteskost besonders verlangt hätte, die zunächst in internen, für ihre Aufnahme vorbereiteten Kreisen gereicht worden war - oder wenn wenigstens die Nachschriften von diesen gut gehütet worden wären. Die Mahnungen und Warnungen Dr. Steiners nach dieser Richtung hin wurden durch menschliche Wünsche und Illusionen übertönt. Tatsachen wurden geschalfen, mit denen man nun rechnen mußte, die nicht übersehen werden konnten. Sie verlangten von Dr. Steiner ein anderes Vorgehen als dasjenige, was ursprünglich

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in seiner Absicht gelegen hatte. So kam es, daß er auch dieses Opfer bringen mußte: er gab die Zyklen für die Mitglieder frei - zunächst im privatdruck als Manuskript. Doch wurde nach ihnen Jagd gemacht von seiten der Gegner, die sie mißbrauchten und ihren Inhalt, den eigenen Zwecken entsprechend, zerstückelten und auseinanderrissen. So gab es bald keinen anderen Schutz für die Zyklen als denjenigen, den Dr. Steiner den «moralischen» nannte und der sich im Vermerk ausdrückt, der ihnen nun beigegeben ist. Er sah sich gezwungen, sie, wenn auch nicht für den Buchhandel, so doch für die Öffentlichkeit, falls sie dar­nach verlangen würde, freizugeben. So brach er mit dem alten Grund-satz des Geheimhaltens esoterischer Schriften, das sich mit den For-derungen der heutigen Zeit nicht mehr verbinden läßt.

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Nachrichtenblatt, 10. Februar 1924

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

IV.

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Wer dieser Hochschule als Mitglied beitritt, der ist in einer ganz an-deren Lage als derjenige, der in die Anthroposophische Gesellschaft ein­tritt. Man wird Mitglied dieser Schule, nachdem man eine genügend lange Zeit Mitglied der Gesellschaft gewesen ist. Man hat kennen ge-lernt, was Anthroposophie will, was sie in Wahrheit ist. Man hat sich ein Urteil darüber bilden können, was sie einem selbst wert sein kann. Damit aber ist gegeben, daß die Absicht, der Schule beizutreten, ver­bunden sein kann mit der Übernahme eines Pflichtenkreises und des Bewußtseins, daß man ein Repräsentant des anthroposophischen Wir­kens sein will.

Gegenüber der Art, wie Anthroposophie innerhalb der Anthroposo­phischen Gesellschaft vorgebracht wird, ist es doch zum Beispiele nicht nur absurd, sondern ganz abgeschmackt, wenn von gegnerischer Seite immer wieder die Verleumdung auftaucht, Anthroposophie wolle auf irgend jemand suggestiv einwirken. Jeder, der in der Anthroposophie ist, weiß dies ganz gut, oder kann es wenigstens wissen. Wenn Mitglieder,

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die von der Gesellschaft ausgeschieden sind, dies doch behaupten, so wissen sie zumeist selbst, daß, was sie behaupten, objektiv unwahr ist. In der Gesellschaft wird niemand mit verbundenen Augen zur An­throposophie geführt. Deshalb kann er auch nicht Mitglied der Sdiule werden, ohne mit voller Einsicht in dem Kreise dessen zu stehen, was Anthroposophie als ihre Aufgabe ansieht.

Es sollte jeder selbst beurteilen, ob er Schulmitglied werden will nach dem, was er als Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft kennen gelernt hat. Wenn dann die Leitung der Schule von Pflichten spricht, die deren Mitglieder übernehmen, so können sich diese völlig klar dar­über sein, wie dies gemeint ist. Es soll damit nichts anderes gesagt sein, als daß die Leitung der Schule ihre Aufgaben nicht erfüllen kann, wenn solche Pflichten nicht übernommen werden. Das Verhältnis jedes Mit­gliedes der Schule zur Leitung bleibt ein völlig freies, auch wenn solche Pflichten übernommen werden. Denn auch die Leitung der Schule muß die Freiheit genießen, im Sinne der naturgemäßen Bedingungen ihrer Arbeit handeln zu können. Diese Freiheit hätte sie nicht, wenn sie nicht demjenigen, dem es ja freisteht, der Schule beizutreten oder nicht, sagen dürfte: Wenn ich mit dir zusammenarbeiten soll, dann mußt du eben die Verpflichtung übernehmen, diese oder jene Bedingung zu erfüllen.

Dies sollte eigentlich als etwas Selbstverständliches nicht nötig sein auszusprechen. Es muß aber doch geschehen, weil man gar zu oft hört:

wer also der Schule beitritt, der müsse von seinen «menschlichen Frei­heiten» etwas dahingeben. Wenn das von Mitgliedern der Gesellschaft gesagt wird, dann ist es nicht verwunderlich, wenn übelwollende Geg­ner die Verleumdung bringen, Anthroposophie mache ihre Bekenner nach und nach zu willenlosen Werkzeugen dessen, was einige Menschen mit nicht guten Absichten wollen. Jeder, der eine genügend lange Zeit in der Gesellschaft Anteil an ihrem Wirken genommen hat, der kann wissen, daß Anthroposophie in dem Augenblicke allen Sinn verlöre, in dem sie in irgendeiner Weise gegen den selbständigen, besonnenen, em­sichtsvollen Willen ihrer Mitglieder etwas unternähme. Mit willen­losen Werkzeugen kann Anthroposophie wahrhaftig nicht ihre Ziele erreichen. Denn, um wirklich zu ihr zu kommen, bedarf es gerade des freien Willens der Mitwirkenden.

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Nachrichtenblatt, 17. Februar 1924

V.

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Die Mitglieder der Schule werden, wenn die dargestellten Bedingungen von ihnen angenommen werden, die Anthroposophische Gesellschaft zu dem machen, was ihr allein Daseinsberechtigung geben kann. Der Aus­gangspunkt des Wirkens der Schule wird ja das Goetheanum sein müs­sen. Hier werden zunächst die Arbeiten verrichtet werden müssen, die von der Schule zu leisten sind. Aber es werden auch die Mittel und Wege gefunden werden zur vollen Teilnahme der in der Welt zerstreu­ten Mitglieder der Schule. Das wird nicht dadurch erreicht werden, daß nun ein Sturm losgeht, um auf jede mögliche Art Nachschriften dessen zu erhalten, was am Goetheanum gesagt wird. Die Entfaltung eines solchen Sturmes haben wir erlebt, als vor etwa einem Jahre das Schlag­wort ausgegeben worden war, es müsse neues Leben in die Gesellschaft kommen.

Durch Ungestüm auf diese Art kommen wir nicht vorwärts. Ich werde am Freitag, dem 15. Februar, meinen ersten Vortrag am Goethe­anum für die Freie Hochschule halten. Da werden zunächst diejenigen Mitglieder versammelt sein, denen der Vorstand vorläufig die Auf­nahme in die Schule anzeigen konnte. Wer die Aufnahme angesucht hat . und augenblicklich noch keine Anzeige hat, der braucht sich noch nicht

als nicht angenommen zu betrachten. Die ganze Einrichtung der Schule, auch die Mitgliederzugehörigkeit, wird sich ja erst nach und nach ergeben.

Aber im Fortgange des Arbeitens der Schule wird sich auch zeigen, wie man vom Goetheanum aus selbst sorgen muß, daß die Verbreitung des Arbeitens möglich werde. Die Mittel und Wege werden da auch gesucht werden, wo für die Schule der Mittelpunkt geschaffen werden soll. Man wird sich dann an diejenigen Einzelpersönlichkeiten und Gruppen in einer möglichen Art wenden, die bekannt geben, daß sie die Mitgliedschaft erstreben. Aber man soll bedenken, daß wir hier am Goetheanum dann nicht zurecht kommen können, wenn schon be­stehende Institutionen einfach sagen: wir sind da und wir wollen uns

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jetzt an das Goetheanum und seine Freie Hochschule anlchließen. Diese Erklärung als solche ist natürlich gut, und alles, was nach dieser Rich-tung geschieht, wird von dem Vorstande am Goetheanum freudig begrüßt werden. Aber sie darf nicht den Sinn haben: wir kommen in diesem Augenblicke zu euch, wandelt uns so um, daß wir Glieder der Freien Hochschule sind. Das könnte dann dazu führen, daß ein jeder weiter tut, was er bisher getan hat, nur daß er es auf den Namen dieser Hochschule tauft.

Es kann nur allmählich das in die einzelnen Institutionen einfließen, was am Goetheanum durch die Tätigkeit des Vorstandes erstrebt wird. Dieser Vorstand kann seine Aufgabe nicht darin sehen, zu «organisie­ren», sondern zu arbeiten. Dann wird es seine Aufgabe sein, die Ergeb­nisse seiner Arbeit an diejenigen in einer ihm möglichen Art zu bringen, die sie haben wollen. Man kann noch so schön «organisieren»; für eine Gesellschaft wie die anthroposophische ist damit eigentlich gar nichts geschehen. Sie lebt nur durch das, was in ihr gearbeitet wird. In der Teilnahme an der Arbeit am Goetheanum durch die gesamte Mitglie­derschaft wird die beste Gewähr für das Gedeihen der Gesellschaft liegen. Und der Vorstand wird bestrebt sein, alles, was durch die Mit­glieder geschieht, zum Inhalt der Gesellschaft zu machen.

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Naichrichtenblatt, 24. Februar 1924

VI.

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Zu den schon genannten Sektionen, nach deren Errichtung der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum strebt, sollte noch eine weitere hinzukommen. Sie wird möglich sein, wenn das Wol­len dieses Vorstandes auf entsprechender Seite Entgegenkommen findet. Die Jugend stand in jedem Zeitalter in einem gewissen Gegensatz zum Alter. Mit dieser Zigeunerwahrheit tröstet sich gar mancher über die Lebenserscheinungen innerhalb der heutigen Jugend hinweg.

Aber dieser Trost könnte leicht zum Unheil werden.

Man sollte die gegenwärtige Jugend aus dem «Geiste der Gegen-wart» heraus sowohl in ihren bedenklichen Verirrungen wie in ihrem

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nur allzu berechtigten Streben nach anderem, als was die Alten ihnen geben, verstehen.

Da ist zunächst die Jugend, die durch die Lebenszusammenhänge in die akademische Laufbahn hinein gedrängt wird. Ihr wird «Wissen­schaft» entgegengebracht. Gediegene, sichere, für das äußere Leben fruchtbare Wissenschaft. Unsinn wäre es, nach der Art vieler Laien, über diese Wissenschaft zu zetern. Aber die Jugend erfriert doch seelisch an dieser Wissenschaft, ehe sie dazu kommt, ihre Gediegenheit, ihre Sicherheit, ihre Fruchtbarkeit für das äußere Leben einzusehen.

Die Wissenschaft verdankt ihre Größe einer starken Opposition, die sie von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts an getrieben hat. Da­mals wurde man gewahr, wie der Mensch leicht in die Unsicherheit der Erkenntnis hineinsegelt, wenn er sich aus den Niederungen des For­schens in die Höhen einer Weltanschauung erhebt. Man glaubte, ab­schreckende Beispiele eines solchen Erhebens erlebt zu haben.

Und so wollte man denn die «Wissenschaft» befreien von der Welt­anschauung. Sie sollte an die «Tatsachen» in den Tälern der Natur sich halten und die Höhenwege des Geistes meiden.

Man hatte, als man die Opposition gegen die Weltanschauung trieb, am Opponieren eine gewisse Seelenbefriedigung. Die Weltanschauung­Bekämpfer von der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts waren in ihrer Kampfesstimmung beglückt.

Die gegenwärtige Jugend kann diese Beglückung nicht mehr mit­machen. Sie kann befriedigende Gefühle in der Seele nicht mehr auf­rühren, indem sie den Kampf gegen die «Unsicherheit» und «Schwarm­geisterei» der Weltanschauung miterlebt.

Denn es gibt heute eben nichts mehr, gegen das man kämpfen kann. Es ist unmöglich, dafür einzutreten, die «Wissenschaft» von der «Welt-anschauung» zu befreien. Denn die Weltanschauung ist mittlerweile erstorben.

Dagegen aber hat das Fühlen der Jugend eine Entdeckung gemacht. Durchaus nicht eine Entdeckung des Verstandes, sondern eine solche, die aus der ganzen, ungeteilten Menschennatur kommt.

Die Jugend hat entdeckt, daß sich ohne Weltanschauung nicht men­schenwürdig leben läßt. Viele Alte haben die «Beweise» gegen die

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Weltanschauung vernommen. Sie haben sich der Kraft der Beweise gefügt. Die Jugend kümmert sich verstandesmäßig nidit mehr um diese Kraft der Beweise; aber sie empfindet instinktiv die Ohnmacht alles Verstandes-Beweisens da, wo das Menschenherz aus einem unbesieg­lichen Drang spricht.

Die Wissenschaft tritt der Jugend gediegen entgegen; aber ihre Gediegenheit verdankt sie der Weltanschauungslosigkeit. Die Jugend verlangt nach Weltanschauung. Die Wissenschaft bedarf aber doch der Jugend.

Am Goetheanum möchte man die Jugend so verstehen, daß man mit ihr die Wege zur Weltanschauung sucht. Und man hat die Hoffnung, daß im Lichte der Weltanschauung die wahre Liebe zur Wissenschaft erzeugt werde. Man möchte da Wissenschaft nicht in Weltanschauungs­träumerei verlieren, sondern in wachendem Geist-Erleben erst recht gewinnen.

Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft fragt die Jugend, ob sie auch ihn verstehen möchte. Findet er dieses Verständnis, dann kann aus der «Sektion für das Geistesstreben der Jugend» etwas Lebenskräftiges werden.

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Nachrichtenblatt, 9. März 1924

VON DER JUGENDSEKTION

DER FREIEN HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

I. Was ich den älteren Mitgliedern in dieser Sache zu sagen habe

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Die Ankündigung der «Sektion für das Geistesstreben der Jugend» am Goetheanum hat erfreuende Antworten aus den Kreisen der Jugend hervorgebracht. Vertreter der «Freien Anthroposophischen Gesell­schaft» und die jüngeren Mitglieder, die am Goetheanum leben, haben dem Vorstande der Anthroposophischen Gesellschaft zum Ausdrucke gebracht, daß sie mit vollem Herzen bereit sind, teilzunehmen an dem, was er beabsichtigt.

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Ich sehe in den beiden Kundgebungen wertvolle Ausgangspunkte für einen schönen Teil der Arbeit unserer Gesellschaft. Kann diese die Brücke schlagen zwischen älteren und jüngeren Menschen unseres Zeit-alters, dann wird sie ein Wichtiges vollbringen.

Was zwischen den Zeile der beide Zuschriften zu lesen ist, kann in die Worte gefaßt werden: unsere Jugend spricht in einem Tone, dessen Klangfarbe in der Entwickelung der Menschheit neu ist. Man fühlt, das Seelenauge ist nicht auf die Fortsetzung dessen gerichtet, was ererbt aus der vorangegangenen Zeit und vermehrt in der Gegenwart werden kann. Es ist nach dem Hereinbrechen eines neuen Lebens aus den Gebieten hin gewendet, in denen nicht die Zeit entwickelt, sondern das Ewige offenbart.

Will der ältere Mensch heute von der Jugend verstanden werden, so muß er in seinem Verhalten zum Zeitlichen das Ewige als treibende Kraft walten lasse. - Und er muß dies auf eine Art tun, welche die Jugend versteht.

Man sagt, die Jugend wolle nicht eingehe auf das Alter, wolle nichts annehmen von dessen errungener Einsicht, von dessen gereifter Erfahrung. - Aus seinem Unmut über das Verhalten der Jugend spricht das heute der ältere Mensch aus.

Wahr ist es: die Jugend sondert sich von dem Alter ab; sie will unter sich sein. Sie will nicht hinhorchen auf das, was von dem Alter kommt.

Man kann besorgt werden über diese Tatsache. Denn diese Jugend wird einmal alt werden. Sie wird ihr Verhalte nicht bis in das Alter fortsetzen können. Sie will richtig jung sein. Sie frägt, wie man «richtig jung» sein kann. Das wird sie nicht mehr können, wenn sie selbst in das Alter eingetreten sein wird.

Deshalb, so meint der ältere Mensch, müßte die Jugend ihre An­maßung ablegen und wieder zum Alter emporblicken, um da das Ziel zu sehen, nach dem ihr Geistesauge gerichtet sein müsse.

Indem man dies ausspricht, denkt man, es liege an der Jugend, daß sie von dem älteren Menschen nicht angezogen wird.

Aber die Jugend könnte gar nicht anders, als auf den älteren Men­schen hinschauen und ihn sich zum Vorbild nehmen, wenn er wirklich «alt» wäre. Denn die menschliche Seele, und ganz besonders die junge

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Seele, ist so geartet, daß sie sich zu dem wendet, was ihr fremd ist, urn es mit sich zu vereinigen.

Nun sieht jedoch die heutige Jugend an dem älteren Menschen nicht etwas, das ihr als Menschliches fremd zugleich und aneignungswert er­scheint. Denn der gegenwartig ältere Mensch ist nicht wirklich «alt». Er hat den Inhalt von vielem aufgenommen, er kann von vielem reden. Aber er hat das Viele nicht zur menschlichen Reife gebracht. Er ist an Jahren älter geworden; aber er ist in seiner Seele nicht mit seinen Jahren mitgekommen. Er spricht aus dem altgewordenen Gehirn noch so, wie er aus dem jungen gesprochen hat. Das fühlt die Jugend. Sie empfindet nicht «Reife», wenn sie mit den älteren Menschen zusammen ist, sondern die eigene junge Seelenverfassung in den altgewordenen Körpern. Und da wendet sie sich ab, weil ihr das nicht als Wahrheit erscheint.

Die älteren Menschen haben durch Jahrzehnte auf dem Gebiete der Erkenntnis die Meinung ausgebildet, daß man über das Geistige in den Dingen und Vorgängen der Welt «nichts wissen könne». Wenn die Jugend das hört, so muß sie das Gefühl bekommen, daß der ältere Mensch ihr nichts zu sagen habe, denn das «Nichtwissen» kann sie sich ja doch selbst besorgen; auf den Alten wird sie nur hinhorchen, wenn von ihm das «Wissen» kommt. Vom «Nichtwissen» zu reden, das ist erträglich, wenn es mit Frische, mit Jugendfrische, geschieht. Vom «Niditwissen» aber zu hören> wenn die Rede von dem altgewordenen Gehirn kommt, das verödet die Seele, besonders die junge Seele.

Die Jugend wendet sich heute von den älter gewordenen Menschen nicht deshalb ab, weil diese «alt» geworden sind, sondern weil sie «jung» geblieben sind, weil sie nicht verstanden haben, in rechter Art «alt» zu werden. Dieser Selbsterkenntnis bedürfen heute die älteren Menschen.

Man kann aber nur in rechter Art «alt» werden, wenn man den Geist in der Seele zur Entfaltung kommen läßt. Geschielit dies, so hat man in einem altgewordenen Körper dasjenige, was mit diesem zusammen-stimmt. Dann wird man der Jugend nicht nur das entgegenbringen können, was die Zeit an dem Körper entwickelt hat, sondern was das Ewige aus dem Geist heraus offenbart.

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Wo ernstlich nach dem Geist-Erlebnis gesucht wird, da kann sich das Gebiet finden, auf dem die Jugend sich wieder mit den älteren Men­schen zusammenfindet. Es ist eine inhaltlose Phrase, wenn gesagt wird:

mit der Jugend muß man «jung» sein. Nein, man muß unter der Jugend als älterer Mensch in der rechten Art verstehen, «alt» zu sein.

Die Jugend kritisiert gerne das, was von älteren Menschen kommt. Das ist ihr gutes Recht. Denn sie muß dereinst das tragen, wozu es im Fortschritt der Menschheit die Alten noch nicht gebracht haben. Aber man ist kein rechter älterer Mensch, wenn man bloß mitkritisiert. Das läßt sich wohl die Jugend eine Zeitlang gefallen, weil sie sich nicht am Widerspruch zu ärgern braucht; aber zuletzt wird sie der «alten Jun-gen» ü.berdrüssig, weil deren Stimme zu rauh ist, und das Kritisieren in jugendlichen Stimmen mehr Leben hat.

Die Anthroposophie möchte im Suchen nach dem Geiste ein Feld finden, auf dem junge mit älteren Menschen sich gerne zusammenfin­den. Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft darf erfreut darüber sein, daß seine Ankündigung in der Art von der Jugend auf­genommen wird, wie es geschehen ist. Aber auch die tätigen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft werden den Vorstand nicht im Stiche lassen dürfen. Denn zugleich mit der Zustimmung von der einen Seite erhalte ich von der andern ein Schreiben, in dem Worte stehen, auf die hinhören muß, wer mit seinem Herzen der Anthroposophischen Gesellschaft angehört. «Es könnte der Tag kommen, WO wir uns vön der AnthropOsophischen Gesellschaft lösen müssen, so wie Sie sich einstmals innerlich von der Theosophischen lösen mußten.»

Dieser Tag würde kommen, wenn wir in der Anthroposophischen Gesellschaft in der nächsten Zeit nicht verwirklichen könnten, was mit der Ankündigung einer «Jugend~Sektion» gemeint ist. Hoffentlich gehen die tätigen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in der Richtung des Vorstandes am Goetheanum, auf daß der Tag komme, an dem von den «Jungen» gesagt werden kann: wir müssen uns immer inniger mit der Anthroposophie zusammenschließen.

Ich habe diesmal zu den älteren Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft über die «Jugend» gesprochen; in der nächsten Nummer möchte ich der Jugend sagen, was mir auf dem Herzen liegt.

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Nachrichtenblatt, 16. März 1924

II. Was ich den jüngeren Mitgliedern in dieser Sache zu sagen habe

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In dem Briefe, den das Komitee der Freien Anthroposophischen Gesell-schaft auf meine Ankündigung einer Jugendsektion an die Mitglieder dieser Gesellschaft richtet, findet sich der Hinweis darauf, daß ich «die Angelegenheit» des «Jung-Seins für so wichtig» halte, «daß sie Gegenstand einer eigenen geisteswissenschaftlichen Disziplin werden kann» .

Ich halte diese Angelegenheit wirklich für so wichtig. Wer die Schil­derung meines Lebensganges in der Wochenschrift «Goetheanum» liest, wird begreifen, warum ich so denke. Als ich selber so jung war wie diejenigen, die in diesem Briefe sprechen, fühlte ich mich einsam mit der Seelenverfassung, die ich heute in weiten Kreisen der Jugend lebendig finde. Meine damaligen Jugendgenossen empfanden anders als ich. Das Zivilisationsleben, von dem in diesem Briefe gesagt wird, daß es die Jugend «durch keinen Beruf mehr zu einer Weltanschauung kommen» lasse, und daß die Jugend durch ihr «Streben nach einer Weltanschau­ung» zu «keinem Berufe mehr geführt werden» könne, war in jener Zeit im Aufstieg. Es wurde von der Jugend als Blüte der neuesten Stufe in der Menschheitsentwickelung empfunden. Man fühlte sich «befreit» von den Verstiegenheiten des Weltanschauungsstrebens und geborgen in der Aussicht auf Berufe, die aus den «sicheren» Grund-festen der «Wissenschaft» sich heraushoben.

Auch ich sah das «Blühen» dieser Zivilisation. Aber ich mußte emp­finden, daß aus dieser Blüte keine echte Menschheitsfrucht werde ent­stehen können. Meine Jugendgenossen empfanden das nicht. Sie waren in dem Erleben des «Blühens» mitgerissen. Sie entbehrten noch nicht die Frucht, weil sie ihre Begeisterung im Anblicke der unfruchtbaren Blüte verschwendeten.

Jetzt ist alles anders geworden. Die Blüte ist verwelkt. Statt der Frucht ist ein lebensfremdes Gebilde zum Vorschein gekommen, das im Menschen das Meuschtum erfrieren läßt. Die Jugend empfindet die Kälte der weltanschauungslosen Zivilisation.

In meinen Jugendgenossen lebte eine Oberschichte des Bewußtseins.

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Die konnte sich freuen über die fruchtlose Blüte, weil sich ihre Frucht­losigkeit noch nicht gezeigt hatte. Und die Blüte war «als Blüte» glän­zend. Die Freude am Glanz deckte die tieferen Schichten des Bewußt-seins zu; die Schichten, in denen unversiegbar im Menschen die Sehn­sucht nach wahrem Menschtum lebt. An der verwelkten Blüte kann die Jugend der Gegenwart keine Freude mehr haben. Die Oberschichte des Bewußtseins ist öde geworden, und die tieferen Schichten sind bloß-gelegt; die Sehnsucht nach einer Weltanschauung ist in den Herzen offenbar, und sie droht, das seelische Leben zu verwunden.

Ich möchte der Jugend heute sagen: scheltet die «Alten» nicht zu stark, die mit mir vor vierzig Jahren jung waren. Gewiß, es gibt unter ihnen oberflächlinge, die auch heute noch ihre Leerheit als Überlegen­heit eitel zur Schau tragen. Aber es sind unter ihnen auch solche, die in Resignation ihr Schicksal tragen, das ihnen das lebendige Erfahren ihres wahren Menschtums versagt hat.

Dieses Schicksal stellte sie in die letzte Phase des «finstern» Zeit­alters, durch die im Erleben der Materie das Grab des Geistes geschau­feit ward.

Die Jugend aber ist an das Grab gestellt. Und das Grab ist leer. Der Geist stirbt nicht und kann nicht begraben werden.

Das Jung-Sein ist für diejenigen, die es heute erleben, zum Rätsel geworden. Den im Jung-Sein ist die Sehnsucht nach dem Geist bloßgelegt. - Das «lichte» Zeitalter ist aber angebrochen. Es wird nur noch nicht empfunden, weil die meisten Menschen noch in ihren Seelen die Nachwirkung der alten Finsternis tragen. Wer aber Sinn für Geisteswesen hat, der kann wissen daß es «licht» geworden ist.

Und das Licht wird erst ,wahrnehmbar werden, wenn die Rätsel des Daseins in neuer Form wieder geboren sein werden.

Jung-Sein ist eines der ersten dieser Rätsel. Wie erlebt man das Jung-Sein in einer Welt, die im Altwerden erstarrt iSt? Das ist die Gefühls­frage, die in den jungen Menschen der Gegenwart lebt.

Weil das Jung-Sein so zum Menschenrätsel geworden ist, kann es seinen lebendigen Lösungsversuch nur in «einer eigenen geisteswissen­schaftlichen Disziplin» finden.

Es wird in einer solchen Disziplin nicht in leeren Phrasen von dem

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Jung-Sein gesprochen werden, sondern es wird in ihr das Licht gesucht wer'den, welches auf das Jung-Sein fallen muß, damit es sich selber in seinem Menschtum wahrnehmen kann.

Das heutige Jung-Sein will Weltanschauung, die den Lebensberuf mit Wärme erfüllen kann. Es fürchtet die Berufe, die eine weltanschau~ ungslose Zivilisation geschaffen hat. Es möchte den Beruf aus dein Menschtum erwachsen sehen, nicht das Menschtum von dem Beruf er tötet wissen. Sich in der Welt zurechtfinden,. ohne im Suchen den Men~ schen zu verlieren, dazu gehört lebendiges Seelenverhältnis zur Welt. Das aber erwacht nur im Erleben der Weltanschauung. In einer solchen Gesinnung ist die Ankündigung des Vorstandes der Anthroposophi-schen Gesellschaft erfolgt. In einer solchen Gesinnung rnöchte dieser die jungen Anthroposophen zur Erarbeitung eines Lebens in wahrem Menschtum in einer Jugendsektion vereinen.

Aber noch Eines möchte ich den jüngeren Mitgliedern sagen. Wenn es gelingt, der Jugendsektion den rechten Inhalt zu geben, so werden diejenigen, die im anthroposophischen Leben verstanden haben, in der richtigen Art «alt» zu werden, mit der Jugend gemeinsame Sache machen wollen. Es möge dann die Jugend nicht sagen: wir setzen uns mit den «Alten» nicht an einen gemeinsamen Tisch. Denn Anthropo­sophie soll kein Alter haben; sie lebt im Ewigen, das alle Menschen zusammenführt. Die Jugend möge in der Anthroposophischen Gesell­schaft ein Feld finden, auf dem sie jung sein kann. Aber die «Alten» werden, wenn sie Anthroposophie in ihr ganzes Wesen lebendig auf-nehmen, den Zug zur Jugend verspüren. Sie werden finden, daß, was sie durch das Alter sich erobert haben, sich am besten der Jugend mit­teilen läßt. Die Jugend wird ja vergeblich nach dem wahren Mensch­tum ringen, wenn sie dasjenige Menschtum flieht, in das sie doch ein­mal auch eintreten muß. Im Weltenlauf muß sich das Alte immer wie-der verjüngen, wenn es nicht dem Wesenlosen anheimfallen will. Und die Jugend wird bei den echten «alten» Anthroposophen finden kön­nen, was sie braucht, wenn sie nicht eines Tages an einem eigenen Alter anlangen will, vor dem sie entfliehen möchte, aber es nicht kann.

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Nachrichtenblatt, 23. März 1924

IIII. Was ich Weiteres den jüngeren Mitgliedern zu sagen habe

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Wo immer heute die «Jugendbewegung» auftritt, da offenbart sie, daß sie aus einem Entbehren heraus lebt. Was «entbehrt» der junge Mensch, dem sein Jung-Sein zum Bewußtsein kommt? Man kann doch innerhalb der heutigen Zivilisation so viel «lernen». Sie enthält nicht nur eine Fülle des Wissenswerten, sondern eine Überfülle.

Es liegt nahe, zu glauben, daß wegen dieser Überfülle die Jugend verwirrt werde, daß sie den Inhalt der Überfülle nicht «verstehen» könne. Aber die Erfahrung zeigt, daß dieser Glaube falsch ist. Der junge Mensch «versteht» ganz gut, was ihm die Zivilisation entgegen­bringt. Verstehen kann man, was sich im Denken ergreifen läßt. Und unsere heutige Zivilisation ist trotz ihrer Überfülle fast ganz in Ge­danken zu fassen.

Der junge Mensch wird gewahr, wenn er beginnt, zur Zivilisation ein Verhältnis zu gewinnen, daß er versteht. Und ein richtiger Instinkt sagt ihm, daß dieses Verstehen, dieses denkende Ergreifen auch sein ferneres Schicksal sein soll. Allein mit dem «Verstehen» läßt sich nicht jung sein. Man kann nur jung sein, wenn man mit vollem Herzen, mit ganzer Seele erlebt, was auf das Verstehen wartet. Und man ahnt als junger Mensch, daß man alt wird, wenn man das Erlebte allmählich in das Verstandene hinüberführt.

Die Jugend von heute nimmt aus der Zivilisation etwas auf, womit man alt werden, aber nicht etwas, womit man jung sein kann. Diese Zivilisation hat dem ersten Lebensalter fast gar nichts zu geben. Man müßte heute mit zwanzig Jahren die Erde betreten, dann könnte man sich mit dem Inhalt der Zivilisation durchdringen.

Diese Zivilisation hat den Geist verloren. Sie bringt nur die Materie in Gedanken. Diese Gedanken lassen sich nicht erleben; sie lassen sich nur verstehen. Und hat man sie verstanden, dann liegen sie wandlungs­unfähig, steinhart in der Seele. Sie sind bei ihrem Entstehen schon völlig reif; sie können deswegen nicht wachsen. Der junge Mensch aber

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muß wachsen; und er will, daß, was er in seine Seele aufnimmt, mit ihrn wachsen kann.

Eine wirklithe Geisteswissenschaft kann auch nur in Gedanken sich offenbaren. Allein diese Gedanken sind anschaubar, erlebbar; sie kön­nen von niemand mit einem höheren Grad von Reife aufgenommen werden, als er selbst hat. Aber sie sind dem Wesen des Menschen ver­wandt. Sie wachsen und reifen mit ihm. Gibt mir als Achtzehnjährigen jemand Gedanken aus dem Materiellen, dann nehme ich sie so auf, wie ich das auch tun würde, wenn ich vierzig oder fünfzig Jahre alt wäre. Läßt mich jemand Gedanken, die aus dem Geiste quellen, an seiner Menschheitsentfaltung erleben, so mag er siebenzig Jahre alt sein; wenn ich selbst nur achtzehn Jahre zähle, so vereinigen sie sich harmonisch mit meiner athtzehnjährigen Seelenverfassung und wachsen heran, wie ich selber wachse.

Die materialistische Denkungsart und Anschauung fordert von der Jugend, daß sie sich innerlich mit «Altem» fülle. Die Jugend aber will ihr Jung-Sein erleben. Deshalb wird das «Alter Erleben» der Jugend zur Entbehrung. Die Jugendsektion am Goetheanum möchte der Ju­gend eine Erkenntnis geben, die lebt, und mit deren Leben man das Jung-Sein lebendig in sich ergreifen kann. Die Zivilisation von heute hat keine Gedanken, mit denen man das «Jung-Sein» erleben kann. Eine wirkliche Geisteswissenschaft wird solche Gedanken haben.

Hört man als älterer Mensch heute die Jugend sprechen, so hat man oft das Gefühl: ach, wie alt klingen doch die Reden, die aus dem Ju­gendmunde kommen! Das aber sind die Reden, die der junge Mensch bei den «Alten» heute findet. Er nimmt sie auf; aber er vereinigt sie nicht mit sich. Indem er sie erleben will, fühlt er sich unwahr. Er redet, was in ihm keine Wahrheit haben kann; und er trägt seine Wahrheit in sich, ohne daß er sie vor sich selber offenbaren kann. Sie würgt ihn; sie wird ihm zu einem von innen kommenden Alpdruck.

Atmungs freiheit im lebendigen Geistesleben will die Jugend, damit der Alpdruck verschwinde. Erwachen in gesunder Geistesanschauung will sie, damit das Bewußtsein sich mit dem Erleben des Jung-Seins erfüllen kann.

Die Jugend möchte im Jung-Sein wachen; allein die Gedanken der

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materialistischen Zivilisation lassen sie nur davon träumen. Aber man kann nur träumen, wenn man das Bewußtsein abgedämpft hat. So muß das Jugendbewußtsein abgedämpft durch die mechanische Wirklichkeit wandeln. Deren Hammerschläge, deren elektrische Wellen stoßen hin­ein in die Träume. Aber sie können nicht das Erwachen bewirken. Denn sie sind nicht menschlich; sie sind außermenschlich.

Geisteswissenschaft kann für Seelen sein, die erwachen wollen. Sie will dem Menschen nicht bloß Wissen vermitteln, sondern das Leben nahe bringen. Dann wird es seiner Freiheit gegeben sein, das Leben in Wissen zu wandeln.

Menschen, die da glauben, Poeten zu sein, die aber doch nur Phi­lister sind, wenden ein: nehmet der Jugend die Träume, bringt sie zum Erwachen, und ihr nehmet ihr das Beste von ihrem Jung-Sein weg. Wer so spricht, der weiß nicht, daß Träume ihren vollen Wert erst erlangen, wenn sie von dem Lichte des Wachens bestrahlt werden. Die mechani­stische Zivilisation bringt die Jugendträume nicht in ihrem freudigen Leuchten zur Offenbarung, sondern sie zermürbt sie schon im Ent­stehen, so daß sie drückend, lastend werden.

Nur in solchen Bildern kann hier gesagt werden, was die Jugend-sektion wirken will. Sie wird kein «Programm» veröffentlichen; sie wird keine Erklärung des «Wesens der Jugend» geben. Sie wird ver­suchen, Leben werden zu lassen, was ihre Begründer selbst an den Ent­behrungen der jungen Menschen von heute erleben können. Das wird eine «Jugendweisheit» geben, die im Leben sich täglich neu entfalten kann.

Junge Menschen, die am Goetheanum leben, haben sogleich nach dem Ankündigen der Jugendsektion und seither fortdauernd ihren Willen kundgegeben, innerhalb dieser Sektion arbeiten zu wollen. Enthusiasmus spricht aus diesen Kundgebungen. Ich habe im ersten Aufruf gesagt, die Jugendsektion wird wirken können, wenn ver-standen wird, was mit ihr gemeint ist. Ich glaube wirklich, daß der Enthusiasmus das richtige «Verstehen» herbeiführen kann. Nicht jenes «Verstehen», von dem ich hier gesprochen habe und durch das die Jugend entbehrt, sondern jenes Verstehen, das zwar mit demselben Worte bezeichnet wird, das aber doch ein ganz anderes ist. Ein Verstehen,

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das nicht aus dem Verstande, sondern aus dem ganzen Menschen kommt.

Die Sehnsucht des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaff kann nur sein, sich vor einem empfänglichen Enthusiasmus zu fühlen Dann darf er hoffen, daß die Lebenskraft der Geisteswissenschaft hin-reiche, um diesem Enthusiasmus zu geben, was er gerne tragen möchte. Mit der Jugend so leben, daß sie ihr Jung~Sein in wahrer Menschlich­keit dem Alter entgegenführen kann, das möchte dieser Vorstand, weil er glaubt, daß er damit gerade das trifft, was die Jugend entbehrt und wonach sie sehnenden Herzens verlangt.

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Nachrichtenblatt, 30. März 1914

VON DER JUGENDSEKTION

DER FREIEN HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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Noch einmal möchte ich mich namentlich an die jüngeren Freunde in der Anthroposophischen Gesellschaft wegen der Begründung der Ju­gendsektion wenden. Es scheinen sich innerhalb der Kreise unserer Jugend zwei Meinungen gegenüberzustehen. Die eine empfindet das Jung-Sein als etwas, das suchen muß. Sie fühlt einen Zug zur Anthro­posophie hin, weil sie da Befriedigung für ihr Suchen zu finden hofft. Sie ist gewahr geworden, daß dieses Suchen nach den Tiefen der Seele gehen muß, und daß die zeitgenössische Zivilisation nach diesen Tiefen nicht führen kann. Es gibt eine Jugend, die so nach Esoterik sucht, weil sie ahnend entdeckt hat, daß in der Esoterik der wahre Inhalt des Menschen erst erlebt werden kann.

Diese Jugend wird den Weg zu dem leicht finden, was der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft mit der Jugendsektion anstrebt. Und dieser Vorstand wird niemand in seinem selbständigen Streben beeinträchtigen. Er wird ein Herz haben für diese Selbständigkeit. Aber er wird auch eingedenk der Tatsache sein, daß die Pflege des esoterischen Lebens ihm als seine Aufgabe zugewachsen ist. Ihm wird diese Sorge die erste sein. Er wird die Jugendsektion so leiten, daß in ihr der

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Esoterik ihr Recht zukomtnt, und er glaubt, aus der wahren Esoterik auch die wahre «Jugend-Weisheit» finden zu können.

Aber es gibt noch eine andere Jugendmeinung. Diese wird leicht ver-sucht, das Jung-Sein in einem so absoluten Sinne zu nehmen, daß ihr auch schon das Streben nach Esoterik wie das Aufnehmen eines Fremd-körpers erscheint. Sie möchte vor alletn, unbeirrt von allem, was von außen kommt, sich in das eigene Jung-Sein vertiefen, und sich dieses zum Verständnis bringen.

In der Anthroposophischen Gesellschaft hofft wohl auch die Jugend, die dieser Meinung ist, etwas zu finden. Sonst wäre sie gar nicht dar-innen. Aber sie glaubt, der Anthroposophie erst den rechten Geist durch die Betätigung ihres Jung-Seins bringen zu müssen. Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft wird weit davon entfernt sein, diesem Teile der Jugend mit einer philiströsen Kritik zu begegnen. Aber es könnte leicht geschehen, daß seine Absichten von manchem jungen Menschen in einem falschen Lichte gesehen werden. Denn er kann von seiner gewonnenen Einsicht nicht abweichen, daß in der durch die Anthroposophische Gesellschaft versuchten Esoterik der Ewig­keitsstrom fließt, nach dem die Jugend hinstrebt. Er kann nicht in den Irrtum verfallen, daß die Esoterik durch das Jung-Sein erst ihre wahre Gestalt erhalten müsse, da er doch weiß, in der Esoterik wird die Jugend die rechten Wege finden, um im wahren Sinne «jung» sein zu können.

Ich spreche dieses aus, nicht weil ich auf einen Gegensatz zwischen einem Teile der Jugend und dem Vorstande hinweisen will. Einen solchen sehe ich nicht; und es kann vor einer praktischen Weltauf­fassung einen solchen gar nicht geben. Denn der Vorstand ist sich be­wußt, daß ihm seine Aufgaben aus der geistigen Welt kommen; und er wird in allem die Wege zu gehen haben, die ihm von da gewiesen werden. Einen «Gegensatz» dazu im Felde seines Wirkens kann es für ihn nicht geben.

Aber es wäre doch möglich, daß die Jugend selbst in Gegensätze hineintriebe, wenn der eine Teil sein Streben einseitig gegenüber dem andern betonte. Und das könnte der anthroposophischen Jugendbe-Wegung unermeßlichen Schaden bringen. Es wird dies aber nicht geschehen,

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wenn die Jugend etwas, das sie von der «allzualt» gewordenen Zivilisation gelernt hat, schärfer beachten würde, als sie dies oft tut. Es ist ein gewisser Hang zur Abstraktion, zum Reden in bloßen Begriffen. Ich habe es in der vorangehenden Betrachtung ausgesprochen, wie wenig gut dies Abstrahieren der Jugend bekommt. In Wahrheit will das auch niemand in der Jugendbewegung. Aber im Reden über Jung-Sein, über die Ideale der Jugend ist es doch da. Es ist sogar ein bedenkliches Stück «Alter» in der heutigen Jugend. Besinnt sich dem-gegenüber die Jugend auf ihre wahren Erlebnisse, so wird sie finden, daß diese wie Fragestellungen sind, und daß die Esoterik der Anthro­posophischen Gesellschaft ihr wenigstens Versuche von Antworten ent­gegenbringt.

Auf der Grundlage einer solchen praktischen Einsicht wird gewiß eine Verständigung zwischen einzelnen verschiedenen Meinungen in unserer Jugendbewegung erwachsen.

Der Verkehr mit der Esoterik kann der Jugend selbst zum Erlebnis werden. Geschieht dieses, so wird die Jugend eben einsehen, daß sie gerade durch diesen Verkehr verwirklichen kann, was sie oft in unbe­stimmter Art sich ideell vor die Augen rückt. Geschieht es nicht, so könnte es leicht sein, daß ein Teil der Jugend nicht aus angeborenem, aber äußerlich aufgenommenem «Alt-Reden» sich einen theoretischen Vorhang schiebt vor das angedeutete Erlebnis.

Wird die Jugend sich verstehen, so wird sie auch den Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft verstehen.

Nachrichtenblatt, 6. April 1924 DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT In der Freien Hochschule soll das unmittelbar Menschliche zur Geltung kommen

#G260a-1987-SE159 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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Nachrichtenblatt, 6. April 1924

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

In der Freien Hochschule soll das unmittelbar Menschliche

zur Geltung kommen

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Diese Institution kann nicht aus abstrakten Überlegungen von «oben her» zustande kommen. Sie muß aus den Bedürfnissen unserer Mit­gliedschaft von So muß es auch für die anderen Sektionen werden. Dazu aber ist notwendig, daß die Bedürfnisse, welche innerhalb unserer Mitglieder-schaft zutage treten, auch wirklich durch die ganze Gesellschaft fließen und zuletzt sich in dem vereinigen, was man vom Vorstand am Goethe­anum erwartet. Man sollte sich deshalb immer mehr zum Bewußtsein bringen, daß der Sinn der Weihnachtstagung nicht der war, einen bloßen «Verwaltungsvorstand» zu bilden. Gewiß, die «Verwaltung» tnuß da sein, und es soll nicht vergessen werden, daß sie notwendig ist und daß sie Sorgfalt und Genauigkeit zu entwidteln hat. Aber die Hauptsache wird sein, daß durch die Gesinnung in der Mitgliederschaft der Vorstand am Goetheanum wirklich in den Mittelpunkt der gei­stigen Interessen der Gesellschaft gestellt wird. In ihm sollte zusam-menfiießen, was an solchen geistigen Interessen vorhanden ist.

Diesem Vorstand soll es ferne liegen, die Initiative in den einzelnen Teilen der Gesellschaft zu dem oder jenem in irgendeiner Art beschrän­ken zu wollen. Aber man sollte es immer mehr als eine Notwendigkeit ansehen, daß alles, was in der Gesellschaft auftaucht, zum Wissen dieses Vorstandes gebracht werde. Er kann dann, was an dem einen Orte, oder von der einen Menschengruppe gewollt ist, in Einklang bringen mit dem, was von anderer Seite beabsichtigt wird. Dieser Vorstand

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wird nicht in einseitiger Art wie eine Behörde «von oben» wirken wollen; er wird es sich zur Aufgabe machen, offenes Herz und verständ­nisvollen Sinn zu haben für alles, was aus der Mitgliedschaft heraus nach Verwirklichung strebt. Er möchte in dieser Beziehung nur auch auf Verständnis nach der Richtung hin rechnen dürfen, daß man ihm ent­gegenkommt, tätig entgegenkommt, wo er aus seiner Initiative, aus den Zielen der anthroposophischen Bewegung heraus, etwas durchführen möchte. In diesem Sinne habe ich bei der Weihnachtitagung gesagt:

dieser Vorstand soll ein Initiativ-Vorstand sein.

Wenn man immer mehr diesen Vorstand in solcher Art wird an-sehen wollen, dann wird er in rechter Art der Berater werden können in allen Angelegenheiten der Gesellschaft. Und ein «Berater» möchte er sein; da er wohl weiß, daß es dem Geiste der Anthroposophisdien Gesellschaft gründlich widerspräche, wenn er ein «Verfüger» sein wollte. Er wird bei seinen Ratschlägen an nichts anderes appellieren als an die freie Einsicht der Mitglieder; aber er wird auch nur rechter «Be­rater» sein können, wenn in rechter Gesinnung an seinen Platz gebracht wird, was in den Absichten, in den Bestrebungen der Mitglieder liegt.

Der Vorstand am Goetheanum möchte, daß so ferne wie möglich läge, in Paragraphen und Programmen eine Verbindung mit dem Wir­ken in der Gesellschaft herzustellen; er möchte, daß das unmittelbar Menschliche, das in jeder Einzelheit auch individuell wirken kann, zur ganz allgemeinen Geltung innerhalb der Gesellschaft komme. Und er möchte das vor allem bei alle dem erreichen, was für die Freie Hoch-schule für Geisteswissenschaft getan werden soll.

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III

Aus der Arbeit für eine

Allgemeine Anthroposophisclie Gesellschaft

und für eine Freie Hochschule

für Geisteswissenschaft

Die Führung des Nachrichtenblattes

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Nachrichtenblatt, 27. Januar 1924

ÜBER DIE FÜHRUNG DIESES NACHRICHTENBLATTES

UND DEN ANTEIL DER MITGLIEDER DARAN

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Dieses Nachrichtenblatt trägt den Titel «Was in der Anthroposophi­schen Gesellschaft vorgeht». Dieser Titel ist ihm gegeben worden, um anzudeuten, daß in der Zukunft die einzelnen Mitglieder geistig in reger Art teilnehmen sollten an allem, was in der Gesellschaft vorgeht. Das wird nur dadurch geschehen können, daß diese Mitglieder in Brie­fen an den Leiter des Nachrichtenblattes, Albert Steffen, all das mit-teilen, wovon sie glauben, daß es nicht nur das einzelne Mitglied, son-dern die ganze Gesellschaft wissen soll. Und diese soll wissen, wo an Anthroposophie gearbeitet wird, wie das geschieht, wie die Arbeit auf­genommen wird und so weiter. Das Leben, das sich in den einzelnen Gruppen abspielt, soll vor dem Bewußtsein der ganzen Gesellschaft aufleben können. Briefe, in denen für das Leben der Gruppen mit Interesse erfüllte Mitglieder an die Redaktion sich mit ihren Mittei­lungen wenden, werden dann durch diese verarbeitet werden. Es wird dadurch für die Entstehung eines gemeinsamen Bewußtseins in der Gesellschaft gewirkt werden können. Nur wenn die Mitglieder in Neu­seeknd erfahren können, was in einer Gruppe in Wien vorgeht, wird solch ein gemeinsames Bewußtsein möglich sein.

Aber dies soll nicht das einzige sein. Auch was im geistigen Leben der Gegenwart außerhalb der Gesellschaft vorgeht, soll in das gemein-same Bewußtsein aufgenommen werden. Um jede Gruppe der Getell­schaft herum ist ja geistiges Leben. Diese oder jene Anschauung über Welt und Leben wird geäußert, diese oder jene große oder kleine künst­lerische, wissenschaftliche, soziale, pädagogische und so weiter Leistung tritt zutage. Vieles andere wird geschehen, was geistig strebende Men­schen interessieren muß. All das kann nach seinen Bedingungen, nach seinem Wesen, nach seiner Tragweite aus der Nähe besser beurteilt werden als aus der Ferne. Die Mitglieder der Gruppen sollten in ihren Briefen von dem sprechen, was sie von dieser Art in der Nähe ihrer Gruppen wahrnehmen können. Mitglieder, die ihr Beruf in der Welt

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durch Reisen herumführt, sollten mit offenen Augen hinsehen auf das, «was in der Welt vorgeht». Sie sollten dieses dann der Redaktion des Nachrichtenblattes mitteilen. Dann kann auf diese Art das, «was in der Welt vorgeht», zu etwas werden, «was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht». Und wir brauchen die Weite des Gesichtskreises. Wir brauchen das rege Interesse für alle Erscheinungen des Lebens in der Welt. Wir brauchen in der Gesellschaft ein gesundes Urteil über diese Erscheinungen.

In dieser Beziehung müssen wir anders denken lernen in der Gesell­schaft, als bisher gedacht worden ist. Anthroposophie verträgt durch ihr Wesen keine Sektiererei, die sich engherzig abschließt gegen alles, was andre denken und wollen. Anthroposophie verträgt nur ein weites Herz für alles menschliche Streben und Leben. Und sie kann nur die rechte Form erhalten durch ein offenes Auge für alles, was in der Welt gedacht, gewollt, getan wird.

Das Nachrichtenblatt sollte ein Spiegelbild werden von dieser Art des Denkens in der Gesellschaft. Es sollte durch sein Dasein eine Auf­forderung an jedes einzelne Mitglied bedeuten, sich immer wieder die Frage vorzulegen, wie kann ich zu dem gemeinsamen Denken in der Gesellschaft beitragen? Wenn das Nachrichtenblatt so von den Mit­gliedern angesehen wird, kann es der Vorstand der Anthroposophi­schen Gesellschaft zu dem machen, was es nach den Absichten der Weih­nachtstagung werden sollte.

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Nachrichtenblatt, 2. März 1924

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESVISSENSCHAFT

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Die erste Veranstaltung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft fand noch während der Weihnachtstagung und im unmittelbaren An-schlusse an diese statt. Sie ging aus der Sektion hervor, deren Leiter Dr. med. Ita Wegman ist. Diese Veranstaltung zerfiel in zwei Teile. In den letzten Tagen der Weihnachtsversammlung vereinigten sich die prak­tizierenden Xrzte, die als Mitglieder der Gesellschaft anwesend waren,

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und es wurden aus ihrem Kreise sie interessierende Fragen formuliert, die ich zum Gegenstande entsprechender Auseinandersetzungen machte. Die Leitung der Freien Hochschule wird versuchen, eine Fortsetzung dessen, was damit eingeleitet worden ist, nach den Möglichkeiten zu finden, die ihr gegeben sind. Sie wird, sobald sie dazu in der Lage sein wird, in einem Schreiben an die Interessenten die Art angeben, in der sie das ihr Mögliche bewerkstelligen möchte.

Im Anschlusse an die Weihnachtstagung fand im Bereiche derselben Sektion ein Kursus für jüngere Ärzte und Medizinstudierende statt. Hier wurde namentlich über die innere Orientierung in der Seele dessen gesprochen, der sich dem Medizinischen widmen will. Aus den an das Goetheanum herankommenden geistigen Bedürfnissen von Medizin-studierenden ist dieser Kursus gegeben worden. Er wollte eine andeu­tende Darstellung dessen geben, was der im medizinischen Beruf Ste­hende von Welt und Mensch zu wissen erstrebt, aber er wollte ebenso die Quellen des wahren ärztlichen Ethos, der «medizinischen Gesin­nung» aufdecken. Bei der Kürze der Veranstaltung war nur möglich, Andeutungen für eine Wegleitung zu geben. Aber es darf die Hoffnung leben, daß auch, was damit eingeleitet worden ist, seine Fortsetzung in dem oben angegebenen Sinne finden werde.

Die Versammlungen der ersten Klasse der Freien Hochschule haben für die allgemeine anthroposophische Sektion begonnen.

Es lag nun eine innere Notwendigkeit vor, in der Sektion für die redenden und musikalischen Künste, deren Leiter Frau Marie Steiner ist, einen Kursus über Ton-Eurythmie zu veranstalten. Die in Dornach lebenden ausübenden Künstler und Lehrer der Eurythmie und die jenigen von auswärts, denen dieses möglich war, ferner die Vorstands­mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft und einige für Musik und Eurythmie sich interessierende Persönlichkeiten haben daran teil-genommen.

Der Inhalt wird in entsprechender Weise, sobald dies möglich ist, auf geeignete Art bekanntgemacht werden. Hier soll nur in einigen Sätzen über Absicht und Haltung gesprochen werden. Die eurythmische Kunst hat bisher die Laut-Eurythmie in einem bestimmten Maße ausgebildet. Wir sind selbst unsere strengsten Kritiker und wissen, daß auf diesem

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Gebiete alles, was schon jetzt geleistet werden kann, nur em Anfang ist. Aber das Angefangene muß eben weiter entwickelt werden.

Für die Ton-Eurythmie, den «sichtbaren Gesang», waren wir bisher nicht so weit gekommen wie für die Laut-Eurythmie, das «sichtbare Wort». Wenn die Anfänge, die wir bisher hatten, auf dem rechten Wege fortgeleitet werden sollen, so mußte gerade jetzt - in dem Sta­dium, in dem die Ton-Eurythmie praktiziert worden ist - eine Weiter­bildung stattfinden. Das sollte durdi diesen Kursus geschehen. Dabei mußte aber auch auf das Wesen des Musikalischen selbst hingewiesen werden. Denn in der Eurythmie wird Musik sichtbar; und man muß ein Gefühl dafür haben, wo diese ihre wahre Quelle in der Menschen-natur hat, wenn man ihr Grundwesen sichtbar machen will.

In der Ton-Eurythmie wird anschaulich, was in der Musik im Un­anschaulich-Hörbaren lebt. Es ist gerade da die größte Gefahr vorhan­den, unmusikalisch zu werden. Ich hoffe, in den Vorträgen dieses Kur­sus den Beweis erbracht zu haben, daß dann, wenn Musik in Bewegung überströmt, das Bedürfnis entsteht, alles Unmusikalische in der «Musik» abzustoßen und nur «reine Musik» in das Reich des Sichtbaren hin­überzutragen. Wer allerdings der Ansicht ist, daß mit dem Hinüber-tragen des Hörbaren in die sichtbare Bewegung und Form das Musi­kalische aufhöre, der wird gegen die ganze Ton-Eurythmie seine Bedenken haben. Allein eine solche Anschauung ist doch wohl nicht im tiefsten Wesen eine künstlerische. Denn wer Kunst in sich erlebt, der muß Freude an jeder Erweiterung der künstlerischen Quellen und Formen haben. Und es ist nun einmal so, daß Musik wie jede wahre Kunst aus dem Innersten des Menschen hervorquillt. Und dieses kann sein Leben auf die mannigfaltigste Art offenbaren. Was im Menschen singen will, das will sich auch in Bewegungsformen darstellen; und nur, was als Bewegungsmöglichkeiten in dem menschlichen Organis­mus liegt, wird in Laut- und Ton-Eurythmie aus ihm herausgeholt. Es ist der Mensch selbst, der sein Wesen da offenbart. Die menschliche Gestalt ist nur als festgehaltene Bewegung verständlich; und die Be wegung des Menschen offenbart erst den Sinn seiner Gestalt. Man darf sagen: wer die Berechtigung von Ton- und Laut-Eurythmie bestreitet, der lehnt damit ab, den ganzen vollen Menschen zur Erscheinung kommen

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zu lassen. Nun, der Materialismus lehnt es ab, in der menschlichen Erkenntnis den Geist zur Erscheinung kommen zu lassen; die Ab­lehnung der Eurythmie als einer neben den andern Künsten und in Verbindung mit ihnen berechtigten Kunst wird wohl in einer ähnlichen Gesinnung ihren Ursprung haben.

Es steht zu hoffen daß die Eurythmiker einige Anregung durch diesen Kursus empfan gen haben und daß damit zur Weiterbildung unserer eurythmischen Kunst einiges hat beigetragen werden können*.

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* Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß Dr. Steiner auf das von mir geäußerte Bedenken hin nicht die nötige Eignung für die Leitung des musikalischen Teiles unserer Sektion zu haben, mich ausdrüdtlidi auf Herrn Jan Stuten als meinen Mitarbeiter hinwies. Er solle im Zusammenwirken mit mir die Führung auf diesem

Gebiete haben. (Marie Steiner, 1944)

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE VEIHNACHTSTAGUNG

IM VEIHNACHTSKURSUS FÜR JÜNGERE ÄRZTE UND

MEDIZINSTUDIERENDE

DER MEDIZINISCHEN SEKTION

Dornach, 6. Januar 1924

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... Ich habe schon gesagt, daß wirklich aus esoterischen Quellen heraus in Zukunft die Impulse gegeben werden. Denn es ist schon notwendig, daß die Dinge berücksichtigt werden, die einfach als Realitäten da sind und mit denen eben stark gerechnet worden ist bei der Weihnachts-tagung in der Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Ge-sellschaft. Und das ist für das Gebiet des Medizinischen dieses: Es handelt sich darum, daß in einem noch viel tieferen Sinne als ich gestern gesagt habe, ich in bezug auf die Heilmittel keine Angst habe, wenn andere sie nachbilden. Wenn man nur in Zukunft richtig versteht, daß in einem noch viel tieferen Sinne das medizinische esoterische Studium im Zusammenhang mit Dornach betrieben werden sollte. Dazu wird notwendig sein, daß das medizinische Studium in der Zukunft eigent­lich ebenso wie die andern Zweige des Dornacher geistigen Lebens getrieben wird. Sehet Ihr, es war immer so im Leben der Anthroposo­phischen Gesellschaft, daß von all den Persönlichkeiten, die in der Anthroposophischen Gesellschaft haben Esoteriker werden wollen, die Bedingungen des esoterischen Lebens, einfach die innerlichen Bedin­gungen des esoterischen Lebens nicht gründlich genug beachtet worden sind. Und so haben wir es innerhalb der anthroposophischen Bewegung nur auf zwei Gebieten im Laufe der Jahre zu dem bringen können, was notwendig ist: nämlich auf dem Gebiete der allgemeinen Anthropo-sophie und auf dem Gebiete der eurythmischen und der Redekunst. Aber was auf diesen Gebieten als innere Betätigung, als selbständige innere Betätigung sich herausgebildet hat, das muß sich für alle Sek­tionen, die nun eingerichtet werden sollen, wirklich herausbilden. Und dazu ist notwendig, daß man sich den Bedingungen, die von hier aus geschaffen werden, auch wirklich vertrauensvoll unterwirft. Zu diesen Bedingungen gehört, daß ich alle diejenigen Dinge, die auf medizinischem

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Felde liegen, zunächst werde zu besorgen haben im Verein mit Frau Dr. Wegman, die sich im Verlauf der ganzen anthroposophischen Bewegung für die Medizin vorbereitet hat, und nun so darinnensteht in dieser medizinischen Strömung, daß sie diese medizinische Strömung mit mir zusammen wird zu leiten haben. Und so wird nur derjenige, der sich im Vertrauen an Frau Dr. Wegman anschließt, seinen Weg von Dornach aus finden können. Daher wird in nächster Zeit die Einrich­tung getroffen werden müssen, daß diejenigen, die in nächster Zeit in dauernder Verbindung bleiben wollen mit der Sektion für das Wieder-beleben der Medizin, sich wenden - in der Form, über die noch weiter gesprochen werden kann - mit ihren Anliegen an Frau Dr. Wegman in vollständigem, restlosem Vertrauen. Wir werden periodenweise, etwa von Monat zu Monat, in einem Rundbrief die entsprechenden Fragen für diejenigen, die sich am Ende dieses Kurses sozusagen dadurch als Schüler ergeben haben vom Dornacher Goetheanum, diese Fragen be­antworten. So wird es in dieser und so auch in andern Sektionen sein. Diese Rundbriefe werden antworten auf die Fragen, die der einzelne stellt, und alle diejenigen, die an der entsprechenden Sektion teil­nehmen, werden die Antworten empfangen.

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EINLEITENDE WORTE ÜBER DIE VEIHNACHTSTAGUNG

ZU BEGINN DER VORTRÄGE «ANTHROPOSOPHIE,

EINE ZUSAMMENFASSUNG NACH 21 JAHREN»

Dornach, 19. Januar 1924

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Wenn ich nun versuchen werde, eine Art von Einführung in die An­throposophie selbst zu geben, so soll das so geschehen, daß darinnen womöglich eine Anleitung zugleich gegeben ist für die Art, wie man vor der Welt Anthroposophie heute vertreten kann. Aber ich will eben doch einige einleitende Worte der Sache noch vorausschicken. Es wird gewöhnlich nicht genügend berücksichtigt, daß ja das Geistige ein Le­bendiges ist, und dasjenige, was lebt, muß auch im vollen Leben erfaßt

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werden. Wir dürfen einfach nicht, indem wir uns als die Träger der anthroposophischen Bewegung in der Anthroposophischen Gesellschaft fühlen, die Hypothese voraussetzen, jeden Tag beginne die anthrop-sophische Bewegung. Sie ist eben mehr als zwei Jahrzehnte da, und die Welt hat Stellung zu ihr genommen. Daher muß bei jeder Art, sich im anthroposophischen Sinne zur Welt zu verhalten, dies Gefühl stehen, daß man es zu tun hat mit etwas, wozu die Welt Stellung genommen hat; es muß im Hintergrunde stehen dieses Gefühl. Hat man dieses Gefühl nicht und denkt, man vertritt einfach da im absoluten Sinne, wie man es auch vor zwei Jahrzehnten hätte machen können, Anthro­posophie, dann wird man immer weiter und weiter darinnen fort-fahren, diese Anthroposophie vor der Welt in ein schiefes Licht zu bringen. Und das ist ja gerade genug geschehen. Es sollte eben dem ein Ende gemacht werden auf der einen Seite, und es sollte auf der andern Seite dem gegenüber ein Anfang gegeben werden durch unsere Weih­nachtstagung. Diese darf nicht ohne Auswirkung bleiben, wie ich schon gestern* nach den verschiedensten Richtungen hin angedeutet habe.

Gewiß, es kann nicht jedem Mitgliede der Anthroposophischen Ge­sellschaft zugemutet werden, irgendwie sozusagen nun sich neue Im­pulse zu geben, wenn ihm das nicht seiner Seelenverfassung nach gegeben ist. Jeder hat das Recht, weiter, ich möchte sagen, ein teil­nahmsvolles Mitglied zu sein, das die Dinge aufnimmt und das sich damit begnügt, die Dinge aufzunehmen. Wer aber teilnehmen will an der Vertretung der Anthroposophie vor der Welt in irgendeiner Form, der kann nicht vor übergehen an dem, was ich gestern* auseinander­gesetzt habe. In dieser Beziehung muß in die Zukunft hinein nicht nur in Worten, sondern im Tun die vollste Wahrheit herrschen.

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* Vgl. Seite 91 ff.

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AUSFUHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IM BERNER ZWEIG

Bern, 25. Januar 1924

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... Daß dieses, was in solcher Weise als eine wirklich esoterische An­schauung in unsere Herzen, in unsere Gemüter einziehen kann, in der Zukunft noch in wirksamerer Weise leben könne in der Welt, dazu haben wir mit der Weihnachtstagung am Goetheanum die Impulse zu geben versucht. Und ich hoffe, daß, was auf dieser Weihnachtstagung sich abgespielt hat, immer mehr und mehr ins Bewußtsein unserer Freunde, unserer lieben Mitglieder einziehen wird. Und ich möchte nach dieser Richtung besonders darauf aufmerksam machen, daß ja jetzt zu Händen eines jeden Mitgliedes jenes Nachrichtenblatt kommen kann, das den Titel trägt «Was in der Anthroposophischen Gesell­schaft vorgeht» und das seit unserer Weihnachtstagung jede Woche erscheint. Durch dieses Nachrichtenblatt und durch vieles andere, was sich in der Anthroposophischen Gesellschaft entwickelt, soll nun in der Zukunft wirklich diese Anthroposophische Gesellschaft jenes lebendigen Lebens teilhaftig sein, das aus der Anthroposophie kommen kann. Die Isoliertheit unserer Zweige soll etwas aufhören. Dadurch wird die An­throposophische Gesellschaft erst ein Ganzes, daß derjenige, der in einem anthroposophischen Zweige in Neuseeland ist, weiß, was in einem anthroposophischen Zweige in Bern oder in Wien vorgeht; derjenige, der in einem anthroposophischen Zweige in Bern ist, weiß, was in Neu-seeland oder in New York oder in Wien vorgeht. Dafür wird eine Möglichkeit da sein. Und unter den vielen Dingen, die wir schaffen, oder wenigstens unter den mannigfaltigen Dingen, die wir schaffen wollen im Anschluß an diese Weihnachtstagung, wird eben dieses sein, daß in diesem Nachrichtenblatt tatsächlich ein Vermittlerorgan da sein wird für alles, was in der Welt anthroposophisch vorgeht. Es wird nur nötig sein, ein wenig Einsicht zu nehmen von diesem Nachrichtenblatt, dann wird man ja auch wissen, was man nun wiederum zum Gedeihen dieses Nachrichtenblattes tun soll.

Während ich hier spreche, wird ja eben drüben in Dornach die dritte

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Nummer dieses Nachrichtenblattes ausgegeben, in dem ich ausgeführt habe, wie jedes einzelne Mitglied wirken kann dazu, daß dieses Nach­richtenblatt wirklich in entsprechender Weise ein Spiegelbild des an­throposophischen Schaffens in der anthroposophischen Bewegung ist. Nur weil ich glaube, daß das Leben in der Anthroposophischen Gesell­schaft reger werden muß, als es gewesen ist, nur weil ich glaube, daß dazu notwendig ist, daß wirklich mehr Anthroposophie in der An­throposophischen Gesellschaft gepflegt wird, als es bisher geschehen ist

- ich meine nicht mehr an Stoff, sondern mehr an Intensität und an Enthusiasmus und Liebe-, deshalb habe ich mich entschlossen, während ich ja nach den sonstigen Usancen in der Welt reichlich ein Recht dazu hätte, mich pensionieren zu lassen - es ist ja so das Lebensalter, in dem man das tut -, nur weil ich das meine, habe ich mich dazu entschlossen, nachdem ich ja schon 1912 die persönliche Leitung der Anthroposo­phischen Gesellschaft abgegeben hatte, wieder anzufangen und mir ein­zubilden, ich wäre wieder jung und könnte eben durchaus wirken. Und ich möchte, daß auch wirklich in diesem Sinne, meine lieben Freunde, verstanden wird, daß ein gewisses regeres Interesse kommen möchte für ein regeres Leben in der Anthroposophischen Gesellschaft. Das ist dasjenige, wovon ich möchte - Sie können es ja im «Goetheanum» und Nachrichtenblatt lesen, soweit Sie nicht in Dornach waren -, daß aus dem, was in der Weihnachtstagung geschehen ist, als geistiges Wort wirklich zu jedem einzelnen Mitgliede etwas dringen möge. Und da-durch wird das erreicht werden, daß wieder wirkliches esoterisches Leben einzieht. Denn dazu ist die Hochschule für Geisteswissenschaft zu Weihnachten gegründet worden: daß wiederum esoterisches Leben einziehen möge in unsere Anthroposophische Gesellschaft. Das wird kommen können.

Ich wollte die Worte, die ich heute zu Ihnen gesprochen habe, meine lieben Freunde, eben so gesprochen haben, daß sie zu gleicher Zeit aus-drücken soll: Es möge wiederum solches esoterisches Leben unter uns einziehen, in der Weise, wie es zu Ihnen ilulner mehr und mehr wird gesagt werden, und wie es dann wird verwirklicht werden können durch dasjenige, was in der Zukunft von Dornach als dem Orte der allgemeinen, zu Weihnachten gegründeten Gesellschaft ausgehen kann

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Möge die liebe Mitgliedschaft dieses Berner Zweiges recht viel beitragen können zu dem, was wir gern von Dornach aus für die anthropo­sophische Bewegung leisten möchten nach den Kräften, die wir eben haben.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IM ZÜRCHER ZWEIG

Zürich, 28. Januar 1924

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... Auf diese lebenswichtige Seite der Anthroposophie, diese Seite, die Lebenswerte liefert, wollte unsere Weihnachtstagung, die die Anthro­posophische Gesellschaft neu begründet hat, in besonderem Maße hin-weisen. Da sollte gesagt werden und ist gesagt worden, daß wiederum Esoterik im wahren Sinne des Wortes unter uns leben soll. Daher sollte diese Weihnachtstagung nicht etwa eine Festlichkeit sein, an der sich eine Anzahl Anthroposophen getroffen haben, sie sollte fortdauern in ihrer Wirksamkeit und in ihren Impulsen. Es wird die neue Einrichtung eines Mitteilungsblattes geplant - sie ist schon da und die ersten drei Nummern sind bereits erschienen. Ein Mitteilungsblatt zunächst über die Vorgänge in der ganzen Anthroposophischen Gesellschaft, über das, was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Sie muß in dieser Weise etwas werden wie ein lebendig-geistiger Organismus. Mir ist immer wieder auf meinen Reisen entgegengetreten, daß zum Beispiel die Leute in Den Haag gesagt haben: Ja, wir wissen ja nicht, was mit den Leuten in Wien vorgeht, und wir gehören doch zu einer Anthro­posophischen Gesellschaft! - Wie viele könnte ich hier fragen, die mir sagen könnten, was zum Beispiel im anthroposophischen Zweig in Leipzig oder in Hamburg vorgeht? Aber das muß in Zukunft der Fall sein. Es muß so weit gehen, daß derjenige, der Mitglied des Zweiges Neuseeland ist, wirklich eine Vorstellung davon hat, was in Wien vor-geht. Es werden die Mitglieder gut tun, dasjenige, was sie innerhalb und außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft erleben, der Re­daktion des Mitteilungsblattes mitzuteilen. Das wird dann verarbeitet

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und man wird immer lesen, was in der Anthroposophischen Gesell­schaft vorgeht. Ich habe vor, in der Zukunft in jeder Nummer kleine, kurze Aphorismen zu bringen, welche wichtige Lebensinhalte kurz zusammenfassen, so daß man solche Aphorismen wird verwenden können in den Zweigen oder bei andern Gelegenheiten.

Durch alles das soll wirkliches Leben, pulsierendes Leben in die Anthroposophische Gesellschaft hineinkommen. Das wollte unsere Weihnachtstagung. Dessen sollte sich jedes einzelne Mitglied bewußt werden. Und nur, weil das so sein soll und eigentlich so sein muß, wenn Anthroposophie selbst in der richtigen Weise ihre Vergangenheit und Zukunft haben soll, habe ich es unternommen, nachdem ich mich jahre-lang zurückgezogen hatte, Verwaltung und Vorsitz selbst zu über­nehmen, mit einem Vorstand, von dem ich weiß, daß er vom Goethe­anum aus fruchtbar arbeiten wird. Ich hätte wahrhaftig in meinem Alter mir nicht vorgenommen, wiederum so zu tun, wie man als ganz junger Kerl getan hat, wieder neu anzufangen, wenn nicht die absolute Notwendigkeit dagewesen wäre. Zu gleicher Zeit möchte ich an jedes Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft appellieren, mitzuhelfen, daß diese Weihnachtstagung im Herzen unserer Mitglieder den Grund­stein des anthroposophischen Lebens legen möge und nicht aufhöre, wirklich als ein Lebenskeim sich immer weiter und weiter zu ent­wickeln, so daß ein immer regeres und regeres Leben in der Anthro­posophischen Gesellschaft eintritt. Dann wird die Anthroposophische Gesellschaft auch hinauswirken in die Welt.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN STUTTGART

Stuttgart, 6. Februar 1924

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... Sehen Sie, daß der Mensch so mit der Welt zusammenwächst, das ist auch eine der Aufgaben, welche Anthroposophie in ihrem Wirken sich stellt. Und ich hoffe, daß wir, die wir ja gerade in diesen Zweigen so zahlreich versammelt sind, gerade durch solche Betrachtungen mit

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dieser Aufgabe der Anthroposophie, den Menschen nicht nur die Ge­danken, sondern die Empfindungen, das Herz zu vertiefen, immer mehr und mehr zusammenwachsen. Und daß dies immer besser und immer intensiver geschehen könne, dazu war eben die Weihnachtstagung da. Diese Weihnachtstagung hat hingewiesen darauf, daß, wenn die Anthroposophische Gesellschaft im weiteren ihre Wirksamkeit richtig entfalten soll, sie die Wege, die sie in den letzten zehn Jahren beschrit­ten hat, verlassen muß; sie muß aus dem äußeren Gesell schaftsmäßigen in das innere Geistige hineingreifen. Sie muß im ganzen einen esoteri­schen Charakter annehmen. Dasjenige, was als Hochschule für Geistes­wissenschaft in Dornach in der Zukunft bestehen wird, muß eine Art esoterischen Charakters tragen, und die ganze Institution der Gesell­sthaft muß einen esoterischen Charakter tragen. Damit wird die Gesell­schaft ihr spirituelles Leben erhalten können, das sie braucht. Sie darf sich nicht veräußerlichen, und die Veräußerlichung drohte ihr in den letzten zehn Jahren.

Was haben wir erlebt in den zehn Jahren und schon vorher? Neh­men Sie als Beispiel nur die Tatsache, daß eine sehr wirksame Gegner-schaft, die gerade jetzt sich sehr wirksam entfaltet, davon herrührt, daß diese Gegnerschaft hinweisen kann auf nicht öffentlich erhaltbare Zyklen, Nachschriften von Vorträgen. Nicht wahr, man wünschte, daß es solche Zyklen, solche nachgeschriebene Vorträge gäbe. Wie sehr mußte man sich bisher solchen Wünschen fügen, trotzdem man wissen konnte: Gerade dadurch wird für die Gegnerschaft das Eminenteste, was sie braucht, gezimmert. Wir leben eben in einer Zeit, in der solche Dinge unmöglich sind. Deshalb mußte bei der Weihnachtstagung die volle Öffentlichkeit für die Gesellschaft in Anspruch genommen wer­den. Das wird durchaus nicht widersprechen der Tatsache, daß sie auf der anderen Seite um so mehr esoterisch wird. Aber es muß ein inten­siveres Bewußtsein in die ganze Führung der Gesellschaft hineinkom­men, es muß sozusagen die Gesellschaft in anthroposophischer Art geführt werden. Deshalb ist bei dem, was man auch Statuten nennen könnte, bei der Weihnachtstagung ganz anders vorgegangen worden als beim sonstigen Schaffen von Statuten. Beim sonstigen Schaffen von Statuten sagt man: Man bekennt sich zu diesen oder jenen Grundsätzen.

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Wir haben ja auch früher in der Theosophischen Gesellschaft solche Grundsätze gehabt. Erster Grundsatz: Bildung einer allgemeinen Bruderschaft der Menschheit, zweiter Grundsatz: Einheit in den Re-ligionen aufzeigen und so weiter. Ich habe öfter darauf hingewiesen, daß gerade hier einsetzen muß dasjenige, was die Anthroposophische Gesellschaft eigentlich erst als Realität begründen kann. Dann ist in der Weihnachtstagung tatsächlich diese Realität geltend gemacht worden. Es wurde nicht von Grundsätzen gesprochen, sondern es wurde darauf hingewiesen: In Dornach lebt etwas, da ist etwas lebendig. Und wer in dem Lebendigen, das in Dornach lebt, etwas Berechtigtes sieht, schließt sich der Gesellschaft an. Es wird nicht auf abstrakte Grundsätze hin-gewiesen, sondern auf etwas Lebendiges, auf etwas, was da ist. Und es wird nicht das Leben der Gesellschaft in Form von Abstraktionen gefordert in diesen sogenannten Statuten, die eigentlich keine Statuten sind, sondern eine Erzählung desjenigen, was in Dornach besteht und was man von dort aus tun will. Erzählung sind diese, [nicht] Grund­sätze, nicht Statuten. Ich habe darauf hingewiesen, daß die Gesellschaft einen Vorstand haben soll, der tut, der im Tun, in seiner Initiative das­jenige sieht, was ihn macht, was ihn bildet. So ist versucht worden, in alles an die Stelle der Abstraktionen das rein Menschliche, das unmittel­bar Menschliche schon im «Statut» zu bringen. Und so kann einzig und allein eine Gesellschaft leben, welche ein Organismus sein soll für ein Geistiges, das hereinfließt in die Welt.

Sehen Sie, ich möchte sagen: Dieser Vorstand, der in Dornach zu Weihnachten gebildet worden ist, der beruht auf einer Art hypothe­tischen Urteils. Wenn die Gesellschaft aufnehmen will das, was er tut, dann wird er der Vorstand sein; wenn sie es nicht aufnehmen will, dann wird er überhaupt nichts sein. Aber man wird ihn auch nur so nehmen können als, ich möchte sagen, das Zentrum eines lebendigen Wirkens. Damit kann ich nur andeuten - denn ich sagte ja, ich möchte nur wenige Worte sprechen, alles übrige wird ja in den «Mitteilungen» deutlich ausgesprochen -, daß tatsächlich durch die Weihnachtstagung versucht worden ist, einen neuen Geist in die Gesellschaft hineinzu­führen. Aber es ist wünschenswert, daß man verstehe, welcher Art dieser neue Geist ist: daß er ein Geist der Lebendigkeit gegenüber dem

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Geiste der Abstraktionen ist, daß er ein Geist ist, der nicht zum Kopf, sondern der zu den Herzen sprechen möchte. Daher kommt es, daß eigentlich diese Weihnachtstagung entweder für die anthroposophische Sache nichts oder alles ist. Sie wird nichts sein, wenn sie keine Fort­setzung findet, wenn sie eine Festlichkeit war, bei der man sich so ein bißchen gefreut hat; nachher vergißt man das Ganze und lebt im alten Trott weiter. Dann hat sie keinen Inhalt, es strahlt nichts zurück auf sie. Sie bekommt erst ihren Inhalt von dem Leben auf den verschie­denen Gebieten der Gesellschaft, sie ist erst eine Wirklichkeit durch das, was durch sie geschieht, was fortwährend im Leben der Anthroposo­phischen Gesellschaft durch sie geschieht. Die Weihnachtstagung wird erst real durch das, was aus ihr weiter wird. Hinschauen auf die Weih­nachtstagung bedingt schon eine gewisse Verantwortlichkeit in der Seele, sie wirklich zu machen, während sie sich sonst zurückzieht von dem Erdendasein, dieselbe Richtung gehen wird, die ich heute von dem Mondenwesen beschrieben habe. Sie war natürlich in einem gewissen Sinne in der Welt da. Ob sie als Weihnachtstagung für das Leben wirk­sam sein wird, hängt davon ab, ob sie fortgesetzt wird.

Sehen Sie, wir haben das ja recht deutlich zum Ausdruck gebracht. In das Herz jedes Teilnehmers wurde versenkt der spirituelle Grund­stein für die Anthroposophische Gesellschaft. Wir haben zwar formell geschlossen, aber eigentlich sollte diese Weihnachtstagung nie geschlos­sen sein, sondern immer fortwähren in dem Leben der Anthroposo­phischen Gesellschaft. Daher möchte ich Sie bitten, dasjenige, was da ist durch das Mitteilungsblatt, in vollem Ernste zu nehmen, wirklich das, was da nach und nach nicht nur in der Beschreibung, sondern als Realität an Sie herankommen wird, wirklich mit allem Ernste zu betrachten. Nicht wahr, nicht alles kann jetzt übers Knie gebrochen werden, fortwährend kommt man zunächst damit: Wie soll das und das gemacht werden? - Natürlich kann nicht alles in einem Tag geschehen. Sie werden als eine der nächsten Einrichtungen sehen, daß in dem Mitteilungsblatt «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» Sie jede Woche Richtlinien finden werden - wenn ich mich abstrakt ausdrücke - in einer Form von Thesen. Da wird in kurzen Sätzen jede Woche stehen etwas von anthroposophischen Wahrheiten

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in bezug auf den Menschen - Menschenleben, Religion, Kunst und sc weiter -, was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Und da wird man Gelegenheit haben, in den verschiedenen anthroposophischen Zweigen zu sagen: Von Dornach wird dieser oder jener Gedanke uns geschickt als Richtlinie: reden wir in den Zweigen neben dem andern vor allen Dingen jede Woche über das, was man uns von Dornach schickt als den Gedanken, der in den Mitteilungsblättern zum Ausdruck kommt.

Dadurch wird eine Einheit hineinkommen in die verschiedenen Gebiete des anthroposophischen Lebens in der Gesellschaft. Und so werden auf diese Weise viele Dinge nach und nach entstehen, die wie ein Blut die Anthroposophische Gesellschaft tatsächlich durchziehen, nicht nur damit man von Einheit spricht, sondern damit ihr etwas zugeführt wird, was sie mit einheitlichem geistigem Blut durchströmen kann. Auf das wollte hingewiesen sein bei der Weihnachtstagung. Da­mals hat man es fühlen können - man wird es des weiteren sehen.

Aber das ist hier insbesondere in Deutschland notwendig. Man steht ja in Deutschland in der Tat in einer ganz andern Weise innerhalb des anthroposophischen Lebens als sonst. Sonst ist die Gegnerschaft nicht in der Weise ausgebildet wie hier. Man kann ja sehen, daß, wo sie sonst auftritt, sie vielfach von hier importiert wird, wenn auch eine gewisse Art von Gegnerschaft überall, insbesondere um Dornach selber herum, vorhanden ist. Aber wiederum eine ganz besondere Art von Gegner-schaft ist ja die, der man gegenübersteht in Deutschland, ich möchte sagen: die ganz robuste Gegnerschaft, die systematisch, voll bewußt, Organisiert arbeitet. Da war es schon ein schwerer Entschluß, in der Anthroposophischen Gesellschaft nun das Unterste zuoberst zu kehren. Denn so ist es in den Tatsachen geschehen. Als die Anthroposophische Gesellschaft begründet wurde 1912/1913 - ja, Sie brauchen nur zu bedenken: ich war weder mit irgendeinem Amt in der Anthroposo­phischen Gesellschaft begabt, noch war ich überhaupt Mitglied. Ich war nicht Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft seit ihrer Begrün­dung, ich habe das öfter betont, man hat nur nicht richtig auf die Bedeutung hingehört, denn ich wollte, daß die Anthroposophische Gesellschaft mich nur als Lehrenden hat, als denjenigen, der zu den

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Quellen des anthroposophischen Lebens führt und so weiter. Und es mußte zunächst der Versuch gemacht werden damit, zu sehen, was auf diese Art geschehen kann.

Nun sehen Sie, es ist eben so gekommen, daß ich in einem Lebens­alter, wo man sich gewöhnlich schon pensionieren läßt, erst anfangen muß, denn in der Tat, ich betrachte das, was mit der Weihnachtstagung in Dornach geschehen ist, als einen Anfang, als einen richtigen Lebens-anfang. Und ich möchte, daß man fühlt, daß wir vor einem Anfange stehen. Und wenn man richtig fühlt, daß man vor einem Anfange steht, so kann eben schon, da dieser Anfang manches in sich trägt, aus diesem Anfange etwas werden. Wie gesagt, eben nur aus der Notwen­digkeit heraus bin ich Mitglied, bin ich sogar Vorsitzender geworden dieser Anthroposophischen Gesellschaft, und ich möchte gern, daß man den ganzen Ernst desjenigen wirklich einsieht, was mit der Weihnachts-tagung zusammenhängt.

Wird man es einsehen, dann wird eben doch vielleicht durch diesen Versuch es möglich sein, daß im Zusammenarbeiten von allen Orten mit demjenigen, was von Dornach ausgehen soll, echtes anthroposo­phisches Leben durch die Anthroposophische Gesellschaft fließen wird. Mit dieser Gesinnung - und auf diese Gesinnung wird es vorzugsweise ankommen in der Anthroposophischen Gesellschaft -, mit dieser Ge-sinnung möchte ich in herzlichster Weise antworten auf die Begrüßung, die nach der Weihnachtstagung mir heute durch Dr. Kolisko geworden ist, nachdem ich das erste Mal wieder unter Ihnen bin, möchte ant­worten mit einem ebenso herzlichen Gruß, so daß Gruß dem Gruße sagt, Herz dem Herzen sagt: Wir wollen mit dem Geiste, der mit der Weihnachtstagung gemeint war, so zusammenwirken, daß der wir­kende Impuls dieser Weihnachtstagung unter Anthroposophen, welche die Bedingungen des anthroposophischen Lebens richtig zu erkennen sich bestreben, niemals aufhören möge; daß durch dieses anthropo­sophische Bestreben die Dornacher Tagung immer mehr und mehr ihren wirklichen Inhalt erhalte; daß diese Dornacher Tagung durch. dasjenige, was die Anthroposophen überall in der Weit aus ihr machen, eigentlich niemals aufhöre; daß der Geist, den anzurufen dort versucht wurde, daß dieser Geist immer da sei durch den guten Willen, durch

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die Hingabe, durch das eindringende Verständnis der Mitgliedschaft für Anthroposophie und anthroposophisches Leben.

So wollen wir zusammenwirken, so wollen wir aber auch die Dorn­acher Tagung wirklich als etwas Berechtigtes, als etwas Ernstes be­trachten, nicht auf sie hinschauen als auf etwas, was uns gleichgültig sein kann, sondern hinschauen auf sie als etwas, was uns in der Tat tief, tief ins Herz, ins Gemüt, ins Gewissen selbst eindringt. Dann werden wir in der richtigen Weise in der Weihnachtstagung nicht bloß eine Festwoche gehabt haben, sondern etwas Weltwirkendes, Men schengeschick Bezwingendes. Und alles Weltwirkende und Menschen-geschick Bezwingende kann der richtige Impuls für anthroposophische Arbeit, antliroposophisches Wirken, anthroposophisches Leben sein.

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ÜBER EINE JUGENDVERSAMMLUNG

Mitteilung vor dem Vortrag in Dornach, 2. März 1924

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Unsere jüngeren Freunde hier um das Goetheanum herum haben eine Versammlung abgehalten, in der sie gewissermaßen eine Antwort be-schlossen haben auf dasjenige, was in unserem anthroposophischen Mitteilungsblatte von mir als eine Art Appell an die anthroposophische Jugend ausgesprochen worden ist. Damit und mit einer Zuschrift aus dem weiteren Kreise der jüngeren anthroposophischen Freunde, welche die Namen trägt: Dr. Lehrs, Dr. Röschl und Wilhelm Rath, ist gewisser­maßen gezeigt worden, wie Ernst gemacht werden soll aus demjenigen, was ich mit jenem Appell an die anthroposophische Jugend anregen wollte.

Wir werden im Vorstande der Anthroposophischen Gesellschaft, nachdem wir nun haben sehen können, daß die Sache ein Echo findet, uns demnächst ganz eindringlich mit all demjenigen beschäftigen, was sozusagen unser zweiter Schritt sein kann. Und ich hoffe, daß die Sache ihren guten Fortgang nimmt und zu einer wirklichen Realität führt. Es kann das natürlich nur dann geschehen, wenn nicht nur Sympathieaussprüche

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von seiten der anthroposophischen jüngeren Freunde kom­men, sondern wenn tatsächlich der Wille entwickelt wird zu einem tätigen Mitarbeiten im Sinne desjenigen, was mit unserer Weihnachts­tagung bei der Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft gewollt worden ist.

Nur in diesen Worten möchte ich zunächst dasjenige, was aber seinen lebhaffen Fortgang finden soll demnächst, nur mit diesen wenigen Worten möchte ich über dasjenige, was von diesen zwei charakteri­sierten Seiten her auf diesen Appell an die Jugend geschehen ist, meine tiefste Befriedigung zunächst zum Ausdrucke bringen und eben darauf aufmerksam machen, daß der Vorstand daran arbeiten wird, die Sache so real als möglich zu machen.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN PRAG

Prag, 29. März 1924

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Lassen Sie mich zuerst herzlich danken für die lieben Worte, die mir soeben entgegengesprochen worden sind. Ich darf sie wohl dahin er­widern, daß ich Ihnen sage, daß es mir ja seit vielen Jahren eine herz­liche Befriedigung gewährt hat, hier in Prag zu anthroposophischen Freunden über die Angelegenheiten unserer Anthroposophischen Gesell­schaft und anthroposophischen Bewegung sprechen zu können. Und wie ich es jedesmal mit inniger Freude begrüße, wenn das wiederum der Fall sein kann, so auch diesmal. Sie können überzeugt sein, daß der Gruß, den ich Ihnen hiermit entgegenbringe, durchaus so warm ist wie derjenige, der soeben aus einem so guten Herzen im Auftrage Ihrer aller mir entgegengebracht worden ist.

Als erstes möchte ich über zwei Punkte einige einleitende Worte der ersten Mitgliederversammlung heute voraussenden. Ich darf zum ersten Male zu Ihnen sprechen, nachdem wir die Dornacher Weihnachts-tagung zur Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft gehabt

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haben. Ich möchte über die Sache kurz sein, denn all dasjenige, was mit der Dornacher Tagung zu Weihnachten zusammenhängt, ist in der verschiedensten Wejse ausgesprochen worden, teils von denen, die an dieser Tagung teilgenommen haben, teils ist es zu Ihnen gekommen durch die Berichte und Ausführungen, die in den dem «Goetheanum» heigegebenen Mitteilungsblättern stehen und die eigentlich so gedacht sind, daß sie in den Zweigversammlungen zur Kenntnis aller Mitglie-der von Zeit zu Zeit gebracht werden, Gerade durch diese Mitteilungen soll ein einheitlicher Geist in die ganze Anthroposophische Gesellschaft hineinkommen. Und das ist nur der Grundimpuls gewesen der Dorn­acher Weihnachtstagung, die allerdings noch weitergehende Ziele hat, die nach und nach zum Vorschein kommen werden.

In wenige Worte möchte ich zusammenfassen, was mit dieser Dorn­acher Tagung eigentlich gemeint ist. In der Tat ist wirklich eine Re­organisation der anthroposophischen Bewegung in der Gesellschaft gemeint. Und man sollte eigentlich, wenn man die Dornacher Tagung zu Weihnachten richtig verstehen will, in allertiefstem Ernste ver­stehen, wie mit ihrem Wirken ein wichtigster Schritt in der Entwicke­lung der anthroposophischen Sache geschehen sollte. Die vielleicht etwas zu radikale Art, dies auszusprechen, möchte die folgende sein. Bisher ist es mehr oder weniger in ganz begreiflicher und selbstver­ständlicher Weise so, daß die Anthroposophische Gesellschaft eine Gesellschaft zur Pflege des anthroposophischen Geistesgutes war. Sie war eine Art Verwaltungsgesellschaft und hat ja auch als solche für die Anthroposophie gelebt. Mit der Dornacher Tagung ist etwas ganz an­deres gekommen. Damit sollte das Wirken in der Anthroposophischen Gesellschaft selber anthroposophisch sein, ein Teil der anthroposophi­schen Bewegung werden, so daß jede einzelne Maßnahme, jedes Tun, das in der Anthroposophischen Gesellschaft vor sich geht, selber den anthroposophischen Charakter an sich trägt, aus dem Anthroposophi­schen selber heraus unmittelbar folgt.

Man sollte sich zum Bewußtsein bringen, daß damit die Anthropo­sophische Gesellschaft eigentlich einen esoterischen Charakter bekom­men hat; nicht mehr eigentlich eine Vereinigung wie andere ist, son­dern etwas ist, was selber Anthroposophie wirken will. Das wird sie

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nur können, wenn dieses wirklich überall verstanden wird. Denn An­throposophie kann wirklich nur in voller Freiheit wirken, wenn dieses Wirken überall immer auf Verständnis auftrifft. Anthroposophisches Wirken kann kein Wirken von oben herein sein, obwohl es ein Wirken sein muß, das von Initiative abhängig ist. Deshalb haben wir bei der Dornacher Tagung so stark betont daß der dort gebildete Vorstand ein Initiativvorstand, und nicht ein Verwaltungsvorstand sein will. Man wird deshalb auf dasjenige sehen müssen, was er tut, weil ihm etwas einfällt, weil er Gedanken und Ideen hat zum Wirken, weil er ein Initiativvorstand ist. Und als solchen wird man ihn anzusehen haben als eine Art wirklichen esoterischen Mittelpunkt der anthropo­sophischen Bewegung. In viel höherem Grade als das bisher der Fall war, wird man anthroposophische Bewegung und AnthropOSophische Geseflschaft zu identifizieren haben. Sie werden eins sein. Nur unter diesen Bedingungen konnte ich mich selber entschließen, den Vorsitz zu übernehmen und diese Gesellschaft bei der Dornacher Weihnachts­tagung zu ersuchen, denjenigen Vorstand mir an die Seite zu stellen, mit dem ich glauben kann, daß ich meine Intentionen durchführen kann.

Natürlich wird es so sein daß man auf manches wird warten müs­sen. Man kann ja nicht den' fünften Schritt vor dem dritten tun, und noch viel weniger den zehnten vor dem ersten. Wir werden versuchen, Schritt für Schritt vorzugehen. Sie werden ja gesehen haben, daß wir in unserem Mitteilungsblatt durchaus schon die ersten Schritte zur Ver­wirklichung der Dornacher Weihnachtsideen genommen haben.

Eine wichtige Maßregel ist auch diejenige, die ein bisher Äußeres zu einem Inneren gemacht hat. Es sieht etwas paradox aus, wenn ich das ausspreche. Allein manches, was ein Paradoxon ist auf dem Gebiete des gewöhnlichen äußeren Lebens, ist eine Selbstverständlichkeit in einer Vereinigung, die auf okkulten Grundlagen aufgebaut ist. Bisher war in einer gewissen äußerlichen Weise die Möglichkeit vorhanden, daß nur Mitglieder unsere Zyklen beziehen. Ich habe auf der Dornacher Tagung aus gewichtigen Gründen verkündet, daß in Zukunft das nicht mehr der Fall sein soll, daß jeder Mensch in der Welt, der es will, zu den Zyklen gelangen kann. Es war schon eine gewisse Zeit notwendig, die

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Zyklen in einem engeren Kreise zu halten, allein mehr aus äußeren als aus innerlichen Gründen, weil idl nicht Zeit gehabt habe, selber die Korrekturen dieser Zyklen zu besorgen und diese nach Nachschriften erschienen sind, für die ich keine Garantie übernehmen konnte. Nun aber hat sich dieser wichtige Grund erledigt durch die Tatsachen, Denn gerade in der Geschichte des Zyklenverkaufes hat sich etwas Wichtiges vom Schicksal der anthroposophischen Bewegung gezeigt. Die Zyklen sind, trotzdem sie nur unter Mitgliedern verkauft werden konnten, in der neuesten Zeit ganz restlos an alle diejenigen Menschen gekommen, die sie haben wollten. Jeder, auch außerhalb der Gesellschaft, der sie haben wollte, konnte sie haben; der sie zum Beispiel nur haben wollte, um in feindlicher Weise gegen Anthroposophie vorzugehen. Ich will nicht darüber sprechen, welche Wege sich eröffnet haben, um diese Zyklen haben zu können. Aber ich möchte nur darauf aufmerksam machen, daß gerade an der Begierde der Gegner, die Zyklen zu haben, gesehen werden konnte, daß der Anthroposophie in den letzten Jahren eine außerordentlich große Bedeutung beigemessen worden ist.

Wir haben in der Geschichte der anthroposophischen Bewegung auch die Zeit durchgemacht, in der wir uns über unsere Sache im engeren Kreise unterhalten konnten. Die Welt hat sich nicht viel um Anthro­posophie gekümmert, Das ist in den letzten Jahren anders geworden. Die Welt kümmert sich sehr viel um Anthroposophie, Wir haben die Tatsache, daß gerade innerhalb der Gesellschaft unsere Freunde mit vollem Herzen und mit innigem Sinne der Anthroposophie zugetan sind und sich aus diesem inneren Grunde heraus tief interessieren für alles dasjenige, was in den Zyklen, also im engeren Kreise, erscheint. Es soll nicht im allergeringsten eine Kritik geübt werden an diesem Interesse, es ist schon vorhanden, aber nicht in der richtigen rein mensch­lichen Weise. Viele unserer Mitglieder, weitaus die meisten, betrachten die Sache so, daß sie vom anthroposophischen Weisheitsgut Kenntnis nehmen für ihr Herz, für ihre Seelen und es sich auch damit genügen lassen. Das ist selbstverständlich das Recht jedes einzelnen Mitgliedes, und niemandem soll ein Vorwurf gemacht werden, wenn er mit seinem Interesse nicht weiter als bis dahin geht. Aber die Gegner, die sich in den Besitz der Zyklen gesetzt haben, haben ein viel weiteres Interesse.

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Sie verschlingen förmlich heute diese Zyklen und machen ein Welt-interesse daraus. Anthroposophie ist in den letzten Jahren viel mehr bekanntgeworden durch die Gegner als durch die Anhänger. Denn die Gegner haben in jeder möglichen Weise dasjenige, was keinen Sinn hat, wenn man es aus dem Zusammenhang herausreißt, aus dem Zu­sammenhang herausgerissen und gegnerische Kommentare dazu ge-schrieben. Drei Wochen nach dem Erscheinen eines Zyklus war schon eine Gegnerschrift da, die diesen Zyklus im gegnerischen Sinne ausge­schrotet hat. So schnell sind die Dinge gegangen. Man kann daraus ersehen, daß Anthroposophie in der neuesten Zeit etwas ist, was außerordentlich wichtig genommen wird. Denken Sie nur, was das beeleutet, meine lieben Freunde. Wir sind ja trotz einer Mitgliedschaft von zwölftausend ein kleines Häuflein gegenüber allen andern Men­schen auf der Welt, auch gegenüber dem, was heute mehr oder weniger feindlich diesem Häuflein gegenübersteht. Und man sollte eigentlich glauben, daß die Vertreter mächtiger Bewegungen, an Zahl mächtiger Bewegungen in der Welt, sich sagen würden: Was haben wir nötig, uns um dieses kleine Häuflein der Anthroposophen zu bekümmern? - Aber das machen die Gegner nicht; sie sagen nicht: eine Sekte wie jede an­dere, nicht wichtig. Nein, sie nehmen es ungeheuer wichtig, weil ihnen heute klar geworden ist, daß es gar nicht auf die Zahl ankommt, son­dern auf die innere Substanz. Nicht die Zahl ist maßgebend, sondern die innere Substanz der Anthroposophie, die sie absolut nicht haben wollen, wovon sie aber glauben, daß es etwas ist, was durch seine innere Qualitat eine rasche Ausbreitung gewinnen muß. Daher werden alle möglichen Hindernisse und Hemmungen der Anthroposophie ent­gegengesetzt. Und die Kämpfe gegen Anthroposophie haben, wie Sie vielleicht auch gehört haben, in verschiedenen Gegenden geradezu einen recht brutalen Charakter angenommen.

Sehen Sie, so liegen die Dinge, daß wir heute das Interesse an der Anthroposophie schon an dem Verhalten der Gegner ermessen können. Manchmal ist uns dieses Verhalten sehr günstig. So darf ich Ihnen an­vertrauen, daß sehr viel, und zwar in einem sehr günstigen Sinne, bei­getragen haben die Jesuiten. Ich will diese Literatur nicht propagieren. Aber nach der jesuitischen Methode wird sehr viel zitiert, und es sind

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nicht wenige Menschen, die diese Schriften und die Zitate darin lesen, und die dami sagen: Was die Jesuiten geschrieben haben, hat uns gar nicht interessiert, aber die Zitate, und deshalb kaufen wir uns die anthroposophischen Bücher. Es ist eine historische Tatsache, daß die Leute starke Anregungen aus den jesuitischen Gegnerschriften gefunden haben, weil sie zitieren.

Und nun wirkt einfach des Faktum, daß gesagt werden konnte von uns: Die haben Geheimschriffen. - Deshalb war es notwendig, daß wir in Zukunft sagen können: Wir geben die Zyklen frei, jeder kann die Zyklen haben. - Man wird sie vielleicht nicht gleich beim Buchhändler kaufen können, sondern wird sie beim Philosophisch-Anthroposophi­schen Verlag bestellen müssen, und nicht gleich alle, das wäre technisch unmöglich. Wir wollen das Selbstverständlich nicht propagieren, son­dern wir warten, bis die Leute sie verlangen. Aber wenn sie sie wollen, werden wir sie ihnen geben.

Diesen Sinn hat die Sache, und ich habe vielmehr ein Esoterisches auf diesem Gebiet einzuführen gesucht. Erstens ist die Sache mit den Zyklen an sich schon esoterisch. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, es ist schon sehr viel esoterisch in der Welt, trotzdem man es gar nicht als esoterisch behandelt. Ich kann Sie versichern, die Hegeischen philo­sophischen Schriften sind sehr esoterisch. Sie können sie überall kaufen, aber sie sind sehr esoterisch. Die Leute, die sie verstehen, sind nur ein geringes Häuflein. Also es kommt gar nicht darauf an, ob man irgend jemand die Schriften gibt, oder nicht gibt: Wenn sie esoterisch bleiben sollen, bleiben sie es. Es handelt sich beim Esoterischen vielmehr darum, ob man auch das nötige Herzensverständnis aufbringt oder nicht, zu den Schriften ein Verhältnis zu gewinnen. Deshalb wird dennoch das, was es sein soll, in der Anthroposophischen Gesellschaft esoterisch blei­ben können.

Ich habe vielmehr diese Form gewählt, daß nun den Zyklen auf­gedruckt wird, daß wir uns auch betrachten als jemand, der Anspruch darauf hat, ernst genommen zu werden. Wenn der Mathematiker, der über Integration und Differentialgleichungen schreibt, von jemand kri-tisiert wurde, der gar nichts davon versteht, der nur die vier Rechnungs-arten kennt, so würde er sich nichts daraus machen. Und wir wollen

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uns auch in Zukunft, wenn wir von Leuten, die nichts davon ver­stehen, kritisiert werden, auch wenn sie einen noch so hohen Titel haben, nichts daraus machen. Deshalb wird den Zyklen in Zukunft auf­gedruckt werden, daß wir uns auf Einwände oder in eine Diskussion nur einlassen mit denjenigen, die wir als berechtigt ansehen, Kritik zu üben.

Wir haben ja gleichzeitig die Hochschule begründet, zuerst nur die erste Klasse, später sollen noch die zweite und dritte folgen. Die Zyklen werden ausgegeben und wir werden überall den Vermerk an­bringen, daß wir uns in eine Diskussion über die Zyklen der ersten Klasse überhaupt nur mit denjenigen einlassen, die entweder Ange­hörige der ersten Klasse sind, ader eine ähnliche oder gleichwertige Bildung haben; für die Zyklen der zweiten Klasse mit denjenigen, die Angehörige dieser Klasse sind und so weiter. So werden wir allmählich jenen Usus, der für die Universitätsprofessoren ganz selbstverständlich ist, bei uns einführen. So wird es möglich sein, daß wir über törichte Einwände - und die meisten die gemacht werden, sind ja töricht - mit gutem Gewissen werden hinweggehen können. Denn es ist natürlich eine Illusion, daß man Gegner, die auf diesem oder jenem Standpunkt stehen, bekehren kann. Das hat keinen Wert gehabt. Solche Schriften haben eigentlich immer nur neue Gegner hervorgerufen. Unser Freund Werbeck hat ein geniales Werk geschrieben: Sehen Sie sich einmal an, wie die gegnerische Literatur angeschwollen ist. Jedesmal, wenn Werbeck mich nach einiger Zeit besucht, hat er einen Koffer mit und ich bin immer wieder erstaunt, was dieser Koffer an gegnerischen Schriften alles enthält. Aber zum großen Teil ist die Gegnerliteratur durch unsere Erwiderungsschriften geweckt worden. Die äußere Maßregel hat ver-sagt, so daß es eine Notwendigkeit war, es mehr innerlich aufzufassen.

Das ist eine solch einschneidende Maßregel, die die Zyklen betrifft; es wird noch manche andere kommen. Das alles weist darauf hin, daß seit Weihnachten die anthroposophische Sache ganz anders aufzufassen ist, als sie vorher aufgefaßt worden ist. Man wird den größten Ernst entgegenbringen müssen dem, was ich so formulieren möchte: Die An­throposophische Gesellschaft soll nunmehr nicht eine Verwaltungs-gesellschaft sein zur Pflege von Anthroposophie, sondern eine wirkliche

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anthroposophische Gesellschaft, die Anthroposophie nicht bloß ver­breitet mit den gewöhnlichen Mitteln, sondern die Anthroposophie tut. in allen ihren einzelnen Maßregeln Anthroposophie tut. Und je mehr man dies verstehen wird, desto mehr werden wir uns hineinfinden in den Ernst, der gemeint war mit der Dornacher Weihnachtstagung. Wir werden versuchen, im Sinne der Weihnachtstagung nicht ein Verwal­tungsvorstand zu sein, Sondern ein Initiativvorstand, der Anregungen geben will, und der auf das Menschlich-Persönliche den Hauptwert legt, selbst in Kleinigkeiten. Es ist wirklich unsere Absicht, den Büro­kratismus bis in die letzten Ausläufer in der Anthroposophischen Ge-sellschaft auszumerzen, nichts Bürokratisches in ihr zu haben. Daher habe ich mich auch entschlossen, obwohl es bürokratisch aussehen kann, jedes einzelne Zertifikat selber zu unterschreiben. Rechnen Sie sich aus, was das bei zwölftausend Mitgliedern bedeutet! Dennodi sehe ich darin etwas Bedeutsames, jedes einzelne Zertifikat in der Hand gehabt zu haben, das Auge gehabt zu haben auf dem Namen jedes einzelnen Mit­gliedes und ein geistig-persönliches Band mit jedem einzelnen Mitgliede zu haben. Wir dürfen nicht bloß predigen: Gedanken sind Realitäten -wir müssen das tun als Realität.

Wenn ich den Namen jedes einzelnen Mitgliedes denke: es ist eine Realität! Und so wollen wir in der Zukunft in Realitäten schaffen und nicht in Formalitäten Die Formalitäten wollen wir überwinden. So ist es mir realer, wenn ich meinen Namen zu unterschreiben habe, ihn selber geschrieben zu haben, als wenn ich ihn mit einem Stempel auf-setze. Zum Stempeln braucht man nämlich ebensolange. Und wenn ich so viele Mitgliedskarten unterschreibe, lerne ich auch besser, meinen Namen zu schreiben.

Dann habe ich noch zu sagen, daß ja nach den Aufforderungen von einer großen Anzahl Freunde Briefe eingelaufen sind mit der Bitte um Aufnahme in die erste Klasse und dem Wunsche, die Zertifikate aus-gestellt zu haben. Da ich vorhabe, für die erste Klasse zu sprechen, ist es zwar notwendig, die Zertifikate auszustellen, aber es war nicht möglich, das vor unserer Abreise zu tun. Ich habe die Briefe erhalten und auch gelesen. Ich werde daher bitten, daß morgen hier von dem Sekretär des Vorstandes, Dr. Wachsmuth, Bogen aufgelegt werden,

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worin sich alle die Freunde einschreiben, die die Aufnahme in die erste Klasse anstreben, damit sie im Besitze der Zertifikate sind, während ich die Vorträge im Laufe der nächsten Woche halte. Notwendig ist, daß man zwei Jahre wenigstens richtiges Mitglied in Dornach beziehungs-weise in Stuttgart erst wa m in die erste Klasse aufgenommen zu werden. Wir werden dann die Zertifikate ausstellen und können nächste Woche die Klassenstunden hier haben. _ .

Es ist dann allerdings dazu zu sagen, daß die Zugeh rigkeit zur Freien Hochschule für Geisteswissenschaft schon etwas anderes noch bedeutet, als das allgemeine Darinnenstehen in der Anthroposophischen Gesellschaft. Die AnthropoSophische Gesellschaft muß darauf begründet sein, daß man zu ihr in kein anderes Verhältnis tritt, als aus dem Willen heraus, Anthroposophie zu hören, kennenzulernen. Wer dagegen Mitglied der Hochschule für Geisteswissenschaft wird, dem wird schon zugemutet, daß er sich als ein Repräsentant der anthroposophi­schen Bewegung fühlt und daß er auch anerkennt, daß die Leitung der Hochschule schon die Freiheit hat, diejenigen Mitglieder nicht mehr als ihr angehörig zu betrachten, die nicht den Willen haben, Repräsen­tanten der anthroposophiSchen Sache vor der Welt zu sein. Man gehört ihr zu, wie man andern Gemeinschaften zugehört, die in einer WeLse gehalten sind, wie zum Beispiel in einzelnen Ländern, in denen sich das noch erhalten hat, die Zugehörigkeit zu einer Hochschule, wo alle, die an einer Hochschule Doktor geworden sind, das Recht haben, Vorträge an ihr zu halten. Dieses geistige Band das bestehen soll zwischen jedem einzelnen Angehörigen der Hochschule und dieser selbst, muß man schon fühlen, wenn man ihr Mitglied werden will. Diese Bedingungen sind ja bekanntgegeben worden und zahlreiche Freunde haben sich gemeldet. Wir werden also diese Sache in dieser Weise hier inaugurieren.

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ABSCHIEDSWORTE IN PRAG

Prag, 5. April 1924

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. . . Damit es nicht an uns liegt, meine lieben Freunde, nicht die nötige Kraft angewendet zu haben, um die geistige Vertiefung herbeizuführen, war ,die Weihnachtstagung da, die einen Markstein enthalten soll für die Weiterentwickelung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Art, wie ich es schon auseinandergesetzt habe. Sie soll vor allen Dingen eine Epoche der anthroposophischen Bewegung einleiten, in der ohne Scheu von den konkreten Tatsachen des geistigen Lebens gesprochen werden soll, wie wir es heute und in den vorangehenden Vorträgen wieder getan haben. Es ist eben eine stärkere Stoßkraft nötig, als früher angewendet worden ist, wenn der Geist, dessen die Menschheit bedarf, einziehen soll.

Deshalb war es mir wirklich zur tiefsten Befriedigung, daß ich in diesen elf Vorträgen, die ich öffentlich oder in mehr oder weniger engem Kreise halten durfte, ein wenig in die Tiefen des geistigen Lebens hineinführen durfte. Aus dieser innigen Befriedigung heraus lassen Sie mich meinen herzlichsten Dank aussprechen für die warmen, innigen Worte, die Herr Professor Hauffen heute im Beginn dieser Stunde hier gesprochen hat. Ich ,danke herzlich für Ihren Empfang, danke herzlich für alles, was Ihre Seelen mir entgegengebracht haben bei dieser meiner Anwesenheit. Und Sie können überzeugt sein, daß ich die schönen Worte, die Herr Professor Hauffen gesprochen hat, in der Seele mittragen werde, daß aus ihnen quellen werden die Gedan­ken, die ich Ihnen immer zusenden werde und die, wenn sie ihr Ziel erreichen, unter Ihnen weilen werden, wenn Sie hier arbeiten. Wir sind ja als Anthroposophen, auch wenn wir voneinander räumlich entfernt sind, im Gemüt doch beisammen, und wir sollen dessen eingedenk sein und es wissen, daß wir beisammen sind. Es war mir ja viele Jahre ver­gönnt, hier in Prag zu sprechen aus den mannigfaltigsten Gestaltungen des geistigen Lebens heraus, und es hatte mir zur herzlichen Befrie­digung gereicht. Und diesmal ganz besonders, weil ja an Ihre Herzen und Seelen Anforderungen gestellt wurden, die verhältnismäßig neu

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sind, weil Sie mit einer noch größeren Vorurteilslosigkeit demjenigen entgegenkommen mußten, was ich diesmal ich möchte sagen in geistigesn Auftrage - zu Ihnen zu sprechen hatte. Wenn ich sage, in geistigem Auftrage, so legen wir das Wort dahin aus, daß wir uns sagen: Im Geiste bleiben wir beieinander. Der Vorstand, der in Dorn-ach gebildet worden ist, ist nur klein; es sind nur diejenigen Leute darin, die innig mit mir verbunden sein können, um aus dieser Initiative heraus dasjenige wirken zu können, was gewirkt werden soll. Allein, es wird dasjenige, was gewirkt werden soll, nur gewirkt werden, wenn alle lieben Freunde aus vollem Herzen zusammenarbeiten, vor allem im geistigen anthroposophischen Zusammendenken, Zusammenempfin-den, Zusammenwollen.

Dieses nehmen Sie nebst meinem Danke als einen herzlichen Ab­schiedsgruß, der aber anders sein will, nicht eine Trennung sein soll, sondern die Einleitung eines geistigen Zusammenseins. Dieses Zusam­mensein, ,es soll im Grunde dasjenige bleiben, was aus jedem unserer Worte hervorgeht. Alle Worte, die unter uns gesprochen werden, sollen ja dazu dienen, uns immer enger und enger zusammenzuführen. In diesem Sinne lassen Sie mich, meine lieben Freunde, bewegten Herzens Ihnen versprechen, daß ich mit Ihnen zusammensein werde, daß meine Gedanken unter Ihnen weilen werden, daß sie suchen werden unter Ihnen eine der Stätten, in denen wirken soll in rechter Art anthropo­sophisches Wollen, anthroposophische Geistesströmung. Gehen wir in diesem Sinne leiblich nur auseinander, bleiben wir in diesem Sinne herzinniglich geistig zusammen!

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BERICHT ÜBER PRAG

Vor dem Vortrag in Dornach, 6. April 1924

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Gestern abend habe ich in Prag meinen letzten Vortrag gehalten. Die Reiseverbindungen sind jetzt etwas schwieriger als früher, daher bin ich um ein paar Minuten später in Dornach eingetroffen. Die Prager anthroposophische Veranstaltung hat sich in einer, ich darf wohl sagen, recht schönen Weise abgespielt, und es ist mir eine tiefe Befriedigung, zu sehen, wie das, was durch die Weihnachtstagung an einer andern Stimmung, an einem andern Grundton und auch an einem ganz andern esoterischen Leben in die anthroposophische Bewegung hineingebracht worden ist, immerhin ein Echo findet - wie man ganz objektiv sagen kann -, daß dasjenige, was jetzt den Menschen entgegentönt, eben doch in einer andern, wesentlich andern Stimmung und mit einer wesentlich gesteigerten Empfänglichkeit entgegengenommen wird.

Es hat sich in Prag darum gehandelt, daß ich eine Anzahl öffent­licher Vorträge zu halten hatte, eine Anzahl von Vorträgen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft, zwei Vorträge der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, und dann schlossen sich an diese Veranstaltungen die entsprechenden Eurythmieaufführungen an. Am 28. März war der erste öffentliche Vortrag: «Die Erforschung der geistigen Welt aus Anthroposophie.> Das war am Freitag. Am darauffolgenden Samstag war dann der erste Mitgliedervortrag, dem am Sonntag der zweite Mitgliedervortrag folgte. Am Sonntag war außerdem eine Versammlung der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei. Bei dieser Versammlung der Mit­glieder handelte es sich darum, etwas wie ein Statut für die Landes-gesellschaft der Tschechoslowakei auszuarbeiten. Die Verhältnisse in der Tschechoslowakei sind ja wirklich recht sehr verschieden von den Verhältnissen, die mehr im Westen von Europa bekannt sind.

Wir betrachten es hier gewissermaßen als eine Selbstverständlichkeit, daß in bezug auf das Sprachliche einem jeden entgegengekommen werde, daß eben jeder so spricht, wie er nun sprechen kann oder auch nicht kann, daß übersetzt werde dasjenige, was gesagt wird, wenn ein

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Bedürfnis darnach ist: kurz, wir im Westen sehen nicht das sprachliche Element als etwas besonders Schwieriges an . Das wird sofort anders, wenn solche Verhältnisse vorliegen, wie sie in der Tschechoslowakei sind. Da stehen sich zunächst im ehemaligen österreichischen Kronlayd Böhmen, Deutsche und Tschechen gegenüber. So entstand denn natur-lich auch die Frage: Wie soll die Versammlungssprache sein in einer Gesellschaft, die sein sollte die Tschechoslowakische Anthroposophische Gesellschaft, in der also beide Nationalitäten, wie es ja natürlich ist innerhalb der AnthrOposophiSchen Gesellschaft, zusammenwirken.

Nun war zunächst, als wir hinkamen im Statut der Passus: Die Ver­sammlungssprache ist gleichmäßig die deutsche und die tschechische. Man wendete mit Recht ein das sei eine Beeinträchtigung der Rechte der Slowakei, denn die versteht nicht tschechisch und auch nicht deuts . Und so konnte denn auch wirklich in der Tschechoslowakei kein an-derer Ausweg gefunden werden, als der, möglichst sich zu richten nach dem allgemeinen, ich möchte sagen, von anthropoSophischer Gesinnung geforderten Usus. Es ist dann auf meinen Vorschlag der Passus etwa so angenommen worden: Jeder spricht in derjenigen Sprache, die er be-herrschen kann oder die ihm gebräuchlich ist, die nach osedi~~erslGowewakoisch~ heit ihm liegt - ob das nun tschechisch oder deutsch d oder französisch oder englisch ist, das ist eben nicht ausgedrückt - un je nach Bedürfnis wird das Betreffende übersetzt.

Sehen Sie, etwas, was hier selbstverständlich ist, mußte dort schon in einen Paragraphen geschmiedet werden Aber es war dann gut so. Und manches andere war noch zu ordnen zwischen den beiden Nationali-täten. Nun glaube ich aber, daß alles das, was nach dieser Richtung festzulegen war, wirklich zur allgemeinen Befriedigung unserer deut-.schen Freunde, wie auch der tschechischen und siowakischen Freunde in der Tschechoslowakei hat geordnet werden können. . .

Am Dienstag war dann der zweite öffentliche Vortrag: «Sittliche Lebensgestaltung durch Anthroposophie.» - Am Mittwoch hatte ich einen Vortrag über eurythmische Kunst zu ha1ten, in welchen Proben eurythmischer Darstellung zur Illustration eingeschaltet waren. Am Donnerstag hatte ich wiederum einen öffentlichen Vortrag' zu halten: Die Wissenschaft der Gegenwart und die Anthroposophie. Diesem Vortrag

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ging voraus eine Stunde der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Am Freitag hatte ich dann zu sprechen über Erziehung und Unterricht auf Grundlage wirklicher Menschenerkennt-nis. Am Samstag, gestern, hatte ich zuerst eine Stunde der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zu halten, und dann den letzten Mitgliedervortrag vor unseren tschechoslowakischen Freunden. An all das schloß sich dann das Eurythmische an. Am Sonntag, den 30. März, war die erste Eurythmie-Matinée; am Mittwoch, wie gesagt, waren eurythmische Einschaltungen in meinen Vortrag über euryth-mische Kunst, und heute, wo ich nicht mehr dabei war, weil ich wenig­stens heute abend hier sein wollte, heute war dann im tschechischen Nationairheater mit einem internationalen Programm eine zweite Eurythmieaufführung.

Es ist mir also doch gelungen, meine lieben Freunde, in den neun Tagen, die ich in Prag zugebracht habe, elf Vorträge zu halten. Aber nicht das ist es, was ich eigentlich besonders erwähnen möchte, sondern erwähnen möchte ich, daß ein allgemeiner Eindruck der war, daß gegenüber den Veranstaltungen im vorigen Jahr alles, was in diese elf Vorträge hineingeschoben war, wirklich mit empfänglicherem Gemüte

aufgenommen worden ist.

Hoffen wir, meine lieben Freunde, daß das so weitergehen kann, daß tatsächlich dasjenige, was an innerem Impuls in die anthroposophische Bewegung seit der Dornacher Tagung zu Weihnachten hineinkommen konnte, auch wirklich weiterwirken kann und verspürt wird, empfun­den wird, indem es weiterwirkt.

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Nachrichtenblatt, 13. April 1924

An die Mitglieder!

UBER EINE REIHE ANTHROPOSOPHISCHER VERANSTALTUNGEN

IN PRAG

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Mit großer Befriedigung bin ich soeben yon der Arbeit zurückgekehrt, die ich im Dienste der Anthroposophie in Prag verrichten durfte. Ein schöner $trom ernster Begeisterung und eifriger Hingabe an die anthro­posophische Sache von seiten unserer Prager Freunde kam m&iner Auf-gabe für die Tage vom z8 März bis zum 5. April entgegen. - Die Aus-führung der Weihnachtstagung am Gortheanum fordert, daß ich die esoterische Grundlage der Anthroposophie nunmehr eindringlicher durch das tönen lasse, was ich mitzuteilen habe. Und dieser Ton hat bei unsern Freunden einen herzlichen Widerhall gefunden. Im Namen der AnthroposOphischen Gesellschaft und in Vertretung des mir zur Seite stehenden Vorstandes am Goetheanum sei den tätigen Mitglie­dern der Tschechoslowakischen Gesellschaft der wärmste Dank ausge­sprochen. Die lieben Abschledsworte, die am Ende der letzten Mitglie­derversammlung von dem hochgeschätzten Gelehrten, der eine Zierde der Gesellschaft ist, und dann von dem langjährigen treuen, für unsere Sache aufopferungsvoll tätigen Mitgliede des Zentralvorstandes der

Tschechoslowakischen Landesgesellschaft ausgesprochen worden sin , tönen mir noch nach in den Ohren.

Ich konnte am 28. März über die «Erforschung der geistigen Welt als Anthroposophie» in einem ersten öffentlichen Vortrage sprechen. Es war da meine Aufgab echen wie sich' die geistige Welt dem Seelenauge zeigt, das siech des übersinnlichen Schauens bewußt wird. Ich suchte im Verlaufe des Vortrages die Notwendigkeit anzudeuten, die Initiation, die in den alten Mysterienstätten im Charakter der fr üheren Entwickelungsstufen der Menschheit einen Einschlag in die Zivilisation gebildet hat, im Geiste der neuen Zeit gewandelt, wieder zu einem solchen zu machen. - In den Mitgliedervorträgen vom 29., 30., 31. März und vom 5. April sprach ich einleitend von der Umgestaltung der Anthroposophischen

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Gesellschaft durch die Weihnachtstagung am Goethe­anum und dann über die Gestaltung der karmischen Zusammenhänge durch die aufeinanderfolgenden Erdenleben, über die Formung des Karmas durch das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, dann über die Auswirkung des Karmas in dem irdischen Lebenswandel des Menschen, ferner über einzelne Menschenschicksale, vor allem solche, die Persönlichkeiten betreffen, die in die geschichtliche Entwicke­lung der Menschheit eingegriffen haben. - Am x. April hielt ich einen öffentlichen Vortrag über «Sittliche Lebensgestaltung durch Anthro­posophie». Ich war bestrebt, zu zeigen, wie den anthroposophischen Erkenntnissen etwas moralisch Wirksames deshalb anhaftet, weil ihre Erwerbung an die Ausbildung der moralischen Qualitäten gebunden ist. Die sittliche Lebensgestaltung eines Menschen hängt ab von seiner sittlichen Einsicht, von dem sittlichen Verständnis für andere Menschen und von der sittlichen Kraft. Nun kann die imaginative Anschauung nicht anders als auf der Grundlage sittlicher Einsicht, die Empfänglich­keit für die Inspiration nur durch Übung im sittlichen Verständnis und die Intuition nur durch Pflege von sittlicher Kraft entwickelt werden. Daher kommt es, daß mitgeteilte Imaginationen bei dem sie Aufneh­menden zu sittlicher Einsicht, Inspirationen zu sittlichem Verständnis, Intuitionen zur Auslösung sittlicher Kraft anregen. In der Mitteilung solcher Einsichten wird also an den Quell des Moralischen im Menschen-Innern herangetreten. - Am 2. April konnte ich «Über eurythmische Kunst» sprechen. Ich charakterisierte die Eurythmie als sichtbaren Ge-sang und sichtbare Sprache, indem ich das Musikalische als die Offen­barung des Menschenwesens darstellte, insoferne dieses abgesondert von den anderen Reichen der Natur sich auslebt, das Sprachliche, inso­fern als es die Eingliederung in die irdische Umgebung sucht. Die eurythmischen Bewegungsformen für das Musikalische einerseits, für das Sprachliche andrerseits ergeben sich aus dieser Stellung des Men schenwesens in der Welt. - Am 3. April oblag es mir, in dem öffent­lichen Vortrag über «Die Wissenschaft der Gegenwart und die An­throposophie» zu zeigen, wie Anthroposophie der wahren Wissenschaft nicht oppositionell gegenübersteht, sondern treu deren Ergebnisse hin-nimmt, um, von ihnen ausgehend, das in der Sinneswelt Wirksame

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sowohl für die Natur- wie für die Kulturwissenschaft mit den in ihm treibenden geistigen Kräften im Zusammenhange darzustellen. Ich fjjhrte aus, wie gerade dadurch, daß man es mit den wissenschaftlichen Ergebnissen recht genau nimmt, die auf geisteswissenschaftlichem Wege errungenen Einsichten durch diese Ergebnisse selbst ihre Rechtfertigung erfahren. Ich bemühte mich, dies bemerklich zu machen durch die gei­steswissenschaftlichen Anschauungen über das menschliche Nerven­system, über Herztätigkeit und Blutzirkulation, über die Dreiglie­derung der menschlichen Wesenheit in das Sinnes-Nerven-, das rhyth­mische, das Stoffwechsel-Gliedmaßen-System, sowie auf kulturwissen­schaftlichem Gebiete durch die Erkenntnis davon, wie sich die Men schenwesenheit im Laufe des geschichtlichen Werdens gewandelt hat. -Am 4. April sprach ich über «Erziehung und Unterricht auf Grundlage wirklicher Menschenerkenntnis». Ich wies auf die Anforderungen hin, welche der Pädagogik und Didaktik dadurch gestellt sind, daß die Menschenwesenheit die Epochen von der Geburt bis zum Zahnwechsel, von diesem bis zur Geschlechtsreife mit ganz bestimmten Anforderun­gen an das Erleben durchmacht. Mein Dank sei an unser Mitglied vom Zentralvorstand der Tschechoslowakischen Landesgesellschaft gerichtet, das die große Mühe auf sich genommen hat, meinen Vortrag in drei Absätzen in die böhmische Sprache zu übertragen. - In einer Mitglie­derversammlung, die am 30. März abgehalten worden ist, konstituierten unsere Freunde die Landesgesellschaft in der Tschechoslowakei, indem sie das Statut festlegten, mit dem sich diese Gesellschaft zu den Arbeits-ergebnissen des Goetheanums bekennt und mit dem sie der eigenen Arbeit die Wege weisen will.

Einen integrierenden Teil der Veranstaltung bildeten die Euryth­mie-Aufführungen am 30. März und am 6. April, sowie die in meinen Vortrag vom 2. April eingeschlossenen Proben eurythmischer Kunst. Frau Marie Steiner, welche bei allen drei Veranstaltungen die Rezi­tation gab, hatte in sorgfältiger Art die Programme der Eurythmie­darbietungen so gestaltet, daß die gegenwärtige Entwickelungsstufe der Eurythmie von den Zuschauern empfunden werden konnte. Diese Eurythmievorstellungen verliefen so, daß Mitwirkende und Veran­stalter das Gefühl davontrugen: es war eine wohltuende Stimmung und

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Empfänglichikeit im Theater am 30. März und 6. April, und im Kon­zertsaale (am 2. April) vorhanden.

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DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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Während der oben dargestellten Prager anthroposophischen Veran­staltungen konnte die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft zum ersten Male außerhalb des Bereiches des Goetheanum ihre Tätigkeit entfalten. Ich hatte in zwei Veranstaltungen der ersten Klasse der allgemeinen anthroposophischen Sektion die ersten Schritte des über­sinnlichen Erkenntnisstrebens vor die Seelen derjenigen Persönlich­keiten zu stellen, die sich für die Mitgliedschaft dieser Klasse entschie­den haben. Diese Veranstaltungen mit esoterischem Charakter fanden am 3. und am 5 . April statt. Was in den ersten derartigen Veranstal­tungen am Goetheanum lebte, war damit auch vor die Mitglieder der Schule in der Tschechoslowakei gebracht.

Die Zahl derjenigen Persönlichkeiten, denen auf ihre diesbezügliche Erklärung hin die Mitgliedschaft zuerkannt werden durfte, war über hundert. Es zeigte sich daran die Tatsache, daß die Gesellschaft in der Tschechoslowakei einen Stamm von treuen Mitgliedern hat, die im Laufe von vielen Jahren Anthroposophie zu der orientierenden Kraft ihres Seelenlebens gemacht haben. Tief befriedigend war es mir, in diesen Stunden den Blick auf Seelen richten zu können, denen ich seit langem bei den Prager Veranstaltungen gegenübergestanden habe. In den Augen vieler war das innige Zusammengeschlossensein mit dem anthroposophischen Lebensgehalt zu lesen. Ich wurde vieler aufge­schlossener Herzen gewahr. Die sind für die Pflege esoterischen Lebens notwendig. Denn da ist der Verstand ohnmächtig, wenn ihm nicht Kraft von dem verstehenden Herzen zuströmt. Dieses Herzensver­ständnis ist wahrhaftig nicht weniger «logisch» als das des Kopfes. Es wird nur deshalb im gewöhnlichen Leben nicht so angesehen, weil es in diesem Leben die innerliche Kraft einer übersinnlichen «Logik» nicht zu entfalten braucht. Da tritt für die Logik eben der Verstand ein; und das Herz mag seine von der Logik unberührten Wege gehen, weil es

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von dem Verstande korrigiert werden kann. Die Angst vor der Her-zenslogik, die sich oft einstellt hat ihren Ursprung in dem Glauben, daß bei ihrem Eintritt das H'erz die Wärme verliert, die ihm sonst eigen ist. Diese Angst hat man aber nur so lange, als man nicht begriffen hat, welche Wärme die Seele dann erlebt, wenn sie begreifen'd den Ideen einer geistigen Welt gegenübersteht. Wer diese Wärme nicht emp-findet, der lebt nicht in den Ideen des Geistes; er denkt nur die erst in seiner Seele ertöteten Ideen die er mit den Worten hört, in die einmal ein in die Geisteswelt Schauender seine geist-wirklichen Erlebnisse gegossen hat.

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Nachrichtenblatt, 20. April 1924

An die Mitglieder!

EINE ERZIEHUNGSTAGUNG DER WALDORFSCHULE IN STUTTGART

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Vom 7. bis i 3. April konnten wir eine zahlreiche Besucherschaft in Stuttgart vereinigen. Der Vorstand am Goetheanum und das Lehrer-kollegium der Waldorfschule hatten eine Einladung ergehen lassen zur Behandlung der Fragen über «Die Stellung der Erziehung im person­lichen und im Kulturleben der Gegenwart». Das Thema schien uns wichtig. Denn die Zeit bed gt Selbstbesinnung darüber, wie die Kul-tur der Gegenwart, die Hervorragendes nur auf dem Gebiete des Naturerkennens und der Naturbeherrschung geleistet hat, wieder so in das Innere des Menschen dringen könne, daß die Sprache der Seele erkling'en kann, die für den Erziehenden und Lehrenden notwendig ist. Mit der Naturerkenntnis erfaßt man in Wirklichkeit nur, was außer­halb des Menschen liegt Man glaubt wohl in der Hochblüte der natur-wissenschaftlichen Weltauffassung daß man mit deren Methoden den Menschen erforschen und auch bilden könne; aber in Wahrheit bleibt der Mensch für den Menschen ein unbekanntes Gebiet, wenn es keine

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Einsicht gibt, daß innerhalb des Menschen etwas ganz anderes waltet als außerhalb desselben. Wahre Menschen-Erkenntnis, die so sicher auf Grundlagen ruht wie die Naturerkenntnis, die aber nicht bloß Men schen-Erkenntnis dadurch sein will, daß sie den Menschen wie ein Naturwesen behandelt, ist notwendig, um der Erziehung und dein Unterricht das Leben zuzuführen, das so viele in ihnen heute vermissen, ohne daß sie von den Wegen etwas wissen wollen, auf denen ein solches zu erlangen ist. Wahre Menschen-Erkenntnis muß den Menschen nach Leib, Seele und Geist erforschen. Denn der Menschenleib ist ein Werk des Geistes und eine Offenbarung der Seele. Will der Erzieher den Leib bilden, so muß er sich an die Kräfte des Geistes wenden, um fortzu­setzen, was dieser aus dem vorirdischen Leben in diesen Leib an Bilde-kräften hereinschickt und im irdischen noch weiter fortwirken läßt. Will er die Seele bilden, so muß er den Leib kennen, um zu verstehen, wie das Seelische, das der Geist in diesen Leib verborgen hat, aus dem­selben herausgeholt werden kann. Körperliche Erziehung bloß durch Einfluß auf den Körper leisten zu wollen, ist ein Unding. Denn, was im kindlichen Alter in die Seele aufgenommen wird, das erscheint im Erwachsenen als gesunde oder kranke Körperverfassung. Man verbilde im Kinde das Seelische, so wird diese Verbildung in die körperliche Beschaffenheit überspringen. Denn im Kinde überträgt sich jeder seelische Impuls in gesunde oder kranke Atmung, in gesunde oder kranke Zirkulation, in gesunde Oder kranke Verdauungstätigkeit. Was da Krankes entsteht, fällt oft am Kinde noch nicht auf. Es ist erst keim-haft vorhanden. Aber der Keim wächst mit dem Menschen heran. Und manche chronische Krankheit der Vierziger Jahre des Menschen ist das Ergebnis der Seelenverbildung im ersten oder zweiten Leben sjahrzehnt.

Die Denkart, die sich seit dem fünfzehnten Jahrhundert entwickelt und die in unserer Zeit ihren Höhepunkt erreicht hat, kann sich in die angedeuteten Wahrheiten so wenig finden, daß diese ihr sogar absurd erscheinen können. Deshalb dringt diese Denkart nicht durch zu einer lebendigen, den ganzen Menschen und das ganze Menschenleben, von der Geburt bis zum Tode, erfassenden pädagogischen Kunst.

Wie in der Gegenwart die Menschheit innerlich nach den Grundlagen unbewußt verlangt, die sie äußerlich bewußt ablehnen möchte, das

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sollte auf unserer Erzielmungstagung dargestellt werden. Daß viele Menschen heute das Bedürfnis empfinden, sich auf die Stellung der Er­ziehung im Kulturleben zu besinnen, das zeigt sich wohl darin, daß wir die Besucher der Vorträge in dem immerhin nicht kleinen Sieglehaus kaum unterbringen konnten Daß die Art, wie da über diese Stellung gesprochen wurde, manchetn einleuchtet, ging aus der Stimmung der Zuhörerschaft hervor. Und auch das andere erwies diese Stimmung, daß gefühlt wurde, wie die anthroposophiSche Pädagogik der Erzie­hung und dem Lehren eine Stellung zum Leben des Menschen gibt, die dem von der Menschennatur selbst geforderten entspricht.

Es war mir Sehr schmetzlich, daß ich selbst nur für die Zeit meiner Vorträge, vom Dienstag abend bis Freitag früh bei der Tagting semn konnte; und auch während dieser Zeit konnte ich, da anderes mir oblag, nicht teilnehmen an den Vorträgen unserer hingebungsvollen, opferwilligen, unermüdlichen Lehrerschaft. Aber ich konnte aus Be-richten entnehmen, wie schöne Früchte diese Hingabe , opferwilligkeit und Unermüdlichkeit auch bei dieser Tagung in der öffentlichen Ver­tretung der Waldorfschulpädagogik gezeitigt haben.

Außer den Vorträgen fanden Führungen durch die Räume der Wa -dorf schule Statt, bei den en die Leistungen der Schüler veranschaulicht werden sollten. Man hatte Eurythmieaufführungen der Kinder, und künstlerische Eurythmiedarbietungen; die das Wesen und den pädago­gisch-didaktischen Wert der Eurythmie offenbaren sollten.

In Diskussionen und Aussprachen war eine Erweiterung und Ver­deutlichung des Gehörten und Gesehenen angestrebt.

Unsere jungen Anthroposophen hielten eine Jugendversammlung

ab, bei der besprochen wurde, was Anthroposophie dem jungen Men­schen der Gegenwart für sein Suchen werden kann. An den Gesichtern dieser jungen Freunde konnte man lesen, wie bei ihnen Jugendempfin-dung mit Gefühl für die Anthroposophie zusammenfällt. Mit tiefster Befriedigung schaue ich auf diesen Teil der Erziehungstagung zurück.

DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

#G260a-1987-SE202 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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In den Vorträgen, die jetzt für den allgemein-anthroposophischen Teil der Freien Hochschule gehalten werden, soll ein Ausblick gegeben werden über das Erlebnis der «Schwelle» zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt. Es ist für denjenigen, der wirklich nach Erkenntnis des Menschen sucht, notwendig, daß er durchschaue, wie alles, was die «Natur» an Schönem, Großem, Erhabenem offenbart, nicht zum Men­schen führen kann. Denn der innere, im Äußern schaffende Mensch hat seinen Quell nicht in der natürlichen, sondern in der geistigen Welt. In diese können aber nicht die Sinne und nicht der an das Gehirn gebun­dene Verstand eindringen. Diese müssen erst aufhören zu wirken, wenn der Mensch der Welt seines Ursprungs gegenübertreten will. Da aber, wo diese Wirkung aufhört, steht der Mensch zunächst vor dem Unver­mögen, überhaupt etwas wahrzunehmen. Er schaut in die Umgebung, und wie wenn sie das «Nichts» wäre, erscheint ihm die Finsternis, die wegen des Unvermögens wahrzunehmen, da ist. Dieses Unvermögen kann nur geistschauenden Fähigkeiten dadurch weichen, daß der Mensch in sich höhere Kräfte gewahr wird, die «Sinne des Geistes» so erbilden, wie die physischen Kräfte des Organismus die Sinne des Körpers erbilden. Das setzt eine völlige Umwandlung des inneren Menschen aus einer Daseinsform in die andere voraus. Es darf nun bei dieser Um­wandlung der Mensch die eine Daseinsform nicht verlieren, bevor er die andere gewinnt. Das richtige Verwandeln ist das Ergebnis des richtigen Erlebnisses an der «Schwelle». Erkenntnis des Menschen in seiner wah­ren Wesenheit ist nur möglich von einem Gesichtspunkte jenseits der Schwelle. Wer Mitteilungen eines Erkennenden, die von dem Felde jenseits der Schwelle kommen, mit dem gesunden Menschenverstande aufnehmen will, der muß auch eine Vorstellung von dem haben, was der Erkennende an der Schwelle erlebt hat. Denn nur dadurch kommt er in die Lage, das Übersinnliche richtig zu beurteilen, daß er auch von den Bedingungen weiß, unter denen die Erkenntnis dieses Übersinn­lichen gewonnen wird.

Man wird den Worten, mit denen das übersinnliche Anschauungs­ergebnis ausgesprochen wird, erst einen Inhalt geben können, wenn

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man versteht, was der Schauende durchgemacht hat, bevor er die Macht hat, solche Worte zu prägen. Versteht man das nicht, so scheint es, als ob die Worte nicht Übersinnliches, sondern Sinnliches bedeuteten. Da­durch aber tritt Verwirrung ein. Die Worte werden trügerisch; statt Erkenntnis tritt Illusion ein.

In diesen Andeutungen soll zunächst hier das esoterische Wirken der Freien Hochschule charakterisiert werden. Den Inhalt werden die aus­wärtigen Mitglieder in einer geeigneten Form erhalten, sobald unsere durch die Weihnachtstagung am Goetheanum bedingte Arbeit so weit ist, daß ein entsprechender Schritt sich ermöglichen läßt. - Was hier exoterisch gesagt ist, das wird in der Schule esoterisch entwickelt.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

FUR DIE ZUR OSTERVERANSTALTUNG ANS GOETHEANUM

GEKOMMENEN FREUNDE

Dornach, 12. April 1924

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Es ist etwas schwierig, die Fortsetzung desjenigen, was in den letzten anthroposophischen Vorträgen hier gegeben worden ist, heute zu ge­stalten, da so viele Freunde erschienen sind, die eben die vorangehenden Betrachtungen nicht mitgemacht haben. Aber auf der andern Seite ist es nicht gut möglich, gerade heute, wo manches zu ergänzen ist zu den früheren Vorträgen, mit etwas Neuem anzufangen, so daß also die jetzt angekommenen Freunde schon es werden hinnehmen müssen, daß mancherlei von den Betrachtungen, die an voriges innerlich, nicht äußerlich, anknüpfen, vielleicht dem Verständnis Schwierigkeiten be­reiten werde. Der geschlossene Vortragszyklus soll ja eben zu Ostern abgehalten werden, und der wird aus sich selber dann verständlich sein. Heute aber muß ich die Fortsetzung desjenigen geben, was vorange­gangen ist. Es ist ja auch durchaus nicht vorauszusehen gewesen, daß so viele Freunde schon heute erscheinen, was auf der andern Seite ja durchaus befriedigend ist.

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Es handelte sich nämlich in unseren letzten Betrachtungen hier uni die Besprechung konkreter karmischer Zusammenhänge, die immer angestellt worden sind, nicht um irgend etwas Sensationelles in bezug auf aufeinanderfolgende Erdenleben zu sagen, sondern um nach und nach zu einem wirklichen konkreten Verständnis der Schicksalszusam­menhänge im Menschenleben zu kommen. Und ich habe aufeinander­folgende Erdenleben einfach geschildert, so geschildert, wie sie zunächst an mehr historischen Persönlichkeiten beobachtet werden können, um einen Begriff davon hervorzurufen - was ja nicht besonders leicht ist -, wie das eine Erdenleben in das andere hineinwirkt. Man muß dabei immer wiederum im Auge behalten, daß ja seit der Dornacher Weih­nachtstagung ein neuer Zug in die anthroposophische Bewegung hin­eingekommen ist. Und über diesen Zug möchte ich nur ganz kurz einleitend ein paar Worte sagen.

Sie wissen ja, meine lieben Freunde, es gab nach dem Jahre 1918 aller­lei Bestrebungen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft. Diese Bestrebungen hatten einen ganz bestimmten Ursprung. Als die Anthro­posophische Gesellschaft 1913 begründet worden ist, hat es sich darum gehandelt, einmal wirklich aus einem okkulten Grundimpuls heraus die Frage zu stellen: Wird diese Anthroposophische Gesellschaft sich weiter entwickeln durch die Kraft, die sie bis dahin in ihren Mitgliedern gewonnen hatte? Und das konnte nur dadurch auserprobt werden, daß ich selber, der ich ja bis dahin als Generalsekretär die Leitung der Deutschen Sektion hatte, als welche die anthroposophische Bewegung in der Theosophischen Gesellschaft drinnen war, daß ich selber dazumal nicht weiter die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft in die Hand nahm, sondern zusehen wollte, wie diese Anthroposophische Gesellschaft sich nun aus ihrer eigenen Kraft entwickelt.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, das ist etwas anderes, als es gewesen wäre, wenn ich etwa dazumal geradeso wie bei der Weihnachtstagung gesagt hätte, ich wolle selbst die Leitung der Anthroposophischen Ge­sellschaft übernehmen. Denn natürlich muß ja die Anthroposophische Gesellschaft etwas ganz anderes sein, wenn sie von mir geleitet wird, oder wenn sie von jemandem andern geleitet wird. Und aus gewissen Untergründen heraus hätte die Anthroposophische Gesellschaft, ohne

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daß ich selber sozusagen die Verwaltungsleitung gehabt hätte, um so besser geleitet werden können. Es hätten, wenn die Herzen gesprochen hätten, manche Dinge geschehen können, die eben dann unterblieben sind in Wirklichkeit, die nicht getan worden sind, ja, die sogar, unter dem Widerstand der Anthroposophen, von auswärts getan worden sind.

Und so ist es denn gekommen, daß - während des Krieges war natür­lich nicht sehr viel Möglichkeit vorhanden, nach allen Seiten die Kräfte zu entfalten - nach dem Jahre 1918, ich möchte fast sagen, der Zustand, der da war, benützt worden ist von allen möglichen Seiten, um das oder jenes zu tun. Hätte ich dazumal gesagt, das soll nicht geschehen, dann würde heute natürlich die Rede dahin gehen, daß man sagt: Nun, hätte man das geschehen lassen, so hätte man heute florierende Unter­nehmungen nach allen Seiten.

Deshalb war es auch immer zu allen Zeiten Sitte, möchte ich sagen, daß die Leiter einer okkulten Bewegung sozusagen von denen, die etwas tun wollten, erproben ließen, wie das wird, damit durch die Tatsachen Überzeugungen hervorgerufen werden können. Das ist ja die einzig mögliche Art, Überzeugungen hervorzurufen. Und das mußte auch schon in diesem Falle geschehen.

Und das alles hat dazu geführt, daß dann gerade seit dem Jahre 1918 die Gegnerschaft in der Weise herangewachsen ist, wie sie nun einmal geworden ist, Wie sie heute dasteht. Denn im Jahre 1918 hatten wir ja diese Gegnerschaft noch nicht. Wir hatten selbstverständlich einzelne Gegner. Um die kümmerte man sich nicht und brauchte sich nicht zu kümmern. Aber eigentlich sind die Gegner erst seit dem Jahre 1918 ins Kraut geschossen. Und das hat jenen heutigen Zustand hervorgerufen, unter dessen Einfluß es mir zum Beispiel unmöglich ist, öffent­liche Vorträge innerhalb des Gebietes von Deutschland zu halten.

Das alles sollte gerade in der Gegenwart der anthroposophischen Bewegung nicht verhehlt werden. Darauf sollte man mit aller Klarheit schauen, denn man kommt nicht vorwärts, wenn man mit Unklarheiten arbeitet.

Nun ist aber ja auch verschiedenes experimentiert worden. Denken Sie nur einmal, was alles für Experimente gemacht worden sind, um

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immerzu, sagen wir, «wissenschaftlich» zu sein, ganz begreiflicherweise gewiß aus den Charakteren der Menschen heraus. Warum sollte es denn nicht dazu kommen, daß Wissenschafter, die ja auch teilnehmen an un­serer Gesellschaft, wissenschaftlich sein wollen? Aber das ärgert ja die Gegner gerade. Denn dann, wenn man ihnen sagt das oder jenes kann man beweisen als wissenschaftlich, dann treten sie mit ihren Aspirationen auf, die sie wissenschaftlich nennen, und dann werden sie natürlich wütend. Darüber muß man sich ganz klar sein. Nichts hat die Gegner mehr geärgert, als daß man über dieselben Themen, über die sie selber reden, in derselben Weise reden wollte, nur, wie man Immer sagte, mit etwas «Einströmenlassen» von Anthroposophie. Die­ses Einströmenlassen, das ist gerade das, was die Gegner in so großen Scharen herbeigerufen hat.

Und wenn man erst der Illusion sich hingibt, daß man etwa, sagen wir, die Menschen verschiedener Religionsgesellschaften dadurch irgend­wie für Anthroposophie gewinnen könne, daß man dasselbe oder ähn­liches sagt, was sie sagen, nur indem man wiederum Anthroposophie «einströmen» läßt, wenn man sich dieser Illusion hingibt, dann sündigt man ganz stark gegen die Lebensbedingungen der Anthroposophie.

Nun, in all das, was auf anthroposophischem Felde geschehen ist, muß eben seit der Weihnachtstagung ein ganz neuer Zug kommen. Und diejenigen, die bemerkt haben die Art, wie jetzt Anthroposophie hier vertreten wird, wie sie in Prag vertreten worden ist, wie sie jetzt wiederum in Stuttgart vertreten worden ist, werden ja gesehen haben, daß nunmehr Impulse da sind, die auch in bezug auf die Gegner etwas ganz Neues hervorrufen. Denn wenn man wissenschaftlich sein will im gewöhnlichen Sinne des Wortes, wie es leider viele haben sein wollen, dann setzt man sozusagen voraus, es ließe sich mit den Gegnern disku­tieren. Aber wenn Sie nun die Vorträge nehmen, die hier gehalten wor­den sind, die Vorträge, die in Prag gehalten worden sind, den Vortrag, der in Stuttgart gehalten worden ist Können Sie da einen Augenblick noch glauben, daß es sich nur darum handeln kann, mit dem Gegner zu diskutieren? Selbstverständlich kann man nicht mit Gegnern diskutieren, wenn man von diesen Dingen spricht, denn wie soll man mit irgend jemandem von der heutigen Zivilisation darüber diskutieren,

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daß die Seele des Muawija in der Seele des Woodrow Wilson wiedererschienen ist!

Also es lebt jetzt in der ganzen anthroposophischen Bewegung ein Zug, der gar nicht auf etwas anderes hinausgehen kann als darauf, daß nun endlich einmal Ernst gemacht werde mit diesem Nichtdiskutieren mit den Gegnern. Wenn es sich um Argumente handelt, da kommt man ja ohnedies nicht zurecht. Und es wird doch endlich einmal eingesehen werden, daß es sich in bezug auf die Gegner nur handeln kann um das Zurückweisen von Verleumdungen und Unwahrheiten und Lügen. Man wird sich nicht der Illusion hingeben dürfen, daß man über solche Sachen diskutieren kann. Die müssen sich durch ihre eigene Macht und Gewalt verbreiten. Die lassen sich nicht durch Dialektik entscheiden.

Das ist dasjenige, was vielleicht jetzt gerade durch die Haltung der anthroposophischen Bewegung, wie sie seit Weihnachten ist, immer mehr und mehr auch in unserer Mitgliederschaft eingesehen werden wird.> Und deshalb ist es schon so, daß nunmehr die anthroposophische Bewegung so gestaltet wird, daß sie auf nichts mehr Rücksicht nimmt als auf das, was die geistige Welt von ihr haben will.>

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IM BERNER ZWEIG

Bern, 16. April 1924

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Es ist schon einmal hier in den Kreisen unserer Berner anthroposophi­schen Freunde ausgesprochen worden, wie die Weihnachtstagung am Goetheanum dazu bestimmt war, einen neuen Zug in die anthropo­sophische Bewegung hineinzubringen.>* Es kann das Bewußtsein von diesem neuen Zug nicht oft genug eingeschärft werden. Denn es handelt sich ja darum, daß vor dieser Weihnachtstagung - wenigstens in der Praxis, wenn vielleicht auch nicht überall - die Auffassung so war, daß

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* Vgl. Seite 171 f.

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die Anthroposophische Gesellschaft eine Art Verwaltungsgesellschaft für das darstellte, was Anthroposophie als Inhalt und als Lebensimpuls hat. Das hat sich ja im wesentlichen so herausgestellt, seit die Anthroposophische Gesellschaft sich aus der Theosophischen Gesellschaft heraus verselbständigt hat.

Und die Entwickelung dieser Anthroposophischen Gesellschaft ist ja nicht so gegangen, wie sie gerade hätte gehen können unter der Voraussetzung, daß ich selbst nicht irgendeine Vorstandsstelle oder der­gleichen inne hatte, sondern gewissermaßen in einer völlig freien Po­sition innerhalb der Gesellschaft stand. Dennoch hat man eigentlich wenig Notiz genommen von alldem, was unter dieser Voraussetzung sich hätte entwickeln können. Und so ist es denn gekommen, daß etwa vom Jahre 1919 ab - nachdem ja während der Kriegsjahre die Führung der Anthroposophischen Gesellschaft schwierig war - allerlei Bestre­bungen innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft aufgetreten sind, Bestrebungen, hervorgegangen aus den und jenen Ambitionen innerhalb des Mitgliederkreises, welche im Grunde der eigentlichen anthroposophischen Sache gegenüber abträglich gewirkt haben, ab­träglich in dem Sinne, daß dadurch gerade, ich möchte sagen, die Feind­seligkeit der Außenwelt in besonderem Maße hervorgetreten ist. Es ist ja ganz naturgemäß, meine lieben Freunde, daß, wenn solche Bestre­bungen innerhalb einer Gesellschaft auftreten, die auf einem okkulten Boden steht, man zuletzt - aus der Esoterik heraus - diese Dinge ent­stehen lassen muß. Denn denken Sie sich: wenn all dasjenige, was da sich bilden wollte, von Anfang an von mir verwehrt worden wäre, so würden heute die meisten der Beteiligten sagen: Ja, wenn das oder jenes nur geschehen wäre, würde es zu etwas Günstigem geführt haben! - Nun kann man schon sagen: die Stellung der anthroposophischen Bewe­gung wurde in der Welt dadurch immer schwieriger und schwieriger.

Einzelheiten will ich nicht erwähnen, sondern auf das Positive mehr hinarbeiten, will nur sagen, daß eben notwendig geworden ist, all dem Negativen, das in der Gesellschaft nach und nach aufgetreten ist, das Positive gegenüberzusetzen. Eine solche positive Gründung - ich mußte das oftmals vor der Weihnachtstagung am Goetheanum erwähnen - wie die anthroposophische Bewegung, die eigentlich eine geistige Strömung

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ist, geleitet von geistigen Mächten und geistigen Kräften aus der übersinnlichen Welt, die ihre Erscheinung nur haben hier in der phy­sischen Welt, durfte nicht zusammengeworfen werden mit der An­throposophischen Gesellschaft, die eben eine Verwaltungsgesellschaft ist - soweit sie das vermag -, zur Pflege des anthroposophischen Im­pulses.

Nun, seit der Weihnachtstagung am Goetheanum ist das durchaus anders geworden. Und nur unter dem Gesichtspunkte des Anderswer­dens hatte es einen Sinn, daß ich selber - mit einem Vorstande zusam­men, mit dem als einem einheitlichen Organismus ganz intensiv für die anthroposophische Bewegung gearbeitet werden kann und muß - den Vorsitz übernahm. Diese Voraussetzung ist diejenige, daß nunmehr die anthroposophische Bewegung eins werde mit der Anthroposophischen Gesellschaft. Was also nicht wahr war vor der Weihnachtstagung, ist gründlich verändert seit der Weihnachtstagung Es muß nunmehr zu­sammenfallen die Anthroposophische Gesellschaft mit der anthroposophischen Bewegung, wie sie sich in der Welt darstellt. Dadurch aber ist notwendig geworden, daß der esoterische Impuls, welcher durch die anthroposophische Bewegung fließt, auch wirklich in der ganzen Ver­fassung der Anthroposophischen Gesellschaft zum Vorschein kommt. Daher muß seit dieser Weihnachtstagung in Dornach unbedingt aner­kannt werden, daß die Einsetzung des Dornacher Vorstandes selber ein Esoterisches ist, daß es sich darum handelt, daß wahre esoterische Strö­mung durch die Gesellschaft geht und daß die Einsetzung des Vor­standes als esoterische Tat anzusehen ist. Unter dieser Voraussetzung ist der Vorstand gebildet worden.

Ferner muß festgehalten werden, daß nunmehr die Anthroposo­phische Gesellschaft nicht bloß als Verwaltungsgesellschaft für die An­throposophie da sein kann, sondern daß nunmehr Anthroposophie selber getan werden muß in alldem, was in der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht. Das Tun selber muß anthroposophisch sein. Das ist dasjenige, was, wie es scheint, recht schwer sich in das Bewußtsein einlebt. Aber es müßte sich nach und nach diese gründliche Umwand­lung in das Bewußtsein unserer lieben Freunde einleben.

Und zunächst ist ja versucht worden, in dem dem «Goetheanum»

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beigegebenen «Mitteilungsblatt» das in die Gesellschaft hineinzubringen, was dieser Gesellschaft eine einheitliche Substanz geben kann, was sozusagen einen einheitlichen Gedankenzug bringen kann, der dem Strömen des Geistigen durch die Bewegung dienen kann; was einen einheitlichen Gedankenzug möglich macht, insbesondere durch die wö­chentliche Formulierung von Leitsätzen, die sozusagen der Grundkeim sein sollen für das, was in den einzelnen Zweigen geschieht. Es ist ja merkwürdig, wie verkannt noch wird, was mit der anthroposophischen Bewegung da ist.

Ich bekam vor einiger Zeit einen Brief von einem jüngeren Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft. Dieser Brief verbreitete sich über die Eingliederung - für hier, für die Schweiz, hat das keine Bedeutung, aber ich erwähne es als Beispiel -, über die Eingliederung der Gemein­schaft für christliche Erneuerung in die Anthroposophische Gesellschaft. Ich habe nun in einem gewissen Zeitpunkt vom Goetheanum in Dornach aus betont, wie diese Gemeinschaft für christliche Erneuerung auf­zufassen ist im Verhältnis zur Anthroposophischen Gesellschaft. Ich habe dazumal betont, daß ich nicht aus der Anthroposophischen Ge­sellschaft heraus irgendwie als Begründer der Christengemeinschaft aufgefaßt werden kann, sondern daß diese Christengemeinschaft neben der Anthroposophischen Gesellschaft durch mich - ich brauchte dazu­mal den Ausdruck «als Privatmann» - gebildet worden ist. An diesen Ausdruck «Privatmann» knüpft nun dieser Brief an, nachdem gesagt wird, daß eine religiöse Erneuerung nicht durch einen Menschen ge­schehen könne, sondern einzig und allein dadurch, daß ein geistiger Impuls aus den oberen Sphären in die Erdenimpulse wieder einfließt:

Nur von göttlich-geistigen Mächten selber kann eine religiöse Erneue­rung erhofft werden. - Das ist ganz richtig. Aber eines wird dabei viel­leicht vergessen - und notwendig ist, daß dieses eine vollständig begriffen werde in der Anthroposophischen Gesellschaft. Was begriffen werden muß, ist dieses: daß die anthroposophische Bewegung als solche - und in ihr liegen auch die Quellen für die christliche Erneuerungsbe­wegung - ja nicht einem bloß menschlichen Impulse ihren Ursprung verdankt, sondern daß sie eben gerade dasjenige ist, was unter dem Einflusse und aus dem Impuls von geistig-göttlichen Mächten heraus in

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die Welt gesetzt ist. Wenn man in der Anthroposophie selber ein geistig Eingesetztes sieht, das esoterisch durch die Zivilisation fließt, dann nur wird man auch, wenn aus den Quellen der Anthroposophie etwas an­deres entsteht, die richtige Ansicht haben können, und ein solcher Einwand wie der in dem Brief kann sich nicht ergeben. Das Bewußtsein muß da sein, daß fernerhin vom Goetheanum aus die Anthroposo­phische Gesellschaft esoterisch geleitet wird.

Damit steht in Verbindung, daß ein völlig neuer Zug durch alles dasjenige geht, was nunmehr als anthroposophische Bewegung aufge­faßt wird. Deshalb ist es, daß Sie auch bemerken werden, meine lieben Freunde, wie anders seit jener Zeit gesprochen werden kann, als das vorher der Fall war. Es kommt in der Zukunft auf gar nichts weiteres an, als daß bei allen Maßnahmen der anthroposophischen Bewegung, die identisch ist mit der Anthroposophischen Gesellschaft, künftighin eben die Verantwortlichkeit vorliegt gegenüber den geistigen Mächten selber. Aber das muß richtig verstanden werden. Und so muß nament­lich aufgefaßt werden, daß schon die Überschrift «allgemeine Anthro­posophische Gesellschaft» nicht gebraucht werden darf für irgendeine Veranstaltung, ohne daß man sich mit dem Dornacher Vorstand erst verständigt; daß nicht irgend etwas, was von Dornach inauguriert wird, irgend weiter verwendet werden kann, ohne sich mit dem Dornacher Vorstand in entsprechendes Verhältnis zu setzen. Ich muß das erwähnen, weil immer solche Dinge vorgehen, daß zum Beispiel Vorträge gehalten werden unter dem Titel der allgemeinen Anthro­posophischen Gesellschaft, ohne daß in Dornach angefragt wird. Es werden Dinge, die esoterischen Grundzug haben, wie Formeln und dergleichen, verwendet, ohne das durch eine Verständigung mit dem Vorstand zu begründen, was durchaus notwendig ist, denn wir haben es mit Realitäten zu tun, nicht mit irgendwelchen Verwaltungsmaß­nahmen oder Formalien. So ist also für alle diese und ähnliche Dinge eine Verständigung zu suchen oder eine Anfrage zu richten an den Schriftführer des Dornacher Vorstandes. Wenn die Verständigung nicht vorliegt, wird die betreffende Veranstaltung als nicht von der anthro­posophischen Bewegung ausgehend angesehen. Das würde in irgend­einer Weise zutage treten müssen.

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Es ist nun so, daß alles irgend Bürokratische, formal Verwaltungsmäßige aus der Anthroposophischen Gesellschaft in Zukunft ausscheiden muß. Das Verhältnis, das besteht innerhalb der Anthroposophi­schen Gesellschaft, ist ein rein menschliches, alles auf das Menschliche abstellendes. Vielleicht darf ich auch hier erwähnen, daß dieses schon dadurch zutage tritt, daß nunmehr alle die zwölftausend Mitgliederzertifikate, die ausgestellt werden, von mir persönlich unterschrieben werden. Ich habe auch den Rat bekommen, ich solle einen Stempel machen lassen und aufdrücken. Ich tue das nicht. Es ist nur eine kleine Maßregel, aber es ist etwas anderes, wenn ich mein Auge habe ruhen lassen auf dem Namen eines Mitgliedes und dadurch das, wenn auch abstrakte, so doch immerhin persönliche Verhältnis eingetreten ist. Wenn es auch eine Äußerlichkeit ist, so soll es doch anzeigen, daß in Zukunft angestrebt wird, die Verhältnisse zu persönlichen, zu mensch­lichen zu machen. Daher mußte zum Beispiel neulich in Prag, als gefragt wurde, ob die böhmische Landesgesellschaft Mitglied werden könne der Anthroposophischen Gesellschaft, dahingehend entschieden wer­den, daß sie das nicht könne: es können nur einzelne Menschen Mit­glied der Anthroposophischen Gesellschaft werden; die können sich dann zusammenschließen zu irgendwelchen Gruppen. Aber als einzelne Menschen werden sie Mitglieder und tragen das Zertifikat als einzelne Menschen. Juristische Personen, also nichtmenschliche Persönlichkeiten, werden das nicht haben. Ebenso sind die Statuten nicht Feststellungen, sondern eine einfache Erzählung desjenigen, was der im esoterischen Sinne aufzufassende Vorstand in Dornach aus seiner Initiative heraus für die anthroposophische Bewegung tun will. Alle diese Dinge müssen in der Zukunft mit dem höchsten Ernste genommen werden; nur da­durch wird es möglich sein, in der Anthroposophischen Gesellschaft dasjenige zu schaffen, ohne dessen Schöpfung es mir unmöglich gewesen wäre, die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft selber zu übernehmen.

Nun soll auch durchaus in all unser Wirken und Schaffen durch die Weihnachtstagung ein neuer Zug kommen. Und deshalb wird in der Zukunft ganz aus dem Geistigen heraus auch gesprochen werden, ge­sprochen werden so, daß Dinge, wie sie sich zugetragen haben, durch

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dasjenige, was eben in der letzten Zeit geschehen ist, sich nicht mehr zutragen können. Sehen Sie, ein großer Teil der Feindseligkeiten ist zum Beispiel entstanden durch manches, was provozierend war in der Gesellschaft. Gewiß, dazu kommen alle möglichen unlauteren Dinge, aber in Zukunft wird man gar nicht mehr so zu den Feindseligkeiten sich stellen können wie in der Vergangenheit. Denn die Zyklen sind so, daß sie für jeden zu haben sind, daß sie vom Philosophisch-Anthropo­sophischen Verlag zu beziehen sind. Wir werden sie nicht im Buchhandel anpreisen lassen, die Freigabe ist auch nicht so aufzufassen, daß sie dem Buchhandel eingefügt werden, aber sie werden jedem zugäng­lich sein. Schon dadurch ist die Behauptung weggeschafft, daß die Anthroposophische Gesellschaft eine Geheimgesellschaft sei mit Geheim­schriften. Aber es wird in Zukunft gar manches durch die anthropo­sophische Bewegung fließen, demgegenüber man gar kein Verhältnis zu irgendeiner feindlichen Außenwelt gewinnen kann. Vieles von dem, was in die Lehren der Anthroposophischen Gesellschaft in Zukunft ein­fließen wird, wird so sein, daß es die selbstverständliche Feindseligkeit hervorrufen wird derjenigen, die draußen stehen, aber eine Feind­seligkeit, um die man sich nicht kümmern wird, weil sie eine selbstver­ständliche ist.

So möchte ich aus diesem Geiste heraus einiges zu Ihnen sprechen, möchte namentlich darüber sprechen, wie das Begreifen der geschicht­lichen Entwickelung der Menschheit ein ganz anderes Licht bekommt, wenn man Ernst macht mit der Betrachtung der Karmaverhältnisse im Weltenwerden.

Sehen Sie, ich habe bei der allerersten Versammlung, die in Berlin zur Begründung der damaligen Deutschen Sektion der Theosophischen Ge­sellschaft war, für einen Vortrag, den ich damals halten wollte, einen bestimmten Titel gewählt. Der Titel hieß «Praktische Karma-Übun­gen». Ich wollte damals dasjenige einleiten, was jetzt geschehen soll. Ich will Ernst machen mit der Betrachtung des Karma.

Dazumal waren in der Deutschen Sektion der Theosophischen Ge­sellschaft einzelne ältere Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft; die fingen an, förmlich zu beben davor, daß ich die Absicht hätte, in einer so esoterischen Weise anzufangen. Und in der Tat war keine

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Stimmung dazu da. Man konnte konstatieren, wie wenig vorbereitet die Seelen für so etwas waren. Es konnte in der Form, wie es damals beabsichtigt war, das Thema «Praktische Karma-Übungen» überhaupt nicht zur Geltung kommen. Die Verhältnisse machten es dazumal not-wendig, daß eigentlich in einer viel exoterischeren Weise gesprochen wurde, als es damals beabsichtigt war. Aber es muß einmal mit dem wirklichen Esoterischen begonnen werden, nachdem mehr als zwei Jahrzehnte vorbereitender Arbeit geschehen ist. So konnte die Weih­nachtstagung in Dornach stattfinden, wo das Esoterische in die Gesell­schaft hineinkam, und so kann eigentlich jetzt dort angeknüpft werden, wo damals beabsichtigt war, diesen esoterischen Zug in die Gesellschaft hineinzutragen.

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EINLEITENDE WORTE

ZUR OSTER-EURYTHMIEAUFFÜHRUNG FÜR MITGLIEDER

Dornach, 20. April 1924, vormittags 11 Uhr

#TX

Wir Wollen nunmehr eine eurythmische Darstellung geben, welche den­jenigen Gefühlen und Empfindungen entsprechen soll, die Sie vielleicht der ersten größeren Veranstaltung entgegenbringen, die nach der Weih­nachtstagung am Goetheanum hier stattfindet.

Das Wesentliche im inneren Verlauf unserer anthroposophischen Be­wegung muß in der Zukunft darinnen bestehen, daß sich die Dinge wirklich entwickeln. So daß nicht, wie es vorher der Fall war, der Fortgang immer wieder abbricht, daß man sozusagen nur in Stücken arbeitet, sondern es muß sich, wie es auch in einem Lebendigen ist, das Spätere aus dem Früheren heraus entwickeln. Dafür muß ein Verständ­nis aber vorhanden sein innerhalb der Mitgliederschaft. Und wir möch­ten mit der heutigen Eurythmievorstellung eben etwas geben, was in gewissem Sinne eine Fortsetzung desjenigen genannt werden kann, was mit der Weihnachtstagung inauguriert war. Deshalb mußte auch ab­getrennt werden diese Morgen-Eurythmievorstellung von demjenigen, was mit der Öffentlichkeit verbunden, an den zwei Tagen, Ostersonn­tag und Ostermontag als Eurythmievorstellungen am Nachmittag ge­geben wird. Diese heutige Eurythmievorstellung ist im eminentesten Sinne etwas in die anthroposophische Bewegung selbst Eingereihtes.

Und so sollen zunächst im Beginne die Weisheitsworte, die dazumal unsere seelisch-herzliche Grundsteinlegung für die Anthroposophische Gesellschaft begleitet haben, diese Weisheitsworte sollen heute zum erstenmal eurythmisch wirken.

Solche Dinge müssen nur immer in der rechten Art verstanden werden. Alle Dinge dieser Art sind bisher viel zu sehr im theoretischen Sinne genommen worden, viel zu sehr so genommen worden, daß man dabei nicht gesehen hat, wie es einfach etwas bedeutet, nicht bloß, daß solche Dinge, wie die Weisheitsworte, existieren, sondern daß sie als lebendige Kraft laufen durch die anthroposophische Bewegung und sie tatsächlich impulsieren. Dann aber, wenn das stattfinden soll, darf man

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nicht nur schauen auf den Inhalt solcher Worte, sondern auf die reale Tatsache, wie solche Worte durch die anthroposophische Bewegung laufen. So daß also für das Goetheanum zunächst heute der zweite Ent­wickelungsschritt ist im Wirken dieser Worte.

Das ist dasjenige, was ich heute der in die diesmaligen Veranstal­tungen besonders eingereihten Eurythmievorstellung als eine Art Be­grüßung der anthroposophischen Freunde, die heute erschienen sind, vorausschicken wollte.

#TI

EINLEITENDE WORTE ZUR

WIEDERHOLUNG DER EURYTHMIEAUFFÜHRUNG

VOM 20. APRIL 1924

Dornach, 22. April 1924

#TX

Die heutige Eurythmievorstellung ist in dem Sinne gedacht, daß die wesentlichen Veranstaltungen innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung seit der Weihnachtstagung am Goetheanum wiederum einen neuen Zug bekommen sollen. Und ein Impuls sollte gegeben wer­den, der nicht bloß ein einmal Vorübergehendes ist, sondern der sich fortsetzt und fortentwickelt. Nur dadurch werden wir ja in der anthroposophischen Bewegung vorwärtskommen, daß nicht wie bisher immer wieder und wiederum neue Ansätze gemacht werden, sondern daß dasjenige, was einmal inauguriert ist, wirklich auch seinen sachgemäßen Fortgang findet.

Deshalb werden Sie hier dasjenige sehen, was während der Weih­nachtstagung zum erstenmal vor Sie hingetreten ist. Sie werden die Worte Vernehmen, die bei der Weihnachtstagung in unsere Herzen sich senken sollten, um in diesen Herzen den Grundstein für die neuge­staltete Anthroposophische Gesellschaft zu legen. Heute werden Sie, in Eurythmie umgesetzt, diese Worte schauen, und damit wird dasjenige, was damals zu Weihnachten begonnen hat, einen Schritt weiter gebracht werden.

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Daran werden sich dann schließen eurythmische Darstellungen von Dichtungen, die ja in ganz außerordentlichem Sinne dem Osterfeste geweiht sein können. Und so soll, wie wir versuchten, bei der Weih­nachtstagung etwas zu geben, was dazumal ein Anfang war, mit solchen Dingen eine Fortsetzung gemeint sein. Und es steht zu hoffen, daß wenn immer mehr und mehr in die Herzen der lieben Freunde der Anthro­posophischen Gesellschaft das Bewußtsein von der Bedeutung, der fort-wirkenden Bedeutung der Weihnachtstagung einzieht, daß wir auf dieser Bahn weiterschreiten können, so daß tatsächlich unsere anthro­posophische Bewegung nicht bloß sein wird eine Art Pe4enschnur, bei welcher Perlen, eine nach der andern, aufgereiht sind, sondern etwas, was wächst, sprießt, sproßt, und sich im Wachsen, Sprießen und Spros­sen weiter entwickelt.

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SCHLUSSWORTE

BEI DER OSTERVERANSTALTUNG AM GOETHEANUM

Dornach, 23. April 1924

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... Wir müssen in der Zukunft mutig und kühn nach der Betrachtung der großen geistigen Verhältnisse hingehen, müssen uns hinstellen da, wo die geistigen Zusammenhänge wirklich betrachtet werden. Dazu brauchen wir vor allen Dingen Ernst, Ernst in unserem Zusammen­leben mit der anthroposophischen Sache.

Und dieser Ernst wird in die Anthroposophische Gesellschaft ein­ziehen, wenn immer mehr und mehr von denen, die in ihr etwas tun wollen, berücksichtigt werden wird, was jetzt jede Woche hinausgeht in die Kreise aller unserer Anthroposophen, was die dem «Goetheanum» beigelegten «Mitteilungen» enthalten. Die schildern ja, wie man sich im Sinne der Weihnachtstagung Vorstellen möchte, daß in den Zweigen, in den Mitgliederversammlungen gearbeitet, gelehrt, getan werde, und die bringen auch dasjenige zur Darstellung, was geschieht. Sie heißen ja: «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht.» Und diese

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Mitteilungen wollen ein gemeinsames Denken über die ganze Anthroposophische Gesellschaft ausgießen, eine gemeinsame Atmosphäre über die Tausende von Anthroposophen hinwehen. Wenn man in einer sol­chen gemeinsamen Atmosphäre leben wird, wenn man verstehen wird, was das heißt, daß die «Leitsätze» Gedankenanreger sein sollen, und wenn man versteht, daß dadurch in der Tat real, konkret das Goethe­anum in den Mittelpunkt gestellt werden soll durch die Initiative des esoterischen Vorstandes - das ist ja von mir immer wieder zu betonen, daß wir es jetzt mit einem Vorstand zu tun haben, der sein Wirken als ein Inaugurieren von Esoterischem auffaßt -, wenn wir das richtig ver­stehen werden, dann wird schon das, was nun durch die anthropo­sophische Bewegung fließen soll, in der richtigen Weise durch sie weiter-getragen werden. Denn anthroposophische Bewegung und Anthropo­sophische Gesellschaft müssen eins werden. Die Anthroposophische Gesellschaft muß ganz und gar die anthroposophische Sache zu der ihrigen machen.

Und man kann schon sagen: Wenn nun dieses Gemeinsame da sein soll, was als gemeinsames Denken wirkt, dann kann das imstande sein, auch wirklich geistig umfassende und umspannende Erkenntnisse zu tragen. Dann aber wird in der Anthroposophischen Gesellschaft eine Kraft leben, die eigentlich in ihr leben sollte, weil die neuere Zivili­sationsentwickelung, wenn sie nicht vollständig dem Niedergang ver­fallen will, einen mächtigen Aufschwung braucht.

Erscheine es immerhin paradox, was gesagt werden muß über auf­einanderfolgende Erdenleben von dem oder jenem, wer genauer zusieht, wer hinsieht bis auf die Schritte, die die Menschen machen, von denen in bezug auf solche wiederholte Erdenleben gesprochen wird, der wird schon sehen, wie real begründet es ist, was in dieser Beziehung vorge­bracht wird, und wie man in die Wirklichkeit des Webens und Lebens von Göttern und Menschen hineinschauen kann, wenn man versucht, in dieser Weise die Geisteskräfte mit einem geistigen Blicke zu um­spannen.

Das, meine lieben Freunde, möchte ich auf Ihre Seele legen, möchte ich in Ihr Herz versenken und möchte, daß Sie es als eine Empfindung mitnehmen auch von dieser Ostertagung hier. Dann wird diese Ostertagung

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etwas wie eine Auffrischung der Weihnachtstagung werden. Wenn diese Weihnachtstagung in der richtigen Weise wirken soll, so muß sie immer wiederum, als ob sie gegenwärtig wäre, aufgefrischt werden durch alles das, was sich aus ihr herausentwickelt.

Möge sich vieles aus dieser Weihnachtstagung in immer weiterer Erneuerung herausentwickeln. Und möge es sich vor allem herausent-wickeln durch richtige, herzhafte, im Leben mit der Vertretung der anthroposophischen Sache stehende mutige Seelen, mutige Anthropo­sophen-Seelen. Wenn immer mehr und mehr durch unsere Veranstal­tungen der Mut in den Seelen, in den Herzen unserer anthroposophi­schen Freunde wächst, dann wird endlich auch das heranwachsen, was man in der Anthroposophischen Gesellschaft - als dem Leib - braucht für die anthroposophische Seele: ein mutiges Hineintragen desjenigen in die Welt, was aus den Offenbarungen des Geistes im angebrochenen lichten Zeitalter, das auf den Ablauf des Kali Yuga folgt, für die weitere Entwickelung der Menschen notwendig ist. Fühlt man sich in diesem Bewußtsein, so wird man aus ihm heraus auch mutig wirken. Und möge jede unserer Veranstaltungen eine Energisierung eines solchen Mutes sein. Möge sie es sein dadurch, daß wir wirklich im Ernste auf­zufassen vermögen, was paradox, töricht denjenigen erscheint, die heute vielfach noch den Ton angeben. Aber was in einer Zeit den Ton ange­geben hat, das wurde vielfach bald ersetzt durch das, was unterdrückt war. Möge aus einer Anerkenntnis der Geschichte, verbunden mit dem Fortwirken der menschlichen Leben, eben der Mut des anthroposophi­schen Wirkens sich ergeben, der notwendig ist für den weiteren Fort­schritt der Menschheitszivilisation.

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Nachrichtenblatt, 27. April 1924

An die Mitglieder!

EINE PÄDAGOGISCHE VERANSTALTUNG IN BERN

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Mit großer Befriedigung sehe ich zurück auf die Veranstaltung, die auf Wunsch Von Berner Lehrern und Lehrerinnen in der Zeit vom 13. bis 17. April in Bern stattgefunden hat. Im Verein mit einigen Lehrkräften der Stuttgarter Waldorfschule durfte ich im Sinne der aus anthropo­sophischer Menschen-Erkenntnis hervorgehenden pädagogischen Kunst wirken. Mein Thema war: «Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen». - Fräulein Emma Ramser eröffnete am Sonntag, dem 13. April abends, die Veranstaltungen, die im Groß ratssaale statt-fanden, mit herzlichen Worten, die in schöner Art auf die Aufgaben hinwiesen, welche aus dem Gesichtspunkte der Anthroposophie heraus der Erziehungskunst erwachsen. Die Wärme, die von diesen Worten ausging, bedeutete für die Arbeit der folgenden Tage einen schönen Anfang.

Mir war es ein lieber Gedanke, an der Stätte, von der aus ich durch eine lange Reihe von Jahren oft über Anthroposophie sprechen durfte, nun auch die Grundlagen unserer pädagogischen Bestrebungen ausein­andersetzen zu dürfen. Und die Vorstände der Anthroposophischen Gesellschaft sowie der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz dürfen befriedigt sein über das Gelingen des von ihnen mit dieser Ver­anstaltung Beabsichtigten. Den großen Bemühungen unserer Berner Freunde Verdanken wir dieses.

Es war mein Bestreben, in den Vorträgen, die ich halten durfte, zu zeigen, wie das kindliche Menschenwesen selbst in den drei ersten Epochen seiner Entwickelung der Erziehung und dem Unterrichte ihre Aufgaben stellt. Immer wieder muß man bei solchen Gelegenheiten betonen, daß es durchaus den Vertretern der anthroposophischen Sache ferne liegt, in die Schule Anthroposophie als ein Bekenntnis hineinzu­tragen. Es kann sich nur darum handeln, die Menschen-Erkenntnis, die durch Anthroposophie zu gewinnen ist, zur Voraussetzung des Methodischen

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und Didaktischen zu machen. Alles sektiererische Wirken wird dabei ganz ausgeschlossen. Das Allgemein-Menschliche kommt allein in Betracht. In welchem Zusammenhange eine Schule auch steht, in der Art, wie das Erziehen und Unterrichten gestaltet wird, kann die Grund­lage, auf der wir aufbauen, zur Geltung kommen. Es wird eben ein-fach gefragt: wie entfaltet sich der Mensch in seinen ersten Lebens-epochen; und was kann man für die Gestaltung des Erziehens und Unterrichtens von dem Wesen dieser Entfaltung selbst ablesen? In diesem von anthroposophischem Geiste getragenen Ablesen entwickelt sich eine Pädagogik, die in dem Lehrenden und Erziehenden nicht bloß eine intellektuelle Richtschnur seines Handelns, sondern das seelische Lebens-blut seines ganzen Menschen werden kann, so daß dieser ganze Mensch sich im erzieherischen Wirken darzuleben in der Lage ist. Das in kla­rem Anschauen der Menschennatur entwickelte pädagogische Erkennen wird kindliebende Hingabe des Erziehergemütes, wird sachgemäße Lenkung des erzieherischen Wollens. In der Art, wie anthroposophische Pädagogik den Erzieher-Enthusiasmus in der Seele des Erziehenden aufleben läßt, so daß in ganz selbstverständlicher Weise das Wissen vom Erziehen zum Können wird, das von der Liebe im Wirken ge­tragen ist: darinnen liegt, was gesucht wird. Und eine pädagogische Kunst, die in dieser Richtung zu wirken beabsichtigt, darf den Mut haben, ihre Grundlagen zu vertreten in einem Lande, in dem Pesta­lozzi so Segensreiches für die Erziehung des Menschenwesens getan hat. Die schöne Teilnahme der Zuhörerschaft ist ein Beweis dafür, daß dem Gewollten, wenn auch noch von einem kleinen Kreis, so doch von die­sem echtes Verständnis entgegengebracht wird. Daß auch Nicht-Lehrer bei der Veranstaltung erschienen sind, zeigt, wie die Sache als etwas empfunden wird, das in rder Richtung eines allgemeinen menschlichen Bedürfnisses liegt. Und die Mitglieder der Anthroposophischen Gesell­schaft, die in so erfreulicher Weise anwesend waren, haben gezeigt, was aus den Bestrebungen, die aus Anthroposophie hervorgehen, werden kann, wenn sie von der hingebungsvollen Liebe unserer Mitgliederschaft getragen werden.

Am Montag nachmittag fand eine «Vorführung pädagogischer Eu­rythmie» durch die Schülerinnen der Fortbildungsschule am Goetheanum

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im Schänzlitheater statt. Es war die Aufgabe dieser Vorführung, darzulegen, wie die Eurythmie als erzieherisches Mittel durch die Offenbarung einer Bewegungskunst wirken kann, die aus der ganzen menschlichen Wesenheit herausgeholt ist. Man konnte eine ungeteilte Freude an der Aufnahme haben, die dieser Vorführung zuteil geworden ist.

Fräulein Dr. von Heydebrand sprach am Dienstag über die «Erzie­hung jüngerer Kinder» in ihrer von gründlicher Einsicht und edler Kindesliebe getragenen Art. Diese Lehrkraft der Waldorfschule hat reiche Erfahrungen durch mehrere Jahre im Erziehen und Unterrichten älterer Kinder gesammelt; sie hat dann ihr Wirken bei diesem ver­tauscht mit dem bei eben in die Schule aufgenommenen. Dadurch hat sie sich den Blick für eine feinsinnige Beobachtung des dem Pädagogen Notwendigen angeeignet. Was auf diesem Wege gewonnen werden kann, sprach in eindringlicher Art aus dem, was sie darlegte.

Dr. Stein von der Stuttgarter Waldorfschule sprach in seiner herz-haften Weise über die Stellung der Geschichte im Dasein des Menschen und im Kulturleben. Seine Absicht war, zu zeigen, wie der Ausblick auf die Impulse des geschichtlichen Lebens der Pädagogik ihre wir­kungverheißende Kraft geben kann.

Andere Verpflichtungen verhinderten mich zu meinem großen Be-dauern, dem Vortrage Dr. von Baravalles über «Belebungskräfte für den Elementarunterricht in den Naturwissenschaften» beizuwohnen.

Der Beschluß der ganzen Veranstaltung wurde mit einem Vortrage Dr. Koliskos von der Waidorfschule über «Pädagogik und Medizin» gegeben. In einer umsichtig-sachgemäßen Art versuchte Dr. Kolisko zu zeigen, wie die Behandlung des Kindes in physischer Beziehung geleitet werden kann, wenn Menschen-Erkenntnis auf Leib, Seele und Geist zugleich geht. Er stellte dar, wie eine solche Behandlung von medizi­nischen Gesichtspunkten aus sich in die pädagogische Kunst einfügen kann.

Die zwischen den Vorträgen veranstalteten Diskussionen konnten ein befriedigenrdes Bild davon geben, daß ein recht orientiertes Ver­ständnis der Teilnehmerschaft die geistige Atmosphäre abgab, in der diese Veranstaltung ihre Arbeit vollzogen hat.

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DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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Es konnten innerhalb der pädagogischen Veranstaltung in Bern sowohl ein Mitgliedervortrag wie auch eine Klassenstunde der allgemein päd­agogischen Sektion der Freien Hochschule abgehalten werden. Und auch während des anthroposophischen Kurses, der in der Osterwoche am Goetheanum stattfand, wurden die Mitglieder der ersten Klasse zu zwei solchen Klassenstunden vereinigt. Von der medizinischen Sektion wurden anschließend an diesen Kurs zwei Vortragsreihen veranstaltet, die eine für jüngere Mediziner und Medizin-Studierende, die andere für praktizierende Ärzte. Über deren Verlauf - wir stehen noch mitten in diesen Veranstaltungen darinnen - wird noch weiter zu berichten sein. Schon jetzt aber darf eine tiefe Befriedigung darüber ausgespro­chen werden, wie stark sich bei den Teilnehmern das Bedürfnis zeigt, die Fachbildung mit einer geistgemäßen Anschauung von dem ganzen Menschenwesen und die Heilkunst mit einem geistgetragenen, von wahrem Menschenverständnis durchzogenen Heilwillen zu befruchten.

In einer Eurythmieaufführung für die Mitglieder der Anthroposo­phischen Gesellschaft wollten wir zeigen, wie die Impulse, die in der Weihnachtstagung am Goetheanum gelegen haben, sich mit einer ge­wissen Notwendigkeit weiter entwickeln können. Der neue Zug, der mit dieser Tagung in die anthroposophische Arbeit hat einziehen wol­len, muß sich ja auch dadurch zur Geltung bringen, daß in unseren Veranstaltungen nicht bloß lebt, was dem Augenblicke entsprungen sein kann, sondern daß früher Erarbeitetes sich in folgenden Veran­staltungen weiter entfaltet. Die Spruchworte, mit denen bei der Weih­nachtstagung der geistige Grundstein in die Herzen der Mitgliederschaft der Anthroposophischen Gesellschaft gelegt worden ist, erstanden in eurythmischer Kunstdarstellung bei dieser Ostertagung wieder. In Ver­bindung mit ihnen wurden geistgetragene, gemütinnige, seelenwarme Dichtungen Albert Steffens eurythmisiert, die eine Weihestimmung über rdiese Tagung ausgossen. Weiteres rankte sich, der Osterstimmung Rechnung tragend, um diesen Inhalt der eurythmischen Vorführung. Wir hatten so eine Osterfeier, in die unsere für die Gesellschaft beden­tungsvolle Weihnachtstagung voll hineintönte.

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Trotz der Schwierigkeiten, die sich durch die Zeitverhältnisse ftir viele Mitglieder ergeben, war unsere Ostertagung stark besucht. Die nicht gerade bequeme Art, in der die Zuhörer an den Veranstaltungen durch unsere so mangelhaften Räume teilnehmen müssen, löst wohl den Wunsch aus, daß uns das Schicksal bald gönnen möge, wieder ein Goetheanum an der Stätte desjenigen, das uns genommen worden ist, zu haben.

Dornach, 3. Mai 1924, Ausführung gen über die Weihngachtstagung (siehe Beilage S. 17)

#TI

Nachrichtenblatt, 4. Mai 1924

An die Mitglieder!

DIE OSTERVERANSTALTUNG AM GOETHEANUM

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An die Veranstaltung in Bern schloß sich unmittelbar diejenige, die am Goetheanum selbst stattfand. Mein Thema war: Das Osterfest, ein Stück Mysteriengeschichte. Ich versuchte zu zeigen, wie die Wurzeln des Osterfestes in den Mysterien liegen. Wie, durch die Mysterien veran­laßt, in alten Zeiten Feste gefeiert wurden, bei denen das Bildnis des Gottes der Lebenskraft und der Schönheit unter Traueräußerungen in das Meer - oder in anderer Art - versenkt und nach ungefähr drei Tagen wieder an das Tageslicht, unter Freudenstimmung, gezogen wurde. Solche Feste stellten nicht etwas abseits vom Menschenwesen Liegendes im Sinnbild dar, sondern sie brachten vor den Teilnehmern die Tatsache zur Darstellung, daß der Mensch, nachdem er durch die Pforte des Todes gegangen ist, nach wenigen Tagen ein neues - geisti­ges - Leben beginnt. Es war die Kultuszeremonie dazu bestimmt, dem Menschen vor das sinnliche Auge zu stellen, was er übersinnlich un­mittelbar nach detn Tode erlebt. In den ältesten Zeiten hatte dieses Dargestellte noch nicht einen Bezug auf die wiedererwachende Natur im Frühling. Es war lediglich etwas dargestellt, was der Mensch als über die Natur hinausragendes Wesen erlebt.

Erst später, als die in einem älteren instinktiven geistigen Schauen

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vorhandenen Vorstellungen verblaßt waren, vollzog sich die Anleh­nung an das Naturgeschehen. Man sah in die materiellen Vorgänge, die sich in dem Auferstehen des Lebens im Frühling abspielen, um in ihnen Bilder zu haben für die Auferstehung des geistigen Menschen nach dem physischen Tode.

Durch das Mysterium von Golgatha ist geschichtliches Ereignis geworden, was vorher nur im Bilde vor der menschlichen Wahrneh­mung gezeigt werden konnte. Mit diesem Bilde ist der Blick der Men­schen in den Kosmos, also in den Raum gelenkt worden. Und hinter dieser Hinlenkung standen die Erlebnisse der Initiierten in den Myste­rien. Diese machten durch an geistigen Übungen, was ihre Seele befä­higte, in die geistige Welt zu schauen. In diejenige geistige Welt, für die Sterne und Sternbewegungen die äußere Offenbarung sind. Da wurden sie gewahr, wie die Gestaltung derjenigen Wesenheit im Menschen, die dieser mit der Geburt - oder Empfängnis - in das phy­sische Erdendasein trägt, unter dem Einflusse der Kräfte steht, die den geistigen Teil des Mondes bilden. Aber sie erkrannten auch, wie der geistige Teil der Sonne während des Erdenlebens so in den Menschen eingreift, rdaß dieser das in der Geburt Gestaltete umwandeln kann. Sie fühlten rsich durch ihre Initiation mit rder Seele auf die Sonne versetzt.

Was sie so durch dieses Versetzen auf die Sonne gewannen, das konnten die Menschen seit dem Mysterium von Golgatha durch die Hinlenkung des Seelenblickes auf dieses Mysterium gewinnen. Vorher wurde dieser Blick in den räumlichen Kosmos gelenkt; seit der Begrün­dung des Christentums tritt die Zeit an die Stelle des Raumes. Der Seelenblick kann hingelenkt werden auf dasjenige, was auf Golgatha geschehen ist. Was man vorher außerhalb der Erde suchen mußte, konnte man nun im Erdgeschehen selbst finden. Die alten Mysterien verlieren ihren Sonnenglanz vor dem strahlenden Gestirn von Golga­tha. Sie finden in demselben ihre Erfüllung.

In das weltgeschichtliche Schicksal der alten Mysterien schauen, heißt dem Osterfeste, das für den gegenwärtigen Menschen deren Untergang und neuen Aufgang darstellen kann, den Sinn des Osterfestes vertiefen. Indem die Anthroposophie diese Vertiefung anstrebt, wird sie selbst von dem Gedanken der Auferstehung durchdrungen, ist sie eine Botschaft

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von dieser Auferstehung. Als solche wird sie aus einer Ideensache zu einer Herzenssache. So wollte die Oster-Veranstaltung des Goethe­anums den Impuls der Weihnachtstagung zur weiteren Entwickelung bringen.

Wir hatten die große Befriedigung, daß trotz der Ungunst der Zeit-verhältnisse diese Veranstaltung zahlreiche Mitglieder der Gesellschaft am Goetheanum vereinigen konnte. Möge sich daran die weitere Be­friedigung schließen, die davon wird kommen können, daß die Besucher unserer Osterfeier das am Goetheanum damit Gewollte in die heimat­lichen Zweige der Anthroposophischen Gesellschaft tragen. Es wird dadurch der einheitliche Geist in die Gesellschaft kommen, den diese braucht und den die Weihnachtstagung in den Herzen der Mitglieder anregen wollte.

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DIE FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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In dem wegen der Unmöglichkeit für die Teilnehmer, länger am Goetheanum zu bleiben, leider nur kurzen Kurse für praktizierende Ärzte konnte unter anderem die wichtige Frage nach dem Verhältnisse der Diagnose zu den therapeutischen Maßregeln im Sinne einer wirk­lich rationellen Medizin behandelt und an zwei Krankengeschichten aus dem unter der Leitung von Dr. med. I. Wegman stehenden Klinisch-therapeutischen Institut erläutert werden. Es konnte anschaulich wer­den, wie eine solche rationelle Medizin nur möglich ist, wenn man Ernst macht mit der Anschauung, daß die physische Menschenorganisa­tion von dem seelisch-geistigen Menschenwesen gestaltet und durch­drungen ist, und demgemäß darnach strebt, auch die einzelnen Organe nicht nur als physische Bildungen, sondern als geistige Kraftgestaltungen zu erkennen.

In dem Kursus für jüngere Mediziner und Medizin-Studierende wurde diesmal die innere Entwickelung des Arztes besonders ins Auge gefaßt. Man kann, wenn man die entsprechenden geistigen Fähigkeiten ausbildet, dazu kommen, in der Anschauung unmittelbar das Wesen des kranken Menschen und dasjenige der Heilmethoden als ein Ganzes

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zu verbinden. Dadurch aber entwickelt sich der Heil-Wille als die besondere Seelenstimmung die der Arzt braucht. So wie in diesem Kurse die Entwickelung dieses Heil-Willens dargestellt Worden ist, erscheint derselbe nicht als eine abgesonderte -abstrakte - menschliche Fähigkeit, sondern er tritt immer, ganz individualisiert, entsprechen der sachgemäßen Anschauung der Krankheit auf; er identifiziert sich mit dein Wissen vom Heilen in dem individuellen Fall. So wird durch Anthroposophie in das medizinische Konnen nicht ein mystisches Nebel gebilde hineingetragen, sondern das Gegenteil ein exaktes Erfassen der Krankheit und ein daraus hervorgehendes exaktes therapeutisches Handeln. Die Innigkeit, mit der von den Teilnehmern das hier Gewollte ergriffen worden ist, wird eine Gewahr dafur bieten daß von emigen Menschen in der nächsten Zeit wirklich fur die Heilkunst die Vertiefung und Erweiterung gesucht werden, die so sehr notwendig sind.

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Nachrichtenblatt, 11. Mai 1924

An die Mitglieder!

TOTENFEIERN

I.

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Von dem Hinscheiden treuer Mitarbeiter der anthroposophischen Be­wegung mußte ich am 3. Mai am Goetheanum sprechen. Frau Ferreri, die langjährige Leiterin des Zweiges in Mailand ist vor kurzem gestor­ben. Ihre Seele war ganz hingegeben den Geist-Erkenntnissen, die durch die Anthroposophie an den Menschen herantreten. Mit einer vollkom-menen, empfindenden Sicherheit lebte ihr allem Edlen zugewandtes Innere in den Wahrheiten dieser Erkenntnis. Oft durften wir Frau Ferreri als eine liebe Besucherin an den Orten sehen, an denen anthro-posophische veranstaltungen waren. Das Goetheanum konnte bei allen wichtigeren Gelegenheiten Frau Ferreri als Teilnehmerin an solchen Veranstaltungen begrüßen. Für alles, was innerhalb der Bewegung

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opfervoller Hingabe bedurfte, war sie mit vollem Herzen dabei. Vieles hat nur geschehen können, weil sie diesen schönen Opfersinn entfaltete. Seit langem war sie leidend; doch die Bürde der Krankheit ihres physi­schen Leibes hemmte nicht den Aufschwung ihres Geistes. Das Leiden, das sie aus dem physischen Dasein hinwegführte, veranlaßte rsie an die Leiterin des Klinisch-Therapeutischen Institutes, Frau Dr. Ita Wegman, wenige Tage vor ihrem Hinscheiden die Worte gelangen zu lassen: sie müsse in dieses Institut kommen, denn nur da, in dem Umkreis des Goetheanums, könne sie die Kraft zur Erholung wieder finden. Sie konnte die Reise nicht mehr machen. - In der Goethezeit nannte man Menschen, die in ihrem Leben das Geistige in unmittelbarer Gemüts-offenbarung auf edle Art darstellten, «schöne Seelen». Frau Ferreri darf in diesem Sinne als eine «schöne Seele» bezeichnet werden. Für die anthroposophische Lebensansicht hat sie in ihrem stillen, treuen Wirken unbegrenzt viel getan. Die Arbeit in Mailand war ganz von ihrem Wirken beseelt. Der Zweig in Honolulu war ihr Werk, und er fand an ihr die liebevollste Pflegerin. Frau Ferreri wird in der anthroposophi­schen Bewegurng fortleben als Seele, die rsich in vorbildlicher Art mit ihr verbunden hat.

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II.

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Am i. Mai hat uns der Tod die treue Mitarbeiterin am Goetheanum und innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft Edith Maryon aus der physischen Welt hinweggenommen. Ein seit Jahren in restlosem Opfersinn mit uns arbeitender Mensch ist uns in der Dahingegangenen für das physische Dasein entrissen.

Vor mehr als zehn Jahren kam Edith Maryon zu uns. Sie kam als eine Persönlichkeit, die schon in esoterischem Streben mit voller Seele darin stand. Ihr inneres Leben war ganz erfüllt von diesem Streben. In der anthroposophischen Bewegung suchte sie die weitere Entfaltung dieses Strebens. Mit entschiedener innerer Sicherheit verband sie sich mit dieser Bewegung. Sie versicherte später öfters, daß sie ihren Beitritt wie einen selbstverständlichen Schritt auf ihrem Lebenswege empfand.

Als wir das Goetheanum zu bauen begannen, war sie eine der ersten

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persönlichkeiten, die ihre Kraft diesem Werke in liebevollster Hingabe schenkten. - Sie war Bildhauerin. Eine in ihrer Art vollendete Künst­lerin, die manches geleistet hatte, was Erfolg gehabt hat. Geistige Inhalte in gemessen-schönen Formen zum Ausdruck zu bringen, war ihr besonderes Feld. rDas Technische ihrer Kunst beherrschte sie in vollendeter Weise.

Sie stellte dieses künstlerische Wirken ganz in den Dienst des Goethe­anums. In der Arbeit für dieses ist sie in ihrem letzten Lebensjahrzehnt ganz aufgegangen. Sie verstand den Sinn, in dem dieses Aufgehen allein möglich ist. Die künstlerirschen Impulse, die durch das Goetheanum gegeben werden sollen, können nur wirken, wenn ihnen kein künst­lerischer Selbstsinn derer gegenübersteht, die mit echtem Können an die Arbeit gehen. Maryon machte diesen Selbstsinn niemals geltend Ich mußte die Impulse, die von anthroposophischer Art ausgehen, in die Arbeit strömen lassen. Dabei ist es oft schwierig, über Widersprüche hjnwegzukommen, die sich ergeben, wenn das künstlerisch Gewohnte und das neu Gewollte zusammenstoßen. Mit Maryon konnte ich bild­hauerisch zusammenarbeiten, ohne daß dieses Zusammenstoßen etwas bedeutete. Denn über allem was sich an künstlerischen Meinungen ergeben konnte, stand vor ihr' die frei empfundene Notwendigkeit, daß die Arbeit zustande kommen müsse. Und getragen von einer solchen Empfindung ließ Maryon alles ihr künstlerisch Gewohnte in die neuen Impulse in stiller, energischer Art einströmen.

Mein Zusammenarbeiten mit ihr auf dem Gebiete der bildenden Kunst ward von eineln deutlichen karmischen Symptom eingeleitet. Ich arbeitete, als die plastische Mittelpunktsgruppe für das Goetheanum noch im Anfange ihres Werdens war, in dem vorderen Bildhaueratelier mit ihr auf dem Gerüste das um das große Plastilin-Modell er4chtet war. Ich glitt durch einen Spalt im Gerüst in die Tiefe und hätte auf einen spitzen Pfeiler auffallen müssen, wenn Maryon meinen Fall nicht aufgefangen hätte. Wenn ich in den folgenden Jahren noch etwas leisten konnte für die anthroposophische Sache, so ist es, weil Maryon mich damals vor einer schweren Verletzung bewahrt hat.

Durchseelt war das künstlerische Wirken Maryons von ihretn Suchen nach der geistigen Entfaltung der Seele. Die esoterische Vertiefung war

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das selbstverständliche Lebenselement dieser Seele. Ernst in dieser Vertiefung war die Signatur ihres Inneren. Und sie stand vor mancher bedeutsamen Erfahrung auf dem Geistgebiet.

Dieser Ernst drückte sich auch in ihrem Äußeren aus. Ihr ganzes Wesen offenbarte einen Menschen, der von der Freude im Leben nicht verwöhnt, von manchem aber im Schicksaislauf schwer geprüft worden ist.

Zwei Eigenschaften waren Edith Maryon eigen, die ihr ganzes Wesen durchzogen. Eine Zuverlässigkeit im Reden und Arbeiten, die dem mit ihr Zusammenwirkenden das Gefühl voller Sicherheit gab; und ein praktischer Sinn, der im Arbeiten überall anzugreifen geneigt war, und dem das Vorgenommene gelingt, weil er die innere Breweglichkeit des Schaffens entfaltet. Für manchen Idealisten, dessen Absichten vor der Wirklichkeit stocken, könnte Maryons Art vorbildlich sein, deren schöner Idealismus stets den Widerstand der Wirklichkeit rhesiegte, weil bei ihr das Wünschen stets als Wollen sich erbildete.

Maryons Arbeit blieb nicht im Künstlerischen begrenzt. Sie wirkte in ihrer stillen Art an vielen Stellen der anthroposophischen Arbeit mit. Ihrem Wirken ist es zuzuschreiben, daß durch ihre Freundin, Prof. Mackenzie, zu Weihnacht 1921 sich eine größere Anzahl Lehrer und Lehrerinnen aus England am Goetheanum einfanden, denen ich eine Reihe pädagogischer Vorträge halten durfte. Und in der Fortsetzung dieses ihres Wirkens liegen die Vorträge und eurythmischen Auffüh­rungen, die in Stratford und in Oxford stattfinden konnten. Von ihr gingen die Anregungen aus, die dazu führten, die eurythmischen Be­wegungsformen in bemalten Holzfiguren festzuhalten. Sie hat mit eigener Hand bis in die Zeit ihres Krankenlagers hinein diese Figuren gearbeitet.

Die Brandnacht, die uns das Goetheanum genommen hat, legte in ihren durch vorangegangene Krankheiten geschwächten Körper den Keim, der zu dem mehr als ein Jahr währenden Leiden sich entwickelte. Ende Januar 1923 ward Maryon auf das Krankenlager geworfen; nur in ganz kurzen Unterbrechungen im vorigen Sommer konnte sie das-selbe verlassen; seit dem Herbste 1923 nicht mehr. Sie hat, insbesondere in der letzten Zeit, Unsägliches gelitten. Die innere Energie ihres Lebens

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im Geiste verblieb ihr ung schwächt auch auf dem Krankenlager. Sie hat auch so in regster Weise an allem teilgenommen, was am Goethe­anum vorging. Der geistige Inhalt der Weihnachtstagung und der Klassenstunden der Freien Hochschule des Goetheanums, die ihr ge­bracht werden konnten, bildeten auf dem Hintergrunde des schweren Leidens den Inhalt ihrer letzten Erden-Lebenswochen. Auf der Weih-nachtstagung wurde sie zur Leitung der Sektion für bildende Kunst am Goetheanum bestimmt Viele Gedanken wendete sie bis in ihre letzten Tage hinein dem Ziele zu, wie diese Sektion einmal in rechter Art zur Wirksamkeit kommen solle

In bewundernswerter Sanftmut hat Maryon ihr schweres Leiden ertragen. In der Nacht vom I zum 2. Mai ist sie an der Seite der be­freundeten, sie treu pflegenden Ärztin Dr. Ita Wegman in der vollsten Gedankenklarheit durch die Pforte des Todes in die geistige Welt ge-führt worden.

Die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft blicken der Dahingegangenen in vollster Dankbarkeit nach. Maryons Wirken für diese Gesellschaft wird stets als ein ernst-hingebungsvolles empfunden werden.

Nachrichtenblatt, 8. Juni 1924 An die Mitglieder! DIE STELLUNG DER EURYTHMIE IN DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

#G260a-1987-SE232 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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Nachrichtenblatt, 8. Juni 1924

An die Mitglieder!

DIE STELLUNG DER EURYTHMIE

IN DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

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In der Zeit von Mitte Mai bis Mitte Juni absolviert Frau Marje Steiner mit den Eurvthmisten des Goetheanums eine Eurythmiereise durdi die Städte Ulm, Nürnberg, Eisenadi, Erfurt, Naumburg, Hildesheim, Hannover, Halle, Breslau. Die Nachrichten, die idi hierher ins Goethe­anum von dieser Reise erhalte, sprechen von einem tiefgehenden Inter­esse, das eine verhältnismäßig große Zuschauerschaft an der aus der anthroposophischen Bewegung hervorgegangenen Kunst nimmt. Daß da und dort ein paar Radaumacher Mißklänge in die so befriedigende Aufnahme hineinbringen, kann den nicht befremden, der weiß, gegen welche Widerstände auf allen Lebensgebieten stets dasjenige zu kämp­fen hat, das dem Gewohnten als etwas Neues entgegentritt.

Von der Anthroposophischen Gesellschaft möchte man erwarten, daß sie den Bestrebungen, die in der eurythmischen Kunst wirken, volle Teilnahme entgegenbringt. Denn nur in einer solchen Teilnahme kann die Wärme unterhalten werden, die für diejenigen notwendig ist, die sich solchen Bestrebungen widmen.

Man weiß nicht überall innerhalb der Anthroposophischen Gesell­schaft, auf welchen Grundlagen sich solche Bestrebungen aufbauen. Am Goetheanum wird, unter der Leitung von Marie Steiner, in den Zeiten, in denen die Eurythmisten nicht auf Reisen sind, unausgesetzt gear­beitet, um die Vorübungen für die Vorstellungen zu absolvieren. Bei diesen Arbeiten ist eine große Hingabe aller derer unerläßlich, die daran beteiligt sind. Und es ist von außen nicht immer ersichtlich, wie mühevoll es ist, für Künstlerisches ermüdende Reisen von Stadt zu Stadt zu machen, wie aufreibend, die künstlerische Stimmung zu ent­falten innerhalb der ermüdenden Reisen. Um unter den nun einmal gegebenen Verhältnissen mit solchen Bestrebungen durdizukommen, ist eben viel Hingabe und eine reine Begeisterung für die Sache notwendig.

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Die Eurythmie als Kunst ist eine Frucht der in der anthroposophi-schen Bewegung wirkenden geistigen Impulse. Was in der menschlichen Organisation als Seele und Geist lebt, kommt durch sie zur wahrnehm­baren Offenbarung. Ihre Wirkung bei den Zuschauern beruht auf der Emplindung, (,aß in den äußerlich sichtbaren Bewegungen von Men­schen und Menschengruppen Seele und Geist sich in unmittelbarer Anschauung entfaltet. Man hat gewissermaßen das Menschen-Seelen-wesen vor Augen.

Und in dieses augenfällige Offenbaren des Menschen-Seelenwesens tönen die rezitatorische und die musikalische Kunst hinein. Man kann sagen, die rezitatorische Kunst erlebt an den eurythmischen Bestrebun­gen die Bedingungen ihres Wesens. Sie ist ja zunächst an das Wort gebunden. Aber das Wort unterliegt leicht der Versuchung, vom Künstlerischen abzuirren. Es will Ausdrudt des Verstandes- und Gefühls-Inhaltes sein. Künstlerisch wirksam kann aber nur die Gestal­tung dieses Inhaltes sein. Wenn nun die Rezitation an die Seite der eurythmischen Bewegungskunst tritt, muß sie ihren gestaltenden Charakter in aller Reinheit entfalten. Sie muß zur Offenbarung brin­gen, was durch die Sprache bildnerisch und musikalisch wirken kann. Es war daher für die Eurvthmie die Entwickelung der rezitatorischen Kunst in der Art notwendig, wie sie durch die Hingabe Marie Steiners für diesen Teil der anthroposophischen Bewegung ermöglicht worden ist. Man sollte innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft verfol­gen, was seit dem Zeitpunkte, da 1914 in Berlin Marie Steiner mit einigen Eurvthmistinnen die Arbeit begann, entstanden ist. Eurythmie konnte sich als sichtbare Sprachkunst nur entfalten an der Seite der künstlerisch erfaßten, hörbaren Sprachkunst. Nur wer die künstlerische Erfassung dessen, was im hörbaren Wort liegt, hat, kann den rechten Sinn dafür entfalten, wie sich das Hörbare in der Eurythinie zum Sichtbaren umgestaltet. Vor der Öffentlichkeit kann ja nur von Inter-esse sein, was zuletzt an künstlerischetn Werte zutage tritt. Bei den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft kommt die intime Anteilnahme an dem Werden einer solchen Bestrebung in Betracht. Denn diese ist ein Teil des anthroposophischen Lebens.

In einer solchen Anteilnahme wird sich edelstes Menschentum entwickeln

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können. Und in dessen Entwickelung liegt doch eine der vor­nehmsten Aufgaben der Anthroposophischen Gesellschaft.

Unsere Musiker, die ihre künstlerischen Begabungen in den Dienst der Eurythmie stellen, bringen, nach meiner Überzeugung, durch die Art, wie sie dies tun, und durch den großen Enthusiasmus, der sie beseelt, gerade itn Zusammenwirken mit der verwandten Kunst die Musik in einer ganz eigenartigen Richtung vorwärts. Ich glaube, daß der musikalische Sinn, der in ihnen lebt, gerade seine wahre Befreiung in dem Hineinstellen in den Zusammenhang findet. Jedenfalls lebt in der Betätigung unserer Musiker im Rahmen des earrthmischen Wirkens eine tief befriedigende Ausweitung des Musikalischen in das allgemein Künstlerische. Und die zeigt ihre Fruchtbarkeit wieder an dem schönen Zurückwirken auf das spezifisch Musikalische.

Marie Steiners Bestrebungen für das Eurrthmische ist das Euryth­meum in Stuttgart entsprungen. Der Gedanke eines eurvthmischen Konservatoriums liegt zugrunde. Eurythmie in allen ihren Verzwei­gungen wird gelehrt. Die Hilfsfächer, Poetik, Asthetik, Kunstgeschicht­liches, Musikwissenschaftliches und so weiter werden vorgetragen. Alles das in künstlerischer Auffassung in dem Lichte, in dem Eurythmie stehen muß. Was in dieser Art in Stuttgart entstanden ist, trägt in sich viele Möglichkeiten eines weiteren Ausbaues.

Alle solchen Bestrebungen kämpfen bei uns mit den schwersten äußern Existenzmöglichkeiten. Denn wir sind eine recht arme Gesell­schaft. Man hat oft die Empfindung, was alles könnte noch getan wer­den, wenn wir nach dieser Richtung nicht so hart zu kämpfen hätten?

Wir hatten vor kurzem eine Konferenz zur Besprechung des Lehr-planes des Stuttgarter Eurythmeums. Künstlerische Möglichkeiten von weittragender Bedeutung traten den Teilnehmern an dieser Konferenz vor die Seele.

Es ist tiefbefriedigend, zu sehen, wie aus dem Schoße unserer Gesell­schaft viele Mitglieder mit wärmster Anteilnahme sich der Förderung der eurythmischen Bestrebungen widmen. Diese Anteilnahme ist in einem erfreulichen Wachstum begriffen. Es ist dadurch in unsere Bewegung ein Zug hineingekommen, der durchaus zu ihren Lebens-bedingungen gehört. Denn die Kunst steht mitten zwischen den Offenbarungen

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der Sinnenwelt und der geistigen Wirklichkeit. Anthroposo­phie will vor den Menschen die geistige Welt hinstellen. Kunst ist der Abglanz des Geistes in der Sinneswelt. Lebte sie auf anthroposophi­schem Boden nicht, so könnte dies nur von einem Mangel dieses Bodens selbst herrühren. Man hat in der letzten Zeit in anthroposophischen Kreisen dieses immer mehr eingesehen; hoffentlich reifen solche Ein­sichten auch weiterhin.

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AÜSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN PARIS

Vor dem Vortrag in Paris, 23. Mai 1924

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Das letzte Mal, als ich wenigstens zu einer gewissen Anzahl von Ihnen sprechen durfte, war es, als unser Goetheanum in Dornach noch bestand. Es bereitete mir damals eine große Befriedigung, vor einer Anzahl französischer Freunde sprechen zu dürfen. Diese Befriedigung wird wiederholt dadurch, daß ich auf Einladung unserer französischen Freunde nun auch hier über Gegenstände unserer Anthroposophie sprechen darf. Ich danke diesen Freunden für ihre so liebe Einladung, insbesondere Mademoiselle Sauerwein, und spreche auch meine Befrie­digung darüber aus, daß Dr. Sauerwein, der dazumal in einer so schönen, entgegenkommenden Weise die Vorträge in Dornach übersetzt hat, auch in Paris sich bereit erklärt hat, diese Arbeit zu übernehmen. Ich bin ihm ganz besonders dafür dankbar.

In der anthroposophischen Bewegung hat sich ja einiges dadurch verändert, daß wir in einer verhältnismäßig kurzen Zeit, nachdem uns das Unglück des Brandes getroffen hat, unter großer Teilnahme der anthroposophischen Freunde die Weihnachtstagung abhalten durften, die der anthroposophischen Bewegung, wie ich glaube, doch einen neuen Impuls gegeben hat, insbesondere einen neuen Impuls in bezug auf den Inhalt des anthroposophischen Wirkens selbst. Das Neue in der anthro­posophischen Bewegung besteht ja auch darinnen, daß ich selber die Präsidentschaft nun übernehmen mußte, während sie bisher von andern

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ausgeübt wurde und ich mich nur als Lehrer betrachtete. Nun, meine lieben Freunde, es war ein ganz bedeutender Entschluß, auch gegenüber der geistigen Welt, den ich damals fassen mußte. Denn es war ein Wag­nis. Ein Wagnis aus dem Grunde; weil mit der Übernahme der äußeren Führung ebensogut es hätte sein können, daß die Offenbarungen Von seiten geistiger Wesenheiten, auf die wir doch durchaus angewiesen sind, wenn es sich um Verbreitung der Anthroposophie handelt, daß diese Offenbarungen geistiger Wesenheiten hätten weniger werden können dadurch, daß ich mich in Anspruch nehmen ließ von der äußeren Ver­waltung der Gesellschaft. Ich darf heute schon auf die außerordentlich bedeutsame Tatsache hinblicken, daß dies nicht der Fall ist, sondern daß im Gegenteil seit der Weihnachtstagung der geistige Impuls, der aus den spirituellen Welten herunterkommen muß, wenn die anthro­posophische Bewegung ihren richtigen Fortgang nehmen soll, durchaus gewachsen ist, so daß unsere anthroposophische Bewegung seit unserer Weihnachtstagung immer esoterischer und esoterischer werden konnte und es weiter werden wird. Es ist damit verbunden, daß allerdings auch - ich meine von der geistigen Seite her - sehr starke gegnerische Mächte, dämonische Mächte gegen die anthroposophische Bewegung anstürmen. Aber es steht durchaus zu hoffen, daß die Kräfte des Bünd­nisses, das wir durch die Weihnachtstagung mit guten geistigen Mäch­ten schließen durften, in der Zukunft imstande sein werden, alle die­jenigen gegnerischen Mächte auf geistigem Gebiete, die sich doch der Menschen auf Erden bedienen, um ihre Wirkungen zu erzielen, alle diese gegnerischen Mächte aus dem Felde zu schlagen.

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BERICHT ÜBER PARIS IN DORNACH

Vor dem Vortrag in Dornach, 29. Mai 1924

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Eigentlich kommt der heutige Vortrag durch eine merkwürdige Schick­salsverkettung zustande. Er war für morgen bestimmt, aber in dem Telegramm, das ich sandte, ist das «vendredi» ausgeblieben, und dadurch

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bezogen sich die folgenden Worte auf das «jeudi», das bloß für die Ankunft gemeint war, nicht für den ersten Vortrag. Da aber im Telegramm das «vendredi» ausgeblieben ist, so wurde das mit vollem Recht dann aus dem verstümmelten Wortlaute des Telegramms so auf­gefaßt, als wenn heute der erste Vortrag wäre. Und so ist er eben auch.

Nun, meine lieben Freunde, wir kommen ja eben aus Paris zurück, und ich möchte nur kurz berichten, daß die Vortragsreihe und die ganze Zusammenkunft mit den anthroposophischen Freunden dort in einer außerordentlich befriedigenden Weise verlaufen ist.

In allererster Linie habe ich mitzuteilen, daß Mademoiselle Sauer­wein in einer außerordentlich hingebungsvollen, energischen, auf­opfernden Weise nicht nur an der Gestaltung der französischen anthro­posophischen Gesellschaft arbeitet, sondern eben auch diese Zusammen­kunft in einer solchen Weise veranstaltet hat, daß in der schönsten Weise verlaufen konnten drei Zweigvorträge, drei Mitgliedervorträge also, zwei Klassenstunden, eine Generalversammlung und ein eigent­lich mehr oder weniger öffentlicher Vortrag, der nur nicht öffentlich angekündigt war, aber vor einem durchaus eben nicht anthroposophi­schen, eingeladenen Publikum gehalten worden ist. Und es darf wohl als eine gelungene Sache aus mehrfachen Gründen bezeichnet werden.

Erstens darf auch für die Arbeit unter den französischen Freunden mit großer Befriedigung hervorgehoben werden, daß der Zug, der durch die Weihnachtstagung in die anthroposophische Bewegung her­eingekommen ist, und der diese Bewegung zu einer heute schon recht esoterischen macht, auch dort durchaus innerlich sympathisch gefühlt wird. Und es wird aus solchen Dingen doch geschlossen werden dürfen, daß, wenn immer mehr und mehr dieser esoterische Zug der anthro­posophischen Bewegung zum Vorschein kommen wird, dann auch die anthroposophische Bewegung vielleicht erst in das ganz richtige Fahr­wasser kommen wird. Gerade in Paris ist ja von altersher viel in Okkultismus gestrebt worden, und daher stößt man, wenn auch nicht überall, auf Verständnis für das, was aus Anthroposophie heraus zu sagen ist, so doch aber auf für das Spirituelle empfängliche Gemüter. Und das ist das zweite, was hervorzuheben ist, denn immerhin war der öffentliche Vortrag von mehr als vierhundert Personen besucht. Es ist

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doch schon nicht ganz ohne Bedeutung, daß sozusagen jene Erinnerung, von der ich seit zehn Jahren immer und immer wiederum gesprochen habe, daß es möglich war, am 26. Mai des Jahres 1914 in Paris in deut­scher Sprache mit Übersetzung einen Vortrag zu halten auf anthropo­sophischem Gebiete, daß jene Erinnerung sozusagen nun ausgelaufen ist in die andere Tatsache, daß wiederum am 26. Mai 1924, also auf den Tag hin nach zehn Jahren, ein deutscher Vortrag gehalten werden konnte, der diesmal übersetzt worden ist, wie die andern Vorträge alle, von Dr. Jules Sauerwein. Also immerhin ein Tatsachenzusammenhang, der von einer gewissen Seite her bezeugen wird, daß wenn irgend etwas zum Zusammenhalt der internationalen Empfindungen wirklich wir­ken kann, es doch schon die Anthroposophie Sein wird. Denn es wäre kaum möglich, ein Publikum in Paris zu einer solchen Veranstaltung auf einem andern Gebiete zusammenzubringen, ein Publikum, das immerhin mehr als vierhundert Menschen umfaßt. Die Anthroposo­phische Gesellschaft füllte nicht etwa den Saal, denn die Anthropo­sophische Gesellschaft ist in Frankreich - so erfreulich sie ist - sehr klein, so daß sie natürlich nur einen verschwindenden Teil bildete bei der Füllung des Saales bei dem öffentlichen Vortrag.

Dann konnte auch noch am letzten Tage eine medizinische Zusam­menkunft stattfinden bei dem ja mit uns arbeitenden Dr. Auzimour. Und wenn wir auf alle diese Dinge zurückblicken, so ergab sich etwas außerordentlich Befriedigendes.

Nun, meine lieben Freunde, da der heutige Vortrag eigentlich mehr aus dem Karma als aus dem freien Willen kommt - auch das, was sonst an Vorträgen gehalten wird, kommt ja aus dem Karma -, aber weil der heutige Vortrag, ich möchte sagen, mehr aus dem äußeren Karma kommt, so gestatten Sie mir, daß ich zwar in Anknüpfung an dasjenige, womit ich das letzte Mal geschlossen habe, aber hereinführend in das, was im wesentlichen auch gipfelte in dem dritten Vortrage in Paris, etwas vor Ihnen vorbringe.

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Nachrichtenblatt, 15. Juni 1924

An die Mitglieder!

DER BESUCH DER

ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN FRANKREICH

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Vom 23. bis zum 27. Mai hatte ich Vorträge in Paris für die französi­schen Freunde der Anthroposophie zu halten. Fräulein Alice Sauer­wein, die von mir zur Leiterin der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich ernannt worden ist, hat in der hingebendsten, opferwillig­sten und umsichtigsten Art diesen Besuch vorbereitet. Und dank dieser Vorbereitungen ist die Veranstaltung auch in der allerbefriedigendsten Weise verlaufen. Vom Vorstande am Goetheanum waren Frau Dr. Ita Wegman, die Schriftführerin, und Fräulein Dr. Vreede mitgekom­men.

Sie begann mit einem Mitgliedervortrage am 23. Mai, den ich in der Art hielt, die durch die Weihnachtstagung am Goetheanum bedingt ist. Ich muß besonders dankbar unserem Freunde Dr. Jules Sauerwein sein, der schon während des Französischen Kurses (1922) am Goetheanum sich der Mühe unterzogen hatte, meine deutsch gehaltenen Vorträge zu übersetzen, und der auch diesmal diese Aufgabe für meine sämtlichen Pariser Vorträge übernommen hat. Es war zu bemerken, ein wie schö­ner Widerhall in den Herzen der Freunde sich zeigte gegenüber dem Ton, der durch die Weihnachtstagung in die Mitteilungen aus dem Geistgebiete gekommen ist. Das Ablegen aller Reserven und die ganz unmittelbare Darstellung dessen, was aus den Offenbarungen der geistigen Welt sich ergibt, kommt dem entgegen, was die Seelen von Anthroposophie erwarten. Man darf wohl ganz im allgemeinen sagen:

seit Weihnachten gelingt es, die Seelenwärme, die zur Mitteilung anthroposophischer Anschauungen eine so große Wohltat ist, wirklich in den Vortragsräumen zu haben.

Für diese Veranstaltung innerhalb der französischen Anthroposo-phischen Gesellschaft ist noch das besonders hervorzuheben, daß diese Seelenwärme durch die ausgezeichnete Übersetzungsart Dr. Sauerweins

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hindurch sich voll erhielt, so daß im ganzen mir, dem Vortragenden, die schönste Stimmung aus dem Mitgliederkreise entgegenkam.

Dieser Mitgliedervortrag wurde durch zwei weitere, am 24. und 25. Mai fortgesetzt. Inhalt dieser Vorträge war die Schicksals-(Karma) Frage. Die Art, wie das Schicksal im Erdenleben des Menschen drinnen steht, wie in seinem Wirken eine ganz andere Gesetzmäßigkeit als in den Naturvorgängen sich offenbart, wurde auseinandergesetzt. Die Schicksalsbildung in dem Menschendasein zwischen Tod und neuer Geburt führt in der Schilderung dann zu den geistigen Welten, denen der Mensch angehört und die er in diesem Dasein durchwandert. Von besonderer Wichtigkeit erscheint auch die Darstellung, wie durch die Menschen selbst in ihren aufeinanderfolgenden Erdenleben die Kräfte der einen Geschiditsepoche in die andere hinübergetragen werden. Beispiele, die ich jetzt ganz rückhaltlos für dieses Gebiet gebe, scheinen mir den esoterischen Zug zu erhöhen. Das Wesen des Christus inner-halb aller dieser Tatsachenkomplexe wurde entsprechend charakterisiert.

Am 25. Mai fand die Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich statt. Ich durfte Fräulein Sauerwein die vollste Anerkennung ihres so energischen Wirkens durch den Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum zum Ausdruck bringen. Dann setzte ich die Bedeutung der Impulse der Weihnachts-tagung für das weitere Wirken der Anthroposophischen Gesellschaft auseinander und erinnerte daran, wie ich genau vor zehn Jahren in Paris einen Vortrag über Anthroposophie vor einer begrenzten Öffent­lichkeit halten konnte.

Und einen ebensolchen öffentlichen Vortrag vor einem eingeladenen Publikum konnte ich auch diesmal am 26. Mai halten. Er behandelte das Thema «Wie gewinnt man Erkenntnisse der geistigen Welten?». Ich glaube, man wird sagen können, der esoterische Zug, der seit der Weihnachtstagung in der anthroposophischen Bewegung waltet, lebte auch in diesem öffentlichen Vortrag. Und auch hier konnte man bemer­ken, wie sich die Seelen öffnen, wenn man ohne alle Reserve von der Wahrheit der geistigen Welt spricht. Es waren über vierhundert Zu­hörer da, und auch hier ergab die Notwendigkeit des Übersetzens keine Beeinträchtigung der Stimmung.

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Fräulein Rihouët führte uns Besuchern vorn Goetheanum die Kinder der von ihr so hingebungs- und einsichtsvoll geleiteten Eurythmie-schule vor. Wir konnten nur unsere vollste Befriedigung über die schönen Brfolge, die Fräulein Rihouët erzielt hat, aussprechen. Es ist mir auch Herzensbedürfnis hier zu sagen, daß ich innige Freude emp­finde über das Wirken Frä'ulein Rihouëts innerhalb der französischen Gesellschaft. Das von ihr redigierte, unter großen Opfern heraus-gegebene Journal «Science spirituelle» muß die besten Früchte zeitigen, denn es ist vorzüglich gestaltet und vertritt ganz energisch die anthro­posophische Sache.

Es konnten auch zwei esoterische Stunden der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am 26. und 27. Mai gehalten und auch damit ganz unmittelbar im Geiste des Goetheanums gewirkt werden.

Am 27. Mai konnte ich mit meiner lieben Mitarbeiterin, Frau Dr. Ita Wegman, zusammen einen medizinischen Abend veranstalten. Dr. Auzi­mour, der ausgezeichnete Arzt, gab uns dazu die Möglichkeit, indem er in außerordentlich liebenswürdigem Entgegenkommen sein Heim zu diesem Abend zur Verfügung stellte und ihm befreundete Ärzte zu diesem Vortrage einlud Ich setzte die Prinzipien der Pathologie und Therapie auseinander, die von der Anthroposophie her die Medizin bereichern können. Ich machte darauf aufmerksam, wie es der Anthro­posophie ganz ferne liegt, in dilettantischer oder laienhafter Art die wissenschaftliche Medizin zu unters chätzen, wie es ihr vielmehr darauf ankäme, diese voll anzuerkennen und nur zu ihr hinzuzufügen, was aus einer wirklich wissenschaftlichen Geist-Erkenntnis für das Erfassen des Erkrankungs- und Heilungsvorganges erfaßt werden könne. - Ich erwähnte, wie die alten Mysterien stets im innigen Vereine dasErrin­gen geistiger Erkenntnisse mit dem Heilen behandelten, und daß durch die ähnliche innige Verbindung des in Ariesheim unmittelbar mit dem Goetheanum verbundenen, von Frau Dr. Wegman so sachgemäß ge-leiteten Klinisch-Therapeutischen Institutes, der Anfang zu einer Erneuerung des Mysterienwesens auch auf diesem Gebiete gemacht werden soll. Es ist aber selbstverständlich, daß nicht die seelisch-instinktive Art der alten Mysterien wieder aufleben kann, sondern eine solche, die dem voll-entwickelten, aber zum Spirituellen gehobenen

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modernen Bewußtsein entspricht, angestrebt werden muß. Wir müssen Dr. Auzimour für Sein freundschaftliches Entgegenkommen und für seine Förderung unserer Sache den allerwärmsten Dank aussprechen.

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EINLEITENDE WORTE ZUM LANDWIRTSCHAFTLICHEN KURSUS

Koberwitz, 7. Juni 1924

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Mit tiefem Danke sehe ich auf die Worte zurück, die eben der Herr Graf Keyserlingk gesprochen hat. Denn es ist ja durchaus nicht bloß die Empfindung des Dankes derjenigen, die aus der Anthroposophie etwas entgegennehmen können, berechtigt, sondern es ist sozusagen auch wirklich der Dank der anthroposophischen Sache, der in unserer heutigen schwierigen Zeit allen Teilnehmern an anthroposophischen Interessen gezollt werden muß, ein solcher, den man tief empfinden kann. Und so möchte ich gerade aus dem Geiste anthroposophischer Gesinnung heraus in allerherzlichster Weise danken für die eben aus-gesprochenen Worte.

Es ist ja eine tiefbefriedigende Tatsache, daß es möglich ist, diesen landwirtschaftlichen Kursus gerade hier im Hause des Grafen und der Gräfin Keyserlingk abhalten zu können. Aus meinen früheren Be­suchen weiß ich, welch wunderschön wirkende Atmosphäre, ich meine vor allem auch die geistig-seelische Atmosphäre, es hier in Koberwitz gibt, und wie gerade dasjenige, was hier an geistig-seelischer Atmo­sphäre lebt, ja die schönste Vorbedingung ist für dasjenige, was inner-halb dieses Kurses gesprochen werden soll.

Wenn der Graf darauf aufmerksam gemacht hat, daß es für den einen oder den andern - in diesem Falle waren es die Eurythmiedamen, es können ja auch andere Besucher von auswärts davon betroffen sein -vielleicht manches Unannehmliche geben kann, so muß auf der andern Seite in bezug auf das, was uns eigentlich zusammengebracht hat, doch gesagt werden: Ich glaube, wir könnten für diesen landwirtschaftlichen Kursus kaum irgendwo besser untergebracht sein als gerade inmitten

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eier so ausgezeichneten und so musterhaft betriebenen Landwirtschaft. Zu allem, was auf anthroposophischem Felde zutage tritt, gehört ja das, daß man auch sozusagen in der nötigen Empfindungsumgebung drinnen stecken kann. Und das wird für die Landwirtschaft ganz sicher hier der Fall sein können.

Nun, das alles veranlaßt mich, dem Hause des Grafen Keyserlingk den allertiefgefühltesten Dank auszusprechen, dem ja gewiß auch Frau Dr. Steiner beistimmen wird dafür, daß wir diese Festes-, ich denke, es werden auch Arbeitstage sein, gerade hier werden verleben können. Ich muß ja dabei bedenken, daß, ich möchte sagen, gerade dadurch, daß wir hier in Koberwitz sind, ein schon mit der anthroposophischen Bewegung verbundener landwirtschaftlicher Geist in diesen Festes-tagen walten wird. War es doch der Graf Keyserlingk, der von An­fang den Bestrehungen, die wir, ausgehend vom «Kommenden Tag», für die Landwirtschaft in Stuttgart entwickelten, mit Rat und Tat und aufopferungsvoller Arbeit zur Seite stand, der ja seinen aus einem so gründlichen Zusammengewachsensein mit der Landwirtschaft heran­gezogenen Geist in dem walten ließ, was wir in bezug auf die Land-wirtschaft tun konnten. Es war schon, ich möchte sagen, aus dem Innersten unserer Bewegung dadurch etwas an Kräften waltend, die wie mit einer gewissen Selbstverständlichkeit uns hierher zogen nach Koberwitz in dem Augenblicke, wo uns der Graf hier haben wollte. Deshalb kann ich auch versichern, daß ich glauben kann, daß jeder eigentlich gerne hier nach Koberwitz für die Abhaltung dieses Kursus gegangen ist. Das begründet, daß wir, die wir gekommen sind, ebenso tief unseren Dank dafür auszusprechen haben, ihn sehr gerne aus­sprechen dafür, daß das Haus Keyserlingk sich bereit erklärt hat, uns mit diesen Bestrebungen in diesen Tagen aufzunehmen.

Was mich betriffl, so ist dieser Dank allerherzlichst gefühlt, und ich bitte das Haus Keyserlingk, ihn von mir ganz besonders entgegen-zunehmen. Ich weiß, was es heißt, durch längere Tage hindurch in einer solchen Weise, wie ich es fühle, daß es geschehen wird, so viele Besucher aufzunehmen, und kann, glaube ich, daher auch in diesen Dank die nötige Nuance legen, und bitte auch, diese durchaus so auf­zunehmen, daß ich auch die Schwierigkeiten durchaus bedenken kann,

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die der Abhaltung einer solchen Veranstaltung in einem Hause, das weit abliegt von der Stadt, entgegenstehen. Ich bin überzeugt davon, daß, wie auch jene Unannehmlichkeiten, von denen Graf Keyserlingk als in diesem Fall Vertreter selbstverständlich nicht der inneren, son­dern der auswartigen Politik der hiesigen Vortragsveranstaltungen gesprochen hat, sich ausnehmen werden, unter allen Umständen jeder von uns befriedigt hinweggehen wird, was anbetrifft die Bewirtung und die Aufnahme hier.

Nun, ob Sie ebenso befriedigt hinweggehen können von dem Kursus selber, das ist natürlich durchaus die Frage, die wahrscheinlich immer diskutabler werden wird, trotzdem wir ja alles tun wollen, um uns auch in den späteren Tagen in allerlei Diskussionen über das Gesagte zu verständigen. Denn Sie müssen bedenken, es ist ja, obzwar von vielen Seiten ein langgehegter Wunsch nach einem solchen Kursus bestand, zum erstenmal, daß ich aus dem Schoß des anthroposophischen Strebens heraus einen solchen Kursus übernehme. Ein solcher Kursus erfordert gar mancherlei, denn er wird uns selber zeigen, wie die Inter­essen der Landwirtschaft nach allen Seiten hin mit dem größten Um-kreise des menschlichen Lebens verwachsen sind und wie eigentlich es kaum ein Gebiet des Lebens gibt, das nicht zu der Landwirtschaft gehört.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN BRESLAU

Vor dem Vortrag in Breslau, 7. Juni 1924

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Die so außerordentlich lieben Worte Ihres Vorsitzenden gehen ja ganz tief in das Gemüt und in das Herz, und Sie dürfen mir es glauben, daß ich nicht nur außerordentlich dankbaren Herzens entgegennehmen will eine so liebevolle Begrüßung, sondern daß es mich auch mit tief­innerlichster Befriedigung erfüllt, wiederum nach langen Jahren hier in der Mitte unserer im Osten wohnenden Freunde sprechen, wirken zu

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können. Es ist ja noch nicht lange her, da handelte es sich bei unserer Weihnachtstagung in Dornach um einen ernsten Augenblick in der Entwickelung der Anthroposophischen Gesellschaft. Und weil dieser Ort, an dem ich nunmehr unter ihnen durch mehrere Tage hindurch sprechen darf, sozusagen doch noch zu den ersten gehört, an denen ich nach unserer denkwürdigen Weihnachtstagung am Goetheanum wir­ken darf, so ist die Befriedigung, von der ich hier spreche, noch eine um so größere.

Wir mußten ja in den schwierigen Jahren, die wir durchgemacht haben seit 1919, durchgehen durch eine so unsachliche Bekämpfung der anthroposophischen Bewegung, der Anthroposophischen Gesellschaft. Wir mußten ja immer wieder und wiederum hören, wie unter unseren Untaten auch sozusagen eine schlesische Untat aufgeführt wurde, von welcher der Ausgangspunkt zu übler Bekämpfung genommen worden ist! Und so mußten wir oftmals überall draußen, wo anthroposophische Freunde sind, an unsere Freunde in Schlesien denken. So war es denn oftmals ein wirklich tiefbewegender Gedanke - der an unsere schlesi­schen Freunde. Und da gab es immer diesem Gedanken gegenüber eines, was uns wiederum erfüllte mit einer gewissen starken Zuversicht, gerade dann erfüllte mit einer starken Zuversicht, wenn wir hierbei nicht nur der Arbeit hier im Osten gedachten, sondern überhaupt der Arbeit in der anthroposophischen Bewegung. Und das war der Ge­danke an Ihren lieben verehrten Vorsitzenden, Herrn Bartsch, der so schöne, liebevolle Worte an mich gerichtet hat, der in einer so eifrigen Weise auf den ernsten Augenblick auch innerhalb der anthroposophi­schen Bewegung hingewiesen hat. Die Art und Weise, wie unser lieber Freund Bartsch seit vielen Jahren in so verständnis-hingebungsvoller Art für die anthroposophische Bewegung wirkt, ist wirklich vorbild lich, und er gehört tatsächlich, ich darf es mit tiefster Befriedigung sagen, zu den starken Stützen, die wir innerhalb der anthroposophi­schen Bewegung haben. Das macht den Gedanken an unsere schlesischen Freunde immer zu einem solchen, der auch zuversichtlich ist. Daher sind auch so liebevolle, so herzliche Worte, wie sie eben von Herrn Bartsch gesprochen worden sind, um so tiefer befriedigend.

Es darf gesagt werden, daß die mancherlei Sorgen um die anthroposophische

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Bewegung nicht gerade unsachlich von unserem Freunde charakterisiert worden sind. Allerdings, er scheint gefühlt zu haben, daß man sich schon selbst väterlich alt fühlen muß innerhalb der an­throposophischen Bewegung, wenn man alles dasjenige, was an sie herangetreten ist, mit einem gewissen Gleichmut hinnehmen will. Aber dennoch, es ist so, daß das ganze Wesen der anthroposophischen Bewe­gung, wie es sich dargelebt hat in den letzten Jahren, dazu geführt hat, daß zweierlei Dinge kommen mußten, die zu diesem Altväterlichen, das ich an mir trage, nicht gerade gut stimmen. Das eine ist, daß tat-sächlich durch die Weihnachtstagung am Goetheanum in Dornach be­absichtigt ist, in die ganze anthroposophische Bewegung einen völlig neuen Zug hineinzubringen, sie aus den Fundamenten heraus neu zu begründen. Und das wurde bei dieser Weihnachtstagung recht ein­dringlich zur Geltung gebracht. Wenn man also, wie es bei mir der Fall ist, gewissermaßen frisch noch einmal anfängt, dann stimmt das wenig zu den altväterlichen Gefühlen. Auf der andern Seite ist in erfreulicher Art etwas anderes hervorgetreten, was auch wenig dazu stimmt. Das ist: Es ist aus den Gemütern unserer jüngsten Freunde, derjenigen Freunde, die das «Jung-Sein», wie es ja im Mitteilungsblatte zur «Goetheanum»-Zeitschrift zum Ausdruck gekommen ist, als ihr besonderes Charakteristikum auffassen, es ist wirklich durch diese anthroposophische Jugendbewegung ein ganz neuer Geist eingezogen in unsere Anthroposophische Gesellschaft. Und es werden schon manche unter Ihnen erfahren haben, daß der Boden dieser Jugendbewegung nicht ganz dazu stimmt, um in altväterlicher Weise an sie heranzu­gehen. Da muß man schon die Gabe entwickeln, sich um einige Jahr­zehnte zurückzuschrauben. Nun, ich kann nicht sagen, wie mir das gelingt, aber ich will mich jedenfalls im Sinne dessen, was unser lieber Freund Bartsch gesagt hat, anstrengen, die Altväterlichkeit nun auch mit der Führung der Jugendsektion in entsprechender Weise zu ver­binden. Wir wollen sehen, wie es dem alten Vater gelingen kann, nach diesen zwei Seiten hin ein Jugendliches wiederum zu entwickeln.

Aber einiges möchte ich doch am ersten Tage meines Hierseins ein­leitend gerade über den Sinn und über den Geist unserer Weihnachtstagung sagen. Es ist nicht zu leugnen; daß uns in den letzten Jahren

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von all dem, was angestrebt worden ist aus starken Impulsen heraus - aus durchaus berechtigten Impulsen heraus, aus Impulsen, die durchaus begründen die Aussage, daß die Dinge haben geschehen müssen, daß man sie nicht hätte unterlassen können -, daß durchaus von dem, was da aus den besten Intentionen, auch aus richtigen Intentionen hervorgegangen ist, manches nicht gelungen ist! Ich brauche nicht Ein­zelheiten zu erwähnen, ich kann im großen ganzen sagen, daß die der Welt wirklich so notwendige Dreigliederungsbewegung als eine gelungene nicht bezeichnet werden darf. Und sie war so veranlagt, daß sie entweder einen starken Eindruck hat machen sollen, den sie nicht gemacht hat, oder daß sie überhaupt keine große Bedeutung haben konnte. Das hängt aber zusammen mit mancherlei, was unsere anthro­posophische Bewegung heute noch schwierig macht. Und all diese Dinge haben dazu geführt, daß vor der Weihnachtstagung, durch die beab­sichtigt wurde, in ganz bestimmter Weise einen neuen Zug in die anthroposophische Bewegung hineinzubringen, die Frage auftrat, ob es denn möglich wäre, daß ich selber nun den Vorsitz für die Anthroposophische Gesellschaft übernähme.

Dabei ist so mancherlei ins Auge zu fassen, was vielleicht heute gar nicht voll bedacht wird. Es trat mir eigentlich kurz vor meiner Abreise wiederum in aller Lebendigkeit vor das Auge. Es wurde uns nach Dornach geschickt der Korrekturabzug eines Aufsatzes über die an­throposophische Bewegung, der von einem unserer Freunde in einem größeren Sammelwerk erscheinen soll. In diesem Aufsatz, der noch vor der Weihnachtstagung geschrieben ist und von dem uns jetzt der Korrekturabzug zugeschickt worden ist, steht das Folgende: «Dr. Stei­ner ist überhaupt nicht der Anthroposophischen Gesellschaft beigetreten und ist bis heute noch kein Mitglied der Anthroposophischen Gesell­schaft.» - Das war bis zur Weihnachtstagung noch durchaus richtig, denn ich hatte in der Anthroposophischen Gesellschaft keine Funktio­nen. Ich stand in ihr nur als Lehrer darinnen, dessen Lehren man ent­gegennehmen wollte, und die Verwaltung wurde ganz unabhängig von mir in der verschiedensten Weise besorgt. Nun, es trat einem da, ich möchte sagen, der so schnell zustande gekommene Anachronismus besonders stark entgegen. Seit der Weihnachtstagung bin ich nicht nur

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Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, sondern deren Vorsit­zender. Also seit der Weihnachtstagung ist mancherlei geschehen.

Und damit hat sich ein anderes vollzogen. Damit, daß ich selber mich entschließen mußte, Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft zu werden, damit ist sozusagen etwas, was ich immer betont habe, rein auf den Kopf gestellt. Ich habe immer betont: Auf der einen Seite steht die anthroposophische Bewegung. Diese anthroposophische Bewegung war ja aufzufassen als die äußere Ausgestaltung dessen, was aus dem Inhalte der geistigen Anschauung hervorging, die zustande kommen konnte in der Weise, wie es Ihnen bekannt ist. Das war die anthroposophische Bewegung. Dann gab es eine Anthroposophische Gesellschaft. Die war begründet, um in ihrer Art dasjenige, was von Anthroposophie kommt, sozusagen zu verwirklichen. Man mußte unterscheiden zwischen der anthroposophischen Bewegung und der Anthroposophischen Gesellschaft. Das ist seit der Weihnachtstagung nicht mehr so. Seit der Weihnachtstagung sind anthroposophische Be­wegung und Anthroposophische Gesellschaft ein und dasselbe, sind durchaus identisch geworden. So daß seit der Weihnachtstagung gesagt werden muß: Früher war die anthroposophische Lehre da, die durch die anthroposophische Bewegung gepflegt wurde. Seit der Weihnachts­tagung ist die Anthroposophische Gesellschaft einfach durch das, was sie da geworden ist, selber eine anthroposophische, ja sogar esoterische Sache. Seit der Weihnachtstagung haben wir die Anthroposophische Gesellschaft so aufzufassen, daß in ihr nicht nur Anthroposophie gelehrt wird, sondern daß alles, was getan wird, Anthroposophie ist. Anthro­posophisches Tun ist seit der Weihnachtstagung dasjenige, was nicht mehr zu trennen ist von der Anthroposophischen Gesellschaft.

Dazu ist der Ihnen ja bekannte, heute auch in einer Anzahl von Freunden hier vertretene esoterische Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum berufen. Dazu ist er berufen, überzufüh­ren dasjenige, was anthroposophische Lehre ist, in anthroposophisches Tun in jeder Einzelheit. Dieser anthroposophisch-esoterische Vorstand will kein Verwaltungsvorstand sein, er will ein Initiativvorstand sein, der die Anregungen gibt in demjenigen, was als Wesen durch die Anthroposophische Gesellschaft fließen soll. Selbstverständlich kann

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das nur langsam und allmählich geschehen. Aber ein gutes Stück ist dennoch schon geschehen durch das unserer Zeitschrift beigegebene Mitteilungsblatt mit seinen Leitsätzen und Betrachtungen, und indem versucht worden ist, solche positiven Initiativanregungen zu geben, wie sie von dem esoterischen Vorstande ausgehen sollen.

Selbstverständlich ist das Allerwenigste bisher geschehen. Aber man muß auch da den fünften Schritt nicht vor dem dritten machen wollen, sondern man muß durchaus sich klar sein, daß alles nur langsam und allmählich gehen kann. Wie also die Anregungen, die notwendig sind, auch immer mehr und mehr zu geben sind, dazu ist vor allen Dingen das erforderlich, daß verstanden werde, wie unsere Verwaltung sich unterscheiden muß von jeglicher andern Verwaltung in der Welt. Sie muß so fern wie möglich jeder Bürokratie sein, muß rein auf das Menschliche aufgebaut sein. Die menschlichen Verhältnisse, welche überall von Seele zu Seele sich schlingen sollen innerhalb der Anthro­posophischen Gesellschaft, die sollen dasjenige sein, was eigentlich die Anthroposophische Gesellschaft bewegt, trägt als das menschliche Sein.

Dieses Menschliche kann sich in Kleinigkeiten und in Großigkeiten zum Ausdruck bringen. Ich möchte nur eine winzige Kleinigkeit nen­nen, damit Sie genau sehen, was ich meine. Wir hatten, um markante Züge zu bezeichnen, die für die anthroposophische Tagung in den Weihnachtstagen in Betracht kamen, alle Mitgliedszertifikate zu erneuern. Da hatten wir ja zwölftausend solcher Zertifikate zu unterschreiben. Ich brauchte früher kein einziges zu unterschreiben. Nun haben mir manche geraten, für diese zwölftausend Unterschriften einen Stempel zu benutzen. Ich konnte doch nicht eingehen auf diesen Vorschlag aus dem einfachen Grunde, weil es ein Untersdiied ist in bezug auf eine wirklichkeitsgemäße Weltanschauung, ob jedes Mit­gliedszertifikat mit dem Namen jedes Mitglieds einmal vor mir gelegen hat, ich den Namen gesehen, mit den Augen darauf geruht habe und meinen Namen mit mein er eigenen Feder daruntergesetzt habe. Es ist die winzigste persönliche Beziehung, aber es ist eine persönliche Bezie­hung. Und diese persönlichen Beziehungen, die müssen immer mehr und mehr von Seele zu Seele gepflogen werden. Man muß verstehen, was damit gemeint ist, daß es uns nicht darauf ankommt, diese oder

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jene Botschaft in die Welt zu schicken und dieses oder jenes Mitglied zu erreichen, Sondern daß es uns darauf ankommen würde, durchaus da: Allermenschlichste zu betonen. Nun wird das natürlich eine Zeitlang dauern. Durchgreifend verstanden werden muß dieser neue Zug, der in der Weihnachtstagung in die Anthroposophische Gesellschaft hin­eingekommen ist. Aber es darf schon bemerkt werden, daß ja auch ein allmählich immer mehr und mehr ins Esoterische hineingehender Geist durch das geistige Leben gehen wird, welches durch die Anthroposo­phische Gesellschaft fließen soll. Und vielleicht wird es mir gerade während dieser Tagung, an der ich unter Ihnen sein darf, gelingen, Ihnen ein wenig die Überzeugung beizubringen, daß dieser neue Zug da ist.

Ich spreche diese Einleitungsworte aus dem Grunde, weil wirklich das Gelingen dessen, was nun gelingen soll, abhängt davon, daß in weitesten Kreisen unserer Anthroposophen ein Verständnis geweckt werde für dasjenige, was durch die Weihnachtstagung gewollt wurde. Es hängt doch alles davon ab, welche Auffassung von dem, was gewollt wird, im Herzen unserer Freunde ist. Ich hin auch davon wieder überzeugt, daß durch die ausgezeichnete Führung, die gerade hier in Schle­sien, wie ich schon erwähnt habe, vorhanden ist, dieser Geist gerade hier sehr bald in der richtigen Weise unter unseren Freunden leben werde.

Lassen Sie mich nach diesen begrüßenden Worten mit einer Art von Einleitung beginnen, mit einer Einleitung, welche den Grundton dessen abgeben soll, was den Inhalt dieser unserer Mitgliederversammlungen bilden soll.

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JUGENDANSPRACHE UND FRAGENBEANTWORTUNG

WÄHREND DER BRESLAU-KOBERWITZER TAGUNG

UBER WESEN UND ZIEL DER JUGENDBEWEGUNG

Breslau, 9. Juni1924

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Aus der Begrüßungsansprache des Versammlungsleiters: Dank an Herrn Dr. Steiner, Frau Dr. Steiner und die übrigen Vorstandsmit­glieder. Wir möchten versuchen, im Bewußtsein zu haben, welch un­geheure ßedeutung es hat, daß Herr Dr. Steiner, der Weltaufgaben zu erfüllen hat, in unserem Kreise erscheint. Dieses wird uns die nötige Ehrfurcht geben, das anzuhören, was er zu uns zu sprechen hat. Wir wollen ihn begrüßen als einen, der jugendlich zu sein versteht, jugend­licher, als wir selbst sein können. Was wir Herrn Dr. Steiner entgegen­bringen, ist lediglich ein Suchen, und mehr kann man von uns nicht erwarten. Wir sind nicht nur Akademiker, sondern auch Kaufleute, Beamte, und zumeist nicht Mitglieder der Anthroposophischen Gesell-schaften.

Eine Teilnehmerin: Wenn wir Blumen, wenn wir Steine, wenn wir Sterne anschauen, wenn wir die Welt anschauen, werden wir in dem Welt-Anschauen vorzeitig alt. Wir finden nicht die Art der Welt-anschauung, die uns jugendlich sein läßt. Daher lassen viele das Welt-Anschauen und versuchen nur, in sich die Jugendlichkeit zu erleben. Um richtig in der Welt zu stehen, suchen wir nach einer Weltanschau­ung, die uns jugendlich sein läßt, und in diesem Suchen wollen wir vor Herrn Dr. Steiner hintreten.

Rudolf Steiner: Ich danke Ihnen herzlich für die liebevollen Begrü­ßungsworte, die ausgesprochen worden sind, und darf wohl sagen, daß ich Sie in ebenso herzlicher Weise begrüße, weil seit vielen Jahren vor meiner Seele gerade das als etwas außerordentlich Wichtiges und Be­deutungsvolles für die Gegenwart steht, was in Ihren Herzen, Ihren Seelen, Ihren Gemütern vorgeht. Daß man die Jugendbewegung von heute, wenn man unbefangen in der Welt drinnensteht, in höchstem Maße ernst nimmt, davon können Sie durchaus überzeugt sein. Wenn

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es auch so aussieht für Sie, wenn Sie herumschauen, nicht unter Ihren Altersgenossen, sondern unter den älteren Menschen der Gegenwart, als ob man die Jugendbewegung nicht ernst nimmt, sie wird ganz gewiß von derjenigen Seite ernst genommen, die heute geistigen Bestrebungen nachgeht

Es sind jetzt schon mehrere Jahre verflossen, seit ein kleiner Kreis jugendlicher Menschen hereingekommen ist in die Anthroposophische Gesellschaft und nicht bloß als Zuhörer teilnehmen wollte an dem, was die Anthroposophische Gesellschaft gibt, sondern auftrat mit denjeni-gen Gedanken, Empfindungen und Gefühlen, die der heutige junge Mensch eben in seinem Jung-Sein zusammenfaßt. Und gewissermaßen das tat eigentlich jener kleine Kreis, der sich vor Jahren in Stuttgart einfand und an die anthroposophische Bewegung die Frage stellte: Wie könnt Ihr uns einen Platz innerhalb dieser anthroposophischen Bewe­gung geben? Ich glaube, daß von meiner Seite aus diese damalige Frage wirklich verstanden worden ist. Es ist ja nicht immer leicht, und dar-über werden wir uns vielleicht heute oder in diesen Tagen überhaupt unterhalten können, es ist nicht immer leicht, die Frage zu verstehen, die der wirklich suchende Mensch heute an die Zeit richtet, und der junge Mensch hat schon eine Anzahl von Fragen mit vollem Rechte, die nicht mit voller Klarheit gestellt werden können.

Sehen Sie, damals, als zum ersten Male Jugendbewegung und an­throposophische Bewegung sich berührten, da kam es mir wirklich vor, wie wenn die beiden durch eine Art von Schicksal, Karma, geradezu zusammengeführt würden, und ich muß eigentlich bis heute daran fest­halten, daß es so ist, daß Jugendbewegung und anthroposophische Be­wegung wirklich durch ein Inneres Schicksal aufeinander hingewiesen werden. Wenn ich das zu Hilfe nehme, was ich selber durch viele Jahr­zehnte erlebt habe im Streben nach einer Gemeinschaft von Menschen, die nach dem Geiste suchen wollen, und wenn ich das zusammenhalte mit demjenigen, was etwa seit der Wende des Jahrhunderts als Jugend-bewegung aufgetreten ist, so muß ich sagen, dasjenige, was ganz wenige fühlten vor vierzig Jahren schon, und was damals, weil es eben ganz wenige fühlten, kaum bemerkt worden ist, das ist heute gefühlt inner­halb der immer allgemeiner werdenden Jugendbewegung. Es ist in den

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eben gesprochenen Begrüßungsworten ganz schön zum Ausdruck ge­kommen, wie schwer es dem jungen Menschen heute eigentlich wird, zu leben.

Wenn es auch zu allen Zeiten eine Art Jugendbewegung gegeben hat, war es immerhin zu andern Zeiten anders, als es in unserer Zeit ist. Ältere Menschen, wenn man mit ihnen über die Jugendbewegung spricht, antworten einem heute sogar sehr häufig damit, daß sie sagen:

Ach Gott, die Jugend hat eben immer anders gefühlt als das Alter, hat immer etwas anderes gewollt. Das hat sich dann abgeschliffen, hat sich ausgeglichen.. In der Jugendbewegung von heute braucht nian auch nichts anderes zu sehen als das, was die jüngere Generation gegenüber den älteren Generationen in jeder Zeit gewollt hat. - Ich wenigstens habe diese Antwort auf die brennende Frage der heutigen Jugend­bewegung von sehr vielen Seiten gehört. Und dennoch, diese Antwort ist schon ganz falsch, diese Antwort ist schon ganz unrichtig. Und gerade darin liegt eine ungeheure Schwierigkeit. Es war zu allen Zeiten bei jüngeren Leuten, selbst wenn sie ganz radikal in einer Jugend­bewegung aufgetreten sind, immer doch etwas von dem, was man so nennen kann: Es wurde das, was das Alter ringsherum gegründet hat an Institutionen, an allerlei Einrichtungen, bis zu einem gewissen Grade doch von den jungen Leuten anerkannt und konnte anerkannt werden. Die jungen Leute konnten ein Ideal darin erblicken, in das Alte nach und nach hineinzuwachsen. Heute ist es nicht mehr so. Ob er Akademiker ist oder nicht, darauf kommt es nicht mehr an, sondern darauf, daß der junge Mensch, wenn er überhaupt leben will, in die Einrichtungen ja hineinwachsen muß, die die Alten zustande gebracht haben, und daß die jungen Menschen sich darin durchaus fremd fühlen, daß der junge Mensch das, was ihm da entgegenkommt, wie eine Art von Tod des Menschen empfindet, ja, daß er innerhalb dieser Einrich­tungen die ganze Art, wie sich die älteren Menschen innerhalb dieser Einrichtungen benehmen und verhalten, als etwas Maskenhaftes fühlt. Der junge Mensch fühlt seine eigenen inneren Menschenformen, die findet er lebendig, und das, was um ihn herum ist, findet er wie lauter Maskenantlitze. Das ist das, was den Menschen heute, wenn er jung ist, zur Verzweiflung bringen kann, daß er unter den Älteren nicht

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Menschen, sondern zumeist Masken findet. Es ist wirklich so, daß ein em die Menschen entgegentreten wie Abdrücke, Siegelabdrücke irgend-welcher Menschenklassen, irgendwelcher Berufe oder selbst irgend-welcher Ideale, daß sie einem aber nicht entgegentreten als innerlidi lebendige, volle Menschen.

Nun sehen Sie, da möchte ich sagen, wenn es vielleicht auch etwas abstrakt aussieht, allein es lebt im Gefühl gar sehr, wir stehen heute eben sehr stark an einem Wendepunkt der Zeiten, wie die Menschheit wenigstens in historischen Zeiten und auch zu einem großen Teil in vorhistorischen Zeiten nie gestanden hat. Ich liebe es gar nicht, immer von Übergangszeiten zu sprechen. Übergangszeiten sind ja alle von vorher zu nachher. Es handelt sich nur darum, was übergeht. Aber in unserer Zeit ist es schon so, daß die Menschheit an einem Wendepunkte steht, wie sie vor einem gleichen in historischer und vorhistorischer Zeit nie gestanden hat. Das hängt damit zusammen, daß in den Untergrün­den der menschlichen Seele, weniger sogar irn Bewußtsein als in den Untergründen der menschlichen Seele, schon bedeutsame Dinge vor­gehen, welche eigentlich Vorgänge der geistigen Welt sind, die nicht bloß auf die physische Welt sich beschränken. Man spricht davon, daß mit der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert das sogenannte finstere Zeitalter abgelaufen ist, und daß ein neues, lichtvolles Zeitalter im Beginn ist. Ganz gewiß, wer in die geistige Welt hineinschauen kann, der weiß, daß es so ist. Daß jetzt nicht viel Licht zum Vorschein kommt, spricht nicht dagegen. Die Menschen sind an die alte Finsternis ge­wöhnt, und gerade so wie eine Kugel, der man einen Stoß gegeben hat, fortrollt, so rollt das eine Zeitlang fort, rollt durch Trägheit fort. Unsere Zivilisation ist heute durchaus eine solche, die in Trägheit fort-rollt, und wenn wir hinschauen auf das, was um uns herum in Trägheit rollt, dann müssen wir sagen: Eines ist schon da, was das, was um uns ist, gemeinschaftlich hat. Man will heute alles, was überhaupt vorhan­den ist - es ist schwer, ein lebendiges Wort zu finden, weil die Dinge tot sind -, man will alles bestätigt haben. Es ist eigentlich alles nur berechtigt für das, was schließlich als Zivilisation sich ergeben hat, was bestätigt ist. Bestätigt muß jede wissenschaftliche Wahrheit sein, bestä­tigt muß alles das sein, was irgendein Mensch behauptete, bestätigt muß

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aber der Mensch selber sein. Wenn er in irgendeinen Beruf eintritt, muß er irgendwie bestätigt werden, von außen her muß der Mensch bestätigt werden. Wenn man im wissenschaftlichen Leben drinnenlebt, so nennt man das: es muß bewiesen werden. Was nicht bewiesen ist, gilt nicht, das kann man nicht verstehen.

Nun, ich könnte noch viel reden über dieses Bestätigtwerden, über dieses Bewiesen werden. Es tritt einem ja mandimal in grotesker Weise entgegen. Sehen Sie, ich war auch einmal jung, nicht mehr ganz jung, da habe ich - ich will das kleine Erlebnis erzählen, weil es nicht ganz ohne Zusammenhang steht mit dem, was ich sagen will - eine Zeitung redigiert und hatte einen Prozeß, bei dem es sich um eine Kleinigkeit handelte. Es handelte sich nicht um vieles. Ich bin selber hingegangen und habe in der ersten Instanz gewonnen. Der Prozessor war nicht zufrieden, er hat an die zweite Instanz appelliert. Ich ging wieder hin, da kam der gegnerische Advokat und sagte: Ja, Sie brauchen wir gar nicht, wir brauchen nur Ihren Rechtsanwalt, wo ist denn der? - Da sagte ich, ich habe gar keinen mitgebracht, ich habe gedacht, das geht mich an. Da half nichts. Ich mußte mit aller Schlauheit, die man auf­wenden konnte, es dahin bringen, daß der Prozeß vertagt wurde und mir bedeutet wurde, daß ich das nächstemal da nichts zu suchen hätte, daß ich einen Rechtsanwalt zu schicken hätte, denn in der zweiten Instanz sei das nicht üblich, daß ein Mensch seine Sachen selbst vertritt. Ich ging erheitert weg. Die Sache kam mir aus dem Gedächtnis, und sie fiel mir gerade an dem Tag ein, wo am nächsten Tag der Prozeß sein sollte. Ich ging in die Stadt und dachte, ich kann mir das doch morgen nicht mehr sagen lassen, daß ich unnötig bin. Da ging ich dann die Straße entlang, traf eine Tafel von einem Rechtsanwalt und ging hin­auf. Ich kannte ihn gar nicht, wußte nichts von ihm. Der sagte: Wer hat mich denn Ihnen empfohlen? - Ich sagte: Gar niemand. - Ich dachte, ein anderer wird es auch nicht besser machen, und nahm den nächsten, der mir entgegentrat. - Da sagte er: Schreiben Sie mir auf einen Zettel auf, was ich morgen sagen soll. - Ich schrieb es ihm auf und blieb, weil es so Usus ist, eben weg. Nach einigen Tagen schrieb er mir, daß der Prozeß gewonnen ist. - Nun sehen Sie, so könnte ich aus meinem eigenen Leben tatsächlich Hunderte von Sachen erzählen. Es

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handelt sich überall gar nicht darum, daß man irgendwo als Mensch dabei ist, sondern daß die Dinge laufen, wie sie von Menschen einge-richtet sind. Das fühlt der junge Mensch. Er will nicht, daß alles bestätigt wird, er will etwas anderes. Er will an die Stelle der Bestäti­gung, des Beweises das Erleben setzen. Dieses Wort «Erleben» ver­stehen die alten Menschen ganz und gar nicht. Es steht nicht in ihrem Konversationslexikon darinnen. Sehen Sie, welch ein Greuel ist das Wort «Erleben»! Weil Sie sprechen von geistigem Erleben, ist es ein Greuel für sehr viele Leute. Und das ist, was einem beim Übergang vom finsteren Zeitalter ins lichte Zeitalter entgegentritt. Es ist eine radikale Wende einer Zeit da.

Nun ist es auch wiederum natürlich, daß ja dieser Übergang in zwei Strömungen sozusagen aufgetreten ist. Deshalb sind in einer gewissen Weise anthroposophische Bewegung und Jugendbewegung schicksals-mäßig schon miteinander verbunden. Denn die anthroposophische Be­wegung vereinigt die Leute jeglichen Standes, Berufes und Alters, die an der Wende des 19. zum 20. Jahrhundert gefühlt haben, daß der Mensch sich in einer ganz andern Weise in das gesamte Weltall hinein­stellen muß. Er muß nicht nur etwas bestätigt bekommen, bewiesen bekommen, er muß etwas erleben können. Und so erschien es mir wirk­lich ganz karmisch, ganz schicksalsgemäß, daß die beiden Bewegungen zusammengeführt wurden. Und das hat ja dann dazu geführt, daß wirklich eine Art Jugendbewegung, eine Art anthroposophische Jugend­bewegung innerhalb der anthroposophischen Bewegung entstanden ist, und daß dieses zuletzt dazu geführt hat, daß, als die anthroposophische Bewegung auf unserer Weihnachtstagung am Goetheanum neu begrün­det wurde, wir bald darauf die Einrichtung einer Jugendsektion folgen ließen, wo nun tatsächlich die Interessen, die heute in der ehrlichsten, aufrichtigsten Weise durch die Gemüter der jungen Menschen gehen, gepflegt werden sollen.

Es war, ich möchte sagen, ein ungeheuer erfreulicher Vorstoß, der da in den ersten Monaten des Jahres in bezug auf unsere anthroposophi­sche Jugendbewegung gemacht worden ist. Daß es jetzt etwas stagniert, hat seine Gründe. Das liegt in der Schwierigkeit der Jugendbewegung. Sehen Sie, die Schwierigkeiten liegen darinnen, daß aus dem Chaos,

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namentlich aus dem geistigen Chaos, das in der Gegenwart besteht, es schwer ist, irgend etwas herauszugestalten. Heute etwas zu gestalten, ist eben viel schwieriger, als es jemals gewesen ist. Deshalb ist es schon so - es liegt mir wirklich ganz ferne zu renommieren, diejenigen, die mich kennen, werden das wissen -, aber es ist so, daß einem heute die merkwürdigsten Dinge begegnen. Ich mußte, als der außerordentlich freundliche, liebenswürdige - verzeihen Sie, daß ich noch einmal darauf zurückkomme - Ausspruch des Herrn Rektor Bartsch gestern an meine Ohren drang, der da sagte, daß ich, wenn ich hier zur Anthroposophi­schen Gesellschaft komme, wie der Vater empfunden werde - ich mußte ja sagen, es ist schon etwas daran. Aber da werde ich als der Vater angesprochen. Väter sind alt, die können nicht mehr ganz jung sein. In Dornach hatte ich gerade, als wir mit der Jugendsektion anfingen, die Anregung gegeben, es sollten sich die jungen Leute von sich aus klipp und klar aussprechen. Da traten eine Anzahl junger Leute auf und sprachen sich sehr schön und ehrlich aus. Da sprach ich mich auch aus. Nachher, als die ganze Sache zu Ende war, sagte mir jemand, der mich sonst ganz gut kennt, nachdem er sich das auch angehört hatte: Sie sind dennoch der Jüngste unter den Jungen gewesen. - So etwas kann einem heute passieren: da wird man als der alte Vater angeredet, da als der Jüngste unter den Jungen. Da können doch die Begriffe nicht mehr ganz fest stehen. Also wissen Sie, wenn man so die Sprossen hin­auf- und hinunterklettert, bald als das Väterchen, bald als der Jüngste unter den Jungen, hat man gerade Gelegenheit, in das hineinzuschauen, was alles die Gemüter bewegt.

Nun, ich sagte, die Jugendsektion sei in eine Stagnation hineinge-kommen. Sie wird schon wieder herauskommen. Sie ist aus dem Grunde hineingekommen, weil es zunächst wirklich dem jugendlichen Gemüte außerordentlich schwer wird, sich in das auch hineinzudenken, was es ganz klar fühlt. Sehen Sie, unsere Zivilisation hat mit dem Geist den Menschen verloren! Und wenn ich jetzt mehr von den Hintergründen des Daseins spreche, so sehe ich doch, daß junge Menschen, die erst vor kurzem aus der geistigen Welt zum physischen Dasein heruntergestie-gen sind, eben mit ganz andern Forderungen an das Leben herunter-steigen als die, die früher heruntergestiegen sind. Warum ist das so?

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Sie brauchen mir das ja nicht zu glauben. Aber mir ist es eine Erkennt­nis, nidit bloß ein Glaube. Man macht, bevor man zum physischen Erdendasein heruntersteigt, in der geistigen Welt allerlei durch, was inhaltsvoller, gewaltiger ist als das, was man auf der Erde durchzu-machen hat. Damit soll das Erdenleben nicht unterschätzt werden. Die Freiheit könnte sich nie entwickeln ohne das Erdenleben. Aber groß­artiger ist das Leben zwischen Tod und Geburt. Die Seelen, die her­untergestiegen sind, das sind die Seelen, die in Ihnen sind, meine lieben Freunde. Die waren wirklich ansichtig einer hinter dem physischen Dasein verlaufenden ungeheuer bedeutungsvollen geistigen Bewegung in überirdischen Regionen, derjenigen Bewegung, die ich innerhalb unserer Anthroposophischen Gesellschaft die Michael-Bewegung nenne. Es ist so. Ob es der heutige materialistische Mensch glauben will oder nicht, es ist so! Und die führende Macht für heute, für unsere gegen­wärtige Zeit - man könnte sie ja auch anders nennen, ich nenne sie die Michael-Macht - strebt eigentlich innerhalb der geistigen Führung der Erde und der Menschheit nach einem Neugestalten alles Seelenhaften auf der Erde. Die Menschen, die im 19. Jahrhundert so gescheit gewor­den sind, ahnen ja gar nicht, daß von der geistigen Welt aus die Seelen­verfassung aufgegeben ist, die gerade als die aufgeklärteste im 19. Jahr­hundert sich herausgebildet hat, daß der ein Ende gesetzt ist, daß eine Michael-Gemeinschaft von Wesen, die niemals auf die Erde kommen, aber die Menschheit leiten, danach strebt, eine neue Seelenverfassung in die Menschheit hineinzubringen. Der Tod der alten Zivilisation ist eben einmal gekommen.

Ich habe es in der Zeit, in der die Dreigliederungsbewegung war, die eben an dem Tode der alten Zivilisation gescheitert ist, öfters gesagt:

Wir haben heute keine Dreigliederung im öffentlichen Leben nach Geist, nach Jurisprudenz und so weiter und nach Wirtschaft, sondern wir haben eine Dreigliederung nach Phrase, Konvention und Routine. Phrase ist das, was als das geistige Leben auftritt, und Routine - nicht Menschenwohlwollen, Menschenliebe, wie sie herrschen soll im Wirt­schaftsleben -, Routine ist das, was das Wirtschaftsleben beherrscht.

Diese Seelenverfassung, in der die Menschen darinnenstecken, diese Seelenverfassung soll durch eine andere abgelöst werden, die wieder

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aus dem Menschen selber heraufkomtnt, die im Menschenwesen erlebt ist. Das ist das Streben von geistigen Wesenheiten, die, ich möchte sagen, durch die Zeichen der Zeit erkennbar sind und die Führung unseres Zeitalters übernommen haben. Die Seelen, die in Ihren Leibern auf die Erde heruntergezogen sind, die haben diese Michael-Bewegung gesehen und sind unter dem Eindruck der Michael-Bewegung herunter-gekommen. Und hier lebten sie sich ein in eine Menschheit, die eigent­lich den Menschen ausschließt, den Menschen zur Maske macht. Und so ist eigentlich die Jugendbewegung eine wunderbare Erinnerung an das vorirdische Erleben, an wichtigste Eindrücke dieses vorirdischen Lebens. Und hat man diese unbestimmten, unterbewußten Erinnerun­gen an das vorirdische Leben, diesen Anblick des Strebens nach einer Erneuerung der menschlichen Seelenverfassung - man findet nichts davon auf der Erde. Das ist, was eigentlich heute in jugendlichen Gemütern vorgeht.

Die anthroposophische Bewegung ist dasjenige, was sich aus der Mi­chael-Bewegung offenbart; sie hat das, was da gewollt wird, unter die Menschen zu bringen. Die anthroposophische Bewegung möchte hier auf derErde von der Erde aus hinaufschauen zu der Michael-Bewegung. Die Jugend bringt sich die Erinnerung aus dem vorirdischen Dasein mit. Das führt schicksalsmäßig zusammen. So erschien mir alles das, was sich im Zusammenhang der Jugendbewegung mit der anthroposo­phischen Bewegung abgespielt hat, wirklich wie ganz innerlich, nicht bloß durch irdische Verhältnisse, sondern durch geistige Verhältnisse, insofern diese geistigen Verhältnisse zum Menschen gehören, gegeben zu sein. Aus diesen Untergründen heraus empfinde ich gerade diese Jugendbewegung als die, welche unendlich viele Hoffnungen erwecken kann für die Zukunft dessen, was man im richtigen Sinne als Anthro­posophisches empfinden kann.

Es tritt einem natürlich immer wieder das entgegen, was dadurch, daß sowohl anthroposophische Bewegung wie Jugendbewegung An­fänge sind, eigentlich auftreten muß. Wir haben ja die Freie Anthro­posophische Gesellschaft neben der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland begründen sehen, und diese Freie Anthroposophische Gesellschaft hatte, da das auch sein muß, einen Vorstand sich erkoren

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oder gewählt. Ich glaube, es waren sieben Mitglieder im Vorstand es sagt jemand, es seien neun - ach, gar neun. Nun, es waren neun, aber es ist einer nach dem andern bis auE drei, die zuletzt übriggeblieben sind, so hinauskomplimentiert worden. Alles ganz verständlich, ganz richtig verständlich. Die Freie Anthroposophische Gesellschaft wollte im wesentlichen das Jugenderlebnis erfassen. Nun kam es zur Diskus­sion über das Jugenderlebnis. Da bestritt man eben einem nach dem andern, die da im Vorstand waren, daß er das rechte Jugenderlebnis haben könnte. Es blieben drei zurück, die diskutierten selbstverständ­lich untereinander, ob alle das Jugenderlebnis hätten. Auch da tritt etwas ganz Merkwürdiges auf, schicksalsmäßig Hindeutendes tritt zwischen der Jugendbewegung und der anthroposophischen Bewegung zutage. Es tritt spaßhaft auf, ist aber sehr ernsthaft. Denn wenn man über die großen Schicksalsfragen nachforscht, kommt man auf sehr bedeutende Dinge, und da zeigt sich oft symptomatisch die Größe des Schicksals. Als wir die Anthroposophische Gesellschaft begründet hatten, hatten wir auch Vorstandsmitglieder, die zankten sich furchtbar. Und mir war es klar, daß dann einige allein dastehen werden, wenn sie die andern hinauskomplimentieren würden, aber daß es damit nicht zu Ende kommen würde, sondern daß dann die linke Seite mit der rechten in Streit kommen würde, die linke Seite eines Menschen mit der rechten Seite eines Menschen, ob die rechte oder die linke das Jugenderlebnis wirklich habe. Das schaut wie Ironie aus, ist es aber nicht. Aber es weist nur darauf hin, daß das, was heute Jugenderlebnis genannt werden muß, tief unten in der Seele liegt, und es ist das Bedeutsame in dem Jugenderlebnis, daß es nicht unbedingt in klare Worte gefaßt werden kann. Klare Worte sind in der Zeit der Gescheitheit so viele gesprochen worden. Es kommt darauf an, daß wir eben zu Erlebnissen kommen. Aber da sollte es dann auch schon so sein, daß, ich möchte sagen, das auch auftritt, was notwendig zu diesen Nicht-zu-klaren-Formen-und so-weiter-Kommen dazugehört. Der Anspruch auf das Recht, im Un­bestimmten zu verharren, ist eben vorhanden. Ein anderes muß hinzu­kommen: sich wirklich nicht unter dem Eindruck der Unklarheit auseinanderzutrennen, sondern zusammenzugehen und sich zu äußern.

Insoweit Sie, meine jungen Freunde, hier zusammensitzen, möchte

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idl eigentlich vor allem den Wunsch aussprechen, daß Sie alle, was Sie auch fühlen, denken und empfinden mögen, mit eisernem Willen zu-sammenhalten, richtig zusammenhalten. Das brauchen wir vor allen Dingen, wenn wir in den großen Lebensfragen heute etwas erreichen wollen. Da können wir gar nicht lmmer darauf hinschauen, ob der eine ein bißchen eine andere Meinung hat als man selber. Es handelt sich wirklich darum, daß man sich zusammenfindet auch in der größten Differenz der Gefühle und Empfindungen. Das wird vielleicht später die schönste Errungenschaft sein, daß man in der Jugend trotz der Differenz in den Empfindungen zusammenzuhalten wußte. Es ist ja heute für den jungen Menschen wirklich so, daß er vor allen Dingen vermißt, den Menschen zu finden. Er fand unter dem, wo er hinein-gesteckt wurde, eben nicht den Menschen, weil der Mensch erstorben ist. Masken sind da, nicht Menschen. Überall Masken! Nun trat natür­lich das hervor, was hervortreten mußte. Man suchte den Menschen! Und das ist etwas ungeheuer Ergreifendes. Denn all die verschiedenen Pfadfinderbewegungen, Wandervogelbewegungen und so weiter sind alle ein Suchen nach dem Menschen. Man sucht sich zusammenzuschlie­ßen. Jeder sucht beim andern den Menschen. Es ist ganz begreiflich. Weil geistig der Mensch eigentlich nicht mehr da war, so sagte man sich:

Aber ich fühle doch, der Mensch muß doch da sein. Nun suchte man den Menschen, suchte ihn vor allen Dingen im Zusammenschluß. Aber das hat - das dürfen wir nicht aus den Augen verlieren - etwas unge­heuer Tragisches gehabt.

Viele junge Leute haben diese Tragik durchgemacht. Sie sind in den Zusammenschluß eingetreten und haben gemeint, den Menschen zu finden. Der Zusammenschluß erfüllte sie nicht mit irgend etwas, was sie suchten, sie wurden um so einsamer wiederum. Und diese zwei Phasen der Jugendbewegung sind deutlich hervorgetreten: die Phase der Gesel­ligkeit, die Phase der großen Einsamkeit. Wie viele junge Leute sind heute da, die wirklich mit dem Bewußtsein, nirgends verstanden zu werden, einsam durch die Welt ziehen.

Nun ist es so, man kann im andern Menschen den Menschen nicht finden, wenn man ihn nicht auf geistige Weise zu suchen versteht, denn der Mensch ist einmal ein geistiges Wesen. Und wenn man dem Menschen

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nur äußerlidi gegenübertritt, so kann man ihn nicht finden, auch wenn er da ist. Es ist ja heute jammervoll, wie die Menschen eigentlich im Leben aneinander vorbeigehen. Gewiß, man schimpft heute mit Recht auf frühere Zeiten. Es ist vieles, was barbarisch war. Aber etwas war da: Der Mensch fand den Menschen im andern Menschen. Das kann er heute nicht. Die Menschen, die heute Erwachsenen, gehen alle aneinander vorbei. Keiner kennt den andern. ES kann nicht einmal einer mit dem andern leben, weil keiner dem andern zuhört. Jeder schreit dem andern etwas in die Ohren: seine eigene Meinung, und sagt dann, das ist meine eigene Meinung, das ist mein Standpunkt. Man hat heute wirklich lauter Standpunkte. Mehr Inhalt ist nicht da, denn das, was von den Standpunkten aus geltend gemacht wird, ist gleichgültig. Diese Dinge mit dem Herzen, nicht mit dem Verstande angesehen, die vibrieren durch die Jugend. Und deshalb können Sie sicher sein, die Empfindung muß richtig sein, daß etwas von Schicksalszusammenhang zwischen Jugendbewegung und anthroposophischer Bewegung besteht, daß nicht, weil man das auch probieren wollte, nachdem man vieles probiert hatte, die jungen Leute an die Anthroposophie herankamen, sondern aus einem Schicksal kamen sie heran. Und das gibt mir die Gewißheit, daß wir werden zusammenarbeiten können. Wir werden uns zusammenfinden, und wie auch die Dinge sich entwickeln, sie müs­sen sich so entwickeln, daß vor allen Dingen das Menschliche im weitesten Sinne, das in der Jugend lebt, zur Geltung kommt. Denn sonst kommt etwas ganz anderes, wenn nicht wirklich Geist aus dem jugendlichen Leben hervorquillt. Dann ist allerdings das jugendliche Leben da, man wird das Jung-Sein empfinden können, aber dieses Jung-Sein, ohne von Geist erfüllt zu sein, das hört im Anfang der Zwanzigerjahre auf. Denn physiologisch können wir die Jugend ja doch nicht erhalten. Wir müssen schon alt werden, aber wir müssen aus der Jugend ins Alter etwas hineintragen können. Wir müssen das Jung-Sein auch so verstehen, daß wir mit ihm in der richtigen Weise älter werden können, und ohne vom Geist in der Seele, in der tiefsten Seele berührt zu werden, kann man die Jahre zwischen zwanzig und dreißig doch nicht überstehen, ohne in das graue Seelenelend zu verfallen. Und das ist das, was zugleich meine große Sorge ausmacht. Diese besteht

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darin: Wie können wir zusammenarbeiten so, daß der Abgrund zwi­schen dein zwanzigsten und dein dreißigsten Jahr von unserer Jugend wirklich lebendig überschritten wird, ohne daß sie ins graue Seelenelend hineinkommt. Ich habe die Menschen schon kennengelernt, welche in der Mitte der Zwanzigerjahre ins graue Seelenelend hineingekommen sind. Denn im Grunde genommen ist das, was nach dem Ablauf des Kali Yuga in den Untergründen der jugendlichen Seele lebt, der Schrei nach dem Geistigen. Es ist schon richtig, das macht nichts aus, daß unter Ihnen viele sind, die nicht in der Anthroposophischen Gesellschaft sind. Ich war bis zu Weihnachten auch nicht darinnen. Da ich Vorsitzender werden mußte, mußte ich in sie eintreten. Darauf kommt es nicht an. Es kommt darauf an, daß man nach dem wirklich konkreten Geistigen sieht.

Mit diesen Worten wollte ich Ihnen eine kleine Einleitung geben. Ich hoffe, daß Sie vieles werden zu sagen haben. Sprechen Sie sich unver-hohlen aus, wählen Sie sich einen Vorsitzenden oder tun Sie das, wie Sie wollen. So habe ich auch die Dornacher Jugend gebeten, sich offen auszusprechen, damit wir zusammenarbeiten konnen Der Dornacher Vorstand wird sicher aufmerksam zuhoren, und wir werden das alles als gute Lehren für die Jugendsektion am Goetheanum entgegenneh men, was Sie selber zu sagen haben Wir wollen uns nicht vaterlich sondern recht «söhnlich» verhalten zu dem, was Sie zu sagen haben

Frage: Einer der jungen Freunde erzahlte davon daß sie gerne etwas Gemeinsames arbeiten wollten Dieses gemeinsame Arbeiten sei ihnen aber schwer geworden am besten seien ihnen die Weihnachtssplele ge­lungen. Sie würden in' mer na ch kurzer Zeit müde werden sie fühlten sich von ihrem Beruf zerrieben. - Dann wurde noch über d'ie Michaels-Idee gesprochen.

Rudolf Steiner: Wie kann man sich in den Beruf hineinstellen, wie­derum mit innerlicher Freude in dem Beruf darinnen richtiger Mensch sein? Ja, diese Dinge sind ja nicht so ganz leicht zu beantworten. Aber man darf vielleicht etwas zu der Antwort beitragen, wenn man diese Dinge als Erlebnis kennt Ich habe so manche Freunde gehabt, als ich so alt war wie Sie. Die warfen dazumal auch die Frage auf, wie kann

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man sich in den Beruf hineinstellen, ohne in der Freudlosigkeit zu vergehen, ohne gewissermaßen das Seelische zu ertöten. Sie haben sich dann, nachdem sie alle - dazumal nannte man es Brauseköpfe, wenn einer sich frei entwickeln wollte - lange frei gebummelt hatten, in irgendeinen Beruf hineingeschoben, aber sie verkümmerten seelisch furchtbar. Ich möchte nicht gern von mir selber reden, aber in diesem Falle muß ich es. Ich habe mich in keinen Beruf hineingestellt, denn hätte ich es getan, es wäre zu keiner anthroposophischen Bewegung gekommen. Um das Vermächtnis Goethes zu gestalten, durfte man in keinem Beruf darinnenstehen. Man muß das Leben gestalten. Deshalb darf ich aus meinem Leben heraus einiges sagen zur Beantwortung der Frage. Das Problem kann nicht gelöst werden, sich in den heutigen Beruf hineinzustellen und innere Lebensfreudigkeit zu behalten. Des­halb muß man sich aber doch in die heutigen Berufe hineinstellen, denn es gehört Resignation dazu, sich in keinen Beruf hineinzustellen. Dazu müssen &ie sich schon aufschwingen, einzusehen, daß es nicht möglich ist, sich in die heutigen Berufe hineinzustellen mit Lebensfreudigkeit oder Befriedigung. Das wird erst möglich sein, wenn das Berufsleben so beschaffen ist, daß es dem Menschen angemessen ist. Darauf muß verzichtet werden, sich in einen heutigen Beruf hineinzustellen und lebensfreudig zu sein. Sie müssen das Problem jenseits des Berufes lösen. In der wenigen Zeit, die Ihnen der Beruf übrig läßt, müssen Sie sich aber um so intensiver anstrengen. Es ist außerordentlich wohlig, und ich gebe Ihnen ganz recht in dem, was Sie gesagt haben von der andern Seite her, Weihnachtsspiele zu spielen und daran Freude zu haben, aber ich habe Leute kennengelernt, die auch zu den Weihnachts-spielen kamen, auch dabei waren und mittaten, die hatten nicht nur auf dem Körper, sondern auch auf der Seele graue Haare. Dazu braucht man nicht jung zu sein.

Die Anthroposophie hat eine Eigentümlichkeit. Wenn Sie heute ein strebsamer Mensch sind, und sich ein bißchen bilden wollen, nehmen Sie das auf, was in den Büchern steht. Was für Ansprüche macht die Literatur? Sie macht den Anspruch, daß sie eindeutig ist. Wenn Sie ein wissenschaftliches Buch nehmen, ist es egal, ob Sie achtzehn, fünfund­zwanzig, siebenunddreißig oder achtzig Jahre alt sind. Die Wahrheit

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soll überall auf Sie wirken. Das soll absolut wahr sein. Das ist bei der Anthroposophie nicht so. Die Anthroposophie werden Sie als achtzehn­jahriger Mensch anders aufnehmen wie als sechsundzwanzigjähriger, weil sie mit Ihnen wächst. Sie schmiegt sich an den Menschen an in seiner Jugendlichkeit und auch in seinem Alter. So wie der Mensch selber alt wird, wird auch die Anthroposophie alt. Wenn man sich in dieser ganz neuen, nennen Sie es Weltauffassung, Seelenverfassung, wie Sie wollen, wenn man sich in dem ganz Neuen ergeht, Gemeinschaften gestaltet, um gerade das leben zu lassen in der Gemeinschaft, wird man schon darauf kommen: Da kann man jung sein und kann sich in rich­tiger Weise hineinfinden, so daß die Dinge sich auch jugendlich aus-wirken. Die alten Leute machen uns ja ohnehin den Vorwurf, daß Sie die Anthroposophie nicht verstehen. Ein gutes Zeichen für die Anthro­posophie! Man soll sie nicht verstehen, man soll sie erleben. Und dieser letzte Konservatismus muß auch noch verschwinden, daß man glaubt, man kann sich in die heutigen Berufe mit Freude hineinfinden. Man muß neben dem Beruf einen Weg finden und für diesen Weg so viele Menschen finden, daß eine solche Kraft entsteht, daß die Berufe neu gestaltet werden können. Denn nur in neugestalteten Berufen kann man sich freuen.

Daß diese Kraft entsteht, dazu kann viel geschehen, wie ich es Ihnen in der Michaels-Kraft charakterisiert habe. Die muß sich aber in gran­diosen Michaels-Festlichkeiten ausleben. Wir müßten es wirklich dahin bringen, daß das aufkeimende Leben der Zukunft, das von uns noch ganz embryonal gefühlt werden kann, in Festen der Hoffnung, in Festen der Erwartung entstehen kann. In Festen, wo man nur durch Hoffnung und Erwartung zusammengehalten wird, nicht durch scharf konturierte Ideale, müßte man gerade in diesen Festen dieses Bild vor sich haben des Michaels mit den Führeraugen, der weisenden Hand, mit dem geistigen Rüstzeug. Solch ein Fest muß entstehen. Warum ist es nicht entstanden? So fest ich hinweisen werde, daß dieses Fest aus dem Schoße der anthroposophischen Bewegung hervorgehen muß, so fest werde ich es auch zurückhalten, so lange nicht die Kraft da ist, es würdig zu halten. Denn spielerisch es zu machen, dazu ist die Zeit zu ernst. Wenn es in würdiger Weise gefeiert wird, wird es große Impulse

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in die Menschheit hineinsenden. Daher müssen wir so lange warten, bis die Kraft dazu da ist. Nicht bloß ein vages, blaues, dunstiges Erbauen an der Michaels-Idee soll da sein, sondern das Bewußtsein, daß eine neue Seelenwelt unter den Menschen begründet werden muß. Es ist tatsächlich das Michaels-Prinzip das Führende. Dazu gehört gemein­schaftliches Erleben, um gerade auf eine Michaels-Festeszeit hinzuarbei­ten, wo dann der Geist der Hoffnung in die Zukunft, der Geist der Erwartung leben kann. Das ist schon etwas, was walten kann und nach dem Beruf eine große Befriedigung gewähren kann, daß man schon mit Resignation in den Beruf hineingehen kann. Es soll Sie das nicht ver­stimmen, sondern anregen.

Frage: Man wird gezwungen, während des Berufes ein anderer Mensch zu sein. Am Abend macht man Übungen, klettert die Leiter hinauf und wird am Tage wieder hinuntergezogen.

Rudolf Steiner: Man kann das auch nicht hineintragen in den Beruf, weil heute viel zu wenig Menschen sind, als daß eine wirkliche Kraft entstehen kann. Das würde bewirkt werden, wenn alle die, die das -wenn auch noch so dunkel - fühlen, daß etwas anderes zu erwarten ist, nach einer Vereintheit streben würden. Wenn Sie sich heute in irgend­einem Beruf drinnen befinden, nicht wahr, das wissen Sie ja doch ganz klar, sind noch eine ganze Anzahl anderer darinnen, die das nicht so fühlen wie Sie. Diese Menschen haben auch gar nicht das Bedürfn is, den Abend irgendwie in Jugendbewegungsversammlungen zuzubringen. Sie stehen in dem Beruf so darinnen, daß sie eigentlich darinnen zufrieden sind, weil sie gar nicht das Zeug haben, unzufrieden zu sein, sie wollen gar nicht, daß der Beruf ihnen Freude macht.

Etwas Charakteristisches ist da in der zweiten Hälfte des ,9. Jahr­hunderts aufgetreten. Bei wissenschaftlichen Versammlungen bin ich zur Verzweiflung getrieben worden. Solange man die paar Stunden von offiziellen Verhandlungen hatte, wurde wissenschaftlich verhan­delt. Dann setzte man sich zusammen, und wer nun aus dem Beruf heraus ein Sterbenswörtchen sagte, der wurde für einen Philister ange­sehen. Diejenigen unter ihnen, die keine Philister sein wollten, sie waren es erst recht. Die hatten immer das Wort auf den Lippen: Nur

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nicht fachsimpeln! Das zeugt dafür, daß man sich überhaupt gar nicht interessierte für das, was man berufsmäßig trieb. Das ist auf allen Gebieten so. Die Menschen sind zum großen Teil Opfer der Zeit; sie wären auch für etwas Besseres zu gewinnen. Dazu gehört eben, daß noch mehr Macht in den geistigen Bewegungen der Zeit zutage treten kann, damit nicht diejenigen, die den Beruf als niederdrückend empfin­den, dastehen und erdrückt werden durch die andern, die gar nicht solche Bedürfnisse haben. Also je mehr wir darauf verzichten, schon morgen etwas zu erreichen, um so mehr wir uns bemühen, emsig zu arbeiten in dem, was sein soll zunächst eine geistige Gemeinschaft, die auf etwas hinarbeitet, desto besser wird das sein. Das ist das, was wir ins Auge fassen müssen.

Frage: Gegensatz von jung und alt. Die alten Anthroposophen wol­len nur den Geist in sich hineinzerren. Die jungen wollen herausge­stalten. Die andern wollen bremsen, sie äußern sich spöttisch über das, was die Jugend schafft.

Rudolf Steiner: Es brauchte der Gegensatz zwischen jungen und älteren Leuten nicht so stark hervorzutreten. Da scheint mir doch das Richtige das zu sein, was ich gesagt habe, daß man versuchen soll, weil es ja schon gegenwärtig unmöglich ist, alle über einen Leisten zu schla­gen, auch gegen den andern, sagen wir, tolerant zu sein. Es ist ganz gewiß, daß man ja auf der einen Seite anstreben wird, wenn man dazu das nötige Temperament hat, mit dem, was da ist, auch nach außen in die Welt hineinzuschauen, hineinzureichen. Es wäre traurig, wenn es nicht so wäre. Aber auf der andern Seite liegt da auch ein beträchtlicher Unterschied in der Stärke vor. Es wird stärkere Elemente geben, die werden in der Lage sein, manches früher durchzuführen, als die andern sich getrauen. Aber zu etwas Durchgreifendem wird man doch nur kommen, wenn sich die verschiedenen Schattierungen zusammenfinden. Man kann sich zusammenfinden. Da könnte die anthroposophische Bewegung viel tun, sie tut es nur leider nicht.

Ich glaube schon, wenn die Jugendbewegung in die Anthroposophie hineinfinden wird, werden die verschiedenen Nuancen schon zur Gel­tung kommen. Was von mir abhängt, so wird niemals etwas gegen die

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Jugendbewegung eingewendet werden, die von der Temperarnentslage ausgeht, die Sie vertreten haben. Ich möchte am allerwenigsten ein­wenden dagegen. Nur habe ich in meiner Jugend gesehen, wie stark man da gegen Widerstand anstößt und sich die Stirne blutig schlägt. Es ist gut von denen, die es wollen, aber wissen Sie, es ist schon einmal nicht jedermanns Sache, so, ich möchte sagen, von vorneherein auch wirklich sich dem unbestimmten Schicksal auszusetzen. Aber ist man in der Lage, in dieser Richtung wieder zu wirken, dann weniger da­durch, daß man die andern, die es nicht so machen, kritisiert, sondern, daß man auf das hinweist, was wirklich geschaffen worden ist. Es han­delt sich durchaus darum, auf das Positive hinzuweisen, was in dieser Richtung schon geschaffen wurde. Das ist, wie ich glaube, auch unter der Jugend viel zu wenig bekannt. Es bleibt in kleinen Kreisen. Und das ist das Gefährliche, wenn es auch in der Jugend dadurch, daß es in der Jugend hervortritt, nicht in so krasser Form wie in den Sekten auftritt. Es darf nichts Sektiererisches vorkommen. Es muß das allge­mein Menschliche darin walten.

Frage über die verschiedenen Altersstufen, die versammelt sind, zwischen achtzehn und fünfundzwanzig Jahren, und die verschiedenen Bildungsgrade der Betreffenden.

Rudolf Steiner: Daß das so ist, daran ist im Grunde genommen nur das schuld, daß in unserer Zivilisation der Egoismus eine so ungeheuer starke Rolle spielt. Es ist den Menschen nicht möglich, sich in den andern hineinzufühlen. Ein jeder redet und tut nur aus sich heraus. Denken Sie nur, wie das sofort anders ist, wenn man sich in den andern hineinfühlen kann. Nehmen wir an, es ist einer in den Sechzigerjahren und er redet mit einem fünfjährigen Knaben. Eigentlich finde ich, daß das fünfjährige Kind sich viel mehr in den Sechzigjährigen hineinfin­det als der Sschzigjährige sich in das Kind. Das Hineinkriechen in den andern, das ist das, was man lernen muß. Das kann man durch Anthro­posophie, weil sie biegsam ist. Wenn wir durch geistige Interessen zu­sammengehalten werden, dann verschwindet der Altersunterschied zwischen Fünfzehn und Fünfundzwanzig leicht, namentlich, wenn man eine Weile zusammen ist. Wenn man aber nur durch die egoistischen

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Interessen zusammengehalten ist, dann verstehen die Fünfzehn- und die Fünfundzwanzigjährigen sich nicht. Es handelt sich um die Über­windung des Egoismus. Man muß sich in etwas Objektives hineinfinden. Egoismus ist die Signatur des Zeitalters. Wenn wir anfangen, uns rechtschaffen für den Menschen zu interessieren, so kann das nicht fort-dauern. Den Egoismus überwindet man gründlich, wenn man ihn zuerst überwindet bei etwas, was so schwer in die Seele eingeht wie die Anthroposophie. Da muß man sich auf sein Inneres beziehen. Da streift man den Egoismus ab und kann dann schon in den andern hinein­finden. Das tritt als eine Frucht auf.

Daß Sie sich nicht verstehen können, hat den Grund, weil Sie nicht den Menschen haben. Wenn einer kein Mensch ist, sondern eine Scha­blone, wie man heute mit fünfundzwanzig Jahren ungefähr ist, wie soll er den andern Menschen verstehen? Wenn man Akademiker ist, ist man mit fünfundzwanzig Jahren nicht ein Mensch, sondern ein Kleiderstock, an dem das Abiturientenexamen hängt und die Angst vor dem letzten Abschlußexamen. Man ist mit fünfzehn Jahren ein Kleiderstock, an dem noch die Klassenzeugnisse hängen, die von den Eltern unterschrie-ben werden müssen. Die verschiedenen Gegenstände verstehen sich nicht, aber sobald wir an den Menschen kommen, verstehen wir uns. So ist es mit den Berufen, mit den verschiedenen Berufen. Wir sind nicht mehr rechtschaffene Menschen, wir sind tatsächlich das, was ein Abklatsch der verschiedenen Verhältnisse ist. Und darin liegt das Be-deutsame der Jugendbewegung, daß sie das abgestreift hat, daß sie Menschen will. Das tritt einem doch bei diesen Menschen entgegen. Wenn sie aus dem Beruf draußen sind, wollen sie Menschen sein. Das werden sie werden, wenn sie von solchen Dingen klar durchdrungen sind.

Hermann Bahr schildert, wie es ihm ergangen ist, wenn er in eine Großstadt kam. Er wurde überall eingeladen, am Sonntag, am Mon­tag, und nun - nicht wahr, ja, er konnte die Damen, die am Tische links saßen, und die Damen, die rechts saßen, nicht voneinander unterschei-den. Er konnte die Damen vom Sonntag nicht von den Damen vom Montag unterscheiden. Es kam ihm alles durcheinander. Ja, sehen Sie, wenn man eben in solche Gesellschaften kommt, da schauen sich die Leute so ähnlich, weil sie alle ein Abklatsch dieser Verhältnisse sind.

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Frage: Soll man den Beruf fallenlassen und sich nur der Anthro­posophie widmen, oder kann man den Beruf durchwärmen?

Rudolf Steiner: Das ist eine individuelle Sache. Man soll nie davor zurückschrecken, das, was man als das Richtige erkannt hat, auszu-führen. Einmal kann man es, einmal kann man es nicht. Wenn man es kann, soll man einen Riecher dafür haben und es auch tun. Natürlich, man kann auch Märtyrer werden. Nur soll das keine allgemeine Regel werden. Denn dann kommt man nicht vorwärts, oder wenigstens müßte das dann eine allgemeine Regel werden. Aber wenn bloß unter hundert ein Prozent zum Märtyrer bereit sind, dann kommt man nicht weiter, weil das die andern zunichte werden lassen. Das läßt sich nur indivi­duell beantworten. Ich habe es in meinem Leben individuell beantwor­tet, indem ich nie in einen Beruf hineingegangen bin. Gewiß, Sie können sagen, dadurch weiß ich nicht, wie man einen Beruf fördern kann. So neben denen, die da waren, stand ich ja schon auch. Aber es ist schon so geworden, daß das Berufsleben etwas Erstarrtes hat, daß es außer­ordentlich schwierig ist, bei der Kompliziertheit der Lebenszusammen-hänge heute in irgendeinem Beruf viel auszurichten. Hat man einen Riecher, kann man es tun.

Frage: Es wurde erzählt, daß man Einzeigruppen gebildet hatte, weil man nicht jung und alt vereinen konnte. Wiederum Frage nach dem Beruf.

Rudolf Steiner: Es ist nicht viel anzufangen mit dem Beruf, wenn man Mensch sein will. Man muß resignieren und neben dem Beruf ein selbständiges Leben entfalten. Was der Herr hier sagt, kommt aus einem Mißverständnis der Anthroposophie heraus.

Der Fragesteller: Die Anthroposophie greife ich nicht an. Man muß verstehen können, was die Jugendbewegung Gutes hat.

Rudolf Steiner: Es handelt sich nur darum, daß gerade die Jugend­bewegung an der Anthroposophie erfahren kann, erleben kann, wie man mit Ausschluß alles Negativen im Einklang mit dem ganzen Kosmos positiv wirken kann. Denn Anthroposophie schließt ihrem

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Wesen nach, da sie von keinem angenommen wird, der sie nicht erleben kann, ein unfreies Wirken aus. Ich hin nie darauf ausgegangen, für Anthroposophie zu agitieren. Ich sagte, was ich wußte. Ich wußte, wenn ich zu tausend spreche, so werden es zunächst nur fünf sein, bei denen die Sache wirklich anfaßt. Ich machte mir nie etwas daraus, denn bei den Heringen im Meer geht es auch so. Da werden auch aus tausend Eiern, die ausgestreut werden, nur zwei oder drei wirkliche Heringe. Wer auf den Erfolg sieht, kann den Erfolg nie haben. Man muß aus der Sache heraus wirken. Das meine ich, sollte Platz greifen, daß man einen jeden tun läßt, was er tun kann, und eben nicht zu ablehnend ist, nicht zu stark sagt: Das sollte die Jugend nicht sein, das sollte die Jugend­bewegung nicht sein. Es sollten möglichst viele zusammensein, jeder aus seiner Individualität heraus das zu tun, was er kann.

Der Unterschied zwischen fünfzehn und fünfundzwanzig wird schon überwunden werden, wenn alle jung sind, und jung sind schon alle. Das ist nicht so schlimm, was differiert. Die Grundform ist schon da. Andere, die bleiben draußen, die gehen ins Kino, die gehen doch nicht in die Vereinigungen der Jugend.

Nun handelt es sich darum, daß vielleicht zu stark daran gedacht wird, daß man eine Form geben soll. Es handelt sich vielmehr darum, daß ein aufrichtiges Verhältnis von Mensch zu Mensch gewonnen wird, als eine Form. Hat man sich lieb, so geht man da hin, wo man sich lieb hat, und sucht nicht nach einer Form. Vielleicht ist das gerade falsch, nach einer Form zu suchen. Es handelt sich darum, daß Sie sogar danh zusammenkommen, wenn Sie ganz uneinig sind, daß Sie gerne zuein­ander kommen, gerne beisammen sind. Und wenn dieses Rein-Mensch­liche, im Gefühl Liegende die Form gibt, ist das die gesündeste Form. Jedes programmäßige Formsuchen wird sogar die Jugendbewegung stören. Wir haben auch in bezug auf die Jugendsektion am Goetheanum an Mannigfaltiges gedacht, und es wird auch Mannigfaltiges hervor-kommen, was Grundlage geben wird, sich mit den Dingen zu beschäfti­gen, wenn man über einen gewissen Punkt der Stagnation hinüberge-kommen sein wird.

Wenn wirklich das nach dem Kali Yuga auftretende Streben nach dem Licht - es muß ja nicht ein abstraktes Geisteslicht sein - so stark

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in den Menschen ist, daß sie gar nicht anders können, als dem zu folgen, dann brauchen wir nicht weitere Formen. Es ist nur störend, besondere Formen zu haben. Es muß in den Menschen das Lebendige zusammen-kommen. Ich denke mir, wenn auch nur unter einer großen, großen Versammlung zwei oder drei sind, die ganz herzhaft begeistert sind für ihre Sache, wird man zusammenkommen, weil die zwei oder drei dort sind, weil die dort zu treffen sind. Es muß das Menschliche sein. Das wird ganz sicher gefunden werden, wenn wir nicht mit schlaffen Armen, schlaffen Beinen und schlaffen Gehirnen zusammenkommen, sondern mit Eifer und ernsthaft in unserem Innern etwas wollen. Und wenn wir von dem andern nicht erwarten, daß er uns amüsiert, sondern hingehen und selber etwas leisten wollen, daß wir etwas leisten wollen und vom andern möglichst wenig erwarten, selber möglichst viel tun wollen, dann haben wir die Form. Es ist so schwer, über all gemeine programmatische Sachen zu sprechen. Es kommt auf das Leben an bei den Dingen, die im Leben stehen. Wenn man im Beruf darinnensteht und dann extra das machen soll, wird man müde im Beruf. Aber die Begeisterung ist notwendig, die heute für die Jugend deshalb so leicht drinnen sein kann, weil sie beim Alter so schrecklich fehlt. Es bewegt sich nicht, es fehlt die Begeisterung. Das Alter hat Blei im Körper. Das kann in der Jugend schon Begeisterung hervorrufen, wenn Sie sich heute vornehmen, wirklich das, was Sie jeder denken, in der nächsten Zeit gemeinsam mit denen, die heute zusammen sind, zu besprechen. Da haben Sie schon Form genug, und wir werden allerlei Botschaften, allerlei Fragen vom Goetheanum ausgehen lassen. Da werden Sie wie­der etwas zu tun haben, und so suchen Sie einfach Gelegenheit, um sich zu treffen, und schwanzen moglichst wenig die Versammlungen. Dann wird es schon werden, das gibt die beste Form. Es ist tatsächlich viel­leicht sogar der erste Grundsatz in bezug auf die Formbildung: Wir haben so und so viele Freunde, die wollen als ersten Grundsatz be-trachten, unsere Zusammenkünfte nicht zu schwänzen. Dann ist schon eine Form da.

Frage nach der Wandervogeljugend.

Rudolf Steiner: In Wirklichkeit braucht kein Gegensatz zu sein. Man

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geht in die Natur hinaus bei den Wandervögeln, man will die Ein-drücke der Natur haben, man will an der Natur das Menschliche erle­ben und so weiter. Wenn man nachher, nachdem man das alles ange­strebt hat und glaubt, es eine Zeitlang durchgemacht zu haben, in ein anderes Extrem verfällt, die Natur nicht mehr haben will und Bücher liest, dann hat man das erste auch nicht in der richtigen Weise gehabt. Heute kann der Mensch die ganze Welt durchwandern und sieht nichts. Man kann Ihnen die schönsten Exemplare von Italienreisenden, von englischen Wandervögeln zeigen, die gar nichts gesehen haben. Sie haben die Qalerien angesehen, sie haben in Wirklichkeit nichts gesehen. Ich habe eine Anzahl von Wandervögeln gesehen, die den Drang ge­habt haben, etwas zu sehen, die aber nichts gesehen haben.

Um etwas zu sehen, muß man ein Herz haben. Wenn man aber schon in der Volksschule verhindert wird, ein ganzer Mensch zu sein, sieht man nicht, was in der Natur ist. Wenn man wieder darauf eingehen kann, was alles in der Natur ist, dann findet man auch in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» etwas anderes als andere. Dieses Buch ist durchaus nicht mit Ausschluß der Natur geschrieben, sondern durchaus im Anblick der Natur. Man hat gesagt, man könne meinem Stil ansehen, daß ich mit der Schreibmaschine schreibe, weil mir bei Tag die Zeit dazu fehle. Diese Kritik kann ganz gewiß nicht recht haben. Ich habe mir noch nie ins Bett, wo ich meine meisten Sachen schreibe, eine Schreibmaschine gestellt. Das würde auch grotesk aus­sehen. Es kommt darauf an, wie die Sachen konzipiert sind. Sie sind durchaus im Anschauen der Natur konzipiert. «Wie erlangt man Er­kenntnisse der höheren Welten?» ist durchaus ein Wandervogelbuch. Ich sehe keinen Gegensatz, der beruht darauf, daß man weder das eine noch das andere ganz ist. Als Wandervogel die Natur erleben, dann wird man auch das Buch erleben, das gar kein Buch sein soll. Es schaut nur so aus. Aber man kann eben gewisse Dinge nur durch Drucker­schwärze in die Welt setzen. Wenn die Jugendbewegung gelingt, wer­den wir auch über die Druckerschwärze hinwegkommen. Wir müssen zum Menschlichen kommen, nur, nicht wahr, die Anthroposophische Gesellschaft kann nicht alles auf einmal erreichen. Sie tut schon viel dazu, es ist leider nicht gelungen. Es war meine Absicht, gewisse Dinge,

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die man von Mensch zu Mensch sagt, niemals drucken zu lassen. Ich bin so froh, daß heute keiner mitschreibt. Es haben sich immer wieder Leute gefunden, die nachgeschrieben haben. Das, was eine schlimrne Nachschrift war, ist hinausgekommen, und so hatte ich doch wieder das Mittel zu finden, die Dinge drucken zu lassen.

#TI

ANSPRACHE ZUR BEGRÜNDUNG DER LANDWIRTSCHAFTLICHEN

ARBEITSGEMEINSCHAFT «vERSUCHSRING»

Kcberwitz, II. Juni 1924

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Vorerst lassen Sie mich meine tiefste Befriedigung darüber ausdrücken, daß dieser Versuchsring, der von dem Grafen Keyserlingk angeregt wurde, zustandegekommen ist und sich nun auch erweitert hat um die Interessenten der Landwirtschaft, die das erste Mal bei einer solchen Versammlung anwesend waren. Es ging ja diese Begründung zeitlich hervor daraus, daß zunächst Herr Stegemann auf versiedene Bitten hin sich bereit erklärte, einiges von dem mitzuteilen, was zwischen ihm und mir im Laufe der letzten Jahre über allerlei Richtlinien gegenüber der Landwirtschaft gesprochen worden ist, und was er durch seine so anerkennenswerten Bemühungen auf seiner Landwirtschaft nach der einen oder andern Seite ausprobiert hat. Daraus ging dann die Dis­kussion hervor zwischen unserem hochverdienten Grafen Keyserlingk und Herrn Stegemann, die dazu führte, daß zunächst ein Gespräch stattgefunden hat, in dem die heute vorgelesene Resolution gefaßt worden ist, und das dann dazu geführt hat, daß wir heute wiederum hier zusammengekommen sind.

Es ist ja durchaus eine tiefbefriedigende Tatsache, daß sich nun gewissermaßen als Träger der Versuche im Anschluß an - ja, zunächst können es nur Richtlinien sein - die Richtlinien, die hier in diesen Vorträgen gegeben werden, eine Anzahl von Personen gefunden haben, um Versuche zu machen, diese Richtlinien zu bestätigen und zu zeigen, wie sie sich praktisch ausnützen lassen. Allein, es ist notwendig, daß

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wir uns heute in einem Augenblicke, wo sich in einer so befriedigenden Weise so etwas bildet, bewußt sind, daß wir ja die Erfahrungen, die wir mit unseren Bestrebungen auf praktischen Gebieten innerhalb der anthropOsophischen Bewegung gemacht haben, verwerten, und nament­lich, daß wir die Fehler vermeiden, die ja erst so recht sichtbar geworden sind im Laufe der Zeit, in der von anthroposophischer, ich möchte sagen, zentraler Betätigung heraus übergegriffen wurde auf peripheri­sche Betätigung, auf die Einführung desjenigen, was Anthroposophie sein soll und sein kann, in die verschiedenen Gebiete des Lebens. Nun wird ja daher ganz besonders interessieren natürlich für die Arbeiten, die diese landwirtschaftliche Gemeinschaft zu leisten hat, dasjenige, was uns als Erfahrung geworden ist bei der Einführung, sagen wir, des Anthroposophischen in das allgemein Wissenschaftliche.

Sehen Sie, wenn es sich um so etwas handelt, da sind diejenigen, die gewissermaßen bisher verwaltet haben das Zentralanthroposophische in ihrer Art mit innerer Treue, mit innerer Hingabe, und diejenigen, die dann in der Peripherie stehen und für das einzelne Lebensgebiet das bearbeiten wollen, in der Regel nicht mit einem vollen Verständnis einander gegenübergestanden. Wir haben das insbesondere bei der Zusammenarbeit mit unseren wissenschaftlichen Instituten genügend erfahren. Da sind auf der einen Seite die Anthr»posophen als solche, die Anthroposophen, welche sich ausleben in diesem Zentralen der Anthroposophie als Weltanschauung, als Lebensinhalt, den man viel­leicht jede Minute mit starker Innerlichkeit durch die Welt trägt. Da sind eben die Anthroposophen, die Anthroposophie tun, lieben, und zu ihrem eigenen Lebensinhalt machen, die haben in der Regel - nicht immer - die Vorstellung, es ist etwas Bedeutsames getan, wenn man da oder dort einen wiederum oder viele wiederum für die Anthroposophie gewonnen hat. Die wollen eigentlich nur, wenn sie nach außen wirken, Leute gewinnen für die Anthroposophie, und sie haben so die Vor­stellung, daß die Leute sich auch - verzeihen Sie den Ausdruck - mit Haut und Haar gewinnen lassen müssen, zum Beispiel, wenn einer Universitätsprofessor so irgendeines naturwissenschaftlichen Zweiges ist, so, wie er hineingestellt ist in den naturwissenschaftlichen Betrieb, in dem er darinnen steht. Solche Anthroposophen in ihrer Gutherzigkeit

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und Liebe meinen dann auch selbstverständlich, man könne den Landwirt mit Haut und Haar, mit dem Boden, mit alledem, was daran hängt, mit dem, was die Landwirtsdiaft an sonstigen Produkten wie­derum in die Welt übergehen läßt, so einfach von heute auf morgen in den anthroposophischen Betrieb hineinbekommen. Das meinen die «zentralen» Anthroposophen. Sie irren natürlich. Und wenn auch sehr viele von ihnen sagen, sie seien treue Anhänger von mir, ja, da geht es oftmals so, daß sie schon in ihrem Gemüt treue Anhänger sind, aber sie hören vorbei, was ich in entscheidenden Augenblicken sagen muß. Sie hören dann nicht, daß ich zum Beispiel sage: Es ist eine Naivität, zu glauben, daß man einen Professor oder einen sonstigen Wissenschafter von heute auf einmal für die Anthroposophie gewinnen kann. Das geht nicht. Der Mensch hat mit einer zwanzig- bis dreißigjährigen Vergan­genheit zu brechen, dazu hätte er hinter sich einen Abgrund aufzu­reißen; die Dinge müssen nach dem Leben genommen werden.

Anthroposophen glauben oftmals, das Leben bestehe im Denken. Es besteht nicht bloß im Denken. Diese Dinge müssen gesagt werden, damit sie auch auf den richtigen Boden fallen können. Diejenigen, die irgendein Lebensgebiet aus gutem, treuem Herzen mit der Anthropo-sophie vereinigen wollen, ja, auch wissenschaftliche Gebiete, haben sich dieses eben gar nicht klargemacht, als sie innerhalb der Anthroposophie Arbeitende geworden sind, und sie gehen immer wieder von der irrigen Meinung aus, man müsse es eben so machen, wie man es bisher in der Wissenschaft gemacht hat, müsse genau so vorgehen, wie man bisher in der Wissenschaft vorgegangen ist. Zum Beispiel gibt es eine Anzahl von auf medizinischem Gebiete bei uns arbeitenden, recht lieben, guten Anthroposophen, die fanden, daß nun Mediziner auf ihre bisherige medizinische Art anwenden sollten, was aus der anthroposophischen Medizin kommt. In dieser Beziehung macht Frau Dr. Wegman eine volle Ausnahme; die sah nur eben rein die Notwendigkeit innerhalb unserer Gesellschaft.

Ja, was erlebt man da? Da handelt es sich nun nicht so sehr um die Ausbreitung des Zentralanthroposophischen, sondern da handelt es sich um die Ausbreitung des Anthroposophischen heraus in die Welt. Da erlebt man, daß die Leute sagen: Ja, das haben wir bisher auch

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gemacht, dannnen sind wir die Fachleute, das können wir mit unseren Methoden beherrschen, darüber können wir ja ohne Zweifel urteilen. Aber was Sie da bringen, widerspricht dem, was wir mit unseren Methoden gefunden haben. - Sie sagen dann, daß es falsch sei, und wir haben es erlebt, wenn man es rein den Wissenschaftern nachmachen will, daß sie sagen, das könnten sie besser. Es ist in diesen Fällen gar nicht zu leugnen, daß die es besser anwenden können, schon aus dem Grunde, weil in der Wissenschaft in den letzten Jahren eigentlich die Methoden die Wissenschaft gefressen haben. Die Wissenschaften haben nur noch Methoden. Sie gehen nicht mehr auf das Sachliche los, sie sind ja aufgezehrt worden von ihren Methoden, so daß man heute die For­schungen haben kann, aber es ist nichts mehr drinnen. So haben wir es erlebt, daß diese Wissenschafter, die ihre Methoden vorzüglich exakt hatten, wütend wurden, wenn die Anthroposophen kamen und nichts anderes taten, als dieselben Methoden handhaben. Was kann man hier damit beweisen? Nichts anderes hat sich herausgestellt bei den schönen Dingen, die wir so machen können, bei den ausgezeichneten Unter­suchungen, die in dem biologischen Institut gemacht werden, als daß die Leute wütend waren, wenn unsere Wissenschafter in ihren Vorträ­gen über dieselben Methoden sprachen. Sie waren wütend, denn sie hörten die Dinge, die sie gewohnt waren in gewissen Gedankenbahnen zu haben, die hörten sie wiederum.

Aber wir haben etwas anderes erlebt, was wichtig ist. Das ist dieses:

Es haben sich nun einige unserer Wissenschafter mal bequemt, von ihrer Methode, es den andern nachzumachen, abzugehen, haben es nur halb und halb gemacht, nur so, daß sie im ersten Teil ganz wissenschaftlich waren, richtig die Methoden der Wissenschaft angewendet haben in den Auseinandersetzungen. Dann wurden die Zuhörer wütend. Was pfuscht man uns in unsere Sache hinein, was heißt das? Das sind ja Frechlinge, sind freche Dachse, die ja dilettantisch in unsere Wissen­schaft hineinpfuschen! Dann waren die Redner im zweiten Teile über­gegangen zu dem eigentlichen Leben, was nun nicht herausgearbeitet ist in der alten Art, sondern als Anthroposophisches vom Überirdischen her genommen ist. Da wurden die, die vorher wütend waren, furchtbar aufmerksam, waren begierig, das zu hören, und fingen an, Feuer zu

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fangen. Anthroposophie mochten die Leute schon, aber sie können nicht leiden - und sogar, wie ich zugestanden habe, mit Recht -, was man als ein unklares Mixtum compositum von Anthroposophie und Wissen-schaft zusammenleimt. Mit dem kann man nicht vorwärtskommen.

Deshalb begrüße ich es mit einer großen Freude, daß auf Anregung des Grafen Keyserlingk das hervorgegangen ist, daß nun die landwirt-schaftliche Berufsgemeinschaft sich zusammenschließen will auf dem­jenigen, was von Dornach aus als Naturwissenschaftliche Sektion begründet worden ist. Diese Naturwissenschaftliche Sektion ist ja, wie das andere, das jetzt vor uns hintritt, aus der Weihnachtstagung her­vorgegangen. Also von Dornach wird schon ausgehen, was ausgehen soll. Da werden wir schon aus der Anthroposophie selber heraus die allerexaktesten Wissenschaftsmethoden und Richtlinien finden. Nur natürlich kann ich nicht einverstanden sein mit demjenigen, was Graf Keyserlingk gesagt hat, daß die angeführte Berufsgemeinschaft bloß Ausführungsorgan sein soll. Sie werden sich schon überzeugen, daß von Dornach aus eine Art von Richtlinien, Angaben ausgeht, die von jedem Menschen auf seinem Platze verlangt, wenn er mitarbeiten will, daß er ein ganzer Mitarbeiter ist. Wir werden sogar - und das wird sich am Ende meiner Vorträge herausstellen, ich werde ja die ersten Richtlinien am Ende des Vortrags zu geben haben - die Grundlage zu der aller-ersten Arbeit, die wir in Dornach zu leisten haben, erst von Ihnen zu bekommen haben. Wir werden die Richtlinien so anzugeben haben, daß erst aus den Antworten heraus, die wir bekommen, wir irgend etwas machen können. Also wir werden von Anfang an aktive, aktivste Mitarbeiter brauchen, nicht bloß Ausführungsorgane. Denn sehen Sie, wenn ich nur eines anführe - mehrfach wurde es in diesen Tagen vom Grafen Keyserlingk und mir besprochen -, ein Gut ist ja immer in dem Sinne eine Individualität, daß es wirklich niemals das Gleiche ist, wie ein anderes Gut. Klima, Bodenverhältuisse geben die allerunterste Grundlage zur Individualität eines Gutes. Ein Gut in Schlesien ist nicht so wie in Thüringen oder Süddeutschland. Das sind wirklich Indivi-dualitäten. Nun haben gerade nach anthroposophischer Anschauung Allgemeinheiten, Abstraktionen, überhaupt gar keinen Wert, und sie haben am allerwenigsten Wert, wenn man in die Praxis eingreifen will.

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Was hat es für einen Wert, nur im allgemeinen von dieser praktischen Frage, von Gütern, zu sprechen!

Im allgemeinen soll man achten auf das, was konkret ist, da kommt man auf das, was dann angewendet werden muß. Man muß natürlich, so wie aus den zweiunddreißig Buchstaben das Verschiedenste zusam­mengesetzt ist, auch mit dem verfahren, was in diesen Vorträgen vor­gebracht wird, weil sich daraus erst zusammensetzen wird, was man erwartet. Wenn man über die praktischen Fragen sprechen will auf Grundlage der sechzig Mitarbeiter, da handelt es sich ja doch wirklich darum, die praktischen Winke und die praktischen Unterlagen für diese sechzig konkreten Landwirtschafter zu finden. Und nun wird es sich zuerst darum handeln, dasjenige aufzusuchen, was wir nach dieser Richtung hin wissen. Dann wird sich erst die allererste Versuchsreihe ergeben, dann wird es sich darum handeln, wirklich praktisch zu arbei­ten. Dazu brauchen wir aktivste Mitglieder. Und was wir brauchen, das sind überhaupt in der Anthroposophischen Gesellschaft wirkliche Praktiker, die nicht abgehen von dem Prinzip, daß die Praxis eben doch etwas fordert, was nicht gleich von heute auf morgen verwirklicht werden kann. Wenn die, die ich zentrale Anthroposophen genannt habe, glauben, daß ein Professor oder ein Landwirt oder ein Arzt, nachdem sie jahrzehntelang in einem bestimmten Milieu gestanden sind, von heute auf morgen eine anthroposophische Überzeugung an-nehmen können, so ist das eben ein Irrtum. Bei der Landwirtschaft wird es ja deutlich hervortreten. Der landwirtschaftliche Anthroposoph könnte ja, wenn er idealistisch genug dazu ist, von dem neunundzwan­zigsten ins dreißigste Jahr ganz ins anthroposophische Fahrwasser auch in bezug auf seine Landwirtschaft übergehen; aber machen die Acker, Betriebseinrichtungen, das mit, die zwischen ihm und den Konsumenten vermitteln und so weiter? Die kann man doch nicht vom neunund­zwanzigsten aufs dreißigste Jahr gleich zu Anthroposophen machen. Und wenn man dann einsieht, daß das nicht geht, verliert man sehr häufig gleich den Mut.

Aber gerade darum handelt es sich, daß man nicht immer den Mut verliert, sondern weiß, es kommt nicht auf den Augenblickserfolg an, sondern auf das unbedingte Arbeiten. Man macht so viel, als eben

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gleich geht. Der eine kann mehr, der andere kann weniger. Schließlich wird man sogar, so paradox das klingt, um so mehr machen könneti, je beschränkter man es gestaltet in dem Umfange des Landes, das man in unserer Weise zunächst bewirtschaftet. Nicht wahr, bei einer kleinen Landfläche, einem kleinen Landumfange, ruiniert man nicht so viel als bei dem großen. Und da kann auch das, was durch die anthroposo­phischen Richtlinien an Verbesserungen sich ergibt, sich sehr schnell herausstellen, weil man nicht so viel abändern muß. Und so wird sich auch der Nutzeffekt leichter herausstellen wie auf einem großen Gute. Aber die Dinge müßten wirklich zustimmend werden gerade bei einem so praktischen Gebiete wie der Landwirtschaft, wenn diese Gemein­schaft wirklich einen Erfolg haben soll. Und es ist ja sehr merkwürdig, rnan hat viel, aber in aller Gutartigkeit und ohne Ironie, weil man sich gefreut hat darüber, über die Differenz bei der ersten Versammlung zwischen dem Grafen Keyserlingk und Herrn Stegemann gesprochen. Und so etwas nuanciert sich dann, so daß ich fast glaubte, man müsse nachdenken, ob an jenem Abend nicht der anthroposophische Vorstand oder irgend jemand ersucht werden müsse, um dabei zu sein, um die streitenden Geister zu verbinden. Aber nach und nach habe ich mich von etwas ganz anderem überzeugt, davon, daß das, was da sich gel-tend macht, eigentlich die Grundlage zu einer intimen Toleranz ist unter den Landwirten, zu einem intimen Sich-Geltenlassen unter Kol­legen - man hat nur eine gewisse rauhe Außenseite.

Es handelt sich tatsächlich darum, daß der Landwirt mehr als man­cher andere nötig hat, sich seiner Haut zu wehren, und daß ihm sehr leicht in die Dinge hineingesprochen wird, die er nur allein verstehen kann. Es ist das durchaus so, daß man eigentlich eine gewisse Toleranz da auf dem Grunde dann entdeckt. Alles das muß eigentlich wirklich richtig empfunden werden in dieser Gemeinschaft, und ich mache diese Bemerkung hier nur, weil ich wirklich meine, daß es notwendig ist, daß wir von vornherein richtig anfangen. So meine ich, daß ich noch einmal meine tiefste Befriedigung aussprechen darf über das, was durch Sie hier geschehen ist, daß ich glaube, wir haben die Erfahrungen der An­throposophischen Gesellschaft richtig berücksichtigt, daß, was eingeleitet wurde, von großem Segen sein wird und daß es an Dornach nicht

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fehlen wird, mit denjenigen die mit uns zusarnmen aktive Mitarbeiter an der Sache sein wollen, tatkräftig zusarnmenzuarbeiten. Wir haben uns ja nur zu freuen darüber daß dasjenige, was hier in Koberwitz geschieht, eingeleitet wurde Und wenn so oft Graf Keyserlingk sagt, daß ich mir etwas auferlegt hätte wenn ich hierhergekommen bin, so möchte ich darauf doch erwidern, nicht um jetzt so eine Differenz-diskussion hervorzurufen: Was ist es denn viel, was ich an Mühen hatte? Ich mußte hierher fahren und bin nun in den allerschönsten und besten Bedingungen hier alles unangenehme machen andere, und ich habe nur jeden Tag zu ;eden, allerdings Reden, vor denen ich etwas Respekt hatte, weil sie ein neues Gebiet sind. Meine Mühe ist nicht so groß. Wenn ich aber sehe alle die Mühe die Graf Keyserlingk und dieses ganze Haus hab en, was da alles hineingeschneit gekommen ist, dann muß ich sagen, da erscheint mir dasjenige, was an einzelnem hat geschehen müssen durch die welche dabei geholfen haben, daß wir hier zusammen sein können, ja turmhoch viel hoher schließlich ais das daß ich mich in das Fertige gesetzt habe Und gerade an diesem Punkte kann ich mit dem Herrn Grafen nicht einverstanden sein Darum mochte ich Sie durchaus bitten, alles das was Sie als Anerkennenswertes finden in bezug auf das Zustandekommen dieses landwirtschaftlichen Kursus, ihm zu danken und vor allen Dingen darauf bedacht zu sein, wenn er nicht mit solcher eisernen Kraft eben nachgedacht und seinen Vertreter nach Dornach geschlckt und gar nicht nachgelassen hätte, so würde vielleicht bei dem außerordentlich Vielen, das von Dornach aus zu­stande zu kommen hat dennoch dieser in diese äußerste Ostecke ver-legte Kursus vielleicht nicht zustande gekommen sein. Ich bin gar nicht einverstanden, daß die Dankgefühle auf mich abgeladen werden, sondern sie gehören wirklich im allereminentesten Maße dem Grafen Keyserlingk und seinem ganzen Hause. Das ist das, was ich in die Diskussion noch hineinwerfen möchte.

Es ist vorerst ja nicht mehr so außerordentlich viel zu sagen, sondern nur das, daß wir in Dornach brauchen werden eine Darstellung von jedem einzelnen, der in dem Ring mitarbeiten will, was er unter der Erde hat, was er über der Erde hat und wie die beiden Dinge zusam­menarbeiten. Nicht wahr, man muß natürlich ganz genau wissen, wenn

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man Unterlagen gebrauchen soll, wie die Dinge sind, auf welche, diese, Unterlagen hinweisen. Also dasjenige, was da in Betracht kommt, wäre, ja das, was Sie aus ihrer Praxis heraus noch besser wissen als wir in Dornach: die Bodenbeschaffenheit der einzelnen Güter, was an Wald oder wieviel Wald oder dergleichen vorhanden ist, was auf dem Gute, bewirtschaftet worden ist in den letzten Jahren, wie die Erträgnisse, waren, kurz, wir müssen im Grunde alles das wissen, was ja jeder ein­zelne Landwirt wissen muß, wenn er in verständiger Weise, gerade in bauernverständiger Weise sein Gut verwalten will. Das sind die ersten Angaben, die wir brauchen: die Dinge, die da sind auf dem Gute, und die Erfahrungen, die der einzelne mit diesen Dingen gemacht hat. Das ist im Grunde bald gesagt. Wie man das zusammenstellen soll, wird sich im Laufe dieser Tagung ergeben, wo noch Gesichtspunkte herauskom­men werden für die Landwirtschaft, die sozusagen manchen darauf hinweisen werden, welches der Zusammenhang ist zwischen demjenigen, was der Boden zuletzt gibt, und demjenigen, was der Boden und seine Umgebung ist.

Ich glaube, daß mit diesen Worten schon charakterisiert ist dasjenige, was als ausgearbeitete, Vorlage der Herr Graf Keyserlingk von den Mitgliedern des Ringes wünscht. Die freundlichen lieben Worte, die der verehrte Herr Graf wiederum an uns alle gerichtet hat mit der feinsinnigen Unterscheidung zwischen Bauern und Wissenschaftern, wodurch das hingestellt war auf der einen Seite so, daß im Ringe sich befinden alle Bauern und in Dornach die Wissenschafter sitzen, diese Einstellung darf, kann so nicht bleiben. Wir müssen sozusagen schon zusammenwachsen, und in Dornach muß soviel Bäuerliches walten, als nur trotz der Wissenschaftlichkeit walten kann. Und das, was von Dornach als Wissenschaft ausgeht, muß so sein, daß es einleuchtet dem konservativsten Bauernkopf. Ich hoffe, daß das ja auch nur eine Freundlichkeit war, wenn der Graf Keyserlingk gesagt hat, er versteht mich nicht. Es ist eine besondere Art von Freundlichkeit. Denn ich denke, wir werden da schon wie Zwillingsnaturen, Dornach und der Ring, zusammenwachsen. Großbauer hat er mich am Schlusse genannt. Nun, das deutet ja schon darauf hin, daß auch er im Gefühle hat, daß man zusammenwachsen kann. Aber sehen Sie, ich kann wirklich nicht

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bloß von dem kleinen anfänglichen Versuch des Mistrührens, dem ich mich, bevor ich hierhergefahren bin, notgedrungen hingeben mußte -was ja auch fortgesetzt werden mußte, denn ich konnte nicht so lange rühren, es muß sehr lange gerührt werden, ich konnte nur anfangen zu rühren, dann mußte das fortgesetzt werden -, schon so angeredet werden.

Nun, das sind ganze Kleinigkeiten. Aber daraus bin ich nicht eigent­lich herausgewachsen. Ich bin herausgewachsen so recht aus dem Bauerntum. Ich bin der Gesinnung nach immer drin geblieben. Ich habe - es ist dies in meinem «Lebensgang» angedeutet -, wenn auch nicht auf so großen Gütern wie hier, aber in kleinerem Bereiche Kar­toffeln gepflanzt, habe, wenn auch nicht gerade Pferde aufgezogen, so doch Schweine oder wenigstens mitgetan dabei, auch teilgenommen in unmittelbarer Nachbarschaft an der Kuhwirtschaft. Alle diese Dinge haben mir ja lange Zeit in meinem Leben nahegestanden, und ich habe mitgetan und bin gerade dadurch wenigstens sozusagen in Liebe der Landwirtschaft geneigt, aus der Landwirtschaft herausgewachsen. Das hängt mir viel mehr an als das bißchen Mistrühren für jetzt. Und so möchte ich in diesem Sinne doch auch wiederum mich mit anderem nicht ganz einverstanden erklären, so möchte ich auch da schon sagen, wenn ich jetzt wiederum zurückschaue in mein Leben, dann ist das bäuerlich Wertvollste nicht der Großbauer, sondern der kleine Bauer, der gerade als kleiner Bauernjunge mit der Landwirtschaft gearbeitet hat. Wenn das jetzt in einem größeren Maßstabe geschehen soll, ins Wissenschaft­liche umgesetzt, so wird das wirklich herauswachsen aus - auf nieder­österreichisch geredet - der Bauernschädeligkeit. Dieses Herauswachsen wird mir mehr dienen als das, was ich später angenommen habe. Des­halb betrachten Sie mich als diesen die Liebe zur Landwirtschaft gewon­nen habenden Kleinbauern, der sich an seine Kleinbäuerlichkeit er­innert und wirklich gerade dadurch das verstehen kann, was im jetzt sogenannten Bauerntum der Landwirtschaft lebt. Es wird das in Dor-nach verstanden werden, Sie können dessen versichert sein. Ich habe immer eine Meinung gehabt, die nicht so ironisch gemeint war, wie sie, wie es scheint, aufgefaßt worden ist, daß diese Dummheit - Torheit, sagte ich - dann Weisheit vor Gott, vor dem Geist ist. Ich habe nämlich

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immer das, was die Bauern gedacht haben über ihre Dinge, furchtbar viel gescheiter gefunden, als was die Wissenschafter gedacht haben. Ich habe es immer gefunden, ich finde es auch heute eigentlich viel geschein ter. Ich höre lieber auf alles dasjenige, was so gelegentlich mal jemand der unmittelbar am Acker angreift, über seine Erfahrungen, die ei macht, sagt, als auf alle die ahrimanischen Statistiken, die aus der Wis­sensaft heraus kommen, und ich bin immer froh gewesen, wenn ich so etwas hören konnte, weil ich es immer außerordentlich weise fand. Und gerade auf dem Gebiet der praktischen Auswirkung, der Aus­führung, fand ich immer die Wissenschaft außerordentlich dumm. Nun, alles, was gerade diese Wissenschaft erst gescheit machen soll, sie gescheit macht gerade durch die «Dummheit» des Bauerntums, etwas «Dumm­heit» des Bauerntums in die Wissenschaft hineinzutragen, darum mühen wir uns in Dornach. Dann wird diese Dummheit Weisheit werden vor Gott. Wollen wir in dieser Weise zusammenwirken, das wird ein echt konservatives, aber auch ein äußerst radikal fortschrittliches Beginnen sein. Es wird mir dies immer eine sehr schöne Erinnerung bleiben, wenn gerade dieser Kursus zum Ausgangspunkt wird, daß hier wirklich echtes, weises Bauerntum in die ja vielleicht nicht dumm gewordene -das würde sie beleidigen -, aber in die, ich möchte sagen, totgewordene Methodik der Wissenschaft hineingetragen wird, und Dr. Wachsmuth hat ja auch abgewiesen diese Wissenschaft, die eigentlich tot geworden ist, und hat die lebendige Wissenschaft, die erst durch die Bauernweis­heit befruchtet werden soll, gewünscht. Wollen wir in dieser Weise wie siamesische, Zwillinge, Dornach und der Ring, zusammenwachsen. Von Zwillingen sagt man, sie haben eigentlich ein gleiches Fühlen, ein gleiches Denken, und haben wir dieses gleiche Fühlen und dieses gleiche Denken, dann werden wir auf unserem Gebiete auch am besten vor­wärts kommen.

JUGENDANSPRACHE WÄHREND DER BRESLAU-KOBERWITZER TAGUNG ÜBER DIE WEGE ZU DEN VERLORENGEGANGENEN WIRKSAMEN KRÄFTEN DER NATUR Koberwitz, 17. Juni 1924

#G260a-1987-SE285 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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JUGENDANSPRACHE

WÄHREND DER BRESLAU-KOBERWITZER TAGUNG

ÜBER DIE WEGE ZU DEN VERLORENGEGANGENEN

WIRKSAMEN KRÄFTEN DER NATUR

Koberwitz, 17. Juni 1924

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Die Jugendbewegung von heute sucht wieder die Natur. Audi die anthroposophische Jugend sucht die Natur, aber sie sucht den Geist in der Natur. Als eine Art Appell an den Geist lebt dieses Suchen in den Herzen dieser Jugendbewegung. Aber es war gegenüber diesem Appell an den Geist in der Natur wenig Entgegenkommen in der aus den früheren Jahrhunderten stammenden Zivilisation. Denn die Mensch­heit hat nach und nach seit dem 1 5. Jahrhundert den Geist aus ihrem besonderen Weltenkarma heraus verlieren müssen.

Nun ist dies so, daß man der Natur gegenüber am leichtesten den Geist Verlieren kann, wenn man auf dem Wege ist, den Geist überhaupt zu verlieren. Denn bedenken Sie: der Natur ist beigegeben als die Grundbedingung ihres Werdens das Tote. Sie dürfen ja nicht vergessen, daß das Lebendige zu seinem Bestehen immer das Tote braucht. Denken Sie nur einmal, daß ja in allem Lebendigen eingelagert sein muß als Knochengerüst oder anderes Gerüst dasjenige, was aus dem Weltenall als das Tote aufgenommen wurde. Wir tragen daher den Tod unser ganzes irdisches Leben lang dadurch in uns, daß wir Unlebendiges, Totes haben müssen. Wir müssen Totes haben. In uralten Zeiten wußte man, daß dieses Tote gerade dasjenige ist, durch das sich das Lebendige die Offenbarungen des Geistigen erwirbt. Und noch aus lateinischen Zeiten klingt es heraus als ein Spruch wie dieser: In sale sit sapientia.

Die Sapientia ruht in dem Salz. Und man fühlte in den Zeiten, in denen noch die Traditionen von der alten instinktiven hellseherischen Weisheit vorhanden waren, daß man in dem toten Salze, mit dem man sich die Knochen, auch das sonstige Gerüst bildete, schauen muß das­jenige, was einen als Menschen anders macht als diejenigen Wesen, die ringsherum sind, und die nicht in der Lage sind, durch leblose Gerüste genügend in sich aufzunehmen von dem, was geistiges Licht, was die

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Sapientia ist. Aber wir leben wiederum in einer Zeit des Überganges, wo eben der junge Mensch fühlt, er finde auch in der Natur ringsherum gewissermaßen den Tod des Geistes, wenn er in dem Stil des letzten Jahrhunderts, mit den Traditionen des letzten Jahrhunderts sich dieser Natur nähert.

Die Natur baut sich einen weisheitsgetragenen Kristall auf. Der weisheitsgetragene Kristall kann uns entzüchen, wenn wir in die Natur hinauswandern. Aber wir müssen uns zugleich klar sein, daß ja Götter sterben mußten, nicht den Erdentod, sondern den Tod der Verwand­lung, das heißt den Übergang ins Bewußtseinslose, um in den licht­erglänzenden Kristallformen wieder aufzuleben. Und wir müssen es heute in unser Empfinden hineinbekommen, daß, wenn wir hinaus-schauen in das Tote, uns da hindurch das in der Natur für Jahrtausende unbewußt ruhende Götterleben entgegenleuchtet. Wir mussen in unse­rer Seele die Möglichkeit finden, dieses Licht, das uns von der Sonne treffen kann, herzerquidtend auch überall in der Natur als das Götter-licht zu fühlen und zu finden.

Suchen wir heute die in jahrtausendelanger Zeit ruhende göttliche Seelenwelt in der ganzen himmelerglänzenden Natur ringsherum zu empfinden! Und da gibt es denn für die Seelen viel, viel zu suchen. Die Jugend von heute sucht alte, alte Erkenntnisse der Menschlieit, jene alten Erkenntnisse, die schon zu den alten Saturnzeiten mit der Mensch­heit verbunden waren, die dann, als die Sonnen- und Mondenzeiten kamen, eintraten in eine Art von Weltenschlaf, in ein ruhendes Be­wußtsein, um aus ihrer eigenen Geistsubstanz heraus die Grundlagen zu bilden für dasjenige, was Erdennatur ist. Und so ist die Erdennatur eigentlich für die Seele, die das nur ahnt, die aber nicht durch diese Erdennatur durchschauen kann zum Geist, so ist die Erdennatur auch jin Sommer für das heutige jugendfühlende Herz wie eine Schneedecke, allerdings in hellen Geisteskristallen hinglänzend, aber in sich den Tod, das heißt die Bewußtlosigkeit tragend und die Seele auffordernd, tief unter der seelischen Eisdecke die aus noch älteren Zeiten herstammen­den, feuerlodernden, vom Mittelpunkt der Erde ausstrahlenden leben­digen Worteswir'kungen aus dem Irdisch-Natürlichen heraus zu emp­finden.

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Es ist ein Kompliziertes, wenn es ausgesprochen ist, es ist aber ein elementar Einfaches, wenn es heute von der Jugend gesucht wird. Und wenn irgendwo ertönt der Appell an die Natur, dann kommt er heraus aus dieser Jugendseele. Sie Will dann haben ein Erinnern: ein Sich-Verbinden niit dem Götterquell alles Erd- und Sternenhaften. Und das ist dasjenige, was man empfindet, wenn heute die jugend wieder nach der Natur sucht. Es liegt etwas von einem tiefernsten Weltenkarma m der nach Natur und Geist suchenden Jugend von heute, etwas von Weltenkarma, was eigentlich nur im Ernste der Seele richtig ergriffen werden kann.

Denken wir nur einmal, wie vor Zeiten - wir nennen sie heute die Rousseau-Zeit, wir haben sie auch in Deutschland gehabt, in einer nach der Natur glühenden Vorgängerschaft Goethes und Schillers, in der Sturm- und Drangzeit, die aber viel weitere Kreise damals ergriffen hat als die bloß literarischen - denken wir zurück, wie da der Ruf nach der Natur auf eine literarisch abstrakte Weise durch weite Gebiete der Zivilisation geklungen hat. Stellen wir uns nur einmal die intensiv warmen Appelle an die Natur die aus Rousseaus Seele kamen, so recht vor. Ja, viele werden heute schon ergriffen, wenn sie jene Rufe nach der Natur vernehmen. Aber was ist auf diese Rufe an die Natur er-folgt? Natur, Natur möchten wir wieder haben, so riefen die jungen Leute.

Goethe selbst rief hinein in einer fast greisenhaft bedächtigen Weise, daß es uns unheimlich ist: «Natur! Wir sind von ihr umgeben und um­schlungen... Ungebeten und ungewarut nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf... » - Goethe wollte sich nicht zum Bewußtsein kom­men lassen dasj enge, was da als Ruf nach der Natur bei den Rousseau­isten und andern zum Vorschein kam. Und wenn man sich in denGoethe von damals hineinfühlt, dann bekommt man heute noch aus der Art und Weise, wie er gegenüber der Natur empfindet, und wie er an die Appelle der andern herankam, etwas wie eine leise Gänsehaut, die über die Oberfläche des Menschen zieht und man fühlt das Schauern, das er gerade bei diesem Rufe nach de'r Natur empfand. Dieser Ruf erschien Goethe als etwas Unnatürliches selber, und er wollte in den Kreislauf des Tanzes der Natur, ohne daß es von ihm erbeten ist, aufgenommen

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sein, und er empfand, die Natur bittet nicht, die Natur warnt auch nicht Dann kam im 19. Jahrhundert die Erfüllung jenes Rufes nach der Natur. Es war das Wissen, das sogenannte Wissen von der Natur, das immer wieder ertönende Rufen nach der Natur im steifsten materiali­stischen Sinne nicht nur in bezug auf die Erkenntnis, in bezug auf alles Leben. Eine schauerliche Erfüllung des Rousseauismus kam so irn

19. Jahrhundert wie ein Reich der Dämonen, die erst kicherten, als die Leute um Rousseau und die andern nach der Natur riefen, die dann hohnlachten, die Natur in einer ahrünanischen Gestalt, in der äußersten ahrimanischen Gestalt an die Menschheit herankommen Zu lassen.

Das ist der Hintergrund. Und wenn wir dann nach dem Mittelgrund sehen, dann kommt die Stimmung des tragischen Karmas, jene Stim­mung, wo etwas, was unten liegt in den Seelen der heutigen Jugend, nur unter den größten inneren Seelenschwierigkeiten heraufgeht in das volle Bewußtsein, etwas, was da unten seit dem Ablauf des Kali Yuga liegt. Dann muß dieser Appell an die Natur gefunden werden, dann muß das alte Götterwirken gefunden werden in alledem, was in der Natur erdet und strömet und luftet und feuert, und was über der Natur leuchtet und west und lebt. Gefunden werden muß er, dieser alte Geist der Natur. Aber wie wird vermieden dasjenige, was wie ein Regen wilder Dämonen, aber auch wie ein Regen wilder Täuschungen dem Ruf nach der Natur nachgefolgt ist im 19. Jahrhundert? Das darf nicht so sein! Das 20. Jahrhundert darf nicht werden ein materialistisches! Und so ruft die Stimme des Karmas in den Seelen der jungen Leute von heute: Wenn Ihr werden laßt das 20. Jahrhundert materialistisch, wie es das 19. war, dann habt Ihr vieles nicht nur von Eurer, sondern von der Menschlichkeit der ganzen Zivilisation verloren. - Das ist das­jenige, was man, wenn man solche Stimmen hören kann, empfindet und immer wieder und wiederum heute in mannigfaltigster Weise empfin­den kann, wo die Jugendkreise sich versammeln. Das ist auch dasjenige, was gerade viele Mitglieder dieser Jugendbewegung in einem unbe­stimmten Fühlen doch so sicher macht, so daß gleichzeitig zu vernehmen sind in den jugendlichen Seelen Unbestimmtheiten, Unsicherheiten, Wege nach der einen,nach der andern Seite zu gehen, und zu gleiche rj Zeit heraus aus dieser Unbestimmtheit und Unsicherheit eine Sicherheit,

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die noch nicht ganz lichtvoll ist, die aber eine gewisse Kraft in sich trägt. Nur darf diese Kraft nicht gebrochen werden, muß nicht gebrochen werden.

Dazu mochte aber Anthroposophie ihrerseits auch einiges tun, weil sie glaubt, den konkreten Geist in allen Einzelheiten zu vernehmen: in den Wurzeln der Pflanzen, in den Taten des Lichtes über den Pflanzen, in den seelischen Segnungen der Wärme durch die Pflanzen hindurch, weil sie glaubt, daß alles dasjenige, was wie ein mahnender Ruf zu­gleich der Menschheit beigegeben worden ist: die Tierheit, weil sie glaubt, daß an dieser Tierheit mannigfaches zu heilen ist. Tiere sind auf der Erde um der Menschen willen. Daß wir uns gegenüber den Tieren wie gegenüber aller Natur in der richtigen Weise verhalten, dazu ist notwendig, daß wir in aller Natur die einzelnen geistigen Wesen fühlen, empfinden und zuletzt auch erkennen.

Das kann heute auch gefühlt werden, wenn die Notwendigkeit vor-liegt, nicht im allgemeinen über den Geist zu sprechen, sondern wenn die Notwendigkeit vorliegt, das geistige Wirken bis in die einzelnen Maßnahmen des landwirtschaftlichen und des sonstigen heutigen natür­lichen Betriebes zu suchen. Deshalb war es mir durchaus in tiefster Seele sympathisch, als da kam von Euch die Meinung, es könnte heute noch der eine oder der andere Gedanke gewechselt werden.

Es folgte nun eine Aussprache.

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Sehen Sie, es ist die Sache so: Was heute noch diejenigen, die schon den Weg in die anthroposophischeBewegung hinein gefunden haen, immer wieder in einem gewissen Sinne unsicher macht, was sie glauben machen muß, daß kräftige Stützen gesucht werden müssen, um den Weg zu finden nach dem, was man sucht, dafür ist der Gr'und eigentlich darin gelegen, daß junge Menschen, die mit vollem Herzen fühlen, wir müssen in einer neuen Art gegenüber dem, was uns an Weis­tümern aus den Jahrhunderten heraus entgegenkommt, den Weg zum Menschen suchen, fast immer wieder - wenigstens durch die äußeren Verhältnisse - zurückgeworfen werden in das alte Fahrwasser. Es

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konnte einem nicht klar dasjenige vor die Seele treten, was in unserer Zeit nach dem Kali Yuga offenbar unklar sein muß, was einem ent­gegengetreten ist als das ja in der neueren Zeit nicht offenbare, aber verborgene &uchen der Menschheit aus der «Natur» heraus in die Natur hinein, aus dem «Geist> heraus in den Geist hinein.

Unser lieber Freund Ritter sprach davon, wie er Bauernkind war und aus dem Bauerntum herausgewachsen ist. Man konnte dieses Her-auswachsen aus dem Bauerntum gerade in der Zeit in seiner ganz urphänomenalen Bedeutung erleben, die sich abgespiegelt hat, als Menschen wie Sie noch nicht einmal in der Wiege lagen, geschweige denn viele andere, die hier sitzen. Da kam sie schon heran, diese Zeit, in der die Unsicherheit begann. Sehen Sie, das Leben des bäuerlichen Menschen, wie es sich abgespielt hat im Laufe der Jahrliunderte, ist ja heute im Grunde genommen nur noch eine Mythe. Denn dieses Leben ist seelisch etwas ganz anderes als dasjenige, was hinweggehoben eigent­lich aus allem Sein die Naturwissenschaft oder gar die Zivilisation in sich hat. Der Bauer war wirklich geistiger als der heutige Gelehrte. Und man konnte schon empfinden so in den sechziger, siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, wie eine Art gerade im Bauerntum lebende Geistigkeit abstirbt. Man hat es oftmals sehen können, wie die Bauern davon ergriffen wurden, daß ihre Söhne studieren müßten. Es war schon eine solche bäuerliche Abstraktion, wo gegen das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts die Idee aufkam, ihre Söhne müßten studieren. Es ist das schon etwas ganz anderes, als früher das Bauerntum war, das richtig mit der Natur zusammenlebendes Bauerntum war. Gewiß, da haben auch die Söhne studiert, aber sie haben nicht in dem Sinne studiert wie später, namentlich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Sie haben nicht studiert, die Söhne, im Bewußtsein des Bauern, sondern sie sind Pfarrer geworden. Und Pfarrer werden verband sich mit dem Bewußtsein des Bauern. Pfarrer werden verband sich im Bewußtsein damit, den Weg nach dem Geiste zu suchen. Suchen nach dem Geiste war dasjenige, was der Bauer wollte, wenn er seine Söhne durch die Bildungsanstalten durchschickte. Sie wurden aber in diesen Bildungs­anstalten nach und nach ganz geistesarm und geistesleer im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Da verwandelte es sich auch in dem Bewußtsein

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des Bauern: der Sohn müsse studieren, und dazu gesellte sich allmählich das andere: der Sohn, der wird uns fremd, der kommt in ein ganz anderes Leben hinein, den haben wir nicht mehr.

Man kann diese Dinge nur andeuten, denn sie sind eigentlich nur im Leben richtig zu begreifen gewesen. Und bei der ganzen Vergröberung des Lebens gegen das Ende des 19. Jahrhunderts kam dann dasjenige, was eigentlich die Abneigung, zuweilen in Haß überschlagende Anti­pathie gegen alles Geistige gerade beim Bauerntum war. Ich erinnere mich eines sehr netten Bildes aus einem Bauernkalender, das ja ganz gewiß von einem Journalisten ausgedacht war, aber das ausgedacht war, doch aus der Stimmung herausgeboren war, die in den siebziger, achtziger Jahren da war. Da wurde in einer gewissen Gegend Mittel-europas das begründet, was man dazumal als Bauernbund auffaßte. Bauern taten sich zusammen. Und der Repräsentant eines solchen Bauernbundes war auf diesem Bilde, auf dem er weit hinein bis über die Ohren eine Zipfelmütze zog und dann sagte: «Koa Advokat, koa Lehrer derf in den Bauernbund hinein.» Sehen Sie, so war das Bewußt­sein, daß man mit Gelehrsamkeit auf allen Gebieten, sogar auf dem Gebiete der Theologie nichts mehr anzufangen wußte. Man empfand sich sehr schlau, wenn man die landläufige Gelehrsamkeit aus dem Bunde ausschloß.

Nun, in dem drückte sich wirklich eine Anschauung aus, die gegen das Ende des 19. Jahrhunderts eben Menschen erzeugte, die eigentlich nur mehr Bilder waren. Die Menschen wurden eigentlich bloße Bilder. Es gingen nicht mehr Menschen auf der Erde herum, bis auf einzelne Ausnahmen, es waren alles Bilder. Und als die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert kam, da war die zivilisierte Welt nicht von Menschen, da war sie von Bildern bevölkert. Und es war die Zeit gekommen, wo dasjenige, was Wahrheit sein sollte, in der merkwürdigsten Art in sein Gegenteil verkehrt wurde. Es konnte einem dazumal manchrnal das Herz weh tun über die Dinge, die da als Wahrheiten hinausgestellt wurden. So kam die Lehre auf, welche geradezu nach Übervölkerung einzelner Gebiete drängte. Und man sagte: Wenn recht viele Leute ge­boten werden, so ist das ein Zeichen dafür, daß alles gut geht -, und man drängte geradezu zu der Bevölkerungszunahme. In der Bevölkerungszunahme,

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wie sie dazumal aufgefaßt wurde, wollte man aus­drücken etwas vom wirklichen Fortschritt. Sah man die ganze Sadie geistig an, so mußte man sich sagen: Durch den Einfluß einer solchen Weltanschauung kommen immer mehr und mehr Seelen herunter auf die Erde aus der geistigen Welt, die eigentlich verfrüht herunterkamen, geistige Frühgeburten waren und die im Grunde genommen gar nicht die Erde fanden. Die Menschen im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts haben ja die Erde gar nicht gefunden. Sie waren auf der Erde, ohne den Inhalt ihres Wesens gefunden zu haben, und gingen herum wie Anhängsel an ihren Verstand. Das war das Furchtbare, daß man die Menschen herunigehen sah als Anhängsel an ihren Verstand, nicht als Menschen.

Und so kam denn dieses 20. Jahrhundert, in welchem zahlreiche Seelen geboren wurden, die nun ihrerseits wiederum - so wie die andern als Schatten, als Bilder, fremd der Natur herumgingen - die tiefste Entbehrung empfanden gegenüber diesen Menschenbildern und dasjenige, was ja das Menschliche ist, wiederum suchen mußten

Da ist aber aus jenen alten Zeiten alles mögliche an äußeren sozialen Einrichtungen geblieben, was eben der junge Mensch wie eine Art seelenbedrückender Einflüsse empfinden muß. Wären wir in der Lage, das äußere Leben schon zu formen, wie wir die Seelen wecken können durch Anthroposophie, dann wurde ja das ganz anders sein, dann würde man heute nicht immer davon sprechen, daß Anthroposophie nun konkret werden solle, sondern dann würde man empfinden, An­throposophie könnte schon weltgestaltend werden, wenn die äußeren Mächte nicht hindernd eintreten würden. Denken Sie nur, wie wir uns heute entwickeln, gerade als junge Menschen heute entwickeln. Ja, der Dr. Ritter hatte die Möglichkeit, einzulaufen mit seiner Entwickelung in ein großes Gut, das, ich möchte sagen, noch in seinem Bestande in Köfering sich geistig erhalten hatte, während ringsherum die Welt sich materialistisch austobte. Das ist schon ein Phänomen. Aber denken Sie, so ist immer ein Phänomen da, wo Sie heute ein äußeres Refugium finden werden für dasjenige, was gerade die Jugend sucht. Da muß schon irgendwie dasjenige, was Anthroposophie ist, im Hintergrund stehen, weil auf andere Art wiederum in der Anthroposophie man nicht

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nach dem Verstande strebt nicht studiert, sondern wiederum im besten Sinne des Wortes doch «Pfarrer» wird, wenn man lernen will. Und wenn dieser Übergang in einer merkwürdig schnellen Weise geschehen wird von dem alten Pfarrerwerden, das zur Lüge geworden ist, zu dem neuen Pfarrerwerden, dann tritt einem das ganz besonders entgegen. Und es ist ja ein merkwürdiger Weg, der sich gerade zum Beispiel in Köfering vollzog, den Sie am allerbesten verstehen werden, auch Ihrer Art sich werden begreiflich machen können, den ich bezeichnen möchte als den Weg von der anthroposophischen Wesensgestaltung des Guts-herrn zu der anthroposophischen Gestaltung des Gutes.

Wir müssen im Herzen verstehen lernen dasjenige, was den doch immer nur gedachten Geist der der Natur fremd bleibt, zu dem erar-beiteten Geist macht, der nun wiederum die Wege hinaus findet in die natürliche Tatsachenwelt. Deshalb habe ich in diesem Kursus versucht, ich möchte sagen, aus dem tatsächlichen Erleben heraus die Worte zu finden. Es kann heute nicht anders der Geist gefunden werden, als wenn man auch wiederum die Möglichkeit findet, in naturgegebene Worte ihn zu kleiden. Damit werden auch die Empfindungen wieder stark werden. Denken Sie sich Sie verwandeln dasjenige, was man heute schon wissen kann - denn die Michael-Zeit ist da -, was scheinbar auch nur in Ideen lebt, in wirkliche Andacht, dann sind Sie auf dem allerbesten Wege. Sie sind auf dem allerbesten Wege, wenn Sie die Dinge in Andacht verwandeln. Ja, was kann dann alles aus den Dingen werden! Meditieren heißt ja: dasjenige, was man weiß, in Andacht verwandeln, gerade die einzelnen konkreten Dinge. Wenn man natürlich solche Dinge sagt, wie ich sie vielfach jetzt gesagt habe, dann steht man ja, ich möchte sagen, in dem Lichte einer gewissen Frechdachsigkeit. Denn diejenigen, die nicht in geistiger, sondern in konventioneller Art alt geworden sind in das 20. Jahrhundert hinein, empfinden nicht das ganz tiefe Gefühl, das man bekommen kann, wenn man genötigt ist, das Gehirn des Men­schen als etwas zu bezeichnen, was auf demselben Wege - nur etwas nach anderer Richtung hin-sich entwickelt hat wie der Dung. Ödbeaßr empfinden Sie dieses in den Menschen hineingehende Kraftende:

das Gehirn ist wie ein Dunghaufen sich bildend. Und empfinden Sie auch, wie im Düngen den weltenschaffenden Kräften zurückgegeben

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wird dieses Dung-Stoffliche, damit der Geist es dort empfangen kann in einem viel höheren Sinn, als empfangen kann der menschliche Geist dasjenige, was ihm an Stofflichem von innen gegeben wird. Sehen Sie sich nun an diesen Menschen: Er nimmt den äußeren Stoff auf, er hat ja keine Ahnung, was er mit der Pflanze, was er mit den gezüchteten Pflanzen von außen herein aufnimmt, er ist unwissend gegenüber dem, was er von außen herein aufnimmt. Und nun beginnt es in ihm durdi Göttermacht zu arbeiten. Es beginnt schon zu arbeiten, wenn er auf der Zunge dasjenige, was er von außen empfängt, in Geschmack umwandelt. Da hält er noch etwas fest in der bloßen Sinnlichkeit mit der da die Dinge umgewandelt werden. Dann entschwindet es dem Bewußtsein, und ein stark Weisheitsvolles tritt auf. Das alles im Menschen wandelt sich um und läuft darauf hinaus, daß wir den Geist fassen können, und das, was wir unbewußt so umgearbeitet haben, läuft aus in den Dung-haufen, der das Gehirn ausfüllt. Lernen wir so denken, daß wir nun als Menschen wirklich genötigt sind, diesen Dung in der richtigen Weise der Welt zu übergeben, daß wir ihn nicht nun so verwenden, als ob wir kleine Maschinen für die Kinder aus zusammengepreßtem Dung ma­chen wollten! So verwendet nämlich sein Gehirn der Mensch der Ge­genwart. Er düngt nicht mit seinem Gehirn die Geistesfelder, damit der Geist auf diesen Geistesfeldern wirken kann, er macht Mechanismen aus demjenigen, was da ist. Und wenn man nun weiß, wozu das Gehirn bestimmt ist: den Göttern, die zu den Menschen herabkommen, die Geistesfelder zu düngen, wenn man dann jene scheue Ehrfurcht be­kommt, die aus einer solchen inneren Betrachtung der Sache hervorgeht, wenn man ahnen lernt, was da gerade im Unbewußten und Unter­bewußten vor sich geht, und dann dazu übergeht, die dem Mensch­lichen nachgestaltete Natur in seine Erkenntnis aufzunehmen, sie nach dem, was da ist, wirklich mit dem Dung zusammen sich anzuschauen, dann sieht man, wie darinnen langsam und allmählich sich bewußt wird, was unbewußt gerade im Menschen wirkt.

Dann lernt man wirklich aus sich erneuern dasjenige, was nur noch traditionell vor langer Zeit gelebt hat, was Glauben war, und wie so vieles, was aus alten, naturdurchdrungenen, hellseherischen Zeiten sich fortpflanzen mußte, unverstanden im Romanismus der neueren Zeit

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lebt, zum Beispiel so ein Spruch wie dieser: Naturalia non sunt turpia.

Es sind schön alle Dinge der Natur. Wenn sie nicht schön erscheinen, so rührt dies vom Menschen her weil er die Schönheit nicht sehen, nicht riechen kann. Und stellen Sie einmal zusammen dasjenige, was Ge­sinnung nach dieser Richtung in ahen Zeiten, was Gesinnung nach die-ser Richtung in neuen Zeiten war. Sehen wir uns das ganze Gebiet der westlichen Kultur an. Ein großer Teil dessen, wie man da die Natur nachahmt, besteht darinnen, daß man wäscht. Gewiß, waschen ist natürlich sehr gut, aber so wie man heute in jenen europäisch-ameri-kanischen Gebieten das Waschen betreibt, wäscht man damit alle Natur überhaupt hinweg. Man betäubt sich selbst in das Reinigen hinein. Man erinnert sich, wie auch in Ägypten viel gewaschen wurde. Die ägyp­tische Reinigung ist ja noch etwas, was man dann in Griechenland etwas vergaß, an das man sich aber noch erinnerte, indem man von der Ka­tharsis sprach.

Das alles gibt uns das Bewußtsein, daß wir wiederum sagen, wenn wir hinaufgehen in der Natur an die irdische Oberfläche, sind wir im Bauch darinnen des kosmischen Wesens. Und dann bekommen wir auch jene Empfindung wiederum zurück, die ich eigentlich nur noch erlebt habe, wenn ich als ganz kleines Kind mit Bergleuten verkehrt habe, nicht mit den Kohlenbergbauern, sondern mit den Bergbauern, die nach Metallen gingen. Ja, da waren noch einige darunter, die wuß­ten, wenn man heruntersteigt in die Erde, dann begegnet man Geistern, die man an der Oberfläche nicht findet; da begegnet man den Organen, mit denen die Erde vom Weltenall träumt und denkt. Da war das Deriken noch etwas, was in der Erde lebte. Da wußte man eben noch, daß, wenn man hinaufschaut man abstrakte Sterne schaut, wenn man aber etwas bekannt wird mit demjenigen, was unter der Erde ist, daß man dann im Weltall etwas sieht was man bezeichnen kann mit dem­jenigen, was Bilder sind, aber Bild er, die entstehen, die wirklich leben­dige Bilder sind. Da lebte man dasjenige, was so trostloS totes Erkennen war beim Ablauf des Kali Yuga wieder in das besonders Empfindungs­gemäße hinein. Können wir das, dann werden wir uns allmählich den Fesseln entringen, die die Zeit dem abstrakten Menschen angelegt hat

Deshalb muß ich Sie immer wieder auf dasj enige hinweisen, wodurch

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Sie sidl als junge Leute so ganz besonders intensiv verbinden können Und das ist gerade das, daß Sie sich folgendes sagen: Anthroposophie trat auf. Sie kam unter die Menschen, die sich aus dem götterlosen Den­ken in der Umgebung herausentwickelten. Diese Menschen standen nun vor der Anthroposophie, sie verabstrahierten auch die Anthro-posophie. Und so spielte sich etwas ab, was darinnen bestand, daß Anthroposophie gut begriffen wurde, aber in einer etwas abstrakten Stimmung, von den alten Leuten so um die Wende des 20. Jahrhunderts und hinein ins 20. Jahrhundert. Sie begriffen eigentlich schon Anthro-posophie. Und es ist eine nicht zufällige, sondern karmisch notwendige Erscheinung, daß eigentlich es wiederum in der Geschichte unserer an­throposophischen Entwickelung eine Zeit gibt, in der diejenigen Men­schen zu uns kamen, die in irgendeiner Weise ihr Pensionsdekret be­kommen hatten, die aus der umliegenden Welt heraus sich in die Alters­pensionszeit begaben. Was, glauben Sie, mußte man, wenn man verant­wortlich war für die Anthroposophie, immer wiederum erleben? So­lange die Leute im Berufe der Zivilisation darinnen steckten, sagten sie: Ja, ich kann vielleicht der Anthroposophie mehr nutzen, wenn ich nicht Anthroposoph bin. Ich bin ihr ja ganz geneigt, aber ich kann ja nicht Anthroposoph sein. - Und sie kamen dann erst - und dann in jener merkwürdig innerlichen Weise oftmals -, wenn sie pensioniert waren. Wir haben viele gerade aus diesen Kreisen hineindringen sehen, so daß wir das schon durchlebt haben als eine gewisse Tragik.

Dann kam die Zeit, wo nun das ältere Mitglied wirken sollte. Es kam die Zeit vom Beginn des 20. Jahrhunderts, die ganz schwere Zeit im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts, wo das spätere Mittelalter wirken sollte. Das versagte! Das versagte, das spätere Mittelalter, baumelte hin und her zwischen dem Entlassensein aus dem Doktor­examen - und das konnte ja auch bei den Proletariern und bei dem Bauerntum der Fall sein-, baumelte hin und her zwischen dem Ent­lassensein aus dem Doktorexamen und dem Noch-nicht Angekommen-sein beim Pensionszeugnis. Das baumelte so das ganze Leben. Das konnte sich überhaupt nicht mehr zurechtfinden. Das war ganz in der Anthroposophie darinnen, meinte, es müßten aus der Anthroposophie heraus Taten entstehen. Da kam dann die Notwendigkeit, zur Dreigliederung

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zu schreiten, eine Dreigliederung im Wirtschaftlichen, im Leben zu schaffen, wo Geistnatur hätte leben können. Und das wäre ja auch entstanden, wenn die Dneigliederung die Herzen ergriffen hätte. Aber es versagte. Man arbeitete mit Menschenwesenheiten zwi­sdien dem Abiturientenzeugnis und dem Pensionsdekret. Das ist die Tragik dieser Menschen.

Nun, es war unmöglich, weiterzukommen. Nun gar erst, nachdem dieser Abgrund ist zwischen den Pensionierten und denjenigen, die nun nichts Rechtes mehr vom Doktorexamen, vom Abiturientenexarnen hielten, nicht mehr diese Examen sehr stark respektierten, die sie nur noch gewohnheitsmäßig erwarben, und die sich auch nicht dasjenige einbildeten, was sich sehr stark in den siebziger, sechziger Jahren die Leute eingebildet hatten, daß man eigentlich die Sache so auffassen sollte, daß man die Menschen nicht in ihrem durchgeistigten Blute ein­herschreiten sehe, sondern sie irgendwo an der Wand zu hängen habe eingerahmt als Zeugnis. Diese Gesinnung ist ja nun nicht mehr da. Und ich muß oftmals denken, wenn mir die heutige Jugend entgegen­kommt, an einen alten Freund, den ich hatte. Ich hatte ihn kennen-gelernt, als er schon Ende der Fünfziger war. Er hatte sich etwas er­worben in einer kleinen Stadt. Er war dann vierundsechzig Jahre alt und verband in merkwürdiger Weise dieses Alter mit seiner Jugend. Denn er hatte sich als achtzehnjähriger Mensch in ein Mädchen verliebt, sich auch mit diesem verlobt, und wollte es nun in seinem Alter heiraten. Aber die Kirche, in der seine Geburtsregister sich befanden, war abge­brannt, und so konnte er keinen Geburtsschein mehr erhalten und mußte auf die Heirat verzichten. Denn es war die Zeit, wo man irgend­wo aufgeschrieben sein mußte, und man mußte dann durch die Regi­straturen sich überall Ausweise beschaffen, durch die man beweisen wollte, daß man da sei. Denn man sah nicht mehr darauf, daß man da ist, man sah nur darauf, daß es dasteht, daß man da ist.

Nun kam die Jugend und konnte eben nicht mehr an dasjenige so glauben, was im Doktordiplom, im Abiturientenzeugnis, was in andern Zeugnissen steht, weil man nicht mehr daran glaubte, daß derjenige, der es ausgestellt hat, etwas kann. Es kam die Zeit, die sich in den tiefer angelegten Jugendseelen, gerade auch der Proletarier, auslebte, jenes

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wärmste Jugendstreben zu entfalten, wo sich aber die junge Menschheit wie durch einen Abgrund getrennt fühlte von der alten Menschheit. Der Abgrund, der ja wirklich in denen heute steckt, die im Beginne des 20. Jahrhunderts die Menschheit erreicht haben zwischen dem fünf­undzwanzigsten und achtundvierzigsten Lebensjahr. Da war so recht die Gelegenheit dazu geboten, wenn man in dem beginnenden Jahr­zehnt des 20. Jahrhunderts die Lebenszeit durchinachte zwischen dem fünfundzwanzigsten und dem achtundvierzigsten Lebensjahre, nicht mehr Mensch zu bleiben. Man hatte nur noch Kleider. Das spätere Mittelalter bildete schon eine Art Abgrund. Bei der jetzigen Jugend kommt es nicht auf die Art an, daß Anthroposophie immer mehr und mehr in Abstraktionen verwandelt wird, immer mehr und mehr in Ideen, Begriffe und sogar in Wissenschaften umgewandelt wird. Nun kommt die Jugend, die all das wiederum nur empfinden, leben will: in Taten, im Begreifen der Natur. Man kann aber nicht dabei stehen­bleiben. Das möchte ich heute mit besonderer Stärke betonen.

Man sagte, man schmiede das Michael-Schwert. Es handelt sich auch noch um etwas anderes. Es handelt sich darum, daß nun einmal diese Tatsache in dem okkulten Teil der Welt besteht, daß dasjenige, was als Michael-Schwert hergerichtet werden muß, daß das wirklich im Schmieden auf einen Altar getragen werde, der eigentlich äußerlich nicht sichtbar sein könnte, der unter der Erde liegen müßte, wirklich unter der Erde liegen müßte. Naturgewalten unter der Erde kennenzu­lernen führt dazu, zu verstehen, daß das Michael-Schwert im Schmie­den auf einen Altar getragen werden muß, der unter der Erde ist. Da muß es von empfänglichen Seelen gefunden werden. Es kommt darauf an, daß Sie mittun, indem Sie dazu beitragen, daß von immer mehr und mehr Seelen das Michael-Schwert gefunden werde. Ünd nicht allein damit ist es getan, daß es geschmiedet werde, sondern es ist damit erst etwas getan, daß es gefunden werde. Haben Sie das starke und zugleich bescheidene Selbstvertrauen als junge Menschen, daß Sie ja karmisch dazu berufen sind, das Michael-Schwert herauszutragen, es zu suchen und zu finden, dann werden Sie gerade dasjenige haben, was Sie bei solchen Versammlungen, wie der heutigen, suchen. Dann werden Sie auch erkennen dasjenige, was ich Ihnen von der Anthroposophie

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sagen mußte, von den Schwierigkeiten sagen mußte, die diejenigen hat­ten, die zwischen dem Doktorexamen und dem Pensionsdekret standen. nd Sie werden daran erkennen, aber nun in recht instinktiv-bildhafter rt, so daß der Geist der Abstraktion, dieser furchtbare ahrimanische Geist, nicht auch Sie berühren kann - denken Sie in mächtigen Bildern daran -, daß zwei Worte sich verbunden haben in dem Streben der Ju­gend, die eigentlich im 19. Jahrhundert nicht mehr verstanden wurden.

Wenn man so das Wort «Wandervogel» hört, so kommt einem aus diesem Wort das Gefühl: Weiß denn heute überhaupt ein gereister Mensch, was in alten Zeiten das Wandern war, was der Wanderer war? Zu bildhaftem Seelenerleben müssen wir wieder zurück. Weiß denn heute ein Mensch noch, wenn er der Vogelwelt gegenübersteht, daß man erst das durchmachen muß, was Siegfried durchmachen mußte, um die Sprache der Vögel zu verstehen? Wandervögel - Wotan, Siegfried: das ist dasjenige, was man erst wieder empfinden, verstehen muß. Man muß erst den Weg finden von der abstrakten Auffassung des Wandervogels zu dem in Wind und Wolken und Wellen des Erdorganismus webenden Wotan und zu der verborgenen Sprache der Vögel, die man kennen­lernen muß, indem man zuerst das Siegfried-Erinnern und das Sieg­fried-Schwert in sich rege macht, das nur die prophetische Vorausnahme des Michael-Schwertes war. Man muß den Weg finden vom Wanderer zu Wotan, den Weg finden, wie man leichten Herzens sich öffnend wie­der glauben kann an die verborgene Sprache der Vögel. Sie alle emp­finden den Weg vom Wandervogel zum Wotan, zum Siegfried. Und kann man das in seiner Seele tief empfinden, so wird man auch die Mög­lichkeit finden, die Natur zu empfinden, und wissen um diese Dinge. Und gewinnt man dann die Möglichkeit, auch noch ein wenig träumen zu können, so wird man mit den himmlischen Träumen in der Natur leben können.

Das ist dasjenige, worüber wir zunächst nicht nachdenken, sondern was wir durchempfinden, durchfühlen können. Tut Ihr das, so werdet Ihr eine Gemeinschaft bilden, die nach Eurem Herzen ist, in der Ihr fin­den werdet - über mancherlei Stufen schreitend - gerade dasjenige, was Ihr sucht. Wollen wir das in unserem Bewußtsein leben lassen, Wollen wir damit unsere Seelen erfüllen!

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BERICHT ÜBER BRESLAU-KOBERVITZ IN DORNACI

Dornach, 20. Juni 1924

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Ich bin eben zurückgekommen von der Reise nach Breslau-Koberwitz, die ja vor allen Dingen diesmal einem bestimmten Ziel gedient hat; aber das spezielle Ziel war verbunden mit einem ganz Allgemein­Anthroposophischen. Zunächst handelt es sich ja darum, wie Sie wissen, daß eine Anzahl von Landwirten, die innerhalb der Anthroposophi­schen Gesellschaft stehen, gewünscht haben, daß für sie ein Kursus gehalten werde mit besonderen landwirtschaftlichen Gesichtspunkten, mit Dingen, die die Landwirtschaft betreffen. Es waren wirklich weithin zugereist diejenigen, die innerhalb unserer Gesellschaft Landwirte sind, um in ganz ernster Weise für dasjenige, was aus anthroposophischer Forschung heraus für dieses Gebiet des menschlichen Arbeitens gegeben werden kann, Gesichtspunkte zu bekommen.

Bei solch einem praktischen Lebensgebiete handelt es sich ja natürlich durchaus auch um Gesichtspunkte für das Arbeiten, nicht um irgend­welce Theorien. Deshalb wurden auch durchaus praktische Gesichts­punkte erwartet.

Nun war diese Veranstaltung eine in sich geschlossene und für die Teilnehmer außerordentlich befriedigende, weil die Teilnehmer an die­sem landwirtschaftlichen Kursus einschließlich derjenigen Mitglieder des Vorstandes vom Goetheanum, die anwesend sein konnten, Frau Dr. Steiner, Fräulein Vreede und Dr. Wachsmuth, Gäste waren im Schlosse Koberwitz bei unserem lieben Freunde, dem Grafen Keyserlin gk.

Und man darf wohl sagen, es war eine ganz außerordentlich im anthroposophischen Sinne gehaltene Aufnahme. Denn es war eben nicht gerade eine Kleinigkeit, an einem Orte, wohin man ja von Breslau mit dem Auto immerhin dreiviertel Stunden fährt, eine ganze Gesellschaft nicht nur sich niedersetzen zu lassen zu Vorträgen, sondern auch ganz reichlich zu bewirten. Die Gesellschaft bestand ja immerhin aus mehr als hundert Teilnehmern, die jeden Tag bewirtet werden mußten.

Die Gesellschaft kam gewöhnlich um die elfte Stunde nach Koberwitz. In Koberwitz konnten die Leute nicht wohnen, sie kamen von Breslau

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aus nach Koberwitz. Und dann begann zunächst der Vortrag, der bis ein Uhr dauerte. Dann verwandelte sich bald der Vortrag in das Früh-stück, wobei die Gäste fast das ganze Schloß benützen konnten und alks, was dazu gehört, was sehr interessant ist. Dann dauerte das bis gegen einhaib oder dreiviertel zwei Uhr. Dann war noch eine Aus-sprache über landwirtschaftliche Gegenstände bis drei Uhr. Das war also der Koberwitzer Teil der ganzen Veranstaltung. Das ging durch zehn Tage hindurch.

Sie sehen also, welch reichliches Entgegenkoinmen da war. Nun muß ich ja sagen, leicht ist es aber dennoch der Gräfin und dem Grafen Keyserlingk nicht geworden, diesen Kursus zu veranstalten, denn er war lange versprochen, und ich konnte immer wieder nicht hinkommen. Deshalb war ja schon bei der Weihnachtstagung der Neffe des Grafen Keyserlingk hier in Dornach, und dem Neffen wurde dazumal gesagt, als er hierher geschickt wurde: Entweder bringst du mir das ganz be-stimmte Versprechen, daß noch im nächsten Halbjahr dieser Kursus stattfinden werde, oder du kommst mir überhaupt nicht nach Hause. Unter diesen Auspizien ist dann der Neffe, der ja auch sonst manches Merkwürdige in der Welt zustande gebracht hat, hier erschienen und hat tatsächlich so eindringlich gesprochen, daß ich ihm sagte, sobald es nur irgend sein könne, würde der Kursus stattfinden.

Nun konnte er nicht früher sein, fand also zu Pfingsten statt. Es war ein schönes Pfingstfest, ein recht anthroposophisches Pfingstfest.

Es ist etwas sehr Eigentümliches um dieses Gut Koberwitz und seine Umgebung. Es gehört ja zum Gut Koberwitz eine Landwirtschaft von dreißigtausend Morgen. Es ist eines der größten Güter. Es kann also schon sehr viel von der Landwirtschaft dort besehen werden. Es wurde auch dort sehr viel gesehen, denn es wurde alles mit einem außerordent­lichen Entgegenkommen gezeigt.

Eines fällt einem sogleich auf, wenn man ankommt in Koberwitz und die erste Verrichtung vollbringen will, sich die Hände zu waschen:

man merkt sogleich, daß im Waschbecken Eisen drinnen ist. Der Boden in Koberwitz ist nämlich ein Boden, der eisenhaltig ist. Und ich denke tatsächlich daran, daß dieser Boden in der mannigfaltigsten Weise noch Verwendung finden könnte, denn er ist außerordentlich eisenreich.

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Nun fand ich tatsächlich dieses Entgegenkommen des Eisens überall. Und deshalb sagte ich gleich beim ersten Mittag, um die Hausleute zu begrüßen, daß es einem vor allen Dingen auffällt, daß in Koberwitz alles aus Eisen ist: der Neffe war schon aus Eisen in seinen Forderungen, als er hier zu Weihnachten erschien; der Boden ist ganz eisengetränkt, und dort herrscht etwas Zielbewußtes und Energisches, so daß ich nicht anders sagen konnte, als: die eiserne Gräfin und der eiserne Graf. Es war auch tatsächlich in dem moralischen Verhalten etwas durchaus Eisernes.

Bei dem landwirtschaftlichen Kursus handelte es sich dann darurn, zunächst zu entwickeln, welches die Bedingungen des Gedeihens der verschiedenen Gebiete der Landwirtschaft sind. Da gibt es ja außer-ordentlich interessante Gebiete, Pflanzenwachstum, Tierzucht, Wald-wirtschaft, Gartenwirtschaft und so weiter. Dann dasjenige, was zum Allerinteressantesten gehört, die Geheimnisse des Düngens, die außer­ordentlich wirkliche Geheimnisse sind.

Für alles dieses wurden zunächst die Prinzipien, die Zusammenhänge entwickelt, die ja deshalb in der gegenwärtigen Zeit ganz besonders bedeutsam erscheinen, weil ja, so sehr man es glauben mag oder nicht, gerade die Landwirtschaft unter der materialistischen Weltanschauung am allermeisten von rationellen Prinzipien abgekommen ist. Und die wenigsten Menschen wissen ja, daß im Laufe der letzten Jahrzehnte sich innerhalb der Landwirtschaft das ergeben hat, daß alle Produkte, von denen der Mensch eigentlich lebt, degenerieren, und zwar in einem außerordentlich raschen Maßstab degenerieren.

Es ist schon so, daß nicht etwa bloß die moralische Entwickelung der Menschheit in der Gegenwart, in der Zeit des Überganges vom Kali Yuga zu dem lichten Zeitalter im Degenerieren ist, sondern es ist das­jenige, was der Mensch mit seinen Maßnahmen aus der Erde und aus dem, was unmittelbar darüber ist, gemacht hat, in einem raschen Dege­nerieren, das statistisch heute festgestellt ist, das besprochen wird in landwirtschaftlichen Vereinigungen zum Beispiel, dem gegenüber eben nur die Menschen machtlos sind.

Und so kann sich heute auch schon der materialistische Landwirt, wenn er überhaupt nicht ganz dumpf dahinlebt, sondern etwas nachdenkt

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über die Dinge, die sich ja täglich oder wenigstens jährlich er-geben ungefähr ausrechnen, in wieviel Jahrzehnten die Produkte so degeneriert sein werden, daß sie noch im Laufe dieses Jahrhunderts nicht inehr zur Nahrung der Menschen dienen können.

Also es handelt sich dabei durchaus um eine Frage, die im aller­eminentesten Sinne eine, ich möchte sagen, kosmisch-irdische Frage ist. Gerade bei der Landwirtschaft zeigt es sich, daß aus dem Geiste heraus Kräfte geholt werden müssen, die heute ganz unbekannt sind, und die nicht nur die Bedeutung haben, daß etwa die Landwirtschaft ein biß­dien verbessert wird, sondern die die Bedeutung haben, daß überhaupt das Leben der Menschen - der Mensch muß ja von dem leben, was die Erde trägt - eben weitergehen könne auf Erden auch im physischen Sinne.

Es handelte sich also schon um ein ganz beträchtliches Thema. Und die Prinzipien, die dann angegeben wurden, um zu zeigen, unter wel­chen Bedingungen sich Pflanzen entwickeln in der verschiedensten Art, die Tiere entwickeln, die Prinzipien, nach denen gedüngt werden muß, nach denen das Unkraut entfernt werden muß, nach denen die Schäd­linge der Landwirtschaft, die Parasiten vertilgt werden können, nach denen die Pflanzenkrankheiten bekämpft werden können, all das sind ja heute auf dem Gebiete der Landwirtschaft außerordentlich eklatante Fragen.

Nachdem diese Prinzipien besprochen worden sind, wurde dann ubergegangen zu dem, was nun zunächst zu tun ist, um es dahin zu bringen, daß eine Düngerreform kommt, eine Reform in der Bekämp­fung des Unkrautes und der tierischen pflanzenschädlinge, der Para­siten, und in der Bekämpfung der Pflanzenkrankheiten. Und es hat sich nun im Anschlusse an den Kursus und die jeden Tag an den Kursus sich anschließenden Besprechungen ein Ring, wie der Graf Keyserlingk es nannte, der dort versammelten anthroposophischen Landwirte gebildet, der im engsten Zusammenhange mit der Naturwissenschaftlichen Sek­tion am Goetheanum hier arbeiten will. So daß die Naturwissenschaft­liche Sektion Prinzipien auszuarbeiten hat nach den Grundlagen, die zunächst über die geologische Bodenbeschaffenheit, über die sonstige Bodenbeschaffenheit, über die Futtermöglichkeiten, über die Dungmöglichkeiten,

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über alle Gebiete, die eben in Betracht kommen, Nähe des Waldes, klimatische Verhältnisse und so weiter. Nachdem diese Angaben in der entsprechenden Weise gemacht sind von seiten der land-wirtschaftlichen Fachleute, werden hier die Prinzipien dann ausgearbei­tet werden, nach denen die weiteren Versuche nun zu gestalten sind, um dasjenige, was als praktische Winke im Kurse gegeben worden oder in den Diskussionen noch angeführt worden ist, tatsächlich so auszu-probieren, daß jeder dann sagen kann, wenn auch manches heute noch absonderlich erscheint: Wir haben es probiert, es geht.

Dazu soll also dieser Ring von Landwirten da sein, der im engsten Zusammenhange mit der Naturwissenschaftlichen Sektion und auch mit Fräulein Dr. Vreede, weil astronomische Angaben dazu notwendig sind, arbeiten wird.

Selbstverständlich wird in der mannigfaltigsten Weise überhaupt die ganze Freie Hochschule, insbesondere die Medizinische Sektion auch dabei beteiligt sein. So daß also gerade nach den Intentionen, die von unseren Freunden, namentlich von unseren Freunden Graf Keyserlingk und Herrn Stegemann, ausgearbeitet worden sind während des Kurses, die Sache hoffentlich nun auch auf praktischem Gebiete einen günstige­ren Verlauf nimmt als manches, was unter andern Auspizien, unter nicht so sachgemäßen Auspizien in der letzten Zeit von manchen unter­nommen worden ist.

Die Bedingung des Gelingens besteht aber in folgendem, und es wurde strenge betont, wiederholt immer wieder und wiederum, daß dasjenige, was der Inhalt dieses Kurses war, zunächst das geistige Eigen­tum des Ringes der Landwirte bleibt, der praktischen Landwirte. Es waren ja auch Interessenten der Landwirtschaft da, die dann nicht in den Ring eintreten konnten, denen ist es ausdrücklich auferlegt worden, daß nicht in altgewohnter anthroposophischer Weise gleich wiederum alles an jeden ausgeschwatzt wird, denn die Dinge können nur dann ihre praktische Bedeutung erlangen, wenn zunächst dasjenige, was In­halt des Kursus war, im fachmännischen Kreise bleibt, von Landwirten ausgeprüft wird. Manche Dinge werden vier Jahre zum Ausprobieren brauchen. Während dieser Zeit wird dasjenige, was an praktischen Winken gegeben worden ist, nicht über den Kreis der landwirtschaftlichen

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Gemeinschaft hinauskommen, weil es gar keinen Zweck hat, daß man über die Dinge bloß redet, sondern die Dinge sind eben dazu da, daß sie tatsächlich in die Lebenspraxis hereinkommen. Und jeder begeht ein Unrecht, der dort die Dinge gehört hat und sie etwa irgendwie aus­schwätzt.

Das sind die Dinge, die sich zunächst auf den, wie ich glaube, frucht­baren landwirtschaftlichen Kursus beziehen.

Es konnte auch noch in Breslau eine Eurythmievorstellung statt-finden, die am Pfingstsonntag morgens war, die außerordentlich stark besucht war, und die in einer außerordentlich günstigen Weise auf-genommen worden ist.

Außer diesen Veranstaltungen fanden zahlreiche andere statt. Vor allen Dingen morgens dauerten die landwirtschaftlichen Debatten von etwa viertel nach elf Uhr bis nachmittags drei Uhr. Das war in Kober­witz draußen, wie gesagt. Die andern Üinge waren in Breslau drinnen

- was dazwischen liegt, werde ich nachher sagen -, und jeder Tag wurde damit abgeschlossen, daß ein anthroposophischer Vortrag für Mitglie­der der Anthroposophischen Gesellschaft stattfand, der sich im wesent­lichen auch mit den Karmafragen beschäftigte, die ja hier schon seit Wochen den Gegenstand der Betrachtungen bildeten. Sie wurden dort in neun Vorträgen zusammengefaßt. Ich habe einen kurzen Bericht uber die ganze Sache ja schon gegeben in dem Mitteilungsblatte, das dem Goetheanum» beiliegt, das eben heute herausgekommen ist. Da ist schon über die ganze Breslauer Veranstaltung berichtet. Ich darf auch dabei sogleich wieder betonen: Aus dem, was nun an den verschieden­sten Orten erprobt werden konnte, in Prag, in Bern, in Paris, jetzt wie-der in Breslau, darf ich sagen, daß dasjenige, was von der Weihnachts­tagung ausgegangen ist, dieser esoterische Zug, der jetzt durch die ganze Anthroposophische Gesellschaft geht, der das Neue, man könnte sagen eigentlich dasjenige ist, was nach der wirklichen Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft jetzt da ist, früher nicht da war, daß das nun von den Herzen überall in einer wirklich, in einer deutlich befriedigenden nicht nur, sondern außerordentlich seelenhaften Weise entgegengenommen wird; so daß wirklich die begründete Hoffnung besteht, daß jetzt, nachdem die Anthroposophische Gesellschaft durch

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die Weihnachtstagung ihre Spiritualität gewonnen hat, bewußt spiri­tuell schon von dem esoterischen Vorstand in Dornach gearbeitet wird, daß jetzt tatsächlich überall bemerkt werden kann, daß nicht nur die Strömung nach auswärts geht, sondern daß die Herzen der Teilnehmer dieser Strömung durchaus entgegenkommen.

Man konnte das bei den Abendvorträgen, bei den Mitgliedervorträgen am Abend sehr, sehr deutlidi sehen. Und die Herzlichkeit außerdem, mit der Breslau und Koberwitz auch diesen Vorträgen entgegengekommen ist, die gestaltete sich wirklich in einer spirituell-organisato­rischen Weise aus, denn es war tiefes anthroposophisches Verständnis, und es hatte sich auch umgesetzt, in der Materie verwirklicht. Ich brauche das nur zu erwähnen, daß am letzten Abend, am Montag abend in Breslau, dann statt des Vortrages alles beschlossen wurde mit einem geselligen Zusammensein. Es waren ja wirklich von weither viele Mit­glieder zugereist, lange Zeit hatten die Mitglieder der deutschen Gegen­den nicht so etwas gehabt, es waren von weither, von Süddeutschland, von Westdeutschland, von den näheren Gegenden auch selbstverständ­lich die Mitglieder zugereist, so daß große Säle von den Mitgliedern überfüllt waren. Am letzten Abend, beim geselligen Zusammensein, nachdem am Sonntag viele oder die meisten fortreisen mußten, waren eben immerhin noch so dreihundertsiebzig Mitglieder anwesend, die nun alle zum Abendbrot bewirtet wurden drinnen in Breslau von dem Hause Keyserlingk.

Sie müssen sich also nur vorstellen, daß in einem Lokal in Breslau, hineingebracht auf Lastautos, alles dasjenige war, was für die Bewirtung von dreihundertsiebzig Anthroposophen, die an diesem Abend, wie ich beim Herumgehen bemerkte, einen außerordentlich guten Appetit hat­ten, nötig war. - Ja, das geschieht so beim Bilderanschauen, man ist niemals so hungrig, als wenn man durch Bildergalerien gegangen ist, das geschieht offenbar auch so bei anthroposophischen Vorträgen. Da hat es sich in den Tagen zusammengesammelt. Aber das Schönste war das, daß die Anthroposophen einen großen Appetit hatten, dreihundert-siebzig an der Zahl waren, und daß noch eine ganze Menge übrig­geblieben ist.

Diese Vorträge bildeten also den Schluß des Tages, so daß vom

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landwirtschaftlichen Kursus und von den anthroposophischen Mit­gliederversammlungen die ganze Veranstaltung eingerahmt war.

Zwischendrinnen war ein Kursus über künstlerische Sprachgestaltung von Frau Dr. Steiner; es waren zwei Versammlungen für die Breslauer Jugendgruppe; es waren zwei Klassenstunden. Und am letzten Sonntag kam noch etwas dazu. Da fand sich Herr Kugelmann mit seiner Schau­spielertruppe ein, die neue künstlerische Bühnenspiele begründet haben unter den Anregungen des Sprachkursus, der vor zwei Jahren hier am Goetheanum war, und die uns die «Iphigenie» vorführen wollten, was tatsächlich mit Bezug auf alles dasjenige, was aus dem Sprachkursus hervorgegangen ist, eine ganz vielversprechende, zunächst vielverspre­chende Sache war.

Die Zeit war reichlich, wirklich reichlich ausgefüllt, aber es war eben auch möglich, mancherlei zu bringen für Mitglieder, die lange Zeit ent­behrt haben, überhaupt an einer anthroposophischen Veranstaltung teilnehmen zu können.

Zwischen diesen Dingen waren dann die Begehungen der Güter. Man schaute sich dasjenige an, was auf dem Gute zu sehen war, wobei natür­lich immer m alle diese Dinge in Mitteleuropa dasjenige hineinspielt heute, was sich so deutlich bemerkbar macht in der absolut zusammen-brechenden Wirtschaft. Ich meine das Wirtschaftsleben im allgemeinen. Das Gut Koberwitz ist ja in ausgezeichneter Weise bewirtschaftet, die Landwirtschaft muß ja natürlich fortgehen, aber das Wirtschaftsleben ist schon in einem furchtbaren Zustande in Deutschland. Nun, am Mon­tag waren dann, ich glaube um elf Uhr abends, die Veranstaltungen zu Ende.

Dann konnte ich am Dienstag herüberfahren nach Jena-Lauenstein, wo eine Anzahl unserer jüngeren Freunde mit Fräulein Dr. Ilse Knauer zusammen eine Heil- und Erziehungsstätte begründen für nicht nur schwach begabte, sondern wirklich konstitutionell kranke Kinder, dieh erzogen werden und so weit gebracht werden sollen, als es eben geht. Dieses Institut ist, wie gesagt, in Begründung begriffen. Ich konnte die Sache etwas inaugurieren und konnte die ersten aufgenommenen Kin­der sehen. So daß wir die Sache in Lauenstein, in der Nähe von Jena, sozusagen haben auf die Beine bringen können.

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Dann bin ich eben über Stuttgart hierher gekommen. Nicht wahr, in Stuttgart ist ja vor allen Dingen dasjenige heute - von dem übrigen abgesehen - das außerordentlich Bedrückende, daß in der Waldorf-schule, die in pädagogisch-didaktischer und in geistiger Beziehung so außerordentliche Fortschritte macht, das Wirtschaftliche geradezu trostlos ist. Sie müssen nur bedenken, heute morgen zum Beispiel habe ich die fünfte Klasse wiederum so einrichten müssen, daß aus zwei Klassen drei geworden sind, wir haben also jetzt die fünfte Klasse a, die fünfte Klasse b, die fünfte Klasse c. Auch die sechste Klasse haben wir in drei Abteilungen. Die meisten Klassen haben wir in zwei Abteilungen, selbst bis in die höheren Klassen hinauf. Wir haben über achthundert Schüler in der Waldorfschule. Die Sache geht außerordentlich gut fort in päd­agogisch-didaktischer Beziehung und auch in geistiger Beziehung, aber das Wirtschaftliche der Waldorfschule ist geradezu trostlos, wirklich im tiefsten Sinne trostlos!

Sie müssen nur bedenken, wir hatten, sagen wir, in den Wochen vor Weihnachten noch einen Monatsetat in der Waldorfschule von etwa 6000 bis 8000 Mark, was jetzt einem Monatsetat von 25 000 bis 27 000 Mark infolge des ungeheuren Hinaufschnellens der Lebensmittelpreise in Deutschland entspricht. Das sind natürlich Dinge, die ganz furchtbar sind. Und wir standen vor einiger Zeit vor der finanziellen Situation, daß wir von diesen 25 000 bis 27 000 Mark Monatsetat etwa 15 000 bis 17 000 Mark nicht gedeckt haben, daß wir also mit einem Defizit im Monat werden zu rechnen haben in der nächsten Zeit von 15 000 bis ,7 000 Goldmark.

Das ist schon eine bedrückende Sache, die sehr schwer auf der Seele lastet, denn alles ist eingerichtet, ein Lehrerkollegium, das über vierzig Lehrer umfaßt, ist da, über achthundert Schüler sind da. Das alles geht natürlich außerordentlich schwierig weiterzutragen unter solchen wirt­schaftlichen Voraussetzungen, und namentlich unter den wirtschaft­lichen Aussichten, die da bestehen in Deutschland.

Nun ist es möglich gewesen, durch Opferwilligkeit von anthroposophischen Freunden zunächst für die nächsten drei, vier oder fünf Monate von diesem monatlichen Manko 10 000 Mark zu decken, so daß nur noch etwa 6000 bis 7000 Mark monatlich etwa werden gedeckt werden

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müssen in den letzten Monaten. Die könnten ja auch gedeckt wer­den, aber es ist schon das wahr, meine lieben Freunde, daß eben in der Anthroposophischen Gesellschaft doch, wenn es auf die Dinge ankommt, die etwas praktisch gehandhabt werden sollen, manche nichtpraktische Art des Verhaltens da ist.

Man braucht sich nur zu überlegen, wie ich bei einer Versammlung des Waldorfschulvereins kürzlich sagte, was hoffentlich recht weit hin­ausgetragen wird - denn diese Dinge weiter hinauszutragen ist viel wichtiger, als dasjenige, was von Anthroposophen in der Gegenwart manchmal hinausgetragen wird -, ich sagte: wir haben in Deutschland ganz gering gerechnet 10 000 Anthroposophen. Wenn in jeder Woche überall gesammelt wird, in jeder Woche jeder nur 50 Pfennige gibt, so sind das in jeder Woche von 10 000 Anthroposophen 5000 Mark, und es ist etwas, was mit Leichtigkeit zu handhaben wäre, wenn man es eben nur täte. So daß ich sagte: In der Anthroposophischen Gesellschaft ist es vielfach so, daß unsere Einrichtungen so schwach fundiert sind, daß die Leute, die gern ihr Geld geben würden - das ist eine Erfahrung -, absolut nicht wissen, auf welche Weise sie es losbringen können. Ja, es bleibt aber immerhin doch eine sehr schwer erträgliche Sache, diese Situation der Waldorfschule, und ich darf bei dieser Gelegenheit ja er­wähnen, daß gerade durch die Qpferwilligkeit der Schweizer Freunde in der letzten Zeit ein gar nicht unbeträchtlicher, sondern recht beträcht­licher Monatsetat teilweise durch direkte Beihilfe, aber namentlich durch Übernahme von Patenschaft für Kinder - Pate ist derjenige, der für ein Kind der Waldorfschule den Monatsetat von 25 bis 27 Mark bezahlt -geleistet worden ist. Aber es bleibt natürlich doch eine sehr ti übe Aus­sicht und etwas sehr, sehr Bedrückendes, diese Verhältnisse in der Wal­dorfschule. Wenn sich etwa 250 bis 300 Paten noch finden würden, und die Mitgliedsbeiträge besser einlaufen würden, Sammlungen stattfinden würden, so würde es aber gar nicht so schwierig sein. Nur natürlich muß ja gesagt werden, daß gegenwärtig in Deutschland eine gar nicht zu beschreibende Geldknappheit vorhanden ist. Nicht als ob keine Werte da wären, aber es ist eine solche Geldknappheit doch da, daß gar keine Zirkulation eigentlich möglich ist. Also das wirtschaftliche Leben ist schon in einer recht üblen Verfassung in Mitteleuropa.

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Das ist so der Bericht, den ich Ihnen habe geben wollen. Alle diese Dinge zeigen, daß alles, was auf anthroposophischem Felde aus der anthroposophischen Bewegung heraus selber gemacht wird, eine sehr 1 starke Kraft in der Gegenwart aufweist. Die ganze Gestalt, welche die Waldorfschule angenommen hat, zeigt schon eben eine sehr, sehr starke Kraft, die dem Anthroposophischen innewohnt. Und das tritt auch sonst hervor.

Bedürfnis ist vorhanden nach demjenigen, was Anthroposophie geben kann. Es war ein Sprachkursus, also ein Kursus für künstlerische Sprach-behandlung angesetzt, der in wenigen Stunden absolviert werden mußte, weil ja wirklich gar nicht die Zeit vorhanden war für so vieles. Aber da meldeten sich, ich glaube, 160 Leute oder so etwas. Man kann nicht in fünf Stunden 160 Leuten Sprachunterricht geben, so daß die Sache so eingerichtet werden mußte, daß etwa 30 Leute vorne saßen, die be-kamen einen wirklichen Sprachunterricht; die andern konnten nur zuhören. Also Bedürfnis ist durchaus vorhanden, ein tiefes, ein inten­sives, ein weitgehendes Bedürfnis. Wir müßten nur in der Lage sein, die vorhandenen Kräfte wirklich flott zu machen, und wir müßten eben tatsächlich im anthroposophischen Wirken weiterkommen.

Es ist ja Tatsache, daß so etwas, wie es in Breslau der Fall war, hat zustande kommen können, eben durchaus dem Wirken, wie ich schon sagte, des eisernen Grafen und der eisernen Gräfin Keyserlingk und unserem alten Freunde, der ja fast so lange, als die anthroposophische Bewegung wirkt, seinerseits auch wirkt, dem Rektor Bartsch, zuzu­schreiben, der als junger Mann begonnen hat, Anthroposoph zu sein, jetzt eben pensionierter Schuirektor geworden ist, aber noch immer so sehr jugendlich sich fühlt mit andern zusammen, daß er bei seinen Be­grüßungsworten, die er mir am ersten Abend der Mitgliederversamm­lung, der Vorträge, gehalten hat, mich den Vater genannt hat, was er ganz außerordentlich stark während der ganzen zehn Tage hat büßen müssen!

Das ist der Bericht, den ich Ihnen habe geben wollen, meine lieben Freunde, von jener Veranstaltung, die Sie zweifellos schon deshalb interessieren muß, weil es vielleicht nun doch gelingt, auf einem be­stimmten Gebiete vom Anthroposophischen ausgehend, ins unmittelbare

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Leben hinein auch etwas zu bringen. Denn man sieht, es kann auf anthroposophischem Gebiete von beiden Seiten her, von dem höchst Spirituellen und von dem ganz praktischen, von beiden Seiten her kann mitgewirkt werden. Und eigentlich erst dann wird richtig gewirkt, wenn diese beiden Seiten etwas ineinander verweben und miteinander in vollste IIarmonie gebracht werden.

Die Fehler, die da im anthroposophischen Wirken sehr leicht ent­stehen können, die entstehen ja eben gerade dadurch, daß auf der einen Seite dasjenige, was spirituell ist, nicht ins wirkliche Leben übergeht, daß es eine Art Theorie oder eine Art, ich möchte sagen, Glaube an Worte bleibt, nicht einrial an Gedanken, sondern Glaube an Worte bleibt, daß auf der andern Seite wiederum nicht die Einsicht in richtiger Weise beizubringen ist, daß in das unmittelbar praktische Handhaben das Spirituelle wirklich eingreifen kann.

Sie müssen ja nur das eine bedenken, meine lieben Freunde, heute versteht eigentlich kein Mensch das Wesen des Düngens. Gewiß, es wird instinktiv durch Tradition aus alten Zeiten gemacht. Aber das Wesen des Düngens verstehen das tut heute eigentlich kein Mensch. Es weiß kein Mensch im Grunde genommen - außer denjenigen, die das aus Geistigem heraus wissen können , was eigentlich der Dunger fur den Acker bedeutet, und warum er in gewissen Gegenden unerlaßlich und notwendig ist, und wie er zu handhaben ist Es weiß zum Beispiel kein Mensch heute, daß alle die mineralischen Dungarten gerade diejenigen sind, die zu &eser Degenerierung, von der ich gesprochen habe, zu diesem Schlechterwerden der landwirtschaftlichen Produkte das We sentliche beitragen. Denn heute denkt eben jeder einfach. Nun ja, zum Pflanzenwachstum gehört eine bestimmte Menge Stickstoff -, und die Leute finden einfach ganz gleichgültig, auf welche Weise dieser Sti -stoff bereitet wird, wo er herkommt Das ist aber nicht gleichgultig, wo er herkommt, sondern es handelt sich wirklich darum, daß zwischeftn Stickstoff und Stickstoff zwischen dem Stickstoff, wie er in der Lud mit dem Sauerstoff z men ist zwischen diesem toten Stickstoff und dem andern Stickstoff ein große; Unterschied ist. Sie werden es nicht leugnen, meine lieben Freunde, daß ein Unterschied ist zwischen einem Menschen, der lebendig herumgeht und einem Leichnam, einem menschlichen

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Leichnam. Das eine ist tot, das andere ist lebendig und beseelt. Dasselbe ist zum Beispiel für den Stickstoff und die anderen Stoffe der Fall. Es gibt toten Stickstoff. Das ist derjenige, der in unserer Luft-umgebung ist, der dem Sauerstoff beigemischt ist, und der eine Rolle spielt bei unserem ganzen Atmungsprozeß und bei dem Prozeß des Zusammenlebens mit der Luft. Der darf nicht lebendig sein, aus dem einfachen Grunde, weil, wenn wir in lebendiger Luft leben würden, wir fortwährend ohnmächtig sein würden. Daß die Luft tot ist, der Sauerstoff tot ist, der Stickstoff tot ist, das ist die Bedingung einer Luft, in der viele Menschen so atmen sollen, daß sie bewußt, besonnen denken können.

Der Stickstoff, der in der Erde ist, der mit dem Dung hineinkommen muß, der unter dem Einfluß des ganzen Himmels sich bilden muß, dieser Stickstoff muß ein lebendiger sein.

Und das sind zwei verschiedene Stickstoffe: derjenige Stickstoff, der über dem Niveau der Erde ist, und derjenige, der unter dem Niveau der Erde ist; das eine ist toter Stickstoff, das andere ist lebendiger Stickstoff.

Und so ist es mit allem. Dasjenige, was für eine Weiterpflege der Natur notwendig ist, das ist ja vollständig in das Nichtwissen hinein-gekommen im Laufe des materialistischen Zeitalters. Man weiß ja die wichtigsten Dinge nicht. Und so werden die Dinge fort-gehandhabt, gewiß aus einem ganz guten Instinkte heraus, aber der verschwindet allmählich. Die Traditionen verschwinden. Die Leute werden mit Wissenschaft die Äcker düngen. Die Kartoffeln, das Getreide, alles wird immer schlechter.

Das wissen auch die Leute, daß es schlechter wird, konstatieren es statistisch. Es ist heute nur eben erst das Sträuben vorhanden gegen praktische Maßregeln, welche ausgehen von demjenigen, was man in geistiger Anschauung gewinnen kann.

Daß man in diesen Dingen einmal richtig schaut, richtig sieht, das Ist von einer ungeheuren Bedeutung. Ich habe es auch hier öfter gesagt, wenn einer eine Magnetnadel hat, die immer eine ganz bestimmte Rich­tung einnimmt, die eine Spitze nach dem magnetischen Nordpol, die andere Spitze nach dem magnetischen Südpol, so würde man ihn für

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kindisch halten, wenn er sagen würde, in der Magnetnadel drinnen liegen die Gründe, warum die eine Spitze immer nach Norden, die andere Spitze immer nach dem Süden zeigt. Man sagt: Hier ist die Erde, da ist die Magnetnadel; warum zeigt die Magnetnadel mit der einen Spitze nach Norden, mit der andern Spitze nach Süden? - weil hier ein magnetischer Nordpol, hier ein magnetischer Südpol ist; der richtet die Richtung der Magnetnadel nach der einen und nach der andern Seite. Die ganze Erde nimmt man zu Hilfe, um die Richtung der Magnetnadel zu erklären. Man geht aus der Magnetnadel heraus. Man würde den für kindisch halten, der meinte, daß die Ursache dafür in der Magnetnadel liege.

So kindisch ist man aber, wenn man glaubt, daß dasjenige, was die heutige Wissenschaft in unmittelbarer Nähe der Pflanzen, oder in der unmittelbaren Umgebung konstatiert, von dem abhänge, was man da anschaut. Am Pflanzenwachstum ist der ganze Himmel mit seinen Sternen beteiligt! Das muß man wissen. Das muß in die Köpfe wirklich nun einmal hineinkommen. Man muß sich sagen können, es ist ebenso kindisch, in der heutigen Art Botanik zu treiben, wie es kindisch wäre, über die Magnetnadel so zu reden, wie ich es heute angedeutet habe.

Und gewisse Dinge kann jeder Gebildete sich heute aneignen, wenn er nur Sinn hat für die allereinfachsten Bedingungen des anthropo-sophischen Lebens.

Dasjenige, was ich in Penmaenmawr zum allerersten Mal angedeutet habe im vorigen Jahre, das ist außerordentlich wichtig. Die Leute wissen ja heute nicht einmal, wie Mensch und Tier sich ernährt, geschweige denn eine Pflanze. Die Leute glauben, Ernährung besteht darinnen, daß der Mensch die Substanzen seiner Umgebung ißt. Er nimmt sie in den Mund herein; sie kommen dann in den Magen. Da wird ein Teil ab­gelagert, ein Teil geht weg. Dann wird der verbraucht, der abgelagert worden ist. Dann geht der auch weg. Dann wird das wieder ersetzt. In einer ganz äußerlichen Weise stellt man sich heute die Ernährung vor. So ist es aber nicht, daß mit den Nahrungsmitteln, die der Mensch aufnimmt durch seinen Magen, aufgebaut werden Knochen, Mus­keln, sonstige Gewebemasse, - das gilt ausgesprochen ja nur für den menschlichen Kopf. Und alles dasjenige, was auf dem Umwege durch

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die Verdauungsorgane in weiterer Verarbeitung im Menschen sich aus-breitet, das bildet nur das Stoffmaterial für seinen Kopf und für lles dasjenige, was im Nerven-Sinnessystem und dem, was dazu gehört, sich ablagert, währenddem zum Beispiel für das Gliedrnaßensystem oder für die Organe des Stoffwechsels selber die Substanzen, die man braucht, also sagen wir, um Röhrenknochen zu gestalten für die Beine oder für die Arme, oder für Därme zu gestalten für den Stoffwechsel, für die Verdauung, gar nicht durch die durch den Mund und Magen aufgenom­mene Nahrung gebildet werden, sondern sie werden durch die Atmung, und sogar durch die Sinnesorgane aus der ganzen Umgebung aufgenom­men. Es findet fortwährend im Menschen ein solcher Prozeß statt, daß das durch den Magen Aufgenommene hinaufströmt und im Kopfe ver­wendet wird, daß dasjenige aber, was im Kopfe beziehungsweise im Nerven-Sinnessystem aufgenommen wird aus Luft und aus der andern Umgebung, wiederum hinunterströmt, und daraus werden die Organe des Verdauungssystems oder die Gliedmaßen.

Wenn Sie also wissen wollen, woraus die Substanz der großen Zehe besteht, müssen Sie nicht auf die Nahrungsmittel hinschauen. Wenn Sie Ihr Gehirn fragen: Woher kommt die Substanz? - da müssen Sie auf die Nahrung sehen. Wenn Sie aber die Substanz Ihrer großen Zehe, insofern sie nicht Sinnessubstanz, also mit Wärme und so weiter aus­gekleidet ist - insofern wird sie auch durch den Magen ernährt -, son­dern dasjenige, was sie außerdem an Gerüstesubstanz und so weiter ist, kennen wollen, so wird das aufgenommen durch die Atmung, durch die Sinnesorgane, ein Teil sogar durch die Augen. Und das geht alles, wie ich es ja öfter hier ausgeführt habe, durch einen siebenjährigen Zyklus in die Organe hinein, so daß der Mensch substantiell in bezug auf sein Gliedmaßen-Stoffwechselsystem, das heißt die Organe, auf­gebaut ist aus kosmischer Substanz. Nur das Nerven-Sinnessystem ist aus tellurischer, aus irdischer Substanz aufgebaut. Nun, sehen Sie, das ist eine so fundamental bedeutsame Tatsache, daß das physische Leben von Mensch und Tier überhaupt nur beurteilt werden kann, wenn das gewußt wird. Und nichts, nicht einmal die Mittel und Wege, um so etwas zu wissen, nichts ist in der heutigen Wissenschaft gegeben. Man kann es gar nicht wissen mit der heutigen Wissenschaft. Es geht gar

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nicht, weil, wenn die heutige Wissenschaft mit ihren Mitteln arbeitet, sie gar nicht zu so etwas kommen kann. Es ist unmöglich, es ist aus­sichtslos.

Das sind die Dinge, die eben durchaus bedacht werden müssen. Daher haben wir heute diese Trennung von Theorie und Praxis. Die heutige Praxis ist geistlos, ist eine bloße Routine.

Aber es hört auf dasjenige, was aus dem Geist kommt, unpraktisch zu sein, wenn es eben tatsächlich aus dem Geiste kommt. Es wird dann im eminentesten Sinne praktisch.

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Nachrichtenblatt, 22. Juni 1924

An die Mitglieder!

DIE VERANSTALTUNGEN IN KOBERWITZ UND BRESLAU

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Seit längerer Zeit war es der Wunsch einer Anzahl von Anthroposo­phen, die in landwirtschaftlichen Berufen stehen, daß von mir ein Kursus abgehalten werde, der enthalten solle, was aus anthroposophi­scher Anschauung über Landwirtschaft zu sagen ist. Vom 7. bis 16. Juni konnte ich die Zeit finden, diesem Wunsche zu entsprechen.

Koberwitz bei Breslau, wo Graf Carl Keyserlingk ein großes land-wirtschaftliches Gut in vorbildlicher Art verwaltet, war einer der für einen solchen Kursus gegebenen Orte. Es war ja selbstverständlich, daß über Landwirtschaft da gesprochen wurde, wo die zu der Veranstaltung Versammelten die Dinge und Vorgänge, auf die sich die Ausführungen bezogen, um sich herum haben konnten. Das gibt einer solchen Ver­anstaltung Stimmung und Farbe.

Die Nähe des Gutes Koberwitz von Breslau ermöglichte ja auch, den landwirtschaftlichen Kursus mit andern anthroposophischen Arbeiten zu verbinden.

Nun haben wir in Koberwitz-Breslau in dem Grafen Carl Keyser­lingk und in Rektor Bartsch zwei Persönlichkeiten, die jederzeit bereit

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sind, für die Pflege der Anthroposophie mit hingebungsvollem Enthu­siasmus, mit zielsicherer Umsicht und eindringlicher Energie zu arbeiten.

Deren Hingabe ist es zuzuschreiben, daß wir in der angegebenen Zeit eine große Anzahl unserer Mitglieder in anthroposophischem Streben versammelt hatten.

Die Vormittage von II 1/2 bis 3 Uhr waren der Landwirtschaft gewid-met. Zu dieser Zeit durften sich eine größere Zahl von Landwirten in dem Heim von Gräfin und Graf Keyserlingk in Koberwitz versammeln. Man war übereingekommen, daß auch für die Sache Interessierte, die nicht unmittelbar in der landwirtschaftlichen Praxis stehen, in geringe­rer Zahl anwesend sein konnten.

Der Vormittag wurde jeden Tag mit meinem Vortrage begonnen. Ich machte zum Inhalte das Wesen der Erzeugnisse, welche von der Landwirtschaft geliefert werden und der Bedingungen, unter denen diese Erzeugnisse entstehen können. Das Ziel dieser Auseinandersetzun­gen war, zu solchen praktischen Gesichtspunkten für die Landwirtschaft zu kommen, die zu dem heute durch praktische Einsicht und wissen­schaftliche Untersuchung Gewonnenen das hinzufügten, was von einer geistgemäßen Betrachtung der einschlägigen Fragen gegeben werden kann.

An den Vortrag schloß sich eine Frühstückspause, in der das Haus Keyserlingk in der «eingehendsten» Weise für die Bewirtung der in Breslau wohnenden und zum Kursus nach Koberwitz gekommenen Teilnehmer sorgte.

Dann folgte eine Aussprache über die jeweils behandelten Fragen. Die Lebhaftigkeit, mit der es da zuging, zeugte von dem allerstärksten Interesse der Versammelten an der anthroposophischen Behandlung von Dingen, die ihnen nahestehen.

Unser Freund, Herr Stegemann, sprach gleich im Beginne der Ta­gung von Dingen, die sich für ihn an Gespräche knüpften, die ich vor einiger Zeit schon mit ihm über Landwirtschaftliches haben konnte. Er hat ja auf Grund des so Gesagten bereits praktische Versuche auf dem von ihm bewirtschafteten Gute gemacht. Was sich ihm da ergeben hatte, und was er an sich daran knüpfenden Wünschen hatte, brachte er vor.

An diese Auseinandersetzungen Stegemanns schloß sich ein Vorschlag

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des Grafen Keyserlingk, der sogleich darauf ausging, über das durch den Kursus Anzudeutende die nötigen Versuche zu machen. Für dieses Ziel sollte eine Gemeinschaft von Berufslandwirten sich zusammen­finden. Eine solche wurde denn auch in einer darauffolgenden Ver­sammlung der anwesenden Landwirte gegründet. Man kam überein, daß das im Kursus Mitgeteilte zunächst als Winke betrachtet werde, von dem man vorläufig nicht außerhalb des Kreises der Teilnehmer spricht, sondern das man als die Grundlage für Versuche betrachtet, durch die es in die Form gebracht werden soll, in der man es veröffentlichen kann. Diese Gemeinschaft, bei deren Versammlungen abwechselnd Graf Key­serlingk und Herr Stegemann den Vorsitz führen sollen, wurde als eine Vereinigung von Menschen erklärt, die sich der naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum eingliedert. Von dieser Sektion aus soll den Versuchsarbeiten fortdauernd Richtung und Ziel gegeben werden.

Graf Keyserlingk hat damit dem, was der Kursus anregen konnte, mit sicherer Hand die sachgemäße Orientierung gegeben.

Fräulein Dr. Vreede, die anwesend war, wurde gebeten, als sach­verständige Mitarbeiterin bei der Leitung der Versuche vom Goethe­anum aus zu wirken.

In reger Art wurden die nötigen Vorbesprechungen dieser Gemein­schaft in einer Reihe von Versammlungen gepflogen.

Nach einer entsprechenden Pause schlossen sich an die landwirtschaft­lichen Veranstaltungen andere anthroposophische in Breslau.

Zu einem Kursus über künstlerische Behandlung der Sprache, der von Frau Marie Steiner abgehalten wurde, hatten sich so viele Teilnehmer gemeldet, daß in dieser Richtung eine Begrenzung der Teilnehmerzahl eintreten mußte. Es ist sachgemäß, daß bei einem solchen Kurse die Anwesenden zu wirklichen Übungen im Sprechen kommen. Man kann deswegen nicht eine unbegrenzte Teilnehmerzahl haben. Diesmal wurde nun ein Mittelweg dadurch eingeschlagen, daß man einer möglichen Teilnehmerzahl die vorderen Plätze anwies, wo mit ihnen die Übungen gemacht werden konnten, während eine größere Anzahl von Zuhörern in den weiteren Sitzreihen das entgegennehmen konnte was durch stum­mes Zuhören zu gewinnen ist. Frau Marie Steiner wählte diesen Weg, weil sie dem so befriedigenden Interesse entgegenkommen wollte, das

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sich in Anthroposophenkreisen für die Sprachkunst in einem weiten Umfange zeigt. Dieses Interesse ist im höchsten Grade erfreulich. Denn es zeigt ein Wachsen des Verständnisses für die Art der künstlerischen Sprachbehandlung, die aus dem anthroposophischen Geiste heraus durch Frau Marie Steiner gepflegt wird. Es steht zu hoffen, daß durch das weitere Wachsen dieses Verständnisses die Kunst des Sprechens in immer weiteren Kreisen Eingang finden wird. Das kann bei der großen Bedeu­tung, welche diese Kunst für die Persönlichkeitskultur hat, recht segens-reich wirken.

Eine Eurythmievorstellung mit den Eurythmiekünstlern vom Goethe­anum und unter der Leitung und rezitatorischen Mitwirkung von Marie Steiner, wie auch unter der Mitwirkung von Max Schuurman, fand im vollbesetzten Lobe-Theater und bei regster Anteilnahme des Publikums am Montag, dem 9. Juni statt.

Zwei Klassenvorträge der Freien Hochschule des Goetheanums konnte ich am ii. und 13. Juni im Rahmen der Breslauer Veranstaltun­gen abhalten. Ich zeigte, wie der Weg zur Geist-Erkenntnis und die seelischen Erlebnisse beim Übergang vom sinnlichen zum geistigen An­schauen durch innere Seelenarbeit verstanden werden kann.

Zwei Versammlungen der in Breslau bestehenden Jugendgruppe der Anthroposophischen Gesellschaft konnten abgehalten werden. Als tief befriedigend darf diese Tatsache bezeichnet werden. Mit offenem Her­zen und aus ernster Seelenstimmung sprachen einzelne Teilnehmer des Jugendkreises; offene Herzen und teilnahmsvolle Seelen schaute ich vor mir, wenn ich sprach. Man redete über das Wesen der Jugendbewegung und über Ziele derselben, welche die Zeit fordert. Es lag viel Idealismus, Seelensorge, aber auch viel guter Wille in den Teilnehmern dieser Ver­sammlungen. Man möchte wünschen, daß in Einigkeit die Jugend nach der Verwirklichung dessen strebt, was sie im Herzen nach der geistigen Welt hindrängt, und daß sie sich nicht durch Uneinigkeit schwach macht.

Den Abschluß der Tage bildete immer der Mitgliedervortrag, den ich zu halten hatte. Mit unseren Breslauer Freunden hatten sich eine große Zahl auswärtiger Mitglieder aus einem großen Umkreise vereinigt, so daß diese Mitgliederabende eine sehr große Zahl von Freunden der anthroposophischen Bewegung vereinigte. Ich sprach über das menschliebe

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Schicksal in seiner Entwickelung durch die aufeinanderfolgenden Erden leben hindurch, über die Art, wie an der Gestaltung dieses Schick­sales (Karma) in dem menschlichen Dasein zwischen Tod und neuer Geburt die Wesenheiten einer übersinnlichen Welt wirken; ich gab Bei-spiele, an denen ich aus der Geistesforschung heraus diese Gestaltung veranschaulichen konnte.

Am Sonntag, dem 1 5. Juni, fand noch eine Vorführung der Iphigenie statt durch die Schauspieler, die sich um Kugelmann zu neukünstle­rischen Bühnenspielen vereinigt haben. Kugelmann hat die Anregungen, die er in einem Kursus über künstlerische Sprachbehandlung empfing, den vor einiger Zeit Marie Steiner am Goetheanum gehalten hat, für die Schauspielkunst angewendet. In dieser Vorführung zeigte er die Früchte seines schönen Mühens.

Ich schreibe diese Erzählung von unserer Breslauer und Koberwitzer Tagung nach dem letzten Mitgliedervortrag; und ich danke auch an die­ser Stelle Herrn Rektor Bartsch für die lieben Worte, mit denen er nach der Beendigung dieses Vortrages den Schluß dieses Teiles der Tagung verschönt hat. Wir haben nun noch am 16. Juni eine Versammlung der Teilnehmer am landwirtschaftlichen Kursus, eine Sprachkursstunde von Marie Steiner, und ein geselliges Zusammensein der Kursteilnehmer vor uns.

Vom Vorstande am Goetheanum sind hier anwesend: Marie Steiner, Dr. Vreede, Dr. Wachsmuth.

Allerherzlichsten Dank müssen alle Teilnehmer dieser Tagung empfinden gegenüber der Gräfin und dem Grafen Keyserlingk und den übrigen Mitgliedern des Keyserlingkschen Hauses, die in einer Art, wie sie schöner, würdiger, sachgemäßer gar nicht gedacht werden könnte, hier die anthroposophische Arbeit zielsicher gestaltet und in ein wahres Fest eingerahmt haben. Es gehörte viel aus dem Geiste der Anthropo­sophie geborener Enthusiasmus und eine tiefe Liebe zur Sache dazu, um in solcher Art diese Tagung zu gestalten.

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Nachrichtenblatt, 29. Juni 1924

An die Mitglieder!

BRESLAU-KOBERWITZER TAGUNG, WALDORFSCHULE,

JUGEND SEHNSUCHT

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Die Erzählung von unserer Breslauer und Koberwitzer Tagung konnte ich in der letzten Nummer nur bis zu ihrem vorletzten Tage führen. Der letzte brachte noch die Schlußversammlung der Teilnehmer am land­wirtschaftlichen Kurse, die letzte Sprachkursstunde von Marie Steiner und das gesellige Zusammensein der Kursteilnehmer am Abend des 16. Juni.

In dem letzten Vortrage ergänzte ich das über Landwirtschaft Gesagte durch einige Auseinandersetzungen über Obstbau, Tierernährung, Wald-kultur, über die Schädlinge des Feldbaues und über sogenannte Pflanzen­krankheiten. Graf Keyserlingk betonte nochmals in eindringlicher Art, daß der Inhalt der Vorträge über Landwirtschaft zunächst als Arbeits­material der eben entstandenen Gemeinschaft der Landwirte innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft dienen soll. Mitteilungen darüber sollen in keiner Art gemacht werden, bevor die Mitglieder dieser Ge­meinschaft durch die Ergebnisse ihrer Versuchsarbeiten werden sprechen wollen. Diejenigen Teilnehmer am Kurse, denen als für die Landwirt­schaft interessierte Nicht-Landwirte das Zuhören ermöglicht worden ist, wurden daher gebeten, das Gehörte nur als Anregung für sich selbst zu betrachten und nirgends darüber zu berichten. Wenn es sich um Dinge handelt, die von vorneherein dazu bestimmt sind, in der Lebenspraxis ihre Auswirkung zu finden, so ist eine solche Maßnahme vollberechtigt. Was die Anthroposophie zunächst über Landwirtschaft zu sagen hat, wird im Kreise der landwirtschaftlichen Fachleute zunächst seine best­mögliche Pflege finden; und man muß es ihnen überlassen, damit im Verein mit der naturwissenschaftlichen Sektion am Goetheanum so zu verfahren, wie sie es für gut finden.

In der geselligen Zusammenkunft am Abend sprach zunächst liebe Schlußworte eine Persönlichkeit, die nach einer langen und wirksamen

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Tätigkeit in der Landwirtschaft dazu übergegangen ist, priesterlicher Mitarbeiter in der Bewegung für christliche Erneuerung zu werden, als der er jetzt wirkt, Herr von Koschützky. Dann dankte Rektor Bartsch Frau Marie Steiner für ihre Mitwirkung an der Tagung. Graf Keyser­lingk übernahm es schon am Vorabend, auf die finanziell schwierige Lage der Waldorfschule hinzuweisen und zu einer Sammlung unter den Kursteilnehmern anzuregen. Am letzten Abend wiederholte er dieses. Er hat damit auf etwas hingewiesen, das mit möglichster Stärke im Be-wußtsein der Mitglieder leben sollte. Und seinem Beispiele sollten an-dere nachfolgen. Denn mit der Waldorfschule ist es doch so, daß sie in ganz sichtbarer Art in immer weiteren Kreisen an Anerkennung ge­winnt. Wir haben eine Schülerzahl von ungefähr achthundert. Der größte Teil der Jahrgänge arbeitet in zwei Paralleiklassen; für den fünften und sechsten Jahrgang mußten wir sogar je drei Parallelklassen errichten. Die Zahl der Lehrkräfte, die an dieäser Institution arbeitet, muß fortdauernd vergrößert werden. Wir können nicht mehr alle Be­werber, die in die Waldorfschule kommen wollen, annehmen. Und bei dieser so tief befriedigenden Sachlage ist in finanzieller Beziehung die Schule der Gegenstand allerschwerster Sorge. Wir stehen schon in den nächsten Monaten vor der Tatsache, daß wir nicht wissen, wie wir die Schule erhalten sollen, wenn nicht die Freunde derselben durch finan­zielle Hilfe uns noch mehr unterstützen als bisher. Zunächst hat sich ein stets opferbereites Mitglied unserer Gesellschaft gefunden, das uns für einen Teil der fehlenden Mittel Hilfe gebracht hat. Allein auch damit ist die Höhe des Fehlbetrages, den wir in den nächsten Monaten haben werden, noch nicht gedeckt. Freunde können Hilfe bringen entweder durch Beiträge, oder durch Werbung von Mitgliedern für den Waldorf­Schulverein, oder durch Übernahme von Patenschaften für solche Kin­der, deren Angehörige das Schulgeld nicht bezahlen können. Man wird sich an das Sekretariat des Waldorf-Schulvereins wenden können, um das Genauere zu erfahren über die Art, in der man helfen kann. - Die Sammlung, zu der Graf Keyserlingk bei der Tagung in Breslau An­regung gegeben hat, war von dem größten Erfolg, den eine einmalige Sammlung haben kann. Aber wir sind darauf angewiesen, daß das hier gegebene Beispiel bei jeder Gelegenheit im Umkreise der Anthroposophischen

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Gesellschaft Nachfolge findet. Denn nur dadurch wird es möglich sein, die Waldorfschule, deren Arbeit mit so großen Hoffnungen begonnen wurde, die so vielversprechend sich weiterentwickelt, fort-zuführen.

An dem landwirtschaftlichen Kursus haben auch eine Anzahl jüngerer Mitglieder unserer Gesellschaft teilgenommen. Diese fühlten am Lnde der Tagung noch das Bedürfnis, ihren Kreis zu versammeln. Das geschah in den frühen Morgenstunden des i 7.Juni. Aus tiefstem Herzen sprachen da jüngere Freunde über ihre Sehnsucht, im Schaffen und in der Arbeit an die Einsichten aus dem geistigen Gebiete heranzukommen, die den Menschen mit den wirksamen Kräften der Natur verbinden. Es war eine Aussprache aus dem Innersten der Seele der Jugend heraus, die über den unfruchtbaren Materialismus hinauskommen möchte, der mit der Natur nicht verbindet, sondern den Menschen von ihr trennt und seine Arbeit zur Unfruchtbarkeit verurteilt. Ich durfte bei dieser Jugendversamm­lung auf die Wege hinweisen, auf denen diese Sehnsucht sich bewegen sollte, um zu einem Ziele zu kommen.

Ich möchte diese Erzählung nicht abschließen, ohne das noch einmal kurz auszusprechen, was ich schon im Rahmen der geselligen Zusammen­kunft gesagt habe. Der befriedigende Fortgang unserer Bewegung in Schlesien steht im innigen Zusammenhange mit dem langjährigen, ener­gischen und einsichtsvollen Wirken des Rektors Bartsch. Durch viele Jahre hindurch hat er durch seine Schriften und durch sein stets ein­drucksvolles Wort das für die Sache der Anthroposophie getan, was ein Mensch nur tun kann. Die Gesellschaft verdankt ihm viel. Wie wohltuend ich es stets empfunden habe, wenn meine Arbeit in seinem Wirken eine so kräftige Förderung fortdauernd gefunden hat, das aus­zusprechen, hatte ich bei der geselligen Zusammenkunft in Breslau das Bedürfnis.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

Dornach, 22. Juni 1924

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Nun möchte ich eine einleitende allgemeine Bemerkung hier machen, schon aus dem Grunde, weil ja heute und wohl auch in den nächsten Vorträgen Freunde anwesend sein werden, die im Verlaufe der Be­trachtungen, der Vorträge, die in den letzten Wochen und Monaten gerade in Beziehung auf das Karma stattgefunden haben, nicht da waren. Es handelt sich ja immer darum, daß eingesehen werde, wie schwerwiegend eigentlich alles das genommen werden muß, was mit unserer Weihnachtstagung zusammenhängt. Es sollte das Bewußtsein wirklich ein durchgreifendes sein, daß mit dieser Weihnachtstagung im Grunde eine völlige Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft stattgefunden hat. Und es sollte durchaus so sein, daß nicht in die alten Gewohnheiten, auch nicht in die alten Denkgewohnheiten zurück­gefallen werde gegenüber den starken Veränderungen, die in der neuer­lichen Handhabung des anthroposophischen Weisheitsgutes eingetreten sind. Wir müssen uns nämlich darüber auch klar sein, daß dasjenige, was gerade in den Betrachtungen, die seit der Weihnachtstagung hier gepflogen werden, gesagt worden ist, nicht anders von jemand. ande­rem gegenüber dieser oder jener Zuhörerschaft vorgebracht werden kann, nicht in einer andern Weise, als höchstens, wenn dazu Vorlagen vorhanden sind, durch Vorlesen des genauen Wortlautes, der hier ge­sprochen wird.

In einer freien Weise kann das nicht wiedergegeben werden zunächst. Würde es wiedergegeben, so müßte ich mich dagegen wenden. Denn es handelt sich wirklich darum, daß bei diesen schwierigen und schwerwie­genden Dingen jedes Wort und jeder Satz, die hier gesprochen werden, genau abgewogen werden müssen, damit die Art und Weise klar werde, wie die Dinge begrenzt werden müssen. Wenn also irgend jemand vor­hat, in einer andern Form die Dinge, die hier besprochen werden, an irgendeine Zuhörerschaft weiterzugeben, so müßte er erst sich mit mir in Verbindung setzen und anfragen, ob das möglich ist. Es muß in der Zukunft ein einheitlicher Geist, ein realer einheitlicher Geist in die ganze

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anthroposophische Bewegung hineinkommen. Sonst verfallen wir du rch-aus in diejenigen Fehler, in die namentlich eine Anzahl unserer Mit-glieder verfallen ist, die da glaubten, das anthroposophische Weisheits-gut wissenschaftlich bearbeiten zu müssen, und wir haben ja Wirklich erfahren können, wieviel Abträgliches, wieviel der anthroposophischen Bewegung Abträgliches da eigentlich - ich sage es unter Anführungs-zeichen - «geleistet» worden ist.

Natürlich sind in die Bedingungen, von denen ich hier rede, ganz vertrauliche Mitteilungen ja nicht einbegriffen; aber auch bei denen sollte sich der Betreffende, der sie macht, seiner Verantwortung voll bewußt sein. Denn es beginnt einmal in dem Augenblicke, wo so ge­sprochen wird, wie jetzt von dieser Stelle aus gesprochen wird, es be­ginnt da eben einmal im eminentesten Sinne dasjenige, was ich als Ver­antwortlichkeitsgefühl gegenüber den Mitteilungen aus der geistigen Welt bezeichnen muß. Es ist ja auch sonst schwierig, überhaupt hier über diese Dinge zu sprechen. Aber eben die Begrenztheit unserer Einrich­tungen läßt etwas anderes nicht zu, als eben getan wird. Es ist schwierig, über diese Dinge zu sprechen, denn eigentlich sollten diese Vorträge nur vor solchen Zuhörern gehalten werden, die vom Anfange bis zum Ende einer Vortragsreihe dabei sind. Jeder, der später kommt, hat ja selbst-verständlich Schwierigkeiten des Verständnisses.

Nun kann man dem ja dadurch entgegenkommen, daß vollbewußt ist in den Seelen der Freunde, daß solche Schwierigkeiten bestehen. Dann ist ja alles gut, wenn ein volles Bewußtsein da ist. Aber das ist eben nicht immer der Fall. Und es kann auch nicht über diese Dinge, die die zartesten sind innerhalb unserer anthroposophischen Bewegung, die richtige Denkweise Platz greifen, wenn doch auf der andern Seite, wie es auch seit der Weihnachtstagung ist, immer wiederum die Usancen fortdauern, die eben früher da waren: Eifersüchteleien, gegenseitige Rankünen und so weiter. Für die anthroposophische Entwicklung ist eben durchaus eine gewisse Gesinnung, ein gewisser Ernst absolut not-wendig.

Solche Dinge habe ich ja früher, als ich noch nicht das Vorstandsamt innehatte, als Lehrender vorgebracht. Aber ich muß sie jetzt so vorbrin­gen, daß sie tatsächlich dasjenige darstellen, was von dem Vorstande

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am Goetheanum ausgehend in der Anthroposophischen Gesellschaft leben rnuß.

Nun, ich denke, daß die Worte, die ich gesprochen habe, verstanden werden können. Sie sind ja gesprochen, um eben gegenüber einer solchen Vortragsreihe, wie diejenige ist, der wir hier gegenüberstehen, den nötigen Ernst vor die Seele der Freunde hinzustellen ... In diese Ge­heimnisse des Daseins [des Karmas] hineinzuleuchten, lag schon in den Absichten der Weihnachtstagung und ist wohl damals schon in der ganzen Haltung der Weihnachtstagung vor die Seelen der damals versammelten Freunde getreten. Die ganze Gestaltung der Anthroposophischen Gesellschaft, meine lieben Freunde, war dazumal ein Wagnis. Denn durch diesen Saal, in dem diese weihnachtstagung war und be-gründen sollte die Neugestaltung der Anthroposophischen Gesellschaft, durch diesen Saal ging das reale, bedeutsame Dilemma: Wird es möglich sein, dasjenige, was nunmehr, wenn die Weihnachtstagung wahr sein soll in ihrem Fortwirken, wirklich herauszuholen aus den geistigen Welten und es zur Mitteilung zu bringen? Oder aber werden versiegen die Quellen, die der Erforschung der geistigen Welt zugrunde liegen müssen? Aber es mußte diese innere Krisis in der anthroposophischen Bewegung da sein, mit vollem Bewußtsein aufgefaßt werden. Es mußte diesen beiden Möglichkeiten entgegengeschaut werden.

Heute darf gesagt werden: in der geistigen Welt ist die Entscheidung dahin getroffen worden, daß gerade seit jener Weihnachtstagung die Quellen der geistigen Welt mehr eröffnet sind als vorher, daß also die Grundlagen da sind, wenn sie verstanden werden von der Gesellschaft, um im wesentlichen die anthroposophische Bewegung zu vertiefen.

Und es kann ja wirklich gesehen werden - ich habe das schon letzten Freitag erwähnt -, wo jetzt auftritt an den verschiedenen Orten der mehr esoterische Ton, der durch all unser anthroposophisches Wirken seit Weihnachten herrscht, es kann überall gesehen werden, daß die Herzen diesem mehr esoterischen Tone entgegenkommen.

Aber man möchte auch, daß alles dasjenige, was ich auch mit den letzten Worten angedeutet habe, entsprechend verstanden werde. Es mußte eben einmal gesagt werden und ist ja von mir auch schon an ver­schiedenen Orten gesagt worden.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

BEIM HEILPÄDAGOGISCHEN KURSUS

Dornach, 7. Juli 1924

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... Und so ist es schon einmal, daß eigentlich aus jeder Grundlegung für ein spezielles Tun innerhalb der anthroposophischen Bewegung gesehen werden müßte das Herausblühen einer bestimmten Gesinnung. Die Dinge, die angegeben werden, Sollten eigentlich nur wie die Wurzeln angesehen werden, aus denen die Gesinnungspflanze aufsprießt. Und da ist es wirklich notwendig, daß vor allen Dingen empfunden werde das Substantiell-Anthroposophische als eine Realität. Und Sie werden nichts erreichen, das kann im voraus gesagt werden, wenn Sie dasjenige, was Sie hier aufgenommen haben, nur wie etwas hinnehmen, was Sie eben erfahren haben und was nicht gesinnungsbildend gewesen ist. Das war schon einmal die, ich möchte sagen, damals selbstverständliche, aber immer noch selbstverständlicher werdende Voraussetzung, die dem zu­grunde liegt, was nun als Anthroposophische Gesellschaft seit der Weih­nachtstagung existieren soll. Da muß als ganz real angesehen werden, was vom Goetheanum in seinen Einrichtungen ausgeht, und so kann es in der Zukunft gar nicht anders sein, als daß durch die verschiedenen Sektionen dasjenige geht, was in der Zukunft anthroposophisch wirken soll. Denn es muß eben nach alldem, was Sie verspüren aus solchen Aus­einandersetzungen, ein Organismus werden diese Anthroposophische Gesellschaft, in dem wie Lebensblut die Verantwortlichkeiten wirken. Und die Dinge wirken schon zusammen in der richtigen Weise, wenn sie richtig empfunden werden. Wie für gewisse Organisationsfunktionen im menschlichen Organismus Herz und Nieren zusammenwirken müs­sen, damit ein Einheitliches entstehe, so müssen Zusammenwirken für dasjenige, was Sie gerade anstreben, müssen zusammenwirken die Sek­tionen, die in sich gerade diejenige Substanz pflegen, für die sie im besonderen verantwortlich sind. Aber derjenige, der dann etwas unter­nimmt in der Welt, der muß zusammenwirken lassen in seinem Tun dasjenige, was dann von den Sektionen ausgeht, und man muß real nehmen das anthroposophische Wirken.

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Denken Sie also, Sie haben die Intention, für minderwertige Kinder zu wirken. Da haben Sie zuerst zu beachten, was in der anthroposophi­schen Bewegung lebt als pädagogische Strömung. Die pädagogische Strömung muß Ihnen etwas sein, was so, wie Sie da ist, einfließen muß in Ihre eigene Tätigkeit. Es muß Ihnen klar sein, daß Sie in dem, was die eigentliche pädagogische Strömung in sich enthält, dasjenige vor sich haben, was den typischen Menschen heilt, so daß er sich in die Welt hineinstellen kann. Sie müssen dann sich klar sein darüber, daß die rnedizinische Sektion Ihnen dasjenige allein geben kann, was nun die Pädagogik vertiefen kann nach der Abnormität des Menschen hin. Und wenn Sie da in der richtigen Weise sich hineinvertiefen, so werden Sie selbst bald finden, daß das nicht in der Weise gegeben werden kann, daß man hört: das ist für das gut, das ist für das gut, sondern nur dadurch, daß ein fortwährender lebendiger Zusammenhang entsteht. Dieses Aus­einanderreißen des lebendigen Zusammenhanges ist etwas, was nicht da sein sollte. Da darf nicht beginnen ein gewisser Egoismus im Spezialwirken, sondern nur die Sehnsucht, sich hineinzustellen in das Ganze. Indern die Heileurythmie herantritt an die Heilpädagogik, tritt wie­derum die ganze Eurythmie heran an die Heilpädagogik. Daraus sollten Sie wiederum sehen, daß auch nach dieser Richtung hin ein lebendiger Zusammenhang gesucht werden muß, was sich auch darin äußern sollte, daß bis zu einem gewissen Grade derjenige, der Heileurythmie treibt, die Grundlagen der Eurythmie haben sollte.

Die Heileurythmie sollte aus einer, wenn auch nicht bis zur künst­lerischen Vollendung gebrachten, doch allgemeinen Kenntnis der Laut- und Toneurythmie herauswachsen. Dann aber vor allen Dingen muß ja das den Menschen durchdringen, daß er sich an den Menschen anschlie­ßen muß, und so kann nicht anders als da, wo Heileurythmie ausgeübt wird, die Anlehnung an den Arzt gesucht werden. Und es ist eine Be­dingung gestellt worden, als die Heileurythmie gegeben worden ist, daß sie nicht ausgeübt werde ohne den Zusammenhang mit dem Arzt. Das alles weist schon darauf hin, wie verschlungen, lebendig verschlungen die Dinge werden müssen, die in der Anthroposophie sich ausleben.

Aber dazu kommt noch das: es wird in der Zukunft die Entscheidung an die Anthroposophische Gesellschaft herantreten, die in ganz intensiver

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Weise dahin geht: sind die Verantwortlichkeiten aufrechtzuerhal­ten, oder sind sie nicht aufrechtzuerhalten? Sie brauchen es nicht zu glauben, könnten es aber aus allem, was geschieht, sehen: dazumal, als die Weihnachtstagung ins Werk gesetzt werden sollte, sind diese Ver­antwortlichkeiten scharf ins Auge gefaßt worden mit einer manche vielleicht grausam berührenden Ausschließlichkeit in bezug auf die Qualität der menschlichen Persönlichkeiten, die eben da sind. Indem aus solchen Unterlagen heraus der Vorstand am Goetheanum gebildet worden ist, ist es nicht anders möglich, als daß dieser Vorstand angesehen werde innerhalb dessen, was in der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht, als die volle autoritative Stelle. Für die einzelnen Dinge, die in Betracht kommen, muß einfach dieser Vorstand als die volle autoritative Stelle angesehen werden. Wird das in Zukunft verstanden werden oder nicht innerhalb der anthroposophischen Bewegung?

Und das ist dasjenige, was insbesondere bei einer solchen Gründung, wie die Ihrige, ich möchte sagen, als eine Art von Grundsteinlegung gesagt werden muß. Wenn nicht dasjenige, was Kritik ist an irgendeiner Stelle im menschlichen Zusammenhang aufhört - denn Kritik bezieht sich ja niemals auf den Inhalt des Gelehrten, sondern auf den Inhalt dessen, was gewirkt wird -, wenn diese Kritik nicht aufhört, wenn nicht tatsächlich namentlich in bezug auf die Dinge, wo Okkultes hineinwirkt, ein Prinzip des Autoritativen - nicht im Lehren, sondern im Wirken - tatsächlich da sein wird, dann wird unmöglich das aus der anthroposophischen Bewegung heraus werden können, was aus ihr unbedingt werden muß, wenn sie bleiben soll. Das verhohlene Sich-Aufstemmen gegen diejenigen, welche die Verantwortlichkeiten haben, das ist das­jenige, was in der Zukunft nicht bleiben kann; Und da wird dann schon die Mitgliedschaft zur Schule das nötige Korrektiv schaffen müssen, indem, wenn nicht das nötige Verständnis auftritt, die Mitgliedschaft zur Schule aufhören muß. Man könnte sagen: vor der Weihnachtstagung war es so, daß, weil ja ein Vorstand mit der Absicht, esoterisch zu wir­ken, nicht da war, daß das Denken und Fühlen mir überlassen worden ist. Und in ausgiebigstem Maße hat in Anspruch genommen jeder aus der Gesellschaft heraus, wie es ihm genehm war, das Wollen. Das ist das Urphänomen bis zur Weihnachtstagung gewesen. Wenn es sich

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handelte darum, sich an das Denken oder auch an das Fühlen zu wenden in anthroposophischen Sachen, dann kam man zu mir ungefähr so, wie man zum Schuster kommt, wenn man sich von ihm Stiefel machen läßt. Das ist um so intensiver gewesen, als man es ja nicht gemerkt hat, son­dern das Gegenteil davon glaubte. Aber kuriert werden kann das Ganze nur, wenn tatsächlich das Bewußtsein eintritt, daß auch ein gesellschaft­liches Wollen, ausgehend von dem Vorstand am Goetheanum, vorhan­den ist. Und man wird sich schon verständnisvoll, wahrhaftig nicht unter Zwang, in dieses finden können.

Aber die Denkweise ist eine ganz merkwürdige. Sie haftet so sehr an Worten. Grotesk trat mir das gestern entgegen, wie allüberall an Wor­ten gehaftet wird, aus Worten dann aufgebauscht und an Worten erhitzt die Sehnsüchte zu Handlungen entstehen. So soll ich in Breslau von dem Vorstand der Freien Anthroposophischen Gesellschaft gesagt haben, die andern seien nun heraus und es sei der Rumpfvorstand zurückgeblieben. Daraus wurde sofort geurteilt: das ist ein Rumpfvorstand, jetzt muß er einen Kopf bekommen. - Nun sehen Sie, die Tatsache, die hier zugrunde liegt, ist doch diese, man klammert sich an ein Wort: Weil hier einmal der Kopf Rumpf genannt worden ist aus dem Sprachgebrauch heraus, klammert man sich an dieses Wort, während man die Tatsache gar nicht sieht, daß sich zunächst der Vorstand am Goetheanum ja vollständig im Einklang mit diesem sogenannten Rumpfvorstand befindet. Sonst hätte er dazu «mau» oder sonst etwas gesagt. Da er aber nicht «mau» gesagt hat, ist die Tatsache da, daß er vorläufig einverstanden ist. Und so handelt es sich darum, daß nach den Tatsachen geurteilt wird.

Das ist von einer ganz eminenten Wichtigkeit, wenn man mit der anthroposophischen Bewegung zurechtkommen soll. Deshalb ist es not­wendig, daß Sie Ihre Begründung in Lauenstein, die ja die größten Hoff­nungen machen kann, so auffassen, daß sie in vollem Einklange mit der ganzen anthroposophischen Bewegung wirkt; daß Sie auf der einen Seite von dem Bewußtsein durchdrungen sind, daß die anthroposo­phische Bewegung dasjenige, zu dem sie auf eine solche Weise ihr «ja» sagt, auch hegen und pflegen wird, aber nur so hegen und pflegen kann, wie es ihren Einrichtungen heute nach der Weihnachtstagung gemäß ist. Aber auf der andern Seite muß auch das vorliegen, daß ein solches Glied

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dann auch wiederum dasjenige, was es tut, zur Erhöhung der Kraft der anthroposophischen Bewegung tut.

Das möchte ich Ihnen, meine lieben Freunde, allen ans Herz legen, und betrachten Sie ein solches aus dem Herzen kommende Wort als das, was ich Ihnen mitgeben möchte als den Impuls, der schon Weiter Wirken wird.

Denken Sie in einer geistigen Bewegung daran, diese geistige Bewe­gung für das praktische Leben fruchtbar zu machen, dann muß man diese geistige Bewegung als eine lebendige ansehen. Das zur Kraft, zur Steuer und zum guten Wirken Ihres Willens, meine lieben Freunde!

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Nachrichtenblatt, 20 Juli 1924

An die Mitglieder!

LAUT-EURYTHMIE-KURS

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In der Zeit vom 24. Juni bis zum 12.Juli wurde am Goetheanum ein Kursus über Laut-Eurythmie abgehalten. Er hatte zum Inhalt eine nochmalige Darstellung von vielem, was bisher auf diesem Gebiete ge­geben worden ist und zugleich eine Vertiefung und Erweiterung dieses schon Bekannten. Die eurythmisierenden Künstler, die am Goetheanum und von da aus an vielen Orten die Eurythmie als Kunst ausüben, die auf diesem Gebiete Lehrenden, die Lehrkräfte der von Marie Steiner in Stuttgart begründeten und geleiteten Eurythmie-Schule, die für Euryth­mie tätigen Lehrkräfte der Waldorfschule und der Fortbildungsschule am Goetheanum, Heil-Eurythrnisten, und eine Reihe anderer Persön­lichkeiten, die durch ihren Beruf als Künstler oder Wissenschafter auf andern Gebieten für Eurythmie Interesse haben, nahmen an dem Kur­sus teil.

Eurythrnie macht ja möglich, das Künstlerische als solches in seiner Wesenheit und seinen Quellen zur Anschauung zu bringen. Darauf wurde bei Abhaltung dieses Kurses besonders gesehen. Als eurythmischer

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Künstler kann nur wirken, wer aus innerem Beruf und innerer ßegeisterung Kunstsinn schöpferisch entfaltet. Um die in der mensch-lichen Organisation liegenden Form- und Bewegungsmölichkeiten zur Offenbarung zu bringen, hat man nötig, daß die Seele ganz von Kunst erfüllt ist. Dieser universelle Charakter des Eurythmischen lag allen Ausführungen zu Grunde.

Wer eurythmisieren will, muß in das Wesen der Sprachgestaltung eingedrungen sein. Er muß vor allem an die Geheimnisse der Laut-Schöpfung herangekommen sein. In jedem Laute ist ein Ausdruck für ein Seelenerlebnis gegeben. Im vokalischen Laute ein solcher für ein gedankliches, gefühlsrnäßiges, willensartiges Sich-Offenbaren der Seele, im konsonantischen Laute fü r die Art , wie die Seele ein äußeres Ding oder einen Vorgang vergegenständlicht. Dieser Ausdruck im Sprach­lichen bleibt beim gewöhnlichen Sprechen zum größten Teile ganz unter­bewußt; der Eurythmist muß ihn auf ganz exakte Art kennenlernen, denn er hat, was im Sprechen hörbar wird, in die ruhende und bewegte Gebärde zu verwandeln. Das innere Gefüge der Sprache wurde des­halb in diesem Kurse bloßgelegt. Die Lautbedeutung des Wortes, die der Sinnbedeutung überall zum Grunde liegt, wurde anschaulich gemacht. Von der eurythmischen Gebärde aus läßt sich manches in dem Gesetz-mäßigen der Sprache, das gegenwärtig, wo das Sprechen in einer stark abstrakten Seelenverfassung ausgeführt wird, wenig erkannt Wird, zur Darstellung bringen. Das ist in diesem Kursus geschehen. Dadurch, so darf gehofft werden, wird er auch Lehrern des Eurythmischen die ihnen nötigen Richtlinien gegeben haben.

Der Eurythmist braucht die Hingabe an das Kleinste der Gebärde, darnit seine Darstellung wirklich zum selbstverständlichen Ausdruck des Seelischen wird. Er kann die große Gebärde nur gestalten, wenn ihm dieses Kleinste erst zum Bewußtsein, dann zur gewohnheitsartigen Außerung des seelischen Wesens geworden ist.

Es wurde betrachtet , wie die Gebärde als solche Seelen - Erlebnis und Geist-Inhalt offenbart, und auch wie diese Offenbarung zum Seelen-ausdruck sich verhält, der in der Laut-Sprache sich hörbar verwirklicht. Man kann an der Eurythrnie das Technische der Kunst würdigen lernen; aber gerade auch an ihr tief durchdrungen werden davon, wie das Technische

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alle Außerlichkeit abstreifen und ganz vom Seelischen ergriffen werden muß, wenn wahrhaft Künstlerisches leben soll. In der Kunst auf irgendeinem Gebiete tätige Menschen sprechen oft davon, wie die Seele hinter der Technik wirken soll; die Wahrheit ist, daß in der Technik die Seele tätig sein muß.

Ein besonderer Wert wurde in diesen Vorträgen darauf gelegt, Zu zeigen, daß der ästhetisch empfindende Mensch in der wahr gestalteten Gebärde das Seelische unmittelbar auf ganz eindeutige Art wahrnimmt. Es wurden Beispiele vorgeführt, die veranschaulichten, wie ein Inhalt in der Seelenverfassung auf selbstverständliche Art in einer gewissen Gebärdengestaltung gesehen werden kann.

Es wurde auch gezeigt, wie alle Sprachgestaltung, die in Grammatik Syntax, in Sprachrhythmus, in poetischen Tropen und Figuren, in Reim und Strophenbau sich offenbart, die entsprechende Verwirklichung auch in dem Eurythmischen findet.

Die Zuhörer dieses Kurses sollten nicht nur in der Erkenntnis der Eurythmie gefördert werden, sondern es sollte von ihnen erlebt werden, wie alle Kunst getragen sein muß von Liebe und Begeisterung. Der Eurythmist kann seine Kunstschöpfung nicht von sich ablösen und sie objektiv vor den ästhetisch Genießenden hinstellen wie der Maler, der Plastiker, sondern er bleibt in seiner Darstellung persönlich darinnen; man sieht an ihm, ob in ihm Kunst wie ein göttlicher Weltinhalt lebt, oder nicht. In unmittelbar künstlerische Gegenwart muß am Menschen der Eurythmist das Künstlerische als anschauliches Wesen hinstellen können. Das erfordert ein besonderes innerlich4ntimes Verhältnis zur Kunst. Zum Verständnisse davon wollte dieser Kurs den Teilnehmern verhelfen. Er wollte zeigen, wie in der Seele beim Anschauen der Ge­bärde das Gefühl, die Empfindung sich entzündet, und wie dann diese Empfindung zum Erleben des sichtbaren Wortes führt. Man kann vieles, was im hörbaren Worte nur unvollkommen sich darleben kann, durch die eurythinische Gebärde zur vollen Offenbarung bringen. Hörbares Wort in Rezitation und Deklamation in Verbindung mit dem sichtbaren Worte geben dann einen Total-Ausdruck, der intensivste künstlerische Geschlossenheit bewirken kann.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE VEIHNACHTSTAGUNG

IN HOLLAND

Vor dem Vortrag in Arnheim, 18. Juli 1924

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Gestern konnte ich wegen der verspäteten Ankunft nicht diejenigen Worte zu Ihnen sprechen, die ich gerne gesprochen hätte und die an­gemessen sein sollen dem, was seit der Weihnachtstagung am Goethe­anum in der Anthroposophischen Gesellschaft geworden ist. Ich möchte auch, da ja durch das Mitteilungsblatt im wesentlichen unter unseren Freunden bekanntgeworden ist, was mit jener Weihnachtstagung ge­meint war, nur kurz über das Allerwesentlichste sprechen und dann fortfahren in den Betrachtungen, die mehr innerlich mit dem zusammenhängen, was diese Weihnachtstagung für die Anthroposophische Ge­sellschaft zu bedeuten hat.

Diese Weihnachtstagung sollte ja eine Erneuerung, man möchte sagen, eine Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft darstellen. Bis zu dieser Weihnachtstagung konnte ich immer unterscheiden zwischen der anthroposophischen Bewegung und der Anthroposophischen Gesell­schaft. Die letztere sollte gleichsam die irdische Projektion von etwas darstellen, das in den geistigen Welten in einer gewissen Strömung des geistigen Lebens vorhanden ist. Was hier auf der Erde gelehrt wird, was hier als anthroposophische Weisheit mitgeteilt wird, das sollte eben der Abglanz dessen sein, was in geistigen Welten gemäß der Entwicke­lungsphase der Menschheit in den gegenwärtigen Zeiten erfließt. Dann war die Anthroposophische Gesellschaft gewissermaßen die Verwalterin desjenigen, was da als anthroposophisches Lehrgut durch die anthro­posophische Bewegung floß.

Das hat sich im Laufe der Zeit nicht als dasjenige herausgestellt, was mit einer echten, wahren Pflege des Anthroposophischen zusammenhängen kann. Deshalb trat die Notwendigkeit ein, daß ich selbst, der ich bis dahin - ohne alle offizielle Verbindung mit der Anthroposophi­schen Gesellschaft - Lehrer des Anthroposophischen war, daß ich selbst mit dem Dornacher Vorstande zusammen die Führung in der Anthroposophischen Gesellschaft als solcher übernehmen mußte. Damit aber ist

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anthroposophische Bewegung und Anthroposophische Gesellschaft eins geworden. Und seit jener Dornacher Weihnachtstagung muß gerade das Entgegengesetzte gelten: Man muß nicht mehr unterscheiden zwischen anthroposophischer Bewegung und Anthroposophischer Gesellschaft, sondern beide sollen eins sein. Und diejenigen, die mir zur Seite stehen als der Vorstand am Goetheanum, sollen angesehen werden als eine Art esoterischer Vorstand. So daß das, was durch diesen Vorstand geschieht, so charakterisiert werden kann, daß es ist: Anthroposophie tun, während früher nur verwaltet werden konnte, was in Anthroposophie gelehrt wurde.

Das bedeutet aber zugleich, daß die ganze Anthroposophische Gesellschaft nach und nach auf eine andere Basis gestellt werden muß, auf eine Basis, die möglich macht, daß das Esoterische unmittelbar durch die Anthroposophische Gesellschaft ströme, und in dem Entgegenbringen der entsprechenden Gesinnung von seiten derjenigen, die Anthroposophen sein wollen, wird das bestehen müssen, was in der Zukunft das eigentliche Wesen der Anthroposophischen Gesellschaft ausmacht. Daher wird man zu unterscheiden haben zwischen der [A]allgemeinen Anthropo­sophischen Gesellschaft, die in der Zukunft eine völlig öffentliche Gesellschaft sein wird, so daß auch die Zyklen, wie damals zu Weihnachten verkündet wurde, für jeden zu haben sein werden - mit jenen entspre­chenden Klauseln, die ja eine Art ideell-spiritueller Begrenzung darstellen -, und der innerhalb dieser (

[A]allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft ja seitdem begründeten Schule, welche nach und nach drei Klassen umfassen wird. Bis jetzt konnte nur die erste Klasse begründet werden. Wer Mitglied dieser Schule werden will, muß dann andere Pflichten übernehmen als diejenigen, die nur die allgemeinen Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind. Mitglied der Anthroposophi­schen Gesellschaft kann werden, wer sich für Anthroposophie inter­essiert und das Lehrgut entgegennimmt; er geht damit eigentlich keine anderen Verpflichtungen ein als die, welche jeder anständige Mensch von selbst aus moralischen Gründen befolgt.

Damit wird in gründlicher Weise so manches weggeschafft, was als Schäden gerade in den letzten Jahren innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft aufgetreten ist und was manchem Mitgliede schwere Stunden

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bereitet, weil allerlei Gründungen entstanden sind, die ja aus so­genanntem gutem Willen hervorgegangen sind, die aber doch nicht das werden konnten, was man von ihnen sagte, und die eigentlich die anthroposophische Bewegung nach Nebenströmungen abgeleitet haben. In der Zukunft wird anthroposophische Bewegung in menschlicher Weise dasjenige sein, was durch die Anthroposophische Gesellschaft fließt.

Je mehr dies eingesehen wird, desto gedeihlicher wird es für die anthroposophische Bewegung sein. Und ich darf sagen: Dadurch, daß damals zu Weihnachten jener Impuls bei den am Goetheanum Versammelten geherrscht hat, ist es seit jenem Weihnachten möglich ge­worden, einen ganz andern Ton in die anthroposophische Bewegung zu bringen. Und zu meiner tiefen Befriedigung darf ich bemerken, daß an den verschiedenen Orten, wo ich bisher sein konnte, dieser Ton mit herzlichem Entgegenkommen überall aufgenommen worden ist. - Man darf schon sagen: Was zu Weihnachten übernommen worden ist, war in gewissem Sinne ein Wagnis. Denn es war eine gewisse Eventualität vorhanden: diese, daß vielleicht - dadurch, daß die Leitung der Anthroposophischen Gesellschaft unmittelbar zusammengebracht wurde mit der Vertretung des spirituellen Weisheitsgutes - jene geistigen Mächte, welche in der geistigen Welt die anthroposophische Bewegung leiten, ihre Hände hätten abziehen können. Es darf gesagt werden, daß dies nicht der Fall war, sondern das Gegenteil ist der Fall: Mit einer größe­ren Gnade, mit einem höheren Wohlwollen kommen diese geistigen Mächte demjenigen entgegen, was durch die anthroposophische Be­wegung fließt. Es liegt auch in einem gewissen Sinne ein Versprechen vor gegenüber der geistigen Welt. Dieses Versprechen wird in unver­brüchlicher Weise erfüllt werden, und man wird sehen, daß in der Zu­kunft die Dinge geschehen werden, wie sie der geistigen Welt gegenüber versprochen wurden So daß nicht nur der anthroposophischen Be­wegung, sondern auch der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüber dem Vorstande eine Verantwortung auferlegt ist.

Dagegen muß von denen, die Mitglieder der Schule werden wollen, verlangt werden, daß sie sich im Leben darstellen als richtige Repräsen­tanten der anthroposophischen Bewegung und daß sie im Einklange handeln mit dem esoterischen Vorstande am Goetheanum in Dornach.

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Damit ist also gesagt, daß der, der Mitglied der Schule sein will, sich auch bemühen muß, die Anthroposophie durch seine eigene Persönlichkeit in der Welt darzustellen. Das bedingt natürlich, daß die Leitung der Schule, wenn sie der Meinung ist, daß jemand nicht einen Repräsen­tanten der anthroposophischen Bewegung darstellt, sich vorbehalten muß, erklären zu können, daß der Betreffende nicht weiter Mitglied der Schule sein kann. - Sagen Sie nicht, das sei eine Beeinträchtigung der menschlichen Freiheit. Sondern es ist sozusagen ein freies Vertragsver­hältnis zwischen den Mitgliedern der Schule und der Leitung der Schule; denn auch die Leitung der Schule muß frei sein, das, was sie sagen will, dem zu sagen, dem sie es zu sagen hat. Daher muß sie dem, von dem sie meint, daß sie nicht zu ihm sprechen kann, dies auch bezeichnen können.

In der ganzen Auffassung des esoterischen Zuges, der fortan gehen wird durch die anthroposophische Bewegung, wird das Gedeihliche, wird die fruchtbare Entwickelung der anthroposophischen Sache liegen. Es wird darauf gesehen werden, daß nichts Bürokratisches, nichts äußer­lich Verwaltungsmäßiges die Anthroposophische Gesellschaft berührt, sondern daß alles lediglich beruhe auf dem innerhalb der Gesellschaft zu pflegenden Menschlichen. Gewiß, auch der Vorstand am Goetheanum wird allerlei verwalten müssen; das wird aber nicht die Hauptsache sein. Das Wesentliche wird sein, daß der Vorstand am Goetheanum dies oder jenes aus seiner Initiative heraus tue. Und das, was er tut, was er in Mannigfaltigkeit schon begonnen hat, wird eben Inhalt der An­throposophischen Gesellschaft sein.

JUGENDANSPRACHE WÄHREND DER ANTHROPOSOPHISCH- PÄDAGOGISCHEN TAGUNG IN HOLLAND DAS LEBEN DER WELT MUSS IN SEINEN FUNDAMENTEN NEU GEGRÜNDET WERDEN Arnheim, 20. Juli 1924

#G260a-1987-SE337 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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JUGENDANSPRACHE WÄHREND DER ANTHROPOSOPHISCH-

PÄDAGOGISCHEN TAGUNG IN HOLLAND

DAS LEBEN DER WELT MUSS IN SEINEN FUNDAMENTEN

NEU GEGRÜNDET WERDEN

Arnheim, 20. Juli 1924

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Die Frage und die Sehnsudit, die Ihnen auf dem Herzen liegen, inso­fern Sie sich als Jugend versammelt haben, sind solche, welche - hier weniger, dort mehr - seit etwa zwei Jahrzehnten in den Herzen der heutigen Jugend wahrgenommen werden können, seit dem Zeitpunkte, den man aus der Einsicht in die Entwickelung der Menschen heraus den Abschluß des Kali Yuga und den Aufgang des lichten Zeitalters nennt. Von vorneherein stößt man damit leicht auf ein Mißverständnis, wenn man den Aufgang des lichten Zeitalters gerade in unsere Zeit herein-setzt. Zu bemerken ist nicht viel von Lichter-Werden. Man kann sogar durchaus sagen: Die Verhältnisse sind seit der Jahrhundertwende ver­worrener und dunkler geworden. Das ist nun einmal so: Wie es in äuße­ren physikalischen Erscheinungen eine Trägheit gibt, wonach ein Körper seinen Zustand, den er angenommen hat, beibehält, so ist es auch bei allen Menschen, sie behalten noch eine Trägheit bei. Wir können sehen, wie das Beibehalten geschieht, wie die meisten Menschen heute keine Menschen des 20. Jahrhunderts sind, sondern bei den meisten hat man das Gefühl: man muß sie doch einmal vor hundert Jahren oder vor noch längerer Zeit gesehen haben. Sie sind nicht bloß in einem Lebensalter stehengeblieben, sondern man möchte sagen - so paradox es klin­gen mag -, sie sind stehengeblieben lange vor ihrer Geburt auf dem Standpunkt, auf dem sie gestanden haben.

Dennoch aber, wenn man auf die Wesenheiten hinsieht, die sich am Erdenschicksal betätigen, so findet man in ihnen, daß der Mensch aus einem Zeitalter herausgewachsen ist, in dem er mehr oder weniger durch schöpferisch geistige Mächte unbewußt geführt worden ist, die seine Seele aus Geisteskräften leiten. Der Mensch ist hineingewachsen in jenes Zeitalter, in dem sich gewisse geistige Wesen zurückgezogen haben und andere, die mehr ihre Impulse auf die Freiheit der Menschen angelegt

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haben, in die Entwickelung der Menschheit eingegriffen haben. Die Menschen verstehen mit ihrem Bewußtsein heute im allgemeinen. noch wenig von diesem Eingreifen ganz neuer geistiger Mächte in die Ent­wickelung der Menschheit. Aber die Jugend hat tief im Unterbewußten gerade seit der Jahrhundertwende eine innere Erlebnisart, durch die sie zeigt, daß sie fühlt: da rüttelt etwas erdbebenartig an der Entwickclung der Menschheit. Nun kommen die Menschen und sagen: Es war doch immer so. Stets hat die Jugend sich gegen das aufgelehnt, was das Alter oder die Tradition in irgendein Zeitalter hineingestellt hat. - Ganz Gescheite sagen dann: Die Kronprinzen sind die Opponenten der Im-peratoren. Die Jugend lehnt sich auf gegen das Alter.

Das war allerdings bis zu einem gewissen Grade immer der Fall. Was aber heute in der Jugend - zum Teil ganz unbewußt - lebt, war eben noch nicht da. Und man kann sagen, es war niemals eine so große Dis­krepanz, ein so großer Gegensatz da zwischen dem, wie das innere Erleben der Jugend äußerlich zum Ausdruck kommt, und dem, was das Innere Erleben der Jugend eigentlich ist. Wir haben alle möglichen Be­wegungen der Jugend gesehen: Wandervogelbewegung, die freien Ju­gendgruppierungen mit den verschiedenen Namen, wir haben alles mögliche von dieser Art gesehen - solch ein Sich-Herausziehen aus all dem, was gegenwärtig die alten Leute für Zivilisation halten, ein Ent-fliehen-Mögen zu den Mächten, die man zunächst nicht bezeichnen will. Von Anfang an schien es mir ganz deutlich, daß durch einen Großteil der gegenwärtigen Jugend im tiefsten Unterbewußtsein eigentlich ein Zug lebt von einem merkwürdig gründlichen Verständnis dafür, daß ein großer erdbebenartiger Umschwung in der ganzen Entwickelung der Menschheit sich vollziehen muß.

Manchmal nimmt man solche Dinge in erschütternder und eindring­licher Art wahr. Immer möchte ich auf ein Beispiel hinweisen, das mir in Norwegen passiert ist. Es kam ein ganz junger Mensch, ein Gymna­siast, zu mir. Man wollte ihn abweisen, weil man meinte, solch ein ganz junger Kerl kann mich nur molestieren. In diesen Dingen wird ja nicht immer das Rechte gemeint. Das Karma machte es, daß ich gerade zur Türe herausging und ihn hereinnahm, weil ich meinte, trotzdem er ganz jung war, da ist es notwendig, daß man eine Unterredung herbeiführt.

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Er sctzte mir auseinander: Unter uns Gymnasiasten lebt eine Sehnsucht nach etwas, was uns das Gymnasium nicht gibt. Wir möchten eine jugendzeitschrift begründen, nur unter uns Gymnasiasten. Können Sie uns nicht helfen? - Ich will, wenn die Sache sich vollzieht, in jeder Art lietfen, sagte ich. Dann sprach ich noch etwas weiter mit diesem jungen Mann, der Gymnasiast war, noch nicht einmal nahe dem Abiturium. Es zeigte sich da, daß in der unterbewußt klarsten Weise das vorhanden war, was viele Jugenderlebnis nennen, was ja recht wenig von denen verstanden wird, die alt sind.

Ich habe viel gefragt bei jenen, die alt sind, was sie sich unter dem jugenderlebnis vorstellen. Solche Antworten waren da: Die Jugend hat immer opponiert! Ich habe auch unter den Jungen gefragt, die behaup­teten, das Jugenderlebnis zu haben. Da habe ich auch keine Auskunft bekommen. Und dennoch habe ich gewußt, daß viele, die keine Auskunft geben können, in ihrem Unterbewußtsein das Jugenderlebnis kennen. Es kommt nur sehr wenig heraus, wenn die Jugend darüber spricht, aber es ist in klarster Weise im Unterbewußtsein durchaus vorhanden. Was die Jugend ganz deutlich und stark fühlt, das kommt zum Beispiel dann heraus, wenn die Jugend, sagen wir, ein Naturpanorama bewundert. Das hat man immer bewundert, aber nicht so, wie die heutige Jugend das tut. Vielleicht tut das die heutige Jugend viel unvollkommener. Aber die heutige Jugend tut es so, daß sie deutlich fühlt: Wir sind hilf­los. Wir müssen selbst zur einfachsten Naturbewunderung erst durch allerelementarste Kräfte gelangen.

Sehen Sie, wenn einem so etwas entgegentritt, dann fühlt man so tief, tief, welch innere Bedeutung diese ganze Jugendbewegung hat. Man erinnere sich nur an jenen gewaltigen Ruf nach der Natur, der zum Bei­spiel durch Rousseau und seine Anhänger da war. Auch da war eine Jugendbewegung, die sich explosionsartig sogar geäußert hat, viel stür­mischer als die heutige Jugendbewegung. Was ist daraus geworden? Aus alldem ist das größte Philisterium des 19. Jahrhunderts geworden, ge­rade das, was macht, daß die Jugend sich heute so einsam fühlt innerhalb der gegenwärtigen zivilisierten Menschheit. Dasjenige, was an geistigem Leben vorhanden ist, was so vorhanden ist, daß sich die Menschen konventionell darüber freuen oder selbst darüber sich ärgern, das ist alt

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geworden. Die Jugend fühlt noch viel mehr, sie fühlt es. Aber da muß ich den größten Wert legen auf das mehr Erkenntnismäßige. Es wird heute so viel revolutioniert, reformiert. Das ist so gräßlich alt, so gräß­lich sterbensartig, revolutionieren zu wollen. Das sind alles Dinge, in die ein Mensch, der um die Jahrhundertwende geboren ist, wenn er ehr­lich gegen sich ist, eigentlich nicht hineinwachsen kann. So fühlt die Ju­gend. Die Jugend fühlt: Wir haben nicht aufwachsen können, schon äls Kinder nicht aufwachsen können neben älteren Leuten, an denen sich hätte heranbilden können freudige Begeisterung an der Natur. Nein, wir haben eigentlich wild die Seelen heranwachsen sehen. - Und da ent­stand der Drang: Heraus! Irgendwohin, wohin es auch sei! Immer nur heraus aus dem, was die Jahrhunderte heraufgetragen haben!

Ja, sehen Sie, wenn ich über diese Sache spreche, spreche ich unbe­stimmt. Das ist gerade das Notwendige im Leben: unbestimmt, aber herzhaft. Will man es zur gewohnten philiströsen Klarheit bringen, dann fälscht man es.

Nun, dieses Jugenderlebnis, ich habe es in der Morgendämmerung beobachtet. Jetzt ist es Tag. Ich habe es in der Morgendämmerung be­obachtet, ich habe den Unterschied wahrnehmen können zwischen den jugendlichen Menschen der siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts, die nun auch Jugend waren, begeisterungsvolle Jugend waren und die aus der jugendlichen Begeisterung heraus das Alte als grau angesehen haben und dann sich jugendlich gebärdet haben. Ich habe gesehen - ich rede in konkretem Sinne - solch einen Vertreter in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Er hat seine Begeisterung dadurch ausgelebt, daß er eine große Rede auf einen gefallenen Achtundvierziger (1848) gehalten hat. Ich habe mir diese Rede angehört. Es steckt ein Hofrat darin, sagte ich. Und er ist auch einer geworden. Ich habe andere ken­nengelernt, solche, die eigentlich schon dazumal nicht mit irgend etwas, was sich als Beruf herausgebildet hatte, in der Tradition zusammen-wachsen konnten. Ich habe jugendliche Menschen der achtziger Jahre früh ins Grab sinken sehen, weil es einfach für sie nicht möglich war, mitzuerleben die heraufgekommene Menschheitsentwickelung. Dazumal gab es unterbewußt eine Jugendbewegung, die etwas sehr Eigentüm­liches hatte, das ich so bezeichnen möchte: Sie hatte - Sie mißverstehen

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den Ausdruck nicht -, sie hatte etwas von Gschämigkeit, Schamhaftig-keit. Sie gestanden nicht, was sie fühlten. Es wollte nicht an die Ober-fläche des Daseins, was Sie fühlten Es siechte lieber dahin, als daß es an die Oberfläche des Daseins hätte kommen wollen. Es konnte vor allen Dingen nicht hineinwachsen in Entwickelung der Menschen in der Zeit anforderte Nun kamen nochJahre,Jahrzehnte.Das Gefäß wurde sozusagen voll, übersprudelnd. Die Schamhaftigkeit konnte nicht mehr weiter dauern. Die Jugend mußte sich selber fragen, woran sie litt, wonach sie sich sehnte. Ja, das haben wir hereinfließen sehen können in verschiedene Jugenavereinigungen dieser Jugendbewegung.

Vor verhältnisrnäßig nicht langer Zeit kam eine Anzahl von solchen Menschen auch in die anthroposophische Bewegung herein. In erner merkwürdigen Weise konnte eine gewisse Verständigung gefunden wer­den zwischen der anthroposophischen Bewegung und zwischen dem, was in den Herzen der Jugend lebt Es ist heute vielfach trotz des kurzen Zeitraumes auf den mannigfaltigen Gebieten ein Hereinwachsen und Heranwachsen der Jugend in die anthroposophische Bewegung durchaus geworden. Aber das, was wir insbesondere in der Jugendbewegung brauchen, das ist ein Wollen menschlich den Menschen zu verstehen, sonst kommen wir nicht über das fruchtlose Diskutieren hinaus. Mensch­lich den Menschen zu verstehen' Es ist schrecklich gleichgültig, was der Inhalt dessen ist, was wir miteinander reden, wovon wir reden. Das Wesentliche ist, daß wir ein Herz haben für das, was der andere fühlt. Da werden wir einig sein, da kann man immer wieder einig sein. Aber das ist es, was gerade herzlich verstanden werden muß, und in dieser Beziehung wäre es schon notwendig, daß einzelne innerhalb der Jiu­gendbewegung stehende jugendliche Führer noch etwas zunehmen wur­den in ihrem Vertrauen in die Aufrichtigkeit und Verläßlichkeit der anthroposophischen Bewegung. Sonst kommen wir mit der Jugend-sektion nicht vorwärts.

Die jugendsektion glaubte ich zuerst inaugurieren zu müssen wegen derjenigen, die in aufrichtiger klarer Weise fühlen: Jugendsehnsucht im heutigen Lebensstile ist in mir. Die mögen sich einmal wirklich in dieser Jugendsektion der Anthroposophischen Gesellschaft zusammen­finden, dann werden wir das zustande bringen, wovon ich in den «Mitteilungen>

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spreche als von der Jugendweisheit. Es soll nichts Pedan-tisches sein, es soll etwas sein, was durch herzliches Wirken, durch herzliche Verständigung unter den Menschen erarbeitet wird. Gewiß, es handelt sich darum, daß man da tastend forscht, liebevoll erfaßt, wie es in der Jugend heute lebt. Zunächst haben wir versucht, eine Rund­frage zu geben an die Jugend, wie man sich die Jugendbewegung vor­stellt, damit Gedanken auftreten sollten, vielleicht nicht Gedanken, bes­ser vielleicht Faustschläge des Gefühis, Spatenstiche des Willens. Alles hätte hineingenommen werden können. Es ist nichts daraus geworden. -Nun ging ich einmal schärfer vor und habe jetzt eine Rundfrage an die Jugend gerichtet. Sie werden sie gelesen haben: «Wie stellst Du Dir vor, daß die Welt der Menschheit um 1935 sein soll, wenn dasjenige, was Du in Deiner Jugend ersehnst, darin Platz haben soll?» Das ist etwas, wor­über man, wenn man es ernst nimmt, gründlich viel nachdenken, gründ­lich viel empfinden kann. Wir kommen wirklich nur weiter, wenn das Weiterkommen durchaus ehrlich ist, nicht phrasenhaft ist, darauf kommt es an.

Wohin ist unsere alte Welt gesteuert? Wenn wir uns in die alte Welt einleben, dann sehen wir: wir leben nicht etwa in den drei Gliedern der Weltordnung, die bei der Dreigliederung angegeben worden sind. Wir leben heute in der Phrase, wir leben in der Konvention, wir leben in der Routine. Phrase, Konvention, Routine: das ist es, was auf allen Gebie­ten Platz gegriffen hat. Der junge Mensch hört von Kindheit an, wie man sich verhalten soll zum Menschen, so oder so. Er kann sich nicht darnach richten, weil er einen ganz neuen Impuls seit der Jahrhundert­wende in seiner Seele empfangen hat.

Ich habe schon durchaus fühlen können Jahrzehnte vor dem Ablauf des Kali Yuga: da kommt etwas herauf, was sich nicht in irgendeinen Beruf, wie er traditionell aus alten Zeiten herkommt, einfügen läßt. Aber ernst ist es mir schon gewesen. Ich selbst steckte niemals in einem Berufe darin. Wäre ich untergetaucht in einem Berufe, dann gäbe es heute keine anthroposophische Bewegung. Anthroposophische Bewe­gung ist doch etwas, was ganz frei von allem Traditionellen geschaffen worden ist. Der geringste Hang zu dem oder jenem würde die anthropo­sophische Bewegung unmöglich gemacht haben.

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Alle jene, welche nicht begreifen können, daß so etwas von Anfang an gemacht werden soll, sind Gegner der anthroposophischen Bewegung. Die anthroposophische Bewegung ist auf diese Weise die reinste Ju­gend. Warum sollte sich da Jugend und Jugend nicht zusammenfinden? Wenn dann eine anthroposophische Bewegung ehrlich ist und die Ju­gend nötig hat, ehrlich zu sein, was ist dazu vor allen Dingen nötig? Mut! Den lernt man sehr schnell oder gar nicht. Wirklich Mut! Mut, sich zu sagen: Das Leben der Welt muß in seinen Fundamenten neu gegründet werden.

Ich habe niemals etwas anderes im Unterbewußtsein der jugendlichen Menschen eingeschrieben gesehen. Das ist es wirklich: Die Welt muß aus dem Fundament neu begründet werden. Nun kommen alle die Widerlegungsgründe. Man diskutiert über alles mögliche, man deckt jenes gerne zu. Da verfälscht man das, was im Unterbewußtsein ganz ehrlich sein will und was Mut braucht. Anthroposophische Bewegung kann die hohe Schule des Mutes sein. Allerdings, es ist schwierig, daß die anthroposophische Bewegung die Schule des Mutes wird, weil sie von vielen heute nicht als das Erste ins Leben hineingestellt wird, sondern als das, was nebenherläuft. Das kann man schon in den äußeren Ver­anstaltungen sehen. Nach und nach wird es häufigerweise so, daß man gar nicht weiß, wie man weiter damit zurechtkommen soll, daß wir zu lauter Kursen eingeladen werden, daß sie irgendwo abgehalten werden, wo die Leute Sommeraufenthalt nehmen, so ganz nebenbei, wie man aufs Land geht. Warum soll man nicht statt der Konzerte, die man sonst hört, auch Anthroposophie haben? Es ist ein Symptom - an sich ist es nicht schlimm -, aber es ist ein Symptom dafür, daß der durchgreifende Mut nicht da ist, sich ins Substantielle in der Hauptsache hineinzuleben, sich mit dem Geistigen der Anthroposophie in Wirklichkeit zu verbinden, nicht mit dem Schatten der Anthroposophie. Es ist schon eine Gefühls­sache, um die es sich handelt. Ich will nicht kritisieren, ich will nur auf Symptome aufmerksam machen.

Es muß die Jugendbewegung den Anschluß an das finden können, was ich gestern als das große Ziel des Jahrhunderts hingestellt habe, als die Impulse der Michael-Zeit. Aber da muß die Jugend lernen, tiefer in sich selbst hineinzusteigen, alle Träumereien abstrakter Art zu vermeiden.

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Dann stellen sich schon die großen Probleme ein. Kein Philister versteht das, wenn man ihm sagt, Michael hat die kosmische Intelligenz verloren, er ist oben geblieben. Jetzt, nachdem Michael ohne dasjenige erscheint, was er verwaltet hat, handelt es sich darum, daß der Mensch auf Erden aufersteht, um es mit ihm, für ihn zurückzuerobern. Die Jugend wird so etwas verstehen, wenn sie sich selbst versteht. So etwas wird heute viel­fach nur als poetische oder sonst geartete Verkleidung von irgend etwas Abstraktem genommen. Das ist es nicht. Darum handelt es sich, daß das Geistige wesenhaft ist, daß wir lernen müssen mit dem Geistigen ver­kehren. Daß wir auch eine Empfindung erhalten, wie das Geistige sich anders verhält als vor einiger Zeit. Morgendliches Sonnenpanorama war vor einem Jahrhundert etwas, was der Schein war, der nebelhafte Schein von einer geistigen Welt. Man sah: Hinter dem Vorhang, hinter dem nebelhaften Schein lebt das Geistige. Vorher war es glimmend, im Laufe des 19. Jahrhunderts ist es anders geworden, da ist es flammend gewor­den. Da kommen aus dem Schein die Flammen heraus, und es ist nicht wahr, wenn jemand einen Sonnenaufgang für die heutige Zeit nach dem Beispiele Herders oder Goethes beschreibt. Er ist anders geworden:

Dazumal war er glimmend, heute ist er flammend geworden. Aus den Flammen kommt heraus das Auffordernde, zur Aktivität entfiammende Geistige. Die geistige Welt hat eine andere Geste angenommen zur phy­sischen Welt.

Wenn man diese Gesetze der geistigen Welt versteht, dann wird ver­hütet werden können, daß die Bewegung des 20. Jahrhunderts ein sol­ches Philisterium wird, wie die nachrousseauische Zeit es geworden ist. Wenn das, was jetzt die Jugend begeistern kann dadurch, daß sie wirk­lich jung ist, verständnisvoll ergreifen wird die geistige Welt, die da ist, dann wird die Michael-Zeit kommen. Wenn sie das nicht kann, dann wird im 20. Jahrhundert das Philisterium unendlich viel größer sein als jenes, welches auf Rousseau gefolgt ist. Bravere Bürger als im 19. Jahrhundert hat es in allen früheren Jahrhunderten nicht gegeben, obwohl die früheren den Rousseauismus nicht gekannt haben. Wir reden hier viel von Waldorfschul-Prinzip, von neuer Pädagogik. Das Wichtigste ist, daß man im Wachstum bleibt. Jeden Tag ist die Gefahr vorhanden, daß die Dinge sauer werden. Das ist es, worauf es ankommt,

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daß man nicht vom Kleben an den Gewohnheiten einschläft, wenn man etwas tun soll, wenn man etwas bereiten soll. Wir müssen uns angewöh­nen, zwischen Schlafen und Wachen einen Abgrund aufzurichten, wir mussen richtig schlafen, aber auch richtig wachen können. Wir schlafen aber fortwährend da, wo wir wachen sollen. Wir sind nicht so geartet, daß wir uns sagen, wir müssen immer neu und neu aufwachen, sonst nützen uns alle Reform- und Revolutionsbewegungen nichts. Gerade bei den besten Bestrebungen ist es viel schlechter, wenn sie vom Philiste­rium ergriffen werden. Wo ein starkes Licht ist, ist auch ein starker Schatten. Was notwendig ist, ist nicht, daß man dieses oder jenes aus-denkt, was geschehen soll, sondern daß die Menschen fühlen: das Gei­stige draußen spricht aus einer flammenden Natur, der Sonnenaufgang ist etwas anderes geworden.

Aber unsere Herzen sind auch anders geworden, wir tragen nicht mehr dieselben Herzen in der Brust. Unser physisches Herz ist hart, unser ätherisches Herz ist beweglicher geworden. Wir müssen die Mög­lichkeit finden, uns an unser übersinnliches Herz zu wenden. Wir müs­sen nach dieser Richtung hin Geisteswissenschaft verstehen. Geistes­wissenschaft, so trocken es klingt, ist etwas geworden, wovon alle Leute reden. Wissenschaft ist etwas recht Faules. Man muß sich schon klar sein, Geisteswissenschaft ist es, was leben muß in den Herzen. Die Herzen der Jugend sind wie geschaffen, auf diesem Gebiete das Richtige zu fühlen. Man muß den Mut haben, wirklich es zu denken. Schiller hat aus seiner Begeisterung heraus der Welt viel zu sagen gehabt. Er ist unter merk­würdigen Umständen gestorben. Aber man hat ihn doch seziert und sein Herz gefunden. Es war ein leerer Beutel, ganz vertrocknet, ver­brannt.

So werden alle Herzen verbrennen, die sich in ihrer Erneuerung er­greifen. Wollen wir mit der Spiritualität ernst machen, dann müssen wir selber uns mutvoll gestehen: Wenn es in uns nicht geht, mit der Welt mitzuleben, so kommt das davon her, daß wir neue Herzen haben müssen. Das sollen wir aber nicht bloß als Phrase empfinden. Werden wir uns bewußt, daß wir neue Herzen haben, daß neue Herzen die Welt ganz anders fühlen müssen als die alten Herzen, und nehmen wir das ganz ernst, dann wird aus der Jugendbewegung etwas werden wie

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eine Flamme, die der Flamme des Sonnenaufgangs entgegenschlagen wird.

Das kann aber erst werden, nicht aus Diskussion über das Jung-Sein, nicht aus dem Sprechen über Erlebnisse. Dabei erlebt man sonderbare Dinge. In Breslau hat man mich bei den Alten empfangen, indem man mich Vater genannt hat. Bei der Jugend hat man gesagt, ich sei der Allerjüngste, obwohl ich dreimal so alt war wie die meisten der Anwesen­den. Ja, es kommt darauf an, daß man sich dies selber gestehen kann. Flammen von innen, Flammen von außen herein: die beiden Flammen müssen zusammenschlagen. Es kommt nicht darauf an, daß man dieses oder jenes lernt, bestimmt oder definiert. Es kommt darauf an, daß man eine neue Begeisterung wirklich aufbringt. Nietzsche hat ein schönes Wort über Michelet geprägt. Michelet erscheint ja vielem gegenüber als begeisterungsfähiger Mensch. Michelet, sagt Nietzsche, die Begeiste­rung, die sich den Rock auszieht. - Michelet hat nämlich immer Zeit ge­habt, sich den Rock auszuziehen, wenn er in Begeisterung geriet. Miche­let hatte immer Zeit gehabt, um mit Wärme in Begeisterung zu kommen, sich aber dabei den Rock auszuziehen. Man Spürt, wie dieser Mann die Seidenweste angezogen hat, und man spürt, wie er Zeit hat, um so recht in die Begeisterung zu kommen, sich langsam den Rock auszuziehen. Die rechte Begeisterung aber ist die, die nicht Zeit hat, den Rock aus­zuziehen, die unter dem Rocke schwitzt und nicht bemerkt, daß sie schwitzt. Deshalb: Begeisterung, meine lieben Freunde! Begeisterung, die uns so überwältigt, daß wir den Rock anbehalten, daß wir die Be­geisterung aus dem vollen unmittelbaren Leben heraus zu entwickeln uns gedrängt fühlen. Wir brauchen heute wirklich eine Überwindung des in sich Klebenden, des Müden. Es ist so müßig, klarwerden zu wollen. Wir dürfen auch nicht Zeit dazu haben, nach alter Art klar­werden zu wollen. Wir haben es nötig, wirklich in Begeisterung zu kommen. Begeisterung wird alles machen. Dann wird das Wort einen Sinn haben: Begeisterung trägt den Geist in sich. - Das ist etwas, was sehr natürlich ist. Enthusiasmus braucht man. Enthusiasmus trägt den Gott in sich. Da ist der Gott im Worte.

Innerlich zusammenwachsen mit der Flamme, die sich heute ent­zündet, auf daß die Michael-Impulse verwirklicht werden! Ohne daß

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Flammen da sind, können sie nicht verwirklicht werden. Aber um durchflammt zu leben und zu arbeiten, dazu ist notwendig, daß man selber Flamme wird. Nur die Flamme wird von der Flamme nicht verzehrt. Wenn wir so fühlen können, daß wir Flammen werden, die von den Flammen nicht verbrannt werden, dann können wir ruhig die physischen Herzen als leere Beutel zurücklassen, denn wir haben das ätherische Herz, das verstehen wird, daß die Menschheit in ein neues Zeitalter hineinrückt: in das Leben der Geistigkeit. Das Zu­sammenwachsen mit der Geistigkeit wird das volle Jugenderlebnis sein.

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Nadiriditenblat; 3. August 1924

An die Mitglieder!

ÜBER DIE ANTHROPOSOPHISCH-PÄDAGOGI5CHE TAGUNG

IN HOLLAND

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Zu einer anthroposophisch-pädagogischen Tagung haben im Namen der holländischen Freunde der Anthroposophie Dr. F. W. Zeylmans van Emmichoven (im Namen des Vorstandes der anthroposophischen Ver-einigung) und E. Mulder-Seelig (im Namen der Lehrer der «Freien Schule» für die Zeit vom 17. bis zum 24.Juli eingeladen.

Wir haben mit dieser Tagung ein befriedigendes Erlebnis hinter uns. Ein Teil der zu haltenden Vorträge, die pädagogischen und die öffent­lichen auf Heilkunde bezüglichen, waren auch für Nicht-Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft berechnet. An den pädagogischen nahmen außer den Mitgliedern, die von vielen Seiten zusammengekom­men waren, viele Nicht-Mitglieder teil, so daß die ständige Zuhörer-zahl etwa 250 betrug. Die öffentlichen Vorträge waren sehr gut besucht.

Der Vorstand der holländischen Vereinigung ist vollzählig erschie­nen. Von dem Vorstand am Goetheanum waren anwesend: außer mir der Schriftführer Frau Dr. I. Wegman, dann Frau Marie Steiner, Fräu­lein Dr. L. Vreede und Dr. Wachsmuth. Vortragende waren außer mir

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Dr. Zeylmans van Emmichoven, Dr. Schubert, Dr. von Baravalle und die Lehrer der «Freien Schule» Stibbe und van Bemmelen. Außerdem wurden zwei Kurse über Sprachkunst, ein allgemeiner und einer für Vorgerückte von Frau Marie Steiner gehalten.

Meine Tätigkeit umfaßte: einen pädagogischen Kurs in neun Vor-trägen mit dem Thema «Der pädagogische Wert der Menschen-Erkennt­nis und der Kulturwert der Pädagogik», drei öffentliche Vorträge über das Thema «Was kann die Heilkunst durch eine geisteswissenschaftliche Betrachtung gewinnen?», ferner drei Mitgliedervorträge und zwei Klassenstunden.

In den pädagogischen Vorträgen habe ich mir diesmal zur Aufgabe gesetzt, das Wesen einer echten Menschen-Erkenntnis und deren Be­deutung für den Erziehenden und Unterrichtenden so herauszuarbei­ten, daß anschaulich werden konnte, wie die Erziehungsmaßnahmen sich an der lebendigen Einsicht in Leib, Seele und Geist so entzünden kön­nen, daß sie dem ganzen Menschen im Kinde die allseitige Entfaltung ermöglichen. Ich führte aus, wieviel der Erziehende vom gesunden und kranken Menschen wissen müsse und wie die dieses Wesen durchdrin­gende Erzieher-Gesinnung in der pädagogischen Kunst wirkt. Inwie­weit die Anschauung des Karmas, des im Kinde sich offenbarenden Schicksalszusammenhanges, in der Seelenverfassung des Pädagogen wirksam sein soll, wurde dargestellt. Wie die Erziehungsmaßnahmen die Seele fördern oder hemmen, in welcher Art die gesunde Entfaltung des Kindes richtig orientiert, dem Krankhaften vorgebeugt, oder wenn es sich einstellt, ihm begegnet werden kann: das bildete den Gegenstand der Ausführungen. An dem Beispiele der Waldorfschule wurde gezeigt, wie man in den Schulorganismus lebendige Menschen-Erkenntnis brin­gen kann. Das Leitmotiv der Vortragsreihe war: eine wahre päd­agogische Kunst müsse durch das Leben, das der Erziehende in seiner Menschen-Erkenntnis entfaltet, eine lebendige Art des Erziehens zu­stande bringen, daß das Kind in Leib, Seele und Geist wirklich Leben empfängt. Durch Leben lebensvoll Leben bewirken. - Welche Bedeu­tung die Erziehung des werdenden Menschen für die Entwickelung der ganzen Menschheit hat, das wurde veranschaulicht.

In den öffentlichen, die Heilkunst berührenden Vorträgen versuchte

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ich zu zeigen, wie die anthroposophische Erkenntnis der menschlichen Organisation in das Wesen des Krankseins hineinleuchtet, und wie man dadurch eine solche Anschauung vom Kranksein erhalten könne, daß in diesem Anschauen die Erkenntnis des notwendigen Heilungsprozesses sich ergibt. Anthroposophie ist ja imstande, neben der Erkenntnis des Menschen eine solche Einsicht in die Substanzen und Vorgänge der außermenschlichen Welt zu vermitteln, daß man zum Beispiel zeigen kann, wie eine Substanz dem Wuchern oder Verkümmern in der mensch­lichen Organisation entgegenarbeitet. An dem Beispiel der Kieselsäure wurde das erörtert. Auf die Stellung des Klinisch-therapeutischen In­stitutes wurde gedeutet, das von meiner lieben Mitarbeiterin Dr. I. Weg-man in anthroposophischem Sinne so geleitet wird, daß dasselbe die uralte Angliederung der Heilkunst an die in Weltanschauung lebende Erkenntnis in einer neuen Form wieder angestrebt wird. In den Myste­rien war diese Angliederung vorhanden; sie muß wieder erreicht wer­den. - So konnte im Weiteren gezeigt werden, wie aus der Anschauung des Krankseins das Heilmittel und Heilverfahren sich ergibt. Das Wesen derjenigen Heilmittel, die durch die internationale Laboratoriumgesell-schaft in Arlesheim hergestellt werden, konnte gezeigt werden.

In der lebendigen Teilnahme an den Kursen über sprachliche Kunst, die von Marie Steiner gegeben wurden, zeigt sich, daß die Bedeutung des «Sprechen-Könnens» einem sich steigernden Verständnis entgegen-geht. In der künstlerischen Gestaltung der Sprache kommt ja das ge­sunde Zusammenwirken und Sich-Harmonisieren von Leib, Seele und Geist zur Offenbarung. Der Leib zeigt, ob er sich den Geist in rechter Art einzugliedern vermag; die Seele offenbart, ob der Geist in ihr auf wahre Art lebt; und der Geist stellt sich in unmittelbarer physischer Wirkung anschaulich dar. Die an Sprachkursen teilnehmenden Persön­lichkeiten erleben so die Offenbarung der Anthroposophie an der Be­tätigung des Menschen ganz unmittelbar. Es darf als eine Erprobung der Anthroposophie angesehen werden, daß sie in der Lage ist, die Sprach-kunst in ihrer vollen Bedeutung wieder aufleben zu lassen, die doch durch den Materialismus in der Weltanschauung in eine hilflose Lage gebracht worden ist.

In den Zweigvorträgen wurde die Art dargestellt, wie die Anschauung

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des übersinnlichen Elementes in der Menschheitsentwickelung zur Er­kenntnis der Aufgaben führt, die der anthroposophischen Bewegung obliegen. Was man die

Dr. Zeylmans in holländischer Sprache gehaltener Vortrag, der die Beziehung der Anthroposophie zu physiologischer und pathologischer Menschen-Erkenntnis zum Inhalt hatte, wird mir von Dr. I. Wegman als eine ganz ausgezeichnete Leistung charakterisiert.

Eine Probe in Eurythmie durch die Kinder der «Freien Schule» glie­derte sich gut in den Rahmen des Programmes ein.

Unsere holländischen Freunde haben sich die größte Mühe gegeben, diese Veranstaltung zu einer würdigen zu machen; der herzliche Dank aller, die an dem Gedeihen der anthroposophischen Bewegung Anteil nehlnen, muß ihnen entgegengebracht werden.

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BEGRÜSSUNGSWORTE BEIM ZWEITEN

INTERNATIONALEN SOMMERKUES IN ENGLAND

Vor dem ersten Vortrag zu dem Zyklus

Torquay, II. August 1924

Vorausgehend Begrüßung durch Mr. Dunlop

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Dr. Steiner: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Vor allen Dingen habe ich es nötig, Sie um Entschuldigung zu bitten darüber, daß ich erst heute bei Ihnen erscheinen kann. Die Arbeiten, die in Vorberei­tung für die Neuerrichtung des Goetheanums und was alles damit zu­sammenhängt, getan werden müssen, nehmen mich jetzät sehr in An­spruch, und es ist überhaupt eine große Schwierigkeit, vom Goetheanum jetzt so lange abwesend zu sein, als das zu diesem Aufenthalte in Eng-land notwendig ist. Sie müssen also schon verzeihen, wenn ich etwas später erschienen bin, als das ursprünglich geplant war. Wir sind, meine sehr verehrten Anwesenden, hier zusammengekommen auf die Ein-ladung unserer lieben englischen anthroposophischen Freunde. Und nach den schönen Zeiten, die wir in den letzten Jahren im Kreise unserer anthroposophischen Freunde in England verlebt haben, brauche ich es wohl nicht zu betonen, wie herzliche Befriedigung es denjenigen, die von seiten des Goetheanums in Dornach hier auf diese Einladung hin erscheinen durften, macht, wiederum wirken zu können für die anthro­posophische Sache und alles, was damit zusammenhängt, im Kreise

unserer englischen Freunde.

Anthroposophie, das will ich hier nur vorübergehend erwähnen, sollte ja durch dasjenige, was zu Weihnachten in einem großen Kreise Von anthroposophischen Freunden besprochen worden ist, einen neuen Impuls erhalten, und diejenigen, die in Dornach die Leitung übernom­men haben, sind daran, dasjenige, was mit diesem Impuls beabsichtigt war, nach und nach in die Wirklichkeit umzusetzen. Und gerade aus dem Geiste heraus, der für die Pflege spirituellen Lebens, spiritueller Kunst, Erkenntnis, spirituell-religiösen Fühlens vom Goetheanum aus wirken möchte, für diesen Kreis ist es eine große Befriedigung, hier einen Teil dieser Wirksamkeit entfalten zu können. Für diesen Kreis

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insbesondere und für alle diejenigen, die sonst von auswärts hierher gekommen sind auf die so liebenswürdige und wohlwollende Einladung unserer englischen Freunde, darf ich hier den allerherzlichsten Dank abstatten.

Auch bei dieser Gelegenheit darf ich erwähnen, daß wir ja wissen, was eine solche Veranstaltung für Mühe und Arbeit macht. Und deshalb sei insbesondere unserem lieben, für das innere Leben des Spirituellen und für die Gestaltung der Anthroposophischen Bewegung so verdienten lieben Freunde Mr. Dunlop unser herzlicher Dank, wenn ich so sagen darf, «Vorstandsdank» von seiten Dornachs dargebracht. Ebenso Mrs. Merry für die großen Mühen, die bei einer solchen Veranstaltung ent­stehen - gewiß, sie ist «Hon. Secretary», aber diese Ehre schließt eine unsägliche Arbeit ein, Arbeit ist die Ehre - ebenso sei ihr unser aller­herzlichster Vorstandsdank zum Ausdruck gebracht.

Und so darf ich wohl die Hoffnung aussprechen, daß wir hier zu­sammen werden wirken können im Sinne unserer anthroposophischen Sache, daß sich hier in einer ähnlichen Weise eine befriedigende Ent­faltung unserer Zeit ergeben werde, wie das in den letzten Jahren bei den verschiedenen Sommerschulen der Fall war. In diesem Sinne Ihnen allen, allen denjenigen, die hierher gekommen sind, herzlichsten Dank, allerherzlichsten Gruß.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN ENGLAND

Vor dem Vortrag in Torquay, 12. August 1924

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Es ist heute das erste Mal nach der Weihnachtstagung am Goetheanum, daß ich wiederum unter Ihnen sprechen darf. Und vor dem Beginn weiterer Auseinandersetzungen muß das ausgesprochen werden, was mit jenem Impuls zusammenhängt, der durch die letzte Weihnachts-tagung am Goetheanum in die anthroposophische Bewegung hinein-gekommen ist. Wir haben ja die Freude gehabt, bei dieser Weihnachts-tagung eine Reihe von Mitgliedern der Englischen Landesgesellschaft

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in Dornach begrüßen zu können, vor allen Dingen unseren lieben alt­bewährten Freund Mr. Gollison, den Vorsitzenden hier in England. Und ich möchte in diesem Augenblick jenen Gruß, den ich ihm dazumal in Dornach als dem Repräsentanten der Englischen Landesgesellschaft dargebracht habe, hier erneuern.

Was durch die Weihnachtstagung in die Anthroposophische Gesell­schaft als Impuls hineingekommen ist, soll in der Tat etwas Tiefgehen­des darstellen, so daß manches, worüber vor der Weihnachtstagung das eine oder andere Wort charakterisierend ausgesprochen worden ist, jetzt im gegensätzlichen Sinn besprochen werden muß. Es ist ja über diese Gesellschaft auch innerlich im okkulten Sinne eine schwere Zeit gekom-men, namentlich dadurch, daß in der Nachkriegszeit von verschiedenen Seiten her aus dem Schoß der AnthroposophiSchen Gesellschaft heraus die verschiedensten Dinge versucht wurden, und es ist notwendig ge­worden, eine Art Erneuerung für die Gesellschaft eintreten zu lassen. Diese Erneuerung war für mich selber - und ich darf das wohl hier er­wähnen - mit etwas sehr, sehr Bedeutungsvollem verknüpft.

Es trat einige Zeit vor Weihnachten eine Frage vor mich hin, nach­dem lange die Absicht bestanden hat, die Gesellschaft in einer gewissen Weise zu Weihnachten neu - oder wenigstens in neuer Form - zu be-gründen. Es trat an mich die Notwendigkeit heran, mich zu entschließen, dasjenige zu tun, was ich zu jener Zeit, als die Anthroposophische Ge­sellschaft sich aus der meosophischen herausgegliedert hatte, aus guten Gründen abgelehnt hatte. Damals ging ich von der Voraussetzung aus, daß, wenn ich mich von allem Verwaltungsmäßigen, von aller Leitung der Gesellschaft zurüchziehe, um bloß im Lehramt zu verbleiben, ge-wisse Dinge weniger schwer zu gestalten sein würden, als wenn der Lehrende zu gleicher Zeit ein verwaltendes ihmt hat.

Aber diese Dinge, die dazumal vorausgesetzt wurden, in den Jahren 1912, 1913, als die Anthroposophische Gesellschaft herausgegliedert worden ist aus der Theosophischen, diese Dinge sind eben nicht ein­getreten. Die Voraussetzungen haben sich innerhalb der Anthroposophi­schen Gesellschaft nicht erfüllt. Und so wurde es denn für mich not­wendig, wirklich ernstlich die Frage zu erwägen, ob ich nun den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft übernehmen solle oder nicht.

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Und ich sah die Notwendigkeit ein, diesen Vorsitz zu übernehmen. Ich möchte aber ganz scharf, auch im Kreis unserer lieben englischen Freunde, etwas betonen, was in Verbindung mit jenem Entschluß, den Vorsitz für die Anthroposophische Gesellschaft zu übernehmen, zu be­tonen durchaus notwendig ist. Es war gegenüber der ganzen Bewegung ein absolutes Wagnis, dies auszuführen, denn man stellte sich damit vor eine ganz bestimmte Eventualität.

Die anthroposophische Bewegung beruht ja darauf, daß aus der geistigen Welt reale Offenbarungen über den Inhalt der geistigen Er­kenntnisse herunterfließen. Wenn man das Werk der anthroposophi­schen Bewegung tun will, so kann man nicht allein Menschenwerk tun. Man muß offen sein für das, was herunterfließt aus den geistigen Welten. Die Gesetze der geistigen Welten sind ganz bestimmte, nicht anzu­tastende. Sie müssen streng eingehalten werden.

Und es ist schwierig, das, was in unserer heutigen Zeit ein äußeres Amt verlangt, und sei es auch dasjenige des Vorsitzenden der Anthropo­sophischen Gesellschaft, zu vereinigen mit den okkulten Pflichten gegen­über den Offenbarungen der geistigen Welt.

So daß man schon die Frage dazumal sich vor die Seele zu stellen hatte: Werden die geistigen Mächte, welche die Anthroposophische Ge­sellschaft bisher begnadet haben mit demjenigen, was herunterfließen kann von ihnen, werden diese geistigen Mächte auch weiter, ich möchte sagen, in dieser Weise die anthroposophische Bewegung begnaden?

Sie können gewiß die ganze Bedeutung einer solchen Eventualität würdigen. Man mußte sich vor die Möglichkeit hinstellen, daß die geisti­gen Mächte gesagt hätten: Das geht nicht, ein äußeres Amt kann nicht angenommen werden.

Nun darf heute wirklich, ich möchte sagen, im Angesicht all der geistigen Mächte, die zusammenhängen mit der anthroposophischen Bewegung, gesagt werden, daß jene Verbindungen, die bestehen zwi­schen den spirituellen Welten und den Offenbarungen, die durch die anthroposophische Bewegung fließen sollen, intimer, einschneidender, reichlicher geflossen sind, als das vorher der Fall war, daß also tatsäch­lich von den beiden Eventualitäten, die haben eintreten können, die eine, die so günstig wie möglich ist für den weiteren Fortgang der anthroposophischen

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Bewegung, wirklich eingetreten ist. Man darf sagen: Mit vollem Wohlwollen sehen unausgesetzt seit der Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum jene geistigen Mächte, von denen wir unsere Offenbarungen haben, mit einem noch größeren Wohlwollen sehen sie auf uns herab, als das früher der Fall war. So daß nach dieser Richtung schon seit längerer Zeit ein schwerer Alp von der Anthroposophischen Gesellschaft genommen werden konnte.

Ich habe es ja oftmals, bevor diese Weihnachtstagung am Goetheanum war, betonen müssen, daß man zu unterscheiden habe zwischen der an­throposophischen Bewegung, die eine spirituelle Strömung in ihrer Spie­gelung auf Erden darlebt, und zwischen der Anthroposophischen Ge­sellschaft, die eben eine Gesellschaft ist, die in einer äußerlichen Weise verwaltet wurde, indem man ihre Funktionäre wählte oder auf eine andere Weise bestimmte.

Seit Weihnachten muß das Gegenteil gesagt werden. Nicht mehr kann man unterscheiden die anthroposophische Bewegung von der Anthro­posophischen Gesellschaft. Sie sind beide eins: Denn damit, daß ich selber Vorsitzender der Gesellschaft geworden bin, ist die anthroposo­phische Bewegung eins geworden mit der Anthroposophischen Gesell­schaft.

Das machte notwendig, daß zu Weihnachten in Dornach nicht ein Vorstand eingesetzt worden ist, der im äußeren exoterischen Sinn ein Vorstand ist, sondern ein Vorstand wurde eingesetzt, der als esoterischer Vorstand zu betrachten ist, der für dasjenige, was er tut, nur den geisti­gen Mächten gegenüber verantwortlich ist, der nicht gewählt, der ge­bildet worden ist. All die Dinge, die sich sonst bei Gründungsversamm­lungen zutragen, haben sich anders zugetragen zu Weihnachten. Und dieser Vorstand ist dasjenige, was ich einen Initiativ-Vorstand nennen möchte, ein Vorstand, der seine Aufgaben in dem sieht, was er tut. Da­her sind auch nicht auf der Weihnachtstagung Statuten ausgearbeitet worden, wie sonst Statuten lauten, sondern es ist einfach gesagt worden, was da für ein Verhältnis sein soll von Mensch zu Mensch, zwischen Vorstand und andern Mitgliedern, den einzelnen Mitgliedern unter­einander und so weiter. Was der Vorstand beabsichtigen wird, das steht in demjenigen darinnen, was kein Statut ist, was nur die Form von

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Statuten angenommen hat, was aber eigentlich eine Erzählung von dem ist, was man tun will. Alles war eben anders, als es sonst bei Gesell­schaften ist.

Und das ist das Wesentliche, daß eben in die ganze Anthropo­sophische Gesellschaft nunmehr ein esoterischer Zug hineingekommen ist. Die ganze Bewegung, wie sie nunmehr durch die Gesellschaft fließt, muß einen esoterischen Charakter haben.

Das muß man ganz ernst nehmen. Dem Vorstand am Goetheanum werden nur die Impulse rein menschlichen Wirkens aus der geistigen Welt heraus maßgebend sein. Nicht Paragraph I, Paragraph 2 und so weiter, sondern dasjenige, was wirkliches geistiges Leben ist, soll ge­fördert werden, rückhaltlos, ohne irgend etwas anderes dabei zu be­absichtigen.

Sehen Sie, ein scheinbar ganz Unbedeutendes darf ich dabei anfüb ren. Es wurden und werden weiter die Mitgliederzertifikate für alle Mit­glieder erneuert. Da wir jetzt doch zwölftausend Mitglieder in der Welt haben, mußten zwölftausend Mitgliedszertifikate ausgegeben werden. Die alle sind zu unterzeichnen nunmehr von mir selbst. Natürlich hat mancher gefunden, man könnte ja auch einen Stempel machen lassen und den daraufdrücken. Aber in der anthroposophischen Bewegung soll fortan alles einen unmittelbar individuellen, menschlichen Charakter haben. Daher muß ich auch in einer solchen Kleinigkeit das einhalten. Jedes Mitgliedszertifikat muß vor meinen Augen liegen, ich den Namen lesen, mit eigener Hand meinen Namen darunter schreiben: So ist zu­nächst allerdings eine kleine, aber eine menschlich-reale Beziehung zu jedem einzelnen Mitglied geschaffen. Es wäre natürlich einfacher, durch irgend jemanden einen Stempel auf die zwölftausend Mitgliedszertifi­kate setzen zu lassen, es soll aber nicht geschehen.

Das soll eben zunächst, ich möchte sagen, symbolisch andeuten, daß es in der Zukunft nur auf dasjenige ankommen wird, was als Mensch­liches durch die Gesellsdiaft waltet.

Wenn man in dieser Art dem Vorstand am Goetheanum Verständnis entgegenbringt, dann wird man sehen - natürlich wird alles langsam gehen, Sie müssen Geduld haben, meine lieben Freunde, aber wenn es auch langsam gehen wird, es wird doch nach und nach alles einzelne der

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Weihnachtsabsichten ausgeführt werden. Nur muß man mit Verständ­nis auch dem Vorstand am Goetheanum entgegenkommen, er kann nicht den fünften Schritt vor dem zweiten machen, den zweiten nicht einmal vor dem ersten, und wenn er bis jetzt auch nur bei einem halben Schritt angekommen ist, es wird schon gehen, es wird schon die Zeit kommen, wo er auch beim fünften Schritt angekommen sein wird. Denn wenn die Dinge menschlich geführt werden sollen, dann kann man nicht beim Abstrakten stehenbleiben, dann muß man überall in das Konkrete ein­treten.

Und so wird die anthroposophische Bewegung wirklich einen neuen Zug bekommen. Sie wird esoterisch sein dem Geist nach, nicht mehr in Äußerlichkeiten das Esoterische suchen. Esoterisch werden gewisse Wahrheiten sein, die allein in ihr verkündigt werden können, weil nur derjenige, der alles lebendig mitmacht, was in der Gesellschaft ist, solche Wahrheiten wird in sich herzlich verarbeiten können. Aber man wird nicht mehr auf Zyklen Siegel anlegen gegenüber der Außenwelt, wie es bisher geschehen ist. Man wird die Zyklen zwar nicht durch Buchhänd­1er verkaufen, aber derjenige, der sie wird haben wollen, wird sie haben können. Nur werden wir wie das ja schon angedeutet worden ist, eine spirituelle Grenze ziehen': Wir werden sagen, daß wir gar keine Ein-wände, keine Kritik irgendwie anerkennen konnen, als nur von den jenigen, die auch auf dem Boden stehen, auf dem die Zyklen stehen. Mögen die Leute nunmehr in der Zukunft reden, was sie wollen, im Okkulten arbeitet man im Positiven, nicht im Negativen.

Diese Dinge müssen alle nach und nach verstanden werden. Werden sie verstanden, dann wird ein ganz neuer Zug in die anthroposophische Bewegung hineinkommen Dann wird man verstehen, wie der Vorstand am Goetheanum sich allein dem Wesen der geistigen Welt gegenüber verantwortlich fühlt, man wird sich aber auch innerhalb der ganzen Gesellschaft mit diesem Vorstand verbunden fühlen.

Und dann wird vielleicht durch diesen neuen Zug dasjenige erreicht werden konnen, was mit der anthroposophischen Bewegung erreicht werden muß, wenn sie zu dem werden soll, was ich noch aus dem Innern des geistigen Lebens heraus im Verlauf dieser Vorträge hier darstellen werde.

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Ich möchte mit dieser kurzen Andeutung die Vorträge, die ich hier vor Ihnen zu halten habe, eingeleitet wissen und werde, nachdem dies übersetzt ist, mit den eigentlichen Auseinandersetzungen beginnen.

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Nach dem Vortrag in Torquay, 12. August 1924

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Ich habe noch zu sagen, daß wir ja nun eingegliedert haben in die an­throposophische Bewegung eine esoterische Bewegung im engeren Sinn, die gegliedert ist in verschiedene Sektionen. Vor allen Dingen ist vor­handen die allgemeine Sektion, die das Esoterische für alle Menschen­seelen enthalten wird. Dann haben wir die pädagogische Sektion - die Dinge werden schon noch bekannt werden -, und wir haben die medi­zinische Sektion. Wir haben zwei künstlerische Sektionen, die eine Lär bildende Künste, die andere für musikalische und redende Künste. Wir haben eine naturwissenschaftliche Sektion. Wir haben eine astronomisch-mathematische Sektion. Uber diese Dinge werde ich ja dann noch bei entsprechender Gelegenheit Mitteilung zu machen haben.

Die allgemeine Sektion wird nun als Klasse zunächst durch ihre erste Klasse repräsentiert vor der Welt, und es werden ja schon die Klassen-stunden seit längerer Zeit in Dornach gehalten, sind auch schon in ver­schiedenen andern Orten, zum Beispiel in Prag, Breslau, Paris, von mir gehalten worden. Nun soll in diejenigen Dinge, die hier unter uns be­handelt werden, auch diese Klassenstunde eintreten, und es ist ja für nächsten Dienstag für hier eine Klassenstunde in Aussicht genommen. Dazu ist notwendig, daß diejenigen Freunde, die in der Lage sind, Mit­glieder dieser Klasse zu werden, überhaupt der esoterischen Bewegung, daß diese aufgenommen werden.

Ich werde über die strengen Bedingungen dann bei der ersten Klassen-stunde zu sprechen haben. Zunächst wird es sich aber darum handeln, daß nur diejenigen Freunde um die Aufnahme in die erste Klasse nach-suchen sollen, die schon mindestens zwei Jahre der anthroposophischen Bewegung angehören. Ausnahmen können nur in seltenen Fällen ge­macht werden. Außerdem aber behält sich die Leitung der Schule am Goetheanum vor, die Mitgliedschaft zu erteilen oder die Mitgliedschaft auch abzulehnen.

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Und es ist von vornherein zu sagen, daß in der Zukunft ja jedermann, der ein Interesse und eine Sehnsucht nach den spirituellen Welten hat, an die Anthroposophische Gesellschaft wird herankommen können. Man wird sozusagen zu nichts anderem verpflichtet als zu demjenigen, zu dem eigentlich jeder anständig denkende Mensch verpflichtet ist.

Dagegen muß die Schule, die den Weg in die geistige Welt selber hinein eröffnen soll, ihre sehr seriösen Ansprüche machen. Derjenige, der Mitglied der Schule sein will, muß auch ein wirklicher Repräsentant der anthroposophischen Sache vor der Welt sein.

Nennen Sie das nicht eine Beeinträchtigung der menschlichen Freiheit! Die Freiheit muß ja gegenseitig sein. Derjenige, der ein Mitglied der Schule wird, ist zunächst ein freier Mensch, aber die Leitung der Schule muß auch frei sein. Es muß ihr freistehen, zu entscheiden, an wen sie die Geistesgüter der Schule heranbringen will. Es ist sozusagen ein spirituel­1er Vertrag, der zwischen der Leitung der Schule und ihren einzelnen Mitgliedern geschlossen wird. Daher muß sich die Schule auch vor-behalten, wenn es sich herausstellen sollte, daß irgend jemand, der Mit-glied der Schule geworden ist, nicht in Einklang mit dem, was die Im-pulse der Schule geben wollen, handelt, nicht so im Leben handelt, daß er sich als Repräsentant der Schule darstellt, daher muß es der Schule auch freistehen, zu entscheiden: der kann nicht mehr Mitglied der Schule sein oder für Zeiten es nicht mehr sein.

Daß diese Dinge streng genommen werden, mag Ihnen daraus her­vorgehen, daß, ehe es möglich geworden ist, eine Klassenstunde hier in Ihrer Mitte zu halten - was am nächsten Dienstag zum erstenmal ge­schehen soll und dann weiter -, daß im Verlauf des Wirkens der Schule schon die Notwendigkeit war, über sechzehn, siebzehn Mitglieder aus der Schule auszuschließen. Die Dinge, die auf das okkulte Leben sich beziehen, müssen eben in ihrer vollen Wirklichkeit genommen werden.

Wenn also jemand die Meinung hat, er könne nun wirklich als Re­präsentant der anthroposophischen Sache vor der Welt seinen Beitritt zur Schule suchen, so möge er sich dazu melden. Äußere Bedingung ist zunächst, daß man wenigstens zwei Jahre Mitglied ist. Die Freunde, die länger als zwei Jahre Mitglied sind, können sich melden, insofern sie noch nicht ihr blaues Zertifikat erhalten haben. Man wird künftig das

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rote Zertifikat als Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft haben) und man wird das blaue Zertifikat haben als Mitglied der Schule.

Diejenigen Freunde also, die Mitglieder der Schule werden wollen, die, wie ich schon sagte, noch nicht ein Zertifikat erhalten haben, auch wenn sie schon geschrieben haben und ihr Schreiben noch nicht erledigt werden konnte, also wenn sie noch nicht das blaue Zertifikat gesandt erhalten haben, bitte ich, heute abend oder wenigstens in den nächsten Tagen, am besten so schnell wie möglich, hier bei Dr. Wachsmuth sich zu melden. Wir werden dadurch ein Verzeichnis derjenigen bekommen, die sich noch melden, und dann werden diejenigen, welche zur Schule zugelassen werden können, ihr blaues Zertifikat zur ersten Klassen-stunde bekommen, die, wie gesagt, für den nächsten Dienstag vorge­sehen ist.

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EINLEITENDE UND ABSCHLIESSENDE WORTE

BEIM PÄDAGOGISCHEN KURSUS FÜR DIE LEHRER

DER IN LONDON NEU ZU BEGRÜNDENDEN SCHULE

MIT VALDORF-PÄDAGOGIK

Torquay, 12. August 1924

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Meine liehen Freunde! Es gereicht mir wirklich zur tiefsten Befriedi­gung, daß Sie hier in England nun SO weit sind, um an die Begründung einer Schule im anthroposophischen Sinne denken zu können. Es be­deutet dies ja in Wirklichkeit einen außerordentlichen, tiefen Einschnitt in die Geschichte des Erziehungswesens. Spricht man einen solchen Satz aus, so ist es ja sehr leicht, daß man für das Aussprechen eines solchen Satzes der Unbescheidenheit geziehen wird. Aber es liegt bei allem, was aus anthroposophischen Untergründen für die Erziehungs- und Unter­richtskunst hervorgehen soll, auch wirklich heute etwas Eigentümliches zugrunde. Und ich möchte es mit allergrößter Freude begrüßen, daß der erste Stamrn eines Lehrerkollegiums hier sich wirklich bereitgefun­den hat, aus dem Innersten der Seele heraus anzuerkennen, daß bei dem,

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was wir anthroposophische Pädagogik nennen, etwas Besonderes zu-grunde liegt. Wir sprechen, wenn wir von anthroposophischer Päd­agogik reden, wirklich nicht aus einem fanatischen Reformgedanken heraus von der Notwendigkeit einer Erneuerung des Erziehungswesens, sondern wir sprechen aus der Empfindung und dem Erleben der Kultur­entwickelung der Menschheit heraus.

#TI

Torquay, 20. August 1924

#TX

Ich möchte, was Ihnen selbstverständlich klingen wird, zum Schlusse noch aussprechen, daß es mich tief befriedigt hat, daß Sie ein so tatiges Interesse daran haben, die Waldorfschul-Methode hier in England fruchtbar werden zu lassen, daß Sie mit solcher Energie daran arbeiten, hier eine Schule nach unserer anthropoSOphischen Methode einzurichten. Und ich möchte die Hoffnung aussprechen, daß es Ihnen gelingen möchte, dasjenige, was Sie lernen konnten aus unseren Seminarkursen in Stuttgart, was Sie gehört haben in den verschiedenen andern Kursen, die auch hier in England gehalten worden sind, und was ich zuletzt hier an einzelnen aphoristischen Bemerkungen geben konnte - daß Sie all das benützen können, um eine recht gute Schule nach anthroposophischer Methode hier in England zu begründen.

Sie müssen nur bedenken, wieviel davon abhängt, daß wirklich der erste Versuch, der gemacht wird, gelingt. Gelingt er nicht dann ist ja viel verloren, denn dann wird nach dem ersten Versuch alles übrige be-urteilt. Und es hängt sehr viel davon ab, daß Sie den ersten Ansatz in einer Weise machen, daß die Welt merkt: es ist etwas, was weder in abstrakten, dilettantischen Schulreformplänen schweIgt, noch irgendetwas, was sonst Laienhaftes iSt, es ist etwas, was wirklich aus dem Erfassen der Menschenwesenheit hervorgeht, was dann übergehen soll in die päd­agogische Kunst, und was tatsächlich neben vielem andern von unserer in so schwieriger Lage befindlichen Zivilisation gefordert wird.

Damit möchte ich Ihnen recht gute Gedanken mitgeben auf den Weg zur Begründung der hiesigen Schule nach anthroposophischer Methode.

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ABSCHIEDSWORTE

BEIM ZWEITEN INTERNATIONALEN SOMMERKURS IN ENGLAND

Torquay, 22. August 1924

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Meine sehr verehrten Damen und Herren! Auf die beiden Sommerkurse, die hier in England abgehalten werden konnten, blicken wir zurück mit einer großen Befriedigung. Wir blicken so zurück, daß die Art der Ver­anstaltung dieser Sommerkurse das innere Gefühl hervorrief: In diesen Sommerkursen konnten zum ersten Male Dinge entwickelt werden, die erforderten, daß in einer gewissen Weise etwas vorlag. Man kann sagen, die beiden Sommerkurse waren so veranstaltet, daß man sich okkult angeheimelt fühlte. Und mir scheint nach alledem, was hier während dieser Sommerkurszeit zu fühlen war, daß die Intentionen, die ausgehen von unseren Freunden, Mr. Dunlop, Mrs. Merry, tatsächlich Hinter-gründe haben, die gefühlsmäßig wahrzunehmen sind, Hintergründe, die aus einem echten geisteswissenschaftlichen Wollen hervorgehen. Ok-kult angeheimelt, möchte ich sagen, war man sowohl das vorige Jahr, wie auch dieses Jahr.

Wir durften in Umgebungen sein, welche mancherlei uralt Bedeut­sames aussprechen, welche durch dasjenige, was sie aus uralt Bedeut­samem bewahrt haben, heute noch in einer geistig außerordentlich be­deutsamen Weise zu uns sprechen. In solcher Umgebung und in solchem Milieu löst sich auch das Wort, löst sich die Geistgestalt, die gern an die Menschen herantreten möchte, welche sich durch ihre Zugehörigkeit zur anthroposophischen Bewegung oder durch ihre Sympathie mit derselben bereitfinden, dasjenige in sich aufzunehmen, mit zu vertreten, was von jenen geistigen Welten - auf die ja im Laufe dieser Veranstaltungen immer wieder hingewiesen worden ist - als das umfassende anthroposo­phische Wollen sich nach den Zeichen der Zeit in die Gegenwart und in die nächste Zukunft hereinstellen muß. Und so fühlte man eben in ge­wissem Sinne eine Art Zusammenwachsen desjenigen, was durch die anthroposophische Bewegung fließt, und desjenigen, was als Rahmen durch unsere Freunde, Mr. Dunlop voran, hier veranstaltet, zubereitet worden ist.

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Es ist ganz zweifellos, daß etwas von jener Kraft, welche in dem Wol­len solcher Veranstaltungen für eine intime okkulte Vertretung des Anthroposophischen liegt, in dem Wollen dieser Veranstaltung unserer Freunde gewesen ist, was selbst das ja nicht gerade okkult Sympathische oder künstlerisch Inspirierende dieses Saales paralysieren konnte. Aber es konnte dieser Saal durchaus ertragen werden. Und dadurch ist immer­hin eine Art - man nennt es einen indirekten Beweis in der Mathematik-, eine Art indirekter Beweis geliefert für das außerordentlich Gelungene dieser Veranstaltung.

Ich spreche ganz gewiß, indem ich unseren Freunden unseren herz­lichsten, innigsten, aus tiefster Seele kommenden Dank ausspreche, auch im Namen von Frau Dr. Steiner, im Namen des ganzen Vorstandes am Goetheanum, wie er verbunden ist mit den Zielen der anthroposophi­schen Bewegung, mit all demjenigen, was aus echtem anthroposophischem Wollen heraus für die Anthroposophie gemacht wird. Diesen Dank wol­len wir auch in guter Erinnerung bewahren, wenn wir wieder an das Goetheanum zurückgehen, behalten all das Liebe, Herzliche, Schöne, und vor allen Dingen all das groß Gewollte, das man uns hier entgegen­gebracht hat. Es ist auch in gewissem Sinn in außerordentlich lieber Weise diesmal für das Künstlerische, für die Eurythmie bei diesen beiden Som­merkursen gesorgt worden, so daß diese, aus okkulten Intentionen her-ausgeholte, für die Gegenwart und nächste Zukunft, wie ich glaube, be­deutungsvolle Eurythmie hier hat zur Geltung kommen können. Das Geistige, das Künstlerische, kann ja insbesondere durch diese Eurythmie zur Geltung kommen.

Mir scheint, auch da hat sich die influenzierende Kraft der Eurythmie hindurchgerungen durch die entgegengesetzten Schwierigkeiten, denn es hat ja manchmal bei den Eurythmievorstellungen so geschienen, als ob sie zugleich Proben sein sollten für eine Art okkulten Verständnisses, die man abzulegen hat. Man konnte bei diesen Eurythmievorstellungen das Bedürfnis bekommen, die Körper derjenigen anthroposophischen Freunde zu sehen unter den andern Besuchern, die sonst bei dem Kursus vorhanden waren! Da kam es mir an manchen Abenden vor, daß die Körper dieser anthroposophischen Freunde fehlten. Das war vielleicht -dachte ich-ein Erproben, daß man nur die Seelen, die Geistersuchensoll.

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Ich suchte dann im Saal die Geister unserer anthroposophischen Freunde und fand auch viele, die nicht da waren, trotzdem sie beim Kursus vor­handen waren. Nun, es wird das wohl nur eine

Aber diese Hemmnisse abgerechnet, ist wirklich alle Veranlassung, mit innigster Dankbarkeit auf alles das hinzublicken, was hier wiederum für die Anthroposophie geschehen ist. Und ich durfte ja gerade bei diesem Kursus im eminentesten Maße dasjenige zur Geltung bringen, was seit der Weihnachtstagung in Dornach der maßgebende Impuls sein soll für die anthroposophische Bewegung. Ich durfte die esoterische Kraft in der Weise hineinlegen in das, was ich hier zu leisten hatte, daß ich mich nur mehr verantwortlich fühle für dasjenige, was bei dieser oder jener Ge­legenheit innerhalb der anthroposophischen Bewegung gegeben oder gesagt werden soll, den geistigen Mächten gegenüber, welche eine ge­wisse Summe von Spiritualität in der Gegenwart und nächsten Zukunft in die Menschheit bringen wollen, und denen es einzig und allein obliegt, zu entscheiden darüber, in welcher Weise die anthroposophische Be­wegung geführt werden soll. Gerade aus dem Gefühl heraus, wie das mit den innersten Empfindungen, daß sein kann, was sein soll, geschehen konnte, gerade aus diesem Gefühl heraus möchte ich meinen ganz herz­lichsten Dank all denjenigen aussprechen, diäe an dieser Veranstaltung beteiligt waren.

Ich kann ihn insbesondere aussprechen, da so sichtbar die Persönlich-keit neben mir stand bei alldem, was hier getan werden sollte, unserem lieben Freunde Kaufmann, der tatsächlich auch diesmal wiederum in der alleraufopferndsten Weise und in der allertreff sichersten Weise für die Möglichkeit gesorgt hat, daß dasjenige, was ich zu sagen habe, hier auch zur entsprechenden Geltung kommen könne. Daher sei Mr. Kaufmann mein ganz besonderer Dank an diesem Abend abgestattet.

Und nun, ich kann nicht jedem einzelnen - es ist ja auch schon von anderer Seite geschehen - den Dank, der aber gewiß gefühlt wird, so­wohl von mir, wie auch von dem Vorstand am Goetheanum, persönlich

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aussprechen. Denn ich habe schon bei solchen Gelegenheiten des öfteren 1 betont: Diejenigen, die hinter den Kulissen arbeiten, sie arbeiten eben hinter den Kulissen. Sie müssen dann auch leider sehen, wie es nicht mög­ilich ist, jedem einzelnen wirklich den aber nicht minder tief gefühlten Dank auszusprechen. Ja, diejenigen, die hinter den Kulissen arbeiten, haben es meistens am schlechtesten. Sie müssen vieles vermissen von den Veranstaltungen und klappen oftmals zusammen unter all demjenigen, was im Laufe einer solchen Veranstaltung getan werden muß. Aber ich meine trotzdem, daß ich auf lauter dankbare Herzen in diesem Saale treffe, wenn ich auch nach dieser Seite hin all denjenigen, die etwas dazu beigetragen haben, daß dieser Sommerkursus hat zustande kommen und in dieser Weise sich hat entfalten und entwickeln können, den herzlich­sten Dank hiermit zum Ausdruck bringe.

Nun stehen wir am Ende dieser Veranstaltung. Manches von dem, was vielleicht noch hätte gesagt werden können im Zusammenhange mit dem Gesagten, wird auf andere Zeiten aufgespart werden müssen. Aber die Versicherung möchte ich am Schlusse hier noch vor Ihre Seele hin-stellen, daß die Erinnerung an die Tagung, die wir hier in Torquay ver­lebt haben, fortleben wird, wie diejenige von Penmaenmawr fortgelebt hat. Sie wird so fortleben, daß wir das, was sich hier uns aus liebenden Herzen, aus mit Anthroposophie sich durchziehenden Seelen entgegen-geboten hat, ansehen werden als etwas, das in das Goldene Buch der an­throposophischen Bewegung wird in besonderer Weise eingeschrieben werden können. Denn es hängt so manches gerade innerhalb dieser an­throposophischen Bewegung davon ab, daß auch in dasjenige, was ver­anstaltet wird, was geschieht, okkulter, geisteswissenschaftlicher, an­throposophischer Einschlag kommt. Daß uns dieser Einschlag wie ein schön glänzendes Licht nachleuchten wird für unsere Erinnerung, davon möchte ich Ihnen hiermit die herzlichste Versicherung abgeben.

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Nachrichtenbllat; 24. August 1924

An die Mitglieder!

UNSERE SOMMERKURSE IN TORQUAY

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In Torquay, an der südwestlichen englischen Küste, haben diesmal die Freunde der anthroposophischen Bewegung in England die Sommer. kurse veranstaltet. Mr. Dunlop, der feinfühlige, nach weiten Zieleti schauende Anthroposoph, und Mrs. Merry, die unermüdlich Tätige und der Bewegung liebevoll Ergebene, haben sich, im Verein mit den an­dern Freunden, der großen Arbeit unterzogen, diese Kurse zu ermög-lichen.

Die Arbeit besteht in einem fortlaufenden Kurse für Mitglieder und Freunde der Anthroposophie, den ich an den Vormittagen halte und für den das Thema gewünscht worden ist:

Vom Vorstande am Goetheanum sind außer mir der Schriftführer Dr. Ita Wegman, Marie Steiner, Dr. L. Vreede und Dr. Wachsmuth anwesend. Der Präsident der englischen Anthroposophischen Gesell­schaft, Mr. H. Collison, und die meisten Vorstandsmitglieder sind anwesend.

Die Übersetzung meiner in deutscher Sprache gehaltenen Vorträge ieistet in der aufopferndsten Art Mr. Kaufmann.

Wir stehen, da ich dieses schreibe, mitten in dem Kurse darinnen; sechs Vormittagsvorträge, sechs pädagogische Vorträge, zwei Mitglie­dervorträge, zwei Eurythmieaufführungen, ein Vortrag Dr. v. Bara­valles haben bereits stattgefunden.

In den Vormittagsvorträgen setze ich mir zur Aufgabe, die Wege der menschlichen Seele zu den verschiedenen Bewußtseinszuständen zu

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zeigen, durch die sich dem Menschen die dem gewöhnlichen Bewußtsein verborgenen Weltgebiete offenbaren. Zunächst habe ich dargestellt, welche Veränderungen die Bewußtseinsverfassung des Menschen im Laufe der geschichtlichen Entwickelung durchgemacht hat. Ich habe dazu zwei Beispiele gewählt: die alten Chaldäer und die Lehrer der Schule von Chartres im Mittelalter. Bei den Chaldäern ist ein An­scnauen vorhanden, das an den Sinnesoffenbarungen auch noch das Geistige mit-wahrnimmt. Bei ihnen ist noch nicht das gedankengetra­gene Wachbewußtsein vorhanden, das die heutige Menschheit hat, son­dern ein solches, das in Bildern Sinnliches und Geistiges wachend zu­sammenschaut; dafür aber bleibt ihnen auch der traumlose Schlaf nicht erinnerungslos; sie besinnen sich auf denselben und nehmen dadurch das Geistige wahr, dem der Mensch vor der Geburt und nach dem Tode angehört. Die Lehrer von Chartres sprechen aus ihrem Bewußtsein heraus, das sie zwar nicht mehr voll entwickelt, aber dem Inhalte nach traditionell überliefert haben, von der «Natur» nicht wie der gegen­wärtige Mensch als einer bloßen Summe von Naturgesetzen, sondern wie von einem lebendigen Wesen, das im lebendigen Tun die Erschei­nungen der Natur hervorbringt. Die Anschauung dieses lebendigen Wesens, die der Mensch einstens besessen hat, ist damit verloren ge­gangen, daß die Erinnerungsfähigkeit an die Erlebnisse des traumlosen Schlafes erloschen ist. Ich ging dann dazu über, zu zeigen, wie der Mensch die verschiedenen Bewußtseinszustände in sich erzeugt, wie er dadurch zu der Erkenntnis dessen kommt, was geistig hinter dem Men­schen-, dem Tier-, Pflanzen- und Mineralreiche waltet. Ich schilderte die geistige Wesenhaftigkeit einzelner Metalle und deren Beziehung zu dem sich zur geistigen Anschauung entwickelnden, sowie auch zu dem kranken Menschen. Ich stellte ferner dar, wie der Bewußtseins-zustand ist, der das Leben des Menschen über den Tod hinaus verfolgen kann. Auch stellte ich den Zuhörern vor Augen, wie gewisse Bewußt­seinszustände, die entwickelt werden können, dem Menschen ermög­lichen, sein geistiges Gesichtsfeld von der Erde hinweg in den Kosmos, zu den Sternensphären zu erweitern.

So versuche ich die Grundlage dafür zu gewinnen, die rechten Wege zur Erkenntnis der geistigen Welt zu zeigen, um dann weitergehend

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die Abirrungen auf unrichtige Bahnen anschaulich machen zu kön­nen.

In den pädagogischen Vorträgen bemühe ich mich, den Lehrkräften der hier in England nach dem Muster der Waldorfschule zu gründen-den Primarschule eine Art Seminarkurs zu geben. Die für den Lehren-den und Erziehenden notwendige Gesinnung, die für die Ausübung der pädagogischen Kunst unerläßliche Seelenverfassung versuche ich zu be-leuchten. Methodische Anweisungen für die einzelnen Erziehungsgebiete und Unterrichtsfächer versuche ich zu geben. Alles ist auf die Darstel­lung einer in wahrer Menschen-Erkenntnis gegründeten Lehrpraxis hin orientiert.

In den Eurythmie-Aufführungen hat Marie Steiner internationale Programme für die eurythmische Darstellung von Dichtungen und viel­seitige Musik-Eurythmisierungen zusammengestellt, die das Wesen der eurythmischen Kunst allseitig zur Vorführung bringen. Die englische, französische und deutsche Rezitation wird von Marie Steiner besorgt. In den zwei Aufführungen, die wir gehabt haben, herrschte eine herz­liche und erfreuende Stimmung. Man hat das Gefühl, die Eurythmie dringt allmählich zu den Herzen der kunstempfänglichen Menschen vor. Ich bin froh darüber, daß die unter Marie Steiners Leitung stehende Eurythmietruppe, die am Goetheanum ihren künstlerischen Mittelpunkt hat, wird - nach den zwei bisher stattgehabten Vorstellungen ist das zu schließen - mit den befriedigendsten Gefühlen an die so herzlich be­geisterte Aufnahme ihrer Leistungen zurückdenken können.

In den Mitgliedervorträgen sprach ich über die Art, wie Menschen, indem sie durch wiederholte Erdenleben gehen, die Ergebnisse der einen Geschichtsepoche in die andere hinübertragen. Ich zeigte, wie es durch solches Hinübertragen erklärlich wird, daß in unserer gegenwärtigen Zivilisation so verschiedenartige Geistesrichtungen sich offenbaren. Die Träger dieser Geistesrichtungen tragen eben aus ihren vorigen Erden-leben die mannigfaltigsten Ergebnisse in sich, und diese wirken sich in ihnen karmisch aus. So kann man durch geisteswissenschaftiiche For­schung erkennen, wie Bacon von Verulam außerchristliche, im Moham­medanismus und Arabismus wurzelnde Ideen-Impulse aus früheren Erdenleben in das hingetragen hat, in dem er Bacon war.

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Die Art, wie wir über den bisherigen Verlauf dieser Sommerkurs­Veranstaltung empfinden dürfen, die gute Stimmung, die herrscht, las­sen hoffen, daß auch der weitere Fortgang in der schönsten Weise sich gestalten werde.

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AUSFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

IN LONDON

Vor dem Vortrag in London, 24. August 1924

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Vorerst gibt es mir eine angenehme Befriedigung, herzlichst zu danken für die freundlichen Worte, die der Vorsitzende der Englischen Anthro­posophischen Gesellschaft, Mr. Gollison, soeben ausgesprochen hat. Sie können immer überzeugt sein, daß es mir tief befriedigend ist, wieder unter Ihnen sein zu können und einiges von unserer anthroposophischen Arbeit hier sich entwickeln zu lassen. In diesem Augenblicke kann man ja mit dieser anthroposophischen Arbeit unter zwei Eindrücken stehen. Zuerst unter demjenigen, der bewirkt wird dadurch, daß wir eben von Torquay kommen, wo wir eine Zeitlang leben durften in Darstellungen aus der geistigen Welt, die in dem Zeichen standen, das ich vorgestern dadurch charakterisiert habe, daß die beiden Sommerveranstaltungen, die aus dem Impuls unseres Freundes Dunlop und unserer Freundin Mrs. Merry hervorgegangen sind, daß diese Veranstaltungen einen, wie ich sagen möchte, eben okkult anheimeln, daß man aus dem ganzen Milieu der Veranstaltungen, aus dem Umgebensein mit der elemen­tarisch, auch geistig elementarisch wirkenden Natur oder wenigstens dem Nahesein solcher Natur, auch eine gewisse innere impulsive Ver­anlassung hatte, mit dem, was auseinandergesetzt wurde, stehenzublei­ben innerhalb derjenigen Impulse, die durchaus an die Lokalität ge­bunden sind.

Das zweite ist, daß es mir ja zum ersten Male gegönnt ist, nach der bedeutungsvollen Weihnachtstagung am Goetheanum hier unter Ihnen, meine lieben Freunde, zu sprechen. Diese Weihnachtstagung in ihrer

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Bedeutung ist wohl, denn das lag in Ihren Absichten, hier im Zweige unserer englischen Freunde durchgesprochen, durchgedacht, durchemp-funden worden. Es ist richtig, meine lieben Freunde, daß der ganze volle Impuls dieser Weihnachtstagung auf der einen Seite, soviel es sich nun gezeigt hat, da ich ja an verschiedenen Orten sprechen durfte nach dieser Weihnachtstagung, daß dieser ganze volle Impuls der Weih­nachtstagung - da mehr, dort weniger - verstanden wird, daß er sich beginnt einzuleben, daß er aber audi manches Befremden noch hervor­ruft innerhalb der Herzen unserer lieben anthäroposophischen Freunde.

Es war dieser Weihnaditsimpuis dadurch notwendig geworden, daß eben die Entwickelung der Anthroposophischen Gesellschaft, seit sie selbständig geworden ist, sich losgelöst hat, herausgegliedert hat aus ihrem früheren äußeren Verbundensein mit der Theosophischen Ge­sellschaft, nicht jene Gestalt angenommen hat, von der ich gedacht habe, namentlich 1913, daß sie angenommen werden würde.

Und dann hat sich mancherlei aus der Anthroposophischen Gesell­schaft heraus entwickelt, was nicht in organischer innerer Lebenskraft dessen stand, was die anthroposophische Bewegung geistig, spirituell darstellt. Das alles habe ich während der Weihnachtstagung ausein­andergesetzt, möchte hier nur darauf verweisen. Es war in gewissem Sinne ein Wagnis, in den Wochen vor der Weihnachistagung zu dem Entsächlusse zu kommen, daß ich selbst den Vorsitz der Anthroposophi­schen Gesellschaft, wie sie nun vom Goetheanum aus begründet worden ist, übernehmen konnte. Denn bisher war es ja so, daß ich durchaus nur irn Hintergrunde als Lehrer innerhalb der anthroposophischen Be­wegung gelten wollte und offiziell kein Amt annahm. Es ist schwierig, mit all demjenigen, was in der geistigen Welt als Verpflichtung dem Lehrenden auferlegt ist, mit all den Verantwortlichkeiten gegenüber der geistigen Welt gerade in der heutigen Zeit die äußere Verwaltung der Gesellschaft zu übernehmen, die nun einmal die Verwaltung des Geistesgutes, des Weisheitsgutes der Anthroposophie zu ihrer Aufgabe hat. Allein, es mußte geschehen. Es war aber insofern ein Wagnis, als man natürlich vor der Eventualität stand, daß auch dadurch manches verlorengehen könnte von jenen spirituellen Strömungen, die einmal aus der geistigen Welt heute in die Menschenwelt herein wollen,

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und deren Empfangen die Aufgabe der anthroposophischen Bewegung ist.

Nun darf aber gesagt werden daß durchaus die Sache sich so dar-gestellt hat, daß nicht nur etwa seit der Weihnachtstagung kein Zurück­stauen der Offenbarungen aus der geistigen Welt vorliegt, sondern im Gegenteil, daß sogar die geistige Welt mit einer viel größeren Wohl­gefälligkeit herabsieht auf dasjenige, was durch die anthroposophische Bewegung in der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht und daß die Gaben aus der geistigen Welt eigentlich seit dieser Weihnachtstagung wesentlich reicher geworden sind so daß wir also auch in dieser esote­rischen Beziehung durchaus mit voller Befriedigung auf die Weihnachts-tagung zurückblicken dürfen.

Dasjenige, was mit dem Worte gesagt ist: die esoterische Bedeutung der anthroposophischen Bewegung, das, meine liebe Freunde, soll immer wahrer und wahrer, immer wirklicher und wirklicher werden. Der Zug, der durch die anthroposophische Bewegung geht, soll immer esote­rischer und esoterischer sich gestalten. Das wird nur dann richtig ver­standen werden, wenn man die volle esoterische Aufgabe des Vorstan-des am Goetheanum verstehen wird, wenn man dasjenige verstehen wird, was ich bei der Weihnachtstagung gemeint habe, als ich sagte, er muß ein Initiativ-Vorstand sein, er muß ergreifen die Aufgaben, die der anthroposOphischen Bewegung aus der geistigen Welt gestellt wer­den, muß diese aufnehmen, muß sie in die Welt leiten, darf nicht bloß ein Verwaltungsvorstand sein.

Nun, meine lieben Freunde, man hat gesehen, daß die Herzen das Esoterische, das auch durch alles Vortragswesen seit der Weihnachts-tagung am Goetheanum fließt, mit einer großen Empfänglichkeit auf-nehmen. Und es steht zu hoffen, daß das auchinder Zukunft der Fall sein wird, wenn auch vielleicht die Dinge so liegen, daß wegen des kon­servativen Sinnes in England noch immer ein leiser Zug bemerkbar ist. hier, daß man es lieben würde, das alte Verhältnis fortzusetzen, wie es. war, ohne Einschaltung desjenigen, was vom Goetheanum ganz durch den Willen der anthroposophischen Bewegung selbst ausgehen soll. Aber es wird ja auch etwas vielleicht Progressives in diesem Konservatismus nach und nach sich hingewöhnen. Und wir dürfen hoffen, daß dasjenige,

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was heute vielleicht da ist, aber noch nicht bemerkt wird, über-haupt nicht bemerkt wird, vorübergehe, ohne daß es bemerkt wird, und abgewöhnt wird, ohne daß man erst weiß, daß es da ist. Ich weiß, wie sehr man hängt an demjenigen, was sich einmal eingebürgert hat. Aber man muß durchaus die Empfindungen erheben können, meine lieben Freunde, dazu, daß anthroposophische Bewegung überhaupt gegenüber allem in der Welt etwas Neues ist und daß es außerordentlich schwierig, ja auf vielen Gebieten unmöglich ist, in den alten Formen dieses Neue fortzupflegen. Es ist natürlich dem Menschen auf der anderen Seite schwierig, die neue Form für den neuen Inhalt zu finden.

Nun, meine lieben Freunde, von da ausgehend möchte ich auch dar­auf aufmerksam machen, daß im Grunde genommen die anthroposo­phische Bewegung, wie sie jetzt sich gestalten will, gestalten ja nament­lich in ihren spirituellen Strömungen, eine Art Zurückkehren ist zu demjenigen, was ursprünglich in den Absichten lag. In diesen Absichten lag ja nicht nur dies, was sich dazumal in Berlin abspielte, als die deutsche Sektion in der Theosophischen Gesellschaft begründet worden ist, wo während der Begründung dieser deutschen Sektion der Theoso­phischen Gesellschaft von mir in einem Vortragszyklus gesprochen wor­den ist, der den Titel «Anthroposophie» hatte, so daß sozusagen da­mals neben der Begründung der theosophischen deutschen Sektion stand die anthroposophische Bewegung; aber dasjenige, was innerhalb der Theosophical Society von unserer Seite sich abgespielt hat, war nie etwas anderes als Anthroposophisches.

Und nicht nur dieses war vorhanden, sondern es war auch das vor­handen, daß schon dazumal stark bei mir die Absicht war, den esote­rischen Zug in die anthroposophische Bewegung hineinzubringen. Daher trug der erste Vortrag, den ich dazumal hielt, innerhalb des Rahmens dessen, was gesprochen werden sollte in der deutschen Sektion der Theosophical Society, den Titel: «Praktische Karma-Übungen».

Aber die Persönlichkeiten, die dazumal mit bei der Begründung waren, bekamen einen furchtbaren Schreck, als sie diesen Titel vernah­men, und ich könnte heute noch mit voller Anschaulichkeit die astra­lischen Wellen des Bebens und Zitterns schildern, welche namentlich die alten Herren an sich zeigten, die dazumal, herausgewachsen aus der

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theosophischen Bewegung, hörten, ich wollte sprechen über praktisches Karma. Und Worte immerhin wie dieses wurden mir entgegengebracht: Wollen Sie denn an einem Tage unsere ganze jahrzehntelange Arbeit -denn die Leute glaubten ja, jahrzehntelange Arbeit geleistet zu haben -, unsere ganze jahrzehntelange Arbeit einsargen! Und es fanden sozu-sagen fortwährend Privatsitzungen, Councils statt, in denen man mir begreiflich machte, das könne so nicht gehen. Und ich verspürte dann nicht nur den astralischen und Ich-Eindruck von den Bebe- und Zitter­wellen, sondern ich verspürte auch den fröstelnden Eindruck der astra­I lischen Gänsehaut, welche die alten Herren bekamen.

Und da war es denn ganz unmöglich, bei dem Programm zu bleiben, weil es aussichtslos gewesen wäre. Und so kam eben die theosophische Bewegung in Deutschland ixi ein mehr theoretisches Fahrwasser, wie sie ja überhaupt in der Theosophical Society es hat, und das eigentlich Esoterische mußte warten.

Und das war ihm vielleicht gut. Denn es vergingen ja mittlerweile reichlich dreimal sieben Jahre, in denen konnte sich manches im Unbe­wußten und Unterbewußten einleben, was ins Bewußtsein nicht recht hinein wollte. Und das ist auch geschehen. Und so kann jetzt durchaus in jener esoterischen Weise gerade für den Anfang des Einlebens des Goetheanischen Weihnachtsimpulses, dasjenige, was dazumal nicht geben konnte, es kann der Anfang dieses Einlebens damit beginnen, daß die okkulten Entwickelungsimpulse der Welt, des Kosmos und der Menschheit gesucht werden auf dem karmischen Gebiete. Gefragt wird, und die Antworten werden gegeben, wenn sie heute aus der geistigen Welt heraus schon gegeben werden können, nach Menschheits-, nach einzelnem, individuellem Karma und so weiter. Daran werden an­schaulich werden können die Impulse, die herein wollen, mit aller Kraft herein wollen aus der übersinnlichen Welt in die Welt der Menschheit in der Gegenwart.

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Nach dem Vortrag in London, 24. August 1924

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Ich habe noch eine Bemerkung zu machen, meine lieben Freunde. Die­jenigen Freunde, welche die Absicht haben, Mitglieder der Schule zu werden und an den Klassenstunden, die in den nächsten Tagen hier stattfinden werden, teilzunehmen, werden hiermit gebeten, sich bei Dr. Wachsmuth schon womöglich nach dieser Stunde hier zu bewerben um das blaue Zertifikat. Und auch diejenigen Freunde, welche schon geschrieben haben um die Teilnehmerschaft zu der Klasse und noch keine Berücksichtigung gefunden haben - da jetzt so außerordentlich viel zu tun ist nach jeder Richtung, können die Briefe. nicht immer gleich erledigt werden -, auch diese Freunde möchten sich an Dr. Wachsmuth wenden und sich durch ihn bei mir anmelden.

Es wird im allgemeinen gesagt werden müssen, daß diese esoterische Schule, deren erste Klasse bis jetzt besteht, das Herz und die Seele der Anthroposophischen Gesellschaft sein soll. Dazu wird erforderlich sein, daß in dieser Schule nur diejenigen Freunde Mitglieder werden, welche sich in jeder Beziehung dazu entschließen können, in dem Leben, in dem sie stehen, wirkliche Repräsentanten der anthroposophischen Sache zu sein und dies auch darzuleben in der Art und Weise, wie sie im Leben drinnenstehen.

Gerade durch die Weihnachtstagung am Goetheanum ist ja der all­gemeine Kreis der Anthroposophischen Gesellschaft ein weiterer gewor­den. Die Gesellschaftsmitglieder sind ferner nur dazu verbunden, sozu­sagen insoweit teilzunehmen an der anthroposophischen Sache, als ihnen das nach ihren Antezedenzien möglich ist. Sie gehen keinerlei Verpflich­tungen ein, höchstens diejenigen, die jeder anständige Mensch der Welt gegenüber eingeht. Aber diejenigen, die dann in das innere Arbeiten eintreten, von denen muß schon verlangt werden, daß sie im Leben richtige Repräsentanten der anthroposophischen Sache seien.

Das ist keine Beschränkung der Freiheit, denn es handelt sich ja darum, daß die Leitung der esoterischen Schule am Goetheanum ebenso frei sein muß darinnen, an wen sie ihre Arbeiten mitteilen will, wie diejenigen frei sein müssen, die diese Arbeiten empfangen. Sozusagen das Verhältnis zwischen den Mitgliedern der esoterischen Schule und

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ihrer Leitung besteht in einem gegenseitigen Vertragsverhältnis, wo eben jeder seine Forderung stellen muß. Daß diese Forderungen aber streng eingehalten werden müssen, das mag Ihnen die Tatsache bezeu­gen, daß auf der andern Seite die Möglichkeit stehen muß, Mitgliedern der Schule, die nach der Ansicht der Leitung nicht in der richtigen Weise drinnenstehen, bemerklich zu machen, daß sie fernerhin kein Mitglied der Schule sein können, und daß das schon bei dem kurzen Bestand der Schule in neunzehn Fällen notwendig geworden ist, daß sozusagen neunzehn Mitglieder der Schule ausgeschlossen werden mußten.

Daraus werden Sie ersehen, meine lieben Freunde, daß, weil jetzt alles mit einem gründlichen Ernste genorlllnen werden muß seit der Weihnachtstagung, auch das Drinnenstehen in der Schule mit aller-größtem Ernste genomlnen werden muß.

Äußerlich wird die Bedingung gemacht, daß das Mitglied zwei Jahre lang Mitglied ist, bevor überhaupt eine Mitgliedskarte zur Klasse aus­gehändigt werden kann. Ausnahmefälle können nur in den allerselten­sten Fällen eintreten eigentlich gar nicht. So daß ich diejenigen bitte, die unter den Bedingungen, die noch weiter erörtert werden am Ende der ersten Klassenstunde in die Klasse eintreten wollen, also auch die­jenigen, die schon gesch;ieben und das blaue Zertifikat noch nicht er­halten haben, sich für diese Mitgliedschaft anmelden möchten. Es muß eigentlich heute schon geschehen, damit bis morgen dann die blauen Zertifikate wirklich ausgefertigt sein können.

In der äußeren bürokratischen Welt bekommt man den «blauen Brief», wenn man herausgeworfen wird, und hier bei uns bekonmit man den blauen Brief, wenn man hereingenommen wird!.

Ankündigungen der September-Veranstaltungen am Goetheanum Nachrichtenblatt, 10. August 1924

#G260a-1987-SE376 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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Ankündigungen der September-Veranstaltungen am Goetheanum

Nachrichtenblatt, 10. August 1924

ANKÜNDIGUNG

DER MEDIZINISCHEN SEKTION AM GOETHEANUM

(Leitung Dr. I. Wegman)

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Es findet parallel zur Theologen-Tagung am Goetheanum 8. bis 15. Sep­tember ein Kursus in Pastoral-Medizin statt. Zu demselben sind alle praktizierenden Ärzte und alle, die ein Studium betreiben, das zur ärzt­lidien Praxis führt, eingeladen, wenn sie Mitglieder der Anthroposo­phisdien Gesellschaft und der ersten Klasse der Freien Hodisdiule für Geisteswissenschaft sind (damit sind die betreffenden auch Mitglieder der medizinischen Sektion am Goetheanum).

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Nadiriditenblatt, 17. August 1924

VORTRAGSVERANSTALTUNGEN UND KURSE AM GOETHEANUM

IN DORNACH IM SEPTEMBER 1924

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4. bis 9. September: Kursus für Theologen.

8. bis 15. September: Kursus für Theologen und Mediziner.

2. bis 15. September: Kursus für Sprachgestaltung und dramatische Kunst.

Außerdem werden in der Zeit vom 4. bis zirka 21. September all-wöchentlich Vorträge Dr. Steiners für die Mitglieder der Anthroposo­phischen Gesellschaft und für die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule stattfinden.

Wir möchten nochmals daran erinnern, daß alle Einreisegesuche aus Deutschland vorher an den Vorstand der Anthroposophischen Gesell­schaft in Deutschland, Stuttgart, Champignystraße 17, nicht nach Dornach, zu richten sind.

Wir machen darauf aufmerksam, daß wir nur für die Unterbringung der Teilnehmer an den obengenannten Kursen, soweit dies möglich ist,

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sorgen können, daß jedoch die übrigen Besucher für ihre Unterkunft selber Sorge tragen müssen.

Dr. Rudolf Steiner Dr. I. Wegman

Um Mißverständnissen vorzubeugen bei den zahlreichen Anfragen um Teilnahme an dem von Dr. Rudolf Steiner gehaltenen Kursus für Sprachkunst und dramatische Kunst in Dornach zwischen dem 2. und 55. September sei hiermit mitgeteilt, daß dieser Kursus in erster Linie für Schauspieler gedacht ist. Der von Frau Marie Steiner in dieser Zeit abgehaltene praktische Kursus für Sprachausbildung wird sich aus­schließlich auf Schauspieler beschränken müssen. Es werden Anfänger und sonstige Interessenten nicht daran teilnehmen können.

Freie Unterkunft und Verpflegung kann leider nicht mehr gewährt werden. - Günstig ist, Schlafdecken mitzubringen.

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Ansdilag am Sdiwarzen Brett

1./2. September 1924

Goetheanum

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

KURSUS FÜR SPRACHGESTALTUNG UND DRAMATISCHE KUNST

von Rudolf Steiner

und Marie Steiner

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Dringende Obliegenheiten in Stuttgart machen mir den Beginn des Kur­ses vor Freitag unmöglich. Der Kursus wird daher Freitag (5. IX.) 52 Uhr morgens beginnen und durch ,5 Tage hindurch täglich von 12 bis 1 Uhr abgehalten werden. Eintrittspreis: 20 Franken. Ort: Schrei­nerei.

Dr. I. Wegman Rudolf Steiner

Schriftführer der Anthrop. Gesellschaft

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EINLEITENDE VORTE ZUM KURSUS

«SPRACHGESTALTUNG UND DRAMATISCHE KUNST»

Dornach, 5. September 1924

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Dieser Kursus hat eine kleine Geschichte, und es ist vielleicht notwen­dig, daß ich diese kleine Geschichte in die Einleitung, die ich zu sprechen gedenke, hineinverwebe, schon aus dem Grunde, weil heute eben nur eine allgemeine Einleitung von mir gegeben werden soll. Es wird dann mit der eigentlichen Gliederung des Kursus morgen begonnen werden. Diese Gliederung des Kursus wird so sein, daß die Auseinandersetzun­gen über Sprachgestaltung und dramatische Kunst von mir gegeben werden, und der Teil, der sich mit der eigentlichen Sprachgestaltung zu befassen hat, von Frau Dr. Steiner gegeben wird, so daß also der Kur­sus von uns beiden in Gemeinsamkeit zu halten sein wird.

Die Gliederung des Kursus soll ungefähr so sein, daß er in seinem ersten Teil die eigentliche Sprachgestaltung umfassen wird, in seinem zweiten Teil die Bühnenkunst, also das Dramatisch-Bühnenmäßige, Re­giekunst und Bühnenkunst überhaupt. In seinem dritten Teil soll er auf das Thema kommen: die Schauspielkunst und alles dasjenige, was vor der Schauspielkunst, sei es bloß genießend, sei es kritisierend und dergleichen, steht; ich möchte sagen: Die Schauspielkunst und die übrige Menschheit. - Das soll dann der dritte Teil sein.

Es wird sich ja dann besprechen lassen, wie unsere Zeit gewisse For­derungen enthält für die Schauspielkunst, und wie die Schauspielkunst hineingestellt werden soll in die Zeit gegenüber der Art und Weise, wie überhaupt heute die Menschheit lebt.

Ich sagte: der Kursus hat eine kleine Geschichte. Er ging aus davon, daß zu Frau Dr. Steiner und mir zunächst einzelne Persönlichkeiten kamen, welche das Bedürfnis hatten, aus ihrem Drinnenstehen im Büh­nenmäßigen an die Anthroposophie heranzukommen in dem Glauben, daß - weil ja Anthroposophie heute dasjenige sein soll, das nach allen Seiten hin Anregung gibt, nach der religiösen, der künstlerischen, wis­senschaftlichen und so weiter - auch nach der künstlerisch-dramatischen Seite Anregungen gegeben werden sollen oder können.

Das kann ja durchaus der Fall sein, denn es gingen die verschiedenen

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Kurse voraus, die Frau Dr Steiner für Sprachgestaltung gegeben hat. Es ging auch hier ein Kursus von Frau Dr. Steiner über Sprachgestal­tung voraus, dem ich dazumal schon einiges hinzufügen durfte, was sich auf die Bühne selbst bezieht. Es ging voraus, daß von diesem Kursus dann allerlei Anregungen ausgegangen sind, und daß wiederum auf der andern Seite Persönlichkeiten, die im Bühnenleben drinnenstanden, das oder jenes, was bisher als Anregung gegeben worden ist von unserer Seite her, schon vor die Öffentlichkeit hingestellt haben; einzelne Grup­pen von Persönlichkeiten traten ja in der Welt bühnenmäßig auf mit der Anerkennung, zunächst für sie selbst, daß von hier aus gewisse An-regungen ausgehen können.

Dazu kommt, daß diejenige Kunst, die unter uns steht seit 1912, die eurythinische Kunst, nahe, moglichst nahe an das heutige Bühnenmäßige angrenzt. Und daß diese eurythmische Kunst in der Zukunft eben ganz mit dem Bühnenmäßigen eins werden wird, geht ja schon aus der äußerlichen Art wie sie vorgebracht werden muß, so hervor, daß einfach die Schauspielkunst das Eurythmische als etwas zu ihr Ge­höriges in der Zukunft wird zu betrachten haben. Dieses Eurythmische war ja zunächst, als es von mir gegeben worden ist, im allerkleinsten Rahmen gedacht, vielleicht überhaupt nicht gedacht, könnte ich sagen, denn es lag ja die Sache 1912 so, wie immer die Dinge liegen, wenn in der richtigen Art innerhalb der anthroposophischen Bewegung gear­beitet wird: man nirumt dasjenige, was Karma fordert, auf und gibt so viel, als gerade die Gelegenheit dazu da ist. Das ist in der anthropo­sophischen Bewegung nicht anders möglich. In der anthroposophischen Bewegung hat man nicht eine Tendenz, Reformgedanken zu haben, man hat nicht die Tendenz, eine Idee in die Welt zu setzen, sondern man hat das Karma vor sich. Und dazumal war es so, daß im allerengsten Kreise das Bedürfnis entstand, sozusagen eine Art Beruf zu bilden. Es war auf die naturgemäßeste, aber auch karmaigemäßeste Weise. Und da tat ich zunächst soviel, als gerade notwendig war, um diesem Karma entgegenzukommen.

Dann wiederum war es ebenso karmisch, daß etwa zwei Jahre dar­nach Frau Dr. Steiner deren Domäne das selbstverständlich innig berührte, sich der eurylhmischen Kunst annahm. Und alles, was dann

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daraus geworden ist, ist ja durch sie eigentlich erst geworden. So daß es also ganz selbstverständlich ist, daß auch diesoer Kursus jetzt, der un-mittelbar in diesoen AlIregungen auf das Jahr 1913, 1914 zurückgeht, sich hineinstellt in die Sektion für redende Künste, deren Leiter Frau Dr. Steiner ist.

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LETZTE AUSOFÜHRUNGEN ÜBER DIE WEIHNACHTSTAGUNG

Vor dem Abendvortrag in Dornach, 5. September 1924

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Es sind heute viele Freunde versammelt, welche seit der Weihnachts-tagung zum ersten Male hier sind, und daher obliegt es mir, wenn audi mit wenigen Worten, einleitend auf die Weihnachtstagung hinzuweisen. Durch diese Weihnachtstagung sollte ja die Anthroposophisoche Gesell-schaft einen neuen Impuls bekommen, und zwar denjenigen, der ihr eigen sein muß, wenn wirklich durch sie dasjenige Leben in würdiger Art fließen soll, das mit der Anthroposophie dem menschlichen Zivili­sationsoleben einverleibt werden soll. Es ist durchaus seit dieser Weih­nachtstagung ein esoterischer Impuls in die Anthroposoophische Gesell­schaft gekommen. Diese Anthroposophische Gesellschaft war bisher so­zusagen die Verwaltungsstätte für Anthroposophie. Anthroposophie war von ihrem Anfange an dasjenige, durch das fließt das spirituelle Leben, das heute und seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts der Menschheit zugänglich ist. Diese anthroposoophisoche Bewegung muß aber so aufgefaßt werden, daß, was von ihr hier auf Erden abläuft, eigentlich nur die äußere Erscheinung von etwas ist, das in der geistigen Welt sich vollzieht für die Entwickelung der Menschheit. Und wer in würdiger Weise der anthroposophischen Bewegung zugeneigt sein will, der muß sich schon auch damit bekannt machen, daß für das Gebiet der Anthroposoophischen Gesellschaft selber die spirituellen Impulse gelten.

Was hat es denn für eine Bedeutung, meine lieben Freunde, wenn der Mensch im allgemeinen theoretisch an eine geistige Welt glaubt? Theo­retisch an eine geistige Welt glauben heißt, diese geistige Welt in die

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Gedanken aufnehmen. Aber die Gedanken der Menschen der Gegen-wart sind heute selber so, wenn sie auch ihrer ureigensten Natur nach für den heutigen Menschen das Geistigsote darstellen, daß sie zunächst so, wie sie sich also innerer Geist des Menschen ausgebildet haben im Laufe der letzten vier bis fünf Jahrhunderte, nur geeignet sind, Wahr­heiten über das Materielle aufzunehmen. Und so hat die heutige Menschheit ein spirituelles Leben in Gedanken, erfüllt aber also allge­rt'eine Zivilisoationsomenschheit dieses sopirituelle Gedankenleben nur mit materiellem Inhalte. Materieller Inhalt bleibt auch dasjenige, was man theoretisch. über Anthroposophie weiß, bis hinzutritt die wirkliche in­nere, bewußte Überzeugungskraft: daß das Geistige ein konkretes Wirk­liches ist, daß überall da, wo für den äußeren Menschensoinn Materie lebt, Geist diese Materie nicht nur durchzieht und durchströmt, sondern daß zuletzt vor dem menschlichen wahren Blicke alles Materielle ver­schwindet, wenn er imstande ist, durch das Materielle zum Geistigen, zum Spirituellen durchzudringen.

Dann aber muß ein solches Anschauen auch ausgedehnt werden auf alles dasjenige, was uns zunächst selber angeht. Selber geht uns an unsere Zugehörigkeit zur Anthroposoophischen Gesellschaft. Für diese in der äußeren Sinnesowelt bestehende Tatsache, für diese unsere Zuge­hörigkeit zur Anthroposophisochen Gesellschaft müssen wir in der Lage sein, anzuerkennen das entsprechende Spirituelle, die spirituelle Be­wegung, die in der geistigen Welt sich in der neueren Zeit entwickelte und im Erdenleben fortbestehen wird, wenn die Menschen ihr treu bleiben können. Sie wird fortbestehen sonst abseits vom Erdenleben. Sie wird fortbestehen zusammenhängend mit dem Erdenleben, wenn die Menschen in ihrem Herzen die Kraft finden, ihr treu zu bleiben.

Daß aber nicht nur unsere theoretische Überzeugung dahingeht, daß hinter Mineralien, Pflanzen, Tieren und dem Menschen selber ein Gei­stiges schwebt, sondern daß auch hinter der Anthroposophischen Ge­sellschaft, die im Äußeren zur Maja, zur Illusion gehört, schwebt das spirituelle Urbild der anthroposophisochen Bewegung, das ist dasjenige, was eindringen muß also tiefe Überzeugungskraft in das Herz jedes sich zur Anthroposophie Bekennenden. Und das muß in dem Wirken und in dem Arbeiten der Anthroposophischen Gesellschaft real werden. Oftmals

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habe ich gesagt, meine lieben Freunde, vor der Weihnachtstagung, man müsse unterscheiden zwischen anthroposophischer Bewegung, von der immer dasselbe gesagt werden müßte wie heute, und zwischen der Anthroposophischen Gesellschaft, die eine äußere exoterische Verwal­tungsostätte für den anthroposophischen Esoterisomus war. Seit Weih­nachten ist das Gegenteil der Fall. Zur Weihnachtszeit trat die schwie­rige Entschließung heran, ob ich selber Vorsitzender der Anthroposo­phischen Gesellschaft werden soll. Ich betrachtete in allen vorangehenden Jahren des Bestandes der Anthroposophischen Gesellschaft mich als den nicht mit der Verwaltung verknüpften Lehrer der anthroposophischen Sache, und ich habe in den verschiedensten Dingen, die in Betracht kommen, das strenge durchgeführt. Die Anthroposophische Gesellschaft wurde als solche von andern geleitet. Mir oblag, innerhalb der Anthro­posophischen Gesellschaft, insofern es der einzelne oder ihre Gruppen wollten, die anthroposophische Sache zur Geltung zu bringen.

Unsere Freunde werden ja im Laufe dieser Vorträge oder aber sonst Gelegenheit haben, erkennen zu lernen, was es heißt, in tätiger Weise auf dem Erdenplane dasjenige auszuarbeiten, was sich heute in der spirituellen Welt offenbaren will. Und die Schwierigkeiten sollten ein­gesehen werden, welche damit verknüpft sind, wenn sozusagen zu die­sem Verhältnis zur geistigen Welt eine äußere Verwaltung hinzutreten soll. Und es lag durchaus um die Weihnachtszeit die Eventualität vor: Entweder werden diejenigen geistigen Mächte, welche uns die Anthro­posophie geben, Anstoß nehmen daran, daß die äußere Verwaltung nun herangezogen wird an die Esoterik selber, oder aber es wird etwas anderes eintreten. Daher war der Entschluß der denkbar schwierigste, der damals zu fassen war. Denn es konnte durchaus auch die Möglich­keit da sein, daß die Ströme geistigen Lebens, die uns zugeflossen sind, gerade durch einen solchen Entschluß hätten gefährdet werden können. Dennoch mußte der Entschluß gefaßt werden, weil die Vorbedingun­gen so lagen, daß nunmehr das Gegenteil eintreten mußte von dem, was ich eben vorhin charakterisiert habe, wenn die anthroposophische Sache weiter mit der Anthroposophischen Gesellschaft in Verbindung bleiben sollte. Es mußte für die Zukunft die Anthroposophisoche Gesell­schaft selber diejenige Stätte sein, durch die unmittelbar das esoterische

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Leben fließt und die selber esoterisch wirkt und sich ihres esoterischen Wirkens bewußt wird.

Dazu mußte der esoterische Vorstand geschaffen werden am Goethe­anum. Dazu mußte anerkannt werden, daß diesem Vorstande in seiner Ganzheit eine esoterische Aufgabe obliegt und daß in der Zukunft alles dasjenige, was durch die Anthroposoophische Gesellschaft fließt, nicht nur anthroposophische Substanz ist, die aufzunehmen ist, sondern daß für die Zukunft außer dem, daß Anthroposophie gelehrt wird, Anthro­posophie getan werde, das heißt, in allen äußeren Maßnahmen Anthro­posophie wirkt.

Dazu bedarf es der Anerkennung jener realen Kräfte, welche ver­binden müssen die einzelnen in der Gesellschaft vereinigten Persönlich­keiten. Diese Kräfte können keine Kräfte sein, die unter irgendeinem Programm oder Satze stehen, die durch abstrakte Sätze zusammen­gefaßt werden. Allein dasjenige kann im esoterischen Sinne die Anthro­posophisoche Gesellschaft begründen und halten, was als reale mensch­liche Beziehungen vorhanden ist. So muß in der Zukunft alles auf die realen menschlichen Beziehungen im weitesten Sinne begründet sein, auf das konkrete, nicht auf das abstrakte geistige Leben.

Man muß nur in der Lage sein, dieses konkrete geistige Leben also sol­ches aufzufassen und es in den geringsten Einzelheiten des Lebens zu sehen. Ich möchte eine recht winzige Einzelheit anführen. Wir haben be­schlossen, als dieser Impuls aufgenommen wurde, jedem unserer Mit­glieder ein neues Mitgliedszertifikat zu geben. Da die Anthroposo­phisoche Gesellschaft mittlerweile bis zu zwölftausend Mitgliedern an­gewachsen ist, handelte es sich nun darum, diese zwölftausend Mit­gliederzertifikate auszustellen, und ich mußte trotz des Einwandes, den viele gemacht haben, den Entschluß fassen - wie gesagt, es ist eine win­zige Sache -, jedes einzelne Mitgliedszertifikat selber zu unterschreiben. Das ist natürlich eine Arbeit von vielen Wochen. Was bedeutet sie aber? Nicht irgendeinen Eigensinn, nicht irgendeine äußere Verwaltungsmaß-regel, sondern das bedeutet sie, daß meine Augen geruht haben auf dem Namen desjenigen, der das Mitgliedszertifikat empfängt. Es ist eine menschliche Beziehung, allerdings zunächst winzigen Inhaltes, aber es ist eine menschliche Beziehung.

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So unterscheiden sich menschliche Beziehungen, die Tatsachen sind, von dem, was bloße Verwaltungsmaßregeln sind, was bloß in Pro­grammen und Paragraphen steht. Nichts von dem, was real durch die Anthroposophie fließt, darf in Satzungen und Paragraphen stehen, sondern alles muß wirkliches Leben sein. Allein wirkliches Leben kann die Esooterik aufnehmen.

So muß gesagt werden, seit der Weihnachtstagung sind anthropo­sophische Sache und Anthroposophische Gesellschaft nicht mehr zu untersocheiden, sind eines geworden. Daß das im Bewußtsein jedes ein­zelnen Mitgliedes ist, das ist dasjenige, um was es sich handelt.

Es könnte Ihnen vorkommen, meine lieben Freunde, das sei eine Selbstverständlichkeit. Denken Sie darüber nach, und Sie werden fin­den, daß die völlig herzliche Durchführung davon nicht eine Selbstver­ständlichkeit ist, sondern daß es sogar recht schwierig ist, die Sache in jedem Augenblick seines Lebens durchzuführen.

Nun handelt es sich darum, ich möchte sagen, unter der wirklichen Sorge zunächst zu stehen: Wird spirituelles Leben weiter unter diesen Bedingungen durch die Anthroposophische Gesellschaft fließen, wie sie durch die anthroposophische Bewegung geflossen ist?

Das aber darf gesagt werden, nachdem wir jetzt viele Monate unter den Wirkungen der Weihnachtstagung stehen, uns bemühen, treu zu bleiben dem, was wir dazumal mit der spirituellen Grundsteinlegung der Anthroposophisochen Gesellschaft gemeint haben, das dürfen wir uns sagen: Dasjenige, was geflossen ist seit Jahren, es fließt in reicherem Maße weiter. Und wir dürfen auch sagen, daß die Herzen sich noch mehr aufgeschlossen haben allüberall, wo der mehr esoterische Zug, der seit der Weihnachtstagung durch alles, was anthroposophisoche Arbeit ist, fließt, wo dieser mehr esoterische Zug eben da ist.

Fassen Sie die ganze Bedeutung dieses Wortes, wie ich es aus den Erfahrungen der letzten Monate heraus zu sprechen habe, in Ihrem Herzen auf, meine lieben Freunde! Ein solches Auffassen wird in der Zukunft vielfach mit beitragen, den rechten Boden jenem spirituellen Grundstein zu geben, den wir zur Zeit der Weihnachtstagung für die Anthroposophische Gesellschaft gelegt haben.

Und damit komme ich auf das zu sprechen, was auch orientierend

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heute in diesem Einleitungsvortrage auf dasjenige hinweisen soll, was ich Ihnen in den nächsten Tagen zu sagen haben werde, hinweisen soll darauf, wie die anthroposophische Bewegung jetzt in diesem ernsten Augenblicke im Grunde genommen zu ihrem Keime zurückkehrt. Als aus dem Schoße der Theosophischen Gesellschaft heraus im Beginne des Jahrhunderts in Berlin die Anthroposophische Gesellschaft begründet worden ist, da spielte sich etwas sehr Eigentümliches ab. Während der Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft, das heißt der deut­schen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, hielt ich in Berlin Vor­träge über «Anthroposophie».. Damit war von vornherein meinem Wir-ken derjenige Impuls aufgedrückt, der später die anthroposophische Bewegung ausgemacht hat.

Aber noch etwas anderes ist es, an das ich heute erinnern darf. Das erste, was ich dazumal einem ganz kleinen Kreise ankündigte, trug für em paar Vorträge den Titel: Seit der Weihnachtstagung wird hier in diesem Saale, wird an den verschiedenen Orten, an denen ich sprechen durfte, in ganz unverhoh­lener Weise vom konkreten Wirken des menschlichen Karma in ge­schichtlichen Erscheinungen, in einzelnen Menschen gesprochen. Und heute sind eine Anzahl unserer Anthroposophen bereits unterrichtet, wie die verschiedenen Erdenleben bedeutsamer Persönlichkeiten ver­laufen sind, wie das Karma der Anthroposophischen Gesellschaft selber und das mit ihr verbundene einzelner Persönlichkeiten sich gestaltet hat.

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Seit der Weihnachtstagung wird über diese Dinge ganz esoterisch ge­sprochen. Seit der Weihnachtstagung sind unsere Zyklen öffentlich, jedem, der dafür Interesse hat, zugänglich. So sind wir eine esoterischere und zu gleicher Zeit völlig öffentliche Gesellschaft geworden.

Damit kehren wir in einem gewissen Sinne zu dem Ausgangspunkt zurück. Damals war Absicht, was jetzt Wirklichkeit werden soll. Da viele unserer Freunde seit der Weihnachtstagung jetzt zum erstenmal hier sind, werde ich gerade die Karma-Frage vor Ihnen hier in den nächsten Tagen behandeln. Dazu werde ich mir nur erlauben, heute eine Art von Einleitung zu geben, indem ich von denjenigen Dingen spreche, die auch in den dieswöchigen «Mitteilungen», wenn auch skiz­zenhaft, angedeutet sind.

#TI

ANKÜNDIGUNG EINER «IPHIGENIE».-AUFFÜHRUNG

Nach dem Vortrag in Dornach, 14. September 1924

#TX

Wir werden die Freude haben, am nächsten Mittwoch um fünf Uhr hier eine Aufführung der «Iphigenie». durch die Truppe, die Herr Kugelmann um sich versammelt hat, zu haben. Herr Kugelmann hat die Anregungen für seine Bemühungen, zur Reform der Schauspielkunst manches beizutragen, dazumal empfangen, als Frau Dr. Steiner hier vor einiger Zeit einen Kursus über Sprachgestaltung hielt, zu dem ich einige Beispiele über die Regiekunsot brachte. Und was sich da Herrn Kugelmann und seiner Truppe aus den Anregungen des damaligen Kur­ses ergeben hat, haben wir schon gesehen, als wir eine «Iphigenie»­Aufführung besuchen durften bei jenem ja von mir mündlich und schriftlich öfter erwähnten denkwürdigen Besuch in Breslau-Koberwitz, wo Gräfin und Graf Keyserlingk für die Anthroposophie eine 50 un­gemein gastfreundliche Stätte eröffnet haben, in der wirklich durch das Wirken der beiden Persönlichkeiten das Wirken des Anthroposophi­schen, das dort geschehen sollte, in so guter Weise vor sich gehen konnte. Also wir haben im Anschlusse daran schon dazumal eine «Iphigenie»­Aufführung Herrn Kugelmannso und seiner Truppe gesehen. Und indem

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das, was da zutage tritt, als ein Ergebnis dessen betrachtet wird, was sich für Herrn Kugelmann aus jenen Anregungen ergeben hat, die den Anfang dessen darstellen, was Fortsetzungen - zunächst diejenigen des jetzigen Kurses für Sprachgestaltung - finden soll, dürfen wir Herrn Kugelmann danken dafür, daß er uns die Freude machen will, mit unserem Einverständnisse am Mittwoch um fünf Uhr mit seiner Truppe hier die «Iphigenie». darzustellen. Die Bedingungen des Ein­trittes werden in den nächsten Tagen noch bekanntgegeben werden.

#TI

Nadirichtenblatt, 14. September 1924

An die Mitglieder!

AUS DEM KURSUS ÜBER SPRACHGESTALTUNG

UND DRAMATISCHE KUNST AM GOETHEANUM

#TX

Unter den Kursen, die in der ersten Septemberhälfte am Goetheanum abgehalten werden, ist ein solcher über «Sprachgestaltung und drama­tische Kunst».. Er möchte einer Sehnsucht, die bei vielen heute ganz aus­gesprochen vorhanden ist, entgegenkommen: der, aus dem stillosen Naturalismus der Bühnenkunsot wieder zu einem Stil zu kommen.

Man wird das nur können, wenn man zu allererst gewahr wird, wie der Seelengehalt des Menschen, im Worte lebend gestaltet, sich offen-bart. Das moderne Bewußtsein lebt dem Sprechen gegenüber ganz in der Ideenempfindung, es hat die Laut- und Wortempfindung fast ver­loren. Aber in der Ideen-Empfindung geht auch die sinnlich-wahrnehm­bare Geistigkeit verloren, die das Wesen aller Kunst ist.

In der Bühnenkunsot muß das am meisten empfunden werden. Denn sie bedarf des Mimischen, der Gebärde, der Geste, wenn sie das Wort zur rechten Geltung bringen soll. Gebärde und Geste binden sich im unmittelbaren Erleben nicht mit genügender Stärke an die Ideen-Emp­findung, sondern an die Laut- und Wort-Empfindung.

Im Intonieren des Lautes A offenbart die Seele ursprünglich immer das Erlebnis der Bewunderung von etwas, des Erstaunens an etwas. In

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dem Laute 0 lebt die Empfindung des seelischen Umfassens von etwas. Lebt man sich in dieser Art in die Sprache ein, so wird man in der Voka­lisierung das innere Seelen-Erleben an der Außenwelt, in der Konso­nantisierung das Streben der Seele finden, in der Lautgesotaltung ein hörbares Bild eines Gegenstandes oder Vorganges der Außenwelt nach­ahmend zu formen.

Und dadurch kommt man zu dem Erlebnis des Wortes.

In dem B bestrebt sich die Seele die Umfassung eines Gegenstandeso, in dem R das innere Erregtsoein, Erzittern in einem Vorgang nachzu­ahmen.

In dem Gefüge von Vokalen und Konsonanten lebt die Seele in der Außenwelt mit ihrem Leben; und es leben die Gestalten und Vorgänge der Außenwelt im Bilde in der Seele.

In jedem Wort, in dem der A-Vokal enthalten ist, lebt etwas davon, daß die Seele über das Bezeichnete in Verwunderung oder Erstaunen ist. Das ist zumeist ganz verblaßt für das gewöhnliche Bewußtsein. Aber in den unterbewußten, oder auch halbbewußten Erlebnissen der Menschenseele stellt es die Beziehungen dar, die die Mensochenseele zum Worte hat.

Wer durch das Wort künstlerisch offenbaren will, der muß diese Be­ziehungen in sich lebendig machen. Seine Seele muß sich in das Wort hineinleben; dann nur kann das Wort künstlerisch von ihm gestaltet werden.

Ein Dialog stellt dar, was zwei Menschen aneinander erleben. Die Seelen sind in Wechselwirkung. Während der eine spricht, hört der andere zu. Nun beginnt dieser zu sprechen. In seinem Worte muß nach-klingen, was der Erste im Sprechen erlebt hat. Dieser hört jetzt dem Zweiten zu. In seinem stummen Zuhören muß für die dramatische Dar­stellung anschaulich werden, ob der Zweite ihn befriedigt, enttäuscht, bestürzt, besorgt und so weiter. Denn Kunst muß alles, was in ihr leben soll, auch zur Anschauung bringen.

Das Verhalten der Unterredner im Dialog ergibt sich, wenn ein jeder seine Seele mit der Laut- und Wortempfindung verbunden hat. Dem Darsteller wird durch diese Verbindung die Haltung, die er einzuneh­men hat, zu einer Fähigkeit des Instinktes.

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Die Vorbereitung für die bühnenmäßige Darstellung soll die Schu­lung für Laut- und Wortempfindung in sich schließen.

Die Ideen-Empfindung kann keine kunsotgemäße Schulung geben. Denn sie wendet sich zu stark an den Intellekt. Dieser aber zerstört das Künstlerische. Er läßt das Anschauliche in die Unanschaubarkeit des inneren Seelenlebens verschwinden. Was auf der Bühne vorgeht, muß aber in der Wahrnehmbarkeit des Gehörten und in derjenigen des Ge­sehenen leben; es darf keinen Anspruch erheben, von dem Intellekt des Zuhörers und Zuschauers nachkonsotruiert zu werden.

Es war richtig von Aristoteles gedacht und richtig von Lessing nach­empfunden, daß die tragische Handlung in Furcht und Mitleid des Zu-schauers nachsochwingen muß Diese Gefühle werden aber durch den Darsteller nur dann wachgehalten werden können, wenn er bis in die Sprachgestaltung hinein sein Seelenleben tragen kann.

Das Leben im Sprechen kann nur am Erleben der Sprache heran-gezogen werden. Man wird heute naturgemäß nicht immer Worte mit dem U-Laut zu sprechen haben wenn man Furcht-Getragenes zu sagen hat. Denn die Sprachen sind nicht mehr ursprünglich. Aber der U-Laut ist die Offenbarung des Furcht-Erlebnisses der Seele. Hat man zu sagen:

«Es naht Gefahr»., so ist darin nicht der U-Laut. Aber die Jntonierung, die man den Worten in diesem Falle zu geben hat, kann an der Empfin­dung, die sich am U-Laut erleben läßt, herangezogen werden.

Es ist das Geheimnis der Sprache daß in jedem Laute andere unhorbar in der Seele mitklingen. Spreche ich A in einem Worte, das Furchtgetragen ist, so klingt in den Tiefen der Seele der U Laut mit Der im gewöhnlichen Leben Sprechende hat damit selbstversotandlich nichts zu tun. Er steht in der Situation des unmittelbaren Erlebens darinnen. Er ist mit dem Gefühle diesem Erleben nahe Er spricht aus der erlebten Furcht die Worte: «Es n ht Gefahr». Der Bühnenkünstler steht nicht in der unmittelbaren Lebaenssituation darinnen. Er muß instinktiv die Lautempfindung in sich tragen , die in dem Aussprechen eines Furcht­Erregenden stumm mitschwingt. Diese Laut-Empfindung kann ihm das Kolorit der Intonierung geben

Im Dialog wird eine solche Laut-Empfindung die Möglichkeit ge­währen, dem Unterredner so zu antworten, daß der Zuschauer wahrnehmbar

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das Wechselverhältnis der dialogisierenden Seelen vor sich hat. Wenn im Dialog der eine der Unterredenden zuhört, während der andere spricht, wird in ihm die entsprechende Lautempfindung anklin­gen, und aus dieser heraus wird er seiner Erwiderung die rechte Intonie­rung geben. Eine Farbe nimmt sich im Anschauen immer etwas anders aus, ob sie neben blau, oder neben gelb ist. Ein Satz mit was immer für Vokalen tönt anders, je nachdem in ihm der Furcht-geborene U-Laut noch nachsochwingt, oder der Freude-getragene I-Laut.

Marie Steiner und ich besorgen den Kursus gemeinsam.

#TI

Nachrichtenblatt, 21. September 1924

An die Mitglieder!

WEITERES ÜBER DEN KURSUS «SPRACHGESTALTUNG UND

DRAMATISCHE DARSTELLUNGSKUNST». AM GOETHEANUM

#TX

In der Bühnenkunst muß das innere Leben der Sprache wieder er­wachen. Denn es ist in der Sprache ein Teil der menschlichen Wesenheit enthalten.

Man findet diesen Teil, wenn man eine Anschauung sucht von dem Verhältnis des Mimisochen, des Gebärdehaften zum Worte. In der Ge­bärde lebt eine vom Gefühl durchdrungene Willensoffenbarung des Menschen. Das Seelisch-Geistige ist also Bild in der Gebärde vorhanden. Insoferne das Seelisch-Geistige das Gefühl in die Bildhaftigkeit der Gebärde ausströmen läßt, offenbart sich die Menschenwesenheit in der Kraft des Willens nach außen. Man hat es da mit einem Sichtbarwerden der menschlichen Wesenheit so zu tun, daß das Innere nach außen ge­tragen wird.

Aber der Mensch kann seine eigene Gebärde, sein eigenes Mimisoches empfinden, vorstellen, wie er Dinge und Vorgänge der Außenwelt vor-stellt. Es liegt in dem Vorstellen der Gebärde dann eine Art Erfüllung des Bewußtseins mit der inneren menschlichen Wesenheit vor.

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Die menschliche Organisation bringt im gewöhnlichen Leben diese Übertragung der wijiengetragenen Gebärde in die Vorstellung nicht zu Ende. Sie hält sie auf halbem Wege auf. Und da, wo sie sie aufhält, entsteht die Sprache. In dem Worte ist Mimisoches und Gebärdenhaftes verkörpert. Das Wort ist selbst eine Gebärde in anderer Form.

Wer die Lautempfindung von der in der vorigen Nummer hier ge­sprochen worden ist, entwickelt für den wird wahrnehmbar, wie die Gebärde in den Laut hineinschlüpft; und er kann im Sprechen ein in das Seelenhafte verfeinertes Erleben der Gebärde haben.

Will man das Sprechen zur künstlerischen Gestaltung bringen, dann muß man in dieser Art den Wortcharakter mit dem Erlebnis des Mimisch-Gebärdehaften in sich tragen können.

Und nur dadurch, daß das Wort mit dem Kolorit dieses Erlebens sich der Kehle des Menschen entringt, kann es zum Bühnen-Wort wer­den.

Im Bühnen-Worte muß lautlich der bewegte Mensch zur Offenbarung kommen. Dann nur wird e anschauliche Verbindung der Gebärde , des Mimisochen mit dem Gesprochenen vor dem Auge und Ohr des Zu­schauers stehen. Und das Drama wird durch Worte und Geste des Schauspielers fließen können

Was im menschlichen Organismus beim gewöhnlichen Sprechen in den tief verborgenen Regionen des Unbewußten vor sich geht: die Um­wandlung der Miene und Gebärde in die Intonierung des Lautes , das muß in künstlerischer Empfindung der Schauspieler vor das phantasie-volle Bewußtsein bringen damit in ihm phantasie-bewußte Gestaltung des Wortes wird, was die menschliche Wesenheit im Sprechen sonst ganz unbewußt tut, ja in den vorgerückteren Sprachen in die Farblosigkeit der Wortgestaltung hinein ganz verloren hat.

Bei der Schulung des Schauspielers muß daher von der Verkörperung des seelischen Erlebnisses zunächst in Mimik und Gebärde ausgegangen werden. Es wird das mit einiger Vollkommenheit nur möglich sein, wenn der angehende Schauspieler an der Seite eines Rezitators, der das Sprechen besorgt, zuerst die Rolle im mimischen und gebärdehaften Ausdruck übt, und dann zu diesem «stummen»., aber «beredten». Spiel die Tingierung mit dem Worte hinzufügt.

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Dann wird die Seele, die in willensmäßiger Art sich der Bewegungs-offenbarung anvertraut, auch auf den Wellen der Worte leben können. Denn im Erregen der Gebärde wird die Seele erlebt; und in dem aus der Gebärde geborenen Worte wird dieses Erlebnis in die halbruhige Ge­sotaltung des Lautlichen gebracht.

Lebt sich der Schauspieler in diesem Zusammenhang von Laut und Gebärdenbewegung ein, so wird die Wortgestaltung in ihm künstle­rischer, phantasojegetragener Instinkt. Es muß dieses Instinktive in das Erleben hineinkommen, sonst erscheint die Darstellung als gemacht. Sie muß aber, um Kunst zu sein, als etwas völlig selbstverständlich Ge­borenes erscheinen.

Man wird den Willen zu einer solchen Erfassung der Bühnenkunsot nur aufbringen, wenn man von einer geistgemäßen Anschauung der menschlichen Wesenheit ausgehen kann. Denn eine solche wird in dem bewegtsprechenden Menschen das Weben des Geistig-Seelischen erken­nen; und dieses kann dann für die Bühnendarsotellung die rechte Grund-stimmung abgeben. Menschen-Erkenntnis, Verwandlung der Menschen-Erkenntnis in praktische Gestaltung des Lautlich-Gebärdehaften: das ist die Grundlage der Bühnenkunst. Was innerlich mit dem ganzen Menschen erlebt wird, das sich Anvertrauen dem lautbegleiteten Gestus, dem gebärdebegleiteten Worte: das ist Schauspielkunst.

In dem jetzt am Goetheanum abgehaltenen Kursus über Sprachge­staltung und dramatische Kunst bildet das eben Ausgesprochene einen Teil dessen, was als Anregung gegeben werden. möchte. Das Künstle­rische der Bühne möchten wir anregen. Marie Steiner hat seit vielen Jahren die Rezitations- und Deklamationskunst so ausgebildet, daß in ihr das Künstlerische der Sprachgestaltung zum anschaulichen Erlebnis erhoben wird. Daß nach dieser Seite hin das anthroposophische Wirken sich entfalten kann, ist ihr Verdienst. Sie hat denn auch diesen Kursus angeregt, und wirkt in demselben durch ihre Rezitationskunst mit. Es haben sich unter ihrer Anregung eine größere Zahl von Bühnenkünsot­lern hier am Goetheanum eingefunden, die unter ihrer Führung in die dramatische Kunst das aufnehmen möchten, was Anthroposophie geben kann.

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#TI

Nachrichtenblatt, 28. September 1924

An die Mitglieder!

WEITERES ÜBER DEN KURSUS «SPRACHGESTALTUNG UND

DRAMATISCHE DARSTELLUNGSKUNST». AM GOETHEANUM:

DAS BÜHNENBILD UND DIE REGIEKUNST

#TX

Die Ausführungen, die bisher - in den beiden letzten Nummern - aus dem Für die Gestaltung der Dichtung auf der Bühne bedarf die Regie-kunst des Einlebens in die Welt der Farbe. Das kommt für die Kostü­mierung der Personen ebenso in Betracht wie für das dekorative Büh­nenelement. Denn für den Zuschauer muß das, was er als Wort hört, als Geste sieht, mit der Gewandung des Schauspielers und mit dem plastisch-malerischen Bühnenbild zu einem Ganzen sich verweben.

Da kommt es auf die Möglichkeit an, in der Farbentönung Stil zu entfalten. Deshalb muß die Bühnenkunsot sowie die Malerei jenen Übergang verstehen, der von dem Anschauen (Wahrnehmen) der Farbe an den Dingen und Vorgängen der Außenwelt zu dem Erleben des inneren der Farbe führt.

Eine tragische Stimmung in einem rötlich oder gelblich gehaltenen Bühnenbild ist unmöglich. Eine heitere Seelenverfassung auf blauem oder dunkelviolettem Hintergrund ebenso.

In der Farbe lebt das Gefühl auf räumliche Art. Wie der Anblick des Roten eine heitere Grundstimmung der Seele, des Blauen eine ernste, des Violetten eine feierliche auslöst, so fordert das liebend-hingebende Verhalten einer Person zu einer andern die räumliche Verkörperung in der rötlich gehaltenen Gewandung und in der ebenso gehaltenen Tö­nung der dekorativen Umgebung. Das verehrend-andächtige Erleben einer Person fordert für beides eine bläulich gehaltene Tönung.

Ein ähnliches gilt für den zeitlichen Ablauf der dramatischen Hand­lung. Geht diese von dem allgemeinen Interesse, das man im Anfange an Charakteren und Handlung nimmt, zu tragischen Katastrophen

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über, soo entspricht dem ein Übergang in der Tönung von den hellen gelblich-roten, gelblich-grünen Farben zu den grünlich-blauen und blau-violetten. - Der Fortgang in der Stimmung zu einem heiter-befriedigen-den Lustspiel-Ende fordert den Übergang in der Farbentönung vom Grünlichen zum Geibroten oder Rötlichen.

Doch damit ist nur ein Gesichtspunkt angedeutet. Zu diesem kommt der andere, daß in dem Nebeneinanderstehen der Charaktere diese in der Farbentönung sich offenbaren.

Man wird einen zornmütigen Menschen nicht in blauer Gewandung auftreten lassen, sondern in einer solchen mit heller Farbentönung, wenn man es mit einer tragischen Grundstimmung zu tun hat. Man kann aber einen zornmütigen Mensochen, wenn die Dichtung es fordert, auch im ernst-feierlichen Blau erscheinen lassen. Er wird dann humo­ristisch wirken.

Ein freudig erregter Mensch auf einem blauen Hintergrunde, ein traurig gestimmter auf einem gelben wirken so, wie wenn sie in ihrer Umgebung nicht am rechten Platze wären; man lächelt über den ersteren und bemitleidet den zweiten.

Diese feinen Wirkungen spielen sich zwischen Bühne und Zuschauern ab. Ihre künstlerisoch-phantasievolle Erkenntnis gehört zu dem, was die Regiekunst ausmacht.

In der Licht- und Farbentönung dessen, was gleichzeitig auf der Bühne erscheint, kombiniert und harmonisiert mit derjenigen, die sich auf das in der Zeit Verlaufende bezieht, wird sich der ganze Fortgang der dramatischen Handlung von einer Seite aus offenbaren lassen.

Man wird bei einer richtigen Auffassung der Sache gegenüber dem Angedeuteten nicht den Vorwurf erheben, daß die Künste hier in un­gehöriger Art miteinander vermischt werden sollen. Denn in der prak­tischen Ausführung der Sache wird man finden, daß der Regisseur ein ganz anderes Einleben in die Farbe braucht als der Maler. Das beruht darauf, daß der Maler seine Gestaltungen aus der Farbe heraus geboren werden läßt, während die Regiekunst Charakter und Handlung in das leuchtend-farbige Bühnenbild hineinstrahlen läßt. Ein Maler, der das letztere tut, wird dekorativ im üblen Sinne; ein Regisseur, der in erste-rem sich ergehen würde, ertötete das Leben auf der Bühne.

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Bei einer Darstellung im Freien, bei der man mit der Ausstrahlung im Farbigen nicht rechnen kann, wird man eine viel koloriertere Sprach­gestaltung und eine dem Innen-Erleben der Personen deutlicher ent­sprechende Gewandung brauchen, als in dem künstlich hergestellten geschlossoenen Bühnenbilde. Das kommt aber nicht in Betracht, wenn es sich um die Darstellung der freien Natur im geschlossenen Bühnenbilde handelt. Da gilt durchaus, was in bezug auf die Farbentönung hier ge­sagt worden ist.

So wird man für das Bühnenbild nach Stilisierung von Licht und Farbe streben. Dagegen wird die Stilisierung des Linienhaften, Form-haften, Plastischen gemacht, maniriert erscheinen. Ein stilisierter Wald, eine stilisierte Architektur sind etwas Karikaturenhaftes. Da wird der Übergang zur realistischen Darstellung notwendig sein. Da setzt sich, was sich im Drama aus der Natur im übrigen heraushebt, in diese hinein wieder fort.

Wenn die rechte Sprachgestaltung durch die rechte Geste innerhalb des rechten Bühnenbildes sich offenbart, dann wird der Geist, der im Drama lebt, als Seele sich von der Bühne herab kundgeben. Und in einem solchen Kundgeben ist nur aUein das Künstlerische möglich.

Der Naturalisomus entsteht nur aus der Ohnmacht gegenüber dem künstlerischen Gestalten. Er tritt auf, wenn der Stil den Geist verloren hat und zur Manier ausgeartet ist; er wird aber auch mit dem Geiste wieder gefunden.

#TI

Nachrichtenblatt, 5. Oktober 1924

An die Mitglieder!

WORTE, DIE ICH ANLÄSSLICH DES IM SEPTEMBER

AM GOETHEANUM ABGEHALTENEN KURSES

ÜBER DIE APOKALYPSE AUSSPRECHEN MÖCHTE

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In die Kurse, die zwischen dem 4. und 23. September hier am Goethe-anum gehalten worden sind, war ein solcher für die Priester der Christengemeinschaft.

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Er war im strengsten Sinne nur auf diesen Kreis be-schränkt. Nur die Mitglieder des Vorstandes am Goetheanum waren die einzigen Teilnehmer außerhalb dieses Kreises.

Die Priesterschaft hatte schon vor längerer Zeit den Wunsch ausge­drückt, für den Inhalt dieses Kurses die Apokalypse zugrunde zu legen.

Es existiert ein vormais für die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft gedruckter, von mir in Nürnberg vor den Mitgliedern der damals Theosophisochen Gesellschaft 1908 gehaltener Vortragszyklus «Theosophie an der Hand der Apokalypse»..

Mit dem damals Gesagten konnte sich das diesmal Vorgebrachte nicht decken. Damals waren unsere lieben Freunde aus der Mitgliedschaft von der Erwartung erfüllt, vor allem die Erkenntnisse kennenzuler­nen, die der Mensch über die Entwickelung der Menschheit auf Erden und der Erde innerhalb des Sternensystems durch die Anschauung der übersinnlichen Welt haben kann. Mit einem solchen Thema kann man an den Inhalt der Apokalypse anknüpfen. Denn dieser Inhalt ist eigentlich ein Rätsel für alle diejenigen Persönlichkeiten, die die Bibel lesen. Er steht ja am Ende dieses Buches. Und er enthält in einem pro­phetischen Charakter Angaben über die Erd- und Menschheitsentwicke-lung. Indem ich in dem Nürnberger Vortragszyklus zeigen konnte, wie man in der Bildsprache des Apokalyptikers dasjenige vielfach wieder-finden könne, was von den ins Geistige weitergeführten, aber im Sinne neuerer wissenschaftlicher Gewissoenhaftigkeit gehaltenen Forschungen der Anthroposophie über die Entwickelung der Menschheit und der Erde innerhalb des Sonnensysotems gesagt werden kann, war es möglich, das Verhältnis auch der esoterischen Wahrheiten des Christentums zur Anthroposophie in das rechte Licht zu stellen. Ich konnte gewisser­maßen damals die Einsicht vor die Zuhörer stellen davon, daß man ewige, die Menschenseele tief berührende Wahrheiten von zwei Seiten hören könne: von der Seite des im esoterischen Christentum erworbenen Schauens und von der des geisteswissenschaftlichen Erkennens; und man hört ein Gleiches, wenn man richtig hört.

Diesmal hatte ich eine andere Aufgabe. Und obwohl ich nicht über das berichten werde, was seiner Wesenheit nach eben nur für den Prie­sterkreis bestimmt sein kann, fühle ich mich doch verpflichtet, hier das

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zu sagen, was Anthroposophen über einen Vorgang wissen sollen, der sich innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft abspielt.

Was als geistige Substanz durch die Priesterschaft der Christen-gemeinschaft strömt, ist ihr vor zwei Jahren innerhalb des seither ab­gebrannten Goetheanums aus der geistigen Welt durch meine Vermitt­lung gereicht worden. Dieses Darreichen war ein solches, daß die Chri­stengemeinschaft gegenüber der Anthroposophisochen Gesellschaft völlig selbständig dasteht. Es konnte bei der Begründung gar nichts anderes als eine solche Selbständigkeit angestrebt werden. Denn diese Bewegung für christliche Erneuerung ist nicht aus der Anthroposophie herausge­wachsen. Sie hat ihren Ursprung bei Persönlichkeiten genommen, die vom Erleben im Christentum heraus, nicht vom Erleben in der Anthro­posophie heraus einen ,neuen religiösen Weg suchten. Sie empfanden den Drang, in einem lebendigen Ergreifen des übersinnlichen Gehaltes des Christentums die Verbindung der Menschenseele mit ihrer ewigen Wesenswelt zu finden. Sie glaubten fest daran, daß es ein solches leben­diges Ergreifen geben müsse. Aber sie empfanden, daß die Wege, die sich ihnen gegenwärtig für die Erlangung des Priesteramtes öffnen, sie zu diesem Ergreifen nicht führen können. So kamen denn diese Zöglinge eines ehrlich und geistgemäß gemeinten Priestertums vertrauensvoll zu mir. Sie hatten Anthroposophie kennen gelernt. Sie waren überzeugt, daß ihnen Anthroposophie vermitteln könne, was sie suchten. Aber sie suchten nicht den anthroposophischen Weg, sie suchten einen spezi­fisch religiösen.

Ich verwies sie darauf, daß der Kultus und die ihin zugrunde lie­gende Lehre allerdings durch die Anthroposophie dargereicht werden können, trotzdem die anthroposophische Bewegung die Pflege des gei­stigen Lebens von anderen Seiten aus als ihre Aufgabe betrachten müsse.

Es gelang dann, an Dr. Rittelmeyer mit den Bestrebungen dieser Zöglinge eines geistig orientierten christlichen Priestertums heranzu­treten. In ihm war eine Persönlichkeit vorhanden, die christlicher Priester un4 Anthroposoph im wahrsten Sinne des Wortes war. Er hatte, zwar ohne den Kultus, aber in weitem Sinne dem Geiste nach, die christliche Erneuerung in dem Wirken seiner Person dargelebt. Aus der Anthro­posophisochen Gesellschaft heraus für die christliche Erneuerung etwas

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darreichen, forderte wie selbstverständlich die praktische Frage herauso:

wie wird Rittelmeyer das Dargereichte aufnehmen? Wie wird er sich zu der Yerwirklichung des Gewollten stellen? Denn die anthroposo­phische Bewegung mußte in Rittelmeyer das Vorbild einer Persönlichkeit sehen, die Christentum und Anthroposophie in der inneren Harmonie des Herzens und in der äußeren Harmonie des Wirkens vereint hatte.

Und Rittelmeyer sagte aus vollem Herzen heraus «Ja».. Damit war für die selbständige Bewegung für christliche Erneuerung ein fester Ausgangspunkt gewonnen. Und es konnte, was geschehen sollte, hier im Goetheanum vor zwei Jahren inauguriert werden.

Seither ist die Priestergemeinschaft der christlichen Erneuerung ihren Weg in der energischsten Weise gegangen. Sie entfaltet eine segensreiche und heilsame Tätigkeit.

Nach zwei Jahren - der Jahrestag der eigentlichen Begründung fiel in die Kurszeit - empfanden nun diese Priester das Bedürfnis, in ein näheres Verhältnis zur Apokalypse zu treten.

Ich glaubte für ein solcheso näheres Verhältnis etwas tun zu können. Meine Geisteswege hatten mir ermöglicht, den Spuren des Apokalyp­tikerso nachzugehen.

Und so meinte ich, daß ich in diesem Kurse eine Darstellung ermög­lichen werde, die dieses «Priesterbuch». im wahren Sinne dem «Priester». also geistigen Führer übermitteln kann. Die Menschen-Weihehandlung steht in der Mitte des Priesterwirkens; von ihr strahlt aus, was durch Kultusart von der Geistwelt in die Mensochenwelt dringt. Die Apoka­lypse kann in der Mitte der Priesterseele stehen; von ihr kann in alles Priesterdenken und Priesterempfinden einstrahlen, was die opfernde Menschenseele aus der Geisotwelt gnadevoll empfangen soll.

So dachte ich über die Aufgaben dieses Kurses für Priester, also an mich der Wunsch herangetreten ist, ihn zu halten. In diesem Sinne habe ich ihn nun gehalten.

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MITTEILUNGEN-ANSCHLÄGE AM

SCHWARZEN BRETT-BRIEFE

nach der Erkrankung Rudolf Steinerso

Anschlag am Schwarzen Brett

2. Oktober 1924

Goetheanum

Freie Hochschule für Geisoteswissenschaft

AN DIE MITGLIEDER DER ANTHROPOSOPHISCHEN

GESELLSCHAFT AM GOETHEANUM

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Meine physische Körperverfassung macht mir augenblicklich unmöglich, mich der - wenn auch geringen - physischen Anstrengung zu unter­ziehen, die mit dem Abhalten von Vorträgen verbunden ist. Ich kann daher die Vorträge am Freitag, d. 3., Sonnabend, d. 4., und Sonntag , d. 5. October nicht abhalten und werde ankündigen, wann wieder Vor­träge stattfinden können.

Goetheanum, 2. October 1924

Dr. I. Wegman Rudolf Steiner

Telegramm an Martin Münch, Berlin

6. Oktober 1924

Meine physische Körperverfassung erlaubt für die nächsten Monate keine Reisen, ich kann daher die Vorträge in Berlin leider nicht halten. Herzliche Grüße Rudolf Steiner.

11. Oktober 1924, Anschlag am Schwarzen Brett

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Nachrichtenblatt, 19. Oktober 1924

MITTEILUNGEN

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Da meine physische Körperverfassung gegenwärtig jedes Reisen - für längere Zeit - unmöglich macht, so sah ich mich genötigt, den Berliner Freunden anzukündigen, daß sie zu meinem größten Bedauern, auf

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meine Gegenwart bei ihren Oktober-Veranstaltungen nicht rechnen können*. Rudolf Steiner

* Vielleicht darf ich bei dieser Gelegenheit eine Bitte an unsere lieben Freunde aussprechen. Ich möchte nicht, daß meine physische Körper-verfassung Gegenstand von allerlei Ideen werde. Es handelt sich darum, daß, während ich den eigentlichen Kurs-Tätigkeiten, die so umfangreich in den letzten Monaten waren, durchaus gewachsen war, ich den Bogen meiner physischen Tätigkeit überspannen mußte durch die übergroßen Forderungen, die neben der Kurstätigkeit aus der Mitgliedschaft kamen. Das hat dazu geführt, daß ich jetzt, während ich jeder geistigen Be­tätigung voll nachkommen könnte, physisch nicht einmal das Aller- 1 geringste vermag, sondern hoffen muß, daß der einzigartigen opfer- 1 vollen Pflege meiner lieben Freundin Dr. Ita Wegman und ihres treuen Helfers, Dr. Noll, es gelingen werde, mir bald wieder auch ein physi­sches Tun, ohne das ja leider auf Erden das Geistige nicht wirken kann, wenigstens bis zu einem Maße zu ermöglichen. - Man denkt eben nicht oft daran, was von außen bewirkte Überbürdung in bezug auf Zeit bei jemand, der in geistgetragener Tätigkeit ist, für verheerende Folgen haben kann, und wie wenig Autofahren hilft, wenn die bedingte Zeit­ersparnis in die Programme eingerechnet werden muß. Aber zuletzt muß ja alles das schicksalsgemäß (karmisch) empfunden werden.

Anschlag am Schwarzen Brett

9. Dezember 1924

An unsere Freunde am Goetheanum, Freunde wünschen, am Mittwoch, 10. Dezember, zu Ehren von Albert

Steffens vierzigstem Geburtstag sich am Goetheanum zu versammeln. Ich kann nicht persönlich bei der Versammlung sein; aber ich werde im Geiste voll anwesend sein, denn mein Herz ist in bewundernder An­erkennung bei Steffens Lebenswerk; und es ist voll warmer Geistes-freude davon erfüllt, daß wir ihn den Unsern nennen dürfen. Die Ver­sammlung soll stattfinden Mittwoch, 5 Uhr, im Vortragssaale der Schreinerei.

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An Albert Steffen,

bei der Feier am 10. Dezember 1924 vorgelesen von Mari e Steiner

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GOETHEANUM

Zum 10. Dezember 1924

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Mein lieber Albert Steffen,

mit den Freunden, die heute hier im Goetheanum versarnlnelt sind, um Ihres vierzigsten Geburtstages zu gedenken, wäre ich so herzlich gerne auch physisch vereint; ich kann es nur im Geiste sein.

Aber meine Seele will die besten Gedanken in den Vortragssaal tra­en. Vor mir steht heute besonders hell das Sonnenhafte, das für mich immer die Tatsache hat daß Sie Ihre aus dem Geistgebiet strahlende Künstierschaft, Ihre eintlringliche, das Zeitalter, in dem wir leben, mit so tiefer Wahrheit schauende Kraft mit der anthroposophischen Be­wegung haben vereinigen wollen Diese Tatsache ist eine aus den Gebie­ten des Göttlich-Ewigen sprechende Bekräftigung dessen, was Anthro­posophie anstrebt. Älle Menschen, welche Anthroposophie lieben, kön­nen nicht anders, als wärmste Dankes-Gefühle Ihrer Gesinnung, die Sie zu uns gebracht hat, entgegenströmen lassen. Ihre unerinüdliche Arbeit im Dienste der Gesellschaft, Ihre deren Bestand mit so großer Liebe tragenden Gedanken sind schönste Schätze innerhalb dieser.

Dr. Ita Wegman muß um meinetwillen zu all den Opfern, die sie in dieser Zeit bringt, auch noch dieses hinzufügen, das ihr recht schwer wird, heute im Vortragssale nicht physisch anwesend sein zu können. Die allerbesten Gedanken und allerherzlichsten Gefühle sendet sie da-hin; zu dem Vereintsein im Geiste mit unserm tief verehrten Albert Steffen.

In tiefer Herzlichkeit Rudolf Steiner

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Ansd,lag am Sdiwarzen Brett Dezember 1924

Goetheanum

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

SECTION FÜR REDENDE UND MUSIKALISCHE KÜNSTE

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Am Dienstag, 16. Dezember 8 Uhr abends wird eine Recitations- und musikalische Darbietung stattfinden. Recitatorisch werden auftreten Gertrud Zeiser [Gerlind Zaiser] und Edwin Froböse (Teilnehmer an den Kursen für Sprachgestaltung).

Zur Recitation kommen Gedichte von Rennefeld. Musikalisches werden darbieten: Stuten, Schuurman, Lewerenz, Metaxa.

Da in den von Frau Marie Steiner geleiteten Sprachgestaltungskursen von einzelnen Zöglingen sehr gute Fortschritte gemacht werden, ist es wünschenswert, daß diese so lange als möglich hier am Goetheanum studieren. Um ihnen die Mittel, die sie brauchen, bieten zu können, muß bei den Darbietungen eine Sammlung veranstaltet werden.

Für die Sektion für redende und musikalische Künste:

Marie Steiner

Dr. L Wegman Dr. Rudoll Steiner

Briefe vom Krankenlager, vorgelesen von Marie Steiner

24. Dezember 1924

#TI

AN UNSERE JETZT AM GOETHEANUM VERSAMMELTEN

ANTHROPOSOPHIE-FREUNDE

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Es ist ein Jahr verflossen, seit in der vorigen Weihnachtszeit durch unsere Tagung der Anthroposophischen Gesellschaft ein neues Leben gegeben werden sollte, und ihr ein geistiger Grundstein gelegt wurde.

Diese Weihnachten kann ich an den Versammlungen unserer Freunde nicht teilnehmen, kann in persönlichem Wirken nichts tun zu dem, was

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veranstaltet wurde. Ich konnte Frau Marie Steiner in Nichts zur Seite stehen, was vorbereitet werden mußte.

Meine physische Kraft ist zusammengebrochen während der Herbst­Veranstaltungen. Sie hätte wohl gehalten trotz der vielen Kurse; aber nur dann, wenn über das Abhalten der Kurse hinaus, die wohl berechnet

waren für diese Kraft, keine andern Anstrengungen gekommen wären. Nun da - in durchaus begreiflicher Weise - Anstrengungen kamen, die über die des Kurshaltens hinausgingen, war es zu viel nach all dem, was mir dieses verflossene Jahr hindurch oblag.

So bin ich denn nun darauf angewiesen, mit Hilfe der beispiellos opferwilligen Pflege der Freundin Dr. I. Wegman wieder physische Kraft zu sammeln. (Dr. Noll ist Dr. Wegmans treuer Helfer.)

Das alles muß als ein Schicksal (Karma) hingenommen werden. Viele Worte darüber zu machen, wie schmerzlich das physische Getrenntsein von denWirkensstätten am Goetheanum mir ist, wäre sentimental.

Hoffen möchte ich nur, daß all das keine Kräfte unserer lieben Freunde erlahmen läßt, sondern sie stählt und wirksamer macht.

So kann ich nicht mehr tun zu diesen Weihnachtsveranstaltungen, als Darstellungen des «Christus-Mysteriums im Zusammenhang mit der Welt- und Menschheitsentwickelung», die ich im Anschluß an die Mit­teilungen über Michaels Mission ausgearbeitet habe - in den Saal zu sen­den, in dem ich geistig mit den Freunden voll zusammen sein will. Deren Vorlesung soll das Bewußtsein erwecken, daß so gut ich kann, ich mit­wirken will an den diesjährigen Weihnachtsversammlungen.

Diese Mitteilungen über das Christus-Mysterium, die der Weih-nacht-Fest-Stimmung entsprechen, werden auch in den folgenden Num­mern des Mitteilungsblattes gedruckt erscheinen.

Weihnachtsgruß und Weihnachtsgedanken auch für die durch mich den Mitgliedern entzogene Dr. I. Wegman

in aller Herzlichkeit

Rudolf Steiner

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Goetheanum, zum i. Januar 1925

#TX

Meine lieben Freunde!

Ihr werdet nach und nach von Euerem Besuche am Goetheanum wieder in Euere Heimat zurückkehren.

Ich konnte diesmal nur im Geiste mit Euch hier vereint sein. Den-noch hoffe ich, daß in Euren Herzen die Kräfte, die durch die Weih­nachtstagung vor einem Jahre angefacht worden sind, einen neuen An­stoß erhalten haben.

Dessen gedenkend und es sehnlichst erhoffend, sende ich Euch die herzlichen Grüße und die intensivsten Gedanken. Dr. I. Wegman, meine Freundin und hingebungsvolle Pflegerin, tut desgleichen.

Allerherzlichst

Rudolf Steiner

Anschlag am Schwarzen Brett zur Eurythmie am 1. Februar 1925

Klassisches und Romantisches in Dichtung und Musik. Im zweiten Teil «Eleusis» von Hegel, [durch] das auf die erste Anregung Rudolf Steiners hin Marie von Sivers ganz im Anfange der anthropo­sophischen Bewegung unsere Rezitationskunst inauguriert hat.


Anschlag am Schwarzen Brett, Februar 1925

SEKTION FÜR REDENDE UND MUSIKALISCHE KÜNSTE

Am Dienstag, 17. Februar 1925, abends 8 Uhr, wird eine Rezitations­Darbietung mit älteren und neueren Gedichten stattfinden. Es werden Chor-Dichtungen in neuer Art gesprochen werden. Den Hauptinhalt hilden Dichtungen Dr. Friedrich Doldingers.

Rezitatorisch werden auftreten Edwin Froböse und Käthe Hacker und andere Teilnehmer am Kurs für Sprachgestaltung

Marie Steiner

Dr. I. Wegman Rudolf Steiner

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Anschlag am Schwarzen Brett ohne Datum

Das Archiv wird für diejenigen, die ein bestimmtes Fachstudium betrei­ben, geöffnet sein:

Täglich (außer Sonntag) von 10 bis ,2 und 4 bis 6 Uhr. Anfragen zu richten an Frl. Dr. Vreede.

Rudolf Steiner-Archiv am Goetheanum

Dornach, Schweiz

Rudolf Steiner Dr. i. Wegman


Brief an die Lehrkräfte der Freien Waldorfschule, Stuttgart

Goetheanum, 15. März 1925

Meine lieben Lehrkräfte der Freien Waldorfschule!

Es ist mir eine große Entbehrung, so lange nicht unter Euch sein zu können. Und ich muß jetzt wichtige Entscheidungen, an denen ich natur-gemäß seit dem Bestande der Schule teilgenommen habe, in Eure Hand legen. Es ist eine Zeit der Prüfung durch das Schicksal. Ich bin mit mei-nen Gedanken unter Euch. Mehr kann ich jetzt nicht, wenn ich nicht riskieren will, die Zeit der physischen Hinderung ins Endlose auszu­dehnen.

Gedankenwirksanikeit eine uns,

Da wir im Raum getrennt sein müssen. -

Was wir schon gemeinsam vollbracht,

Es krafte jetzt durch die Lehrerschaft.

Es ziehe seine Kreise durch ihren Eigenrat,

Da jener Rat, der so gerne käme,

Die Schwingen frei nicht hat.

So wollen wir denn die Gemeinsamkeit im Geiste um 50 inniger er­streben, so lange anderes nicht sein kann. Die Waldorfschule ist zwar ein Kind der Sorge, aber vor allem ist sie auch ein Wahrzeichen für die Fruchtbarkeit der Anthroposophie innerhalb des geistigen Lebens der Menschheit.

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Wenn die Lehrerschaft treu im Herzen das Bewußtsein trägt von dieser Fruchtbarkeit, dann werden die guten über dieser Schule walten-den Geister wirksam sein können, und in den Taten der Lehrer wird göttliche geistige Kraft walten.

Aus solchem Gedenken heraus, möchte ich Euch allen die herzlichsten Gedanken und Grüße senden.

Für die Schüler lege ich noch ein kurzes Schreiben bei, das ich bitte, in den Klassen zu verlesen.

Allerherzlichst

Rudolf Steiner

Brief an die Schülerinnen und Schüler der Freien Waldorfschule, Stuttgart

Goetheanum, 15. März 1925

An meine lieben Schülerinnen und Schüler der Waldorfschule! Zu meinem großen Leide kann ich durch lange Zeit jetzt nicht unter Euch sein. Und es gewährte mir doch stets die größte Befriedigung, wenn ich unter meinen lieben Schülerinnen und Schülern einige Zeit zubringen konnte. So lange es nicht sein kann, will ich viele herzliche und gute Gedanken zu Euch senden.

Ihr habt mir ja auch durch Übersendung von Eueren Arbeiten große Freude gemacht. Ich sende Euch den herzlichsten Dank dafür.

Hoffentlich kann ich bald wieder unter Euch erscheinen.

Allen einen herzlichsten Gruß

Rudolf Steiner

17. März 1925, Brief an die Waldorfschule in Stuttgart (siehe Beilage S. 61)

IV Auswirkungen der Weihnachtstagung in Verwaltungsfragen und der Wiederaufbau des Goetheanums

#G260a-1987-SE409 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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IV

Auswirkungen der Weihnachtstagung in Verwaltungsfragen

und der Wiederaufbau des Goetheanums

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Ca. 10. Januar 1924, Entwurf einer Geschäftsordnung (siehe Beilage S. 4> 13. Januar 1924, Tateivignetten des Nachrichtenblattes (5iehe Beilage S. 10) Januar 1924, Mitgliedskarte (siehe Beilage S. 9)

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Nachrichtenblatt, 20. Januar 1924

ZUR VERWALTUNG DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

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Der Vorstand mödite das Folgende zur Ausführung der Statuten vor­bringen:

1. Man ist Mitglied geworden in dem Augenblicke, in dem der Leiter der Anthroposophisdien Gesellschaft die von den Gruppenfunktionären vorgelegte Mitgliedskarte unterzeichnet hat.

Man bittet einen etwaigen Verlust der Mitgliedskarte sogleich dem Sekretariat der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach mitzutei­len. Dieses wird dann die verloren gegangene Karte durch ein Duplikat

ersetzen und das Original für ungültig erklären.

2. Die Gruppenfunktionäre werden gebeten, ein ständiges Namen-und Adressenverzeichnis der zu ihren Gruppen gehörigen Mitglieder zu führen und dem Sekretariat in Dornach eine Abschrift zu übersenden.

Ebenso bittet der Vorstand die Generalsekretäre bzw. Vorstände der einzelnen Ländergesellschaften und derjenigen Gruppen, die nicht in solche eingegliedert sind, jedes Jahr am 1. Januar einen Bericht über die Mitgliederbewegung im verflossenen Jahr zu senden. (Eintritt neuer Mitglieder, Ubertritt in andere Gruppen usw.)

3. Man bittet alle Korrespondenzen mit der folgenden Aufschrift zu versehen:

An das Sekretariat der Anthroposophischen Gesellscbafl

Dornach b. Basel

Haus Friedwart, I. Stock

An einzelne Persönlichkeiten des Vorstandes bittet man nicht zu adres­sieren, da bei etwaiger Abwesenheit derselben leicht Verzögerungen eintreten können.

Die Benachrichtigung der Mitglieder wird im allgemeinen durch das Mitteilungsblatt erfolgen. In besonderen Fällen werden die Gruppen-funktionäre die Nachrichten erhalten mit der Bitte um Weiterbeförde­rung an die einzelnen Mitglieder.

(Weiteres in der nächsten Nummer.)

Der Vorstand der Anthroposophiscken Gesellsckafl

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GENERALVERSAMMLUNG DES ZWEIGES AM GOETHEANUM

Dornach, 21. Januar 1924

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Dr. Grosheintz bittet Herrn Dr. Steiner, den Vorsitz zu übernehmen.

Dr. Steiner rechnet es sich zur Ehre an, den Vorsitz zu führen. Die Tagesordnung soll zunächst diese sein, daß zuerst der Bericht des Sekre­tärs und der Kasse gegeben wird, und daraus wird sich ja die weitere Fortsetzung der Sitzung ergeben. Ich bitte also Fräulein Dr. Vreede, den Bericht zu geben.

Dr. Vreede frägt, ob das Protokoll verlesen werden solle.

Dr. Steiner: Der Ordnung halber möchte ich doch vorschlagen, daß das Protokoll, das ja, wie es scheint, nicht sehr ausführlich ist, zur Ver-lesung kommt.

Dr. Vreede verliest das Protokoll.

Dr. Steiner: Hat jemand zum Protokoll etwas zu bemerken? Wenn das nicht der Fall ist, so darf wohl das Protokoll als angenommen be­trachtet werden. Ist jemand gegen die Annahme, so bitte ich, die Hand zu erheben. Das ist nicht der Fall. Dann bitte ich um die Gegenprobe. Das Protokoll ist angenommen.

Und dann bitte ich, damit wir in die Sitzung eintreten können, den Sekretär, den Kassenbericht zu geben.

Dr. Vreede verliest den Kassenbericht.

Dr. Steiner: Nach diesem Bericht möchte ich das eine bemerken, daß die Frage der Mitgliedschaft in den einzelnen Zweigen, das heißt, ob man Mitglied sein kann in mehreren Zweigen, noch ein Gegenstand sein wird von künftigen Vorstandsberatungen der Anthroposophischen Ge­sellschaft. Es wird also wahrscheinlich möglich sein, daß die einzelnen Mitglieder des Zweiges am Goetheanum hier werden Mitglied sein können und zugleich in ihrer Landesgesellschaft. Ich glaube, daß wir uns angesichts der gegenwärtigen Lage im Vorstand der Anthroposo­phischen Gesellschaft dafür entscheiden werden, daß man in Zukunft

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in verschiedenen Zweigen Mitglied sein kann. Damit wird aber auch gegeben sein, daß niemand auszutreten braucht aus dem Zweig am Goetheanum, um in eine Landesgesellschaft eintreten zu können, was ich auch für besonders wünschenswert halte. Doch werde ich in einem späteren Zeitmoment unserer Tagesordnung darauf zurückkommen. Dann möchte ich im Anschluß an den Bericht des Sekretärs im Hinblick auf den letzten Satz: «Am 19. Januar starb unsere Christine Roelofs», bitten, zum Zeichen, daß wir sie in unseren Gedanken behalten wollen und in Zukunft unsere Gedanken mit den ihrigen verbinden werden, uns von unseren Sitzen zu erheben.

Nun möchte ich fragen, ob jemand zu dem Bericht des Sekretärs etwas zu sagen hat. Wenn dies nicht der Fall ist, bitte ich diejenigen Freunde, welche gegen den Bericht des Sekretärs sind, die Hand zu erheben. - Das ist nicht der Fall. Es erscheint nun der Kassabericht. Das andere war der allgemeine Bericht.

Dr. Steiner: Hat Herr Binder zu der Bilanz etwas zu sagen?

Herr Binder sagt, daß ein Überschuß vorhanden sei von Fr. 366,93.

Dr. Steiner: Hat irgend jemand zu dem Kassabericht etwas zu sagen? Über die Mitgliedsbeiträge wird ja nachher in einem weiteren Punkte der Tagesordnung noch zu sprechen sein. Wer nicht dafür ist, daß der Kassabericht angenommen wird, den bitte ich, die Hand zu erheben. Wenn das nicht der Fall ist, bitte ich, jetzt fortzufahren in dem allge­meinen Bericht des Zweiges am Goetheanum.

Dr. Vreede setzt ihren Bericht fort. Sie spricht über Fräulein Günther, über die Bibliothek, den Wiederaufbau, einiges bezüglich der Delegier­tenversarrimlung vom 31. Juli, der Beschwerden vom 8. Dezember.

Dr. Steiner: Nun, will jemand zu diesem Bericht etwas bemerken? Nicht wahr, im Anschlusse an diesen Bericht werden wir uns bewußt werden müssen, wie es bei wirklicher Aufwendung von gutem Willen und Einsicht möglich ist, die Dinge der Anthroposophischen Gesellschaft schon so zu ordnen, wie sie eigentlich sachgemäß geordnet werden müs­sen. Es war im Grunde genommen eine recht betrübliche Tatsache, eine

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Tatsache, die schon zum Nachdenken veranlassen könnte, daß eben

- am 8. Dezember, glaube ich, war es - Beschwerden zutage traten von seiten der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, die sogar dahin führten, daß die Frage erörtert werden konnte, ob der Zweig am Goetheanum abgesondert werden sollte von der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, und die weiterhin dazu führten, daß man sogar eine Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz in Aussicht nahm. Es ist nun die erfreuliche Tatsache zu ver­zeichnen, daß bis zu dem Verlauf der Weihnachtstagung soweit eine Verständigung herbeigeführt werden konnte, daß die entsprechenden Angelegenheiten sowohl des Zweiges am Goetheanum, wie der Anthro­posophischen Gesellschaft in der Schweiz in der allersachgemäßesten Weise eigentlich jetzt geordnet sind. Über den Zweig am Goetheanum möchte ich nachher in einem späteren Moment noch einiges bemerken. Aber weil ja künifigbin volle Klarheit und Wahrheit nach allen Seiten hin in der Führung der Anthroposophischen Gesellschaft herrschen soll, möchte ich dDch auch hier auf etwas aufmerksam machen, was schon geeignet ist, wenn es genügend berücksichtigt wird, in der späteren Zeit solche Mißverständnisse aus dem Wege zu räumen, wie diejenigen sind, die sich jetzt in einer so schönen Weise für die Anthroposophische Ge­sellschaft in der Schweiz und damit auch für den Zweig am Goetheanum ja gelöst haben.

Die ganze Angelegenheit stammte eigentlich aus jener Tagung, die im Sommer des vorigen Jahres hier stattgefunden hat, wo wir eine Ver­sammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz hatten, und wo sich die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz bedrückt fühlten dadurch, daß sie mit ihren Ansichten eigent­lich gar nicht zu Worte gekommen sind, weil sie gewissermaßen durch allerlei Reden von auswärtigen Mitgliedern übertönt worden sind. Nun ist es nicht unnützlich, auf diese Versammlung im Sommer noch einmal hinzuweisen. Es wird ein gehöriges Bedenken dessen, was damals statt­gefunden hat, schon dazu führen, daß in der nächsten Zeit die Dinge durch uns doch exakter und genauer genommen werden, als sie bisher genommen worden sind. Selbstverständlich brauchen wir in unseren Reihen nicht Pedanterie einzuführen, aber wir müssen wirklich die

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Kompetenzfragen dennoch in gehöriger Weise auseinanderhalten. Was die ganze Mißstimmung hervorgerufen hat, ist nämlich gar nicht aus­gegangen von dem Zweig am Goetheanum. Die gesamte Mitglieder­schaft des Zweiges am Goetheanum war an dieser Verstimmung gänz-lich unschuldig. Sondern es ist ausgegangen davon, daß bei jener Tagung auswärtige Anthroposophen - diejenigen, die hier von denen, die sich am meisten geärgert haben, die «Stuttgarter Herren> genannt worden sind -, daß diese «Stuttgarter Herren> vorzugsweise dazumal in einer Versammlung, die sie gar nichts anging, in einer Versammlung der Anthropos9phischen Gesellschaft in der Schweiz, fortwährend das große Wort führten und eigentlich den Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz fortgesetzt die Leviten lasen darüber, daß sie nicht anständige Gesinnung hätten in bezug auf die Zahlung der Mitgliederbeiträge und so weiter. Das war es, was damals geschah, und was davon herrührte, daß man ja tatsächlich in unseren Versammlun­gen, die so abgehalten worden sind, wirklich zeitweise nicht wußte, wer eigentlich mitzureden hat und wer nicht, und von welchem Gesichts-punkte irgend jemand mitzureden hat oder nicht. Diese Dinge werden schon in der Zukunft genauer ins Auge gefaßt werden müssen, sonst wer­den wir wirklich genötigt sein, immer wieder und wieder erst Mißver­ständnisse aufkommen zu lassen, dann sie richtigstellen zu müssen. Das erfordert Zeit, die wir wirklich zu vielem anderem verwenden können. Und, nicht wahr, sofort als das offen gesagt worden ist, ist hier bei der Tagung, die am 29. Dezember stattfand, die Sache sogleich in Ordnung gekommen. Ich meine, so etwas sollte man bedenken, dann werden solche Mißverständnisse in der Zukunft nicht mehr stattfinden.

Es ist Herrn Dr. Grosheintz als Vorsitzendem des Zweiges am Goe­theanum zu allerhöchstem Verdienste anzurechnen, daß er seinerseits eine ganz präzise Stellung eingenommen hatte, diejenige nämlich, daß es doch nicht angangig ist, in einer radikalen Weise den Zweig am Goethe­anum von der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz abzu­lösen. Und dank aller dieser Umstände ist die Sache in der friedlichsten Weise geordnet worden, und wir dürfen sehr froh sein, daß der Zweig am Goetheanum in der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz nunmehr drinnen ist und daß auch vollständige Klarheit über dieses

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sein Drinstehen herrscht. Über den Zweig am Goetheanum werde ich mir erlauben, dann später noch einige Bemerkungen zu machen. Ich bitte jetzt Herrn Günther Schubert, vielleicht noch sein Referat über die Bibliothek zu halten.

Günther Schubert berichtet über den Stand der Bibliothek.

Dr. Steiner: Sie haben zweimal unser unvergeßliches Fräulein Hanna Günther nennen hören, der eigentlich das Verdienst zukommt, diese Bibliothek geschaffen zu haben und die in einer ungeheuer hingebungs-vollen Weise für die Bibliothek gearbeitet hat. Sie haben, wenigstens fast alle von Ihnen, Fräulein Günther gut gekannt, haben teilgenommen an ihrem Schicksal, haben aber auch teilgenommen an dem, was sie ge­schaffen hat. Und ich bitte Sie als diejenige Gruppe der Gesellschaft, in deren Schoße die Bibliothek sich befindet, sich von Ihren Sitzen zu er­heben, auch zum Zeichen dafür, daß wir sie im Angedenken behalten.

Möchte nun über den Bibliothekbericht jemand etwas sagen? Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann kommen wir dazu, auf Grundlage der einzelnen Abstimmungen und des gegebenen Berichtes, wenn Fräu­lein Vreede nichts mehr dazu zu geben hat, abzustimmen darüber, ob dem Vorstande die Entlastung gegeben wird. Ich bitte diejenigen Freunde, welche gewillt sind, dem Vorstand die Entlastung zu geben, die Hand zu erheben. Ich bitte um die Gegenprobe. Die Entlastung des Vorstandes ist einstimmig abgegeben.

Bevor wir nun in der Tagesordnung weitergehen, gestatten Sie mir, ein paar Worte noch zu sagen. Der Zweig am Goetheanum ist derjenige, der unter allen Zweigen durch die Neuorganisation der Anthroposophi­schen Gesellschaft am allermeisten wird Zuwachs seiner Aufgaben er­fahren. Und dies aus dem folgenden Grunde. Ich glaube, daß unsere lie­ben Freunde, welche die Neubegründung der Anthroposophischen Ge­sellschaft wirklich mit ihrem Herzen mitgemacht haben, ersehen haben werden, daß es zukünftig unter vielen andern Dingen in der Anthropo­sophischen Gesellschaft, mehr als das bisher der Fall gewesen ist, darauf ankommen wird, daß wirklich aus intensiver Gesinnung für die anthro­posophische Sache heraus die Anthroposophische Gesellschaft wird ge­führt werden müssen, und zwar so, daß die Führung eine möglichst

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reale ist. Das ist durch das sogenannte Statut, das ja eigentlich kein Statut, sondern ein Bericht ist, und sich dadurch von allen Statuten der Welt, die bisher gewesen sind und die auch gegenwärtig existieren, unterscheidet, dadurch zum Ausdrucke gebracht, daß in dem Statut ausdrücklich gesagt ist, daß die ganze Anthroposophische Gesellschaft sich gliedern wird in der Zukunft um dasjenige, was am Goetheanum geschieht.

Sehen Sie, man ist ja auch aus der alten Theosophischen Gesellschaft heraus und dann durch die Jahre hindurch, in der die Anthroposophische Gesellschaft selbst bestanden hat, gewohnt gewesen die drei Punkte, die ja gewöhnlich umgekehrt worden sind: Bruderschaft, Aufsuchen des Gemeinsamen in den Religionen, Aufsuchen desjenigen, was spirituelles Vertiefen liefern kann. Man ist gewohnt geworden, diese drei Punkte zu nehmen, und denjenigen, der sich bekannt hat zu diesen drei Punk­ten, als ein Mitglied, wenn man ihn sonst für würdig gehalten hat, in die Anthroposophische Gesellschaft aufzunehmen.

Damit war in der Anthroposophischen Gesellschaft auch etwas vor­handen, was eigentlich nach den modernen Begriffen okkulter Welt­anschauung in einer solchen Gesellschaft nicht sein kann. Es kommt mir immer so vor, wenn man als das Zusammenhaltende einer solchen Ge­sellschaft, wie sie die Anthroposophische ist, Grundsätze aufstellt und das Bekenntnis zu diesen Grundsätzen von den Mitgliedern fordert, wie wenn man einen Schatz graben wollte und dazu Grundsätze aufstellen würde etwa von der folgenden Art: Jeder, der an dem Graben des Schatzes teilnehmen will, muß erstens sich dazu bekennen, daß er im Ernste diesen Schatz graben will. Zweitens: Jeder, der den Schatz gra­ben will, muß sich dazu bekennen, daß dieser Schatz etwas Wertvolles ist. Drittens: Jeder, der den Schatz mitgraben will, muß sich dazu be­kennen, daß er, wenn der Schatz gegraben ist, den Schatz in der richti­gen Weise anwendet.

Sehen Sie, bei diesen Grundsätzen, die da für das Schatzgraben auf­gestellt worden wären, fehlt nur leider gerade der Schatz selber. Denn man könnte sich ganz gut denken, daß nun die ganze Schatzgräberei vergeblich wäre. Und es kommt darauf an, daß man vor allen Dingen genau auf den Ort hinweist, wo der Schatz ist, und auf die Gründe,

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warum man annimmt, daß der Schatz wirklich existiere. Kurz, daß man mit einer Realität rechnet.

Diese Realität kann im gegenwärtigen Stadium der Anthroposophi­schen Gesellschaft, die also neu organisiert werden soll, nicht bestehen in dem Vermitteln von allgemeinen Grundsätzen, sondern nur darinnen, daß man zu dem Realen, was da ist, was konzentriert ist am Goethe­anum, ja sagt. Das ist mit aller Dezidiertheit in den sogenannten Sta­tuten zum Ausdruck gekommen. Daher steht in diesen sogenannten Statuten nicht: Mitglied wird irgend jemand, der sich zu dem oder jenem bekennt, sondern: Mitglied wird derjenige, der ja sagt, also seine Überzeugung zum Ausdruck bringt in bezug auf dasjenige, was am Goetheanum zu finden ist. Bs ist also hier mit diesen Statuten zum ersten Male in der Welt eine Gesellschaft gegründet worden, die auf Realitäten, und nicht auf abstrakten Grundsätzen begründet ist. Das ist dasjenige, was fortan immer mehr in allerstärkster Weise im Be­wußtsein unserer Freunde von der Anthroposophischen Gesellschaft leben soll. Damit ist der Charakter, den eigentlich die Anthroposo­phische Gesellschaft haben muß, in ganz dezidierter Weise zum Aus­druck gekommen. Und damit ist der Anthroposophischen Gesellschaft erst eine ganz bestimmte konkrete Richtung gegeben worden.

Daß das in aller Intensität gefühlt werde in der Zukunft, das ist dasjenige, worauf es ankommen wird. Die Weihnachtstagung wird gar nichts heißen, wenn in abstrakter Weise weitergestrebt werden würde in der Zukunft. Sie wird erst ihren wirklichen Inhalt bekommen, wenn man sich gerade dieses Überganges zum vollen Konkreten in der Zu­kunft bewußt wird. Damit aber ist schon darauf hingewiesen, daß die Anthroposophische Gesellschaft eben aus Realitäten heraus lebt, und zwar zunächst aus der Realität desjenigen, was hier am Goetheanum konzentriert ist.

Damit aber erwächst dem Zweig am Goetheanum in allererster Linie die Aufgabe, nun diese Neuorganisation der Anthroposophischen Ge­sellschaft voll und mustergültig für alle andern Gruppen in der Welt zu verstehen. Denn der Zweig am Goetheanum ist ja sozusagen in aller-nächster, unmittelbarster, intimster Verbindung mit dem, was hier anl Goetheanum geleistet werden soll. Er wird also seine Aufgabe nur dann

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erfüllen können, wenn er in ganz exaktester Weise ein Musterbild bietet für dasjenige, was sonst in der Welt durch die Anthroposophische Ge­sellschaft, respektive durch ihre einzelnen Gruppen, geschehen soll. Wiederum, wie von so vielem gesagt werden mußte bei der Weihnachts-tagung: eine Herzensaufgabe. Denn das, was ich hiermit ausspreche, muß eigentlich gefühlt, muß eigentlich empfunden werden. Auf die Empfindung kommt es an. Wirklich nicht bloß in den großen Dingen, die so riesig große Ideen in Anspruch nehmen, wenn man sie ausdrückt, liegt dasjenige, worauf es ankommt. Nicht wahr, wenn man so große Ideen ausspricht, das kommt mir immer so vor, wie wenn diese dann, indem man sie ausspricht - und sie sollten soin die Welt hinausgehen -dünner und dünner würden, zuletzt ganz spinnwebfein, und schließlich reißen sie überall ab. Diese großen Ideen sind eigentlich nicht das, wovon wir ausgehen können, sondern wir müssen ausgehen von Realitäten. Neh­men Sie es mir nicht übel, wenn ich nun gerade in diesem Zusammenhange mit der Herzensaufgabe des Zweiges am Goetheanum auch Dinge erwähne, die scheinbar, aber nicht in Wirklichkeit, Kleinigkeiten sind.

Es ist wirklich für das Gedeihen der Anthroposophischen Gesellschaft notwendig, daß, was ja bei der Weihnachtstagung schon in so hohem Maße stattgefunden hat, was von jetzt ab wahrscheinlich immer wieder und wieder geschehen wird, nicht nur bei Versammlungen, sondern immer, wenn einzelne der anthroposophischefl Freunde hier oben am Goetheanum für Tage oder Wochen erscheinen, es ist notwendig, daß die Mitglieder, die Freunde vom Zweige am Goetheanurn sich fühlen als diejenigen, die gegenüber der ganzen Anthroposophischen Gesell-schaft wirklich ernstliche Herzensverpflichtungen haben.

Ich kann nicht oft genug erwähnen eines Umstandes, der mir ganz besonders zu Herzen gegangen ist. Eines unserer wertvollsten Mitglie­der in der Schweiz hat es erfahren müssen, daß er als Vorstandsmitglied einmal das Goetheanum besucht hat, hinaufgeklettert ist bis in die Kup­pel und dort ist er einfach von jemandem hinausgewiesen worden. Es ist nicht zu konstatieren gewesen, wer es war, ganz gewiß aber irgend jemand, der hier mit am Goetheanum gelebt hat.

Sehen Sie, das, was wirklich zu den Aufgaben des Zweiges am Goetheanum gehören wird, nicht statutengemäß, aber mehr als statutengemäß,

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das ist, sich verpflichtet zu fühlen, diejenigen Freunde, die von auswärts hierherkommen, in einer nicht nur konzilianten, sondern herzlichen Weise zu empfangen und herzlich mit ihnen zu sein. Wenn man Mitglied des Zweiges am Goetheanum ist, so darf man nidit bloß den Glauben haben, man ist nur im allgemeinen Mitglied, und was geht mich der an, der da kommt! Es geht Sie jeder an. Man muß sich denjeni~-gen Menschen gegenüber, die hierherkommen, gerade so fühlen, wie sich einer, der Leute zu sich eingeladen hat, verpflichtet fühlt, die Leute in entsprechender Weise zu empfangen.

Es ist schon so - ich spreche nicht aus der Theorie heraus, sondern aus etwas, was mir so und so oft gesagt worden ist, wovon ich ganz gut weiß, daß es existiert -, es kommt so und so oft vor, daß Mitglieder, die hierherkommen, das Gefühl haben, daß sie von denen, die hier am Goetheanum-Zweig immerfort sind, eigentlich so behandelt werden, wie Mitglieder, die da draußen sind, von minderer Güte. Mehr diese Empfindung haben sie, als die Empfindung: Sind das doch liebe Leute, die da am Goetheanum~-Zweig vorhanden sind! - Diese Anschauung sollte sich eigentlich von selbst ergeben für jeden, der da erscheint und wieder weggeht. Sonst kommt immer wieder folgendes heraus. Ich mußte oftmals, wenn mir Leute so etwas erzählt haben, an jenen merk­würdigen Professor denken, der einmal einen Bekannten von mir ein­geladen hat, und dann ihn an der Türe empfangen hat, indem er sagte:

Sie haben Glück gehabt, ich habe just noch einen Stuhl für Sie frei be­kommen, deshalb habe ich Sie holen lassen zu meiner Vorlesung des «Don Carlos» heute abend!

Das fühlten gerade aber auch jene: Sie haben Glück gehabt, daß Sie mich getroffen haben! - aber nicht fühlten sie sich von der Art und Weise des Empfanges so angeheimelt, daß sie bemerkt hätten, das ist einfach vorhanden, da sieht man gern, wenn die Leute hierherkommen. Sie dürfen mir glauben, so ist die Sache!

Und nun dulden Sie es schon einmal, nachdem Sie die Freundlichkeit gehabt haben, mir den Vorsitz für den heutigen Abend zu übertragen, daß ich auch über solche Dinge spreche. Sie liegen mir ganz außerordent­lich auf dem Herzen. Und ich glaube, daß ich damit gar nicht etwas Un­nötiges sage. Denn viel wird in der Bewältigung unserer allergrößten

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Auf gabe darinnen liegen müssen, wie im einzelnen die Mitglieder unter­einander sind. Und was ich gerne möchte, das ist, daß nun wirklich der Ton - verzeihen Sie, es sieht aus wie eine Kapuzinerpredigt, aber es ist wirklich nicht so schlimm gemeint -, daß der Ton ein herzlicher werde. Das ist auch etwas, was als ein Impuls von der Weihnachtstagung aus­gehen sollte. Meine lieben Freunde vom Zweige am Goetheanum, be­mühen Sie sich, gerade in dieser Richtung ganz besonders mustergültig zu sein!

In der meosophischen Gesellschaft war eine ganz besondere Sache eingeführt. Wenn man da eine Versammlung in London oder Paris oder Amsterdam oder irgendwo mitmachte, so war immer aufgestellt ein Lächelkomitee. Man hatte dazu eine Anzahl von Mitgliedern gebeten, die die elastischsten Mundwinkel hatten, und die bildeten dann ein Lächelkomitee. Und man muß sagen, in einer gewissen äußerlichen Weise war das eine ganz wohltuende Sache. Man wurde empfangen von einem Mitglied dieses Lächelkomitees, und es ging außerordentlich gut.

Ja, ich konnte auch das Gegenstück erleben. Dieses Gegenstück be­stand darinnen, daß zum Beispiel einmal ein außerordentlich altes Mit­glied der Theosophischen Gesellschaft bei einem unserer Kongresse war und hörte und heru enn es aus dem Erstaunen gar nicht herauskäme. Dann ging dieses wirklich uralte Mitglied der alten Theo-sophischen Gesellschaft - wir waren dazumal noch im Rahmen der Theosophischen Gesellschaft - zu einem Mitglied von uns. Da drehte sich dieses unser Mitglied um; da ging es zu einem andern Mitglied von uns, da drehte sich dieses auch um. Und dann, nicht wahr, nachdem eben dieses Umdrehen der Mitglieder immer wieder stattgefunden hatte, kam das alte Mitglied zu Frau Dr. Steiner selber und sagte: Das ist mir überhaupt noch niemals passiert, seit ich in der Theosophischen Gesellschaft bin, daß ich so behandelt worden bin; nicht einmal eine Tasse Tee hat man mir gegeben! - Das ist das Gegenstück dazu. Es ist vielleicht der radikalste Ausdruck gewesen. Ich habe mich dann bei einem unserer liebsten Mitglieder ein bißchen beklagt darüber, weil ich ja dazumal schon Vorsitzender der Gesellschaft war. Da hieß es: Ja, aber der Person gegenüber kann man doch nicht anders als sich so ver­halten! - Nun, es kann sich wirklich nur darum handeln, daß die Art

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und Weise des Verhaltens gar nicht von Sympathien und Antipathien in so furchtbarer Weise abhängig gemacht werden darf. Das Persön­liche darf vor allen Dingen in den Umgangsformen nicht jene Rolle spielen, die zuweilen einreißt in unseren Reihen.

Das sind so die Dinge, die zunächst wie Kleinigkeiten erscheinen. Aber ich bin meinerseits überzeugt davon, daß ungeheuer viel von die-sen Dingen abhängt. Und deshalb müssen Sie mir schon gestatten, daß ich das heute abend zur Sprache gebracht habe. Es sollte auch nur eine Art Kolorit abgeben für dasjenige, was ich meine, daß sich der Zweig am Goetheanum in der Tat fühlt mit der allergrößten Verpflichtung gegenüber der ganzen Anthroposophischen Gesellschaft, einfach da­durch, daß er der Zweig am Goetheanum hier ist. Wenn das der Fall sein wird, wird der Zweig immer mehr und mehr dieses Bewußtsein in sich entwickeln: er muß ein Musterbeispiel abgeben. Er muß tatsächlich vor allen Dingen, in allem, wo es sich darum handelt, Anthroposophie gegenüber den sonstigen Zivilisationserscheinungen der Gegenwart zu schützen, in seinen einzelnen Mitgliedern immer wieder die Möglichkeit finden, in der energischsten Weise vor der ganzen Welt die anthroposo­phische Sache zu vertreten. Das ist dasjenige, was ich wie eine Art von Appell heute abend an Sie richten möchte. Und versuchen Sie nur, die allerherzlichste Saite in Ihrer Herzensleier rege zu machen, Sie werden schon finden, daß das geht. Man glaubt gar nicht, wie liebenswürdig der Mensch sein kann, wenn er nun wirklich dasjenige in sich rege macht, was er in sich hat.

Also das ist dasjenige, was ich vor allen Dingen als eine Aufgabe des Zweiges am Goetheanum hinstellen möchte, nicht in äußerlicher Weise nun ein Allerwelts-Lächelkomitee zu sein, das Lächeln wird schon von selber kommen, wenn das Herz in der richtigen Weise für die anthro­posophische Sache gegenüber den Anthroposophen eintritt. Dann wird schon auch selbst den unelastischsten Mundwinkeln dasjenige Lächeln kommen, das die Leute sehr gerne haben, wenn sie ankommen und mit dem sie gern entlassen werden. Aber es wird mit dem auch etwas ande­res eintreten. Es wird das eintreten, daß man in einer selbstverständ­lichen Weise, so daß man dabei fühlt, es kann gar nicht anders sein, nachdem man einmal Mensch ist und sich als Mensch zur Anthroposophie

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rechnet, daß man mit einer selbstverständlichen Weise überall Anthroposoph ist. Ist man Anthroposoph, dann ist man auch ein höf-licher Mensch. Das ist schon der Fall. Ich könnte den Satz auch umge­kehrt ausdrücken. Ich fasse eben wirklich Höflichkeit auf als etwas, was schon den Tugenden nahekommt. Ich habe ja einmal über die Tugen­den gesprochen. Ich habe Ihnen angeführt denjenigen Philosophen, der die Höflichkeit sogar in allererster Linie unter die Tugenden ge­rechnet hat.

Es wird den Zweig am Goetheanum in der schönsten Weise auszeich­nen, wenn er sich tief eingeschrieben fühlt in der Liebe der Anthropo­sophen der ganzen Welt dadurch daß er vor jedem einzelnen Mitgliede die nthroposophische Sache in der energischsten Weise vertritt. Und was ich bis jetzt gesagt habe ist ja schließlich nur der Rahmen, aber das Bild dazu werden Ihre He;zen immer mehr geben, wenn Sie sich nur bewußt sind der tiefen Verpflichtung, die gerade ein solcher Zweig hat, der so eng mit demjenigen verknüpft ist, was jetzt als der sachliche Mit­telpunkt für die anthroposophische Sache hingestellt worden ist, näm­lich mit dem Goetheanum.

Das ist das, was ich sagen möchte. Nehmen Sie es nicht übel, sondern betrachten Sie, was ich über die Höflichkeit gesprochen habe, mehr nur wie den äußeren Ausdruck für dasjenige, was Sie schon fühlen werden dabei. Was ich eigentlich meine, das ist schwerer zu sagen. Aber wenn man für irgend etwas einen äußeren Ausdruck haben will, kann der­jenige, der realen Willen hat, schon etwas Innerliches dabei finden. Ge­wiß, diese Höflichkeit wird Schale sein, aber wenn sie wirklich da sem wird, so wird sich immer mehr und mehr schon auch der Kern finden.

Nun kämen wir zu der Festsetzung des Jahresbeitrages; ein schmerz­licher Punkt. Hat vielleicht der Zweig selbst einen Vorschlag dazu?

Dr. Vreede gibt ihre Vorschläge.

Dr. Steiner: Es ist ja dadurch daß die Kumulierung der Anthropo­sophischen Gesellschaft und der A'nthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz herbeigeführt worden ist, in sehr anerkennenswerter Weise die Möglichkeit geschaffen, die beiden Beiträge, die bisher figuriert haben, nicht einfach zu addieren, sondern einen weit geringeren Beitrag nun

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hinzuzufügen zu dem allgemeinen Beitrag für die Anthroposophische Gesellschaft. Und ich glaube, daß der Antrag, die beiden Beiträge nicht einfach zu summieren, sondern zu dem Beitrage für die Anthroposo­phische Gesellschaft von 15 Franken noch 5 Franken hinzuzusummie-ren, um das an die Anthroposophische Gesellschaft zu zahlen, die ja zugleich nun die Angelegenheiten der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz leitet, daß der Antrag ganz gut wäre, eben diesen Bei­trag nur um 5 Franken zu erhöhen. So daß also in der Zukunft an die Anthroposophische Gesellschaft abzuliefern wären 20 Franken, worin eingeschlossen dann sein würde auch jegliche finanzielle Verpflichtung gegenüber der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz.

Dr. Vreede schlägt 30 Franken Beitrag vor und begründet dies.

Dr. Steiner: Vorgeschlagen sind zunächst 30 Franken. Wünscht je­mand zu diesem Vorschlage zu sprechen? - Es ist ja nicht der Fall. Dann würde ich bitten, diejenigen Freunde, welche bewilligen diesen Beitrag von 30 Franken, die Hand zu erheben. - Ich bitte diejenigen, welche es nicht bewilligen wollen, ebenfalls die Hand zu erheben. - Es ist also der Beitrag von 30 Franken einstimmig angenommen.

Wir kommen nun zur Neuwahl eines Vizepräsidenten und Sekretars Es ist ja selbstverständlich, daß weiter Präsident des Zweiges am Goetheanum Herr Dr. Grosheintz sein wird. Dagegen scheiden der Vizepräsident und der Sekretär aus, weil ja eine Inkompatibilität be­steht zwischen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und einem anderen Amt. Wir haben nur eine Ausnahme gemacht für die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz. Aber diese ist eigentlich keine Ausnahme, weil einfach dadurch, daß sie leichter mitverwaltet wird von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, dies so ge­macht werden kann. Damit sind die Ämter nicht kumuliert, sondern es wird einfach die Anthroposophische Gesellschaft weiter verwaltet, es wird weiter verwaltet auch die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz. Der Vorstand ist also dann für die Anthroposophische Gesell­schaft in der Schweiz derselbe wie für die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft. Und die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz hat ja in einer wirklich von tiefem Respekt getragenen Art eingesehen,

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daß derjenige, der am meisten berufen ist, die Anthroposophische Ge­sellschaft in der Schweiz zu führen , diese Führung haben muß, unser lieber Freund Albert Steffen. Und das war nur dadurch möglich, daß die Inkompatibilität der Amter nicht durchlochert worden ist dadurch, daß der Vorstand eben ein gemeinschaftlicher ist. Es bleibt also damit die Führerschaft der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz in den Händen von Herrn Albert Steffen, der ja der zweite Vorsitzende ist. Und damit ist diese einzige scheinbare Ausnahme eben auch keine Ausnahme. Aber sonst können Ämter nicht kumuliert werden. Daher werden wir jetzt zur Wahl eines Vizepräsidenten schreiten mussen.

Herr Steffen möchte Mr. Pvle als Sekretär und Miß Maryon als Vize-präsidenten vorschlagen.

Dr. Steiner: Wünscht jemand dazu das Wort? Es sind also vorge­schlagen Mr. Pyle als Sekretär und Miß Maryon als Vizepräsident. Darf ich vielleicht zunächst Mr. Pyle fragen, ob Sie das Amt, wenn Sie gewählt werden würden, annehmen?

Mr. Pyle: Ich will das Amt gern annehmen, insofern ich dazu fähig bin. Mir scheint, daß vielleicht so etwas geschehen könnte, daß ich am ehesten tätig sein könnte dadurch, daß ich Miß Maryon helfe.

Dr. Steiner : Nun, nicht wahr von Ihrer Entscheidung hängt sehr viel ab, denn Miß Maryon hat sich n'ur bereit erklärt, das Amt anzunehmen, wenn Sie es annehmen N r sie ist ja krank und nur im Zusammen-arbeiten mit ihr wird es möglich sein, die Sache zu führen. Also es hängt von Ihrer Entscheidung ab, ob Miß Maryon annimmt.

Mr. Pyle: Meine Entscheidung ist dann ganz bestimmt.

Dr. Steiner: Sie nehmen also an. - Wünscht jemand das Wort? -Wenn das nicht mehr der Fall ist, so bitte ejenigen die einverstan­den sind, daß Miß Maryon zum Vizepräsidenten und Mr. Pyle zum Sekretär gewählt wird , die Hand zu erheben. - Bitte um die Gegen­probe. - Also ist die Wahl einstimmig angenommen. Wir kommen nun noch zur Wahl von zwei Delegierten als Vertreter in der Anthroposo­phischen Gesellschaft in der Schweiz.

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Dr. Vreede schlägt vor, dem Vorstand frei zu lassen, für jeden einzel­nen Fall diese Delegierten zu ernennen. Es sei von Dr. Steiner vorge-schlagen, diese Delegiertenversammlungen an verschiedenen Orten der Schweiz abzuhalten. Und da würde sich es nun wirklich darum han­deln, wer hingehen kann. Es wird ja nicht immer derselbe in der Lage sein, hingehen zu können. So würde der Vorstand entscheiden, wer hin-gehen soll. Eventuell könnte es auch eine Person sein, die zwei Stimmen auf sich vereinige.

Dr. Steiner: Ich bin doch nicht ganz dieser Ansicht. Ich glaube, daß Wesentliches in der weiteren Führung der Anthroposophischen Gesell­schaft darinnen liegen muß, daß Ämter auch tatsächlich ausgefüllt wer­den, daß also in der Zukunft nicht mehr irgendwie die Möglichkeit ge­geben ist in der Anthroposophischen Gesellschaft, daß man ein Amt hat und nicht dafür denkt. So daß also doch etwas darauf ankommt, wenn man weiß, ich bin ein Delegierter, und ich habe überhaupt das ganze Jahr innerhalb des Zweiges so zu leben, daß ich alles dasjenige mir sammle, im Ohr, im Gehirn, im Riechorgan und so weiter, was ich dann vorzubringen habe, wenn ich bei einer Versammlung der Anthroposo­phischen Gesellschaft in der Schweiz bin. Es ist so, daß man tatsäch­lich nicht in der richtigen Weise zu einer solchen Versammlung kommt, wenn man gerade einen Tag vorher oder so etwa gesagt kriegt: Du bist ein Delegierter, geh dahin und vertritt die Sache! Und nun weiß man eigentlich nicht, was man dort tun soll. Also das Delegiertenamt sollte doch schon ein ständiges Amt sein. Und mir kommt vor, daß allerdings, wenn Dr. Grosheintz und Mr. Pyle aufgestellt werden als Delegierte, es sein sollte mit dem gleichzeitigen Recht, wenn sie verhindert sind, bei einer solchen Versammlung zu erscheinen, einen andern zu instruieren mit dem, was sie in ihrem Ohr, Gehirn und Riechorgan haben, so daß eine ganz bestimmte innerliche Verpflichtung auch für dieses Delegier­tenamt vorliegt.

Ich würde bitten, dafür zu stimmen, daß Dr. Grosheintz und Mr. Pyle als Delegierte gewählt werden. Das ist schön, daß einer als ein Schweizer drin ist, und ein Amerikaner ist ja in der ganzen Welt an­erkannt, braucht ja schon fast keinen Paß von außerhalb. Ich glaube

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daher, den Vorschlag machen zu dürfen, von seiten des Zweiges am Goetheanum die beiden Herren als Delegierte zu ernennen.

Wünscht jemand dazu das Wort? - Nun, dann liegen zwei Vorschläge vor.

Dr. Vreede zieht ihren zurück.

Dr. Steiner: Es bleibt noch mein Vorschlag, Dr. Grosheintz und Mr. Pyle zu Delegierten in der Schweiz zu ernennen. Ich bitte diejeni­gen Freunde, welche die beiden Herren zu Delegierten bei der Anthropo­sophischen Gesellschaft in der Schweiz ernannt haben wollen, die Hand zu erheben. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Die beiden Herren sind einstimmig gewählt.

Wir haben nun nur noch diejenigen Dinge zu erledigen, die aus dem Schoße der Mitgliedschaft selber heraus vorzubringen wären. Hat je­mand etwas vorzubringen?

Dr. Wachsmuth macht auf das Schwarze Brett aufmerksam, neben dem Glasschrank im Eingang der Schreinerei, an dem künftighin alle Mitteilungen und so weiter zur Kenntnisnahme der Mitglieder ange­schlagen werden.

Dr. Steiner: Hat sonst jemand etwas zu bemerken? Wenn das nicht der Fall ist, so darf ich wohl Ihnen allen für Ihr Erscheinen danken und noch einmal ans Herz legen, sich ja als Repräsentanten der Sache des Goetheanums zu betrachten, Bewußtsein zu entwickeln dafür, welche große Verpflichtung gerade einem Mitglied des Zweiges am Goetheanum auferlegt ist. Und ich darf, indem ich Sie bitte, diese Ge­danken, diese Empfindungen in Ihren Herzen rege zu machen, die Versammlung hiermit schließen.

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AUS DER KONFERENZ MIT DEN LEHRERN

DER WALDORFSCHULE IN STUTTGART

Stuugart, 5. Februar 1924

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Dr. Steiner: Ich bedaure, durchaus nicht früher haben kommen zu kön­nen, aber es ist nicht gegangen. Wir werden manches jetzt nachzuholen haben, und ich bin um so mehr erfreut, heute da sein zu können.

Ein Mitglied des Verwaltungsrates begrüßt Herrn Dr. Stei ner und sagt dann etwa folgendes : Als wir nach der Dornacher Weihnachts­tagung wieder da waren, fühlten wir die Verpflichtung, alles zu tun, um die Waldorfschule zu einem geeigneten Instrument zu machen, so daß sie in ihre neue Aufgabe richtig hineingestellt sein kann. Ich habe den Auf­trag, Ihnen zu sagen, daß der Verwaltungsrat seine Ämter in Ihre Hand zurückgibt. Sie, Herr Doktor, möchten neu bestimmen, wie die Schule geleitet werden soll, denn es scheint uns die Möglichkeit zu bestehen, daß eine Anderung in der Stellung der Schule zu der Anthroposophi­schen Gesellschaft eintreten könnte.

Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Es ist durchaus begreiflich, daß in Ihrer Mitte diese Anschauungen aufgetaucht sind, da ja für die anthroposophische Sache mit der Weihnachtstagung etwas getan sein sollte, das ja auf der einen Seite - man darf sagen, wenigstens ist es so beabsichtigt - eine völlige Neugestaltung, eine völlige Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft bedeuten soll. Auf der andern Seite hat ja die Anthroposophische Gesellschaft durch die Weihnachts­tagung einen ausgesprochen esoterischen Charakter bekommen. Das scheint zwar in Widerspruch zu stehen mit der Öffentlichkeitserklärung, aber durch die verschiedenen Absichten, die bestehen und die nur nach und nach, im Laufe der Zeit realisiert werden können, wird man schon sehen, daß die eigentliche Führung der Anthroposophischen Gesellschaft durch den jetzigen Vorstand von Dornach aus durchaus in einem esote­rischen Sinne erfolgen wird. Auch das bedeutet etwas, was eine voll-ständige Erneuerung der Anthroposophischen Gesellschaft ist.

Nun ist es sehr begreiflich, daß die verschiedenen Institutionen, die

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mit der anthroposophischen Sache zusammenhängen, sich die Frage yorgelegt haben, wie sie sich zu dem, was in Dornach geschehen ist, ver­halten werden. Ich habe es ja in meinem Rundbrief an die Mitglieder in unserem Mitteilungsblatt ausgesprochen, daß die ganze Dornacher Tagung nur dann einen wirklichen Sinn hat, wenn sozusagen dieser Sinn in allen kommenden Zeiten nicht vergessen wird. Denn in dem­selben Maße, in dem die einzelnen anthroposophischen Institutionen nach und nach die Absichten von Dornach zu den ihren machen werden, in demselben Maße wird die Tagung von Dornach eigentlich erst ihren vollständigen Inhalt bekommen.

Die Dornacher Tagung war das zweite Glied eines hypothetischen Urteils. Das erste Glied heißt: Wenn die Anthroposophen es wollen, so wird man von Dornach aus dies oder jenes tun, was ja allerdings in sich schließt, daß, weil dieser Vorstand nichts anderes tun will, daß dies eine fortdauernde Lebensfrage der Anthroposophischen Gesell­schaft überhaupt sein wird. Insofern liegt auch da ein hypothetisches Urteil vor, daß nämlich nur insofern diese Absichten realisiert, ver­wirklicht werden können, der Dornacher Vorstand die Verantwortung für die anthroposophische Sache, nicht nur für die Gesellschaft, sich für berechtigt hält zu übernehmen. Das macht seinen esoterischen Sinn aus. Dazu muß kommen, daß die esoterischen Impulse aus einzelnen Ecken kommen werden. Ich möchte schon die einzelnen Institutionen bitten, das durchaus immer so anzusehen, daß das, was von Dornach ausgeht, immer einen esoterischen Hintergrund hat. Auf der andern Seite ist ebenso begreiflich, daß gerade die Waldorfschule in ihren Vertretern die Frage aufgeworfen hat, welche Stellung sie nun zu Dornach be­ziehungsweise zur Freien Dornacher Hochschule nehmen will.

Nun treten da sogleich, wie Sie vielleicht, wenn Sie sich die Frage genauer überlegt haben, schon gefühlt haben werden, bedeutsame Schwierigkeiten auf. Insbesondere durch den letzten Entschluß in be­zug auf den Verwaltungsrat, den Sie im Auftrage des Verwaltungsrates ausgerichtet haben. Die Sache ist nämlich diese : Es ist nötig, erst die Form zu suchen, in der die Waldorfschule diesen Anschluß an die Hoch­schule vollziehen kann. Unmittelbar formell ist ja die Waldorfschule keine anthroposophische Institution, sondern eine freie Schöpfung, die

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ja allerdings auf der Grundlage der anthroposophischen Pädagogik aufgebaut ist, aber die sowohl durch die Art, wie sie dem Publikum, wie auch durch die Art, wie sie den gesetzlichen Institutionen gegen-übersteht, eben keine anthroposophische Institution ist, sondern eine Schule für sich, die die anthroposophische Pädagogik aufgenommen hat.

Nehmen Sie nun an, die Freie Waldorfschule als solche würde nun­mehr in eine Art von offizieller Beziehung als solcher zur Freien Hoch­schule in Dornach treten, dann würde sofort die Waldorfschule eine anthroposophische Schule werden, auch äußerlich formal eine anthro­posophische Schule werden. Selbstverständlich kann es Gesichtspunkte geben, die dazu führen könnten, solch einen Entschluß zu fassen. Aber auf der andern Seite ist es doch notwendig, wiederum zu bedenken, ob nicht die Waldorfschule ihre Kulturaufgabe auch weiter als freie Schule in einer ungehinderteren Form realisieren kann, als wenn sie direkt ein Glied alles desjenigen ist, was von Dornach ausgeht. Denn dasjenige, was von Dornach ausgeht, wird auch in Dornach zusammengefaßt wer­den. Würde die Freie Waldorfschule unmittelbar in Beziehung zu Dor­nach treten, so würde dies bedeuten, daß für alle Angelegenheiten der Schule, die dann innerhalb der pädagogischen Sektion der Anthropo-sophischen Gesellschaft fallen, zu gleicher Zeit die Leitung der Freien Hochschule in Dornach verantwortlich und auch kompetent sein würde. Denn Dornach wird in Zukunft keine Dekoration sein, wie es die an­throposophischen Institutionen oft bisher waren; Dornach wird eine Realität sein. Es würde in der Tat jede Institution, die zu Dornach ge­hört, auch die Kompetenz der Dornacher Leitung anerkennen müssen. Das würde eine notwendige Folge davon sein. Und zu gleicher Zeit würde dadurch der ganzen Führung der Waldorfschule der Charakter des Esoterischen aufgedrückt werden.

Nun gewiß, dem steht gegenüber, daß nach den Faktoren, die heute in der Welt wirksam sind, man schon die Frage erwägen könnte, ob nicht die Kulturaufgabe der Waldorfschule am intensivsten auf diese Art erreicht werden kann. Abzuweisen ist die Frage von vornherein durchaus nicht, aber sie ist eine außerordentlich schwierige, eine solche, die nur mit allerschwerstem Verantwortlichkeitsefühl überhaupt in

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Erwägung gezogen werden kann. Denn eine radikale Änderung des ganzen Wesens der Freien Waldorfschule bedeutet das schon.

Nicht wahr, das pädagogische Leben der Welt ist heute vielleicht noch dem Irrtum, oder besser der Illusion unterworfen, die sich aus­drückt in den verschiedensten Bestrebungen von allerlei pädagogischen yereinigungeri, pädagogischen Gesellschaften. Aber alles, was in diesen pädagogischen Gesellschaften, in diesen pädagogischen Vereinigungen lebt, ist ja nichts weiter als Rederei. In Wirklichkeit wird die Pädago­gik immer mehr und mehr an die drei Faktoren der Weiterentwickelung der Welt fallen, von denen zwei heute schon mit Riesenschritten auf­treten; die Anthroposophie die dritte Seite, natürlich ganz schwach, schattenhaft, überhaupt nicht angesehen als etwas, was Bedeutung hat, außer von den Gegnern Aber die Pädagogik wird allmählich eingefan­gen werden von den beiden Hauptströmungen der Welt, der katholi­schen und der bolschewistischen oder sozialistischen. Wer heute sehen will, kann das schon sehen, daß alle andern Bestrebungen heute auf ab­schüssigen Wegen sind in bezug auf den Erfolg. Damit ist nicht etwas im geringsten über den Wert des Katholizismus und des Bolschewismus gesagt, sondern nur über ihre Stoßkraft. Die Stoßkraft von beiden ist aber eine ungeheure, wird mit jeder Woche größer. Und alle anderen Kulturbestrebungen sucht man in diese beiden Bestrebungen hereinzu­bringen. Daher wird es nur sinnvoll sein mit einer dritten Kulturströ­mung, eben der anthroposophischen, auch das Pädagogische in einer ge­wissen Weise zu orientieren. Das ist die Weltsituation.

Es ist ja wunderbar, wie wenig gedankenvoll die Menschheit heute ist, so daß sie die wichtigsten Symptome gedankenlos vorbeigehen läßt. Daß mit einer jahrhundertealten Tradition jetzt in England gebrochen worden ist durch das System McDonald, das ist etwas so Einschneiden­des, das ist wirklich etwas so Bedeutungsvolles, daß es ganz wunderbar ist, daß die Welt so etwas nicht bemerkt. Auf der andern Seite sollte wiederum auf anthroposophischer Seite gut bemerkt werden, wie die äußeren Ereignisse deutlich zeigen , daß jenes Zeitalter aufgehört hat , dessen Geschichte bloß vom physischen Plan aus geschrieben werden kann. Wir müssen uns klar sein, daß die ahrimanischen Mächte überall immer mehr Einbruch halten in das geschichtliche Werden. Zwei leitende

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Persönlichkeiten, Wilson und Lenin, sind unter den gleichen Krank­heitssymptomen gestorben, beide an Paralyse, das heißt, beide boten ein Tor für die alirimanischen Mächte. Diese Dinge zeigen doch, daß die Weltgeschichte aufhört, Erdengeschichte zu sein, sondern anfängt, eine kosmische Geschichte zu werden. Alle diese Elemente sind von gro­ßer Wichtigkeit und spielen in unsere Detailfragen hinein.

Wenn wir zunächst zu dem Konkreten übergehen, daß der Verwal­tungsrat seine Ämter in meine Hände zurückgelegt hat, so dürfen Sie nicht vergessen, daß sich mit der Dornacher Tagung das Allerprinzi­piellste entschieden hat, nämlich, daß ich vom Jahre 1912 bis 1923 in der Anthroposophischen Gesellschaft gelebt habe ohne ein Amt, sogar ohne Mitgliedschaft, was ich dazumal 191 2 sehr deutlich betont habe, daß ich also eigentlich der Anthroposophischen Gesellschaft nur als Ratgeber, als Lehrer angehörte, als der, der die Quellen der Geistes-wissenschaft aufzeigen sollte. Mit der Weihnachtstagung bin ich Vor­sitzender der Anthroposophischen Gesellschaft geworden, und meine Handlungen sind fortan die des Vorsitzenden der Anthroposophischen Gesellschaft. Wenn ich fortan den Verwaltungsrat ernennen würde, so würde er vom Vorsitzenden der Anthroposophischen Gesellschaft er­nannt sein. Es würde die oberste Institution der Freien Waldorfschule eingesetzt sein vom Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft. Auch das ist etwas, was durchaus in Erwägung gezogen werden könnte. Das alles möchte ich vorausschicken, wenn wir jetzt daran gehen, diese ganzen Fragen zu behandeln. Denn die Waldorfschule wird dann, wenn sie in dieser Form die Verbindung sucht mit Dornach, sie wird dann eben etwas anderes, als dasjenige ist, was eingerichtet worden ist, als die Waldorfschule geschaffen worden ist. Es ist wirklich die Dornacher Weihnachtstagung nicht bloß eine Festlichkeit geblieben wie zum größ­ten Teil die anthroposophischen Veranstaltungen, wenn sie auch nicht immer festlichen Charakter hatten, besonders in Stuttgart nicht; son­dern die Weihnachtstagung ist im vollen Ernste gemeint gewesen, so daß irgend etwas, was als Konsequenz gezogen wird, einen sehr ernsten Charakter annimmt.

Nun gibt es noch andere Formen, in denen die Freie Waldorfschule in Beziehung treten kann zu Dornach. Und das würde sein, wenn nicht

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die Schule unterstellt würde Dornach, sondern wenn das Lehrerkofle­giuln als solches, oder aber diejenigen Persönlichkeiten innerhalb des Lehrerkollegiums, die das wollen, nicht nur für ihre Person, sondern als Lehrer der Schule in ein Verhältnis treten würden zu Dornach, zum Goetheanum, zur Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Dann würde das der Schule den Charakter nicht nehmen, sondern das würde ja nur der Außenwelt gegenüber betonen, daß fortan auch die Pädago­gische Sektion am Goetheanum in Dornach als der impulsgeber für die Waldorfschul-Pädagogik fortdauernd angesehen wird, wie ja die an­throposophische Pädagogik bisher auch angesehen worden ist. Der Un­terschied wäre der, daß das Verhältnis zur anthroposophischen Päd­agogik bisher ein mehr theoretisches war, daß dann in Zukunft das Ver­hältnis mehr ein lebe diges sein würde in dem man dann entweder als ganzes oder in einzelnen Persönlichkeiten sich richten würde nach den die sich ergeben, wenn man als Lehrer der Freien Waldorfschule Mitglied der Freien Hochschule für Geisteswis­senschaft ist. Damit würde sich dann aber doch als unmöglich gestalten, daß der Verwaltungsrat gewissermaßen vom Goetheanum aus ernannt wird, sondern der müßte dann natürlich bleiben, wie er ist, weil er ja so gedacht ist, daß er aus dem Lehrerkollegium heraus ernannt oder sogar erwählt ist. Das ist etwas das vielleicht überhaupt gar nicht geht gegenüber dem, was die gesetzl:chen Instanzen hier als möglich ansehen, daß der Verwaltungsrat von Dornach aus ernannt wird. Ich glaube

nicht, daß die württembergischen Gesetze gestatten würden, daß vom Goetheanurn, also von einer Institution, die außerhalb Deutschlands liegt, der Verwaltungsrat der Freien Waldorfschule ernannt wird. Bliebe also das letzte, daß der Verwaltungsrat neu von mir selbst er­nannt wird, aber das ist ja nicht notwendig.

Das sind die Dinge die ich Ihnen vorlegen möchte. Sie sollten daraus sehen, daß auch unte;Ihnen selbst die Frage gründlich erwogen werden sollte. Wie Sie nun auch denken über die Lösung der Frage; ob Sie in diesem oder in jenem Maße mir etwas Entscheidendes in bezug auf die Lösung zugestehen wollen ob Sie daran denken, mir zuzugestehen, zu entscheiden, daß ich von rnir aus sagen soll, wie man gestalten solle, so möchte ich Sie doch bitten, Ihre Meinungen jetzt zum Ausdruck zu

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bringen, diejenigen, die solche Meinungen haben. Es braucht ja in kei­nem andern Stile zu geschehen, als daß noch einmal vorgebracht würde, was im Lehrerkollegium schon besprochen worden ist, und was dazu geführt hat, das zu äußern, was Sie vorgebracht haben.

X : Für uns ist die Frage aufgetaucht, ändert die Dornacher Tagung etwas an dem Verhältnis der Waldorfschule zur Anthroposophischen Gesellschaft?

Dr. Steiner: Nicht wahr, die Freie Waldorfschule hatte zur Anthro­posophischen Gesellschaft kein Verhältnis, war etwas außerhalb der An­throposophischen Gesellschaft. Deshalb kann die Weihnachtstagung für die Freie Waldorfschule nichts Maßgebendes sein. So liegt die Sache. Es ist etwas anderes für solche Institutionen, die unmittelbar von der Anthroposophischen Gesellschaft selber ausgegangen sind. Da ist es eine ganz andere Sache. Die Freie Waldorfschule ist als Institution für sich begründet. Das Verhältnis, das bestand, das ein inoffizielles war, das kann ja auch zur neuen Gesellschaft jetzt bestehen. Das ist etwas, was vollständig frei war, was jeden Tag begründet worden ist dadurch, daß weitaus die größte Anzahl der Lehrer der Anthroposophischen Gesell­schaft angehört, und daß in freier Weise die anthroposophische Pädago­gik hier geführt wird dadurch, daß ich als Vertreter der anthroposo­phischen Pädagogik hier den Vorsitz im Lehrerkollegium führe und so weiter. Das braucht ja alles nicht geändert zu werden.

X Wie ist die Pädagogische Sektion gedacht?

Dr. Steiner: Nicht wahr, die Intentionen der Weihnachtstagung, ins­besondere der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, werden sich erst ganz langsam und allmählich verwirklichen lassen. Wahrscheinlich auch schon deshalb, weil wir nicht genug Geld haben, um für die Bau­lichkeiten gleich von Anfang an sorgen zu können in dem Rahmen, wie es jetzt schon projektiert ist. Die Sachen werden langsam und allmählich sich realisieren. Zunächst sind die einzelnen Sektionen so gedacht, daß sie so weit eingerichtet werden, als bei den Persönlichkeiten, die vor­handen sind und den materiellen Mitteln dies heute möglich ist. Es ist ja so gedacht, daß der Grundstock der Schöpfung für die Freie Hochschule

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als eine Institution der Anthroposophischen Gesellschaft sein wird die Mitgliedschaft der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Nun habe ich gesehen: ein großer Teil der Lehrerschaft der Waldorf­schule hat um Mitgliedschaft nachgesucht; die werden also Mitglied sein, werden also damit von vornherein Vermittler sein für dasjenige, was von der Freien Hochschule am Goetheanum in pädagogischer Beziehung ausgeht. Was sich weiter an Institutionen anschließt die­ser Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, das wird sich ja erst zeigen.

Es ist ja vielfach von Institutionen der Wunsch geäußert worden, mit Dornach in Beziehung zu treten. Einfach ist die Situation gegeben bei den Institutionen, die als anthroposophische Institutionen entweder alle oder gar keine Vorurteile gegen sich haben. Zum Beispiel das Klinisch-Therapeutische Institut in Stuttgart, das kann sich anschließen. Entwe­der wird es als anthroposophische Institution von vorneherein bekämpft, dann schadet es nichts, wenn es sich anschließt. Oder es wird anerkannt, weil die Leute gezwungen werden einzusehen, daß die Heilmethoden dort wirksamer sind als anderswo dann ist es eigentlich selbstverständ­lich, daß es sich anschließt Das ist aber eine Institution, die nicht in einer solchen Stellung der Welt gegenüber ist wie eine Schule. Die Klinik kann sich ohne weiteres anschließen.

Aber eine Schule wird sowohl die gesetzlichen Behörden wie auch das Publikum störrisch machen, wenn sie plötzlich eine anthroposophische Schule ist. Es ist stark die Frage, ob nicht die Schulbehörde überhaupt Einspruch erheben würde. Sie hat gar kein Recht dazu, und es hat auch keinen Sinn, Einspruch zu erheben gegen die pädagogischen Me­thoden. Die können ja die anthroposophischen sein. Man hat auch kein Recht, Einspruch zu erheben, wenn selbst alle Lehrer für ihre Person Mitglied der Freien Hochschule in Dornach sind. Das geht die Behör­den nichts an. Gegen all das kann kein Einspruch erhoben werden. Aber dagegen würde sofort Einspruch erhoben werden, wenn die Sache so wäre: Da ist die Freie Hochschule am Goetheanum. Zu ihr besteht eine Beziehung so, daß pädagogische Entscheidungen, die dort getroffenß werden, hier von der Schule aufgenommen werden; zum Beispiel, da in den Lehrplan hereingeredet wurde von Dornach aus und so weiter.

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Das wenigstens käme für die ersten acht Klassen in Betracht. Die höhe-ren, von der neunten ab, selbstverständlich, wenn wir nur diese hätten, so würde kaum etwas eingewendet werden können; höchstens bei Be­willigung der Maturität, aber das würde ja wohl nicht von den Behör-den in Anspruch genommen werden. Aber für die Volksschulklassen würde man das nicht gelten lassen.

Nicht wahr, zunächst ist die Freie Hochschule für Geisteswissensch ft so gedacht, daß sie im Grunde für die Einsicht und das Leben wirkt. So daß also, sagen wir, jedes Mitglied nicht nur das Recht, sondern sogar eine gewisse moralische Verpflichtung hätte, mit Bezug auf seine päd­agogischen Bestrebungen, sich an Dornach zu wenden. Nicht wahr, der Freien Hochschule in Dornach werden ja zunächst solche Leute an­gehören, die an ihr katexochen lernen wollen. Aber man bleibt ja auch an ihr, wenn man gelernt hat, Mitglied der Freien Hochschule, so wie an einer französischen, norwegischen, dänischen Universität der, der einen Grad erlangt hat, Mitglied der Universität bleibt, mit ihr in fort­währender Beziehung bleibt. Man ist nicht nur abgestempelt, wenn man in Frankreich zum Beispiel einen Grad erhalten hat; dann ist man Mitglied der betreffenden Hochschule, bleibt es sein Leben lang und lebt in wissenschaftlichem Zusammenhang mit ihr. Und das ist das­jenige, was für die älteren anthroposophischen Mitglieder der Schule von vornherein in Betracht zu ziehen sein wird, die Mitglieder der Hoch­schule werden unter der Voraussetzung, daß sie vieles schon wissen von dem, was vorgetragen wird an der Schule. Aber die Hochschule wird fortwährend wissenschaftliche oder künstlerische Aufgaben lösen, und an denen werden alle Mitglieder der Schule teilnehmen. Insofern wird das Leben von dem einzelnen Mitglied der Schule befruchtet. Wir wer­den in allernächster Zeit dieselbe Aufforderung an alle Mitglieder der anderen Sektionen schicken, die wir schon an die Mitglieder der Medi­zinischen Sektion gerichtet haben, in entscheidenden Fragen sich an Dornach zu wenden. Und wir werden alle Monate - oder alle zwei Monate - Rundbriefe schicken, in denen für alle Mitglieder gemein­schaftlich die Fragen beantwortet werden, die von einem Mitglied ge­stellt werden. Aber man wird nicht Mitglied der Sektion, sondern der Klasse. Sektionen kommen nur für die Dornacher Leitung in Betracht.

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Der Vorstand arbeitet rnit den Sektionen, der Einzelne wird Mitglied der Klasse.

X : Soll man darnach streben, daß es einstmals möglich wird, die Schule Dornach unterzuordnen?

Dr. Steiner: Nicht wahr, in dem Streben nach einem Anschluß der Schule als solcher an Dornach, liegt zu gleicher Zeit, wie überhaupt in allem, was jetzt sachlich geschehen kann, das Begehen des Weges nach einer Richtung hin, die ja dadurch, daß unsere Persönlichkeiten, die das damals in die Hand genommen haben, nicht gewachsen waren der Situa­tion, wieder verlassen werden mußte; der Weg mußte wieder verlassen werden. Es liegt darinnen der Weg der Dreigliederung. Denn wenn Sie sich die Freie Waldorfschule der Freien Hochschule angegliedert denken, so könnte das nur geschehen unter den Auspizien dessen, was der Drei-gliederung zugrunde liegt. Und man arbeitet im Grunde konkret, wenn alle vernünftigen Institutionen schon nach der Dreigliederung hinarbei­ten werden. Man muß die Welt ihren Gang gehen lassen, nachdem sie mit voller Absicht den andern Weg nicht gehen wollte. Es wird nach der Dreigliederung hingearbeitet, aber man muß schon als Ziel ins Auge fas­sen, daß eine solche Institution wie die Freie Waldorfschule, die sachlich einen anthroposophischen Charakter hat, daß diese schon einmal selbst­verständlich zusammenfällt mit dem anthroposophischen Streben. Nur in diesem Augenblick ist es eben doch möglich, daß wenn dieser An­schluß in offizieller Weise erfolgt, daß man dann deshalb der Waldorf-schule das Genick umdreht. So daß ich, wie die Sachen jetzt stehen, schon dazu raten würde, unter diesem Gesichtspunkt den Verwaltungs­rat nicht neu zu wählen sondern zu lassen, wie er ist, und im übrigen nur von diesen zwei Fragen aus nach der einen oder der andern Rich­tung sich zu entscheiden: Begnügen sich die Lehrer der Schule damit, als Einzelne der Freien Hochschule in Dornach anzugehören, oder wollen Sie als Kollegium Mitglied werden, so daß jeder beitritt mit dem Charakter «als Lehrer der Freien Waldorfschule>? Damit macht dann die Lehrerschaft notwendig, daß sich die Pädagogische Sektion in Dor­nach mit der Freien Waldorfschule befaßt, während sie sich sonst nur mit der Pädagogik im allgemeinen befassen wird.

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Also ein großer Unterschied ist das schon. Es würde in unserem Rund-brief etwa stehen: In der Freien Waldorfschule macht man am besten dieses oder jenes so oder so. Das ist dann in gewisser Beziehung bindend für die Lehrer der Freien Waldorfschule, die der Freien Hochschule als Lehrer angeschlossen sind. Nicht wahr, anschließen an Dornach ohne weitere Gefährdung können sich alle Zweige und Gruppen der Anthro­posophischen Gesellschaft. Sie mussen es eigentlich sogar tun. Alle Grup­pen und so viele Einzelne, als die Bedingung erfüllen können, und solche Institutionen, wie etwa das Biologische Institut, das Forschungs­institut, die Klinik, die können sich anschließen. Sie können ja Schwie­rigkeiten auf der andern Seite haben. Die Schwierigkeiten, die für die Waldorfschule in Betracht kommen, kommen da nicht in Betracht. Es ist eben damals bei der Gründung großer Wert darauf gelegt worden, die Schule als eine von der Anthroposophischen Gesellschaft unabhän­gige Institution zu schaffen. Damit stimmt logisch ganz gut überein, daß der Religionsunterricht von den Religionsgemeinschaften aus be­sorgt wird, der freie Religionsunterricht von der Anthroposophischen Gesellschaft aus, daß die Anthroposophische Gesellschaft mit dem freien Religionsunterricht darinnensteht wie die andern religiösen Gemein­schaften. Die Anthroposophische Gesellschaft gibt eigentlich den Reli­gionsunterricht und den Kultus. Das können wir jederzeit sagen und mit vollem Recht sagen, wenn uns vorgehalten wird, die Waldorfschule sei eine anthroposophische Schule. Dadurch, daß die Anthroposophie glaubt, die beste Pädagogik zu haben, wird der Schule nicht der Charak­ter des Anthroposophischen aufgedrückt. Das ist eine ganz klare Situa­tion. Würde dies auch vom «Kommenden Tag» so gemacht worden sein, als die Übungen eingerichtet worden sind, die jetzt da sind, würde er an die Anthroposophische Gesellschaft herangetreten sein, Übungen einzuführen, an denen jeder teilnehmen könnte, der will, so würde die Bemerkung nicht gekommen sein in den «Mitteilungen». Bei diesen Dingen kommen die realen Formalien sehr, sehr scharf in Betracht.

X : Ist eine Änderung nicht schon dadurch da, daß Dr. Steiner als Lei­ter der Waldorfschule nun auch Leiter der Anthroposophischen Gesell­schaft ist?

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Dr. Steiner: Das ist nicht der Fall. Das Verhältnis, das ich eingegan­gen bin, ändert nichts daran, daß ich für mich selbst noch Leiter der Schule bin. Die Veranstaltung war ja eine rein anthroposophische, und die Waldorfschule hatte kein offizielles Verhältnis zur Gesellschaft. Etwas anderes ist es, was im Laufe der Zeit eintreten könnte, daß der Religionsunterricht unter Umständen von der Dornacher Leitung durch die Anthroposophische Gesellschaft selber in Anspruch genommen wird. Das ergibt sich organisch daraus. Nur dieses würde sich ergeben.

X: Ist der Standpunkt, der bei der Gründung der Waldorfschule eingenommen wurde, auch heute noch maßgebend?

Dr. Steiner: Wenn Sie die Frage so auffassen, dann ist zu entscheiden, ob das Lehrerkollegium überhaupt kompetent ist, die Frage anzufassen, ob das nicht der Waldorfschulverein ist. Denn sehen Sie, der Waldorf­schulverein ist eigentlich der Welt gegenüber der wirkliche Verwaltungs­rat der Schule. Sie kennen doch die sieben weisen Männer, die über die Schule beraten. Diese Frage kommt in Betracht, wenn entschieden wer­den soll, ob die Waldorfschule als solche sich Dornach angliedern soll oder nicht; ob das Waldorfschul-Kollegium nicht nur in der Lage ist, entweder für sich sich anzuschließen oder als Lehrer eben. Denn alles Pädagogische kann ja auch so entschieden werden. Das ist eine Frage unter Umständen des Bestandes. Es bleibt die Waldorfschule dann nach außen das, was sie ist. Sie müssen die Dinge auffassen der Realität nach. Was tun Sie denn, wenn Sie als Lehrerkollegium beschlossen haben, wir schließen die Schule an Dornach an und der Waldorfschulverein sperrt Ihnen dann die Gehälter über diesen Beschluß? Das ist theoretisch alles möglich.

X stellt eine Frage über das Abiturientenexamen.

Dr. Steiner: Aber nun, nicht wahr, was würde mit Bezug auf die Maturafrage, wenn diese schon hier hereinspielen soll, die eine reine Kompromißfrage ist, was würde geändert durch den Anschluß?

X führt seine Frage weiter aus.

Dr. Steiner : Ja, nicht wahr, die andern Gesichtspunkte könnten doch nur die sein, daß wir uns absolut weigern, irgendwelche Rücksicht darauf

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zu nehmen, ob die Schüler das Abiturientenexamen machen Wollen oder nicht, daß wir das als Privatsache des Schülers betrachten. Bisher ist nicht daran gedacht worden. Es fragt sich, ob wir das als Grundsatz aufstellen sollen. Alle Schüler und die Eltern der Schüler werden da­durch vor die Frage gestellt: Wage ich es, meinem Kinde eine Lebens­bahn zu eröffnen ohne das Abiturientenexamen? - Natürlich, man kann so etwas tun; aber es fragt sich sehr, ob man es soll. Ganz abgesehen davon, daß wir dann vielleicht doch keine Schüler kriegten, oder doch bloß die Taugenichtse. Ob man die Maturafrage verquicken kann mit dieser Frage, scheint mir doch problematisch. Ich glaube nicht, daß viel daran geändert wird, ob der Anschluß erfolgt oder nicht. Man wird doch diesen Kompromiß schließen müssen.

Ich glaube, daß Sie zunächst die Form wählen sollten - die Dinge sind ja nicht ewig, sie können ja künftig weiter erwogen werden - ich glaube, daß Sie die Form wählen sollten, als einzelne Lehrer, diejenigen, die es wollen, Mitglieder der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zu werden mit der Angabe, daß Sie auch eben als Lehrer der Freien Wal­dorfschule dem Goetheanum angeschlossen sein wollen. Ich glaube schon, daß dies alles das erreicht, was Sie überhaupt wünschen, daß alles übrige vorläufig überhaupt gar nicht notig ist. Der Unterschied ist der, wenn Sie als Einzelne eintreten, ohne als Lehrer Mitglied zu sein, so würde das sein, daß dann in unseren Rundbriefen gar nicht von der Waldorf-schule die Rede sein würde. Spezielle Fragen der Waldorfschule würden von Dornach aus überhaupt nicht behandelt werden. Fügen Sie bei, daß Sie als Lehrer eintreten, so ist das für Sie selber vielleicht gleichgültig. Aber für die Kulturaufgabe der Waldorfschule ist es nicht gleichgültig, denn alle andern Mitglieder der Freien Hochschule bekommen die Nach-richten darüber, was man m Dornach über die Freie Waldorfschule denkt. Es wird die Freie Waldorfschule in den ganzen Umfang des päd­agogisch-anthroposophischen Lebens hineingestellt. Das Interesse wird dann verbreitet über einen größeren Horizont. Man spricht dann über­all da, wo Mitglieder der Freien Hochschule sind, davon : An der Wal­dorfschule ist dies gut, dies gut und so weiter. Es wird die Freie Waldorf-schule dadurch eine anthroposophische Angelegenheit, für die die Ge­sellschaft sich interessiert, während sie jetzt keine anthroposophische

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Angelegenheit ist. Für Sie ist es gleichgültig. Die Fragen, die in Dornach behandelt werden, werden natürlich andere sein, als sie hier aufgewor-fen werden. Es könnte aber auch möglich sein, daß wir nötig hätten, dieselben Fragen auch hier in der Konferenz aufzuwerfen. Aber für die ganze Gesellschaft ist es nicht dasselbe. Für die anthroposophische Päd­agogik wird es etwas Großes sein. Dadurch erfüllen Sie etwas von der Mission der Freien Waldorfschule. Damit erfüllen Sie etwas von dem, was Sie eigentlich wollen: daß die Freie Waldorfschule hineingestellt wird in die ganze Kulturmission, die die Anthroposophie hat. Es kann zum Beispiel so sein : Die Konferenz der Freien Waldorfschule in Stutt­gart hat irgendeine Frage aufgeworfen. Sie wird dann als Angelegenheit der Freien Hochschule betrachtet.

X: Das würde dann wohl auch bedeuten, daß von der Schule aus bestimmte Berichte über die Arbeit der Schule an das Mitteilungsblatt geschickt würden.

Dr. Steiner: Das ist gut wenn Berichte über Pädagogisch-Methodi­sches gemacht würden wenn es nicht Personalangelegenheiten sind. Es sei denn, daß diese zug leich von pädagogischer Bedeutung sind.

Dr. Steiner wurde dann gefragt, wie er sich zu einer pädagogischen Tagung zu Ostern stelle und wurde gebeten, die Richtung und den Rah­men für die Tagung anzugeben.

Dr. Steiner: Ich habe nur das eine zu sagen: daß die pädagogische Tagung zu Ostern Rücksicht nehmen solle darauf, daß auch ein päd-agogischer Kursus in Zürich stattfinden soll. Der beginnt am zweiten Ostertag.

Dann möchte ich jetzt eine Frage aufwerfen, die sich von einer ganz andern Seite her mit dem Früheren berührt. Was wir können von der Waldorfschule aus, das ist folgendes. Ich muß es mir auch noch genauer überlegen, was ich Ihnen selbst nach dieser Richtung hin vorschlagen würde. Da gibt es aber eine Möglichkeit, nach welcher Sie zugleich der Absicht, den vollständigen Anschluß an die anthroposophische Bewegung zu vollziehen, etwas näher kommen können. Der Vorschlag ist der, daß die Waldorfschule sich bereit erklärt, eine Tagung, welche die Anthroosophische Gesellschaft zu Ostern innerhalb ihrer Räume und ihres Wir­kungskreises

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in ihren Räumen macht, in sich aufzunehmen. Das kann keiner beanstanden. Die Freie Waldorfschule kann auf ihrem Boden eine anthroposophische Tagung veranstalten; das ist etwas, was getan werden könnte. Ich möchte mir nur überlegen, ob es opportun ist, gerade jetzt, aber ich glaube nicht, daß man Anstoß nehmen wird im Publikum, und die Behörden werden den Unterschied gar nicht verstehen. Nicht wahr, die werden den Unterschied gar nicht verstehen. Das wäre natürlich ein Erstes, was man tun könnte. Ich werde das Programm aufstellen.

Sachlich möchte ich noch dieses sagen: Ganz im Charakter von solchen Bestrebungen, wie sie in Ihren Herzen jetzt auch aufgetaucht sind, war die Kasseler Jugendtagung der Christengemeinschaft. Bei dieser hat sich herausgestellt, daß von seiten der Priesterschaft der Christengemein-schaft von Mittwoch bis Ende der Woche in einer Art von Näherungs-kreisen die Leute, die dort gesucht haben, eingeführt wurden in das, was die Christengemeinschaft als religiöse Gemeinschaft zu sagen hat. Das Ganze schloß damit, daß die Teilnehmer der Jugendtagung auch an einer Kulthandlung teilnahmen, und daß die letzten zwei bis drei Tage zur freien Aussprache bestimmt waren, so daß die Teilnehmer, die bestanden haben aus jungen Leuten unter zwanzig Jahren und dann wieder von sechsunddreißig Jahren an - die mittlere Generation fehlte, was charakteristisch ist für unsere Zeit -, so daß die Leute offiziell kennengelernt hatten die auf eigenen Füßen der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüberstehende Christengemeinschaft. Sie haben teil­genommen an der Messe. Dann trat die freie Diskussion auf, von der man voraussetzen mußte, daß sie ginge über das, was vorher erlebt wor­den ist. Statt dessen ergibt sich, daß durch alles, was erlebt worden war, die Sehnsucht nach weiterem erweckt wurde. Da sprachen die, die An­throposophen waren darunter, über Anthroposophie. Und es zeigte sich, daß all das doch schon Anthroposophie als letztes Ziel haben wollte. Das ist eine sehr charakteristische Tagung, weil sie ein Beweis dafür ist, daß der Anschluß an die Anthroposophie das ist, was sachlich angestrebt werden muß. Wir werden im nächsten Mitteilungsblatt über diese Jugendtagung in Kassel etwas bringen.

14. Februar 1924, Rechnung des Bauwereins an die Gesellschaft (siehe Beilage S. 8)

17. Februar 1924, Zur Verwaltung der Anthr. Gesellschaft (siehe Beilage s. 7)

SCHREIBEN AN DIE FUTURUM-AKTIONÄRE Dornach, den 25. Februar 1924

#G260a-1987-SE441 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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SCHREIBEN AN DIE FUTURUM-AKTIONÄRE

Dornach, den 25. Februar 1924

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Gestatten Sie, daß idi in der Angelegenheit des Futurums an Sie heran-trete. Durdi die Fusion dieses Unternehmens mit der Internationalen Laboratorien-Aktiengesellschaft in Arlesheim ist der letzteren eine große Last zugewachsen. Diese wirkt um so drückender, als mit der Laboratorien-Gesellschaft das Klinisch-Therapeutische Institut in Arles­heim bisher noch verbunden ist. Dieses Institut ist - unter Frau Dr.Weg­mans Leitung - in meinem Sinne eine wirkliche Musteranstalt, wie sich eine solche die Anthroposophische Gesellschaft nur wünschen kann. Es liegt nun im Karma dieser Gesellschaft, möglichst bald dieses Institut ganz in das Goetheanum einzugliedern. Und ich habe ja bei der Weih­naditstagung den entschiedenen Willen ausgesprochen, solchen kar-mischen Zusammenhängen Rechnung zu tragen. Dazu ist nun notwen­dig, daß von einzelnen Mitgliedern Opfer erbeten werden. Es wird mir unmöglich gemacht, dies Klinisch-Therapeutische Institut in entspre-chender Art dem Goetheanum einzugliedern, wenn der mit ihm verbun­denen Laboratorien-Gesellschaft die gesamte Aktienlast des in Liquida­tion befindlichen Futurums zufällt. Geholfen wäre nur dann, wenn diejenigen Mitglieder, die Aktionäre des Futurums waren, und die in der Lage sind, das Opfer zu bringen, ihre Aktien entweder ganz oder teilweise dem Goetheanum als Geschenk anbieten würden. Dadurch könnte erreicht werden, daß die Aktienlast, welche die Laboratorien-Gesellschaft übernimmt, diese gesund und aussichtsvoll machen könnte, und die Klinik, deren Gedeihen mir vor allem auf dem Herzen liegen muß, würde der Sorgen; die sie drücken, enthoben sein. Denn sie würde in ihrem Wert reichlich dem Aktienkapital entsprechen, das durch die oben gekennzeichneten Geschenke dem Goetheanum zufiele und das aus der Belastung der Laboratorien-Gesellschaft herausgezogen werden könnte. Es wird dann dafür gesorgt werden können, daß durch Ge­deihen der Laboratorien -Aktiengesellschaft die dem Goetheanum ge­schenkten Aktien später für die Schenker wieder Dividenden ergeben.

Es ist ja richtig, daß das Goetheanum dadurch, daß auf diese Art ihm Aktienkapital der Futurum in Liquidation zufällt, nichts an seinem Fonds

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gewinnt; allein der geistige Gewinn, der durch den Anschluß der Klinik an das Goetheanum erreicht wird, ist ein so bedeutsamer, daß ich bei unseren Mitgliedern, die Aktionäre sind, dafür Verständnis zu finden hoffe.

Es würde dadurch ja auch erreicht, daß für diejenigen Mitglieder, die Aktionäre sind, und die auf ihre Dividenden angewiesen sind, keine weitere Reduktion durch nochmalige Abschreibung eintreten würde.

Ich muß gestehen, daß ich diese Zeilen nur mit schwerem Herzen geschrieben habe. Allein ich muß schon sagen: eben deswegen, weil ich mich durch die Persönlichkeiten, die in der Zeit, als ich kein Amt in der Anthroposophischen Gesellschaft bekleidete, an allerlei Gründungen herantraten und die sich dann mehr oder weniger zurückgezogen haben, so sehr im Stiche gelassen fühle, habe ich mich entschlossen, auf der Weihnachtstagung den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft zu übernehmen. Da muß ich dann alles tun, was denjenigen Institutionen, die wie die Dr. Wegmansche Klinik wirklich ganz in dem von mir als anthroposophisch angesehenen Sinne geführt werden, die Wirkungs­möglichkeit gibt. Ich habe mich nur mit dem größten Widerwillen seinerzeit entschlossen, den Vorsitz des Futurums, dessen Gründung nicht von meiner Initiative ausging, zu übernehmen. Ich bin in keiner Weise unterstützt worden von den Persönlichkeiten, die diese Initiative ergriffen haben. Meine Warnungen blieben ungehört. Ich werde es jetzt, da ich selbst den Vorsitz in der Anthroposophischen Gesellschaft inne­habe, nicht mehr zulassen, daß anderes geschieht als dasjenige, das in den reinen anthroposophischen Linien liegt. Man wird sagen: warum habe ich damals zu den Dingen «Ja» gesagt? Nun, diejenigen, die sie inauguriert haben, würden, wenn ich anders als warnend aufgetreten wäre, vielleicht heute sagen: hätte man uns damals gewähren lassen, so könnte man jetzt das Goetheanum mit dem erwirtschafteten Futurum­erträgnis aufbauen. Man mußte den Leuten Gelegenheit geben, zu zei­gen, was sie können. Es ist mit dem einen Falle genug; die Auswirkung der Weihnachtstagung wird dafür sorgen, daß er sich nicht wiederhole.

Mit freundlichem Gruß Rudolf Steiner

Hinweis des Herausgebers: Das Resultat dieses Appells wird in der außer-ordentlichen Generalversammlung der Futurum AG in Liq. vom 24. März 1924 mitgeteilt, siehe Seite 472.

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9, Marz 1924, Zur Verwaltung der Anthr. Gesellschaft (siehe Beilage S. 7)

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GENERALVERSAMMLUNG

DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN DER SCHWEIZ

Dornach, 16. März 1924

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Dr. Steiner: Im Sinne der Abmachungen, die getroffen worden sind In der Versammlung, die anläßlich der Weihnachtstagung hier von unse­ren Schweizer Freunden abgehalten worden ist, habe ich die heutige Ge­neralversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz hiermit zu eröffnen. Die erste Aufgabe wird sein, daß wir konstatieren, inwieweit erfüllt wurde, was dazumal beschlossen worden ist: dem Vor­stand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, der beauftragt worden ist, die Anthroposophische Gesellschaft in der Schweiz zu füh­ren, an die Seite zu geben eine Anzahl Delegierter Von den schweize­rischen Zweigen, mit denen zusammen dann die Verwaltung der An­throposophischen Gesellschaft in der Schweiz besorgt werden soll. Die Delegierten sind mittlerweile bestimmt oder gewählt worden, und ich bitte Herrn Dr. Wachsmuth, die Delegierten der einzelnen Zweige zu verlesen. Wir werden dabei konstatieren, inwieweit sie anwesend sind.

Dr. Wachsmuth Verliest die Delegierten. Es sind fast alle da.

Dr. Steiner: Also die Delegierten sind in weitaus größter Anzahl an­wesend. - Zu Dr. Wachsmuth: Wollen Sie die Traktandenliste verlesen?

Dr. Wachsmuth: Es liegt nur ein Antrag über die finanzielle Lage vor, und ein Antrag von Herrn Dr. Hugentobler.

Dr. Steiner: Ich möchte einleitend bei dieser Generalversammlung, die ja die erste ist, die wir seit der Weihnachtstagung hier haben, einige Worte an Sie richten. Es ist von mir öfters, insbesondere während der schweren Kriegszeit, in einer oftmals recht eindringlichen Weise ge­äußert worden, für wie bedeutungsvoll ich es halten muß, wenn gerade Von seiten unserer schweizerischen Freunde in einer energischen Art in die anthroposophische Bewegung eingegriffen wird. Das hängt wirklich zusammen mit der allgemeinen, ich will heute nur sagen, geistigen Weltlage,

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in der wir darinnen stehen. Wir dürfen sdion in unserer Sprache sagen: Der Sdiweiz fällt im Gesamtzusammenhang der Weltereigniss, namentlich derjenigen Weltereignisse, die zunächst einen geistigen Cha­rakter tragen, eine ganz bedeutungsvolle karmische Aufgabe zu. Und Anthroposophen sollten sich immer bewußt sein, wie solche karmischen Aufgaben liegen.

Bei unseren Versammlungen sprechen wir von den internen Geistes-fragen, und nur dann, wenn wir in solchen Versammlungen wie heute zusammenkommen, haben wir Gelegenheit, etwas hinauszuschauen über die engeren Grenzen, die uns sonst selbstverständlich gezogen sind als einer Gesellschaft, die zunächst ganz aus dem Geistigen heraus arbeiten muß, und die dann warten muß, wie sich diese geistigen Impulse, die sie geben kann, im allgemeinen Weltenleben eben ausnehmen. Aber ein Be­wußtsein von dem, was wir eigentlich in der Welt vorstellen, sollten wir doch immer in uns tragen. Und namentlich sollten wir es in uns tragen, seit in unsere gesamt-anthroposophische Bewegung ein esoterischer Zug hineingekommen ist, wie das ja deutlich bemerkbar geworden ist wäh­rend der Weihnachtstagung, zunächst in der Auffassung. Aber es steht ja zu hoffen, daß er immer mehr und mehr auch in die Realität der an­throposophischen Bewegung durch die Anthroposophische Gesellschaft, wie sie jetzt ist, hineinkommt.

Da muß zum Beispiel bei solchen Versammlungen gewissermaßen eine Art Perspektive vor unsere Seele treten über die allgemeine Welten-lage. Ich habe es oftmals geäußert, daß die Schweiz wirklich nicht bloß in äußerer, wirtschaftlicher Weise eine Art Drehpunkt sein kann für die gegenwärtigen Weltangelegenheiten, sondern daß sie das, wenn sie nur will, auch durchaus in geistiger Beziehung sein kann. Es kommt ja wirklich auf das Wollen an, und Anthroposophen sollten zunächst dieses Wollen wenigstens - verzeihen Sie diese Tautologie -, sie sollten dieses Wollen wenigstens wollen.

Was ich Ihnen heute besonders ans Herz legen möchte, ist dieses: Be­denken Sie, daß die Tatsache durchaus richtig ist, daß sich heute gewiß in der Welt eine Anzahl von Freunden der Anthroposophie intensiv mit der Anthroposophie befassen. Mir tritt da fortwährend doch die Tatsache vor Augen, daß, verhältnismäßig wenigstens, die Anzahl der

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Freunde der Anthroposophie in der Welt eine ziemlich große geworden ist. Denn so in Zwischenräumen von zwei bis drei Tagen bringt mir Dr. Wachsmuth ein großes Paket von neu auszugebenden Mitglieds-diplomen. Sie werden ja jetzt alle erneuert. Und da ich der Meinung bin, daß alle diese Dinge persönlich abgemacht werden müssen, so dauert schon bei der großen Zahl unserer Freunde in der Welt das reine Dar-aufsetzen des Namens eine ganz erkleckliche Zeit. Also, wie gesagt, ich werde persönlich damit bekannt, daß die Zahl der Anthroposophen, der in der Gesellschaft vereinigten Anthroposophen, in der Welt immer­hin zwölftausend geworden ist. Das ist aber gegenüber alledem, was heute in der Welt durch Menschen geschieht, doch eine außerordentlich kleine Zahl noch, obwohl man sagen kann, daß deutliche Symptome gerade seit Weihnachten vorhanden sind, daß, wenn es uns gelingen würde, all das, was seit Weihnachten wirkt, wirklich auswirken zu lassen, die Zahl der Mitglieder in verhältnismäßig kurzer Zeit verdrei-bis vervierfacht werden könnte. Es liegen dafür deutliche Symptome vor. Nun aber, selbst wenn wir auf vierzig- bis fünfzigtausend Mit­glieder der Anthroposophischen Gesellschaft in einer verhältnismäßig gar nicht langen Zeit anwachsen würden, so wären wir gegenüber den Impulsen, die heute durch die Welt gehen, dennoch eine kleine Zahl. Ge­wiß, innerhalb dieser kleinen Zahl ist wieder eine noch kleinere Zahl, die sich außerordentlich intensiv in ihrer Art mit Anthroposophie be­faßt. Aber nicht jeder verfolgt ein anderes, immer wachsendes Interesse für die Anthroposophie: das ist das Interesse, das bei den Gegnern, bei den ausgesprochenen Gegnern der Anthroposophie besteht. Die küm­mern sich um jeden neuen Zyklus, kümmern sich jetzt auch schon darum, was in den einzelnen Vorträgen, die noch nicht veröffentlicht sind, ge­sagt wird. Kurz, man kann schon sagen: Es ist ein intensives Interesse bei den Gegnern der Anthroposophie vorhanden. Und nicht bloß bei denen, die schimpfen!

Es gibt ja auch außerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft Men­schen, die nicht nur im Schimpfen ihre Aufgabe sehen, die einfach in ihrer Art wiederum positiv arbeiten und die Hoffnung haben, daß das, was auf anthroposophischem Felde gewollt wird, durch positive Arbeit in andern Richtungen eben vernichtet werden kann. Gerade damit befassen

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sich auch jene, deren Beschäftigung mit Anthroposophie man nicht nachher daran merkt, daß sie gegnerische Artikel schreiben oder geg­nerische Vorträge halten, sondern die dann in ihrer Art arbeiten, so daß sie ihrer Arbeit eine solche Richtung geben, daß die Anthroposophie da-gegen nichts machen kann. Sie beschäftigen sich in außerordentlich inten­siver Weise, mit regstem Interesse mit Anthroposophie. Diese Tatsache muß uns zum Bewußtsein kommen aus dem Grunde, weil gerade aus dieser Tatsache mit aller Deutlichkeit hervorgeht, daß Anthrosophie heute nicht bloß von ihren Anhängern, sondern vor allen Dingen von ihren Gegnern als etwas sehr Wichtiges genommen wird. Ich möchte schon sagen: Es fielen mir mehrere Steine vom Herzen, wenn ich die Gewißheit erringen könnte, daß bei einer genügend großen Anzahl von Mitgliedern dieses Bewußtsein bestünde, wie wichtig im allgemeinen geistigen Kulturgange heute Anthroposophie ist, und wenn dieses Be­wußtsein nur in der Intensität bestände, im guten Sinne, im zustimmen­den Sinne, wie es bei den Gegnern im Anti-Sinne, sagen wir, besteht. Das ist wirklich etwas, was dringend zu wünschen wäre. Gewiß, es ist schon so, daß unsere Freunde Anthroposophie treiben mit aller Inten­sität ihrer Seele. Das muß schon anerkannt werden, daß viele ganz dar-innenstehen. Aber auf der andern Seite: so weltmännisch denken, wie unsere Gegner weltmännisch denken können, das können leider An­throposophen noch nicht. Und das muß bei solchen Versammlungen ein wenig zum Bewußtsein gebracht werden. In dieser Beziehung meine ich, daß gerade unsere schweizerischen Freunde der anthropQsophischen Bewegung im allerintensivsten Sinne helfen könnten. Es kommt viel auf Sie an, außerordentlich viel.

Machen wir uns nur einmal klar, welche Bewegungen heute zunächst in der Welt da sind, die Aussicht haben, in den nächsten fünfzig Jahren alle die Stürme, die über Europa hereinbrechen werden, wirklich zum Hereinbrechen kommen zu lassen. Sehen Sie, man muß einfach sich die Tatsachen vor die Seele stellen. Es kann sich nicht darum handeln, irgendwie die Augen zuzudrücken vor den Tatsachen. Und in den letz­ten Jahren ist vieles geschehen, was den Menschen die Augen über die Tatsachen öffnen könnte. Wenn diejenigen, die ein gehöriges Alter haben, zurückdenken an die Zeiten vielleicht vor noch sogar zwanzig,

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fünfundzwanzig Jahren, da werden Sie aus den damaligen Zeitereig­nissen heraus mit Recht haben fühlen können - ich rede jetzt überall von dem Geistigen, nicht von dem Politischen, das ist ausgeschlossen, ich rede jetzt nur von dem Geistigen -, wie die in Europa unter dem Namen Sozialismus gehende Geistesströmung gezählt wurde als etwas, was eine große Schlagkraft hat. Sehen Sie sich heute die Dinge an, so werden Sie sich sagen müssen: Dieser Sozialismus, dem man dazumal auch in geistiger Beziehung eine große Schlagkraft zugewiesen hat, er zer­bröckelt vollständig. Er ist eigentlich heute schon nicht mehr da. Er trägt heute nur noch einen Namen, der verschiedene Leute vereint, aber er ist nicht mehr da. Er zählt nicht mehr unter diejenigen Bewegungen, die in geistiger Beziehung Schlagkraft entwickeln können. Man kann ihn heute zum Absterbenden rechnen. Man muß schon sagen: Es ist eine ungeheure, in vieler Beziehung schauderhafte Klarheit eingetreten in den allerletzten Jahrzehnten. Und diejenigen Bewegungen, die Aussicht haben, ihre Impulse durchzubringen, wer sind sie denn? Wirklich, sehen wir jetzt von irgendwelchen Emotionen ganz ab, sehen wir von jeder Kritik ab, aber stellen wir die Tatsachen uns vor Augen. Diejenigen Be­wegungen, die Aussicht haben heute durchzukommen, oder in den näch­sten fünfzig Jahren eine große Wirkung zu tun, sind der römische Katholizismus und der russische Bolschewismus. Das sind die Bewegun­gen - ich rede jetzt nicht vom Politischen, nur vom Geistigen -, auf die heute das Augenmerk gerichtet sein muß derjenigen, die überhaupt im Ernste mitreden wollen über den Gang der geistigen Ereignisse. Alles andere von Bewegungen, die in der neueren Zeit sich besonders hervor­tun, ist zunächst eigentlich problematisch.

Nun liegt aber die Sache so: Im letzten Drittel, oder eigentlich als das letzte Drittel des 19. Jahrhunderts herannahte, war innerhalb der euro­päischen Zivilisation eine große Anzahl von Menschen, tüchtige Men­schen, gebildete Menschen, die tatsächlich etwas verspürt haben von dem, was nun eigentlich geschehen soll. Wenn Sie - und auch da will ich nicht vom Politischen reden, sondern nur von der geistigen Konfigura­tion der verschiedenen Gesellschaften, von dem Bildungsgrad, der Ge­sinnung und so weiter -, wenn Sie auf die Parlamente hinschauen in den sechziger, siebziger Jahren, so saßen darinnen tatsächlich aus allen

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Parteien ausgezeichnete Leute. Man brauchte nicht mit der Partei und geistigen Richtung des einen oder des andern besonders einverstanden zu sein, aber man konnte sie wirklich bewundern. Ich erinnere mich immer wieder mit einer großen Befriedigung, wie ich während meines Aufwachsens in Österreich selbstverständlich dazumal nicht mit der schrecklichen Geistesströmung, die die Polen mit Österreich trieben, ein­verstanden sein konnte. Wenn aber wiederum der Polendelegierte Haus­ner sprach, ja, ich hatte mein reines Entzücken an der ganzen Persön­lichkeit. Da sprach eine Kraft! - Also ich rede von diesem Geistigen. Und gerade jetzt zeigt es sich mir, wie dieser Mann, der dastand - er hatte im linken Auge ein Monokel, da schaute ein schlaues Auge durch; das rechte Auge, das monokelfrei war, das kontrollierte immer die Schlauheit, die aus dem linken Auge sah -, und aus dieser Gesinnung her­aus - Monokel links, unmonokoliert rechts - Dinge mit einem wahrhaft prophetischen Charakter sagte. Fast alles ist dann im Laufe der Zeit eingetreten. Das waren Leute mit Einsicht. Ob man nun einverstanden war mit ihnen oder nicht, das waren Leute mit Einsicht. Sie saßen da. Und sehen Sie, diese Leute sind eigentlich fast überall in eine besondere Lage gekommen mit dem Ende des 19.Jahrhunderts. Man kann sagen, sie sind eigentlich nicht mehr da, sind weggefegt. Sie sind weggefegt, manchmal in einer sonderbaren Art. Man braucht nur ein Symptom für das Wegfegen dieser Leute einmal sich vor die Seele zu rufen. In Öster­reich war einer der Führer dieser Leute Eduard Herbst. Herbst hieß dieser Mann, er war vielleicht einer der wenigst Begabten sogar, aber er hatte sich zum Führer aufgespielt. Als die großen Entscheidungen im letzten Drittel des 19.Jahrhunderts eintraten, wurde dieser Mann auf eine eigentümliche Weise mit allen seinen Anhängern bedeutungslos ge­macht, weggefegt. Wodurch? Dadurch wurde er weggefegt, daß - er stand ja stets da im Zivilgewande mit Beinkleidern bis herunter zu den Fersen - ein anderer Mann, der seine Gesinnung Vertreten konnte mit Kürassierstiefeln, Bismarck, das Wort geprägt hat: Ja, in Österreich muß man die Herbstzeitlosen wegräumen! - Solch ein Wort hat Wunder gewirkt, hat tötend gewirkt. Aber es ist ein Symptom und solche Sym­ptome könnten nicht zu Hunderten, sondern zu Tausenden angeführt werden, wie diese Dinge weggefegt worden sind.

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Und das ist doch eine Sache, die ich jetzt wirklich nicht ausspreche, um demjenigen, was ich bei der Weilmachtstagung sagte - daß wir uns immer beglückt fühlen werden, als Anthroposophische Gesellschaft hier in der Schweiz sozusagen zu Gaste sein zu dürfen und die Schweizer Freunde als unsere Wirte ansehen zu dürfen - nicht um diesem eine für sie besonders angenehme Nuance heute zu geben, also nicht um irgend etwas Schmeichelhaftes zu sagen, sage ich das Folgende, sondern ich sage es, weil es sich mir tatsächlich - und ich habe es ja während der Kriegs-zeit immer wieder und wieder betont - aus der Beobachtung der Sach­lage ergibt.

Wollen wir doch heute, ob wir nun scheinbar schmeicheln oder schein­bar uns ankrakeelen, ganz ehrlich reden. Sehen Sie, wenn man in man­cherlei Ländern gesehen hat, wie diese Leute, die ich gerade meine - und da rede ich jetzt vorzugsweise von der inneren Gesinnung -, überall weggefegt worden sind, so kann man denn doch die Bemerkung machen, wie gesagt, das ist keine Schmeichelei, es ist das, was ich glaube, man kann doch die Bemerkung machen: In der Schweiz ist diese Gesinnung noch bei einer ganzen Anzahl von Menschen vorhanden. Sie ist vorhan­den. Sie hat sich nur in der Schweiz fortgepflanzt, und sie ist da. Sie ist in vieler Beziehung unterdrückt. Die lauten Sprecher gehören den an­dern Richtungen an, aber sie ist da. Man findet Leute, die noch aus einer gewissen Herzhaftigkeit heraus ein Wort sagen, wie ich es vor kurzem von jemandem gehört habe. Man muß manchmal auch tatsächlich aus Symptomen die Dinge beurteilen lernen. Ich sprach über die verschiede­nen Möglichkeiten, wie die Strömungen auch hier in der Schweiz gehen könnten, mit einer Amtsperson, und ich sagte von einer andern Strö­mung: Die wollen aber gerade derjenigen, die Sie vertreten, arg an den Kragen gehen. - Da antwortete mir diese Persönlichkeit: Ja, das wollen sie schon, aber sie werden es nicht können! - Und diese innere Sicherheit, dieses doch klar sich darüber sein: Wenn wir nur wollen, dann werden sie es nicht können -, das ist etwas, was immerhin noch außerordentlich hoffnungsvoll sein kann. Ich führe Ihnen eine von diesen Tatsachen an. Ich könnte sie wirklich sehr vermehren. Dann würde sich zeigen, daß es einen guten Grund hat, zu sagen: Will man hier, so kann aus der allge­meinen Weltenlage heraus tatsächlich Großes gewollt werden. Wenn

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man will! Und am Alleraussichtsvollsten wäre es gerade hier, wenn die Anthroposophen sich bewußt würden der Wichtigkeit und Bedeutung der Anthroposophie, wie sich es die Gegner bewußt sind. Ich glaube, das ist etwas, was zum wichtigsten gehört, was wir gerade bei einer solchen Versammlung in uns aufnehmen sollen. Denn dann wird etwas entstehen, was eigentlich entstehen soll. Man wird etwas entgegensetzen können einer Bewegung, die rein materiell ist auf der einen Seite, und die zu ungeheuren Verheerungen, nämlich zum Untergang der euro­päischen Kultur führen würde, wenn sie siegen würde, diese östliche Be­wegung, die Bewegung des Bolschewismus, man wird Stärke gewinnen, dieser Bewegung Herr zu werden. Und man wird auf der andern Seite dasjenige, was im Christentum als die großen, tragenden Zivilisations­kräfte geltend sind, halten können gegenüber dem, was sie in einer er­starrten Kirche geworden sind. Aber in diesen beiden Strömungen arbeitet man eben. Und diejenigen, die das Geistige, wirklich Tragende wollen, müssen lernen zu arbeiten.

Das ist es, was ich wirklich glaube heute sagen zu müssen. Denn sehen Sie, gerade in der Schweiz hier ist es so: Da stehen wir mit dem, was wir in Dornach wollen. Draußen stehen die andern, auch diejenigen, von denen ich jetzt gesprochen habe, die kernhaft sind, die das bewahrt haben, was eigentfich getragen werden soll in die Zukunft, während es überall sonst weggefegt worden ist. Da stehen die andern. Aber was diese andern, auch die Besten, über uns wissen, es ist ja kläglich, es ist ja furchtbar. Da werden einem doch Dinge erzählt über die Anthropo­sophie, die kläglich, die schrecklich sind. Aber die Leute glauben daran. Es verhält sich wie Schwarz zu Weiß, aber die Leute glauben an das Schwarze, nicht an das Weiße, weil wir eben bis jetzt gar nicht dazu gekommen sind, die Wege zu finden, den Leuten zu zeigen, wie das weiß ist, was wir eigentlich wollen. Und ganz besonders notwendig wäre es hier, daß berücksichtigt würde: Da stehen wir, draußen sind die andern. Zwischen dem ist ein Abgrund fürchterlichster Art. Über den müssen wir Brücken bauen. Ich glaube, daß es vielleicht nicht übel aufgenommen wird, wenn ich gerade dieses heute bei dieser General­versammlung zur Einleitung habe sagen wollen.

Jetzt bitte ich, den Kassenbericht zu verlesen.

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Dr. Wachsmuth verliest den Kassenbericht.

Dr. Steiner: Können Sie uns vielleicht sagen, wie groß die Mitglieder-zahl in der Schweiz ist?

Dr. Wachsmuth: Es sind im ganzen 707 Mitglieder, davon: Zweig am Goetheanum 209, Neue Generation 53, dazu Einzelmitglieder 70.

Dr. Steiner: Wünscht jemand zu diesem Bericht das Wort? Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann bitte ich diejenigen Freunde, welche dafür sind, daß dieser Kassenbericht akzeptiert werde, die Hand zu erheben. Ich bitte um die Gegenprobe. Er ist angenommen. Wir kommen nun zu dem Antrag Hugentobler. Bitte, Herr Dr. Hugentobler.

Dr. Hugentobler schlägt Vortragsreihen vor zur Interessierung wei­terer Kreise in systematischer Weise. Wie richten wir die Arbeit nach außen in der Schweiz ein, was haben wir zu unternehmen, um diese günstige Stimmung für die Anthroposophie nun wirklich auszunützen? Wie stellen wir das an? Darüber sollte hier gesprochen werden.

Dr. Steiner: Wünscht jemand dazu das Wort zu ergreifen?

Herr Mengs unterstützt den Antrag.

Dr. Steiner: Wünscht sonst jemand das Wort?

Herr Thut möchte auf die Anregung von Dr. Hugentobler hin für Bern erklären, daß das Interesse mit jedem Zyklus eher abnimmt. Die Besucherzahl hat immer abgenommen. Er zieht einzelne Vorträge Dr. Steiners in Bern der bisherigen Weise vor.

Dr. Steiner: Wir haben nun, wenn ich da auch eingreifen darf - neh­men Sie mir das nicht übel -, im Vorstand verschiedentlich die Meinung gehabt, daß es, zunächst aus den schweizerischen Verhältnissen heraus gedacht, wie sie eben einfach gegenwärtig sind, vielleicht doch das Not­wendigste wäre, wenn nicht in einer großen Anzahl - das werden Sie ja gleich sehen, daß das nicht geht, aber ich rede nicht pro domo, ich rede nicht etwa, um mich in Szene zu setzen -, sondern in einer kleineren Anzahl von Städten, namentlich in Bern oder Zürich und in Basel

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selbstverständlich, es möglich gemacht würde, wenn auch nicht gerade in kurzen, aber doch in kürzeren Zwischenräumen, von mir fortlaufend Vorträge zu veranstalten. Die könnten dann einen gewissen Zusammen-hang haben und würden auch so eingerichtet werden, daß die Menschen von langer Hand darauf rechnen könnten. Es ist ja so, wenn einmal ein Vortrag veranstaltet wird, braucht man einen großen Apparat dazu, um eben die Leute aufmerksam zu machen, daß der Vortrag ist. Wenn man aber in Bern wissen würde, es findet an einem bestimmten Tage der Woche, alle vierzehn Tage oder drei Wochen, ein Vortrag statt, dann würde man unter Umständen vielleicht das erste Mal es ja nötig haben, so etwas einzurichten, aber es würde sogar mit wesentlich gerin­geren Kosten sich fortsetzen können, und die Leute würden von langer Hand rechnen können: Nun ja, da ist wieder der Tag, da hören wir einen solchen Vortrag.

Es ist, meine ich, wirklich schon notwendig, daß wir das erste machen statt dem zweiten. Erst wäre es zunächst notwendig, daß die Leute über­haupt mit Anthroposophie so bekannt werden, daß ihnen das nicht gerade furchtbare Aufregungen verursacht, um zu wissen, wie machen wir uns damit bekannt. Und da scheint mir schon, daß eines nicht be­rücksichtigt worden ist hier in der Schweiz. Es ist vielleicht gerade nötig, dieses heute zu erwähnen. Vielleicht korrigieren Sie mich, aber ich habe halt doch die Erfahrung gemacht, wenn es sich darum gehandelt hat, hier irgend etwas zu tun oder zu arrangieren oder dergleichen, so hat man sehr häufig unter Anthroposophen gefragt: Wie hat man es in Stuttgart, wie hat man das in Berlin und so weiter gemacht? Und man machte dann die Dinge nach. Wie gesagt - korrigieren Sie mich, wenn es nicht stimmt -, man machte dann die Dinge nach. Das ist aber gerade nicht klug.

Sehen Sie, da ist zunächst gleich ein großer Unterschied. In Deutsch­land draußen können Sie unter Umständen - nicht nur, weil Anthropo­sophie sich dort sehr eingewurzelt hat, sondern weil so die allgemeine Lebens- und Seelenverfassung ist - in Vorträgen ganz gut mehr oder weniger polemisch werden, das heißt, eingehen auf Gründe für, ein­gehen auf Gründe gegen. Denn da liebt man schon in einem gewissen Sinne die Dogmatik, das Dogmatische, das Theoretische. Hier in der

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Schweiz ist es doch, wenigstens nach meinem Erleben, so, daß man für Gründe für und gegen nicht viel übrig hat. Hier über die Gegner theore­tisch zu sprechen, den Gegnern theoretisch entgegenzutreten, erweckt eigentlich nicht das geringste Interesse. Und so muß man sich in der Schweiz durchaus darauf beschränken, das Positive zu tun und bei den Gegnern nur die eigentlichen Verleumdungen, die Unwahrheiten zu­rückweisen, im strengsten Sinne des Wortes nur die Unwahrheiten zurückweisen. Wenn man eine Unwahrheit nachweisen kann, wird selbstverständlich überall Interesse vorhanden sein. Aber viel zu pole­misieren, zu kritisieren, das liebt der Schweizer nicht. Das ist gerade ein Anhängsel zur jahrhundertealten Demokratie. Es ist einmal hier so. Und daher werden Sie bemerkt haben: ich halte meine Vorträge, die öffentlichen Vorträge in der Schweiz so, daß ich eigentlich mit Aus­nahme des Aufmerksammachens auf direkte Verleumdungen, auf Geg­ner nicht eingehe. Die Menschen lernen doch durch die Polemik gegen die Gegner nicht die Anthroposophie kennen. Wir sollten vielmehr hier in der Schweiz danach streben, daß die Leute die Anthroposophie ken­nenlernen. Ich glaube nämlich - Sie kennen ja gewiß die Schweizer besser, weil Sie sich selbst nach dieser Richtung kennen -, wenn wir an­fangen, immer wiederum polemisch daraufzuhacken in der Schweiz, dann werden die Leute uns überdrüssig und sagen: Das sind allerlei Querköpfe, mit denen kann man nicht fertig werden! - Wenn man aber auf das Positive eingeht, das Positive betont, dann wird es bald recht viele Menschen geben, die, wenn sie hören werden: Der sagt über uns das und das - dann diesem Menschen darauf antworten werden: Das und das habe ich doch selber gehört, was redest du mir da vor? Ich lasse es mir ja nicht etwa von denen in Dornach erzählen, ich habe es selber gehört, ich weiß, wie die Leute sind. - Die Leute müssen aus dem Posi­tiven heraus diese Gesinnung bekommen.

Das ist meine Auffassung, die ich durch Jahre hier bekommen habe. Sie können mich ja korrigieren. Aber überall, in bezug auf alle Ange­legenheiten, wenn man hier widerspricht, so nützt es einem gar nicht viel. Man bekommt in der Regel die Antwort: Es kann doch jeder seine Ansichten haben. - Das ist auch richtig. Aber wenn die Leute Ansichten hören, die ihnen eingehen, dann nehmen sie sie an, auf allen Gebieten,

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nicht nur auf dem Gebiet der Anthroposophie. Und so meine ich, daß es wirklich in der nächsten Zeit eine Taktfrage ist, wie wir auftreten. Und ich sage es nur zur Ergänzung dessen, was Herr Thut gesagt hat. Manchmal muß ich schon die Dinge selber sagen, es tut mir ja leid. Wünscht noch jemand das Wort?

Fräulein Ramser (Bern): stimmt dafür, Dr. Steiner selber zu hören und sagt, daß über fünfzig Lehrer sich eingeschrieben hätten, viele hätten mündlich zugesagt. Sie spürten, sie müßten sich mit Herrn Dr. Steiner auseinandersetzen. Sie wollen mit der Quelle bekannt werden und Dr. Steiner selber hören.

Herr Geering weist auf die einleitenden Worte hin, die uns das Be­wußtsein lebendig gemacht haben: Wir wollen wollen. Aber wie wollen wir wollen? Und daraufhin gab eigentlich die Anregung Dr. Hugen­toblers die Antwort, wenigstens die einleitende Antwort. Er glaubt nicht, daß an eine Korrektur zu denken ist zu den Worten von Herrn Dr. Steiner. Er glaubt, daß Dr. Steiner die schweizerische Volksseele voll und richtig erfaßt hat. Er schlägt vor, konkrete Beschlüsse über diese Veranstaltung zu fassen:

Dr. Steiner: Wünscht sonst noch jemand das Wort?

Dr. Schneider (Ascona) spricht zustimmend.

Herr Rietmann (St. Gallen): In Zürich, Bern und Basel sollten Vor­träge stattfinden. Er möchte bemerken, daß auch in der Ostschweiz Interesse vorhanden sei. Er fragt, ob es möglich sei, auch in St. Gallen Vorträge zu bekommen.

Dr. Steiner: Wir müssen natürlich tun, was wir tun können, selbst­verständlich. Ich möchte nur folgendes sagen: Es wird sich vielleicht heute schwierig gestalten, dem Wunsche nachzukommen, konkrete Vor­schläge zu machen. Vielleicht dürfen wir Sie bitten, dem Vorstand den Auftrag zu geben, im Verein mit den Delegierten nach dieser Richtung hin ein Arbeitsprogramm auszuarbeiten und es den Zweigen vorzulegen. Auf diese Weise wird man am ehesten dazu kommen. Denn konkrete Beschlüsse werden sich nur fassen lassen mit dem, was man hier weiß,

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wie die Zeiten zur Verfügung stehen und so weiter. Ich möchte empfeh­len, nicht gar zu sehr ins Detail zu gehen, mit dem Vorstand ein Arbeits­programm äuszuarbeiten, es den Delegierten vorzulegen, um dann im Verein mit den einzelnen Zweigen zu einer Aktion zu kommen. Aber ich habe Sie vielleicht nicht aussprechen lassen, Herr Rietmann?

Herr Rietmann: Doch, Herr Doktor.

Dr. Steiner: Wünscht sonst noch jemand das Wort?

Herr Aeppli: (Winterthur) schlägt vor, die Interessenten für die An­throposophie auf eine geeignete Weise zu sammeln.

Dr. Steiner: Ich möchte nur das sagen: Wenn wir tatsächlich für An­throposophie in entsprechender Weise förderlich wirken wollen, dann ist es dringend notwendig, daß wir uns ja keinen Illusionen hingeben und daß wir auf die realen Tatsachen sehen. Es ist von vornherein nicht ganz richtig, nicht der Wirklichkeit angemessen, wenn man glaubt, man könne einen Vortrag oder Vortragszyklus halten und dann, indem man die Sache weiter bespricht und glaubt, die Leute, die zu dem Vortrag oder Vortragszyklus gekommen sind, die könne man dann halten, die bleiben gewissermaßen. Es ist viel besser, wenn man diese Voraus­setzung nicht macht. Und dafür spricht nicht nur die allgemeine Beob­achtung des Lebens, sondern dafür spricht, wie ich ja gesagt habe, daß wir es bis zu zwölftausend Mitgliedern in der Welt gebracht haben. Aber auf diese Weise, daß man Vorträge veranstaltet hat und nachher die Leute zusammenhalten wollte, die im Vortrag waren, sind diese zwölftausend Mitglieder eigentlich nirgends entstanden. Sondern zu­nächst liegt die Sache so: Wenn die Leute einen Vortrag gehört haben und er sie interessiert hat, dann haben sie vorläufig genug. Sie haben Kenntnis genommen. Mehr wollen sie nämlich zunächst nicht, auch wenn sie einverstanden sind. Sie wollen zunächst nicht mehr. Sie be­trachten es als etwas, ja, was einen juckt, wenn an einen die Zumutung gestellt wird, man solle nun in die Zweige gehen, zu Versammlungen gehen und dergleichen. Ja, es juckt, es ist nichts damit, das will man gar nicht. Man will eine Überzeugung haben, aber warum soll man immer in Zweige gehen und so weiter? So denken die Leute zunächst.

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Haben dann die Leute Gelegenheit, nach einiger Zeit eine Eurythmie-aufführung zu sehen, dann wird wiederum durch etwas Reales das In­teresse angefacht und der erste Eindruck verstärkt sich. Hören sie dann, daß irgendein bekannter Kranker in der Dornacher Klinik geheilt wor­den ist, verstärkt sich wiederum das Interesse. Und so setzen sich die verschiedenen Dinge zusammen, aus denen dann erst der Entschluß wer­den kann: Na, bei solchen Leuten will ich doch einmal Mitglied werden. Da juckt es dann nicht mehr, denn da kommt es aus dem Innern heraus.

So muß man versuchen, nicht zuviel Kraft zu verpuffen in dasjenige, was von vornherein mehr oder weniger illusorisch ist. Man muß tat­sächlich mit den Realitäten rechnen, und die liegen schon in dem, was ich angedeutet habe. Die Leute werden sich leicht finden, wenn sie sehen, was wir in breitem Umfange tun, wenn sie immer wiederum auf dieses oder jenes aufmerksam gemacht werden. Aber nicht dadurch, daß wir eigentlich Agitation treiben, sondern daß wir den Leuten etwas zeigen und ihnen gar nicht zumuten, sie sollen in die Zweige kommen. Nicht wahr, ich will ja nicht sagen, daß das ein Ideal ist, aber am liebsten möchte ich eigentlich am Ende eines jeden Vortrages sagen - ich werde es nicht tun, aber ich möchte eigentlich am Ende eines jeden Vortrages sagen: Das ist Anthroposophie. Ob ihr nun in unsere Zweige kommt, in die Anthroposophische Gesellschaft eintretet, daran liegt uns über­haupt gar nichts Bleibt weg! - Und dann möchte ich gerne, daß man es durch diese andern Sachen, die ich erwähnt habe, dazu bringt, daß die Leute sagen: Ja, darauf hören wir nicht, wir kommen doch, wir bleiben nicht weg! - Das wäre dasjenige, was eigentlich unsere Gesell­schaft festigen würde. Denn ein jeder, der angeklebt wird, durch alle mögliche Mühewaltung angeklebt wird, der ist doch eigentlich nicht recht dabei. Ja, das ist dasjenige, was ich nur zur Berichtigung mancher Illusion sagen will. Wünscht sonst noch jemand das Wort?

Dr. Oskar Grosheintz meint, daß es doch gut wäre, über den Modus, wie die Gesellschaft organisch zunehmen kann, zu sprechen, namentlich über die Aufnahme von Mitgliedern.

Dr. Steiner: Nicht wahr, ich habe natürlich nicht davon gesprochen, daß irgend etwas verlassen werden sollte.

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Ich habe nur von dem gesprochen, was ich für das allernächst Not-wendige halte. Also davon kann gar nicht die Rede sein, daß etwa da, wo es sich als zweckmäßig herausgestellt hat und wo man glaubt, daß las gut ist, keine Einführungskurse gehalten werden sollten und der-gleichen. Nicht wahr, ich sprach mehr über das Wirken nach außen hin. Wo man es für zweckmäßig hält, durch Einführungskurse spi­ranten für die Anthroposophie zu werben, da wird man es eben weiter tun. Ich glaube nur, daß nichts unterlassen werden sollte Von dem­jenigen, was bis jetzt getan worden ist, daß es aber doch gut wäre, wenn zunächst jetzt das zustande kommen wurde, daß man den Vorstand hier damit beauftragt, eine Art Plan, wie ich es angedeutet habe, aus­zuarbeiten und den Delegierten beziehungsweise den Zweigen vor­zulegen.

Dr. Grosheintz äußert sich weiter zur Sache.

Dr. Steiner: Wir können ja ruhig abwarten, wie das entsteht. Ich meine, wir können nicht gut allgemeine Beschlüsse darüber fassen, wie der einzelne Mensch draußen seinen Kontakt mit den Zweigen findet.

Herr Stokar stellt der Versammlung den Antrag, dem Vorstand im Sinne der Ausführungen Dr. Steiners den Auftrag zu erteilen, ein Ar­beitsprogramm innerhalb einer gewissen Zeit vorzulegen, so wie er es selber für richtig findet.

Dr. Steiner: Es ist also ein bestimmter Antrag, Sie haben ihn gehört. Wer wünscht dazu etwas zu sprechen?

Herr Wyßling wünscht daß kein Termin gestellt, sondern einfach der Antrag in dem Sinne gestellt werde, wie ihn Dr. Steiner skizziert hat.

Dr. Steiner: Das ist der weitergehende Antrag, der kann zunächst zur Abstimmung kommen. Ich bringe damit den Antrag des Herrn Wyßling zur Abstimmung. Ich bitte diejenigen Freunde, welche dafür sind, die Hand zu erheben Ich bitte um die Gegenprobe. Er iSt also an­genommen. Damit fällt ja der vorhergehende Antrag dahin. Wünscht sonst noch jemand etwas Vorzubringen in dieser Richtung?

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Herr Stokar spricht über seine praktische Arbeit in Winterthur und fragt wegen der Namengebung der Zweige.

Dr. Steiner: Ja, ich meine, die Statuten sind ja tatsächlich so abgefaßt, daß auf der einen Seite zum Ausdruck kommen kann die volle Freiheit der Zweiggestaltung, auf der andern Seite ist der Dornacher Vorstand jetzt so gedacht, daß man ihn, ich möchte sagen, menschlich nehmen sollte; daß man ihn also nicht als einen Diktator ansieht, der herrschen will, sondern der sich vor allen Dingen verstanden sehen will. Und wenn man diese Sache rein menschlich richtig nimmt, dann wird sich kaum etwas anderes ergeben als das, was auch beim alten Usus der Fall war. Denn dadurch, daß gewissermaßen früher irgendwo in Basel oder in Bern Keime gepflanzt worden sind und dort Anthroposophen er-wachsen waren und dann der Gruppe ein Name gegeben worden ist, ist ja die Sache doch nicht entstanden. Sondern es ist immer so gewesen, daß sich Leute zusammengefunden haben, die ihrerseits dies wollten und die sich dann mit mir besprochen haben. Und in der Zukunft wird das der Vorstand sein, mit dem sie sich besprechen, und dann kommt es dazu.

Man wird nicht im Statut haben: Der Dornacher Vorstand ist sonverän in der Gebung von Namen. Aber man wird von denjenigen, die sich zusammentun, irgendwie sagen: Könnt ihr uns nicht einen Namen geben? - Man macht das eben menschlich ab. Gerade das ist angestrebt durch diese Statuten, daß so etwas wie - nun ja, weitmaschi­ger wird es schon sein -, aber daß so etwas wie eine Art «zärtlicher Ton» entsteht zwischen demjenigen, was die Leitung ist und demjenigen, was die einzelnen Anthroposophen sind. So meine ich, daß es schon dahin kommt, daß sich die Dinge machen. Ich denke ja, daß Sie sich «sym­pathisch» ausgesprochen haben zu dem, was früher war! Ich glaube, es wird schon gehen, wenn nicht auf der andern Seite das vorkommt, daß die Leute sich zusammentun, und wenn der Dornacher Vorstand nur «mau» sagt, dann erklären: Wir lassen uns von da nichts sagen, denn das ist gegen die Demokratie. - Das reduziert sich schon selber auf das Richtige, wenn man es nur nicht in die Statuten hineinschreibt. Sobald man es in Statuten hineinschreibt, dann ist die Sache gefährlich. Sogar

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das Regieren geht am besten dann, wenn man kein Wesen daraus macht, wenn man vor allen Dingen die Regierungsgrundsätze nicht aufschreibt. In dieser Beziehung ist ja die Tinte etwas ganz Greuliches. Tintenlos die Sache miteinander zu machen, ganz tintenlos, das ist eigentlich das­jenige, was mir bei der Abfassung der Statuten vorgeschwebt hat. Und wenn wir, so ungeschwärzt durch die Tinte, fortkommen wollen, ich glaube, dann könnten wir es sogar im Schwarzbubenland dazu bringen, daß man sagt: Das nimmt sich ja ganz weiß aus. - Das wird so gehen, aber wir müssen uns nur verstehen. Daß wir uns gegenseitig verstehen, darauf kommt viel mehr an, als auf das Fabrizieren irgendwelcher Paragraphen.

Herr Geering-Christ stellt eine Anfrage über die Aufnahme von Mitgliedern.

Dr. Steiner: Ich stelle mir das so vor: Zunächst hat man ja Vertrauen zu denen, die in den Zweigen so etwas besorgen. Und es wird der Vor­stand, wenn er ein Veto einzulegen hat, das in der Weise einlegen kön­nen, daß er eine Rückfrage stellt, bevor er das Diplom ausstellt. Das wird im allgemeinen nun so sein. Wir haben uns diese Frage im Vor­stand vorgelegt in den verschiedensten Nuancen. Und ich denke da an Fälle, wo es vorkommen kann, daß da oder dort ein Zweig ist, der selber die Verantwortung für irgendein Mitglied nicht übernehmen will, da fängt er an, von sich aus, sich mit dem Vorstand zu verstän­digen. Wir haben sogar die Frage erwogen, wenn irgendwo in Rumä­nien oder Bulgarien ein fremder Mensch uns schreibt, er wolle Mitglied der Gesellschaft werden, wie werden wir uns dann verhalten? Zunächst wollen wir uns von ihm einen Brief schreiben lassen und wollen den Brief sorgfältig studieren, wollen uns dann weitertasten, ob wir irgend etwas aus dem Briefe zunächst erfahren können und dergleichen. Ich glaube, diese Dinge werden sich, wenn wir sie nicht einschachteln, am allerleichtesten erledigen. Der Vorstand wird die Einsicht haben, daß keinem Zweig ein Mitglied aufgedrängt werden soll, welches er nicht haben will, und dergleichen. Mit gegenseitiger Einsicht wird es eben gehen. Es wird ja notwendig machen, daß wir darin etwas weiterkom­men, diese gegenseitige Verständigungslust zu entwickeln. Eine wahrhafte

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Verständigungslust müßte Platz greifen, dann werden wir schon weiterkommen. Sind Sie damit zufrieden?

Herr Thut wünscht, daß die Delegiertenversammlungen hierin 1 Dornach stattfinden sollen, nicht an irgendeinem Ort. Ganz abgesehen von den geistigen Gründen liegen ja auch viele praktische vor.

Dr. Steiner: Ich denke, wir lassen auch das offen und besprechen am Ende einer jeden Delegiertenversammlung, ob wir die nächste Ver­sammlung hier abhalten wollen, damit nach dieser Richtung auch Freiheit herrscht. Vielleicht können wir gleich die Frage beantworten. Wer wünscht, daß die nächste Delegiertenversammlung hier in Dornach abgehalten wird? - Wer ist dagegen? Es ist angenommen gegen eine Stimme, daß die Veranstaltung in Dornach abgehalten wird.

Herr Metzener findet die Abstimmung nicht ganz gerecht, weil nicht alle Mitglieder da sind und so es etwas einseitig wäre.

Dr. Steiner: Aber es sind nicht bloß Delegierte anwesend. In diesem Falle werden wir ja immer sein. Meinetwillen, wir können auch in die­sem Falle die Delegierten abstimmen lassen. Ich bitte also diejenigen, die dafür sind, daß die nächste Versammlung in Dornach stattfinden soll, die Hand zu erheben. - Ich bitte um die Gegenprobe. - Das Ab­stimmungsresultat ist das gleiche. Wenn niemand außerdem noch etwas zu bemerken hat, dann würde ich vielleicht diese Versammlung be­schließen und bitte nun noch hierzubleiben die Mitglieder des Vorstan­des des Schweizerischen Schulvereins, und dazu bitte ich noch die Dele­gierten, die heute anwesend sind. Ich danke den Anwesenden für ihre Aufmerksamkeit.

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SITZUNG DES SCHULVEREINES FÜR FREIES ERZIEHUNGS­

UND UNTERRICHTSWESEN IN DER SCHWEIZ

Dornach, 16. März 1914

#TX

Dr. Steiner: Die heutige Versammlung haben wir ja eigentlich des-halb hierher gebeten, weil uns von unseren Berner Freunden die Be­denken mitgeteilt worden sind, die in der Schweiz bestehen könnten gegen den Namen des Schulvereins, wie er jetzt ihn trägt. Der Schul­verein heißt ja: Schulverein für freies Erziehungs- und Unterrichtswesen in der Schweiz.

Nun ist die Sache so - und ich kann durchaus diese Bedenken ein­sehen und teilen -, daß ja niemand in der Schweiz das Bewußtsein hat, daß das Schulwesen als solches unter irgendeiner Unfreiheit leide, und daß man Anstoß nimmt an dieser Bezeichnung. Wir sollten daher dem Schulverein einen Namen geben, der möglichst unverfänglich ist, an dem möglichst in der schweizerischen Außenwelt kein Anstoß genom­men wird. In der Schweiz ist man ja frei, und in die Schweiz Freiheit hineinzutragen, denken die Leute in der Schweiz, das hieße Eulen nach Athen tragen. Das geht eben nicht. Daher ist es eine Beleidigung, zu sagen: Schulverein für freies Erziehungs- und Unterrichtswesen. Auf der andern Seite ist es natürlich schwer, einen Namen zu finden. Aber vielleicht äußern Sie sich zu der Sache.

Es äußern sich Dr. Blümel, Dr. Lagutt, Herr Geering-Christ.

Dr. Steiner: Ich glaube, da würden wir die Berner mißverstehen, wenn wir es so auffassen. Der Tenor der Sache liegt nicht darinnen, son­dern darinnen, daß man in der Schweiz weniger als anderswo geneigt ist, sich direkt gegen die Staatsschule als solche zu stellen. Es ist in all den Ländern, in denen bisher von unserem Waldorfschul-Prinzip ge­redet worden ist, eine größere Geneigtheit vorhanden, sich einzustellen auf vom Staate unabhängige Schulen als hier in der Schweiz, wo man eigentlich die Meinung hat, ganz abgesehen jetzt vom Methodischen und so weiter: die Tatsache, daß die Schulen Staatsschulen sind, ist das Allerbeste. Wir werden uns, glaube ich, wenn auch nicht gerade zu Feinden,

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aber uns zu bedenklich anzusehenden Leuten für diejenigen machen, die uns sonst hier in der Schweiz in bezug auf das Allgemeine unserer Sache entgegenkommen, wenn wir irgendwie das zum Ausdruck brin-gen, daß wir eigentlich gegen die Staatsschule wären. Es handelt sich dabei darum, daß man die Frage, die hier einmal in einer Versammlung des Schulvereins an mich gestellt worden ist, klar herausarbeitet.

Ich sagte dazumal: Das, was eigentlich das Waldorfschul-Pn.nzip will, kann in jeder Schule durchgeführt werden, denn es ist ein metho­disches Prinzip. Es ist ein Prinzip der Art und Weise des Unterrichtes. Und wenn nun, wie das zum Beispiel in den verschiedenen Staaten Deutschlands der Fall ist, bei einer großen Anzahl von Leuten die An­sicht besteht, daß man sie in den Staatsschulen nicht durchführen kann, dann nimmt man keinen Anstoß daran, wenn schon im Namen das zum Ausdrucke kommt. Aber hier wird man daran Anstoß nehmen. Und so habe ich die Berner verstanden, daß man gerade daran Anstoß nehmen wird, wenn man sich darauf verlegt: wir wollen vom Staate unab­hängige Schulen haben. Deshalb sagte ich dazumal, da wir ja ohnedies in der nächsten Zeit keine Aussicht haben, im großen Maßstabe freie Schulen zu gründen, wir müssen das, was ja wirklich tief wahr ist, hier besonders tief betonen, daß unsere Methodik auch in der Staatsschule durchgeführt werden kann, da sie ja ein Geistiges ist, das im Hinter­grunde steht und das überall durchgeführt werden kann, und daß wir zunächst eine, zwei, drei, so viel wir machen können, Musterschulen haben müssen, um zu zeigen, wie man Jas machen kann, schon mit Rücksicht auf die Frage, die dazumal auftauchte.

Deshalb wird es gut sein, wenn wir diese Bedenken - und ich glaube, sie sind nicht bloß in Bern, sie sind fast überall vorhanden - wegräumen wollen, daß wir es schon im Namen zum Ausdrucke bringen: wir wollen nicht die ganze Schweiz mit «freien» Schulen überschwemmen. Das neh­men uns nicht nur die Katholiken krumm, sondern jeder demokratische Schweizer nimmt es krumm, weil er sich das nicht sagen lassen will, daß Staatsschulen unfrei seien.

Fräulein Ramser äußert sich.

Dr. Steiner: Wir haben da das konkrete Beispiel. Bedenken Sie nur,

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wie begeistert Herr Weber-Gremminger von der Waldorfschul-Päd­agogik gesprochen hat, wie begeistert er gesprochen hat! - Aber in dem Augenblicke, wenn wir irgendwie etwas gegen die Staatsschule sagen, fühlte er einen tiefen Gegensatz zu uns. Das ist nur ein Repräsentant zahlreicher Leute, die hier so denken. Und wir haben nicht nötig, dieses herauszufordern, kommt mir vor!

Sehen Sie, ich denke mir, er sagt sich ungefähr so: Wenn man das Waldorfschul-Prinzip nimmt, wie es ist, so ist es ausgezeichnet. Wenn aber sich eine Gesellschaft auftut, die etwas gegen den Staat durchführen will, gehe. ich nicht mit. Wenn es aber möglich wäre, das ganze schweize­rische Schulwesen von Staats wegen im Sinne des Waldorfschul-Prinzips einzurichten, dann bin ich der erste, der zustimmt. - So meine ich, ist seine Gesinnung.

Herr Storrer, Herr Hugentobler äußern sich.

Dr. Steiner: Ich glaube, die größte Schwierigkeit wird uns bei alle­dem der Name selbst bereiten. Wenigstens mir geht es so. Man möchte immer gern einen kurzen Namen haben. Denn, wahr ist es ja, «Name ist Schall und Rauch», aber es muß eben rauchen, wenn es brennen soll, und es hängt dann doch davon ab, daß der Rauch ein gesunder ist. Der Spruch sollte nicht aufgefaßt sein in dem Sinne, daß der Name gar nichts ist. Aber es muß eben etwas brennen. Dann glaube ich, daß es auf den Namen, den wir wählen, wirklich nicht so stark ankommt als dar­auf, daß wir dahinter zu brennen verstehen, daß jeder Name populär wird. Ich glaube nur, einen kurzen Namen können wir nicht finden, und einen provozierenden sollen wir nicht finden. Auch glaube ich, daß es nicht gut wäre, wenn wir in dem Namen irgendwie zum Ausdruck bringen würden «Anthroposophie» oder so etwas. Trotzdem soll jeder erfahren können, daß die Sache von der Anthrpposophie ausgeht, und man soll nicht zurückhalten damit. Aber ich habe doch das Wort gehört:

Ja, wenn dieser Name gebraucht wird, der da in der Schweiz den Glau­ben erweckt, daß es gegen die Staatsschulen geht, so kommt bei unserer nächsten Berner Tagung kein Mensch von all denen, die sonst kommen. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, aber ich habe es so gehört.

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Fräulein Ramser sagt, sie hoffe nicht, daß es so schlimm wäre.

Dr. Steiner: Aber ich habe es reden hören! Nun, ich meine, ein kurzer Name ist sehr schwer zu finden. Er wäre leicht zu finden, wenn man ganz frei wäre, zum Beispiel: Verein für anthroposophische Pädagogik oder: im Sinne der Anthroposophie. Aber das könnte vielleicht, obwohl ich durchaus nicht geneigt bin, in der Zukunft irgendwie mit dem Namen «Anthroposophie» zurückzuhalten, denn das bringt uns mehr Schaden als Nutzen, auf diesem Gebiete doch vorläufig noch schädlich wirken. Und so wird man halt einen ungeschickten Namen wählen müssen. Aber es schadet ja nichts, wenn er ungeschickt ist, wenn wir selbst uns zur Sache richtig verhalten, wenn die, die dahinter brennen, wirklich einen guten Rauch geben. «Schulverein für Erziehungs- und Unterrichtswesen auf Grund echter Menschen-Erkenntnis», so definiere ich ja die Sache. Ich meine, das ist doch gut, nicht wahr? Es ist natürlich ungeschickt, denn jetzt kommt noch «in der Schweiz» dazu. Ich meine selbstverständlich in bezug auf die Menge ungeschickt. Das ist ja nun ein furchtbar langer Name. Aber wenn jemand einen kürzeren weiß, so bin ich sehr dankbar. Ich glaube aber nicht, daß er uns schadet. Denken Sie nur, wie es im Mittelalter war, wo man den Titel eines Buches über die ganze erste Seite gesetzt hat, und die Leute haben tatsächlich keinen Anstoß daran genommen! Ich denke, die Leute werden sich gewöhnen an die Länge und werden dann sagen: Das ist der Goetheanum-Schulverein - oder so etwas. Und da können wir ja ganz froh sein, wenn das die Leute sagen.

Herr Steffen äußert sich.

Dr. Steiner: Es scheint mir stark damit gerechnet zu werden, daß in den Schulverein auch Nichtanthroposophen hereinkommen. Aber sagen wir: Schulverein für anthroposophische Pädagogik, so werden wir erst recht nicht so viele Leute bekommen, die nicht Anthroposophen sind.

Jemand schlägt vor: Waldorfschul-Pädagogik.

Dr. Steiner: Sehen Sie, «Waldorfschul-Pädagogik», solche Dinge sind natürlich im allgemeinen nicht unzulässig. Aber glauben Sie, daß es überhaupt

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nützlich ist, in der Zukunft diesen Namen «Waldorfschul-Päd­agogik» beizubehalten? Es ist nicht etwa, daß uns der Name nicht ge­nügend Schaden brächte, er hat uns schon Schaden gebracht. Wir sagen in unserer populären Sprache von den verschiedenen kleineren Schulen, die noch gegründet worden sind, das seien Waldorfschulen. Allein man ist nicht dazu berechtigt, denn der Name «Waldorf-Astoria» ist eine eingetragene Firma. Die Schule ist ursprünglich ja nur als ein Anhängsel von «Waldorf-Astoria» gedacht gewesen, von der sie jetzt vollständig getrennt ist, mit der sie nichts mehr zu tun hat.

Nun duftet der Name «Waldorfschul-Pädagogik» nach Zigaretten! Und das ist dasjenige, was uns anhängt. Ich sage das nicht von mir aus, ich weiß es einfach, daß man immer Zigaretten riecht, wenn von Wal­dorfschul-Pädagogik die Rede ist. Es geht den Leuten in die Nase. Und es hat zu den mannigfaltigsten Weit erungen geführt. Zum Beispiel wird jetzt in Berlin behauptet, daß ich nicht nur der Besitzer der Zigaretten-fabrik in Stuttgart wäre, sondern auch einer in Zehlendorf! Ja, so sind schon die Dinge. Sie sehen jetzt überall an den Bahnhöfen in Deutsch­land in riesigem Format «Waldorf-Astoria» Nicht wahr, jetzt weiß keiner, ob das von der Schule oder von der Zigarettenfabrik stammt, dieses Inserat, das auf allen deutschen Bahnhöfen rechts und links liegt. Also wir müssen schon im Namen auch allmählich von dem «Waldorf» unabhängig werden.

Herr Storrer schlägt vor: «Goetheanum-Schulverein».

Dr. Steiner: Das ist natürlich etwas, was durchaus besprochen werden kann.

Herr Steffen: Natürlich wird man das dann in Zusammenhang mit der Zeitschrift bringen, und weil die Zeitschrift zuweilen doch Sachen bringt, die vielleicht sehr frei sind oder zu modern klingen, wird das auch wieder seine Nachteile haben.

Dr. Steiner: Ich meine, dieses würde vielleicht doch nicht ein zu großes Bedenken hervorzurufen brauchen, weil doch noch in der Schweiz genügend Leute sind, die ja nicht bloß Altväterisches wollen, sondern die, wenn wir sie alle kriegten, die so gesinnt sind, das «Goetheanum»,

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wenn es nur zu ihnen käme, es auch lesen würden und gern lesen würden. Dann hätten wir schon genügend Sinn für den Schulverein. Nicht wahr, ich möchte alle Bedenken hören. Ich selber habe gegen den Namen «Goetheanum-Schulverein» nicht das geringste einzuwenden, wenn nicht eben gewichtige Bedenken geäußert werden.

Herr Storrer findet die Bedenken von Herrn Steffen nicht ins Ge­wicht fallend; gerade die gebildeten Kreise haben sich ganz außer­ordentlich für die Zeitschrift interessiert, und sie hat im Verhältnis zu andern Zeitschriften eine gute Verbreitung in der Schweiz.

Herr Steffen: Es hätte natürlich den großen Vorteil, daß man dann gleich an die Eurythmie denkt, wenn man den Namen hört. Das wäre sehr gut.

Herr Aeppli möchte feststellen, daß das «Goetheanum» nicht nur eine weite Verbreitung hat, sondern sehr guten Klang hat. Schlägt vor, einen Untertitel beizufügen und findet den Titel «Goetheanum-Schul­verein» sehr schön und bequem.

Herr Thut schlägt vor, «anthroposophische Grundlage» durch «gei­steswissenschaftliche Grundlage» zu ersetzen.

Dr. Steiner: Ich habe gegen diesen Titel gar nichts anderes, als daß er mir außerordentlich sympathisch ist, aber ich glaube gerade, wir sollten mit diesen Sympathien zunächst nicht rechnen, sondern darauf sehen, daß wir mit dem Schulverein vorwärtskommen. Wenn einmal das erreicht sein wird, daß die Leute sagen werden: Redet doch nicht von Anthroposophie so wie von Christian Science und von Spiritismus, sondern: Anthroposophie ist - wir haben uns überzeugt - etwas ganz Ernstes -, ja, dann ist es auch ganz notwendig, daß man den Titel «An­throposophie» überall hineinbringt, wo es sich um Sachen von uns han­delt. Vorläufig sind wir aber leider noch nicht so weit. Die Leute haben einfach vor dem Worte, ohne daß sie es wissen, was es ist, eine Aversion. Es ist ihnen unsympathisch, das Wort als solches, und wirklich, es kommt natürlich darauf an, daß wir den Namen so vertreten, daß er gern gehört wird. Ich habe nie gefunden, daß der Name gar so viel zur

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Erleichterung beiträgt. Wenn man einem Heilmittel, oder was immer es ist, irgendeinen ganz unverständlichen Namen beilegt, und man tut das Nötige, dann gewöhnen sich die Leute an den Namen. Sie gewöhnen sich daran. Es war wirklich für die Leute nicht schwerer, «Phenazetin» und dergleichen zu sagen, als Anthroposophie zu sagen. Sie haben sich eben daran gewöhnt. Aber an Anthroposophie sind sie noch nicht ganz gewöhnt, und wenn wir sie ärgern, so werden sie sich erst recht nicht daran gewöhnen.

Herr Thut fragt daher, ob «geisteswissenschaftliche Grundlage» an­statt «anthroposophischer Grundlage» zu nehmen sei.

Herr Steffen: Im Titel der Zeitschrift muß dann möglichst bald «Drei-gliederung» wegfallen.

Herr Stokar spricht sich dafür aus, den Namen «Goetheanum-Schul­verein» zu nehmen.

Dr. Steiner: Ja, es frägt sich nur, ob wir diesen Zusatz machen kön­nen, den Herr Aeppli forderte.

Fräulein Ramser möchte zum Ausdruck gebracht haben, daß die Mit­glieder des Schulvereins damit noch keine Anthroposophen sind, son­dern die Sache nur studieren.

Dr. Grosheintz schlägt vor, «Goethe-Schule» statt «Goetheanum­Schule», mit Untertitel in bezug auf Unterrichtswesen oder Unterrichts-reform.

Dr. Steiner: Die Hamburger haben ihre Schule «Goethe-Schule» genannt.

Dr. Grosheintz schlägt vor, alle Schulen so zu nennen.

Dr. Steiner: Wenn das sympathischer wäre, «Goethe-Schulverein» zu sagen, das würde ja keinen Anstoß erregen, glaube ich.

Dr. Wachsmuth findet «Goetheanum-Schulverein» besser, weil in dem Goetheanum zugleich das ausgedrückt sei, was Dr. Steiner lehrt

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und was nur anknüpft an die Lehre Goethes: «anum» ist mehr, in dem «anum» drückt sich aus, was seither geworden ist. Es frage sich direkt, ob man nicht «Steiner-Schulverein» sagen könnte.

Dr. Steiner: Das geht nicht.

Dr. Wachsmuth: Dann bin ich für « Goetheanum - Schulverein ». «Goetheanum» ist mehr als «Goethe».

Dr. Grosheintz: Anthroposophie ist heute noch etwas, was noch nicht ganz befreit ist von dem Glauben an etwas Sektiererisches bei den Leu ten. Wir erwecken dann einen falschen Eindruck.

Dr. Steiner: Alle diese Dinge sind natürlich berechtigt. Wir werden auf Grundlage von Erwägungen überhaupt zu keinem Resultate kom­men. Es ist immer das Pro und Kontra gut berechtigt. Es wird sich nur darum handeln, ob wir uns zu dem einen oder andern aus unseren Empfindungen heraus gegenüber dem, was heute in der Schweiz oppor­tun ist, entschließen können. Ich habe im allgemeinen die Empfindung, daß uns der Name «Goetheanum-Schulverein» nicht gerade schaden kann. «Schulverein für anthroposophische Pädagogik» würde uns scha­den, aber «Goetheanum-Schulverein», glaube ich nicht, weil ich meine, daß der Name «Goetheanum» in der Schweiz beliebter ist als der Name «Anthroposophie». Das ist so meine Erfahrung. Die Leute lassen lieber das Goetheanum gelten als die Anthroposophie. Die Anthroposophie ist ihnen noch etwas, was ihnen unheimlich ist. Goetheanum ist doch wenigstens etwas, was man sehen kann.

Herr Steffen: Es käme mir auch nur auf die Deutlichkeit, auf das offene Visier an. Das ist sicher noch ausgesprochener bei Goetheanum.

Dr. Wachsmuth ist für «Goetheanum-Schulverein» mit dem von Dr. Steiner vorgeschlagenen Untertitel «für ein freies Erziehungs- und Unterrichtswesen».

Dr. Steiner: Herr Aeppli hat das vorgeschlagen. Man kann das in der Klammer beifügen auf allen Drucken zu «Goetheanum-Schulverein».

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Wären wir nur mit der Zeitschrift «Goetheanum» auch ideell so weit, als wir real sind. Real ist ja das richtig, was Herr Storrer gesagt hat, daß verhältnismäßig sehr schnell das «Goetheanum» der Zahl nach eine gute Verbreitung gefunden hat in der Schweiz, auch unter Nichtanthropo­sophen. Natürlich würde es sich nicht decken durch diese Verbreitung, aber andere schweizerische Zeitschriften decken sich ja auch nicht aus der Schweiz. Aber was doch erreicht werden müßte, was wir anstreben müssen und was eben noch nicht der Fall ist, das ist, daß jeder Schweizer, der sich anschaut für einen Menschen, der als urteilsfähig in bezug auf bestimmte Fragen gilt, wissen müßte, wie das «Goetheanum» aussieht, es auch ansieht, daß er darinnen liest und so weiter. Heute gilt es doch noch nicht, daß man sagt: Alle Schweizer Bundesräte - ein Bundesrat muß doch das «Goetheanum» jede Woche wenigstens anschauen. - Ich glaube, es ginge nicht. Aber mindestens dazu müßte es kommen, daß, wenn auch nicht vielleicht der Bundesrat im allgemeinen, aber der Bun­desrat für Erziehungswesen oder überhaupt für die gebildeten Departe­ments, das Gefühl haben müßte: Das schaut man an. - Und da die Schweiz soviel Städte als Kantone hat, so würde das schon eine ganz tüchtige Meinung abgeben. Ich meine, dazu müßten wir es bringen, und wir können es dazu bringen. Ich glaube, daß wir es dazu bringen kön­nen. Und damit können wir heute schon rechnen. Ich glaube damit nicht, daß alle die Bedenken, die man gegen den Namen «Goetheanum-Schul­verein» haben kann, beigelegt sind. Sie sind auch schon berechtigte Be­denken; aber gegen das eine kommen sie doch nicht auf, daß wir ein Schlagwort haben, das wir vor die Leute bringen können, und das ihnen in den Ohren klingen bleibt. Das ist natürlich immer trotzdem gut bei einem Namen. Und wenn wir tüchtig dahinter brennen, dann wird es schon gehen. Wenn zum Beispiel unsere Freunde aus der Lehrerschaft das aufnehmen und so weiter, so wird es schon gehen. Er hat tatsächlich das, daß er im Ohre bleibt: «Goetheanum-Schulverein». Es kommt nur darauf an, daß man ihn behält, nicht wahr, einen Namen. «Pädagogik auf Grund echter Menschenerkenntnis», das ist zwar ein richtiger Titel, aber im Ohr bleibt er nicht. Darauf machte ich ja schon anfangs auf­merksam, daß er im Ohr nicht bleibt. Der Titel «Goetheanum-Schul­verein», wenn Sie ihn mögen, der bleibt im Ohr.

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Herr Storrer schlägt vor, über diesen Namen abzustimmen.

Dr. Steiner: Wer ist für den Namen? (Alle stimmen dafür.)

Ist jemand dagegen? Es ist niemand dagegen.

Herr Storrer frägt in bezug auf den Untertitel.

Dr. Steiner: Ja, daß der Name in der Klammer steht.

Dr. Blümel teilt mit, daß auf unverbindliche Anfrage seinerseits er die Zusage bekommen habe, daß in Basel eine probeweise Versuchs-schulklasse eingerichtet werden könnte.

Dr. Steiner: Ich habe nichts dagegen, weil es uns sogar nützen könnte, wenn wir nur dabei nicht aus dem Auge verlieren, selber eine Versuchsschule zu gründen. Die praktische Einrichtung einer solchen Versuchsklasse wird natürlich noch größere Schwierigkeiten machen, weil wir ja dadurch ein bißchen in Abhängigkeit kommen. Aber wenn es uns gelingt, damit durchzudringen, so wird uns das sehr viel nützen. Und dann haben wir gleichzeitig das Urteil hier in der Schweiz aus der Welt geschafft, daß wir antistaatlich seien. Und dieses Urteil müs­sen wir aus der Welt schaffen. Hat noch jemand etwas zu sagen? Wenn nicht, dann können wir diese Versammlung als geschlossen betrachten.


Ca. Mitte März 1924, Aufnahme-Antrags-Formular (siehe Beilage S. 12) Ca. Mitte März 1924, Separatdruck der Statuten (siehe Beilage S. 13)

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Nachrichtenblatt, 23. März 1924

ZUR VERWALTUNG

DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

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Den Generalsekretären bzw. Vorständen der Landesgeselischaften gehen demnächst neue Vordrucke von Aufnahmeanträgen für neu eintretende Mitglieder zu. Wir bitten, diese Vordrucke an die Zweigleiter zu ver­teilen.

Wenn jemand als Mitglied in die Anthroposophische Gesellschaft einzutreten wünscht, so wäre dieser Aufnahmeantrag von der betref­fenden Persönlichkeit auszufüllen und - vom Zweigleiter unterzeich-net - an das Sekretariat der betreffenden Landesgesellschafi einzusen­den. Wenn der Generalsekretär bzw. Vorstand der Landesgesellschaft die Aufnahme dieser Persönlichkeit befürwortet, so sendet er eine von ihm unterzeichnete Mitgliedskarte an die allgemeine Gesellschaft in Dornach, wo dann die Gegenzeidinung durch Herrn Dr. Steiner er­folgt. Der Aufnahmeantrag verbleibt bei der Landesgesellschaft.

AUS DEM PROTOKOLL DER AUSSERORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG DER FUTURUM A.G. IN L I Q. Dornach, 24. März 1924

#G260a-1987-SE472 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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AUS DEM PROTOKOLL DER AUSSERORDENTLICHEN

GENERALVERSAMMLUNG DER FUTURUM A.G. IN L I Q.

Dornach, 24. März 1924

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Vor den Ausführungen Dr. Steiners wird mitgeteilt, daß der bei der Gene­ralversammlung vom 4. April 1923 gefaßte Besehluß, die Futurum A.G. durdi Fusion mit der Internationalen Laboratorien und Kliniseh -Therapeu­tisehes Institut Arlesheim A.G. zu liquidieren in der vorgesehenen Weise, nämlich das 2 Millionen Franken betragende Aktienkapital der Futurum zum abgesehriebenen Wert von I Million Franken zu erwerben, nicht durch­führbar ist. Es muß vielmehr infolge der allgemeinen Verschlechterung der europäischen Wirtschaftsverhältnisse das Aktivvermögen der Futurum A.G. noch mehr, und zwar auf 450 000 Franken, reduziert werden. Um diesen Betrag aufzubringen, ist andererseits die Internationale Laboratorien A.G. genotigt, ihr Aktienkapital von 500 000 Franken auf 950 000 Franken zu erhöhen.

Dr. Steiner: Idl möchte auf den Punkt zurückommen, der eben von dem Vorsitzenden erwähnt worden ist und der sich darauf bezieht, daß durch die neuerliche Abschreibung von i Million Franken auf 450 000 Franken Aktivvermögen der Futurum A.G. in Liq. diejenigen Aktionäre, welche eine weitere Abschreibung wegen ihren Vermögens-verhältnissen nicht ertragen, nicht mehr zu Schaden kommen sollen als er schon betrug dadurch, daß eine Abschreibung von 2 auf I Million er-folgt ist. Durch die heute erfolgte Abschreibung werden also diejenigen Aktionäre, welche eine weitere Abschreihung nicht ertragen, nichr zu Schaden kommen. Das konnte auf folgende Weise ermöglicht werden:

Wir versuchten, diejenigen Aktionäre, welche ein Opfer zu bringen in der Lage sind, dafür zu gewinnen, daß sie ihre Aktien an das Goethe­anum als Geschenk übermachen. Dadurch, daß Aktionäre ihre Aktien im Werte von ungefähr 550 000 Franken dem Goetheanum als Ge­schenk übermacht haben, entfällt die Notwendigkeit, für diese 550 000 Franken die Dividende zu bezahlen. Man kann somit für 2 Futurum-Aktien die Dividende bezahlen, die I Ilag-Aktie erhält. Das kann er­reicht werden auf folgende Weise:

Sie müssen bedenken, daß dadurch die Zahl der Aktien nicht ver­mindert wird, die Ilag muß die Dividende bezahlen auf sämtliche

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Aktien, die vorhanden sind. Von diesen Aktien sind 550 000 Franken Kapitalwert aber im Eigentum des Goetheanum. Dieses verzichtet bei diesen Aktien auf die Dividende. Dadurch entfällt der Dividenden-anteil, der diesen geschenkten Aktien entspricht, auf die Aktionäre, die die 450 000 Franken gebliebener Aktien besitzen. Die verlieren deshalb nichts, da ihnen die Dividende zugelegt wird von den geschenkten Aktien. Diese Aktion hat den Sinn, daß für diejenigen Aktionäre, die nicht weitere Abschreibungen ertragen können, die Tatsache weiter be­steht, daß sie für 2 Futurum-Aktien I Ilag-Aktie beziehungsweise deren Rendite habon werden. Das konnte nur auf diese Weise herbeigeführt werden, daß die, die verzichten können, die Aktien dem Goetheanum schenkten und das Goetheanum seinerseits die Aktionäre, die nicht verzichten können, damit entschädigt. Ich meine, daß das nun allen klar geworden ist. Es entfällt somit jede Möglichkeit, irgendwelche Formali­tät zu haben. Es ist damit auch juristisch alles erledigt und es würde diese ganze Aktion ins Wasser fallen, wenn weitere Versprechen daran geknüpft würden. Sie hätten keinen Sinn gehabt, wenn nicht diejenigen Aktionäre, die nicht mehr verlieren können, nicht gestützt werden könnten. Es ist dies eine Aktion, die sozusagen privat neben den For­malitäten erledigt werden kann und die ich Sie bitte, in die Diskussion hineinzunehmen.

Frage: Ob die Aktionäre als Sicherheit etwas Greifbares in die Hand bekommen, eventuell die tatsächlich zur Verfügung gestellten Aktien?

Dr. Steiner: Das Verlangen nach einer Garantie ist etwas, was mir offengestanden nicht sehr gefällt. Ich denke, es genügt, daß diese Ga­rantie durch die Aktien selbst übernommen wird, und ich glaube nicht, daß durch eine formelle Erklärung die Sache sicherer gemacht würde. Ich benütze diesen Anlaß, den Verzichtenden für ihre schöne Opfer­willigkeit im Interesse der Allgemeinheit an dieser Stelle herzlich zu danken.

Emil Leinhas: Es ist zu beachten, daß die Erklärung, die Herr Dr. Steiner eben gegeben hat, einen realen Inhalt hat. Er konnte sie abgeben auf Grund der Schenkungen, die ihm zu seiner Verfügung gemacht

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worden sind. Seiner Tatkraft allein ist es zu verdanken, daß die Aktion möglich geworden ist.

Dr. Steiner: Wir möchten die Sache auf Realität gründen, es wird ja für die Ilag die Sache so gestaltet werden, daß der künftige Verwal­tungsrat die Kontrollstelle, die man sonst nur als Kassenrevisor hat, als eine reale neben sich haben wird. Wir werden den Vorschlag machen, daß die Ilag in Zukunft als Kontrollstelle Frau Dr. Wegman und mich haben wird. Wir werden durch den Aktienbesitz von 550 000 Franken künftig dafür sorgen, daß die Sache so durchgeführt wird. Ich glaube, es ist besser, die Angelegenheit auf dieses persönliche Verhältnis zu stellen, das ebenso reell ist als eine schriftliche Erklärung.

Nach Annahme der vorgeschlagenen Lösung durch die Generalversammlung ist die Aufgabe der Liquidationskornmission im wesentlichen abgeschlossen, so daß deren Mitglieder, die Herren Leinhas, Padrutt und Day, demissionieren. Es wird als genügend erachtet, daß die Futurum A.G. in Liq. durch das nicht demissionierende Mitglied der Liquidation Herrn Edgar Dürler mit Einzel-unterschrift vertreten ist, da Herr Dürler außerdem für den Verwaltungsrat der Ilag in Aussicht genommen ist, «weshalb er auch bei der heutigen Sachlage diejenige Person ist, die die getrennte Verwaltung richtig überwachen kann>. Zum Schluß der Versammlung werden noch die Anwesenden eingeladen, an der morgigen Generalversammlung der Ilag als Gäste teilzunehmen.

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AUS DEM PROTOKOLL DER AUSSERORDENTLICHEN

GENERALVERSAMMLUNG DER INTERNATIONALEN

LABORATORIEN UND KLINISCH-THERAPEUTISCHES

INSTITUT ARLESHEIM A.G. IN ARLESHEIM

Dornach, 25. März 1924

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Die Versammlung wird durch Frau Dr. Ita Wegman eröffnet. Sie schlägt vor, als Tagespräsidenten Dr. Steiner zu wählen. Dieser orientiert über die Gründe der neuen Abschreibung des Futurum-Vermögens gemäß Versammlung vom 24. März 1924 (siehe Seite 472) und beantragt:

1. Einen Vertrag zwischen der Internationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim A.G. und der Futurum A.G. in Liq. zu ge­nehmigen, durch den die Übernahme der Futurum mit 450 000 Franken vor­genommen werden kann.

2. Zu diesem Zweok das Aktienkapital der Internationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim A.G. von 500 000 Franken auf 950 000 Franken zu erhöhen.

Die beiden Anträge werden einstimmig angenommen.

Dr. Steiner: Wie Ihnen bekannt sein dürfte, geht unser Streben dahin, eine scharfe Trennung durchzuführen zwischen den geistigen und kom­merziellen Interessen unserer Mitglieder. Das ist insbesonders nötig beim Klinisch-Therapeutischen Institut, das von den Internationalen Laboratorien abgetrennt werden soll durch Vereinigung mit dem Ver­ein des Goetheanum. Ihm soll ferner ein Versuchslaboratorium ange­gliedert werden, währenddem die eigentlichen Laboratorien als Erwerbs-gesellschaft unter dem Titel «Internationale Laboratorien Arlesheim A.G. Arlesheim» weiterbetrieben werden sollen mit dem Gesellschafts­kapital von 950 000 Franken. Durch diese Unabhängigkeit wird es möglich sein, das Geschäft auf eine gesunde und gewinnbringende Basis zu stellen.

Frau Dr. Wegman und Herr Dr. Steiner werden mit der Klinik, die nun einen integrierenden Bestandteil des Goetheanums bilden soll, spe­ziell bei der Herstellung der Heilmittel eng verbunden bleiben.

Der Verwaltungsrat hat denn auch in einer der heutigen General-versammlung vorausgegangenen Sitzung beschlossen, Ihnen folgenden Beschluß als Antrag zur Genehmigung zu unterbreiten:

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«Die Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches In­stitut Arlesheim A.G. in Arlesheim verkauft an den Verein des Goethe­anum das Klinisch-Therapeutische Institut. Der genaue Übernahme-preis wird nach Vorliegen der Jahresbilanz pro 31.Dezember I 923 vom Verwaltungsrat bestimmt. Damit wird die bisherige Firma abgeändert in . »

Dieser Antrag wird einstimmig genehmigt. Da diese Beschlüsse auch eine Neuordnung des Verwaltungsrates erfordern, wird Frau G. Ricardo, welche für längere Zeit in Amerika weilt, als Verwaltungsratsmitglied abberufen, Frau Dr. Ita Wegman demissioniert. Zu dem verbleibenden Verwaltungsrats-mitglied Herrn Geering-Christ werden neu hinzugewählt Herr Emanuel Jo­seph van Leer und Herr Edgar Dürler.

«Die Kontrollstelle muß infolge vorliegender Demission der bisheri­gen Mitglieder Fräulein M. Viehoff und Herrn Karl Day neubesetzt werden. Vorgeschlagen werden als Ersatz: Herr Dr. Rudolf Steiner in Dornach, Frau Dr. Ita Wegman in Arlesheim.

Der Herr Vorsitzende [dieser Versammlung: Dr. Steiner] betont, auf diese Art den nötigen Kontakt zwischen dem Verein des Goethe­anum, also der rein geistigen Richtung, und den Internationalen Labo­ratorien, das heißt, der kommerziellen Richtung herstellen zu können. Diese Lösung verbürgt ihm die nötige Zusammenarbeit.

Die Abstimmung ergibt die einstimmige Wahl der Vorgeschlagenen.»

Am Schluß der Versammlung wird durch den Vorsitzenden noch fest­gestellt, daß durch die heute gefaßten Beschlüsse diejenigen von der General-versammlung vom 5. April 1923 annulliert werden.

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NOTIZEN VON DER BESPRECHUNG MIT DEN STUTTGARTER

VERTRAUENSLEUTEN

Stuttgart, 10. April 1924

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Dr. Steiner: Wenn unten in Italien in der Allgemeinen Anthroposo­phischen Gesellschaft etwas angekündigt wird, ist eine Verständigung notwendig, außer dem, daß über alle Veranstaltungen, die in irgend­einem Zusammenhange mit dem Esoterischen stehen, eine Verständi­gung mit dem Dornacher Vorstande eintritt. Über alles Esoterische und alles, was den Titel «allgemeine Anthroposophische Gesell­schaft» tragen soll, was mehr einen legalen Charakter trägt, ist eine Verständigung herbeizuführen. Nicht wahr, wenn es sich zum Beispiel gezeigt hat, daß gewisse Gruppen auf irgendeinem Gebiete einen Zu­sammenschluß suchen von sich selber aus, mit Dingen, die von Dornach aus eingerichtet sind, zum Beispiel den Sektionen, dann könnte man billig erwarten, daß für alles dasjenige, was im Sinne dieser Sektionen unternommen wird, eine, wenn auch nicht offizielle, so doch loyale Ver­ständigung mit dem Dornacher Vorstand gemacht wird. Ich muß das sagen, weil nach Mitteilungen, die mir geworden sind, die Dinge so auf­gefaßt werden, daß auf der einen Seite akzeptiert wfrd, daß das Goethe­anum der Mittelpunkt des anthroposophischen Lebens sein soll, auf der andern Seite aber doch mit einer gewissen Gleichgültigkeit oder Träg­heit man sich über solche Dinge hinwegsetzt, über den Dornacher Vor­stand nämlich, insofern er die Sektionen verwaltet.

Es können sich Gruppen bilden, die aus diesen oder jenen Mitgliedern bestehen und die niemand andern hereinlassen. Warum sollte das nicht möglich sein? Es ist durchaus möglich, daß irgendeine Gruppe andere Mitglieder ausschließt, mit Ausnahme des Dornacher Vorstandes. Für den gibt es keine Möglichkeit, ihn von irgendeiner Unternehmung aus­zuschließen, sonst würde er die betreffende Gruppe von der allgemei­nen Anthroposophischen Gesellschaft ausschließen.

Anthroposophische Bewegung und Anthroposophische Gesellschaft sind nunmehr durch die Weihnachtstagung identisch. Wenn irgendwo der ganze Dornacher Vorstand oder ein Mitglied desselben ausgeschlos­sen würde, würde die betreffende Gruppe nicht als eine Gruppe der

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Anthroposophischen Gesellschaft angesehen werden. Aber sonst können sich die Gruppen abschließen.

In Stuttgart sind drei Zweige, die brauchen einander gegenseitig nicht zuzulassen. Wenn ein Mitglied aus Hamburg kommt und darurn ansucht, kann ihm der Zweig die Tür aufmachen oder nicht. Würde das ein Mitglied des Dornacher Vorstandes sein, so kann das nicht ge­hen. Würde ein Dornacher Vorstandsmitglied mit einer Anzahl von Mitgliedern aus Breslau kommen und mit ihnen den Eintritt verlangen, dann kann er nicht ausgeschlossen werden.

Frage nach einer Mathematik-Arbeitsgruppe.

Dr. Steiner: Mathematik ist eine private Angelegenheit. Da kommt auch nicht der Dornacher Vorstand in Betracht, nur wenn dieser Kreis die Anerkennung des Vorstandes verlangt.

Wenn man Mitglied der Theosophischen Gesellschaft ist, kann man sie nicht deswegen ausschließen, sondern nur wegen ihrer menschlichen Eigenschaften.

Frage nach den Leitsätzen.

Dr. Steiner: Die Leitsätze sind ein spärliches Gerippe, das ausgearbei­tet werden muß. Würde das Verständnis dafür, was die Leitsätze sind, fehlen, dann muß ich sagen, liegt das an der mangelnden geistigen Im­pulsivität der Anthroposophischen Gesellschaft. Es ist - dann nicht ein geistiger Zug da, der kultiviert würde. - Da sind die Leitsätze. Nun müßte doch der Zug da sein: Jetzt ist da dieser Leitsatz. Jetzt inter­essiert es mich aber, was der Dr. Schwebsch, der Dr. Stein, der Leinhas, der Dr. Maier über diesen Leitsatz zu sagen haben. Das ist etwas, was die Gesellschaft interessieren müßte. Ist Animo darin, dann regt es doch an, das zu hören. Das Geistig-Praktische der Stimmung ist das, was gepflegt werden muß. Es liegt daran, daß solche Dinge in der Gesell­schaft nicht gepflegt werden. Das ist auf diesen Gebieten so und auf andern Gebieten so. Und diese Dinge müßten eigentlich ins Auge ge­faßt werden.

Nicht wahr, es ist schon so, wenn nur einmal ein wenig gerade durch das Leben gegangen sein wird und etwas verwirklicht ist von der Weihnachtstagung

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durch die allgemeine Anthroposophische Gesellschaft, dann wird man namentlich bei der Klassenzusammensetzung unmittel­bar schon achten müssen darauf, ob jemand wirklich teilnimmt an die­sem realen geistigen Leben der Gesellschaft. Nur muß davon ein Be­wußtsein erwacht sein, ein wirkliches Bewußtsein.

Ich darf da anknüpfen - es ist nicht so bös gemeint, aber es muß ge­sagt werden: Es sind von mir im «Komm enden-Tag»-Verlag Bücher erschienen. Wenn ich diese Betrachtung fortsetzen würde, müßte ich sagen: Wir haben drei Zeitschriften: «Die Drei», die «Anthroposophie», «Das Goetheanum». In keiner dieser Zeitschriften ist Notiz davon ge­nommen, daß diese Bücher erschienen sind, es ist in keiner dieser Zeit­schriften Notiz genommen! Nun, Sie wissen, für die Mitteilungsblätter bin ich verantwortlich. Aber «Das Goetheanum» hat kein Rezensions­exemplar dieser Bücher bekommen. Auch «Die Drei» nicht. Da beginnt nicht bloß die Schlamperei, da beginnt der Wahnsinn in der Gesellschaft. Es ist etwas Unerhörtes, daß wir drei Zeitschriften haben und von sol­chen Publikationen keine Rücksicht genommen wird. Keinem Menschen fällt es auf, daß keine Rücksicht genommen worden ist. Solche Dinge weisen scharf darauf hin, wie gar keine geistige Impulsivität da ist. Und so ist es auf allen Gebieten.

Das ist dasjenige, wo zunächst, wenn wir die ersten Schritte gemacht haben werden, von Dornach immer wieder Anregungen gegeben wer­den müssen.

Eine der Arten, wie die Mitglieder mit der Schule selbst zusammen­hängen, ist charakterisiert worden in dem Mitteilungsblatt durch die Erwähnung der Rundbriefe. Es werden die Mitglieder ihre Fragen, die sie im Herzen oder im Kopf haben, formulieren und an den Vorstand in Dornach richten. Aus diesen Briefen, die nun in Dornach gesammelt werden, werden Rundbriefe gemacht mit Antworten. Natürlich, wir haben jetzt Anfang April. Im Januar konnte mit der Sache so begonnen werden. Es wird sich schon nach und nach gerade dieses Institut der Rundbriefe einrichten. Bis jetzt ist ein ausführlicher medizinischer Rundbrief herumgegangen an diejenigen Mitglieder, die sich im realen Sinne an die Medizinische Sektion angeschlossen haben. Und diese Sache wird ihren Ausbau erfahren, das wird ein Wesentliches sein.

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Dann gibt es auch andere Institutionen. Zum Beispiel vermittelt für das Lehrerkollegium der Freien Waldorfschule, mit Einschluß von eini-gen andern Stuttgarter Freunden, Frau Dr. Kolisko stets die Vorträge der Klassenstunden. Eine andere Gruppe von Persönlichkeiten, die eine solche Vermittlung anstrebt, ist hier in Stuttgart in Bildung begriffen. Nicht wahr, Herr Arenson? (Herr Arenson erhebt sich und sagt «Ja».) Und wenn sich in der nächsten Zeit solche Gruppen bilden, dann wird von seiten Dornachs das Nötige unternommen werden, um die entspre­chenden Mitteilungen und Vermittlungen zu finden. Es scheint mir nicht gerade tunlich zu sein, daß Leute erklären, sie stellen sich für einen solchen Vermittlerdienst zur Verfügung. Denn ich glaube nicht, daß jemand selbst ganz genau beurteilen kann, ob er für einen solchen Ver­mittlerdienst geeignet sein kann. Aber ich glaube gerade, daß sich die Ungeeignetesten für geeignet halten. Das kann nicht übelgenommen werden, ist auch ganz begreiflich.

Das sind die Dinge, die zunächst einmal schon im Gange sind. Nur geht es bei der jetzigen Größe der Anthroposophischen Gesellschaft nur langsam vorwärts. Es muß auch wirklich vollständige Exaktheit herr­schen. Und das wird nicht gerade von allen Seiten leicht gemacht. Denn auch da spielen Gekränktheiten, Eifersüchteleien und dergleichen leider auch in der Anthroposophischen Gesellschaft eine Rolle. Ich weiß nicht, ob Sie das wissen oder ob das nur eine esoterische Wahrheit ist, daß Eifersüchteleien und Gekränktheiten auch in der Anthroposophischen Gesellschaft eine Rolle spielen. Das kann ich eben, wenn es noch nicht bekannt sein sollte, hier bekanntgeben.

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IINFORMATION FÜR HOCHSCHULMITGLIEDER,

WELCHE IN DORNACH BAUEN WOLLEN

Nach dem Vortrag in Dornach, 26. April 1924

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Ich habe noch zwei Dinge, meine lieben Freunde, zu sagen. Das erste ist, daß in der verschiedensten Weise davon gesprochen wurde, daß Mit­glieder der Anthroposophischen Gesellschaft sich hier ankaufen wollen, Häuser bauen und dergleichen. Nun können Sie sich denken, daß alles, was in dieser Richtung geschieht, mit alldem zusammenhängt, wie wir in der Schweiz hier entweder den Leuten lästig sind oder nicht. Es geht schon die Anthroposophische Gesellschaft dasjenige etwas an, was ein­zelne Mitglieder tun oder nicht tun.

Nun ist es natürlich unmöglich, in die Privatverhältnisse der Mitglie­der einzugreifen. Aber diejenigen Freunde, die der Schule, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft angehören, also jetzt der ersten Klasse angehören, die möchte der Vorstand denn doch bitten, sich erst mit uns zu verständigen, bevor sie so etwas hier unternehmen; sonst würde, wenn der Vorstand mit einer solchen Sache nicht einverstanden sein könnte, eben erklärt werden müssen, daß der Betreffende nicht in der Schule sein kann. Die Mitgliedschaft der Schule bedingt eben durchaus, daß man in der richtigen Weise nach außen die anthroposphi­sche Sache repräsentiert. Daher müssen diejenigen, die als Mitglieder der Schule so etwas tun und die es bleiben wollen, schon verstehen, daß das nur im Einklange mit der Leitung, mit dem Vorstande des Goethe­anum unternommen werden kann. Wer also als Mitglied der Schule irgendwie Grundstücke erwirbt und darauf bauen will, der wird doch gebeten, sich mit dem Vorstande zu verständigen, damit wir dann nicht genötigt sind zu erklären, daß er durch das, was er als Anthroposoph hier tut, nicht ein richtiger Repräsentant dessen sein kann, was Anthro­posophie hier will. Es ist schon notwendig, daß das wirklich sich so ent­wickelt, wie es ja auch genommen wird. Mies, was geschieht, wird schon einmal von außen, sogar mit einer gewissen Berechtigung, als Tat der Anthroposophischen Gesellschaft selber angesehen. Daher, ohne in die Privatverhältnisse natürlich der Mitglieder der Anthroposophischen

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Gesellschaft eingreifen zu können, möchte ich erklären, daß solche Dinge zu dem gehören, worüber man sich mit dem Vorstand als Mitglied der Schule verständigen soll.

Noch etwas anderes liegt vor. Wir haben einen Brief bekommen:

«Wie ich hiermit konstatiere, benützen Mitglieder Ihrer Gesellschaft mein Anwesen zum freien Durchgang, wodurch bereits ein sichtbarer Fußweg entstanden ist . . .» und so weiter. Also es liegt das Unangenehme vor, daß Mitglieder eigentlich keinen rechten Begriff über die Respektierung fremden Eigentums haben, denn man kann natürlich nicht über das Grundstück eines andern gehen und einen be­liebigen Weg austreten. Es ist eigentlich bedauerlich, daß solche Dinge überhaupt unter uns vorkommen. Und daher wird dringend gebeten, nicht jenen Weg, den Sie getreten haben entlang den neuen Häusern hinter der Kantine, zu benützen, wo eben einfach willkürlich ein Weg durch ein fremdes Grundstück gemacht wurde. Ich bitte, diesen Weg nicht mehr zu benutzen, damit wir die Sache rechtfertigen können. Ich muß gestehen, ich hätte eigentlich gar nicht gedacht, daß das vorkommt. Es kommt aber offenbar vor. Also ich bitte, dies auch zur Kenntnis zu nehmen.

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Nachrichtenblatt, 4. Mai 1924

MITTEILUNGEN DES VORSTANDES

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In der Sitzung des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum vom 27. April 1924 wurde beschlossen, eine besondere Mitgliedschaft für junge Persönlichkeiten zu errichten, die probeweise ein Jahr dauern und nach einem Jahre in eine definitive übergehen soll.

Diese Mitgliedschaft kann bei Minderjährigen nur bewilligt werden, wenn Eltern oder Vormünder einverstanden sind. Sie wird bewilligt, wenn der Aufnahmebewerber die Waldorfschule absolviert hat oder ähnliche Vorbedingungen aufweist.

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Als Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum autorisieren wir hierdurch Herrn Louis Werbeck als unseren Delegierten für wissenschaftliche und künstlerische Angelegenheiten im Gebiete von Hamburg. Wir erkennen ihn für befugt an, alle in diesen Kreis fallen­den Anordnungen im Einverständnisse mit uns zu treffen.

18. Mai 1924, Mitteilungen des Vorstandes (siehe Beilage S. 20)

23. März 1925, Vervielfältigter Brief an verschiedene Empfänger (siehe Beilage S. 21)

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ANSPRACHE BEI DER GENERALVERSAMMLUNG

DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT IN FRANKREICH

Paris, 25. Mai 1924

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Mit großer Befriedigung erfüllt es mich, wiederum nach genau zehn Jahren hier in Paris unter Ihnen sprechen und vielleicht auch einiges wirken zu können. Vorerst danke ich herzlich Mademoiselle Sauerwein für die freundlichen Worte, die sie in bezug auf mich im Beginne der heutigen Versammlung gesprochen hat. Es hat sich ja gerade an mein letztes Hiersein in Paris eine sehr schöne Erinnerung geknüpft, von der ich im Laufe der letzten zehn Jahre eigentlich oftmals habe sprechen müssen. Es war ein außerordentlich schönes Zusammensein mit anthro­posophischen Freunden und auch mit andern Persönlichkeiten im Jahre 1914. Es war eine Stimmung damals, als wir hier zusammen sein konn­ten, die nicht irgend etwas von dem Charakter trug, den dann die euro­päische Stimmung nach wenigen Wochen angenommen hat. Und ich hatte oftmals dieses als eines der allermarkantesten Ereignisse in mei­nem Leben bezeichnet, daß es immerhin möglich war, dazumal in einer so entschieden friedlichen Stimmung zusammen zu wirken. Und ich habe daran dann die Bemerkung geschlossen: hätten wir in Europa noch drei, vier Jahre Zeit gehabt, um in anthroposophischer Gesinnung in weiten Kreisen zu wirken, es hätte vieles anders werden können in der europäischen Welt. Sie können sagen, das ist vielleicht im Sinne der Anthroposophie gesprochen und eine kleinere oder größere Erhebung.

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Allein so sprechen nicht die okkulten Erfahrungen, die uns aus der gei­stigen Welt werden können, Diese okkulten Erfahrungen sprechen allerdings so, daß über Europa sich eine geisteswissenschaftliche Welle ergießen muß, wenn es durchgreifend mit dem Leben in Europa besser werden soll. Und man kann schon die berechtigte Empfindung haben, daß wir 1914 weiter waren als wir vielleicht erst wiederum sein wer den nach zwanzig oder dreißig Jahren von heute an.

So waren es eigentlich während der ganzen Zeit auf der einen Seite erhebende Erinnerungen und auf der andern Seite etwas schmerzliche Gegenwartsgefühle, mit denen zurückzudenken ist an dasjenige, was ich mit Anthroposophen 1914 hier erleben durfte. Auf der andern Seite steht auch noch das, daß ja in Frankreich, insbesondere in Paris, seit langer Zeit, wenn auch von einem kleinen Kreis, intensiv anthropo­sophisch gearbeitet worden ist und man schon sagen kann, daß diese Arbeit, die hier geleistet worden ist, einen sehr guten Fond hatte, sehr viel hatte von dem, was man wahres Verständnis, Grundnerv anthro­posophischer Einsicht und anthroposophisches Fühlen nennen kann. Daher war es mir eine große Freude, damals 1914, gewissermaßen haben zusammenfassen zu dürfen, was bis dahin geleistet worden ist. Nun darf ich aber sagen, daß in alldem, was hier in Frankreich auf anthroposophischem Felde geleistet worden ist, die Arbeit von Mademoiselle Sauerwein eine solche war, daß ohne diese Arbeit ganz gewiß nicht hätte geschehen können, was hier für die Bewegung geschehen ist Der Energie, der Einsicht und Opferwilligkeit von Mademoiselle Sauerwein verdanken wir es, daß hier in Frankreich die Bewegung bis zu dem Grade gediehen ist, auf dem sie steht und daß sie sich trotz mancher innerer Gegenkräfte bis zum heutigen Tage in einer für die Zukunft doch verheißungsvollen Weise hat entwickeln können. Daher war es für mich eine Selbstverständlichkeit, als Mademoiselle Sauerwein sich bereit erklärte, das Generalsekretariat und die Leitung der Französi­schen Gesellschaft zu übernehmen, ich Mademoiselle Sauerwein mit voller innerer Freude, mit voller innerer Befriedigung dieses Amt über­trug, wußte ich doch, daß dieses Amt Schwierigkeiten bietet, die nur von solcher Energie und gutem Willen, wie sie bei Mademoiselle Sauerwein vorhanden sind, überwunden werden können.

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Außer der Arbeit, die geleistet worden ist für die Formation der Ge­sellschaft, für deren innere Organisation, muß ich ja auch mit tiefer Befriedigung auf die jetzt schon so zahlreichen Übersetzungen blicken, die von anthroposophischen Werken in Frankreich vorhanden sind. Da ist es vor allem, nachdem in einer gewissen Richtung gewirkt hatte M. Schuré, das Verdienst von Dr. Sauerwein gewesen, der den Anfang gemacht hat mit der Übersetzung von anthroposophischen Schriften hier in Frankreich. Ich möchte sagen - Dr. Sauerwein bitte ich, auch das­jenige zu übersetzen, was ich jetzt sagen werde -: Es wird von mir wirklich mit einem großen Dank empfunden, daß sich gerade Dr. Sauerwein in einer so hingebungsvollen Weise gewidmet hat der Interpreta­tion der Anthroposophie in Frankreich. Es hängt ja nun einmal in der Welt sehr viel davon ab, daß innerhalb der Anthroposophie auch Per­sönlichkeiten wirken, die sonst im Leben darinnenstehen. Und es war daher in hohem Maße wertvoll, daß eine in weiten Kreisen mit Recht so angesehene Persönlichkeit wie Dr. Sauerwein sich gerade dieser Inter­pretation widmet. Wir hatten es dann auch mit Freude zu begrüßen, als der Gedanke auftauchte, in Dornach, noch zur Zeit als das alte Goethe­anum noch bestanden hat, einen Französischen Kursus zu halten für die französischen Freunde, daß Dr. Sauerwein sich bereit erklärte damals, die Übersetzung meiner Vorträge für diesen Französischen Kursus zu übernehmen. Und damit ist doch vielleicht einiges geschehen, um die Neugestaltung der anthroposophischen Arbeit auch in Frankreich ein­zuleiten. Und so möchte ich es ein wirklich sehr großes Verdienst von Dr. Sauerwein nennen, daß er dazumal die Übersetzung dieser meiner Vorträge des Französischen Kurses übernommen hat.

Wir haben auch darauf zurückzusehen, wie dann, als die Arbeit in Frankreich einen bestimmteren Charakter durch die Energie von Made­moiselle Sauerwein annahm, das Übersetzungswerk und das Verleger-werk der anthroposophischen Bücher ebenso energisch an die Hand ge­nommen worden ist wie die Organisation der Gesellschaft. Und heute blicken wir, Dank der Arbeit von Mademoiselle Sauerwein, auf eine große Anzahl von ins Französische übersetzten Büchern hin. Das alles ist so geschehen, daß jeder der anthroposophisch fühlen kann, dies mit innerster Befriedigung empfinden muß. Und mein Dank ist ein sehr

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großer, den ich dafür insbesondere Mademoiselle Sauerwein und ihrer Arbeit zum Ausdruck bringe. Wir haben im Laufe der Zeit ja wieder­holt die Freude gehabt, Mademoiselle Sauerwein in Dornach zu sehen, wir haben aber auch die Freude gehabt, andere Freunde aus Frankreich immer wieder in Dornach zu sehen. Und da darf ich erwähnen, mit einem wie großen Eifer, mit wie großem inneren Verständnis französi­sche Freunde sich seit vielen Jahren unserer eurythmischen Kunst ge­widmet haben. Es war wirklich immer mit innerem Interesse und Anteil zu verfolgen, wie gerade auch auf diesem Gebiet der Eurythmie der innere Anteil an Anthroposophie, der hier lebt in Dornach, zum Ausdruck gekommen ist. Es ist ja so, daß gerade Eurythmie in mancher Beziehung darauf angewiesen ist, wenn sie richtig und durchgreifend verstanden werden soll, daß wirklich die Angehörigen der verschieden­sten Nationalitäten zusammenwirken. Denn man wird sehen, wie das, was eurythmisch zum Ausdruck kommt, jeder Sprache den besonderen Charakter entnimmt. Es ist ein anderer Aspekt, ein französisch ge­sprochenes Gedicht eurythmisiert zu sehen als ein russisches Gedicht. Gerade Eurythmie ist darauf angewiesen, daß die verschiedenen Na­tionalitäten eng miteinander Fühlung haben, denn die eurythmische Kunst kann nur durch diesen universellen Charakter alles dasjenige offenbaren, was das ihrige ist. Und das hat dazu geführt, daß in so dankenswerter Weise, in schöner Weise, vor kurzem hier eine euryth-mische Vorstellung stattfinden konnte durch die energische, nie er­müdende, man möchte fast sagen, über ihre Kräfte gehende Arbeit von Mademoiselle Rihouët, der ich aus dem Geiste der Eurythmie heraus meinen Dank sagen möchte. Die Arbeit von Mademoiselle Rihouët möchte ich durchaus durchgreifend würdigen und es macht mir eme würdige Freude, wenn ich das kleine Heftchen in die Hand bekomme «La Science spirituelle», das von Mademoiselle Rihouët redigiert wird.

Alles das sind wahre, schöne Anfänge anthroposophischer Arbeit für Frankreich. Aber nehmen Sie es mir nicht übel, wenn ich den Ausdruck brauche «Anfänge», und wenn ich auch in dem weiteren Fortsetzen der Worte, die ich zu Ihnen sprechen werde, nachdem das Abgelaufene übersetzt ist, ein wenig einfließen lasse das andere Gefühl: daß heute noch so wenige Anthroposophen hier in diesem Saale sitzen.

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Außer durch die Eurythmie, die durch Frau Dr. Steiner repräsentiert wird, die leider nicht anwesend sein kann, haben wir ja jetzt die Möglichkeit, die verschiedensten Verbindungen mit der anthroposophischen Außenwelt, ich meine Außenwelt gegenüber Dornach, anzuknüpfen; auch dadurch, daß das jetzt auch zum Goetheanum gehörige medizini­sche Institut, das von Frau Dr. Wegman geleitet wird, von Freunden vielfach besucht wird. Und man wird immer mehr einsehen, wie es not­wendig ist, aus der Natur und aus dem Wesen der Sache heraus, aus der Sache des Geisteslebens heraus, jenen, ich möchte sagen, Urbund im Geistesleben zwischen der Weltanschauung und der Medizin wieder zu schließen. Blicken wir auf alte Zeiten zurück, da wurde Medizin immer so angesehen, daß sie gar nicht sein konnte, ohne durchaus im Bunde mit dem allgemeinen Wissen zu gehen, der allgemeinen Erkenntnis vom Geiste. Das wird ja gerade in Dornach durch die auf der einen Seite so mutige und andererseits so hingebungsvolle Arbeit meiner treuen Mit-arbeiterin, Frau Dr. Wegman, wiederum bewirkt werden. Und so wird man aus diesem und andern Beispielen sehen, wie die Bemühung be­steht, der Anthroposophie wirklich allmählich jenen universellen Cha­rakter zu geben, der dem eigentlichen okkulten Leben der Menschheit in alten Zeiten, wo noch ein instinktiver Okkultismus geherrscht hat, eigen war.

Das zeigt doch aber auch, wenn man es in seinen Wirkungen verfolgt, wie aus allen Ecken menschlichen Seelen- und überhaupt menschlichen Lebens heraus das Bedürfnis, das innerste Bedürfnis nach Anthropo­sophie im Erwachen begriffen ist. Und Sie werden es überall sehen, daß viel mehr Türen vorhanden sind, als man glaubt, wo angeklopft werden kann und wo man ein wirklich aus innerster Seele heraus kommendes «Man trete ein» dem Anklopfenden entgegenbringt.

Allerdings da, wo es sich um so intime Angelegenheiten der mensch­lichen Seele und des menschlichen Herzens neben den großen Mensch­heitsfragen handelt wie bei Anthroposophie, da ist eine Agitation, wie man sie sonst kennt, im Leben nicht angebracht. Aber es gibt viele Wege, wo gerade der Anthroposoph den Zugang zu vielen menschlichen Herzen und Seelen findet. Und aus all dem Schönen heraus, das schon da ist innerhalb der französischen Anthroposophischen Gesellschaft,

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darf wohl die Hoffnung ausgesprochen werden, daß dieses kleine Zen­trum heute ein wirkliches Zentrum werde für ein ausgebreiteteres an­throposophisches Wirken in Frankreich. Wenn sich auch in diesem Sinne jedes Mitglied als einen Mitarbeiter betrachtet, dann wird Anthroposo­phie jenen Weg in der Welt machen, den sie machen muß, denn sie ent­hält wirklich alle die Kräfte des abendländischen Zukunftslebens. die diesem Leben notwendig sind.

Bedenken wir nur mit welchen Seelenaugen heute der gebildete Orientale auf den Westen sieht. Der gebildete Asiate, ich meine nicht der dekadente Asiate, aber derjenige, der wie Tagore oder andere, wirklich alte, weisheitsvolle orientalische Bildung in sich hat, sieht doch auf alles dasjenige, was zwischen dem Ural und dem Kaspischen Meer bis nach Westen, nach Amerika, an großartiger Technik, an äußerer Wissenschaft, an Kunst geleistet worden ist, wie etwas Minderwertiges an. Warum für etwas Minderwertiges? Weil er im Auge hat das tief Spirituelle des östlichen Erkennens. Demgegenüber erscheint ihm das­jenige, was im Westen bis nach Amerika geleistet worden ist, als ein Niedergang. Aber Anthroposophie beruht darauf, daß in diesem We­sten die Herzen der Menschen tiefer schlagen können, als sie in der Zeit der materialistischen Kultur geschlagen haben, daß die Seelen der Menschen tiefer sehen können, als sie gesehen haben in den letzten Jahrhunderten der materialistischen Zivilisation. Und Anthroposophie hat die Aufgabe es wahr zu machen, daß spirituelles Leben, tiefstes be­wußtes spirituelles Leben, hervorgebracht werden kann, das noch weit hinausgeht über dasjenige, was für die Menschheit der orientalische Osten an Spirituellem geleistet hat. Man muß sich nur dazu das notige Bewußtsein erwerben.

Und wenn Bewußtsein dafür in diesem kleinen Kreise in tapferer, energischer Weise herrscht, dann wird dieser Kreis der Mittelpunkt sein zu größeren und größeren Kreisen. Denn das Bedürfnis nach Anthro­posophie ist in der Menschheit in allerweitestem Umfange vorhanden. Wir müssen nur den Mut haben, Anthroposophie ganz frei, und vor allen Dingen frei von dem Vorurteil zu verbreiten, daß irgendwelche Menschen, aus ihrer Wissenschaftlichkeit heraus, aus ihren sonstigen Lebensverhältnissen heraus, wenn wir ihnen mit Anthroposophie kommen,

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diese schief ansehen könnten. Man kann die Erfahrung machen, daß gerade dann Anthroposophie nichts in die Herzen der Menschen herein will, wenn wir uns genieren, aus voller Offenheit von ihr zu sprechen. Man kann die Erfahrung machen, wenn man einem Kreis von Naturwissenschaftern so über Anthroposophie spricht, daß man eigent-lich sich geniert, die okkulte Wahrheit zu bringen, nur so herumredet, daß es auch, wie man glaubt, nach der gegenwärtigen Wissenschaft ver­ständlich ist, daß einem dann die Leute sagen: Von der gegenwartigen Wissenschaft verstehen wir viel mehr, da habt Ihr nicht das Recht, dar-über zu reden, da seid Ihr Dilettanten. - Spricht man dem Arzte, dem Naturforscher, und spricht man selbst dem heutigen Theologen, dem vorurteilsiosen Theologen oder einem andern Menschen gegenüber frisch und frei von demjenigen, was okkulte Erfahrung gibt, dann sagt er nicht, das weiß ich schon. Viele laufen davon, aber viele bleiben; die haben eine große Befriedigung, neben ihrer Naturwissenschaft die anthroposophische Erfahrung hinzustellen. Es wird jetzt von Dornach aus durch die Bemühungen von Frau Dr. Wegman und mir in die Medizin dieser Zug hineinkommen durch eine demnächst herauskommende Pu­blikation, die frank und frei von demjenigen spricht, was die okkulte Erkenntnis der Medizin geben kann. Das ist dasjenige, was als der tiefste Impuls auch der Weihnachtstagung, über die ich noch ein paar Worte sprechen werde, zugrunde gelegen ist.

Unserer Weihnachtstagung lag der Gedanke zugrunde, die Anthroposophische Gesellschaft in völliger Weise zu identifizieren mit der an­throposophischen Bewegung Das heißt: Es mußte die Anthroposophi­sche Gesellschaft so umgeformt werden, daß in ihr in der Zukunft nicht bloß Anthroposophie gelehrt werden soll, sondern daß die ganze Ar­beit, das ganze Wirken der Anthroposophischen Gesellschaft selber anthroposophisch, anthroposophischer sei. Es sollte vom bloßen Lehren der Anthroposophie übergegangen werden zum Anthroposophie-Tun. Dies setzte voraus, daß nach den gegebenen Umständen ich selbst den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft übernahm. Ich sagte schon zu Ihnen vorgestern, daß dies ein Wagnis war. Denn ein anderes isl es, aus dem Esoterischen heraus gewissermaßen das fortdauernde Gespräch mit den Wesenheiten der geistigen Welt zu halten, das die

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geistigen Wahrheiten aus übersinnlichen Regionen auf die Erde herunterbringen kann, und ein anderes ist es, eine äußerliche, auf dem physischen Plane bestehende Gesellschaft zu führen. Es war ein Wag­nis, weil es sehr leicht hätte sein können, daß die Arbeit, die nun ein­mal geleistet werden muß, wenn die äußere Verwaltung einer Gesell­schaft an die Hand genommen wird, den geistigen Mächten im Wider­spruch hätte erscheinen können der eigentlichen Esoterik gegenüber. Daß also die geistigen Offenbarungen, ohne die wir eine Anthroposophische Gesellschaft nicht haben können, hätten geringer werden oder aufhören können. Denn tatsächlich war es in früheren Zeiten der Anthroposophischen Gesellschaft notwendig, die Verwaltung zu tren­nen, damit zum Beispiel ich mich völlig bloß dem esoterischen Wirken hingeben konnte. Nun durfte ich schon vorgestern sagen, daß das Wag­nis heute schon als völlig gelungen bezeichnet werden darf aus dem Grunde, weil tatsächlich die Offenbarungen aus geistigen Welten seit Weihnachten innerhalb der anthroposophischen Bewegung nicht ab­genommen, sondern zugenommen haben. Ich möchte sagen, diejenigen, die uns Geistiges zu offenbaren haben, die ewigen Wahrheiten von Welt und Mensch, sprechen eine gnadenvollere, eine eindringlichere Sprache und auch eine Sprache von weiterem Umfange seit der Weihnachtstagung. Und so dürfen wir mit einer gewissen Befriedigung zurück­blicken darauf, daß ja durch diese Weihnachtstagung die ganze Anthro­posophische Gesellschaft eigentlich ein Esoterischeres geworden ist, daß heute alles Wirken esoterischer ist.

In diesem Sinne ist auch der Vorstand in Dornach aufzufassen, der aus denjenigen Mitgliedern besteht, von denen ich von vornherein mir sagen mußte, daß ich mit ihnen esoterisch werde zusammenarbeiten können. Und so möchte ich auch hier bitten, diesen Vorstand von Dor­nach nicht als einen Veiwaltungsvorstand anzusehen, sondern als einen solchen, der unmittelbar aus der Substanz des Geisteslebens heraus eso­terisch wirken wird. Er ist auch nicht gewählt worden, er ist gebildet worden. Er ist gebildet worden aus den Notwendigkeiten der geistigen Welt heraus selber. Je mehr Sie Verständnis entgegenbringen dem Um­stande, daß dieser Vorstand einen ganz esoterischen Charakter hat, desto mehr wird die Anthroposophische Gesellschaft gedeihen können.

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Dieser Vorstand wird nicht vor allen Dingen seinen Wert darauf legen, verwalten zu wollen, ei wird seinen Wert darauf legen, wirklich an­throposophische Anregungen zu geben, denen man dann in freiem Ver­ständnis entgegenkommen kann. Sie können wirklich voraussetzen, daß ich und der ganze esoterische Vorstand vom Goetheanum volles Ver­ständnis haben für die Differenzierung der geistigen Bewegung unter den verschiedenen Nationalitäten. Wir wissen ganz genau, daß ein jedes Sprachgebiet, eine jede Nationalität, aus dem eigenen Herzen, aus der eigenen Seele heraus arbeiten muß und niemals werden Sie eine Ver­kennung dieser Tatsache von seiten des Goetheanum-Vorstandes erleben. Sie werden erleben, daß alles, was nationale Differenzierung sein muß, voll verstanden wird. Nur etwas müssen wir doch auf anthropo­sophischem Felde in den Heizen tragen: das Bewußtsein, daß die ganze Menschheit etwas ist, das nun schließlich über allen Differenzierungen steht und daß schon einmal jene Internationalität über die Welt gekom­men ist dadurch, daß das internationale Verkehrswesen das Handelswesen gekommen ist.

Die äußere, materielle Kultur hat die Erde umfaßt. Die Erde ist ein Körper. Seit vielen Jahren wird von mir gesagt: Dieser Körper, den die moderne Kultur geschaffen hat, der braucht eine Seele. Anthroposo­phie möchte diese Seele sein. Sie möchte das spirituell Tiefste, sie möchte aber auch in diesem tiefsten Sinne das Allermodernste sein: Seele für den großen, gewaltigen Kulturfortschritt der gesamten Menschheit. Und je mehr wir solche Gesinnung aufbringen, desto besser wird die Anthroposophische Gesellschaft gedeihen können. Ich glaube, wir wer­den gut zusammenwirken können, auch von hier aus mit demjenigen, was vom Goetheanum erstrebt wird, wenn wir aus solchem Geiste her­aus dies erstreben.

Wir haben ja den großen Schmerz erlebt, daß bald nach dem Fran­zösischen Kursus das Goetheanum uns, man darf heute es sagen, von den Gegnern entrissen worden ist. Man darf es heute sagen aus dem Grunde, weil bei den langen und schwierigen Verhandlungen, die ich selber führen mußte zur Anerkennung des Tatbestandes der Brandstiftung wegen des Erhaltes der Versicherungssumme, niemand von den maßgebenden Persönlichkeiten gezweifelt hat, es sei eine böswillige

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Brandstiftung vorliegend. Würde man das nur als einzelner als Mei­nung tragen, dürfte man nur privat darüber reden. Es ist aber eine be­hördlich anerkannte Tatsache, daß das Goetheanum von den Gegnern in Brand gesetzt worden ist. Nun, meine lieben Freunde, daß dieses Goetheanum wieder erstehen kann, das ist allerdings dasjenige, was wir als innerstes Streben in unseren Herzen tragen. Und wenn ich Sie bitte, auch daran zu denken, so tue ich es ja gerade jetzt in einem besonders be­deutungsvollen Augenblick, weil einen Tag bevor ich hierher zu Ihnen gereist bin, Frau Dr. Wegman und ich die Pläne zum neuen Goetheanum zu der entsprechenden Kantonsbehörde trugen und wir unmittelbar da­vor stehen, in der nächsten Zeit mit dem Bau des neuen Goetheanum be­ginnen zu können. Wir hoffen, daß nicht nur das, was geleistet worden ist im alten Goetheanum wieder werde geleistet werden können, son­dern daß durch den Impuls, der durch unsere Weihnachtstagung gege­ben worden ist, eine große, für die Menschheit noch heilvollere Arbeit in dem neuen Goetheanum werde geleistet werden können. Allerdings sind dazu noch mancherlei und viele Opfer unserer Freunde notwendig. Das alles sage ich in voller Anerkennung desjenigen, was auch der kleine Kreis, der hier versammelt ist, geleistet hat.

Derjenige, der die Schwierigkeiten der anthroposophischen Arbeit kennt, der weiß, wie verdienstvoll diese Arbeit ist. Aber einen Wunsch darf ich aussprechen, der dahingeht, es möge neben dem Zusammen­arbeiten in einzelnen Gruppen doch auch die Möglichkeit gegeben wer­den, daß die ganze Gesamtheit anthroposophischer Freunde, die hier in Paris sind, wenigstens in verhältnismäßig kurzen Zeiträumen zu gemeinsamer Arbeit, zu gemeinsamer Besprechung sich finde, so daß nicht nur einzelne kleine Gruppen ihre Lesetage halten, sondern daß auch wirklich Versammlungen stattfinden mögen aller derjenigen, die sich hierzulande Anthroposophen nennen. Das Anthroposophische be­darf nicht nur der Lehre und der Information durch die Lehre, das An­throposophische bedarf des Zusammenlebens. Und eigentlich sollte der­jenige, der wirklich Anthroposoph sein will, seine innere Freude daran haben, mit all den andern Anthroposophen seiner Gegend zusammen­kommen zu können, um dadurch zu dem Empfangen der anthroposo­phischen Lehre auch das wirklich anthroposophische Leben zu fühlen.

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Wir müssen uns bewußt sein: Von einem Anthroposophen erfahren wir etwas anderes als von einem andern Menschen; seine Worte klingen anders, sein Herz vibriert anders als bei andern Menschen. Wir sollten ein inneres Bedürfnis haben, mit Anthroposophen möglichst oft zusam­menzukommen. Das anthroposophische Wort hat erst Wert, wenn es vom Gefühl des Herzens getragen wird, und diese Gefühle entwickeln sich nur recht, wenn zwischen Mensch und Mensch sie sich entwickeln. Wenn dies, meine lieben Freunde, recht verstanden wird in der Anthro­posophie - in der Anthroposophie versteht man immer die Dinge recht, die man macht -, dann wird dasjenige, was in so schöner, verheißungs­voller Weise begonnen hat, weswegen wir jetzt in einer so tief befrie­digenden Weise zusammen sein konnten, einen kräftigen und gesunden Fortgang nehmen können.

Insbesondere zu diesem Fortgang möchte ich heute wünschende Ge­danken in Ihrer aller Herzen legen, möchte die Hoffnung aussprechen, daß es uns gelingen möge, zusammenzuarbeiten, zusammenzuarbeiten so, daß wir fühlen: Was jeder einzelne getan hat in der Arbeit, ist getan für ein großes Ganzes, das geistig die Menschheit tragen soll. Erfüllen wir uns mit diesem Gedanken, dann werden wir in einer für die Mensch­heit fruchtbaren Weise zusammenwirken. In diesem Sinne möchte ich diesen Wunsch und Hoffnung am Schlusse unserer heutigen Versamm­lung ausgesprochen haben. Wir wollen versuchen, auch von seiten un­seres Vorstandes in Dornach aus in voller innerer Herzlichkeit zusam­menzuarbeiten vor allen Dingen mit der ausgezeichneten Leiterin der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich und mit Ihnen allen, auf daß aus unserer Arbeit möglichst viel Heil und Gedeihen werde für die Menschheit. Diesen Wunsch und diese Hoffnung möchte ich am Schlusse unserer heutigen Versammlung ausgesprochen haben. Wir wollen ver­suchen, in voller innerer Herzlichkeit zusammenzuwirken, auf daß aus unserer Arbeit Heil und Gedeihen werde für die Menschheit.

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Nachrichtenblatt, 25. Mai 1924

MITTEILUNGEN DES VORSTANDES

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In Zukunft sollen, abgesehen von den Rednern, die auf Wunsch der ein­zelnen Zweige oder auf andere Aufforderung hin anthroposophische Vorträge halten, einzelne Redner besonders als solche bezeichnet wer­den, die im Namen des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft und des Goetheanums sprechen. Solche Redner werden bei Ankündi­gung ihrer Vorträge den Titel «Anthroposophische Gesellschaft» offi­ziell gebrauchen können. Der Vorstand wird sich an diejenigen Persön­lichkeiten im Laufe der Zeit wenden, die er mit solchen Vorträgen beauftragt. Der Name «Anthroposophische Gesellschaft» soll in Zu­kunft überhaupt nur von denjenigen Rednern bei Ankündigung ihrer Vorträge gebraucht werden, die vorher das Einverständnis des Vor­standes der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum dazu ein­holen und erhalten. Die entsprechenden Anfragen hierüber bitten wir an den Schriftführer des Vorstandes, Dr. 1. Wegman, zu richten.

Für schon praktizierende Lehrkräfte der Eurythmie wird ein Laut­Eurythmiekursus am Goetheanum in Dornach in der Zeit zwischen 22.Juni und 10.Juli stattfinden. Anmeldungen sind zu richten an das Sekretariat der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach mit dem Vermerk «Laut-Eurythmiekursus» .

Da bei einem großen Teil der bei uns einlaufenden Korrespondenz die Angabe der Adresse des Absenders fehlt und die auf der Rückseite des Couverts geschriebenen Adressen durch den Postversand oft un­kenntlich werden, bitten wir Sie, die Adressen auch innen am Briefkopf immer nochmals anzugeben.

25. Mai 1924, Göetheanum und Hochschulkurse (siehe Beilage S. 22)

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Mitteilungen,

Nachrichtenblatt, 8. Juni 1924

Auf vielfache Anfragen hin teilen wir mit, daß Vortragsveranstaltun-gen am Goetheanum in Dornach voraussichtlich nur in der Zeit vom 21. Juni bis ca. 15. Juli 1924 stattfinden werden. Jedoch werden vorn

15. Juli bis Anfang September hier keine Vorträge sein, da in dieser Zeit die Sommerkurse in Holland und England stattfinden, so daß erst wieder zirka vom 5. September an mit Vorträgen am Goetheanum zu rechnen ist.

Der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft am Goetheanum beschließt in seiner Sitzung, daß Fräulein Dr. Maria Röschl als Leiterin der Jugendsektion zu betrachten ist. Dieselbe wird ihr Amt sofort an­treten.

Handschriftlicher Entwurf Rudolf Steiners für ein Eurythmie-Diplom Zur Ausfertigung durch Marie Steiner

Rierdurch wird bescheinigt, daß Fräulein Kocherhans die ordnungs­gemäße Ausbildung zur Eurythmielehrerin am Goetheanum Dornach und am Eurythmeum Stuttgart absolviert hat und von der Leitung die­ser Institute für befähigt erklärt worden ist, Kindern im Alter von 6 bis I 4 Jahren Eurythmie-Unterricht zu erteilen. Dieses Zeugnis wird dem Fräulein Kocherhans zum Zwecke der Verwendung als Eurythmielehre­rin an einer Volksschule erteilt.

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Goetheanum Dornach, 14.Juni 1924

Die Leitung

der Eurythmie-Abteilung am Goetheanum

und des Stuttgarter Eurythmeums

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ELFTE ORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG DES VEREINS DES GOETHEANUM

DER FREIEN HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

Dornach, 29. Juni 1924

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Dr. Grosheintz: Verehrte liebe Freunde und Mitglieder des Vereins des Goetheanum! Ich eröffne hiermit die elfte ordentliche Generalversamm­lung und bitte Herrn Dr. Steiner im Namen des Vorstandes, das Tages-präsidium zu übernehmen.

Dr. Steiner: Auf die so liebenswürdige Aufforderung des Vorsitzen­den des Vereins des Goetheanum erlaube ich mir hiermit, den Vorsitz dieser Versammlung zu übernehmen und beginne sofort mit der Tages­ordnung. Da wir ja zuerst die ordentliche Generalversammlung zu Ende zu führen und nach einer Pause die wichtige außerordentliche Ge­neralversammlung haben, bei der wir über Veränderungen des Vereins des Goetheanum, seine Stellung zur Allgemeinen Anthroposophischen 4 Gesellschaft, seine Stellung innerhalb des öffentlichen Lebens und so weiter zu beschließen haben werden, und diese Versammlung dann um elf Uhr beginnen soll, beginnen wir jetzt ohne weiteres damit, die Traktandenliste der ordentlichen Generalversammlung zu absolvieren, und ich darf vielleicht Herrn Dr. Grosheintz bitten, uns den Bericht des Vorsitzenden hiermit zu geben.

Dr. Grosheintz: Ich habe zunächst zu berichten über die Mitgliederbewegung. Am 1. Januar 1923, also zu Beginn des Berichtsjahres, hatten wir 496 außerordentliche und 563 beitragende Mitglieder, im ganzen 1059 Mitglieder. Im Laufe des Jahres 1923 haben wir einen Zuwachs von z6 außerordentlichen und 90 beitragenden Mitgliedern erfahren, also im ganzen einen Zuwachs von 116 Mitgliedern, so daß am 31. De­zember die Zahl der Mitglieder bestand aus 522 außerordentlichen, 653 beitragenden Mitgliedern, im ganzen 1175 Mitgliedern.

Verehrte liebe Freunde! Über das Jahr 1923 ist eigentlich wenig zu berichten. Dieses Jahr 1923 war für den Verein des Goetheanum das Jahr der Trauer. Am ersten Tage dieses Jahres standen wir, schmerz-bewegt, vor den rauchenden Trümmern des zerstörten lieben Goetheanums,

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ein unwiederbringlicher Verlust. Aber der Wille zur Weiterarbeit war ungebrochen, und die Sehnsucht war da, möglichst bald wieder durch Herrn Dr. Steiner ein neues, zweites Goetheanum zu erhalten.

Dazu waren zwei Voraussetzungen notwendig, eine materielle und eine spirituelle. Die materielle, finanzielle Voraussetzung, die wurde zum Teile erfüllt dadurch, daß Vertreter aller Länder, in denen Anthro­posophische Gesellschaften bestehen, hier zusammengekommen sind im Juli letzten Jahres, und Beschlüsse gefaßt haben, worin in erfreulicher Weise die Opferwilligkeit aller Mitglieder der Anthroposophischen Ge­sellschaft zu diesem neuen Goetheanum zum Ausdruck gekommen ist. Aber es muß auch heute von dieser Stelle aus ein kräftiger Appell an alle Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in der Welt, in den verschiedenen Ländern gerichtet werden, diese Mittel noch reichlicher fließen zu lassen. Denn wenn erreicht werden, wenn entstehen soll, was geplant ist und was entstehen muß für die Anthroposophische Ge­sellschaft hier in Dornach, brauchen wir noch recht viele Mittel. Ich lege Ihnen also dies ganz besonders ans Herz. Mögen Sie, diejenigen, die nicht hier wohnen, die von weiter gekommen sind, wenn Sie zurück-kehren in die Kreise, in denen Sie wirken, mögen Sie auch besonders wirken dafür, daß an diesem Orte ein wirkliches zweites Goetheanum errichtet werden kann.

Die spirituelle Voraussetzung kam durch die Weihnachtstagung Auf dieser Weihnachtstagung ist mit neuen Statuten eine neue Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft konstituiert worden, an deren Spitze Dr. Steiner selber trat, umgeben von einem aktiv arbeitenden Vorstande.

Nun war Dornach, bisher der Sitz des Vereins des Goetheanum, der Zentralsitz der Anthroposophischen Gesellschaft geworden, und das durch Herrn Dr. Steiner zu erbauende Goetheanum ist dadurch direkt eine Angelegenheit der Anthroposophischen Gesellschaft geworden. Und der Verein des Goetheanum darf nun unter dem direkten Vorsitz von Herrn Dr. Steiner in neuer Gestalt als eine Abteilung der Anthro­posophischen Gesellschaft weiter bestehen. Davon werden wir dann in der außerordentlichen Generalversammlung, die auf diese ordentliche Generalversammlung folgen soll, weiteres hören.

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Wie Sie wissen, liegen die Pläne für das neue Goetheanum bereits vor. Sobald die behördliche Genehmigung eingetroffen sein wird und ab­geräumt ist mit dem Schutt, der noch da ist, wird mit dem Wiederaufbau mit Hilfe der Opferwilligkeit der Mitglieder des Vereins des Goethe­anum und der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft begon­nen werden.

Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Sie haben den Bericht des Vor­sitzenden über das abgelaufene Geschäftsjahr gehört. Ich bitte diejeni­gen Freunde, die etwas dazu zu bemerken haben, das Wort zu ergreifen. Ich möchte aber zugleich sagen, daß wir über alle Fragen, die mit der weiteren Gestaltung des Vereins des Goetheanum zusammenhängen, in der hierauf folgenden außerordentlichen Generalversammlung werden zu sprechen haben, so daß ich bitte, jetzt die Wortmeldungen ausschließ­lich auf die Berichterstattung zu beschränken. Ist jemand, der in dieser Richtung das Wort wünscht? Wenn das nicht der Fall ist, schreiten wir zu der Berichterstattung des Kassenberichtes weiter, und ich darf viel­leicht Herrn Binder bitten, den Kassenbericht zu erstatten.

Herr Binder: Kassenberichterstattung.

Dr. Steiner: Wir kommen zum dritten Punkt der Tagesordnung:

Bericht der Rechnungsrevisoren. Vielleicht darf ich Herrn Trommsdorff bitten, den Bericht der Rechnungsrevisoren zu erstatten.

Herr Trommsdorff: Herr Berner und ich haben auch in diesem Jahre die Bilanzbücher eingesehen und die genaue und zuverlässige Überein­stimmung mit der Bilanz festgestellt. Die Bücher sind ordentlich geführt und geben eine genaue Auskunft über die Einnahmen und Ausgaben, und gaben zuverlässige Belege für alle Bilanzposten. Von dieser Seite her steht also nicht im geringsten etwas entgegen.

Dr. Steiner: Wünscht jemand zu dem Bericht der Rechnungsrevisoren das Wort?

Dr. F. Peipers: Ich stelle den Antrag, Décharge zu erteilen.

Dr. Steiner: Wünscht jemand das Wort zum Bericht der Rechnungsrevisoren?

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Da es nicht der Fall ist, kommen wir zu diesem Antrag Dr. Peipers. Wünscht jemand das Wort zu dem Antrag Dr. Peipers auf Décharge-Erteilung? Da dies nicht der Fall ist, kommen wir zur Ab­stimmung. Ich bitte diejenigen Freunde, die für die Décharge sind, die Hand zu erheben, aber nur die ordentlichen Mitglieder. Der Antrag ist somit angenommen.

Wir kommen jetzt zu Paragraph 5 der Tagesordnung: Besondere Anträge. Schriftliche Anträge sind wohl nicht eingelaufen? Hat jemand einen Dringlichkeitsantrag zu Paragraph 5 einzubringen? Dies scheint nicht der Fall zu sein.

Der Punkt 6: Verschiedenes - wird uns wenig zu beschäftigen haben, weil alles, was zu besprechen ist, in der außerordentlichen Generalversammlung wird zu besprechen sein. Ich bitte aber dennoch, falls jemand etwas vorzubringen hat unter dem Punkt: Verschiedenes -, sich zu mel­den. Es könnte natürlich auch eine Anfrage sein, die aus dem weiteren Kreise der Freunde etwa kommen könnte. Wenn das nicht der Fall ist, dann ist hiermit die elfte ordentliche Generalversammlung geschlossen. Und ich bitte die sämtlichen Versammelten um elf Uhr zur Fortsetzung unserer Tagung, nämlich zur dritten außerordentlichen Generalversammlung, hier sich wieder zu versammeln.

DRITTE AUSSERORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG DES VEREINS DES GOETHEANUM Dornach, 29. Juni 1924

#G260a-1987-SE501 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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DRITTE AUSSERORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG

DES VEREINS DES GOETHEANUM

DER FREIEN HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

Dornach, 29. Juni 1924

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Dr. Grosheintz: Die dritte außerordentliche Generalversammlung des Vereins des Goetheanum in Dornach ist eröffnet. Ich ersuche Herrn Dr. Steiner, das Tagespräsidium zu übernehmen.

Dr. Steiner: Herr Dr. Grosheintz, als Vorsitzender des Vereins des Goetheanum, fordert mich in liebenswürdiger Weise auf, den Tagesvorsitz dieser außerordentlichen Generalversammlung zu übernehmen. Ich übernehme ihn hiermit dankend und begrüße alle erschienenen Freunde und auch den Vertreter der Behörde auf das herzlichste.

Die außerordentliche Generalversammlung ist damit eröffnet, und es wird sich darum handeln, daß wir dasjenige verhandeln, was für die Gestaltung des Vereins des Goetheanum notwendig geworden ist durch die Weihnachtstagung des letzten Jahres hier am Goetheanum in Dornach Diese Weihnachtstagung, meine lieben Freunde, sollte ja durchaus einen neuen Zug in die ganze anthroposophische Bewegung bringen. Es sollte vor allen Dingen bei diesem neuen Zug in der Zu­kunft vermieden werden, daß die Dinge bei uns auseinanderstreben, und es sollte bewirkt werden, daß sie in der Zukunft einheitlich wirk­lich auch aus der anthroposophischen Bewegung geleitet werden.

Sie wissen, es wurde damals bei dieser Weihnachtstagung ein Vor­stand am Goetheanum hier eingesetzt, der nun in voller Verantwor­tung, als initiativer Vorstand mit voller Verantwortung sich gegenüber dem fühlt, was in der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht. Und die Durchführung dieser Intention ist nur möglich, wenn die Anthro­posophische Gesellschaft in der Zukunft auch gegenüber der vollen Öffentlichkeit als dasjenige dasteht, was real die Dinge macht, was real sich auch voll verantwortlich fühlt für alles dasjenige, was entsteht. Das kann nur erreicht werden, wenn wir in der gegenseitigen Beziehung der einzelnen Betätigungen nun auch eine einheitliche Konstituierung her­beiführen. Und da ist denn für den Verein des Goetheanum Dornach,

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zwischen dem bisherigen Vorsitzenden Dr. Grosheintz und mir abge­sprochen worden, daß erstens, weil namentlich seit der so schmerzlichen Goetheanum-Katastrophe die Ordnung der Angelegenheiten doch mir zugefallen ist, es in der Zukunft deshalb auch mir möglich sein muß, mit voller Verantwortung für dasjenige, was hier geschieht, einzutreten. Ich mußte ja die Verhandlungen über das Unglück in Dornach führen, die fast ein halbes Jahr dauerten, insofern das im Zusammenhange stand mit den Maßnahmen der verschiedenen Versicherungsgesellschaften, mit alledem, was dazumal die Behörden an diesem Unglücksfalle inter­essierte. Dann, nachdem das geordnet war, mußte daran gedacht wer­den, wie wir zum Wiederaufbau des Goetheanum kommen.

Natürlich war das nicht im Handumdrehen zu machen. Die Über­legungen, mögliche Pläne für den Wiederaufbau zustande zu bringen, dauerte schon einige Zeit. Da muß man in der verschiedensten Weise mit sich zu Rate gehen. Es handelt sich ja um ein ganz neues Material, das verwendet wird, denn wir wollen ja natürlich nicht wiederum die Möglichkeit eines so leichten Brandes herbeiführen.- Es ist ganz selbst­verständlich, daß der Bau, da er nun ausgeführt werden soll in dem vollständig feuersicheren Material des Eisenbetons, in ganz anderer Weise gedacht werden muß, als er als Holzbau gedacht gewesen ist. Die Stilform, die ganze Haltung des Baues mußte dadurch eine andere wer­den, und wir werden ja auch, wenn die entsprechenden Verhandlungen mit den Behörden abgeschlossen sind, in dem neuen Goetheanum einen wesentlich andern Bau vor uns haben, als der alte Holzbau gewesen ist. Aber es ist eben fortgearbeitet worden, und wir sind jetzt so weit, daß, wenn wir auf der einen Seite den Schutt weggeräumt haben, wenn wir auf der andern Seite die behördliche Genehmigung, die ja nicht lange mehr ausstehen wird, erhalten haben werden, und die, wie wir hoffen dürfen, eine günstige sein wird, wenn wir diese behördliche Ge­nehmigung zu bauen, haben werden, wir auch mit dem Bauen werden beginnen können. Und es wäre tatsächlich mein Wille, diesen Bau so rasch als möglich zu fördern. Ich denke noch immer daran, wenn auch vielleicht unseren Architekten dabei, wenn ich diese Worte ausspreche, ein leises Herzklopfen überkommt - aber doch, trotz alle- und alledem, unser Architekt ist ein sehr entgegenkommender Mann, und er wird

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sich überlegen müssen, wie die Dinge sich gestalten, die ihm dann von meiner Seite entgegentreten werden im Laufe der nächsten Betäti­gung -, ich denke noch immer daran, daß schon zu Weihnachten in dem neuen Bau Versalnmlungen abgehalten werden könnten, wenn eben die Bewilligung so schnell kommt, daß wir die günstige Bauzeit dazu verwenden können. Nehmen Sie das aber nicht als ein Versprechen, son­dern nehmen Sie es nur durchaus als einen Wunsch von meiner Seite, dem sich natürlich manche Hemmnisse entgegenstellen können, selbst­verständlich; aber schwierig sind in der Regel bei solchen Dingen in erster Linie für mich die Vorurteile. Dann natürlich können die Hinder­nisse äußerliche werden, die zu bewältigen man manchmal nicht in der Hand hat. Aber wir werden uns jedenfalls alle Mühe geben, die Sache zu bewältigen.

So sehen Sie, daß es in der nächsten Zeit gar nicht anders geht, als daß dasjenige, was zwischen Dr. Grosheintz und mir verabredet worden ist, wirklich auch zur Ausführung kommt, daß ich selber mit dem Vorsitze des Vereins des Goetheanum beauftragt werde. Ich kann das natür­lich nur unter der Bedingung tun, daß Dr. Grosheintz, der ja bisher den Verein des Goetheanum in einer so schönen, aufopferungsvollen Weise geführt hat, dann zweiter Vorsitzender ist, und daß wir zusammen­arbeiten können. Das würde das eine sein.

Dann aber wird es nötig sein, daß aus dem ganzen Geist der Anthro­posophischen Gesellschaft heraus, wie sie jetzt besteht, diese Anthro­posophische Gesellschaft als der eigentlich eingetragene, handelsregister­lich eingetragene Verein fungiert, also nach außen hin diejenige Institution ist, welche alles hier in Dornach zu vertreten hat.

Es wird also notwendig sein, daß da bestehen werden die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft als handelsregisterlich eingetragener Verein. Innerhalb dieser Anthroposophischen Gesellschaft werden vier Unterabteilungen zu begründen sein. Diese vier Unterabteilungen sind von mir in der Weise projektiert, daß ich dabei durchaus keine program­matischen Dinge, sondern nur die rein realen Dinge berücksichtige. Wir haben seit dem Jahre 1919 viel mit Programmatischem gearbeitet. Aber von dem Augenblicke an, da ich den Vorsitz der Anthroposophischen Gesellschaft zu Weihnachten übernommen habe, kann ich selber mit dem

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Programmatischen verantwortlich nicht arbeiten, aus dem einfachen Grunde, weil mir alles Programmatische, alles Theoretisierende, alles, was mit Paragraphen arbeitet, nicht aus einem persönlichen Grunde, sondern aus dem ganzen Grundwesen unserer anthroposophischen Be­wegung wirklich ganz zuwider ist. Es kann nur aus dem Realen ge­arbeitet werden.

Reale, vom Anfang an in lebendiger organischer Tätigkeit wirkende Institutionen, haben wir in vier, ich möchte sagen, vier Strömungen, die da vorliegen. Erstens in der Anthroposophischen Gesellschaft selber, die ja sogar, als die programmatischen Dinge begannen, vielfach angefoch­ten worden ist. Die wird also als Anthroposophische Gesellschaft im engeren Sinne - ich werde jetzt historisch vorgehen, indem ich die Dinge aufzähle -, die wird als Anthroposophische Gesellschaft im engeren Sinne als die erste Unterabteilung fortbestehen. Sie ist ja völlig unabhän­gig von alle dem, was seit 1919 an Programmatischem aufgetreten ist.

Als zweites innerhalb unserer Bewegung haben wir den Philoso­phisch-Anthroposophischen Verlag, der jetzt nach Dornach übersiedelt ist, und der nicht anders behandelt werden kann, als ein integrierender Teil der anthroposophischen Bewegung selber. Es trat ja immer wie­derum und wiederum die Bestrebung auf, diese Anschauung, die eigent­lich im Wesen der Sache ist, von da oder dorther zu durchkreuzen. Es trat immer wieder und wieder die Meinung auf, der Philosophisch­-Anthroposophische Verlag sei diejenige Institution, der man vor allen Dingen zu Hilfe kommen müsse, weil sie ja nicht ordentlich geführt werde und dergleichen. Aber wenn ich, wenn die Möglichkeit vorhanden war dazu, auf nationalökonomischem Gebiete die eine oder die andere Sache mit irgendeiner aus dem Realen und nicht aus dem Programma­tischen heraus arbeitenden Sache belegen wollte, so konnte ich doch nur immer wiederum den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag anführen, der nicht aus einem großen Programm sich entwickelt hat, sondern vom Kleinen auf, indem man mit zwei Büchern angefangen hat, und dann ganz langsam weitergearbeitet hat, so daß er fortwäh­rend aus dem Realen heraus arbeitete und niemals von irgendeiner Seite her einen andern Zuschuß erhalten hat als einen solchen, der aus der Sache entsprang, und der die Deckungsmöglichkeiten absolut in reeller

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Weise hatte. So daß in bezug auf nationalökonomische Führung dieser Philosophisch-Anthroposophische Verlag schon damals sogar als ein Beispiel angeführt werden konnte, an das man sich halten konnte, wenn inan Nationalökonomie aus dem Leben heraus begründen will. Das würde die zweite unterabteilung sein.

Die dritte Unterabteilung - wie gesagt, ich zähle historisch auf -, sie würde der Verein des Goetheanum in Dornach selber sein, der als dritte Institution entstanden ist, und auch in sich nur gearbeitet hat aus anthroposophischen Prinzipien heraus, unberührt von irgendeiner Seitenströmung her. Er würde also auch eine Unterabteilung der All­gemeinen Anthroposophischen Gesellschaft bilden können.

Und als viertes würde sich dann eingliedern das Klinisch-Therapeutische Institut, das ja von Frau Dr. Wegman begründet worden ist aus anthroposophischen Grundgedanken heraus.

Und indem ich zu rechtfertigen habe, um was es sich dabei handelt, wenn ich begründen will, daß man es dabei wirklich mit einer realen anthroposophischen Sache zu tun hat, so muß ich es in der folgenden Weise tun. Ich muß Ihnen auseinandersetzen, daß ein gewaltiger Unter­schied besteht zwischen diesem Klinisch-Therapeutischen Institut und andern ähnlichen Instituten. Es sind mancherlei Dinge entstanden seit 1919, unter dem Einfluß dessen, daß man dazumal in mehr Qder weni­ger berechtigter Weise glauben konnte, daß von irgendeiner Seite her gewisse Dinge bei uns sich tragen können, besser tragen können, als sie aus der anthroposophischen Bewegung heraus selber sich trugen. Wenn wir manche Institutionen ins Auge fassen, so können wir sagen: sie wären eben nicht da heute, wenn nicht diese Bewegungen entstanden wären, die im Zusammenhange mit der Dreigliederungsbewegung da­mais entstanden sind und die Institutionen dann von sich aus geschaffen hätten. Das ist bei dem Klinisch-Therapeutischen Institut von Frau Dr. Wegman nicht der Fall. Man kann geradezu sagen - man trifft damit das völlig richtige -, wenn gar nichts von all den programmatischen Einrichtungen entstanden wäre, dieses Klinisch-Therapeutische Institut, das aus den Intentionen der Anthroposophie hervorgegangen ist, selbstverständlich aus ärztlichen Intentionen, dieses Klinisch-Therapeutische Institut wäre dann doch da.

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Denken wir uns alles dasjenige weg, was seit 1919 entstanden ist. Das Klinisch -Therapeutische Institut hat nicht nur keine Notwendigkeit gehabt, jemals auf all das Rücksicht zu nehmen, sondern im Gegenteil, ist sogar für die andern Dinge in einem entscheidenden Momente in ganz erheblichem Maße eingesprungen. So daß wir hier also eine In­stitution haben, die sich von alldem unterscheidet in ihrer ganzen Ent­stehung und in ihrem ganzen Bestande, auch in der Art und Weise, wie sie sich darlebt. Sie ist nämlich eine fruchtbare Institution, eine solche, die sich selbst trägt, die in sich selbst auch ökonomisch besteht, aussichts­voll ökonomisch besteht. So daß also diese Institution durchaus hinein-gehört in diejenigen, die jetzt Unterabteilungen der Allgemeinen An­throposophischen Gesellschaft sein sollen. Deshalb wird auch durch die Anthroposophische Gesellschaft, selbstverständlich mit dem Verein des Goetheanum Dornach, die Klinik als solche erworben und wird einen integrierenden Teil der allgemeinen anthroposophischen Bewegung in der Zukunft geben.

Das sind die Dinge, die sich rein aus der Sache selber heraus ergeben. Ich möchte sagen, man kann gar nicht anders über die weitere Gestal­tung der Dinge hier denken, wenn man die Sache auf eine gesunde Basis in der Zukunft stellen wird. Alle anderen Maßnahmen ergeben sich als notwendige Konsequenzen.

Wir werden nachher über die weitere Zusammensetzung des Vor­standes des Vereins des Goetheanum zu verhandeln haben, wir werden über die geringfügige Änderung der Statuten, die notwendig ist, zu ver­handeln haben. Alles das wird sich als die Konsequenzen der eben ge­machten Voraussetzungen ergeben.

Es liegt noch das vor, daß selbstverständlich, wenn diese Neukonsti­tuierung eintritt, der Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft in der Zukunft im Vorstande des Vereins des Goetheanum drinnen sein wird: Vorsitzender der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft wird zugleich Vorsitzender des Vereins des Goetheanum sein. Schrift­führer der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft wird zugleich der Schriftführer des Vereins des Goetheanum sein, und der gesamte Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft tritt in den Vorstand des Vereins des Goetheanum ein.

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Damit ist ungefähr skizziert, was die Grundlage für die Gestaltung dieser außerordentlichen Generalversammlung bilden soll. Vielleicht hat Herr Dr. Grosheintz seinerseits etwas zu sagen?

Dr. Grosheintz: Ich habe nur noch beizufügen, daß der Vorstand des Vereins des Goetheanum heute morgen eine Sitzung hatte, und daß in dieser Sitzung Herr Dr. Steiner gebeten worden ist, den Vorsitz des Vereins des Goetheanum zu übernehmen, und der bisherige Vorstand seinen Rücktritt genommen hat.

Dieser Vorstand, der bisherige Vorstand, tritt also zurück, und der neue Vorstand wird in der Weise konstituiert werden, daß durch Ko­option vom Vorsitzenden aus die neuen Mitglieder des Vorstandes des Vereins des Goetheanum gewählt werden.

Dr. Steiner: Es ist also von seiten des bisherigen Vorstandes der Rücktritt als solcher beschlossen worden, und es würde sich die Ge­staltung des Vorstandes daraus ergeben, daß dasjenige, was gleich nach­her statutarisch festgelegt wird (zum behördlichen Vertreter: Oder soll es vorher geschehen? - Vertreter der Behörde: Nein), daß der Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, wie ich es ausge­sprochen habe, im Vorstand des Vereins des Goetheanum ist, und daß dann Dr. Grosheintz mir zur Seite als zweiter Vorsitzender fun­giert, daß die übrigen Vorstandsmitglieder von diesem Vorstande er­nannt werden. Und es wird wohl das Selbstverständliche sein, daß die bisherigen Vorstandsmitglieder des Vereins des Goetheanum hiermit wiederum in den neuen Vorstand aufgenommen werden. Ich glaube, Sie werden alle damit einverstanden sein, auf die es ankommt, daß die bisherigen Vorstandsmitglieder in den Vorstand als solchen neuerdings aufgenommen werden.

Sollte sich dann die Notwendigkeit ergeben, den Vorstand nach einer andern Richtung hin noch zu ergänzen, dann würde diese Ergänzung ja im Laufe der Zeit vorgenommen werden können.

Wir würden also dann den Vorstand bestehend haben aus dem Vorstande der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, der den Vor­sitzenden und den Schriftführer ergibt, und dann den übrigen Vor­standsmitgliedern dieser Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft,

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ferner Herrn Dr. Grosheintz als zweiten Vorsitzenden, die Persönlich­keiten: Herr Molt, Dr. Peipers, Graf Lerchenfeld, Herr Geering, Dr. Unger, Frau Schieb, Frau Hirter, Frau Professor Bürgi. Das wären dann die Vorstandsmitglieder, die in der Zukunft da sein sollten.

Ich denke, diejenigen Persönlichkeiten, die ich vorgeschlagen habe, werden damit einverstanden sein. Ich bitte dann, Ihre Meinungen zu eröffnen. Wenn das nicht der Fall ist, so möchte ich die Diskussion er­öffnen über dasjenige, was ich auseinandergesetzt habe.

Aber ich möchte vorangehen lassen die Feststellung der neuen Sat­zungen, die ja nichts anderes als Veränderung aufweisen als dasjenige, was durch die eben gemachten Vorschläge notwendig geworden ist. Viel­leicht kann das so erfolgen, daß Herr Dr. Grosheintz so gut ist, immer den ursprünglichen Paragraphen vorzulesen, und ich werde dann den geänderten vorlesen.

Also wir haben:

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VEREIN DES GOETHEANUM

der freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach (Schweiz>

Eingetragen im Handelsregister des Kantons Solothurn

daran würde geändert werden, daß oben stehen würde:

ALLGEMEINE ANTHROPOSOPHISCHE GESELLSCHAFT

Unterabteilung

Verein des Goetheanum

der freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach (Schweiz)

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«Eingetragen im Handelsregister des Kantons Solothurn» würde weg­fallen, weil die Anthroposophische Gesellschaft ein[ge]tragen ist.

Dann würde kommen:

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Satzungen vom 29. Juni 1924

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Dr. Grosheintz: Jetzt:

§ I. Unter dem Namen «Verein des Goetheanum, der Freien Hoch­schule für Geisteswissenschaft» besteht ein Verein im Sinne der Art. 6o ff. des Schweizerischen ZGB. Sitz des Vereins ist Dornach (Kanton Solothurn, Schweiz).

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Dr. Steiner: Der geänderte Paragraph würde lauten:

Unter dem Namen «Verein des Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft» besteht als ein Glied der Allgemeinen An­throposophischen Gesellschaft ein Verein mit dem Sitz in Dornach, Kanton Solothurn, Schweiz.

Dr. Grosheintz:

§ 2. Zweck des Vereins ist die Pflege künstlerischer und wissenschaft­licher Bestrebungen.

Dr. Steiner: Bleibt unverändert.

Dr. Grosheintz:

§ 3. Die Organe des Vereins sind:

a) die Vereinsversammlung (Mitgliederversammlung, Generalversammlung),

b) der Vorstand,

c) die Rechnungsrevisoren.

Dr. Steiner: Wird geändert darinnen, daß es heißt:

Die Organe des Vereins sind:

a) die Vereinsversammlung (Mitgliederversammlung, Generalversammlung),

b) der Vorstand, der in sich den gesamten Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft einschließt,

C) die Rechnungsrevisoren.

Dr. Grosheintz:

§ 4. Die Mitglieder des Vereins sind:

a) ordentliche,

b) außerordentliche,

c) beitragende.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 5. Die ordentliche Mitgliedschaft wird erworben durch Berufung seitens des Vorstandes.

Dr. Steiner: Bleibt.

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Dr. Grosheintz:

§ 6. Das Gesuch um Aufnahme als außerordentliches oder beitragen-des Mitglied ist schriftlich an einen der beiden Vorsitzenden zu rich­ten. Die Aufnahme geschieht durch Beschluß des Vorstandes.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 7. Der Austritt eines Mitgliedes hat durch eine schriftliche an einen der beiden Vorsitzenden gerichtete Austrittserklärung zu erfolgen. Die Austrittserklärung muß mindestens drei Monate vor Ablauf des Geschäftsjahres abgegeben werden.

Durch Beschluß des Vorstandes kann ein Mitglied ohne Angabe von Gründen aus dem Verein ausgeschlossen werden.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 8. Die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder haben all­jährlich zu Beginn des Geschäftsjahres einen Beitrag von mindestens 100 Schweizerfranken, die beitragenden Mitglieder einen solchen von mindestens 50 Schweizerfranken beziehungsweise auf Antrag und nach Genehmigung durch den Vorstand, ebensoviele Einheiten der entsprechenden Landeswährung zu leisten.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 9. Die Vereinsversammlung ist das oberste Organ des Vereins. Die ordentliche Vereinsversammlung (die Generalversammlung) ist jedes­mal nach Abschluß des Geschäftsjahres in der folgenden ersten Jahres­hälfte einzuberufen. Außerordentliche Vereinsversammlungen kön­nen einberufen werden auf Beschluß des Vorstandes.

Die Einberufung der Generalversammlung geschieht durch eine schriftliche Einladung eines der beiden Vorsitzenden an die Mitglie­der. In der Einladung ist die Tagesordnung für die Vereinsversamm­lung bekannt zu geben. Die Einladung ist mindestens fünf Tage vor

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dem für die Generalversammlung vorgesehenen Tage der Post zu übergeben.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 10. Nur die ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder sind zur Teilnahme an den Vereinsversammlungen berechtigt. Die außer­ordentlichen Mitglieder haben an diesen Versammlungen beratende Stimme. Die Beschlüsse werden durch die ordentlichen Mitglieder gefaßt.

In der Vereinsversammlung führt einer der beiden Vorsitzenden den Vorsitz. Er hat bei Stimmengleichheit den Stichentscheid.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 12. Anträge, welche auf die Tagesordnung der Vereinsversamm­lung gesetzt werden sollen, sind mindestens 14 Tage vor der Vereins-versammlung einem der Vorsitzenden schriftlich mitzuteilen.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ x 2. Der Vorstand wird von der Versammlung der ordentlichen Mitglieder aus der Zahl der ordentlichen Mitglieder auf die Dauer von sieben Jahren gewählt. Scheidet ein Mitglied des Vorstandes während seiner Amtsdauer aus, so haben die ordentlichen Mitglieder für den Rest der Amtsdauer des Ausgeschiedenen eine Ersatzwahl zu treffen.

Dr. Steiner: Paragraph 12 wird geändert in der Weise, daß ein Satz aufgenommen wird. Es wird heißen: Der Vorstand, mit Ausnahme des Vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft - der ist eo ipso drinnen -, also:

Der Vorstand, mit Ausnahme des Vorstandes der Anthroposophi­schen Gesellschaft wird von der Versammlung der ordentlichen Mit­glieder auf die Dauer von sieben Jahren gewählt. Scheidet ein Mitglied

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des Vorstandes während seiner Amtsdauer aus, so haben die ordentlichen Mitglieder für den Rest der Amtsdauer des Ausgeschie-denen eine Ersatzwahl zu treffen.

Dr. Grosheintz:

§ 13. Zur Prüfung der Rechnungs- und Kassaführung wählt die Ver­einsversammlung zwei Rechnungsrevisoren, die nicht aus dem Kreise der ordentlichen Mitglieder genommen sein dürfen.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 14. Der Vorstand wählt aus seiner Mitte die beiden Vorsitzenden, den Schriftführer und er stellt auch den Geschäftsführer an.

Dr. Steiner: Dieser Paragraph wird so gestaltet:

Der Vorstand konstituiert das Büro in dem Sinne, daß der Vorsit­zende und Schriftführer der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft zu gleicher Zeit Vorsitzender und Schriftführer für den Verein des Goetheanum sind. Der zweite Vorsitzende wird von dem ersten Vorsitzenden gewählt.

Dr. Grosheintz:

§ ,5. Die beiden Vorsitzenden sind jeder allein zur selbständigen Vertretung des Vereins berechtigt.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 16. Die Geschäftsführung des Vorstandes wird durch diesen selbst geregelt.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 17. In der ordentlichen Vereinsversammlung hat der Vorstand über die abgelaufene Verwaltungsperiode Bericht zu erstatten und Rechnung abzulegen. Diesem Bericht und den Rechnungen ist der Be­fund der Rechnungsrevisoren beizulegen.

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Die Verwaltungsperiode des Vereins wird je auf ein Jahr festgesetzt sie dauert vom I. Januar bis zum 3'. Dezember.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 18. Für die Verbindlichkeiten des Vereins haftet das Vereinsver­mögen. Eine persönliche Haftung der Mitglieder ist ausgeschlossen.

Dr. Steiner: Bleibt.

Dr. Grosheintz:

§ 19. Der Verein ist im Sinne von Art. 61 des Schweizerischen Z.G.B. in das Handelsregister einzutragen.

Dr. Steiner: Fällt weg.

Dr. Grosheintz:

§ 20., also neu: § 19. Im Falle der Auflösung des Vereins hat die Mitgliederversammlung über die Verwendung des Vereinsvermögens und die Art der Liquidation zu beschließen. Das Vereinsvermögen ist im Sinne des Vereinszweckes zu verwenden.

Dr. Steiner: Bleibt.

Das würden die geänderten Statuten sein.

Ich möchte noch, damit nicht ein Irrtum entsteht in bezug auf den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag, bemerken, daß wenn ich sagte: Er hat nie einen Zuschuß bekommen, der nicht aus der Sache selbst hervorgegangen wäre - so bedeutet das, daß er von außen überhaupt nie einen Zuschuß bekommen hat, sondern daß er nur, als dazumal be­gonnen wurde mit den beiden Büchern, einem kleinen Schiller-Werk und der «Philosophie der Freiheit» - damit ist ja wohl begonnen wor­den? -, lediglich getragen wurde von Frau Dr. Steiner selbst, und daß alles, was ökonomisch sich abgespielt hat, innerhalb des Verlages selbst sich abgespielt hat. Von außen hat also dieser Verlag niemals einen Zu­schuß erhalten, ist also niemals von einem Kapital, das von außen ge­kommen wäre, getragen worden.

Nun möchte ich die Diskussion eröffnen über dasjenige, was Ihnen hier vorgelegt worden ist.

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Selbstverständlich ist es auch möglich, daß an der Diskussion sich beteiligen die außerhalb der ordentlichen Mitgliedschaft des Vereins des Goetheanum stehenden Freunde. - Wünscht jemand das Wort?

Dr. Unger glaubt, daß man außerordentlich dankbar sein könne da­für, daß in dieser Weise von allen Gesichtspunkten aus wünschenswert und erfreulich die Regelung der Angelegenheit von dem Vorstand des Vereins des Goetheanum und auch von dem neuen Vorstand unternom­men worden ist und möchte empfehlen, die veränderten Statuten und was damit zusammenhängt, en bloc anzunehmen.

Dr. Steiner: Es ist der Antrag gestellt, die veränderten Statuten und alles, was damit zusammenhängt, en bloc anzunehmen. Wünscht jemand dazu das Wort?

Da das nicht der Fall ist, kommen wir zur Abstimmung, und ich bitte diejenigen stimmberechtigten Mitglieder des Vereins des Goetheanum, welche für diesen Antrag sind, die Hand zu erheben.

Es ist einstimmig angenommen.

Es würde sich nur darum handeln, daß die Ausführung der ganzen Angelegenheit, von der ich ja glaube, daß sie klar daliegt, dem künftigen Vorstande des Vereins des Goetheanum überlassen werde. Ist dazu etwas zu sagen?

Dann bitte ich auch diejenigen Mitglieder, die stimmberechtigt sind und die dafür sind, daß dem künftigen Vorstande die Ausführung des Beschlossenen überlassen werde, die Hand zu erheben.

Damit ist auch dieses angenommen.

Bitte, hat sonst über irgendeinen Gegenstand irgend jemand irgend­etwas zu sagen?

In diesem Falle sind wir am Ende unserer außerordentlichen General-versammlung angekommen. Ich danke dem Vertreter der Behörde, daß er an unserer Versammlung hat teilnehmen wollen. Haben Sie selbst (der Vertreter der Behörde) noch irgend etwas zu sagen, zur Wahl des Vorstandes? (Nein!)

Dann wären wir am Ende der Verhandlung angekommen und ich er­kläre die dritte außerordentliche Generalversammlung für geschlossen.

Amtliches Protokoll (siehe Beilage S. 23)

8. Juli 1924, Veroielfältigter Brief an verschiedene Empfänger (siehe Beilage S. 29)

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BESPRECHUNG ANTHROPOSOPHISCHER AKTIONÄRE

VOR DER VIERTEN ORDENTLICHEN GENERALVERSAMMLUNG

DES UNTERNEHMENS AKTIENGESELLSCHAFT ZUR FÖRDERUNG WIRTSCHAFTLICHER

UND GEISTIGER WERTE, STUTTGART»

Stuttgart, 15. Juli 1924

#TX

Emil Leinhas, Generaldirektor der Aktiengesellschaft, begrüßt die an­wesenden Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, die etwa 80 Prozent des Aktienkapitals des «Kommenden Tages» vertreten, und bittet Herrn Dr. Rudolf Steiner, die Leitung der Versammlung zu über­nehmen.

Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Wir werden heute wohl die nüch­ternste und begeisterungsloseste Versammlung abhalten müssen, die uns innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft möglich ist, und deshalb dürfen wir auch wohl darum bitten, daß in dieser heutigen Sitzung der reine Verstand ganz allein walte, sonst werden wir kaum zurecht kom­men.

Es handelt sich darum, daß wir in einer gewissen Weise heute mit­einander sprechen müssen über das Schicksal des «Kommenden Tages», der ja zusammenhängt mit mancherlei Idealen, die sich die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft im Laufe der letzten Jahre ge­macht haben. Wir sehen im «Kommenden Tag» eine Institution, die sozusagen als die letzte größere Institution aus der einstmals aufgetre­tenen Dreigliederungsbewegung hervorgegangen ist und können nur mit einem gewissen Schmerz den Blick darauf hinwenden, daß dieser «Kommende Tag» heute in einer wirklich ernsten Krise sich befindet, die unbedingt gelöst werden muß. Dabei kommt vor allen Dingen in Be­tracht, daß man die Dinge so nüchtern sieht als möglich.

Es haben sich die Hoffnungen ja nicht erfüllt, daß das, was mit dem «Kommenden Tag» zusammenhängt, so verlaufen könne, wie man gewollt hatte, daß die mitteleuropäische Wirtschaftskrise, gewisser­maßen außen wogend, an dem «Kommenden Tag» vorbeigehen würde, sondern der «Kommende Tag» steht nun mal heute so da, wie irgendein

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anderes Wirtschaftsunternehmen, durchaus partizipierend an demjeni-gen, was das niedergehende Wirtschaftsleben darbietet. Der «Kom­mende Tag» steht heute nicht besser, aber auch durchaus nicht schlechter als ein anderer mitteleuropäischer Wirtschaftsbetrieb. Die Krise ist hervorgerufen auf die folgende Art: Wenn der «Kommende Tag» heute [nach Umstellung der Währung auf Goldmark] Barmittel hätte, die Möglichkeit hätte, die wirtschaftlichen Betriebe und die geistigen Betriebe fortzuführen mit Barmitteln; wenn er selbst darauf rechnen könnte, Kredite in Anspruch zu nehmen, so würde er weiterarbeiten können, so wie andere Wirtschaftsbetriebe heute wahrhaftig nicht unter besseren Bedingungen fortarbeiten. Der «Kommende Tag» verfügt aber nicht über Barmittel, kann also seine wirtschaftlichen und geistigen Be­triebe in dem Bestand, wie sie bisher gewesen sind, nicht weiterführen. Der Sachwert des «Kommenden Tages» ist - das muß immer wieder betont werden - heute durchaus ein solcher, daß man nicht den gering­sten Anstoß daran nehmen würde, die Führung einfach fortgehen zu lassen, wenn Barmittel vorhanden wären oder aufgetrieben werden könnten. Gewiß, es mögen noch andere Gründe dafür vorliegen, daß der «Kommende Tag» heute nicht in der Lage ist, Barmittel aufzufinden, aber die Hauptsache liegt doch darinnen, daß eben das deutsche Wirt­schaftsleben Formen angenommen hat, die es dem «Kommenden Tag» unmöglich machen, wie andere Wirtschaftsunternehmungen sich fort­zuführen, weil eben dazu doch notwendig gewesen wäre, daß man von außenstehender Seite den «Kommenden Tag» mit demselben Wohl­wollen behandelt hätte, wie man andere Wirtschaftsunternehmen be­handelt hat. Das ist nicht geschehen. Ein großer Teil der Gründe, warum heute der «Kommende Tag» durch das Fehlen jeglicher Bar­mittel in dieser Krisis ist - nüchtern kann das nicht anders gesagt werden als so: ein großer Teil der Schuld liegt schon in der Art und Weise, wie man den «Kommenden Tag» in der Welt angeschwärzt hat. Ein Unter­nehmen, das in dieser Weise vor die Welt hingestellt worden ist, könnte heute höchstens dann weiterarbeiten, wenn es einen Grundstock hätte von Persönlichkeiten, die dafür finanziell aufkommen würden. Das ist aber, wenn nur das fortgeführt wird, was bis jetzt geschehen ist inner­halb der Anthroposophischen Gesellschaft, auf welche allein gerechnet

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werden konnte, auch nicht der Fall, und so können wir heute nicht an­ders, als die Situation des «Kommenden Tages», so wie sie ist, objektiv zunächst vor uns hinstellen. Daher werde ich mir erlauben, die Tages­ordnung der heutigen Versammlung so zu gestalten, daß ich zunächst Herrn Leinhas bitten werde, die Situation des «Kommenden Tages» objektiv vor Sie hinzustellen, und als zweiten Punkt der Tagesordnung werde ich die Vorschläge machen, welche angesichts der ernsten Lage zu machen sind. Ich bitte also Herrn Leinhas, eine objektive Darstellung der Situation des «Kommenden Tages» als Voraussetzung für unsere weiteren Verhandlungen zu geben.

Emil Leinhas gab darauf ein Bild, wie sich die Lage der Aktiengesell­schaft nach der Umstellung der deutschen Reichswährung auf Goldmark gestaltet hat, und daß sich die Durchführung des dem «Kommenden Tag» nach den «Leitgedanken» Rudolf Steiners vom November 1920 zugrunde liegenden sozialen Programms nicht mehr als durchführbar erwiesen habe, weil ihm aus dem allgemeinen Wirtschaftsleben und aus der Bankwelt nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt wurden, sondern nur Anfeindung, so daß man die finanzielle Auswir­kung der Fruchtbarkeit der geistigen Ideen der neu veranlagten Insti­tutionen nicht mehr abwarten konnte.

Die Goldmark-Bilanz per 31. Dezember 1923 weist folgendes Bild

auf:

Industrielle Betriebe Goldmark ca. 2 200 000

Landwirtschaftliche Betriebe Goldmark ca. 600 000

Geistige Betriebe Goldmark ca. 1 200 000

Zusammen Goldmark ca. 4 000 000

Dem standen auf 15 Prozent aufgewertete langfristige Darlehen und Hypotheken

gegenüber in Höhe von nur Goldmark ca. 97

so daß das Reinvermögen ergab Goldmark ca. 3 999 903

Diese Bewertung hat sich allerdings im weiteren Verlauf der wirtschaft­lichen Verhältnisse seit der Währungsreform bis heute noch als zu hoch erwiesen.

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An Barforderungen bestanden im ganzen Goldmark ca. 240 000

denen an Barschulden Goldmark ca. 180 000

gegenüberstanden, so daß noch Goldmark ca. 6o 000

frei zur Verfügung standen, mit denen aber, angesichts der jetzt ein­getretenen mangelnden Ertragsfähigkeit der wirtschaftlichen Betriebe und des großen Finanzbedarfs der geistigen Betriebe, eine Fortsetzung der Assoziation zwischen diesen beiderlei Betriebsarten nicht mehr mög­lich ist. Reine Wirtschaftsbetriebe konnten während der Inflationszeit meist Kapitalreserven ansammeln, die ihnen die Fortexistenz jetzt er­möglichen. Über solche Reserven verfügte unsere Gesellschaft leider nicht [da durch die Art des Unternehmens die entsprechenden Beträge zur Förderung der geistigen Institutionen eingesetzt worden sind] und Kredite aufzunehmen ist schon in Anbetracht der gegenwärtig irrsinnig hohen Zinssätze ganz unmöglich.

Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Sie haben die Schilderung der Situation des «Kommenden Tages» angehört und ich werde mir nun erlauben, zwar schicksalsschweren Herzens, aber doch rein verstandes­mäßig, wie ich Sie auch bitte es aufzufassen, die Möglichkeit ausein­anderzusetzen, wie wir über diese Krise des «Kommenden Tages» nach meiner Meinung allein hinwegkommen können.

Es liegt ja im wesentlichen dieses vor, daß wir gegenüber der Schilde­rung der Situation, die uns eben gegeben worden ist, den «Kommenden Tag» nunmehr zu teilen haben in denjenigen Teil, der die rein wirt­schaftlichen Unternehmungen umfaßt, und in den andern Teil, der die geistigen Unternehmungen umfaßt. Wenn wir aus dem, was eben gesagt worden ist, das Fazit ziehen, so liegt es eigentlich zunächst für uns, die wir als Anthroposophen über die Situation nachzudenken haben, so, daß wir sagen müssen: Der «Kommende Tag» ist weiter nicht imstande, für die geistigen Betriebe, die im wesentlichen die Waldorfschule, das Klinisch-Therapeutische Institut, das Forschungsinstitut und den Verlag umfassen, irgend etwas in Zukunft an Barmitteln abgeben zu können. Daher handelt es sich darum - nachdem die Voraussetzung, die ich glaubte machen zu müssen, daß zuerst die Dinge der rein wirtschaftlichen Betriebe geordnet werden müßten, gescheitert ist an der Unmöglichkeit,

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heute irgendwie zurecht zu kommen mit einem Verkauf dieser Betriebe oder dergleichen -, wie wir damit zurecht kommen, die geistigen Be­triebe vom «Kommenden Tag» in einer gewissen Weise abzusondern. Das kann aber nur unter außerordentlich schwierigen, und starke Opfer von seiten unserer anthroposophischen Freunde erfordernden Maßnah­men geschehen. Auf eine andere Weise ist es nicht möglich. Denn Sie müssen bedenken, daß diese geistigen Betriebe heute so dastehen, daß sie ohne jede Möglichkeit sind, aus der Situation des «Kommenden Ta­ges» heraus irgendwie fortgeführt zu werden. Sie sind also gewisser­maßen an die Luft gesetzt; nicht durch irgendeinen Beschluß, sondern durch die Tatsachen.

Die Frage entsteht: Wie kommen wir über diese Situation hinweg? Da müssen wir uns das Folgende überlegen. Der «Kommende Tag» hat 109 000 Stück Aktien ausgegeben. Rechnen wir einmal nach der Aktien-zahl! Wenn man das, allerdings schätzungsweise, aber wahrscheinlich doch ziemlich gut zutreffend beurteilt, was an Aktienkapital diesen 109 000 Stück Aktien zugrunde liegt, und das verteilt auf die rein wirt­schaftlichen und die geistigen Betriebe, so entfallen auf die wirtschaft­lichen und landwirtschaftlichen Betriebe 74 000 Stück Aktien und auf die geistigen Betriebe 35 000 Stück. Wir haben also sozusagen für die geistigen Betriebe Besitztümer, welche entsprechen 35 000 Stück Aktien des «Kommenden Tages».

Nun, meine lieben Freunde, wie kann man diese Betriebe, diese gei­stigen Betriebe fortführen? Das ist die Grundfrage. Und Sie mögen sich die Sache überlegen wie Sie wollen, diese geistigen Betriebe können nach der ganzen Lage des «Kommenden Tages» bei diesem nicht verbleiben. Denn was müßte aann geschehen? Dann müßte der «Kommende Tag» eben so vorgehen, wie andere Unternehmungen heute vorgehen müssen. Man müßte den Aktienbesitz zusammenlegen, und es würde die Ge-samtmasse der Aktionäre des «Kommenden Tages» eben mit einem wesentlich verminderten Aktienbesitz vor genau der gleichen Situation stehen. Vielleicht würde dadurch die Kreditfähigkeit etwas wachsen, aber es ist das doch etwas, was gegenüber allen Aussichten, auf die man hinblicken muß, nicht durchzuführen ist.

Wenn das aber nicht durchgeführt werden kann, was ist dann zu

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machen? Es ist nichts anderes zu machen - und ich spreche jetzt das, was ich zu sagen habe, mit innerstem Widerstreben aus, aber es muß eben aus der Situation heraus ausgesprochen werden, und wenn ich Ihnen lange eingesalbt die Sache vortragen würde, wäre sie ja nicht besser:

Das einzige, was getan werden kann, ist, daß die 35 000 Stück Aktien, die dem Besitz der geistigen Betriebe entsprechen, verschwinden. Das ist aber nicht anders möglich, als daß sich innerhalb des Kreises der anthroposophischen Bewegung genügend viele Persönlichkeiten finden, die zugunsten der wichtigsten geistigen Betriebe einfach auf ihren Ak­tienbesitz glatt verzichten, so daß die geistigen Betriebe diese 35 000 Stück Aktien selbst geschenkt bekommen. Es ist das gerade so, wie wenn geistige Betriebe neu begründet würden, und wenn sich eine Anzahl opferwilliger Persönlichkeiten finden würde, die etwa die Summe, die diesen 35 000 Stück Aktien entspricht, aufbringen würden.

Ist es also möglich, meine lieben Freunde, daß die Besitzer von 35 000 Stück «Kommenden-Tag»-Aktien auf den Besitz ihrer Aktien verzich­ten, dann könnte das Folgende eintreten. Dann könnte man, was da geschenkt wird, 35 000 Stück Aktien des «Kommenden Tages», dem deutschen Goetheanum-Fonds überlassen, der dann zu meiner freien Verfügung stehen müßte. Ich würde dadurch die freie Verfügung be­kommen über die geistigen Betriebe. Ich sehe keine andere Möglichkeit für irgendeine andere Lösung des Problems, vor dem wir jetzt stehen, als daß diese Maßregel eintritt. Sie werden begreifen, daß es mir außer­ordentlich schwer wird, ein Jahr nachdem ich selber aus dem Aufsichts­rat des «Kommenden Tages» ausgeschieden bin, heute diese ungeheure Zumutung an die Aktionäre des «Kommenden Tages» stellen zu müs­sen: Schenkt mir 35 000 Stück Aktien, damit die geistigen Betriebe in der Art, wie ich das gleich noch auseinandersetzen werde, fortgeführt werden können.

Wenn sich also heute opferwillige Aktionäre finden, die diese Schen­kung vollziehen, dann liegt die Sache so, daß der «Kommende Tag» als solcher weiter fortgeführt wird als eine Assoziation rein wirtschaft­licher Unternehmungen. Wie er sich diese Fortführung denkt, wird noch auseinanderzusetzen sein. Diese Fortführung würde entsprechen einem Aktienbesitz von 74 000 Stück Aktien. Über dasjenige, was auf diesem

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Gebiete liegt, kann ja dann nachher gesprochen werden. Ich betrachte es jetzt in diesem Augenblick als meine Aufgabe, auseinanderzusetzen, was mit den geistigen Betrieben geschehen kann, wenn die 35 000 Stück Aktien zugunsten des deutschen Goetheanum-Fonds geschenkt werden. Es würde sich dann herausstellen, daß immerhin eine anthroposophische Gesinnung in dieser Opferwilligkeit zum Ausdruck kommen würde. Die Schenker würden sich sagen: Gewiß, wir bringen ein Opfer, aber wir bringen es aus dem anthroposophischen Gemeingeiste heraus. - Es gibt im «Kommenden Tag» eben Aktionäre, denen es möglich sein wird, eine soldie Schenkung zu vollziehen. Da sie selbstverständlich nur in die Lage versetzt werden können, ganz freiwillig zu schenken, so kann man nur sagen: Wer schenken wird, der wird auch schenken können. Es wird eine Gruppe von Aktionären sein, die schenken kann. Auf der andern Seite sind Aktionäre des «Kommenden Tages», die auf ihren Aktienbesitz nicht verzichten können, die werden verwiesen auf die rein wirtschaftlichen Unternehmungen. Sie wären in keiner andern Lage als andere Aktienbesitzer. Und damit der Vollbesitz der 74 000 Stück Aktien gewahrt werden könne, wäre es eben notwendig, daß in Zu­kunft die geistigen Betriebe auf die wirtschaftliche Verwaltung des «Kommenden Tages» nicht den geringsten Einfluß mehr haben würden. Wenn diese Voraussetzung heute erfüllt würde, daß 35 000 Stück Ak­tien dem deutschen Goetheanum-Fonds zur Verfügung gestellt werden, und die wirtschaftlichen Betriebe abgesondert zu denken wären, dann würde sich folgendes herausstellen:

Vor allen Dingen ist zu denken an die Waldorfschule, die mit 300 000 Mark im «Kommenden Tag» zu Buch steht. Dasjenige, was der Wal­dorfschule entspricht, das kann eigentlich durch keinerlei Art von Ge­genwert gedeckt werden. Denn die Waldorfschule ist, wie Sie alle wis­sen, in bezug auf die Aufbringung ihrer Barmittel durchaus auf die Schulgelder angewiesen und auf dasjenige, was durch freiwillige Bei­träge aufgebracht wird. Daher kann die Waldorfschule, wenn jetzt eine Sanierung der Angelegenheiten vorgenommen wird, durch nichts anderes als eine volle Schenkung in den Besitz ihrer Betriebseinrich­tungen gebracht werden. Was der Waldorfschule [an Grundstücken, Gebäuden und Einrichtungen] entspricht, das also im «Kommenden

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Tag» mit 300 000 Mark zu Buch steht, das ist notwendig, glatt zu schenken.

Bleibt dann noch das Folgende: Das Klinisch-Therapeutische Institut, das heute verknüpft ist mit dem Heilmittelverkauf, das heißt mit dem pharmazeutischen Laboratorium. Das Klinisch-Therapeutische Institut werde ich nachher besprechen. Der Heilmittelverkauf steht bilanzmäßig so, daß man sagen kann, es ist die allergrößte Aussicht vorhanden, daß er von heute ab schon keine irgendwelche wesentlichen Opfer mehr fordert. Er trägt sich. Aber immerhin wird man in der nächsten Zeit noch Barmittel brauchen. Und weil er ein gediegenes wirtschaftliches Gut ist, also als solches in Betracht kommen wird, muß man ihn auch kaufen können. Nun schwebt mir vor, daß die Internationale Laborato­rien A.G. in Arlesheim den Heilmittelverkauf auch für alle diejenigen Länder der Welt besorgt, die nicht einmal in einem Vertrag abgetreten worden sind an das Stuttgarter Laboratorium, daß diese Internationale Laboratorien A.G. Arlesheim für die Welt diesen Heilmittelverkauf

[und die Heilmittelherstellung] besorgt. Sie ist eine Aktiengesellschaft. Und gegenüber der Bilanz des hiesigen Heilmittelverkaufes und gegen­über den allgemeinen Verhältnissen, die sich auf unseren Heilmittel-verkauf beziehen, die ideell außerordentlich günstig sind, wird man die [nternationale Laboratorien A.G. Arlesheim dazu bringen können, daß sie den Heilmittelverkauf übernimmt und den Laboratoriumsankauf vollzieht. Aber wiederum nach den Verhältnissen, die dort in Arlesheim sind, kann ich mir nicht vorstellen, daß die Kaufsumme eine Höhe von 50 000 Franken übersteigen könnte. Diese 50 000 Franken wird man ganz selbstverständlich dazutun müssen zu dem Goetheanum-Fonds, da ja, wenn nun die geistigen Betriebe selbständig dastehen, wenn man sie geschenkt bekommt, man aber mit der Schenkung noch keine Bar­mittel erhält, so daß eigentlich keine Rede davon sein könnte, daß dieser Ankauf die Konsequenz hätte, daß eine Entschädigung - die ja auch ganz geringfügig wäre - an die schenkenden Aktionäre vollzogen wer­den könnte.

Was den Verlag betrifft möchte ich das Folgende sagen: Gegenüber dem Verlag kann ich mich selbst nur verpflichtet fühlen, aus diesem Verlag herauszuretten die anthroposophischen Bücher, die von mir

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selbst geschrieben sind, die Bücher, die aus einer außerordentlich ver­dienstvollen Forschung von Herrn und Frau Dr. Kolisko hervorgegan­gen sind, die beiden Broschüren und noch ein Buch, das eben im Erschei­nen ist, von Dr. Wachsmuth, dem Vorstandsmitglied am Goetheanum. Das w ürde eine Buchmasse ausmachen, die etwa einen Wert von 25 000 bis 30 000 Franken repräsentieren könnte. Das ist etwas, dem gegen­über man denken müßte, daß es erworben werden und durch diese Er­werbung dem Philosophisch-AnthroposophischenVerlag zufallen müßte. Die andere Masse der Bücher ist eigentlich so, daß ich - rein finanziell gesprochen und aus dem Gesichtspunkte des «Kommenden Tages» her­aus - ihr gegenüber nicht nur keine Verpflichtung fühlen kann, sondern auch keine Verpflichtung fühlen darf. Gerade bei dieser Büchermasse kommt mir ja das in den Sinn, daß trotz aller Einwendungen, die seiner­zeit von mir gemacht wurden, als dieser Buchverlag gegründet worden ist, sich dieser Verlag im Laufe der Zeit nur so verhalten hat, daß er im wesentlichen mit den Konsumenten des Philosophisch-Anthroposophi­schen Verlages innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft gerechnet hat; daß also im Grunde genommen durch diejenigen, die damals mit einem vermeintlichen Enthusiasmus, der aber eigentlich Unverständig­keit war, damals mit dem «Kommenden Tag»-Verlag ein Konkurrenz-unternehmen für den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag ge­schaffen worden ist, was sehr leicht auseinanderzusetzen wäre. Deshalb fühle ich mich auch moralisch in keiner Weise verpflichtet, für die rest­liche Buchmasse des «Kommenden Tag»-Verlages zu sorgen.

Diese restliche Buchmasse bringt mir einen andern Gedanken nahe. Es handelt sich für mich darum, daß ich in der Zukunft in der strengsten Weise mich werde dafür einsetzen müssen, daß keinerlei Anthroposo­phengelder in wirtschaftliche Unternehmungen einfließen, die mit der Anthroposophischen Gesellschaft als solcher unmittelbar nichts zu tun haben. In dieser Beziehung wurde einmal nachgegeben, aber heute ist die dringende Notwendigkeit vorhanden, daß fernerhin keine wirt­schaftlichen Unternehmen mit Anthroposophengeldern gespeist werden. Daher lag für mich auch die Notwendigkeit vor, für die Zukunft dafür zu sorgen, daß auch der gesamte Heilmittelverkauf in der Welt nicht auf ein Kapital gestellt werde, das aus Anthroposophentaschen herrührt,

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sondern auf ein Kapital von Leuten, die mit diesen Dingen ihr eigenes Vermögen verwalten wollen, also nur von Persönlichkeiten, die nicht aus anthroposophischen Gründen heraus, sondern lediglich aus der Rücksicht heraus, daß sie den Heilmittelverkauf für rentabel halten, das Geld hergeben, ohne Rücksicht zu nehmen, daß das irgend etwas mit der Anthroposophie zu tun hat. Es kann in der Zukunft für diese Dinge nur von diesem Gesichtspunkte aus gearbeitet werden. Der Heilmittel-verkauf läßt sich so an, daß er, wenn er in der Zukunft auch kaufmän­nisch geführt wird, bei der großen Anerkennung, die sogar diejenigen Heilmittel in der Welt finden, auf die ich selber nur, ich möchte sagen, mit halber Hoffnung hingesehen habe, in ganz kaufmännischem Sinne ein rentables Geschäft werden kann. Aber er darf eben nur mit Geldern geführt werden, die auf das Risiko, das in dem Heilmittelverkauf liegt, gegeben werden. So kann ich auch der Internationalen Laboratorien A.G. Arlesheim, die in die Zukunft hinein auf die eben geschilderte Basis ge­stellt sein wird, den Ankauf des Heilmittelverkaufes hier empfehlen.

Bleibt, meine lieben Freunde, das Klinisch -Therapeutische Institut in Stuttgart. Wenn es auch heute bilanzmäßig ganz gut steht, es kann doch nicht anders gedacht werden als so, daß man zu seiner Führung Barmittel nötig hat. Nach den Intentionen, die von der Weihnachts-tagung in Dornach ausgegangen sind, kann das Klinisch-Therapeu-tische Institut in Arlesheim kein Glied mehr sein der Internationalen Laboratorien A.G. in Arlesheim, sondern nur das dortige Laboratorium und der Heilmittelverkauf. In der Zukunft kann mit rein wirtschaft­lichen Unternehmen ein geistiges Institut nicht verbunden werden. Deshalb ist auch das Klinisch -Therapeutische Institut in Arlesheim von der Internationalen Laboratorien A.G. in Arlesheim abgegliedert worden und ein integrierendes Glied des Goetheanums geworden. Das­selbe kann nicht für das Klinisch -Therapeutische Institut in Stuttgart eintreten, weil das Goetheanum auch nicht für einen Pfennig Zuschuß Garantie oder Risiko dafür übernehmen könnte. Also das Klinisch-Therapeutische Institut in Stuttgart steht so da, daß es nicht an die Internationale Laboratorien A.G. in Arlesheim angeschlossen werden kann, daß es auch nicht an das Goetheanum angeschlossen werden kann aus dem einfachen Grunde, weil das Goetheanum kein Risiko

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übernehmen darf. So daß das Klinisch -Therapeutische Institut in Stuttgart nur so gestellt werden kann, daß es ein auf sich selbst ge­stelltes wirtschaftliches Unternehmen ist, das von einem Arzt oder Nichtarzt übernommen wird, der vielleicht dann, wenn Zuschüsse not­wendig sind, sie auf eigenes Risiko übernimmt. Man muß demgegen­über sagen: Wenn Zuschüsse nicht notwendig sind, so kann jeder, der ein wenig geschäftlichen Sinn hat, riskieren, es auf eigene Rechnung zu übernehmen. Wenn aber Zuschüsse notwendig sind, dann kann das Goetheanum es erst recht nicht übernehmen. Also für die Klinik bleibt nichts anderes übrig, als sie zu einem selbständigen Unternehmen zu machen. Was Gmünd betrifft, rechne ich es nicht zu den Betrieben, um die ich mich zu bekümmern habe, da wird sich der «Kommende Tag» weiter zu bekümmern haben, in welcher Weise es fruktifiziert werden kann.

Bleibt, meine lieben Freunde, das wissenschaftliche Forschungsinstitut, demgegenüber einem geradezu das Herz zerbricht, wenn man aus der Situation heraus darüber reden soll. Aber so, wie die Dinge stehen, liegt ja für das wissenschaftliche Forschungsinstitut auf der einen Seite die Tatsache vor, daß der «Kommende Tag» für dieses Institut keine Barmittel hat, daß das Goetheanum in Dornach außer jeder Lage ist, auch nur irgendwie eine Verpflichtung für dieses wissenschaftliche For­schungsinstitut in der Höhe eines Pfennigs zu übernehmen, so daß eine andere Möglichkeit gar nicht übrigbleibt - nicht aus irgendeinem Wun­sche oder so etwas heraus, sondern rein aus der wirtschaftlichen Situa­tion heraus - als, wenn sich nicht ein Liebhaber findet, der das wissen­schaftliche Forschungsinstitut übernimmt und finanziert, dieses wissen­schaftliche Forschungsinstitut aufzulösen, restlos aufzulösen. Wir be­graben damit vielleicht denjenigen Gedanken, der uns als einer der allerheiligsten, möchte ich sagen, vorgeschwebt hat, wirtschaftliche Unternehmungen zu begründen, um dem geistigen Leben zu dienen. Aber die Möglichkeit, das weiter zu tun, ist nicht vorhanden.

So daß also für die geistigen Betriebe die folgende Situation vor­liegen würde: Die Waldorfschule wird durch Schenkungen auf sich selbst gestellt. Das Klinisch-Therapeutische Institut in Stuttgart wird verselbständigt, zu einem eigenen Betriebe gemacht; Gmünd bleibt

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dem «Kommenden Tag» weiter zur Ordnung überlassen. Das wissen­schaftliche Forschungsinstitut muß aufgelöst werden, wenn sich nicht ein einzelner oder ein Konsortium findet, um es zu halten. Aus dem Verlag werden meine Bücher und die andern genannten herausgelöst und dafür gesorgt, daß diese Bücher zum weiteren Vertriebe dem Philosophisch -Anthroposophischen Verlag zufallen. Der Rest des Bücherbestandes muß freihändig an außenstehende Verleger verkauft werden. Als unzulässig würde ich es betrachten, wenn innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft selber irgendwelche Schritte gemacht würden, um den Rest dieses Bücherbestandes zu verkaufen und weiter irgend etwas zu begründen damit, was innerhalb der Anthroposophi­schen Gesellschaft liegt, denn damit würde die Konkurrenz gegenüber dem Philosophisch -Anthroposophischen Verlag entstehen, und kein Mensch kann verlangen, daß auch noch dasjenige, was in sich so steht, wie der Philosophisch-Anthroposophische Verlag, durch weitere Kon­kurrenz zugrunde gehe.

Das, meine lieben Freunde, wäre ganz trocken und nüchtern gesagt, was einzig und allein unter der heutigen Situation nötig ist. Gelingt es heute, mit Erfolg an die Opferwilligkeit so vieler Aktionäre des «Kom­menden Tages» zu appellieren, daß 35 000 Stück Aktien für die geisti­gen Betriebe geschenkt frei zur Verfügung stehen und dem Goetheanum-Fonds zugewiesen werden, dann können wir die Ordnung dieser gei­stigen Betriebe in der Weise vornehmen, wie ich es geschildert habe. Ich würde mich für die Ordnung selber einsetzen und dann bliebe die Sorge für die restierenden 74 000 Stück Aktien dem weiteren Behandeln der rein wirtschaftlichen Betriebe, die innerhalb des «Kommenden Tages» stehen.

Glauben Sie, meine lieben Freunde, daß dasjenige, was ich Ihnen jetzt kurz, nüchtern und trocken dargestellt habe, mir wahrhaftig seit Wo­chen die allerschwersten Sorgen gemacht hat, schwerste Kämpfe bewirkt hat. Allein, als vor einer Anzahl von Wochen Herr Leinhas zu mir nach Dornach kam ins Goetheanum und mir die Mitteilung machte, daß der letzte der wirtschaftlichen Betriebe, mit dem der «Kommende Tag» noch zu rechnen hatte, der in voller Opferwilligkeit eigentlich den Löwen­anteil der Zuschüsse bis dahin aufgebracht hat, daß dieser Betrieb diese

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Zuschüsse auch nicht mehr aufbringen kann, da war es klar: dann be­deutet das das Ende der Möglichkeit, den «Kommenden Tag» in seiner alten Form weiterzuführen. Dann steht der «Kommende Tag», trotz seiner Sachwerte, ohne die Möglichkeit, Barmittel zu schaffen, da; dann muß unbedingt eine Sanierung eintreten. Seit jener Zeit hat mir die ganze Sache schwere Sorge gemacht. Solange gehofft werden konnte, daß die wirtschaftlichen Unternehmungen im unmittelbaren Verkauf zuerst abgestoßen werden könnten, und gewissermaßen als Rumpf-«Kommender-Tag» die geistigen Unternehmungen übrigblieben, konnte man denken, daß das, was übrigbleibt, in irgendeiner Weise geordnet werden könnte. Nachdem aber die Dinge so weit gediehen sind, daß wir vor der Generalversammlung stehen und Sie gebeten haben, im vertrau­lichen Kreise vorher zusammenzukommen, ist es mir nicht möglich, etwas anderes als das eben Gesagte vorschlagsmäßig vor Sie hinzu­stellen.

Das ist dasjenige, worüber ich jetzt die Diskussion eröffnen möchte. Jch bitte also die Freunde, die sich daran beteiligen wollen, das Wort zu ergreifen. Wir können dann, nachdem zuerst die vorgebrachten Dinge besprochen worden sind, dazu übergehen, zu besprechen, was für Möglichkeiten für die Weiterführung der rein wirtschaftlichen Unter­nehmungen gedacht werden können. Ich darf noch erwähnen, daß von den 35 000 Stück Aktien heute schon gezählt werden kann auf den Be­trag, mit dem die Waldorfschule im «Kommenden Tag» zu Buche steht, den ein Aktionär, der die entsprechende Aktienzahl besitzt, mir zur Verfügung gestellt hat. Auch von einigen anderen kann man annehmen, daß es ganz bestimmt gegeben wird. So wird es möglich sein, daß die Aktionäre, welche gewillt sind, ihre Aktien in der Weise, wie es gesagt worden ist, abzutreten, in einer Liste, die herumgeht, ihre Aktienstück­zahl dazuschreiben.

In der Diskussion stellt Dr. Emil Kühn die Frage, ob es nicht möglich sei, die Aktionäre, die heute schenken werden, an den realen Werten der geistigen Institutionen in irgendeiner Form zu beteiligen.

Dr. Steiner: Ich selber kann sagen, daß ich durchaus, was die wirt-schaftlichen Betriebe betrifft, mich einlassen würde auf eine Diskussion

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der Frage, die Herr Dr. Kühn eben berührt hat. Aber was die geistigen Betriebe betrifft, möchte ich folgendes sagen: Wenn die Erfahrungen zugrunde gelegt werden, die für die wirtschaftliche Führung innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft in den letzten Jahren gemacht worden sind, so kann ich nur sagen, ich selber würde mich an der Sanie­rung der geistigen Betriebe nicht anders beteiligen, als wenn vollständig, nach jeder Richtung hin solche Verhältnisse geschaffen werden, welche [ediglich eine Verwaltung im geistigen Sinne für diese Betriebe möglich machen.

Was also die Waldorfschule betrifft, würde ich mich nicht beteiligen können an einer Sanierung, wenn in irgendeiner Weise mit dieser Sanie­rung wiederum eine wirtschaftliche Verwaltung verbunden wäre; und die wäre dann verbunden, wenn irgendwie eine Teilnehmerschaft statt­finden würde derjenigen, die jetzt Aktien besitzen, an der Waldorf­schule. Die Waldorfschule kann ihre Betriebsmittel nur, wie ich schon sagte, von den Schulgeldern und von freiwilligen Beiträgen haben. Und wenn auch zunächst der Besitz da wäre, so würde er immer etwas ganz Imaginäres bedeuteten müssen für diejenigen, die an ihm partizipieren. Das einzig gesunde Verhältnis ist das, wenn die Waldorfschule als solche selber diesen Besitz hat, wenn man ihn also ihr schenkt. Unter dieser Voraussetzung allein können auf Grundlage meines Vorschlages die geistigen Betriebe vom «Kommenden Tag» losgelöst werden. Ich kann sagen, ich würde mich nur dann beteiligen, wenn sich wirklich so viele Persönlichkeiten finden, die in freier Schenkung auf ihre Aktien ver­zichten - und das kann nur in dem freien Willen derselben liegen -, um zu einer Lösung zu kommen. Ich selber würde mich nicht beteiligen an dieser Lösung, wenn sie an die Bedingung gebunden wäre, daß geschenkt wird unter der Bedingung, daß noch ein Partizipieren stattfinden soll. Dazu wäre wieder eine Verwaltung finanzieller Natur notwendig, und mit der möchte ich nicht zusammenhängen. Ich bitte also nur diejenigen Freunde sich einzutragen, die ohne Bedingungen in der Lage sind, ihre Schenkungen zu machen, die diese geistigen Unternehmungen auf einen rein geistigen Boden stellen wollen.

Es sind, wie Sie ja gesehen haben, die Vorschläge von mir nur mit schwerem Herzen gemacht worden. Der Vorschlag, der jetzt gemacht

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worden ist, ist der nächstliegende und ist auch gut bedacht worden. Es würde sich sonst darum handeln, Obligationen auszugeben, die doch nur einen imaginären Besitz darstellen würden. Vor allem Imaginärem möchte ich mich fernhalten. Wird die Waldorfschule nicht losgelöst von einem wirtschaftlichen Zusammenhang mit dem «Kommenden Tag», dann weiß ich auch nicht, wie die Frage gelöst werden kann, daß ich der geistige Leiter der Waldorfschule bleiben könnte. Ich kann also gar nicht sagen, welchen Einfluß auf meine eigenen Entschlüsse es haben würde, wenn eine solche Sanierung, wie sie angedeutet wurde, einträte. Ich habe nicht an einen Beschluß von Ihnen appelliert, sondern an die Opfer­willigkeit einzelner anthroposophischer Freunde. Wir haben keinen Be­schluß herbeizuführen, wenn in wirklicher Schenkung 35 000 Stück Aktien - wenn Gmünd wegfällt, sind es bloß 29 ooo Stück -, wenn also 29 000 Stück Aktien als Schenkung dem deutschen Goetheanum-Fonds zufallen. Ich appelliere nicht an einen Entschluß, sondern lediglich an die Opferwilligkeit, die genannten geistigen Betriebe in einer gewissen Weise a fond perdu zu finanzieren.

Emil Leinhas: Es ist die Frage aufgeworfen worden, ob bei dieser Schenkung auch die Vorzugsaktien in Frage kommen. Ich möchte dazu bemerken, daß es für die Schenkung ganz einerlei ist, ob Sie Vorzugs­aktien oder Stammaktien schenken. Die Genehmigung dazu kann ja dann, weil diese Aktien eigentlich nicht übertragbar sind, nachträglich, ich glaube, durch einen Aufsichtsratsbeschluß oder in einer ähnlichen Weise eingeholt werden.

Dr. Steiner: Es laufen hier Zettel ein, in denen spezifiziert wird, die Schenkung erfolgt zugunsten der Waldorfschule. Mein Vorschlag war der, daß die Schenkung gemacht wird, und daß die geschenkte Summe dem Goetheanum-Fonds zur freien Verfügung gestellt wird. Es könnte sich sonst herausstellen, daß wir für die Waldorfschule mehr geschenkt bekommen als wir brauchen, und wir würden uns nicht herauswinden können aus der sonstigen Situation.

Es wird die Frage gestellt, ob es nicht möglich wäre, daß der Vorstand der Landesgesellschaft die Zweige verständigt, damit die nichtanwesen­den Aktionäre von der Möglichkeit der Schenkung erfahren.

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Dr. Steiner: Es ist notwendig, daß wir diese heutige Versammlung als eine streng vertrauliche auffassen. Denn sie trägt den Charakter einfach eines Gespräches unter Anthroposophen und hat eigentlich mit den Maß­nahmen des «Kommenden Tages» nichts zu tun. Wir sanieren sozusagen den «Kommenden Tag» von außen. Ich halte es absolut für notwendig, daß wir den Charakter dieser Vertraulichkeit weiter wahren. Daher würde es gut sein, wenn die Vermittlung an heute nichtanwesende An­throposophen-Aktionäre persönlich gemacht würde, vielleicht durch einige Freunde. Wenn überhaupt Aussicht vorhanden ist durch die Zeichnungen, die jetzt gemacht werden, so wäre es gut, wenn einzelne Freunde es dann persönlich übernehmen würden, auch noch an die andern Mitglieder heranzutreten. Denn offizielle, auch vertrauliche Mitteilungen an die Zweige - ja, meine lieben Freunde, wir kennen das. Die vertraulichen Mitteilungen werden bei uns in einer merkwürdigen Weise unvertraulich, und daher ist es besser, daß das, was hier zu ge­schehen hat, wirklich geschieht unter Führung von einzelnen Persönlich­keiten, die wirklich das Vertrauen voll haben können.

Emil Leinhas: Ich möchte noch bekanntgeben, daß nach der Liste, die am Eingang aufgelegen hat, von den 109 000 Aktien des «Kommen­den Tages» etwa 88 000 Stück Aktien hier vertreten sind, also etwa 8o Prozent des ganzen Aktienkapitals. Nun kann natürlich der Fall eintreten, daß Aktionäre vertreten sind durch Bevollmächtigte, die über diejenigen, die sie zu vertreten haben, in diesem Punkte nicht zu ent­scheiden bevollmächtigt sind. Die werden dann zu berichten und den Besitzern freizustellen haben, sich an der Schenkung zu beteiligen. Die­jenigen, die durch das Bankhaus Stammer vertreten sind, werden ja dem Bankhaus Stammer namentlich bekannt sein und werden ihm durch schriftlichen Verkehr erreichbar sein.

Es wird die Frage gestellt, ob es nicht zweckmäßig wäre, die Schen­kungen nicht von heute, sondern von morgen zu datieren, damit die Stimmen der bisherigen Inhaber heute bei der vierten ordentlichen Ge­neralversammlung noch Geltung haben.

Emil Leinhas: Ich glaube, diese Frage ist nicht von Belang. In der

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Generalversammlung sind die schenkenden Aktionäre selbstverständ­lich noch stimmberechtigt; auch wenn sie eine Schenkung ihrer Aktien in Aussicht genommen haben.

Dr. Steiner: Ich würde dem «Kommenden Tag» vorschlagen, die Schenkung so zu betrachten, daß die Stimmberechtigung für heute durchaus nicht beeinträchtigt wird durch die Schenkung; daß die Schen­kung also erst nach der vierten ordentlichen Generalversammlung in Kraft tritt.

Nun, ich werde jetzt die Summe der Schenkungen zählen lassen, und wir können mittlerweile, bevor das Resultat bekanntgegeben wird, den Übergang finden zur Besprechung anderer Fragen, die mit der weiterführung der restierenden wirtschaftlichen Unternehmungen zu­sammenhängen. Ich bin durchaus der Meinung, daß der Vorschlag des Herrn Dr. Kühn in sorgfältigster Weise diskutiert werden sollte. Wünscht dazu jemand das Wort?

Es wird eine Frage gestellt.

Dr. Steiner: Die Frage ist diese, die ich gerade vorgeschlagen habe zu erörtern. Es wird vielleicht doch gut sein, wenn wir in die Erörterung dieser Frage eintreten, wenn Herr Generaldirektor Leinhas das Wort ergreift, um Möglichkeiten darzustellen, wie durch die Opfer, die ein Teil der Aktionäre gebracht hat, diejenigen, die angewiesen sind auf dasjenige, was sie im «Kommenden Tag» angelegt haben, in der Zu­kunft ihren Besitz bis zu einem gewissen Grade gesichert haben können.

Emil Leinhas: Wie Ihnen Herr Dr. Steiner bereits ausgeführt hat, sind wir ja, als wir überlegen mußten, wie die Dinge im «Kommenden Tag» in Zukunft zu gestalten seien, davon ausgegangen, daß wir gesagt haben: wenn die wirtschaftlichen Betriebe die geistigen nicht mehr tra­gen können, also eine Gesamtrentabilität nicht mehr vorhanden ist, daß es dann notwendig sein wird, die wirtschaftlichen Betriebe zu verkaufen oder zu verselbständigen, und den Erlös davon im Rahmen des «Kom­menden Tag» zurückzubehalten. In den letzten Wochen haben wir uns bemüht, die einzelnen Wirtschaftsbetriebe abzustoßen oder zu ver-selbständigen.

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Nun wissen Sie ja, daß es eben gegenwärtig außerordentlich schwer, wenn nicht fast unmöglich ist, überhaupt Käufer für wirtschaftliche Unternehmungen zu finden, die bereit sind, diese Unternehmungen in bar zu bezahlen. Wir haben verschiedene Anknüpfungsmöglichkeiten für einzelne unserer Unternehmungen gehabt. Wir haben solche An­knüpfungspunkte gehabt, von denen wir sagen mußten, daß dieselben fast ein Lebensinteresse haben mußten, diesen oder jenen Betrieb zu kaufen. Wir haben uns dabei an Leute gewandt, die international außer­ordentlich bekannt waren. Es hat sich bei allen Verhandlungen aber gezeigt, daß auch für diese Leute einfach nicht die Möglichkeit besteht, Barmittel aufzubringen, um solche Wirtschaftsunternehmungen zu über­nehmen. Deshalb sind wir heute gezwungen, die Sache umgekehrt zu machen. So daß nicht die Wirtschaftsbetriebe abgestoßen werden, son­dern daß wir das herauszunehmen haben, was die geistigen Unterneh­mungen sind, und daß dann zurückbleiben die wirtschaftlichen Unter­nehmungen, die dann zunächst nach rein ökonomischen Gesichtspunkten arbeiten werden, entlastet von den bisher gebrachten Opfern für die geistigen Betriebe, auch entlastet von der bisherigen Zentralverwaltung. Sie werden eben dann rein als eine Summe von sechs bis acht Wirtschafts-betrieben weiterarbeiten. Das wird aber nur der Anfangspunkt sein können. Man wird weiter bestrebt sein müssen, aus dem Bereich dieser wirtschaftlichen Assoziation heraus auch zum Betrieb dieser Wirtschafts­unternehmen neue Betriebsmittel zu schaffen, um dann weiterhin zur Abstoßung der einzelnen Betriebe zu kommen, die eben doch notwendig sein wird.

Nun ist das Naheliegendste, wenn man nicht außenstehende Käufer findet, daß die Vorbesitzer der wirtschaftlichen Unternehmungen sich selbst engagieren. Die Hauptsache wird sein, wenn nicht ein Verkauf in bar möglich ist, diese Betriebe in die Verantwortlichkeit der Vor-besitzer zu stellen, so daß möglichst einzelne Unternehmer, die auf eigene Verantwortung ihre Betriebe zu leiten haben, den Aktionären verantwortlich bleiben müßten. Es wäre aber auch denkbar, daß irgend­einer der Vorbesitzer sagt: Für einen gewissen Betrag übernehme ich den Betrieb; zahle ihn sofort oder allmählich, und zu dem Teil, den ich nicht in bar aufbringen kann, verpflichte ich mich gegenüber einer Zahl

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von vielleicht 5000 Stück Aktien. Die Besitzer der 5000 Aktien sind dann in irgendeiner Weise an meinem Betrieb beteiligt, und ich ver­pflichte mich, dieses Kapital zu verzinsen und sie dadurch teilhaben zu lassen an meinem Betrieb. Es wird aber auf alle Fälle das Bestreben sein, die bisherige Assoziation als solche nicht zusammenzuhalten als einen Rumpf von Wirtschaftsunternehmen, sondern in einzelne, selbständige Betriebe aufzulösen.

Über Zahlen zu reden, ist natürlich schwer. Zahlen, die man vor vier Wochen genannt hat, sind innerhalb vier Wochen überholt. Ich sagte in meinen ersten Ausführungen, daß man ein Fünftel der wirklich vorhan­denen Werte erhält, wenn man heute gegen bares Geld verkaufen will. Man wird eben mit den Vorbesitzern zu verhandeln haben, inwieweit sie in der Lage sind, ihre Betriebe zu übernehmen, ob sie die Betriebe durch Barzahlung oder spätere Auszahlung übernehmen können, oder ob sie einen, dem Wert ihrer Betriebe entsprechenden Aktienbesitz, den sie bei der Aufnahme ihrer Betriebe in den «Kommenden Tag» seinerzeit erhalten haben, jetzt an den «Kommenden Tag» zurückgeben können.

Dr. Steiner: Es wäre ja auch durchaus möglich, daß aus der Mitte der Versammlung heraus irgend jemand einen fruchtbaren Gedanken äußert, der darin gipfeln müßte, wie es etwa möglich sein könnte, die wirtschaftlichen Betriebe, die da sind, im Interesse des «Kommenden Tages» eben so weiterzubringen - sei es durch Verkauf, sei es durch Übertragung an den Vorbesitzer -, daß von den etwa restierenden 74 000 Stück Aktien so viel an Wert gerettet würde, als unter den gegen­wärtigen Verhältnissen nur irgend möglich ist.

Die Diskussion im pessimistischen Sinne zu führen, ist natürlich ver­hältnismäßig leicht, detin jeder weiß heute, daß die wirtschaftlichen Verhältnisse sehr schlecht sind. Aber es könnte sich doch aus dem Schoße dieser Versammlung ein Gedanke ergeben, durch irgendwelche Dinge, die man weiß, daß so viel gerettet würde, als eben zu retten ist. Denn man muß natürlich bedenken: besser werden in der nächsten Zeit die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht. Und da sie nicht besser werden, so würde es sich tatsächlich darum handeln, den «Kommenden Tag» davor zu bewahren, nun weiter zu partizipieren an dem wirtschaftlichen Niedergang.

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Könnte also aus der Mitte der Versammlung ein Vorschlag gemacht werden, der darauf hinausläuft, daß ungeachtet des weiteren wirtschaftlichen Niederganges für die Aktionäre der 74 000 Stück Ak­tien so viel als möglich gerettet würde, so müßte ein solcher Vorschlag mit größter Dankbarkeit begrüßt werden.

Eine kurze Diskussion bringt keinen neuen Vorschlag zustande.

Dr. Steiner: Meine lieben Freunde! Die Worte, die mein Vorschlag enthielt, sind, wie ich nun tief bewegten Herzens sagen darf, auf einen außerordentlich fruchtbaren Boden gefallen. Ich möchte bei dieser Ge­legenheit nicht versäumen, das, wie mir scheint, Wichtige und Bedeu­tungsvolle zu betonen, daß trotz der unglückseligen Verhältnisse, welche eingetreten sind innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft infolge von mancherlei Gründungen - ich habe ja darüber oft gesprochen im Laufe der letzten Jahre -, sich gezeigt hat, daß das Vertrauen in die allgemeine anthroposophische Bewegung ein so großes ist, daß wir nur mit der allertiefsten Befriedigung hinsehen können darauf, daß dieses Vertrauen eben so groß ist, daß es eigentlich kaum geschwächt hat wer­den können in den letzten Jahren, trotz aller unglückseliger Maßnah­men, die getroffen worden sind und mit denen entgegengekommen wer­den sollte denjenigen, die den Glauben hatten, daß man mit solchen Maßnahmen irgend etwas für die anthroposophische Sache tun könne. Es ist von mir jetzt schon an verschiedenen Orten betont worden, wie das in allerenergischster Weise Sich-Stellen auf rein anthroposophischen Boden seit der Weihnachtstagung überall gezeigt hat, daß das Vertrauen zur eigentlichen anthroposophischen Sache in den letzten Monaten nicht geringer, sondern wesentlich größer geworden ist. So daß wir innerhalb des Anthroposophischen überall mit tiefster Befriedigung auf dasjenige hinsehen können, was nach dieser Richtung hin unter uns lebt.

Ich muß sagen, ich bin heute mit außerordentlich betrübtem, schwer besorgtem Herzen daran gegangen, den Vorschlag zu machen, den ich einmal nach der Kenntnisnahme von der Lage des «Kommenden Tages» Ihnen, meine lieben Freunde, unterbreiten mußte. Und ich hätte es durchaus verstehen können, wenn dieser Vorschlag im weitgehendsten Sinne eine Ablehnung erfahren hätte. Ich muß schon sagen, es ist tief

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rührend und zu Herzen gehend, daß dies nicht stattgefunden hat, son­dern daß wir hinschauen können darauf, daß schon jetzt in der ersten Stunde sich die Freunde bereit erklärt haben, Zo 700 Stück Aktien auf diesem Schenkungswege an den Goetheanum-Fonds gelangen zu lassen.

Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich dankbar bin über dieses sehr schöne Resultat, daß wir hinblicken können auf dieses Ergebnis, daß die angezeigte Zahl von 20 700 Stück Aktien zur Verfügung ge­stellt worden ist, so daß wir nach dieser Richtung hin in der allernäch­sten Zeit zur vollen Sanierung der geistigen Betriebe, soweit das möglich ist, kommen werden, und damit auch mittelbar zur Sanierung des «Kommenden Tages» werden beitragen können.

Das ist ein im Grunde genommen außerordentlich erschütterndes Resultat und wir dürfen auf den Verlauf dieser Versammlung nur mit im Grunde tiefster Rührung zurückblicken. Ich danke allen denjenigen, die haben schenken können und es getan haben, wirklich aus tief be­wegtem Herzen heraus für dasjenige, was von Ihnen ausgeht, was nicht allein für den «Kommenden Tag», sondern gerade für unsere anthropo­sophische Bewegung eine außerordentlich bedeutsame Tat bedeutet. Denn, wenn diese Opferwilligkeit sich nun einmal trotz der Mißerfolge der letzten Jahre innerhalb der Anthroposophenkreise in einer solchen Art zeigt, so werden wir dennoch auf unserem Hauptwege in der näch­sten Zeit das leisten können, was geleistet werden muß. Und geleistet werden muß dasjenige, was durch Anthroposophie in geistiger Beziehung für die Menschheit und für die moderne Zivilisation getan werden kann.

Wenn wir mit unseren materiellen Unternehmungen nicht den gewünsch­ten Erfolg hatten, wenn sozusagen alles das, was aus der Dreigliederungs­bewegung hervorgegangen ist, im Grunde genommen heute ins Wasser gefallen ist, so haben wir doch - und dieses allein durch das unbegrenzte Vertrauen, das unsere Anthroposophen zur Anthroposophie haben -die Möglichkeit, auf dem eigentlich geistigen Felde weiterzuschreiten.

Das allerdings legt die Verpflichtung auch mir auf, in der Art, wie ich versuchte die Weihnachtstagung bisher fruchtbar zu machen, in dem immer Esoterischer- und Esoterischermachen der anthroposophischen Sache, in tatkräftiger Weise fortzufahren. Gerade aus demjenigen, was die Freunde heute getan haben, fühle ich, wie stark die Verpflichtung

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ist, in dieser Richtung in allerenergischster Weise fortzufahren. Wenn wir in dieser Art zusammenhalten, daß jeder das tue, was er tun kann, werden wir auf dem entsprechenden Wege weiterkommen.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, es liegt auch das noch vor: Die Dreigliederungsbewegung ist vor Jahren hier begründet worden. Einzelne Unternehmungen sind aus ihr hervorgegangen. Derjenige Teil der Dreigliederungsbewegung, der rein praktisch hätte durchgeführt werden sollen, zu dem praktisches Zusammenwirken notwendig ge­wesen wäre, hat sich zunächst nicht bewährt. Dagegen zeigt sich weit über die Grenzen von Europa hinaus, namentlich auch in Amerika, ein reges Interesse für diese Impulse. Lassen Sie mich dieses Wort, über das so viel geschimpft worden ist, gebrauchen: es sind eben Realitäten in der Dreigliederung. Es zeigt sich, daß diese Impulse immer mehr und mehr doch mit einem gewissen Verständnis ergriffen werden. Und vielleicht wird gerade für diese Impulse das gut sein, wenn man nicht in voreiliger Weise sie in eine ungeschickte Praxis überzuführen versucht, sondern wenn man dasjenige befolgt, was ich am Anfange unserer Begründung unserer Zeitschrift «Anthroposophie» ja oft gesagt habe: Dreigliederung kann erst dann wirken, wenn sie in möglichst viele Köpfe hineingegan­gen ist. Wir haben den Mißerfolg gesehen in der Anwendung der Drei-gliederung auf die äußere Lebenspraxis der Menschen, aber sie wird als etwas, was immerhin auf anthroposophischem Boden doch steht, ihren Weg in der Welt machen. Alle Anzeichen zeigen, daß unsere Kraft auf dem anthroposophisch-geistigen Felde da angewendet werden muß. Und in diesem Sinne möchte ich Ihnen sagen, daß ich es als eine Ver­pflichtung der Dankbarkeit empfinde, alles das aufzuwenden, was ge­eignet ist, den esoterisch-geistigen Charakter unserer anthroposophi­schen Bewegung immer weiter und weiterzubringen. Wenn das gelingt, und es muß gelingen, weil das Geistige nicht in der gleichen Weise Hemmnisse findet wie das äußere Materielle, dann werden die Freunde, die diese Opferwilligkeit gezeigt haben, in erneuerter Weise sich mit unserem Leben in der anthroposophischen Bewegung weit inniger noch verbunden fühlen.

Damit können wir vielleicht, weil es heute schon spät geworden ist, die heutige Versammlung schließen.

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NACHBEMERKUNG VON EMIL LEINHAS

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Nachdem Rudolf Steiner auf Grund seiner Aufforderung in der Ver­sammlung anthroposophischer Aktionäre der A.G. «Der Kommende Tag» vom 15. Juli 1924 im ganzen 23 103 Stück Aktien zur Heraus-lösung der geistigen Institutionen aus dem Zusammenhang der Aktien­gesellschaft überlassen worden waren, wurde zwischen ihm und der A.G. «Der Kommende Tag» der Vertrag vom 6. August 1924 abge­schlossen*. Dadurch verpflichtete sich Rudolf Steiner, diese Aktien und die ihm eventuell noch weiter zufließenden, gegen Abschluß der diesem Vertrag beiliegenden vier Verträge: I. dem Waldorfschul-Verein in Stuttgart, i. Dr. Otto Palmer in Stuttgart, 3. der Internationalen Labo­ratorien A.G. in Arlesheim, 4. der Allgemeinen Anthroposophischen Ge­sellschaft in Dornach, an die A.G. «Der Kommende Tag» zurückzugeben. Diese Verträge wurden an den in ihnen verzeichneten Daten abge­schlossen und Rudolf Steiner gab die ihm überlassenen Aktien in der Generalversammlung der A.G. «Der Kommende Tag» vom 5. Januar 1925, für die er Emil Leinhas Vollmacht zu seiner Vertretung erteilt hatte, an die Aktiengesellschaft zurück.

Daß die Überlassung der Grundstücke und Gebäude der Waldorf­schule in Form eines Pachtvertrages auf dreißig Jahre unkündbar, mit entsprechender Sicherungsklausel geschah, war damals notwendig, da eine Schenkung in jener Zeit nicht möglich war. Diese Form hat es dann aber auch möglich gemacht, diesen Vermögensbestand durch den Schutz des wirtschaftlichen Unternehmens einigermaßen durch die Zeit des Dritten Reiches hindurchzuretten, beziehungsweise nach dessen Unter­gang Ersatzansprüche geltend machen zu können.

Im übrigen spricht der Wortlaut dieser Verträge für sich selbst**,

Eine nicht geringe Anzahl ehemaliger Aktionäre ist durch die Liqui­dation der Gesellschaft, teilweise auch durch die bereitwillige Zurver­fügungstellung ihrer Aktien, später notleidend geworden. Ihnen wurde

durch ein Hilfskomitee, das vor der endgültigen Liquidation der Ge­sellschaft die noch freien Aktien erwerben konnte, bis nach dem Ende des zweiten Weltkrieges Beihilfe geleistet.

- - -

* Siehe Seite 576 ** Siehe Seite 578 f.

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16. Juli 1924, Brief der Basellandschaftlichen Kantonalbank (siehe Beilage S. 34)

«Tagblatt für das Birsedt, Birsig- und Leimental», Arlesheim

1. August 1924

#TI

DR. RUDOLF STEINER VOR DEM AMTSGERICHT DORNACH

#TX

Vor dem Amtsgericht Dornach erschien am Mittwoch der gesamte Vor­stand der Anthroposophischen Gesellschaft sowie der Dichter Albert Steffen, Redaktor der Wochenschrift «Goetheanum», als Angeklagte. Kläger war der katholische Pfarrer Kully von Arlesheim, vertreten durch Dr. Saladin. Der Anklage liegt folgender Tatbestand zugrunde:

Im Herbst 1920 erschien im Verlag des Goetheanum die Schrift: «Die Hetze gegen das Goetheanum», deren zweiter Teil den Titel führte:

«Aktenmäßige Darstellung der Hetze gegen das Goetheanum» durch Dr. Roman Boos. Auf die Klagen der darin angegriffenen Pfarrer Kully in Arlesheim und Arnet in Reinach verurteilte das Amtsgericht Dornach am 21. Mai i 921 den Verfasser wegen Beschimpfung durch das Mittel der Druckpresse. Das Urteil wurde im Dezember 1921 vom Obergericht Solothurn bestätigt und verschärft. Nun erschien Anfang 1924 im Ver­lag «Der Kommende Tag», Stuttgart, ein Buch des Hamburger Schrift­stellers Louis M. J. Werbeck: «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners, durch sie selbst widerlegt», das vom Bücherverkauf am Goetheanum in Kommission vertrieben wurde. Veranlaßt durch eine fälschliche Aus­legung und propagandistische Verwertung des Urteils gegen Dr. Boos in einer gegnerischen Schrift, interpretiert der Verfasser seinerseits in einer «Ergänzung 3 » des Buches das Urteil in dem Sinne, daß Dr. Boos zwar wegen Beschimpfung, nicht aber wegen Verleumdung verurteilt worden sei. Damit aber habe das Gericht die von Dr. Boos erhobenen Anklagen gedeckt. Werbeck stützt sich dabei auf folgende Stelle der Urteilsbegründung: «Im vorliegenden Falle kann nun Verleumdung nicht in Frage stehen, weil Dr. Boos in seiner Broschüre immer präzise angibt, weshalb er den beiden Klägern die inkriminierten Vorbehalte macht. Es kann sich deshalb (seitens Dr. Boos) nicht um Verbreitung von wissentlich unwahren Tatsachen handeln.»

In dieser Interpretation des Urteils, sowie in der Wiederholung der

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von Dr. Boos verwendeten Ausdrücke erblickt der Anklagevertreter eine schwere Beschimpfung des Pfarrers Kully. Da Verfasser und Ver­leger des Buches außerhalb der Gerichtsbarkeit des Kantons Solothurn sind, richtet er die Anklage nach dem kantonalen Strafgesetz gegen den «gewerbsmäßigen Verbreiter» des Buches, den «Bücherversand am Goetheanum» bzw. den «Verein des Goetheanum». Er fordert die Be­strafung von Dr. Grosheintz als zeichnungsberechtigtem Mitglied des «Vereins des Goetheanums» und von Albert Steffen als Redaktor der Wochenschrift «Goetheanum», der das Buch empfehlend rezensiert hat, ferner Bezahlung einer Entschädigung von 1000 Fr. an den Kläger, Publikation des Urteils im «Goetheanum» oder im Weigerungsfalle im «Amtsblatt des Kantons Solothurn», endlich vorläufige Beschlagnah­mung der in Dornach vorhandenen Exemplare des Buches.

Dr. Steiner gab die Erklärung ab, daß der Vorstand der Anthroposo­phischen Gesellschaft einzig und allein für den Verkauf und Vertrieb der Bücher am Goetheanum verantwortlich gemacht werden könne. Als Vertreter des Vorstandes übernehme er persönlich die volle Verant­wortlichkeit sowohl für die Verbreitung des Buches als auch für die «Anpreisung» im «Goetheanum». Für den Inhalt des Buches fühle er sich natürlich nicht verantwortlich; dafür bürge der Autor. Der An­klagevertreter zog unter diesen Umständen seine Anklage gegen Dr. Grosheintz zurück. Albert Steffen bestand auf seiner Mitverant­wortung in bezug auf die Veröffentlichung in der Wochenschrift. Er be­trachte es als eine große Ehre, vor Gericht für die Anthroposophie ein­stehen zu dürfen.

Dr. Saladin, der darauf das Wort zur Anklagebegründung erhielt, unterstrich besonders, daß Werbeck die vom Solothurner Obergericht beschlagnahmte Broschüre Dr. Boos' zitiert und die darin enthaltenen beschimpfenden Ausdrücke gegen die Pfarrer Kully und Arnet wieder­holt hat. Durch seine eigenen scharfen Angriffe habe er die beiden Geist­lichen vor der Bevölkerung offensichtlich heruntermachen wollen. Die Urteilsbegründung des Dornacher Amtsgerichts vom Mai 1921 bezeich­nete Dr. Saladin als eine juristische Ungeheuerlichkeit, deren Inter­pretation durch Werbeck als eine Entstellung der Tatsachen.

In seiner Verteidigung wies Dr. Steiner darauf hin, daß die beanstan­dete

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«Ergänzung 3» des Buches Werbecks außer der Erwähnung der beschlagnahmten Broschüre nichts enthalte, was Werbeck nicht auch dann hätte schreiben können, wenn er nur die Angriffe Kullys gegen ihn und die Anthroposophie seit dem Gerichtsurteile vom Jahre 1921 berücksichtigt hätte. Wenn dieses Urteil hätte die Folge haben sollen, daß von keinem Anthroposophen mehr irgend etwas gegen Pfarrer Kully geschrieben werden dürfe, so müßte natürlich die Gegenleistung vorliegen, nämlich daß Kully seit jener Zeit ebenfalls nichts weiteres gegen die Anthroposophie veröffentlicht hätte. Das sei aber nicht der Fall. Kully habe mit seinen Angriffen nicht nur fortgefahren, sondern sie, um neutral zu sein, wesentlich verschärft. Seinen eigenen Standpunkt gegenüber diesen Angriffen legte Steiner wie folgt dar: Er selbst habe nie etwas gegen Kully geschrieben oder gar zu einer gerichtlichen Klage Zuflucht genommen; möge man dies nun so oder so auslegen. Er halte diese Angriffe nicht für so wichtig. Denn Anthroposophie verbreite sich in solchen Kreisen - und lege Wert darauf, gerade in solchen Kreisen verbreitet zu werden -, die sich ohne weiteres einfach durch den Stil und die ganze Haltung der Kullyschen Schriften selber das richtige Ur­teil bilden könnten. Aus inneren Gründen könnten solche Angriffe der Anthroposophie nicht schaden. Aus äußern Gründen, da man hier wohne und hier zu arbeiten habe, läge es nahe, Klage zu führen, und er selber mache sich anheischig, wenn es in irgendeinem Zusammenhang von einem Gericht verlangt werden sollte, die Schriften Kullys vollstän­dig zu widerlegen, so daß nichts bestehen bliebe und sie sich restlos in objektive Unwahrheiten auflösen würden. Er meine aber, daß schwei­zerische Richter wichtigere Dinge zu tun hätten, als sich mit solchen An­gelegenheiten zu befassen. Die Behauptungen Kullys würden in einer solchen Weise vorgebracht, daß die Feststellung des Objektiven gegen­über der objektiven Unwahrheit ins Endlose verliefe. So habe er immer Abstand davon genommen, gegen Kully vorzugehen, und dies scheine ihm auch weiterhin der richtige Standpunkt zu sein.

Da Werbeck nicht anwesend sein und sich verteidigen könne, liege die Tatsache vor, daß er etwas zu vertreten habe, was er allerdings selber nie geschrieben hätte; sondern er hätte sich darauf beschränkt, die ob­jektiven Unwahrheiten zu widerlegen. Übrigens habe er die betreffenden

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Stellen überhaupt erst vor kurzem gelesen, nachdem ihm die An­klage zugestellt wurde. Er bitte aber zu berücksichtigen, daß der Cha­rakter der Angriffe Kullys jemand, der Anthroposophie liebe, schon zu einer so leidenschaftlichen Verteidigung veranlassen könne. Das ganze Buch Werbecks sei in einem vornehmen und sachlichen Tone geschrieben. Nur im Anhange führe er plötzlich aus Entrüstung über die «Unge­wöhnlichkeit» der Angriffe Kullys, eine leidenschaftliche Sprache. Wie der Anklagevertreter zugeben müsse, habe Werbeck das Urteil vom Jahre 1 9Z 1 nicht vollständig kennen können, sondern nur den Satz, den er (der Anklagevertreter) als juristische Ungeheuerlichkeit bezeich­net hat. Diesen Satz habe Werbeck jedoch ernst nehmen müssen, und auf diese «juristische Ungeheuerlichkeit» gebaut. Werbeck wäre vor­sichtig genug gewesen, nicht in den begangenen Fehler zu verfallen, wenn er den vollständigen Wortlaut der Urteilsbegründung gekannt hätte.

Angesichts der fortdauernden Angriffe Kullys habe er sich nicht für befugt gehalten, den Verkauf des Buches in Dornach zu verhindern; denn dessen Stil sei zahm und milde gegen das, was Kully in die Welt sende. Er beantrage daher Freisprechung oder, wenn dies nicht möglich sei, eine Verurteilung, welche die geltend gemachten Umstände mil­dernd in Betracht ziehe.

Nach einigen kürzeren Erklärungen Albert Steffens, Dr. Saladins und Dr. Steiners zog sich das Gericht zur Beratung zurück und ver­kündete nach 1 1/4 Stunden folgendes Urteil:

1. Albert Steffen wird von der Anklage auf Ehrverletzung, begangen durch das Mittel der Druckpresse, ohne Entschädigung freigesprochen.

2. Beklagter Dr. Rudolf Steiner als verantwortlicher Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach hat sich durch die ge­werbsmäßige Verbreitung der Schrift «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners, durch sie selbst widerlegt» der Beamtenbeschimpfung, began­gen durch das Mittel der Druckpresse, schuldig gemacht und wird ver­urteilt: I. zu einer Geldbuße von zoo Fr.; 2. zur Zahlung einer Genug­tuungs- und Parteientschädigung von ZoO Fr.; 3. das Urteil iSt im Dispositiv auf Kosten des Beklagten einmal im Inseratenteil der Wo­chenschrift «Goetheanum» zu publizieren, im Weigerungsfalle im Amtsblatt

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des Kantons Solothurn; 4, die Weiterverbreitung der Schrift auf dem Gebiete des Kantons Solothurn ist vor Entfernung der «Ergän­zung 3», Seite 123-1 31, verboten; 5. die ergangenen Gerichtskosten mit einer Spruchgebühr von 70 Fr. fallen zu Lasten des Beklagten.

K.

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MITTEILUNGEN

nach dem Vortrag in Dornach, I. August 1924

#TX

Nun, meine lieben Freunde, Sie haben ja vielleicht schon gehört von jener Gerichtsverhandlung, die vorgestern stattgefunden hat. Aber ich möchte über sie nicht sprechen, bis ich den Entschluß gefaßt habe, der zu einer Appellation oder nicht zu einer Appellation führen wird*. Ich werde daher erst beim nächsten Vortrag anschließend einiges dies­bezügliche äußern im Anschluß an diese Verhandlung.

Aber ich möchte doch sozusagen eine Art Introduktion geben, die nun wiederum nichts Erfreuliches darstellt. Denn es hängen schon die Dinge, die sich dann in einer merkwürdigen Weise entladen, ein wenig mit der Unsorglichkeit eben auch mancher Anthroposophen für die anthroposo­phische Sache zusammen. Und diese Dinge dürfen, da die Weihnachtstagung wirklich einen seriösen, ernsten Zug in die Anthroposophische Gesellschaft hineinbringen muß, nicht unbesprochen bleiben. Nehmen Sie mir es nicht übel, meine lieben Freunde, aber ich muß da eine Reihe von Dingen eben zur Sprache bringen, die wirklich nicht vorkommen dürfen, wenn der esoterische Zug, der seit der Weihnachtstagung in die Gesellschaft gekommen ist, nicht eher zum Unheile ausschlagen soll als zum Heil.

Wir haben das «Goetheanum» und im «Goetheanum» liegt das Mit­teilungsblatt, das durchaus nur für die Mitglieder bestimmt ist. Und ich denke, es ist hinlänglich bekannt, daß dieses Mitteilungsblatt nur an Mitglieder gelangt, nur unter Mitgliedern verbreitet werden soll. Denn wir können ja wirklich nicht diejenigen Dinge in das Mitteilungsblatt

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* Appellation an das Obergericht Solothurn, vgl. Seite 547

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«Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht» schreiben, die nur für die Mitglieder bestimmt sind, wenn das Mitteilungsblatt auch so, wie das «Goetheanum», in alle Welt hinausgegeben würde. Das weiß doch jeder und muß jeder wissen, meine lieben Freunde!

Dennoch, jemand aus der Anthroposophischen Gesellschaft befand sich in diesen Tagen in einem Tramway- oder Eisenbahnwagen und fand - was nur von einem Mitgliede herrühren konnte - diesen ganzen Stoß von Mitteilungsblättern im Tram auf dem Boden liegen: So, meine lieben Freunde, behandeln die Anthroposophen dasjenige, was eben den Anthroposophen heilig sein soll! Das ist dasjenige, was gefun­den worden ist, was ein Anthroposoph einfach als Stoß von Mitteilungs­blättern - 23. März, 16. März, 30. März, 24. Februar, 13. Juli 1924 hingeschmissen hat!

Ein weiterer Fall, meine lieben Freunde: Es wurde gefunden auf dem Wege eine Kapsel mit Abschriften derjenigen Mantren, die hier in der Klasse gegeben werden in strengster Diskretion. Man klaubt es auf der Straße auf!

Drittens: Es wird entdeckt, daß hier in diesem Saal eine Reihe von Plätzen belegt wurden. Womit? Mit dem Zertifikate von der Klasse! Die Mitglieder belegen ihre Plätze mit Zertifikaten von der Klasse, gehen dann weg und lassen die Zertifikate liegen, damit sie ihre Plätze wieder finden! Das dritte Stück!

Das vierte Stück ist dieses: Meine lieben Freunde, in diesen Tagen kam ein Mitglied, das nicht Mitglied der Klasse ist, da draußen auf mich zu und sagte mir, sie habe ein Heft gefunden, hier im Bereiche der Schreinerei. Das Heft habe sie aufgeschlagen: sie konnte keinen Namen darinnen finden - weil keiner darinnen stand -, aber sie sah, daß in diesem Heft Gedichte drinnen sind. Und ein Gedicht, von dem fand sie, daß es ganz für sie wie geschaffen sei, schrieb es ab und legte das Heft wiederum an den Platz hin - so erzählte sie mir -, wo sie das Heft ge­funden hatte. Das Weitere habe ich nicht recht verstanden, aber ich habe es dann weiter untersucht. Und da ist denn herausgekommen, daß von jemanden hier gefunden wurde das leere Heft der betreffenden Persönlichkeit, die das Gedicht abgeschrieben hat, mit dem eingelegten Blatte!

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Diese Persönlichkeit, die ja als solche natürlich ganz unschuldig ist, sie hat gedacht, ich bin Eurythmistin, ich finde da ein Gedicht, das ich eurythmisieren kann, wie es besser für sie nicht passen kann. Es ist sogar ein schöner Enthusiasmus, wenn eine Eurythmistin ein Gedicht findet, von dem sie findet, daß sie es eurythmisieren könne. Man kann das be­greifen - sie ist nicht Mitglied der Klasse -, sie schreibt das Gedicht ab, legt das Heft wiederum hin. Das Karma will, daß aber jemand, der das sieht - einer, der die Aufsicht führt - ihr klarmacht, daß das eines der Mantren ist, wie sie für die Klasse gegeben sind, und doch nur unter den Mitgliedern der Klasse bekommen werden soll. Die Dame zerreißt auch das Blatt, erfüllt also durchaus auch ihre Aufgabe. Sie hat nichts zu tun mit der Sache, sie zerreißt also das Blatt.

Aber es geht daraus hervor, daß jemand, der die Gepflogenheit hat, seinen Namen nicht auf seine Hefte zu setzen, ein Heft mit demjenigen, was in der Klasse gegeben wird, hier hat liegen lassen. Und ich möchte bitten, daß derjenige, der das getan hat, sich, damit nicht die nötigen Konsequenzen für die ganze Schule daraus gezogen werden müssen, nun wirklich im Laufe des morgigen Tages sich meldet. Es ist das einzige, was er noch tun kann, um die Sache einigermaßen gutzumachen.

Ich habe Ihnen vier Probestücke von der Art und Weise vorgeführt, wie manche Anthroposophen das anthroposophische Gut verwalten. Die Dinge könnten leicht vermehrt werden; aber ich denke, es genügt heute zur Introduktion.

Ich habe noch zu verkündigen, daß jetzt die Mitglieder gebeten wer­den, für diesen Moment, möglichst schnell, die Metamorphose dieses Saales in einen leeren vorzunehmen, weil fünf Minuten, nachdem ich jetzt gesprochen habe, hier noch eine Probe stattfinden muß. Also ich bitte, diesen Saal so schnell wie möglich in einen ganz leeren zu ver­wandeln.

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Nach dem Vortrag in Dornach, 4. August 1924, in Fortsetzung der Mitteilungen

vom 1. August 1924

#TX

Jetzt möchte ich nur mit ein paar Worten sagen, damit nicht allerlei irrtümliche Meinungen entstehen, daß ja nicht zu entkommen war

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jenem Urteile, das gefällt werden mußte wegen der Beleidigungen, die in dem Werbeckschen Buche «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners» glaube ich, heißt es, «durch sie selbst widerlegt», stehen. Die letzten Ka­pitel sind eben so abgefaßt, daß sie eine Anzahl starker Verbalinjurien enthalten. Und wenn geklagt wird, so ist es selbstverständlich, daß sie verurteilt werden, denn man kann ja keinen Wahrheitsbeweis antreten gegenüber Verbalinjurien. Also es war von vornherein klar, als die Klage auftrat gegen dieses letzte Kapitel des Werbeckschen Buches, daß das verurteilt wird! Und es war für den Vorstand eine selbstverständ­liche Sache, sich zu sagen: Seit der Weihnachtstagung ist der Vorstand, so wie er für alles, was hier am Goetheanum geschieht und hinausfließt in die anthroposophische Bewegung, verantwortlich ist, auch dafür verantwortlich, was eben hier in dieser Weise verbreitet wird. Es war daher eine Selbstverständlichkeit, daß, da die Anklage zunächst sich ge­richtet hat gegen Dr. Grosheintz und Herrn Steffen, daß wir vom Vor­stand aus beschlossen, daß der Vorstand selber die Verantwortung über­nimmt, und daß ich dann als Vorsitzender des Vorstandes diese Ver­antwortung zu vertreten habe bei der entsprechenden Gerichtsverhand­lung.

Natürlich können Sie sagen: Warum hast du dir das nicht früher überlegt und das Buch nicht verkaufen lassen, oder die Seiten heraus­schneiden lassen, die in dieser Weise inkriminierbar sind? Aber, meine lieben Freunde, ich weiß nicht, ob Sie einigermaßen wissen, daß ich ja mancherlei Dinge zu tun habe, und daß nun gerade in den letzten Monaten mancherlei zu tun war - und trotzdem selbstverständlich ja anerkannt werden muß, in äußerlicher Weise, daß mir solche Dinge vorgelegt werden -, allein: Niemand kann von mir verlangen, daß ich die Zeit etwa gefunden hätte, all dasjenige, was im Stuttgarter «Kommenden Tag»-Verlag erschienen ist, zu lesen! Es ist ja unmög­lich, besonders bei der Art und Weise, wie es da geschehen ist. Ich konnte es nie erreichen, daß mir einzelne Bogen Tag für Tag gesendet werden, sondern man bekam immer große Pakete, die eben nicht zu bewältigen sind, wenn sie einem in dieser Weise ins Zimmer geworfen werden. Aber ich will darüber gar nichts sagen. Die Dinge wurden eben so gehand­habt. Aber, meine lieben Freunde, während ich früher höchstens Stichproben

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machen konnte bei der Überflutung mit Korrekturbogen, so erfuhr ich zum erstenmal den Inhalt dieses letzten Kapitels des Wer­beckschen Buches, als es im Schoße des Vorstandes vorgelesen wurde während der Anklage! Da strich ich an und strich an: 27 Verbalinjurien, auf den letzten Seiten! Es war ganz selbstverständlich, daß eine Ver­urteilung nicht ausbleiben konnte. Das konnte gar nicht anders sein in diesem Falle.

Nun, diese Dinge muß man eben hinnehmen. Das ist ja eine Selbst­verständlichkeit, meine lieben Freunde. Es muß noch vieles andere hin­genommen werden! Ich habe einiges am letzten Freitag, und später wiederum angeführt von manchem, was hingenommen werden muß.

Aber wenn ich selber zu diesem Gerichtsurteil etwas sagen sollte, meine lieben Freunde, so ist es dieses, daß mir eigentlich, ich möchte sagen, innerhalb des Hauses, das Urteil doch bis zu einem gewissen Grade recht angenehm und sympathisch ist, aus dem Grunde, weil jetzt wenigstens gerichtsamtlich einmal festgestellt ist, was ich oft gesagt habe: daß zuletzt doch ich verantwortlich gemacht werde für all das­jenige, was innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft geschieht, daß zuletzt doch die Verantwortung sich auf mich ablädt.

Ich habe es oftmals betont, man will es nicht glauben. Aber nun ist es wenigstens in einem eklatanten Fall, auch gerichtsörtlich, bestätigt! Und ich möchte sagen: Dieses Gerichtsurteil wird jetzt einzelnen Anthropo­sophen sagen können, daß das wahr ist, was ich immer gesagt habe: Man mag noch so die Dinge wenden und drehen, es ist nun schon einmal so, daß jeder einzelne bedenken sollte, daß das von der Verantwortlichkeit, die mir zuletzt doch aufgeladen wird für die Dinge, die da geschehen, daß also das Urteil über diese Verantwortlichkeit durchaus wahr ist.

Insofern kann ich sagen, daß mir dieses nun zur Bekräftigung dessen, was ich oftmals gesagt habe, sogar ein recht angenehmes Gerichtsurteil ist. Ich wollte das nur sagen!

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Das Goetheanum, 25. Januar 1925

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URTEIL DES OBERGERICHTES DES KANTONS SOLOTHURN

Auszug aus dem Protokoll des

Obergericbtes des Kantons Solothurn

vom 8. Januar 1925.

In der appellierten Ehrverletzungssadie des

Max Kully, Pfarrer in Arlesheim, Kläger, vertreten durch Dr. F. Saladin, Für­sprech in Dornach,

gegen

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Dr. Steiner Rudoll, [Sohn des] Johannes und der Franziska [Steiner, gebo­rene] Blie, von Geras, geboren den 27. Februar 1861, verheiratet mit Marie geb. von Sivers, Vorsitzender des Vereins Goetheanum in Dornach, Beklag­ter und Appellant, vertreten durch Dr. B. Krauß, Advokat in Dornach,

hat

das Obergericht des Kantons Solothurn

in Anwendung der §§ ,33 Ziff. 2, 134 Abs. 2, 136, 137, 182, 183, 187 StGB, §§ 416 ff. StPO,

erkannt:

1. Der Beklagte Dr. Rudolf Steiner als verantwortlicher Vorsitzender der Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach hat sich durch die gewerbsmäßige Verbreitung der von Louis M. J. Werbeck verfaßten Schrift: «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners und der Anthroposophie durch sie selbst widerlegt» des Vergehens der Beschimpfung gegenüber Max Kully, Pfarrer in Arlesheim, schuldig gemacht und ist verurteilt zur Zahlung:

a) einer Geldbuße von zweihundert Franken,

b) der Kosten der Untersuchung mit einer Gerichtsgebühr von Fr. 80. im Gesamtbetrage von Fr. 160.70

c) einer Prozeßentschädigung von Fr. 250.- an den Kläger Max Kully, Pfarrer in Arlesheim.

2. Das Begehren des Verletzten Max Kully um Zuspruch einer Genug­tuungssumme ist abgewiesen.

3. Der Verkauf und die Weiterverbreitung sämtlicher und der vom Richteramt Dorneck-Thierstein beschlagnahmten 206 Stück der von Louis M. J. Werbeck verfaßten Schrift: «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners und der An­throposophie durch sie selbst widerlegt» ist bis nach Entfernung der Ergän­zung III, Seite 123 bis 131 verboten.

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4. Dieses Urteil ist im Dispositiv auf Kosten des Beklagten Rudolf Steiner einmal im Inseratenteil der Wochenschrift «Das Goetheanum», im Weigerungs-falle im Amtsblatt des Kantons Solothurn zu veröffentlichen.

Namens des Obergerichts des Kantons Solothurn,

Der Obergerichtsschreiber:

Stephan Jeger.

2. August 1924, Entwürfe einer Vertretungsoollmacht (siehe Beilage S. 30)

Entwurf von Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft für das Handelsregister in der Handschrift der Schriftführerin Dr. Ita Wegman mit handschriftlichen Ergänzungen Rudolf Steiners (Kursiv gesetzt).

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Verein «Allgemeine Anthroposophische

Gesellschaft in Dornach (Schweiz)»

(Eingetragen im Handelsregister des Cantons Solo thurn)

Satzungen

vom 3.August 1924

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§ 1. Unter dem Namen «Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft» besteht ein Verein im Sinne der Art. 6o ff. des schweiz. Z.G.B. Sitz des Vereins ist Dornach (Kanton Solothurn, Schweiz).

§ 2. Zweck des Vereins ist die Pflege aller vom Goetheanum, der freien Hochschule für Geisteswissenschaft, im Sinne von dessen Leitung (dem Vorstande am Goetheanum) ausgehenden wissenschaftlichen und künstlerischen Bestrebungen.

Die Abteilungen des Vereins sind:

a) Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft im engern Sinne.

b) Der Verein des Goetheanums der Freien Hochschule für Geistes­wissenschaft.

c) Der Philosophisch-Anthroposophische Verlag.

d) Das Klinisch-Therapeutische Institut von Dr. med. I. Wegman. § 3. Die Organe des Vereins sind:

a) Die Vereinsversammlung (Mitgliederversammlung, Generalver-sammlung) .

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b) Der Vorstand, der identisch ist mit dem Vorstande am Goetheanum.

c) Die Rechnungsrevisoren.

§ 4. Die Mitglieder des Vereins sind:

a) leitende (ordentliche)

b) teilnehmende (außerordenthiche).

§ 5 . Die leitende (ordentliche) Mitgliedschaft wird erworben durch Berufung seitens des Vorstandes.

§ 6. Das Gesuch um Aufnahme als teilnehmendes (außerordent­liches) Mitglied ist an den Vorsitzenden oder Schriftführer des Vorstan­des zu richten und es steht diesem die Erledigung zu.

§ 7. Der Austritt eines Mitgliedes hat durch eine schriftliche Aus­trittserklärung an den Vorsitzenden oder Schriftführer des Vorstandes zu erfolgen. Durch Beschluß des Vorstandes kann ein Mitglied ohne Begründung ausgeschlossen werden.

6. August 1924, Brief Ei Leinhas' an R. Steiner (siehe Beilage S. 32)

3. Marz 1925, Rechnung an die Allg. Anthr. Gesellschaft (siehe Beilage S. 31)

23. August 1924, Brief der Basellandschaftlichen Kantonalbank (siehe Beilage S. 35)

4. September 1924, Vollmacht von Ei Grosheintz für R. Steiner (siehe Beilage S. 36)

5. September 1924, Kaufvertrag für die Klinik-Immobilien (siehe Beilage S. 37)

21. Mai 1925, Grundbuch-Publikation zu den Klinik-Immobilien (siehe Beilage S. 39)

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AUS DEM PROTOKOLL DER VERWALTUNGSRATSITZUNG

DER INTERNATIONALEN LABORATORIEN A. G. ARLESHEIM

Dornach, 7. September 1924

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Änderung des Firmennamens in Weleda:

Herr van Leer führte aus, daß es wünschenswert gewesen ist, einen Namen zu erhalten, den wir für alle unsere Schwestergesellschaften und für unsere Präparate verwenden können. Auf Vorschlag von Herrn Dr. Steiner werden wir hierfür den Namen Veleda wählen.

Herr Dr. Steiner wies darauf hin, daß Veleda mit W geschrieben wer­den sollte, da es sonst leicht in einzelnen Sprachen der Fall ist, daß nicht Weleda, sondern Feleda ausgesprochen würde. Der Name Weleda wurde früher immer mit W ausgesprochen. Weleda war nämlich eine alt-germanische Individualität, die sich außer der Heilkunde auf viele andere Dinge verstand.

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«Basler Nachrichten», Beilage zu Nr.440 vom 25./26. Oktober 1924

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DER WIEDERAUFBAU DES GOETHEANUMS

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Da die Solothurner Regierung dem Modell-Entwurf des neuen Goethe-anums im Prinzip ihre Genehmigung erteilt hat, so wird in der aller-nächsten Zeit mit dessen Wiederaufbau durch die Anthroposophische Gesellschaft begonnen werden. Um den Abänderungsvorschlägen der Gemeinde Dornach und denen der Regierung gerecht zu werden, bedarf es bis zum Baubeginn nur noch geringer zeichnerischer und rechnerischer Vorarbeiten.

Der neue Bau wird sich in seinen Formen allerdings stark von dem alten Goetheanum unterscheiden. Denn er wird ja nicht wie dieses aus Holz sein, sondern aus Beton. Dem hat sich das künstlerische Empfinden bei Ausgestaltung des Baugedankens zu fügen. Daß das Goetheanum nicht in einem beliebigen von außen bestimmten «Baustil» errichtet werden kann, ist klar. Denn es soll der Anthroposophie dienen, und diese will nicht einseitig eine theoretische Weltanschauung, sondern eine umfassende Gestaltung der menschlichen Lebensführung aus dem Geiste heraus sein. Wenn sie künstlerisch vor die Welt tritt, so kann sie das nur so tun, daß ihre Geistanschauung den Kunststi] hervorbringt. Nicht in diesem eigenen Stil bauen, hieße das Wesen der Anthroposophie bei ihrem eigenen Haus verleugnen.

Man wird bei unbefangener künstlerischer Betrachtung finden, daß der Goetheanum-Stil nichts ablehnt, was an geschichtlichen Stilen heute noch Bedeutung hat, aber er geht nicht aus dieser oder jener «Anregung» aus gegebenen Stilen aus, sondern es handelt sich bei ihm um ein Schaffen aus den Grundbedingungen alles Stilgefühles heraus. Aber die Formen, in denen man einen Stil schaffen kann, sind eben auch vom Material ab­hängig. Der alte Bau konnte in der Weichheit des Holzes aus dem Geiste anthroposophischer Anschauung dem Raume, in dem gearbeitet wurde, in allen Einzelheiten seine Gestaltung geben; beim Beton mußten For­men gesucht werden, in denen der Raum aus seiner Natur heraus die Bildungen entfaltet, die die anthroposophische Arbeit aufnehmen kön­nen. Man bekam im wesentlichen gerade verlaufende Linien und ebene

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Flächen für Umfassungsmauern und Bedachung, die in ihren Winkel-neigungen sich zur Gesamtheit des Baugedankens zusammenschließen. Nur gegen die Portale hin und in denselben werden Linien und Flächen-formen etwas kleiner und in ihrer Gliederung etwas mannigfaltiger.

Der ganze Bau erhebt sich auf einer Rampe, die allseitig einen künst­lerischen Abschluß haben wird, und die ein Umschreiten des Baues mög­lich machen wird. Bei diesem Umschreiten tritt das wunderbare Land­schaftsbild der Umgebung vor das Auge des Besuchers.

Die Formen des Baues werden zu umschließen haben: ein unteres Ge­schoß, in dem Ateliers, Vortrags-, Übungsräume, Arbeitsstätten usw. sein werden; und ein oberes Geschoß, in dem der für neunhundert bis tausend Zuschauer oder Zuhörer berechnete Raum sich befindet. Nach hinten schließt sich an das untere Geschoß eine Versuchsbühne, an das obere die Bühne, auf der die öffentlichen Vorführungen stattfinden wer­den. Außen soll der Bau die künstlerisch wahr sich gebende Umhüllung dessen sein, was darinnen an geistigem Erleben sich entfaltet. Zu den Portalen werden stilvolle Treppen vom Erdboden zur Rampe hinauf-führen. Der notwendigen inneren Raumgestaltung der beiden Geschosse werden die Außen formen zu folgen haben; das Dach - diesmal nicht in Kuppelform - wird in seinen Linien- und Flächenformen auf der einen Seite dem ansteigenden Zuschauerraum zu folgen haben, auf der an­deren Seite wird es sich künstlerisch der Umhüllung der beiden Bühnen mit ihren Magazin-Räumen anzuschließen haben. Im Innern wird die Aufgabe zu lösen sein, die den Raum zugleich zum Vortragssaal wie auch zum Eurythmie- und Mysterien-Aufführungsraum gestaltet. Man wird zum Beispiel das Dehnen des Raumes nach oben in der Konfigura­tion von Säulen sehen. So wird wieder, wie beim alten Goetheanum, das, was Anthroposophie zu sagen hat, auch in den Bauformen und in dem ganzen Baugedanken empfunden werden können, in denen sie das Haus errichtet, in dem sie wirken soll.

Daß in dem Baugedanken etwas Monumentales sich herausgebildet hat, ist durch die Idee des Baues gekommen; was aber im ganzen und in jeder Einzelheit angestrebt worden ist, das ist, in der Baugestaltung nicht unwahr zu sein, sondern in ihr ein künstlerisch völlig wahrheits­getreues Abbild von dem zu schaffen, was innerhalb aus Geist-Erkenntnis

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heraus erarbeitet wird. Bei dem Erbauer ist die Meinung vorhanden, daß damit etwas geschaffen wird, mit dem der allgemeine, unbefangene Geschmack, der nichts von Anthroposophie weiß oder wissen will, durchaus mitgehen kann.

Ca. Anfang Oktober 1924, Undatiertes Notizblatt (siehe Beilage S. 43)

Ca. Oktober/November 1924, Eintragungen in die Finckh-Ausschrift vom 29.6.1924 (siehe Beilage S. 44>

«National-Zeitung», Basel, 1. November 1924

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DAS ZWEITE GOETHEANUM

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Der Neubau des Goetheanums hat in der Presse viel von sich reden gemacht und das Interesse der weitesten Kreise geweckt. Wir sind nun heute in der Lage, ein Bild des zukünftigen Baues zu veröffentlichen. Gleichzeitig haben wir Herrn Dr. Rudolf Steiner ersucht, sich über den Gedanlten, der dem Bau zugrunde liegt, zu äußern.

(Die Redaktion)

Der Wiederaufbau des Goetheanums stellte der Gestaltung des Bau-gedankens keine leichte Aufgabe. Eine völlige Umorientierung war not­wendig, da der alte Bau im wesentlichen aus Holz war, der neue ganz aus Beton errichtet werden soll. Dabei durfte aber doch Anthroposophie, zu deren Pflege der Bau bestimmt ist, sich durch seine Gestaltung mit ihrem eigenen Wesen nicht in Widerspruch setzen. Sie will aus Geistes-quellen schöpfen, aus denen geistgemäßes Wissen für die Erkenntnis-kräfte fließt, aus denen aber auch für die empfindende Phantasie Kunst­formen und Stil erströmen. Sie strebt nach den allerursprünglichsten Kräften der Erkenntnis, aber auch nach denen der künstlerischen Ge­staltung und stilgemäßen Haltung. Grotesk wäre es, wenn gerade ihre Arbeitsstätte jemand bauen würde, der aus irgendeiner Kunstempfin­dung heraus mit nur äußerlichen Gefühlen vom Wesen der Anthroposo­phie den Baugedanken ersönne. Diese Arbeitsstätte kann nur bauen, wer jede Einzelheit der Form aus dem Wesen geistiger Anschauung künstlerisch so erlebt, wie er erkennend jedes Wort erlebt, das aus derselben Anschauung in Anthroposophie gesprochen wird.

Im Holz war durch die Weichheit des Stoffes eine Raumgestaltung möglich, die dem Schaffen der Natur in der organischen Form selbst nachstrebte. Der Organismus als Ganzes macht, zum Beispiel für das

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kleinste Gebilde - ein Ohrläppchen - eine Form notwendig, die nicht anders sein könnte. Mit dem künstlerischen Erleben in diesem organi­schen Schaffen der Natur aufgehen, konnte zu der Ausgestaltung eines «organischen Baustiles», im Gegensatz zu einem auf bloß Statisches oder Dynamisches sich stützenden, führen, wenn eben das Naturhafte durch die schaffende Phantasie in das Geistgemäße gehoben wurde. So war zum Beispiel im alten Goetheanum ein Saal, den die Besucher betraten, bevor sie in den großen Zuschauerraum kamen. Man konnte in den Holzformen eine Gestaltung schaffen, die genau zeigte, der Raum ist bereit, von außen Eintretende aufzunehmen. Übergreifend über dieses Besondere der Formung war dann, was sich ergab durch die organische Eingliederung in den Gesamtbau. Damit war aber auch die Gestaltung nach außen gegeben. Sie brachte in künstlerischer Art zur Offenbarung, was in dem Bau für die Zwecke der anthroposophischen Arbeit gestaltet und gegliedert war.

Einer solchen Bildung des Baugedankens fügt sich der Beton nicht in der gleichen Weise wie das Holz. Darin ist der Grund zu suchen, warum die Ausgestaltung des Modell-Entwurfes fast ein volles Jahr in Anspruch nahm. - In das Holz arbeitet man die Raumform hinein; man läßt durch Vertiefung (concav) einer Hauptfläche die Form ent­stehen. Beton dagegen ist ein Material, aus dem man die Form durch Erhöhung (convex) der Hauptflächeso herausarbeiten muß, wie man sie zur Begrenzung des notwendigen Raumes braucht. Das macht sich dann auch geltend in der Bildung der nach außen gehenden Formen. Flächen-und Linienführungen, Winkelgestaltungen usw. sind so zu halten, daß, was im Innern gestaltet und gegliedert ist, wie in die Außenformen drückt und dadurch sich offenbart.

Zu alledem kommt noch, daß bei diesem zweiten Goetheanum mit dem Raume ökonomischer verfahren werden muß als beim ersten. Die­ses war eigentlich im Innern nur ein Raum, der so gestaltet war, daß er für Vorträge und Aufführungen in gleicher Art eine künstlerische Um­rahmung bildete. - Jetzt aber wird man zwei Geschosse haben, ein un­teres, das Arbeits-, Vortrags-Räume und eine Versuchsbühne umfassen soll, und ein oberes, das Zuschauerraum und Bühne - was wieder auch Vortragsraum sein kann - enthalten soll.

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Dieser Gliederung im Innern mußte die künstlerische Linien- und Flächengestaltung nach außen hin folgen. Man sehe sich daraufhin die Dachform an - die diesmal nicht Kuppel ist. Man wird, wenn man die Formen durchfühlt, doch finden, wie versucht ist, die Aufgabe zu lösen, das Dach nach der einen Seite hin in die Formen künstlerisch zu bringen, die dem ansteigenden Zuschauerraum gemäß sind, während es nach der andern Seite in die Umschließung des Bühnenraumes mit seinen Maga­zinen usw. verlaufend gedacht ist. Man wird bei künstlerisch unbefan­gener Betrachtung vielleicht doch herausfinden, wie die in der Gestal­tung des Grundrisses liegenden Notwendigkeiten bei Ausgestaltung des Baugedankens bis in die gewagte Formung der Westfront gewirkt haben.

Der Bau wird auf einer Rampe stehen. Diese wird einen Umgang um den Bau auf gegenüber dem Erdboden erhöhter Fläche möglich machen. Zu den Portalen wird man über groß angelegte Treppen gelangen, die vom Erdboden aus auf die Rampe führen werden. Unter der Rampe werden die Garderoben- und sonstigen Nebenräume sich befinden.

Der Ausgestalter des Baugedankens hat die Überzeugung, daß den Formen der Hügeigruppe, auf der das Goetheanum stehen darf, dieser Betonbau in seiner Gestaltung ganz besonders entsprechen wird. Als er den Holzbau gestaltete, war er mit diesen Naturformen noch nicht so vertraut wie jetzt, wo er auf ein Jahrzehnt zurückblicken darf, in dem er sie kennen und lieben gelernt hat, so daß er gegenwärtig in einem ganz anderen Sinne aus ihrem Geiste heraus den Baugedanken schaffen konnte als vor elf Jahren.

(An dem hinteren Teil des Baues werden gemäß dem Wunsch der Gemeinde Dornach und der Solothurner Regierung noch Abänderungen stattfinden; diese sind hier noch nicht inbegriffen.)

10. November 1924, Brief an die Regierung des Kantons Solothurn (siehe Beilage S. 41)

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Nachtichtenblatt, 7. Dezember 1924

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MITTEILUNG [DEN BAU BETREFFEND]

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Den Landesgesellschaften und selbständigen Gruppen gehen dieser Tage Abbildungen des Modells für den Neubau des Goetheanums zur Ver­teilung zu, damit sich die Mitglieder in ihren Gedanken mit dem Bau verbinden können. Die Zweigleiter werden gebeten, diese Abbildungen den Zweigmitgliedern gegen eine beliebig hohe Spende für den Wieder­aufbau abzugeben.

Eine Verwendung der Bilder außerhalb der Gesellschaft sollte nur nach vorheriger Verständigung mit dem Vorstand am Goetheanum ge­schehen.

28. Dezember 1924, Programm der Weihnachtsveranstaltungen (siehe Beilage S. 47)

An den Vorsitzenden der Schweizerischen Vereinigung für Heimatscht Dr. Gerhard Börlin

#G260a-1987-SE556 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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An den Vorsitzenden der Schweizerischen

Vereinigung für Heimatscht Dr. Gerhard Börlin.

GOETHEANUM, FREIE HOCHSCHULE

FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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Sekretariat: Dornach bei Basel, Schweiz. Telephon: Dornach 133.

Haus Friedwart I. Stock, den 30. Dezember ,924

An den Herrn Vorsitzenden der Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz.

Sehr geehrter Herr Appellationsgerichts-Präsident, empfangen Sie den Ausdruck meines besten Dankes für Ihren Brief. Es ist mir sehr leid, daß ich ihn nicht sogleich beantworten konnte; allein mein Krankheitszustand ließ das wirklich nicht zu. Und auch heute werde ich nicht so ausführlich sein können, als ich gerne möchte; aber ich werde tun, was meine schwachen Kräfte vermögen.

Ein Jahr lang trug ich in meinem Kopfe den Baugedanken des neuen Goetheanums mit mir herum. Die Umsetzung dieses Gedankens aus dem Holz, aus dem das erste Goetheanum gebaut war, in das künst­lerisch so spröde Beton-Material war nicht leicht. Da ging ich zu Beginn dieses Jahres an die Ausarbeitung des Modells. Ich war durchaus darauf bedacht, den Bau nicht größer zu machen, als der erste war. Und so brachte ich ein Modell zustande, das nach Höhe und Horizontalausdehnung genau dem vorigen Goetheanum gleich war. Ich übergab es unserem Architekten, damit die Pläne gemacht werden. Es stellte sich heraus, daß aus statischen Gründen, unter Beibehaltung alles anderen, das Dach etwas höher sein mußte, als dem Modell entsprach. Aber das ist ja jetzt wieder ausgeglichen. Die Solothurner Regierung wünschte eine Reduction der Höhe. Dadurch wird der jetzige Bau nicht höher sein als der vorige.

Zu den Dimensionen des Baues, die ich ihm gegeben habe, bin ich gezwungen. Wenn wir von Zeit zu Zeit unsere Versammlungen haben, so erweist er sich der Anzahl der Besucher gegenüber eher zu klein als zu groß.

Daß der Bau dann, nachdem ich auf alle Wünsche der Gemeinde

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Dornach und der Regierung eingegangen bin, auch neue Pläne mit der reducierten Höhe habe anfertigen lassen, genehmigt wurde, ist Ihnen, sehr geehrter Herr, bekannt. Jetzt kann und darf ich nicht anders, als den genehmigten Bau ausführen lassen. Und zwar aus folgenden Gründen.

Ich habe seit vielen Jahren in meinen anthroposophischen Schriften und Vorträgen zur Geltung gebracht, daß Anthroposophie nicht bloß theoretische Weltanschauung ist, sondern daß aus ihrem Wesen ein be­sonderer Kunststil sich ergibt. Und weil das so ist, muß ein Bau für die Anthroposophie ganz aus dieser selbst heraus wachsen. Ich habe dies schon ausgeführt in einem Aufsatze, der in der Basler National-Zeitung erschienen ist. Er ist wieder abgedruckt in der «Sondernummer des Goetheanums», in der von unserer Seite der Bau verteidigt wird. Ich lege hier diesen meinen Aufsatz bei. (Die ganze «Sondernummer» wird Ihnen durch unseren Vorstand gleichzeitig zugeschickt.) Ich habe die Stelle angestrichen, in der ich ausführe, warum der Bau ganz aus der Anthroposophie heraus künstlerisch empfunden und gedacht sein muß. Sie werden daraus ersehen, sehr geehrter Herr, wie es mir ganz unmög­lich ist, auf Ihre Vorschläge bezüglich eines nichtanthroposophischen Architekten einzugehen. Das wäre wahrhaftig nichts Geringeres als gei­stiger Selbstmord von meiner Seite.

Ich habe ja auch, als die Regierungen von Solothurn und Liestal, sowie die Gemeinderäte von Dornach und Arlesheim hier versammelt waren, um Modell und Bauplatz zu besichtigen und mit mir zu beraten, zugestanden, daß der Bau mit so hohen Anpflanzungen werde zu um­geben sein, so daß seine nun einmal aus der Anthroposophie heraus not­wendigen Formen niemand werden stören können, der nun einmal keinen Gefallen daran hat.

Mich jetzt, nachdem der Bau genehmigt ist, in irgendwelche Ände­rungsvorschläge zu finden, müßte mich in den Augen der Dornacher Bevölkerung und auch eines doch immerhin größeren Teiles derjenigen der Umgebung als den inkonsequentesten Menschen, wenn nicht als etwas noch viel Schlimmeres erscheinen lassen. Ganz abgesehen davon, daß es der Anthroposophischen Gesellschaft gegenüber ganz unver-antwortlich gehandelt wäre.

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Es ist selbstverständlich, daß die auswärtigen Mitglieder der Anthro­posophischen Gesellschaft mit der schweizerischen Bevölkerung in Frie­den und Eintracht leben möchten. Man weiß bei uns im höchsten Grade dankbar zu schätzen, daß wir hier sein dürfen. Und gestatten Sie mir, sehr geehrter Herr, in aller Bescheidenheit zu sagen, mir scheint der Friede und die Eintracht da erreicht zu sein, wo man uns kennt. Durch Agitation wird man da, wo man uns nicht kennt, allerdings leicht das Gegenteil in der Meinung der Bevölkerung hervorbringen können.

Am meisten gekränkt in den Ausführungen der gegnerischen Ver­sammlungen hat mich der Vorwurf, daß die Größe des Baues eine Folge des Hochmutes, der Anmaßung, oder gar irgendwelcher Macht-gelüste sei, da ich mir doch dessen vollbewußt bin, daß ich nur aus der Notwendigkeit der Sache heraus handle.

So bedaure ich sehr, sehr geehrter Herr, auf nichts in Ihrem Briefe eine positive Antwort geben zu können; allein ich bitte Sie, mir zu glauben, daß dies unter dem Zwange einer eisernen Notwendigkeit geschieht.

In voller Hochachtung

Dr. Rudolf Steiner

Aus einem Brief an Felix Heinemann, Arlesheim

31. Dezember 1924

Das ganze Gefüge der Goetheanum-Verwaltung muß nun einmal so bleiben, wie es jetzt ist. Denn man kann nur das machen, wozu man Menschen hat. Insbesondere muß die finanzielle Verwaltung ganz die­selbe Gestalt behalten das heißt durch mich allein besorgt werden. An­ders könnte ich nicht arbeiten

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Brief an Professor Ernst Fiechter 31. Januar 1925

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GOETHEANUM, FREIE HOCHSCHULE

FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

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Sehr verehrter lieber Herr Professor Fiechter, Mit großer Freude haben wir davon gehört, in wie schöner Weise Sie sich für den Neubau des Goetheanums in der deutschen und schwei­zerischen Presse einsetzen wollen. Sie haben dadurch in wesentlicher Weise mitgeholfen, daß der neue Bau erstehen kann und wir möchten Ihnen im Namen der Anthroposophischen Bewegung unseren aller-herzlichsten Dank sagen.

Mit herzlichem Gruß

Rudolf Steiner Guenther Wachsmuth

i. Februar 1925, Einladung zur Generalversammlung am 8. 2. 1925 (siehe Beilage S. 48)

6. Februar 1925, Brief Th. Binders an G. Wachsmuth (siehe Beilage S. 49)

Vor dem 8. Februar 1925, Statutenentwurf für den 8.2.1925 (siehe Beilage S. 51)

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VIERTE AUSSERORDENTLICHE GENERALVERSAMMLUNG

DES VEREINS DES GOETHEANUM,

DER FREIEN HOCHSCHULE FUR GEISTESWISSENSCHAFT*

Dornach, 8. Februar 1925

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Dr. Grosheintz: Sehr verehrte Anwesende, liebe Freunde. Ich eröffne die vierte außerordentliche Generalversammlung des Vereins des Goethe­anum der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und danke Ihnen allen für Ihr Erscheinen, indem ich Sie herzlich begrüße. Ich begrüße auch den Vertreter der Behörde, Herrn Amtsschreiber Altermatt, der hier erschienen ist und die Freundlichkeit haben wird, das Protokoll dieser Sitzung zu führen. Es obliegt uns zunächst festzustellen, welches die in dieser (Sache) stimmberechtigten Mitglieder (Sind):

Dr. Steiner, Albert Steffen, Frau Dr. Wegman, Frau Dr. Steiner, Frl. Dr. Vreede, Dr. Wachsmuth, Dr. Grosheintz, Graf Lerchenfeld, I)r. Unger, Frau Hirter, Frau Schieb, Frau Prof. Bürgi, Dr. Peipers, Herr Geering, Kommerzienrat Molt.

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* Siehe Hinweis.

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Von diesen sind anwesend hier in der Versammlung: Herr Steffen, Frau Dr. Steiner, Frl. Dr. Vreede, Dr. Wachsmuth, Graf Lerchenfeld, Dr. Peipers, Herr Geering, Dr. Unger, Dr. Grosheintz, vertreten sind: Dr. Steiner, Frau Dr. Wegman durch mich; Frau Hirter, Frau Schieb und Frau Prof. Bürgi durch Herrn Steffen; Kommerzienrat Molt durch Graf Lerchenfeld.

Ich möchte dann vielleicht Herrn Pfeiffer bitten, als Stimmzähler zu fungieren.

Ich konstatiere, daß die Einladung zu dieser außerordentlichen Ge­neralversammlung statutengemäß und vorschriftsmäßig vor sich gegan­gen ist. Es ist rechtzeitig publiziert worden in dem «Goetheanum» und im Mitteilungsblatt. Außerdem haben alle ordentlichen Mitglieder Ein­ladungen bekommen.

Wir kommen nun zum ersten Punkt der Tagesordnung: Änderung der Statuten. Diese Statuten sind allen ordentlichen, stimmberechtigten Mitgliedern, die hier anwesend sind, (bereits) bekannt. Ich werde dar­um die Statuten verlesen und nachher werden wir zur Abstimmung schreiten.

(Die Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dornach werden verlesen.)

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Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft

in Dornach

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§ 1. Unter dem Namen Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft besteht als Rechtsnachfolgerin des Vereins des Goetheanum, der Freien Hochschule [für Geisteswissenschaft, in Dornach ein Verein im Sinne des Art. 60 ff. des Schweiz. Z.G.B. Sitz des Vereins ist Dornach (Kanton Solothurn), Schweiz.

§ 2. Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft umfaßt 4 Unter­abteilungen, und zwar:

a) Die Administration der Anthroposophischen Gesellschaft.

b) Den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag.

c) Die Administration des Goetheanum-Baues.

d) Das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim.

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§ 3. Zweck des Vereins ist die Pflege künstlerischer und wissenschaft­licher Bestrebungen.

§ 4. Organe des Vereins sind:

a) Die Mitglieder- oder Generalversammlung.

b) Der Vorstand.

c) Die Rechnungsrevisoren.

§ 5. Mitglieder des Vereins sind:

a) die ordentlichen,

b) die beitragenden.

§ 6. Die Mitgliedschaft wird erworben, gestützt auf eine schriftliche Anmeldung, durch die Aufnahme seitens des Vorstandes.

§ 7. Der Austritt eines Mitgliedes erfolgt durch eine schriftliche dem Vorstand einzureichende Austrittserklärung. Durch Beschluß des Vor­standes kann ein Mitglied ohne Angabe von Gründen aus dem Verein ausgeschlossen werden.

§ 8. Die ordentlichen und die beitragenden Mitglieder haben jährlich einen Beitrag von mindestens 15 Schweizer Franken zu leisten. Die bei­tragenden Mitglieder haben zudem per Jahr noch einen Beitrag von mindestens 50 Schweizerfranken zu bezahlen.

§ 9. Der Verein hält jedes Jahr eine ordentliche Generalversammlung ab, und zwar innert 3 Monaten nach Ablauf des Rechnungsjahres. Die Tagesordnung zu dieser Versammlung wird mit der Einladung allen Mitgliedern mindestens zwei Wochen vor Abhaltung der Versammlung vom Vorstand im Mitteilungsblatt der Gesellschaft oder auf andere Art bekannt gegeben.

Außerordentliche Versammlungen werden durch den Vorstand ein­berufen oder durch denselben auf Begehren eines Fünftels der Mitglie­der angeordnet. Die Einladungen sind 8 Tage vor der Abhaltung zu erlassen. Anträge von einzelnen Mitgliedern oder Gruppen von solchen sind vierzehn Tage vor der Tagung dem Vorstande einzureichen.

§ 10. In der Mitgliederversammlung führt einer der beiden Vorsit­zenden den Vorsitz. Diesem steht bei Stimmengleichheit der Stimmenentscheid zu.

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§ 11. Der Vorstand besteht aus dem 1. und 2. Vorsitzenden, dem Schriftführer, dem Sekretär-Schatzmeister und zwei Beisitzern. Der­selbe wird von der Generalversammlung aus der Zahl der Mitglieder gewählt.

§ 12. Zur Prüfung der Rechnungs- und Kassaführung wählt die Generalversammlung zwei Rechnungsrevisoren.

§ 13. Der Vorstand vertritt den Verein nach außen. Die rechtsver­bindliche Unterschrift namens des Vereins führen der erste und der zweite Vorsitzende, der Schriftführer, der Sekretär-Schatzmeister, jeder durch Einzelunterschrift.

§ 14. Die Geschäftsführung des Vorstandes wird durch diesen selbst geregelt.

§ 15. In der ordentlichen Generalversammlung legt der Vorstand über die abgelaufene Verwaltungsperiode Bericht und Rechnung ab. Dem Bericht und den Rechnungen ist der Befund der Rechnungsreviso-ren beizufügen.

Die Verwaltungsperiode des Vereins wird je auf ein Jahr festgesetzt. Sie dauert vom I. Januar bis 31. Dezember.

§ 16. Für die Verbindlichkeiten des Vereins haftet nur das Vereins­vermögen. Eine persönliche Haftung der Mitglieder ist ausgeschlossen. Ausgetretene und ausgeschlossene Mitglieder verlieren jeden Anspruch am Vereinsvermögen.

§ 17. Der Verein ist im Sinne des Art. 61 des Schweiz. Z.G.B. im Handelsregister einzutragen.

§ 18. Im Falle der Auflösung des Vereins hat die Mitgliederver­sammlung über die Verwendung des Vereinsvermögens und die Art der Liquidation zu beschließen. Das Vereinsvermögen ist im Sinne des Vereinszweckes zu] verwenden.

Ich möchte nun fragen, ob jemand von den ordentlichen (Mitgliedern) zu diesen Statuten etwas zu bemerken? (Das ist nicht der Fall.)

Der Vertreter der Behörde? [Nichts.] Wir schreiten zur Abstimmung. Wer von den stimmberechtigten, hier anwesenden Mitgliedern dafür ist, daß die Abstimmung (vorgenomrnen wird, möge die Hand erheben. Es geschieht.)

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Vertreten (sind): 6 Stimmen. Also einstimmig angenommen. Die Statuten der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Dorn­ach sind hiermit einstimmig angenommen.

Wir kommen (nun) zum zweiten Punkt unserer Tagesordnung:

Neugestaltung des Vorstandes. Ich erwarte Vorschläge.

Dr. Unger schlägt vor:

als ersten Vorsitzenden: Dr. Steiner

(als) zweiten Vorsitzenden: Albert Steffen

Schriftführer: Dr. Ita Wegman

Sekretär und Schatzmeister: Dr. Guenther Wachsmuth

als Beisitzer: Frau Marie Steiner

und Dr. Elisabeth Vreede

Dr. Grosheintz: Ist zu diesen Vorschlägen etwas zu bemerken? Wenn das nicht der Fall ist, so (bitte ich,) wer dafür ist, daß die genannten Mitglieder den Vorstand bilden sollen, möge die Hand erheben. (Ein­stimmige Zustimmung durch Handerheben. Also) Wieder einstimmig. Der vorgeschlagene Vorstand ist einstimmig gewählt.

Dr. Grosheintz: Wir haben nun zu wählen die Rechnungsrevisoren.

Graf Lerchenfeld schlägt vor, Herrn Berner und Herrn Trommsdorff wieder zu wählen.

Dr. Grosheintz: Die bisherigen Rechnungsrevisoren, Herr Berner und Herr Trommsdorff sind in Vorschlag gebracht. Wer dafür ist, daß diese Herren weiter (das Amt der Rechnungsrevisoren ausüben,) möge die Hand erheben. (Es geschieht. Also) Wieder einstimmig beschlossen.

Wir kommen nun zum Funkt 3 unsere? Tagesordnung: Eventualien:

Ich möchte fragen, ob irgend jemand von den ordentlichen Mitgliedern irgend etwas zu bemerken hat. Dann möchte ich fragen: ob Herr Amts-schreiber Altermatt etwas zu bemerken hat? (Das scheint nicht der Fall zu sein.)

Ich möchte (dann) nur noch das Verzeichnis der Mitglieder haben, das Verzeichnis der Anwesenden.

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Da weiter keine Bemerkungen gemacht werden, sind wir zum Schlusse unserer Tagung gekommen. Ich danke Ihnen allen herzlich für Ihr Erscheinen und danke auch dem Vertreter der Behörde, Herrn Amts-schreiber Altermatt, für sein Erscheinen, und schließe damit die Ver­sammlung.

Amtliches Protokoll (siehe Beilage S. 52)

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ANMELDUNG FÜR DAS HANDELSREGISTER*

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Der Verein des Goetheanum der freien Hochschule für Geisteswissen­schaft in Dornach (vide Schweiz. Handelsamtsblatt vom 12. August 1920 Nr.207 Seite 1551 und dortige Verweisungen) hat in der außer­ordentlichen Generalversammlung vom 8. Februar 1925 die Statuten revidiert und folgende Änderungen und Ergänzungen der publizierten Tatsachen getroffen:

Der Name des Vereins wird abgeändert in «Allgemeine Anthropo­sophische Gesellschaft». Derselbe umfaßt vier Unterabteilungen, und zwar:

a) die Administration der Anthroposophischen Gesellschaft;

b) den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag;

c) die Administration des Goetheanum-Baues;

d) das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim.

Sitz des Vereins ist Dornach, Kanton Solothurn, Schweiz. Derselbe bezweckt die Pflege künstlerischer und wissenschaftlicher Bestrebungen. Die Mitgliedschaft wird erworben gestützt auf eine schriftliche Anmel­dung und durch die Aufnahme seitens des Vorstandes. Der Austritt eines Mitgliedes erfolgt durch eine schriftliche dem Vorstand einzurei­chende Austrittserklärung. Durch Beschluß des Vorstandes kann ein Mitglied ohne Angabe von Gründen aus dem Verein ausgeschlossen werden. Die Mitglieder des Vereins sind ordentliche oder beitragende. Die ordentlichen und die beitragenden Mitglieder haben einen Jahres­beitrag von mindestens 15 Schweizerfranken zu leisten. Die beitragenden Mitglieder haben zudem jährlich einen weiteren Beitrag von 50.-Schweizerfranken zu bezahlen.

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* Dieser Text wurde verfaßt von Amtsschreiber Altermatt.

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Organe des Vereins Sind:

a) Die Mitglieder- oder Generalversammlung;

b) der Vorstand;

c) die Rechnungsrevisoren.

Der Verein hält jedes Jahr eine ordentliche Generalversammlung ab, und zwar innert drei Monaten nach Ablauf des Rechnungsjahres. Die Tagesordnung zu dieser Versammlung wird mit der Einladung allen Mitgliedern mindestens zwei Wochen vor der Abhaltung der Versamm­lung vom Vorstand im Mitteilungsblatt des Vereins oder auf andere Art bekanntgegeben.

Außerordentliche Generalversammlungen wird der Vorstand, soweit nötig, von sich aus einberufen oder auf Begehren eines Fünftels der Mit­glieder anordnen. Anträge von einzelnen Mitgliedern oder Gruppen von solchen sind 14 Tage vor der Tagung dem Vorstande einzureichen.

In den Generalversammlungen führt einer der beiden Vorsitzenden den Vorsitz. Bei Stimmengleichheit steht demselben der Stichentscheid zu.

Der Vorstand, aus dem ersten und zweiten Vorsitzenden, dem Schrift­führer, dem Sekretär-Schatzmeister und zwei Beisitzern bestehend, wird aus der Zahl der Mitglieder gewählt und vertritt den Verein nach außen. Die rechtsverbindliche Unterschrift namens des Vereins führen der erste und zweite Vorsitzende, der Schriftführer und der Sekretär-Schatzmeister, und zwar je durch Einzelzeichnung.

Mitglieder des Vorstandes sind:

i. Rudolf Steiner, Dr. phil., Schriftsteller, österreichischer Staatsange­höriger, in Dornach, erster Vorsitzender;

2. Albert Steffen, Schriftsteller, von Bern in Dornach, zweiter Vor­sitzender;

3. Ita Wegman, Dr. med. Ärztin, niederländische Staatsangehörige, in Arlesheim, Schriftführerin;

4. Guenther Wachsmuth, Dr. jur., deutscher Staatsangehöriger, Sekre­tär und Schatzmeister;

5. Marie Steiner, geb. von Sievers, Ehefrau des Dr. Rudolf Steiner obgenannt, Recitatorin, in Dornach

#SE260a-566

#Bild s. 566

#SE260a-567

Aus einem Brief an Felix Heinemann, Arlesheim

15. Februar 1925

. . Meine Gesundheit ist noch ganz labil; und ich muß die Augenblicke aussuchen, in denen ich es riskieren darf, mehr zu tun, als was gegen­wärtig das Technische des Baues und das Notdürftigste der Verwaltung von mir fordern. Nur, wenn ich dies tue, kann ich hoffen, was dringend notwendig ist, daß meine Arbeitskraft wieder in das Goetheanum fließe.

3. März 1925, Eintragung im «Journal» des Handelsregisters (siehe Beilage S. 55)

3. März 1925, Eintragung im «Firmenbuch» des Handelsregisters (siehe Beilage S. 58)

3. März 1925, Rechnung an die Allg. Anthr. Gesellschaft (siehe Beilage S. 31)

7. März 1925, Publikation im Schweizerischen Handelsamtsblatt (siehe Beilage S. 60)

Bericht über die Versammlung vom 8. Februar 1925 Nachrichtenblatt, 22. März 1925

#TI

MITTEILUNG DES VORSTANDES

#TX

Wir möchten hierdurch die Freunde von den Beschlüssen unterrichten, die auf der Generalversammlung vom 8. Februar 1925 gefaßt wurden, um die um das Goetheanum in Dornach gruppierten Institutionen im Geiste der Neugestaltung der anthroposophischen Bewegung auf der Weihnachtstagung 1923 zu führen. Wir geben zunächst einen Auszug aus den Worten, die Herr Dr. Steiner anläßlich der Generalversamm­lung vom 29. Juni 1924 über diese Fragen sprach:*

«Diese Weihnachtstagung, meine lieben Freunde, sollte ja durchaus einen neuen Zug in die ganze anthroposophische Bewegung bringen, und es sollte vor allen Dingen bei diesem neuen Zug in der Zukunft vermie­den werden, daß die Dinge bei uns auseinanderstreben, und es sollte bewirkt werden, daß sie in der Zukunft eigentlich wirklich auch aus der anthroposophischen Bewegung geleitet werden.

Sie wissen, es wurde damals ein Vorstand am Goetheanum hier bei dieser Weihnachtstagung eingesetzt, der nun als initiativer Vorstand mit voller Verantwortung sich gegenüber dem fühlt, was in der Anthro­posophischen Gesellschaft geschieht. Und die Durchführung dieser In­tention ist nur möglich, wenn die Anthroposophische Gesellschaft in der

- - -

* Vergleiche hierzu den Originaiwortlaut auf Seite 501 ff.

#SE260a-568

Zukunft auch gegenüber der vollen Öffentlichkeit als dasjenige dasteht, was real die Dinge gestaltet, was real sich auch voll verantwortlich fühlt für alles dasjenige, was ist. Das kann nur erreicht werden, wenn Wir in der gegenseitigen Beziehung der einzelnen Betätigungen nun auch eine einheitliche Konstituierung herbeiführen . .

Dann aber wird es nötig sein, daß aus dem ganzen Geist der Anthro­posophischen Gesellschaft heraus, wie sie jetzt besteht, die Anthropo­sophische Gesellschaft auch als der handelsregisterlich eingetragene Ver­ein funktioniert, also nach außen hin diejenige Institution ist, welche alles hier in Dornach zu vertreten hat. Es wird also notwendig sein, daß da bestehen werden: die als handelsregisterlich eingetragener Verein; innerhalb dieser Anthroposophischen Gesellschaft werden vier Unter-Abteilungen zu unterscheiden sein. Diese vier Unter-Abteilungen sind von mir in der Weise projektiert, daß ich dabei durchaus keine abstrakt programma­tischen Dinge, sondern nur die rein realen Dinge berücksichtige.

Reale, vom Anfang an in lebendiger organischer Tätigkeit wirkende Institutionen haben wir in vier Strömungen, die da vorliegen, erstens in der Anthroposophischen Gesellschaft. selber. Die wird als Anthropo­sophische Gesellschaft im engeren Sinne als die erste Unter-Abteilung fortbestehen. Sie ist ja völlig unabhängig von alledem, was seit 1919 an Programmatischem aufgetreten ist.

Als Zweites innerhalb unserer Bewegung haben wir den Philoso­Phisch-Anthroposophischen Verlag, der ja jetzt nach Dornach über­gesiedelt ist, und der nicht anders behandelt werden kann, als ein inte­grierender Teil der anthroposophischen Bewegung selber. Es trat ja immer wiederum und wiederum die Bestrebung auf, diese Anschauung, die eigentlich im Wesen der Sache liegt, von da oder dorther zu durch­kreuzen. Aber wenn ich auf national-ökonomischem Gebiete zum Bei­spiel die eine oder die andere Sache mit irgendeiner aus dem Realen, und nicht aus dem Programmatischen heraus arbeitenden Institutionen ver­gleichen wollte, so könnte ich doch nur immer wiederum den Philoso­phisch-Anthroposophischen Verlag anführen, der nicht aus einem gro­ßen Programm sich entwickelt hat, sondern vom Kleinen auf, indem man mit zwei Büchern angefangen hat und dann ganz langsam weitergearbeitet

#SE260a-569

hat, so daß er fortwährend aus dem Realen heraus arbeitete und niemals von irgendeiner Seite her einen anderen Zuschuß erhalten hat, als einen solchen, der aus der Sache entsprang, und der die Dek­kungsmöglichkeiten absolut in realer Weise hatte. So daß in bezug auf national-ökonomische Führung dieser Philosophisch-Anthroposophische Verlag schon damals sogar als ein Beispiel angeführt werden konnte, an das man sich halten konnte, wenn man National-Ökonomie aus dem Leben heraus begründen will. Das würde die zweite Unter-Abteilung sein.

Die dritte Unter-Abteilung - wie gesagt, ich zähle historisch auf -, sie würde der durch den bisherigen Verein des Goetheanum zu errich­tende Bau selber sein, der als dritte Institution entstanden ist, und auch in sich nur gearbeitet hat aus anthroposophischen Prinzipien heraus. Er würde also auch eine Unter-Abteilung der Allgemeinen Anthroposo­phischen Gesellschaft bilden können.

Und als Viertes würde sich dann angliedern das Klinisch-Therapeu-tische Institut, das ja von Frau Dr. Wegman begründet worden ist, aus anthroposophischen Grundgedanken heraus. Und indem ich zu recht­fertigen habe dasjenige, um was es sich dabei handelt, daß man es dabei wirklich mit einer realen anthroposophischen Sache zu tun hat, so muß ich es in der folgenden Weise tun. Ich muß Ihnen auseinandersetzen, daß ein gewaltiger Unterschied besteht zwischen diesem Klinisch-Therapeu­tischen Institut und anderen ähnlichen Institutionen. Man kann ge­radezu sagen: wenn gar nichts von all den programmatischen Einrich­tungen entstanden wäre, dieses Klinisch-Therapeutische Institut, das aus den Intentionen der Anthroposophie hervorgegangen ist, selbstver­ständlich aus ärztlichen Intentionen, dieses Klinisch-Therapeutische In­stitut wäre dann doch da. Denken wir uns alles dasjenige weg, was seit 1919 entstanden ist, das Klinisch-Therapeutische Institut hat nicht nur keine Notwendigkeit gehabt, jemals auf all das Rücksicht zu nehmen, sondern im Gegenteil ist sogar für die anderen Dinge in einem entschei­denden Momente eingesprungen, so daß also wir hier eine Institution haben, die sich unterscheidet in ihrer ganzen Entstehung und in ihrem ganzen Bestande, auch in der Art und Weise, wie sie sich darlebt; sie ist nämlich eine fruchtbare Institution, eine solche, die sich selbst trägt, die

#SE260a-570

in sich selbst auch aussichtsvoll ökonomisch besteht. So daß also diese Institution durchaus hineingehört in diejenigen, die jetzt Unter-Abtei-lungen der Anthroposophischen Gesellschaft sein sollen. Deshalb ist auch der Anthroposophischen Gesellschaft die Klinik als solche eingegliedert und wird einen integrierenden Teil der anthroposophischen Bewegung in der Zukunft bilden.

Das sind die Dinge, die sich rein aus der Sache selber heraus ergeben. Ich möchte sagen, man kann gar nicht anders über die weitere Gestal­tung der Dinge hier denken, wenn man die Sache auf eine gesunde Basis in der Zukunft stellen will. Alle anderen Maßnahmen ergeben sich als notwendige Konsequenzen. »

Die «Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft.» umfaßt also (lt. Beschluß der Generalversammlung vom 8 . Februar 1925 und Eintra­gung in das Schweiz. Handelsregister vom 7. März 1925) die folgenden vier Unter-Abteilungen

a) die Administration der Anthroposophischen Gesellschaft

b) den Philosophisch-Anthroposophischen Verlag

c) die Administration des Goetheanum-Baues

d) das Klinisch-Therapeutische Institut.

Die Funktionen des unter diesem Namen nun nicht mehr bestehenden bisherigen «Vereins des Goetheanum» werden hierdurch in Zukunft von der Es werden in Zukunft die Mitglieder der «Allgemeinen Anthroposo­phischen Gesellschaft» sein:

a) «ordentliche Mitglieder» (dies sind alle Mitglieder der Allgemei­nen Anthroposophischen Gesellschaft)

b) «beitragende Mitglieder» (d. h. solche, welche insbesondere für den Bau des «Goetheanums» jährliche Beiträge leisten).

Die ordentlichen Mitglieder entrichten durch ihre Landesgesellschaft bzw. selbständigen Gruppen (wie bisher) einen jährlichen Beitrag von schw. Fr. 15.-an die «Administration der Allgemeinen Anthroposophi­schen Gesellschaft.» .

#SE260a-571

(«Einzelmitglieder», welche keiner Landesgesellschaft etc. angehö­ren, sondern direkt der Zentrale in Dornach angeschlossen sind: schw.

Fr. 30.-.)

Die beitragenden Mitglieder (d. h. die bisherigen Mitglieder des Ver­eins des Goetheanum bzw. die nunmehr neu Hinzukommenden) ent­richten einen jährlichen Beitrag von mindestens schw. Fr. 50.- an die «Administration des Goetheanum-Baues» .

Wir möchten die Mitglieder bei dieser Gelegenheit bitten, die Korre­spondenz über Fragen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft über den Wiederaufbau-Fonds, über Bücherbestellun gen beim philosophisch-Anthroposophischen Verlag etc., über Bestellung der Zeitschrift «Das Goetheanum» etc. (wenn auch im gleichen Couvert) doch weitmöglichst jede auf getrenntem Bogen zu führen, und bei Ein-sendung von Beiträgen und Schecks immer genau deren Bestimmung an­zugeben, weil dies sowohl die bessere und raschere Durchführung der Wünsche unserer Freunde, als auch die Arbeitslast der Goetheanum­Leitung wesentlich erleichtert und dadurch beiderseits die Kräfte für wichtige Fragen der anthroposophischen Bewegung frei werden.

Durch die nunmehr vollzogene Eingliederung dieser Institutionen in den Gesamt-Organismus der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft wird der Geist der anthroposophischen Bewegung in diesen vier Strömungen, die aus ihr hervorgegangen sind, in einheitlicher Kraft dauernd wirksam sein.

#TI

Der Vorstand

der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.

#TX

1

23. März 1925, Vervielfältigter Brief an verschiedene Empfänger (siehe Beilage S. 21

#SE260a-572

An Lucie Bürgi-Bandi, Bern

Derselbe Brief ging auch an die andern sechs Genannten

#TI

GOETHEANUM,

FREIE HOCHSCHULE FÜR GEISTESWISSENSCHAFT

den 19. März 1925

#TX

Sehr geehrte Frau Professor, Nachdem nunmehr die handelsregisterliche Eintragung der «Allgemei­nen Anthroposophischen Gesellschaft» erfolgt ist, hat der erste Vor­sitzende, Herr Dr. Rudolf Steiner, die folgenden Persönlichkeiten in die Leitung der «Administration des Goetheanum-Baues» berufen:

Herrn Dr. Emil Grosheintz, Dornach, als Vorsitzenden,

Herrn Rudolf Geering-Christ, Basel,

Frau Marie Schieb, Bern,

Frau M. S. Hirter-Weber, Bern,

Frau Professor L. Bürgi, Bern,

Herrn Otto Rietmann, St. Gallen,

Herrn E. Etienne, Chancy-Genéve.

Wir bitten Sie um Mitteilung, ob Sie mit dieser Berufung einverstan­den sind.

Goetheanum

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

Mit freundlichem Gruß

Rudolf Steiner Dr. I. Wegman

ANHANG VERTRAGE UND VEREINBARUNGEN

#G260a-1987-SE573 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

ANHANG

VERTRAGE UND VEREINBARUNGEN

#TX

Übernahme der biologischen Abteilung des wissenschaftlichen Forschungsinstitutes der Kommenden Tag AG, Stuttgart, durch das Goetheanum, Dornach.

#TI

VERTRAG

zwischen der Firma

Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur

Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte, Stuttgart,

vertreten durch dessen Vorstand

und dem

#TX

Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach, vertreten durch den Vorstand der Allgemeinen Anthro­posophischen Gesellschaft.

1. Die Biologische Abteilung des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts «Der Kommende Tag» in Stuttgart wird mit Wirkung ab 1. Januar 1914 von dem Gotheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Dornach über­nommen und unter der Bezeichnung «Biologisches Institut am Goetheanum» wetergeführt. Die bisherigen Mitarbeiter des Instituts Herr Dr. Kolisko, Frau Dr. Kolisko und Schwester Ruth Kreuzhage treten damit in den Dienst des Goetheanum ein.

2. Das Goetheanum vergütet dem Kommenden Tag aus dem deutschen Fonds zum Wiederaufbau des Goetheanum ein Drittel desjenigen Betrages (in Goldmark berechnet), der seitens des Kommenden Tages für die Einrichtung und den Betrieb der Biologischen Abteilung seit Bestehen bis 31. Dezember 1923 aufgewendet worden ist. Damit gehen die Warenvorräte und das Inventar der Biologischen Abteilung in den Besitz des Goetheanum über.

3. Der Betrieb der Biologischen Abteilung ab 1. Januar 1924 geht zu Lasten des deutschen Fonds zum Wiederaufbau des Goetheanum. Die Auszahlung Von Gehältern und Unkosten erfolgt verrechnungshalber durch den Kommen­den Tag, der seinerseits dafür den deutschen Fonds zum Wiederaufbau des Goetheanum in Anspruch nimmt.

Die bisher seitens der Biologischen Abteilung in Anspruch genommenen Räume in dem Wissenschaftlichen Forschungsinstitut des Kommenden Tages werden dem «Biologischen Institut am Goetheanum» auch weiterhin zur Ver­fügung gestellt; die Miete dafür wird nach denselben Grundsätzen berechnet, nach denen die Belastung der Mieten an die anderen Abteilungen des Wissenschaftlichen

#SE260a-574

Forschungsinstituts auf Grund der in Deutschland jeweils gültigen gesetzlichen Mietbestimmungen erfolgt.

Stuttgart, Dornach, den 6. März 1914

Für das Goetheanum, der Freien Hoch-

schule für Geisteswissenschaft:

Der Vorstand der Allgemeinen Anthro-

posophischen Gesellschaft

Dr. 1. Wegman, Schriftführer

Rudolf Steiner, Vorsitzender

Der Kommende Tag

Aktiengesellschaft

Leinhas


Vereinbarung und Vertrag betr. Übernahme des Klinisch-Therapeutischen Instituts durch den Verein des Goetheanum.

#TI

VEREINBARUNG

#TX

1. Der Verein des Goetheanum übernimmt käuflich das Klinisch -Thera­peutische Institut für den Betrag von Fr. 430 000.-.

2. Der Kaufpreis wird wie folgt abgelöst:

a) Fr. 222 000.- resp. der Betrag der bestehenden Hypotheken durch deren Übernahme.

b) Fr. 10 000.- durch Barzahlung.

c) Die Restanz ist innert 10 Jahren zu amortisieren & zu einem Zinsfuß von 5 Prozent zu velzinsen; der Zins ist jährlich zahlbar.

3. Der Verein des Goetheanum hat seinerseits Anspruch auf 10 Prozent des Reingewinnes aus den bereits vorhandenen & aus den von Herr Dr. Stei­ner & Frau Dr. Wegman neu zur Verfügung gestellten Heilmitteln. Dieser Anteil beträgt im Minimum Fr. 10 000.- resp. den Betrag, um jeweils den restierenden Schuldbetrag verzinsen zu können.

4. Ferner soll der obgenannte Anteil im Laufe der 10 Jahre seit Abschluß des Kaufvertrages so groß sein, daß damit die Restanz von Fr. i 98 000.- ganz abgelöst werden kann.

Dornach, den 29.Juni 1914


Internationale Laboratorien

Arlesheim A.G.:

J. van Leer Verein des Goetheanum:

Dr. I. Wegman als Schriftführer

Dr. Rudolf Steiner als Vorsitzender

#SE260a-575

#TI

VERTRAG

#TX

1. Der Verein des Goetheanum der Freien Hochschule für Geisteswissen­sthaft übernimmt käuflich das Klinisch-Therapeutische Institut, bestehend aus dem Sonnenhof und der Klinik.

2. Der Kaufpreis beträgt Fr. 430 000.- (vierhundertdreißigtausend Fran­ken) und wird wie folgt bezahlt:

a) Fr. 10 000.- (zehntausend durch Barzahlung)

b) Fr. 123 500.- durch Übernahme der Hypothek auf dem Sonnenhof

c) Fr. 91 000.- durch Übernahme der Hypothek auf der Klinik

d) Fr. 205 500.- Kaufvorschuß soll innert 10 Jahren in gleichen Raten amortisiert werden.

3. Der Verein des Goetheanum der Freien Hochschule für Geisteswissen-schaft hat seinerseits Anspruch auf 10 Prozent des Reingewinnes aus den bereits vorhandenen und auf 20 Prozent des Reingewinnes aus den von Herrn Dr. Steiner und Frau Dr. Wegman neu zur Verfügung gestellten Heil­mitteln. Dieser Anteil beträgt im Minimum Fr. 10 000.- (zehntausend Fran­ken), resp. den Betrag, um den jeweils restierenden Schuldbetrag, der bei der Bank besteht, verzinsen zu können.

4. Ferner soll der obgenannte Anteil im Laufe der 10 Jahre seit Ab-schluß dieses Vertrages im Minimum so groß sein, daß damit nebst den Zin­sen die Restanz von Fr. 205 500.- bezahlt werden kann.

5. Die entstehenden Handänderungsgebühren und Grundbuchgebühren werden unter dem Verein des Goetheanum der freien Hochschule für Geistes­wissenschaft und den Internationalen Laboratorien Arlesheim A.-G., Arles­heim, je zur Hälfte geteilt.

Dornach und Arlesheim, den 30. Juni 1924



Für den Verein des Goetheanum der

Freien Hochschule für Geisteswissenschaft:

Dr. E. Grosheintz

Genehmigt durch die Firma

Internationale Laboratorien A.G. Arlesheim

J. van Leer

Die Verkäuferin:

Dr. J. Wegman

#SE260a-576

Verträge aufgrund der Versammlung von Rudolf Steiner mit Aktionären der Kom-menden Tag AG in Stuttgart am 15. Juli 1924 (siehe S. 515).

#TI

Zwischen

Herrn Dr. Rudolf Steiner, Dornach,

einerseits und

#TX

der Firma Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaft­licher und geistiger Werte, Stuttgart,

wurde heute folgender andererseits

#TI

VERTRAG

geschlossen:

1.

#TX

Herrn Dr. Steiner sind seitens einer Gruppe von Aktionären des Kommenden Tages, die der Anthroposophischen Gesellschaft angehören, 23 103 Stück Ak­tien (Nummernverzeichnis wird nachgeliefert) der Aktiengesellschaft Der Kommende Tag zur Verwaltung als Treuhänder überlassen worden mit der Befugnis, über die Aktien in jeder Weise frei zu verfügen, die im Sinne der Bestrebungen der Anthroposophischen Gesellschaft liegt oder die den Inter­essen dieser Gesellschaft, nach dem freien Ermessen des Herrn Dr. Steiner dienlich ist. Herr Dr. Steiner ist auch ausdriicklich berechtigt, auf die Aktien­rechte gegenüber dem Kommenden Tag zu verzichten.

Die genannte Gruppe von Aktionären des Kommenden Tages fühlt ins­besondere die moralische Verpflichtung, angesichts der gegenwärtigen schwe­ren Wirtschaftslage, einerseits die wirtschaftlichen Betriebe des Kommenden Tages von den geistigen Unternehmungen, welche zur Zeit große Zuschüsse verlangen, zu entlasten und damit den nur wirtschaftlich interessierten Aktio­nären und denjenigen Aktionären, welche einen Kapitalverlust nicht ertragen können, eine Erleichterung zu verschaffen; andererseits fühlt sie sich ver­pflichtet, die geistigen Unternehmungen des Kommenden Tages vor dem Schicksal der sofortigen Stillegung und deren Mitarbeiter vor der Entlassung zu bewahren.

#TI

II.

#TX

Herr Dr. Steiner erklärt auf Grund seiner Befugnisse als Treuhänder hier­mit, daß er für die ihm überlassenen 23 103 Stück Aktien des Kommenden Tages gegenüber dieser Aktiengesellschaft dauernd auf das Recht zum Divi­dendenbezug verzichtet. Er verzichtet auch im Falle der Liquidation oder einer sonstigen Auflösung der Aktiengesellschaft, wann auch immer eine solche ein­treten wird, auf jeden Anspruch auf einen Erlös aus der Verteilung des Ver­mögens des Kommenden Tages, vorbehaltlich der Bestimmungen unter IV dieses Vertrags.

Herr Dr. Steiner übergibt zur Sicherung dieses Abkommens dem Kommen­den Tag die genannten Aktien.

#SE260a-577

#TI

III.

#TX

Es besteht die Aussicht, daß Herrn Dr. Steiner noch eine weitere Anzahl Aktien im Sinne I dieses Vertrags überlassen werden. Wenn und soweit dies zutrifft, erklärt Herr Dr. Steiner sich bereit, auch für diese Aktien entsprechend II dieses Vertrags zu verfahren.

#TI

IV.

#TX

Der unter II und III dieses Vertrags ausgesprochene Verzicht auf den Anteil aus dem Liquidationserlös tritt insoweit und dann außer Kraft, als die in die­sem Vertrag im folgenden aufgeführten geistigen Unternehmungen trotz der Bestimmungen dieses Vertrags oder nach Ablauf dieses Vertrags in eine Liqui­dation des Kommenden Tages einbezogen werden sollten. In diesem Fall sind die verzichtenden Aktien anteilmäßig mit den übrigen Aktionären des Kom­menden Tages an dem aus den geistigen Unternehmungen sich ergehenden Liquidationserlös, jedoch nicht an dem Liquidationserlös der übrigen Unter­nehmungen des Kommenden Tages zu berücksichtigen.

#TI

V.

#TX

Der Kommende Tag erklärt sich Herrn Dr. Steiner gegenüber bereit, fol­gende Verträge zu schließen:

1. Mit dem Verein für ein freies Schulwesen (Waldorfschulverein) E. V., Stuttgart, den diesem Vertrag als Anlage 1 beiliegenden Vertrag.

2. Mit Herrn Dr. Otto Palmer, Stuttgart, den diesem Vertrag als Anlage 2 beiliegenden Vertrag.

3. Mit der Internationalen Laboratorien A.G., Arlesheim, den diesem Ver­I trag als Anlage 3 beiliegenden Vertrag.

4. Mit der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft e. V. in Dornach, den diesem Vertrag als Anlage 4 beiliegenden Vertrag.

Ferner verpflichtet sich der Kommende Tag, dem deutschen Goetheanum­fonds bei der Treuhandgesellschaft des Goetheanum Dornach m. b. H. in Stutt­gart zur Verfügung von Herrn Dr. Steiner die gesamte Einrichtung des Wis-senschaftlichen Forschungsinstituts «Der Kommende Tag» nach dem heutigen Stand und die in seinem Besitz befindlichen nom. sfr. 50 000.- Aktien der In­ternationalen Laboratorien A. G. in Arlesheim kostenlos zu Eigentum zu über­tragen.

#TI

VI.

#TX

Erfüllungsort für alle aus diesem Vertrag sich ergebenden Pflichten und Gerichtsstand für alle aus diesem Vertrag und über diesen Vertrag entstehenden Streitigkeiten ist für beide Teile Stuttgart.

Dornach, den 6. August 1924

Stuttgart

Dr. Rudolf Steiner Der Kommende Tag, Aktiengesellschaft

Leinbas

Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats und

der Generalversammlung des Kommenden Tages.


#SE260a-578

Anlage 1 zum Vertrag vom 6. August 1924:

Zwischen

der Firma Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte, Stuttgart,

einerseits und

dem Verein für ein freies Schulwesen (Waldorfschulverein) E. V., Stuttgart, andererseits

wurde heute folgender

#TI

VERTRAG

geschlossen:

1.

#TX

Der Kommende Tag verpachtet dem Waldorfschulverein das Anwesen Kanonenweg 44, 42, 44, 1, 44, III und 44, II (Waldorfschulterrain) mit insgesamt 38092 qm, mit dem alten Schulgebäude (früheres Restaurant Uhlandshöhe), dem Barackenanbau und dem freistehenden Barackenanbau, dem neu errichteten großen Schulgebäude, dem Lehrerwohnhaus und dem Gebäude des Wissenschaftlichen Forschungsinstituts, mit Wirkung ab 1. Oktober 1924 auf 30 Jahre unkündbar, also bis 1. Oktober 1954.

#TI

II.

#TX

Als Pachtzinsgegenleistung übernimmt der Waldorfschulverein die Verpflichtung, den Weiterbestand der Waldorfichule mit allen seinen Kräften zu sichern.

Der Waldorfschulverein übernimmt ferner die Verpflichtung, alle dem Kommenden Tag aus der dinglichen Belastung des Anwesens erwachsenden Verbindlichkeiten an Kapital- und Zinizahlungen und dergleichen abzudecken, sowie die Verpflichtung, alle auf dem Anwesen ruhenden Lasten und Steuern zu bezahlen und die zur ord­nungsgemäßen Verwaltung und Erhaltung erforderlichen Versicherungen und bau­lichen Maßnahmen vorzunehmen. Alles auf seine Kosten ohne Ersatzanspruch.

Auf dem Anwesen ruhen die folgenden Hypotheken:

Papiermark I 15 000.-zugunsten von Schallers Erben,

Papiermark 56 500.-zugunsten der Familie von Tessin,

Papiermark 129 090.- zugunsten des Württembergischen Kreditvereins,

Papiermark 32 923.- zugunsten desselben.

Hiegegen fließen alle Einnahmen aus Miete dem Waldorfschulverein zu.

Der Waldorfschulverein nimmt davon Kenntnis, daß auf dem Waldorfschulterrain laut Vertrag ein Baurecht des Vereins Eurythmeum E. V. und des Herrn Pastor Ruh­tenberg besteht.

Der Waldorfschulverein nimmt ferner davon Kenntnis, daß Herr Kommerzienrat Emil Molt, durch vertragliche Abmachung mit dem Kommenden Tag, zur Rückzah­lung der beiden Hypotheken des Württembergischen Kreditvereins und zur Zins-zahlung aus diesen beiden Hypotheken verpflichtet ist.

#TI

III.

#TX

Da der Waldorfschulverein sehr erhebliche Leistungen aufzubringen haben wird, ohne daß er für die nächsten Jahre mit einem ihm verbleibenden Erträgnis rechnen kann, so wird ihm für den Fall, daß das Pachtverhältnis aus irgendwelchem Grund vorzeitig gekündigt oder aufgelöst werden sollte, eine Entschädigung in Höhe von GM 300 000.- (in Worten: Dreihunderttausend Goldmark), welche im Augenblick

#SE260a-579

der vorzeitigen Beendigung fällig ist, hiermit zugesagt. Zur Sicherung dieser Ent­schädigungsforderung tritt der Kommende Tag an den Waldorfschulverein eine ihm zustehende Eigentümer-Briefgrundschuld über GM 300 000.- (in Worten: Dreihun­derttausend Goldmark), welche den Rang nach den obigen Hypotheken hat, ab. Eine Verfügung seitens des Waldorfschulvereins vor Eintritt der Fälligkeit der Entschädi­gungsforderung ist ausgeschlossen.

Die durch Eintragung der Eigentümergrundschuld und die Abtretung entstehenden Kosten übernimmt der Waldorfschulverein

#TI

IV.

#TX

Erfüllungsort für alle aus diesem Vertrag sich ergebenden Rechte und Pflichten ist für beide Teile Stuttgart.

Stuttgart, den 3. September 1924

Der Kommende Tag

Aktiengesellschaft

Leinhas Verein für ein freies Schulwesen

(Waldorfschulverein) E. V.

E. Molt

II. Vors.


Anlage 2 zum Vertrag vom 6. August 1924:

Zwischen

der Firma Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und

geistiger Werte, Stuttgart,

einerseits und

Herrn Dr. Otto Palmer, Stuttgart,

andererseits

wurde heute folgender

#TI

VERTRAG

geschlossen:

I.

#TX

Der Kommende Tag verpachtet an Herrn Dr. Otto Palmer das Anwesen Gänsheidestraße 84 und 88 mit Klinik nebst Einrichtung der Klinik und dem Wohnhaus Wilder­muth, Pischeckstr. 49, mit Wirkung ab 1. Oktober 1924 auf 30 Jahre, also bis r .0k-tober 1954. Das auf dem Anwesen befindliche Laboratoriumsgebäude ist von der Pacht ausgeschlossen.

#TI

II.

#TX

Als Pachtzinsgegenleistung übernimmt Herr Dr. Otto Palmer die Verpflichtung, den weiteren Bestand des Klinisch-therapeutischen Instituts mit allen ihm zur Ver­fügung stehenden Kräften zu sichern. Herr Dr. Otto Palmer übernimmt ferner die Verpflichtung, alle dem Kommenden Tag aus der dinglichen Belastung des Anwesens erwachsenden Verbindlichkeiten an Zinszahlungen und dergleichen abzudecken, sowie alle auf dem Anwesen ruhenden Lasten und Steuern zu bezahlen und die zur ord­nungsgemäßen Verwaltung und Erhaltung erforderlichen Versicherungen und bau­lichen Maßnahmen vorzunehmen, alles auf seine Kosten ohne Ersatzanspruch.

#SE260a-580

Es ruht auf dem Anwesen eine Hypothek von Fräulein Wildermuth im Betrag Von 1 080 000.- Papiermark.

Hiergegen fließen alle Einnahmen aus Miete und die Einnahmen aus dem Betriebe der Klinik Herrn Dr. Otto Palmer zu.

#TI

III.

#TX

Herr Dr. Otto Palmer verpflichtet sich, die Klinik nach den Weisungen des Herrn Dr. Rudolf Steiner unter der Firma «Klinisch-therapeutisches Institut Stuttgart» zu betreiben.

#TI

IV.

#TX

Wenn Herr Dr. Palmer mit Herrn Dr. Steiner dahin übereinkommt, daß das Pacht-verhältnis auf eine andere Persönlichkeit übertragen wird, so übernimmt der Korn­mende Tag die Verpflichtung, das Pachtverhältnis mit dieser Persönlichkeit fortzu­setzen.

#TI

V.

#TX

Erfüllungsort für alle aus diesem Vertrag sich ergebenden Pflichten und Gerichts­stand für alle aus diesem Vertrag und über diesen Vertrag entstehenden Streitigkeiten ist für beide Teile Stuttgart.

Stuttgart, den 13. August 1924

Dr. Otto Palmer Der Kommende Tag

Aktiengesellschaft

Leinhas

Anlage 3 zum Vertrag vom 6. August 1924:

Zwischen

der Firma Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und

geistiger Werte, Stuttgart,

einerseits und

der Internationalen Laboratorien A.G., Arlesheim,

andererseits

wurde heute folgender

#TI

VERTRAG

geschlossen:

1.

#TX

Der Kommende Tag verpachtet an die Internationale Laboratorien A.G. in Arlesheim das Anwesen in Schwäb. Gmünd nebst den darauf stehenden Gebäuden (chemische Fabrik, Mühle, Wohnhaus nebst allen Nebengebäuden), ferner das auf dem Anwesen Gänsheidestr. 84 in Stuttgart stehende Laboratoriumsgebäude ab 1. Oktober 1924 auf 30 Jahre, das ist bis zum 1. Oktober 1954.

#TI

II.

#TX

Der Kommende Tag überläßt der Internationalen Laboratorien A.G. in Arlesheim mit Wirkung ab 1. Oktober 1924 zu Eigentum die Einrichtung der Chemischen Werke

#SE260a-581

des Kommenden Tages in Schwäb. Gmünd, des Laboratoriums in Stuttgart, Gäns­heidestr. 84, und der Versandabteilung des Kommenden Tages nebst allen mit dem Betrieb dieser drei Abteilungen des Kommenden Tages verbundenen Rechte und pflichten (Rezepte, Warenzeichenrechte etc.), ferner alle in den Chemischen Werken und im Laboratorium sowie der Versandabteilung vorhandenen Vorräte an Roh­stoffen, Halb- und Fertigfabrikaten, sowie Verpackungsmaterial aller Art, mit der Verpflichtung, die Fabrikation und den Vertrieb von Heilmitteln und kosmetischen Präparaten ab 1. Oktober 1924 auf eigene Rechnung und im eigenen Namen zu be­treiben. Die in den drei Abteilungen vorhandenen Kassabestände, Bank- und Post­scheckguthaben, sowie Debitoren und Kreditoren, werden seitens der Internationalen Laboratorien A.G. nicht übernommen.

#TI

III.

#TX

Als Gegenleistung sowohl für die Pacht als auch für die Eigentumsübertragung gemäß I und II dieses Vertrags verpflichtet sich die Internationale Laboratorien A.G. in Arlesheim zur Zahlung von sfr. 100 000.- (in Worten: Hunderttausend Schweizer-franken), wovon sfr. 70 000.- gegen die seitens der mit der Internationalen Labora­torien A.G. fusionierten Futurum A.G. in Liq., Dornach, gegenüber dem Kommenden Tag bestehende Forderung in Höhe von sfr. 70 000.- (in Worten: Siebzigtausend Schweizerfranken) zu verrechnen sind. Der Rest von sfr. 30 000.- ist seitens der Inter­nationalen Laboratorien A.G. in drei Jahresraten á sfr. 10 000.- am 1. Juli 1925, 1. Juli 1926, 1. Juli 1927 zahlbar.

Die Internationale Laboratorien A.G. übernimmt ferner die Verpflichtung, alle dem Kommenden Tag aus der dinglichen Belastung des Anwesens in Gmünd erwachsenden Verbindlichkeiten an Kapital- und Zinszahlungen und dergleichen abzudecken, sowie die Verpflichtung, alle auf dem Anwesen ruhenden Lasten und Steuern zu bezahlen und die zur ordnungsgemäßen Verwaltung und Erhaltung erforderlichen Versicherungen und baulichen Maßnahmen vorzunehmen. Alles auf ihre Kosten ohne Ersatzanspruch. Auf dem Anwesen in Gmünd ruht folgende Hypothek:

Württ. Hypothekenbank Stuttgart Papiermark 67 000.- Hiergegen fließen alle etwaigen Einnahmen aus Miete der Internationalen Laboratorien A.G. zu.

#TI

IV.

#TX

Für den Fall, daß das Pachtverhältnis seitens des Kommenden Tages aus irgend-welchem Grund vorzeitig gekündigt oder aufgelöst werden sollte, wird der Inter­nationalen Laboratorien A.G. eine Entschädigung in Höhe von GM 50 000.- #TI

V.

#TX

Die Internationale Laboratorien A.G. in Arlesheim verpflichtet sich, den weiteren Bestand der Heilmittelfabrikation und des Heilmittelvertriebs in Deutschland zu sichern und die für diesen Vertrieb notwendigen Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen.

#SE260a-582

#TI

VI.

#TX

Erfüllungsort für alle aus diesem Vertrag sich ergebenden Pflichten und Gerichts-stand für alle aus diesem Vertrag und über diesen Vertrag entstehenden Streit igkei­ten ist für beide Teile Arlesheim.

Stuttgart, den 8. August 1924.

Arlesheim


Internationale Laboratorien A.G.

Arlesheim

J. van Leer Der Kommende Tag

Aktiengesellschaft

Leinhas


Anlage 4 zum Vertrag vom 6. August 1924:

Zwischen

der Firma Der Kommende Tag Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und

geistiger Werte, Stuttgart,

einerseits und

der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft E. V. in Dornach

andererseits

wurde heute folgender

#TI

VERTRAG

geschlossen:

I.

#TX

Der Kommende Tag ist unter den derzeitigen Verhältnissen nicht in der Lage, seine Verlagsabteilung weiterzuführen. Herr Dr. Rudolf Steiner entbindet den Kommen­den Tag von seinen vertragsrechtlichen Verpflichtungen ihm gegenüber, wogegen der Kommende Tag sämtliche Verlagsrechte an folgenden Werken:

Dr. Rudolf Steiner,

Theosophie,

Die Geheimwissenschaft im Umriß,

Die Rätsel der Philosophie,

Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens,

Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit beson­derer Rücksicht auf Schiller,

Praktische Ausbildung des Denkens,

Die Kernpunkte der sozialen Frage,

In Ausführung der Dreigliederung des sozialen Organismus,

Der Orient im Lichte des Okzidents. Die Kinder des Luzifer und die Brüder Christi,

Anthroposophie, ihre Erkenntniswurzeln und ihre Lebensfrüchte,

Der Lehrerkurs Dr. Rudolf Steiners am Goetheanum 1921,

Der Impuls zum dreigliedrigen sozialen Organismus kein «bloßer Idealismus», son­dern unmittelbar praktische Forderung der Gegenwart,

Wahrheit und Wissenschaft,

#SE260a-583

Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums,

Einleitung zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften

Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit,

Haeckel und seine Gegner,

Marie Steiner,

Aphoristisches zur Rezitationskunst,

L. Kolisko, Milzfunktion und Plättchenfrage,

Physiologischer und physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten,

Dr. Guentber Wachsmuth, Die ätherischen Bildekräfte in Kosmos, Erde und Mensch,

einschließlich der am s. Oktober 1924 vorhandenen Bestände dieser Werke an die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft E. V. überträgt. Die nicht fertiggestellten Auflagen werden in demjenigen Herstellungizustand, in welchem sie sich am s. Okto­ber 1924 befinden, übergeben. Die Lieferung erfolgt ab Stuttgart.

#TI

II.

#TX

Die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft E. V. in Dornach verpflichtet sich, an den deutschen Goetheanumfonds bei der Treuhandgesellschaft des Goetheanum Dornach m.b.H. in Stuttgart den Betrag von

sfr. 30 000.- (Dreißigtausend Schweizerfranken)

in zehnjährigen Raten á sfr. 3000.- zu zahlen. Die erste Rate ist am 1. Juli 1925 fällig, die weiteren Raten sind jeweils am s. Juli der folgenden 9 Jahre zahlbar.

#TI

III.

#TX

Erfüllungsort für alle aus diesem Vertrag sich ergebenden Pflichten und Gerichts­stand für alle aus diesem Vertrag und über diesen Vertrag entstehenden Streitigkeiten ist für beide Teile Dornach.


Stuttgart, den 6. August 1924

Dornach

Allgemeine Anthroposophische

Gesellschaft E. V., Dornach

Abt.: Philosophisch-Anthropo-

sophischer Verlag

Dr. Rudolf Steiner

Vorsitzender

Dr. J. Wegman

Schriftführer Der Kommende Tag

Aktiengesellschaft

Leinhas

Vorbehaltlich der Zustimmung des

Aufsichtsrats und der Generalver-

sammlung des Kommenden Tages


6. August 1924, Brief E. Leinhas' an R. Steiner (siehe Beilage S. 32)

#SE260a-584

#TI

KAUFVERTRAG

Zwischen

Frau Dr. Marie Steiner, geb. von Sivers, Witwe des verstorbenen Herrn Dr. Rudolf Steiner, in Dornach,

als Verkäuferin

und

der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, in Dornach, handelnd durch ihren Vorstand,

als Käuferin

wird anmit folgender Vertrag abgeschlossen:

#TX

1. Der im Handelsregister des Bezirks Dorneck bereits als Unterabteilung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft eingetragene, jedoch dem Eigentumsrechte nach noch der Frau Dr. Steiner zustehende, Philosophisch­-Anthroposophische Verlag in Dornach wird käuflich übertragen an die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft.

2. Der von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft als Käu­ferin für diese Übereignung zu bezaMende Kaufpreis wird bestimmt auf Fr. 180 000.- (hundertachtzigtausend Franken). Derselbe ist zahlbar auf das Ableben der Verkäuferin Frau Dr. Steiner und ist bis dorthin unverzinslich, vom Todestage hinweg jedoch mit 5 % zu verzinsen.

3. Die Verkäuferin Frau Dr. Steiner behält sich am Kaufsobjekte das lebens­längliche, unbeschränkte und unentgeltliche Nutznießungsrecht vor, und es wird ihr dasselbe von der Käuferin zugestanden in dem Sinne, daß der Ver­käuferin Frau Dr. Steiner bis zu ihrem Ableben die alleinige Leitung und Ver­waltung des Verlages zusteht und die Einkünfte aus demselben ausschließlich und allein ihr zufallen.

4. Der Verkäuferin Frau Dr. Steiner wird von der Käuferin Allgemetne Anthroposophische Gesellschaft für die Unterabteilung «Philosophisch-An­throposophischer Verlag» Procura mit Berechtigung zur Einzel-Unter­schrift erteilt.

5. Der Verkäuferin Frau Dr. Steiner wird von der Käuferin Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft am Kaufsobjekte ein Rückkaufsrecht zum nämlichen, oben unter Ziff. 2 vereinbarten Preise eingeräumt, welcher Preis im Falle der Ausübung des Rückkaufsrechtes mit dem von der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft geschuldeten Kaufpreise zur Verrechnung kommt; das heißt das Kaufsobjekt geht in diesem Falle frei wieder an die Verkäuferin Frau Dr. Steiner über, und die Käuferin Allgemeine Anthroposo­phische Gesellschaft wird von ihrer Pflicht zur Zahlung des Kaufpreises libe­riert.

#SE260a-585

Dieses Rückkaufsrecht wird zunächst auf die Dauer von zehn Jahren be­stellt; die Käuferin Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft verpflichtet sich aber jetzt schon, dasselbe auf Verlangen der Verkäuferin Frau Dr. Steiner jeweilen rechtzeitig vor Ablauf wieder auf eine gleichlange Zeitdauer zu erneuern.

Das Rückkaufsrecht besteht nur zugunsten der Verkäuferin Frau Dr. Steiner persönlich und erlischt in jedem Falle mit ihrem Ableben.

6. Wenn im Zeitpunkte einer allfälligen Ausübung des Rückkaufsrechtes der Lagerbestand des Verlages durch Handlungen, welche nicht Frau Dr. Stei­ner als Verlagsleiterin, sondern die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft

als solche zu vertreten hätte, gegenüber dem heutigen, durch besondere Inven­tursaufnahme festgestellten Werte reduziert wäre, so hat die Allgemeine An­throposophische Gesellschaft der Frau Dr. Steiner diesen Minderwert in bar zu vergüten.

7. Bezüglich der Steuern wird vereinbart, daß inskünftig die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft die Vermögenssteuer ab dem Kapitalwert des Verlages, Frau Dr. Steiner dagegen die Einkommenssteuer ab den aus dem­selben bezogenen Einkünften zu bezahlen hat.

Dornach, den 16. Dezember 1925


Marie Steiner Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft

Albert Steffen, Vorsitzender

Dr. J. Wegman, Schriftführer

Beglaubigung

Die Echtheit der vorstehenden, heute in meiner Gegenwart von den Unterzeichnern anerkannten Unterschriften der mir persönlich bekannten:

1. Frau Marie Steiner geb. von Sivers

2. Herr Albert Steffen,

Vorsitzender der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft,

3. Frau Dr. Ita Wegman,

Schriftführer der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft wird anmit beglaubigt.

Dornach, den 1.Mai 1926


(Gebührenmarke und Stempel) Ammannamt:

Krauß

CHRONIK 1924 - 1925

G260a-1987-SE587 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung


#TI

CHRONIK

1924 - 1925

#TX

Wie ist es doch so schwer, von diesem Leben zu erzählen... Am besten wäre es vielleicht, in der Weise schlichter, alter Chroniken zu verzeichnen, was täglich geschehen ist. Die Welt würde staunen vor der Fülle dieser Leistungen und vielleicht nicht glauben, daß sie den Tatsachen entspricht.

Marie Steiner, Aus Rudolf Steiners Leben und Tod. 1925

Quellen: Publikationen, Broschüren und Zeitschriften, sowie unveröffentlichte Dokumente aus dem Archiv der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung. Zu be­rücksichtigen ist, daß bei der Fülle und Vielgestaltigkeit der Ereignisse jener Zeit und der aktiven Mitwirkung so vieler Menschen manches überhaupt nicht festgehalten wurde. Jedoch das, was bisher in einer weit zerstreuten Literatur niedergelegt ist und was an Unveröffentlichtem dem Archiv vorliegt oder zu­gänglich gemacht wurde, ist in Form dieser Chronik zusammengefaßt worden, die selbstverständlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt und mit der Zeit ergänzt werden kann, wenn noch weiteres Material zugänglich wird.

#SE260a-589

#TI

JANUAR 1924

Dornach, Bern, Dornach, Zürich, Dornach

#TX

Rudolf Steiner hält 38 Vorträge bzw. Ansprachen, verbunden mit den entsprechenden Reisen, schreibt die wöchentlichen Aufsätze für die Zeitschriften «Goetheanum» und «Nachrichtenblatt», besucht die Klinik in Arlesheim und die Fortbildungsschule am Goetheanum (später «Friedwartschule»). Daneben finden Sitzungen und Besprechungen aller Art statt, u. a. erledigt er jeden Vormittag, 11 Uhr, mit Dr. Wachsmuth die Korrespondenz und trifft «in der intensiven Arbeit von einer halben bis einer Stunde eine Fülle von Entscheidungen ... Wenn ich morgens mit der Korrespondenzmappe in sein Atelier trat, hatte er meist schon eine Reihe von Besuchern empfangen oder war mit­ten im Verfassen eines Aufsatzes, oder er schnitzte gerade an der in diesem Arbeitsraum aufgerichteten Holzstatue, modellierte oder malte, hatte Bespre­chungen oder schrieb.» (Wachsmuth, Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken). Jede Woche - sofern Rudolf Steiner in Dornach war - fand eine Vorstands­sitzung zwischen 22 und 2 Uhr nachts statt zur Besprechung aller laufenden Angelegenheiten. (Lt. Brief Marie Steiners vom 19. März 1924.)

Ferner finden in diesem Monat neun Eurythmieaufführungen der Goethe­anumgruppe statt, bei deren Proben und Programmgestaltung, sowie bei den Aufführungen durch einleitende Worte er ebenfalls mittätig ist und für die er viele Formen macht*.

1.-23. in Dornach

Di. 1. Schlußtag der Weihnachtstagung zur Begründung der [Allgemeinen] Anthroposophischen Gesellschaft unter Rudolf Steiners Vorsitz mit 700 bis 800 Teilnehmern:

8.30 Uhr, Glashaus: Innerhalb der ersten Veranstaltung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft 2. Besprechung mit praktizierenden Ärzten. (GA. Nr. 314)

10 Uhr, Schreinerei: Fortsetzung und Abschluß der Gründungsver­sammlung. Rudolf Steiner entwirft bei seinen Ausführungen (in Fortsetzung derjenigen vom 31.12.23) über den Wiederaufbau des Goetheanums in einer farbigen Tafelzeichnung die Grundform des im Betonmaterial gedachten neuen Baues. (GA. Nr. 260)

16.30 Uhr, Schreinerei: Begrüßungsworte Dr. Steiners zu dem gesel­ligen Beisammensein, bei welchem sich bei ihm plötzlich Vergiftungserscheinungen zeigen. «Am letzten jener Tage, dem 1. Januar 1924, erkrankte er schwer und ganz plötzlich. Es war wie ein Schwert-

- - -

* Von diesen sind hier nur die auf den Tag genau datierten nachgewiesen. Verzeich­nis sämtlicher Formen in «Die Entstehung und Entwickelung der Eurythmie» (GA. Nr. 277a, und «Bibliographische Übersicht. Das literarische und künstlerische Werk von Rudolf Steiner»).

GA. Nr. = Gesamtausgabe Bibliographie-Nummer, siehe Seite 699.

#SE260a-590

#TI

Januar 1924

#TX

Di. 1. hieb, der sein Leben traf bei jener geselligen Zusammenkunft, die verbunden war mit einer Teebewirtung und dazugehörigen Zutaten, auf dem Programm als verzeichnet. Trotzdem ist er bis zum 28. September, dem Tage, da er zum letzten Male zu uns sprach, unausgesetzt und bis zum Übermaß tätig gewesen.» (Marie Steiner, Vorwort zu «Die Weihnachtstagung.. », GA. Nr.260).

«Etwas hatte sich auf dem Rout des 1. Januar ereignet, WOvon er selbst sagte: Ich bin vergiftet. - Aber die Willenskräfte Dr. Steiners überwanden in täglicher ununterbrochener Arbeit auch dieses.» (Ma­rie Steiner, Manuskript)

«Hunderte von Menschen standen und saßen beieinander, plauder­ten, tranken Tee usw.: Höchst harmlos; und dennoch hatte der Oberton dieser Geselligkeit, wenn man tiefer lauschte, etwas Zerstören­des.» (Albert Steffen, Goetheanum 24.1.26)

20.30 Uhr, Schreinerei: Letzter (9.) Vortrag des Weihnachtstagungszyklus «Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes», GA. Nr. 233, mit den Abschiedsworten an die Teilnehmer der Tagung, «von der Kraftvolles, Wichtiges für die anthroposophische Bewegung ausge­hen soll»: «... Wie es gestern Jahresfrist war, daß wir hinschauten auf die züngelnden Flammen, die uns das alte Goetheanum verzehr­ten, so dürfen wir schon heute - da wir, selbst als die Flammen drau­ßen brannten, uns hier nicht stören ließen in der Fortsetzung der Arbeit vor einem Jahre - so dürfen wir wohl heute schon darauf hoffen, daß wir, wenn das physische Goetheanum dastehen wird, so gearbeitet haben werden, daß das physische Goetheanum bloß das äußere Symbolum ist für unser geistiges Goetheanum, das wir mit als Idee nehmen wollen, wenn wir jetzt in die Welt hinausgehen. Den Grundstein haben wir hier gelegt. Auf diesem Grundstein soll das Gebäude errichtet werden, dessen einzelne Steine sein werden die Arbeiten, die in allen unseren Gruppen nun von den einzelnen draußen in der weiten Welt geleistet werden.» - Er weist noch dar­auf hin, daß er jetzt mit Frau Dr. Wegman als Helferin das ganz aus der Anthroposophie kommende medizinische System ausarbeitet und daß in Bälde eine «möglichst intime Verbindung» des Goethea­nums mit dem Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim her­gestellt werden soll. - Mit dem von Rudolf Steiner zum letztenmal gesprochenen Grundsteinlegungsspruch schließt der Vortrag. Es fol­gen Worte des Dankes durch Louis Werbeck, Hamburg, an welche Rudolf Steiner noch die Worte anschließt: «Ich hätte manches Wort, das ich aussprechen mußte in dieser Tagung, wohl nicht aussprechen können in der Form, wie es geschehen ist, und ich dürfte auch die schönen Worte des lieben Freundes Werbeck nicht ohne weiteres ent­gegennehmen, wenn sich das alles beziehen würde auf eine schwache

#SE260a-591

#TI

Januar 1924

#TX

Persönlichkeit. Denn diese Dinge dürfen sich eigentlich innerhalb unserer Kreise nicht auf eine bloße Persönlichkeit beziehen. Aber meine lieben Freunde, was hier geschehen ist, ich weiß es, ich durfte es sagen, denn es ist gesagt worden unter voller Verantwortung im Aufblicke zu dem Geist, der da ist und sein soll und sein wird der Geist des Goetheanum. In seinem Namen habe ich mir in diesen Tagen manches Wort zu sprechen erlaubt, das nicht so stark hätte ausfallen dürfen, wenn es nicht im Hinaufblick zu dem Geiste des Goetheanum, zu dem guten Geiste des Goetheanum, gesprochen wor­den wäre. Und so lassen Sie mich auch denn diesen Dank entgegen­nehmen im Namen des Geistes des Goetheanum, für den wir wirken, streben, arbeiten wollen in der Welt.» (GA. Nr.260.)

Mi. 2.-Mi. 9. Kursus für die medizinische Sektion: 8 Vorträge für jüngere Ärzte und Medizinstudierende (GA. Nr.316).

Mi. 2. Die Weihnachtstagungsteilnehmer reisen größtenteils von Dornach wieder ab.

10 Uhr, Glashaus: 3. Besprechung mit praktizierenden Ärzten (GA.Nr.314).

Vormittags, Glashaus: 1. Vortrag des medizinischen Kurses.

19 Uhr, Schreinerei: Erste Eurythmie-Aufführung im neuen Jahr (Wiederholung des Programms vom 30.12. mit «Olaf Ästeson»).

Do. 3. Vormittags, Glashaus: 2. Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr. 316).

Fr. 4. R. Steiner macht eine neue Ton-Eurythmieform für ein Händelstück.

Vormittags, Glashaus: 3. Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr.316).

Fr. 4.-So. 13. Jeweils freitags, samstags und sonntags Fortsetzung der allge­meinen Mitgliedervorträge (GA. Nr. 233).

20 Uhr, Schreinerei: 1. dieser Mitgliedervorträge «im Anschluß an dasjenige, was ich Ihnen vorzubringen hatte in dem Kursverlauf während unserer Weihnachtstagung». 6 Vorträge über «Mysterienstätten des Mittelalters, Rosenkreuzertum und modernes Ein­weihungsprinzip» (in GA. Nr.233).

Sa. 5 . Vormittags, Glashaus: 4. Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr.316).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners.

20 Uhr, Schreinerei: 2. allgemeiner Mitgliedervortrag über Myste­rienstätten des Mittelalters (GA. Nr.233).

#SE260a-592

#TI

Januar 1924

#TX

So. 6. Im G.* Nr.22 erscheint die 5. Fortsetzung von Mein Lebensgang», ferner eine «Resolution» der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz, daß sie zu Weihnachten bei der Gründungsversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft einmütig ihre Dankbarkeit und Begeisterung zum Ausdruck gebracht habe, daß das dem Kulturleben der ganzen Menschheit dienende Goetheanum wiederum in der Schweiz errichtet werden darf.

Vormittags, Glashaus: 5 . Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr. 316) mit Ausführungen über die Weihnachtstagung (siehe Seite 168).

17 Uhr, Schreinerei: Aufführung des Dreikönigsspiels mit An­sprache Rudolf Steiners (GA. Nr.274). Es wurde dies die letzte Ansprache, die Rudolf Steiner den jährlichen Weihnachtsspielen vor­anstellte, und bei welcher er sagte: «... Ich selber lernte diese Weih­nachtsspiele ... kennen vor etwa, ich kann sagen, 40 Jahren ... bei meinem alten Freund und Lehrer Karl Julius Schröer ..., und dazu­mal vor 40 Jahren habe ich diese unendliche Liebe zu diesen wunder­baren Weihnachtsspielen gefaßt, und ich glaube tatsächlich, daß etwas Schönes erhalten werden kann, wenn man sie da, wo man Ge­legenheit hat, wieder spielt.»

20 Uhr, Schreinerei: 3. allgemeiner Mitgliedervortrag über Myste­rienstätten des Mittelalters (GA. Nr.233).

Zu Beginn Worte des Gedenkens für die verstorbene Norwegerin und frühere Mitarbeiterin am ersten Bau, Georga Wiese (in GA. Nr.261).

Um den 6. Januar: «am Schluß der Weihnachtstagung, und an der Schwelle des neuen Arbeitsjahrs, die dreizehn Tage, die er uns ge­lehrt hat zu verstehen, waren gerade vorüber», erlebt Marie Steiner an Rudolf Steiner «ein todwundes Auge, das Auge eines zu Tode Getroffenen, der sich die letzte Frage stellt. Die Tiefe dieses Auges ließ mich erschauern. Aber verweilen bei diesem Blicke durfte man nicht, hinaus, hinweg ging es in zusammengedrängter Eile.» (Marie Steiner, Erinnerungen I.)

Mo. 7. 9 Uhr, Schreinerei: 1. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr. 352).

Die Vorträge finden jeweils morgens 9 Uhr innerhalb der Arbeitszeit statt, in der Regel wöchentlich, zumeist mittwochs und / oder samstags.

- - -

* G. = «Das Goetheanum. Internationale Wochenschrift für Anthroposophie und Dreigliederung». Erscheinungstag jeweils Sonntag, wird jedoch bereits freitags aus­gegeben. Seit 9. Dezember 1923 erschienen darin in wöchentlichen Fortsetzungen bis zu seinem Tode die Darstellungen Rudolf Steiners «Mein Lebensgang» (GA. Nr. 28). Nach Erscheinen des 1. Kapitels schreibt er darüber an Marie Steiner am 13.12.23:

«Im Goetheanum habe ich begonnen, meine Memoiren zu veröffentlichen ... Ich fühle mich, indem ich diese Lebensbeschreibung schreibe, wie von der Erde abgereist.»

#SE260a-593

#TI

Januar 1924

Durch Rudolf Steiners Reisen wird dieser Turnus jedoch des öfteren durchbrochen.

Vormittags, Glashaus: 6. Vortrag des med. Kurses (GA. Nr.316).

Di. 8. Vormittags, Glashaus: 7. Vortrag des med. Kurses (GA. Nr.316).

Mi. 9. 9 Uhr, Schreinerei: Aussprache mit den Arbeitern über Vorfälle, die zu Mißstimmungen geführt hatten. Anschließend im Glashaus: 8. (letzter) Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr.316). Nach Schluß des Vortrages fordert Rudolf Steiner die drei jungen Gasthörer aus Jena: Franz Löffler und Siegfried Pickert, die dort in heilpädagogischen Zusammenhängen stehen, sowie Albrecht Strohschein, Psychologiestudent und nachmaliger Heilpädagoge, auf, morgen um 10 Uhr in sein Atelier zu kommen.

19 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners.

Do.10. 10 Uhr, Schreinerei (Atelier): Besprechung mit den drei jungen Freunden aus Jena über heilpädagogische Fragen. Diese Besprechung führt im weiteren zum Heilpädagogischen Kursus als Grundlage der anthroposophischen Heilpädagogik.

Vorstandssitzung. Vermutliche Darlegung des Entwurfes einer «Ge­schäftsordnung» (siehe Beilage).

Fr. 11. 11 Uhr, Basel: Rudolf Steiner hält die Trauerrede bei der Krema­tion von Georga Wiese (in GA. Nr. 261).

20 Uhr, Schreinerei: 4. allgemeiner Mitgliedervortrag über Myste­rienstätten des Mittelalters (in GA. Nr.233).

Sa. 12. 9 Uhr, Schreinerei: Fortsetzung der Aussprache vom 9. mit den Arbeitern.

20 Uhr, Schreinerei: 5. allgemeiner Mitgliedervortrag über Myste­rienstätten des Mittelalters (in GA. Nr.233).

So. 13. Im G. Nr.23 erscheint die 6. Fortsetzung von «Mein Lebensgang».

Als Beilage erscheint die erste Nummer des neuen allgemeinen Ge­sellschaftsorgans = Nachr * mit dem Aufsatz Rudolf Steiners «Die Bildung der [a]llgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die

Weihnachtstagung 1923» mit dem Gesellschaftsstatut und dem Grundsteinlegungsspruch (siehe Seite 27 f.).

- - -

* Nachr. = «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder», meist Nachrichten- oder Mitteilungsblatt genannt (siehe Beilage) .

#SE260a-594

Januar 1924

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 6. (letzter) Vortrag der allgemeinen Reihe über Mysterienstätten des Mittelalters (in GA. Nr.233), mit welcher das bei der Weihnachtstagung Ausgeführte ergänzt werden sollte.

Am Schluß Ankündigung einer Eurythmie-Vorstellung für Mitt­woch, 19.30 Uhr, «die eigentlich, ja, wie soll ich sagen, ein Zwilling sein wird, eine Zwillings-Eurythmie-Vorstellung» als «Abschieds-vorstellung» zweier Eurythmistinnen. «Sie werden freundlichst aufgefordert, bei dieser Zwillings-Abschiedsvorstellung nächsten Mitt­woch, 1/28 Uhr zu erscheinen.»

Mo. 14. Der erste Büchertransport des Phil.-Anthr. Verlages trifft ein.

Mi. 16. 9 Uhr, Schreinerei: Fortsetzung der Aussprachen vom 9. und 12. mit den Arbeitern.

19.30 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

Do. 17.- Sa. 19. Rudolf Steiner malt als Schulungsskizze für die Malkurse von Henni Geck am Goetheanum das Eurythmie -Programm «Der Mon­denreiter» (Traumlied von Olaf Åsteson), Aquarell, sowie eine da­zugehörige Pastellskizze.

Fr. 18. 20 Uhr, Schreinerei: Grundlegender Vortrag Sa. 19. 9 Uhr, Schreinerei: 2. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.352).

20 Uhr, Schreinerei: 1. der nunmehr folgenden neun allgemeinen Freitag-Samstag-Sonntag-Mitgliedervorträge «Anthr9posophie, eine Einführung» (GA. Nr.234) - der ersten Auflage war von Marie Steiner dem Titel noch beigefügt: «in die anthroposophische Welt­anschauung und eine Zusammenfassung dessen, was im Laufe von 21 Jahren von Rudolf Steiner innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft entwickelt worden ist.» Nach Rudolf Steiner soll damit zugleich «eine Anleitung» gegeben werden «für die Art, wie man vor der Welt heute Anthroposophie vertreten kann» (ab 5. Auflage 1981 «Anthroposophie, eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren»). Zu Beginn kurze Ausführungen über die Weihnäihts­tagung (siehe Seite 169).

So. 20. Im G. Nr.24 erscheint die 7. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.2 beginnt Rudolf Steiner unter der Bezeichnung «An die Mitglieder!» seine Ausführungen über die Bedingungen eines anthroposophischen

#SE260a-595 &&

Januar 1924

Gesellschaftslebens (siehe Seite 38) sowie über Freie Hochschule für Geisteswissenschaft» (siehe Seite 107). Ferner

Mitteilung (siehe Seite 409 und Beilage).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung (Programm für Bern und Zürich).

20 Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag von Schlußbemerkung: Sa. 20. Werkzeichnung des Baubüros für das im Bau befindliche Bücher­magazin («Verlagsbau»).

Mo.21. 20 Uhr, Glashaus: Generalversammlung des Zweiges am Goethe­anum, auf Grund der neuen Gesellschaftskonstitution unter Leitung Rudolf Steiners (siehe Seite 410).

Der zweite Büchertransport des Phil.-Anthr. Verlages trifft ein.

Mi. 23. 9 Uhr, Schreinerei: 3. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr. 352).

20.30 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

25. und 26. in Bern

Es ist dies der erste von den insgesamt 81. Karmavorträgen des Jah­res 1924, wovon 50 auf Dornach entfallen.

Sa. 26. 20 Uhr, Berner Stadttheater: Öffentliche Eurythmie-A.ufführung unter Leitung Marie Steiners. Im Teil 1: A.rielszene aus Faust II mit Musik von Jan Stuten und mit Edwin Froböse vom Zürcher Schau­spielhaus als Faust. Einleitende Worte R. Steiners (in GA. Nr.277).

So. 27. in Dornach

Im G. Nr.25 erscheint die 8. Fortsetzung «Mein Lebensgang».

#SE260a-596

#TI

Januar 1924

#TX

In Nachr. Nr.3: Brief an die Mitglieder «Das rechte Verhältnis der

Gesellschaft zur A.nthroposophie» (siehe Seite 4 1) sowie Hochschule für Geisteswissenschaft» (siehe Seite 1.09) und «Über die

Führung dieses Nachrichtenblattes und den Anteil der Mitglieder

daran» (siehe Seite 1.63).

20 Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag von «A.nthroposophie, eine Zusam­menfassung (GA. Nr.234) mit der Schlußbemerkung: «Nun, damit habe ich Ihnen den dritten der Vorträge gegeben, meine lieben Freunde, durch die ich eigentlich nur andeuten wollte, wie der Ton sein soll in der Anthroposophie. Wir werden nun beginnen, die Kon­stitution des Menschen in etwas anderer Weise zu schildern, als es in meiner «Theosophie» gewesen ist, und aufbauen eben eine an­throposophische Wissenschaft, eine anthroposophische Erkenntnis aus den Fundamenten heraus. Sehen Sie die drei Vorträge, die ich bisher gehalten habe, gewissermaßen als Probe an, wie anders als das ge­wöhnliche Bewußtsein spricht dasjenige Bewußtsein, das in die wirk­liche Wesenheit der Dinge hineinführt. - Ich bitte Sie also, am näclt­sten Mittwoch um 8 Uhr sich zu versammeln, damit ich dann über die weitere Konstitution der Gesellschaft spreche.»

28. und 29. in Zürich

Mo. 28. Züricher Zweig: 2. Karmavortrag 1.924 (GA. Nr. 240) mit Aus­führungen über die Weihnachtstagung und Ankündigung von Leit­sätzen im Nachrichtenblatt (siehe Seite 173).

Di. 29. 20 Uhr, Züricher Stadttheater: Öffentliche EurythmieAufführung (Berner Programm) mit einleitenden Worten Rudolf Steiners.

30. und 31. in Dornach

Mi. 30. 20 Uhr, Schreinerei: Vortrag über die Einrichtung der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft in Fortführung des am 18. Januar Ausgeführten (siehe Seite 112).

Rudolf Steiner beginnt mit den Worten:

Do. 31.. Vorstandssitzung.

Ohne Tagesdatum:

Druck der von R. Steiner entworfenen Mitgliedskarte (siehe Beilage).

#SE260a-597

#TI

FEBRUAR 1924

Dornach, Stuttgart, Dornach

#TX

Rudolf Steiner hält 35 Vorträge bzw. Ansprachen, schreibt die wöchentlichen Aufsätze für das Goetheanum und das Nachrichtenblatt, besucht die Klinik in Arlesheim und die Fortbildungsschule in Dornach, bei seinen Stuttgarter Auf-enthalten auch die dortige Klinik und Schule*. Daneben finden noch Sitzungen und Besprechungen aller Art statt. Für die sechs Eurythmie Aufführungen der Goetheanum-Gruppe trägt er ebenfalls wie immer bei.

Nach Albert Steffen (Goeth. 24.1.26) war schon im Februar fast der ganze Sommer mit Vortragsreisen besetzt.

1.- 3. in Dornach

Fr. 1. Brief an Johanna Mücke in Berlin betreffend ihre Übersiedlung nach Dornach zur Weiterführung des dahin umgesiedelten Philosophisch-Anthroposophischen Verlages, für den bereits in der Nähe des Heiz­hauses ein Haus nach Skizzen Rudolf Steiners errichtet wird.

Rudolf Steiner macht eine Eurythmie-Form für ein Tonstück von Haydn.

20 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag von Sa. 2. 9 Uhr, Schreinerei: 4. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.352).

1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 5 . Vortrag von «Anthroposophie, eine Ein­führung» (GA. Nr.234). Zu Beginn kurze Gedenkworte für den in der vorigen Nacht verstorbenen Herrn Keller aus Basel, den Dr. Steiner noch wenige Stunden vor seinem Tode besucht hatte.

So. 3. Im G. Nr.26 erscheint die 9. Fortsetzung von

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag von - - -

* Bei seinen Stuttgarter Aufenthalten in den Jahren 1919-24 arbeitete Rudolf Steiner meist pausenlos Tag und Nacht. Vgl. die Schilderung eines solchen Arbeits­tages von Herbert Hahn, Rudolf Steiner-wie ich ihn sah und erlebte, Stuttgart 1.961., und Emil Leinhas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner, Basel 1.95 0. Albert Steffen berichtet (Goeth. 24. 1.26), wie in einer Vorstandssitzung 1.924, »als Frau Dr. Steiner sagte, er lade sich zu große Lasten auf, Rudolf Steiner erwiderte: Er müßte eigentlich noch viermal mehr arbeiten».

#SE260a-598

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Februar 1.924

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Nach dem Vortrag kurze Ansprache für diejenigen, die sich zur Mit­gliedschaft für die erste Klasse gemeldet haben (siehe Seite 1.32).

5. und 6. in Stuttgart

Di. 5 . 20 Uhr, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern.

Ausführungen über die Stellung der Schule zur Gesellschaft nach deren Neubegründung durch die Weihnachtstagung (siehe Seite 426).

Mi. 6. Sitzungen, unter anderem mit dem Stuttgarter Vorstand

Abends, Landhausstraße 70: 3. Karmavortrag 1.924 bzw. 1. Stutt­garter (in GA. Nr. 240) mit Ausführungen über die Weihnachts-tagung (siehe Seite 174).

8.-29. in Dornach

Fr. 8. 20 Uhr, Schreinerei: 7. Vortrag von «Anthroposophie, eine Zusam­

menfassung (GA. Nr.234).

Sa. 9. 9 Uhr, Schreinerei: 5. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.352).

20 Uhr, Schreinerei: 8. Vortrag von

So 10. Im G. Nr.27 erscheint die 10. Fortsetzung von «Mein Lebens­gang», in Nachr. Nr.5: Brief an die Mitglieder

1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 9. (letzter) Vortrag von «Anthroposophie, eine Zusammenfassung (GA. Nr. 234) mit den Schlußworten:

Mo. 11. Rudolf Steiner macht sechs neue Ton-Eurythmieformen (Brahms, Chopin, Gluck, Schumann).

Vorstandssitzung

Johanna Mücke trifft in Dornach ein zur Weiterführung des umge­siedelten Verlages, für den vom Bauverein ein Haus erstellt wurde.

Abends, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

Mi. 13. 9 Uhr, Schreinerei: 6. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.352). Vorstandssitzung

Fr. 15. Rudolf Steiner beginnt eine neue Schulungsskizze für die Malkurse

#SE260a-599

#TI

Februar 1924

#TX

von Henni Geck am Goetheanum: das Aquarell 20.30 Uhr, Schreinerei: 1.. der insgesamt 38 Vorträge für die erste

Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, bzw. 1. der

19 Dornacher.

Sa. 16. 9 Uhr, Schreinerei: 7. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.352).

20 Uhr, Schreinerei: 4. Karmavortrag 1924 bzw. 1.. der insgesamt

50 Dornacher Karmavorträge (GA. Nr.235). Karma zu nennen.»

So. 17. Im G. Nr.28 erscheint die II. Fortsetzung von «Mein Lebens-

gang», in Nachr. Nr.6: Brief an die Mitglieder «Anthroposophische

Leitsätze»* (siehe Seite 50) und «Die Freie Hochschule für Geistes­

wissenschaft» (siehe Seite 1.43) und Mitteilung «Zur Verwaltung der

Anthroposophischen Gesellschaft» (siehe Beilage).

Weiterarbeit an der am 1. 5 . Februar begonnenen Aquarellskizze

1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­

ten Rudolf Steiners.

20 Uhr, Schreinerei: 5. Karmavortrag 1.924 bzw. 2. Dornacher

(GA. Nr.235).

Mo. 18. Weiterarbeit am Aquarell «Neues Leben» (Mutter und Kind).

Di. 19.-27. Kursus für Ton-Eurythmie innerhalb der Sektion für redende und musikalische Künste (8 Vorträge «Eurythmie als sichtbarer Ge­sang», GA. Nr.278). Den Entschluß, diesen Ton-Eurythmiekurs zu halten, faßte Rudolf Steiner <1.923 im Hause Landhausstraße 70 in Stuttgart. Dr. Steiner saß auf der Empore und hatte sich Vorfüh­rungen der Eurythmie-Schule angesehen in der Ton-Eurythmie, hauptsächlich Skalen mit Formen und Klavierbegleitung, natürlich mit den damals zur Verfügung stehenden absoluten Tönen, von denen jeder einen Takt lang durchgetragen wurde. Es wurde also gerade das Hörbare sichtbar gemacht**. Hier bemerkte nun Dr. Steiner, so ginge es nicht weiter, er werde bald einen Ton-Eurythmie­kurs halten.» (Bericht von Hans Reipert in Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Weihnachten 1965.)

- - -

* Von nun an sind alle Briefe «An die Mitglieder!» verbunden mit Leitsätzen «als Anregungen vom Goetheanum ausgegeben», die hier im weiteren nicht einzeln angeführt werden. Sie sind mit den entsprechenden dazugehörigen Briefen enthalten in dem Band «Anthroposophische Leitsätze» (GA. Nr.26).

** Nach H. Reipert soll Toneurythmie das Sichtbarmachen dessen sein, was man nicht hört, in Anlehnung an das Wort Rudolf Steiners #SE260a-600

#TI

Februar 1.924

#TX

Di. 19. ? Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag.

Mi. 20. 9Uhr, Schreinerei: 8. A.rbeitervortrag 1.924 (GA.. Nr.35 2).

? Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag des Ton~EurythmiekursesUm den 20.: zwei Gespräche Rudolf Steiners mit den beiden Prie­stern der Christengemeinschaft, Emil Bock und J. W. Klein, wovon

Do. 21. eines am 21.. nachmittags stattfindet. A.uf die Frage nach einem Namen für ihre Zeitschrift (bisher » zu nennen. , weil das ja das Zentrale bei Ihnen ist, im doppelten Sinn, im Kultus und für die Einzelseele.» Er gibt den end­gültigen Text des Konfirmationsrituals und setzt die erbetenen Vorträge über A.pokalypse auf September fest. Er erklärt, eine theo­logische Sektion könne in Dornach nicht begründet werden, weil die Christengemeinschaft souverän sein solle, jedoch könne sich ein immer engerer Zusammenhang mit Dornach ergeben. «Die Verbin­dung mit der A.nthroposophie werde sehr viel enger auf die Dauer werden.» Er verspricht noch die Zusendung des Rundhriefes der all­gemeinen anthroposophischen Sektion, zu denen es jedoch nicht mehr gekommen ist. (Aus einer unveröffentlichten Niederschrift.)

? Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag des Ton-Eurythmiekurses «Euryth­mie als sichtbarer Gesang» (GA. Nr.278).

Fr. 22. 1 1. Uhr, Haus de Jaager (ohne Rudolf Steiner): letzte Versammlung des «Vereins Kolonie am Goetheanum» in Liq. Der Verein wurde laut Beschluß vom 23. 12. 1.923 vom ? Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Ton-Eurythmiekurses

20.30 Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Sa. 23. 9 Uhr, Schreinerei: 9. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr. 352).

? Uhr, Schreinerei: s. Vortrag des Ton-Eurythmiekurses «Euryth­mie als sichtbarer Gesang» (GA. Nr.278).

20 Uhr, Schreinerei: 6. Karmavortrag 1.924 bzw. 3. Dornacher (GA. Nr.235).

So. 24. Im G. Nr.29 erscheint die 12. Fortsetzung von «Mein Lebens-gang», in Nachr. Nr.7: Brief an die Mitglieder «Erkenntnisstreben und Wille zur Selbstzucht» (siehe Seite 52) und «Die Freie Hoch­schule für Geisteswissenschaft» (siehe Seite 144).

#SE260a-601

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Februar 1924

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Ferner Liste der Generalsekretäre und Landesgeselischaften sowie der Einzelgtuppen der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft.

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung Es werden fünf neue Gedichte von Albert Steffen vorgeführt.

20 Uhr, Schreinerei: 7. Karmavortrag 1.924 bzw. 4. Dornacher

(GA. Nr. 235).

Mo. 25. Schreiben an die Futurum-Aktionäre: Appell an diejenigen Aktio­näre, die hierzu in der Lage sind, Futurum -Aktien dem Verein des Goetheanum zur Verfügung zu stellen, um dadurch die Fusion zwi­schen der Futurum AG in Liq. und der Internationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG zu erleichtern und die beabsichtigte Eingliederung der Klinik in den Goetheanum­Zusammenhang zu ermöglichen (siehe Seite 441.).

(Rudolf Steiner erhielt daraufhin bis Mitte März genügend Zusagen, so daß er bei den außerordentlichen Generalversammlungen der bei­den Gesellschaften darüber verfügen kann. Vgl. hierzu unterm 24. und 25. März 1924.)

? Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag des Ton-Eurythmiekurses «Euryth­mie als sichtbarer Gesang» (GA. Nr.278).

Di. 26. Weiterarbeit am Aquarell «Neues Leben» (Mutter und Kind).

Schreinerei: 7. Vortrag des Ton-Eurythmiekurses «Eurythmie als sichtbarer Gesang» (GA. Nr.278), mit dem Hinweis, daß von Heil­Eurythmie auch bei der Ton-Eurythmie gesprochen werde.

Mi. 27. 9 Uhr, Schreinerei: 10. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.352).

? Uhr, Schreinerei: Letzter (8.) Vortrag des Ton-Eurythmiekurses

Do. 28. Im Malunterricht an der Fortbildungsschule malt Rudolf Steiner die Pastellskizze «Madonna». «Diese Malerei entstand am 28. Februar 1.924, und am 27. Februar war der sogenannte Ton-Eurythmiekursus beendet worden . . . Etwas von dieser eurythmischen Musikalität schwingt in dem Bilde mit . . . Rudolf Steiner hatte vor, die gleiche Skizze noch einmal in Wasserfarben auszuführen, wozu es nicht mehr gekommen ist.» (Marie Groddeck, Die Schulskizzen von Rudolf Steiner, Dornach 1959.)

Do. 28. und Fr. 29.

Rudolf Steiner beendet das Aquarell

Fr. 29. 20.30 Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

#SE260a-602

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MÄRZ 1924

Dornach, Stuttgart, Prag

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Rudolf Steiner hält 30 Vorträge bzw. Ansprachen, verbunden mit den ent-sprechenden Reisen, die meist nachts erfolgen, und schreibt die wöchentlichen Aufsätze. Daneben die schon genannten Tätigkeiten. Es finden neun Euryth­mie-A.ufführungen der Goetheanum-Gruppe statt, zu denen er wie immer beiträgt. Es entsteht auch das Modell für den neuen Goetheanum-Bau.

1.-25. in Dornaob

Sa. 1. 9 Uhr, Schreinerei: 11. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20 Uhr, Schreinerei: 8. Karmavortrag 1924 bzw. 5. Dornacher (GA. Nr.235).

So. 2. Im G. Nr.30 erscheint die 13. Fortsetzung von

1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 9. Karmavortrag 1924 bzw. 6. Dornacher (GA. Nr.235).

Vor Beginn des Vortrages Bericht (S.180) über eine Versammlung

der Jugend am Goetheanum am 28. Februar, die sich schriftlich an den Vorstand wandte hinsichtlich der angekündigten Jugendsektion.

Mi. 5 . 9 Uhr, Schreinerei: 12. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

Do. 6. Rudolf Steiner unterzeidinet den Kaufvertrag zwischen der Kom­menden Tag AG, Stuttgart, und dem Goetheanum, betreffend die Übernahme der biologischen Abteilung des wissenschaftlichen For­schungsinstitutes in Stuttgart an das Goetheanum (siehe Seite 573).

Fr. 7. 20.30 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Sa. 8. 9 Uhr, Schreinerei: 13. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20 Uhr, Schreinerei: 10. Karmavortrag 1924 bzw. 7. Dornacher (GA. Nr.235).

So. 9. Im G. Nr.31 erscheint die 14. Fortsetzung von 1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

#SE260a-603

März 1924

20 Uhr, Schreinerei: II. Karmavortrag 1924 bzw. 8. Dornacher

(GA. Nr.235).

Di. I 1. Der erste Rundbrief der medizinischen Sektion wird von Dr. Ita Wegman und Dr. Steiner verschickt, mit der Ankündigung eines medizinischen Kursus für Ostern.

Mi.12. 9 Uhr, Schreinerei: 14. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

Do. 1 3. Brief an Walter Schiller in Prag, betreffend die dortigen Veranstal­tungen Ende März/Anfang April.

Besprechung Rudolf Steiners mit Vertretern der Dornacher Jugend

übe; die Begründung einer Jugendsektion.

Fr. 14. Spruch Rudolf Steiners zum Geburtstag von Marie Steiner.

20.30 Uhr, Schreinerei: 5. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Sa. 15. 9 Uhr, Schreinerei: 15. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20 Uhr, Schreinerei: 12. Karmavortrag 1924 bzw. 9. Dornacher

(GA. Nr.235).

So. 16. Im G. Nr.32 erscheint die 15. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.1.0: Brief an die Mitglieder II.

10 Uhr: Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz auf Grund der neuen Gesellschaftskonstitution unter dem Vorsitz Rudolf Steiners (siehe Seite 443). Anschließend Versammlung des schweizerischen Schulvereins, dessen Vorsitz Rudolf Steiner nunmehr ebenfalls übernimmt (Seite 461.).

1.7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 13. Karmavortrag 1.924 bzw. 10. Dornacher (GA. Nr.235).

Mo. 17. 20.30 Uhr: Versammlung der Jugend am Goetheanum unter Teil­nahme Rudolf Steiners (keine Nachschrift. Schilderung eines Teil­nehmers in «Rudolf Steiner, Die Erkenntnisaufgabe der Jugend», in GA. Nr. 217a).

A. Steffen sieht an diesem Tage das Modell des neuen Baues im

Atelier Rudolf Steiners.

Mi. 19. 9 Uhr, Schreinerei: 16. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.353). Marie Steiner war am 19. abends in Stuttgart laut ihrem Brief vom 1.9.3. an Münch, Berlin.

#SE260a-604

März 1924

Fr. 21. 20.30 Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Sa. 22. Zur Erledigung geschäftlicher Angelegenheiten muß Rudolf Steiner nach Liestal, weshalb der angesagte Arbeitervortrag ausfallen muß.

20 Uhr, Schreinerei: 14. Karmavortrag 1.924 bzw. 11. Dornacher (GA. Nr.235).

So. 23. Im G. Nr.33 erscheint die 16. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.1. 1: Brief an die Mitglieder «Die Darstellung an­throposophischer Wahrheiten« (siehe Seite 62) und «Von der Ju­gendsektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft». III. «Was ich Weiteres den jüngeren Mitgliedern zu sagen habe» (siehe Seite 153). Ferner

20 Uhr, Schreinerei: 15. Karmavortrag 1.924 bzw. 12. Dornacher (GA. Nr.235).

Vor Beginn bittet Rudolf Steiner, es möchten sich diejenigen Freunde, die in der Lage wären, erholungsbedürftige Waldorfschulkinder während der Osterferien aufzunehmen, bei Frl. Dr. Vreede melden. Am Schluß erfolgt die Ankündigung, daß durch die bevorstehende Prager Reise und die darauffolgende Stuttgarter pädagogische Woche der nächste Vortrag hinausgeschoben werden muß. Aber es sei seine Absicht, am Sonntag, den 6. April,

Mo. 24. 10 Uhr, Glashaus: Außerordentliche Generalversammlung der Futu-rum AG in Liq. (siehe Seite 472).

(Die bei der Versammlung am 5.A.pril 1.923 beschlossene Fusion der Futurum AG mit der Internationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG wird vollzogen unter Re­duktion des Wertes von 1 Million Franken auf 450 000 Franken.)

Brief an Frau Ida Freund in Prag im Zusammenhang mit den be­vorstehenden dortigen Veranstaltungen.

Vorstandssitzung.

Di. 25. 10 Uhr, Glashaus: Außerordentliche Generalversammlung der In­ternationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG (siehe Seite 475).

(Annahme der Fusion mit der Futurum AG in Liq. zum Wert von 450 000.- Fr. Beschluß zur Ausgliederung des Klinisch-Therapeu­tischen Institutes, welches mit den dem Goetheanum geschenkten Futurum-Aktien vom Verein des Goetheanum käuflich erworben wird. Ferner entsprechende statutarische Änderungen.)

#SE260a-605

März 1924

Mi.26. 9 Uhr, Schreinerei: 17. Arbeitervortrag 1.924 (GA. Nr.353).

Nachmittags: Durch Dornach eilt die Nachricht, Nach Dr. 1. Wegman (Nachr. 3.5.1925) hat Rudolf Steiner das Modell in drei Tagen geschaffen «Fieberhaft arbeitete er, ohne wesentliche Ruhepausen» .

Außer diesem Modell für den zweiten Bau machte Rudolf Steiner noch Skizzen auf neun Blättern: Zunächst drei Blätter mit Skizzen für die Trapezform von Saal und Sektionsgeschoß und einen gene­rellen Längsschnitt mit den Angaben von Bühne und Versuchsbühne. Weitere sechs Blätter mit Skizzen für die neue Terrasse (drei Blätter) und die Skizzen Im Anschluß an die Übergabe des Modells besucht Rudolf Steiner mit Dr. 1. Wegman mehrere Patienten in der Klinik in Arlesheim, der er im Jahre 1.924 über 50 Besuche abstattete. (Mitgeteilt von E. Zeylmans.)

In Stuttgart findet abends eine Eurythmie-Aufführung der auf dem

Wege nach Prag befindlichen Goetheanum-Gruppe unter Leitung

Marie Steiners statt.

Ca. 22 Uhr: Abreise Rudolf Steiners im Auto mit Dr. Guenther

Wachsmuth und Dr. Ernst Lehrs nach Stuttgart.

Dr. Lehrs schildert in «Mitteilungen aus der anthroposophischen Ar­beit in Deutschland» Weihnachten 1.964, daß an dem Auto #SE260a-606

März 1924

Schrittes, am Geländer der Treppe Stufe für Stufe mit der Hand emporzog.» (Lehrs a. a. 0.)

Do. 27. in Stuttgart

8.00 Uhr, Waldorfschule: Ansprache bei der Monatsfeier (GA. Nr.298).

10.00 Uhr, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern. Rudolf Steiner bemerkt dabei: «Die Kinder der letzten Klasse haben mir geschrieben, sie möchten mit mir sprechen. Das kann ich nur tun, wenn ich am Dienstag zur Tagung komme. Dann möchte ich bitten, daß man die ganze Klasse bestellt.»

Nachmittags: Besuch in der Stuttgarter Klinik und andere Be­sprechungen.

Abends: Weiterreise nach Prag mit dem Nachtzug.

28. März bis 5. April in Prag

Tagung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Tschecho­slowakei. Rudolf Steiner hält in neun Tagen elf Vorträge: fünf öffentliche, vier für Mitglieder, zwei Klassenvorträge, daneben zahl­reiche Privatbesprechungen. Ferner finden drei öffentliche Euryth­mie -Aufführungen statt. Dr. Steiner und Frau Marie Steiner woh­nen, wie bei früheren Prager Aufenthalten im Haus von Professor Hauffen.

Fr. 28. Ankunft in Prag.

20 Uhr, Produktenbörse: Öffentlicher Vortrag (keine Nachschriff). Sa. 29. 20 Uhr, Repräsentationshaus: 16. Karmavortrag 1924 bzw. 1. Pra­ger (GA. Nr.239). Begrüßungsworte und Ausführungen über die Weihnachtstagung (siehe Seite I 81).

So. 30. II Uhr, Neues Deutsches Theater: Eurythmie-Aufführung mit ein­leitenden Worten Rudolf Steiners. Rezitation und Leitung Marie Steiner.

15 Uhr, Kaulichhaus: Ansprache bei der Versammlung der Mit­glieder der Anthroposophischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei (keine Nachschrift. Vgl. den Bericht Rudolf Steiners in Dornach am 6. April, Seite 192 f).

20 Uhr, Repräsentationshaus: 17. Karmavortrag 1924 bzw. 2. Pra­ger (GA. Nr.239).

#SE260a-607

März 1924

Mo. 31. 20 Uhr, Repräsentationshaus: 18. Karmavortrag 1924 bzw. 3. Pra­

ger (GA. Nr.239).

So. 30. Im G. Nr.34 erscheint die 17. Fortsetzung von ferner die Ankündigung, daß auf Wunsch von Berner Lehrern und

Lehrerinnen Dr. Steiner vom 13. bis 17. April in Bern einen Kursus

halten wird über setzungen». Einige Stuttgarter Waldorflehrer werden mitwirken.

Nachr. Nr.12: Brief an die Mitglieder Mo. 31. Arlesheim: Zeichnungsdatum der im Druck erscheinenden Gesell­

schaftsstatuten der Internationalen Laboratorien AG, Arlesheim

(laut Beschluß der außerordentlichen Generalversammlung vom

25.3.1924). Als Präsident zeichnet Rudolf Steiner.

ca. Mitte März

Druck der Aufnahme-Antragsformulare mit Vignette von Rudolf Steiner (siehe Seite 417 und Beilage). Damit im Zusammenhang dürfte auch der Sonderdruck der Statuten der Anthroposophischen Gesellschaft, beschlossen an der Weihnachtstagung 1923 (mit Vignet­te von Rudolf Steiner) erfolgt sein (siehe Beilage).

ohne Tagesdatum:

Von Januar bis März unterschrieb Rudolf Steiner eigenhändig rund 12 000 Mitgliederzertifikate.

Wilhelm Rath erhält von Rudolf Steiner in Dornach den Spruch zur Einweihung des Zweigraumes der Freien Anthroposophischen Ge­sellschaft in Berlin, Motzstraße 17 (in einem Raum des nach Dornach umgesiedelten Verlages): (GA. Nr.40.)

APRIL 1924 Prag-Stuttgart-Dornach, Stuttgart, Dornach, Bern, Dornach, Stuttgart

#G260a-1987-SE608 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

APRIL 1924

Prag-Stuttgart-Dornach, Stuttgart, Dornach, Bern, Dornach, Stuttgart

#TX

Rudolf Steiner hält 57 Vorträge bzw. Ansprachen, verbunden mit den ent­sprechenden Reisen, und schreibt die wöchentlichen Aufsätze. Neben den an­deren schon genannten Tätigkeiten finden zwölf Eurythmie-Aufführungen der Goetheanum-Gruppe statt, zu denen er wie immer beiträgt.

Die Pläne für den neuen Goetheanum-Bau werden der Baubehörde von Dorn-ach eingereicht.

1.-5. in Prag

Di. 1. Brief an Edith Maryon in Dornach.

10-13 Uhr, Tschechisches Konservatorium: Eurythmie-Probe mit Rudolf Steiner.

20 Uhr, Mozarteum: Öffentlicher Vortrag (keine Nachschrift).

Mi. 2. 19 Uhr, Tschechisches Konservatorium: Öffentlicher Vortrag «Die eurythmisdie Kunst» (keine Nachschrift) mit Eurythmievorführung.

Do. 3. 17.30 Uhr, Urania: 7. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hoch-schule für Geisteswissenschaft. Die erste

20 Uhr, Urania: Öffentlicher Vortrag (keine Nachschrift).

Fr. 4. 20 Uhr, Urania: öffentlicher Vortrag (keine Nachschrift) Rudolf Steiner schrieb jedoch vorher eine Skizze nieder, datiert «Prag, 4. April 1924».

Sa. 5. Rudolf Steiner gibt das Kindergebet «Wie die Sonne am Himmel...» und macht eine neue Ton-Eurythmieform (Mozart).

10-13 Uhr, Weinberger Stadttheater: Eurythmie-Probe mit Rudolf Steiner.

17 Uhr, Repräsentationshaus: 2. Prager bzw. 8. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule.

19 Uhr, Repräsentationshaus: 19. Karmavortrag 1924 bzw. 4. Pra­ger. (GA. Nr.239). Abschiedsworte Rudolf Steiners (siehe Seite 190).

Rudolf Steiner reist mit dem Nachtzug zurück nach Stuttgart.

In Prag findet am Sonntag, 6. April, 10.30 Uhr im Tschechischen

Theater die 3. öffentliche Eurythmie -Aufführung unter Leitung

Marie Steiners statt.

#SE260a-609

April 1924

6.-7. Stuttgart-Dornach

So. 6. Nach seiner Nachtreise Prag-Stuttgart fährt Rudolf Steiner in sieben­stündiger Autofahrt weiter nach Dornach, wo er bereits für den an­gekündigten Abendvortrag erwartet wird und hält etwas verspätet den 20. Karmavortrag 1924 bzw. 13. Dornacher (GA. Nr.236). Einleitender Bericht über Prag (siehe Seite 192).

Im G. Nr.35 erscheint die 18. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.13: Brief an die Mitglieder «Über die Gestaltung der Zweigabende» (siehe Seite 67) und «Die Freie Hochschule fürGeistes­wissenschaft» (siehe Seite 159).

Mo. 7. Besprechungen in Dornach und Arbeit an dem Aquarell

Wieder zurück nach Stuttgart.

8.- 11. in Stuttgart

Erziehungstagung der Freien Waldorfschule, veranstaltet vom Vor­stand am Goetheanum und dem Lehrerkollegium der Waldorfschule, in Stuttgart, Gustav-Siegle-Haus. Rudolf Steiner hält vor 1700 Zu­hörern einen Zyklus von fünf öffentlichen Vorträgen «Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens (GA. Nr.308) (letzte öffentliche Vorträge in Stuttgart) und einen Mitgliedervor­trag. Dazwischen noch Versammlungen und Besprechungen.

In dieser Zeit kommt Albrecht Strohschein aus Jena zu Dr. Steiner und berichtet von der Möglichkeit, auf dem Lauenstein bei Jena ein Haus zu erwerben, um ein heilpädagogisches Heim einzurichten. Rudolf Steiners Antwort lautet: «Wenn Sie es räumlich zustande bringen, werden wir schon die Form des Zusammenarbeitens. finden.» (Strohschein, in «Wir erlebten Rudolf Steiner».)

Di. 8. 20 Uhr, Gustav-Siegle-Haus: 1. Tagungsvortrag (GA. Nr.308).

Mi. 9. 9 Uhr, Gustav-Siegle-Haus: 2. Tagungsvortrag (GA. Nr.308).

i i Uhr, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern. (

Nachmittags, Landhausstraße 70: Versammlung der Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft. Von der Ansprache Rudolf Steiners keine Nachschrift erhalten.

20 Uhr, Landhausstraße 70: 21. Karmavortrag 1924 bzw. 2. Stutt­garter (GA. Nr.240).

Do. 10. 9 Uhr, Gustav-Siegle-Haus: 3. Tagungsvortrag (GA. Nr.308).

#SE260a-610

April 1924

12 Uhr, Waldorfschule: Besprechung mit den Schülern und Lehrern der absolvierten ersten 12. Klasse. Die Schüler erhalten bei ihrer Entlassung zum Abschied einen Geleitspruch, «den wir damals ste­hend anhörten. Später durften wir diesen Spruch schriftlich bei ihm abholen, und noch bei der letzten Zusammenkunft riet er uns nach­drücklich, ihn fleißig zu meditieren, wir würden schon schen, was das für Folgen haben würde.» (K. Ruths-Hoffmann in «Wir er­lebten Rudolf Steiner».) Rudolf Steiner schlägt noch vor, im Herbst wiederum zusammenzukommen. Diese zweite und letzte Zusam­menkunft mit ehemaligen Schülern fand dann am 3. September statt.

Vermutlich nachmittags, Landhausstraße 70: Sitzung mit den Stutt­garter Vertrauensleuten (siehe Seite 477).

20 Uhr, Gustav-Siegle-Haus: 4. Tagungsvortrag (GA. Nr.308).

Zwischen Nachmittags, Landhausstraße 70: Ansprache bei einer Versammlung 8. und 10. der anthroposophischen Jugend (keine Nachschrift). Rudolf Steiner

erwähnt die Versammlung in seinem Hericht über Stuttgart im Nach­richtenblatt vom 20. April (vgl. Seite 199). Nach dem Bericht der Jugendvertreter («An die Mitglieder der Freien Anthroposophischen Gesellschaft» von Ernst Lehrs, Maria Röschl, Wilhelm Rath in Nachr. vom 27.4.1924) weist Rudolf Steiner am Schluß der Ver­sammlung hin auf das drohende Schicksal der kommenden Genera­tion, wenn die Jugend nicht fähig wird zu einer umfassenden an­throposophischen Jugendbewegung. - Auf Grund einer einige Stun­den nach dieser Versammlung stattfindenden Aussprache des Komi­tees der Freien Anthroposophischen Gesellschaft mit Dr. Steiner entschließt sich dieses, die sogenannte Freie Gesellschaft zum Träger einer anthroposophischen Jugendbewegung zu machen.

20 Uhr, Landhausstraße 70: Eurythmie-Aufführung unter Leitung Marie Steiners, die am nächsten Abend wiederholt wird.

Fr. i 1. 9 Uhr, Gustav-Siegle-Haus: 5. (letzter) Tagungsvortrag, der aus-klingt in den Spruch «Dem Stoff sich verschreiben...» (GA. Nr.308). Der Beifall, der am Ende jedes Vortrages gespendet wurde, wird hier beim letzten Vortrag «zu einer großen, nicht endenwollenden Ovation. Alle erhoben sich, niemand ging fort, alle klatschten in die Hände, und immer wieder kam Rudolf Steiner auf das Podium.» (E. A. Karl Stockmeyer, Vorwort zur 1. Aufl. dieser Vorträge.)

Rudolf Steiner reist zurück nach Dornach.

11.-13. in Dornach

Fr. II. Abends, Schreinerei: 9. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 7. Dornacher.

#SE260a-611

April 1924

Sa. 12. 9 Uhr, Schreinerei: 18. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20 Uhr, Schreinerei: 22. Karmavortrag 1924 bzw. 14. Dornacher

(GA. Nr.236) mit Ausführungen über die Weihnachtstagung für die

zur Osterveranstaltung am Goetheanum gekommenen Freunde (siehe

Seite 203). Am Schluß des Vortrags folgt die Bemerkung: «Da ich

morgen abend schon innerhalb des pädagogischen Kurses in Bern

sprechen muß, so wird der nächste Vortrag für die Allgemeine An­

throposophische Gesellschaft, der ja zu gleicher Zeit schon ein Kursus-

vortrag ist, am nächsten Samstag um 8 Uhr sein. Morgen kann ich

nicht einen Vortrag halten und würde ich ihn nicht im physischen

Leibe halten, indem ich in Bern sein muß, so würde er wahrscheinlich

nicht gehört werden.»

So. 13. Im G. Nr.36 erscheint die 19. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.14: Brief an die Mitglieder «Über eine Reihe an­throposophischer Veranstaltungen in Prag» (siehe Seite 195) und «Die Freie Hochschule für Geisteswissenschaft» (siehe Seite 198).

Architekt Ernst Aisenpreis notiert an diesem Tage die Angabe Rudolf Steiners, daß die Holzgruppe im Bühnenraum des neuen Goetheanums vor einem in Holz gestalteten Hintergrund aufgestellt werden solle. (Später habe nach Architekt Aisenpreis Rudolf Steiner noch andere Orte erwogen, z.B. beim Nordeingang im Zuschauer­raum. Die endgültige Aufstellung der Gruppe hat Rudolf Steiner selbst nicht mehr bestimmt. Nach Assia Turgenieff.)

Rudolf Steiner fährt zur pädagogischen Tagung nach Bern.

13.-17. in Bern

Pädagogische Tagung im Großratssaal auf Wunsch von Berner Leh­rern und Lehrerinnen, veranstaltet vom Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und der Anthroposophischen Ge­sellschaft in der Schweiz mit einem Kursus Rudolf Steiners

So. 13. 20 Uhr, Großratssaal: 1. Tagungsvortrag (GA. Nr.309).

Mo. 14. 1Uhr, Großratssaal: 2. Tagungsvortrag (GA. Nr.309).

6 Uhr, Schänzlitheater: Vorführung pädagogischer Eurythmie durch

die Dornacher Fortbildungsschule mit einleitenden Worten Rudolf Steiners (GA. Nr. 309).

#SE260a-612

April 1924

Prog.ramm der Veranstaltung nach einer Skizze Rudolf Steiners.

Die Dornacher Eurythmie-Gruppe unter Leitung Marie Steiners gastiert in Heidenheim /Württ.

Di. 15. 10 Uhr, Großratssaal: 3. Tagungsvortrag (GA. Nr.309).

16 Uhr, Großratssaal: Vortrag von Dr. Caroline von Heydebrand <Über die Erziehung jüngerer Kinder» mit anschließender Fragen-beantwortung durch Rudolf Steiner (GA. Nr.309).

Mi.16. 10 Uhr, Großratssaal: 4. Tagungsvortrag (GA. Nr.309).

16 Uhr, Großratssaal: Vortrag von Dr. Hermann von Baravalle

20 Uhr, Berner Zweig: 23. Karmavortrag 1924 bzw. a. Berner (in

GA. Nr.240).

Einleitende Worte über die Weihnachtstagung (siehe Seite 207).

Do. 17. 10 Uhr, Großratssaal: 5. Tagungsvortrag mit Fragenbeantwortung (GA. Nr.309).

12-13 Uhr, Berner Zweiglokal: 10. bzw. 1. Berner Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

16 Uhr, Großsratssaal: Vortrag von Dr. Eugen Kolisko «Päd­agogik und Medizin» mit anschließender Fragenbeantwortung durch Rudolf Steiner (in GA. Nr.309).

18.-27. in Dornach

18.-22. April: Osterveranstaltung am Goetheanum mit einem Kurs von vier Vorträgen Während dieser Ostertagung empfängt Rudolf Steiner in seinem Atelier wiederum die drei jungen Heilpädagogen aus Jena, die be­richten, daß die erste Grundlage für eigenes Arbeiten geschaffen sei. Dr. Steiner verspricht, sie zu besuchen und einen Kurs zu halten und setzt den Termin auf Mitte Juni, nach dem landwirtschaftlichen Kurs in Schlesien, fest.

#SE260a-613

April 1924

Fr. 18. (Karfreitag)

20.30 Uhr, Schreinerei: II. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, bzw. 8. Dornacher.

Sa. ,9. Rudolf Steiner vollendet die am 7. April begonnene Aquarellskizze

20 Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag Im G. Nr.37 erscheint die 20. Fortsetzung von

11 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung für Mitglieder mit der erstmaligen eurythmischen Darstellung des Grundsteinlegungs­Weihespruches von Weihnachten 1923, Rezitation Marie Steiner. In den einleitenden Worten nennt Rudolf Steiner diese Darbietung eine Dafür hatte er die eurythmischen Formen geschaffen, bei den Pro­ben die Anweisungen für die Gestaltung gegeben und mit Marie Steiner die sprachliche Wiedergabe durchgearbeitet.

,7 Uhr, Schreinerei: Öffentliche Eurythmie-Aufführung mit ein-leitenden Worten Rudolf Steiners

20 Uhr, Schreinerei: a. Vortrag 21.-25. Kursus für die medizinische Sektion: fünf Vorträge für 36 jüngere Arzte und Medizinstudierende (GA. Nr.316), ferner drei Zusam­menkünfte mit praktizierenden Arzten und eine mit den Unter den Gasthörern des Kurses sind auch wieder die jungen Heil-pädagogen aus Jena sowie einzelne Priester der Christengemein­schaft. Diesen wird bei dieser Gelegenheit auf ihre Bitte hin, Dr. Steiner möchte Hilfen «für solche schwierigen Seelsorgeaufgaben geben, bei denen ein Zusammenwirken mit dem Arzt als ratsam er­scheine», zugesagt, im Rahmen der medizinischen Sektion für Arzte und Priester gemeinsam einen pastoralmedizinischen Kurs zu halten. Mo.21. Vormittags, Glashaus: 1. Vortrag des med. Kurses (GA. Nr.316) Zusammenkunft mit praktizierenden Arzten (GA. Nr.314).

17 Uhr, Schreinerei: Öffentliche Eurythmie-Aufführung mit einleitenden

#SE260a-614

April 1924

Worten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag «Das Osterfest. . .» (GA. Nr.233).

Di. 22. Vormittags, Glashaus: 2. Vortrag des med. Kurses (GA. Nr. 316).

Zusammenkunft mit praktizierenden Arzten (GA. Nr. 314). 12 bis 13 Uhr, Schreinerei: 12. Vortrag für die erste Klasse der

Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, bzw. 9. Dornacher.

,7 Uhr, Schreinerei: Wiederholung der Eurythmie für die Mitglieder

vom Ostersonntag (20.). Einleitende Worte R. Steiners (s. S.216).

20 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag «Das Osterfest . . .» mit dem Wahr-

spruch «Weltentsprossenes Wesen . . .» (GA. Nr.233).

Mi.23. Vormittags, Glashaus: 3. Vortrag des med. Kurses (GA. Nr.316). Hiermit sollte der Kurs ursprünglich abgeschlossen sein. Die gesamte Teilnehmerschaft rief aber Dr. Steiner entgegen: «Wir reisen noch nicht ab. Wir bleiben noch länger da, wir bleiben noch lange da! -Worauf mit gütigem Lächeln Dr. Steiner den Abschied noch hinaus-schob und weitere Besprechungen in . Aussicht stellte.» (Aus dem Referat von L. Kolisko, Nachrichten Nr.18 vom 11.5.1924).

Vormittags, Glashaus: Zusammenkunft mit praktizierenden Arzten

(GA. Nr.314).

20 Uhr, Schreinerei: 24. Karmavortrag 1924 bzw. 15. Dornacher

(GA. Nr.236), mit Ausführungen über die Weihnachtstagung als

Abschiedsworte bei der Osterveranstaltung am Goetheanum (siehe

Seite 217).

Do. 24. Vormittags, Glashaus: 4. Vortrag des medizinischen Kurses (GA. Nr.316).

Abends, Glashaus: Zusammenkunft mit den Jungmedizinern (GA. Nr.316).

Fr. 25 Vormittags, Glashaus: 5. (letzter) Vortrag des medizinischen Kurses

(GA. Nr.316).

20.30 Uhr, Schreinerei: 13. Vortrag für die erste Klasse der Freien

Hochschule für Geisteswissenschaft, bzw. 10. Dornacher.

Sa. 26. 9 Uhr, Schreinerei: 19. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353). 20 Uhr, Schreinerei: 25. Karmavortrag 1924 bzw. 16. Dornacher (GA. Nr.236). - Nach dem Vortrag Information für Hochschul-mitglieder, die in Dornach bauen wollen (siehe Seite 481).

Brief an die französische Generalsekretärin Alice Sauerwein in Paris, die Veranstaltungen im Mai betreffend.

So. 27. Im G. Nr.38 erscheint die ii. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.16: Brief an die Mitglieder «Eine pädagogische Veranstaltung

#SE260a-615

April 1924

in Bern» (siehe Seite 220) und Geisteswissenschaft» (siehe Seite 223).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung mit einleitenden Worten

Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 26. Karmavortrag 1924 bzw. 17. Dornacher (GA. Nr.236).

? Uhr, Vorstandssitzung.

Mo. 28. Rudolf Steiner macht zwei neue Ton-Eurythmieformen (Bach und Mozart).

29.April -1. Mai in Stuttgart

Di. 29. 21 Uhr, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern.

Mi.3o. 9 Uhr, Waldorfschule: Aufnahme der Schüler der ersten Klasse in Anwesenheit Rudolf Steiners.

10 Uhr, Waldorfschule: Feier zum Beginn des 6. Schuljahres mit Ansprache Rudolf Steiners vor ca. 1000 Zuhörern (GA. Nr.298).

Diese Ansprache sollte die letzte sein, die Rudolf Steiner an die ganze Schule richtete. Die Schule hat nun 784 Schüler in 23 Klassen, dazu die Hilfsklasse, mit 47 hauptamtlich tätigen Lehrkräften, da­neben eine Reihe von Religionslehrern, die einzelne Stunden gehen. (Mitteilungsblatt für die Mitglieder des Vereines für ein freies Schul­wesen [Waldorfschulverein] E. V., März 1926). Rudolf Steiner gibt jetzt noch den endgültigen Waldorfschul-Lehrplan für die 12. Klasse, der keine Rücksicht auf Prüfungsvorschriften des altea Schulwesens nimmt. «Erst jetzt haben wir also die ganze Waldorfschule.» (Stock-meyer in Nachr. 25.5.1924.)

12 Uhr, Waldorfschule: Besprechung mit den Schülern der jetzigen zwölften Klasse über ihre Abiturabsichten.

Nachmittags, Eurythmeum: Erste und einzige Konferenz mit den

Lehrerinnen und Dozenten der Eurythmie-Schule Stuttgart. Rudolf

Steiner gibt dabei die Form für den eurythmischen Ubungsreigen

1 UA (GA. Nr. 277a).

20 Uhr oder 20.30: Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern.

ohne Tagesdatum

Die Pläne (1:100) für den Wiederaufbau des Goetheanums, ausge­arbeitet von Architekt Aisenpreis und unterzeichnet von Rudolf Steiner, werden dem Gemeinderat Dornach eingereicht, der sie im folgenden mit entschiedener Mehrheit, 1 1 gegen 2 Stimmen, bei einer Anwesenheit von 13 Mitgliedern bejaht.

#SE260a-616

#TI

MAI 1924

Stuttgart, Dornach, Solothurn, Paris, Dornach

#TX

Rudolf Steiner hält 31 Vorträge bzw. Ansprachen und schreibt die wöchent­lichen Aufsätze: daneben die schon genannten Tätigkeiten. Für die zwölf Eurythmie-Aufführungen der Goetheanum-Gruppe trägt er wie immer bei. Die Pläne für den neuen Goetheanum-Bau werden von Rudolf Steiner per­sönlich beim Präsidenten des Baudepartements in Solothurn eingereicht.

1. in Stuttgart

Besprechungen. Rückreise nach Dornach vermutlich nachts.

2.-20. in Dornach

Fr. 2. Edith Maryon, Leiterin der Sektion für bildende Künste, ist in der

Nacht gestorben. Mit Testament vom 2. Februar 1923 hat sie Rudolf

Steiner zum Alleinerben eingesetzt, was von ihm in bezug auf das

Finanzielle zugunsten der Verwandten ausgeschlagen wird.

Rudolf Steiner kommt aus Stuttgart zurück.

20.30 Uhr, Schreinerei: 14. Vortrag bzw. 11. Dornacher für die erste

Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und Worte des

Gedenkens für Edith Maryon.

Sa. 3. 17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: Ansprache im Gedenken für die beiden verstor­benen Freunde Frau Charlotte Ferreri und Edith Maryon (GA. Nr. 261). Im Zusammenhang mit der Weihnachtstagung wird ausge­führt: «Das, was ich heute zu sagen hatte . . . » (siehe Beilage).

So. 4. Im G. Nr.39 erscheint die 22. Fortsetzung von Ferner Mitteilungen des Vorstandes über den Beschluß «Eine beson­dere Mitgliedschaft für junge Persönlichkeiten» einzurichten (siehe Seite 482).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit einleitenden Wor­ten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 27. Karmavortrag 1924 bzw. 18. Dornacher (GA. Nr.236). Schlußbemerkung: «Das soll also am nächsten Frei­tag um 8 Uhr in der nächsten Stunde fortgesetzt werden. Diesmal wird am Freitag die Stunde sein, weil die Klassenstunde verlegt worden ist.»

#SE260a-617

Mai 1924

Mo. 5. 9 Uhr, Schreinerei: 21. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.349).

Rudolf Steiner macht eine neue Ton-Eurythmieform (Bach).

Di. 6. 11 Uhr, Basel: Rudolf Steiner hält die Trauerrede bei der Krema­tion von Edith Maryon (GA. Nr.261). Dr. Friedrich Doldinger ist von Rudolf Steiner telegraphisch gebeten worden, die Totenhand­lung der Christengemeinschaft zu vollziehen.

Do. 8. 9 Uhr, Schreinerei: 22. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

Fr. 9. 17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung Handschriftliche An-kündigung Rudolf Steiners dazu:

20 Uhr, Schreinerei: 28. Karmavortrag 1924 bzw. 19. Dornacher (GA. Nr.236).

Sa. 10. 9 Uhr, Schreinerei: 23. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20 Uhr, Schreinerei: 29. Karmavortrag 1924 bzw. 20. Dornacher (GA. Nr.236).

So.11. Im G. Nr.40 erscheint die 23. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr. 18: Brief an die Mitglieder «Totenfeiern» (siehe Seite 227). Ferner Ankündigung der

1 1 - 12 Uhr, Schreinerei: 1 5. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bzw. 12. Dornacher.

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung mit einleitenden Worten Rudolf Steiners (GA. Nr.277).

20 Uhr, Schreinerei: 30. Karmavortrag 1924 bzw. ii. Dornacher (GA. Nr.236).

Am Schluß kündigt Rudolf Steiner an: #SE260a-618

Mai 1924

durch Wochen hindurch keine Eurythmie. Also das könnte schon verlohnen, so etwas sich anzuschauen wie am nächsten Freitag um 5 Uhr.»

Mo. 12. Das erste Baugesuch wird eingereicht.

Di. 13. 20 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung von Schülern.

Mi.14. 9 Uhr, Schreinerei: 24. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

Fr. 16. ,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung Programm für die anschließende Reise durch die Städte Ulm, Nürnberg, Eisenach, Er­furt, Naumburg, Hildesheim, Hannover, Halle, Breslau.

20 Uhr, Schreinerei: 31. Karmavortrag 1924 bzw. 22. Dornacher (GA. Nr.236).

Sa. 17. 9 Uhr, Schreinerei: 25. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

20.30 Uhr, Schreinerei: 16. Vortrag für die erste Klasse der Freien

Hochschule für Geisteswissenschaft bzw. 13. Dornacher.

DieVorträge finden nunmehr jeweils samstags statt.

S0.18. Im G. Nr.41 erscheint die 24. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.19: Brief an die Mitglieder «Die Bildnatur des Men­schen» (siehe Seite 70).

Frau Marie Steiner geht mit der Eurythmie-Gruppe auf die Reise.

S0.18. 20 Uhr, Schreinerei: 32. Karmavortrag 1924 bzw. 23. Dornacher (GA. Nr.236).

Schlußbemerkung: «Nun, meine lieben Freunde, die Fortsetzung dieser Betrachtungen kann ja wegen der nächsten Vortragsreise nicht nächste Woche sein, sondern eben erst nach meiner Rückkehr. So werden wir dann ankündigen lassen, wann die nächsten Vorträge sind. Ich möchte aber etwas sagen, was ich schon gestern teilweise betont habe, daß in Zukunft immer Freitag und Sonntag die ge­wöhnlichen anthroposophischen Vorträge sein werden und Sonn­abend um halb neun der Klassenvortrag. Also diese Einteilung wird demnächst eintreten. Ich denke, der nächste anthroposophische Vor­trag wird am 30. Mai sein. Ich werde es, wie gesagt, ankündigen lassen, es ist augenblicklich nicht ganz gut zu sagen.»

Di. 20. 9 Uhr, Schreinerei: 26. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.353).

«Nun, meine Herren, ich muß jetzt eine Reise nach Paris machen, ich werde es Ihnen dann sagen, wann wir das nächste Mal fortsetzen können.»

#SE260a-619

Mai 1924

Telegramm an Marie Steiner nach Nürnberg: «Möchte wissen, wie es geht, sende Formen nächsten Ort. Rudolf Steiner»

22.30 Uhr: Vorstandssitzung.

Mi.2 l. Rudolf Steiner fährt zusammen mit Dr. Ita Wegman nach Solothurn,

um die Pläne für das neue Goetheanum persönlich beim Präsidenten

des Baudepartements einzureichen.

Des Interesses wegen, das dem Projekt in der Öffentlichkeit zu­

kommt, werden die Pläne von dort zunächst an den Schweizerischen

Architekten- und Ingenieurverein und an die Schweizerische Ver­

einigung für Heimatschutz zur Begutachtung weitergeleitet.

Rudolf Steiner beginnt das Aquarell «Urpflanze» für ein Eurythmie­

Programm.

Brief Marie Steiners aus Nürnberg an Rudolf Steiner.

Do. 22. Weiterarbeit am Aquarell «Urpflanze».

Brief an Marie Steiner, die sich auf Eurythmie-Reise befindet.

Abreise mit Dr. Ita Wegman nach Paris zur Generalversammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich.

23.-27. in Paris

Anläßlich der Generalversammlung der Anthroposophischen Gesell­schaft in Frankreich hält Rudolf Steiner in fünf Tagen acht Vorträge in deutscher Sprache, die jeweils Dr. Jules Sauerwein übersetzt: drei Vorträge für die Mitglieder, eine Ansprache bei der Generalver­sammlung, zwei Vorträge für die Mitglieder der ersten Klasse, einen öffentlichen Vortrag vor ca. 400 Zuhörern, einen Vortrag für Ärzte (keine Nachschrift), daneben zahlreiche private Besprechungen. Laut G. Wachsmuth (Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken) «besuchte er in diesen Pariser Tagen mehrmals das Museum des Louvre, wo er der Freundin [Dr. Wegman] beim Betrachten der Kunstwerke man­ches über geschichtliche und Schicksalszusammenhänge früherer Epo­chen mitteilte. Er verweilte insbesondere in der assyrischen Abteilung (Gilgamesch-Statue), bei den griechischen Statuen (Alexander) und dem Gemälde von Gozzoli: sowie im Palais de Justice in der Sainte-Chapelle.»

Fr. 23. 21 Uhr: 33. Karmavortrag 1924 bzw. 1. Pariser (GA. Nr.239) mit Ausführungen über die Weihnachtstagung (siehe Seite 235).

Sa. 24. 21 Uhr: 34. Karmavortrag 1924 bzw. 2. Pariser (GA. Nr.239).

So.2:. 11 Uhr: Ansprache bei der Generalversammlung der Anthropo­sophischen Gesellschaft in Frankreich (siehe Seite 483).

#SE260a-620

Mai 1924

16 Uhr: Besuch der Eurythmie-Schule von Simone Rihouët in der Rue Huyghens.

2' Uhr: 35. Karmavortrag 1924 bzw. 3. Pariser (GA. Nr. 239).

Dornach: Im G. Nr.42 erscheint die 25. Fortsetzung von

Mo. 26. II Uhr: 17. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule.

21 Uhr, Salle Solferino (Boul. St-Germain): Öffentlicher Vortrag

«Wie erlangt man Erkenntnis der übersinnlichen Welt?» in deutscher

Sprache (Übersetzer Dr. Jules Sauerwein) vor rund 400 Zuhörern

(GA. Nr.84).

Dornach: Dr. Emil Grosheintz als Vorsitzender des Vereins des Goetheanum und Albert Steffen als Redakteur der Wochenschrift «Das Goetheanum», herausgegeben vom Verein des Goetheanum, erhalten auf Grund einer Klage von Pfarrer Kully, Arlesheim, eine Vorladung auf Samstag, den 31. Mai, vor das Amtsgericht Dornach. Die Klage gründet sich auf Presse-Injurien in dem Buch von Louis Werbeck «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners durch sich selbst widerlegt», das von Albert Steffen im Briefe Marie Steiners aus Erfurt an Rudolf Steiner.

Di. 27. 1 1 Uhr: 1 8. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule.

21 Uhr: Vortrag für Ärzte im Hause von Dr. Auzimour (keine Nachschrift).

Brief an Marie Steiner, die sich auf Eurythmie-Reise befindet.

Mi.28. Rudolf Steiner hält sich noch einen Tag in Paris ohne Vortrags-verpflichtungen auf und besucht zusammen mit Dr. Wegman unter anderem Notre-Dame, Sainte-Chapelle, Louvre (lt. Zeylmans in «Wir erlebten Rudolf Steiner»).

Do. 29. Rückreise nach Dornach.

29.-31. in Dornach

Do. 29. Abends, Schreinerei: Unmittelbar nach der Ankunft aus Paris: 36. Karmavortrag 1924 bzw. 24. Dornacher (GA. Nr.236).

Der Vortrag sollte eigentlich erst am 30. stattfinden, war aber auf

#SE260a-621

Mai 1924

Grund eines verstümmelten Telegramms für den 29. angekündigt worden, so daß Rudolf Steiner nach einer langen ermüdenden Reise sofort wieder vortragen mußte.

Zu Beginn des Vortrages Bericht über die Pariser Veranstaltungen (siehe Seite 236).

Schlußbemerkung:

Nachtsitzung mit dem Vorstand, zuzüglich Dr. Emil Grosheintz, zur Besprechung der Klagesache.

Fr. 30. 20 Uhr, Schreinerei: 37. Karmavortrag 1924 bzw. 25. Dornacher (GA. Nr.236).

Schlußbemerkung: «Nun, meine lieben Freunde, am Ende der näch­sten Woche bin ich ja nicht da. Damit aber wenigstens ein vorläufiger Abschluß dieser Betrachtungen gegeben werden kann, werde ich am nächsten Mittwoch um acht Uhr, vor meiner Abreise zum landwirt­schaftlichen Kursus, noch einen Vortrag halten.»

Sa. 31. Erste Verhandlung in der Klagesache Kully gegen Dr. Grosheintz und Albert Steffen beim Amtsgericht Dornach (ohne Dr. Steiner).

Rudolf Steiner macht eine neue Ton-Eurythmieform (Bach) und schreibt an Marie Steiner über Paris und die Klagesache.

20.30 Uhr, Schreinerei: 19. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 14. Dornacher.

ohne Tagesdatum

In einem persönlichen Gespräch mit der Malerin Hilde Boos-Ham­burger sagt Rudolf Steiner: «Im neuen Bau werden wir viele Wände haben, es soll viel drinnen gemalt werden.» (Aus Gesprächen mit Rudolf Steiner über Malerei, Basel 1954.)

Mai-Juni 1924

Das heilpädagogische Heim auf dem Lauenstein bei Jena wird ein­gerichtet und nimmt die ersten Kinder auf. Der Mitbegründer A. Strohschein reist in dieser Zeit öfters nach Dornach oder Stuttgart, um von Dr. Steiner Rat zu holen. Bei einem dieser Besuche gibt Dr. Steiner den Namen: «Heil- und Erziehungsinstitut für seelen-pflege-bedürftige Kinder» und fügt hinzu:

JUNI 1924 Dornach,, Stuttgart, Dornadi, Koberwitz-Breslau, Jena-Lauenstein-Weimar, Stuttgart, Dornach

#G260a-1987-SE622 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

JUNI 1924

Dornach,, Stuttgart, Dornadi, Koberwitz-Breslau, Jena-Lauenstein-Weimar,

Stuttgart, Dornach,

#TX

Rudolf Steiner hält 52 Vorträge bzw. Ansprach,en, verbunden mit den ent­sprech,enden Reisen und sch,reibt die wöch,entlich,en Aufsätze. Daneben die schon genannten Tätigkeiten. Es finden sech,s Eurythmie -Aufführungen der Goetheanum-Gruppe statt, für die er, wie immer, beiträgt.

Im Frühsommer wird das im vorigen Herbst im Garten des Sonnenhofes ein-gegrabene erste biologisch - dynamische Zusatzpräparat (Kuhhornpräparat «500») im Beisein Rudolf Steiners wieder ausgegraben und von ihm selbst gerührt. Dieses Präparat wird in Verbindung mit dem landwirtschafilidien Kursus zur Grundlage der anthroposophischen landwirtschaftlichen Bewegung.

So.i Dornach / Stuttgart

Im G. Nr.43 ersch,eint die 26. Fortsetzung von «Mein Lebensgang»,

in Nachr. Nr.21: Brief an die Mitglieder «Noch etwas von der in den Zweigversammlungen notwendigen Stimmung» (siehe Seite 75). Ferner Ankündigung der anthroposophisch-pädagogischen Tagung in Holland im Juli.

Rudolf Steiner reist nach Stuttgart.

1./2. Marie Steiner schreibt aus Hannover an Rudolf Steiner und dankt für sein Telegramm: «So weiß ich, daß Paris glüeklich überstanden ist.»

1.-3. in Stuttgart

Besprechungen und zwei Vorträge.

So. 1. 16 Uhr, Waldorfschule: Vortrag bei der vierten ordentlichen Mit­gliederversammlung des «Vereins für ein freies Schulwesen (Wal­dorfschulverein) E. V.» in der Turnhalle der Schule (GA. Nr.298). Rudolf Steiner spricht vier Wochen nach Beginn des neuen Schul­jahres zu den Eltern über den Verkehr des Lehrers mit dem Eltern­haus. Diese Ansprache sollte zur letzten werden, die er an Eltern richtete.

20 Uhr, Landhausstraße 70: 38. Karmavortrag 1924 bzw. 3. Stutt­garter (GA. Nr.240).

Mo. 2. 22-1 Uhr nachts, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern. Am

Schluß wird bereits der heilpädagogische Kurs erwähnt, zu dem

Dr. Schubert als Heilpädagoge der Waldorfschule (Hilfsklasse) und

Dr. Kolisko als Schularzt nach Dornach kommen sollen.

Di. 3. Rückreise nach Dornach,

#SE260a-623

4.-6. in Dornach Juni 1924

Mi. 4. 9 Uhr, Schreinerei 27 Arbeitervortrag 1924 (GA Nr 353)

20 Uhr, Schreinerei 39 Karmavortrag 1924 bzw 26 Dornacher «Der Pfingstgedanke als Empfindungsgrundlage zum Begreifen des Karma» (GA Nr 236)

Ankündigungen «Es wird nun wohl der nachste Vortrag wenn nichts anderes angekundigt wird, bzw die Klassenstunde wie ich schon angekündigt habe, am Samstag, 21 Juni sein und am Sonntag, den 22. Juni, wird der nächste Vortrag um 8 Uhr abends sein

Ich habe noch zu verkündigen, daß am nächsten Sonntag also am Pfingstsonntag um 8 Uhr abends, eine Eurythmie Vorstellung sein wird, die ja besonders dadurch interessant sein wird obzwar es natürlich immer höchst interessant ist, diejenigen zu sehen die jetzt abgereist sind, so ist es doch auch wiederum höchst interessant diejenigen zu sehen, die in aller Stille jetzt eine sehr schöne Pfingstvorstellung vorbereitet haben, die zurückgeblieben sind. Es sind durch­aus ganz ausgezeichnete Eurythmistinnen und sogar Eurythmisten noch dazu in neuen Kleidern, zurückgeblieben. Ich denke, daß diese' Pfingstvorstellung ganz interessant werden kann und daß es jedem leid sein kann, wenn er nicht dabei sein kann. Mir wenigstens ist's leid.»

Do. 5. Rudolf Steiner beendet das Aquarell «Urpflanze».

Fr. 6. Verschiedene Mitglieder werden durch Brief des Vorstandes autori­siert, im Namen der Anthroposophischen Gesellschaft Vorträge zu halten (siehe Seite 495).

Rudolf Steiner trifft in Stuttgart Frau Marie Steiner. Sie reisen ge­meinsam mit Dr. Elisabeth Vreede und Dr. Guenther Wachsmuth zu den Veranstaltungen von Koberwitz-Breslau. Die ihn abends in Breslau empfangenden Freunde sind erschüttert über sein schlechtes Aussehen.

7.-16. in Koberwitz und Breslau

Auf Schloß Koberwitz von Graf und Gräfin Keyserlingk findet der landwirtschaftliche Kurs statt für ca. 130 geladene Teilnehmer (dar­unter auf Wunsch Rudolf Steiners die ca. 14 Dornacher Euryth­mistinnen) und in Breslau eine Pfingsttagung mit mehr als 500 auch von auswärts zusammengekommenen Mitgliedern.

Rudolf Steiner hält in diesen Tagen 17 Kursvorträge nebst vier land­wirtschaftlichen Diskussionsstunden und zwei Ansprachen im Rah­men des neugebildeten landwirtschaftlichen Versuchsringes zur prak­tischen Auswertung der geisteswissensch,aftlichen Angaben. Ferner zwei Vorträge für die Mitglieder der ersten Klasse, drei Jugendansprachen

#SE260a-624

Juni i924

und eine Ansprache beim geselligen Abschiedsabend, zahlreiche private Unterredungen und Teilnahme am gemeinsamen Mittagstisch für die Teilnehmer des landwirtschaftlichen Kurses in Schloß Koberwitz. Mehrere briefliche Berichte gehen in diesen Tagen an Frau Dr. Ita Wegman in Arlesheim.

Sa. 7. 11.30 Uhr, Koberwitz: 1. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus

(GA. Nr.327. Eröffnungsworte siehe Seite 242).

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 40. Karmavortrag 1924 bzw.

1. Breslauer (GA. Nr.239).

Begrüßungsworte und Ausführungen über die Weihnachtstagung

(siehe Seite 244).

Pfingstsonntag 8.

Dornach: Im G. Nr.44 erscheint die 27. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.22: Brief an die Mitglieder «Die Stel­lung der Eurythmie in der Anthroposophischen Gesellschaft» (siehe Seite 232).

«Man sollte innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft ver­folgen, was seit dem Zeitpunkt, da 1914 in Berlin Marie Steiner mit einigen Eurythmistinnen die Arbeit begann, entstanden ist. Euryth­mie konnte sich als sichtbare Sprachkunst nur entfalten an der Seite der künstlerisch erfaßten hörbaren Sprachkunst. Nur wer die künst­lerische Erfassung dessen, was im hörbaren Worte liegt, hat, kann den rechten Sinn dafür entfalten, wie sich das Hörbare in der Eurythmie zum Sichtbaren umgestaltet.»

Ferner Mitteilung des Vorstandes, daß Dr. Maria Röschl ab sofort zur Leiterin der Jugendsektion ernannt wurde (siehe Seite 496).

Koberwitz: Am Vormittag besichtigt Rudolf Steiner das Schloßgut. Bei der Mittagstafel hält er eine Tischrede.

20 Uhr, Breslau, Kammermusiksaal: 41. Karmavortrag 1924 bzw.

2. Breslauer (GA. Nr.239).

Mo. 9. 11.30 Uhr, Lobetheater Breslau: Öffentliche Eurythmie-Auffüh­rung der Goetheanum-Gruppe unter Leitung von Marie Steiner.

Nachmittags, Breslau: Ansprache für die Jugend (siehe Seite 251).

20 Uhr, Breslau, Kammermusiksaal: 42. Karmavortrag 1924 bzw.

3. Breslauer (GA. Nr.239).

Di. 10. 11.30 Uhr, Koberwitz: 2. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus mit Aussprache (GA. Nr.327).

1 8 Uhr, Breslau, Bocksch-Saal: 1. Stunde des Sprachgestaltungs­kurses von Marie Steiner.

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 43. Karmavortrag 1924 bzw.

4. Breslauer (GA. Nr.239).

#SE260a-625

Juni 1924

Mi.11. 11.30 Uhr, Koberwitz: 3. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus (GA. Nr. 237), sowie Ansprache für den unter Vorsitz von Graf Keyserlingk und Ernst Stegemann gebildeten «Versuchsring» an­throposophischer Landwirte (siehe Seite 274).

18 Uhr, Breslau, Bocksch-Saal: 2. Stunde des Sprachgestaltungskur­ses von Marie Steiner.

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 44. Karmavortrag 1924 bzw.

5. Breslauer (GA. Nr.239).

Do. 12. 11.30 Uhr, Koberwitz: 4. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus mit Aussprache (GA. Nr.327).

18 Uhr, Breslau: 20. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hoch­schule.

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 45. Karmavortrag 1924 bzw.

6. Breslauer (GA. Nr.239).

Solothurn: Der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein, Sektion Solothurn, richtet «An das Bau-Departement des Kantons Solothurn, Herrn Regierungsrat von Arx», das gewünschte Gut­achten über das«Goetheanum-Dornach-ProjektApril 1924»: «...Die Grundrißpositionen machen einen guten Eindruck und zeugen von großem Studium und guter Kenntnis der Anforderungen, die an solche theaterähnliche Gebäude gestellt werden müssen.»

Fr. 13. 11.30 Uhr, Koberwitz: 5. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus mit Aussprache (GA. Nr.327).

18 Uhr, Breslau: ii. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hoch­schule für Geisteswissenschaft.

20 Uhr, Breslau, Kammermusiksaal: 46. Karmavortrag 1924 bzw.

7. Breslauer (GA. Nr.239).

Sa. 14. 11.30 Uhr, Koberwitz: 6. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus mit Aussprache (GA. Nr.327).

16.45-17.45 Uhr, Breslau: Zweite Zusammenkunft mit der Jugendgruppe. Von der Ansprache Rudolf Steiners findet sich eine kurze Schilderung von Teilnehmern in «Die Erkenntnisaufgabe der Ju­gend» (GA. Nr. 217a).

18 Uhr, Breslau, Bocksch-Saal: 3. Stunde des Sprachgestaltungs­kurses von Marie Steiner.

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 47. Karmavortrag 1924 bzw.

8. Breslauer (GA. Nr.239).

Rudolf Steiner entwirft ein Eurythmie-Diplom (siehe Seite 496).

#SE260a-626

Juni 1914

In der Nacht schreibt Rudolf Steiner auf Bitte von am landwirt­schaftlichen Kurs teilnehmenden Priestern der Christengemeinschaft die Epistel für den Johannestag (24.Juni) nieder und den Aufsatz (Lebensgang-Forts.) für das «Goetheanum» der nächsten Woche.

So. 15. Dornach: Im G. Nr.45 erscheint die 28. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.23: Brief an die Mitglieder «Der Besuch der Anthroposophischen Gesellschaft in Frankreich» (siehe Seite 239).

Morgens, Koberwitz: Rudolf Steiner hält auf Bitte von Ernst Stegemann einen esoterischen Vortrag im Hinblick auf die landwirt­schaftlichen Vorträge (nach Gräfin Keyserlingk für einen ganz klei­nen Kreis; keine Nachschrift).

11.30 Uhr, Koberwitz: 7. Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus (GA. Nr.327).

Nachmittags, Breslau: Aufführung der «Iphigenie» Goethes durch

die «Neukünstlerischen Bühnenspiele» von Georg Kugelmann unter

Verarbeitung der Anregungen des Dramatischen Kurses von Rudolf

Steiner und Marie Steiner vom Herbst 1920 am Goetheanum (Rudolf

Steiners Bericht darüber siehe Seite 319).

20 Uhr, Breslau, Augusta-Lyceum: 48. Karmavortrag 1924 bzw.

9. (letzter) Breslauer (GA. Nr.239).

In der Nacht schreibt Rudolf Steiner den Bericht über Koberwitz-Breslau für das Nachrichtenblatt. «Ich habe in den letzten zwei Nächten, wie das in jeder Woche jetzt der Fall ist, zwei Aufsätze zu schreiben gehabt hier in Koberwitz, wie ich sie sonst an den ver­schiedenen Orten schreibe, meistens ja in Dornach» (Wachsmuth, Ru­dolf Steiners Erdenleben und Wirken, S.587).

Mo. 16. 11.30 Uhr, Koberwitz: 8. (letzter) Vortrag des landwirtschaftlichen Kursus mit Aussprache (GA. Nr.327) sowie Besprechung mit dem «Versuchsring» (ohne Nachschrift).

18 Uhr, Breslau, Bocksch-Saal: 4. Stunde des Sprachgestaltungs­kurses von Marie Steiner.

20 Uhr, Breslau, großer Saal der Matthiaskunst: Geselliges Beisam­mensein der Tagungsteilnehmer mit Rudolf Steiner, der eine An­sprache hält (keine Nachschrift) und Gelegenheit zu Privatgesprä­chen gibt.

Di. 17. 7 Uhr morgens, Koberwitz: Auf besonderen Wunsch der jugend­lichen Teilnehmer am landwirtschaftlichen Kursus hält Rudolf Steiner noch eine Ansprache (siehe Seite 285).

Nach dem Mittagstisch trägt sich Rudolf Steiner auf Bitte ins Gäste­buch ein «In Liebe zum Hause Koberwitz...» (GA. Nr.40.)

#SE260a-627

Juni i924

Nachmittags reist Rudolf Steiner zusammen mit Dr. Elisabeth Vreede und Dr. Guenther Wachsmuth weiter nach Jena zum Besuch des heilpädagogischen Heimes Lauenstein bei Jena. Ankunft in Jena nach Mitternacht.

Mi. 18. Besuch auf dem Lauenstein bei Jena und in Weimar

Dr. Steiner besichtigt das Heim und läßt sich die einzelnen Kinder, im ganzen neun, zeigen und gibt seine Ratschläge. Mittags gemein­samer Mittagstisch mit den Kindern und Erziehern des Heimes, an­schließend Besprechungen über die Einrichtung des ganzen Heimlebens, Verteilung des Unterrichtes und der Verantwortlichkeiten, Fragen behördlicher Genehmigungen usw.

Am späten Nachmittag besucht Rudolf Steiner zusammen mit Dr. Elisabeth Vreede und Dr. Guenther Wachsmuth das naheliegende Weimar, seine Wirkensstätte in den Jahren 1890-97.

19./20. Rückreise nach Dornach über Stuttgart

Do. 19. 21 Uhr, Stuttgart, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern.

Fr. 20. Weiterfahrt nach Dornach, wo Rudolf Steiner bereits von den Teil­nehmern für die angesagten beiden Kurse über Heilpädagogik und Laut-Eurythmie erwartet wird.

20.-30. in Darnach

Fr. 20. 20 Uhr, Schreinerei: Bericht über die Veranstaltungen in Koberwitz und Breslau (siehe Seite 300).

Sa. ii. 21.30 Uhr, Schreinerei: 22. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 15. Dornacher.

Sa. 22. Im G. Nr. 46 erscheint die 29. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.24: Brief an die Mitglieder «Die Veranstaltungen in Koberwitz und Breslau» (siehe Seite 315).

In beiden Organen ergeht Einladung des Vereins des Goetheanum zur ii. ordentlichen und 3. außerordentlichen Generalversammlung für Sonntag, den 29. Juni in Darnach.

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 49. Karmavortrag 1924 bzw. 27. Dornacher (GA. Nr.236), mit einleitenden Ausführungen über das Handhaben der Texte der Karmavarträge (siehe Seite 323).

Ankündigungen am Schluß: «Wie den Teilnehmern bekannt ist, wird der Kursus über Laut-Eurythmie am nächsten Dienstag, am 24. Juni, beginnen. Ich bin zu spät hier angekommen, als daß ich ihn hätte regelrecht am angesetzten Datum [22.6.] beginnen lassen können. Denn auch das bedarf ja der Vorbereitung Ich kann heute nach nicht sagen, an welcher Stunde, aber am Dienstag wird er beginnen und

#SE260a-628

Juni 1924

ich bitte diejenigen, die es angeht, das dann draußen am Schwarzen Brett zu lesen. Ebenso wird es gehen mit Bezug auf andere Kurse, welche in der nächsten Zeit hier stattfinden.»

24.6.-12.7.

Kursus für Laut-Eurythmie innerhalb der Sektion für redende und musikalische Künste. 15 Vorträge «Eurythmie als sichtbare Sprache» mit den Meditationssprüchen «Ich suche im Innern ...», «Es keimen der Seele Wünsche ..» und «Strebe nach Frieden...» (GA. Nr.279). An dem Kursus dürfen außerdem wie immer die Vorstandsmitglieder und einige Gasthörer, zumeist Vertreter anderer Zweige der Be­wegung, teilnehmen.

Di 24. 17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag des Laut-Eurythmiekursus (GA. Nr.279). «Die Vorträge, die ich hier halten werde ... sind zunächst hervorgegangen aus der Ansicht von Frau Dr. Steiner, daß es notwendig sei, zur exakten Gestaltung gewissermaßen der eurythmischen Tradition zuerst einmal wiederholentlich alles dasjenige durchzuführen, was sich auf die Laut-Eurythmie bezieht, was im Laufe der Jahre in der Laut-Eurythmie an die entsprechenden Per­sönlichkeiten herangebracht worden ist. Es wird sich dann darum handeln, daß an diese Wiederholungen sich angliedern werden, und zwar immer jeweilig an die Einzelheiten selbst, nicht etwa abgeteilt nach Kapiteln, Erweiterungen des Eurythmischen. Ich werde dabei versuchen, das Eurythmische nach seinen verschiedenen Aspekten, sowohl nach dem künstlerischen Aspekt, der hier natürlich vorzüg­lich in Betracht kommt, wie auch nach dem pädagogischen Aspekt und nach dem Heilwert-Aspekt zu betrachten.»

25. 6.-7. 7.

Kursus für Heilpädagogik innerhalb der medizinischen Sektion, 12 Vorträge (GA. Nr. 317) für nur ca. 20 Teilnehmer, die sich zu­sammensetzen aus den unmittelbar sachlich Beteiligten: den Heilpädagogen vom Lauenstein als den Initianten des Kurses, den Ärz­ten des Klinisch-Therapeutischen Instituts in Arlesheim, von dem schon seit längerer Zeit in dem Häuschen «Halle» auch zurückgeblie­bene Kinder behandelt werden; ferner Lehrer der Waldorfschule, vor allem Dr. Karl Schubert als Leiter der Hilfsklasse und Dr. Eugen Kolisko als Schularzt. Außerdem neben den Vorstandsmitgliedern noch einige Gäste, zum Beispiel Priester der Christengemeinschaft. Rudolf Steiner wünschte keinen Stenographen, doch durften die Teilnehmer mitschreiben. Die vorhandene Nachschrift beruht auf den Aufzeichnungen dreier Teilnehmer. Jedes Kind des Lauensteiner Heimes wird nochmals eingehend behandelt und die zurückgebliebe­nen Kinder, die von Dr. Wegman in Arlesheim, in dem kleinen Häuschen «Halle» betreut werden, werden vorgeführt.

#SE260a-629

Juni 1924

Mi.25. 9 Uhr, Schreinerei: 28. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr. 353).

P Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses (GA. Nr.317). «Nun, meine lieben Freunde, wir haben ja eine ganze Anzahl von Kindern, die aus einer unvollständig gebliebenen Entwicke­lung hier erzogen werden sollen bzw. so weit das möglich ist, geheilt werden sollen. Eine Anzahl dieser Kinder haben wir hier im Klinisch-Therapeutischen Institut und eine Anzahl haben wir in Lauen­stein. Wir werden das, was wir hier zu besprechen haben, so einrich­ten, daß es möglichst auf die praktische Anwendung sogleich hinzielt. Wir werden dann auch in der Lage sein, dadurch, daß uns Frau Dr. Wegman die hier befindlichen Kinder - wir können das ja unter uns - zur Demonstration zur Verfügung stellen wird, einige Fälle unmittelbar ad oculus auseinandersetzen zu können.»

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

Do. 26. ? Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses (GA. Nr.317)

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

Fr. 27. ? Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses

(GA. Nr.317).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses

(GA. Nr.279).

20 Uhr, Schreinerei: 50. Karmavortrag 1924 bzw. 28. Dornacher (GA. Nr.236), mit der Schlußbemerkung: «Für Sonntag um 10 Uhr, wo stattfinden wird die Generalversammlung des Goetheanum-Ver­eines mit wichtigen Neugestaltungen, die sich aus dem Weihnachts-Impuls heraus ergeben müssen, sind alle hier anwesenden Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft als Gäste eingeladen. Diese Generalversammlung findet also statt am Sonntag um 10 Uhr hier an diesem Orte.»

Sa. 28. 10-11 1.30 Uhr, Glashaus: 1. ordentliche Generalversammlung der Internationalen Laboratorien Arlesheim AG in Arlesheim in Anwe­senheit van Dr. Steiner und Dr. 1. Wegman als Kontrollstelle, die für eine weitere Periode wiedergewählt werden. Im Protokoll heißt es unter anderem noch: «Nach dem ganzen Geschäftsgang in der letzten Zeit kann ruhig die Hoffnung ausgesprochen werden, daß nun die größten Schwierigkeiten überwunden sind und die Zukunft sich gün­stig gestalten dürfte. Insbesondere darf diese Hoffnung mit Rücksicht darauf ausgesprochen werden, daß gerade in Kürze die größte Schwierigkeit - der Mangel an entsprechender Literatur - behoben sein wird, da, wie Ihnen ja bekannt sein dürfte, Herr Dr. Steiner im

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Juni 1924

Vereine mit Frau Dr. Wegman an einem Buche über eine aus der Geisteswissenschaft stammende Medizin arbeitet» (s. Rudolf Steiner/Dr. Ita Wegman «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heil-

kunst», 1925 (GA. Nr.27).

? Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses

(GA. Nr. 317).

20.30 Uhr, Schreinerei: 23. Vortrag für die erste Klasse der Freien

Hochschule bzw. 16. Dornacher.

Sa. 29. Im G. Nr.47 erscheint die 30. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.25: Brief an die Mitglieder «Breslau-Koberwitzer Ta­gung, Waldarfschule, Jugendsehnsucht» (siehe Seite 320).

9 Uhr, Glashaus: Sitzung des Vorstandes des Vereins des Goethea­num, der seinen Rücktritt beschließt.

10 Uhr, Schreinerei: 11. ordentliche Generalversammlung, anschlie­ßend 3. außerordentliche Generalversammlung des Vereins des Goetheanum unter Leitung Dr. Steiners, mit Umbildung des Vor­standes und der Statuten. Rudolf Steiner spricht über die vier Strö­mungen in der Bewegung und äußert die Absicht, den Bau bis Weih­nachten zu errichten, falls die Genehmigung dazu in Kürze erteilt wird (Seite 497 ff.). Im Zausammenhang damit Vereinbarung zwi­schen dem Verein des Goetheanum und der Internationalen Labora­torien AG, betreffend den Kauf des Klinisch -Therapeutischen Insti­tutes (Seite 574 und Chronik 5. September 1924).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 51. Karmavortrag 1924 bzw. 29. Dornacher (GA. Nr.236). Am Schluß unter Ankündigungen: «Weiter darf ich vielleicht sagen, daß ich eigentlich es als an mein Herz rührend emp­finde, wenn ich so viele Freunde jetzt hier sehe, die sich um den Schutthaufen Goetheanum herum bewegen und gar nicht irgendwie darauf reagieren soll, daß die Freunde hierhergekommen sind. Und deshalb werde ich am nächsten Dienstag (1.7.) über ein ganz anderes Thema sprechen.»

Mo. 30. 9 Uhr, Schreinerei: 29. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

17.30-18.30, Schreinerei: 5. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

20.15 Uhr, Schreinerei: 5. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses (GA. Nr.317).

Die Vereinbarung vom 29. zwischen dem Verein des Goetheanum

und Frau Dr. Ita Wegman bzw. der Internationalen Laboratorien

AG, Arlesheim erhält die Form eines rechtsgültigen Vertrages (siehe

Seite 575).

#SE260a-631

#TI

JULI 1924

Dornach, Stuttgart, Holland (Osterbeek-Arnheim, Den Haag),

Stuttgart, Darnach

#TX

Rudolf Steiner hält 50 Vorträge bzw. Ansprachen verbunden mit den ent­sprechenden Reisen und schreibt die wöchentlichen Aufsätze. Daneben die schon genannten Tätigkeiten. Ferner finden sieben Eurythmieaufführungen

der Goetheanum-Gruppe statt, für die er wie immer beiträgt.

1.-13. in Darnach

Di. 1. ? Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag des Heilpäd. Kurses (GA. Nr.317).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

20.30 Uhr, Schreinerei: Rudolf Steiner hält den am 29. Juni ange­kündigten Vortrag, mit dem die Reihe esoterischer Betrachtungen über das Karma der anthroposophischen Bewegung beginnt (elf Dornacher Vorträge). Es ist dies zugleich der 52. Karmavortrag 1924 bzw. 30. Dornacher (GA. Nr.237).

Mi. 2. ? Uhr, Schreinerei: 7. Vortrag des Heilpäd. Kurses (GA. Nr.317).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 7. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

Do. 3. 9 Uhr, Schreinerei: 30. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

? Uhr, Schreinerei: 8. Vortrag des Heilpäd. Kurses (GA. Nr.317).

17.30-118.30 Uhr, Schreinerei: 8. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

20 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

Fr. 4. ? Uhr, Schreinerei: 9. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses

(GA. Nr.317).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 9. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

20 Uhr, Schreinerei: 2. Dornacher Vortrag über das Karma der anthroposophischen Bewegung = 53. Karmavortrag 1924 bzw. 31. Dornacher (GA. Nr.237).

Sa. 5. ? Uhr, Schreinerei: 10. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses (GA. Nr.317).

20.30 Uhr, Schreinerei: 24. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 17. Dornacher.

Sa. 6. Im G. Nr.48 erscheint die 31. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.26: Brief an die Mitglieder «Nach etwas über die Aus­wirkungen der Weihnachtstagung» (siehe Seite 77).

#SE260a-632

Juli 1924

Ferner Anzeige der vierten ordentlichen Generalversammlung der Aktiengesellschaft «Der Kommende Tag» für 15. Juli, 17 Uhr, in Stuttgart, sowie Einladung zu einer vorher, vormittags 10 Uhr statt­findenden Besprechung derjenigen Mitglieder, welche Aktionäre des «Kommenden Tages» sind.

? Uhr, Schreinerei: 11. Vortrag des Heilpädagogischen Kurses

(GA. Nr.317).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 3. Dornacher Vortrag über das Karma der anthroposophischen Bewegung = 54. Karmavortrag 1924 bzw. 32. Dornacher (GA. Nr.237).

Mo. 7. 9Uhr, Schreinerei: 31. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 10. Vortrag des Laut-Eurythmiekurses (GA. Nr.279).

21 Uhr, Schreinerei: ii. (letzter) Vortrag des Heilpädagagischen Kurses (GA. Nr.317): «Nun hat es sich ja gehandelt in diesen Be­sprechungen um die Vertiefung unserer Waldorfschulpädagogik bis zu denjenigen Erziehungsmethoden, welche an das sogenannte ab­norme Kind heranführen.» Ferner Ausführungen über die Weih­nachtstagung (siehe Seite 326).

Di. 8. 17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 11. Vortrag des Laut-Eurythmiekur­ses mit dem Spruch «Strebe nach Frieden.. .» (GA. Nr.279).

20 Uhr, Schreinerei: 4. Dornacher Vortrag über das Karma der an­throposophischen Bewegung = 55. Karmavortrag 1924 bzw. 33. Dornacher (GA. Nr.237). Rudolf Steiner spricht hier zum erstenmal von den zwei verschiedenen Menschengruppen innerhalb der Gesell­schaft.

Mi. 9, 9 Uhr, Schreinerei: 32. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 12. Vortrag des Laut-Eurythmie­kurses (GA. Nr.279).

Rudolf Steiner beginnt an dem Eurythmieprogramm-Aquarell «Urmensch» (nach einigen Malern auch «Urtier» genannt) zu arbeiten.

Do. 10. 17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 13. Vortrag des Laut-Eurythmie­

kurses mit dem Spruch «Es keimen der Seele Wünsche...»

(GA. Nr.279).

Rudolf Steiner macht vier neue Ton-Eurythmieformen (Bach, Beet­

hoven, Händel).

20 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

Fr. 11. Rudolf Steiner macht drei neue Ton-Eurythmieformen (Armand, Corelli, Händel) und malt an dem am 9. begonnenen Aquarell «Ur­mensch» weiter.

#SE260a-633

Juli 1924

17.30-118.30 Uhr, Schreinerei: 14. Vortrag des Laut-Eurythmie­kurses mit dem Spruch: «Ich suche im Innern...» (GA. Nr.279).

20 Uhr, Schreinerei: 5. Dornacher Vortrag über das Karma der an­throposophischen Bewegung = 56. Karmavortrag 1924 bzw. 34. Dornacher (GA. Nr.237).

Sa. 12. 9 Uhr, Schreinerei: 33. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354). «Ich muß jetzt nach Holland fahren und werde ihnen dann sagen lassen, wann die nächste Stunde ist, in 10-14 Tagen.»

17.30-18.30 Uhr, Schreinerei: 15. (letzter) Vortrag des Laut-Eu­rythmiekurses (GA. Nr.279): «Wie sehr ich selber diese Eurythmie liebe, das habe ich erst vor kurzem im (Mitteilungsblatt> ausgespro­chen. Wie sehr ich wünschen möchte, daß überall die große Hingabe, die notwendig ist bei all denjenigen, die am Eurythmisieren betätigt sind, von Frau Dr. Steiner angefangen, angefangen von unseren Eurythmiekünstlerinnen, hier mehr beachtet, weiterhin gewürdigt würde, wie das alles durchaus nicht genug gewürdigt werden kann und gewürdigt werden sollte im Kreise aller Anthroposophen, das habe ich eben im auseinandergesetzt.»

20.30 Uhr, Schreinerei: 25. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 18. Dornacher.

Sa. 13. Im G. Nr.49 erscheint die 32. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.27: Brief an die Mitglieder «Etwas vom Geist-Ver­stehen und Schicksals-Erleben» (siehe Seite 80).

In derselben Nummer Rundfragen Rudolf Steiners an die Jugend:

«Was will ich als junger Mensch?» - «Wie stellst du dir vor daß auf dem Gebiete, das dir seelisch als Berufsgestaltung vorschwebt, die Welt im Jahre 1935 beschaffen sein wird?», (wiedergegeben in «Zur Jugendarbeit» von Maria Röschl, Nachr. 13.7.1924).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 6. Dornacher Vortrag über das Karma der an­thraposophischen Bewegung = 57. Karmavortrag 1924 bzw. 35. Dornacher (GA. Nr.237).

Mo. 14. Gesuch an die Basellandschaftliche Kantanalbank um Hypothekar­kredite für den Verein des Goetheanum zwecks Übernahme der Klinik-Immobilien (lt. Brief der Kantonalbank, siehe Beilage).

Rudolf Steiner und Marie Steiner reisen auf dem Wege nach Holland zuerst nach Stuttgart.

Di.1 5. Arlesheim: Die Baueingabe für das Holzhaus auf dem Arles­heimer Klinikgelände (Haus Wegman) nach Skizzen Rudolf Steiners wird eingereicht. Als Bauherr haben unterzeichnet: für die

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Juli 1924

Anthroposophische Gesellschaft Dr. Steiner als Vorsitzender, Dr. Ita Wegman als Schriftführerin und als bauleitender Architekt Ernst Aisenpreis.

«Es war von vornherein vorgesehen, daß das Haus jederzeit ver­setzt werden könne, und zwar in die Nähe des Goetheanum, hinter der Schreinerei, wo Dr. Steiner Gelände für die Klinik reserviert hatte. Das Haus wurde also hergestellt, das heißt, es wurden große Teile desselben in der Schreinerei ausgeführt, nach, Arlesheim transportiert und dort dann aufgebaut» (Erich Zimmer in «Mensch und Baukunst», 1965, 4. Heft).

15., 16. in Stuttgart

Di.15 10 Uhr, Landhausstraße 70: Besprechung mit anthroposophischen Aktionären des «Kommenden Tages» (siehe Seite 515).

17 Uhr, Landhausstraße 70: 4. ordentliche Generalversammlung des «Kommenden Tages» in Anwesenheit Rudolf Steiners. Verhand­lungsgegenstand: die am Vormittag getroffenen Abmachungen (keine Nachschrift).

20 Uhr oder 20.30 Uhr, Waldorfschule: Konferenz mit den Lehrern:

«... es wird nicht möglich sein, heute die Konferenz so lange aus­zudehnen, da nachher noch eine Sitzung sein muß ... Ich werde im Anfang September zwei Kurse abhalten in Dornach über Pastoral­medizin und über Theologie. Ich werde dann danach hier im Sep­tember einen Seminarkurs abhalten.» Letzterer kam nicht mehr zu­stande.

Mi. 16. Rudolf Steiner und Frau Marie Steiner reisen von Stuttgart weiter zur Anthroposophisch-Pädagogischen Tagung nach Holland.

Solothurn: Im Kantonsrat wird die Interpellation der katholisch­konservativen Gegner des Goetheanum-Wiederaufbaues (Begrün­dung: landschaftlicher wie auch namentlich geistiger Heimatschutz) von der Regierung ablehnend beantwortet.

17.-25./26. in Holland (Osterbeek-Arnheim, Den Haag)

1 7.-24. Juli Anthroposaphisch-Pädagogische Tagung in Osterbeek bei Arnheim mit ca. 250 Teilnehmern. Rudolf Steiner hält in acht Tagen 18 Vorträge und bricht nach einem Vortrag im Hotel er­schöpft zusammen.

9 Vorträge des öffentlichen Tagungskurses «Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik», 3 Vor­träge für die Mitglieder über das Karma der anthroposophischen Be­wegung, 3 öffentliche Vorträge «Was kann die Heilkunst durch eine geisteswissenschaftliche Betrachtung gewinnen?», 2 Vorträge für die erste Klasse der Freien Hochschule, 1 Jugendansprache und Bespre­chungen aller Art. 2 Kurse für Sprachkunst durch Marie Steiner.

#SE260a-635

Juli 1924

Do. 17. Gegen Mittag: Ankunft Rudolf Steiners und Marie Steiners. Rudolf Steiner hatte telegrafiert, daß er verspätet ankomme. Die ihn emp­fangenden Freunde sind erschrocken von seinem müden und kranken Aussehen.

Nachmittag, Oolgaardthuis: Rudolf Steiner hält den für 11 Uhr angesetzt gewesenen Eröffnungsvortrag des Tagungskurses (GA. Nr. 310).

20 Uhr, Musis Sacrum: Erster der drei öffentlichen Vorträge «Was kann die Heilkunst durch eine geisteswissenschaftliche Betrachtung gewinnen?» (GA. Nr.319).

Fr. 18. 11 Uhr, Oolgaardthuis: 2. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310).

20 Uhr, Musis Sacrum: 58. Karmavartrag 1924 bzw. 1. Arnheimer über das Karma der anthroposophischen Bewegung (GA. Nr. 240), mit Ausführungen über die Weihnachtstagung (siehe Seite 333).

Sa. 19. 11 Uhr, Oolgaardthuis: 3. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310).

20 Uhr, Musis Sacrum: 59. Karmavortrag 1924 bzw. 2. Arnheimer über das Karma der anthroposophischen Bewegung (GA. Nr.240). Schlußworte: «... Und im Laufe dieses 20. Jahrhunderts, wenn das erste Jahrhundert nach dem Kali Yuga verflossen sein wird, wird die Menschheit entweder am Grabe aller Zivilisation stehen oder am Anfang desjenigen Zeitalters, wo in den Seelen der Menschen, die in ihrem Herzen Intelligenz mit Spiritualität verbinden, der Mi­chaelkampf zugunsten des Michael-Impulses ausgefochten wird.»

Sa. 20. 11 Uhr, Oolgaardthuis: 4. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr. 310).

16.30 Uhr, Oolgaardthuis: Jugendansprache (siehe Seite 337). Es wurde dies die letzte Ansprache für junge Menschen.

20 Uhr, Musis Sacrum: 60. Karmavartrag 1924 bzw. 3. Arnheimer über das Karma der anthrapasophischen Bewegung (GA. Nr. 240).

Dornach: Im G. Nr.50 erscheint die 33. Fortsetzung van «Mein Le­bensgang», in Nachr. Nr.28: Brief an die Mitglieder «Laut-Euryth­miekurs» (siehe Seite 330) und Ankündigung eines Kurses für Sprach-Gestaltung und dramatische Kunst am Goetheanum vom 2. bis 15. September.

Mo. 21. II Uhr, Oolgaardthuis: 5. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310).

15 Uhr, Musis Sacrum: Vorführung von Kindereurythmie durch die Freie Schule, Den Haag.

#SE260a-636

Juli 1924

20 Uhr, Musis Sacrum: zweiter der drei öffentlichen Vorträge «Was kann die Heilkunst durch eine geisteswissenschaftliche Betrachtung gewinnen?» (GA. Nr.319).

Dornach: Ein für ii. Juli angekündigter Besuch vom Baudeparte­ment Solothurn zum Zwecke der Besichtigung von Baumodell und Gelände muß infolge Abwesenheit Dr. Steiners telefonisch abgesagt werden.

Di. 22. 11 Uhr, Oolgaardthuis: 6. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310).

20 Uhr, Oolgaardthuis: 26. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Dornach: Antwortschreiben des Baudepartements Solothurn:

«.. sollten Sie eine mündliche Aussprache wünschen, so stehen wir Ihnen am 29. vor- oder nachmittags in Solothurn zur Verfügung..»

Mi.23. 11 Uhr, Oolgaardthuis: 7. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310).

20 Uhr, Oolgaardthuis: 27. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Karte Rudolf Steiners an Helene Lehmann in Dornach: Anzeige der Ankunft Marie Steiners für Sonnabend morgens gegen 6 Uhr per Auto. «Ich selbst werde etwas später kommen.»

Do. 24. Schlußtag der Arnheimer Tagung, an dem Rudolf Steiner drei öffent­liche Vorträge hält.

«Während dieser Tagung war nicht mehr zu verkennen, wie krank Rudolf Steiner war. Wenn andere vortrugen - Dr. Schubert, Dr. von Baravalle, van Bemmelen, Stibbe und ich im Rahmen der Pädago­gik -, war es herzbedrückend zu sehen, wie erschöpft er schien; auch bemerkte ich voll Schrecken, wie abgemagert er war. Allerdings stellte sich dann jedesmal heraus, daß seiner Aufmerksamkeit trotz aller Müdigkeit nichts entgangen war, und als er dann auf dem Podium stand, war er sprühend wie immer, begeistert, voll Leben, man konnte nicht fassen, daß dies der gleiche Mensch sein sollte.« (Zeylmans in «Wir erlebten Rudolf Steiner».)

11 Uhr, Oolgaardthuis: 8. Vortrag des öffentlichen Tagungskurses

(GA. Nr.310).

Vermutlich nachmittags, Oolgaardthuis: 9. (letzter) Vortrag des öffentlichen Tagungskurses (GA. Nr.310). Rudolf Steiner spricht hier ausführlich über die Entstehungsgeschichte der Eurythmie, der medi­zinischen und pädagogischen Bewegung.

#SE260a-637

Juli 1924

20 Uhr, Musis Sacrum: letzter der drei öffentlichen Vorträge «Was kann die Heilkunst durch eine geisteswissenschaftliche Betrachtung gewinnen?» (GA. Nr.319).

zwischen 17. und 24.

Abends: In einer Zusammenkunft mit einigen Freunden wird be­sprochen, welchen endgültigen Namen die Internationale Laborato­rien AG Arlesheim erhalten soll. Rudolf Steiner schlägt vor: «Weleda». «Nicht wahr, das ist die germanische Priesterin der Heilkunst.» (Zeylmans in «Wir erlebten Rudolf Steiner».)

Fr. 25. in Den Haag

Konferenz mit dem Lehrerkollegium der Freien Schule Den Haag. Teilnehmer an der Sitzung: Rudolf Steiner, die fünf Lehrer und die übrigen Dornacher Vorstandsmitglieder, ausgenommen Albert Stef­fen, der nicht in Holland war. (Es gibt keine Nachschrift. Vgl. Be­richt Stibbe, Nachrichtenblatt vom 5.4.1964.)

Darnach: Petitionsschreiben der Gemeinde Darnach an den Regie­rungsrat des Kantons Solothurn in Sachen Goetheanum-Wiederaufbau, eingereicht am 4. August, unterzeichnet von 2 Kantonsräten, 15 Mitgliedern des aus 17 bestehenden Gemeinderates und der über­wiegenden Mehrzahl der stimmberechtigten Einwohner der Ge­meinde Dornach, total 426 Unterschriften mit der Empfehlung der unveränderten Genehmigung der Bauvorlage. (Abgedruckt im Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental vom 8.8.1924.)

Fr. 25. Rückreise von Holland nach Stuttgart. Marie Steiner kommt am Samstag, 26., morgens 6 Uhr, per Auto nach Darnach. Rudolf Stei­ner bleibt noch in Stuttgart.

26. und 27. in Stuttgart

Besprechungen.

So. 27. Dornach: Im G. Nr.51 erscheint die 34. Fortsetzung van «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.29: Brief an die Mitglieder «Geistige Weltbereiche und menschliche Selbsterkenntnis» (GA. Nr.26).

28.-31. in Darnach

Mo.2 8. Rückreise nach Dornach.

20 Uhr, Schreinerei: 7. Dornacher Vortrag über das Karma der an­throposophischen Bewegung = 61. Karmavortrag 1924 bzw. 36. Dornacher (GA. Nr.237).

«Leider konnte ich gestern noch nicht anwesend sein, da ich in Stutt­gart aufgehalten worden bin und so wollte ich den Vortrag, der für gestern bestimmt war, heute halten.»

Di. 29. Rudolf Steiner fährt auf Grund des Schreibens vom Baudepartement Solothurn vom 11. Juli persönlich zur Besprechung nach dort.

#SE260a-638

Juli 1924

Mi.3o. Vormittags: Dr. Steiner bei der Verhandlung auf dem Amtsgericht Dornach in der Klagesache Kully (siehe Seite 538). Gegen das ge­fällte Urteil wird später beim Obergericht in Solothurn Berufung eingelegt; dessen Urteil siehe Seite 547.

Do. 31. 9 Uhr, Schreinerei: 34. Arbeitervortrag 1924. Über Ernährungsfragen, mit der persönlichen Bemerkung: «Die Anstrengungen, die ich seit langer Zeit, in den letzten 24 Jahren durchmachen mußte, hätte ich nicht durchmachen können ohne vegetarisch zu leben. Dann würde ich nicht ganze Nächte haben durchfahren können und am nächsten Tag einen Vortrag halten usw.» - Denn wenn einer ohne Fleisch auskommen könne und zur vegetarischen Nahrung übergehe, fühle er sich stärker als vorher.

#SE260a-639

#TI

AUGUST 1924

Dornach, England (Torquay, London)

#TX

Rudolf Steiner hält 42 Vorträge bzw. Ansprachen und schreibt die wöchent­lichen Aufsätze, daneben finden Besprechungen aller Art statt. Elf Eurythmieaufführungen der Goetheanum-Gruppe.

1.-10. in Dornach

Fr. 1. Schreiben des Baudepartements des Kantons Solothurn mit der Mit­teilung, daß der Regierungsrat am 4. August die Baustelle besichtigen wird und dazu die Regierung des Kantons Baselland und das Am­mannamt Dornach eingeladen hat.

Im «Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» erscheint der Artikel «Dr. Rudolf Steiner vor dem Amtsgericht Darnach» (siehe Seite 538).

20 Uhr, Schreinerei: 8. Dornacher Vortrag über das Karma der anthroposophischen Bewegung = 62. Karmavortrag 1924 bzw. 37. Dornacher (GA. Nr.237). - Nach dem Vortrag Mitteilung über die Gerichtsverhandlung vom 30. Juli (siehe Seite 542).

Sa. 2. 9 Uhr, Schreinerei: 35. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354). Schluß­bemerkung: «Leider muß ich heute noch einmal zum Gericht hinun­ter und jetzt den Vortrag schließen. Ich muß auch noch vorher mit jemand reden und muß deshalb heute kürzer sein. Wir werden dann den nächsten Vortrag wiederum am Mittwoch um 9 Uhr haben.»

20.30 Uhr, Schreinerei: 28. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft bzw. 19. Dornacher.

Entwurf einer Vertretungs-Vollmacht an Dr. Ita Wegman für die Gründungsversammlung eines Vereins «Allgemeine Anthroposo­phische Gesellschaft» vom 3. August (siehe Beilage).

Sa. 3. Im G. Nr.52 erscheint die 35. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.30: Brief an die Mitglieder «Über die anthroposo­phisch-pädagogische Tagung in Holland» (siehe Seite 347). Ferner Ankündigung der Veranstaltungen mit Dr. Steiner in London vom 24. bis 30. August.

Fragmentarischer Entwurf van Statuten für einen Verein «Allge­meine Anthroposophische Gesellschaft » für das Handelsregister (incl. § 7) in der Handschrift des Schriftführers Dr. Ita Wegman, mit Ergänzungen Dr. Steiners (siehe Seite 548). Daß die Gründungs­versammlung stattgefunden hat, geht aus einer Rechnung des Amtsschreibers Altermatt vom 3. März 1925 hervor (siehe Beilage).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung. Ankündigung Rudolf Steiners: «Poesien der ernsten Art, Musikstücke getragenen Charakters

#SE260a-640

Auguit 1924

in eurythmischer Kunst den geneigten Mitgliedern in Begeiste­rung vorgeführt.»

20 Uhr, Schreinerei: 9. Dornacher Vortrag über das Karma der an­throposophischen Bewegung = 63. Karmavortrag 1924 bzw. 38. Dornacher (GA. Nr.237).

Mo. 4. Ca. 14.30 Uhr, Glashaus: Besprechung mit den Vertretern der Re­gierungen von Solothurn und Baselland, sowie den Gemeinderäten von Dornach und Arlesheim. Rudolf Steiner zeigt das Modell und erklärt das neue Bauprojekt.

Die Gemeinde Dornach reicht ihr Petitionsschreiben vom 25. Juli an den solothurnischen Regierungsrat ein.

20 Uhr, Schreinerei: 10. Dornacher Vortrag über das Karma der an­throposophischen Bewegung = 64. Karmavortrag bzw. 39. Dorn­acher (GA. Nr.237). Schlußworte: «Ich werde nächsten Freitag noch hier vortragen können, und daher werde ich in der Lage sein, die Dinge, die ich gerne vor der englischen Reise sagen möchte, in einer etwas breiteren Weise zu sagen, als es möglich gewesen wäre, wenn es sich nur um einen Vortrag noch gehandelt haben würde.»

Nach dem Vortrag weitere Ausführungen über die Gerichtsverhand­lungen vom 30. Juli in Fortführung des am 1. August Gesagten (siehe Seite 544).

Di. 5. . ? Uhr, Eurythmeum (heutige Rudolf-Steiner-Halde): Kurze An-sprache zur Trauung von Mieta Waller und William Scott Pyle:

«... Ich spreche hier nicht etwa bloß im Namen der anthroposophi­schen Freunde, die hier versammelt sind, ich spreche diese Worte in diesem festlichen Augenblicke als derjenige, welcher in aller herz­licher Freundschaft der einen und der anderen Persönlichkeit, die heute die ersten Schritte tun zum gemeinschaftlichen Lebenswege, verbunden war . . . denn unsere liebe Freundin Mieta Waller ist ja in siebzehnjähriger Hausgenossenschaft mit unserem Hause verbunden gewesen. Sie verband sich vor eben reichlich siebzehn Jahren in lnni­ger Freundschaft mit Frau Dr. Steiner, die wahrhaftig heute sehr gern hier erschienen wäre, wenn sie nicht ganz dringende Pflichten davon abhalten würden . . .» (Letzteres bezieht sich auf auswärtige Eurythmie-Verpflichtungen).

Weiterarbeit am Aquarell «Urmensch», auch «Urtier» genannt.

Stuttgart, Landhausstraße 70: Eurythmieaufführung der Dornacher Gruppe unter Leitung von Marie Steiner im Rahmen der Sommertagung der Christengemeinschaft. Die Aufführung wird an zwei

Nachmittagen wiederholt.

Mi. 6. Weiterarbeit am Aquarell «Urmensch».

#SE260a-641

August 1924

Kaufvertrag zwischen Rudolf Steiner und der Kommenden Tag AG, Stuttgart, betr. Überlassung von Aktien des Kommenden Tages (siehe Seite 578) mit Anlageverträgen 1-4 (siehe Seite 578 f.). An­lage 4 = Kaufvertrag zwischen Rudolf Steiner für die Allgemeine Anthroposophischen Gesellschaft e. V., Abt. Philosophisch-Anthro­posophischer Verlag und der Kommenden Tag AG, Stuttgart betr. Übernahme der Verlagsrechte und Bestände des Kommenden Tag-Verlages Stuttgart (S. 582). Dazu Begleitbrief von Leinhas (Beilage).

9 Uhr, Schreinerei: 36. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

Fr. 8. Beendigung des Aquarells «Urmensch».

Im «Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» wird das Peti-tionsschreiben der Gemeinde Dornach an den solothurnischen Regie­rungsrat in Sachen Wiederaufbau vom 25. Juli - eingereicht am 4. August - abgedruckt.

20 Uhr, Schreinerei: 11. (letzter) Dornacher Vortrag über das Karma der anthroposophischen Bewegung = 65. Karmavortrag 1924 bzw. 40. Dornacher (GA. Nr.237). Zu Beginn kurze Gedenkworte für die in Dornach verstorbene Mary von Falkenstein. Am Schluß des Vortrags die Ankündigung «Wir wollen fortsetzen, wenn wir wieder zusammen kommen, was in den ersten Septembertagen sein wird, am 3. oder 4. September».

Diese elf Vorträge über das Karma der anthroposophischen Bewe­gung, damals «Chartres-Vorträge» genannt, wollte laut Marie Stei­ners Vorwort zur ersten Auflage Rudolf Steiner neben denjenigen des Dramatischen Kurses noch auf seinem Krankenlager selbst für den Druck durchsehen, wozu es jedoch nicht mehr kam.

9.-22. Torquay: Second International Summer School, veranstaltet von der Anthroposophischen Gesellschaft in England. Rudolf Steiner kann erst am 1 1. dort eintreffen.

Sa. 9. 9Uhr, Schreinerei: 37. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354). Schluß­bemerkung: «Nun, sobald ich zurückkomme, wollen wir uns wieder zusammenfinden . . . Es tut mir leid, daß ich nicht hier Vorträge hal­ten kann und in England. So weit sind wir noch nicht. Wenn wir einmal so weit sein werden, dann brauchen wir keine Pause mehr zu machen. Daher auf Wiedersehen meine Herren.»

So 10. Im G. Nr.53 erscheint die 36. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», ferner ein Artikel von Albert Steffen «Rudolf Steiner als Verteidiger der anthroposophischen Sache» über die Gerichtsverhandlung am 30. Juli in Dornach.

In Nachr. Nr.31 erscheint der Brief an die Mitglieder «Wie die Leit­sätze anzuwenden sind» (siehe Seite 84). Ferner Ankündigung der

#SE260a-642

August 1924

medizinischen Sektion am Goetheanum: Kursus für Pastoral-Medi­zin vom 8. bis 15 September; Programm der 2. Internationalen Sommerschule in Torquay vom 9. bis 11. August.

Vermutlich Abreise nach England.

11.-30. in England. Letzte Auslandsreise

In 20 Tagen Englandaufenthalt 32 Vorträge in deutscher Sprache, übersetzt von George Kaufmann-Adams, daneben zahlreiche private Besprechungen. Ferner finden in dieser Zeit sieben Eurythmieauffüh­rungen der Goetheanum-Gruppe unter Leitung von Marie Steiner statt (fünf in Torquay und zwei in London).

11.-22. in Torquay

In zwölf Tagen 23 Vorträge: Tagungszyklus «Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung», gedruckt als «Das Initiaten­Bewußtsein» (elf Vorträge); ein pädagogischer Kurs für die Lehrer der in London neu zu begründenden Schule mit Waldorfschulpäd­agogik (sieben Vorträge); drei Vorträge für die Mitglieder über Karmafragen und einen Vortrag für die erste Klasse sowie eine Abschiedsansprache. Während dieser Zeit besucht Rudolf Steiner mit einigen Freunden die Artusburg in Tintagel und richtet von dort an A. Steffen einen Brief mit dem Gedicht «Von ragenden Burges­trümmern kommen wir .... (Goetheanum 25.9.27).

«Auch während dieser Sommertagung in Torquay . . . hatte er in tragischer Weise mit der zehrenden Krankheit zu ringen. Nach außen war hiervon gewiß nichts zu bemerken; er erfüllte täglich das um­fangreiche Programm seiner Vortragstätigkeit, er sprach die Ein­führungsworte bei den künstlerischen Darbietungen, hatte zahllose Besprechungen und nahm an den gemeinsamen Exkursionen teil, aber jede Mahlzeit bereitete ihm infolge der Erkrankung des Stoff­weehselsystems erneute Qualen, die er ritterlich, niemals klagend, trug.» (Wachsmuth, Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken, S. 605).

Mo.1 1. 10.30 Uhr, Town Hall: 1. der elf öffentlichen Kursvorträge «Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung» (GA. 243). Einleitend entschuldigt sich Rudolf Steiner, daß er nicht schon wie geplant am 9. da sein konnte, da er durch notwendige Vorbereitun­gen für die Neuerrichtung des Goetheanums abgehalten war. (Siehe Seite 35').

Dornach: Regierungsrat Kaufmann von der Regierung in Solothurn kommt ohne Anmeldung zur Besichtigung des Geländes und Modells. Da Dr. Steiner in England ist, wird er von Architekt Aisenpreis ge­führt. (Lt. Bericht Aisenpreis an R. Steiner vom 1 5. August 1924).

Di 12. 10.30 Uhr, Town Hall: 2. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

#SE260a-643

August 1924

? Uhr, Town Hall: 1. Vortrag des Pädagogischen Kurses für die Lehrer der in London neu zu begründenden Schule mit Waldorfschul­pädagogik (GA. Nr.311. Einleitende Worte siehe Seite 360).

? Uhr, Town Hall: 66. Karmavortrag 1924, bzw. 1. der drei Tor­quayer (GA. Nr. 240). Einleitende und abschließende Ausführungen über die Weihnachtstagung (siehe Seite 352 f.).

Mi. 13. 10.30 Uhr, Town Hall: 3. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

? Uhr, Town Hall: 2. Vortrag des Päd. Kurses (GA. Nr. 311).

20 Uhr, Town Hall: Eurythmieaufführung der Goetheanum­Gruppe unter Leitung Marie Steiners. Für die in englisch vorange­hende Einführung schrieb Rudolf Steiner einen Text nieder. (GA. Nr. 277a). Es ist dies die letzte handschriftlich vorliegende Euryth-mieansprache.

Do. 14. 10.30 Uhr, Town Hall: 4. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

? Uhr, Town Hall: 3. Vortrag des Päd. Kurses (GA. Nr.311).

? Uhr, Town Hall: 67. Karmavortrag 1924, bzw. 2. der drei

Torquayer (GA. Nr. 240).

Fr.1 5 . 10.30 Uhr, Town Hall: 5 . Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr. 243).

? Uhr, Town Hall: 4. Vortrag des Päd. Kurses (GA. Nr. 311).

20 Uhr, Town Hall: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Dornach: Architekt Aisenpreis berichtet an Rudolf Steiner «... Die Arbeiten für die Erweiterung der Schreinerei [es handelte sich hier vor allem um die beiden Nordsäle] und für den Neubau bei der Klinik [handelt sich um das Holzhaus für Dr. Ita Wegman nach Entwurf Rudolf Steiners] schreiten trotz des hiesigen schlechtenWet­ters gut voran, so daß ich hoffe, beide Bauten bis 1. September soweit fertig zu bringen, daß sie bis zu diesem Zeitpunkt für die vorge­sehenen Zwecke zur Verfügung stehen».

Sa. 16. 10.30 Uhr, Town Hall: 6. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

Uhr, Town Hall: 5. Vortrag des Päd. Kurses (GA. Nr. 311).

So. 17. Dornach: Im G. Nr.54 erscheint die 37. Fortsetzung von «Mein Lebensgang». In Nachr. Nr.32: Brief an die Mitglieder «Im Anbruch des Michaelzeitalters». Hiermit beginnen die Ausführungen über das

#SE260a-644

August 1924

Michaelmysterium, die wöchentlich bis zum Tode Rudolf Steiners fortgeführt werden (GA. Nr.26).

Ferner Ankündigung der Veranstaltungen und Kurse am Goethe­anum im September (siehe Seite 376).

Torquay: Rudolf Steiner macht mit Freunden eine Exkursion nach Tintagel an der englischen Südküste (in Cornwall), wo einstmals das Artus-Schloß gestanden hat, und richtet von dort an Albert Steffen einen Brief in Gedichtform «Mein lieber Herr Steffen, Von viel­sagenden Burgestrünimern kommen wir...> Miß Merry erzählte, «daß sie dabei war, als Dr. Steiner Tintagel besuchte, und wie er die Stelle gezeigt hat, wo der Runde Tisch gestanden hat. Sie hatte dann ein Gespräch mit ihm über Merlin, den Stifter des Runden Tisches, und hörte aus seinem Munde, daß Merlin in Wagner wiedergeboren war.» (v. Bemmelen in: Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland, Weihnachten 1965).

Mo. 18. 10.30 Uhr, Town Hall: 7. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

? Uhr, Town Hall: 6. Vortrag des Pädagogischen Kurses

(GA. Nr.311).

20 Uhr, Town Hall: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Di. 19. 10.30 Uhr, Town Hall: g. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

? Uhr, Town Hall: 7. Vortrag des Pädagogischen Kurses (GA. Nr.311).

Schlußbemerkung: «... Nun würde sich natürlich manches noch sagen lassen, wenn wir diesen Kursus mehrere Wochen hindurch fort-setzen könnten. Aber das können wir ja nicht. Daher werde ich Sie bitten, morgen, wenn wir hier zusammenkommen, dasjenige, was Sie auf dem Herzen haben, in Form von Fragen zu stellen, so daß wir dann die morgige Stunde dazu benützen, daß Sie Fragen stellen, und ich Ihnen diese Fragen beantworten kann.»

? Uhr, Town Hall: 29. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Mi. 20. 10.30 Uhr, Town Hall: 9. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA. Nr.243).

? Uhr, Town Hall: Fragenbeantwortung zum Abschluß des Päd­agogischen Kurses (GA. Nr.311. Schlußworte siehe Seite 361).

20 Uhr, Town Hall: Eurythrueaufführung unter Leitung Marie Steiners.

#SE260a-645

August 1924

Do. 21. 10.30 Uhr, Town Hall: 10. Vortrag des allgemeinen Tagungszyklus (GA.Nr.243).

? Uhr, Town Hall: 68. Karmavortrag 1924, bzw. 3. Torquayer (GA. Nr.240), mit Ausführungen über Artus- und Gralsströmung in Anknüpfung an den Besuch in Tintagel am letzten Sonntag.

Fr. 22. 10.30 Uhr, Town Hall: 11. (letzter) Vortrag des allgemeinen Ta­gungszyklus (GA. Nr.243).

14.30 Uhr, Town Hall: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Abends, Town Hall: Abschiedsveranstaltung. Ansprache Rudolf Steiners (siehe Seite 362). .

Sa. 23. Reise von Torquay nach London.

Brief der Basellandschaftlichen Kantonalbank an Rudolf Steiners

Adresse in Dornach (Beilage).

24.-30. in London

In sieben Tagen neun Vorträge: Drei Vorträge für die Mitglieder über Karmafragen, zwei Vorträge für die erste Klasse, zwei Vor­träge für Ärzte und Medizinstudierende «Die Kunst des Heilens vom Standpunkte der Geisteswissenschaft», zwei Vorträge über Erziehungsfragen.

So. 24. Dornach: In G. Nr.55 erscheint die 38. Fortsetzung von «Mein Le­bensgang». In Nachr. Nr.33: Brief an die Mitglieder «Unsere Som­merkurse in Torquay» (siehe Seite 366).

10.30 Uhr: 69. Karmavortrag 1924, bzw. 1. der drei Londoner

(GA. Nr.240).

Einleitend und abschließend Ausführungen über die Weihnachts-

tagung (siehe Seite 369 f.).

18.30 Uhr: 70. Karmavortrag 1924, bzw. 2. der drei Londoner (GA. Nr.240).

Mo. 25. Nachmittags Eurythmieprobe für die Aufführung am nächsten Tag. 20 Uhr: 30. Vortrag für die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

Di. 26. 20.15 Uhr: Royal Academy of Dramatic Art: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Mi.27. Vermutlich vormittags: 71. Karmavortrag 1924, bzw. letzter der drei Londoner (GA. Nr.240).

20 Uhr:3 1. Vortrag für die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft.

#SE260a-s646

August 1924

Do. 28. Zweite Eurythmieaufführung in London unter Leitung von Marie Steiner.

20 Uhr, im Hause von Dr. Larkins: 1. der beiden Vorträge für Ärzte und Medizinstudierende «Die Kunst des Heilens vom Standpunkte der Geisteswissenschaft» (GA. Nr.319).

Im Dornacher «Tagbiatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» erscheint ein Protest eines «Nicht-Goetheaners» gegen die Verzöge­rung der Baubewilligung: «... Aus Höflichkeitsrücksichten wurde der hohe Regierungsrat von Solothurn, ebenso aie basellandschaft­liche Regierung, der Gemeinderat von Arlesheim, der schweizerische Ingenieur- und Architektenverein, der Heimatschutzverein usw. usw. angegangen, das Projekt zu prüfen und ihre Meinung zu äußern. In einem Falle, in dem dem Gemeinderat von Dornach das Ver­fügungsrecht allein zusteht ... Und nun??!! Wochen sind verflossen. Das Goetheanum muß die Leute, die die Aufräumungsarbeiten be­sorgten und nun am Wiederaufbau beschäftigt werden sollten, ent-lassen, weil die Baubewilligung in irgendeiner Regierungsratsschub-lade ruht ii .»

Fr. 29. 16.30- 8.30 Uhr, im Hause Larkins: Ansprache Rudolf Steiners bei der Zusammenkunft, veranstaltet von der «Educational Union for the Realisation of Spiritual Values» (GA. Nr.304). Rudolf Steiner wird begrüßt durch Prof. Mrs. Mackenzie.

20 Uhr, im Hause Larkins: 2. Vortrag für Ärzte und Medizinstu­dierende (GA. Nr.319).

Sa. 30. 14.45 Uhr, Essex Hall: Öffentlicher Vortrag über Pädagogik (GA. Nr.304), veranstaltet von der «Educational Union for the Realisa­tion of Spiritual Values». Chairman: Miß Margaret McMillan. Rudolf Steiner wird begrüßt durch Prof. Mrs. Mackenzie und Miß Margaret McMillan.

Abschluß der Londoner Veranstaltungen.

So. 31. Dornach: Im G. Nr.56 erscheint die 39. Fortsetzung von «Mein Lebensgang». In Nachr. Nr.34: Brief an die Mitglieder «Die mensch­liche Seelenverfassung vor dem Anbruch des Michael-Zeitalters»

(GA. Nr.26).

#SE260a-647

#TI

SEPTEMBER 1924

Dornach, Stuttgart, Dornach

#TX

Rudolf Steiner hält in zo Tagen (vom 5. bis 24.) 70 Vorträge (täglich bis zu fünf) und am 28. seine letzte Ansprache, schreibt die wöchentlichen Aufsätze für das «Goetheanum» und das Nachrichtenblatt. Daneben empfängt er noch täglich zahlreiche Besucher für private und andere Besprechungen. Ferner fin­den acht Eurythmieaufführungen der Goetheanum-Gruppe statt, für die er wie immer beiträgt.

Der Wiederaufbau des Goetheanum wird behördlich genehmigt.

Mo. 1. Rückkunft aus England

Weiterreise sofort wieder nach Stuttgart. «Abgemüht traf er in Dornach ein, um gleich wieder in der Nacht nach Stuttgart zu reisen und dort Tages- und Nachtsitzungen abzuhalten.» (Marie Steiner, Nachr. September 1925).

Der für den 2. September angesetzte Beginn der Dornacher Ver­anstaltungen wird durch Anschlag am Schwarzen Brett auf den 5 verschoben (siehe Seite 377). Frau Marie Steiner übernimmt inzwi­schen die Vorträge für die schon eingetroffenen Zuhörer des Drama­tischen Kurses.

2.-3. in Stuttgart

Di. 2. Besprechungen, u. a. mit dem Aufsichtsrat des «Kommenden Tages».

Mi. 3. Vertragsabschluß zwischen der «Kommenden Tag AG» und dern «Verein für ein freies Schulwesen (Waldorfschulverein) E.V.», zur Herauslösung der Waldorfschule aus «Der Kommende Tag AG» (siehe Seite 578).

Vormittags, Waldorfschule: Zweite und zugleich letzte Besprechung mit den ehemaligen Schülern der 12. Klasse. Dr. Steiner hört sich Ihre Berufssorgen an, erteilt Ratschläge und spricht mit ihnen über die Dreigliederung: «Die Dreigliederungsidee ist nicht tot, sie ist nur zunächst nicht verstanden worden und ich hoffe, daß gerade aus den Kreisen der Waldorfschüler Verständnis für die Dreigliederung er­wachsen wird.» (K. Ruths-Hoffmann in «Wir erlebten Rudolf Stei­ner».)

Rudolf Steiner lädt noch die jungen Menschen zu einem pädagogi­schen Jugendkurs ein, der für November in Aussicht gestellt wird, jedoch nicht mehr zustande kam.

19-21 Uhr, Waldorfschule: Letzte Konferenz mit den Lehrern. «Ich bin zu meinem Leidwesen nur vorübergehend da, möchte aber doch die wichtigen Angelegenheiten besprechen. Ich muß morgen unbe­dingt in Dornach sein in Angelegenheiten des Goetheanumbaues.»

#SE260a-648

September 1924

Unter anderem kündigt er noch an, daß er im September oder in der ersten Oktoberwoche über die moralische Seite der Erziehung und des Unterrichts sprechen möchte, um einen neuen Einschlag zu geben. Dazu kam es nicht mehr.

Nachts Rückkehr nach Dornach,

4.-30. in Dornach

«Ohne sich nach den Stuttgarter Strapazen die geringste Ruhepause zu gönnen, ging er an die Arbeit.» (Marie Steiner, Nachr. Sept.1925).

Do. 4. Besprechungen in Bauangelegenheiten u. a.

5.-24. letzte Vortragstätigkeit am Goetheanum

70 Vorträge (48 Kursvorträge, 10 allgemeine Mitgliedervorträge

über Karmafragen, 7 Klassenstunden, 5 Arbeitervorträge) vor einer vielfältig zusammengesetzten Zuhörerschaft: Schauspieler und Sprachgestalter, die anthroposophische Ä rzte- und Priesterschaft, Landwirte (eine mit diesen angesetzte Besprechung konnte nicht mehr stattfinden), zahlreiche Freunde, die für die abendlichen Karma-vorträge und für die Klassenstunden von überallher zusammenge­strömt waren, und die Arbeiterschaft des Goetheanumbaues.

«Im September war es, daß Rudolf Steiner wie in einem letzten glanzvollen Aufleuchten seines Geistes, dem im Feuer übersinnlichen Erlebens schon verglühenden Körper die äußerste Kraftleistung ab-rang, durch die eine unvorstellbare Fülle von geistigen Gaben uns zuströmte. Es war wie ein Zusammenfließen, eine Konzentration alles dessen, was er im Laufe seines vier Jahrzehnte langen Wirkens für die Erweckung der Menschheit getan hatte: zugleich reife Frucht und in sich gedrängte Zukunftskraft, welche kommende Zeitalter wird geistig befruchten können . . .

All dieses hätte, wie Dr. Steiner es uns selbst sagte, seine Kräfte nicht überstiegen. Was zuviel wurde, das waren die dazwischenliegenden Audienzen, das ununterbrochene Kommen und Gehen der Menschen, die Rat und Hilfe brauchten in großen und kleinen Dingen. Da sich Dr. Steiner nie schonte, sondern ganz hingab, zehrte dies seine letzten Kräfte auf; es gab ja nicht die geringste Ruhepause zu ihrer Wieder-herstellung. In der Nacht mußte er die Aufsätze schreiben. - Die Tagung mit all ihren Forderungen wurde durchgeführt bis zu ihrem vorgesehenen Ende» (Marie Steiner, Nachr. 1944).

Nun beginnen die drei Wochen, die «wohl nicht nur in der Ge­schichte der anthroposophischen Bewegung, sondern in der Geistes­geschichte überhaupt ein einmaliges Ereignis darstellen» (Emil Bock in «Wir erlebten Rudolf Steiner»).

Im Mittelpunkt der Veranstaltungen steht der Dramatische Kurs, an den sich auf der einen Seite der Kurs über Pastoralmedizin und auf der anderen Seite derjenige über die Apokalypse angliedert.

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September 1924

5.-23. Kursus für Sprachgestaltung und dramatische Kunst (GA. Nr.282), mit 19 von Rudolf Steiner und Marie Steiner gemeinsam durchge­führten Vorträgen. Ursprünglich waren nur 15 Vorträge vorgesehen, die dann von Rudolf Steiner um weitere vier vermehrt wurden. Der Kurs war nur für Schauspieler gedacht gewesen, der Andrang dazu war jedoch so groß, daß sich die Beschränkung nicht aufrechterhalten ließ und der Kurs daher vor einem großen Auditorjum abgehalten wurde.

5.-22. Kursus für Priester der Christengemeinschaft über die Apokalypse (18 Vorträge) (GA. Nr.346) in verschiedenen Räumen, hauptsäch­lich im Weißen Saal des ehemaligen Baubüros.

Fr. 5 . 12-13 Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282). Einleitende Worte Rudolf Steiners über die Geschichte des Kurses (siehe Seite 378).

Nachmittags, Schreinerei: 1. Vortrag des Kurses über die Apoka­lypse für die Priester der Christengemeinschaft (40-150 Teilnehmer), denen Dr. Steiner bei der Begrüßung sagt, er sei leider sehr krank von der Englandreise zurückgekommen. Wie Emil Bock berichtet, konnte er sich nur mit größter Anstrengung vom Auto zum Redner­pult hinbewegen.

«Dr. Steiner ließ es sich trotz seiner großen körperlichen Schwäche nicht nehmen, viele einzelne von uns persönlich zu empfangen, um ihnen in den inneren und auch in den gesundheitlichen Fragen, mit denen sie zu tun hatten, Rat und Hilfe zu geben. Wir konnten aber auch noch mehrere Male ausführlich mit ihm über Fragen sprechen, die sich auf die Führung unserer Bewegung bezogen. Er empfahl uns damals, unsere Einrichtungen durch die Einsetzung des Erzoberlen­ker-Amtes zu vervollständigen. Und als wir ihn baten, bei dieser Einsetzung selber mitzuwirken, sagte er: er habe sich zwar bisher konsequent darauf beschränkt, unser Rater und Helfer zu sein, ohne aktiv in das einzugreifen, was eben doch ganz und gar von uns selbst getan und verantwortet werden müsse; aber da wir ihn so ausdrück­lich darum bäten, wolle er diesmal eine Ausnahme machen und un­mittelbar mitwirken. Und so konnten wir Zeit und Ort der Feier mit ihm verabreden.» (Emil Bock in «Wir erlebten Rudolf Steiner».) (Vgl. auch unter erste Februarhälfte und 24.2.1925)

20 Uhr, Schreinerei: 72. Karmavortrag 1924, bzw. 41. Dornacher (GA. Nr.238). Einleitend letzte Ausführungen über die Weihnachts-tagung (siehe Seite 380).

Grundbuchamtliche Übereignung der Klinik-Liegenschaften in Arles­heim auf den Verein des Goetheanum Dornach auf Grund des Kauf-vertrages vom 29. bzw. 30. Juni 1924 (siehe Seite 574). Rudolf Stei­ner unterschreibt mit einer Vollmacht des 1. Vorsitzenden des Ver­eins des Goetheanum, Dr. Grosheintz, einen neuen Vertrag #SE260a-650

September 1924

Sa. 6. 12-13 Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

Nachmittags, Schreinerei: 2. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

20.30 Uhr, Schreinerei: 32. Vortrag für die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule (Beginn der sogenannten Wieder­holungsstunden): «Im September wäre es so weit gewesen, daß er mit der zweiten Klasse hätte beginnen können, wenn nicht der An­drang der nach Dornach herbeiströmenden Mitglieder ein so außer­ordentlich starker gewesen wäre, daß dem Rechnung getragen und auf die geistigen Bedürfnisse und Aufnahme-Möglichkeiten der Neu-angekommenen hätte Rücksicht genommen werden müssen.» (Marie Steiner, Vorwort zu «Die Weihnachtstagung...», GA. Nr.260).

So. 7. Im G. Nr.57 erscheint die 40. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.35: Brief an die Mitglieder «Aphorismen aus einem am 24. August in London gehaltenen Mitgliedervortrag» (GA. Nr.26).

10-11.30 Uhr, Atelier: Sitzung des Verwaltungsrates der Internatio­nalen Laboratorien AG, Arlesheim. Vom Verwaltungsrat anwesend J. van Leer, Rudolf Geering-Christ, Edgar Dürler und Dr. Steiner, Dr. 1. Wegman und Dr. Oskar Schmiedel als Gäste. Behandelt wird u. a. die Abänderung des Firmennamens in «Weleda» (siehe Seite

549).

12-13 Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

? Uhr, Schreinerei: 3. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

20 Uhr, Schreinerei: 73. Karmavortrag 1924, bzw. 42. Dornacher (GA. Nr.238).

8-18. Kursus für Theologen und Mediziner über Pastoralmedizin. Elf Vor­träge für Priester und Ärzte, über 100 Teilnehmer (GA. Nr.318).

Mo. 8. 12-13 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

18 Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

20.30 Uhr, Schreinerei: 1. Vortrag des Kurses für pastoralmedizin (GA. Nr.318).

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September 1924

Di. 9. 9 Uhr, Schreinerei: 38. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

12-13 Uhr, Schreinerei. s. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282).

17 Uhr, Schreinerei: 2. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. Nr.318).

18.30 Uhr, Saal des Eurythmeum (Neubau des Hauses Brodbeck) s. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

20.30 Uhr, Schreinerei: 33. Vortrag für die Mitglieder der ersten Klasse der Freien Hochschule, bzw. 2. Wiederholungsstunde. Erteilung der prinzipiellen Baubewilligung für das zweite Goethe­anum mit einigen Abänderungsvorschlägen durch die Regierung von Solothurn und die Gemeinde Dornach. In Basel bildet sich daraufhin von seiten des Heimatschutzes ein «Aktionskomitee gegen das ge­plante Goetheanum», das in der Folge sehr aktiv vorgeht. Um den gewünschten Abänderungen zu entsprechen, macht Rudolf Steiner in der Folgezeit (genaues Datum unbekannt) noch Skizzen, «die Änderungen des hinteren Traktes des neuen Goetheanum» betref­fend, und Skizzen für die neue Terrasse. Vgl. hierzu unterm 26.3.

1924.

Mi.10. 12-13 Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282).

Nachmittags, Schreinerei: 3 . Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin

(GA. Nr.318).

? Uhr, Saal des Eurythmeum: 6. Vortrag des Theologen-Kurses

(GA. Nr.346).

20 Uhr, Schreinerei: 74. Karmavortrag 1924 bzw. 43. Dornacher

(GA. Nr.238).

Do. ii. 12-13 Uhr, Schreinerei: 7. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282).

? Uhr, Saal des Eurythmeum: 7. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

? Uhr, Schreinerei: 4. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin

(GA. Nr.318).

20.30 Uhr, Schreinerei: 34. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule bzw. 3. Wiederholungsstunde.

Fr. 12. 12-13 Uhr, Schreinerei: 8. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282).

Nachmittags, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 8. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

5 . Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. Nr.3 18).

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September 1924

20 Uhr, Schreinerei: 75. Karmavortrag 1924 bzw. 44. Dornacher (GA. Nr.238) mit der Bemerkung über die Darstellung seines Lebensganges: .... Ich konnte nur die Äußerlichkeiten im erzählen, und die Aufsätze werden ja als Buch erscheinen, mit Anmerkungen, in denen dann auch das Innerliche berücksichtigt wer­den wird.» Dies kam durch das baldige Krankenlager und den Tod nicht mehr zustande.

Sa. 13. 9 Uhr, Schreinerei: 39. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354),

12-13 Uhr, Schreinerei: 9. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

17 Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 9. Vortrag des Theo-logen-Kurses (GA. Nr.346).

18.30 Uhr, Schreinerei: 6. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. Nr.318).

20.30 Uhr, Schreinerei: 35. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule, bzw. 4. Wiederholungsstunde.

So. 14. Im G. Nr.58 erscheint die 41. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.36: Brief an die Mitglieder «Aus dem Kursus über Sprachgestaltung und dramatische Kunst am Goetheanum» (siehe Seite 387).

i 2-13 Uhr, Schreinerei: 10. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

Nachmittags, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 10. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

7. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. Nr.318).

20 Uhr, Schreinerei: 76. Karmavortrag 1924, bzw. 45. Dornacher

(GA. Nr.238). Einleitend Gedächtnisworte für den verstorbenen

Admiral Grafton. Am Schluß des Vortrages Ankündigung der Iphi-

genie-Aufführung am Mittwoch, den 17. (siehe Seite 386).

Mo. 15. 12-13 Uhr, Schreinerei: 11. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

17.30 Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: ii. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

19.30 Uhr, 8. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. 318).

20.30 Uhr, Schreinerei: 36. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule, bzw. 5. Wiederholungsstunde.

Di. 16. 12-13 Uhr, Schreinerei: 12. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

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September 1924

17.30 Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 12. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

9.30 Uhr: 9. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin (GA. 318).

20 Uhr, Schreinerei: 77. Karmavortrag 1924, bzw. 46. Dornacher

(GA. Nr.238).

Mi.1 7. 12-13 Uhr, Schreinerei: 13. Vortrag des Dramatischen Kurses

(GA. Nr. 282).

? Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 13. Vortrag des Theo­logen-Kurses (GA. Nr.346).

? Uhr, Schreinerei: 10. Vortrag des Kurses für Pastoralmedizin

(GA. Nr.318).

17 Uhr, Schreinerei: Aufführung von Goethes «Iphigenie» durch die

«Neukünstierischen Bühnenspiele» von Georg Kugelmann.

20.30 Uhr, Schreinerei: 37. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule, bzw. 6. Wiederholungsstunde.

Rudolf Steiner widmet ein Exemplar «Das menschliche Leben vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft (Anthroposophie)»:

«P. Trinkero - herzlichst Rudolf Steiner, 17. September 1924»

Do. 18. 9 Uhr, Schreinerei: 40. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

10.45 Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 14. Vortrag des

Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

12-13 Uhr, Schreinerei: 14. Vortrag des Dramatischen Kurses

(GA. Nr.282).

17 Uhr, Schreinerei: i 1. (letzter) Vortrag des Kurses für Pastoral­medizin (GA. Nr.3:8).

Anschließend kurze Ansprache mit der Mitteilung über esoterische

Zusammenarbeit (GA. Nr.318).

20 Uhr, Schreinerei: 78. Karmavortrag 1924, bzw. 47. Dornacher

(GA. Nr.238).

Fr. 19. 12-13 Uhr, Schreinerei: 15. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

Dr. Steiner kündigt zur allgemeinen Begeisterung die Verlängerung des Kurses um vier weitere Vorträge an. «Die ganze Versammlung brach in ein begeistertes Ah! aus . . .» (Nora Ruthenberg, Nachr.

1925, Nr.41).

15.30 Uhr, im Weißen Saal des ehern. Baubüros: 15. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

17 Uhr, Schreinerei: Eurytlimieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

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September 1924

20.30 Uhr, Schreinerei: 79. Karmavortrag 1924, bzw. 48. Dornacher -(GA. Nr.238).

Nach der Basler «Nationalzeitung» fordert der «Solothurner Anzei­ger» in einem Artikel die Vereinigung des Heimatschutzes zur Durchführung einer großangelegten Gegenaktion in Sachen Goethe­anum-Wiederaufbau auf, da durch die Erstellung des Baues nach den nur bedeutungslos abgeänderten Plänen die Landschaft verunstaltet und der geschichtliche Boden Dornachs entwürdigt werde. (Letzteres bezieht sich auf die große Schlacht von 1499 auf dem sogenannten Dornacher «Bluthügel», welche die Unabhängigkeit der Eidgenossen-schaft begründete.)

Sa. 20. 9 Uhr, Schreinerei: 41. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

12-13 Uhr, Schreinerei: 16. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282). Nachmittags, Raum?: 16. Vortrag des Theologen-Kurses (GA. 346).

20.30 Uhr, Schreinerei: 38. Vortrag für die erste Klasse der Freien Hochschule, bzw. 7. Wiederholungsstunde. Dieser Vortrag, fallend auf den Tag der Grunditeinlegung des Baues (20.9.1913) wurde zum letzten Klassenvortrag.

So. 21. Im G. Nr.59 erscheint die 42. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.37: Brief an die Mitglieder «Weiteres über den Kursus Sprachgestaltung und dramatische Darstellungskunst am Goethe­anum» (siehe Seite 390).

10.45 Uhr, im Weißen Saal des ehern. Baubüros: 17. Vortrag des

Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

12-13 Uhr, Schreinerei: 17. Vortrag des Dramat. Kurses (GA. 282).

Schlußbemerkung: «Wie gesagt, ich halte noch morgen und Dienstag zur Abrundung zwei Vorträge über Sprachgestaltung und drama­tische Darstellung.»

Nachmittags: Besprechung Dr. Steiners und Frau Dr. Wegmans mit einigen Ärzten (Zeylmans in «Wir erlebten Rudolf Steiner»).

,7 Uhr, Eurythmieaufführung.

20 Uhr, Schreinerei: 80. Karmavortrag 1924, bzw. 49. Dornacher (GA. Nr.238).

Schlußbemerkung: «Damit habe ich zunächst diese Episode gegeben und werde diesen Vortragszyklus dann am Dienstag, im Abendvor­trag, dem letzten dieser Mitgliedervorträge, beschließen.»

Mo. 22. 12-13 Uhr, Schreinerei: 18. Vortrag des Dramatischen Kurses (GA. Nr.282).

? Uhr, im Weißen Saal des ehem. Baubüros: 18. (letzter) Vortrag des Theologen-Kurses (GA. Nr.346).

#SE260a-655

September 1924

Di. 23. 12-13 Uhr, Schreinerei: 19. (letzter) Vortrag des Dramatischen

Kurses (GA. Nr.282): «Und so darf vielleicht in den spärlichen Anregungen, die ich in dieser Zeit geben konnte, eine Art Impuls gesehen werden, um aus dem unkünstlerischen Naturalismus in eine wirkliche, stilvoll auftretende, geistige Buhnenkunst -ren.»

Anschließend Dankesworte durch Gottfried Haass-Berkow und durch Albert Steffen, der später in Erinnerung daran schreibt «Un­vergeßlich wird uns allen bleiben, wie Dr. Steiner selbst sich als Darsteller erwies.» (In «Begegnungen mit Rudolf Steiner» 5 334) Abschließend noch kurze Worte Rudolf Steiners: «Wir woll'en diesen Kursus als einen Anfang, jeder für sich in seiner Art betrachten

Arbeiten wir nach dieser Richtung zusammen, dann wird auf den verschiedensten Gebieten des Lebens, vor allem aber in der uns so teuren Kunst etwas von der zukünftigen Zivilisation Gefordertes schon in der Gegenwart im Keime begründet werden können Aus dieser Empfindung heraus sage ich Ihnen dafür, daß Sie an diesem Suchen haben teilnehmen wollen, auch meinen herzlichsten Dank.» Die Vorträge des Dramatischen Kurses wie diejenigen über das Karma der anthroposophischen Bewegung (Chartres-Vorträge) wollte Rudolf Steiner noch selbst auf seinem Krankenlager für den Druck durchsehen, wozu es jedoch nicht mehr gekommen ist. (Vgl. auch unterm 8.8.1924)

Nachmittags, Schreinerei: Haass-Berkow und die Mitglieder seiner Truppe führen Rudolf Steiner und Frau Marie Steiner noch einige Proben ihrer dramatischen Arbeit vor. Anschließend Aussprache mit allen Schauspielern (Haass-Berkow in «Wir erlebten Rudolf Stei­ner»).

20 Uhr, Schreinerei: 81. (letzter) Karmavortrag 1924, bzw. 50. Dornacher «wodurch ich diesen Zyklus von Vorträgen abrunden wollte.» (GA. Nr. 238). Nach Abschluß des Vortrages kündigt Ru­dolf Steiner noch die nächsten Veranstaltungen an. «Ich habe jetzt nur zu verkündigen, daß am nächsten Donnerstag um 8 Uhr eine Eurythmievorstellung sein wird. Am nächsten Freitag wird mein nächster Vortrag sein, nächsten Samstag um halb neun Uhr die Klassenstunde. Sonntag wird wieder ein Vortrag sein, und dann gibt's wieder eine Eurythmievorstellung, die anknüpfen soll an den Michaelitag. Ich weiß nicht, ob es am Sonntag oder Montag ist, aber das kann ja noch gesagt werden.»

23. oder Mi. 24.

Letztes Gespräch Rudolf Steiners mit der versammelten Priester-schaft der Christengemeinschaft in seinem Atelier: «Ein letztes Mal versammelte sich der Priesterkreis um seinen großen Berater. Es war

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September 1924

vor der Christusstatue in seinem Atelier. Noch einmal führte Dr. Steiner den Meißel mit erlöschender Kraft durch das Holz. Er Wollte uns zeigen, wie man der Erde das Christus-Antlitz einprägt. Dann mußten wir zu unserer Arbeit zurück in die verschiedenen Gebiete von Deutschland» (J. W. Klein, Nachr. 1925, Nr.40/4!).

Mi.24. 9 Uhr, Schreinerei: 42. Arbeitervortrag 1924 (GA. Nr.354).

Es sollte am folgenden Samstag fortgesetzt werden, was jedoch nicht mehr zustande kam.

Vormittags, Schreinerei: Zusammenkunft aller Schauspieler mit

Frau Marie Steiner (ohne Dr. Steiner). Dabei erfolgt durch sie ihre

und Dr. Steiners Einladung an die sechs «Berliner», die zur Zeit ohne

Theaterverpflichtungen sind, hier noch etwas zu studieren.

Die meisten auswartigen Besucher reisen wieder von Dornach ab.

Do. 25. 20 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung. Leitung Marie Steiner.

Die Erkrankung Rudolf Steiners

und seine letzte Ansprache an die Mitglieder

Fr. 26. Abends: Rudolf Steiner kann den angekündigten Vortrag nicht hal­ten. Die Mitglieder kommen wie gewohnt zur Schreinerei. «Einige Menschen kamen den Hinanschreitenden entgegen. Verstört und auf­geregt. Der Vortrag findet nicht statt. Warum nicht? - Nie war dies in den 20 Jahren geschehen, in denen Dr. Steiner gesprochen hatte, daß ein angesagter Vortrag ausgefallen war. . Das Unerhörte wurde nicht geglaubt. Man ging selber hinauf, um sich zu erkundigen. Wartete beim Portier, wo eine Gruppe von Menschen stand. Noch kurz vorher war Dr. Steiner hier gewesen, hatte traurig mit dem Kopf geschüttelt: - und war müden, schleppenden Schrittes im Atelier verschwunden» (F. Poeppig, Heiliges Vermächtnis, Erinnerungen an Rudolf Steiner, 1938).

«Es ist mir wahrlich sauer geworden, am Freitag zum ersten Male einen Vortrag absagen zu müssen; und Wegman hat um diese Ab­sage genug kämpfen müssen; zuletzt entschied, daß die Umstände die Möglichkeit vor Augen stellten: ich müsse vielleicht vorzeitig unter­brechen» (R. Steiner an Marie Steiner 2.10.24).

Sa. 27. Die für diesen Tag festgesetzte Besprechung mit Landwirten wird abgesagt.

Auch der gewohnte Samstagabend-Vortrag muß ausfallen.

So. 28. Im G. Nr.60 erscheint die 43. Fortsetzung von «Mein Lebensgang». In Nachr. Nr.38: Brief an die Mitglieder «Weiteres über den Kursus Sprachgestaltung und dramatische Darstellungskunst am Goethe­anum: Das Bühnenbild und die Regiekunst» (siehe Seite 392).

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September 1924

Ferner Ankündigung, daß Dr. Steiner in Berlin voraussichtlich vom

25. bis 3'. Oktober eine Reihe Mitgliedervorträge, einige Jugend-

vorträge auch für Nichtmitglieder halten wird und zwei öffentliche

Eurythmieaufführungen stattfinden sollen. Anzeige der nächsten

Eurythmieaufführungen.

Es wird herumgesagt, daß Dr. Steiner am Abend eine Ansprache halten wird.

13 Uhr, Atelier: Unterredung Dr. Steiners mit einer Christengemein­schaftspriesterin, welche noch um Evangelientexte bittet. Sie schreibt wenige Tage später: «Ich glaube, ich werde mein Leben lang einen Vorwurf empfinden, daß ich es tat. Er hatte einen solchen Welten-schmerz und eine solche Weltenbitternis in seinem Gesicht und in seinem Auge, daß einem ganz unheimlich wurde von dem Grauen­vollen, das die Welt erfüllt und daran dieser Mann so tief leiden muß.»

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung.

So. 28. 20 Uhr, Schreinerei: Rudolf Steiner hält eine Ansprache zum Mi­chaelifest mit dem Meditationsspruch «Sonnenmächten entspros­sene . ..», die er nach 20 Minuten abbrechen muß, und die zu seiner Abschiedsrede geworden ist.

«Es wird allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben wie Rudolf Stei­ner, in seinen Mantel gehüllt, in tiefstem Ernst den Saal der Schrei­nerei betrat. Wie auf Verabredung erhoben sich die Zuhörer von ihren Plätzen. Er legte seinen Mantel am Vorstandstisch ab und be­stieg das Rednerpult» (Emil Leinhas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner).

«Es war schon ganz lautlose Stille, ehe er kam, dann erhob sich alles von den Plätzen, es war einfach selbstverständlich, man hatte vorher das nicht gewußt, aber im Augenblick wußte man es, ebenso war es am Schluß. Dr. Steiners Gesicht sah aus wie gemeißelt, jeder Zug trat ganz scharf hervor; ich mußte empfinden, es liegt in dem Gesicht etwas von der Seele eines Menschen, der mit Todesmächten ringt . . . Ich konnte nicht anders, es strömten mir immerzu während der zwanzig Minuten die Tränen herunter, und so ging es vielen ande­ren. Ich sprach noch mit einigen Dornachern hinterher, sie waren alle tief erschüttert und hatten alle ähnliches wie ich empfunden.» (Be­richt einer Zuhörerin vom 15.10.1924.)

«Seine Stimme klang zarter und heller, sie verbarg einen Schmerz, der nicht allein von der physischen Erkrankung herrühren konnte, sondern von einem seelischen Leiden zeugte, an das wir damals nicht zu denken wagten. Es reichte über jede Vermutung hinaus.... Viele unter uns empfanden im Erzittern seiner Stimme ein Abschied-nehmen.» (A. Steffen, Goeth. 31.1.26.)

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September 1914

«Am 28.September raffte sich Dr. Steiner noch einmal auf, um den ersten Teil einer Ansprache zu geben, die am 29. ihren Abschluß haben sollte, am Michaelifest. Doch schon war die Stimme halb er­loschen, sie verklang wie in weiter Ferne: Er mußte früher als ge­wollt abbrechen, das Thema konnte nicht in der beabsichtigten Weise zu Ende geführt werden. Und der Michaelstag brachte nicht die Fort­setzung. So war die am 28. September gehaltene Ansprache zum Abschiedsvortrag geworden.» (Marie Steiner, Nachr. 3.9.1944.)

«Er gab uns den ersten Teil des Mysteriums des Lazarus; damals sagte er mir nicht nur, sondern schrieb auch später auf den Umschlag der ersten Nachschrift: Nicht weitergeben, bis ich den zweiten Teil dazu gegeben haben werde ... Er endigte mit dem, was wie ein roter Faden durchgegangen war durch seine Weisheitsoffenbarungen:

Dem Mysterium von Novalis, Raffael, Johannes.» (Marie Steiner Nachr. September 1925.)

Auf verschiedentliche Fragen gab Dr. Steiner kurze Andeutungen über dasjenige, was in diesem zweiten Teil behandelt werden sollte. Das durch Dr. Ludwig Noll Überlieferte ist der Ansprache bei­gegeben in «Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge», Band IV (GA. Nr.238.)

Mo. 29. Rudolf Steiner entwirft die Skizzen für das Haus Schuurman auf dem Goetheanum-Gelände. Das Grundstück hatte Rudolf Steiner dem langjährigen freiwilligen Mitarbeiter Max Schuurman als Ge-gengabe der Gesellschaft angeboten. (Erich Zimmer, Haus Schuur­man, Mensch und Baukunst 14. Jg. 3. Heft.)

Sieben Schauspieler und Sprachgestalter schließen sich als Schüler Marie Steiners zu der Arbeitsgemeinschaft «Thespiskarren» zusam­men. Den Namen schlägt Frau Marie Steiner im Einvernehmen mit Dr. Steiner vor mit der Begründung, so wie durch Thespis die dra­matische Kunst aus den griechischen Mysterien herausgeführt wurde, so wollen wir sie wieder hereinführen. - Diese Arbeitsgemeinschaft wird zum Grundstock des Goetheanum-Ensembles. Dr. Steiner und Frau Marie Steiner stellen den Schauspielern das Haus Brodbeck (heute Rudolf Steiner Halde), welches eigentlich als Wohnung für Dr. Steiner und Marie Steiner bestimmt war, den dort bereits ein­quartierten Schauspielern weiterhin zur Verfügung. (E. Froböse in Nachr. 1943, Nr. 14.)

Di. 30. Frau Marie Steiner geht mit der Eurythmiegruppe des Goetheanum bis Mitte November auf eine bereits festgelegte Eurythmiereise durch Deutschland (Stuttgart, Hannover, Barmen, Hamburg, Bremen, Kiel, Lübeck, Berlin, Kassel, Mannheim) und schickt über jede Ver­anstaltung telegraphischen Bericht an Rudolf Steiner.

ohne Datum Spruchaufzeichnung in ein Notizbuch: «Sieh, du mein Auge . . .» (GA. Nr.40).

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#TI

OKTOBER 1924

Beginn des Krankenlagers

#TX

Rudolf Steiner zieht aus praktischen Gründen von seiner Wohnung, Haus Hansi, in sein Atelier in der Schreinerei, weil er dort die notwendige medi­zinische Pflege erhalten und gleichzeitig seine Arbeit, insbesondere für den Neubau des Goetheanum fortsetzen kann. Er sollte sein Atelier nicht mehr verlassen. «Es ist dies ein hoher Raum mit Oberlicht. Nichts von der Erde schaut hinein, kein Baum, kein Berg, kein Haus, nur das Licht des Himmels. Auf den Simsen stehen plastische und architektonische Modelle, von seiner eigenen Hand geschaffen, einige selbstgeformte Büsten; zu Füßen seines Kran­kenlagers ragt die selbstgemeißelte, hehre Christus-Statue hoch empor. Rings-herum Tische und Ständer mit Büchern und Schriften.» (A. Steffen, In Memo­riam Rudolf Steiner.)

Von nun an sehen Rudolf Steiner nur noch wenige Menschen: die beiden pflegenden Ärzte, Dr . Ita Wegman, welche nur noch ausschließlich fur die Pflege Rudolf Steiners tätig ist und deshalb in der Schreinerei Wohnung nimmt, und Dr. Ludwig Noll vom Klinisch-Therapeutischen Institut Stutt­gart, der in dieser Zeit in der Arlesheimer Klinik (Holzhaus) wohnt und dort auch praktiziert; Frau Marie Steiner, die tägliche Besuche macht, sofern .

nicht wegen Eurythmie-Gastspielreisen von Dornach abwesend ist; Mieta Pyle-Waller, die langjährige Freundin und Hausgenossin Rudolf und Marie Steiners; Albert Steffen zur Besprechung der Wochenschrift «Das Goethe­anum» (jeweils um 5 Uhr nachmittags); Dr. Guenther Wachsmuth zur Er­ledigung der Korrespondenz «zur altgewohnten 11-Uhr-Stunde»; und ab und an einzelne Mitglieder, die für besondere Besprechungen bestellt werden, vor allem Architekt Aisenpreis.

Ein nach Dr. Ita Wegman besonders «schmerzliches Kapitel» der Krank­heit bildeten die Ernährungsschwierigkeiten: «Eine unüberwindliche Appetit-losigkeit herrschte. Es war, als ob jede Nahrungsaufnahme wie Gift wirkte, er hatte eine ausgesprochene Antipathie gegen einen großen Teil der Nah­rungsmittel, gegen die Art der Zubereitung. Was heute noch gut schmeckte, konnte morgen schon einen Ekel hervorrufen, so daß wir, die wir für das Essen zu sorgen hatten, in ständiger Sorge waren, wie es gut zu treffen wäre.» (Nachr. 19.4.25.) Aus diesem Grunde wurde anscheinend von verschiedenen Seiten Essen zubereitet: in der Arlesheimer Klinik, von wo es täglich per Auto in die Schreinerei gebracht wurde, und laut Bericht von Helene Lehmann etwa ab Dezember auch von Fräulein Helene Dubach in Haus Hansi, bis diese von Februar 1925 an auf Wunsch Rudolf Steiners zweimal täglich für ihn direkt in der Schreinerei kochte. Nach Helene Lehmann äußerte Frau Dr. Wegman einmal: «Dubach hat meistens Glück, Herr Doktor habe wieder das von ihr gekochte Essen zu sich genommen.» Rudolf Steiner selbst erwähnt in seinen Briefen an Frau Marie Steiner diese Angelegenheit nur ein einziges Mal:

«Frau Walther kocht ja, wie Du weißt, fur mich . » (Brief vom 13.3.25.)

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Oktober 1924

Im Oktober finden zwölf Eurythmieaufführungen der Goetheanum-Gruppe in deutschen Städten unter Leitung Marie Steiners statt.

Mi. 1. Rudolf Steiner bezieht sein Krankenlager in seinem Atelier. Vorher verabschiedet er sich im Haus Hansi. Zu der gerade krankliegenden Haushälterin Helene Lehmann sagt er: «Für zwei Tage gehe ich hinauf, um zu schwitzen, dann hoffe ich wieder herunterzukommen. -Auf mein erschrecktes Gesicht hin tröstete er mich noch» (Bericht H. Lehmann).

Abends, Stuttgart, Landhausstraße 70: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Do. 2. Anschlag am Schwarzen Brett in der Handschrift Rudolf Steiners, daß er vorläufig keine Vorträge halten kann (siehe Seite 399).

Brief an Marie Steiner, worin er u. a. sein Bedauern ausdrückt, «daß die landwirtschaftliche Besprechung nicht zustande gekommen ist. Die wäre gut gewesen. Unglücklicherweise war sie zu einer Zeit an­gesetzt, in der meine Kräfte schon erschöpft waren.» Und über das Aufschlagen seines Krankenlagers in der Schreinerei heißt es:

Fr. 3. Dr. Ludwig Noll, derzeit praktizierender Arzt am Klinisch-Thera­peutischen Institut in Stuttgart, kommt als zweiter pflegender Arzt nach Dornach.

Sa. 4. Brief an Marie Steiner mit Dank für ihren Brief aus Stuttgart.

«... Seit gestern ist nun auch Dr. Noll hier; und dadurch hat Frau

Wegman die Hilfe, die sie braucht.»

So. 5. Im G. Nr.61 erscheint die 44. Fortsetzung von «Mein Lebensgang».

In Nachr. Nr.39: Brief an die Mitglieder «Worte, die ich anläßlich

des im September am Goetheanum abgehaltenen Kurses über die

Apokalypse aussprechen möchte» (siehe Seite 395).

Ferner Ankündigung der weiteren Eurythmieaufführungen und ein

Aufruf des Waldorfschulvereins, der Schule in ihrem Existenzringen

weiterzuhelfen.

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Oktober 1924

Hannover: Eurythmie-Matinée innerhalb einer Tagung der Chri­stengemeinschaft.

Brief Marie Steiners aus Hannover an Rudolf Steiner.

Mo. 6. Absage-Telegramm an Martin Münch, Berlin (siehe Seite 399).

Brief an Marie Steiner mit Dank für das Telegramm aus Hannover. «. . . Gescheiter wäre ja allerdings im rein persönlichen Sinne ge­wesen, wenn ich auf Ita Wegman früher mehr gehört hätte; sie wollte viel früher die Ruhe für mich haben. Allein, Du weißt, es ist ein Pflichtgefühl gegenüber höheren Mächten gewesen, daß ich diese September-Kurse hindurch ausgehalten habe. Aber, wie schon gesagt:

es sind eben doch nicht die Kurse; es sind die Anforderungen, welche die Menschen daneben stellen. Daß Du nicht beunruhigt zu sein brauchst, magst Du dem Umstand entnehmen, daß ich die beiden Aufsätze für Goetheanum und Mitteilungsblatt auch dieses Mal ge­schrieben habe . . .»

Hannover: 2. Eurythmieaufführung.

Mi. 8. Brief an Marie Steiner u. a. mit neuen Eurythmieformen.

«. . . Daß ich alles in Berlin absagen mußte, ist mir wirklich sauer ge­worden . . .»

Do. 9. Brief an Marie Steiner u. a. mit neuen Eurythmieformen.

Mieta Pyle-Waller schreibt an Marie Steiner über das Befinden Dr. Steiners und daß sie ihn täglich besuchen darf.

Barmen: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners. Brief Marie Steiners aus Barmen an Rudolf Steiner.

Sa. I 1. Brief an Marie Steiner mit Dank für ihren Brief und mit neuen

Eurythmieformen:

«. . . Frau Dr. Wegman und Dr. Noll pflegen mich; Olga [Olga Zibell, Hausangestellte in Haus Hansi] kommt die Sachen bringen und hier aufräumen; sie erweist sich als außerordentlich brav. Mieta Pyle guckt täglich ein- bis zweimal herein, zu fragen, ob dies oder jenes zu besorgen ist. Dann sehe ich nur noch, wenn nötig, Steffen, damit die Zeitschrift ihren ordentlichen Fortgang nimmt; dann Aisenpreis, und, wenn nötig, Binder. Selbst Dr. Wachsmuth habe ich bisher nicht hereingelassen; er muß die Dinge bringen und durch Dr. Wegman werden sie dann ihm wieder gegeben . . .»

«Als Herr Doktor dann nicht so schnell wieder herunterkam wie gehofft, wurde Olga von ihm selbst gerufen für die Reinigung des Ateliers und die Besorgung der persönlichen Wäsche. Bei diesen Ge­legenheiten rief Herr Doktor Olga immer dann zu sich ans Bett,

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Oktober 1924

wenn er für Frau Dr. Steiner bestimmte Briefe zur Post zu besorgen hatte; er übergab sie Olga direkt in die Hand mit der Bitte, diese Briefe getreulich zu besorgen» (Bericht H. Lehmann).

Anschlag am Schwarzen Brett in der Handschrift Rudolf Steiners, seine Krankheit betreffend (Text siehe Beilage).

So.12. Im G. Nr.62 erscheint die 45. Fortsetzung von «Mein Lebensgang». In Nachr. Nr.40: Brief an die Mitglieder «Der Vor-Michaelische und der Michaels-Weg» (GA. Nr.26).

Brief an Marie Steiner mit noch einer neuen Eurythmieform.

Hamburg: Eurythmie-Matinée unter Leitung Marie Steiners.

Brief Marie Steiners aus Hamburg an Rudolf Steiner.

Mo. 13. Brief an Marie Steiner mit neuer Eurythmieform (Oberon-Titania):

«. . . Nun aber sind die Telegramme über die schönen Erfolge ge­kommen - besonders Hamburg scheint ja außerordentlich gewesen zu sein. Ich bin so froh, daß die Kraft, Mühe und Gesundheit, die da hinaus gesetzt wird, doch wenigstens in Menschenherzen Wurzeln faßt . . . Grüße an Alle.»

Di. ,4. Bremen: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Mi.1 5. Brief an Marie Steiner

«Wenn das Programm, das vor mir liegt, alles ganz recht gibt, so triffst Du heute in Kiel ein. Du wirst überall meine Briefe vorfin­den . . . Über den Hamburger Erfolg, über den Hemsoths Telegramm berichtet, habe ich mich ungeheuer gefreut. Von Bremen habe ich noch nichts gehört. Nun nimmt Olga diesen Brief doch erst heute (16.) mit; ich schicke ihn deshalb nicht mehr nach Lübeck, sondern nach Berlin . . . Grüße an Alle!»

Brief Marie Steiners aus Bremen an Rudolf Steiner.

Do. 16. Kiel: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Sa. 18. Brief an Marie Steiner:

«. . . Von mir kann ich nur sagen, daß es langsam geht; man muß schon darüber zufrieden sein, daß eben in Übereinstimmung Weg-man und Noll freudig zu dem Ausspruche gekommen sind: heute sehe ich viel besser aus. Also das ist doch der Fall . . . Aber mache Dir keine weiteren Sorgen. Das muß ich Dir immer wieder schreiben. Die Sache ist ja recht wenig in dem Stile, in dem ich eigentlich leben und arbeiten möchte . . . Grüße an Alle!»

Brief Marie Steiners aus Lübeck an Rudolf Steiner.

So. 19. Im G. Nr.63 erscheint die 46. Fortsetzung von «Mein Lebensgang». In Nachr. Nr.4 1: Brief an die Mitglieder «Michaels Aufgabe in der

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Oktober 1924

Ahriman-Sphäre», datiert «Goetheanum, 10. Oktober 1924»

(GA. Nr.26)

Ferner die «Mitteilung», daß er seine Teilnahme bei den Berliner

Veranstaltungen absagen mußte (siehe Seite 399).

Lübeck: Eurythmie-Matinée unter Leitung Marie Steiners.

Mo. 20. Brief Marie Steiners aus Lübeck an Rudolf Steiner.

Di. 21. Brief an Marie Steiner, u. a. über die Berliner Veranstaltungen:

«Nun wirst Du bald in Berlin sein; es wird mir sauer, Dich dort nicht zu treffen . . . Nun aber wird doch eben die Jugendtagung sein. Ich sehe nun ja auch auf das Ausreichen und eventuelle Überspannen Deiner Kräfte und frage mich, was soll aus diesen Kräften werden? Nun aber wäre es ja doch gut, wenn sich die Jugendlichen in Berlin ganz an Dich halten würden; sowohl als Persönlichkeit wie als Mit­glied des Vorstandes am Goetheanum. Denn wenn diese Jugend­lichen auch ihre besondere Gesellschaft haben, sachlich sollten sie sich doch nicht abschnüren. Es sind so viele gute Keime und geistige Empfänglichkeiten in dieser unserer Jugend, daß ein Abschnüren ganz verhängnisvoll wäre. Und ein Abschnüren kann nur verhindert werden, wenn die Jungen den Anschluß an die wenigen Älteren finden, zu denen sie noch Vertrauen haben. Und das ist ja zu hoffen, daß sie in Berlin eng mit Dir zusammen ihr Tagewerk betreiben . . . Ich kann nur immer sagen: meine Gedanken sind auf den Wegen, auf denen Du Deine Wirksamkeit entfaltest. Ich bin so froh dar­über, daß Du dazu doch die Kraft hast... Grüße an Alle.» Im Post­skriptum noch die Meldung, daß in den letzten Tagen unter denen, «die ich zu mir hereinlasse», auch Dr. Wachsmuth ist.

Hamburg: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Do. 23. Brief an Marie Steiner mit neuen Eurythmieformen:

«. . . Ich denke, Du erhältst die Sache schneller, wenn ich diesen Brief Dr. Wachsmuth mitgebe, der heute abends nach Berlin reist . . . Ich hoffe, daß man Dir das Goetheanum immer schickt; der Auftrag ist natürlich gegeben; aber ich weiß nicht, ob man alle Aufträge aus­führt . . . In herzlichen Gedanken verfolge ich Deine Tätigkeit; große Freude hatte ich über Brief aus Lübeck . . .»

Fr. 24. 1. Matinée im Lessing-Theater.

Brief Marie Steiners aus Hamburg an Rudolf Steiner.

Sa. 25. In der «Schweizerischen Bauzeitung» erscheint ein Aufsatz «Das sogenannte Goetheanum in Dornach bei Basel» mit Abbildungen und dem ersten Eingabeplan, von Architekt Ernst Aisenpreis ge­zeichnet.

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#TI

Oktober 1924

Sa. 25./So. 26.

#TX

Im Samstag/Sonntagsblatt der «Basler Nachrichten» erscheint ein

Aufsatz Rudolf Steiners «Der Wiederaufbau des Goetheanums»

(siehe Seite 550).

So. i6. Im G. Nr.64 erscheint die 47. Fortsetzung von «Mein Lebensgang» sowie «Anspruchslose aphoristische Bemerkungen über das Buch:

Reformation oder Anthroposophie? (betr. Edmund Ernst, Refor­mation oder Anthroposophie?, Bern 1924.)» (GA. Nr.36).

In Nachr. Nr.42: Brief an die Mitglieder «Michaels Erfahrungen und Erlebnisse während der Erfüllung seiner kosmischen Mission», datiert «Goetheanum, 19. Oktober 1924» (GA. Nr.26).

Brief an Marie Steiner:

«Jetzt hat also Euere Berliner Arbeit begonnen. Es ist mir wirklich sauer, nicht dabei sein zu können. Allein, wenn es bei mir auch täg­lich etwas vorwärts geht, so doch eben langsam . . . Ich bin ja nun einmal, wie Du weißt, seit Januar 1923 meinem physischen Leib sehr entfremdet. Daher ist ja notwendig geworden die immer mehr ein­tretende Pflege. Jetzt wo diese Pflege und Behandlung ganz syste­matisch getrieben wird, wird sie ja wohl helfen . . .»

Berlin, Lessingtheater: Eurythmie-Matinée unter Leitung Marie Stei­ners.

Mi.29. Spruch für Johanna Mücke zum 60. Geburtstag «Sechzig Jahre -Weltenwanderung ..» (GA. Nr.40).

Fr. 3 1. Brief an Marie Steiner:

«. . . Es war so schön, als das Berliner Telegramm kam und den guten Verlauf der Vorstellung berichtete . . .

Steffen ist sehr befriedigt, daß ich nun einen Aufsatz über sein im geschrieben habe. Das Drama ist tatsächlich, außerordentlich bedeutend. Ich hoffe, daß Du das ordentlich, zugesandt erhältst.

Alle Welt hat in den letzten Tagen verlangt, über die Neuformung des Goethanums einiges zu wissen; sogar Bilder zu bekommen. Ich habe für diese Sache so viel gemacht als - bei meiner reduzierten Arbeitskraft - möglich ist. Alles, was ich so tue, daß es ganz von mir ausgeht, z.B. dies oder jenes schreiben, geht; aber nicht leicht geht, Anforderungen nachzukommen, die von außen gestellt werden. Da muß ich noch recht vorsichtig sein. Aber ich bin es auch . . .»

Brief an Marie Steiner (ohne Datum) im Zusammenhang mit den Berliner Gesellschaftsverhältnissen:

«Ja, ich habe von der Jugendtagung geschrieben - und nicht von dem andern, was sich in Berlin für die Gesellschaft abspielt. Aber da nehme ich an, daß Du ja ganz in den Sachen drinnen stehst - und daß

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Oktober 1924

daher Deine Leitung sich fortsetzt, wie sie sich gemacht hat, als Du das letzte Mal in Berlin warst*. Es ist ja selbstverständlich, daß mich alles, was Dir da gelingt, herzlich freuen wird . . . »

ca. Ende Oktober

Dr. Steiner beauftragt Dr. Noll, im Haus Hansi «alle zu untersuchen und ihm Bericht zu bringen. Auch sprach Herr Doktor die Bitte aus, daß sich Dr. Noll auch weiterhin um uns alle kümmern sollte, was er auch getreulich tat» (Bericht H. Lehmann).

- - -

* Bezieht sich auf den letzten Berliner Aufenthalt Marie Steiners im November! Dezember 1923 zur Auflösung der gemeinsamen Berliner Wohnung und Übersied­lung des Philosophisch -Anthroposophischen Verlages nach Dornach.

NOVEMBER 1924 Tätigkeit Rudolf Steiners vom Krankenlager aus

#G260a-1987-SE666 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

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NOVEMBER 1924

Tätigkeit Rudolf Steiners vom Krankenlager aus. Sechs Eurythmieaufführungen der Goetheanum-Gruppe in deutschen Städten unter Leitung Marje Steiners.

Sa. 1. In der Basler «National-Zeitung» erscheint ein Aufsatz Rudolf Steiners «Das zweite Goetheanum» mit Abbildung des Modells (siehe Seite 552).

So. 2. Im G. Nr.65 erscheint die 48. Fortsetzung von «Mein Lebensgang»,

sowie die Besprechung von «Albert Steffen: Das Viergetier» (Zürich

1924), (GA. Nr.36).

In Nachr. Nr.43: Brief an die Mitglieder «Menschheitszukunft und

Michael-Tätigkeit», datiert «Goetheanum, 25. Oktober 1924»

(GA. Nr.26).

Berlin, Lessingtheater: Eurythmie-Matinée. Leitung Marie Steiner. Mo. 3. In den «Basler Nachrichten» erscheinen Abbildungen des Baumodelis

sowie der Grundriß des Saalgeschosses.

Brief Marie Steiners aus Berlin an Rudolf Steiner.

Mi. 5. Telegramm an Marie Steiner: «Gute Gedanken für weitere Tätig-keit - hier umständegemäß befriedigend - herzlichst Rudolf Steiner».

Do. 6. In der «Neuen Zürcher Zeitung» erscheint die Meldung, zum «soge­nannten Goetheanum» solle «in den nächsten Tagen von berufenster Seite [dem Bundesrat] die Frage geprüft werden, wie dieser die ganze Landschaft sehändende Neubau verhindert werden könne».

Kassel: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Sa. 8. Als Beilage zum «Tagblatt für das Birsedt, Birsig- und Leimental» erscheint ein Sonderabdruek aus der Schweizerischen Bauzeitung vom 25. Oktober 1924 «Das sogenannte Goetheanum in Dornach bei Basel» mit Abbildungen.

Brief Marie Steiners aus Stuttgart an Rudolf Steiner.

So. 9. Im G. Nr.66 erscheint die 49. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», sowie die Besprechung «Alois Magers Schrift Theosophie und Chri­stentum. Mein Erlebnis beim Lesen dieser Schrift» (GA. Nr.36).

In Nachr. Nr.44: Brief an die Mitglieder «Das Michael-Christus-Erlebnis des Menschen», datiert «Goetheanum, 2. November 1924» (GA. Nr.26).

Brief an Marie Steiner: «Herzlich gefreut hat mich das Telegramm von Eisenberg, das besagt, daß auch in Kassel ein guter Erfolg war. Und dankbar bin ich für Deine Briefe, die mir ein Bild davon geben, wie Du die schwere Arbeit durchgemacht hast...»

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November 1924

für Deine Briefe, die mir ein Bild davon geben, wie Du die schwere

Arbeit durchgemacht hast...»

Mannheim: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Mo. 10. Der zweite, geänderte Eingabeplan des neuen Goetheanum-Baues

wird eingereicht und von der Behörde genehmigt (vgl. unterm 1. De­

zember 1924). Ein Begleitbrief dazu ist von Rudolf Steiner und Ita

Wegman unterzeichnet (siehe Beilage).

Di.11. Graf Ludwig Polzer-Hoditz bei Rudolf Steiner. Im Gespräch äußert

sich Rudolf Steiner auf eine Frage über die drei Klassen der Hoch­

schule: «Die Klasse I für die Mitglieder der Allgemeinen Anthropo­

sophischen Gesellschaft soll nach der Einrichtung in die Hand von

Frau Ita Wegman gegeben werden. Eine Klasse II für Sektionsleiter

und Sektionsmitglieder, sowie für Vortragende, Landesleiter, ini­

tiativ-tätige Mitglieder, welche also noch einzurichten sein wird,

werde ich durch Frau Doktor [Marie Steiner] leiten lassen. Dann

endlich als Abschlußklasse eine Klasse III, die ich persönlich als eine

Art Meisterklasse einrichten und leiten werde.

Mitgliederzahl: Klasse I1: unbegrenzt. Klasse II :36. Hier wird auf­

genommen werden können, der über entsprechende Erfahrungen als

Mitglied der ersten Klasse auf geistigem Felde verfügt. Hier werden

moralische Qualitäten von entscheidender Bedeutung zu sein haben.

Klasse III: 12. Diese dann seien der esoterische Vorstand.

Ferner sprach er über die Aufgaben von Albert Steffen, Fräulein

Dr. Vreede und Dr. Wachsmuth, deren Aufgaben im rein Verwal­

tungsmäßigen der Gesellschaft liegen. Sie haben innerhalb ihrer Sek­

tionen den ihrem Schicksal gemäßen Platz.» (Nach einer von Paul

Michaelis maschinensehriftlich überlieferten Tagebucheintragung

von Ludwig Polzer-Hoditz.)

Stuttgart: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

So. 16. Im G. Nr.67 erscheint die 50. Fortsetzung von «Mein Lebensgang»,

ferner Pressestimmen über den «Triumphzug der Eurythmie durch

Deutschland». In Nachr. Nr.45: Brief an die Mitglieder «Michaels-

mission im Weltenalter der Menschen-Freiheit», datiert «Goethe­

anum, 9. November 1924» (GA. Nr.26).

Mo. 17. Rückkehr Marie Steiners von der Eurythmie-Tournee.

Di. 18. Frau Marie Steiner arbeitet wieder in Dornach und besucht täglich

Rudolf Steiner in seinem Atelier.

Mi. 19. und Fr. 21. Rudolf Steiner macht acht neue Ton-Eurythmieformen. Sa. 22. Im «Tagblatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» richtet sich der

Leitartikel gegen eine für Sonntag einberufene Protestversammlung

des Heimatschutzes: «. . . Ist sich Herr Dr. Börlin, der Präsident des

Basler Appellationsgerichtes, der Verantwortung bewußt, die er als

Obmann der morgigen Protestversammlung übernimmt?...»

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November 1924

So. 23. Im G. Nr.68 erscheint die 51. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.46: Brief an die Mitglieder «Die Weltgedanken im Wirken Michaels und im Wirken Ahrimans», datiert «Goetheanum, 16. November 1924» (GA. Nr.26).

Auf dem Arlesheimer Schulhof findet eine öffentliche Protestver­sammlung des Schweizerischen Heimatschutzes gegen den Goethe­anum-Wiederaufbau statt. Eine Resolution wird der Solothurner Regierung und dem Gemeinderat Dornach zugestellt.

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners. Zum erstenmal rezitiert neben ihr auch ein anderer Sprach-gestalter (E. Froböse) einige Gedichte zur Eurythmie.

Mo. 24. Im «Tagbiatt für das Birseck, Birsig- und Leimental» erscheint ein Bericht über die Protestversammlung vom Sonntag, dem 23.

... . Man denke: katholischer Diplomatenkunst ist es gelungen, die vornehmsten Basler im Kampf gegen das verhaßte Goetheanum in die vorderste Linie zu rücken.»

Di. 25 . Rudolf Steiner schreibt zur Hochzeit Lewerenz, Dornach, den Spruch: «Guter Gedanken Licht...» (GA. Nr.40).

Im «Tagblatt für das Birseck.. .» erscheinen weitere pro- und contra-Stimmen zur Protestversammlung vom 23. November.

Do. 27. Der Gemeinderat Dornach weist die vom Aktionskomitee gegen den Goetheanum-Neubau eingereichte Resolution vom 23. November in einem Schreiben zurück.

Rudolf Steiner beantwortet schriftlich medizinische Fragen von Dr. Ita Wegman.

Sa. 29. Die Kundgebung des Dornacher Gemeinderates vom 27. erscheint sowohl im «Tagblatt für das Birseck . . .» als im Samstag/Sonntag-blatt der «Basler Nachrichten».

So. 30. Im G. Nr.69 erscheint die 52. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.47: Brief an die Mitglieder «Erste Betrachtung: Vor den Toren der Bewußtseinsseele. Wie Michael seine Erdenmission durch Besiegung Luzifers überirdisch vorbereitet.» Datiert «Goethe­anum, 23. November 1924» (GA. Nr.26).

Ferner Liste der Generalsekretäre und Landesgesellschaften der All­gemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und die Mitteilung, daß sich noch nicht übersehen läßt, ob und in welchem Umfange eine Weihnachtstagung in Dornach stattfinden wird.

17 Uhr, Schreinerei, Eurythmieaufführung unter Leitung M. Steiners. ohne näheres Datum. Die Gerüste für den Neubau werden aufgerichtet und

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November 1924

die noch stehenden Grundmauern des ersten Baues (alte Terrasse) ge­sprengt.

Emil Leinhas ist Anfang November zu einer Besprechung bei Rudolf Steiner. Er hatte einige Fragen, die mit der Liquidation des zusammenhingen. «Rudolf Steiner empfing mich, im Schlafrock in seinem Lehnstuhl sitzend. Ich erschrak über seinen An­blick. Er war zum Skelett abgemagert. Aber er war über alle in Be­tracht kommenden Verhältnisse noch völlig im Bilde. Er nahm zu dem, was ich vorzutragen hatte, klar und dezidiert Stellung» (Emil Leinhas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner).

Spruchaufzeidinungen (GA. Nr.40):

«Schau in deiner Seele Reich . . .»

«Sonne, du strahlentragende.. .»

«Du Widersinnszauber des Lebens,

Du scheinest in der Nacht,

Und hehren Schicksalswebens

Gottgewollte ew'ge Macht

Durchlöchert die Gegenkraft -

Daß seelenquälend sich verbreitet,

Was dämonisch Unheil schafft

Und nach Schlangen-Art an mich gleitet.»

Marie Steincr schrieb zur Erstveröffentlichung dieses Spruches in Nachr. 27.2.1944: «Wie schicksalsschwer die Zukunft der Gesell­schaft ihm vor Augen gestanden hat, wie stark und schmerzlich der Druck der Gegenmacht sich ihm fühlbar machen konnte, beweist ein in ein Notizbuch eingetragener Spruch aus seiner letzten Lebenszeit, der in einem Augenblick geschrieben sein mag, als das künftige Schicksal der Anthroposophischen Gesellschaft und ihre Prüfungen ihm lebhaft vor Augen standen. Es gab einige solche Augenblicke in seinem Leben, wo schwere Entschlüsse hatten getroffen werden müs­sen und wo etwas wie eine Schauung künftigen Unheils vor seiner Seele gestanden haben mag. Es gab dies dann seiner Energie einen um so größeren Aufschwung. Doch unvergeßlich sind solche Augen­blicke für den, der sie miterlebt hat. Es gab einen solchen nach der ersten Nacht, die er auf dem Dornacher Hügel zugebracht hat, ob­gleich äußerlich nichts geschehen war und es sich zunächst nur um einen freundlichen Erholungsaufenthalt in strahlender Herbstes-pracht handelte. Es gab ihn nach Ausbruch des Krieges. Und es gab gegen Ende seines Lebens die zentnerschwer lastende Sorge: was wird aus dem Goetheanum werden? was aus der Gesellschaft? Ein sol­cher Augenblick mag es gewesen sein, wo er das gefüMt hat, was in diesem Spruche lebt.»

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DEZEMBER 1924

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Tätigkeit Rudolf Steiners vom Krankenlager aus. Vier Eurythmieaufführun-gen der Goetheanum-Gruppe in Dornach und Aufführungen von Weihnachts-spielen unter Leitung Ma4e Steiners.

Mo. 1. Meldung in der Tageszeitung, daß dem Regierungsrat Solothum ein neuer Antrag gegen den Goetheanum-Wiederaufbau gestellt worden sei. Es wurde jedoch mit drei gegen zwei Stimmen abgelehnt, sich mit der Sache neu zu befassen, nachdem ein endgültiger Beschluß vorliege.

So. 7. Im G. Nr.70 erscheint die 53. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.48: Brief an die Mitglieder «Zweite Betrachtung: Wie die Michaelskräfte in die erste Entfaltung der Bewußtseinsseele wirken.» Datiert «Goetheanum 30. November 1924» (GA. Nr.26). Ferner Mitteilung, daß den Landesgesellsehaften und Gruppen Ab­bildung des Modells für das neue Goetheanum zugehen werden (siehe Seite 555) sowie, daß vom 24. Dezember bis 6. Januar in Dornach eine Reihe von Eurythmieaufführungen und die Weih­nachtsspiele stattfinden werden, jedoch über Vorträge vorderhand noch nichts Bestimmtes zu sagen sei.

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung, handschriftlich angekün­digt von Rudolf Steiner als «Proben aus dem Goetheanum in Er­innerung der eurytbiiiischen Kunst». Leitung Marie Steiner.

Di. 9. Handschriftlicher Anschlag Rudolf Steiners am Schwarzen Brett, daß auf Wunsch von Freunden am Mittwoch, den 10., eine Feier zum Geburtstag Albert Steffens stattfinde (siehe Seite 400).

Mi.10. 17 Uhr, Schreinerei: Feier zum 40. Geburtstag Albert Steffens. Frau Marie Steiner verliest Rudolf Steiners schriftlichen Gruß an Steffen, (siehe Seite 401) und rezitiert Steffen-Gedichte.

So. 14. Im G. Nr.71 erscheint die 54. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.49: Brief an die Mitglieder «Fortsetzung der zweiten Betrachtung: Hemmungen und Förderungen der Michaelkräfte im aufkommenden Zeitalter der Bewußtseinsseele», datiert «Goethe­anum, 6. Dezember 1924» (GA. Nr.26).

Ferner Verzeichnis der periodisch erscheinenden Zeitschriften.

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung unter Leitung von Marie Steiner.

Di. 16. 20 Uhr, Schreinerei: Erste Rezitationsveranstaltung von Sprachge-staltungsschülern. Handschriftliche Ankündigung Rudolf Steiners (siehe Seite 402).

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Dezember 1924

Mi. 17. Brief Dr. Gerhard Börlins, Präsident der Schweizerischen Vereini­gung für Heimatschutz, an Dr. Steiner mit dem Vorschlag, durch einen Ideenwettbewerb unter in- und ausländischen Architekten ein rieues Bauprojekt auszuarbeiten.

Do. 18. Sondernummer der Wochensehrift «Das Goetheanum» den Wieder-aufbau betreffend mit dem Aufsatz Rudolf Steiners aus den «Basler Nachrichten» vom 25./26. Oktober 1924.

Zürich: Uraufführung von Albert Steffens Drama «Das Viergetier».

Sa. 20. Anschlag am Schwarzen Brett mit dem Programm der Veranstaltun­gen für Weihnachten, unterzeichnet von Rudolf Steiner, Marie Stei­ner, Dr. 1. Wegman.

So. 21. Im G. Nr.72 erscheint die 55. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.50: Brief an die Mitglieder «Dritte Betrachtung: Mi­chaels Leid über die Mensehheitsentwicklung vor der Zeit seiner Er­denwirksamkeit», datiert «Goetheanum, 14. Dezember 1924»

(GA. Nr.26).

Ferner Mitteilung von Dr. Ita Wegman an alle Krankenschwestern, die Mitglieder der Gesellschaft sind, hinsichtlich eines Anschlusses an die medizinische Sektion.

Nach einem Bericht aus Dornach ist Dr. Steiners Befinden oft

Schwankungen ausgesetzt. «Jetzt scheint entschieden, daß er an

Weihnachten nicht sprechen wird. - Es ist durch seine Kranklieit in

Dornach große Ruhe,»

24.12. bis 7.1.

Weihnachtsveranstaltung am Goetheanum, ohne Teilnahme Rudolf

Steiners, Programmgestaltung mit Rudolf Steiner (Programm siehe

Beilage). Ca. 200 bis 300 Besucher.

Mi. 24. 17 Uhr, Schreinerei: Paradeisspiel.

20 Uhr, Schreinerei: Weihnachtsfeier. Frau Marie Steiner verliest Rudolf Steiners schriftliche Grüße an die Mitglieder (siehe Seite 402) und seine neuen Ausführungen für das Mitteilungsblatt. «Deren Vorlesung soll das Bewußtsein erwecken, daß, so gut ich kann, ich mitwirken will an den diesjährigen Weihnachtsversammlungen.»

Anschließend Vortrag Albert Steffens über Jakob Böhme.

Zum Weihnachtsfest gibt Rudolf Steiner Frau Marie Steiner einen Meditationsspruch.

Do. 25. 17 Uhr, Schreinerei: Christgeburtsspiel.

Fr. 26. 17 Uhr, Schreinerei: Rezitations- und musikalische Darbietungen. Frau Marie Steiner rezitiert die geistlichen Lieder von Novalis.

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Dezember 1924

Sa. 27. ,7 Uhr, Schreinerei: Paradeisspiel.

So. 28. Im G. Nr.73 erscheint die 56. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.51: Brief an die Mitglieder «Weihnachtsbetrachtung:

das Logos-Mysterium», datiert «Goetheanum, zu Weihnacht 1924» (GA. Nr.26).

Ferner Programm der Veranstaltungen am Goetheanum Weihnach­ten 1924.

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung, Leitung und Rezitation Marie Steiner.

Mo. 29. ,7 Uhr, Schreinerei: Christgeburtsspiel.

Di. 30. Rudolf Steiner beantwortet den Brief des Präsidenten des Schweize­rischen Heimatschutzes vom 17. Dezember abschlägig (siehe Seite 556).

17 Uhr, Schreinerei: Rezitations- und musikalische Darbietungen, Dichtungen von Otto Rennefeld.

Mi.31 . Brief an Felix Heinemann in Arlesheim, der um die Jahrhundert­wende in Berlin Verleger des «Magazin für Literatur» war und Ru­dolf Steiner von da her kennt. Heinemann hatte seine Hilfe in der Goetheanumverwaltung angeboten (siehe Seite 558).

,7 Uhr, Schreinerei: Silvester-Eurythmieaufführung. Angekündigt als «Karma-Eurythmie», abschließend mit der Darstellung des Grundsteinlegungs-Weihespruches, Rezitation Marie Steiner.

Ohne Datum

Undatierte Notiz u. a. an Architekt Aisenpreis betreffend die Grün­dung der Anthroposophischen Gesellschaft (siehe Beilage).

Undatierte Eintragungen in die Nachsehrift Finckh vom 29. Juni, die Umbenennung des Vereins des Goetheanum in Verein der Allge­meinen Anthroposophischen Gesellschaff skizzierend (s. Beilage>.

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1924

1924 ohne näheres Datum

Sprüche aus einem Notizbuch (GA. Nr.40):

«Im Suchen erkenne dich . . .»

«Schau der Ruhesterne.. .»

Im Laufe des Jahres arbeitet Dr. Steiner mit Frau Dr. Wegman an dem seit September 1923 begonnenen ersten Teil des Buches «Grund­legendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaft-liehen Erkenntnissen» .

.

Laut dem Musiker Jan Stuten wollte Rudolf Steiner mit ihm das siebente Bild des ersten Mysteriendramas «Die Pforte der Einwei­hung» musikalisch neu durcharbeiten «teils neu schreiben nach fol­gendem Aufbau»:

«1. Musikalisch symphonisch einl.

2. Gesang

3. Gesprochenes Wort

4. Stumme Eurythmie

5. Gesprochenes Wort

6. Gesungenes

7. Musikalisch symphonischer Ausklang»

Es waren auch noch mehrere Kurse vorgesehen: ein Kursus für die Sektion für schöne Wissenschaften, ein Kursus für Maler und einer für Sänger, ein Jugendkursus und pädagogische Kurse. Im Mai 1925 (Einladungen waren schon verschickt) sollte ein Kurs für Kranken­schwestern im Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim statt­finden.

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JANUAR 1925

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Tätigkeit Rudolf Steiners vom Krankenlager aus. Vier Eurythmieaufführun-gen der Goetheanum-Gruppe in Dornach unter Leitung Marie Steiners.

Do. 1. 17 Uhr, Schreinerei: Dreikönigsspiel.

20 Uhr, Schreinerei: Feier. Frau Marie Steiner liest neue Ausführun-gen Rudolf Steiners für das Nachrichtenblatt vor. Anschließend Vor­trag Albert Steffens «Rückschau».

Fr. 2. Rudolf Steiner hatte in der Nacht eine Herzschwäche. Emil Leinhas aus Stuttgart, welcher für 9 Uhr bestellt war, kann deshalb erst um 12 Uhr empfangen werden zu einer Besprechung über die Vertretung von Rudolf Steiners Aktien der Kommenden Tag AG bei deren Generalversammlung in Stuttgart am 5. Januar. Aufgrund dieser Besprechung bevollmächtigt Rudolf Steiner Emil Leinhas, ihn bei dieser Generalversammlung des Kommenden Tages zu vertreten.

20 Uhr, Schreinerei: Feier. Frau Marie Steiner verliest weitere neue

Ausführungen Rudolf Steiners für das Nachrichtenblatt sowie seinen

brieflichen Abschiedsgruß an die zu dieser Weihnachtstagung am

Goetheanum weilenden Freunde (siehe Seite 404).

Anschließend zweiter Vortrag Albert Steffens über Jakob Böhme.

Sa. 3. In den «Hamburger Nachrichten» erscheint ein anerkennendes Urteil über die Goetheanum-Bauweise (Heizhaus).

17 Uhr, Schreinerei: Rezitations- und musikalische Darbietungen:

Dichtungen Kurt Pipers, Rezitation Edwin Froböse.

So. 4. Im G. Nr.1 erscheint die 57. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.1: Brief an die Mitglieder «Himmelsgeschichte. Mytho­logische Geschichte. Erdgeschichte. Mysterium von Golgatha», da­tiert «Goetheanum, um Weihnachten 1924» (GA. Nr.26).

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung und Rezitation von No­valis' «Hymnen an die Nacht» durch Marie Steiner.

Mo. 5. Stuttgart, Landhausstraße 70, 17 Uhr: Generalversammlung der Kommenden Tag AG, welche ihre Liquidation beschließt.

17 Uhr, Dornach, Schreinerei: Vorführung von Hans Sachs-Spielen.

Di. 6. Der schweizerische Baufachmann Prof. Ernst Fiechter, Stuttgart,

hält sich in Dornach auf. Sein jüngster Sohn, Waldorfschüler, darf

Dr. Steiner kurz besuchen. «Steiner hatte mich noch in seiner letzten

Krankheitszeit bitten lassen, nach Dornach zu kommen. Er hatte die

Eingabe für den neuen Goetheanumbau vorbereitet, wollte mir sein

#SE260a-675

Januar 1925

Modell zeigen und seine Skizzen mit mir durchsprechen. Es war um die Jahreswende 1924/25. Ich fuhr nach Dornach und nahm meinen jüngsten Sohn mit, bei dessen schwerer Augenverletzung Dr. Steiner zusammen mit dem Arzt die Betreuung übernommen hatte. Der Knabe durfte sich Rudolf Steiner am 6. Januar 1925 noch am Kran­kenbett zeigen; aber die Besprechung des Baues war nicht mehr mög­lich. Es lag schmerzliche Entsagung in der gütigen Art, wie er sich deswegen entschuldigen ließ» (Sophia Charlotte Fiechter: «Ernst Fiechter, der Künstler, der Forscher, der Mensch», Stuttgart 1950).

,7 Uhr, Schreinerei: Dreikönigsspiel.

Mi. 7. 20 Uhr, Schreinerei: Wiederholung der Feier vom 2. Januar.

Do. 8. Solothurn: Urteil des Obergerichtes des Kantons Solothurn in der Klagesache Kully gegen Dr. Steiner (siehe Seite 547).

20 Uhr, Schreinerei: Wiederholung der Weihnachtseurythmie.

Sa. 10. Rudolf Steiner schreibt die Vorrede zur 16.-2o. Auflage seines Wer­kes «Die Geheimwissenschaft im Umriß».

So. II. Im G. Nr.2 erscheint die 58. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.2: Brief an die Mitglieder «Was sich offenbart, wenn man in die wiederholten Erdenleben zurücksehaut», datiert «Goethe­anum, zu Neujahr 1924» (GA. Nr.26).

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung, handschriftliche An-kündigung Rudolf Steiners: «Eurythmische Vorführung von Massi­seher und romantischer Dichtung und Musik durch reife Künstler und auch durch Schülerinnen.»

Di. 13. In den «Basler Nachrichten» erscheint ein neuer Protest des Aktions­komitees Basel gegen den Wiederaufbau des Goetheanums.

Do. 15. «Basler Nachrichten»: Offener Brief Albert Steffens an den Vorsit-sitzenden des Schweizerischen Heimatschutzes, Herrn Dr. G. Bör­lin, dessen Vorgehen gegen den Neubau des Goetheanum betreffend.

«Basler Vorwärts»: Meldung aus Solothurn über den letzten Ver­such zur Bauverhinderung durch das «Aktionskomitee gegen das geplante Goetheanum» mit einer Eingabe an den schweizerischen Bundesrat, der jedoch erklärte, daß in dieser Frage der Kanton allein zuständig sei. Verlangt wurde «die Enteignung des ganzen Dornacher Schlachtfeldes zwecks späterer Errichtung eines Schlachten­denkmals.»

So. 18. Im G. Nr.3 erscheint die 59. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», ferner Abdruck von Pressestimmen über die Goetheanum-Bauweise.

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Januar 1925

In Nachr. Nr.3: Brief an die Mitglieder «Erster Teil der Betrach­tung: Was offenbart sich, wenn man in die vorigen Leben zwischen Tod und neuer Geburt zurücksehaut?», datiert «Goetheanum, um die Jahreswende 1925» (GA. Nr.26).

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung, handschriftliche An-kündigung Rudolf Steiners: Ein Programm, das durch seinen ge­tragenen und auch anmutigen Inhalt sehr schön als Ausklang der Weihnachtsfesttage einmal dienen kann.»

So. 25. Im G. Nr.4 errcheint die 60. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», ferner Abdruck des Urteils des Obergerichtes des Kantons Solothurn vom 8. Januar mit einem Aufsatz Albert Steffens «Glossen zu dem im Inseratenteil abgedruckten Urteil».

In Nachr. Nr.4: Brief an die Mitglieder «Zweiter Teil der Betrach­tung: Was offenbart sich, wenn man in die vorigen Leben zwischen Tod und neuer Geburt zurücksehaut?», datiert «Goetheanum, Jahres-wende 1925» (GA. Nr.26).

,7 Uhr, Schreinerei: Aufführung von Hebbels «Gyges und sein Ring» durch die «Neukünstierischen Bühnenspiele» von Georg Ku-gelmann.

Sa. 3'. Dankbrief Rudolf Steiners an Prof. Ernst Fiechter in Stuttgart, der in der Presse für den Goetheanum-Neubau eintreten will (siehe Seite 559).

ohne näheres Datum

Besprechungen mit Architekt Ernst Aisenpreis, den Neubau betref­fend. Während des schönen Wetters wird am Bau eifrig ausgeschach­tet.

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#TI

FEBRUAR 1925

#TX

Tätigkeit Rudolf Steiners vom Krankenlager aus. Fünf Eurythmie-Auffüh­rungen der Goetheanum-Gruppe in Dornach und eine in Berlin unter Leitung Marie Steiners.

So. 1. Im G. Nr.5 erscheint die 61. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», ferner die Mitteilung, daß auf Wunsch Rudolf Steiners Rektor Mo­ritz Bartsch, Breslau, von Mitte Januar bis Ende März in einer An­zahl deutscher Städte öffentliche Vorträge halten wird über «Das gegenwärtige Bildungsideal und die Freie Waldorfschule» .

In Nachr. Nr.5: Brief an die Mitglieder «Was ist die Erde in Wirk­lichkeit im Makrokosmos?», datiert «Goetheanum, Januar 1925» (GA. Nr.26).

In beiden Organen erfolgt die Einladung vom Vorstand des Vereins des Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft zur vierten außerordentlichen Generalversammlung auf Sonntag, den 8. Februar 1925, vormittags 10.30 Uhr. Im Nachr. erscheint noch der Zusatz: Vormittags 9.30 Uhr findet eine Vorbesprechung für die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft statt (siehe Beilage).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung mit der ersten euryth­mischen Darstellung von Hegels «Eleusis», wofür Rudolf Steiner die Eurythmieformen machte. Der handschriftliche Anschlag Rudolf Steiners zu dieser Veranstaltung lautet: «Klassisches und Romanti­sches in Dichtung und Musik. Im zweiten Teil von Hegel, [durch] das auf die erste Anregung Rudolf Steiners hin Marie von Sivers ganz im Anfange der anthroposophischen Bewegung unsere Rezitationskunst inauguriert hat.» Es war dies bei einer Feier in Berlin am 7. Mai 1906.

Do. 5. In «Die Bauzeitung», Stuttgart, vereinigt mit «Süddeutsche Baüzei­tung», München, erscheint ein Aufsatz von Prof. Ernst Fiechter «Das neue Goetheanum in Dornach» mit Abbildungen.

Fr. 6. Brief Th. Binders an G. Wachsmuth zu den Statuten für den g. Fe­bruar (siehe Beilage).

So. 8. Im G. Nr.6 erscheint die 62. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.6: Brief an die Mitglieder «Schlaf und Wachen im Lichte der vorangegangenen Betrachtungen», datiert «Goetheanum, Januar 1925» (GA. Nr.26).

9.30 Uhr, Schreinerei: Vorbesprechung der Mitglieder der An­throposophischen Gesellschaft über die anschließende Generalver­sammlung des Vereins des Goetheanum, ohne Teilnahme Rudolf Steiners. Von dieser Besprechung gibt es weder eine Nachsehrift noch irgendwelche Berichte.

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Februar 1925

10.30 Uhr, Schreinerei: 4. außerordentliche Generalversammlung des Vereins des Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissen-schaft, in Anwesenheit einer Amtsperson, jedoch ohne Rudolf Steiner (siehe Seite 559 und Beilage).

Die «Anmeldung für das Handelsregister» wird vom neuen Vor­stand unterzeichnet (siehe Seite 564 und Beilage).

,7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

1. Februarhälfte

Lic. Emil Bock erhält von Dr. Steiner durch Dr. Guenther Wachs­muth das Ritual für die Einsetzungsfeier des Erzoberlenkers der Christengemeinschaft, mit dem Auftrag, die Handlung noch vor Beginn ihrer Berliner Tagung zu vollziehen (vgl. 5.9.1924).

Sa. 14. In der «Schweizerischen Bauzeitung», Zürich, erscheinen zwei Arti­kel «Zum Neubau des Goetheanum bei Dornach» von W. Wyssling und Prof. Ernst Fiechter, Stuttgart, mit Abbildungen vom ersten und zweiten Goetheanum, sowie Längsschnitt und Saalgeschoßgrundriß des neuen Baues (abgeänderter Entwurf).

So. 15. Im G. Nr.7 erscheint die 63. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.7: Brief an die Mitglieder «Gnosis und Anthroposo­phie», datiert «Goetheanum, Januar 1925» (GA. Nr.26).

Brief Rudolf Steiners an Felix Heinemann (siehe Seite 567).

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmieaufführung unter Leitung Marie Steiners.

Di. 17. 20 Uhr, Schreinerei: Rezitationsabend von Sprachgestaltungsschü­lern Marie Steiners, veranstaltet von der Sektion für redende und musikalische Künste (siehe Seite 404).

Do. 19. Schreinerei: Eurythmie-Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

So. 22. Im G. Nr.8 erscheint die 64. Fortsetzung von «Mein Lebensgang«, und Teil I des Aufsatzes «Albert Steffens Pilgerfahrt zum Lebens-baum» (GA. Nr.36), in Nachr. Nr.8: Brief an die Mitglieder «Die Freiheit des Menschen und das Michael-Zeitalter», datiert «Goethe­anum, Januar 1925» (GA. Nr.26).

i 7 Uhr, Schreinerei: Eurythinie-Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

Mo. 23. Die Reisegruppe der Eurythmie unter Leitung Marie Steiners fährt zunächst zur Tagung der Christengemeinschaft nach Berlin, danach in mehrere andere Städte und schließlich nach Stuttgart. Es ist dies das letzte Eurythmie-Programm, welches Marie Steiner gemeinsam mit Rudolf Steiner bestimmte.

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Februar 1925

Di. 24. Berlin, 10 Uhr: Feier zur Einsetzung von Friedrich Rittelmeyer als Erzoberlenker der Christengemeinschaft. Als Rudolf Steiners Ver­treter sind anwesend Frau Marie Steiner und Dr. Guenther Wachs­muth, der das Einverständnis Rudolf Steiners überbringt, daß Emil Bock nach Rittelmeyers Tod dessen Nachfolger wird.

24.2. bis ,.3.

Tagung der Christengemeinschaft in der Berliner Singakademie.

Mi. 25 . Brief Marie Steiners an Rudolf Steiner zu seinem Geburtstag mit

Bericht über die Berliner Veranstaltungen.

Fr. 27. 64. Geburtstag Rudolf Steiners.

Brief an Marie Steiner in Berlin: «Ungefähr um die Zeit, da Du sonst an meiner Seite sitzest, schreibe ich diese Zeilen. Ich kann nur mit tiefster innerer Bewegung denken, wie schön es ist, wenn ich der Darstellung Deiner Tätigkeit zuhören kann, und wie wir das Eine oder Andere besprechen können über diese Deine Tätigkeit. Und wenn Du [ich von Dir] dann ab und zu in meinem die Beschreibung unserer gemeinsamen Tätigkeit gelesen weiß, dann fühle ich tief, wie verbunden wir sind. Daß Karma auch andere Per­sonen in meine Nähe bringt, ist eben Karma. Und die Krankheit hat jetzt gezeigt, wie dieses Karma einschneidend ist. Aber Du hast Dich zum Verständnis durchgerungen; das ist ein Segen für mich. Im Ur­teil zusammenfühlen und -denken kann ich doch nur mit Dir. Und schon war es mir eine Entbehrung, daß ich Dir die letzten Seiten des Steffen-Aufsatzes nicht vorlegen konnte, bevor sie (gestern) in Druck gingen. Denn innere Kompetenz gestehe ich für mich doch nur Dei­nem Urteil zu. Aber sei sicher, so unendlich lieb es mir ist, wenn ich Dich hier habe, ich könnte es gar nicht ertragen, wenn Du auch nur eine Stunde Deiner Tätigkeit abkürzest.

Vor einer Stunde brachte man mir Deinen lieben Brief . . .»

20 Uhr, Schreinerei: Feier zu Rudolf Steiners Geburtstag. Zur selben Zeit auf Grund einer Einladung vom Goetheanum: Gedenken in allen Zweigen des In- und Auslandes (siehe Steffen in Nachrichten

vom 8.3.1925).

Bei der Feier im Berliner Zweig Eurythmie und Rezitation (Edwin Froböse), Leitung Marie Steiner.

2. Sondernummer der Wochensehrift «Das Goetheanum» den Neu­bau des Goetheanum betreffend, mit Abdruck von Pressestimmen.

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#TI

MARZ 1925

Krankenlager und Tod

#TX

In Besprechungen mit Architekt Aisenpreis gibt Rudolf Steiner noch Anord­nungen für die Ausgestaltung des neuen Baues, die er in die vorgelegten Pläne hineinskizziert. (Vgl. hierzu S.154 der Bibliographie «Rudolf Steiner, Das literarische und künstlerische Werk», Dornach 1961.) Er gibt auch noch Auf­trag, ein Holzmodell herzustellen und das an sein Atelier angrenzende Hoch-atelier herzurichten, damit er an die Gestaltung des Innenmodells gehen könne. (Nach 1. Wegman, Nachr. 19.4.25; vgl. hierzu auch unterm 20.3. 1925). «Es waren Dr. Steiners letzte Gedanken, mit denen er sich beschäftigte, wie dieses Goetheanum fertigzustellen sei; seine stetige Sorge, bei der Behörde der Schweiz die Genehmigung dieses mächtigen Bauwerkes durchzusetzen. Und selbst in den letzten Tagen seines Lebens wurden noch die letzten An­ordnungen für die Ausgestaltung des Baues gegeben» (Dr. 1. Wegman, Nachr.

15. II. 1925).

Im Monat März finden I 2 Eurythmie-Aufführungen der Goetheanum-Gruppe in deutschen Städten unter Leitung Marie Steiners statt und zwei Aufführun­gen in Dornach.

So. 1. Im G. Nr.9 erscheint die 65. Fortsetzung von «Mein Lebensgang»

und Teil II des Aufsatzes «Albert Steffens Pilgerfahrt zum Lebens-

baum» (GA. Nr.36), in Nachr. Nr.9: Brief an die Mitglieder «Wo

ist der Mensch als denkendes und sich erinnerndes Wesen?», datiert

«Goetheanum, Februar 1925» (GA. Nr.26).

Berlin, 17 Uhr: Innerhalb der Tagung der Christengemeinschaft

Rezitationsveranstaltung der Sektion für redende und musikalische

Künste mit Gedichten Friedrich Doldingers, rezitiert von Edwin

Froböse, und mit musikalischen Darbietungen.

Mo. 2 16 Uhr, Berlin, Lessing-Theater: Eurythmie-Matinée unter Leitung

Marie Steiners.

Di. 3. Graf Ludwig Polzer-Hoditz bei Rudolf Steiner. Im Gespräch äußert Rudolf Steiner, daß er bei der Weihnachtstagung nicht ohne Grund «eine gewisse Parität des weiblichen und männlichen Geistes inner­halb des Vorstandes zu wahren gesucht habe, da die Tendenzen doch wahrnehmbar sind, wie aus alten Zusammenhängen der weibliche Geist ausgeschaltet werden soll. Das habe ich schon in den Anfän­gen betont, aber es wurde wohl nicht verstanden und dennoch ist es ein bedeutsamer Unterstrom innerhalb der Gesellschaft.» (Nach Tagebucheintragung von Graf Polzer-Hoditz.)

Eintragung der Änderungen und Ergänzungen der Statuten im Handelsregister des in «Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft» umbenannten Vereins des Goetheanum vom 8. Febr. 1925 (Beilage).

Do. 5. Brief an Marie Steiner:

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März 1925

«Ach, wie froh bin ich, daß es in Berlin wieder gut gegangen ist. Ich bin mit meinen Gedanken bei Deinen Anstrengungen, die so uner­meßlich sind. Aber Deine Tätigkeit ist auch eine segensreiche.

Mein Zustand geht nur langsam vorwärts. Und ich muß bald arbeits­fähig sein, denn was es nach allem, das sich abgespielt hat, wäre, wenn durch meine Krankheit der Bau unterbrochen werden müßte, ist gar nicht zu ermessen.»

Nach Zitierung dieser Worte schreibt Marie Steiner im Nachrichtenblatt 1928, Michaeli-Nummer in ihrer Betrachtung «Das alte und das neue Goetheanum»:

«Und er stand auf, wollte seine schon wie zu Geist gewordenen Hände zwingen, den harten Plastilin zu modeln, den neuen Lebens­gedanken der Form einzuflössen, um in neuer Bildhaftigkeit durch den Beton Weltenwerden und Menschheitspilgerschaft vor unsern Augen auferstehen zu lassen.

Zu dieser Arbeit am Innenmodell wurden alle Vorbereitungen im Atelier getroffen. Dies und Rudolf Steiners starker feuriger Wille zur Arbeit hat uns in Hoffnungen gewiegt, hat Schleier vor unsere Augen gelegt. Wir glaubten an das Wunder der möglichen Genesung, da so viel Arbeitsenergie vorhanden war. Und hätten doch sehen müssen, daß dieser in nie unterbrochener Überanstrengung lebende Körper ausgebrannt war schon seit der Weihnachtstagung.»

Und über die von ihm noch vorbereitete Neuauflage des Seelenkalenders von 1912 heißt es: «Das kleine Büchelchen Seelenkalender wird vielleicht recht nett werden; ich habe eine entsprechende Titelzeichnung gemacht. Sie war schwer; weil die Sache so klein ist; aber ich glaube, es ist mir zuletzt gelungen. Ich werde froh sein, wenn Dir die Sache einige Freude macht.»

Abends: Telegramm Rudolf Steiners an Marie Steiner: «Dank für Telegramm - froh über Erfolg - Gute Gedanken für weiteres.»

Fr. 6. Telegramm Marie Steiners aus Zoppot an Rudolf Steiner, daß die Aufführung in Danzig bei vollem Hause stattgefunden habe und geglückt sei. Friedrich Eckstein, Wien, schreibt an Rudolf Steiner in warm-freundschaftlicher Entgegnung auf die Schilderung Rudolf Steiners ihrer Freundschaft im «Lebensgang» und widmet ihm seine kleine Schrift «Erinnerungen an Anton Bruckner» mit den Worten «Dr. Ru­dolf Steiner mit vielen herzlichen Grüßen! Zur Erinnerung an längst vergangenen Tage der Geistesfreude».

Sa. 7. Publikation im Schweiz. Handels-Amtsblatt der Änderungen und Ergänzungen der Statuten des in «Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft» umbenannten Vereins des Goetheanum vom 8. Fe­bruar (siehe Beilage).

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März 1925

So. 8. Im G. Nr.10 erscheint die 66. Fortsetzung von «Mein Lebensgang» und Teil III des Aufsatzes «Albert Steffens Pilgerfahrt zum Lebensbaum» (GA. Nr.36).

Berlin, 11.30 Uhr, Lessing-Theater: Eurythmie-Matinée unter Lei­tung Marie Steiners. Nach der Aufführung Bericht Marie Steiners an Rudolf Steiner.

Di. 10. Fürth, 20 Uhr, Theater: Eurythmie-Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

Fr. i 3. Brief an Marie Steiner in Stuttgart mit Wünschen zu ihrem Geburts­tag am 14.März:

«. . . Du telegraphiertest, daß Du das Auto erst am 16. brauchst. Es wird dann da sein. Aber telephoniere, wenn es vorher notwendig ist. Und habe Dank für Deine Telegramme und Briefe. Ich bin froh, daß alles so gut gegangen ist . . . Dein Wirken ist jetzt ein so segensreiches. Hoffentlich greift es Dich nicht allzustark an.

In Stuttgart scheint sich wieder gegen Unger etwas abzuwickeln. Es wird an Dich herantreten. Doch Du wirst schon die rechte Stellung finden . . .»

Stuttgart, Landhausstraße 70: Eurythmie-Aufführung für Mitglie­der, Leitung Marie Steiner.

Sa. 14. 17 Uhr, Atelier: Albert Steffen überreicht sein Rudolf Steiner ge­widmetes Drama «Hieram und Salomo». Bei den folgenden Be­suchen Steffens wird über die Legende gesprochen und Rudolf Stei­ner bestimmt das Drama zum Abdruck im «Goetheanum» (Steffen, Begegnungen mit Rudolf Steiner, Seite 354).

So. 15. Im G. Nr. i 1 erscheint die 67. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr. i 1: Brief an die Mitglieder «Des Menschen Sinnes- und Denkorganisation im Verhältnis zur Welt», datiert «Goetheanum, März 1925» (GA. Nr.26).

In beiden Zeitschriften: Ankündigung einer Erziehungstagung in der Freien Waldorfschule Stuttgart vom 2. bis 6. April 1925, veranstal­tet vom Vorstand der Deutschen Landesgesellschaft und der Lehrerschaft der Schule. Im Nachrichtenblatt steht noch «für die Freunde der Eurythmie» die Mitteilung, daß die Eurythmie-Darbietungen in Berlin, Danzig und Fürth vor ausverkauftem Hause stattfanden und großen Erfolg hatten.

Brief Rudolf Steiners an die Lehrkräfte der Freien Waldorfschule, Stuttgart (siehe Seite 405).

Brief Rudolf Steiners an die Schülerinnen und Schüler der Freien Waldorfschule, Stuttgart (siehe Seite 406).

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März 1925

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

Abends, Stuttgart, Waldorfschule: öffentliche Eurythmie-Aufführung (u. a. «Faust II»: Arielszene), Leitung und Rezitation von Marie Steiner.

Mo. 16. Abends, Stuttgart, Waldorfschule: 2 öffentliche Eurythmie-Auffüh­rung (u. a. «Faust II»: Arielszene).

Di. 17. Brief Dr. Wachsmuths im Auftrage Rudolf Steiners an den Ver­waltungsrat der Waldorfschule in Stuttgart (siehe Beilage).

Mi. 18. Brief Marie Steiners aus Heidenheim an Rudolf Steiner:

«. . . Wir haben die zwei Faustvorstellungen in der Waldorfschule abgehalten. Vielleicht kommen dort auch mehr fremde Menschen hin als in die Landhausstraße... Wir hatten außerdem auch noch eine Vorstellung für Mitglieder in der Landhausstraße. Ich habe mich nun verleiten lassen, auf Anregung einiger Lehrer, eine Faustvorstel­lung für die Schulkinder zuzusagen... Freilich müssen wir deshalb aus Mannheim nach Stuttgart wieder zurückkehren . . . So drängt sich alles sehr zusammen, und es ist möglich, daß ich nur auf zwei Tage nach Dornach hinüberkönnte.. .»

Heidenheim, 20 Uhr, Konzertsaal: Eurythmie-Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

Do. 19. Rudolf Steiner beruft sieben Schweizer Mitglieder in die Leitung der Administration des Goetheanum-Baues mit Dr. Grosheintz als 1. Vorsitzenden (siehe Seite 572).

Fr. 20. Brief Rudolf Steiners an Marie Steiner:

«Habe herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Er hat mir innige Befriedigung bereitet. Du mußt alles das erledigen, ohne auf anderes Rücksicht zu nehmen als auf Deine Kraft und Deine Gesundheit. Ich schaue mit Bewunderung allem zu, was Du in solcher Hingabe voll­bringst. Ich bin in Gedanken bei Dir.

Was da durch die Aufführung für die Kinder geschehen soll, ist etwas tief Befriedigendes und Frohmachendes. Wie bin ich Dir dankbar.

Meine Gesundung geht eben langsam. Hoffentlich komme ich nur zur rechten Zeit zur Arbeit am Baumodell, daß da keine Stockung eintritt . . .»

Es ist hier aller Wahrscheinlichkeit nach nicht das Innenmodell, son­dern zunächst ein neues Außenmodell gemeint. Wie durch Architekt Aisenpreis überliefert ist, war ein solches beabsichtigt, da von seiten der Behörden und Bühnentechniker gewünscht wurde, die Propor­tionen des Daches im Westen und im Osten zu ändern, was eine Änderung des Ganzen erforderte. Da durch den baldigen Tod Ru­dolf Steiners ein solches neues Außenmodell nicht mehr zustande

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März 1925

kam, mußten später in den nach dem vorhandenen Modell auf­geführten Bau die verlangten Änderungen hineingearbeitet werden. Karlsruhe, 20 Uhr, Konzerthaus: Eurythmie -Aufführung unter Lei­tung Marie Steiners.

um den 20.

Die Haushälterin in Haus Hansi, Frl. Helene Lehmann, erhält «un­gefähr am 20. März 25» ein Brieflein Rudolf Steiners «in welchem er mir den Ort beschrieb, an dem ich seine für die Steuer nötigen Unterlagen finden würde. Er schickte auch ein großes gelbes Kuvert mit, in das ich alles hineintun und Olga mitgeben sollte. Als ich an dem bezeichneten Platz die Sachen nicht fand, teilte ich dies Herrn Doktor brieflich mit. Darauf ließ er mich durch Olga zu sich rufen. Im Beisein von Dr. Wegman erklärte mir Herr Doktor, wo ich in seinem Zimmer die Steuerunterlagen finden würde. Dabei sagte er auch, er hoffte, sie selber schon holen zu können, er hoffe auch bald nach Haus Hansi zurückzukommen. - Ich war über das elende Aus­sehen von Herrn Doktor ganz ergriffen, so elend hatte ich mir ihn nicht vorgestellt; auch hörte er sehr schwer . . . Dann frug Herr Dok­tor noch, ob wir schon wüßten, daß Frau Doktor noch einige Tage fortbleibt, was ich bejahte.

Als ich dann die Steuerunterlagen in Herrn Doktors Zimmer fand, trug ich diese sogleich hinauf, es war ungefähr gegen 6 Uhr abends. Frau Dr. Wegman kam heraus und nahm mir die Sachen ab; zu Herrn Doktor kam ich nicht mehr herein» (Bericht H. Lehmann).

So. 22. Im G. Nr.12 erscheint die 68. Fortsetzung von «Mein Lebensgang», in Nachr. Nr.12: Brief an die Mitglieder «Gedächtnis und Gewissen», datiert «Goetheanum, März 1925», Ferner Mitteilung des Vorstandes über die Versammlung vom 8. Februar 1925 (siehe Seite 567; vergleiche auch mit Seite 501 ff.).

Außerdem Orientierung über das «Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpfiegebedürftige Kinder, Lauenstein E. V., Jena» durch die Begründer A. Strohschein, Siegfried Pickert, Franz Löffler, Dr. med. Ilse Knauer, daß das Institut nunmehr, nachdem es von den Be­hörden medizinisch-pädagogisch konzessioniert sei, an die Öffent­lichkeit treten könne.

Mannheim, 11.15 Uhr, Musensaal: Eurythmie -Aufführung unter Leitung Marie Steiners.

Dornach

1 7 Uhr, Schreinerei: Eurythmie -Aufführung.

Mo. 23. Brief Marie Steiners aus Stuttgart an Rudolf Steiner:

«. . . Wir freuen uns alle sehr auf den heutigen Abend. Hoffentlich wird das Getöse der Kinder nicht das Getöse des Sonnenaufgangs übertönen . . . Zu meinem Schrecken sehe ich, daß die Zeit wieder

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für alles zu knapp wird. Fast schon frage ich mich, ob ich nicht werde hierbleiben müssen. Mittwoch hätte ich fahren wollen. Sonntag früh müßte ich Dornach wieder verlassen. - Wenn's drei Stunden Fahrt wären, hätte ich nicht einen Augenblick gezaudert; aber wenn's über den Schneewegen in den Bergen 8 Stunden werden sollen in einem geschlossenen Auto, ist es mir wegen der Kräfte etwas bang. Die Entscheidung werde ich wohl morgen treffen, nachdem ich gesehen haben werde, ob ich hier mit den Vorbereitungen fertig werden kann . . . Sollte so ein Piper -Abend hier als ausgehend von der Sek­tion der Redenden Künste oder vom Vorstand hier angekündigt werden? . . .»

Auf diesen Brief Marie Steiners, geschrieben am 23.3.1925 morgens, der Rudolf Steiner vermutlich durch eine Mittelsperson noch am selben Tage überbracht wurde, antwortet er sofort. Es ist dies sein letzter vorliegender Brief an Marie Steiner:

«Ich kann Dir wirklich nicht ausdrücken, wie ich Deine hingebungs­volle Tätigkeit bewundere, und wie dankbar ich Dir für alles bin, was Du so segensreich vollbringst. Daß Du Dich auch der Schule annimmst, ist besonders bedeutsam. Denn die Kinder brauchen jetzt, da sie mich nicht sehen, Impulse. Und vor allem bringst Du Künst­lerisches in die Schule hinein, ein Element, das sie so sehr braucht.

Bezüglich Deiner Frage wegen des Piper - Abends wäre es ja wohl gut, wenn er von der Sektion der Redenden Künste ausginge. Ordne, wenn es auch Dir richtig scheint, die Sache einfach so an, setze Deine Unterschrift mit dem Zusatz unter das Programm und füge nur meinen Namen noch hinzu.

Wenn Du allerdings auch noch die Zeit fändest, mit den Unger-Gegnern zu reden, so könnte das gut sein. Wie die Sache steht, habe ich Dir ja geschrieben.

Bei mir geht alles furchtbar langsam; ich bin eigentlich recht ver­zweifelt über diese Langsamkeit.

Ich möchte nicht, daß Du beschließt, auf den Schneewegen hierher zu fahren. Aber, um dieses zu besprechen, dazu kommt wohl der Brief zu spät nach Stuttgart. Ich hoffe nur, ich höre bald, daß Du diese übermenschliche Anstrengung nicht unternimmst.

Leider bekomme ich von Horn recht schlimme Nachrichten . . .»

Stuttgart, abends, Waldorfschule: Eurythmie - Aufführung (u. a. Faust II, Ariel-Szene) für die Kinder der Schule.

Mi.25. Brief an Ludwig Polzer-Hoditz über Rudolf Steiners kranke Schwe­ster Leopoldine Steiner in Horn (Österreich).

Letzter Brief Marie Steiners aus Stuttgart an Rudolf Steiner:

«Nun hab ich mich doch entschlossen, hier zu bleiben, wie schwer es mir auch geworden ist. Ich schaff's mit den Kräften nicht, und die

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März 1925

Angelegenheiten mit meiner Schule sind dann doch nur wieder halb erledigt. Drei Tage hätt' ich bleiben können, aber außerhalb des Schönen mit Dir, wäre ich zerrissen worden. So will ich denn lieber noch Kräfte für die Tagung behalten . . . Ich zähle jetzt die Tage, die mich von der Rückkehr trennen, aber die Tagung muß halt noch überstanden werden.

Die Kinder der Schule sollen entzückt gewesen sein von der Vor­stellung. Man erzählt allerhand Hübsches . . .»

Beim Schreiben dieses Briefes hatte sie Rudolf Steiners Brief vom 23. gewiß noch nicht erhalten, denn ihr Brief enthält keinerlei An­deutung.

Do. 26. 17 Uhr, Atelier, Albert Steffen bei Rudolf Steiner:

«Am 26. März, als ich eintrat, suchte er sich, um besser mit mir spre­chen zu können, etwas höher zu betten, Es war, als ob sein zerbrech­licher Körper eine fremde Last wäre, die sein mächtiger Wille aufhob und die er mit Schmerzen tragen mußte. Mir wollte das Herz vor Leid vergehen, als ich es sah. Aber was war sein erstes Wort, das er zu mir sprach? - Wie es anderen gehel. Fragen, wie er selbst sich fühle, überhörte er geflissentlich. Er sprach an diesem Tage von den großen Erfolgen der eurythmischen Schule, die unter Frau Marie Steiner durch Deutschland reiste. Ferner von der Herausgabe des medizinischen Buches, das er mit Frau Dr. Wegman vorbereitet hatte. Druckbogen [nicht Druckbogen, sondern Manuskript lt. Dr. Weg­man], mit Korrekturen von seiner Hand, lagen auf der Decke . . . Es war mir, ehe ich zu Rudolf Steiner ging, ein Bild über die Glori­fizierung Thomas von Aquinos übergeben worden (von Gozzoli). Ich zeigte es. Sofort sagte er: (A. Stef­fen, In Memoriam Rudolf Steiner).

Fr. 27. Datum des Poststempels des undatierten Briefes an den Kaufmann Träxler in Horn, der für die Pflege der kranken Schwester besorgt ist.

Im Befinden Rudolf Steiners scheint eine Besserung einzutreten. Er bespricht sich lebhaft mit seiner Umgebung und äußert die Absicht aufzustehen, um an der Gruppe zu arbeiten, so daß man die Krisis überwunden glaubt (Persönliche Äußerung Dr. Nolls zu Johanna Mücke und A. Steffen in G. Nr.14vom 5.4.1925). Auch Marie Stei­ner schreibt in einem Manuskript vom November 1947, daß Dr. Steiner «eine Besserung in seinem Befinden fühlte und nun wieder aufstehen wollte, um die Arbeit an dem Gesichtsausdruck der Plastik fortzusetzen» .

17 Uhr, Albert Steffen wieder bei Rudolf Steiner:

«Am nächsten Tag, zur selben Zeit, fand ich den hochverehrten Lehrer im Liegestuhl. Im Hausrock, mit den weiten Ärmeln, aus

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denen die vergeistigten Hände schauten, sah er noch zerbrechlicher aus als gestern . . . Das Gespräch setzte sich fort, wo es gestern auf­gehört hatte; bei der Frage: Weltanschauung und Dichtung . . . Wie er so kraftvoll freudig sprach, konnte man glauben, daß die Krisis überwunden wäre» (In Memoriam Rudolf Steiner).

Sa. 28. Rudolf Steiner macht letzte Korrekturen in seinem handschriftlichen Manuskript [nicht Manuskript, sondern Druckbogen lt. A. Steffen] des Buches «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen» (Nach 1. Wegman Nachr. 19.4.25).

Als Olga Zibell für ihre tägliche Ordnungsarbeit erscheint, wird sie, wie auch an den beiden folgenden Tagen, nicht mehr hereingelassen.

17 Uhr: Albert Steffen findet Rudolf Steiner «wieder im Liegestuhl, aber mit traurig-sinnenden, stillen Augen, sehr schweigsam» (In Memoriam Rudolf Steiner). Er frägt die Ärztin Dr. Wegman und sie «hält mit ihrer Sorge nicht zurück» (G. Nr. ,4 vom 5.4.1925).

«In den letzten Tagen war eine leichte Traurigkeit über ihm. Es war mir, als ob er schwerwiegende Probleme zu lösen hätte. Die Leuchtekraft seiner Augen fand ich schwächer wie sonst, und eine große, nicht zu erklärende Sorge erfaßte mich. Physisch war der Zustand nicht schlimmer wie sonst, im Gegenteil, er war sogar besser, aber meine innere Unruhe blieb bestehen. Eine Frage diesbezüglich an ihn ge­richtet, wurde mit einigen lieben Worten umgangen und gleich die Versicherung gegeben, er fühle sich wohl» (1. Wegman, Nachr. 19.4.25).

Letzte Stunden und Tod

Der am Montag, dem 30. März, erfolgte Tod Rudolf Steiners infolge einer unerwarteten Krise am Sonntag, dem 29., kam für seine nächste Umgebung und für die ganze Mitgliedschaft völlig überraschend. Im folgenden werden die verschiedenen, in Einzelheiten nicht immer übereinstimmenden Schilderungen wiedergegeben. In den Schilde­rungen der beim Tode Anwesenden ist keine Todesstunde angegeben; laut Todessehein, Zeitungsmeldungen und Bericht Gracia Ricardo erfolgte der Tod um zehn Uhr vormittags. Nach G. Wachsmuth fand dann «eine ärztliche Untersuchung» [Obduktion] statt, «bei der drei Ärzte, Dr. 1. Wegman, Dr. L. Noll, Dr. H. Walther und ich anwesend waren» (Wachsmuth, Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken).

So. 29. Rudolf Steiner erwacht mit Schmerzen und arbeitet zum ersten Male nicht. «Wir sprachen eingehend über die Schmerzen, es waren keine Ursachen zur Besorgnis da. Die Schmerzen verschwanden auch im

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Laufe des Tages. Er war außerordentlich still und geduldig diesen Tag und gab neue Angaben für seine Behandlung» (1. Wegman, Nachr. 19.4.25).

Er übergibt an diesem Morgen Dr. Wegman das mit seinen letzten Korrekturen versehene Manuskript für das medizinische Buch «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst» (1. Wegman, Nachr. 19.4.25).

Im G. Nr. I 3 erscheint die 69. Fortsetzung von «Mein Lebensgang»

und beginnt der Abdruck von Steffens Drama «Hieram und Salomo», in Nachr. Nr.13: Brief an die Mitglieder «Das scheinbare Erlöschen der Geist-Erkenntnis in der Neuzeit», datiert «Goetheanum, März

I 925» (GA. Nr.26), ferner Mitteilungen über Eurythmie-Aufführungen.

Ca. 16 Uhr: Das Befinden verschlechtert sich.

«Um 4 Uhr nachmittags wiederholten sich die Schmerzen, meine innere Unruhe wollte nicht weichen, ich bestand darauf, Frau Dr. Steiner, die in Stuttgart weilte, zu benachrichtigen. Man teilte meine Unruhe nicht, und es war medizinisch wirklich auch kein Grund für diese Unruhe, sie war verstandesmäßig nicht berechtigt. Auch der Doktor zeigte gar nichts, was Veranlassung geben konnte zu Befürchtungen, er frug sogar, ob das Atelier nebenan bald fertig sein werde, damit er für das innere Modell des neuen Goetheanums arbeiten könne» (Wegman, Nachr. 19.4.25).

(Frau Marie Steiner wurde jedoch zum erstenmal erst nach 22 Uhr benachrichtigt; vgl. auch Seite 691.)

17 Uhr, Schreinerei: Eurythmie-Aufführung.

«Es wurden zuletzt Humoresken von Christian Morgenstern vor­geführt, und wir gingen lachend durch die Schreinerei nach Hause, ohne die geringste Ahnung und Andeutung, daß dort im Atelier eine solche Wendung eingetreten war» (Bericht Johanna Mücke).

Ca. 19 Uhr: Mieta Pyle -Waller will nach der Eurythmie-Auffüh­rung wie gewohnt Rudolf Steiner besuchen, wird jedoch nicht vor­gelassen mit der Begründung, Dr. Steiner sei zu müde und ange­griffen. (Lt. Bericht Mücke persönliche Äußerung von Mieta Pyle.)

Albert Steffen scheint orientiert gewesen zu sein, denn er schreibt: «Am . . . Sonntag, dem 29. März trat der Rückfall ein, der Rudolf Steiner die Lebenskraft ganz nehmen sollte. Wir alle verbrachten den Abend in tiefer Traurigkeit, die wir uns nicht zu deuten wagten» (Steffen, In Memoriam Rudolf Steiner).

Nacht vom 29./30.

Dr. Wegman und Dr. Noll wachen im Nebenzimmer: «So gingen wir in die Nacht hinein. Der Puls war etwas rascher wie

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sonst, aber kräftig und regelmäßig. Ich konnte mich nicht entschlie­ßen, mich hinzulegen und blieb auf und ließ das Licht brennen. Zu meinem großen Erstaunen ließ der Doktor dies zu, was ich noch nie durchsetzen konnte, wenn auch früher schon Zeiten waren, wo ich in banger Sorge um sein Leben war. Was war dies? Auch Dr. Noll blieb im Nebenzimmer wachend. Die Vornacht ging ruhig vorüber, ich beobachtete jeden Atemzug . . .» (Wegman, Nachr. 19.4.25).

Mo. 30. Morgens 3 Uhr: Dr. Wegman bemerkt «um 3 Uhr morgens eine leise Veränderung in den Atemzügen, sie wurden rascher, ich näherte mich dem Bette, er schlief nicht, schaute mich an und fragte mich, ob ich müde sei. Mit dieser Frage kam er mir zuvor, was mich unendlich rührte. Der Puls war jetzi nicht mehr so kräftig, als er gewesen war, auch viel rascher. Ich holte Dr. Noll, um zu beraten, was zu tun sei. Doktor war nicht erstaunt, ihn zu sehen so mitten in der Nacht und begrüßte ihn freundlich. , sagte er, . So machten wir das Licht aus» (Weg­man, Nachr. 19.4.25).

Morgens 4 Uhr: Dr. Steiner ruft Frau Dr. Wegman «weil die Schmer­zen wiederkamen» und sagt zu ihr «sobald es Tag wird, wollen wir die Behandlung fortsetzen, die ich angegeben habe . . . Wir warteten natürlich nicht auf den Tag und machten das, was notwendig war. Aber da veränderte sich bald die Situation, der Puls wurde schlech­ter, die Atemzüge rascher» (Wegman, Nachr. 19.4.25).

Um diese Zeit werden anscheinend die in Dornach anwesenden Vor­standsmitglieder benachrichtigt, denn Dr. Wachsmuth telefoniert ins Haus Hansi. «Wir wurden morgens 4 Uhr durch das Telefon aus dem Schlaf geweckt und ich ahnte nichts Gutes, als ich den Hörer abnahm. Herr Dr. Wachsmuth fragte sehr aufgeregt nach Frau Dr. Steiners Telefonnummer in der Landhausstraße Stuttgart. Als ich die Nummer genannt hatte, hängte er sofort ab . . . Wir warteten bangen Herzens auf irgendeine Nachricht von oben, leider vergebens» (Be­richt Helene Lehmann).

«Am frühen Morgen des Montags etwa um 4 Uhr wurde Herr Steffen zum Doktor gerufen und er veranlaßte dann, daß die an­deren Vorstandsmitglieder um 5 Uhr auch kamen» (Bericht Gracia Ricardo vom 31.5.25).

Morgens 5 Uhr: «Morgens um fünf Uhr wurden wir in das Vorzim­mer zum Atelier gerufen. Wir vernahmen des geliebten Lehrers Stimme, die immer noch laut und bestimmt allerlei Anweisungen gab . . . Schon hatten die Ärzte gesagt, daß sie das Schlimmste be­fürchteten. Stunde um Stunde verging» (Steffen, In Memoriam Ru­dolf Steiner).

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Kurz vor 6 Uhr: Frau Marie Steiner in Stuttgart erhält die zweite telefonische Benachrichtigung, ruft sofort Emil Leinhas an, der ein Auto bereitstellen läßt, und gegen 7 Uhr fahren beide von Stuttgart ab (Leinhas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner).

6.30 Uhr: «Um sechseinhalb Uhr strömten die Arbeiter zum Bau­platz, um ihre Tagesarbeit zu beginnen. Die Maschinen in der Schrei­nerei sollten zu laufen anfangen. Besonders mußte auf der Westseite des Ateliers, wo ein vom Brand verschontes Tor des zerstörten Goetheanums eingefügt worden war, noch gehämmert werden. Man entschloß sich, alle Werkleute wegzuschicken» (Steffen, In Memo­riam Rudolf Steiner).

In der Zwischenzeit haben sich nach A. Steffen (a. a. 0.) viele Mit­glieder in der Schreinerei eingefunden.

Vermutlich gegen 8 Uhr: Olga Zibell wird wieder, wie bereits ge­stern, weggeschickt mit der Bemerkung, «sie brauche heute nicht zu putzen, auch Fräulein Dubach brauche nicht zum Kochen kommen. Weiter wußten wir nichts . . . Olga hatte noch berichtet, daß oben alles sehr aufgeregt sei, den Grund dafür hatte sie nicht erfahren» (Bericht Helene Lehmann).

Mo. 30. Die Berichte vom Sterben Rudolf Steiners:

«Das Weggehen war wie ein Wunder. Als ob es sich von selbst ver­stände, ging er. Es war mir, wie wenn im letzten Augenblick die Würfel der Entscheidung fielen. Und als sie gefallen waren, war kein Kampf, kein Versuch mehr da, auf der Erde bleiben zu wollen. Er schaute einige Zeit ruhig vor sich hin, sagte noch ein paar liebe Worte zu mir und schloß mit Bewußtsein die Augen und faltete die Hände» (Wegman, Nachr. 19.4.25).

«Rudolf Steiners Auge war sinnend emporgerichtet, groß und offen, ganz innerlich, wie in ein göttliches Problem versunken, das immer herrlicher sich klärte. Der Atem ging still und leicht, als entschwebte ein Gebet seinen Lippen. Es war wie ein alimähliches Weggehen des mächtigen Verkünderwortes, das in seinem Herzen gewohnt. Seine Seele, die sich vom Leibe ohne Schmerzen löste, mit leisem, unsicht­barem Rucke, wie der zarteste Faden, schwebte über diesem heiligen Geschehen und schien zuzuschauen. Beim letzten Regen der Lippen schloß Rudolf Steiner die Augen von selber zu . . . Während er litt, stand links zu seinen Füßen die Christusstatue, die er selbst ge­schnitzt hatte. So war seinem Seherblick der Herr erschienen» (Steffen, In Memoriam Rudolf Steiner).

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«Er faltete die Hände über der Brust, die Augen waren lieht und stark in Welten gerichtet, mit denen er sich schauend vereinte. Als der letzte Atemzug kam, schloß er selbst die Augen» (Wachsmuth, Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken).

«Kurz nach 9 Uhr kam Herr Steffen aus Doktor Steiners Zimmer und machte einem Mitglied eine vertrauliche Mitteilung. Nach 15 Minuten ging er wieder zurück. Ein anderes Vorstandsmitglied er­schien und bat, daß man die Arbeiter aus der Schreinerei wegschicken möchte. Mitglieder, die im Archivraum lasen, das sich auch in der Nähe des Ateliers befindet, wurden auch zum Weggehen aufgefor­dert, und um 10 Uhr kam Miß Mackenzie und teilte einer Reihe von Mitgliedern, die draußen vor der Tür standen, ruhig mit, daß Dr. Steiner hinübergegangen war. Die Arbeiter, die den Doktor sehr liebten, kamen den Hügel herunter und verbreiteten die Nachricht mit Tränen in den Augen» (Bericht Gracia Ricardo vom 31.5. 25).

«Am Abend (29.) muß wohl Fräulein Clason, die noch in der Schrei­nerei später zu tun hatte, irgendwie gehört haben, daß es nicht gut wäre am Tage, aber nichts mehr, denn sie sagte mir am Montag früh, so etwa um 8.45 Uhr, sie wolle doch herübergehen und sehen, wie es stünde, denn sie habe eben abends das gehört. Ich bat sie, mir gleich Nachricht zu geben und wartete am Fenster - es war nach den kal­ten Tagen vorher eine ganz wunderbare Frühlingsstimmung und

Wärme -, dann aber ging ich' vor der Pforte gegenüber dem de -Jaa­ger-Hause traf ich Fräulein Mitscher und fragte: - - Ich war so erschreckt, daß ich ganz starr stehen blieb, bis sie mich anrührte und sagte, ich müsse mich aufraffen. Erst als ich in dem Bücher-verkauf war, kam mir zum Bewußtsein, was eigentlich geschehen war.

Da immer früher Herr Doktor gesagt hatte, er werde sehr alt wer­den müssen (wie der alte Papst Leo), hatte ich trotz der langen Krankheit nie gedacht, daß er so bald von uns gehen würde.

Dort in der Schreinerei wurden gerade die Arbeiter, die schon früh den Betrieb wie immer aufgenommen hatten, nach Hause geschickt, sie holten ihre Sachen und es war wirklich eindrucksvoll, wie sie sidl bemühten leise zu gehen und wie sie traurig und verstört alle waren; man sah ihnen an, sie fühlten, was sie und alle verloren hatten» (Bericht Johanna Mücke).

Um die Mittagsstunde geht die Nachricht der Schweizerischen Depe­schenagentur in alle Welt: «Der Leiter der anthroposophischen Be­wegung Dr. Rudolf Steiner ist heute um 10 Uhr vormittags im Alter von 64 Jahren gestorben.»

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#TI

März 1925

Die Benachrichtigung Frau Marie Steiners in Stuttgart

#TX

So. 29. «Um 4 Uhr nachmittags wiederholten sich die Schmerzen, meine

innere Unruhe wollte nicht weichen, ich bestand darauf, Frau Dr.

Steiner, die in Stuttgart weilte, zu benachrichtigen. Man teilte meine

Unruhe nicht . . .» (1. Wegman, Nachr. 19.4.25).

Die Benachrichtigung erfolgte erst nach 22 Uhr.

20 Uhr, Stuttgart, Landhausstraße 70: Frau Marie Steiner hört den

Rezitationsabend mit Dichtungen von Kurt Piper, rezitiert von

Edwin Froböse. Ende gegen 22 Uhr. «Dr. Steiner selber hatte diesen

Rezitationsabend gewünscht, weil er Dr. Piper gerne unterstützt

sah» (Denkschrift 1915-1935, S.42).

Nach der Veranstaltung hat Frau Marie Steiner noch eine Bespre­chung mit Frau L. Kolisko (L. Kolisko, Eugen Kolisko, Ein Lebens-bild).

Nach 22.30 Uhr wird Frau Marie Steiner erstmals von der Ver­schlechterung im Befinden Rudolf Steiners benachrichtigt durch einen Telefonanruf, «und zwar so, daß ihr gesagt wurde, es sei eine Ver­schlimmerung eingetreten, es sei aber nicht notwendig, daß sie sofort abfahre, man werde sie am nächsten Morgen benachrichtigen» (Lt. Denkschrift 1925-1935, S.42, wörtliches Diktat von Emil Leinhas im Februar 1926 in ein Manuskript von Günther Schubert in An­wesenheit von Frau Dr. Steiner und Herrn Dr. Unger).

Schilderung von Emil Leinhas in «Aus der Arbeit mit Rudolf Stei­ner»:

«Marie Steiner hatte kurz nach zehn Uhr aus Basel durch Dr. Schick­1er, der von Dr. Noll im Auftrag Dr. Wegmans dorthin geschickt worden war, die telefonische Nachricht erhalten, in dem Befinden Rudolf Steiners sei eine Verschlimmerung eingetreten. Marie Steiner fragte Dr. Schickler, ob sie sofort abreisen solle, worauf Dr. Schick­1er antwortete: er habe nur den Auftrag zu berichten, daß eine Ver­schlimmerung des Zustandes von Dr. Steiner eingetreten sei. Marie Steiner hatte trotzdem versucht, mich telefonisch anzurufen, um mich zu fragen, ob eventuell ein Auto zur Reise nach Dornach zur Ver-Fügung stünde. Da sie mich nicht erreichte, unterblieb ein weiterer Anruf. Ich hätte natürlich das Auto sofort bereitstellen können.»

L. Kolisko in «Eugen Kolisko, Ein Lebensbild», 1961:

«Nach der Abendveranstaltung wurde Frau Dr. Steiner von Dr. Schickler angerufen im Auftrag von Dr. Noll, der seinerseits von Frau Dr. Wegman beauftragt war: Herrn Dr. Steiner ginge es wie­der schlechter. Auf die Frage von Frau Dr. Steiner, ob sie sofort kommen solle, sagte Dr. Schickler, der auch über die Eventualität

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sich schon vorher informiert hatte: es sei ebenso wie am i . Januar. Es sei kein Grund, um etwas Schlimmes zu befürchten. Er wolle nur das mitteilen.»

Marie Steiner bemüht sich in der Nacht noch um eine andere Fahr­gelegenheit. Für ein in Frage kommendes Auto, das zur Verfügung gestanden hätte, war jedoch kein Benzin vorhanden. - Es war in Deutschland eine Zeit schwerster Wirtschaftskrisen. (Nach Berta Reebstein, damals Mitbewohnerin des Hauses Landhausstraße 70.)

Mo. 30. Morgens kurz vor 6 Uhr: Frau Marie Steiner wird erneut telefonisch benachrichtigt (aus Dornach durch Dr. Wachsmuth?), daß ernste Ge­fahr bestehe. Marie Steiner ruft sofort wieder Emil Leinhas an, der seinerseits sofort ein Auto bereitstellen läßt, und gegen 7 Uhr fahren beide ohne Unterbrechung durch bis Dornach (Emil Leinhas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner).

Im Laufe des Vormittags bringt Max Schuurman ins Haus Hansi die Nachricht vom Tode Rudolf Steiners und aus Stuttgart erfolgt die Meldung, daß Frau Doktor unterwegs sei (Bericht Helene Leh­mann) .

Gegen 12 Uhr: Marie Steiner und Emil Leinhas treffen in Dornach ein. ... . aber sie konnte den Tod des liebsten Menschen nicht mit Augen sehen. Innerlich hatte sie - auf der Reise - schon alles vor-gefühlt» (A. Steffen, In Memoriam Rudolf Steiner).

In Dornach hält das Auto mit Frau Marie Steiner an dem am Wege liegenden Haus Hansi «und ich konnte ihr nur das mitteilen, was ich durch Herrn Schuurman erfahren hatte. Frau Doktor fuhr dann gleich darauf nach oben mit Herrn Leinhas, der sie von Stuttgart aus begleitet hatte» (Bericht Helene Lehmann).

Vor der Schreinerei wird Frau Marie Steiner von Dr. Noll und Mieta Pyle-Waller empfangen «und an das Sterbebett Rudolf Steiners geleitet. Dort saßen die andern Vorstandsmitglieder, die beim Tod zugegen gewesen waren, noch um Rudolf Steiner versammelt. Nach kurzer Zeit ließ mich Marie Steiner rufen» (Emil Leinbas, Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner) .

*

Brief Marie Steiners an die Schwester Rudolf Steiners vom 3.5.1925:

... . Jetzt sagen wir uns ja alle, daß wir zu hoffnungsvoll gewesen sind, aber bei der ungeheuren Lebensenergie, die Rudolf immer hatte, auch während seiner Krankheit, hat er uns noch immer in Hoffnungen gewiegt. Es schien ja gar nicht möglich, daß er gehen könne, und keiner von uns hat es glauben

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wollen. Seitdem er nicht mehr reisen konnte, habe ich ja mehr in der Außenwelt in seinem Sinne wirken müssen; wie schmerzlich das auch war, so war es andrerseits was ihn beruhigte: daß die Tätigkeit nicht unterbrochen wurde. Meine kranken Füße machten mir auch die Pflege nicht möglich, die von Frau Dr. Wegman und Herrn Dr. Noll in hingebungsvoller Weise durch-geführt wurde. Aber tief, tief schmerzlich ist es für mich gewesen, jetzt so viel weg sein zu müssen.

Ich glaube, er hat sich einen zu starken Ruck geben wollen, um gesund zu wer­den. Er schrieb mir, jetzt musse er gesund werden, um wieder am Modell des neuen Baues zu arbeiten. Der Organismus war schon zu erschöpft, um diesen Ruck zu ertragen. Überanstrengung - durch die nie unterbrochene übermensch­liche Arbeit - und Unterernährung, weil er ja nichts mehr vertrug, das hat wohl die Gesundung unmöglich gemacht. Aber die Welt ist tot, seitdem er gegangen ist . . .»

Die Testamente:

Nach einem handschriftlichen Entwurf Marie Steiners zu einem ungedruckten Manuskript: «Kurzer Abriß der Geschehnisse zwischen 1925 und 1928, wie sie Marie Steiner erlebte. November 1947» befanden sich die letztwilligen Ver-fügungen (siehe GA. Nr.262) «in Dr. Steiners eigenem Kasten (Safe), von dem ich den zweiten Schlüssel hatte, um ihn nach seinem eventuellen Tode zu öffnen. Wir hatten uns gegenseitig zu Erben ernannt. Das notarielle und kurz gefaßte Dokument lag in Berlin, um auf dem juristischen Wege den Behörden eingeliefert zu werden. In unserem kleinen Safe lagen detailliertere Fassungen davon, die jede Einzelheit dieser Gesamtüberweisung des Bestimmungsrechtes hervorhoben. Außerdem noch persönliche liebevolle Worte des Trostes und Zuspruchs. Alles natürlich handschriftlich versiegelt. Auf dem Kuvert die Worte: . Als ich nun mehrmals gesehen hatte, daß etwas gesucht wurde, was nicht gefunden wurde, machte ich den Vorschlag, gemeinsam zu lesen was für mich im Safe deponiert war, drang aber damit nicht durch.» Erst nahezu ein Jahr später, bei einer Versammlung der Angehörigen der I. Klasse, am 7. Februar 1926, ergab sich für Frau Marie Steiner erstmals Gelegenheit, der Gesellschaft die Testamente Rudolf Steiners zur Kenntnis zu geben. Diese unmittelbar beim Tode Rudolf Steiners einge­nommene ablehnende Haltung seinen letztwilligen Verfügungen gegenüber, weil man sie durch die «Weihnachtstagung» für überholt hielt, führte zu den tiefgreifenden Konflikten, welche das weitere Schicksal der Gesellschaft be-stimmten*.

- - -

* Dazu gehört auch die öfters anzutreffende Behauptung, Rudolf Steiner habe in sei­ner Krankheitszeit noch sein Testament ändern wollen. Daß dieser Behauptung jegli­che reale Grundlage fehlt, wird durch die Briefe und Testamente deutlich, die in GA. Nr.261 zur Veröffentlichung gelangten.

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März 1925

Zur Frage nach letzten Anweisungen:

«In vollem Bewußtsein, aber ohne ein Wort über die Zukunft gesprochen, ohne Anweisungen oder Botschaften für diese oder jene Persönlichkeit hinterlassen zu haben, ist der Meister von uns weggegangen. Und eine direkte Frage dies­bezüglich wurde bewußt mit nein beantwortet. Warum war das?» (Wegman, Nachr. 26.4.25).

Dr. Ludwig Noll äußerte zu Johanna Mücke «etwas später einmal: kurz vor dem Hingang habe Frau Wegman Herrn Doktor gefragt, ob er wegen der Ge­sellschaft noch Bestimmungen treffen wolle - er habe sie groß angesehen und sich dann abgewandt» (Bericht Johanna Mücke).

In diesem Zusammenhang sei verwiesen auf das, was Rudolf Steiner am 18. Januar 1924 in Dornach und am 6 Februar 5924 in Stuttgart (vgl. Seite 92 und Seite 176 f.) über die Möglichkeit des Nichtaufnehmens der mit der Weih­nachtstagung verbundenen Absichten aussprach, und auf das, was er laut Dr. Ita Wegman «einige Zeit nach der Weihnachtstagung» äußerte: daß «Anti-Michael-Dämonen» drohen sich geltend zu machen, «wenn die Michael-Im­pulse, die so mächtig eingesetzt hatten, nicht zum Durchbruch kommen kön­nen» . Und auf die Frage Dr. Wegmans, «was wird geschehen, wenn dies nicht gelingt?», lautete die Antwort: «Dann wird das Karma walten» (Nachr. 4.10. 1925). Weiter berichtet Dr. Ita Wegman (Nachr. 26.4. 25): «Von Januar 1925 an sprach er nicht mehr von Erschöpfung, sondern von Karmawirkungen.»

20 Jahre später, rückblickend auf die weitere Entwicklung der Anthroposo­phischen Gesellschaft, schreibt Marie Steiner im Vorwort zu «Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft», mit welcher Rudolf Steiner persönlich die Leitung der Gesellschaft und dadurch ihr Karma auf sich genommen hat, das Folgende:

«Eine Schilderung der Weihnachtstagung zu geben, ist wohl eine der schwer­sten Aufgaben, die man sich stellen kann. Kaum ist es unserer beschränkten Einsicht möglich zu überschauen, was als impulsierende Kraft hinter ihr steht. Es ist der mächtigste Versuch eines Menschenerziehers gewesen, sie zum be­wußten Wollen wachzurufen, Werkzeug der weisen Weltenlenkung werden zu dürfen. Doch ist diese Weihnachtstagung zugleich mit einer unendlichen Tra­gik verbunden. Denn man kann nicht anders als sagen: Wir waren wohl be­rufen, aber nicht auserwählt. Wir sind dem Ruf nicht gewachsen gewesen. Die weitere Entwicklung hat es gezeigt.

Zunächst war jeder, der diese Tagung mitgemacht hat, über sich selbst hinaus-gehoben, in seinem Innersten durchwärmt und zugleich erschüttert. Aber ein Schicksal waltete über dem Ganzen, das in andern Daseinssphären hat aus­getragen werden müssen. Der Ausgang hat gezeigt, was es für Dr. Steiner be­deutet hat, unser Karma auf sich zu nehmen.»

*

30./3 I. Erste Nacht-Totenwache.

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März/April 1925

Di. 31. Nachmittags: Aufbahrung Rudolf Steiners (s. Carl Unger «Am To­tenbett Rudolf Steiners», Schriften Band II).

«Nun lag er da - aufgebahrt, zu Füßen seines Menschheitsrepräsen­tanten. Die Menge strömte in das Atelier - lautlos, voll Dankbarkeit und Ehrfurcht, tiefe Erschütterung in den Seelen. Der Raum war einige Tage und Nächte wie erfüllt von einer nicht irdischen Atmo­sphäre» (Marie Steiner, Manuskript November 1947).

31. März/ I. April

Zweite Nacht-Totenwache.

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APRIL 1925

Mi. I . Abends, Schreinerei: Feier mit Gedenkrede Albert Steffens. I /2. Dritte Nacht-Totenwache

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Do. i. 21.30-22.30 Uhr, Schreinereisaal: Totenfeier für Rudolf Steiner, an der mehr als I 200 Freunde teilnehmen, von denen viele im angren­zenden Maschinensaal verbleiben müssen. Die Wand zwischen den beiden Räumen ist stellenweise entfernt worden. Auf der Bühne, um die sich die Anwesenden in weitem Halbkreis gruppieren, ist der ge­öffnete Sarg aufgebahrt. Dr. Friedrich Rittelmeyer vollzieht auf Wunsch von Marie Steiner das von Rudolf Steiner der Christenge­meinschaft gegebene Aussegnungsritual.

2 ./3 . Rudolf Steiner wird wieder in sein Atelier (Sterberaum) verbracht. In dieser letzten Nacht wird die Totenmaske abgenommen.

Fr. 3. Ca. 9 Uhr: Überführung des Sarges nach dem Krematorium Basel, Horburg-Friedhof.

«Der Sarg wurde geschlossen und zum Wagen getragen. Langsam ging der Zug der Wenigen durch die Schreinerei ins Freie. Viele Freunde standen vor der Türe. Auf dem Bauplatz bildeten die Arbeiter (180) des neuen Goetheanum zwischen dem Holzgerust eine lange Reihe. Sie haben ihre Arbeit für eine Stunde unterbrochen. Der Wagen, der den Leib barg, fuhr am Glashaus vorbei zum Verbren­nungsort, der Blumenwagen folgte. Der Vorstand und die getreuen Helfer fuhren nach. Die Erde strahlte in schönstem Sonnenglanz» (Nach einem Bericht vom 6.4.25).

Schon kurz nach 9 Uhr sammeln sich beim Krematorium Hunderte von Menschen, um den Trauerzug zu erwarten.

Gegen 9.30 Uhr: Der Trauerzug trifft auf dem Krematorium ein. Der schlichte schwarze Sarg wird von Freunden in die Kapelle getragen und auf den Katafalk gestellt, mit einem schwarzen Tuch bedeckt und roten Rosen geschmückt.

Mit dem Glockenschlag 10 betreten drei Priester der Christengemein-schaft die kleine, nur 80 Menschen fassende Kapelle. Bei offenen Türen,

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April 1925

um die Draußenstehenden teilnehmen lassen zu können, beginnt die Feierlichkeit mit einer Komposition von Jan Stuten für Rudolf Steiner. Darauf vollziehen Dr. Friedrich Rittelmeyer und seine bei­den Helfer das Ritual der Totenhandlung. «Dann senkte sich ange­sichts der stehenden Menge der Sarg mit seiner Blumenlast in die Tiefe und es war plötzlich, als ob eine ragende Gestalt, ein maß­gebendes Zentrum verschwunden sei, indes wiederum die feierliche Musik zum Gewölbe des bescheidenen Raumes sich emporschwang» (Lt. Bericht der Basler Nationalzeitung vom 3.4.1925).

Anschließend hält Albert Steffen im Namen des Vorstandes der Ge­sellschaft die Gedächtnisrede. Am Schluß bittet er darum, daß jeder in Gedanken für sich sprechen möge die Worte der christlichen Weis­heit, die Rudolf Steiner in diesem Raume manchem verstorbenen Freunde mitgegeben hatte (a. a. 0.).

Dr. Ludwig Noll wohnt als Augenzeuge dem Vollzug des Ver­brennungsprozesses bei.

Nachmittags: Überführung der Asche Rudolf Steiners vom Krema­torium in das Atelier der Schreinerei durch Frau Marie Steiner und andere Vorstandsmitglieder.

APRIL-DEZEMBER 1925

5. April Im G. Nr. I 4 erscheint die 70. (letzte) Fortsetzung von «Mein

Lebensgang» und in Nachr. Nr.14 noch der Brief an die Mit­

glieder «Die geschichtliehen Erschütterungen beim Herauf­

kommen der Bewußtseinsseele», datiert «Goetheanum, März

1925» (GA.Nr.26).

Abends, Schreinerei: Trauerfeier für Rudolf Steiner.

10.-1 3. April Osterveranstaltung. Die Arbeit am Goetheanum geht weiter. I 2. April In Nachr. Nr. 1 5 erscheint der letzte Brief Rudolf Steiners an Ostersonntag die Mitglieder «Von der Natur zur Unter-Natur», datiert

«Goetheanum, März 1925» mit den darauf bezüglichen letz­

ten Leitsätzen (GA. Nr.26). .

I 9 Uhr, Schreinerei: Eurythmie mit der erstmaligen Darstel­lung des Michaelspruches «Sonnenmächten Entsprossene . . -»

aus der letzten Ansprache Dr. Steiners vom 28.9.24. Die eu­

rythmischen Formen für diesen Spruch hatte er noch einige

Zeit vor seinem Tode geschaffen.

3. Mai Im Nachrichtenblatt Nr.18 erscheint die Mitteilung des Vor­

standes «An die Mitglieder!», daß die Leitung der Gesellschaft

im gleichen Sinne weitergeführt wird, wie Rudolf Steiner es

in der Weihnachtstagung angegeben hat und daß sich der Vor­

stand vor allem zur Aufgabe macht, den Bau des Goetheanum

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#TI

April-Dezember 1925

zu vollenden und dabei mit der begeisterten Teilnahme der Mitglieder rechne.

#TX

27. Sept. Im G. Nr. 39 veröffentlicht Marie Steiner in ihrem Aufsatz «Zum 20. September» den Spruch Rudolf Steiners aus seiner letzten Lebenszeit: «Ich möchte jeden Menschen / Aus des Kosmos Geist entzünden . . .» (GA. Nr.40).

I 5. Nov. In Nr.46 des Nachrichtenblattes wird zur ersten ordentlichen

Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen

Gesellschaft auf Dienstag, den 29. Dezember 1925, vormittags

I I .30 Uhr und zu einer Vorversammlung der Mitglieder der

Anthroposophischen Gesellschaft um 10 Uhr eingeladen.

16. Dez. Kaufvertrag zwischen Marie Steiner und der Allgemeinen An­throposophischen Gesellschaft, den Philosophisch-Anthroposo­phischen Verlag betreffend (siehe Seite 584).

29. Dez. 11.30 Uhr, Schreinereisaal: 1. ordentliche Generalversammlung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft in Anwesen­heit einer Amtsperson: Albert Steffen wird zum ersten Vor­sitzenden gewählt.

*

Nach dem Tode Rudolf Steiners erschienene, von ihm noch vorbereitete

Publikationen:

April Anthroposophischer Seelenkalender.

Formatbestimmung und Titelvignette von Rudolf Steiner.

«Die Geheimwissenschaft im Umriß» mit Vorwort vom 10. Ja­nuar 1925 zur 16.-2o.Auflage.

Sept./ Okt. Dr. Rudolf Steiner - Dr. Ita Wegman:

«Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach gei­steswissenschaftlichen Erkenntnissen. Erster Teil», mit Vor-und Nachwort der Mitarbeiterin und Herausgeberin Dr. Ita Wegman. Der zweite, von Dr. Wegman beabsichtigte Teil ist nie erschienen.

*

Erste Herausgaben aus dem Nachlaß durch die von Rudolf Steiner eingesetzte Erbin und Verwalterin seines Nachlasses, Frau Marie Steiner:

Sept. «Mein Lebensgang» mit einem Nachwort von Marie Steiner. Erste Buchausgabe der von Dezember 1923 bis zum Tode er­schienenen Darstellungen in der Wochensehrift «Das Goethe­anum»

Weihnachten «Wahrspruchworte», ausgewählte Dichtungen mit Vorwort der Herausgeberin.

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NACHWEIS DER IN DER CHRONIK ANGEFÜHRTEN BÄNDF

DER RUDOLF STEINER GESAMTAUSGABE (GABIBL.-NR.)

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Bibl.-Nr.

26 Anthroposophische Leitsätze

28 Mein Lebensgang

36 Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart. Gesammelte Aut-Sätze 1921-1925

40 Wahrspruchworte

84 Was wollte das Goetheanum und was soll die Anthroposophie?

217a Die Erkenntnis-Aufgsbe der Jugend

233 Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Er-kenntnis des Menschengeistes

234 Anthroposophie. Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren

235 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Erster Band

236 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Zweiter Band

237 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Dritter Band: Die karmischen Zusammenhänge der anthroposophischen Bewegung

238 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band: Das geistige Leben der Gegenwart im Zusammenhang mit der anthroposophischen Bewegung

239 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Fünfter Band

240 Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Sechster Band

243 Das Initiaten-Bewußtsein. Die wahren und die falschen Wege der geistigen Forschung

260 Die Weihnachtstagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesell­schaft 1923/24

261 Unsere Toten

274 Ansprachen zu den Weihnachtspielen aus altem Volkstum

277 Eurvthmie - Die Offenbarung der sprechenden Seele

277a Die Entstehung und Entwickelung der Eurythmie

278 Eurythmie ltls sichtbarer Gesang

279 Eurvthmie als sichtbare Sprache

282 Sprachgestaltung und dramatische Kunst

298 Rudolf Steiner in der Waldorfschule

300a-c Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924

304 Erziehungs- und Unterrichtsmethoden auf anthroposophischer Grundlage

308 Die Methodik des Lehrens und die Lebensbedingungen des Erziehens

309 Anthroposophische Pädagogik und ihre Voraussetzungen

310 Der pädagogische Wert der Menschenerkenntnis und der Kulturwert der Pädagogik

311 Die Kunst des Erziehens aus dem Erfassen der Menschenwesenheit

314 physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

316 Meditative Betrachtungen und Anleitungen zur Vertiefung der Heilkunst

317 Heilpädagogischer Kurs

318 Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern. Pastoral-medizinischer Kurs

319 Anthroposophische Menschenerkenntnis und Medizin

327 Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft

346 noch nicht erschienen

349 Vom Leben des Menschen und der Erde - Über das Wesen des Christentums

352 Natur und Mensch in geisteswissenschaftlicher Betrachtung

353 Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker

354 Die Schöpfung der Welt und des Menschen - Erdenleben und Sternenwirken

HINWEISE

#G260a-1987-SE702 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

HINWEISE

#TX

Textgrundlagen: Nach der Weihnachtstagung 1923/24 schrieb Rudolf Steiner in dem neuen Gesellschaftsorgan Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht - Nachrichten für deren Mitglieder» allwöchentlich bis zu seinem Tode am 30. März 1925 Aufsätze «An die Mitglieder» («Briefe an die Mitglieder», Einzelausgabe Dornach 1979), vom fünften Aufsatz an verbunden mit Leitsätzen. Diese Leitsätze mit den dazugehörigen Aufsätzen figurieren innerhalb der Gesamtausgabe in der Abteilung Werke unter dem Titel Der Wortlaut der Aufsätze wurde mit den im Archiv vorhandenen Manuskripten, soweit vorhanden, genau verglichen. Einige geringfügige Änderungen gegenüber früheren Ab-drucken sind Korrekturen nach den Manuskripten und im folgenden nachgewiesen.

Die gesprochenen Texte waren von Rudolf Steiner nicht zum Druck bestimmt und sind von ihm auch nicht durchgesehen worden. Korrekturen und Ergänzungen gegenüber der 1. Auf­lage gehen auf einen neuen Vergleich mit den Originalstenogrammen zurück.

Das Protokoll der Versammlung anthroposophischer Aktionäre der Kommenden Tag AG, Stuttgart, 15. Juli 1924, wurde von deren damaligen Generaldirektor Emil Leinhas für die 1. Auflage 1966 geprüft.

Die Beilage wurde für die 2. Auflage von 1987 erstmals gedruckt. Hinweise dazu finden sich in der Beilage selbst. Die Dokumente und Texte sind im »Inhalt» und im Textteil des Bandes in den entsprechenden Stellen nachgewiesen.

Werke Rudolf Steiners innerhalb der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer angegeben. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes.

zu Seite

29 «Zehn Jahre Goetheanumu».Vgl. Rudolf Steiner: «DasGoetheanum in seinen zehnJahren» in «Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze 1921-1925 aus der Wochenschrift «Das Goetheanum», GA Bibl.-Nr. 36.

#SE260a-703

32 Zu § 10 der Statuten: Bei der Besprechung dieses Paragraphen während der Weihnachts tagung (vgl. »Die Weihnachtatagung zur Begründung der Allgemeinen Anthroposophi­schen Gesellschaft», GA Bibl.-Nr. 260, 1986, S.158) wollte Rudolf Steiner noch den fol­genden Satz einfügen: «Eine von Zeit zu Zeit geschäftsordnungsmäßig festzusetzende Anzahl von Mitgliedern ist berechtigt, jederzeit eine außerordentliche Generalversammlung zu verlangen.»

Beim ersten Abdruck der Statuten im Nachrichtenblatt vom 13.1.1924 fehlt dieser Satz. Im übrigen kann jedoch nach Artikel 64 des Schweizerischen Zivilgesetzbuches (siehe Beilage) in jedem Verein von Gesetzes wegen ein Fünftel der Mitglieder die Ein-berufung einer außerordentlichen Generalversammlung verlangen.

55 In meinen Vorträgen..., die ich gegenwärtig am Goetheanum halte: »Esoterische Betrach­tungen karmischer Zusammenhänge», Band I-VI, GA Bibl.-Nrn. 235-240.

89 Im Eröffnungssortrag der Weihnachtstagung... sagte er bei der Verlesung des Statutenpunktes 5: Siehe GA Bibl.-Nr. 260, 1986, S. 50 f. Zu den drei Klassen siehe »Zur Ge schichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA Bibl.-Nr. 264.

91 Im zweiten Mitteilungsblatt: Siehe Seite 38.

96 was schon erschienen ist und noch erscheinen wird von mein'»' Lebensgange: Vom 9. De­zember 1923 bis zum S. April 1925 erschien Rudolf Steiners unvollendet gebliebene Autobiographie in der Wochenachrift »Das Goetheanum.; siehe »Mein Lebensgang<, GA Bibl.-Nr. 28.

100 im xweiten Artikel über die Freie Hochschule: Siehe Seite 109.

102 son de,n ersten Vortrag auf diesem Hägel: Am 7. Juni 1914, in: »Wege zu einem neuen Baustil», GA Bibl.-Nr. 286.

103 Mit der Darstellung der Anthroposophie au' den Fundamenten heraus werde ich... morgen beginnen: Siehe »Chronik» in diesem Band S. 594.

104 Es ist jetzt wiederum ein wunderhu'es Lehenshuch erschienen: Siehe Henry Ford, »Mein Leben und Werk», Leipzig 1923.

111 Mit dem demnächst von ihm erscheinenden Buche hat Dr. G. Wachsmuth: Siehe »Die äthe­tischen Bildekräfte in Kosmos, Erde und Mensch., Stuttgart 1924.

120 Versmmlung in Kassel: Jugendtagung der Ghristengemeinschaft vom 2. bis 8. Januar

1924.

132 Im Anschluß an den Vortrag: Siehe »Chronik» in diesem Band S. 597f.

150 Brief den des Komitee der Freien Anthropososhischen Gesellschaft: Abgedruckt in Nr. 11 vom 23. März 1924 des Nachrichtenblattes »Was in der Anthroposophiachen Gesell­schart vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder».

157 in einem falschen Lichte gesehen werden: In früheren Abdrucken hieß es »in einem sol­chen Lichte». Korrektur nach Manuskript.

160 an nichts anderes appellieren als an die freie Einsicht: Das Wort »anderes< wurde gegen­über früheren Abdrucken eingefügt laut Manuskript.

#SE260a-704

176 in der Theosophiscbeo Gesellschaft Grundsätze gebabt: In den «Satzungen der Theosophi­schen Gesellschaft<, Artikel 1, 3. sind die Zwecke wie folgi definiert:

Erstens: Den Kern einer allgemeinen Brüderschaft zu bilden, welcher sich die ganze Menschheit ohne Unterschied der Rasse, des Glaubensbekenntnisses, des Geschlechts, der Kaste oder der Farbe anschließen soll

Zweitens: Das Studium der Arischen und anderer dem Osten angehörender Litte­raturen, Religionen, Philosophien und Wissenschaften zu fördern und die Bedeutung dieser Studien zu beweisen.

Drittens: Ungeklärte Naturgesetze und die in dem Menschen schlummernden psychischen Kräfte zu erforschen.

(Satzungen genehmigt von dem General-Vorstand am 27. Dezember 1893).

181 ff. Veranstaltungen in Prag: Siehe

187 Unser Freund Werbeck bat ein geniales Werk geschrieben: Louis M. I. Werbeck'

199 Die Angst vor der Herzenslogik: In früheren Abdrucken hieß es

210 Ich habe nun in einem gewissen Zeitpunkt... betont, wie diese Gemeinschaft fur christliche Erneuerung aufrufassen ist im Verhältnis zur Antbeoposophischen Gesellschaft: Vergleiche Vortrag Dornach, 30. Dezember 1922, in

213 bei der allerersten Versammlung in Berlin zur Begrslndung der demaligen Deutschen Sektion: Am 20. Oktober 1902.

220ff. Veranstaltungen in Bern: Siehe

223 Von der medizinischen Stktion wurden ... zwei Vortsagsreihen veranstaltet: Siehe «Chro­nik< in diesem Band S. 612-614.

224 Die Osterveranstaltung am Goetbeanum: Siehe

226 Kurse für praktizierende Ärzte: Vgl. Hinweis zu S. 223.

232 In dem Satz

233 da 1914 in Berlin Marie Steiner mit einigen Eursthmistinnen die Arbeit begann: Verglei­che Rudolf Steiner »Die Entstehung und Entwickelung der Eurythmie<, GA Bibl.-Nr. 277a.

234 des Lehrplanes des Stuttgarter Eurythmeums: Vergleiche Rudolf Steiner

235 Veranstaltungen in Paris: Siehe #SE260a-705

235 Das letzte Mal, als ich wenigstens zu einer gewissen Anzs,hl von Ihnen sprechen durfte:

Rudolf Steiner, »Philoscphie, Kosmologie und Religion», 10 Vorträge, Dornach, 6. - 15. September 1922, GA Bibl.-Nr. 215; ferner die Autoreferate »Kosmologie, Religion und Philosophie., GA Bibl.-Nr. 25.

236 Vor dem Vortrag... 29. Mai 1924: Siehe «Chronik» in diesem Band S. 620f.

239 Französischer Kurs 1922: Siehe 2. Hinweis zu S. 235.

Man darf wohl ganz im allgemeinen sagen: In diesem Satz wurde das Wort »ganz< laut Manuskript eingefügt.

240 Grau vor zehn Jahren in Paris: Am 26. Mai 1914, enthalten im Band »Wie erwirbt man sich Verständnis für die geistige Welt?», GA Bibl.-Nr. 154.

242ff. «Landwirtschaftlicher Kursus», Veranstaltungen in Breslau: Siehe »Chronik» in diesem Band S. 623-626.

245 schltsische Untat: Es handelt sich um die 1921 angesetzte Abstimmung der oberschlesi­sehen Bevölkerung über die Aufteilung Oberschlesiens zwischen dem Deutschen Reich und Polen. Vergleiche hierzu Rudolf Steiners Oberschlesischen Aufruf in dem Band »Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921», GA Bibl.-Nr. 24, und »Wie wirkt man für den Impuls der Dreigliederung des sozialen Organismus?», GA Bibl.-Nr. 338. Dieser Band enthält neben dern sog. »Red­nerkurs» auch den Schulungskurs für Oberschlesier (sog. «Agitatorenkurs»). Siehe auch die Dokumentation zur Oberschlesienfrage: «Polnisch oder deutsch? Die oberschlesi-sehe Aktion 1921», Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Nr.93/94, Dornach, Michaeli 1986.

246 im Mitteilungablatte ... zum Ausdruck gekommen ist: Vergleiche »Aus der Dornacher Jugendarbeit», Nachriehtenblatt 1924, Nr.25-27.

247 Auftatz über die anthroposophische Bewegung ... in einem größeren Sammelwerk: Konnte noch nicht festgestellt werden.

252 vor Jahren in Stuttgart: Beim sogenannten Jugendkurs. Siehe Rudolf Steiner, »Geistige Wirkeoskräfte im Zusammenleben von alter und junger Generation - Pädagogischer Jugendkurs», GA Bibl.-Nr. 217.

254 des sogenannte finstere Zeitalter: Kali Yuga, 3101 v.Chr. bis 1899 n.Chr.

255 da habe ich -.. eine Zeitung redigiert und hatte einen lrozeß: Rudolf Steiner redigierte im Jahre 1888 in Wien die «Deutsche Wochenschrift. Berlin, Wien. Organ für die nationa­len Interessen des Deutschen Volkes.. Vergleiche »Mein Lebensgang<, GA Bibl.-Nr. 28 und «Briefe I», GA Bibl.-Nr. 38.

274 Ich bin so froh, daß heute keiner mieschrisbe: Das galt natürlich nicht für die von Rudolf Steiner beauftragte Stenographin Helene Finckh.

283 es ist dies in meinem «Lehensgang> angedeutet: Siehe »Mein Lebensgang<, GA Bibl.-Nr.

28, Kap. I.

285 In sale sit sapientia: Konnte nicht nachgewiesen werden

#SE260a-706

287 Goethe selbet rief Beginn des Prosa-Hymnus «Die Natur» in: Goethe, Naturwissen­schaftliche Schriften, herausgegeben und kommentiert von Rudolf Steiner in Kürsch­ners «Deutsche National-Litteratur», 1884-1897, 5 Bände, Nachdiuck Dornach 1975, GA Bibl.-Nr. la-e, Bd. II (1887), S. s.

292 Gut Köfering: Schloßgut Köfering bei Regensburg in Bayern, Besitz des Grafen Otto von Lerchenfeld.

295 Naturalia non sunt turpia: Verschiedenermaßen auf Euripides, Stobaeus oder Vergil zurückgeführt.

307 konnte ich... herübesfahren nach Jena-Lauenstein : Siehe «Chronik» in diesem Band S. 627.

308 ben ich eben über Stuttgart hierhergekommen: Siehe «Chronik» in diesem Band S. 627.

313 Was ich in Penmam"sawr zum allerersten Male angedeutet habe im vorigen Jahr: Verglei­che «Initiationserkenntnis»' 13 Vorträge in Penmaenmawr vom 19. bis 31. August 1923, GA Bibl.-Nr. 227.

326 Heilpädagogischer Kursus: Siehe «Chronik« in diesem Band S. 628-632.

329 Ihre Begründung in Lauenstein.- Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpflege.bedürftige Kinder, Lauenstein, e. V., Jena. Begründet 1924 von Albrecht Strohschein, Siegfried Pickert, Franz Löffler, Dr. med. Ilse Knauer.

333ff. Veranstaltungen in Holland.- Siehe «Chronik» in diesem Band S. 634-637.

342 Rundfrage an die Jugend: Die erste von Rudolf Steiner gestellte Frage lautete: «Was will ich als junger Mensch?<, die zweite: »Wie stellst du dir vor, daß auf dem Gebiete, das dir seelisch als Berufsgestaltung vorschwebt, die Welt im Jahre 1935 beschaffen sein soll?« Vergleiche darüber in Nr.16 und 27 vom 27.4. und 13.7.1924 des Nachrichten-blattes.

346 Zeilen 13 bis 16 von oben: Früher stand «Carlyle» anstelle von »Michelet», sinngemäße Korrektur.

Nietzsche hat ein schönes Wort über Michelet geprägt: Friedrich Nietzache: »Götterdäm­merung oder wie man mit dem Hammer philosophiert, Streifzüge eines Unzeitge­mäßen«, § i. Rudolf Steiner zitiert frei und daher ungenau: Die Stelle lautet korrekt:

«Michelet: oder die Begeisterung, die sich den Rock auszieht... Carlyle: oder Pessimis mus als zurückgetretenes Mittagessen«.

351ff. Veranstaltungen in England: Siehe

372 Vortragszyklus «Anthroposophie»: Das Thema lautete: «Von Zarathustra bis Nietzsche. Entwicklungsgeschichte der Menschheit an Hand der Weltanschauungen von den älte sten orientalischen Zeiten bis zur Gegenwart, oder Anthroposophie«, gehalten im Win­ter 1902/1903 in der literarischen Gesellschaft «Die Kommenden«. Vergleiche hierüber GA Bibl.-Nr. 258.

378

385 Vorträge über #SE260a-707

386 werde ich gerade die Karma-Frage vor Ihnen hier in den nächsten Tagen behandeln: Siehe «Chronik. in diesem Band S. 649-657. Es handelt sich um den letzten Dernacher Karma-Zyklus mit Rudolf Steiners letzter Ansprache am 28. September 1924, GA Bibl.­Nr.238.

in den dieswöchigen «Mitteilungen»: Gemeint ist die Beilage zur Wochenschrift »Das Goetheanum»:

389 Es war richtig von Aristoteles gedacht und richtig von Lessing nachempfunden: Siehe An­stoteles «Poetik« und Lessingi «Hamburgische Dramaturgie«.

392 Maris Steiner hat seit vielen Jahren die Rezitations und Deklamationskunstso ausgebildet:

Siehe Rudolf Steiner/Marie Steiner-von Sivers, «Methodik und Wesen der Sprachgestal­tung<, GA Bibl.-Nr. 280.

393 Zu dem Abeatz

395 Kurs über die Apokalypse: Siehe «Chronik» in diesem Band S. 649-656.

398 Jahrestag der eigentlichen Begründung: 16. September 1922.

403 Darstellungen des «Christus-Mysteriums im Zu«ammesthang der Welt- und Mens:hbeits­entwickelung»: Es handelt sich um die Briefe «An die Mitglieder» und die dazugehören­den Leitsätze von Weihnachten 1924, siehe «Anthnoposophische Leitsätze», GA Bibl.­Nr.26, 1982, S. 157-176.

411 f. Die Frotokolle der angeführten Versammlungen: Delegiertenversammlung vom 31. Juli

1923, Versammlung vom 8. Dezember 1923, Versammlung der Anthroposophischen Gesellschaft in der Schweiz. Publikation vonge«ehen für GA Bibl.-Nr. 259.

413 Tagung am 29. Dezember 1923: Siehe «Die Weihnachtstagung zur Begründung den All­gemeinen Anthnoposophischen Gesellschaft«, GA Bibl.-Nr. 260.

415 die drei Punkte: Vgl. Hinweis zu S. 176.

421 ich habe ja einmal überdie Tugenden gesprochen: Im Vortrag Dornach, 16. Februar 1923. Siehe «Erdenwissen und Himmelserkenntnis«, GA Bibl.-Nr. 221.

436 Bemerkung in den

443 Versammlung die anlaßlieh der Weihnachtstagung... von unseren Sthweixer Freunden:

Vergleiche Hinweis zu Seite 413.

459 Schwarzbubenland: Volkstümlicher Name für das hinter Dornach liegende Jura-Beng­land des solothunnischen Bezinkes Thierstein, deisen Hauptort Dornach ist.

480 Ktassenstu'sden ... Nicht wahr, Herr Arenson?: Zur Ergänzung diesen Bemerkung seien im folgenden noch wiedergegeben zwei Punkte aus einer Erklärung von Adolf Anenion vom 10.3.1930: «1. Ich habe niemals Herrn Dr. Steiner gefragt, ob ich Klaisenstunden

#SE260a-708

lesen darf, wohl aber hat Herr Dr. Steiner eines Tages erklärt, daß er beabsichtige, Gruppen für Klassenstunden einzurichten, und für Stuttgart habe er mich vorgesehen.

2. In einer Unterredung zwischen Herrn Dr. Steiner und Unger und mir fragte Herr Doktor uns, wer wohl in Betracht käme, neben Frau Dr. Kolisko die Klassenstunden zu lesen. Darauf stellten wir beide Herrn Doktor vor, daß dadurch die schwierige Lage in Stuttgart verschärft werde er möchte doch Frau Kolisko allein lesen lassen.«

483 Mein letztes Hiersein in Paris: 25.-27. Mai 1914.

485 Französischer Kursus: Vergleiche 2. Hinweis zu Seite 235.

489 demnäch hst herauskommende Publikation: Siehe Rudolf Steiner - Dr. Ita Wegman:

»Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Er-kenntnissen», erschienen September/Oktober 1925, GA Bibl.-Nr. 27.

Ich sagte schon zu Ihnen vorgestem: Siehe S. 235 f. in diesem Band.

495 Zum Brief vom 6. Juni 1924: Unter dem gleichen Datum wurden noch andere Mitglie-der autorisiert, im Namen der Anthroposophischen Gesellschaft zu sprechen. Wir brin­gen hier als Beispiel den im Original vorliegenden Brief an Adolf Arenson in Stuttgart.

498 Im Juli letzten Jahres: Internationale Delegiertenversammlung vom 20. bis 23. Juli1923 in Dornach, bei welcher offiziell der Wiederaufbau des Goetheanum beschlossen wur­de. Publikation vorgesehen für GA Bibl.-Nr. 259.

508 weil die Anthroposophische Gesellschaft eingetragen ist: Im Stenogramm steht nur »ein­tragen», weil dies die stenographisch übliche Abkürzungsform entweder für »eingetra­gen» oder »einzutragen» ist. Die Stenographin hat »eingetragen» übertragen, was nicht unrichtig ist, wenn Rudolf Steiner es im Sinne von »dann eingetragen ist» gemeint hat. Da jedoch die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft de facto noch nicht einge­tragen war, könnte auch »einzutragen« gesagt worden sein.

514 dem künftigen Vorstande des Vereins des Goetheanum: Korrektur nach Stenogramm.

517 «Leitgedanken» Rudolf Steiners vom November1920: Vergleiche »Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915 bis 1921», GA Bibl.-Nr. 24, («Leitgedanken für eine zu gründende Unternehmung<).

526 Goetheanumfonds: «Fonds für den Wiederaufbau des Goetheanum». Dieser wurde nach dem Brand des Goetheanum eingerichtet und stand zur alleinigen freien Verfügung Rudolf Steiners für den Wiederaufbau (siehe auch S. 573).-Ein gleicher Fonds bestand auch in der Schweiz:

Diese Notiz erschien in unregelmäßigen Abständen in der Wochenschrift »Das Goe­theanum«. Zum ersten Male 3. Jg., Nr.1, 12. August 1923, zum letzten Male 4. Jg., Nr. 4, 25.1.25. Siehe auch in der Beilage den Brief an Rudolf Steiner vom 16. Juli 1924.

der letzte der wirtschaftlichen Betriebe: Kartonagenfabrik José del Monte, Stuttgart.

537 Nachbemerkung von Emil Leinhas: Geschrieben für die erste Auflage dieses Bandes 1966.

#SE260a-709

556 An den Vorsitzenden der Schweizerischen Vereinigung für Heimatschutz: Antwort Rudolf Steiners auf einen Brief Dr. Gerhard Börlins vom 17. Dezember 1924; vgl. »Chronik« in diesem Band S. 671 (17. 12.1924) und S. 672 (30.12.1924).

559 Die Texte in runden Klammern ( ) stehen nicht im Originalstenogramm' sondern wurden von der Stenographin H. Finckh in ihre Karteiübertragung eingefügt. Die Texte in eckigen Klammern [ ] stammen vom Herausgeber.

560 Zeile 9 von unten, Hochschule für Geisteswissenschaft ...: Im Stenogramm wie folgt fest­gehalten: »Unter dem Namen Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft besteht als Rechtsnachfolgerin des Vereins des Goetheanum, der Freien Hochschule ... verlesen 1 bis 18 ... verwenden.»

570 Eintragung in des Schweiz Handelsregister vom 7. März 1925: Es gibt kein Schweiz. Han­delsregister, sondern nur regionale Handelsregister-Büros, welche die einzutragenden Anmeldungen zur Begutachtung dem Schweizerischen Handehregisteramt in Bern vor­legen müssen. Nach Genehmigung werden die Texte im Schweizerischen Handelsamt­blatt publiziert (Siehe Beilage S. 60). Der 7. März 1925 ist das Datum dieser Publikation.

#SE260a-710

#TI

NACHWEIS

früherer und anderweitiger Veröffentlichungen

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Teil 1 Die im Inhaltsverzeichnss vermerkten Daten entsprechen dem jeweiligen Datum der Erstveröffentlichung im Nachrichtenblatt «Was in der Anthro­posophischen Gesellschaft vorgeht - Nachrichten für deren Mitglieder», i. Jahrgang 1924.

Einzelausgabe unter dem Titel Ferner erschienen sämtliche Aufsätze dieses Teiles in der Ausgabe

Teil II Einzelausgabe unter dem Titel: «Die Konstitution der Freien Hochschule flir Geisteswissenschaft. Ihre Gliederung in Sektionen», Dornach 1944 und 1957. Die in diesen früheren Einzelausgaben noch enthaltenen Aufsätze vom 27. Januar, 2. März 1924 sowie diejenigen «Aus der Arbeit der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft< vom 13., 20., 27. April, 4., iI. Mai, 8., 22. und 29. Juni 1924 wurden in Teil III des vorliegenden Bandes ein-gegliedert.

Sämtliche Aufsätze dieses Teiles erschienen ebenfalls erstmals im Nach­richtenblatt «Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht - Nach­richten für deren Mitglieder», i. Jahrgang 1924.

Teil III Außer den Aufsätzen und Mitteilungen aus dem Nachrichtenblatt 1924 -jeweils im Inhaltsverzeichnis vermerkt - sind die in diesem Teil abgedruck­ten sonstigen Schriftstücke hier zum erstenmal veröffentlicht. Wie die fer­ner hier enthaltenen Einleitungen, Schlußworte, Ansprachen und Vortrags­auszüge aus dem Jahre 1924 in ihrem Zusammenhang innerhalb der Ge samtausgabe zu finden sind, zeigt die folgende Übersicht. Zum Auffinden der angegebenen GA-Nummern siehe Seite 699.

6. Januar Dornach in GA-Nr. 316

19. Januar Dornach in GA-Nr. 234

25. Januar Bern in GA-Nr. 240

28. Januar Zürich in GA-Nr. 240

6. Februar Stuttgart in GA-Nr. 240

#SE260a-711

2. März Dornach in GA.-Nr. 235

29. März Prag nur hier abgedruckt

5. April Prag in GA.-Nr. 239

6. April Dornach nur hier abgedruckt

12. April Dornach in GA.-Nr. 236

16. April Bern in GA.-Nr. 240

20. April Dornach in GA.-Nr. 277a

22. April Dornach in GA.-Nr. 277

23. April Dornach in GA.-Nr. 236

23. Mai Paris in GA.-Nr. 239

29. Mai Dornach nur hier abgedruckt

7. Juni Koberwitz in GA.-Nr. 327

7. Juni Breslau in «Karma als Schicksalsgestaltung des

menschlichen Lebens», Dornach 1944;

Freiburg i. Br. 1955

9. Juni Breslau in GA.-Nr. 217a

ii. Juni Koberwitz in GA.-Nr. 327

17. Juni Koberwitz in GA.-Nr. 217a

20. Juni Dornach in GA.-Nr. 327

22. Juni Dornach in GA.-Nr. 236

7. Juli Dornach in GA.-Nr. 317

18. Juli Arnheim in GA.-Nr. 240

20. Juli Arnheim in GA.-Nr. 217a

ii. August Torquay nur hier abgedruckt

12. August Torquay in GA.-Nr. 240

12. u. 20. Aug. Torquay in GA.-Nr. 311

22. August Torquay nur hier abgedruckt

24. August London vor dem Vortrag, in GA.-Nr. 240

24. August Torquay nach dem Vortrag, nur hier abgedruckt

S. September Dornach in GA.-Nr. 282

s. September Dornach in GA.-Nr. 238

14. September Dornach nur hier abgedruckt

Teil IV S. Februar Stuttgart in GA.-Nr. 300a-c

Sämtliche Dokumentationen dieses Teiles wurden in der i. Auflage 1966 zum erstenmal abgedruckt mit den wenigen Ausnahmen, die im Inhalts­verzeichnis vermerkt sind.

Beilage 3. Mai Dornach in GA.-Nr. 261

Die mit einem Stern * im Inhaltsverzeichnis der Beilage gekennzeichneten Texte und Dokumente sind in der Auflage von 1987 zum erstenmal abgedruckt.

REGISTER der in diesem Band und in der Beilage (1924-1925) erwähnten Institutionen

#G260a-1987-SE712 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

REGISTER

der in diesem Band und in der Beilage (1924-1925) erwähnten Institutionen

Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft. Sitz Goetheanum, Dornach

Werdegang:

1902 Oktober: Gründung der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesell­schaft, Sitz Berlin, mit Rudolf Steiner als Generalsekretär und Marie von Sivers, spätere Marie Steiner, als Sekretär. Mitgliederzahl rund 100.


1912/1913 Ausschluß der Deutschen Sektion aus der Theosophischen Gesell­schaft und im Zusammenhang damit Gründung der nunmehr international zusammengesetzten Anthroposophischen Gesellschaft, Sitz Berlin. Zentralvorstand: Marie von Sivers, Berlin - Dr. Carl Unger, Stuttgart - Michael Bauer, Nürnberg. - Mitgliederzahl rund 3000.

1921 September: Neukonstituierung des Vorstandes und Verlegung des Ge­sellschaftssitzes von Berlin nach Stuttgart.

1923 Februar: Mit der Begründung einer deutschen Landesgesellschaft und einer »Freien anthroposophischen Gesellschaft» als Träger der Jugend­bewegung, beide Sitz Stuttgart, beginnt die Bildung von einzelnen Landesgesellschaften.

Weihnachten: Bildung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft, Sitz Goetheanum, Dornach, durch die «versammelten Persönlichkeiten, so­ wohl der Einzelnen wie auch die Gruppen, die sich vertreten ließen» (§ 2)

Vorstand: erster Vorsitzender Rudolf Steiner, zweiter Vorsitzender Albert Steffen, Schriftführer Dr. Ita Wegman, Beisitzer: Marie Steiner und Dr. Elisabeth Vreede, Sekretär und Schatzmeister: Dr. Guenther Wachsmuth.

Die Gesellschaft hat nunmehr rund 12000 Mitglieder, die in folgenden Landesgesellschaften und Einzelgruppen zusammengeschlossen sind: Amerika, Australien, Belgien, Dänemark Deutschland mit den zwei Gesellschaften, Februar 1923

Norwegen, Mai 1923

England, September 1923

Österreich, Oktober 1923

Estland, Finnland

Schweden, seit Januar 1913

Frankreich, April 1923

Schweiz, 1920/22

Holland, November 1923

Tschechoslowakei, April 1923;

Einzelgruppen in Argentinien, Brasilien, Danzig, Honolulu, Italien, Lettland, New Zealand, Polen; und Einzelmitgliedern in Zentralafrika, Bolivien, Bulgarien, Chile, Griechenland, Java, Jugoslawien, Italien, Kanada, Luxemburg, Ohio (USA), Peru, Portugal, Rumänien, Spanien,

Texas, Ungarn.

1925 8. Februar: Versammlung mit Annahme neuer Statuten, die u. a. die vier Unterabteilungen vorsehen:

1. Administration der Anthroposophischen Gesellschaft

2. Philosophisch-Anthroposophischer Verlag

3. Administration des Goetheanum-Baues

4. Klinisch-Therapeutisches Institut, Arlesheim

3. März: Eintragung der «Anmeldung» ins Handelsregister.

7. März: Publikation der «Anmeldung» im Schweizerischen Handelsamtsblatt.


Anthroposophie. Wochenschrift ... vgl. unter Zeitschriften.

Anthroposophische Gesellschaft vgl. unter Allgemeine ...

Biologisches Forschungsinstitut am Goetheanum, Stuttgart

1924 durch Dr. Steiner ans Goetheanum, Freie Hochschule, angeschlossen, vor­her (1920-1924) biologische Abteilung (L. Kolisko) des Wissenschaftlichen For­schungsinstitutes der Kommenden Tag AG, Stuttgart.

Chemische Werke, Schwäbisch-Gmünd (später »Weleda») vgl. unter Kommende Tag.

Christengemeinschaft, Die

Bewegung für religiöse Erneuerung, Hauptsitz Stuttgart. Begründet September 1922 als von der Anthroposophischen Gesellschaft völlig unabhängige Be­wegung, veranlaßt von protestantischen Theologen, die sich in ihren Bestrebun­gen für eine religiöse Erneuerung an Rudolf Steiner um Rat und Hilfe gewandt hatten. Erster Erzoberlenker Dr. Friedrich Rittelmeyer.

Deutsche Sektion

vgl. unter Allgemeine ...

Drei, Die

vgl. unter Zeitschriften.

Esoterische Schule

1904-1914 in drei Abteilungen geführt von Rudolf Steiner. Die Weiterführung wurde durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges verhindert. Die Neugestal­tung dieser Schule sollte durch die drei Klassen der Freien Hochschule für Gei­steswissenschaft erfolgen.

Eurythmeum (erste Eurythmieschule), Stuttgart

Eröffnet Herbst 1922. Künstlerische Leitung Marie Steiner, Führung der Schule durch Alice Fels, Stuttgart. Die wirtschaftliche Leitung oblag dem 1920 von José del Monte begründeten Verein Eurythmeum E.V., Stuttgart, welcher auch das Eurythmeum erbaute und einrichtete.

Fortbildungsschule am Goetheanum

Eröffnet 1. Februar 1921 mit sieben Schülern und einem Dreier-Lehrerkollegium

(Dr. Ernst Blümel, Marie Groddeck, Hilde Boos-Hamburger) nebst Mitarbeitern.

Die Schule entstand auf Initiative von Goetheanum-Mitarbeitern und war ursprünglich

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als reguläre Schule gedacht, was jedoch auf Grund des damaligen Schulgesetzes nicht durchführbar war. Wirtschaftlich war die Schule bis 1924 eine Abteilung der Futurum AG, dann des Vereins des Goetheanum und ab 1. Februar 1928-1956 ein selbständiges Internat «Friedwartschule» unter alleiniger Leitung von Marie Groddeck. Dr. Steiner hat sich bis zu seiner Erkrankung »oft und viel der Schule gewidmet. Er kans in die Unterrichtsstunden, machte die Schulabschlüsse mit und war bei den Generalproben und Eurythmie-Aufführungen der Schüler. Damals waren wir die einzige Schule in der Schweiz, hatten also bei pädagogischen Tagungen oder sonstigen Gelegenheiten die Kindereurythmie zu demonstrieren.» (Marie Groddeck, Manuskript.) Innerhalb der Malstunden ent­standen die sogenannten «Sieben Schulskizzen», und für den Handarbeitsunter­richt gab Rudolf Steiner ebenfalls viele Anregungen.

Freie Hochschule für Geisteswissenschaft

1923/1924 von Dr. Steiner als neue Esoterische Schule veranlagt, die sich unter seiner Gesamtleitung (vgl. § 7 der Statuten bzw. Prinzipien) in der folgenden Art gliedern sollte:

a) Klasse I, II, III, wovon nur I[teilweise] eingerichtet und von Dr. Steiner bis zu seiner Erkrankung geleitet wurde,

b) Sektionen (vgl. Seite 109 f.)

Als «Mittelpunkt» die allgemeine anthroposophische, »der vorläufig die päd­agogische eingegliedert sein soll», Leitung Rudolf Steiner

Medizinische Sektion, Leitung Dr. Ita Wegman

Sektion für redende und musikalische Künste, Leitung Marie Steiner

Sektion für bildende Künste, Leitung Edith Maryon

Sektion für schöne Wissenschaften, Leitung Albert Steffen

Mathematisch-astronomische Sektion, Leitung Dr. Elisabeth Vreede Naturwissenschaftliche Sektion, Leitung Dr. Guenther Wachsmuth

Sektion für das Geistesstreben der Jugend (Jugendsektion), Leitung Dr. Maria Röschl.

Friedwartschule

vgl. unter Fortbildungsschule.

Futurum AG, Oekonomische Gesellschaft zur internationalen Förderung wirtschaft­licher und geistiger Werte, Dornach 1920-1924

Begründet 16. Juni 1920 als assoziatives Unternehmen im Sinne der sozialen Dreigliederung, auf derselben Grundlage wie die Kommende Tag AG, Stutt­gart. Bis März 1922 war Rudolf Steiner Präsident des Verwaltungsrates. Das Unternehmen konnte sich infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise nicht be­haupten und mußte 1924 liquidiert werden.

Der Aktiengesellschaft waren folgende Unternehmen eingegliedert:

Strickwarenfabrik vorm. G. Holzscheiter & Co., Basel

Graphische Werkstätte und Kartonagenfabrik, Gelterkinden

Kaltleimfabrik Certus, Basel

Schirmgriff- und Stockfabrik vorm. Minerva AG, Bönigen

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Torffeld-Ausbeutung Ins (Berner Seeland)

Bureau AG, Basel und Zürich (Bürobedarfs- und Geschäftsorganisationsunternehmen)

Handelsabteilung Basel (Nahrungsmittel)

Großhandlung in Tabakprodukten

Klinisch-Therapeutisches Institut, Arlesheim

Chemisch-pharmazeutisches Versuchslaboratorium, Arlesheim

Chemisch-pharmazeutisches Fabrikationslaboratorium, Arlesheim

Fortbildungsschule am Goetheanum, Dornach

Verlag des Goetheanum, Dornach

Goetheanum-Bau (von 1913-1918 Johannesbau)

Erstes Goetheanum: künstlerisch in Holz gestalteter Bau, erbaut 1913-1922, unter der künstlerischen Leitung Rudolf Steiners. Der im Innern noch nicht ganz fertiggestellte, aber seit 1920 in Betrieb genommene Bau wurde in der Silvesternacht 1922/1923 durch Brand vernichtet.

Zweites Goetheanum: künstlerisch gestalteter Betonbau, erbaut 1924-1928 nach dem Außenmodell Rudolf Steiners Das von Rudolf Steiner für den Innenausbau geplante Modell konnte er nicht mehr gestalten.

Vgl. auch unter Verein des Goetheanum.

Goetheanum, Das. Internationale Wochenschrift vgl. unter Zeitschriften.

Heil- und Erziehungsinstitut für Seelenpflege-bedürftige Kinder, Lauenstein, E.V., Jena

Begründet 1924 von Albrecht Strobschein, Siegfried Pickert, Franz Löffler, Dr. med. Ilse Knauer.

Ilag = Internationale Laboratorien AG vgl. unter Weleda.

Internationale Laboratorien AG, Arlesheim vgl. unter Weleda.

Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG, Arlesheim

vgl. unter Weleda und' Klinisch-Therapeutisches Institut.

Klinisch -Therapeutisches Institut, Arlesheim

Begründet nach dem I. Ärztekurs Dr. Steiners - Ostern 1920 - von Dr. Ita Wegman

15. 6. 1921 eröffnet als selbständige Abteilung - Leitung Dr. Wegman der Futurum AG, Dornach

1922-1924 zusammengeschlossen mit den Laboratorien zu dem Unternehmen «Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Insti­tut Arlesheim AG, Arlesheim»

1925-1931 Unterabteilung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft

ab 1931 wieder selbständiges Unternehmen.

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Klinisch -Therapeutisches Institut, Stuttgart

Begründet nach dem 1. Ärztekurs Dr. Steiners - Ostern 1920 - durch die deut­schen Ärzte Dr. Ludwig Noll, Dr. Otto Palmer, Dr. Felix Peipers, Dr. Friedrich Husemann

15.8.1921 eröffnet als Abteilung der Kommenden Tag AG, Stuttgart, unter der Leitung von Dr. Otto Palmer

1924-1935 Privatunternehmen Dr. Otto Palmers.

Zur Vorgeschichte dieser Kliniken:

Nachweisbar von 1905 an versuchte Rudolf Steiner, der schon in seiner Studien­zeit in den achtziger Jahren physiologische, anatomische und medizinische Studien getrieben hatte, aus den geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen Anregungen für das medizinische Gebiet zu geben.

1905 25. Mai: im öffentlichen Vortrag Berlin »Die medizinische Fakultät und die Theosophie» Hinweis auf den Tübinger Arzt Emil Schlegel, der einen Ausweg aus dern Labyrinth auf medizinischem Gebiet suche durch den Versuch einer Verbindung von Religion und Heilkraft.

14. Dezember: Brief an Emil Schlegel, den Rudolf Steiner bei einem kürzlichen Besuch in Tübingen erstmals kennenlernte: «... Ihre Reform der Heilkunde begleitet mich auf meinen Reisen, und ich hoffe, daß ich demnächst in einem kurzen Aufsatze von unserem Standpunkte aus dar­über werde etwas sagen können.»

1906 Darauf bezieht sich wohl auch die Bemerkung in einer Fragenbeantwor­tung über Gesundheit und Krankheit in Nr. 31 der Zeitschrift «Luzifer-Gnosis», die deshalb kurz gehalten sei, da «in einem der nächsten Hefte über diese Frage eine ausführlichere Darlegung erscheinen wird».

Diese Ausführungen sind nicht erfolgt, aber sowohl in öffentlichen als in Mitgliedervorträgen kommt Rudolf Steiner nun immer öfter auch auf das Krankheits- und Heilwesen zu sprechen.

1907/1908 ergeben sich die Anfänge einer Zusammenarbeit mit Ärzten, vor allem mit Dr. Ludwig Noll, praktischer Arzt in Kassel, der auf Grund von Angaben Rudolf Steiners auch Heilmittel herzustellen beginnt; mit Dr. Felix Peipers in dessen Privatklinik in München.

1908 Dr. Felix Peipers trägt schriftlich (ohne näheres Datum) die Frage nach einer Farbentherapie vor.

Am 27. Februar wendet sich Marie Ritter, Breslau (Herstellerin der Ritter-Mittel), brieflich an Rudolf Steiner mit der Bitte um Rat zur Herstellung eines Karzinom-Mittels. Die entsprechenden Ratschläge dürfte Rudolf Steiner bei seinem Besuch in Breslau Anfang Dezember 1908 gegeben haben. Es entsteht ein Viscum-mali-Präparat. Ein solches übersendet Marie Ritter mit Brief vom 21. 1. 1910, aus dem hervorgeht, daß Rudolf Steiner darum nachgesucht hat.

Im Mai beim Hamburger Vortragszyklus über «Das Johannes-Evange­lium» ist unter den Zuhörern erstmals als Gast der Hamburger Arzt Dr. Otto Palmer.

1909 Im öffentlichen Vortrag Berlin, 14. Januar, über «Gesundheitsfragen im

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Lichte der Geisteswissenschaft» kommt Rudolf Steiner auf den «kleinen Anfang» zu sprechen, den Dr. Peipers in München mit «einer Art von Kur- oder Heilweise aus den Anschauungen der Geisteswissenschaft her­aus» macht durch eine Farbentherapie (Farbkammer-Therapie) im Ge­gensatz zur Lichttherapie (Bestrahlungen).

Dr. Felix Peipers hält im Juni beim theosophischen Kongreß in Budapest zwei Vorträge mit Lichtbildern über okkulte Anatomie und Medizin.

August: Die Festspiele in München zeitigen bei den Veranstaltern in Übereinkunft mit Rudolf Steiner die Absicht, für diese Festspiele einen eigenen Bau zu errichten. Von Anfang an ist damit der Gedanke einer Hochschule für Geisteswissenschaft verbunden, der als erstes ein Thera­peutikum für Dr. Felix Peipers angegliedert sein soll. Aus diesem Zusammenhang ist zu verstehen, daß Rudolf Steiner, als er

1910 im Mai während des Hamburger Zyklus «Offenbarungen des Karma», in welchem ebenfalls Krankheits- und Heilungsfragen behandelt werden, von dem Leiter der Prager Gruppe zu einem Vortragszyklus nach Prag eingeladen wird, das Thema «Okkulte Physiologie» festlegt, der

1911 im März stattfindet.

1912 Gründung eines chemischen Laboratoriums in München durch Dr. Schmie­del, der dann auch Heilmittel herzustellen versucht.

1913 Rudolf Steiner notiert auf einem Notizblatt unter verschiedenen Punk­ten über die Verlegung des Bauprojektes von München nach Dornach unter 3.: «Dr. Peipers Sanatorium ist auf Basel-Land-Boden als Teil des Joh.-Baues zu bauen.»

1914 2. April: Dr. Felix Peipers schreibt an Rudolf Steiner, daß er durch die inzwischen gemachte Feststellung, daß auf Grund der schweizerischen Gesetze sich niemand mit der Ausübung irgendeines Zweiges der Heilkunde befassen dürfe, der nicht das eidgenössische Diplom besitze, auf sein Therapeutikum verzichten müsse. Kurz darauf erkrankt er schwer für lange Zeit.

1914-1918 Während des Weltkrieges betreuen die russische Ärztin Dr. Frid­kin, Dornach, und Dr. Ita Wegman, Zürich, in Dornach verschiedene Patienten unter Dr. Steiners Beratung, darunter auch Krebsfälle.

1917 beginnt Dr. Wegman auf Anregung Rudolf Steiners ein Mistel-Injek­tionspräparat gegen Krebs mit Hilfe einer Züricher Apotheke herzustel­len, an dem nach dem Kriege, Ende 1918, Dr. Oskar Schmiedel im Goetheanum-Laboratorium weiterarbeitet und das in der Folgezeit immer weiter ausgebaut wird. Das Rittersche Viscum-Mittel soll sich infolge von Konservierungsschwierigkeiten als unzureichend erwiesen haben.

1920 6. Januar: Im öffentlichen Vortrag in Basel über «Die geisteswissenschaft­lichen Grundlagen der leiblichen und seelischen Gesundheit» äußert Dr. Steiner, daß «gerade auf einem solchen Gebiet, wie dem einer wirk­lichen intuitiven Medizin, es das Ideal des Geisteswissenschaftlers wäre, einmal sich aussprechen zu können vor denjenigen, die ganz sachverständig

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sind. Würden sie sich einfinden und würden sie ihre Sachverständigkeit vorurteilslos sprechen lassen, dann würden sie sehen, welche Befruchtung gerade diese Sachverständigkeit erfahren könnte von seiten der Geisteswissenschaft».

Nach dem Vortrag bietet daraufhin Dr. Schmiedel sofort an, einen Kurs für Ärzte zu arrangieren, wenn Dr. Steiner damit einverstanden sei. Un­ter der nachdrücklichen Bedingung, daß wirklich nur Ärzte und Medizinstudierende zugelassen werden dürfen, wird als Termin Ostern festgelegt. 21. März - 9. April (Ostern): I. medizinischer Kurs (20 Vorträge «Gei­steswissenschaft und Medizin» [GA312] für ca. 35 Ärzte und Medizinstudierende) mit der ersten systematischen Grundlage einer durch Geisteswissenschaft zu erweiternden Heilkunde. Im Anschluß daran werden von Dr. Steiner auch zahlreiche Angaben zur Herstellung entsprechender Heilmittel gegeben.

Der Kursus führte zu einer schriftlichen Erklärung der Teilnehmer, wo­nach die Zentralaufgabe auf diesem Gebiet nunmehr die «Schaffung eines medizinisch-wissenschaftlichen Arbeitsinstitutes» sei, das «dem Goethe­anum in Dornach angegliedert sein und unter fachmännischer Leitung stehen soll». Damals hatte Rudolf Steiner für die Leitung dieser Klinik an Dr. Ludwig Noll gedacht, der jedoch ebenso wie Dr. Peipers als nicht schweizerisch diplomierter deutscher Arzt auf Grund der schweizerischen Vorschriften hierzu nicht berechtigt war. Rudolf Steiner hatte deshalb unter Schweizer Ärzten Umschau gehalten und zum Beispiel die Frauen­ärztin Dr. Ida von Wartburg in Aarau angefragt, ob sie nicht in Zu­sammenarbeit mit Dr. Noll die Klinikleitung übernehmen würde. Dies war durch private Gründe nicht möglich.

Im August 1920 erging die Einladung zum ersten anthroposophischen Hochschulkurs am Goetheanum (26. Sept. bis 9. Okt. 1920), für welchen u. a. drei Vorträge Dr. Nolls «Physiologisch-Therapeutisches auf Grund­lage der Geisteswissenschaft» angekündigt waren. Da Dr. Noll sein Kom­men erst am 8. Oktober telegraphisch absagte, war bereits für seinen ersten Vortrag am 7. Oktober Dr. Steiner selbst eingesprungen und hielt nun vier Vorträge über dieses Thema (GA. Nr. 354). Inzwischen hatte Dr. Ita Wegman am 30. September Rudolf Steiner brieflich mitgeteilt, daß sie ihre Klinik in Zürich im September 5920 aufgeben müsse und des­halb bereits in Arlesheim ein Häuschen mit Garten gekauft habe, in wel­chem sie Patienten aufnehmen möchte und daneben eine ambulante Praxis in Basel eröffnen werde.

So kam es zur Klinikgründung in Arlesheim durch Dr. Ita Wegman und zur gleichen Zeit zu einer solchen in Stuttgart, zu deren Leitung neben den Ärzten Dr. Noll, Dr. Felix Peipers und Dr. Friedrich Husemann, Dr. Otto Palmer aus Hamburg von Rudolf Steiner gerufen wurde. Hand in Hand damit ging die Heilmittelproduktion in Arlesheim und Stuttgart mit Schwäbisch-Gmünd.

Auch auf Fragen in bezug auf die Zahnheilkunde (Prof. Oskar Römer) und die Tierheilkunde (Dr. Joseph Werr) gab Rudolf Steiner in dieser

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Zeit Anregungen. Die Heileurythmie und die weiteren medizinischen Kurse entstanden ebenfalls durch an Rudolf Steiner herangetragene Fra­gen.

Aus diesen ganzen Zusammenhängen heraus stellte Dr. Steiner den Ärz­ten der Stuttgarter Klinik, insbesondere Dr. Ludwig Noll, die Aufgabe, ein Vademecum als Grundlage der geisteswissenschaftlichen Heilmethode zu schreiben. «Ich habe von Anfang an, als hier medizinische Betätigungen auftreten sollten, gesagt: es komme nicht darauf an, einzelne Heilmittel anzubieten, sondern eine medizinische Methode. ... In der Landhausstraße habe ich ... Dr. Noll den Vorschlag gemacht, sich hinzusetzen und ein Vademecum zu schreiben ... daß eine Agitation für ein einzelnes Heilmittel nicht das Richtige sein kann, was in diesem Falle der Welt aufhilft, sondern daß es sich darum handelt, der Welt zu sagen: Hier liegt eine bestimmte medizinische Denkweise vor. Dieses, was ich von Anfang an vor den Ärzten als Überzeugung zu Dr. Peipers, was ich von Anfang an zu Dr. Noll gesagt habe, dieses führte dann noch einmal dazu, daß ich zusammenfassend sagte: dieses Methodische könne am besten durch ein Vademecum der Welt klargemacht werden.» (Stuttgart, 31. 1. 1923.)

Diese Aufgabe konnte nicht gelöst werden, so daß Dr. Steiner, der durch die Arlesheimer Klinik immer mehr mit Dr. Wegman zusammenarbeitete, im Herbst

1923 den Entschluß faßte, zusammen mit ihr selbst das notwendige Vade­mecum zu schreiben, was zu dem Buch führte «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen», dessen Manuskript er

1925 noch unmittelbar vor seinem Tode fertigstellte. Ein geplanter zweiter Teil kam nicht mehr zustande.

Kommende Tag, Der. Aktiengesellschaft zur Förderung wirtschaftlicher und geistiger Werte, Stuttgart, 1920-1925

Ein assoziatives Unternehmen im Sinne der sozialen Dreigliederung, begründet 13. März 1920. Vorsitzender des Aufsichtsrates bis 1923 Rudolf Steiner. Das Unternehmen, dem laut Geschäftsbericht von 1921 die Absicht zugrunde lag, «einen Keim zu einem neuen, auf assoziativer Grundlage sich entwickelnden Wirtschaftsleben zu bilden», mußte infolge der allgemeinen Wirtschaftskrise (Inflation) vom Beginn des Jahres 1925 an allmählich liquidiert werden. Der Ge­sellschaft waren folgende Unternehmungen eingegliedert:

Stuttgart und Württemberg:

Zentrale Stuttgart

Verlag mit Versandbuchhandlung, Druckerei und Offsetdruckerei, Stuttgart

Werkzeugmaschinenfabrik Carl Unger, Stuttgart-Hedelfingen

Kartonagenfabrik José del Monte, Stuttgart

Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik AG, Stuttgart

Allgemeine Handelsgesellschaft, Stuttgart

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Bankhaus Adolf Koch & Co., ab 1922 Hans Stammer & Co., Stuttgart

Pension Rüthling, Stuttgart

Schieferwerk Sondelfingen

Mechanische Weberei vorm. G. Wilhelm Tinney, Sondelfingen

Guldesmühle Dischingen mit Hofgut, Getreidemühle und Sägewerk

Die Hofgüter Oelhaus, Unterhueb, Lachen, Dorenwaid und Lanzenberg in Württemberg und im Allgäu

Gebrüder Gmelin, Reutlingen (landwirtschaftliche Maschinenhandlung)

Klinisch-Therapeutisches Institut, Stuttgart, mit Laboratorium und Ambula­torium

Wissenschaftliches Forschungsinstitut (samt biologischer Abteilung), Stuttgart

Freie Waldorfschule, Stuttgart

Zweigniederlassung Schwäbisch-Gmünd: Chemische Abteilung, Fabrikation der Heilmittel des Klinisch-Therapeutischen Instituts, Stuttgart, Mühlenbetrieb

Zweigniederlassung Hamburg:

Kommende Tag AG, Hamburg

Frank-Reiner Kommanditges., Hamburg (Veredelung von Streichinstru­menten)

Lauenstein

vgl. unter Heil- und Erziehungsinstitut.


Nachrichtenblatt

vgl. unter Zeitschriften.

Neue Generation

Zweig für junge Menschen in Dornach, begründet Juli 1923 von Willy Storrer und Willy Stokar

Philosophisch -Anthroposophischer Verlag, Berlin-Dornach

1908 begründet als Philosophisch-Theosophischer Verlag in Berlin von Marie von Sivers, ausschließlich zur Herausgabe der Werke Rudolf Steiners

1913-1923 Philosophisch-Anthroposophischer Verlag, Berlin.

1923-1924 Übersiedlung von Berlin nach Dornach

Ab 1925 Unterabteilung der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft.

Rudolf Steiner -Archiv am Goetheanum, Dornach

Begründet Oktober 1919 auf Initiative von Dr. Elisabeth Vreede.

Schulverein für freies Erziehungs- und Unterrichtswesen in der Schweiz

(später Goetheanum-Schulverein) Dornach

Begründet 1922. Ab 1924, nach der Weihnachtstagung, Leitung Dr. Steiner.

Sonnenhof, Arlesheim

1922 begründet von Dr. Ita Wegman als Erholungsheim und Pension, Depen­dance des Klinisch-Therapeutischen Instituts, dann Kinderheim: zunächst für erholungsbedürftige, später nur noch für kranke und in der Entwicklung zu­rückgebliebene «seelenpflege-bedürftige» Kinder. Solche Kinder wurden von

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Dr. Wegman jedoch schon vor dem heilpädagogischen Kursus ärztlich betreut in dem sogenannten Holle-Häuschen in Arlesheim.

Theosophische Gesellschaft

Begründet 1875 von H. P. Blavauky und Henry Steel Olcott, Sitz New York (USA), später Adyar bei Madras (Indien).

Verein des Goetheanum, der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, Dornach

Werdegang:


1909 August: Die Münchener Festspiele zeitigen bei den Veranstaltern den Plan, einen eigenen Bau zu errichten.

1910 August: Während der Festspielveranstaltungen Gründung eines Theosophisch-Künstlerischen Fonds (Marie von Sivers, Sophie Stinde) zur Sicherstellung der Mysterienspiele und in voller Erkenntnis der Unerläßlichkeit eines eige­nen Baues.

1911 3. März: Vertragsabschluß mit Architekt Schmid-Curtius zur Aus­arbeitung der Baupläne.

April: Zur kräftigeren Förderung des Bauvorhabens Gründung des Johannesbau-Vereins (Name nach einer Hauptgestalt in Rudolf Steiners Mysteriendramen). Verwaltungsrat:

1. Vorsitzender Sophie Stinde; a. Vorsitzender Hermann Linde; Schriftführer Gräfin Pauline von Kalckreuth und Dr. Felix Peipers; Kassier Graf Otto Lerchenfeld. Ru­dolf Steiner als künstlerischer Beauftragter und Ratgeber ist jedoch nicht Mitglied des Vereins.

9. Mai: Eintragung des Vereins ins Handelsregister München.

11. Mai: Erwerb eines Baugeländes in München.

Oktober: Erste Orientierungsschrift des Vereins für die Mitglieder der Deutschen Sektion, wonach mit dem Bau bereits der Gedanke einer Hochschule für Geisteswissenschaft ver­bunden ist.

1913 Frühjahr: Verlegung des Bauprojektes von München nach Dornach, wo durch die vier Schweizer Mitglieder - Dr. Emil Grosheintz, Basel, Prof. Gysi, Zürich, Frau Marie Hirter­ Weber und Frau Marie Schieb, Bern - das Baugelände zur Verfügung gestellt wurde.

Sommer: Gründung eines Johannesbau-Vereins in Dornach mit ins­gesamt 12 leitenden «ordentlichen» Mitgliedern: 1. Vor­sitzende Sophie Stinde, 2. Vorsitzender Dr. Emil Grosheintz, welcher nach dem Tode Sophie Stindes, Ende 1915, I. Vorsitzender wird.

20. September: Grundsteinlegung.

22. September: Eintragung der Statuten des Vereins ins Handelsregister Dornach

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1918 1. November: Umbenennung des Vereins in «Verein des Goetheanum der freien Hochschule für Geisteswissenschaft» (eingetra­gen ins Handelsregister 25.4.1920).

1924 29 Juni: Umbildung des Vereins zur Unterabteilung der [erst noch zu begründenden] Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Neu­bildung des Vorstandes mit Rudolf Steiner als 1. Vor­sitzender mit entsprechenden statutarischen Änderungen

1925 8. Februar: Umbenennung des Vereins in «Allgemeine Anthropo­sophische Gesellschaft». Der Verein figuriert von nun an als 3. Unterabteilung der Allgemeinen Anthroposophi-

schen Gesellschaft (siehe dort [dieser Hinweis ist mißverständlich, denn diese AAG ist am 29. Juni noch nicht existent und wird in dieser Form auch nicht begründet. Am 8. Februar 1925 wird der Bauverein statt dessen umbenannt in AAG).


Verein Kolonie am Goetheanum

Begründet Januar 1914 von und für Mitglieder der Anthroposophischen Gesell­schaft als »Anthroposophen-Kolonie Dornach>, Vorsitz Dr. Emil Grosheintz.

Hauptvereinszweck: eine Kolonie zu entwickeln und die innerhalb derselben erstellten Bauten in ihrer architektonischen Gestaltung in harmonische Beziehung zum Goetheanum-Bau zu setzen.

27. November 1921: Abänderung des Vereinsnamens in «Kolonie am Goethe­anum in Dornach».

23. Dezember 1923: Der Verein wird liquidiert und seine Aufgaben vom «Verein des Goetheanum» übernommen. Vgl. hierzu auch Seite 481

Verlag des Goetheanum, Dornach

Begründet Sommer 1921 zur Verlegung der Wochenschrift «Das Goetheanum» als Abteilung der Futurum AG, Leitung Willy Storrer. Nach der Übersiedlung des Philosophisch-Anthroposophischen Verlages nach Dornach wandelte sich der «Verlag des Goetheanum» um in «Verlag Freies Geistesleben», Basel. (Ein Ver­lag des Goetheanum trat bereits 1919 mit der Herausgabe der schweizerischen Ausgabe von Rudolf Steiners «Die Kernpunkte der sozialen Frage» in Erscheinung.)

Versuchsring anthroposophischer Landwirte

Begründet Juni 1924 während des landwirtschaftlichen Kursus in Koberwitz unter Vorsitz von Graf Keyserlingk und Ernst Stegemann, der naturwissen­schaftlichen Sektion am Goetheanum angegliedert. Entwickelte sich in der Folge­zeit zum Träger der biologisch-dynamischen Wirtschaftsweise.

Waldorfschule, Freie. Einheitliche Volks- und höhere Schule, Stuttgart Begründet 1919 durch Kommerzienrat Dr. h. c. Emil Molt im Zusammenhang mit der Bewegung für soziale Dreigliederung. Anfänglich Unternehmen der Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, Stuttgart. Ab Mai 1920 durch die Gründung des Waldorfschulvereins selbständig. Pädagogische Leitung Rudolf Steiner, Leiter der Verwaltung E. A. Karl Stockmeyer.

Waldorfschulverein «Die Freie Waldorfschule. Eingetragener Verein», Stuttgart Begründet Mai 1920. Vorsitzender des Vorstandes Rudolf Steiner. Ab April 1923 «Verein für ein freies Schulwesen (Waldorfschulverein), Stuttgart, E. V.»

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Weleda AG, Arlesheim

Werdegang (vgl. auch unter Klinisch-Therapeutisches Institut):

1912 Juni: Der Chemiker Oskar Schmiedel und die Malerin Imme von Eck­hardtstein richten in München ein Laboratorium ein zur Herstellung von Pflanzenfarben.

1913 Dr. Schmiedel führt das Laboratorium allein weiter und beginnt auch Heilmittel herzustellen.

1914 März: Das Laboratorium übersiedelt auf Vorschlag Rudolf Steiners nach Dornach und wird dem inzwischen nach dort verlegten Zentralbau als Abteilung angegliedert. Es werden für denselben Pflanzenfarben, Malgrund, Lack und Modellierwachs hergestellt, daneben aber auch an der Herstellung pharmazeutischer Präparate weitergearbeitet, bis die letztere Arbeit durch den Weltkrieg eine Unterbrechung erfuhr.

Ende 1918 /Anfang 1919 Nach Kriegsschluß nimmt Dr. Schmiedel die Arbeit im Goetheanum-Labor wieder auf. Dr. Wegman teilt ihm mit, daß Dr. Steiner die Mistel als Krebsheilmittel bezeichnet und daß sie Injektionen von einer Züricher Apotheke hat herstellen lassen. Sie bittet nun Dr. Schmiedel, ein Mistelpräparat herzustellen.

1920 Ostern: 1. Ärztekurs, arrangiert von Dr. Schmiedel. Im Anschluß daran erhält Dr. Ludwig Noll von Dr. Steiner eine Fülle von Angaben für Heilmittel.

Sommer: Dr. Noll und Dr. Schmiedel arbeiten im Goetheanum-Labor gemeinsam diese Angaben durch, und Dr. Schmiedel stellt daraufhin eine ganze Anzahl neuartiger Heilmittel her, die den Ärzten zur Erprobung übergeben und zum Grundstock der Heilmittelproduktion, sogenannte Typenmittel, werden.

1921 Februar: Um die Herstellung und Ausarbeitung pharmazeutischer und kosmetischer Präparate zu fördern, wird das Goetheanum-Labor von der Futurum AG übernommen und als «Chemisch-pharmazeutisches Ver­suchslaboratorium Arlesheim» weitergeführt.

April: Beim 2. Ärztekurs gibt Dr. Steiner wiederum zahlreiche Angaben auch für die Heilmittel­herstellung.

Sommer: Durch rege Zusammenarbeit mit dem inzwischen begründeten Klinisch-Therapeutischen Institut in Arlesheim werden immer mehr Präparate ausgearbeitet und gebraucht, weshalb zum Zwecke der Her­stellung in größerem Umfang sowohl von pharmazeutischen wie kos­metischen Präparaten neben dem Versuchslaboratorium ein «Chemisch­-Pharmazeutisches Fabrikationslabo­ratorium in Arlesheim» ebenfalls als Abteilung der Futurum AG eingerichtet wird. Die Ärzte Dr. Noll und Dr. Eisenberg überlassen demselben die von ihnen bisher selbst hergestellten Präparate.

1922 April: Die beiden Laboratorien (Versuch und Fabrikation) werden aus der Futurum AG ausgegliedert und mit dem Klinisch-Therapeutischen

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Institut Arlesheim zu dem selbständigen Unternehmen verbunden:

»Internationale Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Ar­lesheim AG in Arlesheim».

1924 März: Fusionierung der Futurum AG in Liq. mit der Internationalen Laboratorien und Klinisch-Therapeutisches Institut Arlesheim AG, Arlesheim.

Juni: Die Internationale Laboratorien AG wird ohne das Klinisch-Therapeutische Institut Arlesheim weitergeführt, da dieses als Unter­abteilung in die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft eingegliedert wird.

August: Die Chemischen Werke in Schwäbisch-Gmünd und die Stutt­garter Laboratorien werden von der Kommenden Tag AG Stuttgart gemäß dem Vorschlag Rudolf Steiners vom 15.Juli abgegeben und als Zweigniederlassung an die Internationale Laboratorien AG in Arles-heim angegliedert.

1924 September: Die Internationale Laboratorien AG beschließt die von Rudolf Steiner vorgeschlagene Umänderung ihres Firmennamens in »«Weleda AG».

Ende 1924 bestehen bereits Schwestergesellschaften bzw. Zweignieder­lassungen der Weleda AG, Arles­heim, in Amerika, Deutschland, Eng­land, Frankreich, Holland und Österreich.

Zeitschriften

Anthroposophie. Wochenschrift für Freies Geistesleben, Stuttgart, begründet 1919 als Wochenschrift »Dreigliederung des sozialen Organismus», mit Beginn des 4. Jahrgangs 1922/1923 umbenannt in «Anthroposophie...», Titelvignette von Rudolf Steiner.

Drei, Die. Monatsschrift für Anthroposophie, Dreigliederung, Stuttgart, Titelvignette von Rudolf Steiner. Erscheint seit Februar 1921.

Goetheanum, Das. Internationale Wochenschrift für Anthroposophie und Dreigliederung, Dornach Titelvignette von Rudolf Steiner. Erscheint seit August 1921, ab 1935 unter dem Titel: Das Goetheanum. Wochenschrift für Anthroposophie.

Mitteilungs- bzw. Nachrichtenblatt:

«Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglieder», Dornach Ab 1937 mit Titelvignette von Rudolf Steiner. Erscheint seit Januar 1924 als Beilage der Wochenschrift «Das Goetheanum».

Science spirituelle, La. Revue mensuelle d'Anthroposophie. Paris. Monatsschrift, begründet 1921.

Zweig am Goetheanum

Begründet 12.9.1920.

PERSONENREGISTER

#G260a-1987-SE725 Die Konstitution der allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft durch die Weihnachtstagung

#TI

PERSONENREGISTER

#TX

Erfaßt sind sämtliche von Rudolf Steiner genannten Namen; aus der Chronik und dem Register der Institutionen nur diejenigen von Mitgliedern der Anthroposophi­schen Gesellschaft. Letztere sind durch Kursivdruck hervorgehoben. Die biographischen Angaben, soweit sie feststellbar waren, beschränken sich vor allem auf die Zusammenhänge mit der Anthroposophischen Gesellschaft und können daher keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben. Von Schriften der genannten Mitglieder sind nur solche angeführt, welche im Band selbst erwähnt sind oder sich unmittelbar auf Rudolf Steiner beziehen.

Adams s. Kaufmann.

Aeppli, Willi (Akra/Goldküste 1894-1972 Basel)

Schweizer Lehrer. Mitglied seit 1921. 1927-1954 Lehrer an der Rudolf Steiner­Schule, Basel. Seit 1954 pädagogischer Berater des Bundes der Freien Waldorf­schulen in Deutschland. Päd. Schriften. S. 455, 466, 467, 468.

Aisenpreis, Ernst (Bietigheim / Württ. 1884-1949 Dornach)

Architekt. 1909/10 in München im Kreis um Dr. Peipers, wo er mit den Plänen für den Bau bekannt wurde. Seit Sommer 1913 in Dornach Von Juli 1914 an leitender Architekt der beiden Goetheanum-Bauten.

S. 502, 611, 634, 642 f., 659, 662, 664, 676, 680, 683.

Altermatt, Eduard (Herbetswil 1861-1925 Dornach)

Notar;Amtsschreiber und Leiter des Handelsregister-Büros Dorneck in Dornach

S. 501, 507, 514, 559, 563/64, 566 und Beilage.

Arenson, Adolf (Altona 1855-1936 Bad Cannstatt/Stuttgart)

Mitglied seit 1902. Begründete 1905 zusammen mit Dr. Carl Unger den Hauptzweig (später Rudolf Steiner Zweig) in Stuttgart. 1904-1913 im Vorstand der Deutschen Sektion. Durch sein Zusammenwirken mit Dr. Carl Unger in Stuttgart entstand dort ein Zentrum anthroposophischen Wirkens. Auf Ver­anlassung Rudolf Steiners schrieb er die Musik zu dessen vier Mysteriendramen (1910-1913). Hauptwerk: «Leitfaden durch 50 Vortragszyklen Rudolf Steiners». S. 90, 480, 495, 708 f.

Aristoteles (384-322 v. Chr.)

S. 389.

Arnet, Max

Katholischer Pfarrer in Reinach / Baselland. S. 538 f.

Arx, von

Regierungsrat, Vorsteher des Baudepartements des Kantons Solothurn. S. 625.

Auzimour, Dr.

Arzt in Paris. S. 238, 241, 620.

Baco von Verulam (Francis Bacon) (1561-1626) S. 368

#SE260a-726

Bahr, Hermann (1863-1934)

Österreichischer Schriftsteller. S. 269.

Baravalle, Dr. Hermann von (Wien 1898-1973 Buchenbach)

Mathematiker und Physiker. Ab 1920 Lehrer an der Freien Waldorfschule Stutt­gart. Verschiedene Schriften, u. a. Rudolf Steiner als Erzieher, Stuttgart 1952.

S. 222, 348, 366, 612, 636.

Bartsch, Moritz (Winzig/Schlesien 1869-1944 Bad Saarow/Mark)

Lehrer. In den neunziger Jahren Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Unter Rudolf Steiner Mitglied seit 1908 und Hauptvertreter der anthroposophi­schen Arbeit in Breslau und Schlesien. S. 245 f., 257, 310, 315, 319, 321 f., 677.

Bauer, Michael (Gössersdorf / Bayern 1871-1929 Breitbrunn)

Mitglied seit 1904 und Leiter des Albrecht-Durer-Zweiges in Nürnberg. 1905 bis 1913 im Vorstand der Deutschen Sektion, 1913 bis zum Rücktritt aus Ge sundheitsgründen 1921 im Zentralvorstand der Anthroposophischen Gesellschaft. (»Michael Bauer - Ein Bürger zweier Welten>, Biographie von Margareta Mor­genstern, München 1950). S. 712.

Bemmelen, D. J., van (Indonesien 1899-1983)

Holländisches Mitglied seit 1921. 1923 Mitbegründer und Lehrer der ersten holländischen Waldorfschule »De Vrije School>, Den: Haag. S. 348, 636, 644.

Berner, Heinrich (1885-1959 Stuttgart)

Rechnungsführer des Vereins des Goetheanum, Dornach, ferner der Treuhand­gesellschaft des Goetheanum, Stuttgart, der Kommenden Tag AG, Stuttgart, des Vereins der Freien Waldorfschule, Stuttgart und der Uhlandshöhe AG, Stuttgart.

S. 499, 563.

Besant, Annie (London 1847-1933 Adyar/Indien)

Von 1907 an Präsidentin der Theosophischen Gesellschaft. S. 89.

Binder, Theodor (gest. 1947 in Deutschland)

1919-1927 Verwalter in der Administration des Goetheanum-Baus S.411' 499, 662.

Bismarck, Fürst Otto von (1815-1898) S. 448.

Blavatsky' Helena Petrowna, geb. von Hahn (Jekaterinoslav/Südrußland 1831-1891

London)

Gründete zusammen mit Henry Steel Olcott 1875 die Theosophische Gesellschaft.

S. 89, 721.

Blümel, Dr. Ernst (Wien 1884-1952 Königsfeld)

Mathematiker. Mitglied seit ca. 1918/19. 1921-1927 Lehrer an der Fortbildungs­schule am Goetheanum, später an der Freien Waldorfschule in Stuttgart. 1922 bis 1923 im engeren Arbeitsausschuß am Goetheanum. S. 461, 470, 713.

Boch, Lic. Emil (Barmen 1895-1959 Stuttgart)

Theologe. Mitglied seit 1917.1921 /22 Mitbegründer der »Christengemeinschaft»,

#SE260a-727

ab 1938 deren Erzoberlenker. Schriften, u. a. »Rudolf Steiner. Studien zu seinem Lebensgang und Lebenswerk>, Stuttgart 1961. S. 6oo, 613, 648 f., 678 f.

Börlin, Dr. Gerhard

Präsident des Appellationsgerichtes in Basel. 1924/25 Präsident des Aktions­komittees gegen den Wiederaufbau des Goetheanum (Heimatschutz).

S.556, 667' 671, 675.

Boos-Hamburger, Hilde (Lindendorf/Niederösterreich 1887-1979 Basel)

Mitglied seit 1910. Malerin. Mitarbeiterin am ersten Goetheanum. Auf Wunsch

Rudolf Steiners gehörte sie 1921 zum Lehrerkollegium der Fortbildungsschule am

Goetheanum für den Malunterricht. »Aus Gesprächen mit Rudolf Steiner über

Malerei und einige Erinnerungen an die Zeit des ersten Goetheanum>, Basel 1954.

S. 621, 713.

Boos, Dr. jur. Roman (Zürich 1889-1952 Arlesheim)

Sozialwissenschafter. Mitglied seit ca. 1909 und ab 1919 mit Beginn der Drei­gliederungsbewegung aktiver Vertreter der Anthroposophie. Leiter der Drei­gliederungsarbeit in der Schweiz, Herausgeber der Monatsschrift «Soziale Zu­kunft» (1919). 1920-1921 auch Leiter des Sekretariats in Dornach. Gründungs­mitglied und Vizepräsident des Zweiges am Goetheanum und im Verwaltungs­rat der Futurum AG. Hauptinitiant der beiden Hochschulkurse am Goetheanum (1920 und 1921). 1930-1934 Leiter der sozialwissenschaftlichen Vereinigung am Goetheanum und Herausgeber der «Sozialwissenschaftlichen Korrespondenz». Zahlreiche Schriften, umfangreiche Vortragstätigkeit. S. 538 f.

Bürgi-Bandi, Lucie (Bern 1875-1949 Betn)

Mitglied Seit 1907. Im Vorstand des Johannes-Zweiges Bern. 1913-1925 im Vorstand des Bauvereins. März 1925 von Dr. Steiner in die Leitung der »Admi­nistration des Goetheanum-Baues> berufen. Gründungsmitglied der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung. S. 508, 559 f., 572.

Carlyle, ,I'homas (1795-1881) Englischer Sozialethiker und Historiker. S. 346.

Glason, Louise (1873-1954)

Mitglied im Berliner Zweig seit 1908. Mitwirkende bei den Münchner Festspie­len. Als Malerin malte sie in der kleinen Kuppel des ersten Goetheanum, später war sie fur die Verwaltung der Eurythmiegarderobe verantwortlich; Reise-begleiterin von Marie Steiner. S. 690.

Collison, Harry (London 1868-1945 London)

Rechtsanwalt, Maler und Schriftsteller. Mitglied seit 1910. Leiter der Myrdhin­Group, London. Von Rudolf Steiner autorisiert für die Gbersetzung seiner Werke ins Englische und Gründer der Anthroposophical Publishing Company. Ab 1923 Generalsekretär der englischen Landesgesellschaft. S. 353, 366, 369.

Day, Karl (Basel 1899-1971 Dornach)

Kaufmann. Mitglied seit 1919.1920 Gründungsmitglied des Zweiges am Goethe­anum. 1921-1924 Mitarbeiter (zeitweise im Verwaltungsrat) der Futurum AG. Später im Sekretariat der Allg. Anthrop. Ges. S. 474, 476.

#SE260a-728

Doldinger, Dr. Friedrich (Rachdolfzell/Bodensee 1897-1973 Freiburg i. Br.) Mitglied seit 1918, seit 1922 Priester der Christengemeinschaft in Freiburg i. Br. Dichter, Schriftsteller. S. 4o4' 617, 68o.

Dubach, Helene (Rußland 1890-1960 Arlesheim)

Schwester des Bildhauers Oswald Dubach. Von 1919 an im Haushalt von Herrn und Frau Dr. Steiner tätig. S. 659, 689.

Dunlop, Daniel Nicol (Kilmarnock / Schottland 1868-1935 London)

Früh Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, ab 1918 der Anthroposophischen

Gesellschaft in England und Leiter der Human Freedom-Group. Organisator der

Sommerschulen in Penmaenmawr (1923) und Torquay (I924).I924 Gründer der

British Weleda Company. 1930-1935 Generalsekretär der Anthroposophischen

Gesellschaft in England. S. 351 f., 362, 366, 369.

Dürler, Edgar (St.Gallen 1895-1970 Arlesbeim)

Kaufmann. Mitglied seit 1921. Mitarbeiter in der Futurum AG, Dornach und

zeitweise in deren Verwaltungsrat sowie im Verwaltungsrat der Ilag bzw.

Weleda AG, Arlesheim, später deren langjähriger Verwaltungsratspräsident.

S. 474, 476, 650.

Eckardtstein, Frejin Imme von (Lunéville 1871-1930 Dornach)

Mitglied im Berliner Zweig seit 1906. Ursprünglich Malerin. Auf Wunsch Rudolf

Steiners leitete sie 1909-1913 die Anfertigung der Kostüme für die Festspiele in

München, bei denen sie auch darstellerisch mitwirkte. Für den »Kalender 1912/

13> schuf sie Tierkreisbilder und 1928-30 wiederum die Kostüme für die Neu-

inszenierung der Mysteriendramen durch Marie Steiner. S. 723.

Eckstein, Friedrich (Perchtoldsdorf bei Wien 1861-1939 Wien)

Jugendfreund Rudolf Steiners Erwähntes Werk: »Erinnerungen an Anton

Eisenberg, Dr. med. Otto (1886-1943) Bruckner>. S. 681.

Mitglied seit 1906. Praktischer Arzt in Kassel. Schwager von Dr. Ludwig Noll, mit dem er einige Heilmittel nach Angaben R. Steiners herstellte. S. 666, 724.

Ernst, Edmund (Udipi/Indien 1893-1953 Zürich)

Reformierter Pfarrer in Salez/Ostschweiz' Anthroposoph. 1919-1921 aktiv für die Dreigliederungsideen tätig, später Priester der Christengemeinschaft in Zu-rich. Erwähntes Werk: »Reformation oder Anthroposophie?>, Bern 1924. S. 664.

Etienne, Ernest (* Médellin/Kolumbien 1876)

Ingenieur. Mitglied seit 1918. 1920-1924 im Verwaltungsrat der Futurum AG. März 1925 von Dr. Steiner in die Leitung der «Administration des Goetheanum­Baues> berufen. S. 572.

Falkenstein, Freifrau Mary von (t 1924 Dornach)

Mitglied im Berliner Zweig seit 1910. Später in Dornach als Buchbinderin für die Goetheanum-Bibliothek tätig. S. 641.

Fels, Alice (*1884)

Gehörte zu den ersten Eurythmistinnen. 1922-1935 führte sie die von Marie Steiner begründete und geleitete erste Eurythmieschule in Stuttgart. S. 713.

#SE260a-729

Ferreri, Charlotte (t 1924 Mailand)

Geboren in Honolulu als Tochter eines amerikanischen Missionars. Leiterin des

Zweiges »Leonardo da Vinci> in Mailand, welcher 1913 geschlossen aus der

Theosophischen Gesellschaft austrat und sich der Anthroposophischen Gesell­schaft anschloß. Später Mitbegründerin eines Zweiges in Honolulu.

S.227 f., 616.

Fiechter, Prof. Dr. ing. Ernst Robert (Basel 1875-1948 St. Gallen)

1911-1937 Ordinarius für Baugeschichte und 1919/20 Rektor der T.H. Stuttgart. In dieser Zeit lernte er durch Emil Molt Rudolf Steiner kennen. Später Priester der Christengemeinschaft in der Schweiz. S. 559, 674, 676 ff.

Fiechter, Dr. Sophia Charlotte (* München 1909)

Heilpädagogin in St. Gallen. Mitglied seit 1931. Tochter von Prof. Ernst Fiechter. S. 675.

Finokh, Helene (Stuttgart 1883-1960 Stuttgart)

Von Herbst 1915 an von Rudolf Steiner zur offiziellen Stenographin seiner Vorträge bestimmt und nach dessen Tod Sekretärin Marie Steiners S. 616.

Ford, Henry (1863-1947)

Erwähntes Werk: »Mein Leben und Werk>, Leipzig 1923. S. 104, 106.

Freund, Ida (t 1931 Prag)

Aktives Mitglied seit ca. 1909/10 in Prag. Ihr Wirken in der Öffentlichkeit im Dienste der Wohltätigkeit wurde nach ihrem Tode durch eine »Ida Freund­Stiftung> geehrt. S. 604.

Fridkin, Dr. med. Henriette Ginda (* bei Charkow 1879.1943 von Paris deportiert ins Konzentrationslager Drancy. Todesdatum unbekannt.)

Medizinstudium in Paris. Mitglied um 1912 in München. Ab 1914 in Dornach, wo sie bis 1918 am ersten Bau mitschnitzte und in dieser Zeit auch kranke Mit­arbeiter betreute unter Dr. Steiners Beratung. Teilnehmerin an den Ärztekursen Dr. Steiners Später in Paris lebend. S. 717.

Froböse, Edwin (* Dresden 1900)

Schauspieler. Mitglied seit 1921, 1924-1949 Mitarbeiter und Sekretär der Sek­tion für redende und musikalische Künste, seit 1945 Mitglied der Rudolf Stei­ner-Nachlaßverwaltung. S. 402, 404, 595, 658, 668, 674, 679 f., 691.

Geok, Henni (Westfalen 1884-1951 Dornach)

Malerin. Mitglied seit 1906. Seit 1914 Mitarbeiterin am ersten Goetheanum-Bau als Schnitzerin (Bau und Holzgruppe). 1921-1929 leitete sie die Malkurse am Goetheanum, für die die sogenannten Schulungsskizzen Rudolf Steiners ent­standen. S. 594, 598.

Geering-Christ, Rudolf (Basel 1871-1958)

Buchhändler und Verleger. 1902 Gründungsmitglied der Deutschen Sektion und 1906 des Paracelsus-Zweiges, Basel, ab 1921 dessen Vorsitzender. 1922/23 im engeren Arbeitsausschuß am Goetheanum. 1913-1925 im Vorstand des Bauver­eins, im März 1925 von Dr. Steiner in die Leitung der »Administration des Goetheanum-Baues> berufen. S. 454, 459, 461, 476, 508, 559 f., 572, 650.

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Gilm, Hermann von (1812-1864)

Tiroler Dichter. Halbbruder von Hugo von Gilm. S. 97.

Gilm, Dr. Hugo von (Innsbruck 1831-1906 Wiener Neustadt) Chemielehrer Rudolf Steiners S. 97.

Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832)

S. 287, 344.

Grafton, E. H. (t Aug.1924)

Admiral. Mitglied in Dornach, wirkte u. a. Im Eurythmie-Orchester mit (Flöte).

S. 652.

Groddeck, Marie (Pyritz/Pommern 1891-1958 Arlesheim)

Mitglied seit 1913, seit 1920 ständig am Goetheanum tätig. Sprachgestaltung und Eurythmie' ab Febr. 1921 auch Lehrerin der Fortbildungsschule am Goetheanum, von 1928 an Leiterin der Friedwartschule (vgl. S. 713 f.). Von 1948 an Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung. S. 6o1, 713 f.

Grosheintz, Dr. med. dent. Emil (Paris 1867-1946 Ascona)

Mitglied seit 1906 und Mitbegründer des Paracelsus-Zweiges' Basel. 1908-1913 im Vorstand der Deutschen Sektion, 1912 stellte er seinen Dornacher Landbesitz für den Bau zur Verfügung. 1913-1915 zweiter, 1915-1924 erster, 1924/25 neben Dr. Steiner zweiter Vorsitzender des Bauvereins. Im März 1925 von Dr. Steiner als Vorsitzender in die Leitung der »Administration des Goetheanum-Baues> berufen. 1920 Gründungsmitglied und erster Vorsitzender des Zwei­ges am Goetheanum bis 1946.1922-1923 im engeren Arbeitsausschuß am Goethe­anum. S. 21, 23, 410, 413, 422, 424 f., 467 f., 497, 501 ff., 507 ff., 539, 545, 559 f., 563, 566, 572, 575, 620 f., 683,721 f.

Grosbeintz, Dr. Oskar (t 1944 Basel)

Mitglied seit 1907. Mitbegründer und Vorsitzender des Johannes-Zweiges, Bern, bis März 1913. Mitwirkender bei den Mysterienspielen in München. S. 456,457.

Günther, Hanna (t 1923 Dornach)

Mitglied seit 1912, früher Dresden. Schuf die ersten Grundlagen fur die Biblio­thek am Goetheanum, der sie viel wertvolles Material zuführte und fur die sie auch einen Katalog erstellte. S. 411,414.

Gysi, Prof. Dr. med. h. c. Alfred (Aarau 1864-1957 Zürich)

Bekannter Forscher auf dem Gebiet der Zahnheilkunde, u. a. bahnbrechend für die zahnäratliche Prothetik. Dozent und Professor am zahnärztlichen Institut der Universität Zürich, zu dessen Mitbegründern er gehörte: 1902 zählte er zu den drei schweizerischen Gründungsmitgliedern der Deutschen Sektion und war Vorsitzender des 1908 von ihm begründeten Zschökke-Zweiges in Zürich, dem er bis 1920 in seinem Hause einen Raum zur Verfügung stellte. »Der Art seines Wirkens ist es wohl zu danken, daß die bedeutsamsten Vorträge Dr. Stei­ners in Zürich einen wissenschaftlichen Charakter hatten.> (Marie Steiner, Er­innerungen 1)1913 gehörte er mit Dr. Emil Grosheintz, Frau Marie Schieb und Frau Marie Hirter-Weber zu den vier Schweizer Mitgliedern, die das Gelände des Dornacher Hügels für den Goetheanumbau zur Verfügung stellten und

#SE260a-731

gehörte bis 1920 zum Vorstand des Bauvereins. Anfang der zwanziger Jahre hat sich Prof. Gysi von der Anthroposophischen Gesellschaft zurückgezogen.

S. 417 (o. Namen), 721.

Haaß-Berkow, Gottfried (Stuttgart 1888-1957 Winterthur/Schweiz)

Schauspieler und Regisseur. Mitglied seit 1913. Nahm mit seiner Schauspiel-gruppe Sept.1924 am Dramatischen Kurs teil, deren Mitglieder sich größtenteils dern Goetheanum-Ensemble eingliederten. Später Intendant der Württembergi­schen Landesbühne. S. 65 5.

Hacker-Mohr, Käthe (Berlin 1901-1939 Basel)

Von 1924 an Mitglied des Goetheanum-Ensembles. S. 404.

Hahn Dr. Herbert (PernaulEstland 1890-1970 Stuttgart)

Mit glied seit 1912, seit 1919 Lehrer an der Freien Waldorfschule in Stuttgart, bei deren Aufbau er mitwirkte. Schriften, u. a. »Rudolf Steiner - wie ich ihn sah und erlebte», Stuttgart 1961. S. 597.

Hauffen, Prof. Dr. Adolf und Frau Klothilde

Dr. Steiner wohnte bei seinen Prager Aufenthalten meist in dem Hauffenschen

Hause. Frau Klothilde Hauffen war jahrelang Leiterin des Bolzano-Zweiges in

Prag. S. 190, 606.

Hausner, Otto

Polen-Delegierter im österr. Parlament Ende des 19. Jahrhunderts. S. 448. Hebbel, Friedrich (1813-1863)

S. 676.

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (5770-1831)

S. 4O4' 677.

Heinemann-Paolucci, Felix

Um die Jahrhundertwende in Berlin Verleger des von Rudolf Steiner heraus­gegebenen »Magazin für Literatur>. In den zwanziger Jahren in der Schweiz Mitglied der Gesellschaft. S. 20, 558, 567, 672, 678.

Hemsoth, Martha (1887-1936 Arlesheim)

Sängerin und Schauspielerin. Lebte teils in Hamburg, Freiburg i. Br. und später in Arlesheim. Zusammenarbeit mit Frau Dr. Ita Wegman für eine therapeutische Sprachgestaltung. S. 662.

Herbst, Eduard (1820-1892)

Österreichischer Jurist und Staatsmann. S. 448.

Herder, Johann Gottfried (1744-1803) S. 344.

Heydebrand, Dr. Garoline von (Breslau 1886-1938 Gerswalde)

Von 1919 an Lehrerin an der Freien Waldorfichule in Stuttgart. Pädagogische Schriften. S. 222, 612.

Hirter-Weber, Marie (Bern 1854-1946 Beatenberg)

Mitglied seit Nov.1906. Gehörte mit Dr. Grosheintz, Prof. Gysi und Frau Schieb zu den vier Schweizer Mitgliedern, welche den Dornacher Hügel für den Bau

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zur Verfügung stellten. 1913-1925 im Vorstand des Bauvereins, im März T925

von Dr. Steiner in die Leitung der «Administration des Goetheanum-Baues>

berufen. S. 508. 559 f., 572, 721.

Hübbe-Schleiden, Dr. Wilhelm (Hamburg 1846-1916 Göttingen)

Erster Organisator einer deutschen theosophischen Bewegung (1884). Heraus-geber der okkultistischen Monatsschrift »Sphinx> (1886-1896). War auch maß-geblich beteiligt an der Gründung der Deutschen Sektion (1902) und an deren Ausschluß (1911-1913). S. 89.

Hugentobler, Dr. Jakob (t 1961 Bern)

Postbeamter. Im Vorstand des Zschokke-, dann Pestalozzi-Zweiges, Zürich, spä­ter des Johannes-Zweiges, Bern. S. 443, 451, 454, 463.

Husemann, Dr. Friedrich (1887-1959 Wiesneck bei Freiburg i. Br.) Facharzt für Psychiatrie. Mitglied seit ca. 1910. 1921-1924 Arzt am Klinisch-Therapeutischen Institut, Stuttgart. Eröffnete 1925 ein Sanatorium in Freiburg­Günterstal, ab 1930 in Wiesneck. Als Schriftsteller und Vortragender tätig, später auch in der Führung der deutschen Landesgesellschaft. S. 716, 718.

Jeger, Stephan

Obergerichtsschreiber von Solothurn. S. 548.

Kalckreutb, Pauline Gräfin von (Düsseldorf 1856-1929 München)

Von 1902/03 an zusammen mit Sophie Stinde in München tätig. Als Mitbegrün­derin des Bauvereins in deren Vorstand von 1911 bis 1925 und von 1911 bis 1913 auch im Vorstand der Deutschen Sektion. S. 721.

Kaufmann (später Adams>, Dr. George

(Maryampol/Galizien 1894-1963 Birmingham/England)

Mathematiker und Physiker. Mitglied seit 1916. Übersetzte für englische Audi­torien insgesamt 1 10 Vorträge, Konferenzen und Gespräche Rudolf Steiners in

England und Dornach, in freier Rede unmittelbar an Rudolf Steiner anschlie­ßend. Übersetzer verschiedener Schriften R. Steiners Zahlreiche eigene Publika­tionen. S. 364, 366, 642.

Kaufmann,

Regierungsrat in Solothurn. S. 642.

Keller, Ernst (1892-1924 Basel)

Mitglied und zeitweise im Vorstand des Paracelsus-Zweiges in Basel. S. 597.

Keyserlingk, Alexander Graf von

Neffe von Carl Wilhelm Graf von Keyserlingk. S. 301 f.

Keyserlingk, Carl Wilhelm Graf von (1869-1928)

Mitglied seit 1918. Setzte sich besonders fur das Zustandekommen des Landwirt­schaftlichen Kurses und für die biologisch-dynamische Wirtschaftiweise auf seinem Schloßgut Koberwitz bei Breslau ein. Auf seine Initiative entstand auch der «Versuchsring anthroposophischer Landwirte>.

300 ff., 310, 315-317, 319-321, 386, 623, 625,722.

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Keyserlingk, Johanna Gräfin von (Breslau 1879-1966 Unterlengenhardt/Württ.) Mitglied seit 1918. »Zwölf Tage um Rudolf Steiner», Privatdruck 1949. (Erinne­rungen an den landwirtschaftlichen Kurs).

S. 242, 301 f., 310, 316, 319,386, 623, 626.

Klein, Johannes Wirner

Einer der ersten Theologen, die an Rudolf Steiner mit Fragen für eine religiöse

Erneuerung herantraten. Mitbegründer der Christengemeinschaft. Später freier

Schriftsteller in Hamburg. S. 600, 656.

Knauer, Dr. med. Ilse (Kiew 1893-1981 Dornach)

5924 Mitbegründerin des Heilpädagogischen Instituts Lauenstein bei Jena. Später Augenärztin in Freiburg i. Br. S. 307, 684, 715.

Kocherbans-Latrslle, Ella

aus St. Gallen, Eurythmistin. S. 496.

Kolisko, Dr. med. Eu gen (Wien 1893-1939 London)

Mitglied seit 1914; ab 1920 Lehrer und Schularzt der Freien Waldorfschule, Stuttgart. 1923-1935 im Vorstand der deutschen Landesgesellschaft. Später in England. S. 179,222, 523, 573,612, 622, 628, 691 f.

Kolisko, Fra,' Lilly (Wien 1893-1976 Gloucester)

Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner im biologischen Forschungsinstitut Stuttgart.

Daraus hervorgegangene Schriften: »Milzfunktion und Plättchenfrage>, 1922.

«Physikalischer Nachweis der Wirksamkeit kleinster Entitäten>, Stuttgart 1923.

S. 480, 523, 573,583, 614, 691 f., 709, 713.

Koschützky, Rudolf von (Oberschlesien 1866-1954 Stuttgart) Mitglied seit ca. 1917. Ursprünglich Landwirt, im ersten Weltkrieg Kriegibericht­erstatter. Ab 1922 Priester der Christengemeinschaft. Am Zustandekommen des Landwirtschaftlichen Kurses mitbeteiligt und in der Leitung des daraus entstan­denen Versuchsrings anthroposophischer Landwirte. S. 321.

Krauss, Dr. Bernhard (t ,947)

Advokat und Gemeindeammann in Dornach. S. 547,585.

Kreuzbage, Marie (Schwester Ruth), (Plieningen/Württ. 1885-1965 Stuttgart) Mitglied seit 1906, 1921-1929 am Biologischen Institut in Stuttgart. S. 573.

Kühn, Dr. ing. Emil (* Schwäbisch-Gmünd 1886-1986)

Mitglied seit 1920. Nach dem zweiten Weltkrieg langjähriger Vorsitzender des Bauvereins Stuttgarter Anthroposophen und des Vereins zur Förderung der Eurythmie, Vorstandsmitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutsch­land und des Arbeitizentrums Stuttgart. S. 527 f. 531.

Kugelmann, Georg (Hannover 1892-1959 Hamburg)

Schauspieler, Regisseur. Rudolf Steiners Kursus für künstlerische Sprachbehand­lung 1922 veranlaßte ihn, ein Ensemble (»Neukünitlerische Bühnenspiele> Ro­stock) zu bilden, das 1924 am Dramatischen Kurs teilnahm und dessen Mit­glieder sich größtenteils dem Goetheanum-Ensemble eingliederten.

S. 307, 319,386 f., 626, 653, 676.

#SE260a-734

Kully, Max. Katholischer Pfarrer von Arlesheim.

S. 538 ff., 547, 620, 621, 637, 675.

Lagutt von Ostheim, Dr. Jan (Polen 1873-1944 Basel)

1906-1921 Vorsitzender des Paracelsus-Zweiges, Basel. S. 465.

Larkins, Dr.

Londoner Arzt (Harley-Street), der auch nach Ratschlägen Rudolf Steiners be­handelte. Seine Frau, Mrs. C. A. M. Larkins unterstützte die Eurythmiearbeit in London. Frau Marie Steiner wohnte bei ihren Aufenthalten in London immer in ihrem Hause. S. 646.

Leer, Emanuel Josel van (Amersfoort/Holland 1880-5934 Baku/Kaukasus)

Holländischer Großkaufmann. Mitglied seit 1909. Starker finanzieller Förderer der verschiedenen Institutionen. 5922/23 Präsident des Verwaltungsrates der Internationalen Laboratorien und Klinisch -Therapeutisches Institut AG, Arles­heim. 1924 erster Präsident des Verwaltungsrates der Weleda AG, Arlesheim. S.476,549, 574 f., 582,650.

Lehmann, Helene (Berlin-Zehlendorf 5886-5953 Dornach)

Mitglied seit 1907. Leitete ab 1914 den Dornacher Haushalt von Herrn und Frau Dr. Steiner, nachdem sie seit 1905 schon in deren Berliner Haushalt tätig gewesen war. S. 659 f., 662, 665, 683 f., 689, 692 f.

Lehrs, Dr. Ernst (Berlin 1894-1979 Eckwälden)

Naturwissenschaftler. Mitglied seit 1921. Lehrer an der Freien Waldorfschule in Stuttgart und ab 5923 Mitglied des von Rudolf Steiner nach der Weihnachts-tagung bestätigten Komitees der Freien Anthroposophischen Gesellschaft und dadurch Funktionär der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. Natur­wissenschaftliche Publikationen. S. 580, 605, 650.

Leinhas, Emil (Mannheim 1878-1967 Ascona)

Kaufmann. Mitglied seit 1909. März 1920 Mitbegründer, später Generaldirektor und Liquidator der Kommenden Tag AG, Stuttgart. 1921-1923 im Zentral-vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft, ab Februar 5923 im Vorstand der Deutschen Landesgesellschaft, Stuttgart. Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlaß­verwaltung seit 1949. »Aus der Arbeit mit Rudolf Steiner. Sachliches und Per­sönliches», Basel 1950. S. 473 f., 478, 515, 517, 526, 529 ff., 537, 574, 577, 579 f., 582 f., 597, 657, 669, 674, 689, 692 f., 705.

Leisegang, Dr. Hans (*1890)

Erwähnte Schrift: «Die Geheimwissenschaften». S. 536.

Lenin, Wladimir Iljitsch, eigentlich Uljanow (1870-1924)

S. 430.

Lerchen feld, Otto Graf von (Köfering 1868-1938 Salzburg)

Mitglied seit 1907. 1911 Mitbegründer des Johannes-Bauvereins, bis 1925 in dessen Vorstand. Veranlaßte 1957 Rudolf Steiner zur Abfassung der »Memoran­den« für die Dreigliederung des sozialen Organismus und gehörte mit seinem

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Gut Köfering zu den Pionieren fur die biologisch-dynamische Wirtschaft sweise.

S. 508, 559 f., 563, 707, 721.

Lessing, Gotthold Ephraim (1729-1781>

S. 389.

Lewerenz, Wilhelm (Rostock 1898-1956 Dornach)

Musiker und Komponist am Goetheanum seit 1922. Von 1949-1956 im Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Leiter der Sektion fur redende und musikalische Künste. S. 402, 668.

Linde, Hermann (Lübeck 1863-1923 Dornach)

Kunstmaler. Mitglied in München seit 1906. Fur die dortigen Mysterienauf­führungen von 1907-1913 malte er unter Mitwirkung von anderen die Bühnen-bilder. Mitbegründer und i. Vorsitzender des Johannesbauvereins, München­Dornach. Malte hauptsächlich die große Kuppel des ersten Baues aus und war Hauptinitiant der 1921 eingerichteten Fortbildungssdsule am Goetheanum. 1918 erhielt er von Frau Helene Röchling den Auftrag, Bilder aus Goethes »Märchen> zu malen, die mit Bildern aus Rudolf Steiners »Die Pforte der Einweihung» verwoben sein sollten. Es entstand ein Zyklus von 12 Bildern, fur welche Rudolf Steiner die Motive selbst angab. S. 566, 721.

Löffler, Franz (* Rumänien 1895-1956 Arlesheim)

Heilpädagoge. 5924 Mitbegründer des heilpädagogischen Institutes Lauenstein bei Jena, später Gerswalde und Berlin. S. 593, 684, 755.

McDonald, James Ransisey (1866-1937)

Britischer Staatsmann. Mitbegründer der Labour-Party (5900) und 5924 erster sozialistischer Premierminister. S. 429.

Mackenzie, fsie (*England, t 1946 Basel)

Hörte Rudolf Steiner erstmals 5908 in Leipzig, wo sie Gesang studierte. Später langjährige Leiterin des Bücherverkaufs am Goetheanum. S. 690.

Mackenzie, Frau Prof. Millicent

Professor für Erziehung am Universiry College in Cardiff/Wales ab 1910 Auf ihre Veranlassung hielt R. Steiner am Goetheanum Weihnachten 5920 einen Vortragszyklus für englische Lehrer, und wurde auch zu Vorträgen bei einer Erziehungstagung in Stratford -on-Avon (Frühling 5922) und in Oxford (Aug. 1922) eingeladen. Diese Vorträge in der englischen Öffentlichkeit führten zur Gründung der »Educational Union> unter Vorsitz von Frau Prof. Mackenzie, um dem Erziehungsgedanken Rudolf Steiners vor allem in englischen und ame­rikanischen pädagogischen Verbänden Eingang zu verschaffen. S. 230, 646.

McMillan, Margaret (New York 1860-1931 Middlesex)

Bekannte englische Pädagogin. Gründerin von nach ihr benannten Kindergärten. Präsidierte die pädagogische Tagung in Ilkley, August 1923. S. 646.

Mager, Alois

Benediktiner. Erwähntes Werk: »Theosophie und Christentum», Berlin 1922. S. 666.

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Maier, Dr. Rudolf (Schorndorf 1886-1943 Hüningen/Elsaß)

Mitglied seit ca. 1908/09. 1920-1924 Leiter des Wissenschaftlichen Forschungs-institutes der Kommenden Tag AG, Stuttgart. S. 478.

Maryon, Lo,'ise Edith (London 1872-1924 Dornach)

Bildhauerin, seit 1914 in Dornach. Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner auf dem Gebiet der bildenden Künste, vor allem an der plastischen Gruppe »Der Mensch­heitsrepräsentant zwischen Luzifer und Ahriman>. Aus ihrer Initiative entstan­den die farbigen Eurythmiefiguren und wurden die drei sog. Eurythmiehäuser als Mitarbeiterwohnungen gebaut. Bei der Weihnachtstagung 1923 zur Leiterin der Sektion für bildende Künste bestimmt. S. 110, 228 ff., 423, 608, 616, 617, 714.

Mengs, Herr

Schweizeri sches Mitglied. S. 451.

Merry, Eleanor (Durham 1873-1956 Frinton-on-Sea)

Englische Schriftstellerin und Malerin. Mitglied seit 192 I. Organisierte mit D. N.

Dunlop die Sommerschulen in Penmaenmawr (1923) und Torquay (1924).

S. 352, 362, 366, 369, 644.

Metaxa, George (Bombay 1889-1956 Wien)

Musiker. Nach dem ersten Weltkrieg lange Jahre als Pianist für die Eurythmie und als Komponist am Goetheanum tätig. S. 402.

Metzener, Herr

Schweizerisches Mitglied. S. 460.

Mitscher, Käthe (1892-1940)

Zuerst in Köln und München tätig. Wirkte 1910-1913 als »Luna> bei den Myste­rienspielen in München mit. Von ca. 1914 an Mitarbeiterin am Dornacher Bau, später bei den künstlerischen Arbeiten, vor allem der Eurythmie organisierend und im 2. Goetheanumbau als Inspizient tätig. S. 691.

Molt, Dr. h. c. Emil, Kommerzienrat (Calw-Württ. 1876-1936 Stuttgart)

Industrieller (Waldorf-Astoria Zigarettenfabrik, Stuttgart). Mitglied seit 1907 oder 1908. Aktiv beteiligt am Zustandekommen der sozialen Dreigliederungs­bewegung und in diesem Zusammenhang Gründer der Freien Waldorfschule Stuttgart (1919). Mitbegründer der Kommenden Tag AG, Stuttgart, und der Futurum AG, Dornach. Als Gründer einer deutschen Treuhandgesellschaft des Goetheanum, um dessen Vollendung zu finanzieren, von 1918-1925 im Vorstand des Bauvereins, Dornach. S. 508, 559 f., 578 f., 722.

del Monte, José (Hamburg 1875-1950 Burghalde/Schwarzwald)

Industrieller. Mitglied seit 1902/03 in Stuttgart. 1911-1937 Vorsitzender des

Bauvereins des Verbandes Stuttgarter Zweige für den Bau des Stuttgarter Hauses

Landhausstr. 70. Mitbegründer der Kommenden Tag AG, Stuttgart, in deren

Zusammenhang er seine Kartonagenfabrik mit 700 Arbeitern stellte. 1920 Mit­begründer und I. Vorsitzender des «Verein Eurythmeum>, der die Stuttgarter

Eurythmieschule baute und einrichtete. S. 709, 713.

Morgenstern, Christian (München 1871-1914 Meran)

Mitglied seit 1909. Rudolf Steiner schuf für eine Anzahl seiner Gedichte und

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Humoresken eurythmische Formen. S. a. Rudolf Steiner »Unsere Toten», GA 1963. S. 688.

Muawija I. (um 600-680)

S. 207.

Mücke, Johanna (Berlin 1864-1949 Dornach)

Gehörte der sozialistischen gewerkschaftlichen Bewegung und dem Vorstand der Arbeiter-Bildungsschule in Berlin an, wo sie Rudolf Steiner während dessen Tätigkeit als Lehrer an dieser Schule (1899-1904) kennenlernte. Mitglied der Gesellschaft seit 1903.1908-1935 Geschäftsführerin des von Marie von Sivers gegründeten Philosophisch-Aathroposophischen Verlages, Berlin, später Dornach. Ende 1911-1913 im Vorstand der Deutschen Sektion und 1921-1923 im Vor­stand der deutschen Landesgesellschaft. »Erinnerungen an Rudolf Steiner und seine Wfrksamkeit an der Arbeiter-Bildungsschule in Berlin 1899-1904>, Basel 1955. S. 597, 664, 686, 688, 691, 694.

Münch, Martin (Berlin 1883-1960 Berlin)

Bankbeamter, Schriftsteller. Mitglied seit 1910. 1923 von Rudolf Steiner zum Leiter des Berliner Zweiges bestellt. S. 399, 661.

Mulder-Seelig, Frau E.

Lehrerin der 1923 begründeten ersten holländischen Waldorfschule, »De Vrije School>, Den Haag. S. 347.

Nietxsche, Friedrich (1844-1900)

Das auf Seite 346 angeführte Zitat stammt aus »Götzendämmerung oder wie man mit dem Hammer philosophiert. Streifzüge eines Unzeitgemäßen> und lau­tet wörtlich: «Michelet: oder die Begeisterung, die den Rock auszieht. - Carlyle oder Pessimismus als zurückgetretenes Mittagessen.> S. 346.

Noll, Dr. med. Ludwig (Sterbfritz/Hessen 1872-1930 Kassel)

Mitglied seit 1902 und ab 1907 Leiter des Kasseler Zweiges. 1921 bis 1924 Arzt am Klinisch-Therapeutischen Institut, Stuttgart und 1924/25 zweiter behandeln-der Arzt Rudolf Steiners S. 400, 403, 658, 659-663, 665, 686 ff., 692 ff., 697, 716, 718 f., 728 f.

Olcott, Henry Steel (1832-1907)

Gründete mit H. p. Blavatsky 1875 die Theosophische Gesellschaft in New York, später Adyar/Indien und amtierte bis zu seinem Tod am 17.2.1907 als Präsi­dent. S. 721.

Padrutt, Adolf

Mitglied in Basel. Einer der Liquidatoren der Futurum AG. S. 474. Palmer, Dr. med. Otto (Feinsheim/Hessen 1867-1945 Wiesneck)

Mitglied seit 1908, damals Arzt in Hamburg. Folgte 1921 dern Ruf Rudolf Stei­ners zur Übernahme der Leitung des Klinisch-Therapeutischen Institutes, Stutt­gart. Ab 1923 im Vorstand der deutschen Landesgesellschaft.

S. 537, 577, 579 f., 716, 718.

Peipers, Dr. med. Felix (Bonn 1873-1944 Arlesheim)

Mitglied seit 1904. Richtete ca. 1906/07 eine Privatklinik in München ein (vgl.

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Seite 716 f.). Bei den Mysterienaufführungen in München (1910-1913) Darsteller des Benediktus. Mitbegründer des Bauvereins, 1911-1925 in dessen Vorstand.

1911-1913 im Vorstand der Deutschen Sektion. Ab 1915/16 Leiter der anthropo-sophischen Arbeit in München. 1921-1924 Arzt am Klinisch-Therapeutischen Institut Stuttgart. S 499 f., 5o8, 559 f., 716 ff., 721

Pestalozzi, Johann Heinrich (1746-1827)

S. 221.

Pfeiffer, Dr. Ehren fried (München 1899-1961 Spring Valley/USA>

Seit 1919/20 in Dornach. Studierte Naturwissenschaft an der Basler Universität und wurde in seinem Studium von Rudolf Steiner beraten. In seinem kleinen Forschungslabor in Dornach entwickelte er das erste biologisch-dynamische Zu­satzpräparat; er richtete eine den Bedürfnissen der Eurythmie entsprechende eigene Bühnenbeleuchtung ein (heute Museum für Bühnentedmik in Salzburg), entwickelte ausgehend von Anregungen Rudolf Steiners für die Bildkräfteerfor­schung die Methode der empfindlichen «Kupferchlorid-Kristallisation», u. a. m. auf dem Gebiete der Naturwissenschaft und der Landwirtschaft. Ab Mitte der 3oer Jahre in den USA tätig. Verschiedene Schriften. S. 560.

Pickert, Sigfried (* Glogau/Oder 1898)

Heilpädagoge. Mitglied seit 1921 und 1924 Mitbegründer des heilpädagogischen Institutes Lauenstein bei Jena. S. 593, 684, 715.

Piper, Dr. med. Kurt (Hamburg-Altona 1875-1952 Stuttgart)

Arzt und Dichter. Lernte Rudolf Steiner in Stuttgart bei der medizinischen

Woche Oktober 1922 kennen und wurde von da an ständiger Mitarbeiter in

Stuttgart. Redaktionstätigkeit für verschiedene antbroposophische Zeitschriften.

S. 674, 684, 691.

Poeppig, Fred (Neustadt/Thüringen 1900-1974 Untermünstertal)

Mitglied seit 1921. Von 1923 an langjähriger Mitarbeiter in der Sektion für redende und musikalische Künste am Goetheanum. Als freier Schriftsteller und Vortragender vorwiegend in Deutschland tätig. Schriften u. a. «Schicksals-wege zu Rudolf Steiner», Stuttgart 1955; «Rudolf Steiner, Der große Unbe­kannte. Leben und Werk>, Wien 1960. S.656.

Polzer-Hoditz, Ludwig Graf von (Prag 1869-1945 Wien)

Mitglied seit 1911.1917 verwendete er sich für Rudolf Steiners Dreigliederungs­bestrebung bei der österreichischen Regierung. 1919 bis 1921 für die Dreigliede­rungsbewegung in Österreich tätig. Mit Gründung der österreichischen Landes-gesellschaft (Okt.1923) in deren Vorstand. S. 667, 680, 685.

Pyle, Mieta

s. unter Waller.

Pyle, William Scott (Amerikaner, t 1938 in Den Haag/Holland)

Maler. Seit ca. 1921/22 in Dornach. 1929/30 entwarf er gemeinsam mit seiner Frau Mieta Pyle die Bühnenbilder für das 3. und 4. Mysteriendrama und arbeitete auf Veranlassung Rudolf Steiners an der Herstellung neuer Pflanzen-farben («Anthea-Farben>). S. 423 ff., 640.

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Ramser, Emma (Oberwil/BE 1885-1964 Dornach)

Lehrerin. Mitglied seit 1922. Initiantin für den Lehrerkurs Rudolf Steiners in

Bern April 1924. Wirkte für die Gründung der ersten Schule in der Schweiz

mit Waldorfpädagogik (Basel 1926), an der sie als Lehrerin tätig war.

S. 220, 454, 462, 464, 467.

Rath, Wilhelm (Berlin 1897-1973 Wolfsberg)

Von 1923 an zum Komitee der Freien Anthroposophischen Gesellschaft in

Deutschland gehörig und damit nach der Weihnachtstagung Funktionär der

Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft. 1924-1927 in der deutschen Aus­lieferung, Berlin, des Philosophisch-Anthroposophischen Verlages, Dornach.

S. 180, 607, 610.

Reebst4n, Berta geb. Lehmann (Berlin-Zehlendorf 1884-1967 Dornach)

Mitglied seit 1905. In Berlin von 1909 an Sekretärin von Marie Steiner-von Sivers und ab 1930 ebenfalls in Dornach. S. 692.

Reipert, Dipl-Ing. Hans (Elberfeld 1895-1981 Unterlengenhardt)

Mitglied seit 1919 und seit 1927 Eurythmielehrer in verschiedenen Orten, ab 1945

an der Freien Waldorfschule Hannover. «Übungen und Auftakte für Ton­eurythmie>. S. 599.

Rennefeld, Otto (Kaldenkirchen/Rheinland 1887-1957 Köngen/Württ.)

Dichter. Seit dem 17. Lebensjahre blind. Mitglied in Berlin, später in Köngen bei Stuttgart. Gedichtsammlungen. S. 402, 672.

Ricardo, Gracia (USA 1871-1955 Arlesheim)

Konzertsängerin. Mitglied im Berliner Zweig seit 1909, lebte seit 1914 in Dorn­ach. Zeitweise im Verwaltungsrat der Futurum AG und für die Begründung der Weleda in USA tätig. S. 476, 687, 689, 690.

Rietmann, Otto (St. Gallen 1856-1942 St. Gallen)

Mitglied seit 1905 und Vorsitzender des 1906 begründeten St. Galler Zweiges.

In seinem Atelier entstanden die meisten photographischen Aufnahmen Rudolf Steiners und zahlreiche Bilder der beiden Goetheanum-Bauten. Im März 1925 von Dr. Steiner in die Leitung der «Administration des Goetheanum-Baues> berufen. S. 454, 455, 572.

Rihoüet-Coroze, Simone (Paris 1892-1982 Paris)

Mitglied seit 1913. Begründete 1921 die Pariser Eurythmieschule und die Zeit­schrift «Science spirituelle>. Seit 1930 Generalsekretärin der französischen Lan­desgesellschaft. Übersetzerin von Werken Rudolf Steiners und Herausgeberin der Zeitschrift «Triades». «Rudolf Steiner, une Epopée de l'Esprit au XXe Siecle>, Paris 195 I. S. 241, 486, 620.

Rittelmeyer, Dr. Friedrich (Dillingen 1872-1938 Hamburg)

Protestantischer Geistlichen Von 1902-1916 bekannter Prediger in Nürnberg, dann an der «Neuen Kirche> Berlin. Verfasser theologischer Schriften. Seit 1911 persönliche Verbindung zu Rudolf Steiner und Herausgeber des Sammelwerkes «Vom Lebenswerk Rudolf Steiners» (1921). Mitbegründer und erster Erzoberlenken

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den 1921 begründeten »Christengemeinschaft> (Bewegung für religiöse Erneuerung). 1923 im Vorstand der deutschen Landesgesellschaft. «Meine Lebens-begegnung mit Rudolf Steiner>, 1928. S.397 f., 679, 696, 713.

Ritter, Marie (t 1914 München)

In den neunziger Jahren Mitglied der Theosophischen Gesellschaft in Berlin. Unter Rudolf Steiner Mitglied seit 1907. Herstellerin von »photodynamischen» Heilmitteln in Breslau, vgl. Seite 716. »Gegen Krebs empfahl ihr Rudolf Steiner das Meerwasser von der helgoländischen Küste, wo eine besondere Algenart dem Meerwasser die genügende Verdünnung mitteile, um sie mit dern Mistelpräpanat zu verbinden.> (Gümbel-Seiling »Mit Rudolf Steiner in München>). S. 716 f.

Ritter, Dr. Walter (Siebleben b/Gotha 1892-1960 Warmensteinach)

Mitglied seit ca. 1921/22. Nach dem Brande des ersten Goetheanums stellte er sich als Wächter zur Verfügung. Späten Güterdinektor bei Graf Lenchenfeld, Köfering, für die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise. S. 290, 292.

Roelofs, Christine (t 1923 über achtzigjährig in Dornach)

Als Holländerin Mitglied der Deutschen Sektion seit 1909. Führte in den ersten Dornacher Jahren die Goetheanum-Kantine. S. 411.

Römer, Prof. Dr. med. et Dr. med. dent. h. c. Oskar (Provinz Posen 1866-1952 Berchtesgaden)

Professor der Zahnheilkunde, zuerst in Straßburg i. E., dann von 1918-1934 in Leipzig (1920 Ordinarius, 1925 Dekan der medizinischen Fakultät, 1928 Rektor). Durch den ihm freundschaftlich verbundenen Prof. Gysi lernte er Rudolf Steiner kennen. Mitglied seit ca. 1906. »Gber die Zahnkaries mit Beziehung auf die Er­gebnisse der Geistesforschung Dr. Rudolf Steiners>, Stuttgart 1911, auf Grund seines Vortrages am 6.4.1921 beim i. Hochschulkurs am Goetheanum. S. 718.

Rousseau, Jean Jacques (1712-1778) S. 287, 288, 339, 344.

Röschl-Lehrs, Dr. Maria (Lancut/österreich. Polen 1890-1969 Eckwälden)

Mitglied seit 1919 in Wien. Ab 1911 an der Freien Waldorfschule Stuttgart für

altsprachlichen, später auch Religionsunterricht; ab 1923 zum Komitee der Freien

Anthroposophischen Gesellschaft gehörig und somit Funktionär der Allgemeinen

Anthroposophischen Gesellschaft. 1924-1931 Leiterin der Jugendsektion am

Goetheanum. S. 180, 496, 610, 624, 633, 714.

Rubtenberg, Nora (*1890 Mitau/Kurland)

Malerin, Mitglied seit 1919/20. S. 653.

Ruhtenberg, Wilhelm (Riga 1888-1954 Bensbeng bei Köln)

Protestantischen Geistlichen. Mitglied seit 1919. 1920-1931 Lehrer an den Wal­dorfschule in Stuttgart und 1922 Mitbegründer den Christengemeinschaft. S. 578.

Rutbs-Hoffmann, Karin

Ehemalige Waldonfschülerin. S. 607, 647.

Saladin, Dr. Fridolin

Fünsprech in Dornach. S. 538, 539, 54', 547.

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Sauerwein, Alice (* Marseille, t 1931 in der Schweiz)

Schwester von Jules Sauerwein. Begründete in Paris die Gruppe «Saint-Michel», in welcher Rudolf Steiner 1913 und 1914 Vorträge hielt. Seit der Gnündung der französischen Landesgesellschaft deren Generalsekretärin 1913-1930.

S. 235, 237, 239 f., 483 ff., 614.

Sauerwein, Dr. Jules

Einer der prominentesten französischen Journalisten in der Zeit des ersten bis zum Beginn des zweiten Weltkrieges. Lernte Rudolf Steiner 1906 in Wien ken­nen. Übersetzte verschiedene seiner Werke ins Französische und fungierte auch als Übersetzer bei Vorträgen Rudolf Steiners vor Franzosen. Im Herbst 1921 berichtete er im «Matin> über sein Gespräch mit Rudolf Steiner über die Vor­geschichte des ersten Weltkrieges. Vgl. Rudolf Steiner «Aufsätze über die Drei-gliederung des sozialen Orgarsismus und zur Zeitlage 1915-1921>, GA 1961.

5.235, 238, 239, 485, 619, 620.

Schickler, Dr. med. Eberhard (Stuttgart 1895-1963 Stuttgart)

Mitglied seit ca. 1920/21. Zur Zeit der Krankheit Rudolf Steiners (1924-25) Arzt am Klinisch-Thenapeutischen Institut Dr. Wegmans in Arlesheim, der er sich für die medizinische Bewegung schon als Student zur Verfügung gestellt hatte. Später Arzt in Stuttgart und besonders nach dem zweiten Weltkrieg auch leitend in der anthroposophischen Arbeit und für den Wiederaufbau einer an­throposophischen Ärztebewegung tätig. S. 692.

Schieb, Marie (Bern, t 1948)

Mitglied seit 1907, Mitbegründerin des Johannes-Zweiges, Bern. Gehörte mit Dr. Gnosheintz, Prof. Gysi, Frau Hinter-Weber zu den vier Schweizer Mitglie­denn, die das Gelände des Dornacher Baues zur Verfügung stellten. 1913-1925 im Vorstand des Bauvereins, im März 1925 von Dr. Steiner in die Leitung der «Administration des Goetheanum-Baues> berufen. S. 508, 559 f., 572, 721.

Schiller, Friedrich (1759-1805)

S. 287, 345.

Schiller, Walter (aus Prag, t 1957 London)

Seit ca. 1918/19 aktives Mitglied in Prag. Mitbegründer der Anthroposophischen Gesellschaft in der Tschechoslowakei. April 1923 in deren Vorstand. S. 603.

Schlegel, Emil (1852-1935)

Bekannten homöopathischer Arzt in Tübingen, später Lindau. Mit Rudolf Steiner seit 1905 persönlich bekannt, jedoch nicht Mitglied der Gesellschaft. Zeitweise be­handelnden Arzt von Marie Steiner-von Sivers. Diverse Schriften. S. 716.

Schmid-Curtius, Dr. Carl (t 1931 Locarno/Schweiz)

Mitglied seit 1907. Architekt des ersten Stuttgarter Gesellschaftshauses, Land­hausstr. 70, und von 1911-1914 erster Architekt des Bauprojektes München-Dornach. Später auf naturwissenschaftlichen Gebieten tätig. S. 720.

Schmiedel, Dr. Oskar (Wien 1887-1959 Schwäb. Gmünd)

Chemiker. Mitglied Seit 1907. Baute die Weleda mit auf und war von Anfang an in deren Leitung in Arlesheim, später in Schwäb. Gmünd. S. 650, 717 f., 723.

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Schneider, Dr. (t Ascona/Schweiz)

Frühen Zahnarzt in Tübingen, ab ca. 1908/09 in Ascona. Später dontiger Zweig­leiter. S. 454

Schröer, Karl Julius (Pressburg 1825-1900 Wien)

Pädagoge, Sprach- und Goetheforschen. Als Professor für Literatur an der Tech­nischen Hochschule Wien väterlicher Freund und Förderer Rudolf Steiners in den 80er Jahren. S. 592.

Schubert, Günther (Teheran/iran 1899-1969 Dornach)

Holländisches Mitglied seit 1919, ab 1922 als Vortragender Mitarbeiter am Goetheanum. Verwaltete nach dem Tode von Frl. H. Günther einige Zeit die Bibliothek am Goetheanum. Seit 1948 Mitglied den Rudolf Steinen-Nachlaßven­waltung. S. 414, 692.

Schubert, Dr. Karl (Wien 1889-1949 Stuttgart)

Mitglied seit ca. 1910. Im Februar 1920 von Rudolf Steiner an die Freie Waldorf-schule Stuttgart berufen zur Leitung den Hilfsklasse. Dadurch erster anthro­posophischen Heilpädagoge. Half später auch bei der Errichtung heilpädagogischer Institute in Deutschland und in anderen Ländern. S. 348, 622, 628, 636.

Schuré, Edouard (Straßburg 1841-1929)

Französischer Schriftsteller. Mitglied der Theosophischen Gesellschaft, aus der er

1913 offiziell austrat, um sich der Anthroposophischen Gesellschaft anzuschließen.

Besorgte 1908 die erste Übersetzung eines Werkes («Das Christentum als

mystische Tatsache>) von Rudolf Steiner ins Französische. S. 485.

Stbuurman, Max (Arnheim/Holland 1889-1955 Arlesheim)

Musiker. Mitglied seit 1913, seit 1915 am Goetheanum tätig als Violinist, Kom­ponist (vor allem für die Eurythmie) und Dirigent des Goetheanumorchesters, aber auch als Darstellen verschiedenen Bühnenrollen noch unter Regie Rudolf Steiners (Mephisto im «Faust>, Teufel in den Weihnachtsspielen).

S. 318, 402, 658, 692, 693.

Schwebsch' Dr. Erich (Frankfurt/Oder 1889-1953 Freiburg i. Br.) Musikschriftsteller und Pädagoge. Mitglied seit ca. 1919. Durch Rittelmeyer auf­gefordert beteiligte er sich an dessen Sammelwerk «Vom Lebenswerk Rudolf Steinens> zu dessen 60. Geburtstag (1921) mit einem Aufsatz «Goethe und Rudolf Steiner», wodurch Rudolf Steiner auf ihn aufmerksam wurde und ihn zur Mitarbeit an der Stuttgarter Waldorfschule auffordern ließ. An dieser wirkte er seit 1921. Ihr Wiederaufbau 1945, nach dem zweiten Weltkrieg, war im wesentlichen seiner Initiative zu danken. 1946 vereinigte er die Waldorf-schulen in Deutschland zum Bunde der Freien Waldorfschulen, dessen Leitung er innehatte. S. 478.

Sivers, Marie Von s. unter Steiner

Steffen, Albert (Murgenthal/Aargau 1884-1963 Dornach)

Schweizer Dichten. Lernte Rudolf Steiner 1907 in München kennen. Seit Herbst [920 in Dornach. Mit Begründung der Wochenschrift »Das Goetheanum> (1921)

#SE260a-743

deren Redakteur. Weihnachten 1923-1925 zweiter Vorsitzender der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Leiter den Sektion für schöne Wissen­schaften. Von Weihnachten 1925 an erster Vorsitzender. Schriften, Dichtungen, Dramen. Vgl. «In Memoriam Rudolf Steinen>, 1925, und «Begegnungen mit Rudolf Steiner>, 1955. S. 18 f., 28 f., 37, 90, III, 120, 163, 223, 400 f., 423, 464-68, 538 f., 54', 545, 559 f., 563,565 f., 585 und Chronik: 590 ff.

Stegemann, Ernst (Kniestedt b/Salzgitter 1882-1943 Marienstein b/Göttingen)

Erster Landwirt, der an Dr. Steiner Fragen in bezug auf die Landwirtschaft stellte und auf Grund der erhaltenen praktischen Anweisungen bereits von dem landwirtschaftlichen Kursus Versuche auf seinem Pachtgut (Klostergut Manien-stein) durchführte. Mit Graf Keyserlingk und Rudolf von Koschützky für das Zustandekommen des Landwirtschaftlichen Kursus bemüht und mit diesen in der Leitung des daraus entstandenen Versuchsrings anthroposophischer Landwirte.

S. 274, 280, 304, 316, 317,625 f., 722.

Stein, Dr. Walter Johannes (Wien 1891-1957 London)

Mitglied seit 1913; 1919-1932 Geschichtslehner an der Freien Waldorfschule

Stuttgart, 1923-1928 auch im Vorstand der deutschen Landesgesellschaft, späten in

England tätig. S. 222, 478.

Steiner, Franziska geb. Blie (Horn/Österreich 1834-1918 Horn) Mutter Rudolf Steiners S. 547.

Steiner, Johann (Genas/Österreich 1829-1910 Horn) Vater Rudolf Steiners S. 547.

Steiner, Leopoldine (Pottschach/Östern. 1864-1927 Horn) Schwester Rudolf Steiners S. 685.

Steiner, Marie geb. von Sivers (Wlotzlawelt/Rußland 1867-1948 Beatenberglsdiweiz) Seit 1902 engste Mitarbeiterin Rudolf Steiners beim Aufbau von Bewegung und Gesellschaft. Seit Weihnachten 1914 Marie Steiner. Entwickelte mit ihm die goetheanistische Bühnenkunst (Sprachgestaltung und Eurythmie); seit Weihnach­ten 1923 Leiterin der Sektion für redende und musikalische Künste. In dern von ihr 1908 begründeten Philosophisch-Aatliroposophischen Verlag (vgl. S. 720) be­sorgte sie die Herausgabe und Veröffentlichung der Schriften und Vorträge Ru­dolf Steiners Zur Fortführung dieser Aufgabe begründete sie ,943 die Rudolf Steinen-Nachlaßverwaltung. Vgl. Rudolf Steiner «Mein Lebenigang»; Manie Steiner «Erinnerungen» I und II, Dornach 1949 und 1952, Rudolf Steiner/Marie Steiner-von Sivens «Briefwechsel und Dokumente 1901-1925» GA 262; Hella Wiesberger «Aus dem Leben von Marie Steiner-von Sivens», Dornach 1956; «Marie Steinen, ihr Weg zur Erneuerung der Bühnenkunit durch Anthroposo­phie. Eine Dokumentation», Dornach 1973.

S. 18 f., 24, 37, 110, 138, 165, 167, 197, 232-34, 243, 251, 300, 307, 317-321, 330, 347-349, 363, 366, 368, 377-380,386,390,392, 401-404, 419, 487, 496, 513, 547, 559 f., 563,565 f., 583 ff. und Chronik 587 ff.

Stibbe, Max (Padang/Niederl. Ostindien 1898-1983)

Pädagoge. Mitglied seit 1920. 1923 Mitbegründer und Lehrer den ersten hollän­dischen Waldonfschule »De Vrije School>' Den Haag. S. 348, 636, 637.

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Stinde, Sophie (1853-1915 München)

Von 1902/03 an zusammen mit ihrer Freundin Gräfin Kalckreuth Leiterin des

Münchener Hauptxweiges. 1904-1913 im Vorstand der Deutschen Sektion. 1907 bis 1913 Hauptorganisatorin der Münchener Festspielveranstaltungen. Mit­begründerin und erste Vorsitzende (1911-1915) des Johannesbau-Vereins »Ihr danken wir, neben dern Aufbau der Arbeit in München, die Bühnenverwirk­lichung der Mysteriendramen Dr. Steiners Und im Anschluß daran die Verwirk-lichung des Baugedankens.> (Marie Steiner) S. 721.

Stockmeyer, Ernst August Karl (Karlsruhe 1886-1963 Malsch)

Lehrer. Mitglied seit ca. 1906/07.1908/09 als Student baute er mit seinem Vater nach den Angaben Rudolf Steiner den Malscher Modellbau. Im Frühjahr 1919 wurde er von Emil Molt nach Stuttgart gerufen, um beim Aufbau der Waldorf-schule zu helfen. Neben seiner Lehrtätigkeit leitete er lange Zeit auch die Schulverwaltung. Später wirkte er für den Aufbau der Waldorfschule in Frei­burg i. Br. S. 610, 615, 722.

Stokar, Willy (Schaffhausen 1893-1953 Zürich)

Mitglied seit ca. 1916. Schriftsteller. 1921-1922/23 Mitarbeiter von Willy Storrer

im engeren Arbeitsausschuß am Goetheanum, u. a. für Führungen im Bau und als

Vortragender. Zeitweise auch im Verwaltungsrat der Futurum AG, Dornach.

S. 457 f., 467, 720.

Storrer, Willy (Töss b. Winterthur 1896-1930 Dornach)

Von 1919 an Mitarbeiter von Roman Boos in der schweizerischen Dreigliede­rungsarbeit sowie für die Sekretariats- und Organisationsangelegenheiten am Goetheanum, die von ihm als Nachfolger von Dr. Boos im Frübsommer 1921 selbständig weitergeführt wurden. Bei Gründung der Wochenschrift »Das Goetheanum> von Rudolf Steiner mit deren Administration betraut und damit Geschäftsführer des Verlages am Goetheanum. 1920 Gründungsmitglied und Sekretär des Zweiges am Goetheanum und 1923 Mitbegründer des Zweiges Neue Generation. Bis zur Weihnachtstagung 1923 im engeren Arbeitsausschuß am Goetheanum. Zeitweise auch im Verwaltungsrat der Futurum AG. Verunglückte am 3.5.1930 tödlich mit seinem Privatflugzeug am Dornacher Gempenstollen.

S. 463, 465 f., 469 f., 720, 722.

Strohschein, Albrecht (Hamburg-Harburg 1899-1962 Hepsisau/Württ.)

Heilpädagoge. Mitglied seit 1919. 1920 kaufmännischer Mitarbeiter im Kom­menden Tag, Stuttgart, dann Psychologiestudent in Jena und Leiter der dor­tigen anthroposophischen Jugendarbeit. 1924 Mitbegründer des heilpädagogi­schen Institutes Lauenstein bei Jena und später noch anderer heilpädagogischer Institute. S. 593, 609, 621, 684, 715.

Stuten, Jan (Nymwegen/Holland 1890-1948 Arlesheim)

Musiker. Mitglied seit 1911 (Köln). Ab 1914 ständiger Mitarbeiter am Gocthea­num als Musiker (Komponist und Dirigent). Darstellcr verschiedener Bühnenrol­len unter der Regie Rudolf Steiners, u. a. Faust. Später auch Bühnenbildner (1928

I. und I. Mysteriendrama). Diverse Kompositionen, vor allem zu Faust I und II, und Trauermusik für Rudolf Steiner. Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung. S. 167, 402, 595, 673, 696.

#SE260a-745

Tagore, Rabindranath (1861-1941) S. 488.

Tessin, Familie von S. 578.

Thut, Paul (1872-1955 Bern)

Ingenieur. Direktor der Bernischen Kraftwerke. Langjähriges Mitglied in Bern.

S. 451, 454, 460, 466, 467.

Träxler

Kaufmann in Horn/Österreich, der 1925 für die Pflege der erblindenden Schwe­ster Rudolf Steiners sorgte. S. 686.

Trinchero, Giuseppe (1874-1936)

Katholischer Ordensgeistlicher aus Genua. Übersetzte Rudolf Steiners Werk «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit> ins Italienische (1935).

S. 653.

Trommsdorff, Wilhelm (1881-1961 Frankfurt/M.)

Volkswirtschafter. Mitglied seit 1907. Ab 1912 Leiter des Goethe-Zweiges, Frankfurt. Ab 1914 Mitarbeit am Goetheanum-Bau und ab 1920 auch in der Leitung der Kommenden Tag AG, Stuttgart. S. 499, 563.

Turgenieff, Assia (Bei Moskau 1890-1966 Dornach)

Mitglied seit 1912. Von 1914 an in Dornach als Schnitzerin am ersten Goethe­anum-Bau und an der Gruppe. 1915-1935 auch in der Eurythmiegruppe des Goetheanum. In Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner entwickelte sie eine neue Hell-Dunkel-Technik (Kupferstiche der Goetheanum-Fenstermotive, vgl. Rudolf Steiner «Entwürfe für die Glasfenster des Goetheanum>, Gesamtausgabe Dornach 1961). 1927-1945 führte sie die Glasradierung der Fenster des zweiten Goethe­anum-Baues aus und seit 1928 besorgt sie für die Herausgaben der Werke Rudolf Steiners die Wiedergabe der Zeichnungen, sowie Entwürfe für Einbände und Illustrationen. Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung. S. a. «Was ist mit dem Goetheanum-Bau geschehen? Tatsachen und Symptome», Basel 1957.

S. 611.

Unger, Dr. ing. Carl (Bad Cannstatt b/Stuttgart 1878-1929 Nürnberg)

Mitglied seit 1902/03. Bis zu seinem Tode leitete er den Stuttgarter Hauptzweig, den er 1905 mit Adolf Arenson begründet hatte. 1913-1923 Mitglied des Zentral-vorstandes der Anthroposophischen Gesellschaft, ab 1923 geschäftsführendes Mitglied des Vorstandes der deutschen Landesgesellschaft. Von Januar 1914 bis September 1915 hatte er die technische Bauleitung des ersten Goetheanum inne und war von 1913-1925 im Vorstand des Bauvereins. Vor Beginn seines öffent­lichen Vortrages «Was ist Anthroposophie?> in Nürnberg am 4. 1. 1929 wurde er von einem Geisteskranken erschossen. Gesammelte Schriften in 3 Bänden.

S. 136, 508, 514, 559 f., 563, 681, 685, 692, 695,709, 712.

Wehoff, Mien (Amsterdazn 1895-1973 Arlesheim)

Mitglied seit 1920/21. Befreundet mit Frau Dr. Wegman und von 1921 bis zu deren Tod 1943 ihre Mitarbeiterin im Klinisch-Therapeutischen Institut Arles­heim. S. 476.

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Vreede, Dr. Elisabeth (Den Haag/Holland 1879-1943 Ascona/Schweiz)

Mitglied der Theosophischen Gesellschaft schon um 1902, von April 1914 an Mitarbeiterin am Goetheanum, wo sie von 1919 an das Rudolf Steiner-Vortrags-archiv einrichtete. 1920 Gründungsmitglied und später Sekretär des Zweiges am Goetheanum, 1922-1923 im engeren Arbeitsausschuß und seit Weihnachten 1923 bis 1935 Mitglied des Gründungsvorstandes der Allgemeinen Anthroposo­phischen Gesellschaft und Leiterin der mathematisch-astronomischen Sektion.

S. 18, 37, III, 239, 300, 304, 357, 319, 347, 366, 405, 410, 411, 414, 421 f., 424 f., 559 f., 563, 565 f. und Chronik: 604, 623, 627, 714, 720.

Wichsmuth, Dr. Guenther (Dresden 1893-1963 Arlesheim)

Seit 1925 ständig in Dornach. 1922-5923 im engeren Arbeitsausschuß ans Goethe­anum, Weihnachten 1923-1963 im Vorstand der Allgemeinen Anthroposophi­schen Gesellschaft als Sekretär und Schatzmeister und Leiter der naturwissen­schaftlichen Sektion. Schriften, u. a. «Rudolf Steiners Erdenleben und Wirken», Eine Biographie, Dornach 1941 bzw. 1951. Erwähntes Werk: »Die ätherischen Bildekräfte in Kosmos, Erde und Mensch», Stuttgart 1924. S. I8, 22 f., 37, III, 188,284, 300,319, 347,360,366>374,425, 443, 445, 451, 467 f., 523, 559 f., 563, 565 f., 583 und Chronik: 589ff.

Wachsmuth, Dr. Wolfgang (Dresden 1891-1953 Arlesheim)

Wagner, Günther (Hamburg 1842-1930 Herrenalb/Württ.)

Gründer der Fabrik der Pelikan-Erzeugnisse in Hannover. Seit 1885 Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und aktiv beteiligt an der Gründung der Deut­schen Sektion (1902). «Man nannte ihn den Senior der Gesellschaft» (Marie Steiner). Später zeitweise Revisor im Goetheanum-Bauverein. S. 385.

Wililer-Pyle, Mieta (Holland 1883-1954 USA)

Von ca. 1907 an Freundin und enge Mitarbeiterin von Marie Steiner-von Sivers und Rudolf Steiner auf künstlerischem Gebiet. Unter anderem in München

1910-1913 Darstellerin des Johannes Thomasius in den Mysteriendramen. Eurythmistin. Malte auch in der kleinen Kuppel des ersten Goetheanum, bis auf ihre Initiative hin Rudolf Steiner gebeten wurde, diese selbst auszumalen.

S. 640, 659, 661 f., 688, 693.

Walther, Clara geb. Selling (Steinau/Oder 1875-1961 Berlin)

Von 1905 an für die Haushaltführung von Rudolf Steiner und Marie Steiner-von Sivers in Berlin tätig. S. 659.

Walter, Dr. med. Hilma (Mannheim 5893-5976 Ascona)

Ärztin im Klinisch-Therapeutischen Institut Dr. Wegmans in Arlesheim, später in Ascona. S. 687.

Wartburg, Dr. Jda von (Zürich 1887-1963 Basel)

Mitglied seit 1918. 1919-1929 Frauenärztin in Aarau. Von 5929-1939 durch Be­rufung ihres Gatten an die Universität Leipzig in der dortigen Gesellschaft tätig. 1952-1959 Vorsitzende des Humanus-Zweiges in Basel. S. 718.

Weber-Gremminger, Herr S. 463.

#SE260a-747

Wegman, Dr. med. lta (Java 1876-1943 Arlesheim)

Mitglied seit ca. 1903. Medizinstudium in Zürich. Gründete 1921 das Klinisch-Therapeutische Institut in Arlesheim, woraus eine intensive Zusammenarbeit mit Rudolf Steiner auf medizinischem Gebiet entstand. 1922 bis 1924 im Verwal­tungsrat der Internationalen Laboratorien AG Arlesheim. 1922-1923 im engeren

Arbeitsausschuß am Goetheanum. Weihnachten 1923-1935 Schriftführerin des Vorstandes der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft und Leiterin der medizinischen Sektion. 1924-1925 behandelnde Ärztin Dr. Steiners und Mit-autorin von «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst ...>.

S. 18, 37, 110, 164, 169, 226, 228, 231, 239, 241, 276, 347, 349 f., 366, 376 f., 399-405, 441 f., 474-476,487, 489, 492, 494 f., 505, 548, 559 f., 563, 565 f., 569, 572, 574 f., 583, 585 und Chronik: 590 ff.

Werbeck, Louis Michael Julius (Hamburg 5879-1928 Hamburg)

Mitglied seit 1910 und ab 1917 Leiter des Pythagoras-Zweiges, Hamburg. 1923 im Vorstand der deutschen Landesgesellschaft. Erwähntes Werk: «Die wissen­schaftlichen Gegner Rudolf Steiners und der Anthroposophie durch sie selbst widerlegt> und «Die christlichen Gegner Rudolf Steiners und der Anthroposo­phie . . .» (1924). S. 587, 483, 538 ff., 547, 590, 620.

Werr, Dr. med. vet. Joseph (Regensburg 1885-1954 Hergensweiler/Lindau)

Als Tierarzt in Dischingen/Württ. lernte er 5920 Rudolf Steiner kennen. Damals grassierte in Württemberg die Maul- und Klauenseuche. Da auch die Güter der Kommenden Tag AG betroffen waren, wurde Rudolf Steiner auch hierfür um Rat angegangen. Er gab ein Verfahren an, mit dem Dr. Kolisko und Dr. Werr ausgedehnte Versuche zur Maul- und Klauenseuchenbekämpfung durchführten, die Dr. Werr 1924 in Südamerika fortsetzte. Nach seiner Rückkehr arbeitete er im Zusammenhang mit dem «Versuchsring anthroposophischer Landwirte> und der «Weleda AG> an der Erweiterung der Tierheilkunde nach geisteswissen­schaftlichen Erkenntnissen. Schriften. S. 718.

Wiese, Georga (t 1924 Dornach)

Norwegerin. Gehörte zu den Schnitzern am ersten Goetheanum-Bau (S. Rudolf Steiner «Unsere Toten», GA 1963.) S. 592, 593.

Wildermuth, Frl.

S. 579, 580.

Wilson, Woodrow (1856-1924)

1913-1921 Präsident der USA. Rudolf Steiner versuchte, seiner Programmatik die Dreigliederungs-Idee entgegenzustellen. Vgl. Rudolf Steiner «Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921», GA 1961. S. 207, 430.

Wyssling, Dipl.-Ing. Walter (Zürich 1891-1926 Zürich)

Mitglied seit 1922. Setzte sich im Winter 1924/25 vom Standpunkt eines Inge­nieurs in der Presse für den Wiederaufbau des Goetheanums ein und wurde in derselben Zeit zum Hauptinitianten für die Gründung der Rudolf Steiner-Schule in Zürich. S. 457, 678.

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Zaiser, Gerlind (Stuttgart 1899-1972 Stuttgart)

Mitglied seit 1919. 1923/24-1926 auf sprachgestalterischem und eurythmischem Gebiet am Goetheanum tätig, Schriftstellerin (dramatische Dichtungen). S. 402.

Zeylmans van Emmichoven, Dr. med. F. W.

(Helmond/Holland 1893-1961 Kapstadt/Afrika)

Mitglied seit 1920.1923 Gründer der Rudolf Steiner-Klinik in Den Haag, und

mit Gründung der holländischen Landesgesellschaft, November 1923, deren

Generalsekretär. Schriften, u. a. «Rudolf Steiner, Eine Biographie>, Stuttgart

1961. S. 347 f., 350, 620, 636, 637, 654.

Zibell-Wullschleger' Olga (Romanshof/Posen 1894-1961 Reinach/Schweiz) Ab 1913 im Haushalt von Rudolf Steiner und Marie Steiner-von Sivers, Berlin, Stuttgart, Dornach. Mitglied seit 1915. S. 662, 683, 686, 689. Zimmer, Erich (Karlsruhe 1924-1976 Dornach) Architekt in Dornach. Mitglied seit 1951. S. 634, 658.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.