GA 38

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VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER

#G038-1985-SE009 - Briefe Band I 1881 - 1890

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VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER

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Von den vielen Briefen, die Rudolf Steiner im Laufe seines Le­bens geschrieben hat, sind die meisten an seine literarische Erbin Marie Steiner von Sivers und deren Nachfolgerin, die Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung, zurückgekommen. Einzelne, von denen man weiß, daß sie geschrieben wurden, müssen als verlo­ren gelten. Zu hoffen bleibt, daß hie und da vielleicht der eine oder andere Brief doch noch auftaucht. Alle erhalten gebliebe­nen sind in die Gesamtausgabe wie folgt eingegliedert:

Briefe der Wiener Zeit (1881-1890) = «Briefe I», GA Bibl.­Nr.38;

Briefe der Weimarer, Berliner und Dornacher Zeit (1890 1925) = «Briefe II», GA Bibl.-Nr. 39;

der Briefwechsel mit Marie Steiner-von Sivers (1901-1925), GA Bibl.-Nr. 262;

Briefe an Mitglieder der Deutschen Sektion der Theosophi­schen Gesellschaft und an Mitglieder der Anthroposophi­schen Gesellschaft (1902-1925), vorgesehen für GA Bibl.-Nr.263;

Briefe an persönliche Schüler in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914», GA Bibl.-Nr. 264.

Da die Briefe Rudolf Steiners auch wesentliche biographische Aussagen enthalten, bilden sie eine wertvolle Ergänzung zu sei­ner unvollendet gebliebenen Autobiographie «Mein Lebens-gang», dem autobiographischen Vortrag von 1913, einem unda­tierten Fragment und den sogenannten Barr-Dokumenten*. Die

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* «Mein Lebensgang», Gesatntausgabe Bibl.-Nr. 28; «Autobiographischer Vor­trag über die Kindheits- und Jugendjahre bis zur Weimarer Zeit» (Berlin, 4. Febr. 1913), wiederabgedruckt in «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.83/84 (Ostern 1984) und früher (in «Briefe I», [948 und 1955) unter dem Titel »Skizze eines Lebensabrisses (1861-1893)» den Briefen vorangestellt; »Ru­dolf Steiner über seine Kindheit. Ein autobiographisches Fragment«, fakaimiliert wiedergegeben in «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe« Nr. 49/50 (Ostern 1975); «Aufzeichnungen Rudolf Steiners, geschrieben für Edouard Schuré in Barr im Elsaß, September 1907», in »Rudolf Steiner/Marie Steiner-von Sivers. Briefwechsel und Dokumente 1901-1925», GA Bibl.-Nr. 262.

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erste Ausgabe der Briefe («Briefe I» 1948 und 1955, «Briefe II» 1953) wurde von Edwin Froböse und Werner Teichert im Auf­trage von Marie Steiner besorgt und stand im Zusammenhang mit den «Veröffentlichungen aus dem Literarischen Frühwerk» von Rudolf Steiner. Die vorliegende, zwei Bände umfassende Ausgabe konnte durch neue Brieffunde wesentlich erweitert werden.

Das Schwergewicht der Briefe des ersten Bandes liegt neben den Briefen an Jugendfreunde und an Mitglieder der Familie Specht vor allem in den Briefen an Prof. Kürschner; diese erga­ben sich aus dem Arbeitszusammenhang mit der Herausgabe von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften» in Kürsch­ners «Deutscher National-Literatur», sowie aus seinen lexi­kalischen Arbeiten. Rudolf Steiner hat an drei lexikalischen Wer­ken mitgearbeitet: Erstens an «Kürschners Taschen-Konversa­tions-Lexikon» (1. Aufl. 1884, 7. Aufl. 1889; Übersetzung ins Englische und Französische), zweitens an «Kürschners Quart-Lexikon» (1888) und drittens an «Pierers Konversations-Lexi­kon», 7. Aufl. (herausg. von J. Kürschner), 1.-6. Bd., 1888-1890. In diesen Lexika hat er die Artikel für Mineralogie und Geologie, Bergbau und Hüttenkunde bearbeitet, für den «Pie­rer» außerdem noch: Allgemeine Fragen der Naturwissenschaft. In der Ergänzung zum ersten Briefband sind fünf für diese Sach­gebiete ausgewählte Artikel wiedergegeben. Diese zahlreichen Artikel sollen später gesamthaft veröffentlicht werden.

Der zweite Band bringt neben einer ganzen Reihe von Briefen an Zeitgenossen Briefe an die Eltern und Geschwister, an den Verlag Cotta, an Elisabeth Förster-Nietzsche, der Schwester Friedrich Nietzsches, und an Anna Eunike, der späteren Anna Steiner.

Um manche Aussagen oder Mitteilungen Rudolf Steiners bes­ser verstehen zu können, wurden zahlreicher als in der früheren Ausgabe Briefe der Briefpartner herangezogen. Zur Erleichte­rung der zeitlichen Einordnung seiner Herausgabe-Arbeiten und der lexikalischen Arbeiten finden sich im ersten Band eine Übersichtstafel und eine Übersicht der wichtigsten biographi­schen Daten der Wiener Zeit. Einige bemerkenswerte Briefe wurden faksimiliert zu dem jeweiligen Brieftext gestellt. Her­vorzuheben ist noch das im ersten Band zwischen den Seiten 204

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und 205 befindliche Zusatzblatt mit der für die Leitung des Goethe- und Schiller-Archivs geschriebenen autobiographi­schen Notiz. Die Originalbriefe befinden sich bis auf wenige Ausnahmen im Archiv der Rudolf Steiner-Nachlaßverwaltung.

Auf die Wiedergabe von Bildern wurde in beiden Bänden mit je einer Ausnahme verzichtet. Wer solche sucht, findet sie in den «Vier Bildbänden zu Rudolf Steiners Lebensgang» (Freiburg 1971, Schaffhausen 1975 und 1980, vierter Band in Vorberei­tung).

Für freundliche Hilfe bei einigen schwierigen Recherchen sei den Herren Konrad Donat, Bremen, und Dr. Kurt Eigl, Wien, gedankt.

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Du suchtest - den Menschen

Du suchtest ihn

In freier Ichgestaltung,

Indem du den Willen wandeltest

Zur schaffenden Denkkraft.

Du fandest - den Menschen

In der Gottheit der Welt.

Geleitwort von Marie Steiner

zum ersten Band der Briefe 1948

I. AN JOSEF KÖCK

#G038-1985-SE013 - Briefe Band I 1881 - 1890

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I. AN JOSEF KÖCK

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Am 13. Januar 1881

12 Uhr mitternachts

Lieber, getreuer Freund!

Es war die Nacht vom 10. auf den 11. Januar, in der ich keinen Augenblick schlief. Ich hatte mich bis 1/2 1 Uhr mit­ternachts mit einzelnen philosophischen Problemen be­schäftigt, und da warf ich mich endlich auf mein Lager; mein Bestreben war voriges Jahr, zu erforschen, ob es denn wahr wäre, was Schelling sagt: «Uns allen wohnt ein geheimes, wunderbares Vermögen bei, uns aus dem Wechsel der Zeit in unser innerstes, von allem, was von außen hinzukam, entkleidetes Selbst zurückzuziehen und da unter der Form der Unwandelbarkeit das Ewige in uns anzuschauen.» Ich glaubte und glaube nun noch, jenes innerste Vermögen ganz klar an mir entdeckt zu haben - geahnt habe ich es ja schon längst -; die ganze idealistische Philosophie steht nun in einer wesentlich modifizierten Gestalt vor mir; was ist eine schlaflose Nacht gegen solch einen Fund! Und der Morgen kam heran - ein eisig kalter . . . . da war ich denn schnell reisefertig und stand zur Abfahrt bereit - an mich ein Brief war da; daß er von Dir war, entdeckte ich ja gar bald an der Adresse. Ich war im Waggon, und bei einer erbärmlichen Lampe las ich --- meine augenblicklichen Gefühle zu schildern, ist heute schon ganz unmöglich; ich war außer mir - ungeheuer bewegt; was war zu tun, um beruhigt zu werden ---- offenbar nichts! Ich war den ganzen Tag nicht derselbe des vorigen Tages - natürlich materialiter ge­meint, nicht formaliter -. Des Abends beim Nächhausefah­ren hatte es eine Frau zu büßen; ich stieg in den Waggon -d.h. mein Körper -. Um Dir zu zeigen, daß so was auch möglich ist, flechte ich hier eine kleine Anekdote ein: - Ein­mal saß ich bis tief in die Nacht hinein bei Jean Paul; ich las und las so fort - des vorigen Tages war dasselbe geschehen-, doch was weiter war, das weiß ich nicht, denn ich hatte mich

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weder ausgezogen noch schlafen gelegt, doch fand ich mich des Morgens liegend im Bette, meine Bücher, Kleider etc. an den gewohnten Orten -, offenbar war alles im Traume ge­schehen, und da ich täglich auf ganz bestimmte Weise schla­fen gehe, d. h. meine Bücher an einen bestimmten Ort lege, meine Kleider desgleichen etc., etc., so war dieses mit ebenderselben Genauigkeit jetzt im Traume geschehen -. Nun so ging ich desselbigen Tages auch herum und zum Bahnhof bis in den Wagen und setzte mich - nur zum Un­glück auf eine Uhr, die eine Frau dort liegen hatte und die auf Scherben hin war. - Den Schaden hatte sie, nicht ich; denn ich habe ihr nichts gezahlt; sie soll ihre Uhr anderswo-hin legen. - Des Abends schrieb ich diese Zeilen, die auch bei diesem Briefe liegen, nieder -, des anderen Tages einem Freunde - ohne sonstige Andeutung -, als er um den Grund meines Betrübtseins frug, ins Stammbuch die Worte, die sich an der Spitze des Beiliegenden befinden: Unergründlich tief usw. - Nun ist es schon zwei Tage. Nachdem ich nun zwei Tage als Mensch die Sache betrachtet habe, ist es meine Aufgabe, Deine Natur als Philosoph zu betrachten, und da, sage ich Dir ganz offen, bist Du mir die unbegreiflichste der Unbegreiflichkeiten. Kehre vor allem in Dein Innerstes ein und betrachte es als Deine Pflicht, zu erforschen, ob Dein Liebesverhältnis ganz frei war von Selbstsucht - ganz bis aufs Äußerste frei -, denn was Du da vom Verzichten als einem unedlen Handeln sagst, das gestehe ich offen, daß ich's nicht verstehe; noch weniger, warum es besser gewe­sen, Du hättest nicht verzichtet. - War es ganz frei davon, dann, guter Freund, brauchst Du weiter nichts, Du hast genug, hast Cyane in Dein Herz aufgenommen; da lebt sie drinnen fort, ihr Bild genügt Dir und das kannst Du mit dem Freunde sogar teilen; das ist echte Liebe, wo man mit dem Bilde zufrieden ist und das Fleisch nicht braucht, ja es unter­drückt. Da gibt's kein Grämen, keinen Kummer. Sage das auch dem Freunde! - Und nun, Freund, noch einen Rat: Schlage Dir den Heine, den literarischen Gassenjungen, den

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Vaterland sverächter - den Empfindungsentsteller - ganz aus dem Kopfe und lies Goethes «Faust» - da ist Nahrung für jeden denkenden und empfindenden Menschen, der noch mehr erstrebt als das Zwei mal Zwei ist Vier der hausbacke­nen Alltäglichkeit. Ich danke es Gott und einem guten Ge­schicke, daß ich hier in Wien einen Mann kennenlernte, der - nach Goethe selbstverständlich - sich als der beste Faust-kenner rühmen darf, einen Mann, den ich hochschätze und verehre als Lehrer, als Gelehrten, als Dichter, als Menschen. Es ist Karl Julius Schröer, der Sohn jenes Chr. Oser, der so berühmt in Deutschland, auch teilweise schon bei uns ist, durch seine Dichtungen einerseits, seine «Weltgeschichte für Töchterschulen», «Briefe über die Hauptgegenstände der Ästhetik an eine Jungfrau» etc. etc. etc. Nimm den Na­men - er ist ein Pseudonym - Chr. Oser und setze 5 nach 0 voraus - ganz voraus - so hast Du SCHröer. - Nun da ich doch schon wieder aus dem Geleise bin - K. J. Schröer war es, der den zweiten Teil des «Faust» ins rechte Licht setzte. Glaubte man doch, dieser sei nur ein schwaches Werk des alten Goethe. - Lenau sagte: Goethe hätte den Gedanken des Faust ganz verfehlt. Den Faust müsse der Teufel holen. Doch das ist nicht wahr. Das hat Goethe richtig gesehen. Den Faust des sechzehnten Jahrhunderts, der sich nicht mit der Bibel etc. etc. zufrieden gibt, den muß der Teufel holen, das ist gewiß, doch den Faust des neunzehnten Jahrhun­derts, den braucht und darf kein Teufel holen, denn «wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen».

Nun, Freund, dieses Werk, sag' ich Euch, studieret; ich sage es von Herzen, in tiefster innigster Uberzeugung, -daraus trinket Mut des neuen Lebens zu neuer Kraft, zu neuen Idealen, und mit dem Heinrich Heine schließt ab und laßt Euch durch ihn nicht um den Verstand bringen. Ich kenne auch einiges Schöne, was Heine geschrieben, doch mir ist leid, daß dieses von Heine geschrieben. Schaue Dir dagegen den lieblichen edlen Müller oder Rückert oder Uh­land an, diese deutschen edlen Herzen -. Heine der Deut­schen-Verächter

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hole sich Ruhm bei den Franzosen, viel-leicht findet er dort Anklang, wo er, verlottert und verb uhlt, frivole und ein edleres Gefühl verletzende Lieder gesungen hat. Dort mag er glauben machen, daß er neben einem Dich­ter in Deutschland noch als ein Tribune angesehen wird; bei uns ist er ein Straßenjunge, der manchmal auch witzige Ein­fälle hat. Verzeih, daß ich mit so harten Worten Deinen Irrtum, den Du damit bezeigest, daß Du Heinrich Heine so hoch hieltest, bespreche, - doch was würde es heißen, wenn ich anders sagte, als ich denke, - ist das einer edeln Seele einem Freunde gegenüber würdig? Ich gestehe Dir offen, daß es meine feste Überzeugung ist, daß, wenn Schiller noch gelebt hätte, als Heines Lieder erklangen, er dieselben ebenso beurteilt hätte. - Du hast doch auch Plato studiert! -Und wahrscheinlich auch seinen «Staat»! Studiere ihn gele­gentlich noch einmal; vielleicht bekommst Du andere An­sichten. Was soll's mit der Wanderlust? Nur gerade direkt herausgesagt! Nur kein Romanheld sein, der nicht weiß, was er will, weil der Dichter auch nicht gewußt hat, was er will. . .

[Der Rest des Briefes fehlt.]

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2. AN JOSEF KÖCK

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Wien, 27.Juli 1881

Lieber Freund!

Was Du verbrochen hast? Du würdest es ja wohl selbst wissen, wenn Du etwas verbrochen hättest. Wenn Du aber erst fragst, so weißt Du wahrscheinlich von nichts. Nun was ist die Folge? Der Grund meines Nichtschreibens liegt auch gar nicht darinnen. Er liegt vielmehr darinnen, daß ich gar zu derlei Sachen nicht kommen kann. Kommst Du einmal zu dem guten Schober, so kannst Du ihn fragen: wie wenig ich zu sehen bin. Es ist dies sehr natürlich. Ich bin durchaus

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kein Mensch, der in den Tag hinein lebt, wie ein Tier in Menschengestalt, sondern ich verfolge ein ganz bestimmtes Ziel, ein ideales Ziel, die Erkenntnis der Wahrheit. Nun kann man diese aber keineswegs im Sprunge erhaschen, son­dern es bedarf dazu gerade des allerredlichsten Strebens von der Welt, eines Strebens, das frei von Selbstsucht, aber eben auch frei von Resignation ist. Und Du weißt es wohl, daß auch Lessings Streben von der letzteren keineswegs frei war. Die Hindernisse zur freien Vollkommenheit und zur echten Weisheit sind so große, daß man sich dieselben kaum vor­stellen kann. Die Wissenschaften sind voll von Schnörke­leien und Pedanterien, die einen gesunden Geist abstoßen. Denn, das weißt Du ja wohl, daß Bücher nicht immer aus Neigung geschrieben werden, um die Wahrheit zu erkennen und zu verbreiten, und ich versichere Dich, wenn der leiseste Zug von einem Nicht-nach-Wahrheit-Streben vorhanden ist, dann ist alles Reden von derselben ein Kauderwelsch und eine Narretei. Das Böse ist nur, daß die sozialen Zu­stände derart sind, daß man sich die Schnörkeleien neben dem Wahren auch aneignen muß; übrigens verlangt's ja auch das Pflichtgefühl, denn man kann was nur dann beurteilen, wenn man s kennt. Will man behaupten, daß etwas stinkt, so muß man dazu gerochen haben.

Womit beschäftigst Dich denn Du jetzt? Ich bitte Dich, quäle Dich nicht mit unerreichbaren Idealen ab, sondern strebe nach erreichbaren. Denn ich versjchere Dich, es ist bei dem Faseln von unerreichbaren Idealen immer etwas kurios es Selbstgefälliges dabei. Ich strebe auch nach Idealen

- dieses Wort im edelsten Sinne verstanden -, aber wohl ge­merkt, nach erreichbaren. Oben deutete ich es an. Fluche Du auch nicht viel über die Menschen und sei nicht Pessi­mist. Ich kann Dir nur sagen, daß es oft ganz unbegründet ist, über die Bosheit der Menschen zu schelten, denn meist ist es nicht Bosheit, durch was uns Leid bereitet wird, son­dern reine Dummheit, und die können wir niemandem als Schlechtes anrechnen.

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Schreibe mir bald, und zwar mit der Adresse: k.k. Tech­nische Hochschule, Wien.

Indessen sei gegrüßt. Dein unveränderlicher

Rudolf Steiner

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3. AN RUDOLF RONSPERGER

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Oberlaa bei Wien, 27. Juli 1881

Mein lieber Freund!

Ihren lieben Brief erhielt ich heute morgens. Daß ich Ih­nen den «letzten Ritter» nicht schon lange zurückgab, daran sind einzig und allein die peinlichen Ereignisse der letzten Tage Schuld. Prüfungen müssen einmal gemacht sein und die beiden letzten erforderten bei mir heuer einige Tage mehr als ich vorher ahnen konnte. Ich kann Sie nur versi­chern, daß es eine wahre Geistesdressur ist, ein bestimmtes Quantum Formelgeschnörksel in einer Tour sich anzueig­nen. Dies zog mich eben von allem ab. Es ist mir auch sehr lieb, daß Sie geneigt sind, das Buch mir über die Ferien zu borgen und ich werde diese Ihre Güte entsprechend ausnüt­zen. Sie fragen nach den Prolegomena. Es tut mir leid, daß Sie so lange nichts zu sehen bekommen, doch die Sache ist eben gerade kein Kinderspiel. Sie entschuldigen mal meine Aufrichtigkeit, doch ich muß gestehen, daß mir Ihre Worte, ob ich mein System nicht gar fallen gelassen habe, tatsächlich sonderbar vorkommen. Die Philosophie ist bei mir ein inne­res Bedürfnis, ohne die mir das Leben ein leeres Nichts ist; dies Bedürfnis zu befriedigen hat eben mein von Ihnen soge­nanntes System. Dies Bedürfnis könnte doch wohl nur mit dem Tode verschwinden. Von einem Fallenlassen kann also doch - wie Sie es ja ohnedies nur tun - nur im Scherze gesprochen werden. Der August wird mir hoffentlich die nötige Ruhe gewähren, einen großen Teil meiner lieben Freiheitsphilosophie zu Papier zu bringen. Ich werde nicht ermangeln, Ihnen von den Fortschritten Mitteilung zu ma­chen.

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Ich werde mich jeder weiteren Exkursion, allen Ver­gnügungen zeitraubender Art entziehen und mich bloß die­ser Arbeit widmen. Über die Form bin ich ja auch nicht mehr im geringsten im Zweifel; es wird ein schlichter Prosa-stil; nicht Brief- und nicht Dialogform; ohne viel Paragra­phenteilung, ohne die üblichen gelehrten Zitate und schul­mäßigen Schnörkeleien. Sehen Sie sich Schillers Aufsatz «Über naive und sentimentalische Dichtung» an und denken Sie sich solche Aufsätze aneinandergereiht, so haben Sie die Form der Freiheitsphilosophie, die auch schon durch ihre Form ankündigen soll, daß sie nicht zimmermannisch ausse­hen will. Ganz ungezwungen geschriebene, die Liebe zur Sache bekundende, aneinandergereihte Aufsätze zusam­menhängenden Inhaltes lesen sich eben angenehmer als Bü­cher, die nichts als ein auseinandergetriebenes Inhaltsver­zeichnis sind. Die Systematik darf natürlich dennoch nicht fehlen; nur muß sie eben nicht im Sinne der «Formalästhe­tik» den Leser fortwährend belästigen. Ich würde mich freuen, wenn es dahin käme, durch die Form den Inhalt so nahe zu bringen, daß man philosophische Gedanken wie einen unterhaltenden und lehrreichen Roman liest. Ich glaube wohl, daß es möglich ist. Um was ich Sie bezüglich der ganzen Sache nur bitten möchte, ist das, doch ja nicht -auch nicht scherzweise - anzunehmen, daß ich meine Philo­sophie aus der Luft gegriffen habe und deshalb auch wieder jeden Augenblick von mir werfen könne. Man kann dies mit einem Werke tun, nicht aber mit einer Welt- und Lebensan­schauung. Wo ich hinblicke, sehe ich nur neue Bestätigun­gen meiner Ansichten und sie überzeugen mich von Tag zu Tag mehr.

Ich bedauere, daß Sie zu dem Abschreiben Ihres Stückes nicht kommen können; ich würde mich herzlich freuen, wenn ich, wenn wir uns zu meiner gewiß großen Freude wieder sehen, von dem Stücke ebensoviel sehen könnte, als Sie mal ganz gewiß von der «Freiheitslehre» werden zu se­hen bekommen.

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Daß Sie Dr. Büchner lesen, erfreut mich gerade nicht sehr. Sie scheinen mich auch bezüglich dieses reaktionären und fortschrittsfeindlichen Menschen total mißzuverstehen. Ich habe doch nie behauptet, daß, was in dem Buche «Kraft und Stoff» steht, etwa unwahr wäre, doch es ist auch wahr, daß zweimal zwei vier ist, ohne daß jemand gerade die Albern­heit besitzen wird, darüber ein dickes Buch zu schreiben. Solch selbstverständliche, triviale, abgeschmackte und auf dem Tagesmarkt überall feile Wahrheiten werden eben dem Leser hier kredenzt und es verlohnte sich wahrscheinlich nicht der Mühe über solche Kleinlichkeiten, Beschränkthei­ten irgendwelche Worte zu verlieren, wenn nicht diese Sorte von Wissenschaftlern und in einer versteckten Art ultra­montanen Finsterlinge anderen Schlages seichte Köpfe er­zeugen würden, die für höhere Wahrheiten dann ebenso unempfänglich sind wie ein Kotzebuesches Publikum für ein klassisches Drama. Diese Finsterlinge untergeordneten Ranges, diese Nicolais des neunzehnten Jahrhunderts muß man eben nur deshalb bekämpfen, weil sie Ware feil bieten, die nach dem Mittagstische oder im Kaffeehaus gleich den Schriften Saphirs recht gut schmeckt - sie kostet ja eben keinen Splitter geistiger Anstrengung und nicht das gering­ste Talent -, und die Aufmerksamkeit für alles Höhere gründlich hinwegfegt. Darf ich Ihnen deshalb einen wohlge­meinten, freundschaftlichen Rat geben, so rate ich: werfen Sie dieses reaktionäre, lichtfeindliche Buch keck in die Ecke.

- Als jungen Poeten wird es Ihnen nur Schaden bringen. Was Sie bis jetzt gelesen, brauchen Sie nicht zu vergessen, denn es ist aus diesem Buche eben nichts zu lernen. Sie wer­den ja eben als Poet auch einmal in die Lage kommen gegen derlei rückschrittliche, undeutsche und moralisch tief ste­hende Verirrungen zu kämpfen. Also es ist alles wahr, was da gesagt wird, aber äußerst selbstverständlich, fade und wohl albern sogar. -Mehr und sogar ungemein erfreulich ist mir Ihre einge­hende Beschäftigung mit dem mittlerweile auch mir - freilich

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auch bloß in den letzteren Teilen - näher bekannt ge­wordenen Gervinus. Die vorzügliche Charakteristik der Hauptaufgaben unserer Zeit gereicht mir zur wirklichen Be­friedigung. Die Würdigung Schillers ist zwar keine durch­greifende, aber mit Liebe zur Sache geschrieben und von einer gewissen moralischen Nähe getragen. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß ich Deinhardts «Über Schillers ästheti­sche Briefe» gelesen habe. Wenn Sie sich diese Schrift einmal ansehen können, so sehen Sie die Schrift, den Stil und den moralischen Standpunkt eines wahren Philosophen. Ich habe Dührings dickes Buch «Kursus der Philosophie» eben am Tische; auch zum größeren Teile schon durchgelesen. Ich habe mein Urteil über Dühring vollständig abgeschlos­sen. Seine Philosophie ist der ärgste Aus bund aller philoso­phischen Rückläufigkeiten. Seine Anschauungen sind durchaus barbarisch und kulturfeindlich, zuweilen sogar roh. Seine Schriften über die Juden und über Lessing sind die strengsten Konsequenzen seiner beschränkten egoisti­schen Philosophie. Damit ist genug gesagt. Seine materielle Lage ist zum Erbarmen. Er hat sich in der Jugend ein gewis­ses Quantum des roheren Wissens angeeignet, welches er nun in verschiedener Weise dem Publikum auftischt. Er muß aus Leibeskräften Bücher schreiben, denn dies ist sein einziger Erwerb, er kann zu seinem Wissen nichts mehr dazulernen, denn er hat wohl nicht die Mittel, während die­ser Zeit sich und seine Familie zu erhalten. Dazu kommen die tatsächlichen Verfolgungen, die Schmähungen, die er er­litten hat und noch erleidet; nun dies ist wohl eine traurige Lage. Ich für meine Person habe nun mit Dühring in der Philosophie wohl abgeschlossen; die Zeit, die ich auf ihn verwendet habe, ist wohl rein verloren. -

Sie schreiben auch über Talent und Genie. Sie wissen, ich nehme an, daß der menschliche Geist aus mehreren Teilen besteht, aus Talent, Gedächtnis etc. und auch Genie. Dieses letztere hat nun ein jeder wesentlich, doch die verschiedenen Bestandteile des Geistes bei den verschiedenen Individuen

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sind mehr oder weniger ausgebildet. Wo das Genie beson­ders stark ausgebildet ist, dort nennt man den Menschen eben bloß Genie; doch hat auch das bloße Talent ein wenig Genie, und wird zugegeben, daß dieses spezielle Anlage ist, so stellt uns eine solche eben auch jedes gewöhnliche Talent dar. Die äußeren Einflüsse sind ohne inneres Korrelat ein leeres Nichts.

«Wär nicht das Auge sonnenhaft,

Wie könnten wir das Licht erblicken.

Läg nicht in uns des Gottes eigene Kraft,

Wie könnte uns Göttliches entzücken.»

Darum charakterisiert sich Goethes Anschauungsweise weit besser als in dem von Ihnen angeführten Zitate.

So gerne ich auch weiterschreiben würde, muß ich es doch für heute aufgeben, entschuldigen Sie das, lieber Freund; ich fahre morgen nach Wiener Neustadt und es ist bereits spät in der Nacht.

Ich bin erfreut von jeder von Ihnen an mich geschriebenen Zeile, bescheren Sie mir diese Freude wieder bald und sind Sie herzlich versichert, daß Ihre Zeilen aufnehmen wird wie der edelste der Freunde:

Rudolf Steiner

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4. AN RUDOLF RONSPERGER

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Oberlaa, 3. August 1881

Mein lieber Freund!

Es machte mir eine ganz besondere Freude aus Ihrem lieben Briefe zu ersehen, daß Sie an der Hand des urwüchsi­gen Gervinus vorgedrungen sind zu einem der weltumspan­nenden Gedanken unseres großen und lieben Schiller. Ich würde nur wünschen, daß diese Bekanntschaft das Feuer der hingebenden Liebe in Ihre Seele gießen möchte, damit Sie sich in die Gedanken jenes Ideenheros selbst vertiefen.

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Sie werden sehen, daß alle jene Ideen, welche im alten Grie­chenvolke lebten, im deutschen Volke neue Blüten getrieben haben und einem jeden, der sich zu diesen Ideen emporzu­heben imstande ist, die höchst befriedigenden Worte in den Mund legen: das Deutsch tum ist eine Wiederholung des Griechentums; und wenn dereinst der Deutschen Name ver­klungen sein wird, wenn alle unsere Sänger «ruhen werden im Sand», unsere Denker längst werden dahingegangen sein, dann werden die jüngeren Generationen unsere Kultur, un­sere Ideen einsaugen müssen, wenn Sie nicht hinter ihren Ahnen werden zurückbleiben wollen.

Die Realisierung der von Ihnen angeführten Gedanken Schillers, die Sie in Gervinus gefunden haben, liegt nicht etwa einem Manne ob, sondern dem Staate. Jene Totalität im deutschen Volke herzustellen ist der Gedanke Gervinus' ja gewesen bei Durchführung seiner Schriften, aber auch damals, als er mit Uhland, Arndt, Haupt, Lachmann, Dahl­mann, Falk, Jakob und Wilhelm Grimm, Lappenberg, Ranke etc. zu Frankfurt und Lübeck über politische Streit­fragen der Gegenwart verhandelte, wie auch da, als er in Heidelberg mit Weicker, v. Gagern etc. etc. etc. über die großartigen Einheitsbestrebungen Deutschlands konferierte und bei sehr vielen anderen Anlässen. Kurz, wenn Sie etwa glauben würden, Gervinus erwartet von der schönen oder philosophischen Literatur die Herstellung jener Totalität, so irren Sie; nach ihm ist dies ebensosehr Angelegenheit der Parlamente wie der Volkserzieher.

Vieles ist ja übrigens schon - freilich nicht bei uns - in Erfüllung gegangen. Bezüglich der Weltanschauung müssen wir die Sache vorläufig doch auf sich beruhen lassen; wenn Sie wieder ruhiger denken werden, so wird die Gelegenheit weit günstiger sein. Vorläufig nehmen Sie nur folgendes Bild hin. Ein Blinder und ein Sehender gehen zusammen in eine Bildergalerie; wenn der zweite keine ästhetische Begabung hat, so werden beide ungefähr gleichbefriedigt heraus gehen; hat er sie aber ja, so wird er ein kleines Universum gesehen

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haben; - und um es doch deutlich herauszusagen: man findet erst dann etwas in der Welt, wenn man darnach sucht. Dieses Suchen beginnt aber nicht mit Beginn der Siebenziger, son­dern mit der ersten Regung des Geistes --- sind Sie also bezüglich des Realitätskampfes nicht gar zu ängstlich; - daß Sie mir Ihren neuen Plan nicht mitteilten, tut mir recht leid; ich nehme großen Anteil an Ihren Bestrebungen. Tun Sie es also, darum bitte ich Sie sehr, bald.

Bei meinen Studien über Bauernphilosophie wurde ich auf eine mir höchst interessante Tatsache aufmerksam. In Münchendorf bei Laxenburg lebte vor einigen Jahren ein Schulmeister, Wurth mit Namen, welcher unter seinesglei­chen gewiß einer der Strebsamsten war. Er war in vielen Gebieten schriftstellerisch tätig und hat der wahren Wissen­schaft manchen Dienst geleistet. Ich kann nun nicht umhin, Ihrem Geschmacke ein paar Verse von ihm mitzuteilen, um zu sehen, was Sie für ein Urteil darüber fällen.

Auf den Tod seines Söhnleins dichtete er:

«Im Friedhof ist ein Hügelein,

Das hab' ich innig lieb;

Wenn ich an dieses Hüg'lein denk',

Wird mir das Auge trüb.

Das Auge trüb und schwer das Herz,

Daß es mich fast erdrückt.

Es birgt ja dieses Hügelein,

Was mich so sehr beglückt!

Es schließt dies kleine teure Grab

Mein liebes Söhnlein ein.

Mein kleiner Ernst liegt darin,

Mein Kind, mein Engelein!»

Oder:

«Wie, wenn der Frühlingssonne gold'ner Strahl

In sanfter Wärme auf die Erde fiießet,

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Mit mildem Hauche Wald und Fluren grüßet,

Die schönen Blümlein sprießen ohne Zahl;

Und wie der Vögel Lied von Berg und Tal,

Vom Lenz geweckt, sich in das All ergießet

Und Quell und Bach vom Liebesmund geküsset

Sanft murmelnd singen durch den Schöpfungssaal.

So hat, o Heiligenkreuz, Du Edelstein!

Mein Herz zur Frühlingszeit sich aufgeschlossen.

In deiner Liebe mildem Sonnenschein.

Manch' Blümchen ist daraus hervorgesprossen

Und manches Lied, das schlief im tiefen Schrein,

Hat sich aus liebdurchwärmter Brust ergossen.»

Dies ist, glaube ich, für einen Dorfichullehrer eine recht anerkennenswerte Leistung. Denken Sie, was wohl dieser Mann geleistet hätte, wenn ihn seine Ausbildung in den Stand gesetzt hätte, die höchsten Ideen, die unsere klassische Zeit bewegten, in sich aufzunehmen. Ich führte dies nur an als eine interessante Kuriosität.

Ich sprach vom Studium der Bauernphilosophie. Dies kann Sie vielleicht befremden; doch ich versichere Sie, nicht alles, was der Bauer denkt, ist eine Frucht von Predigten etc., sondern das Landvolk hat seine ureigenen Überzeu­gungen ethischer, theoretischer und sogar ästhetischer Na­tur, die gar viel Interessantes an sich haben. -

Zum Schlusse wiederhole ich jene Glückwünsche, die ich beim Tore des Unterrichts-Ministeriums aus vollem Herzen aussprach; ich freue mich über die erfolgte günstige Erledi­gung Ihres Gesuches ebensosehr wie Sie selber. Nochmals vom ganzen Herzen: Glück auf! - Was ich bald vergessen hätte, ist, daß mein lieber Freund Albert Löger den Prolog von Ihnen verlegt hat; vielleicht wären Sie in der Lage, mir ein paar Exemplare (2 oder 3) zukommen zu lassen. Jetzt

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wird es wohl nicht möglich sein, doch es kann ja auch erst im Oktober geschehen, wenn wir uns wieder treffen.

Ich muß schließen, denn ich bin heute schon ganz konfus; entschuldigen Sie dies und antworten Sie recht bald Ihrem

stets unveränderlichen

Rudolf Steiner

NB. Ich bitte, berücksichtigen Sie, wegen sonstiger Ver­zögerungen in der Zustellung der Briefe an mich, die schon das letzte Mal bemerkte Adresse:

RudolfSteiner- Oberlaa bei Wien.

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5. AN RUDOLF RONSPERGER

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Oberlaa, 11. August 1881

Mein liebster Freund!

Gerne hätte ich, nachdem ich gestern morgens Ihren Brief erhielt, alsogleich geantwortet, doch ich konnte nicht; den Grund vermag ich nicht anzugeben. Daß Ihr Urteil über die beiden Gedichtchen des Schulmeisters so günstig ausgefal­len ist, erfreute mich ungeheuer. Sind wir in manchen Din­gen auch entgegengesetzter Ansichten, hier stimmen wir vollständig überein. Ich würde Ihnen gerne mehreres über diesen Mann mitteilen, doch würde dies einerseits diesmal zu größten Weitläufigkeiten führen, andrerseits wird es bes­ser sein, wenn ich das tue, nachdem ich die Sammlung mei­ner Daten über diese liebliche Erscheinung werde vermehrt haben. Nur noch seine vortreffliche Definition der Poesie will ich anführen:

«Poesie ist die Verkünderin der unnennbaren Liebe Got­tes. Sie ist ein natürliches, süßes, andächtiges und geheimnis-volles Gebet und desjenigen Menschen Geist, welcher dieses Gebet versteht, muß unwillkürlich mitbeten, denn er wird zu seinem Schöpfer hingerissen.»

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Hier sagt dieser Mann - denken Sie, ein Dorfschullehrer, der sonst in der Regel aller höheren Bildung bar ist - das­selbe, was die größten Ästhetiker in ihrer Art auch sagten. Die Wahrheit dieser letzten Bemerkung getraue ich mir zu beweisen.

Ebenso erfreuliche Erscheinungen sind mir nun auch Ihre beiden Gedichtchen. Das zweite ist mir entschieden lieber als das erste. Die durch eine tiefere Empfindung vertriebene Gleichgültigkeit ist daran das echt Poetische. Ich glaube schon einmal Ihnen gegenüber gesagt zu haben, daß Heine, wäre auch sonst manches Gute an ihm, schon deshalb wider­lich ist, weil er den entgegengesetzten Weg einschlägt; eine edlere Empfindung durch eine spöttische Bemerkung ver­unehrt. Ich halte dieses «Geigers Herzeleid» für das beste, was ich bisher von Ihnen gesehen habe. Fahren Sie auf die­sem Wege fort, so werden Sie gewiß manch schöne Blüte uns zu schenken in der Lage sein. Meinen herzlichen Dank für die Mitteilung dieses Gedichtchens. Was aber das erste anbetrifft, «Herbsttraum», so vermisse ich sehr stark nach der vierten «Strophe» irgend etwas, es ist für mich der Ge­danke völlig unabgeschlossen. Die letzte Strophe dagegen gehört nicht zum Ganzen; dadurch, daß Sie den Traum zu einer Wirklichkeit machen wollen, verderben Sie den ganzen Eindruck und die Sache wird unnatürlich.

Daß die Wahl des Stoffes zu Ihrem neuen Trauerspiele eine glückliche ist, daran will ich gerade nicht zweifeln. Sie sagen, daß Sie in der deutschen Geschichte keinen geeigne­ten Stoff fänden zu einem Trauerspiele. Dies ist mir ganz erklärlich. Soll ich die Ursache in kurzem angeben, so möchte ich sagen: bei den deutschen Helden ist wohl die Katastrophe, aber in den meisten Fällen nicht die Schuld vorhanden. Doch davon einmal mehr. M[acaulay]s «Mil­ton» werde ich demnächst lesen.

Und nun zu einem anderen Kapitel. Ich bitte Sie, werfen Sie - ich bitte Sie wirklich herzlich - den Büchner und dgl. dummes Zeug von sich, vergessen Sie alles, was darinnen

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steht; denn dies ist ja so alles erlogen. Ich staune mit jedem Tage mehr, wie solches Geschwätz soviel Anklang finden kann. Ich habe meinen guten Grund dazu, Ihnen solch einen Rat zu geben. Denn ich versichere Sie, es krankt unsere ganze Zeit daran, daß sie sich von der an sich widerspruchs­losen Religion losgemacht, einer seichten Aufklärung und Aufklärerei hingegeben und sich bis zu den wieder wider­spruchslosen, Vernunft wie Herz völlig zufriedenstellenden Lehren der Philosophie nicht aufschwingen kann. Die Reli­gion wie die Philosophie söhnen gleicherweise mit der Welt aus; die seichte Aufklärung ganz allein erzeugt Disharmo­nien. Darum, ich bitte Sie nochmals, glauben Sie alles nicht, was Büchner, Dühring und Konsorten behaupten; lesen Sie andere populäre philosophische Schriften, z. B. Fichtes Be­stimmung des Menschen (Universal-Bibliothek), desselben Reden an die deutsche Nation (ebd.). Sie werden, wenn Sie das gelesen haben, den Grund, den ich hatte, Ihnen solches anzuraten, vielleicht einsehen; jedoch ist derselbe ein ge­wichtiger. Ohne mein Rechtsgefühl wie Dühring auf Rache zu gründen, möchte ich «Kraft und Stoff» insbesondere seit gestern früh für ein philosophisches Ketzerwerk erklären etc. . . . -Ich bin überzeugt, daß, wenn Sie meinen wirklich aufrich­tigen Rat befolgen, bald sagen werden: der Budapester Arzt kann mich gerne haben. Jetzt einstweilen werden Sie sich freilich die Möglichkeit davon nicht recht vorstellen kön­nen. Ihr auf das letzte Blättchen geschriebener Finfall ist recht gut und ich werde ihn jedenfalls ausführen; doch bitte ich mir doch nur zu sagen, von welcher Gemütsart Ihr Herr Vater ist.

Mit dem freundschaftlichstherzlichen

Gruße wartet auf baldige Antwort

Ihr unveränderlicher

Rudolf Steiner

#SE038-029

#TI

6. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 16. August 1881

Mein lieber Freund!

Ihr «Ausblick und Rückkehr» überrascht mich sonder­bar. Ist das Ihr Ernst? Das kann ich nimmermehr glauben. Ich gehe im Zimmer auf und ab und suche mein Entsetzen zu bemeistern. Das ist ja die Poesie des krassesten Materia­lismus. Von neuem wendet sich mein granzer Groll gegen den letzteren. Mich berührt das Gedicht so unangenehm, mir ist das Hineinträumen eines so düstern Pessimismus in die jugendliche Herrlichkeit so zuwider, daß ich gar nicht weiter über das Gedicht zu sprechen vermag. Erst jetzt fällt mir ein, daß ich ein solches Urteil hätte vielleicht nicht aus­sprechen sollen, doch ich kann ja annehmen, daß Ihnen bare Münze das liebste ist.

Das zweite Gedichtchen versöhnt mich einigermaßen, nur fühle ich darinnen zuviel desjungen Schiller; gebe Gott, daß ich dereinst etwas dem späteren Ähnliches bei Ihnen bewundern und mich daran freuen könnte. Bezüglich des «Herbsttraumes» haben Sie mich mißverstanden. Ich tadle ja nicht die Art und Weise, wie Sie die Unbefriedigtheit ausdrücken; ich sage ja eben, daß es sicht nicht gebührt, in solcher Lage eine Unbefriedigtheit auszudrücken. Sie fra­gen: «soll er nicht die Unbefriedigtheit ausdrücken?» und dazu sage ich: Nein.

Denken Sie nur, was würden wir denn sagen, wenn uns Jules Verne alle Einrichtungen und Vorkehrungen ausführ­lich beschriebe und dann, wenn es zur Abfahrt nach dem Monde käme, sagte: es geht nicht. Ich für meinen Teil würde über J. Verne rasend werden. Und dann, warum sollte das höchste Glück jeder Beschreibung spotten. Man braucht die bloßen Tatsachen [nur] anzuführen und die entsprechenden Saiten werden in dem mittönenden Herzen des Mitmen­schen erregt werden. Kann der Dichter so nicht auch den tiefsten Schmerz darstellen? Denken Sie an Werther.

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Und nun zu was anderem. Den eigentlichen Begriff und das Wesen des Menschen macht aus: die Sehnsucht nach dem Absoluten, Ewigen, Unsterblichen. Dieses zu beweisen unternehmen ist ein Unsinn. Es verrät vielmehr das Stecken in dem tiefsten Unsinn, daß man jemals darnach Beweise verlangte. Dem Absoluten allein kommt die höchste Wirk­lichkeit zu. Alles was nicht im Absoluten aufgeht ist Schein, Täuschung, Irrtum, «des Sterblichen Meinung», wie Parme­nides sagte. Das Streben nach dem Absoluten, diese Sehn­sucht des Menschen ist Freiheit. Jedes andere Ziel bringt Irrtum, Täuschung, Schein hervor und verdankt nicht der Freiheit, sondern der Willkür den Ursprung. Solche willkür­lichen Ziele sind: die Natur, das Ich, die Materie usw. Der Schein muß zerstört, der Schleier gehoben werden, und die Wahrheit, die Gottheit steht vor uns; die Welt steht im neuen Lichte vor uns. Wie töricht waren wir, da wir das nicht erkannten. Mit der Willkür streifen wir auch alle uns noch anhaftenden Züge der seichten Weltanschauung ab; wir erkennen, daß wir uns mißverstanden haben. Wir verste­hen uns jetzt erst, wir verstehen Religion, Kunst und Philo­sophie in ihrem Zusammenhange. Wir streifen die gewöhn­lichen landläufigen Anschauungen von Ewigkeit, Unend­lichkeit ab und ein ganz neues Gebäude steht vor uns. Es geht uns der Sinn für eine Unendlichkeit auf, von der wir keine Ahnung hatten, ja nicht haben konnten. -

Dies sind alles keine Metaphern, sondern der höchste Ernst. - Das Fatale bei dem Niederschreiben der höchsten Wahrheiten ist nur das, daß man sich der gewöhnlichen Sprache bedienen muß und in dieser die Worte meist Zei­chen für sinnliche Gegenstände sind, die Leute aber dann nur immer an das nächste denken, und von dem, was man sagen will, keine Ahnung bekommen. Manche kommen gar mit den Trivialitäten der Logik, ohne zu wissen, daß man mit diesem abgeschmackten und faden Formalismus alles mögliche beweisen kann. Und nun weiter. Nennen wir die­ses Erkennen der höchsten Wahrheiten: das Zusammengehen

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des Menschen mit dem Absoluten, so finden wir, daß in diesem Zusammengehen seine höchste Freiheit erblüht. Er findet sich in einem Punkte des Universums und nun hat er seinen Standpunkt - jetzt kommt, was wir im Winter schon einmal besprachen -, von da aus überblickt er die Welt. Er beurteilt sie, beurteilt sich und ist zufrieden mit sich, der Welt und allem. In der höchsten Freiheit manifestiert sich das höchste Glück, die vollste Zufriedenheit. Der Mensch hat seine Bestimmung erkannt; er ist mit allem versöhnt.

Halten Sie das nicht für Schwärmerei und Irrtum, sondern für einen matten Abdruck von wirklichen Wahrheiten. Be­züglich der Seltsamkeit mache ich Sie aufmerksam, daß man gerade im 19. Jahrhundert nicht beim großen Haufen die Wahrheit finden kann. Sie wissen ja, um was gewöhnlich gedacht wird, und es ist weiser Weise eine Notwendigkeit, daß nur der die Wahrheit finden kann, der nicht um Brot, «Äpfel» denkt, sondern um der Wahrheit willen. Dies ist nicht Fatalismus, sondern eine ebenso schöne wie durchaus begreifliche Gerechtigkeit.

Für heute müssen Sie wohl entschuldigen, daß ich einen weiteren Bericht über den Dorfschullehrer nicht anschlie­ßen kann. Ich werde sehr bald diese angenehme Pflicht erfül­len. Ich hoffe baldigst nach Münchendorf, Trumau etc. zu kommen, wo ich manches erfahren werde.

Vorläufig nur einige von seinen Sinngedichtchen:

An einer duft'gen Wiese

Da stand ein Hirtenknab'.

Er freute sich der Blumen,

Der schönen Gottesgab' .

Am andern End' ein Ochs stand,

Der fraß die Blumen ab;

Auch er hatt' seine Freude

An dieser Gottesgab'.

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Der Früchte dreierlei vom Baume fallen:

Die einen angefressen von dem Wurme,

Die andern abgerissen von dem Sturme,

Die dritten endlich fallen reif von Allen.

Die Früchte treu der Menschen Schicksal zeigen:

Der Eine fällt zernagt vom Herzenswurme,

Geknickt der And're von des Unglücks Sturme,

Der Dritte reif von Lebensbaumes Zweigen!

Es schrieen so viele nach Freiheit!

Man wollte sie erretten.

Doch als sie Freiheit hatten,

Schlugen andere sie in Ketten.

Ich schreibe so morgen abends wieder, dann die Fortset­zung von dem.

Bezüglich Ihrer Angelegenheit glaube ich folgendes: Es ist mir unbegreiflich, auf welche Weise Sie zuerst Ihrem Va­ter so was beibringen konnten; überhaupt sind da manche Schwierigkeiten, ich überlege mir die Sache morgen noch reiflich und sollte [es] das Beste sein, Ihrem ersten Willen zu folgen, so tue ich es und berichte Sie sofort morgen abends.

Sind Sie überzeugt, daß ich den besten Willen zur Sache habe und von diesem durchdrungen handeln werde.

Vorläufig sind Sie der stets

unveränderlichen Hinneigung

versichert Ihres

Rudolf Steiner

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#TI

7. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 18. August 1881

Mein lieber Freund!

Nun ist die Sache eine vollendete Tatsache. Ich habe ge­stern den Brief mit nachfolgenden Begleitworten abge­schickt. Ich habe dafür mehrere Gründe. i. Würden Sie wohl noch lange gezaudert haben, bis Sie endlich herausge­rückt wären. 2. Ist der Brief an mich in einer Weise geschrie­ben, daß er wert ist, an Ihren Herrn Vater zu kommen. Solche Worte sind in dieser Sache durchaus notwendig, und ich glaube nicht, daß in derselben Weise, wie Sie mir schrei­ben, Sie auch zu Ihren Angehörigen sprechen würden. Meine Begleitworte sind: Hochgeehrter Herr! Es war im Winter dieses Jahres, als ich mit Ihrem lieben und mir seither unendlich teuer gewordenen Sohne bekannt wurde. Bei der Art und Weise meiner Bildung konnte mir die tiefere Anlage und die hoffnungerregende Begabung desselben nicht ver­borgen bleiben. Das edle Streben, welches in ihm liegt, die Weise seines Empfindens sind Dinge, die man heute suchen muß. Mit meinen Ideen war er nie recht einverstanden, wir mußten viel streiten; doch im Streit entwickelt sich der hö­here Einklang und er wurde mir zum teuren Freunde. Ich freute mich, wenn er sich freute, mit und wünschte ihm daher vom ganzen Herzen Glück, als er mir schrieb, daß sein Ansuchen wegen Aufnahme an die Universität günstig erledigt worden war. Da schrieb er mir dann als Antwort den beiliegenden Brief, der von dem ausführlicher spricht, wovon er mir nur einmal im Gespräche eine flüchtige An­deutung machte. Der Inhalt des Briefes wäre eine zu große Last für mich, wenn ich denken sollte: sein Herr Vater weiß davon nichts. Dies enthält die Rechtfertigung, warum ich Ihnen, hochgeehrter Herr, den Brief übersende. Nehmen Sie das als Entschuldigungsgrund dafür hin, daß ein völlig Unbekannter Ihnen schreibt. Ich tue damit nur das, was Ihr Sohn schon lange getan hätte, wenn er's übers Herz gebracht

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hätte. Er weiß wohl nichts davon, daß ich's tue, doch bin ich überzeugt, daß er mir's nicht ungut aufnimmt, sondern, wenn er' s erfahren sollte, damit vollständig einverstanden sein wird. Die Sache beginnt von der Stelle an, wo ich das Zeichen # gemacht habe. Indem ich nochmals um Entschul­digung bitte, verbleibe ich in tiefster Hochachtung etc. -

Möge die Sache Ihnen ebensowenig mißliche Umstände herbeiführen, als sie von mir nicht voreilig ausgeführt wurde.

Schreiben Sie mir, ich bitte Sie, baldigst, welchen Ein­druck die Sache auf Sie macht, ob Sie damit zufrieden sind.

Die Fortsetzung des beiliegenden Briefes werde ich un­verzüglich schreiben und absenden. Sie wird die von Ihnen gestellten Fragen beantworten, auch über M[acaulay]s «Milton» etwas enthalten, den ich bereits gelesen habe.

Mittlerweile verharre ich als

Ihr stets treuer

Rudolf Steiner

#TI

8. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 19. August 1881

Mein lieber Freund!

Wie ich aus Ihrem letzten Briefe ersehe, scheinen Sie der Ansicht zu sein, daß ich es Wurth als Fehler anrechne, daß er nicht auf der Höhe moderner Bildung steht. Ich wollte mit jenen Worten meines Briefes eben nur sagen, daß ich Sie bitte; jene Gedichtchen nicht mit dem Maßstabe des Ge­schmackes zu beurteilen, den man gewinnt, wenn man un­sere modernen Dichter oder auch unsere Klassiker liest. Da Sie das getan haben, so haben Sie mich tatsächlich richtig verstanden und ich wollte mehr gar nicht sagen.

Da wir aber so schon einmal auf das Problem vom «Stehen

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auf der Höhe der Zeit» gekommen sind, so will ich Ihnen denn doch darüber meine Ansicht mitteilen. Ich glaube, man versteht unter jenem «Stehen auf der Höhe der Zeit» ge­wöhnlich das Bekanntsein mit den wichtigsten Betätigungen des Geistes in der Gegenwart und das Arbeiten im Einklange mit den Errungenschaften desselben. Nun ist es aber klar, daß nicht eine jede Zeit besonders reich an grundlegenden Gedanken ist, sondern daß oft Jahrhunderte dazu ver­braucht werden, einmal geltend gemachte Gesichtspunkte in's Lange und Breite zu spinnen. Solche Zeiten sind eben die Epigonenzeiten und in einer derselben leben wir jetzt. Da die geistigen Verrichtungen in solchen Zeiten so ziemlich auf demselben Niveau bleiben und keine Tat die andere überragt, so wird ein «Stehen auf der Höhe der Zeit» in solchen Perioden eben ein «Eingelebtsein» in sehr vieles, obgleich manchmal, vom allgemein menschlichen Stand­punkte betrachtet, höchst Gleichgültigem nötig machen. Solche Bildung erfordert natürlich besonders viel Fleiß und Gedächtnisarbeit und es ist kein Wunder, wenn dann die Ursprünglichkeit abhanden kommt. Auf solche Perioden scheinen Sie zunächst zu denken, wenn Sie sagen, daß nicht jeder im Stande ist, sein bißchen Talent durch den Wust gelehrter Bildung hindurchzuringen. Allein, da die geistigen Taten solcher Zeiten nur sekundärer Natur sind, so glaube ich überhaupt nicht, daß jenes Hindurchringen dem Dichter notwendig ist. Ganz anders ist es mit weltbewegenden Ge­danken, wie solche in klassischen Epochen zur Geltung ge­bracht werden. Diese gehören unbedingt zur höheren Bil­dung und der Dichter muß sie nicht erlernen, sondern erle­ben. Ein Dichter, der nicht für die Zeit, sondern für die Ewigkeit schaffen will, der muß mit jenen allgemein menschlichen Triebrädern allerdings bekannt sein. Von der letzteren Art dürften nun wohl Lingg, Scheffel, Hamerling nicht sein, wohl auch Geibel nicht, obwohl man von ihnen wird durchaus sagen müssen, daß sie auf der Höhe der Zeit stehen.

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Wenn wir das alles bedenken, so kann nun nicht mehr zweifelhaft sein, daß auf der Höhe der Zeit Wurth jene zwei Gedichtchen nicht geschaffen hätte. So viel ist aber gewiß, daß W.s Gedichte ein allgemeiner menschliches Interesse haben, als die mancher eben auf jener Höhe stehender Poeten.

Bezüglich des zitierten Goetheschen Ausspruches wage ich gar kein Urteil zu fällen. Es ist selbst dann, wenn man die gesamte geistige Betätigung eines Menschen zu der Zeit, in der er den Ausspruch getan hat - was in diesem Falle mir ganz abgeht - [, betrachtet, sehr schwer,J im Zusammen-hange mit dieser solche allgemeine Maximen zu beurteilen, da man nie wissen kann, ob man bei einem Worte genau denselbe'n Begriff vor Augen hat, an den der Urheber des Ausspruches dachte. Es ist gerade aus diesem Grunde oft­mals eine Kritik ein bloßer Wortstreit.

Daß ich den Dorfschullehrer beständig hervorhebe, darf Sie doch nicht wundern. Diese Leute sind gewöhnlich ohne alle edlere Bildung, ohne Wissen und Gemüt. Dabei sind sie fürchterlich hochmütig, dünken sich, weiß Gott wieviel, ge­scheiter zu sein als die anderen Dorfbewohner - eigentlich sind sie dümmer -, schreien mit ihrem Liberalismus überall herum etc. etc. etc., lauter Dinge, die ich selbst schon erfah­ren habe, die Sie aber auch in Schröers vortrefflichen «Un­terrichtsfragen» angeführt finden.

Ich bitte Sie ferner noch herzlichst, mir Ihre fragmentari­schen Gedanken über die Bestimmung des Menschen mitzu­teilen. Glauben Sie nicht, daß es Zufall ist, daß Sie mit Büch­ners Gedanken übereinstimmen. Ich bitte Sie darum noch-mals, teilen Sie mir sie mit und ich werde Ihnen den notwen­digen Zusammenhang nachweisen.

Indem ich baldigst eine Antwort erwarte, verbleibe

ich Ihr stets unveränderlich

treuer Freund

Rudolf Steiner

#SE038-037

#TI

9. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 25. August 1881

Mein innigstgeliebter Freund!

Ihr allzulanges Schweigen macht mich besorgt, umso-mehr, da meine Kombinationsgabe durchaus nicht hin­reicht, irgendeinen Grund desselben ausfindig zu machen und ich gerade jetzt mit aller Sehnsucht eine Antwort auf meine Briefe herbeisehne. Ihr Herr Vater schrieb mir auf meinen an ihn gesandten Brief eine Antwort, worinnen er ausspricht, daß er von Ihrer Krankheit nicht gerade sehr viel halte, er glaube, daß dieselbe mehr in der Phantasie, als im Rückenmarke ihren eigentlichen Sitz habe. Er bezweifelt sogar die Wahrheit der Tatsache mit dem Budapester Arzt. Er glaubt ferner, Sie bilden sich das alles nur ein und deshalb könne nur die Beschäftigung mit etwas Positivem Heilung bringen.

Es ist natürlich, daß ich Sie in jeder Weise in Schutz nahm. Einmal schrieb ich, daß ich Sie soweit kenne, daß von einer Unwahrheit bezüglich des Ausspruches jenes Arztes nicht die Rede sein könne. Der Arzt, so sagte ich, müsse ganz gewiß den Ausspruch getan haben und wenn bei irgend je­mandem eine Phantasterei vorliege, so müsse man dieselbe auf der Seite jenes Arztes suchen. Ihr Herr Vater fragte mich sogar, was ich für das Beste halte, Ihnen die Skrupel zu vertreiben, welche positive Beschäftigung. Ich sagte, daß da­von keine Rede sein könne, daß, wenn die Sache ein bloßes Hirngespinst ist - ich glaube schon selbst, daß jenes Arztes Ausspruch sich nicht erfüllen wird -, es am besten ist, einen geschickten und bescheidenen Arzt zu fragen, zu dem Sie ein Vertrauen haben, damit so der Ausspruch eines zweiten Arztes den des ersten schlage. Ich glaube, dies würde ja wohl das beste sein? Warum tun Sie das nicht selbst? Ihr Herr Vater wünscht auch die näheren Details zu wissen und glaubt, daß Sie mir dieselben vielleicht lieber mitteilen wür­den, doch ich glaube, es ist der Umweg nicht notwendig. Sie

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können ja die näheren Details (Name jenes Arztes, die Art des Unwohlseins etc.) Ihrem Herrn Vater direkt bekannt machen.

Ich glaube, daß ich nicht anders getan habe, als ich hätte tun können, wenn wir uns vorher hätten verständigen kön­nen. Der Brief Ihres Vaters steht Ihnen auf Verlangen natür­lich zur Verfügung. Vor allem bitte ich Sie, lieber Freund! nochmals, mich aus meiner Besorgnis durch eine Antwort zu erlösen.

Empfangen Sie zugleich meinen Dank für die mir zuge­sendeten 3 Exemplare des Prologes. Entschuldigen Sie, daß ich darauf im letzten Briefe ganz vergessen habe. Ich hätte wohl schon lange wieder geschrieben, allein ich wartete von Tag zu Tag auf eine Antwort von Ihnen.

Einiges über den Dorfschullehrer.

Johann Wurth ist 1828 zu Trumau in Niederösterreich geboren als der Sohn von äußerst armen Eltern. Er war ein sehr braves Kind. In der Schule zeigte er eine hervorragende Anlage zu allen Lehrgegenständen, ohne daß er es in irgend­einem besonders ausgezeichnet hätte. Es ging eben überall gleich ausgezeichnet. Er brauchte etwas nur einmal zu lesen und er wußte, wenn das Stück auch lang war, es auswendig. Er war stets zurückgezogen, spielte aber mit seinen Schulka­meraden doch gerne. Mehrere von diesen waren seine be­sonderen Lieblinge. Mit diesen spielte er immer «Nüssele-sen». Die Knaben mußten das mit einer großen Begeisterung getan haben, denn der alte Mann, der mir's erzählte und der eben auch mitgespielt hat, kam heute, da er 57 Jahre zählt, beim Erzählen in förmliche Ekstase.

Dann kam ein Geistlicher aus dem Stifte Heiligenkreuz nach Trumau, Lewandersky mit Namen - ein wenig ein Grübler und Kritikus, wie sich ein Bauer wörtlich aus­drückte -, und nahm sich mehrerer begabter Knaben des

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Ortes an, darunter auch Wurths. Er erteilte ihnen Unterricht im Latein und den Gymnasialgegenständen, so daß sie teils Geistliche, teils Lehrer werden konnten.

Wurth wurde Lehrer. Als solcher fungierte er in Gaden, Heiligenkreuz und Münchendorf. Das ehrwürdige Schloß Heiligenkreuz mit seiner reizenden Umgebung entlockte dem jungen Manne so manches innige Lied und das Anden­ken an den ihm lieben Aufenthalt im «Waldestal» schwand nie aus seinem Herzen. Dort hatte er ja auch seine Lebensge­fährtin gefunden. Wer jemals mit ihr gesprochen hat, wird ihr eine gewisse Liebenswürdigkeit zuerkennen müssen. Jetzt, nachdem ihr Gatte längst tot ist, bewahrt sie ihm ein treues Andenken und es ist rührend, mit ihr über Wurth zu sprechen.

In Münchendorf lebte er zurückgezogen seinem Berufe, seinen Studien, seinen Forschungen, seiner Familie. Wer das Bild dieses Mannes gesehen hat, der ahnt wohl nicht das innige Gemüt in diesem Körper. Schwächlich, abgemagert sieht er aus, etwas Sinniges ist allerdings in seinem Antlitze, doch nichts gerade Auffälliges. Dr. Hauer, ein liebenswür­diger Mann, der Arzt in Münchendorf ist, erzählte mir, daß, als er 1869 nach Münchendorf kam und Wurth zum ersten­mal sah, ihn für einen geistes- und körperschwachen Men­schen gehalten habe, der wohl wird mit knapper Not den Kindern das A B C beibringen können. Bald sollte er eines andern belehrt werden, er sollte sehen, wie dieser «geistes­schwache» Mann korrespondierte mit Wagner, Schmeller, Zingerle, Vernaleken, Becker, Weinhold, wie Hugo Mareta von ihm für ein niederösterreichisches Idiotikon zehrt, wie er für die Frommannsche und Schröersche Zeitschrift gear­beitet hat.

Kein Tag ohne Ziele war das Losungswort dieses Mannes. Sein Tagebuch allein umfaßt vier starke Bände. Dasselbe ist mit gewissenhafter Genauigkeit geführt. Man muß staunen, wenn man darinnen sucht, wie dem Dorfschullehrer Kant und Hegel nichts Fremdes waren.

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In bezug auf seine Gedichte ist zu bemerken, daß eine trübe Stimmung durch dieselben geht, eine Stimmung, die uns zu oft an den Tod und überhaupt die Vergänglichkeit alles Irdischen erinnert. Es ist zu bedauern, daß dieser Mann während seines Lebens vielfach gequält und mißhandelt, nach seinem Tode noch falsch beurteilt wurde. Ich kann mich hier ganz der Ansicht Dr. Hauers anschließen, der mir sagte, daß er eben in Hände geraten ist, die der «Erde mehr für Körper, als dem Himmel für Seelen danke». -

Man sagt z.B., er war konservativ und macht so vielen vor, er sei mit den gewöhnlich so genannten auf einem Punkt gestanden. Doch dies ist gefehlt. Wurth lernte die Geistlich­keit und die Religion nur von der guten Seite aus kennen, und ahnte nichts von deren Schattenseiten. Deshalb dachte er, es wäre viel besser für die Schule, wenn sie unter der Obhut des Klerus bliebe, als wenn sie an den Staat respektive die Gemeinden übergehe. Ja hatte, wenn man sich einen aufopfernden, pflichttreuen, idealen, der Erziehung der Ju­gend sich mit Begeisterung widmenden Klerus denkt, Wurth nicht recht? Er hatte aber eben nur keinen solchen Klerus kennen gelernt. Ganz gewiß hatte er recht. Er war also keiner von den gewöhnlichen Konservativen. -

In der Schule liebten ihn die Kinder wie ihre Mutter; nicht wie den Vater, was bezeichnend ist. Er aber behandelte sie ebenfalls mit inniger Liebe. Bei jeder Gelegenheit sagen die Leute noch: ja ein Wurth kommt nimmermehr.

Einen Mann, den ich fragte um den Unterschied zwischen Wurth und seinem jetzigen Nachfolger, sagte mir: der frü­here war ein fleißiger Sammler für Zeitschriften, der jetzige sammelt viele Flaschen voll Wein im Wirtshause für seinen Magen. Der andere ging nie ins Wirtshaus, der jetzige ist immer besoffen.

Er war bis zu seinem letzten Augenblick seinem Wahl­spruche getreu und arbeitete mit einem schier unglaublichen Fleiße. Er hat auch recht hübsche Musikstücke komponiert, wie Dr. Hauer mir sagte.

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Nun ruht er in Münchendorf, neben seinen lieben Kin­dern; erst heute vor acht Tagen folgte eine Tochter von 20 Jahren ihrem Vater nach. Auf seinem Grabsteine ist zu lesen:

Dem verdienten Lehrer und Volksschriftsteller

und liebreichen Gatten und Vater

Johann Wurth

geb. zu Trumau 1828

gest. zu Münchendorf 1870

Lebst Du, 0 Mensch, in stillem, ungetrübtem Glücke,

So dank dem Herrn dafür mit jedem Herzensschlag!

Wie manches Leben hat nur kurze Sonnenblicke,

Wie manches ist ein steter Regentag!

Gew[idmet] von Freunden u. Kollegen

April 1873.


Leben Sie, lieber Freund, einstweilen wohl und vergessen Sie ja nicht Ihres

stets gleich ergebenen und treuen

Rudolf Steiner

#TI

10. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 26. August 1881

Mein lieber Freund!

Sie scheinen sich ganz gewaltig für jenes Problem vom «Sich Stellen zur Zeit und zur Geschichte» zu interessieren. Daß der Verfasser der «Chemischen Elemente» Sie angeregt hat, wundert mich eben gerade nicht, denn gerade diejeni­gen, die von derlei Sachen nichts verstehen, schwätzen dar­über am meisten. Wenn dem Kletzinsky jemand etwas aus

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der Chemie sagen würde, was nicht fachmännisch aussieht, da gäbe es ein Schreien und Wettern über die Dilettanten, doch über literarhistorische und philosophische Gegen­stände glaubt sich auch ein Chemiker wohlberechtigt zu urteilen. Ich bitte Sie, hören Sie Urteile von solchen Leuten gar nicht an; sie sind ja nicht der Rede wert. Nun zu unserem Probleme. Ich glaube schon im letzten Briefe gesagt zu ha­ben, daß in einer Epigonenzeit von jenem Stehen auf der Höhe der Zeit nicht die Rede sein kann, bei dem wahren Dichter nämlich. Übrigens gilt das auch für den Philoso­phen. Um einmal von dem letzteren anzuheben, bemerke ich, daß z. B. Schiller, vielleicht einer der gedankenreichsten und tiefsten Philosophen aller Zeiten - denn was Hegel und Schelling betrifft, so sind sie zwar sehr scharfsinnig, aber nicht besonders reich -, von der fachmännischen Zeitphi­losophie außer dem Systeme des Königsbergers nichts wußte. Das ist eben das Charakteristische des Genies, daß es nicht empfänglich ist für die Willkür der Schulkrampusse, sondern schnurstracks auf die unwillkürlichen und ewigen Probleme der Menschheit loseilt. Was kümmert Lessingen die Ästhetik seiner Zeit; er rang sich empor zu den höchsten Problemen und gab zu ihnen die höchsten Lösungen. Das Große bei Lessing bestand eben darinnen, daß er das Nich­tige jener Schulprobleme und Schullösungen erkannte.

Ich habe vor einigen Tagen, ich weiß jetzt nicht wo, den sonderbaren Satz gelesen, der Dichter der Zukunft - schon der Ausdruck erregt Lachen - wird mit dem gesamten Schatze der modernen Bildung eine angeborene Naivität vereinigen müssen. Ich weiß fast nicht, an was ich bei «mo­derne Bildung» denken sollte. Wird damit die in den poeti­schen Erzeugnissen der Gegenwart niedergelegte verstan­den, dann mag ich noch eher befriedigt sein; ist aber etwa gar an wissenschaftliche Bildung - und das scheint der Fall zu sein - gedacht, so möchte einem wohl die Geduld bei dem Lesen solchen Unsinnes vergehen. Was für eine Bil­dung? Ist das Tradieren der Dichter mit Zitaten pedantischester

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Art Wissenschaft, ist eine Literaturgeschichte, die nichts zustande bringt, als die Geister der Zeit nach aneinanderzu­reihen und aus ihren Werken schwache Auszüge zu geben, Wissenschaft; ist eine Geschichte, welche die Ereignisse nach Raum, Ort und wenn's hoch kommt nach Ursache und Wirkung gliedert, Wissenschaft? Von der Naturwissen­schaft mag ich gar nicht reden, denn es wäre Ironie auch nur die Frage aufzuwerfen, ob eine mit ein bißchen Molekular­mechanik durchschossene, unsystematische Physik Wissen­schaft sei. - Was möchte Lessing zur Zimmermannschen Ästhetik, was Schiller oder Hegel zu «Kraft und Stoff» sa­gen, wenn sie hörten, daß deutsche Bücher mit solchem In­halte existieren?

Die edlen Veteranen aus der besseren Zeit, Kuno Fischer, Carriere, Friedr. Theod. Vischer, Rosenkranz etc., stehen so kampflos gegenüber der ungeheuren Oberflächlichkeit, daß sie verschwinden. Kuno Fischer macht übrigens an Kant zu große Konzessionen und neigt so immer mehr und mehr zur Zeit hin. Das merkwürdigste Beispiel des wissenschaftli­chen Niederganges gibt Prof. Kirchmanns «Lehre vom Wis­sen» und dessen Erläuterungen zu verschiedenen Philoso­phen. Soll man also, um auf der Höhe der Zeit zu stehen, alle diese Irrtümer sich aneignen? So halte ich es mit dem «Sich Stellen zur Zeit und Geschichte». -Mit der zweiten Gattung des Genies scheinen Sie an Grill­parzer zu denken. Ihn für ein besonderes Genie zu halten, scheint mir doch ein wenig zu stark.

Mein lieber Freund! Was mir an Ihren Gedichten nicht behagt, das ist ein Besingen des sinnenfällig Wirklichen. Es hängt das innig mit dem Materialismus zusammen. Ich kann Sie versichern, an der Hand des Materialismus wird sich nie ein Dichter heranbilden. Denken Sie nur, was es außer dem Sinnenfälligen noch alles zu besingen gibt, welchen Spiel­raum die angeborene Naivität des Gemüts läßt, was durch das Auge spricht; muß es denn dann das Auge als Auge sein, was der Dichter besingt? Sie sind formgewandt, wenn Sie es

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nur bald zu einem edleren, göttlicheren, idealeren Inhalte bringen möchten! Ferner erscheint mir das angewendete Bild doch zu gewagt, zu unnatürlich.

Wir haben überhaupt viel zu sprechen; ich werde am 31. August oder i. Sept. nach Wien kommen; vielleicht könnten wir uns irgendwo vormittags treffen; schreiben Sie mir wo.

Ich komme gerade jetzt aus Münchendorf, ich habe von dort aus den Weg nach Trumau hin et retour zu Fuß zurück-gelegt; ein Weg von einer Stunde hin und ebensoviel wieder zurück. Ich lerne dabei das niederösterreichische Volk ken­nen und zugleich liebgewinnen. Diese Leute kommen einem mit einer erstaunlichen Aufmerksamkeit entgegen und wer­den bald recht zutraulich. Ich bin eben daher ermüdet und kann heute nur mehr ein klein wenig über Ihre Bemerkun­gen bezüglich des mir vom Grunde aus verhaßten Materia­lismus anfügen. Wenn ich Ihre Worte zusammenfasse, so kommt folgendes heraus. Da es Menschen gibt, welche die Wahrheiten der höheren Philosophie durchaus nicht verste­hen können und die eben nichts zu sehen vermögen, als so etwas, was sinnenfällige Wirklichkeit hat und auch Leute, die aus Unverstand, Eitelkeit und Bosheit nichts anderes beschreiben mögen, so schufen sich diese den Materialis­mus. Die wichtigste Wahrheit für diese «Winkelphiloso­,phen» ist das, daß ein Kopf ohne Gehirn nicht denken kann. Wir können dieser Sorte von Leuten zwar versichern, 4aß wir das ohne ihre materialistische Wissenschaft wissen, daß es uns aber kleinlich dünken würde, so was zu sagen. Dies ist allerdings eine Erklärung des verfluchten Materialismus, aber keine Rechtfertigung. Sie entschuldigen schon meine Worte, doch ich schreibe in dieser Sache wirklich leiden­schaftlich erregt. In der Philosophie soll [es] eben keine Winkelgelehrten geben, diese Profanen sollen sich mit ande­ren Dingen beschäftigen, die für derlei schwachen Verstand geschaffen sind, aber nicht mit der Philosophie. Hier, wo Schiller, Fichte, Schelling, Hegel gewirkt haben, ist es ein

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unzurechtfertigender Frevel, wenn sich solche Winkelphi­losophen über dieselbe Sache machen. Begreiflich ist die philosophie für jeden Menschen, wenn er Eifer und guten Willen hat; aber gerade die letzteren Tugenden gehen den sämtlichen Materialisten ab. Wackere und wirkliche Natur­forscher sind nie Materialisten. Ein mir persönlich bekann­ter und von mir hochverehrter Geologe und Botaniker in Wiener Neustadt, Dr. med. Lorenz, ist ein ausgemachter Feind des Materialismus, und Prof. Hyrtl weist ihn entschie­den zurück, weil er die höheren Gefühle des Menschen belei­digt. Das sind allgemein anerkannte Naturforscher und, daß ich fortfahre, Kepler machte seine großen Entdeckungen nur deshalb, weil er Idealist war, weil er glaubte, daß Ver­nunft in der Anordnung und Bewegung der Himmelskörper sei. Vor solchen Dingen verstummt wohl zuletzt alle mate­rialistische Regung.

Und ich frage Sie, was hat Büchner als wirklicher Natur-forscher geleistet, außer dem Geschwätze seiner Bücher?

Und Dühring, der ein Genosse Büchners ist, welche Früchte trägt seine materialistische Philosopie? Seit ich in dessen «Philosophie der Wirklichkeit» hineingeblickt habe, geht mir ein Licht auf, wie dieser «Nichtwisser» über Les­sing so urteilen konnte. Dühring hat nicht das geringste In­teresse für und keinen blauen Dunst von der Kunst. Das «Tragische» existiert fur diesen Frevler gar nicht. Er fordert von der Kunst, daß sie «angenehmer Sinnenreiz» sei, daß sie künstlich angenehme Affekte erregen soll. Solch barbari­schen Unsinn redet ein Materialist. Er will die Asthetik auf die Physiologie der Sinnesorgane gründen. Solchen Blöd­sinn fördert der Materialismus zu Tage. Wenn man diese Dinge liest, so glaubt man sich zuweilen in Australien, nicht unter Deutschen. Deutsche können denken, die Materiali­sten können nicht [denken] und sind zu faul dazu. Um Hegel zu verstehen, muß man Lust zum Denken haben, wie er es selbst hatte; man muß aber auch dem freien fortschrittlichen Denken, dem kulturfreundlichen Lichte gewogen sein und

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nicht mit den Banden des hergebrachten traditionellen Dog­mas gefesselt sein, wie es die Materialisten alle sind. Alle materialistischen Bücher sind würdig, daß man sie insgesamt auf einem Scheiterhaufen verbrennt. Die armseligen Verfas­ser lasse man leben, denn was können sie für ihre geringen Fähigkeiten. Prof. Schröer sagte einmal, als vom Pessimis­mus die Rede war, «Dummsein» sei keine Schlechtigkeit, also Erbarmung üben an diesen Geistesschwachen, doch ihre Bücher verpesten die Welt, stecken alle Kreise mit Seichtigkeit an, verhindern den geistigen Aufschwung, ver­nichten Poesie und Idealismus, überhaupt jeglichen Auf­schwung des Geistes, denn wer könnte wider solches Ge­schwätz schreiben, wie es im Kapitel «Würde des Stoffs» geschehen ist; daher Fluch über diese teuflische Literatur, fort mit ihr ins Feuer. -

Das letztere mir Ihrem materialistischen Buche, falls Sie ein solches besitzen, zu tun bittet Sie recht sehr,

indem er Ihnen herzlich freundschaft­lichst

die Hand drückt, Ihr

Rudolf Steiner

Bem.: Lesen Sie Herder: Ideen zur Geschichte der Menschheit, dessen Briefe zur Beförd[erung] der Humanität statt Büchner; da wird Ihr dichterisches Gemüt Anregung bekommen.

NB. Sie werden wohl aus dem gestern an Sie gerichteten Schreiben ersehen haben, daß ich Ihren letzten Brief erst heute (26. VIII.) bekam.---

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#TI

11. AN RUDOLF RONSPERGER

#TX

Oberlaa, 27. August 1881

Mein lieber Freund!

Eben erinnere ich mich, daß ich mich gestern sehr scharf über den Materialismus aussprach. Doch geschah es voll­kommen gerecht. Ich war auch sehr zornig darüber, daß Sie, da ich Sie schon wiederholt gebeten habe, wenigstens für Sie diese bewußt lichtfeindliche, niedrig stehende Weltansicht zu den Toten zu werfen, Sie sich noch immer mit ihr be­schäftigen, über sie nachdenken. Daß, da Sie schon darüber nachdenken, mir schreiben, ist mir lieb, denn ich bekomme Anlaß gelegentlich über solche Dummheiten nachzuden­ken; nur, daß ich etwa geschädigt würde, wenn man mir vom Materialismus vorerzählt, das fürchte ich nicht; wer einmal höhere Wahrheiten gekostet hat, der ist für solch tiefstehende Irrtümer nicht mehr empfänglich.

Sie nochmals bittend, den Materialismus so zu betrachten, als wenn er gar nie existiert hätte,

Verbleibe ich Ihr unveränderlicher

Rudolf Steiner

#TI

12. AN FRIEDRICH THEODOR VISCHER

#TX

Wien, 20.Juni 1882

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Euer Hochwohlgeboren werden entschuldigen, wenn ein Ihnen völlig Unbekannter es wagt, dieses Schreiben an Sie zu richten und zu seiner Rechtfertigung aus dem Grunde nichts weiter beifügt, weil ihm diese Handlung nur dann als zu entschuldigend dünkt, wenn hochgeehrter Herr Profes­sor sie als solche auffassen.

Ich erlaube mir nämlich die beiliegende Abhandlung zu

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übersenden. Der Druck derselben wurde bisher durch äußerliche Umstände verhindert, und ich ließ daher eine Abschrift derselben anfertigen.

Euer Hochwohigeboren werden aus derselben ersehen, daß Ihre hochgeschätzten Schriften, die ich vollständig gele­sen, vielfache Anregung zu derselben gegeben haben. Ich glaube, es muß einmal Ernst gemacht werden gegen jene Auffassung der Welt, welche nur Atom- und mechanische Vorgänge anerkennen will. Meine Abhandlung scheint mir den Punkt zu berühren, auf den es allein ankommt. Der linkis ehe Stil und die vielleicht nicht überall ganz klare Dar­stellung dürften wohl der Sache Eintrag tun. Ich habe einst­mals mich ganz in die mechanisch-materialistische Natur-auffassung hineingelebt, hätte auf ihre Wahrheit ebenso ge­schworen, wie es viele andere der Jetztzeit machen; aber ich habe auch die Widersprüche, die sich aus derselben ergeben, selbst durchlebt. Was ich vorbringe, ist daher nicht bloße Dialektik, sondern eigene innere Erfahrung. Weil ich weiß, wie ich damals dachte, kann ich diese Weltanschauung auch in ihrem tiefsten Wesen erkennen, sehe ihre Mängel viel­leicht leichter als andere, die einen anderen Bildungsgang durchgemacht. Meine Berufsstudien sind ja Mathematik und Naturwissenschaft.

Die Ansichten, welche Euer Hochwohlgeboren über den Darwinismus haben, scheinen mir die Keime zu sein für das Urteil der späteren Zeit darüber. Von einer Korrektur des Zeitbegriffes hat man wirklich das Heil der Wissenschaft in mannigfacher Hinsicht zu erwarten. Gewiß wird auf diese Weise mehr erreicht werden als durch die vergeblichen Be­mühungen Carneris und anderer, welche den Darwinismus auch mit allen seinen Unwahrheiten und Unklarheiten mit der Ethik in Vereinigung bringen wollen.

Schließlich erlaube ich mir, wenn Euer Hochwohlgebo­ren diese Bitte nicht unbillig finden sollten, recht sehr zu bitten, mir nur mit wenig Zeilen Ihr Urteil über das in der Abhandlung Ausgesprochene mitteilen zu wollen. Wenn ich

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mit dieser Kühnheit allzusehr über die Grenzen des ge­wöhnlichen Anstandes hinaustrete, so habe ich dafür in der Tat nichts zu meiner Entschuldigung als meinen glühenden Eifer für die Wahrheit und den Gedanken, daß Euer Hoch­wohlgeboren einem Ihrer Verehrer es gewiß verzeihen wer­den, wenn er um dieser willen sich etwas zu tun erdreistet, was in jedem anderen Falle Frechheit wäre.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

Rudolf Steiner

Adresse von morgen an:

Brunn am Gebirge, Niederösterreich.

12 a. Siehe Nachtrag auf Seite 238.

#TI

13. ANALBERTLÖGER

#TX

[Brunn am Gebirge, 1882]

Mein innigstgeliebter Freund!

Würde ich Dich weniger kennen, so glaubte ich fast, Du wärest mir böse über mein so langes Schweigen. Allein dies wird wohl nicht der Fall sein, und Du wirst daher gestatten, daß ich mich wieder einmal nach Deinem Befinden erkun­dige umsomehr, da ich schon lange Zeit keinen Neustädter gesehen habe, der mich darüber hätte benachrichtigen kön­nen. Ich sehe niemanden außer den Staub zuweilen bei E. Schmidt in der Vorlesung, und den frage ich um nichts, denn sein Betragen ist denn in der Tat ein recht hochmütiges.

Mein Vater wurde mittlerweile auf seinen eigenen Wunsch nach Brunn übersetzt und ich fahre jetzt täglich nicht mehr von Inzersdorf nach Wien, sondern von Brunn. Hier ist es jedenfalls viel schöner. Nun werde ich hoffentlich auch dies letzte Jahr der Fadheiten an der mir unlieben techn. Hochschule hinter mir haben. Dann kommt erst jene jämmerliche Prüfung über die massenweise in den Biblio­theken

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aufgetürmte mathematische Weisheit. Wenn ich daran denke, an die verstand- und geistlose Zitatenarbeit, die da für mich kommen soll - ich meine die schriftliche -, da graut's mir. Doch ich muß es tun, will es tun, tue es. -Es hat übrigens auch sein Gutes, daß ich Naturlehre studiert habe, denn ich habe dadurch das Kartengebäude, welches unter diesem Namen die moderne Zeit aufgebaut hat. Wenn es so fortgeht, so nimmt der Geist der höheren Begriffe allmählich ab, Religion, Sitte etc. verschwinden aus der Welt. Ich bin überzeugt, zu der Schlaffheit, welche auf vielen Orten die Leute zeigen, hat die verderbliche Tendenz der Naturwissenschaft nicht das wenigste beigetragen. Die grundlose Hypothese der Atomistik und der Atheismus ge­hen Hand in Hand, und die Natur stellt sich uns mit den Augen der neueren Theorien besehen als nichts dar, wie ein zweckleeres Spiel mit Atomen: die moderne Naturlehre ist eingefroren. Wie froh wäre ich, wenn ich jetzt Geschichte gründlich studieren könnte, doch ich muß mir's schon des­halb versagen, weil ich mir die Zeit, die ich zu meinen offi­ziellen Studien brauche, nicht verkürzen kann.

Mir wurde oft es übel genommen, daß ich Gefallen an der Philosophie finde, doch ich sehe jetzt wie gut dies ist. Sie hat mir das gegeben, was ich von Natur nicht hatte, was aber andere haben und ohne das man ja doch eigentlich nicht sein kann. Ich lernte gerade durch sie kennen, was mir noch vor kurzem ganz unverständlich war: die Bedeutung der religiö­sen Bewegungen. Ich muß gestehen, daß ich mir noch vor nicht langer Zeit, wenn Du von dem Altkatholizismus sprachst und wenn Du Deine großen Bemühungen um den­selben anführtest, nichts Rechtes denken konnte. Jetzt ist mir das alles klar. Ich sehe ebensogut ein, warum es diese und gerade diese Religionsform für unser Volk sein muß. Der Protestantismus würde selbst dann nicht ganz berech­tigt sein - ich meine beim Volke -, wenn er den Traditionen des Landes entsprechen würde, denn aus Mangel am For­mellen artet er sehr gerne in nüchternen gemüt- und geistlosen

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Rationalismus aus. Der Mensch muß ein Bild von seinem Gotte haben und ihn in sinnlichen Handlungen verehrt se­hen, sonst verschwindet er seinem Geiste. Schwellas und Straußens sowie Renans Kirchen gehören an denselben Ort, wohin der vierdimensionale Raum gehört und die Gelehr­ten, die sich mit diesem beschäftigen. Ich möchte noch die zweidimensionale Zeit hinzufügen und dann den ganzen Pack ins Narrenhaus schicken.

Indem ich Dich bitte, mich recht bald durch einige Zeilen zu erfreuen, verbleibe ich - einen Handkuß an die gnädige Frau bitte ich Dich auszurichten -

Dein Dich stets gleich schätzender

Rudolf Steiner

#TI

14. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, Niederösterreich,

28. September 1882

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Herr Professor Schröer ist mit seinen Arbeiten für Ihre Ausgaben eben sehr beschäftigt und ersucht mich daher Euer Hochwohigeboren das Folgende mitzuteilen. Von ihm selbst werden Sie ehestens ein Schreiben bekommen. Mit allen von Euer Hochwohlgeboren bezüglich meiner Bear­beitung von Goethes wissenschaftlichen Schriften gestellten Bedingungen ist er vollkommen einverstanden. Er wird die Durchsicht besorgen und in einer guten Stunde die Einfüh­rung schreiben. Daher, meint er, sei die Sache nur mehr eine Frage der Zeit. Bezüglich des Umfanges des von mir zu Bearbeitenden glaube ich, daß es angezeigt wäre, wenn die bei Hempel als «naturwissenschaftlich» bezeichneten Schriften (enthalten in Band 33, 34, 35, 36) von Einem bear­beitet würden. Dahin würden also gehören: die Optik (Far­benlehre), «zur Naturwissenschaft im Allgemeinen» und

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«naturwissenschaftliche Einzelheiten», dann die morpholo­gischen, mineralogischen, geologischen und meteorologi­schen Schriften. Prof. Schröer ist ebenfalls dieser Ansicht.

Ferner möchte ich den Ausgaben die von Goethe angefer­tigten kolorierten Tafeln beigeben, wodurch die Sache sehr viel gewinnen würde. Ich glaube, daß Herr Professor damit gewiß einverstanden sein werden.

Wenn Euer Hochwohlgeboren dies billigen möchten, so würde ich recht sehr bitten mich zu benachrichtigen und, da ich eben jetzt über Zeit zu verfügen habe, mir gütigst die durchschossenen Ausgaben von Hempel, wie sie Prof. Schröer hat, zu übersenden. Ferner würde ich bitten um eine beiläufige Angabe des Zeitpunktes, wann die Sachen fertigzustellen wären und um andere von Fuer Hochwohl-geboren zu bestimmende Einzelheiten. Ich erkläre mich mit allen von Euer Hochwohigeboren an Prof. Schröer mitge­teilten Bedingungen, von denen er mich verständigt hat, ein­verstanden .

Indem ich der angenehmen Hoffnung bin, von Euer Hochwohlgeboren bald mit einer Antwort erfreut zu wer­den, zeichne ich mit

vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

Meine Adresse bis auf weiteres: Brunn am Gebirge, Nie­derösterreich

#TI

15. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Sehr geehrter Herr! Stuttgart, 9. Oktober 1882

Mit Vergnügen höre ich, daß Sie geneigt sind, die Bearbeitung von Goethes wissenschaftlichen Schriften unter den von mir ge­stellten Bedingungen zu übernehmen. Ich freue mich besonders, daß Prof. Schröer als Protektor dieser Ausgabe figurieren wird. Es wäre mir nun angenehm, von Ihnen zu erfahren, bis zu welcher Zeit ich eventuell diese Schriften erhalten könnte und bin ich mit

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Vergnügen bereit, Ihnen die sämtlichen wissenschaftlichen Werke Goethes zu übertragen. Die Tafeln Goethes den Werken gleich beizugeben, liegt kein Hemmnis vor; ob sie freilich koloriert wer­den können, muß sich erst mit der Zeit herausstellen. Die Exem­plare der Schriften lasse ich gleich hier mitfolgen und bitte dabei besonders zu beachten, daß der Umfang der Hempelschen Aus­gabe keinesfalls überschritten werden darf. Die Auslassungen Ka­lischers sind gewiß sehr gut, aber eine kürzere Fassung wird gerade bei diesen Sachen der Verbreitung einer neuen Ansicht dienlicher sein. Bevor Sie an die Bearbeitung selbst gehen, ersuche ich Sie, mir einen eingehenden Plan über die wissenschaftlichen Schriften Goe­thes zu entwerfen, worin auch die Umfangsbezeichnungen auf Grund der Hempelschen Ausgabe angegeben sind. Ebenso wäre ich Ihnen verbunden für Übermittlung einer kurzen Darlegung Ihres Standpunktes gegenüber den wissenschaftlichen Schriften Goethes. Sobald ich über diese Einzelheiten und namentlich auf den Zeitpunkt orientiert bin, werde ich nicht versäumen, Ihnen Kontrakt zu übermitteln. Es soll mich freuen, wenn durch Ihre den landläufigen so sehr entgegengestellten Ansichten über die Bedeu­tung Goethes als Gelehrten dem Altmeister auch nach dieser Rich­tung hin neue Verehrung zuwächst.

In Erwartung Ihrer freundlichen Zeilen

in vorzüglicher Hochachtung Ihr

Kürschner

#TI

16. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 21. Oktober 1882

Hochgeehrter Herr Professor!

Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen und insbeson­dere Dank für die Übertragung einer so schönen Aufgabe. Der vollberechtigten Forderung unserer Zeit, die Naturwis­senschaft weiteren Kreisen zugänglich zu machen, wird durch eine Herausgabe von Goethes wissenschaftlichen Schriften ganz besonders Rechnung getragen. Dies letztere besonders dadurch, daß hier die wissenschaftlichen Einzel­heiten stets von großen Ansichten getragen sind. Darauf hat

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der Erklärer durchaus Rücksicht zu nehmen. Er muß mit einer vollkommenen Beherrschung des Standes jeder ein­schlägigen Wissenschaft in der Gegenwart die Fähigkeit ver­einigen, von allgemeinen Gesichtspunkten ausgehend die gro­ßen Maximen Goethes mit freiem Blicke zu überschauen.

Ich werde in den Einleitungen stets die Punkte in den Vordergrund treten lassen, von welchen aus man in das Ganze Goethescher Forschungen bequem eingeführt wird. Es soll hier - mit möglichster Vermeidung alles Polemischen - die Goethesche Ans chauungsweise erklärt werden. Solche Einleitungen sind vier nötig: Eine allgemeine, welche Goethes Denkweise, die Einwirkungen historischer und zeitgenössischer Persönlichkeiten neben der Bedeutung der ersteren etc. zu umfassen hat und die ich gerne den «natur­wissenschaftlichen Einzelheiten» vorangedruckt sehen würde; ferner eine solche zu den morphologischen Schriften (Metamorphose der Pflanzen, Osteologie und Zoologie); ferner eine dritte zur Mineralogie, Geologie und Meteorolo­gie; eine vierte zur Optik (Farbenlehre). Den gewünschten Plan lege ich auf einem Blatte bei. Ich habe ihn mit Herrn Professor Schröer durchgesprochen. Auch lege ich ein Blatt bei, auf dem ich ganz im allgemeinen meine Auffassung von Goethes wissenschaftlichen Anschauungen in einigen Sät­zen flüchtig skizziert habe. Ich möchte dem hier nur noch beifügen, daß ich in den Einleitungen durchaus besondere Rücksicht darauf nehmen werde, wie Goethe auf das eine oder andere Gebiet der Wissenschaft geführt wird. Wenn man bedenkt, daß Goethes Vielseitigkeit sich über fast alle Zweige menschlichen Wirkens erstreckt, so erscheint dies vorzugsweise wichtig, weil uns daraus die Art anschaulich wird, wie die Wissenschaft sich auf natürliche Weise aus dem Ganzen menschlichen Strebens entwickelt.

Mit der Ansicht, daß eine kürzere Fassung in den Einlei­tungen dem Ganzen dienen wird, stimme ich überein. Mein Standpunkt bringt es ja auch mit sich, daß manches, was Kalischer in den Einleitungen bespricht, in die Anmerkun­gen

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verwiesen werden wird. Bezüglich des Zeitpunktes kann ich folgendes bemerken. Die morphologischen Schriften mit der Einführung von Professor Schröer werden bis Neujahr fertiggestellt. Die zweite Partie (Mineralogie, Geologie, Me­teorologie, Naturwissenschaftliche Einzelheiten) würden dann Mitte Februar und das übrige Ende März fertig. Es würde mich freuen, Euer Hochwohlgeboren mit diesem Gange einverstanden zu finden.

Indem ich hoffe, die Wünsche, welche Euer Hochwohlge­boren im letzten Briefe an mich aussprachen, damit zu erfül­len, zeichne ich in Erwartung Ihrer freundlichen Antwort

mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

d.z. in Brunn am Gebirge, Niederösterreich

Durch ein Versehen wohl ist bei Übersendung der Hem­pelschen Ausgabe - für die ich bestens danke - der 36. Band, enthaltend die Geschichte der Farbenlehre, Entoptische Farben und Nachträge zur Farbenlehre, nicht mitgesendet worden. Sollte die separate Sendung desselben zu viele Um­stände machen, so bin ich bereit, mir denselben hier zuberei­ten zu lassen.

#TI

17. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn a. Gebirge, 19. November 1882

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Euer Hochwohlgeboren werden verzeihen, wenn ich mir erlaube, einige Anfragen an Sie zu richten. Erstlich möchte ich recht sehr um Auskunft bitten, ob hochgeehrter Herr Professor den Ihnen von mir mitgeteilten Plan von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften, sowie die darinnen be­merkten Umfangsverhältnisse der Einleitungen und namentlich

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die bestimmten Zeitpunkte billigen, da dieses für mich, wegen der nunmehr schon fortgeschrittenen Arbeit nötig ist. Ferner möchte ich namentlich bitten, ob der III. Band, der die optischen Schriften enthalten soll, nicht zu umfangreich sein würde. In diesem Falle müßte er doch wohl in zwei gespalten werden.

Eine weitere Bitte wäre die, Euer Hochwolilgeboren möchten mich gütigst wissen lassen, ob Sie nicht geneigt wären, einen kleinen Aufsatz [von mir zu veröffentlichen]: «Goethes wissenschaftliche Anschauungen im allgemeinen» mit Beziehung auf Haeckels letzten Vortrag über «Lamarck, Darwin und Goethe» und auf Du Bois-Reymonds Rede vom 15. Oktober d. J. «Goethe und kein Ende», welch letz­terer Vortrag ja - sogar schon bis in die Tagesjournale herab - viel Staub aufwirbelt. Es erscheint fast unbedingt nötig, gegenüber den hier gebrachten falschen Auffassungen eines im Empirischen hochverdienten Forschers, den wahren Standpunkt geltend zu machen. Sätze wie dieser: Goethes wissenschaftliche Besprechungen seien «die totgeborene Spielerei eines autodidaktischen Dilettanten», sind die trau­rige Folge des Umstandes, daß selbst unsere großen Natur-forscher der Gegenwart es verabscheuen, sich an große Prin­zipien zu halten, überhaupt einer tieferen wissenschaftlichen Basis entbehren. Darinnen ist der Grund für die Verken­nung Goethes als Gelehrten zu suchen. Der beste Beweis dafür ist, daß höheren Maximen zustrebende Geister - wie Haeckel - auch eine vorurteilsfreiere Auffassung Goethes von dieser Seite bereits angebahnt haben, wenngleich auch deren Auffassung von Einseitigkeiten nicht ganz freizuspre­chen ist. Die Behandlung meines Themas würde eine ganz populäre sein.

In der Überzeugung, daß Euer Hochwolilgeboren diese meine Anfragen mir nicht übelnehmen werden, zeichne ich mit

vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

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#TI

18. AN JOSEF KÖCK

#TX

[1882/83]

Lieber Freund!

So sei es denn zur Seite gelegt, das Blatt, auf dem ich eben schreibe, um in meinen lieben, lieben Goethe tief genug ein­zudringen. Es ist wahr, ich verspreche und halte nichts, doch nimm meine Versicherung zugleich, daß ich nicht verspre­chen würde, wenn ich nicht den besten Willen hätte, alles zu halten. Aber ich fühle mich berufen, über einen Teil Goethe­schen Geistes Aufklärung zu verbreiten, und ich fühle es so, daß ich es Frevel nennen müßte, wenn ich oft, wenn die rechte Stunde ist, nicht gerade zur Feder greifen würde. Lie­ber Freund, Du kannst mal Dich einigermaßen über das Vorurteil hinwegsetzen, welches viele gleich haben, wenn man ihnen nicht alles zu Rechte machen kann. Ich glaube bis in acht Tagen alle Deine Sachen gelesen zu haben. Manches habe ich schon, darüber ist viel zu sagen, noch mehr zu denken. Im allgemeinen eines. Ich glaube, bei Dir ist es im­mer mehr eine Grundidee, welche ein Poem etc. trägt, als der rauschende Fluß der Ereignisse. Es ist gleichsam die Handlung, die Aufgabe nur erfunden, um einen [Grund] ge-danken auszusprechen. Für jenen, der einmal jenen Grund­gedanken erkannt hat, verliert dann die Einkleidung als sol­che ihr Interesse. Ich nehme die Erzählung «Der alte und neue Glaube». Es sind die Grundgedanken außerordentlich wahr, groß gedacht und sehr bedeutsam. Die Erzählung aber kann nur zum geringen Teile interessieren. Ich hätte gerne gesehen, daß Du baldigst mit Deinen Sachen in die Öffent­lichkeit könntest, vielleicht erst, ohne dafür ein Honorar einzuheimsen. Das ist übrigens selbstverständlich, ich glaubte, den «Alten und neuen Glauben» selbst anzubrin­gen, doch der Redaktor würde sagen: was gesagt werden soll, sollte in anderer Form als Prosaaufsatz gesagt werden, und was wirklich gesagt ist, läßt den Leser ohne Interesse. Bei so etwas muß die Handlung selbst interessieren. Hat

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Shakespeare in einem einzigen seiner Dramen eine Grund-idee ausgesprochen? Nirgends! Wo wäre in diesem Hamlet, in diesem tollen Prinzen, in den unsinnigen Gespensterge-schichten und den unnatürlichen Verwicklungen ein Grundgedanke, höchstens der, daß das Ganze gedankenlos ist. Und doch! Welches Interesse, diese Kette von Handlun­gen! Ideen gehören nicht in die Poesie, überhaupt nicht in die Kunst, nur in die Philosophie. Modell ist und bleibt nicht Goethes oder Schillers Kunst, sondern die griechische. Wo hat je Homer, Aschylos, Sophokles, Euripides eine Grund-idee aussprechen wollen, wo Phidias in seinen Statuen Ideen verkörpern wollen? Es ist die Kunst umsomehr Kunst, je mehr sie sich in Bildern, nicht in Gedanken (Ideen) bewegt. Erst seit man nach Loepers Anleitung angefangen hat, im zweiten Teil des «Faust» nicht Ideen, Allegorien zu finden, sondern eine Reihe traumhafter Bilder, erst seit jener Zeit genießt man ihn in seiner wahren Größe; Allegorien sind eben hölzern. Darum, lieber Freund, rate ich Dir, Deine Gedanken nicht in Dichtungen, sondern geradezu in Pro­saaufsätze, und nur sinnenfällig Wirkliches in poetisches Gewand zu kleiden. Kunst ist einmal das Göttliche nicht als solches, sondern in der Sinnlichkeit. Und letztere als solche, nicht das Göttliche, muß gefallen.

Darüber wollen wir baldigst mal sprechen. Wenn ich alles gelesen habe, bekommst Du wieder einen Brief. Sei mir nur wegen meiner Nachlässigkeit nicht böse.

Dein unveränderlicher

Rudolf Steiner

#TI

19. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge bei Wien, 6. Januar 1883

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichsten Dank für die Neujahrswünsche, die ich hier­mit gleichfalls übersende; insbesondere wünsche ich dem

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ganzen Unternehmen den besten Erfolg. Ich habe an dem Manuskript des ersten Bandes nur noch einige Tage Arbeit. Daß Euer Wohigeboren mit meinen Vorschlägen einver­standen sind, freut mich.

In Erwartung Ihres freundlichst in Aussicht gestellten

Schreibens

ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

20. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 22. Februar 1883

Hochgeehrter Herr Professor!

Bezüglich des ersten Bandes der wissenschaftlichen Schriften Goethes «Zur Morphologie», der nun beendet ist und nach der Durchsicht von Prof. Schröer mit dessen Ein­leitung bald in Ihre Hände kommen wird, erlaube ich mir, Euer Hochwohlgeboren bezüglich einiger Punkte um gütige Auskunft zu bitten.

Da ich durchaus von dem Grundsatze ausging, an diesen Schriften nichts unerklärt zu lassen - sie sollen nicht mehr als bloße Zugabe zu Goethes Werken, sondern auch in ihrer selbständigen Bedeutung erscheinen -, so sehe ich mich ge­nötigt, Abbildungen, welche die bisherigen Ausgaben durchaus nicht haben, beizufügen. Dies wären außer einigen unerheblichen Figuren im Texte der Anmerkungen alle Ab­bildungen, die sich in den Heften «zur Naturwissenschaft, besonders zur Morphologie» von Goethe (1817-24) finden. Diese könnte ich etwa selbst aus den betreffenden Heften zur Vervielfältigung übersenden. Dasselbe kann mit einigen schematischen Zeichnungen zur Erklärung der Wirbeltheo­rie geschehen. Nun aber handelt es sich um Abbildungen über den Zwischenknochen. Da nun zu Goethes Abhand­lung solche in sehr schöner Ausführung in Vol. XV, p. i der «Verhandlungen der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolini­schen

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Academie der Naturforscher» (Bonn 1831) existieren, so hätte ich gerne, daß sie beigefügt würden. Mir stehen diese Tafeln wohl in den hiesigen Bibliotheken zur Verfü­gung, so daß ich den Text denselben entsprechend einrichten kann, aber ich bin nicht in der Lage, sie meinem Manu­skripte beizufügen. Ich würde daher Euer Hochwohlgebo-ren bitten, mir recht bald Auskunft darüber zu senden, ob Sie geneigt sind, diese Tafeln in die Ausgabe nach dort zu beschaffendem Originale aufzunehmen. Es ist mir von Wichtigkeit, dieses recht bald zu wissen, da ich den Text darnach einrichten muß.

Professor Schröer teilt mir mit, daß ihm Euer Hochwohl-geboren von einer bestimmten Zusage, die zu Neujahr an mich ergangen wäre, geschrieben haben. Ich habe eine sol­che nicht erhalten und teile dieses mit, da dieselbe am Ende auch könnte verloren gegangen sein. Ich möchte recht sehr bitten, auch in dieser Richtung das Nötige zu veranlassen. Der erste Band meiner Arbeit könnte längst fertig sein, wenn man in den Wiener Bibliotheken reichlichere Hilfsmittel fände. Manches war von Quellwerken recht schwer zu ver­schaffen. Ich will z. B. nur erwähnen, daß ich in keiner Wie­ner Bibliothek die Gothaische Gelehrtenzeitung habe finden können, und solche Fälle gibt es mehr. Ich dachte zu Weih­nachten die Sache in Prof. Schröers Hände überliefern zu können, der auch damals schon die Güte hatte, die Einfüh­rung zu schreiben.

Indem ich bitte, diese durchaus nicht durch meine Schuld, sondern durch äußere Umstände herbeigeführte Verzo­gerung gütigst zu entschuldigen, würde ich recht sehr er­suchen, mir baldigst irgendeine Nachricht zukommen zu lassen.

In Erwartung derselben

mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

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21. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Verehrter Herr! Stuttgart, 9. März 1883

Endlich komme ich dazu, Ihnen zu schreiben, woran ich leider bis heute verhindert war. Ich hoffe, Sie nehmen es einem so vielfach Beschäftigten nicht übel und verzeihen ihm dieses ungebührlich lange Schweigen, das nun aber ein für allemal gebrochen sein soll, da ich mich wohl nie mehr in meinem Leben auf solche Uberbür­dung mit Arbeit einlassen werde, wie während des letzten Jahres.

Ich nehme nun Ihre sämtlichen Briefe vor und beantworte sie der Reihe nach. Wie ich Ihnen schon früher sagte, bin ich durchaus mit Ihrer Anordnung etc. einverstanden und hoffe, daß Sie alles in dem von Ihnen angedeuteten Sinne durchführen. Auch mit den Ablieferungsterminen bin ich einverstanden, zu sehr eilt es ja nicht, da ich doch noch große Mengen von Manuskripten im Vorrat habe. Die Einteilung in Bände behalte ich mir vor, nachdem ich das Ma­nuskript in Händen habe. So was läßt sich im Angesicht der Sache besser entscheiden als ohne diese.

Mit der Illustrierung sehen Sie mich ebenfalls völlig einverstan­den und bitte ich, mir die Vorlagen zu denselben zu senden; ich werde dann für sofortige Anfertigung Sorge tragen.* Ich werde auch die Tafeln jedenfalls aufnehmen und habe mich bereits hier an die Bibliothek gewendet, um die notwendigen zu erhalten. Seien Sie überhaupt versichert, daß ich mir alles angelegen sein lassen werde, die Ausgabe nach Kräften zu einer vortrefflichen zu ma­chen. Ich freue mich sehr darauf, denn alles, was ich davon höre, verspricht das Beste. Den Kontrakt erhalten Sie nächste Woche, da Spemann schon seit einiger Zeit wegen der literarischen Konsentio­nen in Berlin ist.

Ich habe, da sich auf Grund des Schröerschen Kontrakts auch der unsrige feststellt, 1OOC Mark eintragen lassen, was genau dem

Mit ausgezeichneter Hochachtung

genannten entspricht. Ihr ergebenster

Halten Sie die Einleitungen

und Anmerkungen bitte kurz, Kürschner

natürlich so, daß nichts

dadurch verlorengeht.

- - -

*Ich sehe eben, daß ich den zweiten Band der Morphologie im Original besitze. Es würde also genügen, mir von diesem einfach die Blätter anzugeben.

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22. AN JOSEPH KÜRSCHNER

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Brunn am Gebirge [ca. 18. März 1883]

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihren freundlichen Brief vom 9. d. M. ebenso wie jenen vom 16. mit dem Kontrakt habe ich erhalten. Es ist also nichts auf mich Bezügliches verlorengegangen. Euer Hoch­wohigeboren erhalten auch dieser Tage den unterschriebe­nen Kontrakt wieder. Bitte zu entschuldigen, daß ich so spät erst diese Antwort-Karte absende; Ihre geschätzte Anfrage traf mich zufällig nicht zu Hause an.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

23. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 23. März 1883

Hochgeehrter Herr Professor!

Anbei übersende ich den unterfertigten Kontrakt und er­laube mir zugleich mitzuteilen, daß der i. Band eben in den Händen Prof. Schröers ist. Euer Hochwohigeboren werden denselben mit Schröers Einführung baldigst erhalten, da sich dieser für die Sache sehr interessiert und über deren baldige Veröffentlichung freuen würde. Jedoch wünscht er, daß ihm Euer Hochwohlgeboren vorher den bezüglich dieser Sache ihn angehenden Kontrakt übersenden möchten und trägt mir auf, Sie zu ersuchen, dies baldigst zu tun, da er erst nach Erhalt desselben, durch Beigabe seiner Einführung, in die Absendung einwilligen will.

Die wahrhaft seltene Vorurteilslosigkeit, mit welcher Euer Hochwohlgeboren meinen Arbeiten entgegenkom­men, und die Förderung, die mir dadurch zu Teil wird, weiß

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#TI

VERLAGS-VERTRAG

#TX

Zwischen Herrn Rudolf Stein er in Brunn am Gebirge

und Herrn W. Spemann, Verlagsbuchhändler, in Stuttgart

ist nachstehender Vertrag abgeschlossen worden:

§1

Herr Rudolf Steiner übernimmt für die im Verlag von W. Spe­mann erscheinende Deutsche National-Literatur die Herausgabe (Einleitung, Textrevision, erläuternde Anmerkungen etc.) von

Goethes wissenschaftlichen Schriften

(Feststellung des Titels vorbehalten) auf Grund der brieflich ge­troffenen Abmachungen.

§2

Die Werke sind innerhalb des Umfangs von 3 Bänden auszufüh­ren. Der Herr Verfasser verpflichtet sich, dieselben in allen Teilen streng nach dem Programm u. gleichmäßig zu bearbeiten.

§ 3

Die Manuskripte sind in vollständig druckfertigem Zustand, so daß wesentliche Änderungen daran nicht mehr vorkommen kön­nen, abzuliefern, u. zwar ganz und ungeteilt bis zu folgenden

Terminen:

Band 1 bis I. April 1883

,, 2 ,, 1 . August ,,

,, 3 ,, 1. Oktober ,,

§ 4

Herr W. Spemann bezahlt Herrn R. Steiner für diese Arbeiten ein Honorar von M 1000.- «Tausend Mark» u. erwirbt damit das alleinige u. unbeschränkte Eigentums- und Verlagsrecht derselben. Das Honorar ist zahlbar nach Ablieferung des vollständigen druck-fertigen Manuskriptes.

§5

Der Herr Verfasser wird die zweite Korrektur der Einleitungen u. Anmerkungen ohne besondere Vergütung selbst lesen u. erhält nach vollendetem Druck 10 Freiexemplare.

Vorstehender Vertrag ist für beide Teile, deren Erben u. Rechts­nachfolger, verbindlich abgeschlossen, in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt u. von beiden Kontrahenten zum Zeichen des Einverständnisses eigenhändig unterschrieben worden.

Stuttgart u. Brunn a. G., den l6ten März 1883

Der Verleger: Der Autor:

eh. W. Spemann eh. Rudolf Steiner

#SE038-064

ich im vollen Maße zu würdigen. Nehmen Sie die Versiche­rung meines herzlichsten Dankes dafür hiermit entgegen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

Bezüglich der mir gütigst übersendeten durchschossenen Hemp el-Ausgabe bemerke ich, daß Band 36, enthaltend: die Geschichte der Farbenlehre etc., fehlte. Sollte die Übersen-dung nicht etwa Unannehmlichkeiten bereiten, so bitte ich um dieselbe, da ich ihn jetzt benotigen wurde.

23 a. Siehe Nachtrag auf Seite 238.

#TI

24. AN JOSEF KÖCK

#TX

Brunn am Gebirge bei Wien, Niederösterreich

[April 1883]

Lieber Freund!

Über Missons Dichtung weiß ich wohl mehr nicht zu sagen, als Landsteiner in der Einleitung zu dem Buche be­merkt hat. Dort findet sich auch einige Andeutung bezüg­lich der Fortsetzung. In bezug auf den Dialekt möchte ich Dir vor allem raten, nicht in den Fehler zu verfallen, der so vielen Dialekt-Dichtern hindernd in den Weg tritt, Be­griffe, Gedanken, Ideen, die die Schriftsprache kennt, der Dialekt aber nicht, in letzteren zu übersetzen. Castelli z. B. sagt: d'Naduar - als ob der Gedanke in der Bedeutung, wie wir ihn haben, in der Mundart vorkommen würde. D'Na­duar heißt in der Mundart - der männliche Same und weiter nichts. Ähnliche Fälle gibt es ungeheuer viele. Ferner muß

#SE038-065

ich Dir bemerken, daß der Dialekt in den einzelnen Gegen­den Niederösterreichs einige Differenzen hat. Du würdest überhaupt gut tun, erst einiges über Dialektisches zu lesen. Könntest denn in Neustadt nichts bekommen? J. P. Hebels «Alemannische Gedichte» müssen in der dortigen Real­schulbibliothek doch gewiß sein. Wende Dich doch über solches vielleicht einmal durch Schober ernstlich an Löger. Ferner wäre sehr zu empfehlen Stelzhamer und einige theo­retische Dinge, Frommanns Zeitschrift «Die deutschen Mundarten», Schröers «Deutsche Mundarten des ungri­schen Berglandes» und sein «Wörterbuch der Mundart von Gottschee», denn man handhabt einen Dialekt besser, wenn er einem durch die Vergleichung gleichsam gegenständlich geworden ist. Der Bauer, der nur einen, seinen Dialekt kennt, dichtet in demselben nicht. Solltest Du den Ver­[such] faktisch fertig bringen, so würde, wenn es gelingt, dies gewiß Dir viele Freunde erwerben. Jene edlen Literarhi­storiker, die sich Missons in so schöner Weise annehmen, werden Dir mal gesichert sein.

Mit bestem Wunsche zur glücksgekrönten Arbeit

Dein ferner treuer

Rudolf Steiner

25. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#G038-1985-SE065 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

25. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 11. Mai 1883

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Es wäre mir sehr lieb, wenn der erste Band von Goethes wissenschaftlichen Schriften bald in die Hände von Euer Hochwohlgeboren kommen würde. Dem steht kein Hin­dernis mehr entgegen, als dies, daß Herr Prof. Schröer auf die Zusendung einer Nachricht über die Bedingungen be-züglich seiner Einführung wartet. Ich möchte in seinem Namen

#SE038-066

Euer Hochwohlgeboren recht sehr bitten, die Zusen­dung zu bewirken, da die Arbeit lange fertig ist und Prof. Schröer sie ebenfalls längst durchgegangen hat. Es ist unbe­schreiblich, welch liebevolle Teilnahme derselbe ihr widmet. So bin ich durch seine Vermittlung eben über den noch un­gedruckten Briefen J. H. Mercks an P. Camper, die der «Bi­bliothéque de la société néerlandaise pour les progrés de la médecine» in Amsterdam gehören, welche mir manche Auf­schlüsse über die Entstehung von Goethes Ideen geben und die für den 2. Band wichtig sein werden.

Der baldigen Erfüllung meiner oben gestellten Bitte ent­gegensehend

Euer Hochwohigeboren

ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

26. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 11. Juni 1883

Verehrter Herr!

Soeben habe ich an Prof. Schröer wegen der Einleitung geschrie­ben und ich hoffe, daß, wenn ich dieselbe nicht zu spät erhalte, der Druck des Bandes bald beginnen kann. Ich würde mich freuen, wenn Sie ununterbrochen bei der Arbeit blieben, so daß ich bald alles komplett in Händen hätte. Ich möchte bei der Gelegenheit auch auf die Schriften Klinkerfues' hinweisen, die vielleicht von Interesse für Ihre Herausgabe sind. Unter Kreuzband sende ich Ihnen die besprochenen Illustrationen. Es wäre mir lieb, wenn Sie dieselben gleich an den Stellen im Texte einfügen wollten, wo sie hingehören. Was muß ich machen lassen? Wäre es nicht ange­bracht, wenn Sie in einer großen Zeitschrift von ernster Bedeutung schon jetzt auf Ihre neuen Ideen über Goethe aufmerksam mach­ten und so gewissermaßen das Interesse auf die neue Ausgabe hin-

lenkten?

Mit hochachtungsvollstem Gruß

Ihr ergebenste


Kürschner

#SE038-067

#TI

27. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Brunn b. Wien, 11. Juli 1883

Da Schröer am 14. Juli von Wien abreist, möchte ich sehr bitten, die Sache wegen der Einführung noch vorher Ihnen gegenüber zu erledigen. Sollte meinerseits irgendein Eintre­ten diesbezüglich nötig sein, so bitte ich um Weisung. Bin alles zu tun bereit, was die Angelegenheit beschleunigen oder fördern könnte. Ausführlicher Brief folgt.

Steiner

#TI

28. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 15.Juli 1883

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Als ich die letzte freundliche Nachricht von Euer Hoch­wohlgeboren erhalten hatte, dachte ich das Manuskript so­fort abzuschicken und ging deshalb zu Prof. Schröer, um mit ihm wegen der Einleitung zu sprechen. Er sagte, er würde diese erst dann absenden, wenn er eine bindende Zu­sage von Ihrer Seite, Herr Professor, in den Händen hätte. Es tat mir leid, daß dadurch neuerdings eine Verzögerung eintrat, allein ich konnte nichts machen. Wenn ich gewußt hätte, daß Herr Professor eine Verhandlung meinerseits mit Prof. Schröer wünschten, so wäre ich diesem Wunsche längst und sehr gerne nachgekommen. Allein es war niemals Ähnliches in Ihren Briefen enthalten und ohne den Hinweis auf einen Auftrag wäre Prof. Schröer darauf nicht eingegan­gen. Da er die Einleitung fertig hat, da er ferner mein Manu­skript gelesen hat, so könnte die Absendung sofort erfolgen, wenn die Sache mit ihm geschlichtet wäre. Ich würde daher Euer Hochwohlgeboren recht sehr bitten, mit Prof. Schröer die Sache zu erledigen. Sollte es notwendig sein, so bitte ich, mir irgendeinen Auftrag zu geben; eventuelle Schwierigkei­ten würde ich gerne zu beheben suchen, soweit es in meiner

#SE038-068

Macht gelegen ist. Herr Professor werden es mir wohl nicht übelnehmen, wenn ich Sie bitte, mir bald von dem Stande der Sache Nachricht zu geben. Ich bin seit 6 Monaten jede Stunde bereit, mein Manuskript abzusenden, nur in Bezug auf die Einleitung bin ich abhängig. Mein Manuskript kann auch jetzt jede Stunde abgehen. Ich wäre schließlich auch bereit, es sogleich, unabhängig von der Einleitung, abzusen­den, wenn Euer Hochwohlgeboren es wünschen sollten.

Ich bin Euer Hochwohlgeboren zu vielem Danke ver­pflichtet. Die übersendeten Proben der Abbildungen habe ich geprüft und dem Zwecke, dem sie dienen sollen, voll­kommen entsprechend gefunden. Sie werden im Manuskript an ihrer Stelle liegen. Weiters gehören zum 1. Band nur noch 2 Abbildungen aus dem 2. Bande der Morphologie, die ich mit dem Manuskripte mits enden will. (Da Euer Hochwohl­geboren mir mitteilten, daß Sie den 2. Band der Morpholo­gie besitzen, so will ich, falls eine vorläufige Anfertigung dieser Tafeln gleichfalls angezeigt sein sollte, dieselben be­zeichnen. Die erste ist die im 1. Hefte des 2. Bandes zu dem Aufsatz über «die Urform der Schalen kopfloser und bauch­füßiger Weichtiere»; die zweite die zu dem Aufs atze über «Irrwege eines morphologisierenden Botanikers» mit den Abbildungen von «Helosis guianensis Richard» und «Arum campanulatum R[oxburgh]». Beide fördern das Verständnis von Goethes Auffassung.)

Dem Wunsche, eine anzeigende Abhandlung in einer Zeitschrift erscheinen zu lassen, komme ich sehr gerne nach. Ich glaube, demselben schon in den nächsten Tagen entspre­chen zu können. Ich erlaube mir schließlich noch zu bemer­ken, daß es mein innigster Wunsch wäre, den Druck in Bälde beginnen zu sehen und daß ich gerne allen Wünschen von Ihrer Seite, hochgeehrter Herr Professor, nachkommen werde.

Mit der nochmaligen Bitte um baldige Antwort

und mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

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#TI

29. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 15. September 1883

Hochgeehrter Herr Professor!

Zu meiner Freude erhielt ich mit dem letzten Briefe Prof. Schröers aus Föherczeglak in Ungarn dessen Vorwort zu meiner Ausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften, mit der Weisung, es meinem Manuskripte [des] 1. Bandes anzufügen. Ich bin nun in der Lage, den vollstän­digen 1. Band (Vorwort Prof. Schröers miteingeschlossen) an Euer Hochwohlgeboren abzusenden, welches ich auch zugleich mit diesem Schreiben tue. Die zwei anderen Bände werden sehr bald nachfolgen. Eine genaue Übersicht und Anordnung des Gesamtinhalts der drei Bände habe ich dem 1. beigeschlossen. Schröers Vorwort habe ich in die Seiten-zählung meiner Einleitung einbezogen. Die Ausdehnung meines 1. Bandes ist nur schwer aus dem Manuskripte zu ersehen, jedoch hoffe ich, daß er nicht zu lang ist. Ich glaube sogar, daß die Einleitung viel kürzer gefaßt ist als die ent­sprechende der Hempelschen Ausgabe. Die Anmerkungen unter dem Texte sind nur an einigen wenigen Stellen etwas länger. Dem konnte ich aber durchaus nicht ausweichen, es war zu vollkommener Klarlegung aller Gesichtspunkte not­wendig. Da die Anmerkungen überhaupt immer sachlicher Natur sind, so werden sie ja wohl auch nicht dem gegen derlei oftmals gemachten Vorwurf, daß zu viel erklärt wird, begegnen. Ein Inhaltsverzeichnis des Bandes habe ich am Schlusse beigefügt. Ich möchte nun nur noch ein Register anschließen und mich der Verfertigung eines solchen wäh­rend der Korrektur unterziehen.

Das Paket enthält einen Zettel, auf dem sich eine wichtige Bemerkung für den Setzer befindet. Ich habe nämlich alle Worte der Hempelschen Ausgabe, welche mit durchschos­senen Lettern daselbst gedruckt sind, es in meiner Ausgabe aber nicht werden sollen, mit einer Wellenlinie, die in der Hempelschen Ausgabe nicht gesperrt gedruckten, bei denen

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dies aber geschehen soll, mit einer gerade Linie unterstri­chen.

Die Tafeln, welche Euer Hochwohlgeboren bereits ma­chen ließen und mir zur Ansicht sendeten, habe ich an den Ort, an den sie gehören, geheftet. Ich habe sie geprüft und vollständig ihrem Zwecke entsprechend gefunden.

Nun würde ich nur noch bitten, mich durch ein paar Worte von der richtigen Ankunft meines Manuskriptes zu verständigen.

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

Die beiden folgenden Bände folgen in kürzester Zeit.

#TI

30. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 18. November 1883

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Ihrer freundlichen Aufforderung entsprechend, über-sende ich hiermit einen Aufsatz über Goethes Stellung zur Naturwissenschaft, in welchem ich auf die Ausgabe der na­turwissenschaftlichen Schriften verweise. Ich hätte dieser Aufforderung längst entsprochen, wenn mich nicht ein Un­wohlsein daran gehindert hätte. Über die schönen Worte, welche mir Euer Hochwohlgeboren über den Goetheband schrieben, war ich recht erfreut, wie auch darüber, daß der Druck so schnell in Angriff genommen wurde.

Den «Zeitgenossen» zu bestellen, habe ich bis jetzt leider auch versäumt, ich tue es denn mittelst diesem Briefe ange­fügter Postanweisung für das ganze erste Quartal und hätte nur die Bitte, Euer Hochwohlgeboren mögen gefälligst den Auftrag geben, daß mir die bereits erschienenen Nummern,

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mit Ausnahme der ersten, die ich als Probenummer erhalten habe, zugesendet werden.

Von Korrektur habe ich bereits den 7. Bogen nebst einem Teile der Einleitung erhalten. Ich möchte nur bitten, viel­leicht zu veranlassen, daß alles an mich folgendermaßen adressiert wird: Rudolf Steiner in Brunn am Gebirge bei Wien in Nied. Österr., denn es scheinen einigemale wegen Weglassens des Zusatzes: bei Wien Verzögerungen in Sen­dungen an mich entstanden zu sein. Ich werde mittelst Post­karte Teubner davon verständigen.

Vielleicht dürfte ich bitten, mir vom Goetheband auch eine Revision übersenden zu lassen. Das Register sende ich mit dem letzten Bogen Korrektur sogleich.

Der beifolgende Aufsatz wird, denke ich, in angemessener Weise auf die Ausgabe vorbereiten; er wird wohl 3 Spalten nicht überschreiten und so rechne ich auf dessen gütige Auf­

nahme.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

31. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 20. Dezember 1883

Hochgeehrter Herr Professor!

Bezüglich des Druckes des 1. Bandes der naturwissen­schaftlichen Schriften Goethes möchte ich mir erlauben zu bemerken, daß die Kolonne Überschriften der Einleitung (wie auch des Vorwortes) auch in der mir in diesen Tagen zugekommenen Revision noch immer fehlen. Ich werde sie daher in letzterer in passender Weise anbringen.

Eine Bemerkung, die ich im Korrekturbogen Nr.7, S.111, Z. 35 f. Anm. sehe, veranlaßt mich, mir folgende An­frage an Euer Hochwohlgeboren zu erlauben. Es ist mir nämlich nicht bekannt, daß sich eine Zeichnung von Goethes

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Hand erhalten hätte, welche die symbolische Pflanze, die Goethe bei dem bekannten Gespräche Schillern mit eini­gen « charakteristischen Strichen» entwarf, darstellen würde. Sollte Euer Hochwohlgeboren über diese Sache etwas be­kannt sein, so würde ich sehr bitten, mir gütigst umgehende Auskunft darüber erteilen zu wollen, wofür ich sehr verbun­den sein würde.

Gleichzeitig bitte ich recht sehr, mir nur mit einigen Wor­ten Nachricht zu geben über das Schicksal meines Aufsat­zes: Goethe und die Naturwissenschaft, womit die natur­wissenschaftlichen Schriften Goethes im «Zeitgenossen» an­gezeigt werden sollen.

Zum Schlusse noch einige Kleinigkeiten in bezug auf den

Text:

5. 9, Z. 30 und S.10, Z. 20 sehe ich im Korrekturbogen meine Lesart: Einzelheiten ersetzt durch Einzelnheiten. Das erstere ist aber Goethes ursprüngliche Form und dem 1. Druck entsprechend. Ich möchte es daher gerne beibehal­ten wissen.

S. 8, 25-28 finde ich am Rande des Korrekturbogens mit blauem Stift ein Fragezeichen, was offenbar darauf hindeu­tet, daß die Anmerkung dem Leser unklar bleibt. Es klärt sich dies ganz einfach auf. Ich beziehe mich in der betreffen­den Bemerkung auf die unmittelbar vorhergehende und habe vergessen, auf dieselbe zu verweisen. Dagegen halte ich eine Anmerkung der Einleitung S. XXXI,**, bei welcher sich dasselbe Zeichen befindet, für ganz klar. Es ist daselbst die Rede davon, daß in Haeckel die Lehre Darwins ihre konsequente Ausgestaltung gefunden habe. Haeckel hat eben vor vielen zeitgenössischen Naturphilosophen einen großen Vorzug. Er hat die allerersten Prinzipien seiner Na­turanschauung rückhaltlos vor aller Welt dargelegt. Seine Überzeugung wird aus seinen Schriften vollkommen durch­sichtig. Viele andere dagegen lassen die Frage über die ersten Prinzipien offen. Letztere bekennen sich ebenfalls als An­hänger Darwins, ziehen aber durchaus nicht die letzten Konsequenzen

#SE038-073

seiner Lehre. Haeckel tut dies. Wenn es sich nun darum handelt, über einen bestimmten Punkt der modernen Organismenlehre - im zustimmenden oder ablehnenden Sinn - zu sprechen, so hat man an Haeckel immer denjeni­gen, bei dem man denselben am konsequentesten und - bis ins Kleinste gehend - genau im Darwinschen Sinne darge­stellt findet. Ich habe über diesen Punkt mit einem langjähri­gen Schüler Haeckels gesprochen, der jetzt Prof. der Physio­logie an der Universität in Graz ist und dessen vollkommene Zustimmung erhalten.

Mit der Bitte um Euer Hochwohlgeboren ferneres

Wohlwollen

Ihr dankbarst ergebener

Rudolf Steiner

#TI

32. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Postkarte]

#TX

Brunn am Gebirge, 20. Dezember 1883

Euer Hochwohlgeboren!

Soeben erinnere ich mich, daß ich möglicherweise in mei­nem heute an Euer Hochwohigeboren abgeschickten Schreiben eine Anfrage vergessen habe. Sie betrifft folgen­des: Ich finde auf Bogen 7, Seite i i i der Korrekturen von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften eine Bemerkung, wohl von Ihrer Hand, bezüglich des Vorhandenseins einer Zeichnung Goethes über die symbolische Pflanze, die letz­terer Schiller bei dem bekannten Gespräche entwarf. Mir ist nicht bekannt, daß eine solche irgend bekannt wäre. Sollten Euer Hochwohl geboren darüber Bescheid wissen, so würde ich recht sehr bitten, mir diesbezüglich etwas mitzuteilen.

Auf baldige Antwort wartend

mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

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#TI

33. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, den 28. Dezember 1883

Sehr geehrter Herr!

Vielen Dank für Ihren Brief. Die von Ihnen gewünschten Bemer­kungen sind berücksichtigt. Was die Pflanze auf Seite i i 1, Zei­le 35 f. betrifft, so sollte das Fragezeichen nur den Zweifel aus­drücken, ob hier überhaupt gemeint sei, daß Goethe tatsächlich eine Zeichnung ausgeführt habe. Ihren Artikel muß ich zu meinem größten Bedauern zurückgeben, da der «Zeitgenosse» inzwischen eingegangen ist. Hoffentlich haben Sie Gelegenheit, ihn anderweit zu verwerten und wäre ich dann für einen Abzug sehr verbunden. Dringend bitte ich, die Korrektur nach Kräften zu beschleunigen, da mir außerordentlich daran liegt, den Band nächstens zum Druck zu befördern.

Mit den besten Empfehlungen zum neuen Jahr

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Kürschner

#TI

34. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 2. Januar 1884

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichsten Glückwunsch auf einen freudevollen und erfolgreichsten Verlauf des eben beginnenden Jahres.

Wegen einiger kleiner Verspätungen in der Rücksendung der Korrektur, die in den letzten Tagen vorgekommen sind, bitte ich vielmals um Entschuldigung; sie wurden durch Zwischenfälle veranlaßt, die sich wohl sobald nicht wieder­holen werden und ich werde in der nächsten Zeit die noch übrige Korrektur immer sogleich aufarbeiten, wie schnell auch die Sendungen aufeinander folgen sollten.

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

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#TI

35. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 20. Januar 1884

Hochgeehrter Herr Professor!

Mit den besten Empfehlungen übersende ich in der An­lage das Register des 1. Bandes und hoffe, daß es noch recht­ zeitig eintrifft.

Euer Hochwohlgeboren ergebenster


Rudolf Steiner

#TI

36. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 24. Januar J884

Verehrter Herr!

Besten Dank für das Register, von dem Korrekturen dieser Tage folgen. Ich bitte Sie, das Lesen der Revisionen nach Möglichkeit zu beschleunigen. Die Revision der letzten drei Seiten Einleitung kam leider zu spät. Ich füge sie nochmals bei und bemerke, daß, wenn Sie auf die gezeichneten Änderungen Gewicht legen, solche am Schlusse des Bandes angeführt werden könnten.

In aufrichtiger Freude über Ihre vortreffliche, geradezu muster­hafte Arbeit

Ihr hochachtungsvoll ergebener

Kürschner

#TI

37. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 7. Februar 1884

Verehrter Herr!

Ich habe schon, bevor Ihre Karte kam, die entsprechende Bemer­kung gemacht und dieser Tage werden Sie den betreffenden Band erhalten. Haben Sie irgendwelchen Wunsch, wohin vielleicht noch Rezensionsexemplare zur Besprechung gesandt werden sollen, so bitte ich um gütige Mitteilung. Es liegt mir selbst aufrichtig am

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Herzen, Ihrer geradezu meisterhaften Arbeit zur vollsten Aner­kennung zu verhelfen. Schon heute freue ich mich auf die Fortset­zung Ihrer Arbeiten und bedaure nur, daß Goethe nicht statt drei sechs Bände naturwissenschaftlicher Schriften verfaßt hat.

Mit wärmster Hochschätzung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

38. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 1. März 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Vor allem meinen herzlichsten Dank für die so freundli­chen Worte, mit denen Sie mich über den ersten Band der naturwissenschaftlichen Schriften erfreuten, sowie auch für die Sorgfalt, die Sie auf meine Arbeit verwendeten und die noch fortdauernd zu verwenden Sie die Absicht ausspra­chen. Ich hätte keine größere Freude empfinden können, als die war, die ich bei den Worten Ihres letzten Briefes hatte: «ich bedauere nur, daß Goethe nicht statt drei sechs Bände naturwissenschaftlicher Schriften verfaßt hat». Bemühe ich mich doch vorzüglich darum, in dem Leser die Empfindung von der Größe der Goetheschen Denkungsart auf dem Ge­biete der Wissenschaft hervorzurufen, die ihn zu einem die Totalität der Naturwirksamkeit umspannenden Blicke führte, der sich überall auf die springenden Punkte einer Erscheinungsreihe richtete. Dieser seiner Art, die Natur an­zusehen, gegenüber erscheint uns das von ihm wirklich Aus­geführte durchaus mit einem gewissen fragmentarischen Charakter. Euer Hochwohlgeboren können daraus ermes­sen, daß es auch mir zur hohen Befriedigung dienen mußte, als Sie mir mit obigen Worten indirekt sagten, daß ich meine Absicht nicht verfehlt habe. Besonders hoch muß ich es an­schlagen, daß dies von Seite Euer Hochwohlgeboren

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kommt. Sie können es sich auch zurechnen, wenn diesen Ansichten das Glück gegönnt sein sollte, durchzudringen. Sie reichten mit einer nicht hoch genug anzuschlagenden Objektivität die Hand zu dieser Arbeit, die sonst dadurch, daß sie mit so vielen entgegengesetzten Ansichten zu kämp­fen hat, gewiß in jeder Form große Schwierigkeiten zu beste­hen gehabt hätte, in der ihr angemessensten aber, in der sie jetzt vor das Publikum tritt, vielleicht am meisten. Ich möchte nur wünschen, daß auch andere derselben nunmehr freundlich begegnen möchten.

Bezüglich der Rezensionsexemplare möchte ich mir zu bemerken erlauben, daß es vielleicht gut sein dürfte, wenn auch die philosophischen Zeitschriften Berücksichtigung fänden. Gerade da wird man vielleicht der Sache mit dem meisten Verständnisse entgegenkommen. Ich möchte daher bitten, an folgende Journale Rezensionsexemplare zu sen­den: Philosophische Monatshefte (erscheinen in Bonn), Zeit-schrift für spezielle Philosophie und Vierteljahrsschrift für Philosophie. Zugleich würde ich bitten, jedem dieser Exem­plare von mir ein Schreiben an den Redakteur beizufügen; ich sende diese drei Briefe dem vorliegenden an Euer Hoch­wohlgeboren sogleich nach. Das Gleiche könnte auch bei den «Grenzboten» der Fall sein, wenn diese nicht schon ein Exemplar erhalten haben. Sollten Euer Hochwohlgeboren geneigt sein, auch der «Deutschen Wochenschrift» ein Ex­emplar zu senden, so könnte dies etwa durch mich an Fried­jung gelangen. Wegen des «Literarischen Zentralblatts» gedenkt Prof. Schröer bei Zarncke sich zu verwenden. Fer­ner würde ich folgende Zeitschriften vorschlagen, die wei­tere Entscheidung Euer Hochwohlgeboren anheimstellend: Preußische Jahrbücher, Göttingische Gelehrte Anzeigen, Tägliche Rundschau, Nord und Süd, Vossische Zeitung, Westermanns Monatshefte. Sollten Euer Hochwohlgeboren bezüglich irgendeiner Persönlichkeit, die einem bedeuten­den Journale nahesteht, der Ansicht sein, daß ein briefliches Aufmerksammachen die Sache befördern könnte, so bitte

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ich um gütige Mitteilung. Einzelne Persönlichkeiten, bei de­nen ich Interesse für die Sache voraussetzen kann, werde ich ja durch meine Freiexemplare aufmerksam machen können. Sollten diese nicht ausreichen, so behalte ich mir vor, Euer Hochwohlgeboren auch auf solche einzelne Gelehrte, von denen ein Eintreten für die Schrift zu hoffen ist, aufmerksam zu machen. Meine Exemplare möchte ich recht sehr bitten, mir baldigst zu senden. In allerkürzester Zeit sende ich die Fortsetzung der Sache. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn das Ganze ebenso wie der erste Teil den Beifall von Euer Hochwohlgeboren erlangt.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

39. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 6. März 1884

Verehrter Herr!

Ihre lieben Zeilen haben mir ein aufrichtiges Vergnügen ge­macht, und ich wünsche Ihnen zu Ihrer vortrefflichen Arbeit nicht weniger Glück als mir, der ich das prächtige Kind aus der Taufe gehoben habe. Was ich bis jetzt aus Freundeskreisen über den Band vernommen habe, so ist nur eine Stimme der Anerkennung über die ganz unvergleichliche Durchdringung des schweren Stoffes. Nach meinen Kenntnissen auf diesem Gebiete haben Sie so glück­lich die Goethesche Eigenart, was seine naturwissenschaftlichen Studien belangt, getroffen, wie dies sonst nie noch der Fall war. -Ich gebe heute wiederholt im Geschäft Auftrag, daß man Ihnen Ihre Exemplare schicke und werde auch an die genannten Zeit­schriften Exemplare befördern, sobald ich die von Ihnen verspro­chenen Schreiben dazu erhalten habe. Vielleicht haben Sie die Güte, auch für die Grenzboten, die Wochenschrift und die andern ge­nannten Zeitungen einen kurzen Brief zu schreiben, den Sie mir senden und den ich dann mit Rezensionsexemplaren begleitet an seine Adresse befördere. Sie dürfen versichert sein, daß ich alles tun werde, was im Interesse Ihres Werkes liegt; Sie werden es aber

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wohl bei den großen Mühen, die mir die Herausgabe der Deut­schen National-Literatur verursacht, begreiflich und auch verzeih­lich finden, wenn ich Sie bitte, da, wo es Ihr persönlicher Einfluß gestattet, eine Bemerkung einfließen zu lassen, daß man bei der Gelegenheit der Anzeige Ihres Buches auch meines großen Werkes mit einigen freundlichen Worten gedenkt.

In aufrichtiger Freude auf die folgenden Bände stets

Ihr hochachtungsvolist ergebener

Kürschner

#TI

40. AN OTTO KÖSTLIN [Briefentwurf]

#TX

[Brunn am Gebirge, März 1884]

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Gestatten mir Euer Hochwohlgeboren, daß ich Ihnen in der Anlage den ersten Band meines Kommentars zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften vorlege. (Das Ganze er­scheint in drei Bänden in Professor Kürschners «Deutscher National-Literatur».) Dieser erste Band kann als selbstän­diges Ganzes gelten. Er behandelt Goethes Organik. Ich glaube in demselben bewiesen zu haben, daß Goethe mit seinen Schriften über die organische Natur den Weg betre­ten hat, der zu einer wahren Organik als Wissenschaft führt. Dies deshalb, weil er eine Erklärung des Organischen an­strebt ohne Zuhilfenahme der alten Teleologie, aber auch -und dies ist für unsere Zeit das wichtigere - ohne die Mög­lichkeit einer solchen Erklärung davon abhängig zu machen, daß die Gesetzlichkeit des Organischen identisch ist mit je­ner des Unorganischen. Eine wahre Organik ist meiner An­sicht nach nur möglich, wenn es gelingt, das System unserer Begriffe um ein Gebiet zu erweitern, so daß wir zu Gesetzen kommen, die uns das Organische ebenso begreiflich erschei­nen lassen wie die unorganischen Gesetze die Erscheinun­gen der rein physischen und mechanischen Welt. Die Begründung

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einer selbständigen Organik mit eigenen Axio­men und einer eigenen Methode halte ich für Goethes Ziel.

[Hier bricht der Entwurf ab.]

#TI

41. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 23. März 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Die beiden mitfolgenden Briefe bitte ich recht sehr, von Rezensionsexemplaren begleitet, an ihre Bestimmungsorte gelangen zu lassen und zwar

1. an Prof C. Schaarschmidt in Bonn als Herausgeber der «Philosophischen Monatshefte» (es ist bei dieser Zeitschrift ublich, daß Rezensionsexemplare direkt an Schaarschmidt selbst gehen).

2. an «Die Grenzboten». Ich habe den Brief an den Her­ausgeber und Redakteur Johannes Grunow gerichtet; ich denke, es wird wohl so recht sein.

Andere Briefe sende ich nun ganz bestimmt noch heute oder morgen an Euer Hochwohlgeboren

Für Ihre Mühe im voraus dankend

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

41 a. Siehe Nachtrag auf Seite 238.

#TI

42. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 28. März 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Die beifolgenden Briefe erlaube ich mir Euer Hochwohl­geboren zu übersenden mit der Bitte, dieselben mit Rezen­sionsexemplaren

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zu versehen; ich hoffe von allen vier Per­sönlichkeiten eine Förderung des Buches. Avenarius wurde von Zarncke Prof. Schröer gegenüber als derjenige bezeich­net, der als ein frischer Geist für neue Anschauungen gewiß empfänglich sein wird; er ist zugleich Herausgeber der phi­losophischen Zeitschrift «Vierteljahrsschrift für Philoso­phie» und wird das Buch in derselben wohl sicher erwähnen. Ich weiß nun nicht, ob nicht von Seite Euer Hochwohlgebo­rens etwa schon an ihn ein Exemplar geschickt wurde; sollte dies auch schon geschehen sein, so möchte ich doch sehr bitten, den Brief doch an Avenarius zu senden, vielleicht mit einer kurzen Notiz, daß das Buch schon an ihn abgegangen ist. Vielleicht würden Euer Hochwohlgeboren im letzteren Falle, wenn es so angenehmer sein sollte, den Brief wieder zurückschicken und ich ihn dem Buche nachsenden. Rehmke in St. Gallen ist ein außerordentlich freundlicher Mann und in Gelehrtenkreisen bestens bekannt; er kennt meine Bestrebungen bereits seit längerer Zeit, und ich halte dafür, daß mein Brief bestimmt nicht erfolglos sein wird. Witte in Bonn arbeitet an einem Werke über die Philosophie Goethes und Schillers und es wäre schon damit etwas ge­wonnen, wenn er des Buches in seinem eigenen Erwähnung tun würde. Auf Virchows Urteil käme viel an; den Goethe-forschern ist seine Ansicht über Goethes naturwissenschaft­liche Leistungen noch immer am meisten sympathisch und einige wohlwollende Worte von ihm würden die Arbeit un­gemein fördern.

Euer Hochwohlgeboren bitte ich vielmals um Entschuldi­gung, daß ich Sie mit so vielem belaste; die so wohlwollende Freundlichkeit, mit der Sie mir stets begegneten, macht es mir gewiß, daß Sie es mir nicht übel nehmen werden.

In der Versicherung

der vorzüglichsten Hochachtung

Rudolf Steiner

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#TI

43. AN JOHANNES REHMKE

#TX

Brunn am Gebirge, 28. März 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Die große Freundlichkeit, mit der Euer Hochwohlgebo-ren schon einmal meinen wissenschaftlichen Bestrebungen entgegenkamen, indem Sie mich im Dezember 1882 mit ei­nem Schreiben erfreuten, das mir Ihr von mir hochgeschätz­tes Urteil über einen Aufsatz von mir «Über die Prinzipien der Naturwissenschaft und den Atomismus», den ich Ihnen im Manuskript vorgelegt hatte, brachte, ermutigt mich, Ihnen, hochverehrter Herr Professor, den ersten Band mei­nes Kommentars zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften - in Prof. Kürschners Deutscher National-Litera­tur erschienen - zu übersenden.

Euer Hochwohlgeboren bemerkten damals in Ihrem Briefe vom 19. Dez. 1882, daß Sie bedauern, «zu gewissen kurz angedeuteten, aber für die vorliegende Frage eminent wichtigen Punkten» jenes Aufsatzes «nicht eine weitere Ausführung von meiner Hand zur Stelle zu haben». Ich glaube nun in dem vorliegenden Bande, der Goethes Orga­nik behandelt - er kann als selbständiges Ganzes gelten -, an der Hand derselben wenigstens nach einer Richtung hin die Prinzipien, die sich bei mir seit Jahren festsetzten, bis zur befriedigenden Deutlichkeit ausgeführt und in ihren Konse­quenzen verfolgt zu haben. Jetzt darf ich vielleicht hoffen, daß die Beziehungen dieser Prinzipien zu dem erkenntnis-theoretischen Monismus, den Euer Hochwohlgeboren als eine neue Form der Erkenntnistheorie aufstellen, klar her­vortreten, was Sie, hochverehrter Herr Professor, damals ja vermißten.

Ich glaube in meiner Einleitung, besonders in dem Kapitel «[Über] das Wesen und die Bedeutung von Goethes Schrif­ten über organische Bildung» S. LII ff., bewiesen zu haben, daß mit der originellen Art, wie Goethe die Organik zu

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begründen sucht, der erste Schritt getan ist, um dieselbe zu einer wahren - der Physik, Chemie etc. ebenbürtigen - Wis­senschaft zu erheben. Dies letztere deshalb, weil er eine Er­klärung des Organischen anstrebt, ohne daß er zugleich die Möglichkeit einer solchen Erklärung davon abhängig machte, daß die Gesetze des Organischen identisch sind mit denen der unorganischen Welt und ohne daß er teleologische Prinzipien zu Hilfe nimmt. Dadurch geht er über Kants Kritik der Urteilskraft weit hinaus, unterscheidet sich aber auch bedeutend von denen, welche die ganze Natur mecha­nisch-physikalisch erklären wollen, obgleich nach Haeckels Beispiel vielfach heute der Versuch gemacht wird, Goethes organische Prinzipien als eine Prophetie der mechanischen Weltanschauung darzustellen. Goethe aber will das Organi­sche nicht unter das System der unorganischen Naturgesetze subsumieren, sondern er will das System unserer Begriffe um die Begriffe des Organischen erweitern. Mit jener Sub­sumtion wird ja das eigentlich zu Erklärende gar nicht be­rührt, vielmehr als Organisches eigentlich aufgehoben. Der richtige Weg kann doch eigentlich nur darin bestehen, für das Organische erklärende Prinzipien zu finden, nach denen es uns ebenso verständlich wird, wie die unorganische Natur aus den Prinzipien der Energie, Kausalität, Schwere etc. Da­durch wird die Einheit der Welterklärung nicht aufgehoben, sondern erst auf eine sichere Basis gestellt. Was man heute so vielfach Einheit der Naturerklärung nennt, ist ja doch nichts als Einförmigkeit, alleinige Geltung der mechanisch-physikalischen Naturgesetze.

Ich glaube in meiner Einleitung bewiesen zu haben, daß, obgleich Goethe die eigentliche Philosophie fremd war, er doch der Philosoph ist, der vor allem zum Kommentator seiner Anschauungen berufen ist und daß seine Prinzipien vor dem Forum der Philosophie zu rechtfertigen sind. Euer Hochwohlgeboren möchte ich bitten, sich nicht an einer Stelle in dem von Prof. Dr. Schröer, einem den Goethefor­schern bestens bekannten Schriftsteller, geschriebenen Vorwort

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[zu] stoßen, wo von «Grenzen des Erkennens» gespro­chen wird. Man könnte in der Tat aus manchen Behauptun­gen Goethes zu dem Schluß kommen, daß er an eine abso­lute Grenze des menschlichen Erkennens im Kantschen Sinne geglaubt hätte (Harpf sucht den Beweis davon in sei­nem Aufsatz: Goethes Erkenntnisprinzip in den Philo­s[ophischen] Monatsheften im Jahrgang 1883 zu führen). Meiner festen Uberzeugung nach ist da, wo er von Grenzen des Erkennens spricht, nur immer das jeweilige Ende dessel­ben gemeint. Es ist ja doch seinem ganzen Wesen gemäß ein «Ding an sich» abzulehnen und an der Identität von Be­wußt-Seiendem und Seiendem festzuhalten.

Euer Hochwohlgeboren werden am besten ermessen können, daß die Zeitströmung, in der wir leben, meinen Ausführungen nicht günstig ist und daß ich vielen Schwie­rigkeiten dadurch begegne, daß ich so viele Interpretationen Goethes als irrtümliche bezeichnen mußte - einerseits haben wir die mechanische Naturerklärung, andererseits noch im­mer das Festhalten an Kantschen Irrtümern. In Ansehung dessen werden Sie, hochverehrter Herr Professor, verzei­hen, wenn ich die Bitte wage, mich durch ein über das Buch sich aussprechendes Wort an einen von Ihnen geeignet ge­haltenen Orte zu unterstützen.

In vorzüglicher Verehrung

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

44. AN ALBERT LÖGER

#TX

[Brunn am Gebirge, März/April 1884]

Vielgeliebter Freund!

Es macht mir besondere Freude, Dir hiermit den ersten Band meines in Kürschners Ausgabe «Deutscher National-Literatur» erschienenen Kommentars zu Goethes naturwis­senschaftlichen

#SE038-089

Schriften übersenden zu können. Das Vor­wort ist von Prof. Schröer, von dem wir schon öfters spra­chen und der auch die Ausgabe der Dramen Goethes in derselben Ausgabe besorgt.

Wann meine übrigen beiden Bände folgen, steht dann frei­

lich noch im Ungewissen. Mit herzlichem Gruße

Dein

Rudolf Steiner

Einen Handkuß an die gnädige Frau.

#TI

45. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 31. März 1884

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für die übermittelten Briefe und zugleich die Mit­teilung, daß dieselben heute mit Rezensionsexemplaren versehen an ihre respektiven Adressen abgegangen sind.

In ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

46. AN JOHANNES WITTE

#TX

[Brunn am Gebirge, 14. April 1884]

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichsten Dank für Ihren so freundlichen Brief, der mir eine aufrichtige Freude bereitet hat und für die Liebens­würdigkeit, mit der Sie mein Buch aufgenommen haben. Daß Sie, hochverehrter Herr Professor, der Ansicht sind,

#SE038-090

daß ich in den wichtigsten Punkten das Richtige getroffen habe, gereicht mir zur ganz besonderen Befriedigung, denn ich kann Sie versichern, daß ich mir Ihre Zustimmung sehr gewünscht habe und daß ich diese sehr hochschätze.

Sehr erfreut es mich, daß Euer Hochwohlgeboren die Güte haben wollen, sich in den «Philosophischen Monats-heften» über das Buch auszusprechen. Haben Sie im vorhin­ein meinen aufrichtigsten Dank für diese Ihre Freundlich­keit. Glauben Sie mir, hochverehrter Herr Professor, daß ich auf Ihre weiteren Ausführungen über die Sache daselbst sehr gespannt bin. Ich werde Ihnen gerade für eine Bespre­chung in den «Philosophischen Monatsheften» sehr dankbar sein, denn dort gelangt sie, wie ich glaube, an die richtigsten Adressen.

Daß Sie, hochverehrter Herr Professor, Ihr Wohlwollen noch weiter ausdehnen und in einem besonderen Artikel in Kürschners «Vom Fels zum Meer» mit Bezug auf mein Buch sich über den Gegenstand äußern wollen, müßte mich eben­falls aufs freudigste berühren. Eine so warme Teilnahme wie die Ihrige in diesem Falle ist gewiß selten. Ich kann Sie auch da nur meiner innigsten Dankbarkeit versichern. Es ist mir sehr leid, daß Euer Hochwohlgeboren von Kürschner in einer solchen Weise verletzt worden sind. Ich werde so­gleich an ihn schreiben und ihn ersuchen, die Sache aufzu­klären, so daß es Ihnen möglich wird, jene wohlgemeinte Absicht auszuführen. Kürschner hat sich in den letzten Jah­ren ungemein viel Arbeit aufgeladen, über die ihm die Über­sicht immer schwieriger zu werden scheint. Daß bei ihm Briefe verlorengehen, noch bevor sie zur Aufgabe gelangen, ist, glaube ich, ganz gut [möglich].

[Der Rest des Briefes fehlt.]

#SE038-091

#TI

47. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 14. April 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Prof. Witte in Bonn hat meinen an ihn wegen des Goethe-bandes gerichteten Brief außerordentlich freundlich beant­wortet und teilt mir mit, daß er in allen wichtigen Punkten meiner Ansicht ist. Er hat sich bereit erklärt, das Buch in den «Philosophischen Monatsheften» zu besprechen, sobald es dort möglich sein wird. Eine kurze Zeit dürfte dies deshalb dauern, weil diese Zeitschrift immer mit sehr viel Material versehen ist und der Inhalt der Hefte schon Monate lang vor dem Erscheinen desselben fest bestimmt ist. Prof. Schaar-schmidt, der Herausgeber derselben, hat aber bereits seine Zusage bezüglich der Aufnahme von Wittes Besprechung gegeben und es ist dieselbe bestimmt zu erwarten. Prof. Witte stellt aber noch ein weiteres in Aussicht, um der Sache zu dienen. Dazu muß ich mir aber Ihre freundliche Mitwir­kung erbitten. Er würde gerne für die Zeitschrift «Vom Fels zum Meer» in Anlehnung an mein Buch einen besonderen Artikel schreiben. Ich muß aufrichtig gestehen, daß ich ei­nen solchen Artikel mit wahrer Freude begrüßen würde. Er würde [sich], aller Voraussicht nach, ganz auf den Stand­punkt meines Buches stellen. Sie, hochverehrter Herr Pro­fessor, möchte ich recht sehr bitten, einen solchen Artikel Wittes aufzunehmen. Nun ist da aber leider noch ein kleines Hindernis aus dem Wege zu räumen. Witte schreibt, er hätte seinerzeit von Ihnen eine Aufforderung bekommen, an der Deutschen National-Literatur mitzuarbeiten; er habe dar­auf geantwortet und auch einige Themen bezeichnet, die er zu bearbeiten gesonnen gewesen wäre. Darauf nun will er ohne Antwort geblieben sein. Er nimmt jedoch an, daß die Antwort verlorengegangen ist. Dennoch hält er es nicht recht für tunlich, daß er sich nun direkt an Sie, hochverehrter Herr Professor, wegen Aufnahme des bezeichneten Artikels

#SE038-092

wende. Ich möchte Sie nun recht sehr bitten, nur ein paar Worte der Aufklärung über den Zwischenfall an Witte zu schreiben, den die Sache recht unangenehm berührt zu ha­ben scheint. Dann würde ja seinerseits die Einsendung des Artikels sogleich erfolgen. Mir selbst aber bitte ich sehr diese unumwundene Sprache gütigst zu verzeihen. Ich möchte Wittes Empfehlung wirklich für eine Förderung der Sache halten. Da mir sehr viel daran liegt, so bitte ich mir baldigst Nachricht zukommen zu lassen, wie sich Sie, hochverehrter Herr Professor, zu der Angelegenheit verhalten. Auch Prof. Schröer hatte aufrichtige Freude über die ungewöhnliche Liebenswürdigkeit Wittes und über sein Entgegenkommen in dieser Sache.

Mit Schröer habe ich auch gesprochen rücksichtlich des­sen, was man in bezug auf die Wiener Zeitungen tun solle, damit sie das Werk anempfehlen. Wir möchten Sie beide ersuchen, entweder an Schröer oder an mich für die hiesigen Zeitungen 4 Exemplare gütigst senden zu wollen, damit wir diese auffordern könnten, für das Buch einzutreten. Diese tun nichts, bevor ihnen das Buch zur Verfügung gestellt wird. Für die «Deutsche Zeitung» habe ich mittlerweile selbst gesorgt und hoffe, daß diese schon in allernächster Zeit eine Anzeige, vielleicht auch einen längeren Artikel über das Buch bringen wird. Dann würde ich noch bitten um Nachricht, ob Gottschall für die «Blätter für literarische Unterhaltung» und Theophil Zolling für die «Gegenwart» ein Exemplar erhalten haben. Für die letztere werde ich Eduard von Hartmann ersuchen, ein Wort über das Buch zu schreiben.

Indem ich nochmals um recht baldige Nachricht bitte

Euer Hochwohlgeboren

dankbarst ergebener

Rudolf Steiner

#SE038-093

#TI

48. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 20. April 1884

Sehr geehrter Herr!

Vielen Dank für Ihre freundlichen Mitteilungen in betreff der naturgeschichtlichen Schriften. Leider aber ist es nicht möglich, einen entsprechenden Aufsatz in «Vom Fels zum Meer» aufzuneh­men, da das Publikum dieser Zeitschrift für derartige Sachen nicht das geringste Interesse hat und es vollständig aus dem Rahmen fallen würde. Übrigens kann ich Ihnen mein Wort darauf geben, daß ich nichts davon weiß, Witte jemals für die National-Literatur aufgefordert und einen Brief von ihm erhalten zu haben. Ich höre uberhaupt durch Sie jetzt das erste Mal von ihm. Es wäre mir erfreulich, wenn Sie diese Sache noch einmal mit ihm besprechen könnten, da aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mißverständnis mit meiner anderen Sammlung vorliegt. Die betreffenden Exemplare sind hoffentlich inzwischen in den Besitz des Herrn Professor

Schröer gelangt.

Mit ausgezeichneter Hochachtung ergebenst

Kürschner

#TI

49. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 22. April 1884

Verehrtester Herr!

Soeben erhalte ich beifolgenden Brief des Professor Welcker in Halle, den ich Ihnen ebenso wie den beigefügten Separatabzug und die Inauguraldissertation mitschicke mit der Bitte, mir alles nach genommener Einsicht wieder zu übermitteln. Ich habe dem Herrn bereits für seine Liebenswürdigkeit gedankt, und wenn es sonst in Ihrem Plane liegt, könnten Sie die Winke vielleicht benutzen.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-094

#TI

50. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 24. April 1884

Sehr geehrter Herr!

Heute erlaube ich mir, mich auch einmal in einer Privatangele­genheit an Ihre Güte zu wenden. Ich beabsichtige nämlich dem­nächst die Herausgabe einer Art praktischen Hausbuchs, dem ich einen Anhang zu geben gedenke, welcher in möglichst gedrängter Form den Leser über das Wissenswerteste orientiert. In demselben sollen auch eine Reihe ganz kurzer Artikel aus dem Gebiete der «Mineralogie» Aufnahme finden und würden Sie mich zu außeror­dentlichem Danke verbinden, wenn Sie geneigt wären, dieses Ge­biet zu bearbeiten. Es handelt sich wie gesagt um ganz kurze Arti­kel, ohne besonderen stilistischen Zusarnmenhang, die nur durch Angabe des Tatsächlichen das Stichwort genügend erklären. Aller­dings bin ich leider nicht in der Lage ein außergewöhnlich hohes Honorar zu bezahlen, da ich selbst nur sehr wenig erhalte, aber ich glaube auch, daß die Arbeit außerordentlich wenig Mühe verursa­chen wird.

Ich würde dann ein Artikelverzeichnis einsenden und alles Nä­here schreiben. - Sollten Sie selbst nicht geneigt oder in der Lage sein, die Arbeit zu übernehmen, so könnten Sie mir doch vielleicht irgendeine hierzu geeignete Persönlichkeit namhaft machen.

In der Hoffnung bald von Ihnen Gutes zu hören

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Kürschner

#TI

51. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 27. April 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Vorerst meinen wärmsten Dank für Ihre freundlichen Briefe, die mir manche erfreuliche Mitteilung gebracht [ha­ben] und die ich mich nun beeile, zu beantworten. Daß Prof.

#SE038-095

Welcker in Halle sich in einer so freundlichen Weise über den Goetheband ausspricht, hat mir die aufrichtigste Freude bereitet. Aus allem, was ich von ihm weiß und auch aus der von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, mir gütigst zur Lektüre überlassenen Dissertation von ihm, ersehe ich, daß Welcker eine tiefangelegte Natur ist, die bis zu jenem für viele schwer zu fassenden Punkte hindurchdringt, wo Goe­thes dichterisches Schaffen, seine künstlerische Weltanschau­ung mit innerer Notwendigkeit zur wissenschaftlichen Be­trachtung führen mußte. Euer Hochwohlgeboren werden verzeihen, wenn ich mir die Abhandlungen Welckers einige Tage zu einem eingehenden Studium hier behalte; ich sende sie dann samt dessen Brief zurück.

Ich komme nun zu Ihrer freundlichen Aufforderung be­treffs der Bearbeitung des mineralogischen Teiles des von Euer Hochwohlgeboren bezeichneten Buches. Ich kann eine solche Arbeit ganz gut übernehmen, somit Ihre liebens­würdige Anfrage bejahend beantworten. Ich möchte dem­nach bitten, mir das erwähnte Artikelverzeichnis zu über­senden und mir das Nähere über die Tendenz und Anlage Ihres Buches gütigst mitzuteilen. Jedenfalls bitte ich auch um Auskunft in bezug auf die ungefähre räumliche Ausdeh­nung eines Artikels. Ich danke Ihnen, hochverehrter Herr Professor, bestens dafür, daß Sie bei dieser Gelegenheit an mich gedacht [haben] und versichere Sie, daß es mich sehr freuen wird, wenn es mir gelingen sollte, Sie zu befriedigen.

In bezug auf einen Punkt betreffs Witte in Bonn habe ich einiges zu berichtigen. Ich schrieb in meinem letzten Briefe wahrscheinlich, Witte behauptete, zur Mitarbeiterschaft an der Deutschen National-Literatur von Euer Hochwohlge­boren aufgefordert worden zu sein. Ich irrte mich: das Deut­sche National-Literatur soll heißen: an der Zeitschrift «Vom Fels zum Meere». Ich werde Witte mitteilen, daß wohl auch diese seine Behauptung auf einem Mißverständnis beruhen dürfte. Daß es nicht tunlich ist, den besagten Aufsatz Wittes in «Vom Fels zum Meere» aufzunehmen, sehe ich sehr wohl

#SE038-096

ein; ich hätte es aber doch gerne, wenn er irgendwo erschei­nen würde. Es wäre doch schade, wenn etwas, wofür eine so liebenswürdige Zusage bereits vorliegt, unterbleiben sollte. Witte scheint keine Zeitschrift zu wissen, in der er den Arti­kel unterbringen könnte. Vielleicht könnten Euer Hoch­wohlgeboren bei Ihrer reichen Erfahrung auf diesem Ge­biete einen gütigen Rat geben, wohin man sich etwa zur Aufnahme jenes Aufsatzes wenden könnte.

Die Exemplare für die Wiener Zeitungen sind noch nicht in den Händen Prof. Schröers; ich möchte sehr bitten, die Übersendung derselben freundlichst zu veranlassen, da Schröer mir erst in diesen Tagen wieder sagte, er wolle alles tun, damit die Wiener Zeitungen über die Sache etwas

bringen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Euer Hochwohlgeboren

dankbarst ergebener

Rudolf Steiner

#TI

52. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 29. April 1884

Verehrtester Herr!

Vielen Dank für Ihre Mitteilung und die gütige Absicht, mir behilflich zu sein. Ich sende Ihnen in der Anlage das Nähere und zugleich die Abschrift eines Briefes, aus dem Sie ersehen können, wie ich mir die Arbeit behandelt denke. Dürfte ich eventuell darauf hoffen, daß, wenn ich in Verlegenheit käme, Sie auch die Zoologie und Botanik übernehmen würden? Die Rücksendung des Weleker­schen Buches und Briefes hat keine Eile. Was den Artikel von Witte anlangt, so wäre derselbe vielleicht geeignet für Friedjungs «Deutsche Wochenschrift» in Wien oder für Zollings «Gegen­wart». Besonders die letztere würde gewiß mit Vergnügen etwas über die Sache bringen. Die Rezensionsexemplare sind dummerweise

#SE038-097

auf Ldem] Buchhändlerwege befördert, auf dem leider alles langsamer geht als mit der Post. Indes mit Gottes Hilfe werden ja wohl die Exemplare in Hamburg ankommen

Mit bestem Gruß

Ihr ergebenster


Kürschner

52 a. Siehe Nachtrag auf Seite 239.

#TI

53. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 2. Mai 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Für die Übertragung der mineralogischen Arbeit noch­mals bestens dankend, erlaube ich mir mitzuteilen, daß ich Ihren freundlichen Brief nebst Register soeben erhalten habe. Ich werde das Manuskript gewiß den Angaben von Euer Hochwohlgeboren gemäß herstellen und sobald als möglich, unbedingt aber längstens in der von Ihnen gefor­derten Zeit, senden. Vielleicht sende ich in einigen Tagen einige Stichproben an Euer Hochwohlgeboren mit der Bitte um Auskunft über Ihr Einverständnis mit den von mir zu brauchenden Abkürzungen.

Bezüglich der Zoologie und Botanik fragen mich Euer Hochwohlgeboren, ob ich nötigenfalls auch diese überneh­men würde. Da ich einmal an der Sache bin, so können Sie im Bedarfsfalle jederzeit auch darauf rechnen. Nur wäre es mir dann angenehm, wenn Sie die Bearbeitung der Manu­skripte der Zeit nach nicht zu sehr auseinanderrücken

würden.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#SE038-098

#TI

54. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 7. Mai 1884

Verehrter Herr!

Vielen Dank für Ihre Zeilen. Es freut mich sehr, daß Sie die Mineralogie übernommen haben. Zoologie und Botanik scheint nun doch von den früher von mir ausgesehenen Herren behalten worden zu sein; andernfalls komme ich noch zu Ihnen, auf Ihre gütige Zusage mich berufend. Die Termine des Manuskriptes werde ich jedenfalls nicht weit auseinanderrücken, sondern lasse Ihnen hier bereits die Buchstaben J bis Q folgen. Ich würde sehr gerne kleine Illustrationen beifügen, die sich auf Mineralogie bezie­hen, etwa über Kristalle oder was Sie etwa noch denken. Vielleicht machen Sie mir einen Vorschlag und sagen mir, wo ich etwas Vor-bildliches finden kann

Mit bestem Gruß stets

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

55. AN JOHANNES WITTE

#TX

Brunn am Gebirge bei Wien, 24. Mai 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Soeben erhalte ich von Professor Kürschner die Antwort auf mein Schreiben, in dem ich ihm mitgeteilt habe, daß Sie, kochgeehrter Herr Professor, die freundliche Absicht ha­ben, in seiner Zeitschrift «Vom Fels zum Meer» einen Auf­satz mit Bezug auf meinen Goetheband erscheinen zu lassen. Zu meinem Bedauern sagt er, daß er einen solchen Aufsatz in dieser Zeitschrift nicht aufzunehmen in der Lage wäre, weil das Publikum, für das dieselbe bestimmt [ist], für solche Dinge absolut kein Interesse habe und das Thema ganz aus dem Rahmen des Journals hinausfallen würde. Dies tut mir sehr leid, da ich, wie ich schon einmal versichert habe, auf die Ausführungen von Ihnen, hochverehrter Herr Professor,

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sehr gespannt gewesen wäre. Ich wage es fast nicht, die Bitte auszusprechen, [ob] Euer Hochwohlgeboren nicht ge­neigt wären, denselben in einer anderen Zeitschrift zu veröf­fentlichen. Kürschner meint, daß Theophil Zollings «Ge­genwart» mit Vergnügen einen solchen Aufsatz aufnehmen würde. Er denkt auch an Friedjungs «Deutsche Wochen­schrift» in Wien. Die letztere ist wohl in Österreich mehr gelesen, als dies in Deutschland der Fall sein dürfte - ist übrigens auch noch jung -; dennoch weiß ich nicht, ob sie Ihnen, hochverehrter Herr Professor, nicht ein zu kleines Publikum hat, als daß Sie jenen Aufsatz in derselben erschei­nen ließen. Ich würde, wenn das letztere nicht der Fall sein sollte, mit Dr. Friedjung selbst wegen Aufnahme des Auf­satzes sprechen.

Da ich mit Kürschner besonders in der letzteren Zeit in ziemlich nahe Beziehungen getreten bin, so konnte ich ihn ganz unverhohlen auffordern, mir Aufitlärung zu geben über den Grund, warum das von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, erwähnte Schreiben an ihn damals unbeantwortet geblieben ist. Er versichert mich nun, daß er sich nicht erin­nere, ein Schreiben von Ihnen erhalten zu haben und daß seiner Meinung nach ein Mißverständnis mit einer anderen Zeitschrift obwalten müsse.

Hier nochmals für die Freundlichkeit, mit der mir Euer Hochwohlgeboren begegnet, innigst dankend, empfehle ich mich Ihrem ferneren Wohlwollen als

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

56. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 30. Mai 1884

Verehrtester Herr!

Angeschlossen sende ich Ihnen den Rest der Artikelverzeich­nisse zur «Mineralogie» und solche zu «Bergbau», welche Sie wohl auch in der Lage sind zu bearbeiten.

#SE038-100

Ich müßte Sie nun aber dringend bitten, mir baldmöglichst das, was Sie bis jetzt fertig haben, sowie die ersten Buchstaben zu «Bergbau», die ja ganz unbedeutend sind, zu übersenden, da ich Mitte nächster Woche mit dem Satz und Druck beginnen möchte und das Manusltript doch vorher noch zusammenstellen muß.

Indem ich also recht bald einer Sendung entgegensehe, verharre ich als

Ihr hochachtungsvollst ergebener


Kürschner

#TI

57. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, s. Juni 1884

Euer Hochwohlgeboren

Hochverehrter Herr Professor!

Zu meinem größten Bedauern kann ich erst heute mit der Sendung meines Manuskriptes beginnen; jetzt aber habe ich die Buchstaben A-R nur mehr abzuschreiben, was be­stimmt heute noch geschieht, so daß ich hoffen kann, Euer Hochwohlgeboren haben morgen sowohl von Mineralogie wie von Bergbau das Alphabet von A-R in den Händen. Den Anfang der Mineralogie sende ich gleich mit. Mit der nächsten Sendung hoffe ich auch einen Teil der Abbildun­gen, die beigegeben werden könnten, mitsenden zu können. Jedenfalls kann ich Euer Hochwohlgeboren versichern, daß Sie bis 10. das Ganze haben und bitte damit zugleich um Entschuldigung, daß ich mich so verspätet habe. Um die Sendung nicht aufzuhalten, verspare ich mir alle weitere Mitteilung auf meinen nächsten Brief.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#SE038-101

#TI

58. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 9. Juni 1884

Verehrtester Herr!

Besten Dank für die Manuskriptsendung, deren Fortsetzung ich mit Vergnügen bald entgegensehe. Heute sende ich Ihnen 3 Tafeln uber Kristallformen mit der Bitte, mir gefälligst sagen zu wollen, ob und was Sie von denselben der Wiedergabe für wert und interes­sant halten. Diejenigen, deren Reproduktion Sie nicht raten, bitte ich einfach zu durchstreichen. Die Tafeln stehen uns zu dem ge­dachten Zwecke zur Verfügung.

In ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

59. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 12. Juni 1884

Sehr geehrter Herr!

Hierdurch erlaube ich mir die Bitte an Sie zu richten um gefällige Rückgabe derjenigen meiner Artikelverzeichnisse, zu denen Sie das Manuskript bereits eingesandt haben. Für möglichst umge­hende Zusendung wäre ich Ihnen doppelt verbunden, da ich ohne dieselben das Manuskript nicht fertigstellen kann. Bei der nächsten Sendung, deren Expreß-Bestellung nicht mehr nötig ist, bitte ich, die betr. Register jedesmal gleich beifügen zu wollen.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-102

#TI

60. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 12. Juni 1884

Euer Hochwohigeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Die mir übersendeten Tafeln habe ich durchgesehen und die meiner Ansicht nach unnötigen Figuren durchgestri­chen; sie sollten eigentlich jetzt abgehen. Leider aber sehe ich, daß ich sie in Brunn liegen ließ und sie so mit dieser Sendung, die von Wien abgeht, nicht mitsenden kann. Sie gehen noch heute als Expreß-Sendung ab. Gleichzeitig sende ich 3 Tafeln, bezüglich welcher ich bemerke, daß ich glaube, daß sie an Stelle der mir übersendeten keineswegs instruktiven Tafeln gesetzt werden sollten. Ich habe mich bemüht, auf diesen Tafeln dem Leser alles so klar als möglich zu machen, namentlich den Vorgang bei Entstehung halber Formen usw. und die Achsenverhältnisse. Ich rate jeden­falls, diese Tafeln, bei denen die Figuren auch das richtige Größenverhältnis zueinander haben, zu verwenden, da dies bei den andern nicht der Fall ist. Jedenfalls wäre es gut, die rot gezeichneten Linien so zu lassen, sonst wären sie zu punktieren. Bezüglich des Artikels «Kristall» bemerke ich, daß ich ihn in 2 Fassungen übersende, in der einen findet er sich auf beigegebenen Blättern. In einer zweiten geht er mit meiner heutigen Nachmittagssendung ab. Hier ist er etwas länger und es wäre nötig, einige Zeilen zu den fixierten zuzu­geben. Könnten sich Euer Hochwohlgeboren dazu ent­schließen, so würde ich sehr dazu raten, da die längere Fas­sung viel instruktiver ist.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-103

#TI

61. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 12. Juni 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Noch einmal möchte ich raten, statt der hier mitfolgenden die vorausgegangenen Tafeln zu verwenden; ich halte sie für entsprechender. Wenn es irgend möglich, so bitte ich den mitfolgenden Artikel über «Kristall» statt des im vorigen Manuskript enthaltenen zu verwenden. Register folgt mit.

Mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

62. PAULINE SPECHT AN RUDOLF STEINER

#TX

Vöslau, 16. Juni 1884

Werter Herr!

Infolge einer warmen Empfehlung des Herrn Regierungsrates Dr. Walser wende ich mich an Sie mit der Anfrage, ob Sie geneigt wären, eine Hofmeister-Stelle in meinem Hause zu übernehmen. Ich habe vier Knaben, der älteste besucht die vierte UnterrealMasse, die beiden folgenden die vierte Normalklasse und der Jüngste (im Alter von 6 Jahren) würde nur bei Spaziergängen Ihre freundliche Obsorge in Anspruch nehmen. Näheres würde sich wohl am be­sten mündlich besprechen [lassen] und ersuche ich Sie dar'am, im Falle Sie auf meine Proposition eingehen wollen, mich in

Pauline Specht

63. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#G038-1985-SE104 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TX

63. AN JOSEPH KÜRSCHNER

Brunn am Gebirge, 2. September 1884

Hochverehrter Herr Professor!

In der Anlage sende ich mit den besten Empfehlungen den gewünschten Artikel, den ich, um ihn nicht aufzuhalten, durch nichts weiter beschweren will.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Euer Hochwohlgeboren ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

64. AN EDUARD VON HARTMANN

#TX

Brunn am Gebirge, 4. September 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Gestatten Euer Hochwohlgeboren, daß ich Ihnen hiermit den ersten Band meines mit einer Einleitung versehenen Kommentars von Goethes Naturwissenschaftlichen Schrif­ten vorlege; das Ganze wird in drei Bänden in der «Deut­schen National-Literatur» erscheinen. Dieser erste Band, der als selbständiges Ganzes gelten kann, behandelt Goethes Organik. Möchten Sie, hochverehrter Herr, als Entschuldi­gung dieser Sendung den Umstand gelten lassen, daß ich seit Jahren mit aufrichtiger Verehrung zu Ihrem philosophi­schen Wirken emporblicke und mich gedrängt fühle, meine Gedanken vor den Urheber der «Philosophie des Unbewuß­ten» zu bringen.

Es würde mir wirklich zur innersten Befriedigung gerei­chen, wenn Euer Hochwohlgeboren nichts Unberechtigtes in meinem Versuche sehen würden, Goethes wissenschaftli­ches Streben vom philosophischen Standpunkte aus zu be­urteilen, was bisher, meiner Überzeugung nach, noch nicht in richtiger Weise geschehen ist.

Ich glaube bewiesen zu haben, daß das Verhältnis Goethes

#SE038-105

zur Wissenschaft denn doch ein ganz anderes ist, als von Haeckel, Du Bois-Reymond, O. Schmidt und deren An­hängern behauptet wird. Habe ich das Richtige getroffen, so ist bei Goethe der Ansatz zur Begründung der Organik als wahrer Wissenschaft zu suchen. Ich nehme das deshalb an, weil er nach einer Erklärung des Organischen strebt, die nicht von der Annahme ausgeht, daß die Gesetze desselben identisch sind mit denen des Unorganisch en. Diese Identität wird ja von den «Monisten» unserer Zeit angenommen und auch von diesen als Goethes Ansicht ausgegeben. Ich glaube nun, daß durch eben diese Identität das Organische nicht nur nicht erklärt, sondern geradezu aufgehoben wird. Eine wahre Erklärung des Organischen wird gewiß nicht er­reicht, wenn man es leugnet, sondern wenn man unser Be­griffssystem erweitert, so daß wir zu Begriffen gelangen, die uns das Organische ebenso begreiflich erscheinen lassen, wie dies bezüglich des Unorganischen mit den mechanischen, physikalischen etc. Gesetzen der Fall ist. Haeckel ist bei seinen wiederholten Besprechungen von Goethes morpho­logischen Anschauungen immer von dem Verhältnis Goe­thes zu Kant ausgegangen. Er hat aber, meiner Ansicht nach, dieses Verhältnis vollkommen mißverstanden. Er glaubt, Kant habe behauptet, wir könnten das Organische nur dann erklären, wenn wir in der Lage wären, es als Mechanismus zu deduzieren. Goethe aber habe damit Ernst gemacht und den Organismus wirklich mit Hilfe mechanischer Kausalität erklären wollen. Es ist aber doch gewiß, daß Kant, seiner ganzen Lehre nach, gerade dann, wenn er den Organismus aus mechanischen Gesetzen für erklärbar gehalten hätte, auch die Möglichkeit einer solchen Erklärung dem Men­schen hätte durchaus nicht absprechen können. Der Mecha­nismus ist ja, nach Kant, das für unseren diskursiven Ver­stand Begreifliche. Er konnte also nichts anderes gemeint haben, als: weil der Organismus nicht mechanisch erklärbar ist, unser Verstand aber nur mechanische Zusammenhänge erfassen kann, ist das Organische für ihn unbegreiflich.

#SE038-106

Goethe sprach nun dem Menschen - im Gegensatz zu Kant - das intuitive Erkennen zu und nahm es gerade für die Erklärung des Organischen in Anspruch. Goethes organi­scher «Typus» ist, meiner Ansicht nach, sehr verschieden von dem, was der heutige Darwinismus unter Typus ver­steht. Er ist im letzten Grunde das Unbewußte in jener Form, in der es die organische Welt beherrscht.

Mit Goethe ist, denke ich, der Wendepunkt gegeben, an dem sich die Organik von einer unwissenschaftlichen zu einer wissenschaftlichen Methode erhoben hat. Im zweiten Bande meines Buches, das im Manuskript bereits abge­schlossen ist, werde ich das Verhältnis von Goethes wissen­schaftlichen Grundansichten zur Metaphysik des Unbe­wußten zu beleuchten suchen. Im ersten Bande mußte ich den Inhalt von Goethes Gedanken über Organik entwik­keIn, um dann im zweiten Bande die Beziehungen derselben zu philosophischen Grundanschauungen, also auch zum Unbewußten zu besprechen. Ich hoffe, da beweisen zu kön­nen, daß sich bei Goethe mancher sehr bedeutsame Ansatz zur Ansicht vom Unbewußten findet. Dies gilt freilich von seinen Anschauungen in praktischer Beziehung weniger als in theoretischer.

Ich kann nur nochmals versichern, daß es mir zur ganz besonderen Befriedigung gereichen würde, wenn Euer Hochwohigeboren, von Ihrem Standpunkt aus, mein Be­streben billigen könnten. Möchten es Euer Hochwohlgebo-ren mit meinem Eifer für die Sache entschuldigen und mit der Bedeutung, die ich Ihrem Urteil beilege, wenn ich mir die Bitte beizufügen erlaube, mich durch ein Wort an ir­gendeinem Orte in meinem Bestreben in dieser Richtung zu unterstützen. Jede Bemerkung von Ihrer Seite würde mich zu aufrichtigstem Danke verpflichten.

Nochmals um Entschuldigung bittend

Euer Hochwohlgeboren ergebenster Verehrer

Rudolf Steiner

#SE038-107

#TI

65. EDUARD VON HARTMANN AN RUDOLF STEINER

#TX

Berlin, 13. September 1884

Hochgeehrter Herr!

Zunächst meinen herzlichen Dank für Ihre freundlichen Zeilen und die gefällige Zusendung Ihrer Publikation über Goethe! Ich bringe Ihrem Unternehmen die vollste Sympathie entgegen und glaube, daß Sie durch Ihre Arbeit die Beurteilung Goethes als Naturphilosophen wesentlich fördern werden.

Haeckel gegenüber sind Sie vollständig im Recht, der Goethe ebenso mißverstanden hat wie Kant; ebenso stehe ich auf Ihrer Seite denjenigen gegenüber, die Goethe als Idealisten im platoni­schen Sinne stigmatisieren, bloß um über ihn zur Tagesordnung der mechanischen Weltanschauung überzugehen.

Aber in einem Punkte, meine ich, steht Goethe dem Darwinis­mus näher, als Sie denken, nämlich darin, daß er die Mannigfaltig­keit des Höheren und Niederen und dessen Entwickelungsreihe in der Erscheinungswelt nicht als logische Notwendigkeit in der Idee selbst . . . gelten läßt, sondern aus den zufälligen äußeren Einflüs­sen der Wirklichkeit auf die Idee ableiten läßt. Der Gegensatz, daß es bei den Darwinisten die zufällig entstandenen realen Urorganis­men sind, bei Goethe die Idee in ihrer idealen Vollkommenheit, woran die äußeren Einflüsse sich modifizierend betätigen, bleibt freilich bestehen; aber er spricht fast zugunsten des Darwinismus, insofern bei diesem doch ein realer Entwickelungsprozeß, wenn auch auf zufälligem Wege, entsteht - so daß das Goethesche als Erscheinung wirklich positive Resultat das der Zwischenstufen ist -, während bei Goethe die äußeren Einflüsse gar nicht positiv, sondern nur negativ, hemmend wirken, also nicht die vollkom­mene, sondern nur die unvollkommene Erscheinung zum Ergebnis haben. Der Idealismus, durch den Goethe auf der anderen Seite über den Darwinismus hinausragt, scheint mir in der Tat noch ein abstrakter platonischer Idealismus wie bei Schelling zu sein, den erst Hegel im 3. Band der «Logik» mit dem Begriff des «Konkret-Allgemeinen » (freilich nur in seiner unhaltbar dialektischen Ma­nier) zu überwinden suchte. Ich sehe Goethe in Parallelstellung zu Darwin, nicht zu Haeckel, denn wenn Darwin so viele Urorganis­men annimmt, als es Ordnungen im Tier- und Pflanzenreich gibt,

#SE038-108

so hätte auch Goethe neben seinem Typus des Wirbeltieres und Typus der einjährigen Phanerogamenpflanze von Rechts wegen so viele andere Idealtypen aufstellen müssen, als es Ordnungen im Tier- und Pflanzen- und Protistenreich gibt. Diese sind nun soviel abstrakter als die alten Speziestypen, wie die Ordnungen weiter sind als die Spezies; sie stehen aber ebenso zusammenhangslos und verhältnislos nebeneinander wie diese. Dem Schritt Haeckels, bloß einen Urorganismus anzunehmen und alle Ordnungstypen durch Transformation auf Anlaß äußerer Einflüsse aus diesem entstehen zu lassen, hat Goethe keinen analogen Schritt entgegengestellt, nämlich Tiertypus und Pflanzentypus unvereinigt gelassen. Wollte man denselben nachholen, so müßte er darin bestehen, daß der Mensch der Typus der gesamten Organismen sei (wie bei Haeckel das Protoplasma); denn der ideale Typus soll ja der vollkommenste sein. Hier zeigt sich nun aber sofort die Unmöglichkeit, alle niede­ren Organismen, die nicht in der direkten Ahnenreihe des Men­schen liegen, aus dem Menschentypus als äußerlich bedingte Hem­mungsbildungen abzuleiten, das heißt die Unhaltbarkeit der ausge­führten Goetheschen Theorie. Will man dagegen auf Goethes An­nahme, daß der Urorganismus als Idee die Goethesche vollendete Gestalt des Organischen sein müsse, verzichten und ihm nur die an allen Organismen gemeinsam zu findenden Merkmale zuschrei­ben, so kommt man auf einen idealen Typus, der über den realen Haeckelschen Urorganismus inhaltlich nicht hinausreicht, das heißt, den Idealismus an seiner Abstraktheit zugrunde gehen läßt.

Aus diesen Gründen kann ich Ihrer Behauptung, daß Goethe «das Wesen des Organismus gefunden habe» (S. LXVIII), nicht beistimmen; vielmehr scheint sein Beispiel mir zu zeigen, daß die­ses «Wesen» auf dem Wege des Platon-Schellingschen abstrakten Idealismus überhaupt nicht zu finden ist. Sie wissen, daß ich in der Metaphysik und Religion den abstrakten Monismus durch einen konkreten, in der Politik, Ästhetik und Naturphilosophie den ab­strakten Idealismus durch den konkreten zu ersetzen bemüht bin, was ich gegenwärtig auf dem Felde der Ästhetik durchzuführen bemüht bin. Mein obiges Urteil über Goethe würde ich vorläufig nicht wagen öffentlich auszusprechen, weil es sich mehr auf Ihre Darstellung der Goetheschen Naturphilosophie als auf deren ge­naues Selbststudium stützt. Ich sehe aber mit lebhafter Spannung

#SE038-109

dem 2. Band Ihrer Publikation entgegen, da Goethe ohne Zweifel dem Unbewußten sein Bestes verdankt und davon auch etwas ge­merkt hat. Goethes Größe liegt, wie Sie richtig betonen, in der Intuition; dagegen ist er in der Reflexion auffallend schwach, und deshalb gelingt es ihm nie, seine Intuitionen so durch allseitige Reflexion zu verarbeiten, daß sie sich zur echten Spekulation oder gar zur systematischen Philosophie ergeben. Sein Bestes gibt er, wo er die Intuition von aller Reflexion loslöst und als aphoristische Apercus darbietet, die oft als geniale Lichtblitze blenden und er­leuchten. Für die Ästhetik hat Schasler diese Eigentümlichkeit tref­fend nachgewiesen (Kritische Geschichte der Ästhetik); sie gelten aber auch für die Naturphilosophie. Sie erkennen dies auch in ge­wisser Weise an, indem Sie betonen, daß das Fragmentarische der Goetheschen Leistungen nichts Zufälliges ist; aber es wäre gut zu bemerken, daß und warum Goethe umso viel formell schlechterer Philosoph als Lessing und Schiller war, als er besserer Dichter war, weil ihm nämlich die rationelle Reflexion beim Philosophieren fehlt, deren Mangel beim Dichten sein Glück war.

Ihrer Abhandlung möchte ich noch einige Bemerkungen beifü­gen. Ihre Sonderung von Organischem und Unorganischem auf S. LX unten und LXI scheint mir bedenklich; das Gesetz als Natur-gesetz ist dem Unorganischen ebenso immanent und innerlich wie dem Organischen, nur der Zweck, wo etwas als Maschine verwen­det wird, ist dem ersteren äußerlich, während auch der Zweck dem Organischen immanent ist (S. LIII, Anm. 2). Auch im Unorgani­schen gibt es Typen so gut wie im Organischen (z. B. die Kristalle), die dasselbe Verhältnis zur Erscheinung hier wie dort haben. Auch im Organischen bedingen die phänomenalen Teile und Verhält­nisse einander auf mechanische Weise, ebenso wie sie von dem idealen Prinzip auf nichtmechanische Weise bedingt sind, woraus Sie auf S. LIV, Z. 9-10 eine Antithese formieren, die der Erfahrung gegenüber in Ihrer Fassung unhaltbar ist. Daß die sinnliche An­schauung im Unorganischen die Prozesse erschöpft, bestreite ich entschieden; Kraft und Gesetz sind unanschauliche, übersinnliche Konzeptionen, wobei ganz gleichgültig, ob sie einfach oder zusam­mengesetzt zu denken sind (gegen S. LIII). Diese Behauptung scheint mir auch für die Deduktion, in welche Sie dieselbe einflech­ten, nicht erforderlich. Daß die Idee (induktives) Resultat der Er­fahrung, und doch Prinzip der apriorischen Gestaltung für den

#SE038-110

Erkenntnisprozeß sein sollte, erscheint als ein Widerspruch, der wohl einer Auflösung wert gewesen wäre.

Ich bitte Sie, diese Ausstellungen nur als ein Zeichen der Auf­merksamkeit und des Interesses zu betrachten, mit dem ich Ihren Auseinandersetzungen gefolgt bin, und verbleibe mit nochmaligem Dank

Ihr hochachtungsvoll ergebener


Eduard von Hartmann

Schönhauser Alle 132 pt.

Vom 23. September ab:

Lützow-Ufer 30 pt.

#TI

66. AN EINEN FREUND [letzte vorhandene Seite eines Briefes]

#TX

[Brunn am Gebirge bei Wien?,]

3. Oktober 1884

Für den Deutschen gibt es in Österreich nur zweierlei Parteibestrebungen. Entweder er ist in der Minorität, dann muß er die Fahne der Kultur entfalten und den Slawen und Magyaren geistig imponieren. Oder er ist in der Majorität und am Ruder, dann muß er in echt demokratischem Geiste den Autonomismus und die freie Selbstbestimmung der Völker auf seine Fahne schreiben und jenem Zukunfts staate entgegenstreben, der der Kultur am günstigsten ist: dem geschlossenen Handelsstaate ohne «Geld» und «Börse».

Für heute nur noch: herzlich-brüderlichen Gruß und die Versicherung, daß ich in den nächsten Tagen komme, es muß aber nicht sonntags sein, ist aber auch da nicht unmög­lich; darüber besondere Nachricht, sowie über den materiel­len Punkt.

Dein ewig treuer

Rudolf Steiner

#SE038-111

#TI

67. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 12. Oktober 1884

Euer Hochwohigeboren!

Auf die gefällige Anfrage von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, erlaube ich mir folgendes zu erwidern: das Arne im Artikel «Mineral» bedeutet Ametalle (Nichtmetalle). Man kann - falls die Abkürzung nicht angeht - ja ausschrei­ben:«Ametalle» oder «Nichtmetalle». Gemeint sind näm­lich die nichtmetallischen - als Mineralien vorkommenden

Elemente: Diamant, Graphit und Schwefel. Die Abkür­zung Me für Metall wird unter meinen Abkürzungen

vorkommen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

68. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Eilpostkarte]

#TX

Stuttgart, 16. Oktober 1884

Sehr geehrter Herr!

Soeben mit dem Zusammenordnen des Manuskriptes für den Schluß des kleinen Lexikons beschäftigt, bemerke ich zu meinem Schrecken, daß die Artikel zur «Mineralogie» und «Bergbau» von V-Z noch fehlen. Ich bitte Sie deshalb dringendst, mir dieselben doch möglichst umgehend zugehen zu lassen, um dieselben noch rechtzeitig einordnen zu können, da der Druck bis längstens 20. cr. vollständig beendet sein muß.

In der Hoffnung, die Sachen bald zu erhalten und mit verbind­lichstem Danke im voraus

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Joseph Kürschner

#SE038-112

#TI

69. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

[Stuttgart, November 1884]

Die zwingende Notwendigkeit, mein Taschen-Konversations­Lexikon, welches dieser Tage erscheint, bis zum Oktober zu vollen­den, hat mich neben den zahlreichen anderen Verpflichtungen, welche mir obliegen, leider gehindert, alle Briefe so rasch zu beant­worten, als ich es gewünscht hätte. Indem ich mich anschicke, die schwer empfundene Schuld abzuzahlen, bitte ich um gütige Nach-sicht und Entschuldigung und nehme, in der Voraussicht, meine Bitte erfüllt zu sehen, den Faden unserer Korrespondenz da auf, wo er liegengeblieben ist, ohne mich nochmals über die Gründe des bedauerlichen Nichtschreibens zu verbreiten.

Kürschner

[Stuttgart,] 20. November 1884

Sehr geehrter Herr!

Der vorstehend angeführte Grund und die zur Zeit drängenden Arbeiten für den neuen Jahrgang des Literaturkalenders machen es mir erst jetzt möglich, Ihnen zu schreiben und das kleine Lexikon, an welchem Sie so freundlich waren, mitzuwirken, Ihnen zu über­senden. Es folgt nun hierbei mit dem Wunsche, daß Ihnen das Buch, welches trotz seiner Kleinheit doch eine ungeheure Mühe verursachte, gefallen möge. Sollten Sie vielleicht in die Lage kom­men, irgendwo einige freundliche Worte über dasselbe anbringen zu können, so würde mich dies und die gefällige Übermittlung eines Abzuges sehr zu Dank verbinden. Was das Honorar anlangt, so wird Ihnen dasselbe in den ersten Tagen des Dezember zugehen. Ich füge hier eine Berechnung bei, aus welcher Sie den Betrag erse­hen werden.

Bei der Gelegenheit erlaube ich mir die Anfrage, ob Sie geneigt wären, bei einer eventuellen Neuauflage gegen ein seinerzeit noch zu vereinbarendes Honorar die Artikel, welche Ihnen auf einzelne Zettel aufgeklebt zugehen würden, einer Revision zu unterwerfen und eventuell zu ergänzen. Vielleicht notieren Sie sich jetzt schon,

#SE038-113

was Ihnen eventuell Bemerkenswertes und besonders Aktuelles begegnet, was dann die Arbeit wesentlich erleichtert.

Indem ich hierüber Ihrer geneigten Mitteilung entgegensehe, bin ich mit ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebenster


Kürschner

#TI

70. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 1. Dezember 1884

Euer Hochwohigeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Besten Dank für das hübsch ausgestattete und mit so gro­ßer Sorgfalt ausgeführte handliche Lexikon. Ich werde mir alle Mühe geben, es in geeigneter Weise besprechen zu kön­nen und werde dann die betreffenden Ausschnitte übersen­den. Es ist selbstverständlich, daß ich alles tun werde, was für eine eventuelle Neuausgabe nötig erscheint.

Verzeihen Sie nun, hochverehrter Herr Professor, wenn ich mir heute eine Bitte an Sie erlaube und Sie recht sehr ersuche, mir dieselbe nicht abzuschlagen. Ich will mich kurz fassen, auf Ihr mir so oft bewiesenes Wohlwollen vertrau­end. Ich habe nämlich eine Erkenntnistheorie von meinem wissenschaftlichen Standpunkte aus bearbeitet. Diese heute zu einer Frage der Zeit gewordene Disziplin erhält da eine Gestalt, die sowohl dem Grundgedanken wie auch der Be­handlungsart nach ganz neu ist; sie erscheint auf einer Grundlage aufgebaut, durch die sie nicht allein die wissen­schaftliche Welt berührt, sondern die weitesten Kreise der Gebildeten interessieren müßte. Sie ist nämlich auf dem Fundamente aufgebaut, auf dem die heutige deutsche Bil­dung überhaupt ruht. Gegenüber allen ähnlichen Erschei­nungen der deutschen Literatur erscheint sie auf breitester Basis, weil sie nicht von einer einseitigen Schuirichtung, son­dern von der in sich gesättigten Weltanschauung unserer

#SE038-114

Klassiker ausgeht. Zu meinen Bestrebungen in bezug auf Goethe bildet sie insoferne die Ergänzung, als dort die vor­nehmlich kritische Seite in den Vordergrund treten mußte, während hier das an der Hand dieser Kritik Gewonnene zu einem positiven, wissenschaftlichen Ganzen verarbeitet wird. Ich würde die 6-8 Bogen umfassende Broschüre beti­teln: «Erkenntnistheorie auf Grund der Goethe-Schiller­schen Weltanschauung und des deutschen Idealismus». Ich würde nun Euer Hochwohlgeboren recht sehr bitten, bei Spemann etwas dafür zu tun, daß er die gedachte Broschüre in Verlag nehme. Der gegenwärtige Moment ist für das Er­scheinen besonders günstig, weil meine Erkenntnistheorie dann zugleich mit der von Volkelt demnächst zu erwarten-den auftreten würde, welch letzterer diese Wissenschaft von einem völlig andern - den durch den Spätschellingianismus modifizierten Kantianismus - behandeln wird. Ich halte da­für, daß die Sache eher das Gegenteil als gewagt genannt werden kann; dennoch würde ich eventuell sehr gerne auf jeden materiellen Vorteil verzichten, wenn Spemann den Verlag davon abhängig machen würde. Ich kann Sie, hoch­verehrter Herr Professor, versichern, daß es mir um den materiellen Vorteil bei meinen Arbeiten ganz und gar nicht zu tun ist und daß mir die Sache über alles geht. Ich habe bisher so viele Beweise Ihres Wohlwollens mir gegenüber kennengelernt, daß ich leichten Herzens und mit Zuversicht daran gehe, diese Bitte an Sie zu richten. Jedenfalls bitte ich um Ihren freundlichen und gütigen Rat in dieser Angelegen­heit und nochmals um Entschuldigung wegen dieses Briefes, der sich von dem höchsten Vertrauen und der aufrichtigsten Verehrung von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, her-schreibt.

In gespannter Erwartung einer gütigen Antwort mich Ihrem fernern Wohlwollen bestens empfehlend

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

#SE038-115

#TI

71. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 1. Dezember 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Zu meinem Bedauern bemerke ich, daß das beiliegende längst zum Absenden Vorbereitete noch bei mir liegt und fürchte fast, daß es nun schon zu spät ist. Vielmals um Ent­schuldigung bittend wegen dieser Verspätung.

In vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

[Stuttgart, Anfang Dezember] 18 84

Sehr geehrter Herr!

Beifolgend erlaube ich mir, Ihnen den Betrag für die mir freund­lichst gelieferten Artikel im Umfang von zus. 1720 Zeilen mit M[ark] 30,-zu übersenden. Nochmals verbindlichst dankend

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Kürschner

#TI

73. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 6. Dezember 1884

Verehrter Dr. Steiner!

Herzlichen Dank für Ihre freundlich in Aussicht gestellte An­zeige meines Buches.

Was nun Ihre Bitte anlangt, so habe ich mit Spemann gespro­chen. Er nimmt eigentlich bei der großen Anlage seines Geschäfts nicht gern Sachen in Verlag, die nicht auf weite Kreise berechnet

#SE038-116

sind - seinen Kunstverlag ausgenommen -, hat aber doch gern meiner Bitte entsprochen und will Ihr Buch drucken, freilich ohne Honorar. Ist Ihnen damit gedient, so senden Sie mir das Manu­skript, es wird in Format und Ausstattung genau wie die National-Literatur werden.

Mit schönsten Empfehlungen und in

aufrichtiger Hochachtung

Ihr

Kürschner

#TI

74. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 18. Dezember 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

In der Anlage übersende ich einen Ausschnitt der «Deut­schen Zeitung», eine kurze Besprechung des Konversations­Lexikons von mir enthaltend. Gleichzeitig lege ich das ganze Blatt bei, für den Fall, daß es etwa für Sie, hochverehrter Herr Professor, wünschenswert sein sollte. Hoffentlich werde ich dergleichen noch weiteres unterbringen.

Für Ihre gütige Verwendung, hochverehrter Herr Profes­sor, wegen meiner Erkenntnistheorie bei Spemann kann ich Ihnen nicht genug Dank sagen. Als ich diese Bitte stellte, geschah es mit Zögern, denn ich meinte, das mir von Euer Hochwohigeboren in so reichem Maße bewiesene freundli­che und wohlwollende Entgegenkommen, das ich so hoch anschlage, zu sehr in Anspruch zu nehmen. Sie haben es mir aber neuerdings in einer mir so am Herzen liegenden Sache zuteil werden lassen. Seien Sie versichert, daß ich Zeit mei­nes Lebens dieses mir am Beginne meiner Laufbahn so rück­haltlos bewiesene Wohlwollen werde zu würdigen wissen. Wie ich bereits schrieb, verzichte ich gerne auf ein Honorar für das Buch, wie es Spemann zur Bedingung macht und beglückwünsche mich dazu, daß durch Ihre gütige Fürspra­che gerade bei Spemann gedruckt wird. Also nochmals meinen

#SE038-117

tiefgefühltesten Dank für Ihre Bemühungen. Ich wün­sche und hoffe zuversichtlich, daß Sie, hochverehrter Herr Professor, wenn Sie das Manuskript demnächst vor Augen haben werden, sich überzeugen werden, für nichts Unwür­diges Ihr so freundliches Wort eingelegt zu haben. Das Ma­nuskript wird jetzt abgeschrieben und mit einem Vorworte versehen, worauf ich mir erlauben werde, es sogleich zu übersenden. Ich hoffe den besten Erfolg und sogar eine gün­stige Rückwirkung auf die Goetheausgabe.

Nochmals herzlichst dankend in aufrichtigster Anerken­nung

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

Die Zeitung mußte ich mir leider erst in der Expedition verschaffen - in den Verkaufsläden ist sie schnell vergrif­fen -, daher diese geringe Verspätung.

#TI

75. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 31. Januar 1885

Euer Hochwohlgeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

Herzlichsten Glückwunsch zum neuen Jahre. Möge es Ihnen, hochverehrter Herr Professor, zu Ihrer vollständigen Befriedigung verlaufen. Hierbei auch nochmals meinen ver­bindlichsten Dank für Ihre freundliche Verwendung für meine Erkenntnistheorie, deren Manuskript ich mir dem­nächst zu übersenden erlauben werde.

Anbei sende ich auch einen anonymen Aufsatz von mir («Goethe und die Liebe und Goethes Dramen») [aus] der «Deutschen Zeitung», der auch über die zwei ersten Bände von Goethes Dramen der «Deutschen National-Literatur» handelt. Zu meinem Leidwesen hat man mir in der Redak­tion

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einen Passus weggelassen, in dem ich über die «Natio­nal-Literatur» im allgemeinen sprach.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr dankschuldiger

Rudolf Steiner

#TI

76. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 30. März 1885

Euer Hochwohigeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

Hiermit erlaube ich mir, zwei in jüngster Zeit erschienene Hinweisungen auf «Goethes naturwissenschaftliche Schrif­ten»* Euer Hochwohigeboren zu übersenden. Die Verfasser derselben sind mir unbekannt.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

* Literarisches Zentraiblatt Nr.10, S.3 i6;

Münchner Allg. Zeitung, Nr.82, S. 1203.

#TI

77. AUS EINEM BRIEF AN MORIZ ZITTER

#TX

[Wien,] 16./17. April 1885

. . . Nun möchte ich Ihnen in bezug auf etwas anderes einiges mitteilen. Sie wissen und scheinen es oft bedauert zu haben, daß ich mich gegenüber der neudeutschen - oder sagen wir, der gegenwärtigen deutschen Poesie ablehnend verhalten habe. Sie wissen auch, daß ich mich durch nichts in dieser meiner Auffassung habe beirren lassen. Daß diese Ansicht auch die Schröers ist, wissen Sie ebenfalls, und ich glaube mich erinnern zu können, daß Sie sich einmal beson­ders ärgerten, als Ihnen derselbe gewiß mit vollem Recht

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sagte: Die neueren Dichter erinnern überhaupt an nichts. Dies ist auch heute noch meine Ansicht, bis auf die Werke eines Ihnen vielleicht noch unbekannten Genies, über das ich Ihnen Näheres hier sagen will. Mit einer gewissen Re­serve möchte ich schon heute sagen: Diese Dichtungen sind der Form nach vielleicht nicht ganz, dem Inhalte nach gewiß aber ganz einigen der größten Schöpfungen Schillers und Goethes an die Seite zu setzen. Diese ja erst vor kurzem erschienenen Sachen atmen einmal wieder wahre Poesie, sind voll dichterisch gestaltender Kraft . . .

#TI

78. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 15. Mai 1885

Hochverehrter Herr Professor!

Auf Ihren freundlichen Brief erlaube ich mir hiermit zu erwidern, daß ich zunächst sehr erfreut bin über die Tatsa­che, daß schon jetzt eine neue Ausgabe des kleinen Lexikons notwendig ist und daß ich mit Vergnügen bereit bin, meinen Teil in der von Ihnen, hochverehrter Herr Professor, ange­gebenen Weise wieder zu besorgen. Ich bitte Sie deshalb recht sehr, mir, sobald als es angeht, die in Ihrem Briefe erwähnten Zettel zu senden, und Sie können überzeugt sein, daß ich alle Sorgfalt verwenden werde, die nötig ist. Im be­sonderen mache ich den Vorschlag, die kleinen Abbildungen um eine zu vermehren, die den Artikel «Geologische Perio­den» erläutern soll und die ich Ihnen mit meinem Manu­skript zugleich einsenden werde. Sollten Sie, hochverehrter Herr Professor, noch in der Lage sein, mir die franz. und engL Ühersetzung meines Teiles zu übertragen, so könnte und wollte ich dieselbe ganz wohl übernehmen.

Mich Ihrem ferneren Wohlwollen bestens empfehlend

Rudolf Steiner

#SE038-120

#TI

79. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 23. Mai 1885

Sehr gechrter Herr!

Besten Dank für Ihre gütige Zusage, die Bearbeitung der Neu-auflage übernehmen zu wollen. Sie empfangen in der Anlage eine Partie Artikel, denen in kurzen Zwischenräumen weitere folgen werden, und bitte ich um möglichst schleunige Erledigung. Über die zu beachtenden Grundsätze geben die anliegenden Bemerkun­gen nähere Auskunft. Es scheint mir übrigens ratsam, bei den Mi­neralen etc. die verschiedenen Formeln wegzulassen, welche ja doch dem Leser mehr oder minder unverständlich bleiben. Dage­gen scheint es mir geboten, namentlich darauf Rücksicht zu neh­men, daß die Bezeichnung, was Minerale und was Kristalle sind, streng geschieden werden. Ich fürchte, daß durch die Anwendung des Zeichens viele Fehler sich eingeschlichen haben. Wollen Sie die Güte haben, mir die Übersetzung gleich beizufügen, so werde ich Ihnen zu besonderem Danke verpflichtet sein. Über die Abkür­zungen behalte ich mir eine besondere Mitteilung vor.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

80. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 30. Juni 1885

Euer Hochwohigeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

In Ihren geehrten Zeilen, die Sie, hochverehrter Herr Pro­fessor, der Sendung der ersten Serie von Artikeln des kleinen Lexikons anschlossen, behielten Sie sich ausdrücklich vor, mir noch einige Mitteilungen in bezug auf Abkürzungen zu machen, durch die sich in der i . Auflage eine Undeutlichkeit eingeschlichen haben soll. Diese Mitteilung habe ich noch nicht erhalten. Ich sende nun demungeachtet die erste Serie ab und glaube, daß Verwechslungen nicht vorkommen

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können, denn ich habe jedes Mineral mit bezeichnet und wenn es kristallisiert, dies ausdrücklich mit «krist.» hinzu bemerkt. Das Folgende sowie die Übersetzungen sende ich unverzüglich nach.

Mit vorzüglicher Hochachtung


Rudolf Steiner

#TI

81. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 4. Juli 1885

Euer Hochwohigeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Anbei die Fortsetzung der Artikel. Ich hoffe, daß die zahl­reichen Änderungen, die ich vorgenommen habe, der Sache zum Vorteil gereichen. Das weitere folgt unverzüglich nach.

Mich Ihrem fernern geneigten Wohlwollen empfehlend


Rudolf Steiner

#TI

82. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

Stuttgart, 24. Juli 1885

Sehr geehrter Herr!

Da nunmehr schon der weitaus größte Teil der Bearbeitungen der franz. u. engl. Ausgabe des kl. Lexikons eingeliefert sind, und fortlaufend an dem Ordnen des ganzen Alphabets gearbeitet wird, sehe ich mich gezwungen, auch Sie nochmals zu bitten, doch ja die Übersetzung recht sehr zu beschleunigen. Vor allen Dingen käme es mir darauf an, die engl. Übersetzung zu erhalten, und bitte ich, mir zu senden, was fertig ist und Fortsetzung und Schluß möglichst umgehend folgen zu lassen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

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#TI

83. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 4. August 1885

Euer Hochwohlgeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

Hierdurch bitte ich vielmals um Entschuldigung, wenn ich diese Blätter erst heute sende. Ihre freundliche Karte traf mich nicht zu Hause und so hat sich das zu meinem aufrich­tigen Bedauern wieder verzögert. Zu folgenden Buchstaben muß ich nur noch das Register machen und sende sie unver­züglich nach. Ich geben Ihnen die Versicherung, daß alles jetzt in wenigen Tagen in Ihren Händen ist und bitte noch­mals um Entschuldigung wegen meines Zögerns.

Mich dem fernern Wohlwollen Euer Hochwohlgeboren

bestens empfehlend

Rudolf Steiner

#TI

84. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 6. August 1885

Verehrter Herr!

Mit verbindlichstem Dank bestätige ich den Empfang des ersten Teils der Artikel resp. Übersetzungen und bin sehr erfreut zu hö­ren, demnächst den Schluß zu erhalten. Ich lasse Ihnen Manu­skriptpapicr hier folgen (Kreuzband) und bemerke noch, daß ich hauptsächlich zuerst auf das Englische reflektiere.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-123

#TI

85. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 11. August 1885

Verehrter Herr!

Könnte ich nicht bald wieder eine Partie Übersetzungen haben? Die Sache ist höchst eilig. Nehmen Sie bitte nur immer zuerst das Englische, das mir vor allem wichtig ist, dann erst französisch.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

86. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Postkarte]

#TX

Vöslau, 17. August 1885

Hochverehrter Herr Professor!

Hierdurch erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich das Ge­wünschte für das Lexikon noch heute abgehen lasse.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

87. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[ohne Tages- und Monatsdatum] 1885

Hochverehrter Herr Professor!

Beifolgend die Fortsetzung der Artikel für das Lexikon mit den besten Empfehlungen. Das Folgende und die Über-setzungen in kürzester Zeit.

Ihrem ferneren Wohlwollen mich empfehlend

in aufrichtiger Hochschätzung

Rudolf Steiner

#SE038-124

#TI

88. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 13. Oktober 1885

Euer Hochwohlgeboren!

Hochverehrter Herr Professor!

In der Anlage erlaube ich mir, die letzte Nummer (16 u. 17) der «Österreichischen Literaturzeitung» zu übersenden. Sie enthält eine ausführlichere Besprechung der «Naturwis­senschaftlichen Schriften Goethes» (S. 17). Ich werde die wichtigeren Stellen durch einen Strich am Rande hervorhe­ben. Was der Rezensent in bezug auf die Anordnung und das «formale Prinzip in Goethes wissenschaftlichen Schrif­ten» vorbringt, wird von mir in einer Entgegnung richtig­gestellt werden.

Indem ich wegen vieler Versäumnisse, die ich in letzter Zeit Ihnen [gegenüber], hochverehrter Herr Professor, be­gangen [habe], vielmals um Entschuldigung bitte, bin ich in vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

88 a. Siehe Nachtrag auf Seite 241.

#TI

89. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 11. Dezember 1885

Sehr gechrter Herr!

Hierdurch erlaube ich mir, Ihnen mitzuteilen, daß ich jetzt auf das dringendste des Schlusses der Artikel der Mineralogie bedarf, namentlich für Englisch, da sonst die Arbeit hier ins Stocken gerät. fch bitte also, mich möglichst umgehend in den Besitz derselben zu

setzen.

Im voraus herzlich dankend

Ihr hochachtungsvollst ergebener


Kürschner

#SE038-125

#TI

90. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Postkarte]

#TX

Brunn am Gebirge, 15. Dezember 1885

Euer Hochwohlgeborcn!

Hochverehrter Herr Professor!

Hierdurch erlaube ich mir anzuzeigen, daß ich Ihrer freundlichen Karte zufolge sogleich den gewünschten Schluß der Artikel absenden werde, so daß dieselben jeden­falls binnen 24 Stunden in Ihren Händen sein werden. In­dem ich hoffe, Sie durch meine Verspätung nicht im regel­rechten Gange des Druckes aufzuhalten,

mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

91. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 27. Januar 1886

Hochgeehrter Herr!

Von der National-Literatur, an der auch Sie die Güte hatten sich zu beteiligen, sind bereits gegen 70 Bände erschienen und gegen 10 weitere im Druck. Es ist für mich jetzt unter allen Umständen notwendig, daß ich wegen der übrigen Bände genaue Dispositionen treffe, einerseits wegen der Drucklegung, andererseits aber auch wegen der Herstellung eines endgültigen Verzeichnisses, dessen Herausgabe ich so früh wie möglich veranlassen möchte. Ich bitte Sie deshalb in der herzlichsten Weise, mir recht bald Aufschluß zu geben, bis wann ich nunmehr definitiv auf die Einsendung Ihres Manuskripts rechnen kann und hoffe ich, daß dies in nicht zu ferner Zeit geschieht. Gleichzeitig möchte ich Sie auch gebeten haben, mir nun womöglich eine definitive Inhaltsangabe der von Ihnen übernommenen Bände, wenigstens soweit dieselben von dem zwischen uns ursprünglich besprochenen Programm abwei­chen, zu machen, eben zum Zweck jenes Gesamtverzeichnisses.

In der Hoffnung, recht bald von Ihnen zu hören,

in vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-126

#TI

92. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 12. Februar 1886

Sehr geehrter Herr!

Soeben empfänge ich beifolgenden, mich etwas komisch anmu­tenden Brief eines Mannes, der mir nicht bekannt ist. Ich habe ihm mitgeteilt, wie große Anerkennung Ihre Einleitung gefunden häbe und wie sehr ich dieselbe anerkenne. Es scheint mir aber doch notwendig, daß Sie von der Sache Notiz nehmen, um gegebenen­falls gewappnet zu sein. Ich bitte aber um gefällige Rücksendung des Briefes.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

93. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, März 1886

Hochgeehrter Herr Professor!

Herzlichsten Dank für die Übersendung des Bcrgschcn Briefes, den ich hiermit wieder zurücksende, sowie für Ihre beigeschlossenen so freundlichen Zeilen. Wenn Berg sagt, daß ich Goethe Gewalt antue, so kann ich mich darauf beru­fen, daß selbst diejenigen, welche nicht, wie ich, den Stand­punkt Goethes in der Naturwissenschaft rechtfertigen, mir doch das Eine rückhaltlos zugestehen, daß ich die Anschau­ungen Goethes vollständig im Sinne des letztern wieder-gebe. Daß aber gerade von meiner Interpretation viele über­rascht sind, wundert mich nicht. Man war eben von jeher gewohnt, ganz anders über diese Seite Goetheschen Schaf­fens zu denken; man beschäftigte sich nie eigentlich in dem Sinne mit den hierher gehörigen Schriften, als wenn sie, wie Goethes andere Werke, eine geistige Macht wären, mit der im besten Sinne gerechnet werden muß, wenn es sich um einschlägige - hier wissenschaftliche - Fragen handelt. Als Beweis hierfür erlaube ich mir Ihnen, hochverehrter Herr

#SE038-127

Professor, eine Stelle aus einem Brief Eduard v. Hartmanns an mich im Vertrauen mitzuteilen. Derselbe sagt, daß er Goethes naturwissenschaftliche Schriften eigentlich nur aus meiner Einleitung und Ausgabe kenne. Wenn nun Ed. von Hartmann, dem gewiß niemand Einseitigkeit vorwerfen wird - was hat er nicht gelesen! -, so spricht, so geht daraus hervor, daß es selbst Männer mit dem entschiedensten Be­dürfnisse, alle Seiten des geistigen Lebens kennenzulernen, bisher nicht für notwendig hielten, sich mit Goethe dem Naturforscher ernstlich zu beschäftigen. Wie nun aber Hartmann über die Gewalt denkt, die ich Goethe antue, geht aus folgender Stelle von ihm hervor, die ich mir erlaube wörtlich anzuführen: «Ich bringe Ihrem Unternehmen die vollste Sympathie entgegen und glaube, daß Sie durch Ihre Arbeit die Beurteilung Goethes als Naturphilosophen wesentlich fördern werden. Haeckel gegenüber sind Sie vollständig im Recht, der Goethe ebenso mißverstanden hat wie Kant; ebenso stehe ich auf Ihrer Seite denjenigen gegen­über, die Goethe als Idealisten im platonischen Sinne stig­matisieren, bloß um über ihn zur Tagesordnung der mecha­nischen Weltordnung überzugehen . . . »

Jeder öffentliche Widerspruch wäre mir sehr willkom­men, weil ich dadurch Gelegenheit fände, wider manches eingewurzelte Vorurteil aufzutreten.

Im übrigen wissen Sie, hochverehrter Herr Professor, ja, daß ich bemüht bin, die an Goethe gewonnenen Ansichten auch - mit Anlehnung an denselben - in selbständiger Weise zu begründen, und ich habe schon vor einiger Zeit in dieser Richtung an Sie, hochverehrter Herr Professor, appelliert, mir die Herausgabe meines diesbezüglichen Schriftchens möglich zu machen. Darauf haben Sie mir in der mir stets bewiesenen wohlwollenden und fördernden Weise geant­wortet, daß Sie bei Spemann angefragt haben, ob er meine kurze Erkenntnistheorie, die ganz innerhalb des Rahmens der Goetheausgabe liegt, zu drucken die Güte haben wolle, was derselbe auf Ihre werte Fürsprache unter der Bedingung

#SE038-128

zugestand, daß ich kein Honorar verlange. Ich bin damit vollständig einverstanden. Es ist mir ja nur um die Sache zu tun. Die Goetheausgabe wird dadurch wesentlich gefördert. Ich bitte Sie daher, hochverehrter Herr Professor, mir zu gestatten, daß ich in einigen Tagen, mit Berufung auf Ihre sehr freundliche Versprechung, dieses Schriftchen «in der­selben Ausstattung wie die National-Literatur erscheinen zu lassen», das Manuskript übersende. Hiermit beantworte ich auch zugleich Ihren freundlichen Brief betreffend die weitere Verteilung des Stoffes der naturwissenschaftlichen Schriften. Die kurze Erkenntnistheorie soll die Gedanken objektiv begründen. Es folgt nun der II. Band, enthaltend: Goethes allgemein naturwissenschaftliche Schriften mit ei­ner Einleitung: Goethes Naturanschauung im allgemeinen.

2. Die geologischen und 3. die meteorologischen Schriften. Sodann der III. Band mit den physikalischen Schriften (Op­tik, Farbenlehre, Geschichte der Farbenlehre und Nachträge zu derselben). Als Einleitung: Goethes optische und physi­kalische Studien überhaupt. Ich werde bestimmt Ihrer Auf­forderung, die Sache baldigst einzusenden, nachkommen, so daß sie in wenigen Wochen in Ihren Händen sein soll. Der zweite Band wohl noch im März. Für so manche Ver­saumnisse vielmals um Entschuldigung bittend

Ihr stets dankbarer

Rudolf Steiner

#TI

94. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

[Stuttgart,] 15. März 1886

Sehr geehrter Herr!

Vielen Dank für Ihren ausführlichen Brief betreffs Bergs. Ich habe die Sache nicht anders angesehen und sehe ällem übrigen von Berg mit Ruhe entgegen. Was das kleine Schriftchen anlangt, so

#SE038-129

wird es mir ein Vergnügen sein, das Manuskript zu empfangen. Ich bemerke allerdings, daß Spemann zur Zeit nicht hier ist, werde aber nicht verfehlen, Ihnen Mitteilung zu machen, daß der nicht lange auf sich warten läßt. Sehr erfreut bin ich zu hören, daß Goe­thes wissenschaftliche Schriften demnächst fortgesetzt werden sol­len. Ich werde den Band, sobald ich ihn erhalte, zur Druckerei senden und hoffe, ihn dann möglichst bald ausgeben zu können.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

95. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 9. Mai 1886

Euer Hochwohlgeboren!

Hiermit sage ich Ihnen, hochverehrter Herr Professor, herzlichsten Dank für die liebenswürdige Antwort, die Sie meinem Briefe über Bergs Umtriebe in Sachen meiner Aus­gabe zuteil werden ließen und insbesondere für die so freundlichen Worte, mit denen Sie meiner «Erkenntnistheo­rie der Goetheschen Weltanschauung» - die nach dem Plane, den ich Ihnen in meinem Briefe mitteilte, der Ausgabe noch vorangehen soll - eine wohlwollende Aufnahme verspre­chen.

Ich erlaube mir dieselbe an Euer Hochwohlgeboren gleichzeitig mit diesem Briefe abzusenden. Da Sie mir be­reits früher schrieben, daß Herr Spemann durch Ihre gütige Vermittlung so freundlich war, den Druck zuzusagen und ihr dieselbe Ausstattung wie der Deutschen National-Lite­ratur zu geben, falls ich kein Honorar verlange, so kann ich auch bei ihm auf einen gütigen Empfang für dieselbe hoffen. Ihnen aber, hochverehrter Herr Professor, spreche ich nochmals meinen tiefgefühltesten Dank dafür aus, daß Sie sich des Schriftchens angenommen haben. Es soll Zeigen, inwieferne die Art, wie ich Goethes wissenschaftliche Errungenschaften

#SE038-130

vertrete, einer auf Prinzipien gestützten Vertiefung und Begründung fähig ist. Es soll den Stand­punkt, den ich in bezug auf Goethe einnehme, auf feste Ausgangspunkte Zurückführen. Ich nenne es deshalb eine «Zugabe zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften». Da es ja ohnedies in Ihrer Absicht liegt, das Schriftchen ganz wie die National-Literatur erscheinen Zu lassen, so dürfte es die Ausgabe in der besten Weise ergänzen und unterstützen.

Schröer bemerkt mir, daß sich das Schriftchen vielleicht als Supplement zu Goethes Werken überhaupt bezeichnen ließe. Falls dies nicht gegen Ihren Willen wäre, so könnte es ja ganz wohl geschehen.

Ich habe mir gestattet, Euer Hochwohlgeboren sowie Herrn Spemann für die Liebenswürdigkeit, die Sie mir bei diesem Schriftchen erwiesen, am Schlusse des Vorwortes bestens zu danken. Froh bin ich wirklich, daß ich die Ab­handlung endlich absenden kann. Sie allein hat ja nur das Erscheinen des II. und III. Bandes so verzögert, was mir peinlich war und womit ich fürchtete, auch Ihnen eine Un­annehmlichkeit zu bereiten. Die Fortsetzung der Ausgabe ist soeben in Schröers Hand und wird nun dieser Sendung chestens nachfolgen.

Ich hoffe, mit dem Schriftchen den Boden für meinen Standpunkt in bezug auf Goethe empfänglicher zu machen.

Mich dem ferneren Wohlwollen Euer Hochwohlgebo­rens empfehlend

Ihr ganz ergebener

Rudolf Steiner

#TI

96. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 7. Juni 1886

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für Ihre gütige Sendung. Das Mänuskript ist nun bereits zur Druckerei gegangen und werden Sie bald Korrektur

#SE038-131

erhalten. Ich freue mich, in der Lage gewesen zu sein, Ihre gedie­gene Arbeit aus der Taufe heben zu können. Als Supplement zu Goethes Werken können wir das Buch nicht wohl bezeichnen, da sonst die Abonnenten der Gesamtausgabe irre werden könnten. Ich hoffe übrigens zuversichtlich, recht bald wieder eine Fortset­zung von Goethes Werken zu erhalten. - Darf ich mir bei der Gelegenheit erlauben zu fragen, ob Sie noch etwas von der für das kleine Lexikon zu fertigenden französischen Übersetzung dort ha­ben? In dem Fall müßte ich um recht baldige Erledigung bitten, da die Sache jetzt ziemlich eilig wird.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

97. AN ERICH SCHMIDT

#TX

Brunn am Gebirge, 26. Juni 1886

Hochverehrter Herr Professor!

Besten Dank für Ihre freundliche Zuschrift, in der Sie mich auffordern, an der neuen Weimarischen Goetheaus­gabe mitzuwirken und mir die Herausgabe der Farbenlehre und der Geschichte der Farbenlehre übertragen. Ich werde diese Herausgabe mit Freude übernehmen.

Besonders erfreulich ist mir, daß Sie mir gerade die Far­benlehre übertragen. Ich glaube nämlich gerade an diesem Teile die umfassendsten Vorarbeiten mitzubringen.

Dürfte ich bitten, mir den in Ihrer Zuschrift erwähnten «Vorläufigen Entwurf», sowie die «Grundsätze», die nicht mitgekommen sind, freundlichst übersenden zu wollen.

Nach den Archiv-Ferien werde ich mir erlauben anzufra­gen, ob zu der Ausgabe etwa eine Vorrede oder dgl. zu leisten ist.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-132

#TI

98. AN MAX KOCH

#TX

[Briefentwurf] [Herbst 1886]

Hochverehrter Herr Professor!

Vorerst meinen aufrichtigsten Dank für Ihre freundliche Einladung zur Mitarbeiters chaft an Ihrer Zeitschrift für ver­gleichende Literaturgeschichte sowie die Bitte, zu entschul­digen, daß ich dieselbe erst heute beantworte. Ich war leider durch allerlei mißliche Umstände gehindert, das sogleich zu tun. Ich kann Sie, verehrter Herr Professor, nur versichern, daß ich mich über Ihr Unternehmen außerordentlich freue und daß ich glaube, daß gerade diese Zeitschrift einem tief gefühlten Bedürfnisse unserer literarischen Welt entgegen­kommt.

Ich würde nun sehr gerne einen Beitrag über «zwei paral­lellaufende Entwicklungsreihen deutschen Denkens seit dem Endes des vorigen Jahrhunderts» liefern, falls, was ich ja nicht glaube, ein solcher Aufsatz nicht außerhalb des Rah­mens Ihrer Zeitschrift läge. Der Aufsatz wird die Grundten­denzen zweier meiner Ansicht nach ganz verschiedenen Entwicklungsreihen deutschen Denkens vergleichend darle­gen. Die eine Richtung, glaube ich, wird in meiner dem­nächst erscheinenden kleinen «Erkenntnistheorie der Goe­theschen Weltanschauung» ihren knappen Ausdruck fin­den. Die andere hat ihre letzten Ausläufer in Riehl, Volk lt, Ed. v. Hartmann, Otto Liebmann, nebst vielen jüngeren Erkenntnistheoretikern.

[Hier bricht der Entwurf ab.]

#SE038-133

#TI

99. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgärt, 7. Oktober 1886

Verehrter Herr!

Das Nichteintreffen Ihrer Bände macht mir große Sorge und redaktionelle Beschwerden. Ich ersuche Sie in der dringendsten Weise, mir sobald als möglich Weiteres zu senden, damit die Voll-endung der naturwissenschaftlichen Schriften nicht noch länger auf sich warten läßt. In jedem Fall bitte ich um eine möglichst umgehende Mitteilung, da ich, wie schon gesagt, in peinlichster Verlegenheit mit dem Verlag bin, der durch solche Nichteinhaltung der Ablieferung der Arbeiten natürlich in der stärksten Weise ge­schädigt wird.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

100. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 14. Oktober 1886

Hochgeehrter Herr Professor!

Sie können überzeugt sein, daß es mir ungemein leid tut, Ihnen durch mein Zögern Unannehmlichkeiten zu machen. Ich hatte bisher keine Ahnung davon und bitte Sie, hochver­ehrter Herr Professor, vielmals um Entschuldigung. Ich werde die Absendung des Manuskripts nun, da ich sehe, daß Sie es so notwendig brauchen, sogleich besorgen und Sie können in wenigen Tagen mit Bestimmtheit darauf rechnen.

Vorläufig nur diese Nachricht und nochmals die Bitte um Entschuldigung, bin ich

mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-134

#TI

101. MAX KOCH AN RUDOLF STEINER

#TX

Marburg, 21. Oktober 1886

Sehr geehrter Herr Doktor!

Wären Sie geneigt, Koegels Darstellung von Lotzes Ästhetik in einer für die Tendenzen der Zeitschrift geeigneten Weise zu bespre­chen? Ich weiß nicht, ob Ihre philosophischen Studien Sie gerade nach dieser Richtung hingeführt haben, sonst hätte ich Ihnen das Rezensionsexemplär gleich übersandt. Können Sie die Bespre­chung übernehmen, so erweisen Sie mir einen großen Gefällen.

Das erste Heft der Zeitschrift ist ja wohl bereits in Ihren Händen. Hoffentlich kann eines der folgenden Ihre größere Arbeit bringen.

Ihrer geneigten Zusage entgegensehend

Ihr ergebenster


Max Koch

#TI

102. AN MAX KOCH

#TX

Brunn am Gebirge, 27. Oktober 1886

Hochgeehrter Herr Professor!

Hiermit erlaube ich mir, Ihnen meine Erkenntnistheorie der Goethes chen Wehanschauung zu übersenden. Ich suche in derselben die in der Ausgabe von Goethes wissenschaftli­chen Schriften vertretene Ansicht selbständig zu begründen und auf Prinzipien zurückzuführen. Ich betrachte dieses Schriftchen als eine notwendige Ergänzung meiner Goethe-ausgabe. Wer von dem Grundgedanken ausgeht, daß Goe­thes wissenschaftliche Betrachtungsweise durchaus aus sich selbst erklärt werden müsse, dem erwächst die Aufgabe, die Prinzipien, auf denen sie ruht, aufzusuchen. Mir erscheint gerade der erkenntnistheoretische Weg als der natürlichste, weil ich glaube, daß in der Erkenntnistheorie Wissen werde, was bei der übrigen Betätigung unseres Geistes Betrach­tungsweise ist. Wenn ich nun in meiner Einleitung den Satz verfechte, daß die Hauptsache bei Goethes wissenschaftli­chen Arbeiten in seiner Art die Welt anzuschauen liegt, so

#SE038-135

muß die Rechtfertigung dieser Art offenbar in einer Er­kenntnistheorie liegen.

Sie können mir glauben, hochverehrter Herr Professor, daß es mir eine ganz besondere Befriedigung gewährte, wenn auch dieses kleine Schriftchen Ihren Ansichten so ent­spräche, wie das bei meinem Goetheband der Fall war.

Damit möchte ich zugleich Ihre freundliche Zuschrift da­hin beantworten, daß ich die Besprechung von Koegels Dar­stellung von Lotzes Ästhetik sehr gerne übernehme und Sie bitte, mir das Rezensionsexemplar gefälligst zu übersenden.

Ich hoffe, daß ich auch den von Ihnen so freundlich ausge­sprochenen Wunsch, eines der nächsten Hefte Ihrer Zeit­schrift solle meine größere Arbeit bringen, recht bald erfül­len kann und bitte um Entschuldigung, wenn ich schon so lange auf mich warten lasse.

Über das erste Heft der Zeitschrift habe ich mich sehr gefreut; hoffentlich erleben Sie mit dem Unternehmen nur

Gutes.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

103. AN GIDEON SPICKER

#TX

[Briefentwurf] [Herbst 1886]

Hochgeehrter Herr Professor!

Gestatten Sie, daß ich Ihnen hiermit meine Erkenntnis­theorie der Goetheschen Weltanschauung übersende. Ich möchte als Entschuldigung dafür, daß ich damit an Sie, hochgeehrter Herr Professor, herantrete, den Umstand an­führen, daß mir aus dem Studium Ihrer Schriften, insbeson­dere aus der über «Lessings Weltanschauung» die innigste Befriedigung geworden ist und daß es mich mit besonderer Genugtuung erfüllte, wenn der von mir in bezug auf Goethe vertretene Standpunkt von Ihnen als gerechtfertigt befunden

#SE038-136

würde. Ich habe schon vor 2 Jahren in der Einleitung zu meiner Ausgabe von Goethes wissenschaftlichen Schriften darauf hingewiesen, daß Goethes Art die Welt zu betrach­ten, besondere erkenntnistheoretische Voraussetzungen habe. In dem Schriftchen, das ich mir nun erlaube, Ihnen vorzulegen, suche ich diese Voraussetzungen wissenschaft­lich zu entwickeln und zu begründen.

[Hier bricht der Entwurf ab.]

#TI

104. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

Stuttgart, 8. November 1886

Verehrter Herr!

Sie waren so gütig, mir unterm 14. vorigen Monats «in eini-gen Tagen» weiteres Manuskript zu den «Naturwissenschaftlichen Schriften» zu versprechen. Da ich bis jetzt noch nichts erhalten habe, bitte ich dringend, es unverzüglich an mich abzusenden.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

105. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 21. November 1886

Hochgeehrter Herr Professor!

Sie können gar nicht glauben, wie peinlich es mir war, Ihnen durch das Nichtabliefern des Bandes Unannehmlich­keiten und Sorgen gemacht zu haben. Leider sehe ich mich fortwährend durch alle möglichen Vorkommnisse gehemmt und so kann ich denn nichts tun, als Sie vielmals um Ent­schuldigung bitten, wenn der Band, der längst fertig und nur zu ordnen war, erst heute eintrifft. Sie können darauf rechnen,

#SE038-137

daß die Einleitung im rek[ommandierten] Briefe unver­züglich nachfolgt. Sie sollen sich diesmal nicht getäuscht sehen. Glauben Sie es mir, daß mich Ihnen gegenüber, hoch-geehrter Herr Professor, nur äußerer Zwang hat bestimmen können, so lange auf mich warten zu lassen.

Nochmals vielmals um Entschuldigung bittend

Ihr

Rudolf Steiner

#TI

106. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 24. November 1886

Sehr geehrter Herr!

Haben Sie vielen Dank für die Übersendung des Bandes, den ich allerdings mit Schmerzen erwartet habe. Ich bitte Sie dringend, mich nicht etwa mit der Vorrede warten zu lassen, da der Band bereits in die Druckerei gegangen ist. Je früher ich die nächsten Bände erhalte, um so lieber ist es mir; ich drucke alles rasch.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

107. AN FRIEDRICH THEODOR VISCHER

#TX

Brunn am Gebirge, 25. November 1886

Euer Hochwohlgeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Vor drei Jahren waren Sie, hochverehrter Herr Professor, so gütig, mir Ihr für mich über alles wertvolles Urteil über einen kleinen Aufsatz mitzuteilen, in dem ich die Fehler des Atomismus und der modernen Naturwissenschaft über­haupt behandelte, und den ich mir erlaubte, Ihnen im Manu­skripte

#Bild S. 138

#Bild S. 139

#Bild S. 140

#SE038-141

vorzulegen. Dieser Umstand ermutigt mich, Ihnen auch die beifolgende Schrift über die Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung zu übersenden.

Wenn sich dieselbe auch an Goethe anschließt, so gestehe ich doch ganz offen, daß ich in erster Linie einen Beitrag zur Erkenntnistheorie und keineswegs einen solchen zur Goetheforschung habe geben wollen. Von Goethes Welt­anschauung waren für mich nicht dessen positive Aufstel­lungen maßgebend, sondern die Tendenz seiner Weltbe­trachtungsweise. Goethes und Schillers wissenschaftliche Darlegungen sind für mich eine Mitte, zu der Anfang und Ende zu suchen ist. Der Anfang: durch Darstellung der prin­zipiellen Grundlage, von der wir uns diese Weltansicht ge­tragen denken müssen; das Ende: durch Auseinanderset­zung der Konsequenzen, die diese Betrachtungsweise für unsere Anschauung über Welt und Leben hat.

Wenn ich Ihnen, hochgeehrter Herr, sage, daß ich einen großen Teil meiner philosophischen Bildung der Beschäfti­gung mit Ihren Schriften verdanke, so werden Sie ermessen, wie sehr es für mich begehrenswert sein muß, für mein eige­nes Denken Ihre Billigung zu finden. Indem ich mich Ihrem Wohlwollen bestens empfehle, bin ich

mit vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

108. AN ?

#G038-1985-SE141 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TX

108. AN ?

#TX

Brunn am Gebirge, 26. November 1886

Hochgeehrter Herr Professor!

Hierdurch erlaube ich mir, Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, meine «Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung» zu übersenden. Es würde mir zur beson­deren Befriedigung gereichen, wenn meine Auseinanderset­zungen

#SE038-142

Ihre Billigung fänden. Ich suchte in dem Schriftchen Anfang und Ende jener philosophischen Ansicht, zu wel­cher Goethes und Schillers wissenschaftliche Leistungen die Mitte bilden. Den Anfang: durch Aufsuchen der Prinzipien, die wir uns jenen Leistungen zugrunde liegend denken müs­sen; das Ende: durch Darlegung der Konsequenzen, die ein völliges Ausgestalten der mit ihnen inaugurierten Weltan­sicht für unsere Auffassung von Natur und Geschichte ha­ben muß. Ich gestehe dabei ganz offen, daß mir viel mehr das Ziel vorschwebte, einen Beitrag zur Erkenntnistheorie als einen solchen zur Goetheforschung zu liefern.

Sollten sich Euer Hochwohlgeboren veranlaßt fühlen, mit ein paar Worten an einem Ihnen geeignet erscheinenden Orte auf die Schrift hinzuweisen, so wäre ich Ihnen dafür sehr dankbar.

Indem ich noch um Entschuldigung bitte wegen der Frei­mütigkeit, mit der ich an Sie herantrete, bin ich mit dem Ausdrucke

vorzüglicher Hochachtung

ganz ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

109. AN KARL JULIUS SCHRÖER

#TX

[Brunn am Gebirge, Dezember 1886?]

Hochverehrter Herr Professor!

Vielen Dank für Ihren lieben Brief. Wenn sich Ihre Ab­sicht verwirklichen ließe und das erste Kapitel in der «Chronik» erschiene, so wäre mir das freilich außerordent­lich erwünscht. Es freut mich außerordentlich, daß Sie, hochverehrter Herr Professor, mit diesem Kapitel so zu­frieden sind.

Für Ihre weiteren Bemerkungen bin ich Ihnen sehr dank­bar. In bezug auf den Stil hatte ich einen sehr schwierigen Standpunkt. Ich fürchte ohnedies gerade bei den Philoso­phen

#SE038-143

dadurch Anstoß zu erregen, daß ich versuche, in der Terminologie populärer zu sein und die philosophischen Wahrheiten in dem sinnlichen Auffassungsvermögen faß­licheren Bildern auszusprechen. Sätze wie mein: «Unser Denken ist der Dolmetsch, der die Gebärden der Erfahrung deutet» wird vielen in einem Buche, das Anspruch darauf macht, philosophisch ernst genommen zu werden, unerhört erscheinen.

Ihnen erregt meine Auseinandersetzung, wie sie sich an Goethes «Wer einsieht, der will auch» [anschließt], Beden­ken. Ich hätte es gerne gesehen, wenn gerade daraus deutlich würde, wie auf dem Gebiete der praktischen Philosophie Goethe und Schiller weit höher stehen als Kant. Ich wollte zeigen, daß es für die Weltanschauung dieser kein Handeln gibt, das nicht aus dem Zentrum des menschlichen Wesens hervorgeht. Wahrhaft unsere Handlungen sind ja doch nur diejenigen, wo wir, den Pflichtbegriff vollkommen beiseite setzend, rein unsere Individualität walten lassen. So wahr es ist, daß der Geist «an der Anschauung der Außenwelt ge­worden und zu seinem Inhalt gelangt ist», so wahr ist es auch, daß er diesen Inhalt nur so gebildet hat, wie es der aus der Tiefe seines Wesens dringenden und sich über sein Tun verbreitenden Tendenz gemäß ist. Ich habe da Goethes Wort im Sinne, welches er im Anschluß an Stiedenroths «Psychologie» ausgesprochen: «Der Entelechie, die nichts aufnimmt, ohne sich's durch eigene Zutat anzueignen, läßt er nicht Gerechtigkeit widerfahren, und mit dem Genie will es auf diesem Wege gar nicht fort; und wenn er das Ideal aus der Erfahrung abzuleiten denkt und sagt, das Kind ideali­siert nicht, so mag man antworten, das Kind zeugt nicht; denn zum Gewahrwerden des Ideellen gehört auch eine Pubertät. »

Was die Trennung der Idee in die drei Formen, Urphäno­men, Typus und Idee im engeren Sinne anbelangt, so glaube ich damit nicht gegen Goethe verstoßen zu haben. Den ein­zigen Ausdruck Idee für alle drei Formen zu gebrauchen,

#SE038-144

erscheint mir deshalb bedenklich, weil dadurch, meiner Empfindung nach, der ganze Gedankengang den Ausdruck des Verschwommenen erhält. Im weiteren Sinne nenne ich ja auch die drei Formen «Idee», wie das ja im Kapitel «Den­ken und Wahrnehmung» ausgesprochen ist. Dann aber muß ich auf die in der Natur der Objekte gelegene Spezialisierung der Idee Rücksicht nehmen, und da scheint es mir darauf anzukommen, deutlich zu machen, wie sich die Idee in den Erscheinungsformen manifestiert. Es ist aber gewiß, daß das am besten so vorzustellen ist. Im Unorganischen erscheint die Mannigfaltigkeit den Sinnen, und das Gesetz geht erst aus der Auffassung des Geistes hervor. Was zufällige Er­scheinung ist, muß so mit den Fäden der Idee durchwoben werden, daß das Mannigfaltige als aus der Einheit hervor­quellend erscheint. Dann haben wir es wohl noch mit einem Phänomen, aber mit einem solchen zu tun, zu dem der Geist die Bedingungen gefunden: Urphänomen. In der organi­schen Welt erscheint die Einheit selbst schon sinnlich-wirk­lich, und eben deshalb darf man hier bei der diskursiven Urteilskraft nicht stehenbleiben, sondern muß zu einer sol­chen fortschreiten, daß die Form zugleich mit dem Inhalt wahrgenommen werden kann. Das Einzelne darf nicht ne­ben dem Ganzen, sondern in und mit demselben real gege­ben erscheinen: Typus. Diese Unterscheidung glaube ich im Wesen der Sache begründet, und Namen müssen wir haben.

[Der Rest des Briefes fehlt.]

#TI

110. AN EDUARD VON HARTMANN

#TX

Brunn am Gebirge, 21. Dezember 1886

Hochgeehrter Herr!

Als ich mir vor einiger Zeit erlaubte, Ihnen den ersten Band meiner Ausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen

#SE038-145

Schriften zu übersenden - demnächst wird auch der zweite erscheinen-, haben Sie mich mit einem ausführlichen Schreiben erfreut. Das ermutigt mich denn auch, Ihnen, hochgeehrter Herr, das beiliegende kleine Schriftchen über Erkenntnistheorie vorzulegen. Obwohl sich an Goethe anschließend, soll dasselbe doch weniger ein Beitrag zur Goetheliteratur als vielmehr ein solcher zur Erkenntnis­theorie sein.

Immer mehr befestigt sich in mir die Überzeugung, daß ich mit meiner Gedankenrichtung ganz im Sinne Ihrer Phi­losophie wirke. Es wird dies in einem eigenen Kapitel des zweiten Bandes meiner Goethearbeit: «Die Goethesche Weltanschauung und die Philosophie Eduard von Hart-manns» sowie in der Vorrede zu demselben von mir darge­legt werden. In dem Schriftchen über Erkenntnistheorie wollte ich die Frage nach dem Zusammenhange von empi­risch Gegebenem und dem darlegen, was Sie konkrete Idee nennen. Ich sehe das Große und Bedeutsame Ihrer Philoso­phie [darin], daß Sie - namentlich in der Geschichtsphiloso­phie - zwei Dinge vereinigen, die immer irrigerweise für unvereinbar gehalten werden: empirische Methode und idealistisches Forschungsresultat. Deshalb muß ich auch unbedingt zugestehen, daß ich Ihren konkreten Idealismus in Geschichte und Ästhetik für die für mich denkbar voll­kommenste Entwicklungsform der Philosophie ansehe.

Ganz im Sinne dieses konkreten Idealismus glaube ich auch meine Unterscheidung der wissenschaftlichen Resul­tate gemacht zu haben: Urphänomen im Unorganischen, Typus im Organischen und konkrete Idee im engeren Sinne in den Geisteswissenschaften. Dadurch wird der Monismus festgehalten, die abstrakte Form desselben aber über­wunden.

Noch mehr als in den inhaltlichen Aufstellungen glaube ich in der Methode in Ihrem Sinne gearbeitet zu haben. Ich habe es durchaus vermieden, in eine hegelisierende Dialektik

#SE038-146

zu verfallen, so sehr ich auch Hegel verehre und seine Philosophie schätze.

Sie haben mir in bezug auf meinen ersten Band der Goetheausgabe vorgeworfen, daß ich den Widerspruch un­gelöst gelassen habe: «Daß die Idee (induktives) Resultat der Erfahrung und doch Prinzip der apriorischen Gestal­tung für den Erkenntnisprozeß sein sollte.» Es würde mir zur besonderen Befriedigung gereichen, wenn Sie, hochge­ehrter Herr, finden würden, daß ich der Lösung dieses Wi­derspruches nun näher gekommen bin.

Zum Schlusse noch eine Bitte. Vielleicht hätten Sie die Güte, irgendwo an einem Ihnen geeignet erscheinenden Orte auf das Schriftchen hinzuweisen. Sie werden mir diese Bitte angesichts der Gestalt, die unsere Zunftphilosophie jetzt angenommen und von der Sie ja selbst ein so treffliches Bild in Ihren «Philosophischen Fragen der Gegenwart» entworfen haben, gewiß verzeihen.

Die Hauptsache ist aber, daß es mir zur innersten Befrie­digung gereichen würde, mit dem Schriftchen Ihre Billigung zu finden. Hiermit sage ich Ihnen für das schon oben er­wähnte ausführliche Schreiben herzlichst Dank und emp­fehle mich Ihrem fernern Wohlwollen

mit vorzüglicher Hochachtung

und in besonderer Verehrung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

111. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Brunn am Gebirge, 28. Dezember 1886

Die herzlichsten Wünsche zum neuen Jahre von seinem

treu ergebenen

Rudolf Steiner

#SE038-147

111 a. Siehe Nachtrag auf Seite 241.

#TI

112. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

Stuttgart, 6. Februar 1887

Sehr geehrter Herr!

Sie haben mich schon einmal in der liebenswürdigsten Weise bei Herausgabe meines kleinen Lexikons durch Übernahme der mine­ralogischen, geologischen und Hüttenwesen-Artikel unterstützt, so daß ich mir auch heute wieder die Bitte erlaube, Sie möchten ein gleiches tun. Mit einer Neuauflage des kleinen Lexikons beschäftigt, bin ich zu der Ansicht gekommen, daß es unerläßlich ist, diese Gebiete etwas ausführlicher zu behandeln, als es bis jetzt geschehen ist. Ich habe zu dem Behuf ein neues Register von Stichwörtern aufgestellt, welches das mir Bekanntgewordene und Wichtig-erscheinende enthält. Es sollen daraus nun allerdings keinerlei Stich­worte gestrichen werden, es sei denn in ganz ausnahmsweisen Fäl­len, wo die absolute Wertlosigkeit der Angabe auf der Hand liegt; dagegen würde ich verbunden sein, wenn Sie mir eventuelle Vor­schläge zu neuen Artikeln machten, die in den Registern nicht enthalten sind und die Ihnen unerläßlich und von Interesse erschei­nen. Über die Bearbeitung brauche ich kaum etwas zu sagen, da Ihnen die Arbeit nicht fremd ist. Ich bemerke allerdings, daß ich nicht wünsche, daß sich die neuen Artikel irgendwie mit den alten decken, sondern als durchweg neue in der Form aufzufassen sind. Die außerordentlich weitgehenden Abkürzungen möchte ich dabei vermieden sehen und nur solche anwenden, die ohne weitere Erklä­rung verständlich sind, also: und = u., ferner die Endungen lich, lung, nung etc., kurz das, was eben auch sonst üblich und ge­bräuchlich ist. Was biographische Artikel anlangt, die allerdings sehr wenige sind, so bitte ich, denjenigen Vornamen, welcher der Rufname ist, zu unterstreichen, damit ich später bei der alphabeti­schen Einordnung der biographischen Artikel der verschiedenen Gebiete mich bestimmt nach den unterstrichenen Namen richten kann. Was antiqua zu setzen ist, bitte ich auch antiqua zu schreiben, sonst alles deutsch. Sehr bitte ich, darauf zu achten, daß die Fassung der Artikel nicht zu wissenschaftlich wird, sondern für jeden

#SE038-148

Durchschnittsleser eine verständliche ist. Es wären deshalb auch in den Erläuterungen selbst solche Wendungen und Worte zu vermei­den, welche eine besondere Fachbildung voraussetzen. Ich glaube, daß durch die Verminderung des Abkürzungsverfahrens auch die Arbeit sich wesentlich erleichtert, ganz abgesehen davon, daß die­selbe überhaupt zum zweiten Male schwerlich dieselbe Mühe ma­chen wird. In Anbetracht der vermehrten Artikelzahl erlaube ich mir den Vorschlag zu machen, das Honorar, welches Sie das erste Mal empfingen, zu verdoppeln. Es beträgt somit diesmal 60 Mark. Ist dasselbe auch noch keine nennenswerte Summe, so hoffe ich doch, daß Sie mich auch diesmal nicht im Stiche lassen, sondern mich freundlichst unterstützen. Bei der Billigkeit des Buches ist es eben nicht möglich, mehr zu bezahlen. Ich sende Ihnen heute in der Anlage die ersten Register und werden die weiteren regelmäßig und rasch folgen. Das Manuskript ist so anzulegen, daß jeder Arti­kel auf ein einzelnes Blatt kommt, zu welchem Behufe ich Ihnen eine Partie solcher Blätter mitfolgen lasse. - Vollendet sollte das Manuskript sein bis spätestens zum 1. April (wenn ich es früher erhalten kann, um so besser). Die Ablieferung sollte vielleicht in 2 Raten erfolgen, so daß ich den ersten Teil etwa am 1. März, den Rest am 1. April erhielte. Wegen Beigabe etwaiger einfacher erläu­ternder Illustrationen bitte ich mir Vorschläge zu machen. - Wahr­scheinlich werde ich, um die allzugroße Dicke des Buches zu ver­meiden, das Format des Lexikons etwas vergrößern, so daß 38 Buchstaben auf die Zeile gehen, was für die Umfangsberech­nung jedenfalls von Wert und Wichtigkeit ist. Der Umfang, den die Artikel höchstens haben dürfen, ist in den Registern wieder in Zei­len angegeben, die also je 38 Buchstaben umfassen.

Schließlich bitte ich noch, die Angelegenheit als eine durchaus vertrauliche zu behandeln und werde mich sehr freuen, recht bald Nachricht von Ihnen zu empfangen.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-149

#TI

113. AN EINEN FREUND

Wien, 18. Februar 1887

Lieber Freund!

Vorerst herzlichsten Dank für Deine lieben Zeilen. Du bist offenbar doch nicht so ganz richtig über meine Lage unterrichtet. Meine gesundheitlichen Verhältnisse sind ja allerdings nicht die besten, doch sind sie eben seit einigen Tagen auf dem Wege, besser zu werden. Ich befinde mich ja unter Leuten, die mir in solcher Liebe zugetan sind, daß in bezug darauf alle Wünsche überboten werden. Und wenn anfangs - wie Du ja auch aus der Vöslauer Zeit weißt -kleine Differenzen bestanden, so ist schon lange nicht mehr davon die Rede. Es wird mir von dieser Seite viel mehr zuteil, als ich eigentlich verdiene, und ich verdanke meine Gesundung nicht mir, sondern diesen ganz außerordentlich lieben Menschen. Die Frau des Hauses gehört zu den be­sten Frauen, die ich überhaupt je kennengelernt habe. Du brauchst Dir also mein Sein nicht gerade als herabwürdigen-des Frondienstleisten vorzustellen. Was meine sonstigen Verhältnisse anbelangt, so ist ja da allerdings viel zu wün­schen übrig. Aus alledem wirst Du also ersehen, daß es mit denjenigen Verhältnissen, die sich etwa durch Deinen Vor­schlag ändern könnten, nicht so schlimm steht. Alles andere kann aber durch Deine Liebenswürdigkeit keine Änderung erfahren. Daß ich gerade jetzt kein Geld habe und eins brauchte, kann nicht eben anders werden. Mir tut jetzt nur eines leid, daß ich durch eben diesen Umstand unsern Scho­ber in eine schlimme Lage versetzt habe und fortwährend versetze. Wenn Du ihm helfen kannst, so tue es unentwegt. Mich kränkt es, daß er in Apostrophen an Dritte mich sogar gewissenlos schilt. Doch, was macht nicht ein Mensch in der Aufregung! Willst Du ihm helfen, so hast Du mir zugleich damit geholfen. Ich weiß nicht, ob Du seine Lage kennst; jedenfalls ist ihm mit allem geholfen. Gib ihm ,0 fl. und denke Dir, Du hast sie mir gegeben, und ich zahle sie Dir

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dann bei nächster Möglichkeit. Wenn Du mir in den näch­sten Tagen schreibst, adressiere mir: Rudolf Steiner, Café Griensteidl, Herrengasse 3, Wien. Schreibe mir jedenfalls, wenn Du es weißt, wie es mit Schober steht.

Dein unveränderlicher

Rudolf Steiner

#TI

114. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 30. März 1887

Verehrter Herr!

Bis jetzt habe ich noch keinerlei Nachricht bezüglich der Artikel für mein kleines Lexikon erhalten, und es würde mir sehr ange­nehm sein, etwas über den Stand der Sache zu erfahren. Aber noch etwas anderes veranlaßt mich, Ihnen heute zu schreiben: Ich würde mich sehr freuen, Ihrem Namen auch in «Vom Fels zum Meer» zu begegnen und geben Ihnen vielleicht die beifolgenden Illustratio­nen über Versteinerungen dazu Anlaß. Wollten Sie mir nicht viel­leicht zu denselben einen Artikel von 4-5 Seiten schreiben in anzie­hender, populärer und dem großen Publikum verständlicher Form? Sie würden mich dadurch sehr verbinden. Die Illustrationen bitte ich mit dem Artikel zurück und in letzterem die Stellen zu bezeichnen, wohin die Illustrationen gehören.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

115. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 21. April 1887

Verehrtester Herr!

Sie sehen mich in der denkbar größten Verlegenheit, sowohl in betreff der National-Literatur als wegen der Lexikon-Artikel, die ich Ihnen sandte und bei denen ich Ihr Einverständnis voraussetzen mußte, da Sie mir, nachdem ich Ihnen am 7. Februar bereits zum

#SE038-151

ersten Mal geschrieben habe, keinerlei Mitteilung machten, so daß es jetzt ja ganz ausgeschlossen ist, überhaupt noch jemand für die Arbeit zu finden. Ich ersuche Sie nun sowohl die Arbeit für die National-Literatur nach Kräften zu beschleunigen und mir zum Lexikon wenigstens die ersten Buchstaben zu senden. Mit der sichern Erwartung, meine Bitte erfüllt zu sehen,

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Kürschner

#TI

116. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 23. April 1887

Hochgeehrter Herr Professor!

Leider war ich in den letzten Wochen durch meine Er­krankung zu jeder Arbeit unfähig und ich bin nun sehr beunruhigt über die Verlegenheit, die ich Ihnen bereitet habe. Sie können aber mit Sicherheit darauf rechnen, daß ich jetzt, wo ich wieder halb und halb hergestellt bin, alles in raschester Weise erledige. Die ersten Buchstaben des Lexi­kons erhalten Sie nun unverzüglich; die bei mir liegenden Bogen der National-Literatur so, daß jedenfalls alles, was ich jetzt hier habe, mit Ende der Woche, wenn nicht früher, in Ihren Händen ist. Verzeihen Sie diese mir wirklich recht unliebsame Verzögerung und rechnen Sie darauf, daß ich mein möglichstes tue. Für die Einladung zur Mitarbeiter-schaft für «Vom Fels zum Meer» danke ich bestens, sowie für die übersendeten Abbildungen. Ich werde den von Ihnen dazu gewünschten Artikel jedenfalls innerhalb der nächsten drei Wochen liefern.

Ich bitte nochmals um Entschuldigung und bin

Ihr ganz ergebener

Rudolf Steiner

Beiliegend erhalten Sie meine Photographie nach einer Aufnahme vor meiner Erkrankung.

#SE038-152

#TI

117. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 26. April 1887

Sehr geehrter Herr!

Mit großem Bedauern habe ich gehört, daß Sie nicht wohl gewe­sen sind und wünsche, daß diese Zeilen Sie wieder gesund antref­fen. Mit Ihren Zusagen bin ich durchaus einverstanden und sehe dem Betreffenden zu den angegebenen Terminen entgegen. Emp­fangen Sie gleichzeitig den allerherzlichsten Dank für die Übersen­dung Ihrer Photographie, die mir eine liebe Erinnerung an den vielleicht jüngsten, aber jedenfalls auch mit eigenartigsten Mitarbeiter der National-Literatur sein wird.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

118. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

24. Mai 1887

Hochgeehrter Herr Professor!

Anbei endlich die Einleitung. Ich rechne mit Bestimmt­heit darauf, daß der Rest des Textes noch heute abgeht. Seite 54-74 der Einleitung ist noch nicht abgedruckt, des-halb rekomm [andiere] ich die Sendung.

Mit ausgezeichneter Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

#SE038-153

#TI

119. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Postkarte]

#TX

Durch Expreßboten zu bestellen [Wien, 5. Juni 1887]

Hochgeehrter Herr Professor!

Durch ein mir unbegreifliches Versehen habe ich in mei­ner Korrektur S.189, Anm. zu 6 f. unter dem Schlagwort Solideszenz eine falsche Anmerkung gesetzt. Bitte recht sehr gefälligst darauf Rücksicht zu nehmen, daß es richtig heißen soll:

189, 6 f. Solideszenz = Verdichten, Zusammenziehen eines Weichen oder Flüssigen zu einem Festen, eines Losen zu einem Zusammenhängenden.

Mit besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

120. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 19. Juni 1887

Hochgeehrter Herr Professor!

Die Artikel zum kl. Lexikon sind, Ihrer Aufforderung gemäß, am 20. bis inkl. N in Ihrer Hand. Das Weitere bis Mittwoch, den 22. Ich wollte das erste jetzt abschicken, bin jedoch durch einen unliebsamen Zufall verhindert, was die Sache aber nur um einen halben Tag verzögert. Um Korrek­tur der Artikel möchte ich sehr bitten.

Die Lesart 329, 17: herankam ist richtig. Dieses heran­kam bezieht sich auf [die] Sonne in Sonnenaufgang (Z. 16) bei freilich ganz falscher Satzkonstruktion.

In treuer Anhänglichkeit

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-154

#TI

121. AN EDUARD VON HARTMANN

#TX

Brunn am Gebirge, 9. Juni 1887

Hochgeschätzter Herr!

Die Liebenswürdigkeit, mit der Sie meine Arbeiten bisher aufgenommen haben, ermutigt mich, Ihnen Beifolgendes vertrauensvoll vorzulegen. Welche Bedeutung Ihre Weltan­sicht für mich hat, welche gewaltige Wirkung sie auf mich ausübte, habe ich Ihnen schon gesagt. Ich habe nun in der Einleitung zum zweiten Bande meines Goethewerkes die philosophischen Konsequenzen, die ich aus Goethes Welt­anschauung gezogen habe, mit Ihrer Philosophie verglichen und übersende Ihnen hiermit die Korrektur. Verzeihen Sie, wenn ich Sie bitte, mir nur mit ein paar Worten zu sagen, wie Sie darüber denken. Sie würden mir damit eine große Freude bereiten, und ich wäre Ihnen sehr dankbar. Um die Rücksendung der Korrektur bitte ich recht sehr.

In aufrichtiger Verehrung

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

#TI

122. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Brunn am Gebirge, 3. Juli 1887

Hochgeehrter Herr Professor!

Aus Ihrer Karte vom 30. ersehe ich, daß ein Teil der Kor­rektur der Einleitung zum zweiten Goetheband verloren gegangen ist, denn ich habe die Fahnen 20-3 1 längst abge­schickt (samt Manuskript). Es bleibt mir nun nichts übrig, als diese zweiten aus dem zweiten Exemplar der Korrektur noch einmal und zwar direkt an Teubner zu senden. Das Verlangte erhalten Sie umgehend.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-155

#TI

123. GIDEON SPICKER AN RUDOLF STEJNER

#TX

Münster, 4. August 1887

Sehr geehrter Herr Doktor!

Sie werden wohl kaum mehr einen Brief von mir erwarten und mich einer unverzeihlichen Ungezogenheit bezichtigen, daß ich nicht einmal für Ihre freundliche Zusendung ein Wort des Dankes ausgesprochen habe. Ich nehme diese Vorwürfe als durchaus ver­dient hin und kann mich nur einigermaßen damit entschuldigen, daß ich schon an Ostern vorhatte, eine Reise nach Wien zu machen und mich persönlich mit Ihnen über Goethes Erkenntnistheorie auszusprechen. Da es sich nicht schicken wollte, die Reise durch­zuführen, so vertröstete ich mich auf diese Ferien. Aber Familien-angelegenheiten ziehen mich in die Heimat (Reichenau, Bodensee), so daß aus meinem Plan wieder nichts wird.

Daß ich Ihrem Wunsche, die Arbeit zu besprechen, nicht nach-kam, hat seinen Grund darin 1. weil ich selbst mit einer größern Arbeit oder vielmehr leider mit zweien so beschäftigt bin, daß ich wenigstens mit der einen in diesem Herbst fertig zu werden hoffe; 2. weil ich nicht ganz mit Ihrer Auffassung übereinstimme und das nicht öffentlich aussprechen wollte.

Ich halte nämlich dafür, daß Goethe von der gegenwärtigen Mo­dekrankheit der Erkenntnistheorie noch gar nicht angesteckt war, daß er von seinem intuitiv pantheistischen Standpunkt aus dafür gar kein Verständnis hatte, wie aus verschiedenen Äußerungen und aus seiner ganzen Art, die Natur und das Leben zu betrachten, hervorgeht. Abgesehen hiervon ist Ihre Arbeit sehr klar, fließend und überzeugend. Ich dachte selbst schon lange daran, Goethes Philo sophie einmal zu behandeln. Ich würde sie aber aus dem Mit­telpunkt seines ganzen Wesens heraus zu konstruieren suchen. Dazu aber gehört eine so genaue Kenntnis aller seiner Werke, na­mentlich der naturwissenschaftlichen nebst der einschlägigen Lite­ratur, daß ich einstweilen davor zurückschrecke. Ich halte diesen universellen Geist für die höchste Kulturblüte der neuesten Zeit, für einen viel tiefern Denker als Schiller und für einen ungleich größeren Dichter. Ich sehe mit Scheu und Bewunderung an diesem Riesen hinauf und freue mich, wenn andere diese schwierige Auf­gabe zu lösen unternehmen. Die Schwierigkeit sehe ich vor allem darin, daß ein volles Bild nur aus der Totalität seines Wesens zu

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gewinnen ist. Bei Schiller und Lessing verhält es sich ganz anders. Bei dem einen ist die philosophische Seite von der kritischen, bei dem andern von der poetischen in gewisser Beziehung zu trennen. Bei Goethe muß das Ganze zusammengenommen werden und da gerät man leicht auf Abwege. Es ist aber jedenfalls eine höchst dankenswerte Aufgabe, die zwar Jahre in Anspruch nimmt, die ich aber an Ihrer Stelle, da Sie bereits den Anfang gemacht haben, nicht mehr aus dem Auge ließe, da jedenfalls nicht viele sind, die sich mit dieser Aufgabe beschäftigen werden oder beschäftigen können.

Indem ich also nochmals für mein langes Säumnis dringend um Verzeihung bitte und Ihnen ermunternd ein herzhaftes « Glück auf!» zurufe, grüßt Sie mit Hochachtung

Ihr ergebener

Gideon Spicker

#TI

124. AN EDUARD VON HARTMANN

#TX

Brunn am Gebirge [, Herbst 1887]

Hochgeehrter Herr!

Hierdurch sage ich Ihnen meinen besten Dank für die Liebenswürdigkeit, mit der Sie mir Ihre Ratschläge in bezug auf den Ihre philosophische Weltanschauung behandelnden Teil meines zweiten Goethebandes gaben. Ich erlaube mir nun, Ihnen das abgeschlossene Buch zu überreichen, und es würde mir eine besondere Freude machen, wenn Sie diese Ihre Ratschläge in entsprechender Weise verwertet fänden. In der Vorrede Seite V finden Sie noch eine auf Ihre Philo­sophie bezügliche Stelle, die ich Ihnen in der Korrektur noch nicht vorgelegt habe. Ich kann Ihnen nur die Versicherung geben, daß ich auf Ihr Urteil über meine Einleitung sehr gespannt bin.

Gleichzeitig danke ich Ihnen für die freundliche Übersen­dung Ihrer «Geschichte der Ästhetik», die mir eine außeror­dentliche Freude gemacht hat. Die Art, wie Sie Kant zum

#SE038-157

Ausgangspunkte machen und auf die späteren Richtungen von ihm übergehen, erscheint mir vortrefflich. Eine beson­dere Befriedigung aber gewähren mir Ihre Ausführungen über den konkreten Idealismus. Ich meine hiermit insbeson­dere die Kapitel über Hegel, Trahndorff und Deutinger, die ich gelesen und wieder gelesen habe. Trahndorffs «Ästhe­tik» würde ich gern selbst lesen; nur scheint mir, sie sei heute schwer zu verschaffen. Vollkommen Ihrer Ansicht bin ich auch mit dem, was Sie über Friedrich Theodor Vi­scher sagen. Mir ist die Person dieses Mannes außergewöhn­lich sympathisch, und ich verehre ihn ob seines übrigen Wir-kens sehr; aber gerade von seiner «Ästhetik» habe ich nie begreifen können, wie sie zu solchem Ansehen gelangt ist. Ich finde gerade die übelsten Eigenschaften der Hegelschen Dialektik in dieser Vischerschen Arbeit noch gesteigert.

Sehr zweckmäßig finde ich die ganze Anordnung Ihres Buches: die metaphysische Begründung der Ästhetik bei den einzelnen Philosophen voran und dann die historische Entwicklung der ästhetischen Spezialprobleme. Was ich aber gerne ausführlicher behandelt gesehen hätte, sind die ästhetischen Arbeiten Schillers. Mir erscheinen für den heu­tigen Systematiker der Ästhetik Schillers Grundgedanken sogar als bedeutendere Vorarbeit als die Kantschen. Auch, glaube ich, berühren sich Schillers Anschauungen über das Schöne mit den Trahndorffschen. Doch kenne ich die letzte­ren nur aus Ihrer Abhandlung und würde gerade deshalb so gerne Trahndorff selbst lesen. Rückhaltlos stimme ich zu, wenn Sie sagen, Schiller habe das Zeug gehabt, der größte Ästhetiker seines Jahrhunderts zu werden, und gewiß ist es auch, daß die Kantsche Philosophie ebensosehr hemmend wie fördernd auf ihn eingewirkt hat. Schillers subjektive Definition des Schönen: «In der Überwindung des Stoffes durch die Form besteht das wahre Kunstgeheimnis des Mei­sters» gäbe ins Objektive übertragen meiner Meinung nach einen weit befriedigenderen Ausgangspunkt für die Ästhetik als ihn die Hegelsche Schule je zu geben vermochte.

#SE038-158

Zum Schlusse möchte ich Ihnen nur noch sagen, daß ich mit wahrer Sehnsucht auf Ihre systematische Bearbeitung der Ästhetik warte. Schenken Sie sie doch recht bald der Öffentlichkeit.

In aufrichtiger Verehrung

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

#TI

125. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 18. Oktober 1887

Hochgeehrter Herr!

Gestatten Sie mir, an Sie hierdurch eine vertrauliche Anfrage zu richten, durch deren möglichst baldige Beantwortung Sie mich zu besonderem Danke verpflichten würden.

Ich habe seit langer Zeit die nötigen Vorbereitungen getroffen, das Pierersche Konversationslexikon, welches immer noch durch seine Reichhaltigkeit und die Menge des verarbeiteten Stoffes eine markante Stellung unter den lexikalischen Werken der Gegenwart einnimmt, den gegenwärtigen Verhältnissen entsprechend neu her­auszugeben.

Unter anderm benötige ich noch eines Bearbeiters des Faches

Naturwissenschaften

und zwar Mineralogie und Geologie,

und würde mich sehr freuen, wenn Sie geneigt wären, dasselbe zu übernehmen. Ich möchte Sie gleich bei Beginn dieser Beziehungen bitten, mir zu sagen, ob Sie etwa nur Teile des Gebietes überneh­men könnten oder in der Lage wären, dasselbe vollständig zu bear­beiten, was mir natürlich am erwünschtesten wäre. Sollten Sie übri­gens Wünsche haben bezüglich der Bearbeitung von Artikeln aus andern Gebieten, so würde ich gewiß Ihnen dieselben übertragen, wenn sich das irgendwie mit den Abmachungen mit bereits gewon­nenen Bearbeitern vereinigen läßt.

Im Falle Ihres Einverständnisses würde ich Ihnen sofort die er­sten Ausschnitte aus der 6. Auflage zusenden mit den eingehenden

#SE038-159

Angaben über diejenigen Prinzipien, welche ich im Interesse des Werkes anzunehmen veranlaßt war. Ich bemerke gleich zum vor­aus, daß das Honorar pro Bogen von 16 Seiten Lex. Oktav 100 M. beträgt, daß aber auch die Arbeit insofern einer ganz neuen nicht gleich zu achten ist, als mehr als 4/5 aller Artikel nur einer Durch­sicht und eventueller Ergänzung bedürfen werden.

Mit der Bitte, mir recht bald Ihre gefällige Meinungsäußerung kundzugeben und der wiederholten Bitte, die Sache jedermann gegenüber als vertraulich zu betrachten, bin ich

in ausgezeichneter Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

126. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Brunn am Gebirge,] 24. Oktober 1887

Hochgeschätzter Herr Professor!

Auf Ihren liebenswürdigen Brief vom 18. d. M. erlaube ich mir Ihnen zu erwidern, daß ich sehr gerne bereit bin, an dem Piererschen Konversationslexikon mitzuarbeiten. Und zwar kann ich alle Artikel, die unter die auf beiligendem Blatte bezeichneten Schlagworte fallen, übernehmen. In be­zug auf Ihre Anfrage, ob ich Wünsche bezüglich der Bear­beitung von Artikeln aus andern Gebieten habe, möchte ich mir erlauben Ihnen zu sagen, daß es mir sehr lieb wäre, wenn Sie mir alles auf Naturwissenschaft Bezügliche (na­mentlich aber hätte ich gerne das allgemein Naturphiloso­phische), soweit Sie es noch frei haben, übertrügen. Wenn Sie sich um das philosophische Gebiet selbst noch nicht um­gesehen haben, so wäre ich Ihnen besonders verbunden, wenn Sie mir darauf Bezügliches zur Bearbeitung über-trügen.

Ich bitte Sie nun, mir die betreffenden Ausschnitte und Erläuterungen über die Prinzipien recht bald zu übersenden,

#SE038-160

da es mir sehr erwünscht wäre, wenn ich sogleich an die Arbeit gehen könnte.

Ihrer Antwort entgegensehend bin ich

wie stets mit besonderer Hochschätzung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

127. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 25. Oktober 1887

Verehrter Herr!

Verbindlichen Dank für Ihre freundliche Zusage. Ich habe die sämtlichen von Ihnen genannten Gebiete für Sie notiert. Um was Sie sonst noch bitten, ist leider schon anderweitig vergeben, doch kann ich Ihnen noch das Allgemeine der Naturwissenschaft zuwei­sen und hoffe, daß Sie diese Arbeit gern übernehmen werden.

Schon zum voraus muß ich Sie indessen darauf aufmerksam ma­chen, daß unter allen Umständen die pünktlichste Einhaltung der Lieferungstermine notwendig ist, da Verzögerungen wie beim klei­nen Lexikon im vorliegenden Fall, wo es sich um eine Lieferungs-ausgabe handelt, gänzlich ausgeschlossen bleiben mussen.

Ich möchte, um auch das gleich zu bemerken, zur Erläuterung Ihres Textes eine Tafel mit Darstellungen verschiedener Formatio­nen Ihres Gebietes ausführen lassen und habe mir dazu vorge­merkt: Diamanten, silurische und devonische Formation, Stein-kohlen- und Dyas[formation], Muschelkalk- und Juraformation, Kreide- und Tertiärformation, Diluvium.

Vielleicht haben Sie die Güte und sagen mir darüber nicht nur Ihre Meinung, sondern nennen mir auch gleich Quellen, nach de­nen diese Tafel am besten und dem neuesten Stand entsprechend auszuführen wäre.

In der Hoffnung, bald von Ihnen zu hören, bin ich

in vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#SE038-161

#TI

128. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

[Wien,] 14. November 1887

Verehrtester Herr Lemmermayer!

Brandstetter hat für Mittwoch abends zugesagt. Ich werde also die Herren an diesem Tage um 1/2 9 in dem Gasthaus zur

Pfeife aufsuchen.

Mit herzlichem Gruße

Rudolf Steiner

#TI

129. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

[Wien, 1. Dezember 1887]

Lieber Lemmermayer!

Leider bin ich heute abends verhindert, Dich aufzusu­chen. Wenn nicht früher, so sehen wir uns wohl Samstag in Währing. *

Herzlich grüßend

* bei Prof. Lau renz Müllner Rudolf Steiner

#TI

130. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 8. Dezember 1887

Sehr geehrter Herr!

Die sehr vorgeschrittene Zeit veranlaßt mich, Sie auf das drin­gen dste um weiteres Manuskript zu Pierer zu bitten, da ich andern­falls in die peinlichste Verlegenheit gerate.

Desgleichen ersuche ich Sie, mir möglichst umgehend mit Vorschlägen bzw. Quellennachweisen für Illustrationen zu den 4 Tafeln an die Hand zu gehen, welche für Ihr Gebiet vorgesehen sind; dieselben sollen zur Anschauung bringen

1. Brückenbau,

2. Eisenbahnbau,

3. Straßenbau und

4. Wasserbau.

#SE038-162

Bezüglich der Größe der Tafeln verweise ich Sie auf das bei-folgende Passepartout.

Ich gebe mich der Hoffnung hin, daß Sie den Umständen Rech­nung tragen und mich durch umgehende Zusendung des oben Gewünschten erfreuen werden.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

131. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien [, Mitte Dezember 1887]

Hochgeehrter Herr Professor!

In dem auf das Pierersche Lexikon sich beziehenden Brief, in dem Sie den Wunsch nach den auf meine Abteilung entfal­lenden Illustrationen aussprechen, scheint sich ein Irrtum eingeschlichen zu haben. Sie verlangen nämlich daselbst Illustrationen zu den Abteilungen Straßen- und Wasser-, Brücken- und Eisenbahnbaú. Da nun das nicht die von mir [zu] bearbeitenden Kapitel sind, so bitte ich Sie hiermit, mir nochmals Ihre Wünsche in bezug auf die Abbildungen gü­tigst bekannt geben zu wollen. Da ich mich bereits umgese­hen habe, so handelt es sich ja nur mehr darum, daß ich mich uberzeuge, ob das von mir in Aussicht Genommene in den vorgeschriebenen Rahmen paßt.

Fortsetzungen der Korrektur habe ich in den letzten Tagen nicht erhalten; bitte mir, wenn möglich, dieselben zu schik­ken. Sie sollen Sie umgehend zurückerhalten.

Für die nächsten Wochen bitte ich mir zu adressieren: Wien IX., Kolingasse 19, Mezzanin. Es wird dadurch eine wesentliche Beschleunigung erzielt.

Fortsetzung des Manuskripts sende ich schon in den näch­sten Tagen.

Immer in gleicher Hochschätzung

Ihr

Rudolf Steiner

#SE038-163

#TI

132. AN EDUARD VON HARTMANN

#TX

Wien, Sylvesterabend 1887

Hochgeehrter Herr!

Durch einen unglückseligen Zufall kommt Ihre freundli­che Sendung erst heute in meine Hände; ich sage Ihnen vor­läufig meinen herzlichsten Dank. Das Buch, auf das ich so gespannt war, wird jetzt natürlich meine erste Lektüre sein, und ich werde mir, nachdem ich es gelesen, erlauben, Ihnen wieder zu schreiben. Da Sie mich aber schon jetzt berechtig­terweise für sehr unartig halten könnten, so mögen diese Zeilen einem ausführlicheren Briefe vorausgehen.

Zugleich bemerke ich, daß mein Exemplar die Widmung trägt: Herrn 3>rofessor Dr. A. Dorner. Da dies offenbar nur auf einem Versehen bei der Kuvertierung beruht, so habe ich mir erlaubt, das Exemplar ohne Bedenken aufzuschnei­den.

Mit den besten Wünschen fürs kommende Jahr, nament­lich auch für Ihre Gesundheit,

mit besonderer Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

133. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 27. Januar 1888]

Liebster Lemmermayer!

Es ist mir sehr leid, den gestrigen Abend haben versäumen zu müssen, und ich bitte Dich hiermit um Entschuldigung. Jedenfalls suche ich Dich morgen vormittag für eine Viertel­ stunde auf.

Mit besten Grüßen

Rudolf Steiner

#SE038-164

#TI

134. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Verehrter Herr! [Stuttgart,] 30. Januar 1888

Hier die erste Lieferung des neuen Lexikons, das ebenso wie die National-Literatur das Vergnügen und die Ehre hat, Sie zu Ihrem Mitarbeiter zu zählen. Seien Sie demselben, bitte, auch ein freund­licher Beurteiler und geben Sie ihm ein Geleitwort, etwa in der «Deutschen Zeitung» oder sonstwo mit auf den Weg. Je früher dies geschieht, um so mehr verbinden Sie mich, da mir daran liegt, so bald als möglich eine Besprechung zu erhalten.

. . . [hier fehlt eine Seite]

war, von dem ich Ihnen in meinen Neujahrszeilen schrieb. Ich brau­che Ihnen nicht zu sagen, wie außerordentlich dankbar ich Ihnen wäre, wenn Sie in der «Deutschen Rundschau» dem schwierigen Werk ein freundliches Wort mit auf den Weg geben wollten, was um so erwünschter wäre, je früher es zum Abdruck käme.

Der Gedanke, ein Lexikon zu schaffen, welches an Zahl der Artikel alle andern übertrifft, dabei im Preise fast um die Hälfte hinter jenen zurückbleibt, hatte für mich so viel Verlockendes, daß ich jedes Hindernis überwand.

Mein Bestreben: dem Werke einen originellen und eigenartigen Charakter zu geben, führte mich auf die Idee: das Konversationsle­zikon auch nach der Seite der Sprachen hin, die bisher stets überse­hen worden sind, zu vervollständigen, indem ich das Konversa­tions-Lexikon mit einem Universal-Sprachen-Lexikon verband, was weder in der deutschen Literatur, noch in der Literatur über­haupt dagewesen ist. Erst damit ist das oft zitierte Wort vom Kon­versationslexikon, «daß es eine ganze Bibliothek ersetze», buch­stäblich wahr geworden, und ich würde mich freuen, wenn Kritik und Publikum meiner Idee, auch wenn vielleicht die Ausführung hier und da Spuren des ersten Versuchs an sich tragen sollte, Aner­kennung und Zustimmung nicht versagen wollten.

Senden Sie mir dann, bitte, den Beleg gleich ein, damit ich Sorge tragen kann, daß Ihnen die folgenden Lieferungen regelmäßig zu­gehen. Ich spreche Ihnen im voraus für Ihre Freundlichkeit meinen besten Dank aus und sehe Ihrem Urteil mit höchstem Interesse

entgegen.

Mit hochachtungsvoller Begrüßung

Ihr kollegialisch ergebener

Kürschner

#SE038-165

#TI

135. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

[Postkarte] Stuttgart, 3. April 1888

Sehr geehrter Herr!

Verbindlichen Dank für die gesandten Artikel. Leider fehlen aber noch sehr viele und ich muß Sie dringendst ersuchen, mir dieselben möglichst umgehend zu übersenden, da ich durch diese späte Einsendung ernstlich in Verlegenheit komme.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

136. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 14. April 1888]

Lieber Lemmermayer!

Wollte heute abends zu Dir kommen, kann aber nun nicht und sende Dir daher per Karte herzlichsten Gruß. Grüße auch den lieben Mertens, wenn er zu Dir kommt, und Hans. Deinen vortrefflichen Artikel über die «Wiener vom Grund» habe ich soeben mit außerordentlicher Freude gelesen.

Dein


Rudolf Steiner

#TI

137. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

#TX

Stuttgart, 23. April 1888

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für die eingegangenen Artikel, die übrigens alle so spät kommen, daß ich sie nur teilweise berücksichtigen kann. Ich möchte Sie dringendst bitten, in der Zukunft mit der Rücksendung pünktlicher zu sein, da das Einfügen der Nachträge stets mit Schwierigkeiten verknüpft ist.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#SE038-166

#TI

138. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 29. April 1888]

Lieber Fritz!

Hiermit sage ich Dir für Deinen lieben Brief herzlichst Dank. Mir fehlt sonst gar nichts weiter, als daß ich einen wahrhaft grausamen Kopfschmerz habe, der mir das Spre­chen und Herumgehen unleidlich macht. Ist es morgen vor­mittag besser, so komme ich zu Dir hinauf. Doch lasse Dich ja von nichts abhalten, wenn Du etwas vorhast.

Dein

Rudolf Steiner

#TI

139. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 14. Mai 1888

Rest von A geht heute ab. Bitte mir adressieren: Wien IX., Kolingasse 19, Mezzanin.

Rudolf Steiner

#TI

140. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

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Sehr geehrter Herr! [Stuttgart,] 31. Mai 1888

Im Begriff die Arbeiten zur Neuauflage meines kleinen Lexikons wieder aufzunehmen, finde ich, daß die von Ihnen übernommenen Gebiete Bergbau & Hüttenwesen u.

Mineralogie

immer noch inkomplett sind, indem von ersterem nur die Artikel von A-G, von letzterem von A-F vorliegen. Ich bitte Sie hierdurch dringendst, mir den Rest dieser Artikel, zu denen Ihnen die betr. Register bereits unterm 9.2. 1887 zugingen, in tunlichster Bälde zu übersenden.

Der sicheren Erfüllung meiner Bitte entgegensehend,

Ihr hochachtungsvollst ergebener

Kürschner

#SE038-167

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141. AN MARIE HERZFELD

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[Wien, 9. Juni 1888]

Verehrtes Fräulein!

Dürfte ich Sie bitten, mir umgehend Nachricht zukom­men zu lassen, ob Ihnen über eine früher gedruckte Überset­zung Ihrer «Vagabundenweisheit» nichts bekannt ist.

Für die «Deutsche Wochenschrift»

Rudolf Steiner

Da heute nachmittags die Redaktion geschlossen ist, so bitte ich recht sehr, mir Ihre Auskunft brieflich Rudolf Steiner, IX., Kolingasse 19, zu adressieren.

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142. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

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Wien, 5. Juli 1888

Sende verlangtes Manuskript umgehend.

Steiner

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143. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 6. Juli 1888]

Lieber Fritz!

Da ich heute dringend verhindert bin, so muß leider unser Abend wieder unterbleiben.

Mit herzlichsten Grüßen

Dein

Rudolf Steiner

#SE038-168

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144. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 9. Juli 1888

Verlangtes Manuskript Expreßbrief eben abgesendet.

Steiner

#TI

145. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

[Wien?, 14. Juli 1888]

Lieber Fritz!

Die gestrige Konfiskation der Wochenschrift machte mir so viele Laufereien, daß ich vorderhand todmüde bin; ich muß Dich also auf diesem Wege bitten, Christel und Mer­tens, den ich auch verständige, bei Dir um 3/4 7 zu erwarten; wir wollen dann gemeinschaftlich zum Rendez-vous mit Fercher abmarschieren.

Dein

Rudolf Steiner

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146. AN RADEGUNDE FEHR

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Wien, 15. Juli 1888

Sehr geehrtes Fräulein!

Gestatten Sie, daß ich dem Gruße, den ich mir erlaubte Ihnen zu Ihrem Namensfeste zu senden, diese Zeilen anfüge. Könnte ich doch wahrhaftig die tief-freundschaftlichen Empfindungen, die ich für Sie hege, in ein Wort zusam­menschließen und es Ihnen senden! Denn ich möchte Ihnen so recht sagen, wie sehr Sie Unrecht hatten, da Sie aus einer Unregelmäßigkeit in der Zusendung der Wochenschrift den Schluß zogen: «wie schnell doch alles auf mich vergißt». Diese Worte haben mich recht sehr geschmerzt, denn das Gefühl, von dem ich sprach, ist unauslöschlich.

#Bild S. 169

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#SE038-173

Gern hätte ich ja jeder Sendung der Wochenschrift eine Karte beigeschlossen, um Ihnen zu sagen, was von mir ist, da ja nicht immer alles unterzeichnet ist. In der letzten Num­mer ist der Artikel «Papsttum und Liberalismus» aus meiner Feder. Auch den Artikel über die Thronrede Kaiser Wil­helms II. habe ich geschrieben; und ich muß Ihnen gestehen, daß es mir sehr lieb wäre zu wissen, wie Ihnen der letztere Artikel gefallen hat. Wenn ich etwas schreibe, so lege ich so sehr mein ganzes Denken und Fühlen in die Sache, daß mir dann die Art, wie es aufgenommen wird, nicht gleichgültig ist. Das heißt: im allgemeinen ist mir an der Zustimmung der Menge wenig gelegen, dafür aber umsomehr an der Zu­stimmung jener, denen ich vermöge ihres Geistes und Her­zens zugetan bin. Wie sehr Sie zu diesen gehören, darüber brauche ich Ihnen wohl kein Wort zu sprechen.

Das ist ja das einzige, was wir geistig Strebenden haben, daß wir unsere geistigen Produkte von denen, die uns wert sind, wohl aufgenommen wissen und Sie können mir glau­ben: oü, sehr oft geht mir der Gedanke durch den Kopf, wenn ich mich über meine wissenschaftlichen Ideen nur ein­mal mit Ihrem mir so werten Vater hätte verständigen kön­nen. Wie er mein Denken angeschlagen hätte, wenn er es gekannt hätte, das zu wissen, wäre für mich von unendli­chem Werte gewesen.

In der letzten Nummer der Wochenschrift mache ich Sie auch auf das Gedicht Ferchers von Steinwand aufmerksam. Das ist ein origineller Geist. Der hat ein ursprüngliches Stre­ben, das sich mit elementarer Gewalt an die Oberfläche gear­beitet hat. Sehen Sie, dieser Fercher ist der Sohn eines Bau­ern, hat als Chorknabe ein Ordensgymnasium absolviert und ist dann nach Wien an die Universität gekommen. Hier hatte er nicht zu leben und er kam so weit, daß ihm selbst ein Stückchen Brot fehlte. Er verfiel dem Hungertyphus und war dem Tode nahe. Seine Rettung verdankt er nur dem Umstande, daß neben seinem Krankenbette im Spitale ein von ihm geschriebenes Drama lag, das sein Arzt sah, las, und

#SE038-174

nun von der Genialität seines Patienten so durchdrungen war, daß er sein alles dransetzte, ihn zu retten. Sie hätten nur die Freude des nun 6o jährigen Dichters sehen sollen, als er sein Gedicht abgedruckt sah.

Doch ich sehe: ich bin ins Plaudern hineingeraten, da ich Ihnen doch vor allem meinen herzlichsten Glückwunsch zu Ihrem morgigen Feste übersenden wollte. Nehmen Sie ihn hin und rechnen Sie mir nicht als Unbescheidenheit an, wenn ich mir erlaube, Ihnen mein Konterfei beizulegen. Damit seien Sie herzlichst gegrüßt von

Ihrem ergebensten

Rudolf Steiner

Redakteur der Deutschen Wochenschrift

#TI

147. AN PAULJNE SPECHT

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[Wien,] 15. Juli 1888

Geschätzteste gnädige Frau!

Ihnen und dem lieben Arthur besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen; Arthurl will ich ein andermal antwor­ten, damit dieser Brief, der Ihnen anzeigen soll, daß sich alles der allerbesten Gesundheit erfreut, zur rechten Zeit abgeht. Mit Ernstl war ich soeben im Gymnasium, um ihn für die morgige Prüfung vormerken zu lassen. Morgen muß er um acht Uhr zur Prüfung, was wohl dem jetzigen Lang-schläfer ganz sonderlich zur so frühen Stunde ankommen wird. Heute soll er mit seinen beiden Tanten und Katinka den Nachmittag im Prater zubringen. Gestern war er mit mir ebendaselbst. Das Bübchen sieht ganz vortrefflich aus und ist erfreulicherweise mit seinem Magen so weit, daß er alles vertragen kann. Wie ich höre - oder vielmehr sehe, denn wenn ich ihn abhole, hat er noch nie gefrühstückt -, nimmt er jetzt zum Frühstück schon Kaffee; auch soll er

#SE038-175

sonst gar nicht zurückhaltend in der Wahl der Speisen sein. Seit Dr. Kobler sich so günstig über seinen Magen ausge­sprochen hat, beruft sich das Ernstl bei jeder Gelegenheit darauf: «Aber ich darf doch alles essen.» Auch Richards Gesundheit läßt keine Klage zu.

Über meine Weimarer Reise kann ich Ihnen noch nichts sagen, da ich selbst nicht mehr als vor vierzehn Tagen weiß.

Wie ich gestern - Frau Kobler ließ nicht nach, bis wir einmal bei ihr speisten - gesehen habe, hat die Frau vor, bestimmt nach Unterach zu kommen, und wie ich glaube, dürfte sie Dienstag oder Mittwoch abends fahren.

Was Arthur über Hans schreibt, wird wohl wieder auf einer falschen Deutung beruhen. Immer die alte Geschichte:

die Äußerung künftiger Energie und Mannesstärke wird so prosaisch als möglich ausgedrückt: «Er schlug aus wie ein wildes Pferd.» Ich lasse ihm sagen: «Hans, Du bist ein sehr braver, lieber Bub.»

Nun nur noch an Ihre Frau Mutter und Schwester meinen Handkuß, an Ihren lieben Gatten die herzlichsten Grüße, auch an Ottel und Arthurl herzlichste Grüße - auch von Ernst und Richard, endlich seien Sie selbst herzlichst ge­grüßt von

Ihrem ergebensten

Rudolf Steiner

#TI

148. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

Wien, 20. Juli 1888

Manuskript geht sofort ab

Steiner

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149. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

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Stuttgart, 24. Juli 1888

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für das empfangene G. Es ist aber unerläßlich, daß ich den Rest unverzüglich erhalte und daß Sie mir in der Folge täglich mindestens 2 Buchstaben senden, da ich sonst in die denk­bar größte Verlegenheit gerate.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

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150. AN PAULINE UND LADISLAUS SPECHT

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Wien, 27. Juli 1888

Geschätzeste gnädige Frau und wertester Herr Specht!

Besten Dank für Ihren freundlichen Brief. Ich zweifle kei­nen Augenblick, daß der von Ihnen für richtig gehaltene Weg auch tatsächlich der beste gewesen wäre, jedoch war es für mich von Anfang an unmöglich, mich auf den Stand­punkt des Dr. Russell zu stellen, weil ich mich damit mit bei diesem Herrn immer vorauszusetzenden unreellen Machi-nationen identifiziert hätte. Ich mußte von R. ganz absehen und mich auf den Standpunkt der Wochenschrift stellen und diese auf irgendeine Weise aus dem Schiffbruche zu retten suchen. Und dazu war unbedingt notwendig, daß ich nicht wie Russell vom Schauplatze einfach verschwinde - besser gesagt absolut nicht erscheine, woran er ja klug getan hat, sondern so lange etwas zu tun ist, auf demselben verharre. Das war umsomehr als das richtige Vorgehen anzusehen, als ich vom Anfange an, d.i. vom Beginne des Prozesses am 12. Juli, als ein besonderer Autor neben Dr. Russell auch von den Gegnern des letzteren angesehen wurde. Ich hielt es

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absolut für meine Pflicht, eine mir aufgedrungene schwie­rige Sache in allerkorrektester Weise zu Ende zu führen. Russells Verhalten durfte einfach mit dem meinigen nicht konfundiert werden; darüber mußte ich entschieden wachen und dabei sein. Die Sache ist ja nun auch bald zu Ende. Der Prozeß ist zu Ungunsten Russelis in erster Instanz schon und in zweiter so gut wie entschieden. Ich kann unmöglich alle Einzelheiten schriftlich mitteilen. Ich werde das einmal mündlich tun. Die Sache ist ja auch sonst ein wunderschönes Stück Zeitungs- und Parteigeschichte. Sie werden mir dann auch kaum Unrecht geben, daß ich die mir sehr kostbaren Tage der Sache geopfert habe. Es ging eben nicht anders. Die Tage waren für mich auch peinlich genug. Ich hoffe nun, daß ich in diesen Tagen auch Nachricht über das neue Ar­rangement, das ich in betreff der Weimarer Reise mit dem Direktor des Archivs getroffen habe, erhalte und dann end­lich aus Wien in irgendeiner Weise fortkomme. Es ist hier nämlich auch unerträglich. Gestern war ich in Kaltenleutge­ben, weil ich glaubte, daß ich an diesem Tage hier nichts zu tun hätte, und sieh' da, abends finde ich einen Haufen Briefe, die mir zeigten, daß mich Friedjung an drei Orten gesucht und daß mich sein Vertreter dringend zu sich beordert hat. Die Sache ist also einfach ekelhaft.

Herzlichste Grüße an alle

in treuer Freundschaft

Rudolf Steiner

#TI

151. AN JOSEPH KÜRSCHNER dringend

Wien, 28. Juli 1888

Hochgeschätzter Herr Professor!

Ihre freundliche Mitteilung, daß meine Artikel zum klei­nen Lexikon noch rechtzeitig eintreffen, wenn ich Ihnen

#SE038-178

nunmehr täglich mindestens 2 Buchstaben sende, hat mich sehr erfreut, denn ich war schon sehr in Sorge, daß ich Ihnen durch die Verspätung meiner Sendung ernstliche Verlegen­heit bereite. Das Ganze wird nun in einigen Tagen in Ihren Händen sein. Auch für Pierer sende ich morgen eine große Partie ab.

Nun hätte ich eine Bitte, um deren baldmöglichste Erfül­lung ich Sie recht sehr bitte. Unerquickliche Dinge machen es mir notwendig, Sie um Übersendung eines Betrages von d 130 Mark á conto des Honorars für meine beiden ersten Goethebände dringend zu ersuchen. Ich bin durch eine un­vorhergesehene größere Ausgabe momentan in peinlichster dri Verlegenheit und wäre Ihnen für die telegraphische Anwei­sung dieses Betrages unter meiner Adresse: Rudolf Steiner, Wien IX., Kolingasse 19, Mezzanin, sehr dankbar.

Beiliegend zwei Ausschnitte mit meiner Besprechung des «Pierer», die fortgesetzt werden soll.

Ich kann nun auch mit Bestimmtheit versprechen, daß der 3. Goetheband, der mir viele Freude macht, in Bälde in Ihren Händen ist.

Indem ich nochmals um umgehende Antwort bitte

in besonderer Hochschätzung

Ihr ganz ergebener

Rudolf Steiner

#TI

152. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 6. August 1888

Sende bis Schluß unverzüglich.

Steiner

#SE038-179

#TI

153. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Postkarte]

#TX

[Wien, 6. August 1888]

Sehr geschätzter Herr Professor!

In dem soeben abgesandten Korrekturabzug über Bar-rande zu «Pierer» habe ich folgendes vergessen, was also dem dort angegebenen vorauszuschicken ist:

Barrande, Joachim, hervorragender Geolog und Paläon­tolog, geb. 10. Aug. 1799, wurde nach Absolvierung seiner Studien 1824 Ingenieur, in welcher Stellung er die Aufmerk­samkeit des Herzogs von Angoulìme erregte, der ihn zum Lehrer seines Neffen, des Herzogs von Bordeaux, Grafen Chambord, ernannte. Letzterem folgte er zur Zeit der Ver­bannung nach Prag, wo er seinen bleibenden Wohnsitz auf-schlug. Er starb 5. Okt. 1883 in Frohsdorf, wohin ihn der Tod seines gräflichen Freundes gerufen hatte.

Mit besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

154. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

Gut Berghof in Unterach am Atterssee

17. August 1888

Lieber Fritz!

Längst wollte ich Dir dies Lebenszeichen von mir zukom­men lassen, aber ich hatte in den letzten Wochen wegen Fertigstellung meiner lexikalischen Arbeit eine Hetzerei sondergleichen. Kaum hier angekommen, mußte ich wieder nach Wien zurück, um den Druck nicht aufzuhalten. Wäh­rend dieses meines Aufenthaltes in Wien traf ich die liebe Frau Pfarrerin mit dem Fräulein Gretchen, die mir sagte, daß sie Dich von Öd abholten. Zu versäumen war bis jetzt nicht viel auf dem Lande, da es erst jetzt beginnt, hier eini­germaßen leidliches Wetter zu haben.

#SE038-180

Ich setze voraus, daß Du, von lieben, sympathischen Menschen umgeben, recht angenehme Tage verlebst. Ich kann von mir diesmal ein Gleiches nicht sagen; ich fühle mich vereinsamt, wie das selten noch der Fall war, und freue mich der Tage, wo wir wieder in Wien beisammen sein wer­den. Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, Dir, lieber Freund, meinen tiefsten, wärmsten Dank für die Liebens­würdigkeit zu sagen, mit der Du mich im Verlaufe dieses Winters mit lieben Leuten bekannt gemacht hast.

Wie geht es Deinem Roman? Ich möchte ihm besten Fort­gang wünschen.

Mit der Bitte, mich dem lieben Herrn Pfarrer und seiner geschätzten Frau bestens zu empfehlen, bin ich

Dein treuer

Rudolf Steiner

#TI

155. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[August 1888]

Hochgeschätzter Herr Professor!

In der Hoffnung, daß alles frühere ordnungsgemäß in Ihren Händen ist, sende ich anbei den Buchstaben T für

das kleine Lexikon.

In vorzüglicher Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

156. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[August 1888]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich die Buchstaben U und V zum kleinen

Lexikon.

Mit besonderer Hochachtung

ergebenst


Rudolf Steiner

#SE038-181

#TI

157. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wegen sonstiger Verzögerung bitte bis 15. Sept. adressieren:

Rudolf Steiner

Gut Berghof bei Unterach

am Attersee Ober-Österr.

[Ende August 1888]

Hochgeschätzter Herr Professor!

In Ihrem Schreiben vom 23. August bemerken Sie, daß Ihnen zu Pierer von mir fehlen: Berthierit, Beryll, Besteg, Beudant, Beyrich' Berzeliit. Da diese Artikel in der anfangs August an Sie abgegangenen Manuskriptsendung enthalten sein müßten, bin ich in Sorge, daß diese und vielleicht die ganze damalige Sendung verloren gegangen ist. Ich bitte Sie nun recht sehr, mich umgehend über die Sache aufzuklären, damit ich rechtzeitig ergänzen kann, was freilich nicht ange­nehm wäre.

Mit besonderer Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

158. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Gut Berghof bei Unterach am Attersee, Ende August 1888]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich die Buchstaben W-Y (inkl.) für das kleine Lexikon.

Bei Bergbau hat sich für X und Y nichts ergeben. Bitte recht sehr, rnir gütigst mitzuteilen, ob die vor einiger Zeit von mir gearbeitete Kristalltafel für die Neu-Auflage ver­wendbar ist. Im andern Falle würde ich sogleich eine neue

machen. Wichtig.

In besonderer Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-182

#TI

159. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Gut Berghof bei Unterach am Attersee,

Anfang September 1888]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anliegend übersende ich den Schluß meines Manuskrip­tes zum kleinen Lexikon und gebe mich der Hoffnung hin, daß alles noch rechtzeitig in Ihre Hände gekommen ist.

Mit besonderer Hochachtung

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

#TI

160. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 3. September 1888

Verehrter Herr!

Besten Dank für die übersandten Manuskripte. Die Kristalltafel des kl. Lexikons habe ich auch für die neue Auflage verwendet. Ich werde Ihnen aber den Artikel Kristalle zugleich mit den Abbildun­gen einmal zugehen lassen, damit Sie die Zusammengehörigkeit feststellen resp. hinzustellen.

Freundlicher Gruß

Ihres mit vollkommener Hochachtung

sehr ergebenen

Kürschner

#TI

161. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 10. September 1888

Hochgeschätzter Herr Professor!

Konsul Dr. C. Ochsenius, der das Geologisch-Geneti­sche der in der Natur vorkommenden salinischen Ablage­rungen für die 7. Auflage von «Pierer» übernommen hat,

#SE038-183

schreibt mir, daß er mit mir in Korrespondenz über die Grenzfragen unserer beiderseitigen Gebiete treten wolle. Ich muß natürlich alles hierauf Bezügliche durch Ihre Hand gehen lassen und bitte Sie daher, das beiliegende Schreiben von mir an Dr. Ochsenius, wenn Sie mit dem Inhalte über­einstimmen, gütigst an denselben weiter gelangen zu lassen.

Eben habe ich wieder eine Zuschrift von Ihnen erhalten, in der Sie mir zur Anzeige bringen, daß Ihnen der Artikel Beyrich Ferd. fehlt. Auch dieser muß sich unter der anfangs August an Sie abgeschickten Sendung, und zwar auf einem Blatte mit Heinr. Ernst Beyrich, finden, über die ich neulich eine Anfrage an Sie richtete, weil ich sie nach Ihrem Briefe von Mitte August für verloren glaubte. Bitte recht sehr mich

hierüber aufzuklären.

In besonderer Hochschätzung

und immer gleicher Verehrung


Rudolf Steiner

#TI

162. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 14. September 1888

Sehr geehrter Herr!

Freundlichen Dank für Ihre Zuschrift.

Mit Ihren Korrespondenzen mit Herrn Dr. Ochsenius bin ich natürlich einverstanden, ich bitte Sie aber, nicht den Umweg um mich zu nehmen; es wird mir alles recht sein, was Sie mit ihm vereinbaren.

Beyrich ist von Ihnen irrtümlicherweise noch einmal eingefor­dert worden; ich bitte, das Versehen gütigst zu entschuldigen.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#SE038-184

#TI

163. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 22. September 1888]

Lieber Fritz!

Bitte Dich recht sehr, mir gleichfalls durch eine pneumati-sche Karte mitzuteilen, ob Du morgen nachmittag geneigt wärest, nach Kaltenleutgeben zu fahren. Bestimme im Ja-Falle Ort und Zeit unseres Zusammentreffens. Die Frau Pfarrerin sagte mir, daß sie mitkommt. Vielleicht ist es Dir möglich, das zu arrangieren. Gib mit einem Wort auf Dei­ner Karte auch etwas über das Befinden der beiden Pfarrers-leute an.

Dein

Rudolf Steiner

#TI

164. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 13. Oktober 1888]

Lieber Fritz!

Könnten wir nicht heute 1/2 4 im Café Griensteidl zusam­menkommen, um von da zu Alfred zu gehen. Ich habe nach­mittags viel zu tun und es hielte uns auf, wenn ich Dich erst aus Deiner Wohnung abholte.

Mit besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

165. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER [Postkarte]

#TX

[Wien, 30. Oktober 1888]

Lieber Fritz!

Ich mache mir schon arge Vorwürfe, so lange nicht bei Pfarrers gewesen zu sein. Obgleich ich durchaus noch nicht ganz beisammen bin, möchte ich doch heute abends 7 Uhr hinkommen, um die guten Leute wenigstens wiederzuse­hen. Wenn Du dann auch dort wärest, so wäre das schön.

Herzlichst Dein

Rudolf Steiner

#SE038-185

#TI

166. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

[Wien, Sommer oder Herbst], 1888

Lieber Fritz!

Zu meinem größten Bedauern bin ich heute verhindert, zu Berlepsch zu gehen. Ich konnte das nun freilich früher nicht wissen und bitte Dich, falls Dir es möglich ist, morgen oder Sonntag zu gehen. Schreibe mir im letztern Falle eine Karte, wo wir uns treffen.

Mit herzlichem Gruß

Dein

Rudolf Steiner

#TI

167. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 23. November 1888

Hochgeehrter Herr!

In der Anlage übersende ich Ihnen mein neuestes Lexikon, an dem Sie die Güte hatten, sich mitarbeitend zu beteiligen.

Indem ich Ihnen bei dieser Gelegenheit abermals meinen Dank ausspreche, verbinde ich damit zugleich die Bitte, doch wenn ir­gend möglich dem Buche in einer Ihnen zugängigen Zeitung recht eingehend und je früher je lieber eine Anzeige angedeihen zu lassen. Sie würden mich dadurch zu allergrößtem Danke verpflichten.

Ich hoffe, auch bei weiteren Arbeiten Ihre Unterstützung zu finden und bin mit bekannter Hochachtung

Ihr kollegialisch ergebener

Kürschner

#SE038-186

#TI

168.AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 15. Dezember 1888

Hochgeschätzter Herr Professor!

Hierdurch erlaube ich mir, Ihnen die Mitteilung zu ma­chen, daß meine Artikel zwischen den Buchstaben Ch-Ci längst an Sie abgegangen waren, als Ihre Karte vom i 1. d. M. sie zum zweitenmale forderte. Indem ich hoffe, daß dieses nur auf einem Versehen beruht, bemerke ich zugleich, daß Sie sich in Hinkunft keine Sorge mehr um meine Artikel machen wollen. Dieselben sollen stets rechtzeitig nach dem mir mitgeteilten Wochen-Serienregister an Sie abgesendet werden.

Mit besonderer Hochachtung

ganz ergebenst

Rudolf Steiner

#TI

169. FRIEDRICH ECKSTEIN AN RUDOLF STEINER

#TX

Wien [1888?]

Lieber Herr Steiner!

Da ich das Buch heute unbedingt brauche, so will ich Ihnen vorläufig die Stelle herausschreiben und werde dann das Buch Montag ins Caféhaus mitbringen.

Der Titel des betreffenden Buches lautet: «Remarks upon Al­chemy and the Alchemists». Es ist anonym erschienen und verlegt in Boston bei Crosby, Nichols and Comp., 1857. Der Autor heißt, wie ich aus bestimmter Quelle weiß, Hitchcock. Auf Seite 87 heißt es nun:

«Nearly all of the writers quote a saying attributed to old Ostha­nes - that ,Nature se joint par nature; nature s'éjouet en nature; nature amende nature; nature aime nature; nature surmonte nature; nature perfectionne nature; nature contient nature et nature est contenue par nature', and several of them caution their readers to keep these principles strongly in mind.»

#SE038-187

Über Osthanes finde ich in Ersch und Grubers Enzyklopädie, III. Serie, Band 7, pag. 108:

«Osthanes, der Weise oder Philosoph wird von d'Herbelot als Verfasser eines unter Nr.967 in der Pariser königlichen Bibliothek befindlichen handschriftlichen arabischen Traktates über den Stein der Weisen angegeben, Hadschi Chalfa aber kennt weder den Na­men des Verfasser, noch das Buch, das den Titel führt: .» (Gustav Flügel) .

Morgen werde ich wahrscheinlich nicht ins Café kommen, hoffe aber, Sie Montag dort zu sehen. Vorläufig grüßt Sie vielmals Ihr

Friedrich Eckstein

#TI

170. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 21. Januar 1889

Pierer bis Schluß C abgegangen. Da ich ungenügende Ku­vertierung besorge, bitte sogleich Drahtantwort, ob ange­kommen.

Steiner

#TI

171. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 15. Februar 1889

Sehr geehrter Herr!

Entschuldigen Sie, wenn ich mir in bezug auf Ihre mir eben zugehende Honorarberechnung für Pierers Konversa­tionslexikon 1. und II. Band folgendes zu bemerken erlaube. Sie berechnen meine Beiträge für die beiden Bände mit 112,84 Mark und ziehen davon 100 Mark ab. Dieser Abzug

#SE038-188

muß auf einem Irrtume beruhen, da mir der genannte Betrag niemals zugekommen ist. Ich bitte daher um gefällige Rich­tigstellung des Irrtumes und bin

mit besonderer Hochachtung

ergebenst Ihr

Rudolf Steiner

#TI

172. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 19. Februar 1889

Morgen fällige Piererartikel gehen bestimmt heute ab.

Steiner

#TI

173. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien,] 19. Februar 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

In bezug auf die beigeschlossenen Artikel Darwin und Darwinismus möchte ich Sie recht sehr bitten, sie, wenn irgend tunlich, unverändert zum Abdrucke zu bringen. Ich habe bei der Ausarbeitung besondere Sorgfalt angewendet.

Das andere folgt noch heute nach.

Mit besonderer Hochachtung

ergebenst

Rudolf Steiner

#SE038-189

#TI

174. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien, 2. Februar-Hälfte 1889]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Beifolgende Blätter gehören noch in die Serie Daru - De­sor und ich hoffe, daß sie daselbst noch werden unterzubrin­gen sein.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

175. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 19. April 1889

Piererartikel bis Em treffen morgen ein.

Rudolf Steiner

#TI

176. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien, April 1889]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich alle nach meinem Register noch aus E restierenden Artikel und gebe mich der Hoffnung hin, daß dieselben noch rechtzeitig eintreffen.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#SE038-190

#TI

177. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien, April 1889]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Beiliegende E-Artikel entdecke ich eben als noch fehlend und sende sie Ihnen sogleich.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

178. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien,] 1. Mai 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei die von der fälligen Serie noch zurückgebliebenen Artikel. Der Artikel Eiszeit kann nur so sein, wie ich ihn gegeben habe, da niemand unter diesem Schlagworte etwas anderes als das von mir angegebene suchen wird.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

179. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 6. Mai 1889

Restierendes Manuskript zur National-Literatur fertig; nochmalige Durchsicht notwendig. Nehme sie sofort vor und sende dann sogleich.

Rudolf Steiner

#SE038-191

#TI

180. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 9. Mai 1889

Sehr geehrter Herr!

Hiermit bestätige ich Ihnen den Empfang Ihres Telegramms betr. der National-Literatur. Ich gebe mich der bestimmten Hoff­nung hin, daß Sie die darin gegebene Zusage halten und ich recht bald in der Lage bin, die beiden Bände Naturwissenschaftliche Schriften III und IV zur Druckerei geben zu können. Es ist dies um so mehr notwendig, als der Vorrat an Manuskript erschöpft ist und der endliche Abschluß des Werkes nach Kräften gefördert werden muß.

Dem baldigen Eintreffen der Manuskripte entgegensehend,

bin ich

mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener


Kürschner

P. S. Es erscheint bereits in den nächsten Wochen ein Verzeichnis der National-Literatur, von dem ich Ihnen in der Anlage ein Ex­emplar übersende. In demselben wünsche ich natürlich auch die von Ihnen noch zu liefernden Bände mit möglichst genauer Inhalts­angabe zu bringen und wäre Ihnen zu großem Danke verbunden, wenn Sie mir möglichst umgehend sowohl den genauen Titel als den genauen Inhalt der Bände mitteilen wollten.

Der Obige

#TI

181. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 14. Mai 1889

Sehr geehrter Herr!

Freundlichen Dank für Ihr Telegramm in bezug auf die Natio­nal-Literatur. Ich wäre Ihnen zu größtem Danke verpflichtet, wenn Sie mir den Band möglichst rasch zusenden wollten. Inzwi­schen habe ich auch Ihren gehaltvollen Beitrag über Goethe erhal­ten und da derselbe in einer Zeitung erschienen ist, kam mir der Gedanke, ob Sie nicht eventuell gestatten würden, daß ich densel­ben

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in den «Signalen» abdrucke. Das würde ja natürlich der Bro­schüre nicht den geringsten Abbruch tun, wohl aber würde dadurch auf die «Deutschen Worte» hingewiesen, wenn ich sie als Quelle nennte. Ich bitte Sie freundlichst um ein Wort der Verstän­digung in dieser Sache.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

182. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 12. Juni 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Verzeihen Sie, wenn ich diese Zeilen erst heute an Sie richte. Wenn mir alles nach Wunsch ginge, wären die beiden letzten Bände naturwissenschaftlicher Schriften eben längst in Ihren Händen. Allein ich muß Ihnen aufrichtig gestehen, daß die Eigenartigkeit, mit der sich meine Einleitung zum 3. Bande der Sache gegenüber verhält, die sorgfältigste Prü­fung auch der geringsten Einzelheiten zur Pflicht macht, bevor der Band in die Welt geht. Und das braucht oft mehr Zeit, als man voraussetzt. Es soll durch nichts möglich sein, an der Frucht jahrelanger Studien und Arbeiten hinterher zu nörgeln. Und Sie wissen wohl, hochgeschätzter Herr Professor, wie sehr sich die Kritik gerade eigenartigen Er­scheinungen gegenüber an Kleinigkeiten anklammert. Ich verspreche mir von der Sache sehr viel; was ich vorbringe, ist, wie ich glaube, von unumstößlicher Wahrheit und ein­schneidender Bedeutung.

Aus dem oben angeführten Grunde bitte ich Sie, mir nicht böse zu sein, wenn ich Ihnen den 3. Band noch immer nicht geschickt habe. Er soll nun ganz bestimmt bis längstens 20. Juni in Ihren Händen sein. Sie können mit aller Bestimmt­heit auf die Einhaltung dieses Termines rechnen. Die ge­nauen Inhaltsverzeichnisse beider noch fehlender Bände lege ich bei.

#SE038-193

Es freut mich außerordentlich, daß Sie sich in so günstiger Weise über meine Broschüre «Goethe als Vater einer neuen Ästhetik» äußern und daß Sie die Absicht haben, dieselbe in den «Lit[erarischen] Signalen» zum Abdrucke zu bringen. Ich habe mit dem Verleger gesprochen und bitte Sie, das nur zu tun. Jedoch werde ich Ihnen sogleich ein von mir korri­giertes Exemplar zu diesem Zwecke senden, damit die mir unangenehmen Fehler, die sich in dem Heftchen eingeschli­chen haben, in Ihrem Abdrucke vermieden werden.

In besonderer Hochschätzung

Ihr ganz ergebener

Rudolf Steiner

Bitte Briefe an mich nicht nach Brunn, sondern an meine jetzige Adresse:

Wien IX., Kolin gasse 19

gefälligst senden zu wollen.

Der Obige

[Anlage zum Brief vom 12. Juni 1889:]

Inhalt des III. Bandes von

Goethes naturwissenschaftlichen Schriften

1. Vorrede

2. Die unorganischen Naturwissenschaften in der Gegen­wart

3. Goethes Erfahrungsprinzip

4. Goethes Idee einer allgemeinen Physik

5. Goethes Stellung zu Newton und dessen Schule

6. Beiträge zur Optik I. u. II. Stück

7. Elemente der Farbenlehre

8. Zur Farbenlehre:

a) Didaktischer Teil

b) Polemischer Teil

#SE038-194

Inhalt des IV. Bandes von

Goethes naturwissenschaftlichen Schriften

1. Vorrede

2. Goethe als Geschichtsschreiber der Farbenlehre

3. Gesamtbild von Goethes wissenschaftlicher Tätigkeii

4. Materialien zur Geschichte der Farbenlehre

5. Nachträge

#TI

183. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, ,5. Juni 1889

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für die übersandten Inhaltsverzeichnisse zu den beiden noch ausstehenden Bänden der «Naturwissenschaftlichen Schriften», sowie für die Zusage, einen derselben am 20. Juni zu erhalten. Ich hoffe, daß ihm der zweite dann in nicht allzuferner Zeit folgt.

Dem korrigierten Exemplar Ihrer Broschüre sehe ich mit Ver­gnügen entgegen und soll deren Abdruck in den «Signalen» dann sofort erfolgen.

Schließlich bemerke ich noch, daß gestern der Termin verstri­chen ist, an dem laut Ablieferungstabelle die Artikel zum «Pierer» bis zu dem Stichwort «Gallicus» abzuliefern waren. Auch hier bitte ich um möglichst pünktliche Einhaltung der Ablieferungstermine, da sonst der Fortgang der Arbeit hier in nicht unerheblicher Weise gestört wird.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-195

#TI

184. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 20. Juni 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Es ist mir ungemein peinlich, Sie nochmals - zum sound­sovielten Male - um einen, wenn auch ganz kleinen Auf­schub wegen des dritten Bandes bitten zu müssen. Er beträgt bestimmt nicht über 5-6 Tage. Sie können überzeugt sein, daß ich Ihnen diese Unannehmlichkeiten nicht machen würde, wenn mich nicht die dringendste Notwendigkeit zwänge. Ich bitte Sie aber auf den Band bis längstens 27. d M. zu rechnen.

Die fälligen Piererartikel sende ich morgen früh ab.

In besonderer Hochschätzung

Rudolf Steiner

#TI

185. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 6. Juli 1889

Restierende E-Artikel abgegangen.

Steiner

#TI

186. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien, I. Juli-Hälfte 1889]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Beifolgend sende ich Ihnen die Artikelreihe Fabbroni - Festland.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

187. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#G038-1985-SE196 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

187. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Sehr geehrter Herr! Stuttgart, 12. Juli 1889

Indem ich Ihnen dankend den Empfang der Artikel Fabbroni -Festland bestätige, bitte ich gleichzeitig, doch ja recht bald Fortset­zung folgen zu lassen, damit Anschluß an die Ablieferungstabelle erreicht wird. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie auch ersuchen, doch stets die Bearbeitung derjenigen Artikel, von denen Ihnen Abzüge der älteren Auflage zugehen, auf diesen zu bearbeiten, da dieselben hier der Kontrolle wegen wieder gebraucht werden

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

P. S. Bei dieser Gelegenheit möchte ich Sie noch bitten, mir bei Übersendung des Manuskriptes zu Band III der Naturwissen­schaftlichen Schriften sowohl für diesen als auch für den IV. Band anzugehen, ob bzw. welche Illustrationen zu diesen Bänden noch zu geben wären und wo solche zu finden sind.

Für eine recht baldige Mitteilung bin ich um so mehr verbunden, als ich diese Angabe noch in das Verzeichnis der National-Literatur

aufnehmen möchte. Der Obige

#TI

188. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 17. Juli 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

In Folge der an mich ergangenen Einladung zur Mitarbei­terschaft an der großen Weimarer Goetheausgabe muß ich am 20. oder längstens 21. Juli nach Weimar reisen. Dies veranlaßt mich an Sie, hochgeehrter Herr Professor, fol­gende Bitte zu richten. Von dem auf die beiden ersten Bände der naturwissenschaftlichen Schriften entfallenden Hono­rarbetrag von 500 Mark habe ich im Juli vorigen Jahres 150 Mark bezogen, und ich bitte Sie nun, mir die restieren-den 350 Mark gütigst übersenden zu wollen, da ich sie zur Reise dringend brauche. Nehmen Sie mir nicht übel, wenn

#SE038-197

ich Sie dazu noch bitte, mir a' conto Pierer 50-100 Mark dazu zu senden, so daß ich 400-450 Mark bekäme. Ich muß Sie aber um die Gefälligkeit ersuchen, die Sache so einzu­richten, daß ich das Geld bis längstens 20. Juli erhalte.

Den 3. Band der naturwissenschaftlichen Schriften sende ich ganz bestimmt vor meiner Reise ab. Diesmal hält ihn nichts zurück. Es ist nicht unmöglich, daß ich entweder auf der Hin- oder Rückreise Stuttgart berühre, und ich bitte Sie dann, mir mit ein paar Worten zu sagen, wann Sie, Herr Professor, am besten zu sprechen wären.

Pierer-Artikel folgen unverzüglich.

Verzeihen Sie, wenn ich Sie mit meiner Bitte gequält habe, sowie auch, daß ich Sie so lange auf den 3. Band warten lasse. Es klingt zwar schon absonderlich, aber diesmal soll der Termin nicht überschritten werden. Vielleicht bringe ich die Sache selbst nach Stuttgart. Ihren vom 7. Juli datier­ten Brief erhalte ich leider unbegreiflicherweise erst heute.

Mit vorzüglicher Hochschätzung

Rudolf Steiner

#TI

189. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 18. Juli 1889

Sehr geehrter Herr!

Mit Vergnügen habe ich von der an Sie ergangenen Einladung zur Mitarbeiterschaft an der großen Weimarer Goetheausgabe Kenntnis genommen. Nur möchte ich Sie dringend bitten, doch ja über dieser Arbeit weder mein Konversationslexikon, noch die National-Literatur hintanzusetzen. Sie wissen ja selbst, daß Sie namentlich bei ersterem sehr, sehr im Rückstand sind. Das Hono­rar für die beiden Goethebände sowie für den Pierer habe ich im Geschäft angewiesen und hoffe, daß es Ihnen rechtzeitig zugeht.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-198

#TI

190. AN PAULINE UND LADISLAUS SPECHT

#TX

[Wien, 21. oder 22. Juli 1889]

Geschätzteste gnädige Frau und Herr Specht!

Hierdurch möchte ich Ihnen nur anzeigen, daß ich mor­gen von hier nach Weimar abreise und - nach hoffentlich nicht zu langer Zeit - über Stuttgart nach Unterach komme. Ich bedauere es sehr, daß ich diesmal die Kinder so lange allein lassen muß, allein, einmal muß ich diese Reise ja doch machen. Ihnen, Herr Specht, war ich für Ihren Rat zur so­fortigen Rückfahrt sehr dankbar, denn ich hätte mich damals aus eigenem Antriebe, durch meine Ermüdung verleitet, wohl kaum dazu entschlossen, und ich wäre ja dann zu spät gekommen. Ich hatte hier in den letzten Tagen sehr viel zu tun, da die Aufgabe, die man mir in Weimar übertragen hat, eine Vorarbeit notwendig machte, die ich lieber hier absol­viert habe, da sonst mein Aufenthalt in Weimar in sinnloser Weise verlängert worden wäre.

Indem ich hoffe, daß ich nach meiner Reise in Ihrer lieben Familie alles gesund antreffe, bin ich mit ergebenstem Hand­kusse an die Frauen und herzlichsten Grüßen an alle lieben Mitglieder des Hauses mit

treuer Anhänglichkeit

Ihr

Rudolf Steiner

Vom 23. an: R. St., Goethe-Schiller-Archiv in Weimar

N.B. Das beiliegende Blatt bitte ich Sie, meinen Buben zu übergeben. Ich schreibe ihnen darauf einige Wünsche, die ich an sie für die Zeit meines Fernbleibens habe.

#Bild S. 199

#Bild S. 200

#SE038-201

#TI

191. AN OTTO SPECHT

#TX

Weimar, 26. Juli 1889

Mein lieber Otto!

Sei mir herzlichst bedankt für Deinen lieben Brief, der mich ganz besonders gefreut hat. Glaube mir, auch ich ent­behre schwer, da ich so lange von Euch weg sein muß.

Hier in Weimar ist es allerliebst. Auf jedem Platze fast ein erhebendes Standbild und alles voll großer Erinnerungen. Mir bleibt nur wenig Zeit, um mir die Stadt und ihre herr­liche Umgebung anzusehen, denn ich habe im Archiv sehr viel zu tun. Dennoch habe ich schon viel angeschaut. Vor allem erhebend wirkt das Doppelstandbild Goethe-Schil­lers. Es ist eine herrliche Schöpfung, ebenso das Standbild Herders. Das Wielanddenkmal ist freilich schrecklich mißglückt. Gestern abends war ich mit den Genossen vom Goethe-Archiv in Belvedere, heute wollen wir nach Tiefurt. Reizend ist Goethes Gartenhaus, auf das sich die Verse beziehen: «Übermütig sieht's nicht aus» usw.

Nun, lieber Otto, lebe wohl und sei herzlichst gegrüßt

von Deinem treuen

Ackerwand 4 bei Frau Mosebach Rudolf Steiner

Beiliegendes für Ernstl. Griechisch-deutsches Wörterbuch geht per Fracht mit.

#TI

192. AN ERNST SPECHT

#TX

Weimar, 26. Juli 1889

Mein liebes Ernstl!

Ich habe Dir in meinem Briefe versprochen, etwas zum Arbeiten zu schicken. Ich möchte also gerne, daß Du folgen­des machst:

Die auf beiliegendem Blatte stehenden gemischten Ubun­gen über die nomina und verba übersetze, und zwar so, daß

#SE038-202

vielleicht vier oder fünf Sätze auf den Tag kommen. Ich lege Dir ein Wörterverzeichnis bei, worinnen Du alle Wörter finden wirst, die Dir nicht bekannt sind. Wenn Du damit fertig bist, dann gehe an das zweite Blatt und suche alle Sätze, die auf demselben stehen, zu übersetzen, wieder vier bis fünf an einem Tage. Lies fleißig im deutschen Lesebuche.

Sei herzlichst gegrüßt von Deinem

Rudolf Steiner

#TI

193. AN RICHARD SPECHT

#TX

Weimar. 4. August 1889

Mein lieber Freund!

Verzeihen Sie, wenn ich so selten und so wenig schreibe. Aber meine Arbeit hier ist eine überhaupt nicht zu überse­hende. Ich bin nun gerade so weit, daß ich ein vorläufiges Programm ausarbeiten und zu den Akten legen konnte. * Das ist während des Tages. Und abends ist es nicht loszu­kommen. In Mitteldeutschland ist es zu reizend. Ich hatte bisher nicht einen einzigen Abend für mich, auch nicht den allerersten nach meiner Ankunft. Ich habe bis jetzt nur «fa­dengezeichnet» und muß es Serenissima überlassen, in wel­cher Weise sie die Weiterarbeit von mir haben will. Was ich in bezug auf die Goetheforschung hier gefunden habe, ist sehr bedeutend. Der Aufsatz, den ich rekonstruiert habe und der prophetisch in meinem zweiten Bande angekündigt ist, hat sich, ganz meinen Vermutungen entsprechend, ge­funden.

Seien Sie herzlichst gegrüßt. Ich schreibe Ihnen und Ar­thur, dem ich für seinen lieben Brief vorläufig herzlichst danke, morgen ausführlich. Grüßen Sie Ihre lieben Angehö­rigen herzlichst von Ihrem

Rudolf Steiner

#SE038-203

* Es ist selbstverständlich, daß ich für diesmal doch zur ver­sprochenen Zeit in Unterach eintreffe. Denn meine weitere Arbeit bleibt einer wenn auch nicht zu fernen Zukunft über­lassen. Ich nehme von Weimar nur zeitweiligen Abschied.

#TI

194. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Weimar, 7. August 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Sie können es mir kaum glauben, welche Sorgen mir dieser 3. Band machte, den ich nun zur Erleichterung meines Her­zens heute an Sie abschicke. Die Vorrede und Einleitung folgt unmittelbar in rekommandiertem Brief. Auch das Heft mit den Tafeln, die dem Bande beigegeben werden sollen, sende ich mit. Ich bitte nur, mir dasselbe seinerzeit wieder zurückzusenden, da es nicht mein Eigentum ist. Es ist die Vervielfältigung sämtlicher Tafeln des eingebundenen Hef­tes notwendig. In welcher Weise Sie koloriert werden sollen, das muß ich Ihnen, hochverehrter Herr Professor, überlas­sen. Ich bitte Sie nun nur noch die ewigen Säumnisse bei mir gütigst zu entschuldigen. Hoffentlich komme ich doch ein­mal ins Geleise.

Heute geht auch eine Serie Lexikon-Artikel ab, so daß ich auch in dieser Beziehung dann nachgekommen bin.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

Bis zu Ende dieser Woche bitte ich zu adressieren:

Weimar, Ackerwand 4, 1. Treppe, 2. Stock

#SE038-204

#TI

195. AN RICHARD SPECHT

#TX

Weimar, 9. August 1889

Mein lieber Freund!

In den Handlungen der Menschen wie in denen der Natur sind die Absichten vorzüglich der Aufmerksamkeit wert. Diesen Satz Goethes muß ich anrufen, wenn ich bedenke, daß ich erst heute dazu komme, Ihnen einen ordentlichen Brief zu schreiben. Denn meine Absichten waren immer die besten; allein woher die Zeit nehmen! Ich habe aber Ihrer sehr, sehr oft gedacht. Werde Ihnen auch sehr vieL zu erzäh­len haben. Wenn ich nun aber schreiben will, weiß ich zu­nächst nur nicht, wo ich anfangen soll. Es ist ein ganz eigenes Gefühl, den Boden unter den Füßen zu haben, der die größ­ten deutschen Meister getragen hat. Ich meine da zunächst gar nicht Weimar allein. Denn ich muß Ihnen sagen, ich habe im Leben wenig Augenblicke gehabt wie gestern, als ich in das Lutherzimmer in der Wartburg eintrat. Es war, als empfand ich den Geist in seiner Unmittelbarkeit, der sich wie der belebende Saft in unsere ganze deutsche Entwick­lung in den letzten Jahrhunderten ergossen hat. Es wird wohl wenige Punkte in Deutschland geben, die auf uns so wirken wie die Wartburg, die so viel historische Erinnerun­gen in sich schließt. Leider kann ich das alles nur so im Fluge sehen, denn ich habe sehr viel im Archiv zu tun. Ich habe hier viel, sehr viel gelernt. Ich trenne mich jetzt auch nur sehr schwer von diesen Schätzen, zu denen ich ja werde bald wieder zurückkehren müssen. Es ahnte eben gar niemand, was es hier eigentlich zu tun gibt. Es ist freilich eine anstren­gende Arbeit. Doch sie ist ein Licht über dem Horizont des Lebens, wenn er sich auch noch so hat verfinstern wollen.

Weimars Umgebung ist ganz einzig. Tiefurt mit seinem herrlichen Park und den reichen Erinnerungen der klassi­schen Zeit Weimars! Ettersburg mit einer Lage, die wunder­schön ist! Da wird alles aufgefrischt, was wir von Jugend auf an Gedanken über die schönste Zeit in der Entwicklung des

#Bild S. 206

Bildtext:

Rudolf Steiner

geboren zu Kraljevec in Ungarn am 27. Februar 1861, zu­ständig nach Geras in Niederösterreich, studierte an der Landes-Mittels chule zu Wr. Neustadt und besuchte dann in Wien die philosophischen Vorlesungen an der Universität, die naturwissenschaftlichen, mechanischen und maschinen-technischen Vorlesungen an der technischen Hochschule von 1879 - 1883, promovierte mit einer Abhandlung über «die Grundlinien der Erkenntnistheorie», war dann mit der Herausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften für «Kürschners deutsche National-Litteratur» beschäftigt, verfaßte: «Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltan­schauung» (1886), «Goethe als Vater einer neuen Aesthetik» (1889), «Wahrheit und Wissenschaft» (1892). In der Zeit vom 24. Juli - 17. August 1889, ferner vom 30. Sept. 1890 bis zu dieser Zeit war er am Goethe-Archiv mit Herausgabe von Goethes morphologischen und geologischen, sowie all­gemein-naturwissenschaftlichen Arbeiten beschäftigt.

Im Winter 1891-92 hielt St. im Wiener Goethe-Verein einen Vortrag: «Über das Geheimnis in Goethes Rätselmär­chen [in den Auswanderern] und in Weimar zwei Vorträge:

1. «Die Phantasie als Naturprodukt und Kulturschöpferin»,

2. «Weimar im Mittelpunkt des deutschen Geisteslebens».

präs. Nov. 1892


Autobiographische Notiz (aus dem Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar, stammend)

#SE038-205

#TX

deutschen Volkes eingeso gen haben. Ich wohne hier unmit­telbar hinter dem Goethehaus und gehe morgens, wenn ich ins Archiv gehe, an dem Hause der Frau von Stein vorbei. Das alles sind mir liebe Verhältnisse.

Als ich zum ersten Male vor dem herrlichen Doppelstand­bild stand, da ward mir's, als ob plötzlich alles, was ich über Schiller und Goethe gesonnen und gedacht, neues Leben bekäme, als ob ein ganz eigenartiger belebender Hauch über alles wehe. Doch nun genug von mir und meinen Ein­drücken.

Ich hoffe, nächsten Donnerstag oder Freitag in Unterach einzutreffen. Sehr betrübt mich Ihre Mitteilung, daß Ihre lieben Angehörigen neuerdings einen schweren Krankheits­fall in der Familie haben. Wenn Sie, meiner lieber Richard, mir sogleich auf diesen Brief antworten wollten, dann könnte ich hoffen, daß mich Ihre lieben Zeilen noch hier in Weimar träfen. Tun Sie es doch. Ich teile Ihnen zu diesem Behufe unten meine Adresse mit, doch können Sie immerhin ja auch ans Archiv adressieren.

Bitte richten Sie mir einen Handkuß an die Frauen und die besten Grüße an Ihren Papa, Otto, Arthur, Ernstl und den lieben Hansl aus, sowie überhaupt an alle, die noch sonst von Ihrer lieben Familie am Berghofe dermalen sind, endlich seien Sie selbst herzlichst gegrüßt

von Ihrem

Ackerwand 4 bei Frau Moseb ach Rudolf Steiner

#TI

196. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 12. August 1889

Sehr geehrter Herr!

Verbindlichen Dank für das Manuskript zum III. Bande der «Naturwissenschaftlichen Schriften». Die Tafeln werde ich ent­sprechend vervielfältigen lassen. Der Vorrede und Einleitung sehe ich recht bald entgegen. Gleichzeitig bitte ich auch, Band IV nicht

#SE038-206

aus den Augen zu verlieren und für dessen baldige Vollendung besorgt zu sein. Daß natürlich auch die Lexikon-Artikel nicht Not leiden dürfen, sondern Sie der Tabelle möglichst nachzukommen trachten mögen, brauche ich wohl nicht besonders zu betonen.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

197. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Stuttgart, 22. August 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Ich bin - auf meiner Rückreise von Weimar - hierher gekommen, um mit Ihnen in einer Angelegenheit persönlich zu sprechen. Dürfte ich Sie nun bitten, mir durch den Über­bringer dieses gütigst Mitteilung zukommen zu lassen, wann es Ihre so sehr in Anspruch genommene Zeit gestattet, daß ich bei Ihnen vorspreche.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

Hotel Marquart, Zimmer Nr.56

#TI

198. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien [?], 31. August 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Eben finde ich bei meiner Ankunft Ihre Zeilen bezüglich der Lexikon-Artikel «Eruptiv, Erzlagerstätten, Familie» vor. Ich werde sie sogleich in der gewünschten Weise und mit der schematischen Darstellung zu dem Artikel «Erzla­gerstätten» ausführen und Ihnen umgehend einsenden. Sie können darauf rechnen.

Mit besonderer Hochachtung

Ihr

Rudolf Steiner

#SE038-207

#TI

199. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

Gut Berghof in Unterach am Attersee,

I. September 1889

Lieber Fritz!

Verzeihe, wenn Du erst heute diesen Brief von mir er­hältst. Ich bin ein fürchterlicher Konfusionsrat. Beim Aus­packen meines Reisegepäcks finde ich Deinen zum Absen­den bereiten Brief vor, und so gewahre ich, daß durch mein allerdings unschuldiges Verschulden seit einer Reihe von Wochen von mir keine Nachricht an Dich gelangt ist.

Ich hoffe, Du hast die heurige böse Sommerszeit doch leidlich gut verbracht. Ich habe viel gesehen und gelernt. Der wissenschaftliche Nachlaß Goethes ist ein reichhaltige­rer, als ich mir habe denken können. Und was mir das Wich­tigste ist: alle meine Vermutungen finde ich in reichstem Maße bestätigt. Du weißt, was ich von jeher in wissenschaft­licher Richtung über Goethe geschrieben habe, wich sehr von dem, was man in Gelehrtenkreisen denkt, ab; die Veröf­fentlichung vieler wertvoller - bisher unbekannter- Ausein­andersetzungen Goethes mit verschiedenen Gebieten wis­senschaftlichen Denkens wird im vollsten Maße alles, was ich gegen so viele andere aufgestellt habe, bestätigen. Der von mir vorausgesagte und aus dem Briefwechsel von mir rekonstruierte Aufsatz, der zu den wichtigsten wissen­schaftlichen Auslassungen Goethes gehört, hat sich ganz in der Gestalt gefunden, die ich vermutet habe. Ich bin also mit vieler Befriedigung von Weimar geschieden.

Aber auch sonst: ich gestehe Dir, es ist ein Gefühl ganz eigener Art, wenn man auf dem Boden Weimars herumwan­delt. Es ist, als ob sich plötzlich alles, was wir über die größ­ten Geister unserer Nation gedacht und gesonnen haben, neu belebte, als ob wir es jetzt besser fühlten, tiefer empfän­den. Als ich Goethes Gartenhaus betrat, mit seiner liebli­chen Umgebung, als ich Tiefurts Anlagen und sein einziges Schlößchen durchwanderte, weiters da ich Belvedere, Et­tersburg

#SE038-208

und so vieles andere kennenlernte, da war mir, als ob ein ganz frischer Hauch durch jenes Gebiet meiner Seele zöge, wo die Goethe- und Schillergedanken wohnen. Das Doppelstandbild machte auf mich einen überwältigenden Eindruck. Goethes Antlitz trägt wirklich in jedem Punkte den gewaltigen Geist an sich, und ich konnte den Künstler, dem wir es verdanken, nicht genug bewundern. Gleich ne­benan steht wohl Schapers Goethe in Berlin, der zu den herrlichsten Schöpfungen seiner Art zählt.

Es ist etwas anderes um das geistige Leben in Deutschland als in unserem Osterreich. Es trägt doch alles den Stempel eines selbst- und zielbewußten einheitlichen Volkes in sich. Besonders in Norddeutschland, wo mir auch jede Spur des Partikularismus - wenigstens bei einem großen Teil des Vol­kes - überwunden zu sein scheint.

Einen ganz außerordentlichen Eindruck machte auf mich auch das Betreten des historischen Lutherzimmers in der überschönen Wartburg. Man fühlt da etwas, als ob einem der historische Geist, der in dem deutschen Volke lebt, un­mittelbar anwehte. Es war ein erhebender Nachmittag, als ich die Exkursion von Weimar nach der Wartburg machte.

Ich sehne mich nun, Dich nach so langer Zeit wiederzuse­hen. Ich komme am 16. d. M. nach Wien. Dort hoffe ich Dich gesund zu treffen.

Leider habe ich durch einen Zufall - in Weimar ist man nämlich wie weltabgeschlossen - erst lange nach dem Trau­erfall von dem Tode der Frau Warhanek erfahren. Wenn Du den lieben alten Herrn oder das Fräulein Marie siehst, so bitte ich Dich, Ihnen vorläufig meine herzlichste, aufrichtig­ste Teilnahme an ihrem Verluste auszusprechen. Was ma­chen Hugo, Leo? Sage Ihnen doch, daß ich sie herzlichst grüßen lasse und daß ich mich außerordentlich freue, sie wiederzusehen. Du aber,

lieber Freund, sei herzlichst gegrüßt

von Deinem treuen

Rudolf Steiner

#SE038-209

#TI

200. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 18. November 1889

Hochgeschätzter Herr Direktor!

Vor allen andern Dingen bitte ich Sie viele Male um Ent­schuldigung, wenn ich Ihnen erst heute diese Zeilen sende. Ich war in den letzten Wochen durch fortdauerndes Un­wohlsein von allem abgehalten, und dann habe ich Ihnen ja versprochen, in diesem Briefe sogleich bündige Auskunft uber meinen nächsten Aufenthalt in Weimar zu geben, was mir denn doch erst heute möglich ist. Bevor ich das aber tue, will ich Ihnen noch für die vielen Liebenswürdigkeiten, die Sie mir während meiner diesjährigen Weimarer Tage erwie­sen haben, herzlichst Dank sagen. Glauben Sie, daß ich die­selben wohl zu schätzen weiß!

Ich habe Sie in Berlin bei Herman Grimm aufgesucht; leider mußte ich hören, daß Sie gerade am Tage meiner An­kunft daselbst abgereist waren. Ich hätte Ihnen ja so man­ches über den Stand meiner Archivarbeiten zu sagen gehabt. Nächste Ostern werde ich in Weimar bestimmt erscheinen, um dann solange daselbst zu verbleiben, als das Goethe-Ar­chiv meiner bedarf. Damit habe ich wohl alles gesagt, was Sie in dieser Angelegenheit wünschen.

Nun zu etwas anderem. Der Aufsatz, von dem ich in Weimar als einer von mir prophezeiten Goethe-Arbeit ge­sprochen habe und der sich nun ganz in der von mir voraus-konstruierten Gestalt vorgefunden hat, gehört zu den wich­tigsten wissenschaftlichen Auslassungen Goethes. Ich bitte Sie nun recht sehr, mir darüber Auskunft zu geben, ob nicht eine Mitteilung über dieses wichtige Faktum im nächsten Goethejahrbuch erwünscht wäre. Ich halte sie nämlich in Anbetracht der Bedeutung der Sache geradezu für unerlaß­lich. Mir war das vollkommen genaue Eintreffen meiner Vorhersagung natürlich von einer besonderen Befriedigung.

Mit meinem Aufsatz in der nächsten Goethe-Chronik «über den voraussichtlichen Gewinn der Goethe-Studien

#SE038-210

durch die Weimarer Ausgabe» werden Sie gewiß einverstan­den sein. Außer der Begeisterung, die nur der haben kann, der in ihrem schönen Archiv gearbeitet hat, ist natürlich nichts in den Aufsatz eingeflossen, was nicht auch ein ande­rer, der nicht Mitarbeiter der Weimarer Ausgabe ist, hätte schreiben können. Nächsten Freitag werde ich im hiesigen Goethe-Verein über die «Bedeutung des Goethe-Archivs» sprechen, was ja gewiß auch nicht gegen Ihre Intentionen ist. Ich bitte, sagen Sie mir ein paar Zeilen darüber.

Meine Arbeit an der Ausgabe schreitet rasch vorwärts. Die letzten Wochen haben mich freilich sehr aufgehalten. Indem ich Ihnen, geschätztester Herr Professor, noch be­stens für Ihren in Wahles Brief eingeschlossenen Gruß danke

bin ich mit vorzüglichster Hochachtung

Ihr

Rudolf Steiner

Dr. Wahle schreibe ich noch heute. Er möge die lange Ver­zögerung verzeihen. Dr. v. d. Hellen meine besten Emp­fehlungen!

#TI

201. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 20. November 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich per Expreßbrief die beiden Artikel: Fraas u. Fritsch; noch heute fertige ich alles übrige Rückständige aus. Ich war leider sehr unwohl und schreibunfähig. Jetzt soll alles rüstig aufgearbeitet werden.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#SE038-211

#TI

202. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 5. Dezember 1889

Sehr geehrter Herr!

Mit den Farbentafeln zu Goethe geht es doch nicht so leicht, wie ich mir ursprünglich gedacht habe. Der Verlag teilt mir eben mit, daß die Herstellung der Platte für die Farbentafel allein 1000 Mark koste und daß dies die National-Literatur nicht tragen könne. Es bleibt mir somit nichts anderes übrig, als Ihnen das Buch in der Anlage zurückzugeben und Sie zu bitten, mir zu sagen, wie eventu­ell ein Ersatz geschaffen werden könnte, der die Farben weniger nötig macht.

Gleichzeitig bitte ich für baldige Erledigung der nun schon seit langem in Ihren Händen befindlichen Korrekturen zu den beiden Haibbänden, damit sofort nach Erledigung der Farbentafelfrage die Ausgabe der Bände erfolgen kann.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

203. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 7. Dezember 1889

Verehrter Herr!

Sie hatten die große Liebenswürdigkeit, beim ersten Erscheinen meines Taschen-Konversationslexikons demselben ein warmes empfehlendes Wort mit auf den Weg zu geben, und ich zweifle nicht, daß gerade Ihr Hinweis wesentlich dazu beigetragen hat, dem Buch den Weg zu dem sensationellen Erfolg zu bahnen, den es erzielt hat. Heute bin ich in der angenehmen Lage, Ihnen die siebte Auflage überreichen zu können, für die ich das gleiche Inter­esse erbitte wie für die erste. Es wird wohl kaum eines Vergleichs bedürfen, daß es sich hier um eine vollständige Neubearbeitung handelt, die namentlich vor der ersten den Vorzug hat, daß auch die Akzent- und Aussprache-Bezeichnung beigefügt wurde, was für zahlreiche Leser gewiß von Vorteil sein wird und wodurch das Buch mehr und mehr seinen größeren Kollegen gleichkommt.

#SE038-212

Können Sie bei diesem Anlaß noch einmal auf mein Quartlexi­kon hinweisen, so verbänden Sie mich noch ganz besonders.

Jedenfalls aber möchte ich um Zusendung eines Belegs gebeten

haben.

Mit vollkommener Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

204. AN TOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 10. Dezember 1889

Gebirge Eilbrief abgegangen.

Steiner

#TI

205. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 22. Dezember 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Es betrübt mich sehr, daß die Farbentafeln der Goethe-Ausgabe nicht beigegeben werden können. Ich bin nun be­schäftigt, Ersatz-Figuren ohne Farben zu schaffen und ver­spreche Ihnen dieselben samt den lange bei mir liegenden Korrekturbogen innerhalb von 8 Tagen Ihnen zu senden. Bis jetzt wartete ich immer die Tafeln ab, weil der Text auf die Tafeln sich vielfach bezieht und die Verweise ohne die Tafeln nicht gegeben werden können.

Ich werde mich so sehr beeilen, als dies möglich ist.

In vorzüglicher Hochachtung

Ihr ganz ergebener

Rudolf Steiner

#SE038-213

#TI

206. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 23. Dezember 1889

Verehrter Herr!

Ich weiß wirklich nicht, was ich Ihnen gegenüber verschuldet habe, daß Sie mich abermals in so riesige Verlegenheit bringen, wie dies mit dem Artikel «Geologie» und der dazu erbetenen Tafel der Fall ist. Ich habe doch in meinem Schreiben ausdrücklich um umge­hende Erledigung bzw. Rückantwort gebeten und bin bis heute noch nicht im Besitz der Sachen. Ich habe doch mit Ihren Pierer-Ar­tikeln die denkbar größte Nachsicht gehabt. Sie wissen ja wohl selbst, daß bei regelmäßiger Lieferung jetzt sämtliches Manuskript bis zum Buchstaben L in meinen Händen sein sollte und habe ich schon so unzählig viele Ungelegenheiten gehabt wegen des ver­späteten Eintreffens Ihrer Artikel, daß ich doch wohl zum minde­sten erwarten sollte, Sie würden einen Artikel wie beispielsweise «Gebirge» oder «Geologie», der unmittelbar vor der Drucklegung steht, mir auch umgehend besorgen, wie ich es erbitte. Auch die Tafel ist sehr eilig, da dieselbe noch geraume Zeit zur Herstellung bedarf. Ich rechne mit aller Bestimmtheit darauf, Tafel und Text bis Freitag den 27. zu erhalten, und bitte Sie wiederholt und dringend, unter allen Umständen zu trachten, den Anschluß an die Tabelle zu erreichen.

Auch über die so sehr dringende Angelegenheit betr. des Goe­thebandes habe ich, trotzdem mein Schreiben seit länger als 14 Ta­gen bei Ihnen ist, noch keine Silbe vernommen, noch Korrekturen erhalten. Auch hier muß ich bitten, alles noch im alten Jahr zu erledigen, damit wir gleich nach Neujahr den Band ausgeben

können.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster


Kürschner

#TI

207. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 26. Dezember 1889

Auskunft über fragliche Artikel abgegangen.

Steiner

#SE038-214

#TI

208. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 29. Dezember 1889

Hochgeschätzter Herr Professor!

Gleichzeitig mit diesem sende ich den Artikel Geologie, sowie mehreres andere Rückständige ab. Hoffentlich ist Ihnen die Farbentafel, die ich auch beigeschlossen, recht. Sie ist einfach, aber instruktiv. Ich glaubte, daß dies die Haupt­sache sei, daß man sich mit einem Blick auf die Tafel einfach und leicht orientieren könne, und in diesem Hinblick habe ich sie angefertigt.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#TI

209. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Sehr geehrter Herr! Stuttgart, 30. Dezember 1889

Besten Dank für den nun endlich eingegangenen Artikel Geolo­gie nebst der Tafel. Es war gerade die höchste Zeit. Die Anordnung der Tafel hat mir ganz gut gefallen und lasse ich Ihnen, sobald dieselbe hergestellt ist, nochmals eine Korrektur zugehen, die ich natürlich umgehendst zurückerbitte.

Heute möchte ich nur noch die dringende Bitte an Sie richten, mich doch im neuen Jahre nicht so im Stich zu lassen, wie im verflossenen, und mir namentlich für Pierer möglichst rasch wei­tere Artikel zu senden, zunächst alles noch Restierende aus G und H, dann aber in möglichst kurzer Zeit die bis Schluß K rei­chenden Artikel. Letzteres ist um so unerläßlicher, als behufs ra­scherer Förderung des Manuskripts von Neujahr ab die Redaktion hier verstärkt ist und eine gedeihliche Fortarbeit nur möglich ist, wenn die Manuskripte pünktlich und komplett eingehen.

Mit der Bitte, daneben auch die National-Literatur nicht aus den Augen zu verlieren, bin ich

in bekannter Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-215

#TI

210. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 23. Januar 1890

Artikel G und H fertig, gehen unverzüglich ab, auch fol­gendes, so daß in nächsten Tagen Anschluß an' Termin. Ver­zeichnis National-Literatur gleichfalls in rascher Folge. Bitte Wiederholung des im Telegramme namentlich gefor­derten geologischen Artikels

Steiner

#TI

211. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

[Postkarte] Stuttgart, 24. Januar 1890

Sehr geehrter Herr!

Ihr Telegramm habe erhalten und beantwortet. Hoffe bestimmt, daß diesmal dem Versprechen gemäß Artikel eintreffen. Sie machen sich wirklich keinen Begriff davon, welch kolossale Unanehmlich­keiten mir durch die fortgesetzte Nachhinkerei erwachsen. Es war nicht ein, sondern mehrere geologische Artikel, und wenn Sie die­ser Tage die Buchstaben G und H senden, müssen ja die speziell monierten dabei sein. Nur sollte ich diese eben postwendend haben, da wir ja schon mit dem Umbrechen so weit vorgeschritten sind.

Hochachtungsvollst

Kürsclmer

#TI

212. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 27. Januar 1890

Fehlende G-Artikel Eilbrief nachgesandt.

Steiner

#SE038-216

#TI

213. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 27. Januar 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Beiliegend die Ergänzung zu den noch in G gebliebenen Lücken. Hoffentlich sind diese Artikel die in Ihrem Tele­gramme gemeinten. Ich halte die hier gegebene Fassung allein die für unser Lexikon passende.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

214. AN FRITZ UND AMALIE BREITENSTEIN

#TX

Wien, 30. Januar 1890

Meine teuren, lieben Freunde!

Mea culpa, mea maxima culpa, so spreche ich, mich an die Brust schlagend, wenn ich nur daran denke - und ich muß so oft daran denken, daß ich seit meiner Ankunft in Wien noch nicht bei Euch gewesen bin; und doch darf ich Sagen, daß mich nur die dringendsten, unbedingt nötigsten Arbei­ten abgehalten haben, Euch aufzusuchen. Ich bin nämlich mit einer Arbeit so sehr im Rückstande, daß ich sie jetzt fertigmachen muß, wenn ich mich nicht in die peinlichste Verlegenheit setzen will. Und so mußte ich denn Tag für Tag den Besuch aufschieben, so sehr es mich selbst drängte, so sehr mir die gute Fritzi aufgetragen hat und mir fortdau­ernd in jedem Briefe wieder aufträgt, doch ja zu Euch zu gehen. Aber entschuldigt mich nur für diesmal. Ich will alles nachholen, wirklich nachholen. Ich hoffe nun, Samstag abends so weit zu sein, um Euch aufsuchen zu können. Seid mir nur nicht böse! Ich habe ja Euch so viel, so viel zu erzählen von den schönen Tagen in Hermannstadt.

Man sollte gar nicht glauben, daß wir in einer Stadt sind und uns doch wochenlang nicht sehen. Also hoffentlich bis Samstag.

In alter Treue Euer

Rudolf Steiner

#SE038-217

#TI

215. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 31. Januar 1890

Sehr geehrter Herr!

Die 3 nachträglich gelieferten geologischen Artikel habe ich er­halten, obwohl ich nach Aussage des betreffenden Herrn Fachre­dakteurs annehmen muß, daß sich noch ein solcher in Ihren Hän­den befindet. Ich möchte Sie doch hierdurch wiederholt und drin­gend bitten, für die Zukunft sämtliche Artikel in der alphabetischen Reihenfolge zu bearbeiten und an mich abzusenden, da sonst hier der regelmäßige Fortgang der Redaktions- und Revisionsarbeiten wesentlich gestört wird.

Zu dem Artikel «Gebirge» sandte ich Ihnen seinerzeit einen Bo­gen aus dem Meyerschen Konversationslexikon, den Sie trotz wie­derholten Bitten noch nicht zurückgesandt haben. Ich bitte Sie nochmals darum, da der Bogen aus dem hier auf der Redaktion befindlichen Exemplar entommen wurde.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

216. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 6. Februar 1890

Geologische Landesanstalten, Gesellschaften, Flachlands­aufnahme, Eilbrief abgegangen.

Steiner

#TI

217. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 1 I. Februar 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Bitte recht sehr die beiligende Korrektur zu berücksich­tigen, da Gelbeisenerz und Gelbeisenstein zwei - in Lehr­büchern oft verwechselte - verschiedene Mineralien sind.

#SE038-218

Zugleich sende ich auch heute noch weiteres Manuskript und den Bogen aus dem Meyer.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

218. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 12. Februar 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich den noch rückständigen Artikel «Glasar­tig». Von G bleibt jetzt nur noch das mir nachträglich noch eingesandte Gold, das ich unverzüglich mit Eilbrief sende. Gleichzeitig sende ich die Hälfte von H und den Bogen aus

dem Meyer.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

Eine Tafel zum Artikel «Kristall» sende ich in wenigen Tagen. Soll ich nicht auch zu «Juraformation» eine solche liefern?

#TI

219. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 13. Februar 1890

Artikel mit Bildbeilage sende i6. ab. Gebirge, gefritteter Sandstein gehen sofort ab.

Steiner

#TI

220. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 14. Februar 1890

Würde gerne Geologie, Geologische Formationen etc. und die Kartenskizze in Korrektur nachsehen. Glasartig und H-Artikel abgegangen.

Steiner

#SE038-219

#TI

221. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien,] 16. Februar 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Zu meinem ganz besonderen Bedauern sehe ich eben, daß mein Artikel «Geschiebe» noch nicht abgegangen ist; viel­leicht ist er nun doch, wenigstens in der Korrektur noch zu verwenden; und ich übersende ihn deshalb schleunig.

In besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

222. AN FRIEDRICH LEMMERMAYER

#TX

Wien, 17. Februar 1890

Lieber Fritz!

Eben sendet mir Pernerstorfer Deine «Menschen und Schicksale» zur Besprechung für die «Deutschen Worte>>, und ich freue mich sehr auf die Lektüre. Wir sehen uns wohl morgen abends bei Pfarrers.

Herzlichst Dein

Rudolf Steiner

#TI

223. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

[Wien, Februar 1890]

Hochgeschätzter Herr Professor!

Beifolgend endlich den Artikel Gold. Ich konnte ihn, trotzdem ich in jeder Weise knapp zu sein versuchte, nicht unter 250 Zeilen liefern.

In vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#SE038-220

#TI

224. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 1. März 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Wahrhaft glücklich bin ich darüber, daß ich nun endlich imstande bin, Ihnen auch die Korrektur der National-Lite­ratur in rascher Folge zu schicken. Der Anfang geht heute ab. Glauben Sie mir, daß ich es tief bedauere, daß Sie unter den Ihnen von mir bereiteten Unannehmlichkeiten fortwäh­rend zu leiden haben. Ich werde nach Kräften bemüht sein, dergleichen in der Zukunft hintanzuhalten. Ich habe den Ersatz für die nun leider nicht zustandegekommenen Tafeln geschaffen in der Form von einfachen Figuren, die leicht in der Druckerei selbst gemacht werden können, und hoffe, daß Sie in dieser Hinsicht mit mir einverstanden sein wer­den. Die Sache folgt schon mit der nächsten Korrektur-sendung.

Noch einmal um Enschuldigung bittend

ganz ergebenst


Rudolf Steiner

#TI

225. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 2. März 189c

Sehr geehrter Herr!

Die kolossalen Verzögerungen, welche in der letzten Zeit wieder bei Ihren Artikeln eintraten, nötigen mich leider, Ihnen diese Zei­len zu schreiben und Sie auf das höflichste, aber auch dringendste zu bitten, sowohl die Termine pünktlich einzuhalten und zu trach­ten, sobald als möglich Anschluß an die Tabelle zu erreichen, als auch die Artikel so zu bearbeiten, daß dieselben trotz ihrer Kürze es mit denjenigen unserer Konkurrenten aufnehmen können. Wir dürfen diesen an Inhalt keineswegs nachstehen, und es ist daher absolut notwendig, daß alles berücksichtigt wird, was Meyer bringt, und namentlich Literaturangaben möglichst vollständig ge­geben

#SE038-221

werden. Wenn Ihnen für einen Artikel etwa 30 Zeilen vorge­schrieben sind, so ist das der hier schon berechnete knappste Raum, und es ist deshalb unrichtig, einen Artikel abzuliefern, der etwa nur 5-6 Zeilen enthält, wie in letzter Zeit mehrfach vorgekommen. Vor allen Dingen aber ist raschere Lieferung unbedingt notwendig; dann ist auch die Möglichkeit vorhanden, einen mangelhaft bear­beiteten Artikel nochmals zurückgeben und ihn rechtzeitig wieder haben zu können. Ich muß, soll die Arbeit überhaupt einen gedeih­lichen Fortgang haben, bis längstens Ende dieses Monats im Besitze des vollständigen Manuskripts bis zum Schluß des Buchstaben L sein.

Der Tafel «Kristall » und «Juraformation> sehe ich in Balde ent­gegen. Für erstere sende ich Ihnen die alten Tafeln mit, aus denen Sie das Nötige auswählen mögen, letztere muß auch enthal­ten: Archaeopteryx, Ichthyosaurus und Belemniten.

Hochachtungsvollst

Kürschner

#TI

226. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 3. März 1890

Hochgeschätzter Herr Direktor!

Vielen Dank für Ihren liebenswürdigen Brief und Ihre Postkarte. Es freut mich ganz besonders, wenn Sie mit der Art, wie ich über die Bedeutung des Archivs gesprochen habe, zufrieden und einverstanden sind. Ich glaube auch Ihrem Wunsche entsprochen zu haben, die ethische Bedeu­tung des Archivs besonders zu betonen. Daß der Gruß an Sie, verehrtester Herr Professor, aus vollem dankbaren Her­zen in den Vortrag eingeflossen ist, brauche ich wohl nicht ausdrücklich zu erwähnen. Ich freue mich auf die Zeit, die ich wieder in Ihrer mir so werten Gegenwart zubringen werde. Mit der Art und Weise, wie Sie äußerlich meine Ar­chivarbeit zu regeln gedenken, bin ich ganz einverstanden. Über die Höhe eines monatlichen Betrages können wir wohl

#SE038-222

am besten nach meiner Ankunft verhandeln. Was Ihre lie­benswürdige Mitteilung in betreff des Ordnens der natur-wissenschaftlichen Schriften anbelangt, so denke ich, es wäre wohl am besten, die Sachen blieben in den Kästen so, wie sie liegen, da ich ja ein sorgfältiges Verzeichnis alles Vorhandenen mir bereits angelegt habe.

Die Blätter der «Chronik>, welche Sie gewünscht haben, konnte ich mir erst heute verschaffen. Ich sende Ihnen je zwei Exemplare und bitte Sie, verehrtester Herr Professor, Heft i des 5. Jahrgangs, worinnen ein Auszug meines Vor­trages ist, Serenissimae gütigst überreichen zu wollen. Sie haben selbst gewünscht, daß die Nummer in ihre Hand kommt.

Ich komme jedenfalls zu Ostern oder wenige Wochen darnach. Die genaue Zeitangabe meiner Ankunft werde ich entsprechend früher brieflich machen.

Mit dem Ausdrucke besonderer Hochachtung bin ich

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

Dr. Eduard von der Hellen und Dr. Wahle beste Empfeh­lung!

#TI

227. AN FRITZ UND AMALIE BREITENSTEIN

#TX

Wien, 5. März 1890

Meine lieben Freunde!

Vorerst herzliches Prosit am heutigen Tage. Wenn Ihr einverstanden wäret, so käme ich gerne dreiviertelneun Uhr abends zur «Linde>, wo wir eine Stunde zur Feier des heuti­gen Tages beisammensitzen könnten. Ihr findet mich jeden­falls dort. Könnt Ihr nicht kommen, so ist vielleicht Fritz so gut und läßt mir im Café Griensteidl Nachricht, wo ich zwischen drei und vier jedenfalls bin.

Herzlichst Euer

Rudolf Steiner

#SE038-223

#TI

228. AN ROSA UND KARL MAYREDER

#TX

Wien, 21. März 1890

Verehrteste gnädige Frau und

verehrtester Herr Professor!

Dr. Lang teilt mir mit, daß Sie heut abend gerne am Goethe-Abende teilnehmen möchten. Ich erlaube mir deshalb, Ihnen beifolgend zwei Karten zu schicken und bemerke zugleich, daß der Vortrag im Festsaale des Inge­nieur- und Architekten-Vereines (1., Eschenbachgasse 9) stattfindet.

In besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

229. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 23. März 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Aus Ihrem letzten geehrten Schreiben ersehe ich, daß Sie die Pierer-Artikel so bearbeitet wissen wollen, daß sie in jeder Hinsicht mit dem Meyer konkurrieren können. Ich habe bei allen folgenden Artikeln dies Prinzip streng einge­halten und es werden Ihnen die Artikel nun in den nächsten Tagen unbedingt zugehen. Bis Ende März sind Ihrem Wun­sche gemäß bestimmt alle Artikel bis Schluß L in Ihren Hän­den. Hammerschmidt, Hauer, Haushofer sende ich voraus, damit sie nicht zu spät kommen.

In vorzüglicher Hochschätzung

Ihr ergebenster

Rudolf Steiner

#SE038-224

#TI

230. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 26. März ,890

Sehr geehrter Herr!

Bereits unterm 1.3. teilten Sie mir mit, daß Sie nunmehr in rascher Folge die Korrekturen von Goethe XXXV. erledigen und mir auch die als Ersatz für die Tafeln bestimmten Figuren angeben würden. Ich habe leider seit den damals mitgesandten Bogen 1 und 2 nichts mehr erhalten und möchte deshalb hiermit aufs dringend­ste gebeten haben, die Korrektur dieser beiden Halbbände jetzt so rasch als möglich zu fördern, da wir dringend Material zur Ausgabe brauchen. Die letzten Bogen sind Ihnen bereits am 24.10., also vor genau einem halben Jahre zugegangen. Indem ich also nochmals dringend um recht rasche Förderung der Korrekturen, Übersen­dung der Vorlagen zu den Figuren und ebenso rasche seinerzeitige Erledigung der Revisionen bitte, bin ich

in vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#TI

231. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 27. März 1890

Sehr geehrter Herr!

Besten Dank für die übersandten Artikel aus H, die gerade noch recht kamen, um eingeschoben werden zu können. Ich bitte noch­mals aufs dringendste, die Artikel bis Schluß L möglichst rasch an mich gelangen zu lassen. Wie weit Sie hinter der Tabelle und hinter sämtlichen Mitarbeitern sind, die fast ausnahmslos größere und schwierigere Gebiete haben als Sie, mögen Ihnen die nachstehend wiederholt angegebenen Termine zeigen. Es war zu liefern.

den 31. 10. 89 bis Homilien

den 28. 11. 89bislrkutsk

den 27. 12.89 bis Kinkel

den 24. I. 90 bis Krakau

den 21. 2.90 bis Leim

den 21. 3.90 bis Mamers.

#SE038-225

Hiernach sollten heute alle Artikel bis Schluß L in meinem Be­sitz sein; Sie aber sind noch nicht einmal mit denen fertig, welche im Oktober 89 fällig waren. Wenn Sie nur einigeimaßen einen Be­griff von der Arbeit haben, welche die Herstellung eines Lexikons macht, so werden Sie wohl mein fortgesetztes Drängen begreiflich finden und sich eine Vorstellung machen können, in welch unge-heurer Weise der regelmäßige Fortgang der Redaktionsarbeiten hier gestört ist.

Was Ihre Bemerkung wegen der Konkurrenzfähigkeit der Arti­kel anlangt, so ist das doch wohl ganz selbstverständlich, daß wir bei aller Kürze nicht nur nicht hinter Meyer etc. zurückstehen dürfen, sondern wo irgend Gelegenheit, Neueres als dieser, der doch schon mehrere Jahre alt ist, bringen müssen, was sich nament­lich auch auf Angaben von Literatur etc. erstreckt.

In diesem Sinne bitte ich alle die folgenden Artikel gleich von

Haus aus zu bearbeiten.

Hochachtungsvollst

Kürschner

#TI

232. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Sehr geehrter Herr! Stuttgart, 2. April 1890

Hierdurch teile ich Ihnen mit, daß der Verlag neuerdings wieder aufs entschiedenste ein schnelleres Erscheinen des Pierer, vor allem aber einen möglichst raschen Abschluß der redaktionellen Arbei­ten verlangt und daß ich infolgedessen genötigt bin, die Herren Mitarbeiter aufl dringendste zu bitten, mir in möglichst rascher Folge die bearbeiteten Manuskripte zugehen zu lassen. Ich ersuche deshalb auch Sie, mir jedenfalls spätestens bis 10. 4. alle Artikel bis Schluß H, spätestens zum ,.5. aber sämtliche Artikel bis Schluß L zugehen zu lassen.

Auf die Notwendigkeit der Konkurrenzfähigkeit unserer Arti­kel mit denen von Meyer habe ich ja schon einmal hingewiesen.

Einer freundlichen Antwort entgegensehend, ob ich mit Be­stimmtheit auf Erfüllung meiner Bitte rechnen darf, bin ich

in vorzüglicher Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-226

#TI

233. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 9. April 1890

H-Artikel gehen mit Eilbrief ab.

Steiner

#TI

234. AN JOSEPH KÜRSCHNER

#TX

Wien, 9. April 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Anbei sende ich Ihnen laut meiner Depesche sämtliche noch restierende H-Artikel in drei Briefen.

I. von Hébert - Henk

II. von Höfflich - Höhle

III. von Hornstein - Hypoklarit und einigen Nachtrag.

Mit vorzüglicher Hochachtung

Rudolf Steiner

#TI

235. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 2. Mai 1890

Sehr geehrter Herr!

Wieder sind einige Wochen seit meiner letzten Mahnung verstri­chen, und immer noch nimmt die Korrektur der Goethebände kei­nen Fortgang. Die Bände müssen jetzt unter allen Umständen in rascher Folge erscheinen und bitte ich deshalb nochmals drin­gendst, die Korrektur sowie später die Revision sehr zu beschleu­nigen und mir bis Anfang nächster Woche eine größere Anzahl Bogen zugehen zu lassen.

Hochachtungsvoll

Kürschner

#SE038-227

#TI

236. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 18. Mai 1890

Hochgeschätzter Herr Direktor!

Sie werden gewiß erstaunt, vielleicht auch ungehalten dar­über sein, daß ich mit der Übernahme meiner Verpflichtun­gen in Weimar so lange zögere. Allein unabänderliche Pri­vatverhältnisse zwingen mich zu dieser Verzögerung. Es sollen aber jetzt nur mehr wenige Wochen vergehen bis zu meinem Eintreffen in der deutschen Musenstadt. Ich habe mittlerweile hier so viel vorgearbeitet, als nach dem von mir in Weimar bereits durchgearbeiteten Materiale möglich war. Hoffentlich entschuldigen Sie meine Säumnis gütigst.

Sie nur noch bittend, mich den Doktoren von der Hellen und Wahle bestens zu empfehlen, bin ich

mit besonderer Hochschätzung

Ihr

Rudolf Steiner

#TI

237. AN HEINRICH VON STEIN

#TX

Wien, 27. Mai 1890

Sehr geehrter Herr!

Hierdurch bitte ich Sie recht sehr, mir zu sagen, ob das gleichzeitig mit diesem Briefe an Sie eingesandte Buch über «Erkenntnistheorie> nicht als Promotionsabhandlung die­nen kann. Es wäre mir das außerordentlich angenehm. Gleichzeitig möchte ich bemerken, daß ich auf keinen Fall in Jena, am liebsten in Rostock promovieren wollte. Den Grund, warum in Jena nicht, kann ich Ihnen, wenn Sie dar­auf reflektieren, mitteilen. Ich erbitte mir also gütige Aus­kunft, ob mein Buch als Promotions-Abhandlung [dienen kann] und ob ich in Rostock promovieren kann. Um die formelle Betreibung der Sache werde ich Sie, nachdem ich

#SE038-228

über diese Fragen orientiert bin, umgehend bitten.* Ich möchte auf jeden Fall Philosophie als Hauptfach haben.

Ihren freundlichen Zeilen entgegensehend

hochachtend

Rudolf Steiner

Ihr Brief anbei. Die «Erkenntnistheorie> liegt bei.

*Ich sende sofort dann alles von Ihnen Geforderte an Sie.

#TI

238. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Sehr geehrter Herr! Stuttgart, 7. Juni 1890

Ein zur Zeit bestehender Mangel an druckfertigen Bogen, dann aber auch eine bedeutende Ebbe in Manuskript überhaupt zwingt mich, Ihnen heute wiederholt in Sachen der Goethe-Bände (Natur-wissenschaftliche Schriften) zu schreiben und Sie dringend zu bit­ten, doch die Korrekturen zu Band III, 1 und 2, schneller zu erledi­gen. Der Satz des ganzen Bandes hat vom 18. 9.-24. 10. v. Js. ge­dauert, der erste Bogen Korrektur kam am 5.3. und jetzt nach Verfluß von 3 Monaten sind erst 6 Bogen Korrektur fertig. Ich muß wöchentlich mindestens 3-4 Bogen erhalten, da der Band sonst nicht einmal in diesem Jahre fertig wird.

Gleichzeitig bitte ich auch, den 4. Band nicht aus den Augen zu verlieren und mir das Manuskript, das ja wohl inzwischen nahezu fertiggestellt ist, sobald als möglich zugehen zu lassen. Der Verlag treibt unaufhörlich und wünscht endlichen Abschluß des Unter­nehmens, da die Abnehmer im höchsten Grade ungeduldig werden.

Bei der Gelegenheit bitte ich auch noch um Angabe, wie sich der Inhalt der beiden Halbbände III i und III 2 nunmehr gruppiert, da derselbe ursprünglich nur für einen Band aufgestellt war. Ebenso wäre ich dankbar für eine Mitteilung, ob auch für den 4. Band der «Naturwissenschaftlichen Schriften» Illustrationen zu erwarten sind und bitte in dem Fall um gefällige Vorschläge.

In vollkommener Hochachtung

Ihr ergebenster

Kürschner

#SE038-229

#TI

239. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 10. Juni 1890

Geehrter Herr!

Ich ersuche Sie hiermit nochmals so höflich als dringend um gefällige postwendende Zurücks endung der noch in Ihren Händen befindlichen Pierer-Manuskripte von I-M. Dieselben müssen läng­stens anfangs kommender Woche in unserem Besitze sein, damit kein Aufenthalt in dem ganzen Werke entsteht. Bitte also, senden Sie selbige nach Empfang dieses sogleich an mich per Post ab.

Hochachtend

Joseph Kürschner

#TI

240. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 10. Juni 1890

Sehr geehrter Herr!

Das Nichteintreffen Ihrer Artikel für den Pierer sowie sachliche Klagen unseres Fachredakteurs über die Fassung der Artikel haben mich leider genötigt, die von Ihnen bearbeiteten Gebiete anderweit zu vergeben. Sie sind jetzt bei H, während die Redaktion kontrakt­lich verpflichtet ist, am Sonnabend bis Me. . . abzuliefern!!! Ich bitte Sie deshalb freundlichst, mir umgehend sämtliche Manuskriptblätter zurückzusenden.

Mit freundlichem Gruß

immer der Ihrige

Kürschner

#TI

241. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 13.Juni 1890

Brief eben erhalten. Meine Artikel bis auf kleine Lücken fertig und sämtlich Montag früh bearbeitet in Ihren Händen. Bitte recht sehr um Antwort.

Steiner

#SE038-230

Notiz von Joseph Kürschner für Dr. Fünfstück und dessen Ant­wort:

Steiner ist um Rückgabe aller Artikel gebeten worden, da aus technischen und kritischen Gründen auf seine Mitarbeit verzichtet wurde. Er telegraphiert darauf das obige. Ich ersuche um Ihre Mit­teilung, ob diese Artikel angenommen werden sollen oder nicht.

K.

Ich bin der Meinung, daß man sich nicht darauf einläßt. Die Worte «bis auf kleine Lücken> flößen mir wenig Vertrauen ein, und wenn es auch diesmal vielleicht wirklich nur kleine Lücken wären, so bin ich fest davon überzeugt, daß doch bald der alte Trödel beginnen würde. Bisher war es wenigstens stets so.

F.

#TI

242. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 21. Juni 1890

Hochgeschätzter Herr Professor!

Rechnen Sie es mir nicht zu schlimm an, wenn an Stelle des Schreibers noch einmal nur dieser Brief bei Ihnen ein­trifft. Ich kann mir in Anbetracht von Dingen, die ich nicht ändern kann, nicht anders helfen. Am liebsten wäre ich ja gleich nach dem Eintreffen Ihrer werten Postkarte abgereist. Ich sehe es ganz gut ein, daß Sie mich anfänglich nur in Ihrer Gegenwart in Weimar haben wollen. Und dies soll auch nicht anders geschehen. Doch möchte ich Sie bitten, falls Ihnen das gegenüber Serenissimae nicht Unannehmlichkei­ten bereitet, folgenden Vorschlag anzunehmen. Derselbe wird ja in Ansehung des Umstandes nicht unannehmbar sein, als der erste von mir redigierte Band so weit ist, daß er vierzehn Tage nach meinem Eintreffen in Weimar druckfer­tig sein wird. Ich könnte nämlich, selbst wenn ich alles außer

#SE038-231

acht ließe, nicht anders, als zwischen dem 4. und 8. Juli in Weimar eintreffen. Da bliebe also nur noch eine Woche etwa vor Ihrem Urlaube. Wäre es nun nicht möglich, daß ich erst nach Ihrer Rückkehr im Archive zu arbeiten anfinge? Mir wäre damit außerordentlich gedient, da ich vorher nicht ohne Opfer erscheinen kann. Doch bitte ich dabei fortwäh­rend zu berücksichtigen, daß ich Ihnen nicht im geringsten Unannehmlichkeiten bei Serenissimae machen will und daß, wenn Sie mir schreiben, daß mein verspätetes Kommen sol­che im Gefolge hätte, ich unbedingt Anfang Juli in Weimar bin. Ich lege also alles in Ihre Entscheidung. Nehmen Sie es mir nur nicht übel, daß ich durch mein zu optimistisches Ansehen der Dinge im vorigen Jahre einen früheren Termin angegeben habe, als ich jetzt einhalten kann.

Also richten Sie, verehrtester Herr Professor, die Sache nur nach Ihrem Ermessen ein und teilen Sie mir Ihre Ent­scheidung bald mit. Mir würde, wie gesagt, der Aufschub einen Stein vom Herzen nehmen, doch will ich gerne gleich kommen, wenn es sonst nicht geht. Es wartet auf Ihre bal­dige Antwort und bittet Sie nochmals um Entschuldigung

ganz Ihr

Rudolf Steiner

#TI

243. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 21. Juni 1890

Sehr geehrter Herr!

Sie werden mein Telegramm erhalten haben. Ich hätte selbstver­ständlich, obgleich ich nicht zuletzt unter der fortgesetzten Verzö-gerung der Artikelsendungen schwer gelitten habe, gern gesehen, wenn Sie weiter Mitarbeiter am Pierer geblieben wären. Leider aber war dies ganz unmöglich. Unser Fachredakteur für den natur-wissenschaftlichen Teil, Dozent am hiesigen Polytechnikum, Dr. Fünfstück, ebenso wie die andern Redakteure sind zu pünktlicher

#SE038-232

Ablieferung bestimmter Serien verpflichtet. Wenn er dann nicht fertig wurde, berief er sich hauptsächlich darauf, daß die Nachträge von Ihnen ihm eine wesentliche Mühe machten, was denn auch nicht zu leugnen ist, außerdem aber hat er vom Anbe­ginn seiner Tätigkeit an schwere sachliche Bedenken geltend ge­macht, die zu prüfen ich nicht in der Lage bin und bei denen ich mich naturgemäß auf sein Urteil verlassen mußte. Um Ihnen zu zeigen, wie sehr ich bemüht war, das alte Verhältnis aufrecht zu erhalten, sende ich Ihnen Ihr Telegramm mit einer Korrespondenz zwischen mir und Dr. F., die ich aber als vertraulich zu betrachten bitte und um deren Rücksendung ich bitten möchte.

Ich hoffe übrigens, daß wir uns bei andern Gelegenheiten um so mehr treffen und sehe ich namentlich möglichst bald der Einsen-dung des National-Literatur-Bandes entgegen.

Mit vorzüglicher Hochachtung stets

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

244. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

#TX

Wien, 30. Juni 1890

Fertige Korrekturen des dritten Bandes so aus, daß Schluß bis 5. Juli, Manuskript des vierten bis 10., längstens 12. Juli, in Ihrer Hand verläßlich. Brief sofort folgend.

Steiner

#TI

245. JOSEPH KÜRSCHNER AN RUDOLF STEINER

#TX

Stuttgart, 5. Juli 1890

Sehr geehrter Herr!

Ihr Telegramm vom 30. v[origen] M[onats] ist in meinen Hän­den, in dem Sie versprechen, die Korrekturen des dritten Bandes bis 5. Juli zu liefern. Seit 5. März sind jedoch bis heute nur 8 Bogen eingegangen und verstehe ich eigentlich nicht, wie Sie die 34 Bogen

#SE038-233

fertig bringen wollen. Um so sicherer sehe ich der Einsendung des 4ten Bandes entgegen, da, wie Sie sich denken werden, uns jetzt sehr daran liegt, die National-Literatur zu einem Abschluß zu brin­gen. Ich hoffe sicher, von Ihnen das Versprochene recht bald zu erhalten und bin

mit bekannter Hochachtung

Ihr sehr ergebener

Kürschner

#TI

246. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 12. Juli 1890

Hochgeschätzter Herr Direktor!

Vielen Dank für Ihre Mitteilung. Ich dachte mir wohl im vorhinein, daß sich die Sache in der von Ihnen angegebenen Weise am besten machen wird. Hierdurch will ich Ihnen nur mitteilen, daß ich spätestens zwischen i 5. und 20. Septem­ber eintreffen werde und Sie dann schon in Weimar zu fin­den hoffe. Es erübrigt mir nur noch, Ihnen recht frohe Fe­rien zu wünschen und Sie zu bitten, die Herren im Archiv bestens von mir zu grüßen.

Stets Ihr hochachtungsvoll ergebener

Rudolf Steiner

Für die Kreuzbandsendung bestens Dank.

#TI

247. AN ROSA MAYREDER

#TX

Gut Berghof in Unterach am Attersee

28.August 1890

Geschätzteste gnädige Frau!

Vor allen anderen Dingen vielen Dank für Ihr liebes Brief­chen. Verzeihen Sie, daß ich Ihnen das «Tagebuch» noch

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immer nicht überschickt habe, aber ich trenne mich schwer von dieser Ihrer vielversprechenden Arbeit. Ich möchte sie Ihnen gerne selbst in Waidhofen übergeben. Dort Sie aufzu­suchen, drängt es mich schon deshalb, weil ich noch einiges über Ihre anderen Arbeiten mit Ihnen besprechen will. Ich habe sie nun zum Abschreiben gegeben und hoffe nur, daß die Sache bald in Fluß kommt. Wenn ich es irgend machen kann, so suche ich Sie also in Waidhofen auf. Ich stelle mir vorläufig die Sache so vor, daß ich die Reise nach Wien über Waidhofen mache. Ich freue mich, Sie wiederzusehen.

Ich war bis gestern hier wie vermauert, hatte niemanden, mit dem ich ein Wort hätte sprechen können. Gestern stellte sich der liebe Eck ein und Sie können sich denken, wie sehr ich mich gefreut habe. Leider konnte er mir recht wenig von Ihnen erzählen, da Sie sich kaum mehr in Bellevue haben sehen lassen.

Zu Ihrer Freiheit beglückwünsche ich Sie auf das herzlich­ste. Sie haben es ja wiederholt von mir gehört, wie hoff­nungsvoll ich die allseitige, uneingeengte Entfaltung Ihrer so bedeutsamen und vor allem mir tief sympathischen Bega­bung begrüße. Deshalb auch diesmal ein herzliches, voll­treuliches «Glückauf» zu allem, was Sie während dieses Ih­res Sommeraufenthaltes unternehmen. Wenn wir nur in Waidhofen recht viel über solches Neuestes aus Ihrem Pulte sprechen könnten!

Damit und mit den herzlichsten Grüßen an Ihren lieben Gemahl

in voller Hochschätzung

Ihr Steiner

#TI

248. AN BERNHARD SUPHAN

#TX

Wien, 5. September 1890

Hochgeschätzter Herr Direktor!

Vielen Dank für Ihre Postkarte, die ich mir dahin zu be­antworten erlaube, daß ich längstens am 25. September in

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Weimar bin. Es macht sich das insofern wohl ganz gut, als ich nicht zur Zeit Ihrer Abwesenheit dort eintreffen möchte. Ich freue mich außerordentlich, Sie wieder begrüßen zu können und hoffe, daß ich Sie in bestem Befinden antreffen werde. Hoffentlich finde ich bald Privatwohnung. Und so­mit auf Wiedersehen und

in besonderer Hochschätzung

Ihr ergebener

Rudolf Steiner

Dr. von der Hellen und Wahle meine besten Grüße!

#TI

249. AN ROSA MAYREDER

#TX

Wien, 17. September 1890

Geschätzteste gnädige Frau!

Durch meine Ungeschicklichkeit ist zu meinem übergro­ßen Ärger die Abschrift Ihrer Schriften bis zur Stunde noch nicht zu Ende besorgt. Ich erwartete, sie schon vorzufinden. Das war aber nicht der Fall, weil ich bei meiner Abreise vergessen, Format und sonstige Abschreibespezifikation an­zugeben und zu alledem dem Abschreiber meine Ferien-adresse nicht zurückgelassen habe. Ich habe aber gesorgt, daß die Sache jetzt so schnell wie möglich geschieht. Fast fürchte ich nun, daß ich durch meine Schuld um Ihre samstä­gige Hierherreise komme. Sollten Sie dieselbe aber doch aus­führen, dann würde ich mich unendlich freuen. Wollten Sie mir diese Freude machen?

Auf jeden Fall möchte ich die Manuskripte bis Mitte der nächsten Woche zum Absenden haben, da jetzt eben die beste Zeit ist.

Lino sprach ich gestern. Er schlug mir vor, morgen Don­nerstag mit ihm nach Bellevue zu gehen. Ich weiß noch nicht, ob ich das werde bewerkstelligen können, da ich ge­zwungen

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bin, mit dem Reste meiner Zeit in Wien außeror­dentlich ökonomisch umzugehen. Sobald ich die Abschrif­ten habe, sende ich sie, wenn Sie nicht vorziehen sollten, dieselben Samstag selbst in Empfang zu nehmen.

Nun möchte ich Ihnen nur noch herzlichsten Dank für Ihre Liebenswürdigkeiten während meines - leider so kur­zen - Waidhofener Aufenthaltes sagen. Es war ein schöner Abend und Tag!

In freundschaftlicher Hochschätzung

Ihr

Steiner

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250. AN JOSEPH KÜRSCHNER [Telegramm]

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Wien, 21. September 1890

Freundlichst angezeigter Betrag noch nicht eingetroffen. Bitte sofortigst Erledigung.

Steiner

#TI

251. AN ROSA MAYREDER

#TX

Wien, 21. September 1890

Geschätzteste gnädige Frau!

Sende eben die Kopien ab, soweit ich sie erhalten habe. Das übrige lasse ich folgen, sobald ich es erhalten werde. Hoffentlich sind Sie wohlbehalten in Waidhofen angekom­men und genießen den Rest des Sommers in Ihnen erfreuli­cher Weise. Ihr Herr Gemahl soll sich doch nicht zu sehr verprojektizieren.

Freundschaftlichst

Rudolf Steiner

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252. AN ROSA MAYREDER

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Wien, 28. September 1890

Geschätzteste gnädige Frau!

Leider hat der Bursche die «Sonderlinge» nicht mehr vor meiner Abreise besorgt. Sie erhalten dieselben durch gütige Vermittlung von Frau Pauline Specht, Wien IX., Kolin­gasse 19, die auch die Liebenswürdigkeit haben wird, die Rechnung zu bezahlen, weshalb ich Sie bitten muß, den Betrag, wie er aus der Rechnung ersichtlich sein wird, an ihre Adresse zu senden. Ich schreibe Ihnen bald nach meiner Ankunft in Weimar. Die Kopie bitte ich an mich: Weimar, Goethe- und Schiller-Archiv, zu senden.

Vor der Abreise nur noch herzlichen Dank für Ihre lieben warmen Zeilen und nochmals besten Abschiedsgruß Ihnen und Ihrem lieben Herrn Gemahl.

In besonderer Hochschätzung

Ihr

Rudolf Steiner

NACHTRAG ZU DEN BRIEFEN

#G038-1985-SE238 - Briefe Band I 1881 - 1890

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NACHTRAG ZU DEN BRIEFEN

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12 a. FRIEDRICH THEODOR VISCHER AN RUDOLF STEINER

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[Postkarte]

[Stuttgart, 3. Juli 1882]

W[erter] H [err]!

Entschuldigen Sie diese flüchtige Form. Ich habe die gütig zuge­sandten Blätter mit Interesse gelesen, um aber eingehend zu schrei­ben, fehlt mir die Muße; daher diese Korrespondenzkarte, die ei­gentlich nur eine Empfangsanzeige ist, damit Sie nicht länger im Ungewissen sind. Ich bin sehr überhäuft. - Der Überarbeitung bedarf Ihr Aufsatz wohl allerdings noch, speziell die Stelle vom Zeitbegriff. - Noch einmal: sehen Sie meine Eile nicht als Mangel an Interesse für Ihre Studie an!

Hochachtungsvoll

Ihr ergeb[ener]

Fr. Vischer

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23 a. JOSEF KÖCK AN RUDOLF STEINER [Postkarte]

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Wiener Neustadt [, 12. April 1883]

Lieber Freund!

Ich ersuche Dich, wenn es Dir möglich ist, mir durch Freund Schober das entzückend schöne Fragment Missons zu senden. Ich werde doch versuchen - so viel es eben in meinen schwachen Kräf­ten steht-, es fertig zu bringen. Freilich habe ich schon sehr viel an Fühlung mit dem Dialekt verloren - doch ich will Mut und Zuver­sicht fassen. Gelingt es, ist's gut! Mehrere Andeutungen in bezug auf das Fragment, Dialekt und Fortführung wären natürlich sehr erwünscht. Einstweiliges Stillschweigen wird erbeten!

Ich schließe mit Gruß

Dein

Josef Köck

#SE038-239

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41 a. AN JOHANNES GRUNOW

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[Briefentwurf] [Brunn am Gebirge, 23. März 1884]

Euer Wohlgeboren!

Nicht weil es eine alte Gepflogenheit ist, daß man sich mit einem im Erscheinen begriffenen Buche an die bekannten Journale mit der Bitte um Aufnahme einer Besprechung wendet, erlaube ich mir den beifolgenden ersten Band mei­nes Kommentars zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften (das Ganze umfaßt drei Bände der von Prof. Kürschner herausgegebenen deutschen National-Literatur) Euer Wohlgeboren zu übersenden, sondern weil es mir wirklich eine ganz besondere Befriedigung gewähren würde, wenn gerade «Die Grenzboten» eine Anzeige dessel­ben brächten. Sie überragen ja die Journale mit ähnlicher Tendenz durch Ihre unbefangene Würdigung berechtigter Bestrebungen um ein ungeheures. Wo anders als gerade da sollte daher meine Auffassung von Goethes naturwissen­schaftlichen Anschauungen, die von den bisher geltend ge­machten sehr abweicht, eine objektive Beurteilung suchen. Man hat bisher Goethes

[Hier bricht der Entwurf ab.]

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52a. AN EINEN PHILOSOPHEN

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Brunn am Gebirge, 1. Mai 1884

Euer Hochwohlgeboren!

Gestatten Euer Hochwohlgeboren, daß ich Ihnen hiermit den ersten Band meines Kommentars zu Goethes naturwis­senschaftlichen Schriften übersende. Das Ganze wird in drei Bänden in Prof. Jos. Kürschners «Deutscher National-Lite­ratur» erscheinen. Dieser erste Band kann als selbständiges Ganzes gelten. Er behandelt Goethes Organik. Daß ich mir

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erlaube Euer Hochwohigeboren das Buch vorzulegen, bitte ich recht sehr damit zu entschuldigen, daß ich mit demselben einen Gegenstand vor das Forum der Philosophie bringe, der bisher fast ausschließlich entweder von Philologen oder von Naturforschern behandelt wurde.

Ich glaube nun bewiesen zu haben, daß allein die philoso­phische Behandlung die eigentliche Bedeutung dieses Ge­genstandes klarlegt. Es scheint mir mit Goethes wissen­schaftlichen Bestrebungen der Weg betreten zu sein, der zu einer wahren Organik als Wissenschaft führt. Goethe ist, wie ich glaube, dazu durch eine Weiterentwicklung derjeni­gen Gedanken gekommen, die auch Kant in der Kritik der Urteilskraft über das Verhältnis von Begriff und Erschei­nung beim Organismus angedeutet hat. Kant sieht dieses Verhältnis ja für ein ganz anderes an, als es das von Begriff und Erscheinung in der unorganischen Natur ist. Eine Er­klärung des Organischen hält er deshalb nicht für möglich, weil das Allgemeine unseres Verstandes nur ein Analyti­sches ist, welches seinen Inhalt außer sich - in der sinnlichen Anschauung - hat, während doch im Organischen das All­gemeine - der Begriff - aus sich selbst heraus sich seinen Inhalt geben müßte, so daß Gesetz und Anschauung hier identisch wären. Goethe nahm für den Menschen ein Er­kenntnisvermögen in Anspruch, das das letztere imstande ist und gründete darauf eine Theorie des Organischen. Hier möchte ich jenen Wendepunkt in der Geschichte des geisti­gen Lebens verzeichnen, wo die Organik sich zu einer selb­ständigen Wissenschaft zu erheben [anschickt], in dem sie unser Begriffssystem um jene Begriffe erweitert, die uns das Organische ebenso erklärlich machen, wie uns unsere Be­griffe von der unorganischen Natur diese letztere begreiflich machen.

Es würde mir zur besondern Befriedigung gereichen, wenn Euer Hochwohlgeboren von Ihrem Standpunkte aus in der Bedeutung, die ich Goethe zuspreche, nichts Unstatt­haftes zu sehen veranlaßt wären, insbesondere darinnen, daß

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ich jenen Schritt, den Goethe nach meiner Ansicht über Kant hinaus macht, gerechtfertigt finde.

Verzeihen Euer Hochwohlgeboren, wenn ich mir zu­gleich hiermit die Bitte erlaube, Sie, hochverehrter Herr, möchten mich in meinen Bestrebungen durch eine gütige Besprechung meines Buches an einem von Ihnen geeignet erachteten Orte freundlichst unterstützen. Es ist ja heute so schwer, mit Arbeiten, die das philosophische Gebiet betre­ten, noch dazu, wenn sie mit vielen entgegengesetzten An­sichten zu kämpfen haben, durchzudringen.

Indem ich nochmals recht sehr bitte, mir meine Freimütigkeit nicht übel-zunehmen, empfehle ich mich dem Wohlwollen Euer Hochwohlgeboren als Ihr ergebenster Verehrer

Rudolf Steiner

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88a. AN DEN WIENER LANDESSCHULRAT

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[Briefentwurf] Wien, 27. Oktober 1885

Hoher Landesschulrat

Der Gefertigte bittet einen hohen Landesschulrat, seinen Sohn Otto, Schüler der ersten Klasse des Staats-Gymnasiums in Wien IX. Wasagasse 10, vom Unterrichte im Zeichnen zu befreien und stützt sich hierbei auf das beifolgende ärztliche Zeugnis, welches besagt, daß der Schüler wegen Schwachsichtigkeit und Neigung zu Gehirnkongestionen an diesem Unterrichte nicht teilnehmen kann.

Ladislaus Specht

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III a. AN FRIEDRICH ZARNCKE

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Brunn am Gebirge, 16. Januar 1887

Euer Hochwohigeboren!

Hochgeehrter Herr Professor!

Die außerordentlich freundliche Besprechung, die dem ersten Bande meiner Ausgabe von Goethes wissenschaftli­chen Schriften im «Literarischen Zentralbiatt» (1885, No. 10, 28. Febr.) zuteil geworden ist, ermutigt mich, Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, auch die beiliegende kleine Schrift über Goethes Erkenntnistheorie vorzulegen.

Dieselbe sucht in selbständiger Weise die Prinzipien zu begründen, von denen ich bei Beurteilung von Goethes wis­senschaftlicher Tätigkeit ausgehe und die in den zwei folgen­den Bänden hoffentlich mit noch größerer Deutlichkeit zur Geltung kommen werden, als dies im ersten geschehen ist.

Erlauben Sie mir, hochgeehrter Herr Professor, die Bitte, dem Büchelchen eine Beachtung im «Lit[erarischen] Zen­tralbiatt» gütigst zuteil werden zu lassen.

Mit besonderer Hochachtung

Rudolf Steiner

ERGÄNZUNG

#G038-1985-SE243 - Briefe Band I 1881 - 1890

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ERGÄNZUNG

Fünf in den Briefen genannte Artikel für

«Pierers Konversations-Lexikon»

Siebente Auflage

DARWIN - DARWINISMUS

GEOLOGIE - GOLD - BERGBAU

Die nachfolgenden Lexikon-Artikel, die in den Briefen 173, 208, 218, 220 und 223 eiwähnt werden, stehen als Beispiel für zahlreiche solcher Artikel Rudolf Steiners, die innerhalb der Gesamtausgabe in einem besonderen Band veröffentlicht werden. Die originale

Schreibweise des «Pierer» ist beibehalten worden.

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DARWIN - DARWINISMUS

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Aus « Pierers Konversations-Lexikon», 7. Auflage, herausgegeben von Joseph Kürschner, Vierter Band, Berlin und Stuttgart 1889, Spalten 73 - 80:

Darwin, Charles Robert, Naturforscher, Enkel v. Erasmus D., Sohn des Arztes Robert Waring D., geb. 12.11.1809 Shrewsbury, t 19.4.1882 auf seinem Landgut Down bei Beckenham in Kent. Schon seit früher Jugend voll Interesse für die Natur u. ein eifriger Sammler, wandte sich D., als er 1825 die Universität Edinburgh bezog, dem Stu­dium der Medizin zu. Da ihm hier seine Abneigung gegen Leichensek­tion hinderlich wurde, beschloß er Theologie zu studieren u. ging 1827 nach Cambridge, ergriff aber hier bald, durch den Botaniker Henslow in seiner Sinnesänderung bestärkt, das Studium der Naturwissenschaf­ten. Nachdem er 1831 den ersten akademischen Grad des Bakkalaureus erhalten, schloß er sich im gleichen Jahr als Naturforscher der Expedi­tion des Kapitän R. Fitzroy auf H. M. S. «Beagle» an. Auf dieser 5 Jahre währenden Weltreise, die ihn bes. in Feuerland, Südamerika, Brasilien u. auf den Inseln der Südsee wissenschaftliche Studien anstellen u. ein reiches Material zusammenbringen ließ, sammelte er die ersten grundle­genden Beobachtungen u. Gedanken zu seiner Lehre über den Ur­sprung der Arten im Tier- u. Pflanzenreich. 1836 nach England zurück­gekehrt, erwarb er sich 1837 den höheren akademischen Grad des Magi­ster (M. A.) u. war v. da ab ausschließlich mit wissenschaftlichen Arbei­ten beschäftigt, indem ihm seine äußere Lage völlige Unabhängigkeit gestattete. Seit 1842 lebte er sehr einsam u. zurückgezogen auf seinem Landsitz Down, nur seinen Studien obliegend, u. im Kreise der Seinen Erholung suchend. Er war vermählt mit seiner Kousine Emma Wedg­wood. Die ersten Jahre nach seiner Reise waren der Verarbeitung des gesammelten Materials u. der Abfassung einer Reihe v. Abhandlungen, bes. geologischen Inhalts gewidmet, v. denen die Studie über Entste­hung der Korallenriffe bes. hervorzuheben ist. 1859 erschien als Pro­dukt jahrelanger Arbeit das Werk: «Ueber Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl», worin D. der Deszendenztheorie (s. d.) zum Siege verhalf u. das philosophische Natursystem aufstellte, das nach ihm Darwinismus (s. d.> genannt wurde. Alle seine weiteren Schriften auf zoologischem u. botanischem Gebiet enthalten nur weitere Ausfüh­rungen u. neue Beweise der Richtigkeit seiner Lehre, die eine förmliche Revolution auf dem Gebiete der Naturforschung hervorrief u. einen Sturm enfaltete, der weit über die Gelehrtenkreise hinausging, bes. als D. in seinem zweiten Hauptwerk: «Ueber die Abstammung des Men­schen u. die geschlechtliche Zuchtwahl» auch den Menschen u. seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum Tierreich im Sinne seiner

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Theorie behandelte. D. erhielt die glänzende Genugthuung, den voll­ständigen Triumph seiner Lehre noch zu erleben. Schon bald wurde dem anfangs erbitterten Kampf, in dem die Leidenschaft v. D-s Gegnern sie nicht selten zu persönlichen AusfäHen verleitete, die Schärfe genom­men, bes. durch D-s Milde, mit der er seine Theorie verfocht u. seine nachahmenswerte große Objektivität u. unerbittliche Strenge gegen sich selbst im Prüfen wissenschaftlicher Fragen u. in der Beurteilung v. Ex­perimenten. Immer weniger wurden im Laufe der Jahre die Gegner u. bei D-s Tode war die Grundidee seiner Lehre: der »Kampf ums Dasein» u. seine Folgen schon Gemeingut Aller geworden. D. wurde in der Westminster-Abtei beigesetzt. Er schrieb außer den oben genannten Werken noch: «Voyage of a naturalist round the world» (Lond. 1844, übersetzt v. Carus, Stuttg. 1875); «Zoology of the voyage of H. M. S. Beagle» (Lond 184048 5 Bde . n Ausg als Natural histoty and geology. Voyage of H M 5 Beagle» ebd 1884) »Geological observa tions on volcanic islands» (ebd 1842) «Geological observations on South America» (ebd 1846) «Monograph of pedunculated and sessile Cirripedia» (ebd 1851 53 2 Bde) Variation of animals and plants under domestication» (ebd 1868) «Insectivorous plants» (ebd 1875) «Cross- and self fertilisation of plants» (ebd 1876), »The power of movement in plants« (ebd. 1880), «The formation of vegetable mould through the action of worms« (ebd. 1881). Seine gesammelten Werke sind in deutscher Uebersetzung v. Carus erschienen (Stuttg. 1875 - 82, 12 Bde.); einzelne sind auch v. Krause (Lpz. 1886) übersetzt.

Litteratur: FRANCIS D. (Sohn v. D.), Ch. D. (Lond. 1888, deutsch Stuttg. 1889).

Darwinismus, die v. Charles Darwin aufgestellte Lehre zur Erltlärung des Zusammenhangs des organischen Naturreiches u. der Verwandt­schaft aller Lebewesen, die in der Abstammung höherer Formen aus niederen bedingt ist. Der D. wird heute nicht nur v. der Mehrzahl aller Zoologen u. Botaniker in seinen Grundideen als richtig anerkannt, un­beschadet abweichender Ansichten im einzelnen, sondern, indem seine Methode: die Entwickelung, das Werden zu verfolgen, um so das Fer­tige, das Gewordene, zu verstehen, auf allen u. den verschiedensten Forschungsgebieten Anwendung gefunden hat, hat er auch auf schein­bar entferntest liegende wissenschaftliche Disziplinen befruchtend ein­gewirkt. Die, streng genommen, sich in erster Linie auf zoologisch-bo­tanischem Gebiete bewegende Lehre hat nicht nur in den Methoden u. Zielen der Naturforscher einen völligen, einzigartigen Umschwung her­vorgerufen, sondern dank ihrem philosophischen Kern, u. bes. infolge der Hereinziehung des Menschen in das zusammenhängende Reich der Lebewesen, Seiner Reklamation als oberstes Glied der langen Kette u. der Verknüpfung der Menschenwissenschaft mit der Naturwissenschaft

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eine Bewegung der Geister entfacht, die in der Entwickelung der Menschheit den D. stets als Markstein erscheinen lassen wird.

Schon vor Darwin war die Cuvieische Lehre v. der Unveränderlich­keit der Art, die als selbständig geschaffene Einheit betrachtet wurde, bes. v. Lamarck angegriffen worden, der die Arten v. einander abstam­men ließ u. so die Deszendenztheorie (s. d.) verfocht, u. auf geologi­schem Gebiet hatte sich Lyellgegen die CuvierscheKatastrophentheorie gewandt, indem er die Umgestaltung der Erde nicht gleich Cuvier auf gewaltige, alles vernichtende Katastrophen zurückführte, denen neue Schöpfungen folgten, sondern die Veränderung aus allmählich wirken­den Kräften zu erklären versuchte. Aber erst Darwin verschaffte in Beibringung eine Fülle wissenschaftlichen Materials der Deszendenz­theorie durchschlagenden Erfolg. Zwei Grundpfeiler des D. sind die Vererbungfäihigkeit u. die Veränderlichkeit, die Variabilität aller Lebe­wesen. So sicher sich Charaktere der Eltern auf die Nachkommen über­tragen, so sicher sind die Nachkommen individuell verschieden u. glei­chen sich weder unter einander noch den Eltern in jedem Punkt. Indem für die durch individuelle Abänderung erworbenen Eigenschaften wie­der das Gesetz der Vererbung Gültigkeit hat, können sich dank der Wechselwirkung v. Vererbung u. individueller Variation die Nachkom­men immer weiter v. der Stainmfoim entfernen. Hierzu wirkt ein v. außen kommender Faktor mit. Abänderung u. dadurch Entstehung v. Arten hat häufig direkt nachweisbar ihren Grund in äußeren Vorgän­gen, wie der Veränderung der Lebensbedingungen. In der organischen Welt herrscht Ueberproduktion; je besser sich ein Individuum durch Erwerbung neuer Eigenschaften in die Verhältnisse zu fügen weiß, je mehr ist es im Vergleich zu den unterliegenden Verwandten geschützt u. ist Aussicht vorhanden, daß sich diese nützlichen Eigenschaften ver­erben. So wird in der Natur durch den «Kampf ums Dasein» (struggle for life) eine «natürliche Zuchtwahl* getroffen, indem «das Passende uberlebt«, u. diese Selektionstheorie erscheint als ein weiteres Funda­ment des D. Indem der Kampf ums Dasein naturgemäß unter den näch­sten Verwandten wegen der ähnlichen Existenzbedingungen am heftig­sten wütet, so ist leicht die Möglichkeit gegeben, daß v. einer langen Reihe verwandter Formen die Mittelformen rasch aussterben, so daß nur die Endglieder der Kette übrig bleiben u. der Zusammenhang uns unterbrochen scheint. Aber es gelingt der Wissenschaft auf verschiede­nen Wegen, auch das fehlende Glied («missing link») nachzuweisen u. die vom D. geforderte Kontinuität herzustellen. Die Vererbungsfähig­keit ist eine längst bekannte u. unbestrittene Thatsache, nur wie weit sie gehen kann, unterliegt der Erörterung, indem bes. in neuerer Zeit die Frage diskutiert wird, ob auch Eigenschaften, die während des individu­ellen Lebens erworben werden, wie z. B. Verletzungen u. Verstümme­lungen, zur Vererbung kommen. Die Fixierung einer v. den Eltern abweichenden Eigenschaft der Nachkommen durch Vererbung tritt

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bes. auf, wenn sich zwei Individuen mit der gleichen Eigenschaft paaren. Durch Inzucht werden solche Erwerbungen konstant. Als Gegenteil ist zu betrachten, wenn plötzlich die Eigenschaft eines Vorfaliren nach längerem Verschwundensein auf einmal bei einem Nachkommen wie­der auftritt (Rückschlag, Atavismus). Die Praxis der Tier- u. Pflanzen-zucht beruht auf Kenntnis der Vererbungsfähigkeit u. zugleich der Ver­änderlichkeit. Darwin selbst erkannte die große Bedeutung der beiden Faktoren im Studium der zahlreichen Veränderungen, die in der Zucht der Haustiere u. Kulturpflanzen der Mensch hervorzubringen im stande war. Bes. machte er die Taubenrassen zum Gegenstand seines Studiums. Er wies nach, daß solche Variationsfähigkeit auch in der freien Natur vorkommt, daß sie bei jedem Organ auftreten kann, u. daß in den schon lange v. der Systematik angenommenen Varietäten nichts anderes als beginnende Arten zu sehen sind. Experimente zeigen, wie äußere Ein­flüsse Abänderungen hervorrufen können; so können Nahrungsände­rungen v. Aenderung in der Farbe begleitet sein, wie dies bei Vögeln u. Raupen bewiesen, u. bei einer Anzahl v. niederen Tieren ist der verän­dernde Einfluß nachgewiesen, den Vermehrung od. Verminderung der Konzentration des salzhaltigen Wassers, in dem die Tiere leben, auf bestimmte Organe u. auf die Größe der Tiere ausübten. In gleicher Weise sehen wir in der Natur nach verschiedenen Richtungen hin Abän­derungen auftreten u. können oft ihren Grund in veränderten Lebens­bedingungen nachweisen u. sie zum Teil auch experimentell nachma­chen. So zeigt bei vielen Schmetterlingen, die im Lauf des Jahres zwei Bruten besitzen, die Sommergeneration eine andere Färbung als die aus den überwinternden Puppen hervorgegangenen Tiere (Saisondimor­phismus) u. ein reiches Feld zum Studium der Veränderungen, welche veränderte Lebensbedingungen hervorbringen, bietet die Fauna der Höhlen u. der Tiefsee u. eine Vergleichung dieser Tiere mit ihren unter ganz anderen äußeren Verhältnissen lebenden Verwandten. Wir sind hiermit schon zum Kapitel der Anpassung gekonimen; wie der Tier- u. Pflanzenzüchter «künstlicher Zuchtwahl> die Tiere heraussucht, die er am geeignetsten für seine Zwecke hält, so herrscht in der Natur eine «natürliche Zuchtwahl*; die Stelle des Züchters vertritt hier der Kampf ums Dasein. Je mehr ein Individuum allen Anforderungen gerecht zu werden vermag, um so mehr Chancen zum Durchkommen hat es, daher spielt die Anpassung eine Hauptrolle. Je zweckmäßiger das Individuum in den Organen zur Erwerbung der Nahrung, in der Befähigung der Verteidigung u. des Schutzes, in der Fortpflanzung, kurz in seinem gesamten körperlichen u. geistigen Wesen den äußeren Verhältnissen angepaßt erscheint, um so gesicherter ist seine Existenz, u. diese Indivi­duen werden durch den Kampf ums Dasein ausgewählt, die Art fortzu­pflanzen.

Das Studium, in wie verschiedener Weise sich die Anpassung äußert, hat eine außerordentliche Ausdehnung gewonnen; oft ist es schwierig,

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die Ausbildung bestimmter Organe direkt auf den Einfluß äußerer Ein­wirkungen zurtickzuführen, da die gegenseitigen Beziehungen der Or­ganismen unter sich u. zu der umgebenden Natur meist sehr kompli­zierte sind u. außerdem die Abänderung eines Organs meist die Verän­derung eines anderen Organs mit zur Folge hat, eine Erscheinung, die man als Korrelation od. Wechselbeziehung der Organe bezeichnet u. die in ihrem Wesen noch unaufgeklärt ist. Für eine Fülle v. Thatsachen aber, die sonst ganz unverständlich wären, hat die Lehre v. der Anpas­sungsfähigkeit im Kampf ums Dasein in der wünschenswertesten Weise die Erklärung geliefert. Die naheliegendsten Fälle v. Anpassung sind die einer direkten Anpassung, wie sie z.B. eine Versetzung des Individuums in ein anderes Klima mit sich bringt, an dessen Ertragung sich der Orga­nismus sofort gewöhnen muß. Hierher gehört auch die funktionelle Anpassung, unter der man den direkten Einfluß v. Gebrauch od. Nicht-gebrauch der einzelnen Organe auf deren Ausbildung versteht. Je mehr ein Organ in Thätigkeit versetzt wird u. je mehr seine erhöhte Lei­stungsfähigkeit dem Besitzer v. irgend einem Nutzen ist, um so kräftiger wird es zur Ausbildung kommen, wie das Gebiß der Raubtiere, die Ausbildung der Flügelmuskulatur bei guten Fliegern u. viele andere Beispiele beweisen u. es auch die tägliche Erfahrung lehrt. Umgekehrt gehen die Organe zurück, die vielleicht fruher den Ahnen des Individu­ums v. Nutzen waren, es aber heute diesem selbst nicht mehr sind. Entweder bleiben sie ganz direkt infolge des Nichtgebrauchs in ihrer Ausbildung zurück, od. es wird, da sie dem Tiere nichts nützen, bei der natürlichen Zuchtwahl auf ihre Güte od. Nichtgüte keine Rücksicht genommen, so daß mit Bezug auf sie gleichmäßige Vermischung der Individuen, Panmizie, keine Auswahl, eintritt u. auch schlecht ausgebil­dete Organe zur Vererbung kommen. So verkümmern sie immer mehr u. besitzen schließlich als rudimentäre Organe, ohne Nutzen u. oft ihrem Besitzer geradezu schädlich, nur noch historisch-genealogischen Wert. So verkümmern die Augen der Höhlen- u. Tiefseetiere u. ein direkt schädliches rudimentäres Organ ist der Blinddarm des Menschen. Während man fiüher der Frage nach der Bedeutung der rudimentären Organe völlig ratlos gegenüberstand, ergibt die durch den D. gewon­nene Deutung zugleich, warum nicht alle Organe für den Organismus zweckmäßig, sondern ein Teil ihm sogar schädlich sind u. daher un­zweckmäßig erscheinen. Die frühere, bes. auch v. der Theologie ge­stützte Lehre, daß alles in der Natur zweckmäßig eingerichtet sei, daß das Prinzip der Zweckmäßigkeit, Teleologie, die Herrschaft führe, wußte mit dem vielen Unzweckmäßigen nichts anzufangen. Abgesehen davon, daß man die Unzweckmäßigkeit der rudimentären Organe für das Einzelindividuum nicht zu erklären vermochte, hatte man auch übersehen, daß das, was dem einen Tier höchst nützlich, z.B. scharfes Gebiß, naturgemäß einem anderen, welches dem ersten zur Beute dient, höchst schädlich ist; es herrscht eben kein harmonischer Friede in der

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Natur, sondern ein erbitterter Kampf ums Dasein, in dem sich jeder selbst der nächste ist u. für möglichste Ausbildung seiner persönlichen Kräfte sorgt. Es ist das große Verdienst des D., das Zweckmäßige u. Unzweckmäßige aus demselben Prinzip heraus erklärt zu haben, so daß beide scheinbar sich widersprechende Lehren, Teleologie u. Dysteleolo­gie, auf der gleichen Basis sich erheben. Häufig jedoch erwächst noch in der Rückbildung der Organe dem Tiere ein Nutzen, wie dies bes. bei schmarotzenden Krebsen hervortritt; während dieselben in der Jugend Augen u. Bewegungsorgane besitzen u. sich frei umhertummeln, wer­den diese Organe, sobald sich das Tier an seinem Wirtstier, das es zeitle­bens nicht mehr verläßt, festgesetzt hat, als unnötig rückgebildet u. die ganze Energie des Stoffwechsels nur noch auf Produktion v. Nachkom­menschaft verwendet.

Von weiteren Anpassungserscheinungen heben wir die häufig zu be­obachtende Thatsache hervor, daß die Färbung dem Tier ein vorzügli­ches Schutzmittel werden kann. Wir sehen im ganzen Tierreich diese Anpassung der Schutzfärbung verbreitet. Die überwiegende Mehrzahl aller Polartiere kleidet sich in die Farbe des Schnees u. manche der in den nördlich gemäßigten Zonen lebenden nehmen im Winter ein weißes Kleid an; ebenso imitieren viele, es sei nur an das Rebhuhn erinnert, aufs täuschendste die Farbe des Bodens, auf dem sie leben, wie dies bes. auch bei den gelhgefärbten Wüstentieren in die Augen fällt, u. eine große Anzahl Wassertiere ist in so weit ihrer Umgebung angepaßt, daß sie vollständig durchsichtig erscheinen. Die größte Rolle spielt die Schutz-färbung im Insektenreich; hier kann die Anpassung an die Färbung der Umgebung, die als Mimikry (Nachäffung) im weiteren Sinn od. neuer­dings als schützende Aehnlichkeit (protective resemblance) bezeichnet wird, bis ins kleinste Detail gehen. Schon unsere Insekten bieten hierfür mannigfache Beispiele in grüngefärbten Käfern, die uns im Blattgewirr entgehen, od. in der Zeichnung der Flügel eines Schmetterlings, die täuschend dem Baumstamm nachgeahmt ist, an dem das Tier sitzt; aber bes. groß ist die Fülle der Beispiele in der Insektenwelt der Tropen, wo z.B. die phantastischen Gespenst- u. Blattheuschrecken in ihrem gan­zen Aeußeren dürre Aeste u. Blätter imitieren u. so nachweisbar vor insektenfres senden Vögeln u. andern feindlichen Tieren vortrefflich ge­schützt sind. Eine besondere Art der Nachahmung, die als Mimikry im engeren Sinn bezeichnet wird, ist die Imitation einer Tierart in Form u. Farbe durch eine andere, die mit ihr nicht im geringsten verwandt ist. In diesem Fall ist stets die eine in wirksamer Weise in andrer Art geschützt u. die imitierende Form segelt unter falscher Flagge, indem sie v. dem Geschütztsein der ersteren profitiert. Ein solcher direkter Schutz ist der Besitz v. Giftwaffen, Stacheln, kräftigem Gebiß, Drüsen, die einen Stinkstoff absondern u. ähnliches; oft sind es auch nur Scheinwaffen, wie die Hörner u. mancherlei Auswüchse bestimmter Insekten, die ih­ren Besitzern ein schreckhaftes Aussehen verleihen, ohne thatsächlich

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gefährlich zu sein. Solche direkt geschützte Tiere entbehren der Schutz-farben, ja sind häufig brillant u. weithin sichtbar gefärbt; diese Farben werden dann als Warnungsfarben od. Trotzfarben bezeichnet u. finden sich bes. bei übelriechenden Insektenraupen. Experimentell ist nachge­wiesen, daß Vögel derartige Raupen scheuen. Zu den Anpassungser­scheinungen gehören auch all die wunderbaren Züge aus dem Leben der Tiere u. Pflanzen, die unter dem Namen Symbiose (Mutualismus) zu­sammengefaßt werden. Wir sehen hier Tiere, die in gar keinem ver­wandtschaftlichen Verhältnis mit einander stehen, einen oft fürs Leben dauernden Bund schließen. So trägt, ein bekanntes Beispiel, der Einsied­lerkrebs fast stets auf seiner Schale eine Seeanemone mit sich herum u. setzt sie, wenn er sein Haus wechselt, sorgfältig wieder auf die neue Schale; u. in Ameisenstaaten finden wir bes. einen kleinen blinden Kä­fer, der nicht nur geduldet, sondern gefüttert u. gleich der eigenen Brut versorgt wird. Derartiger Beispiele gibt es eine Unzahl; in vielen Fällen können wir den gegenseitigen Nutzen nachweisen, den die Tiere v. diesem Zusammenleben haben, so bei dem ersten Beispiel, wo der Krebs durch die Giftwaffen der Seeanemone geschützt ist, während diese durch das Herumgetragenwerden leichter ihre mikroskopische, im Wasser verteilte Nahrung erhalten kann. Oftmals aber sehen wir keinen gegenseitigen Nutzen v. diesern Freundschafts- u. Bundverhältnis ein, wie in dem zweiten Fall; der blinde «Ameisenfreund» kann zwar nicht ohne diese leben, aber er vermag ihnen, soweit wir wissen, nichts zu bieten. Anders ist es bei der Symbiose zwischen Ameisen u. Blattläusen, die auch v. jenen geschützt, dafür aber als «Milchkühe» benutzt werden.

Auch zwischen Pflanzen u. Tieren besteht eine Fülle derartiger, inter­essanter Wechselbeziehungen. Schon Darwins Großvater hatte darauf hingewiesen, wie in vielen Pflanzenorganen, z.B. Dornen, Haaren, ätherischen Oelen ec. Schutzorgane gegen Tierfraß zu sehen seien. Durch neuere Arbeiten v. Stahl, Schimper, Delpino ec. wurde dies nicht nur vollauf bestätigt, sondern auch beobachtet, wie viele, bes. tropische Pflanzen, mit Insekten, bes. Anieisen, denen sie Wohnung u. Nahrung bieten, ein Schutz- u. Trutzbündnis schließen, um an ihnen Verteidiger ihres Laubschmuckes zu finden; durch andere Forscher, in erster Linie H. u. Fr. Müller, wurden die höchst merkwürdigen Beziehungen ent­hüllt, die zwischen der Blüteneinrichtung vieler Blumen u. bestimmten Insekten bestehen, u. für die Befruchtung der Blumen durch Insekten u. somit für das Fortbestehen der Pflanzen v. großer Wichtigkeit sind. Zu den zweckmäßigsten Anpassungen müssen wir auch das im Reich der Lebewesen weit verbreitete Prinzip der Arbeitsteilung rechnen. Wir sehen dasselbe durchgeführt bei den Tierstaaten, sowohl wo eine staat­liche Ordnung die Individuen zusammenhält u. ihre Thätigkeit be­stimmt, als auch bei den Tierstöcken, wo die Einzeltiere die Freiheit der Bewegung eingebüßt haben. Bei den Tierstöcken haben die Einzeltiere entweder ihre Individualität bewahrt, so daß der Nutzen des Stockes

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nur darin besteht, daß die vom Einzeltiere aufgenonimene Nahrung der Gesamtheit zu gute kommt, od. sie sind, wie bei den polymorphen Tierstöcken, zur Bedeutung eines Organs herabgesunken.

All die geschilderten Einrichtungen im Bau u. Leben der Tiere u. Pflanzen erscheinen als zweckmäßige Anpassungen, das Individuum möglichst gerüstet in den Kampf um das Dasein zu senden, od. sie müssen als Reihe solcher nützlicher Erwerbungen betrachtet werden, wenn sie auch heutzutage ihrem Besitzer unzweckmäßig sind. Daneben gibt es aber in der Natur eine Reihe v. Erscheinungen, die sich nicht auf diese Weise erklären lassen, so das prachtvolle Gefieder der Mehrzahl der männlichen Vögel u. ihr Gesang. Sie sind durch «geschlechtliche Zuchtwahl» entstanden, indem das Weibchen demjenigen Männchen seine Gunst schenkt, das durch stolzere Kraft od. Gaben der Schönheit den Sieg über seine Mitbewerber davonzutragen versteht. Die Kämpfe der Hirsche u. zahlreicher anderer Vierfüßer, die regelrecht in einem Kreis v. Weibchen zum Austrag kommenden Zweikämpfe der Kampf-schnepfen, der Wettgesang der Vogelmännchen im Frühjahr, die Entfal­tung des prächtigen Gefieders eines vor dem Weibchen auf u. ab stolzie­renden Pfauen sind Beispiele hierfür. Indem Darwin auch für die Ent­stehung derartiger in das Gebiet der Aesthetik fallenden Erscheinungen eine Erklärung gab, hat er zuerst das Verständnis für das Reich des Schönen in der Natur eröffnet, u. die ganze große Reihe v. Erscheinun­gen, die man bisher nur teleologisch umschreiben od. zum Teil gar nicht erklären konnte, wird somit auf Kausalverhältnisse, auf notwendig wir­kende Ursachen zurückgeführt u. in ihrem natürlichen Zusammenhang verständlich gemacht.

Der D. läßt, wie wir gesehen, durch fortwährende, im Kampf ums Dasein erworbene u durch Vererbung gefestigte Abänderungen die Arten des Tier und Pflanzenreiches aus einander hervorgehen u nimmt so eine Verwandtschaft des ganzen organischen Reiches aller Lebewe sen unter sich an der selbst zu Cuviers Zeiten die Systematik im Wi derspruch mit ihrer sonstigen Lehre v der fur sich geschaffenen u konstanten Art schon einen Ausdruck gegeben hatte wenn sie v «na türlichen Familien» sprach Es ist das Verdienst Haeckels diese Ver wandtschaftsbeziehungen zuerst formuliert u in grossen Zugen eine Genealogie des gesamten organischen Reiches, der Tier- u. Pflanzenwelt von der niedersten Zelle, der gemeinsamen Stammform, bis zu den höchst organisierten Spitzen der beiden Reiche hinauf, entworfen zu haben. Nur nebenbei sei im übrigen hier bemerkt, daß weder Darwin noch Haeckel noch sonst ein Darwinianer v. Autorität je v. einer Ab­stammung des Menschen v. den höchsten Affen, wie Gorilla, gespro­chen, sondern der Mensch u. die menschenähnlichen Affen können nur als die bestorganisierten Ausläufer zweier parallel nebeneinander ge­hender, auf gemeinsamen Ursprung zurücklührender Zweige gelten. Die «Stammbäume«, die Haeckel vom Tierreich entwirft, sind natürlich

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in vielen Fällen nur der Ausdruck der mutmaßlichen Verwandtschaft u. fortwährend arbeitet die Wissenschaft an ihrer Richtigstellung. Denn leider können wir bei der Unvollständigkeit der geologischen Urkun­den nicht in lückenloser Reihe alle Uebergänge v. Art zu Art, v. Gattung zu Gattung, v. Familie zu Familie aufstellen u. so den striktesten Beweis v. der Verwandtschaft aller Lebewesen führen, wie ihn in dieser schrof­fen Form auch nur eine v. Haus aus der Theorie übelwollende, unwis­senschaftliche Kritik fordern kann. Wie schon erwähnt, erliegen nächst-verwandte Formen zuerst dem Kampf ums Dasein u. nur die Endglieder der Reihe bleiben übrig u. stellen sich uns lebend zur Verfügung. Aber auf andere Weise vermögen wir die Verbindung nachzuweisen. Zu­nächst ist die Paläontologie eine kräftige Stütze des D. geworden; wohl können wir nicht erwarten, alle Uebergänge, die fehlen, versteinert zu finden, denn ein großer Teil der Tiere, bes. unter den niederen Formen, ist nicht erhaltungsfähig u. die Auffindung v. Fossilien auf der weiten Erde, deren größter Teil durch die Wasserbedeckung der Durchfor­schung entzogen ist, ist gar zu sehr ein Spiel des Zufalls. Aber die ganze Reihe wichtiger Funde, die schon gemacht sind, haben wenigstens für eine Anzahl weit entfernter Lebewesen in der wünschenswertesten Weise die v. dem D. geforderten Uebergänge tatsächlich erbracht. Es sei nur erinnert an die Funde in Amerika, die in lückenloser Reihe den Stammbaum der Pferde, des Schweines u. vieler Wiederkäuer ergaben, u. an den berühmt gewordenen, im Solnhofer Schiefer entdeckten Ur­vogel, Archaeopteryx (siehe die Tafel «Juraformation»), der zusammen mit den fossilen bezahnten Vögeln Amerikas die Brücke v. den Reptilien zu den Vögeln schlägt.

Ein anderer Weg zum Nachweis der Verwandtschaft verschiedenster Formen ist die Entwicklungsgeschichte (s. d.); bes. waren es Huxley u. wieder Haeckel, die den Beweis erbrachten, daß der Entwickelungs gang des Individuums (Ontogenie) nicht nur bei verwandten Formen der gleiche sei, sondern daß derselbe häufig auch den Entwickelungsgang des ganzen Stammes (Phylogenie) wiederspiegele, eine Thatsache, die durch Haeckel ihren Ausdruck fand in der Formulierung des sog. bioge­netischen Grundgesetzes: «Die Ontogenie ist die Rekapitulation der Phylogenie.» So gelang es häufig, im Studium der Entwickelungsge­schichte die Verwandtschaft bestimmter organischer Wesen nachzuwei­sen, deren Erkenntnis auf anderem Wege nicht möglich war, so der durch den Besitz einer Chorda ausgezeichneten Tiere. In ähnlicher Weise ging den verschlungenen Pfaden der Verwandtschaft im Tierreich die vergleichende Anatomie nach im Studium der Homologie der Teile; ein Weg, dessen Verfolgung ebenfalls zu den schönsten Resultaten führte.

Seit seinem ersten Auftreten hat, wie es nicht anders zu erwarten, der D. mit Bewahrung des innersten Kernes u. seiner Grundgedanken man­cherlei Abätiderungen u. Korrekturen erfahren, u. mit Eifer wird bes. in

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neuerer Zeit wieder am weiteren Ausbau des stolzen Gebäudes gearbei­tet. Wie es Deutschland war, wo der D. zuerst volles Verständnis u. eine zweite Heimat fand, so sind es auch wieder in erster Linie deutsche Forscher, die auf dem Gebiet der Zoologie u. Botanik in Forschung u. Spekulation an der Weiterbildung dieses naturphilosophischen Systems thätig sind. Es wurde schon erwähnt, daß die genetische Methode des D. auch auf entfernt liegenden Gebieten des Wissens Anwendung fand u. hier fördernd wirkte, so z.B. in der Psychologie, den Rechtswissen­schaften, der Medizin ec.

Litteratur: CH. DARWIN, Gesammelte Werke (deutsch v. Carus, Stuttg. 1875-82, l3Bde.> . DERS Kleinere Schriften (hrsg. v. Krause, Lpz. 1886); A. R. WALLAGE, Beiträge zur Theorie der natürlichen Zuchtwahl (aut deutsche Ausgabe v A B MEYER Erlang 1870) HAEGKEL, Generelle Morphologie (Berl 1886) DERS Schopfungsge schichte (7. Aufl ebd 1879) DERS Anthropogenie (3 Aufl Lpz 1877); DERS., Die Naturanschauung v Darwin Goethe u Lamarck (Jena 1882); FRITz MULLER Fur Darwin (Lpz 1864) WEISMANN Stu dien zur Deszendenztheorie (ebd. 1 875-76) G. JAGER, Die Darwinsche Theorie (Wien 1869), SEIDLITz, Die Darwinsche Theorie (Lpz 1875), O. SCHMIDT, Deszendenzlehre u Darwinismus (2 Aufl ebd 1875), SPENCER, Prinzipien der Biologie (deutsch Stuttg 1876) LYELL Das Alter des Menschengeschlechts (deutsch v Buchner 2 Aufl Lpz 1874); HUXLEY Zeugnisse fur die Stellung des Menschen (deutsch v Carus, Braunschw 1863) BUCHNER Sechs Vorlesungen uber die Dar winsche Theorie (4 Aufl Lpz 1876) RATzEL Sein u Werden der organischen Welt (ebd 1869) CARUS STERNE Werden und Vergehen (3. Aufl. Berl. 1885) SIMON Die Sexualitat u ihre Erscheinungsweisen in der Natur (Bresl 1883) DURING Regulierung des Geschlechtsver hältnisses (B erl 1884) MUNSTERBERG Die Lehre v der naturlichen Anpassung (Lpz 1885) ROMANES Physiological Seleetion an additio nal suggestion on the origin of the species (Journal of Linnean Society Zoology, vol XIX 1887) EIMER Die Entstehung der Arten (Cassel 1887); VIRCHOW Ueber den Transformismus (Rede auf der Versamm lung deutscher Naturforscher u Aerzte 1887) NÄGELI Entstehung u Begriff der naturhistorischen Art (Münch. 1865); DERS., Mechanisch-physiologische Theorie der Abstammungslehre (ebd. 1884); LANG, Mittel u. Wege phylogenetischer Erkenntnis (Jena 1887); WEISMANN, Die Bedeutung der sexuellen Fortpflanzung für die Selektionstheorie (ebd. 1886); CASPARI, Urgeschichte der Menschheit (Lpz. 1873); VIANNA DE LIMA, L'homme selon le transformisme (Par. 1887).

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GEOLOGIE

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Aus «Pierers Konversations-Lexikon», 7. Auflage, herausgegeben von Joseph Kürschner, Sechster Band, Stuttgart 1890, Spalten 498-502:

Geologie, böhm. zemìzpyt, m; zemìvìda, f; zemìslovi, n; dän. Geo­logi, g; engl. geology; frz. géologie, f; gr. yewoyla, holl. geologie, f; ital. geologia, f; lat. geologia, f; schw. geologi, f; sp. geologia, f; ung. földtan.

G. (griech., v. gë Erde, I6gos Wissenschaft), die Wissenschaft v. dem Bau u. der Entwickelung der festen Erdbestandteile. Begriff u. Eintei­lung. Die G. zerfällt in einen beschreibenden Teil, Geognosie, der uns mit der Zusammensetzung der Erde in ihrem gegenwärtigen Zustande bekannt macht, u. in einen spekulativen, Geogenie, der uns zeigt, wie sich dieser gegenwärtige Zustand allmählich entwickelt hat. Von der G. im allgem. wird gewöhnlichl. der Teil, der sich mit der uns allein zu­gänglichen festen Erdrinde beschäftigt, als spezielle G. abgesondert be­handelt u. in folgende Abschnitte geteilt: 1) Petrographie (Lithologit), d. i. die Lehre v. den Gesteinen, welche die feste Erdrinde bilden; 2) die Geotektonik, d. i. die Lehre v. den Schichten- (Stratigraphie) u. Lage­rungsverhältnissen der Gesteine u. 3) die Formationslehre (historische G.), d. i. die Lehre v. der Aufeinanderfolge der Schichten, ihrem allmäh­lichen Werden u. ihren ëntwickëlungsgeschichtlichën Beziehungen zur Fauna u. Flora der Gegenwart (Petrefaktologie, Paläontologie, Verstei­nerungskunde).

Geschichte. Die Ursprünge geologischer Wissenschaft sind einerseits in den Mythen u. Sagen der Völker über die Entstehung hervorragender Naturphänomene, andrerseits in den philosophisch-theologischen An­schauungen der Bibel u. der älteren Philosophen wie Empedokles, Me­gasthënës, Hëkatäos über die Bildung der Erde zu suchen. Aristoteles bildete schon eine vollständige geologische Hypothese dahingehend aus, daß die Erde ein großer Organismus sei, an dem die verschiedenen Teile zu verschiedenen Zeiten einen anderen Fëuchtigkeitsgrad haben u. folgerte daraus einen periodischen Wechsel v. Land u. Wasser. Leo­nardo da Vind schloß aus dem Vorhandensein v. Versteinerungen auf ehemaligen Meeresboden. Im Mittelalter war bei der völlig v. der Theo­logie abhängigen Wissenschaft eine Entwickelung der G. nicht möglich. Dazu bedurfte es auch erst einer gründlichen Kenntnis der Mineralien, in welcher Richtung der deutsche Arzt Georg Agricola (1490 - 1555) durch Begründung der wissenschaftlichen Mineralogie bahnbrëchënd wurde. Fabius Colonna unterschied 1616 Land- u. Meereskonchylien. Der Ruhm aber, die G. zuerst als eine besondere Wissenschaft einge­führt zu haben, gebührt Niels Stenon (1631 - 86), einem Dänen; er gab 1669 «De solido inter solidum naturaliter contento» heraus, wovon

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1831 Elie de Bëaumont in den «Ann. des sc. nat.» T. XXV einen Auszug geliefert hat. Stenon erkannte bereits, daß die feste Erdrinde aus über einander gelagerten Schichten mit charakteristischen Fossilien besteht, die durch Erdbeben u. vulkanische Eruptionen aus ihrer ursprünglichen Lage gebracht worden sind. Die Gänge führte er auf die Ausfüllung v. Spalten zurück, die durch jene Störungen in der regelmäßigen Aufeinan­derfolge der Schichten entstanden sind. Der Engländer Martin Lister (1638 - 1712) erklärte die Vulkane durch Zersetzung u. Entzündung unterirdischer Schwefellager. Sein Landsmann Robert Hooke (1635 -1703) suchte in seinen «Lecturës on Earthquakes» nachzuweisen, daß alle Versteinerungen v. ausgestorbenen Organismen herrühren. Aus den Versteinerungen in England schließt er, daß dieses Land einst vom Meere bedeckt war. Ed. Elwyd spricht 1689 in seinem Werke: «Icono­graphia lithophilocii britanici» die Ansicht aus, daß es in jeder Schichte ganz bestimmte Fossilien gibt. Bei ihm ist also schon die erst in unserem Jahrh. v. V. Smith begründete Theorie der Lëitfossiliën vorgebildet. John Woodward hat in seinem Werke: «Essay towards a natural history of the earth« nachgewiesen, daß die Versteinerungen teils v. Land-, teils v. Meeresorganismen herrühren. Es ist bei ihm also bereits ein Anklang an die durch Voltz im 19. Jahrh. begründete Faciëstheorie enthalten. J. Petifer liefert 1702 die ersten Abbildungen v. Pflanzenversteinerun­gen. Gottfr. Mylius stellt 1709 eine Schichtenfolge des thüringischen Zechsteins auf. Ant. Valisneri spricht 1721 die Ansicht aus, daß die Versteinerungen durch das Meer u. die Flüsse abgelagert worden sind, u. daß dabei die Sintflut keine Rolle gespielt habe. 1740 tritt Lazaro Moro mit dem Buche auf: «Dei crostacei ë dëgli alteri marini corpi che trovamo nei monti». 1756 gewann Füchsel die Anschauung v. einer ursprünglich horizontalen Lagerung aller Gëbirgsschichtën, schrieb die unglëichförmigë Lagerung derselben einer Hebung u. Verschiebung des Bodens zu u. führte zuerst den Begriff der Formation ein. Hervorzu­heben sind in dieser Zeit noch P. S. Pallas (1741 - 1811) u. Horace de Saussure (1740 - 99). 1780 etwa schuf dann Abr. Gottl. Werner ein vollständig neues geognostisches System. Er beobachtete zuerst die Schichtung u. Lagerung der Gesteine genauer u. bildete den Begriff der Formation dahin aus, daß er darunter eine unter gleichen Verhältnissen entstandene geologische Schichtenfolge verstand. Die Bildung der fe­sten Erdrinde betrachtete er rein neptunisch u. die vulkanische Thätig­keit als vollständig untergeordnet. Erdbrände sind ihm die Ursache der vulkanischen Thätigkeit. Hebungen u. Senkungen der Schichten ließ er nicht gelten. Die Schichten sollen vollkommen regelmäßig durch suc­cëssivën Absatz aus dem Wasser entstanden sein. Er hat eine große Anzahl v. Schülern gewonnen, obwohl seine Theorie heftig angegriffen wurde. Seine Gegner waren Füchsel, Voigt, Charpentier, namentlich aber der Engländer James Hutton (1726 - 97), der die Hypothese auf­stellte, daß alle krystallinischen Gesteine feuerflüssig emporgestiegen

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seien. Dië beiden widërstrëitëndën Anschauungen Werners u. Huttons teilten die Geologen der Zeit in zwei v. einander streng geschiedene Parteien, die sich in der heftigsten Weise befehdeten.

William Smith (1769 - 1834) erkannte auf seinen zahlreichen Reisen die gleichmäßige Lagerung der Gesteine im südöstlichen England u. benutzte in geschickter Weise die Versteinerungen zur Identifizierung der einzelnen Schichten u. legte somit den Grund zur heutigen Forma-tionslehre. Durch seine Bemühungen entstand die Geological sociëty of London (1810) u. die erste geognostische Karte v. England mit genauen Profilen (1815).

Von den zahlreichen Schülern Wernërs ist bes. Leopold v. Buch (1774 - 1853) zu erwähnen. Seine ausgedehnten Reisen befähigten ihn, in größerem Maßstabe Beobachtungen anzustellen. In Italien, u. na­mentlich in der Auvërgne (1812), gewann er die Ueberzeugung, daß Vulkane doch etwas v. Erdbränden Unabhängiges sein müßten, u. daß die mit den Laven in innigster Beziehung stehenden Basalte, für deren wässerige Entstehung er einst der eifrigste Verteidiger gewesen, sowie auch der Granit vulkanische Bildungen seien. Hier faßte er die Idee der Erhebungskrater, welche, weiter ausgeführt, bald zu der Vorstellung der großartigsten vulkanischen Hebungen führen sollte. Buch machte darauf aufmerksam, daß die Vulkane sehr verschiedener Gegenden eine reihenweise Anordnung besitzen, u. daß diese Reihen großen Spalten entsprächen, aus welchen sie durch unterirdische Kräfte emporgetreten sind. Auch über die Porphyre u. die Umwandlung des Kalkiteines in Dolomit durch Eindringen vulkanischer Magnesiadämpfe stellte Buch zahlreiche Aufsehen erregende Untersuchungen an. Alex. v. Humboldt (1769 bis 1859) gewann auf seinen Reisen nach Amerika u. dem asiati­schen Rußland wichtige Aufschlüsse, sowohl über die Vulkane u. Erd beben, als auch über die allgemeinen geognostischen Verhältnisse jener Gegenden. In der Schule Werners erzogen, verfocht er anfangs gleich seinem Freunde L. v. Buch die neptunische Entstehung der Basalte, schloß sich dann jedoch gleichfalls der vulkanischen Richtung an. In Frankreich wurden trotz der objektiven verdienstvollen Darstellungen in- u. ausländischer Verhältnisse durch Faujas de Saint-Fond (1741 -1819) u. Dolomieu (1750 - 1801), vielleicht als Reaktion auf die hypo­thetischen Erdbildungstheoriën v. Buffon u. de la Métherie, durch d~Aubuisson (1769 - 1841), Héron de Villefosse (1774 - 1852) ec. die Wernerschen Lehren eingeführt. In Deutschland war es namentlich A. Boué, der sich Huttons Ideen aneignete.

Die für die G. wichtigsten Untersuchungen in dieser Zeit wurden v. G. Cuvier u. Alex. Brongniart geliefert; diese stellten zuerst die Abwei­chung der Organ. Reste auch in den jüngsten Perioden v. der Jetztwelt fest u. dadurch wurde bereits die scharfe, durch Erdrevolutionen er­klärte Abgrenzung der einzelnen Formationen erschüttert. Schon v. Buch hatte säkulare Hebungen u. Senkungen großer Gebiete nachgewiesen,

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nahm aber für die Erhebung der Gebirge doch noch plötzliche Dislokationen an. Hier wurde zuerst durch de la Béche u. Poullët Serope, namentlich aber durch Karl v. Hoff (1771 - 1837) in der gekrönten Preisschrift «Geschichte der durch Ueberlieferung nachgewiesenen na­türlichen Veränderungen der Erdoberfläche» auf die Wirkung in länge-ren Zeiträumen analog den heutigen vor sich gehenden Veränderungen der festen Erdrinde hingewiesen. Da gab Charles Lyell in den Jahren 1831 - 32 seine »Principles of geology» heraus u. wies darin nach, daß man durch den Wechsel der Verteilung v. Wasser u. Land, durch lang­same Hebung u. Senkung des Bodens zu denselben Resultaten gelangen könne, wie durch die ganz hypothetischen u. unwissenschaftlichen Ka­tastrophen. Lyell führt die fortlaufenden Veränderungen in ihren lang­samen, aber durch die Länge der Zeit mächtigen Wirkungen an u. erläu­tert sie an vielen genau ausgeführten Beispielen, wobei ihm seine auf ausgedehnten Reisen gesammelten Beobachtungen zu statten kamen. Vorurteilsfrei gibt er an, welche Ausdehnung man den Wirkungen be­stehender Veränderungen geben könne u. zeigt, in welcher Weise die vulkanischen Kräfte für die Theorie verwertet werden dürfen. Die v. Lyëll angegebenen langsamen Veränderungen in der festen Erdrinde schufen dem v. Boué näher bezeichneten Metamorphismus einen gün­stigen Boden, u. die Geologen beeilten sich, den Einzelheiten dieses schnell zu Ehren kommenden Entwickelungsmomentes nachzufor­schen u. die eingehendsten, selbst chemischen Untersuchungen anzu­stellen. Am erfolgreichsten in der Ausbeutung chemischer Vorgänge im Dienste der G. war G. Bischof, der das große Verdienst hat, die Chemie in den Dienst der G. gestellt zu haben. Er hat als der erste auf die Wichtigkeit chemischer Analysen bei der Erklärung der Entstehung v. Erdprozessen hingewiesen. Gegenwärtig betrachtet es die G. als ihre Aufgabe, durch vollständige erfahrungsmäßige Erkenntnis der Zusam­mensetzung der ganzen Erdrinde, soweit Vollständigkeit möglich ist, allmählich den Prozeß ihrer Entstehung zu begreifen.

Litteratur: Karten: DUMONT, Carte géologique de la Belgique, 1: 833 333 u. 1:160 000 (1836 - 49); DERS., Carte géologique de l'Europe, 1: 4 000 000 (Par. u. Lütt. 1850); DUFRENOY u. Elie DE BEÄU­MONT, Carte géologique de la France, 1: 500 000 (Par. 1840); GÜMBEL, Geognostische Karte des Königreichs Bayern u. der angrenzenden Län­der, 1: 500 000(Münch. 1855); BACH, GeognostischeUebersichtskarte v. Deutschland, der Schweiz u. der angrenzenden Länder (Gotha 1855, 9 Blatt); DERS., Geologische Karte v. Zentraleuropa (Stuttg. 1859), 1: 450 000 (ebd. 1860); STARING, Geol. kaart van Nederland, 1: 200 000, mit einer Uebersichtskarte in 1:1 500 000 (Haarlem 1858 -67); PHILLIPS, Geological map of the British Isles and adjacent coast of France, 1:1 500 000 (2. Aufl. Lond. 1862); STUDER u. ESCHER v. DER LINTH, Carte géologique de la Suisse, 1: 760 000 (2. Aufl. Winterthur

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1867; Uëbërsichtskartë in 1: 380000,2. Aufl. ebd. 1872); HAUER, Geo­Iogischë Uëbërsichtskarte der östërr.-ungar. Monarchie, 1 : 576 000 (Wien 1867 - 76, 12 Blatt); DERs., Geologische Karte v. Oesterreich-Ungarn, 1: 2 026 000 (4. Aufl. ebd. 1884); DECHEN, Geognostische Uebersichtskartë v. Deutschland, Frankreich, England u. den angren­zenden Ländern, 1:2500 000 (2. Ausgabe Berl. 1869); DERs., Geologi­sche Karte v. Deutschland, 1: 2 500 000 (ebd. 1870); MÄRCOU, Carte géologique de la terre, 1: 23 000 000 (Zür. 1875); Carta geologica d'Ita­lia, 1:1111111 (Rom 1881); FRAAS, Geognostische Wandkarte v. Württemberg, Baden u. Hohënzollërn, 1: 280 000 (Stuttg. 1882); Geo­logische Karte v. Schweden (1862 bis jetzt, noch unvollendet), 1: 5000; Theodor KJERULF, Gëologisk ovërtigts kart over det sydlige Norge (Christiania 1871). - Vgl. auch den Artikel GEOLOGISCHE LÄNDESÄN­STALTEN.

Lehrbücher: LYELL, Principlës of gëolOgy (Lond. 1830-1832; 12. Aufl. 1876, 2 Bde.); DERs., Elements of gëology (ebd. 1838, 6. Aufl. 1865); NAUMANN, Lehrbuch der Geognosië (2. Aufl. Lpz. 1858 - 72, unvollendet); QUENSTEDT, Epochen der Natur (Tübing. 1861); BI­SCHOF, Lehrbuch der chemischen u. physikalischen G. (2. Aufl. Bonn 1863 - 66); VOGELSANG, Philosophie der G. u. mikroskopische Ge­steinsstudien (ebd. 1867); SENFT, Lehrbuch der Mineralien- u. Felsar­tenkunde (Jena 1869); DERS., Synopsis der Mineralogie u. Geognosie (Hannov. 1876 u. 78, 2 Tle.); DERS., Fels u. Erdboden (Münch. 1876); STOPPANO, Corso di geOlogia (Mail. 1871); PFAFF, Allgemeine G. als exakte Wissenschaft (Lpz. 1873); COTTA, G. der Gegenwart (4. Aufl. ebd. 1874); Hauer, Die G. u. ihre Anwendung auf die Kenntnis der Bodenbeschaffenheit der östërr.-ungar. Monarchie (2. Aufl. Wien 1877); BRAUNS, Die technische G. (Halle 1878); DAUBRÉE, Etudes syn­thétiques de géOlOgie expérimëntalë (Par. 1879; deutsch v. Gurlt, Braunschw. 1880); HEER, Urwelt der Schweiz (2. Aufl. Zür. 1879); VOGT, Lehrbuch der G. u. Petrefaktenkunde (4. Aufl. Braunschw. 1879); ROTH, Allgemeine u. chemische G. (Berl. 1879 ff.); DANA, Ma­nual of geology (10. Aufl. Philad. 1880); GÜMBEL, Grundzüge der G. (Cass. 1884 ff.); LEONHARD, Grundzüge der Geognosie u. G. (4. Aufl., hrsg. v. Hörnes, Lpz. 1885); GEIKIE, Textbook of gëology (2. Aufl. Lond. 1885); SUESS, Das Antlitz der Erde (Prag u. Lpz. 1885, Bd. 2, 1888); NEUMAYR, Erdgeschichte (Lpz. 1886 u. 1887,2 Bde.); CREDNER, Elemente der G. (6. Aufl. ebd. 1887); v. FRITSCH, Allgemeine G. (Stuttg. 1888); REYER, Theoretische G. (ebd. 1888). - MIKROSKOPISCHE G. ZIRKEL, Die mikroskopische Beschaffenheit der Mineralien u. Gesteine (Lpz. 1873); COHEN, Sammlung v. Mikrophotographien zur Veran­schaulichung der mikroskopischen Struktur v. Mineralien u. Gesteinen (Stuttg. 1884); ROSENBUSCH, Mikroskopische Physiographie derpetro­graphisch wichtigen Mineralien (2. Aufl. ebd. 1885); DERS., Mikrosko­pische Physiographie der massigen Gesteine (2. Aufl. ebd. 1886 - 87,

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Abt. 1 u. 2); DERS Hilfstabëllën zur mikroskopischen Mineralbestim mung in Gesteinen (ebd 1888) PALAONTOLOGISCHE G GOLDFUß Pëtrëfacta Gërmaniae (Dussëld 1826 44) QUENSTEDT Petrefakten kunde Deutschlands (Tubing u Lpz 1846 ff unvollendet) DERS Handbuch der Petrefaktenkunde (3 Aufl Tubing 1885), ZITTEL Aus der Urzeit (2. Aufl Munch 1875) DERS Handbuch der Palaontologie (ebd. 1876 ff., Palaophytologie v. Schimper u. Schenk bearbeitet) HOR NES, Elemente der Palaontologie (Lpz 1884) SCHENK Die fossilen Pflanzenreste (Bresl 1888) WERKE GESCHICHTLICHEN INHALTS HOFFMANN, Geschichte der Geognosie (Berl 1838) COTTA Beitrage zur Geschichte der G (Lpz 1877)

Zeitschriften ec Außer den Mitteilungen der verschiedenen geologi­schen Landesanstalten ( Jahrbuch der konigl preuß Geologlschen Landesanstalt u Bergakademie zu Berlin Jahrbuch der k k GeologI schen Reichsanstalt zu Wien, «Abhandlungen» der großhërzogl. hess. Geologischen Landesanstalt zu Darmstadt ec.) «Jahrbuch für Mineralo­gie u. G.» (Stuttg., seit 1830, als Fortsetzung des «Mineralogischen Jahrbuchs», 1807 v. Leonhard gegründet); «Zeitschrift der deutschen Geologischen Gesellschaft» (Berl., seit 1848); «Transactions», «Proceedings» u. «Quarterly Journal« der Geological Sociëty of Lon­don; «Geological Magazine» (Lond., seit 1864); «Bulletin de la Société géologique de France« (Par.); «Bulletino del R. comitato gëologico d'I­talia«; «Mineralogische u. petrographische Mitteilungen» (hrsg. v. Tschermak, Wien, seit 1878); «Palaeontographica« (Cass., später Lpz.); «Paläontologische Abhandlungen« (Hrsg. v. Dames u. Kayser, Berl.). Vgl. auch die Litteratur zu dem Artikel GESTEINE.

Sammlungen: In den meisten Residenzen als Staatssammlungen, fer­ner in Verbindung mit den geologischen Landesanstalten, vielen Hoch­schulen ec. als Hilfsmittel zum Studium der G. vorhanden.

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GOLD

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Aus «Pierers Konversations-Lexikon», 7. Auflage, herausgegeben von Joseph Kürschner, Sechster Band, Stuttgart 1890, Spalten 928 - 931:

Gold, böhm. zlato, n; dän. Guld, n; engl. gold; frz. or, m; gr. XQvUo'~ m; holl. goud, n; ital. oro, m; lat. aurum, n; schw. guld, n; sp. oro, m; ung. arany.

G. (Aurum), Au, Atomgewicht 196,6, spez. Gew. im Mittel 19,3 (ge­schmolzen 19,3, pulvëiformi-g bis 19,7). Inhalt . Eigenschaften, Mi-nëra logisches; Vorkommen; Gewinnung; Verwendung; Geschichtliches u.

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Statistisches; Litteratur. - Eigenschaften. Das G. ist ein rein gelbes, stark glänzendes Metall; das natürlich vorkommende bildet zuweilen reguläre Oktaeder. Das delinbarstë v. allen Metallen; es läßt sich zu Drähten, v. denen 150m0,6 g wiegen u. Blättchen bis 0,0001 mm Dicke verarbeiten. Solche Blättchen sind je nach ihrer Dicke mit blauer od. grüner Farbe durchsichtig. Noch viel dünner sind die dennoch vollkom­men zusammenhängenden G-übërzüge, die man, wie bei der Darstel­lung der G-tressen, durch Ausplätten u. Ausziehen v. vergoldetem Sil­ber erhält. Es schmilzt erst bei 12400 zu einer hellgrünen Flüssigkeit, zieht sich beim Erkalten stark zusammen u. kann deswegen nicht in Formen gegossen werden. An der Luft (selbst schwefelwasserstofffialti­ger), im Wasser, in Berührung mit Alkalien u. Säuren bleibt das G. bei allen Temperaturen unverändert, nur Königswasser u. alle Flüssigkei­ten, welche freies Chlor enthalten, lösen es auf. In chemischer Bezie­hung zeichnet sich das G. durch seine Abneigung, mit anderen Elemen­ten (namentlich mit Sauerstoff) Verbindungen einzugehen, sowie durch die leichte Zersetzbarkeit seiner Verbindungen aus; nur mit Chlor u. Brom verbindet es sich leicht u. direkt. Aus seinen Lösungen wird es durch die meisten anderen Metalle u. durch reduzierend wirkende Stoffe, wie Eisenvitriol, Oxalsäure als braunes glanzloses Pulver od. in glänzenden Krystaliflittern gefällt. Siehe auch den Artikel Goldproben.

Mineralogisches. Das G. ist ein Mineral aus der Gruppe der Ele­mente. Es krystallisiert tesseral (Oktaeder, Hexaeder, Rhombendode­kaeder, Ikositetraeder u. Kombinationen); die Krystalle sind oft un­deutlich u. verzerrt, die Flächen uneben; häufig Zwillingskrystalle mit einer Oktaederfläche als Zwillingsebene; kommt blech-, platten-, baum-, moos-, draht-, haarförmig, gestrickt vor. Bruch hackig; Härte 2,5 - 3; geschmeidig u. dehnbar; messinggelb, speisgelb (um so lichter, je reicher an Silber); chem. Zusammensetzung: Elementgold, mit klei­neren od. größeren Mengen v. Silber, auch mit geringen Quantitäten v. Kupfer, Eisen ec. gemengt; schmilzt vor dem Lötrohr leicht. Vorkommen. Das G. kommt gediegen fast immer mit Quarz (G-quarz, Berggold) zusammen vor, der dann entweder auf Lagern od. Gängen in krystallinischen Schiefern sich findet. Gewöhnlich tritt dann auch Pyrit od. Brauneisenerz als Begleiter auf. Auf primärer Lagerstätte findet man G-quarz in krystallinischen Schiefern, manchmal auch in Grani-t, z.B. in N-Amerika (Georgia, Carolina, Virginia), Brasilien, am Rad­hausberge bei Gastein. Als Begleiter v. Trachyt- u. Porphyrgesteinen u. anderen Eruptivgesteinen erscheint das G. bei Verespatak in Siebenbür­gen, in Peru, Mexiko, Australien; bei Nagyág in Ungarn u. in Kalifor­nien erscheint das G. mit Tellur zusammen; mit Silbererzen kommt es bei Schemnitz u. Kremnitz vor. Auf sekundärer Lagerstätte findet sich G. als Waschgold, im Goldseifengebirge u. im Sande vieler Flüsse: am Ural u. Altai, Lappland, Brasilien, Mexiko, Peru, Guaiana, Kalifornien, Oregon, Viktorialand (in Australien), St. Domingo, Borneo, an den

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Küsten Afrikas in den Flüssen Donau Rhein Isar Edder Schwarza Göltzsch, Stri-ngi-s Die G erze sind v geringer Bedeutung Schrifterz (Sylvanit) enthalt 26 2 % G daneben 59 5 Tellur u 14 3 Si-lber ersteres oft durch Antimon letzteres durch Kupfer od Blei ersetzt Eine Vari-e tät davon ist Weißtellur (Gelberz) mit 28 % G Blattertellur (Nagyagi-t Blättererz) enthalt 9 % G Selten kommt das G in großeren Klumpen (G-klumpen) vor Beispiele sind ein G stuck bei- Miask das 36 02 kg wiegt u. 1842 gefunden wurde; 1857 wurde in Australien ein 70 cm langer u. 25 cm breiter G-klumpen v. 50 kg gefunden u. 1858 im Kry­stallpalast v. Sydenham (London) ausgestellt; er wurde auf 8000 Pfd. Sterl. geschätzt. Außerdem hat man noch G-stücke v. 92 u. 105 kg in Australien u. v. 70 kg in Kalifornien gefunden.

Die Gewinnung des G-es geschieht je nach Art des Vorkommens entweder auf rein mechanischem Wege (Verwaschen u. Schlämmen) od. auf chemischem (Verschmelzen goldhaltiger Kiese, Blenden, Kupfer-erze, Bleierze od. durch Extraktion mit Chiorwasser, Amalgamation ec.) od. durch eine Verbindung v. mechanischen u. chemischen Prozes­sen (Verwaschen u. Amalgamieren, Verwitternlassen u. Verwaschen, Rösten u. Amalgamieren). Erze, aus denen man G. nur durch chemische Prozesse gewinnen kann, sind entweder güldische Durrerze od. guldi­sche gesch wefelte od. steingebende Erze, je nachdem das G. in erdigen (bez. oxydischen) Substanzen od. an Schwefel gebunden vorkommt. Die Methoden der G-gewinnüng sind: zur Gewinnung aus G-sand:

Verwaschen (entweder in Schüsseln, wie in Amerika, od. in Kürbis-schalen, wie in Afrika, od. mittels Maschinen, wie in Rußland, Kalifor­nien, Australien). Das Verwaschen ist ein unvollkommener Prozeß, weil sowohl die an Thon gebundenen festen G-teile, wie die ganz feinen, die vom Wasser mit fortgerissen werden, verlorengehen.

Verwaschen u. Amalgamieren: Der gewaschene G-sand wird in Scha­len (od. Mörsern) mit Quecksilber umgerührt, das dadurch gebildete G-amalgam durch Leder gepreßt u. dann ausgeglüht, wobei G. zurück­bleibt. Diese Methode findet bes. in Ungarn, Siebenbürgen, Kroatien, Rußland, Portugal, Brasilien u. Tibet Anwendung.

Verschmelzen des eisenhaltigen G-sandes auf Roheisen u. Abschei­dung des G-es durch Schwefelsäure.

Gewinnung aus goldhaltigen Kiesen:

Zu Marmato in Amerika werden Kiese gemahlen, durch Waschen konzentriert, der Verwitterung ausgesetzt u. dann alle Bestandteile bis auf G. durch neuerliches Verwaschen zum Verschwinden gebracht. Eine andere Methode besteht in der Verbindung v. Mahlen u. Amalga­mieren. Das erstere kann dabei in Mühlen od. in Fässern vor sich gehen. Das letztere ist weniger vorteilhaft, weil das taube Gestein die Einwir­kung des Quecksilbers auf das G. hindert. Die Methoden sind dabei verschieden: in Piemont werden die Kiese für sich u. dann mit Wasser u. Quecksilber auf Mühlen gemahlen, das so gewonnene Amalgam wird

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durch Lëdër gepreßt u. in eisernen Retorten ausgeglüht. In Siebenbür­gen verwäscht man die G-ërzë auf Handtrögen u. Flammöfen u. über­läßt die Schlieche der Amalgamation in Mörsern. In Schmölnitz wird die sog. Quecksilbersäule für solche Erze angewendet, die G. nur ganz fein verteilt enthalten. Durch dieselbe werden größere Erzmengen zu­gleich verarbeitet. Wenn das G. mit Seien, Tellur od. Arsenkies vor­kommt, so müssen die Erze erst geröstet werden. In Salzburg wird der Kies gewaschen, geröstet, dann abermals (auf Mühlen) gewaschen, mit Kochsalz versetzt, dann durch Gemsleder gepreßt u. zuletzt in einem Glockenapparate ausgeglüht. Aus G-erzën, die das G. in fein verteiltem Zustande enthalten u. sich beim Rösten vollständig oxydieren lassen, wird das G. mittels Chlorwasser u. Ausfällen aus der Chiorgoldlösung durch Plattners Methode gewonnen. Plattnër hat ursprünglich einfach Chlorwasser verwendet. Lange hat versucht, Chlorkalk, Salzsäure u. auch gasförmiges Chlor zu verwenden.

Die v. Richter verbesserte Piattnërschë Methode ist folgende: In ein verpichtes Holzfaß, auf dessen Boden ein verpichtes Holzkreuz u. dar­auf eine durchiöcherte verpichte Hoizscheibë angebracht ist, wird eine Schicht v. Quarzstückën gegeben> darauf das geröstete Erz; dann wird das Ganze mit einer durchlöcherten Hoizscheibe zugedeckt u. das Chlorwasser fein verteilt auf das Erz gebracht. Aus der Lösung wird das G. durch Eisenvitriol, Arsenchiorür, Kupfer od. Eisen ausgeschieden od. mittels Schwefelwasserstoff gefällt u. mit Blei abgetrieben. Diese Methode ist die weitaus verbreitetste. Aus goldhaltigen Kupfer-, Blei-u. Nickel- ec. Erzen wird das G. durch Rösten u. dann durch Amalga­mation od. Chioration gewonnen. Auch kann man dasselbe durch Kon­zentrationsschmeizen in einem Regulus ansammeln u. dann mit Blei od. mit Zink behandeln. Dieselben verbinden sich mit dem G-e u. man kann es daraus durch Abtreiben od. Destillation gewinnen. Goldhalti-ges Schwarzkupfer wird jetzt gewöluilich so verarbeitet, daß man die Legierung granuliert (zerkleinert) u. die Granalien mittels konzentrier­ter Schwefelsäure auflöst. Das G. bleibt ungelöst u. kann durch Blei abgetrieben werden.

Das gewonnene G. ist immer noch mehr od. weniger mit Silber ge­mengt u. muß v. diesem geschieden werden. Dazu hat man verschiedene Methoden. Die Scheidung kann auf nassem od. trockenem Wege erfol­gen. Der trockene gestattet nur eine unvollkommene Trennung u. kommt deshalb jetzt selten zur Anwendung. Der nasse Weg besteht in der Scheidung mittels Salpetersäure (Quartation). Sie ist lästig, kostspie­lig u. jetzt fast überall aufgegeben. Oder in der Scheidung mit Schwefel-säure (Affination), weiche jetzt die fast allein angewendete ist. Sie beruht auf der Uniöslichkeit des G-ës in konzentrierter Schwefelsäure u. der Löslichkeit des Silbers in derselben. Die G.-Siibërlëgierung wird granu­liert (zerkleinert) u. die Granalien in Gefäßen aus Platin, G., Gußeisen od. Porzellan mittels konzentrierter Schwefelsäure aufgelöst; dadurch

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erhält man G., schwefelsaures Silber (Silbervitriol) u. schweflige Säure. Silbervitriol wird durch Kupfer u. Silber metallisch ausgeschieden; die schwefelige Säure entweicht durch den Schlot u. wird v. Kalkbrei absor­biert, das zurückbleibende G. wird noch mehrmals mit Schwefelsäure ausgekocht u. zur völligen Entfernung des Silbërs mit doppëitschwefel­saurem Natrium od. Kalium geschmolzen.

Um chemisch reines G. zu erhalten, wird G. in Königswasser gelöst, die Lösung bis zur Trockne eingëdampft u. das G. daraus mittels Eisen­vitriol gefällt. Wenn man zu einer konzentrierten G-chloridlösung koh­lensaures Kali u. krystallisierte Oxalsäure setzt u. die Lösung rasch bis zum Sieden erhitzt, so erhält man G. in Form eines gelben Schwammes. Im Handel unterscheidet man blasses, hoch gelbes u. ganz reines Uung­fern-) G. G-sand ist G. in Körnern, G-barren in Stangen, G-staub in ganz feinen Teilen. G. wird nie rein, sondern in Legierungen mit Kupfer od. Silber verwendet.

Verwendung. Die Alchimisten legten dem G. heillträftige Wirkun­gen bei u. sahen darin ein Mittel, Krankheiten zu heilen u. das Leben zu verlängern. Jetzt verwendet man es als Schmuck (s. Goldschmiede-kunst), zum Plombieren der Zähne u. zum Einhüllen v. Pillen; weitaus am wichtigsten ist jedoch seine Verwendung als Zahlungsmittel.

Geschichtliches u. Statistisches. G. war schon in den ältesten Zeiten bekannt. Schon im l. Buch Mosis findet man es erwähnt; Abraham schickte der um Isaak werbenden Rebekka goldene Armbänder. Eine Stelle im Buch Hiob deutet bereits darauf hin, daß man G. aus goldhal­tigem Gestein schmolz. In Indien scheint G. schon in den ältesten Zeiten bekannt gewesen zu sein. Das Hauptland der G-erzeugung war im Altertum Aegypten. Die Sage vom König Midas weist auch auf bedeu­tenden G-reichtum in Kleinasien hin. Die Lydier sollen zuerst G-mün­zen geschlagen haben. Die Griechen kannten das G. ebenfalls sehr früh u. verwendeten es zu Gefäßen, Statuen ec., in Rom prägte man seit 207 vor Chr. G-münzen. Im Mittelalter spielte die Goldgewinnung in Böh­men, Ungarn u. Siebenbürgen eine große Rolle. Vom 14. bis zum 18. Jahrh. war G. aus anderen Metallen zu erzeugen ein Ziel bei den Aichi­misten. Durch die Entdeckung Amerikas wurden für Europa neue G-quellen eröffnet, die jedoch anfangs v. geringer Bedeutung waren, da in den ersten 3 Dezennien nach der Entdeckung kaum 100 000 Mk. G. nach Europa kamen. Dann allerdings nahm die Einfuhr rasch zu u. hatte ein enormes Steigen fast aller Preise zur Folge. 1521 betrug in Mexiko die G-produktion 79 Mill. Piaster; Richthofën veranschlagt die Menge des 1690 - 1852 produzierten G-es auf 126 919 162 Mill. Piaster. Die Auffindung des brasilianischen G-es geschah 1590 durch Alfonso Sardi­cha. Die Produktion hat sich übrigens in diesem Jahrh. wesendich ver­mindert. In Rußland ist die G-produktion erst seit 1743 (Entdeckung des G-lagers v. Jekaterinenburg) v. Bedeutung. 1745 wurden dann noch andere bedeutende G-stättën im Ural gefunden. Seit 1842 ist auch eine

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großartige G-ausbëutë in Sibirien zu verzeichnen. Bedeutende Lager si-nd auch noch in Oesterreich-Ungarn, u. außerhalb Europas in Borneo u. im Innern Afrikas. Seit 1848 sind nun die großen Goldlager Kalifor­nwns durch Marshall erschlossen worden; auch in anderen Staaten Nordamerikas (1856 in British Columbia) wurden Goldlager entdeckt. Endlich entdeckte 1851 Hangreaves in Australien reiche G-stättën, woran sich andere Entdeckungen in diesem Erdteilë anschlossen. Die Entdeckung eines G-lagers in einem fremden Weltteile zog zumeist eine große Menge gewinnsüchtigër Menschen dahin, die größtenteils nur Enttäuschungen erlebten. Nur Wenige erlangten große G-schätze, mit denen sie dann die Preise der Waren des Wëltmarktës steigerten. Das bewirkte eine Erhöhung der Produktion, Anlage neuer Unternehmun­gen ec., wodurch ein großartiges Angebot v. Waren entstand, dem die entsprechende Nachfrage fehlte. Dadurch entstanden Krisen; Leute, die erst reich geworden, mußten ihre Waren zu geringen Preisen abset­zen u. gingen zu Grunde. Das wiederholte sich öfter. Denn wenn der billige Vorrat aufgebraucht war, entstand neue Nachfrage u. steigerte wieder die Preise. Wir stellen hier die G-produktion nach Clarence King (Production of the precious metal 1882) zusammen, wonach die jährliche G-produktion in den verschiedenen Ländern der Erde in Dol­lars sich folgendermaßen stellt:

Vereinigte Staaten 33 379 663 Dollars; Mexiko 989 161; Britisch Ko­lumbien 910 804; Afrika 1 993 800; Argentinische Republik 781 546; Kolumbien 4 000 000; das übrige Südamerika 1 933 800; Australien 29018223; Oesterreich 1 062031; Deutschland 205 361; Italien

72 375; Rußland 26 584 000; Schweden 1994; Japan 466 548; was die jährliche Gesamtproduktion an G. auf der Erde v. 100 756 306 Dollars ergibt.

Litteratur: Hi-STORi-SCHES: KING, Nat. history of precious stones and metals (NewYork 1870); Merkantiles u. Münzpolitisches in SOET­BEER (Ergánzungsheft zu Petërmanns geograph. Mitteilungen 57);

DERs., Kritik der bisherigen Schätzungen der Edelmetallproduktion (Preuß. Jahrbücher, Bd. 41); Süß, Die Zukunft des G-es (Wien 1877); L. SIMONIN, L'or et l'argent (Par. 1877, populär-technol.); VOM RATH, Ueber das G. (Berl. 1879).

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BERGBAU

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Aus «Pierers Konversati-ons-Lexikon», 7. Auflage, herausgegeben von Joseph Kürschner, Zweiter Band, Berlin und Stuttgart 1889, Spalten 871 - 880:

Bergbau, böhm. hornictvi, haviøstvi, n; dän. Bjergbrug, n; Bja:rg­varksdrift, g; engl. mining; working of mines; frz. exploitation des mines,f; gr. tieTOiÄÄ~t'a, f; holl. bergbouw, m; ital. scavo delle miniere, m; lat. metallorum opera, npl; schw. bergsbruk, n; sp. mineria,f; ung. bányászat. bedeutet im engeren Sinne den Inbegriff aller Arbeiten, durch welche die nutzbaren Mineralien aus dem Innern der Erde in Gruben Berg werken - bergmannisch gewonnen gefordert u zu gute gemacht wer den. Die Orte u Einrichtungen hierzu heißen Berg od Gruben Ge bäude. Wie der B am vollkommensten zu fuhren ist lehrt die B kunde aus welcher die Bergbaukunst ihre Hilfsmittel schopft u somit zur Bergwissenscbaft wird Die Bergwissenschaft selbst umfaßt 1) Vorkom men der nutzbaren Mineralien 2) Aufsuchen der Lagerstatten 3) Ge winnung der Mineralien 4) Gruben Ausbau 5) Forderung, 6) Fahrung, 7) Wetterführung, 8) Wasserhaltung, 9) Aufbereitung

Das Vorkommen der nutzbaren Mineralien ist zweifacher Art ent weder sind sie gelagert wie das umgebende Gestein od sie durchsetzen dieses. Ersteres Vorkommen nennt man Floze od Lager letzteres Gänge. Auf Flozen od Lagern kommen vor z B Stein u Braunkoh len, Steinsalz u Dachschiefer; auf Gangen: Silber-, Blei-, Kupfer-, Zink-, Nickel u Schwefelerze Manche Mineralien, wie namentlich Eisenerze, kommen sowohl auf Gangen als auf Flozen u Lagern vor Außer den genannten gibt es massige Lagerstatten in sog Stockwerken u. unregelmäßige in Butzen Nestern Nieren sowie oberflachliche La gerstätten. Alle diese Vorkommen treten in ihrer Bedeutung sehr zu rück gegen das Vorkommen in Flozen Lagern u Gangen Diese drei haben das Eigentumliche daß sie in gewissen oft viele Quadratmeilen umfassenden Bezirken zahlreich u. über einander gelagert auftreten, während die übrigen Vorkommen in der Regel auf kleinere Gebiete beschränkt sind. Gänge kommen vorzugsweise im älteren (dem sog. Uebergangs-) Gebirge vor, Flöze in jüngerem Gebirge, als dieses. Die ursprünglich horizontal abgelagerten Gesteine haben durch die ver­schiedenen Revolutionen, die den Erdkörpër erschüttert haben, eine Reihe v. Veränderungen erfahren welche die Gesteine vielfach aus die­ser Lage aufrichteten, dann aber i'uch zerrissen. Diese Zerreißungsspal­ten sind vielfach mit nutzbaren Mineralien ausgefüllt u. charakterisieren sich als Gänge Sie sind meist steil aufgerichtet. Das Gestein, auf dem die Lagerstätte ruht, heißt das Liegende, dasjenige, welches sie bedeckt, das

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Hangende. Dië kürzëste Entfërnung beider Gesteine heißt die Mächtig­keit der Lagerstätte. Unter Streichen versteht man die Abweichung einer in der Mittellinie der Lagerstätte gedachten horizontalen Linie v. dem Meridian, unter Einfallen die Neigung der Lagerstätte gegen den Hori­zont.

Dem Aufsuchen der Minerallagerstätten muß die Untersuchung der allgemeinen geognostischen Beschaffenheit der Gegend vorausge-hen. Hat diese Untersuchung das Auftreten eines Minerais wahrschein-lich gemacht, so schreitet man zum Schürfen. Das Schürfen erfolgt bei geringer Tiefe durch Schurfgräben, bei größerer durch Bohrlöcher. Diese Art des Schürfens ist für alle in größerer Tiefe vorkommenden Mineralien, bes. bei Steinkohlen, Solquellën, Steinsalz, allein üblich.

Die Arbeiten zur Gewinnung der Mineralien heißen Hauerarbeiten. Die Werkzeuge, deren man sich zu diesem Zwecke bedient, nennt man Gezähe. Die Gewinnung ist eine verschiedene je nach der Festigkeit der zu gewinnenden Massen. Die Gewinnung geschieht hiernach a) durch Handarbeit allein; b) durch Anwendung v. Sprengarbeit; c) durch Feu­ersetzen; d) durch Maschinen. Die Handarbeit läßt sich unterscheiden als Wegfüllarbeit, als Keilhauenarbeit, Schlägel- u. Eisenarbeit. Die er­stere ist in Anwendung bei Massen ohne allen festen Zusammenhang u. bei der Förderung. Die hierbei zur Anwendung kommenden Gezähe sind die Schaufel, die Kratze, der Bergtrog. Die Keilhaue besteht aus einem eisernen, etwas gebogenen Keil, der an dem stärkeren Ende mit einem Auge zur Aufnahme eines hölzernen Stiels (Helm) versehen ist. Die Keilhaue ist nainendich bei Gewinnung der Steinkohle in Gebrauch u. wird hier als Schräm- u. Kerbhaue unterschieden. Schrämen ist das Hereinnehmen einer schmalen Schicht, des sog. Schrams, aus dem Koh­lenflöze. Bei der Schlägel- u. Eisenarbeit wird das Eisen, ein Keil mit od. ohne Stiel (Helm), u. das Schlägel (Fäustel) benutzt. Die Schlägel- u. Eisenarbeit ist durch die Sprengarbeit fast vollständig verdrängt. Sie wird nur noch angewendet, wo man die zu weit greifenden Wirkungen der Schießarbeit vermeiden will. Bei der Bohr- u. Sprengarbeit kommen der Bohrer, das Fäustel, der Krätzer, der Stampfer u. die Räumnadël zur Anwendung. Der Bohrer wird meist aus Gußstahl v. 2,25 bis 4 cm Stärke gefertigt. Der gebräuchlichste ist der Meißelbohrër mit konvexer od. dreieckiger Schneide. Das durch den Schlag des Fäustels auf den Bohrer abgelöste Gestein, das Bohrmehl, wird durch den Krätzer aus dem Bohrloche entfernt. Ist das Bohrloch bis zur gewünschten Tiefe geschlagen, so wird es mit Sprengmaterial geladen. Das Sprengpulver ist bei nasser Arbeit mit Erfolg ersetzt worden durch Dynamit, das gegen Nässe durchaus unempfindlich ist; auch ist seine Sprengkraft eine bei weitem größere, als die des gewöhnlichen Pulvers, doch ist es im Preise teurer. Das Feuersetzen wird nur noch an sehr wenigen Stellen bei höchst festen Massen angewendet; bis zur Einführung der Sprengarbeit spielte diese Methode indes eine große Rolle. Die Gewinnung der Minerahen

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durch Maschinen beschränkt sich auf die Bohr- u. Schrämarbeit. Als treibende Kraft wird unter hohem Drucke stehendes Wasser od. gepreßte Luft benutzt.

Ausrichtung, Vorrichtung u. Abbau. Die unterirdischen Lagerstät­ten müssen bëhufs ihrer Gewinnung ausgerichtet, d. i. zugänglich ge­macht werden. Die Ausrichtung erfolgt durch Stollen od. Schächte, welche beide Arten v. Bauen übrigens gleichzeitig zu anderen Zwecken, z.B. zur Wetterführung u. Wasserhaltung, dienen. Prinzipiell unter­scheidend zwischen beiden Ausrichtungsmethoden ist zunächst die Art der Wasserabführung, aus der sich dann noch andere Verschiedenheiten ergeben. Auf diese Weise entsteht der Unterschied zwischen Stollen-grube u. Tiefbaugrube. Ein Stollen ist ein möglichst horizontaler, nach Umständen unterirdisch verzweigter Grubenbau Ueber Erbstollen siehe den besonderen Artikel Der Stollen kann folgende Zwecke erful len: a) Wasserabfuhrung b) Wetterzufuhrung c) Forderung Als Be nennungen sind folgende hervorzuheben das Mundloch ist die Stelle, wo der Stollen unterkriecht d h unter die Oberflache des Gebirges eintritt; die Rosche ist der Graben der die aus dem Stollen zu Tage tretenden Wasser in einem Wasserlaufe abfuhrt die Wasserseige ist der tiefste, zum Was serabfluß dienende Teil des Stollens Ueber der Wasser seige liegen auf eingebuhnten Schwellen Bretter u Schienen, dieses ist das Tragewerk Ueb er dieses Tragewerk geht auf Brettern od Schienen die Förderung der Raum uber dem Tragewerke heißt der Fahrraum das oben im Stollen anstehende Gebirge heißt die Firste das seitlich anstehende die Stoße den Boden des Stollens nennt man Sohle Lichtlo cher nennt man Schachte die vom Tage nieder auf den Stollen abgeteuft werden, um die Wetterzirkulation zu unterstutzen od zur Forderung der gewonnenen Massen dienen, od. auch um zur Beschleunigung des Stollenbetriebes mehrere Ansatzpunkte zu gewinnen. Schächte dienen zur Ausrichtung v. Lagerstätten unter der Stollensohle u. im unverritz­ten Gebirge. Die Ausrichtung durch Schächte im unverritzten Gebirge wird notwendig bei ganz flacher Gestalt der Oberfläche, bei horizonta­ler od. fast horizontaler Lagerung u. bei Bedeckung der Lagerstätten mit jüngerem Gebirge. Der Richtung nach unterscheidet man saigere (senkrechte) u. donnlägige (geneigte) Schächte. Die Schächte stehen entweder im Gesteine od. in der Lagerstätte. Schächte im Gesteine sind in der Regel saiger, die in der Lagerstätte meist donnlägig. Außer zur Ausrichtung dienen die Schächte - wie die Stollen - zur Förderung, Wasserhaltung u. Fahrung. Zur Erfüllung dieser Zwecke wird der Schacht in mehrere Abteilungen (Trümmer) geteilt. Die Hängebank ist die Oeffnung des Schachtes über Tage. Die Ausrichtung der Lagerstät­ten v. einem Schachte aus erfolgt im allgemeinen nach dem Prinzip: Teilung des Gebirges in Etagen (Sohlen, Feldortstrecken, Gezeugstrëk­ken), die senkrecht unter einander liegen. Man gewinnt mit dieser Tei­lung Abschnitte der Lagerstätten, die bequem sind für die Gewinnung

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u. die Förderung. Die Teilung wird bewirkt durch Querschläge, d. h. Betriebe im Gesteine, mit denen man rechtwinkelig gegen das Streichen, also auf dem kürzesten Wege, die abzubauende Lagerstätte erreicht. In der Lagerstätte werden alsdann die Grund- (Gezeug-)Strecken aufge­fahren. Auf die Methode der Gewinnung der Lagerstätten, Vorrichtung u. Abbau, wirken die Verhältnisse der Lagerstätte, ob plattenförmig, massig ec., ihre Mächtigkeit, Nebengestein, Zahl der Lagerstätten, Rücksicht auf Wetter- u. Wasserführung u. a. ein. Man unterscheidet zwei Hauptmethoden: 1) Abbau mit Bergeversatz; bei demselben wer­den die durch Wegnahme des Minerals geschaffenen Hohlräume mit Bergen ausgefüllt. 2) Abbau ohne Bergeversatz, wo dieses nicht ge­schieht. Die am häufigsten angewandten Abbauarten der ersten Gruppe sind: Firstenbau, Strossenbau, Querbau, Strebbau; die der zweiten Gruppe: Pfeilerbau, Stockwerkbau, Bruchbau. Die erste Gruppe wird vorzugsweise bei der Gewinnung v. Erzlagerstätten, die zweite bei der Gewinnung v. Stein- u. Braunkohlen angewendet. Firstenbau wird auf steil einfallenden Lagerstätten v. nicht zu großer Mächtigkeit getrieben, die demzufolge auf einmal ganz hereingenommen werden kann. Der Bau wird eingeleitet durch eine streichende Strecke in der Lagerstätte. Demnächst wird ein Ueberhauen in der Mitte des abzubauenden Mittels aufgehauen. Der Abbau kann, je nachdem er zu beiden Seiten od. nur an einer Seite dieses Ueberhauens begonnen wird, zwei- od. einflügelig geführt werden. Man beginnt mit dem Abbau an der unteren Ecke dieses Aufhauens. In dem Maße, wie der Bau in die Höhe rückt, füllt man den ausgehöhlten Raum hinter sich mit Bergen aus. Der Strossen­bau ist gleichsam die Umkehrung des Firstenbaues, aber älter als dieser. Der Querbau findet Anwendung auf mächtigen Lagerstätten mit star­kem Einfallen, auf Stockwerken u. beim Betriebe unterirdischer Stein­brüche. Er bezweckt: Teilung der Lagerstätte durch Sohlen v. oben nach unten, Gewinnung des Minerals über jeder Sohle v. unten nach oben in Abschnitten mittels quer durch die Mächtigkeit der Lagerstätte geführter Strecken.

Der Strebbau ist diejenige Abbaumethode dieser Gruppe, die bei geringem Fallen eintritt u. die außer hinreichenden, in od. in unmittel­barer Nähe der Lagerstätte zu gewinnenden Massen zum Versatze nicht über 1 m betragende Mächtigkeit u. gutes Nebengestein zur Bedingung hat. Derselbe ist gewissermaßen ein Firstenbau, der der flachen Lage­rung angepaßt ist. Er kommt vor auf dem Kupferschieferflöz im Mans­feldschen, auf flachfallenden Steinkohienfiözen in Belgien, in England u. Schottland.

Von den Abbaumethoden ohne Bergeversatz ist die wichtigste der Pfeilerbau. Derselbe charakterisiert sich dadurch, daß die Ausgewin­nung der Lagerstätte in zwei Stadien erfolgt, nämlich: 1) durch Vorrich­tung v. Pfeilern, d. h. Abschnitten der Lagerstätte, 2) demnächst durch den Abbau der vorgerichteten Pfeiler. Der Pfeilerbau ist die häufigste

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Abbaumethode für Steinkohlenfiöze u. Braunkohlenlager; er ist an­wendbar bei allen Fallwinkeln. Er kann streichend, diagonal, od. schwe­bend geführt werden; die beiden letzteren Arten eignen sich aber nur für flachliegende Lagerstätten. Nach der ersteren Art wird das Flöz im Streichen in Bauabteilungen zerlegt, in diesen werden parallele strei­chende Strecken aufgefahren; haben diese Strecken die Baugrenze er­reicht, so werden die durch dieselben gebildeten Pfeiler rückwärts, u. zwar die obersten zuerst, verhauen. Die gewonnenen Kohlen gelangen durch Bremsberge zur Sohle. Die Einrichtung derselben ist die, daß das gefüllte Fördergefäß (sei es direkt od. auf einen Förderbock gestellt) das leere hinaufzieht.

Die Länge der Bauabteilungen ist, abgesehen v. Verwerfungen od. Markscheiden, bedingt durch die Beschaffenheit des Nebengesteines, namentlich durch das Aufquellen des Liegenden. Je druckhafter dieses Gestein, um so kürzer muß die Abteilung sein, in allen Fällen so kurz, daß die Zimmerung in den Strecken nicht einer Auswechselung bedarf. Hiernach ergibt sich diese Länge v. 60 - 300 m. Hat die oberste Strecke die Baugrenze erreicht, so beginnt man mit dem Abbau. Zur Unterstüt­zung des bloßgelegten Hangenden bringt man Stempel an, nach deren Hinwegnahme das Gebirge hereinbricht. Dieses Zubruchewerfen ist notwendig, um den Pfeiler vom Gebirgsdrucke zu befreien; jedoch muß die Zimmerung in der Nähe des Arbeitsstoßes stehen bleiben, so daß letzterer immer offen ist. Der diagonale u. der schwebende Pfeiler-bau wird bei flachem Einfallen angewendet, wo, wie oben bemerkt, eine Bremsmaschine nicht mehr anzubringen ist; er ist in Bezug auf Teilung der Bauabteilung in Pfeiler u. auf Gewinnung der Pfeiler nicht verschie­den v. dem streichenden Pfeilerbau Der Stockwerkbau ist beschränkt auf mächtige Lagerstatten u setzt eine große Festigkeit derselben vor aus. Als Beispiel ist das Zwitterstockwerk zu Altenberg im sachs Erzge birge anzuführen Von einem Schachte aus geht man mit einem Quer schlage in das Stockwerk u sucht die edleren Partien desselben zu ge winnen, indem die unedleren als Bergfeste stehen bleiben Diese Wei tungen werd n 12 16 m weit u ca 12 m hoch die stehenbleibenden Pfeiler müssen 10 m stark bleiben um den Bau nicht zu gefahrden Der Bruchbau dient für mächtige, steil aufgerichtete Lager, deren Masse keine großen Weitungen gestattet. Er darf nur in der tiefsten Sohle beginnen; hat man mit dem sog. Bruchort eine bauwürdige Partie aufge­funden, so erweitert man dasselbe u. läßt das Mineral hereinrollen. Erst wenn das Nachrollen aufgehört hat, geht man weiter vorwärts.

Der Grubenausbau hat den Zweck, Druck v. den Grubenbauen ab­zuhalten, sei es Wasserdruck od. Gebirgsdruck. Ersterer macht sich bemerklich beim Zurückdämmen der die Grubenbaue bedrohenden Wasser. Gegen das Zusammenbrechen der unterirdischen Räume schützt man sich durch verschiedene Mittel: 1) durch eine entspre­chende Gestaltung dieser Räume (bei festem Gebirge); 2) durch Stehenlassen

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v. Gebirgsmitteln od. Teilen der Lagerstätten; 3) durch Bergever-satz; 4) durch Zimmerung; 5) durch Mauerung; 6) durch Ausbau mit Eisen. Die Zimmerung ist am schnellsten herzustellen u. erfordert die geringsten Kosten, eignet sich also in allen Fällen, wo der Ausbau nicht sehr lange zu halten braucht. Mauerung ist sehr widerstandsfähig, erfor­dert aber zu ihrer Anbringung größeren Raum u. größeren Aufwand an Zeit u. Geld. Eiserner Ausbau ist die kostspieligste Art des Ausbaues, aber in manchen Fällen unentbehrlich. Er hat vor der Mauerung den Vorteil, daß er weniger Raum zu seiner Anbringung erfordert. Am besten eignen sich harte Hölzer zur Grubenzimmerung u. demnächst sehr harzige Hölzer, also Eichenholz, sodann Fichte, Kiefer u. Tanne. Nadelholz hat außer der größeren Billigkeit den Vorzug des geraden Wuchses. Die Mauerung wird in Strecken u. Schächten angewendet, hauptsächlich aber in letzteren. Um das Wasser v. den Grubenbauen abzuhalten, ist wasserdichter Ausbau derselben notwendig; derselbe findet fast nur in Schächten Anwendung. Dieser Ausbau kann in Holz erfolgen u. besteht dann aus dicht auf einander gelegten Hölzern, die auf in gewissen Entfernungen v. einander angebrachten, in die Stöße eingebühnten Hölzern, den Tragestempeln, ruhen. Man nennt diesen Ausbau ganze Schrotzimmerung; die Zwischenräume zwischen den einzelnen Hölzern, die Fugen, werden mit Hanf kalfatert. Ueberwie­gend wird zur Abdämmung der Grubenbaue Mauerung angewendet; sie hat, wenn sie gut ausgeführt ist, vor der Zimmerung den Vorzug unerschütterlicher Dauer. Bei sehr starken Wasserzuflüssen dichtet man die Schächte mit Gußeisen, den sog. Tubbings, eine Methode, die zwar wesentlich teurer ist als Mauerung, aber auch weit sicherer u. vollständi­ger zum Ziele führt. Dieser Bau setzt einen runden Schacht voraus. Man unterscheidet bei diesem Ausbau, der immer absatzweise erfolgt, Trage-od. Keilkränze, welche, in das Gestein eingelegt, als Fundament dienen, u. Aufsatzkränze. Ein Ring Aufsatzkränze besteht aus 10-12 einzelnen Segmenten v. 300-600 mm Höhe; die Keilkränze sind niedriger, aber stärker. Die Zwischenräume zwischen den Kränzen werden durch ein-getriebene Holzkeile ausgefüllt bis zuin völligen Abschluß des Wassers. Die in der Mitte der Aufsatzkränze befindlichen Löcher lassen bei dieser Arbeit das Wasser durchströmen, bis auch sie zuletzt verkeilt werden. Sehr wichtig ist als Methode zur Herstellung wasserdichter Schächte das Bohren derselben u. die Cuvelierung des ausgebohrten Schachtes unter Wasser; man erspart hierbei das so kostspielige Wasserhalten (Pumpen) während des Abteufens. Es ist bei größeren, 2 kbm pro Mi­nute dauernd übersteigenden Zuflüssen die unzweifelhaft wohlfeilste Methode. Die Methode besteht darin, daß zunächst ein engerer Schacht v. 1,5 m Weite vorgestoßen wird; dann nimmt man die volle Weite bis zu 4,25 m, u. schließlich setzt man die Cuvelage ein. Die Methode ist v. Kind zuerst 1849 zu Schöneck in Deutsch-Lothringen angewendet u. später v. Chaudron vervollkommnet worden. Hat man lockere u. zugleich

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wasserreiche Massen zu durchteufen, so erfolgt solches mit Senk­schächten. Das Senken kann geschehen bei gleichzeitiger Wasserhaltung od. unter Wasser; die erstere Methode ist häufiger. Der einzusenkende Schacht muß v. außen glatt sein; man bekleidet demzufolge die Mauer mit Brettern. Die geeignetste Form ist die runde. Das Sinken der Mauer wird unter fortwährender Wegräumung der abgeschnittenen Massen durch das eigene Gewicht der ersteren bewirkt.

Die Förderung befaßt sich mit dem Transport der beim B. gewonne­nen Mineralien. Man unterscheidet Grubenförderung H. Tageförde­rung, u. als Verbindung beider Schacbtförderung; bei der Grubenförde­rung unterscheidet man Förderung auf söhligen od. beinahe söhligen u. Förderung auf geneigten Ebenen. Bei der Grubenförderung werden gebraucht Karren, Hunde u. Wagen. Bei den Hunden hat man zwei größere Hinterräder u. zwei kleinere Vorderräder, um das Gefäß auch auf jenen Rädern allein transportieren zu können; bei den Wagen sind die vier Räder gleich groß. Die Wagen unterscheidet man, je nachdem das Rad nicht mit Spurkranz versehen ist, als deutsche, od. umgekehrt als englische Wagen. Hiernach ist selbstredend auch das Gestänge, d. h. der Laufweg für die Wagen, verschieden. Bei deutschen Wagen muß das Gestänge zur Führung des Rades eine Rippe haben. Die bei englischen Wagen übliche Konstruktion ist ein kleineres Format der Eisenbahn-schienen. Die Grubenwagen enthalten 6 - 10 Ztr. Sie werden vielfach aus Eisenblech hergestellt. Als bewegende Kraft werden verwendet Menschen, Pferde u. Dampfmaschinen. Pferde leisten das Sechs- bis Neunfache eines Menschen; sie werden um so vorteilhafter verwendet, je länger die zurtiekzulegende Strecke ist. Die Förderung mit Dampfma­schinen ist in England am meisten verbreitet; man hält dort in den Fällen, wo sieben Pferde zur Bewältigung der Massen erforderlich sind, die Anwendung v. Maschinenkraft für vorteilhafter. Bei der Förderung auf geneigten Ebenen benutzt man die Schwere als bewegendes Mo­ment. Die Anwendung dieses Prinzips gestaltet sich beim B., wo die Massen in der Regel zunächst abwärts transportiert werden u. hierbei die Notwendigkeit sich ergibt, zum Ersatze der beladenen Gefäße leere zurückzuschaffen, sehr günstig. Die Abwärtsbeförderung geschieht in der Regel durch Bremsberge (siehe unter Bremse). Neben ihr besteht noch in Lagerstätten, die mit 30 Grad u. mehr einfallen, die Rolllochför­derung, indem die gewonnenen Massen v. einem höheren Niveau durch eine in der Lagerstätte hergestellte Strecke (eine Rolle) abgestürzt wer­den. Die Bremsbergförderung findet sich unter Tage fast nur auf Stein-kohlengruben, über Tage jedoch auch beim Erzbergbau angewendet. Bei Förderung aus einfallenden Strecken benutzt man Pferdegöpel (siehe unten) u. namentlich Maschinen mit komprimierter Luft, die gleichzeitig zur Ventilation der betreffenden Betriebspunkte dienen. Die Schachtförderung ist verschieden für saigere u. für donnlägige Schächte, sodann auch nach der Art der bewegenden Kraft. Bei Anwendung

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v. Menschenkraft bedient man sich der Haspel, bei anderen Moto­ren der Göpel (Pferde-, Wasserrad- od. Dampfgöpel). Bei saigeren Schächten wendet man, falls Geschwindigkeiten über 2 m in der Se­kunde notwendig sind, hölzerne Leitbäume an, die v. an den Förderge­fäßen angebrachten Leitschuhen umfaßt werden (die Leitbäume haben Dimensionen v. 100 - 150 m), od. Eisenbahnschienen, od. Drahtseile, welche letztere v. an den Ecken der Fördergestelle angebrachten Ringen umfaßt werden. Die Fördergestelle sind in der Regel in Eisen konstru­iert. Das Material der Förderseile ist Hanf, Eisen- od. Gußstahldraht od. Aloe. Die Stärke der Drähte beträgt 2 - 3 mm, je nach dem Durch­messer der Seile; die Seile haben je nach der zu hebenden Last Durch­messer bis zu 50 mm; Aloeseile werden fast nur in platter Form ange­wendet. Zur Verhütung der nachteiligen Folgen eines Seilbruches bringt man an den Fördergestellen Fangtorrichtungen an. Die Hauptteile eines Pferdegöpels sind: Die Göpeiwelle, an deren oberem Teil der zur Auf­nahme des Seils dienende Seilkorb angebracht ist, u. der Rennbaum (Schwengel), an welchem die Tiere arbeiten. Die Seilkörbe sind fast immer cylindrisch; die Seile sind Rundseile. Die Bespannung erfolgt durch ein od. zwei Pferde. Unter den hydraulischen Motoren unter­scheidet man Kehrradgöpel, Wasseraufzüge u. Wassersäulengöpel; sie spielen nur in gebirgiger Gegend eine Rolle, wo durch eine gut einge­richtete Wasserwirtschaft mit Leichtigkeit die Kraftwasser gesammelt u. verwendet werden können, beispielsweise im Harz u. im sächs. Erz­gebirge. Am wichtigsten sind unter den Motoren zur Schachtförderung die Dampfgöpel; sie gestatten bei großer Kraft Geschwindigkeiten bis über 10 minder Sekunde u. sind beim Steinkohlen-B. unersetzlich. Die gebräuchlichste Konstruktion ist die mit zwei Cylindern (sog. Zwil­lingsmaschine), die das Schwungrad entbehrlich macht; die Cylinder werden in der Regel liegend montiert; die Seilkörbe sind auf derselben Welle angebracht, an welcher die Zugstangen angreifen. Die Steuerung wird mit Ventilen bewirkt; zum Umsetzen der Maschine bedient man sich der Kulisse. Die Seilkörbe sind selten cylindrisch, meist konisch zur Ausgleichung des Seilübergewichts.

Die Fahrung erfolgt beim B. auf Fahrten (Leitern), auf Fahrkünsten od. am Seil. Das Prinzip der Fahrkunst besteht darin, ein Gestänge, an welchem in gewisser Entfernung wiederkehrend Bühnen angebracht sind, zu heben u. zu senken; der auf einer solchen Bühne Stehende tritt im gegebenen Moment auf eine andere Bühne ab. Die Fahrkünste sind entweder doppeltrümig od. eintrümig; bei ersteren ist das Gestänge ein doppeltes, bei letzteren ist das Gestänge einfach. Bei der eintrümigen Fahrkunst tritt man auf eine feste Bühne ab u. wartet, bis das Gestänge mit der beweglichen Bühne wieder neben der festen angelangt ist, wäh­rend man bei der doppeltrümigen Fahrkunst infolge Uebertretens auf die Bühne des zweiten Gestänges ununterbrochen in Bewegung ist. Das Gestänge für die Fahrkunst ist entweder ein hölzernes, versehen mit

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eisernen Laschen, od. ein eisernes. Die Fahrkunst hebt od. senkt den Fahrenden jedesmal um ungefähr 4 m. Als bewegende Kraft werden verwendet Wasserräder u. Dampfmaschinen. Wegen der großen Kost­spieligkeit der Fahrkünste gewinnt das Fahren am Seil eine immer grö­ßere Verbreitung, zumal da statistisch feststeht, daß bei gut eingerichte­ten u. beaufsichtigten Seilfahrungen die Gefahr für den Fahrenden min­destens nicht größer ist als bei der Fahrkunst. Die Einrichtungen beim Seilfahren sind dieselben wie bei der Förderung, da dieselben Apparate u. Maschinen zur Anwendung gelangen.

Unter Wetterführung versteht man die Versorgung der Gruben mit frischer Luft u. die Verteilung derselben auf die einzelnen Betriebs-punkte. Zugleich muß die verdorbene Luft entfernt werden. Außer den Produkten des Atmungsprozesses sind der Grubenluft folgende schäd­liche Gase beigemengt: Kohlensäure, leichtes u. schweres Kohlenwas­serstoffgas u. Kohlenoxydgas. Man unterscheidet matte Wetter, solche mit geringem Sauerstoffgehalte; böse Wetter, die dem Organismus feindliche Gase enthalten; schlagende Wetter, die wegen ihrer leichten Entzündbarkeit Gefahr bringen, u. brandige, die Verbrennungspro­dukte mit sich führen. In den erstgenannten Wettern brennt die Lampe schlecht u. man atmet schwer, während v. den beiden letztgenannten das Gegenteil gilt. Das gefährlichste Gas ist unzweifelhaft das Gruben-gas, bestehend aus Wasserstoff u. Kohlenstoff; es bildet im Gemenge mit atmosphärischer Luft die sog. schlagenden od. explodierenden Wet­ter. Die stärksten Explosionen finden statt bei einer Mengung der Luft mit 1/s Gas; bei stärkerer Beimengung erlischt die Flamme. Nach der Explosion bleiben infolge Verbrennung des Sauerstoffes der Luft irre­spirable Gase, die sog. Nachschwaden, zurück; dieselben bestehen aus Kohlensäure u. Stickstoff. Den Wetterzug unterscheidet man als natür­lichen u. künstlichen. Der Wetterzug ist das Resultat des Bestrebens, wonach eine Störung im Gleichgewichte der Luft sich auszugleichen sucht. Diese Beseitigung wird bei natürlichem Wetterzuge herbeige­führt durch den Temperaturunterschied unter u. über Tage; bei künstli­chem Wetterzuge sucht man die Verschiedenheit in der Dichtigkeit der Luft zu erhöhen durch Verdünnen des ausziehenden od. Verdichten des einziehenden Wetterstromes. Dieses erreicht man durch Wetteröfen, die sowohl unter Tage, als auch über Tage aufgestellt werden können, od. durch Wettermaschinen, die in der Regel saugend wirken. Die ge­bräuchlichsten unter diesen sind die Zentrifugalventilatoren. Bei der Wetterführung hat man den einziehenden Strom v.dem ausziehenden möglichst getrennt zu halten; dieses wird sehr erleichtert durch die Existenz zweier Verbindungen mit der Tagesoberfläche, seien es zwei Schächte od. ein Schacht u. ein Stollen. Die einströmenden Wetter läßt man bis zur tiefsten Sohle fallen u. führt sie dann aufsteigend vor die einzelnen Betriebspunkte u. schließlich zum ausziehenden Schachte, bez. Schachttrumm.

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Zur Beleuchtung führen die Bergleute meistenteils Lampen mit sich v. mannigfacher Konstruktion, in schlagenden Wettern jedoch die Sicherheitslampe. Dieselbe ist erfunden v. Davy 1815 u. beruht auf der Thatsache, daß enge Metallgeflechte die auf der einen Seite erfolgte Entzündung nicht nach der andern fortpflanzen. Auf einer runden Lampe ist ein kegelförmiges Drahtgeflecht aufgeschraubt. Die ursprüngliche v. Davy konstruierte Lampe verbreitet nur un­genügend Helligkeit, ein Uebelstand, den man durch Ersetzen des unteren Teils des Geflechts durch einen Glascylinder erfolgreich besei­tigt hat.

Zum Eindringen in Räume, die mit schädlichen Gasen erfüllt sind, wird der Rouquayrol-Denayrouzesche Rettungsapparat benutzt. Er be­steht aus einem runden eisernen Gefäße v. 80 mm Weite u. 50 mm Höhe; dasselbe wird mit komprimierter Luft gefüllt. Auf dem Cylinder ist ein Blechkranz v. 115 mm Weite u. 45 mm Höhe befestigt u. auf diesen eine Kautschukhaube aufgesetzt, aus welcher die Luft dem Ar­beiter durch einen Gummischlauch zugeführt wird, welchen er mit den Zähnen festhält. Die ausgeatmete Luft geht denselben Weg zurück, entweicht aber aus dem Blechkranzbehälter durch ein Röhrchen, wel­ches durch zwei dünne Gummiblättchen leicht, aber luftdicht geschlos­sen ist. Der Apparat ist auf dem Rücken tragbar.

Die Wasserhaltung bezweckt die Freihaltung der Grubenbaue v. Wasser, also einerseits die Zurückhaltung der im Gebirge befindlichen, andrerseits die Hebung der eingedrungenen Wasser. Das Zurückhalten der Wasser erfolgt durch die oben bei Gelegenheit der Methoden des wasserdichten Ausmauerns besprochenen Mittel. Die Wasserhebung (Wasserlosung) bereitet dem B. viele Schwierigkeiten, v. deren Bewälti­gung meist die Tiefe der Grubenbaue abhängt. In Gebirgsgegenden dienen die Stollen zum Abfluß der oberen Grubenwasser, in tiefen Bauen u. Schächten bedingt die Wasserhebung umfangreiche maschi­nelle Anlagen. Seit dem 16. Jahrh. sind die Pumpen die eigentlichen Wasserhaltungsvorrichtungen für den B. geworden. Die wesentlichen Teile der Pumpe sind: das Kolbenrohr mit dem Kolben, die Saugröhren, die Steigröhren u. die Ventile. Saugpumpen, wie solche auf den gewöhn­lichen Brunnen stehen, kommen beim B. selten in Anwendung. Wir haben deshalb nur zu unterscheiden Hubpumpen, bei welchen das Was­ser durch den Aufgang des Kolbens gehoben wird, u. Druckpumpen, bei welchen das Wasser beim Niedergange des Kolbens durch diesen fortgedrückt wird. Die erstere hat demzufolge einen hohlen, mit Klap­pen versehenen, die Druckpumpe einen völlig geschlossenen Kolben. Die gewöhnlichste Druckpumpe ist die Plungerpumpe; bei dieser steht in der Regel das Kolbenrohr seitwärts u. das Steigerohr mit den Ventilen in einer Achse. Der Plunger ist ein hohler, außen abgedrehter Cylinder, der oben durch eine Stopfbüchse hindurchgeht, in der eine Packung v. Hanfzöpfen od. Gummiringen liegt, die durch Schrauben zusammengepreßt

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wird. Zur Uebertragung der Bewegung des Motors auf die Pum­penkolben bedient man sich des Schachtgestänges; dasselbe wurde frü­her in der Regel in Holz in Verbindung mit Eisen, in neuerer Zeit indes nur in Eisen konstruiert. Als bewegende Kraft für die Pumpen wendet man in den meisten Fällen Dampfmaschinen an; dieselben wirken teils indirekt mittels Balancier, teils direkt, indem man den Dampfcylinder oberhalb des Schachtes aufstellt u. das Gestänge an den Kolben hängt.

Ueber Aufbereitung siehe den bes. Artikel (1.1490). Geschichte des B-s. Der B. ist gewiß so alt wie die menschliche Kultur selbst, da man die Nutzbarkeit der Metalle für Tausch u. Ge­brauch sehr bald erkannte. Wie erklärlich, verdankten im Altertum die meisten Erzfunde dem Zufall ihre Entdeckung, auch drang der B. der Alten nicht tief unter die Oberfläche ein. Gold wurde im Verhältnis zu späteren Perioden reichlich, Silber weniger gewonnen; Eisen u. Kupfer waren begehrte Metalle. In Griechenland waren am ergiebigsten die Silberbergwerke der Athener, die Goldbergwerke in Thrakien u. Make­donien; in Spanien fanden Karthager u. Römer Silber, ebenso die Kelten in Gallien. Etrusker u. Römer gewannen Edelmetalle in den Apenninen u. später in den Norischen Alpen. Teilweise wurden diese alten B-e noch im Mittelalter ausgebeutet, doch kamen nach u. nach Kupfer, Blei, Zinn u. Eisen an die Reihe, bes. in Deutschland, Britannien u. Schweden. Im Harz wurde anfangs viel Silber gefunden, in Sachsen gelangte der Silber-B. erst im 16. Jahrh. zur Blüte. Aus dem Mittelalter ist die Wünschelrute erwähnenswert, der die v. jeher abergläubischen Bergleute magnetische Kraft zur Anzeige v. Erzgängen andichteten. Man kann mehrere abge­schlossene Zeitperioden des B-es unterscheiden: a) v. der alten Zeit bis zur Völkerwanderung, die mit der Kultur vorübergehend auch den B. vernichtete; b) Periode des Mittelalters, in welcher bes. der deutsche B. als Städtebegründer, begünstigt durch besondere Freiheiten u. durch die Grundsätze des alten deutschen Bergrechts: B-freiheit u. das Recht des ersten Finders, sowie zufolge vortrefflicher Bergordnungen mächtig aufblühte; c) Periode v. Erfindung der Dampfitraft bis zum Eisenbahn­bau, v. wo ab sich der B. bes. in Kohlen u. Eisen quantitativ in großem Umfang weiterentwickelt hat. Der B. u. alle bergmännischen Betriebe waren u. sind durch Bergordnungen u. Berggesetze geregelt. Das Berg-recht bezeichnet alle nutzbaren, vom Verfügungsrecht des Grundeigen­tümers ausgeschlossenen Mineralien als Bergregalien; sie gehören dem Staat (Bergregalität war schon im alten röm. Recht ein Vorrecht der Kaiser) u. können aus dem Bergfreien durch Schürfen, Muten, Verlei­hen v. jedermann zu Eigentum erworben werden. Das Bergrecht regelt die Verleihung, die Feldesgröße, das Mitbaurecht des Grundbesitzers, die Eintragung des dem Lehnträger verliehenen Bergeigentums ins Bergbuch (Berggegenbuch), jetzt Grundbuch, die Besitzverhältnisse der Mitbeteiligten, die Knappschaftsverhältnisse u. endlich die bergpo­lizeilichen Betriebsvorschriften. Die älteste deutsche Bergordnung, die

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Schneeberger, stammt aus dem Jahre 1479; es folgt der Zeit nach die herzoglich sächsische v. 1509, das älteste deutsche Provinzialbergrecht,

u. aus dem Jahre 1559 die Nassau-Katzenellenbogische Bergordnung, die, wie die darauf folgenden, in Preußen mit dem Erlaß des Allgemei­nen Berggesetzes vom 24/6 1865 beseitigt wurden.

Litteratur: GÄTZSCHMANN, B-kunde (Lpz. 1866); GURLT, Die B- u. Hüttenkunde (Essen 1877); SERLO, Lehrbuch der B-kunde (Berl. 1884); KÖHLER, Lehrbuch der B-kunde (LpZ. 1887); DANNENBERC u. FRANTZ, Bergmännisches Wörterbuch (LpZ. 1882).

Periodisch erscheinende Litteratur: «Kalender für den sächsischen Berg- u. Hüttenmann», hrsg. v. der Bergakademie Freiberg (Freib. 1827 - 29), seit 1873 fortgesetzt als «Jahrbuch für das Berg- u. Hütten-wesen im Königreich Sachsen»; «Zeitschrift für das Berg- u. Hüttenwe­sen im preuß. Staat» (Berl. seit 1873); «Oesterr. Zeitschrift für Berg- u. Hüttenwesen» (Wien seit 1853).

HINWEISE

#G038-1985-SE277 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

HINWEISE

#TX

Die vorangestellten Zahlen sind die Brief-Nummern

Brief

1. Josef Köck (gest. 1918 Salzburg), Jugendfreund Rudolf Steiner, Postbe­amter; vgl. «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.55 (Dornach, Michaeli 1976) und die folgende Stelle aus dem 4. Kapitel des «Le­bensganges»: «Da muß ich besonders eines Freundes gedenken, der schon in Wiener Neustadt mein Mitschüler war. Während dieser Zeit stand er msr aber ferne. Erst in Wien, wo er mich zuerst öfters besuchte und Wo er später als Beamter lebte, trat er mir nahe. Er hatte aber doch, ohne eine äußere Beziehung, schon in Wiener Neustadt eine Bedeutung für mein Leben gehabt. Ich war mit ihm einmal gemeinsam in einer Turnstunde. Er ließ, während er turnte und ich nichts zu tun hatte, ein Buch neben mir liegen. Es war Heines Buch über «Die romantische Schule> und «Die Ge­schichte der Philosophie in Deutschland>. Ich tat einen Blick hinein. Das wurde zum Anlaß, daß ich das Buch selber las. Ich empfand viele Anre­gungen daraus, stand aber in einem intensiven Widerspruch zu der Art, wie Heine den mir nahestehenden Lebensinhalt behandelte. In der An­schauung einer Denkungsart und einer Gefühlsrichtung, die der in mir sich ausbildenden völlig entgegengesetzt war, lag eine starke Anregung zur Selbstbesinnung auf die innere Lebensorientierung, die mir, nach meinen Seelenanlagen, notwendig war.»

«Uns allen wohnt ein geheimes, wunderbares Vermögen bei...»: F. W. J. Schelling im achten der «Philosophischen Briefe über Dogmatismus und Kritizismus» in Niethammers «Philosophischen Journal» 1796, wie­derabgedruckt in Schellings «Philosophischen Schriften», 1. Bd. (1809), S.165.

Jean Paul (Wunsiedel> Fichtelgebirge 17631825 Bayreuth), eigentl. Jean

Paul Friedrich Richter, vielgelesener Dichter seiner Zeit; siehe auch «Jean

Pauls ausgewählte Werke in acht Bänden. Mit einer Einleitung von Rudolf

Steiner», Stuttgart o.J. (1897) und Neuauflagen.

Schlage Dir den Heine. . ganz aus dem Kopfe: Siehe das obige Zitat aus dem 4. Kapitel des «Lebensganges».

lies Goethes «Faust»: Rudolf Steiner stand damals stark unter dem Ein­druck des 1. Teils von Goethes «Faust», den er in der soeben erschienenen Bearbeitung von Karl Julius Schröer (Heilbronn 1881) erstmals gelesen hatte (siehe das 3. Kapitel des »Lebensganges»).

Karl Julius Schröer (Preßburg 1825 - 1900 Wien), Pädagoge, Sprach- und Goetheforscher, der väterliche Freund und geistige Förderer Rudolf Stei­ners in den 80er Jahren; seit 1867 Professor für Literatur an der Techni­schen Hochschule in Wien. Über seine diesbezügliche Tätigkeit heißt es in der «Gedenkachrift« dieses Instituts (Wien 1915): «Er behandelte in

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seinen Vorlesungen nicht nur die Geschichte der deutschen Dichtung überhaupt und des 19. Jahrhunderts insbesondere, sondern auch hervor­ragende Dichter wie Walther von der Vogelweide, Goethe und Schiller, las über deutsche Grammatik als Wissenschaft und Unterrichtsgegen-stand, über die deutschen Klassiker und die deutsche Bühne und richtete für die seit 1870/72 auftauchenden Übungen im mündlichen Vortrage und in der schriftlichen Darstellung in der durch ihn begründeten >Deut­schen Gesellschaft> eine Art Seminar ein. So entfaltete Schröer eine ziem­lich ausgreifende Lehrtätigkeit und wagte sich auch an einige Vortrags-probleme, die dem Techniker im allgemeinen etwas fersier liegen.» - Ru­dolf Steiner hat von Karl Julius Schröer ein umfassendes Bild gegeben in:

»Vom Menschenrätsel. Ausgesprochenes und Unausgesprochenes im Denken, Schauen, Sinnen einer Reihe deutscher und österreichischer Per­sönlichkeiten« (1916), GA Bibl.-Nr. 20, Kapitel «Bilder aus dem Gedan­kenleben Osterreichs«. Siehe ferner das 3., 5. und 7. Kapitel von «Mein Lebensgang« (1924/25), GA Bibl.-Nr. 28, und den Vortrag «Skizze eines Lebensabrisses (1861 - 1893)« (Berlin, 4. Februar 1913) in «Briefe 1, 1881 - 1891«, Dornach 1948 und 1955 und-unter dem Titel «Autobio-graphischer Vortrag über die Kindheits- und Jugendiahre bis zur Weima­rer Zeit« - in «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.83/84 (Domach, Ostern 1984).

Chr. Oeser (Tobias Gottfried Schröer) (Preßburg 1791 - 1850 ebd.), der Vater Karl Julius Schröers; er schrieb «Weltgeschichte für Töchterschulen und zum Privatunterricht. Mit besonderer Beziehung auf das weibliche Geschlecht», Leipzig 1838; «Weihgeschenk für Frauen und Jungfrauen. Briefe über die Hauptgegenstände der Ästhetik», Leipzig 1846 u. a. Siehe auch das oben angeführte Kapitel in «Vom Menschenrätsel. . . «.

Nikolaus Lenau, eigentl. Nikolaus Franz Niembsch, Edler von Strehlenau

(Csatäd, Ungarn 1802-1850 Oberdöbling bei Wien), österreichischer

Dichter.

Lenau sagte:. . . Den Faust müsse der Teufel holen: Siehe L. A. Frankl, «Beitrag zu den Biographien Nikolaus Lenaus, Ferdinand Raimunds u. a.«, Wien 1882 - 85.

«Wer immer strehend sich bemüht...»: «Faust« II, Bergschluchten. Vgl. Goethe zu Eckernann, 6. Juni 1831: »In diesen Versen ist der Schlüssel zu Fausts Rettung enthalten: in Faust selber eine immer höhere und rei­nere Tätigkeit bis ans Ende, und von oben die ihm zu Hilfe kommende ewige Liebe. Es steht dieses mit unserer religiösen Vorstellung durchaus in Harmonie, nach welcher wir nicht bloß durch eigene Kraft selig wer­den, sondern durch die hinzukommende göttliche Gnade.»

Wilhelm Müller (Dessau 1794 - 1827 ebd.), lyrischer Dichter; er wurde

besonders bekannt durch die «Lieder der Griechen» (1821 - 24). Seine

Gedichte »Die schöne Müllerin» und «Winterreise» wurden durch Franz

Schubert vertont.

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Friedrich Rückert (Schweinfurt 1788-1866 Gut Neuseß bei Coburg), Dichter, vor allem Lyriker; war 182641 Professor in Erlangen, bis 1848 in Berlin.

Ludwig Uhland (Tübingen 1787-1862 ebd.), schwäbischer Dichter, Volkslieder- und Sagenforscher, Professor der Germanistik und einer ihrer Mitbegründer. Siehe auch »Uhlands Werke in drei Bätiden (in einem Band, später vier Bände in einem Band). Mit einer biographischen Einlei­tung von Dr. Rudolf Steiner», Berliner Klassiker-Ausgaben, Berlin o.J. (1902) und Neuauflagen.

Platos «Staat»: Die berühmte Schrift des griechischen Philosophen Plato (Athen 427v. Chr.-342 ebd.).

2. Rudolf Schober> Wiener-Neustädter Mitschüler Rudolf Steiners (siehe »Lebensgang«, 4. Kapitel), intimer Freund und bis zum Weggang Rudolf Steiners nach Weimar (1890) fast täglich mit ihm zusammen. Von späteren Besuchen wurde Schober immer in Kenntnis gesetzt. Durch ihn vor allem wurde es möglich, die durch Rudolf Steiner im »Lebeosgang« nicht ge­nannten Jugendfreunde auch dem Namen nach kennenzulernen.

3. Rudolf Ronsperger (1862 - 1900), Jugendfreund Rudolf Steiners; siehe hierzu die folgende Passage aus dem 4. Kapitel des »Lebensganges»: «In diese Zeit fällt noch eine andere für mich bedeutsame Jugendfreundschaft. Die galt einem jungen Manne, der in allem das Gegenteil des blondgelock­ten Jünglings Emil Schönaich darstellte. Er fühlte sich als Dichter. Auch mit ihm verbrachte ich viel Zeit in anregenden Gesprächen. Er hatte große Begeisterung für alles Dichterische. Er machte sich frühzeitig an große Aufgaben. Als wir bekannt wurden, hatte er bereits eine Tragödie >Hanni­bal> und viel Lyrisches geschrieben. ..

Mit beiden Freunden zusammen war ich auch bei den «Ubungen im mündlichen Vortrag und schriftlicher Darstellung>, die Schröer an der Hochschule abhielt. Davon gingen für uns drei und noch für manchen Andern die schönsten Anregungen aus. Wir jungen Leute konnten, was wir geistig zustande brachten, vortragen, und Schröer besprach alles mit uns und erhob unsere Seelen durch seinen herrlichen Idealismus und seine edle Begeisterungsfähigkeit.

Mein Freund begleitete mich oft, wenn ich Schröer in seinem Heim besuchen durfte. Da lebte er immer auf, während sonst oft ein schwer wirkender Ton durch seine Lebensäußerungen ging. Er wurde durch ei­nen innern Zwiespalt mit dem Leben nicht fertig. Kein Beruf reizte ihn so, daß er ihn hätte mit Freude antreten wollen. Er ging in dem dichterischen Interesse ganz auf und fand außer diesem keinen rechten Zusammenhang mit dem Dasein. Zuletzt wurde nötig, daß er eine ihm gleichgültige Stel­lung annahm. Ich blieb auch mit ihm in brieflicher Verbindung. Daß er an seiner Dichtkunst selbst nicht eine wirkliche Befriedigung erleben konnte, wirkte zehrend an seiner Seele. Das Leben erfüllte sich für ihn nicht mit Werrvollem. Ich mußte zu meinem Leid erfahren, wie nach und nach in seinen Briefen und auch bei Gesprächen immer mehr sich bei ihm

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die Ansicht verdichtete, daß er an einer unheilbaren Krankheit litte. Nichts reichte hin, um diesen unbegründeten Verdacht zu zerstreuen. So mußte ich denn eines Tages die Nachricht empfangen, daß der junge Mann, der mir recht nahe stand, seinem Leben selbst ein Ende gemacht habe.»

Rudolf Steiner hat ihm unter dem Titel: «Ein Denkmal» im «Magazin für Literatur», Nr.40 vom 6. Oktober 1900, einen Nachruf geschrieben (wiederabgedruckt in »Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitge­schichte 1887-1901», GA Bibl.-Nr. 31,S. 360ff); vgl. auch Friedrich Hiebel: «Rudolf Steiner und sein Jugendfreund Ronsperger» in »Das Goetheanum», 46. Jahrg., Nr.9 vom 26. Februar 1967, und Robert Frie­denthal: »Briefe an Rudolf Steiner (III)» in «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.54 (Ostern 1976), S.34 ff.

Oberlag: Der Nachbarort von Inzersdorf, wo der Vater Rudolf Steiners den Bahndienst versah. Inzersdorf wie Oberlaa liegen am Südhang des Laaer oder Wiener Berges.

den »letzten Ritter»: Anastasius Grüns Romanzenkranz «Der letzte Rit­ter», 1830.

Prolegomena: Veraltet für »einleitende Vorbemerkungen».

Freiheitsphilosophie: Rudolf Steiner beschäftigte sich damals schon mit den Gedanken, die später in seiner «Philosophie der Freiheit« ihren Nie­derschlag fanden.

Schillers Aufsatz <Über naive und sentimentalische Dichtung»: Diese Ab­handlung, September 1794 - November 1795 entstanden, wurde zuerst 1795 in der Zeitschrift »Die Horen« gedruckt; Erstausgabe in «Kleinere prosaische Schriften» Bd. 2, Leipzig 1800.

zimmermannisch: Hinweis auf den Philosophen Rohen von Zimmer­mann (Prag 1824 - 1898 Wien), bekannt vor allem durch seine »Allge­meine Ästhetik als Formwissenschaft«, Wien 1865 und durch die «An­throposophie im Umriß. Entwurf eines Systems idealer Weltansicht auf monistischer Grundlage», Wien 1882.

Ludwig Büchner (Darmstadt 1824 - 1899 ebd.), «Kraft und Stoff«, Frankfurt a. M. 1855.

Kotzebuesches Publikum: August von Kotzebue (Weimar 1761 - 1819 Mannheim); geschickter, aber meist oberflächlicher Dramatiker.

diese Nicolais: Nach Friedrich Nicolai (Berlin 1733 - 1811 ebd.), dem Publizisten, Kritiker und Erzähler der Aufklärung; zog sich mit seinen überlebten Vernünfteleien die Gegnerschaft der klassischen und romanti­schen Dichter zu.

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Schriften Saphirs: Moritz Gottlieh Saphir (Lovasberény, Ungarn 1795 -1858 Wien), Schriftsteller; seine Feuilletons und humoristischen Plaude­reien erschienen gesammelt zuerst 1832 («Schriften», 4 Bde.). Saphir war ein witziger Spötter, aber gesinnungslos und seicht.

Georg Gottfried Gervinus (Darmstadt 1805 - 1871 Heidelberg), Ge­schichtsschreiber und Literarhistoriker; schrieb die «Geschichte der poe­tischen Nationalliteratur der Deutschen«, 1835 - 42, 5 Bde.; 5. Aufl. un­ter dem Titel «Geschichte der deutschen Dichtung», 1871 - 74).

Heinrich Marianus Deinhardt (1821 - 1879), »Beiträge zur Würdigung Schillers Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen»; neu herausg. von G. Wachsmuth, Stuttgart 1922.

Engen Dühring (Berlin 1833 - 1921 ebd.), »Kursus der Philosophie als streng wissenschaftlicher Weltanschauung und Lebensgestaltung», Leip­zig 1875.

Seine Schriften üher die Juden und über Lessing: «Die Judenfrage«, Berlin

1881 und «Die Überschätzung Lessings und dessen Anwaltschaft für die

Juden«, Karlsruhe 1881.

»Wär nicht das Auge sonnenhaft...»: Goethe, Zahme Xenien III.

sind Sie herzlichst versichert: Veraltet für: seien Sie herzlichst versichert.

4. Gervinus: Siehe Hinweis zu Brief 3.

als er mit Uhland, Arndt, Haupt, Lachmann, Dahlmann, Falk, Jakob und Wilhelm Grimm, Lappenberg, Ranke etc. zu Frankfurt und Lübeck über politische Streitfragen der Gegenwan verhandelte: Ludwig Uhland (1787 - 1862), Ernst Moritz Arndt (1769 - 1860), Moritz Haupt (1808 -1874), Karl Lachmann (1793 - 1851), Friedrich Christoph Dahlmann (1785 - 1860), Adalbert Falk (1827 - 1900), Jakob Grimm (1785 - 1863), Wilhelm Grimm (1786 - 1859), Johann Martin Lappenberg (1794 -1865), Leopold von Ranke (1795 - 1886).

als er in Heidelberg mit Weleker, v. Gagern . . . über die groflanigen Einheitsbestrebun gen Deutschlands konferierte: Karl Theodor Weleker (1790 - 1869), Heinrich von Gagern (1799 - 1880).

Johann Wunh (Trumau, Niederösterr. 1828 - 1870 Münchendorf, Nie­derösterr.); vergleiche über ihn die biographische Skizze von Karl Land-steiner: »Ein österreichischer Schulmeister», Wien 1872.

«Im Friedbofist ein Hugelein . . . » . Zitiert nach Karl Landateiner a. a. O.,

S.38.

«Wie, wenn der Früblingssonne gold'ner Strahl...»: Landsteiner a. a. O.,

S.52.

ich versichere Sie: Veraltet für: ich versichere Ihnen.

Albert Löger: Siehe Hinweis zu Brief 13.

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5. die heiden Gedichtchen des Schulmeisters: Siehe Brief 4.

«Poesie ist die Verkünderin.. .»: Land'«teiner a. a. O., S.57.

Ihre heiden Gediehtchen: Die Gedichte «H»rbsttraum« und «Geigers Herzeleid».

Mac»ut£ys «Milton.: Thomas Bahington Macaulay (Rothley Temple, Leicestershire 1800 - 1859 Kensington, London), englischer Geschichts­schreiber, Politiker, Essayist und Dichter; sein im August 1825 erschiene­ner Essay über Milton machte ihn über Nacht berühmt.

den Büchner: Büchners «Kraft und Stoff«> Frankfurt a. M. 1855.

Fichtes Bestimmung des Menschen . . ., dessen Reden an die deutsche Na­tion: Johann Gottlieh Fichte (Rammenau, Oberlausitz 1762 - 1814 Ber­lin), «Die Bestimmung des Menschen», Berlin 1800 und «Reden an die deutsche Nation»> Berlin 1848.

Unit«ersalhihl,>thek: Reclams Universalbibliothek, begründet von Anton

Philipp Reclam (1807-96), Verleger und Drucker> und seinem Sohn Hans

Heinrich Reclam (1840-1920).

6. Ihr «Ausblick und Rückkehr.: Ein Gedicht Rudolf Ronspergers.

Bezüglich des «Herhsttraumes»: Ein bereits in Brief 5 erwähntes Gedicht Ronspergers.

Jules Verne (Nantes 1828 - 1905 Amiens), französischer Romancier:

schrieb u. a. den Roman »De la terre ä la lune» (1865).

Werther: Siehe Goethes Briefroman «Die Leiden des jungen Werther»; entstanden 1774,2. Fassung 1787.

«des Sterblichen Meinung.: Parmenides in seinem Lehrgedicht »Über die Natur» (vgl. H. Diels, «Die Fragmente der Vorsokratiker»).

An einer dufr'gen Wiese . . .: Landsteiner a. a. O.S. 54.

Die Früchte dreierli'i . wie oben S.54/55.

Es schrieen so viele . . .: wie oben S.54.

7. Macaulays «Milton»: Siehe Hinweis zu Brief 5.

8. Wurth: Der Schulmeister Johann Wurth; siehe Brief 4.

Lingg> Scheffel, Hamerling: Hermann von Lingg (Lindau 1820 - 1905 München), Joseph Viktor Scheffel (Karlsruhe 1826 - 1886 ebds.), Robert Hamerling (Kirchberg am Walde, Niederösterr. 1830 - 1889 im Stifting­haus bei Graz).

Geibel: Emanuel Geibel (Lübeck 1815 - 1884 ebda.).

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Schröers «Unterrichtsfragen»: Karl Julius Scl'röer, «Unterrichtsfragen».

Wien 1876.

Ihre fragmentarischen Ged»nken über die Bestimmung des Menschen:

Rudolf Ronsperger haue inzwischen auf Rudolf Steiners Rat lün Fichtes «Bestimmung des Menschen» gelesen.

Prolog: Siehe »Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr. 54 (Ostern 1976), S.39.

9. Johann Wurth: Siehe die Briefe 4, 6 und 8.

Dann kam ein Geistlicher: Der Pfarrverweser P. Friedrich Lewanderski aus dem Zisterzienserstifte Heiligenkreuz bei Baden.

seine Lebens gefährtin: Karoline Wurth geb. Weissenberger, die Schwester der Heiligenkreuzer Stifts gärtnerin. Rudolf Steiner hat die Schulmeisters-witwe später einmal besucht. Siehe hierzu den Stuttgarter Vortrag vom 22. Juni 1919 in »Geisteswissenschaftliche Behandlung sozialer und päd­agogischer Fragen», GA Bibl.-Nr. 192 (1964), S.208.

Dr. Hauer, ein liebenswürdiger Mann, der Arzt in Münchendo'f ist: Dr. Wenzel Hauer. Weiteres über ihn konnte bis jetzt nicht in Erfahrung gebracht werden.

Josef Maria Wagner (Wien 1835 - 1879 ebd.), Bibliotheksbeamter des Finanzministeriums, Germanist, Volkskundler (Volksliedforscher). Uber die Bekanntschaft Wurths mit Josef M. Wagner siehe Landsteiner a. a. O.,

S.32.

Josef Andreas Schmeller (Tirschenreuth 1785 - 1852 München), Ger­manist, seit 1828 Professor in München, begründete die deutsche Mund­artenforschung und veröffentlichte: «Die Mundarten Bayerns, grammati­kalisch dargestellt», 1821; «Bayrisches Wörterbuch, mit urkundlichen Belegen», 1827 - 37,4 Bde.; 2. Aufl. von Frommann, 1869 - 78 u.a.

Ignaz Vinzenz Zingerle, Edler von Sun'mersberg (Meran 1825 bis 1892

Innsbruck), Volkskundler; Gymnasiallehrer in Innsbruck, Direktor der

dortigen Universitätsbibliothek und Universitätsprofessor, Herausgeber

Tiroler Volksdichtung und Tiroler Sagen.

Theodor Vernaleken (Volkmarsen 1812 - 1907 Graz), Pädagoge, Volks­kundler und Germanist war mit J. Grimm und L Uhland befreundet, seit 1850 in Wien tatig Er schrieb »Literaturbuch» 3 Bde 1850 ff. »Alpensagen», 1858; «Mythen und Brauche des Volkes in Osterreich», 1859; »Deutsche Syntax» 1861 63 »Osterreichische Kinder und Hausmärchen» 1864 (neuer Titel: »Kinder- und Hausmarchen«, 1900), »Deutsche Sprachrichtigkeiten» 1900u a FurVernalekens «Mythen und Bräuche » lieferte Johann Wurth mehrere Beitrage Wie Wurth die Bekanntschaft dieses Gelehrten machte, erzählt er in seinen Tagebuchern (siehe Landiteiner a. a. O., S.16 f.).

Schulrat M. A. Becker: Siehe über ihn Landsteiner a. a. O., S.33.

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Karl Weinhold (Reichenbach, Schlesien 1823 - 1901 Nauheim), deutscher Germanist; Professor in Krakau, Graz, Kiel, Breslau und Berlin. Er er­forschte die nordische Mythologie und das Mittelhochdeutsche und schrieb: »Miuelhochdeutsche Grammatik», 1877; »Altnordisches Le­ben«, 1856; »Grammatik der deutschen Mundarten», 1863 67; ««Weih­nacht-Spiele und Lieder aus Süddeutschland und Schlesien>,, 1875 u. a.

wie Hugo Mareta von ihm für ein niederösterreichisches Idiotikon zehrt:

Hugo Alois Maret« (Baden bei Wien 1827 - 1913 Wien), Schottenpater, Gymnasialprofessor, Germanist, Lehrer von J. Minor und A. Sauter; schrieb »Proben eines Wörterbuches der österreichischen Volkssprache» 1861 - 65 und «Über von Abraham a S. Clara».

1875.

die Frommannsche und Schröersche Zeitschnft: »Die deutschen Mundar­ten. Vierteljahrsschrift für Dichtung, Forschung und Kritik. Herausgege­ben von Dr. G. Karl Frommann», Nördlingen 1854 f. Georg Karl From­mann (Coburg 1814 - 1887 Nürnberg), Germanist, redigierte diese Zeit­schrift, die auch viele Beiträge von Karl Julius Schröer enthält, in den Jahren 1854 - 59 und 1875.

Sein Tagebuch: Im August 1847 begann Johann Wurth ein Tagebuch anzulegen, welches jedoch erst vom Jahre 1859 an genau und susführlich als allgemeines Tagebuch geführt wurde.

seine Gedichte: Johann Wurth hat gegen 700 Gedichte niedergeschrieben; sie sind bis heute noch nie zusammenhängend veröffentlicht worden. Eine Auswahl findet sich bei Landateiner a. a. O., S. 43 ff.

10. Vincenz Kletzinsky (Gutenbrunn in Niederösterr. 1826 - 1882 Wien), Chemiker; Lehrbuchautor und glänzender Redner.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel (Stuttgart 1770 - 1831 Berlin).

Friedrich Wilhelm von Schelling (Leonberg 1775 - 1854 Ragaz).

des Königsbergers: Immanuel Kant (Königsberg 1724 - 1804 ebda.)

Gotthold Ephraim Lessing (Kamenz, Sachsen 1729 - 1781 Braun­schweig).

zur Zimmermannschen Ästhetik: Siehe Hinweis zu Brief 3. zu «Kraft und Stoff»: Siehe Hinweis zu Brief 3 (Büchner).

Kuno Fischer (Sandewald, Schlesien 1824 - 1907 Heidelberg), Philosoph.

Moriz Carriere (Griedel, Hessen 1817 - 1895 München), Philosoph und Ästhetiker.

Friedrich Theodor Vischer (Ludwigsburg 1807 - 1887 Gmunden am Traunsee), Ästhetiker und Dichter. Siehe auch Brief 12.

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Karl Rosenkranz (Magdeburg 1805 - 1879 Königsberg), Philosoph.

Kirchmanns «Lehre vom Wissen»: Julius Hermann von Kirchmann (Schafstädt bei Merseburg 1802 - 1881 Berlin), «DiePhilosophie desWis­sens», 1864.

dessen Erläuterungen zu verschiedenen Philosophen: Kirchmann erläu­terte vor allem Aristoteles und Kant

Franz Grsllparzer (Wien 1791 1872 ebd ), osterreichischer Dichter

Dr. med. Lorenz . Franz Lorenz (Stein Niederösterr. 1803 1883 Wiener Neustadt Niederosterr ) Arzt Schriftsteller und Volksbildner Er stu dierte an der Universitat Wien zuerst klassische Philologie und Kunstge schichte, da n Medizin und wurde 1831 Dr med Als praktischer Arzt wirkte er bis 1834 in Wiener Neustadt, anschheßend als Arzt im Stift Lilienfeld und ab 1841 als Fahriksarzt in St. Aegyd am Neuwald. 1847 kehrte er nachdem er als Arzt und Dolmetscher Süd- und Westeuropa bereist hatte nach Wiener Neustadt zurück und wirkte dort hoch geach­tet als Arzt, Vortragender, Schriftsteller sowie als Gönner und Förderer der Jugend, für die er natur- und kunsthistorische Wanderungen und Hausmusikabende veranstaltete.

Josef von Hyrtl (Eisenstadt 1811 1894 Perchtöldsdorf bei Wien) be­rühmter Anatöm Hyrtl studierte in Wien Medizin wurde 1833 Prosek tor, 1837 P öf ssö in Prag 1845 in Wien hier 1847 auch Mitglied der kaiserlichen Akademie Sein Ruf wurde schön Ende der vierziger Jahre durch sein »Lehrbuch der Anatomie des Menschen mit Rucksicht auf physiologische Begrundung und praktische Anwendung» (Wien 1847 19. Aufl ebd 1887) weit ober Deutschland hinausgetragen (zahlreiche Übersetzungen). Sein Vortrags- und Lehrtalent zog dauernd hunderte von Studenten und Ärzten in jede seiner Vorlesungen.

Johannes Kepler (Weil der Stadt 1571 - 1630 Regensburg), Astronom.

Büchner: Siehe Hinweis zu Brief 3.

Dührings «Philosophie der Wirklichkeit»: Eugen Dühring: »Wirklich-

sm,Leipzig Naturergrüand und gerecht frei-

Hegel: Siehe Hinweis zu Brief 10.

Prof Schröer: Siehe Hinweis zu Brief 1.

Kapitel >Würde des Stoffs« . . Ein Kapitel in Ludwig Büchners «Kraft und Stoff«.

Johann Gottfried von Herder (Möhrungen, Ostpreußen 1744 bis 18C3

Weimar), «Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit»,

4 Teile, Riga 1784 91 u ö (unvollendet); «Briefe zur Beförderung der

Humanität», Riga 1793 - 97.

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12. Friedrich Theodor Vischer: Siehe Hinweis zu Brief 10.

beiliegende Abhandlung: Diese Abhandlung hatte den Titel »Einzig mög­liche Krität der atomistischen Begriffe»; sie wurde erstmals veröffentlicht in der Wochenschrift «Das Goetheanum», 18. Jahrg., Nr.22 u. 23 v. 28. Mai u. 4. Juni 1939 und wiederabgedruckt im «Frühwerk», Band IV (1941), S. 3 ff.; sie ist derzeit zugänglich in Nr.63 (Michaeli 1978) der »Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» und wird später innerhalb der Gesamtausgabe in einem Band «Entwürfe und Fragmente» in die Veröffentlichungen aus dem Nachlaß aufgenommen. Zum Verständnis dieser Abhandlung vergleiche man Hefia Wiesberger: «Rudolf Steiners Lebenswerk in seiner Wirklichkeit ist sein Lebensgang«, in «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe». Nr.49/50 (Ostern 1975)> S. 12 ff., bes. S. 24 ff.; daselbst ist die Antwort Friedrich Theodor Vischers auf Rudolf Steiners Brief wiedergegeben (Postkarte mit Poststempel: Stuttgart, 3. Juli 1882), die auch hier in diesem Band im Nachtrag auf Seite 238 abge­druckt wurde.

Bartholomäus von Carneri (Triest 1821 - 1909 Marburg a.d. Drau); siehe hierzu den Aufsatz von Rudolf Steiner: «Bartholomäus Carneri, der Ethi­ker des Darwinismus», in GA Bibl.-Nr. 30, S. 452 und Rudolf Steiner:

«Vom Menschenrätsel», GA Bibl.-Nr. 20, 1957, S. 108 - 123.

12a. Siehe Nachtrag auf Seite 238.

13. Albert Löger: Geschichts- und Geographielehrerin der letzten Realschul-klasse an der Ober-Realschule in Wiener Neustadt. Im 2. Kapitel des «Lebensgangs« schreibt Rudolf Steiner über ihn, ohne daß dort sein Name genannt ist: «In der letzten Realschulklasse bekam ich erst einen Lehrer, der mich auch durch seinen Geschichtsunterricht fesselte. Er un­terrichtete Geschichte und Geographie. In dieser wurde die Alpengeogra­phie in der reizvollen Art fortgesetzt, die schon bei dem andern Lehrer vorhanden war. In der Geschichte wirkte der neue Lehrer stark auf uns Schüler. Er war für uns eine Persönlichkeit aus dem Vollen heraus. Er war Parteimann, ganz begeistert für die fortschrittlichen Ideen der damaligen österreichischen liberalen Richtung. Aber in der Schule bemerkte man davon gar nichts. Aber sein Geschichtsunterricht hatte durch seinen An­teil am Leben selbst starkes Leben. Ich hörte mit den Ergebnissen meiner Rotteck-Lektüre in der Seele die temperamentvollen geschichtlichen Aus­einandersetzungen dieses Lehrers. Es gab einen schönen Einklang. Ich muß als wichtig für mich ansehen, daß ich gerade die neuzeitliche Ge­schichte auf diese Art in mich aufnehmen konnte.» Nach Abschluß von Rudolf Steiners Schulzeit kam es zu einer näheren Freundschaft zwischen Albert Löger und dem jungen Rudolf Steiner. Aus dieser Zeit sind zwei Briefe von Lögers Hand erhalten, die im Heft 49/50 (Ostern 1975), S. 45-47 der «Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe« veröffentlicht wurden.

Neustädter: Die Mitschüler der Ober-Realschule in Wiener Neustadt.

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Staub: Emil Staub, Schüler aus dem nächsthöheren Jahrgang.

Erich Schmidt Jena 1853 - 1913 Berlin), Literarhistoriker, Schüler Wil­helm Scherers, zuerst Privatdozent in Würzburg, 1877 außerord. Prof. in Straßburg, 1880 a.o. und bald darauf ord. Prof. in Wien, 1885 (bis Dez. 1886) Direktor des Goethe-Archivs in Weimar; nach seiner Berufung an die Berliner Universität wird Bernhard Suphan (siehe Hinweis zu Brief 200) sein Nachfolger. Hauptwerk «G. E. Lessing. Geschichte seines Le­bens und seiner Schriften», Berlin 1884 - 92,2 Bände in 3 Teilen, 4. Aufl., hrsg. v. Fr. Schultz, 1922; Herausgeber von «Goethes Faust in ursprüng­licher Gestalt nach der Göchhausenschen Abschrift« («Urfaust»), Weimar 1888, u.a.

Mein Vater wurde mittletweile . . . nach Brunn übersetzt: In Brief 12, der das Datum 20. Juni 1882 trägt, schreibt Rudolf Steiner: »Adresse von morgen an: Brunn am Gebirge, Niederösterreich».

Altkatholizismus: Religiöse Bewegung gegen das Dogma von der päpstli­chen Unfehlbarkeit (18.7.1870), zu welcher der Theologe Döllinger durch seinen Brief an den Erzbischof von München den Anstoß gab (März 1871).

14. Joseph Kurschner (Gotha 1853 1902 bei Windisch Matrei Tirol)

Schriftsteller Lexikograph und Verleger gab o a seit 1882 die «Deutsche National Literatur Historisch kritische Ausgabe , eine 221 Bande um fassende Auswahl deutscher Dichtung von den Anfangen bis ins 19 Jahr hundert heraus des weiteren das «Taschenkonversations Lexikon (Stuttgart 1884 7 Aufl 1889) das «Quart-Lexikon« (ebd 1888) und seit 1888 die siebente Auflage von «Pierers Konversations Lexikon« (Berlin u. Stuttgart 1888 93 12 Bande) Siehe auch den Artikel uber ihn in «Neue Deutsche Biographie«, 13. Bd., Berlin 1982, S. 234-236.

Professor Schröer ist mit seinen Arbeiten für Ihre Ausgaben eben sehr beschäftigt: Karl Julius Schröer gab für Kürschners «Deutsche National-Literatur» die Dramen Goethes in sechs Bänden heraus.

Gustav Hempel(Waltershausen, Thüringen 1819 - 1877 Berlin), Berliner Verlagsbuchhändler.

die bei Hempel als «naturwissenschaftlich» bezeichneten Schriften. Die vier letzten Bande der von 1869 1879 erschienenen sog Hempelsehen Ausgabe «Goethes Werke Nach den vorzuglichsten Quellen revidierte Ausgabe Nebst einer Biographie des Dichters von F Forster Teil 1 36 Berlin, Gustav Hempel« Diese vier Bande wurden von Salomon Kali seher (Thorn 1845 1924 Berlin) herausgegeben und eingeleitet

15. Die Auslassungen Kalischers. Salomon Kalischers Einleitungen und An merkungen zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften sind umfang­reich; sie umfassen z.B. für den ersten der vier Bände 223 Seiten. Kalischer hat neben den naturwissenschaftlichen Schriften Goethes in der Hempel­schen

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Ausgabe auch die Farbenlelsre in der Weimarer oder Sophien-Aus-gabe herausgegeben. Über die Beziehungen Rudolf Steiners zu Kalischer vgl. den Artikel von K. F. David im «Goetheanum», 50. Jahrg., Nr.35 v. 29.Aug.1971.

16. die Übertragung einer so schönen Aufgabe: Siehe hierzu die Zusammen­stellung einschlägiger Briefstellen unter dem Titel «Aus dem Briefwechsel Kürschner-Schröer-Steiner, im Zusammenhang mit der Herausgabe von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften in Kürschners Deutscher Na­tionalliteratur» in »Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.46 (Sommer 1974), S. 5-12.

Einleitungen: Rudolf Steiners Einleitungen zu den vier Bänden von Goe­thes »Naturwissenschaftlichen Schriften» in der von Joseph Kürschner herausgegebenen «Deutschen National-Literatur» bilden die Bibl.-Nr. 1 der Gesamtausgabe.

Den gewünschten Plan: Dieser Plan ist nicht erhalten. Auch lege ich ein Blatt bei: Ebenfalls nicht erhalten.

17. Ob der III. Band . . . nicht zu umfangreich sein würde: Der geplante 3. Band wurde in einen 3. und 4. Band geteilt, wobei zu bemerken ist, daß der 4. Band des Umfanges wegen nochmals in zwei Teilbände aufgeteilt wurde.

kleinen Aufiatz: Nicht erhalten.

Haeckels letzter Vortrag: Ernst Haeckel (Potsdam 1834 - 1919 Jena)> »Die Naturanschauung von Darwin, Goethe und Lamarck. Vortrag, ge­halten in der ersten öffentlichen Sitzung der 55. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte zu Eisenach am 18. September 1882»; veröffent-licht in Ernst Haeckel, »Gemeinverständliche Vorträge und Abhandlun­gen aus dem Gebiete der Entwicklungslehre», 2. verm. Aufl., 1. Bd., Bonn 1902, S. 217-280.

Du Bois-Reymonds Rede: Emil Du Bois-Reymond (Berlin 1818 - 1896

ebda.), Physiologe, »Goethe und kein Ende», Rektorstsrede sn, 15. Okt.

1882 in der Berliner Universität; in E. Du Bois-Reymond, «Reden. Erste

Folge», Leipzig 1886.

18. JosefKöck: Rudolf Steiners Jugendfreund; siehe die Briefe 1 und 2.

Dieser Brief ist undatiert. Für die ersten beiden Auflagen der «Briefe I» wurde er auf 1881/82 angesetzt. Auf Grund der Briefe von Josef Köck an Rudolf Steiner ist anzunehmen, daß er später datiert werden muß.

Phidias: Der berühmteste griechische Bildhauer, geb. nach 500 v. Chr., gest. vor 423 v. Chr.

#SE038-289

Gustav von Loeper(Wedderwill, Pommern 1822 - 1891 Berlin), Goethe-forscher, bearbeitete für die Hempelsche Ausgabe von Goethes Werken «Dichtung und Wahrheit», «Faust», die «Sprüche in Prosa» und die »Ge­dichte», für die Sophien-Ausgabe mehrere Bände der Gedichte.

19. an dem Manuskript des ersten Bandes: Des 1. Bandes von Goethes »Na­turwissenschaftlichen Schriften« .

20. «Zur Morphologie»: Zum Verständnis dieser Bezeichnung siehe Rudolf Steiners Fußnote auf Seite 3 des 1. Bandes von Goethes «Naturwissen­schaftlichen Schriften« .

in den Heften «Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morpho­logie»: In diesen Heften (2 Bände mit 6 Heften) hat Goethe seine früheren morphologischen Studien erstmals gesammelt herausgegeben, ergänzt durch weitere inzwischen geschriebene Arbeiten naturwissenschaftlichen Inhalts.

Goethes Abhandlung: »Dem Menschen wie den Tieren ist ein Zwischen-knochen der obern Kinnlade zuzuschreiben» (entstanden 1784). Diese Abhandlung erschien zum ersten Male gedruckt 1820 in den Heften «Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie« und zwar ohne Tafeln; später erschien sie in den im Brief genannten «Verhandlun­gen . . .» mit 5 Tafeln, die im 1. Band der von Rudolf Steiner herausgege­benen »Naturwissenschaftlichen Schriften» auf den Seiten 283 - 87 wie­dergegeben sind.

Professor Schröer teilt mir mit: Dieser Brief ist nicht erhalten.

Gothuische Gelehrtenzeitung: Rudolf Steiner suchte die Gothaische Ge­lehrtenzeitung vom 23. April 1791, weil diese eine sehr günstige Bespre­chung von Goethes Schrift «Die Metamorphose der Pflanzen» brachte.

21. Wilhelm Spemann (Unna 1844 - 1910 Stuttgart), Buchhändler, gründete

1873 in Stuttgart einen Verlag (Monatsschrift «Vom Fels zum Meer», »Kollektion Spemann«, »Deutsche National-Literatur»), der 1890 mit den Geschäften von Kröner und Schönlein zur Firma »Union, Deutsche Verlagsgesellschaft« in Stuttgart vereinigt wurde. 1896 eröffnete W. Spe­mann unter eigener Firma einen kunstwissenschaftlichen Verlag.

22. Brief . . . vom 16. mit dem Kontrakt: Siehe die Wiedergabe des Verlags-Vertrages auf Seite 63. Der Begleitbrief zum Vertrag ist verlorengegangen.

23. den unterfertigten Kontrakt: Siehe Hinweis zu Brief 22.

der 1. Band: Der 1. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schrif­ten».

Schröers Einführung: Siehe das »Vorwort» auf den Seiten 1 - XVI des 1. Bandes.

Hempel-Ausgabe: Siehe Hinweis zu Brief 14.

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23a. Siehe Nachtrag auf Seite 238.

Freund Schober: Siehe Hinweis zu Brief 2.

Fragment Mis sons: Josef Misson (Mühlbach, Niederösterreich 1803 -1875 Wien), Piaristenpriester, Gymnasiallehrer und Dialektdichter; schrieb das Fragment gebliebene Epos in Hexametern »Da Naz, a nieder-österreichischer Bauernbui gebt in d'Fremd», Wien 1850; 2. Aufl. Wien 1875 und spätere Auflagen herausgegeben mit einem Lebensbilde des Dichters und mit Proben aus dem Nachlasse desselben von dem Piaristen­pater Karl Landateiner (1835 - 1909), der auch über den Schulmeister Johann Wurth (siehe die Briefe 4, 6, 8 und 9) schrieb. Siehe auch Rudolf Steiner «Vom Menschenrätsel«, GA Bibl.-Nr. 20, 1957, S. 123 - 131.

Ich werde doch versuchen . . ., es fertig zu bringen: Josef Köck hatte offensichtlich die Absicht, das Fragment Missons weiterzuführen und abzuschließen; doch konnte bis jetzt nicht ermittelt werden, ob er diese Absicht wirklich durchgeführt hat.

24. Dieser Brief ist die Antwort auf die Postkarte Josef Köcks mit Poststem­pel vom 12. April 1883. Siehe Nr. 23a im Nachtrag auf Seite 238.

Missons Dichtung: Siehe den Hinweis zu Nr. 23a.

Ignaz Franz Castelli (Wien 1781 - 1862 ebd.), Dichter und Dialektdich­ter, «Gedichte in niederösterreichischer Mundart», Wien 1828, 3. verm. Aufl. Wien 1852, S. 16. - Rudolf Steiner stützt sich hier auf Karl Julius Schröer, »Die deutsche Dichtung des 19. Jahrhunderts in ihren bedeuten­deren Erscheinungen», Leipzig 1875, S. 251 f.

Johann Peter Hebel (Basel 1760 - 1826 Schwetzingen), Volksdichter, »Alemannische Gedichte. Für Freunde ländlicher Natur und Sitten», Karlsruhe 1803.

Schober: Siehe Hinweis zu Brief 2.

Löger: Siehe Hinweis zu Brief 13.

Franz Stelzhamer (Großpiesenham, Oberösterr. 1802 - 1874 Henndorf bei Salzburg), österreichischer Dialektdichter; Sohn eines Bauern, stu­dierte in Graz Rechtswissenschaft, besuchte seit 1831 in Wien die Maler-akademie, machte in Linz zwei theologische Kurse durch, schloß sich dann in Passau einer wandernden Schauspielertruppe an, nach deren Auf­lösung er ein poetisches Wanderleben in Osterreich und Bayern führte. Er schrieb: »Lieder in obderennsischer Volksmundart», Wien 1837; »Neue Gesänge in obderennsischer Volksmundart», ebd. 1841, 2. Aufl. 1844; »Gedichte in obderennsischer Volksmundart», Regensburg 1844 -68,4 Bde.; die Novellensammlungen: «Prosa», ebd. 1844,2. Aufl. 1845,3 Bde.; »Heimgarten«, Pest 1846, 2 Bde.; »Aus meiner Studienzeit« (aus dem Nachlaß), Salzburg 1875; «Die Dorfschule» (Nachlaß), Wien 1875; ferner: »Politische Lieder», 1848; «D'Ahnl» (Idylle), Wien 1851,2. Aufl.

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1855; »Gambrinus» (humoristisches Taschenbuch), 1853; «Liebesgür­tel», Preßburg 1876; «Ausgewählte Dichtungen«, hrsg. von Peter Rosegger, Wien 1884, 4 Bde.

Frommanns Zeitschrift: Siehe Hinweis zu Brief 9.

Karl Julius Schröer (siehe Hinweis zu Brief 1), »Versuch einer Darstellung der deutschen Mundarten des ungrischen Berglandes», Wien 1864; Laut-lehre derselben Wien 1864 «Beitrag zu einem Worterbuch der deut schen Mundarten des ungrischen Bergiandes« Wien 1858 Nachtrag dazu, Wien 1859 - «Ein Ausflug nach Gottschee. Beitrag zur Erfor schung der Gottscheewer Mundart« und »Weitere Mitteilungen uber die Mundart von Gottschee Abschluß des Worterbuches mit Nachtragen und Berichtigungen« in «Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Philosophisch histonsche Klasse« Wien 1868 und 1870

Jene edlen Literarhistorik er: Karl Julius Schröer, Theodor Vernaleken, Karl Weinhold, Konstant Ritter von Wurzbach-Tannenberg u. a.

25. Nachricht über die Bedingungen bezüglich seiner Einführung: Betrifft das «Vorwort» zum 1. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schriften« .

über den noch ungedruckten Briefen f H. Mercks an P. Camper: Diese Briefe, die sich in der Bibliothek der »Nederlandse Maatschappij tot Be­vordering ter Geneeskunst» in Amsterdam (in der dortigen Universitäts­bibliothek) befinden, wurden 1913 von H. Braeuning-Oktavio in Leipzig herausgegeben.

Johann Heinrich Merck (Darmstadt 1741 - 1791 ebd.), Schriftsteller von vorwiegend kritischer Begabung, mit Goethe befreundet.

Peter Camper (Leiden 1722 - 1789 Den Haag), niederländischer Anatom und Naturforscher.

26. die Schriften Klinkerfues': Vermutlich handelt es sich hier um die Schrif­ten des Astronomen und Meteorologen Ernst Friedrich Wilhelm Klinker­fues (Hofgeismar 1827 - 1884 Göttingen).

27. die Sache wegen der Einführung: Betrifft Sclsröers «Vorwort» zum 1. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften».

28. das Manuskript: Zum 1. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften».

aus dem 2. Bande der Morphologie: Aus dem 2. Bande »Zur Naturwissen­schaft überhaupt, besonders zur Morphologie».

Die erste (Abbildung) ist die . . . zu dem Aufsatz über die «Urform der

Schalen kopfloser und bauchfüßiger Weichtiere»: Siehe die Abbildung auf

S. 435 des 1. Bandes von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften».

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Der Aufsatz selbst ist von dem Arzt, Naturphilosophen und Psychologen Karl Gustav Carus (1789-l869) verfaßt worden; ursprünglich im 1. Heft des 2. Bandes «Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Mor­phologie» veröffentlicht, wurde er im 1. Bande von Goethes «Naturwis­senschaftlichen Schriften», S. 432-439, wieder abgedruckt.

«Irrwege eines morphologisierenden Botanikers»: Aufsatz des Medizi­ners, Botanikers und Nat'stphilosophen Christian Gottfiied Daniel Nees von Esenbeck (1776 - 1858), ursprünglich im 2. Hefte des 2. Bandes »Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie» veröffent­licht, wiederabgedruckt im 1. Bande von Goethes «Naturwissenschaftli­chen Schriften», S. 454 - 461.

Abbildungen von «Helosis guianensis Richard» und «Arum campanula­tum R[ozburgh]»: Auf den Seiten 456 und 457 des 1. Bandes von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften» .

e>ne anzeigende Abhandlung: Siehe den Hinweis zu Brief 30.

29. als die entsprechende der Hempelschen Ausgabe: Gemeint ist: als die Ein­leitung Salomon Kalischers zum ersten der vier von ihm herausgegebenen und eingeleiteten Bände der naturwissenschaftlichen Schriften Goethes in der Hempelschen Ausgabe. Bezüglich der Hempelschen Ausgabe siehe den Hinweis zu Brief 14.

Inhaltsverzeichnis: Auf den Seiten 462 und 463 des 1. Bandes. Register: Siehe die Seiten 464 - 472 des 1. Bandes.

30. Aufsatz über Goethes Stellung zur Naturwissenschaft: Die Frage, ob die­ser Aufsatz, der zunächst für eine Veröffentlichung im «Zeitgenossen» vorgesehen war (siehe Brief 31 und 33), mit dem Aufsatz «Goethes Recht in der Naturwissenschaft. Eine Rettung«, abgedruckt in »Deutsche Zei­tung» (Wien), Nr.4463 vom 6. Juni 1884, identisch ist, muß offen gelassen werden.

die schönen Worte> welche mir Euer Hochwohlgeboren über den Goethe-band schrieben: Dieser Brief muß als verloren betrachtet werden.

«Zeitgenossen»: Eine von Joseph Kürschner redigierte Zeitschrift.

Teubner: In der Druckerei von B. G. Teubner in Leipzig wurde die Kürschnersche «Deutsche National-Literatur« und damit auch Goethes «Naturwissenschaftliche Schriften» gedruckt.

Der beifolgende Aufsatz: Der im Anfang des Briefes erwähnte Aufsatz.

31. die symbolische Pflanze, die Goethe bei dem bekannten Gespräche Schil­lers mit einigen «charakteristischen Strichen» entwarf: Rudolf Steiner fügte zu dieser Stelle (1. Bd., S. 111, Z. 35) die folgende Fußnote bei: »Ein Bild einer solchen symbolischen Pflanze von Goethes Hand ist wahr­scheinlich nicht vorhanden.»

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das Schicksal meines Auftatzes: Goethe und die Naturwissenschaft: Siehe den Hinweis zu Brief 30 und die Antwort Prof. Kürschners im Brief 33.

mit einem langjährigen Schüler Haeckels: Bei der Frage, um wen es sich hier handelt, muß bedacht werden, daß es sich nicht unbedingt um einen direkten Schüler Haeckels handeln muß, der lange Jahre in Jena studiert hat, sondern auch um einen Schüler Haeckels handeln kann, der schon durch lange Zeit in seinem Geiste gedacht und gewirkt hat; sodann muß besagter Schüler auch nicht eine Professur für Physiologie an der medizi­nischen Fakultät bekleidet haben, sondern kann auch Pflanzeophysiologe gewesen sein. So handelt es sich hier vermutlich um den österreichischen Botaniker Gottlieb Haberlandt (Ungarisch-Altenburg, heute Moson­magysrövär 1854 - 1945 Berlin), der in den Jahren 1880 - 1910 an der Technischen Hochschule Graz und an der Universität Graz wirkte und von 1910 - 23 Direktor des Pflanzeophysiologischen Instituts der Uni­versität Berlin war. Die von Schwendener begründete physiologische Pflanzenanstomie mit ihrer Behandlung der Anatomie im Hinblick auf die physiologischen Leistungen der Gewebe fand in Haberlandt ihren Meister und Begründer als wissenschaftlicher Disziplin. Er schrieb:

»Physiologische Pflanzenanatomie, im Grundriß dargestellt», Leipzig 1884,6. Aufl. 1924; «Eine botanische Tropenreise», Leipzig 1893,3. Aufl.

1926;» Sinnesorgane im Pflanzenreich zur Perzeption mechanischer Reize«, Leipzig 1901, 2. Aufl. 1906; «Erinnerungen, Bekenntnisse und Betrachtungen», Berlin 1933 u.a.

32. Zeichnung Goethes über die symbolische Pflanze: Siehe den vorangehen­den Brief.

33. Ihren Artikel: Siehe den Hinweis zu Brief 30.

da der «Zeitgenosse» inzwischen eingegangen ist: Siehe Hinweis zu Brief

30.

35. Register des f. Bandes: Des 1. Bandes von Goethes «Naturwissenschaftli­chen Schriften« .

37. Ihre Karte: Diese Karte ist nicht erhalten.

der betreffende Band: Der 1. Band von Goethes «Naturwissenschaftli-chen Schriften».

38. Philosophische Monatshefte

Zeitschrift für spezielle Philosophie: Vermutlich lit 1861 von F. H.Th. Allihn und T. Ziller begründete «Zeitschrift für ezakte Philosophie , die zuerst in Leipzig, ab Bd. 12 (1883) in Langensalza erschien.

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Vierteljahrsschrift für Philosophie: Genauer Titel »Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie», seit 1877 von R. Avenarius herausgege­ben; Erscheinungsort: Leipzig.

beiden «Grenzboten»: »Die Grenzboten. Wochenschrift für Politik und Kunst», begründet 1841 von Ignaz Kuranda, seit 1879 von Johannes Gru­now (1845-1906) herausgegeben.

Heinrich Fricdjung (Rostschin, Mähren 1851 - 1920 Wien), österreichi­scher Geschichtsschreiber und politischer Schriftsteller; Herausgeber der «Deutschen Wochenschrift» (Wien/Leipzig). Siehe auch den Hinweis zu Brief 141.

Friedrich Zarncke (Zahrendorf, Mecklenburg 1825 - 1891 Leipzig), Germanist; gründete 1850 das »Literarische Zentralblatt für Deutsch-land» und wurde 1858 Professor in Leipzig.

39. die Herausgabe der Deutschen National-Literatur: Siehe Hinweis zu Brief 14.

40. Otto Köstlin (Stuttgart 1818 - 1884 ebda.), Arzt, Professor der Naturwis­senschaften am Obergymnasium Stuttgart.

41. Karl Schaarschmidt (Berlin 1822 - 1908 Bonn), Philosophie-Professor in Bonn; Herausgeber der »Philosophischen Monatshefte» von 1877 - 1886.

Johannes Grunow: Siehe Hinweis zu Brief 38 (bei den «Grenzboten»).

41a. Siehe Nachtrag auf Seite 239.

wenn gerade «Die Grenzboten» eine Anzeige desselben brächten: Es konnte bis jetzt noch nicht festgestellt werden, ob und wann eine Anzeige bzw. Besprechung in den «Grenzboten» erfolgte.

42. Richard Avenarius (Paris 1843 - 1896 Zürich), positivistischer Philosoph,

1877 Professor in Zürich, bezeichnet seine Richtung als «Empiriokritizis­mus»; seit 1877 Herausgeber der «Vierteljahrsschrift für wissenschaftli­che Philosophie«.

Zarncke: Siehe Hinweis zu Brief 38.

Johannes Rehmke (Elmshorn, Schleswig-Holstein 1848 - 1930 Marburg/ Lahn), von 1875 - 1884 Professor der evangelischen Religionslehre und der Philosophie an der Kantonsschule in St. Gallen, 1885 - 1921 Universi­tätsprofessor in Greifswald.

Johannes Witte (1846), Philosophieprofessor in Bonn, Anhänger des von J. G. Fichte beeinflußten Philosophen Friedrich Harms.

arbeitet an einem Werke über die Philosophie Goethes und Schillers: Es konnte bis jetzt nicht festgestellt werden, ob dieses Werk erschienen ist.

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Rudolf Virchow (Schivelbein, Pommern 1821 - 1902 Berlin), berühmter deutscher Pathologe, Professor in Würzburg und Berlin.

seine Ansicht über Goethes naturwissenschaftliche Leistungen: Niederge­legt in der Schrift «Goethe als Naturforscher und in besonderer Bezie­hung auf Schiller«, Berlin 1861.

43. Johannes Rehmke: Siehe den entsprechenden Hinweis zum vorangehen­den Brief.

«Über die Prinzipien der Naturwissenschaft und den Atomismus»: Es handelt sich hier um den unter dem Titel «Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe« bekannt gewordenen Aufsatz. Siehe den Hinweis zu Brief 12.

den ersten Band meines Kommentars: Den 1. Band von Goethes «Natur-wissenschaftlichen Schriften».

in Ihrem Briefe vom 19. Dez. 1882: Dieser Brief ist nicht erhalten.

Adolf Harpf (Graz 1857 - 1927 Rettenbach bei Graz), Dr. phil., Biblio­theksbeamter. Der angezeigte Aufsatz erschien in Heft 1 und 2 des 19. Bandes (1883) der von Karl Schaarschmidt herausgegebenen «Philosophi­schen Monatshefte» (Heidelberg), S. 1-39.

ein über das Buch sich aussprechendes Wort: Bis jetzt hat sich noch nicht mit Sicherheit ermitteln lassen, ob Prof. Rehmke eine Besprechung dieses Buches gegeben hat und wo diese veröffentlicht wurde.

44. Albert Löger: Der Lehrerfreund Rudolf Steiners; siehe Brief 13.

meines . . . Kommentars: Den 1. Band von Goethes »Naturwissenschaft­lichen Schriften».

45. an ibre respektiven Adressen bedeutet: an ihre jeweiligen Adressen.

46. Johannes Witte: Siehe Hinweis zu Brief 42.

für Ihren... Brief Dieser Brief ist nicht erhalten.

mein Buch: Der 1. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schrif­ten«

Besprechung in den «Philosophischen Monatiheften» und in Kürschners «Vom Fels zum Meer»: In den Jahrgängen 1884 und 1885 der ersten Zeitschrift ist keine Besprechung bzw. kein Artikel von Johannes Witte zu finden; wegen der zweiten siehe den Brief 48.

47. Prof Witte: Siehe den Hinweis zu Brief 42 sowie den vorangehenden Brief 46.

Prof Schaarschmidt: Siehe Hinweis zu Brief 41.

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für die Zeitschr'ft «Vom Fels zum Meer»: Siehe den Hinweis zu Brief 46

Für die «Deutsche Zeitung»: Der Brief an den Herausgeber der «Deut­schen Zeitung« muß wohl als verloren gelten. Rudolf Steiner schickte an ihn den Aufsatz «Goethes Recht in der Naturwissenschaft. Eine Ret­tung», welcher dort in der Nr.4463 vom 6. Juni 1884 erschien (siehe auch Brief 30).

Gottschallfür die «Blätter für literarische Unterhaltung»: Der Schriftstel-

1er Rudolf von Gottschall (Breslau 1823 - 1909 Leipzig) redigierte von

1864 - 88 die «Blätter für literarische Unterhaltung».

Theophil Zolling für die «Gegenwart»: Der Schriftsteller Theopbil Zolling (Scafati bei Neapel 1849 - 1901 Berlin) gab seit 1881 die von Paul Lindau begründete Wochensehrift »Die Gegenwart» heraus.

werde ich Eduard von Hartmann ersuchen, ein Wort über das Bucb zu sagen: Es konnte bis jetzt nicht festgestellt werden, ob Rudolf Steiner einen solchen Brief geschrieben hat und ob Eduard von Hartmann eine Besprechung geliefert hat. Siehe auch Hinweis zu Brief 64.

48. Ihre freundlichen Mitteilungen: Siehe den vorangehenden Brief.

einen entsprechenden Aufiatz in «Vom Fels zum Meer»: Gemeint ist der versprochene Aufsatz von Prof. Witte (siehe die Briefe 46 und 47). «Vom Fels zum Meer» war eine illustrierte Familienzeitsehrift; daher die Ableh­nung des wissenschaftlichen Artikels.

49. beifolgenden Brief des Professor Welcker: Eine Abschrift dieses Briefes, den Rudolf Steiner an Prof. Kürschner retourniert hat, konnte hisher nicht aufgefunden werden.

Hermann Welcker (Giessen 1822 - 1897 Winterstein bei Gotha), Anatom und Anthropologe, 1859 Professor in Halle, führte das Mikrotom in die mikroskopische Technik ein, schrieb u. a. Arbeiten über die Schädel Schillers, Kants und Raffaels.

den beigefügten Separatabzug: Dieser behandelte vermutlich dasselbe Thema wie die Dissertation.

die Inauguraldissertation: Hermann Weleker, »Über Irradistion und einige andere Erscheinungen des Sehens. Inauguralabhandlung, der medi­zinischen Fakultät zu Giessen bei Erlangung der Doktorwürde vorge­legt», Giessen 1852. - Die unter dem Begriff Irradiation bezeichneten Erscheinungen «lassen sich alle dahin zusammenfassen, daß stark be­leuchtete Flächen größer erscheinen als sie wirklich sind, die benachbar­ten dunkeln dagegen um ebensoviel kleiner.» (Rudolf Steiner)

50. Herausgabe einer Art praktischen Hausbuches.-« Kürschners Taschen­Konversations-Lexikon« .

51. Ihre freundlichen Briefe: Die drei vorangehenden Briefe.

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Prof Welcker: Siehe den Hinweis zu Brief 49.

Dissertation: Rudolf Steiner hat die Welckersche Dissertation eingehend studiert und im 3. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schrif­ten», Seite 98 f., dort, wo Goethe auf Irradiationserscheinungen zu spre­chen kommt, auf diese hingewiesen. Siehe auch Brief 49.

des . . . bezeichneten Buches: »Kürschners Taschen-Konversations-Lexi­kon«.

betreffs Witte: Vergleiche zu dieser Angelegenheit die Briefe 42, 46, 47 und 48.

Prof Schröer: Siehe den Brief 47.

52. die Abschrsft eines Briefes, aus dem Sie ersehen können, wie ich mir die Arbeit behandelt denke: Brief vom 28. April 1884.

des Welckerschen Buches: Welckers Buch über die «Irradiation».

Artikel von Witte: Dieser Artikel konnte bis jetzt nicht aufgefunden wer­den. Die Durchsicht der Jahrgänge 1884 und 1885 der «Deutschen Wo­cheoschrift» (Wien) und der «Gegenwart« (Berlin) hat nichts ergeben.

Friedjungs «Deutsche Wocbenschrsft»: Siehe Hinweis zu Brief 38.

Zollings «Gegenwart»: Siehe auch Brief 47.

Hamburg: Muß wohl Wien heißen!

52a. Siehe Nachtrag auf Seite 239.

Die Frage, wer der Empfänger dieses Briefes ist, sei hier offen gelassen; lediglich auf den weitgehend übereinstimmenden Wortlaut des vorliegen­den Briefes mit dem Inhalt des Briefes 40 sei hingewiesen.

53. Übertragung der mineralogischen Arbeit: Für «Kürschners Taschen­Konversations-Lexikon«, das sog. «Kleine Lexikon» .

55. Kürschner meint: Siehe auch Brief 52.

ist übrigens auch noch jung: Die «Deutsche Wochenschrift» erschien 1884 im 2. Jahrgang.

56. Rest der Artikelverzeiehnisse zur «Mineralogie» und «Bergbau»: Für «Kürschners Taschen-Konversations-Lexikon». Zu beachten ist, daß Ru­dolf Steiner hier beauftragt wird, auch die Antikel für den «Bergbau» zu schreiben.

60. Gleichzeitig sende ich 3 Tafeln: Für «Kürschners Taschen-Konversa­tions-Lexikon« hat Rudolf Steiner eine instruktive Tafel mit Figuren der sechs damals unterschiedenen Kristalisysteme angefertigt. Im Entwurf waren diese Figuren auf drei Tafeln verteilt.

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62. Mit diesem Brief beginnt das schicksalahafte Verhältnis Rudolf Steiners zur Familie Specht. Obwohl bis zum Brief 150 (27. Juli 1888) kein Brief Rudolf Steiners an Pauline Specht bekannt ist, bringen wir diesen Brief wegen seines Stellenwertes.

Pauline Specht (1846 - 1916), Gattin des Großkaufmanns Ladislaus Specht (1834 - 1905).

Regierungsrat Dr. Walser: Eduard Walser, Wiener Realschuldirektor.

Hofmeister-Stelle: Das heißt eine Hauslehrer-Stelle.

Ich habe vier Knaben: Richard, Otto, Arthur und Ernst. Rudolf Steiner war vom 10. Juli 1884 bis zum 28. September 1890 im Hause Specht (Wien IX., Kolingasse 19) als Erzieher der vier Söhne tätig. Otto Specht, der hauptsächlichste Zögling Rudolf Steiners, wurde Dermatologe und starb als Arzt im Ersten Weltkrieg an den Folgen einer Infektion. Richard wurde Journalist und später Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien, Arthur wurde Antiquitätenhändler und Ernst wurde Kaufmann in New York. Siehe »Lebensgang», Kap. XIII.

63. den gewünschten Artikel: Für «Kürschners Taschen-Konversations-Le­xikon». Um welchen Artikel es sich im genaueren handelt, ist nicht feststell­bar, weil der vorausgegangene Brief Prof. Kürschners nicht erhalten ist.

64. Eduard von Hartmann (Berlin 1842 - 1906 ebd.), schlug zuerst die militä­rische Laufbahn ein, nahm aber 1865 seinen Abschied wegen eines Knie-leidens, das ihn zu liegender Lebensweise zwang; daraufhin widmete er sich philosophischen Studien, promovierte 1867 und veröffentlichte 1869 «Die Philosophie des Unbewußten. Versuch einer Weltanschauung», die 1923 in 12. Aufl. erschien. Vgl. über ihn Rudolf Steiners Aufsatz «Eduard von Hartmann. Seine Lehre und seine Bedeutung», zuerst erschienen sn der Monatsschrift «Deutsche Worte» (Wien), XI. Jg., 1. Heft (Jan. 1891), wiederabgedruckt in «Methodische Grundlagen der Anthroposophie 1884 - 1901«, GA Bibl.-Nr. 30, Dornach 1961, S. 288 - 302, und die Darstellung in »Die Rätsel der Philosophie in ihrer Geschichte als Umriß dargestellt«, GA Bibl.-Nr. 18, Dornach 1968, S. 515-518; desgleichen die Ausführungen in »Mein Lebensgang«, Kap. VI, IX u. XVII.

Ernst Haeckel (Potsdam 1834 - 1919 Jena), »Generelle Morphologie der Organismen: Allgemeine Grundzüge der organischen Formenwissen­schaft, mechanisch begründet durch die von Charles Darwin reformierte Deszendenz-Theorie», 2 Bde., Berlin 1866; »Natürliche Schöpfungsge­schichte. Gemeinverständliche wissenschaftliche Vorträge über die Ent­wicklungslehre im Allgemeinen und diejenige von Darwin, Goethe und Lamarck im Besonderen, über die Anwendung derselben auf den Ur­sprung des Menschen und andere damit zusammenhängende Grundfra­gen der Naturwissenschaft«, Berlin 1868; »Anthropogenie oder Entwick­lungsgeschichte des Menschen (Keimes- und Stammesgeschichte)«, Leip­zig 1874.

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Emil Du Bois-Reymond, «Goethe und kein Ende«, Rektoratsrede am 15.

Oktober 1882 in der Berliner Universität, in «Reden, Erste Folge«, Leip­zig 1886.

Eduard Oscar Schmidt (Torgau 1823 - 1886 Straßburg), Zoologe, «Des­zendenzlehre und Darwinismus», Wien 1873 und «Die naturwissen­schaftlichen Grundlagen der Philosophie des Unbewußten», Leipzig

1876.

Haeckels wiederholte Besprechungen von Goethes morphologischen An­schauungen: Hinweise Haeckels auf Goethes morphologische Anschau­ungen finden sich in der »Generellen Morphologie der Organismen . . .» (Berlin 1866), Bd. 2, S. 157ff. Dort wird Goethe auf vier Seiten abgehan­delt. U. a. heißt es wörtlich: «Das Wichtigste aber, was wir von Goethe als Naturforscher hier hervorheben müssen und was unseres Erachtens nach niemand gebührend gewürdigt hat, ist, daß wir ihn als den selbstän­digen Begründer der Deszendenztheorie in Deutschland feiern dürfen.» Sehr viel Material darüber findet sich in der «Natürlichen Schöpfungsge­schichte . . . «, im vierten Vortrag: Entwicklungstheorie von Goethe und Oken. Weiteres findet sich in dem Vortrag, den Haeckel 1882 auf der Naturforscherversammlung in Eisenach hielt über »Die Naturanschau­ung von Darwin, Goethe und Lamarck». Dort spricht Haeckel von Goethe als Naturforscher im allgemeinen und behandelt auch die Meta­morphosenlehre, die Zwischenkieferentdeckung und die Wirbeltheorie des Schädels. Auch hier kommt er zu dem Schluß, daß Goethe als Begrün­der der Deszendenztheorie neben Lamarck zu nennen ist.

Goethes organischer »Typus»: Siehe hierzu den Brief vom 2. Oktober 1902 (im 2. Band der Briefe).

65. Dieser Brief ist nicht nach dem Original, sondern nach einer von Rudolf

Steiner angefertigten stenographischen Abschrift übertragen worden

(Notizblatt 5211). Vermutlich hat Rudolf Steiner den Originalbeief an

Prof. Schröer geschickt.

die gefällige Zusendung Ihrer Publikation über Goethe: Die Zusendung des 1. Bandes von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schriften«.

Maz Schasler (Deutsch-Krone, Westpreußen 1819 - 1903 Jena), Dr. phil.,

Kunsthistoriker, lebte 1851 - 1877 in Berlin, später in Jena, als Privatge­lehrter; seine »Kritische Geschichte der Ästhetik von Plato bis auf die

Gegenwart« (= »Asthetik als Philosophie des Schonen und der Kunst» ,

Bd. 1) erschien 1871 - 72.

. ». . » .. Taschen-Konversations-Le-

67. im Artikel «Mineral . Betrifft Kurschners

xikon».

68. für den Schluß des kleinen Lexikons: Für «Kürschners Taschen-Konver­sations-Lexikon».

20.cr.: 20. currentis, das ist: 20. des Monats.

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69. das kleine Lezikon: « Kürschners Taschen-Konversations~Lexikon», Ber­lin und Stuttgart 1884.

Anfrage bei einer eventuellen Neuauflage . . . die Artikel . . . einer Revision zu unterwerfen und eventuell zu ergänzen: Eine solche Revision erfolgte bereits im Jahre 1885 (siehe die Briefe 78-87, 89-90, 96), eine andere 1887/1888 (siehe die Briefe ll2,114-116, 120,140,148,149,151, 152, 154-156, 158-160> 167) und eine weitere 1889 für die 7. gänzlicl« umgearbeitete Auflage (siehe den Brief 203).

70. Ich werde mir alle Mühe geben. es in geeigneter Weise besprechen zu können: Siehe Brief 74.

«Erkenntnistheorie auf Grund der Goethe~Schillerschen Weltanschauung und des deutschen Idealismus»: Endgültiger Titel: «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung, mit besonderer Rücksicht auf Schiller«; Berlin und Stuttgart 1886.

Spemann: Siehe Hinweis zu Brief 21.

weil meine Erkenntnistheorie dann zugleich mit der von Volkelt dem­nächst zu erwartenden auftreten würde: Johannes Volkelt (Lipnik in Ga­lizien 1848 - 1930 Leipzig), «Erfahrung und Denken. Kritische Grundle­gung der Erkenntnistheorie»; Hamburg und Leipzig 1886.

71. das beiliegende längst zum Absenden Vorbereitete: Vermutlich eine Partie des 2. Bandes von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften».

72. Betrag für die gelieferten Artikel: Für «Kürschners Taschen~Konverss­tions~Lexikon».

73. Ihre Bitte: Siehe Brief 70.

74. einen Ausschnitt der «Deutschen Zeitung», eine kurze Besprechung des Konversations~Lezikons von mir enthaltend: «Deutsche Zeitung» (Wien), Nr.4649 (Abendausgabe) vom 13. Dezember 1884, S. 4. Die Besprechung lautet wie folgt:

«Kürschners Taschen-Konversations-Lexikon. Berlin und Stuttgart. Ver~ lag von W. Spemann.

Auf 840 Sedezseiten das Notwendigste aus allen Zweigen des Wissens zusammenzustellen, wie es hier tatsächlich geschehen ist, war wohl nur der in literarischen Dingen geradezu erstaunlichen Umsicht und Ge­wandtheit Professor Kürschners möglich. Das Buch soll einem zweifa­chen Bedürfnisse genügen: erstens, um den geringen Betrag von drei Mark jenen, welchen die kleinen Ausgaben von Meyer und Brockhaus noch zu kostspielig sind, den Ankauf eines Lexikons ermöglichen, zweitens - und das ist wohl das wichtigere - dem Gebrauche des Augenblicks dienen. Das Nachschlagen, das in den größeren Werken dieser Gattung oft zeit­raubend und mühevoll ist, kann hier in der denkbar kürzesten Zeit ge­schehen, so daß das Buch also auch für die Besitzer eines größeren Lexi­kons in vielen Fällen von Nutzen sein wird. Die geringe Ausdehnung

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wurde nicht auf Kosten des Inhalts erreicht, sondern dadurch, daß durch leichtverständliche Abkürzungen der Raum in größtmöglichster Weise ausgenützt wurde. Das kleine Buch ist mit Aufwendung verhältnismäßig großer Mittel zustande gekommen. Außer Kürschner zählte es achtzehn Mitarbeiter. Die größte Sorgfalt wurde auf die Vollständigkeit der Artikel gelegt. Hervorzuheben ist, daß es außer den gewöhnlich in ein Lexikon aufgenommenen Artikeln noch Angaben über Gerichte, Lebens-, Feuer-und Rentenversicherungs-Gesellschaften, Stadtquartiere der Truppen­körper, Gesandtschaften, Konsulate und anderes enthält. Mit großen Op­fern und wahrem Bienenfleiß zustandegebracht. dürfte sich das Buch bald einer entsprechenden Verbreitung erfreuen.»

Ihre gütige Verwendung .. wegen meiner Erkenntnistheorie: Siehe Nr.73.

Als ich diese Bitte stellte: Siehe Brief 70.

günstige Rückwirkung auf die Goetheausgabe: Auf die von Rudolf Stei­ner herausgegebene Ausgabe von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften« in Kürschners «Deutscher National-Literatur«.

75. Ihrefreundliche Verwendung für meine Erkenntnistheorie: Siehe Nr.73.

«Goethe und die Liebe und Goethes Dramen»: Der unter dem Pseu­donym A. Z. veröffentlichte Aufsatz ist in der »Deutschen Zeitung» (Wien) vom 24. Dezember 1884 erschienen und behandelt die zwei Vor­träge von K. J. Schröer «Goethe und die Liebe« (Heilbronn 1884) sowie die zwei von Schröer bis dato herausgegebenen Bände von Goethes Dra­men; wiederabgedruckt in »Gesammelte Aufsätze zur Literatur«, Bibl.~ Nr.32, Dornach 1971, S. 133 ff.

76. zwei in jüngster Zeit erschienene Hinweisun gen auf «Goethes naturwis­senschaftliche Schriften»: Der erste Hinweis, ungezeichnet erschienen im »Literarischen Zentralblatt für Deutschland», Nr.10v. 28. Februar 1885, lautet folgendermaßen:

«Goethes Werke, 33. Teil. Naturwissenschafiliehe Schriften, 1. Bd. Her­ausg. von Rud. Steiner. Mit einem Vorworte von Prof. Dr. K. J. Schröer. Stuttgart (o.J.), Spemann (XVI, 472 S.).

Die Ausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften in der «deutschen National-Literatur«, von welcher bis jetzt der erste Band vor­liegt, verspricht einer der wertvollsten Bestandteile der ganzen Sammlung zu werden. Der als Kenner und Sammler bereits rühmlichst bekannte Herausgeber zeigt sich zu seiner Aufgabe in hohem Maße berufen. Die Einleitung, die sich zunächst mit Lockes Stellung zu den Naturwissen­schaften im allgemeinen beschäftigt, setzt die hauptsächlichsten Streit­punkte, wie sie in letzter Zeit vor allem in der Polemik zwischen Haeckel und Du Bois-Reymond hervortraten, in sehr klarer und lichtvoller Weise auseinander. Der Herausgeber weist mit vollem Rechte darauf hin, daß diejenigen Naturforscher, die von einer mechanischen Weltkonstruktion

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ausgehen, von ihrem Standpunkte aus den Grundsätzen der Goetheschen Naturanschauung notwendig entgegentreten müssen. Das Wesentliche dieser Auffassung ist, daß die Organismen sich der Erkenntnis durch diskursives Denken entziehen und nur im intuitiven Begriffe erfaßt wer­den können, eine Lehre, die der Herausgeber ausführlich darlegt, mit Allegaten aus Goethes Werken und Korrespondenz reichlich erörtert und als deren Anhänger er selber sich bekennt. Die Illustrationen tragen zum Verständnis der naturwissenschaftlichen Aufsätze sehr wesentlich bei, die Anmerkungen sind ltnapp gefaßt und dabei sehr reichhaltig; für den Text der Abhandlung über den Zwischenknochen ist auch die Hand­schrift, die Goethe an Gamper geschickt hatte, verglichen. »

Der zweite Hinweis, erschienen in dem Münchner Tageblatt «Allgemeine

Zeitung« Nr.82 v. 23. März 1885, ist in einem längeren ungezeichneten

Aufsatz »Neueste Goethe-Literatur II.» enthalten (S.1203):

«Andrerseits mußte ein wohlmeinender, nicht ohne Sachkenntnis un­ternommener Versuch, Goethes philosophische Entwicklung darzustel­len*), vollständig mißlingen, weil der Verfasser nicht aus dem Innern und Ganzen von Goethes Wesen heraus die eine Seite seiner Bildung zu erfas­sen suchte, sondern, eine Anerkennung des ganzen Goethe ausdrücklich ablehnend, das Einzelne erkennen wollte. . . . In wohltuendem Gegen-satze zu Melzer steht Rudolf Steiners Einleitung zum ersten Bande einer neuen Ausgabe von Goethes naturwissenschaftlichen Schriften. Nach dem, was Carus, Kalischer, Oscar Schmidt, Virchow und, erst vor drei Jahren, Ernst Haeckel («Die Naturanschauung von Darwin, Goethe und Lamarck«, Jena 1882) über Goethes Naturstudien vorgetragen, mußte eine neue Behandlung dieses Gegenstandes als sehr gewagt erscheinen. Ein entscheidendes Urteil über den Wert von Steiners Arbeit kann freilich nur der Naturforscher, nicht der Literarhistoriker fällen, mag dieser auch, seiner subjektiven Anschauung nach, Steiners Darstellung für die bedeu­tendste der auf diesem Gebiete vorliegenden Arbeiten erklären. Steiner gibt zu, daß Goethes Entdeckungen nicht immer wahre Entdeckungen waren und auch ohne Goethe früher oder später gemacht worden wären; daß ihm die Einzelerfahrung nie Selbstzweck war. Das historisch Wich­tige ist Goethes Naturanschauung in ihrer Gesamtheit. >Das Bedeutsame der Pflanzenmetamorphose z. B. liegt nicht in der Entdeckung der einzel­nen Tatsache, daß Blatt, Kelch, Krone usw. identische Organe seien, sondern in dem großartigen gedanklichen Aufbau eines lebendigen Gan­zen durcheinander wirkender Bildungsgesetze, welcher daraus hervor­geht und der die Einzelheiten, die einzelnen Stufen der Entwicklung, aus sich heraus bestimmt.> Goethe woUte den Typus, d.i. die sich im Organis­mus ausbildende Gesetzlichkeit, das Tiersein im Tiere betrachten, «das sich aus sich herausbildende Leben, das Kraft und Fähigkeit hat, sich durch die in ihm liegenden Möglichkeiten in mannigfaltigen äußeren Ge­

«) E. Melzer, «Goethes philosophische Entwicklung. Ein Beitrsg zur Geschichte der Philoiophie unserer Dichterheroen». Sepsrstabdnsck aus dem 22. Bericht der wissenschaftlichen Gesellschaft «Philomatie», Neisse 1884.

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stalten (Arten, Gattungen) zu entwickeln.> Andrerseits wollte er, und nur diese eine Seite von Goethes Grundideen habe Daswin weiter ausgebildet,

>die Wechselwirkung des Organismus und der unorgartischen Natur und der Organismen untereinander (Anpassung und Kasnpf ums Dasein)> be­trachten. Goethe ahnte und fand die Gesetze des organischen Naturrei­ches; er ist, in diese Spitze faßt Steiner seine Anschauung zusammen, «der Kopernikus und Kepler der organischen Welt. Er kam zu Grundanschau­ungen, die für die organische Wissenschaft dieselbe Bedeutung haben wie Galileis Grundgesetze.> Goethes Dichtungen habe man aus dem Zentra­len seines Wesens zu erklären und zu würdigen begonnen, auch «auf das Zentrale Gocthescher Naturanschauung> gelte es nun den Blick zu rich­ten. Steiner ist sich wohl bewußt, mit dieser seiner neuen Auffassung, die freilich den entgegengesetzten Pol von der allgemein zurückgewiesenen Du Bois-Reymonds bildet, Widerspruch hervorzurufen. Pflicht der Goethe-Forscher ist es, wenigstens hinzuweisen auf den neuen Versuch, welcher Goethes Verhältnis zu den Naturwissenschaften in einer unge­ahnt großartigen Weise darlegt. Sollte auch, was ich durchaus nicht glau­be, Steiners Ansicht zuletzt nicht den Sieg behaupten, der ihr dringend zu wünschen ist, unsere Anschauung von Goethes Wesen hat durch ihn in jedem Falle eine bedeutsame Erweiterung und Vertiefung erfahren.»

77. Moriz Zitter (Hermannstadt, Siebenbürgen 1861-1921 Wien), einer der im «Lebensgang« (Kap. XIII) erwähnten Jugendfreunde Rudolf Steiners, »der aus dem deutschen Siebenbürgen nach der Wiener Technischen Hochschule gekommen« und auch mit Rosa Mayreder bis an sein Lebens-ende befreundet war. Zitter zeichnete 1899 neben Rudolf Steiner und Otto Erich Hartleben als Herausgeber des »Magazin für Literatur«, Ber­lin. Er lebte nach seinem Studium in Wien bis zu seiner endgültigen Übersiedlung nach Wien in Hermannstadt in Siebenbürgen. Die wieder­gegebene Briefstelle ist in einem Brief Zitters an Marie Eugenie delle Grazie zitiert.

Schröer: Siehe Hinweis zu Brief 1.

unbekanntes Genie: Marie Eugenie delle Grazie (Weitskirchen, Ungarn 1864 - 1931 Wien), die als Dichterin seit 1872 in Wien lebte. Siehe auch »Lebensgang», VII. Kapitel.

vor kurzem erschienene Sachen: Gedichte, Leipzig 1882; Epos «Her­mann«, Wien 1883; Tragödie «Saul», Wien 1885.

78. Auf Ihren freundlichen Brief- Dieser Brief ist nicht erhalten.

neue Ausgabe des kleinen Lexikons: Von «Kürschners Taschen-Konver-sations-Lexikon».

die franz. und engl. Übersetzung meines Teiles: In der 7. Auflage seines «Taschen-Konversations-Lexikons», Berlin u. Stuttgart 1889, schreibt Joseph Kürschner: «Eine von mir selbst besorgte englische Ausgabe er­schien bei Sampson Low & Co. in London (The Pocket Encyclopaedia.

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A compendium of general knowledge for ready reference), eine französi­sche ist in Vorbereitung.» Rudolf Steiner hat die Übersetzung der Artikel über Mineralogie und Bergbau in beide Sprachen selbst vorgenommen.

88. die letzte Nummer . . . der «Österreichischen Literaturzeitung»: Die No.

16 und 17 der »Allgemeinen Österreichischen Literaturzeitung» vom 10. Oktober 1885.

eine ausführlichere Besprechung der «Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes»: Diese lange Besprechung von Josef Harpf ist den Herausgebern vorgelegen. Auf eine Wiedergabe derselben ist hier verzichtet worden, weil die angekündigte Entgegnung Rudolf Steiners bis jetzt nicht aufge­funden werden konnte.

88a. Siehe Nachtrag auf Seite 241.

Diesen Briefentwurf schrieb Rudolf Steiner für Ladislaus Specht, den Vater seines Zöglings Otto; siehe auch den Hinweis zu Brief 62.

91. bis wann ich . . . definitiv aufdie Einsendung Ihres Manuskriptes rechnen kann: Betrifft das Manuskript des 2. Bandes von Goethes «Naturwissen­schaftlichen Schriften» .

92. Soeben empfange ich heifolgenden . . . Brief: Der im Stenogramm von Rudolf Steiners Hand vorliegende Brief lautet in der Uhertragung wie folgt:

Freiburg 1. Br., 10. Februar 1886

Geehrter Herr Professor!

Nachdem ich die Einleitung, die Herr Rudolf Steiner zu den Naturwis­senschaftlichen Schriften geliefert hat, gelesen habe, ist in mir der lebhafte Wunsch aufgestiegen, zu erfähren, welche Stellung in der Gelehrtenwelt derselbe einnimmt; ich meine, ob er Naturforscher, Philosoph oder Na­turphilosoph ist. Dann möchte ich Sie fragen, ob nicht schon jemand diese Einleitung besprochen hat. Durch die Ankündigung derselben in Ihren «Signalen» war mein Interesse aufs lebhafteste erregt, aber meine Erwartung vollkommen enttäuscht. Könnte ich außerdem noch erfahren, ob Herr Steiner schon vorher etwas verfaßt hat und was. Verzeihen Sie, daß ich Ihre Zeit so lange und durch so viele Fragen in Anspruch genom­men habe, aber mein Interesse für Goethes naturwissenschaftliche Werke ist ein außerordentlich lebhaftes, und umsomehr bedauerte ich zu sehen, welche Gewalt der Naturanschauung desselben seitens des Herrn Steiner angetan wurde. Ich werde dieses noch später näher begründen.

Hochachtungsvoll

Ihr ganz ergebener Alexander Berg

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93. Berg: Der Schreiber des an Joseph Kürschner gesandten kritischen Brie­fes. Dieser verwendete das Pseudonym Alexander Berg, hinter dem sich der 1862 in München geborene Schriftsteller Ludwig Aub verbirgt, der im Jahre 1900 die Schrift «Goethe und seine Religion« veröffentlichte.

eine Stelle aus einem Briefe Eduard v. Hartmanns: Siehe Brief 65. vor einiger Zeit: Am 1.Dezember 1884. Siehe Brief 70.

94. das kleine Schrifichen: «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goethe-sehen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller».

95. liebenswürdige Antwort: Siehe den vorangehenden Brief. meinem Briefe über Bergs Umtriebe: Siehe Brief 93:

«Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung«: «Grundlinien ei­ner Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller».

96. Ihre gütige Sendung: Das Manuskript der »Grundlinien...».

97. Ihre freundliche Zuschrift: Dieser Brief ist nicht erhalten. Erich Schmidt: Siehe Hinweis zu Brief 13.

neuen Weimarischen Goetheausgahe: «Goethes Werke. Herausgegeben im Auftrage der Großherzogin Sophie von Sachsen. Abteilung I - IV. 133 Bände (in 143). Weimar, Hermann Böhlaus Nachfolger 1887-1919.« -Sogenannte WeimarerAusgabe oder Sophien-Ausgabe. Die Aufforderung zur Mitarbeit wird erst Jahre später verwirklicht.

« Vorläufiger Entwurf»: Vorläufiger Entwurf der Weimarischen Goethe-ausgabe (Weimar und Berlin, Juni 1886).

«Grundsätze»: Grundsätze für die Weimarische Ausgabe von Goethes Werken (Weimar und Berlin, Juni 1886).

98. Max Koch (München 1855 - 1931 Breslau), Literarhistoriker, 1890 - 1924 Professor in Breslau, schrieb in der mit F. Vogt verfaßten illustrierten «Geschichte der deutschen Literatur« den 2. Teil: Die Literatur vom 17. Jahrhundert an (1897; 4. Aufl. 1920) u. a., leitete 1886 - 1900 die von ihm begründete «Zeitschrift für vergleichende Literaturgeschichte».

Ihre freundliche Einladung zur Mitarbeiterschaft an Ihrer Zeitschrift:

Dieser Brief konnte bis jetzt nicht gefunden werden.

Beitrag über »zwei parallellaufende Entwieklungsreihen deutschen Den­kens . . .: Dieser Aufsatz konnte ebenfalls noch nicht aufgefunden wer­den.

Aloys Riehl (Bozen 1844 - 1924 Neubabelsberg), Prof. in Graz, Freiburg, Kiel, Halle u. Berlin; Hauptwerk: «Der philosophische Kritizismus und seine Bedeutung für die positive Wisenschaft», 3 Bde. 1876 - 87.

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Volkelt: Siehe Hinweis zu Brief 70.

Ed,«»rd von Hartmann: Siehe Hinweis zu Brief 64.

Otto Liebmann (Löwenberg, Scl'lesien 1840 - 1912 Jena), 1872 a.o. Prof. in Straßburg, 1882 ord. Prof. injena; schrieb »Zur Analysis der Wirklich­keit», 1876, «Die KlimaxderTheorien«, 1884 u.a.

99. Das Nichteintreffen Ihrer Bände: Besonders des 2. Bandes von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften«.

101. Fritz Koegel (Hasserode bei Wernigerode 1860 - 1904 Bad Kösen), Dr. phil. Jena, von 1894 - 97 Herausgeber von Friedrich Nietzsches Werken.

Koegels Darstellung von Lotzes Ästhetik: Fritz Koegel: «Lotzes Ästhe­tik», Göttingen 1886.

Ihre größere Arbeit: Siehe Brief 98.

102. meine Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung: «Grund­linien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit be­sonderer Rücksicht auf Schiller», Berlin u. Stuttgart 1886.

die Besprechung von Koegels Darstellung von Lotzes Ästhetik: Siehe Brief 101.

meine größere Arbeit: Siehe Brief 98.

103. Gideon Spicker (Insel Reichenan 1840 - 1912 Münster in Westf.), ehema­liger Kapuzinermönch, ord. Philosophieprofessor in Münster in Westf.; seine Schrift über »Lessings Weltanschauung» ist 1883 in Leipzig erschie­nen.

104. weiteres Manuskript zu den «Naturwissenschaftlichen Schrsften»: Siehe Brief 100.

105. durch das Nichtabliefern des Bandes: Des 2. Bandes.

106. Übersendung des Bandes: Des 2. Bandes der »Naturwissenschaftlichen Schriften« Goethes.

107. Friedrich Theodor Vischer: Siehe den Brief 12 und 12a sowie den Hinwess zu Brief 10.

Vor dreiJahren: Siehe den Brief 12a vom 3. Juli 1882.

die beifolgende Schr'ft über die Erkenntnistheorie...: «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung mit besonderer Rücksicht auf Schiller».

109. für Ihren lieben Bric): Dieser Brief konnte nicht aufgefunden werden.

Wenn . . . das erste Kapitel in der «Chronik» erschiene: Da» erste Kapitel der «Erkenntnistheorie» («Grundlinien einer Erkenntnistheorie der

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Goetheschen Weltanschauung . . . «) gelangte in der von Prof. Schröer herausgegebenen und redigierten «Chronik des Wiener Goethe-Vereins» nicht zum Abdruck, dafür im 2. Jahrgang, Wien 1887, Nr.5, S. 28, eine Besprechung von K. J. Schröer.

«Unser Denken . . .»: Siehe «Grundlinien . . .», 11. Kapitel.

«Wer einsieht . . .»: Siehe «Grundlinien . . .», 19. Kapitel; vgl. auch Goethes »Naturwissenschaftliche Schriften« in Kürschners Deutscher National-Literatur, Bd. IV, 2. Abt., S. 460.

daß der Geist »an der Anschauung der Außenwelt geworden . . .»: Freie Wiedergabe des Kantschen Gedankens in dessen «Kritik der reinen Ver­nunft» .

Ernst Stiedenroth (Hannover 1794 - 1858 Greifswald), «Psychologie zur Erklärung der Seelenerscheinungen», Zwei Teile, Berlin 1824 - 25.

»Der Entelechie, die nichts aufnimmt . . .»: Vgl. Goethes «Naturwissen­schaftliche Schriften» in Kürschners Deutscher National-Literatur, Bd. IV, 2. Abt., S. 440.

110. haben Sie mich mit einem ausführlichen Schreiben erfreut: Siehe Brief 65.

das beiliegende kleine Schrsftchen über Erkenntnistheorie: «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung . . ».

zn ernem eigenen Kapitel des zweiten Bandes meiner Goethearbeit: lm Kapitel «Verhältnis der Goetheschen Denkweise zu andern Ansichten« (s. Goethes »Naturwissenschaftliche Schriften« in der Kürschner-Aus­gabe, Bd. II, S. LXIII ff. und die separate Ausgabe der Einleitungen, CA Bibl.-Nr. 1, Dornach 1973, S. 229 ff.) geht Rudolf Steiner auf «die Welt-ansicht Eduard von Hartmanns» ein.

noch eine Bitte: Ob Eduard von Hartmann der Bitte um eine Besprechung der «Grundlinien einer Erkenntnistheorie . . . « nachgekommen ist, konnte bis jetzt nicht geklärt werden.

Eduard von Hartmann, »Philosophische Fragen der Gegenwart», Leipzig und Berlin 1885.

lila. Siehe Nachtrag Seite 242

Friedrich Zarncke: Siehe Hinweis zu Brief 38.

freundliche Besprechung: Siehe die im Hinweis zu Brief 76 abgedruckte, vermutlich von Friedrich Zarneke verfaßte Besprechung.

die beiliegende kleine Sch'sft über Goethes Erkenntnistheorie: «Grundli~ nien einer Erkennnistheorie der Goetheschen Weltanschauung . . . ».

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Bitte, dem Büchelchen eine Beachtung im «Lit[erarischen] Zentralblatt»

. . . zuteil werden zu lassen: In welcher Weise Prof. Zarncke dieser Bitte entsprochen hat, konnte noch nicht festgestellt werden.

112. Neuauflage des kleinen Lexikons: «Kürschners Taschen-Konversations­Lexikon» .

113. Rudolf Steiner erwähnt hier zum ersten Mal seine Tätigkeit als Erzieher in der Familie Specht in einem Briefe anderen gegenüber. Siehe hierzu auch das 13. Kapitel des «Lebensganges», sowie den Brief 62 und den Brief Rudolf Steiners an Ladislaus Specht vom 3. Januar 1891 (im 2. Band dieser Briefausgabe).

unsern Schober: Der Jugendfreund Rudolf Schober. Siehe den Hinweis zu Brief 2.

Café Griensteidl. Das Café Griensteidl (Ecke Herren- und Schaufler­gasse) wurde im Jahre 1847 eröffnet und 1897 geschlossen. »Man sah im Café Griensteidl», sagte Rudolf Steiner einmal später, «gewissermaßen, wenn man 50 zu gewissen Tageszeiten hinkam, wirklich einen Ausschnitt österreichischen Literatentums». «Dieses Café Griensteidl gehört ja im Grunde genommen zur österreichischen Literatur; es gehört so sehr zur österreichischen Literatur, daß ein Schriftsteller, Karl Kraus, als es abge­rissen worden ist, einen langen Aufsatz geschrieben hat: «Die demolierte Literatur« » (eine Satire auf das damalige literarische Jung-Wien, Wien 1897). Im Café Griensteidl hat Rudolf Steiner - nach einer persönlichen Äußerung - seine «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung« geschrieben.

114. bezüglich der Artikel für mein kleines Lexikon: Für die Neusuflage von «Kürschners Taschen-Konversations-Lexikon» .

»Vom Fels zum Meer», illustriertes Familienblatt, begründet von Joseph Kürschner; Erscheinungsort zuerst Stuttgart, dann Berlin; Erscheinungs­weise zuerst monatlich, dann halbmonatlich; 1905 mit der «Gartenlaube» vereinigt.

115. in betreff der National-Literatur: Prof. Kürschner erwartete die Korrek­turbögen und die Vorrede zum 2. Band der »Naturwissenschaftlichen Schriften».

wegen der Lexikon-Artikel: Für die Neuauflage von «Kürschners Ts­schen- Konversations-Lexikon».

116. den von Ihnen . . . gewünschten Artikel: Besagter Artikel konnte bis jetzt nicht aufgefunden werden.

118. die Einleitung: Es handelt sich um die Einleitung zum 2. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schriften».

119. £ 189, Anm. zu 6f: Bezieht sich auf den 2. Band der «Naturwissenschaft­lichen Schriften», Seite 189, Anmerkung zu Zeile 6 und folgende.

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120. Artikel zum kl. Lexikon: Zur Neuauflage von «Kürschners Taschen­Konversations-Lexikon».

Lesart 329, 17: Lesart auf Seite 329, Zeile 17 des 2. Bandes der «Naturwis­senschaftlichen Schriften» .

121. in der Einleitung: Siehe den Hinweis zu Brief 110 (in einem eigenen Kapitel . . .).

122. Aus der Karte vom 30. ersehe ich: Postkarte vom 30. Juni 1887.

Einleitung zum zweiten Goetheband: Zum 2. Band der «Naturwissen­schaftlichen Schriften« .

123. Gideon Spicker: Siehe Hinweis zu Brief 103.

Ihre freundliche Zusendung: Vom Herbst 1886. Siehe den Brief 103.

weil ich selbst mit einer größeren Arbeit oder vielmehr leider mit zweien so beschäftigt bin: Bei den hier erwähnten Arbeiten dürfte es sich um die folgenden handeln: 1. Die Ursachen des Verfalls der Philosophie in alter und neuer Zeit, Leipzig 1892 und 2. Der Kampf zweier Weltanschauun­gen. Eine Kritik der alten und neuesten Philosophie mit Einschluß der christlichen Offenbarung, Stuttgart 1898.

124. Ihre Ratschläge: Dieselben konnten nicht aufgefunden werden.

meines zweiten Goethebandes: Betrifft den 2. Band von Goethes »Natur-wissenschaftlichen Schriften« .

eine auf Ihre Philosophie bezügliche Stelle: Siehe den 2. Band von Goethes «Naturwissenschaftliche Schriften» , S. V.

«Geschichte der Asthetik» Eduard von Hartmann Die deutsche Asthe tik seit Kant» Leipzig 1886 ( Eduard von Hartmanns Ausgewahlte Werke, 2 Ausg Bd III Asthetik Erster historisch Itritischer Teil )

Karl Friedrich Eusebius Trahndorff (Berlin 1782 1863 ebd) Gymna sialprofessor und Philosoph

Martin Deutinger (Langenpreising Oberbayern 1815 1864 Bad Pfa fers), katholischer Priester und Professor der Philosophie, zuerst an ver­schiedenen bayrischen Seminarien, zuletzt an der Münchener Universität.

K. F. E. Trahndorff, «Ästhetik oder Lehre von Weltanschauung und Kunst«, 2 Bde., Berlin 1827.

Friedrich Theodor Vischer, «Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Zum Gebrauche für Vorlesungen«, Drei Teile, Reutlingen 1846 - 57.

«In der Überwindung des Stoffes... »: Vgl. Schiller, »Über die ästhetische Erziehung des Menschen«, 22. Brief: ». . . das eigentliche Kunstgeheimnis des Meisters besteht darin, daß er den Stoff durch die Form vertilgt.»

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Ihre systematssche Bearbe'tung der Ästhetik: Eduard von Hartmann, »Philosophie des Schönen», Leipzig 1887 (= Eduard von Hartmanns Ausgewählte Werke, 2. Ausg., Bd. IV: Ästhetik, Zweiter systematischer Teil).

125. alas Pierersche Konversationslexikon: Im vorigen Jahrhundert war der »Pierer» neben dem »Brockhaus» und dem »Meyer» eines der drei bedeu­tendsten Konversationalezika deutscher Sprache. Aus der Geschichte die­ses Unternehnsens sei hier folgendes beigebracht: Von 1824 an redigierte Heinrich August Pierer (Mtenburg 1794 - 1850 ebd.) das von dem Schriftsteller August von Binzer (Kiel 1793 - 1868 Neisse) begründete und anfangs von seinem Vater, dem Stadt- und Amtsphysikus und späte­ren Obermedizinaltat Johann Fricdrich Pierer (Altenburg 1767 - 1832 ebd.), bearbeitete «Universal-Lexikon oder vollständiges enzyklopä­disches Wörterbuch», welches nachmals unter dem Titel »Pierers Univer­sal-Lexikon» bekannt wurde und insgesamt in sieben Auflagen erschien (Altenburg 1824 - 36, 26 Bde.; 2. umgearb. Aufl. 1840 - 46, 34 Bde.; 3. Aufl. 1849 - 54, 17 Bde.; 4. Aufl. 1857 - 65, 19 Bde.; dazu »Jahrbücher« 1865 - 73,3 Bde.; S. Auflage 1867-71, 19 Bde.; 6. Aufl. Oberhausen u. Leipzig 1875 - 79, 18 Bde.; 7. Aufl. Stuttgart 1888 - 93, 12 Bde.). Die 3 Auflage wurde von seinen Söhnen Eugen (1823 - 1890) und Viktor (1826 - 1855) vollendet, worauf 1851 - 54 sechs Bände neue Supplemente und 1855 - 56 zwei Bände neuere Ergänzungen, 1857-65 aber eine 4. umgearbeitete Auflage und 1867 - 71 eine S. verbesserte Stereotypaus­gabe folgten. Die 6. Auflage wurde von Adolf Spaarmann herausgegeben. Uber weitere Einzelheiten der Vorgeschichte und der Geschichte des »Pierer» vergleiche man die Arbeit von Adalbert Brauer: «Geschichte, Schicksal und Wert älterer und neuerer «Konversationslezika> « in «Aus dem Antiquariat» Nr.1/1983, Beilage zum »Börsenblatt für den Deut­schen Buchhandel - Frankfurter Ausgabe» Nr.8 vom 28. Januar 1983.

127. das Allgemeine der Naturwissenschaften: Die Zuweisung der Bearbeitung von Artikeln dieses Gebietes sei besonders festgehalten. Das erklärt auch, daß Rudolf Steiner z. B. die Artikel Darwin und Darwinismus (siehe Brief 173) bearbeitet hat.

128. Friedrich Lemmermayer (Wien 1857 - 1932 ebd.), Dichter. Über seine Freundschaft mit ihm schreibt Rudolf Steiner im «Lebensgang«, 7. Kapi­tel: ». . . Noch waren die Kirchenhistoriker und andere Theologen die Sonnabend-Besucher (bei delle Grazie). Außerdem fanden sich ab und zu der Philosoph Adolf Stöhr, Goswine von Berlepsch, die tiefempfindende Erzählerin, Emilie Mataja (die den Schriftstellernamen Emil Marriot trug), der Dichter und Schriftsteller Fritz Lemmermayer und der Kompo­nist Stross. Fritz Lemmermayer, mit dem ich später eng befreundet wurde, lernte ich an den delle Grazie-Nachmittagen kennen. Ein ganz merkwürdiger Mensch. Er sprach alles, wofür er sich interessierte, mit innerlich gemessener Würde. In seinem Äußeren war er ebenso dem Mu­siker Rubinstein wie dem Schauspieler Lewinsky ähnlich. Mit Hebbel trieb er fast einen Kultus. Er hatte über Kunst und Leben bestimmte, aus

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dem klugen Herzenakennen geborene Anschauungen, die außerordent­lich fest in ihm saßen. Er hat den interessanten, tiefgründigen Roman >Der Alchymist> geschrieben und manches Schöne und auch Gedankentiefe. Er wußte die kleinsten Dinge des Lebens in den Gesichtspunkt des Wich­tigen zu rücken .. ». - Über den damaligen Wiener Freundschaftskreis siehe auch: Friedrich Lemmermayer, «Erinnerungen an Rudolf Steiner, an Robert Hamerling und an einige Persönlichkeiten des österreichischen Geisteslebens der 80er Jahre», Stuttgart - Den Haag - London 1929.

Hans Brandstetter (Michelbach bei Graz 1854 - 1925 Graz), Bildhauer. Er schuf u. a. das Hamerling~Denkmal in Waidhofen.

129. Währing: In Wien-Währing, im Hause von Marie Eugenie delle Grazie und Professor Laurenz Müllner, fanden die Samstag-Nachmittage statt, über die und deren Teilnehmer Rudolf Steiner im »Lebensgang«, 7. Kapi­tel, ausführlicher berichtet.

Laurenz Müllner (Großgrillowitz, Mähren 1848 - 1911 Meran), katholi­scher Priester, Professor für christliche Philosophie an der theologischen

Fakultät der Universität Wien, der Lehrer und «spätere vorsorgliche edle

Freund« der Dichterin Marie Eugenie delle Grazie (siehe «Lebensgang»,

VII. Kap., und «Briefe II«).

131. Wien IX., Kolingasse 19: Die Wohnung der Familie Specht.

132. Das Buch, auf das ich so gespannt war: Eduard von Hartmann, «Philoso­phie des Schönen». Siehe den Hinweis zu Brief 124 (Ihre systematische Bearbeitung . . .).

August Dorner (1846 - 1920), protestantischer Theologe, 1889 Professor in Königsberg.

134. die erste Lieferung des neuen Lexikons: Von »Pierers Konversations-Le­xikon, Siebente Auflage».

geben Sie ihm ein Geleitwort, etwa in der «Deutschen Zeitung» . . ., in der «Deutschen Rundschau»: Das Geleitwort Rudolf Steiners erschien in der

»Deutschen . , Berlin/Wien, VI Jahrg Nr 29 v. 20. Juli

1888, S. 8; wiederabgedruckt in «Gesammelte Aufsätze zur Literatur

1884 - 1902«, GA Bibl.-Nr. 32, S. 430ff.

Universal-Sprachen-Lexikon: «Ist das Bestreben Kürschners durchaus darauf gerichtet, ein für jedermann brauchbares Konversations-Lexikon zu schaffen, so wird es durch die jedenfalls willkommene Beigabe eines Universal-Sprachen-Lexikons in seinem Werte um ein Beträchtliches er­höht. Der Besitzer kann sich im Augenblicke informieren, wie irgendein Ausdruck in zwölf Sprachen heißt (böhmisch, dänisch, englisch, franzö­sisch, griechisch, holländisch, italienisch, lateinisch, russisch, schwedisch, spanisch, ungarisch) oder wie ein diesen entlehnter Ausdruck im Deut­schen lautet. Es ist eine bekannte Tatsache, wie oft man eine solche Infor­mation nötig hat.« (Rudolf Steiner in dem oben genannten Geleitwort).

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135. die gesandten Artikel: Für den 1. Band von, «Pierers Kon,versation,s-Lexi~ kon», 7. Auflage, der zunächst in Lieferungen ausgegeben, wurde.

136. Ludwig Ritter von Mertens (Ottakring, Wien, 1826 - 1909 Wien,), Offi­zier, dann Beamter und Dichter.

Hans: Hans Brandstetter. Siehe Hinweis zu Brief 128.

Deinen vortrefflichen Artikel: Konnte nicht gefunden werden.

137. die eingegangenen Artikel: Für den 1. Band von «Pierers Konversations­Lexikon».

139. Rest von A: Rest des Buchstaben A der Artikel für den «Pierer».

140. zu denen Ihnen die betr. Register bereits unterm 9.2.1887 zugingen:

Siehe den, Brief 112 vom 6. Februar 1887, in, welchem die Zusendung der weiteren, Register angekündigt wird.

141. Marie Herzfeld (Güns, Ungarn, 1855 - 1940 Mining, Oberösterreich), Schriftstellerin. Sie hat Björnson, Hamsun,, Jacobsen und Arne Garborg übersetzt. Marie Herzfeld schrieb zu der vorliegenden Karte (am 21. Mai 1927) an C. S. Picht: «Jene Karte Rudolf Steiners an, mich bezieht sich nur auf eine kleine Skizze von, Arne Garborg, die ich mit Erlaubnis des Autors übersetzte und in, der >Deutschen Wochen,schrift> zum Abdruck brachte. Es war ein, erster Abdruck und von, einer früheren, deutschen Fassung wußte ich nichts; es war auch wahrscheinlich ein, Mißverständnis, denn im Original hieß die Skizze anders. Ich erinnere mich nicht, wie sich die Sache aufklärte. - Meine Beziehungen zu Rudolf Steiner erschöpften sich in, ein, bis zwei Unterredungen in der Redaktion jener Monatsschrift [Wo­chenschrift]. Ich hatte einen, Aufsatz über Jens Peter Jacobsen geschrie­ben, der Steiner sehr gefiel und in dem er nur einen Ausdruck (als Philo­soph) anders auffaßte als ich. Dann druckte er bald darauf einen Artikel über Amalie Skram, ferner jene Skizze; die Wochen,schrift ging aber bald ein, weil der Herausgeber [Dr. Joseph Eugen Russell (siehe die folgende Anmerkung)] mit Schulden das Weite suchte. Steiner, damals Erzieher im Hause Specht (der Schriftsteller Prof. Specht ist sein Zögling), wurde bald darauf nach Weimar berufen, um die naturwissenschaftlichen, Werke Goethes herauszugeben. Daß Steiner auch als Anthroposoph mich nicht vergessen hatte, bewies mir die Zusendung seiner Programme während des Krieges . . »

«Deutsche Wochenschrft»: Die von dem Historiker und politischen Schriftsteller Heinrich Friedjung (Rostachin, Mähren 1851 - 1920 Wien) begründete «Deutsche Wochensehrift« erschien seit dem 4. November 1883. Sie nannte sich «ein, Organ für die gemeinsamen nationalen Interes­sen Osterreichs und Deutschlands«. Mitherausgeber war Dr. Joseph Eu­gen Russell, der nach Friedjungs gänzlichem Ausscheiden das Blatt noch bis 1888 weiterführte. Von, Russell wurde Rudolf Steiner Anfang 1888 in die Redaktion, aufgenommen, und er schrieb während des ersten halben Jahres die politischen Leitartikel (siehe «Gesammelte Aufsätze zur Kul­tur- und Zeitgeschichte 1887-1901», GA Bibl.-Nr. 31). Durch die

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Schuld Russells stellte die «Deutsche Wochensehrift« Anfang Juli 1888 ihr Erscheinen ein.

142. verlangtes Manuskript: Betrifft die mit dem Brief 140 erbetenen Artikel.

145. Konfiskation der Wochensehrift: Siehe den Hinweis zu Brief 141 («Deut­sche Wochenschrift»).

Franz Christel (Mährisch-Ostrau 1865 - 1931 Wien), Archivar der Stadt Wien, hat eine Anzahl von Gedichtbändchen geschrieben.

Mertens: Siehe Hinweis zu Brief 136.

Fercher von Steinwand, eigentl. Johann Kleinfercher (Steinwand bei Wildegg im Mölltal, Oberkärnten 1828 - 1902 Wien), österreichischer Lyriker und Dramatiker, wirkte als Erzieher in Wien und lebte 1862-1879 in Perchtoldsdorf bes Wien im Hause des beruhmten Mediziners Prof Hyrtl; seine Samtlichen Werke in drei Banden« herausg von J Fach bach Edler von Lohnbach erschienen in Wien o J [1903] Uber die Le bensbegegnung die Rudolf Steiner mit Fercher hatte schreibt er im «Le bensgang« 7 Kapitel «Ich betrachte die Tatsache daß ich Fercher von Steinwand habe kennenlernen durfen als eine der wichugsten die in jungen Jahren an mich herangetreten sind Denn seine Persönlichkeit wirkte wie die eines Weisen, der seine Weisheit in echter Dichtung offen bart.» Siehe auch die Ausführungen Rudolf Steiners in, «Vom Menschen­rätsel. Ausgesprochenes und Unausgesprochenes im Denken, Schauen, Sinnen, einer Reihe deutscher und österreichischer Persönlichkeiten», GA Bibl.-Nr. 20, S. 99 ff., und den Aufsatz «Zwei nationale Dichter Oster-reichs», in «Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884 - 1902«, GA Bibl.­Nr.32, S. 124 ff.

146. Radegunde Fehr (Wien 1868 - 1903 ebd), die jüngere Tochter von Dr. phil. u. Dr lur Joseph Eduard Fehr das ist der Name des in,smerunsscht bar gebliebenen Vaters siehe hierzu die Schilderung des Fehrschen Familienkreises im «Lebensgang« Beginn des 7 Kapitels Dort ist die Freundschaft mit Radegunde Fehr ohne daß ihr Name genannt wird wie folgt geschildert »Zwischen der jungeren Tochter und mir entstand all mählich ein schönes Freun,dichaftsverhaltnis Sie hatte wirklich etwas von dem Urbild eines deutschen Madcheni an sich Sie trug nichts von angelernter Bildung in ihrer Seele sondern lebte eine ursprungliche an mutige Naturlichkeit mit edler Zuruckhaltung dar Und diese ihre Zu rückhaltung loste eine gleiche in, mir aus Wir liebten einander und wußten beide das wohl ganz deutlich aber konnten auch beide nicht die Scheu davor überwinden, uns zu sagen daß wir uns liebten Und so lebte die Liebe zwischen den Worten die wir miteinander sprachen nicht in den selben. Das Verhaltnis war seelisch nach meinem Gefuhle das innigste aber es fand nicht die Möglichkeit, auch nur einen Schritt uber das Seeli­sche hinaus zu tun.

Ich war froh in dieser Freundschaft; ich fühlte die Freundin als Sonnen­haftes im Leben. Doch dieses Leben hat uns später auseinandergeführt.

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Von Stunden freudigen Zusammenseins blieb dann, noch ein, kurzer Brief­wechsel, dann noch wehmütiges Gedenken an einen schön, verlebten Le­bensabsehnitt. Ein Gedenken,, das aber durch das ganze folgende Leben, immer wieder aus den Tiefen meiner Seele hersuftauchte.»

Wochenschrift: Rudolf Steiner war damals Redakteur der «Deutschen Wochenschrift».

der Artikel «Papsttum und Liberalismus»: In »Deutsche Wochenachrift«, VI. Jahrg., No. 28 v. II. Juli 1888; wiederabgedruckt in »Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887 - 1901«, GA Bibl.-Nr. 31, S. 134ff.

Artikel über die Thronrede Kaiser Wilhelms IL: »Des Kaisers Worte», in «Deutsche Wochensehrift», VI. Jahrg., No. 26v. 26. Juni 1888; wiederab-gedruckt in GA Bibl.-Nr. 31 (siehe oben), S. 130 ff.

In der letzten Nummer der Wochenschrift: In der «Deutschen Woehen,­schrift« No. 28v. 13. Juli 1888, S. 7 u. 8.

Gedicht Ferchers von Steinwand: Das Gedicht «Wein,«, später in, die Ge­dichtsammlung «Johannisfeuer (1898) aufgenommen; siehe «Fercher von Steinwands sämtliche Werke in drei Bänden«, herausg. v. Josef Fachbach Edler von, Lohnbach, 1. Bd., Wien, o.J. [1903], S. 275 ff.

147. Pauline Specht: Siehe Hinweis zu Brief 62.

Dr. Kobler: Der Hausarzt der Familie Specht.

Unterach: In Unterach am Attersee im Salzkammergut hatte die Familie Specht ihren, Landsitz, den «Berghof», wo auch Rudolf Steiner mit der Familie zusammen seine Ferien verbrachte. Auch später noch, von Wei­mar aus, ist er dort zu Gast gewesen.

148. Manuskript: Der Buchstabe G für die Neuauflage von «Kürschners Ta­schen-Konversations- Lexikon,« .

150. Pauline und Ladislaus Specht: Siehe Hinweis zu Brief 62.

Dr. Russell, die Wochenschrift und Friediung: Siehe den Hinweis zu Brief 141 («Deutsche Wochenschrift»).

151. Ihrefreundliche Mitteilung: Siehe Brief 149.

Besprechung des «Pierer»: Siehe den Hinweis zu Brief 134 (geben Sie ihm ein, Geleitwort . . .).

der 3. Goetheband: Der 3. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen, Schriften,« .

152. bis Schluß: Alle noch restierenden, Artikel zur Neuauflage von «Kürschners Taschen- Konversations- Lexikon» .

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154. Gut Berghofi Siehe Hinweis zu Brief 147 (Unterach).

wegen Fertigstellung meiner lexikalischen Arbeit: Rudolf Steiner arbeitete in, den letzten Wochen vor allem an der Neuauflage von «Kürschners Taschen,-Konversations-Lexikon» und am großen «Pierer».

die liebe Frau Pfarrerin: Marie Formey, die Frau des Wiener evangeli­schen Pfarrers Alfred Formey (Dessau 1844 - 1901 Nagy-Belicz) in, der Dorotheergasse. Vergleiche auch den »Lebensgang», 8. Kapitel und Friedrich Lemmermayer, »Erinnerungen . . . » (siehe den Hinweis zu Brief 128).

Fräulein Gretchen: Grete Hilke, Freundin von Frau Formey

Oed: Oed im Piestingtal, an der Bahn Wiener Neustadt-Guten,stein gele­gen.

Wie geht es Deinem Roman?: Dem Roman «Martin, Berndt«, der in einer Zeitschrift erschien.

157. Schreiben vom 23. August [1 888]: Dieses Schreiben ist nicht erhalten, geblieben.

Berthierit, Beryll . Artikel für den 1889 herausgekommenen 2. Band von «Pierers Konversation,s-Lexikon», 7. Auflage.

158. Kristalltafel Wurde fur die Neuauflage des kleinen Lexikons verwendet

161. Karl C. Ochsenius (Kassel 1830 1906 Marburg), Geologe und Berginge nieur, 1857 69) Bergwerksdirektor in Chile er hat um die Geologie, namentlich die genetische allgemein anerkannte Verdienste Er schrieb «Bildung der Steinsalzlager und ihrer Mutterlaugensalze» 1877 »Schotts und Saharameer» 1883 »Chile Land und Leute« 1884, «Bildung des Natronsalpeters», 1884 u. 1887, u. a.

eine Zuschrift: Ist nicht erhalten. Beyrich Ferd.: Artikel für den 2. Band des «Pierer».

163. Kaltenleutgeben: In Kaltenleutgeben besaß Professor Warhanek, damals Präsident des Journalisten- und Schriftstellervereins »Concordia«, ein kleines Landhaus.

Die Frau Pfarrerin: Siehe den, Hinweis zu Brief 154.

164. Cafe Griensteidl: Siehe den Hinweis zu Brief 113.

Alfred Stross (1860 - 1888), Komponist; war mit Friedrich Lemmermayer eng befreundet, gehörte zum delle Grazie-Kreis. Siehe auch »Lebens-gang», 7. Kapitel.

165. hei Pfarrers: Siehe den Hinweis zu Brief 154 (die liebe Frau Pfarrerin . . .).

166. Marie Goswine von Berlepsch (Erfurt 1845 - 1916 Wien), bekannt als Noveilistin, hielt sich vor ihrer Wiener Zeit lange Jahre in Zürich auf.

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167. mein neuestes Lexikon: «Kürschners Taschen-Konversation s-Lexikon», ,

6. Auflage.

eine Anzeige: Ob diese Anzeige erfolgt ist und wo sie erfolgte, konnte bis jetzt nicht geklärt werden,.

168. meine Artikel zwischen den Buchstaben Ch~ Ci: Bezieht sich auf die Ar­beit am 3. Band von »Pieters Konvetsations-Lexikon».

Ihre Karte vom 11. d. M. Ist nicht erhalten.

169. Friedrich Eckstein (Petchtoldsdorf bei Wien 1861 - 1939 Wien), Schrift­steller, Fabrikant und intimer Kennet der alten, Geist-Erkenntnis; vergl. über ihn den, «Lebensgang«, 29. Kapitel, und Friedrich Ecksteins Selbst-biographie »Alte unnennbare Tage«, Wien-Leipzig-Zürich 1936, S. 184 f. Die Fortsetzung des Briefwechsels erfolgt in, «Briefe II«.

170. bis Schluß C: Betrifft Artikel für den 3. Band des «Pierer».

ich besorge: Veraltet für: ich befürchte.

173. Artikel Darwin und Darwinismus: Die Artikel «Charles Robert Darwin »und «Darwinismus« für den 4. Band des «Pierer». Sieht den Abdruck diestr Artikel im Anhang.

174. Serie Daru-Dtsor: Bezieht sich auf den 4. Band des «Pierer».

175. Piererartikel bis Em: Artikel für den, Schluß des 4. und Anfang des 5 Bandes des «Pierer».

176. alle . . . noch aus E restierenden Artikel: Für den 4. und S. Band des «Pierer».

177. E-Artikel: Für den, 4. und S. Band des «Pierer».

178. Artikel Eiszeit: Siehe den 4. Band des «Pierer», Spalte 1430 - 33, sowie «Veröffentlichungen aus dem literarischen Frühwtrk«, Band IV/Heft 19:

Naturwissenschaft und Seelenkunde, Dornach 1941, S.1 62-67

179. Restitrendes Manuskript zur National-Literatur: Der 3. Band von Goe­thes «Naturwissenschaftlichen Schriften« .

180. den Empfang Ihres Telegramms: Sieht Nr.179.

181. den Band: Sieht den, Hinweis zu Brief 179.

Ihren gehaltvollen Beitrag: «Goethe als Vater einer neuen Ästhetik«. Vortrag, gehalten im Wiener Goethe-Verein am 9. November 1888; abge­druckt in der Wiener Monatsschrift «Deutsche Worte«, 9. Jahrg., 4. Heft (April 1889), S. 160 - 174. Prof. Kürschner erhielt die Sonderdruck-Bro­schüre zugeschickt.

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in den «Signalen»: In der von Joseph Kürschner herausgegebenen Zeit­schrift «Literarische Signale«. Da diese Zeitschrift bislang nicht eingese­hen werden konnte - in, den einschlägigen Verzeichnissen, literarischer Zeitschriften figuriert sie nicht -, konnte auch der Nachweis, ob dort ein Abdruck erfolgt ist, nicht erbracht werden,. Vermutlich handelt es sich bei den «Signalen« nur um ein Blatt mit Verlagsmitteilungen.

182. die beiden letzten Bände naturwissenschaftlicher Schriften: Band 3 und 4, die Farbenlehre beinhaltend.

meine Broschüre «Goethe als Vater einer neuen Ästhetik»: Siehe den Hin­wess zu Brief 181 (Ihren gehaltvollen Beitrag).

die Absicht . . ., dieselbe in den «Literarischen Signalen» zum Abdrucke zu bringen.- Siehe den entsprechenden Hinweis zum vorangehenden Brief.

183. die übersandten Inhaltsverzeichnisse: Siehe den Anhang zum vorange­henden Brief.

Broschüre: Siehe Brief 181.

die Artikel zum «Pierer» bis zu dem Stichwort «Gallicus»: Das sind Arti­kel, die zum S. und 6. Band des «Pierer» gehören.

184. wegen des dritten Bandes: Wegen des 3. Bandes von Goethes «Naturwis­senschaftlichen Schriften« .

186. Artikelreihe Fabhroni-Festland: Artikel für den S. Band des «Pierer» .

188. Einladung zur Mitarbeiterschaft an der großen Weimarer Goetheaua­gabt.- Über die Berufung zur Mitarbeiterschaft an der Weimarer Ausgabe und zur Mitarbeit im Goethe- und Schiller-Archiv vergleiche man die nachfolgend angeführten Aufsätze von K. F. David: «Rudolf Steiners Berufung nach Weimar und seine Arbeit im Goethe- und Schiller-Archiv» (in der Wochenschrift «Das Goetheanum«, 50. Jahrg., Nr.17 vom 25. April 1971), »Biographischer Beitrag zur Goethe-Arbeit Rudolf Stein,ers« (w.o., 50. Jahrg., Nr.35 vom 29. August 1971) und «Schicksalszusam­menhänge im Lebensgang Rudolf Steiners» (w. o., 51. Jahrg., Nr.12 vom 19. März 1972); siehe hierzu auch den Hinweis zu Brief 15.

Ihren vom 7. Juli datierten Brief Ist nicht erhalten,.

189. weder mein Konversationslexikon, noch dieNational-Literaturhintanset­zen.- Bezieht sich auf den «Pierer» und auf Goethes «Naturwissenschaftli­che Schriften>,>,.

190. Unterach: Siehe Hinweis zu Brief 147.

Das beiliegende Blatt ist nicht erhalten geblieben.

191. Der erste bisher bekannte Brief aus Weimar, wo Rudolf Steiner zur Ab­klärung seines Arbeitsbereiches im Goethe-Archiv vom 24. Juli bis zum

17. August 1889 weilte. Siehe auch «Lebensgang», 9. Kapitel.

Otto Specht: Siehe Hinweis zu Brief 62.

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aus Doppelstandbild Goethe-Schillers: Das Doppelstandbild von Goethe und Schiller in Weimar stammt von Ernst Rietschel (1857).

das Standbild Herders: Das Bronzestandbild Herders (von, Schaller 1850) steht südlich vor der Stadtkirche.

das Wieländdenkmal: Das Bronzestandbild Wielands (von, Gasser 1857) an dem ehemaligen Frauentor.

Belvedere: Schloß Belvedere, südöstlich von Weimar gelegen, wurde unter Herzog Ernst August (1688-1748)1724 - 26 zunächst als Jagd­schloß gebaut und 1728 - 1732 zu größerer, spätbarocker Anlage mit umfangreichen, Barockgänten und einer Menagerie erweitert. Früherer Name «Bellevue« (nach dem Wiener Vorbild). Die HerzoginAnna Amalia (1739 - 1807), durch die zuerst Weimar zum »Musenhof» wurde, wählte das Schloß als Sommerwohnung; 1776 trat sie es der jungen Herzogin Luise ab. Von 1796 - 1806 war das Mouniersche Erziehungsinstitut im Schloß untergebracht. Herzog Karl August (1757-1828) ließ den, Park umgestalten; die Gartenanlagen wurden wegen ihrer Schönheit und Viel­seitigkeit bei Botanikern, und Gartenarchitekten berühmt.

Tiefurt: Dorf mit Schloß und Park östlich von Weimar. Das Lustschloß war Sommersitz der Herzogin Anna Amalia und Treffpunkt der Weima­rer Hofgesellschaft zu künstlerischer und literarischer Geselligkeit.

Goethes Gartenhaus: In Goethes Garten am Park, am rechten Ufer der Ilm. Der Herzog Karl August hatte das verkommene Grundstück für 600 Taler erworben, in Stand stellen lassen und Goethe im April 1776 ge­schenkt. Während der ersten sechs Weimarer Jahre wohnte Goethe dort ständig.

« Übermütig sieht's nicht aus» usw.: In Goethes Gedicht «Ländlich» (1827).

192. Ernst Specht: Siehe Hinweis zu Brief 62.

193. Richard Specht (Wien 1870 - 1932 ebd.), der älteste Sohn des Ehepaars Specht (siehe die Hinweise zu Brief 62) und Zögling Rudolf Steiners Nach zwei Jahren Technische Hochschule, um Architekt zu werden, ergriff er wegen eines Augenleidens und auch aus inneren Gründen den Kaufmannsberuf. Aber auch hier konnte er keine Befriedigung finden. Nach Veröffentlichung, aber späterer Zurückziehung einiger kleiner Dichtungen, wurde er Journalist (Berichterstatter, Kritiker und Essayist) Seine Werke: Sündentraum, 1892; die Komödie: Das Gastmahl des Plato, 1895; Pierrot bossu, 1896; Gedichte, 1893; nach langer Pause: Gustav Mahler, 1913; Richard Strauß, 1921 ;Julius Bittner, 1921; Arthur Schnitz­1er, 1922; Franz Werfel, 1926. Im Jahre 1925 Professor an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien,. 1929 erschien, als letztes Werk der Roman: Die Nase des Herrn Valentin Berger. In einem Erinnerungs~ Aufsatz nach Rudolf Steiners Tod schreibt Richard Specht u. a.: «Aber weder sein wachsender Ruhm noch die unheimliche Arbeit, die er zu leisten hatte, konnte ihn davon abhalten, meine Familie jedesmal aufzusu­chen, so oft ihn der Weg nach Wien führte. Sein Gedächtnis war erstaunlich

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geblieben; er entsann sich der geringfügigsten Kleinigkeiten unseres gemeinsamen Lebens und konnte nicht müde werden, nach jedem von uns zu fragen.»

Serenissima: Die Großherzogin Sophie Luise von Sachsen-Weimar. Siehe auch «Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887 bis 1901», GA Bibl.-Nr. 31,S. 187 u. 207.

Der Aufiatz, den ich rekonstruiert habe . . ., hat sich . . . gefunden: Siehe Goethes »Naturwissenschaftliche Schriften», 2. Bd., S. XXXVIII ff. und den Abdruck des Aufsatzes daselbst im 4. Bd., 2. Abt., S. 593 ff.

194. dieser 3. Band: Der 3. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen

Schriften».

eine Serie Lexikon-Artikel: Für den «Pierer».

195. In den Handlungen der Menschen . Wörtlich: «In den Werken des

Menschen, wie in denen der Natur, sind eigentlich die Absichten vorzüg­lich der Aufmerksamkeit wert.» (Goethes «Naturwissenschaftliche Schriften«, 4. Bd., 2. Abt., S. 378.)

Lutherzimmer in der Wartburg: Auf der Wartburg fand auf Veranlassung

Friedrichs des Weisen Luther Zuflucht (vom 4.5.1521 bis zum

1.3.1522) und begann hier die Bibelübersetzung.

Tiefurt mit seinem herrlichen Park: Siehe Hinweis zu Brief 191.

Ettersburg: 6 - 7 km nordwestlich von Weimar dehnt sich in, west-östli­cher Richtung der etwa 8 km lange, bewaldete Ettersberg aus, bis zu 486 m sanft ansteigend. Am Nordrande des Ettersberges liegt Dorf und Schloß Ettersburg. Der Herzog Karl August hatte in den Wäldern des Ettersberges sein Jagdrevier und im Verein mit Goethe durchstreifte er in seinen jungen Jahren den Wald. Nach Niederlegung der Regentschaft legte die Herzogin Anna Amalie. die Mutter Karl Augusts, 1786 ihren Sommersitz auf die Ettersburg.

unmittelbar hinter dem Goethebaus: In der «Ackerwand» genannten Straße.

Goethehaus: Das Goethehaus am Frauenplan.

an dem Hause der Frau von Stein: In den Jahren 1777 - 1827 bewohnte Charlotte von Stein mit ihrer Familie im ehemaligen Vorwerk des Weima­rer Schlosses den westlichen Teil des 1. Stockwerks.

Doppelstandbild: Siehe Hinweis zu Brief 191.

Unterach: Siehe Hinweis zu Brief 147.

196. die Lexikon-Artikel: Für den «Pierer».

198. Ihre Zeilen,: Diese Zeilen sind nicht erhalten.

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Lexikon-Artikel «Eruptiv, Erzlagerstätten, Familie»: Diese Artikel gehö-ren zum 5. Band des «Pierer».

199. Der von mir. . . rekonstruierte Aufiatz: Siehe den Hinweis zu Brief 193.

Goethes Gartenhaus: Siehe Hinweis zu Brief 191.

Tiefurts Anlagen und sein einziges Schlößchen: Siehe Hinweis zu Brief

191.

Belvedere: Siehe Hinweis zu Brief 191.

Ettersburg: Siehe Hinweis zu Brief 195.

Doppelstandbild: Siehe den Hinweis zu Brief 198.

Schapers Goethe: Das Goethe-Denkmal (1880) von Fritz Schaper (1841 bis 1919) stand im Berliner Tiergarten.

Lutherzimmer in der. . . Warthurg: Siehe den Hinweis zu Brief 195.

Frau Warhanek: Die Gemahlin von Professor Warhanek. Siehe auch Hin­weis zu Brief 163.

Fräulein Marie: Die Tochter von Professor Warhanek.

Hugo Astl-Leonhard (Prag 1870 - 1900 Wien), Schriftsteller.

Leo Rezffenstein, Maler, ein Schüler Makarts.

200. Bernhard Suphan (Nordhausen 1845 - 1911 Weimar), Literarhistoriker, von 1887 bis zu seinem Tode (durch Selbstmord) Direktor des Goethe-Schiller-Archivs in Weimar, redigierte die Weimarische Goetheausgabe, Herausgeber von Herders Werken (in 33 Bänden) u.a.

während meiner diesjährigen Weimarer Tage: Rudolf Steiner war vom 24. Juli bis zum 17. August 1889 am Goethe-Archiv mit den Vorarbeiten zur Herausgabe von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften« be­schäftigt.

Herman Grimm (Kassel 1828 - 1901 Berlin), Kultur- und Kunsthistori­ker, seit 1872 Professor für Kunstgeschichte in Berlin. Siehe hierzu die beiden Aufsätze Rudolf Steiners »Herman Grimm. Zu seinem siebzigsten Geburtstag« und »Herman Grimm. Gestorben am 16. Juni1901» in «Me­thodische Grundlagen der Anthroposophie 1 884-1901 . Gesammelte Auf­sätze zur Philosophie, Naturwissenschaft, Ästhetik und Seelenkunde», GA Bibl.-Nr. 30, Dornach 1961, S.365-367 u. 469-47l, und den Vortrag Berlin 16. Januar 1913 »Die Weltanschauung eines Kulturforschen (Her-man Grimm) und die Geistesforschung« in »Ergebnisse der Geistesfor­schung«, GA Bibl.-Nr. 62.

Nächste Ostern werde ich in Weimar bestimmt erscheinen: Rudolf Steiner reiste aber nicht zu Ostern 1890, sondern erst am 29. September 1890 von

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Wien nach Weimar. Mit dem 30. September beginnt die Arbeit im Goethe- und Schiller-Archiv.

Der Aufiatz, von dem ich in Weimar als einer von mir prophezeiten Goethe-Arbeit gesprochen habe: Siehe Hinweis zu Brief 193.

Aufsatz . . . » Über den... Gewinn der Goethe-Studien durch die Weima­rer Ausgabe» Venoffentischt in den Monatsschrift Chronik des Wiener Goethe-Vereins» 4 Jahrg Nr 11 vom 20 Nov 1889 unten dem Titel »Über den Gewinn der Goethe Studien durch die Weimarer Ausgabe in naturwissenschaftlichen Beziehung» . wiederabgedruckt in »Methodische Grundlagen der Anthroposophie 1884 1901 Gesammelte Aufsatze zur Philosophie, Naturwissenschaft, Asthetik und Seelenkunde«, GA Bibl Nr.30, Dornach 1961 5 482 ff

Nächsten Freitag werde ich im hiesigen Goethe Verein uber die Bedeu tung des Goethe-Archivs» sprechen Freitag den 22. November 1889 hielt Rudolf Steinen im Wiener Goethe Verein den Vortrag »Was Weimans Goethe-Archiv uns ist auf Grund personlicher Erfahrung», siehe das Referat von Karl Julsus Schroen in den »Chronik des Wiener Goethe Ven eins« 5. Jahng , Nr 1 vom 20. Januar 1890, S. 1ff., wiederabgedruckt in den Wochenschrift »Das Goetheanum» 11 Jahrg. Nr.16 vom 17. April 1932.

Meine Arbeit an der Ausgabe: An der Kürschner-Ausgabe.

Julius Wahle (Wien 1861 - 1940 Dresden), Literarhistoniker, gab in der Weimarer Ausgabe die »Italienische Reise» heraus (1903), ferner »Goe­thes Briefe an Fnsu von Stein» (1899 - 1900), war von 1924 - 28 Leiter des Goethe- und Schiller-Archivs in Weimar (siehe auch »Lebensgang», 14. u. 20. Kapitel).

Eduard von der Hellen (Wellen, Hannover 1863 - 1927 Stuttgart), Lite­rarhistoniken, gab für die Weimarer Ausgabe »Goethes Briefe» aus den Jahren 1779 - 86 und 1788 - 1803 (4. Abteilung, Band 4 - 7 und 9 - 16) heraus, fernen 1902 die Cottasche Jubiläumsausgabe von Goethes Werken in 41 Bänden (siehe auch «Lebensgang», 20. Kapitel).

201. die beiden Artikel: Fraas und Fritsch: Artikel für den S. Band des «Pierer».

202. Farbentafeln zu Goethe: Farbentafeln zum 3. Band von Goethes »Natur-wissenschaftlichen Schriften» .

Korrekturen zu den heiden Halbhänden: Gemeint sind die Korrekturen zum 3. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schriften», den ur­sprünglich in zwei Halbbänden erscheinen sollte. Siehe auch Brief 230 und Brief 238.

203. ein warmes empfehlendes Wort: Siehe Hinweis zu Brief 74.

die siebte Auflage . . ., für die ich das gleiche Interesse erbitte wie für die erste: Joseph Kürschner erwartet von Rudolf Steinen wieder eine Bespre­chung,

#SE038-322

von der wir abcr nicht wissen, wo sie erfolgt ist, bzw. ob sie überhaupt erfolgt ist.

Können Sie bei diesem Anlaß noch einmal aufmein Quartlexikon hinwei­sen: Dieser Brief ist der einzigste, wo von «Kürschnens Quart-Lexikon. Ein Buch für Jedermann«, Berlin u. Stuttgart 1888, direkt die Rede ist. Bei diesem Lexikon war Rudolf Steiner Mitarbeiter und schrieb die Artikel für Mineralogie und Bergbau. Eine Neubearbeitung des Quartlexikons erschien 1894 unter dem Titel «Kürschnens Universal-Konversations-Le­xikon«, dem weitere Auflagen 1896, 1901, 1906 und 1912 folgten. Nach der obigen Äußerung Kürschners hat Rudolf Steiner das Quartlexikon schon einmal besprochen. In welcher Zeitschrift diese Besprechung er­schien, ist nicht bekannt. Ob er das Quartlexikon ein weiteres Mal be­sprochen hat, konnte noch nicht festgestellt werden.

204. Gebirge: Betrifft den Artikel im «Pierer« Band 6, Sp. 286 - 289.

205. Ersatzfiguren ohne Farben: Diese wurden dann gedruckt. Siehe auch Brief 202.

206. Artikel «Geologie»: Für den «Pierer».

Auch die Tafel ist sehr eilig: Die Tafel «Geologische Formationen».

die so sehr dringende Angelegenheit betr. des Goethebandes: Betrifft die Tafeln zum 3. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften».

208. Artikel Geologie: Für den «Pierer», 6. Band, Sp. 498 - 501. Siehe den Abdruck dieses Artikels im Anhang Seite 254 ff.

die Farbentafel: Die Tafel «Geologische Formationen» für den 6. Band des «Pierer«, gegenüber den Spalten 511 und 512.

210. Artikel G und H: Für den 6. Band des «Pierer».

211. Artikel: Artikel für den 6. Band des «Pierer».

214. Fritz Breitenstein (Mühlbach, Siebenbürgen 1858 - 1915 Gnoßwandein,

Ungarn) und Amalie Breitenstein (Hermannstadt 1860 - 1942 Wien).

Amalie B. heiratete in 2. Ehe Julius Breitenstein, den jüngeren Bruder von

Fritz B.

Mea culpa, mea maxima culpa: Lateinisch für: Meine Schuld, meine große

Schuld.

die . . . Fritzi . . . in jedem Briefe: Diese Briefe sind nicht erhalten.

Am 25. Dezember 1889 traf Rudolf Steiner zu einem Besuch in Hermann-stadt ein.

216. Geologische Landesanstalten, Gesellschaften, Flachlandsaufnahme: Arti­kel für den 6. Band des «Pierer».

217. Gelbeisenerz und Gelbeisenstein: Korrektur für die bezeichneten Artikel im 6. Band des «Pierer».

#SE038-323

218. Artikel «Glasartig»... und Gold: Artikel für den 6. Band des «Pierer».

219. Gebirge, gefritteter Sandstein: Weitere Artikel für den 6. Band des «Pie­rer».

220. Geologie, Geologische Formationen: Artikel für den 6. Band des «Pierer»; der zweite Artikel ist wiederabgedruckt in «Veröffentlichungen aus dem literarischen Fiühwenk«, Heft 19 (= Bd. IV), Dornach 1941.

222. Engelbert Pernerstosfer (Wien 1850 - 1918 ebd.), österreichischer Politi­ker, 1881 - 1904 Schriftleiter der Zeitschrift «Deutsche Worte«; siehe auch «Lebensgang», Schluß des 8. Kapitels.

Friedrich Lemmermayer, «Menschen und Schicksale. Novellen und Aphorismen«, Minden i. W. 1890.

zur Besprechung für die «Deutschen Worte»: Eine solche konnte noch nicht ermittelt werden.

223. Artikel Gold. Für den »Pierer», 6. Band, Sp. 928 - 931. Siehe den Ab­druck dieses Artikels im Anhang Seite 259ff.

224. die Korrektur der National-Literatur: Die Korrektur für den 3. Band von Goethes »Naturwissenschaftlichen Schriften».

225. bei Ihren Artikeln: Bei den Artikeln für den «Pierer». was Meyer bringt: «Meyers Konversations-Lexikon».

Joseph Meyer (Gotha 1796 - 1856 Hildburghausen), Verlagsbuchhändler, Publizist und Industrieller, Gilnder des «Bibliographischen Instituts».

226. Bernhard Suphan: Siehe Hinweis zu Brief 200.

Ihren liebenswürdigen Brief und Ihre Postkarte: Beide sind nicht erhal­ten.

mit der Art, wie ich über die Bedeutung des Archivs gesprochen habe:

Bezieht sich auf den Wiener Vortrag vom 22. Dezember 1889; siehe Hin­weis zu Brief 200.

Blatter der «Chronik«: Gemeint ist die Monatsschrift «Chronik des Wie­ner Goethe-Vereins» .

und bitte Sie, . . . Heft 1 des S. Jahrgan gs. . ., Serenissimae gütigst überrei­chen zu wollen: Siehe Hinweis zu Brief 193, desgleichen den Hinweis zu Brief 200 (nächsten Freitag . . .).

Eduard von der Hellen: Siehe Hinweis zu Brief 200.

Julius Wahle: Siehe ebenfalls Hinweis zu Brief 200.

227. Fritz und Amalie Breitenstein: Siehe Brief 214.

#SE038-324

228. Rosa Mayreder (Wien 1858 - 1938 Wien), Schriftstellerin, auch bedeu­tend als Malerin, schrieb Novellen: Aus meinerjugend, 1896, Ubergänge 1897, Romane: Idole, 1899, Pipin, 1903, Sonette: Zwischen Himmel und Erde, 1908, Fabeleien, 1921, und Schriften zur Frauenfrage, die die Be­rechtigung der Frauenforderungen philosophisch und psychologisch fun­dieren sollten (Hauptwerke: Zur Kritik der Weiblichkeit, 1905, Ge­schlecht und Kultur, 1923). Seit 1893 im Vorstand des Allgemeinen Öster­reichischen Frauenvereins, wirkte sie mit Manie Lang und Auguste Fik­kert zusammen, mit denen Sie (Seit 1895) die «Dokumente den Frauen», die erste Zeitschrift für Frauenbewegung in Österreich, herausgab. Zu Hugo Wolfs einziger Oper «Der Corregidor» (1896) hat sie das Textbuch geschrieben. 1932 erschien »Der letzte Gott», eine »Philosophie des Lei­dens». - Der Beginn der Freundschaft zwischen Rudolf Steiner und Rosa Mayreden wurde durch den folgenden Brief Manie Langs an Rosa Mayre­der vom 11. März 1890 eingeleitet: «Liebe Rosa! Es tut mir unendlich leid, daß Du heut nicht zu min kommen kannst, da ich mich schon wieder sehr nach Dir sehne. Ich hatte Dir auch noch eine Mitteilung zu machen. Dr. Steiner, der feine liebenswürdige Mann, von dem wir unlängst spra­chen, freut sich auch sehr, Dich kennenlernen zu dürfen, und da ich nicht wußte, welche Tage Du in dieser Woche noch frei hast, so bat ich Steiner, morgen Mittwoch zu uns zu kommen, um uns die Freude, Dich kennen­zulernen, baldigst bereiten zu können. Ich hoffe, Du zürnst nicht wegen der Eigenmächtigkeit. Wenn Du die Güte hättest, Krieghammen, den Du ja zu Dir eingeladen hast, mit einem Wort zu benachrichtigen, daß auch er zu uns kommen soll, so dürfte es morgen ein erfreulichen Abend für mich werden. Bitte, schreib mir eine Zeile, ob die Geschichte in Ordnung ist, denn Steiner kommt erwartungsvollst. Deine Marie.» -Rudolf Steiner schreibt im »Lebensgang» (9. Kapitel) üben seine Lebensbegegnung mit Rosa Mayreden u. a.: «Es war dies die Zeit, in der in meiner Seele sich meine «Philosophie der Freiheit> in immer bestimmteren Formen ausge­staltete. Rosa Mayneder ist die Persönlichkeit, mit den ich üben diese Formen am meisten in der Zeit des Entstehens meines Buches gesprochen habe. Sie hat einen Teil der innerlichen Einsamkeit, in der ich gelebt habe, von min hinweggenommen. Sie strebte nach der Anschauung den unmit­telbaren menschlichen Persönlichkeit, ich nach den Weltoffenbanung, welche diese Persönlichkeit auf dem Grunde der Seele durch das sich öffnende Geistesauge suchen kann. Zwischen beiden gab es manche Brücke. Und oft hat im weiteren Leben in dankbansten Erinnerung vor meinem Geiste das eine oder andere Bild den Erlebnisse gestanden von den Art wie ein Gang durch die herrlichen Alpenwälden, auf dem Rosa Mayre-der und ich über den wahren Sinn den menschlichen Freiheit sprachen.« Siehe auch den Aufsatz »Rosa Mayreder» in »Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884 - 1902»», GA Bibl.-Nr. 32, Dornach 1971, S. 44 ff.

Karl Mayreder (Wien 1856 - 1935 Wien), Architekt, Wohnungsnefonmen, Professor an der Technischen Hochschule in Wien, seit 1881 mit Rosa Mayneder verheiratet. Im »Lebensgang» sagt Rudolf Steinen (im 9. Kapi­tel), daß er »dem Gatten von Frau Rosa, dem menschlich und künstlerisch

#SE038-325

so feinen Karl Mayreder . . . in inniger Liebe zugetan war«. Karl Mayre­den wird in späteren Briefen Rudolf Steiners öfter als «Lino« (Abkürzung von Carolino, der italienischen Koseform seines Vornamens), erwähnt.

Dr. Edmund Lang war den Gatte Manie Langs (siehe den vorangehenden Hinweis über Rosa Mayneder und «Lebensgang», 9. Kapitel).

Am 21. März 1890, als Eninnerungsfeien zum Todestag Goethes, hielt Professor Dr. Maurenbrechen im Wiener Goethe-Verein einen Vortrag über «Egmont und Oranien». Anschließend wurden sechs Goethesche Lieder in der Komposition Hugo Wolfs durch den Opernsänger Fendi­nand Jäger, begleitet vom Komponisten, vorgetragen.

229. Hammerschmidt, Hauer, Haushofer sende ich voraus: Artikel für den 7. Band des «Pierer».

230. Korrekturen von Goethe XXXV: die Korrekturen für den 3. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften«« den unspnunglich sn zwei Halbbänden erscheinen sollte und den 35. Band von Goethes Werken bildet

231. Artikel aus H: Artikel für den 7. Band des «Pierer».

232. der Verlag: Union Deutsche Verlagsgesellschaft in Stuttgart.

233. H-Artikel: Artikel für den 7. Band des «Pierer».

234. restierende H-Artikel: Für den 7. Band des «Pierer».

235. Korrektur der Goethe-Bände: Bezieht sich auf den 3. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften»« der zuerst in zwei Halbbänden er­scheinen sollte. Siehe auch Brief 230.

236. unabänderliche Privatverhältnisse: Diese lagen darin« daß Rudolf Steiner bis September 1890 als Erzieher beiden Familie Specht verpflichtet war.

237. Heinrich von Stein (Rostock 1833 - 1896 ebd.)« Philosophieprofessor in Rostock« widmete sich den geschichtlichen Erforschung des Platonismus («Sieben Bücher zur Geschichte des Platonismus. Untersuchungen über das System des Platon und sein Verhältnis zur späteren Theologie und Philosophie«« 3 Teile« 1862 - 75)« Rudolf Steiners «Doktor-Vater«. Die Antwort auf diesen Brief ist nicht bekannt. Siehe hierzu auch die noch unveröffentlichte Anheit von Dietrich Germann «Die Promotion Rudolf Steiners in Rostock am 26.10.1891 und seine Bemühungen um die Venia legendi für Philosophie ander Universität Jena (1890/91)«.

Buch über «Erkenntnistheorie»: «Grundlinien einer Erkenntnistheorie den Goetheschen Weltanschauung« mit besonderen Rücksicht auf Schil­ler»« GA Bibl.-Nr. 2.

238. Korrekturen zu Band III, 1 und 2: Siehe auch Brief 230

#SE038-326

240. Klagen unseres Fachredakteurs: Der Fachredakteur war den Botaniken Moritz Fünfstück (Dittelsdorf in Sachsen 1856-Stuttgart 1925); er lehrte seit 1885 an den Technischen Hochschule in Stuttgart, 1907 Rektor dersel­ben; seit 1888 naturwi»senschaftlicher Redakteur von «Pierers Konversa­tions- Lexikon» und bekannt besonders durch seine Forschungen auf dem Gebiete der Flechten; er schrieb u.a. eine «Naturgeschichte des Pflanzen-reichs», Stuttgart 1885 und bearbeitete die Abteilung «Flechten« in Eng­ler-Prantl «Natürliche Pflanzenfamilien« (1887).

K.: Kürschner.

F.: Fünfstück.

241. Meine Artikel: Für den «Pierer».

242. nach dem Eintreffen Ihrer werten Postkarte: Vom 17. Juni 1890.

243. mein Telegramm: Nicht erhalten.

mit einer Korrespondenz zwischen mir und Dr. F.: Siehe den Anhang zu Nr.241.

Einsendung des National-Literatur-Bandes: Betrifft den 3. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften«.

244. Korrekturen des dritten Bandes Manuskript des vierten: Bezieht sich auf den 3. und 4. Band von Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften». welche die Schriften zur Farbenlehre enthalten.

247. Ihr liebes Briefrhen: Vom 23. August 1890.

das «Tagebuch»: Unveröffentlichte Aufzeichnungen selbstbiographi­scher Natur.

Waidhofen: Waidhofen s. d. Ybbs, Niederösterreich.

der «liebe Eck»: Damit ist Friedrich Eckstein gemeint; siehe Brief 169.

Bellevue: Der Kreis um Manie Lang hatte für einen gemeinsamen Som­meraufenthalt das Schloß Bellevue« oberhalb Grinzings, gemietet. Bezüg­lich Manie Lang siehe auch Hinweis zu Brief 228.

248. Ihre Postkarte: Ist nicht erhalten.

249. Lino: Karl Mayreder; siehe Hinweis zu Brief 228.

252. die «Sonderlinge»: «Die Sonderlinge» ist eine der ersten Erzählungen von Rosa Mayreder und in dem Novellenband «Aus meiner Jugend« (1896) enthalten.

Ihre lieben warmen Zeilen: Brief vom 23. Sept. 1890.

VERZEICHNIS DER BRIEFE

#G038-1985-SE327 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

VERZEICHNIS DER BRIEFE

#TX

Die in Klammern [ ] gesetzten Ortsnamen und Daten sind

Ergänzungen der Herausgeber

Brief Seite

1881

1. AnJosefKöck 13 (?,] 13. Januar

2. AnJosefKöck 16 Wien, 27. Juli

An Rudolf Ronsperger 18

Oberlas bei Wien, 27. Juli

An Rudolf Ronsperger 22

Oberlaa, 3. August

An Rudolf Ronsperger 26

Oberlaa, 11. August

An Rudolf Ronsperger 29

Oberlaa, 16. August

An Rudolf Ronsperger 33

Oberlas, 18. August

An Rudolf Ronsperger 34

Oberlaa, 19. August

An Rudolf Ronsperger 37

Oberlaa, 25. August

An Rudolf Ronsperger 41

Oberlaa, 26. August

11.AnRudolf Ronsperger 47

Oberlaa, 27. August

1882

12. An Friedrich Theodor Vischer 47 Wien, 20. Juni

12a. Von Friedrich Theodor

Vischer 238

[Stuttgart, 3. Juli]

13. An Albert Löger 49

[Brunn am Gebirge]

14. AnJoseph Kürschner 51

Bruno am Gebirge,

28. September

Brief Seite

iS. Von Joseph Kürschner 52

Stuttgart, 9. Oktober

16. AnJoseph Kürschner 53

Brunn am Gebirge, 21. Oktober

17. AnJoseph Kürschner 55

Bruno am Gebirge, 19November

18. AnJosefKöck 57

[?, 1882/83]

1883

19. AnJoseph Kürschner 58

Bruno am Gebirge, 6. Januar

20. AnJoseph Kürschner 59

Brunn am Gebirge, 22. Februar

21. Von Joseph Kürschner 61

Stuttgart, 9. März

22. AnJoseph Kürschner 62

Brunn am Gebirge [,ca. 18. März]

23. AnJoseph Kürschner 62

Brunn am Gebirge, 23. März 23a. Von Josef Köck 238

Wiener Neustadt [,12. April]

24. AnJosefKöck 64

Brunn am Gebirge [, April]

25. AnJoseph Kürschner 65

Brunn am Gebirge, 11. Mai

26. Von Joseph Kürschner 66

Stuttgart, 11. Juni

27. AnJoseph Kürschner 67

Bruno b. Wien, 11. Juli

28. AnJoseph Kürschner 67

Brunn am Gebirge, 15. Juli

29. AnJoseph Kürschner 69

Bruno am Gebirge,

15. September

#SE038-328

Brief Seite

30. AnJoseph Kürschner 70

Bruno am Gebirge,

18. November

31. AnJoseph Kürschner 71

Brunn am Gebirge,

20. Dezember

32. AnJoseph Kürschner 73

Brunn am Gebirge,

20. Dezember

33. Von Joseph Kürschner 74

Stuttgart, 28. Dezember

1884

34. AnJoseph Kürschner 74

Bruno am Gebirge, 2. Januar

35. AnJoseph Kürschner 75

[Bruno am Gebirge,] 20. Januar

36. Von Joseph Kürschner 75

Stuttgart, 24. Januar

37. Von Joseph Kürschner 75

Stuttgart, 7. Februar

38. AnJoseph Kürschner 76

[Bruno am Gebirge,] 1. März

39. Von Joseph Kürschner 82

Stuttgart, 6. März

40. An Otto Köstlin 83

[Bruno am Gebirge, März]

41. AnJoseph Kürschner 84

Bruno am Gebirge, 23. März

41a. An Johannes Grunow 239

[Bruno am Gebirge, 23. März]

42. AnJoseph Kürschner 84

[Bruno am Gebirge,] 28. März

43. An Johannes Rehmke 86

Bruno am Gebirge, 28. März

44. An Albert Löger 88

[Bruno am Gebirge,

März/April]

45. Von Joseph Kürschner 89

Stuttgart, 31. März

Brief Seite

46. An Johannes Witte 89

[Bruno am Gebirge, 14. April]

47. AnJoseph Kürschner 91

Bruno am Gebirge, 14. April

48. Von Joseph Kürschner 93

Stuttgart, 20. April

49. Von Joseph Kürschner 93

Stuttgart, 22. April

50. Von Joseph Kürschner 94

Stuttgart, 24. April

51. AnJoseph Kürschner 94

Bruno am Gebirge, 27. April

52. Von Joseph Kürschner 96

Stuttgart, 29. April

52a. An einen Philosophen 239

Bruno am Gebirge, 1. Mai

53. AnJoseph Kürschner 97

Bruno am Gebirge, 2. Mai

54. Von Joseph Kürschner 98

Stuttgart, 7. Mai

55. An Johannes Witte 98

Bruno am Gebirge, 24. Mai

56. Von Joseph Kürschner 99

Stuttgart, 30. Mai

57. AnJoseph Kürschner 100

Bruno am Gebirge, 5. Juni

58. Von Joseph Kürschner 101

Stuttgart, 9. Juni

59. Von Joseph Kürschner 101

Stuttgart, 12. Juni

60. AnJoseph Kürschner 102

[Bruno am Gebirge,] 12. Juni

61. AnJosephKürschner 103

Bruno am Gebirge, 12. Juni

62. Von Pauline Specht 103

Vöslau, 16. Juni

63. AnJoseph Kürschner 104

Bruno am Gebirge, 2. September

64. AnEduardvonHarcmann 104 Bruno am Gebirge, 4. September

65. Von Eduard von Hartmann 107 Berlin, 13. September

#SE038-329

Brief Seite

66. An einen Freund 110

[Bruno am Gebirge?,]

3. Oktober

67. An Joseph Kürschner 111

Bruno am Gebirge,

12. Oktober

68. Von Joseph Kürschner 111

Stuttgart, 16. Oktober

69. Von Joseph Kürschner 112

[Stuttgart, 20. November]

70. An]oseph Kürschner 113

Bruno am Gebirge,

1. Dezember

71. AnJoseph Kürschner 115

[Brunn am Gebirge,]

1. Dezember

72. Von Joseph Kürschner 115

[Stuttgart, Anfang Dezember]

73. Von Joseph Kürschner 115

Stuttgart, 6. Dezember

74. AnJoseph Kürschner 116

Bruno am Gebirge,

18. Dezember

1885

75. AnJosephKürschner 117

Bruno am Gebirge, 31Januar

76. AnJoseph Kürschner 118

Bruno am Gebirge, 30. März

77. An Moriz Zitter 118

[Wien,] 16.117. April

78. AnJoseph Kürschner 119

Bruno am Gebirge, 15. Mai

79. Von Joseph Kürschner 120

Stuttgart, 23. Mai

80. AnJoseph Kürschner 120

Bruno am Gebirge, 30. Juni

81. AnJoseph Kürschner 121

Bruno am Gebirge, 4. Juli

82. Von Joseph Kürschner 121

Stuttgart, 24. Juli

Brief Seite

83. AnJoseph Kürschner 122

Bruno am Gebirge, 4. August

84. Von Joseph Kürschner 122

Stuttgart, 6. August

85. Von Joseph Kürschner 123

Stuttgart, 11. August

86. AnJoseph Kürschner 123

Vöslau, 17. August

87. AnJoseph Kürschner 123

[?, ohne Tages- und Monats-

datum]

88. AnJoseph Kürschner 124

Bruno am Gebirge, 13. Oktober

88a. An den Wiener Landes-

schulrat 241

Wien, 27. Oktober

89. Von Joseph Kürschner 124

Stuttgart, 11. Dezember

90. AnJoseph Kürschner 125

Bruno am Gebirge,

15. Dezember

1886

91. Von Joseph Kürschner 125

Stuttgart, 27. Januar

92. Von Joseph Kürschner 126

Stuttgart, 12. Februar

93. AnJoseph Kürschner 126

Bruno am Gebirge, März

94. Von Joseph Kürschner 128

[Stuttgart,] 15. März

95. AnJoseph Kürschner 129

Bruno am Gebirge, 9. Mai

96. Von Joseph Kürschner 130

Stuttgart, 7. Juni

97. An Erich Schmidt 131

Bruno am Gebirge, 26. Juni

98. An Max Koch 132

[?, Herbst]

99. Von Joseph Kürschner 133

Stuttgart, 7. Oktober

#SE038-330

Brief Seite

AnJoseph Kürschner 133

Brunn am Gebirge,

14. Oktober

101. Von Max Koch 134

Marburg, 21. Oktober

102. An Max Koch 134

Brunn am Gebirge,

27. Oktober

103. AnGideonSpicker 135

[?, Herbst]

104. Von Joseph Kürschner 136

Stuttgart, 8. November

105. AnJoseph Kürschner 136

Bruno am Gebirge,

21. November

106. Von Joseph Kürschner 137

Stuttgart, 24. November

107. AnFriedrichTheodorVischer i37

Brunn am Gebirge,

25. November

108. An ? 141

Brunn am Gebirge,

26. November

109. An Karl Julius Schröer 142

[Brunn am Gebirge, Dezember]

110. An Eduard von Hartmann 144

Bruon am Gebirge,

21. Dezember

111. AnJoseph Kürschner 146

Brunn am Gebirge,

28. Dezember


1887

lila. An Friedrich Zarncke 242

Brunn am Gebirge, 16. Januar

112. Von Joseph Kürschner 147

Stuttgart, 6. Februar

113. An einen Freund i49

Wien, 18. Februar

114. Von Joseph Kürschner 150

Stuttgart, 30. März

Brief Seite

115. Von Joseph Kürschner 150

Stuttgart, 21. April

116. AnJoseph Kürschner 151

Brunn am Gebirge, 23. April

117. Von Joseph Kürschner 152

Stuttgart, 26. April

118. AnJoseph Kürschner 152

[?,] 24. Mai

119. AnJoseph Kürschner 153

[Wien, 5. Juni]

120. AnJoseph Kürschner 153

Brunn am Gebirge, 19. Juni

121. An Eduard von Hartmann 154

Bruno am Gebirge, 19. Juni

122. AnJoseph Kürschner 154

Brunn am Gebirge, 3. Juli

123. Von Gideon Spicker 155

Münster, 4. August

124. AnEduardvonHartmann 156

Bruno am Gebirge [, Herbst]

125. Von Joseph Kürschner 158

Stuttgart, 18. Oktober

126. AnJoseph Kürschner 159

[Bruno am Gebirge,]

24. Oktober

127. Von Joseph Kürschner 160

Stuttgart, 25. Oktober

128. An Friedrich Lemmermayer 161

[Wien,] 14. November

129. AnFriedrichLemmermayer 161

[Wien, 1. Dezember]

130. Von Joseph Kürschner 161

Stuttgart, 8. Dezember

131. AnJoseph Kürschner 162 Wien

[, Mitte Dezember]

132. AnEduardvonHartmann 163

Wien, Sylvesterabend

1888

133. An Friedrich Lemmermayer 163 [Wien, 27. Januar]

#SE038-331

Brief Seite

134. Von Joseph Kürschner 164

[Stuttgart,] 30. Januar

135. Von Joseph Kürschner 165

Stuttgart, 3. April

136. An Friedrich Lemmermayer 165

[Wien, 14. April]

137. Von Joseph Kürschner 165

Stuttgart, 23. April

138. An Friedrich Lemmermayer 166

[Wien, 29. April]

139. AnJoseph Kürschner 166

Wien, 14. Mai

140. Von Joseph Kürschner 166

[Stuttgart,] 31. Mai

141. AnMarieHerzfeld 167

[Wien, 9. Juni]

142. AnJoseph Kürschner 167

Wien, 5. Juli

143. AnFriedrichLemmermayer 167

[Wien, 6. Juli]

144. AnJosephKürschner 168

Wien, 9. Juli

145. AnFriedrichLemmermayer 168

[Wien?, 14. Juli]

146. AnRadegundeFehr 168

Wien, 15. Juli

147. AnPauline Specht 174

[Wien,] 15. Juli

148. AnJoseph Kürschner 175

Wien, 20. Juli

149. Von Joseph Kürschner 176

Stuttgart, 24. Juli

150. AnPauline und

Ladislaus Specht 176

Wien, 27. Juli

151. AnJoseph Kürschner 177

Wien, 28. Juli

152. AnJoseph Kürschner 178

Wien, 6. August

153. An]oseph Kürschner 179

[Wien, 6. August]

Brief Seite


154. AnFriedrichLemmermayer 179

Gut Berghof in Unterach

am Attersee, 17. August

155. AnJoseph Kürschner 180

[?, August]

156. AnJoseph Kürschner 180

[?, August]

157. AnJoseph Kürschner 181

Gut Berghof bei Unterach

am Attersee [, Ende August]

158. AnJoseph Kürschner 181

[Gut Berghof bei Unterach am Attersee, Ende August]

159. AnJoseph Kürschner 182

[Gut Berghof bei Unterach

am Attersee, Anfang September]

160. Von Joseph Kürschner 182

Stuttgart, 3. September

161. AnJoseph Kürschner 182

Wien, 10. September

162. Von Joseph Kürschner 183

Stuttgart, 14. September

163. AnFriedrichLemmermayer 184

[Wien, 22. September]

164. AnFriedrichLemmermayer 184

[Wien, 13. Oktober]

165. AnFriedrichLemmermayer 184

[Wien, 30. Oktober]

166. AnFriedrichLemmermayer 185

[Wien, Sommer oder Herbst]

167. Von Joseph Kürschner 185

Stuttgart, 23. November

168. AnJosephKürschner 186

Wien, 15. Dezember

169. Von Friedrich Eckstein 186

Wien [, 1888?]

1889

170. AnJoseph Kürschner 187 Wien, 21Januar

171. AnJoseph Kürschner 187 Wien, 15. Februar

#SE038-332

Brief Seite

i72. AnJoseph Kürschner 188

Wien, 19. Februar

173. AnJoseph Kürschner 188

[Wien,] 19. Februar

174. AnJoseph Kürschner 189

[Wien, 2. Februar-Hälfte]

175. AnJoseph Kürschner 189

Wien, 19. April

176. AnJoseph Kürschner 189

[Wien, April]

177. AnJoseph Kürschner 190

[Wien, April]

178. AnJoseph Kürschner 190

[Wien,] 1. Mai

179. AnJoseph Kürschner 190

Wien, 6. Mai

180. Von Joseph Kürschner 191

Stuttgart, 9. Mai

181. Von Joseph Kürschner 191

Stuttgart, 14. Mai

182. AnJoseph Kürschner 192

Wien, 12. Juni

183. Von Joseph Kürschner 194

Stuttgart, 15. Juni

184. AnJoseph Kürschner 195

Wien, 20. Juni

185. AnJoseph Kürschner 195

Wien, 6. Juli

186. AnJoseph Kürschner 195

[Wien, 1. Juli-Hälfte]

187. Von Joseph Kürschner 196

Stuttgart, 12. Juli

188. AnJoseph Kürschner 196

Wien, 17. Juli

189. Von Joseph Kürschner 197

Stuttgart, 18. juli

190. An Pauline send

Ladislaus Specht 198

[Wien, 21. oder 22. juli]

191. An Otto Specht 201 Weimar, 26. Juli

Brief Seite

192. An Ernst Specht 201

Weimar, 26. Juli

193. An Richard Specht 202

Weimar, 4. August

194. AnJoseph Kürschner 203

Weimar, 7. August

195. An Richard Specht 204

Weimar, 9. August

196. Von Joseph Kürschner 205

Stuttgart, 12. August

197. AnJoseph Kürschner 206

Stuttgart, 22. August

198. AnJoseph Kürschner 206

Wien [?], 31. August

199. AnFriedrichLemmermayer 207

Gut Berghof in Unterach

am Attersee, 1. September

200. An Bernhard Stephan 209

Wien, 18. November

201. AnJoseph Kürschner 210

Wien, 20. November

202. Von Joseph Kürschner 211

Stuttgart, 5. Dezember

203. Von Joseph Kürschner 211

Stuttgart, 7. Dezember

204. AnJoseph Kürschner 212

Wien, 10. Dezember

205. AnJoseph Kürschner 212

Wien, 22. Dezember

206. Von Joseph Kürschner 213

Stuttgart, 23. Dezember

207. AnJoseph Kürschner 213

Wien, 26. Dezember

208. AnJoseph Kürschner 214

Wien, 29. Dezember

209. Von Joseph Kürschner 214

Stuttgart, 30. Dezember

1890

210. AnJoseph Kürschner 215

Wien, 23. Januar

#SE038-333

Brief Seite

211. VonJoseph Kürschner 215

Stuttgart, 24. Januar

212. AnJoseph Kürschner 215

Wien, 27. Januar

213. AnJoseph Kürschner 216

Wien, 27. Januar

214. An Fritz und Amalie

Breitenstein 216

Wien, 30. Januar

215. Von Joseph Kürschner 217

Stuttgart, 31. Januar

216. AnJoseph Kürschner 217

Wien, 6. Februar

217. AnJoseph Kürschner 217

Wien, 11. Februar

218. AnJoseph Kürschner 218

Wien, 12. Februar

219. AnJoseph Kürschner 218

Wien, 13. Februar

220. AnJoseph Kürschner 218

Wien, 14. Februar

221. AnJoseph Kürschner 219

[Wien,] 16. Februar

222. AnFriedrichLemmermayer 219

Wien, 17. Februar

223. AnJoseph Kürschner 219

[Wien, Februar]

224. AnJoseph Kürschner 220

Wien, 1. März

225. Von Joseph Kürschner 220

Stuttgart, 2. März

226. An Bernhard Stephan 221

Wien, 3. März

227. An Fritz und Amalie

Breitenstein 222

Wien, 5. März

228. An Rosa und Karl

Mayreder 223

Wien, 21. März

229. AnJoseph Kürschner 223

Wien, 23. März

Brief Seite

230. Von Joseph Kürschner 224

Stuttgart, 26. März

231. Von Joseph Kürschner 224

Stuttgart, 27. März

232. Von Joseph Kürschner 225

Stuttgart, 2. April

233. AnJoseph Kürschner 226 Wien, 9. April

234. AnJoseph Kürschner 226

Wien, 9. April

235. Von Joseph Kürschner 226

Stuttgart, 2. Mai

236. An Bernhard Stephan 227

Wien, 18. Mai

237. An Heinrich von Stein 227

Wien, 27. Mai

238. Von Joseph Kürschner 228

Stuttgart, 7. Juni

239. Von Joseph Kürschner 229

Stuttgart, 10. Juni

240. Von Joseph Kürschner 229

Stuttgart, 10. Juni

241. AnJoseph Kürschner 229

Wien, 13. Juni

242. An Bernhard Stephan 230

Wien, 21. Juni

243. Von Joseph Kürschner 231

Stuttgart, 21. Juni

244. An]oseph Kürschner 232

Wien, 30. Juni

245. Von Joseph Kürschner 232

Stuttgart, 5. Juli

246. An Bernhard Suphan 233

Wien, 12. Juli

247. An Rosa Mayreder 233

Gut Berghof in Unterach

am Attersee, 28. August

248. An Bernhard Suphan 234

Wien, 5. September

249. An Rosa Mayreder 235

Wien, 17. September

#SE038-334

Brief Seite

250. AnJoseph Kürschner 236

Wien, 2i. September

251. An Rosa Mayreder 236

Wien 21. September

252. An Rosa Mayreder 237

Wien, 28. September

ALPHABETISCHES VERZEICHNIS DER BRIEFEMPFÄNGER

#G038-1985-SE335 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

ALPHABETISCHES VERZEICHNIS DER BRIEFEMPFÄNGER

#TX

Die angegebenen Zahlen sind die Brief-Nummern

Breitenstein, Fnitz und Amalie 214, 227

Fehr, Radegunde 146

Freund, An einen 66, 113

Grunow, Johannes 41a

Hartmann, Eduard von 64,110, 121,

124, 132

Herzfeld, Marie 141

Koch, Max 98, 102

Köck, Josef 1,2, 18,24

Köstlin, Otto 40

Kürschner,Joseph 14,16,17,19,20,

22,23,25,27-32,34, 35,38,41,42,

47, 51, 53, 57, 60, 61, 63, 67, 70,

71, 74-76, 78, 80, 81, 83, 86-88,

90, 93, 95, 100, 105, 111, 116,

118-120, 122, 126,131, 139, 142,

144, 148,151-153, 155-159, 161,

168, 170-179,182, 184-186, 188,

194, 197, 198, 201, 204, 205, 207,

208, 210, 212, 213, 216-221, 223,

224, 229, 233, 234, 241, 244, 250

Lemmermayer, Friedrich 128, 129,

133,136, 138, 143, 145, 154, 163 -

166,199,222

Löger, Albert 13, 44

Mayreder, Rosa 247, 249, 251, 252

Mayreder, Rosa und Karl 228

Philosophen, An einen 52a

Rehmke' Johannes 43

Ronsperger, Rudolf 3 11

Schmidt, Erich 97

Schröer, Julius 109

Specht, Ernst 192

Specht, Otto 191

Specht, Pauline 147

Specht, Pauline und Ladislaus 150, 190

Specht, Richard 193, 195

Spicker, Gideon 103

Stein, Heinrich von 237

Steiner, Rudolf 12a. 15,21, 23a, 26, 33,36,37,39,45,48 - 50,52,54,56, 58, 59, 62, 65, 68, 69, 72, 73, 79, 82, 84,85, 89,91, 92, 94, 96, 99,101, 104, 106, 112, 114, 115, 117, 123, 125, 127,130,134, 135, 137,140, 149, 160,162, 167, 169, 180,181, 183, 187, 189, 196, 202, 203, 206, 209, 211, 215, 225, 230-232, 235,238-240,243,245

Suphan, Bernhard 200, 226, 236, 242,246, 248

unbekannten Briefempfänger, An einen 108 (siehe auch 52a, 66 u. 113)

Vischer, Friedrich Theodor 12, 107

Wiener Landesschulrat, An den 88a

Witte, Johannes 46, 55

Zarncke' Friedrich lila

Zitter, Moriz 77

#SE038-336

#TI

VERZEICHNIS DER IN DEN BRIEFEN ERWÄHNTEN PERSONEN

#TX

Die angegebenen Zahlen sind die Brief-Nummern

Arndt, Ernst Moritz: 4

Äschylos: 18

Astl-Leonhard' Hugo: 199

Aub, Ludwig (Pseudonym: Alexanden Berg): 93, 94, 95

Avenarius, Richard: 42


Barnande, Joachim: 153

Becken, M. A.: 9

Berg, Alexander (siehe Aub, Ludwig)

Benlepsch' Marie Goswine von: 166

Brandstetter, Hans: 128, 136

Breitenstein, Fritz: 227

Büchner, Ludwig: 3,5, 8,10

Budapester Arzt (der Arzt von Rudolf Ronspengen): 5, 9


Camper' Peter: 25

Carneri, Bartholomäus von: i2

Carriene, Moriz: 10

Carns, Karl Gustav: 28

Castelli' Ignaz Franz: 24

Christel' Franz: 145

Cyane (Freundin von Josef Köck): 1


Dahlmann' Friedrich Christoph: 4

Darwin, Charles: 31,65, 173

Deinhandt, Heinrich Marianus: 3

Deutinger, Martin: 124

Donner, August: 132

Du Bois-Reymond, Emil: 17, 64

Dühring, Eugen: 3« 5


Eckstein, Friedrich: 247

Eunipides: 18


Falk' Adalbert: 4

Fercher von Steinwand (siehe Klein-

fercher, Johann)

Fichte, Johann Gottlieb: 5, 10

Fischer, Kuno: 10

Formey' Alfred: 154

Formey, Marie 154, 163

Friedjung, Heinrich: 38, 52, 55, 150

Frommann, Georg Karl: 9, 24

Fünfstück' Moritz: 243

Gagern, Heinrich von: 4

Geibel, Emanuel: 8

Gervinus, Georg Gottfried: 3, 4

Goethe: 1, 3, 8, 14, 15, 16, 17, 18,20, 28, 30, 32, 33,37,38, 39,40,42,43, 52a, 64, 65, 70, 75, 77, 93, 95, 97, 102, 103, 107, 108, 109, 110, lila, 121, 123, 124,181, 182,191, 193, 195, 199, 200

Faust: 1,18

Hefte »Zur Naturwissenschaft, be­sondens zur Morphologie»: 20

Naturwissenschaftliche Schriften (Kürschner-Ausgabe): 14, 15, 16, 17, 19,20, 25,26,27,28,29, 30, 31, 32, 33, 34, 35, 36, 37,38, 39, 40, 41, 41a, 42, 43, 44, 45, 46, 47, 48, 51, 52a, 55,64,65,70,71, 76,88,91,93, 95, 99, 100, 104, 105,106,110, lila, 115,116, 117, 118, 119, 120, 121, 122, 124, 151, 179,180, 181, 182, 183, 184, 187, 188,189, 194, 196, 202, 205, 206, 209, 210, 224, 230, 235, 238, 243, 244, 245

Naturwissenschaftliche Schriften (Weimarer Ausgabe oder Sophien­-Ausgabe): 97, 188, 189

Werther: 6

Zahme Xenien: 3

Gottschall, Rudolf von: 47

Gretchen, Fräulein (s. Hilke, Grete)

Grillpanzer' Franz: 10

Grimm, Herman: 200

Grimm, Jakob: 4

Grimm, Wilhelm: 4

Grunow, Johannes: 4, 337

Haberlandt, Gottlieb: 31

Haeckel, Ernst: 17,31, 64, 65

Hamerling, Robert: 8

Harpf, Adolf: 43

Hartmann, Eduard von: 47, 93, 98, 110

Hauer, Wenzel: 9

Haupt, Moritz: 4

Hebel, Johann Peter: 24

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: 9, 10,65,110, 124

Heine, Heinrich: 1,5

Hellen, Eduard von der: 200,226,236, 248

Hempel, Gustav: 14, 15, 16, 23

Herder, Johann Gottfried: 10,191

Hilke, Grete: 154

Hitchcock: 169

Homer: 18

Hyrtl, Josef von: 10


Jean Paul (siehe Richter, Jean Paul Friedrich)


Kalischer, Salomon: 15

Kant, Immanuel: 9, 10, 43, 52a, 109, 124

Kepler, Johannes: 10

Kirchmann, Julius Hermann von: 10

Kleinfercher, Johann: 145, 146

Kletzinsky« Vincenz: 10

Klinkerfues« Ernst Friedrich Wilhelm: 26

Kohlen, Dr.: 147

Kohlen, Frau: 147

Koegel, Fritz: 101 102

Kotzebue, August von 3

Kürschner, Joseph 40 41 43 44 46 52a


Lachmann, Karl 4

Landsteiner' Karl 24

Lang, Edmund 228

Lappenbeng, Johann Martin. 4

Lenau' Nikolaus:1

Lessing, Gotthold Ephraim: 2, 10, 65

Lewanderski, P. Friedrich: 9

Liebmann, Otto: 98

Lingg, Herman von: 8

Löger, Albert: 4,24

Loeper, Gustav von: 18

Lorenz, Franz: 10

Lotze, Rudolph Hermann: 101,102

Luther, Martin: 195

Macaulay, Thomas Babington: 5, 7

Mareta, Hugo: 9

Mayreder, Karl: 249, 251, 252

Merck, Johann Heinrich: 25

Mertens, Ludwig Ritter von: 136,145

Meyer (Meyersches Konversations­-Lexikon): 215, 217, 218, 225, 23,1, 232

Misson, Josef: 23a, 24

Müller, Wilhelm: 1

Nees von Esenbeck, Christian Gott­fried Daniel: 28

Nicolai' Friedrich: 3

Ochsenius, Karl C.: 161, 162

Oeser, Chr. (siehe Schröer, Tohiss, Gottfried)

Osthanes: 169

Parmenides: 6

Pfarrer, Herr (siehe Formey' Alfred)

Pfarrenin' Frau (siehe Formey' Manie)

Phidias: 18

Pierer, Heinrich August: 125, 126

Plato: 1

Ranke, Leopold von: 4

Rehmke Johannes: 42

Reilfenstein Leo 199

Renan Ernest 13

Richter Jean Paul Friedrch 1

Riehl Aloys 98

Ronsperger (Vater von Rudolf Ronsperger) 5 6 7 9

Rosenkranz Karl 10

Rückert, Friedrich: 1

Russell, Joseph Eugen:150

Schaarschmidt, Karl: 41, 47

Schaper, Fritz: 199, 338

Schasler, Max: 65

Scheffel, Joseph Viktor: 8

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph von: 1, 10,65

Schiller: 1, 3, 4, 6, 10, 18, 31, 65, 77, 108, 109, 123, 124

Schmeller, Josef Andreas: 9

Schmidt, Eduard Oscar: 64

Schmidt, Erich: 13

Schober, Rudolf: 2, 23a, 24, 113

Schnöer' Karl Julius: 1,8,9,10,14,15, 16, 20,21,23,24,25,26,27, 28, 29, 38,42,43,44,47,77

Schnöer, Tobias Gottfnied: 1

Schwella: 13

Serenissima (siehe Sophie Luise von Sachsen-Weimar, Großherzogin)

Shakespeare: 18

Sophie Luise von Sachsen-Weimar, Großherzogin: 193, 226, 242

Specht, Arthur: 147

Specht, Ernst: 147 -

Specht, Otto: 147

Specht, Pauline: 252

Specht, Richard: 147

Spemann, Wilhelm: 21, 73, 74,93,95

Staub, Emil: 13

Stein, Frau von: 195

Steiner, Johann (Vater von Rudolf Steiner): 13

Steiner, Rudolf

Goethe als Vater einer neuen Ästhetik: 181,182, 183 .

Goethes Stellung in der Naturwissenschaft, Aufsatz über: 30

Grundlinien einer Erkenntnistheonie der Goetheschen Weltanschauung: 70, 73, 74, 93, 94, 95, 96, 102,

103, 107, 108,109, 110, lIla, 237

Naturwissenschaftliche Schriften (Kürschner-Ausgabe) siehe unter Goethe

Naturwissenschaftliche Schriften (Weimarer Ausgabe oder Sophien-Ausgabe) siehe unter Goethe Pierens Konversations-Lexikon: 125, 126, 127, 130, 131, 134, 135, 137, 139, 151, 153, 157, 161, 162, 168, 170, 171, 172, 173, 174, 175, 176, 177« 178, 183, 184, 185, 187, 188, 189, 194, 196, 198, 201, 204, 206,207,208,209,210, 211,212, 213, 215« 216, 217, 218, 219, 220, 221, 223, 225, 229, 231, 232, 233, 234,239,240,241,243

Quart-Lexikon, Kürschnens: 203

Taschen-Konversations-Lexikon, Kürschners: 50, 51, 52, 53, 54, 56, 57, 58, 59,60,61,63,67,68,69, 70, 72, 74, 78, 79, 80, 81, 82, 83, 84, 85, 86, 87, 89, 90, 112, 114, 120, 140, 142, 148, 149, 151, 152,155, 156, 158, 159, 160, 167,203

Über den Gewinn der Goethe-Stu­dien durch die Weimarer Ausgabe in naturwissenschaftlicher Beziehung (Aufsatz): 200

Stelzhamer, Franz: 24

Stiedenroth, Ernst: 109

Strauss, David Friedrich: 13

Stross, Alfred: 164

Teuhnen: 30

Trahndorff, Karl Friedrich Eusebius 124

Uhland, Ludwig: 1, 4

Vernaleken, Theodor: 9

Verne, Jules: 6

Virchow' Rudolf: 42

Vischen, Friedrich Theodor: 10, 124

Wagner, Josef Maria: 9

Wahle, Julius: 200, 226, 236, 248

Walser, Dr.: 62

Warhanek, Frau: 199

Wanhanck, Manie: 199

Warhanek, Professor: 199

Welcken, Hermann: 49, 51, 52

Welcker, Karl Theodor: 4

Wieland, Christoph Martin: 191

#SE038-339

Wilhelm II., Kaiser: 146

Witte, Johannes: 42,47,48,52

Wunth, Johann: 4, 5, 6, 8, 9

Wurth, Karoline: 9


Zirncke, Friedrich: 38, 42

Zimmermann, Robert: 3, 10

Zingerle, Ignas Vinzenz: 9

Zolling, Theophil: 47, 52, 55

CHRONOLOGISCHE ÜBERSICHT ÜBER DIE WIENER ZEIT

#G038-1985-SE340 - Briefe Band I 1881 - 1890

#TI

CHRONOLOGISCHE ÜBERSICHT ÜBER DIE WIENER ZEIT

#TX

1879 Versetzung des Vaters nach Inzersdorf bei Wien, Wohnung in Oberlas hei Wien.

18791883 Studium an der Technischen Hochschule Wien. Besuch der natur­wissenschaftlichen, mechanischen und maschinentechnischen Vor­lesungen, daneben Besuch der philosophischen Vorlesungen an der Universität.

1882 Der Vater wird nach Brunn am Gebirge versetzt.

Beauftragung mit der Herausgabe der ~Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes in Kürschners ~cDeutscher National-Literatur~, durch Vermittlung von Prof. Karl Julius Schröer.

1884 Der 1. Band von Goethes ~,Naturwissenschaftlichen Schriften~, in der Kürschner-Ausgabe liegt vor.

Ubernahme der Hauslehrer-Stelle in der Familie Specht.

~Kürschners Taschen-Konversations-Lexikon~ erscheint, für das Rudolf Steiner die Bearbeitung der mineralogischen und geologi­schen Artikel (einschließlich Bergbau und Hüttenkunde) über­nommen hatte.

1885 Goethes Enkel Wolfgang von Goethe ist in Leipzig am 15. April verstorben; er hinterläßt testamentarisch den Nachlaß seines Groß­vaters der Großherzogin Sophie von Sachsen-Weimar, die die Gründung einer Goethe-Gesellschaft und die Einrichtung des Goethe-Archivs veranlaßt.

1886 Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltan­schauung

Einladung zur Mitarbeit an der sog. Weimarer Ausgabe oder So­phien-Ausgahe von Goethes Werken.

1887 Der 2. Band von Goethes ~Naturwissenschaftlichen Schriften~ er­scheint.

1888 Redaktion der ,~Deutschen Wochenschrift~,.

Im Wiener Goethe-Verein hält Rudolf Steiner einen Vortrag:

Goethe als Vater einer neuen Asehetik.

,~Kürschners Quart-Lexikon~ erscheint.

18881 890 Mitarbeit an ~Pierers Konversations-Lexikon~, 7. Aufl., I.VI. Band.

1889 24. Juli17. August Arbeitsbesuch im Goethe-Archiv in Weimar; bei der Rückfahrt Besuch bei Eduard von Hartmann in Berlin.

1890 Übersiedlung nach Weimar als ständiger Mitarbeiter am Goethe­und Schiller-Archiv.

18901897 Herausgabe der ~Naturwissenschaftlichen Schriften~ Goethes (außer der Farbenlehre) in der Sophien-Ausgabe.

#SE038-341

Daten zur Herausgabe von Goethes ~Naturwissenschaftlichen Schriften~ durch Rudolf Steiner und Daten zur Herausgabe der Lexikon-bände, an denen Rudolf Steiner Mitarbeiter war. (Außer dem ~,Pierer~ ist jeweils nur die Erstausgabe verzeichnet.)

Kürschners ~Deutsche Weimarer oder

National-Lireratur~: Sophien-Ausgabe Ergänzend zu Goethes

Goethes Werke II. Abteilung ~Naturwissenschaftlichen Schriften~ Lexikalische Werke

1884 I. (33.) Band 1884 Kurschners Taschen­-

Konversations-Lexikon

1886 Grundlinien einer Erkenntnistheorie

der Goetheschen Weltanschauung, mit

besonderer Rücksicht auf Schiller.

Zugleich eine Zugabe zu Goethes

~Naturwissenschaftliehen Schriften~

in Kürschners .Deutscher National­Literatur~

1887 II. (34.) Band

1888 Kürschners Quart-Lexikon

Pierers Konversations-Lexikon

7. Auflage, 1. Band

1889 2., 3., 4. Band

1890 III. (35.) Band 1890 5., 6. Band

1891 VI Band

1892 VII., IX. Band

1893 (VIII.), XI. Band

1894 X.Band

1896 XII.Band

1897 IV. (36.) Band, 1. Abt. 1897 Goethes Weltanschauung

IV. (36.) Band, 2. Abt.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.