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Aktuelle Version vom 9. August 2023, 08:41 Uhr
VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER
#G266c-1998-SE009 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER
#TX
Innerhalb der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, die sich in die drei großen Abteilungen Schriften - Vorträge - künstlerisches Werk gliedert (siehe die Übersicht am Schluß des Bandes), erscheinen alle Dokumentensammlungen von Rudolf Steiners esoterischer Lehr-tätigkeit in der Reihe «Veröffentlichungen zur Geschichte und aus den Inhalten der esoterischen Lehrtätigkeit Rudolf Steiners» (siehe die Übersicht S.2).
Näheres zur Geschichte der Esoterischen Schule Rudolf Steiners, wie sie von 1904 bis 1914 bestanden hat, findet sich in den beiden ersten Bänden dieser Reihe (GA 264 und 265) und in den «Vorbemerkungen der Herausgeber» im Band 1 «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden» (GA 266/1). Ebenso wie dieser Band so vollständig als möglich und in chronologischer Reihenfolge alle vorliegenden Gedächtnisaufzeichnungen von Teilnehmern an esoterischen Stunden aus den Jahren 1904 bis einschließlich 1909 umfaßt, so auch der zweite Band alle Aufzeichnungen aus den Jahren 1910 bis einschließlich 1912. In dem hier vorgelegten dritten Band erscheinen die Aufzeichnungen aus den Jahren 1913 und 1914. Diejenigen von 1914 reichen allerdings nur bis zum Sommer, da damals - bedingt durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 -Rudolf Steiner die Esoterische Schule einstellte. Als er nach Kriegsende verschiedentlich gebeten wurde, die esoterische Arbeit doch wieder aufzunehmen, hielt er vom Jahre 1920 an einige esoterische Stunden, bis mit der zu Weihnachten 1923/24 erfolgten Neubegründung der Anthroposophischen Gesellschaft auch die esoterische Schule, nunmehr als «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum» neu gestaltet werden sollte. Durch seinen frühzeitigen Tod konnte dies allerdings nur anfänglich realisiert werden.
Der vorliegende dritte Band ist in die folgenden drei Teile gegliedert:
1. Aufzeichnungen von Stunden der Jahre 1913 und 1914 mit einem Anhang von Notizen der Jahre 1904 bis 1906. Letztere gehören chronologisch eigentlich zum ersten Band; sie sind
#SE266c-010
aber erst nach dessen Erscheinen dem Rudolf Steiner-Archiv zugekommen.
2. Aufzeichnungen von Stunden der Jahre 1920 bis 1923.
3. Aufzeichnungen von zwei für den sogenannten esoterischen Jugendkreis gehaltenen Stunden aus dem Jahre 1923, mit Aufzeichnungen zu dessen Entstehungsgeschichte.
Dankenswerterweise haben auch für den Druck des vorliegenden Bandes das Archiv des Goetheanum und andere Stellen ihre Sammlungen zum Vergleichen und Ergänzen zur Verfügung gestellt.
Da es sich um Aufzeichnungen von esoterischen Stunden handelt, die hinterher aus dem Gedächtnis niedergeschrieben wurden, da Mitschreiben während der Stunden nicht erlaubt war, müssen sie als fragmentarisch, mitunter verstümmelt und manchmal auch als fehlerhaft gewertet werden. Andrerseits stammen sie jedoch von Schülern, die mit den allgemeinen geisteswissenschaftlichen Lehr-inhalten gut vertraut waren. Außerdem lassen sich die Unzulänglichkeiten und etwaigen Fehler in den Schülerniederschriften korrigieren und ergänzen durch Heranziehen der Schriften und Vorträge Rudolf Steiners über den Schulungsweg. Denn wie aus manchen Aufzeichnungen hervorgeht, wurde von ihm selbst darauf hingewiesen, daß sich das in den esoterischen Stunden mitgeteilte Geistes-wissenschaftliche weniger dem Inhalt als der Art nach von dem der andern Vorträge unterscheidet.
Für die Herausgabe ist, abgesehen von Korrekturen eindeutig sinnentstellender Fehler, von einer stilistischen Redaktion weitgehend Abstand genommen worden. Einfügungen, die sich in runden Klammern finden, gehen auf die Aufzeichner zurück. Durch die Herausgeber vorgenommene Ergänzungen und Einfügungen in den Texten wurden in eckige Klammern gestellt, außerhalb der Texte klein geschrieben. Näheres zu den Textunterlagen findet sich in den Hinweisen am Schluß des Bandes.
Die meisten Handschriften-Wiedergaben sind verkleinert gedruckt.
ERSTER TEIL AUS DEN INHALTEN DER ESOTERISCHEN STUNDEN 1913 - 1914
#G266c-1998-SE011 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ERSTER TEIL
AUS DEN INHALTEN DER
ESOTERISCHEN STUNDEN 1913 - 1914
Gedächtnisaufzeichnungen von Teilnehmern
#SE266c-013
IMMER WIEDERKEHRENDE SPRÜCHE
IN DEN ESOTERISCHEN STUNDEN
DER JAHRE 1913 - 1914
#SE266c-014
Die Sprüche an den Tagesgeist*
Meditationen, die das Zeitwesen der Hierarchien erfasscn
#TX
Freitag Abend für Sonnabend Saturn
Großer umfassender Geist,
der Du den endlosen Raum erfülltest,
als von meinen Leibesgliedern
keines noch vorhanden war:
Du warst.
Ich erhebe meine Seele zu Dir.
Ich war in Dir.
Ich war ein Teil Deiner Kraft.
Du sandtest Deine Kräfte aus,
und in der Erde Urbeginn spiegelte sich
meiner Leibesform erstes Urbild.
In Deinen ausgesandten Kräften
war ich selbst.
Du warst.
Mein Urbild schaute Dich an.
Es schaute mich selbst an,
der ich war ein Teil von Dir.
Du warst.
- - -
* Faksimiles der Handschriften in «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden», Band I, GA 266/I, S.63-78.
Es ist überliefert, daß die meisten Stunden mit der Anrufung des Tagesgeistes begonnen wurden, doch iSt dies nicht immer in den Aufzeichnungen festgehalten worden.
#SE266c-015
Sonnabendabend für Sonntag Sonne
Großer umfassender Geist,
viele Urbilder sproßten aus Deinem Leben,
damals, als meine Lebenskräfte
noch nicht vorhanden waren.
Du warst.
Ich erhebe meine Seele zu Dir.
Ich war in Dir.
Ich war ein Teil Deiner Kräfte.
Du verbandest Dich
mit der Erde Urbeginn
zur Lebenssonne
und gabest mir die Lebenskraft.
In Deinen strahlenden Lebenskräften
war ich selbst.
Du warst.
Meine Lebenskraft strahlte in der Deinen
in den Raum.
Mein Leib begann sein Werden
in der Zeit.
Du warst.
#SE266c-016
Sonntagabend für Montag Mond
Großer umfassender Geist,
in Deinen Lebensformen leuchtete Empfindung,
als meine Empfindung
noch nicht vorhanden war.
Du warst.
Ich erhebe meine Seele zu Dir.
Ich war in Dir.
Ich war ein Teil Deiner Empfindungen.
Du verbandest Dich
mit der Erde Urbeginn,
und in meinem Leibe begann
das Leuchten der eignen Empfindung.
In Deinen Gefühlen
fühlte ich mich selbst.
Du warst.
Meine Empfindungen fühlten Dein Wesen in sich.
Meine Seele begann in sich zu sein,
weil Du in mir warst.
Du warst.
#SE266c-017
Montag für Dienstag Mars
Großer umfassender Geist,
in Deinen Empfindungen lebte Erkenntnis,
als mir noch nicht Erkenntnis gegeben war.
Du warst.
Ich erhebe meine Seele zu Dir.
Ich zog ein in meinen Leib.
In meinen Empfindungen lebte ich mir selbst.
Du warst in der Lebenssonne.
In meiner Empfindung
lebte Dein Wesen als mein Wesen.
Meiner Seele Leben
war außerhalb Deines Lebens.
Du warst.
Meine Seele fühlte ihr eigenes Wesen in sich.
In ihr entstand Sehnsucht.
Die Sehnsucht nach Dir,
aus dem sie geworden.
Du warst.
#SE266c-018
Dienstag für Mittwoch Merkur
Großer umfassender Geist,
in Deines Wesens Erkenntnis ist Welterkenntnis,
die mir werden soll.
Du bist.
Ich will meine Seele einigen mit Dir.
Dein erkennender Führer
beleuchte meinen Weg.
Fühlend Deinen Führer
durchschreite ich die Lebensbahn.
Dein Führer ist in der Lebenssonne.
Er lebte in meiner Sehnsucht.
Aufnehmen will ich sein Wesen
in meines.
Du bist.
Meine Kraft nehme auf
des Führers Kraft in sich.
Seligkeit zieht in mich.
Die Seligkeit, in der die Seele
den Geist findet.
Du bist.
#SE266c-019
Mittwoch für Donnerstag Jupiter
Großer umfassender Geist,
in Deinem Lichte strahlt der Erde Leben,
mein Leben ist in dem Deinen.
Du bist.
Meine Seele wirkt in der Deinen.
Mit Deinem Führer gehe ich meinen Weg.
Ich lebe mit Ihm.
Sein Wesen ist Bild
meines eigenen Wesens.
Du bist.
Des Führers Wesen in meiner Seele
findet Dich, umfassender Geist.
Seligkeit ist mir
aus Deines Wesens Hauch.
Du bist.
In einer anderen Niederschrift lautet die drittletzte Zeile: «Seligkeit wird mir«.
#SE266c-020
Donnerstag für Freitag Venus
Großer umfassender Geist,
in Deinem Leben lebe ich mit der Erde Leben.
In Dir bin ich.
Du bist.
Ich bin in Dir.
Der Führer hat mich zu Dir gebracht.
Ich lebe in Dir.
Dein Geist ist
meines eigenen Wesens Bild.
Du bist.
Gefunden hat Geist
den umfassenden Geist.
Gottseligkeit schreitet
zu neuem Weltschaffen.
Du bist. Ich bin. Du bist.
#SE266c-021
[Nach dem Vorigen jeden Tag*]
Großer umfassender Geist,
mein Ich erhebe sich von unten nach oben,
ahnen mög es Dich im Allumfassen.
Der Geist meines Wesens durchleuchte sich
mit dem Licht Deiner Boten,
Die Seele meines Wesens entzünde sich
an den Feuerflammen Deiner Diener
Der Wille meines Ich erfasse
Deines Schöpferwortes Kraft.
Du bist.
Dein Licht strahle in meinen Geist,
Dein Leben erwarme meine Seele,
Dein Wesen durchdringe mein Wollen, .
daß Verständnis fasse mein Ich
für Deines Lichtes Leuchten,
Deines Lebens Liebewärme,
Deines Wesens Schöpferworte.
Du bist.
- - -
* Diese im Original fehlende Angabe geht auf Marie Steiner für den Erstdruck in «Aus den Inhalten der Esoterischen Schule«, Heft III, Dornach 1951, zurück.
#SE266c-022
#TI
Der Meditationsspruch
«Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . . »*
#TX
Im Geiste lag der Keim meines Leibes.
Und der Geist hat eingegliedert meinem Leibe
Die sinnlichen Augen,
Auf daß ich durch sie schaue
Das Licht der Körper.
Und der Geist hat eingeprägt meinem Leibe
Empfindung und Denken
Und Gefühl und Wille
Auf daß ich durch sie wahrnehme die Körper
Und auf sie wirke.
Im Geiste lag der Keim meines Leibes.
In meinem Leibe liegt des Geistes Keim.
Und ich will eingliedern meinem Geiste
Die übersinnlichen Augen,
Auf daß ich durch sie schaue das Licht der Geister.
Und ich will einprägen meinem Geiste
Weisheit und Kraft und Liebe,
Auf daß durch mich wirken die Geister
Und ich werde das selbstbewußte Werkzeug
Ihrer Taten.
In meinem Leibe liegt des Geistes Keim.
- - -
* Von einem gewissen Zeitpunkt an wurden damit die esoterischen Stunden geschlossen.
#SE266c-023
In den reinen Strahlen des Lichtes
Erglänzt die Gottheit der Welt
In der reinen Liebe zu allen Wesen
Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele
Ich ruhe in der Gottheit der Welt
Ich werde mich selber finden
In der Gottheit der Welt
#SE266c-025
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Köln, 2. Januar 1913
Aufzeichnung A
#TX
Bevor wir unsere eigentliche esoterische Betrachtung beginnen, ist zu sagen, besonders auch für unsere ausländischen Freunde, daß wir uns vollständig zu scheiden haben in unserer esoterischen Strömung von jenem anderen, was durch die Welt geht und was von Frau Besant vertreten wird. Wir können aus Gründen der Wahrhaftigkeit uns von den Taten einer Persönlichkeit scheiden, [müssen] aber der Persönlichkeit selbst doch unveränderlich unsere Liebe erhalten, vielleicht eben deshalb ihr unsere Sympathie in erhöhterem Maße zuwenden, gerade darum, weil wir ihre Taten ablehnen müssen.
Es werden die Worte von Frau Besant von 1906 verlesen, worin sie alle diejenigen, die sie wahrhaft lieben, bittet, wenn der Tag ihres Falles kommen sollte, eben aus Liebe zu ihr, nicht schwarz weiß zu nennen. Es ist eben der Okkultismus ein gefährlicher Weg, und jeder soll eingedenk sein, daß in der Tiefe der menschlichen Seele Kräfte schlummern können, die vielleicht im gewöhnlichen Leben nicht zum Vorschein kommen, aber wenn man den gefahrvollen Pfad betritt, ans Tageslicht treten, darum gilt es unablässig Wache zu halten bei der eigenen Seele und des Wortes eingedenk zu sein: «Wachet und betet!» -
Wer eintreten will in die geistigen Welten, der muß vor allen Dingen strenge Selbsterkenntnis üben. Der Essäerorden, dessen erhabene Lehrer in Nazareth auch dem einen Jesusknaben, den wir den Jesus des Lukas-Evangelium nennen, den Extrakt aller Weisheit, wie ihn gerade diese Wesenheit brauchte, lehrten, hatte zwei besonders wichtige Regeln, die uns zeigen können, wie weit gerade unsere heutige Zeit von dem Spirituellen entfernt ist. Die eine Regel lautete: Vor Sonnenaufgang und nachdem die Sonne untergegangen ist, soll kein Essäer von weltlichen Dingen reden. Und für diejenigen, die in höhere Grade aufgestiegen
#SE266c-026
waren, wurde diese wichtige Essäerregel dadurch verstärkt, daß auch nicht Gedanken weltlicher Art den Schüler beschäftigen sollten in der angegebenen Zeit. Eine zweite wichtige Unterweisung war: Bevor die Sonne heraufkommt, soll jeder Essäer bitten, daß dieses geschehen möge und daß die Kraft der Sonne über der Menschheit an jedem Tage leuchte. - Diese Regeln geben uns Kunde, wie bedeutsam wir mit unserer Wesenheit zusammenhängen mit den Geschehnissen der geistigen Welt, aus welcher wir am Morgen auftauchen und in die wir untertauchen, wenn wir des Abends einschlafen.
Wie wenig unsere Zeit nach diesen Gesetzen äußerer und innerer Zyklen lebt, zeigt Ihnen wohl das Verhalten der Menschen unserer Gegenwart an einem solchen äußeren Zyklus, wie es der Übergang der Sylvesternacht in das neue Jahr ist. Alles, was die Menschen da tun und vor dem Einschlafen unternehmen, scheint darauf eingerichtet, sich besonders tief mit dem Materiellen zu verbinden, statt diesen Augenblick als einen Rückblick zu benützen.
Diesem äußeren Zyklus entspricht im Menschen ein innerer:
der von Wachen und Schlafen. Der Mensch zieht am Abend seinen Astralleib und sein Ich aus dem physischen und Ätherleib heraus und lebt mit seinem Astralleib und Ich in einer rein geistigen Welt. Vergegenwärtigen wir uns den Moment des Finschlafens, bis allmählich Bewußtlosigkeit eintritt.
Also der gewöhnliche Mensch hat in der Nacht kein Bewußtsein in der geistigen Welt. Es kann nun sein, daß hellseherische Augenblicke eintreten und er dann in einem Bilde das, was er verlassen hat, da unten liegen sieht. Je nachdem, wie der betreffende Mensch in geistig-seelischer Verfassung ist, wird er diesen physischen und Ätherleib dann sehen, je nach Temperament und Charakter wird das Bild verschieden sein. So wird der Mensch, der das Wohnen in dem physischen und Ätherleibe mehr empfindet wie das Wohnen in einem Hause, dessen Sinn also mehr aufs äußere Leben gerichtet ist, den physischen und Ätherleib auch so sehen als Haus mit einer Pforte, durch die er zu treten
#SE266c-027
hat. Ein Mensch, der mehr als Stimmungsmoment - nicht als Charakteranlage - das Vergängliche des irdischen Seins erlebt, der wird das Bild eines Sarges, in dem ein Toter liegt, sehen.
Hat der Mensch nun schon einiges von dem spirituellen Leben aufgenommen, so kann es sein, daß - anzeigend als Symbol [dafür], daß dieser physische und Ätherleib uns von göttlich-geistigen Mächten schon durch die Saturn- und Sonnenzeit zubereitet worden war - das Bild eines Engels, einer Licht-gestalt, die uns einen Kelch darreicht, erscheint, repräsentierend das alte Urwort der Menschheit: Aus dem Gotte sind wir geboren: E.D.N.
An Stelle dessen, was einstens der Essäer tat am Morgen, bevor die Sonne aufging, und was ja heute nicht mehr getan werden kann, soll der neuere Esoteriker am Morgen, wenn er in seinen physischen und Ätherleib untertaucht, sich durchdringen mit dem heiligen Gefühl: Erhabene Götter haben in langen Zeiten durch die Saturn- und Sonnenentwickelung hindurch diesen gottgewollten physischen und Ätherleib uns zubereitet und aufgebaut, damit wir Bewußtsein darin entwickeln können. In diesem Bewußtsein wird der Esoteriker den Gott - die geistige Sonne, welche die physische Sonne repräsentiert, bitten, daß Er ihm lasse und erhalte diesen physischen und Ätherleib an jedem Morgen, wenn der Mensch heraustritt aus der geistigen Welt, um Bewußtsein zu entwickeln in der physischen Welt. Denn, was wären wir denn, wenn uns über Nacht jemand nähme die-sen physischen und Ätherleib? Überwältigen würde uns dann dies Gefühl der Bewußtlosigkeit. Durchdringen wir uns so recht mit der Tatsache, daß die Götter uns gebaut haben diesen physischen und Ätherleib, dann werden wir das Erlebnis haben, daß unser Gehirn (und wir können das mit jedem Gliede unseres Leibes erleben), etwas nicht allein an unseren physischen Leib Gebundenes ist, sondern, daß es erweitert zu einer Hohlkugel wird, in die eingebettet sind die Sterne, die da ihre Bahnen ziehen; und unsere Gedanken sind diese Sterne, die da ihre Bahnen ziehen. Der Mikrokosmos wird so zum Makrokosmos! Zusammengepreßt
#SE266c-028
sind in unserem Gehirn die gewaltigen Kräfte des ganzen Kosmos, und wir fühlen ihren Zusammenhang mit uns. Alles, was uns durch Saturn, Sonne und weiter durch die Vererbungslinie bis in unsere jetzige Geburt geführt hat, ist zu bezeichnen mit dem Spruch: E.D.N.
Ebenso nun, wie wir bewußtlos bleiben müßten, wenn wir nicht untertauchen könnten am Morgen in unseren physischen und Ätherleib, so löscht auch das Gehen durch die Pforte des Todes alles bewußte Leben aus. Vor dem Mysterium von Golgatha, da erhielt der Mensch durch die Vorratskraft, die der Menschheit auf ihrem Wege mitgegeben war, Post mortem, nach dem Tode, ein Bewußtsein, das ihm Bewußtsein in der geistigen Welt brachte. Nun aber war diese Gabe der Götter allmählich aufgebraucht, und der Grieche wußte, daß es nach dem Tode sein Los war, im Reiche der Schatten zu leben. Es war dies nach dem Willen der Götter so. Schattenhaft, herabgedämpft war das Bewußtsein, und darum legt der Grieche einem seiner Größten die Worte in den Mund: Lieber ein Bettler in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten! - Durch das Mysterium von Golgatha nun wurde eine neue Substanz geschaffen, die der Menschheit Bewußtsein geben konnte, wenn sie Post mortem in der geistigen Welt war. Diese Substanz floß heraus aus dem Mysterium von Golgatha. Durch das Untertauchen in diese Christus-Substanz ist es dem Menschen möglich, nun Bewußtsein nach dem Tode in der geistigen Welt zu entwickeln. Darum sollen wir jeden Abend, wenn wir einschlafen und eingehen in die geistige Welt, uns daran erinnern und uns durchdringen mit dem Gefühl: In dem Christus sterben wir! - Denn nur der Christus-Impuls kann uns durch seine todüberwindende Lebenskraft nach dem Tode bewußt in der geistigen Welt erhalten. Weil aber nichts in der physischen Welt groß und heilig genug ist, um dies Mysterium zu verstehen, das da der Menschheit durch den Christus Jesus geschenkt worden ist, so soll auch nichts der Welt Angehöriges, nicht einmal der Laut der Sprache benützt werden, um dieses Mysterium, das große, unergründliche Geheimnis
#SE266c-029
anzudeuten, das da enthalten ist in dem, was da ausfließt von dem Mysterium von Golgatha. Deshalb schweigt der Esoteriker in Wort und Gedanke an der Stelle, wo der heilige Name, der unaussprechliche, genannt werden müßte. Er fühlt nur tief die Heiligkeit dieses Momentes: I.--- M.
Aber, wenn der Mensch auch Bewußtsein hat nach dem Tode, so hat er damit noch nicht Selbstbewußtsein, dasjenige, durch das er sich selbst als individuelle Wesenheit wiedererkennt in der geistigen Welt und wiederfindet mit den Brüdern und Schwestern, mit denen er gelebt hat in der physischen Welt. Daß wir diese unsere Wesenheit wiederfinden und in dem Selbstbewußtsein erwachen in der geistigen Welt, nachdem wir untergetaucht waren in die Christus-Substanz, dazu kann uns nur verhelfen das Erleben unseres höheren Ich, das uns beschert wird durch den Heiligen Geist, durch den uns die Hoffnung wird: Im Heiligen Geiste werden wir auferstehen! - P.S.S.R. -und zu selbstbewußtem Leben erwachen. Und so könnt Ihr daheim sitzen und mit Inbrunst und tiefem Ernst Euerer Meditation obliegen, zu deren Grundnerv dieses Urgebet der Menschheit gehört: E.D.N. - I.--- M. - P.S.S.R.
Und dabei sollt Ihr denken an alle diejenigen, die nicht hier sind - aus einem Grunde des Leidens und der Schmerzen vielleicht -, und Ihr werdet ihnen kraftvolle Gedanken schicken, wenn Ihr in der richtigen Weise das ausübt, was uns unsere Esoterik vorschreibt. Denn in der geistigen Welt ist es so, daß man sich erst würdig machen muß, um benützen zu können zum Segen für sich und andere dasjenige, was uns in der Esoterik gegeben wird.
Nicht verstandes- und gehirnmäßig sollt Ihr solche Stunden auffassen, sondern eine Empfindung sollt Ihr in Euerer Seele auslösen, die Euch sagt, daß Worte, wie diese E.D.N. - I.C.M. -P.S.S.R., die von den Meistern der Weisheit und des Zusammen-klanges der Empfindungen uns gegeben sind, nicht erschöpft werden können durch vielfache Betrachtungen, sondern immer tiefer und tiefer genommen werden müssen. Und so sollt Ihr
#SE266c-030
auch heute, wenn Ihr nun etwas tiefer das menschliche Urgebet verstanden habt, die Erwartung daran knüpfen, daß es in späterer Zeit noch tiefere Offenbarungen darüber geben kann und geben wird.
Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .
*
Aufzeichnung B*
Auf dem esoterischen Wege kann ein Mensch zu Fall kommen durch Unwahrhaftigkeit, Ehrgeiz etc. So können auch größere Gemeinschaften oder eine ganze esoterische Strömung von dem richtigen Wege abkommen und sich in Irrtum verstricken. Da wir wissen, wie leicht ein solches Fallen einen einzelnen Menschen überkommen kann, müssen wir auch verstehen das Abirren größerer Menschengruppen. Es würde - wo sich dies zeigt -von einer egoistischen Liebe zeugen, wenn man jemandem treu bleiben möchte, von dem man wissen kann, daß er sich auf Ab-wegen befindet. So würde es auch von einer egoistischen Liebe Mrs. Besant gegenüber zeugen, wenn man sich verschließen wollte der Tatsache, daß die von ihr vertretene Richtung als eine verkehrte bezeichnet werden muß, deren Weiterverbreitung nur Unheil herbeiführen könnte. Und Mrs. Besant hat einmal selbst gebeten - als sie damals über den Fall Leadbeater schrieb -, daß man sie aufmerksam machen möge und sie warnen möge, wenn ihr «Fallen drohe». Wir tun also nur unsere Pflicht, wenn wir Mrs. Besant darauf aufmerksam machen; aber klar muß man einsehen, daß es so mit ihrer Richtung selbst steht, und daß von dem Augenblick an, wo wir solches erkannt haben, die Pforte unseres Tempels für die Anhänger dieser esoterischen Richtung geschlossen bleiben muß.
In der Essäergemeinschaft, die vor und während des Mysteriums von Golgatha in Palästina bestand, gab es zwei bestimmte
- - -
* Eine sonst gleichlautende Vorlage hat als ersten Satz: «Einige Bemerkungen sollen unserer esoterischen Betrachtung vorangehen.»
#SE266c-031
Vorschriften, die den Schülern dieser Gemeinschaft auf verschiedenen Stufen gegeben wurden. Die eine Regel, die für alle galt, war die Verpflichtung, zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang sich mit keinen weltlichen Verrichtungen zu beschäftigen, sich sogar aller weltlichen Gedanken zu enthalten. Das ist eine Regel, die in unserer Zeit nicht so beibehalten werden kann, weil wir in einem anderen Menschheitszyklus leben. Bei den Essäern war diese Regel der Ausdruck für den Zusammenhang einer jeden Seele mit dem Kosmos. Die Menschen haben die richtige Empfindung für die großen Übergangsmomente verloren; man braucht nur zu sehen, wie der Übergang zum neuen Jahr in den Städten begangen wird. Die Menschen in unserer Zeit haben geradezu die Neigung, in den Stunden vor der Nachtruhe sich mit den allertrivialsten Dingen zu beschäftigen, die sie am meisten in die Materie verstricken. Was bedeutet es denn für uns, wenn der Mensch in der geistigen Welt ist zwischen Einschlafen und Aufwachen?
Der normale Mensch unserer Zeit ist da nicht bewußt. Für den Esoteriker ist der beste Übergang in die geistige Heimat möglich, wenn er beim Einschlafen sich entsinnt des Spruches:
Ex Deo nascimur etc. Das ist das, was für uns ersetzt die erste Essäervorschrift. Geschieht es dadurch, daß wir während des Schlafes Momente des Bewußtseins erleben, dann werden wir je nach unserem Temperamente verschiedene Bilder schauen können. Wer zum Beispiel durch sein Temperament die Neigung hat, seinen Körper anzuschauen als das Haus, in welchem der Mensch wohnt, der wird das Bild schauen eines Hauses mit einer Pforte, durch die er in das Haus einzutreten hat. So schaut er im voraus den Moment seines Erwachens. Und wer zu Stimmungen der Melancholie neigt, wer in dem irdischen Dasein mehr das Dem-Tode-verfallen-Sein der irdischen Kräfte spürt, der wird zum Beispiel einen Sarg sehen mit einem Leichnam darin. Und wer wegen seines Temperamentes eine starke Empfindung davon hat, daß die Götter für ihn das Haus seines Leibes gebaut haben, der wird einen Engel schauen können, der
#SE266c-032
ihm einen Kelch reicht. Alles das sind nur erst vorbereitende Visionen des imaginativen Lebens. Ausgedrückt ist es in den Worten: Ex Deo nascimur. Die göttlichen Wesenheiten, die wir unter dem Namen «Deus» zusammenfassen, haben während der Saturn- und Sonnenentwicklung unseren Leib auferbaut. Hätten wir diesen physischen Leib nicht, um am Morgen darin unterzutauchen, so würden wir nicht zum Bewußtsein auf dem physischen Plan kommen können. Stellen wir uns einmal vor, daß die Götter während der Nacht uns unseres physischen Leibes berauben würden: was würde da aus uns werden, da wir dann zu keinem Bewußtsein kommen könnten! Zur Dankbarkeit gegenüber den Göttern muß uns dieses stimmen.
Für einen Essäer der höheren Grade kam noch die Verpflichtung hinzu, vor jedem Sonnenaufgang zu beten, daß das große Himmelsgestirn aufgehen und die Erde mit seinem Segen bestrahlen möge. Auch das wird in unserer Zeit durch eine andere Empfindung ersetzt. Ebenso wie wir zu keinem Bewußtsein kommen könnten, wenn uns nachts unser physischer Leib genommen wurde, ebenso wahr ist es, daß wir kein Bewußtsein nach dem Tode in der geistigen Welt haben könnten, wenn wir nicht auch dort einen Körper fänden, in welchen wir untertauchen könnten. In der vorchristlichen Zeit wurden alle Seelen nach dem Tode mit einer spirituellen Substanz bekleidet, in welcher sie ihre Erlebnisse zwischen dem Tode und ihrer neuen Geburt durchmachten. Diese Substanz wurde aber nach und nach erschöpft, und tragisch empfanden das die Menschenseelen, als die Zeit des Mysteriums von Golgatha herannahte; so daß bei dem hervorragendsten Volke der damaligen Zeit, bei den Griechen, die Empfindung vorherrschte: Lieber ein Bettler sein in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten. - Denn zu Schatten wurde man in dem Leben nach dem Tode. Von dem Kreuze auf Golgatha strömte aber eine neue Substanz aus, und mit dieser können die Seelen sich umkleiden, damit sie ein Bewußtsein entwickeln können nach dem Tode. Das können wir empfinden bei dem zweiten Teil unseres Spruches: In - morimur. Wenn wir diesen Spruch mitnehmen
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nach dem Tode, dann gibt er die Veranlassung, daß alles Irdische bald von uns abfällt und daß wir aus dieser Christus-Substanz heraus ein Bewußtsein entwickeln können.
Da aber Bewußtsein noch nicht Selbstbewußtsein ist, so dürfen wir auch die Hoffnung hegen, daß zu dem Bewußtsein, das wir in diesem Leibe entwickeln können, uns noch hinzu geschenkt werde die vollständige Erkenntnis, das Selbstbewußtsein, durch den Heiligen Geist: Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Durch Selbsterkenntnis, die der Heilige Geist uns schenkt, bereiten wir uns vor zu diesem Leben nach dem Tode.
Liebe, Demut und Selbsterkenntnis können für uns die Folgen sein unseres richtig verstandenen Spruches. Wer über diesen Spruch richtig meditiert, der wird auch die Kraft bekommen, Kranken zu helfen und liebevolle Gedanken zu senden denjenigen, die zum Beispiel durch Krankheit oder aus anderen Ursachen heute nicht hier anwesend sein können. Das soll auch wie ein sakramentales Gefühl unser exoterisches Leben durchdringen. Einen neuen Ausblick bekommen wir so wiederum auf unseren Spruch, und das darf das Vertrauen bei uns wachrufen, daß in der Zukunft wir immer tiefer in ihn werden eindringen können.
Aufzeichnung C
In einem bedeutsamen Augenblick haben wir uns hier eingefunden, nicht nur im exoterischen, sondern auch im esoterischen Sinne; denn wo eine okkulte Bewegung entsteht an einem Ort, da begibt sich auch etwas an einem anderen. Die Weisheit ist allein in der Wahrheit, das ist es, was wir suchen wollen. Lösen, trennen müssen sich von uns diejenigen esoterischen Richtungen, die nicht mit uns gehen.
Mrs. Besants Brief aus dem Jahre 1906 wird verlesen, den sie nach dem Fall von Leadbeater schrieb, in dem sie alle bittet etwa mit diesen Worten:
#SE266c-034
Judge ist gefallen, Leadbeater ist gefallen. Sollte es in meinem Karma liegen, daß schließlich ich auch noch falle, so bitte ich alle, die mich liebhaben, mich nicht darin zu bestätigen. Man möge nicht schwarz weiß nennen, sondern getrost schwarz schwarz. Was kommt es an auf eine Meinung in einem Leben. Die Meister bringen uns schon in einem anderen wieder zurecht. Dies sei der Fels, auf den wir bauen. -
Innerhalb der Essäerschule, deren Lehrer auch den Jesus von Nazareth unterrichtet haben, gab es eine Vorschrift, die lautete: Nachdem die Sonne untergegangen ist und bevor sie aufging, soll der Schüler nicht von profan materiellen Dingen sprechen und nicht an sie denken. - Das war eine Forderung damals. Daß sie für uns nicht mehr bestehen kann, daß sie sich in anderes umgewandelt hat, das werden wir nachher sehen.
Eine zweite Vorschrift lautete: Noch vor Sonnenaufgang mußte jeder Essäer ein Gebet richten an die Geister, welche die Sonne heraufsenden aus dem Weltenraum, daß sie sie auch an diesem Tage senden mögen. - Kein Essäer durfte dies versäumen.
Betrachten wir die Menschen heute, wie wenig sie realisieren die Tatsache, daß der Mensch, wenn er einschläft, in geistige Regionen eingeht. Dieser Augenblick, der etwas Heiliges für uns sein sollte, er wird nur zu oft entweiht. Der Mensch verbindet sich zuletzt meist noch mit allem möglichen Profanen, Materiellen. Wir neuen Esoteriker sollten uns aber der Heiligkeit der Stunde vor dem Einschlafen immer bewußt bleiben. Und wenn wir zuruckkommen in unseren physischen Leib, dann sollen wir es mit den gleichen Gefühlen tun. Wie wäre es - sollen wir uns fragen -, wenn wir unseren physischen und Ätherleib nicht mehr vorfänden beim Erwachen? Dankbarkeit soll unsere Seelen durchziehen, wenn wir dies Götterwerk, unseren physischen Leib, am Morgen wieder betreten. Wenn wir zwischen Einschlafen
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und Aufwachen einen Moment des Bewußtseins haben, so können wir in verschiedener Weise sinnbildlich dies Erlebnis empfinden, es widergespiegelt sehen.
Drei Beispiele:
1. Der eine Mensch sieht ein Haus mit einem geöffneten Tor. Das ist unser physischer Leib, durch dessen Pforte wir wieder einziehen sollen.
2. Ein anderer - und dies besonders Menschen, die melancholische Anwandlungen haben; sie brauchen aber nicht ein melancholisches Temperament zu haben - sieht einen Sarg mit einem Leichnam darin. Dies sind wir selbst, es ist unser physischer Leib.
3. Wieder ein anderer sieht einen Engel, der ihm einen Kelch entgegenhält. So sollen wir verspüren die tiefe Bedeutung unseres zentralen Kern-Spruches: Ex Deo nascimur, der eben von den verschiedenen Seiten aus betrachtet und für unser Verständnis vertieft werden soll. Mit diesen Worten sollen wir den Göttern, die unseren physischen Leib auferbaut haben, die wir mit dem Wort «Deo» zusammenfassen, unsern Dank zollen.
Anstelle des Sichabwendens vom Profanen bei den Essäern tritt dann bei uns ein vollständiges Schweigen ein. Wir sprechen den Namen des Höchsten nicht aus: In - morimur.
Daß wir uns wiederfinden, daß wir vom Bewußtsein zum Selbstbewußtsein kommen, den Dank hierfür drücken wir aus mit den Worten: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Aufzeichnung D
Wachet und betet!
Wenn wir in die lichtvollen Hallen der übersinnlichen Welten eintreten wollen, müssen wir Selbsterkenntnis lernen. Hierbei können uns Weisungen geben zwei Sprüche des Essäerordens, welche auch auf die Entwicklung des einen Jesusknaben (Lukanischer,
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von Nazareth) Einfluß geübt haben. - Der eine lautete: Bevor die Sonne aufgegangen ist und nachdem sie untergegangen ist, sollst du dich nicht mit weltlichen Gedanken und Geschäften beschäftigen. Der zweite: Bevor das Tagesgestirn heraufkommt, sollst du beten und bitten, daß dies geschehen möge und es seine Kraft des Tages über dir und der Menschheit entfalten möge. - Durch diese Aussprüche sollen wir uns dessen bewußt werden, wie bedeutsam unsere Wesenheit zusammenhängt mit der geistigen Welt, aus welcher wir morgens auftauchen, wenn wir erwachen und in welche wir untertauchen, wenn wir des Nachts einschlafen. Wie wenig die Menschheit heutzutage sich solcher äußerer Zyklen und innerer Zyklen bewußt ist, zeigt ihr Verhalten an der Jahreswende in der Sylvesternacht und die Tatsache, daß alles das, was die Menschen vor dem Einschlafen unternehmen, geradezu dazu bestimmt zu sein scheint, die Menschen ja in ihrem Körper und in ihrer physischen Erscheinungswelt zu befestigen.
Der angehende Esoteriker soll sich in heiliger Empfindung dessen bewußt sein, daß er des Nachts mit Astralleib und Ich verläßt den physischen und Ätherleib und bis zum Erwachen in den übersinnlichen Welten lebt. Freilich bringt er am Anfang keine bewußte Erinnerung an dieses Erleben mit, aber allmählich stellen sich gewisse Bilder ein, welche ihn erfüllen können mit den rechten Empfindungen gegenüber dem physischen und Ätherleib, den er morgens vorfindet. Diese Bilder werden je nach Temperament und Charakteranlagen verschieden sein.
So kann ein mit seinem Ich tatkräftig mehr auf das Äußere gerichteter Mensch das Bild eines Hauses mit einer Pforte haben, durch die er beim Erwachen eintreten muß; wobei das Haus als Symbol des physischen Leibes anzusehen ist. Ein mehr melancholischer Mensch (nicht im Sinne einer Charakteranlage, sondern als Stimmungsmoment), wird vielleicht das Bild eines Sarges vor sich sehen, in dem er selbst als Leichnam liegt. Dies rührt daher, wenn ein Mensch öfters durch die Gedanken der Vergänglichkeit alles Physischen beeinflußt wird. Oder es zeigt
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sich vor dem geistigen Blicke eine Lichtgestalt, die einen Kelch darreicht, gewissermaßen als Symbol, daß die höheren Mächte uns nun wieder das bewußte Leben im physischen Leibe als Gnadengabe darreichen. Diesen Gedanken kann ungeheuer vertiefen der erste Satz des uralten Weisheitsspruches, des Rosenkreuzerspruches E.D.N.
Wenn der Esoteriker des Morgens erwachend seinen physischen und Ätherleib vor sich sieht, so soll er sich durchdringen mit dem heiligen Gefühl: Erhabene Götter haben in unermeßlichen Weltenräumen und unendlichen Zeitenläufen den gottgewollten physischen und Ätherleib in Saturn- und Sonnenentwicklung aufgebaut, auf daß er eine Wohnung werde für das geistige Wesen des Menschen. In dieser Empfindung wird der Esoteriker den Gott bitten, er möge ihm lassen und erhalten diesen physischen Leib, ohne den er kein bewußtes Leben führen kann. Und der Esoteriker kann weiter sich denken, daß sein Hirn nicht etwas Isoliertes, an seinen physischen Leib allein Gebundenes sei, sondern daß, weil seine Kräfte aus dem Kosmos stammen, es sich gewissermaßen wie eine Halbkugel in den Kosmos hinein weitet, auf welcher die Gedanken als kosmische Kräfte wie Sterne mit ihren Bahnen verzeichnet sind und den physischen Leib erleuchten.
Nun denke man sich, man fände den physischen Leib nicht mehr vor, dann würde uns das Gefühl überwältigen, wie wenn man durch die Pforte des Todes schreitet und alles bewußte Leben auslischt. Wäre nämlich nicht auch schon vor dem Mysterium von Golgatha eine gewisse Weltensubstanz vorhanden gewesen, wäre das Leben Post mortem (nach dem Tode) ein schattenhaftes dumpf unbewußtes gewesen. Das meinte der griechische Tragiker, wenn er seinen Helden ausrufen läßt: «Lieber ein Bettler in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten.»
Nun wurde aber durch das Christus-Opfer auf Golgatha eine neue Substanz geschaffen, in die der Mensch untertauchen kann, um sein Leben auch nach dem Tode zu einem bewußten zu gestalten. Daher soll der Esoteriker, bevor er in den Schlaf versinkt,
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sich mit diesem Gedanken und Gefühl durchdringen:
I.C.M., das heißt, nur durch den Christus-Impuls kann ich eine den Tod überwindende Lebenskraft erhalten, die mich immer wieder zu bewußtem Leben ruft und stärkt. Weil aber nichts auf der physischen Welt groß genug ist, um sich vergleichen zu lassen mit dem, was der Menschheit geschenkt ist durch den Christus Jesus, so soll auch nicht einmal der der physischen Welt angehörige Laut der Sprache bewußt werden, um das große unergründliche Geheimnis auszusprechen, welches enthalten ist in dem, was ausströmt von dem großen Mysterium von Golgatha. Daher verschweigen wir Esoteriker das heilige Wort, welches den Namen des Unaussprechlichen ausspricht.
Wenn der Mensch auch Bewußtsein hat nach dem Tode, so hat er noch nicht Selbstbewußtsein, durch das er sich selber wiedererkennt in der übersinnlichen Welt und seine Schwestern und Brüder, mit denen er in der physischen Welt verbunden war, wiederfindet. Hierzu kann ihm nur verhelfen das höhere Ich, zu dem der Heilige Geist ihm verhilft, das lebensmächtig ihn durch die Pforte des Todes zu selbstbewußtem Leben trägt.
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ESOTERISCHE STUNDE
Köln, 4. Januar 1913
Aufzeichnung A
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Oft wird, wenn gesprochen wird von den esoterischen Verhältnissen, in denen wir leben, gesagt, daß unsere, die abendländische Richtung sich getrennt habe von der morgenländischen. Das ist aber, besonders in der jetzigen Zeit, sehr unrichtig. Schon längst handelt es sich nicht mehr um okzidentalisch oder orientalisch, sondern um Wahrheit oder Unwahrheit. Solange es sich bei den Verschiedenheiten noch um übersinnliche Fragen handelte, konnte man, wenn man durchaus wollte, noch sagen:
das ist etwas, was ich nicht beurteilen kann; da konnte man noch über zwei Richtungen sprechen. Jetzt aber sind die Differenzen auf den physischen Plan herabgestiegen; jetzt hat die Sache nichts mehr zu tun mit morgenländischem oder abendländischem Okkultismus; jetzt hat die Welt, um diese Sache beurteilen zu können, dasjenige, was sie gerne hat: «physische Dokumente», um die Sache zu prüfen. Ein jeder kann sich durch materielle Dokumente überzeugen, daß dasjenige, was Mrs. Besant im Jahre 1909 gesagt hat, in völligem Widerspruch steht mit dem, was sie 1912 behauptet hat. Es ist aber die Frage, ob die Welt sogar das anerkennen wird, worauf sie sonst schwört. Wenn es soweit kommt, daß ein Generalsekretär (der englische) schreibt, Mrs. Besant müsse den Brief von 1909 eben vergessen haben, dann steht es wirklich schlimm mit der Menschheit. Wenn man die andere Strömung (die esoterische von Mrs. Besant) als die orientalische bezeichnet, beleidigt man die wahre orientalische Esoterik und Philosophie. Am Ausgangspunkt der theosophischen Bewegung, als noch wirkliche orientalische Impulse in der Theosophischen Gesellschaft waren, hatte H. P. Blavatsky zum Beispiel noch eine richtige Vorstellung von dem, was ein Avatar ist. Mrs. Besant hat diese nie gehabt, und daher ist es auch nicht zu verwundern, daß sie nichts verstanden hat
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von dem Christus. Es handelt sich bei jener Richtung nur um das Durchsetzen persönlicher Wünsche und Auffassungen. Verhängnisvoll würde es für die Welt werden, wenn das, was Leadbeater für die Wahrheit hält, sich über die ganze Welt verbreiten würde.
Es kommt oft vor, daß ein Esoteriker nach jahrelangem Üben das Gefühl hat, daß er gar nicht weitergekommen ist. Dennoch kann dies nur auf Unaufmerksamkeit beruhen. Es kann vorkommen, daß man eine Meditation verrichtet und versucht hat, Ruhe eintreten zu lassen in der Seele, daß aber Gedanken von allen Seiten heranschwirren, so daß sich nichts Übersinnliches ankündigen kann. Es ist aber ein gutes Zeichen, wenn man diese Gedanken von allen Seiten heranschwirren fühlt, denn dann spürt man sie erst in ihrer Wirklichkeit. Es ist ein Fortschritt gegenüber dem Nichtbemerken dieser Tatsache. Nehmen wir nun an, der Esoteriker beginnt seine gewohnten Verrichtungen, nachdem er in dieser Art meditiert hat. Dann kann es passieren, daß er plötzlich spürt: du warst beschäftigt damit, dich anzuziehen, aber du warst mit deinen Gedanken nicht dabei, sondern es denkt in dich hinein. Diese Empfindung bekommt erst ihre volle Kraft und Bedeutung, wenn man sie umwandelt in die mantrische Formel: Es denkt mich. Dabei darf man nicht einwenden, daß immer gesagt wird, man solle keinen Wert legen auf das, was unbewußt in dem Menschen vorgeht, denn wir machen uns gerade bewußt dessen, was in uns vorgeht, wir bringen es hinauf in unser Bewußtsein und verleiben es dadurch unserem Ich ein. Es denkt mich ist esoterisch dasselbe, was exoterisch ausgedrückt ist in den Worten: «In deinem Denken leben Weltgedanken.» Ein wichtiges Hilfsmittel für das okkulte Leben ist es, sich in jedem freien Augenblick mit diesem Gedanken zu durchdringen. Immer aber soll dieser Gedanke durchdrungen werden von dem Gefühl der Frömmigkeit; nur dann wirkt er in der richtigen Art. Und wenn auch der Esoteriker nicht bemerkt hat, wie es in ihn hinein denkt, so geschieht es deshalb doch. Denn unser Ich ist von derselben Art wie die Weltenmächte, die in den Menschen
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hinein denken, und der Inhalt unserer Meditation ist aus den Weltgedanken selber genommen. Alle Kräfte und Wesenheiten, die während der Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit an uns gewirkt haben, die fassen wir zusammen in diesem Es denkt mich.
Wie wir fühlen können, wie höhere Hierarchien an unserm Ich arbeiten, wenn wir uns in unseren Ubungen bemüht haben, zu einer geistigen Entwicklung zu kommen, das können wir zusammenfassen in die Empfindung: Es webt mich, die wiederum entspricht dem: «In deinem Fühlen weben Weltenkräfte.» Weltenkräfte weben an unserem höheren Ich, und Dankbarkeit gegenüber den geistigen Wesenheiten ist das Gefühl, das sich verbinden soll mit dem Es webt mich.
Dann kann der Mensch sich selber schauen und kann sehen, wie er in karmischen Verhältnissen zu seiner Umgebung steht. Nur wenn man praktisch und nicht nur theoretisch alles, was einen überkommt, als karmische Folge ansieht, kommt man im esoterischen Leben weiter, wenn auch die Zusammenhänge oft sehr verborgen sein können und man die Sache nicht zu einfach nehmen darf. Sich davon zu durchdringen, das gibt dem Menschen die notwendige Bescheidenheit, die er braucht gegenüber der anderen Auffassung, die man ausgedrückt findet in dem Drama «Die Prüfung der Seele», daß der Mensch das Resultat sei des Zusammenwirkens aller Götter. Alles in der Welt strebt zu dem Menschen hin. Das ist es, was exoterisch ausgedrückt ist in den Worten: «In deinem Willen wirken Weltenwesen» und esoterisch in dem Mantram: Es wirkt mich. Ehrfurcht muß den Menschen überkommen, der sich in diesen Gedanken vertieft.
Diese drei Gedanken mit den entsprechenden Gefühlen: Es denkt mich mit der Frömmigkeit, Es webt mich mit der Dankbarkeit, Es wirkt mich mit der Ehrfurcht, bilden zusammen mit dem über unseren Rosenkreuzerspruch Gesagten ein mächtiges Hilfsmittel für unsere esoterische Entwicklung. Ein ähnlicher organischer Zusammenhang besteht zwischen diesen Formeln und den genannten Empfindungen wie zwischen der Luft, die
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wir einatmen, und unserem Blute, das durch die Luftzufuhr gereinigt wird.
Einen Gedanken können wir uns noch vor die Seele stellen. Es ist der Gedanke, wie Menschen zusammenleben durch ihr Karma. In der vorchristlichen Zeit wurden Menschen, die karmisch etwas miteinander auszustehen (-wirken) hatten, von den geistigen Mächten in denselben Stamm und dieselbe Familie gebracht; durch die Blutsverwandtschaft wurde der Zusammenhang geschaffen, damit das persönliche Karma sich ausleben konnte. In nachchristlichen Zeiten wurde das anders. Die Kräfte, die die Menschen auf so einfache Weise innerhalb der Bluts-verwandtschaft ihr Karma auswirken ließen, waren allmählich erschöpft. Statt dessen mußte eine neue Kraft in die Erdenentwicklung einziehen. Wir wissen, daß Paulus spricht von dem ersten Adam, von dem die Menschen physisch abstammen, und daß Christus für ihn der zweite Adam ist, von dem die Menschen in der Zukunft ihre Seelen werden ableiten müssen, so wie ihren physischen Leib von dem ersten Adam. Die Seelen waren zur Zeit des Mysteriums von Golgatha am Absterben. Das wußten auch die Griechen, und auch im Buche Hiob kommt das tragisch zum Ausdruck, wo das Weib des Hiob zu ihm sagt: «Sage Gott ab und stirb.» Außerhalb des unmittelbaren Zusammenhangs mit Gott gab es nur den Tod für die Seelen. Das wußte auch Paulus, obwohl er es damals nicht in solchen Worten ausdrücken konnte. Wäre der Christus-Impuls nicht gekommen, so würden alle Seelen hinsterben. Die Körper würden zwar noch auf Erden herumgehen, aber die Seelen lebten automatisch darin, die Menschen würden zu Tieren werden, wenn auch in menschlicher Form. Diejenigen, welche heute den Christus-Impuls noch nicht aufgenommen haben, zehren noch an den letzten Resten der alten Seelenkräfte. Durch das Mysterium von Golgatha wird das Seelenleben gerettet und durchkraftet, indem die Menschen ein Verhältnis zu dem Christus finden. Oft fragt der Mensch:
Wie kann ich in ein Verhältnis kommen zu dem Christus-Impuls? Nur durch die Aufnahme desjenigen, was uns gegeben
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wird, um uns immer tiefer in die Erkenntnis des ChristusImpulses hineinzuführen. Und Christus sagt: «Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen.» Das heißt, wenn zwei Menschen, die ein persönliches Karmaverhältnis haben, ein Verhältnis zueinander gewinnen, in welches der Christus hineinwirken kann, dann wird Er das persönliche Karma ausgleichen. Dazu gehört das Vertrauen, das alles Persönliche auf eine höhere Stufe hinaufhebt.
So wird immer mehr der Christus in unseren exoterischen Verhältnissen wirken. Und so beleuchten wir wiederum von neuem unseren Spruch:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Aufzeichnung B
Wann immer wir denken, daß wir noch keine Resultate unserer Übungen sehen, kommt das meist davon, daß wir nicht genug aufmerksam sind. Aber es kann sein, daß wir nicht direkt nach den Übungen, sondern später am Tag plötzlich bemerken, daß wir unsere gewohnten Verrichtungen automatisch tun und daß da kurz Gedanken waren, die wir nicht selbst dachten. Dann wird in uns gedacht, und wir realisieren, daß es die großen Weltgedanken sind, die in uns denken, und daß unser Ich von derselben Natur sein muß wie die Weltgedanken, weil dieses dadurch ergriffen wird und denkt, ohne daß etwas vom gewöhnlichen Ich-Erlebnis dabei ist. Das können wir immer fühlen als ein Begnadigt-Werden durch die geistigen Welten. Es ist eine Gnade, daß so die hohen Weltenmächte uns denken, und wir können fühlen Es denkt mich und dabei ein starkes, inniges Gefühl von Frömmigkeit haben.
Und dann können wir weiterhin denken, wie unser Seelen-leben allmählich gewoben wurde durch die Mächte, die durch
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die Saturn-, Sonnen-, Mondenentwicklung hindurch uns aufgebaut haben, und wir fühlen, als wäre dieses Weben der Weltenmächte nicht allein in eben diesem Hereinspielen der Gedanken, sondern in unserem ganzen Sein; wir können fühlen, das sind wir, dieses Es webt mich. Sie haben uns gewebt und geformt durch all die Welten hindurch, und wir fühlen dann große Dankbarkeit.
Und dann können wir noch als Drittes denken: Es wirkt mich. Wir fühlen, wie alle großen Geistwesen eigentlich zusammenwirken, um den Menschen zustandezubringen, wie dieses Ziel der Entwicklung das Menschen-Ideal vom vollendeten idealen Menschen ist, wie er durch die Götter gewollt ist. Und dann denken wir, wie das, was wir bis dahin aus uns gemacht haben, unser eigenes persönliches Karma, wie klein das ist und wie weit entfernt von diesem hohen Weltenideal des Menschen. Dann müssen wir Ehrfurcht, tiefe Ehrfurcht und Andacht empfinden gegenüber den hohen Wesenheiten in Es wirkt mich.
Und ebensosehr, wie da ein organischer Zusammenhang besteht zwischen der Luft, die wir einatmen, und unserem Blut, das durch die Luftzufuhr gesäubert wird, ebensosehr müssen in organischem Zusammenhang stehen die Sprüche Es denkt mich
- Es webt mich - Es wirkt mich mit den dazugehörenden Gefühlen von Frömmigkeit, Dankbarkeit und Ehrfurcht (Andacht).
Aber wie steht das weiter mit dem persönlichen Karma? Das persönliche Karma muß ausgeglichen werden, anders kann unsere Erdenentwicklung nicht ihren vollen Sinn erreichen. Nun wurde das früher anders ausgeglichen als jetzt. Früher wurden Menschen, die ein persönliches Karma zusammen hatten, in derselben Rasse, in demselben Stamm und so weiter geboren, und die Mächte, die mit dem Blut zusammenhingen, sorgten dann für das Auswirken des Karmas. Die Kräfte, die wirksam waren von Adam ab, versiegten gegen das Mysterium von Golgatha zu, und nach dieser Zeit mußte das Karma anders ausgeglichen werden. Am Anfang der Entwicklung ging alles von einem Geist aus, danach kam die Differenzierung, dadurch Persönlichkeit,
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dadurch persönliches Karma usw. Nun muß Christus für das Seelenleben unser zweiter Stammvater werden, wie Adam dies für das Fleischliche und alles, was das Blut betrifft, war. Wäre der Christus-Impuls nicht gekommen, dann wäre das Seelen-leben, nicht mehr gebunden und unterhalten durch die dann aussterbenden geistigen Kräfte, die an das Blut gebunden sind, immer weniger und armseliger geworden. Die Menschheit würde immer tierähnlicher geworden sein, ohne selbständiges innerliches Seelenleben. Das Seelenleben wurde gerettet und aufs neue ernährt, gestärkt und aufgebaut durch das Mysterium von Golgatha. . Nun können die Menschen ein Verhältnis zu dem Christus finden. Und der Christus sagt: Wo zwei zusammen sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen. Was bedeutet das? Das bedeutet, daß zwei Menschen, die durch ihr persön-liches Karma in einem bestimmten Verhältnis zueinander stehn, dadurch ein höheres Verhältnis zueinander gewinnen, ein Verhältnis, worin der Christus wirken kann und was auf dem großen Vertrauen fußt, daß dann der Christus selbst die Kraft ist, die das Karma ausgleichen wird. Da wirkt nicht das persönliche Karma, sondern die seelische Christus-Kraft zwischen ihnen, und der Christus selbst leitet dann die Auswirkungen des Karma. So daß dann, soweit es nötig ist, das Karma ausgeglichen wird. Aber die führende Macht darin ist der Christus selber, so daß das Verhältnis so geworden ist, daß der Christus darin wirken kann: In seinem Namen vereinigt. So wird mehr und mehr der Christus in allem, was unser Leben betrifft, wirken können.
* *
Aufzeichnung C
Erstens wird uns Vorsicht ans Herz gelegt in der Wahl unserer Ausdrücke, ganz besonders, wie wir über Herrn Doktor sprechen, wir sollen Ausdrücke wie «Meister» u. a. vermeiden, um nicht den Haß und Neid unserer Gegner wachzurufen; denn
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nicht die Gesinnungen haben sich geändert, sondern nur die Art der Methode der Bekämpfung hat sich geändert in der Gegenwart. In früheren Zeiten wurden Scheiterhaufen angezündet und andere Mittel angewendet, um Ketzer zu vernichten, jetzt hat man andere Methoden, man macht sie lächerlich, oder man macht sie durch Verdächtigung unmöglich.
Nicht eine orientalische und eine okzidentale esoterische Strömung gibt es, sondern nur eine wahrhaftige, echte Esoterik und etwas, was sich nur so nennt und was für wahren orientalischen Okkultismus eine Beleidigung wäre. Etwas, was nur persönliche Zwecke verfolgt, darf nicht mit dem Namen «Esoterik» belegt werden. Bei uns wollen wir alles Persönliche vermeiden, und darum eben wollen wir strenge Scheidung eintreten lassen zwischen uns und dem, was von dort (von Adyar und von Frau Besant) ausgeht seit 1906 und was nun endlich zum Austrag kommen kann. Strenge Scheidung wollen wir machen zwischen alledem, was Mr. Leadbeater wünscht, daß die Welt es glaubt, und dem, was hier in strenger Wahrhaftigkeit und unter voller Verantwortung gegeben wird. -
Der Esoteriker klagt vielfach, daß er keine Fortschritte mache und daß, wenn er meditieren wolle, die Gedanken wie Bienen-schwärme kommen und ihn abhalten. Seid froh, daß die Gedanken so kommen, sie wollen Euch zeigen, daß sie eine Macht sind, eine Macht, die stärker ist als Ihr selbst. Jahrelang macht einer vielleicht fleißig und treu seine Meditation und kann auch Seelenruhe darnach eintreten lassen, aber nichts, nichts aus den höheren Welten will sich ergießen in diese Seele. Das kann nur so scheinen, denn Aufmerksamkeit gehört dazu, die feinen Fortschritte der Seele zu bemerken, weil sie ein sehr intimes Leben der Seele betreffen. Da, eines Tages, bemerkt der Betreffende, während er seiner Tagesbeschäftigung nachgeht: das eben hast du ja ganz mechanisch getan, so wie geistesabwesend und doch nicht so. Denn im spirituellen Leben handelt es sich nicht nur darum, daß beim Erleben das Bewußtsein dabei erhalten bleibt, sondern darum, daß man sich an das Erlebte erinnern kann. Das
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Erinnern bedeutet auch Heraufgeholtsein ins Bewußtsein. Der Meditant hat nun das Gefühl, ja, da ist etwas, was sich in mich hineinergießt und was gleicher Art und Wesenheit ist wie menschliche Gedanken selbst, ja so, wie das Ich selbst.
Drei wichtige Mantrams werden nun gegeben, die in folgender Art zu gebrauchen sind:
Es denkt mich, denn nicht ich denke eigentlich, sondern es denkt in mir. Exoterisch haben Sie diese drei Sätze ausgedrückt in der «Prüfung der Seele» in den Worten: «In Deinem Denken leben Weltgedanken, In Deinem Fühlen weben Weltenkräfte, In Deinem Willen wirken Weltenwesen.» Esoterisch ist das ausgedrückt in: E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R. Von dem Gefühl der Frömmigkeit muß dieses Es denkt mich durchsetzt sein.
Es webt mich drückt aus das Menschtum, was es eigentlich ist und was man selbst daneben ist, Selbsterkenntnis soll es anregen. Das Gefühl des Hineinverwobenseins in das ganze Leben und Weben der Welt soll es erzeugen, das sich ausdrückt in Dankbarkeit.
Es wirkt mich. Der ganze Kosmos, alles ist nur als Ziel des Menschtums anzusehen. Ehrfurcht, Andacht, Hingabe soll das Gefühl sein, das dadurch ausgelöst wird. Demut, Bescheidenheit muß man lernen, wenn man sich dann daneben sieht, was man ist in seiner Unvollkommenheit und was das Ziel der Götter mit dem Menschen ist.
E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R., das ist das Vierte, was Ihr gebrauchen sollt, das Urgebet der Menschheit. -
Diese vier wichtigen Sätze, die drei Mantrams und das Urgebet der Menschheit, können uns gut vorwärtsbringen in unserem esoterischen Leben, wenn wir im Gehen und Stehen, auf der Straße und daheim, recht oft diese Worte in unserer Seele aufsteigen lassen. Aber schweigen lassen muß die Seele in sich diese Worte, wenn sie sie nicht heilig denken kann, d.h., sie muß sich verbieten, diese Sätze in sich aufsteigen zu lassen, wenn sie nicht begleitet sind von dem entsprechenden Gefühl. -
Das Sterben der Seelen ist anders geworden in dem Zeitalter
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des Mysteriums von Golgatha. Wie der Leib von Adam abstammt, so stammt die Seele von Christus ab.
Die Substanz der Seelen hatte sich im Laufe der Zeiten allmählich erschöpft, und es wäre ohne das Mysterium von Golgatha eine Zeit gekommen, wo nur Leiber, automatische Leiber auf der Erde noch dagewesen wären, seelenlose Leiber.
Der Ausgleich des Schicksals wird in der Zukunft so erfolgen, daß das Wort des Christus: «Wenn zwei in meinem Namen beisammen sind, so bin Ich mitten unter ihnen» zur Wahrheit wird.
Die Seelen sterben aus, aber das Schicksal, das die Menschheit zusammen geschaffen hat, das Karma, bleibt bestehen. Die Menschheit ist ausgegangen von einer Art Gruppenseelenhaftigkeit, hat sich differenziert, individualisiert, dadurch sind die Beziehungen von Mensch zu Mensch entstanden. Früher nun geschah der karmische Ausgleich dadurch, daß von den göttlich-geistigen Mächten gesorgt wurde, daß zwei Menschen, die etwas miteinander auszugleichen hatten, wiedergeboren wurden in demselben Stamm. Das ist jetzt nicht mehr so. Jetzt wird das Wort zur Wahrheit, das der Christus gesprochen hat: «Wenn zwei in meinem Namen beisammen sind, dann bin Ich mitten unter ihnen.» Christus ist der Herr des Karma!
Alle Seelen stammen ab von Christus, und eine solche Zeit wird kommen, wo den Seelen das zum Bewußtsein kommt und wo sie verstehen werden, daß auch der Ausgleich unter den Seelen nur durch den Christus geschehen kann.
* *
Aufzeichnung D (Auszug)
[. . .] Wie ist eine esoterische Strömung wie die unsrige überhaupt möglich? Im Urbeginn war eine Seelensubstanz vorhanden, die sich dann in die unzähligen differenzierten Einzelseelen teilte; durch diese Differenzierung entstand das Karma, das besteht in seelischen Zusammenhängen von Mensch zu Mensch. In
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der Zeit vor dem Ereignis von Palästina lebten sich diese karmischen Zusammenhänge in der Blutsverwandtschaft aus, waren an das Blut gebunden. Aber gerade zur Zeit des Mysteriums von Golgatha versiegte allmählich diese Seelensubstanz, und die Menschen wären seelenlos über die Erde dahingegangen am Ende der Erdenentwicklung, wären in die Tierheit verfallen in Menschenleibern, die die Karikaturen von Tierleibern sein würden; und die Iche (denn nicht das Ich stirbt aus, an dieses ist das Karma gebunden bis zum Ende) würden leer und seelenlos sein, wenn nicht das Mysterium von Golgatha stattgefunden hätte. Der Christus ist der geistig-seelische Stammvater der jetzigen Menschheit, wie Adam es in bezug auf den Leib ist und nur, indem wir uns mit der Christus-Substanz, dem Christus-Impuls erfüllen, entgehen wir der Seelenlosigkeit, und das tun wir, indem wir die Erkenntnisse über das Mysterium von Golgatha in uns aufnehmen und in uns leben lassen. Immer seelischer werden dann die Beziehungen und das Zusammenleben von Mensch und Mensch.
ESOTERISCHE STUNDE Berlin, 6. Januar 1913 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE050 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 6. Januar 1913
Aufzeichnung A
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Es gibt viele Esoteriker, die da meinen, keine Fortschritte zu machen. Dies ist unmöglich bei jedem, der seinen Übungen mit Eifer obliegt. Wir müssen da wohl unterscheiden zwischen dem Fortschreiten und dem Bemerken des Fortschreitens. Und die, die da nicht zufrieden sind, die mit Meister Eckhart sprechen möchten: Was nützt mir, daß ich ein König bin, wenn ich es nicht weiß! - die müssen sich ein feineres Empfinden anschaffen, ein Hinhorchen auf das, was in ihrer Seele vorgeht.
Vor allem wird geklagt, daß man bei Ausübung seiner abendlichen Übungen einschlafe. Gesetzt den Fall, jemand wäre bei seiner Rückschau eingeschlafen; er wird auch wieder aufwachen. Wenn er sich dann zurückerinnert, bis zu welchem Punkte er gekommen war, dann wird er gewahr werden, daß im Schlafe, trotzdem sein Tagesbewußtsein ausgelöscht war, seine Meditation weitergegangen ist. Das kann ihm unter Umständen mehr nützen als eine Meditation mit vollem Bewußtsein; denn es handelt sich hier um die bedeutungsvolle Tatsache, daß im entkörperten Zustande sein Bewußtsein weitergearbeitet hat, daß ein Übergang stattgefunden hat vom gewöhnlichen Tagesbewußtsein zu einem höheren Bewußtseinszustand. Dies ist schon ein Erweitern des Bewußtseins, und in einem solchen Erweitern besteht der eigentliche Fortschritt.*
Auch in Träumen zeigt sich, daß der Esoteriker weiter-kommt; er muß nur seine Seele beobachten, aufmerksam sein auf das, was in seiner Seele vorgeht.
Da kann es passieren, daß jemand kurz vor dem Erwachen im Traum einen Sarg erblickt, oder ein Haus mit einer Tür, oder
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* In einer anderen, sonst gleichlautenden Vorlage folgt hier noch der Satz: «Es handelt sich dabei nicht um ein Unterbewußtes, sondern das so Erlebte wird ja gerade in das Bewußtsein heraufgehoben.»
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auch einen Engel, der ihm einen Kelch reicht. Bevor der Mensch wirklich seinen Körper zu schauen vermag, sieht er ihn in Bildern, und zwar wird dieses Bild stets seiner Veranlagung entsprechen. Jemand, der ernst veranlagt ist, bisweilen melancholisch, sich häufiger mit Todesgedanken abgibt, wird einen Sarg mit einem Leichnam darin erblicken als Symbolum für seinen physischen Leib. Derjenige, der mehr freudig, optimistisch veranlagt ist, wird ein Haus vor sich sehen, durch dessen Tür er wieder eintritt in seinen physischen Leib. Ein Mensch mit religiöser Veranlagung wird einen Engel erblicken, der ihm einen Kelch reicht. Das ist [ein Symbol für] das wache Tagesbewußtsein, das wieder in ihn zurückkehrt.
Selbstverständlich zeigen sich solche Symbole nur im Anfang der esoterischen Schulung. Der Esoteriker, der weiter fortgeschritten ist, der wird nicht mehr diese Bilder erblicken, sondern fühlen, wie sein Ätherleib immer mehr hinauswächst in den Kosmos, wie von den einzelnen Organen seines physischen Leibes sich Ströme ergießen weithin in den Weltenraum - er fühlt, daß er eine kosmische Wesenheit ist.
Auch davon haben wir schon gesprochen, daß sich die Empfindungen, die Gefühle des Esoterikers ändern. In dem Orden der Essäer, der zu Jesu Zeiten bestand und in dem Jesus auch eine Zeitlang geweilt hat, galten zwei Regeln. Erstens durfte man vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang nicht über weltliche Dinge sprechen. Für die Brüder der höheren Grade erstreckte sich das auch auf die Gedanken. Solange das Tages-gestirn am Himmel stand, durften sie sich weltlichen Gedanken hingeben; aber die mußten schweigen, sobald es erloschen war. Und die zweite Regel: Vor Sonnenaufgang mußten sie die Sonne bitten, zu erscheinen, und des Abends ihr danken für ihr Scheinen. - Der heutige moderne Mensch wird diese Regeln nicht in demselben Maße befolgen können. Aber müßte er nicht, ebenso wie der Essäer voll Dank, voller Andacht dem Erscheinen des Tagesgestirnes entgegensah, dankbar sein, am Morgen wieder in seinen physischen Körper zurückzukehren? Denn nicht mehr
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bestimmt war es, daß der Essäer die Sonne wiedersehen würde, als es bestimmt ist, daß der heutige Mensch wieder in seinen physischen Körper zurückkehrt. - Der Materialist weiß darüber nichts; aber wir haben darüber gehört, wie unser physischer Leib durch die Saturn-, Sonnen-, Mondenentwicklung hindurch von allen über dem Menschen stehenden Wesenheiten unter Heranziehung der Weltenkräfte aller Zeiten und Räume so kunstvoll hergerichtet worden ist. Von Göttern ist dieser Tempel für die Seele gebildet, aus Geistigem entstanden: Ex Deo nascimur.
Dann ist noch ein zweites Gefühl, das wir entwickeln müssen, dieses: Es bestand früher ein uraltes Erbstück, ein Rest des Urgöttlichen, in das sich der Mensch ergoß nach dem Tode. Dadurch erhielt er sein Bewußtsein aufrecht. Diese göttliche Substanz ist immer weniger geworden. Es war damit verschieden in den verschiedenen Epochen, bei den einzelnen Völkern; aber in der vierten Epoche der nachatlantischen Zeit war es fast verlorengegangen. Nicht das Ich, aber die Seelen waren [dadurch] tot. Der Grieche hatte wohl ein Bewußtsein davon; darum sagte er: Lieber ein Bettler auf der Oberwelt, als ein König im Reiche der Schatten. - Aber diese Substanz hat sich neu gebildet durch das Mysterium von Golgatha. In die Christus-Substanz treten wir jetzt nach dem Tode ein und erhalten dort unser Bewußtsein wieder. Wie Adam unser leiblicher Stammvater ist, so ist Christus der Stammvater unserer Seelen:
In Christo morimur. Oder, weil der Name für uns etwas so Heiliges bedeutet, daß wir ihn in Lauten nicht wiederzugeben wagen, so sprechen wir nur: In --- morimur.
Aber wenn wir in der Christus-Kraft nach dem Tode zum Bewußtsein gelangen, so haben wir darum noch kein Selbstbewußtsein. Wir erkennen wohl die Dinge um uns her, aber uns selbst können wir nicht schauen. Das können wir nur dadurch erlangen, daß wir uns auf Erden schon vorbereiten. Ebenso, wie ich hier in der physischen Welt einen Knopf wohl wiederfinde, wenn ich ihn mit Bewußtsein an einen bestimmten Ort lege, so
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ist es auch nach dem Tode. Wir können nicht erwarten, uns an etwas zu erinnern, was wir nicht mit vollem Bewußtsein getan haben. Dazu wird uns aber das Mittel gegeben durch die Lehren der rosenkreuzerischen Theosophie. Suchen wir also zu verstehen den Geist der theosophischen Weltanschauung, durchdringen wir uns mit dem Geistigen, so wird uns der Geist in jenem Leben nach dem Tode auferwecken: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Empfinden wir, daß dieser unser Rosenkreuzerspruch kein gewöhnlicher Spruch ist, sondern daß er gegeben ist von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen. Sie haben Weltenkräfte da hineingeheimnißt. Nicht zum Hersagen, zum Erleben ist er da; und durch jahrelanges Üben werden wir aus ihm immer mehr Erkenntnis sammeln. Der geschulte Hellseher sieht, wie bei einem Menschen, der sich in diesen Spruch versenkt hat, der Ätherleib beginnt, sich immer mehr zu weiten und mit den Kräften des Makrokosmos zu verbinden; dabei werden seine Organe Kraftzentren, in die Ströme hinein-fließen aus der geistigen Welt. Durchdringen wir uns mit diesem Spruche, wenn unsere Seele in voller Ruhe und Gelassenheit ist. Und wenn wir Trost brauchen, wenn unsere Seele nieder-gedrückt ist, so wird er uns Mut und Kraft geben. Aber wenden wir ihn nicht nur an als Trostmittel, sondern auch, wenn unsere Seele ganz stille ist; dann wird er uns immer mehr ein Freund, ein Helfer sein auf unserem esoterischen Wege.
Aufzeichnung B
Wenn beginnende Esoteriker oft denken, daß sie keine Fortschritte machen, dann ist das noch absolut kein Beweis, daß die Fortschritte nicht doch da sind. Oft werden sie nur nicht bemerkt. Es wird öfters geklagt, daß der Schüler während den Abendübungen einschläft, aber es kann geschehen, daß er dann später beim Aufwachen
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bemerkt, daß er doch in einem anderen Bewußtseinszustand seine Übungen fortgesetzt hat. Das Sich-Erinnern an das Fortsetzen der Übungen in einem anderen Bewußtseinszustand ist sehr wichtig. Gerade eine solche Erinnerung kann von mehr Gewicht sein als das einfache Ausführen der Übung mit dem Tagesbewußtsein. Auch muß man mehr achtgeben auf das Traum-leben. Man kann dann manchmal gegen das Aufwachen hin in symbolischer Form seinen Körper sehen, entweder als ein Haus, in das man hineingehen muß, oder als ein Grab (diese Vision kommt vor bei Menschen, die öfters an den Tod und das Vergängliche des irdischen Lebens denken), oder als einen Engel mit einem Kelch in der Hand (das kommt vor bei Menschen, die eine religiöse Grundstimmung haben und sich bewußt sind, daß der Körper durch die Götter geschaffen ist).
Aber später wird man dann seinen Körper mehr so sehen, wie er in Wirklichkeit ist, und wie sehr die Wirklichkeit abweicht von der Maja des Physischen. Man sieht dann physischen und Ätherleib weit ausgedehnt, vom Herzen aus wächst es wie ein Baum in das ganze Universum, und wir begreifen, wie unser Herz kosmische Bedeutung hat, während unser Kopf wie der Sternenhimmel den halben Kosmos umspannt. Aber es dauert lange, bis man von dem ersten Stadium des symbolischen Schauens bis zu diesem Anblick kommt.
Wenn wir an das Essäer-Gebot denken, daß man sich vom Sonnenuntergang bis zum Sonnenaufgang nicht mit weltlichen Dingen beschäftigen soll (und für die höheren Grade nicht einmal an solche Dinge denken soll), dann können wir das für unser esoterisches Leben so umwandeln, daß wir mit heiligen Gefühlen einschlafen sollen. Und das zweite Essäer-Gebot, jeden Morgen darum zu bitten, daß die Sonne aufgehen möge, kann für uns werden ein Gefühl von Heiligkeit und Dankbarkeit gegenüber den Göttern, die uns unseren Körper gaben, Dankbarkeit für das Zurückfinden in unseren Körper jeden Morgen. Wenn wir so recht realisieren, wie wir ohne den Körper unmöglich unser Bewußtsein wieder entfalten könnten beim Aufwachen,
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dann können wir Dankbarkeit fühlen für das Wiederfinden unseres Körpers und mit Ehrfurcht denken an den Spruch:
Ex Deo nascimur - und ihn in Verbindung bringen mit dem heiligen Gefühl, das wir haben können gegenüber unserem durch die Götter geschenkten Körper. Wir werden, wenn wir das
E.D.N. manchmal so kontemplieren, eine wunderbare Entdekkung machen können, nämlich daß wir kurz vor dem Aufwachen beten, daß wir unseren Körper wiederfinden mögen. Diese Entdeckung, daß wir in diesem anderen Bewußtseinszustand, worin wir vor dem Aufwachen noch sind, beten, ist von großer Bedeutung. (Das E.D.N. mit Dankbarkeit für unseren Leib.)
Beim Kontemplieren von I.C.M. können wir dann auf dieselbe Weise Dankbarkeit fühlen für das, was beim Sterben für uns dasselbe tut wie beim Aufwachen unseres Körpers, nämlich für die geistige Substanz, in die wir dann untertauchen wie beim Aufwachen in unseren physischen Leib. Und diese geistige Substanz, die sich vor dem Mysterium von Golgatha erschöpft hatte, ist nun für den Esoteriker die Christus-Substanz.
Aber auch unser Selbstbewußtsein müssen wir lernen zu entfalten. Das werden wir mehr und mehr, wenn wir als lebende Kraft das aufnehmen, was uns als theosophische Lehren gegeben wird. Diese theosophischen Begriffe sind lebende Kräfte, und je nachdem unser Seelenleben durch sie geformt wird, werden wir auch in dem Leben nach dem Tod unser Selbstbewußtsein behalten, wenn wir uns an all das, was wir als Wahrheit hier lernten, erinnern. Das ist der Heilige Geist: P.S.S.R.
So können wir, diesen Spruch meditierend, der der Kernpunkt unserer Rosenkreuzer-Esoterik ist, mehr und mehr Kraft durch ihn bekommen. Je mehr wir diesen Spruch, diese im wahren Sinne «Zauberworte» meditieren, je mehr bringt er uns auch in Verbindung mit geistigen Kräften und geistigen Wesen. Und dieses Zusammenleben mit den geistigen Welten muß es für uns werden. Und auch in Zeiten, in denen wir betrübt und schwer beladen und bedrückt sind, wird dieser Spruch uns zum Trost werden können. Aber das wird sich nur ergeben, wenn wir auch
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in gelassenen und freudigen Momenten wirklich mit ihm in Verbindung treten, wenn so im Zusammenleben mit diesem Spruch dieser zu dem Weg wird, auf dem auch Engel zu uns kommen, die dann auch in trüben Momenten uns Trost und Kraft bringen. So können unsere Lehren uns geistig aufbauen, unser Seelenleben neu schaffen, und immer mehr werden wir der Heiligkeit von allem bewußt werden und uns mit frommen und gelassenen Gefühlen einleben in den Spruch: E.D.N. - I.C.M. -
P.S.S.R.
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 8. Februar 1913
Aufzeichnung A
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Die Welt des Erkennens, des Erlebens und der Seligkeiten
Meine lieben Schwestern und Brüder!
Wenn wir alles das beachten und tun, was uns in all den Vorträgen, in den Mysterienspielen und esoterischen Stunden bis jetzt schon gegeben ist, wenn wir das alles wirklich ausführen in voller Hingabe, dann können wir schon sehr, sehr weit hineinkommen in hohe spirituelle Welten. Mehr braucht die Menschheit der Jetztzeit nicht, um in sehr hohe geistige Welten zu gelangen. Wir müssen ganz leben in der Meditation, Konzentration und Kontemplation; alles andere draußen lassen. Nur in strikter Innehaltung der gegebenen Vorschriften kann etwas erreicht werden. Die Meditationszeit muß uns als etwas Schönes, Erhabenes in unserem esoterischen Leben gelten. Zuerst beim Meditieren soll man sich ganz in den Inhalt der Übungen versenken. Man muß also die Seele leer machen von allen alltäglichen Gedanken und Gefühlen und in dem Inhalt der gegebenen Übungen leben. Und dann den Bewußtseinsinhalt ganz leer machen, auch von dem Meditationsstoff und dann lauschen, «wachen». Es ist das ja sehr schwer; das ist schon richtig. Einige behaupten, sie hörten dann ihr Blut pulsieren, und das störe sie. Mögen sie das Blut pulsieren hören, mögen sie darauf hinhören. Dann werden sie Leben im Blut und in den Nerven spüren und dadurch ein Stück des Innenlebens gewahr werden.
Das exoterische Leben verläuft in der Welt des Erkennens; dadurch, daß wir einem Gegenstand gegenüberstehen und ihn ansehen, uns Vorstellungen von ihm machen, erkennen wir ihn. In dem Augenblick der Meditation wird dieses anders. Wir treten durch die Meditation in eine andere Welt ein, wir haben dort unsere Vorstellungen, unsere Gedanken und Begriffe vor
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uns, außer uns; wir wissen, daß wir mit ihnen zusammenhängen. Aber wir können sie nicht loswerden, wir laufen ihnen nach. Es steigen die Gedanken aus den Untergründen der Seele auf. Wir sehen, wie wenn Raubtiere sie fräßen. Wir verbinden uns ganz mit den Gedanken und so weiter. So erleben wir hier [beim Meditieren], während wir im Exoterischen erkennen. - Wir sind hier beim Meditieren in der Welt des Erlebens. Wir mussen uns nur davor hüten, uns gleich Vorstellungen über das zu machen, was so an uns in dieser Welt herantritt. Nur öffnen müssen wir uns und lauschen, erfühlen, was da in unsere Seele hineinströmen will. Das bildet die Lotosblumen aus, so daß sie dann in Tätigkeit treten können.
Noch weiter kommen wir in die Welt der Seligkeiten oder die Welt der Gestalten. Nur der, der sich reif gemacht hat für diese Welt, erlebt sie als Welt der Seligkeiten. Für den unreifen Menschen ist sie voller Schauer und Schrecklichkeiten und zermalmt ihn. Für diesen verkehren sich dort Liebe in Haß, Schönes in Häßliches. Was ihm bisher eklig war, mag er jetzt gern und so weiter. Pervers ist alles. Nur wer die Schulung der Selbsterziehung durchmacht, wird wirklich reif zum richtigen Erleben dieser Welt der Gestalten.
Was haben die Götter getan, um uns vor dem Erleben dieser Welt der Gestalten zu beschützen, ehe wir reif sind? Sie haben uns den Genuß gegeben, das Genießen der Freude am Schaffen hier im Physischen. Das, was wir als Schönes empfinden an einem Kunstwerk, an einem Raffael, an einem Lionardo, ist nicht das Bleibende, auch nicht das Kunstwerk selbst (dargestellt oder angedeutet im dritten Mysterienspiel mit den zwei Bildern von Raffael und Lionardo), sondern das, was ewig ist, ist das Geistige, was in des Künstlers Seele beim Schaffen vorging, aus dem heraus das Kunstwerk geschaffen wurde.
Was ist Gott in der Maja? Ganz paradox muß klingen das, was jetzt gesagt werden muß. Nicht das ist Gott, was wir erleben im Frühling, in den aufbauenden Kräften, in dem Sprießenden, Sprossenden, in allem Schönen und Leuchtenden, sondern
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da ist Gott wirklich und wirksam, wo wir verheerende Naturgewalten sehen; in den Herbststürmen, in allem Zertrümmernden, Vernichtenden, Zermalmenden, da ist Gott drinnen. Es klingt grauenvoll und erschütternd, aber es ist so: Gott ist in allem Zerstörenden und Zertrümmernden am wirksamsten. Uns Menschen ist der Genuß am Schaffen im Physischen gegeben, um uns davor zu bewahren, vorzeitig in die Welt der Gestalten, der Seligkeiten einzutreten. Wie durch eine dünne Eisdecke sind wir in unserem Tages-Wachbewußtsein davon getrennt. Wenn wir in der esoterischen Schulung sind, sollen wir nun nicht diese esoterischen Lehren ins exoterische Leben einführen, das exoterische Leben nach diesen Lehren einrichten wollen. Das muß zu Verkehrtheiten führen. Unsere Erziehung im exoterischen Leben muß aus exoterischen, pädagogischen Grundsätzen heraus erfolgen. Es könnte als ein Ideal hingestellt werden, daß das esoterische Leben ganz für sich verliefe.
Wie wir hier im Tagesleben allen Ereignissen, allen Gedanken und so weiter gegenüber gelassen bleiben, uns nicht aufregen, nicht aus dem Häuschen geraten sollen, ebenso müssen wir auch Gelassenheit, absolute Gelassenheit der Welt des [geistigen] Er-lebens gegenüber bewahren. Ganz gelassen müssen wir bleiben können - so in allen Welten allem gegenüber. Durch richtiges Hineindenken, Hineinfühlen und Hineinleben in die drei Mantren: Es denkt mich - Es wirkt mich - Es webt mich erreichen wir diese Gelassenheit, dadurch daß wir diese drei Sätze wieder und wieder durch unsere Seele ziehen lassen.
Und dann verstehen wir auch in der richtigen Weise unseren
Rosenkreuzerspruch:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum San ctum reviviscimus.
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Aufzeichnung B
Im Laufe der Jahre ist in unseren esoterischen Betrachtungen und eigentlich auch in allem demjenigen, was außerhalb mitgeteilt wurde, alles gesagt worden, was für eine fortschreitende esoterische Entwicklung notwendig ist. Es hängt nur von einem jeden von uns ab, ob er die nötige Geduld, die nötige Aufmerksamkeit und die nötige Ausdauer hat, um zu dem Ziel, dem Aufstieg in die geistige Welt zu gelangen.
Von diesen esoterischen Betrachtungen ist kein Wort bedeutungslos, und ein jeder kann daraus erhalten, was zu seinem geistigen Aufbau nötig ist. Ein jeder kann etwas Persönliches darin empfinden, etwas für ihn selber im besonderen, weil für jeden tatsächlich etwas ganz Persönliches darin enthalten ist. Indem wir diese Anregungen in unserer Seele weiterwirken lassen und im Zusammenhang damit alles, was in den Zyklen und Vorträgen gegeben ist, können sie uns zu dem höchsten Wachstum im Geistigen bringen, das in dieser Inkarnation überhaupt für uns möglich ist.
Was wir insbesondere brauchen für unsere esoterische Entwicklung, das ist Geduld; Geduld, immer wieder unsere Seele ganz leer zu machen, damit wir so die intensiveren Erlebnisse, die sich auf dem tiefen Grunde unserer Seele abspielen, auffan-gen können. Wenn wir nur genügend achtgeben, werden wir bemerken, wie unser Seelenleben sich allmählich wandelt. Wir werden zum Beispiel bemerken, daß wir nicht länger mehr einfach in Begriffen denken, sondern daß es so wird, daß wir tatsächlich dasjenige sind, was wir denken. An Stelle des «Erkennens» kommt das «Erleben».
Wir werden dann auch spüren, wenn wir so ganz still in uns selbst die Gedanken erleben wollen, daß es ist, als ob da Wesen wären, die gleichsam wie Raubtiere uns unserer Gedanken berauben wollen, sie verschlingen wollen. Zunächst ist es oft so, daß, wenn wir ganz stille werden in unserer Meditation, wir nichts anderes verspüren als das Rauschen unseres Blutes, die
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Wirkungen des Blutes und des Nervensystems, das Fließen eines feinen Fluidums um die Nerven herum. Das ist auch richtig. Über den Strom des Blutes kommen wir dann in das Reich des Erlebens, wo wir unser Erleben wirklich leben. Es kann aber auch sein, daß wir solche Gedanken, die wir erleben, die wir ganz selber werden, nicht nach der Meditation, sondern bisweilen ganz unerwartet in anderen Augenblicken in uns finden. Solches Erleben ist von viel größerer Bedeutung als das einfache Schauen von Visionen, da ja das Letztere von selber später noch einmal kommen wird.
Wir sollen aber in eine noch höhere Welt aufsteigen, in die wirkliche Geisteswelt. Unser gewöhnliches, intellektuelles Begreifen der Welt wirft eigentlich einen Schleier auf alles dasjenige, was dahinter liegt. Und das ist den Menschen zum Segen, denn man muß ganz vorbereitet sein, mit der tieferen Welt in Berührung zu kommen, ohne daß daraus falsche Konsequenzen für das gewöhnliche Leben entstehen. Wenn man nämlich nicht genügend vorbereitet ist, kann es geschehen, daß alles, was man als gewöhnlicher Mensch empfindet und ist, sich genau in sein Gegenteil verwandelt. Wenn wir zum Beispiel im gewöhnlichen Leben einen Menschen sehr lieben, kann es geschehen - aber nur, wenn die Schulung nicht die richtige war -, daß wir diesen Menschen nach unserem Aufsteigen in die geistige Welt anfangen zu hassen. Oder unser Mut kann sich in Furcht verwandeln, oder dasjenige, was uns früher angenehm war, kann uns jetzt höchst unangenehm berühren.
Um dieses zu verstehen, müssen wir ein Bewußtsein davon entwickeln, daß im gewöhnlichen Leben zu unserem Heile der Genuß, den wir an den Dingen haben, uns die tiefer liegenden Kräfte verhüllt. Die Art, wie in dem Mysteriendrama «Der Hüter der Schwelle» im dritten Bild die Werke des Raffael und des Lionardo da Vinci dargestellt sind, ist sehr vielsagend. Denn auch in den Kunstwerken ruht ein Ewiges, nicht in dem Werke selber, sondern in den schöpferischen Kräften, die in der Seele des Künstlers gewirkt haben. Alles dasjenige, was auf Erden als
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Schönheit erscheint, ist vergänglich, und indem wir von dieser Schönheit genießen, wird der Genuß für uns die Verhüllung des Ewigen.
Wo findet man die ewig wirkenden Kräfte, wo findet man Gott am meisten in der physischen Welt? Ist es dort, wo wir Aufblühen, Aufsprießen an die Oberfläche treten sehen? Nein, wir schauen Gott am meisten da, wo wir die Form zerstören sehen, wo die äußere Schönheit verschwindet. In dem Sprießen und Sprossen ist das Ende der Wege Gottes. Gott ist für unsere physische Welt am meisten wirksam da, wo wir Zerstörung, Tod sehen. Das scheint ein starkes Paradoxon zu sein, wenn wir an die göttliche Liebe denken; und es wird hier gegeben wie ein erster Ausspruch, der über die Lippen kommen kann, wie ein Meditationsstoff, aus dem heraus die größten Schlüsse zu ziehen sind, die sogar jetzt noch nicht ausgesprochen werden dürfen. Nur diese eine Andeutung ist erlaubt, gehört zu werden.
Ein Mensch, der nicht volle Gelassenheit erlangt hat gegenüber allen Erfahrungen in der physischen Welt, kann sich in der geistigen Welt nicht aufrecht erhalten und erlangt für sein Alltagsleben die Umwandlung von Liebe in Haß, von Mut in Furcht und so weiter. Derjenige, der für sich selbst den Entschluß gefaßt hat: jetzt will ich stark vorwärtskommen in meinem okkulten Streben, soll immer mit dem größten Ernst darauf bedacht sein, daß er sich nicht wandle in bezug auf sein gewöhnliches tägliches Leben. Er soll bleiben, wie er einmal durch seine Veranlagung und sein Karma geworden ist. Soviel wie möglich soll das äußere Leben das gleiche bleiben, und wenn Veränderungen eintreten müssen, sollen diese nicht durch das esoterische Erleben, sondern durch exoterische Verhältnisse bedingt werden. Wer zum Beispiel im exoterischen Leben bemerkt, daß er lieblos ist, soll diesem Mangel abhelfen durch Anstrengungen im exoterischen Leben, aber in dieser Hinsicht nichts vom esoterischen Leben erwarten.
Wenn wir immer gelassen sind und uns immer wieder in die gegebenen Mantren vertiefen: Es denkt mich - Es webt mich -
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Es wirkt mich, dann werden wir auch die richtigen Kräfte mitbringen, um uns inmitten der gewaltigen Kräfte der geistigen Welt aufrechtzuerhalten.
* *
Aufzeichnung C
Was wir vor allem nötig haben für unsere esoterische Entwicklung, ist Geduld. Geduld, um immer wieder unsere Seele ganz leer zu machen, um so die feineren Erlebnisse, die sich zeigen, auffangen zu können. Wenn wir nur gut aufmerksam sind, werden wir bemerken, wie sich unser Seelenleben verändert. Wir werden z.B. merken, daß wir nicht mehr wie gewöhnlich in Begriffen denken, sondern daß es so wird, daß wir wirklich sind, was wir denken. Anstelle von «erkennen» kommt «erleben». Wir werden dann merken, wenn wir so ganz still in uns selbst die Gedanken erleben wollen, daß Wesen, als seien es Raubtiere, uns unsere Gedanken hinwegreißen wollen, sie verschlingen wollen. Zuerst ist es oft so, daß wir, wenn wir nach unserer Meditation ganz still werden, nichts anderes bemerken als das Rauschen unseres Blutes, die Vorgänge im Blut und im Nervensystem, das Fließen der feinen Fluiden um die Nerven.
Aber das ist gut. Über den Strom des Blutes kommen wir dann in das Reich des Erlebens, wo wir unser Erleben wirklich leben. Es kann auch sein, daß wir solche Gedanken, die wir erleben, die wir ganz und gar selbst werden, nicht nach der Meditation, sondern in anderen Momenten - oft ganz unerwartet - in uns finden. Dieses Erleben ist von viel größerer Bedeutung, als das eindeutige Sehen von Visionen, was ohnehin von selbst erfolgt. Aber wir müssen in eine noch höhere Welt eintreten, in die wirkliche geistige Welt. Unsere gewöhnlichen intellektuellen Begriffe von der Welt werfen eigentlich einen Schleier auf das, was dahinter ist. Und das ist ein Heil, weil man sehr vorbereitet sein muß, um mit der tieferliegenden Welt in Berührung zu
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kommen, ohne daß dies verkehrte Folgen für das gewöhnliche Leben hat. Wenn man nämlich nicht gut vorbereitet ist, kann es geschehen, daß sich alles, was wir als Mensch fühlen und sind, genau in das Gegenteil verändert. Wenn wir zum Beispiel einen Menschen sehr liebhaben, kann es geschehen (aber nur, wenn die Schulung nicht richtig ist), daß wir diesen Menschen nach unserem Aufstieg in die geistige Welt sogar hassen, und unser Mut kann sich in Furcht verwandeln. Vorliebe können wir entwickeln für etwas, was wir sonst widerwärtig fanden. - Um das zu verstehen, müssen wir begreifen, daß im gewöhnlichen Leben zu unserem Heil unser Genuß an den Dingen uns die tiefer liegenden Kräfte verhüllt. Die Art, in der im «Hüter der Schwelle» die Werke von Raffael und da Vinci vorgestellt werden, ist sehr vielsagend, weil auch in den Kunstwerken das Ewige nicht im Werk selbst liegt, sondern in den schaffenden Kräften, die in der Seele des Künstlers wirkten. Alles, was als Schönheit erscheint auf Erden, ist vergänglich. Und indem wir die Schönheit genießen, verhüllt uns der Genuß das Ewige.
Wo finden sich die ewigen geistigen Kräfte am meisten in unserer physischen Welt? Da, wo wir etwas aufblühen, aufsprossen, an die Oberfläche treten sehen - oder da, wo wir die Form vernichten sehen, wo die äußerliche Schönheit verschwindet? In dem letzteren ist der Geist wirksam, und für unsere physische Welt gilt dieses, daß der Geist wirkt in dem Vernichtenden, Zerstörenden.
Deshalb ist es so, daß jemand, der auf verkehrte Weise eintritt in die geistige Welt, sich nicht halten kann, und dies kann sich so auswirken, daß er dann beginnt zu hassen, wo er liebte, furchtsam wird, wo er mutig war etc. Darum ist es so nötig, daß volle Gelassenheit erreicht ist beim Eintreten in die geistigen Welten, und jemand, der beispielsweise den Beschluß gefaßt hat:
«Jetzt will ich stark vorwärtskommen in meinem okkulten Streben», immer mit dem größten Ernst darauf achten muß, daß er nichts verändert, was das gewohnte Leben betrifft in seiner Liebe, seinem Mut, seinen Neigungen etc. Soweit als möglich muß
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das Äußere gleich bleiben, und wenn darin Veränderungen eintreten müssen, sollen sie nicht durch das esoterische Leben, sondern durch exoterische Umstände verursacht sein. Wenn wir stets gelassen bleiben und uns vertiefen beispielsweise in die gegebenen Mantren Es denkt mich - Es webt mich - Es wirkt mich werden wir auch die rechte Kraft mitbringen, um uns in den gewaltigen Kräften der geistigen Welt zu bewahren.
Von diesen esoterischen Stunden ist kein Wort ohne Bedeutung. Und jeder kann daraus empfangen, was zum geistigen Aufbau nötig ist. Jeder kann darin etwas Persönliches fühlen, weil für jeden etwas Persönliches darin ist. Diese Anregungen in unserer Seele weiter wirken lassen, verbunden mit allem, was auch in den Zyklen gegeben ist, kann uns zu dem höchsten Geisteswachstum bringen, das in dieser Inkarnation, durch die wir jetzt gehen, möglich ist.
* *
Aufzeichnung D
In den esoterischen Stunden und in den Zyklen sind genügend Meditationsstoffe gegeben, die die Kraft haben, den Meditanten in die geistige Welt hineinzuführen; er muß nur verstehen, das Erkennen in Erleben zu verwandeln. Nach dem Fallenlassen des Meditationsstoffes fühlt dann mancher das Wogen des Blutes, das Weben der Nerven. Der Esoteriker muß über diesen Strom hinüberkommen, um in die Welt der Wirkungen zu gelangen.
Wir wandeln in der Maja auf einer dünnen Eisdecke, unter der die wogende geistige Wirklichkeit ist. Kommt ein Mensch nun durch Gelassenheit über diesen Strom, gelangt er in die zweite Welt, wo er seine Gedanken erlebt. Er sieht sie gleichsam wie von außen. Sie ziehen hinaus, und es ist ihm, als ob sie hin-und hergezerrt, von Raubtieren verschlungen würden. Von hier aus erreicht der Mensch nach weiterer Übung die dritte Welt. Auf denjenigen, der unreif, ohne genügende Vorbereitung, ohne
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Gelassenheit geübt zu haben, in sie hineinkommt, auf den wirkt sie verwirrend und zerstörend. Für denjenigen, der in richtiger Schulung sich in Geduld hineinlebt, kann sie etwas Beseligendes haben. Der Unreife erlebt dort seine Gefühle gewandelt. Es kann sein, daß einer im äußeren Leben schon eine große Liebe für einen Menschen entwickeln konnte; dort nun wandelt sich diese Liebe in Haß, und wo er liebte, muß er hassen. So kann sich Freude in Ekel kehren usw. Ein Schutz im Leben ist der Genuß (?).*
Wenn wir die aufbauenden und zerstörenden Kräfte in der Welt betrachten, so sehen wir mehr Göttliches wirken in den zerstörenden. Immer von neuem zertrummern sie die Maja, damit der Mensch sie durchschauen lernt. Die Bilder des Raphael und des Leonardo da Vinci sind äußere Maja gegenüber den Seelenerlebnissen dieser Künstler, die Ewigkeitswert haben.
Als Esoteriker dürfen wir keine Ungeduld fühlen, sondern müssen Gelassenheit üben. Nach der Meditation müssen wir uns eine Weile der Gelassenheit hingeben. Das bildet die Lotosblumen aus und kräftigt sie.
Das Idealste wäre, wenn der Esoteriker das äußere Leben unverändert ließe, und Kräfte sollen ihm für dieses aus dem esoterischen Leben kommen, die seine Pflichten im Alltag durchgeistigen. Selbst Änderungen in diesem äußern Leben sollen nur aus diesem genommen werden.
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* Vgl. dazu Aufzeichnung A.
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ESOTERISCHE STUNDE
Stuttgart, [zwischen 17.-20.] Februar 1913
Aufzeichnung A
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Es denkt mich: E.D.N.
Aus einer mystischen Sendung heraus ist für Mitteleuropa eine ganz bestimmte Sprache gegeben, in der jeder einzelne Wortlaut, sowie die Aneinanderreihung, etwas Okkultes ausdrückt, zum Beispiel in dem Satz: Es denkt mich. e langgezogen, drückt das waltende, webende, schaffende Göttliche aus in der Weltordnung und im Menschen, s gedehnt gesprochen: das sich durch alles Hindurchschlängelnde, Wallende, Wellende (von Welle), gleichsam Astrale.
Mich, das heißt mein Ich. Also das Göttliche denkt man im Ich.* (Die Seele leer machen und ein Gefühl der tiefsten Frömmigkeit empfinden.)
Zweiter mantrischer Satz: Es webt mich. Wieder die göttlichen Kräfte im e, Astrales im s, und empfinden das Gefühl tiefster Ehrfurcht und Andacht.
Nun gibt es noch eine andere Übung, Meditation. Den alten Essäern war vorgeschrieben, nach dem Untergang der Sonne bis zum Aufgang der Sonne kein Wort zu sprechen, was sich auf weltliche, materielle Sachen bezog. Außerdem hatten die Essäer jeden Morgen vor Sonnenaufgang in inbrünstigem Gebet das Heraufkommen der Sonne zu erflehen und dann der Gottheit zu danken, daß sie das Tagesgestirn wieder heraufgeführt hatte. Es gab sogar eine bestimmte Formel: «Ihr Götter, Euch verdanke . . . » Diese wunderschönen, erhebenden Gebräuche und Meditationen kann der moderne Mensch nicht mehr üben. Der Esoteriker soll durchaus wahr sein, wahr sein bis in den innersten Herzensgrund, und es würde eine Unwahrhaftigkeit sein, wenn der heutige Esoteriker jeden Morgen in inbrünstigem Gebet den Sonnenaufgang erflehen und dafür danken wollte.
- - -
* In Aufzeichnung B heißt es: «Also das Göttliche denkt mein Ich.«
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Zur Zeit der alten Essäer hatte man noch die Anschauung, daß das Weltensystem durchaus nicht so feststehend sei, sondern daß zum Beispiel der Lauf der Gestirne usw. der Willkür der göttlichen Wesenheiten unterworfen sei, daß also einmal eines Morgens die Sonne nicht heraufsteigen würde* Diese Übung ist also für den heutigen Menschen nichts, denn der heutige Mensch weiß, daß es ein feststehendes Weltensystem gibt. Es würde also unwahrhaftig sein, wollte er diese Übung machen. Auch die erste Übung der Essäer zwischen Sonnenuntergang und -aufgang würde in der heutigen Zeit nicht durchführbar sein. Der heutige Esoteriker aber weiß, daß jede Nacht Astral-leib und Ich den physischen und Ätherleib verlassen. Nun muß sich der Esoteriker einmal diese Vorstellung vor die Seele führen, daß ein Dämon sich des physischen und des Ätherleibes bemächtigt hat und Astralleib und Ich am Morgen nicht wieder in ihre Wohnungen einziehen könnten. Der Esoteriker sollte sich nun beim Erwachen folgendes vor die Seele rufen: «Was hast du kurz vor dem Erwachen gedacht, getan?» (Der vorgeschrittene Esoteriker tut dies vor dem Erwachen mit vollem Bewußtsein!) Zunächst kann man sich nicht besinnen, daß man überhaupt etwas gedacht und getan hat. Nachdem man aber längere Zeit diesen Gedanken nachgehangen hat, kommt - zuerst gleichsam vorbeihuschend, dann immer festere Formen annehmend - der Gedanke: «Du hast der Gottheit gedankt, daß es dir vergönnt ist, wieder in dem von ihr aufgebauten Leib Wohnung zu nehmen, denselben wieder zu beleben.»
Aus dem Göttlichen sind wir geboren. E.D.N.
Diesen Satz, diesen Dreiklang sollen wir uns jeden Morgen wiederholen und dabei das Gefühl der tiefsten Dankbarkeit empfinden. Die Gottheit hat uns den Tempel unseres Leibes aufgebaut: während der Saturn-, Sonnen- und Monden-Entwicklung unseren physischen, Atherleib und Astralleib aufgebaut. Wir haben also jeden Morgen unser Bewußtsein wieder heraufgeholt.
Wenn wir durch die Pforte des Todes schreiten, kommen wir wieder in einen anderen Bewußtseinszustand. Zur Zeit der alten
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Atlantier war noch ein helles Bewußtsein vorhanden. Der alte Atlantier ging bei seinem Tode mit hellem Bewußtsein in die geistigen Welten ein. Das verlor sich aber nach und nach, und in dem vierten nachatlantischen Zeitalter war die Furcht vor dem unbekannten, schattenhaften Zustand so stark, daß das in dieser Zeit geprägte Wort - «Lieber ein Bettler auf Erden, als ein König im Reiche der Schatten» - eine Realität war. Es war wirklich nach dem Tode alles schattenhaft in dieser Zeit.
Durch das Christus-Ereignis ist dies anders geworden. Wir können durch die Aufnahme des Christus in uns wieder dahinkommen, daß wir bewußt nach dem Tode in die geistigen Welten eindringen können - in den Christus hinein sterben: In Christo Morimur. Diesen Dreiklang muß man immer nur mit dem Gefühl tiefster Frömmigkeit im Herzen meditieren.
Und nun müssen wir dahin gelangen, uns bewußt zu werden unseres göttlichen Ich; es muß uns gleichsam wiedergeboren werden:
Per Spiritum Sanctum reviviscimus*
*
* *
Aufzeichnung B (Auszug)
Wir müssen uns bewußt machen, wie in den mantrischen Worten, bis in den einzelnen Laut hinein, spirituelle Geheimnisse verborgen sind. Aus einer mystischen Sendung heraus ist für Mitteleuropa von den Eingeweihten eine ganz bestimmte Sprache gegeben worden, in der jeder einzelne Wortlaut sowie die Aufeinanderfolge der einzelnen Laute etwas Okkultes ausdrückt, wie es ja im Wörtchen «ich» zum Ausdruck kommt, das die Initialen des Jesus Christus enthält.
Nehmen wir den ersten Satz: Es denkt mich: Wir müssen hierbei empfinden das e als ein langgezogenes, das das Waltende, Schaffende, Göttliche in der Weltenordnung und im Menschen
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ausdrückt. Das s, gedehnt gesprochen, ist das durch alles sich Hinschlängelnde, Wellende, gleichsam Astrale. Für «mich» können wir auch (im Innern> uns denken «mein Ich», also: Das Göttliche denkt mein Ich. - Wir machen darauf die Seele wieder leer und entwickeln ein Gefühl tiefster Frömmigkeit
Es webt mich, das heißt: Das Göttliche webt mein Ich. - Wiederum erleben wir die göttlichen Kräfte im langgezogenen e, dann das Astrale: s, und empfinden das Gefühl tiefster Dankbarkeit dabei.
Es wirkt mich, das heißt: Die göttlichen Kräfte wirken mein Ich. Wieder die göttlichen Kräfte empfinden im e, dann das
Astrale: s, dabei empfinden wir das Gefühl tiefster Ehrfurcht und Andacht. *
Aufzeichnung C
Aus einer mystischen Sendung heraus ist für Mitteleuropa eine ganz bestimmte Sprache gegeben, in der jeder einzelne Wortlaut so wie die Aneinanderreihung etwas Okkultes ausdrückt, zum Beispiel in dem Satz Es denkt mich. Da ist das e zweimal langgezogen. Das ist der Ausdruck für das waltende, webende, schaffende Göttliche, das aus der göttlichen Weltenordnung ein-strömt in den Menschen. s - gedehnt gesprochen - ist das sich durch alles hindurchschlängelnde, wallende, webende Astrale.
Mich: das heißt mein Ich. Also: das Göttliche denkt mein Ich. Wenn man das meditiert, soll man die Seele ganz leer machen und nur das tiefste Gefühl der Frömmigkeit in ihr haben.
Der zweite mantrische Satz: Es webt mich. Wieder die göttlichen Kräfte im e, das Astrale im s empfinden und dabei das Gefühl tiefster Ehrfurcht und Andacht in sich haben. Der heutige Esoteriker weiß, daß er jede Nacht in seinem Astralleib und Ich den physischen Leib und den Ätherleib verläßt. Nun muß er
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* Der folgende Text ist wörtlich gleichlautend wie Aufzeichnung A, 4. Absatz.
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sich die Vorstellung vor die Seele führen, daß ein Dämon sich des physischen Leibes und des Ätherleibes bemächtigt habe und Ich und Astralleib nicht wieder einziehen können in ihre Wohnungen, und er soll sich beim Erwachen Folgendes vor die Seele rufen: Was hast du kurz vor dem Erwachen gedacht, getan? Der vorgeschrittene Esoteriker tut dies vor dem Erwachen mit vollem Bewußtsein*
Zunächst kann man sich nicht besinnen, daß man überhaupt etwas gedacht und getan hat. Nachdem man aber längere Zeit diesen Gedanken nachgehangen hat, kommt zuerst gleichsam vorbeihuschend, dann immer festere Formen annehmend der Gedanke: Du hast der Gottheit gedankt, daß es dir vergönnt ist, wieder in dem von ihr aufgebauten Tempel des Leibes Wohnung zu nehmen und denselben wieder zu belegen. Aus dem Göttlichen sind wir geboren: Ex Deo nascimur.
Diesen Satz, diesen Dreiklang sollen wir uns jeden Morgen wiederholen und dabei das Gefühl tiefster Dankbarkeit empfinden, daß wir unser Ich-Bewußtsein (Erde> wieder hereingesenkt haben in den Tempel, der durch Saturn-, Sonnen-, Mondentwicklung hindurch von der Gottheit uns gebaut worden ist.
Beim Tode haben wir nicht mehr unser Erden-Ich-Bewußtsein. Zur Zeit der alten Atlantis gingen die Menschen mit hellem Bewußtsein in die geistigen Welten ein, das verlor sich aber in der nachatlantischen Zeit, in demselben Maße, als das ErdenIch-Bewußtsein aufleuchtete. In der vierten nachatlantischen Zeit war die Furcht vor dem schattenhaften Bewußtsein, dem unbekannten Zustand so stark, daß in dieser Zeit geprägt wurde das Wort: Lieber ein Bettler [in der Oberwelt als ein König im Schattenreich]. Es war wirklich nach dem Tode alles schattenhaft geworden.
Durch das Christus-Ereignis ist dies anders geworden und durch die Aufnahme des Christus in uns können wir bewußt nach dem Tode übergehen in die geistige Welt, das heißt I.C.M. Diesen Dreiklang muß man mit dem Gefühl tiefster Frömmigkeit meditieren. Das Bewußtsein des göttlichen Ich verhilft uns
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dazu. Es muß in uns geboren werden, damit wir durch dieses Bewußtsein eindringen können in die geistige Welt: P.S.S.R.
ei = Offenbarung des Göttlichen in den Menschen hinein, vor dem scheue Ehrfurcht zurückweicht.
oe = drückt das noch mehr aus. Da fühlt sich der Mensch eingeschlossen in seiner Form und draußen die wirkende Gottheit.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
München, 12* März 1913
Aufzeichnung A
#TX
Es ist unsere Aufgabe, in unseren esoterischen Stunden uns über unsere Meditation klar zu werden. Wir müssen uns erwartungsvoll machen und darauf gefaßt sein, daß die Dinge anders kommen, als wir es uns gedacht hatten. Der Esoteriker muß umlernen. Selbst im täglichen Leben muß er seine Begriffe ändern und die Dinge anders bewerten, ihnen eine andere Bedeutung verleihen, als er bisher getan hat. Wir werden sehen, wie das zum Beispiel mit unseren Übungen der Fall sein kann. Es gibt häufig Klagen über das Einschlafen bei der Abendübung. Der Esoteriker ist geneigt, dies als einen Mangel zu betrachten. In Wahrheit ist dies anders. Das Einschlafen kann sogar einen Fortschritt bedeuten. Natürlich muß man sich Mühe geben, wach zu bleiben bei der Übung. Wenn man aber trotzdem vom Schlaf überfallen wird, dann ist das kein Fehler. Es kann sogar sein, daß nach dem Einschlafen die Übung weitergeht. Wenn man des Nachts oder erst am Morgen wieder aufwacht, soll man versuchen, sich zu erinnern, wo die Übung durch den Schlaf abgebrochen wurde. Dann hat man das Gefühl, als ob die Übung doch weitergegangen wäre, als ob etwas noch weiter in uns gearbeitet hätte. Das kann dann allmählich einen Fortschritt bedeuten und nach und nach das Eintreten in die geistige Welt bewirken. Es wird uns immer gesagt, daß der Geschulte in der geistigen Welt voll bewußt sein muß. Es kann aber auch so etwas eintreten, daß der Mensch in der geistigen Welt zuerst nur halb bewußt ist. Das ist kein Fehler, wenn der Schüler versucht, nachher im Wachen voll bewußt sich an das zu erinnern, was während seines Schlafes vorging.
Daß der Schüler so leicht sein Bewußtsein verliert und in den Schlaf fällt, kommt daher, weil alles, was wir erleben in der physischen Welt, Maja ist und das, was wir in der geistigen Welt
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erleben würden, ohne vorbereitet zu sein, uns erschüttern wurde. Deshalb dämpfen die höheren Wesenheiten unser Bewußtsein herab, bis wir soviel Kraft errungen haben, um den erschütternden Erlebnissen entgegenzutreten und sie ertragen zu können. Wir schlafen ein, weil wir noch nicht erleben dürfen. Wenn wir allmählich durch unsere Träume und andere Erlebnisse reif geworden sind, das Erschütternde zu ertragen, dann erscheint es uns nicht mehr so furchtbar. Wir sind ja so umgeben von Maja, daß wir bei allem, was wir sind und tun, in sie verstrickt sind. Wenn wir zum Beispiel die vier kleinen Sätze betrachten, die die Menschen immer für wahr halten, dann können wir gleich sehen, wie Worte, die wir täglich gebrauchen, uns täuschen. Es sind die vier Sätze: «Ich bin» - «Ich denke» - «Ich fühle» - «Ich will». Von allen diesen ist nur der erste wirklich wahr: «Ich bin». - So wird uns klar werden, daß unsere Gedanken meist nicht von uns selbst gedacht werden, sondern von außen uns aufgedrängt werden: durch die sozialen Verhältnisse, durch andere Zustände, durch die Umgebung des Menschen. Der Mensch wird von außen angeregt, dies oder jenes zu denken, zu fühlen oder zu tun. Es ist eben die große Illusion, wenn der Mensch sagt: ich denke, ich fühle, ich will.
Wenn der Mensch das geworden wäre, was die fortschreitenden Hierarchien gewollt haben, dann wäre das alles anders geworden, dann hätte der Mensch im Schlafen eine imaginative Welt erlebt, allerdings anders, als sie auf dem alten Monde war. Die Bilder, welche er in diesem Zustande gesehen hätte, an die würde er sich am Tage erinnert haben, die würden ihn geleitet und befruchtet haben in seinem Leben. - Nun aber hat Luzifer von unsern Gedanken Besitz ergriffen und dadurch uns die imaginative Welt getrübt. Er denkt in allem in uns. Wenn wir nun in die geistigen Welten eintreten und das Schauen erlangen, so erleben wir das, daß Luzifer so in uns denkt, und das ist als Erlebnis etwas sehr Erschütterndes. Deshalb verhüllen die guten göttlichen Wesenheiten uns den Luzifer, um uns zu schützen. Also ist es nicht Luzifer, der unser Nachtbewußtsein verdunkelt.
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Wir sehen also, wie falsch es ist, zu sagen: ich denke. Der Esoteriker kann es auch so deutlich erkennen, wenn er seine Meditation macht. Da stürmen die Gedanken auf ihn ein, und er kann sie trotz aller Anstrengung nicht loswerden. Er ist sehr traurig, daß es so schlecht geht, aber er macht doch dabei die Erfahrung, daß nicht er die Gedanken macht, die so viel stärker sind als er selbst. Er sieht eben, daß auch die so oft unbegreiflichen Träume ihm von außen kommen. In Wirklichkeit kommen die meisten, ungefähr zwei Drittel der Gedanken von Luzifer. Der denkt im Menschen. Über das Denken machen sich die Menschen überhaupt falsche Vorstellungen. Der Wert des Denkens liegt nicht darin, wieviel man lernt, begreift und wieviel Wissen man hat, sondern wie man vorwärtskommt durchs Denken, was man für Kräfte dadurch entwickelt. Das kann man zum Beispiel sehen an den Gelehrten, die sehr viel Wissen haben, aber doch vom spirituellen Standpunkt aus nicht weiter sind als zu ihrer Studentenzeit. Man sagt von solchen Leuten, sie sind vertrocknet, und der Hellseher kann das in Wirklichkeit sehen, wie der Astralleib eingeschrumpft ist. Man sollte sagen:
Nicht ich denke, sondern Luzifer denkt in mir. - Wenn Luzifer nicht eingegriffen hätte, dann hätten die Menschen, wenn sie im Wachen etwas begehrt hätten, aus der Erinnerung Bilder gehabt, und die hätten sie geleitet, nicht die äußeren Verhältnisse. Wenn sich der Mensch bewußt wird, daß andere Wesen in ihm denken, dann kann er sagen: Es denkt mich. Es kann eine gute Wirkung auf ihn haben, wenn er dieses mit der richtigen Empfindung verbindet, nämlich mit der Frömmigkeit.
Bei dem zweiten Wort: «Ich fühle» ist es leichter einzusehen, daß es ganz falsch ist. Die in uns lebenden Triebe und Begierden bringen nicht wir hervor, sondern sie beherrschen zum größten Teil uns. Zwei Drittel dieser Gefühle, im besten Falle die Hälfte, kommen von luziferischen und ahrimanischen Wesen, durch die Maja der äußeren Sinnenwelt. Mit dem Fühlen des Menschen wäre es auch ganz anders geworden, wenn nur die fortschreitenden Wesenheiten gewirkt hätten. Dann wäre der Mensch in der
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Nacht in einer Urbilderwelt gewesen Dort hätte er z.B. das Urbild einer Blume gesehen. Wenn er dann am Tage die Blume gesehen hätte, dann hätte er zugleich das Urbild mitgesehen als ätherische Kräfte, die die Pflanze umspielen. So durchweben auch den Menschen Kräfte, und wenn er sich das zum Gefühl und zur Anschauung macht, dann kann das eine gute Wirkung auf ihn haben. Er kann die Pflanze als etwas Wesensverwandtes mit sich erkennen und die Zusammengehörigkeit aller Wesen sich wieder zum Bewußtsein bringen in den mantrischen Worten: Es webt mich. Aber es muß geschehen mit der richtigen Empfindung, mit den Gefühlen der Dankbarkeit.
Bei den letzten Worten: «Ich will» ist es am deutlichsten einzusehen, daß das eine Täuschung ist. Man braucht nur ein wenig exoterische Selbsterkenntnis zu besitzen, um einzusehen, daß es eigentlich ein Unsinn ist, zu sagen: ich will. Hätten nur die fortschreitenden Hierarchien am Menschen gearbeitet, so würde es nicht zu dieser Illusion gekommen sein. Aber durch die ahrimanischen Einflüsse ist er in die große Illusion gekommen. Die ganze äußere Welt ist Maja. Wenn wir eine abgeschnittene Blume vor uns haben, so ist sie keine Wahrheit. Wahrheit ist die Blume nur, wenn sie in der Erde steckend mit der Wurzel verbunden ist. Ebenso ist es mit dem Menschen. Er ist auch in Wahrheit nicht abgesondert zu denken von der übrigen Welt. Wie die Pflanze mit der Erde, so ist der Mensch verbunden mit dem Kosmos und seinen Kräften. Nur durch die ahrimanischen Kräfte ist der Mensch in die Maja gekommen, sich als einzelnes, abgesondertes Wesen zu fühlen. Wäre er geworden, was die fortschreitenden Hierarchien wollten, so wäre er sich immer bewußt geblieben, daß Weltenkräfte ihn durchströmen. Der Esoteriker kann sich das zum Bewußtsein bringen, sich verbunden fühlen mit diesen kosmischen Kräften, sich in webenden Weltenkräften und welligem, wogendem Walten dieser Kräfte wirksam wähnen. Diese Worte sind nicht aus Affektation heraus gewählt, sondern sie enthalten gefühlsmäßig das, was in uns erweckt werden soll durch sie. Und unsere Willensimpulse sollen
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auch durch die wirkenden, waltenden Weltenwesen beeinflußt werden, indem wir uns sagen: Es wirkt mich. Doch muß dieses Mantram stets verbunden sein mit dem Gefühl der Erfurcht.
Diese drei Formeln: Es denkt mich mit Frömmigkeit, Es webt mich mit Dankbarkeit, Es wirkt mich mit andächtiger Ehrfurcht, kann der Esoteriker in verschiedener Weise als Meditation benützen, entweder zusammen oder einzeln, zu verschiedenen Tageszeiten, auch zwischen anderen Beschäftigungen. Sie können eine große Wirkung auf ihn haben. Es hat Menschen gegeben, die durch eine ganze Inkarnation mit diesen Formeln gearbeitet haben und dabei weit gekommen sind.
Immer aber soll als zentrale Meditation für den Esoteriker dastehen, was in den zehn Worten zusammengefaßt ist und stets den Abschluß dieser Betrachtungen bildet: der Rosenkreuzerspruch. Wir mussen fühlen, wie weisheitsvoll diese Worte gewählt sind, so daß schon im Laute gefühlsmäßig der tiefe Sinn zu erfassen ist. Nicht umsonst beginnt der Spruch mit zwei e:
Ex Deo. Denn mit diesen Worten wird gesagt, daß der Mensch beim Erwachen aus einer göttlich-geistigen Welt herabsteigt oder geboren wird in seinem physischen Körper. Und dieser Körper ist nicht, wie so oft geglaubt wird, etwas Niedriges. Was beim heutigen Menschen im Bette liegen bleibt, wenn er im Schlafe sich herauszieht, das ist niedrig nur deshalb, weil er es im Laufe der Inkarnationen in der Vererbung verdorben hat. So wie der Körper ursprünglich dem Menschen gegeben war, ist er ein heiliger Tempel, ein großes Kunstwerk. Und wie der Mensch beim Zurückkehren in den physischen Leib, beim Aufwachen, dies empfindet, das ist ausgedrückt durch die zwei e in Ex Deo. Der Vokal e bedeutet immer freudiges Erstaunen. Das 0 in Deo bedeutet dann das Umfassen des physischen und ätherischen Leibes durch die Seele, wie der Laut o immer ein Umfassen bedeutet. Daran aber schließt sich eine andere Empfindung, eine Art scheues Zurückbeben vor diesem Heiligtum. Das liegt in dem a des nascimur. Durch das i dieses Wortes ist ausgedrückt die Ichheit oder das Selbstbewußtsein, welches erwacht durch
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das Untertauchen in den physischen Leib und Ätherleib. Das u der letzten Silbe bedeutet den Abschluß der Vereinigung.
In den folgenden drei Worten bleibt das mittlere stets unaus-gesprochen, weil wir uns dann erfüllen sollen mit dem, was nicht einmal durch sinnliche Laute angedeutet werden soll. In diesen Worten sollen wir, nicht nur verstandesmäßig, sondern im Gefühl, auch schon durch den Klang der Laute erleben, wie der Mensch beim Verlassen des Körpers in den Christus, in die geistige Welt einfließt. In dem i des In fühlen wir die sich her-aushebende Wesenheit des Menschen, in dem o des morimur die ihn empfangende geistige Welt, bereit, ihn zu umfassen. Dann folgt nochmals das i und u, worin man erleben kann die vollendete Tatsache des vom Christus umfangenen Ich.
Bei den letzten vier Worten spielen die Konsonanten die Hauptrolle. Das p r in Per bedeutet etwas, was hingestellt ist in ein bestimmtes Verhältnis, also hier die Seele, welche in das Verhältnis gekommen ist zur geistigen Welt. Die beiden s am Anfang der folgenden Worte sind das Schwingen, das Vibrieren der Seele, das wellige Weben des Geistes in ihr, welches im Physischen ausgedrückt ist und sich zeigt in der Gestaltung des Rükkenmarkes. In den zwei t drückt sich aus das individuelle Wesen des im Geiste lebenden Menschen. In dem r des letzten Wortes spricht zu uns das rein Geistige, das Absolute, ruhig Wollende, aus dem die webende, wogende Geisteswelt hervorquillt, welches durch die zwei s des letzten Wortes nochmals spricht.
So haben wir in den Lauten dieser zehn Worte schon etwas, was in unserem Gefühl wirksam sein soll, wenn wir es richtig erfassen. Über vieles in dieser Betrachtung Gegebenes ist schon früher gesprochen worden; es müssen eben diese Dinge von verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachtet werden.
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Aufzeichnung B
Es denkt mich
Es webt mich
Es wirkt mich
Ein Gefühl, wie von einem wärmenden lichtvollen Geistleib sollen wir haben, der in uns erzeugt worden ist durch die Kraft des Mantrams.
Luzifer tritt an uns heran beim Einschlafen.
Ahriman tritt an uns heran, wenn der Körper verlassen ist vom Astralleib und Ich.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 16. März 1913
Aufzeichnung A
#TX
Zuerst wurde gesprochen über Oda Waller, daß sie in kurzer Zeit so innig verbunden war mit unserer Bewegung, weil sie einer der Geister war, die, selbst eigentlich zu einer späteren Zeit gehörend, sich so ganz verwandt gefühlt hat mit unserer Bewegung, die auch eigentlich etwas ist, was erst in spaterer Zeit zu seinem Recht kommen kann; daß der Doktor die Totenfeier hat halten können und diese ganz eingestimmt war auf die Worte: «Wir werden ihr treu bleiben, wie sie uns treu war.»
Eine der Redensarten im gewöhnlichen Leben, die eigentlich ganz Maja sind, ist: «Ich denke», «Ich fühle», «Ich will». Nur wenn wir sagen «Ich bin», sagen wir etwas Wahres. Was unsere Gedanken betrifft, können wir oft bemerken, wie sie sich von allen Seiten uns aufdrängen, wenn wir sie eigentlich ausschließen wollen. Das beweist, daß wir nicht selbst denken, sondern daß in uns gedacht wird. Wenn nun die fortschreitenden, guten Götter allein in uns gewirkt hätten, wären wir nie zu der Illusion gekommen, uns einzubilden, daß wir denken. Wir würden des Nachts, anstatt in tiefen, traumlosen Schlaf zu fallen, eine große Imagination unserer Gedanken und Vorstellungen um uns herum gesehen haben, aber ganz durchdrungen von dem Leben, von der Substanz der höheren Wesen. Wir würden uns dann daran tagsüber erinnern und immer wissen, daß in unseren Gedanken eigentlich das Leben der höheren Wesen ist. Aber nun hat Luzifer gewirkt und sich ganz in unser Gedankenleben hin-einverwoben. Wenn nun des Nachts die Imagination auftreten würde, würden wir daran sehen, wie beinahe unser ganzes Gedankenleben luziferisch geworden ist. Und tagsüber würden wir es als etwas Schreckliches andauernd empfinden: Luzifer denkt in mir. Um die Menschen davor zu beschützen, kommt nun des Nachts der unbewußte Schlaf über uns, und wir leben in der
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Maja-Idee, daß wir selbst denken. Aber als Esoteriker müssen wir doch lernen, der Wahrheit in die Augen zu sehen; und die Kraft, den Gedanken zu ertragen, daß Luzifer in uns denkt, bekommen wir, wenn wir stets mit Frömmigkeit, ganz durchdrungen mit Frömmigkeit, den mantrischen Satz meditieren: Es denkt mich.
Einfacher als in unserem Gedankenleben ist in unserem Gefühlsleben die Tatsache zu erkennen, daß wir nicht selbst Herrscher in unserem Gefühlsleben sind. Gefühle stürmen in uns auf, und wir können sie oft sehr wenig selbst beherrschen. Wäre auch hierin unsere Entwicklung nur mit den fortschreitenden Mächten in Verbindung geblieben, dann würden wir nachts in Imaginationen gesehen haben, wie unsere Gefühle von derselben Substanz sind, wie das, was als Leben das große Lebensreich der Natur durchwebt. Wir würden die ätherischen Urbilder der Pflanzen sehen (ganz verschieden von den physischen Pflanzen), und wir würden wissen, daß das, was da das ätherische Lebens-reich durchpulst, auch in unseren Gefühlen ist. Daran würden wir uns tagsüber erinnern, wenn wir die äußere Natur anschauten. Aber jetzt hat Ahriman in das alles hineingewirkt. Und so können wir sagen, daß in günstigen Fällen in unseren Gefühlen vielleicht zu zwei Dritteln, aber meistens eher zu drei Vierteln Ahriman lebt und nur zu einem ganz kleinen Teil die guten Götter. Und das würden wir des Nachts in der Imagination sehen, weil wir bewußt blieben, und tagsüber, wenn wir die Natur da draußen anschauten, würden wir wissen, daß in unseren Gefühlen, die mit dem Weben im Lebensreich verwandt sind, Ahriman lebt. Und furchtbar würden wir das empfinden: Ahriman fühlt in uns. Wiederum um Kraft zu bekommen, diese Wahrheit zu ertragen, müssen wir in intensiver Dankbarkeit gegenüber den guten Göttern, die uns doch noch nicht ganz verlassen haben, den Satz meditieren: Es webt mich.
Auch was unsere Willensimpulse betrifft, ist es mehr als deutlich, daß beinahe immer unser Wille bestimmt wird durch Ursachen außer uns, daß die Anziehungen und Anregungen der
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Außenwelt uns treiben zu unseren Handlungen. Auch hier, wenn Luzifer und Ahriman nicht eingegriffen hätten, würden wir des Nachts gesehen haben das Wirken der geistigen Wesen, und wir würden uns eins damit gefühlt haben. Und tagsüber würden wir auch nichts anderes gekannt haben als zu wirken in Übereinstimmung mit dem, was durch die geistigen Wesen, die guten Götter, gewollt wird. Unser Wille würde der Wille der geistigen Welt sein. Aber jetzt hat auch hierein Ahrimans Einfluß gewirkt, und auch das sollten wir sehen und tagsüber wissen, und die Kraft, um dies zu tragen, bekommen wir dadurch, daß wir in tiefer Ehrfurcht und Verehrung für die hohen geistigen Wesen meditieren: Es wirkt mich.
So sehen wir, daß das oben erwähnte «ich denke, ich fühle, ich will» eigentlich als Maja in unserem gewöhnlichen Leben uns gegeben ist, da wir nicht imstande sind, die Wahrheit zu ertragen. Und die Meditation des Mantrams: Es denkt mich - Es webt mich - Es wirkt mich kann durch sich selbst bereits, ohne andere Meditationen, den Menschen einen gewaltigen Ruck vorwärts bringen in die geistige Welt.
Auch das folgende über die Buchstaben ist in diesen Mantrams von Gewicht. Es denkt mich = e e i ist das Sich-Nähern an ein anderes Wesen in Scheu und Ehrfurcht. i, das ist Eins-Werden mit diesem Wesen, welchem wir uns nähern. Das d (Tau) deutet jedoch an ein Sich-noch-abgeschieden-Fühlen in Ehrfurcht.
In Es webt mich haben wir dieselben Vokale e e i, aber statt dem d das w, ein viel intimeres Sich-Nähern. Man webt und wogt ganz in das andere Wesen hinüber, das Wellige des w trägt uns von selbst herüber.
In Es wirkt mich ist alles völlig umgekehrt: e ii. Man ist ganz in dem anderen Wesen, wirkt von da aus, man ist damit ganz eins geworden.
Auch die zehn Worte des Rosenkreuzerspruches sind so geordnet, daß die Buchstaben von Bedeutung sind. In Ex Deo nascimur haben wir die Stimmung, die wir beim Aufwachen fühlen
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können gegenüber unserem Körper, e e o a i u: Im e haben wir Scheu, uns unserem Körper zu nähern, unserem physischen und Ätherkörper, den die Götter durch große Weltperioden hindurch aufgebaut haben. o ist das Umfassen-Wollen, a Zurücktreten in gewaltiger Ehrfurcht, als ob es zu groß und heilig wäre. i = Eins-werden-Wollen. u = das alles zusammenfassend.
In (Christo) morimur: der Spruch, worin wir dieses unaussprechliche Wort haben. Dieses können wir nennen Post-mortem-Stimmung, Sterben in den Christus ii o 0 i u. - Einssein, Umfassen, ganz Einswerden, das alles zusammengefaßt.
Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Das ist, worin ausgedrückt wird auch das Erlangen des Selbstbewußtseins in den Sphären, worin wir eintreten nach dem Tod. Hier sind die Konsonanten mehr von Belang. p r - Sich-hineingestellt-Fühlen. i steht für das Ichgefühl, das Sich-als-Ich-Realisieren, Selbstbewußtsein im Post-mortem-Zustand. s die Form des Rückgrates. So haben die Meister hier hineingelegt die Geheimnisse des schaffenden Wortes, und immer noch mehr Geheimnisse sind darin zu finden (die zehnfältige Wesenheit des Menschen).
Aufzeichnung B
Zuerst wurde der Tod Oda Wallers erwähnt und gesagt, daß sie einer derjenigen Geister war, die früher, als es im gewöhnlichen Verlauf der Dinge der Fall gewesen wäre, auf die Erde herabgestiegen waren und deshalb - ebenso wie unsere ganze Bewegung
- eigentlich zu einer späteren Zeit gehörten und sich daher nie ganz heimisch auf der Erde gefühlt hatten. Daher hatte sie sich auch so innig eingelebt in unsere Bewegung und auch in sehr kurzer Zeit in den Christus-Impuls; so innig hatte sie sich eingelebt, daß sie nach dem Alter, in welchem der Christus den Leib verlassen hatte, nicht [länger] leben konnte. Es war ihr inniger Wunsch gewesen, nur von Theosophen umgeben zu sein, wenn
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ihr Körper begraben werden sollte, und so ist es auch geschehen. Und so konnte zum Hauptmotiv der Leichenfeier gemacht werden: Wir werden ihr treu bleiben, wie sie uns treu war. -
Manches gilt für das gewöhnliche Leben, was aber anders wird für die geistigen Welten. So sollen wir hier auf Erden immer versuchen, das Leben zu erhalten, und sei es auch unser eigenes. Aber trotzdem kann es sein, daß, wenn jemand durch die geistigen Mächte aus dem Leibe gerufen wird, dann ein solcher Mensch, der warm und in heiligem Sinne mit uns vereinigt war, auch außer dem Leibe einer unserer größten Helfer werden kann.
So ist es auch nicht richtig, wenn man meint, daß das immer etwas Verkehrtes sei, bei der Meditation eingeschlafen zu sein. Es kann eben auch bedeuten das Fortsetzen der Meditation in einem anderen Bewußtseinszustand.
Eines derjenigen Dinge, die auch nur für das gewöhnliche Leben einen Wert haben, aber im Grunde genommen ganz und gar Maja sind, ist unsere Art zu sagen: Ich denke, ich fühle, ich will. Nur wenn wir sagen: «Ich bin», sagen wir eigentlich etwas Richtiges. Wenn wir bemerken, wie die Gedanken durch uns hindurchwirken, können wir uns vergegenwärtigen, daß die großen Weltengeister durch uns hindurchdenken. Wenn nur die normal fortschreitenden Geister und nicht auch Luzifer und Ahriman an uns gewirkt hätten, würden wir heute, anstatt in einen tiefen, unbewußten Schlaf zu geraten, in der Nacht unsere Gedanken und Vorstellungen wie eine große Imagination vor uns sehen, aber ganz durchdrungen von der Substanz der höheren Geister. Die Erinnerung daran würde uns dann am Tage bleiben, und wir würden wissen, daß die göttlichen Wesenheiten in uns denken. Nun aber hat Luzifer gewirkt, und jetzt ist es fast ganz Luzifer, der in uns denkt, und weil wir das sonst auch nachts schauen würden, wird es uns zugedeckt, so daß wir während des Tages nicht herumzugehen brauchen mit der fortwährenden Erinnerung in uns: Luzifer denkt mich. Und so werden wir beschützt durch die Maja: Ich denke.
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Als Esoteriker müssen wir dies alles ins Auge fassen, und die Kraft dazu erwerben wir, indem wir immer in Frömmigkeit meditieren: Es denkt mich.
Noch schwieriger zu unterscheiden ist die Maja des «Ich fühle». Wir wissen, daß in günstigem Falle wir vielleicht zu zwei Dritteln, zumeist für drei Viertel nicht die Herrscher über unsere Gefühle sind. Wenn Ahriman nicht eingegriffen hätte, würden wir nachts unsere Gefühle schauen wie das Leben, das webt in dem großen Lebensreich der Pflanzen draußen in der Natur. Wir würden geschaut haben die ätherischen Urbilder der Pflanzen, ganz anders als die physischen Pflanzen, und darin webend unsere Gefühle. Am Tage würden wir uns daran erinnern, wenn wir die äußere Natur betrachten; aber dadurch, daß Ahriman gewirkt hat, ist es uns zugedeckt. Sonst müßte es uns etwas Schreckliches sein, nachts zu erleben, wie Ahriman in uns wirkt, und am Tage Ahriman in der Natur webend zu sehen.
Wiederum müssen wir, um die Kraft zu bekommen, dieses zu ertragen, in Dankbarkeit zu den guten Göttern, die auch in uns leben, meditieren: Es webt mich.
Und auch von unseren Willensimpulsen wissen wir, daß es eine Maja ist, wenn wir sagen: «Ich will». Es müßte da auch heißen mit Beziehung auf unseren Willen zur Handlung: Ahriman will in mir. Und die Kraft, dieses zu ertragen, bringt uns die Meditation: Es wirkt mich.
Diese drei Mantren können alle uns ein großes Stück vorwärtsbringen in der geistigen Welt, wenn sie immer ganz durchdrungen werden von den entsprechenden Gefühlen.
Auch die Reihenfolge der Buchstaben ist hier von Bedeutung:
Es denkt mich: e e i. e bezieht sich auf «Scheu» und «Ehrfurcht», auf alles dasjenige, was sich uns da nähert.
i auf das Einswerden mit dem Wesen, dem wir uns nähern. Durch das d - von «denkt» - aber ist noch eine Abtrennung in den zwei ersten Worten zu empfinden.
Es webt mich. Wiederum e e i, aber ein w an Stelle des d gibt
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schon weniger Abtrennung. Man webt und wogt schon in das andere Wesen hinüber.
Es wirkt mich: e ii. Jetzt ist es gerade umgekehrt; man ist in dem anderen Wesen darinnen und wirkt aus ihm heraus.
Auch die zehn Worte unseres Rosenkreuzerspruches sind so geordnet:
e e o a i u: Ex Deo nascimur.
e: sich scheu dem Leibe nähern, wie er uns durch die Götter geschenkt worden ist.
o: umfassen, umschließen wollen.
a: Zurücktreten in ungeheurer Ehrfurcht, als ob das Erlebte zu groß und zu heilig wäre.
z: eins werden wollen.
u: alle vorigen Vokale zusammen umfassend.
i i o o i u: In Christo morimur - eine Post-mortem-Stimmung.
p s s r: Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Hier sind die Konsonanten bedeutungsvoller als die Vokale:
p r: das Sich-hineingestellt-Fühlen,
s: sich als Ich realisieren, das Ichgefühl, das Selbstbewußtsein Post mortem.
So haben die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen in diesen Spruch aus dem schaffenden Weltenwort hineingeheimnißt. Wir können das gar nicht genug in uns verwirklichen, denn es liegen immer noch tiefere Geheimnisse in unserem Spruch.
Zehn Worte, zehnfache Wesenheit des Menschen, wovon das fünfte den unaussprechlichen Namen enthält.
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Aufzeichnung C
Vokalismus des Rosenkreuzerspruches
E.D.N. Wir kommen aus der geistigen Welt. Wir treten ein in den heiligen Tempel, den uns die Gottheit gebaut hat aus göttlich-geistigen Kräften: in den physischen Leibestempel. Heilige Scheu, Bewunderung vor der Herrlichkeit drückt sich aus im e d; und im eo liegt das Umfaßt-Werden von diesem Tempel des Leibes. Im na spricht sich aus eine gewisse Furcht im Gefühl der eigenen Unwürdigkeit, gegenüber der Herrlichkeit der Gottesgabe dieses Tempels ein Zurückfahren. Im i wieder die vertrauensvolle Hingabe und in dem u wieder die völlige Zusammenschließung mit dem physischen Körper und damit zugleich mit dem Erdenbewußtsein.
I.C.M. Das dreimal ertönende, immer neu verstärkte i bedeutet das Erfassen unserer eigenen Innerlichkeit, das Sich-hineinVersenken, das Einswerden-Wollen mit dem Christus. Im o und im u liegt das völlige Aufgehen, das Sich-Zusammenschließen mit dem Christus. Durch dies Mantram soll das Post-mortemBewußtsein erzeugt werden. Verhilft uns das Leben im physischen Leibe zum Erdenbewußtsein, so das Hineinsterben in die Christus-Substanz im I.C.M. zum Post-mortem-Bewußtsein.
P.S.S.R. Soll das Selbst-Bewußtsein erzeugen, d.h. das Bewußtsein des Leben-Könnens im höheren Selbst, das sich aus dem niederen heraushebt. - Hier sind nicht die Vokale, sondern die Konsonanten vorherrschend. s spricht aus das Hervorgehen des Menschen aus dem Schoß der Götter. Als einst der s-Laut durch den Weltenraum ertönte, da wurde das Rückgrat des Menschen geschaffen. Aber das Wellige, Wogende des s ist auch das Zeichen des Luzifer, der Schlange. Die müssen wir überwinden, um die Wirklichkeit des P.S.S.R. zu gewinnen.
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#SE266c-088
Aufzeichnung D
a: das Hingeben und Wollen
i: das völlige Hingeben - Einswerden
e: andächtig (Ehrfurcht gegenüber den hohen göttlichen
Wesenheiten)
o: das liebende Umfassen
u: das Zusammenfassen (alles vorigen)
d(t): Das Auf-sich-selbst-Stellen
p: das Sich-Gegenüberstellen
w: das Verweben mit dem göttlichen Wirken
s: das Wissen oder das Bewußtsein (mit dem Rückenmark zusammenhängend)
E.D.N. Erdenbewußtsein
I.C.M. Post-mortem-Bewußtsein
P.S.S.R. Selbstbewußtsein von einer Inkarnation zur anderen.
Aufzeichnung E
e - scheue Ehrfurcht gebietend
b - etwas individuell Umgrenztes, Geschlossenes
w - etwas Welliges, ohne Grenzen in die Weiten gehend
i - Impuls gebend
a - etwas Unzulängliches, mit Sehnsucht verbunden
o - etwas Umfassendes
u - mehr in die Tiefe hineinziehendes Umfassendes
Per - das Verbindung Gebende
s - Das Geistige suchen (auch im Rückenwirbel dargestellt)
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ESOTERISCHE STUNDE
Den Haag, 21. März 1913 (Karfreitag)
#TX
Unsere heutige Betrachtung soll dem gewidmet sein, wie sich die Seele erheben kann in die geistigen Welten. Wer regelmäßig und mit Geduld und Eifer seinen Übungen obliegt, der muß auch weiterkommen; es kommt nur darauf an, daß er seinen Fortschritt auch bemerkt.
Nach der Meditation ist es gut, eine Ruhepause eintreten zu lassen, die Seele ganz leer zu machen und nur zu warten, welche Imaginationen uns aus höheren Welten kommen. - Viel hängt auch ab von der Stimmung, Verfassung unserer Seele: nur aus voller Andacht und Freude, nur mit größter Hingabe sollen wir an unsere Übungen herangehen. Die Erlebnisse, die sich einstellen, sind sehr verschieden je nach der Individualität und dem Karma des Meditanten. Aus der Fülle derselben möchte ich heute zwei herausgreifen:
Das eine ist das Hinausgehobensein in den Raum, in die Unendlichkeit. Man fühlt sich wie erweitert, wie emporgehoben; damit ist natürlich verknüpft ein Verlassen des Körpers. Bei diesem Emporgehobenwerden sieht man eine Rötung; gelblich-rötliche Wolken kommen uns entgegen, aus denen sich nach und nach Gestalten herauskristallisieren. Dieses Erlebnis löst aus ein Gefühl der Wonne, der Glückseligkeit.
Daneben tritt ein zweites Erlebnis auf, das des Hinuntertauchens, des Versinkens in die Tiefe. Dabei hat man ein Gefühl des Verengens, des Zusammenschnürens. Die geistigen Wesenheiten, die man bei diesem Untertauchen empfindet, erscheinen einem in blau-violetten Farbenerglänzungen. Sie lösen in uns aus ein Gefühl ehrfürchtigen Erschauerns und veranlassen den Menschen, eine Art Selbstschau über sich zu halten. Sie zeigen dem Menschen, wie er wirklich ist, alle seine Fehler und Irrtümer, alle seine moralischen Schwächen in ihrer ganzen Größe und Verwerflichkeit.
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Zwar sind wir durch die Rückschau, die wir alle Abend anstellen, schon darauf hingelenkt; aber mit dem physischen Bewußtsein ist der Mensch doch nicht fähig, so klar zu erkennen. Diese aus der Tiefe auftauchenden Wesen bringen uns auch dazu, deutlich zu sehen, was Gewohnheitsfehler und falsches Denken in uns hervorbringen. Die Wesenheiten, die uns in bläulich-violettem Licht erscheinen und uns unsere Fehler zur Anschauung bringen, gehören den Angeloi an, während die oberen, die rötlich-gelben Lichtgestalten, die ihm gleich der strafenden Gerechtigkeit sein Urteil sprechen, den Archangeloi angehören. Diese Erlebnisse können auch in anderer Weise an den Menschen herantreten, nämlich durch Klänge, Töne. Das ist dann noch viel schauriger, noch viel schwerer zu ertragen, wenn ihm auf diese Weise sein Urteil mit Donnerstimme von dem Erzengel verkündet wird. Aber wenn der Mensch bis zu dieser Stunde gekommen ist, die eintritt, nachdem er die Erscheinung mit dem Hüter der Schwelle gehabt hat, dann muß er sich eben das Erschauern (Furcht) abgewöhnt haben.
Nur um verstanden zu werden, sei ein Beispiel erwähnt, es kann die Imagination aber ebenso gut anderes zeigen.
Die Gestalten, die da in blau-violetten Farbentönen aus der Tiefe aufsteigen, kann der Mensch sehen mit kummervollen, schmerzerfüllten Gesichtern. Über uns und unsere Fehler empfinden diese hohen Wesenheiten Betrübnis; das erweckt in uns ein Gefühl grenzenloser Scham. Sieht der Mensch nun seine Irrtümer ein, bereut er seine Fehler, so wird er das Antlitz dieser Wesen auch freudig erstrahlen sehen. Diese Verbindung zwischen dem Mikrokosmos und dem Makrokosmos muß der Mensch fühlen.
Die Wesenheiten, die sich in rötlich-gelben Lichtwolken auf den Menschen herniedersenken und ihn im Kreise umgeben, so oft er das Zentrum ist, sie lösen als strafende Gerechtigkeit ein Gefühl der Furcht bei ihm aus. Dem kann sich aber zugesellen ein Gefühl der Freude, wenn ihm diese Wesenheiten zeigen, welche Entwicklungsmöglichkeiten in ihm vorhanden sind und wie es an ihm liegt, sie zur Ausführung zu bringen.
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Immer aber, wenn der Mensch diese beiden Erlebnisse hat, daß sich diese aus den rötlichen Wolken zusammengeballten Gestalten zu vereinen suchen mit den aus der Tiefe aufstrebenden blau-violetten Gestalten, da entsteht in ihm etwas wie ein Widerstreit. Er hört deutlich eine Stimme, die da sagt:
Glaube das nicht, glaube dem, was aus deiner eigenen Seele kommt. Das ist gleichwertig dem, was du da draußen im Kosmos siehst!
Das ist Luzifers Stimme, und das ist die größte Versuchung, die der Mensch haben kann, da Luzifer alle anderen Wesenheiten an Schönheit, List und Verführung überstrahlt. Er steigt ebenfalls, wie die blau-violetten Wesenheiten, aus der Tiefe auf.
Klar müssen wir uns auch darüber sein, daß in diesen Gebieten nicht mehr die Form Bedeutung hat. Die Geister der Form, die Elohim, wie sie die Bibel nennt, haben ihre Bedeutung auf der Erde. Innerhalb der geistigen Welten finden wir, daß wir uns über sie erheben und uns den Geistern der Bewegung nähern können.
Eines sollten wir nie vergessen: das Gefühl tiefster Dankbarkeit gegenüber den höheren Wesenheiten und den geistigen Welten. Wie der Essäer jeden Morgen voller Dankbarkeit dem Nahen des Tagesgestirns entgegensah und betete, es möge erscheinen - so sollten wir auch mit ehrfürchtigem Dank gegen die geistigen Wesenheiten jeden Morgen zurückkehren in den Tempel unseres physischen Leibes, der uns durch die Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdenzeit hindurch so kunstvoll auf-erbaut worden ist und in dem wir uns allein aneignen können das Erden-Bewußtsein: Ex Deo Nascimur.
Und dann mit diesem gewonnenen Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit uns hineinleben in das Geistig-Göttliche, das, was uns erlöst von den Fesseln der Körperlichkeit, uns ins Geistig-Übersinnliche hineinbringt und zur größten Seligkeit verhilft, das so groß und gewaltig ist, daß der Esoteriker den Namen des allerhöchsten Wesens nicht auszusprechen wagt:
In --- morimur.
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Und endlich in dem letzten Gliede unseres aus zehn Worten gebildeten Rosenkreuzerspruches: Per Spiritum Sanctum reviviscimus wird ausgedrückt das Selbstbewußtsein, das den Menschen hinüberbringt in eine neue Inkarnation. Viel mehr noch als das Meditieren über die drei Glieder dieses wunderbaren Spruches, bestehend aus 2 x 3 und 1 x 4 Worten, wird uns weiterbringen das Leben in seinen Buchstaben und Vokalen.*
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* In einer anderen, gleichlautenden Vorlage folgt noch: E.D*N. - I. --- M. -
P.S.S.R.
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ESOTERISCHE STUNDE
Den Haag, 21. März (Karfreitag)
und 25. März 1913
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Wenn es uns gelingt, nach unserer Meditation vollkommene Seelenruhe zu haben, kann dadurch ein Gefühl über uns kommen, als ob wir nach oben zu über uns herausgehen und in Berührung kommen mit geistigen Wesenheiten um uns herum. Dieses Gefühl geht einher mit einem Sich-erweitert-Fühlen, ein Sich-Atisbreiten in einer Sphäre über uns. Aber auch nach unten können wir aus uns selbst kommen und kommen dann in Berührung mit anderen geistigen Wesenheiten. Das geht einher mit einem Gefühl des Enger-Werdens, wir steigen tief in uns selbst, wir fühlen es enger werden und kommen dann aus uns selbst auf dem Weg nach unten, wie bei dem anderen Gefühl auf dem Weg nach oben. Dieses Aus-uns-selbst-Herausgehen und das damit einhergehende Gefühl des Weiter-Werdens gibt ein Gefühl der Seligkeit, es ist, als ob wir aufsteigen zu geistigen Wesenheiten, die uns da entgegenkommen. Steigen wir nach unten, dann treffen wir geistige Wesenheiten, die uns tief das Bewußtsein unserer Mängel erkennen lassen, und wir werden eins mit diesen Wesenheiten. Aber wir merken dann auch, daß die Sphäre, worin wir uns auf diese Art befinden, sich anschließt an die Sphäre über uns, und daß jetzt, in der Erkenntnis unserer Mängel, wir die geistigen Wesenheiten fühlen, die uns dort entgegenkommen, als die Rächer der Engel, die kommen, um uns zu richten und zu strafen, die Erzengel mit dem feurigen Schwert. Dagegen fühlen wir die Wesenheiten der unteren Sphäre wie trauernd über unsere Fehler, und tief fühlen wir, daß nicht wir allein durch unsere Fehler betroffen sind, sondern daß geistige Wesenheiten, die Boten, die Engel über unsere Fehler trauern. Wir können das entweder nur innerlich erleben oder auch als Sehen einer farbigen Imagination. In diesem letzten Fall wird über uns die Sphäre sich ausbreiten in roten und rot-gelben Farben
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und unter uns in blauen und blau-violetten Farben, worin sich die geistigen Wesen offenbaren. Aber die beiden Sphären schließen sich aneinander, und wir fühlen uns selbst darin bewegend, zurückblickend auf unseren Körper, als auf etwas, was wir hinter uns gelassen haben. Zu diesen Erlebnissen können wir kommen, wenn wir auf die rechte Weise das Es denkt mich meditieren; und wenn wir uns des Nachts bewußt sein könnten des Wirkens der guten Götter, würden wir diese Imaginationen sehen können.
25. März Wiederholung der Berliner ES. s als Zeichen des Luzifer. Gefühle (dort geäußert): Ahriman und Luzifer. Zehn Worte:
Zehnfältige Wesenheit des Menschen, wovon die fünfte das Unaussprechliche ist.
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ESOTERISCHE STUNDE
Den Haag, 25. März 1913
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Wir haben das letzte Mal gesehen, was in unserem Bewußtsein oben und unten ist, wie von unten heraufkommen Boten von bläulich-violetter Farbe, die Angeloi, dagegen von oben wie in Feuer getaucht die Archangeloi, und daß sie sich gewissermaßen zusammenschließen zu einer Sphäre, in die der Mensch nun hin-einsehen kann.
Heute möchte ich nun eine andere Meditation vor Eure Seele stellen, die so bedeutsam ist, daß durch sie allein geistig hochstrebende Menschen sich den Weg in die höheren Welten gebahnt haben. Wir müssen uns klar sein, daß unser ganzes irdisches Denken eigentlich ganz falsch ist. Von den Ausdrücken:
Ich bin, ich denke, ich fühle, ich will ist eigentlich nur einer richtig, der Ausspruch: ich bin. Alle anderen sind zu zwei Dritteln oder drei Vierteln falsch.
Es ist schon öfters darauf hingewiesen worden: hätten wir uns nur entwickelt nach den Intentionen der guten Götter, dann würde es keinen bewußtlosen Schlaf geben. Hätten nur gute Geister an uns gearbeitet, so hätten wir im Schlaf, wenn auch nicht ganz das Bilderbewußtsein wie auf dem alten Monde, so doch eine lebhafte Imagination von dem wogenden Wirken des an uns webenden Weltengeistes. Nun aber ist Luzifer in unsere Erdenentwicklung* eingetreten. Und damit der Mensch sich nicht aus dem Schlaf die grauenhafte Erkenntnis mitbringt: Luzifer denkt in mir, - haben gute Götter ihm während des Schlafes das Bewußtsein entzogen. Und so sagt der heutige Mensch:
ich denke. Wie falsch das ist, kann jeder Esoteriker merken, der die Erfahrung macht, daß in dem Augenblicke, wo seine Meditation begonnen hat, Gedanken [an Geschehnisse], die oft weit zurückliegen, ihn von allen Seiten umschwirren, ohne daß er
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* Eine andere, sonst gleichlautende Vorlage hat hier «Erdenwesenheit»
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sich ihrer erwehren kann. Erst später, durch lange Übung, gelangt er dahin, seiner Gedanken Herr zu werden und zugleich zu fühlen die Wahrheit des Mantrams: Es denkt mich. Der heu-tige Mensch, der ganz materialistisch denkt, ist davon weit entfernt. Auch im wachen Tagesbewußtsein beschäftigen ihn fast immer ungewollt Gedanken, Vorstellungen, die von außen kommen, die luziferischer Art sind.
Was ist denn eigentlich der Materialismus? Die Gründe für den Materialismus sind nicht die sogenannten Gründe, die man dafür angibt, sondern es ist die Furcht, die Furcht vor der Leere, die der Mensch findet, bevor er in die geistigen Welten eintritt. Auf dem Untergrunde der Seele schlummert unbewußt diese Furcht und treibt den Menschen dazu, die Dinge nur äußerlich, materiell anzusehen. - Wenn wir uns hineinleben in das große Weltendenken, von dem der Mensch selbst ja nur ein Gedanke ist, wenn wir in ehrfurchtsvoller Scheu empfinden das Geistige um uns her, dann werden wir die Maja des luziferischen Denkens, die Lüge des «Jch denke» immer mehr empfinden lernen. Ja, immer mehr werden wir das Gefühl haben, daß dieses «Ich denke» wie aufgesogen, wie verbrannt wird, wenn es uns immer besser gelingt, uns hineinzufühlen, uns ganz hinzugeben an das
Geistig-Göttliche: Es denkt mich. Immer aber sollen wir ihm nahen mit dem Gefühl tiefster Frömmigkeit.
Nehmen wir das zweite Wort: Ich fühle. Hätte der Mensch während des Schlafes sein Bewußtsein, so müßte er beim Erwachen sagen: Luzifer-Ahriman fühlt in mir. Wie ungewollte Gedanken ohne Zahl uns umschwirren, so steigen auch Gefühle in uns auf, von denen wir nicht wissen, woher sie kommen. Denkt nur an alle die Triebe und Begehrungen, die befriedigt sein wollen. Nun aber haben die guten Götter das Bewußtsein des Menschen während des Schlafes herabgedämpft, und so glaubt er, mit Recht sagen zu können: ich fühle. - Mit dem Gefühl größter Dankbarkeit gegen die hohen Wesenheiten, die uns formen, sollen wir uns dem zweiten Mantram hingeben:
Es webt mich.
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Nicht anders als mit unseren Gedanken und Gefühlen steht es mit unseren Willensimpulsen. Der Wahrheit gemäß müßten wir sagen: nicht ich will, sondern Ahriman will in mir. Denn die meisten unserer Willensimpulse sind beherrscht von Ahriman. -Nun aber soll sich der Esoteriker mit dem Gefühl tiefster Ehrfurcht da hineinversetzen, daß höhere Wesenheiten an ihm wirken und arbeiten. Das ist ausgedrückt in dem dritten Mantram:
Es wirkt mich.
Diese drei Mantren: Es denkt mich - Es webt mich - Es wirkt mich haben hohen okkulten Wert. Sie können einzeln oder auch miteinander verbunden meditiert werden. Die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen haben sie selbst gegeben und auch in ihren Vokalismus etwas ganz Bestimmtes hineingelegt.
Es denkt mich: zwei e, ein i; e ist immer das Zeichen heiliger Scheu und Bewunderung, mit der wir uns der Gottheit nahen. Dagegen bedeutet i das Sich-Hingeben, Sich-in-der-Gottheit-Fühlen.
Bei Es webt mich haben wir wieder zwei e und ein i, also dieselbe Zusammenstellung der Vokale; aber aus dem d - «denkt» -ist ein w - «webt» - geworden. Diesen Unterschied müssen wir fühlen. Liegt in dem d ein Hinstellen, ein Auf-sich-selbst-Stellen, so ist in dem w das Wogende, Wellenartige des göttlichen Wirkens angedeutet, in das wir uns ganz hineinleben sollen.
Bei dem dritten Mantram Es wirkt mich haben wir ein e und zwei i. Wieder bedeutet das e die fromme Scheu und Bewunderung, das doppelte i dagegen das innige Erfassen, das Sich-in-der-Gottheit-Fühlen, das Einssein mit ihr.
Aber nie sollten wir diese drei Mantren meditieren, ohne daß bestimmte heilige Gefühle dabei ausgelöst werden: bei Es denkt mich Gefühle der Frömmigkeit, bei Es webt mich Gefühle der Dankbarkeit, bei Es wirkt mich Gefühle der Ehrfurcht.
Prüfen wir jetzt einmal unseren Rosenkreuzerspruch auf seine Vokalisierung hin. Auch er ist vor uralten Zeiten aus den tiefsten Mysterien heraus gegeben.
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Die beiden Regeln, die von den Essäern streng befolgt wurden: nach Untergang der Sonne keine weltlichen Gedanken zu hegen und vor ihrem Aufgange um ihr Erscheinen zu bitten, sie lassen sich mit dem modernen naturwissenschaftlichen Denken schwer in Einklang bringen. Aber etwas anderes kann an ihre Stelle treten. Denken wir an das erste Glied unseres Rosenkreuzerspruches: Ex Deo nascimur. Beim Erwachen kommen wir aus den geistigen Welten, um nun wieder einzutreten in den Tempel des physischen Leibes, den uns gute Götter durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit hindurch so kunstvoll zubereitet haben. Staunen und Bewunderung, heilige Scheu sollen wir da fühlen, ausgedrückt durch die beiden e - Ex Deo. In dem o liegt das Umfassen. In dem a von nascimur spricht sich eine gewisse Furcht, ein Zurückfahren aus, im i wieder die völlige Hingabe und im u, das gewissermaßen eine Wiederholung des o ist, der völlige Zusammenschluß mit dem physischen Körper und dem Erdenbewußtsein.
In dem zweiten Gliede des Rosenkreuzerspruches, dessen zweites Wort unaussprechlich ist, denken wir an das Substantielle, mit dem wir uns nach dem Tode, Post mortem, vereinigen. In den Christus sterben wir hinein und erhalten dadurch völliges Bewußtsein in den geistigen Welten, das Post-mortem-Bewußt-sein: In Christo morimur. Wir haben hier das dreimal verstärkte i. Das bedeutet das Erfassen unserer eigenen Innerlichkeit und das Hineinversenken und Einswerden mit dem Christus. Dann das 0 u: das völlige Umfassen, das Sich-Zusammenschließen mit dem Christus.
Verhilft uns das Leben im physischen Leibe zum Erdenbewußtsein, das Hineinsterben in die Christus-Substanz zum Postmortem-Bewußtsein, so fehlt uns noch immer die Erkenntnis unseres Selbstes, das Selbstbewußtsein. Dazu muß uns der Sendbote des Christus verhelfen, der Heilige Geist - Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Hier sind die Konsonanten vorherrschend. Das p bedeutet das Hinstellen, das Gegenüberstellen, das s das Hervorgehen aus dem Schoße der Götter. Als der s-Laut
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durch den Weltenraum ertönte, da wurde das Rückgrat des Menschen geschaffen. Das Wellige, das Wogende des s ist auch das Zeichen des Luzifer, in dessen Schlangenwindungen es sich spiegelt. Gelingt es uns, ihn zu überwinden, so gewinnen wir die geistige Kraft, die uns das rechte Selbstbewußtsein gibt: Per Spiritum Sanctum reviviscimus. *
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* Eine andere sonst gleichlautende Vorlage bat noch den Schlußsatz: «Der Gral:
von geläuterten Schlangen umwundener Kelch,»
ESOTERISCHE STUNDE Berlin, 11. April 1913 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE100 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 11. April 1913
Aufzeichnung A
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Immer wieder kommt es vor, daß angehende Esoteriker darüber klagen, daß sie bei ihren Übungen gestört werden durch allerlei eindringende Gedanken. Das sollte uns aber nicht wundern, denn die Gedanken sind das einzig Geistige des physischen Planes; wenn wir uns also zu einer geistigen Tätigkeit, wie die Meditation eine ist, bequemen, machen diese sich geltend. Man sollte auch nicht so sehr gegen diese Gedanken kämpfen wollen, das hat ganz und gar keinen Sinn; sie mögen tun, was sie wollen, die Gedanken. Das einzige, was man zu tun hat, ist Fortsetzen, Ausharren, seinen Willen in Tätigkeit versetzen, um immer wieder zu dem Inhalt der Meditation zurückzukehren. Auf diesen Willen kommt es viel mehr an als auf das Wie der Meditation. Wenn man immer wieder zum Inhalt der Meditation zurück-kehrt, drängt man die Gedanken zurück und schafft dadurch gleichsam eine Sphäre um sich herum, innerhalb derer sie - die störenden Gedanken - nicht sind, und gerade diese Sphäre ist das Geeignetste, um übersinnliche Erlebnisse haben zu können.
Eine andere Erfahrung des Esoterikers ist diese, daß er anfängt gewisse Eigenschaften an sich zu bemerken, die er früher nicht an sich kannte. Dann handelt es sich wiederum nicht darum, diese Eigenschaften zu bekämpfen - es wären auch keine besonderen Mittel dagegen anzuwenden -, sondern das einzige, was man zu tun hat, ist, die angegebenen Übungen mit Kraft fortzusetzen. Diese doch sind es, welche jene Eigenschaften so weit aus uns herausgetrieben haben, daß sie für uns bemerkbar geworden sind, und bei fortgesetzten Übungen werden sie von selber verschwinden.
Nun wird man durch seine fortgesetzten Übungen vielleicht so weit gekommen sein, daß man dieses oder jenes übersinnliche Erlebnis hat, zum Beispiel Imaginationen schaut. Dann fragen
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die Anfänger immer wieder, ob das etwas Eingebildetes sei, was sie da geschaut haben, oder ob es eine Wirklichkeit auf geistigem Gebiet war. Diese Frage kann man dann stellen, wenn man urteilt nach der Art und Weise des physischen Planes - was ja im Anfang des esoterischen Weges auch kaum anders sein kann. Diese Frage hat nämlich nur einen Sinn auf dem physischen Plan; in der geistigen Welt ist das ganz und gar nicht dasselbe, worauf es ankommt.
Nehmen wir zum Beispiel an, jemand - es braucht gar nicht ein Meditant zu sein - habe seinen Doppelgänger gesehen. Es kann zum Beispiel so sein, daß er vorhatte, abends in eine Gesellschaft zu gehen, wo man beabsichtigte, ihn zu vergiften. Nun tritt er in ein halb abgedunkeltes Zimmer und sieht dort sich selbst. Unter dem Eindruck dieses Erlebnisses geht er nicht in die Gesellschaft, wird daher auch nicht vergiftet. Nun ist dabei die Gestalt, in die sich das Erlebnis kleidete, gar nicht dasjenige, worauf es ankommt. Das Bedeutsamste ist, daß das geistige Wesen, das den Menschen von Inkarnation zu Inkarnation begleitet, einen Eindruck auf ihn hat machen wollen. Es gibt ja ein solches Wesen, das zu der Hierarchie der Angeloi gehört und das in den Religionsbekenntnissen der Schutzengel des Menschen genannt wird. Dieses Wesen kann nicht, um den Menschen zu beeindrucken, seine Gedanken so beeinflussen, daß der Mensch gedankenmäßig gewußt haben würde: du sollst heute Abend nicht in jene Gesellschaft gehen. - Das kann deshalb nicht sein, weil unsere Gedanken, alle Gedanken außer denjenigen, die durch Geisteswissenschaft erzeugt werden, zum physischen Plan gehören und weil sie deshalb nicht vom Übersinnlichen aus beeinflußt werden können.
Nach dem Tode und schon während des Schlafes müssen wir unsere Gedanken ablegen, mit Ausnahme der genannten geistes-wissenschaftlichen. Aber unsere Gefühle und Willensimpulse reichen schon aus sich heraus in das Übersinnliche hinein, und auf diese kann daher ein Eindruck gemacht werden. Das geschieht zum Beispiel in dem Sehen des Doppelgängers. Es kann
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aber auch sein, daß jemand seinen Doppelgänger sieht, nicht weil das Engelwesen ihn ihm zeigt, sondern weil, sei es auch nur für Augenblicke, sein Ätherleib frei geworden ist und er nun deshalb seinen physischen Leib vor sich sieht. Und auch das ist möglich, daß man seinen Doppelgänger sieht, einfach weil man sich den Magen verdorben hat und dadurch der Ätherleib - vielleicht nur in jenen Partien, die den Magen versorgen - für einen Augenblick frei geworden ist. Das muß also alles sorgfältig voneinander unterschieden werden.
Und es kann auch so sein, daß dieselbe Impression, die gemacht werden muß - wie im Vergiftungsfalle -, in verschiedener Weise gemacht wird. Der eine kann seinen Doppelgänger sehen, der andere kann in ein Zimmer treten, während in demselben Augenblick mit großem und physisch unerklärlichem Geräusch ein Gemälde von der Wand fällt. Das entspricht ungefähr dem, ob man das eine Mal eine Mitteilung in deutschen, das andere Mal in lateinischen Buchstaben schreiben würde.
Es hat daher keinen Sinn, zu fragen: ist dasjenige, was ich geschaut habe, real oder nicht? Und der esoterische Lehrer wird niemals Aufklärung geben über eine Imagination, die man nur einmal gehabt hat, sondern nur, wenn diese öfter zurückkehrt oder aus anderen Gründen wichtig ist. Es ist so, wie wenn jemand auf die Tafel schreiben würde B I N, und einer sagen wurde: Ich sehe einen geraden Strich, dann zwei Bögelchen, wieder einen geraden Strich, dann drei verbundene Striche. Ein anderer aber, der lesen gelernt hat, sagt sofort: Da steht «bin». Es gibt aber kein eindeutiges Lesen von Imaginationen, sondern das muß man sich erst aneignen, wie sie zu lesen sind.
Oder es kann sein, daß einer ganz im Anfang seiner esoterischen Wege solche Art Figuren in der Luft sieht (Abbildung siehe S. 103).
Dann wird er vielleicht zu einem Augenarzt gehen, und der wird ihm sagen, daß das eine Krankheit der Augen sei. Von seinem Standpunkt aus hat der Arzt ja recht; für ihn ist der ganze Glaube an Theosophie eine Krankheit. Aber es rührt nur davon
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#Bild s. 103
her, daß der Ätherleib anfängt, neue Bewegungen zu machen, diese auf den physischen Leib zeitweilig überträgt; dadurch schaut er diese Dinge.
Manche Esoteriker können nun sagen: Dann wird also doch mein physischer Leib durch die Übungen geschädigt, wenn der Ätherleib so auf ihn einwirkt - und dann überkommt sie eine furchtbare Angst vor jedem kleinen Schmerz und Übel. Es ist aber gar keine Gefahr bei diesen Dingen; nach einiger Zeit wird der Ätherleib von selber diese Folgen wegnehmen. Es besteht auch dafür nur ein Mittel: ruhig ausharren!
Bisweilen kommt einer und sagt: Ich habe so schrecklichen Kopfschmerz über der Nasenwurzel, was soll ich dagegen tun?
- Das Beste wäre, gar nichts dagegen zu tun, sondern ruhig mit den Meditationen fortzufahren. Dann werden die Schmerzen zuerst schlimmer werden, und man wird ein Gefühl bekommen, als ob der Kopf sich spalten würde, aber erstens wird er sich doch nicht spalten, und zweitens wird es möglich sein, daß man gerade durch diesen Schmerz die Wand durchbricht, die uns vom Übersinnlichen trennt. Nur durch Schmerz und Leiden können wir uns weiterentwickeln.
Oft auch sind die Krankheiten, die da auftreten, die karmische Folge von gewissen Entwicklungszuständen, die man schon in einem vorigen Leben durchgemacht hat und welche die Seele in diesem Leben nicht anders von sich weisen kann als durch
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Krankheit und Leiden. Oft wird man gewahr werden, wenn solch eine Krankheit vorüber ist, daß man weitergekommen ist in seiner Entwicklung. Als Karma soll man alles empfinden, was da kommt.
* *
Aufzeichnung B
(Nekrolog für Herrn Bittmann.)
Es ergibt sich wieder und wieder, daß ein angehender Esoteriker mit den erdrückenden Erfahrungen seiner Meditation zu mir kommt. Besonders wird geklagt über das eine, das schon öfter erwähnt wurde, daß in dem Augenblick, wo die Meditation beginnt, die Gedanken wie Bienenschwärme den Meditanten umschwirren. Erinnerungen stellen sich ein, meistens trauriger Natur, die oft viele Zeitläufe zurückliegen.
Nun muß man sich darüber klar sein, daß jeder Esoteriker unter allen Umständen Fortschritte macht. Auch wenn die Gedanken ihn umschwirren und von der Meditation ablenken, so ist das ein Zeichen des Fortschrittes. Denn er muß sich klar sein, daß, wenn er seine Übungen macht, er immer mehr Kräfte im Geistigen bekommt. Nun sind aber Gedanken und Erinnerungen das einzig Geistige auf der Erde; wenn sie sich an den Menschen herandrängen, so ist das ein gutes Zeichen.
Nicht das Was ist die Hauptsache bei der Meditation, sondern das Wie. Darum soll man aushalten und immer wieder seinen Willen in Tätigkeit bringen. Der treue Wille ist die Hauptsache; und wenn auch die Meditation durchaus nicht gehen will, so wird der Wille gestärkt. Gerade in solchem Raume, aus dem die umherschwirrenden Gedanken erst weggetrieben sind, ergibt sich die beste Möglichkeit, zu einer Erscheinung aus der geistigen Welt zu kommen.
Oder andere kommen und sagen: Das und das haben wir erlebt - ist das eine Wahrheit oder eine Täuschung? Darauf ist schwer zu antworten. Natürlich ist es Wahrheit, Realität; aber
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man muß sich wohl hüten, dem zu große Bedeutung beizumessen. Diese Fragen haben überhaupt nur einen Sinn auf dem physischen Plan; in der geistigen Welt haben sie keinerlei Bedeutung.
Andere klagen über heftigen Schmerz an der Nasenwurzel zwischen beiden Augen und fragen, was sie tun können. Ja, man muß das eben ertragen; sie sollen nur immer weiter meditieren. Dadurch wird der Schmerz verschlimmert werden; es ist, als würde einem der Kopf gespalten, aber erstens spaltet sich der Kopf nicht, und zweitens kann man dadurch die Wand durchbrechen, die uns vom Übersinnlichen trennt.
Nur durch Schmerz und Leid kann man sich weiterentwikkeln. Oft sind die Krankheiten, die auftreten, die karmische Folge von Entwicklungszuständen, die man im früheren Leben durchgemacht hat, und die die Seele nicht anders von sich weisen kann als durch Krankheiten und Leiden. Oft wird man gewahr, wenn solche Krankheit vorbei ist, daß man weitergekommen ist in seiner Entwicklung. Als Karma soll man alles auffassen, was kommt.
Auch wenn besondere Eigenschaften auftreten, wie Egoismus, Eitelkeit etc., so soll man sie nicht bekämpfen, sondern ruhig weitermeditieren; man soll kein Mittel anwenden, sondern die Übungen mit Kraft weiterführen, denn sie werden solche Eigenschaften schon aus uns heraustreiben.
Etwas, das einem angehenden Esoteriker häufig passiert, ist, daß er seinen Doppelgänger sieht. Zum Beispiel so: er tritt in ein anderes Zimmer - und da steht er mit einem Male sich selbst gegenüber. Nehmen wir weiter an, daß er gerade an jenem Abend in eine Gesellschaft gehen wollte, in der er vergiftet werden sollte - karmisch kann das sehr wohl bedingt sein -, nun hat er diese Erscheinung des Doppelgängers, die ihn in den weitaus meisten Fällen doch wohl abhalten wird, in die Gesellschaft zu gehen.
Wie ist das zugegangen? Ja, sehen Sie, jeder Mensch hat einen Angelos, der sein Leben von einer Inkarnation zur andern führt
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- in der Religion nennt man ihn Schutzengel -, der wollte ihn davor bewahren, ihn warnen. Wie sollte er das machen? Zu ihm sprechen, das konnte er nicht; besonders, wenn er noch nicht Esoteriker ist, da das Denken ja etwas rein Irdisches ist. Nur das spirituelle Denken ist übersinnlich, das physische Denken ist rein irdischer Natur. Fühlen und Wollen dagegen stehen in Zusammenhang mit den geistigen Welten; darauf sucht der Angelos einen Eindruck zu machen und schickt ihm eine Imagination.
Noch auf andere Weise kann der Doppelgänger karmisch bedingt sein. Zum Beispiel kann durch einen plötzlichen Schreck der Ätherleib gelöst werden - und der Mensch findet sich gegenüber seinem physischen Leibe. Oder auch ein ganz trivialer Grund kann vorliegen: jemand hat sich den Magen verdorben; der Ätherleib tritt gerade an dieser Stelle heraus und der Mensch sieht sich selbst.
Die Form, in die sich das Ereignis kleidet, ist nicht die Hauptsache. Es kann ebensogut sein, daß jemand in ein anderes Zimmer tritt, in dem gerade mit donnerähnlichem Getöse ein Bild von der Wand stürzt. Es ist dasselbe, als ob man eine Mitteilung einmal auf deutsch, das andere Mal auf lateinisch schreibt.
Eine Imagination hat nur Wert, wenn sie öfters auftritt; der eine wird sie verstehen, der andere nicht. Es ist geradeso, als ob jemand allerlei Striche und Bogen an die Tafel schreibt: BIN. Für den einen sind es nur Striche, der andere liest daraus: bin. Es gibt aber kein eindeutiges Lesen von Imaginationen.
Oder jemand sieht so kleine Kreise; er weiß nicht, was er daraus machen soll.
#Bild s. 106
Der physische Arzt ist der Meinung, das sei eine Augen-krankheit; für ihn ist ja schon der Glaube an die Theosophie
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eine Krankheit. In Wirklichkeit ist es nur ein Beweis, daß der Ätherleib angefangen hat, beweglich zu werden und dies überträgt auf den physischen Leib. Dadurch sieht er diese Dinge.
Viele denken, der physische Leib leide doch bei der Entwicklung Schaden, sie fürchten sich davor. Es ist aber keine Gefahr vorhanden; nach einiger Zeit räumt der Ätherleib von selbst die Folgen weg.
Aufzeichnung C
Es ist kein schlechtes Zeichen, wenn allerlei Gedanken anstürmen während der Meditation, weil alles verstärkt wird, und es ist folglich ganz natürlich. Aber gerade dann ist es von höchster Wichtigkeit, daß wir sie auf Abstand halten; und in dem leeren Raum, den wir um unsere Meditation herum schaffen, haben wir durch das Weghalten von allem, was da heranstürmen will, die beste Aussicht, wirklich okkulte Erfahrungen eintreten zu sehen. Auch wächst unsere Kraft dadurch, denn von noch größerem Wert als die Meditation selbst ist der Wille durchzukommen, was auch geschieht, und nicht von etwas anderem Heil zu erwarten, sondern gerade streng und mit dem tiefsten Ernst unsere Meditation fortzusetzen. Dieser Wille, immer weiter-zugehen, ist von größter Bedeutung.
Auch gibt es manche Meditanten, die fragen, ob diese oder jene Imagination, die sie gehabt haben, wahr ist oder nicht. Aber so soll die Frage nicht gestellt werden, weil eine Imagination zwar wahr sein kann, aber das ist es nicht, worauf es ankommt; worauf es ankommt ist, zu begreifen, was gemeint ist, was hinter dieser Meditation [Imagination] steht. So kann man beispielsweise eines Tages seinen Doppelgänger sehen. Diese Imagination von sich selbst kann nun entweder durch den Schutzengel entstanden sein, um den Menschen beispielsweise davon abzuhalten, diesen Abend auszugehen, oder sie kann auftreten, weil durch die Übungen der Ätherleib einen Augenblick aus dem
#SE266c-108
physischen Leib tritt. Oder sie kann von einem überladenen Magen kommen, wodurch der Äthermagen einen Augenblick aus dem Körper tritt. Es kommt hier also darauf an, es bis zur Empfindung weiterzuentwickeln, die gleichzeitig weiß, was die Imagination bedeutet. Auch kann es vorkommen, daß der Meditant allerlei Figuren sieht, und ein Arzt würde sagen, daß mit den Augen etwas verkehrt sei.
#Bild s. 108
Das kann auch der Fall sein, aber eben dadurch, daß der Äther-leib durch das Üben andere Formen annimmt und anders auf den physischen Leib einwirkt.
Einige klagen zum Beispiel, daß sie fürchterliches Kopfweh bekommen, aber es würde das beste sein, wenn sie gar nicht klagten, sondern einfach durchhielten, auch wenn es so kommt, daß das Haupt beinahe zu bersten scheint. Gerade durch die Kraft, durchzugehen, kommt man voran, und nach einiger Zeit hören solche Erscheinungen (es können auch unangenehme Wärme-, Hör- oder Geruchseindrücke sein) von selbst auf. Dann ist dadurch etwas überwunden, und es beginnt das wirkliche Erleben der ätherischen Welt. Aber die Esoteriker sind manchmal sehr furchtsam so etwas gegenüber, obwohl sie doch wissen, daß Angst etwas ist, was immer an uns herankommen will, wenn wir durch unsere Schulung gehen, und was wir gerade überwinden müssen, um so immer kräftiger zu werden. Wir wissen nun einmal, daß unser Weg aufwärts durch Leiden und Schwierigkeiten führt. Auch dürfen wir nicht die Wahrheit des Karma vergessen, ein Bewußtsein, was uns allezeit helfen muß, alles zu tragen. Man kann beispielsweise krank werden als Folge einer Entwickelung in einem vorigen Leben und durch dieses Ringen gegen die Krankheitskräfte kann ein Grad an Stärke wieder erreicht werden, den die Seele gewonnen hat in einem
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vorigen Leben. Immer weitergehen und alle Schwierigkeiten im rechten Licht sehen, ist die große Kraft, die uns aufwärts führt. Auch das Meditieren unseres Spruches mit den rechten Gefühlen: E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R.
Aufzeichnung D
Durch die esoterischen Übungen werden wir immer mehr dazu kommen, gewisse tägliche Verrichtungen automatisch zu machen. Wir müssen aber nicht die Herrschaft darüber verlieren. Die während der Meditation anstürmenden Gedanken müssen wir durch Willensstärke beiseite zu schieben trachten. In dem dadurch frei werdenden Raum werden am ehesten dann geistige Tatsachen hineinspielen können. Etwas, was früh schon erlebt werden kann, ist das Erlebnis des Doppelgängers. Es kann geschehen, daß man in ein dämmeriges Zimmer tritt und man sich seinem eigenen Bilde des physischen Leibes gegenüber sieht. Dann muß man unterscheiden, was dies bedeutet, es kann dreierlei bedeuten. Erstens: Es kann eine Warnung sein unsres Führers aus der Hierarchie der Angeloi, daß man zum Beispiel abends in eine Gesellschaft wollte, wo man vergiftet worden wäre; das Erlebnis hat einen davon abgehalten hinzugehen. Den Gedanken kann uns der Führer nicht schicken, denn die Gedanken gehören nur der physischen Welt an; die Gefühle und Willensimpulse gehören schon der geistigen Welt an. Zweitens kann man durch seine Konzentrationsübungen den Ätherleib so gelockert haben, daß man ihn, wenn auch nur für Momente, aus dem physischen Leibe herausheben kann, dann kann man seinen Doppelgänger erleben. Drittens kann man zum Beispiel Magen-schmerzen haben, der Ätherleib geht aus dieser Partie des Leibes heraus, und man kann auch dann den Doppelgänger erleben.
Man muß dazu kommen bei den Erlebnissen, daß man weiß, was sie bedeuten, dann wird man nicht sagen können: man wisse nicht, ob es etwas Reales oder Einbildung sei.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Straßburg, 14. Mai 1913
Aufzeichnung A
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Unsere Meditationen sollen allmählich bewirken, daß wir leib-frei in die höheren Welten dringen und dort erkennen und schauen lernen. Allein, es kommt nicht nur darauf an, daß wir in die höheren Welten kommen, sondern wie; die Seelenverfassung, in der wir die höheren Welten betreten, muß eine gute, eine moralische sein. Nun ist es so, daß der Mensch als sinnlichphysisches Wesen auf der Erde zunächst gut-verlassen ist. Er empfindet nicht mehr das Moralische, Gute, das zu ihm sprechen könnte und sollte aus der ganzen Schöpfung. Luzifer hat, um den Menschen die Freiheit zu geben, das Moralische sozusagen herausgezogen; der Mensch muß es nun zunächst in sich selbst erwecken, wiederfinden und dann den geistig-göttlichen Welten wieder zurückbringen.
Wenn der Mensch heute die Sonne in ihrem Auf- und Niedergang betrachtet, so fühlt er keinerlei moralischen Impuls von dort aus zu ihm strömen. Wäre Luzifer nicht, so würde er fühlen: von der Sonne fließen die Kräfte, die mich so durchpulsen, daß ich mich als Ich weiß und fühle. Wenn der Mensch den Mond betrachtet mit den Mitteln, die ihm die Astronomie an die Hand gibt, dann weiß er: in der Zeit von Neumond zu Vollmond und von Vollmond zu Neumond sind es gewisse Gleichgewichtskonstellationen, die so walten, daß man den Mond einmal eine viertel, dann einmal eine halbe und dann eine ganze Fläche beleuchtet sieht. Was der Mensch nicht mehr fühlt, ist, daß, wenn die Konstellationen völlig andere wären, wenn der Mond nur um ein geringes seinen Standpunkt verändern würde, überhaupt solche Lebewesen wie die Menschen in ihrem physischen Körper gar nicht mehr existieren könnten. Denn vom Monde fluten die Fortpflanzungskräfte. Wenn der Mensch den Merkur anschaut, so gibt ihm sein Anstarren und Anglotzen
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nicht mehr die Fähigkeit, zu erkennen, daß ohne Merkur keine Verbindung zwischen Sonnen- und Mondenkräften, zwischen den Ich- und den Generationskräften stattfände. Ebenso bei der Venus fühlt er nicht, daß ohne ihr mildes Licht all jene Liebesbeziehungen zwischen den Menschen nicht wären, die ihn beglücken.
Luzifer hat den menschlichen Astralleib ganz mit Egoismus durchsetzt. Das ist notwendig um der Entwicklung willen zur Freiheit und Selbständigkeit des Individuums. Allein, so weit darf es nicht kommen, daß der Mensch unempfindlich wird für das Moralische. Das ist aber gegenüber der Natur, den Elementen z.B. der Fall. Der Mensch müßte aus Luft, Feuer, Wasser, Erde herausfühlen, daß sie dazu da sind, einen strafenden Ausgleich zu schaffen für die menschlichen Sünden; daß in ihnen, den Elementarkräften, «Erkränke-Kraft», «Kränkungskraft», lebt, die wir an uns müssen und sollen auswirken lassen, um uns zu läutern. Dieselben Worte sind wahr und falsch, je nachdem sie aus dem oder jenem Munde kommen. Im Munde Luzifers ist das Wort «Natur ist Sünde - Geist ist Teufel» ein Spottwort; in dem eben entwickelten Sinne, daß die materielle Natur uns um der Sünde willen strafen soll und wir den Geist in der Natur empfinden sollen als etwas uns Krankmachendes, uns Leidbringendes, ist es wahr. Denn die Schmerzen, das Leid ist das gottgegebene Mittel, den Egoismus zu erkennen und zu überwinden. Im Munde Luzifers ist das Wort «Ihr werdet sein wie Gott» eine Lüge; richtig verstanden ist es wahr. Der Christus spricht «ihr seid Götter» - Söhne der Gottheit. Der Mensch ist zur Vergottung berufen.
Der moderne Materialismus, der die Welt in Atome zerlegt, in physisch-materielle, was will er und tut er? Sündenkräfte will er verewigen. Denn Materie ist verdichtetes Unrecht. Das Materielle muß sich ja durch spirituelle Entwicklung wieder in Geist auflösen. Wir müssen der Natur wieder das Moralische abringen, das in sie von der göttlichen Weltenweisheit gelegt ist. Die rosenkreuzerische Weisheit sah diese ganze materialistische Entwicklung
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voraus, darum gab sie Mittel und zeigte Wege zu erhöhter Moralität, ohne die man nicht zu Heil und Segen die höheren Welten betreten sollte. Man kommt sonst vielleicht wohl hinein, aber man findet dann dort Luzifer nicht so, wie er einem entgegentreten soll als Führer in der Erkenntnis der höheren Welten, sondern erst recht als Versucher, der einem dann allerlei Geistig-Göttliches vorspiegelt und zeigt, was aber nicht wirklich ist.
Ex Deo nascimur - so sollen wir sprechen - dabei aufblickend zum Monde in seelischer Erhebung als zu dem Spender der Gelegenheit, immer wieder sich zu inkarnieren und sich zu vervollkommnen auf Erden in einem physischen Leibe. In Christo morimur, dabei aufblickend zur Sonne, um sich von dorther gewissermaßen als Ich-Wesen, als geistig-göttliches Wesen zu empfinden durch den Christus, den mit der Sonne verbundenen, erhabenen Geist. Per Spiritum Sanctum revivisdmus, dabei aufblickend zu Merkur und Venus, die sich nicht manifestieren in physische Abbilder, sondern rein geistig offenbaren. Weil auf sie und die anderen Planeten (Mars, Jupiter und Saturn) verteilt ist die Kraft des Geistes, die die Menschen zur geistigen Liebe erzieht.
Plato fühlte noch im Nachklang, daß die Menschen gut-verlassen sind, daß das Gute im tiefen Schoße der Gottheit zurückgezogen lebe, gebunden ruhe. Er sprach: Gott ist gut, und der Christus Jesus sprach es aus, daß sozusagen sich zurückgezogen habe das Gute von den Menschen. Er sagt: «Niemand ist gut denn Gott allein!»
So wollen wir unablässig nach hoher Moralität streben, damit wir fähig werden, auch aus der Natur, aus Sonne, Mond und Sternen die moralischen Impulse wieder herauszufühlen und der geistigen Welt das Moralische wieder zurückzubringen, das aus ihr um unserer Freiheit willen durch Luzifer herausgenommen worden ist.
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Aufzeichnung B
Für den Esoteriker ist zweierlei notwendig. Erstens, daß man sich treu seinen Übungen hingibt, zweitens, daß man eine bestimmte Gesinnung entwickelt, die folgendermaßen zu beschreiben ist: Im gewöhnlichen Leben denkt niemand beim Aufwachen daran, warum die Sonne wieder aufgeht, und ebensowenig berührt es den Menschen, wenn er den Mond in seinen regelmäßigen Scheingestalten vom Vollmond zum Neumond gehen sieht und wieder zurück zum Vollmond, oder wenn er die einzelnen Planeten am Sternenhimmel scheinen sieht. Die Leute meinen, keine moralische Bedeutung mehr damit verbinden zu müssen. Die moralische und die natürliche Welt gehen auseinander. Das macht, daß man wirklich in einer Welt lebt, die von dem Guten verlassen ist. Für den Esoteriker müssen beide, die moralische und die natürliche Welt, wieder miteinander vereinigt werden.
Betrachtet er einen Sonnenaufgang, so kann er diesen niemals so schildern, wie es der Astronom tut. Er weiß, daß ohne das Sonnenlicht niemals ein Ich in ihm pulsieren könnte. Der Einfluß dieses Sonnenlichtes wirkt immer auf den Menschen; auch wenn er nachts schläft, geht noch ein geistiger Einfluß von der geistigen Sonne aus. Wenn er den Mond sieht, dann weiß er: wenn der Mond nicht die Scheingestalten durchlaufen würde, könnte die Menschheit nicht bestehen, sie müßte aufhören zu bestehen. Würde der Mond nur um ein weniges aus seiner Bahn gerückt im Verhältnis zur Sonne, dann würde das bestehende Menschengeschlecht verdorren, es könnte keine Nachkommen mehr erzeugen, denn der Mond bringt die Fortpflanzungskraft. Und der Esoteriker weiß, wenn er den Merkur erblickt, daß er die Kräfte des Mondes und diejenigen der Sonne miteinander verbindet. Die Ichkräfte der Sonne könnten immer weiter heruntersteigen, und die Fortpflanzungskräfte des Mondes könnten weiter fortfahren, einen Menschen zu bilden, aber ohne die verbindende Kraft des Merkur würden diese
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Kräfte immer voneinander getrennt bleiben. Und aus der Venus strömt die Kraft der Liebe, wodurch die Möglichkeit dieser Verbindung entsteht.
Daß wir diese Verhältnisse nicht mehr als moralische empfinden können, kommt von dem luziferischen Einfluß. Dadurch sind wir versetzt worden in eine Welt, die wirklich von dem Guten verlassen ist, weil Luzifer das Moralische herausgezogen, getrennt hat von dem Natürlichen. Dadurch sind krankmachende Kräfte in die Materie gekommen, «Erkrankungskräfte». Das weiß der Mensch heute so wenig, daß er das Wort «Kränkung» nur im Zusammenhang mit dem Seelischen kennt, so wie wir es eben unter dem Worte «Kränkung» kennen.
Das Gute ist nicht hier in dieser Welt zu finden, sondern nur außerhalb der Erde. Plato sagte schon: «Gott ist das Gute», -auch der Christus Jesus wies darauf hin, indem er sagte: «Niemand ist gut denn Gott allein.» Durch die guten Götter ist das Böse in die Materie hineingelegt, damit der Mensch lernen wird, sich freiwillig von ihm abzuwenden. Das ist etwas, was nur in einer besonderen Stimmung ausgesprochen werden darf; denn von der Stimmung hängt die Bedeutung des Gesagten ab. So sagte Luzifer zu den Menschen: «Ihr werdet sein wie die Götter», - das war eine Behauptung; und Christus Jesus sagte als höchste Wahrheit: «Ihr seid Götter!»
Nur in einer besonderen Seelenverfassung darf gesagt werden, daß Stoff, Materie nichts anderes ist als konzentriertes Unrecht. Konzentrierte Sünde ist die Materie!
Der Materialist denkt sich den Stoff verteilt in Atome, die ein ewiges Dasein haben sollen, aber diesen Atomtheorien des 19. Jahrhunderts liegt nichts anderes zugrunde als der Wunsch: ich will die Sünde in kleine Atome zusammenziehen und sie dann verewigen, und ich will nichts anderes anerkennen außer diesem in der Welt. - Aus tiefer okkulter Erkenntnis hat Goethe das Wort gesprochen: «Natur ist Sünde, Geist ist Teufel». Aber er sprach es aus als Spott, weil er wußte, daß man solche Wahrheiten nicht in gewöhnlicher Art aussprechen darf.
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Durch den luziferischen Einfluß ist auch der Egoismus in den Astralleib gekommen, und als Mittel gegen den Egoismus haben die Götter etwas gegeben, was auch egoistisch ist, das heißt, im Ich erlebt wird, nämlich den Schmerz. Dieses Mittel haben die Götter gewählt, um dem Menschen über die Sünde hinwegzuhelfen und ihm doch die Freiheit zu lassen. Deshalb ist es notwendig, daß der Mensch Moralität entwickelt, ehe er in die höheren Welten aufsteigt. Von anderer Seite ist unserer Strömung der Vorwurf gemacht worden, daß sie so sehr die Notwendigkeit der moralischen Entwicklung betont. Ohne Moralität kann man zwar auch in die geistige Welt aufsteigen, wenn man aber Luzifer nicht kennt, wird man sich eine geistige Welt vorgetäuscht sehen von den schönsten Gestalten bevölkert, die aber keine Wirklichkeit ist.
Die moderne Naturwissenschaft betrachtet die Menschen als ausschließlich aus Materie bestehend, die eigentlich die Sünde ist. Das Rosenkreuzertum hat vorausgesehen, daß dieses kommen würde, und hat deshalb einen anderen Gedanken in die Welt einfließen lassen durch das: Ex Deo nascimur. Wenn wir den Mond betrachten, dann können wir daran denken, daß aus den Kräften, die mit dem Monde verbunden sind, wir geboren sind. Und die Sonne erinnert uns an den Sonnengeist, den Christus, der mit ihr verbunden war und der uns die Kräfte des Ich geschenkt hat: In Christo morimur. Und wenn wir das Per Spiritum Sanctum reviviscimus aussprechen, denken wir an diejenigen Wesenheiten, die mit den fünf anderen Planeten verbunden sind und die wir in ihrer Gesamtheit ansprechen als den Heiligen Geist.
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ESOTERISCHE STUNDE
Stuttgart, 18. Mai 1913
Aufzeichnung A
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Der Esoteriker kann nur dann Fortschritte machen, wenn er sich gewisse Dinge immer klarer bewußt macht. Er muß sich ganz tief und ernst durchdringen mit dem, was gestern im öffentlichen Vortrage besprochen wurde. Es muß für ihn zum wirklichen Erlebnis werden, daß, wie die Luft in unserer Lunge ein Teil der uns umgebenden Luftatmosphäre ist, die wir durch den Prozeß des Atmens in uns aufnehmen, ebenso das Geistig-Seelische in uns zu der ganzen geistig-seelischen Umgebung gehört. Er muß sich auch ganz klar darüber werden, daß das Aufwachen und Einschlafen nichts anderes ist als ein Ein- und Ausatmen des Seelischen. Der Esoteriker muß immer mehr die Wirklichkeit der ihn umgebenden Welt verstehen.
Nehmen wir an, ein Mensch im exoterischen Leben habe kein Bewußtsein von der ihn umgebenden Luft, er könne nur wahrnehmen die Mineralien, Pflanzen, Tiere, das Feste und Flüssige, die Berge usw. Er sähe vielleicht auch die Wolken und nähme Blitz und Donner oder ähnliches, was darinnen bestände, wahr, hätte aber kein Bewußtsein von der Luft, die dazwischen ist: Ein solcher Mensch wäre ähnlich, wie für den Okkultisten der Exoteriker sich ausnimmt, der von der ihn umgebenden geistigen Welt nichts weiß. Zunächst ist es ja in der jetzigen Zeitepoche das Richtige und in Übereinstimmung mit dem Sinn der Erdentwicklung, daß der Exoteriker das ihn umgebende Physische für die Wirklichkeit halte, in der er bewußt arbeiten soll. Der Esoteriker aber soll die physische Welt ganz anders auffassen. Worin besteht denn dieser Unterschied?
Für den Exoteriker ist es das Richtige, daß er überall die physischen Dinge nach Ursache und Wirkung beurteilt, und die heutige Zeit ist durch die Naturwissenschaft dazu gekommen, daß sie gerade stolz darauf ist, überall in den äußeren Vorgängen
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Ursache und Wirkung nachzuweisen. Für den Esoteriker soll das anders werden. Wenn er zum Beispiel die Geschichte betrachtet, so soll sie sich ihm nicht so darstellen, daß die Tatsachen und Vorgänge als die Wirkung des einen vom andern auftreten, sondern diese physischen Vorgänge sind ihm nur Zeichen für geistiges Geschehen. Er muß lernen, diese Zeichen miteinander zu verbinden und durch dieses Verbinden sie richtig zu lesen. So wie ein Mensch nicht richtig lesen kann, wenn er nur die einzelnen Buchstaben kennt, aber ein Mensch, der richtig lesen kann, wenn er das Wort «aber» vor sich hat, nicht danach fragt, ob der Buchstabe b die Folge vom Buchstaben a ist, sondern die beiden sinnvoll verbindet, so müssen die einzelnen Zeichen der äußeren Geschichte, der äußeren Geschehnisse in richtiger Weise gelesen werden. Darin besteht das wahre Wesen des Esoterikers, daß er dies immer mehr lernt. Wir wollen dies an einem bestimmten Beispiel betrachten, und zwar an dem für den Menschen so schwer zu verstehenden Leben selbst.
Wir wissen, daß im Leben des Menschen zwischen Geburt und Tod das Wesentliche das Bewußtsein ist, welches die einzelnen Erlebnisse verbindet. Wir haben ein Bewußtsein von dem Vergangenen in unserem Leben bis zurück zu jenem Zeitpunkt in unserer Kindheit, zu dem die Erinnerung reicht. Dieses Bewußtsein ist das Wichtige in unserem Leben. In gewissen anormalen Fällen verlieren die Menschen dieses Bewußtsein. Es ist zum Beispiel vorgekommen, daß ein Mensch, sagen wir in einer Stadt Mitteleuropas, auf den Bahnhof gegangen ist; hier hat er sich nach einer andern Stadt ein Billett genommen; hier angekommen, löst er sich wieder ein Billett für eine nächste Stadt, und so weiter; ja auch zu Schiff ist er gefahren. Nach einiger Zeit findet er sich in Nordafrika wieder. Alles, was zwischen dem Abfahrtsort und jetzt liegt, hat er vergessen, ja sogar sein ganzes Leben von der Geburt an - dabei hat er aber vollständig verständig und klug gehandelt beim Lösen der Billette, beim Weiterfahren von einem Platz zum andern, bis nach Marokko -vielleicht verständiger als andere Menschen. Das zeigt zugleich,
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daß Verstand und Bewußtsein nicht eins sind. Es kann zum Beispiel ein Schüler in der Schule vieles lernen und mit dem Verstand erfassen, aber sein Bewußtsein ist nicht dabei. Er kann dann das Gelernte nicht benutzen, es ist, wie wenn jemand ein Werkzeug hat, das irgendwo unbenutzt liegt. - Wie verhält es sich nun bei solchen Menschen wie dem oben geschilderten, wo in anormalen Zuständen das zusammenhängende Bewußtsein verlorengeht?
Wenn solche Fälle untersucht werden, so zeigt es sich, daß ein solcher Mensch schon vorher im Leben die Eigenschaft gehabt hat, die äußeren Dinge nicht genau zu beobachten. Für den heutigen Menschen liegt es ja sehr nahe, die Dinge daraufhin anzusehen, wie sie in seiner Seele Sympathie oder Antipathie hervorrufen. Manche Menschen - wie der oben Beschriebene -waren schon vorher so, daß sie zum Beispiel weite Reisen durch viele Länder machen konnten und überall nur das ihnen Sympathische oder Antipathische bemerkten. Das ist aber ein großer Mangel, denn wir sollen unser Ich-Bewußtsein gerade dadurch haben und stärken, daß wir alle Dinge und Vorgänge genau, teilnahmsvoll beobachten. Es ist sehr notwendig, dies ganz besonders auch Theosophen vorzuhalten, denn gerade sie sind leicht dazu geneigt, durch ihre theosophischen Interessen einseitig zu werden und das Interesse an vielen physischen Dingen zu verlieren; sie sollen aber alle Vorgänge und Dinge mit Interesse, Liebe und Teilnahme beobachten. Denn das Geistig-Seelische in uns, welches beim Aufwachen aus der geistigen Welt in den Körper eingeatmet wird, gelangt dadurch zum vollen Selbstbewußtsein, daß es die äußeren Vorgänge und Wesen mit Interesse und Liebe beobachtet. Dessen soll sich der Esoteriker immer mehr bewußt werden. Er soll sich klar werden darüber, daß dies die eine wichtige Seite des Lebens ist, dieses Geistig-Seelische, welches aus der geistig-seelischen Welt hereintritt in die physische Welt und an dieser sich zum Selbstbewußtsein entzündet. Der Esoteriker lernt dann diesen Teil seines Lebens kennen wie einen Buchstaben im Weltgeschehen. Wie ein Zeichen oder Buchstabe
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ist das Ich-Bewußtsein für den geistig-seelischen Kern des Menschen, aber dazu kommt nun etwas anderes.
Wir wissen, daß es heute eine Anzahl Menschen auf der Erde gibt; in einiger Zeit sind dann die Söhne und Töchter dieser Menschen da; vorher wieder waren andere da - die Eltern der heutigen. Wir wissen, daß durch diese Linie die Vererbung der Körper geht, die Vererbung der Kräfte und Eigenschaften. - Für den Esoteriker wird es immer mehr bewußte Realität, daß diese in der Vererbungslinie strömenden Kräfte die andere wichtige Seite des Lebens sind. Es verbindet sich das bei der Geburt oder Empfängnis aus den geistigen Welten kommende Seelische mit den Kräften der physischen Vererbungslinie. Es bilden also diese Kräfte den zweiten Buchstaben, und der Esoteriker wird immer mehr fähig, diese beiden Buchstaben seines Wesens nicht nur einzeln zu sehen, sondern richtig zu lesen.
Der Okkultismus gibt auch ein äußerlich aufzuzeichnendes Symbol für die Verbindung von zwei Buchstaben oder Zeichen. Wenn wir mit diesem [Symbol] das aus der geistigen Welt her eintretende Ich bezeichnen, so ist es also das Bewußtsein, welches sich bildet dadurch, daß es in der physischen Welt magnetisch die Kräfte der Vererbung angezogen, sich mit ihnen umgeben hat. Dies wird dargestellt durch den Kreis, der den Punkt zum Zentrum hat.
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Nun ist dieses Zeichen aber auch wirklich schon in der Welt vorhanden. Die Götter haben es hingezeichnet, und wir finden es am Himmel. Wenn wir die Erde als den oben gezeichneten e [Punkt] ansehen, so ist der 0 [Kreis] die Bahn des Mondes, und wir müssen also sehen in dieser Himmelskonstellation ein von den Göttern geschriebenes Zeichen dafür, daß die Erde der Platz des sich entwickelnden Ich-Bewußtseins ist, während die Mondbahn mit dem physischen Mond, der der Erde seine wechselnden
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Zustände von Neumond, erstem Viertel, Halbmond und Vollmond zuwendet, das äußere Zeichen ist für die Kräfte, die in der Vererbungslinie wirken. Dadurch, daß die physische Sonne ihr Licht auf die Erde wirft und dieses Licht von den Gegenständen zurückstrahlt, kann sich im Seelischen des Menschen das Selbstbewußtsein entzünden. Würde die Sonne aufhören zu scheinen, auch nur einen Augenblick, so würde die Möglichkeit für ein selbstbewußtes Leben des Menschen aufhören. Und ohne die Kräfte des Mondes könnte die physische Vererbung nicht weitergehen. Wenn der Mond nur ein wenig aus seiner Bahn herausgeschoben würde, so würden die Kräfte, welche nötig sind für die physische Vererbung des Menschen, aufhören zu wirken. Die Menschen würden noch eine Weile mit den ihnen innewohnenden Kräften weiterleben - dann würde die physische Fortpflanzung aufhören. Und in der Tat wird ein Zeitpunkt in der Zukunft kommen, wo die Kräfte der Erde so stark geworden sind, daß die Erde den Mond wieder in ihren Körper aufnimmt. Dann können die Kräfte, die jetzt vom Monde auf die Erde wirken und die die Vererbung hervorbringen, nicht mehr sein. Der Mensch wird aufhören, ein Erzeuger [von Nachkommen] zu sein, und das physische Menschengeschlecht wird aufhören.
Alles das muß dem Esoteriker immer mehr zur Realität werden. Er muß diesen · [Punkt] mit dem 0 [Kreis] richtig verstehen lernen in der beschriebenen Art.
So wie ein Mensch, der lesen kann, wenn er das Wort «ab» schreibt, nicht das b und das a in irgendeiner Weise nebeneinander stellt, sondern zuerst das a und dann das b schreibt, so ist es auch mit diesen beiden Zeichen des Punktes und Kreises, die der Okkultist richtig zusammenstellt und die der Esoteriker dann lesen kann als das Zeichen für sein Wesen, in welchem das Geistig-Seelische zum Bewußtsein kommt durch die Verbindung mit den Kräften der Vererbung.
Aber es sind noch andere Kräfte tätig, um das Leben des Menschen, so wie es ist, zustande zu bringen. Gehen wir zurück
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in der Menschheitsgeschichte bis in die fernen Zeiten der Ägypter und Perser, so sehen wir, wie überall die Menschen durch ihr Denken vorwärtskommen. Zu allen Fortschritten der Entwicklung hat der Mensch selbst beitragen müssen durch sein Denken, dadurch, daß er als verständiges Wesen auf der Erde lebte. Aber diese Kräfte kommen nicht aus dem Menschen selbst. Das könnte nur eine materialistische Wissenschaft glauben, welche den Menschen so gern ihre Phantasmen aufreden möchte. Aber auch vom Monde kommen diese Kräfte nicht. Sie kommen aus Regionen, die über die Mondenbahn hinausreichen, und wir müssen sie uns in unserem Zeichen darstellen durch einen zweiten Kreis, und auch das finden wir in unserem Kosmos von den Göttern hingestellt. Dieser zweite Kreis ist die scheinbare Bahn des Merkur (heutige Venus). In den geistigen Kräften, welche ihren physischen Ausdruck in dem Merkur finden, müssen wir das sehen, was den Menschen den Verstand verleiht.
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Das muß der Esoteriker verstehen lernen. Während wir im gewöhnlichen Leben den Mond und den Merkur nur äußerlich anglotzen, soll er nicht bloß versuchen, diesen Merkur mit dem Verstande zu erfassen, sondern in ihm das äußere Zeichen für die geistigen Kräfte sehen, durch welche den Menschen der Verstand gegeben wird. Er soll hinaufschauen zu den Planeten mit einem Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit. Würden die Kräfte des Merkur aufhören, so würden die Menschen zwar Bewußtsein auf der Erde haben, aber sie würden ohne Verstand sein. Aber auch dieses ist noch nicht alles. Es müssen noch andere Kräfte hinzukommen, um das Leben und die Entwicklung des Menschen hervorzubringen. Hätte nur der Verstand gewirkt
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in all den vergangenen Menschheitsepochen, so würde doch kein Fortschritt stattgeftinden haben. Die Menschen würden zwar gedacht haben, aber es würden keine neuen Gedanken in die Entwicklung gekommen sein. In Wahrheit sehen wir aber, wie immer neue Gedanken in die Menschheit einfließen. Heute lernen Kinder in der Schule Dinge, die noch zu Zeiten des Pythagoras dem Denken der Menschen fremd waren. Ohne solche neuen Gedanken wären alle Erfindungen und Fortschritte unmöglich. Woher kommen nun diese Gedanken? Aus einer noch höheren Sphäre, die wir durch einen weiteren Kreis darstellen -die scheinbare Bahn der Venus. Venus ist der physische Ausdruck für die geistigen Kräfte, durch welche der Verstand im Menschen befruchtet wird durch neue Ideen, die über das gewöhnliche Gehirndenken hinausgehen.
Es gibt nun aber weitere Kräfte, die zwar nicht unmittelbar auf die Erde und auf den Menschen wirken, aber mittelbar dadurch, daß sie auf die Venus strahlen: es sind die Marskräfte. Damit die Marskräfte, wenn sie auf die Venus und indirekt dadurch auf die Erde strahlen, nicht kriegerisch wirken, strömt auf den Mars aus dem noch weiteren geistigen Umkreis der Jupiter eine erhabene göttliche Kraft. Diese läßt sich in Worten noch weniger beschreiben; man kann sie bezeichnen als geistiges Licht, welches nicht wahrnehmbar ist physisch, welches der Mensch aber im Innern als Liebeskraft erleben kann, wenn er in Ehrfurcht und Dankbarkeit zu diesem Weltwesen hinblickt und sich der Gnade bewußt wird, die von da auf uns herabströmt. Dadurch, daß diese Liebeslichtkräfte auf den Mars wirken, wird verhindert, daß die Marskräfte kriegerisch auf Venus und Erde wirken. Und schließlich kommen aus einem noch höheren Umkreis Kräfte, aus der Saturnsphäre, von denen wir uns einen Begriff bilden können, wenn wir an die Wärme des Enthusiasmus denken. Diese Wärmekräfte strömen auf den Jupiter und verbinden sich mit seinem Licht. Und nun müssen wir hier zwischen Venus und Mars die Sonnenbahn einzeichnen. Wir haben dann die drei Bahnen von Mond, Merkur und Venus zwischen Sonne
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und Erde; das sind die direkt wirkenden Kräfte, und die drei von außerhalb wirkenden, die des Mars, Jupiter und Saturn, die nur mittelbar durch die Venus auf die Erde wirken.
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Von den geistigen Sonnenkräften aber bekommt der Mensch die Ich-Kraft, die Selbstbewußtheit, die sich mit den Mondenkräften und so weiter verbindet, um das ganze Wesen des Menschen zustande zu bringen. Wir haben aber zunächst zwei Sonnen, die geistige, die das Ich gibt, und die physische, die durch ihre Licht- und Wärmestrahlen die physische Erde belebt. Dann aber müssen wir eine dritte Sonne erfassen, nämlich die Vermittlerin der höchsten geistigen Kräfte, die die außersonnlichen Kräfte mit den innersonnlichen verbindet, die seit dem Mysterium von Golgatha auf die Erde ihre Gnadenkräfte sendet. Diese geistige Sonne ist das Christus-Prinzip, das, was der Mensch in sich erleben kann, wenn er den paulinischen Satz erfaßt: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.»
Diese dritte Sonne wurde den Einzuweihenden immer in den christlichen Einweihungsstätten offenbart. Eine große Tragik lag darin, daß ein Mann von dieser dritten Sonne wußte und sie doch nicht innerlich ganz erleben konnte, das war Julian Apostata.
So haben wir also die Sphäre dieser dreifachen Sonne, außerhalb derselben die drei Kreise, welche die hohen indirekt wirkenden Kräfte darstellen und innerhalb des Sonnenkreises die
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drei, welche unmittelbar auf die Erde wirken. In jedem dieser sieben Kreise steht einer der sieben Himmelskörper, und so können wir das Rosenkreuz mit den sieben Rosen auch als Symbol für diese siebenfache Himmelsrose ansehen. Aus den drei innern Sphären strömt das herein auf die Erde, woraus des Menschen Wesen geboren wird: Ex Deo nascimur.
Die drei äußern Kreise bezeichnen die hohen, geistigen Kräfte, durch welche seine höhere Natur gegründet wird: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Die Verbindung zwischen beiden bildet der mittlere Halbkreis, die Sonnenbahn der physischen, geistigen und der Christus-Sonne: In - morimur.
Aufzeichnung B
Wenn der Esoteriker Fortschritte machen will, ist es gut, daß er sich einen Satz wie den: «Wie die Lunge die Luft einatmet, so atmet der physische und der Ätherleib morgens beim Erwachen den Geist ein» in seiner ganzen Bedeutung klar macht, meditativ darüber nachdenkt. Unser materialistisches Zeitalter will ja nur gelten lassen, was es sinnlich wahrnimmt, aber geradeso wie es den Geist leugnet, könnte jemand die Luft leugnen, weil diese schon mit der feineren Sinnlichkeit wahrgenommen wird. Der Esoteriker soll sich gewöhnen, die äußeren Geschehnisse nur als Buchstaben, als Zeichen eines Weltenwortes anzusehen. Der Esoteriker würde bei dem Worte «aber» zum Beispiel auch nicht fragen: Ist das b die Wirkung des a? - sondern er weiß, daß diese Zusammensetzung der Buchstaben nötig ist, um das Wort zu formen. So soll der Esoteriker weniger nach Ursache und Wirkung fragen, sondern sich sagen, daß die Dinge und Ereignisse nötig sind, um Weltenworte zu formen.
Der Exoteriker ist ja nur zu geneigt, alles nur unter dem Gesichtswinkel von Sympathie und Antipathie zu betrachten. Er ist
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sehr schnell dazu bereit, nur das anzunehmen, das zu beachten, was ihm gefällt, und das andere womöglich gar nicht zu beobachten. Es gibt eine besondere Art Geisteskrankheit, die beobachtet worden ist: daß ein sonst ganz normal handelnder Mensch plötzlich von Ort zu Ort reist und schließlich an einem dieser Orte wie erwacht, sich auf sich selbst besinnt und sich an nichts erinnert, was in der Zeit seit seiner Abreise geschehen ist. Wenn man okkult nachforscht in der Vergangenheit eines so Erkrankten, kann man finden, daß er mit der größten Interesselosigkeit schon früher an vielen Dingen dieser Welt vorüberging und dadurch sein Ich in hohem Grade geschwächt hat. Es ist eine Schwächung, fast wie ein zeitweises Verlorengehen des Ich.
Der Theosoph neigt auch oft dazu, sich von der Außenwelt abzuwenden. Ein liebevolles Interesse für unsere Umgebung ist aber unbedingt notwendig, wenn man Fortschritte machen will. Deswegen braucht man das, was man theosophisch anstrebt, nicht zu vernachlässigen.
Das Ich erfaßt sich also in der Erinnerung, und hohe Wesenheiten haben uns das Ich und die Erinnerung gegeben. Das sich in der Erinnerung erfassende Ich ist wie ein Buchstabe, den der Esoteriker lernen muß und den die Götter in den Weltenraum geschrieben haben. Die das Ich verleihenden hohen Wesenheiten haben ihren Sitz auf der Sonne; sie geben uns das, was von Inkarnation zu Inkarnation geht. Unseren physischen Körper erhielten wir von Kräften, die durch die Generationen herunter wirken, und diese Kräfte wirken auf uns von dem Kreise aus, der durch die Mondbahn beschrieben wird. Was so von Generation zu Generation geht, ist wie ein zweiter Buchstabe. Wir können das schematisch aufzeichnen. Das sich in der Erinnerung bewußt werdende Ich als Erde zeichnen wir als Punkt und darum herum die Mondbahn als Kreis. Wenn der Mond durch irgendeine Kraft an eine andere Stelle gerückt würde, was würde dadurch für die Erde entstehen? Die durch die Generationen wirkenden Fortpflanzungskräfte würden vertrocknen. Die Menschheit würde sich nicht mehr fortpflanzen und würde aussterben.
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Der wahre Esoteriker muß also voll ehrfürchtigen Dankes zu den Wesen aufblicken, die von außen durch die Mond-kräfte auf ihn einwirken, und sich sagen, daß er ihnen seine Entwicklung durch die Generationen hindurch verdankt. Wenn der Mond einst dadurch, daß die Anziehungskräfte der Erde so stark geworden sind, in diese hineingeht, wie es in Zukunft geschehen soll, so wird die Menschheit am Ende ihrer physischen Entwicklung angekommen sein.
Von der Sonne aus erhalten wir die Kräfte, die unser Ich stärken, und wir sollen die Sonne nicht nur anglotzen, sondern die Gedanken in uns entstehen lassen: Du herrlicher Weltenkörper, durch dich, durch deine Sonnengnadenkräfte erhielt ich mein Ich und alle Kräfte, die mit ihm zusammenhängen. In scheuer Ehrfurcht danke ich dir! - Wir können die Sonnenkräfte als zweiten Kreis zeichnen. Damit aber das, was aus den Generationen,
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und das, was aus der Reihe der Inkarnationen kommt, zusammenkommen kann, daran wirken Kräfte mit, die noch über der Sonnenbahn liegen, die Merkurkräfte. Durch sie erhielten wir auch unseren Verstand, der an das Gehirn gebunden ist. Und wenn wir in die Richtung des Merkur blicken, und überhaupt immer, wenn wir unsere Verstandeskräfte brauchen, sollen wir uns mit Dank gegen diese Wesenheiten erfüllen, die ihn uns gegeben haben.
Aber es gibt noch etwas Höheres als den bloßen Verstand. Die Entwicklung würde nicht haben fortschreiten können, sie ware immer auf dem gleichen Standpunkt geblieben, wenn nicht immer neue schöpferische Gedanken eingeflossen wären. Heutzutage lernen die Kinder in der Schule Dinge, welche die Pythagoreer in ihrer Weisheit noch nicht gewußt haben, und dieses fortwährend neu Einfließende stammt aus einer Sphäre über
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dem Merkur, von der Venus. Durch diese fließen die schöpferischen Gedanken, die sich zum Beispiel in Erfindungen äußern, in die Entwicklung. Dadurch nur ist der Fortschritt möglich. Dieses Denken geht nicht so durch den Verstand, ist nicht so an das Gehirn gebunden, sondern ist leichter, gefühlsmäßiger.
Über die Sphäre der Venus hinaus liegen nun erhabene Kräfte, die nicht mehr direkt auf die Menschheit wirken. Sie wirken durch die Venuskräfte und befruchten diese. Es sind die Marskräfte. Damit diese nun in ihrem Zusammenwirken mit Venus nicht kriegerisch wirken, strömt von einem noch weiteren Umkreis, dem des Jupiter, eine erhabene göttliche Lichtkraft ein, das geistige Licht, das für den gewöhnlichen Menschen unwahrnehmbar und Finsternis ist. Der Esoteriker kann sich eine Empfindung dafür erwerben, wenn er in Dankbarkeit aufblickt zu diesen erhabenen Weltenwesen, die ihre Gnade auf uns herab-strömen lassen. Und dieses innere geistige Licht, das man nur innerlich erfassen kann, empfindet man auch als Wärme, wenn man sich auf noch fernere Höhen konzentrieren kann, auf den Saturnumkreis, dessen Wesen Wärme herabströmen lassen durch die anderen Sphären.
Zwischen dem Zusammenwirken von Mars und Venus ist nun der Sonnenkreis der dritten Sonne. Diese dritte Sonne wurde in allen Mysterien gelehrt. Die erste ist die schöpferische physische, die uns ihre wärmenden Strahlen sendet. Die zweite ist die dahinterstehende geistige, die uns das Ich verlieh, und die dritte ist die hohe Trägerin des Christus-Prinzips, der Christus, der uns mit seinen Gnadensonnenkräften das höhere Ich verleiht. Von dieser dritten Sonne geht seit der Zeit des Mysteriums von Golgatha eine Verbindung zur Erde. Es ist die Sonne, von der der Paulinische Satz spricht: «Nicht ich, sondern der Christus in mir», der Christus, den jeder Mensch seitdem empfangen kann. Diese dritte Sonne wurde den christlich Einzuweihenden offenbar durch die Einweihung, und die Tragik in Julian Apostatas Geschick ist die, daß er die dritte Sonne kannte und sie nicht mit dem Christus identifizieren konnte.
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Dieser sieben Sphären sollen wir uns erinnern, wenn wir die sieben Rosen unseres Rosenkreuzes betrachten; sie sind ein Symbol dafür. Durch den Christus-Kreis werden die Wirkungen der Sphären in zwei Teile geteilt, in einen unteren aus vier Kreisen, dessen Kräfte von unten wirken, und einen oberen geistigen von drei Kreisen, die indirekt wirken. Für den geistigen oberen Teil gilt der Spruch: Per Spiritum Sanctum reviviscimus - im Heiligen Geiste werde ich wiedergeboren, für den unteren:
Ex Deo nascimur. Und die Verbindung zwischen beiden stellt Christus her: In - morimur.
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Aufzeichnung G
Nur dann vermag der Esoteriker etwas zu erreichen in seiner okkulten Entwicklung, wenn er ernst und wahrhaftig stets danach trachtet, sich in der physischen Welt zu empfinden als seelisch-geistiges Wesen, aus einer seelisch-geistigen Welt. Es ist schon in dem gestrigen öffentlichen Vortrag auseinandergesetzt
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* Nach einer anderen gleichlautenden Vorlage sind die Kreise farbig von innen
nach außen. violett, rötlich, gelb, blau, rot, violett, grün.
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worden, wie wir empfinden sollen den Zustand des Einschlafens als ein Ausatmen und den Zustand des Erwachens als ein Einatmen des geistigen Wesens, geradeso wie wir ein- und ausatmen die Luft, die uns umgibt. So etwas muß der Esoteriker empfinden. Er muß sich dadurch unterscheiden in seinen Gefühlen von dem Exoteriker.
Der Mensch der heutigen Zeit schaut an die Tiere, die Pflanzen, die Mineralien, schaut herauf zur Sonne, zum gestirnten Himmel und will in allen Erscheinungen der Umwelt die Ursachen ergründen. Das ist auch in gewissem Sinn berechtigt und notwendig für unser Zeitalter. Der Esoteriker aber muß dahin gelangen, nicht nur die äußere Gesetzmäßigkeit in allen Dingen zu erkennen, sondern wenn er hinblickt auf Tiere, Pflanzen, Mineralien, hinauf zur Sonne und den Sternen, dann muß er sehen in allen diesen Erscheinungen den Ausdruck des dahinterstehenden Geistes. Er muß dazu kommen, die Worte lesen zu können, die hineingeschrieben sind in den Himmelsraum, zusammengefügt aus einzelnen Buchstaben, wie man auch ein Wort zusammenfügt aus einzelnen Buchstaben und ihm dadurch seine Bedeutung gibt. Okkulte Schriftzeichen sind überall zu finden im Weltenraum, und sie müssen entziffert werden.
Stellen wir einmal ein solches okkultes Schriftzeichen vor uns hin. Da müssen wir zunächst einmal betrachten den Menschen als ein in sich gefestigtes, in sich bewußtes Ich. Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sich bis zu einem gewissen Punkte zurückzuerinnern. Das geschieht dadurch, daß er sich seines Ich bewußt ist. Dies ist der normale Zustand des Menschen, dieses Bewußtsein seines Ich. Es gibt aber einen krankhaften Zustand, in welchem dem Menschen dieses Ich-Bewußtsein verlorengeht. Es ist vorgekommen, daß ein Mensch zum Beispiel sich ein Billett nimmt nach einer beliebigen Station. Das geschieht noch in ganz normalem Zustand. Dann aber reist er plötzlich von Station zu Station, um sich erst an einem Punkte von Afrika vielleicht wieder als sich selbst zu erkennen, sich selbst wieder zu finden. Diese Menschen haben tatsächlich ihr Ich eine Zeitlang
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verloren. Auf geisteswissenschaftlichem Wege ist das ganz genau zu sehen. Sie reisen von Stadt zu Stadt, oft in praktischerer Weise als andere Menschen. Die Verstandestätigkeit ist nicht ausgeschaltet, aber das Ich-Bewußtsein, der wichtige Bestandteil des Ich ist verlorengegangen. Dieses Ich-Bewußtsein kann man verstärken, wenn man allen Dingen, die uns in der Außenwelt entgegentreten, Interesse entgegenbringt.
Manche Theosophen zum Beispiel werden einseitig in ihren Bestrebungen. Das ist aber nicht das Rechte. Man darf nicht gleichgütig werden gegen die Dinge und Tatsachen um sich herum; alles soll man in sich aufnehmen. Viele Menschen empfinden gleich bei allem, was sie sehen, ein Gefühl der Sympathie oder Antipathie. Sie sagen gleich: Das gefällt mir, das nicht. Und was ihnen nicht gefällt, das beachten sie nicht. Wenn dies nur mit dem Verstand geschieht, so ist es weniger gefährlich. Dann bleibt es objektiv. Durch das Gefühl aber wird es subjektiv gefärbt. Wir sollen alles ansehen und beachten, auch das, was uns nicht gefällt und interessiert. Dadurch wird das Ich-Bewußtsein immer mehr und mehr verstärkt.
Denken wir uns nun einmal dieses in sich selbst gefestigte Ich als diesen Punkt im Weltenraum: · Damit nun ein solches Ich sich in einem physischen Körper erleben, sich betätigen kann, müssen Kräfte hinzutreten, die wir uns denken als diesen 0 [Kreis] um den Punkt gezogen Dieses Schriftzeichen hat der große Weltengeist schon seit langen, langen Zeiträumen hineingestellt in den Weltenraum: die Erde mit dem Mond. Von dem Monde strahlen dem Menschen zu die Kräfte der Fortpflanzung und Vererbung, die von Generation zu Generation gehen. Der Mond bewegt sich in einer ganz bestimmten Bahn um die Erde; erstes, zweites, drittes Viertel, Vollmond, Neumond. Und würde dieser Lauf nur einmal unterbrochen, der Mond aus seiner Bahn gerissen, so müßte das Menschengeschlecht untergehen. Am Ende der Erdenlaufbahn, wenn die Erde eine zu starke Anziehungskraft ausüben wird, wird sie den Mond wieder in sich aufnehmen, und die Menschen müssen [als physische Menschen]
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untergehen. So blicken wir voll Dankbarkeit hin auf den Mond, der hereinsendet in die Menschenentwicklung seine Kräfte, die sich uns zeigen als Generationskräfte. Wir müssen sehen in dem Mond, wie er sich um die Erde bewegt, ein Zeichen der okkulten Schrift, das von erhabenen Wesenheiten hineingestellt ist in den Weltenraum als niederster Ausdruck ihres hohen Wirkens. Mond und Erde aber müssen bestrahlt sein von der Sonne, die hineinstrahlt in das Menscheninnere und in der sich widerspiegelt das Menschen-Ich.
Und wenn wir hinaufblicken zur Sonne, so müssen wir sagen:
0, du herrliches Gestirn am Firmament, das du deine Strahlen hineinsendest in das Innere des Menschen und zurückstrahlst dieses Innerste, das Ich des Menschen! -
Und noch andere Kräfte strömen uns zu von den Himmelskörpern. Vom Merkur fließen in die Menschheitsentwicklung die Verstandes-Kräfte. Und wenn wir weiterforschen, so müssen wir uns fragen: woher kommen die Kräfte, die dem Verstande das gaben, was wir den Fortschritt des Menschengeschlechtes nennen? Wie viele Gedanken sind als Erfindungen eingeflossen in die verschiedenen Epochen bis zu der unsrigen? Jetzt lernen die Kinder in der Schule das, was vor der griechisch-lateinischen Zeit noch gar nicht gelehrt werden konnte, den pythagoreischen Lehrsatz. Diese Kräfte, die langsam hinein weben und wirken in den menschlichen Verstand und die zum Ausdruck kommen in den Erfindungen aller Zeiten, sie kommen von der Venus. Und verstärkend und schöpferisch fließen in sie hinein die Kräfte des Mars. Diese Marskräfte gleichsam in die rechten Bahnen zu lenken, damit nicht der schöpferische Verstand allein herrscht, sendet liebevolle Strömungen herunter aus noch höheren Welten Jupiter. Und wenn sich die Liebe immer mehr und mehr verstärkt in der Menschenseele, so wird sie zur Wärme, die uns herunterfließt vom Saturn. Zwischen Mars und Venus nun steht die Sonne, aber nicht eine Sonne nur gibt es, sondern eine dreifache: eine physische Sonne, die dahinterstehende geistige und eine noch geistigere, die wir nennen den Christus.
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So sehen wir sieben Gestirne im Weltenraum: Die sieben Rosen des Himmeisraumes, wie wir sie sehen in unserem Symbolum, dem Rosenkreuz, als sozusagen Achtes die dreifache Sonne.
Die in der letzten esoterischen Stunde hier* gegebenen mantrischen Sätze kann man meditieren in dem Sinne und mit den Empfindungen, die sich aus dem heute Gesagten ergeben haben. Diese geistigste Sonne, den Christus, immer mehr und mehr zu erfassen, ihn immer stärker in sich zu erwecken und zu empfinden, das muß die Aufgabe eines jeden Esoterikers sein. Es gab einen Eingeweihten der nachchristlichen Zeit, der nicht hinauf konnte zu diesem Christus, der ihn nicht erfassen konnte und dessen tragisches Ende dieser Tatsache zugrunde liegt. Es war Julian Apostata.
So müssen wir dahin gelangen, durch meditatives Nachdenken dessen, was in dieser Stunde gegeben ist, immer mehr und mehr zu verstehen die Worte unseres Rosenkreuzerspruches: Ex Deo nascimur - In Christo morimur - Per Spiritum Sanctum reviviscimus - und desjenigen Spruches, den uns gegeben die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen [und den wir] am Ende einer jeden esoterischen Stunde [hören]:
Im Geiste lag der Keim meines Leibes
In meinem Leibe liegt des Geistes Keim . .
Blei - Buche - Saturn
Gold - Esche - Sonne
Silber - Kirsche - Mond
Eisen - Eiche - Mars
Quecksilber - Rüster - Merkur
Zinn - Ahorn - Jupiter
Kupfer - Birke - Venus
- - -
* Stuttgart Fzwischen 17. und 20.] Februar 1913.
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Mond - Weisheit
Merkur - Empfänglichkeit für das Göttliche
Venus - Religiosität, Moral
Sonne - Liebe
Mars - Kampfesfreudigkeit, Widerstandsfähigkeit
Jupiter - [Angabe fehlt]
Saturn - Opferfreudigkeit
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Aufzeichnung D
Der Esoteriker soll alles, was gesagt wird, mit tiefem Ernst in seine Seele aufnehmen. So hat auch dasjenige, was gestern im öffentlichen Vortrag [über «Lebensfragen und das Todesrätsel»] gesagt wurde, eine sehr tiefe Bedeutung. Das dort angeführte Beispiel, daß der Mensch, so wie er die Luft einatmet, die die ganze Erde umgibt, er ebenso das Geistig-Seelische, das uns genauso von allen Seiten umgibt, einatmet beim Aufwachen und
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ausatmet beim Einschlafen, soll von dem Esoteriker tief durchdacht werden. Der exoterische Mensch fragt bei allem nach Ursache und Wirkung; die ganze heutige Wissenschaft beruht ja darauf. Unsere Zeit ist stolz darauf, so exoterisch wie nur möglich zu sein und alles in ein Verhältnis von Ursache und Wirkung zu bringen. Der Esoteriker soll sich aber anders benehmen. Er frägt nicht nach der Ursache oder der Wirkung der Erscheinungen, sondern nach ihrer Bedeutung und nach demjenigen, was sie im ganzen Weltall darstellen. Für den Esoteriker wird alles zu Zeichen, zu Buchstaben, zu Worten. Ebensowenig wie man beim Sehen oder Hören eines Wortes, zum Beispiel beim Worte «aber» danach frägt, ob das b die Wirkung ist des a, ebensowenig kann man das in Wirklichkeit bei anderen Erscheinungen tun. Der Esoteriker ist deshalb ein Esoteriker, weil er die Dinge als Buchstaben einer Schrift betrachtet, die er zu einem Ganzen zu verbinden sucht.
So kann der Esoteriker zwei Erlebnisse haben, die für ihn Zeichen sind für etwas anderes. Das eine ist, daß wir uns bewußt sind, daß wir uns als Seele erleben dadurch, daß wir uns von einem bestimmten Zeitpunkt unseres Lebens ab zurückerinnern können, uns als Ich empfinden. Würde diese Erinnerung auslöschen, wie es in krankhaften Zuständen ja vorkommen kann, so würden wir als Ich, als Seele ausgelöscht sein. So kann es geschehen, daß jemand zum Beispiel eine Fahrkarte nimmt nach einer Stadt in Mitteleuropa. Unterwegs löscht sich seine Erinnerung an sich selbst aus; trotzdem kann ein solcher Mensch weiterreisen und kann vielleicht in einer viel gescheiteren Art sogar weiter handeln als im normalen Leben. Er kann so lange weiterreisen, bis er sich selber wiederfindet, zum Beispiel in einem Orte von Nordafrika. Es ist gleichsam ein Buchstabe in dem Weltenwort, das diese Seele darstellt, verlorengegangen. Und wenn man solchen Menschen nachgeht, um zu sehen, was noch weiter an diesem Worte fehlt, dann findet man gewöhnlich, daß sie schon im normalen Leben Mangel an Interesse hatten. Allseitiges Interesse für dasjenige, was um uns herum
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geschieht, soll der Esoteriker entwickeln. Er darf nicht auf dem Standpunkt stehenbleiben: das gefällt mir, und das gefällt mir nicht, das heißt auf dem Standpunkt der Sympathie oder Antipathie. Dieser Standpunkt ist nicht so gefährlich, wenn nur mit dem Verstande geurteilt wird, aber es wird gefährlich, wenn die Gefühle sich dazugesellen.
Das andere Erlebnis ist dieses, daß wir uns als Mensch stehen fühlen innerhalb der Generationenreihe. Vor uns war die Generation unserer Eltern, Großeltern und so weiter hier auf Erden, nach uns kommt diejenige unserer Kinder, Enkelkinder und so weiter. Diesem Strom der Generationen verdanken wir unseren Körper. Nehmen wir diese zwei Gedanken zusammen, dann können wir dies symbolisch so zeichnen: Der Mittelpunkt sei unser Ich, der Ring da herum dasjenige, wovon die Wirkung der Generationen ausgeht, die uns den Leib gegeben haben.
#Bild s. 135
Dieses Zeichen nun haben die Götter für uns aufgeschrieben, und das können wir schauen, wenn wir die Erde mit dem sie umkreisenden Mond betrachten. Und für das Ich schauen wir hinauf zur Sonne, und wir wissen: ohne die Sonne könnte niemals ein Ich im Menschen sein, so wie ohne den Mond oder mit einem Versetzen des Mondes das Menschengeschlecht verkümmern müßte.
Und wenn wir uns zum Merkur erheben - im Sinne der geistigen Hierarchien, das heißt okkult genommen -, dann sehen wir in ihm denjenigen, der die Erdentwicklung ermöglichte, indem er dem Menschen das Denken gab. Ohne dieses könnte der mit dem Ich und dem Leibe begabte Mensch nichts anfangen. Aber durch das Denken allein könnte nichts Neues in der Entwicklung entstehen, es könnte kein Fortschritt sein. Dazu sind
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Entdeckungen, neue Gedanken notwendig, und daß es solche gibt, das verdanken wir der Venus. Heute lernen schon die Kinder in der Schule, was früher als tiefste Weisheit galt, zum Beispiel das Theorem des Pythagoras; darin besteht eben der Fortschritt.
Nun steigen wir über die Sonnenwirkung hinauf zu demjenigen, was vom Mars kommt; das ist dasjenige, was - indem es sich mit Venus verbindet, die neuen schöpferischen Gedanken ermöglicht. Inspirationen für den Fortschritt der Menschheit gibt uns Mars. Daß aber diese Marskräfte in ihrem Zusammenhang mit den Venuskräften nicht zu kriegerischen Folgen führen, dafür sagen wir Dank dem Jupiter. Wer sich in die Jupiterkräfte einleht, fühlt sich in einer Sphäre des Lichtes, das ihm die Weisheit schenkt. Und wenn er sich in dieses Licht vertieft, kann er in ihm kalte und warme Strahlungen unterscheiden. Das ist dann dasjenige, was ausgeht vom Saturn.
#Bild s. 136
Zwischen den beiden Reihen: Mond, Merkur, Venus und Mars, Jupiter, Saturn steht die Sonne in ihrer Wirkung. Die unteren Planeten wirken unmittelbar auf den Menschen und die Erdverhältnisse ein, die oberen wirken mittelbar. Mars wirkt, indem er sich mit der Venus verbindet, so wie durch das Schenken einer Inspiration, damit die Menschheit weiterkommen könne.
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Jupiter wirkt wie eine Gnade, die Marskräfte so beeinflussend, daß diese nicht kriegerisch werden; und Saturn gibt die Begeisterung.
Die Sonne steht mitten zwischen diesen beiden Reihen darinnen und hat auch eine doppelte, ja dreifache Natur. Es ist eines der Geheimnisse des Okkultismus, daß es drei Sonnen gibt. Die Sonne ist die Lichtbringerin, das ist die erste Sonne, deren Licht uns die physischen Gegenstände auf der Erde sichtbar macht. Und in diesem Lichte ist etwas Spirituelles enthalten, das von der zweiten Sonne herrührt, derjenigen Sonne, die uns das Ich geschenkt hat, wodurch wir eine Erinnerung haben, so daß wir ein in sich geschlossenes Seelenleben haben können. Aber dahinter liegt etwas noch Geistigeres, das ist die dritte Sonne, der Sonnengeist, Christus. Er ist es, der dem Ich, das durch die Erinnerung bloß besteht, die Möglichkeit gibt, indem es von Inkarnation zu Inkarnation schreitet, zum ewigen Leben zu gelangen. Diese dritte Sonne hat sich seit dem Mysterium von Golgatha mit der Erde vereinigt. Die Wissenschaft darüber hat das Rosenkreuzertum bewahrt. Julian der Abtrünnige hatte noch eine Ahnung von den drei Sonnen. Daß er in der dritten, der geistigsten Sonne, den Christus nicht finden konnte, das wurde ihm in derjenigen Zeit, in der er eben lebte, zum Verhängnis.
Nehmen wir, wie es sich gehört, Mond und Erde als eins zusammen, oder rechnen wir die Erde nicht mit, dann haben wir in den sieben Planeten die sieben Lichtrosen, die das Rosenkreuzertum vor uns hinstellt. Und mit Mond, Sonne und den übrigen Planeten verbindet es den dreiteiligen Rosenkreuzerspruch:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
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Aufzeichnung E
Okkultes Zeichen: 0 Vordermark mit Lotusblume Alles, was uns umgibt, ist äußerer Ausdruck eines dahinterstehenden Geistigen. Der Esoteriker muß dazu kommen können, die Worte zu lesen, die hineingeschrieben sind in den Himmels-raum, zusammengefügt sind aus einzelnen Buchstaben. Er muß lesen lernen diese okkulte Schrift. Okkulte Schriftzeichen sind überall zu finden im Weltenraum. Der Esoteriker hat die Aufgabe, sie zu entziffern. Ein solches okkultes Schriftzeichen, das die mannigfaltigste, die ungeheuerste Bedeutung hat, ist: 0. Wenn wir es in seiner einen Bedeutung entziffern wollen, müssen wir betrachten den Menschen als ein in sich geschlossenes, sich seiner selbst bewußtes Ich. Jeder Mensch besitzt die Fähigkeit, sich bis zu einem gewissen Punkt zurück zu erinnern. Das geschieht dadurch, daß er sich seines Ich bewußt ist in normaler Weise. Es gibt aber einen krankhaften Zustand, in welchem dem Menschen verloren geht dies Ich-Bewußtsein. Solche Menschen handeln scheinbar ganz vernünftig, machen in praktischer Weise eine Reise z.B., aber ganz ohne Zweck und Ziel, sie wissen nichts von sich, oft nicht einmal ihren Namen. Die Verstandestätigkeit ist nicht ausgeschaltet, wohl aber das Bewußtsein vom Ich. Das kommt ihnen dann ganz plötzlich wieder. Verstärken kann man das Ich-Bewußtsein, wenn man allen Dingen, die uns in der Außenwelt entgegentreten, ein liebevolles Interesse entgegenbringt. Nie darf man einseitig oder gar gleichgültig werden gegen Dinge, Tatsachen, Menschen um uns herum. Alles soll man in sich aufnehmen, aber ohne gleich bei allem ein Gefühl von Sympathie oder Antipathie zu haben. Nicht gleich sagen, das gefällt mir, das nicht und das letztere nicht beachten. Man soll alles zu erkennen trachten, ohne subjektive Gefühle dabei zu haben, alles auch, was uns nicht gefällt. Dadurch wird das Ich immer mehr verstärkt.
Denken wir uns nun dies in sich selbst gefestigte Ich als einen . [Punkt] im Weltenraum. Das Ich ist ein solcher Punkt. Damit
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es in einem Körper sich erleben kann, müssen Kräfte hinzutreten. Denken wir uns diese als einen 0 [Kreis] um den e [Punkt] herum 0. Schon seit langen, langen Zeiten hat der große Weltengeist dies Schriftzeichen hineingestellt in den Weltenraum als die Erde mit dem Mond. Von dem Monde strahlen dem Menschen zu die Kräfte der Fortpflanzung, Vererbung, alles, was von Generation zu Generation geht. Der Mond bewegt sich in einer ganz bestimmten Bahn um die Erde, als erstes, zweites, drittes Viertel, Vollmond etc. Würde nur einmal dieser Lauf unterbrochen, der Mond aus seiner Bahn gerissen, so müßte das Menschengeschlecht untergehen. Am Ende der Erdenlaufbahn, wenn die Erde eine zu starke Anziehungskraft ausüben wird, wird sie den Mond wieder aufnehmen, und die Menschen, als physische Menschen, müssen untergehen.
So blicken wir voll Dankbarkeit hin auf den Mond, der hereinsendet in die Menschenentwicklung seine Kräfte als Gravitationskräfte. Wir sehen in ihm ein Zeichen der okkulten Schrift, das von erhabenen Wesenheiten hineingestellt ist in den Welten-raum als niederster Ausdruck ihres hohen Wirkens.
Mond und Erde aber müssen bestrahlt sein von der Sonne. Die strahlt hinein in das Menscheninnere, und in ihr spiegelt sich wider das Menschen-Ich. Und wenn wir hinaufblicken zur Sonne, so müssen wir sagen: 0 du herrliches Gestirn am Firmament, daß du deine Strahlen hineinsendest in das Innere des Menschen und zurückstrahlst dieses Innerste, das Ich des Menschen - wir danken dir dafür.
Und noch andere Kräfte strömen uns zu von den Himmelskörpern. Vom Merkur fließen herein in die Menschheitsentwicklung die Verstandeskräfte. Und wenn wir weiter forschen, so müssen wir fragen: woher kommen die Kräfte, die dem Verstande das geben, was wir den Fortschritt des Menschengeschlechts nennen? Wie viel Gedanken sind als Erfindungen eingeflossen in die verschiedenen Epochen bis zu der unsrigen. - Jetzt lernen die Kinder in der Schule das, was vor der griechisch-lateinischen Zeit noch nicht gelehrt werden konnte: den pythagoreischen
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Lehrsatz. - Diese Kräfte, die langsam hineinwirken in den menschlichen Verstand und den Menschen zu Erfindungen treiben, kommen von der Venus, und verstärkt in die schöpferische Inspiration hineinfließend kommen sie vom Mars. Diese Mars-kräfte in die rechten Bahnen zu lenken, damit nicht der schöpferische Verstand allein herrscht, sendet liebevolle Ströme herunter Jupiter, aus noch höheren Welten. Und wenn sich die Liebe immer mehr und mehr verstärkt in der Menschenseele, so wird sie zur Wärme, die uns herunterfließt von Saturn.
Da sehen wir die sieben Rosen des Himmelsraumes und in ihrer Mitte ausstrahlend die achte Rose, die dreifache Sonne. Denn es gibt nicht nur die eine Sonne, die wir physisch wahrnehmen, hinter ihr steht die geistige Sonne, von der die physische Sonne nur das äußere Kleid ist, und hinter dieser steht eine noch geistigere Sonne, die wir nennen den Christus. Diese geistigste Sonne, den Christus immer mehr zu erfassen, ihn immer stärker in sich zu erwecken, das muß die Aufgabe jedes Esoterikers des Rosenkreuzes sein.
Es gab einen Eingeweihten der nachchristlichen Zeit, der nicht hinauf konnte zu dieser geistigsten, der dritten Sonne, dem Christus. Er konnte ihn nicht erfassen, und seinem tragischen Ende liegt diese Tatsache zugrunde. Das war Julian Apostata.
0 Menschen-Ich 0 Mond 0 Sonne
und seine Hüllen und Erde und Ich
0 die sieben Himmelsrosen mit der achten.
Mond: Weisheit - Silber - Kirschbaum
Merkur: Empfänglichkeit für das Göttliche - Quecksilber - Rüster
Sonne: Liebe - Gold - Esche
Venus: Religiosität - Moral - Kupfer - Birke
Mars: Kampfesfreudigkeit - Widerstandsfähigkeit - Eisen -Eiche
Jupiter: . . . - Zinn - Ahorn
Saturn: Opferfreudigkeit - Blei - Buche
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IAufzeichnung F (Auszug)
Einleitung über Einatmen und Ausatmen.
Wachen: Einatmen des Seelischen
Schlafen: Ausatmen des Seelischen.
Der Exoteriker erkennt alles nach Ursache und Wirkung. Dem Esoteriker ist es wie ein Lesen in einer Schrift des Göttlich-Geistigen. So muß der Esoteriker unterscheiden lernen den Keim des Menschen und das, was als Geistiges darin. Das ist die zweifache Vererbung. Das, was durch die Generationen sich hindurchentwickelt, fortpflanzt, und das, was als Geistiges sich hin-durchzieht. Der Kern des Menschen, der von dem, was ihm von den Vätern vererbt ist, umgeben ist, kann in dieser Schrift in Buchstaben ausgedrückt werden. Der Kern: ein Punkt, umgeben von einem Kreis. [...]
#Bild s. 141
#SE266c-142
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Helsingfors, I Juni1913
#TX
In unseren esoterischen Stunden müssen wir uns erheben zu den göttlichen Wesen um uns herum, und weil wir als Esoteriker wissen, daß sehr viele Stufen uns trennen von der göttlichen Wesenheit, worüber im exoterischen Leben so leichtfertig gesprochen wird, wenden wir uns zu den Göttern, die zwischen uns und den höchsten geistigen Regionen stehen, zu den Göttern der Tage. So stellen wir uns bewußt in das Zeit-Miterleben, Miterleben des Regierens der verschiedenen Götter an den verschiedenen Tagen. *
Als Esoteriker muß vieles für uns anders werden, als es im gewöhnlichen Leben ist. Wir müssen beginnen, uns als Lebende zu fühlen im großen Meer des Seelisch-Geistigen um uns herum, und wissen, daß, ebenso wie wir physisch eins sind mit der umgebenden Welt durch die gemeinsame Luft, die wir einatmen, wir geistig-seelisch eingebettet sind in die geistige Welt um uns herum. Beim Erwachen des Morgens atmen wir in einem langen Atemzug den Geist, der wir selbst sind, ein, und beim Einschlafen wieder aus, zurück in die geistige Welt. Alles wird anders um uns herum; wenn wir das Sonnenlicht sehen, sehen wir es als Esoteriker nicht mehr nur physisch, sondern wir wissen, daß ohne das Sonnenlicht wir uns nicht als Ich fühlen könnten, daß das Sonnenlicht zugleich die icherzeugende Kraft in sich schließt. Und wenn wir auf den Mond sehen mit seiner wechselhaften Gestalt, dann wissen wir, daß damit zusammenhängt die Kraft, die uns befähigt, Nachkommen zu haben. Das Leben, das durch die Generationen geht, hängt mit dem Monde zusammen. Wir können das in Symbolen überall sehen. Wir sehen die Sonne auf- und untergehen. Und wir sehen die vier wechselnden Gestalten des Mondes und begegnen dem in dem Symbol mit den
- - -
* Hier wurde offenbar das Gebet an den Geist des Tages (Sonntag) gesprochen
S.13.
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vier Rosen, was uns Symbol sein kann für die Sonnen-Ich-Kraft und die Mondes-Fortpflanzungskraft (Regenerationskraft).
#Bild s. 143
Aber dazu müssen wir lesen können und nicht mehr einfach die Dinge anstarren. Und dann sehen wir im Merkur den Boten, und wissen, daß durch seine Kraft unser Ich in Zusammenhang mit der Fortpflanzungskraft gebracht wird, daß der Bote, der okkulte Merkur, die Verbindung darstellt. Und so, denkend an die Sphäre, woraus wir jeden Morgen ebenso wie bei jeder Geburt kommen, können wir mit Ehrfurcht in uns tönen fühlen:
E.D.N. - und dann wissen wir, daß hinter der physischen Sonne und der icherzeugenden Sonne noch eine dritte Sonne ist, die Christus-Kraft, womit wir uns verbinden können: I.C.M. - und dürfen dann auch hoffnungsvoll folgen lassen das P.S.S.R.
*
#SE266c-144
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Helsingfors, 5. Juni1913
#TX
Eine der Klagen der Esoteriker ist die, daß sie bestürmt werden durch Gedanken während der Meditation, aber das ist natürlich. Das sind die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten, die wir vorher nicht bemerkten, die aber gerade durch die Meditation bemerkbar werden. Es tut nichts zur Sache, daß wir Ahri-man und Luzifer nicht sehen. Zu sagen, daß die Gedanken, die uns bestürmen, nicht da sind, würde ebenso töricht sein, wie zu sagen, daß jemand, den wir in einer dunklen Kammer fühlen, doch nicht da sei, weil wir ihn nicht sehen.
Man muß gegen solche Gedanken nicht ankämpfen. Das würde sein, als würden wir uns wehren gegen einen Bienenschwarm; gerade durch ruhiges und stilles Fortsetzen unserer Meditation müssen sie uns von selbst verlassen. In vielen Dingen mussen wir anders denken lernen. Unsere Meditation hängt eigentlich gar nicht von der Zeit ab, sondern von der Intensität, vom vollkommenen Interesse an unserem Meditationsstoff.
Viel unnützes Denken wird uns verursacht durch die AdyarGeschehnisse, und viele unserer theosophischen Freunde waren genötigt, weil sie ihre Zeit darangeben mußten, unnütze Gedanken zu denken, statt sich dem geistigen Fortschritt widmen zu können. Da sind Kräfte am Werk, die uns schaden wollen, aber da sie auf den reinen Okkultismus, der sich rein und stark in der Wahrheit halten will, auf okkulte Manier nicht viel Angriffs-möglichkeiten haben, versuchen sie jetzt uns zu hindern und zu schaden, indem sie uns unsere Kräfte anwenden lassen auf all das unnütze Geschreibe, wodurch wir Zeit, die wir anders besser verwenden könnten, hieran geben müssen.
#SE266c-145
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Stockholm, 8. Juni1913
#TX
Esoteriker zu werden und zu sein ist nicht etwas Bequemes, und es würde auch nicht möglich sein, wenn es etwas Bequemes wäre, so sonderbar das klingen mag.
Eines derjenigen Dinge, die dem Esoteriker am meisten not tun, ist die Befolgung des alten griechischen Weisheitswortes:
Erkenne dich selbst! Es klingt sonderbar, aber es ist dennoch wahr, daß der Mensch im Grunde genommen alles andere auf dem physischen Plane besser kennt als sich selber. Auch die anderen Menschen kennt er im Grunde genommen besser als sich selber. Selbsterkenntnis ist deshalb so schwierig, weil derjenige, der beginnt sie zu üben, bald zu Entdeckungen gelangt, die ihm nicht angenehm sind; dann läßt man's lieber bleiben, geht nicht darauf ein.
Man soll aber auch eine Selbsterkenntnis des Menschen im allgemeinen üben. Wenn man das tut, gelangt man bald zu drei Entdeckungen. Diese bestehen darin, daß der Mensch, so wie er ist in seiner physischen Inkarnation, erstens den Geist nicht anerkennen will, ihn leugnet; zweitens dem Geist entlaufen will, tatsächlich Furcht vor ihm hat; drittens den Geist im Grunde seiner Seele gar nicht liebt, sondern tatsächlich haßt.
Die Menschen wollen den Geist nicht anerkennen, wo dieser ihnen auf dem physischen Plane in seiner wahren Gestalt entgegentritt. Wenn zum Beispiel jemand eine Rose sieht, so wird er sagen, daß er sich eine Vorstellung von der Rose bildet, aber er wird glauben, daß diese Vorstellung auch von der Außenwelt herrührt. Das ist ein Nicht-Erkennen des Geistes, denn in Wirklichkeit kommen unsere Vorstellungen, unsere Gedanken gar nicht von der Außenwelt her, sondern werden uns unmittelbar von der geistigen Welt aus geschenkt. Wenn die Menschen das hören, dann sagen sie: Nein, in dieser Form will ich den Geist nicht haben! Aber im Grunde genommen wollen sie den Geist
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überhaupt nicht haben, sondern laufen ihm am liebsten so weit wie möglich davon.
Nehmen wir an, an einer Anschlagsäule seien zwei Vorträge angekündigt: der eine über ein theosophisches Thema, so daß man von vornherein weiß, daß man bei dem Gesagten wird mit-denken müssen, mitarbeiten müssen mit seinem Geist; der andere Vortrag sei einer mit Lichtbildern. Wo gehen die Menschen am meisten hin? Bei dem Vortrag mit Lichtbildern brauchen sie nicht aus sich heraus aufmerksam zu sein, sondern ihre Aufmerksamkeit wird gezwungen, bei dem Gegenstand zu bleiben. Aber gerade dieser Zwang bewirkt, daß man es gar nicht selber ist, der da denkt, sondern Ahriman ist es. Bei einem theosophischen Vortrag wird ein jeder selbst aufgefordert, «dabei zu sein»; bei einem Lichtbildervortrag wird Ahriman aufgefordert, für die Menschen zu denken.
Die größten Geisterbeschwörer sind die Materialisten. Jede materialistische Versammlung ist nichts anderes als eine Beschwörung Ahrimans, weil man im Grunde seiner Seele Furcht hat vor dem Geist. Die Menschen laufen davon vor dem Geist, weil sie ihn nicht lieben können. Es ist noch ein Glück unserer Gegenwart, daß es einzelne Menschen gibt, die instinktiv empfinden, daß sie sich einlassen sollen auf dasjenige, was Theo-sophie zu geben hat, und die so zum Geiste gelangen. Aus den üblichen Neigungen der Menschen im physischen Dasein würde keiner dazu gelangen. Aber die Menschen lieben auch den Geist nicht.
Wie steht es eigentlich mit dem Lieben? Wenn der Hellsehei dieses erforscht, dann kann er zu bitteren Erfahrungen kommen, solange er diese Erfahrungen nicht im Lichte eines noch größeren Ganzen betrachtet. Nehmen wir an, zwei Menschen werden geboren, die durch ihr Karma dazu gehalten sind, in dieseni Leben einander zu lieben. Dann kann der Hellseher oftmals beobachten, daß vor der Geburt dieser Menschen in der geistigen Welt die beiden einander gehaßt haben. Oder eine Mutter bekommt ein Kind, das sie, nach der weisen Einrichtung der Weltenordnung,
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mit Liebe erzieht. Aber bevor sie geboren war, hat sie das Kind vielleicht gehaßt. Hier kommen wir auf ein Gebiet, wo die weise Weltenlenkung gerade besonders weise vorgegangen ist. Das, was die Menschen in «Liebe» aneinander bindet, ist nämlich in weitaus den meisten Fällen Egoismus. Man liebt den andern, weil man es als angenehm empfindet, in der Nähe des geliebten Wesens zu sein. Die guten Götter haben den Egoismus gebrauchen müssen, um die Menschen in Liebe zu erziehen. Ohne dieses Mittel des Egoismus zu ergreifen - nachdem der luziferische Einfluß nun einmal gekommen war -, könnten keine Menschen dazu gebracht werden, karmische Bande durch Liebe-verhältnisse auszuwirken; die Mutter würde das Kind, das karmisch mit ihr verbunden ist, gar nicht zur Welt bringen wollen und so weiter. So ist in dieser Welt wirklich alles umgekehrt; die Liebe ist von Luzifer und Ahriman, der Egoismus von den fortschreitenden Göttern gegeben, damit durch die Veredlung des Egoismus die Menschen zu wahrer Liebe gelangen können.
Es wird das hier gesagt, um damit auf das Folgende hinzuweisen. Es kommen oft angehende Esoteriker und klagen über die Gedanken, die sie bei ihrer Meditation bestürmen. Das ist eigentlich ein Zeichen des Fortschrittes, daß man diese Gedanken spürt; es beweist, daß wir Luzifer und Ahriman nicht mehr nur in uns selber haben, sondern daß wir anfangen, sie als Mächte außer uns wahrzunehmen, denn solche heraufziehenden Gedanken sind ganz von Luzifer und Ahriman. Wenn alles so geblieben wäre, wie es ursprünglich beabsichtigt war, dann hätte nach der luziferischen Versuchung der Mensch seine Gedanken niemals vergessen können. Er hätte immer Zutritt gehabt zu der Akasha-Chronik, aber es wären Luzifer und Ahriman gewesen, die diese Chronik für ihn aufgeschrieben hätten. Daher mußten die guten Götter es so einrichten, daß der Mensch seine Gedanken auch vergessen kann.
Alles, was so in das Unbewußte hinuntersinkt, ist abgestorben, aber das alles fressen Luzifer und Ahriman. Sie machen es zu einem Teil ihres Wesens, und als luziferische und ahrimanische
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Natur kommt es bei den Menschen wieder heraus in der Meditation. Sobald jemand sich zum Meditieren anschickt, steigt bei Luzifer die Hoffnung auf: Vielleicht werde ich doch noch in der Welt siegen! Und dann bestürmt er den Menschen mit des-sen abgelegten Gedanken. Das liebt der Mensch eigentlich, dieses Gehen von Gedanken zu Gedanken, und die Kontemplation, das In-sich-erfüllt-Bleiben mit einem Gedankeninhalt, das liebt er nicht.
Man beobachte einmal, wie lange ein Nicht-Esoteriker (bei einem Esoteriker ist noch ein gewisser [selbstauferlegter] Zwang dazu vorhanden) einen Vorsatz ausführt, um zum Beispiel, so wie der Essäerschüler, jeden Morgen für das Aufgehen der Sonne zu danken, wenn er sich dieses freiwillig vorgenommen hat. Wie wenige werden es weiter als einige Tage bringen!
In Wirklichkeit liebt der Mensch den Geist überhaupt nicht. Er muß sich mit Gewalt dazu zwingen, bestimmte Gedanken durch längere Zeit in seiner Seele zu behalten. Luzifer und Ahriman sind es eigentlich, die der Mensch in Wahrheit liebt. Als Protest gegen diese Tatsache haben wir unseren Rosenkreuzerspruch:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
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ESOTERISCHE STUNDE
München, 3. September 1913
Aufzeichnung A
#TX
Tagesspruch für Mittwoch.
Aus allem, was wir exoterisch an uns haben vorüberziehen lassen können in diesen Tagen, das Esoterische, das sozusagen zwischen den Zeilen zu finden war, herauszuziehen, muß unsere Aufgabe der nächsten Zeit sein. Darin besteht alle Esoterik, das, was wir exoterisch verstehen und begreifen können, mit der Seele, mit dem Gemüt aufzunehmen.
Wovon hauptsächlich in all diesen Tagen die Rede gewesen ist, das sind der Hüter der Schwelle, das sind Luzifer und Ahriman. Die Reiche dieser beiden Letzten müssen wir erkennen lernen, um uns vor Übergriffen schützen zu können. Vor allem mussen wir uns hüten, Begriffe, die wir hier im Physischen uns gebildet und uns angeeignet haben, die für das Physische mit Recht bestehen, mit in das Geistige hinaufzunehmen beim Überschreiten der Schwelle.
Die Philosophie ist zwar etwas, was manchen der hier sitzenden Seelen ferner liegt, aber Ihr alle wißt ja, daß die Philosophie versucht, dem Menschen Lebensanschauungen und Weltanschauungen zu geben. In der Philosophie wird hauptsächlich von zwei Dingen geredet:
Erstens von der Vielheit, indem alles auf kleinste Teile, Atome, Monaden zurückgeführt wird. So ist zum Beispiel die Leibnizsche Philosophie eine monadologisch-spirituelle Weltanschauung; Haeckels Materialismus ist eine atomistische.
Das Zweite, wovon gesprochen wird in der Philosophie, ist die Einheit. Hierher gehört die Spinozistische Philosophie, und auch Hegels Weltanschauung kann man hierher nehmen.
Nun sind Vielheit und Einheit aber Begriffe, die nur für den physischen Plan gelten und keine Bedeutung für die geistige Welt haben, allenfalls noch für die elementare Welt. Früher
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arbeiteten Freunde mit uns, die Philosophie trieben. Und da kam eines Tages eine Persönlichkeit zu mir und sagte, sie könne nicht länger mit uns arbeiten, sie sähe die Einheit als einzig Wahres an; das täten wir nicht. - Und sie löste sich von uns ab.
Wer die Einheit anbetet und diese Begriffe mit ins Geistige hinaufnimmt, verfällt Luzifer. Wer die Vielheit als einzig Richtiges ansieht, der verfällt Ahriman. Wer im Geistigen bewußt wird, und das ist das Haupterfordernis für den fortgeschrittenen Esoteriker, daß er während des Meditierens bewußt außerhalb seines Körpers ist, sieht zuerst sich selbst. Als hauptsächlichsten Eindruck hat er sich selbst vor sich, seinen physischen Körper und sein Verhältnis zu seiner physischen Wesenheit. Hier im Physischen fühlt man sich als Einheit der Umwelt gegenüber, die man als Vielheit ansieht. Man sieht Wolken, Berge, Bäume, kurz die verschiedenen Naturreiche um sich herum. Wollte man hier etwa glauben, die Wolke da oben sei ein Teil von uns selbst, wie ein Finger ein Teil von uns selbst ist, so würden wir uns einem starken Irrtum hingeben. Im Geistigen wird man seiner selbst als Vielheit gewahr; alle die Kräfte und Wesenheiten, die in der elementaren Welt an unserem physischen Leib wirken, sehen wir dort als Vielheit. Wie hunderttausend Narren sehen wir das da, ja wie Legion. Würden wir aber diese hunderttausend Narren als Vielheit nur sehen und nicht sagen: Alle ihr kleinen Kerle da, ihr zusammen seid ja nur ich selbst; ihr alle zusammen in eurer Vielkerligkeit bildet ja nur mich als eine Einheit! - würde man das nicht mit aller Kraft und Energie und Selbstbesinnung sagen, so würde man Ahriman verfallen. Und nicht nur theoretisch, denkerisch müssen wir uns das jetzt sagen, was ja schließlich nicht so schwer sein würde, sondern wirklich erleben müssen wir diese Überzeugung, daß Vielheit im Geistigen Einheit ist. Täten wir das nicht, erkrafteten wir unsere Seele nicht zu diesen Empfindungen, sondern sähen wir diese hunderttausend Narren als hunderttausend Narren an, so flögen Fetzen von uns fort, wir würden zerrissen in die Vielheit. Ahrimanische Wesenheiten würden aus unserem Wesen Stücke
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nehmen und sich damit verschleiern und uns Irrtum und Lüge vorspiegeln.
Gewisse wilde Völkerstämme kennen zum Beispiel Löwen nur als Vielheit. Sie können sie sich nicht als Einheit denken, als Gattung. Man muß die Begriffe von Einheit und Vielheit wirklich richtig erfassen und die, die nur für den physischen Plan passen, beim Überschreiten der Schwelle zurücklassen. «Der Seelen Erwachen», 4. Bild, Romanus: «Doch legte mein Verstand die Tempelstimmung / Am Tore ab, wenn er ins Leben trat.»
Durch die Meditation müssen wir unsere Seele so erkraften und stärken, daß sie, wenn sich ihr wirklich die Wesenheiten nahen in der geistigen Welt, sich so stark fühlt, daß sie sofort erkennt, ob sie sie zu Irrtum verführen wollen. Die Seele muß imstande sein zu sagen: Ihr seid Erbauer meines physischen Körpers.
In der theosophischen Literatur findet man oft Schemata aufgestellt, die ja soweit ganz nützlich sind; man geht da von einer Einheit aus, dann gabelt sich das, und immer mehr geht es in die Vielheit. Oder man fängt mit der Vielheit an und geht bis zur Einheit hinauf. Und wenn diese Darstellungen auch vielleicht nicht ganz richtig sind, so schadet das nichts. Es schadet schon, aber nicht so viel, solange es auf dem physischen Plan bleibt. Will man aber mit diesem Begriff des Schemas die Schwelle überschreiten, so kann das furchtbar werden. Ein Schema kann als Lehrmittel dienen, wenn es nur als Sinnbild dient, wenn man sich bewußt bleibt, daß man dieselbe Sache durch diese oder durch hundertfältige andere Art darstellen kann; ist man sich dessen nicht bewußt, so ist man Ahriman verfallen.
Bei allen Darstellungen und Erklärungen spielen selbstverständlich Gefühle und Emotionen mit hinein. Dem einen muß man es in lebhafter Weise mitteilen, dem andern in ganz anderer Weise, die direkt auf den ersteren antipathisch wirken kann. Das muß schon so sein.
Niemals aber darf man durch beredte, eloquente Mittel einem Esoteriker sozusagen eine geistige Wahrheit aufzwingen und
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aufdrängen; da wäre Luzifer im Spiel. Frei muß der Schüler sein in seiner Aufnahmewilligkeit.
Also man muß richtig auseinanderhalten das Leben auf dem physischen Plan und das in den geistigen Welten. Man muß die hier im Physischen gültigen Begriffe nicht mit hinüber nehmen beim Überschreiten der Schwelle, und ebenso beim Zurück-schreiten (Romanus in «Seelen Erwachen», wie vorhin schon gesagt).
Das Wirken der ahrimanischen und luziferischen Wesenheiten ist notwendig für die Weltenordnung, solange sie in den ihnen zukommenden Grenzen bleiben. Der Esoteriker muß nun seine Seele so erkraften, daß er die Übergriffe dieser Wesenheiten erkennt und sich davor bewahrt. Erst wenn der Mensch im physischen Leben sich dazu gebracht hat, das Gleichgewicht zwischen Ahriman und Luzifer zu halten, wenn er bei allem, was ihm begegnet, weiß, welchen Ursprungs es ist, erst dann wird ihm die Selbstsicherheit in der geistigen Welt werden.
Aus dem, was in den esoterischen Stunden gegeben wird, und durch unser meditatives Leben soll sich der Esoteriker ein anderes Empfinden, als es der Exoteriker hat, angewöhnen; sein ganzes Leben und Tun muß er durchleuchten lassen vom Geistigen, so daß es zur Unmöglichkeit wird, daß Zank und Streit in unseren Reihen herrscht. Es geht das, wirklich, es geht das! Im exoterischen Leben muß sich der Esoteriker benehmen wie der Exoteriker. Nur muß er sich dem Exoteriker gegenüber fühlen wie ein Erwachsener Kindern gegenüber, aber ohne allen Hochmut und ohne Überhebung, rein objektiv. Aber es ist oft recht schmerzlich zu sehen, wie auch unter den Esoterikern Zank, Streit, Ehrsucht und Eifersüchteleien herrschen. Es ist dies ebenso, wie wenn ein vierzigjähriger Mann mit Kindern Kegel spielte und er, wenn ein Kegel ihm den Finger verletzt oder ein Ball das Auge blau geschlagen hat, nun die Kugel oder den Ball schlagen wollte. Bei einem Kinde wäre diese Art, seinem Unmut Ausdruck zu geben, natürlich. Man kann als Erwachsener die Spiele besser spielen als die Kinder, aber mit anderen Empfindungen
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und Gefühlen ist man dabei; man steht über dem Spiel, während das Kind in dem Spiel aufgeht.
Manche unserer lieben Freunde sagten mir, mein Buch «Theosophie» sei so schwer verständlich, ob das nicht in leichterer Weise dargestellt werden könnte. Manchmal habe ich die Feder dazu angesetzt. Doch muß man ja nicht glauben, daß es leichter, weniger anstrengend sei, die Theosophie sozusagen populärer zu schreiben. Aber immer habe ich die Feder wieder fortgelegt. Wollte man Theosophie ohne Gedankenschwierigkeiten in sich aufnehmen wollen, so böte man dadurch Luzifer Angriffspunkte. Es ist schon richtig, sich etwas zu quälen dabei.
Es bestehen viele falsche Begriffe auch im Physischen. So zum Beispiel ist die Annahme verkehrt, daß das Licht nur auf Wellen beruhe. Ganz falsch ist es aber, bei geistigen Dingen von Wellen, Schwingungen, Vibrationen zu sprechen. So sagen manche, bei einer esoterischen Stunde herrschten sympathische etc. Vibrationen («vibrations», englisch ausgesprochen); so sagt man gern; das sollte man nicht tun!
In all diesen Tagen ist viel die Rede gewesen von all den Gefahren, die des Geistesschülers harren auf dem Wege in die Geisteswelt. Wenn nun jemand sagen wollte: Nein, ich will diesen Weg nicht gehen, ich will mich nicht zum Geistträger erheben, es sind zu viel Gefahren damit verbunden! - so ist das ebenso, als wenn jemand sagte: Ich will in dem Hause, das nun bald einstürzt, ganz gern wohnen, ich will nur nichts von dem Einsturz wissen! -Gehen muß jeder einmal diesen Weg, und deshalb ist es notwendig, daß man sich mit den Gefahren bekannt macht. Die Menschheit muß diesen Weg ins Geistige unternehmen, wenn sie nicht veröden, verdorren will. Und da ist es Aufgabe des Esoterikers, seine Seele zu erkraften und zu erstarken, um alle Schwierigkeiten, um Luzifer und Ahriman, um den Hüter der Schwelle richtig zu erkennen und ihnen ins Gesicht sehen zu können, nicht den hemmenden Mächten zu verfallen, sondern sie zu besiegen, um der Menschheit den Weg zu weisen.
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Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .
In meinem Leibe liegt des Geistes Keim . . .
Aufzeichnung B
Zuerst das Gebet des Tages. Sodann die Einleitung.
Viele hören die Vorträge, viele haben im Laufe der Jahre auch die esoterischen Vorträge gehört, trotzdem kann man manchmal hören, daß es dem einen oder anderen schwer wird, so recht zu unterscheiden, was da eigentlich [der Unterschied] in den exoterischen und in den esoterischen Vorträgen ist. Tatsächlich ist es ja auch schwer zu unterscheiden, was alles esoterisch bezeichnet werden soll. Einen einfachen Maßstab kann man aber darin haben, daß man sich klar ist darüber, daß die Mitteilungen, die auch exoterisch gemacht werden, eigentlich aus dem Übersinnlichen stammen und von den Zuhörern so aufgefaßt werden sollen. Die Art der Auffassung nur macht den Esoteriker aus. Wenn es uns gelingt, das, was äußerlich an uns herangebracht wird, zu verinnerlichen, so sind wir Esoteriker. Die Verinnerlichung des Exoterischen ist Esoterik. Wir sind Esoteriker, wenn wir das, was uns äußerlich mitgeteilt wird, in unserem Innern wirklich erleben, nicht nur denkerisch, sondern mit allen Sinnen und Seelenkräften.
In allem, was uns umgibt in der physisch-sinnlichen Welt, findet sich zusammen dasjenige, was wir das Ahrimanische und das Luziferische nennen. Im Physisch-Sinnlichen fließen diese beiden Kräfte zusammen. Im esoterischen Leben aber sollte das nicht stattfinden; da sollte das Ahrimanische und das Luziferische ferngehalten werden. Wie soll das aber gemacht werden, da wir ja keinen Maßstab haben dafür, was exoterisch und was esoterisch ist, was ahrimanisch und was luziferisch ist? Auch in der Wissenschaft, in der Kunst, kurz, in dem ganzen äußeren Leben, sind diese Kräfte wirksam, ohne daß die Menschen es wissen.
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Wenn wir einen Blick werfen auf die verschiedenen Philosophien und Weltanschauungen, so können wir zwei große Gruppen unterscheiden. Es gibt solche Philosophen, welche glauben, alles, was es in der Welt gibt, auf einen Einheitsgedanken, auf ein Einheitliches zurückführen zu müssen. Dazu gehören alle monistischen und vereinheitlichenden Philosophen, sei es, daß sie alles auf ein Physisches, ein Geistiges oder ein Seelisches zurückführen. Andererseits gibt es solche, welche glauben, alles auf eine Vielheit zurückführen zu sollen. Diejenigen, welche alles auf eine Einheit zurückführen wollen, sind von luziferischen Impulsen durchsetzt, diejenigen, welche alles auf eine Vielheit zurückführen wollen, sind von ahrimanischen Impulsen durchsetzt.
Da nun aber beide Strömungen in der physisch-sinnlichen Welt ihre Berechtigung haben, so ist es nötig zu wissen, wie weit diese Berechtigung geht. Und so frägt es sich, wie weit hat das eine und wie weit hat das andere Berechtigung? Das Ahrimanische, die Vielheit, hat Berechtigung im Physischen und in beschränktem Maße in der elementarischen Welt. Nicht aber im Geistigen. Atome gibt es nicht im Geistigen. Vibrationen des Lichtes gibt es schon im Physischen nicht mehr.
Selbst der Begriff ist etwas, das es nur in der physisch-sinnlichen Welt gibt. Man kann also nicht einmal das in die geistige Welt hineinbringen. Auch das Mathematische hat keine Gültigkeit mehr auf dem geistigen Plan. Man kann nämlich da durchaus nicht darauf bauen, daß dreimal drei neun ist. Wenn jemand mit einem solchen Dogma da hineinkommt, so ist es fast sicher, daß sich eine ahrimanische Wesenheit in die erste Drei hinein-mischt und dadurch dann ein ganz anderes Resultat herauskommt. Also, selbst mathematische Begriffe und rechnerische Axiome haben keine Gültigkeit im Geistgebiet. Die ganze Atomistik hat nur auf dem physischen Plane Gültigkeit, in beschränktem Maße noch in der elementarischen Welt, aber nicht mehr in der geistigen.
Diejenigen nun, die die Tendenz haben, alles zu einer Einheit zusammenzuschließen, die arbeiten mit dem luziferischen Impuls;
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diejenigen aber, welche die Tendenz haben, alles atomistisch oder monadologisch zu betrachten, die arbeiten mit ahrimanischem Einfluß. Leibniz, Haeckel atomisieren, sie sind also ahrimanisch beeinflußt. Denjenigen, weiche mit solchen Anschauungen in die höheren Welten aufsteigen, verschleiern sich die Dinge wie sie sind. Die Dinge der geistigen Welt werden ihnen in einem ganz falschen Licht gezeigt. Wie die Kinder beim Kegelspielen den Kegel schlagen, wenn ihnen etwas schief gegangen ist, so ungefähr ist es, wenn die Menschen den anderen Menschen die Schuld geben an dem, was sie trifft. Das, was sie trifft, ist karmisch. Schuld daran ist nicht allein der eine, sondern auch der andere Teil. Man muß es also dahin bringen, daß man auch das, was durch einen anderen bewirkt wird, als seine Schuld begreift.
So findet man, wie die Vielheit wieder zur Einheit wird.
Aufzeichnung C
Esoterische Arbeit ist das Verinnerlichen dessen, was wir in den exoterischen Vorträgen bekommen. Vieles wurde uns in den letzten vierzehn Tagen gegeben, was wir hineintragen müssen in unsere Seelen und darin verarbeiten esoterisch, damit es den wahren Wert für uns hat. Es ist uns viel gesprochen worden von der Schwelle, an der wir sehr, sehr vieles zurücklassen müssen, was für den physischen Plan gültig und richtig ist. Manches, das wir hinübertragen an diesseitigen Begriffen, ist ja unschuldig; vieles aber wird bedenklich dadurch, daß die ahrimanischen und luziferischen Kräfte sich dessen bemächtigen. So z.B. müssen wir unsre Begriffe über Einheit und Vielheit komplett ändern jenseits der Schwelle. Die Philosophien beschäftigen sich gerade mit diesen beiden Begriffen viel und die Philosophen haben sich Systeme und Weltanschauungen geschaffen, mit denen sie die
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Welt entweder in eine Einheit (Monas) oder in eine Vielheit einteilen (Spinoza, Hegel, Leibniz, Haeckel). Solche Philosophien haben ihre Berechtigung auf dem physischen Plan und sind unschuldige Kinder gegenüber einem Esoteriker, der etwas derartiges tun würde. Überhaupt sollte der Esoteriker den anderen Menschen gegenüber - ohne in Hochmut oder Eingebildetheit zu verfallen, sondern in Demut - das Gefühl haben, wie es der Eiwachsene spielenden Kindern gegenüber hat. Diese haben von ihrem Standpunkt recht, ihr Spiel so oder so durchzuführen und ernst zu nehmen, während der Erwachsene immer über dem Spiel steht; so soll der Esoteriker über vielem stehen, in das andere - berechtigterweise - noch ganz verstrickt sind. Ein Esoteriker, der einmal die Schwelle zu einem Raum, in dem er esoterische Lehren empfängt, überschritten hat und dann im exoterischen Leben noch genau wie früher seinen Antipathien, Eifersüchteleien, Zorn und allen sonstigen Trieben die Zügel schießen läßt, der ist noch nicht in den Geist dessen eingedrungen, was gemeint ist, hat den Ernst noch nicht erfaßt.
Wenn wir in die geistige Welt eindringen wollen, wenn wir außerhalb unseres Körpers sind, so wird dieser Körper uns drüben wie eine große Vielheit erscheinen. Wir werden ihn erkennen als das Resultat einer Arbeit aller elementarischen Wesen, aller Hierarchien. Wir müssen ihn aber trotzdem als unsere Einheit erkennen, daß wir eine Einheit mit ihm sind. Dann werden die elementaren Wesen uns ihr wahres Antlitz zeigen. Halten wir ihn aber für eine Vielheit an sich, so bemächtigt Ahriman sich unseres Irrtums und alle diese Wesen werden ein Stück von uns reißen und uns wie Lügengestalten, wie hunderttausend Narren entgegentreten. Jeder Irrtum betreffs einer Vielheit verfällt dem Ahriman und jeder betreffs einer Einheit dem Luzifer. Wenn wir uns ganz auf uns als auf eine Einheit beschränken wollen, sind wir Luzifer verfallen. Die verschiedenen Philosophien der Vielheit oder des Monismus werden von Ahriman und Luzifer beherrscht. - Wenn wir wachsam sind, so werden uns diese beiden Einflüsse nicht so leicht schädlich. Gefährlich ist's
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ja, unvorbereitet in die geistigen Welten zu dringen, aber man sollte sich nicht aus Furcht abhalten lassen davon, denn früher oder später muß doch jede Seele diesen Schritt tun. - Mit ganzer Seele, mit grenzenlosem Gemüt aufnehmen und sich durchdringen lassen von den Wahrheiten, die wir hier empfangen; das ist der beste Weg in die geistigen Welten, uns tief hineinversenken, es uns selber erarbeiten, was uns gegeben wird. - Wohlmeinende Leute haben uns oft gefragt, ob ich nicht ein leichteres populäres Buch für den Anfang als die «Theosophie» geben könne, und ich habe auch schon öfters die Feder dazu angesetzt. Es liegen aber Gefahren in diesem Erleichtern, diesem Leichtmachen für manche Gemüter, die Gift wären, und so habe ich es immer wieder gelassen.
Aufzeichnung D
Das esoterische Leben ist das Verinnerlichen der exoterischen Erkenntnisse, die wir uns über die Weltentwicklung aneignen. In diesem Vortragszyklus ist sozusagen hinter den Zeilen viel Esoterisches eingeflossen, und es wird unsre Aufgabe sein, für die nächste Zeit dieses herauszulösen und zu finden. Es ist viel gesprochen worden von der Schwelle zur übersinnlichen Welt, die wir alle im Laufe der Zeit überschreiten müssen. An dieser Schwelle sind es die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten, die einem gefährlich werden können. Es kann nicht oft genug betont werden, daß wir die Begriffe, die mit Recht für die sinnliche Welt Gültigkeit haben, nicht mit hinübernehmen in die geistige Welt, dort könnten sie uns gefährlich werden. Solche Begriffe sind die Vielheit und die Einheit. Die Philosophen, die auch esoterisch intellektuell sind, aber naive, kindliche Seelen haben, bilden sich Systeme, um die Welterscheinungen zu erklären. Sie führen dieselben zurück auf Vielheiten, Monadologie, Atomismus - Haeckelismus: hierin wirken ahrimanische Impulse
- oder auf eine Einheit, Monismus, Spinozismus, Hegelismus, in
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diesem sind luziferische Impulse. Diese Begriffe sind in der sinnlichen Welt töricht, in der übersinnlichen Welt gefährlich. Sie würden dort, wo wir außerhalb unsres Leibes sind, uns dazu führen, hunderttausend Narren zu sehen. Die Vielheit der übersinnlichen Welt müssen wir erkennen lernen als die Einheit unseres nun außerhalb unser seienden Leibes; wir müssen erkennen, daß ungezählte elementarische Geister daran arbeiten, und die Sehnsucht haben, den Menschen zu schaffen. Wir müssen diesen Wesen die Maske der Lüge abreißen und sie erkennen als untergeordnete Helfer der höheren Hierarchien.
Es ist oft das Verlangen ausgesprochen worden nach einer leichteren populären Fassung der Theosophie als das Buch [«Theosophie»] ist. Die theosophischen Begriffe müssen erarbeitet werden. Wollte man durch anderes als Lehrender wirken als nur durch den Inhalt der Lehre, zum Beispiel durch schöne Redegewandtheit, würde man luziferische Impulse einfließen lassen in die Theosophie. In der Theosophie reden von «Vibrationen», wie vielfach getan wird, ist ahrimanischen Impulsen das Tor öffnen. Wir müssen aus dem esoterischen Leben in die Welt treten, wie Erwachsene sich an Kinderspielen beteiligen; kehrt man zurück in seine alten Streitereien, Affekte und Leidenschaften, benimmt man sich ebenso wie der Erwachsene, der gleich dem Kinde den Ball schlägt, der ihn ins Auge getroffen hat.
ESOTERISCHE STUNDE München, 4. September 1913 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE160 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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ESOTERISCHE STUNDE
München, 4. September 1913
Aufzeichnung A
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Tagesspruch Donnerstag.
Meine lieben Schwestern und Brüder!
Wovon immer und immer wieder die Rede war in diesen Tagen, das war von Luzifer und Ahriman, und daß dies Kräfte sind, die in der Weltentwicklung da sein müssen und die da, wo sie zu Recht bestehen, gut sind, vor deren Übergriffen wir uns aber hüten und bewahren müssen. Dazu müssen wir sie kennen und unterscheiden lernen.
In der mystischen Esoterik, wie wir sie bei Meister Eckhart, Ruysbroek, Tauler, Suso und so weiter sehen, ist Luzifer darin-nen; in dieser reinen Hingebung an das Göttliche, in diesem reinen, edlen Streben nach dem Geistigen ist Luzifer in guter Weise und man kann sagen, daß er in den Seelen dieser Mystiker «fromm» gewesen sei.
Sobald aber in dieses reine Streben, diese Hingabe eine persönliche Note einfließt, sobald der Mystiker wegen seiner eigenen Freude an der Hingabe sich hingibt, würde das einen Über-griff Luzifers bedeuten. Da müssen wir wachen, daß nichts Derartiges in unser Streben hineinkommt. Bei der mystischen Versenkung ist es verhältnismäßig leicht zu wachen, schwieriger schon ist es beim visionaren Schauen. Auch hierin ist Luzifer. Er gaukelt dem Mystiker allerlei vor, was dieser nur schwer von den wahren Gesichten unterscheiden kann. Es mischt sich in alles Schauen etwas Subjektives, so wiederholen sich zum Bei-spiel gewisse Erscheinungen, Truggestalten oder dergleichen bei den Einzelnen. Darauf muß man seine Aufmerksamkeit lenken. Auch hier muß man wachen.
Sieht man Augen oder Gesichter, oder stellt man sich solche imaginativ vor, so ist man dabei nicht so leicht dem Irrtum ausgesetzt, man bekommt dadurch Kraft, Luzifer abzuweisen.
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Es ist kein Vorwurf, wenn gesagt wird, daß im menschlichen Unterbewußtsein schlimme Eigenschaften wohnen; diese müssen sein, das Erdenleben bringt dieses mit sich. Der Mensch kann schon einen gewissen Grad von Heiligkeit errungen haben und doch schlummern noch solche Triebe in seinem Unterbewußtsein, vor denen er sich entsetzen und erschrecken würde, würde er sie gewahr. Es gilt auch hier die größte Achtsamkeit und Wachsamkeit walten zu lassen.
In allem Gefühlsmäßigen, in der mystischen Versenkung, in allem Visionaren ist Luzifer an der Arbeit, ebenso in aller Begeisterung, auch in der künstlerischen Betätigung, in dem, was ein Künstler schafft, was im Künstler schafft.
Es kann Materialisten geben, die im Äußeren ganz im Materiellen aufgehen, sich nur darin zum Ausdruck bringen; wenn man dann das Glück hat, in ihre Seelen hineinzuschauen, so findet man dort ein tief religiöses Streben, ein Sehnen nach dem Göttlichen. Auch hier ist Luzifer der Veranlasser.
In allem Willensmäßigen wirkt Ahriman. Er tritt in all dem an uns heran, was sich als Geste in Wort oder Schrift offenbart: In allem, was sich in mediumistischer Schrift kundgibt, handelt es sich nun um ein ausgebildetes Medium oder ein natürliches mediumistisches Schreiben, oder auch darum, daß man sich sonst gedrängt fühlt, etwas zu schreiben; während Erscheinungen von Gestalten, Köpfe von Licht und so weiter, die durch ein Medium erzeugt werden, Luzifer bewirkt. Man kann da, wo man sich zum Beispiel gedrängt fühlt, zu schreiben, dem dadurch entgegenwirken, daß man stoppt, und nicht diesen Eingebungen, die man zu fühlen oder wahrzunehmen meint, nachgibt, sondern stoppt und diesen Einflüsterungen den festen Willen entgegensetzt, ihnen nicht Folge leisten zu wollen. Durch diese Anstrengung des Willens erringt man ungeahnte Kräfte im Okkulten.
In dem, was wir sagen, in Worten, die wir formen und an andere herankommen lassen, ist Ahriman. Sobald das Ohr das Tönen hört, der Kehlkopf das Tönen von sich gibt und in der Schrift die Worte geprägt werden, kommt Ahriman und verhärtet
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den Ton, das Wort, die Schrift. Deshalb ist es wichtig, die Seele zu erkraften und auf das Subtilste seine Gedanken und Worte zu prüfen.
Die Swedenborgsche Weltanschauung, seine Ferngesichte und Erlebnisse (Wahrträume) sind mit Ahriman durchsetzt, auch das, was Kant aus Swedenborgschen Schriften entnahm, wofür er Interesse hatte.
Sehr häufig, fast täglich wird die Frage gestellt: Soll ich etwas geben auf das, was ich da sehe, höre oder wahrnehme? Ist das Wahrheit? Gewiß soll man etwas darauf geben, gewiß ist es Wahrheit, jede kleinste Kleinigkeit im okkulten Leben ist wichtig und ist wahr. Nur kommt es darauf an, zu wissen, was dahinter steckt. Ungeheuer sollen wir auf alles achten und aufpassen - wachen!
Aber ein gewisses feines Taktgefühl müssen wir uns dafür aneignen, daß wir solche Erlebnisse nicht herumerzählen. Ganz im innersten Innern müssen wir das mit uns abmachen und müssen wir herauszufinden suchen, ob Luzifer oder Ahriman dabei beteiligt ist. Natürlich kann man im engsten Freundeskreise über solche Erlebnisse sprechen und sich Rat holen, da, wo wir Vertrauen haben. Aber noch weniger soll man auf solche Erlebnisse Lehren aufbauen, und sie in dieser Weise weitergeben und sie als Lehrgut benutzen. Etwas, was uns täglich, ja stündlich passieren kann, ist, wenn wir zum Beispiel auf der Straße gehen, daß wir einen Menschen visionär sehen, der uns nach einigen Minuten wirklich begegnet. Nun kann es sein, daß wir diesem betreffenden Menschen notwendig etwas zu sagen haben, wir haben diese Vorausahnung seines Kommens und beschleunigen unsere Schritte, um ihn sicher zu treffen - eben infolge unserer Vorausahnung, dieser okkulten Fähigkeit. Das aber dürfen wir nicht; wir dürfen nicht okkulte Fähigkeiten zu unserem Vorteil im physischen Leben anwenden. Da müssen wir nach den Gesetzen handeln, die hier gültig sind, so als ob wir nichts vom Okkulten wüßten. Nur als Hinweis, zum Aufmerken darf ein solches Ereignis dienen.
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In den exoterischen Vorträgen ist schon wiederholt von Maeterlinck die Rede gewesen, wie er Beweise für das geistige Leben haben wollte.
Wenn nun jemand erleben würde, daß ihm Goethes Seele gegenüber stehe, er hätte untrügliche Beweise dafür, daß es Goethes Seele sei und er spräche mit dieser Seele Goethes, so würde er ganz gewiß sagen, dies ist ein unumstößlicher Beweis für die Unsterblichkeit der Seele.* Nach den hier im Physischen gültigen Gesetzen wäre dieser Schluß der einzig richtige. Und doch ist er unrichtig, es ist nicht richtig, zu sagen: Das ist «Goethes Seele». Luzifer hält sich in der Seele Goethes verborgen und gaukelt uns den Goethe aus dem und dem Jahre vor. Nur, wenn wir uns dessen bewußt sind, daß Luzifer in der Seele Goethes verborgen ist, haben wir die Möglichkeit, zu Goethes wirklicher Seele (die ja in der geistigen Welt sich weiterentwickelt) hinzudringen, ihr gegenüberzutreten, und haben dann daran den wirklichen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele.
Mit viel Leichtsinn wird an esoterische Übungen herangegangen, manche fangen sie an, und hören dann wieder auf damit aus Bequemlichkeit, Lauheit etc. Die Meditationen sind aber für die Seele dasselbe wie das Atmen für den physischen Körper. Wenn man das Atmen aufgäbe, würde Ahriman sofort eingreifen als Herr des Todes. Für die Seele muß es so werden, daß sie sich nicht zu den Meditationen quälen muß, sondern, daß sie ohne dieselben nicht mehr leben mag, daß sie ihr werden, wie das Atmen für den Körper.
Gegenüber dieser Lauheit und Bequemlichkeit steht das ungestüme Wünschen und Ersehnen, in die geistigen Welten eindringen zu wollen. Man muß nicht wünschen und ersehnen, in die geistigen Welten eindringen zu wollen, ehe die Seele recht erkraftet ist. Ruhe und Friedsamkeit in der Seele ist die Haupt-bedingung («Der Seelen Erwachen», 3. Bild). Nur so können wir die rechte Kraft für die Seele erringen, die sie haben muß,
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* Vgl. hierzu die Formulierung in Aufzeichnung D.
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um das Mittel, den Mittelweg zu finden, nicht rechts, nicht links zu gehen, nicht Luzifer, nicht Ahriman zu verfallen, sondern den Mittelweg einzuhalten.
Schwer, sehr schwer und schwierig ist das, meine lieben Schwestern und Brüder! Aber dann mussen wir uns daran erinnern, was im Johannes-Evangelium gesagt ist, im Anfang und in den Sätzen Werse] 12-14 des achten Kapitels desselben Evangeliums. Wenn wir im Tumult, im Chaos der geistigen Welt darinnen stehen, und von allen Seiten die Visionen und die Gestalten kommen, und wir nicht ein noch aus wissen, wir hin und her gezerrt werden, dann sollen wir die Worte vor unsere Seele stellen: «Im Urbeginne war das Wort» und so weiter oder «Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolget, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.» Dann wird alles zerstieben, und das Rechte und Wahre werden wir anschauen können. In diesem Sinne sollen wir den rosenkreuzerischen Satz immer wieder vor uns hinstellen: E.D.N. -
I.C.M. - P.S.S.R.
Und ferner werden wir immer mehr auf diesem schweren Wege das Richtige finden können, wenn wir eingedenk sind des so einfachen, aber tiefen Spruches, mit dem unsere esoterischen Stunden geschlossen werden:
Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...
Aufzeichnung B
Wir wollen jetzt versuchen, auf jene subtilen Wirkungen hinzuweisen, welche die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten auf unsere intimsten Seelenregungen ausüben, denn diese zu kennen, ist Pflicht derjenigen, die den Weg zum esoterischen Leben suchen wollen. Es gibt insbesondere zweierlei Arten von Menschen, die in ganz verschiedener Weise den Weg der Geisteserkenntnis suchen. Dieses Suchen nach dem Geist ist in
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jedem Menschen veranlagt, wenn auch nicht alle Menschen das zugeben wollen. Sogar in den schlimmsten Materialisten lebt ganz tief im Unterbewußtsein die Sehnsucht nach dem Geiste. Sie können aber nicht zu dieser Erkenntnis gelangen, weil sie nach physischen Beweisen für geistige Angelegenheiten suchen. Als ein Beispiel kann Maeterlinck angeführt werden; auch er, der dem Geistigen so nahe kommt, begehrt physische Beweise.
Nun gibt es eine Art von Menschen, die aus ihrem innersten Bewußtsein, aus ihrem tiefsten Seelenfühlen sich zum Geistigen hingezogen fühlen, die ein intimes Wissen darüber haben, das sich nicht visionar auslebt. Sie brauchen weder durch physische Beweise noch durch sinnlich-physische Theorien das Dasein der geistigen Welt klargelegt zu haben, sie haben dieses Wissen aus ihren eigenen Gefühlen, aus den tiefsten Empfindungen ihres Herzens. Solche Menschen waren die Mystiker, Johannes Tauler, Ruysbroek und andere. Eine Mystik, wie diese Menschen sie hatten, stand oft unter dem luziferischen Einfluß, aber im guten Sinne, sogar in dem Sinne, daß Luzifer selber, der diese hochentwickelten hingegebenen Seelen in schöne, göttliche Verzükkung hinaufgeführt hat, durch sie in seiner Entwicklung weitergekommen ist. Man könnte sagen: in der Mystik hat Luzifer die Neigung, fromm zu werden. - In dieser Mystik tritt uns nur die fromme Hingabe, das reine religiöse Empfinden entgegen.
Demgegenüber gibt es noch eine andere Mystik, nämlich die Fernseher-, die mediumistische Mystik, die entweder angeborene Veranlagung sein kann oder auch oft durch bestimmte Methoden erlangt wird. Sie verwandelt sich bisweilen auch in mediales Schreiben und dergleichen. Hier sehen wir ausschließlich Ahriman seine Impulse geltend machen. Er möchte wiederum alles vervielfältigen oder in der Schrift oder der Zeichnung festlegen. Auch in demjenigen Schreiben, das augenblicklich impulsiv, inspirierend auftritt, ohne medial zu sein, finden wir das ahrima-nische Prinzip wieder.
Wir müssen die richtige Harmonie bringen zwischen das In-Verzückung-Geraten durch Luzifer und das unmittelbare Niederschreiben
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unter ahrimanischem Einfluß. Dazu müssen wir im Anfang seines Auftretens das impulsive Aufschreiben unterdrükken, es gewissermaßen zurückstoßen, bis es sich in uns geklärt hat, dann erst werden wir die beiden Kräfte harmonisch miteinander verbinden können. In die große Sehergabe eines Swedenborg mischten sich zum Beispiel im wesentlichen ahrimanische Impulse hinein (Vorausschauen auf dem physischen Plan, Vorherverkündigen von physischen Ereignissen).
So machen sich auch in manchen visionären Erscheinungen, welche die esoterischen Schüler oft im Anfang als Erlebnisse der geistigen Welt haben, das luziferische und das ahrimanische Prinzip geltend. Was der Schüler an visionären Gebilden geschaut hat, an Gestalten, Köpfen, Augen, das sind wirkliche Tatsachen, die da geschaut werden; sie kommen tief aus dem Unterbewußtsein des Menschen herauf. Im Verborgenen ruhen verstohlene Triebe und Begierden des Menschen, von denen er in seinem Oberbewußtsein nichts weiß und deren er sich auch nicht immer zu schämen braucht, denn sie gehören in gewissem Sinne zu der menschlichen Natur dazu, und ohne diese Dinge wäre die Erdentwicklung nicht denkbar.
Solche Gefühle der verborgensten Triebe und Begierden tauchen nun durch unsere esoterische Schulung auf als visionare Gestalten. Sie können sogar als die Köpfe von erhabensten Persönlichkeiten erscheinen, und dennoch sind sie in unserem Unterbewußtsein tief verborgen ruhende menschliche Begierden, die Luzifer uns symbolisch vorhält. Es wäre gut, solche Visionen ruhig an uns vorbeiziehen zu lassen und nicht viel darüber zu sprechen, höchstens zu denjenigen Personen, die dazu berufen sind, uns darüber aufzuklären. Noch weniger sollten wir sie als Lehrstoff gebrauchen.
Es könnte nun den esoterischen Schüler die Verzweiflung überkommen und er sich fragen: Wie werde ich mich jemals in der geistigen Welt zurechtfinden, wenn überall Luzifer und Ahriman lauern? Darüber kann man immer nur diesen Trost und diese Anweisung geben: Wenn man sich an dasjenige hält,
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was uns im Evangelium geboten wird, so wie im Johannes-Evangelium: «Im Urbeginne war das Wort» und so weiter, auch das 13. Kapitel des Johannes-Evangeliums, oder wenn man die Bergpredigt oder die Seligpreisungen auf sich wirken läßt, dann hat man darin eine gewisse Führung, die einen die Wahrheit von dem Irrtum unterscheiden läßt.
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Aufzeichnung C
In der gestrigen Stunde haben wir erfahren können, daß die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten und Kräfte in die Menschheit hineinwirken. Die Kräfte mischen sich, fließen in dem Menschen zusammen.
Die ahrimanischen Kräfte äußern sich nun in den Menschen in allem, was durch Gesten, durch Schreiben, durch Bewegungen zum Ausdruck kommt. Alle Schreibmedien schreiben unter dem Einfluß von Ahriman. Die luziferischen Einflüsse und Kräfte äußern sich beim Menschen als Visionen, als Bilder, überhaupt durch Gefühlswahrnehmungen. Die ganzen mittelalterlichen Mystiker waren beeinflußt durch Luzifer. In Cusanus, Suso, Tauler, Meister Eckhart wollte sich Luzifer erlösen. Die Erlösung des Luzifer geschieht durch die Liebe, durch die höhere Liebe, welche frei von Egoismus ist. Die Erlösung des Ahriman geschieht durch das Denken. - Als Mittel gegen zu starke ahrimanische Angriffe ist das Durchdenken des ersten Kapitels des Johannes-Evangeliums sehr zu empfehlen: «Im Anfang war das Wort . . . » und das achte Kapitel. Die schlimmsten und verführerischsten Bilder und Visionen sind diejenigen, welche in schönen und herrlichen Farbenerscheinungen auftreten. Da muß man ganz besonders wachsam sein. - Das Hofieren der Lehrer ist eine große Gefahr für den Lehrer. Man sollte dem Lehrer keine so große Verehrung entgegenbringen. Auch diejenigen, welche lehren, sollten sich bemühen, daß ihnen keine allzu große
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Verehrung entgegengebracht wird. Das sind geradezu Fallen, an denen der Lehrende Schaden nehmen kann. -
Das Ahrimanische ist das, was der Zukunft angehört, was aus dem Denken fließt, was durch das Wollen bewirkt wird.
Aufzeichnung D
Wir haben in diesen Tagen viel gesprochen von den luziferischen und ahrimanischen Mächten und müssen nach der wichtigsten Regel der alten Mysterien ihr Wesen und Wirken erkennen lernen; besonders ihr Wirken in der geistigen Welt, an deren Schwelle wir alle stehen. Man kann sich der geistigen Welt gefühlsmäßig nahen, dies ist Gefühlsmystik. Alle Mystik des Mittelalters von Meister Eckhart, Suso, Tauler etc. ist Gefühlsmystik; in dieser ist Luzifer, er hat in ihr versucht, fromm zu werden. In der Fernschau, aller Mystik des Swedenborg, haben wir ahrimanische Impulse; in allem, was willensmäßig, was sich bis in die Geste, in die Tat, in Eingebungen zum Niederschreiben drängt, ahrimanische Impulse. Von außen gesondert also Luzifer, durch den Menschen hindurchwirkend Ahriman. In dem natürlich Medialen Ahriman, in dem ausgebildeten Medialen Luzifer. Wenn wir also zu Schauungen oder Eingebungen kommen, mussen wir sie zuruckstoßen, sie nicht bis zur Betätigung kommen lassen, sie auf ihren Wert zu erkennen suchen; sie wohl beachten, aber nicht durch sie unser Tun im exoterischen Leben beeinflussen lassen.
Menschen, die aus sich anfangen, Übungen zu machen und diese dann nach einiger Zeit lassen, verfallen Luzifer. Das Meditieren sollte man niemals aus Bequemlichkeit unterlassen, es muß uns so notwendig werden wie das Atmen dem Leibe -dann ist es richtig. Wenn Spiritisten den Geist Goethes erscheinen lassen und hierdurch die Unsterblichkeit der Seele beweisen wollen, da sie meinen, es ist die Seele, wie sie jetzt lebt, so ist
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das ein Irrtum. Es kann die Seele Goethes sein, wie sie rbeispielsweise] im Jahr 1828 in seinem Leibe lebte, und Luzifer bewirkt, daß sie so erscheint, wie sie jetzt sein würde. Um sich zurecht zu finden in dem Chaos, das einen beim Eintritt in die geistige Welt umgibt, um das rechte Steuer für das Seelenschiff zu haben, muß man in der Seele wachrufen das erste Kapitel des Johannes-Evangeliums oder Kap. 8,2. Mit ihnen kann man nicht dem Irrtum verfallen.
Aufzeichnung F
Hinter allem Gefühlsmäßigen hält sich Luzifer verborgen und greift stets dabei ein. Hinter allem Willensmäßigen ist Ahriman versteckt.
In den allermeisten Seelen ist zu beobachten für den Hellseher, daß der Mensch innerlich gefühlsmäßig nach dem Höchsten strebt. Sogar bei den stärksten Materialisten findet man das.
Da, wo besonders gemütstiefes religiöses Empfinden vorhanden ist, das durch Meditieren noch verstärkt wird, stellen sich oft Visionen, Erlebnisse ein, und da soll der wahre Esoteriker sein Beobachtungsvermögen einsetzen. Es ist natürlich alles wahr, was sich dem Menschen als Vision zeigt, er muß sie aber erst lesen lernen. Er muß unterscheiden, was von ihm subjektiv aus dem Untergrund seiner Seele mit hervorsteigt und sich mit den seelischen Bildern vermischt. Er muß genau wissen, wieviel davon luziferisch und wieviel von seiner eigenen Wesenheit dabei ist. Alle in den Untergründen der menschlichen Seele schlummernden Affekte, Begierden, Leidenschaften haben gerade das Bestreben, bei Visionen an die Oberfläche zu kommen und sich mit den geistigen Bildern zu vermischen und ihn irrezuführen. Ganz besonders wichtig ist auch zu beobachten, wie sich dieses Subjektive immer wiederholt, zum Beispiel in Tiergestalten und so weiter; da kann der Mensch dann ganz besonders
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acht auf sich geben lernen und seine Selbsterziehung in die Hand nehmen. Wachsamkeit. Alles, was durch Wort, Schreiben, Töne, Geste sich dem Menschen offenbart, ist ahrimanischer Natur. Alle Ferngesichte, Wahiträume und so weiter.
Also alles, was von außen sich produziert in Visionen und so weiter, ist luziferisch. Alles, was durch den Menschen hindurchgeht, wie Hören, Schreiben und so weiter, ist ahrimanisch.
Alles, was sich wie in der physischen Welt auf Beweise stützen will in der geistigen Welt, ist ahrimanisch. Alles Durch-Rede-Glänzen, jemanden versuchen wollen, suggestiv zu überzeugen für Geisteswissenschaft, ist luziferisch.
Hauptsache ist immer, bei seiner Meditation gewissenhaft und ehrlich zu bleiben. Johannes-Evangelium im Auge behalten und Geistes-Friedsamkeit in seiner Seele walten lassen.
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ESOTERISCHE STUNDE
Kristiania, 5. Oktober 1913
Aufzeichnung A
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Wenn wir als Esoteriker von Stufe zu Stufe immer höher rükken, so stellen sich in unserem Seelenleben mancherlei Veränderungen ein. Ich will heute sprechen von einer Schwäche, die sich beim Esoteriker bemerkbar macht gegenüber dem Exoteriker; das heißt eine Schwäche vom Standpunkte des Exoterikers aus, für den Esoteriker wird es eher eine Stärke sein. Es ist, was ich nennen möchte: die Robustheit der Gedankenbildung. Ich will ein Beispiel geben.
William Crookes hat in seinem Leben viel nachgedacht. Er hat auf spiritistischem Gebiete vielleicht das Bedeutendste geleistet. Er hat nicht nur experimentiert, sondern auch sehr viel nachgedacht über Dinge, die sich im übersinnlichen Leben ergeben. Eines seiner interessantesten Probleme ist wohl das vom mikroskopischen Menschen. Er stellt sich den Menschen vor, wie er immer kleiner wird, immer kleiner, eine Art Homunkulus. Zuletzt ist er nur noch so groß wie ein Käfer, der auf einem Kohlblatt umherkriecht. Dieses Kohlblatt bedeutet für ihn die Welt, und die Ränder des Blattes sind für ihn wie hohe Berge. Sie erscheinen ihm höher als dem gewöhnlichen Menschen das Himalaja-Gebirge. Man hat sich auch einen Menschen vorgestellt, der sehr schnell lebt, dessen Lebensdauer, die für den heutigen Menschen hochgegriffen achtzig Jahre beträgt, nur zwei Monate umfaßt. Selbstverständlich muß für einen solchen Menschen das Weltbild ein ganz anderes sein, da sich ja alles das, was der gewöhnliche Mensch in einem ganzen Leben erfährt, auf zwei Monate zusammendrängt. Den Übergang von einer Jahreszeit zur andern lernt er gar nicht kennen. Das Wachstum der Blumen erscheint ihm so, wie wenn heute jemand Forschungen anstellt über die geologische Entwicklung der Erde. Die Sonne scheint für ihn kaum von ihrem Platz zu rücken.
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Man hat sich auch einen Menschen vorgestellt, der ganz langsam lebt, dessen Lebensdauer achtzigtausend Jahre beträgt. Der Gang der Sonne, den wir genau am Himmel verfolgen können, würde einem solchen Menschen erscheinen wie ein feuriger Kreis, so etwa, wie wenn man ein Stück glühende Kohle schwingt und einen geschlossenen Kreis erblickt. Die Blumen sprießen für ihn aus der Erde, um gleich wieder zu vergehen; ein Pilz schießt hervor und verschwindet sogleich.
Für den Esoteriker sind solche Bilder insofern von Interesse, weil er daran sieht, wie weit das heutige exoterische Denken hinausschwärmen kann. Von den drei Seelenkräften ist es ja das Denken, das am meisten ausschweifen kann. Der Esoteriker kann da nicht mit; es fehlt ihm solchem Denken gegenüber die Robustheit.
Woher kommt das? Weil solche Bilder wie die vom mikroskopischen und vom schnellebigen Menschen nicht in der Notwendigkeit, der Gesetzmäßigkeit des Weltenseins liegen. Ganz gewiß sind die guten Götter mehr um des Menschen Leben besorgt gewesen als er selber; sie haben ihn aber nicht als mikroskopischen, sondern als makrokosmischen Menschen geschaffen, weil sich der allein dem Weltensein, wie es die Götter veranlagt haben, einfügte. Nun wäre es ja möglich, daß Herr William Crookes, wenn er einmal hätte ein Gott werden können, einen solchen mikroskopischen Menschen geschaffen hätte - die guten Götter haben es nicht getan, sie sind zu schwach gewesen. Der heutige Exoteriker aber ist stark. Er malt sich ein solches Gedankenbild aus wie das vom mikroskopischen Menschen. Er ist stärker in seinem Denken als die nächsthöhere Hierarchie, die Engel oder Angeloi, von denen es in einer alten Urkunde heißt:
«Und sie verhüllten ihr Angesicht!»
Warum tun sie das? Und wovor? Vor den Irrtümern der Menschen! Der Mensch ist von den Göttern als ein denkendes Wesen geschaffen, und das ganze Weltall ist so eingerichtet, weil er eben ein denkendes Wesen sein sollte. Wenn der Mensch aber glaubt, daß das Denken für sich allein bestehen könne, wenn er
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es hinausschweifen läßt, so muß er in Irrtum verfallen und den Zusammenschluß mit dem universellen Denken, dem Urquell des Denkens verlieren. Dann verhüllen die Engel ihr Angesicht. So tief sind diese religiösen Urkunden gefaßt; man muß sie nur verstehen.
Wenn die heutige Theologie über die Bibel spricht, so hat das gegenüber der Wirklichkeit ebenso viel Bedeutung, als wenn europäische Gelehrte, die kein Chinesisch verstehen, ihr Urteil abgeben würden über heilige chinesische Handschriften nach dem, was sie der Handschrift äußerlich ansehen können. So wenig Wert das hat, so wenig Wert hat die moderne Bibel-forschung für die Menschheit.
Daher enthalten ja auch die Übungen, die Euch, meine lieben Schwestern und Brüder, gegeben sind, solche Gedankenbilder, wie sie im großen Weltenplan enthalten sind. Und ein Esoteriker wird Vorstellungen wie die vom mikroskopischen und vom schnell oder langsam lebenden Menschen ablehnen. Sie verursachen ihm Schmerzen, er empfindet sie als etwas Ungesundes, als nicht in der Notwendigkeit des Weltenseins Liegendes. Gegenüber dem mikroskopischen Menschen wird er etwas empfinden wie ein Brennen; es wird ihm heiß, wie wenn alles in einen Punkt zusammenströmt. Dagegen bei allem, was sich weit ausdehnen will ins Weltenall, wenn er sich zum Beispiel den Menschen, der achtzigtausend Jahre alt wird, vorstellen will, da überkommt ihn ein Kältegefühl, es friert ihn.
Ein solches Kältegefühl kann man auch haben gegenüber den verschiedenen Philosophen. Bei Anaxagoras, auch in geringerem Maße bei Empedokles, hat man ein eisiges Gefühl. Leibniz gegenüber empfindet man ein Gefühl wohltuender Wärme; er ist -wenn der Ausdruck richtig verstanden wird - ein angenehmer Philosoph.
Ein Gefühl von Brennen, von Heiß-Sein hat man auch, wenn man über einen Punkt meditiert. Das ist zugleich ein guter Prüfstein für die esoterische Entwicklung. Habe ich keine Mühe, mir einen Punkt vorzustellen, wie er den Schulkindern heute beigebracht
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wird, so ist es noch nicht das Richtige. Wenn der Esoteriker aber Mühe hat, wenn er ein heißes, brennendes Gefühl hat, so ist das ein Beweis, daß er in seiner Schulung fortgeschritten ist.
Ein solches Bild, wie es dem Weltengang entnommen ist, ist auch eine Schale, mit Öl gefüllt, in dem eine Flamme brennt und leuchtet. Die Schale steht fest, das Öl wird verzehrt. Wer sich in dieses Bild hineinversetzt, erhält dadurch ein wahres Bild von der menschlichen Wesenheit: die Schale ist der feste, physische Körper; das Öl, das sich verzehrt, der Ätherleib; die Flamme der Astralleib und das leuchtende Licht das Ich des Menschen.
Diese menschliche Wesenheit ist ja je nach Klima und Ort eine sehr verschiedene, und mehr, als man für gewöhnlich denkt, wächst der Mensch zusammen mit den Geheimnissen seiner Umgebung. Es ist ein Unterschied, ob ein Mensch von Berlin nach Sizilien fährt oder nach hier (Kristiania). Man erlebt etwas anderes, wenn man nach Norden fährt. Da wird der Ätherleib immer größer, besonders im östlichen Norden, zum Beispiel Finnland. Im Süden ist dagegen der Ätherleib mehr zusammen-gepreßt. Wenn jemand von hier - Kristiania - nach Süden fährt, so muß sich sein Ätherleib zusammenziehen. Dadurch können starke Heilkräfte entfesselt werden. Selbstverständlich kommt es dabei darauf an, ob ihm von seiten des zu Heilenden [nicht] Widerstand entgegengesetzt wird, und auch auf das Karma beider kommt es an.
Aufzeichnung B
Es gibt für den Esoteriker Dinge, die er nicht kann, in denen er schwach ist gegenüber dem Exoteriker. Wir werden morgen von Dingen reden, die der Esoteriker sich anzueignen hat. - Der Esoteriker kann sein Denken nicht mehr herumschwärmen lassen wie der Exoteriker. Als Beispiel, wie das gemeint ist, wird gesagt: Der Exoteriker denkt sich ein Menschlein aus, das
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Menschlein von Crookes, das wie ein Käferchen so klein ist, ein Mensch, der nur zwei Monate lebt, der aber in dieser Zeit Kind, Mann und Greis ist. Gegenüber solchem Ausgedachten sind die Götter schwach in ihrem Denken; sie können sich nur einen Menschen denken in der Größe und in der Art, wie er jetzt ist. Den mikrokosmischen Menschen, wie er da erdacht ist, statt den wirklichen makrokosmischen Menschen zu denken, das muß dem Esoteriker brennenden Schmerz machen. Das Kleine, das Gepreßte, das muß ihm Schmerz erzeugen; Feuer erzeugen dagegen muß ihm das Große, das Makrokosmische.
All dieses unbestimmte Denken über das Weltenall wie das Fragen und Grübeln über das, was war vor dem Saturn, was war, ehe denn Gott da war etc., etc., das muß bei dem Esoteriker ungeheuere Kälte erzeugen. Sich den Punkt und den Kreis, oder einen Punkt oder einen Kreis zu denken, das fällt dem Esoteriker schwer, nicht so dem Exoteriker. Der Esoteriker erzieht eben auch seine Seele.
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Wir können auf diese Weise eine Ahnung bekommen, woher Irrtum und Böses in die Welt gekommen ist. Das Kennenlernen des Ätherleibes geschieht durch Aufmerksamkeit, durch Konzentration, das des Astralleibes geschieht durch Hingabe der Seele, durch Meditation, durch das Hinuntersteigen in seine Seele und das Resultat ist eine Erweiterung des Gedächtnisses.
Ein gutes Meditationsmittel ist, sich vorzustellen eine Schale mit Öl und eine Flamme, die leuchtet und das Öl verzehrt. Das ist ein Symbolum für eine Vorstellung, die einer natürlichen Möglichkeit entspricht. Die Schale ist der physische Leib; das Öl ist der Ätherleib; die Flamme, die brennt und verzehrt das Öl, das ist der Astralleib; das Leuchten der Flamme, das ist das Ich.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Kristiania, 6. Oktober 1913
Aufzeichnung A
#TX
Das, was wir alle erreichen wollen, ist, Eingang zu finden in die geistige Welt. Wir sehen alle vor uns - oder ahnen wenigstens -eine Pforte mit einer Schwelle; um sie zu erreichen, sind uns gewisse Übungen gegeben. Trotzdem ist der Weg schwer, voller Hindernisse. Durch ein Meer von Traurigkeiten führt er hindurch, und viel Geduld ist nötig, um auf dem Wege nicht zu ermatten.
Wer schafft denn diese Hindernisse? Erstens unsere eigene Natur, und zweitens suchen uns Luzifer und Ahriman Hindernisse in den Weg zu legen.
Beide haben ihre Wirksamkeit auf Erden, eine Wirksamkeit, die zum Guten führen könnte, wenn sie sich darauf beschränkten, das zu tun, was sie tun sollen, nämlich in den Wirkungen der Sinneswelt zu leben. Aber sie begnügen sich nicht damit, in dem geistigen Reiche zu bleiben, dem sie angehören, und nur ihre Wirkungen herabzusenden auf den physischen Plan, sondern sie wollen auch mit ihrem Ich-Bewußtsein auf der Erde herrschen. Wir wissen, daß der Mensch sein Ich-Bewußtsein auf der Erde erreicht, die Angeloi erlangen es in der Elementarwelt und die Archangeloi in der Astralwelt. In das Ich-Bewußtsein des Menschen möchten Luzifer und Ahriman also eindringen.
Ahriman ist der Herr des Todes, wie er durch die Natur des Menschen bedingt ist. Im Stein ist kein Leben, der gehört ihm an. Nun möchte Ahriman seine Macht aber auch ausdehnen auf das, was hinüberschreitet durch die Pforte des Todes, was der geistigen Welt angehört. Daher bringt er den heutigen Menschen, den Materialisten und Monisten, die Lüge bei, es gäbe kein Ewiges, die Seele wäre in dem physischen Körper enthalten und höre mit ihm auf. Ahriman kann an die Menschen heran, weil sie Furcht haben. Ist es nur normale Furcht, zu deren
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Erkenntnis sich der Mensch leicht durchringt, so geht es noch an; aber schlimm wird es, wenn diese Furcht in den Gründen des Unterbewußtseins schlummert. Ein solcher Mensch verfällt Ahriman. Diese Furcht ist da bei allen Anhängern der materialistischen Wissenschaft - so wenig sie es glauben würden, wenn man es ihnen sagte -, überhaupt bei allen Menschen, die kein Verhältnis haben zur geistigen Welt.
Goethe läßt den Mephisto ganz richtig sagen:
«Den Teufel spürt das Völkchen nie,
und wenn er sie beim Kragen hätte.»
Man gehe nur in ein Laboratorium, in dem viele Menschen arbeiten; da wird man schon sehen, wie stark ihre Ätherleiber von Ahriman imprägniert sind. Der Hellseher sieht darin nämlich genau dieselben Formen, die er auch in dem von Furcht erfüllten Ätherleib eines Menschen sieht. Wenn ein Mensch durch ein Zimmer geht, in dem sich ein Spiegel befindet, so sieht er sein Bild, das aber nur da sein kann, weil der Mensch selbst da ist. So ist auf der Erde auch nur sein Spiegelbild; Ahriman aber sucht ihm den Gedanken beizubringen, es sei Wirklichkeit.
Auf welche Weise kann man sich vor Ahriman schützen? Indem man zufrieden ist mit dem, was einem beschieden ist:
Erfreue dich dessen, was dir gewährt ist;
entbehre gern, was dir nicht beschert ist!
Dann kann Ahriman nicht an uns heran. Man soll nicht wunschlos sein, kein Asket, der die Welt flieht, aber auch nicht voller Freude [nur], sondern die Waage halten zwischen beiden; das gibt die rechte Stimmung für den Esoteriker.
Auch Luzifer könnte viel Gutes wirken, wenn er sich beschränkte auf sein Gebiet, die Menschen zum Ich-Bewußtsein zu führen. Luzifer steht hinter aller Kunst, hinter der wahren freien Wissenschaft. Aber er verführt den Menschen zum übertriebenen Selbstbewußtsein, zur Selbstüberhebung.
Ich will ein Beispiel geben. Denken wir uns einen Künstler, der eine Statue schafft. Solange sie eine Nachbildung sein soll, ist alles in Ordnung. Wenn er aber selbst Schöpfer, selbst Gott
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sein will, wenn er zum Beispiel verlangen würde, die Statue solle gehen - er zerbricht sie und bildet sich wirklich ein, sie geht -, dann steht Luzifer dahinter.
In den naturalistisch-realistischen Dramen, die heute geschaffen werden, ist Luzifer wirksam. Luzifer schreitet über die Bühnen. Noch vor hundert Jahren konnte Schiller seinem «Tell» Worte in den Mund legen, wie sie nie ein Mensch gesprochen hat. Für ihn war eben, wie er es oft ausgesprochen, die Kunst eine Himmelsgabe. Heute bekommt es ein Gerhard Hauptmann fertig, am «Tell» alles zu streichen, was sich mit seinen realistischen Anschauungen nicht verträgt.
Die einzige Gegenwirkung, die wir Luzifer gegenüber haben, ist tiefste Demut und Selbstbescheidenheit.
Wie viele sagen sich wohl abends, wenn sie zurückschauen auf ihr Tagewerk, daß die Götter es waren, die ihr Tun und Handeln geleitet haben! Die meisten glauben, stolz sein zu dürfen auf das, was sie selbst vollbracht haben. Nähren wir in uns den Geist der Demut und Bescheidenheit, so schützen wir uns vor Luzifer. Entwickeln wir in uns Zufriedenheit, in unserem Innern, so kann Ahriman nicht an uns heran.
Aufzeichnung B
Ahriman sich ferne zu halten, wird dem gelingen, der da befolgt den Spruch: «Freue dich über das, was dir beschert ist; begehre nicht, was dir nicht gewährt wird.» -
Zu Luzifer sich richtig stellend, spricht der Esoteriker: «Übe Selbsterkenntnis, indem du auf deine Taten schaust und nicht den Gott in dir andichtest.» - Nur ein Spiegelbild von sich sieht der Mensch auf der Erde. Der Mensch ist ein geistiges Wesen; indem er sein Spiegelbild auf der Erde sieht, kommt er zu seinem Ich-Bewußtsein. Er hat sein Ich auf der Erde kennenzulernen. Luzifer und Ahriman machen den Fehler, daß sie ihr
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Ich, statt nur seine Wirkungen, auf den physischen Plan tragen. Man muß bei der Imagination nicht stehenbleiben, sondern sie lesen lernen.
Ahriman hat in der physischen Welt überall da Einfluß, wo man nur die physisch-sinnliche Welt anerkennt. Und der Zustand, in dem da der physische und der Ätherleib ist, zeigt sich genau dem Hellseher; es ist der Zustand, wie er sonst ist bei Menschen, die Furcht empfinden. Ahriman täuscht uns im Schauen, daher muß das Lesen zum Schauen kommen. Luzifer verführt uns, in uns den Gott zu suchen, sich für den Herrgott zu halten. Schützen können wir uns davor durch Demut und Bescheidenheit.
Zweierlei muß der Esoteriker lernen:
1. Die Meditation in Treue machen
2. Geduld haben.
In der elementarischen Welt ist auch Ahriman der Versucher. Die Schauungen der elementarischen Welt soll man deshalb nicht erzählen so: «Ich fühle mich in einer Welt von Wärme etc., nichts Festes ist da, Flüsse etc.»; nein, so soll man es nicht sagen; lesen lernen soll man dies, und sagen kann man dann, das ist die alte Saturnentwickelung.
Jedes Wesen hat seine Welt, in der es sein Ich erleben muß.
Der Engel verhüllt sein Antlitz vor der Menschwerdung. Die Engel erleben ihr Ich in der elementarischen Welt. Die Erzengel erleben ihr Ich in der astralischen Welt, aber ihre Wirkungen reichen auf die physische Welt herunter. Das Blut symbolisiert das Ich des Menschen. Wer nicht Blut sehen kann bei sich oder bei anderen, der kann sein Ich nicht ertragen; nicht einmal im Symbolum, im Ausdruck kann dieser Mensch sein Ich ertragen; der Betreffende fällt in Ohnmacht, wenn er Blut sieht. Sein «Ich», kennt der Mensch es? Nein, überhaupt noch nicht ertragen kann der Mensch heute sein Ich. Der Mensch betäubt sich und will das nicht durchmachen. Er will sein Ich nicht kennenlernen.
Wenn wir das Rosenkreuz als Imagination erleben, so müssen wir das lesen lernen, dürfen bei dem Bilde, das schwarze Holz
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des Kreuzes, nicht stehen bleiben; es gehört das okkulte Wort dazu. Schauen wir das Blau, ausfüllend den Raum, so müssen wir uns sagen, hinter dem Blau steckt etwas. Wir dringen viel-leicht durch, und es erscheint uns ein Engel. Wir können auch sagen, hinter dem Blau verbirgt sich das Rot, dahinter die Leidenschaft; wir müssen hindurchdringen, da erscheint der Teufel (Hinweis auf Luzifer in «Der Seelen Erwachen», Devachanszene, Weltenmitternachtszene; nur noch wie ein rotes Band [?] bekleidet). Der Ätherleib des Menschen ist nicht in allen Ländern gleich groß. Der Ätherleib wird immer größer, je mehr man von Berlin aus nach Norden kommt, und er wird kleiner, je mehr man nach Süden kommt, und immer kleiner, je mehr man nach Osten kommt.
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ESOTERISCHE STUNDE
Bergen, 11. Oktoher 1913
Aufzeichnung A
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Es ist immer wiederum von neuem notwendig, ein Bild zu geben von demjenigen, was in der Meditation zu geschehen hat und wie man sich dabei zu benehmen hat.
Wenn man sich zum Meditieren hinsetzt, soll man dafür sorgen, daß es um einen herum im Zimmer nicht zu warm und auch nicht zu kalt ist, damit man so wenig wie möglich Hindernisse von dem physischen Leibe her empfindet. Das erste, was auftreten wird, ist eine Art von innerer Unruhe, als ob es in unserem Blute stechen und krabbeln würde, so daß man sich dadurch abgelenkt fühlt; ja, es kann sogar bis zu einem Rauschen des Blutes werden. Es werden nun vielleicht diejenigen, die solches nicht erlebt haben, meinen können, daß sie deshalb besser meditieren. Das ist aber nicht der Fall, denn dieses Stechen im Blute muß schließlich ein jeder mehr oder weniger erfahren, und es ist gerade ein Beweis dafür, daß man auf dem richtigen Wege ist, denn dadurch wird uns etwas zum Bewußt-sein gebracht, das man im gewöhnlichen Leben immer gerne übersieht. Durch das Stechen und Prickeln des Blutes kommt uns nämlich der Egoismus zum Bewußtsein, mit dem wir noch behaftet sind und der uns daran hindert, in die geistige Welt hineinzugelangen. Das wird uns zunächst verhindern, die nötige Ruhe zu erwerben, aber bei einem kräftigen Fortsetzen der Meditation wird man es so weit bringen, daß dieses Prickeln, während es vorhanden ist, uns nicht mehr stören kann.
Ein zweites Hindernis, das sich bei der Meditation auftut, ist eine Art von Atemnot. Während man vorher den Atem regelmäßig verlaufend fühlte, kommt ein Moment, in dem man so fühlt, als ob der Atem stocken würde, als ob man im Halse eine Verdickung oder Beklemmung haben würde, die uns den Atem nimmt. Auch das ist etwas, was wohl ein jeder erleben wird, der
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zu meditieren versucht, und das uns hinweisen soll auf einen Mangel an Wahrheitssinn, auf die Lügenhaftigkeit, die noch in uns steckt.
Ein Drittes ist, daß man sich während der Meditation plötzlich sehr schwach fühlen kann und der Schweiß einem ausbricht. Das ist das Hindernis, das der physische Leib dem Ätherleib in den Weg legt, so daß der Ätherleib sich nicht weiten kann, wie es bei der Meditation sein soll. Das kommt insbesondere bei solchen Menschen vor, die sich esoterisch entwickeln wollen und die zu viel Nahrung zu sich nehmen. Und wenn es dann wirklich gelingt, daß der Ätherleib sich vom physischen Leib lockert, dann hat er gleichsam wie eine dichte Mauer vor sich, durch die der Mensch nicht hindurchschauen kann, und die weiteren Versuche, etwas von geistigem Licht oder geistige Wesen zu schauen, sind fruchtlos.
Ein Viertes, was geschehen kann, ist, daß man sich sehr angenehm und leicht fühlt und wie in einer Art Traumzustand sich befindet. Wenn das geschieht, so ist es, um uns darauf hinzuweisen, daß es uns an der Neigung mangelt, uns sozial zu den Menschen zu stellen, und daß wir mehr dazu neigen, auf dem physischen Plan ein Traumleben zu führen.
Als Mittel gegen den Egoismus - der so stark auftreten kann, daß man eine große Beunruhigung dadurch erlebt - ist zu empfehlen das Lesen und In-uns-wirken-Lassen des Vaterunsers oder der Bergpredigt oder des Anfangs des Johannes-Evangeliums. Das wird uns zeitweise Ruhe verschaffen. Auch dasjenige, was in diesen Tagen als das «Fünfte Evangelium» gegeben wurde, ist dazu angetan, eine weitere Zunahme des Egoismus zu verhüten.
Je ernsthafter wir uns als Esoteriker entwickeln, desto mehr sollen wir eine Hingabe in uns pflegen, eine Devotion, die von unserer Seele den höheren Wesenheiten entgegengebracht werden soll, zum Beispiel den Engeln. Diese brauchen unser esoterisches Streben und das Studium der Theosophie als eine Nahrung für sich selber. Und nach dem Maße, wie Theosophie in uns
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hineindringt und wir sie zu einem Teile unseres eigenen Wesens inachen, in dem Maße können die Erzengel sie gebrauchen zur weiteren Entwicklung der einzelnen Völker und so zu ihrer eigenen Entwicklung.
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Aufzeichnung B
Was tut die Seele, wenn sie meditiert? Sie wird ganz eins mit dem Meditationsinhalt. Hindernisse, die dabei auftreten, sind die Gedanken und die Sorgen des Lebens, die die Seele nicht bannen kann. Dann tritt ferner auf:
1. ein Prickeln, Stechen oder Brausen im Blut während der Meditation. Das zeigt an den Egoismus, den wir in uns haben, und wir sollen uns daran prüfen, wo die Impulse des Egoismus bei uns liegen. Wer da sagen wollte: ich bin froh, bei mir tritt bei der Meditation kein Stechen, kein Prickeln, auch kein Brausen auf, - wer das sagt, der hat wohl überhaupt noch nicht tief meditiert.
2. Das Auftreten eines Würgens im Hals während der Meditation; das ist unsere Unwahrhaftigkeit, dieser Würgengel. Der Atem wird gespürt, geht bis zur Beklemmung.
3. Wir erleben während der Meditation außer unserem Leibe eine aus Träumen, aus Traumesstoff gewobene Form unseres physischen Leibes. Das ist das, was aufnimmt das, was zu dem physischen Leib dann wird, das, was nicht mit uns begraben wird, das Phantom.
Wenn sowohl das Blut als auch der Atem überwunden sind und wenn dann doch weitermeditiert wird, dann kann es geschehen, daß der Ätherleib bei der Meditation heraus will und, wegen der unreinen Kräfte in uns, unter starkem Schweiß wie herausgepreßt wird. Und dann sieht man den physischen Leib wie eine aus feiner Materie gewobene Form.
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ESOTERISCHE STUNDE
Kopenhagen, 15. Oktober 1913
Aufzeichnung A
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Durch unsere Übungen dringen wir allmählich in die geistige Welt ein, aber das ist nicht möglich, ohne daß man zu gleicher Zeit in Berührung kommt mit Luzifer und Ahriman. In der Bibel finden wir die Erzählung von dem Sündenfall des Menschen, wodurch Luzifer und dann später Ahriman ihren Einfluß auf den Menschen erlangt haben. Sie wirken so in den Menschen hinein, daß es diesem, wenn er in die geistige Welt aufsteigt, schwer fällt, sein Ich zu ertragen. Gewisse Menschen können sogar in der physischen Welt nicht das äußere Zeichen des Ich ertragen, das heißt sie fallen in Ohnmacht, wenn sie Blut sehen.
Der Sündenfall hat uns die Selbsterkenntnis gegeben, aber mit einer Begrenzung, und jedesmal, wenn wir einen Schritt in der Selbsterkenntnis vorwärts machen, treten neue Versuchungen an uns heran, und zwar bis zu dem Grade, wie wir sie eben ertragen können. Ebenso wie der Mensch begrenzt ist in seinem physischen Leibe, was das Maß des Schmerzertragens betrifft, ebenso sind die Kräfte begrenzt, mit denen wir die höheren Welten ertragen können,
Indem Luzifer und Ahriman uns bei dem Sündenfall aus dem Paradiese vertrieben haben, sind sie es auch wiederum, denen man begegnet, wenn man durch die Meditation in die geistige Welt hineinkommen will, und die uns unsere Begrenzungen fühlen lassen.
Ahriman steckt in all dem darinnen, was geistige Laute, Worte und so weiter sind, die man hören kann. Diesen gegenüber soll man immer mißtrauisch sein, denn in der menschlichen Sprache, die differenziert ist in die verschiedenen Völkersprachen, liegt Unwahrheit. Zwar nicht ganz und gar, sonst müßte ein jeder lügen, der seinen Mund zum Reden öffnet. Soviel Wahres in der Sprache ist, soviel Wahres kann in den «Stimmen» liegen. Würden
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die Stimmen immer die Wahrheit sprechen, dann hätte Luzifer bei der Versuchung nicht sagen sollen: «Ihr werdet sein wie die Götter», sondern er hätte sagen müssen: «Ich lüge».
Luzifer gibt die Visionen. Diese muß man durchbrechen, sonst zerbricht man nicht die Schale, die um jeden Menschen herum ist und die wahre geistige Welt verdeckt. Die Visionen und die Stimmen sind um uns herum wie die Schale um das Küken im Ei. Man kann in einer Vision vielleicht einen Engel schauen, und wenn man durch die Vision hindurchdringt, wird sich der Engel in eine Schlange verwandeln, das Zeichen Luzifers, denn dieser erschien ja bei der Versuchung auch in der Gestalt einer Schlange. Oder man wird vielleicht in seiner Meditation die Farbe Blau sehen - bricht man da hindurch, so kann das Blau verschwinden und zum Rot werden, und dann zeigt sich, daß wir unsere eigenen Leidenschaften geschaut haben.
Der Mensch hat infolge der Versuchung durch Luzifer nicht alles dasjenige erhalten, was die Götter haben; er hat zwar unzeitgemäße Erkenntnis erhalten, aber nicht das Leben. Dadurch ist alles dasjenige, was wir erkennen und wahrnehmen, durchdrungen von Luzifer und Ahriman. So ist es im Grunde auch mit dem Inhalt unserer Übungen. Wenn man seine Übungen betrachtet, wird man finden, daß sie so gestaltet sind, daß sie niemals an den menschlichen Egoismus appellieren, was viele Menschen als sehr unangenehm empfinden. Wir meditieren nicht über «die Liebe» oder «die Wahrheit», denn all das würde nur den Egoismus fördern. Aber trotzdem sind solche Begriffe wie «Licht», «Wärme», die sich in unseren Übungen finden, Dinge der physischen Welt, die der Mensch zunächst nur kennt durch die physischen Sinne. Das alles sind noch Gaben des Luzifer. Daher sollen wir nach der Meditation den Inhalt fallen lassen, die Seele ganz leer machen auch von diesen Eindrücken; damit sagen wir allem ab, was von Luzifer und Ahriman herrührt, und bereiten uns auf die rein geistige Welt vor. Dann verschwindet für uns die Welt der Sinne, und die geistige Welt geht vor uns auf, die nichts mit der physischen Welt gemeinsam hat.
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Der gewöhnliche Mensch ist wie das Hühnchen, das seine Eierschale für die wirkliche Welt halten würde. Wenn das Hühnchen innerhalb seiner Eierschale wahrnehmen könnte, dann würde es diese nicht klein, sondern sehr vergrößert sehen, ja so groß, wie wir unsere Welt schauen. Wie die ganze Welt würde es den Inhalt innerhalb der Schale ansehen. So sehen wir unsere Eierschale, das heißt unsere Aura, ausgebreitet um uns herum als das blaue Himmelsgewölbe. Durchbrechen wir unsere Schale, dann werden Sonne und Mond verfinstert, die Sterne fallen auf die Erde
- an deren Stelle breitet sich die geistige Welt aus.
Die Menschen leben in ihrer Eierschale - ihrer Aura. Die Elohim haben uns unsere Aura gegeben, und durch den Sündenfall ist diese wie eine Schale um uns herum geworden, und wir sind darinnen wie das Hühnchen im Ei. Der Himmel und die Sterne sind unsere Begrenzung, und sie mussen wir durch unsere Seelenkraft durchbrechen, wie das Küken aus eigener Kraft die Schale durchbrechen muß. Dann gelangen wir in eine neue Welt, ebenso wiederum wie das Küken eine neue Welt vor sich hat, wenn es aus dem Ei gekrochen ist. Und da die Menschen eigentlich alle dieselbe Eierschale um sich haben, konnte auch eine Astronomie entstehen, wie wir sie haben, die die Himmels-körper sich am Himmelsgewölbe bewegen läßt.
Die Eierschale ist das: Ex Deo nascimur. Damit wir durch sie hindurchbrechen und auch etwas mitnehmen können in die geistige Welt hinein, mussen wir dasjenige mitbringen, was in unsere Schale von der Außenwelt - das heißt also von der geistigen Welt - hineindringt, was das Gemeinsame ist; das ist der Christus. Darum sprechen wir: In Christo morimur und hoffen, daß, wenn wir mit Christi Hilfe die Schalen durchbrochen haben, wir wiederum auferweckt werden: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
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Aufzeichnung B
Als den Kampf mit Luzifer sollen wir empfinden das Unterdrücken der Meditation. * - Wir müssen uns Verständnis für den sogenannten Sündenfall erwerben. Ein Ähnliches erlebt man, wenn man Esoteriker wird. Was tut denn der Mensch, wenn er Esoteriker wird? Er nimmt etwas voraus, was die Menschheit erst später durchmachen muß. Und immer, wenn der Mensch eigentlich nicht ganz normal vorwärts will, tritt die Versuchung zuerst an ihn heran. Luzifer versucht uns, wenn wir Stimmen hören in uns, die zu uns in unserer Sprache sprechen. Drüben spricht man nicht diese Sprache, da spricht man eine andere Sprache; darum müssen wir sagen zu diesen Stimmen: «Ihr lügt alle!» - Ahriman versucht uns durch Bilderzeigen.
Beides, die Stimmen und die Bilder müssen wir durchdringen, um zum Wahren zu kommen. Als Beispiel dafür wird nun folgendes gegeben: Denken wir uns das Hühnchen, das im Ei ist, bevor es auskriecht. Es hat um sich die Eischale, das ist das, was das Hühnchen kennt und was es schaut, was es von innen schaut, genau so, wie wir, die wir als Eischale um uns haben und schauen den Himmel und alles, alles, was das Auge erblickt. Das ist alles das Ei von innen geschaut. Unsere eigene Aura, wir sehen sie auch von innen. Durchstoßen, durchbrechen müssen wir diese Eischale, wie das Hühnchen mit seinem Schnabel sie durchstößt, abwirft und in eine neue Welt tritt, dann erst betreten wir die Welt der göttlich-geistigen Wesenheiten, der Hierarchien.
Um dazu zu gelangen, müssen wir in der Meditation alles fallen lassen, alles ausschalten, was an anderen Gedanken und Gefühlen an uns herankommen will, außer dem Meditationsinhalt. Dann müssen wir aber auch diesen fallen lassen, ausschalten und doch bewußt bleiben, das ist das Bedeutungsvolle davon, das müssen wir fühlen.
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* Gemeint ist das Ausschalten des Meditationsinhaltes nach der Meditation. vgl. den letzten Absatz dieser Seite sowie Aufzeichnung A.
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Im Denken, auch im Denken in der Meditation, lebt Luzifer. Wir schließen darum einen Bund mit Luzifer in dem Denken der Meditation. Nun müssen wir das Denken in der Meditation fallen lassen, d.h. uns leer machen, den Inhalt der Meditation fallen lassen, loslösen die Denkkraft vom Denken. Durch willkürliche Unterdrückung mit wachem Bewußtsein töten wir freiwillig, mit Bewußtsein, das, was von Luzifer kommt.
Es handelt sich um die Erzeugung einer konzentrierten Aufmerksamkeit, ohne einen Gegenstand. Aufmerksam zu sein auf einen Gegenstand, das ist der Beginn der Meditation, dann muß man die Aufmerksamkeit ablenken und den Göttern das Denken zurückgeben; das ist das Bedeutungsvolle. Und nun erst kommt man in die wahre, geistige Welt.
Nachdem der Mensch der Versuchung Luzifers erlegen ist, der da zum Menschen sprach: «Ihr werdet sein wie die Götter!»
- da sagt die Gottheit: «Nein!» - Und die Götter, sie nehmen dem, was Luzifer gegeben hat, das Leben weg, d.h. sie fügen ihm den Tod ein.
Betritt man die geistige Welt, so hat man das Erlebnis: Man erlebt die Kraft, die die menschliche Leiblichkeit plastisch bildet; man kommt hinter sich selbst. Urteilskraft, Unterscheidung von Gut und Böse heißt das, was da der Mensch durch Luzifer erkennen lernt.
Der Leib hat Grenzen der Ertragsamkeit des Schmerzes, wenn diese Grenze überschritten ist, erfolgt die Ohnmacht. Die Seele hat ebenso Grenzen, bei ihr tritt dann die Bewußtlosigkeit ein (auf).
Durch das Loslösen des Denkens vom Gehirn erlebt man sich außerhalb seines Gehirnes. Es ist, wie wenn man sein Gehirn in Strömungen umkreisen würde; so fühlt man sich. Man schleicht sich förmlich nachher um sein Gehirn herum. Wenn man fortsetzt das, was sonst das gewöhnliche Denken ist und sich verbunden fühlt mit den Prozessen, die sonst immer vorangehen, [sich verbunden fühlt] mit dem, wodurch der Denkprozeß entsteht, dann lernt man ein Gefühl kennen, das man so ausdrükken
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kann: man habe förmlich Furcht, es bis zum Gedanken kommen zu lassen. Eine gewisse Überwindung gehört dazu, solche Wahrheiten und Tatsachen, diese spirituellen Vorstellungen, mitzuteilen, die man außerhalb des Gehirns erlebt hat, weil man jetzt kennenlernt, was eigentlich am Menschen arbeitet. Man schaut den Zerstörungsprozeß des gewöhnlichen Denkens. Der Geistesforscher bringt es eine Weile dazu, den Zerstörungsprozeß nicht auszuüben. Er stellt sich neben sein Gehirn hin. Hingebung an das Weltenall ohne Regsamkeit, das gehört dazu zur Geistesforschung. Dann lernt der Geistesforscher alles das willkürlich zu tun, was sonst vom Menschen unwillkürlich, im Schlaf, getan wird. Der Geistesforscher lernt alle die Funktionen des Leibes fühlen, die Atmung, die Drüsen etc. etc., und steht dem ganzen Menschen äußerlich gegenüber, fühlt ihn äußerlich. Durch Hingabe und Vertiefung der Seelenkräfte des Denkens und besonders des Fühlens kommt der Geistesforscher dazu.
Mit dem Herzen muß man bei einer solchen Meditation, bei einer solchen Vorstellung sein. Gefühlsmäßig sollen wir meditieren, dann werden wir nicht nur außerhalb unseres Gehirnes mit unserer Denkkraft sein, sondern wir umkreisen dann den ganzen Menschen. Dann dämmert uns auf das Bewußtsein: Du warst da vor der Empfängnis, stiegest herunter zu dieser Inkarnation! -Man blickt hinaus über das Erdenleben. Ein typisches okkultes Erlebnis hat man dabei: es ist, wie wenn der Blitz diesen Leib zerspaltet! Als Bild das Erlebnis geschildert: es ist wie wenn der Blitz durch das Haus zuckte, durch deinen Leib zuckte und ihn hinwegtrüge.
Das ist ein erschütterndes Erlebnis! Es ist das Erlebnis: Man kommt in die Nähe des Todes! - Nun weiß man und schaut, was der geistig-seelische Wesenskern des Menschen ist!
Dann muß man auch lernen, seinen Willen selbstlos zu konzentrieren von der äußerlichen, alltäglichen Betätigung auf dem Gebiete des Sprechens. So wie man die Denkkraft loslösen kann von dem Gehirn und den ganzen Menschen loslösen kann durch das Gefühl, so kann man die Sprachkraft von der Sprache selbst
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loslösen. Die Sprechbewegungen müssen schweigen, man darf es nicht zum Sprechen kommen lassen. Man muß dieses üben, innerlich, geistig-seelisch, man übt aber innerlich doch dieselbe Tätigkeit aus wie sonst beim Sprechen. Es muß so weit gebracht werden, daß wir lassen den Laut nicht einmal in die Nerven hereinkommen. Das, was sonst gebraucht wird zum Sprechen, das muß bleiben beim Gestus.
Mantrisches, Meditation ist nicht Begriff, sondern ist nur innerlich den Laut erleben. Wir hören uns selber zu, lassen es aber nicht bis zum Sprechen kommen. Dadurch werden wir unsere früheren Erdenleben kennenlernen; das ist wirkliche Erinnerung. Die Gemütskräfte lassen uns hineinblicken in das Leben über Geburt und Empfängnis hinaus; die Willenskräfte zeigen uns die früheren Erdenleben.
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Aufzeichnung C
Was ist Sündenfall? Da geschah etwas, was eigentlich die Entwicklung der Menschheit anders gestaltete, als sie nach dem Rat der Götter und insbesondere Jahves hätte sein sollen. Der Mensch hätte werden sollen ein Geschöpf, das den Instinkten der Götter hätte folgen sollen, wie das Tier seinen Instinkten folgt. Nun aber wurde ihm gegeben die eigene Unterscheidung zwischen Gut und Böse, die Erdenerkenntnis. Sie lehrte ihn eigenes Urteil - aber sie nahm ihm auch zunächst die Himmelserkenntnis* Und der Esoteriker unternimmt es, sich zur Erdenerkenntnis «die andere», die der spirituellen Welt dazu zu erobern. Da hat er es nicht so bequem mehr, wie die übrigen Menschen, die nur so dahinleben, da erstehen ihm ernste Pflichten und Verantwortlichkeiten z. B. der Wahrheit gegenüber. Da weiß er, daß er, wenn er in einer Inkarnation jemandem eine Unwahrheit gesagt hat, er dies wieder gut machen muß, indem er ihm die Wahrheit sagt. Das ist nicht immer leicht, das kann sogar furchtbar schwer sein, aber muß geschehen,
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denn Karma muß sich vollziehen. Da kann der Esoteriker z.B. fühlen, daß es ihn würgt im Halse, das ist der Geist der Wahrheit, der da will, daß die Unwahrheit ausgetilgt werde. - Das muß der Esoteriker hinnehmen als Mahnung zum Aussprechen der Wahrheit. Oder im andern Fall kann er empfinden ein Prikkeln im Blut. Das sind die versteckten Egoismen, die im Ich da sind; solange der Mensch sich vor ihnen versteckt, sie nicht sehen will, drückt sich das darin aus, daß der Mensch den Ausdruck des egoistischen Ich, das Blut, nicht sehen kann. Er wird ohnmächtig vor dem Anblick des Blutes, d.h. er versteckt sich vor den Egoismen, die darin prickeln.
Überall walten die luziferischen und ahrimanischen Kräfte, und der Esoteriker macht sehr genaue Bekanntschaft mit ihnen, er muß mit ihnen kämpfen, und er darf den Kampf nicht scheuen. Die Erdenerkenntnis hat der Mensch durch die Schlange, durch Luzifer erhalten, sie muß geführt werden bis zum Tode, denn der Tod ist eine Folge der Erdenerkenntnis. Der Mensch muß lernen, innerlich tot die Erden[. . .]* zu fühlen, sein Denken muß er ersterben lassen können und muß dabei doch ein wacher, bewußter Mensch bleiben können. In Worten der menschlichen Sprache ist ihm sein Meditationsinhalt gegeben worden, die Sprache aber ist Luzifers Werk (Turmbau zu Babel>; sie [die Worte] haben verdeckt die eigentliche Menschensprache, die Ursprache. So mußte der Mensch ja einen luziferischen Inhalt selbst bis in seine Meditation hinein bekommen. Wenn nun die Menschen glauben, auf gewissen Stufen der seelischen Entwicklung Stimmen zu vernehmen, und wenn die in irgendeiner Sprache zu einem sprechen, so muß er schon daraus wissen: das ist Luzifer, das ist Lüge und durch starke innere Kraft muß er die Schale dieser Lügen durchbrechen, um zur Wahrheit zu kommen, d.h. zur wahren geistigen Welt, die ihm durch diese Schale zugedeckt wird. Und wenn er glaubt, Bilder zu sehen, so ist da Ahriman am Werke zunächst. Da gleicht der Mensch einem
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* In der handschriftlichen Aufzeichnung unleserlich.
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Küchlein im Ei, das da glaubt, die Schale dieses Eies sei wie ein Spiegel und aus diesem abliest, was es selbst ist. Da muß der Mensch wieder die innere Kraft haben, wenn ihm da z.B. ein Engel erscheint, mit der inneren Erkenntnis-Kraft durch dieses Bild durchzudringen, und siehe da, es wird ein Teufel erscheinen aus der Umwandlung des Engels. Das Küchlein konnte glauben, seine Schale sei das Weltenall, eben dasselbe glauben die Menschen auch. Sie stecken darin in ihrer Eischale und glauben, diese blaue Schale des Welteneies, an der sie Sterne und Sonne und Mond sehen, sei die Welt. Das ist sie nicht. Sie tun da dasselbe was das Küchlein tut, aber wenn dies Küchlein durch seine Kraft die Schale zersprengt, so gleicht es da dem Menschen, der durch seine innere Kraft die Schale des Welteneies, das er für die Welt hält, zersprengt. Da sieht er dann, daß dasjenige, was die Astronomen über Sonne, Mond und Sterne sagen, Wischiwaschi ist, er sieht da die Welt der Hierarchien und ihr Walten und Wirken, die Sterne aber fallen für ihn herab und Sonne und Mond verlieren ihren physischen Schein. Da tritt er hinaus in die Welt des Vaters, der der Schöpfer ist des Welteneies, das ihm vorher seine Welt war. In diese Welt tritt der Mensch durch den Tod, aber auch durch die Initiation hinein. Der Christus gehört beiden Welten an, der Ursprungswelt, aber auch der Welt des Eies, denn er brachte das Opfer, sich in sie hinein zu begeben, und in ihr zu wirken, damit durch ihn die Menschen die innere Erkraftung finden könnten, die Schale zu zersprengen und hinaus zu gelangen in die Welt der Hierarchien: die Welt des heiligen Geistes. In Christo morimur heißt, seine Erdenerkenntnis sterben zu lassen, damit die Himmelserkenntnis wiederum aufleuchten kann.
So wie der Körper an Grenzen der Ertragsfähigkeit kommt und dann nicht weiter kann, ohnmächtig wird durch das Übermaß von Schmerz, so hat auch die Seele Grenzen ihrer Fähigkeit des Ertragens. Dann kann sie nicht weiter und sie muß das tun, was der Geist der Wahrheit von ihr verlangt - den Knoten durchbrechen.
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Die Seele fühlt sich in sich selbst wie in eigner Kraft, die sie wie eine Schale umgibt. Diese Schale muß sie durchbrechen, und da sind Luzifer und Ahriman gleich zur Stelle.
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Aufzeichnung D
Der Sündenfall kann wieder erlebt werden auf dem esoterischen Wege; da bei jedem Vordringen der Menschen sich die Versuchung in den Weg stellt.
Derjenige, der ein Esoteriker wird, muß sich klar darüber sein, daß er das Leben anders nehmen muß als der Exoteriker. Körperlich kann man Schmerzen betäuben, aber seelisch kann man sich nicht mehr betäuben. Man muß wissen, daß, wenn man die Unwahrheit spricht, man einmal in einem späteren Leben dieses berichtigen wird müssen, daß man die Wahrheit wird sprechen müssen, aber dann mit Schamgefühl. Der Körper kann nur ein gewisses Maß von Schmerzen aushalten, dann fällt er in Ohnmacht, man verliert die Herrschaft seines Ichs. Schwache Seelen können auch durch Angst oder Schrecken in Ohnmacht fallen. Wenn eine unreife Seele, die psychisch veranlagt ist, durch die Übungen rasch in die geistige Welt kommt, dann verfällt sie auch dort einer Betäubung, das sind die Stimmen, die in unseren Sprachen zu uns reden, die legt Luzifer vor die geistige Welt. Man muß dann eine große Seelenstärke wachrufen, um ihnen zuzurufen: Ihr lügt. - Dann hören sie auf. In der Imagination stellt sich Ahriman uns entgegen. Mancher erblickt einen Engel; wenn er ihn scharf ins Auge faßt, geht er in Nebel auf und an der Stelle steht ein Teufel. Eine Erscheinung hat eine blaue Farbe, schaut man scharf hin, verwandelt sie sich in rot und zeigt an, daß noch eine Begierde in uns ist. Der Mensch sitzt in der Aura seiner Illusionen, auch was die physische Umwelt betrifft, wie ein Hühnchen in der Eischale. Wir müssen diese durchbrechen, um in die geistige Welt zu kommen. Die
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Sprache der geistigen Welt muß man dann erst verstehen lernen, dazu muß man sich erfüllen mit etwas, das uns von dort gekommen ist, zu uns in die Eierschale; das müssen wir mit hinausnehmen, das ist der Christus-Impuls. Hinter der Maja des Himmeisgewölbes finden wir dann die Hierarchien. In unseren Meditationen haben wir etwas (einen Teil>, was Luzifers Reich angehört, wir verbinden uns dann mit Luzifer. Wenn wir die Meditation dann ausschalten, alles Denken ausschalten, rufen wir unsre Seele auf zum Kampf mit Luzifer.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Nürnberg, 9. November 1913
#TX
Es ist deswegen heute so schwer für den Esoteriker, Fortschritte zu machen, weil man sich die Erlebnisse, die man haben soll, viel zu tumultuarisch vorstellt. Es gilt aber vor allem, auf die subtilsten Vorgänge zu achten.
Man stelle sich vor, man ginge - etwa an einem stillen Abend
- in einen einsamen Wald. Da wird jedes kleinste Geräusch vernehmbar sein: das Fallen der Blätter, das Herannahen eines Schlittens und so weiter. Und nun stelle man sich dagegen die Großstadt vor; in dem Lärm der Straßen wird man nichts dergleichen wahrnehmen, und doch sind alle diese stillen, feinen Geräusche auch dort vorhanden.
In der Meditation taucht aus dem Unterbewußtsein alles mögliche nicht bis zur Schwelle des Bewußtseins Gekommene herauf. So oft höre ich die Klagen: Es treten bei meinem Meditieren so viele Gedanken und Bilder in mir auf, deren ich nicht Herr werden kann, von denen ich mich nicht zu befreien vermag. - Dies kann man aber durchaus als Fortschritt in der Meditation ansehen. Denn indem sich beim Meditierenden Astralleib und Ich aus ihrer Verbindung mit dem physischen und Ätherleib lockern, kommt der Esoteriker dazu, seinen anderen Menschen gleichsam zu objektivieren. Dies, sein Seelisch-Geistiges, das da webt und wirkt ohne sein Zutun, soll er aufmerksam in diesen Vorgängen betrachten.
Von innen her naht dem Esoteriker die Versuchung Luzifers, von außen her die von Ahriman.
Ein Beispiel: Nehmen wir an, man wohnte selbst in einer gesitteten, ruhigen Familie, aber Wand an Wand lebten Menschen, die sich oft Räubergeschichten vorlesen und erzählen. Selbst dann, wenn man dies alles mit den physischen Ohren gar nicht hörte, prägt es sich doch dem Ätherleib ein und tritt dann wieder hervor während der Meditation. - Ein anderes Beispiel: Man
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erlebt, wie ein Hund überfahren wird. Im eigenen Leib kann da Winseln und Bellen auftreten, sich auswirken nach dem Miterleben eines solchen Unfalles. Aus anderen Zusammenhängen heraus kann ein ganzer Hexensabbat sich einstellen bei der Meditation. Dann soll der Meditierende nicht hierüber verzweifeln, sondern er soll sich freuen, da er ja den Zusammenhang ahnen kann und dadurch lernt, sich immer besser objektiv zu betrachten mit alledem, was auf ihn zuvor eingewirkt hat.
Es ist wie ein Abtasten seines ganzen Körpers während der Meditation. Hie und da werden Schmerzgefühle auftreten als Folge des Egoismus und anderes mehr. Bei diesem Abtasten fängt man oberhalb des Kopfes an und geht dann in kleinen Partien den ganzen Körper herunter.
Man wird auch lernen, von Krankheitserscheinungen ausgehend, Rückschlüsse auf früher Erlebtes zu ziehen. So zum Beispiel kann eine Mittelohrentzündung schließen lassen auf die merkwürdigsten Eindrücke, die früher auf den Ätherleib stattgefunden haben etwa dadurch, daß man in der Jugend Räuber-geschichten gehört hat ohne Vollbewußtsein, die dann aber doch auf das allerlebhafteste eingewirkt haben.
Wenn jemand einschläft bei theosophischen oder ähnlichen Betrachtungen, so wirkt das, was er hörte, nach in seinem Ätherleib, und dies besonders dann, wenn er aus diesem Eingeschlafensein sich hinterher «Gewissensbisse», Vorwürfe, macht; das wirkt im Unterbewußtsein oft sehr stark.
Bei Selbstvorwürfen: daß man noch immer so schlecht sei, weil immer wieder häßliche Bilder bei der Meditation und inneren Sammlung aufsteigen, da soll uns trösten das Evangelien-Wort: Er nahm auf sich unsere Schuld.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Nürnberg, 10. November 1913
#TX
Wir wollen etwas besprechen, was von Wert sein kann für unser ganzes esoterisches Leben. Dies esoterische Leben zielt ja darauf hin, uns etwas zu geben, was wir als gewöhnliche Menschen noch nicht haben. Wir verhalten uns den geistigen Welten gegenüber wie Kinder. Kinder läßt man nun, wenn man ein vernünftiger Erzieher, Lehrer ist, auch nicht nur das tun, was sie allein tun mögen. Das heißt, Eltern und Lehrer werden Kinder nicht so erziehen, daß sie sie in allem nach ihrem Willen gewähren lassen. Man muß nicht das Seiende, sondern das Werdende im Kinde betrachten und danach alles bei der Erziehung einrichten. Auch zum Beispiel im Spiele; man gibt einem Kinde ein blindes Gewehr, denn mit einem andern würde es ja Schaden anrichten.
So auch mit den Menschen, wenn sie die übersinnlichen Welten suchen. Gäbe man ihnen zu früh die Mittel an die Hand, um in sie einzudringen - sie würden sie nur zum Schaden verwenden, nur Unheil anstiften, ehe sie nicht wirklich reif sind, sie zu betreten.
Als Werdende muß man die Kinder behandeln. In ihren Spielen drückt sich das auch aus. Ein Knabe spielt Krieg, ein Mädchen mit Puppen Mutter und Kind.
Als Werdender muß auch der Esoteriker von den geistigen Lehrern und Führern behandelt werden, und es muß ihm das gegeben werden, was er für später braucht. Unsere Erdenentwicklung schreitet fort. Wenn wir in neue Inkarnationen eintreten, dann wird es sich erweisen, wie wichtig und nötig es war, in diesem Leben sich mit Theosophie beschäftigt zu haben. Die Menschen werden sich zurückerinnern wollen - jetzt tun sie es noch nicht - an ihre geistigen Erlebnisse. Wer keine Theosophie aufgenommen hat, der wird nichts finden, er wird sich zergrübeln, er wird lechzen und schmachten nach etwas, was er doch
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in seiner Erinnerung nicht finden kann. Wichtig, ungeheuer wichtig ist es, sich dem esoterischen Leben hinzugeben, wenn man auch in diesem Leben noch nicht bewußt die geistigen Welten betritt. Wie eine nötige Vorbereitung sollen wir aber die geistige Arbeit ansehen. Alles andere sollen wir aus unseren Gedanken und Gefühlen verbannen. Es kommt ja überhaupt beim Meditieren, bei der Konzentration so sehr auf die Grundstimmung der Seele an.
Stellen wir uns einmal ein Küchlein vor, wie es die Schale des Eies sprengt und hinausschlüpft. Worin besteht der Unterschied zwischen dem Vorher und Nachher? Vorher war es in die Ei-schale ganz eingeschlossen, die war seine Welt. Alles, was das Küchlein erlebte, erlebte es als Bilder innerhalb der Eischale. Wo ist es nun, wenn es die Schale durchbricht? Dann steht es auf der anderen Seite der Schale. Dann dehnt sich sein Erleben, sein Wahrnehmen, so weit seine Sinne ausreichen, um sich herum aus, also in viel größerem Raume als vorher. Und kleinwinzig erscheint dagegen das Leben in der Eischale.
In genau demselben Fall ist der Mensch, der im gewöhnlichen Sinnesleben steht, wie das Küchlein in der Schale. Als Bild projiziert sich alles um ihn herum und erscheint ihm nur deswegen so groß, weil er drinnen eingeschlossen keinen anderen Maßstab hat.
Wir schauen zum blauen Himmelsraum hinauf und sehen die Sterne. Astronomen berechnen ihre Bahnen und was sie ihre Gesetze nennen. Und in Wahrheit sehen sie nichts weiter als die Eischale. In unserem Astralleib tragen wir alle solch eine Eischale mit uns herum - eine aurische Eischale, Hülle. Nur daß sie beim Küchlein bis zum Physischen verdichtet ist und bei uns nicht. Darum merken wir nichts davon. Die materialistische Wissenschaft zum Beispiel sieht in der Sonne nur eine Hohlkugel oder läßt sie durchsetzt sein mit Stoffen ähnlich denen unserer Erde, nur in anderen Zuständen. In Wahrheit aber ist sie das Zentrum unseres Ich. Oder wenn wir den Abend- oder Morgenstern betrachten, dann wissen wir als Theosophen, daß da die Kräfte draußen wirken, die unserem Ätherleib entsprechen.
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 17. November 1913
Aufzeichnung A
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Ausgehend von dem schon oft Gesagten, daß das Mysterium von Golgatha in der Menschheitsentwicklung das wichtigste Ereignis ist und daß seitdem der Christus mit der Erdenaura verbunden ist, sagte Dr. Steiner, daß vielen von uns sich wohl im Laufe ihres Strebens die Frage aufgedrängt habe: Wo ist denn eigentlich jetzt der Christus? (In dem vorletzten Logenvortrag hatte er schon gesagt, daß die Menschen den Christus da suchten, wo er nicht ist, wie die Frauen am Grabe, die ihn dort suchten, und die das Grab leer fanden; und wie ebenso wie diese Frauen die Kreuzfahrer im Mittelalter ihn da suchten, wo er nicht ist. Nur die Jünger suchten ihn, wo er war: im Geiste.)
Dann sprach Dr. Steiner von dem Zeitpunkt, bis zu dem sich jeder Mensch zurückerinnert, der liegt zwischen der Geburt und dem siebenten Jahre, und das ist der Zeitpunkt, wo das Selbstbewußtsein des Menschen erwacht. Er liegt zwischen der Geburt und dem Zahnwechsel, und in dieser Zeit wird im wesentlichen die individuelle Form im physischen Leibe ausgeprägt. Die ersten Jahre lebt der Mensch in traumhaft dumpfen Bewußtseins-zuständen. Unser ganzes Seelenleben unseres jetzigen Menschheitszyklus verläuft so, wie es jetzt der Fall ist, weil eben in den ersten sieben Jahren der Mensch zu seinem Selbstbewußtsein erwacht.
Nehmen wir nun einmal an, das wäre anders. Hypothetisch wollen wir annehmen, daß der Mensch erst im zehnten Jahre zum Selbstbewußtsein erwachte; dann wäre auch unser ganzes Seelenleben ein anderes. Stellen wir uns vor, ein solcher Mensch, der in seinem zehnten Lebensjahre zum Selbstbewußtsein erwacht wäre, gäbe den Auftrag, ihn am anderen Morgen zu wekken zu einer bestimmten Stunde. Er würde dann im Erwachen den Eindruck haben, als ob er sich selbst an seine Türe schleiche,
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klopfe und sich aufwecke, oder er würde beim gewöhnlichen Erwachen sich selbst hereinkommen sehen als eine Licht-gestalt, auf sich selbst zuschreitend, ihm die Augen öffnend und ihn so erweckend. Er würde dann wissen können: in dem Reiche, aus dem seine eigene Lichtgestalt zu ihm kommt, da ist auch der Christus.
Trotzdem nun das menschliche Selbstbewußtsein jetzt schon im Laufe der ersten sieben Jahre eintritt, werden viele Menschen in der nächsten Zeit zu diesem Erlebnis kommen. Wir stehen an einem bedeutsamen Wendepunkt und es muß darauf hingewiesen werden. Der Mensch wird dann erleben, wie die Lichtgestalt seines astralischen Leibes auf ihn zuschwebt, und dabei wird er erkennen, daß diese Lichtgestalt an seinem physischen Leibe zehrt, daß sie jedesmal, wenn sie ihn verläßt, gleichsam ein Stück mit hinwegnimmt. Und wenn die Gestalt morgens wieder vom physischen Leibe Besitz ergreift, so erkennt der Mensch, daß er lebt auf Kosten des Sterbens. Diese Erkenntnis kann die Menschen zur tiefsten Traurigkeit und Melancholie führen. Sie werden ihren Körper, ihren physischen Leib nicht mehr schätzen. Und während durch die äußere Kultur und die Errungenschaften der Technik, durch Flugzeuge und anderes, der Mut der Menschen ungeheuer gesteigert wird, wird gleichzeitig eine Geringachtung des Lebens eintreten, die Menschen werden in tiefen Ernst, in Traurigkeit, in Melancholie verfallen, und die Zahl der Selbstmorde wird ungeheuer werden. Während der äußere Mut wächst im äußeren sinnlichen Leben, wird auf der anderen Seite notwendigerweise der innere Mut immer mehr abnehmen und einer Feigheit Platz machen, einer verkappten Feigheit. Die Menschen werden immer materialistischer und wollen nichts wissen vom Geistig-Seelischen. Dem liegt zugrunde eine Art von Feigheit. Die Angeloi sahen das voraus in der Menschheitsentwicklung und inspirierten Kant, daß er seine Lehre aufstellte von den Grenzen, die dem menschlichen Erkenntnisvermögen gesetzt seien. Das war notwendig in der Menschheits-entwicklung.
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Die Menschen, die nicht zu dem Christus den Weg finden, die verfallen, wenn sie das «ich lebe auf Kosten des Sterbens» erleben, einer grenzenlosen Traurigkeit und einem tiefen Ernst, und sie sehen neben sich tatsächlich die Gestalt des Todes wandeln. Aber wir wissen, daß der Christus lebt in der Erdenaura. Wir sind immer mit ihm verbunden. Und wenn wir das wissen und in uns lebendig erhalten, dann nimmt das Bild des Todes für uns die Züge des Christus an, der neben uns wandelt wie ein Mensch, wenn wir ihn auch nicht hellsichtig schauen. Das hellsichtige Schauen des Christus macht ihn uns noch nicht lebendig; wir müssen es wissen, und darum muß das jetzt gesagt werden.
Wir können uns dem Geiste der Zeit nicht entziehen. Er wirkt eben überall, und wir stecken in unserer Zeit darinnen. Aber das Wissen, daß der Christus lebt, und daß wir zu ihm gelangen können, wird unsere Seelen bewahren vor der Verödung, vor der tiefen Melancholie und der Verachtung des Lebens. Wir werden verstehen das Wort unseres Rosenkreuzerspruches: In Christo morimur.
Wenn wir das alles recht lebendig in unsern Seelen werden lassen in unseren stillen Stunden, dann kann es uns eine große Hilfe werden.
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Aufzeichnung B
Es ist eine wichtige Sache, die wir heute betrachten wollen. Mit all den Mitteilungen, die Euch in den esoterischen Stunden gegeben werden, verhält es sich so, daß Ihr sie für Euch innerlich seelisch verarbeiten müßt. Sie sollen Euch ganz erfüllen und in Euren Mußestunden Gegenstand Eurer inneren Betrachtung, Eures Nachdenkens sein. Da kann sich nun bei der Meditation oder als Folge derselben ergeben, daß jemand sich die Frage vorlegt: Wo ist denn eigentlich der Christus? Wo habe ich ihn zu suchen?
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Wir wissen, daß vor dem Mysterium von Golgatha der Christus eine kosmische Wesenheit war, die außerhalb der Erdensphäre lebte; wie dann in dem Ereignis, das bezeichnet wird als die Johannes-Taufe, der Christus sich hineinsenkte in die dazu bereitete Leiblichkeit des Jesus von Nazareth und drei Jahre lang darin wirkte; wie schließlich dann durch das Mysterium von Golgatha die Christus-Wesenheit mit der Erdenaura zusammenfloß und der Christus seitdem in der Umgebung der Erde zu finden ist. Diejenigen, die vor dem Mysterium von Golgatha eingeweiht wurden, fanden ihn noch nicht dort. Sie mußten auf die Sonne entrückt werden, um ihn zu finden. Aber seit dem Mysterium von Golgatha ist der Christus in die Erdenaura ausgeflossen, und dort kann ihn jeder erleben. Denn, wie wir wissen, werden noch in diesem Jahrhundert viele Menschen dazu kommen, den ätherischen Christus zu schauen. Freilich, ein Wissen von dem Christus zu haben, das ist noch etwas anderes.
Es ist schon öfter darauf hingewiesen worden, daß sich bis zum siebenten Jahre die Formen des physischen Körpers bilden. Er wächst dann noch weiter, aber die eigentlichen Formen sind gegeben. Wir wissen ferner, daß der heutige Mensch sich so entwickelt, daß zwischen die Geburt und das siebente Lebensjahr der Zeitpunkt fällt, der der erste ist, an den er sich erinnert. Viele meinen, man könne nur zurückdenken bis zum siebenten Jahre, aber das ist nicht richtig; es hat nur so den Anschein, weil in unserer heutigen Zeit die Erinnerung vielfach zugedeckt ist von anderen Vorstellungen. Dieser Zeitpunkt zwischen der Geburt und dem siebenten Jahre, bis zu dem der Mensch sich zurück-erinnert, ist der Moment, wo sein Ich-Bewußtsein erwacht.
Es könnte nun die Frage auftauchen und dem Meditanten zu eingehender Meditation von dem Meister gestellt werden: Wie würde die Entwicklung vor sich gehen, welches würden die Folgen sein, wenn der Mensch dieses traumhafte Leben ohne Ich-Bewußtsein länger führte, als es bei dem heutigen Menschen der Fall ist, wenn sein Ich-Bewußtsein erst in der zweiten Periode
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seines Lebens, vielleicht im neunten oder zehnten Jahre, erwachte? Ein Teil der Frage sei gleich beantwortet.
Nehmen wir hypothetisch an, jemand, dessen Ich sich erst in der zweiten Periode seines Lebens entwickelt hat, habe befohlen, ihn morgens zu einer bestimmten Zeit zu wecken. Dann wird er in einer Art Traum, der sich einstellt gegen die Zeit hin, wo er das Wecken angeordnet hat, die Empfindung haben, als ob er selbst - sein Ich - an die Türe klopfe, zu seinem Bette hingehe und seinen physischen Körper aufwecke. Er wird sich wie eins mit diesem Tun fühlen. Oder aber, falls er wartet, bis er von selbst aufwacht, was ja meist durch das beginnende Tageslicht geschieht, so wird er eine Lichtgestalt sehen, die auf ihn zukommt und ihn aufweckt. Wissen wird er dann, daß nicht das äußere Tageslicht ihn geweckt hat, sondern daß seine Seele, die in einem Lichtmeer war, als Lichtgestalt wieder in seinen Körper hineingleitet. Auch das ganze Seelenleben würde ein anderes sein. Es würde keine so scharfe Trennung geben zwischen dem Tagesbewußtsein und dem traumerfüllten Schlafbewußtsein, wie bei andern Menschen, sondern sie würden mehr ineinander übergehen. Das Wachbewußtsein würde von Träumen durchzogen sein, die fast unmerklich in die Nachtträume hinüberleiten. Da man sich aber mehr als Geistwesen empfinden würde, von dem man fühlt, daß es am physischen Leibe zehrt und allmählich den Tod des ganzen Leibes herbeiführen muß, so würde man in seinen Träumen immer den Tod erleben. Das Bild des Todes würde man immer vor sich haben. So würde sich eine melancholische Stimmung über das ganze Leben verbreiten und zuletzt alle Schaffenskraft lähmen. Aber in dieser Welt des Todes ist der Christus zu finden, da ist er!
Dem heutigen Menschen fehlt vielfach der Mut, den Christus zu suchen und in die geistige Welt einzudringen. In dieser Beziehung ist der Mensch feige geworden. Wir müssen uns klar sein, daß eine Eigenschaft, die sich auf der einen Seite ausbildet, sich auf der andern Seite um so mehr abschwächt. Jemand, der Mut besitzt auf dem Gebiete der Technik, zum Beispiel der
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Luftschiffahrt, kann feige sein, wenn es sich darum handelt, in die geistige Welt zu kommen. - Kant ist von einem der Angeloi inspiriert worden, daß er in seinen Werken die Behauptung aufstellte, daß der Vernunft Grenzen gesetzt und die Erkenntnis-kräfte auf das Physisch-Materielle beschränkt seien. - So ist das Streben nach dem Spirituellen sehr herabgedämpft in unserer Zeit, und es kommt dem Menschen gar nicht in den Sinn, wie feige er ist gegenüber den geistigen Welten, und wie seine Seele dabei immer mehr veröden muß. Wir alle sind abhängig von den Nuancen unserer heutigen Kultur, von der kommerziellen, industriellen Epoche, in der wir leben, und dürfen nie vergessen, daß wir in einer Zeit sind, in der der Materialismus seinen Höhepunkt erreicht hat. Aber wie ein Gummiball sich nur bis zu einem bestimmten Punkte zusammendrücken läßt und dann wieder auseinanderschnellt, so werden auch die Seelen, die durch den Materialismus eingeengt waren, ihre Schwingen aufs neue entfalten. Je größer die Seelenverödung war, um so stärker wird die Reaktion sein.
Es wird immer gesagt, alle Entwicklung gehe gleichmäßig vor sich. Das ist nicht richtig. Überall in der Natur gibt es Sprünge. Und in der Entwicklung der Seele bereitet sich gerade jetzt ein Sprung vor in die Zukunft hinein. Der Materialismus war vorgesehen in der göttlichen Weltenleitung. Der Mensch wurde so gut wie abgeschnitten von den geistigen Welten, damit sich die Kräfte der Seele dann um so stärker regen können; denn sie lassen sich auch nur bis zu einem gewissen Grade zusammen-drücken. Die physische Konstitution des Menschen wird in der Zukunft so bleiben, aber sein Seelenleben wird sich in der Art entwickeln, wie wenn sein Selbstbewußtsein erst in späteren Jahren erwachte.
Wir müssen klar erkennen, daß Todes- und Lebenskräfte in uns sind und daß es an uns ist, die Lebenskräfte zu ergreifen. Werden die Menschen nicht die Erkenntnis des Christus erlangen, werden sie den Christus-Impuls ablehnen, so werden sie einer grenzenlosen Seelenverödung entgegengehen und nur den
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Tod werden sie neben sich fühlen, nur Todeskräfte neben sich her gehen sehen und immer das Gefühl haben: ich sterbe in den Tod. Eine tiefe Melancholie wird solche Menschenseelen erfassen; sie wird Ekel und Lebensüberdruß erzeugen und Selbstmordepidemien zur Folge haben.
Wenn wir uns aber mit dem Christus-Impuls durchdringen, so werden wir klar erkennen, daß zwar alles Leben auf Kosten des Todes geht, aber so, daß im Tode der Keim ist zu einem neuen Leben in den geistigen Welten. Der Tod selbst wird uns entgegentreten in der Gestalt des Christus. Und wir werden recht erfassen die Bedeutung des Wortes: In Christo morimur. In den drei Gliedern unseres aus zehn Worten bestehenden Rosenkreuzerspruches haben wir alle Weisheit enthalten, die uns hinaufleiten kann in die geistigen Welten.
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Aufzeichnung C
Was uns so esoterisch geboten wird, sollen wir in unseren Mußestunden wieder zum Bewußtsein erwecken, und so darüber meditierend wird es uns nicht bloß zum Begriffsinhalt werden, sondern zum Leben, mit dem wir uns ganz vereinigen können. So wird auch jetzt etwas gegeben werden, was für uns wichtig sein kann, es zu einer Meditation zu machen.
Wir haben schon viel gehört von dem Mysterium von Golgatha, und für einzelne von uns ist das Um-uns-Herumsein des Christus zum Gefühlserlebnis, wenn auch noch nicht zum hellsichtigen Erlebnis geworden. Aber wenn wir auch erst später zu diesem höheren Erlebnis kommen werden, so können wir uns doch durchdrungen fühlen von dem Christus. Aber indem wir so über den Christus meditieren, kann die Frage in uns aufsteigen: Wo, in welcher Welt finden wir denn den Christus, der, wie wir wissen, zuerst eine außerirdische, kosmische Gottheit war und der sich durch das Mysterium von Golgatha mit unserer
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Erde verbunden hat? Wir wissen ja, daß der Christus nicht mehr in einem physischen Leibe auf der Erde erscheinen wird, aber wir können uns die Frage vorlegen: Wo in der Erdenatmo-sphäre ist der Christus zu finden?
Nun konnen wir, wenn wir uns tief in der Meditation befinden, bisweilen fühlen, wie uns durch unseren Lehrer aus der geistigen Welt heraus Fragen gestellt werden, und indem wir versuchen, diese Fragen zu beantworten, können wir im meditativen Nachdenken weitergeführt werden. So ist eine Frage, die uns gestellt werden könnte, diese:
Wenn wir nun einmal so veranlagt wären, daß wir nicht zwischen dem dritten und dem siebenten Jahre, in der Zeit also, wo der physische Leib seine bestimmte Form erhält, die später nur mehr größer wird, unser Ich-Bewußtsein bekommen würden, sondern an Stelle dessen im zehnten Jahr, in der zweiten sieben-jährigen Lebensperiode, wie würde unser Bewußtsein sich dann gestalten?
Wenn unser Bewußtsein so wäre, daß wir bis zu unserem zehnten Jahre eine Art Traumleben führen würden, und dann unser Ich-Bewußtsein erwachen würde, würden wir ein ganz anderes Seelenleben haben. Wenn wir zum Beispiel morgens geweckt werden wollten, würden wir uns selbst außerhalb unseres Leibes schauen, wie wir an die Tür klopfen, und wir wurden wissen, daß wir selber in dem Ton darinnen wären, der uns erwachen läßt. Oder auch, wir würden nicht, so wie sonst, aufwachen und sehen, daß es hell geworden ist, sondern wir würden uns selber als Lichtgestalt, als eins mit dem Lichte schauen und empfinden, indem wir die Augen öffnen, wie wir als Licht in uns selber hineingleiten und unseren Leib mit Bewußtsein durchdringen.
Aber das Bewußtsein würde nicht so sein, daß eine scharfe Grenze wäre zwischen dem Wachleben am Tage und dem Traumleben in der Nacht, sondern diese beiden würden mehr ineinander fließen. Das ganze Tagesleben würde von einer Art Traumzustand durchzogen sein. Aber wir würden zu gleicher
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Zeit wissen, daß wir in der Gestalt, in der wir leibfrei sind, ein Geistwesen sind, das an dem Leibe zehrt und den Tod herbeiführt. Wir würden in unseren Träumen daher immer das Bewußtsein des Todes mit uns herumtragen, immer das Bild des Todes neben uns schauen. Und das würde eine große Melancholie und Traurigkeit über das Leben verbreiten und uns alle Lebenskraft rauben.
Wenn es so wäre, dann könnte die heutige materialistische Kultur immer blühender und blühender werden, aber der Mensch würde in seinem Seelenleben veröden und keinen Lebensmut mehr entwickeln können. Der Mut nimmt ja ab unter den Menschen; zwar wird eine Art physischen Mutes entwickelt, zum Beispiel in der Luftschiffahrt, aber es geht auf Kosten des Mutes an Geistigem, des Mutes, sich wirklich über das gewöhnliche materialistische Bewußtsein zu erheben. Daher mußten die guten Engel - so sonderbar das klingen mag - den Kant inspirieren zu seinen «Grenzen der Erkenntnis», denn mit der materialistischen Kultur, die da kommen sollte, gebrach es den Menschen an Mut, in die geistigen Welten einzudringen, und so blieben sie ganz in der physischen Welt stecken. Aber so wie ein Gummiball, der bis zum Äußersten zusammengedrückt ist, zurückspringt, so wird auch im Seelenleben gerade dieses eine Reaktion hervorrufen, und dann wird der Mut der Menschen sich wiederum der Eroberung der geistigen Welten zuwenden wollen.
Es ist ja nicht der normale Weg, daß der Mensch erst mit dem zehnten Jahre das Selbstbewußtsein erlangt, und es wird auch in der Zukunft nicht so sein. Wohl aber wird die Zukunft so sein, daß das Bewußtsein die geschilderten Umwandlungen durchmachen wird, und diese Zeiten kommen rasch herbei. Der Esoteriker muß auch manches von diesen Dingen vorausnehmen, und eben deshalb haben wir unsere Theosophie und unsere esoterische Entwicklung, damit wir die Zukunft verstehen lernen.
In der Zukunft würden alle Menschen fortwährend den Tod neben sich schauen, den Tod in sich erleben; Melancholie müßte die Grundstimmung der Seelen sein, und Selbstmorde würden
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sich in erschreckender Art vermehren. Aber gerade dort, in jener Welt des Todes haben wir den Christus zu suchen! Wenn wir uns mit einem Verständnis von dem Mysterium von Golgatha durchdringen können, wird das Bild des Todes sich verwandeln in das Bild des Christus, und dann wissen wir, wo der Christus zu finden ist.
Ohne den Christus wurde der Mensch immer herumgehen müssen mit dem Gefühl: ich sterbe, ich sterbe in den Tod hinein. Aber dieses Gefühl kann Platz machen der Erkenntnis: in den Christus sterbe ich! Das sollte eine ganz besondere Meditation sein für einen solchen Menschen: In - morimur. Daraus wird die Kraft erwachsen können, um mit dem neuen Menschheitsbewußtsein trotzdem Lebenskraft und Seelenmut zu behalten und uns immer vereinigt zu fühlen mit jener Welt, in der der Christus ist, in der er immer bei uns und um uns herum ist. «Wachet und betet» soll der Wahrspruch werden, um ein derartiges Bewußtsein zu erlangen.
Das alles kann für uns wirkliches Leben erhalten, wenn wir immer wieder ernsthaft meditieren unseren Spruch:
Ex Deo nascimur
In (Christo) morimur
Per Spiritum San ctum reviviscimus.
Aufzeichnung D
Heute werden wir eine Sache vorbringen, die Sie meditativ weiter in sich leben lassen müssen, um dadurch weiterzukommen. Es ist oft davon gesprochen worden, daß der Christus vor der Jordantaufe im Kosmos war und dort von den Hellsehern geschaut werden konnte. Durch die Jordantaufe ist der Christus dann in die Leiber des Jesus von Nazareth eingezogen und beim Mysterium auf Golgatha in die Erdenatmosphäre eingeflossen
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und dort geblieben. Es ist manchem die Frage aufgestiegen: wo ist der Christus jetzt, wo ist er zu suchen?
Die Rückerinnerung des Menschen geht bis vor das siebente Jahr, da war der Beginn des Ich-Bewußtseins; der physische Leib ist dann seiner Form nach fertig gestaltet, er wächst nur noch. In diese erste Periode fällt das Ich-Bewußtsein. Frage: Wie würde es sein, wenn die Rückerinnerung nur bis zum zehnten Jahre reichte, also in die zweite Periode fiele?
Nehmen wir an, es wäre so - dann würde alles anders sein. Der Mensch, der sich morgens wecken ließe, würde traumhaft erleben, als ob er selber es wäre, der an seine Tür schliche und klopfte, um seinen physischen Leib aufzuwecken; oder wenn er wie gewöhnlich durch die Tageshelle geweckt würde, so würde er das so erleben, als ob er selbst als Lichtgestalt an seinen physischen Leib heranträte, sich die Augen öffnete und Licht hineinstrahlen ließe. Er würde in seinen physischen Leib morgens zurückkehren, wissend, daß er ihn dadurch zerstört, ihn dem Tode entgegentreibt. Beim Aufwachen würde er den Tod neben sich stehen sehen und Melancholie würde sich über seine Seele ausbreiten. Der Schlaf würde bewußtes Traumerleben sein, sein Bewußtsein würde nicht aussetzen: dieses würde man so in dem jetzigen Zeitpunkt der Menschheitsentwicklung erleben.
Nun wird das Ich-Bewußtsein niemals erst im zehnten Jahr erwachen, aber die Menschheit schreitet voran, das Seelenerleben ändert sich, und der Mensch wird das eben Beschriebene in nächster Zukunft so erleben. Hätte das Mysterium von Golgatha nicht stattgefunden, der Mensch würde bei fortschreitender materieller Kultur in tiefe Melancholie gehüllt sein, da die Gestalt des Todes ein steter Begleiter wäre. Durch das Mysterium von Golgatha wird sich die Gestalt des Todes für den, der den Christus-Impuls in sich aufgenommen hat, verwandeln in die Gestalt des Christus: das, was eben beschrieben wurde, ist der Ort, wo der Christus zu suchen ist, und unsre Aufgabe ist es, den Zeitpunkt, da die Menschen das Aufwachen so erleben werden, vorzubereiten. Wir sollen, diese okkulten Geheimnisse wissend,
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warten und schauen auf den Morgenstern, der für die Menschen aufgehen wird. Die materielle Kultur der Technik schafft Mut für das physische Leben, aber Feigheit für das spirituelle, für die Verstärkung der Seelenkräfte. Darum wird das Spirituelle abgeleugnet. Die Angeloi haben Kant deshalb inspiriert, daß er abspricht den Menschen eine Erkenntnismöglichkeit des Sprirituellen, damit die Menschenseelenkräfte, gleich dem Gummiball zusammengepreßt, einst emporschnellen und mit desto stärkeren Kräften die geistigen Erkenntnisse ergreifen.
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ESOTERISCHE STUNDE
Stuttgart, 23. November 1913
Aufzeichnung A
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Woran liegt es, daß der Esoteriker, auch wenn er sich jahrelang in Konzentration und Meditation geübt hat, noch immer nicht zu einem Sehen in den höheren Welten gelangt ist? Um diese Frage deutlich zu beantworten, wollen wir uns einmal vorstellen, was eigentlich meditieren ist. Wenn wir meditieren wollen, haben wir den Willen, uns von den äußeren Dingen abzuwenden, wir wünschen, daß sie keinen Einfluß mehr auf unsere Gedanken ausüben sollen, sie sollen uns nicht stören in unserer Hingabe an das Geistige. Doch fortwährend schieben sich die außeren Ereignisse und die Gedanken darüber vor unsere meditierende Seele, sie wollen uns von unserer Meditation abwenden, sie wehren sich gegen unsere Hingabe, so daß wir mit unserer äußersten Willenskraft dagegen kämpfen müssen. Wollen wir untersuchen, wer nun eigentlich gegen unseren besseren Willen sich wehrt, kann das folgende Beispiel uns vielleicht einige Klarheit geben. Nehmen wir an, daß ein Fremder sich uns näherte und zu uns sagen würde: «Sie sind ein flatterhafter Mensch.» In neunundneunzig von hundert Fällen würden wir darüber sehr verstört sein, denn wir hatten bis jetzt gemeint, ein sehr guter Esoteriker zu sein, der sein eigenes Innere, was seine Fehler anbelangt, ernsthaft durchsucht hat, und nun kommt ein Fremder und behauptet das Gegenteil.
Genauso, wie der Fremde sich vor uns stellt, so tritt in all den Gedanken, die sich zwischen unsere Meditation schieben, auch etwas vor uns hin, von dem wir meinen, es nicht zu kennen und doch ist es unser eigenes Selbst, das sich in all diesen Gedanken offenbart und das uns zeigt, wie flatterhaft wir eigentlich sind und wie wenig wir uns losmachen können von unseren täglichen Besorgnissen und Begierden. Denn was da immer in uns eindringt während unserer Meditation, wo wir
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doch den Wunsch haben, uns von den äußerlichen Dingen abzusondern und uns mit dem Geistigen zu verbinden, ist unser strömendes Begierdenleben. In den Bildern unseres täglichen Lebens strömt es unaufhörlich in unser Denken ein und wehrt sich, wenn wir uns mit dem geistigen Gebiet in Verbindung setzen wollen.
Daß dies der Fall ist, kann zu unserm Wohl sein, da wir uns in all diesen Bildern und Gedanken selbst kennenlernen in unserm fortwährend einfließenden Begierdeleben; es muß uns zur Selbsterkenntnis bringen, die wir bis jetzt sehr flüchtig geübt haben. Aber meistens werden wir noch nach allerlei Entschuldigungen suchen, denn wir wollen uns selber nicht anklagen, und das ist der Grund, warum der Blick in die geistige Welt noch immer uns verschlossen bleibt; unser Begierden-Ich zieht einen Schleier davor. Würden wir unsere Aufmerksamkeit mehr von den Ereignissen und Erfahrungen unseres Begierdelebens abwenden, würden wir unser Ich zum Geistigen wenden und unsere ganze Andacht darauf richten, dann würden wir schon längst Erfolg gehabt haben. Würden wir, um ein triviales Beispiel zu verwenden, nur so viel Aufmerksamkeit auf unsere Meditation wenden, wie man sie für Gespräche allerlei Art, die man in Gesellschaften führt, oder auch für Neuigkeiten über seine lieben Mitmenschen verwendet, so würden wir schnell vorwärts gehen in unserer Kenntnis der höheren Welten, wir würden dann unser sich wehrendes Ich zurückstoßen.
Was sind unsere Gedanken anderes als Erinnerungen von früheren Ereignissen, und diese Ereignisse sind nichts anderes als unsere Begierden, die wir empfunden haben. Wären sie uns nicht zum Genuß geworden, dann würden wir sie nicht in unserer Erinnerung aufbewahrt haben. Man untersuche nur sein Gedächtnis, und man wird finden, daß alles, was man am meisten als Genuß empfunden hat, in ihm eingegraben ist. Alles, was uns gleichgültig geblieben ist, was uns nicht besonders interessiert hat, wovon wir sozusagen nichts genossen haben, ist aus unserem Gedächtnis verschwunden, genauso, wie das zur Schule
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gehende Kind sich in späteren Jahren nicht mehr an die kleinen Besonderheiten seines Unterrichtsstoffes erinnert, weil wir uns in unsern Schuljahren meistens nicht so sehr für den Unterrichtsstoff interessieren, und darum drückt er sich nicht so tief in das Gedächtnis ein.
Was wir auch notwendig für unsere esoterische Entwicklung anwenden müssen, ist Hingabe. Nicht die Methode muß es sein, die wir in der Meditation anwenden, auch nicht der Wunsch soll uns leiten, nun recht viel zu meditieren, damit wir viele Erlebnisse in der geistigen Welt haben werden; das alles soll uns nicht berühren, wir würden damit nur unsere eigenen Wünsche sehen, denn hier würde Luzifer die Herrschaft über uns erlangen. Wir kommen nicht so bequem von dieser Welt Luzifers und Ahrimans ab. Wenn wir glauben, gründliche Selbsterkenntnis geübt zu haben, dabei aber noch nach Entschuldigungen suchen, dann ist das Ahriman, der neben uns steht. Ebensosehr ist es Ahriman, wenn wir nach Entschuldigungen suchen, wenn jemand uns sagt: dies oder jenes hast du schlecht gemacht. Wir haben Ahriman und Luzifer zu lieb, sie begleiten uns durch unser ganzes Leben, gerade weil wir sie so sehr lieb haben. Und warum haben wir sie so lieb?
An einem Beispiel soll versucht werden, dies deutlich zu machen. Wodurch beruhigt eine Mutter ihr weinendes Kind? Dadurch, daß sie es liebkost und sein Gesichtchen streichelt, was auf jeden Fall ein angenehmes körperliches Gewahrwerden bei dem Kinde hervorruft. Nun müssen wir wissen, wodurch Ahriman und Luzifer sich dem Menschen offenbaren und beliebt machen, nämlich weil sie uns mit den Dingen der Welt um uns herum in Berührung bringen, der Welt, in der wir unseren Genuß suchen und dessen Befriedigung uns so angenehm ist. Durch die Lichtstrahlen, die sie auf die Objekte fallen lassen und die dann wiederum von den Dingen auf uns zurückstrahlen, durch diese Strahlberührung fühlen wir einen eben angenehmen Reiz, so wie das weinende Kind gefühlt hat bei der liebkosenden Berührung der Mutter. Luzifer und Ahriman streicheln uns
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durch das Zaubern der Lichtstrahlen über die Dinge der Welt und unsere Augen werden durch die Berührung mit den Strahlen die Dinge gewahr.
Vor allem bringen sich diese Mächte zur Geltung auch in der gegenwärtigen Wissenschaft und in der Philosophie, wie z. B. in einem Gespräch eines Schülers von Schopenhauer mit Nietzsche. Deussen behauptet gegenüber Nietzsche, daß die Willensverneinung das Leben bedingt, während Nietzsche sagte, daß Lebens-veredelung zum Leben führt. Wenn man nun den ersten Ausspruch genau ins Auge fassen und darüber nachdenken würde, würde man sagen müssen, daß sie (die Willensverneinung) nicht zum Leben führt, sondern zum Tode, denn ein Säufer, ein Vagabund, der die Willensverneinung des Lebens auslebt in seinen Begierden und sie nicht im Zaum hält, der jeden Genuß bejaht, der ihm im Leben geboten wird, der wird das Leben nicht erlangen, sondern er wird einen vorzeitigen Tod finden, während der Mensch, der nach Willensveredlung strebt, die Kräfte eines gesundmachenden Keimes, mit dem sich seine Strahlen verbinden, ausstrahlt; er wird dem Leben zustimmen in Gesundheit. Mit diesem philosophischen Ausspruch von Deussen haben Gelehrte gemeint, durch eine scharfe Brille geschaut zu haben, während sie doch nur durch eine Brille mit hölzernen Gläsern gesehen haben. Wir sehen auch hier, daß sich Ahriman wieder vor den Menschen stellt, denn wir selber lassen ihn nicht los in allen Angelegenheiten des Lebens, so lieb haben wir ihn. Es ist nötig, uns dies alles deutlich zu machen, denn wir müssen mit offenen Augen Luzifer und Ahriman in all unserm Tun und Lassen erkennen, und namentlich dort, wo diese beiden Mächte sich vor unsere Meditation stellen wollen, um uns den Blick in die geistige Welt zu verwehren, denn der Augenblick ist angebrochen, daß wir danach streben müssen, uns zur geistigen Erkenntnis zu entwickeln durch das Formen von geistigen Organen des Hellsehens in uns, damit diese Organe nicht vertrocknen und sich verzehren. Langsam und allmählich müssen wir im Geistigen wachsen, aus dem wir geboren sind: Ex Deo nascimur.
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Im Beginne unseres Lebens, das seinen Ursprung in der Gottheit hat, waren wir noch durchdrungen von den göttlich-geistigen Kräften; sie wirken noch am Kinde bis zum Zahnwechsel, in den Milchzähnen wirken sie noch. Mit dem siebenten Jahr ist der Zahnwechsel abgelaufen, und die neuen für dieses Leben bestimmten Zähne treten hervor. So erneuert sich alles beim Menschen, das Alte wird durch das Neue abgestoßen, die Haare fallen aus und neue kommen an ihre Stelle, die Nägel werden abgeschnitten, und sie wachsen wieder. Mit dem Ausfall der ersten bzw. der Milchzähne beim Kind haben die geistigen Kräfte, die an dem Aufbau, an dem Wachstum des Kindes gewirkt haben, ihr Ende erreicht und nun beginnen andere Kräfte oder Wesen an dem Aufbau für die gegenwärtige Inkarnation zu arbeiten, aber mit dem Aufbau beginnt auch sofort der Zerfall, das Absterben der Organe. Sie gehen allmählich dem Tode entgegen, denn sogar jeder Gedanke, den der Mensch denkt, verursacht Vernichtung in den Gehirnzellen beziehungsweise das Stoffliche ist einem langsamen Absterben geweiht: In Christo morimur.
Langsam wachsen wir zum Geistigen hin. Unsere Haare werden weiß, all unsere Organe gehen langsam in das Geistige über, unser ganzer Körper strebt nach Vergeistigung, er wird im Geiste wieder erstehen: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
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Aufzeichnung B
Der Okkultist muß sich immer mehr klar darüber werden, daß die Welt kompliziert ist. Wenn der Mensch den physischen Plan betritt, so spielt sich in seinem ersten Lebensjahr etwas ab, das wir vergleichen können mit dem Kampf, den vor dem Saturn geführt haben Wesenheiten, damit der Saturn entstehen konnte, nämlich dem Kampf, den geführt haben die Geister der Persönlichkeit, die von innen wirkten, mit den Geistern des Willens,
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die von außen wirkten. Im ersten Jahre seines Lebens auf dem physischen Plan muß der Mensch im Kampfe stehen und überwinden dasjenige, was er Vererbtes an sich hat, er muß also im Kampfe stehen mit den Geistern des Willens und mit seiner Persönlichkeit.
Dieser Kampf spielt sich um den Menschen herum ab in seinem ersten Lebensjahr. Betrachten wir das Kind, so wird es den Ahnen erst ähnlich in späterer Zeit, und zwar so viel ähnlich als Sieger wird das Vererbte, also dasjenige, was von den Geistern des Willens kommt, über das Individuelle, über das, was die Geister der Persönlichkeit repräsentieren.
Das Streicheln, das Sich-selbst-Genießen, das ist das, was wir lieben. Ahriman streichelt uns, wie wir ein Kind streicheln, das tut dem Kinde wohl. Ahriman ist es, der Entschuldigung hat für dasjenige, was wir tun, er flüstert: Das hast du eben nicht anders gekonnt, da kannst du nichts dafür usw.
Luzifer, er stärkt unseren Egoismus. Da ist ein Dritter, der zu uns tritt, der Unbekannte, der zu uns tritt und uns sagt: «Du bist ein flatterhafter Mensch», das ärgert uns. Das, was wir in der Meditation als störende Gedanken erleben, das ist eben der Unbekannte, der uns das sagt und zwar sind wir es selbst. Aber es ist uns unbequem, die Entdeckung, wie wir sind! - Die Menschen gehen in die Kirchen und beten zu den Wesenheiten, die sie lieben. Wir tragen oftmals auf den Lippen den Namen des Christus, aber wir meinen Ahriman.
Die ersten Zähne und die zweiten Zähne: Nur durch die ersten Zähne sind wir unsterblich. Das Nachschieben, das SichNachschieben dem göttlichen Menschen bringt die zweiten Zähne. Alle Erinnerung ist flüssig gewordener Egoismus. Wir erinnern uns an das, was unsere Begierde einst erregt hat. Je stärker die Begierde war, je besser ist die Erinnerung. In der Meditation erregt nichts unsere Begierde, darum revoltiert die Begierdennatur, die gestreichelt sein will und es in der Meditation nicht wird. Das Kind lernt in der Schule viel, was seine Begierde nicht erregt, darum vergißt es bald das Gelernte.
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Alles von den Geheimnissen unseres Daseins liegt in dem Rosenkreuzerspruch:
Aus dem Göttlichen sind wir geboren
In dem Christus sterben wir
In dem Heiligen Geiste werden wir auferstehen
E.D.N. veranlagt den göttlichen Menschen
I.C.M. damit das Göttliche geboren werden kann
P.S.S.R.: die Kraft, die es aufwärts trägt.
ESOTERISCHE STUNDE München, 9. Dezember 1913 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE218 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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ESOTERISCHE STUNDE
München, 9. Dezember 1913
Aufzeichnung A
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Wir müssen, um in unserem esoterischen Leben weiterzukommen, in der Beobachtung von Dingen aufmerksamer werden, die unserem alltäglichen Bewußtsein meist entgehen. Auch müssen wir uns andere Vorstellungen machen über das, was wir zu-nächst erleben werden. Wir beklagen uns zum Beispiel, daß in unsere Meditation Gedanken hineinstürmen, die uns belästigen und stören. Wenn wir es uns näher überlegen würden, müßten wir erkennen, daß es ein Fortschritt ist, daß wir sensitiver geworden sind, weil wir bemerken, daß diese Gedanken etwas sind, das stärker ist als wir. Sie veranlassen uns, mehr Kraft auf-zuwenden in unserer Meditation, denn es sind luziferische Wesen, die unsere eigenen Gedanken in uns heraufholen. Diese luziferischen Wesen sind immer in uns, sie werden nur im Gewoge des Alltagslebens übertönt. Wenn wir des Nachts durch einen mäuschenstillen Wald gehen, so werden wir leises Blätterfallen, auf dem Boden hinhuschende Tiere, fernherkommende Schritte genau hören. Aber im Großstadttrubel werden so leise Geräusche ganz unwahrnehmbar sein. - So ist es mit unseren Meditationen. Die Stille, die wir schaffen, läßt uns bemerken, was im Alltagsgewoge unbemerkt untergeht. Alles mögliche kann uns ins Bewußtsein kommen, zum Beispiel auch Schmerzen des physischen Körpers, die wir sonst nicht empfinden. Wir können uns auf unseren Körper konzentrieren - das ist aber nur in ganz besonderen Fällen gut -, ihn so absuchen nach Schmerzen. Da fängt man etwas über dem Kopf an, mit Ausschaltung aller anderen Gedanken, seine Aufmerksamkeit nur auf diesen einen Punkt zu konzentrieren; dann geht man weiter herunter, konzentriert sich auf einen Teil des Gehirns und so weiter. Da wird man merken, wie man in seinen verschiedenen Körperteilen Schmerzen haben kann. Und je egoistischer ein Mensch ist,
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desto mehr und deutlicher fühlt er Schmerzen da und dort. Aber wir dürfen darüber nicht Hypochonder werden und uns davon schrecken lassen, sondern wir müssen den Kopf oben behalten.
Das müssen wir aber auch in manchen anderen Dingen, denn es können uns eigentümliche Sachen geschehen, die uns verblüffen können, denen wir aber auf den Grund gehen müssen. Unsere ganze Konstitution, das Verhältnis unserer Körper [Wesensglieder] zueinander, verändert sich durch unsere Meditation. Wenn wir sie noch so schlecht machen, noch so ungeschickt, wir ziehen doch Ich und Astralleib und einen Teil des Ätherleibes heraus aus dem physischen Leib, und dadurch können wir in den Minuten nach der Meditation merkwürdige Erlebnisse in unserem Ätherleib haben. Dieser ist ja ein treuer Bewahrer alles dessen, was uns im Leben bewußt und unbewußt begegnet ist. Wir können zum Beispiel in unserer Kindheit erlebt haben, wie ein Hund von der Eisenbahn überfahren wurde. Die ganze schreckliche Szene haben wir im Laufe der Jahre überwunden. Der Ätherleib hat sie bewahrt, und wir können dreißig bis vierzig Jahre später durch unsere Entwicklung aus uns heraus plötzlich das Bellen und Winseln vernehmen, ja, es kann sogar so sein, daß der Betreffende selbst wirklich Laute wie Bellen hervorbringt und dann natürlich sehr über sich erschrickt. Dies kommt daher, daß die im Ätherleib bewahrte Erinnerung dadurch, daß der Ätherleib in der Entwicklung gelockert wird, plötzlich mit besonders starker Kraft auftritt und auf den physischen Körper wirkt.
Ein zweites Beispiel: Es kann jemand als Esoteriker infolge einer Mittelohrentzündung Schmerzen haben, die zu Visionen einer schauervollen Szene führen, deren Ursprung er sich nicht erklären kann. Der Zusammenhang ist folgender. Die Schmerzen sitzen natürlich nicht im physischen Leib, sondern im Astralleib. Das wissen wir als Theosophen und verstehen daher auch, wie grundverkehrt es ist, wenn Maeterlinck in seinem letzten Buche behauptet, eine Seele, die keinen Körper mehr habe, könne keine Schmerzen haben. Wir wissen, daß die körperlose Seele - im
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Kamaloka zum Beispiel - große Schmerzen erleiden kann. Die Schmerzen im Astralleib nun spiegeln sich im Ätherleib. Der Esoteriker erlebt die dadurch im Ätherleib erzeugten Vibratiorien, zugleich aber auch die Vibrationen ähnlicher Art, welche in seiner Kindheit durch seelische Schmerzen darin erzeugt wurden, als er die schauervolle Szene erlebte. Diese hatte er längst vergessen, aber durch die esoterische Entwicklung und den äußeren Anlaß des Schmerzes tritt das Erlebnis aus dem Äther-leib hervor.
Etwas noch Eigentümlicheres ist möglich. Wir brauchen nur Wand an Wand mit einer Familie gehaust zu haben, die sich gern Räubergeschichten vorliest und erzählt. Unser physisches Ohr hat sie nicht vernommen, aber unser Ätherleib nahm sie au£ Und bei der geistigen Entwicklung kann es vorkommen, daß wir sie in unserem Ätherleib erleben. Solche Dinge können uns erschrecken, wenn wir sie nicht verstehen.
Nehmen wir an, daß einer in der esoterischen Stunde, oder sagen wir lieber bei einem öffentlichen Vortrage, aus Interesse-losigkeit einschläft. Sein Ich und sein Astralleib sind deshalb aber doch dabei. Wenn er dann aufwacht, so kann es dazu kommen, daß der physische Leib sich dem nicht anpassen will, was der zurückkehrende Astralleib und das Ich aufgenommen haben. Das führt dann dazu, daß der Betreffende mit sich selbst zerfallen ist, sich schwere Vorwürfe macht oder sogar physische Schmerzen empfindet. Oder es kann der Fall eintreten, daß jemand mit großer Aufmerksamkeit die esoterischen Lehren auf-nimmt und auch seine Übungen gut macht, daß er aber dann unter Menschen sein muß, die sich entweder stillschweigend ablehnend verhalten gegen Theosophie und Esoterik oder dies auch aussprechen. Dann wirkt dies auf den Esoteriker, und es kann ihm passieren, daß nach der Meditation Stimmen aus ihm heraus sagen: «Das ist alles Unsinn!» oder viel schrecklichere Dinge, die ihn sehr peinigen. Es sind aber eben die Gedanken seiner Umgebung, die er vielleicht mit dem physischen Ohr nicht gehört hat; er ist gleichsam wie besessen von ihnen. Durch
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das Herausheben des Ich nehmen wir alles, was gut in uns ist, unsere Artigkeiten, mit hinauf und verfeinern sie mehr und inehr; was an Unarten in uns ist, stoßen wir hinunter, und diese bekommen wie eine Art selbständiges Leben. So kann es uns geschehen, daß wir wie mechanisch anfangen, zu schimpfen, Ausdrücke zu gebrauchen, für die wir im gewöhnlichen Leben eigentlich zu gut erzogen sind. Das erfüllt uns dann mit Staunen und Grauen, und wir sagen uns vielleicht: So bin ich doch gar nicht; dazu bin ich doch ein zu anständiger Mensch. Aber wir sollen gerade etwas Derartigem gegenüber uns zugeben, daß wir doch so sind, denn solche Dinge verschwinden erst, wenn wir sie endgültig aus uns hinausgesetzt haben.
Und doch sind all diese Erlebnisse Fortschritte, und es kommt nur darauf an, daß wir ihre Bedeutung erkennen. Es ist vor allen Dingen nötig, daß wir einsehen, daß wir durch unsere Schuld so schwer in die geistigen Welten dringen. Aber wenn wir hinaufkommen, so begegnen wir dort dem, der unsere Schuld auf sich nahm durch das Mysterium von Golgatha. Er nahm unsere Schwachheit auf sich: das ist ein wahres Bibelwort, wie alles in der Bibel wahr ist. Und wer es ablehnt, seine Schuld durch den Christus getilgt zu bekommen, der ist eben nicht in die Tiefen dieser Wahrheit gedrungen, so wenig wie der, welcher als «guter Christ» daran glaubt, die Sache aber sehr einfach findet. Die Weltentwicklung ist sehr kompliziert und birgt Rätsel in jedem Atom, und jedes Atom kann zu einer Welt werden. Das kann uns das Beispiel von der Mittelohrentzündung lehren. Was da im Ätherleib erlebt wird, ist wie eine Welt aus einer Kleinigkeit entstanden.
Aus den höheren Welten können uns auch Inspirationen für die materielle Welt kommen. Eine Sache, die viel zu wenig beachtet wird, über die so viele hinweglesen, wenn sie das Leben von Wallace, Freund des berühmten Naturforschers Darwin lesen, ist die, daß er selber erzählt, daß ihm im Fiebertraum der Gedanke gekommen sei, welcher zu einer der wichtigsten Entdeckungen in bezug auf die physische Vererbung führte. Daß
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ihm dieser Gedanke in einem Zustande gekommen ist, in dein sein physisches Gehirn zum Denken ungeeignet war, das sollte den Materialisten, die das Denken als Funktion des Gehirns betrachten, sehr zu denken geben. - Auch Darwin ist viel in den Tropen gereist, und es ist wohl möglich, daß auch er manche Entdeckung in bezug auf physische Verhältnisse im Fieber gemacht hat. - In unserer materialistischen Zeit wird man solche Dinge erst beachten, wenn in solchen abnormen Zuständen, wie durch Inspiration, Dinge gefunden werden, die sich materiell verwerten lassen, wenn zum Beispiel jemand auf diese Weise etwas erfindet, womit er reich werden kann. Bis dahin wird man alles solches für Ausgeburten einer krankhaften Phantasie halten.
Setzen wir unsere Meditation mit Fleiß, Ausdauer und Energie fort, denn es wird uns immer die Hilfe dessen entgegenkommen, der seinen Impuls in die Erdenentwicklung brachte. Diese Hilfe* ist immer da!
Aufzeichnung B
Störungen bei der Meditation sind eigentlich Zeichen des Fortschrittes. Sie können mancherlei Gründe haben. Diese sind oft sehr kompliziert. Zum Beispiel kann eine frühere Mittelohrentzündung später Bilder schmerzvoller Vorgänge im Ätherleib erwecken. Oder im Nachbarhause wurden Räubergeschichten gelesen. Man hat sie gar nicht physisch gehört, aber doch durch den Ätherleib aufgenommen. Das kann sich so ausleben, als ob man in sich solche Räubergeschichten im Meditationszustande erlebte.
Vergessene Erlebnisse tauchen aus dem Unterbewußten auf, zum Beispiel ein von der Eisenbahn überfahrener Hund bellt dann aus einem heraus, weil auch der Schock im Ätherleib haftet.
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* In einer anderen, sonst gleichlautenden Aufzeichnung heißt es hier «diese Impulse sind immer da!».
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und dann unterbewußt während der Meditation wieder herauf-kommt. Mag man auch schlafen beim Vortrag, das Gehörte dringt doch ein in den physischen und den Ätherleib, rumort dann eventuell später beim Meditieren als unklare Vorstellung. So auch häßliche oder Theosophie feindliche Gespräche in der Umgebung, auch wenn man sie gar nicht selber hört, sondern nur in der Atmosphäre dieser Gespräche lebt. Häßliches drängt nach unten in den gelockerten physischen und Ätherleib und wirkt da oft ganz automatisch, während die feineren Seelenregungen sich mehr in höheren seelisch-geistigen Gebieten ausleben.
Daher wirkt Theosophie oft unangenehm in anderer Umgebung.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Köln, 18. Dezember 1913
#TX
Derjenige, der den esoterischen Weg einschlägt, muß immer das Ziel im Auge haben, entweder durch den Tod oder die Einweihung in die geistige Welt einzutreten. Dort liegen die Sachen gerade umgekehrt wie in der physischen Welt. Sobald wir eine esoterische Schulung beginnen, ändert sich auch die Seele, beginnt der Fortschritt. Der Astralleib und das Ich lösen sich, und der Zusammenhang mit den beiden untersten Gliedern ist nur noch ein loser. Daß bei der Meditation Gedanken exoterischer, ja oft abscheulicher Art auf einen einstürmen, ist ein Zeichen des Fortschrittes, denn die höheren Mächte stellen uns uns selbst so gegenüber, es ist unsere niedere Natur, es sind Reminiszenzen, die man manchmal sogar als Stimmen und Geflüster um sich hat. Es ist die von Ahriman und Luzifer durchsetzte niedere Natur, die Luzifer und Ahriman so geliebt haben: darum sind sie in uns.
Auch die hochgradige Sensibilität gegenüber der Umgebung ist ein Zeichen des losen Zusammenhanges der vier Glieder. Der Ätherleib nimmt unbewußt die Gedanken und Gefühle der Umgebung auf und reproduziert sie dann (Beispiel: als Kind vor dem siebten Jahr erlebt, daß ein Hund oder eine Katze überfahren worden ist; in der esoterischen Schulung könnten die Schreie und Klagen des Tieres dann als von innen in uns erlebt werden als Erinnerung des Ätherleibs. Beispiel: Mittelohrentzündung, Schmerznuance im Zusammenhang mit irgendeiner Unmoralität; in der Reminiszenz dieses als Stimmen herauskommend, die oft Scheußlichkeiten zurufen). Allem diesem sich mutig entgegenstellen und die Kräfte sich aneignen, um, wenn auch erst in der nächsten Inkarnation, dieses zu überwinden. Als Hauptsache stets die Wahrhaftigkeit üben, die gerade in unserer Zeit gänzlich abhanden gekommen in der Urteilssuche. Wir werden immer wieder inkarniert, um die Wahrhaftigkeit und Moralität uns
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in der physischen Welt anzueignen und diese mitzunehmen in die geistige Welt. Ahri man hat Besitz ergriffen von der Welt, und wir müssen durch unser esoterisches Leben das Gegengewicht halten, uns vor Augen halten den Bibelspruch: Christus ist gekommen, unsere Schwachheit auf sich zu nehmen.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Leipzig, 30. Dezember 1913
Aufzeichnung A
#TX
Wenn die Auffassung richtig wäre, die die Seelen-Untersucher des Mittelalters hatten und die auch von den modernen Psychologen geteilt wird, so gäbe es keine Esoterik.
Damals wurde der Satz geprägt: Alles, was in der Seele vorgeht, ist intentionell, das heißt, allen Seelenvorgängen liegt eine bestimmte Absicht zugrunde; wenn ich denke, so hat mein Denken einen bestimmten Inhalt, ich muß etwas denken; wenn ich fühle, hoffe, vorstelle, will: so muß ich «etwas» fühlen, hoffen, vorstellen, wollen. Die mittelalterlichen Seelen-Untersucher drückten das klar aus, viel schärfer und klarer als die heutigen Psychologen; denn unsere Zeit ist die Zeit der verschwommenen Begriffe. Wäre diese im Mittelalter vertretene Ansicht richtig, so ware ein esoterisches Denken nicht möglich, denn der Esoteriker will ja eben auch dieses «etwas» aus seiner Seele entfernen, sie ganz leer machen, damit dann in seine Seele einströmen kann das göttliche Denken. In gewissem Sinne wird das ja auch nicht hervorgerufen durch unsere Übungen, denn in ihnen konzentrieren wir uns ja auf bestimmte Worte, Bilder etc., die uns vom okkulten Lehrer gegeben sind. Also doch auf ein «etwas» - was aber nicht der Sinneswelt entnommen ist. Und vorbereitet wird unsere Seele dadurch, wenn sie herangereift ist durch diese Übungen, zu empfangen das göttliche Dasein.
Welchen Zweck hat denn das konzentrierte Denken? Uns abzulenken von den materiellen Gedanken, die uns umschwirren, und uns hinzulenken, in einem bestimmten Gedankeninhalt zu ruhen. Nach und nach müssen wir dann dahin gelangen, in der Meditation von einem bestimmten Gegenstand unseres Denkens abzusehen, uns ganz frei davon zu machen und uns die Kräfte selbst zu entwickeln, die zum Denken nötig sind.
Die mittelalterlichen Seelen-Untersucher wußten das auch
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sehr wohl, aber sie befolgten eine Regel, die noch heute von vielen befolgt wird, ja, die ein Grundsatz aller Erkenntnistheorie geworden ist. Sie sagten: Das Denken, Fühlen, Wollen ohne
Intentionen zu erreichen, ist sehr schwierig; was schwierig ist, ist für den Menschen unmöglich. So kamen alle jene Ideen über das Begrenztsein des Erkenntnisvermögens in die Philosophie.
Natürlich ist es für den Esoteriker nicht leicht, bei der Meditation jeden Denk-, Gefühls-, Willensinhalt aus seiner Seele zu entfernen und nur die Kräfte selbst zu entwickeln. Nur durch stetige, angestrengte Meditation wird er dahin gelangen. Im Grunde befindet sich der Meditant ja in derselben Lage wie der schlafende Mensch, nur daß er sein Bewußtsein aufrecht erhält.
Was geschieht denn im Schlaf? Astralleib und Ich verlassen den Körper, und auf der Ruhestätte liegen bleiben der physische und ätherische Leib, das heißt, wie ich schon öfters erwähnt habe, es ist das nur bis zu einem gewissen Grade richtig. Wie die Sonne nur für einen Teil des Erdballs untergeht, um für die andere Hälfte neu zu erstehen, so ruht auch nur der eine Teil des physischen Leibes. In dem anderen Teile beginnt die Sonne des Astralleibes und des Ich ihre Tätigkeit zu entfalten.
Denn aus dem Nerven- und Blutsystem sind während des Schlafes Astralleib und Ich zwar herausgezogen, aber in das übrige physische System - Sinnes- und Drüsenorgane - beginnen sie mit ihren Kräften während des Schlafes hineinzuarbeiten. An einem Vergleich werden Sie das ersehen. Wer wäre nicht schon eingeschlafen in einem nicht genügend geheizten Zimmer und mangelhaft vorbereitet für den Schlaf und hätte dann beim Aufwachen das unangenehme Gefühl gehabt, daß sein Körper abgekühlt sei. Der Grund dafür ist, daß während des Schlafes Astralleib und Ich nicht in ihm sind, wenigstens nicht im Blut- und Nervensystem. Dagegen durchziehen sie auch im Schlafe die Drüsen- und die Sinnesorgane. Denken wir zum Beispiel an ein Leckermaul. Bei ihm sind die Drüsenorgane natürlich anders ausgebildet, weil er die Gier nach guten Speisen noch nicht überwunden hat. Wir müssen bedenken, daß dadurch, daß bei
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der Meditation die Organe sich selbst überlassen sind, Astralleib und Ich herausgehen, wenn sie sich verselbständigen.
Nicht anders ist es bei den Sinnesorganen. Es wird paradox erscheinen, daß die Sinne am meisten wachen, wenn der Mensch schläft. Dennoch ist es so. Nehmen wir zum Beispiel das Auge. Während in der Nacht unsere Augen geschlossen sind, arbeiten die Kräfte des Ich und Astralleibes hinein. Dagegen wenn wir wachen am Tage, so schlafen eigentlich die Augen. Täten sie das nicht, so würde der Mensch sie nicht gebrauchen können. Es ist eben so, daß auf der Halbkugel des Sinnes- und Drüsensystems die Sonne des Astralleibes und des Ich in der Nacht aufgeht. Der, der im Schlafe bewußt aufwacht, kann erleben das Licht, das an den Augen arbeitet, das Aufbauen der Sinne, das am Tage aufhören muß, damit der Mensch sehen kann.
Ein solcher Mensch kann, wenn die Linse sich ausdehnt und wieder zusammenzieht, im Gesichtsfelde das Bild eines Engels haben, das auf ihn zuschwebt. Könnte er seinen Blick erweitern, so würde er, aus sich herausprojiziert, einen Engel sehen im Kampfe mit einem Dämon. Diese Imagination entsteht, weil im Schlafe das Blut beschäftigt ist, das Auge zu versorgen. Denn Götter, Erzengel haben durch Göttergenerationen hindurch an dem menschlichen Auge gearbeitet. Wenn man sich das klar-macht, so wird man auch empfinden, wie unheilig die moderne Physiologie die Sonde hineinsenkt in das, was in Jahrmillionen von Hierarchien göttlicher Wesenheiten geschaffen wurde.
Wenn sich der Meditant so von außen anschaut, kann er das Gefühl bekommen von einem Raum, der nur von Wärme erfüllt ist, wie eine Art Backofen. Was darin lebt, ist das, was lebt und webt im Menschenseelenleben als Eigenes. Wir wissen, daß es vier Arten von Äther gibt: den Wärme-, Licht-, chemischen und Lebensäther. Die Wärme, die nicht nur eine Bewegung der Moleküle ist, wie die Physiker meinen, sondern die erste der vier Ätherarten, die Wärme, die der Mensch hat als Eigenwärme, rührt nicht bloß von physikalischen und chemischen Prozessen her, sondern sie rührt - wenigstens beim Menschen ist es so,
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beim Tiere ist es anders - daher, daß ein Ich und Astralleib tätig sind. In der Meditation ist es möglich, diese Eigenwärme zu spüren in und auch weit außerhalb des Körpers als eine Wärme-sphäre, die die Stelle ausfüllt, wo sonst der Körper empfunden wird und darüber hinaus. Diesen Wärmeäther, der uns umhüllt, müssen wir fühlen. Viel Aufmerksamkeit ist dazu nötig. Natürlich, wenn jemand sich uns näherte und uns stechen wollte, so wird man nur etwas merken, wenn wirklich die Haut berührt wird. Man kann sich nicht einbilden, gestochen zu werden, wenn nur der uns umgebende Äther getroffen ist. Angehende Esoteriker spüren nichts von diesem Äther, sie spüren etwas ganz anderes: Gedanken, die auf sie einstürmen; oft lange vergessene Bilder, Gefühle und Sorgen dringen auf sie ein. Sie kommen dann wohl und klagen. Dann kann der mehr erfahrene Esoteriker sagen: Ich gratuliere dir zu dem Fortschritt, daß du das jetzt merkst!
Darauf paßt das Wort aus dem Johannes-Evangelium: «Und das Licht scheinet in die Finsternis, aber die Finsternisse haben es nicht ergriffen!» Denn diese Wärme, die in uns ist, ist Finsternis. Von außen will das Licht eindringen, aber es kann nicht, weil in der Wärme selbst ein Kampf stattfindet, ein Kampf zwischen zwei Arten von Wärme. Es wird dem Menschen schwer fallen, einzusehen, daß es diese zwei Arten von Wärme gibt.
Um das etwas einsehen zu können, muß man zu den Bauern gehen, zu ihrer Bauern-Philosophie, wenigstens wie sie früher war; denn in den letzten Jahrzehnten sind die Bauern immer dümmer geworden. Aber das rührt nur daher, weil sie mehr mit den Städtern in Berührung gekommen sind. Die alten Bauern waren durchaus nicht dumm; sie wußten vieles in ihrer Bauern-Philosophie.
So hat mir einmal ein alter Hirte gesagt, als ein Gewitter begann heraufzuziehen: Das sind zwei Wetter, die gegeneinander aufziehen. - Die moderne Physik würde von positiver und negativer Elektrizität sprechen; aber bei diesen abstrakten Begriffen hört dann auch ihr Verstehen auf. Der alte Hirte fühlte, wußte
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noch aus den Untergründen seiner Seele heraus, daß, wenn ein Gewitter heraufzieht, da zwei Mächte gegeneinander kämpfen, daß da ein Kampf stattfindet.
Der moderne Mensch hat dieses Bewußtsein von den zwei Wärmearten nicht mehr; daß es zwei Arten von Licht gibt, das kann er sich schon eher vorstellen: das innere Licht, das luziferische, und das äußere, das göttliche Licht, das er auf sich zukommen sieht in der Meditation. Aber außer der Eigenwärme des Menschen, die luziferisch ist, gibt es auch noch die Wärme, die ihn von außen bestrahlen kann, die er aber zuerst in der Meditation als Kälte empfinden wird. Es ist ein gutes Zeichen, in der Meditation angehaucht sich zu fühlen von der Kälte, die Wärme ist der geistigen Welten. An diese Kälte hingegeben, fühlen wir unsere Eigenwärme wie eine Sphäre um uns und in uns. Wir gehen wie durch einen feurigen Ofen, in dem alles verbrannt wird, was luziferisch an uns ist und doch wird dies Feuer des göttlichen Zornes - das eigentlich Liebe ist - als uns anhauchende Kälte empfunden. Hat man die Erkenntnis dieses Vorganges sich errungen, dann kommt man dazu, sich zu sagen: Gott sei Dank, daß ich gepeinigt, gequält werde, den göttlichen Zorn zu erfahren, der an mir verbrennt, was nicht mehr in mir sein soll!
Dann kommt zu uns die Wärme von außen, die zuerst als Kälte empfunden wird, und diese kommt mit Licht, das zwar auch von Luzifer ist, aber von der guten Seite des Luzifer. (Licht, das in den Menschen einströmt, gibt dem Menschen Erkenntnis - Luzifer. Der Quell dieses Lichtes ist Jehova, der im kosmischen Weisheits-Wasser lebt.) Die Geister der guten Hierarchien bedienen sich dann Luzifers, um dieses Licht in uns hineinzustrahlen. (Luzifer = Licht - Erkenntnis. Wärme - Christus, Liebe. Erst müssen wir erkennen - als Höchstes den Christus, dann ihn erleben, indem er selber in uns einstrahlt als Liebe-leben. Es ist Christus versus Luzifer.)
In dieser Weise können wir zu einem Seelenleben kommen, das nicht intentionell ist, zu einer geistigen Welt, die nicht bloß eine Fortsetzung ist von der physischen, sondern eine ganz andere
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Welt. Für alles das kann uns ein Symbol sein das Rosen-kreuz.
Oft sagen die Menschen: Das Rosenkreuz bleibt nur ein Symbol für mich! Das ist aber ihre eigene Schuld. In der «Geheim-wissenschaft» sind schon angegeben die Gefühle und Empfindungen, mit denen der Mensch sich durchdringen soll, damit ihm das Rosenkreuz nicht bloß Symbol, sondern lebendige Kraft wird. Das heute Gesagte können wir auch so in ein Gefühl umwandeln: Aus Gott sind wir geboren [Ex Deo nascimur]. Da sich aber Luzifer mit der Schöpfung vermischt hat, muß das Holz des Kreuzes verbrennen, verkohlen, schwarz werden:
In - morimur. Sind wir so in den Christus gestorben, dann können für uns von außen herankommen von den sieben Planeten her die Weltenkräfte, die Kräfte der sieben roten Himmels-Rosen, die als Licht und Wärme in uns einstrahlen.
Aufzeichnung B
Wenn die Auffassung der mittelalterlichen Psychologen, die auch diejenige der meisten heutigen Psychologen ist, richtig wäre, dann würde keine Esoterik möglich sein. Die mittelalterlichen Seelenforscher drückten es scharf und klar aus, viel schärfer und klarer als die heutigen; denn unsere Zeit ist diejenige der verschwommenen Begriffe. Sie sagten: Das ganze Seelenleben des Menschen ist intentionell. - Damit meinten sie, daß es immer einen Inhalt haben müsse. Man könne nicht bloß «nur» denken, sondern man müsse «etwas» denken. So könne man auch nicht bloß fühlen, wollen, hoffen, erwarten, vorstellen, ohne sich auf einen bestimmten Inhalt zu richten. In der Esoterik muß es aber gerade umgekehrt sein. All unsere Übungen gehen darauf hinaus, uns das Denken zu lehren, ohne etwas zu denken und so weiter. Dasjenige, was wir üben, ist also nicht das Wesentliche, sondern das ist nur Vorbereitung für dasjenige,
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was wir dadurch erlangen sollen: das Denken und so weiter ohne Gegenstand, das gegenstandlose Denken.
Welchen Zweck hat das konzentrierte Denken? Den Zweck, uns von den äußeren, materiellen Gedanken, die uns umschwirren, wegzuführen und unser Denken auf einen bestimmten Gedanken zu richten. Allmählich sollen wir dann dazu gelangen, auch von dem Gegenstand, auf den wir uns in der Meditation konzentrieren, abzusehen, uns ganz frei zu machen von ihm und nur die Kräfte selber, die zum Denken nötig sind, zu entwickeln.
Die mittelalterlichen Seelenforscher wußten das zwar auch sehr wohl, aber sie wendeten da eine Regel an, die auch jetzt noch von weitaus den meisten Menschen angewendet wird, ja, die ein Grundsatz aller Erkenntnistheorie geworden ist. Sie sagten: das Denken, das Fühlen und so weiter ohne Intentionen, das zu erreichen, ist sehr schwierig, und was sehr schwierig ist, das ist dem Menschen unmöglich. Davon rühren später alle die Ideen von der Begrenztheit unserer Erkenntnisfähigkeit her und so weiter.
Für den Esoteriker soll es dennoch möglich werden, ein ganz anderes Gedankenleben zu entwickeln als das gewöhnliche ist. Durch die Meditation soll der Meditierende in denselben Zustand geraten wie der schlafende Mensch, aber trotzdem ein Bewußtsein haben. Wir wollen von konkreten Beispielen ausgehen.
Wenn der Mensch in einem nicht ordentlich geheizten Zimmer geschlafen hat und er erwacht und fühlt sich kalt, dann ist es für ihn schwieriger, sich zu erwärmen, als wenn er in seinem Tagesleben bei seinen gewohnten Beschäftigungen ist. Woher kommt das? Es wird gesagt, daß im Schlafe der physische Leib und der Ätherleib auf der Ruhestätte zurückbleiben und der Astralleib und das Ich herausgehen. Das ist annähernd richtig; ebenso richtig, wie wenn man zum Beispiel sagt, daß die Sonne in der Nacht von der Erde verschwunden sei. Das gilt ja für die eine Erdhälfte, nicht aber für die andere. So sind im Schlafe der Astralleib und das Ich zwar aus dem Blut- und dem Nervensystem herausgezogen, aber sie durchsetzen dann gerade um so
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mehr das Sinnes- und das Drüsensystem. Es wird uns das vielleicht sonderbar vorkommen, daß die Sinnesorgane gerade dann am meisten «wach» sind, wenn der Mensch schläft. Trotzdem ist es so. Wenn wir wachen, am Tage, sind die Augen und so weiter schlafend; wenn sie das nicht wären, würde der Mensch gar nicht sehen können. Also für die Erdhälfte der Sinnesorgane und des Drüsensystems geht die Sonne des Astralleibes und des Ich in der Nacht auf.
Wenn es einem gelingt, im Schlafe bewußt aufzuwachen, dann kann man das Licht erleben, das an den Augen tätig ist, das Aufbauen der Sinnesorgane, das am Tage aufhören muß, damit der Mensch «sehen» kann. Dieses erlebt man dann in imaginativen Bildern. Man kann vielleicht in seinem Blickfelde das Bild eines Engels haben - aus einem selbst herausprojiziert -, der auf einen zuschwebt. Könnte man den Blick noch weiter ausdehnen, dann würde man einen Erzengel schauen, der im Kampfe ist mit einem Dämon. Das wäre dann das Bild dafür, daß das Blut damit beschäftigt ist, die Augen zu versorgen und daß dadurch entsteht ein sich Verkleinern und Vergrößern der Augenlinse. Das drückt sich dann in dem ersten oben geschilderten Bilde aus.
Der gewöhnliche Mensch könnte da kommen und sagen:
Dann wäre also das, was ich da wahrnehme, nur etwas, das ich aus mir selber heraus schaffe. Der Esoteriker aber wird anders sprechen. Er wird wissen, daß das Gesicht, das Sehen, nicht möglich wäre, wenn nicht die Erzengel immerfort bekämpfen und besiegen würden die Finsternis, und daß das dasjenige ist, was sich in dem Bilde ausdrückt. Die Erzengel haben Göttergenerationen lang an dem Auge gearbeitet. Wenn man sich das klarmacht, dann wird man empfinden, in wie unheiliger Weise der moderne Physiologe die Sonde hineinsteckt in dasjenige Organ, das in Jahrmillionen durch Hierarchien von göttlich-geistigen Wesenheiten aufgebaut worden ist.
Wenn der Meditierende sich so von außen betrachtet, kann er ein Gefühl bekommen von einem Raum, der nur von Wärme erfüllt ist, wie eine Art von Backofen. Was darin lebt, ist dasjenige,
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was webt und lebt in dem menschlichen Seelenleben als seine eigene Natur. Jene Wärme - die ja nicht nur eine Bewegung ist, wie die Physik meint, sondern die erste der vier Äther-arten - die der Mensch hat als Eigenwärme, rührt nicht nur von physischen und chemischen Prozessen her - jedenfalls beim Menschen nicht, beim Tier ist es anders -, sondern rührt davon her, daß ein Ich und ein Astralleib in dem Menschen leben. In der Meditation ist es nun möglich, unsere Eigenwärme zu spüren innerhalb und sogar außerhalb des Leibes wie eine Wärme-sphäre, die den Platz ausfüllt, wo sonst der Leib gefühlt wird -und noch etwas darüber hinaus.
Es ist nicht leicht, das zu spüren, es braucht viel Aufmerksamkeit dazu. Angehende Esoteriker werden zunächst etwas ganz anderes bemerken als diese Wärmesphäre, nämlich die auf sie einstürmenden Gedanken, bisweilen längst vergessene Gedanken, Sorgen, Gefühle etc. Dazu kann der mehr erfahrene Esoteriker nur sagen: Ich beglückwünsche dich, o Mensch, zu deinem Fortschritt, daß du das jetzt bemerkst! Darauf ist das Wort des Johannes-Evangeliums anwendbar: «Und das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternis hat es nicht begriffen.» Denn diese Wärme, die in uns ist, ist Finsternis. Von außen will das Licht eindringen, aber es kann nicht eindringen, weil in der Wärme selber ein Kampf stattfindet, ein Kampf zwischen zwei Arten von Wärme.
Es wird dem heutigen Menschen schwer fallen, einzusehen, daß es zwei verschiedene Wärmen geben könne. Um das einsehen zu können, muß man zu den Bauern gehen, die noch eine Bauernphilosophie haben - so wie diese waren jedenfalls. Denn in den letzten Jahrzehnten sind die Bauern immer dümmer geworden, aber das kommt nur daher, weil sie immer mehr mit den Städtern in Berührung kommen. Die früheren Bauern waren eben nicht dumm, und sie hatten eine «Bauernphilosophie». So sagte einmal ein alter Hirte, als ein Gewitter anfing heraufzukommen: Das sind eigentlich zwei Wetter, die gegeneinander ziehen. - Der heutige Naturwissenschafter wird von positiver
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und negativer Elektrizität sprechen und manches zu erzählen haben, aber das ist nur deswegen, weil das Verständnis bei ihm aufhört, sobald er das Wort «Elektrizität» ausspricht. Der alte Hirte fühlte, daß, wenn ein Gewitter heraufzieht, es zwei Mächte gibt, die gegeneinander kämpfen, daß da eben ein Kampf stattfindet. Der moderne Mensch hat dieses Bewußtsein von den zweierlei Arten von Wärme nicht mehr.
Daß es zweierlei Arten von Licht geben könne, das könnte man sich noch eher vorstellen: das innere Licht, das von Luzifer ist, und das äußere Licht, das man auf sich zukommen sieht in der Meditation. Aber außer der Eigenwärme des Menschen, die luziferisch ist, gibt es auch noch eine Wärme, die ihm von außen her zustrahlen kann, die er aber in der Meditation zuerst als Kälte empfinden wird. Das ist ein gutes Zeichen sogar, sich in der Meditation von der Kälte angehaucht zu fühlen, die aus den geistigen Welten strahlt. An diese Kälte uns hingebend, fühlen wir unsere Eigenwärme wie eine Sphäre in uns und um uns herum. Wir gehen wie durch einen feurigen Ofen, in dem all dasjenige verbrannt wird, was luziferisch an uns ist, und der trotzdem als Kälte gefühlt wird. Dann kommt der Mensch dazu zu sagen: Gott sei Dank, daß ich gepeinigt werde, daß ich reif befunden werde, den göttlichen Zorn zu erleben, der an mir verbrennt, was nicht in mir sein soll. Dann zieht in uns die Wärme von außen herein - die zuerst als Kälte empfunden wurde -, und diese kommt zusammen mit Licht, das zwar auch von Luzifer ist, aber von der guten Seite des Luzifer herrührt. Die Geister der guten Hierarchien bedienen sich des Luzifer, um das Licht in uns zu strahlen.
In solcher Art können wir zu einem Seelenleben gelangen, das nicht intentionell ist, zu einer geistigen Welt, die nicht bloß eine Fortsetzung ist der physischen Welt, sondern die eine ganz andere Welt ist.
Für all dieses kann uns ein Symbolum werden das Rosenkreuz. Oft sagen die Schüler: Das Rosenkreuz bleibt nur ein Symbol für mich. - Da muß geantwortet werden: Das ist eure
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eigene Schuld! In der «Geheimwissenschaft» sind schon die Gefühle verzeichnet, womit man sich durchdringen soll, damit das Rosenkreuz nicht bloß ein Symbol bleibe.
Das heute Gesagte können wir so in ein Gefühl verwandeln:
Aus Gott sind wir geboren [Ex Deo nascimur], - aber da Luzifer sich mit der Schöpfung vermischt hat, muß das Holz des Kreuzes verbrennen, verkohlen, schwarz werden: In Christo morimur. Sind wir solcher Art in den Christus gestorben, dann können zu uns von außen hereinkommen die sieben Welten-kräfte, die Kräfte der sieben roten Rosen, die als Licht und Wärme in uns hineinstrahlen können: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
*
Aufzeichnung C
Eine mittelalterliche Auffassung von der Seele besagte, daß alles Denken, Fühlen und Wollen intentional, inhaltlich sei. Wenn das wahr wäre, könnte es keine Esoterik geben, denn das Ziel der Esoterik ist ja gerade, das Seelenleben loszulösen vom Inhalt, der aus der physischen Welt stammt. Wenn wir wirklich gut meditieren, muß aller Inhalt aus unserem Seelenleben verschwinden; dann erst werden wir reif, um von der anderen Seite, aus der geistigen Welt, etwas in uns einströmen zu fühlen. Wir können das an einem Beispiel klar machen.
Wenn wir schlafen, tun wir eigentlich etwas Ähnliches wie bei der richtigen Meditation, wir ziehen uns nämlich mit Ich und Astralleib aus dem Körper. Dadurch kann es geschehen, daß wir - wenn wir nicht aufpassen, daß das Zimmer gut erwärmt ist - uns abgekühlt fühlen beim Erwachen, da Ich und Astralleib nicht wie sonst in unserem Blut- und Nervensystem wirken und uns erwärmen. Wenn wir schlafen, ziehen sie sich nicht ganz zurück, sondern arbeiten in den Sinnesorganen und
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im Drüsensystem. Sie arbeiten an den Kräften der Augen und anderen Sinnesorganen viel mehr als tagsüber, wenn wir die Augen gebrauchen, und vor allem arbeiten sie im Drüsensystem. Dadurch, daß mehr in den Drüsen- und Sinnesorganen gearbeitet wird, offenbaren sich die ersten Visionen oft leiblich: Engel, der einen Teufel besiegt, Kräfte, die im Auge wirken.
Wenn wir nun vorwärtskommen in der Esoterik, können wir um uns her die Aura von Wärme fühlen, die unser Ich und Astralleib aus dem uns umringenden Wärmeäther an sich ziehen. Wir fühlen dieses für gewöhnlich nicht, weil Gedanken, Erinnerungen, Sorgen etc. auftreten, die uns in unserer Meditation stören wollen; aber wenn wir diese besiegen, fühlen wir um uns herum die Aura unserer Wärme. Wir können dann tief die Wahrheit der Worte empfinden: «Und das Licht scheint in die Finsternis, und die Finsternisse haben es nicht verstanden.» Denn was wir aus uns ausstrahlen, ist Finsternis, die das göttliche Licht davon abhält, auf uns einzustrahlen. Das ist unser luziferisches Seelenleben, was als Finsternis (Wärme) nach außen dringt, und dadurch das göttlich-luziferische (Weisheits-)Licht daran hindert, aus den geistigen Welten (Geist der Wahrheit -Heiliger Geist) auf uns einzustrahlen (Bauernphilosophie von zwei Gewittern, die aufeinanderstoßen). Aber auch mit der Wärme geschieht etwas Ähnliches. Auch der Wärme, die wir ausstrahlen, kommt von außen die Wärme von Gott entgegen, Wärme aus der geistigen Welt, aber diese wird von uns umgekehrt gefühlt, nämlich als uns anhauchende Kälte. Das finden wir nicht angenehm, uns umspült zu fühlen von der göttlichen Wärme, die wir als Kälte empfinden, aber das ist gerade der geistige Verbrennungsprozeß. Wir müssen durch den Feuerofen unseres eigenen luziferischen Seelenlebens, das wir aus uns heraussetzen; und dann fühlen wir uns umspült von der göttlichen Wärme, die wie Kälte ist, so daß der Verbrennungsprozeß wie ein Erfrierungsprozeß ist. So muß all unsere Finsternis und egoistische Wärme verbrannt werden, bevor das göttliche Licht auf uns ein-strahlen kann. Wir können an das Rosenkreuz denken, das verkohlte
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Holz, den Körper, und dann an die reinen Lichtrosen, die neu in uns einstrahlenden göttlichen Kräfte. Dann werden wir tief des Mysteriums von Golgatha bewußt werden und wie verbrennen müssen unsere Leidenschaften, auf daß wir auffangen können das reine Licht der geistigen Welt. EDN - ICM -PSSR.
Konzentration auf Formel oder imaginatives Bild -
Meditation - Seelenruhe. E[. . ]* einen des Göttlichen, sei es in seinen kosmischen Gedanken oder in Bildern oder Inspiration und Intuition.
*
* *
Aufzeichnung D
Wenn man den mittelalterlichen Lehren Glauben schenken wollte, dann müßte man annehmen, daß ein esoterisches Leben überhaupt nicht möglich wäre. Damals war man Anhänger dessen, was man «intentionelles» Denken, Fühlen, Wollen nennen kann. «Etwas» denken, etwas fühlen, etwas wollen müsse man. Der Esoteriker soll aber gerade von diesem «etwas» loskommen.
In Ruhe und Gelassenheit muß ein Zusammenziehen der Seelenkräfte in der Meditation stattfinden. Der beginnende Esoteriker klagt fast immer: Dies und das mißlingt mir. Bilder, Vorstellungen und so weiter steigen auf, derer ich mich nicht erwehren kann; sie trüben meine Meditation. - Der erfahrene Esoteriker sollte ihm antworten: Ich gratuliere dir dazu, du hast den ersten Schritt getan!
«Annähernd» gesprochen, sind im Schlafe aus physischem und Ätherleib der astralische Leib und das Ich heraus. Aber nicht völlig entspricht dies der Wirklichkeit. So wenig entspricht es völlig, wie wenn man sagt: Die Sonne geht unter und so weiter. Ja, für die eine Seite der Erde geht sie wirklich unter, für die andere aber geht sie gleichzeitig auf. Ebenso ist es mit dem
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* Unleserlich, evtl. «Einströmen» oder «Einfließen».
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Astralleib und dem Ich, mit deren Kräften. Während des Schlafes wachen tatsächlich Sinne und Drüsensystem, weil an ihnen gearbeitet wird. Während des wachen Tagesbewußtseins ist zum Beispiel das Auge gar nicht wach; sonst könnte es die Dinge im Raum nicht wahrnehmen, es könnte nicht sehen. Erst in der Nacht wacht das Geistige des Auges. Daher ist man hierdurch vielen Täuschungen unterworfen. Man nehme zum Beispiel -den guten Fall -: Jemand sieht einen Engel, wie er einen Teufel besiegt. Die Pupille zieht sich zusammen und weitet sich, das Bild bleibt aber nicht im Innern, sondern es wird nach außen hinausprojiziert. Die Erzengel haben in jahrmillionenlanger Arbeit an diesem Auge gearbeitet.
Den Zustand des Schlafes sollen wir nun bewußt nachahmen in der Meditation.
Vier Äthersubstanzen sind es, die wir zu unterscheiden haben:
Wärmeäther, Lichtäther, chemischer Äther [oder] Klangäther [und Lebensäther]. Wir sind zunächst eingebettet in den Wärme-äther. Das Gefühl des Erkaltens, sich nicht von selbst Erwärmen-Könnens, das wir so oft bemerken beim Aufwachen in einem nicht genügend erwärmten Raum, das tritt auch ein bei der Meditation. Es findet statt eine Einwirkung auf die Erwärmungskräfte, das Nervensystem, das Sinnes- und Drüsensystem. Besonders gewirkt wird dabei auf das Drüsensystem. Daher kommt bei der Meditation oft etwas von dem herauf, was im Innern verdeckt liegt. - Beispiel vom Leckermaul, geheime Begierden im Drüsen-system, die sich dann als Bilder, als Visionen aller Art kundgeben.
Im Wärmeäther müssen wir uns nicht begrenzt fühlen von unserer Haut, sondern über diese hinausragend, wie denn der Esoteriker sich überhaupt fühlen lernt weit größer, als die Haut ihn begrenzt. Voller Innenwärme wie ein Backofen fühlt sich der Mensch. In diese Substanz ergießen sich nun die ungeläuterten Gefühle, Begierden und so weiter und trüben die Meditation, indem sie das Licht, das hereindringen will (Lichtäther), verdunkeln. Man meditiere: Das Licht scheinet in die Finsternis, aber die Finsternis nimmt es nicht auf.
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Ein Mittel gibt es, um weiter fortzuschreiten; die Versenkung in die Vorstellung des Rosenkreuzes. Verbrennen im Schmelzofen - des Wärmeäthers - der Überwindung müssen unsere Begierden und Leidenschaften. Da aber im Geistigen alle Begriffe umgewandelt, umgekehrt werden müssen, so muß man sagen:
sie erstarren, sie erfrieren. Keinem Esoteriker ist es zunächst angenehm, so von der Kälteregion umfangen zu sein. Da die Teile, welche das Rosenkreuz zusammenfügen, dem Physischen entnommen sind, so sagen wir: verbrennen. Daher das schwarze verkohlte Holzkreuz. Aus dem Geistigen blühen die leuchtenden Rosen auf. Der dreiteilige Mensch bringt als Opfer sein Denken, Fühlen, Wollen.
Im Lichtäther Luzifer. Wenn er von innen nach außen wirkt, wird er zur bösen Kraft. Wirkt er aber von außen nach innen, so ist er eine gute Kraft, weil sich die guten Götter dann seiner bedienen.
Ex Deo - wir waren den luziferischen Einflüssen unterworfen.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Leipzig, 2. Januar 1914
Aufzeichnung A
#TX
Das, was jedem Esoteriker am Herzen liegt, ist der Erfolg bei seinen meditativen Anstrengungen. Erfolg hat ein jeder, auch wenn er ihn nicht merkt. Der angehende Esoteriker beklagt sich oft über Schmerzen. Diese Schmerzen sind Unordnungen, die im Körper dadurch entstehen, daß der physische und ätherische Körper nicht in richtigem Kontakt miteinander sind. Diese Schmerzen waren auch schon früher da, nur hat sie der Mensch nicht empfunden, da er gröber, robuster war. Jetzt als Esoteriker, da er feiner, sensibler wird, empfindet er sie. Der Esoteriker muß solche Schmerzen ertragen lernen. Da muß man natürlich unterscheiden lernen, ob es sich um einen Krankheitsprozeß handelt, bei dem man eingreifen muß.
Woher kommt es denn, daß man seinen physischen Körper so wenig kennt? Weil man in ihm lebt und ihn nur empfindungsgemäß wahrnimmt. Man sieht mit dem Auge, daher kann man es nicht beobachten. Der Esoteriker muß dazu gelangen, sich mit seinem Geistig-Seelischen zurückzuziehen, frei zu machen vom Physischen. Dann wird es ihm gelingen, seinen physischen Körper zu beobachten. Es verhilft uns dazu, wenn wir unsere Gedanken möglichst auf einen Punkt zusammenziehen, konzentrieren und in diesen Punkt dann untertauchen, für eine Zeitlang darin leben. Durch solche Konzentration tritt eine Verstärkung der Denkkraft ein und durch sie kann man allmählich dahin gelangen, seinen physischen Körper zu beobachten.
Ferner müssen wir dahin gelangen, unseren Ätherkörper kennenzulernen. Das ist noch schwieriger, denn der ätherische Körper ist nicht von der Haut eingeschlossen wie der physische Leib, sondern er ist ein feines Gewebe, das seine Strömungen überall hinaussendet in die Außenwelt und auch von allem, was
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in der Außenwelt vorgeht, beeindruckt wird, oft dem Menschen ganz unbewußt.
Den Ätherleib lernt man erfühlen durch richtiges Betreiben der zweiten Nebenübung, der Übung des Willens. Gewöhnlich wird ja der Mensch durch äußere Eindrücke zu seinen Handlungen getrieben. Er sieht die Blume auf der Wiese, und da sie ihm gefällt, streckt er die Hand nach ihr aus, um sie zu pflücken. Nun, als Esoteriker, müssen wir dahin gelangen, ohne Anregung von außen, nur aus dem inneren Impulse heraus, den wir uns bewußt geben, dies oder jenes zu tun. Dann kommt man dazu [zu erkennen], es ist der Ätherleib, der die Hand zu der Bewegung veranlaßt. So fühlt man seinen Ätherleib erwachen.
Durch diesen erwachenden Ätherleib lernt man nach und nach, sich zu erleben in einer ätherischen Welt. In Wirklichkeit geschieht bei jeder Bewegung, die wir machen, z. B. wenn ich einen Gegenstand angreife, mich daran stoße, ein Angriff auf die Außenwelt. Der Nicht-Esoteriker ahnt nichts davon, er ist behütet durch den Hüter der Schwelle vor diesem Wissen, aber der Esoteriker verselbständigt nach und nach seinen Ätherleib, der in der ätherischen Welt sich erlebt. Seine Organe werden feiner, er eignet sich immer mehr eine Empfindung an dafür, daß ein jeder Raum erfüllt ist nicht nur von physischen Gegenständen, sondern von einer zahllosen Menge von Elementarwesen, die sich durch Stechen, Stoßen, Brennen bemerkbar machen. Man muß sich in dieser elementarischen Ätherwelt überall Raum schaffen durch Willensimpulse wie Ausstrecken, Zurückziehen, Stoßen, Vorwärtsschreiten etc., und solche Bewegungen müssen mit dem vollen Bewußtsein, daß man es aus seinem eigensten Wesen heraus will, geschehen. Das ist das zweite: Initiative der Handlungen. Wer sich in der Ätherwelt ohne seinen Initiativ-Willen keinen Raum schaffen kann, der kann in dieser Welt ebensowenig etwas ausrichten, wie jemand, der in der physischen Welt tanzen wollte auf einem Podium, das voller Stühle steht. Erst müssen die Stühle fortgeschafft werden. Das lernt man im Geistigen durch die zweite Übung.
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Um unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir genau das Umgekehrte tun. Wir müssen da die im Astralleib wogenden Begierden zurückhalten, da müssen wir diesen gegenüber Gelassenheit und Gleichmut entwickeln. Wir müssen absolute Windstille, absolute Ruhe in uns herstellen. Dann erst fühlen wir die äußere astrale Welt an unsere innere astrale Welt stoßen. Wie wir an die ätherische Welt stoßen dadurch, daß wir von uns aus in sie eingreifen in unserem Wollen, so fühlen wir die äußere astrale Welt dadurch, daß wir ruhig in uns selber bleiben, daß wir alle Begierden, Wünsche zur Ruhe bringen.
Bevor der Astralleib soweit ist, betäubt er sich durch den Schrei. Wir wissen ja, daß ein Schmerz entsteht, wenn der physische Leib und der ätherische Leib nicht in richtigem Kontakt sind. Das empfindet der Astralleib als Schmerz. Das kleine Kind, wenn es Schmerz empfindet, schreit. Es sucht den Schmerz zu übertönen im Schreien. Der Erwachsene ruft vielleicht: au! Wenn es dem Menschen gelänge, seinen Schmerz völlig in den Vibrationen des Tons hinströmen zu lassen, so würden durch dessen Schwingungen in der Formation des Ätherleibes solche Veränderungen entstehen, daß er nicht den Schmerz empfände, sondern daß er hinuntersänke ins Unterbewußtsein.
Aber die guten Götter haben den Menschen schwächer veranlagt, und es ist gut so, denn sonst gäbe es kein Leid und auch keine artikulierte Sprache. Der Esoteriker muß dahin gelangen, alle Schmerzen, überhaupt alles, was durch das Äußere in ihm angeregt wird, in ihm vorgeht, ruhig, gelassen, gleichmütig zu ertragen. Dann wird er nicht Angriffe machen (durch seinen Astralleib) auf die Außenwelt, sondern die Angriffe wenden sich von außen an ihn. Aber da er völlige Gelassenheit entwickelt hat, so berühren sie nur seinen physischen und ätherischen Leib. Der Astralleib bleibt unberührt. Er wird sozusagen frei, und man kann ihn beobachten. Also durch die Übung in der Gelassenheit gelange ich dazu, meinen Astralleib kennenzulernen.
Schließlich muß ich auch noch dazu kommen, mein Ich kennenzulernen. Ich kann mein Ich nicht erfühlen, weil ich in ihm
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lebe. Daher müssen wir es in die Welt ausgießen. Mein Ich lerne ich kennen durch das, was wir bezeichnen als Positivität (Gleichnis vom Hunde).
Wenn wir es machen wie der Christus-Jesus, so sehen wir nicht das Häßliche, sondern tauchen soweit hinein in alles, daß wir an das Gute kommen. Auf diese Weise kommen wir los von unserm Ich und können es beobachten. Ich ist Liebe und Wille. Durch den entwickelten Willen lernen wir erkennen die Substanz aller Dinge, die im Göttlichen urständet. Durch die Liebe lernen wir das Wesen der Dinge miterleben. So dringen wir durch Wille und Liebe vor zum Erkennen, das frei ist vom persönlichen Ich. Als geistiges Ich lernen wir untertauchen in Wesen und Substanz aller Dinge, die ja aus dem geistigen Vater-grund stammen, wie auch unser eigenes Ich. Unser Ich schaut uns aus allem Geschaffenen an («Schwan»). Der Schüler erreicht die Stufe des «Schwan», wenn er das erleben kann.
Auf der fünften Stufe entwickeln wir Manas oder Geistselbst. Da dürfen wir uns nicht festlegen auf dasjenige, was wir bisher gesehen, gelernt, gehört haben. Wir müssen lernen, von alle dem abzusehen, uns allem, was uns entgegentritt, ganz wie ausgeleert von dem Bisherigen zu erhalten. Manas kann nur entwickelt werden, wenn man lernt, alles, was wir uns durch Eigendenken erworben haben, doch nur zu empfinden als etwas Minderwertiges gegenüber dem, was wir uns erwerben können, indem wir uns den Gedanken öffnen, die aus dem gottgewobenen Kosmos einströmen. Aus diesen göttlichen Gedanken ist alles, was uns umgibt, entstanden. Wir haben sie nicht durch unser bisheriges Denken finden können. Da verbergen es uns die Dinge. Jetzt lernen wir hinter allem wie ein verborgenes Rätsel dies Göttliche zu erahnen. Immer mehr lernen wir in Bescheidenheit einsehen, wie wenig wir bisher von diesen Rätseln ergründet haben. Und wir lernen, daß wir eigentlich alles aus unserer Seele entfernen müssen, was wir bisher gelernt haben, daß wir ganz unbefangen, wie ein Kind, allem entgegentreten müssen - daß sich nur der Unbefangenheit der Seele darbieten die göttlichen Rätsel, die uns
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umgeben. Kindlich muß die Seele werden, um in die Reiche der Himmel eindringen zu können. Der kindlichen Seele strömt dann entgegen die verborgene Weisheit - Manas - wie ein Geschenk der Gnade aus der geistigen Welt.
Weiter zu gehen ist für den Menschen nicht nötig, da er durch diese fünf Stufen den Kontakt mit der geistigen Welt herstellt. Es muß nun noch durch stete Wiederholung dieser fünf Übungen zwischen den verschiedenen Fähigkeiten, die durch sie erlangt werden sollen, die Harmonie des Zusammenwirkens hergestellt werden. Das bewirkt die sechste Übung.
Diese Übungen sind von allergrößter Wichtigkeit. Durch sie kann die Seele den Weg finden in die geistigen Welten. Überall, in allen Schriften, Zyklen, Vorträgen finden Sie Hinweise auf diese fünf Übungen. Und es brauchte keine esoterische Stunde stattzufinden, wenn jeder sie aufmerksam läse und die Kräfte dieser Übungen in seiner Seele zum Leben erweckte. Sie dienen den speziell gegebenen Übungen zur Unterstützung.
Der Esoteriker muß nur aufmerksam sein, auch auf das Kleinste. Er muß alles gewissenhaft beobachten, noch in ganz anderer Weise, als es im Physischen geschieht, sobald er sich den geistigen Welten nähert. Denn die Dinge im Geistigen sind ja soviel subtiler, feiner als im Physischen. Darum muß der Esoteriker diese Übungen beständig machen und sich immer wieder anfachen zu neuem Streben, zu neuen Beobachtungen, da es ihm sonst nicht möglich ist, Einblicke in die geistige Welt zu bekommen. Und vor allem muß der Esoteriker Geduld üben. Die meisten denken, nachdem sie kurze Zeit geübt haben, sie könnten nun in die geistige Welt gelangen, alle Pforten zur geistigen Welt ständen ihnen offen.
Bedenken Sie doch, daß ein bedeutsamer Impuls, eine bedeutende Idee neunzehn Jahre braucht, um innerlich gut ergriffen und verstanden zu werden. Wenn der Esoteriker glaubt, nach einigem Üben nun ohne weiteres reif zu sein zum Eintritt in die geistigen Welten, so ist das gerade so, als wenn ein Kind, das eben sprechen gelernt hat, nun sagen wollte: Das dauert mir zu
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lange, Jahre hindurch zu warten, bis ich ein Mann bin. Ich will gleich Mann sein.
Ein Zweites, das man im esoterischen Leben lernen muß, ist die Wahrhaftigkeit. Wer sie im physischen Leben nicht schon gelernt hat, wird große Mühe haben bei seinem Aufstieg in die geistige Welt, da er ja auch sein logisches Denken und alles, was an den Verstand gebunden ist, zurücklassen muß und in der geistigen Welt nicht korrigiert wird durch die Tatsachen wie hier in der physischen Welt. Die guten Götter haben gerade dadurch den Menschen erziehen wollen zur Wahrhaftigkeit, daß sie ihn versetzt haben in die physische Welt, wo eine jede Unwahrheit -d. h. alles, was nicht den Tatsachen entspricht - korrigiert wird durch die Tatsachen. Die Neigung zur Wahrhaftigkeit kann nur in der physischen Welt erworben werden, nicht erst in der geistigen Welt.
Endlich muß der Esoteriker bestrebt sein, sich gewohnheitsmäßig ein gutes Gedächtnis anzuerziehen. Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib wurde er schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben werden in den physischen Leib. Der ist sozusagen der Aufschreibeapparat für das, was der Mensch behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will an etwas, so durchdringt er mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo das, was erinnert werden soll, eingeschrieben steht, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und der Mensch liest es dann ab vom physischen Leib. Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen haben, daß sie es sich solange wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es vorkommen, daß, wenn sie z. B. lernen: «Es stand vor alten Zeiten ...», sie es sich gewaltsam einpressen in den physischen Leib dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen.
Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu durchdringen.
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Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht brauchen als Erinnerungsorgan, an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazu gehörende Empfindungsnuance vor die Seele rufen.
Der Inhalt dessen, was dem Meditanten zufließt, wenn er sich nach der Meditation leer macht - auch von dem Einwirken der Meditation - ist ja in gewissem Sinne Verdienst. Niemals wird eine Meditation einmal ebenso sein wie ein anderes Mal. Das, was uns zufließt, hängt ab von unserer Moralität, von unserer Wahrheitsliebe, davon, wie wir seit der letzten Meditation gelebt haben. Sind wir in irgendeiner Weise nicht ganz bei der Wahrheit geblieben, oder haben wir Zorn, Ärger in uns aufkommen lassen, so kann nichts aus der geistigen Welt in uns einströmen. Es ist damit schon so, wie wir es verdienen. Bei aufmerksamem Nachspüren werden wir schon immer den Grund dafür, daß wir nicht mit dem Geistigen begnadet wurden, in irgendeiner Unwahrheit, in irgendeiner Aufwallung von Zorn oder dergleichen finden.
Aufzeichnung B (Auszug)
[...] Ein Zweites, das man im esoterischen Leben üben muß, ist die Wahrhaftigkeit. Wer im physischen Leben nicht die Wahrhaftigkeit geübt hat, wird große Mühe haben bei seinem Aufstieg in die geistigen Welten, da er ja auch sein logisches Denken und alles, was an den Verstand gebunden ist, zurücklassen muß und nicht korrigiert wird durch die physische Welt. Die guten Götter haben gerade den Menschen erziehen wollen zur Wahrhaftigkeit dadurch, daß sie ihn in die physische Welt versetzt haben. Die Neigung zur Wahrhaftigkeit kann nur in der physischen Welt erworben werden, nicht erst in der geistigen Welt.
Endlich muß der Esoteriker bestrebt sein, sich gewohnheitsmäßig ein gutes Gedächtnis anzuerziehen (indem man alles mit starkem Bewußtsein tut, immer ganz bewußt bei allem ist). Wir
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kennen alle die Geschichte von jenem Manne, der wenig Sinn hatte für Raumverhältnisse und nie wußte, wo er etwas hinge-legt hatte. Um dem abzuhelfen, stellte er verschiedene Tische in seinem Zimmer auf und legte alles darauf. - Es gibt Gelehrte, die nur arbeiten können, wenn sie zwölf Tische um sich herum haben, auf denen die Nachschlagewerke aufgeschlagen da liegen, um die Zitate leicht bei der Hand zu haben, und die von einem Tisch zum andern gehn müssen.
Man lächelt darüber, aber in Wirklichkeit ist es im Unterbewußtsein bei uns allen ebenso. Der Bewahrer des Gedächtnisses ist der Ätherleib, aber ohne den physischen Leib würde er schlecht bewahren können. Die Nerven werden beeindruckt, und es muß hineingeschrieben werden in den physischen Leib; der ist sozusagen der Aufschreibe-Apparat für das, was ich behalten will. Und wenn der Mensch sich erinnern will, so durchdringt er mit dem Ätherleib den physischen Leib bis zu der Stelle, wo er eingeschrieben hat, und dann wird das Erinnerungsbild lebendig, und er liest es dann vom physischen Leib ab.
Schüler machen es ja so, wenn sie etwas auswendig zu lernen haben, daß sie es sich so lange laut wiederholen, bis es sich eingeschrieben hat. Aber da kann es dann kommen, daß, wenn sie zum Beispiel lernen: «Es stand in alten Zeiten ein Schloß, so hoch und hehr ...», sie dadurch, daß sie den Laut zu Hilfe nehmen, es gewaltsam einpressen in den physischen Leib.
Gewohnheitsmäßig muß ein solches Einschreiben und Ablesen werden dadurch, daß es uns zur inneren Gewohnheit wird, alle Verrichtungen mit Aufmerksamkeit und Nachdenken zu durchdringen.
Für geistige Erlebnisse kann man den physischen Leib nicht gebrauchen als Erinnerungsorgan; an die Stelle muß das Gewohnheitsmäßige treten. Wir müssen uns die dazugehörige Empfindungsnuance vor die Seele rufen.
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Aufzeichnung C
Vieles wird anders durch unser meditatives Leben, und wir müssen subtil auf alles achten, um uns dieses Anderswerdens bewußt zu werden. Im gewöhnlichen Leben sind wir uns gewöhnlich von etwas nicht bewußt als Außenwelt, was doch zur Außenwelt gehört, nämlich von unserem physischen Leib.
I. Durch konzentriertes Denken, durch unsere Konzentrationsübungen werden wir uns allmählich von unserem physischen Leib als von etwas Äußerem bewußt, wir fühlen es als etwas, Was da ist und was gewissermaßen zu uns gehört.
II. Durch die Initiative des Handelns (Herrschaft über die Willensimpulse) werden wir uns unseres ätherischen Leibes bewußt. Solange wir einfach etwas wollen oder begehren durch die auf uns eindringenden Stimuli der Außenwelt, fühlen wir nicht die Strömungen im Ätherleib, die in Bewegung kommen, wenn wir handeln. Wir müssen Raum um uns her schaffen, wenn wir etwas von uns selbst aus tun wollen, ebenso wie jemand, der tanzen will, Tische und Stühle zuerst hinwegräumen muß. Sobald wir von uns aus, nicht durch etwas Äußeres veranlaßt, etwas tun, machen wir uns von innen heraus stark, schicken unseren Willen von innen nach außen und fühlen dann die Strömungen und Bewegungen, die zu jeder Tat im Ätherleib vorgehen müssen. Jede Bewegung ist ein Angriff auf die Außenwelt; wir werden uns mehr und mehr bewußt, daß jeder Raum erfüllt ist von einer Menge von Elementarwesen; wenn wir handeln von innen heraus, stoßen wir auf diese Elementarwesen und werden uns dadurch unseres Ätherleibes bewußt.
III. Um uns unseres Astralleibes bewußt zu werden, müssen wir gerade das Umgekehrte tun. Wir müssen die im Astralleibe wogenden Begierden zurückhalten, müssen, statt alles von uns ausgehen zu lassen, Gelassenheit und Gleichgewicht entwickeln. Dann, ruhig in uns selbst seiend, fühlen wir die äußere astralische Welt an uns stoßen. So, wie wir auf die ätherische Welt stoßen, indem wir von uns aus in sie eingreifen (Handeln vom
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Willenszentrum), fühlen wir die astralische Welt an uns stoßen, indem wir ruhig in uns selbst bleiben und alles Begehren und Wünschen und Aufwogen von Lust und Leid zur Ruhe bringen. Bevor der Mensch sich dazu erzogen hat, betäubt er sich über die in ihm waltenden Begierden durch Schreien, er läßt sie in Tönen ausgehen. Aber weil unser astralischer Leib durch die Götter abgeschwächt ist, wird dies später zur artikulierten Sprache und Gesang.
IV. Unseres Ichs werden wir uns bewußt, indem wir Positivität in uns entwickeln, Urteile von uns selbst aus entwickeln, die uns imstande machen, in allem, selbst im Häßlichsten, auch das Schöne zu sehen.
V. Und durch Unbefangenheit oder Vertrauen, durch das Vonuns-selbst-aus-in-andere-Gehen, um unbefangen sie in uns aufzunehmen, lernen wir das Geistselbst kennen und fühlen usw.
Unter dem Einfluß dieser Übungen ändert sich unser Seelen-leben. Unsere Erinnerung wird nicht mehr etwas, was auch im physischen Leib eingeschrieben ist, sondern muß durch die innere Gewöhnung, alles selbständig nachzudenken, ersetzt werden. Dazu müssen wir aber alle Faulheit überwinden. (Geduld muß man haben. Ein bedeutsamer Impuls, eine bedeutsame Idee braucht neunzehn Jahre, um innerlich gut ergriffen und verstanden zu werden.)
Und unsere Wahrhaftigkeit muß auch innere Gewöhnung werden, die uns dann den Sinn für das Richtige und Wahre gibt.
So sehen wir wieder, wie schon alles für das esoterische Leben auch in unserer Literatur gegeben ist. Der Esoteriker muß nur aufmerksam sein, auch auf das Kleinste, er muß alles gewissenhaft beobachten und sich immer wieder anfeuern zu neuem Streben und zu erneuter Beobachtung und Geduld.
E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R.
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Aufzeichnung D
Schmerzgefühle treten häufig beim Esoteriker auf, die er früher nicht kannte. Sie waren früher auch schon da, aber sie machten sich nicht störend bemerkbar. Jetzt merkt man sie, und da gilt es, nicht wehleidig zu sein, wenn man auch im Gesundheitlichen nichts versäumen darf.
Wie kommt man zu einem Gefühl des physischen Leibes? Wir fühlen nicht den physischen Leib, wenn alles in ihm in Ordnung ist, das heißt, wenn auch die Ätherteile ihm im richtigen Maße entsprechen. Entsprechen sich die beiden aber nicht, so entsteht Schmerz.
Durch Konzentration des Denkens müssen wir dahin kommen, auf den physischen Körper Einwirkungen auszuüben oder ein wacheres Bewußtsein seiner zu entwickeln.
«Au»-Rufen bei Schmerzempfinden als Betäubungsmittel.
Durch Initiativ-Handlung Ätherkörper
durch Gleichgewichtsübung Astralleib
durch Positivität Ich
durch Unbefangenheit, Vorurteilslosigkeit Geistselbst
Das ist die höchste Stufe, zu der wir uns zunächst erheben. Andere Übungen reichen dann noch weiter hinauf.
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ESOTERISCHE STUNDE
Bremen, II. Januar 1914
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Sowie man beginnt zu meditieren, zieht sich der Ätherleib zusammen. Dadurch entsteht eine innerliche Wärme, denn der Wärmeäther, der niederste Äther - über ihm kommt der Licht-äther, Tonäther, Lebensäther - ist es, der sich zusammenzieht. Wenn man darauf achtet, was man dann außer sich hat, so wird man wahrnehmen, daß das etwas ist wie hinfließend, [wie] eine Art religiöser Hingabe, wie moralische Wärme im Weltenäther. Und man wird gewahr, daß das, was man in sich hat, etwas anderes ist: wie ein Sich-Schämen-Müssen dieser moralischen Weltenwärme gegenüber. Das will der Mensch nicht gern, er mag sich nicht schämen, er weicht dem aus. Und daher sagt er, er mache keine Fortschritte. Er verbirgt sich vor sich selber.
Nur durch Entfaltung seines Willenswesens kann er da weiter kommen. Und wenn er da sagt: ich kann nicht - so heißt das nur: ich will nicht! Ich will meinen Willen nicht entfalten.
Man soll oft in sich hineinschauen und hineinhorchen in seinen physischen Leib und suchen, das Raunen und Rauschen darin zu vernehmen in heiliger Stille. Alle Aufmerksamkeit von außen muß man da ablenken, d. h. aufmerksam trotzdem sein. Aber man muß die Kraft der Aufmerksamkeit ganz nach innen lenken, [denn] nur nicht aufmerksam sein auf dasjenige, was um uns herum vorgeht, ist schädigend bis in den physischen Leib hinein.
Bei der Nicht-Aufmerksamkeit, auf die es hier ankommt, vernimmt man wohl alles, alles macht Eindruck, aber das Bewußtsein soll nicht dazu kommen, das muß ganz gerichtet sein auf die Meditation. In der physischen Welt aber muß das Bewußtsein dazu kommen, sonst ist es nicht gut.
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 24. Januar 1914
Aufzeichnung A
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Wir unterscheiden drei Glieder unseres Seelenlebens. Bewußtseinsseele, Verstandesseele und Empfindungsseele. Diese drei Glieder dürfen nicht völlig gleichgestellt werden den Kräften des Denkens, Fühlens und Wollens; denn Denken, Fühlen und Wollen eignet jedem der drei Seelenglieder.
Es kommen nun zur Esoterik Menschen, die mehr Gefühlsnaturen sind, und zwar besonders solche, die religiöse Naturen sind. Nicht alle Gefühlsmenschen sind zugleich religiöse Naturen, aber diejenigen Gefühlsmenschen, die zur esoterischen Entwicklung neigen, sind meist religiös veranlagt. Solche Naturen gelangen meist sehr leicht zu allgemeinen Vorstellungen über die geistige Welt und auch leicht zu Imaginationen. Das, was anderen Menschen das Aufsteigen in die geistigen Welten so sehr erschwert, wird ihnen größtenteils erspart; ihre Sorgen werden ihnen abgenommen von einem Engelwesen; sie werden durch ihren Engel über die Schwelle getragen. Solche Menschen können viel Schönes in der geistigen Welt erleben, und wenn sie davon zu erzählen haben, sollen wir gut zuhören, was sie uns zu sagen haben.
Dann gibt es Menschen, die aus dem Willensartigen heraus handeln, aus dem affektiven und emotionellen Leben zur esoterischen Entwicklung kommen - was nicht auszuschließen braucht, daß sie auch Kritik und Spott äußern können. Solche Menschen haben es unendlich viel schwerer als die andern; sie werden, gerade wenn sie vor der Schwelle stehen, durch ihre Emotionen und Affekte gequält, so heftig, daß es bis zur physischen Qual gehen kann. In ihrer Meditation werden sie wie von Teufeln gequält und gehindert. Sie möchten in die geistige Welt eintreten, und sie haben ein Gefühl, als ob sie nicht eintreten können.
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Man kann ja nicht selber aussuchen, wie man sein will, ob man zu dem einen oder dem andern Wege gehören wird. Aber den dritten Weg kann man in hohem Maße selber wählen, das ist der Weg des Denkens. Trotzdem wird dieser Weg nur von sehr wenigen begangen. Da hört man die Menschen sagen: Das kann ich mir nicht vorstellen, zum Beispiel wie die Mondenentwicklung war. - Aber das liegt doch nur an uns selber! Ein Bauer würde sehr leicht jedenfalls zum Begreifen der Saturn-, Sonnen- und Mondenentwicklung kommen können. Wenn man sagt: das kann ich nicht begreifen, - dann bedeutet das doch nur:
ich will es nicht anerkennen, weil ich es noch niemals gesehen habe. Wenn wir einen Menschen von dreißig Jahren sehen, dann wissen wir, daß er einmal ein Kind gewesen sein muß - nicht aus dem Grunde, weil wir immer gesehen haben, daß Erwachsene früher Kinder gewesen sind, sondern weil der Mensch nicht sein könnte, wie er ist, wenn nicht andere Entwicklungsstufen hinter ihm liegen würden. Auch wenn wir niemals ein Kind gesehen hätten, dann würden wir dennoch wissen, daß ein Erwachsener ein Kind gewesen sein muß.
In unserem Spruch: Ex Deo nascimur; In Christo morimur -ist die Rede von Gott-Vater, der seinen Sohn hat in Christus. Es ist ein tiefer Gedanke des Christentums gewesen, dieses Verhältnis auszudrücken mit Hilfe des Verhältnisses von Vater und Sohn. Denn der Vater kann auch ohne Sohn bleiben. Es ist eine Gabe des Vaters, daß er den Sohn aus sich hat hervorgehen lassen. Zu den mancherlei Erklärungen, die von unserem Rosenkreuzerspruch gegeben worden sind, kann man auch über diese als über eine der tiefsten, die möglich sind, meditieren.
Aufzeichnung B
Menschen, die mehr aus ihrer Gefühlsnatur heraus Esoteriker werden, haben es eigentlich leichter als die anderen. Sie können durch ihr religiöses Gefühlsleben dazu veranlaßt werden, esoterisch
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zu streben, weil es nur die religiös veranlagten Gefühlsnaturen sind, die wirklich Esoteriker werden. Sie können dann verhältnismäßig rasch dazu kommen, Visionen zu sehen und in die imaginative Welt einzutreten; es ist, als würden sie durch ihren Engel über die Schwelle getragen, und dies ist ihr Karma, es wirklich leichter zu haben als andere. Diese Naturen können den anderen oft viel helfen, indem sie Bilder geben von dem, was sie schauen, und solche Bilder müssen dann nicht eine Art Neid erwecken, sondern man muß erkennen, daß sie eine große Hilfe sein können.
Andere streben esoterisch mehr vom Willensartigen aus, was in unserer Zeit noch mehr mit den Affekten und Emotionen zusammenhängt. Sie können auch in die geistige Welt kommen, einige sogar leicht, aber sie haben es schwerer als die Gefühlsmenschen. In ihrer Meditation werden sie oft wie durch Teufel getrieben, und wenn sie an die Schwelle kommen, werden sie im Physischen gequält durch ihre Affekte und das Bewußtsein von ihren Leidenschaften und ihrer Affekt-Natur.
Der dritte Weg ist der durch das Denken. Das ist der sicherste Weg und wird in der Zukunft auch mehr und mehr der Weg für alle Menschen werden, aber er wird jetzt eigentlich noch von verhältnismäßig wenigen begangen, weil es immer noch viele Menschen gibt, die am liebsten schnell in die geistige Welt kommen würden, ohne sich die Mühe zu geben, alles gut zu verarbeiten, was durch das Denken aufgenommen werden kann. Dieser Weg dauert länger als die anderen. Aber wenn der Mensch dann - sei es auch nach langer Zeit - an die Schwelle kommt, hat er durch das Begreifen der geistigen Gesetzmäßigkeiten ein so großes und weites Interesse gewonnen, daß er in Seelenruhe sein Karma auf sich nehmen kann, weil er sich in einem so hohen Grade Einsfühlen gelernt hat mit der Menschheit und weiß, daß sich sein persönliches Zu-kurz-Kommen in weiteren Leben ausgleichen wird. Er kann dann zu einem tieferen Begriff vom Verhältnis von Vater[-Gott] und Sohn kommen. Der Vater muß da sein, bevor der Sohn da sein kann, aber das ist der freie Wille
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des Vaters, den Sohn da sein zu lassen. Sich eins fühlend mit dem Sohn, der der Gott in der Menschenseele ist, kann er dann 1 zu einem tieferen Erkennen des Spruches E.D.N. - I.C.M. kommen und wird dann später auch kommen zu einer Realisation des P.S.S.R.
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ESOTERISCHE STUNDE
Hannover, 7. Februar 1914
#TX
Spruch des Tages: Sonnabend.
Jeder Esoteriker macht Fortschritte, wenn er seine Übungen nur mit der gehörigen Ausdauer und Intensität ausführt. Wenn er diese Fortschritte nicht macht, so liegt das daran, daß er nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt dem, was da kommt aus der geistigen Welt. Ganz intim und subtil nur ist diese. Ganz leben muß man in den zur Übung gegebenen Worten etc.; alles übrige muß nicht da sein für den Meditanten, wie entrückt muß er dem physischen Körper sein. Nur seines Ich muß er sich bewußt sein. Am Schluß der Meditation soll auch der Inhalt derselben ausgelöscht sein und das wache Ich mit dem leeren Inhalt nur da sein. Das sind die fruchtbarsten Momente, in denen die geistige Welt in den Meditanten einfließen kann. Oder auch während des Tages hat man plötzlich das Gefühl von etwas Vorüberhuschendem, so daß man weiß, da war eben etwas aus der geistigen Welt. Ein Gefühl tiefer Frömmigkeit ergreift einen dann.
Der Inhalt dessen, was dem Meditanten zufließt, wenn er sich nach der Meditation leer macht - auch von den Nachwirkungen der Meditation -,ist je nach Verdienst. Niemals wird es das eine Mal ebenso sein wie ein anderes Mal. Dieser Inhalt hängt ab von unserer Moralität, von unserer Wahrheitsliebe, davon, wie wir seit der letzten Meditation gelebt haben und gewesen sind. Sind wir in irgendwelcher Weise nicht ganz bei der Wahrheit geblieben, oder haben wir Zorn und Ärger in uns aufkommen lassen, so kann nichts aus der geistigen Welt in uns einströmen. Es ist damit schon so, wie wir es verdienen. Bei aufmerksamem Nach-Spüren werden wir schon immer den Grund dafür, daß wir nicht mit Geistigem begnadet werden, in irgendeiner Unwahrheit. in einer Aufwallung von Zorn oder dergleichen finden.
Wenn ein Exoteriker, der nichts von Theosophie weiß, ein Gebet spricht, zum Beispiel das Vaterunser, so hat er leicht
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gleich bei den ersten Worten das Gefühl der Wärme, von warmer Frömmigkeit; das kommt aber aus einem persönlichen Gefühl heraus. Der Esoteriker wird bei seinem Gebet zuerst ein Gefühl der Kälte empfinden; nichts Persönliches darf er in sein Gebet hineintragen, nur den geistigen Inhalt desselben muß er wirken lassen. Die innere, wirkliche Wärme kommt dann aus dem Geistigen selbst heraus, nicht aus dem Persönlichen.
Wenn man bei der Konzentration, der ersten Nebenübung, sich ganz nur mit dem einen Gegenstand, den man dazu gewählt hat - je alltäglicher, desto besser -, beschäftigt, Gedanke nach Gedanke an ihn reiht und dann, wenn diese Übung zu Ende ist und man sich nicht sofort wieder in geschäftiges Treiben stürzt, wenigstens eine Viertelstunde verstreichen läßt, dann wird man
- auch nicht gleich, nicht nach einer Woche, einem Monat, aber nach einiger Zeit fortgesetzter ernster Übung - fühlen, wie wenn wellenförmig etwas in den Kopf, in das Gehirn hinein-käme, wie wenn wie in Wellenlinien der Ätherleib in das Gehirn zurückkäme.
Bei der zweiten Nebenübung, der Initiativübung, bei der man zu gewissen, bestimmten Zeiten den Willen anspannt zu irgendeiner Tätigkeit, da wird man mit der Zeit fühlen, nach der Übung, wie wenn man in seinem Ätherleib tätig gewesen wäre; man hat das Gefühl: ich habe mich in meinem Ätherleib erfühlt. - Ein Gefühl tiefer Ehrfurcht und Frömmigkeit zieht in die Seele des Meditanten dann.
Bei der dritten Nebenübung, dem Ausgleich zwischen Freud und Leid, sollen wir uns ganz hineinfinden und hineinfügen in alles Geschehen. Dann wird sich allmählich unser Ätherleib ausdehnen bis in die Himmelsweiten hinein. Wir werden uns dann nicht mehr in unserem Körper drinnen fühlen und die ganze Welt um uns herum, sondern wir fühlen unseren Körper in den ganzen Umkreis ausgebreitet; ausgeweitet und hineinergossen fühlen wir uns in die geistigen Welten. Man erfühlt, man «erweiß» sich in der geistigen Welt.
Wir erleben in diesen drei Nebenübungen die zwei ersten
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Sätze unseres Rosenkreuzerspruches: wie wir ganz eingebettet waren in die göttlich-geistigen Kräfte und daraus herniedergekommen sind und wie wir uns in der dritten Übung in die geistige Welt, in den Christus ergießen. Denn der Christus ist jetzt in der Erdenaura, in der Erdenatmosphäre darinnen; wir müssen ihn in uns, sozusagen neben uns, in uns walten lassen.
Bei der vierten Nebenübung Positivität . . . [Textlücke] Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Wir werden dahin gelangen, daß wir ebenso, wie wenn wir über eine Wiese gehen, wo wir blaue und rote Blumen sehen und wissen, daß diese Blumen blau und rot sind, daß wir ebenso real erleben werden die Wahrheit unseres Rosenkreuzerspruches:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum San ctum reviviscimus.
Im Geiste lag der Keim meines Leibes . .
ESOTERISCHE STUNDE Stuttgart, 5. März 1914 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE260 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Stuttgart, 5. März 1914
Aufzeichnung A
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Wir wissen, daß ein jeder, der nach einer esoterischen Entwicklung strebt, sein ganzes Denken allmählich umwandeln muß, anders machen muß, als es im gewöhnlichen sinnlichen Leben ist, damit wir den Weg in die geistige Welt finden können. Wir müssen sozusagen umdenken lernen, und unser ganzes Wahrnehmungs- und Empfindungsleben muß ebenso sich verwandeln und anders werden, als es bis jetzt geworden war. Was ist denn eigentlich unser Denken im gewöhnlichen Leben? Wir sind gewohnt zu denken, daß das Denken sich im physischen Leibe abspielt, aber dem ist nicht so; es ist der Ätherleib der wirkliche Verursacher unserer Gedanken. Unser physischer Leib hat nur insofern etwas damit zu tun, als er der Spiegel für unsere Gedanken ist, der das Bild zurückwirft, so daß es uns dadurch zum Bewußtsein gelangen kann. An einem Beispiel können wir uns das klarmachen.
Wenn der Mensch in den Spiegel schaut, hat er sein Spiegelbild vor sich; der Spiegel gibt ihm den äußeren Eindruck seiner physischen Gestalt wieder, also einen Schatten seiner außeren Persönlichkeit. Ebenso sind nun die Gedanken, die im Ätherleib ihren lebendigen Sitz haben, wenn wir sie denken, die zurückgeworfenen Schattenbilder unseres physischen Gehirnes. Wozu dienen denn die Konzentrationsübungen, die uns gegeben werden? Sie dienen dazu, uns allmählich von den Gedankenschatten loszulösen dadurch, daß wir uns konzentrieren, uns zusammenziehen in unserem Ätherleibe, damit wir zu dem wirklichen Urgrund unserer Gedanken vordringen können, die im Ätherleib ihr Leben haben.
Es soll uns immer deutlicher werden, daß nicht nur unsere Gedanken Schatten sind, aber daß auch all unsere Wahrnehmungen eigentlich ein Nichts sind und daß nur die geistige Welt als
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Realität besteht. Der - im philosophischen Sinne gesprochen -«naive» Mensch sagt von demjenigen, was er wahrnimmt, daß es das «Sein» besitze. Was ist denn eigentlich «Sein»? Die Philosophen haben auf allerlei Art versucht, hinter das Sein zu kommen. Der Geistesforscher weiß, daß das Wort «Sein» hergeleitet ist von «sehen»; es bedeutet das, was man gesehen hat, es ist eigentlich ein Partizipium von «sehen». Kein Mensch kann aber das Sein sehen in der physischen Welt, weil es ruht in der geistigen Welt; den Geist aber schaut man nur dann, wenn man die Materie nicht sieht. Die Materie ist eigentlich «nichts», ist umgeben durch den Geist, der das Reale ist. Man kann sich dieses durch folgendes Beispiel klarmachen.
Wenn man eine Flasche mit Selterswasser vor sich hat, dann sieht man durch das klare Wasser hindurch, man sieht das Wasser eigentlich nicht, sondern man sieht die glänzenden Kügelchen der Kohlensäure, die wie leuchtende Perlen aufsteigen. Und was sind diese funkelnden, leuchtenden Perlen anderes als leere Luftkügelchen, nur mit einer Substanz ausgefüllt, die viel dünner ist als diejenige des Wassers, die im Vergleich zum Wasser ein «Nichts» ist! Was man also hier schaut, ist das Nichts; dagegen sieht man nicht das wirkliche Wasser, in dem sie ruhen.
So müssen wir zu der Erkenntnis kommen, daß der ganze Raum um uns herum angefüllt ist mit geistigen Realitäten und Wesenheiten und Tatsachen und daß da, wo wir die Dinge der physischen Welt wahrnehmen, nichts ist, nur ein Loch. Wenn wir unsern Arm ausstrecken, drängen wir ihn durch die geistige Welt hindurch; wir spüren diese nicht; erst wenn unsere Hand gegen das Nichts, die Materie stößt, spüren wir einen Widerstand. In Wirklichkeit sehen wir nicht die Gegenstände im Raume, sondern die Konturen der geistigen Welt, die diese Gegenstände begrenzen.
Wenn wir so weit gekommen sind, daß wir alles Schattenhafte sowohl unserer Gedanken wie unserer äußeren Umgebung haben fallengelassen, dann wachsen wir in die geistige Welt hinein. Damit wir uns aber in der richtigen Weise in die neue Welt
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hineinstellen können, müssen wir schon in der physischen Welt unser ganzes Denken durch die esoterische Entwicklung umwandeln, damit wir die Dinge und Tatsachen der geistigen Welt richtig durchschauen und beurteilen können; denn es ist für uns eine ganz neue Welt, aber eine Welt von einer größeren Realitat als diejenige, die wir bis jetzt gekannt haben.
Wir betreten da eine Welt von wirklichen Dingen und Wesenheiten, und wir verbinden uns damit, wir wachsen hinein in diese Welt. Sie durchdringt uns, wir verlieren unsere irdischen Gedanken an diese Welt; man könnte sagen: Wir verlieren unsern Kopf an jene Welt, indem die Wesen und Dinge jener Welt in uns hineinziehen, wie wenn wir unsern Kopf in einen Ameisenhaufen gesteckt hätten. Dann geht uns das Bewußtsein für die elementarische Welt auf. Wenn unser Seelenleben immer mehr erstarkt durch die Konzentration unserer Gedanken, so daß unser inneres Selbst sich immer mehr von dem physischen Leibe abtrennen kann, dann werden die Dinge jener Welt in immer deutlicher werdenden Imaginationen und Visionen uns vor das Seelenauge treten; wir werden einsehen, daß alles, was wir auf Erden an Gedanken des Guten, Wohlwollenden, Edlen gehabt haben, sich umgewandelt hat in unvergängliche Imaginationen, die im Weiterleben dem Weltall seinen Wert verleihen, und daß alles Schlechte, Böse, ja alle niederen egoistischen Gedanken als Abfallprodukte zurückbleiben. Das wird zu demjenigen, was an sich unfruchtbar ist, was aber zur Nahrung wird für dasjenige, was sich aus dem Keim des Guten heraus entwickeln soll. So wie hier auf dem physischen Plan der mineralische Boden die Nährstoffe liefert für die Pflanzenwelt, so wird alles, was schlecht gedacht ist, der Bodensatz für die in der elementarischen Welt erkeimenden Gedanken des Guten, Wahren, Schönen. Deshalb kann ja der Okkultist sich das Schlechte, Falsche so schnell ausdenken und es sich in Gedanken vorstellen. Aber er läßt es nicht weiterkommen; er weiß, daß er nur [bis] zu dem Punkte gehen darf, wo es Gedanke bleibt; er läßt es nicht in die Tat, in die Wirklichkeit übergehen. Er läßt es nur den Boden zubereiten, aus dem der Keim des Guten wachsen kann.
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Und so ist es eigentlich in der Weltenordnung auch zugegangen; so ist auch das Mineralreich der Erde entstanden. Auf dem alten Mond haben die Elohim den Irrtum gedacht - das war dort am Platze -, und daraus ist die Materie, das mineralische Reich auf Erden entstanden, und aus diesem Erdenstoff - Erdenstaub - hat Jahve-Elohim den Menschen schaffen können und ihm seine physische Hülle gegeben.
Luzifer aber, der jetzt auf einer ähnlichen Stufe steht wie die Elohim auf dem alten Monde, will dasselbe noch immer weiter ausführen. Er kann sich dazu nur der Menschen bedienen, er kann den Irrtum nur im Innern der Menschen denken.
Zu einem Organ der geistigen Welt wollen wir uns entwikkeln, ebenso wie wir unsere physischen Organe auch zu Organen für das Sonnenlicht entwickelt haben. Der Keim dazu lag in uns, und ebenso ist der Keim für jene geistige Entwicklung in uns vorhanden, die wir aber nur durch strenge Selbsterziehung entfalten können. In dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» sind verschiedene Mittel angegeben, die uns durch Konzentration und so weiter dazu gelangen lassen, uns wirklich frei zu machen von dem physischen Leibe, so daß man durch diese Spaltung seines Wesens die Schwelle der geistigen Welt überschreiten und die reale geistige Wirklichkeit schauen kann.
Wie man sich zu der physischen und zu dieser neuen geistigen Welt zu stellen hat, das drücken die folgenden Verszeilen aus.* Sie können in beliebiger Weise meditiert werden von denjenigen, die schon einen Spruch oder Vers für ihre Meditation erhalten haben; wer einen solchen nicht hat, kann den ersten Vers morgens meditieren, den zweiten abends. Der dritte Vers soll nur von Zeit zu Zeit meditiert werden, es ist ein Probieren gewissermaßen, inwieweit man dasjenige erreicht hat, wonach in den zwei ersten Strophen gestrebt wurde.
- - -
* Die Schreibweise des Spruches, die in den verschiedenen Hörer-Aufzeichnungen leicht voneinander abweicht, ist hier nach dem Original Rudolf Steiners (siehe
Faksimile S.269/270) wiedergegeben.
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I. Strophe:
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meznem Innern sich. -
«Das muß ich erreichen»: es ist ein Stellungnehmen zur neuen Außenwelt.
II. Strophe:
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben> bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend zn mir sei.
Das ist ein Fragen, das Erleben im neuen Sein, im Innern.
III. Strophe:
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele - man selbst -
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
In Erwartung der Wahrheit. Es ist ein Erraten, ein Erfühlen des neuen Selbstes. - Das ist das Erleben der Wahrheit, das Erleben in der geistigen Welt.
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Eine jede dieser Strophen enthält, ausgearbeitet, dasselbe, was nacheinander in unserm Rosenkreuzerspruch zusammengedrängt ist in die zehn Worte:
Ex Deo nascimur
In Christo morimur
Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Aufzeichnung B
Folgende Strophen will ich noch als Meditationen hinzufügen für diejenigen, die noch keinen Spruch zur Meditation haben bekommen können. Die erste Strophe abends nach der Rückschau, die zweite Strophe morgens meditieren, die dritte ab und zu.
I. (E.D.N.)
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
II. (I.C.M.)
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
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III. (P.S.S.R.)
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuscht.
Die letzte Strophe soll nur ab und zu überdacht werden als Prüfung des Erlebten in den beiden andern Meditationen, diese werden uns dann deutlich und klar werden.
Mit diesen Meditationen ist ausgearbeitet das gegeben, was in den zehn Worten des Rosenkreuzer-Gebetes zusammengedrängt ist: E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R.
Der Ätherleib ist der Urheber unserer Gedanken; unser physischer Leib hat nur insofern etwas damit zu tun, als er der Spiegel unserer Gedanken ist, der uns ihr Bild widerspiegelt, wodurch uns die Gedanken erkenntlich gemacht werden. - Durch unsere Konzentrationen sollen wir dazu gelangen, daß wir uns von den Schattengedanken loslösen. Durch das Zusammenziehen unserer Seele, unseres Selbstes in den Ätherleib sollen wir gelangen zu dem reinen Denken, das im Ätherleib seinen Sitz hat. Es muß uns klar werden, daß auch alle unsere Wahrnehmungen ein Nichts sind und daß nur die geistige Welt als Realität besteht, daß sie das wahre Sein ist. Wenn wir das Wort Sein richtig verstehen, dann kommen wir zur Erkenntnis, daß der ganze Raum um uns angefüllt ist mit geistigen Dingen und Wesenheiten, die Realitäten sind, und daß dort, wo wir die physischen Dinge und Wesen sehen, ein Loch, ein Nichts ist. Wenn wir unseren Arm ausstrecken, so dringen wir hindurch durch die ganz angefüllte geistige Welt, - erst wenn unsere Hand an das Nichts, an die Materie stößt, fühlen wir Widerstand. In Wirklichkeit sehen wir nicht die physischen Gegenstände im Raum, sondern nur die Umrisse der geistigen Welt.
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Niemand kann das Sein sehen, weil es ruht im Geistigen, und den Geist sieht man nur dann, wenn man die Materie nicht sieht. - Haben wir uns dazu erzogen, daß wir das Schattenhafte unserer Gedanken und unserer Umgebung fallen lassen, dann wachsen wir hinein in die geistige Welt. Damit wir uns aber in die geistige Welt hineinfinden können, müssen wir schon hier in der physischen Welt unser ganzes Denken umformen. Die esoterische Entwicklung hilft uns, die Dinge der geistigen Welt richtig zu durchschauen.
Aufzeichnung C
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensezn, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
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[Zur I. Strophe:]
Sinnensein, du täuschest mich - Bannungsgefühl an den physischen Leib; zu harmonisieren
Offenbare meinem Innern sich - E.D.N. Erreichen dieses Glaubens
[Zur II. Strophe:]
1. Zeile: Bitte an das geistige Licht
2. Zeile: Eine Kraft der Seele: das wollende Fühlen und das fühlende Wollen in der geistigen Welt
4. Zeile: Bittende Frage, fragende Bitte!
6. Zeile: Wieder eine Bitte!
7. Zeile: Nur Bitte, um in einer fernen Zukunft das entfernte Gute und Böse zu erleben. Zwischen Tod und Geburt fernen sich unsere Taten. - I.C.M.
[Zur III. Strophe:]
Immer mehr und mehr sich heimisch fühlen in der hellsichtig zu erkennenden Welt. Selbstprüfung! Inwieweit kannst Du dieses real erleben, was da gegeben ist.
Was den Sinnen Dasein täuscht erlebt der Adept als Welten-leben. - Die drei letzten Zeilen ein ruhiges Konstatieren spirituellen Geschehens.
Wenn wir diese drei Formeln richtig mit den Empfindungen meditieren, versprechen uns die höheren Hierarchien ihre Hilfe, wir dürfen dann sagen: «Wir kommen euch näher!», und sie strecken uns helfend ihre Hand entgegen, und sie halten ihr Versprechen. - P.S.S.R. als Wahrheit empfinden. «Sein», das kommt von Sehen.
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#Bild s. 269
#SE266c-270
#Bild s. 270
#SE266c-271
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 27. März 1914
Aufzeichnung A
#TX
Erst wurde ausgesprochen, wie schwer es sei, daß er [Rudolf Steiner] nicht mehr diesen Winter mit uns zusammen sein könne, daß man aber nur um so intensiver fühlen müsse, daß man im Geiste ja immer vereint sei. Dann wurde darauf eingegangen, daß, wenn man nur ernst und intensiv genug seine Übungen mache, man auch Fortschritte auf dem esoterischen Weg mache, auch wenn man es nicht merke. Man müsse nur aufmerksamer werden auf sich und immer mehr die Empfindung bekommen:
Nicht ich denke, sondern es denkt mich, so daß nicht der physische Leib denkt, sondern der Ätherleib. Der physische Leib ist nur der Spiegel oder ein Echo. Wie man - indem man vor den Spiegel hintritt - nur achtet auf das Spiegelbild und vergißt die wirkliche Gestalt, so achtet man auch beim Echo nicht auf das, was man ruft, nur auf den Gegenruf. So bemerkt man nicht, daß das Denken im Ätherleib geschieht und sich nur am physischen Leib spiegelt. Je mehr wir unsern Ätherleib verseibständigen, erleben wir zweierlei, einmal, daß unser Ich sich ausdehnt in die Weiten, ein andermal, daß man sein Inneres erlebt in der Vereinsamung, und in der Tiefe man sein anderes Selbst findet. Der Mensch in seiner Haut ist nur wie in einer Hülle, in welcher es stürmisch auf- und abwogt von geistigen Kräften; es ist, als ob unsere Gedanken wie Gestalten aus uns heraustreten und sich um uns stellen. Wir werden dann erleben unser Gutes und unser Böses: Unser Gutes so, daß es in die Zukunft weist und dort ein sprossendes pflanzenartiges Leben führt; unser Böses, das nicht bis zur Handlung kommen darf, sondern rein gedankenhaft bleibt, damit es in der Zukunft als Nahrung für das Gute diene. Die Nahrung für unsere drei Reiche ist nur dadurch entstanden, daß die Wesen, die auf dem alten Mond ihre Menschheitsstufe durchmachten, ihr Böses meditativ bewußt erlebten, ohne es zur
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Tat werden zu lassen. Das Böse ist entstanden auf der Erde dadurch, daß zurückgebliebene Mondenwesen, luziferische Wesen, ihr Böses nicht auf dem Mond, sondern jetzt auf der Erde meditieren und es dem Menschen einimpfen. Andrerseits müssen wir unser Ich immer mehr sich ausbreitend im Raume fühlen, nicht innerhalb unserer physischen Hülle. Die Umwelt der Sinneswelt im Verhältnis zum Geistigen erleben wie die Luftblasen im Wasser, als kugelförmiges Nichts. Dies oft und immer wieder gedankenhaft in uns erleben. Dazu sollen uns die Hilfsmittel gegeben werden: drei Formeln, die wir morgens und abends und sonntags durchmeditieren, sie werden uns in dieser nächsten Zeit helfen, den Ätherleib zu verselbständigen.
Die erste Formel [Strophe] drückt aus, was in Ex Deo nascimur gesagt ist; die zweite Formel In Christo morimur; die dritte Formel Per Spiritum Sanctum reviviscimus:
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Jrrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Leuchtend Jch und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
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Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuscht.
Aufzeichnung B
Auch wenn wir physisch nicht viel beisammen sein können, können wir doch immer das Bewußtsein haben, geistig zusammen zu sein. Wir sind nicht getrennt, denn in der Ätherwelt, in der unsere Gedanken einander berühren, besteht die Trennung nicht, die in der stofflichen Welt ist. Und mehr und mehr werden wir uns dessen bewußt werden, daß unser Ich gleichsam in unseren Gedanken sich ausdehnt und allumfassend wird. Das ist einer der Fortschritte, auf die der Esoteriker achten soll, denn das Selbständigwerden des Gedankenlebens ist ein Beweis dafür, daß wir Fortschritte machen durch unsere Übungen und Meditationen. Wir empfinden, als ob die Gedanken gleichsam selbständig in uns gedacht werden; nicht so wie früher, als ob wir selbst unsere Gedanken hervorbringen würden, sondern als ob wir das Gedankenleben in uns von einer sich immer weiter ausdehnenden geistigen Atmosphäre umgeben fühlten, als ob wir einen Teil unseres Ich gleichsam wie hinausschicken in die Gedanken und dadurch geistig vereinigt sind mit dem, wovon wir physisch getrennt sind. Wir weiten uns gleichsam in unsere ganze Umgebung aus. Und in diesem Geistig-sich-vereinigt-Fühlen mit den Dingen kann es uns auch allmählich klar werden, daß das wahre Sein der Dinge in dieser unsichtbaren, aber als real empfundenen Geistesatmosphäre liegt, während das, was die Dinge stofflich sind, uns mehr und mehr seinen Charakter der Irrealität enthüllen wird.
Um dieses immer mehr innerlich zu realisieren, können wir die Formel meditieren:
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Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
Aber dann gibt es auch Zeiten, in denen wir das gewissermaßen Entgegengesetzte machen müssen. Wir müssen uns dann ganz in uns selbst fühlen, fühlen, wie wenn das zweite Selbst aus uns erstände, welches unser wahres Ich ist und welches mehr und mehr Kraft erhalten muß. (Diese zwei Zustände müssen [mit]einander abwechseln.) - Und dann, so in Einsamkeit uns selbst durchfühlend und Stärke in uns selbst gewinnend, werden wir allmählich fühlen, mächtiger als je zuvor, das Gute in uns selbst und auch das Böse in uns selbst. Das Gute in uns wird sich uns so offenbaren, daß wir es wie wachsend empfinden, wachsend in eine ferne Zukunft hinein, wo es Frucht tragen wird; und wir empfinden, wie das Böse, was noch in uns ist, was wir uns auch in Ideen klar vor den Geist stellen können, Nahrung werden muß für das wachsende Gute. Wir fühlen, wie das Böse etwas Absterbendes ist, während das Gute gerade etwas Wachsendes ist, jedoch wir empfinden auch, daß das kräftige Wachstum des Guten abhängt von der Nahrung, die es erhalten kann durch das absterbende Böse. Beides müssen wir gleichzeitig in uns fühlen können, das Gute und das Böse, und zu gleicher Zeit wissen, daß das Böse, was wir uns der Idee nach vorstellen können, niemals zur Handlung werden darf; daß wir wissen, aber nie tun sollen.
Daraus sehen wir wiederum, wie ernsthaft die esoterische Schulung ist. Denn wenn wir uns die Möglichkeiten des Bösen in uns deutlich bewußt machen, wird gleichzeitig die Versuchung an uns herankommen, es auch zu tun. Und wir sollen wissen, daß ebenso gewiß, wie wir die Möglichkeiten des Bösen
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in uns erkennen und zur Idee werden lassen müssen zum kräftigeren Wachstum des Guten, wir wissen müssen, daß wir niemals auch nur im geringsten das Böse zur Tat werden lassen dürfen.
Was wir um uns herum sehen in den Naturreichen und was uns Menschen zur Nahrung dient, ist da, weil die Götter auf dem alten Mond das Böse wie auch das Gute gedacht haben, so wie wir es nun auch tun müssen. So wie der mineralische Boden die Nahrungsstoffe liefert für die Pflanzenwelt, so werden unsere Vorstellungen vom Bösen in uns der Boden, woraus das Gute sich nährt. Das Mineralreich der Erde ist entstanden dadurch, daß die Elohim auf dem Mond das Böse, den Irrtum gedacht haben; daraus ist der Stoff, das Mineralreich der Erde entstanden, und aus diesem Stoff hat Jahve den Menschen machen können, ihm seine stoffliche Umhüllung gegeben. -
Daß wir aber in unserer Erdentwicklung auch das Böse in dieser Gestalt haben, als böse Handlungen und alles, was schlecht ist, das kommt durch die luziferischen Götter, die nicht auf dem Mond das Böse dachten (wo es an seinem Platz gewesen sein wurde, zu Nahrung geworden wäre), sondern auf der Erde. Und so ist das «Das-Böse-Denken» der luziferischen Geister auf der Erde der Anlaß für die bösen Handlungen und Irrungen der Menschen.
Dieses starke Sich-in-sich-selbst-Bewußtwerden dieses lebendigen Ichs, das anfängt, sich webend, leuchtend, lebendig in sich selbst zu fühlen, mit deutlicher Einsicht in alles, was es als Zukunftsblüte des Guten in sich trägt, das aber auch in klaren Ideen seine Möglichkeiten des Bösen erfaßt, die niemals in Taten übergehen sollen, dieses Bewußtwerden wird ausgedrückt in der zweiten Formel:
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
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Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Und dann kann das sich seiner selbst bewußt gewordene Ich sich wieder nach außen wenden. Dann ist es jedoch wiedererstanden aus sich selbst und erkennt die Dinge in ihrer geistigen Bedeutung. Es vergegenwärtigt sich, daß da, wo die Sinne Gegenstände sehen, eigentlich nichts ist, daß da Öffnungen sind in einem viel realeren und dichteren Sein rings umher. Wie runde Löcher, wie «Daseinsperlen» erlebt es nun die Sinneswelt; sich selbst fühlt es lebend und webend in der dichten Geisteswelt, die reales Leben geworden ist da, wo die Sinnesorgane nichts wahrnehmen. So kann man dann mit der dritten Formel, die man hierfür meditiert, sich selbst auf die Probe stellen. Wenn die beiden anderen Formeln beispielsweise morgens und abends jeden Tag meditiert werden, die erste Strophe morgens und die zweite Strophe abends, dann kann man sonntags außer diesen beiden in einer Zeit dazwischen die dritte Strophe nehmen, wie um zu probieren, inwieweit dies alles Wirklichkeit geworden ist. Dies ist dann wiederum eine Bekräftigung einer anderen Formel, die eigentlich in diesen drei enthalten ist: E.D.N. - I.C.M. -
P.S.S.R. In der ersten Formel können wir fühlen das, was als wahre schöpferische Mächte dem Sinnensein zugrundeliegt:
E.D.N. - In der zweiten gehen wir in die Einsamkeit, als stürben wir ab, um in uns zu finden dasjenige, was sich mit dem Christus vereinigt weiß: I.C.M. - Und in der dritten auferstehen wir aus uns selbst, werden wiedergeboren in den Geist und erkennen das Geistessein: P.S.S.R. - Wir müssen uns als Ichwesen zu einem Organ der geistigen Welt entwickeln.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
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Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
Diese Formeln müssen jedoch meditiert werden, dann bringen sie sehr voran. Es ist nicht genug, den Inhalt davon zu wissen: Selbst der weitest fortgeschrittene Esoteriker, der das alles schon lange weiß, muß sie immer wieder wechselnd meditieren.
Aufzeichnung C*
Meine lieben Schwestern und Brüder.
Einem jeden von uns liegt am Herzen der Fortschritt in der esoterischen Entwicklung und mancher Schüler fragt sich: Komme ich auch wirklich voran in meiner Entwicklung zum Geistigen? Ja, ein jeder Schüler, der wirklich gewissenhaft die Übungen, die er vom Lehrer empfangen hat, anwendet, schreitet vorwärts; und mancher, der seine Übungen pünktlich und gewissenhaft macht, kommt vielleicht mehr voran, als er glaubt. Er darf nur nicht glauben, daß irgend etwas Tumultuarisches auftreten würde innerhalb seiner Übungen, oder als Resultat derselben, denn leise und intim tritt die geistige Welt an uns heran.
Freilich, eines ist gewiß: daß ein jeder, der den Weg in die geistige Welt finden will, umdenken muß, sein ganzes Wahrnehmungs- und Empfindungsleben muß ein ganz andres werden. Nur wird aber das «Anders-werden» so oft falsch verstanden. Die Menschen denken so gern, daß sie das, was sie sich an Kenntnissen angeeignet haben auf dem physischen Plan, auch übertragen können auf die geistigen Welten; mit denselben Mitteln, mit denen er sich innerhalb der physischen Welt zu einem gescheiten Menschen gemacht hat, glaubt der Mensch auch wissend in der geistigen Welt werden zu können. Der Esoteriker
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* Diese Aufzeichnung hat die Orts- und Datumsangabe «Ber1in und Wien,
27. März und 14. April 1914».
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muß einsehen lernen, daß es ganz andere Mittel sind, durch die man auf dem physischen Plan weiterkommt, als die, die man anwenden muß, um in die geistige Welt einzudringen. Immer mehr muß der Schüler lernen, sich hineinzutasten in die geistige Welt durch seine hingebungsvollen Gefühle, er muß lernen, sich zu sagen, daß es beim Meditieren nicht so sehr auf den Inhalt der Gedanken ankommt, als auf die ganze Gesinnung, die Stimmung der Seele, aus welcher heraus die Meditation gemacht wird. Die sind es, die die Seele umformen und nach und nach die Organe der Seele herausbilden. Eine solche hingebungsvolle, andächtige Stimmung der Seele arbeitet nicht nur hinein in den Astralleib, sondern der Esoteriker wird auch immer mehr dahin gelangen, seinen Ätherleib zu fühlen. Und das ist ein sehr wichtiger Augenblick für die esoterische Entwicklung, wenn dieser Moment eintritt.
Macht Euch folgendes klar, meine lieben Schwestern und Brüder: Ich strecke meine Hand aus, ich stoße mich hier an der Tafel. Im Physisch-Sinnlichen würde man sagen, da ist ein Gegenstand, an dem meine Hand einen Widerstand gefunden hat. So ist es richtig für die physische Anschauung. Im Geistigen ist da aber, wo ich anstoße an die Tafel, ein Nichts. Da ist in der geistigen Welt ein Loch, eine Lücke. Nichtse, Löcher sind für die geistige Welt da, wo im Physischen Gegenstände sind. Aber bevor meine Hand an dies «Nichts» herankommt, strecke ich sie hindurch durch eine geistige Welt, die wiederum für das physische Anschauen leer, ein Nichts ist. Die ist aber geistig ganz mit Realitäten - mit geistigen Wesenheiten - angefüllt. Wenn wir das eben Angedeutete als Schüler der geistigen Wissenschaft durchdenken, so müssen wir lernen, uns zu sagen: Also sehe ich, wenn ich ein Physisches anschaue, in Wirklichkeit die Umrisse der geistigen Welt. Zu solcher Erkenntnis muß er [der Schüler] sich durchringen. Hinter allem muß er den Geist sehen, dann sieht er auch erst das Physische in der rechten Weise.
Schaut er hin auf eine Herbstlandschaft, was sieht er da? Ein Vergehendes, Absterbendes im Physischen - aber hinter ihm erahnt
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er schon die neuen, lebendigen Keime, die sich aus dem Absterbenden losringen: das neue Leben, das sich dem Tod entringt; das noch geistig ist, das sich aber im Frühling mit Materie umkleiden wird.
Ein ganz einfaches Beispiel kann uns übrigens zeigen, daß da, wo im physisch-sinnlich Wahrnehmbaren Gegenstände sind, im Geistigen lauter Nichtse sind: Nehmen Sie eine Flasche Selterswasser. Sie sehen das Wasser nicht. Sie sehen es nicht vor den leuchtenden Kugeln der perlenden Kohlensäure. Die sind nur Luft: Nichtse. Das Wasser, das Physische, sehen Sie nicht vor diesen Perlen der Kohlensäure. So sieht man auch das Geistige nicht inmitten des Physischen. Die schillernden Dinge der Wahrnehmungswelt decken es uns zu.
Hat sich der Esoteriker eingelebt in diese fundamentale Wahrheit, daß er im Physisch-Sinnlichen von lauter Nichtsen umgeben ist, so wird ihm auch bald eine zweite Wahrheit aufgehen, die Wahrheit: Es denkt mich, nicht: Ich denke. So lange hat er geglaubt, daß seine Gedanken in der Welt einen Wert haben, jetzt lernt er nach und nach, daß im Geistigen eine Weltenmacht da ist, die, indem sie denkt, erschafft. Und daß alles Menschendenken nur ein schattenhafter Abglanz ist dieses Weltendenkens, das erzeugt wird von einer erhabenen Geistwesenheit, der das Denken in demselben Grade zu eigen ist, wie dem Menschen das sinnliche Anschauen. Er lernt, daß diese Menschengedanken nur Schatten sind, die sich am physischen Leibe spiegeln und nur den Wert von Schatten haben, die wohl für die physische Welt eine Notwendigkeit sind, die er aber umwandeln muß durch seine Meditation, so daß aus den Schattengebilden Realitäten werden.
Er lernt, auf sein stolzes Denken mit immer größer werdender Bescheidenheit hinzuschauen. Er fragt sich: Wie wandle ich es um, so, daß ich mir durch die Umwandlung dieser Schatten-gedanken ein Werkzeug schaffen kann, um in eine geistige Welt nach und nach hineinzukommen!
Der Schüler, indem er so darauf hinstrebt, sich von diesen Schattengedanken loszulösen, wird allmählich dazu gelangen,
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sein Selbst im Ätherleib zu konzentrieren. Nicht mehr wird er sich nur in seinem physischen Leib als Menschenwesen erfühlen. Er wird den physischen Leib ebenfalls immer mehr als einen Schatten empfinden, in dem er sich hier auf dem physischen Plan erleben muß. Wenn der Mensch plötzlich vor einen Spiegel tritt - der gibt ihm den äußeren Eindruck seiner physischen Gestalt, aber das ist nicht der Mensch selber, es ist nur ein Reflex des Menschen. Tritt er von dem Spiegel zurück, so ist auch das Bild - er selbst - nicht mehr. Aber er ist dennoch da, auch ohne den Spiegel. Der gibt nur ein Schattenbild seiner äußeren Gestalt.
Hat der Schüler sich dahin erzogen, das Schattenhafte unserer Gedanken in uns selbst zu erkennen - zu erkennen, wie diese Gedankenschatten in der äußern, physischen Welt, in der Wissenschaft, im Sozialen da sind, wie wir selbst als physische Menschen nur Schatten sind unserer eigenen inneren Wesenheit -, wenn er das als eine Grundstimmung seiner Seele anerzogen hat, dann wächst er hinein in eine geistige Welt.
Er blickt zurück in die Vergangenheit, aus der heraus er das geworden ist, was er in diesem Moment seiner seelischen Entwicklung in sich erfühlt. Und er schaut hinein in eine Zukunft, die vor der Menschheit liegt. Und er erkennt:
Aus Gedanken der erhabenen Geistwesenheit ist alles entstanden. [Wie kann ich mich aus all dem schattenhaftem Denken um mich herum herauslösen?] Wie kann ich so denken lernen, daß ich als Mensch, indem ich mich dieser Wesenheit in Andacht nahe, von ihr angenommen werde! Er erkennt, daß alles, was wir auf Erden an Gedanken der Güte, des Wohlwollens, des Edlen, der Liebe erzeugen, sich zu bleibenden, unvergänglichen Daseinswerten umsetzt, die nicht vergehen wie verwehende Schatten - die weiter bestehen werden. Wir sehen sie vor uns - in vielleicht noch weiter Ferne, in der Zukunft. Da leben sie, da sind sie wirksam zum Heile der Menschheit! Und wir sehen: Auch alles Böse, Schlechte, Lügenhafte lebt weiter! Es vergeht nicht! Alle niederen, egoistischen Gedanken der Menschen, wir sehen sie in der Ferne, aber wir erkennen:
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das sind Abfallprodukte der Menschenentwicklung, sie sind unfruchtbar an sich. Aber sie haben doch ihre Aufgabe: diese Abfallprodukte dienen als Nahrung für das, was als das Gute sich entwickeln soll. Alles Böse, Schlechte wird zu dem, was sich als Nahrung für die Keime des Guten entwickeln soll.
Wie hier auf dem physischen Plan der mineralische Boden die Nahrung abgibt für die Pflanzenwelt, wie der «Dünger» der Steine die Pflanze möglich macht, wie sich das eine immer von dem andern ernährt, so wird alles Bös-Gedachte, alles Schlecht-Erkannte der Bodensatz sein für die in der elementaren Welt aufkeimenden Gedanken des Guten, Edlen, Wahren.
Durch ein solches Wissen kann der Okkultist sich das Schlechte, Irrtümliche, Böse, das er in der Welt sieht, so gut ausdeuten. Er sieht es um sich herum, er soll es sich in Gedanken vorstellen, aber er weiß, daß er nicht weiter gehen darf als bis zu diesem Punkt, wo es Gedanke ist. Er läßt es nicht in die Tat übergehen, die immer luziferisch-ahrimanisch ist. Er schaut sich in Gelassenheit an alles Schlechte und Böse, wissend, daß es einstmals den Boden abgeben wird, auf dem der Keim des Guten dereinst erwachsen soll.
So hat es sich eigentlich in der Evolution der Erde auch abgespielt. Denn wie ist das Mineralreich der Erde entstanden? Als die Erde noch nicht da war, auf dem alten Monde, da haben die Hierarchien, von den Wesen, die damals Menschen waren, bis hinauf zu den Geistern der Form, sich zu dem, was im Erden-zustande uns als Weisheit umgibt, erst nach und nach hinauf-gearbeitet. Sie haben Irrtum über Irrtum gedacht. Das war da am Platze. Aber aus all diesen Irrtümern ist als Abfallprodukt das Stoffliche, das Mineralische auf der Erde entstanden.
Und aus diesem Erdenstoff hat Jahve-Elohim den Menschen bilden, ihm seine physische Hülle geben können. Luzifer aber, der ja auf ähnlicher Stufe ist wie die Elohim, will dasselbe noch immer ausführen. Aber er kann sich zu seinem Werk nur der Menschen bedienen, indem er den Irrtum, die Lüge, nur im Innern der Menschen denken lassen kann.
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Meine lieben Schwestern und Brüder, ich möchte Euch heute drei Meditationsformeln geben zu Eurer Weiterarbeit auf Eurem Wege in die geistigen Welten hinauf. Ihr könnt sie nach Belieben meditieren, zum Beispiel die erste am Morgen, die zweite am Abend, die dritte sonntags. Oder auch die erste und zweite donnerstags und montags und die dritte ab und zu als Prüfung für das an den ersten beiden Erlebte. Nach und nach wird Euch die ganze Tiefe dieser Meditationen klar werden.
I.
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
[Erste Zeile:] Zu den Dingen ... - wirklich soll sich die Seele wie mit einer inneren Geste zu den Dingen der Außenwelt wenden. Die zweite Zeile: Wend ich mich ... soll die erste verstärken. Man soll das wirklich innerlich erfühlen, wie man sich mit einem inneren Ruck den Dingen der Außenwelt zuwendet, nicht nur flüchtig hinschauend, sondern sie in ihrem Wesen erkennen wollend. In der dritten Zeile wird der Sinnenschein selbst angeredet. Die Seele soll lernen, für Momente sich intensiv frei zu machen von diesen Nichtsen der Sinneswelt, und indem sie immer mehr den Nichts-Charakter der Sinneswelt erkennt, wird sie ihre Stellung innerlich zum Physisch-Materiellen ganz verändern. Sie wird lernen, das Materielle zwar als notwendig anzusehen für das Leben in der Sinneswelt, aber zugleich sich zu erheben über dasselbe zu dem, was als schöpferisches Weltensein hinter ihnen [den Nichtsen] ist. Und sie wird allmählich lernen, sich so loszulösen von ihnen, daß sie sich wie mit Seelenschwin-gen weit ausbreitet in den Raum hinaus. Da wird sie schauen
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und empfinden: Alles Materielle ist vergänglich - aber das Gute, Wahre in mir ist nicht vergänglich. Das ist ewig! Ich darf mit-schaffen am Ewigen, mitbilden an dem Samen für ein Künftiges, indem meine Seele lebt in den Fluten des Göttlich-Wahren, Guten. In dem, was als Göttlich-Schöpferisches seit Urzeiten schafft und wirkt in der Welt. - E.D.N.
II.
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
,Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Haben wir uns in der ersten Strophe erhoben wie mit Seelen-schwingen über das bloß Irdische, läßt uns diese zweite Strophe den Weg finden in unser eigenes Selbst. Wir versenken uns tief hinein in die Einsamkeit der Seele. Immer enger zieht sich das Ich zusammen! Es erkennt immer mehr, was es an guten und edlen und auch an bösen und törichten Gedanken in seiner Seele trägt. Und es erkennt an, daß beides im Entwicklungsgang des Erdenmenschen notwendig ist. Es ergibt sich dem Meditanten die Mission des Bösen: daß es die künftige Nahrung ist für das Gute. Daß dies Gute sich ernähren wird wie ein sprossender Keim aus dem Bodensatz des Bösen, daß es alles Böse, Laster-hafte verzehrt und selbst ein ewiges Dasein begründet.
Und die Seele erkennt: Beides, das Böse und das Gute, wird von dem Christus entgegengenommen. Er wird es scheiden! Ihm müssen wir entgegentragen unser ganzes Seelendasein, damit es Früchte der Ewigkeit einst bringen kann; wir müssen lernen, es in den Christus hineintragen, hineinsterben zu lassen. - I. - M.
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III.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
Man könnte es für einen Fehler halten, daß hier [Zeile 1] zwei Subjekte sind, trotzdem das Verbum [Zeile 2] im Singular steht. Ich muß gestehen, daß mir das zuerst nicht auffiel, als die Meditation mir aus der geistigen Welt gegeben wurde. Man nimmt das zuerst nur entgegen und wird sich erst später klar darüber. In der geistigen Welt gibt es aber nichts, das theoretisch zu bewerten wäre. Da ist alles erlebt und empfunden.*
Ebensowenig liegt auch eine Absicht darin, daß jede dieser drei Meditationsstrophen aus sieben Zeilen besteht.
Diese letzte, dritte Strophe soll uns ein Prüfstein sein für die beiden ersten. Wenn wir sie meditieren, soll diese dritte Strophe uns zeigen, wie die beiden ersten sich fruchtbar erwiesen haben. Haben sie Früchte getragen, dann können wir erleben, wie unser ganzes Sein sich formt wie zu einem Kelch. Und wir erleben, daß unser Seelenkelch aufnimmt in sich, sich vereinigt mit dem das Universum durchwebenden und durchflutenden Weltengeist
- den Heiligen Geist; den Auferwecker nimmt die Seele in sich auf, in ihm erwacht sie zu einem neuen Dasein - P.S.S.R.
Wenn wir wirklich lernen, zu leben in diesen drei mantrischen Sprüchen, so erleben wir zugleich in immer neuer Form den unerschöpflichen Inhalt unseres aus zehn Worten bestehenden Rosenkreuzer-Spruches, der ja von so unendlich tiefer, mannigfacher Bedeutung ist.
- - -
* Siehe hierzu auch München, 31. März 1914.
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Aufzeichnung D*
Einem jeden von uns liegt am Herzen der Fortschritt in der esoterischen Entwicklung. Jeder, der gewissenhaft übt, schreitet vorwärts; mancher, der seine Übungen pünktlich und gewissenhaft macht, kommt vielleicht mehr voran, als er glaubt. Wir müssen nur fein beobachten; leise und intim tritt die geistige Welt an uns heran.
Freilich, das eine ist gewiß, daß jeder, der den Weg in die geistigen Welten finden will, umdenken muß. Sein ganzes Wahr-nehmungs- und Empfindungsleben muß ein anderes werden. Dies «Anders-werden» wird nur so oft falsch verstanden. Die Menschen denken, daß sie das, was sie sich an Kenntnissen angeeignet haben auf dem physischen Plan, auch übertragen können auf die geistigen Welten. Der Esoteriker muß einsehen lernen, daß es andere Mittel sind, durch die man auf dem physischen Plan weiterkommt als die, durch welche man in die geistigen Welten eindringt. Immer mehr muß er sich hineinfühlen in die geistige Welt, sich sagen, daß es beim Meditieren nicht so sehr auf den Inhalt, die Gedanken ankommt, als auf die Gesinnung, die Stimmung der Seele, aus welcher heraus die Meditation ausgeführt wird. Sie sind es, die die Seele umformen und die Organe der Seele herausbilden. Wenn sich der Esoteriker in einer solchen richtigen Seelenverfassung befindet, so wird er auch immer mehr dahin gelangen, seinen Ätherleib zu fühlen.
Wenn ich die Hand ausstrecke und mich an der Tafel hier stoße, so würde man im Physisch-Sinnlichen sagen: Da ist ein Gegenstand, an dem meine Hand einen Widerstand gefunden hat - im Geistigen ist da gerade ein Nichts; es sind da Löcher, Lücken in der geistigen Welt, wo sinnlich wahrnehmbare Gegenstände im Physischen sind. Aber bevor ich an diesen Widerstand komme, dringe ich hindurch durch die geistige Welt, die
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* Die Aufzeichnung hat die Orts- und Datumangabe: «Berlin, 27. März 1914 (Wien, 11. April 1914)«.
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ganz mit Realitäten, mit geistigen Wesenheiten angefüllt ist. In Wahrheit sehen wir nicht die Gegenstände im Raum, sondern die Umrisse der geistigen Welt.
Zu solcher Erkenntnis muß sich der Esoteriker durchringen. Hinter allem muß er den Geist sehen. Steht er einer Herbstland-schaft gegenüber, so muß er in dem Vergehenden, Absterbenden schon die neuen lebendigen Keime erahnen, sie sich losringen sehen, die im Frühling sich opfern, indem sie sich mit Materie umkleiden werden.
Ein ganz einfaches Beispiel kann uns übrigens zeigen, daß da, wo im Physischen sinnlich wahrnehmbare Gegenstände, im Geistigen lauter Nichtse sind - man nehme eine Flasche Selterswasser: Wie man das Wasser, obgleich es doch dichter ist, nicht sieht vor den leuchtenden Kugeln der perlenden Kohlensäure, die doch nur Luft, ein «Nichts» sind -, so sieht man auch das Geistige nicht vor den schillernden Dingen der sinnlichen Wahrnehmungswelt.
Hat sich der Esoteriker in diese Wahrheit, daß er im Physisch-Sinnlichen von lauter Nichtsen umgeben ist, eingelebt, so wird ihm auch bald eine zweite Wahrheit aufgehen, die des Es denkt mich, nicht ich denke, nämlich daß alle unsere Gedanken nur schattenhaft sind. Wir sind gewohnt zu glauben, daß das Denken im physischen Leibe verläuft; dem ist aber nicht so. In Wahrheit ist der Ätherleib der Urheber unserer Gedanken. Der physische Leib hat nur insofern damit zu tun, als er der Spiegel ist, der die im Ätherleib erzeugten Gedanken zurückwirft.
Wenn der Mensch in einen Spiegel schaut, so hat er vor sich sein Spiegelbild: Der Spiegel gibt ihm den äußeren Eindruck seiner physischen Gestalt wieder; ohne ihn, seine Person, könnte auch kein Spiegelbild da sein; dieses ist also nur ein Schattenbild seiner äußeren Gestalt. - Ebenso sind die Gedanken, die im Ätherleib ihren lebendigen Sitz haben, wenn wir sie denken in unserem physischen Gehirn, nur Spiegelbilder-Schatten. Wir sollen durch Meditation, Konzentration dahin gelangen, uns von diesen Schattengedanken loszulösen durch das Konzentrieren
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unserer Seele, unseres Seibstes im Ätherleib, damit wir so durchdringen zu dem wahren, eigentlichen Urgrund unserer Gedanken, die im Ätherleib ihr Leben haben.
Haben wir uns dahin erzogen, das Schattenhafte unserer Gedanken und unserer äußeren Umgebung zu erkennen und immer mehr fallen zu lassen, dann wachsen wir hinein in die geistige Welt. Dann werden wir auch erkennen, daß alles, was wir auf Erden an Gedanken der Güte, des Wohlwollens, des Edlen erzeugen, sich zu bleibenden, unvergänglichen Daseinswerten umsetzt, die weiterbestehen werden. Wir sehen sie vor uns in der Ferne, in der Zukunft, da leben sie zum Heile der Menschheit.
Und auch alles Böse, Schlechte, Lügenhafte lebt, alle niederen egoistischen Gedanken - wir sehen sie vor uns wie in der Ferne, aber sie sind als Abfallprodukt zurückgeblieben, sie sind Nahrung für das Gute. Alles Böse, Schlechte wird zu dem, was an sich unfruchtbar ist, was aber zur Nahrung wird für das, was sich aus dem Keime des Guten entwickeln soll.
Wie hier auf dem physischen Plan der mineralische Boden die Nahrung abgibt für die Pflanzen und sich das eine immer von dem andern ernährt, so wird alles bös Gedachte, alles schlecht Erkannte der Bodensatz für die in der elementaren Welt aufkeimenden Gedanken des Guten, Edlen, Wahren. Daher kann auch der Okkultist das Schlechte, Irrtümliche sich so gut ausdeuten; er soll es sich in Gedanken vorstellen, aber er weiß, daß er nicht weiter gehen darf als bis zu diesem Punkt, wo es Gedanke ist; er läßt es nicht in die Tat, die Wirklichkeit übergehen, die immer luziferisch und ahrimanisch ist; er weiß, daß es den Boden abgibt, auf dem der Keim des Guten dereinst erwachsen soll.
So ist es eigentlich in der Evolution der Erde auch geschehen so ist das Mineralreich der Erde entstanden.
Auf dem alten Monde haben die Hierarchien vom Menschen aufwärts bis zu den Geistern der Form den Irrtum gedacht. Das war da am Platz und daraus ist das Stoffliche, Mineralische auf der Erde entstanden. Und aus diesem Erdenstoff hat JahveElohim den Menschen bilden, ihm seine physische Hülle geben
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können. Luzifer aber, der ja auf ähnlicher Stufe ist, wie die Elohim auf dem Monde waren, will dasselbe noch immer ausführen. Er kann sich dazu aber nur des Menschen bedienen, er kann den Irrtum nur im Innern des Menschen denken lassen.
Da es mir momentan nicht möglich ist, mit einzelnen zu sprechen, so möchte ich hier drei Formeln geben, die nach Belieben meditiert werden können. Zum Beispiel die erste am Morgen, die zweite am Abend, die dritte sonntags, oder auch die erste und zweite montags und donnerstags und die dritte nur ab und an als Prüfung des in den zwei anderen Meditationen Erlebten; sie werden uns dann ganz klar werden.
I.
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinn ensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
Zu den Dingen ... - wirklich soll sich die Seele wie mit einer inneren Geste zu den Dingen wenden. Die zweite Zeile: Wend ich mich ... - verstärkt die erste; ich soll das wirklich innerlich fühlen. In der dritten Zeile rede ich das Sinnensein an. Die Seele soll sich frei machen vom Physischen, von dem Nichts der Sin-nenwelt. Sie soll sich vom Physisch-Materiellen erheben zu dem, was hinter den Dingen ist. Sie soll sich weit ausbreiten in den Raum hinaus und empfinden: Das Gute in mir ist ewig; es ist der Same für Künftiges - Ex Deo Nasdmur
II.
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
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Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Bei dieser Strophe sollen wir uns in uns selbst versenken, in die Einsamkeit der Seele. Das Ich zieht sich aufs engste zusammen; es erkennt, was es an guten und edlen, an bösen und törichten Gedanken in seiner Seele trägt; aber es empfindet: Böses und Gutes, beides ist notwendig; das Böse ist die künftige Nahrung für das Gute, denn das Gute wird sich ernähren wie ein sprossender Keim, der das Böse, das Lasterhafte verzehrt und selbst ewig bleibt. Beides wird vom Christus aufgenommen und in die Zukunft hineingetragen. Soll das Gute, das wir erzeugt haben, da Früchte bringen, so müssen wir es in den Christus hineintragen - In - morimur!
III.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
Man könnte es für einen Fehler halten, daß hier zwei Subjekte sind und trotzdem das Verb im Singular steht. Ich muß gestehen, daß mir das zuerst nicht auffiel, als die Mantrams mir aus der geistigen Welt gegeben wurden. Man nimmt das so hin und wird sich erst später klar darüber. In der geistigen Welt gibt es so wenig Theoretisches, alles ist erlebt gefunden. Ebensowenig liegt auch Absicht dabei vor, daß jede der drei Strophen aus sieben Zeilen besteht.
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Die dritte Strophe soll ein Prüfstein sein für die zwei anderen. Prüfen sollen wir uns, wie weit das Meditieren über die zwei anderen fruchtbar gewirkt hat. Dann werden wir einen Kelch erblicken; wie in geistiger Kommunion wird sich unsere Seele vereinigen mit dem das Universum durchwebenden und durchflutenden Weltengeist. Auferweckt sollen wir werden durch den Heiligen Geist - Per Spiritum Sanaum reviviscimus.
Wenn wir wirklich in diesen drei Mantrams leben, so erleben wir zugleich, was in den drei Gliedern unseres aus zehn Worten bestehenden Rosenkreuzerspruchs gesagt ist, der ja von so unendlich tiefer und mannigfaltiger Bedeutung ist.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
München, 31. März 1914
#TX
Es ist schon oft betont worden, daß man wohl unterscheiden muß zwischen dem Vorwärtskommen in der esoterischen Entwicklung einerseits und andererseits dem Bemerken des Fortschrittes. Jeder Esoteriker kommt vorwärts, wenn er seine esoterischen Übungen treulich und regelmäßig macht, auch wenn er mit dem Gelingen derselben unzufrieden ist. Auf das redliche Streben kommt es an.
Durch diese Übungen werden wir tatsächlich andere Menschen. Das geschieht unbedingt, auch wenn wir es nicht bemerken. Denn in allen diesen Übungen, seien sie nun in Büchern oder mündlich gegeben, liegen die Kräfte, welche den Ätherleib lockern und aus dem physischen Leibe ziehen. Etwas anderes aber ist es, nun auch auf diese Veränderungen aufmerksam zu werden. Es kann ja tatsächlich die Seele schon Organe haben, aber es ist eben ein Unterschied, ob sie in ihrer geistigen Umgebung schläft oder wacht. Um aufzuwachen und bewußt zu werden, braucht sie starke Kraft und Vorbereitung. Deshalb werden in diesen Vorträgen Beschreibungen von dem gegeben, was die Seele beim Aufwachen in der geistigen Welt erlebt.
Viele erschweren sich das Bewußtwerden, weil sie sich die geistige Welt doch immer wieder wie eine zweite physische Welt, nur feiner, durchdringlicher vorstellen. Das ist ein großes Hemmnis, denn sie bemerken dann nicht die feinen Symptome des Erwachens. Solche Vorurteile müssen abgestreift werden. Wer sie noch hat, gleicht einem Menschen, der im Luftballon aufsteigt und glaubt, er könne jederzeit da oben aussteigen und auf einer Bergspitze ausruhen. Wer aber die esoterischen Erläuterungen richtig aufnimmt, der kann zunächst begreifen, wie die geistige Welt beim Erwachen der Seele erlebt wird.
Um dazu zu gelangen, muß man sich einmal die Frage vorlegen: Was ist das Denken eigentlich? Was denkt in mir? Der
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Materialist, der die übersinnliche Welt leugnet, sagt: Der Körper, das Gehirn denkt. Ihm sollte man die Frage vorlegen: Hast du je das Denken mit den Sinnen wahrgenommen? Natürlich hat er das nicht. Nie hat man das Denken gehört, gesehen, als Wärme gefühlt oder dergleichen. Folglich ist es nicht körperlich. Denn was zum Körper gehört, ist sinnlich wahrnehmbar. Also ist das Denken übersinnlich. Und der Materialist müßte entweder die übersinnliche Welt zugeben, oder er sollte das Denken als ein Unding aufgeben - was vielleicht gut wäre.
Wir sind also mit unserem Denken immer darin in der übersinnlichen Welt, aber so, daß wir sie nicht selbst erleben. Wie wenn jemand ins Meer hinausführe, sich selbst und sein Boot aber nicht sähe, so ist es etwa mit dem Denken des Menschen. Wir erleben es nicht unmittelbar, denn das, was wir davon erleben, die Gedanken, sind die Spiegelungen des Denkens am Leibe. Wie jemand, der vor einem Spiegel steht, sein Spiegelbild sieht, so sieht die denkende Seele das Spiegelbild ihres Denkens. Das Gehirn ist der Spiegel. - Durch die esoterische Schulung soll nun der Mensch dazu kommen, das Denken selbst zu erleben, nicht bloß die Gedanken. Wie der vor dem Spiegel Stehende, wenn er zur Seite tritt, dann die Spiegelfläche des Spiegels sieht, so muß die Seele dazu kommen, den Leib von außerhalb als spiegelnden Apparat anzusehen. Dann weiß der Mensch, wie die Gedanken zustande kommen, und er erlebt sich in der Welt, aus welcher das Denken in die Sinnenwelt als Gedanke hinein-ragt.
Dies alles ist von jedem gesunden Verstande zu begreifen. Und es ist wichtig für den Theosophen, es sich ganz klar zu machen, um gewappnet zu sein gegenüber dem Einwand, Theo-sophie beruhe auf Glauben, die Existenz der übersinnlichen Welt müsse man glauben. Das ist nicht wahr. Jeder kann diese Existenz begreifen, wenn er sein Denken richtig anwendet. Wer sie nicht begreifen kann, ist töricht, und wäre er auch ein Philosoph. - Vom Begreifen dieser Möglichkeit, das Denken und die übersinnliche Welt zu erleben, ist aber noch ein großer Schritt
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bis zu diesem Erkennen selbst. Das kann nur durch langes Arbeiten der Seele an sich selbst erreicht werden; aber es wird erreicht.
Das erste Zeichen des Erwachens in der geistigen Welt ist ein Gefühl des Größerwerdens, als ob man sich ausbreitete, ausflösse. In der Sinnenwelt bin ich hier, der Gegenstand ist dort, von ihm geht ein Eindruck auf mich. Das Bewußtsein kommt dadurch zustande, daß wir auf die Gegenstände stoßen durch die Organe des Tastens, Hörens, Sehens. In der geistigen Welt hört das In-sich-abgeschlossen-Sein auf. Man fühlt sich wie ausgebreitet in andere Wesen. In der physischen Welt erleben wir alles innerhalb der Haut, zum Beispiel auch den Schmerz eines Nadelstiches. Anders in der geistigen Welt. Da fließt Denken und Fühlen aus. Man erlebt Lust und Schmerz in anderen. Trifft man zum Beispiel einen Verstorbenen, der im Schmerz ist, so muß man den Schmerz in ihm miterleben, solange man in geistiger Verbindung mit ihm ist.
Durch diese Veränderung wird auch das Verhältnis zur Sinnenwelt ganz anders. Die Art, wie wir die physische Welt gewöhnlich erleben, ist dadurch bedingt, daß unser Körper, durch den wir erleben, auch sinnlich ist. Stoßen wir mit dem Kopf an einen harten Gegenstand, so fühlen wir das, weil der Kopf nicht nachgibt, das heißt, weil er hart, gleichgeartet ist mit dem Gegenstande. Steht man aber der Sinnenwelt mit übersinnlichem Erleben gegenüber, so wird kein Eindruck hervorgebracht. Die geistigen Organe sind sozusagen zu weich und nachgiebig. Daher erscheinen alle physischen Dinge wie leere Räume. Ein Vergleich kann eine Anschauung davon geben. Das Wasser in einem Glase ist an sich unsichtbar. Im Sodawasser sind die Gasperlen sichtbar, und doch sind die Bläschen viel dünner als das Wasser; sie sind im Vergleich zur schwereren Flüssigkeit ein Nichts. Da ist also das Nichts sichtbar, das Etwas unsichtbar. So ist es in Wahrheit mit der physischen Welt für den geistigen Blick. Alle Atome - die für die Wissenschaft bis vor kurzem die Grundlage aller Materialität bildeten - sind, wie die Perlen im Wasser,
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Löcher oder leere Bläschen im Geistigen. Alle physischen Dinge sind zusammengesetzt aus Unsummen solcher Löcher. Wir stoßen an diese Löcher, dieses Nichts, wenn wir tasten. So ist es auch mit der menschlichen Gestalt. Das Gehirn zum Beispiel ist, geistig angeschaut, eine geistige Form. Darin ist eine Unzahl von Löchern oder leeren Perlen; die machen das aus, was der Mann der Wissenschaft mit seinen Instrumenten untersucht.
Als weiteres ergibt sich, daß der Mensch alles Gute, Richtige, Wahre, was er denkt, von sich ausströmen fühlt. Er empfindet es wie hineinwachsend in die Zukunft, als keimbildend für die Zukunft. Aber auch das Unrichtige, Schlechte, Unschöne, das er denkt und fühlt, wächst so hinaus. Ganz real fühlt er das sich entströmen, und er weiß, daß die ihm entströmenden schlechten Gedanken in Zukunft den guten zur Nahrung dienen werden. Sie sind also auch notwendig. Daher lernt er verstehen, warum ihn in der Meditation so viele schlechte, verkehrte, unschöne Gedanken und Gefühle bestürmen. Wenn er weiß, daß sie notwendige Kräfte, Nahrung für die Zukunft sind, so wird er sie auch richtig beurteilen. Er wird sich nicht über sie zu beklagen brauchen, wenn er stark genug ist, sie nicht in sein Wollen und Handeln hereinfließen zu lassen. Darin liegt ein großes Geheimnis. Dieselben Kräfte, welche unseren bösen Gedanken zugrunde liegen, wurden auf dem alten Mond ausgestrahlt von den Wesen der Hierarchien, von den Engeln bis hinauf zu den Geistern der Form. Sie brachten dadurch das Mondendasein hervor. Luzifer und Ahriman aber blieben zurück und strahlen diese Kräfte erst jetzt aus. Jetzt aber wirken sie bis in das unterdessen weiter verdichtete Physische, bis in das physische Blut des Menschen, und dadurch entsteht das Böse. An sich sind sie nicht böse. Der Esoteriker muß sie auf sich wirken lassen, sie aber nicht bis zur physischen Verdichtung kommen lassen. Dann bleiben sie wertvoll für die guten Gedanken der Zukunft.
Um das Erleben dieser ersten Schritte in der geistigen Welt zu fördern, werden die folgenden Formeln gegeben. Sie sollen von Anfängern in der Esoterik so gebraucht werden, daß die
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erste morgens, die zweite abends nach der Tagesrückschau vorgenommen wird, die dritte einmal in mehreren Tagen. Ältere Esoteriker sollen ihre Übungen nicht dadurch stören, sondern diese neuen Formeln gelegentlich vornehmen, die erste und zweite direkt nacheinander, die dritte kann alle Woche einmal, zum Beispiel sonntags, vorgenommen werden.
Daß jede dieser Formeln sieben Zeilen hat, ist nicht beabsichtigt oder gemacht. So etwas ergibt sich ganz von selbst. Das geistige Material offenbart sich so, daß es von selbst in diese siebenzeilige Form drängt.
I.
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
II.
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
III.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
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Lebt im Meer des Göttlich- Wahren
Was den Sinnen Dasein täuschL
Zeile eins und zwei der dritten Formel gaben viel zu denken. Sie waren so geoffenbart - aber es schien eine grammatikalische Unrichtigkeit -, daß es schwebet statt «schweben» heißt. Später wurde es klar, daß dies Absicht ist. Leuchtend Ich und Leuchte-Seele sollen als ein einziges Wesen gedacht werden. Ebenso ist auch in der nächsten Zeile Das Erdachte, das Erkannte eins und als einziges behandelt. In der physischen Welt sind Erdenken und Erkennen nicht eins; im Geistigen fließen sie zusammen. Ein Erdachtes ist entweder falsch, dann vernichtet es sich selbst, oder richtig - dann ist es auch ein Geoffenbartes: Erkenntnis.
Solche Formeln, ebenso wie alle, die zum Beispiel in der «Geheimwissenschaft» gegeben sind, werden nicht erdacht oder fabriziert. Der Verstand ist dabei zunächst ganz unbeteiligt. Der Seher erhält die Dinge offenbart. Sie stehen da. Dann erst muß er sich daranmachen, sie - ebenso wie der, dem er sie übermittelt - mit dem Verstande zu verarbeiten.
Die erste Formel bezeichnet das Erlebnis, bei dem die physischen Dinge, wie die Perlen im Wasser, aus Nichts bestehend erscheinen. Die Seele erkennt das gewöhnliche Sinnensein als Täuschung und strebt nach Erkenntnis des wirklich Realen.
Die zweite Formel umschreibt das Erlebnis des Ausstrahlens der guten und bösen Gedanken.
Die dritte Formel ist gleichsam als Probe für den Fortschritt zu gebrauchen. Wenn man darüber meditiert, muß man die Worte innerlich so aussprechen, daß alles sinnvoll tönt. Man versuche an diesen Zeilen zu erkennen, wie weit man ist; ob man zum Beispiel wirklich schon etwas erlebt bei den Worten:
Das Erdachte, das Erkannte 1 Wird jetzt dichtes Geistessein. -Natürlich muß das unverdrossen und in Geduld Woche für Woche fortgesetzt werden.
Man kann diese Formeln auch als eine Umschreibung dessen ansehen, was immer den Abschluß dieser Betrachtungen bildet.
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Die erste bezeichnet, wie beim Hineinwachsen in die geistige Welt das Sinnliche wesenlos wird und die geistige Realität als das erkannt wird, dem wir entstammen: Ex Deo nascimur. - Die zweite Formel bezeichnet das Erleben der guten und bösen Gedanken als in die Zukunft wirkende Kräfte. Das ist aber nur möglich, wenn die Seele von dem geistigen Licht - Christus -umfangen und erleuchtet wird, nachdem sie sich dem Physischen enthoben hat: In Christo morimur. - Und die dritte Formel stellt dar, wie sich der im Geiste erwachenden Seele wahre Erkenntnisse offenbaren: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 25. April 1914
Aufzeichnung A
#TX
Wir haben in unserer letzten esoterischen Betrachtung davon gesprochen, wie die Seele sich immer mehr ausbreiten soll und ergießen in den Raum; wie sie sich dann zusammenziehen soll in sich selbst, um zu sehen, was in ihrer eigenen Seele webt und west. Dazu sind Euch, liebe Schwestern und Brüder, Formeln gegeben, die von Euch beliebig benutzt, auch an andere weitergegeben werden können, die diese esoterische Stunde nicht mit-angehört haben.
Heute soll eine andere Betrachtung vor Eure Seele gestellt werden, etwas Konkretes, eine Stimmung, die Euch helfen kann, hineinzukommen in die geistige Welt.
Vergegenwärtigen wir uns einmal, was im Schlaf geschieht. Der Ätherleib und physische Leib bleiben im Bett, während Astralleib und Ich draußen sind in der geistigen Welt. Woher kommt es denn, daß der Mensch während des Schlafes nicht bewußt die Welt, in der er sich befindet, erlebt, so wie er im Tagesbewußtsein die physische Welt erlebt?
Weil in der Zeit, in der der Mensch heraußen ist aus seinem Leibe, in ihm eine Sehnsucht ist, ein starker Drang, zurückzukehren in seinen physischen Leib. Dieser Drang wirkt wie eine Verfinsterung gegenüber der Helle der geistigen Welt, so daß der Mensch nichts davon wahrnimmt. Die astralen Kräfte, die da tätig sind in ihm, wirken so stark, daß er seinen physischen Leib überhaupt nicht verlassen würde, wenn dieser nicht durch das Leben in der Sinnenwelt so ermüdet, so abgenutzt wäre, daß er der Stärkung, der Auffrischung durch den Schlaf dringend bedürfte. Dieser Trieb, diese Sehnsucht nach seinem physischen Leib ist es, die den Menschen verhindert, bewußt während des Schlafes die geistigen Weiten zu erleben. Wäre er hellsehend, so würde er sehen, wie von seinem Astralleib und Ich helle Strahlen
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hingingen zu seinem physischen und Ätherleib; in ihnen ist diese Sehnsucht nach Wiedervereinigung ausgedrückt.
Nehmen wir an, jemand würde plötzlich im Schlafe hellsehend; wie wird er sich da erblicken? Wenn wir hier auf dem physischen Plan jemandem begegnen, so tritt uns seine physische Form entgegen, in der ein Ich lebt. So ist es nicht in der Geisteswelt; wir müssen nicht denken, daß wir da den Menschen in derselben Gestalt sehen wie auf dem physischen Plan. Hier in der physischen Welt sehen wir die einzelnen Dinge voneinander abgegrenzt mit scharfen Konturen; anders in der geistigen Welt. Was da webt und west, sind bewegliche Bilder, und diese beweglichen Bilder erkennen wir als Wesen, als die Geister der höheren Hierarchien, die ihre Boten, ihre Helfer aussenden, um der menschlichen Form den rechten Ausdruck zu geben. Diese Abgesandten, diese Boten der Geister der Form sind noch sozusagen auf der Kindheitsstufe; aber sie werden sich weiter empor-arbeiten in dem Maße, wie sie das Menschen-Ich pflegen. Und eine andere Schar von Elementarwesen, die Hüter des Ich-Wesens, umschweben das Menschenhaupt. Sie arbeiten an seinem Denken und sind ausgesandt von den Geistern der Form und der Bewegung. Und wieder andere Elementarwesen, Abgesandte der Geister der Weisheit, wirken auf des Menschen Herz und bringen den Blutkreislauf zustande.
Ferner gibt es Elementarwesen, die wirken auf den Wärme-sinn des Menschen. Wir dürfen uns das nicht physisch vorstellen, wo die Wärme aus einer bestimmten Quelle kommt, sondern im Geistigen entsteht die Wärme aus der Beziehung zwischen zwei Wesen.
Wieder andere Elementarwesen arbeiten an dem Wortsinn, das heißt nicht an dem gesprochenen Wort, wie einer es von anderen hören kann, sondern diese Wesen stehen hinter den einzelnen Konsonanten und Vokalen, die ein Wort bilden; sie arbeiten an der Zusammensetzung der Buchstaben und Silben. Derjenige, der aus seinem Körper heraus ist, kann nicht die Worte verstehen, die gesprochen werden; dazu fehlt ihm das
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physische Organ; wohl aber verfolgt er die Elementarwesen bei ihrer Arbeit, wie sie die einzelnen Buchstaben zusammentragen, um ein Wort zu bilden.
Zwölf Sinne hat der Mensch, nicht bloß fünf, wie die äußere Wissenschaft glauben machen will: Der Lichtsinn [Gesichtssinn], Denksinn, Wärmesinn, Gleichgewichtssinn, Wortsinn, Lebenssinn, Geruch, Geschmack, Gehör, Gefühl, Bewegungssinn, Ich-sinn.
Und hinter diesen zwölf Sinnen stehen elementarische Wesenheiten, die Diener und Helfer der Geister der Form, der Bewegung und der Weisheit. Jetzt befinden sich diese Elementar-wesen noch gewissermaßen im Kindheitsstadium, aber in dem Maße, wie der Mensch fortschreitet und sich zum Jupiter emporentwickelt, werden sich auch diese elementaren Wesenheiten, die Boten der höheren Hierarchien entwickeln; sie werden dereinst den Zodiakus des Jupiters bilden, die Tierkreisbilder des Jupiters werden sie sein, nachdem die Erde ihre sieben Runden durchgemacht haben wird, aus dem Pralaya alles wieder in neuer Konfiguration auftauchen wird im Jupiterzustande. Geradeso wie das, was früher auf dem Monde an uns gearbeitet hat und jetzt hinter unseren Sinnen steht, der Zodiakus der Erde geworden ist.
Auch eine Sonne wird der Jupiter haben; hinter ihr werden die Wesenheiten stehen, die heute in unser Blutsystem hinein-wirken.
Nur mit höchster Scheu und Bewunderung können wir darauf hinschauen, wie ganze Scharen von Elementarwesen tätig sind, an dem wunderbaren Tempel des menschlichen Leibes zu arbeiten.
Versetzt Euch, meine lieben Schwestern und Brüder, in ernsthafter Meditation hinein in diese Stimmung, wie unzählige Elementarwesen den herrlichen Tempel aufbauen, der die Wohn-stätte des Menschen-Ich bilden soll!
Fragen wir uns nun noch: Wie kommt es denn, daß wir nicht sehen, wie diese Elementarwesen an der Arbeit sind? Weil in
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dem Augenblick, wo wir aus dem Schlaf aufwachen, der Hüter der Schwelle uns die geistigen Welten verbirgt. Aufwachen heißt nichts anderes, als diese elementaren Wesenheiten von ihrem Arbeitsfelde verscheuchen. Und sobald wir dann im Tages-bewußtsein sind, sorgt Ahriman dafür, daß uns die geistige Welt zugedeckt wird. Er malt das Gemälde der Sinnenwelt, und indem wir uns ihr, der großen Täuscherin, der Maja, hingeben, werden unsichtbar für unseren Blick die Seelen, Wesenheiten, die an der geistigen Organisation des Menschen arbeiten.
Das, was wir als physischen Leib erkennen, ist alles Produkt Ahrimans; dagegen müssen wir in dem, was wir als Seelenleben bloß im physischen Leibe erleben, das Werk Luzifers erkennen. Er erfüllt unser Seelisches so mit Hochmut und Verblendung, daß es falsche Vorstellungen und Empfindungen erhält gegenüber der geistigen Welt.
Ex Deo nascimur
In - morimur
Per Spiritum Sanctum reviviscimus.
Aufzeichnung B
Die letzte esoterische Stunde hat behandelt die Anstrengungen, die wir machen müssen, um esoterisch vorwärts zu kommen, und hat ausgeklungen in dem dreifachen Meditationsstoff. Heute wollen wir mehr esoterisch Tatsächliches besprechen und da ein Thema behandeln, was wir alle schon kennen: den Schlaf. Warum sind wir nicht bewußt im Schlaf? Weil es uns die astralischen Kräfte nicht gestatten, weil sie so stark sind, daß sie uns betäuben; denn astralische Kräfte drücken sich aus in dem, was im Schlaf uns ganz erfüllt, nämlich der brennende Wunsch, in unserem Leibe zu sein, und dieser Wunsch ist es, der uns unser Bewußtsein verdunkelt.
Könnten wir im Schlaf bewußt sein, so könnten wir schauen
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auf den Wunderbau unseres physischen Leibes und Ätherleibes und bemerken, wie in diesem physischen Leibe Legionen von geistigen Wesenheiten, Elementarwesen arbeiten, die die Diener sind und die Boten, teils der Geister der Form, teils der Geister der Bewegung.
Wenn wir die geistige Welt wirklich richtig betrachten wollen, so müssen wir uns aus der geistigen Welt alles in der phy-sischen Welt wegdenken und den Raum noch dazu. In der geistigen Welt gibt es nicht Dinge und Tatsachen wie in der physischen Welt, sondern dort gibt es nur Wesenheiten und Beziehungen der Wesenheiten zueinander, Taten der Wesenheiten. Fühlt man zum Beispiel Wärme in der geistigen Welt, so geht diese nicht von einem Ding aus, sondern sie strahlt aus von einem Wesen, und sie bedeutet eine Beziehung eines geistigen Wesens zu einem anderen geistigen Wesen; ebenso ist es bei einer Lichtströmung. Warum nehmen wir diesen physischen und Ätherleib nicht wirklich wahr, warum haben wir kein Bewußtsein von dem Weben und Schaffen und Leben unzähliger Elementarwesenheiten an uns? Weil der Wunsch, ein Ich zu sein, zu leben in unserem physischen Leibe, uns so leidenschaftlich im Schlafe erfüllt (durch Luzifer), daß wir gar nichts anderes wahrnehmen, sonst würden wir den physischen und den Äther-leib sehen als ein Wunderwerk, an dem Legionen elementarischer Geister schaffen. Woran arbeiten sie denn? An unseren Sinnen; und zwölf Gruppen von Elementarwesen können wir unterscheiden, die da arbeiten an unseren zwölf Sinnen. Denn zwölf Sinne hat der Mensch: den Ichsinn, den Lebenssinn, den Eigenbewegungssinn, den Gleichgewichtssinn, den Gesichtssinn, Gehorsinn, Gefühlssinn (Tastsinn), Geruchsinn, den Geschmacksinn, den Sprachsinn, den Denksinn, den Warmesinn. Um nun in seinem Ich zu leben, verdrängt der Mensch jeden Morgen, wenn er aufwacht, also in seinen Leib zurückkehrt, die Wesenheiten, die in der Nacht an ihm arbeiten. Um uns in unserem Ich ganz zu erfühlen, verdrängen wir die Hierarchien aus unserem physischen und Ätherleib.
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Wer bist du, o Mensch, daß Legionen von Geistern an deinem physischen und Ätherleib arbeiten? Unser Haupt um-schweben die Boten und Diener teils der Geister der Bewegung, teils der Geister der Form; sie sind die Heger und Pfleger unseres Ich. In unserem Gehirn arbeiten die Elementarwesen, die dem Menschen das Denken ermöglichen. Wieder eine andere Gruppe Elementargeister schafft an den Organen, die uns ermöglichen, die Sprache zu verstehen, wohlgemerkt, nicht sprechen zu können. Es sind die Elementarwesen, die als geistige Wesenheiten hinter den Lauten stehen, hinter den einzelnen Vokalen und Konsonanten. So arbeiten diese zwölf Gruppen von Dienern der Hierarchien die Formen aus, in denen das Ich wohnen kann.
Schauen wir uns nun in der geistigen Welt diese arbeitenden Wesenheiten selbst an, so haben wir den Eindruck, es sind sozusagen junge Geister, die in ihrem Kindheitsalter die Aufgabe haben, Pfleger des menschlichen Ich zu sein. Sie sind später, wenn sie selbst in ihrer Entwickelung weiter vorgeschritten sein werden, zu anderer Evolutionsarbeit bestimmt. Sie werden auf dem Jupiter die Diener der Tierkreiskräfte und Wesenheiten des Jupiter sein. Vom Zodiakus des Jupiter werden sie einstens herunterwirken. Die Wesenheiten, die, wie jetzt auf der Erde die zwölf Gruppen der Elementargeister unsere Sinne bilden, auf dem alten Monde unsere Sinne gebildet haben, sind heute die Wesenheiten unseres Tierkreises. Wie unserer Erde eine Sonne strahlt, so wird, so wahr wir als Menschen uns zum Jupiterdasein entwickeln werden, diesem Jupiter glänzen eine Sonne; und die Wesen, die dann ausleben werden ihre Kräfte in dieser Sonne, das sind die Wesenheiten, die jetzt Diener der Geister der Weisheit sind und in unserer Blutzirkulation leben. Den Sonnenumlauf des Jupiter werden einst regulieren die geistigen Wesenheiten, die heute unseren Blutumlauf regeln!
Wir sind aber auch im Wachen bei Tag in der geistigen Welt, aber wir wissen es nicht, denn wir sehen nicht das Wunderwerk unseres Leibes, die Welt der geistigen Wesenheiten, die webend
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und wesend den Raum erfüllen. Warum sehen wir wachend nicht bei Tag diese geistige Welt um uns? - Weil Ahriman das Gemälde der Sinnenwelt davor schiebt. 0, er ist ein großer Künstler, denn schön ist diese Welt und groß und herrlich, aber sie ist nicht die wahre Welt. Ahriman selber sehen wir nicht in der physischen Welt, ihn sehen wir erst in der geistigen Welt; wir sehen hier nur sein Werk, seine Tat.
Luzifer ist derjenige, der uns bei Nacht nicht zum Bewußt-sein der geistigen Welt kommen läßt. Er stumpft ab das Gefühl für die geistige Welt, indem er das Gefühl für die physische Welt zu erzeugen sich bemüht. So kommt es, daß wir statt der Arbeit der Wesenheiten an unseren Sinnen den physischen Leib sehen; das ist Luzifers Tat. Sinnenerlebnis ist Luzifers Tat, Welt-erlebnis ist Ahrimans Tat. Bei Tag sind wir ganz in unseren Sinnen, füllen sie ganz aus, bei Nacht arbeiten daran und sind darinnen die Diener der Hierarchien, die göttlich-geistigen Elementarwesen. Eine weise Weltenlenkung hat die Eingriffe Luzifers und Ahrimans gestattet, damit wir unser Ziel als Menschen richtig erreichen können. Eine wirksame Meditation ist wirksam besonders für richtiges, allmähliches esoterisches Empfinden, wenn man vor dem Einschlafen sich durchdringt mit dem Gefühl: Du trittst nun ein in eine geistige Welt, in eine wunderbare Götterwelt, in der leben und weben die göttlich-geistigen Wesenheiten der höheren Hierarchien, und sie pflegen und hegen dich und senden ihre Kräfte aus und tragen dich auf ihren Schwingen, und du bist durch sie eine Kraft der geistigen Welt, und sie pflegen dich als Seele. E.D.N.
Wenn wir im Schlaf außerhalb unseres physischen und Ätherleibes den Wunsch, im Leibe zu sein, für Momente zurückdrän-gen können, so daß er uns nicht ganz erfüllt, so daß nicht wir, sondern der Christus in uns ist, der Christus, der die Kraft aller Hierarchien ist, - wenn er in unserem Leibe ist und nicht nur wir hinein wollen und vertreiben die Diener der Hierarchien, die da arbeiten an unseren Sinnesorganen, dann bekommen wir eine Ahnung von dem I.C.M.
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Werden die beiden Gefühle richtig erlebt, dann kommt von selbst das dritte Gefühl: P.S.S.R.; denn auf dem Wege der beiden ersten wird geboren der Geist, der der Heilige Geist genannt wird. So können wir immer tiefer in unsere Rosenkreuzerformel hineindringen, die uns der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen erklärt, indem er zu uns spricht:
Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...
Aufzeichnung C
Meine lieben Schwestern und Brüder,
man kann sehr viel wissen in der Anthroposophie, kann alle möglichen Fragen prompt und schnell in Worten beantworten und kann sich doch sagen müssen: Eigentlich, wenn ich ehrlich sein will, muß ich mir sagen: In meinen Meditationen komme ich nicht recht vorwärts! Was soll ich tun, um besser voranzukommen?
Sehr oft ist der Grund, daß der Schüler sich so etwas sagen muß, der, daß er es mangeln läßt daran, seine Seele ganz einzutauchen in das Element hingebungsvoller Frömmigkeit den geistigen Wesenheiten gegenüber. Tiefste Ehrfurcht muß walten in seiner Seele, wenn sie sich erheben will zu ihnen, kein Gedanke, kein Gefühl des Alltags darf mehr in ihr sein, sie muß ganz stille in sich selber sein!
In einer solchen Stimmung wollen wir heute betrachten von einer gewissen Seite aus den Schlaf des Menschen. Wir wissen ja:
Während der Mensch schläft, gehen sein Astralleib und sein Ich heraus aus physischem Leib und Ätherleib. Aber das Ich weiß nichts davon, es bleibt unbewußt. Das Bewußtsein von Ich und Astralleib ist nur wach auf dem physischen Plan. Woran liegt das? Daran, daß Ich und Astralleib, sobald sie draußen sind, eine brennende Sehnsucht haben nach der Wiedervereinigung mit physischem Leib und Ätherleib.
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Das ist der Grund, warum das Bewußtsein nicht in der geisti-gen Welt erwacht. Sobald das Ich wiederum im physischen Leibe ist, erwacht es an den Dingen, die sich den Sinnen darbieten. Wenn der Mensch in der geistigen Welt diese brennende Sehnsucht nicht hätte, so würde er sofort bewußt werden in der geistigen Welt. Und dann würde er eine Welt um sich sehen, voller Leben, aber ganz und gar anders, als es die physische ist. Eine Welt von geistigen Wesenheiten und Kräften würde er dann wahrnehmen. Und er würde schauen, daß alle diese Wesenheiten und Kräfte ihre Kraftwirkungen auf einen einzigen Mittelpunkt hintendieren, und als diesen Mittelpunkt würde der Mensch erkennen seinen eigenen physischen und Ätherleib.
Wenn der Mensch weiterschreiten würde, Beobachtungen machen könnte außerhalb seines Leibes in der geistigen Welt, wenn er sein Ich oder auch ein anderes Ich dann beobachten könnte, dann würde er sehen, wie auch das Ich des Menschen Ziel ist für die Arbeit von geistigen Wesenheiten. Und er würde diese Wesen erkennen als Boten und Diener der Geister der Form und zum Teil der Geister der Bewegung. Und er würde wissen, daß diese am Ich des Menschen arbeitenden Wesen in einem Fortschritt, in einer eigenen Entwicklung begriffen sind, daß sie, indem sie das Ich eines Menschen pflegen, sich zugleich selber entwickeln. Hinter jedem Menschen würde der hellsichtige Mensch erblicken eine Schar solcher, das Menschen-Ich pflegender Wesenheiten. Und wenn der hellsichtige Mensch hinschauen würde auf den physischen Leib und Ätherleib, da würde er wiederum Scharen von Elementarwesen sehen, die er erkennen würde als Diener der Geister der Bewegung und der Weisheit und der Geister der Form.
Lind der Mensch würde erkennen in Ehrfurcht und Andacht:
Alle diese Elementarwesenheiten arbeiten an dem Tempel des physischen und des Ätherleibes, während der Mensch außerhalb seines Leibestempels ist. Und Aufwachen heißt nichts anderes, als diese Wesenheiten verdrängen von ihrem Arbeitsfelde und wiederum mit seinem egoistischen Erden-Ich ihren Platz einnehmen.
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Zwölf Kategorien solcher Wesenheiten gibt es. Denn zwölf Sinne hat der Mensch, und an ihnen arbeiten sie.
Der Mensch hat den Wärmesinn, den Ichsinn, den Denksinn, den Gleichgewichtssinn, den Wortsinn, den Lebenssinn, den Geruchs-, Geschmacks-, Gesichts-, Gehör-, Tastsinn und den Bewegungssinn. Der Wortsinn arbeitet zum Beispiel so, daß man beim Zuhoren eines andern Menschen nicht das Wort hört, sondern die einzelnen Vokale und Konsonanten, die das Wort zusammensetzen.
Der Mensch erkennt, wie diese Wesenheiten arbeiten an dem, was man erkennt als den von der Gottheit dem Menschen-Ich geschenkten Menschheitstempel, und man erkennt, daß das Ich des Menschen diesen Tempel immer von neuem zerstört, indem der Mensch sich von Ahriman und Luzifer verführen läßt. Allerdings wird es dem hellsichtigen Menschen klar, daß das, was wir als physischen Leib betrachten, was wir betasten, anfassen können, daß das nicht der Tempel ist, von dem gesprochen wird, sondern er erkennt diesen Tempel als die geistige Organisation, die hinter dem physischen Leibe steht. Und an dieser geistigen Organisation arbeiten diese Wesenheiten.
Dasjenige, was wir unseren physischen Leib nennen, das, was als solcher in die physische Umwelt hineingestellt ist, das ist alles Produkt Ahrimans. Seine Produkte treten uns in allem Phy-sischen entgegen. Und wir erkennen auch, wenn wir dazu kommen, uns bewußt außerhalb des physischen und ätherischen Leibes zu erleben, daß unser ganzes Seelenleben, das wir bloß durch das Mittel des physischen Leibes in uns tragen, all unser Denken, Fühlen und Wollen, das nur angeregt wird durch die Emotionen, die uns die Sinneswelt bereitet, daß darin Luzifer waltet. Der hellsichtige Mensch erkennt, daß diese Elementarwesenheiten sich bestreben, die Wirkungen Ahrimans und Luzifers fortzuschaffen, Wirkungen, die sich sowohl physisch als Krankheiten und psychisch als Seelenleiden, Furcht, Angst, seelische und Geisteskrankheiten ausleben, vom Menschen fortzuschaffen, heilend zu wirken. Sie sind Diener der hohen Geistwesen, die
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von den Tierkreiskräften jetzt auf unsere Erde und auf die Menschenwelt herunterstrahlen. Sie sind die Geistesboten unserer Tierkreiskräfte, und aus diesem Umkreis wirken sie alle hinein in den Mittelpunkt: unsere Erde.
Und ein jeder Mensch darf sich fühlen als ein Zentrum der Wirksamkeit dieser Elementarwesen und der an seinem Ich arbeitenden Geistwesen. Unsere Erde geht, wenn sie die ihr bestimmten sieben Entwicklungsstufen durchgemacht hat, in einen geistigen Zustand über: in das Pralaya. Dann taucht sie wieder auf in einer neuen Konfiguration: als Jupiter. Und die Elementarwesen, die jetzt Boten des Tierkreises sind, werden dann der Zodiakus des Jupiter, das ist ihre Entwicklung. Jetzt arbeiten sie an dem, was hinter unseren Sinnen geistig steht.
Aufzeichnung D
Das letzte Mal behandelte unsere esoterische Betrachtung das Sich-Ausbreiten in der Ätheratmosphäre und ist ausgeklungen in den gegebenen drei Formeln; dieses Mal werden wir ausgehen vom Schlafleben. Wenn wir schlafen, sind unser Ich und Astralleib in der geistigen Welt, und doch können wir darin nicht wahrnehmen. Und das kann uns beinahe zu einer ängstlichen Frage werden, wie das dann ist, ob das vielleicht nach dem Tode nicht auch so sein wird, daß wir zwar in der geistigen Welt sind, aber nicht wahrnehmen können. Der Geistesforscher aber weiß, daß in jedem Menschen ein Trieb, ein Wunsch ist, der ihm selbst nicht bewußt ist, aber sich geltend macht, sobald wir aus dem Körper sind, nämlich der Wunsch, wieder in den Körper herunterzusteigen und uns darin zu erleben. Wenn wir schlafend hellsehend wären, würden wir merken, wie wir auf unseren Körper zurückschauen und den Körper dann sehen als eine wunderbar schöne Welt. Je mehr wir Menschen sind, die ein offenes Auge haben für all das Schöne in der Natur, desto mehr
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können wir dann die Schönheit der Körperwelt bewundern, in der göttliche Wesen arbeiten und die ein Tempel für diese göttlichen Wesen ist.
Und wir würden sehen, wie zwölf verschiedene Klassen von Elementarwesen wirken an den zwölf Sinnen des physischen Körpers als Diener der Elohim, die uns unsere Form auf Erden gegeben haben. Diese Geister sind jetzt noch sozusagen in ihren Kinderjahren; aber ihr Werk an unseren zwölf Körpersinnen wird sie so entwickeln, daß im Ablauf der Erdentwickelung diese Wesen die Tierkreiskräfte für den Jupiter werden können, als direkte Vermittler der Tierkreisgötter für den Jupiter-Zustand. * Und es wird auch eine Sonne geben, und die Wesen, die da in den Sonnenkräften wirken werden, sind die Elementarwesen, die jetzt in unserem Blutumlauf wirken. Das kann uns ein Gefühl geben für die Heiligkeit unseres Körpertempels, und es ist gut, uns so im Wissen von den kosmischen Kräften, die darin wirksam sind, zu fühlen. Aber jetzt kommt sogleich, wenn wir das hellsehend gewahr werden, der Wunsch in uns auf, mit unserem eigenen Ich da hinein zu dringen, die Elementarwesen zu verdrängen und selbst hinein zu gehn. Und wenn wir dann auf Erden stehn in unserem gewöhnlichen Bewußtsein - wie kommt es dann, daß alles anders ist und wir ganz etwas anderes zu sein scheinen als dieser göttliche, leuchtende Tempel? Das ist Ahriman, der uns den Schleier der Sinnesanschauung über die Augen wirft und uns so unseren Blick für die im Physischen webende Gotteswelt verschleiert. Und was uns in dieser dann unser gewöhnliches Ich-Bewußtsein erleben läßt, ist Luzifer, der uns das Gefühl vom persönlichen Ich bringt. Dann gibt es da nur eines, was wir tun können, nämlich meditieren; und so uns ... [hier bricht die Aufzeichnung ab].
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* In der Vorlage steht statt Jupiter »vierten« Zustand. Dies ist gewiß ein Versehen. Vermutlich hat der Aufzeichnet für das Wort «Jupiter» das Jupiter-Zeichen 4 festgehalten, das dann als »vier» gelesen wurde.
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Aufzeichnung E
Die letzte esoterische Betrachtung war gewidmet der Schilderung der Vorgänge des Ätherleibes, der sich immer mehr und mehr in der Meditation ausbreitet, und auf der anderen Seite dem Innerlich-sich-Konzentrieren des Ich in sich selber. Die heutige Betrachtung soll mehr tatsächlichen Dingen gewidmet sein. Beim schlafenden Menschen sehen wir Astralleib und Ich herausgehoben aus dem physischen und Ätherleib und lebend in der geistigen Welt. Warum kann der Mensch nicht dort bewußt erkennen? Weil Ich und Astralleib sich immerfort zurücksehnen nach dem physischen Leib und die Vereinigung anstreben. Nach dem Tode ist es auch so. - Wenn der Mensch plötzlich während des Schlafes hellsichtig würde, so würde er erkennen, wie geistige Wesenheiten an seinem physischen Leibe arbeiten. Es sind Elementargeister, Diener der Hierarchien. Gewisse geistige Wesenheiten arbeiten an einem bestimmten Sinne des Menschen, andere an einem anderen Sinne. Der Mensch hat zwölf Sinne, und so arbeiten auch zwölf verschiedene Gruppen von Elementarwesen, die Diener sind der höheren Hierarchien, daran.
Wenn die Erde später zum Jupiterdasein weiterschreitet, so ist nicht der Himmel wie heute über ihr ausgebreitet mit den Sternen, dem Monde und der Sonne. Es gibt dann zwar eine Sonne, die aber tönend sein wird. Die Kräfte, die jetzt aus den Elementargeistern an unsern Sinnen arbeiten, werden dann den Zodiakus des Jupiter bilden, so wie früher beim Mondendasein die Kräfte von Wesenheiten an unseren Sinnen arbeiteten, die in unserem jetzigen Erdendasein aus den zwölf Tierkreisbildern hinunter auf die Erde wirken.
Mit Dankbarkeit sollen wir zu den Göttern aufblicken, die sich das Wunderwerk unseres Leibes als Ziel setzen.
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Aufzeichnung F
Zwölf Arten von Elementargeistern hegen und pflegen den Menschen, arbeiten an seinen zwölf Sinnen, schärfen sie von neuem in unserem Schlaf. Sie dienen den Geistern der Form und den Geistern der Bewegung. Während des Jupiterdaseins werden diese sein die Geister der zwölf Tierkreiszeichen. Die Geister der zwölf Tierkreiszeichen der Erde haben so am Mikrokosmos gearbeitet auf dem alten Monde.
Sonnengeister des Jupiter arbeiten heute als abgeordnete Elementargeister der Geister der Weisheit am menschlichen Blut-kreislauf. Der Mensch nimmt während des Schlafes die geistige Welt nicht wahr, weil Astralkräfte ihm die Sehnsucht geben nach dem physischen Leib. Sobald dieser das Ich und den Astralleib wieder hineinläßt, gehen sie hinaus.
Ahriman malt das Gemälde der Sinnenwelt als Schleier vor die geistige Welt.
Luzifer verdunkelt die geistige Welt selbst vor dem Menschen.
ESOTERISCHE STUNDE Kassel, 9. Mai 1914 Aufzeichnung A
#G266c-1998-SE312 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Kassel, 9. Mai 1914
Aufzeichnung A
#TX
Tagesspruch für Sonnabend.
Meine lieben Schwestern und Brüder!
Im gewöhnlichen Tagesbewußtsein wissen wir nichts von dem, was hinter dem ist, was wir empfinden, vorstellen, erdenken, erfühlen, erwollen. In dem, was der Hintergrund unseres Tages-bewußtseins ist, in diesem Lebenden, Webenden sind wir in unserem Traumleben. In den chaotischen Bildern unseres Traumes erstreckt sich ein Teil dieser Welt in unser Leben, von der wir sonst nichts wahrnehmen können. Wenn wir das machen könnten, daß wir nur halb aufwachten aus dem Traum, dann würden wir eine flutende Welle um uns erleben, in der unsere Seele von Anfang des Schlafes an gelebt hat. Und wenn wir dann ganz aufwachten, dann würden wir ein Bewußtsein, eine Erinnerung mitbringen in unser Tagesbewußtsein von dem lebenden, webenden Traumerleben während unseres Schlafes. Physisch unmöglich ist es, wie beschrieben, halb aufzuwachen; wir müssen gleich ganz in das Bewußtsein der Sinne hinein. Daher wissen wir nichts von jener anderen Welt. - Aber eigentlich träumen wir immer. Immer ist diese lebende, webende Traumwelt um uns und wir in ihr; wir wissen es nur nicht. Es ist eine Eigentümlichkeit des Traumes, daß man ihn sehr leicht vergißt, daß wir uns selten an denselben erinnern. Und diese Erinnerung vergessen wir viel leichter als die an irgend etwas im Tagesbewußtsein Erlebtes; wir können sie nicht wieder hervorholen.
Daß der Mensch träumt von etwas, das nur mit seinem äußeren Tagesbewußtsein zusammenhängt, kommt daher, daß er ja eigentlich nichts denkt, was über dieses Tagesleben hinausgeht. Erst wenn man seine Gedanken erfüllt mit Ideen, Empfindungen etc., die über das tägliche Leben hinüberreichen, kann man auch von anderem träumen, von etwas, das im Geistigen seinen Ursprung
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hat Von diesem Geistigen, von dem, was hinter all seinem Denken, Fühlen und Wollen im physischen Leben ist, weiß der Mensch in seinem Tagesbewußtsein nichts.
Noch von einer anderen Seite können wir dazu gelangen, ein Bewußtsein von diesem Geistigen zu erhalten.
#Bild s. 313a
Bei der Geburt oder Empfängnis ergießt sich der geistige Strom in das Physische, baut auf, durchströmt und durchpulst allmählich den ganzen Organismus. Darinnen bildet sich im
#Bild s. 313b
Laufe des Lebens der neue Seelenkern, der Keim für das nächste Leben, das, was über den Tod hinaus dauert. Aber weder von dem ursprünglichen Geistigen, das aus dem früheren Leben strömt und mit Geburt oder Empfängnis ins physische Dasein hineinströmt, noch von dem sich dann bildenden Seelenkern, der den Keim für das nächste Leben bildet, wissen wir etwas. Ja, wovon wissen wir dann etwas? - Unser Leben zerfällt in zwei Teile, in einen, der von der Geburt bis zu dem Augenblick reicht, an den wir uns als frühesten erinnern können, und den zweiten von diesem Augenblick an bis zum Tode.
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Wenn man im dreißigsten Jahr steht und sich zurückennnert bis zu diesem eben bezeichneten Zeitpunkt, dann kommt man dort an eine Grenze, an die Grenze des da einströmenden Geistigen.
#Bild s. 314a
Und diese Grenze nimmt man wahr; durch das Anstoßen an diese Grenze wird man sich derselben bewußt. Solche Anstöße im Laufe des Lebens bleiben in unserem Gedächtnis und bilden unsere Erinnerungen.
Da sammeln sich unsere Erinnerungen. Und das ist unser Bewußtsein im physischen Leben.
Wie in der Pflanze der Kern zur neuen Pflanze sich entwikkelt, so arbeiten wir an den Kräften, die unser neues Leben späterhin gestalten. Wohl dem, der gute und schöne Erinnerungen aufgespeichert hat! Das Geistige aus dem früheren Leben, das den neuen Körper von der Geburt an durchströmt und durchzieht, vergeht allmählich während des Lebens.
Es ist oft die Rede davon gewesen, daß nach dem Tode zuerst das große Erinnerungstableau auftritt. Beim Verlassen des physischen Leibes gelangt man zuerst an diese Grenze, wo all die Erinnerungen aufbewahrt liegen;
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die sehen wir dann als großes Tableau vor uns. Die Erinnerung von irgendeinem Erlebnis kann ein Leben lang vergessen gewesen sein, bis sie plötzlich wieder ins Bewußtsein heraufgeholt wird. Da war sie immer. Es ist, wie wenn man Salz in Wasser tut, und das fällt zu Boden, gleichsam Bodensatz. Das kann her-aufgeholt werden durch Umrühren. So sind unsere Erinnerungen
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gleichsam «Bodensatz», den wir wieder heraufholen können. Wenn wir Selterswasser in ein Glas gießen, dann sehen wir kleine Perlen aufsteigen. Das Wasser, das eigentlich Reale, sehen wir nicht, sondern nur das, wo nichts ist, die Kohlensäureperlen. Das sehen wir, das erscheint uns als Realität. Da, wo «Nichts» an «Etwas» stößt, da nehmen wir dies «Nichts» als «Etwas» wahr.
So werden wir uns also nur bewußt der Grenze zwischen neuem Seelenkern und dem alten Geistigen. Da, wo sie aneinander stoßen, werden wir etwas gewahr. Und das macht unser Tagesbewußtsein aus. Das Bewußtsein entsteht durch Berührung zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Nun können wir noch von einer dritten Seite daran herankommen, uns dieses Geistigen bewußt zu werden. Nicht nur die Menschen denken, und deren Gedanken und Erinnerungen bleiben als Bodensatz bestehen, sondern auch die geistigen Wesenheiten haben gedacht und denken noch. Das, was die hohen Hierarchien in lang vergangenen Zeiten gedacht haben, die Erinnerungen, die von diesen Gedanken zurückgeblieben sind, sind dasjenige, was wir hier als Berge, Wolken, Ströme, kurz als die Natur um uns herum wahrnehmen. Die physische Sonne ist die nachgebliebene Erinnerung des Sonnenführers, des Christus, des später bei dem Ereignis von Golgatha in die Erde eingezogenen Erdgeistes. Und was die hohen Wesenheiten auf dem Monde gedacht haben, die Erinnerungen daran, sind die Pflanzen, Tiere, auch der physische Leib des Menschen. Die geistigen Wesenheiten haben dort den Irrtum gedacht - das war dort am Platz -, aber sie haben ihn nicht getan. Wenn wir Menschen Gutes, Edles denken, so bleibt das bestehen; wir sehen es in der Ferne, in der Zukunft als unvergängliche Daseinswerte. Aber auch das, was wir an Lügenhaftem, Irrtümlichem, Lasterhaftem denken, bleibt bestehen, und wir sehen es in der Ferne vor uns stehen als Abfallprodukt, das dazu dient, Nahrung zu sein für die Keime, die aus dem Gutgedachten hervorgehen - wie wir uns jetzt er-nahren von den Irrtumsgedanken der Geister der Mondenzeit.
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An sich ist dies Abfallprodukt unfruchtbar, es dient aber zur Nahrung für die aus dem Guten sich entwickelnden Keime, wie das Mineralreich jetzt den Boden abgibt für die Pflanzen und wie immer eins sich vom andern ernährt. Das Gute ernährt sich von dem Bösen wie ein sprossender Keim, der das Lasterhafte verzehrt und selbst ewig bleibt.
Aber nur denken dürfen wir hier das Schlechte, das Böse, [dürfen] es nicht zur Tat, zur Wirklichkeit kommen lassen, denn dieses ist immer luziferisch und ahrimanisch.
Luzifer, der auf ähnlicher Stufe steht wie die Elohim auf dem Monde, will jetzt noch ebenso das Irrtumsdenken ausführen, wie es damals jene Wesenheiten taten, wie es damals am Platz war, jetzt aber verkehrt ist. Er kann den Irrtum aber nur im Menschen denken lassen. Daher hier Irrtum und Täuschung; dessen sollen wir uns immer mehr bewußt werden.
Da, wo «Erinnerungen» jener hohen Hierarchien sind, da werden wir etwas gewahr. Dadurch, daß wir mit unserer Hand, die ja auch aufgebaut ist aus dem, was «Erinnerung» der Götter ist, gegen eine Wand, die ebenfalls «Erinnerung» ist, stoßen, prallen die Grenzen dieser Realitäten aneinander, und dadurch werden wir uns dieses Gegenstandes bewußt. Also da, wo dieses Reale aufhört und nichts da ist, da empfinden wir Wirklichkeit, Realität, Materie im Tagesbewußtsein, und das andere als Nichts. Weder unsere Hand noch die Wand erfühlen wir, sondern nur das, was dazwischen ist, die Grenze. Der Tisch ist nicht Wirklichkeit, sondern ein Loch in der geistigen Welt, das ausgefüllt ist mit Holz. Nur wir in unserem gewöhnlichen Bewußtsein nehmen den Tisch als Wirklichkeit.
Wenn wir durch Meditation uns so stark machen könnten, dieses Tagesbewußtsein so herabzudämpfen, der Nichtigkeit der Umwelt uns vollständig bewußt zu werden, dann würden wir uns mit unseren Seelen immer in der geistigen Welt erleben. Zu dieser Erkraftung unserer Seele wurden uns drei Meditationsverse gegeben. Es kommt darauf an, daß wir sie in der richtigen Weise meditieren, nicht einfach nur gleichsam die Worte sagen,
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sondern den Ausdruck hören, der hineingelegt werden muß, wenn sie in der rechten Weise auf unsere Seele wirken sollen.
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
Beim ersten Vers sind die zwei ersten Zeilen beschreibend, dann - Abwehr. Dann wieder beschreibend und zum Schluß -Bitte. Anfänger können diesen Vers abends nach der Rückschau meditieren; diejenigen, die schon Übung haben, können ihn in jeder Mußestunde vornehmen. -
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
Beim zweiten Vers ist besonderes Gewicht zu legen auf die Frage in der vierten Zeile. Am Schluß ist ein Erflehen. - Für Anfänger morgens; für die andern zu jeder Mußestunde.
Noch ein dritter Vers ist uns gegeben, gleichsam zum Probieren, ein Rat von Zeit zu Zeit, um sich zu fragen, ob man die geistige Welt schon als Wahrheit und Realität empfindet.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
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Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuscht.
(Als der Doktor diese Worte erhalten hatte, fiel ihm auf, daß das Prädikat in der zweiten Reihe des dritten Verses eigentlich doch in der Mehrzahl stehen müßte. Dann erkannte er, daß Leuchtend Ich und Leuchte-Seele ein und dasselbe seien, daß es also schon richtig sei, daß das Wort schwebet in der Einzahl steht. Wenn man so etwas bekommen hat, dann muß man oft an demselben lernen, erst daran zu erkennen, was gemeint ist.)
In drei Siebenzeilenstrophen sind diese Verse gegeben worden; das ist nicht Zufall oder vom Doktor so zurecht gemacht. Sondern alles, was inspiriert wird aus der geistigen Welt, offenbart sich in Zahlen. Die Worte sind bloß Mittel und Gelegenheit, durch die die Geister sich aussprechen. Die Wesenheit, die diese Verse einfließen ließ, hat hierdurch das Versprechen gegeben, zu helfen beim Erkennen des Unterschiedes vom Realen und Unrealen. Dadurch, daß wir wieder und wiederum diese Verse durch unsere Seele ziehen lassen, geben wir der Wesenheit, die diese Verse gab, Gelegenheit, zu unserer Seele zu sprechen; sie hilft uns dann, die rechte Wirkung der Verse in uns zu erzeugen - in jedem!
Kurz ausgedrückt sind diese Verse in dem Rosenkreuzerspruch:
I. - Ex Deo nascimur
II. - In Christo morimur
III. - Per Spiritum San ctum revivisdmus
Auch ist alles dieses enthalten in den Worten, mit denen wir unsere esoterischen Betrachtungen beschließen:
Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...
In meinem Leibe liegt des Geistes Keim. - -
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Aufreichnftng B
E.D.N.
Zu den Dingen wend ich mich
Wend ich mich mit meinen Sinnen; -
Sinnensein, du täuschest mich! -
Was als nichts das Dasein flieht:
Dir ist's Sein und Wesenheit;
Was dir nichtig scheinen muß,
Offenbare meinem Innern sich. -
I.C.M.
Geisteslicht erwarme mich
Lass in dir mich wollend fühlen.
Gutgedachtes, Wahr Erkanntes
Wie erlebt dich leuchtend Ich
Irrtumsweben, bös erdachtes
Zeige dich der Leuchte-Seele
Dass ich webend in mir sei.
P.S.S.R.
Leuchtend Ich und Leuchte-Seele
Schwebet über wahrem Werdewesen
Das Erdachte, das Erkannte
Wird jetzt dichtes Geistessein.
Und wie leichte Daseinsperlen
Lebt im Meer des Göttlich-Wahren
Was den Sinnen Dasein täuscht
Die Natur ist das Sinnen, das Gedächtnis der göttlichen Wesen von Sonne und Mond. Unser Denken, Fühlen, Empfinden sind anders, als sie scheinen. Unser Leben zwischen Geburt und Tod wechselt ab zwischen Schlafen und Wachen und Träumen.
Zur I. Strophe: Eigentlich träumen wir immer, daher vergessen wir so leicht, was wir geträumt haben. Sinneseindrücke
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behalten wir so leicht; warum nicht den Traum? Weil wir immer träumen, nie aus dem Träumen herauskönnen.
Zur II. Strophe: Was wir wachend wahrnehmen, ist eigentlich gar nicht da. - Was von den vorigen Inkarnationen kommt, geht in den physischen Leib; aber was wir jetzt in unser Leben aufnehmen, wird unsern Leib in der folgenden Inkarnation formen. Was wir äußerlich wahrnehmen, ist nicht das eine noch das andere, es ist nur der Zusammenstoß beider, wo sie aneinander kommen.
Zur III. Strophe: In einer Flasche Selterswasser sehen wir die Kohlensäure, die Gasbläschen, nicht das Wasser; so wie diese Bläschen ist das, was wir äußerlich wahrnehmen. - Die Realität, die das Eigentliche ist, das bleibt uns verborgen.
Wenn Haß da ist, stößt man in der geistigen Welt gegen etwas.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Basel, 3. Juni1914
Aufzeichnung A
#TX
Unsere Übungen sind dazu veranlagt, uns in die geistige Welt zu bringen. In der geistigen Welt sind wir auch des Nachts, sind dann aber nicht in ihr bewußt. Weshalb nicht? Weil wir die Gewohnheit, die kosmische Gewohnheit haben, durch physische Sinne wahrzunehmen, und zu schwach sind, ohne diese ein Bewußtsein entwickeln zu können. Was sind eigentlich diese sinnlichen Wahrnehmungen? Sie enthalten in sich auch dasjenige, was wir mit dem höheren Bewußtsein erlangen können: Die Imaginationen, die Bilder der höheren Realität; die Inspirationen, wodurch geistige Wesen sich uns offenbaren; die Intuitionen, wodurch wir eins werden mit den göttlichen Wesen. Das alles ist in der Wahrnehmung enthalten, aber es kommt nicht in uns herein, und wenn wir verfolgen, warum das so ist, dann finden wir, daß es Luzifer ist, der es verbrennt mit dem Feuer der Leidenschaften, Triebe und Begierden. In dem Herzen hat Luzifer seinen Sitz aufgeschlagen, und da vollzieht sich das Verbrennen der Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen, die all dem Sinnlichen zugrunde liegen, denn mit jedem Atemzug, mit jeder Wahrnehmung dringen die Bilder der geistigen Wesen in uns hinein. Im Anfang der lemurischen Zeit, als sich dasjenige abspielte, was die Bibel schildert als den Kampf zwischen den Elohim und Luzifer, hat dieser sich mit seinem Feuer in das Herz der Menschen hineingemischt.
Das Herz war aber vorbestimmt, etwas ganz anderes zu sein; es war von den Elohim dazu geschaffen worden, um ihr Wohnort zu sein. Etwas kann klein sein in der physischen Welt und ein Großes in der geistigen Welt, und auch umgekehrt. So ist das Herz physisch nur ein kleines Ding und der Anatom glaubt, daß es noch dasselbe Ding wäre, wenn es aus dem Körper herausgenommen wird, aber in Wirklichkeit ist das Herz etwas sehr
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Großes in der geistigen Welt und war bestimmt, die Wohnstätte der Elohim zu sein. Als Luzifer in das menschliche Herz einzog, haben die Elohim aber eine Stelle für sich bewahrt, dort können sie immer noch wohnen, und das äußert sich im Menschenleben als die Stimme des Gewissens. Wo diese spricht, da spricht etwas, was nicht zu Luzifer mit seinem verzehrenden Feuer gehört, in ihr gelangt noch eine unmittelbare Götterinspiration zum Menschen. Und wir sehen, daß in wichtigen Zeitpunkten der Menschheitsgeschichte diese Stimme des Gewissens objektiv für Menschen geworden ist und vor ihnen gestanden hat. So war es mit Moses, auf dessen Seele das Schicksal seines ganzen Volkes drückte. Er bestieg den Berg Sinai. In dem brennenden Dornbusch (d. h. in dem Feuer, das Luzifer entzündet hat) vernahm er die Stimme seines Gottes, der ihm später auf Sinai die Gebote gab, die zur Grundlage aller späteren menschlichen Gesetze geworden sind.
Nachdem Luzifer sich in dieser Weise des menschlichen Herzens bemächtigt hatte, mußten die Elohim ein Gegengewicht auf die andere Schale der kosmischen Weltenordnung legen, um das Gleichgewicht wieder herzustellen. Das geschah in der atlantischen Zeit, als durch die Elohim Ahriman mit aller Munition verschanzt wurde im menschlichen Gehirn, um dort seine kühlende Wirkung gegen das luziferische Feuer zu bringen. Und dasjenige, was Ahriman abkühlt von dem Feuer, das die Imaginationen, Inspirationen, Intuitionen der Wahrnehmungen verbrennt, das wird im Menschen zu Gedanken, zu Vorstellungen. (Eines gibt es, das ganz besonders Brennmaterial für den Luzifer ist, und das ist Lieblosigkeit.)
Diese Erkenntnis, daß Luzifer mit seinem Feuer in unserem Herzen thront, und Ahriman dieses Feuer abkühlt in dem Haupte, haben die alten Eingeweihten immer gehabt, und einen letzten Rest findet man bei Aristoteles (der selber nicht mehr hellsehend war), der sagte, daß von dem Herzen Wärme ausgehe nach dem Kopfe und dort abgekühlt werde.
Nun könnte man einwenden: Es ist doch sonderbar, was gesagt
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wird: daß Luzifer und die Gottheit beide in unserem Herzen wohnen! Es klingt so, als ob es nur ein Herz in der Welt gäbe, und dabei gibt es doch so viele Herzen wie es Menschen gibt: Ja, da geraten wir auf ein Rätsel, das nur eines der kleineren Rätsel ist, denen der Okkultist begegnet, das Rätsel: Wie ist das Eine viel geworden? Es liegt nicht in der Absicht, hier die Lösung dieses Rätsels zu geben; man kann aber versuchen, durch meditierendes Nachdenken immer weiter in dasselbe einzudringen.
(Es folgen die drei siebenzeiligen Verse als Meditationsformel.)
Aufzeichnung B
Man muß nicht glauben, daß alles in der geistigen Welt ebenso ist wie in der physischen Welt. Was in der physischen Welt groß ist, kann in der geistigen Welt klein sein, und was in der geistigen Welt groß ist, ist oft in der sinnlichen Welt klein. Wir haben ein Organ in uns, das ist physisch gesehen klein: das Herz; geistig gesehen ist es unendlich groß, denn es ist das Haus der Götter. Die Elohim haben es sich als Wohnsitz ausersehen, aber in der lemurischen Zeit hat Luzifer davon Besitz ergriffen. Die Elohim lassen in ihn einströmen die Imaginationen, die Inspirationen und die Intuitionen, Luzifer aber verbrennt diese in seinem Verbrennungsofen der Leidenschaften und macht aus ihnen die Sinneswahrnehmungen. Damit nicht alles ganz verbrennt, haben die Elohim dem ein Gegengewicht geschaffen, indem sie im menschlichen Gehirn die ahrimanischen Wesenheiten einsetzten; diese kühlen die luziferische Hitze ab in dem verstandes-mäßigen Denken, in den Vorstellungen. Die Elohim aber haben einen kleinen Teil des Herzens als Wohnplatz behalten, und darin haben sie als Gegengewicht gegen Ahriman-Luzifer das Gewissen eingepflanzt. Ein tiefes Rätsel ist es: Die Elohim haben sich das menschliche Herz als Wohnplatz erwählt, und
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Luzifer hat sich darin eingenistet. Wie kommt es nun, daß statt des einen es nun viele Herzen gibt, statt des einen die Vielheit. -Die Lieblosigkeit ist das große Hemmnis für unsere Entwicklung. - Dann folgten die drei Formeln.
Aufzeichnung c
Das Herz ist ein großes kosmisches Gebilde, worin sich die Elohim betätigen. Wirkung Luzifers, daß die Imaginationen, Inspirationen und Intuitionen wie verbrannt werden und erscheinen dann als die Sinneswahrnehmungen. Diese sind verbrannte Imaginationen etc. Gegenwirkung der guten Götter, daß sie ahrimanische Mächte gesandt haben, die im Gehirn arbeiten, wie abkühlend. -
Die Wirkung der Elohim erschien dem Moses in dem brennenden Dornbusch Er erhielt dann die Gesetzestafeln.-
Wenn wir bei In Christo morimur das mittlere Wort auslassen, konnen wir da eine Welt erleben. -
Das Herz ist die Wohnung der Götter.
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#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Norrköping, 14. Juli 1914
Aufzeichnung A
#TX
Was man wohl möchte, meine lieben Schwestern und Brüder, ist, daß alle, die an einer esoterischen Stunde teilnehmen, von der Bedeutung derselben so recht durchdrungen wären. Bewußt sollen wir da heraustreten aus dem Alltagsleben; es muß uns sein, wie wenn hinweggezogen würde der Schleier, der uns von der geistigen Welt trennt, so daß wir uns ganz in sie hineinversetzen können. Dasselbe geschieht ja auch bei der Meditation. (Bei einer richtigen Meditation) sollen wir leibfrei werden, verlassen alles, was mit dem Körperlichen zusammenhängt, auslöschen alle Interessen des Alltagslebens und nur hingegeben sein an den Gegenstand unserer Meditation. Ganz heraustreten ollen wir aus unserem Leibe, ihn ganz zurücklassen, genau wie bseim Schlafe, nur daß es bei der Meditation bewußt geschieht. Eines ist es aber doch, das wir mitnehmen: den Atem, die Wirkung von Lunge und Herz, den Lebensodem, den Jahve-Elohim einst dem Erdenmenschen eingeblasen hat.
Wenn wir so ganz unserer Meditation hingegeben sind, so werden wir das Gefühl haben, als ob unser Gehirn nur Äther-gehirn wäre. (Wir müssen uns klarmachen:) Wenn der Mensch denkt, so hat dies ja nichts mit seinem Gehirn zu tun. Wenn er glaubt (empfindet), fühlt, so hat das nichts mit dem Organ des Herzens zu tun. Geradeso wie, wenn ein Wagen über den Weg fährt und die Räder tiefe Spuren hinterlassen, dies mit dem Wagen als solchem nichts zu tun hat, sondern von der Beschaffenheit des Weges abhängt - so darf man auch die Organe nicht beurteilen nach dem, was man äußerlich sieht, wie es die Physiologie und Anatomie machen. Die Organe sind es nicht, die da denken, fühlen, sondern die geistigen Wesenheiten und Kräfte,
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* Einfügungen in runden Klammern aus einer ansonsten gleichlautenden Aufzeichnung.
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die hineinwirken. Wie die Buchstaben nur Zeichen sind für den Inhalt eines Wortes, so sind auch die Organe nur Zeichen, durch die höhere Wesenheiten im Menschen sich ausdrücken.
Drei Entwicklungszustände unseres Erdenplaneten überschauen wir: den jetzigen, die Erde, den vorhergehenden, den Mond, und den zukünftigen, den Jupiter. Die meisten von Ihnen werden wissen, daß der Mensch außer dem Großhirn, dem Instrument, durch das er denkt, noch ein Kleinhirn hat, das mehr unterhalb im Nacken sitzt. Jeder Physiologe und Anatom kennt es, aber sie wissen nicht, daß es ein Rest der alten Mondenzeit ist, Als ein Dokument der alten Mondenzeit steht es da, als ein Zeichen der Kämpfe, die für uns gekämpft haben die Götter. Was dort auf dem Monde gedacht worden ist, daraus ist das Kleinhirn geworden. Aber Irrtum war damals nicht in unseren Gedanken, denn göttliche Mächte waren es, die für uns gedacht und unsere Gedanken geleitet haben. Damals hatte der Mensch noch keine Freiheit; göttliche Wesen lenkten und leiteten ihn. Auf der Erde hat er nun aber die Freiheit, die Selbständigkeit erlangt und muß selbst die Verantwortung übernehmen für das, was er denkt.
Auch im Großhirn finden sich Überbleibsel der Mondenzeit:
die Zirbeldrüse und die Schleimdrüse; sie waren auf dem Monde das, was heute im Menschen Lunge und Herz sind.
Und durch unser Leben hier auf der Erde leben wir uns hinauf zum Jupiter. (Wir bereiten diesen zukünftigen Zustand der Erde, den Jupiter, jetzt schon vor.) Das, was der Mensch jetzt ist in seinen Handlungen, seinen Taten, seinem ganzen Wesen, das wird auf dem Jupiter bilden das Großhirn. Und das, was er jetzt denkt in seinem Großhirn, wird dereinst auf dem Jupiter bilden sein Kleinhirn. Nicht mehr sind es die Götter, die sein Denken überwachen; frei geworden ist der Mensch auf der Erde. Die Folgen seines Denkens muß er selbst tragen, und warnend wie ein Richter sitzt ihm im Nacken das Kleinhirn, denn es wird die Wirkung alles dessen, was er gedacht hat auf der Erde, hin-übernehmen auf den Jupiter.
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Und nun frage ich Sie, (wenn wir diese Tatsache in ihrer ganzen Größe und Verantwortung auf uns wirken lassen): Brauchen wir da noch ein Gericht? Ist dies Gericht nicht viel packender, gewaltiger, als es selbst ein Michelangelo hat darstellen können in seinem «Jüngsten Gericht»? Ermessen Sie die Tragik, die darin liegt, daß der Mensch die Folgen seiner Taten, seines Fühlens und Denkens nun selber tragen muß!
Aber einen Trost, eine Stütze haben wir (inmitten dieser Tragik): Der Christus ist eingetreten in die Erdenevolution; wenn wir uns ihm anvertrauen, so wird er unsere Taten, unsere Gefühle und Gedanken hinübertragen auf den Jupiter. Darum ist es ja so wichtig, daß die Geisteswissenschaft (Christuswissenschaft, die Erkenntnis von Christus) gerade in unsere Zeit (in der Zeit der Bewußtseinsseelenentwicklung) eintritt, damit das Verständnis für den wahren Christus wieder lebendig werde.
Schon die Blavatsky in ihrer «Secret Doctrine» hat von Jahve als Mondgott gesprochen. Dadurch aber, daß sie ihre eigenen Gefühle hineingemischt hat, ist (manches Unrichtige darin und) vieles von dem schlimmen Karma (ist dadurch) entstanden, das auf der Theosophischen Gesellschaft lastet. Und da Jahve so wenig verstanden wurde, so war es ja kein Wunder, daß man jetzt auch die Christus-Wesenheit so wenig versteht. Um dies richtigzustellen, mußte gleich im Anfang unserer Bewegung von Luzifer und Ahriman gesprochen werden; denn nur durch (eine Erkenntnis ihres Wesens und Wirkens) kann man Jahve richtig einschätzen. Und nur dann führt man die Menschen richtig in die geistigen Welten, wenn man sie hindurchführt, durch Luzifer und Ahriman, daß sie dort zum Christus kommen. Stellt man nicht den Christus in den Mittelpunkt (jeglichen esoterischen Strebens), so führt man sie zu Luzifer.
Man nennt nur nicht gern die Dinge beim richtigen Namen, man täuscht sich über ihre wahre Natur. Aber was man (in gewissen Kreisen) so wissenschaftlich nennt, ist eigentlich ahrimanischer Natur. So wurde in der führenden Zeitschrift der Theosophischen Gesellschaft gesagt, die «Geheimwissenschaft» sei
#SE266c-328
psychisch-mystisch, dagegen wären die Schriften von Annie Besant und Leadbeater wissenschaftlich und okkult. Das aber ist ahrimanisch; und was man psychisch und mystisch nennt, das sollte «christlich» heißen. Denn die ganze «Geheimwissenschaft» und unsere ganze Arbeit wurde von Anfang an gegründet auf Erkenntnis des Christus; und sie ist inspiriert worden von der Christus-Wesenheit selber. Das wollen wir immer vor Augen haben, meine lieben Schwestern und Brüder.
Vom Monde sind wir herübergekommen, wo wir noch waren im Schoße der Götter: Ex Deo nascimur Mit dem Christus sollen wir uns vereinigen auf der Erde, in ihn hineinsterben: In - -
- morimur. So wird uns der Heilige Geist hinüberleiten in die neue Erdenverkörperung, den Jupiter: Per Spiritum Sanctum revzviscimus.
Aufzeichnung B
Alle, die durch Meditation und Konzentration als wirklich ernst strebende Esoteriker weiter kommen wollen, sie wollen im Grunde nichts anderes als bessere, andere Menschen werden. Im gewöhnlichen Leben denken wir durch das Instrument unseres Gehirns, also mittels unseres physischen Körpers. In der Meditation ist das anders. Gibt der Esoteriker sich voll Hingabe seiner Meditation hin, so gleicht der Zustand, in den er kommt, dem Schlafzustand, jedoch unter Aufrechterhalten des Bewußtseins. Was an den physischen Körper gebunden ist, das schalten wir aus; nur der Atmungsprozeß, der bleibt; er ist dem Menschen als Odem von Jahve eingeblasen. In der Meditation denken wir mit unserem Ätherleib; Lunge und Herz erweitern sich und werden zum Gehirn, aber zum ätherischen Gehirn, und wie unser Kopf sich verhält zu dem übrigen physischen Leib, so verhält sich dieses ätherische Gehirn zu dem Himmelsleib. Man kann den Menschen nicht erkennen mit den Methoden der äußeren Wissenschaft, durch Physiologie, Anatomie, Chemie
#SE266c-329
etc. Es ist das so, als wenn man etwas auf ein Papier mit Schriftzeichen Geschriebenes erkennen wollte, indem man Papier und Tinte untersucht; dadurch aber erkennt man nicht, was ausgedrückt ist in den Zeichen. Die Organe des Menschen sind solche Zeichen, durch welche die göttlich-geistigen Wesen sprechen:
Unser Kehlkopf, unser Herz, unsere Lunge, unser Hirn sind solche Zeichen. Das Denken arbeitet, indem es die Substanz verdichtet, erst das Hirn aus, und das Fühlen bildet das Herzorgan. Der Mensch war nicht immer so, wie er jetzt ist. Auf dem alten Monde atmete der Mensch Wärme ein; wir haben in unserem Haupte etwas, was wir herübergebracht haben von der alten Mondenentwicklung, als ein Überbleibsel, als ein Denkmal der Mondenzeit; es ist das blätterartige Kleinhirn in unserm Hinter-haupt. Damals war es nicht klein; es ist zusammengeschrumpft; und was dem alten Mondenmenschen Lunge und Herz war, das tragen wir als Zirbeldrüse und Schleimdrüse in unserem Haupte. Lunge und Herz des Mondenmenschen bildeten sich um und wurden zum Gehirn für den Erdenmenschen. Ebenso werden Lunge und Herz des Erdenmenschen sich umbilden und Gehirn werden für den Jupitermenschen. Durch unsere esoterischen Übungen wird das vorbereitet.
Durch das Kleinhirn, das zur Mondenzeit ein großes Hirn war, sprach die Gottheit zu dem Menschen; es ist die Gottheit, die Jahve genannt wird und die sich mit der Mondenentwicklung verbunden hatte. Jetzt darf dies ausgesprochen werden; einmal ist es schon ausgesprochen worden, von Blavatsky in der «Secret Doctrine», wo sie Jahve eine Mondengottheit nennt. Aber es kommt nicht darauf an, Tatsachen bloß auszusprechen, sondern darauf, wie man sie ausspricht. Ein großer Teil des schlimmen Karmas der Theosophischen Gesellschaft ist darauf zurückzuführen, daß Blavatsky in abfälliger Weise darüber gesprochen hat. Es mußte aus diesem Grunde die Lehre von Ahriman und Luzifer gebracht werden, die mußten an die richtige Stelle gestellt werden. Wie Jahve durch das Mondengehirn auf den Menschen wirkte und ihn leitete, so soll der Erdenmensch
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in Freiheit, aber indem er den Christus in sich aufnimmt, seine Handlungen und Taten vollbringen. Freiheit gab es für den Mondenmenschen noch nicht; die brachte erst Luzifer den Menschen. Wie der Mensch im Nacken sitzen fühlt den Jahve als seinen Richter, so wird sich als Folgen seiner Taten auf Erden vor den Jupitermenschen hinstellen das, was Böse und Gut ist. Er wird es anschauen. Ein furchtbares Gericht wird das sein, furchtbarer als Michelangelo es dargestellt hat an der Wand der Sixtinischen Kapelle. Der Mensch wird dann nicht mehr geführt, wie Jahve ihn führte, durch sein Wirken auf das Kleinhirn.
Aufzeichnung C
Wenn wir uns zu einer solchen Stunde zusammenfinden, so möchten wir wohl, daß sie allen Menschen zuteil werden könnte, auf daß die Schleier zerreißen möchten, die uns von der geistigen Welt trennen, und solche Gebetsstimmung ist die richtige Stimmung, in der wir die Mitteilungen entgegennehmen sollen, die uns in esoterischen Stunden gegeben werden.
Im Alltagsleben leben wir in unserem physischen Leibe, bedienen uns unserer Sinne und unseres Verstandes. Wenn wir meditieren, leben wir in unserem Ätherleibe. Ganz leibfrei werden muß man in der Meditation. Wenn wir meditieren, leben wir in dem Himmelsleib, in dem Christus. Was tun wir denn, wenn wir meditieren? Wir bilden etwas Neues, wir schaffen etwas Neues in den Kosmos hinein, einen neuen Ätherleib prägen wir dem Kosmos ein. Wenn wir das bedenken, dann wird uns auch die große Verantwortung dessen, was wir so als Mensch, indem wir Meditant werden, tun, allmählich aufgehen.
Wir wissen: Die vorhergehende Verkörperung unserer Erde war der alte Mond. Nun fragen wir uns: Ist denn alles vergangen, was auf dem Monde unser Leib gewesen ist? Ist davon physisch nichts mehr vorhanden? - Nein, keineswegs ist es vergangen;
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wir tragen es noch in uns. Sie tragen heute noch in sich den ganzen Mondenmenschen. In Ihrem Kleinhirn, da tragen Sie in sich, was einstens Gehirn des Mondenmenschen gewesen ist. Und in Ihrem Großhirn von heute, da tragen Sie in sich, sogar in horizontaler Lage, in zwei Organen, die heute nicht mehr tätig sind, die gleichsam verkümmert, vertrocknet sind, das Übrige des alten Mondenmenschen: Geschrumpft tragen sie ihn in sich in der Zirbeldrüse und der Schleimdrüse. Aus der Lunge des alten Mondenmenschen ist die heutige Zirbeldrüse geworden, sein Herz tragen wir als Schleimdrüse ebenfalls heute im Gehirn. Und der jetzige Mensch wird Gehirn des Jupiter-Menschen werden, und schlecht werden Sie auf dem Jupiter denken können, wenn Sie hier auf der Erde schlecht gehandelt haben. Und was heute Gehirn ist vom Menschen auf der Erde, wird kleines Gehirn des Jupitermenschen sein.
Heute stehen hinter uns, uns noch unbewußt, die göttlich-geistigen Wesenheiten, die an uns gearbeitet haben auf dem Monde und die uns durch die vorhergehenden Entwickelungsstufen hindurch geschaffen haben, und sie sagen uns: Du sollst der Wahrheit folgen und dich nicht dem Irrtum ergeben. - Sie sind unsere Richter und sie mahnen uns, würdig zu werden alles dessen, was an Kraft, an Arbeit, an Opfer der Hierarchien für die Menschheit zu ihrem Werden aufgewendet worden ist. Es sind die Wesenheiten der Elohim, Jahve, die auf dem Monde in uns gewirkt haben. Uns unbewußt stehen sie heute auf der Erde hinter uns als die Mahner, als die Richter.
Auf dem Jupiter aber wird dem Menschen, dann bewußt, eine Wesenheit im Nacken sitzen, die ihm sagen wird: Das ist gut und das ist böse! - Derjenige, der uns da im Nacken sitzen wird als der Richter, das wird der Christus sein (Hinweis auf Michelangelos Gemälde «Jüngstes Gericht» in der Sixtinischen Kapelle in Rom). Noch etwas ganz anderes, als Menschen es haben ersinnen und erahnen können, wird in Wahrheit dasjenige sein, was als das Gericht auf dem Jupiter die Menschheit erleben wird.
#SE266c-332
In Unfreiheit auf dem Monde haben an Ihnen gearbeitet die Wesenheiten, die Sie nun hinter sich haben auf der Erde als die mahnenden Götter. Durch die Freiheit der Erde werden Sie wissen auf dem Jupiter, wer Ihnen als Richter im Nacken sitzt.
Die endgültige Entscheidung für die Menschheit, mitzuschreiten mit dem Christus in der Evolution oder zurückzubleiben, wird erst auf der Venus erfolgen, aber das Gericht wird auf dem Jupiter sich vollziehen. -
Den Schluß der Stunde bildete noch der Hinweis auf das Unerschöpfliche unseres Rosenkreuzer-Spruches: E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R., der auseinandergelegt in den drei Meditationen: Zu den Dingen wend ich mich ...; Geisteslicht erwarme mich ...; Leuchtend Ich und Leuchte-Seele ... gegeben wird, die uns helfen sollen, rascher in die geistige Welt hinaufzukommen.
ANHANG
#G266c-1998-SE333 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ANHANG
#TX
Die hier folgenden Notizen gehören chronologisch eigentlich in den ersten Band der dreibändigen Sammlung von Gedächtnisaufzeichnungen aus esoterischen Stunden, sind aber erst nach dessen Erscheinen dem Rudolf Steiner Archiv zugekommen.
#SE266c-334
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin. 21. Dezember 1904
#TX
1. Ich bekenne mich zu mir oder Ich bin.
2. Ich bekenne mich zur Menschheit oder der Mensch ist.
3. Ich bekenne mich zur Gottheit oder Gott ist. *
1. Sich für jeden Gedanken, jedes Gefühl und jede Handlung verantwortlich halten. Jeder Augenblick, den wir so erleben, bringt uns etwas vorwarts.
2. Was wäre ich ohne die andern Menschen? Hilflos. Straßen sind von anderen gepflastert ... Beim Aufstehen haben schon Leute für mich gearbeitet.
Mein Karma ist mit dem der andern Menschen verknüpft ... ich habe den mitgemordet, weil ich den Betreffenden vielleicht in einem früheren Leben nicht gebessert habe. Jeden Groschen, den ich mehr habe, hat ein anderer weniger. Erziehung verdanke ich anderen. Vom ersten Augenblick meines Lebens hat man sich um mich bemüht. Habe auch Teil an den guten Taten der (ganzen) Menschheit. -
3. Alle Seelen sind in der lemurischen Rasse aus einer Einheit der Gottheit geflossen. Die Menschheit hat gewissermaßen einen Namen von der Gottheit bekommen, den sie nach Verschwinden des Sonderseins (Mitte der sechsten Wurzelrasse), möglichst voll zurückbringen soll.
Griff, das Zeichen und das Wort.
- - -
* Hier handelt es sich offenbar um eine Erläuterung der Formel AUM; siehe nebenstehende Wiedergabe.
#SE266c-335
#Bild s. 335
#SE266c-336
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 28. Dezember 1904
#TX
Marie Strauch, Mitglied unserer esoterischen Schule, ist heute gestorben. Wir stehen zu ihr in einem besonderen Verhältnis, das mit dem Tode nicht aufhört. Für uns ist der Tod der Übergang zu einem anderen Leben. Der Schmerz, welchen manche Leute beim Tode einer geliebten Person haben, ist häufig egoistischer Art, weil ihnen der Verlust der Person nahe geht. Diese Gefühle helfen aber der abgeschiedenen Persönlichkeit nicht aufwärts. Im Gegenteil, sie nehmen ihr von den Federn des Kleides, welches die Seele nach oben tragen muß, gerade so viel weg. Wenn wir der Persönlichkeit Gefühle uneigennütziger Liebe nachsenden, so weben wir damit Federn in das Kleid ein. Wir müssen also beim Tode einer Persönlichkeit die Gefühle des Schmerzes wegen des Verlustes unterdrücken. Marie Strauch hat die Lehren der Theosophie gut aufgenommen, und ihre Seele hatte an Schwere zugenommen.
Diese Schwere zieht nach oben, weil sie Ewigkeitswert enthält. Die Schwere des Materiellen dagegen zieht nach unten. -Durch das richtige Aussprechen der seelischen Silbe setzen wir uns zu den drei Welten in die richtige Beziehung.
Im Physischen nehmen wir die Wirklichkeit durch die fünf Sinne wahr. Denken wir uns aus dem physischen Körper gehoben, ohne die fünf Sinne, den Weltenraum ganz dunkel, dann leuchten unsere Seelen. Denken wir uns, die Gefühle (gingen) von uns weg, dann haben wir auch die astrale Welt hinter uns gelassen, und wir klingen in der geistigen Welt in einem Tone voll und unbehindert nach allen Seiten aus. Im Physischen sind wir durch unser Karma, unseren Charakter, unsere Verhältnisse behindert. Im Geistigen können wir uns nicht anders geben, als wir sind, wir klingen, wie wir sind. Die geistige Welt klingt in Sphären[tönen]. Jeder von uns hat in der geistigen Welt einen Namen, den wir im Laufe der Entwicklung erfahren werden, es
#SE266c-337
ist nicht unser irdischer Name. Durch Intuition offenbart sich uns die geistige Welt.
Die Welt leuchtet mir. - Ich leuchte der Welt. - Ich bin.
i. vors tellend [wie] das Licht von außen an mich kommt und durch alle Poren meiner Haut aufgenommen wird und zu meinem Herzen, dem Sitz des Lebens, strömt.
2. meine Seele leuchtet wieder von innen durch [dasjenige], was ich an Ewigkeitswert in mich aufgenommen habe.
3. Ich bin sagen mit aller Kraft und dem Hintergedanken, daß Gott in mir ist und in mir wirkt und mich wieder zum Gott macht.
Den ganzen Körper durchrieseln lassen.
Die alten jüdischen Esoteriker sprachen das Wort Ich bin in der richtigen Weise aus, und nur vorbereitete Würdige durften es aussprechen.
Wir müssen auch nach dem Tode arbeiten und zwar in der Seelenwelt und im Devachan. Wir können um so wirksamer arbeiten, je mehr wir hier an Ewigkeitsgedanken in uns aufgenommen haben. Die beiden Welten haben jetzt einen anderen Inhalt als früher und der Mensch nimmt an der Gestaltung der beiden Welten selbst immer größeren Anteil.
#SE266c-338
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 24. Februar 1905
#TX
Meister haben Verzeihen ausgebildet. Hätten verziehen, wenn es zum Besten der Betreffenden gewesen wäre. Theosophie bringt gewisse Eigenschaften der Menschen schneller zur Entwickelung, daher trägt auch die Theosophie einen Teil der Schuld. -Mensch denkt, fühlt und will.
Erleuchtet sei dein Gedanke.
Milde sei dein GefühL
Fest sei dein Wille.
Verantwortlichkeit. Mit dem Willen, der am göttlichsten ist, greifen wir schöpferisch ein und beeinflussen unsere Mitmenschen am meisten dadurch.
Der Meister verbindet bei seiner Meister-Meditation das Gefühl des Denkens mit den Strahlen der Sonne über die ganze Menschheit.
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 3. März 1905
#TX
«Ich will dich zu einer Säule in meinem Tempel machen und du sollst nimmer daraus gehen» (0ff. 3,12). Meister gibt für esoterische Stunde jeden Gedankengang an, sonst nur die allgemeine Richtung. Höhere Wesenheiten haben den menschlichen Körper aufgebaut, während der Mensch unbewußt war. Sonst wäre er nicht so harmonisch geworden. Etwas hat der Mensch doch Einfluß ausgeübt, deshalb gibt es Krankheiten. Herz größtes
#SE266c-339
Kunstwerk, was man sich denken kann. Naturgesetze sind die Gedanken höherer Wesenheiten. Der Mensch ist jetzt bewußt und soll bewußt an seinem Astralkörper arbeiten, daß er so harmonisch wie der physische wird. Ein Stück eines Knochens größeres Kunstwerk als der Simplontunnel. Der Knochen besteht aus kleinen Teilchen, die alle in bestimmter Richtung liegen müssen. Alles in der Welt ist nötig. Kein Kohlenstoff da - die Pflanzen haben ihn nötig. Wären keine Pflanzen da - Pflanzen atmen Sauerstoff aus - den hat der Mensch nötig. Kein Kohlenstoff, keine Pflanzen, keine Menschen. So ist es mit jedem Stoff.
Warum Säulen genannt? Die ganze Welt ist ein Tempel. Wir sollen richtige Bestandteile der esoterischen Welt werden. Wir werden dann kontinuierliches Bewußtsein haben. Das sagt die [oben angeführte] Stelle aus der Offenbarung Johannes. Die esoterische Stunde hat Einfluß auf den Astralkörper, Wenn wir es auch nicht merken. Der Astralkörper wird geändert. Wir gehen mit einem andern Astralkörper weg, als wir kamen.
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 15. Oktober 1905
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Hinweis auf die Meister. Meister Morya weist auf den Spruch hin: Mensch bedenke, daß alles, was um dich herum da ist. um deinetwillen da ist und daß du für die Götter da bist.
Der Spruch kann auch so gefaßt werden: Alles um meinetwillen und ich um Gottes willen.
Die heilige Silbe enthält auch den Sinn von meiner Individualität [im Verhältnis] zu der der Meister - und von da zu der-jenigen der Sonnenpitris, welche an der Spitze unserer Schule stehen.
#SE266c-340
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 20. Oktober 1905
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In die Schule dürfen die Wellen der äußeren Bewegung nicht kommen. Wir müssen aber die Beweggründe und Triebkräfte verstehen. Die theosophische Bewegung erfordert Opfer. Wir müssen den Betreffenden lieben. Es gibt verschiedene okkulte Strömungen. Zu einer Zeit wird ein Meister der Manu einer Anzahl ausgesonderter Menschen sein, welche den Kern der sechsten Wurzelrasse bilden werden.
Eine okkulte Strömung versucht den Meister in ihre Gewalt zu bekommen, um den Eintritt dieser Ereignisse zu beschleunigen. Sie will nicht alle Rassen als gleichberechtigt ansehen. An-nie Besant als Haupt der Schule mußte in den verschiedenen Weltanschauungen gelebt haben, um sie alle besser verstehen zu können. Sie kann um so mehr wirken, je mehr Liebe ihr entgegengebracht wird. Die Sonne wirft Schatten, weil Gegenstände in ihr Licht treten. Der Schatten ist also da, weil die Gegenstände da sind, nicht weil das Licht da ist. Wir mussen eine Batterie der Liebe bilden.
#TI
ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 24. Oktober 1905
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Auslegung der Formel: Strahlender als die Sonne ... [siehe GA 266/1]. Der Geist, welcher in uns ist und der uns die Gegenstände erklärt, der ist strahlender als die Sonne. Alles ist an sich rein. Kohle ist rein und Wasser [ist] rein. Jedoch (durch) die Verbindung von etwas Unpassendem entsteht das Unreine. Der Schneekristall hat den Schmutz ausgesondert und ist ganz rein. So müssen unsere Gefühle werden.
#SE266c-341
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 6. November 1905
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Selling wird eingeführt. Wir sollen möglichst bei allem in Bildern denken, das wirkt auf den Ätherleib. Bei der Formel [«Strahlender als die Sonne ... », GA 266/1] sollen wir uns bei dem Strahlen etwas vorstellen. Ebenso etwas, was reiner ist als der Schnee und feiner als der Äther. - Bei der Rückschau sollen wir uns wie einer fremden Person objektiv gegenüber stehen und die Vorgänge noch einmal als Bilder auf uns wirken lassen und uns fragen, ob wir eventuell noch einmal so handeln würden. - Meditation ist bei der heutigen Kultur der einzige Weg, um in die höheren Welten zu gelangen. Wir müssen alle irdischen Gedanken ausschalten und uns ganz in uns versenken, dann kann der Meister auf uns wirken. Es ist ein Gebot des Meisters K. H. [Kuthumi], mit den höheren Individualitäten in Berührung zu kommen. Das ist nur durch Meditation möglich, wenn wir alle Gedanken von der Außenwelt abschließen. Wenn wir Hilfe von den Meistern haben wollen, müssen wir uns die betreffende Frage ganz klar machen und bei dem devotionellen Teil der Meditation den Meister um Hilfe bitten, ohne daß wir selbst etwas zur Beantwortung der Frage beitragen. -
A in der heiligen Silbe bedeutet unsere niedere Individualität; U die Individualität der Meister; M die Kraft, durch welche wir uns zu ihm hinauf entwickeln wollen.
#SE266c-342
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ESOTERISCHE STUNDEN
Berlin, 27. Februar und 15. März 1906
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Rosenkreuzerei. Stein der Weisen. Alchemie. Menschen atmen Kohlensäure aus und Sauerstoff ein, Pflanzen umgekehrt, Sauerstoff aus und Kohlensäure ein. Wir sind daher auf die Pflanzen angewiesen und sollen gegen niedere Reiche bescheiden sein. Rechte und linke Seite des Menschen sind verschieden. In der rechten Herzkammer ist das blaue Blut, welches in die Lungen geht, in der linken das rote, welches in den Körper getrieben wird. Die rechte Seite ist älter als die linke und muß abfallen. Der Mensch wird wieder Pflanze werden. Die rechte Seite des Gehirns hängt mit Hoffart und Stolz zusammen; ein hervorstehendes Kinn deutet auf Geiz. Lunge, schnelles Atmen hängt mit Neid, die Leber mit Zorn zusammen. - Unser Denken können wir am leichtesten verändern, schwerer unsere Gefühle, am schwersten den Willen. Letzterer hängt mit unserem äußeren Karma, unserem Tun in früheren Inkarnationen zusammen, das Gefühl mit unserem Innen-Karma, unserem früheren Gefühlsleben. Das Denken liegt zwischen Geburt und Tod. Ein Mensch kann in diesem Leben mit seinem Verstand die ganze Welt begreifen, nach dem Tod wird er alles vergessen haben. Wir müssen mit den Gedanken in das Gefühl arbeiten. Wenn wir dieses ändern, arbeiten wir für unsere Individualität, die durch die Inkarnationen geht. Die Persönlichkeit liegt zwischen Geburt und Tod. Durch Gedanken ist alles, die ganze Welt aufgebaut, unser Gefühl entspricht der Bewegung in der Natur, unser Wille der Kraft in der Bewegung. Z. B. die Kraft, welche einen losgelassenen Stein zur Erde zieht, ist auch in meinem Willen, mit welchem ich etwas ausführe. Der Blitz und Donner sind in der Natur das, was im Menschen der Zorn ist. Wenn wir unser Gefühl und unseren Willen ändern, ändern wir dadurch die Erde. Unser äußeres Karma bestimmt, in welches Volk, in welche Familie wir geboren werden. Wir haben diesen Menschen etwas
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abzutragen, was wir ihnen schuldig sind, und es ist daher gut, daß wir unser äußeres Karma nicht so leicht ändern können. Durch unser Innenleben sind wir niemandem etwas schuldig geworden, wir dürfen daher unser Innenkarma, unser Gefühlsleben leichter ändern. Unsere Gedanken-Welt formen wir mehrere Male um. Sie war eine andere als Kind, ehe wir zur Schule kamen. Durch diese wurde sie geändert. Dann durch das Leben, dann durch die Theosophie. Wir ändern unsere Gefühle dadurch, daß wir unsere Gedanken bis zum Gefühl durcharbeiten. Dies geschieht durch Meditation. Wir müssen die Sätze lieb gewinnen, sie müssen uns zur Gewohnheit werden. Durch Konzentration wirken wir auf unseren Körper, unseren Blutkreislauf ein. Dadurch ändern wir die Welt. -
Dreiklang: Gedanke, Gefühl, Wille.
#SE266c-344
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 18. März 1906
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Aufnahme.
Der große Initiator, der große Unbekannte, ist der erste. Dann Kette bis zum Neuaufgenommenen. Meditieren heißt, die Seele dem Meister öffnen, daß er ihr nachts Impulse geben kann. Der Astralkörper erhält anfangs unbewußt Unterricht, dieser wird nach und nach immer bewußter werden. Zuerst Einfälle im Tagesbewußtsein, die man sich nicht erklären kann, später Tagesbewußtsein und höheres Bewußtsein gleichzeitig. - St. G. [Saint-Germain] vermittelt die Theosophie so, daß sie den Ansprüchen des gebildeten Europäers genügt. Ist jetzt der wichtigste Meister. A. B. [Annie Besant] hat die Schulen des Ostens unter sich. Der Meister wird beinahe mit denselben Zügen wiedergeboren. Er bearbeitet den betreffenden Menschenkeim. -Auf dem Wege gibt es keine anderen Schwierigkeiten als die, welche sich der Schüler selbst macht. Und es gibt keine Schwierigkeiten, welche der göttliche Teil in ihm nicht überwinden könnte.
#SE266c-345
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ESOTERISCHE STUNDE
Berlin, 13. April 1906*
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Wir müssen in Erinnerungsbildern leben. Das, was wir selbst erlebt haben, verknüpft uns anders mit dem Ereignis, als wenn wir von letzterem nur hören. Erzählung von einer Schlacht kann lebhaftes Empfinden hervorrufen. Wenn man aber selbst dabei war, ist es doch etwas anderes. Die Rückschau am Abend, wo wir nur die Bilder von den Ereignissen vor unsere Seele stellen, ist deshalb wichtig. - Wir sollen selber in uns Gefühle hervorrufen von Freuden und Leiden durch Vorstellen, daß anderen Personen Freud und Leid widerfährt. Mitfühlen mit fremdem Leid und fremder Freude. Theater. Dadurch lernen wir die Geister kennen, welche diese verursachen. Modernes Stadtleben und Zeitungslesen von stets wechselnden Ereignissen und Sensationen tötet den inneren Menschen. Einsames Leben auf dem Lande wirkt fördernd. Landleute sehen daher Geister oder reden noch von Geistern. - Atem wird durch Förderung der Selbst-losigkeit besser. Durch Meditation wird dies bewirkt. - Von dem Einen und in dem Einen sind alle Dinge. Ihm sei die Ehre.
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* Vgl. hierzu auch die Aufzeichnungen zu dieser Stunde in GA 266/1, S.131.
#SE266c-346
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ESOTERISCHE STUNDE
Hannover, 24. September 1907
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Christus ist ein Sonnengeist, ein Feuergeist. Sein Geist ist es, der sich uns im Sonnenlicht offenbart. Sein Lebensodem ist es, der in der Luft die Erde umspült und der mit jedem Atemzug in uns eindringt. Sein Leib ist die Erde, auf der wir wohnen.
Tatsächlich nährt Er uns mit Seinem Fleisch und Blut, denn was wir auch aufnehmen an Speise, es ist von der Erde, aus Seinem Leibe genommen.
Wir atmen Seinen Lebenshauch, den Er uns durch die Pflanzendecke der Erde zuströmt.
Wir schauen in Seinem Lichte, denn das Licht der Sonne ist Sein Geistes-Strahlen.
Wir leben in Seiner Liebe, auch physisch; denn was wir an Wärme von der Sonne empfangen, ist Seine geistige Liebeskraft, die wir als Wärme empfinden.
Und unser Geist wird von Seinem Geiste angezogen, wie unser Leib gefesselt ist an Seinen Leib.
Darum muß unser Leib geheiligt werden, weil wir auf Seinem Leibe wandeln. Die Erde ist Sein heiliger Leib, den wir mit den Füßen berühren. Und die Sonne ist die Kundgebung Seines heiligen Geistes, zu der wir aufschauen dürfen. Und die Luft ist die Kundgebung Seines heiligen Lebens, das wir in uns aufnehmen dürfen.
Damit wir uns unseres Selbst, unseres Geistes bewußt würden, damit wir selbst Geistwesen würden, opferte sich dieser hohe Sonnengeist, verließ Seine königliche Wohnung, stieg herab aus der Sonne und nahm physische Gewandung an in der Erde. So ist Er physisch in der Erde gekreuzigt.
Er aber umspannt geistig die Erde mit Seinem Licht und Seiner Liebeskraft, und alles, was darauf lebt, ist Sein Eigentum. Er wartet nur darauf, daß wir Sein Eigen sein wollen. Geben wir uns Ihm ganz zu eigen, so gibt Er uns nicht nur Sein physisches
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Leben, nein, auch Sein höheres, geistiges Sonnenleben. Dann durchströmt Er uns mit Seinem göttlichen Lichtgeist, mit Seinen wärmenden Liebesstrahlen und mit Seinem schöpferischen Gotteswillen.
Wir können nur sein, was Er uns gibt, wozu Er uns macht. Alles, was an uns dem göttlichen Plan entspricht, ist Sein Werk. Was können wir dazu tun? Nichts, als Ihn in uns wirken lassen. Nur, wenn wir Seiner Liebe widerstreben, kann Er nicht in uns wirken.
Wie könnten wir aber dieser Liebe widerstreben? Dem, der da spricht: «Ich habe Dich je und je geliebt und habe Dich zu mir gezogen aus lauter Güte.»
Er hat uns geliebt von der Erde Urbeginn an. Wir müssen Seine Liebe in uns zum Wesen werden lassen.
Nur das bedeutet wirkliches Leben; nur da ist wahrer Geist, wahre Seligkeit möglich, wo uns dies Leben ein wesentliches Leben wird, das Christus-Leben in uns.
Nicht von uns aus können wir selbst rein und heilig werden, sondern nur von diesem Christus-Leben aus. All unser Streben und Ringen ist vergebens, solange uns nicht dies höhere Leben erfüllt. Das allein kann wie ein lauterer, reiner Strom alles hinwegspülen aus unserem Wesen, was noch ungeläutert ist.
Es ist der Seelengrund, aus dem dies reinigende Lichtleben aufsteigen kann.
Dort müssen wir unsere Wohnung suchen, zu Seinen Füßen und der Hingabe an Ihn.
Dann wird Er uns selbst umwandeln und uns selbst mit Seinem göttlichen Liebesleben durchströmen, bis wir licht und rein werden wie Er; Ihm ähnlich. Bis Er sein göttliches Bewußtsein mit uns teilen kann.
Durch Sein Licht muß die Seele rein, d. h. weise werden; so kann sie mit Seinem Leben sich vereinigen. Dann ist das die Vereinigung von Christus und Sophia, die Vereinigung des Christus-Lebens mit der durch Sein Licht geläuterten Menschenseele.
ZWEITER TEIL Aus den Inhalten der Esoterische Stunden der Jahre 1920 bis zur Neubegründung der esoterischen Schule als «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft» am Goetheanum 1923/24
#G266c-1998-SE351 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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ZWEITER TEIL
Aus den Inhalten der Esoterische Stunden
der Jahre 1920 bis zur Neubegründung
der esoterischen Schule als
«Freie Hochschule für Geisteswissenschaft»
am Goetheanum 1923/24
VORBEMERKUNGEN ZUM ZWEITEN TEIL
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Der im August 1914 ausgebrochene Erste Weltkrieg hatte Ru 0 Steiner dazu bestimmt, die Esoterische Schule einzustellen. Während des Krieges gab es somit keine esoterischen Veranstaltungen. Er äußerte dazu später (Vortrag Dornach, 22. August 1915, in GA 253, S. 159): «Es ist mit diesen unseren ES-Stunden seit dem Kriegsausbruch eine Pause gemacht worden ... aus dem einfachen Grund ..., weil es notwendig ist, den Sinn unserer Gesellschaft aufrecht zu erhalten ... . Und dann muß man selbstverständlich - ganz gleich, ob in einem Land, das einem anderen feindlich gegenübersteht oder in einem Land, das neutral ist - keine Versammlungen abhalten, die nicht öffentlich sind.»
Eine Ausnahme bildete eine Stunde, die jedoch ganz privaten Charakters war. Auf einer Österreich-Reise im Sommer 1918 besuchten Rudolf und Marie Steiner die Familie Polzer-Hoditz auf deren Gut Tannbach bei Gutau. Bei dieser Gelegenheit kam es, wie Ludwig Polzer-Hoditz in seinen Erinnerungen' berichtet, zu einer esoterischen Handlung: «Der 9. Juni (1918) war ein Sonntag. Herr und Frau Doktor gingen mit uns nach Gutau in die Messe. Als wir von dort zurückkamen, hielt Rudolf Steiner in unserem Hause eine Handlung unter dem Zeichen des Rosenkreuzes. Sprach davon, wie die mitteleuropäische Menschheit zur Aufnahme eines spirituellen Impulses im Anfange des 17. Jahrhunderts empfänglich gewesen wäre, wie die geistige Welt an die Menschenseelen heranwollte, der Dreißigjährige Krieg aber verhinderte, daß eine größere Gruppe von Menschen von diesem Impulse ergriffen werden konnte. Daran schloß er eine Betrachtung über die Chymische Hochzeit des Christian Rosenkreutz, wie Valentin Andreae in seiner frühen Jugend diese unter einer Inspiration niederschreiben konnte und in vorgerücktem Alter ein braver, philiströser Pastor wurde, der selbst mit seinem bedeutenden Jugendwerk nichts anfangen konnte. Zum
1 Aus «Erinnerungen an den großen Lehrer Dr. Rudolf Steiner. Lehensrjiekschau eines Österreiehers», von Ludwig Graf Polzer-Hoditz, Manuskriptdruck Prag 1937, neu in «Erinnerungen an Rudolf Steiner», Dornach 1985.
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Schluß verglich er den sich zur Menschheit niedersenkenden Geist mit dem Schnee, der im Winter mit seiner Reinheit sich über die kahle Erddecke legt.»
Nachdem Ende des Jahres 1918 der Krieg zu Ende gegangen war, wurde Rudolf Steiner von Angehörigen der vor dem Krieg bestehenden Esoterischen Schule verschiedentlich darum gebeten, doch wieder die früheren esoterischen Stunden aufzunehmen. Zu Beginn des Jahres 1920 - nach einer fünfeinhalbjährigen Pause -begann er damit, dieser Bitte entgegenzukommen. In Dornach gab er dies im Anschluß an seinen Abendvortrag vom 7. Februar 1920 -nach den Aufzeichnungen der Stenographin Helene Finckh - wie folgt bekannt:
«Gestatten Sie, daß ich noch folgendes hier bekannt mache: Diejenigen der verehrten Mitglieder, deren Namen ich verlesen werde, möchte ich bitten, eventuell, wenn sie wollen, nicht nur morgen, sondern auch am Montag um 8 Uhr hier zu erscheinen. Es werden zum großen Teil Leute sein, die schon sehr lange da sind in der Gesellschaft und die sonst irgendwie an Dingen beteiligt sind. Ich habe aus diesem Grunde diese Liste zeichnen lassen. Ich bemerke ausdrücklich, daß selbstverständlich derjenige, der nicht kommen will, nicht zu kommen braucht.
(Namenliste wird verlesen) [Nicht vorliegend]
Also diejenigen, die ich verlesen habe (wie gesagt, es braucht nicht Folge geleistet zu werden, wenn man nicht will), diejenigen, die ich verlesen habe, würde ich bitten, morgen und am Montag Abend um 8 Uhr zu erscheinen.»
Helene Finckh bemerkt dazu: «(NB. Es wurde dann aber i Tag später erst begonnen, da allerhand Menschen auch noch dazu kommen wollten, die nicht mit verlesen worden waren.)»
Und so wurden am nächsten Abend, nach dem Vortrag voni 8. Februar, noch weitere Namen bekanntgegeben:
«Die Namen, die ich gestern noch vergessen habe, darf ich noch nachholen» (es wurde noch eine Anzahl verlesen) [Namen nicht notiert] - und Helene Finckh bemerkt dazu noch: «aber scheinbar durchaus nicht alle, die darauf gerechnet hatten; es gab manche Tränen, und als man zur ersten Stunde zusammenkam, standen einige vor der Schreinerei (dem damaligen Vortrags- und VeranstaltungsOrt); besonders Frau X, die ganz in Tränen gebadet war, weil nur
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ihr Mann, aber nicht sie damals aufgefordert war. Es war ein Versuch, der wohl durch die verschiedenen Umstände dann nicht über eine zweite Stunde hinauskam damals. Dr. Steiner war immer wieder von alten Mitgliedern gebeten worden, doch wieder intimere Stunden zuhalten; er hat das einigemale angedeutet, hat aber immer gesagt, es wäre noch nicht die Zeit dazu angetan.»
Diese Dornacher Stunden wurden damals nicht fortgesetzt. Auch als im Lehrerkollegium der Freien Waldorfschule in Stuttgart, in der Konferenz vom 16. November 1921 (GA 300 II) die Frage nach esoterischen Stunden gestellt worden war, wurde von Rudolf Steiner sehr zurückhaltend geantwortet und betont, daß erst der entsprechende Modus dafür gefunden werden müßte. Gleichwohl fand bald darauf, am 4. Dezember 1921, in Norwegen (Kristiania/Oslo) eine esoterische Stunde statt. Aufzeichnungen hiervon liegen allerdings nicht vor, doch soll sie - nach Helene Finckh, die daran teilgenommen hat - inhaltlich ähnlich gewesen sein wie die Dornacher Stunde. Weitere solche Stunden erfolgten dann noch zu Ostern sowie im November 1922 in England (London); am 18. Mai 1923 nochmals in Norwegen (Kristiania); am 30. September 1923 in Wien.
Außerdem kam es durch die Initiative einiger Mitglieder, die besonders interessiert waren an den Inhalten der früheren erkenntniskultischen Arbeit, zu einigen esoterischen Stunden. Rudolf Steiner bezeichnete diesen Kreis nach den Hauptsprechern «WachsmuthLerchenfeld-Gruppe». Dreimal kam diese Gruppe von etwa 15 Persönlichkeiten in Rudolf Steiners Dornacher Wohnung «Haus Hansi» zusammen: zweimal vor und einmal nach der Weihnachtstagung: Dornach, 27. Mai und 23. Oktober 1923 und 3. Januar 1924. (Die davon vorliegenden Notizen finden sich in GA 265). Namentlich bekannte Teilnehmer (jedoch nicht vollständig) waren: Maria Röschl, Marie Steiner, Harriet von Vacano, Elisabeth Vreede, Ita Wegman, Margarita Woloschin, Jürgen von Grone, Kurt Piper, Otto von Lerchenfeld, Albert Steffen, Günther Wachsmuth, Wolfgang Wachsmuth und Frau. Zwischen der ersten und zweiten Stunde war noch eine angesetzt gewesen, die im Juli 1923 in Stuttgart hätte stattfinden sollen (wahrscheinlich am Sonntag, den 15. Juli), zu der auch Friedrich Rittelmeyer eingeladen war. Diese Stunde wurde von Rudolf Steiner jedoch abgesagt, weil er die Veröffentlichung
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der Rittelmeyer-Lempp-Diskussion in der Zeitschrift «Anthroposophie» für einen gravierenden Fehler halten mußte (Näheres siehe in GA 259). Ebenso wie diese drei Stunden lehnte sich auch die Stunde, die am 30. September 1923 in Wien gehalten worden ist, inhaltlich mehr an die erkenntniskultische Abteilung der früheren Esoterischen Schule an.
Die Teilnehmer an allen diesen Stunden der Nachkriegszeit waren entweder Angehörige der früheren Esoterischen Schule oder solche, die von Rudolf Steiner bereits persönliche Meditationen erhalten hatten.
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ESOTERISCHE STUNDE
Dornach, 9. Februar 1920
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Ich möchte eine Einleitung vorangehen lassen. Durch diesen Aufruf (zur Teilnahme an dem in Aussicht gestellten esoterischen Unterricht) hat sich wieder bestätigt, wie wenig ernst diese Bewegung sogar von alten Mitgliedern genommen wird. Gleich nach dem Aufruf gab es wieder Diskussionen aller Art, und was dabei herausgekommen ist, ist etwas, was nicht hätte geschehen dürfen. Solange die Mitglieder mit ihrer Kritik fortfahren, die sich auf jede Handlung, die von höherer Stelle geschieht, bezieht, solange es Mitglieder gibt, die immer wieder ganz fremde Persönlichkeiten einführen, nicht aus Interesse für die Bewegung, aber aus irgendeinem persönlichen Interesse, ist es nicht möglich, die großen geistigen Wahrheiten hinzustellen, die jetzt gesagt werden müssen. Wenn man sieben Jahre in der Bewegung gestanden und die Lehren aufgenommen hat, dann sollten große Änderungen in unserer Lebensauffassung eingetreten sein, wobei man nicht mehr dieselbe Kritik anwendet wie früher, wo ganz andere Handlungen herauskommen sollen. Viele unserer Mitglieder sind schon mehr als sieben Jahre dabei, und man spürt nichts von einer Änderung in ihren Urteilen. In jedem Gebaren, in jeder Handlung sollte diese Wandlung zum Ausdruck kommen. Statt daß dieses eintritt, bleibt alles beim Alten. Würde mehr Kritik geübt an der Geisteswissenschaft und mehr Vertrauen entgegengebracht den Persönlichkeiten, die hin-gestellt wurden, um diese oder jene Arbeit zu verrichten, dann stünde es besser um die Bewegung. Statt dessen erlebt man Autoritätsglauben in Fülle. Man denke nur an die vielen, die abgefallen sind, wie sie vorher angebetet und verehrt wurden! Gesunde Kritik wäre besser am Platze gewesen in diesen Fällen. Abfall von der Bewegung sollte eigentlich unmöglich sein, und er ist der kräftigste Beweis für den Mangel an Ernst, der immer noch unter uns herrscht. Und dieser Ernst kann nicht tief genug
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empfunden werden, wenn wir auf die katastrophalen Zeitereignisse blicken.
Schon in den exoterischen Vorträgen ist wiederholt gesagt worden, daß unser Kopf dem Verfall, dem Tode geweiht ist und daß aus dem übrigen Menschen der lebendige Strom herauf-strömt, der das Tote wieder erwecken kann. Dazu aber müssen die Menschen nicht abweisen, was aus der geistigen Welt sich heruntersenkt und was sich mit dem lebendigen Strom vereinen kann. Sonst muß dieser lebendige Strom wieder abwärts gehen, und der Kopf mit dem Gehirn bleibt ein toter Organismus.
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Die Menschheit als Ganzes ist etwas anderes als der individuelle Mensch. Die Menschheit gehört zum Erdenorganismus und macht das Karma der Erde mit; der einzelne Mensch hat sein eigenes Karma. Das soll man richtig unterscheiden. Die Menschheit als solche erlebt heute die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle, und das Überschreiten der Schwelle hat schon in den letzten Jahren seinen Anfang genommen. Das ist auch der Anfang der Spaltung der Menschheit, und das bedeutet eben der kritische Zeitpunkt, an dem wir jetzt angelangt sind. Die Kräfte, die früher aus den geistigen Wesen in die Menschheit strömten, sind jetzt verbraucht; wir sind auf uns selbst gestellt und müssen diese Kräfte jetzt aus unserem Unterbewußtsein heraufholen. Das Mysterium von Golgatha wäre umsonst geschehen, wenn die Menschen diese inneren Kräfte nicht anwenden, sondern sie
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abweisen würden. Das würde die ganze Zerstörung der Erdenentwicklung nach sich ziehen. Die Seelen würden zwar noch in die Leiber herabsteigen, aber sie würden sie nach dem dreiunddreißigsten Jahre verlassen, wenn sie nicht in früheren Jahren durch ihre Leiber den Strom des Geistigen aufgenommen haben. Solche Dreiunddreißigjährigen - die den Strom aufgenommen haben - sollen die Jüngeren unterrichten, damit in der Jugend schon der Keim für das Begreifen des Mysteriums von Golgatha gelegt werde. Und was diejenigen betrifft, die vor dem dreiunddreißigsten Jahre sterben werden, für diese wird auch gesorgt werden.
Wenn dieses sich nicht erfüllen sollte, dann würden auf der Erde seelenlose Leiber herumgehen, die nur mit einem automatischen Verstande arbeiten können. Während der Kriegskatastrophe haben sich schon seelenlose Menschen gezeigt, und es werden immer mehr kommen, wenn nicht der Geist aufgenommen wird, der jetzt herunterdrängt. Diese seelenlosen Menschen sind eine willkommene Beute für dämonische Wesen, die diesen automatisch wirkenden Verstand für ihre Ziele anwenden werden. - Wenn nicht eine kleine Anzahl Menschen sich durchdringen läßt von der Bedeutung des Furchtbaren, das jetzt gesagt worden ist, wenn nicht der nötige Ernst aufgebracht werden kann, dann ist die weitere Entwicklung der Menschheit unmöglich.
Ich werde Ihnen eine Wegzehrung geben, die Ihnen, meditierend, eine große Hilfe wird sein können, um die vielen Geheimnisse, die in dem Gesagten liegen, zu Ihrem Bewußtsein zu bringen [Es wurde an die Tafel geschrieben und konnte abgeschrieben werden:]
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Wenn man sich ganz durchdringt mit diesen Worten, kommt man zu höherem Wissen.
Das Fühlen ist eine Widerspiegelung des Träumens, und auch das Träumen spiegelt sich im Fühlen.
Zu dem gegebenen Spruch: Bewußt: nur Denken, deshalb Imaginieren links geschrieben. Die anderen noch unbewußt wirkend (Schlafen, Träumen in Wollen und Fühlen).
Zuerst wurden die drei mittleren Mantren Ich denke . . . Ich fühle . . . Ich will . . . an die Tafel geschrieben; dann (neben Ich fühle... ) Ich träume... (neben Ich will ...) Ich schlafe . . .
Dr. Steiner sagte: Im Fühlen träumt man noch; im Wollen schläft man überhaupt noch; es sei einzig und allein im Denken bis jetzt nur etwas möglich (Imaginieren), er habe es deshalb links geschrieben neben Ich denke . . . .
Zu Beginn und Schluß wurde von Rudolf Steiner gesprochen:
O Mensch, erkenne dich selbst . . .
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* Siehe Seite 499f.
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ESOTERISCHE STUNDE
Dornach, 17. Februar 1920
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Es ist notwendig, daß wir wissen, daß wir in drei Gebieten, in drei Strömungen leben, nämlich in der physischen Welt, wo wir wahrnehmen und die Wahrnehmungen mit unserem an das Gehirn gebundenen Verstand verarbeiten; dann die Welt an der Schwelle, wo der Verstand schon nicht mehr ausreicht, die Erfahrungen (Erlebnisse) zu erklären; und schließlich die Welt jenseits der Schwelle, wo man in Beziehung tritt zu geistigen Wesen. Die Menschheit als solche steht an der Schwelle.
Alles, was an Natur und Außenwelt um uns herum ist, ist diesseits der Schwelle, aber wir können fragen, wo wir die Erlebnisse der Schwelle geoffenbart finden können. Diese findet man nämlich in den religiösen Bekenntnissen der verschiedensten Art. Diese erzählen in ihren Kulten, Gebräuchen und so weiter von demjenigen, was nicht mit dem Verstande erfaßt werden kann.
Die Erlebnisse an der Schwelle haben etwas Verwirrendes; das ist aber so, weil all dasjenige, was aus der Sinneswelt mitgebracht wird, dort seinen Sinn verliert. Die modernen Religions-bekenntnisse haben aber keine wirklichen religiösen Impulse; daher wollen sie alles mit der Intelligenz durchdringen, die dort aber versagen muß. Daher können sie den Christus als außer-irdisches Wesen und besonders die Auferstehung nicht verstehen. Wenn der Theologe von Jesus spricht, so wie es heute üblich ist, dann leugnet er eigentlich, daß der Christus auferstanden ist, und nur wenn man das Geschehen in Palästina auffaßt als etwas, was nicht mit dem Verstande begriffen wird, was man nur über-sinnlich verstehen kann, kommt man jenseits der Schwelle.
Die Verwirrung, die dadurch entsteht, daß alles von der Sinneswelt Hergebrachte seinen Sinn verliert, hört erst auf, wenn das Licht von jenseits der Schwelle in diese Verwirrung hinein-fällt; das ist aber nicht möglich ohne den Christus. Wenn wir
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uns nicht mit dem Christus so verbinden, daß wir sagen können:
«Nicht ich, der Christus in mir», dann können wir in der Zukunft nicht einmal als Menschen weiterleben.
Die Gottheit, die wir den Vatergott nennen, hat der Menschheit die Kräfte gegeben, daß wir uns als ein Ich fühlen, ein kontinuierliches Ich durch die Inkarnationen; aber diese Kraft ist verbraucht, und die Götter haben bestimmt, daß der Mensch nun aus sich selbst, aus eigenem freien Willen sein Ich weiter-führt, damit er sich für die weiteren Inkarnationen auch als Ich fühlen kann. Sonst gerät man in die Gefahr, von der das vorige Mal gesprochen wurde, daß die Menschen seelenlos werden, daß der Faden des Ich abreißt. Daß das in der Menschheit nicht stattfinden werde, dafür ist der Christus aus der geistigen Welt hernieder gekommen, durch den Tod gegangen und auferstanden. Dazu wird uns die Meditation gegeben.*
Ein Ich gab mir das Göttliche
Die Menschheit weist mir Christus,
- der Christus macht mich zum Menschen -
die Seele wird mir der Geist beleben.
Von solchen Wahrheiten wissen viele Geheimgesellschaften, aber sie wollen sie eben für sich behalten. Daher wollen solche Geheimgesellschaften diese Wahrheiten nicht so sehr ableugnen, als für sich gewinnen, sie von ihrem Strom ablenken und als von ihnen selbst herrührend in der Welt vertreten. Es wäre nichts leichter, als die Geisteswissenschaft populär zu machen. Ich (Dr. Steiner) brauchte mich nur zurückzuziehen und verbreiten zu lassen, ich sei gestorben, dann würden die Geheimgesellschaften den Wahrheiten der Geisteswissenschaft bald zu einer Popularität verhelfen, die ihre Macht stärken würde. Man soll daher zum Beispiel mit Jesuiten, von denen jetzt so gegen die Geisteswissenschaft angekämpft wird, nicht streiten, wie man mit anderen
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* Die Meditation wurde an die Tafel geschrieben und konnte abgeschrieben werden.
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Gegnern einen sachlichen Kampf aufnehmen könnte. Es kann sich um die Bekehrung des Jesuiten - daß er durch Argumente überzeugt werden könnte - gar nicht handeln, und die Widerlegungen, die man bringt, sind ihm im Grunde genommen sehr wertvoll, denn das sind für ihn die Waffen, die er selber einmal gebrauchen will, wenn er die übersinnlichen Wahrheiten von sich aus vertreten wird. Es kann sich höchstens darum handeln, daß man versucht, andere Menschen über die Art des jesuitischen Angreifens aufzuklären, aber nicht um eine Widerlegung des jesuitischen Angriffs selber.
Ergänzung von Helene Finckh:
Das Ich sei eigentlich nur noch Hülle; und es wird immer dünner und dünner werden; aber Christus tritt ein dafür; Christus aber ist nur in der Menschheit zu finden, nicht beim einzelnen Menschen.
Zu Beginn und Schluß der Stunde: 0 Mensch, erkenne dich selbst . . . *
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* Siehe Seite 499f.
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ESOTERISCHE STUNDE
London, 16. April 1922
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In London gab es im April 1922 Sonntag vormittag 16. April 1922 eine esoterische Stunde, von Dr. Steiner gehalten. (Zugang hatten alle diejenigen, die von Rudolf Steiner persönliche Meditationen erhalten hatten.) Die Stunde fand in dem Zweigraum der von Mr. Heywood-Smith gegründeten und durch viele Jahre von Mrs. Drury-Lavin geführten Zarathustra-Group in 47 Radeliffe Square, London SW statt. Im gleichen Raum hatte Rudolf Steiner (1. und 2. Mai 1913) die Vorträge über Michael und das neue Christus-Ereignis gehalten.
In dieser esoterischen Stunde sprach Rudolf Steiner u. a. sehr ernst über die Schule von Gondhischapur und den damit verbundenen, in unsere Zeit hereinwirkenden starken ahrimanischen Einschlag. Die Stunde gipfelte in der ersten und dritten der «drei Tafeln» [siehe S. 499-505], die in manchen der letzten Klassenstunden (bis Anfang August 1924) in Dornach gesprochen wurden (0 Mensch, erkenne dich selbst und die Antwort, die der Mensch selbst spricht. In diese Antwort war das E.D.N., I.C.M., P.S.S.R. hineinverflochten). Die Anwesenden durften nachher die Meditationssprüche abschreiben und behalten.*
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* Erinnerungsbericht von George Adams in einem Brief vom 8. Oktober 1954.
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ESOTERISCHE STUNDE
London, 12. November 1922
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Wir haben außer dem, daß wir Naturerkenntnis haben, mora-lische Verpflichtungen und ein religiöses Bewußtsein, d. h. wir fühlen, daß wir mit unserm ganzen Wesen in einer geistigen Welt ruhen. Dies religiöse Bewußtsein hat der Mensch im Wachen nur dadurch, daß er in seinem physischen Leibe ist. Da ist er zusammen in seinem physischen Leibe mit Geistern höherer Weltordnungen. Und er lebt in seinem ätherischen Leibe zusammen mit demjenigen, was diese Geister mit dem Moralischen meinen. Religiöses Leben ist abhängig vom physischen Leben -moralisches Leben vom Ätherleibe.
Der Weltenäther, aus dem unser Ätherleib genommen ist, hat zwei Glieder. Das eine Glied dieses Weltenäthers ist Wärme-, Licht-, chemischer Äther und Lebensäther. All dem liegt zugrunde (als zweites Glied) ein moralisches Wesen des Welten-äthers. Dies moralische Wesen des Weltenäthers ist aber nur vorhanden in der Nähe der Gestirne und Planeten. Also, wenn Sie auf Erden leben, dann sind Sie, obwohl Sie es bei Tag nicht wissen, auch in dem Weltenäther als moralische Essenz darinnen (also in beiden Gliedern). Zwischen den Gestirnen aber wird das Moralische aus dem Äther durch das Sonnenlicht herausgetrieben; das Sonnenlicht selber hat in sich geradezu für uns Menschen den Urquell des moralischen Äthers. Aber indem die Sonne scheint, vertreibt sie durch ihr Licht die moralische Essenz des Athers. Und so, wenn wir durch unser Auge in die Welt hinausschauen, sehen wir Blumen, Quellen etc., ohne daß wir es mit Moralischem durchziehen, weil uns das Sonnenlicht das Moralische heraustötet.
Wenn wir aus physischem und Ätherleibe herausgehen, lassen wir zurück das Religiöse und Moralische. Und dadurch, daß die moralische Weltordnung aus dem Äther heraus ist, hat Zugang zu diesem Äther die ahrimanische Wesenheit. Die spricht zu
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dem Menschen während des Schlafes, und dieser Lügengeist stellt dem Menschen das Gute als bös und das Böse als gut dar. - Bei einem guten Menschen, der ein gutes Gewissen hat, der ein inniger Mensch ist, ein tief moralisch empfindender Mensch, geht das moralische Empfinden so tief, daß er es in den Schlaf hineinnimmt. Ahriman flüstert ihm ein, das Gute sei bös, und er schläft schlecht, weil er glaubt, viel Böses getan zu haben, während der böse Mensch gerade oft einen so guten Schlaf hat, da er so zufrieden ist durch die ahrimanischen Einflüsterungen.
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ESOTERISCHE STUNDE
Wien, 30. September 1923
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Auf die Bitte von Ludwig Polzer-Hoditz hielt Rudolf Steiner während der Vorträge, die im September/Oktober 1923 in Wien gehalten wurden, für einen kleinen Kreis auch eine esoterische Stunde. Gemäß der Aufzeichnung in einem im Rudolf Steiner Archiv vorliegenden Spruchbüchlein von Polzer-Hoditz fand die Stunde am Sonntag, den 30. September statt. Als Sprüche sind verzeichnet das indische Mantram: Satyam gnanam . . . und die deutsche Fassung: Ewiges Sein, unendliche Gnade . . . sowie das dreiteilige Mantram: «0 Mensch, erkenne dich selbst ...» [siehe Seite 499f.].
Nach dem ebenfalls vorliegenden Bericht von Hans Erhard Lauer, der an der Stunde hatte teilnehmen können, waren ungefähr 20 Menschen anwesend: «Rudolf Steiner sprach zuerst ein indisches Mantram und schloß mit dem Klassen-Mantram 0 Mensch erkenne dich selbst . . . und der Tempellegende.»*
Nach brieflicher Mitteilung Polzers vom 27. Februar 1930 an den Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft habe ihm Rudolf Steiner im Herbst 1923 erlaubt, «als er auf meine Bitten in Wien eine esoterische Stunde hielt, dieses weiterzuführen und den esoterischen Kreis zu erweitern». Nach dem Bericht von Hans Erhard Lauer habe Rudolf Steiner zu Polzer gesagt, er könne das von Zeit zu Zeit wiederholen. Das habe Polzer auch getan, aber nur ein- oder zweimal, denn kurze Zeit darauf kam in Dornach die Weihnachtstagung und die Einrichtung der Ersten Klasse.
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* Vgl. die Stunden für die Wachsmuth-Lerchenfeld-Gruppe, GA 265, Seite 455ff.
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#Bild s. 385
DRITTER TEIL ZWEI ESOTERISCHE STUNDEN FÜR DEN «ESOTERISCHEN JUGENDKREIS» MIT AUFZEICHNUNGEN ZU SEINER ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
#G266c-1998-SE387 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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DRITTER TEIL
ZWEI ESOTERISCHE STUNDEN FÜR DEN
«ESOTERISCHEN JUGENDKREIS»
MIT AUFZEICHNUNGEN ZU SEINER
ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
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ZUR ENTSTEHUNGSGESCHICHTE
DES ESOTERISCHEN JUGENDKREISES
Vorbemerkungen der Herausgeber
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Für das Verständnis der Entstehungsgeschichte des esoterischen Jugendkreises muß ausgegangen werden von der allgemeinen anthroposophischen Jugendbewegung, da die Idee des «Kreises» mit dieser engstens verbunden ist.
Die Weltkriegskatastrophe von 1914 bis 1918 hatte erwiesen, daß die alten sozialen Zusammenhänge überholt waren und einer völligen Neugestaltung bedurften. So war im Frühjahr 1919 aus Rudolf Steiners Anthroposophie heraus die Bewegung für eine Dreigliederung des sozialen Organismus entstanden. Anstelle des alten Einheitsstaates erstrebte sie die volle Selbstverwaltung von Geistes-, Rechts- und Wirtschaftsleben. Das große Echo, das diese Bestrebungen in der Öffentlichkeit hervorriefen, bestand auch darin, daß sich mehr und mehr Jugend zur Anthroposophie fand. An den Universitäten und anderen Hochschulen in Deutschland, auch in der Schweiz und Österreich, entstanden anthroposophische Studenten-gruppen, die im Sommer 1920 den «Bund für anthroposophische Hochschularbeit» begründeten. Mit Hochschulkursen am Goetheanum in Dornach und in anderen Städten wollte man den Keim zu einem freien Hochschulwesen legen. Diesen Intentionen stand man in der Anthroposophischen Gesellschaft offenbar zum Teil skeptisch gegenüber, was Rudolf Steiner veranlaßte, in der ersten Mitgliederversammlung der Gesellschaft nach 1914, die am 4. September 1921 in Stuttgart stattfand,' auf das Votum eines Studenten der Tübinger Universität2 mit den Worten zu reagieren: «Hier hat ein Vertreter der Jugendbewegung gesprochen! Hier sitzen eine ganze Anzahl von Vertretern der Studentenschaft! Meine lieben Freunde:
Daß die Angehörigen solcher Bewegungen oder solcher Körperschaften zu unserer Anthroposophischen Gesellschaft gekommen
1 Protokoll noch unveröffentlicht.
2 Alfred Heidenreich (1898-1969); siehe auch seine Schrift «Jugendbewegung und Anthroposophie», Stuttgart 1922.
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sind, das ist etwas, was wir als epochemachend innerhalb der Geschichte unserer anthroposophischen Bewegung betrachten müssen. Wir müssen alles tun, was von solcher Seite her mit Recht von der Anthroposophischen Gesellschaft erwartet werden kann.» Schon vordem hatte er die mit Beginn des 20. Jahrhunderts entstandene Jugend-Bewegung (Wandervogel) als eine «aus elementaren Kräften heraus international in die Höhe geschossene Bewegung» charakterisiert, in der etwas aufgeleuchtet habe von dem «ungeheuer bedeutsamen Wendepunkt vom Ende des 19. Jahrhunderts», dem Ende des Kali Yuga.3
Von solchen elementaren Kräften befeuert, fühlten sich die an der Anthroposophie interessierten Jugendlichen, die teils noch in enger Verbindung zur Wandervogel-Jugendbewegung standen, in der Anthroposophischen Gesellschaft tief unbefriedigt. Und so suchten sie nach Möglichkeiten, auch anthroposophisch-gesellschaftlich sich selbst zu organisieren. Unter dem Datum 17. März 1920 erging von Stuttgart aus ein erstes Rundschreiben «An die Jugend der anthroposophischen Bewegung»4 mit dem Aufruf, sich aufgrund einer Anregung Rudolf Steiners zur Gründung eines allgemeinen Jugendzweiges zusammenzuschließen. Kurz darauf wurde einem der Jugendlichen, Otto Palmer jun., Gelegenheit gegeben, über diese Bestrebungen am 25. April 1920 in Dornach bei der 7. ordentlichen Generalversammlung des Vereins des Goetheanum, der freien Hochschule für Geisteswissenschaft, zu berichten. Laut Protokoll5 sagte er Folgendes:
«Wenn man über die anthroposophische Jugendbewegung berichten soll, was dort Positives zustandegekommen ist, so ist das nur möglich, wenn man ganz kurz zurückgreift auf den Ursprung dieser Bewegung und ihre Entwicklung.
Wenn man diese Bewegung recht verstehen will, so muß man sie vor allen Dingen als einen Protest betrachten, der innerhalb der Jugend lebendig geworden ist gegen das alte Zweigleben, wie es bisher in der Anthroposophischen Gesellschaft üblich war. Es lebt wohl in der Jugend tatsächlich etwas, was das Bedürfnis fühlt, Anthroposophie
3 Ansprache an die Jugend in Stuttgart, 20. März 1921, in GA 217a.
4 Siehe Seite 401.
5 Noch unveröffentlicht.
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nicht bloß als einen Sonntagnachmittags-Festschmuck anzustecken, sondern all das, was in der Anthroposophie gegeben ist, ins Leben überzuführen und in Praxis umzusetzen. Daß da und dort aus diesem Protest heraus zuerst der Fehler gemacht wurde, programmatisch an die Sache heranzugehen, lag zum Teil vielleicht daran, daß man dieses Bedürfnis so stark fühlte und nun gleich nach allen Seiten hin Fühlung nehmen wollte, anstatt an einem einzelnen Punkt mit der Arbeit anzufangen und an diese positive Arbeit das weitere sich ankristallisieren zu lassen. Das gab Anlaß zu prinzipiellen Kontroversen, indem von der einen Seite besonders Gewicht darauf gelegt wurde, es müsse ein Jugendzweig begründet werden -dem von der anderen Seite das Mißtrauen entgegengebracht wurde, es komme dadurch gerade das hinein, was man nicht hinein haben möchte. Dieser wirklich rein nominelle Meinungsunterschied führte dann zu einer Lösung in der Art, daß wir dort in Stuttgart nun eine Reihe von Gruppen haben, die aus dem Bedürfnis dieser Jugendbewegung herausgewachsen sind in dem Sinne, daß dort bei der Arbeit anstelle, ich möchte sagen, eines vom Podium herunter Vortragenden und einem mehr oder weniger zuhörenden Publikum, sich da nun Leute zusammengeschlossen haben, die wirklich gemeinsam ein Thema bearbeiten wollen, sei es, daß der Mittelpunkt dieser Arbeit ein Buch ist, sei es, daß gemeinsam eine Diskussionsarbeit gemacht wird, sei es, daß ein bestimmtes Thema mit einem fachlichen Inhalt in gemeinsamer seminaristischer Arbeit durchgenommen wird. In dieser Weise zu arbeiten, schafft dann von selbst den Boden für ein Vortragswesen, in dem nun die Veranstaltungen dieser Gruppen, die einzeln arbeiten, zusammengefaßt werden können zu einer Vortragsreihe, wo dann wirklich ein lebendiger Zusammenhang zwischen Vortragendem und Publikum hergestellt wird und wo das Publikum durch die Vorarbeit, die geleistet worden ist, diese Vorträge als einen zusammenfassenden Höhepunkt der eigenen Arbeit empfindet.
Diese Lösung, die in einer gewissen Art dem Gedanken der Freiheit des Geisteslebens nahekommen will, das unmöglich im Engen eingeschlossen sein kann, erstrebt - da die alte Art des Zweiges als ein Zwang empfunden wurde -, daß an die Stelle dieser Art von Zwang ein Schaffen und Gestalten aus dem wirklich Lebendigen heraus geschehen soll, das sich auch nicht zum vornherein in einem
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bestimmten Programm aussprechen kann. Es handelt sich wirklich darum, den Versuch zu machen, die Freiheit des Geisteslebens, soweit dies in diesem kleinen Rahmen möglich ist, durchzuführen. Es gilt, eine gewisse Angst zu überwinden, die doch noch davor herrscht, daß ein solches freies Geistesleben Gegenkräfte wachruft, die Schwierigkeiten machen könnten und auch machen werden. Man kann eine solche Aufgabe nur unternehmen, wenn man in sich etwas Lebendiges zu haben glaubt, aus dem die Kräfte kommen, die imstande sind, die Gegenkräfte zu überwinden.»
Entsprechend dieser Darstellung heißt es in dem auf den Aufruf vom 17. März 1920 folgenden Rundschreiben von Ehrenfried Pfeiffer vom 16. April 1920, «Entwurf über Grundzüge der Arbeit im
Jugendzweig»6: «Die Arbeit im Jugendzweig soll vor allem unter dem Gesichtspunkte geschehen, daß die Jugend einmal der Träger der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft sein kann. (...) Wenn wir selbst zu unserem Wollen das Können hinzufügen, dann kann der Kampf gegen das alte Denken überall aufgenommen werden. Geschieht die Arbeit des Jugendzweiges in diesem Sinne, so ergibt sich die äußere Form von selber.»
Solch äußere Form ergab sich dann aber erst zu Beginn des Jahres 1923 durch die Hilfe Rudolf Steiners. Er ermöglichte es, daß sich neben der offiziellen Anthroposophischen Gesellschaft eine eigene, die «Freie Anthroposophische Gesellschaft» für die Jugend bilden konnte.7
Vorangegangen waren dem folgende Etappen: Es waren allerorts Jugendgruppen entstanden. Ein anthroposophischer Hochschulbund war begründet worden. Anthroposophische Hochschulkurse und große Kongresse wurden veranstaltet. Aber weder die Jungen noch die Alten waren mit dieser Entwicklung wirklich zufrieden, und der Generationenkonflikt wurde immer tiefer. Das führte dazu, daß während des Ost-West-Kongresses in Wien im Juni 1922 sich mehrere gleichgesinnte Jugendliche zusammenfanden, die den Plan faßten, um ihrer Probleme willen ein Treffen der Jugend mit Rudolf Steiner anzustreben. Bereits im Juli konnten drei - die beiden
6 Siehe Seite 408.
7 Für das Memorandum zu der Bildung dieser Gesellschaft siehe S. 415. Näheres dazu findet man in «Das Schicksalsjahr 1923», GA 259.
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Freunde Ernst Lehrs und Fritz Kübler sowie René Maikowski, der Geschäftsführer des Hochschulbundes - mit Rudolf Steiner in Dornach darüber sprechen. Sie erhielten eine Zusage für ein solches Treffen für Anfang Oktober in Stuttgart. Daraufhin reiste Ernst Lehrs durch Nord-, Fritz Kübler durch Süddeutschland, um anthroposophisch orientierte Jugendliche zu diesem Treffen aufzurufen. Ernst Lehrs berichtete über seine Erfahrungen in einem Brief an Rudolf Steiner wie folgt:8
«Jena, 18. September 1922 Sehr verehrter Herr Doktor Steiner!
Es liegt mir daran, bevor wir in Stuttgart mit Ihnen zusammen sein werden, Ihnen meine Erfahrungen mitzuteilen, die ich inzwischen bei meiner Anwesenheit bei den Freunden in Bremen, Berlin und Dresden und durch schriftlichen Meinungsaustausch gemacht habe. Zu meiner großen Freude fand ich nämlich überall einen neuen Zug aus ganz den gleichen Impulsen, aus denen heraus Kübler und ich bei Ihnen in Dornach waren: allgemein ist die Erkenntnis aufgegangen, daß jeder Versuch zur Zusammenarbeit im Zeitalter der Bewußtseinsseele auch in unserem Kreise verurteilt war, zu einem Nebeneinander-Arbeiten zu werden, und daß es höchste Zeit ist, zumal im Hinblick auf den nicht mehr aufhaltbaren Zusammenbruch des äußeren Gefüges, sich durch die Nebeneinander-Arbeit so bewußt zu einer Brüderlichkeit zu erziehen, daß jene zu einer Zusammenarbeit werde, die vorbildlich wirken kann. So wäre es zu eng gefaßt, wollte man davon sprechen, daß in Stuttgart eine Anzahl von werdenden «Pädagogen» zusammenkommen, die sich von Ihnen für ihre «Berufs»-ausbildung gerne etwas sagen lassen möchten. Es kommen vielmehr solche wissenschaftlich, künstlerisch und pädagogisch gerichtete Menschen zusammen, die zum größten Teil bereits an einer Gemeinschaftsbildung im obigen Sinne arbeiten. Ihnen allen ist gemeinsam der Trieb zum Menschenerzieher, denn auf allen drei Gebieten genügt uns heute nicht mehr ein Lernen sondern ein Selbsterziehen, nicht mehr ein Lehren sondern ein Erziehen! Und zu ihnen allen, soweit sie Anthroposophen sind, ist im Laufe dieses Jahres etwas wie ein «Gottesfreund» aus der geistigen Welt gekommen, gleichsam wie der Laie, der zu Tauler kam!
8 Lehrs bringt diesen Brief fast wörtlich auf S. 137 in seinen Memoiren «Gelebte Erwartung», Stuttgart 1979, ohne daß ihm das Original vorgelegen hätte, das sich als Handschrift im Rudolf-Steiner-Archiv befindet. Als Datum hat er dort irrtümlicherweise den 3. statt den 18. September.
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Werden also die in Stuttgart Anwesenden auch zum größten Teile künftige «Schullehrer» sein, so gibt es eine nicht unbeträchtliche Anzahl anderer - so z. B. Abgesandte eines Dresdener Kreises von Bildhauern und Architekten, die dabei sind eine Arbeitsgemeinschaft zu bilden, in der sie sich und andere auf dem Boden der Geisteswissenschaft zu «Bau-Meistern» erziehen wollen. Alle diese aber wünschen sich, so in Stuttgart zusammen zu sein, daß bei ihrem Auseinandergehen etwas in der geistigen Welt gewissermaßen zusammenbleibt, damit sie in einer ernsthaften, herzlichen Gegenseitigkeit von Gruppe zu Gruppe, von Ort zu Ort, von Beruf zu Beruf sich so einander helfen und fördern, daß sie als ein namenloser, aber lebendiger Bund durch ihr vorbildliches Sein und Wirken ihren Mitmenschen Mut und Vertrauen geben können zu einer endlichen Befreiung des Geisteslebens.
Es grüßt Sie Ihr dankbar ergebener Ernst Lehrs. Es wäre angebracht, am 1. Oktober noch keine Veranstaltung anzusetzen, damit die Teilnehmer Zeit haben, einander etwas kennenzulernen.»
Der Brief macht deutlich, daß für die meisten dieser Jugendlichen im Vordergrund das Interesse für ihren künftigen pädagogischen Beruf stand, hingegen bei einigen anderen mehr die Intention, zu einem berufsunabhängigen «namenlosen, aber lebendigen Bund» zu kommen.
Die Andeutung eines derartigen Bundes führt zurück auf das Zusammentreffen von Ernst Lehrs mit Wilhelm Rath und dessen Arbeitsgruppe in Berlin im August 1922, also kurz vor der Abfassung des Briefes an Rudolf Steiner. Wilhelm Rath hatte sich während der Arbeit mit einer Berliner Jugendgruppe an Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» (1901, GA 7) für die darin geschilderte mittelalterliche Gestalt des Gottesfreundes vom Oberland und dessen Kreis von zwölf Gottesfreunden begeistert. Daran entzündete sich ihm das Ideal, für die anthroposophische Jugendarbeit zur Bildung einer ähnlich gearteten, nur den Forderungen der Gegenwart angemessenen Bruderschaft zu kommen. Noch bestärkt darin wurden diese Berliner Jugendlichen durch einen Mitte Juli 1922 in der Zeitschrift «Anthroposophie, Wochenschrift für freies Geistesleben» erschienenen Aufruf,9 sich dem neu begründeten
9 Dieser Aufruf ist auf Seite 411 wiedergegeben.
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«Bund für freies Geistesleben» anzuschließen. Sie waren sofort der Meinung, daß man so, wie es in diesem Aufruf geschehen ist, nicht vorgehen könne. Und als kurz darauf Ernst Lehrs auf seiner Organisationsreise für das Jugendtreffen mit Wilhelm Rath und dessen Arbeitsgruppe in Berlin zusammentraf, begeisterte auch er sich für deren Ideal von einem den Gottesfreunden ähnlichen Bund. Damals sprach Wilhelm Rath zu Ernst Lehrs auch schon von seinem Gedanken, daß man Dr. Steiner um eine gemeinsame Meditation bitten solle, durch die sich alle Jugendlichen im Geiste täglich miteinander verbinden könnten. Und kurz vor der Abreise nach Stuttgart schrieb Rath an Lehrs noch, wie er glaube, daß dieser Gedanke beim Jugendtreffen vorgebracht werden könnte: «Noch einen Vorschlag hätte ich, den man aber vielleicht erst im Laufe der Veranstaltung im persönlichen Gespräch wird zur Sprache bringen können, um ihn dann gegebenenfalls Dr. Steiner als Bitte zu unterbreiten: daß er uns, die wir ja für alle Zukunft zu einem intensiven lebendigen Zusammenarbeiten kommen wollen, die Möglichkeit gibt, daß wir, auch wenn uns der Raum trennt, uns doch im Geiste zu bestimmter Zeit meditativ vereinigen können in rhythmischer Folge, daß uns der Doktor also eine uns vereinigende gemeinsame Meditation gibt, in deren Inhalt man sich des Morgens oder des Abends versenkt. - Der Gedanke scheint mir wichig. Ob und wie er sich verwirklicht, wird sich schon herausstellen - die mit der Verwirklichung verbundenen Gefahren müßte man besonders bedenken.» Mit diesem Brief - so Wilhelm Rath in seinem Bericht «Mein Weg zum Kreis» - «war das Ergebnis eines langen, intensiven Ringens um die von uns an Dr. Steiner zu stellende Frage zu etner bestimmten Formulierung gelangt».
Dazu beigetragen hatte offenbar auch das Vertrauensverhältnis, das Wilhelm Rath zu einigen Berliner Vertretern der älteren Generation gewonnen hatte. Mit ihnen - die ihm einiges über die Esotertsche Schule der Vorkriegszeit berichteten - habe er ebenfalls über seinen Gedanken zur Bildung eines esoterischen Gemeinschaftsstrebens sprechen können. Es waren dies Wilhelm Selling und seine Frau Karin Selling sowie sein Schwager Kurt Walther, der bis zum Herbst 1921 dem Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft angehört hatte. Die drei wurden zu einer Art Protektoren der Rath'schen Bestrebung, kamen auch im Oktober 1922 mit nach
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Stuttgart und gehörten dann zu den Gründungsmitgliedern des esoterischen Jugendkreises.
Als sich am 1. Oktober gegen 80 junge Menschen von 18 bis 25 Jahren (denen sich auch einige ältere anschlossen) im Stuttgarter Gesellschaftshaus zu dem Treffen der Jugend mit Rudolf Steiner einfanden, machte sich sogleich der Gegensatz «ältere - jüngere Generation» bemerkbar. Denn die offiziellen Gesellschaftsvertreter waren brüskiert, daß sie in die Veranstaltung nicht einbezogen worden waren. Sie fragten deshalb bei Rudolf Steiner an, worauf er geantwortet habe: Er selber wisse auch nicht, was die jungen Leute von ihm wollten. Einige von ihnen seien bei ihm gewesen und hätten über alles mögliche mit ihm gesprochen, und er habe ihnen auf ihre Bitten diesen Kursus zugesagt. Aber, was sie wirklich wollten, hätten sie ihm nicht gesagt. Als man dies den Initianten des Jugendtreffens mitteilte, waren sie darüber sehr erschrocken und ließen ihrerseits Rudolf Steiner durch einen Freund um eine Erklärung bitten. Seine Antwort habe gelautet: Sie hätten zum Ausdruck gebracht, daß sie starre Programme als etwas Überlebtes ansähen. Er sei darin ganz mit ihnen einig. So sollten sie auf Grund der unter ihnen inzwischen geleisteten Arbeit ihm sagen, worüber er im Kursus zu ihnen sprechen solle. Ihm sei nahegelegt worden (mit dem Brief von Ernst Lehrs), nicht gleich am ersten Tage zu erscheinen, um den Versammelten Zeit zu lassen, sich untereinander gehörig zusammenzufinden. Er schlage vor, daß man diese Zeit benutze, um sich über ein bestimmtes, ihm zu stellendes Thema für seinen ersten Vortrag klar zu werden. Nach Anhören desselben hätten sie dann Material, sich darüber klar zu werden, worüber sie von ihm in seinem zweiten Vortrag hören wollten. Auf diese Weise solle, ganz wie sie es sich wünschen, der Kurs'1 ohne Programm ganz lebendig entstehen. (Nach dem Bericht «Entstehungsgeschichte des Jugend-kreises» von Ernst Lehrs.)
Bei den daraufhin erfolgten Gesprächen im Organisationsgremium bildeten sich zwei sehr gegensätzliche Auffassungen heraus. Während die Rath-Lehrs-Gruppe ihre Frage nach einer berufsunabhängigen
10 Auf Rudolf Steiners Veranlassung hin wurden dann aber sowohl der Gesellschaftsvorstand wie auch das Lehrerkollegium der Freien Waldorfscbule zu seinen Vorträgen eingeladen.
11 Pädagogischer Jugendkurs, Stuttgart 3. - 15. Oktober 1922, GA 217.
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esoterischen Gemeinschaftsbildung vorbringen wollte, lehnte die andere Gruppe dies kategorisch ab und forderte, daß nur das Pädagogische betreffende Fragen gestellt werden sollen. Zuletzt einigte man sich auf eine neutral formulierte Frage. Als diese dann Rudolf Steiner nach seiner Ankunft am 3. Oktober vorgelegt wurde und er davon enttäuscht zu sein schien, fühlte sich Wilhelm Rath gedrängt, doch auch auszusprechen, daß einigen noch besonders am Herzen liege die Frage nach einer esoterischen Gemeinschaftsbildung. Rudolf Steiner sei sofort bereitwillig darauf eingegangen, habe aber vorgeschlagen, das zunächst doch unter allen Kursteilnehmern zu besprechen; diejenigen, denen das sympathisch sei, würden sich dann schon dazu finden. Er werde dann selber dazu kommen, und man werde so sprechen, daß dann beim nächsten Zusammensein nur noch die dabei sein würden, die das wirklich wollen.
Einige Male kamen zunächst auf diese Weise alle Kursteilnehmer mit Rudolf Steiner zusammen. Außerdem gab es noch Besprechungen der Teilnehmer nur unter sich. Nach zum Teil sehr heftigen Auseinandersetzungen trennte sich die Mehrzahl von der RathLehrs-Gruppe und die weiteren Besprechungen fanden im kleineren Kreis, ohne die Opponenten statt. Wann genau diese Zusammenkünfte stattfanden und was Rudolf Steiner bei welcher Zusammenkunft sprach, läßt sich wegen der Widersprüche in den Unterlagen nicht mehr erschließen. Bekannt ist nur das Datum der letzten vorbereitenden Besprechung, die am 12. Oktober stattfand. Am Tage darauf waren nur noch diejenigen anwesend, die sich zur Kreisbildung entschlossen hatten. Es waren zwölf, denen Rudolf Steiner die erbetene Meditation gab und drei Tage später, am 16. Oktober 1922, die Gelöbnisformel.12 Dieser 16. Oktober 1922 gilt als der «Stiftungstag» des esoterischen Jugendkreises. Rudolf Steiner kam von der ersten Zusammenkunft an zusammen mit Frau Marie Steiner, die bis 1924 an allem teilnahm.
Das nächste Zusammentreffen von Kreisfreunden mit Rudolf Steiner erfolgte in Dornach, wenige Tage nach der Katastrophe des
12 Wie aus dem Rundschreiben auf Seite 404 zu ersehen ist, spielten ein Gelöbnis und die Zahl Zwölf schon von Anfang an in der Jugendbewegung eine Rolle. Offenbar wurde deshalb auch von den Initianten des esoterischen Jugendkreises ein Gelöbnis für wünschenswert gehalten. Darauf dürfte sich die Bemerkung Rudolf Stciners am Schluß der Zusammenkunft vom 13.10.1922 beziehen.
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Goetheanumbau-Brandes in der Silvesternacht 1922. Ernst Lehrs berichtet darüber: «Seine nach verschiedenen Seiten hin unverblümt geäußerte Kritik an der Gesellschaft und verschiedenen Betätigungen in ihr in den Wochen, die jener schicksaltragenden Weihnachts-und Neujahrszeit vorangegangen waren, ließ einem deutlich werden, daß es deren Versagen zuzuschreiben war, daß dem Bau der nötige geistige Schutz gefehlt hatte. War aus einem Erleben dieses Versagens heraus doch auch schon der Impuls zum Jugendkurs entstanden sowie dasjenige, was zum Zustandekommen unserer besonderen Sache geführt hat. So kam unter uns der Gedanke auf, wir sollten Rudolf Steiner fragen, ob und wie wir dazu beitragen könnten, daß die Gesellschaft - wie es einer unter uns formulierte - wieder würde.» In diesem Sinne baten sie ihn, mit ihm sprechen zu dürfen. Als sie ihm dann am 3. Januar 1923 im Glashaus ihre Frage nach einem möglichen Beitrag ihrerseits zur Konsolidierung der Gesellschaft vorbringen konnten, habe er «in ruhigem Ton mit nachdrücklichem Ernst» erwidert: «Halten Sie sich nur selber konsolidiert, und die Gesellschaft wird konsolidiert sein.» Dann habe er noch den Rat gegeben, daß sie sich regelmäßig zusammensetzen sollten, um sich in «symposiumartigen Gesprächen» immer wieder auf die Grundimpulse ihrer Gemeinschaft zu besinnen.13
Die nächste Zusammenkunft mit Rudolf Steiner erfolgte in Stuttgart am 13. Juli 1923. Die Kreisfreunde hatten darum gebeten, um Fragen vorbringen zu können. Rudolf Steiner sei darauf jedoch gar nicht eingegangen, sondern habe ihnen eine esoterische Stunde gehalten. Eine zweite folgte in Dornach während der Weihnachtstagungszeit, am 30. Dezember 1923. Zu dieser brachte er außer Frau Marie Steiner auch Frau Dr. Ita Wegman mit.
Nach einer Aufzeichnung von Ernst Lehrs «Definition des Kreises» aus dem Jahre 1963 habe Rudolf Steiner weiterhin «den Betreffenden mit seinem Rat zur Verfügung gestanden, bis zu seiner Erkrankung mündlich, danach bis kurz vor seinem Tode schriftlich». Darüber liegen jedoch im Rudolf Steiner-Archiv keine Unterlagen vor.
Für die Nachkriegszeit bis zur Neu-Begründung der früheren esoterischen Schule als «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft
13 Aui einem Rundbrief von Ernit Lehrs «Aus der Anfangszeit unierei Kreises».
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am Goetheanum» an Weihnachten 1923 gilt ganz allgemein - und für den esoterischen Jugendkreis im besonderen -, daß die Initiativen für esoterische Zusammenschlüsse, so wie auch für die Gründung der «Christengemeinschaft», nicht von Rudolf Steiner ausgingen. Vielmehr war es so, daß er den an ihn herangetragenen Fragen und Bitten wo immer möglich zu entsprechen suchte.
Einige Angaben zu den zwölf Gründungsmitgliedern:
Daniel van Bemmelen, 1899-1982, geboren in Niederländisch Ost-Indien, Mitglied seit 1921, Lehrer in der von ihm 1923 mitbegründeten ersten holländischen Waldorfschule in Den Haag.
Georg Groot, 1899-1967, Dr. med., geboren in Ronneburg im Baltikum, Mai 1920 Mitglied in Berlin, lernte als Student 1919 durch die Dreigliederung die Anthroposophie kennen und arbeitete dann in der Berliner Gruppe des Hochschulbundes mit, zu der auch Wilhelm Rath gehörte. Nach dem Brand des Goetheanums gehörte er jahrelang zu den Wächtern, die für die Sicherheit des Baues und der Person Rudolf Steiners verantwortlich waren.
Herbert Hahn, 1890-1970, geboren in PernaulEstland, März 1912 Mitglied in Berlin. Von Rudolf Steiner 1919 als Lehrer an die Freie Waldorfschule in Stuttgart berufen.
Ernst Lehrs, 1894-1979, geboren in Berlin, Mitglied seit August 1921, damals Student der Physik in Jena, später Lehrer an der Waldorfschule in Stuttgart und im Kommitee der 1923 für die Jugend begründeten «Freien Anthroposophischen Gesellschaft». Später Lehrer in Den Haag, London, Aberdeen und nach dem Krieg mit seiner Frau Maria Röschl am Rudolf Steiner Seminar in Eckwälden.
René Maikowski, 1900-1992, geboren in Berlin, Mitglied seit 1921, Studium der Geschichte und Sozialwissenschaften, ab 10. März 1922 Geschäftsführer des «Bundes für anthroposophische Hochschularbeit», später Lehrer an verschiedenen Waldorfschulen.
Wilhelm Rath, 1897-1973, geboren in Berlin, Juni 1920 Mitglied in Berlin, Buchhändler, Literat und später Landwirt in Farrach in Kärnten. Mit Lehrs und Maikowski im Kommitee der «Freien Anthroposophischen Gesellschaft» .
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Wilhelm Selling, 1869-1960, geboren in Steinau an der Oder, April 1905 Mitglied in Berlin, Maschinenbautechniker, lange Jahre als Kolonialbeamter in Afrika. Aus Gesundheitsgründen frühzeitig pensioniert, stellte er sich in Berlin ganz für die anthroposophische Arbeit zur Verfügung. So betreute er die Theosophische Bibliothek in der Motzstraße und galt als der Mentor der Jugendarbeit in Berlin. 1931 bis 1939 in Stockholm.
Karin Selling, geb. Flack, 1880-1958, Schwedin, Lehrerin, Mitglied schon in der Skandinavischen Sektion der Theosophischen Gesellschaft, heiratete 1920 Wilhelm Selling und kam nach Berlin, später Lehrerin an der Waldorfschule in Stockholm.
Emma Smit, 1896-1986, Holländerin, Lehrerin, mit ihrem späteren Mann D. van Bemmelen gehörte sie zu den Initianten der «Frije School» in Den Haag.
Maria Spira, 1895-1972, April 1921 Mitglied in Wien, kam aus der zionistischen Jugendbewegung, heiratete später Wilhelm Rath und lebte mit ihm ab 1935 in Farrach in Kärnten.
Albrecht Strohschein, 1899-1962, geboren in Hamburg-Harburg, März 1920 Mitglied in Bremen, erst als gelernter Kaufmann Mitarbeiter im «Kommenden Tag» in Stuttgart, dann Student der Psychologie in Jena, 1924 Mitbegründer der heilpädagogischen Bewegung.
Kurt Walther, 1874-1940, geboren in Frankfurt/Oder, Postrat, Juni/Juli 1904 Mitglied in Hamburg, 1908 nach Fürstenwalde bei Berlin versetzt.
1910 heiratete er Wilhelm Sellings Schwester Clara, die seit 1905 zum Haushalt Rudolf Steiners gehörte. Nachdem er 1913 nach Berlin versetzt wurde, kehrten sie in die Motzstraße zurück. Kurt Walther war Vortragender und Leiter vieler Kurse, 1916 bis 1921 als Nachfolger von Marie Steiner im Zentralvorstand der Anthroposophischen Gesellschaft.
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Anhang
Einige Dokumente zur Geschichte der anthroposophischen
Jugendbewegung
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1. Aufruf zur Bildung eines «Jugend-Zweiges»
Der erste Aufruf zur Bildung einer anthroposophischen Jugendbewegung, vom 17. März 1920, wurde Rudolf Steiner mit folgendem Begleitbrief14 von Robert Wolfgang Wallach übermittelt:
Stuttgart am 18. März 1920
Sehr verehrter Herr Dr. Steiner!
Nach nochmaliger Überarbeitung haben wir nun den beigelegten Aufruf fertiggestellt und an die jugendlichen Brüder und Schwestern unserer Bewegung gesandt. Wir hoffen recht sehr, daß wir damit voll und ganz in Ihrem Sinne gehandelt haben. Über die Form und die Arbeit des «JugendZweiges» haben wir weiter beratschlagt und sind zu einigen Punkten gekommen, die ich Ihnen gern auch noch unterbreiten möchte. Wir wählen aus dem Kreise der älteren anerkannten Mitglieder der Gesellschaft uns «Patrone», die uns geistig leiten, denen wir unser Tun und Unternehmen unterbreiten, und die für uns bei der Gesellschaft bürgen. Einen «Vorstand» oder dergleichen gibt es nicht. Wir wählen an jedem Ort, wo eine Arbeitsgruppe entsteht, uns jemanden aus unsrer Mitte, der eine Art Arbeitssekretariat verwaltet. Es werden bei ihm die Wünsche über einen abzuhaltenden Arbeitskreis eingereicht, und er sucht hierfür aus den älteren Mitgliedern einen gerade für dieses Gebiet geeigneten Lehrer und bittet denselben zur Übernahme des Lehramtes. Dann soll von diesem Sekretariat aus die Arbeit in die Kreise der Jugendbewegungen und Hochschulen geleitet werden, in freier, nur dem hohen Ziel entsprechenden Art. Wir denken ferner an Rundschreiben und später zur Zeitschrift auszubauende Rundbriefe unter den einzelnen Arbeitsgruppen, und hoffen, daß wir damit ganz in Ihrem Einverständnisse handeln werden. -Indem ich gerade berufen bin, sehr verehrter Herr Dr. Steiner, Ihnen von unserem jungen Wollen die Mitteilung [zu] machen, drängt es mich Ihnen
zu sagen, welche Unendlichkeit, die mich für mein ganzes Leben Ihnen verpflichtet, ich in der doch noch kurzen Zeit meines mich zu Ihnen
14 Original im Rudolf-Steiner-Archiv.
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Gefunden-Habens verdanke und noch zu verdanken haben werde, und was mich Sie bitten läßt meine ganze Dankbarkeit und tiefste Ergebenheit anzunehmen. Ihr Robert Wolfgang Wallach.
Stuttgart, den 17. März 1920.
An die Jugend der anthroposophischen Bewegung!
Schon lange und immer lebhafter haben wir in uns das Bedürfnis und beim Hinblick auf manche, besonders in der jüngeren Generation lebenden, geistigen Bestrebungen der Gegenwart die Notwendigkeit empfunden, die anthroposophische Weltanschauung, wie sie Rudolf Steiner als Lehrer vertritt, uns zu erarbeiten, auszusprechen und darzuleben in der Art, die unserem in die innere und äußere Not der Zeit hineingeborenen Leben entspricht. Dieses nach Gestaltung drängende Bedürfnis hat nunmehr die Anregung, die uns Rudolf Steiner selbst zur Gründung eines allgemeinen
JUGEND-ZWEI GES
gegeben hat, zu folgendem Entschlusse reifen lassen:
Wir rufen alle Jugendlichen, die sich der anthroposophischen Bewegung angehörig fühlen, gleichgültig, ob sie Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind oder nicht, auf, sich mit uns zu einem solchen Jugendzweige zusammenzuschließen.
In diesem wollen wir unter uns und mit selbstgewählten Lehrern in solcher Art arbeiten, wie es unsere Jugend in der Morgendämmerung einer neuen Zeit uns zum Recht zugleich und zur heiligen Pflicht macht. Im einzelnen soll sich die Arbeit völlig frei individuell und den jeweiligen örtlichen Verhältnissen angepaßt gestalten.
Nach außen wollen wir besonders in alle Kreise derjugend, die bisher nicht erreicht wurden, hineinwirken in der Überzeugung, daß gerade sie für die Zukunft Lebensmöglichkeiten in sich tragen; mitberufen, die
anthroposophische Bewegung zu ihrer zukünftigen Weltaufgabe emporzuheben, bedürfen sie eines eigenen, aus ihrem Wesen sich ergebenden Weges zu ihr hin. Einzige Aufnahmebedingung in diesen Jugendzweig soll das Gelöbnis sein, sich mit ganzer Kraft und Hingebung in den Dienst der Bewegung zu stellen.
Walter Scheidegger, Rudolf Geering, Basel;
Ehrenfried Pfeiffer, Dornach; Anton Burg, Karlsruhe;
Hans Erhard Lauer, Heidelberg; Luise Kieser, Heilbronn;
Else Koch, Leipzig; Otto Senn, München;
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Elisabeth Baumann-Dollfus, Paul Baumann, Freie Waldorfschule Stuttgart;
Robert Wolfang Wallach, Angestellter am «Bund für Dreigliederung», Stuttgart.
Die Mitglieder des «Jugendzweiges» werden als solche der Geschäftsstelle der Anthroposophischen Gesellschaft in Berlin gemeldet.
Wir bitten den Zusammenschluß an den verschiedenen Orten im Sinne des Aufrufes bald zu bewirken und Mitteilung, Namenslisten und Einzel-anmeldungen hierher gelangen zu lassen, unter der Anschrift: Dr. R. W. Wallach, Stuttgart, Dobelstr. 4/11.
Ein Rundschreiben mit Vorschlägen über die Art der Zusammenarbeit wird in Kürze folgen.
Für Stuttgart ist der Zusammenschluß am 13. März 1920 erfolgt.
Jugendzweig: Gruppe Stuttgart.
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2. Undatiertes Rundschreiben, März/April 1920:
Nr.11
Rundschreiben über
die Form des anthroposophischen Jugendzweiges
Der Jugendzweig ist eine Arbeits-Gemeinschaft. Sein Stammort ist Stuttgart. Er hat keine Vorsitzenden, sondern in Stuttgart einen Geschäftsführer und an den einzelnen Orten Arbeitsleiter, die alle jährlich neu bestimmt werden können.
Aus den Reihen der älteren Anthroposophen wählt sich der Jugend-zweig seine Patrone, zu denen die Jugendlichen vollstes Vertrauen haben. Ihnen werden alle Unternehmungen des Jugend-Zweiges zur Begutachtung vorgelegt. Das Patronat läuft jährlich. Auf 12 Jungleute soll nicht mehr als ein Patron kommen.
Die Mitglieder des Jugendzweiges werden als solche der Geschäftsstelle der Anthroposophischen Gesellschaft Berlin Motzstrasse gemeldet. Die Mitgliedskarten des Jugend-Zweiges werden von Stuttgart ausgestellt. Mitglied des Jugend-Zweiges kann jeder werden, der bereit ist, das Gelöbnis abzulegen: Sich mit ganzer Kraft und Hingebung in den Dienst der anthroposophischen Bewegung zu stellen. Eine Altersgrenze gibt es nicht, doch soll Mitglied nur der werden, der bereit ist, dem Lern- und Lebenswillen der jeweils Jüngsten im ganzen Umfange sein Recht werden zu lassen. Die Ableistung des Gelöbnisses soll nach einer Probezeit von 6 Wochen erfolgen - außer wenn der Aufzunehmende schon Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft ist. Bei der Aufnahme und der Zusammenarbeit sind alle Sympathien und Antipathien vor der Sache selbst zurückzustellen. Der Ausschluß eines Mitgliedes, soweit es nicht selbst sein Gelöbnis zurückzieht, kann nur nach Beantragung der ganzen Gruppe und nach Gutheißung aller Patrone durch die Geschäftsstelle erfolgen.
In den Ortsgruppen-Besprechungen, die monatlich einmal erfolgen sollen, und beim Antrag auch nur eines Gruppenmitgliedes stattfinden mussen, haben die Mitglieder unter 30 Jahren doppelte Stimme.
Vor der Persönlichkeit Rudolf Steiners als Lehrer sind die Mitglieder des Jugend-Zweiges denen der Gesellschaft gleich berechtigt.
Die Initiative zur Arbeit soll vor allem von den Lernenwollenden durch Anträge beim Arbeitsleiter gegeben werden. Er vermittelt die Zusammenarbeit, d. h. er sucht die passenden Lehrer. Als Lehrer sollen möglichst ältere Anthroposophen herangezogen werden. Doch soll den
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Jüngeren auch die Möglichkeit, sich zu Lehrern heranzubilden, gegeben sein. Die Arbeit, bei der letzte Wahrhaftigkeit - wirkliche Beschlagenheit bei den Lehrenden, Aufnahmefähigkeit bei den Lernenden - Grundsatz sein soll, geschieht in freien Arbeitskreisen nach gegenseitiger Vereinbarung. Im Einzelnen soll sich die Arbeit den örtlichen Verhältnissen individuell anpassen.
Nach außen gilt es, in alle Kreise der Jugend hineinzuwirken. Man muß versuchen, in freideutschen Verbänden, Hochschulen, Jugendvereinen Eingang zu finden, Vorträge und Einführungskurse zu halten, und auch eine lebhafte Einzelheranziehung durch persönliches Nähertreten zu bewerkstelligen versuchen. Schriftenaustausch. Aufsätze in jungdeutschen Zeitschriften. Auflegen unserer Zeitschriften in Lesesälen.
Die Verbindung der Ortsgruppen soll [durch] nach Bedürfnis herauszugebenden Rundbriefen erfolgen, in denen Erkenntnisse und Erfahrungen niedergelegt werden sollen. Außerdem sollen, wenn möglich, Zusammenkünfte des ganzen Zweiges veranstaltet werden.
Die Ortsgruppen werden einen von ihnen selber noch zu bestimmenden Mitgliedsbeitrag erheben müssen, von dem wir bitten, einen Teil zur Deckung der Kosten der Geschäftsstelle an dieselbe zu überweisen.
Wir bitten, in den Ortsgruppen dieses Rundschreiben durchzusprechen und uns Wünsche auf Änderung seines Textes oder Einverständnis mit ihm an die Stammstelle Stuttgart Dobelstrasse 4 II mitzuteilen, damit wir es in größerer Anzahl zur Verbreitung bringen können.
Die Geschäftsstelle des Anthroposophischen Jugend-Zweiges,
i.A. Otto Benn
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3. Ein Rundschreiben von Paul Baumann, April 1920
Paul Baumann, Lehrer der Stuttgarter Waldorfschule und Mitunterzeichner des Aufrufes vom 17. März 1920 zur Bildung eines Jugendzweiges, distan-zierte sich von einem Rundschreiben15 in Sachen Jugendzweig mit folgendem Schreiben an die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft. Es ist zwar nicht datiert, muß aber vor dem 16. April 1920 verschickt worden sein, wie aus dem anschließend wiedergegebenen Rundschreiben von Ehrenfried Pfeiffer vom 16. April 1920 hervorgeht.
Anthroposophische Jugendbewegung. Eine Berichtigung.
Es spukt hier seit kurzer Zeit ein verworrenes Treiben unter der Flagge des obigen Titels, das durch einen groben Vertrauensbruch und Mißbrauch meiner Unterschrift mit meinem Namen enger verknüpft erscheint, als es der Wirklichkeit entspricht.
Sein Programm einer Organisation steht dem, was ich vertreten kann, in jeder Beziehung entgegen. Ich habe nicht die Absicht, die positive Arbeit der Anthroposophischen Gesellschaft dadurch zu stören, daß ich verantwortungslosen Elementen, die nur ihre Jugend an Jahreii als wesentliches aufführen können, die Gelegenheit gebe, im Namen der Gesellschaft ihr Unwesen zu treiben und ihn zu ihren persönlichen Zwecken zu mißbrauchen. Ebensowenig will ich eine sinnlose Jugendbewegung gründen, die nur an Phrasen sich berauscht; finden sich aber junge und für die Jugend interessierte Menschen, die den festen Willen besitzen zur Arbeit in anthroposophischer Richtung, wollen sie ihr Streben in einer besonderen Gruppe zum Ausdruck bringen, dann hat es einen Sinn, sie zusammenzuschließen.
Zwei Gesichtspunkte kommen dabei in Betracht: Eine umfangreiche Arbeit nach außen in alle, besonders in jugendliche Kreise hinein, wissenschaftliche, künstlerische, propagandistische Tätigkeit kann auch ohne jede Organisation vom Einzelnen geleistet werden; Gruppen werden erst auf Grund von Leistungen entstehen und können dann in Fühlung treten,
15 Es ist nicht klar, von welchem Rundschreiben P. Baumann sich distanzierte: inhaltlich und auch durch die Bezeichnung «2. Rundschreiben» könnte es sich um das vorstehende handeln, dazu aber passt der Passus «Ansichten, die man mir unterstellen könnte auf Grund eines (2.) Rundschreibens, das meinen Namen als Adresse der Geschäftsstelle trägt» nicht. Entweder hat er sich unklar ausgedrückt und meinte die Anwesenheit seines Namens auf dem ersten Rundschreiben, oder es gab eine andere Fassung des 2. Rundschreibens, oder es handelte sich um ein drittes Rundschreiben, das im Archiv nicht vorliegt.
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um sich zu befruchten und gemeinsame Stoßkraft zu entwickeln. Sind heute schon freie Gruppen vorhanden, so muß ihr Zusammenschluß zu einer «Anthroposophischen Jugendbewegung« den Sinn der Verstärkung haben: großzügige Unternehmungen sollen durch sie ermöglicht werden. Der andere Gesichtspunkt ist der eines «anthroposophischen Jugendzweiges» im Rahmen der Gesellschaft. Als Vertrauensmann, der vom Vorstand anerkannt ist, bilde ich einen solchen Zweig in dem Augenblick, da eine Anzahl von Menschen sich mit mir zusammentut unter den Voraussetzungen, die die Gründung berechtigen. Dieser Jugendzweig würde allerdings an seine Mitglieder andere Anforderungen stellen, als ein bloßes «Gelöbnis» junger Menschen; er würde umfassen die vorher erwähnte Außentätigkeit und Leistungen in noch höherem Grade verlangen. Die besondere Heranbildung der aus der Schule Entlassenen zur Geisteswissenschaft im persönlichen Verkehr ist seine spezielle Aufgabe. Die Erziehungsarbeit der Freien Waldorfschule weiterzuführen, die geisteswissenschaftlichen akademischen Bestrebungen zu unterstützen, Menschen zu finden und anzuleiten, denen man Vertrauen schenken kann für die Praxis, das sind Ziele eines solchen Jugendzweiges. Er wird auch im günstigsten Falle zunächst nur eine kleine Anzahl von Mitgliedern aufweisen können, der «Lebenswille der jeweils Jüngsten» wird wohl meistens aufs Lernen beschränkt sein; die Regelung ihres Gedankenlaufes, die Klärung ihres Gefühlslebens können ihre Kraft voll beanspruchen und sind heute dringend nötig; von einem Stimmrecht kann erst die Rede sein, wenn sie vertrauenswürdig sind; die Verantwortung ein Urteil darüber abzugeben, ist dem Vertrauensmann auferlegt. Auf dieser Grundlage können an verschiedenen Orten Jugendzweige entstehen und sich dann zusammenschließen.
Nicht programmatische Ausführungen wollte ich hier geben, sondern nur kurze Hinweise auf Grundlagen, die vorhanden sein müssen für eine fruchtbare Jugendbewegung, vor allem aber eine Berichtigung der Ansichten, die man mir unterstellen könnte auf Grund eines (2.) Rundschreibens, das meinen Namen als Adresse der Geschäftsstelle trägt, ohne daß ich irgendwie daran beteiligt oder damit einverstanden war. Es wurde in meiner Abwesenheit verfaßt und verschickt. Meine Tätigkeit hier in Stuttgart steht schon im Dienste einer umfassenden anthroposophischen Jugendbewegung, die geistig vorhanden ist; findet diese die Möglichkeit, auch äußere organisatorische Formen anzunehmen, so tut die Jugend damit einen großen Schritt vorwärts.
Paul Baumann, Lehrer der Freien Waldorfschule
Stuttgart, Landhausstr. 107 II
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4. Ein Rundschreiben von Ehrenfried Pfeiffer
Dornach, den 16. April 1920
An alle jugendlich empfindenden Menschen, welche die wirkliche
Erneuerung des Geisteslebens erstreben!
Beinahe zu viel schon ist über den Jugendzweig geschrieben worden. Doch erscheint es mir als einem Mitbegründer desselben nötig, gegen zwei Rundschreiben Stellung zu nehmen, um die eigentliche Aufgabe des Jugendzweiges wieder in den Vordergrund zu rücken. Das eine, als Rundschreiben Nr.2 von der Geschäftsstelle des Jugendzweiges Stuttgart verbreitet, hätte niemals herausgegeben werden können, wenn man sich klar bewußt gewesen wäre, daß der Jugendzweig vor allem eine Stätte ernstester Arbeit und Lernens nach innen und Wirkens nach außen sein soll, daß aber nicht eine Organisation geschaffen sein soll, die als starre Schale den guten Kern, den sie umgibt, ersticken muß. Das andere Schreiben geht von Paul Baumann, Stuttgart, aus und scheint gerade aus einem Geiste hervorgegangen zu sein, der sich auch schon in einer senilen «Jugend» bemerkbar macht, den zu überwinden aber gerade die Aufgabe des Jugendzweiges sein soll.
Statt dessen scheint es mir notig, einen Zusammenschluß zu schaffen, der sich aus einem inneren Bedürfnis heraus von selbst ergeben muß ohne «Patrone» oder «vom Vorstand anerkannte Vertrauensleute», die eben doch auch einmal durch senilen Charakter eine lebendige Fortentwicklung hemmen könnten. Es soll damit keine Kritik geübt werden an diesen
beiden Rundschreiben. Es soll nur gezeigt werden, daß in ihnen nicht der Geist ist, der die Jugend zur Durchführung ihrer Mission tragen kann:
Dereinst Träger der Anthroposophischen Bewegung zu sein und jetzt schon die Erneuerung des Geisteslebens aus jugendlichem Empfinden heraus der Jugend zu bringen. Wie kann aber die Jugend ihre Mission erfüllen, wenn sie organisiert wird (2. Rundschreiben) oder wenn man sie unter Kuratell stellt, wie es Paul Baumann anstrebt, trotz aller guten Gedanken und schönen Worte, die in seinem Rundschreiben enthalten sind?
Zu der Arbeit, die diese Mission ermöglicht soll folgender Entwurf eine Anregung bilden:
Entwurf über Grundzüge der Arbeit im Jugendzweig!
Die Arbeit im Jugendzweig soll vor allem unter dem Gesichtspunkte geschehen, daß die Jugend einmal der Träger der anthroposophisch orientierten
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Geisteswissenschaft sein kann. Um die Mitglieder des Jugendzweiges hierzu zu befähigen, soll in regelmäßigen, den örtlichen Verhältnissen angepaßten Zusammenkünften durch geeignete Referate und Vorträge und die Mitarbeit der Zuhörer eine Erziehung der Teilnehmer in geistes-wissenschaftlichem Sinne erfolgen, besonders eine Stärkung des Willens und eine Schärfung und Verselbständigung des Denkens und der Urteils-fähigkeit.
Ehe der Jugendzweig irgendwie nach außen auftreten kann, muß er in seinem Inneren einen tatkräftigen, beschlagenen Stamm von Persönlichkeiten haben, die im Stande sind einerseits einer sogenannten exakten Wissenschaft gegenüber den geisteswissenschaftlichen Standpunkt in zu-sammenfassender überzeugender Weise zu vertreten, die andererseits auch fähig sind, den Menschen, die ein richtiges Gefühl für die Geistes-wissenschaft zwar haben, dieses Gefühl aber nicht in logischer, sachgemäßer Weise objektiv zum Ausdruck zu bringen vermögen, den Weg zu zeigen zu einer klaren intellektuellen Betätigung, zum tätigen Verstand.
Jeder muß sich bewußt sein: Auf mir ruht die Zukunft der anthroposophischen Bewegung. Ich will meine Fähigkeiten so ausbilden, daß ich in der Lage bin mit meiner ganzen Persönlichkeit für die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft einzutreten. Erst wenn ein herangebildeter, von solchem Bewußtsein durchdrungener Stamm von Persönlichkeiten geschaffen ist, wird es mit Erfolg möglich sein an die noch nicht in der anthroposophischen Bewegung stehenden Jugendkreise heranzutreten und sie für unsere Sache zu gewinnen. Wenn wir selbst zu unserem Wollen das Können hinzufügen, dann kann der Kampf gegen das alte Denken überall aufgenommen werden.
Geschieht die Arbeit des Jugendzweiges in diesem Sinne, so ergibt sich die äußere Form von selber. Wer gewillt ist an solcher Arbeit teilzunehmen, wird sich mit den Gleichgesinnten zusammenfinden. Es werden auch
schon in den Kreisen dieser Jugend solche sein, die fähig sind aus anthroposophisch orientierter Geisteswissenschaft heraus Vorträge und Anregungen zu geben. Sollte die Jugend mit ihrem eigenen Können nicht weiter finden, so wird sich aus den Kreisen der Älteren sicher mancher finden, der bereit ist über ein Thema im Jugendzweig zu sprechen oder in einem vom Jugendzweig bestimmten Gebiet lehrend zu wirken.
Vorsitzende und dergleichen hat eine Ortsgruppe nicht nötig, lediglich einen Geschäftsführer, der den rein geschäftlichen Teil der Ortsgruppe besorgt. Er wird von mindestens sieben Mitgliedern gewählt und kann sich dann der Hauptgeschäftsstelle anschließen. Er bleibt solange Geschäftsführer, als er das Vertrauen von mindestens sieben Mitgliedern
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genießt. Die Hauptgeschäftsstelle besorgt den Zusammenschluß und die Verbindung der einzelnen Ortsgruppen. Der Hauptgeschäftsführer wird von der geistigen Zentrale - Dr. Steiner - bestimmt. Den einzelnen Geschäftsstellen obliegt das Arrangement von Vorträgen, Kursen, Mieten von Lokalen, die Kostendeckung, Anmeldung der Mitglieder an den Vorstand der Anthroposophischen Gesellschaft Berlin und an den Hauptgeschäftsführer, usw.
Finden sich solche, die noch [nicht] Mitglied der Anthroposophischen
Gesellschaft sind, aber den festen Willen zeigen im oben angegebenen Sinne zu wirken, so können sie auf ihren Antrag hin in den Jugendzweig
aufgenommen werden. Die Arbeit der Ortsgruppe bürge dann dafür, daß der Neuaufgenommene in richtigem Sinne für unsere Sache eintrete.
Je nach den Auslagen der Ortsgruppen kann ein Beitrag erhoben werden, von dem ein Teil zur Unterstützung der Hauptgeschäftsstelle abgeführt werden soll.
Praktische Winke zu erfolgreicher Arbeit werden dadurch gegeben werden können, daß jede Ortsgruppe durch ihren Geschäftsführer die Art ihrer individuellen Arbeit durch Vermittlung der Hauptgeschäftsstelle den anderen Ortsgruppen zukommen läßt. Durch diese stetige Fühlungnahme kann gegenseitig an den Erfolgen und Mißerfolgen gelernt werden, was not tut und welche Arbeit besonders wirksam ist.
Es soll dieser Entwurf nur die Anregung geben zu arbeiten. Was in ihm als Organisation betrachtet werden könnte, ist nicht als solche gedacht, sondern soll nur der Ariadnefaden sein, der ein gemeinsames, ziel-bewußtes Einen der Kräfte vermittelt.
Wer gewillt ist von diesem Gesichtspunkte aus positiv zu arbeiten, der möge seine Zustimmung an untenstehende Adresse senden. Es ist zu hoffen, daß sich doch noch Jugend findet, die nicht von Senilismus durchsetzt ist, die gewillt ist zu arbeiten in zielbewußtem Streben nach Erneuerung des Geisteslebens.
Ehrenfried Pfeiffer Dornach bei Basel, Haus Wendhof.
5. Aufruf des «Bundes für freies Geistesleben» Überleitung des «Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus» in den «Bund für freies Geistesleben»
#G266c-1998-SE411 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
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5. Aufruf des «Bundes für freies Geistesleben»
Überleitung des «Bundes für Dreigliederung
des sozialen Organismus» in den «Bund für freies Geistesleben»16
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In Nr.50 der Dreigliederungs-Zeitung ist die Titeländerung dieser Wochenschrift17 in «Anthroposophie, Wochenschrift für freies Geistesleben» angezeigt und deren Notwendigkeit des näheren begründet worden. Es war dieses der erste Schritt zu einer zeitgemäßen und in den Verhältnissen liegenden Umgestaltung dessen, was der Dreigliederungsbewegung zu-grunde liegt. Ein weiterer sich als notwendig erweisender Schritt ist die Überleitung des «Bundes für Dreigliederung des sozialen Organismus» in einen «Bund für freies Geistesleben».
Die Dreigliederungsbewegung war unter der Voraussetzung eingeleitet worden, daß sie ein starkes Echo finden werde, weil sie diejenigen Impulse erfaßte, welche in dem Wollen der Zeit, der neueren Menschheit im Gesamten liegen. Sie hat dieses Echo nicht gefunden. Infolgedessen wird sich für die Zukunft ihr Wirken auf dasjenige Gebiet erstrecken, das als Vorbereitendes für ein neues Kulturelement in Frage kommt und dieses ist ein freies Geistesleben.
Die Dreigliederungsbewegung ist dadurch entstanden, daß einige Stuttgarter Persönlichkeiten, welche Angehörige der anthroposophischen Bewegung waren, sich im Frühjahr 1919 an Dr. Steiner wandten mit der Bitte um einen Ratschlag für den Wiederaufbau des sozialen Lebens, nach welchem überall damals gesucht wurde. Dr. Steiner verfaßte dann den bekannten Aufruf «An das deutsche Volk und an die Kulturwelt! » hinter den sich mehrere hundert Persönlichkeiten aus allen Kreisen stellten, und der in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbreitet wurde. Im Anschluß daran entstand die Dreigliederungsbewegung. Sie baute sich auf diejenigen Gedanken auf, welche Dr. Steiner bereits in einer Anzahl Vorträge vertreten hatte und die er niederlegte in der Schrift: «Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft».
Der Dreigliederungsimpuls kann, wenn er richtig verstanden wird, in keiner Weise mit irgendwelchen anderen sozialen Ideenrichtungen identifiziert oder verwechselt werden. Was damit gewollt wird, liegt in den
16 Aus «Anthroposophie, Wochenschrift für freies Geistesleben», 4. Jg., Nr.2,
13. Juli 1922.
17 Vormais «Dreigliederung des sozialen Organismus».
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Tendenzen der neueren Menschheitsentwicklung. Es sollte damit nur klar ausgesprochen werden, was sich ganz allgemein aus den geschichtlichen Notwendigkeiten heraufarbeiten will. Dieser Impuls wird sich unter allen, aber vielleicht noch schwierigeren Umständen, als sie es gegenwärtig sind, emporarbeiten, weil er in den unbewußten Untergründen des heutigen Menschheitsbewußtseins tatsächlich lebt. Man wird dies sehen, denn manche Erscheinungen in der Gegenwart legen bereits Zeugnis dafür ab.
Die Dreigliederungsbewegung war niemals gegen den Staat gerichtet. Sie wollte ihm vielmehr dadurch eine sichere Grundlage geben, daß sie das Geistesleben und das Wirtschaftsleben in ein richtigeres Verhältnis zu ihm zu setzen wünscht, als es zu seinem eigenen Nachteil als Ergebnis der neueren Entwicklung der Fall geworden ist.
Innerhalb der anthroposophischen Bewegung ist versucht worden, ein Geistesleben zu pflegen, welches geeignet ist, dem Geistesleben der Gegenwart diejenigen Impulse zu geben, welche es für seine Fortentwicklung braucht. Die Dreigliederungsbewegung hat kein genügendes Echo gefunden, dagegen ist für Anthroposophie in allen Kreisen, auch in solchen des Proletariats ein weitgehendes Verständnis vorhanden. Aus diesen Gründen erfolgt der Rückzug auf dasjenige Gebiet des freien Geisteslebens, welches immer vertreten worden ist und zu der kulturellen Aufgabe der Dreigliederungsbewegung gehört. Auf diesem Gebiete ist für die in der Gegenwart so wichtige Frage der Erziehung durch die Begründung der «Freien Waldorfschule» in Stuttgart, und für den allgemeinen Kultur-fortschritt als solchen mit dem «Goetheanum, der freien Hochschule für Geisteswissenschaft» ein praktischer Anfang gemacht worden.
Es ist bei zahlreichen Menschen in der Gegenwart aus der heutigen Weltlage heraus ein tiefgehendes Bedürfnis nach einer neuen geistgemäßen und seelentragenden Weltanschauung vorhanden. Die Anthroposophie glaubt diesem Bedürfnis in einer wahrhaft zeitgemäßen Weise entgegenzukommen. Sie ist als Weltanschauung wissenschaftlich fundiert. Sie erweist sich auf allen Gebieten künstlerisch fruchtbar. Sie führt in religiöser Hinsicht zur Vertiefung und sie ist in sozialer Hinsicht wirksam. Sie verfügt über eine umfassende Literatur. Die zahlreichen Schriften Dr. Rudolf Steiners haben Auflageziffern von einer Höhe erreicht, welche erweisen, daß in breitesten Kreisen Interesse für Anthroposophie vorhanden ist.
Eine solche Weltanschauungsbewegung erfordert, wenn sie sich für den Fortschritt der Menschheit fruchtbar erweisen soll, daß sie sich ins volle öffentliche Leben hineinstellt. Es muß die Möglichkeit gegeben sein, daß über sie in breitestem Maße und in sachgemäßer Weise diskutiert
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werden kann. Der Bund für freies Geistesleben will ein solches Podium schaffen. Er will einen Boden abgeben, auf den sich in freiester Weise neue Mitarbeiter aus allen Lebensgebieten stellen können. Die periodischen Publikationen wie die Wochenschrift «Anthroposophie» und die Monatsschrift «Die Drei» stellen sich für die Aufgaben des Bundes zur Verfügung. Eine Weltanschauungsbewegung wie die anthroposophische wird sich um so lebensfähiger erweisen können, je mehr sie sich einem freien, unbefangenen neutralen Urteil gegenübergestellt sieht und je mehr sie selbst die Hand bietet, daß möglichst viele Menschen, denen eine Neugestaltung des Geisteslebens am Herzen liegt, aus ihrer Lebenslage, ihren Erfahrungen und ihren Fähigkeiten in ein freies Verhältnis zu ihr treten können. Ein dogmatisches und unproduktives Anhängertum kann ihr in ihren Aufgaben nur hinderlich sein. Sie braucht auch nicht vor Kampf zurückzuscheuen, aber es sollte der Kampf mit geistigen, nicht mit vergifteten Waffen, mit ehrlichen Mitteln, nicht mit dem Gegenteil geführt werden.
Der Bund für freies Geistesleben, will hierfür einen Rahmen abgeben. Er wird die heute vorhandenen Anfänge einer Bewegung für freie Schulen weiterführen und alle diejenigen Bestrebungen auf wissenschaftlichem, künstlerischem und sozialem Gebiet fördern, welche in der Richtung eines freien Geisteslebens liegen. Hierzu bedarf es der Mitwirkung weiterer Kreise in geistiger wie in finanzieller Beziehung.
Die Mitgliedschaft des Bundes wird erworben durch Anmeldung an die unterzeichnete Bundesleitung oder an eine der entstehenden Orts-gruppen, die in dieser Wochenschrift bekannt gegeben werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt 25 Mark für das Jahr. Die Ortsgruppen erheben hierzu die für ihre eigenen Bedürfnisse notwendigen Zuschläge.
Die Unterzeichneten sprechen die Erwartung aus, daß der Bund für freies Geistesleben, der einem weitgehenden Bedürfnisse unserer Zeit entgegenkommt, in weiten Kreisen ein Echo finden möge, damit ein freies Geistesleben als ein zeitgemäßes, von der Weltlage gefordertes Kultur-element sich erweisen kann.
Ernst Uehli, als Leiter des Bundes für freies Geistesleben, Stuttgart, Champignystraße 17.
Rektor Moritz Bartsch, Breslau, Gottschallstraße 8.
Michael Bauer, Breitbrunn am Ammersee.
Prof. Dr. phil. et jur. Hermann Beckh, Nürnberg, Marientorgraben 1.
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Dr. phil. Herbert Hahn, Lehrer an der Freien Waldorfschule, Stuttgart, Kanonenweg 44.
Dr. med. Eugen Kolisko, Lehrer an der Freien Waldorfschule, Stuttgart, Kanonenweg 44.
Generaldirektor Emil Leinhas, Stuttgart, Champignystr. 17.
Kommerzienrat Emil Molt, Stuttgart, Spittelerstr. 8.
Rudolf Meyer, Berlin SO 36, Kottbuser Ufer 25.
Ludwig Polzer-Hoditz, Wien VI, Köstlergasse 6/8.
Lic. theol. Dr. phil. Rittelmeyer, Berlin W 8, Kronenstraße 70.
Dr. phil. Walter Johannes Stein, Lehrer an der Freien Waldorfschule, Stuttgart, Kanonenweg 44.
E.A.K. Stockmeyer, Lehrer an der Freien Waldorfschule, Stuttgart, Kanonenweg 44.
Dr. ing. Carl Unger, Stuttgart, Werastraße 13.
Ludwig Werbeck, Hamburg, Holzdamm 34.
Prof. Dr. phil. H. Wohlbold, München, Adalberstraße 55.
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6. Memorandum für das
Komitee der Freien Anthroposophischen Gesellschaft Zu dessen Orientierang 18
Rudolf Steiner, März 1923
1. In bezug auf die äußere Konstitution der Freien Anthroposophischen Gesellschaft wäre darauf hinzuarbeiten, daß diese Gesellschaft dem «Entwurf der Satzungen»19 entspricht. Dadurch ist es möglich, Menschen zu einer Gesellschaft zu einigen, die sich darin individuell ganz frei empfinden, ohne daß der Gesellschaft fortwährend die Auflösung droht. Wer den «Entwurf» im rechten Sinne lebendig versteht, wird das alles in demselben erfüllt finden müssen.
2. Zunächst ist notwendig, alle diejenigen Persönlichkeiten zusammenzufassen, die bereits Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft sind und von denen das gebildete Komitee der Meinung ist, daß sie von denjenigen Gesichtspunkten ausgingen, die in berechtigter Art die Trennung in zwei Gruppen der Gesamtgesellschaft bewirken mußten. Bloße Unzufriedenheit mit der alten Leitung kann nicht genügen, sondern nur die positive Orientierung auf ein anthroposophisches Ziel, von dem angenommen werden muß, daß es von der alten Leitung nicht erreicht werden kann.
3. Zunächst aus diesem so gebildeten Kreise der Freien Anthroposophischen Gesellschaft sind Vertrauenspersönlichkeiten zu ernennen, die von dem Komitee anerkannt werden. Man sollte zu Vertrauenspersönlichkeiten nur solche ernennen, die ein Interesse haben, der gegenwärtigen Zivilisation Anthroposophie zu geben. Es werden dann zu den schon in der Anthroposophischen Gesellschaft befindlichen Persönlichkeiten solche kommen, die erst aufgenommen werden. Aber gerade bei diesen ist darauf zu achten, daß sie das Positive des Anthroposophischen zu der Grundrichtung ihres eigenen Lebens gemacht haben. Menschen, die nur ein allgemeines gesellschaftliches Interesse haben, ohne intensiven anthroposophischen Einschlag, sollte man nicht zu Vertrauenspersönlichkeiten ernennen, wenn sie auch in die Gesellschaft mit der Idee etwa aufgenommen werden, daß sie zu wirklichen Anthroposophen heranwachsen.
4. Für die Aufnahme selbst sollte ein Darinnenstehen in der anthroposophischen Weltanschauung bis zu einem gewissen Grade maßgebend
18 Aus GA 217a, S. 205; auch in GA 259, S. 123.
19 Gemeint sind die damals allein bestehenden Satzungen der alten Anthroposophischen Gesellschaft; siehe GA 259, S. 890.
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sein. Es muß aber zunächst für die Aufnahme in die allgemeine Freie Anthroposophische Gesellschaft Weitherzigkeit herrschen. Strenge sollte erst bei der Bildung der engeren Gemeinschaften eintreten.
S. Die Freie Anthroposophische Gesellschaft sollte ein Werkzeug werden zur Verbreitung der Anthroposophie in der Welt. Aus ihrem Schoße müßte die Vortrags- und sonstige Verbreitungsarbeit hervorgehen, auch Institute und sonstiges müßte aus ihr gebildet werden.
6. Ein anderes ist die allgemeine Freie Anthroposophische Gesellschaft, ein anderes die in ihr zu bildenden Lebensgemeinschaften. In diesen - ob exoterisch oder esoterisch - müßten sich zusammenfinden die Menschen, die sich innerlich zusammengehörig fühlen, die den Geist gemeinsam erleben wollen. Neben solchen Lebensgemeinschaften ist es durchaus möglich, daß sich das Zweigleben im Sinne des «Entwurfes» herausbildet. Die Zweige wären dann eben Gruppen der Freien Anthroposophischen Gesellschaft im allgemeinen. Es könnte aber durchaus sein, daß die Mitglieder der Freien Anthroposophischen Gesellschaft in die Zweige der Anthroposophischen Gesellschaft eintreten und darinnen mit den Mitgliedern dieser gemeinsame Arbeit tun.
7. Die Arbeit in den Lebensgemeinschaften wird eine solche sein, die sich innerhalb derselben abschließt. Sie ist auf die geistige Vervollkommnung der Vereinigten gerichtet. Was ein Mitglied einer solchen Lebensgemeinschaft nach außen unternimmt, tut es als Vertreter der allgemeinen Freien Anthroposophischen Gesellschaft. Selbstverständlich kann dabei doch eine solche Lebensgemeinschaft zu einer bestimmten äußeren Wirksamkeit treten; allein, es bleibt wünschenswert, daß dann ihre einzelnen Mitglieder eben als Repräsentanten der allgemeinen Freien Anthroposophischen Gesellschaft auftreten. Das braucht natürlich nicht eine bürokratische Verwaltung einer Vereinstätigkeit zu begründen, sondern kann durchaus eine freie Bewußtseinstatsache der einzelnen sein.
8. Aus den beiden Komitees, dem der Anthroposophischen Gesellschaft und dem der Freien Anthroposophischen Gesellschaft, wäre je ein Vertrauenskomitee zu begründen. Diesen beiden obliegt die Erledigung der gemeinsamen Angelegenheiten der Gesamt-Anthroposophischen Gesellschaft.
9. Es sollten alle Institutionen der Gesamt-Anthroposophischen Gesellschaft in den Interessenkreis der Anthroposophischen und der Freien Anthroposophischen Gesellschaft fallen. Das kann ganz gut sein, wenn eine Zentral-Verwaltungsstelle geschaffen wird, die die Angelegenheiten der Gesamtgesellschaft im Auftrage der beiden Komitees (vermittelt durch ihre Vertrauens-Komitees> verwaltet. Es sollte die Gliederung in
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zwei Gruppen der Gesellschaft durchaus nicht dazu führen, daß etwa eine anthroposophische Institution - insbesondere eine solche, die schon besteht - nur als eine Angelegenheit der einen Gruppe angesehen werde.
Es sollten in die Zentralkasse Quoten - die von den Komitees zu bestimmen wären - von den Mitgliederbeiträgen fallen, so daß die Angelegenheiten der Gesamtgesellschaft entsprechend versorgt werden können.
10. Es sollte die Meinung verstanden werden, daß die beiden Gruppen nur entstanden sind auf Grundlage dessen, daß es unter den Mitgliedern eben schon zwei scharf unterschiedene Abteilungen gibt, die zwar beide dieselbe Anthroposophie wollen, die sie aber auf verschiedene Weise erleben wollen. Wird das richtig verstanden, so kann die relative Trennung nicht zu einer Spaltung, sondern zu einer Harmonie führen, die ohne Trennung nicht möglich wäre.
ii. Von der Freien Anthroposophischen Gesellschaft sollte in keiner Art versucht werden, die historischen Entwickelungskräfte der Anthroposophischen Gesellschaft zu zerstören. Wer für sich die Freiheit haben will, sollte die Freiheit des anderen ganz unangetastet lassen. Daß es Unvollkommenheiten in der alten Anthroposophischen Gesellschaft gibt, sollte nicht weiter zur Befehdung dieser, sondern dazu führen, eine nach der Meinung der maßgebenden Persönlichkeiten entsprechende Freie Anthroposophische Gesellschaft zu bilden, welche diese Unvollkommenheiten vermeidet.
12. Es sind durch die Trennung alle Vorbedingungen vorhanden, daß sich insbesondere die Jugend in der Freien Anthroposophischen Gesellschaft wohl befindet. Denn die Lebensgemeinschaften werden freie Gruppen sich verstehender Menschen sein können; und das wird die Grundlage bilden können, daß sich auch in der allgemeinen Freien Anthroposophischen Gesellschaft niemand in seiner Freiheit beengt fühlt.
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BERICHTE VON KREISGRÜNDUNGSMITGLIEDERN
ÜBER AUSFÜHRUNGEN RUDOLF STEINERS
FÜR DEN ESOTERISCHEN JUGENDKREIS
Vorbemerkungen der Herausgeber:
Zu den Textunterlagen und deren Authentizität
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Die Erstellung eines zuverlässigen Textes dessen, was Rudolf Steiner bei den zur Begründung des Kreises führenden Versammlungen gesagt hat, ist noch schwieriger als bei den anderen in diesem Band dargestellten Berichten. Sie wird durch folgende drei Umstände erschwert:
Erstens war auch bei diesen Versammlungen nicht - wie sonst bei den Vorträgen - ein beauftragter Stenograph anwesend. Manches wurde oft viel später nachträglich aus der Erinnerung rekonstruiert. Es wurde nur wenig mitgeschrieben, und diese - sehr unvollständigen - Original-Mit-schriften sind wohl nicht mehr existent. Man muß also immer in Betracht ziehen, daß das Mitgeteilte meistens nicht wirklich wörtlich ist, daß Haltung und Erwartung der Zuhörer das Gehörte veränderten, und daß dadurch auch Mißverständnisse in gutem Glauben überliefert wurden.
Zweitens wurden die Berichte und Zugehöriges damals, als die Erinnerung noch frisch war, nicht regulär veröffentlicht, sondern sie wurden als private Vervielfältigungen, zum Teil undatiert, nur an relativ wenige Personen innerhalb des esoterischen Jugendkreises weitergegeben, bei denen die Mitglieder sie lesen oder für kurze Zeit leihen konnten. Was heute vorliegt, sind oft nur Photokopien von Abschriften, deren Authentizität nicht so ohne Weiteres festzustellen ist.
Drittens hat die so geschaffene Lage es ermöglicht, einen Text in Zirkulation zu bringen, der - aus privaten Antipathien gegen den Kreis und gegen die Christengemeinschaft - manipuliert wurde, offenbar um bestimmte Thesen in die Welt zu setzen. Er enthält fehlerhafte Angaben bzw. Interpretationen, die nicht von Kreisgründungsmitgliedern stammen können.27 Da der Lehrs-Bericht erwähnt wird, muß der Text später als dieser entstanden sein, und doch nennt der Verfasser seinen Namen nicht und gibt keinen Aufschluß über das Zustandekommen. Der Grund dafür ist, daß der Text nachweislich aus einer Quelle kommt, die auch sonst für ihren unlauteren Umgang mit Texten Rudolf Steiners bekannt ist. Er wurde erst etwa 1985, Jahre nach dem Tode der meisten Gründungsmit-glieder des Kreises, verbreitet. Ein nicht kleiner Teil der innerhalb und
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insbesondere auch außerhalb des esoterischen Jugendkreises zirkulierenden Texte stammt entweder direkt aus dieser Quelle oder ist von ihr infiziert. (Dieser Text liegt auch der durch den Cagliostro-Verlag erfolgten Veröffentlichung «Der Esoterische Jugendkreis - Dr. Rudolf Steiner», Rotterdam o. J. [1986] zugrunde.) In dem Text wird einfach ohne jede Begründung die Authentizität des Berichtes von Ernst Lehrs bestritten und die eigene Wort-wörtlichkeit implizit behauptet. In Wirklichkeit jedoch handelt es sich lediglich um vergröbernde Auszüge aus dem Bericht von Lehrs, aber erweitert um Rudolf Steiner unterschobene Ausführungen. Wenn man diesen Text mit dem Lehrs'schen Original im Detail vergleicht, so sieht man, wie primitiv das Ganze gemacht ist. Tatsache ist:
was in diesem Text steht und nicht von Lehrs geliehen ist, stammt aus der erwähnten Quelle und nicht von einem Augenzeugen. Insbesondere gilt dies für einen zwei Seiten langen Passus über das Priestertum (mit der Behauptung, jeder tätige Anthroposoph wäre ein Priester), der das Hauptmotiv für die Manipulation sein dürfte.
Für die vorliegende Publikation wurden, außer den von Rudolf Steiners Hand stammenden Schriftstücken, folgende im Archiv befindliche und als authentisch zu wertende Unterlagen berücksichtigt und zum Teil wiedergeben:
1.) Der Bericht von Ernst Lehrs «Entstehungsgeschichte des Jugend-kreises». Private Vervielfältigung.
Zu diesem Bericht gibt die von Lehrs im Jahre 1974 verfaßte «Beilage zum Entstehungsbericht des Kreises» über die Entstehung Auskunft:
«Die ursprüngliche Niederschrift des Kreisberichtes erfolgte im Jahre 1933 [...]. Die ursprüngliche Fassung des Berichtes entstand auf die Weise, daß Ernst Lehrs seine Erinnerungen an Maria Röschl ins Stenogramm
20 Zum Beispiel wird die Übergabe der «Angelobe-Formel» auf den 12. Oktober verlegt und dort in einen ganz unlogischen Kontext gestellt. Alle Gründungsmitglieder wußten natürlich, daß die Formel am 16. Oktober gegeben wurde. -Ferner wird die Frage von Hedwig Hauck, der Handarbeitslehrerin der Waldorfichule, vom 16.11.1921 nach esoterischen Stunden (GA 300b, S. 57) in Zusammenhang mit dem Esoterischen Jugendkreis gebracht. Dies ist jedoch eine völlig willkürliche Konstruktion, da die Idee eines esoterischen Jugendkreises damals überhaupt noch nicht geboren war. - Schließlich werden in die Ausführungen Rudolf Stciners vom 16. Oktober über die Christengemeinschaft Dinge hineingebracht, von denen sich in den Berichten von Lehrs und Rath keine Spur findet. Wenn Rudolf Steiner wirklich das gesagt hätte, was dort behauptet wird, so wäre es ganz undenkbar, daß Rath und Lehrs dies nicht aufgegriffen hätten.
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und sie ihm dieses zurück in die Schreibmaschine diktierte. In der Folgezeit konnte diesem Text durch einige stilistische Änderungen und eine andere Anordnung einzelner Abschnitte eine verbesserte Form gegeben werden. Zugleich konnte einbezogen werden, was Teilnehmer an der Begründung des Kreises aus ihrer Erinnerung ergänzend beizutragen vermochten. Auf diese Weise ist die heutige Fassung des Berichtes zustande gekommen. - Seither [1933] sind vier weitere Jahrzehnte ins Land gegangen, und da ist in jüngster Zeit das Bedürfnis entstanden, einem bestimmten Teil des Berichtes eine andere Fassung zu geben. Es betrifft das den Abschnitt, der bisher die Überschrift trägt . [...] Ich bitte, die Neufassung des Abschnittes [mit dem Titel Die ursprüngliche Fassung von 1933 liegt im Archiv nicht vor; sie ist wahrscheinlich kaum verbreitet worden und existiert wohl nicht mehr. Die erste vervielfältigte Fassung stammt vermutlich aus den frühen fünfziger Jahren; auch Papierqualität und Art der Vervielfältigung sprechen für diese Annahme. Die spätere, endgültige Fassung von 1974 ist so zustande gekommen, daß in einem Exemplar der früheren kleine Tippfehler von Hand korrigiert wurden, und daß der Abschnitt über die Christengemeinschaft durch (mit einer anderen Schreibmaschine) neu getippten Text ersetzt wurde. Das Resultat wurde dann durch Photokopieren vervielfältigt. Daher ist der Zeilen- und Seitenumbruch in den beiden Fassungen identisch. Die Echtheit der Exemplare im Archiv wird zusätzlich bestätigt durch ein Rundschreiben von Fritz Götte «Nach 50 Jahren» mit dem Datum Ostern 1975, das mit Seitenangaben 15 Zitate aus dem Bericht bringt, die exakt übereinstimmen. Lehrs hat dieses Rundschreiben gelesen, denn in einem handschriftlich signierten Brief bedankt er sich dafür bei Götte.
2.) Zwei kleinere Rundschreiben von Lehrs:
a) «Aus der Anfangszeit unseres Kreises» berichtet über das Zustandekommen der zwei esoterischen Stunden für den Jugendkreis von 1923, und ist damit in gewisser Weise eine Fortsetzung des Lehrs-Berichtes, der beim 16. Oktober 1922 aufhört. Dies Rundschreiben ist ebenfalls undatiert, aber eine Bemerkung darinnen zeigt, daß es 1952 oder etwas
später entstanden ist.
b) Das bereits zitierte Rundschreiben «Beilage zum Entstehungsbericht des Kreises», datiert 1974.
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3.) Eine kurze Notiz von Lehrs zur Orientierung über den Kreis. Ein Exemplar trägt die handschriftliche Überschrift «Definition des Kreises». Gemäß der Tradition stammt dies von 1963.
4.) Der Bericht von Wilhelm Rath «Mein Weg zum Kreis». Privatc Vervielfältigung.
Zu diesem Bericht: Nach den einleitenden Bemerkungen hat Wilhelm Rath seinen Bericht 1964 oder kurz danach verfaßt. Er enthält hauptsächlich persönliche Erinnerungen, aber nicht wie der Lehrs-Bericht geschlossene Wiedergaben von den Ausführungen Rudolf Steiners bei den verschiedenen Zusammenkünften. Rath verweist auf den Lehrs-Bericht, aber nicht im Detail.
5.) Zwei Sammlungen von Ausführungen Rudolf Steiners bei den verschiedenen Zusammenkünften. Die Schreiber sind nicht namentlich bekannt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um Mitschriften bei und um Niederschriften gleich nach den Besprechungen. Diese Notizen müssen Lehrs und Rath vorgelegen haben, denn sie haben sie nahezu wörtlich in ihre Berichte aufgenommen. Dadurch ist ihre Echtheit in gewissem Sinne von den Augenzeugen bestätigt. (An einer Stelle in seinem Bericht bezieht sich Rath sogar explizit darauf, siehe S. 453.)
6.) Der Bericht von Herbert Hahn «Notizen aus der Erinnerung (Zum
16. Oktober 1922)». Sein Inhalt wurde C. Brumberg Hansen in Kopenhagen erzählt und von diesem zugleich aufgeschrieben. Das der Photokopie zugrunde liegende Original wurde von Herbert Hahn signiert und handschriftlich mit dem Datum 12.-14. August 1963 versehen.
7.) Für die zwei esoterischen Stunden: Stuttgart, 13. Juli 1923 und Dornach, 30. Dezember 1923:
Die Aufzeichnungen von der zweiten Stunde sind nach einer von Maria Röschl-Lehrs signierten Vorlage wörtlich wiedergegeben. Nach ihrem Vermerk wurde der Text aus ihren «gleich hernach gemachten Notizen und denen mehrerer Freunde zusammengestellt, wobei der Aufbau ganz besonders erinnert wurde».
Für die Aufzeichnungen von der ersten Stunde liegt eine solche persönliche Namenszeichnung zwar nicht vor, sie dürften jedoch auf eine ähnliche Weise zustandegekommen sein.
Geringfügige Textabweichungen in den kursierenden Abschriften für diese beiden Stunden sind sicherlich auf häufiges Abschreiben zurückzuführen.
8.) Ein Notizbuch von Lili Kolisko, in dem sie sich verschiedene Sprüche und Meditationen aufgeschrieben hat, darunter auch diejenigen für den Jugendkreis.
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Da der Bericht von Ernst Lehrs die übersichtlichste Darstellung gibt, ist ein Auszug davon hier an den Anfang gestellt, auch wenn er nicht das älteste erhaltene Dokument ist.
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1. Ausführungen Rudolf Steiners zur Begründung
des esoterischen Jugendkreises
Auszug aus dem Bericht von Ernst Lehrs
«Entstehungsgeschichte des
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Es ist hier nur der auf Rudolf Steiner direkt bezügliche Teil des Berichtes ausgezogen. Die Zwischentitel sind von Lehrs. Sperrungen und Unterstreichungen, die den Sinn nicht verändern, sind nicht übernommen worden. Ohne Markierung ausgelassen sind einige von Lehrs selber in Klammern gesetzte Kommentare. Andere für das Ganze unwichtige Auslassungen sind mit drei Punkten markiert. Alle Eingriffe der Herausgeber sind in eckige Klammern eingeschlossen, so auch die Seitenzahlen im Original, deren Angabe für Querverweise dient.
Es sei noch einmal darauf hingewiesen, daß diese Aufzeichnungen aus einer mehr oder weniger entfernten Erinnerung geschrieben wurden und nicht in allen Details stimmen können; an den wenigen überprüfbaren Stellen kann man das sehen.
Worte Rudolf Steiners aus den verschiedenen,
die Kreis grün dung vorbereitenden Besprechungen
[S. 15:] Der Darstellung der weiteren zur eigentlichen Begründung der Gemeinschaft führenden Ereignisse sei hier eine Zusammenstellung von Äußerungen Dr. Steiners zu der ihm vorgelegten Frage [nach einer esoterischen Gemeinschaftsbildung] vorangeschickt, beginnend mit der ersten dieser Frage gewidmeten Zusammenkunft, auf der sie, gemäß seiner Anweisung, erstmals vor allen Kursteilnehmern ausgesprochen wurde. In der Form, in der diese Äußerungen hier wiedergegeben werden, entsprechen sie Aufzeichnungen des einen oder anderen Freundes, die entweder während Dr. Steiner sprach oder nachträglich aus der Erinnerung heraus gemacht worden sind. Entbehren sie somit auch der Vollständigkeit und Wörtlichkeit, so enthalten sie doch alles Wesentliche und geben ein deutliches Bild von der Art, wie er uns durch diese Vorbereitungsarbeit geführt hat. Diese [S.16] Führung bestand darin, daß er uns dazu verhelfen wollte, daß wir uns in aktivem Denken so klar wie möglich wurden über das von uns Erstrebte und dabei auch mancherlei
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in uns bestehende Illusionen über die kommende Zeit und die von uns zu leistenden Aufgaben abstreiften. Es waren Tage der Sorgen und Schmerzen - auch nach der Beilegung der Auseinandersetzungen mit den anderen - aber auch Tage der Freude und des Glückes des Beschenktwerdens, die wir auf diese Weise durchlebten.
Bei der ersten Zusammenkunft, die gemäß seiner Anweisung mit sämtlichen Kursteilnehmern stattfand, sprach Dr. Steiner selber nur wenig. Nachdem einige von uns versucht hatten darzustellen, was sie als Wesen und Aufgabe einer Gemeinschaft wie der von uns erstrebten erblickten, sagte er:
«Ich möchte vorausschicken, daß ich gerne von den verschiedensten Seiten hören würde, wie Sie sich vorstellen, daß ihre Gemeinschaft, die da werden soll, zusammengehalten werden soll, wie sie arbeiten soll, und was der Zusammenhalt für Sie eigentlich bedeuten soll. Mißverstehen Sie mich nicht. Natürlich wird aus dem, was hier beabsichtigt ist, nur dasjenige herauskommen können, was in der Sache begründet ist. Aber es wird sich darum handeln, daß zuerst wirklich von den verschiedensten Seiten gesagt wird, was man sich vorstellt, daß da herauskommen soll, damit wir sehen, inwieweit wirklich, nicht bloß vermeintlich, ein freies, ein ganz freies persönliches Wollen vorliegt. Sie können natürlich auf die verschiedenste Weise mitarbeiten im Sinne der allgemeinen Ziele, die hier während unserer gemeinsamen Kampagne besprochen werden. Aber einige von Ihnen haben noch speziellere Ziele, oder, ich will sagen, sie haben vor, die gemeinsamen Ziele auf eine speziellere Art zu erreichen. Und da müßte ich unbedingt von den verschiedensten Seiten hören, was eigentlich gewünscht wird, bevor es möglich ist, diese Sache in einen objektiven Rahmen zu fassen, was Sie selber als Vorstellungen haben über das, was Sie wollen.
Man kann einer solchen Sache nur als ganz freier Mensch beitreten. Deshalb möchte ich Sie bitten, diese Stunde zu benutzen, um sich frank und frei, unbeirrt um alles andere auszusprechen, zu gleicher Zeit aber auch alles zu berücksichtigen, was für Sie zu einem freien Entscheid in Betracht kommt. Das andere werde ich dann sagen, - wenn von den verschiedensten Seiten her die Aussprache erfolgt ist.»
Als bei der zweiten Versammlung die Aussprache ins Stocken kam, weil ja ein beträchtlicher Teil der Versammlung sich in ausgesprochener
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Opposition befand oder zumindest gar nicht verstand, worum es sich handelte, sagte Dr. Steiner:
«Eine Anzahl von Ihnen wissen mit aller Energie, was sie wollen. Ein anderer Teil weiß das noch nicht. Ein Kreis soll formiert werden. Der Umfang des Kreises ist noch nicht bestimmt. Diejenigen, die etwas in einem bestimmten Sinne tun wollen - das lag in der Auseinandersetzung des Herrn Rath [am Abend des 3. Oktober vor Rudolf Steiners erstem Vortrag] - wollen einen Kreis bilden, der eine geistigwesenhafte Substanz in sich birgt, der sich zum Träger eines GeistigWesenhaften macht. Das gibt dem Kreis einen esoterischen Charakter
- obwohl ich Sie bitten möchte, dieses Wort nicht zu mißbrauchen. Unter einem stellen sich die Leute allerlei vor. Ich meine nicht Sie, aber andere. Es handelt sich um das, was man will. Auf die Namengebung kommt nicht viel an. - Wenn ich selber etwas eingehen soll auf das, was ich unter verstehe, so lassen Sie mich sagen: Wenn Sie das Esoterische ernst nehmen wollen, so müssen Sie sich sagen, daß es ein Handeln ist nach konkreten Impulsen aus der geistigen Welt heraus. Dem kann man nur zustreben. Dazu ist Anthroposophie ein Weg. Eine solche Gemeinschaft zu bilden, wäre dann der Entschluß, diesen Weg zu betreten. Das würde dann zu verschiedenen Maßnahmen führen, die geeignet sind, zu diesem Ziele hinzuführen. Wenn Sie von Inhalt sprechen, so müssen Sie sich klar sein, daß es sich da um ein Lebendiges handelt. Das Geistige ist ein Lebendiges, und ein solcher Kreis kann daher auch nicht etwas Totes sein. Mit anderen Worten, er muß ein Kraftkreis sein. Der hat dann die Eigenschaft [S.17] eines Lebendigen. Da kommt dann allerlei heraus, was eine gewisse Analogie mit einem Organismus hat. Nehmen Sie den menschlichen Organismus. Da ist die Gesundheit jedes Teiles die Gesundheit des Ganzen. Und so auch die Krankheit. Da leidet der kleine Finger mit, wenn etwas in der kleinen Zehe nicht in Ordnung ist. Wenn Sie eine wirkliche Gemeinschaft wollen, so müssen Sie wollen, daß das Ganze ebenso durch den Einzelnen wie der Einzelne durch das Ganze beeinflußt ist. Es ist ein gegenseitiges Aufnehmen von Karma, das in einem solchen Gemeinschaftsorganismus geschaffen wird. Da gibt es dann gemeinsame Leiden zu durchleben, aber auch (mit starker Betonung und warmer Stimme) gemeinsame Freuden.
So etwas setzt dann voraus, daß man es nicht so macht, wie man
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es gewöhnlich heutzutage in Gesellschaften macht, daß man sagt:
Paragraph 1, Paragraph 2 des Programms, und dann sind die verschiedenen Mitglieder unter einem Programm vereinigt. Die Menschen müssen sich als Menschen nehmen, nicht als Glieder einer Programmgemeinschaft, als Menschen, als Mitmenschen mit allen Unvollkommenheiten. Daher ist es eine grundlegende Aufgabe, daß sich die Menschen finden, die sich unter den Gesichtspunkten vereinigen wollen, die Herr Rath, Herr Lehrs und Herr Maikowski an-geführt haben. Haben Sie einen solchen Kreis zusammengefunden, so kann er dann auch seinen Weg esoterisch gehen. Das wird sich finden, wenn der Kreis erst einmal da ist. Man muß erst den Kreis haben, um sagen zu können, ob er einen esoterischen Weg gehen kann. Einen solchen haben wir noch nicht. Er präsentiert sich aber wohl noch. - Deshalb sagte ich, es gibt Persönlichkeiten, die energisch wissen, was Sie wollen, wie zum Beispiel Herr Lehrs, der mir das in einem Briefe an mich zum Ausdruck gebracht hat [siehe Seite 393]. Es haben aber noch nicht alle dies getan. Diese Klarheit müssen Sie erst schaffen, darauf müssen Sie hinarbeiten.»
Zur Charakterisierung des Wesens einer wirklichen Gemeinschaft erinnerte Dr. Steiner bei einer dieser anfänglichen Besprechung daran, wie Herman Grimm einmal von der Freundschaft zwischen Goethe und Schiller gesprochen hat. Wolle man diese in einer mathematischen Formel ausdrücken, so dürfe man nicht sagen: «G + 5», sondern «G + 5 + 5 + G». Eine wahre Gemeinschaft sei stets mehr als die bloße Summe ihrer Mitglieder. Zu dem, was zwei in solcher Art sich findende Menschen darstellten, komme stets noch ein neues Drittes hinzu.21
Mit zu den ersten grundlegenden Worten über das wirkliche Wesen dessen, was wir da suchten, gehören die folgenden:
«Ich werde schon dafür sorgen, daß Sie für das, was Sie wollen, einen Inhalt bekommen. Wir werden da schon zur Bildung einer solchen Gemeinschaft kommen. Lassen Sie mich Ihnen heute nur noch
21 Herman Grimm, «Goethe» Vorlesungen an der Kgl. Universität zu Berlin«, Berlin 1877, 21. Vorlesung: «Wenn zwei Männer von hervorragenden Mitteln sich zu gemeinsamer Activität vereinigen, so verdoppelt sich nicht ihre Kraft, sondern vervierfacht sich. Jeder von beiden hat den Andern unsichtbar neben sich. Die Formel würde nicht lauten G + S, sondern (G + S) + (S + G). Jedem wächst die Kraft des Andern zu.«
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das Folgende wie einen Ratschlag sagen: Das, [S.18] worum es sich handelt, wird sein, daß Menschen der allerverschiedensten Lebenswege sich zusammenfinden werden. Der eine wird den, der andere jenen Weg im Leben gehen. Das wird einfach das Leben bringen. Dieses Leben wird in der allernächsten Zeit sehr, sehr kompliziert werden. Da werden wir schon den Rahmen für diese Gemeinschaft so stellen müssen, daß die verschiedensten Berufe und Lebensweisen darin sein können. Es handelt sich aber darum, daß jeder einzelne den Geist, den man durch die Gemeinschaft sucht, so konkret wie möglich nimmt. Das aber heißt, daß Sie folgendes verstehen.
Was Sie suchen, das ist, einen Freund zu finden in der geistigen Welt. Einen solchen zu finden, ist nicht einmal schwer. Worauf es aber ankommt, das ist, wenn er einmal gefunden ist, ihm die seelische Treue zu halten. (Dies wurde mit unendlicher Wärme in der Stimme gesagt.>
Daher ist die erste Bedingung, von der ich Ihnen sprechen muß (und es sind immer Bedingungen, von denen ich Ihnen Mitteilung mache> diese, daß Sie ganz präzise lernen, was seelische Treue ist. Sie müssen imstande sein, sich selbst etwas zu versprechen und sich selber treu zu bleiben. Sie werden allerlei Ratschläge von mir bekommen können. Aber das wird immer nur die eine Hälfte sein können für das, was Sie suchen. Es wird schon dasjenige sein, was Sie zur Grundlage brauchen. Aber die andere Hälfte müssen Sie selber dazubringen. Für alles, was man im Geiste erreichen will, ist nötig die Treue zu dem, was man sich im Geiste gesetzt hat. Was sind die Schäden der heutigen Zeit? Die Menschen haben kein Verlangen, dem, was sie sich selber versprechen, getreu zu bleiben. Diese Treue gegenüber dem sich und anderen einmal gegebenen Versprechen ist der feste Stab im Leben.
Das, was als Geist lebensvoll in der Anthroposophie ist, das ist keine . Es ist vielmehr ein Tatsächliches, ein reales Wesen, das einen durchs Leben geleitet. Was Sie wollen, ist, eine Gemeinschaft begründen, die etwas von einem solchen freundschaftlichen Leiten durch das Leben hat. Solche Dinge erfährt man dann, wenn man das konkrete Geistige als ausgedehnt nimmt über das ganze Leben.
Ihre Gemeinschaft wird etwas in sich haben von dem, was das Urgeheimnis ist aller menschlichen Gesellschaft, daß dasjenige, was wir selber innerhalb der Gesellschaft tun, nicht Früchte trägt für
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uns selber, sondern für die anderen> und daß alle Früchte für uns selbst von den anderen kommen.»
Einmal, bei Gelegenheit dieser ja noch unter allen stattfindenden Besprechungen, gab er uns ein Beispiel dafür, was er - im Sinne des ihm von uns genannten Zieles unseres Strebens - unter «konkret aus dem Geistigen heraus sprechen» verstand, worauf er in einem der Vorträge auch bereits allgemein eingegangen war. Ein junger, als Landwirt tätiger Freund hatte in einer vorangegangenen Besprechung versucht, etwas über Christus zu sagen. Es war ein ziemlich unbeholfenes Stammeln gewesen, doch in unserem Bemühen,
. Beides hatten wir jedoch nicht laut werden lassen. Am folgenden Tage aber, als wieder einige von uns bei Dr. Steiner waren, um den Fortgang der Zusammenkünfte zu besprechen, sagte er plötzlich: «Das, was der junge Mann da gestern über den Christus gesagt hat, war ja reichlich unbedeutend. Aber was er über den Mist gesagt hat, war ausgezeichnet. Dazu möchte ich in der heutigen Zusammenkunft gerne selber noch etwas sagen.» - Das Folgende ist ein Versuch, wiederzugeben, wie er das tat. Es muß dabei bemerkt werden, daß damals der landwirtschaftliche Kurs22 noch nicht gehalten war. Dr. Steiner sagte:
«Es war interessant, was Sie gestern als Landwirt gesagt haben. Ich habe nicht Zeit, noch lange hier zu bleiben, und will daher wenigstens kurz dieses sagen.
Auch in der Landwirtschaft sucht man das Geistige. Auch dort glaubt man, daß neue Methoden gefunden werden müssen bis in die Behandlung des Materiellen hinein. Wenn Sie zu der heutigen materialistischen Wissenschaft gehen, so finden [S.19] Sie nicht viel Liebe für die Landwirtschaft. Die heutige Wissenschaft meint, daß, wenn man so und so viel Stickstoff im Acker braucht, man ihn in dieser Menge in den Acker hineinbringen muß. Da weiß man nicht, daß man nur um den Acker herum systematisch die Esparsette anzupflanzen braucht, um durch Strahlung die nötige Menge Stickstoff in den Acker
22 Koberwitz, 7. bis 16. Juni 1924, GA 327.
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hineinzubekommen. Dazu genügt schon, daß man die Esparsette in einer einzigen Reihe um den Acker herum anpflanzt.»
Ein Mutiger unter uns, der nicht wußte, welche Pflanze das sei, fragte darum. Dr. Steiner antwortete sogleich und zwar so, daß man erlebte, er sprach nicht diese Pflanze noch überhaupt von ihr als etwas Abwesendem, sondern so, daß durch das Intime seines Tonfalles, die Besinnlichkeit seiner Haltung, die Bewegung seiner Hände die unmittelbare geistige Gegenwart dessen, wovon er sprach, tief eindrucksvoll erlebbar wurde. Die Esparsette gleichsam unter seinen Worten und Gesten. Das muß versucht werden, zwischen den hier folgenden Worten zu empfinden.
«Esparsetten - das sind Pflanzen - die haben Blütenstände -Schmetterlingsblüten - die sind lilafarbig - sie haben gefiederte Blätter -.» Und nun fortfahrend die also gegenwärtig gemachte Pflanze zu sprechen: «Diese Pflanze hat die merkwürdige Kraft in sich, den Boden auf weite Strecken mit dem zu durchdringen, was die Menschen auf eine möglichst künstliche Weise in ihn hineinbringen wollen. - Glauben Sie, das ist Unsinn? Nein! Das sind allerdings Dinge, die man durchschaut, wenn man mit der Geisterkenntnis konkret bis ins Materielle vorzudringen vermag.»
Das Folgende sind Aufzeichnungen aus den Besprechungen der Zusammenkünfte nach der Trennung von den Opponenten, zunächst noch im weiteren Rahmen, dann in dem engeren der an der eigentlichen Begründung Beteiligten. Diese Besprechungen wurden von Dr. Steiner in gewissem Sinne seminarartig gestaltet, indem er uns Fragen stellte, die wir gleich oder am nächsten Tage beantworten sollten. Eine erste solche Frage war, was wir uns als Aufgabe einer künftigen Jugendbewegung vorstellten. Dabei wurde unter anderem von einer Freundin, die eine Zeitlang der zionistischen Jugendbewegung in Österreich angehört hatte, von ihren Erlebnissen und Erfahrungen in dieser berichtet. Dr. Steiner hörte sichtlich interessiert zu, sagte dann aber:
«Es wäre gut, wenn Sie in Ihre Rede einfließen ließen etwas von der positiven Aufgabe, die Sie sich setzen wollen. Es fließt in die Jugendbewegung etwas ein von einer gewissen Unbestimmtheit. Es ist das Eigentümliche, daß die meisten, die aus der Jugendbewegung
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sprechen, nicht bestimmt sprechen, sondern aus einem gewissen Fühlen heraus. Aber auch aus dem Gefühle kann man manche Dinge bestimmt bezeichnen, und es wäre in diesem Augenblicke gut, wenn solche konkreten, positiven Empfindungen zum Ausdruck kämen. Sie haben die zwei Bewegungen, durch die Sie gegangen sind (Zionismus und ) gut charakterisiert. In der zionistischen Bewegung herrscht ja eine bestimmte Sehnsucht nach Regeneration des Judentums. Aber es wurde, damit wir nicht auch mit dieser Gemeinschaft hier in ein Unbestimmtes, sondern in ein Bestimmtes hineinkommen, gut sein, wenn Sie versuchen wurden, etwas zu umreißen dasjenige, was Sie sich selber vorgestellt haben. Also zum Beispiel, wenn Sie eingehen würden auf die Frage, was Sie in der Jugendbewegung ursprünglich gesucht haben. Nicht als ob ich mich informieren wollte, sondern damit Sie selber sich sagen müssen: ich habe dieses und jenes Bestimmte gesucht in der Jugendbewegung. Solche Dinge wachsen zwar aus dem Unbestimmten heraus, aber man kann doch versuchen, einiges von dem genauer zu charakterisieren, was man da angestrebt hat.»
Daraufhin wurde etwas gesagt über den Gegensatz zwischen der älteren und jüngeren Generation, wie man sie zu erleben meinte, und dabei auch die Bedeutung von Nietzsche und Spitteler für die Opposition der Jüngeren erwähnt. Dr. Steiner ergriff wieder das Wort und sagte:
[S.20] «Sehen Sie, sagt uns nicht dasjenige doch etwas, was seiner eigenen Natur nach ja nur ein Übergang sein kann? Denn, nicht wahr, vermeiden kann man es ja nicht, älter zu werden. Daher fragt es sich, ob man dabei stehen bleiben darf, eine in der Zeit abgeschlossene Sache anzustreben, während wir doch weitergehen. Wenn Sie die Charakteristik nehmen, die Sie soeben gegeben haben, so ist die in der Zeit abgeschlossen. Der Einwand, daß es die nächste Generation leichter haben wird, ist nicht gültig. Sie wird es zum Teil leichter haben, wenn diejenigen die älter werden, dann auf ihre eigene Jugend zurückschauen und sich zu ihren Kindern nicht mehr so verhalten werden, wie sich die frühere Generation verhalten hat. Aber Sie dürfen andererseits nicht vergessen: den Enthusiasmus, die große Begeisterung, die Sie gehabt haben, verdanken Sie der Opposition. Diese saß als Feuer in Ihnen. Dieses Feuer wird die nachfolgende Generation gerade dann nicht haben können, wenn Sie es ihr
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leichter machen. Daher werden in den nächsten Zeiten schon Schwierigkeiten auftreten, die aufgewogen werden müssen durch etwas, was Sie sich noch aus den Kräften der Opposition haben holen können.
Das Leben geht ja weiter und schafft immer neue Bedingungen. Wer beobachten kann im Leben, der darf sagen: Es ist immerhin gut, daß sich einmal eine Generation, nämlich die vom Anfange dieses Jahrhunderts, etwas erkämpft hat, das seinen Charakter durch einen rein inneren Grund gehabt hat. Es ist schon so, daß mit dem Ende des 19. Jahrhunderts ganz neue Bedingungen aufgetaucht sind. Die Kinder, die 1897, 98, 99 geboren worden sind, die sind unter kosmisch ganz anderen Bedingungen geboren worden als die früheren. Von daher schreibt sich die neuere Oppositionsstimmung eigentlich. Den Gegensatz zwischen jüngerer und älterer Generation hat es ja immer gegeben, aber nicht diese besonderen Oppositionsgeister. Gerade dies führt dazu, für die kommenden Generationen große Schwierigkeiten zu sehen. Die stehen vor der großen Gefahr, haltlos zu werden, keinen Kern zu haben. Und da möchte ich denn gerne wissen, was für Gedanken Sie sich darüber machen, wie die nächste Generation einen Kern bekommen kann. Die nächste Generation wird von Nietzsche nichts mehr wissen wollen, auch von Spitteler nichts. Wenn Sie zurückdenken, wie Sie bei der Jugendbewegung waren und etwas gefunden haben in der Mystik des Baal Schem,23 so werden Sie sich sagen müssen: eine nächste Generation wird nicht in der Art begeistert sein können, wie Sie es waren. Das ist die Schwierigkeit, die jetzt vor uns steht.
Was für ein Bild können wir uns machen für die nächste Generation? Wir müssen doch für den Fortgang der Menschheit arbeiten. Deshalb möchte ich, daß Sie etwas vom Positiven sagen. Dazu ist nicht nötig, daß man umfassende Worte macht und umfassende Ideale ausdenkt, sondern das hängt oftmals von scheinbaren Kleinigkeiten ab, die aber in Wirklichkeit Großigkeiten sind.»
(Das gleiche Thema wurde dann von Dr. Steiner im Kursus selber im sechsten Vortrag24 besprochen, wo es am Ende heißt, daß die
23 Dies bezieht sich entweder auf die kabbalistische Mystik des hebräischen Gottesnamens oder auf den Rabbi, der um 1740 in der Ukraine die ostjüdische Sekte der Chassiden begründete.
24 Stuttgart, s. Oktober 1922, GA 217.
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Jugendbewegung einen Januskopf haben muß, indem sie nicht nur hinschaut auf die Forderungen, die man gegenüber den Älteren hat, sondern auch auf die noch unbestimmten Forderungen, «die mit Riesengewalt an uns heranstürmen, die die kommende Jugend an uns stellen wird.»)
Als man in diesem Sinne auf das Erziehungsproblem zu sprechen kam, sagte Dr. Steiner:
«Unter den vielen Kritiken, die gegen die Waldorfschule erhoben worden sind, ist eine, daß bei uns die Kinder zum Teil mit neun Jahren noch nicht perfekt lesen und schreiben können. Es ist nichts dagegen zu sagen: sie können es wirklich nicht. Aber wir selber sind auch gar nicht der Ansicht, daß Kinder mit acht, neun Jahren fertig lesen und schreiben können sollen, weil für den, der die Natur des Menschen völlig kennt, die Fertigkeit, die durch die heutige Volksschule entwickelt wird, den Menschen zum halben Denkautomaten macht. Statt den Kindern Buchstaben zum Abschreiben zu geben, lassen wir sie mit Farben herumwirtschaften. Dadurch, daß sie dabei etwas empfinden lernen, erhalten sie sich das Leben ihrer Seele, während dieses sonst erstirbt.»
[S.21] Durch solche Aufgabenstellungen wie die, über die künftigen Aufgaben einer Jugendbewegung zu sprechen, wurde uns erst bewußt, wie schwer es war, zu wirklichen Begriffen zu kommen über das, was man selber wollte. Gegenüber der auch bei uns waltenden, damals stark herrschenden Jugendtendenz, beim bloßen Fühlen stehen zu bleiben, sprach Dr. Steiner die immer scheinbar so unjugendliche Forderung aus: «Formulieren Sie noch genauer, was Sie wollen!»
Im Sinne dieser Forderung hatte er einmal von einer Besprechung zur anderen einem von uns die Aufgabe gestellt, sich konkrete Gedanken zu machen über Ziele des anthroposophischen Jugendstrebens hinsichtlich einer Veränderung der gegenwärtig herrschenden Verhältnissen unter den Menschen im äußeren sozialen Leben. In großer Sorge rang dieser Freund um die am nächsten Tage zu gebende Antwort, vergeblich bei uns anderen Hilfe suchend. So sah er ziemlich verzagt der nächsten Zusammenkunft entgegen. Da schien sich ihm ein erlösender Fingerzeig zu geben durch die im Vergleich zu anderen heutigen Büros bemerkenswerte freundliche Art des Empfanges in den Büros der damals bestehenden anthroposophischen
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Wirtschaftsunternehmung . Und so wurde denn dies am nächsten Tag vorgebracht mit der Bemerkung, wir sollten es uns als soziales Ziel setzen, daß in allen Büros der Welt solch freundliche Gesichter zu finden wären. - Dr. Steiner hörte sich das mit unverhohlenem Schmunzeln an und sagte lächelnd: «No25 - abgesehen davon, ob das Beispiel wirklich ganz stimmt» (wer mit dem inneren Leben des bekannt war, wußte, welch große menschliche Schwierigkeiten da zu bewältigen waren) - dann plötzlich sehr ernst werdend - «es kommt wirklich auch auf etwas ganz anderes an. Das bisherige soziale Leben gleicht einem Mechanismus, und da ist denn nicht damit etwas geschehen, daß die Hebel und Kurbeln des bestehenden Mechanismus mit etwas lächelnderen Gesichtern betätigt werden. Sondern es kommt darauf an, daß dieser Mechanismus ersetzt werde durch einen Organismus.» - Und mit eindringlichem Tone fortfahrend: «Und da müssen Sie sich klar darüber sein, daß dasjenige, was Sie wollen, zunächst nichts anderes sein kann als das Ziehen eines zarten Pflänzchens. Denken Sie sich das Tote des heutigen sozialen Lebens als große Steine und das Pflänzchen zwischen diesen Steinen. Was tot ist, hat gewissermaßen ein viel zäheres Leben als das Lebendige, denn es kann nicht sterben. Es kann höchstens zerrieben werden. (Mit Nachdruck) - Und die Steine werden zerrieben werden. Aber da gilt es für Sie, darauf zu achten, daß das zarte Pflänzchen nicht zwischen diesen Steinen mit zerrieben wird.»
Mitten zwischen den immer wiederholten Zeichen seiner Unbefriedigtheit konnte er sich sofort angeregt und bejahend zeigen, wenn dazu Veranlassung war. So einmal, als einer von uns im Hinblick auf die von Dr. Steiner im Kurs geschilderte Gefahr der Halt-losigkeit der künftigen Jugend aus mangelnder Gelegenheit zur Opposition meinte, es müßten geistige Inhalte an die Seelen der jungen Menschen gebracht werden, denn dadurch entstünden immer neue Rätsel, an denen sich immer wieder Impuls und Kraft entzünden können zum geistigen Weiterdringen. - Besonders erfreut zeigte er sich, als ausgesprochen wurde: Ebenso wie im Physischen das soziale Leben aus gemeinsam verbrachten Taten besteht, so streben wir nach gemeinsamen Taten im Geiste, also eigentlich nach einem
25 No = österreichisch für »Nun».
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sozialen Wirken im Übersinnlichen. Sogleich wollte er wissen, was man sich unter Taten, und besonders gemeinsamen, im Geiste vorzustellen habe. Als ganz zaghaft geantwortet wurde, daß solches doch wohl durch das Meditieren eines gemeinsamen Geistinhaltes zustande käme, zeigte er sich offensichtlich befriedigt.
Auf diese Weise fanden wir uns wie später noch mehrmals in unserer Auffassung der Meditation bestätigt, die wir nicht nur als Mittel der privaten Selbstvervollkommnung ansehen wollten, sondern als ein in eine objektive Geistsphäre hineinwirkendes Tun.
[S.22] Das Folgende sind Aussprüche Dr. Steiners nach Aufzeichnungen einzelner Freunde, deren Zusammenhang mit den verschiedenen Besprechungen sich in der Erinnerung nicht mehr hat feststellen lassen.
«Die Seelen der heutigen Menschen kommen als Folge der allgemeinen Entwickelung des menschlichen Wesens an die Grenze zwischen der Intellektualität und dem Geiste. Da geht es ihnen wie dem Fisch. Wenn der Fisch an die Oberfläche des Wassers gerät und beim Hinausschnappen das fremde Element der Luft spürt, so reagiert er darauf mit dem Impuls, besonders tief ins Wasser zu-rückzutauchen. So werden Sie sehen, daß in der kommenden Zeit die Menschen den Drang haben werden, wenn sie unversehens an die Grenze der Intellektualität geraten, ganz tief unter das Intellektuelle hinunterzutauchen. Demgegenüber wird es Ihre Aufgabe sein, durch die Intellektualität vorzudringen zur Überintellektualität, durch die Klarheit zur Überklarheit.»
«Auf dem Wege, den Sie sich vorgenommen haben, wird man empfindlicher, als man vorher gewesen ist für die ahrimanischen Wirkungen in der Welt. So werden Sie darunter mehr zu leiden haben als andere Menschen. Und da werden Sie darauf zu achten haben, daß Sie nicht der Versuchung verfallen, mit den gleichen Mitteln diesem Erleben zu entfliehen, mit dem Sie sich zuerst diese Empfindlichkeit erworben haben.» (Wir glaubten zu verstehen, daß wir uns nicht in ein vornehmlich meditatives Leben wie in einen schützenden Hafen zurückziehen dürften.)
Auf die Frage eines von uns, wo sich heute die ahrimanischen Kräfte am stärksten geltend machten, antwortete Dr. Steiner: «Soweit
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ich habe beobachten können, ist das im Kino und bei der Schreibmaschine der Fall. Nicht daß es nicht andere Maschinen gäbe, die ihrer Konstruktion nach ahrimanischer sind. Aber was die Wirkung auf den Menschen betrifft, ist es so, wie ich Ihnen gesagt habe.»
Bei einer Gelegenheit sagte er zu uns mit großer Eindringlichkeit: «Werdet Menschensucher!» (Dieses Wort empfanden wir wie esne zeitgemäße Metamorphose des Wortes Christi an die Jünger:
«Werdet Menschenfischer.» Im Zeitalter der Freiheit des Individuums wird das «Fischen» zum «Suchen».)
Das menschheitlich Umfassende des von uns Erstrebten kam zum Ausdruck in dem Worte in Anknüpfung der Besprechung über die zionistische Jugendbewegung: «Sie wollen ja nicht etwas so Kleines begründen, wie es der Zionismus ist.»
Stark wurden wir an die Bestrebungen der Gottesfreunde erinnert durch die folgende Erklärung: «Es gibt zwei parallel verlaufende Geschichtsströme,26 einen offenbaren und einen unoffenbaren. Allgemein bekannt wird den Menschen nur der erstere. Aber hinter ihm verläuft im Verborgenen der andere Strom. Dieser, der der eigentlich bewirkende ist, darf niemals versiegen. Und zu diesem Zwecke müssen sich von Zeit zu Zeit Menschengruppen zusammenfinden, die in ihm weiterwirken und ihn weitergestalten. In diesen Strom wollen Sie sich durch Ihre Gemeinschaft hineinstellen.»
«Wenn Menschen kommen und den Geistesforscher um einen gemeinsamen Meditationsstoff bitten» - (später erfuhren wir, daß dies in der von uns getanen Weise zum ersten Male in der Geschichte des Okkultismus geschehen war) - «und wenn Sie ein wirklich ernsthafter Wille dazu führt, dann kann eine größere Kraft entstehen, um etwas in der Welt anzurichten, als ein noch so mächtiger Staatsmann erreichen könnte.»
«Es scheint in der Gegenwart vieles glatt zu gehen, weil es maschinell geht. Aber der Lauf der Maschine läuft über der Menschen Köpfe hinweg. Das wird immer mehr eine Riesenkraft, die von selber wirkt, und die die Menschen mit ihren vorhandenen Kräften nicht mehr aufhalten können. Gegen diese Kraft kann man nur gewachsen
26 Darauf hat Rudolf Steiner des öfteren hingewiesen, z.B. im Vortrag Dornach,
14.12.1918, «Die soziale Grundforderung unserer Zeit - In geänderter Zeit-lage«, GA 186.
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sein durch ein Streben, das sich bemüht, bis in die äußersten Konsequenzen seiner [S.23] Handlungen Geist hineinzutragen Das allein wird es möglich machen standzuhalten gegenüber der Überrumpelung durch die Kulturmaschine, daß man Geist und Liebe in seinen Willen hineinbringt. Zu wenig Menschen entwickeln gegenwärtig wirkliche Initiative. Es ist viel Wunsch da, aber wenig Wille.»
«Man muß unterscheiden zwischen Gebet und Meditation. Das gewöhnliche Gebet dient heute zumeist einer Befriedigung des eigenen Selbstes. Die wahre Meditation aber ist ein Vollziehen des geistigen Willens, der den Zeitgeist in sich trägt. Wo solche Meditation geübt wird, da vermag eine geistige Kraft in das irdische Geschehen hineinzuwirken. Geistige Welten wollen heute in das irdische Geschehen hineinwirken, aber sie können dieses nur, wenn durch menschliche Meditation Raum dafür geschaffen wird. Es geschieht dadurch etwas wie eine Aussparung im physischen Felde, in die sich geistige Wesen mit ihren Wirkungen hineinbegeben können.»
«Wenn auch physisch viel vernichtet werden wird; wenn auch im Äußeren scheinbar wenig erreicht werden wird: was auf solche Weise geistig geschaffen wird, das bleibt, das behält seinen Wert für die Zukunft.»
«Jetzt ist eine Zeit gekommen, wo der Materialismus die Leiber so verhärtet hat, daß die Individualität sich nicht genügend inkarnieren kann. Viele Menschen gehen daher gegenwärtig so herum, daß sie einen Teil ihres Wesens wie einen Begleiter neben sich haben, der nicht in dem Leibe wohnen kann. Der bleibt hinter der Sinneswelt verborgen. Zu ihm gilt es durchzudringen. Dazu ist die Meditation ein Mittel.»
* * *
Die letzte Phase der Vorbereitung
Nach einigen wenigen Zusammenkünften der engeren Gruppe kam ein Tag - es war Mittwoch, der 11. Oktober -, an dem Dr. Steiner uns wissen ließ, daß er keine Zeit für eine Besprechung mit uns habe. Äußerlich gesehen, ließ sich das mit seiner außerordentlich vielseitigen Inanspruchnahme begründen. Wir selber fanden aber, daß wir darin einen geistigen Wink zu sehen hätten, daß von uns
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etwas Entscheidendes erwartet wurde, worauf wir wieder einmal ganz durch uns selber zu kommen hätten.
[...]
Bei dem Rückblick auf das Zustandekommen des Kursus und das allmähliche Entstehen der neuen Gemeinschaftsidee, den wir jetzt anstellten, mußten unsere Gedanken allerdings an Einem haltmachen. Das war die von uns erstrebte Verankerung unserer Gemeinschaft in der geistigen Welt: unser Streben, dadurch dem lenkenden Geiste unserer Zeit, Michael, zu dienen.
In unserer Not wandten wir uns nach dem Ende einer Sprachgestaltungsstunde27 an Frau Dr. Steiner, indem wir ihr unsere Lage kurz schilderten, ohne dabei jedoch ins Konkrete des uns vorschwebenden Namens zu gehen. Ohne Zögern antwortete sie, indem sie mit der Hand eine entsprechende Bewegung über ihrem Kopfe machte: «Ja, ja, der Doktor will schon auch von dem da etwas von Ihnen hören.» Wir hatten den unmittelbaren Eindruck, daß sie durch Dr. Steiner selber informiert war wohl in der Vorausschau unseres Ringens und der Erwartung, daß wir uns an sie wenden würden.
Sogleich kamen wir wieder unter uns zusammen und berieten in großer innerer Erregung, auf welche Art ein jeder von uns, wenn Dr. Steiner uns wieder zusammenriefe, versuchen würde, der von ihm gehegten Erwartung zu genügen. Es war nun klar, daß einer von uns von unserem Wollen zu Michael hin zu sprechen haben würde. Da Wilhelm Rath es gewesen war, der in der Zeit der Vorbereitung des Kursus zuerst diesen Namen im Sinne der Orientierung unseres geistigen Strebens ausgesprochen hatte, so waren wir anderen uns einig, daß er es auch sein solle, der für uns alle dieses Dr. Steiner gegenüber ausspräche. In tiefem Ernste nahm Rath dies an.
Als wir den Raum verließen, in dem wir dieses besprochen hatten, kam Dr. Steiner an uns vorbei. Zagend fragten wir ihn nach der Möglichkeit einer nächsten Zusammenkunft. Ohne Zögern beraumte er sie für den folgenden Tag an.
27 Rudolf Steiner hatte veranlaßt, daß von Marie Steiner für die Teilnehmer des Jugendkurses auch ein Sprachgestaltungkurs gegeben wird,
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Donnerstag, der 12. Oktober 1922
Dr. Steiner begann sofort mit der Frage: «Nun, was haben Sie mir noch zu sagen?» Was da ein jeder von uns gesagt hat, war ein Versuch, etwas von der geistig-wesenhaften Seite unserer Zielbildungen zu sagen, wobei zum Schluß Rath den Namen Michaels aussprach. Im Folgenden sei einiges von dem wiedergegeben, was bei dieser Gelegenheit ausgetauscht worden ist.
Einer sagte, er meine, unser Ziel solle sein, daß wir lernen, selbst über Tische und Stühle so geistig zu sprechen, wie man sonst nur über die Hierarchien spräche. Jeder von uns war überzeugt, daß da einmal etwas gesagt war, das Dr. Steiners Zustimmung finden würde. Anstelle dessen schüttelte er lächelnd den Kopf und sagte:
«Nein, vielmehr sollen Sie sich die Aufgabe stellen, über die Hierarchien so natürlich zu sprechen, wie man sonst nur über Tische und Stühle spricht.» Er gab sogleich ein alle zuhöchst überraschen-des Beispiel. Er sagte, man müsse fähig werden, zu erkennen und aus solcher Erkenntnis heraus davon sprechen zu können, daß Ibsen gedichtet habe aus einer Inspiration des luziferisch gewordenen Erzengels Gabriel. Dabei fügte er hinzu, daß das nicht so verstanden werden dürfe, als ob Gabriel an sich ein luziferisches Wesen sei. Aber er sei von dem Impuls erfaßt worden, seinen Einfluß über die ihm zur Verfügung stehende Zeit hinauszudehnen. An sich sei sein Zeitalter im Jahre 1879 abgelaufen gewesen, aber er habe da von seiner Kulturherrschaft nicht abtreten wollen. So sei ein solches Drama wie Ibsens , das ganz auf der Vererbungsidee aufbaue, zustandegekommen. [S. 25] In solcher Art Vergangenes über seine ihm zustehende Zeit hinaus wirksam zu erhalten, sei stets etwas Luziferisches. Da sei also Gabriel von einem luziferischen Impuls erfaßt worden. Und er fügte hinzu: «Aus dem unrechtmäßigen Fortwirken Gabriels entstehen Kulturauswüchse, die bewirken, daß auf eine mystische Art Wünsche von doch nur intellektueller Natur ihren Weg ins Übersinnliche suchen.»
Der Freund, der, wie früher in diesem Bericht angedeutet, an einem der Priesterkurse teilgenommen hatte, knüpfte an das an, was Dr. Steiner dort über das Wesen Anthroposophie gesagt hatte. Er meinte, damit dieses Wesen auf Erden wirksam werden könne, müsse ihm ein Leib bereitet worden. Dürften wir denken, daß die von
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uns erbetene Gemeinschaft ein Organ in diesem Leibe werden solle?
- Dem stimmte Dr. Steiner grundsätzlich zu, sagte aber, daß es sich nicht um eine Inkarnation, sondern eine Inkorporisation dieses Wesens handele. «Im Erdendasein kann dieses Wesen nur bis zur Inkorporisation schreiten. Eine Inkarnation wird erst unter anderen als den Erdenverhältnissen möglich sein.»
[Hier wurde eine Stelle ausgelassen über das Zusammenleben der europäischen Völker, die in ihrer überlieferten Form sicher nicht authentisch ist.]
Auf die Bemerkung eines der Freunde hin, daß wir nach einer uns allen gemeinsamen Führung strebten, sagte er: «Ja, Sie wollen eine bewußte Gruppenseele werden.»
Nachdem auf diese Weise von jedem von uns etwas von der Art gesagt worden war, von der wir meinten, daß er es von uns hören wollte, kam die Reihe an Rath, der mit fast bebenden Lippen das entscheidende Wort aussprach, indem er sagte, wir wollten uns mit dieser Gemeinschaft unter die Führung Michaels stellen. - Alles, was hierauf von Dr. Steiners Seite erfolgte, war, daß er auf seine Uhr schaute und sagte:
«Heute muß ich Sie leider verlassen, weil ich noch eine andere Verabredung habe. Aber morgen werden wir uns am Abend wieder treffen, und dann werden Sie von mir bekommen, wonach Sie mich gefragt haben.»
Freitag, der 13. Oktober 1922
Wir versammelten uns zur angegebenen Stunde in dem uns dafür zugewiesenen Raum und erwarteten Dr. Steiner in feierlich-erwartungsvoller Stimmung. Er betrat den Raum zusammen mit Frau Dr. Steiner in bemerklich ernster Haltung. In der Hand hatte er ein in violettes Leder [Leinen] gebundenes Büchlein, aus dem er später die Meditationen vorlas und abschreiben ließ. Beim Betreten des Raumes blieb er einen Augenblick in der Türe stehen und zählte uns ab, indem er mit dem Finger auf jeden [S. 26] von uns der Reihe nach deutete. Dabei wurden wir selber uns zuerst bewußt, daß wir in der Zahl Zwölf beieinander waren.
Danach begab er sich zu dem für ihn vorbereiteten Platz am Tische und setzte sich nieder, indem er uns aufforderte, uns ebenfalls
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zu setzen. Sodann öffnete er das Buch und sagte mit tiefer, sehr ruhevoller Stimme: «Ich habe den Auftrag, Ihnen das Folgende zu übermitteln.» - Darauf las er uns die Worte vor und wies einen von uns an, sie abzuschreiben.28 Danach gab er verschiedene Anweisungen zur Praxis des Übens im allgemeinen, sowie zu bestimmten Stellen der uns überlieferten Meditationen. Diese sind in einem besonderen, diesem Berichte beigefügten Teil wiedergegeben.29 Zuletzt gab er noch verschiedene Hinweise auf das Wesen und die Bedeutung einer solchen Gemeinschaft.
Da sagte er über die Wirkung, die ein Meditieren solcher gemeinsamer Übungen hätte: «Nehmen Sie an, Sie seien insgesamt zehn, und ein jeder von Ihnen bringe beim Üben die Kraft auf. Dann ist die Gesamtwirkung nicht 2 x 10, sondern 210. Mit anderen Worten: die Vermehrung der Kraft geschieht nicht nach dem Gesetz der Multiplikation, sondern der Potenzierung.»
Unser persönliches Verhalten zueinander als Angehörige des Kreises betreffend sagte er: «Die einzelnen von Ihnen werden ja in sehr verschiedenen Kulturaufgaben zu stehen kommen. Nicht alle von Ihnen werden in gleichem Maße nach außen zu wirken haben. Einige werden weiter vorne, andere mehr im Hintergrund stehen, je nach Schicksal und Begabung. Da müssen die einen sich freuen über die Erfolge der anderen. Jedes Empfinden von Rivalität muß Ihnen fern bleiben, indem im Bewußtsein aller lebt, daß, was der eine leistet, er durch die Kräfte aller anderen leistet.»
«Sich durch ein gegenseitiges Versprechen zum Streben nach einem gemeinsamen geistigen Ziel verbinden und sich dabei im Handeln und Urteilen im Leben gegenseitig ganz frei lassen - eine auf solches gegründete Gemeinschaft ist etwas ganz Neues in der Entwicklung der Menschheit und etwas, das heute als ein Allernotwendigstes gebraucht wird.»
«Für jemanden, der auf dem esoterischen Wege zü bestimmten Ergebnissen kommt, besteht immer die Gefahr des Größenwahns. Dagegen kann eine solche Gemeinschaft wie die Ihre ein Schutz
28 Siehe Seite 488.
29 Dieser Teil ist hier nicht aufgenommen, da die allgemeinen Anweisungen gegenüber den in dieser Reihe bereits enthaltenen nicht8 Neues bringen; die speziellen Angaben zur Jugendkreis-Meditation findet man auf Seite 491 in der Form, wie sie Lili Kolisko notiert hat.
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sein. Denn in ihr streben Sie ja gemeinsam zum Überschreiten der Schwelle der geistigen Welt hin. Und da hat sich denn jeder zu sagen, daß er das persönlich Erreichte den Anstrengungen aller anderen mitverdankt.»
Im Zusammenhang hiermit führte Dr. Steiner einen entsprechenden Fall in der katholischen Kirche an. Dort sei einmal in einem Kreise von Geistlichen der Gedanke aufgetaucht, daß doch der einzelne Priester durch sein Wort den Christus in das Tabernakel zitiere, somit also Christus dem Worte des Priesters gehorche. Darauf habe der Bischof der betreffenden Diözese, als er bemerkte, daß dieser Gedanke Verwirrung anzurichten begann, einen Hirtenbrief30 erlassen, wörin er klarlegte, daß der einzelne Priester diese Gewalt doch nur habe als Angehöriger des gesamten Klerus der Kirche. Der Geist der Kirche aber sei der Christus, und dieser damit der Geist des gesamten Klerus. In Wahrheit zitiere sich also in der heiligen Handlung der Christus nur selber durch den einzelnen Priester.
Betreffend die Einordnung des übenden Lebens in das äußere Leben des Tages sagte er: «Nun müssen Sie Ihr Leben zwieteilen! (Dieses Wort war mit scharfem Nachdruck ausgesprochen.) Der eine Teil spielt sich in Ihren Übungen ab, der andere verläuft im äußeren Leben. In jenem saugen Sie den Geist ein, dann wird er in dem anderen schon von selber in das Leben ausströmen. Dazu aber ist nötig, daß Sie sich ganz in dieses äußere Leben hineinstellen.»
[S. 27] Als Letztes auf dieser Zusammenkunft kam er nochmals auf das Durchhalten der einmal übernommenen Übungen zu sprechen. Er beschrieb die Bedeutung der Taten, die wir durch ein solches Tun auszuüben vermöchten. «Im physischen Felde ist heute die ahrimanische Macht so stark, daß kein einzelnes menschliches
30 Diese Erinnerung von Lehrs trügt: Die Verwirrung wurde nicht geklärt, sondern gestiftet durch den Hirtenbrief «Die dem katholischen Priester gebührende Ehre« vom 2. Februar 1905 des Erzbischofs von Salzburg, J. B. Katschthaler, abgedruckt in Carl Mirbt, «Quellen zur Geschichte des Papsttums und des römischen Katholizismus«, 4. Auflage, Tübingen 1924, und in den Hinweisen zu GA 197. - Rudolf Steiner zitierte diesen Hirtenbrief öfters (9.3.1920, GA 197; 17.7.1920, GA 198; 1.10.1921, GA 343) als Illustration für die Absurditäten, die entstehen, «wenn aus dem modernen Bewußtsein heraus dasjenige ergriffen wird, was in einer ganz anderen Stimmung erfaßt werden muß«, ohne dort aber die Auflösung des so entstandenen Problems zu geben.
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Ich ihr gewachsen ist. Daher kann heute kein menschliches Ich dafür garantieren, daß es einen Entschluß, sofern er eine physische Tat betrifft, auch wirklich ausführen kann. Das Feld aber, auf dem Sie sich nun vorgenommen haben, Taten zu tun, ist eines, zu dem die ahrimanische Macht keinen Zutritt hat. Daher ist die Durchführung dessen, was Sie sich hier vorgenommen haben, allein von Ihnen selber abhängig. Daher haben Sie hier die erste Gelegenheit, Taten in Freiheit zu tun, und somit die erste Gelegenheit, Treue zu üben.»
Wieder war, wie in der allerersten Zusammenkunft mit ihm, das Wort von der Treue mit besonderer Wärme gesprochen. Damit war gewissermaßen der Bogen zurückgeschlagen zu jenem anderen Wort von der nötigen Treue zu dem einmal in der geistigen Welt gefundenen Freund.
Hier ist nachzutragen, daß Dr. Steiner, bevor er die Übungen vorlas, einige einleitende Worte gesprochen hat, an die sich aber niemand der Anwesenden im Einzelnen erinnern kann. Nur ein Freund meint sich deutlich zu erinnern, daß Dr. Steiner während dieses seines Sprechens in einigen Abständen die drei Rosenkreuzersprüche hätte hereintönen lassen.
Zum Abschluß sagte Dr. Steiner, er wolle uns in den nächsten Tagen noch etwas geben, wodurch wir in der Lage sein würden, den Kreis in Zukunft zu erweitern. «Da werden wir Ihre Gemeinschaft formen in einer Weise, die nach Ihrem Herzen sein wird.» Er entließ uns für dieses Mal, indem er jedem von uns herzlich die Hand gab, und ebenso auch Frau Dr. Steiner, mit der zusammen er den Raum verließ. In den letzten Worten erlebten wir die Antwort auf eine von uns im Laufe der Vorbesprechungen gemachte Bemerkung, daß wir uns dächten, die Bedeutung der von uns gesuchten Gemeinschaft müsse durch den Akt ihrer Gründung und die Form des Beitrittes zum Ausdruck kommen.
Zu diesem Akt wurden wir dann auf Montag, den 16., in aller Frühe vor Dr. Steiners Abreise nach Dornach bestellt.
Bevor dieses Ereignis geschildert wird, muß von einem Vorfall in den Zwischentagen berichtet werden, weil dieser zum Anlaß wurde, daß Dr. Steiner das Beisammensein in einer bestimmten Weise begann und uns auf eine uns obliegende Aufgabe im Gesamten der Anthroposophischen Bewegung hinwies.
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Begegnung mit der jungen Bewegung für religiöse Erneuerung
[S. 27/28: Es wird hier berichtet, daß einige Kreisgründer im Einverständnis mit Dr. Rittelmeyer und Dr. Steiner die Absicht hatten, am Sonntag, den 15. Oktober, an der ersten Menschenweihehandlung der Christengemeinschaft teilzunehmen, bei der auch andere als nur die Priester anwesend sein konnten. Es war dies im Rahmen der Vorbereitung im inneren Kreis, bevor die Menschenweihehandlung am ersten Advent in den Gemeinden zum ersten Mal öffentlich zelebriert werden sollte. In der vorausgehenden Besprechung, in der Einzelheiten der Handlung bekannt gemacht wurden, verlangte Lic. Emil Bock, daß alle Teilnehmenden sich durch ihre Teilnahme verpflichteten, sich für den Aufbau der Christengemeinschaft einzusetzen. Daraufhin zogen sich die Kreisgründer von ihrem Vorhaben zurück.]
Die Stiftung des Kreises am Montag, den 16. Oktober 1922
[S. 28] Wegen der frühen Abreise Dr. Steiners fand die Zusammenkunft um 7 Uhr morgens statt. Wir erwarteten ihn außerhalb des Raumes, zu dem wir bestellt waren, auf dem Absatz der Haustreppe. Auf dieser kam er uns entgegen und fragte uns noch vor Betreten des Raumes mit dem Ausdruck interessierter Erwartung, ob wir an der Menschenweihehandlung am Tage vorher teilgenommen hätten. Wir verneinten dies unter Hinweis auf eine seitens der Priester-schaft entstandene Schwierigkeit. Darauf sagte er mehrmals mit Nachdruck, daß von ihm aus dem nichts im Wege gestanden hätte. «Kommen Sie nur herein; das wollen wir gleich besprechen. Da müssen Sie mir berichten, was sich Ihnen da in den Weg gestellt hat!»
So begann die Zusammenkunft, die der feierlichen Stiftung des Kreises gewidmet war, mit einem Bericht von uns über das an jenem Abend Erlebte und den uns dadurch aufgenötigten Entschluß sowie mit einer grundsätzlichen Darlegung Dr. Steiners über sein Verhältnis zur Christengemeinschaft und im Unterschiede dazu seiner Stellung in der anthroposophischen Bewegung. Er machte uns deutlich, daß er über die Bedingung zur Teilnahme an dem Kultus durchaus ein anderes Urteil habe, als es uns dort entgegengebracht worden sei. Aber die Christengemeinschaft sei in solcher Weise begründet
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worden, daß darin nicht seine, sondern der Priester Ürteile maßgebend seien und er dafür, was für Urteile sich im Leben dieser Bewegung geltend machten, selber nicht verantwortlich sei. Die Christengemeinschaft habe er selber weder begründet, noch sei er ihr verantwortlicher Leiter. Um sein Verhältnis zu ihr richtig zu sehen, bedürfe es subtiler Begriffsunterschiede. So habe er den Kultus den Priestern nur demonstriert, ihn aber niemals selber zelebriert. Zum ersten Male zelebriert worden sei er durch Dr. Rittelmeyer. Anders sei sein Verhältnis zur Anthroposophischen Bewegung. Da sei er dafür verantwortlich, daß richtige Urteilsbildungen in ihr herrschen. «Da aber ist es oft so: Alles in dieser [S. 29] Bewegung ist von klaren Impulsen ausgegangen. Oftmals sind diese aber später - und manchmal gerade aus gutem Willen der Mitglieder heraus - in die Unklarheit gebracht worden. Und da sollte es sich schon ein Kreis wie der Ihre zur Aufgabe stellen, dazu zu helfen, daß die Ausgangsimpulse in ihrer Klarheit erhalten bleiben, oder, wo sie in die Unklarheit geraten sind, wieder in die Klarheit zurückgeführt werden.»
Dann ging er zu anderem über. Wir erinnern uns, daß er Gelegenheit nahm, von H.P. Blavatsky zu sprechen, wohl im Zusammenhange mit einer Darstellung der der Anthroposophie vorausgegangenen okkulten Bewegungen der neueren Zeit. Doch kann sich da niemand an Einzelheiten erinnern als nur, daß Dr. Steiner von dieser Persönlichkeit als von einem gesprochen hat.
Als Nächstes erklärte er uns einiges über unser Darinnenstehen in der Welt als Angehörige unserer Gemeinschaft. Von nun an wurde es für jede Menschengruppe in der äußeren Welt - also etwa Studenten an einem Lehrerseminar, an dem einer von uns studiere -von karmischer Bedeutung sein, daß unter ihnen sich einmal ein Mitglied dieses Kreises befunden hat. Ebenso würden Schicksals-wirkungen auftreten zwischen mit uns «physisch oder physisch-seelisch» verbundenen Menschen - er wiederholte - von guter oder schlechter Art, je nachdem wir gut oder schlecht in unserer Sache darinnenstünden. Doch warnte er, daß man dies nicht ohne weiteres richtig beurteilen könne. Dazu bedürfe es einer Fähigkeit, die man besser in der englischen Sprache ausdrücken könne: occult discrimination.
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«Betrachten Sie sich selbst als die Wurzel des Kreises», sagte er im Hinblick auf das künftige Wachsen desselben.
Zur Handhabung künftiger Aufnahmen sagte er nur, daß wir niemanden unter 21 Jahren aufnehmen sollten. Denn da hat der Mensch noch keine juristische Verfügbarkeit über sich selber, und so könnte man da in Konflikt mit den Eltern und dadurch mit der öffentlichen Rechtsprechung kommen. Das aber müsse unter allen Umständen vermieden werden, daß der Kreis in irgendeine Berührung mit den Instanzen des öffentlichen Lebens gerät. - Ferner riet er uns, möglichst keine verheiratete Frau aufzunehmen, deren Mann nicht dabei sei, beziehungsweise bei dem man damit rechnen müsse, daß er selber keinen Zugang dazu finden wird.
Dr. Steiner schloß diesen Teil der Besprechung damit ab, daß er unter merklicher Änderung seiner Haltung sagte, er wolle uns nun eine Formel geben - er nannte sie - durch deren Verlesung in Gegenwart anderer der Eintritt in die Gemeinschaft vollzogen würde. So sollten wir uns zunächst gegenseitig aufnehmen, indem jeder den anderen die Formel vorliest. Künftighin solle sie uns dann dazu dienen, den Kreis in eigener Verantwortung zu erweitern. Er ersuchte, daß jemand Schreibzeug und Papier vornehme, und diktierte die Formel31 dann frei, indem er sie Wort für Wort im Sprechen selbst gleichwie aus dem Geistigen herunterholte, wobei er den Blick sinnend vor sich gerichtet hielt. Sodann machte er eine kurze Pause, legte Arme und Hände still vor sich zusammen und sagte mit tiefem Ernste und einer Stimme, in der Weltenfestigkeit mit demütiger Stille gepaart schienen: «Und nun betrachten Sie Ihre Gemeinschaft als von der geistigen Welt selbst gestiftet.» Darauf erhob er sich und wir mit ihm. Sodann ging er zu jedem einzelnen von uns hin, stellte sich ruhig vor denselben, nahm dessen rechte Hand in seine beiden Hände und blickte ihm eine kurze Zeit in
31 Eine Originalniederschrift von Rudolf Steiner liegt dafür nicht vor. Lili Kolisko hat sich diese Formel am ii. November 1924 in ihrem Notizbuch so notiert:
«Ich verspreche hiermit, daß ich in diese Gemeinschaft, soweit mir bewußt ist, mit reinem Denken und reinem Willen eintrete und daß ich anerkenne, daß die Beurteilung meines Wesens durch die Aufnahme in die Gemeinschaft geistigen Wesen anheimgestellt ist. - Ich will mir zum Bewußtsein bringen, daß ich durch jede Verfehlung gegen dieses Versprechen wider die Absichten der geistigen Wesen handle, in deren Dienst sich diese Gemeinschaft stellt. - Meine Seele würde den Folgen einer solchen Verfehlung verfallen sein.»
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die Augen mit einem Blick, den man in Worten nicht beschreiben kann - vielleicht darf man, einer Schilderung von ihm in einem der später Uanuar 1924) gehaltenen Rosenkreuzer-Vorträge32 gedenkend, sagen: mit einem Sternenblick. Hier durfte man in Augen blicken, von denen kein persönlicher Blick ausging, sondern durch die hindurch Geisteswelten schauten und erstrahlten.
[S. 30] Vor seinem Fortgehen ersuchte er uns dann noch, ihn davon zu unterrichten, falls jemand sich doch noch entschlossen haben sollte, dem Kreise nicht beizutreten. Dies überraschte uns, da uns nach all dem Vorangegangenen so etwas gar nicht denkbar schien. Später ließen uns auftretende Schwierigkeiten im Rückblick seine Vorsorge verstehen. Einen Gebrauch von dieser noch einmal zur Verfügung gestellten Freiheitssituation hat damals aber niemand gemacht. Immerhin sagte es uns für unser eigenes künftiges Verhalten, daß dem Zutritt Ersuchenden noch nach dem Bekanntwerden mit den Inhalten eine letzte Überprüfung seines Entschlusses gewährt werden solle.
Uns selber war es wichtig gewesen, daß wir uns in dem Gedanken einer solchen Gemeinschaft von Anfang an gefunden hatten ohne Rücksicht auf gegenseitige seelische Sympathie. So meinten wir auch für die Zukunft, in diesem Teil unseres Wesens keine Näherung aneinander erstreben zu sollen. Wie überrascht waren wir daher, als Dr. Steiner im Fortgehen sich nochmals freundlich zu uns zurückwandte und warmherzig sagte: «Und nun lernen Sie einander gut kennen!» Zunächst gab uns dies den Gedanken ein, bei unserer gegenseitigen Aufnahme am gleichen Abend einander unser Leben zu erzählen, was dann zum bleibenden Usus bei Aufnahmen geworden ist.
In der ihm vor seiner Abfahrt verbleibenden Zeit erlaubte uns Dr. Steiner, ihm alle möglichen Fragen mehr oder weniger persönlicher Art zu stellen. Da fragte einer um Rat für seine Studien und bekam das Thema für eine Doktordissertation. Ein anderer bekam wichtige Hinweise für seine geschichtlichen Forschungen. Wieder ein anderer bekam genaue medizinische Anweisungen für ein ihn plagendes Leiden. Unter diesen Fragen war auch eine, die hier,
32 Siehe «Mysterienstätten des Mittelalters. Rosenkreuzertum und modernes Einweihungsprinzip ...», GA 233a.
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wegen des allgemein bedeutenden Charakters der von Dr. Steiner gegebenen Antwort, mitgeteilt sei.
Die Frage ging nach Dr. Steiners Stellung zu dem, was bis zum Jahre 1914 als eine Art esoterischer Sektion33 innerhalb der damaligen Gesellschaft bestanden hatte, und dem, was sich jetzt neu gebildet habe. Hierzu sagte er:
«Als ich anfing zu lehren, mußte ich versuchen, an die Ausläufer der alten Tradition anzuknüpfen. Das so Entstandene mußte in einem Moment äußerer Geschehnisse abgebrochen werden. Was jetzt geschehen ist, das ist ein Erstmaliges in der nachchristlichen Zeit, daß Menschen sich in Freiheit vor der geistigen Welt aus sich heraus entschlossen haben, sich esoterisch zusammenzuschließen.»
Hierzu sei aus später von uns Erfahrenem Folgendes hinzugefügt. Als nach dem Ende des ersten Weltkrieges einige ältere esoterische Mitglieder Dr. Steiner nach der Möglichkeit einer Wiederaufnahme des bei Kriegsbeginn Abgebrochenen fragten, habe er diesen zur Antwort gegeben, daß das Alte nicht wieder aufgenommen werden könne, daß es aber wohl zu neuen esoterischen Gestaltungen innerhalb der Gesellschaft kommen könne. Das sei aber davon abhängig, daß erst einmal Menschen aus Freiheit zu ihm kämen und um eine gemeinsame Esoterik anfragten. Solches könne aber nur in Mitteleuropa und von Angehörigen der jüngeren Generation geschehen. Darauf müsse er warten.34 So verstanden wir denn auch sein so überraschend positives Verhalten, als Rath in jener Komitee-besprechung vor dem ersten Vortrag des Kursus unsere Frage aussprach.
Als Rudolf Steiner schließlich den Raum verließ, um mit dem schon bereitstehenden Wagen nach Dornach zu fahren, wandte er sich an der Türe mehrmals um und winkte herzlich mit beiden Händen.
[Ende des Berichtes von Ernst Lehrs]
33 Siehe den Band «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914«, GA 264.
34 Dies kann von Rudolf Steiner in dieser Form nicht gemeint gewesen sein, wie durch die esoterischen Stunden von 1920 bis 1923/24 #SE266c-448
2. Notizen von Ausführungen Rudolf Steiners bei
zwei Zusammenkünften mit allen Teilnehmern
des pädagogischen Jugendkurses
Nach einer im Archiv vorliegenden Photokopie. Das der Kopie zugrunde liegende, mit Schreibmaschine geschriebene Original trägt den Stempel «Anthroposophische Vereeniging, Archief» und rechts oben den Namenszug von Daniel van Bemmelen, wohl als Eigentümer, nicht als Autor. Kleine Korrekturen im Text sind wahrscheinlich auch von der Hand van Bemmelens.
Wahrscheinlich handelt es sich um eine redigierte Abschrift von Notizen, die sich einzelne Teilnehmer während oder gleich nach den Besprechungen gemacht haben. Diese Texte müssen Ernst Lehrs und Wilhelm Rath bei der Abfassung ihrer Berichte vorgelegen haben; sie sind fast wörtlich übernommen worden. Die angefügten Seitenzahlen geben an, wo sich die einzelnen Stellen in diesen Berichten wiederfinden. Beim Abschreiben entstandene Sinnlosigkeiten sind nach Lehrs korrigiert und auch mit eckigen Klammer gekennzeichnet.
Besprechung vom 6.10.22
Pädagogischer Kurs 2. - 15. OkL 22
Dr. Steiner: «Ich möchte nun doch vorausschicken, daß ich gern von den verschiedensten Seiten hören möchte, wie Sie sich vorstellen, daß Ihre Gemeinschaft, die da werden soll, zusammengehalten werden soll, wie sie arbeiten soll und was der Zusammenhalt für sie eigentlich bedeuten soll. Mißverstehen Sie mich nicht. Natürlich wird zuletzt aus dem, was hier beabsichtigt ist, nur dasjenige herauskommen können, was in der Sache begründet ist. Aber es wird sich darum handeln, daß zuerst wirklich von den verschiedensten Seiten gesagt wird, was man sich vorstellt, das da herauskommen soll, damit wir sehen, inwieweit wirklich, nicht bloß vermeintlich, ein freies, ein ganz freies persönliches Wollen vorliegt. Sie können natürlich auf die verschiedenste Weise mitarbeiten im Sinne der Ziele, die jetzt während unserer gemeinsamen Campagne hier besprochen werden. Aber Sie haben außerdem noch speziellere Ziele, oder, ich will sagen, Sie haben vor, auf eine speziellere Weise diese Ziele zu erreichen, und da müßte ich unbedingt von den verschiedensten
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Seiten hören, was eigentlich gewünscht wird, bevor es möglich ist, diese Sache in einen objektiven Rahmen zu fassen. Was Sie als Vorstellungen haben über das, was Sie wollen, ist es nicht. Man kann in eine solche Sache nur als ganz freier Mensch eintreten und deshalb möchte ich Sie bitten, diese Stunde zu benutzen, sich frank und frei auszusprechen, unbeirrt um alles andere; zu gleicher Zeit aber auch alles berücksichtigen, was für Sie zu einem freien Entscheid in Betracht kommt. Das andere werde ich sagen, wenn von den verschiedensten Seiten her die Aussprache erfolgt ist.» [Lehrs S. 16].
Dr. Steiner: «Es wäre gut, wenn Sie in Ihre Reden einfließen ließen etwas von der positiven Aufgabe, die Sie sich setzen wollen. Es fließt in die Jugendbewegung etwas ein von einer gewissen Unbestimmtheit. Es ist das Eigentümliche, daß die meisten, die von Jugendbewegung sprechen, nicht bestimmt sprechen, sondern aus einem gewissen Gefühle heraus. Aber auch aus dem Gefühle heraus kann man gewisse Dinge bezeichnen, und es wäre in diesem Augenblicke gut, wenn solche konkreten, positiven Empfindungen zum Ausdruck kommen würden. Sie haben die zwei Bewegungen [Zionismus und Wandervogel], die Sie durchgegangen sind, gut charakterisiert. In der [zionistischen] Jugendbewegung ist ja eine gewisse Art von Sehnsucht nach einer Regeneration des Judentums. Aber es würde, damit wir nicht auch mit dieser Gemeinschaft [hier] in Unbestimmtes, sondern in Bestimmtes hineinkommen, gut sein, wenn Sie auch wirklich versuchen würden, etwas zu umschreiben dasjenige, was Sie sich vorstellen. Also zum Beispiel, wenn Sie eingehen würden auf die Frage, was Sie in der Jugendbewegung eigentlich ursprünglich gesucht haben. Nicht als ob ich mich informieren wollte, sondern, daß Sie sich selber sagen müssen: ich habe dieses oder jenes gesucht durch die Jugendbewegung. Solche Dinge wachsen aus Unbestimmtem heraus, aber man kann versuchen, einiges zu charakterisieren von dem, was man angestrebt hat.» [Lehrs S. 19].
Frl. Spira: [ohne Text]
Dr. Steiner: «Sehen Sie, sagt uns nicht dasjenige doch etwas, was seiner Natur nach im Grunde genommen nur ein Übergang sein kann. Denn, nicht wahr, vermeiden kann man es nicht, älter zu werden. Nun frägt es sich, ob man stehenbleiben darf dabei - es soll
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als Frage gestellt sein -, eine in der Zeit abgeschlossene Sache anzustreben, während wir doch selber, einfach durch den natürlichen Gang der Dinge, in der Zeit weitergehen. Wenn Sie diese Charakteristik nehmen, die Sie eben gegeben haben, so ist sie in der Zeit abgeschlossen. Der Einwand ist nicht ganz gültig, daß es die nächste Generation leichter haben wird. Sie wird zum Teil es leichter haben, wenn diejenigen, die älter werden, dann auf ihre [eigene Jugend zurückschauen und sich zu ihren Kindern] nicht mehr so verhalten werden, wie sich die früheren Alten verhalten haben. Aber Sie dürfen doch nicht vergessen: Den Enthusiasmus, die große Begeisterung, die Sie gehabt haben, verdanken Sie der Opposition, und diese saß als Feuer in Ihnen. Dieses Feuer wird die nachfolgende Generation nicht haben können, gerade dann nicht haben können, wenn Sie es ihr leichter machen, so daß für die nächsten Jahre neue Schwierigkeiten auftreten müssen, die [aufgewogen werden müssen durch etwas, was Sie sich noch aus den Kräften der Opposition haben holen können]. [Lehrs S. 20].
Das Leben aber geht weiter und schafft neue Bedingungen und wer beobachten kann im Leben, der muß dennoch sagen: es ist ganz gut, daß sich einmal eine Generation, die vom Anfange dieses Jahrhunderts, etwas erkämpft hat. Ich kann Ihnen aber auch ganz ehrlich sagen, was sie sich erkämpft hat. Das hat den richtigen Charakter durch einen inneren Grund gehabt. Es ist so, daß mit dem Ende des 19. Jahrhunderts im Inneren der menschlichen Seelenentwicklung neue Bedingungen aufgetaucht sind. Die Kinder, die 1897/98/ 99 geboren wurden, sind unter kosmisch anderen Bedingungen geboren. Daher ist diese Oppositionsstimmung erst gekommen. Den Gegensatz zwischen jüngerer und älterer Generation hat es immer gegeben, aber nicht diese besonderen Oppositionsgeister. Das führte dazu, gerade große Schwierigkeiten zu sehen in der nächsten Zeit und bei der nächsten Generation. Die nächste Generation steht vor der großen Gefahr, trotz allem haltlos zu werden, keinen Kern zu bekommen. Und da möchte ich gern wissen, ob Sie sich Gedanken machen darüber, wie die nächste Generation einen Kern bekommt. Sie hatten noch einen Kern, denn ohne ihn hätten Sie nie zur Oppositionsstimmung kommen können. Die nächste Generation wird von Nietzsche nichts mehr wissen, auch von Spitteler35 nicht. Und wenn Sie zurückdenken, wie Sie bei der Jugendbewegung waren
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und etwas gefunden haben in der Mystik des Baal Schem,36 so werden Sie sich doch sagen müssen: Eine nächste Generation wird nicht so begeistert sein können, wie Sie waren. So daß diese Schwierigkeit jetzt da steht: Was für ein Bild können wir uns machen für die nächste Generation? [Lehrs S. 20].
Wir müssen doch für den Fortgang der Menschheit arbeiten, und deshalb möchte ich, daß Sie etwas von Positivem sagen. Das aber hängt nicht davon ab, daß man umfassende Worte macht und umfassende Ideale bildet, sondern das hängt oftmals von Kleinigkeiten ab, die aber Großigkeiten sind. Unter den vielen Kritiken, die gegen die Waldorfschule abgegeben wurden, ist eine solche, die sich darüber wundert, daß bei uns die Kinder mit neun Jahren noch nicht lesen und schreiben können. Es ist nichts einzuwenden dagegen. Sie können . » [Lehrs S. 20].
[wenigstens eine Seite fehlt hier]
[Bei der Überschrift für die zweite Zusammenkunft ist ein Fehler unterlaufen, den wahrscheinlich van Bemmelen von Hand korrigierte:J
8. X. 22 [8. Oktober 1922]
«Eine Anzahl von Persönlichkeiten weiß mit aller Energie, was sie wollen. Ein anderer Teil weiß das noch nicht. Ein Kreis soll formiert werden. Der Umfang des Kreises ist aber noch nicht bestimmt. Die einzelnen Persönlichkeiten, die etwas energisch wollen in einem gewissen Sinne - das lag in der Auseinandersetzung des Herrn Rath -, wollen einen Kreis bilden, der eine geistig-wesenhafte Substanz in sich birgt, der sich zum Träger eines Geistig-Wesen-haften macht. Das gibt dem Kreis einen esoterischen Charakter, obwohl ich Sie bitten möchte, diese Dinge nicht gar zu sehr zu miß-brauchen - als Wort. Unter einem esoterischen Kreis stellen sich heute die Leute allerlei Dinge vor. Ich meine nicht Sie, aber andere. Es handelt sich um das, was man will. Auf die Namengebung kommt nicht sehr viel an. Wenn ich selber auf das Esoterische etwas eingehen will oder soll, so muß ich sagen, daß es sich darum
35 Carl Spitteler, 1845-1924, Schweizer Dichter, Nobelpreisträger 1919.
36 Siehe Seite 431.
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handelt [, das Esoterische ernst zu nehmen]. Denn wenn das Esoterische ernst genommen wird, ist es ein Handeln nach konkreten Impulsen aus der geistigen Welt heraus. Dem kann man nur zustreben. Dazu ist die Anthroposophie ein Weg. Eine solche Gemeinschaft zu bilden, wäre dann der Entschluß, diesen Weg zu betreten. Das würde zu verschiedenen Maßnahmen führen, die geeignet sind, zu diesem Ziele hinzuführen. Wenn Sie von geistigem Inhalt sprechen, müssen Sie sich klar sein, daß es sich da um Lebendiges handelt. Das Geistige muß ein Lebendiges sein, und der Kreis kann auch nichts Totes sein. Er muß etwas Lebendiges sein, das heißt mit anderen Worten: ein Kraftkreis. Der hat dann die Eigenschaft eines Lebendigen. Man kann alles dasjenige voraussetzen, was von den verschiedenen Persönlichkeiten und mir selber schon gesagt worden ist. Aber man muß sich auch klar sein, daß aus dem gemeinsamen Leib gemeinsame Schmerzen, gemeinsame Schicksalszusammenhänge herauskommen. Allerlei von dem kommt heraus, was in einem gewissen Sinne die Analogie von einem Organismus hat, wo, wenn die Finger leiden, auch das Gehirn etwas davon verspürt. Das setzt voraus, daß man es nicht so macht, wie es bei anderen Gesellschaften gemacht zu werden pflegt, daß man sagt: § 1, ~ 2 etc. des Programms - und dann sind die verschiedenen unter dem Programm vereinigt. Die Menschen müssen sich als Menschen nehmen, nicht als Glieder einer Programmgemeinschaft, als Mensch, als Mitmensch mit allen Unvollkommenheiten und deshalb ist es eine ganz grundlegende Aufgabe für Sie, den Kreis zu formieren, d. h. sich darüber klar zu sein, wie Sie dazu kommen, daß Sie die Menschen, die sich unter dem Gesichtspunkte vereinen, den Herr Rath, Herr Lehrs und Herr Maikowski ausgeführt haben, zusammenfinden. Dieser Kreis kann dann seinen Weg auch esoterisch gehen. Das wird sich finden, wenn der Kreis gebildet ist. Man muß erst den Kreis haben, um sagen zu können, ob er einen esoterischen Weg gehen kann. Den haben Sie noch nicht. Er präsentiert sich aber wohl noch. Deshalb meine ich, es gibt Persönlichkeiten, die energisch wissen, was sie wollen, die aber noch nicht alle dies zum Ausdrucke gebracht haben. Diese Klarheit müßten Sie schaffen, bevor Sie zu Ende sind mit diesen Vorarbeiten. Sie müssen darauf hinarbeiten, vielleicht kommt man am allerersten zu solchen Dingen, wenn man an den Ausgangspunkt anknüpft.» [Lehrs S. 16f].
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[In dem Bericht von Wilhelm Rath heißt es auf s. 31: . und Dr. Steiner wendete sich dann an mich mit der Aufforderung, ich solle doch, um eine noch bessere Klarheit zu schaffen, an den Ausgangspunkt anknüpfen. Diese Worte wurden damals aufgeschrieben:]
«Es ist vielleicht ganz leicht, an einen Ausgangspunkt anzuknüpfen, den Sie berührt haben. Sie wiesen hin auf das Bekanntwerden des Bundes für freies Geistesleben37 und haben gesagt, so kann dasjenige, wovon Sie wünschen, daß es geschehen soll, nicht geschehen. Es ist ganz sicher wahr, daß der Bund für freies Geistesleben auch aus der Voraussetzung heraus gegründet worden ist, etwas Ähnliches zu verwirklichen [wie Sie es wünschen], wenn auch in anderer Weise. Und nun, ohne daß ich irgend etwas urteile über den Bund für freies Geistesleben, würde es vielleicht schon gerade auf dem Wege des inneren [Klarheit-]Schaffens etwas bedeuten, wenn Sie zum Beispiel das weiter ausführen würden. Es wäre interessant zu hören, was Sie gleich zurückgestoßen hat. Dann würde man sehen, was sich als Wollen herauskristallisierte. Es würde ganz gewiß etwas sein, was für alle interessant und anregend sein würde. An der Art [Ihrer Darstellung] würde man vielleicht sehr viel erkennen können. Sie brauchen nicht zu denken, daß Sie den Bund für freies Geistesleben zu schonen brauchen, weil ich da bin.» [Rath, S. 31].
[Danach heißt es in dem Bericht weiter: «Ich schilderte nun, wie uns jungen Leuten damals in Berlin der Stil dieses Aufrufs befremdet habe. Wir fanden ihn «reklamehaft». So könne doch Anthroposophie nicht in der Welt verbreitet werden. Wir vermißten eine geistige Substanz. Ein wahrhaft freies Geistesleben müsse doch im Geiste selbst gegründet sein und ein , der es der Welt verkünden wolle, müsse selbst in brüderlicher Gesinnung zusammenstehen, und nicht nur durch ein organisatorisches, sondern ein geistiges Band verbunden sein. Dies habe in uns nun den Gedanken eines lebendigen geistverbundenen Bundes geweckt, wie wir ihn vorbildlich in den Schriften des Gottesfreundes vom Oberland dargestellt fanden, nur daß ein solcher Bund heute den Forderungen der Gegenwart entsprechend gestaltet sein müsse. Dieser geistige Hintergrund aber sei nicht in klarer Weise aus dem Aufruf zu erkennen gewesen. Darauf führte nun Dr. Steiner das Folgende aus:»]
37 Rath bemerkt hierzu in seinem Bericht: «Ich hatte bei meiner ersten Darstellung der Idee des Kreises davon gesprochen, daß die Beschäftigung mit dem »Aufruf» dieses Bundes uns in Berlin den ersten Anstoß gegeben habe.» Dieser Aufruf ist hier auf S. 411 abgedruckt.
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«Das ist eben dasjenige, was von allem Anfange an festgelegt werden muß: eine gewisse Klarheit über die Sache. Vielleicht darf ich dieses eine herausheben, was Sie sagten, etwas, was Sie über die Verbreitung sagten. Dem lag etwas ganz anderes zu Grunde, als es den Eindruck auf Sie gemacht hat. Was da zugrunde lag, ist das Folgende. Nehmen wir die Tatsachen ganz objektiv. Nehmen Sie meine , ein Buch, das nicht gerade eine Unterhaltungslektüre ist. Das Buch ist in einer so kurzen Zeit an so viele Seelen herangekommen, daß man sich eines Tages hätte sagen müssen, es gibt heute ungeheuer viele Menschen, die den Inhalt dieses Buches kennen. Das Buch hatte dazumal die 12. Auflage erlebt, also 12 000 Exemplare.38 Das bedeutet vier- bis fünfmal soviel mehr Leser, an die es herangekommen ist. Nach den Erfahrungen, die man machen kann, sind es aber wahrscheinlich viel mehr. Da müßte man sich sagen: Es ist die Zahl der Menschen eine sehr große, die eine Sehnsucht haben nach dem, was sie da erfahren können durch die Anthroposophie. Weite Seelenkreise verlangen also nach dem, so daß das passive Sich-Sehnen nach Anthroposophie einem die Pflicht auferlegt, etwas zu tun, damit Anthroposophie etwas sein kann, was auf der Erde wirksam ist. Und das aktive Eintreten für die Anthroposophie ist ein solches, das noch nie, auch wiederum noch nie für eine Sache, nach der sich so viele Leute sehnen, so gering war als bei der Anthroposophie. Wenn Sie sehen auf irgendwelche in der Menschheit auftretende Impulse, so werden Sie in der Regel finden, das sind kleine Kreise, die die Sache haben und die eine Sehnsucht haben, sie zu verbreiten, die also von sich aus die Sache an die Menschen heranbringen wollen. Bei der Anthroposophie ist das so, daß sie tatsächlich in vielen Seelen darinnen sitzt, die aber eigentlich erst dann das haben könnten, was sie selber enthält, wenn es auch aktive Beteiliger, d. h. arbeitende Menschen in genügender Zahl gäbe, die entsprechen würden dieser menschlichen Sehnsucht. Das würde schon begründen, daß man sagt, es muß eigentlich so etwas da sein, wie es dazumal angestrebt worden ist mit dem Bunde für freies Geistesleben, daß Aktivität zwischen das Passive kommt. Das werden Sie nicht mehr so reklamehaft finden.
38 Die damals vorliegende Ausgabe war 1920 mit der Bezeichnung 7.-15. Auflage erschienen.
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Aber Sie werden auch sehen, wie ungeheuer schwierig es ist, sich klar auszusprechen. Das, was sie gesagt haben, hat einfach durch die Art des Aussprechens die Gestalt bekommen, die Sie charakterisiert haben. Dasjenige, was der Anthroposophie so große Hemmnisse geschaffen hat, besteht darin, daß die Klarheit in ihrer Vertretung, ganz gleich, ob es intim vertreten ist oder mehr nach außen hin, in hohem Grade gemangelt hat. Ein klares Auftreten ist erforderlich. Von vornherein müßten Sie eine solche Klarheit also schaffen. Sie verstehen, was ich meine. Nur bin ich noch nicht in der Lage zu sagen, was notwendig wäre.» [Rath, S. 31f].
«Sie sollen nicht den Glauben haben, daß ich das tadeln will, was Sie vom Bund für freies Geistesleben gesagt haben. Ich wollte nämlich nur sagen, auf welche Weise das zustande kam. Dadurch, daß diese Klarheit nicht da war bei dem Aufrufe des Bundes für freies Geistesleben. Ein gutes Wollen lag schon zugrunde. Vielleicht hätten Sie hinzufügen können, daß, wie der Erfolg es eben zeigt, es nicht richtig gemacht war. Der Aufruf hat keine Wirkung gehabt.» [Rath, S. 33].
«Das eine möchte ich zu bedenken geben, ob Sie eine Anzahl von Persönlichkeiten, die von dieser Tagung in Stuttgart [pädagogischer Jugendkurs] mancherlei erwartet haben und die vielleicht heute noch der Meinung sind, daß das, was sie erwartet haben, realisiert werden sollte, dadurch, daß Sie gewissermaßen über ihre Intentionen einfach zur Tagesordnung übergehen und sie morgen draußen lassen, Sie sich vielleicht dadurch zunächst den Vorwurf zuziehen:
Ja, man hat uns bestellt, man hat uns eingeladen, und nun läßt man uns stehen; man beschäftigt sich nicht weiter mit uns, weil wir das, was gewollt wurde, auf eine andere Art wollen. Es ist ganz sicher:
Es wird sich ein Kreis herausbilden aus denjenigen, die heute hier sind, die so arbeiten, wie sie sich das vorgesetzt haben.»
3. Weitere Notizen von Ausführungen Rudolf Steiners in den die Begründung des Jugendkreises vorbereitenden Gesprächen
#G266c-1998-SE456 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
3. Weitere Notizen von Ausführungen Rudolf Steiners
in den die Begründung des Jugendkreises vorbereitenden
Gesprächen
#TX
Folgendes ist wahrscheinlich ebenfalls eine sehr alte Kompilation von Äußerungen Rudolf Steiners, die häufig abgeschrieben wurde. Lehrs hat sie alle ziemlich wörtlich in seinen Bericht aufgenommen. - Die als Vorlage dienende Abschrift im Archiv ist mit Schreibmaschine geschrieben; der beim Abschreiben hinzugefügte letzte Absatz zeigt, daß dieses Exemplar aus der Zeit nach 1950 stammt.
Über Wesen und Wirkung unserer Gemeinschaft
(Ausführungen Rudolf Steiners in den die Begründung vorbereitenden Gesprächen, aus der Erinnerung jeweils gleich hernach niedergeschrieben)
«Eine wahre Gemeinschaft ist stets mehr als die bloße Summe ihrer Mitglieder. So hat Herman Grimm von der Freundschaft zwischen Goethe und Schiller gesagt: Will man sie in Gestalt einer mathematischen Formel ausdrücken, so genügt es nicht zu sagen, sondern da muß es heißen . Da kommt zu dem, was zwei sich in solcher Art findende Menschen darstellen, stets noch ein Drittes hinzu.»39 [Lehrs S. 17].
«Bei dem, was Sie bilden wollen, handelt es sich darum, daß Menschen der allerverschiedensten Lebenswege sich zusammenfinden. Der eine wird den, der andere jenen Weg im Leben gehen. Das wird einfach das Leben bringen. Dieses Leben wird in der allernächsten Zeit sehr, sehr kompliziert werden. Da wird es nötig sein, daß jeder einzelne den Geist, den man durch die Gemeinschaft sucht, so konkret wie möglich nimmt. Das aber heißt, daß Sie folgendes verstehen: Was Sie suchen, das ist einen Freund zu finden in der geistigen Welt. Einen solchen zu finden, ist nicht einmal schwer. Worauf es aber ankommt, das ist, wenn er einmal gefunden ist, ihm die seelische Treue zu halten. Sie müssen imstande sein, sich selbst etwas zu versprechen und dem Versprochenen treu zu bleiben. Was
39 Siehe S.426
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ich Ihnen werde geben können, das wird immer nur die eine Hälfte sein können. Das wird dasjenige sein, was Sie zur Grundlage brauchen. Die andere Hälfte müssen Sie selber dazubringen. - Die Treue gegenüber dem sich und anderen einmal gegebenen Versprechen ist der feste Stab im Leben.» [Lehrs S. 18].
«Das, was als Geist lebensvoll in der Anthroposophie ist, das ist keine . Es ist vielmehr ein Tatsächliches, ein reales Wesen, das einen durchs Leben geleitet. Was Sie wollen, das ist, eine Gemeinschaft begründen, die etwas von einem solchen freundschaftlichen Leiten durch das Leben hat. Solche Dinge erfährt man, wenn man das konkrete Geistige als ausgedehnt nimmt über das ganze Leben.» [Lehrs S. 18].
«Ihre Gemeinschaft wird etwas in sich haben von dem, was das Urgeheimnis ist aller menschlichen Gemeinschaft, daß dasjenige, was wir selber innerhalb der Gesellschaft tun, nicht die Früchte trägt für uns selber, sondern für die anderen, und daß alle Früchte für uns selber von den anderen kommen.» [Lehrs S. 18].
Auf Rudolf Steiners Frage an uns, was wir uns konkret als Ziel anthroposophischen Jugendstrebens vorstellten, antwortete eine Freundin, daß man in allen Büros der Welt so freundliche Gesichter findet, wie sie ihr beim Besuche eines damals in Stuttgart bestehenden Unternehmens - - begegnet seien. Hierauf Rudolf Steiner: «Darauf kommt es nicht an, sondern auf etwas anderes. Das bisherige soziale Leben gleicht einem Mechanismus, und da ist nicht die Aufgabe, dahin zu wirken, daß die Hebel und Kurbeln des bestehenden Mechanismus mit etwas lächelnderen Gesichtern betätigt werden. Sondern das Ziel muß sein, daß dieser Mechanismus ersetzt werde durch einen Organismus. Und da kann dasjenige, was Sie wollen, zunächst nichts anderes sein als das Ziehen eines zarten Pflänzchens. Denken Sie sich das Tote des heutigen sozialen Lebens als große Steine und das Pflänzchen zwischen diesen Steinen. Was tot ist, hat gewissermaßen ein viel zäheres Leben als das Lebendige, denn es kann ja nicht sterben. Es kann höchstens zerrieben werden. Und die Steine werden zerrieben werden! Und da müssen Sie dann darauf achten, daß das Pflänzchen nicht zwischen diesen Steinen mit zerrieben wird.» [Lehrs S. 21].
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«Die Seelen der heutigen Menschen kommen als Folge der allgemeinen Entwicklung an die Grenze zwischen der Intellektualität und dem Geiste. Da geht es ihnen wie dem Fisch. Wenn der Fisch an die Oberfläche des Wassers gerät und beim Hinausschnappen das Element der Luft spürt, so reagiert er hierauf mit dem Impuls, besonders tief ins Wasser zurückzutauchen. So werden in der kommenden Zeit die Menschen den Drang haben, wenn sie unversehens an die Grenze der Intellektualität geraten, ganz tief unter das Intellektuelle hinunterzutauchen. Demgegenüber wird es Ihre Aufgabe sein, durch die Intellektualität vorzudringen zur Überintellektualität, durch die Klarheit zur Überklarheit.» [Lehrs S. 22].
Zur Frage, die Möglichkeit künftiger Erweiterung der Gemeinschaft betreffend, sagte er: «Werdet Menschensucher!» (Dieses Wort empfanden wir als eine zeitgemäße Metamorphose des Wortes Christi an die Jünger: «Werdet Menschenfischer!» - Im Zeitalter der sich entwickelnden persönlichen Freiheit tritt an die Stelle des «Fischens» das «Suchen».) [Lehrs S. 22].
Im Hinblick auf die frühere Zugehörigkeit einer der Beteiligten zur zionistischen Jugendbewegung, für deren Bericht über ihre Erfahrungen er sich sichtlich interessierte, sagte er zu uns allen gewandt:
«Sie wollen ja nicht so etwas Kleines begründen, wie es der Zionismus ist.» [Lehrs S. 22].
«Es gibt zwei parallel laufende Geschichtsströme: einen offenbaren und einen unoffenbaren. Allgemein bekannt wird den Menschen nur der erstere. Aber hinter ihm läuft im Verborgenen der andere. Dieser, der eigentlich bewirkende, darf niemals versiegen. Zu diesem Zwecke müssen sich von Zeit zu Zeit Menschengruppen zusammenfinden, die in ihm weiterwirken. In diesen Strom wollen Sie sich durch Ihre Gemeinschaft hineinstellen.» [Lehrs S. 22].
«Wenn Menschen kommen und den Geistesforscher um einen gemeinsamen Meditationsstoff bitten, und wenn sie ein wirklich ernsthafter Wille dazu führt, dann kann eine größere Kraft entstehen, um etwas in der Welt auszurichten, als ein noch so großer Staatsmann erreichen könnte.» [Lehrs S. 22].
«Es scheint in der Gegenwart vieles so glatt zu gehen, weil es maschinell
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geht. Aber der Lauf der Maschine läuft über der Menschen Köpfe hinweg. Das wird immer mehr eine Riesenkraft, die von selber wirkt, und die die Menschen mit ihren vorhandenen Kräften nicht mehr aufhalten können. Gegen diese Kraft kann man nur gewachsen sein durch ein Streben, das sich bemüht, bis in die äußersten Konsequenzen der Handlungen hinein Geist zu tragen. Das allein wird es möglich machen, standzuhalten gegenüber der Überrumpelung durch die Kulturmaschine, daß man Geist und Liebe in seinen Willen hineinbringt. Zu wenige Menschen entwickeln gegenwärtig wirkliche Initiative. Es ist viel Wunsch da, aber wenig Wille.» [Lehrs S. 22].
«Man muß unterscheiden zwischen Gebet und Meditation. Das gewöhnliche Gebet dient heute zumeist einer Befriedigung des eigenen Selbstes. Die wahre Meditation aber ist ein Vollziehen des geistigen Willens, der den Zeitgeist in sich trägt. Wo solche Meditation geübt wird, da vermag eine geistige Kraft in das irdische Geschehen hineinzuwirken. Geistige Welten wollen heute in das irdische Geschehen hineinwirken, aber sie können dies nur, wenn durch menschliche Meditation Raum dafür geschaffen wird. Es geschieht dadurch etwas wie eine Aussparung im physischen Felde, in die geistige Wesen mit ihren Wirkungen sich hineinbegeben können. -Wenn auch physisch viel vernichtet werden wird, wenn auch im Äußeren scheinbar wenig erreicht werden wird: was auf solche Weise geistig geschaffen wird, das bleibt, das behält seinen Wert für die Zukunft.» [Lehrs S. 23].
«Jetzt ist eine Zeit gekommen, wo der Materialismus die Leiber so verhärtet, daß die Individualität sich nicht genügend inkarnieren kann. Viele Menschen gehen daher gegenwärtig so herum, daß sie einen Teil ihres Wesens wie einen Begleiter neben sich haben, der nicht in dem Leibe wohnen kann. Der bleibt hinter der Sinneswelt verborgen. Zu ihm gilt es durchzudringen. Dazu ist die Meditation ein Mittel.» [Lehrs S. 23].
Auf die von einem Freunde geäußerte Meinung, unser Ziel solle sein, selbst über Tische und Stühle so geistig sprechen zu können, wie man sonst nur über die Hierarchien spräche: «Nein, vielmehr sollen Sie sich zur Aufgabe stellen, zu lernen, über die Hierarchien
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so natürlich zu sprechen, wie man sonst über Tische und Stühle spricht.» [Lehrs S. 24].
Auf die Frage eines Freundes, ob unsere Gemeinschaft gemeint sei, ein Organ an dem Leibe zu bilden, der dem Wesen Anthroposophie bereitet werden müsse, um auf Erden wirksam werden zu können:
«Gewiss, aber nicht für eine Inkarnation, sondern für eine Inkorporisation. Im Erdendasein kann dieses Wesen nur bis zu einer solchen schreiten. Eine Inkarnation wird erst unter anderen als den Erdenverhältnissen möglich werden.» [Lehrs S. 25].
Auf die Frage nach der Gemeinsamkeit des Erlebens unter den Angehörigen der Gemeinschaft: «Ja, Sie wollen eine bewußte Gruppen-seele werden.» [Lehrs S. 25].
Hinsichtlich der Wirkung solcher gemeinsamer Übungen: «Nehmen Sie an, Sie seien insgesamt zehn und ein jeder bringe die Kraft auf; dann ist die Gesamtwirkung nicht 2 x 10 sondern 2 10. Mit anderen Worten: Die Vermehrung der Kraft vollzieht sich nicht nach dem Gesetz der Multiplikation, sondern der Potenzierung.» [Lehrs S. 26].
Über die notwendige Art unseres gegenseitigen Verhaltens: «Die einzelnen von Ihnen werden in sehr verschiedenen Kulturaufgaben zu stehen kommen. Nicht alle von Ihnen werden im gleichen Maße nach außen zu wirken haben. Einige werden weiter vorne, andere mehr im Hintergrund stehen, je nach Schicksal und Begabung. Da müssen die einen sich freuen über die Erfolge der anderen. Jedes Empfinden von Rivalität muß Ihnen fern bleiben, indem im Bewußtsein aller lebt, daß, was der eine leistet, er durch die Kräfte aller anderen leistet.» [Lehrs S. 26].
«Sich durch ein gegenseitiges Versprechen zum Streben nach einem gemeinsamen geistigen Ziel verbinden und sich dabei im Handeln und Urteilen gegenseitig ganz frei lassen - eine auf solches gegründete Gemeinschaft ist etwas ganz Neues in der Entwicklung der Menschheit und etwas, das heute als ein Allernotwendigstes gebraucht wird.» [Lehrs S. 26].
«Für jemanden, der auf dem esoterischen Wege zu bestimmten Ergebnissen
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kommt, besteht leicht die Gefahr des Größenwahns. Dagegen kann eine Gemeinschaft wie die Ihre ein Schutz sein. Denn in ihr streben Sie ja gemeinsam zum Überschreiten der Schwelle der geistigen Welt hin. Und da hat sich ein jeder zu sagen, daß er das persönlich Erreichte den Anstrengungen aller anderen verdankt.» [Lehrs S. 26].
Nach der Übergabe der Texte der Übungen: «Nun müssen Sie Ihr Leben zwieteilen. Der eine Teil spielt sich in Ihren Übungen ab, der andere verläuft im äußeren Leben. In jenem saugen Sie den Geist ein, dann wird er in dem anderen schon von selber in das Leben hinausströmen. Dazu ist es nötig, daß Sie sich ganz in dieses äußere Leben hineinstellen.» [Lehrs S. 26].
«Auf dem Wege, den Sie sich vorgenommen haben, wird man empfindlicher, als man vorher gewesen ist, für die ahrimanischen Wirkungen in der Welt. So werden Sie darunter mehr zu leiden haben als andere Menschen. Und da werden Sie darauf zu achten haben, daß Sie nicht der Versuchung verfallen, mit den gleichen Mitteln diesem Erleben zu entfliehen, mit denen Sie sich zuerst diese Empfindlichkeit erworben haben.» (Dieses meinten wir so verstehen zu sollen, daß wir uns davor hüten, uns in die Meditation als einen schützenden Hafen zurückzuziehen.) [Lehrs S. 22].
«Im physischen Felde ist heute die ahrimanische Macht so stark, daß kein einzelnes menschliches Ich ihr gewachsen ist. Daher kann heute kein menschliches Ich dafür garantieren, daß es einen Entschluß, sofern er eine physische Tat betrifft, auch wirklich ausführen kann. Das Feld aber, auf dem Sie sich vorgenommen haben, Taten zu tun, ist eines, zu dem die ahrimanische Macht keinen Zutritt hat. Daher ist die Durchführung dessen, was Sie sich vorgenommen haben, allein von Ihnen selber abhängig. Daher haben Sie hier die erste Gelegenheit, Taten in Freiheit zu tun, daher die erste Gelegenheit, Treue zu üben.» [Lehrs S. 27].
Hier sei noch ein Wort hinzugefügt, das wir bei einer Zusammenkunft mit ihm wenige Tage nach dem Brand, um die wir gebeten hatten, von ihm gesagt bekamen. (Näheres über dieses Beisammensein
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findet sich in dem gesonderten Bericht «Aus der Anfangszeit des Kreises».40} Da sagte Rudolf Steiner im Zusammenhang [mit) seiner Aufforderung, uns immer wieder auf die Urimpulse des Kreises zu besinnen: «Sie müssen verstehen, daß Sie beschlossen haben, Freiheit zu opfern um einer höheren Freiheit willen. »
40 Dieser von Lehrs wurde in den fünfziger Jahren verfaßt, siehe S. 420.
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4. Erinnerungsnotizen von Herbert Hahn
Nach der Photokopie eines durch H. Hahn handschriftlich datierten und signierten Memorandums von 1963.
[Briefkopf:] C. Brumberg Hansen
[in unbekannter Handschrift:] Von Herbert Hahn diesem Freunde erzählt und von diesem zugleich geschrieben.
Notizen aus der Erinnerung
(Zum 16. Oktober 1922)
Rudolf Steiner sprach unter anderem vom Jungsein und Altwerden. Er sagte etwa: «Das ist ja unvermeidlich, daß Sie einmal hier ein graues Haar, dort eine Runzel bekommen werden, denn der physische Leib soll und muß ja alt werden. Doch achten Sie auf das eine:
es ist gar kein Anlaß da, daß dann die Seele mit alt wird. Ja, sie darf eigentlich nicht mit alt werden. Für jedes graue Haar, das da plötzlich sich auftut, und für jede Runzel, die sich einschreibt, kann die Seele sich ein frisches, junges Etwas zulegen. Nur dann geht das Altern erst so vor sich, wie es vom Geist gewollt ist.»
Wohl im Zusammenhang damit sprach er davon, daß wir die Impulse, die uns jetzt zur Gründung einer Gemeinschaft führen, immer wieder lebendig machen sollten wie am ersten Tag. «Sehen Sie» - sagte er - «in der alltäglichen Welt gilt ja das Wort: Neue Besen kehren gut. Man will damit sagen, daß die Borsten am Besen sich doch allmählich abnutzen, sie mögen im Anfang noch so gut gewesen sein. Das darf nicht gelten für Sie! Ihr Besen muß täglich neue Borsten bekommen.»
* * *
Ein andermal sprach er von der Begeisterung und führte aus, daß die wahre Begeisterung so selten sei. Denn die echte Begeisterung bestehe nicht darin, daß wir in uns selbst und für uns selbst entflammt sind. Erst dann sei die Begeisterung echt und stark genug, wenn die Flamme in uns so stark brennt, daß andere sich an ihr ein Feuer anstecken können. Dieses war es, was er - meiner Erinnerung
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nach - mit den Worten meinte: «Entwickeln Sie den Grips». Wir verstanden dieses Wort erst im trivialen Sinne der Gescheitheit oder Pfiffigkeit. Daraufhin gab er die vorangehende Erläuterung.
* * *
Im Zusammenhang mit der intellektualistischen Kultur der Gegenwart führte er aus, daß die Einseitigkeiten und die Gefahren dieser Kultur heute schon von gar nicht wenigen Menschen eingesehen werden. Doch entstehe die Neigung, den Kopf gleichsam abzutakeln, um in die wohltuend irrationalen Regionen des Gefühles und der dunklen Willenstiefen zu versinken. Um sich voliwertig als Mensch zu erleben, wähle man also den Weg vom Kopf nach unten. Wir sollten - so sagte er - uns der Gefahren und Täuschungen bewußt werden, die mit diesem abwärts verlaufenden Wege verbunden sind. Denn dieser Weg ist ein Abweg, der völlig dem widerspricht, was der Zeitgeist will.
Der Kopf - so betonte Rudolf Steiner - hat sich nicht umsonst bei aller Einseitigkeit Klarheit erworben. Diese Klarheit darf nicht verloren gehen, sondern muß auf dem vom Zeitgeist gewollten Geisteswege mitgenommen werden. Und zwar muß sie mitgenommen werden auf dem Wege: Vom Kopf nach oben über den Kopf hinaus. Auf diesem Wege wird das Irrationale durch Über-Klarheit gewonnen. Dies ist der Weg, der von einem michaelischen Denken eingeschlagen werden will.
* * *
Über die Meditation und das Meditieren sagte Rudolf Steiner unter anderem das Folgende: Die Meditationen sind für bestimmte Tages-situationen beziehungsweise Tageszeiten angegeben und sollten, wann und wo die Umstände es nur immer erlauben, zu bestimmten Zeiten gemacht werden. Doch irgendeiner von der werdenden Gemeinschaft wird immer der erste sein, der zum Beispiel die Morgenmeditation macht, ein anderer der letzte. Aber beide Meditationen, überhaupt alle Morgen-Meditationen der Gemeinschaft, gehen aufeinander zu. Das vollzieht sich so, daß sich die Meditation, die zuerst gemacht wurde, in den Ather eingeschrieben hat. Alle anderen, die dann folgen, kristallisieren sich um diese erste. In gewissem Sinne gilt für die Meditationen also eine «virtuelle Zeit», die sich aus
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der Situation ergibt und die auch die letzte dieser Morgenmeditationen, die durch unvorhergesehene Umstände vielleicht spät gemacht wurde, doch noch «Morgenmeditation» sein läßt.
Etwas sehr Entscheidendes und Aufrufend-Verpflichtendes sagte Rudolf Steiner über Aufgabe und Wirkung der Meditationen. Während sie einerseits für den einzelnen und für die Gemeinschaft ein Organ der höheren geistigen Entwicklung sind, dienen sie andererseits der ganzen Erde. Die moralischen Kräfte der Erde - so führte er aus - sind in unserem Zeitalter so sehr vom Verfall bedroht, daß diese meditative Tätigkeit eine ungemein bedeutungsvolle, die Erde heilende Wirkung hat. Besonders, wenn sich, wie es in einer spirituellen Gemeinschaft geschieht, die meditativen Kräfte in ihrer Wirkung potenzieren.
In diesem Zusammenhang erwähnte Rudolf Steiner auch die ins Leben tretende Christengemeinschaft. Sie sei eine mit Dank zu begrüßende Helferin in diesem Dienst für die Erhaltung der moralischen Kräfte der Erde. Dieser Hinweis auf die objektive Bedeutung der Christengemeinschaft wird dadurch um so bedeutungsvoller, daß Rudolf Steiner an anderer Stelle sehr betont darauf hinwies, daß die Christengemeinschaft eine unabhängige Bewegung sei, bei deren Begründung er nur eine vermittelnde Rolle gespielt habe. Über die Wirkung der Meditation in der werdenden Gemeinschaft selbst sagte er dann unter anderem auch dieses: «Es wird sich bei geistgemäßer Einstellung ein eigenartiges Verhältnis ergeben in bezug auf die durch die Meditationen gebildete geistige Substanz, ein Verhältnis jedes Einzelnen zum Ganzen. Dieses Verhältnis wird sich so gestalten können: Zu gegebenen Zeiten und für bestimmte Aufgaben wird sich alles, was durch die Gemeinschaft erarbeitet wird, auf einen Einzelnen konzentrieren. Er wird dann für seine Aufgaben gewissermaßen mit der ganzen spirituellen Substanz der Gemeinschaft begnadet.
Wenn die anderen, die zur Gemeinschaft gehören, nun richtig verstehen, was geschieht, werden sie neidlos, ja mit einer berechtigten Mitfreude darauf hinschauen, wie dem Einen in diesem Augenblick alles gegeben ist. Dieser Eine wird umgekehrt nicht nur seinen eigenen Tugenden oder Talenten zuschreiben können, wenn ihm jetzt viel gelingt. Er wird das Bewußtsein haben, daß er in wesentlichen Teilen mit aus dem heraus arbeitet und wirkt, was ihm die
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anderen gegeben haben. Und das wird ihn zur Bescheidenheit und Dankbarkeit aufrufen.»
Als sich die Gespräche zur Begründung der Gemeinschaft noch mehr verdichtet hatten, sagte Rudolf Steiner eines Tages weiter, wir sollten sehen, wie die meditative Tätigkeit im Sinne der neuen, jetzt entstehenden Esoterik einen bestimmten Zusammenhang habe mit einem nur dem Eingeweihten bekannten Zeitphänomen. Und er charakterisierte dieses Zeitphänomen wie folgt. Es gibt - so sagte er
- heute nur wenige wirklich gut inkarnierte Menschen, deren Ich wirklich in ihren Leib eingezogen ist. Die Leiber der Menschen sind mehr und mehr so geworden, daß eine volle Inkarnation immer schwieriger wird. Wenn wir nun - so fuhr er fort - diese Gemeinschafts-Meditationen machen werden, dann wird sich durch sie erst eine tiefere Verbindung unseres Wesenskernes mit dessen Hüllen vollziehen. Das aber kann, weil es ein Geburtsvorgang ist, mit einem Leid- oder Schmerzgefühl verbunden sein. «Es kann sich» -so etwa sagte er wörtlich - «des einen oder des anderen von Ihnen zeitweise eine unerklärliche Melancholie bemächtigen.» Vor dieser Melancholie - so betonte Rudolf Steiner weiter - sollten wir nicht erschrecken. Wir sollten sie durchschauen und erkennen als das, was sie ist, als den Schatten eines nachgeholten Inkarnationsvorganges. Für den, der diese Seelenverdüsterung nicht als das erkennt, was sie wirklich ist, kann sonst eine Gefahr auftreten. Sie wird sich zeigen in einer plötzlich auftretenden Neigung, sich betäuben zu wollen. Und es wird sich dann nicht nur um Betäubungen im trivialen Sinne handeln, sondern um raffiniertere Betäubungen, wie etwa durch übertriebene Geschäftigkeit und Ähnliches.
Alles dies sagte Rudolf Steiner mit einem besonders großen Ernst. Man hatte den Eindruck, als schaue er auf große Gefahren hin, die aus der in Einseitigkeiten fortschreitenden Zeit auf uns zukommen. Als er uns in der anschließend zu beschreibenden unvergeßlichen Geistes-Stimmung die Meditationen übergeben hatte und zu uns über sie sprach, sagte er etwas tief Impulsierendes. Diese Meditationen könnten bei richtigem Gebrauch zu so etwas werden wie zu Fenstern in die geistige Welt. Die gegebenen Worte und Bilder stellen aber nur die Hälfte dessen dar, was uns anvertraut werde. Die «andere Hälfte» sollten wir selber durch spirituelle Aktivität finden.
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In dem soeben angedeuteten Augenblick, in dem die Meditationen übergeben wurden, vollzog sich aber das Folgende. Rudolf Steiner sagte, während er das violette Taschenbuch, in welchem die Meditationen stehen, entweder in der Hand hielt oder vor sich liegen hatte: «Sie können das so betrachten, daß ich gleichsam beauftragt wurde, Ihnen dieses zu überbringen.»
Für den Schreiber dieser Zeilen war dieses einer der höchsten Eindrücke, die er je im Leben von der Persönlichkeit Rudolf Steiners empfangen hat. Mehr und mehr hatte er erleben dürfen, wie sich im Wirken und Auftreten Rudolf Steiners selbst, als einer hohen geistigen Individualität, die übersinnliche Welt in ihrer Vollmacht offenbarte. In diesem Augenblick aber wurde wie von einem Blitz ein nur zu ahnender geistiger Hintergrund hinter dem Träger der neuzeitlichen Initiation aufgerissen. In diesem Erlebnis war ein unbeschreibliches Geistes-Aroma, das sich für immer mit diesen Meditationen verbindet.
* * *
Unter den mancherlei Ausführungen, die Rudolf Steiner über unser Darinnenstehen in der heutigen Kultur und Zivilisationswelt machte, hebt sich mir in der Erinnerung ein sehr ernster Appell besonders hervor. Rudolf Steiner warnte uns davor, unsere Initiativen, unsere Tätigkeiten, dort, wo sie auf große Ziele gerichtet sind, auf die in der Außenwelt bestehenden, von der Routine geschaffenen Formen aufzubauen. Diese Formen - sagte er - sind alt und brüchig geworden, sie gehen rettungslos ihrem Untergang entgegen. Wir müssen überall darauf sehen, uns einen neuen Grund und Boden zu erarbeiten, auf dem wir uns geistgetragen bewegen können.
Diese Äußerung war wie alle anderen, die er im Zusammenhang mit der Gemeinschafts-Gründung machte, in eine sehr große Perspektive gerückt. Wohl die allergrößte tat sich auf, als er im Hinblick auf die Zukunft der werdenden Gemeinschaft sagte: «Wenn diese Gemeinschaft gegründet werden wird, dann dürfen Sie daran denken, daß sie zu einem weitreichenden Wirken bestimmt ist. Es könnte zum Beispiel der Fall eintreten, daß keines der Mitglieder der Gemeinschaft zu einer gegebenen Zeit mehr auf Erden weilt, so daß sie im alltäglichen Sinne als ausgestorben gelten würde. Sie wird dann doch nicht ausgelöscht sein. Mit dem ersten Angehörigen der
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Gemeinschaft, der sich wieder inkarniert, würde sie auf die Erde zurückkehren.»
Die zuletzt angeführte Äußerung beantwortet in restlos befriedigender Weise eine Frage, die öfters von später dazugetretenen Mitgliedern der Gemeinschaft gestellt wurde. Es war die Frage: Ob nicht durch die Weihnachtstagung auch dieser esoterische Jugend-kreis als aufgelöst zu betrachten sei.
Abgesehen davon, daß Rudolf Steiner die Gemeinschaft durch eine neue wesentliche Begegnung während der Weihnachtstagung nochmals bestätigt und aufgerufen hat, wird jeglicher Zweifel durch das soeben Hervorgehobene beseitigt. Der Hinweis auf das Hindurchtragen des Gemeinschafts-Impulses durch die Inkarnationen spricht durch sich selbst. Viel näherliegend ist wohl der Gedanke, daß die Gründung der jungen esoterischen Gemeinschaft vom Oktober 1922 als einer der vorbereitenden Schritte auf die Weihnachts-tagung 1923 betrachtet werden darf. Und noch zweifelloser ist gewiß, daß dieser Gemeinschaft für das Durchtragen der großen Impulse der Weihnachtstagung eine innere Verpflichtung von besonderer Art gegeben ist.
Herbert Hahn, Kopenhagen-Charlottenlund,
12. - 14. Aug. 1963
#TI
DIE ZWEI ESOTERISCHEN STUNDEN
FUR DEN JUGENDKREIS
#TX
Zu diesen zwei Stunden gibt es im Rudolf-Steiner-Archiv sieben Vorlagen, sechs sind mit Schreibmaschine geschrieben, Vorlage C ist von Hand geschrieben. Zwei Vorlagen enthalten beide Stunden, die fünf anderen jeweils nur eine. Nur eine, die Vorlage A von der zweiten Stunde, ist signiert, und zwar von Maria Röschl, die anderen tragen keinen Namen.
Die Abweichungen im eigentlichen Text sind minimal, nur in den eingeschobenen Kommentaren gibt es größere Unterschiede in der Formulierung, nicht aber im Inhalt. Diese Kommentare der Aufzeichner stehen in den Vorlagen in runden Klammern.
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ERSTE ESOTERISCHE STUNDE
Stuttgart, 13. Juli1923
#TX
[Dieser Text folgt der Vorlage B, sofern nichts anderes vermerkt ist.]
(Vorlage E: Rudolf Steiner kam etwas früher als erwartet, gegen 8 Uhr abends, während wir in der Bibliothek der Landhausstraße auf ihn warteten. Aus akuten Unstimmigkeiten heraus und bedrückt durch die Nachricht vom unseres Freundes [Name unbekannt] hatten wir Rudolf Steiner um eine Zusammenkunft gebeten. Während unseres Wartens waren wir wiederum in Diskussion über unsere Schwierigkeiten geraten. Da kam unerwartet Rudolf Steiner herein. Wir waren darauf eingestellt, ihm unsere Nöte zu schildern und ihn um seinen Rat fragen zu dürfen. Statt dessen begann er unverzüglich, nachdem er selber und Frau Marie Steiner Platz genommen hatten, von sich aus zu uns zu sprechen, indem er uns anredete mit den Worten:)
Meine lieben Schwestern und Brüder!
Für lange Zeiten noch sind die Meditationen gültig als das Gut, das Ihr für Eure innere Arbeit empfangen habt. Heute soll etwas gegeben werden, das dazu beitragen kann, die Stimmung beim Üben unendlich zu vertiefen.
(Er bezeichnete, was wir bekommen würden, als eine Art zu unseren täglichen Übungen. Dann begann er erklärend: )
Die Meditation besteht aus Worten, in die man sich erst ein-leben muß. Man schläft aber heute dem Worte gegenüber. Man meint zum Beispiel das Wort käme von , während es in Wirklichkeit von kommt - wie es ja im Dialekt mancher Gegenden heute noch für heißt. Was erlebt denn heute eigentlich jemand von dem, was da liegt in einem solchen Ausdruck wie: ?
(Der sanft eindringliche Ton, in dem dieser Satz und besonders sein letztes Wort gesprochen wurde. drang stark in das Gemüt der ihn Hörenden ein.)
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(Vorlage E: Man muß sich vorstellen, wie das Petschaft eingedrückt wird in das Wachs, so hat die Rede sich in meine Seele eingedrückt.)
Man muß ein ganz anderes Verhältnis zum Wort bekommen. Da sind zum Beispiel die Worte und . Diese bedeuten noch etwas ganz anderes, als was man gewöhnlich darunter versteht. Der Schlafende und der Wachende befinden sich in der gleichen äußeren Umgebung, nur weiß der Wachende von dieser Welt, während der Schlafende von ihr nichts weiß. Entsprechend geht es dem Anthroposophen gegenüber dem NichtAnthroposophen: Der Anthroposoph weiß von einer Welt, der geistigen Welt, in der der andere auch lebt, ohne aber von ihr etwas zu wissen. Dieser Unterschied gilt in noch stärkerem Maße für den Meditanten. Deshalb muß dieser bescheiden werden im Gebrauch der Worte.
(Dieser letzte Satz konnte nicht anders als einen besonders ernsten Widerhall in unseren Seelen finden im Nachklang der eben vorher unter uns stattgefundenen Auseinandersetzung.)
(Vorlage E: Der Unterschied der ernst-verhaltenen Stimmung, in der Rudolf Steiner sprach, gegenüber derjenigen, in der wir selber gekommen waren, war ein sehr großer.)
Ein weiteres solches Wort ist das Wort . Dieses Wort nimmt ja unter allen Worten der menschlichen Sprache eine besondere Stellung ein. Ungefähr im dritten Lebensjahr lernt der Mensch dieses Wort gebrauchen. Das ist aber ein Alter, in welchem noch kein eigentliches Ich-Bewußtsein vorhanden ist. Daher lernt man dieses Wort zunächst nur automatisch sprechen. Erst im 21. Lebensjahr findet die Geburt des Ich statt. Was da zum Vorschein kommt, ist dann aber immer noch das ganze Leben hindurch nicht das wahre Ich. Ihm begegnet man als gewöhnlicher Mensch erst wieder nach dem Tode. So gebraucht jeder Mensch bis zu seinem Tode das Wort doch immer nur provisorisch. Dieses provisorischen Gebrauches des Wortes muß sich der Meditant ganz besonders bewußt werden. Er muß lernen, daß er erst allmählich den Weg zu dem wahren Ich
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finden muß, indem er zunächst lernt, es durch alle seine drei Hüllen hindurch zu erleben.
(Rudolf Steiner begann nun der Reihe nach drei Hüllen zu besprechen, indem er mit dem physischen Leib begann.)
Der physische Leib ist der Schwere unterworfen gle h wie das Mineral. Ihr entgegengesetzt ist die Kraft des Lichtes. Herzen wirken beide gegeneinander: die Schwere zieht nach u ten, das Licht nach oben. Um sich mit dem Erlebnis der Schwere recht zu verbinden, nehme man einen Kristall in die Hand, betrachte ihn aber nicht auf seine Durchsichtigkeit, das heißt seine Lichtheit hin, sondern lasse seine Schwere auf sich wirken.
(Schon gleich waren die Worte und so gesprochen worden, daß wirkliche Schwere und Lichtheit in ihnen zu erleben waren. Jetzt schien Rudolf Steiner einen Kristall in seiner Hand zu wägen, so daß man dessen Schwere an der Bewegung seiner Hand erlebte. Von nun an wurde seine Hingabe an Laut und Geste immer stärker und ausdrucks-voller.)
Gleich wie gegenüber einem solchen äußeren Körper muß man auch lernen, seinem eigenen physischen Leib gegenüber zu erleben. Es muß einem ganz gleich werden, ob man einen Sandhaufen von einer Seite zur anderen schaufelt (und sogleich führte er die Bewegung des Schaufeins mit aller Hingabe aus) oder ob man seinen eigenen Leib durch den Raum bewegt. So muß der Meditant jenes Erlebnis wiedergewinnen, das dem Orientalen ein ganz natürliches ist, und das dieser mit den Worten bezeichnet: .
Die einzelnen schweren Dinge der Erde haben aber nicht Schwere, weil die Erde jedes derselben einzeln anzieht, sondern weil sie dem einheitlichen Schwere-Wesen der Erde gemeinsam unterliegen. Unsere Aufgabe besteht darin, uns in dieses Schwere-Wesen der Erde bewußt einzuleben. Zur Vertiefung in dieses Erleben diene der Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Erden-Schwere.
(Vorlage E: In seiner Sprache nahm Rudolf Steiner eine immer stärkere
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Lautgeste an. So waltete wirklich Schwere in den einzelnen Worten, mit denen er die Erdenschwere charakterisierte. In größtem Gegensatz standen dann die weiteren Worte, mit denen er des Lichtes Leichtigkeit beschrieb:)
Nur wenn man sich ganz versenkt in das Element der Schwere, dringt man vor zu dem Erleben der Leichtigkeit. Im Flugtraum dringt dieses Element in das menschliche Erleben hinein. Ganz falsch deutet diesen Traum die heutige Psychologie, indem sie ihn als einen Angsttraum auffaßt. Denn Angst hängt zusammen mit Eng-Werden. Im Flugtraum träumt man aber gerade das Weitwerden, die Leichtigkeit.
Die Kraft der Leichtigkeit ist verknüpft mit der Sonne. Es ist diejenige Kraft, die bewirkt, daß das Wasser von der Erde aufsteigt und verdunstet. Dieses verdunstete Wasser verdichtet sich dann wieder zu den Wolken und kehrt als Regen zu der Erde zurück. Aber es ist nicht richtig zu meinen, daß die Kraft der Leichtigkeit das Wasser nur bis zu dieser Sphäre hebt. In Wahrheit wird die Substanz des Wassers noch viel weiter geführt. Denn es wird durch die Leichtigkeit völlig entmaterialisiert. Wenn die Wolken aufsteigen und verschwinden, so hört das Wasser auf, materiell zu sein. Die Kraft der Sonne, die dieses bewirkt, kann aber so stark wirken, daß zuviel an Erden-Wasser hinaufätherisiert wird. Dann sammelt sich zuviel fremder Äther in der Erdumgebung an. Da bricht dann der also gestaute Äther plötzlich wieder in die materielle Erdsphäre zurück. Dies erleben wir als die Erscheinung des Blitzes. In ihm leuchtet die Äthersubstanz auf, um sich im Regen zur wäßrigen oder gar im Hagel zur festen Form zu verdichten. Im Blitz zerreißt der Himmel und der gestaute Äther bricht herunter. Allein, was auf diese Weise im Gewitter schlagartig und dadurch vernehmbar sich vollzieht, das geht auch sonst in stiller Weise ständig rhythmisch vor sich: im verdunstenden Wasser und den sich ballen-den Wolken.
Um sich in dieses Element der Leichtigkeit hineinzuleben, ist es eine Hilfe, sich ein kosmisches Bild vor die Seele zu stellen:
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zum Beispiel einen finsteren, lastenden Berg oder dunklen,Wald, davor hängende Wolken, die zum Lichte empor en und, allmählich sich auflösend, verschwinden. Zur Vertiefung in dieses Element diene der Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der LichtesleichtigkeiL
Die Pflanze ist eingespannt zwischen Erde und Sonne. Von unten her wirkt die Schwere auf sie, von oben her das Licht. Dieses Licht strömt vom Weltall auf die Erde hernieder, wird von der Erde aufgenommen und in ihr bewahrt. Zugleich mit dem Licht zieht die Wärme in die Erde hinein. Dieses Einströmen findet während des Sommers und Herbstes statt. Während des Winters ruhen dann Licht und Wärme in der Erde. Im Frühling befreit sich das Licht und pulsiert elastisch zum Weltall zurück. Dabei bewirkt es das Wachstum der Pflanzen. Von der während des Winters in der Erde bewahrten Wärme weiß der Mensch heute nicht viel. Nur der Landmann benutzt sie, zum Beispiel wenn er seine Kartoffeln einmietet. - So strömt das Licht elastisch hinauf - hinunter, hinauf - hinunter.
(Wieder wurde dies mit eindrucksvollen Gesten begleitet.)
In diesem Pulsieren lebt die Pflanze darinnen. Daher kann sie sich wohl in der Vertikalen bewegen: sie kann wachsen und schrumpfen. Aber sie kann sich nicht von ihrem Orte fort in der Horizontalen bewegen. Tier und Mensch sind dagegen frei beweglich in der Horizontalen. Diese Befreiung vom Erdenorte gibt ihnen das Atmen. Der Atem ermöglicht ihnen, sich über das Erdenrund hin zu bewegen. So auch breitet sich die Atmosphäre selber horizontal, die ganze Erde umfangend, aus. Nur diejenigen Wesen, welche frei atmen können, können auch frei schreiten. Indem man dieses bedenkt, muß einem jeder Schritt zu einem Mysterium des Gehens werden. Zur Vertiefung in dieses Element diene der Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Atemstärke.
(Ein zweites Mal wurden nun alle drei Hüllen und die kosmischen Kräfte, die mit ihnen verwoben sind, durchgegangen, wobei noch tiefer in diese
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Verbindung hineingeleuchtet wurde und dieses dann bis zum Erfassen des Ich hingeführt wurde. )
Wenn man das Wesen der Schwere verstehen will, wie sie im menschlichen Leibe wirkt, so muß man auf die Embryonalentwickelung hinschauen. Während derselben hat die Schwere noch keinen Anteil am Menschenleibe. Er schwimmt im Fruchtwasser. Erst durch die physische Geburt kommt der Mensch in die Schwere hinein. Ganz das Gleiche gilt auch für den Leib der Erde. Auch mit diesem hat sich das Schwere-Wesen erst im Laufe der Zeit [Vorlage E: ] verbunden. Wenn man sich geistig in die Schwere versenkt, so wird man zurückgeführt zur kosmischen Vergangenheit der Erde und damit zum Erleben jenes Augenblickes, in welchem die Erde aus den göttlichen Vater-Kräften heraus geboren worden ist. So wird man auf diesem Wege zur Begegnung mit diesen göttlichen Vater-Kräften selber geführt. Daher führt der Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Erdenschwere
zu dem Erleben des:
Ex Deo nasdmur
Jedesmal, wenn man einschläft, kommt man in diejenige Welt hinein, in der des Lichtes Leichtigkeit herrscht. [Vorlage E:
] Es ist die selbe Welt, die man auch durch die Pforte des Todes betritt. Es ist das Reich, in welchem heute der Christus lebt. Zu ihm gelangt man durch das Sterben aus dem Physischen heraus. Daher führt der Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit des Lichtes Leichtigkeit
zu dem Erleben des:
In Christo morimur
Finsternis und Licht, Schwere und Leichtigkeit, sie wirken entgegengesetzt an der Pflanze. Beide werden miteinander verbunden durch das Element der Luft. Dieses erlebt man am deutlichsten in der Erscheinung der Morgen- und Abendröte. Doch was
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da der gewöhnliche Blick in Ost und West gewahr wird, das bemerkt der feinere geistige Blick auch in Nord und Süd und überhaupt ringsherum in der Horizontalen in allen Himmelsrichtungen. Das Element der Luft umfängt die ganze Erde. So wird der Mensch in dieser Sphäre auch ein Angehöriger der ganzen Erde. Der Spruch: verbindet einen mit dem Physischen der Welt. In der Lichtesleichtigkeit lebt die Kraft des Ätherischen. Durch den Atem verbinden wir uns mit dem Astralischen, das uns die freie Beweglichkeit der Gliedmaßen, die Willensstärke schenkt. Mit dem Einatmen ist verbunden das Geborenwerden, das Erwachen; mit dem Ausatmen das Sterben, das Einschlafen. Wir atmen lebendige Luft ein und tote Luft aus. In die ausgeatmete Luft formen wir die Sprache. Das ist ein geistiger Willensakt, durch den die tote Luft wieder belebt wird. Daher führt die Vertiefung in den Spruch:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Atemstärke
zu dem Erleben des:
Per Spiritum Sanctum revivzsczmus
Das Ich des Menschen ist von drei Hüllen umgeben. Dieses Ich selber ist nicht egoistisch. Egoistisch sind nur die Hüllen. Ist das Ich einmal von seinen Hüllen befreit, so will es sich alsbald in den ganzen Kosmos ausdehnen. Aber es ist eingeschlossen in seine drei Hüllen. Für dieses Eingeschlossensein hat der Orientale das Bild der Lotosblume. Auch in dieser ist der innerste Kern von drei Kreisen von Blütenblättern umgeben.
(Indem Rudolf Steiner dies sprach, formte er, die Ellbogen auf den Tisch stützend, mit seinen beiden Händen vor sich die Gestalt einer Blüten-knospe. Geste und Stimme waren jetzt von besonderer Zartheit und Hin-gegebenheit Worlage G: Zartheit und Innigkeit]. Dann sagte er:)
Dies drückte der Inder mit den Worten aus:
Aoum mani padme aoum*
Mein Ich ist beschlossen in der Lotusblüte
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Wenn man zum wahren Ich hinkommen will, muß man alle drei Hüllen durchschreiten. Das ergibt drei Stufen, die zum Ich hinführen.
(Das Folgende wurde mit kultischer Intonation gesprochen. Jedesmal ließ er seine Arme nach rechts und links schwer auf den Tisch fallen, und bewegte sie dann wieder zurück zur nochmaligen Bildung der Blüten-form.)
Man betritt die erste Stufe und erlebt:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Erdenschwere
Ex Deo nasdmur
Die erste Hülle fällt.
Man betritt die zweite Stufe und erlebt:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Lichtesleichtigkeit
In Christo morimur
Die zweite Hülle fällt.
Man betritt die dritte Stufe und erlebt:
Mein Eigenwesen ist verwoben mit der Atemstärke**
Per Spiritum Sanctum reviviscimus
Die dritte Hülle fällt.
(Vorlage C: Jedesmal wenn Rudolf Steiner das Fallen der Hüllen erwähnte, ließ er seine Unterarme und Hände schwer auf den Tisch niederfallen. In der Art wie er das Wort sprach, malte er wieder lautlich das Abfallen der betreffenden Hülle. - Er schloß die Stunde, indem er noch
- - -
* Hier dürfte ein Verständnis- oder auch Gedäehtnisfehler vorliegen. Die indische Formel lautet und wurde von Rudolf Steiner in anderem Zusammenhang in gleichem Sinne übersetzt mit: ** In anderen Vorlagen finden sich folgende Abweichungen:
Mein Eigenwesen ist verwoben in die Erden-Schwere
Mein Eigenwesen ist verwoben mit des Lichtes Leichtigkeit
Mein Eigenwesen ist verwoben in die Atemstärke
Eine Aufzeichnung dieser Sätze von Rudolf Steiners Hand gibt es nicht.
#SE266c-478
einmal das indische Mantram sprach, von dem er sagte, daß man es üben könne entweder in seiner ursprünglichen Form oder in deutscher Übersetzung.)
Aoum mani padme aoum [hum]
(Es war inzwischen dunkel geworden. In dem letzten Licht war schließlich nur noch das zarte Weiß von Rudolf Steiners Antlitz und seiner Hände sichtbar. - Nachdem er ein Zeichen gegeben hatte, daß dies der Schluß der Stunde sei, wurde das Licht eingeschaltet, und er stand auf und verabschiedete sich von uns, indem er jedem von uns und auch Frau Marie Steiner die Hand gab.)
(Anmerkung [der Aufzeichner]: Von den Sanskritworten sagte Rudolf Steiner, man könne sie in ihrer ursprünglichen Form oder auch in der Übertragung in die eigene Sprache meditieren.
Zur Erklärung: Von der Silbe sagte er in einem anderen Zusammenhang, so habe sie ursprünglich geklungen, soweit wir das heute nachmachen können. Dabei sei A der Laut des Staunens, 0 der Laut der Verehrung, der Bewunderung, U der Laut der Furcht. Alle drei zusammen als ein Laut erlebt ergeben den Laut der Ehrfurcht.
ist der lautliche Ausdruck für das Reinste, Innerste, Wesentliche, und so im Mineraireich der reine Kristall, insbesondere der Bergkristall; in der Pflanze, insbesondere dem Lotos, das Innerste der Blüte, wo der Duft entsteht; im Menschen das Ich. heißt .)
#SE266c-479
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ZWEITE ESOTERISCHE STUNDE
Dornach, 30. Dezember 1923, 8 Uhr 30 morgens im Glashaus
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[In allen Details exakt nach der Vorlage A, die von Maria Röschl signiert ist und den Namensstempel von Fritz Götte trägt.]
Unter dem Eindruck der esoterischen Neugestaltung der Gesellschaft durch die Weihnachtstagung waren wir an Dr. Steiner herangetreten mit der Frage, ob er uns in dieser Zeit etwas Besonderes unsere Arbeit Betreffendes zu sagen habe. Er bejahte dies und gab uns nach einigen Tagen Ort und Stunde der Zusammenkunft an. Diesmal versammelten wir uns in einer Stimmung, die zu entsprechen versuchte der Verantwortlichkeit des Augenblickes, der unser wartete.
Wir versammelten uns im mittleren Raum des Glashauses. Wir saßen auf Bänken, die im Halbkreis gestellt waren, so daß wir nicht hintereinander saßen, sondern im weiten Bogen. Vor uns war ein Tisch, an dessen Längsseite Dr. Steiner Platz nahm. Rechts und links an den Schmalseiten kamen Frau Dr. Steiner und Dr. Ita Wegman zu sitzen. Rudolf Steiner befand sich vor dem Bogen der Ostwand des Raumes.
Dr. Steiner betrat den Raum in Begleitung der beiden Gäste. Er begrüßte uns mit besonderer Feierlichkeit und erklärte uns, daß die beiden Damen als Gäste anwesend sein würden: «Frau Dr. Steiner, weil sie ja überall dabei ist. Frau Dr. Wegman, weil es auch andere derartige Kreise wie den Ihrigen gibt zur Pflege des inneren Lebens. Diese müssen nun in das allgemeine esoterische Leben eingegliedert werden, selbstverständlich nach streng esoterischen Gesetzen. Dazu muß es Persönlichkeiten geben, die dieses alles verbinden. Darum ist Frau Dr. Wegman hier.» Er bezeichnete die beiden Damen als «Hospitanten».
Vom ersten Augenblick an erlebte man, daß Dr. Steiner in ganz besonders ernster, feierlicher Haltung war. Er erhob sich von seinem Platz und sprach dann die ganze Zeit stehend, sehr getragen, ganz zu uns hingewandt, und dabei doch mit einer Geste und Kraft der Sprache, als schriebe seine Stimme die Worte in weite umfassende Fernen, nicht für die Gegenwart allein.
Lasset uns, meine lieben Schwestern und Brüder, stehend anhören die Worte der Selbsterkenntnis, die dem Menschen entgegentönen aus Fels und Berg, aus Wald und Wolken, aus allen
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Formen der Welt, die ihn umgeben, und die zu allen Zeiten, da es ein geistiges Streben gegeben hat, als Worte der Selbsterkenntnis ertönt haben:
0 Mensch> erkenne dich selbst ... *
Nun ließ er uns mit einer Bewegung seiner Hand Platz nehmen. während er selber stehen blieb.
Des Denkens Kraft verliert der Mensch. - An die Jugend in Euch wende ich mich heute, die Ihr Euch als esoterische Jugend hier zusammengefunden habt. Denn Ihr seid ja nun einmal der esoterische Jugendkreis. - Des Denkens Kraft verliert der Mensch. Aber es ist die Zeit gekommen, da die Menschheit diese Kraft wieder erobern muß. Das habt Ihr Euch als Aufgabe gestellt, als Ihr Euch als Jugend esoterisch verbunden habt. Und darnach muß Euer Streben gehen. Die Jugend soll nicht mehr wissen wollen als die übrigen Mitglieder der anthroposophischen Gesellschaft. Nicht anderes> sondern dasselbe anders zu wissen, soll sie bestrebt sein.
Zu einer andern Art des Wissens aber wird man geführt, wenn man die Erde als Stern zu erleben trachtet - als Stern unter Sternen. Für Denken, Fühlen und Wollen muß die Erde neu erobert werden.
Wodurch ist etwas ein Stern?
Dadurch, daß es strahlt, daß es glänzt, dadurch daß es Form hat und Schwere in sich hat, die den Körper zusammenhält.
Was aber ist es, das da strahlt vom Sterne? Es ist das Wollen der Wesen, die den Stern bewohnen. Ihr wollt - und die Erde strahlt hinaus in den Weltenraum.
Es ist das Fühlen der Wesen, die einen Stern bewohnen, das ihn erglänzen macht. Ihr fühlt, und es erglänzt die Erde als Stern in den Weltenraum hinein.
Es ist das Denken, das lichtvoll den Stern umhüllt. Ihr denkt, und Euer Denken läßt die Erde in Lichtfluten erschimmern.
- - -
* Siehe Seite 497.
#SE266c-481
Im Wahrnehmen und Tasten der Wesen, die den Stern bewohnen, erbildet sich der Stern in seiner Dichte. Durch Euer Tasten gewinnt die Erde Gestalt.
(Vorlage B: , so sagte Rudolf Steiner, stünde hier für alles Wahrnehmen.)
Nur müßt Ihr das Bewußtsein ausbilden, daß Euer Denken, Fühlen und Wollen nicht für Euch ist, sondern für den Kosmos, daß es hinausstrahlt, glänzt und leuchtet in die Weltenweiten. Für die Wesen draußen auf den anderen Sternen wird die Erde sichtbar durch Euer Denken, Fühlen und Wollen. Aber auch das Böse, das Menschen denken, fühlen und wollen, strahlt hinaus in den Kosmos. Noch nach Jahrmillionen ist es sichtbar im Sternenraum.
Ein Stern strahlt, ein Stern glänzt, ein Stern leuchtet, ein Stern hat Dichte:
In dem Strahle lebt ...
[,Handschriftlich von F. Götte:]
In dem Strahle lebt mein Wollen
denn Güte strahlt vom Sterne*
Ja, liebe Schwestern und Brüder, kosmische Verantwortung soll in Euren Seelen erwachen. Liebe glänzt vom Sterne, und Wahrheit formt am Sterne. Davon sprach schon die uralt-heilige Weisheit der Inder. Und für die heutige Jugend ist es wieder an der Zeit, ältestes Weisheitsgut der Menschheit wieder gegenwärtig zu machen.
Yasmaj jatam ...
Von dem die ganze Welt stammt ... *
Das Kali Yuga ist abgelaufen, ein Zeitraum von 5000 Jahren, und an jene lichte Zeit, die vor 5000 Jahren abgelaufen ist, muß heute wieder angeknüpft werden in unserem ganzen Erleben. In
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* Vielleicht hat Rudolf Steiner zunächst nur jeweils eine Doppelzeile, und erst heim dritten Male alle vier Doppelzeilen des Mantrams gesprochen; für dessen Text siehe S. 493.
** Siehe S. 493.
#SE266c-482
diesem neuen Zeitabschnitt muß die Menschheit dazu kommen, die Erde ganz neu zu erleben. Die Menschheit wird jetzt dazu geführt, die Schwelle zu überschreiten. Das bedeutet, daß der Mensch zwischen seinem 30. und 40. Jahr dem Hüter der Schwelle begegnet. Viele Menschen erleben ihn unbewußt, und das ist etwas Furchtbares. Denn dann werden Folgen für den Menschen eintreten von solcher Art: Es werden sich ihm Elementargeister bemerkbar machen. Dann umkribbelt ihn alles das, was aus den Reichen der Natur lebendig wird als das Geistige. Aus allem Festen, besonders aus dem Horn- und Hufarti-gen der Tiere wird es dann frei und greift in furchtbar dämonischer Art hinein in die Menschenseele, die dann in ihrem ganzen Nervenleben zerrüttet wird. Deshalb ist es an der Wende des Kali Yuga nötig, bewußt die Schwelle zu überschreiten. Ihr sollt Euch geneigt machen, bewußt den Hüter zu erleben:
Erkenne erst den ernsten Hüter ...
Es ist das Schicksal der Menschheit, um die Wende des Kali Yuga vor dem Hüter zu stehen.
Nähert man sich vom Weltenraum aus der Erde, so erlebt man sie eingeschlossen in eine Atmosphäre von Menschenkarma, die sie umgibt wie ein Wärme-Liebe-Mantel, aus dem einen das eigene Karma weltenkräftig anspricht. Wenn Ihr es lernt, dem Hüter zu begegnen, so werdet Ihr erfahren, wie Euch Euer Karma wie mit einem Wärme-Mantel umhüllt, wie es Euch liebevoll anfächelt.
In dem Sterne lebt ...
FHandschriftlich von F. Götte:]
In dem Glanze lebt mein Fühlen
denn Liebe glänzt am Sterne
Hineinstrahlen, hineinleuchten soll unser Denken in den Weltenraum. Wenn aber die Menschen nicht spirituell denken, fühlen und wollen, wenn sie es zurückweisen, bewußt vor den Hüter zu treten, dann leuchtet kein menschliches Erleben in den Weltenraum hinein. Im 19. Jahrhundert, als die Menschen aufgehört
#SE266c-483
hatten, spirituell zu denken, da genügte das menschliche Denken nicht, um die Erde erstrahlen zu lassen. Aber ein Stern muß strahlen. Deshalb mußten im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts die höheren Tiergruppenseelen dafür eintreten und ihr Licht hinaussenden. Damals begann die kosmische Schande der Menschheit in den Kosmos hinauszustrahlen.
Darum mussen sich jetzt in der Menschheit Seelen finden, deren spirituelle Erkenntnis die Erde als Stern hinausleuchten läßt in den Weltraum für die Bewohner anderer Sterne.
In dem Strahle lebt....
Das lichte Zeitalter ist angebrochen, und ganz anders ist es geworden im Verhalten der geistigen Welt zur physischen:
Wenn ich zu Tische sitze mit den Geistern des 19. Jahrhunderts, und es ertönen zum Beispiel die Worte eines Herman Grimm, so klingt das sehr feingeistig. Wenn ich aber zu Tische sitze mit den Geistern, die die Geister Eurer Seelen werden wollen, so nehmen sich jene feingeistigen Worte aus wie leeres Wortgeklingel. Denn in jetziger Zeit strömt ein ungeheurer Reichtum hernieder aus der geistigen Welt. Wie ein reiches Geistgestöber kann man es erleben, niederrieselnd auf die Seelen der Menschen.
Die Jugend muß sich finden in dem, was sie zu spirituellen Taten befeuert. Die Jugend hat bisher manches von uns über ihr Jungsein erfahren. Das genügte ihr. Jetzt muß sie lernen, dieses Jungsein selber zu erleben. So gilt es, die Erde neu zu gewinnen für das Denken, Fühlen und Wollen. Sich selbst gilt es zu finden im Werdestrom der Welt.
Da aber werdet Ihr zu dem Erlebnis kommen, daß Euch das Erdenwesen entschwindet. Es wird die Stunde kommen, da Euch der Boden weggezogen wird unter den Füßen. Und wenn dann der Augenblick kommt in Eurem Leben, da alles Physische in den Abgrund stürzt, da der Abgrund sich auftut, der feste Boden unter den Füßen schwindet, dann wird das Geistes-licht, das im Werdestrom der Welt leuchtet, immer schwächer
#SE266c-484
und schwächer werden. Es wird werden wie ein dünner Faden, und Ihr werdet erleben, daß dieser Faden brennt. Dann aber müßt Ihr den Mut haben, diesen Faden zu ergreifen, auch wenn er brennt - Euch fest zu halten an diesem glimmenden, brennenden Faden des Geistigen, und Ihr müßt Euch sagen: Einen neuen Boden wollen wir uns schaffen unter unseren Füßen!
So müßt Ihr lernen, seelischen Mut zu haben!
Es gab in der Menschheit ein uralt-heiliges Wissen. Ihr müßt den Mut haben, wieder daran anzuknüpfen. Einst hat dieses Wissen noch gelebt in Aristoteles. Es schwand dahin, man verstand den Aristoteles nicht mehr. Nur in gewissen katholischen Orden, da wußte man es noch im 19. Jahrhundert, daß die Weisheit des Aristoteles in Wahrheit ein Meditationsweg ist. Da verstand man noch, seine Bücher auf diese Weise zu lesen. Vincenz Knauer gehörte zu denen, die das noch wußten.
Nur blutenden Herzens entschloß ich mich, in den Abend-vorträgen so etwas zu sagen, wie ich dort sagte. Oft war das uralt-heilige Wissen gerade nicht bei den Gelehrten, sondern bei den armen, ja geistesarmen Menschen. Es war eines der tiefst-erschütternden Ereignisse meines Lebens, als ich zusammentraf mit einem solchen Menschen, mit dem Kräutersammler, der in überaus zu Herzen gehenden Worten gesprochen hat von Pflanzen, von Steinen, von Tieren, Sternen, von Sonne und Mond. In ihm lebte noch der lebendige Strom jenes alten Wissens. Und es ist ein besonderes Schicksal, daß ich begegnen konnte diesen beiden Gestalten, Vincenz Knauer und dem Kräutersammler, daß ich im letzten Menschheitsaugenblicke anknüpfen konnte an diese beiden Ströme, in denen das alte Wissen versiegend noch hereinträufelte in das 19. Jahrhundert.
Ja, die Jugend muß hineingreifen lernen in jenen feurigen Faden, wenn er auch brennt. Wenn alles in den Abgrund versinkt, wir müssen lernen, uns im Werdestrom der Welt zu finden. Wenn früher in alten Zeiten dem Menschen aus Fels und Quell, aus Baum und Blume entgegentönte jene Aufforderung:
«Mensch, erkenne dich selbst!», dann war in jenen alten Zeiten
#SE266c-485
seine Antwort das heilige AOUM. Da ging der Mensch ein in das heilige Schweigen, um das Wort der Götter zu empfangen. Jetzt aber, da die Welt in das Zeitalter eingetreten ist, da des Menschen Taten im Weltall erwartet werden, wo er zu eigener Aktivität aufgerufen ist, da ist es nicht mehr das heilige AOUM, das als unsre Antwort ertönen soll. Da soll zu den Geistern, die die Geister Eurer Seelen werden wollen, als Antwort hinauf-tönen:
Ja, da bin ich für Euere Welten-Taten.
Das muß die Jugend wahrmachen.
Dr. Steiner schloß die Stunde, indem er noch einmal sprach die Worte des Hüters:
Erkenne erst den ernsten Hüter ... *
Und die Antwort der Menschenseele darauf:
Ich trat in diese Sinneswelt ... *
Zum Abschluß machte Dr. Steiner dieselben Zeichen** vor sich in den Raum, die er später zum Beschluß der Weihnachtstagung gemacht hat, dabei die Worte sprechend:
«Ja, so sei es!»
(Die hier wiedergegebenen Aufzeichnungen stammen nicht aus einer unmittelbaren stenographischen Nachschrift. Sie sind aus meinen gleich hernach gemachten Notizen und denen mehrerer Freunde zusammengestellt, wobei der Aufbau ganz besonders erinnert wurde. - Aus sonstigen Bemerkungen Dr. Steiners ging hervor, daß hier mit natürlich nicht das physische Alter, sondern die Eigenart der Nach-KaliyugaSeelen gemeint und angesprochen wurde. Dr.M.R. [das charakteristische Signet von Maria Röschl])
- - -
* Siehe Seite 497.
** Nach anderen Vorlagen wi*rde das von Rudolf Steiner oft gebrauchte Zeichen für das Rosenkreuz gemacht:
#TI
DIE JUGENDKREIS-MEDITATIONEN
#TX
#SE266c-488
#Bild s. 488
#SE266c-489
#Bild s. 489
#SE266c-490
Anmerkung der Herausgeber zu Seite 488/489:
Das Wort «Erhellung» auf der linken Seite unten ist mit Bleistift von der Hand Marie Steiners geschrieben. Zwei weitere, zusammengehörende Bemerkungen auf der rechten Seite des Originals sind im Druck nicht sichtbar, weil die Rückseite des Blattes durchscheint und die Druckvorlage daher gesäubert werden mußte. Diese ebenfalls mit Bleistift geschriebenen Bemerkungen lauten rechts oben: «diese Seite nicht abtippen bitte M. St.» und rechts unten: «nicht abgeschrieben J.M.» Letztere ist in der Handschrift von Johanna Mücke. Dies bezieht sich darauf, daß Marie Steiner in den ersten Jahren nach Rudolf Steiners Tod aus seinen Notizbüchern Sprüche und andere Aufzeichnungen abschreiben ließ, um sie für Publikationsvorhaben zur Hand zu haben.
Gemäß der handschriftlichen Eintragung von Lili Kolisko in ihrem Notizbuch wurden ihr die Sprüche am ii. November 1924 wie folgt uberliefert, für den ersten Teil:
Abends (Sonne mild strahlend am Himmel.)
Es wärme
Morgens (Sonne und Mond am Himmel.)
Es wärme uns gemeinsames Fühlen.
Mittags (Gestirnter Himmel. Mond unter den Sternen.
Sonne die Erde durchleuchtend.)
Es wärme uns gemeinsames Fühlen zu Menschen-Taten.
und für den zweiten Teil:
Waches Erwarten (blauer Himmel)
Ich bin.
Aufhellung
Ich im Welten-Sein.
#SE266c-491
Transkription zu Seiten 488/489
Sonne Mond Sterne
Es wärme | uns gemeinsames Fühlen | zu Menschentaten
die Sonnenseele | befeuere uns mit heiligem Feuer | in allen Lebensiagen
In meinem Haupt | lebe auch euer Denken | und trage geistige Wesen
Es leuchte | uns gemeinsames Licht | für Menschenziele
der Sonnengeist | erhelle uns mit reinem Licht | in allem Lebensstreben
In meinem Herzen | lebe auch euer Wollen | und wirke göttliches Wollen
So bin Ich | mit Euch, Ihr mit mir | und Christi Kraft im Erdensein
blauer Himmel
Ich bin
Seele lebt
Geist wirkt
Ich im Weltensein
Seele im Geisteswollen Erhellung. -
Geist im Gottesthun
#SE266c-492
Die in der esoterischen Stunde Dornach, 30. Dezember 1923 ge gebenen Meditationssprüche:
Yasmajj atam jagat sarvam yasminneva praliyate
Yenedam dharyate chaiva tasmai guanatmane namah. *
Von dem die ganze Welt stammt, zu dem sie wieder
zurückkehrt, durch den sie sicher gestützt ist
Ihm dem Selbst, welches weiss I sei alle Ehre. -
In dem Strahle lebt mein Wollen - denn Güte
strahlt vom Sterne
In dem Glanze lebt mein Fühlen - denn Liebe
glänzt am Sterne
In der Hülle lebt mein Denken - denn Licht
wirkt in dem Sterne
In der Schwere lebt mein Tasten - denn Dichte
bildet den Stern.
- - -
* Den Sanskrit Wortlaut entnahm Rudolf Steiner aus der 1896 erschienenen Übersetzung von G.R.S. Mead und Jagadisha Chandra Chattopadhyaya »The Upanishads, translated into English with a preamble and arguments», Band I Die Autoren beschließen ihr Vorwort mit: »For those who approach the study of the Upanishads with minds of devotion three mantras are here appended» und geben dieses und zwei weitere Mantren ohne Quellenangabe.
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#Bild s. 493
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#Bild s. 494
#SE266c-495
#Bild s. 495
#TI
DAS DREITEILIGE MANTRAM
O MENSCH, ERKENNE DICH SELBST ...
ERKENNE ERST DEN ERNSTEN HÜTER ...
ICH TRAT IN DIESE SINNESWELT ...
#TX
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Alle esoterischen Stunden, die in den Nachkriegsjahren bis zur Neubegründung der esoterischen Schule als «Freie Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum» (,ahreswende 1923/24) gehalten worden sind, wurden von Rudolf Steiner zumeist mit dem ersten dieser drei Sprüche eröffnet und geschlossen, so wie dies in der Vorkriegszeit mit anderen Meditationssprüchen geschehen war (siehe GA 266/1). Auch in der neuen esoterischen Schule wurde dies weitergeführt. Jedoch alle drei Sprüche zusammen wurden nur selten gesprochen. In London, 16. April 1922, und in Wien, 30. September 1923, wurden in den dritten Spruch noch die drei Rosenkreuzersprüche einverwoben (siehe Seite 504).
Die ursprüngliche Niederschrift, mit vielen Korrekturen, findet sich in Rudolf Steiners Notizbuch Archiv-Nr. 98 aus dem Jahre 1920; als Faksimile ist hier anschließend die Reinschrift aus dem Notizbuch Archiv-Nr. 281 aus dem Jahre 1923 wiedergegeben, sowie die Aufzeichnung von Ludwig Polzer für die Stunde in Wien, 30. September 1923.
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#Bild s. 499
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#SE266c-502
I.
0 Mensch erkenne dich selbst
So tönt das Weltenwort
Du hörst es seelenkräftig
Du fühlst es geistgewaltig
Wer spricht so weltenmächtig?
Wer spricht so herzinniglich?
Wirkt es durch des Raumes Weitenstrahlung
In deines Sinnes Seinserleben?
Tönt es durch der Zeiten Wellenweben
In deines Lebens Werdestrom?
Bist du es selbst, der sich
Im Raumesfühlen, im Zeiterleben
Das Wort erschafft, dich fremd
Erfühlend in Raumes Seelenleere
Weil du des Denkens Kraft
Verlierst im Zeitvernichtungsstrome.
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II.
Erkenne erst den ernsten Hüter
Der vor des Geisterlandes Pforten steht
Den Einlass deiner Sinnenkraft
Und deines Verstandes Macht verwehrend
Weil du im Sinnesweben
Und im Gedankenbilden
Aus Raumeswesenlosigkeit
Aus Zeiten Truggewalten
Des eignen Wesens Wahrheit
Dir kraftvoll erst erobern musst.
III.
Ich trat in diese Sinnes-Welt
Des Denkens Erbe mit mir führend
Eines Gottes Kraft hat mich hereingeführt
Der Tod, er steht an des Weges Ende -
Ich will des Christus Wesen fühlen -
Es weckt in Stoffes-Sterben Geistgeburt
Im Geiste find ich so die Welt
Und erkenne mich im Weltenwerden.
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#Bild s. 504
#SE266c-505
#Bild s. 505
ZU DIESER AUSGABE
#G266c-1998-SE507 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
ZU DIESER AUSGABE
#TX
Der Titel des Bandes sowie die Inhaltsangaben und die Hinweise stammen von den Herausgebern.
Zu den Textunterlagen: Hier folgen die Nachweise für Teil I und Teil II; für Teil III vgl. S. 418-422.
Der größere Teil der Gedächtnisaufzeichnungen ist in schreibmaschinengeschriebener, der andere in handschriftlicher Form überliefert. In beiden Kategorien finden sich Namen von Aufzeichnern genannt. Es mußte jedoch festgestellt werden, daß es zweifelhaft ist, ob die Aufzeichnungen auch immer von den Genannten wirklich gemacht wurden, da ganz offensichtlich unter den Teilnehmern ein reger Austausch gepflegt worden war. Deshalb liegen von ein und derselben Stunde mehrfach identische Aufzeichnungen in verschiedenen Handschriften vor. Es kann somit ein handschriftlicher oder maschinenschriftlicher Text, der namentlich gezeichnet oder zu bestimmen ist, durchaus von den Aufzeichnungen eines anderen Teilnehmers abgeschrieben worden sein. Dies trifft nachweislich sogar auf in der Handschrift von Mathilde Scholl vorliegende Texte zu. Z.B. liegt für die Stunde vom 26. Februar 1908 in Berlin eine Handschrift von Mathilde Scholl vor, aber auch eine damit identische von Lilla Harris, die jedoch den Vermerk trägt: «Notizen nicht von Mathilde Scholl». Es findet sich dies auch durch Mathilde Scholl insofern selber bestätigt, als sie am 6. Januar 1928 in einem Brief an Marie Steiner schreibt: «Heute sende ich Dir ein paar E.S. und eine F.M. [Freimaurerei, vgl. hierzu «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 2651 Nachschrift respektive Aufzeichnungen, die ich von Frau Behrendts abschrieb.» Gleichwohl werden unter den in ihrer Handschrift vorliegenden Aufzeichnungen doch viele von ihr selbst niedergeschrieben worden sein. Wenn in den Hinweisen am Anfang zu jeder Stunde angegeben ist, welche Vorlage verwendet wurde, so muß doch offen bleiben, ob der Text auch wirklich auf den Genannten zurückgeht. Ausgenommen davon sind die handschriftlich vorliegenden Notizen von Louise Clason und Alice Kinkel sowie die Aufzeichnungen, die Günther Wagner, dessen Tocher Ida Knoch-Wagner, Wilhelm Hübbe-Schleiden und dessen Adoptivtochter Paula Stryczek zugeschrieben sind, von denen jedoch keine Handschriften vorliegen.
Aus dem Vorgang des vielfachen Voneinander-Abschreibens erklärt sich auch, warum im wesentlichen identische Vorlagen von einer Stunde manchmal doch kleine Textabweichungen aufweisen können.
Zur Textgestaltung: Von vielen Stunden gibt es mehrere Aufzeichnungen. Manche unterscheiden sich erheblich, manche sind um einige Sätze oder
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Absätze gegenüber anderen erweitert, manche unterscheiden sich nur gering durch andere Wort- oder Satzstellungen. Es wurde versucht, diese abweichenden Nuancen aufzunehmen, und zwar in folgender Art:
1. Sind bedeutende Differenzen in verschiedenen Aufzeichnungen zur selben Stunde vorhanden, wurden diese verschiedenen Aufzeichnungen komplett aufgenommen.
2. Sind die Abweichungen in den verschiedenen Aufzeichnungen gering (einzelne Worte oder Sätze), aber bedeutungsvoll, werden sie in Fußnoten nachgewiesen.
3. Die relativ beste Aufzeichnung jeder Stunde wurde an den Anfang gestellt. Zeigen andere Notizen dieser gegenüber Erweiterungen, Ergänzungen, andere Nuancen, sind aber sonst im wesentlichen mit der ersten identisch, so finden sich die abweichenden Abschnitte als Auszug bzw. Auszüge an die erste Aufzeichnung angeschlossen. Da die Urheberschaft fast aller Texte eine so unsichere ist, werden die verschiedenen Varianten jeweils nur mit Aufzeichnung A, B, C usw. bezeichnet. Jedoch wird in den Hinweisen zum Text für jede Stunde nachgewiesen, welche Aufzeichnungen respektive Handschriften zur Vorlage dienten.
Zu den Zeichnungen: Rudolf Steiner hat in den esoterischen Stunden -ebenso wie in den allgemeinen Vorträgen - oft an die Tafel gezeichnet. Davon ist jedoch nichts Originales erhalten geblieben. Die Zeichnungen in den Texten sind darum so wiedergegeben, wie sie von den einzelnen Aufzeichnern festgehalten worden sind, soweit als möglich faksimiliert.
Von den in diesem Band versammelten Stunden waren bisher lediglich die Aufzeichnungen der Stunden vom 2. und 4. Januar 1913 in Köln in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264, veröffentlicht.
Hinweise zu den Stunden
Einige Hinweise zu immer wieder vorkommenden Angaben:
Meine lieben Schwestern und Brüder:
Wie überliefert und auch aus einigen Aufzeichnungen ersichtlich ist, wurden die Teilnehmer von Rudolf Steiner immer so angesprochen.
Rasse ... Unterrasse ... Wurzeirasse, Hauptrasse ...
Diese Bezeichnungen waren in der theosQphischen Literatur vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts üblich für verschiedene Phasen der großen Menschheitsentwicklung. Sie wurden auch von Rudolf Steiner in den ersten Jahren seiner Tätigkeit innerhalb der Theosophischen Gesellschaft verwendet. Allmählich ersetzte er die Bezeichnung «Unterrasse» durch
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«Kulturepoche» oder « Kulturperiode», die Bezeichung «Wurzel-» oder «Hauptrasse» durch «Hauptzeitalter». Vgl. hierzu die Vorträge «Die Apokalypse des Johannes» (GA 104) aus dem Jahre 1908 und die um die Jahres-wende 1909/10 erschienene Schrift «Die Geheimwissenschaft im Umriß», GA 13.
okkulte Schulung ... Übungen ... Meditationen ... Nebenübungen:
Zu den verschiedenen Übungen, die von Rudolf Steiner seinen esoterischen Schülern gegeben worden sind, vgl. man den Band «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264, sowie die Bände «Seelenübungen I», GA 267, und «Seelenübungen II», GA 268 (in Vorbereitung). Eine Auswahl findet sich in dem Bändchen «Anweisungen für eine esoterische Schulung» (6. Aufl. Dornach 1993).- Zu den Nebenübungen siehe Rudolf Steiners grundlegende Darstellungen im Kapitel «Über einige Wirkungen der Einweihung» in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10, und im Kapitel «Die Erkenntnis der höheren Welten (Von der Einweihung oder Initiation)» in «Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13.
Meister... Meister der Weisheit und des Zusammenklan ges der Empfindungen:
Damit weist Rudolf Steiner auf hochentwickelte Individualitäten hin, welche für die Evolution der Menschheit von größter Bedeutung sind: «Diese erhabenen Wesenheiten haben den Weg bereits zurückgelegt, den die übrige Menschheit noch zu gehen hat. Sie wirken nun als die großen .» (aus einem Brief vom 2. Januar 1905, abgedruckt in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264).
Zu den Zeitgeister - Erzengelepochen:
In Rudolf Steiners Vortragswerk treten - zeitlich zum erstenmal in esoterischen Stunden - immer wieder Hinweise auf die sieben Erzengel und ihre Regierungsepochen auf. Die Namen der sieben Erzengel und ihre Verbindung mit jeweils einem der sieben Planeten sowie die Zeiten ihrer Regierungsepochen gehen zurück auf Johannes Trithemius. Er veröffentlichte 1508 eine mystische Chronologie in der Abhandlung «Von den syben Geysten oder Engel», welche nach Gott die Welt regieren sollten. In der Dedikationsepistel an den Kaiser Karl Maximilian heißt es, «daß es der Glaube alter Weisen sei, daß die Welt nach Anordnung Gottes von untergeordneten Geistern regiert werde. Den sieben Planeten seien von der Welt-schöpfung sieben Geister vorgesetzt worden, von denen jeder die Welt 354 Jahre und 4 Monate (in der Vorrede zum sechsten Buche der Polygraphie werden noch vier Tage und vier Stunden hinzugefügt) viermal in seiner Reihenfolge regiere. Es ist diese Anschauung aus dem Buche des alten Philosophen Menastor genommen, von welchem Trithemius im dritten Buch
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seiner Steganographie Erwähnung macht.» (Zitiert nach Isidor Silbernagel, »Johannes Trithemius», Regensburg I 885).
Zu den Bezeichnungen « Theosophie» I «theosophisch»:
Da Rudolf Steiner von 1902 bis 1912/13 als Generalsekretär der deutschen
Sektion der Theosophischen Gesellschaft wirkte, gebrauchte er die in jener
Zeit üblichen Termini, aber immer in dem Sinn, wie er es in der Einleitung
seiner 1904 veröffentlichten Schrift «Theosophie» charakterisierte:
«Das Höchste, zu dem der Mensch aufzublicken vermag, bezeichnet er als das . Und er muß seine höchste Bestimmung in irgendeiner Art mit diesem Göttlichen in Zusammenhang denken. Deshalb mag wohl auch die über das Sinnliche hinausgehende Weisheit, welche ihm sein Wesen und damit seine Bestimmung offenbart, oder Theosophie genannt werden. Der Betrachtung der geistigen Vorgänge im Menschenleben und im Weltall kann man die Bezeichnung Geisteswissenschafr geben. Hebt man aus dieser, wie in diesem Buche geschehen ist, im besonderen diejenigen Ergebnisse heraus, welche auf den geistigen Wesenskern des Menschen sich beziehen, so kann für dieses Gebiet der Ausdruck gebraucht werden, weil er durch Jahrhunderte hindurch in einer solchen Richtung angewendet worden ist.»
Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft (1912/13) griff Rudolf Steiner auf seine ursprünglich schon im Beginn des Jahrhunderts gebrauchten Bezeichnungen «Anthroposophie» oder «anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft» zurück.
«Nicht ich, sondern der Christus in mir»:
Dieses Paulus-Zitat aus dem Brief an die Galater (Gal. 2,20: «Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern der Christus lebt in mir») wird in den esoterischen Stunden sehr oft erwähnt, weshalb der Nachweis hier in den allgemeinen Hinweisen zu finden ist.
Hinweise zu den Stunden der Jahre 1913 und 1914
(Teil 1)
Da viele Hinweise für mehrere Aufzeichnungen der gleichen Stunde gelten, wurde hier auf Seitenverweise für jeden einzelnen Hinweis verzichtet. Stattdessen werden die Seitenzahlen für die Stunden angegeben.
25 Köln, 2. Januar 1913
A - Handschrift von Alice Kinkel; B - Handschrift von Mathilde Scholl;
C - Aufzeichnung von Margareta Morgenstern; D - Aufzeichnung von
Helene Röchling
daß wir uns vollständig zu scheiden haben in unserer esoterischen Strömung von jenem anderen ... was von Frau Besant vertreten wird: Dies bezieht sich auf die
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Agitation des «Sterns im Osten» für das angebliche Erscheinen eines Weltenlehrers in der Person von Krishnamurti. Näheres hierzu siehe in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA264, Teil II.
Es werden die Worte von Frau Besant von 1906 verlesen: »Judge has fallen on this perilous path of occultism; Leadbeater has fallen on it; very likely I too ihall fall; but we shall all come back and work again. If the day of my fall should come, I ask those who love me not to shrink from condemning my fault, not to attenuate it, or say that black is white; hut rather let them lighten my heavy karma as I am trying to ligliten that of my friend and brother, by saying that black is black, by proelaiming the unshaken purity of the ideal, and by declaring that the fall of an individual leaves unshattered their trust in the Masters of Purity and Compassion. On that rock we rest.» (E.S. Rundschreiben von A. Besant aus Simla, Indien, datiert 9. Juni 1906). Rudolf Steiner hat sich auf einem Notizblatt (Archiv-Nr.6961) eine Übersetzung wie folgt notiert: »Judge ist gefallen auf dem gefährlichen Wege des Occultismus; Leadbeater ist ebenso darauf gefallen; ebenso kann ich zu Falle kommen; aber wir werden alle wieder an unser Werk kommen dürfen. Wenn der Tag meines Falles kommen sollte, fordere ich auf diejenigen, welche mich lieben, nicht vor dem Verdammen meines Fehlers zurückzuschrecken, ihn nicht zu verbergen, oder zu sagen, daß schwarz weiß sei, - sondern lasset ihn erleichtern mein schweres Karma, wie ich versuche zu erleichtern dasjenige meiner Freunde und Brüder, indem ich schwarz schwarz nenne, und so mich einsetze für die unerschütterliche Reinheit des Ideals, und erkläre, daß der Fall einer Individualität unerschütterlich dessen Wahrheit läßt bei den Meistern der Reinheit und des Mitgefühles. Auf diesem Felsen laßt uns ruhen.» Vgl. zu diesem Thema auch das Kapitel «Mrs. Besants Verfahren. Der Konvent von 1912» in Eugéne Lévys Buch «Mrs. Annie Besant und die Krisis in der Theosophischen Gesellschaft», Berlin 1913; sowie GA 264, S. 271.
«Wachet und betet mit mir»: Mat. 26,41 und Mk. 14,38.
Essäerorden: Die Essäer oder Essener bildeten in Israel eigene zurückgezogene Gemeinden, in denen sie asketisch - oft in Armut und Zölibat - lebten. Sie hatten eine nur für die Eingeweihten bestimmte Geheimlehre. Das wesentliche Wissen über sie überlieferte Philo von Alexandrien (20 v.Chr. - 30 n.Chr.), der in seinem Werk «Vom beschaulichen Leben» auch über die beiden hier erwähnten Regeln spricht; vgl. hierzu die Übersetzung Emil Bocks in «Urehristentum 1., Cäsaren und Apostel», Stuttgart 1937, besonders S. 268. Über die Essäer vgl. auch Rudolf Steiners Ausführungen in «Das Matthäus-Evangelium», GA 123.
dem einen Jesusknaben: Bezüglich der zwei Jesusknaben siehe Rudolf Steiners grundsätzliche Darstellung in seiner Schrift «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit», GA 15, dritter Vortrag, sowie die Vortragszyklen «Das Lukas-Evangelium», GA 114, und «Das Matthäus-Evangelium», GA 123.
Lieber ein Bettler in der Oberwelt ...: In der Übersetzung von J. H. Voß der «Odyssee» Homers klagt der Schatten des Achilleus im 11. Gesang (V. 489-49l):
#SE266c-512
«Lieber möcht' ich fürwahr dem unbegüterten Meier,
Der nur kümmerlich lebt, als Tagelöhner das Feld baun,
Als die ganze Schar vermoderter Toten beherrschen.»
für die Anhänger dieser esoterischen Richtung geschlossen bleiben muß: Am S. Dezember 1912 wurde vom Vorstand der deutschen Sektion beschlossen, die Mit-glieder des «Sterns im Osten» aufzufordern, aus der Theosophischen Gesellschaft auszutreten, andernfalls sie aus der Sektion ausgeschlossen würden. (Vgl. SchollMitteilungen XV, Januar 1913, S. 20).
denn wo eine okkulte Bewegung entsteht: Bezieht sich wahrscheinlich auf die vor wenigen Tagen erfolgte Begründung der Anthroposophischen Gesellschaft.
«Die Weisheit allein in der Wahrheit«: Nach J. W. Goethe: «Die Weisheit ist nur in der Wahrheit«. Aus: «Maximen und Reflexionen» («Kunst und Alterthum», 3. Bd., i. Heft: «Eigenes und Angeeignetes in Sprüchen»). Von Rudolf Steiner als Motto dem der damals begründeten Anthroposophischen Gesellschaft von ihm gegebenen «Entwurf der Grundsätze einer Anthroposophischen Gesellschaft» vorangestellt. Gedruckt in «Anthroposophische Gemeinschaftsbildung», GA 257.
William Quan Judge, 1851-1896. Mitbegründer und Vizepräsident der Theosophischen Gesellschaft, Generalsekretär der amerikanischen Sektion. Als er 1894 von Adyar aus angegriffen wurde, sagte sich 1895 fast die gesamte amerikanische Sektion von der Zentralleitung los und konstituierte sich autonom als die «Theosophical Society in Amerca».
Charles Webster Leadbeater, 1847-1934. Ehemals Priester der englischen Hoch-kirche, wurde Leadbeater 1883 Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und begleitete Blavatsky 1884 nach Indien. Nach seiner Rückkehr arbeitete er mit Sinnett in London zusammen. 1906 zog er sich von der Gesellschaft zurück, nachdem es aufgrund verschiedener Vorwürfe zum «Fall Leadbeater» gekommen war. Aber schon 1909 rief Besant ihn wieder zurück, und er wurde zum Entdekker des Knaben Krishnamurti. So wurde er zum eigentlichen Inspirator für die Gründung des Ordens «Stern des Ostens». 1913 ging er nach Australien und war 1916 an der Gründung der Liberal Catholic Church beteiligt, in der er das Amt eines Bischofs bekleidete. Dies verminderte aber nicht seinen Einfluß in der T. G.
Judge ist gefallen, Leadbeater ist gefallen: Worte Annie Besants von 1906, siehe den entsprechenden obenstehenden Hinweis zu dieser Stunde. Der auf Judge bezügliche Teil des Satzes ist eine der Behauptungen A. Besants, die nicht durch ihre Wahrheit, sondern durch die Wiederholungen wirkten. Siehe Kap. VII in:
Hella Wiesberger, «Rudolf Steiners esoterische Lehrtätigkeit», Dornach 1997.
39 Köln, 4. Januar 1913
A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Aufzeichnung von Hendrika
Hollenbach C - Handschrift von Alice Kinkel; D - Handschrift von Louise
Clason
daß dasjenige, was Mrs. Besant im Jahre 1909 gesagt hat, in völligem Widerspruch steht mit dem, was sie 1912 behauptet hat: Dies bezieht sich auf die widersprüchlichen
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Briefe, die Annie Besant in bezug auf Dr. Hugo Vollrath geschrieben hatte. Vollrath (*1877) war theosophischer Buchhändler und Verleger (Theosophisches Verlagshaus Leipzig). Da Vollrath die deutsche Sektion für seine persönlichen Zwecke benutzen wollte, wurde die Zusammenarbeit rnit ihm sehr schwierig. Hauptsächlich auf Drängen des Leipziger Zweiges wurde er laut Beschluß der VII. Generalversammlung der deutschen Sektion im Oktober 1908 aus der deutschen Sektion ausgeschlossen.
Rudolf Steiner verständigte sich in dieser Sache mit Annie Besant (vgl. seinen Brief aus dem Jahre 1909, abgedruckt in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264, S. 419f.). Trotzdem ernannte sie im Sommer I 911 Vollrath zum Sekretär des Repräsentanten des «Sterns des Osten», W. Hübbe-Schleiden.
Im Mai 1912 schrieb Annie Besant an die «Mitteilungen für die Mitglieder der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft» (hrsg. von Mathilde Scholl) einen Brief, in dem sie Dinge leugnete die sie 1908 bzw 1909 geschrieben hatte Rudolf Steiner verfaßte daraufhin eine Erwiderung (Scholl Mitteilungen No XIV, Cöln, Dezember 1912 5 3f) aus der um die Widerspruchlichkeit A. Besants zu dokumentieren hier beispielhaft zitiert werden soll
«Es obliegt mir, die verehrten Mitglieder uber diesen Brief Mrs Besants auf zuklären. Ich will es ganz objektiv an der Hand der wahren Tatsachen tun
Mrs. Besant schreibt im Mai 1912. ,Dr. Vollrath tat keinen Appell an mich daher hatte ich keine Pflicht, zu beachten Recht oder Unrecht in dieser Sache, und bis heute kenne ich sie nicht.> Genau das Gegenteil davon ist die objektive Wahrheit!
- Die Tatsachen sind die folgenden: Dr. Vollrath richtete schon am i. Dezember 1908 einen Appell in Form eines fünf Quartseiten langen Briefes über seinen im Oktober 1908 erfolgten Ausschluß an Mrs. Besant. Diesen Brief Dr. Vollraths schickte mir Mrs. Besant, eingeschlossen in einem Briefe, den sie am 7. Januar 1909 an mich richtete, und in dem sich die Worte Mrs. Besants finden: [es folgt der englische Originalwortlaut]. Dies heißt in deutscher Übertragung: - Auf diesen Brief von Mrs. Besant und auf den von Dr. Vollrath an Mrs. Besant gerichteten Appell, der schon 1909 Dinge enthielt von der ganz gleichen Art, wie sie Dr. Vollrath 1911 in seinem Pamphlet wieder schrieb, antwortete ich Mrs. Besant ausführlich und stellte ihr den Fall vor, schrieb ihr auch von den Gründen, die damals nicht mich, sondern den Vorstand der Sektion zu dem Schritte geführt haben. - Daraufhin antwortete mir Mrs. Besant am 18. März 1909: [es folgt der englische Originalwortlaut]. Das ist in deutscher Übertragung: #SE266c-514
unterstrichen, Dr. St.) stimme ich, als Präsident, der Handlung der deutschen Sektion zu und schließe eine Note ein, zu der Verwendung, die Sie nach Ihrem Gutdünken in Ihrem offiziellen Organ von derselben machen wollen. Ich schreibe auch mit gleicher Post an Dr. Vollrath, ihn von diesem zu unterrichten.' - Die oben erwähnte Note, welche diesem Briefe beigeschlos sen war, lautet: [es folgt der englische Originalwortlaut] (Das ist in deutscher Ubersetzung: An Dr. Rudolf Steiner, General-Sekretär der deutschen Theosophischen Gesellschaft. Mein lieber Kollege. Im Sinne der Regel 36 der General Constitution der Theosophischen Gesellschaft, welche dem Präsidenten allein die Macht zugesteht, Charters und Diplome auszustellen oder als ungültig zu erklären; und berücksichtigend die Regel 37, welche den nationalen Gesellschaften das Recht giebt, sich ihre eigenen Regeln zu bilden: entscheide ich, als Präsident, nachdem Dr. Vollrath aus Leipzig an mich appelliert hat, (Diese Worte sind von mir unterstrichen, Dr. St.) wegen seines Ausschlusses aus der deutschen Theosophischen Gesellschaft, und nachdem ich alle Einzelheiten der Sache gehört habe, (Diese Worte von mir unterstrichen, Dr. St.) daß sein Ausschluß aus der deutschen Theosophischen Gesellschaft begründet ist, und daß Dr. Vollrath aufgehört hat, ein Mitglied dieser Körperschaft zu sein.>. - Diesen Tatsachen gegenüber will ich nur zusammenfassend noch sagen: Am 18. März 1909 schreibt Mrs. Besant:
daß ein Generalsekretär (der englische) schreibt, Mrs. Besant müsse den Brief von 1909 eben vergessen haben: Darüber berichtet Rudolf Steiner in einem Brief an die Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft (*Mitteilungen für die Mitglieder der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft», No. XV, Cöln, Januar 1913, S. 3): ,ins and outs> of the Vollrath case. She has a mass of correspondance from all over the world, and much public non-Theosophical work in England and India, so that forgetfulness is readily pardonable.» J. I. Wedgwood an Rudolf Steiner, Brief London, I7th December 1912]. Nun, mir scheint, ein System, das ein solches Urteil möglich mache, müßte unmöglich in der Theosophischen Gesellschaft sein. Der betreffende Herr mußte wissen, daß Mrs. Besant nicht nur - vergessen haben könne, was 1909 geschehen ist, sondern daß sie 1912 nicht nur in Abrede stellt, was 1909 geschehen ist, sondern, daß sie in diesem In-Abredestellen einen Generalsekretär der unwahren Darstellung einer Angelegenheit beschuldigt.»
H. P. Blavatsky ... noch eine richtige Vorstellung von dem, was ein Avatar ist:
#SE266c-515
Vgl. «Die Geheimlehre», 3. Bd., Abtl. XLI: Die Lehre von den Avataras (S.361 der deutschen Ausgabe, Leipzig o.J.).
«In deinem Denken leben Weltgedanken»; «In deinem Fühlen weben Weltenkräfte»; «In deinem Willen wirken Weltenwesen»: Siehe «Die Prüfung der Seele» (1911; in «Vier Mysteriendramen», GA 14), erstes Bild, und «Der Hüter der Schwelle» (1912; ebenda), sechstes Bild.
daß der Mensch das Resultat sei des Zusammenwirkens aller Götter: Felix Balde bzw. Capesius im fünften Bild der «Prüfung der Seele».
Paulus spricht von dem ersten Adam: 1. Kor. 15,45-49 und Röm. 5,14.
«Sage Gott ab und stirb»: Buch Hiob, 2,9.
«Wo zwei oder drei in meinem Namen ...»: Mat. 18,20.
50 Berlin, 6. Januar 1913
A - Handschrift von Lilla Harris; B - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach
die mit Meister Eckhart sprechen möchten: Was nützt mir, daß ich ein König bin, wenn ich es nicht weiß!: Wörtlich lautet das Zitat: «Denn wäre ich ein König, wüßte es aber selbst nicht, so wäre ich kein König.« (Predigt 36 über «Scitote, quia prope est regnum dei» in «Deutsche Predigten und Traktate», hrsg. von Josef Quint, München 1963)
Lieber ein Bettler auf der Oberwelt: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 2. Januar 1913.
57 Berlin, g. Februar 1913
A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; C - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; D - Aufzeichnung von Mathilde Scholl
dargestellt oder angedeutet im dritten Mysterienspiel mit den zwei Bildern von Raffael und Lionardo: Nach mündlichen Mitteilungen von H. Collison (übermittelt durch Michael Blume, Dornach) waren in der ersten Inszenierung des dritten Mysteriendramas «Der Hüter der Schwelle» im dritten Bild («Im Reiche des Lucifer») folgende Gemälde im Hintergrund projiziert: In der Mitte oben das «Abendmahl» Leonardo da Vincis, links oben Raffaels «Schule von Athen», rechts oben Raffaels «Disputa». Unten waren Skulpturen projiziert. Von links nach rechts: einer der «Sklaven» Michelangelos, in der Mitte die Laokoon-Gruppe und schließlich die Venus von Milo.
67 Stuttgart, [zwischen 17.-20.] Februar 1913
A - Aufzeichnung von Ida Knoch; B - Aufzeichnung vQn Unbekannt; C - Handschrift von Camilla Wandrey
#SE266c-516
Lieber ein Bettler in der Oberwelt ...: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 2. Januar 1913.
73 München, 12. März 1913
A - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Handschrift von Alice Kinkel
80 Berlin, 16. März 1913
A - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; B - Aufzeichnung aus der
Sammlung von Elisabeth Vreede; C - Handschrift von Camilla Wandrey;
D - Aufzeichnung von Günther Wagner; E - Handschrift von Nelly v.
Lichtenberg.
Oda Waller, * um 1880 - S. März 1913, Schwester von Mieta Waller. Vgl. über sie auch Rudolf Steiners Vorträge vom 18. Januar und 9. Mai 1914 in «Unsere Toten», GA 261.
89 Den Haag, 21. März 1913
A - Handschriften von Lilla Harris und Nelly v. Lichtenberg; Aufzeichnungen von Mathilde Scholl und Günther Wagner
93 Den Haag, 21. und 25. März 1913
Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach
95 Den Haag, 25. März 1913
Handschriften von Lilla Harris und Nelly v. Lichtenberg; Aufzeichnungen von Mathilde Scholl und Günther Wagner
100 Berlin, ii. April 1913
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Handschrift von Unbekannt; C - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; D - Handschrift von Louise Clason
Julius Bittmann, (t 1913); vgl. über ihn auch Rudolf Steiners Vortrag vom 18. Januar 1914 in *Unsere Toten», GA 261.
110 Straßburg, 14. Mai 1913
A - Aufzeichnung von Emma Klein; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt
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Plato sagte schon: «Gott ist das Gute»: Vgl. Platos «Staat» (Band III der «Sämtlichen Werke» in der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher, Hamburg 1958, S. 220f., 508e nach Steph.-Num.) sowie «Theaitetos», (Band IV, 176a).
«Niemand ist gut denn Gott allein»: Mk. 10,18 und Lk. 18,19.
«Ihr werdet sein wie die Götter»: Nach i. Mos. 3,5.
«Ihr seid Götter»: Joh. 10,34.
«Natur ist Sünde, Geist ist Teufel»: Zitat aus Goethes «Faust», II. Teil, Erster Akt, Kaiserliche Pfalz, V. 4900 (Kanzler).
116 Stuttgart, 18. Mai 1913
A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Handschrift von Barbara Wolf;
C - Aufzeichnung von Ida Knoch; D - Aufzeichnung aus der Sammlung
von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; E - Handschrift
von Camilla Wandrey; F - Aufzeichnung von Unbekannt
was gestern im öffentlichen Vortrag: Vortrag vom 17. Mai 1913 in Stuttgart «Ergebnisse der Geistesforschung für Lebensfragen und das Todesrätsel» (noch nicht in der Gesamtausgabe enthalten).
Merkur (heutige Venus): Rudolf Steiner spricht mehrmals davon, daß in alten Zeiten die Planetennamen von Merkur und Venus vertauscht wurden. Siehe z.B. die Vorträge vom 20. Juni 1908 in «Die Apokalypse des Johannes», GA 104, vom S. September 1908 in »Ägyptische Mythen und Mysterien», GA 106, und vom IS April 1909 in »Geistige Hierarchien und ihr Widerspiegelung in der physischen Welt», GA 110 (ausführlicher Hinweis zu diesem Problem S. 194f.). Ein ausführliches Verzeichnis der betreffenden Stellen im Werk Rudolf Steiners findet sich in einem Artikel von Paul Regenstreif über dieses Problem («Mitteilungen aus der anthroposophischen Arbeit in Deutschland», Nr.37, 1956).
dritte Sonne: Uber das dreifache Sonnenmysterium vgl. Rudolf Steiners Vorträge vom 24. August 1918 in »Die Wissenschaft vom Werden des Menschen», GA 183, und vom 24. April 1922 in »Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung», GA 211.
«Nicht ich, sondern ...»: Gal. 2, 20.
Julian Apostata, 331-363, Julianus Flavius Claudius, römischer Kaiser. Obwohl christlich erzogen, wandte er sich wieder den alten Mysterienkulten zu, weshalb ihm die christlichen Autoren den Beinamen Apostata (der Abtrünnige) zulegten. 32jährig wurde er auf einem Feldzug in Asien ermordet. Vgl. die eingehenden Ausführungen Rudolf Steiners in den Vorträgen vom 30. Dezember 1910 in »Okkulte Geschichte», GA 126; vom 19. April 1917 in «Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha», GA 175; und vom 16.Sept.1924 in «Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Vierter Band», GA 238.
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142 Helsingfors, i. Juni 1913
Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach
drei Sonnenkraftwirkun gen: Vgl. den entspr. Hinweis zur vorigen Stunde.
«Nicht ich, sondern ...»: Gal. 2,20.
Julian der Apostat: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur vorigen Stunde.
144 Helsingfors, S. Juni 1913
Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach
Adyar- Geschehnisse ... unnützes Geschreibe: Am Jahresende 1912 wurde in Adyar der Ausschluß der deutschen Sektion aus der Theosophischen Gesellschaft beschlossen und im März 1913 perfekt gemacht. Dazu verfaßte Wilhelm Hübbe-Schleiden eine «Denkschrift über die Abtrennung der Anthroposophischen Gesellschaft von der Theosophischen Gesellschaft» voller Unwahrheiten, so daß Rudolf Steiner sich gezwungen sah, eine Richtigstellung zu veröffentlichen. Dies geschah in der Juli-Nummer der Scholl-Mitteilungen, Nr.III, 1913.
145 Stockholm, 8. Juni1913
Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt
149 München, 3. September 1913
A - Aufzeichnung von Paula Hübbe-Schleiden; B - Aufzeichnung von
Unbekannt; C - Handschrift von Barbara Wolf; D - Handschrift von Louise
Clason
in all diesen Tagen: Vom 19. bis 23. August 1913 fanden in München Aufführungen der beiden Mysteriendramen «Der Hüter der Schwelle» sowie «Der Seelen Erwachen« statt. Daran schloß sich vom 24. bis 31. August Rudolf Steiners Vortragszyklus «Die Geheimnisse der Schwelle», GA 147.
Cottfried Wilhelm Leibniz, 1646-1716, deutscher Mathematiker und Philosoph; mit seinen Werken «Monadologie« und «Theodizee», in denen er Universal-mathematik und theologische Philosophie zu einem Weltsystem zu vereinen sucht, einer der Vorreiter der Aufklärung in Deutschland. Leibniz begreift die Welt als ein System ursprünglicher Kräfte, die er Monaden nennt; diese jeweils für sich abgeschlossenen Monaden haben verschiedene Grade der Bewußtheit. Vgl. Rudolf Steiners «Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt«, GA 18, Kap. «Die Weltanschauungen des jüngsten Zeitalters der Gedankenentwickelung«, S. 115ff.
Ernst Haeckel, 1834-1919, Arzt und Naturforscher, Professor für Zoologie in Jena. Haeckel vertrat mit Vehemenz den monistischen Ansatz, wonach alles Seiende
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sich aus ein- und demselben Prinzip ableitet. Über Haeckel siehe auch den Aufsatz Rudolf Steiners «Haeckel und seine Gegner» in «Methodische Grundlagen der Anthroposophie. Gesammelte Aufsätze zur Philosophie, Naturwissenschaft, Ästhetik und Seelenkunde 1884-1901», GA 30, und den Vortrag vom S. Oktober 1905 in «Die Welträtsel und die Anthroposophie», GA 54.
Baruch Spinoza, 1632-1677, führender niederländischer Philosoph des Rationalismus, Mathematiker und Optiker. Spinoza lehrte - ausgehend vom Neuplatonismus und von Descartes - eine pantheistische Notwendigkeitsphilosophie. Nach ihm gibt es nur eine einzige Substanz, aus sich seiend und durch nichts begründbar: Gott. Rudolf Steiner in «Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt«, GA 18, Kap. «Die Weltanschauungen des jüngsten Zeitalters der Gedankenentwickelung«, S. 113f.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel, 1770-1831, Philosoph des deutschen Idealismus. Für Hegel ist das Absolute (Idee, Gott) Grund und Prinzip der ganzen Welt. -Vgl. Rudolf Steiners Ausführungen über ihn im Kapitel «Reaktionäre Weltanschauungen», S. 276-285, in «Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt» (1914), GA 18, und «Der deutsche Idealismus als Gedanken-anschauung: Hegel« in «Vom Menschenrätsel« (1916), GA 20, S. 46-57.
Und da kam eines Tages eine Persönlichkeit zu mir: Näheres nicht bekannt.
«Der Seelen Erwachen» (1913) in «Vier Mysteriendramen», GA 14.
« Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung» (1904), GA 9.
In diesem Vortragszyklus: «Die Geheimnisse der Schwelle», München 24.-3 i. August 1913, GA 147.
160 München, 4. September 1913
A - Handschrift von Nelly v. Lichtenberg; B - Aufzeichnung aus der
Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; C -
Aufzeichnung von Clara Motzkus und Anna Riebensahm; D - Handschrift
von Louise Clason; E - Aufzeichnung aus der Sammlung von Fred Poeppig
Meister Eckhart, 1260-1327, Dominikaner und Mystiker, lehrte in Paris, Straßburg und Köln; als Ketzer angeklagt. Berühmt sind seine «Deutsche Predigten und Traktate» (hrsg. und übersetzt von Josef Quint, München 1963 und Zürich 1979). Vgl. dazu auch das Kapitel «Meister Eckhart» in Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung« (1901), GA 7.
Johannes Ruyshroek Jan van R.), 1294-1381, Mystiker, Vikar und Priester in Brüssel, zog sich 1354 in das Augustinerklosten Groenendal (bei Waterloo) zu-ruck, als dessen Prior er starb. Die Art seiner Mystik trug ihm den Namen «Doctor ecstaticus« ein. Vgl. dazu auch das Kapitel «Gottesfreundschaft« in Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung« (1901), GA 7.
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Johannes Tauler, 1300-1361, Mystiker, Prediger in Straßburg; Schüler des «Unbekannten aus dem Oberland». Vgl. dazu auch das Kapitel «Gottesfreundschaft» in Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» (1901), GA 7.
Heinrich Suso, 1295-1366, Dominikaner in Konstanz und Schüler Eckharts. Vgl. dazu auch das Kapitel «Gottesfreundschaft» in Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» (1901), GA 7.
Emanuel Swedenborg' 1688-1772, schwedischer Wissenschaftler und Mystiker; Werke: «Vom Himmel», 1784, «Der Verkehr zwischen Seele und Leib»; «Himmel und Hölle». Vgl. Rudolf Steiners Vortrag vom 23. September 1923 «Jakob Böhme, Paracelsus, Swedenborg» in «Drei Perspektiven der Anthroposophie. Kulturphänomene», GA 225.
was Kant aus Swedenborgschen Schriften entnahm: Immanuel Kant, (1742-1804). «Träume eines Geistersehers», Königsberg 1766. Vgl. auch seinen Brief an Fräulein Charlotte von Knobloch über Swedenborg vom 10. August 1763 in «Kants Briefe», Leipzig 1911.
Maurice Maeterlinck' 1862-1949, belgischer Dichter
In den exoterischen Vorträgen ist schon einmal von Maeterlinck die Rede gewesen, wie er Beweise für das geistige Leben haben wollte: Vgl. den Vortrag vom 27. August 1913 in «Die Geheimnisse der Schwelle», GA 147, in dem Rudolf Steiner über Maeterlincks Schrift »Vom Tode» Jena 1913) spricht.
*Der« Seelen Erwachen*: (1913) in «Vier Mysteriendramen», GA 14.
13. Kapitel des Johannes-Evangeliums: Die Fußwaschung.
die Bergpredigt oder die Seligpreisun gen: Matt. 5-7; Luk. 6,20-49.
Cusanus: Nikolaus von Kues, vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom i. September 1912.
171 Kr«istiania [Oslo], S. Oktober 1913
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Alice Kinkel
William Cr«ookes' I 832-1909, englischer Physiker und Chemiker (Entdecker des Thalliums); Mitglied der Theosophischen Gesellschaft. Er veranstaltete zahlreiche Experimente mit Medien. «Spiritualismus und Wissenschaft», Leipzig 1871; «Materialisationsversuche», Leipzig 1923.
Engel oder« Angeloi, von denen es in einer alten Urkunde heißt: « Und sie verbüllten ihr Angesicht»: Um welche alte Urkunde es sich handelt, konnte bisher nicht wirklich festgestellt werden. - Die Aussage in dieser Aufzeichnung ist unvollständig festgehalten worden, vgl. die Aufzeichnung B der Stunde vom 6. Oktober 1913. Siehe auch den Vortrag Berlin, 24. März 1908, in «Das Hereinwirken geistiger Wesenheiten in den Menschen», GA 102.
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Anaxagoras, um 500-428 v. Chr., aus Klazomenä, Kleinasien; vorsokratischer
Naturphilosoph; wurde aufgrund der Behauptung, die Sonne sei eine glühende
Steinmasse, aus Athen verbannt. Seine Lehre beruht auf der Annahme ewiger
«Urstoffe» (Homoiomerien). Vgl. dazu Rudolf Steiners «Rätsel der Philosophie»,
GA 18, Kap. «Die Weltanschauung der griechischen Denker», S. 59f.
Empedokles, 483-424 v. Chr., geb. in Agrigent; griechischer Naturphilosoph und Staatsmann; er soll den Tod durch Sturz in den Ätna gefunden haben. Seine Philosophie geht von den vier Elementen aus, die durch die Kräfte der Liebe und des Hasses die Dinge bilden. Vgl. dazu Rudolf Steiners kurzen Abriß seiner Philosophie in «Die Rätsel der Philosophie», GA 18, Kap. «Die Weltanschauung der griechischen Denker», S. 60f.
Gottfr«ied Wilhelm Leibniz, vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 3. September 1913.
Bild, wie es dem Welten gang entnommen ... eine Schale mt Öl gefüllt: Siehe hierzu die beiden esoterischen Übungen in «Seelenübungen mit Wort- und Sinnbildmeditationen», GA 267, S. 375-377.
176 Kristiania [Oslo], 6. Oktober 1913
A - Aufzeichnung von Paula Hübbe-Schleiden und Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Alice Kinkel
«Den Teufel spürt das Völkcben nie ...»: Zitat aus Goethes «Faust», I. Teil, Auerbachs Keller, V. 2181f. (Mephisto).
E'fr«eue dich dessen, was dir gewährt ist: Wohl frei nach Christian Fürchtegott
Gellerts (1715-1769) «Zufriedenheit mit seinem Zustande»: «Genieße, was dir
Gott beschieden, I Entbehre gern, was du nicht hast.»
Friedrich Schiller, 1759-1805, «Wilhelm Tell« (1804).
Gerbart Hauptmann, 1862-1946, Hauptvertreter des deutschen naturalistischen
Dramas; «Die Weber» (1892); «Der Biberpelz» (1893). Vgl. dazu auch Rudolf
Steiners Aufsätze und Rezensionen in «Gesammelte Aufsätze zur Dramaturgie>,
GA29.
181 Bergen, 11. Oktober« 1913
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Alice Kinkel
in diesen Tagen als das «fünfte Evangelium» gegeben wurde: Vgl. Rudolf Steiners Vorträge «Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium», GA 148, insbesondere die Vorträge vom 1., 2., 3., 5., und 6. Oktober in Kristiania (Oslo).
Hindernisse [beim Meditieren] vom physischen Leib her: Vgl. hierzu auch die esoterischen Stunden vom 2. Januar, 27. und 30. Oktober, 19. November 1911
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sowie vom i. und 16. Januar 1912 in «Aus den Inhalten der esoterischen Stun-den», Band II, GA 266/II.
Phantom: Vgl. dazu die Vorträge vom 10. bis 14. Oktober 1911 in «Von Jesus zu Christus», GA 131
184 Kopenhagen, 15. Oktober 1913
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Alice Kinkel; C - Handschrift von Camilla Wandrey D - Handschrift von Louise Clason
Der« Sündenfall: I. Mos. 3.
«Ihr werdet sein wie die Götter»: Nach I. Mos. 3,5.
bei der Versuchung auch in der Gestalt einer Schlange: 1. Mos. 3,4f.
Begriffe wie , , die sich in unseren Übungen finden: Siehe dazu den
Band «Seelenübungen mit Wort- und Sinnbildmeditationen», GA 267. Turmbau zu Babel: i. Mos. 11,1-9.
195 Nürnberg, 9. November 1913
Aufzeichnung von Margareta Morgenstern
197 Nürnberg, 10. November 1913
Aufzeichnung von Margareta Morgenstern
199 Berlin, 17. November 1913
A - Handschrift von Mathilde Scholl nach einer Aufzeichnung von Frau Behrendts; B - Aufzeichnung von Mathilde Scholl; C - Aufzeichnungen von Hendrika Hollenbach und aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; Handschrift von Unbekannt; D - Handschrift von Louise Clason
In dem vor«/etzten Logenvortrag: 21. Oktober 1913 in Berlin, abgedruckt im Band »Aus der Akasha-Forschung. Das Fünfte Evangelium», GA 148.
daß zwischen die Geburt und das siebente Lebensjahr der Zeitpunkt fällt, der der erste ist, an den er sich erinnert: Vgl. hierzu Rudolf Steiners Schrift «Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» (1907; enthalten im Band «Lucifer-Gnosis», GA 34; auch Einzelausgaben) und den Vortrag vom 16. April 1912 in «Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus», GA 143.
Immanuel Kant, 1742-1804. Die wichtigsten Werke des Königsberger Philosophen, in denen er seine Lehre von den Erkenntnisgrenzen aufstellt sind «Kritik
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der reinen Vernunft« (1781/1786); «Kritik der praktischen Vernunft» (1788); «Kritik der Urteilskraft».
wie die Frauen am Grabe ... das Grab leer fanden: Luk. 24,1-3.
211 Stuttgart, 23. November 1913
A - Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Alice Kinkel
Deussen behauptet gegenüber Nietzsche: Konnte nicht nachgewiesen werden.
Arthur Schopenhauer, 1788-1860, Philosoph. - Siehe auch die Biographie, die Rudolf Steiner als Einleitung für die Cottasche Ausgabe von «Arthur Schopenhauers sämtlichen Werken» geschrieben hat, enthalten in «Biographien und biographische Skizzen», GA 33, und das Kap. «Reaktionäre Weltanschauungen» in «Die Rätsel der Philosophie», GA 18, sowie den Vortrag vom 4. Dezember 1920 in «Die Brücke zwischen der Weltgeistigkeit und dem Physischen des Menschen», GA 202.
Friedrich Nietzsche, 1844-1900; vgl. dazu Rudolf Steiners Schrift «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit» (1895), GA 5.
Paul Deussen, 1845-1919, Sanskritist, Professor in Kiel; Freund Nietzsches.
218 München, 9. Dezember 1913
A - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt
Maeterlinck in seinem letzten Buch: «Vom Tode» (Jena 1913). Ausführlicher bespricht Rudolf Steiner es im Vortrag vom 27. August 1913 in «Die Geheimnisse der Schwelle», GA 147. Vgl. auch die Stunde vom 4. September 1913.
Alfred Russel Wallace' 1823-1913, britischer Naturforscher, Mitarbeiter und Freund Darwins. Anhänger des Spiritismus.
224 Köln, 18. Dezember 1913
Handschrift von Louise Clason
226 Leipzig, 30. Dezember 1913
A - Handschriften von Camilla Wandrey und von Unbekannt; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; C - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; D - Aufzeichnung von Unbekannt (Margareta Morgenstern?)
Bei dieser Stunde war Christian Morgenstern anwesend.
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241 Leipzig, 2 Januar 1914
A - Handschrift von Camilla Wandrey; B - Aufzeichnung von Paula
Hübbe-Schleiden, Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede
und Handschrift von Unbekannt; C - Aufzeichnung von Hendrika
Hollenbach; D - Aufzeichnung von Unbekannt
Gleichnis vom Hunde: Eine Legende, die Rudolf Steiner öfters anführt, um zu verdeutlichen, was er unter Positivität versteht. In der «Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13, schildert er sie folgendermaßen: «Es gibt eine schöne Legende, die besagt von dem Christus Jesus, daß er mit einigen andern Personen an einem toten Hund vorübergeht. Die andern wenden sich ab von dem häßlichen Anblick. Der Christus Jesus spricht bewundernd von den schönen Zähnen des Tieres.» Die Legende stammt aus einem Gedicht des persischen Dichters Nisami (Nezamii, 1141-1209). In deutscher Übersetzung «Herr Jesus, der die Welt durchwandert'...» u. a. mitgeteilt in Goethes «Noten und Abhandlungen zu besserem Verständnis des West-östlichen Divans», Abschnitt «Allgemeines».
die Stufe des «Schwan»: Im Vortrag vom 28. März 1905 spricht Rudolf Steiner folgendermaßen darüber: »Die dritte Stufe ist die, wo der Mensch - wie er im gewöhnlichen Leben zu sich sagt - nun zu allen Wesenheiten der Welt >Ich> sagen kann, wo er erhoben wird zur Umfassung des Alls. Auf dieser dritten Stufe bezeichnet man in der Mystik den Schüler als Schwan, er wird zum Vermittler zwischen dem Lehrer und den Menschen.» (gedruckt im Nachrichtenblatt »Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht», Nr. 44/1936). Vgl. hierzu außerdem die Vorträge vom 8. Juni 1906 in »Kosmogonie», GA 94, und vom 29. März 1906 »Parzival und Lohengrin» in «Die Welträtsel und die Anthroposophie», GA 54.
Hinweise auf diese fünf Übungen: Vgl. dazu auch den Hinweis zu »Okkulte Schulung ... Übungen ... » unter «Einige Hinweise zu immer wieder vorkommenden Angaben», S. 501.
Es stand in alten Zeiten ...: Erste Zeile des Gedichtes «Das Schloß am Meer» von Ludwig Uhland.
252 Br«emen, ii. Januar 1914
Handschrift von Camilla Wandrey
253 Berlin, 24. Januar 1914
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift von Unbekannt; B - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach
257 Hannover, 7. Februar 1914
Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede
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260 Stuttgart, S. März 1914
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und Handschrift
von Unbekannt; B - Handschrift von Nanna Thorne; C - Aufzeichnung von
Unbekannt in der Handschrift von Günther Schubert - Aus Rudolf Steiners
Notizbuch Archiv-Nr. 499: «Zu den Dingen wend' ich mich ... »
«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10.
271 Berlin, 27. März (und Wien, 14. April) 1914
A - Handschrift von Louise Glason; B - Aufzeichnungen aus der Sammlung von Elisabeth Vreede und von Hendrika Hollenbach; C - Handschrift von Camilla Wandrey; D - Aufzeichnung von Günther Wagner
Die Notizen zu diesen beiden Stunden sind in allen Aufzeichnungen zusammengefaßt, weshalb sie auch hier gemeinsam aufgenommen wurden. Die Stunde am 14. April 1914 in Wien figuriert teilweise auch fälschlich unter dem Datum ii. April 1914.
wie schwer es sei, daß er [Rudolf Steiner«] nicht mehr diesen Winter mit uns zusammen sein könne: Diese Bemerkung bezog sich wahrscheinlich auf eine Ankündigung Rudolf Steiners, daß er in Zukunft mehr und mehr seine Tätigkeit nach Dornach verlagern müßte, wo am Bau des Goetheanums gearbeitet wurde.
291 München, 31. März 1914
Handschrift von Barbara Wolf und Aufzeichnung von Mathilde Scholl
«Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13.
298 Berlin, 25. April 1914
A - Aufzeichnung von Günther Wagner und Handschrift von Unbekannt;
B - Handschrift von Alice Kinkel; C - Handschrift von Camilla Wandrey;
D - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; E - Aufzeichnung von Mathilde Scholl nach Notizen von Frau Behrendts; F - Handschrift von Emil
Leinhas
Zwölf Sinne hat der Mensch: Über die Sinneslehre siehe insbesondere Kap. IV, 5 «Über die wirkliche Grundlage der intentionalen Beziehung« in der Schrift «Von Seelenritseln», GA 21; die Schrift «Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910», GA 45; den Vortragszyklus «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie«, GA 115; den Vortrag vom 20. Juni1916 in «Weltwesen und Ichheit», GA 169; die Vorträge vom 12. August und 2. September 1916 in «Das Rätsel des Menschen. Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte», GA 170; den Vortrag vom 25. August 1918 in »Die Wissenschaft vom Werden des Menschen,
526
GA 183; und den Vortrag vom 22. Juli1921 in «Menschenwerden, Welten-seele und Weltengeist. Zweiter Teil», GA 206; außerdem die Hefte 14, 34 und 58/59 der Schriftenreihe «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe«.
312 Kassel, 9. Mai 1914
A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Handschrift von Unbekannt
321 Basel 3. Juni 1914
A - Aufzeichnung von Günther Wagner und Handschrift von Unbekannt; B - Handschrift von Louise Clason; C - Aufzeichnung von Mathilde Scholl
325 Norrköping' 14. Juli 1914
A - Aufzeichnung von Paula Hübbe-Schleiden und Handschriften von
Camilla Wandrey und von Unbekannt; B - Aufzeichnung von Mathilde
Scholl nach Notizen von Frau Behrendts; C - Aufzeichnung von Unbekannt
in der Handschrift von Günther Schubert
Schon die Blavatsky in ihrer« *Secr«et Doctrine» hat von Jahve als Mondgott gesprochen: Z. B. heißt es in Band I der deutschen Ausgabe (Leipzig o. J.): «Jehova, der in hervorragendem Maße ein lunarer Gott ist.»
in der führenden Zeitschrift der« T G. gesagt, die « Geheimwissenschaft» sei psychisch-mystisch: Vermutlich ist damit «The Theosophist» gemeint. Die Aussage konnte jedoch bisher noch nicht nachgewiesen werden.
Zu den Stunden des Anhangs von Teil I
334 Berlin, 21. Dezember 1904
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Griff, das Zeichen und das Wort: Siehe dazu die ausführlichen Erläuterungen
Rudolf Steiners in der Fragenbeantwortung zum Vortrag vom 4. Juni 1924 in
«Die Geschichte der Menschheit und die Weltanschauungen der Kulturvölker»,
GA 353; auch in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen
Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914». GA 265, S. 272ff.
336 Berlin, 28. Dezember 1904
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Maria Strauch-Spettini, vgl. dazu die Gedenkworte für sie, die Rudolf Steiner am 10. Mai 1914 gesprochen hat (in «Unsere Toten», GA 261).
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338 Berlin, 24. Februar 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Meister: Vgl. die Ausführungen in dem Kap. «Aus dem Lehrgut über die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen» in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis
1914», GA 264.
338 Berlin, 3. März 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
«Ich will dich zu einer Säule in meinem Tempel machen ... «: «Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und soll nicht mehr hinausgehen.» (0ff. 3,12>.
339 Berlin, 15. Oktober 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Morya: Inspirator der slawischen Kultur, vgl. «Aus dem Lehrgut über die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen« in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914«, GA 264, und die esoterischen Stunden vom 26. Juni und 22. Oktober 1906 in GA 266/I.
Sonnenpitris: Pitris = Stammväter des irdischen Menschen.
340 Berlin, 20. Oktober 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Manu: hier: spiritueller Führer. Der Name kommt von der Sanskritwurzel man = denken.
Annie Besant als Haupt der Schule mußte in den verschiedenen Weltanschauungen geleht haben: In ihrer vortheosophischen Zeit studierte sie die christlichen Religionen; später wurde sie Freidenkerin und betätigte sich in der englischen Arbeiterbewegung.
340 Berlin, 24. Oktober 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Siehe zu dieser Stunde auch die Niederschrift, die Rudolf Steiner für Anna Wagner anfertigte und in der Handschrift von Günther Wagner erhalten ist (in «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden», Band I, GA 266/1, S. 58).
Strahlender als die Sonne: Vgl. die Faksimilewiedergabe und die Auslegungen zu diesem Spruch in GA 266/I.
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341 Berlin, 6. November 1905
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Wilhelm Selling, 1g69-1960, seit 1903 Mitglied der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft; leitete jahrelang deren Bibliothek.
Kuthumi: Inspirator des Übergangs von Ägypten zur griechischen Zeit; vgl. «Aus dem Lehrgut über die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen» in »Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264.
AUM: Vgl. hierzu auch die Stunden vom 4. Oktober und 15./16. Dezember 1905, vom 13. April, 22. Oktober, 6. und 14. November, 13. Dezember 1906 und vom 20. und 29. Januar und 11./18. Februar 1907 in «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden», Band I, GA 266/I.
342 Berlin, 27. Februar und 15. März 1906
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Stein der Weisen: Vgl. hierzu auch die Stunden vom 6. Mai 1906 in «Aus den
Inhalten der esoterischen Stunden», Band I, GA 266/I.
344 Berlin, 18. März 1906
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
SL G. Der Graf von Saint-Germain. Vgl. hierzu «Die Tempellegende und die Goldene Legende», GA 93, ferner das Kap. «Aus dem Lehrgut über die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen« in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis
1914*, GA 264.
345 Berlin, 13. Apni 1906
Aufzeichnung von Friedrich Kiem
Vgl. hierzu auch die Aufzeichnungen zu dieser Stunde in GA 266/1, S. 131.
346 Hannover, 24. September 1907
Handschrift von Mathilde Scholl
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#TI
Hinweise zu den Stunden der Jahre 1920 bis 1924
(Teil II)
Tannbach, 9. Juni 1918
#TX
Siehe hierzu unter «Vorbemerkungen zum zweiten Teil»
355 Dornach, 9. Februar 1920
Aufzeichnung von Helene Finckh
Faksimile des Mantrams von Rudolf Steiner, Notizblatt Archiv-Nr. 33 I 6
361 Dornach, 17. Februar 1920
Aufzeichnung von Helene Finckh
Aus Rudolf Steiners Notizbuch Archiv-Nr. 82
«Nicht ich, sondern der Christus in mir»: Gal. 2,20.
Kristiania (Oslo), 4. Dezember 1921 Siehe hierzu unter «Vorbemerkungen zum zweiten Teil»
369 London, 16. April 1922
Erinnerungsbericht von George Adams in einem Brief vom 8. Oktober 1954 Aus Rudolf Steiners Notizbuch Archiv-Nr. 304
George Adams-Kaufmann, 1894-1963, Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft in der Emerson-Gruppe in London, übersetzte Vorträge, die Rudolf Steiner in England hielt, sowie auch einige seiner Schriften ins Englische.
H. f Heywood-Smith' t 1951, Mitglied der englischen Anthroposophischen Gesellschaft, Übersetzer der Vorträge Rudolf Steiners ins Englische. Siehe auch den Nachruf im »Nachrichtenblatt» der Zeitschrift «Das Goetheanum», Jg. 28, Nr. 35/1951.
Mrs. Ada Drur«y-Lavin, 1858-1931, eines der ältesten Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft in England und Leiterin der , London. Siehe auch den Nachruf im «Nachrchtenblatt» der Zeitschrift »Das Goetheanum», Jg. 8, Nr.45/1931.
Vorträge über Michael und das neue Christus-Ereignis: Vorträge vom I. und 2. Mai 1913, in «Vorstufen zum Mysterium von Golgatha», GA 152.
die Schule von Gondbi Schapur: Vgl. dazu die Vorträge vom 12. und 16. Oktober 1918 in «Die Polarität von Dauer und Entwickelung im Menschenleben», GA 184, vom i. Mai und S. Juni 1921 in «Perspektiven der Menschheitsentwikkelung»,
#SE266c-530
GA 204, und vom 12. September 1924 in «Vorträge und Kurse über christlich religiöses Wirken V. Apokalypse und Priesterwirken», GA 346.
die : Siehe hierzu Seite 497-505.
382 London, 12. November 1922
Handschrift von Camilla Wandrey
Kristiania (Oslo), 18. Mai 1923
Von dieser Stunde liegen keine Aufzeichnungen vor, doch finden sich unter diesem Datum in Marie Steiners Notizbuch Archiv-Nr. i die sogenannten «drei Tafeln» (vgl. S. 497-505). Offenbar wurden in dieser esoterischen Stunde auch diese drei Mantren vermittelt.
Dornach, 27. Mai 1923
Die Aufzeichnungen der esoterischen Stunden für die Wachsmuth-Lerchenfeld-Gruppe von Maria Röschl-Lehrs finden sich in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 265, S. 455ff.
470 Stuttgart, 13. Juli 1923
Zu dieser ersten esoterischen Stunde für den Jugendkreis siehe Seite 421.
384 Wien, 30. September 1923
Überlieferung von Ludwig von Polzer-Hoditz und (im persönlichen Gespräch mit H. Wiesberger am 28. Januar 1973) Hans Erhard Lauer, dem zeitweiligen Sekretär von Ludwig Polzer-Hoditz.
Dor«nach, 23. Oktober 1923
Die Aufzeichnungen der esoterischen Stunden für die Wachsmuth-Lerchenfeld-Gruppe von Maria Röschl-Lehrs finden sich in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA265, S. 455ff.
479 Dornach, 30. Dezember 1924
Zweite esoterische Stunde des Jugendkreises: Zu den Textunterlagen vgl.
S. 421.
Dor«nach, 3. Januar 1924
Die Aufzeichnungen der esoterischen Stunden für die Wachsmuth-Lerchenfeld-Gruppe von Maria Röschl-Lehrs finden sich in «Zur Geschichte und
#SE266c-531
aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 265, S. 455ff.
Kober'witz, iS Juni 1924
Unter diesem Datum findet sich in «Zwölf Tage um Rudolf Steiner. Aus den Tagebuchblättern während des landwirtschaftlichen Kurses für meine Familie niedergeschrieben von Gräfin Johanne Keyserlingk, geb. Skene of Skene» auf S. 42 folgende Eintragung: «Heute, am Sonntag Morgen, fand auf Anregung von Herrn Stegemann eine esoterische Stunde statt im Hinblick auf die landwirtschaftlichen Vorträge. Nur wenige nahmen daran teil, nur die älteren Mitglieder der Klassenstunden.» Ansonsten sind von dieser Stunde keine Unterlagen vorhanden.
Hinweise zu den beiden Stunden für den esoterischen Jugendkreis
(Teil III)
470 Stuttgart, 13. Juli 1923
Zu den Textunterlagen siehe Seite 421.
Von der Silbe AOUM sagte er« in einem anderen Zusammenhang: Siehe beispielsweise den Vortrag vom I. April 1922 in »Das Sonnenmysterium und das Mysterium von Tod und Auferstehung», GA 211.
479 Dornach, 30. Dezember 1923
Zu den Textunterlagen siehe Seite 421.
Weihnachtstagung: Siehe >
Glashaus: Gebäude auf dem Goetheanum-Gelände, so genannt, weil es für die Herstellung der farbigen Glasfenster des ersten Goetheanum-Baues errichtet worden war.
Von dem die ganze Welt stammt ...: Etwas andere Übersetzung des indischen
Spruches als 1906 (siehe z. B. die Stunde vom 18. April 1906 in GA 266/1, S. 136)
oder 1923 (Stunde vom 27. Mai 1923, siehe GA 265)
Her«man Grimm, 1828-1901, Literatur- und Kunsthistoriker, Sohn des Sprachforschers und Märchensammlers Wilhelm Grimm, Professor in Berlin. - Uber Herman Grimm siehe auch Rudolf Steiners Erinnerungen in «Mein Lebensgang» (1923-1925), GA 28, und seine Aufsätze in «Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart. Gesammelte Aufsätze aus der Wochenschrift «Das Goetheanum» 1921-1925», GA 36, und in «Methodische Grundlagen der
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Anthroposophie», GA 30, sowie den Vortrag über Herman Grimm vom 16. Januar 1913 in «Ergebnisse der Geistesforschung», GA 62.
Vincenz Knauer, 1828-1894, Philosoph, Privatdozent in Wien.
Nur blutenden Herzens entschloß ich mich, in den Abendvorträgen: Siehe den
Vortrag vom 9. Dezember 1923 in «Die Weltgeschichte in anthroposophischer
Beleuchtung», GA 233.
als ich zusammentraf mit ... dem Kräutersammler: Felix Koguzki, 1833-1909. In seinem erhalten gebliebenen Tagebuch findet sich die Eintragung: «Herr Steiner jun., Studiosus, in Inzersdorf wohnhaft, besuchte mich Sonntag, den 21. August
a. D. 1881; leider war ich nicht Zuhause. - H. St. war zum zweiten Mahl auf Besuch bei mir Freitag, d. 26. d. M. u. 3.» (Emil Bock: «Rudolf Steiner. Studien zu seinem Lebensgang und Lebenswerk», Stuttgart 3. Aufl. 1990). Im dritten Kapitel von Rudolf Steiners Autobiographie «Mein Lebensgang» findet sich eine ausführliche Schilderung dieser Begegnung.
daß ich im letzten Menschheitsaugenblicke anknüpfen konnte an diese beiden Ströme: Vgl. den obigen Hinweis zu «Nur blutenden Herzens ...».
NAMENREGISTER
#G266c-1998-SE533 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, III 1913 1914
#TI
NAMENREGISTER
#TX
* - ohne Namensnennung im Text
Adam 42, 44, 48
Ahriman 75, 76, 79, 81-85, 91, 96,f,
146, 148f, 150, 153-159, 161-170,
176-179, 184f, 187, 191, 193, 195,
213f 216, 224f, 281, 294, 301, 304,
307,309, 311, 316, 322, 323, 327, 329,
383
Anaxagoras 173 Aristoteles 322
Besant, Annie 25, 30, 33, 39, 46, 328, 344
Bittmann, Julius 104
Blavatsky, Helena Petrowna 39, 327, 329
Crookes, William 171f, 175 Cusanus, Nikolaus 167
Darwin, Charles 221f
Deussen, Paul 214
Drury-Lavin, Mrs. Ada 369
Empedokles 173
Goethe, Johann Wolfgang von 114, 163, 169, 177
Haeckel, Ernst 149, 156-158,
Hauptmann, Gerhard 178
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 149, 157f
Heywood-Smith, H. J. 369
Hiob, Weib des 42
Hiob 42
Homer 28*, 32», 37*, 52*, 69*, 71*
Jahveljehova 263, 281, 287, 325, 327, 328, 329, 330, 331
Jesus von Nazareth 25, 34f, 51, 202, 208
Johannes der Täufer 202
Judge, William Quan 33f
Julian Apostata 123, 127, 137, 140
Kant, Immanuel 162, 200, 204, 207, 210
Lauer, Hans Erhard 384
Leadbeater, Charles Webster 30-34, 46, 327
Leibniz, Gottfried Wilhelm 149, 156, 157, 173
Lionardo da Vinci 58, 61, 64
Luzifer 74f, 79-82, 84, 87, 91, 94,-96,
99, 110,-112, 114f, 147-165, 176-180,
184f, 187f, 191, 193-95, 213,f, 216,
218, 224, 230, 231,235,237, 240, 263,
272, 275, 281, 288, 294, 301, 302, 304,
307, 309, 311, 316, 321, 322, 323, 324,
327, 329, 330
Manu 340
Materlinck, Maurice 163, 165, 166, 167, 168, 169, 170, 219,
Meister 34, 45, 338, 339, 340, 341, 344
- der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen 29, 86, 97
- Eckhart 50, 160, 167f
- Kuthumi 341
- Morya 339
Michelangelo Buonarroti 327, 330, 331
Moses 322, 324
Nietzsche, Friedrich 214
Paulus, Apostel 42, 123, 127
Plato 112, 114
Polzer-Hoditz, Ludwig 384
Pythagoras 122, 126, 136, 139
Raffael 58, 61, 64
Ruysbroek, Johannes 160, 165
Saint-Germain, Graf von 344
Schiller, Friedrich 178
Schopenhauer, Arthur 214
Spinoza, Baruch 149, 157f
#SE266c-534
Steiner, Rudolf: Werke
- Theosophie (GA 9) 153, 158f,
- Wie erlangt man ... (GA 10) 263
- Die Geheimwissenschaft im Umriß
(GA 13) 231, 236, 296, 327, 328
- Der Hüter der Schwelle (in GA 14) 61, 64
- Der Seelen Erwachen (in GA 14) isif, 163, 180
- Die Prüfung der Seele (in GA 14) 40*, 41
- Das Fünfte Evangelium (GA 148) 182
Strauch-Spettini, Maria von 336
Suso, Heinrich 160, 167f
Swedenborg' Emanuel 162, 166, 168
Tauler, Johannes 160, 165, 167f Uhland, Ludwig 246*, 248*
Wallace, Alfred Russel 221
Waller, Oda 80, 83
Wedgwood, J. I. 39*
Literatur
- Rudolf Steiner: Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band III: 1913 und 1914; 1920 – 1923, GA 266/3 (1998), ISBN 3-7274-2663-2 pdf pdf(2) html mobi epub archive.org English: rsarchive.org
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