GA 346

Aus SteinerWiki
Vortragsreihe rund um die «Apokalypse des Johannes» von Wolfgang Peter

Jeden Dienstag live ab 19h. Die Vorträge sind frei zugänglich und können wenig später auch als Video, Audio und als transkripierter Text abgerufen werden.

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RUDOLF STEINER

VORTRÄGE

VORTRÄGE UND KURSE ÜBER
CHRISTLICH-RELIGIÖSES WIRKEN

V

Apokalypse und Priesterwirken

Achtzehn Vorträge, Gespräche
und Fragenbeantwortungen
in Dornach vom 5. bis 22. September 1924,
wiedergegeben nach Notizen von Teilnehmern

GA 346

1995

Inhaltsverzeichnis


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Rudolf Steiner über diesen Kurs

Am 5. Oktober 1924 schrieb Rudolf Steiner im Nachrichtenblatt («Was in der Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mit­glieder»):

An die Mitglieder!
Worte, die ich anläßlich des im September
am Goetheanum ab gehaltenen Kurses
über die Apokalypse aussprechen möchte

Unter den Kursen, die zwischen dem 4. und 23. September hier am Goetheanum gehalten worden sind, war ein solcher für die Priester der Christengemeinschaft. Er war im strengsten Sinne nur auf diesen Kreis beschränkt. Nur die Mitglieder des Vorstandes am Goetheanum waren die einzigen Teilnehmer außerhalb dieses Kreises.

Die Priesterschaft hatte schon vor längerer Zeit den Wunsch ausge­drückt, für den Inhalt dieses Kurses die Apokalypse zugrunde zu legen.

Es existiert ein vormals für die Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft gedruckter, von mir in Nürnberg vor den Mitgliedern der damals Theosophischen Gesellschaft 1908 gehaltener Vortragszyklus «Theosophie an der Hand der Apokalypse».

Mit dem damals Gesagten konnte sich das diesmal Vorgebrachte nicht decken. Damals waren unsere lieben Freunde aus der Mitgliedschaft von der Erwartung erfüllt, vor allem die Erkenntnisse kennen­zulernen, die der Mensch über die Entwickelung der Menschheit auf Erden und der Erde innerhalb des Sternensystems durch die Anschau­ung der übersinnlichen Welt haben kann. Mit einem solchen Thema kann man an den Inhalt der Apokalypse anknüpfen. Denn dieser Inhalt ist eigentlich ein Rätsel für alle diejenigen Persönlichkeiten, die die Bibel lesen. Er steht ja am Ende dieses Buches. Und er enthält in einem prophetischen Charakter Angaben über die Erd- und Mensch­heitsentwickelung. Indem ich in dem Nürnberger Vortragszyklus zeigen konnte, wie man in der Bildsprache des Apokalyptikers dasjenige vielfach wiederfinden könne, was von den ins Geistige weitergeführten, aber im Sinne neuerer wissenschaftlicher Gewissenhaftigkeit gehaltenen Forschungen der Anthroposophie über die Entwickelung der Menschheit und der Erde innerhalb des Sonnensystem gesagt werden kann, war es möglich, das Verhältnis auch der esoterischen Wahrheiten des Christentums zur Anthroposophie in das rechte Licht zu stellen. Ich konnte gewissermaßen damals die Einsicht vor die Zuhörer stellen davon, daß man ewige, die Menschenseele tief berührende Wahrheiten

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von zwei Seiten hören könne: von der Seite des im esoterischen Christentum erworbenen Schauens und von der des geisteswissen­schaftlichen Erkennens; und man hört ein Gleiches, wenn man richtig hört.

Diesmal hatte ich eine andere Aufgabe. Und obwohl ich nicht über das berichten werde, was seiner Wesenheit nach eben nur für den Priesterkreis bestimmt sein kann, fühle ich mich doch verpflichtet, hier das zu sagen, was Anthroposophen über einen Vorgang wissen sollen, der sich innerhalb der Anthroposophischen Gesellschaft abspielt.

Was als geistige Substanz durch die Priesterschaft der Christengemeinschaft strömt, ist ihr vor zwei Jahren innerhalb des seither abge­brannten Goetheanums aus der geistigen Welt durch meine Vermittlung gereicht worden. Dieses Darreichen war ein solches, daß die Christengemeinschaft gegenüber der Anthroposophischen Gesellschaft völlig selbständig dasteht. Es konnte bei der Begründung gar nichts anderes als eine solche Selbständigkeit angestrebt werden. Denn diese Bewegung für christliche Erneuerung ist nicht aus der Anthroposophie herausgewachsen. Sie hat ihren Ursprung bei Persönlichkeiten genom­men, die vom Erleben im Christentum heraus, nicht vom Erleben in der Anthroposophie heraus einen neuen religiösen Weg suchten Sie empfanden den Drang, in einem lebendigen Ergreifen des übersinnli­chen Gehaltes des Christentums die Verbindung der Menschen-seele mit ihrer ewigen Wesenswelt zu finden. Sie glaubten fest daran, daß es ein solches lebendiges Ergreifen geben müsse. Aber sie empfanden, daß die Wege, die sich ihnen gegenwärtig für die Erlangung des Priesteramtes öffnen, sie zu diesem Ergreifen nicht führen können. So kamen denn diese Zöglinge eines ehrlich und geistgemäß gemeinten Priestertums vertrauensvoll zu mir. Sie hatten Anthroposophie kennen gelernt. Sie waren überzeugt, daß ihnen Anthroposophie vermitteln könne, was sie suchten. Aber sie suchten nicht den anthroposophischen Weg, sie suchten einen spezifisch religiösen.

Ich verwies sie darauf, daß der Kultus und die ihm zugrunde liegende Lehre allerdings durch die Anthroposophie dargereicht wer­den können, trotzdem die anthroposophische Bewegung die Pflege des geistigen Lebens von anderen Seiten aus als ihre Aufgabe betrachten müsse.

Es gelang dann, an Dr. Rittelmeyer mit den Bestrebungen dieser Zöglinge eines geistig orientierten christlichen Priestertums heranzu­treten. In ihm war eine Persönlichkeit vorhanden, die christlicher Priester und Anthroposoph im wahrsten Sinne des Wortes war. Er hatte, zwar ohne den Kultus, aber in weitem Sinne dem Geiste nach, die christliche Erneuerung in dem Wirken seiner Person dargelebt. Aus der Anthroposophischen Gesellschaft heraus für die christliche Erneuerung

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etwas darreichen, forderte wie selbstverständlich die praktische Frage heraus: wie wird Rittelmeyer das Dargereichte aufnehmen? Wie wird er sich zu der Verwirklichung des Gewollten stellen? Denn die anthroposophische Bewegung mußte in Rittelmeyer das Vorbild einer Persönlichkeit sehen, die Christentum und Anthroposophie in der inneren Harmonie des Herzens und in der äußeren Harmonie des Wirkens vereint hatte.

Und Rittelmeyer sagte aus vollem Herzen heraus «Ja». Damit war für die selbständige Bewegung für christliche Erneuerung ein fester Ausgangspunkt gewonnen. Und es konnte, was geschehen sollte, hier im Goetheanum vor zwei Jahren inauguriert werden.

Seither ist die Priestergemeinschaft der christlichen Erneuerung ih­ren Weg in der energischsten Weise gegangen. Sie entfaltet eine segens­reiche und heilsame Tätigkeit.

Nach zwei Jahren - der Jahrestag der eigentlichen Begründung fiel in die Kurszeit - empfanden nun diese Priester das Bedürfnis, in ein näheres Verhältnis zur Apokalypse zu treten.

Ich glaubte für ein solches näheres Verhältnis etwas tun zu können. Meine Geisteswege hatten mir ermöglicht, den Spuren des Apokalyptikers nachzugehen.

Und so meinte ich, daß ich in diesem Kurse eine Darstellung ermöglichen werde, die dieses «Priesterbuch» im wahren Sinne dem «Priester» als geistigen Führer übermitteln kann. Die Menschen-Wei­hehandlung steht in der Mitte des Priesterwirkens; von ihr strahlt aus, was durch Kultusart von der Geistwelt in die Menschenwelt dringt. Die Apokalypse kann in der Mitte der Priesterseele stehen; von ihr kann in alles Priesterdenken und Priesterempfinden einstrahlen, was die opfernde Menschenseele aus der Geistwelt gnadevoll empfangen soll.

So dachte ich über die Aufgaben dieses Kurses fär Priester, als an mich der Wunsch herangetreten ist, ihn zu halten. In diesem Sinne habe ich ihn nun gehalten.

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BEGRÜSSUNG Dornach, 5. September 1924

Johannes Werner Klein: Weil Herr Dr. Rittelmeyer auf seine Krankheit Rücksicht nehmen muß, ist mir der Auftrag zugefallen, aus unserem Kreise heraus einige Worte zu sprechen und auszudrücken, wie wir das Schicksal dankbar empfinden, wiederum vor Sie hintreten zu dürfen, und wie wir uns empfinden müssen als eine Schar von Menschen, die in den Untergangswo­gen und in den Sturmeswellen der Zeit wie in einem Schiff zusammenstehen und immerdar die Gefahr des Ertrinkens vor sich sehen, und die sich weder hinwenden können zu der Repräsentanz des äußeren, noch zu der des sogenannten geistigen Kulturlebens unserer Zeit. Wir müssen es als beson­dere Gnade betrachten, hier in Dornach vor Sie hintreten zu dürfen und empfinden es besonders dankbar, daß Sie uns hergerufen haben und daß Sie hier zu uns sprechen wollen.

Es ist jetzt zwei Jahre her, daß wir das letzte Mal als Kreis hier vor Ihnen standen, in jener gewaltigen Zeit, wo der Lebensauftrag sich heruntergesenkt hat auf uns. Die meisten von uns sehen zum ersten Male seitdem die Stätte wieder, wo dies geschah, sehen mit Erschütterung die letzten physischen Reste des Goetheanums und können nicht anders, als mit ihren Gedanken jenen Ort aufsuchen des weißen Saales, wo das Schicksal des Lebens so stark zu ihnen gesprochen hat, jenen Ort, wo da draußen jetzt am tiefsten die Erde aufgerissen ist.

Und doch lebt als das Größte, als das Stärkste in unserem Bewußtsein der Abglanz der Tatsache, die sich seitdem hier abgespielt hat: Das Herüberklin­gen jener Botschaft der Weihnachtstagung. Es lebt die Freude in uns, die in jener Zeit uns gegeben wurde: Es gibt wiederum eine Mysterienstätte auf der Erde. - Und deshalb ist es unser erstes, wenn wir jetzt wiederum als Kreis vor Sie hintreten, zum Ausdrucke zu bringen, wie sehr es unser Wunsch ist, so intensiv und so stark wie möglich Anschluß zu finden und uns hineinzu­stellen in die Impulse, die seit jener Zeit ausgehen von dieser Stätte hier. Es haben die Freunde jetzt ausnahmslos alle ihr Gesuch eingereicht aus persön­licher Initiative um Aufnahme in die Hochschule für Geisteswissenschaft. Wir wollen damit als Kreis zum Ausdruck bringen, daß wir uns denkbar innigst und tiefst als Kreis hineinstellen wollen in das Werk von Dornach.

Nun haben wir inzwischen wieder ein Jahr lang draußen gearbeitet. Unsere Arbeit ist in den Grenzen von Deutschland geblieben, aber wir haben als Kreis doch einen ziemlichen Zuwachs erfahren dürfen; und wenn Sie es erlauben, werden wir jetzt Ihnen die neuen Freunde unseres Kreises vorstellen. (Es werden elf Persönlichkeiten vorgestellt, die sich nach der im Herbst 1922 erfolgten Begründung der Christengemeinschaft dem Priester-kreis angeschlossen haben.)

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Die Tagungen, die wir in dem letzten Jahre miteinander gehabt haben, sie betrachten wir nicht als das wesentlichste, was wir geleistet haben. Aber dennoch konnten diese Tagungen für uns der klarste Spiegel dafür werden, daß die geistige Welt ein Interesse gewonnen hat an unserem Arbeiten, daß wir einen Platz erhalten durften in den geistigen Welten, für den eine Führung da ist. Aber dieses Bewußtsein kann uns jetzt die Plattform abge­ben, daß das Vertrauen zu unserer Sache mehr und mehr keimend vom Kopfe auch herunter in unsere wirklichen Tiefen wirken kann. Und mit diesem heraufragenden Vertrauen zu unserer Sache treten wir vor Sie hin, da Sie uns die Stimme der wahren Verkündigung der geistigen Welt sind und möchten Sie bitten, das zu geben was uns ermöglichen kann, weiter durch die Zeit den Weg zu finden.

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ERSTER VORTRAG Dornach, 5. September 1924

Meine lieben Freunde! Wenn ich zunächst in Beantwortung dieser lieben Worte einiges zu sagen habe, so ist es dieses: Es war voll berechtigt, daß Sie im Namen der Priesterschaft diese Worte eben gesprochen haben, und man kann nicht immer sagen, daß das, was aus dem besten Willen heraus von Menschen gesprochen wird, voll berechtigt ist. In diesem Falle konnte es gesagt werden. Es wird das gesagt aus dem Grund, weil zu alle dem, was aus dem inneren spirituellen Impuls, der hier vom Goetheanum aus durch die anthroposophische Bewegung gehen soll, immer etwas hinzu­gehört, was weit hinausgeht nicht nur über alles theoretische Verstehen, sondern über alles Verstehen überhaupt. Es ist etwas, was sich dem nähert, das man so aussprechen kann: Heute werden für die Menschen die Aufgaben wieder groß. Sie werden groß aus dem Grunde, weil die Kräfte jener Zeiten erschöpft sind, in denen es der Menschheit möglich war, sich mehr oder weniger von den Impulsen der alten Mysterien abzuwenden.

Die Impulse der alten Mysterien haben ja göttliche Substanzen und göttliche Kräfte in voller Realität auf der Erde entfaltet. Die Menschheit mußte sich so entwickeln, daß eine Zeit kam, in der sie sich mehr oder weniger selbst überlassen war, und daß in die­ser Zeit die göttlichen Substanzen und Kräfte nicht unniittelbar durch die Menschen auf der Erde wirken konnten. Die Kräfte, die in dieser Zwischenzeit menschlicher Entwickelung durch die Er­denmenschheit gegangen sind, sind erschöpft. Und das ist viel­leicht die allerbedeutsamste, wenn auch nicht die höchste, so doch eine wichtige und tief einschneidende okkulte Wahrheit, daß die Kräfte, die ohne die Mysterien innerhalb der Menschheitsevolu­tion wirksam werden durften, erschöpft sind, und daß die Menschheitsevolution nicht weitergeht, wenn nicht wieder My­sterienkräfte in sie einziehen.

Unter dem Einfluß dieser Wahrheit muß es namentlich gefühlt

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werden, daß heute etwas anderes als nur Verstehen notwendig ist für denjenigen, der in irgendeinem Zweige der anthroposophi­schen Bewegung aus wirklicher Spiritualität heraus wirken will. Es muß wieder etwas von dem kommen, was ähnlich ist dem Wirken in den alten Mysterien und das man bezeichnet hat mit dem opfernden Hingegebensein des ganzen Menschen, mit dem Aufgehen des ganzen Menschen in seiner Aufgabe.

Würde nicht deutlich zu sehen sein - und es ist eben deutlich zu sehen -, daß innerhalb Ihrer Priesterschaft dieser Jmpuls in lauterer Innerlichkeit wirkend vorhanden ist, den ganzen Men­schen opfernd hinzugeben für die Sache, die Sie als heilig erkannt haben, so würden Ihre Worte nicht die tiefe Wahrheit haben. Aber ich darf Ihnen vor allen den göttlichen Mächten, die unserer Sache leuchtend vorstehen, sagen: Ihre Worte, die Sie ausgespro­chen haben von Ihrer Begeisterung und Hingabe an die Sache, sind volle, reine, lautere Wahrheit. Es war deutlich zu sehen, wie diese Priesterschaft als Ganzes von dem edelsten innerlichsten Streben beseelt ist, die Opfer, die heute gebracht werden müssen, mit der inneren Spiritualität des Menschen zur vollen Ausgestal­tung zu bringen. Und es darf schon gesagt werden, daß dasjenige, was Sie getan haben, der Anfang ist zu demjenigen, was die gött­liche Wesenheit der Welt befriedigen kann. Ich sage Ihnen damit ein gewichtiges Wort.

Gewiß, Sie sind innerhalb Deutschlands geblieben mit Ihrer Wirksamkeit. Aber das ist geschehen aus Gründen, die wahrschein­lich doch in nicht allzu ferner Zeit gewiß überwunden werden. Denn das Interesse an jener religiösen Erneuerung, das in Ihren Herzen geflammt hat, als Sie hier zu mir gekommen sind zur Begründung Ihres priesterlichen Wirkens, ergreift die Seelen auch uber weite außerdeutsche Gebiete hin. Und es wird ja nur von der inneren Kraft, die in Ihnen sein kann, abhängen, wie weit die Möglichkeit vorhanden ist, über Deutschland hinauszukommen.

Natürlich kann man nur tiefbewegten Herzens daran denken, wie die Inauguration und Initiation Ihrer Bewegung mit der hei­ligen Menschenweihehandlung sich vor zwei Jahren hier vollzogen

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hat, an der Stätte, aus der wir zuerst die Flammen heraus­schlagen sehen mußten, die dann unser geliebtes Goetheanum zerstört haben. Sie sehen, daß heute an dieser Stätte gerade am tiefsten aufgegraben ist. Aber es ist ja auch tatsächlich durch Ihre schöne Hingabe begonnen worden, dasjenige, was dazumal in dem dann von den Flammen zuerst verzehrten Raum geschehen ist, in eine rechte heilige Erdentat zu verwandeln. Und wenn Sie mit dem heiligen Eifer, der Sie zuerst ergriffen hat, fortfahren werden, so werden die Impulse innerhalb Ihrer Priesterschaft sich in der rechten Weise entwickeln.

Wir werden diesmal, wo Sie wiederum versammelt sind an diesem Orte, in demjenigen Licht und in derjenigen Wärme, die uns aus der Geisteswelt entgegengekommen sind durch die Weih­nachtstagung, gewissermaßen als geistige Gegenleistung für die irdischen Verluste, die durch die Flammen bereitet worden sind, wichtige Fragen zu besprechen haben. Wir werden das zu bespre­chen haben, was wirklich geeignet sein kann, die Impulse Ihrer Seelen weiterzuführen.

Wir werden diesmal versuchen, an uns herantreten zu lassen den tiefen Gehalt der Apokalypse, werden aber von der Betrach­tung der Apokalypse ausgehend alles an unserer Seele vorüberzie­hen lassen, was gerade in diesem Augenblick für Ihre Priester­schaft von besonderer Wichtigkeit ist. Und wir werden gerade durch die Betrachtung der Apokalypse das in den Mittelpunkt unserer ganzen Arbeit hier setzen können, was dem priesterlichen Wirken den Sinn gibt: die Menschenweihehandlung. Und so wer­den vor uns stehen auf der einen Seite die Menschenweihehand­lung und auf der anderen Seite die Apokalypse.

Mit einigen Worten wird es heute schon angedeutet werden, wie wir dies jetzt hier inaugurieren wollen oder wie wir durch diese Arbeit Ihre Priesterbewegung inaugurieren wollen. Und so wollen wir das, was im Laufe der Zeit aus den unmittelbaren Bedürfnissen Ihres Priesterwirkens heraus zu sagen sein wird, was zu bringen sein wird über dieses praktische Priesterwirken, was an Rückblicken auf die Vergangenheit und an Ausblicken

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in die Zukunft zu leisten sein wird, all das wollen wir aufsparen auf die Zeit, wo es sich an die innere Betrachtung anschließt. Und heute werde ich zunächst vor Ihnen aussprechen, in wel­cher Art diese unsere Arbeit hier in den nächsten Tagen einge­richtet sein soll.

So begrüße ich Sie zunächst alle aus dem vollsten Herzen her­aus im Namen aller der Mächte, die Sie hier vereinigt haben und von denen Sie wissen, daß es die Scharen der Christus nachfolgen­den Mächte sind. Sie mögen geben die rechte religiöse Impulsivi­tät, die rechte theologische Einsicht und die rechten Impulse für das Kultuswirken in der Gegenwart, das Sie aus dem tiefsten christlichen Sinne heraus religiös, theologisch, zeremoniell über-nehmen möchten. In diesem Sinne wollen wir beisammen sein Lind aus diesem Sinne soll die Arbeit gestaltet werden, die wir nun zusammen vornehmen.

Wir gehen davon aus, daß wir auf das Große in unserer Zeit hinweisen, auf jenes Große, das bestehen muß in einer ganz neuen Stellung der Menschenseele zu dem, was durch priesterliches Wirken geht. Das, was anwesend ist im priesterlichen Wirken, wenn die Menschenweihehandlung vollzogen wird, ist etwas, was die Menschen immer gesucht haben, solange es eine Menschheit auf Erden gibt. Wollen wir aber durchschauen, in welchem Lichte heute die Menschenweihehandlung dem Priester erscheinen muß, der sie zelebriert und dem Laien, der sie aufnimmt, so müssen wir zunächst einen Blick werfen auf das, was die Menschenweihe­handlung im Laufe der Zeiten in der Menschheitsentwickelung auf Erden gewesen ist, was sie ist, und was sie werden muß.

Aber zu dem, was die Menschenweihehandlung heute ist, wenn sie zelebriert wird, muß von einer anderen Seite her kommen das Durchdrungensein mit dem wahren Inhalt dessen, was Johannes, der durch Christus selbst Eingeweihte, der christlichen Nachwelt hat geben wollen mit der Apokalypse. Es gehört im Grunde ge­nommen beides zusammen: rechter Sinn im Zelebrieren der Men­schenweihehandlung und rechter Sinn im innerlichen Sichdurch­dringen mit der Substanz der Apokalypse.

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Sehen wir jetzt ab von der besonderen Gestalt, welche nun einmal die Apokalypse des Johannes für den Christen hat. Bezeich­nen wir alles dasjenige als «Apokalypse», was als okkulte Wahrheit gegeben wird, um der Menschheit den rechten priesterlichen Im­puls für ihre Fortentwickelung zu verleihen. Da fällt vieles unter den Begriff der Apokalypse, was eben konzentriert zusammenge­faßt ist in der Apokalypse des Johannes und das gestimmt ist auf den Christus. Immer war, indem man gestrebt hat nach einer Apokalypse, ein Verständnis dafür vorhanden, daß der tiefe volle Sinn für die Aufnahme des Apokalyptischen in dem Darinnenste­hen in der Menschenweihehandlung gegeben sein muß.

Es wird uns vieles anschaulich werden können, wenn wir zu­nächst uns sagen: Es gab einst Mysterien, die ich nennen will die alten Mysterien. Wir wollen uns jetzt in dieser Einleitung nicht mit Zeitangaben aufhalten, sondern nur die vier aufeinanderfol­genden Stadien der Mysterien charakterisieren. Es gab alte Myste­rien, es gab halbalte Mysterien, es gab ein halbneues Mysterien-wesen, und wir stehen jetzt am Ausgangspunkt eines neuen My­sterienwesens. Vier Stadien haben wir damit vor uns, vier Stadien in der Entwickelung der menschlichen Auffassung für Apokalyp­se und Menschenweihehandlung.

Wenn wir hinschauen auf die alten Mysterien, die in der ersten Morgendämmerung menschlicher Entwickelung auf der Erde unter den Menschen bestanden, die alles, was heilig, wahr und schön war, unter die Menschen zu bringen hatten, dann können wir sagen: Das Wesentliche der alten Mysterien war dieses, daß in ihnen die Götter von ihren Göttersitzen zu den Menschen herun­tergestiegen sind, und daß die Menschen in priesterlicher Würde innerhalb der Mysterien unmittelbar von Wesen zu Wesen mit den Göttern verkehrt haben. So wie heute Mensch und Mensch verkehren miteinander, Wesen mit Wesen, so verkehrten in jenen alten Zeiten in den Mysterien die Götter mit den Menschen und die Menschen mit den Göttern.

kber so wie es Naturgesetze gibt, die für die Zeit gelten, so gibt es urewige Gesetze, die aber die menschliche Freiheit durchaus

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nicht beeinträchtigen; und unter diesen urewigen Gesetzen sind auch solche, welche sich auf den Verkehr der Götter mit den Menschen beziehen. Diese urewigen Gesetze kamen namentlich damals in Betracht, als in den heiligen Mysterien der menschlichen Urzeit die Götter selbst mit den Menschen verkehrten, und als alles, was menschliche Unterweisung war, sich abspielte zwischen den göttlichen Lehrern und den Menschen selbst. Als das, was sich im Kultus abspielte, so vor sich ging, daß unter den Zelebrierenden mitten drin auch die übersinnlich kraftenden Götter waren, da vollzog man in jenen alten Mysterien dasjenige, was der Menschen­weihehandlung immer den Sinn gegeben hat: die Transsubstantia­tion. Was aber war in den alten Mysterien die Transsubstantiation?

In den alten Mysterien war die Transsubstantiation dasjenige, was die Götter betrachteten als das letzte, durch das sie mit den Menschen in Beziehung traten. Die Zeremonien wurden bestimmt nach den urewigen Gesetzen, von denen ich sprach. Aus gewissen Konstellationen der Sterne, die man in der wahren alten Astrolo­gie kennenlernte und dem Zusammenfallen dieser Konstellationen mit den Verhältnissen, die die Menschen bestimmen können, wurde der Weg gebahnt von den Göttern zu den Menschen und von den Menschen zu den Göttern.

Ihr könnt wahrnehmen, wenn Ihr die Zeitrechnungen alter Zeiten überschaut: Es gab verschiedene Zeitrechnungen, solche zum Beispiel, in denen 354 und andere, in denen 365 Tage ange­nommen wurden. In diese Zeitrechnungen wurden Schalttage oder Schaltwochen eingesetzt, um das auszugleichen, was in der menschlichen Berechnung nicht übereinstimmte mit dem, was der wahre Gang des Kosmos ist. Nie stimmte das, was die Menschen berechnen konnten, mit dem wahren Gang des Kosmos überein. Es blieb immer irgendwo ein kleiner Rest übrig. Das nun, was ein solcher kleiner Rest war, wo die menschliche Zeitberechnung nicht übereinstimmte mit dem kosmischen Weltengang, das faß­ten die Priester der alten Mysterien ganz besonders ins Auge. Sie bestimmten diese gewissen Zeiten, wo dieses Nicht-Zusammen­fallen besonders auffällig war, indem sie das Jahr einteilten in

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Monate und Wochen, wobei ihnen nach den Mondenmonaten eine gewisse Anzahl Tage übrigblieb bis zum Beginn des nächsten Jahres.

Gerade auf diese Zeiten hinzuschauen, wo die Menschen, in­dem sie solche Tage oder Wochen einschalteten, damit sozusagen ausdrückten das Nicht-Zusammenfallen menschlicher Berech­nung mit dem Gang des Kosmos, und wo die Priester diese Zeiten als heilige Wochen ansahen, dazu ist alle Veranlassung für den, der sich in den Gang der Menschheitsentwickelung hineinfinden will. In solchen heiligen Wochen, die so recht auffällig machten, daß das Denken der Götter anders ist als das der Menschen, in solchen Zeiten, in denen diese Differenz anschaulich wird, kann aber, wenn das Herz der Götter und das Herz der Menschen zusammenstimmen, der Weg gefunden werden von den Göttern zu den Menschen und von den Menschen zu den Göttern.

Das war etwas, was die Menschen innerhalb der alten Astrolo­gie beobachteten und was sie in der richtigen Weise durchschauen ließ, wann die Götter in die Mysterien kamen. Es gab am Ende eines jeden Jahres oder am Ende eines Mondenzyklus von acht­zehn Jahren oder am Ende von anderen Perioden immer heilige Zeiten, welche die Differenz, die Grenze zwischen menschlicher Intelligenz und göttlicher Intelligenz bezeichneten, und in denen die Priester der Mysterien erkennen konnten, daß die Götter den Weg zu ihnen, und die Menschen den Weg zu den Göttern finden konnten.

Solche Zeiten waren es auch, in denen jene alten Priester die Sonnen- und Mondenwirksamkeit festzuhalten suchten in den Substanzen, mit denen sie die Menschenweihehandlung zelebrier­ten, um das, was sie in den heiligen Zeiten empfangen hatten, auszudehnen über alle übrigen Zeiten des Jahres, in denen sie zu zelebrieren hatten. So bewahrten sie auch das, was die Götter aus den Erdensubstanzen und -kräften in den heiligen Zeiten gemacht hatten. Sie behielten das Wasser jener Zeiten, das Merkurische, um in der übrigen Zeit des Jahres damit die Menschenweihehand­lung so zu zelebrieren, daß sie die Transsubstantiation in der

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Weise enthielt, wie es von den Göttern selbst getan worden war bei jenen Menschenweihehandlungen, die in den «toten Zeiten», wie man es nannte, die aber eben die heiligen Zeiten waren, sich vollzogen hatten.

So wollten die Menschen in jenen alten Mysterien, zu den Zeiten, in denen die kosmische Sprache galt unter den Menschen, nicht die menschliche Sprache, sich in Verbindung setzen mit den Göttern, die dann herunterstiegen in die Mysterien und die jedes-mal neu heiligten, was die Menschenweihehandlung war, die aber jedesmal auch den Menschen, die diese Menschenweihehandlung vollzogen oder an ihr teilnahmen, zurückließen Verständnis für das Apokalyptische. So wurden die großen Wahrheiten gelehrt in jenen alten Zeiten, als das Darinnenstehen in der Menschenweihe­handlung bedeutete das Durchdriingenwerden mit der Substanz des Apokalyptischen. Menschenweihehandlung ist der Erkennt­nisweg, Apokalypse ist das Objekt der heiligen Erkenntnis.

Wir kommen dann zu den halbalten Mysterien, zu den Myste­rien, von denen wenigstens ein kleiner Abglanz noch in das Geschichtliche heraufgeht, während von den Mysterien, die ich Ihnen als die alten charakterisiert habe, nichts mehr in das Ge­schichtliche heraufkommt, sondern nur erforscht werden kann durch die okkulte Wissenschaft. Es war das schon die Zeit, in der die Götter sich zurückzogen von den Menschen und nicht mehr in ihrer eigenen Wesenheit herunterstiegen in die Mysterien, wo sie aber noch ihre Kräfte heruntersandten. Es war die Zeit, in der die Menschenweihehandlung durch die Transsubstantiation jenen Glanz des Göttlichen erhalten sollte, der immer über der Men­schenweihehandlung zu strahlen hat.

Die Transsubstantiation wurde jetzt nicht mehr so vollzogen, daß aus dem astrologischen Verfolgen der kosmischen Vorgänge hergenommen wurde, was an Substanzen und Kräften einfließen sollte in das Zelebrieren der Transsubstantiation, sondern es wur­de das Geheimnis auf eine andere Weise gesucht. Es wurde na­mentlich das innere Wesen desjenigen aufgesucht, was man in der alten Alchimie noch genannt hat: die Fermente. Das, was ein bestimmtes

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Alter erreicht hat und in bezug auf sein substantielles Dasein unverändert hindurchgegangen ist durch die verschiede­nen Stadien, in denen es die Umwandlung anderer Substanzen bewirkt hat, das ist ein Ferment. Wir brauchen uns, wenn wir einen trivialen Vergleich wählen wollen, nur zu erinnern, wie man Brot backt; es geschieht nach demselben Prinzip. Man bewahrt von dem alten Teig ein kleines Teil auf und gibt es als Ferment dem neuen Teig zu. Wir stellen uns vor, wie in den Zeiten der halbalten Mysterien uraltes Substantielles, das durch die Um­wandlung anderer Substanzen durch die Zeiten hindurch seine eigene innere Substanz bewahrt hat, aufbewahrt wurde in heiligen Gefäßen, die in den Mysterien selber etwas uralt Heiliges, etwas Ehrwürdiges waren.

Es wurden den heiligen Gefäßen die Substanzen als Fermente entnommen, mit denen die Transsubstantiation in der alten, noch heiligen Alchimie vollzogen worden ist. In diesen Zeiten wußte man: Der Priester, der eingeweiht war, versteht die Verwandlung, die Transsubstantiation durch die in den Substanzen bewahrten Kräfte, er wußte, daß sie in den heiligen Kristallgefäßen mit Son­nenglanz erstrahlten. Das, was man darin suchte und wozu man sie brauchte, das war, daß man darin das Erkenntnisorgan bei den Zelebrierenden sah für die Aufnahme desjenigen, was das Apoka­lyptische ist.

Es gab in der Zeit dieser halbalten Mysterien jene Erscheinung:

Der Priester wurde erprobt in dem Augenblick, wo er vor die heilige Stätte hintrat und die alten Fermente anfingen, die Substan­zen in den heiligen Kristallgefäßen so zu verwandeln, daß er in dem Kristallgefäß sehen konnte, wie die Substanzen Sonnenglanz ver­breiteten. Das Gefäß, in dem eine kleine Sonne war, war eine Monstranz. Es war ein Sanktissimum, das heute nur nachgebildet werden kann. In dem Moment, in dem er das Sonnenglänzen des Sanktissimums sah, war er innerlich Priester geworden.

Heute sieht in der katholischen Kirche ein jeglicher das Sank­tissimum, der in die Kirche hineingeht, weil es nur ein Symbol ist für das, was es einmal war. Einmal aber war es so, daß nur derjenige

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wirklich Priester war, der das Sanktissimum sah, wenn er in den aufbewahrten Substanzen ein Sonnenglänzen sah. In diesem Augenblick war seine Erkenntnis aufgeschlossen für das Apoka­lyptische.

Dann kamen diejenigen Mysterien, deren Abglanz die Messe der neueren Zeit ist. Denn auf eine sehr komplizierte Art sind aus den halbneuen Mysterien die katholische Messe, die armenische Messe und andere Messen zur Entwickelung gekommen. Trotz­dem sie sich veräußerlicht haben, tragen diese Messen noch das volle Initiationsprinzip in sich. In diesen halbneuen Mysterien trat an die Stelle der Anwesenheit der Götter in den alten Mysterien und an die Stelle der von den Göttern ausgesandten Kräfte in den halbalten Mysterien dasjenige, was der Mensch wahrnehmen kann, wenn innerlich in ihm wach wird das Wort, das magische Wort, das Wort, in dem Innerlichkeit ertönt, das Wort, das bis zur tiefsten Erkenntnis der innerlichen Wesenheit des Lautes geht. Denn in der Zeit der halbneuen Mysterien stand der Men­schensprache gegenüber die Kultussprache, jene Kultussprache, von der in den einzelnen Religionsbekenntnissen noch letzte Re­ste vorhanden sind, in der alles beruht auf Rhythmus, auf inner­lichem Verständnis des Lautes und auf Verständnis für das innere Eindringen des Lautes aus Priestermund in Menschenherzen. Das magische Wort, das das Kultwort ist, gesprochen an heiliger Stät­te, war der erste Weg hinauf zu den Göttern, zunächst zu den göttlichen Kräften.

Also:

Erste Menschheitszeit - alte Mysterien - die Götter steigen herab.

Zweite Menschheitszeit - halbalte Mysterien - die Götter schicken ihre Kräfte herab.

Dritte Menschheitszeit - halbneue Mysterien - der Mensch er­lernt die magische Sprache und beginnt hinaufzusteigen in dem Intonieren der magischen Sprache zu den Kräften der Götter-welt.

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Das war der Sinn alles dessen, was intoniert wurde innerhalb der Menschenweihehandlung in dem dritten Zeitalter der Myste­rien. Und das war in jener Zeit, in welcher innerhalb der Myste­rien als zeitgemäßer religiöser Kultus das Kabiren-Element lebte. Denn beteiligt sind die Kabirendienste, die Kabirenopfer, die in Samothrake gefeiert wurden, an alle dem, was in den halbneuen Mysterien das Zeremonielle ist und an allem, was dazugehört zu dem priesterlichen Zeremonial.

Wir stellen vor unsere Seele den Kabirenaltar von Samothrake. Die Kabiren, die daraufstanden als äußere Denkmäler, waren Opferkrüge, in denen jetzt nicht Fermentsubstanzen waren, sondern Substanzen, welche die menschliche Erkenntnis finden konnte, wenn sie in das innere Spirituelle der Substanz eindringen konnte. Solche Substanzen, die in den Opferkrügen darin waren, Opfersubstanzen, wurden entzündet, der Rauch stieg in die Höhe, und die magische Sprache wirkte so, daß in dem aufsteigenden Rauch erschien die Imagination dessen, was das Wort intonierte. So wurde äußerlich sichtbar im Opferrauch der Weg hinauf zu den göttlichen Kräften. Im Opferrauch wußten sich die Priester in der Atmosphäre, durch die die Transsubstantiation vollzogen wurde.* Das war das dritte Stadium in der Entwickelung der Mysterien und desjenigen, was in der Menschenweihehandlung für den Menschen enthalten ist.

Diese ersten Stadien sind zwar in die Dekadenz gekommen, doch ist noch heute manches Äußerliche davon erhalten. Begon­nen hat nun eine neue Zeit der Mysterien, eine neue Zeit für die Menschenweihehandlung und für das Verständnis des Apokalyp­tischen, in dem Augenblick, wo Sie drüben in dem abgebrannten Goetheanum inauguriert haben die neue Priesterschaft der Bewe­gung für eine christliche Erneuerung. Das, was nun Euer Herz durchströmen muß, um die Menschenweihehandlung in dem vier­ten Stadium der Mysterien richtig zu vollziehen, damit wollen wir morgen beginnen.

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* Siehe Hinweis

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ZWEITER VORTRAG Dornach, 6. September 1924

Den Zusammenhang zwischen der Menschenweihehandlung und dem Apokalyptischen wollen wir zunächst näher betrachten, um dann an die Apokalypse des Johannes und ihre Bedeutung für das gegenwärtige und zukünftige Priesterwirken selbst herangehen zu können.

Wir mußten gestern hinweisen auf drei vergangene Epochen der Mysterien, insofern diese Mysterien versuchten, durch dasje­nige, was im Priester vorging, den Priester zur apokalyptischen Stimmung zu bringen. Wir haben auf sehr alte Mysterien hinge­wiesen, in denen die Götter selbst herabstiegen, um in den Myste­rien mit den Menschen zusammen zu wirken, und wir haben auf halbalte Mysterienzeiten hingewiesen, in denen die Götter ihre Kräfte herabschickten und so den Menschen ermöglichten, da­durch, daß sie in dem Bereich der Götterkräfte lebten, mit den Göttern zusammen im Weltall zu wirken.

Ich sagte: Der Weg kehrte sich völlig um in der dritten Epoche, in den halbneuen Mysterien. Da handelte es sich darum, daß der Mensch diejenigen Kräfte, die er zunächst selbst entwickeln muß­te, so gestaltete, daß sie zu den Göttern hinaufführen konnten. Lind wir sehen da, wie der Mensch durch die Intonierung des magischen Wortes in der Kultuszeremonie den Weg zu den gött­lich-geistigen Kräften der Welt suchte - sei es, daß er dieses ma­gische Wort in den Rauch sprach auf die gestern angedeutete Weise und durch das Wort aus dem Rauch die Imaginationen hervorholte, sei es, daß das Wort unmittelbar in der ganzen Seelenstimmung des Menschen wirkte -, so daß er im Worte gewahr wurde des göttlich-geistigen Wirkens.

Und diesem Entwickeln eines gewissen religiösen Sinnes durch den Menschen - den man eigentlich nur gesondert beschreiben kann -, ging ja immer parallel das, was notwendige Voraussetzung war: eine gewisse Form der Transsubstantiation, die der Mittelpunkt

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der heiligen Menschenweihehandlung war. Die Priester der Gegenwart und der nächsten Zukunft sind dazu berufen, diese Transsubstantiation und damit alles, was eigentlich im priester­lichen Wirken liegt, in einer neuen Form zu erleben. Das wird nicht gut möglich sein, ohne gründlich zu verstehen, worin die Transsubstantiation und die Apokalypse in den vier aufeinander folgenden Perioden der Menschheitsentwickelung eigentlich dem Leben nach bestehen.

Das eine haben wir gesehen: Die Menschenweihehandlung -mit der Transsubstantiation - ist ein Handeln der Menschen in Gemeinschaft mit der göttlich-geistigen Welt. Ohne das Bewußt­sein, daß der Mensch gemeinschaftlich mit den Göttern handeln kann, ohne dieses Bewußtsein ist ein priesterliches Wirken über­haupt nicht möglich.

Werfen wir noch einmal den Blick auf die älteste Form der Menschenweihehandlung und auf die älteste Form des Transsub­stantiierens, dann finden wir, daß zu gewissen Zeiten, die eigent­lich Differenzzeiten darstellen zwischen dem, was der Mensch als Zeitfolge im Jahreslauf berechnen kann und dem, was im Kosmos sich vollzieht, die Götter den Weg zu den Menschen finden. Die Götter stiegen herab in solchen ausgesparten Zeiten, in den heili­gen Zeiten, in denen der Mensch in die von ihm berechnete Zeit gewissermaßen etwas einfügen mußte, weil der Gang des Kosmos nicht mit seinen Berechnungen übereinstimmt. In diesen Zeiten also, in denen der Mensch sich unmittelbar unter kosmischen Einfluß stellen mußte, um die Transsubstantiation zu vollziehen, bewahrte er dann etwas von diesen Substanzen auf, die aus dem Kosmos heraus eine Verwandlung erfahren hatten, um mit diesem Aufbewahrten die Transsubstantiation in den folgenden Zeiten zu vollziehen.

In diesen Zeiten war der angemessene Aufenthalt der Priester und der Laiengläubigen für die Transsubstantiation die Erdhöhle, die Fels enhöhle. Und in der Tat, überall in den alten Mysterienzei­ten, in denen ein volles Bewußtsein von der Anwesenheit der Götter und der Bedeutung der Transsubstantiation entwickelt wurde, sehen

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wir, daß erstrebt wird, die heilige Handlung zu verlegen in Felsen-tempel, in Erdtempel, in das Unterirdische der Erde.

Daß das versucht wurde, hängt zusammen mit den Erfahrun­gen und Erlebnissen, die der Priester bei der Transsubstantiation machte. Die Transsubstantiation besteht ja in der Verwandlung der in der irdischen Materie gegebenen Substantialität. Und man kann, wenn man den Prozeß vollständig überschauen will, die Kommunion, das Aufnehmen des Transsubstantiierten in die ei­gene Menschenwesenheit, dazurechnen, so daß eigentlich die zwei letzten Hauptteile der Menschenweihehandlung, die Transsub­stantiation und die Kommunion, in dieser Beziehung eine Einheit bilden, und das Evangeliumlesen und das Offertorium die Vorbe­reitung dazu darstellen. Wenn wir in diesem Zusammenhang in der Transsubstantiation und in der Kommunion eine einheitliche priesterliche Handlung, eine einheitliche Kultushandlung sehen, so können wir auf jene Auffassung deuten, die in den ältesten Mysterien jene Initiierten hatten, die man auch wohl die «Väter» nannte. Die «Väter», das bezeichnete einen Grad des Initiiertseins, den Grad des «Vaters». Daher ist ja der Name geblieben, den heute noch die Priester vieler Konfessionen tragen: Pater.

Nun, der Priester erlebte, während er die Transsubstantiation im Erdtempel, im Felsentempel vollzog, das Einswerden seines physischen Organismus mit der ganzen Erde. Deshalb der Felsen-tempel, deshalb der Erdtempel. In Wahrheit müssen wir uns ja -auch wenn wir in unserem heutigen gewöhnlichen Erdenbewußt­sein leben zwischen Geburt und Tod - in der Wirklichkeit eins fühlen mit dem, was uns im Kosmos umgibt. Und so war es ja während der ganzen irdischen Entwickelung der Menschheit.

Die Luft, die Sie jetzt in ihrem Leib haben, war ja kurz vorher außerhalb des Leibes, und sie wird kurze Zeit nachher wieder außerhalb des Leibes sein. Die Luft, die außerhalb Ihres Leibes ist, und die Luft, die innerhalb Ihres Leibes ist, ist ein Ganzes. Die ganze Erscheinung ist diese: Es ist ein Luftmeer da, und indem der Mensch einatmet, verwandelt sich ein Teil dieses Luftmeeres in den Menschen. Die Luft ist aufgenommen, sie dringt überall

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hinein, sie füllt den Menschen aus, sie wird selbst menschliche Form. Diese Form löst sich beim Ausatmen sogleich wieder auf in das Luftmeer. Es ist ein fortwährendes Entstehen und Vergehen des luftförmig gestalteten Menschen. Es fällt uns nur nicht ins Bewußtsein.

Wenn der alte indische Yogi seine Atemübungen bewußt voll­zogen hat, war das jedesmal auch in seinem Bewußtsein. Er fühlte sich nicht abgesondert, sondern eins mit dem ganzen Luftmeer der Erde, er fühlte das fortwährende Entstehen und Vergehen des luftförmigen Menschen in jeder Systole und Diastole. Das kann man ohne weiteres durch bloße Atemübungen erleben, die nur heute nicht mehr angemessen sind für die Menschen.

Aber der Mensch ist ja nicht bloß im Physischen irdischer Mensch. Er ist irdischer Mensch, indem vorzugsweise das tätig ist, was wir den physischen Leib nennen, er ist aber auch Flüssig­keitsmensch. Der ganze Mensch ist ausgefüllt von der in ihm zir­kulierenden Flüssigkeit, wodurch irdischer Mensch und Flüssig­keitsmensch aufeinander wirken und sich gegenseitig beeinflus­sen. Der Flüssigkeitsmensch ist vorzugsweise abhängig von dem Ätherleib, denn die Kräfte des Ätherleibes wirken weniger in dem, was fest ist, sondern mehr in dem, was flüssig ist.

Und dann tragen wir noch den Luftmenschen und den Wärme-menschen in uns. Der Luftmensch, der die Atmung besorgt, steht unter den Kräften des astralischen Leibes, und der Wärmemensch ist vorzugsweise unter die Wirkung der Ich-Organisation gestellt. Sie brauchen nur sich daran zu erinnern, daß, wenn Sie mit dem Thermometer an irgendeiner Stelle des Körpers messen, außen oder innen, diese Temperatur differenziert ist. Schon bei dieser groben Art der Wärmemessung zeigt sich, daß der Mensch ein differenzierter Wärmeorganismus ist.

So finden wir im Menschen die vier Elemente: die Erde unter dem Einfluß des physischen Leibes, das Wasser unter dem Ein­fluß des Ätherleibes, die Luft unter dem Einfluß des astralischen Leibes, und die Wärme, das Feuer, unter dem Einfluß der Ich-Organisation.

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Das, was durch die Transsubstantiation im Verein mit der Kommunion bei den alten Vätern bewirkt worden ist, ist das, daß sie nun die physische Organisation in Zusammenhang mit der Erde fühlten, wenn sie sich in den Felsen- oder Erdtempel bege­ben hatten, um unmittelbar zusammenzuwachsen mit dieser irdi­schen Entwickelung.

Alles, was der Mensch heute denkt über seine eigene Wesenheit

- wie er sagt: wissenschaftlich denkt -, ist ja eigentlich grund­falsch, ist ja im Grunde genommen Unsinn. Alles, was sich auf den Menschen bezieht, muß ganz anders vorgestellt werden. Und diese Vorstellungen ergaben sich für die alten Väter aus dem hei­ligen Menschenweiheopfer durch eine unmittelbare Anschauung infolge der Transsubstantiation. Sie wußten, wir atmen nicht nur Luft durch unsere Atmungsorgane, wir nehmen fortwährend aus dem Kosmos alle möglichen Stoffe durch unsere Sinnesorgane auf; durch das Haar, durch die Haut werden fortwährend alle möglichen Stoffe aus dem Kosmos aufgenommen. Und so, wie der bewußt Atmende die Luft einziehen fühlt in seine Atmungs­organe, so fühlte der alte Priester aus der Kieselumgebung, in der er im unterirdischen Weihetempel war, die Substanzen in sich übergehen und seine Nerven-Sinnesorganisation durchdringen. So wie der Luftmensch die Luft weitergehen fühlt, wenn er be­wußt atmet, so durchdringen diese Substanzen den ganzen Orga­nismus. Der alte Priester wußte, daß der Stoffwechsel-Glied-maßen-Mensch in seiner substantiellen Zusammensetzung nichts hat von dem, was man ißt. Nichts von dem, was man ißt, geht in den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen hinein.

Substantielles wird aufgenommen aus dem Kosmos. Die ganze Ernährungstheorie von heute ist in Wahrheit unwahr. Dasjenige, was gegessen wird und umgewandelt wird durch die Verdauungs­Organisation, das fühlte der zelebrierende Vater den Weg nehmen vom Stoffwechsel-Menschen zum Nerven-Sinnes-Menschen, vor­zugsweise zum Kopf, und er wußte: Was du ißt, wird in dir ver­wandelt zur Substanz des Hauptes und desjenigen, was damit zusammenhängt. Gerade das aber, was in dir die Organe bildet,

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welche den Stoffwechsel besorgen, wird aus dem Kosmos durch eine feinere Atmung aufgenommen. Und so fühlte er die Substan­tialität des Kosmos von allen Seiten aufgenommen durch die Sinne und Nerven und konstituieren seinen Stoffwechsel-Glied-maßen-Menschen. Er fühlte die nach unten gehende Strömung, die von allen Seiten des Kosmos ihren Ursprung nimmt und von oben nach unten in seinen Organismus strömt. Und er fühlte, daß das, was der Mensch unmittelbar als Nahrung aufnimmt und was im Körper verwandelt wird, den umgekehrten Weg nimmt und gerade den oberen Menschen konstituiert.

Eine abwärtsfließende und eine aufwärtsfließende Strömung hatte der Vater in sich, indem er die Transsubstantiation vollzog. Vollzog er dann die Kommunion, so wußte er, weil sein physi­scher Leib ihm in diesen Strömungen bewußt geworden war, sich in Zusammenhang mit dem Kosmos. Er einverleibte das, was er eben durch das Zelebrieren auf dem Altar erhalten hatte, der von oben nach unten gehenden und der von unten nach oben gehen­den Strömung in sich; er einverleibte, indem er eins geworden war mit der Erde, das, was er auf dem Altar zubereitet hatte, mit Strömungen, die gemeinsam der Erde und seinem Leib angehören, mit dem Göttlichen auf der Erde, das ein Spiegel ist des Uni­versums. Er wußte sich eins mit dem Universum, mit dem, was außerhalb war. Er wußte, daß diese Mahlzeit, die er auf diese Weise eingenommen hatte, eine Mahlzeit war, die sein kosmischer Mensch vollzog. Aufgehen fühlte er durch das, was einströmte in die nach abwärts und in die nach aufwärts gehende Strömung, den göttlichen Menschen selber, der ein Genosse der herabgestiegenen Götter sein durfte. Er fühlte sich von den Göttern in seinem physischen Leibe zum göttlichen Menschen umgestaltet, selber transsubstantiiert. Und in diesem Augenblick war es, daß er aus dem tiefsten Herzen das aussprach: Ich bin jetzt nicht der, der da herumgeht in der physischen Welt; ich bin der, in dem der Gott, der herabgestiegen ist, lebt; ich bin der, dessen Name alle Laute umfaßt, der gewesen ist im Anfang, der ist in der Mitte, der sein wird am Ende. Ich bin das Alpha und das Omega.

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Und es hing dann ab von der Art und Weise, wie sein Inneres durch dieses Erfühlen sich gestaltete, wieweit er wirklich teilneh­men konnte an den Geheimnissen des Kosmos, an dem göttlichen Wirken und Schaffen im Kosmos, an dem Sich-Offenbaren der Kräfte und Substanzen und Wesenheiten im Kosmos unter dem göttlich-geistigen Schaffen. Das war das Wirken des Priesters in den alten Mysterien.

Gehen wir in die halbalten Mysterien, dann finden wir, daß da innerhalb der Tempel, die nun nicht mehr aus denselben Sehnsuch­ten heraus in das Unterirdische der Erde verlegt wurden - oder wenn sie dahin verlegt wurden, so geschah es aus Tradition, es wurde nicht mehr lebendig verstanden, aber es lebte gerade dadurch die Tradition weiter, auch wenn sie den lebendigen Inhalt verloren hatte -, daß da in den Tempeln, die bereits über die Erde herauf sich erhoben hatten, namentlich alles das eine große Rolle spielte, was Weihwasser ist, was Waschungen sind, was solche Opferhandlun­gen sind, die mit dem Wasser zusammenhängen.

Es sind ja noch solche Traditionen vorhanden geblieben in dem Vollziehen der Taufe, in dem Untertauchen ins Wasser beim Tau­fen. Es handelt sich hier darum, daß nun dasjenige, was der Prie­ster vollzog, weniger mit dem unmittelbaren Elemente zusam­menhing, sondern daß schon durch die aufgewandte innere Kraft der Opferhandlung nunmehr eins wurde mit dem Universum der Flüssigkeitsmensch, der Mensch, in dem die Kräfte des Ätherlei­bes wirken. Es war so, daß jetzt, wenn die Transsubstantiation vollzogen wurde und wenn alles das in der Weihehandlung vor­ausging und folgte, was in irgendeiner Weise zu tun hat mit dem flüssigen Element, daß dann der Mensch wieder fühlte, wie in ihm nunmehr zeitlich arbeitete die Organisation des ätherischen Lei­bes. Und im Vollzug der Transsubstantiation fühlte der Mensch, wie gewissermaßen sein Wachstum von Kindheit auf sich gestal­tete unter dem Einfluß des flüssigen Elementes in ihm, wie es sich weitergestaltete und wie in diesem Strömen von der Vergangen­heit durch die Gegenwart bis in die Zukunft hinein der Ätherleib wirkt.

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Wie sich durch den physischen Leib die alten Priester eins fühlten mit dem irdischen Element, so fühlte sich der Transsub­stantiierende in den halbalten Mysterien der zweiten Mysterien-epoche eins mit dem, was als Wäßriges im ganzen Kosmos lebt. Er fühlte die Wachstumskräfte von allen Wesen in sich selbst aufkeimen, sprossen, wachsen, sich entfalten zu dem entwickelten Organismus und sich wieder zusammenziehen zum Keim. Er fühlte diese sprossende, sprießende, lebende, sterbende Tätigkeit, indem er die Transsubstantiation vollzog. Er konnte sich in jedem Moment sagen: Jetzt weiß ich, wie Wesen in der Welt entstehen, wie Wesen in der Welt sterben. - Denn die aufsteigenden und die absteigenden Kräfte des Ätherischen waren in ihm tätig. Er fühlte sozusagen die Ewigkeit in der heiligen Transsubstantiation.

Und wenn wir wiederum zusammennehmen die Transsubstan­tiation mit der Kommunion als eine einheitliche Opferhandlung, Weihehandlung, dann wußte der kommunizierende Priester von dem Aufgehen der auf diese Art verwandelten Substanzen, wie es gestern geschildert worden ist, in seinem ätherischen Wasser­Menschenwesen. Eins fühlte er sich da mit allem, was bewahrt die Unsterblichkeit, was entsteht und vergeht, geboren wird und stirbt im Weltenall. Geburt und Tod wehten über den Altar und vom Altar in die Schar der Gläubigen hinein. Es war ein Durch­strömtwerden mit Ewigkeitsgefühlen. Und dieses Durchströmt-werden mit Ewigkeitsgefühlen war eben dasjenige, das an die Stelle des Alten getreten war, das ein Sich-Einsfühlen war mit dem gesamten Kosmos durch die Erde.

Und als dann das dritte Zeitalter heraufkam, sollte gerade der Mensch in der heiligen Weihehandlung bewußt miterleben sein Einswerden mit dem Luftelement und durch das Luftelement mit dem Kosmos.

In einer anderen Weise wurde drüben im Orient bei dem als Menschenindividualität einsam strebenden Yogi bewirkt, daß er sich bewußt wurde des Strömens göttlich-geistiger übersinnlicher Weltenkräfte im Einatmen und im Ausatmen. Der Yogi ergriff direkt den Atem. Schon in Westasien, noch mehr in Europa,

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wurde nicht mehr direkt, unmittelbar der undifferenzierte Atem ergriffen, sondern es wurde in den Atem hinein intoniert das magische Wort. Dadurch wurde im magischen Wort, im Kult­wort, der Atem, die im Menschen ein- und ausströmende Luft erfaßt. Daher kam es, daß in dem, was entweder in den Opfer­rauch gesagt wurde oder was unmittelbar durch die Intonation des magischen, des Kultuswortes erlebt wurde, sich offenbarte das Hinaufstreben der menschlichen Kräfte zu den göttlichen Kräf­ten. Man fühlte gewissermaßen: Man selber intonierte das magi­sche, das Kultuswort, das Gebetswort. - Jedes Gebet hat im Grunde genommen diesen Sinn: Der Mensch bemüht sich, mit seinen Kräften hinaufzusteigen in die göttlich-geistige Region; er begegnet da den Göttern. Und indem er da das Wort intoniert, spricht nicht mehr er, sondern es spricht im Kultwort die sich offenbarende Gottheit; sie offenbart sich im Luftelement. Der Mensch fühlte sich von seinem eigenen Astralleib aus in demjeni­gen, was die Kräfte der Luft beherrscht.

Und nun müssen Sie sich einmal überlegen, wie groß, wie stark der Übergang war von den halbalten Mysterien zu den halbneuen Mysterien, von der zweiten in die dritte Epoche. Das, was die alten Väter erlebten, wurde ja im physischen Leib erlebt. Es war eine Steigerung der Tätigkeit des physischen Leibes. Das, was der Son­nenpriester der zweiten Epoche erlebte, war eine Steigerung des Ätherleibes, des Flüssigkeits-Menschenleibes. Das, was der Priester der dritten Epoche erlebte, indem er das Kultwort intonierte und da erlebte das Strömen der göttlich-geistigen Kräfte, das wurde im Astralleib erlebt. Der astralische Leib ist für das gewöhnliche Bewußtsein da schon nur mehr zum geringsten Teil ein Vermittler des Bewußtseins gewesen. Nur in den älteren Zeiten der dritten Epoche konnten die Priester noch im magisch gesprochenen Kult-wort erfühlen: Indem ich spreche, spricht der Gott in mir. - Dann aber nahm das ab. Der astralische Leib blieb in seinen Wirkungen unbewußt dem Bewußtsein, das immer mehr heraufkam. Er ist ja völlig unbewußt dem heute vorhandenen Bewußtsein. Daher wur­de nach und nach der verbale Inhalt des Kultus etwas, was bei

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denjenigen, die berufen waren, die göttliche Gegenwart bedeuten konnte, und bei denen, die unberufen waren, das Intonieren eines ihnen nicht zum Bewußtsein Kommenden war.

Das ist ja dann immer mehr so geworden bei einer großen Anzahl der Priester, die im Katholizismus dienten. Es kam daher so, daß die Menschenweihehandlung, die Messe, nach und nach das wurde, was allerdings der Priester zelebrierte, in dem er aber nicht mehr selbst anwesend war. Aber man kann nicht mit diesen intonierten Worten zelebrieren, ohne die Inkorporation von Luft-wesenheiten, das heißt, ohne daß Geistigkeit anwesend ist. Es gibt nirgends ein gestaltetes Materielles, in dem nicht sofort Geistig­keit Platz greifen würde. Und so ist, wenn mit dem wirklichen Kultwort die Weihehandlung zelebriert wird - sei es auch durch den unwürdigsten Priester -, vielleicht nicht seine Seele, aber immer Geistiges vorhanden; so daß in der Tat der Gläubige unter allen Umständen, wenn die Liturgie eine richtige ist, einem geisti­gen Vorgang beiwohnt.

Aber nachdem das im letzten Stadium der dritten Epoche im­mer mehr dekadent wurde, glaubten die mehr nach dem Rationa­listischen hin arbeitenden Bekenntnisse, die evangelischen Be­kenntnisse, das Zelebrieren im Kultus überhaupt von sich abwer­fen zu können. Es war kein Bewußtsein von der Bedeutung des Kultus mehr vorhanden, von der unmittelbar realen Zusammen­arbeit der Menschen mit den Göttern. Das hat dann die Zeiten innerlichen Erlebens herbeigeführt, in denen wir heute leben. Die Menschenweihehandlung, die unmittelbar das göttlich-geistige Leben herunterbringt auf die Erde, wurde allmählich etwas Un­verstandenes. Was durch sie erlebt werden soll, Apokalyptik, wurde etwas Unverstandenes.

Das waren im Grunde genommen die Erlebnisse, die diejenigen von Euch gehabt haben, die da eines Tages gekommen sind und gesagt haben: Es muß eine christliche Erneuerung eintreten. - Sie empfanden das, was in der heutigen Zivilisation lebt und was auch im religiösen Leben der heutigen Zivilisation lebt, sie empfanden das religiöse Leben aller Konfessionen bereits als getrennt von der

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wirklichen, realen geistigen Welt. Sie suchten den Weg wieder zur wirklichen, realen geistigen Welt.

Das ist es ja, was wegweisend ist und was uns zugleich in die Tiefe der Mysterien hineinführen wird, die mit der Apokalypse zusammenhängen: daß die Transsubstantiation in der ersten Epo­che zusammenhängt durch das Erleben mit dem physischen Leib, in der zweiten Epoche durch das Erleben mit dem Ätherleib und in der dritten Epoche durch das Erleben mit dem Astralleib; und an Euch, an Eurem innerlichen Erleben des Wirkens und Webens der Geistigkeit in der Welt hängt es, daß die Weihehandlung und die Apokalyptik von dem Ich der Menschheit ergriffen werde.

Damit ist aber jede richtige Auffassung von dem, was durch diese Bewegung für religiöse Erneuerung getan werden soll, davon abhängig, daß dies zu Tuende unmittelbar aufgefaßt werde als die Ausführung einer uns gestellten, einer uns übersinnlich gestellten Aufgabe, einer Aufgabe, die in den Dienst der übersinnlichen Mächte das stellt, was sie tut. Denn entweder muß das, was Ihr tut, in das Wesenlose verrinnen und nur eine Art von Störung gewesen sein in der jetzigen Evolution des Weltalls, wenn Ihr nicht die Tiefe Eurer Aufgabe erfaßt; oder aber Ihr erfaßt die Tiefe Eurer Aufgabe, Ihr fühlt diese Aufgabe von vornherein verbunden nicht mit dem Wirken von Menschen, sondern verbunden mit dem Wirken von Göttern durch die Erdenevolution hindurch. Dann müßt Ihr Euch sagen: Wir sind dazu berufen, die vierte Mysterienepoche der menschlichen Erdenentwickelung mitzugestalten. - Dann allein, wenn Ihr den Mut und die Kraft und den Ernst und die Ausdauer habt, in dieser Weise Euch in Eure Aufgabe zu finden, dann allein ist diese Aufgabe in den Dienst der Mächte gestellt, welche den Inhalt jenes Kultus haben unmittelbar herunterfließen lassen aus der geistigen Welt, als wir vor zwei Jahren hier zusammen waren. Dann allein ist das real, was Ihr durch den Inhalt dieses Kultus, der eine Offenbarung aus der geistigen Welt ist und der als solcher Euch überstrahlt hat, übernommen habt.

Und dann werdet Ihr immer mehr fühlen und empfinden, es war so: Der Christus ist zunächst in einer kosmisch realen, tellurisch

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realen Handlung in das Erdenleben eingezogen. Das Myste­rium von Golgatha ist als reale Handlung da. Der Mensch muß es in unserer Zeit mit seinem Ich erst vereinigen. Denn das erste Angedenken an das heilige Abendmahl war noch getaucht in die dritte Mysterienepoche, in die Epoche, wo der astralische Leib die in dem Luftigen sich vollziehenden Kultwirkungen aufnahm und beherrschte. Jetzt aber handelt es sich darum, daß mit voller Be­wußtheit der Mensch sein tiefstes Inneres verbindet mit dem Christus und anfängt, die Apokalypse in einer neuen Weise zu verstehen.

Und wie verstand man in der ersten Mysterienepoche die Apo­kalypse? Man erlebte sie als die Anwesenheit der Götter, die da sind der Anfang, die Mitte und das Ende, das Alpha und das Omega.

Wie verstand man in der zweiten Mysterienepoche die Anwe­senheit der göttlichen Kräfte? Man erlebte sie in dem, was als Sphärenmusik durch die Welt klang, in dem vom Himmel zur Erde strömenden Weltenwort, das alles geschaffen hat, das in al­lem schafft, in allem lebt. Man erlebte in dieser Zeit dasjenige wie in einem Augenblick, was im Anfang, in der Mitte und am Ende ist. Man erlebte in dem kosmischen Weltenwort das Alpha und das Omega. Und immer, wenn in den verschiedenen Epochen von dem Alpha und dem Omega gesprochen wurde - gewiß mit anderen Lauten, aber eigentlich ähnlich noch den griechischen Lauten -, immer war das Bestreben da, zu erkennen, was eigent­lich in diesem Alpha und Omega enthalten ist, in dem Ersten und dem Letzten.

Und in der dritten Mysterienepoche, wie verstand man da die Apokalyptik? Man verstand die Apokalyptik so, daß der Mensch das noch halbbewußte Kultwort entfaltete. Wenn der Mensch dies halbbewußte Kuitwort intonierte und dies sich selber transsub­stantiierte, wie ich es durch das folgende veranschaulichen kann, dann wurde in der dritten Epoche das Apokalyptische wahrge­nommen. Vielleicht hat jemand von Euch - oder die meisten von Euch - an einem Tage, wo er empfänglich mit Sinnen und Seele

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den Eindrücken der Außenwelt hingegeben sein konnte, irgend etwas Musikalisches gehört, ist mit diesem musikalischen Ein­druck schlafen gegangen, und ist dann mitten im Schlafen aufge­wacht. Da war es vielleicht so, wie wenn er lebte in einem Gewo­ge, aber in einem transformierten Gewoge desjenigen, was er am Tage als Symphonie gehört hatte. So war es bei den Priestern in der dritten Mysterienepoche. Es ist das, was für sie geschah, ver­gleichbar mit diesem trivialen Erleben, das ich eben herangezogen habe. Sie zelebrierten die Weihehandlung mit dem Kultwort, von dem sie erlebten, daß in ihm anwesend wurde die Gottheit. Sie hatten das Kuitwort hinaufgeschickt, die Gottheit war in das Kultwort eingeströmt. Sie gingen in jener Stimmung, in der es sich gebührt von der heiligen Handlung wegzugehen, von ihr weg, und sie erlebten in dem Transsubstantiierten nicht nur das, was menschliches Kultwort war, in dem anwesend wurde die göttliche Geistigkeit, sondern sie erlebten nun dasjenige, was sie ausgesprochen hatten, transsubstantiiert, transformiert; sie erleb­ten das übersinnliche Echo dessen, was sie selbst intoniert hatten in der Liturgie der Messe, indem es ihnen transformiert zuströmte und ihnen das Apokalyptische offenbarte. Der Gott offenbarte als Gegengabe für die entsprechend zelebrierte Opferhandlung das Apokalyptische. So empfand man das Apokalyptische in der drit­ten Mysterienepoche.

Derjenige, der sich zum Priester gemacht fühlte durch den Christus Jesus selber, der Verfasser der Apokalypse, die uns be­schäftigen soll, er fühlte gewissermaßen als der erste, was nachher kaum je oder wenigstens nur von sehr wenigen wiedererlebt worden ist; er fühlte das Aufgehen des apokalyptischen Inhaltes in dem eigenen Ich. Denn der astralische Leib war es, der das Echo in sich aufnahm, von dem ich gesprochen habe, wo der Gott das Apokalyptische gab als Gegengabe gegenüber dem Worte.

Derjenige, der die Apokalypse des Johannes verfaßt hat, der fühlte sein vollbewußtes Ich eins mit jenem Inhalt, den er nieder­gelegt hat in der Apokalypse. Das war so, daß gerade aus dem längst verglommenen Opferdienst von Ephesus aus inspirierende

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Anregung kam für den von Christus Jesus selber sich gesaibt füh­lenden Priester, den Verfasser der Apokalypse, so daß er sich fühlte wie in einem fortwährenden Zelebrieren der uralt heiligen Weihehandlung. Er fühlte, wie dieses völlige Erfülltsein des Ich mit dem Sinn der Weihehandlung nun auch ein völliges Erfüllt-sein mit dem Inhalt des Apokalyptischen war.

So ist die Apokalypse so aus Johannes herausgesprochen, wie eigentlich im gewöhnlichen Bewußtsein einzig das Wörtchen «Ich» herausgesprochen wird aus dem Menschen. Wenn der Mensch «Ich» sagt, spricht er sein Inneres aus in diesen wenigen Lauten. Es kann nichts anderes damit gemeint sein als die eine, individuelle menschliche Wesenheit. Aber dieses eine enthält einen reichen Inhalt. Und ein reicher Inhalt ist der Inhalt der Apokalypse.

Wenn wir alles das, was religiöses Fühlen und Vertiefen der Seele geben kann, wenn alles das, was als energisch angestrebte Erleuchtung, als Hinstreben zum Verständnis des Übersinnlichen, im Geiste des Menschen wirken kann, wenn wir uns anregen lassen durch die Betrachtung der drei vergangenen Mysterien-epochen, wenn dasjenige, was in der ersten, zweiten und dritten Mysterienepoche lebte, uns zum lebendigen Inspirator für die vierte werden kann, und wenn wir die Kraft des Geistes Gottes in der Seele wirken lassen, wie es heute wiederum möglich ist -, dann werden wir erleben können, daß es numerisch nicht nur eine Apokalypse gibt, sondern daß es so viele Apokalypsen gibt, wie menschliche Gott-hingegebene Iche aus den einzelnen Priestern zu Christus sprechen, der durch diese Bewegung für christliche Erneuerung wiedergefunden werden soll.

Die Apokalypse bleibt eine ihrer Qualität nach, numerisch kann sie der Inhalt werden jeder einzelnen Priesterseele. Umge­kehrt, jede einzelne Seele, die die Menschenweihehandlung voll­zieht, kann Priesterseele werden dadurch, daß sie in sich die Vor­bereitung durchmacht, das Ich zu identifizieren mit dem Inhalt der Apokalypse. Wir sind als Menschen Iche, wir werden im modernen Sinne des Wortes Priester, wenn die Apokalypse nicht

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bloß im Evangelium steht, wenn die Apokalypse aber auch nicht nur in unseren Herzen steht als ein fertig Geschriebenes, sondern wenn das Ich sich bewußt wird, daß es in jedem Augenblick des Lebens selbsterzeugend einen Abdruck der Apokalypse hervor­bringt.

Nehmen Sie dies als Bild: Jemand schreibt den Inhalt eines Buches. Es wird in die Druckerei geschickt. Es ist das ein schein­bar pedantisch-philiströses Bild, das Ihnen aber doch dienen kann. Das Buch wird gedruckt und geht in soundsovielen nume­risch voneinander verschiedenen, aber inhaltlich einsseienden Ex­emplaren in die Welt. Eines ist es, worauf Ihr hingewiesen werdet gleich im Beginn der Apokalypse, eines ist es, was von Christus selbst dem Johannes geoffenbart wird. Denn «dies ist die Offen­barung Jesu Christi, empfangen von seinem Diener Johannes» (Apk. 1, 1). Eines ist der Inhalt, aber vervielfältigt wird es im Selbsterzeugen dieses Inhalts aus der Weisheit der übersinnlichen Welten.

Das ist Verstehen der Apokalypse des Johannes. Das heißt aber auch, im tieferen Sinne des Wortes das Wort verstehen: Der Chri­stus hat uns zu Priestern geweiht. - Ihr habt gefühlt, was es be­deutet, wenn der Apokalyptiker sagt, ihn habe der Christus selber zum Priester gesalbt. Die Salbung zum Priester erfolgt, wenn gefühlt wird, wie in Johannes der Inhalt der Apokalypse entstan­den ist. Wenn gefühlt wird, daß diese Menschen von heute, die Priester werden wollen, es dadurch werden, daß sie selbsterzeu­gend in sich selbst das Ich in der Apokalypse erleben, wird das Ich apokalyptisch; dann ist das Ich priesterlich.

Davon dann morgen.

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DRITTER VORTRAG Dornach, 7. September 1924

Wir haben gestern hingewiesen auf den bedeutenden Einschnitt, der dadurch in der Menschheitsentwickelung entstanden ist, daß ja von der dritten Mysterienepoche an die Teilnahme des Men­schen am Kosmischen innerhalb der Menschenweihehandlung, die Transsubstantiation, sich vollzieht im astralischen Leibe. Das ist in demjenigen Glied der menschlichen Wesenheit, welches für das gewöhnliche Bewußtsein während des Schlafes herausgeht aus dem physischen Leibe, und das während der Zeit des Getrennt-seins vom physischen Leibe nicht empfänglich ist für Wahrneh­mungen aus der Umgebung.

Nun machen wir uns einmal klar, wie dieser astralische Leib eigentlich im heutigen Menschen wirkt. Er ist es ja, der eigentlich die Gedanken über die Umgebung, die Gedanken, durch die wir die Welt begreifen, dem Menschen vermittelt. Denn in dem Augenblick, wo der astralische Leib aus dem physischen und dem ätherischen Leib fort ist, sind Gedanken über die Umgebung nicht mehr da.

Wir können diesen Gedanken noch dadurch ergänzen, daß wir uns klarmachen, daß die Ich-Organisation, das eigentliche Ich im Menschen, wie er heute ist, der Empfänger der Sinneseindrücke ist. Die Sinneseindrücke ersterben wiederum, wenn die Ich-Orga­nisation herausschlüpft aus dem physischen und dem Ätherleib. So daß wir zeichnen können: Hier ist der physische Leib des Menschen (Tafel 2), hier ist der Ätherleib des Menschen. Der astralische Leib und die Ich-Organisation sind ja während des Schlafes außerhalb. Diese Ich-Organisation liefert die Sinnesemp­findungen, die Sinneswahrnehmungen, wenn der Mensch wacht. Die Sinneswahrnehmungen sind daher nicht da im Schlaf, weil die Ich-Organisation nicht im physischen und im Ätherleib ist, und weil, während der Mensch schläft, die Ich-Organisation nicht für die Eindrücke der Umgebung empfänglich ist. Der astralische

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Leib liefert die Gedanken nur, wenn er im physischen und im Ätherleib ist. Wenn er aus diesen heraus ist, ist er unempfindlich für die Dinge der Welt und liefert keine Eindrücke.

Dieser astralische Leib war es aber, der in der dritten Myste­rienepoche, als der Mensch durch das Kultuswort sich in Verbin­dung setzen sollte mit den göttlich-geistigen Wesenheiten, und der Priester durch alles dasjenige, was er durchmachte an vorbereiten­den Übungen, empfänglich dafür wurde, wie ich Ihnen beschrieben habe, in der Kommunion die Transsubstantiation in sich selber zu verarbeiten, und durch diese Verarbeitung der Transsubstantiation empfänglich zu werden für das Apokalyptische.

Dieselbe Art des Vorganges muß nun von unserer gegenwärti­gen Epoche an stattfinden bei den Menschen in der Ich-Organi­sation. Diese Ich-Organisation muß so beschaffen werden, daß die Transsubstantiation von ihr erlebt werden kann, obwohl im gewöhnlichen Bewußtsein durch die Ich-Organisation nur Sin­neseindrücke erlebt werden können; und sie muß so beschaffen sein, daß sie durch die Transsubstantiation teilnehmen kann an dem Apokalyptischen.

Dafür kann der Mensch wirklich heute empfänglich werden, das heißt, es kann der Mensch wirklich zum Priester werden, wenn er diejenigen Vorstellungen in sich aufnimmt, die wahrhaft spirituelle Abbilder der übersinnlichen Welt sind. Und damit haben wir im Grunde den inneren Zusammenhang gekennzeich­net zwischen der heute zu Recht bestehenden Esoterik und dem­jenigen, was in der Priesterseele leben muß. Wir haben das ge­kennzeichnet, was die Christengemeinschaft zum Träger eines wesentlichen Teils der neuen Mysterien machen kann. Wir müs­sen nur bedenken, wie eigentlich das beschaffen ist, was heute als Anthroposophie an die Menschen herantritt.

Ich habe oftmals ein Bild gebraucht. Ich sagte: Der Mensch ist ja heute geneigt, alles das als Inhalt der Erkenntnis in sich aufzu­nehmen, was irgendwie durch die äußere Wahrnehmung, durch das äußere Experiment gestützt ist. Er will aber alles das nicht als Erkenntnis aufnehmen, was nicht durch äußere Wahrnehmung

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oder durch Experiment gestützt ist. Wer sich so verhält, der gleicht aber einem Menschen, der sagte: Auf der Erde muß jeder Stein, damit er nicht herunterfällt, gestützt werden; also müssen auch die Planeten im Weltall gestützt werden, damit sie nicht her­unterfallen. - Daß die Planeten sich ohne Stützen gegenseitig tra­gen im Weltall, ist heute selbstverständlich, weil es traditionell und autoritativ gelehrt wird. Daß die anthroposophischen Wahr­heiten auch solche sind, die nicht durch äußere Beobachtung oder durch das Experiment gestützt zu werden brauchen, sondern sich gegenseitig stützen und tragen, das wird vielfach bezweifelt.

In dem Augenblick, wo man gewahr werden kann, anthropo­sophische Wahrheiten gelten dadurch, daß eine Wahrheit die an­dere stützt, so daß diese Wahrheiten sich gegenseitig stützen, in dem Augenblick fängt man auch an, die übliche Redensart nicht mehr zu gebrauchen: Ich sehe noch nicht selber hinein in die geistige Welt und kann daher nicht begreifen, was Inhalt der An­throposophie ist. - In dem Augenblick beginnt man damit, An­throposophie zu verstehen durch das gegenseitige Sich-Stützen ihrer Wahrheiten und kann sich dann weiter hineinarbeiten.

Diese Aufgabe, das, was durch die Anthroposophie gegeben wird an Erkenntnissen über die geistige Welt, zu durchdringen, das ist es ja, was die Priesterschaft zunächst auf ihren inneren Weg bringen kann, auch bringen muß. Wir brauchen ja nur uns klar-zumachen, daß die Seelenverfassung, die Seelenstellung, in die der Mensch wirklich hineinkommt, wenn er in ehrlicher Weise An­throposophie zu seinem Besitz macht, geeignet ist, an so etwas wie die Apokalypse heranzutreten, so daß man sich sagen kann:

Zwar ist die Apokalypse einmal vorliegend, aber diese Apokalyp­se, indem ich sie auf mich wirken lasse, wird in jedem ihrer Bilder, in jeder Imagination, eins mit meinem eigenen Ich. - Und es kommt dann der Augenblick, wo diese Apokalypse nicht nur eigene Erfahrung, sondern eigenes Erzeugnis des menschlichen Ichs sein kann. Wir müssen nur versuchen, an die Apokalypse in einem anthroposophischen Sinn heranzutreten. Einen anderen Zugang zu ihr gibt es heute nicht.

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Nun werden wir einmal versuchen, zunächst einige Haupt­punkte der Apokalypse spirituell zu begreifen.

Den Satz «Ich bin das Alpha und das Omega» (Apk. 1, 8) versteht man nur, wenn man weiß, daß der Laut A - Alpha - in alten Zeiten nicht jener abstrakte, gesonderte, nichtsbedeutende Bestandteil des Wortes war, als den wir ihn heute empfinden, sondern der Laut war wirklich wert, eine Benennung zu tragen.

Die Menschheit hat ja die Laute der Sprache, die eigentlich ein so großes Mysterium umschließen, in einer merkwürdigen Weise behandelt. Die Menschheit hat die Laute der Sprache behandelt wie ein Polizeisoldat einen Verbrecher behandelt. Sie hat die Lau­te der Sprache numeriert, wie wir die Verbrecher numerieren, wenn sie in ihre Zelle kommen. Und wie sie da ihre Namen ver­lieren und Nummern bekommen, so haben auch die Laute durch die Numerierung ihre Wesenheit überhaupt verloren. Es ist das bildlich gesprochen, aber es ist eine volle Wahrheit.

Denn gehen wir zurück hinter jene romisch-lateinische Zeit, in der man die Laute numeriert hat, dann finden wir in der Mensch­heit das volle Bewußtsein davon - was ja im Hebräischen durch­aus der Fall war -, daß der Laut mit vollem Recht einen Namen Iragen kann, daß man zu ihm sagen kann: Alpha - oder Aleph im IIebräischen -, weil er eine Wesenheit ist, weil er ein Göttliches ist, ein übersinnlich Wesenhaftes. Und schauen wir uns diesen ersten Laut des sogenannten Alphabets an, so haben wir schon eine Art von geistiger Begriffsentwickelung durchzumachen, wenn wir darauf kommen wollen, was das Alpha eigentlich ist.

Sie wissen, Anthroposophie geht zurück bei der Darstellung der Evolution des Irdischen zu den vorirdischen planetarischen Daseinsstufen Mond, Sonne, bis zum Saturnzustand, und es wird versucht, dasjenige heraufzuholen innerhalb der Betrachtung der Weltentwickelung, was mit der Evolution des Menschen zusam­menhängt. Denn auf dem alten Saturn finden wir den ersten kos­mischen Menschenkeim, der dann, nach den mannigfaltigsten Transformationen durch die Daseinsstufen von Sonne, Mond und Erde, der heutige physische Menschenleib geworden ist. Der

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Mensch ist schon auf dem alten Saturn in seiner ersten Keim-anlage vorhanden.

Vielleicht ist für denjenigen, der mit ernster Ehrlichkeit die Wahrheit auf diesem Gebiete durchschauen will, doch von großer Bedeutung, einmal die Frage aufzuwerfen: Wie war das Erleben dieses Menschenkeimes auf dem alten Saturn? Das Leben auf dem alten Saturn war in Wärmezuständen verlaufend. Wärme- und Kältedifferenzen nahm der Mensch in sich auf. Der Mensch lebte in solchen Zuständen, die ihm von den Wärmeverhältnissen des Kosmos viel sagten, die ihm auch viel Geistiges sagten, die ihm aber nur ein gewisses Gebiet des Geistigen erschlossen, das wirkte in Wärme- und Kältedifferenzen.

Wenn wir dann vorschreiten von dem alten Saturn zur alten Sonne, so finden wir, daß nun der Mensch innerhalb seines physi­schen Körpers so lebte, daß dieser physische Körper nun differen­ziert ist in Wärme und Luft, so daß der Mensch im Sonnendasein einen aus Wärmeäther und dem Luftelement bestehenden Organis­mus hatte. Wir haben da schon im Menschen selber eine Differen­zierung. Der Mensch wird innerlich reicher. Er nimmt nicht nur Wärmedifferenzen wahr, wie er es während des Saturnzustandes der Erde erlebte, sondern es taucht auch etwas auf, was man ein Innerliches nennen kann. Was Wärme ist, nimmt der Mensch auf der Sonne wahr, aber er nimmt auch einen innerlichen Atmungs­rhythmus in sich wahr, der wiederum Geheimnisse des Kosmos ausdrückt, der ein Spiegelbild ist von Geheimnissen des Kosmos.

Wir brauchen nur darauf hinzuschauen, wie die menschliche Wesenheit reicher wird, indem sie sich entwickelt in der Zeit vom Saturnzustand zum Sonnenzustand der Erde, und wiederum reicher wird, während die Erde vom Sonnenzustand zum Mond-zustand sich entwickelt, und vom Mondzustand zur Erde. Und noch reicher wird die menschliche Wesenheit werden, indem sie sich weiterentwickelt durch die zukünftigen planetarischen Zu­stände hindurch bis zum Jupiter und weiter bis zum Vulkan.

Fragen wir uns: Wie war das Verhältnis des Menschen zur Welt auf dem alten Saturn? Das Verhältnis des Menschen zur Welt war

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auf dem alten Saturn so, daß er von der Welt zwar quantitativ unendlich viel in Wärmedifferenzen wahrnahm, aber qualitativ zunächst noch wenig. Noch wenig Welt war in dem Menschen. Der Mensch war zwar als Mensch vorhanden, aber er war sozu­sagen bloß Mensch, es war noch nicht viel Welt in ihm. Indem er vorrückt durch Sonne, Mond, Erde, bis zum Jupiter, wird sein Inneres mehr und mehr von Welt erfüllt. Immer reicher wird sein Leben an Welt. Hier auf der Erde haben wir schon ein großes Stück Welt in uns. Und wenn einst die Erde angekommen ist in dem Stadium, wo sie wieder vergehen wird, dann wird der Mensch ein großes Stück Makrokosmos in irdischen Abbildern verarbeitet in sich tragen.

Wir tragen schon einen Teil des Kosmos in uns, aber mit dem gewöhnlichen Erkennen weiß man es nicht. Indem der Mensch aufrückt durch Imagination, Inspiration, Intuition zum Geist-Erkennen, wird zugleich sein inneres Erleben immer großartiger und großartiger im Seelischen. Ach, was ist das Auge des Men­schen, wie es heute das gewöhnliche Bewußtsein kennt! Aber dieses Auge des Menschen ist in jeder seiner Einzelheiten ein Kosmos, großartig und gewaltig wie der Makrokosmos. Wunder­bar enthüllt sich jedes einzelne Organ im Menschen schon im physischen Leib als eine Welt. So daß der Mensch, wenn er um sich blickt als Initiierter, eine Welt sieht, eine Welt da unten mit ihren Elementen, oben mit den Sternen, mit Sonne und Mond. Schaut er in sich: Jedes Organ, Auge, Ohr, Lunge, Leber und so weiter ist für sich eine Welt, und ein großartiges Ineinanderwir­ken von Welten ist dieser physische Leib des Menschen: Welten, die fertig sind, Welten, die erst im Keime sind, Welten, die sinn­lich sind, die halb übersinnlich, die ganz übersinnlich sind. Der Mensch trägt wahrhaft, indem er sich durch Evolutionen hin­durch entwickelt, immer mehr Welten in sich.

So können wir unterscheiden den Menschen im Beginn der alten Saturnentwickelung, wo er ganz im Anfang des Menschseins ist, aber noch nicht Welt in sich trägt. Das erste, was der Mensch während der alten Saturnentwickelung erhalten hat, war die Empfindung,

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daß er Wärmekörper war, daß er den Umfang dieses Wärmekörpers wahrnahm. So daß wir sagen können, schematisch: Der Mensch empfand sich auf dem alten Saturn als Wärme, aber er empfand nach und nach, nachdem er sich zuerst als eine Art Wärmemolluske gefühlt hatte, etwas wie eine Ansammlung von Wärme, dann etwas wie eine äußere Haut, eine Wärmehaut, eine etwas kältere Umhüllung, als die Wärme in ihm war. Das Innere fühlte er etwas wärmer, in mannigfaltiger Differenzierung, außen die Wärme von der geringsten Intensität als Wärmehaut.

Wir sprechen das in unserer Sprache heute aus, aber unsere Sprache hat etwas Abstraktes, unsere Sprache zaubert nicht das Großartige einer solchen Vorstellung vor unsere Seele, wenn wir hineinsehen in die vergangenen Zeitenläufe bis zum alten Saturn zurück. Aber diejenigen, die nur ein wenig von dieser Anschau­ung berührt werden, werden wiederum berührt von der heiligen Scheu, in der diese Dinge angesehen wurden in den alten Myste­rien. Noch in den altgriechischen chthonischen Mysterien sprach man von diesen Dingen so, daß man in einer gewissen Weise den Saturnmenschen kannte, der noch nicht die Wärmehaut hatte, und man wußte von diesem Saturnmenschen, daß er als erstes von der umgebenden Welt die Wärmehaut angenommen hat, die in ihrer Konfiguration die Welt nachahmte. Das war das erste, was der Mensch von der Welt angenommen hat.

Wie schaute damals seelisch-subjektiv das aus, was der Mensch, als er noch ein Wärmemensch war, in sich erlebte? Er erlebte in sich reine Verwunderung über die Welt. Wenn es ausgedrückt werden soll, was er erlebte, so war es reine Verwunderung. Denn man kann die Wärme nicht anders begreifen denn als reine Ver­wunderung. Äußerlich ist es Wärme, innerlich wird es empfunden als reine Verwunderung. Bloß weil die Menschen so unendlich tolpatschig geworden sind mit ihren Begriffen, sprechen sie von der Unerklärbarkeit des «Dinges an sich» wie der alte Kant. Das «Ding an sich» der Wärme ist Verwunderung; und der Mensch war als Saturnmensch ebensogut Verwunderung, wie er Wärme war. Er lebte in Verwunderung, in Staunen über sein eigenes

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Dasein, denn er kam nun erst in dieses Dasein. Das ist Alpha: Der in Verwunderung lebende Wärmemensch, der Saturnmensch. Und das erste, was der Mensch als Welt, als das Gehäuse der Welt empfand, die Haut, das ist Beta, das Haus, dieses Haus des Men­schen. Der Mensch in seinem Haus, in seinem Tempel. Und das Haus war das erste, was der Mensch von der Welt bekommen hat; die Haut - Beta.

Und gehen wir so durch das Alphabet, so gehen wir damit durch die Welt. Indem der Mensch alles, was Welt ist, nach und nach aufnimmt und mit seinem ganzen Wesen vereint, bis er der­einst auf dem Vulkan den ganzen Umfang der Welt, dieses ganze große All, zu dem er gehört, mit sich vereinigt haben wird, da wird er derjenige sein, der er war im Beginn der Saturnentwicke­lung und die ganze Welt. Er wird sein Alpha und Omega, der Mensch, und in ihm alles vereinigt, was Welt ist. Mit dem «Ich bin das Alpha und das Omega» der Apokalypse des Johannes haben wir das bezeichnet, was der Mensch sein wird am Ende der Vul­kanzeit. Am Ende der Vulkanentwickelung wird auch der Mensch sagen dürfen: Ich bin das Alpha und das Omega.

Schauen wir von dem aus, was wir uns vorgestellt haben als Anfang, Mitte und Ende der Menschheitsevolution, zu dem My­sterium von Golgatha. Wir haben jene Wesenheit, die in Jesus sich verkörperte durch das Mysterium von Golgatha, ungefähr in der halben Weltzeit der menschlichen Entwickelung auf dem Standort in der Weltenevolution, auf dem der Mensch am Ende der Vulkanentwickelung sein wird. Wir haben da die Wesenheit als Gott, die der Mensch als Mensch am Ende der Vulkanentwicke­lung sein wird.

Worin besteht das Gott-Sein gegenüber dem Menschsein? Das Gott-Sein gegenüber dem Menschsein besteht darin, daß in der Zeitenreihe der Gott vorher das ist, was der Mensch später sein wird. Sagen Sie nicht, dadurch würde der Gott zum Menschen heruntergeholt oder zum Menschen gemacht. Das wird er nicht. Denn für die übersinnliche Anschauung ist zwar die Zeit - wenn ich mich des paradoxen Ausdruckes bedienen darf - gleichzeitige

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Realität. Der Abstand zwischen dem Menschen und Gott aber erscheint in dem, was zur Zeit des Mysteriums von Golgatha stattfindet. Man darf, wenn man diese Verhältnisse ins Auge fas­sen will, nicht verschiedene Zeiten und nicht Wesen verschiedener Zeiten miteinander in ein Verhältnis bringen.

Sehen Sie, in solchen Schriften, wie die Apokalypse des Johan­nes eine ist, ist vieles noch ausgedrückt in der Mysteriensprache und kann nur verstanden werden, wenn es aus der Mysterienspra­che herausgeholt wird. Und es darf durchaus nicht überraschen, daß der Verfasser der Apokalypse in der Mysteriensprache spricht, denn in seiner Zeit war das den Menschen noch geläufig. Sie wußten damals noch, daß die Laute übersinnliche Wesenhei­ten sind, daß Alpha der Mensch als übersinnliche Wesenheit an seinem Anfang ist, und daß, wenn man vom Alpha zum Beta kommt, man sich vom Menschen zur Welt, das heißt auch zur göttlichen Welt wendet, und daß, wenn man durch alle Laute des Alphabets hindurch bis zum Omega kommt, man die ganze gött­liche Welt in sich schließt.

Das ist im Grunde genommen das Erschütternde, daß wir heute die Laute nur so erleben, daß sie für uns Trivialitäten sind. Denn was sind alle die Laute anderes für uns als Trivialitäten? Wer nur das Abc kennt, kennt nicht viel. Das sind Trivialitäten. Aber diese Trivialitäten, sie weisen im Ausgangspunkt hin auf göttlich-geistige Wesenheiten, und unsere trivialen Buchstaben sind die Abkömm­linge von dem, was für die Menschheit einstmals göttlich-geistige Wesenheiten waren. Das ganze Alphabet war eine Summe von solchen göttlich-geistigen Wesenheiten. Götter waren die Laute, die von allen Seiten an den Menschen herantönten. Die Laute A, B - Alpha, Beta -: der Mensch, der Mensch in seinem Haus und so weiter. Alpha und Omega: der Mensch mit der ganzen Welt. Die Laute empfand der Mensch als dasjenige, was - wenn er es aus­sprach - ihn durchdrang mit Geistigkeit.

Was in dem Intonieren der Kultussprache in der dritten Myste­rienepoche noch da war, das war der letzte Rest dieses Lebens des Göttlich-Geistigen in den Lauten. Das wurde in den allerältesten

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Zeiten noch voll verstanden. Wenn der Mensch nacheinander das intonierte, was heute unser abstraktes traditionelles Alphabet ist, da intonierte er das Weltenwort. Durch das, was er intonierte, verband er sich mit allen Göttern: Im Urbeginne war das Wort. -Das heißt dasselbe, wie wenn der Christus sagt: Ich bin das Wort -, oder wenn er sagt: Ich bin das Alpha und das Omega.

Sehen Sie, die Apokalypse ist noch in der Mysteriensprache abgefaßt und sie bedient sich noch solcher Bezeichnungen, die an die große Zeit erinnern, wo der Mensch den Makrokosmos als sprechendes Weltall gefühlt hat. Wir haben heute das, was in alten Zeiten ein höchstes Geistiges war für die Menschen, die Laute der Sprache, abgeschattet zur Trivialität. Wir müssen fühlen können, was da geschehen ist. Was ist denn geschehen? Die Laute sind da, aber die Götter sind für den Menschen nicht mehr in den Lauten da. Die Götter haben die Laute verlassen. Und die ahrimanischen Wesenheiten stecken auf dämonische Art in unseren Lauten. Die Volksvorstellung, daß die Laute unserer Sprache, wenn sie nur-mehr fixiert werden, etwas von schwarzer Magie in sich enthalten, ist durchaus nicht unbegründet. Darin ist eine gesunde Volksvor­stellung enthalten. Denn die göttlichen Laute von ehemals sind ahrimanisiert. Die Götter von ehemals haben die Laute verlassen, ahrimanische Wesenheiten sind eingezogen. Und wenn wir nicht wieder den Weg zurück finden auf diesem Gebiet, dann wird der Mensch schon durch die Sprache sich immer mehr mit ahrimani­schen Mächten durchdringen.

So fühlend gegenüber der Sprache müssen wir an die Apoka­lypse herantreten. Dann wird uns erst in aller Größe und Gewalt dasjenige erscheinen, was in der Apokalypse vor unsere Seele gestellt ist. Denn was will der Verfasser der Apokalypse? Er will das, was auch alle anderen wollen, die zu Recht von Christus so sprechen, daß sie aus der Erkenntnis heraus sprechen.

Johannes will den Christus vor die Menschheit hinstellen. Er macht aufmerksam darauf, daß der Christus da ist. Er beginnt die Apokalypse damit, daß der Christus da ist. Denn nimmt man die ersten Worte der Apokalypse und übersetzt sie sinngemäß in

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unsere Sprache, so heißt es nicht anders als: Sieh die Erscheinung Jesu Christi! Sieh hin, ich will sie dir zeigen, diese Erscheinung Jesu Christi, die Gott gegeben hat!

Zuerst also wird durch den Verfasser der Apokalypse in seiner Art, eben auf apokalyptische Art, darauf hingewiesen, daß der Christus vor der Menschheit erscheinen will. Aber er macht zu­gleich darauf aufmerksam, daß er nicht bloß von der Erscheinung, von der Imagination Jesu Christi, die gewissermaßen ein Schauen voraussetzt, berichten will, sondern er will auch darauf aufmerk­sam machen, daß die göttliche Weltenmacht, die diese Erschei­nung hereingestellt hat in die Welt, dasjenige, was sie in die Sicht­barkeit gestellt hat, auch in Worten zum Ausdruck bringt.

Diese Worte, die von Gott selbst sind, sie sind die Interpreta­tion der Erscheinung Jesu Christi und Gott hat sie geschickt durch einen Engel an seinen Diener Johannes. So müssen wir den Anfang der Apokalypse auffassen.

Es ist da eigentlich von einem Zweifachen die Rede: Es ist die Rede von einem Imaginativen, von einem Bilde des Christus, und von dem, was die Botschaft des Christus ist. Und das, wovon in dem zweiten Satz gesprochen wird, daß es von Johannes bekräf­tigt und bezeugt wird, das ist die Erscheinung des Christus und die Interpretation dieser Erscheinung: Der Christus im Bilde und der Christus im Worte. Den Christus im Bilde und den Christus im Worte will der Verfasser der Apokalypse vor den Menschen hinstellen.

Damit werden wir zugleich auf etwas hingewiesen, was dazu­mal den Menschen ganz selbstverständlich war, was aber heute vollständig für den Menschen verlorengegangen ist. Wir sprechen heute in unserer ärmlichen Psychologie von Sinneswahrnehmung und von Vorstellung. Und damit die Sache möglichst arm wird, lassen die Leute die Sinneswahrnehmung durch die Sinne entste­hen, und die Vorstellung läßt man den Menschen im Innern ma­chen. Alles ist nur subjektiv, es ist gar nichts von Kosmischem da. Die Leute machen aus einer reichen Welt eine «kantige», und es wird vollständig vergessen, daß der Mensch im Weltall darinsteht.

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Das, was bei uns zur Armut der Vorstellung zusammenge­schrumpft ist, ist das intuitive Element des Wortes: das zweite, was Johannes bekräftigt, wovon er Zeugnis gibt, Mitteilung macht. Das, was wir Wahrnehmung mit Bezug auf Übersinnliches nennen, stellt der Apokalyptiker als die Erscheinung des Christus hin. So daß wir sagen mussen:

Sieh die Erscheinung Jesu Christi, gegeben von Gott, dessen Dienern zu zeigen., was im Laufe kurzer Zeiten geschehen soll;

Ich werde das Wort später deuten.

Gott hat sie ins Wort gebracht und gesandt durch seinen

Engel an den Diener Johannes. Dieser hat bekräftigt

Gottes Wort und die Erscheinung Jesu Christi, die er

gesehen hat.

Das, was Johannes im Brief von Gott empfangen hat, und das, was er gesehen hat, das will er den Menschen geben.

Es ist notwendig, daß wir in dieser Weise wieder konkret auf das Schrifttum des Christentums eingehen. Und es ist Ihre Aufga­be als Priester, die das nun wiederum aus dem tiefsten ehrlichsten Impuls ihrer Herzen sein wollen, darauf zu dringen, daß Kon­kretheit in das Schrifttum hineinkommt. Denn es ist doch so, daß der Mensch, wenn er mit dem, was heute seine Sprache ist, die Evangelien liest, er im Grunde genommen unehrlich zu Werke geht, wenn er sagt, er verstehe sie. Das, was ich Ihnen gesagt habe, steht so im Beginn der Apokalypse.

«Dies ist die Offenbarung Jesu Christi» - so steht es in einer Übersetzung -, «die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll; und hat sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knechte Johannes.» - So steht es da, und es wird in aller Welt dies als Wortlaut der Apo­kalypse den Leuten gesagt. Aber niemand kann in Wirklichkeit

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sich darunter etwas vorstellen. Und so ist es bei dem größten Teil der Evangelien. Weil man mit dem Wortlaut, der nichts mehr gibt von dem, was ursprünglich dasteht, den Leuten klarzumachen versucht, daß dieser Wortlaut etwas sei, dadurch ist allmählich die Vorstellung entstanden, daß man überhaupt nicht tiefer eindrin­gen solle in die Evangelien. Denn wie sollte man das auch ma­chen? Wenn man die Evangelien in irgendeiner modernen Sprache liest, so versteht man, wenn man ehrlich ist, nichts mehr. Denn was da in den modernen Sprachen steht, drückt nichts mehr aus. Man muß erst wieder zurückgehen auf das, was ursprünglich da ist, wie wir es in bezug auf die zwei ersten Sätze gemacht haben und wie wir es für weitere machen werden.

Man sagt auch, für gewisse Partien der Evangelien müsse man zum Griechischen zurückgehen. - Nun, ich habe allen schuldi­gen Respekt vor dem Griechisch-Können unserer Zeitgenossen, die sich redlich Mühe geben mit dem Verständnis des Griechi­schen. Aber die Wahrheit ist, daß heute kein Mensch mehr richtig Griechisch versteht, weil wir überhaupt nicht mehr das in uns haben, was der Grieche in sich hatte, wenn er sprach oder wenn er zuhörte. Wenn wir jemandem zuhören oder selbst sprechen, sind wir ja im Grunde genommen wie Mehlsäcke. Wir bleiben innerlich so ruhig, wie das Mehl im Sack ruhig bleibt, wenn es ordentlich verpackt ist. Das war bei dem Griechen nicht der Fall. In dem Griechen vibrierte sein Bewußtsein, wenn er zuhörte, er wurde innerlich lebendig, und aus der Lebendigkeit heraus sprach er. Die Worte, die er hörte und die, die er sprach, waren für ihn noch lebendige Körper, sie waren für ihn lebendig. Gar nicht zu reden von den orientalischen Völkern. Heute sind sie zwar in der Dekadenz, aber sie sind nicht so wie der europäische Mensch, der nicht mehr innerlich lebendig verneh­men kann, wenn er spricht oder zuhört. Hören Sie nur einem Orientalen zu, wie Sie es zum Beispiel bei Rabindranath Tagore tun können, hören Sie zu, wie diese Menschen selbst in ihren wenig bedeutenden Exemplaren das innere Weben und Leben darstellen, das in der Sprache lebt.

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Heute ist es so, daß man sogar meint, man hätte die Sprache, wenn man ein Lexikon nimmt, in dem auf der einen Seite das englische Wort und auf der anderen Seite das deutsche Wort steht. In vollkommener Ruhe setzen die Menschen die deutschen Worte so hin, wie die englischen Wort dastehen. Gar keine Ahnung haben die Menschen, daß man da über einen Abgrund schreitet, daß man in eine ganz andere Welt hineinkommt, und daß wirklich das, was in der Sprache lebt, behandelt werden muß als ein Gött­liches.

Das muß dem Menschen wieder zum Bewußtsein kommen. Dann wird er innerlich die Forderung stellen, zurückzukehren zu dem, was herausschwingt aus solchen alten Mitteilungen wie zum Beispiel der Apokalypse, die vor unsere Seele hinzaubert die Er­scheinung Jesu Christi. Wie eine gewaltige Erscheinung wird sie vor uns stehen, wenn wir sie so schauen können, wie wenn das ganze Wolkenelement sich plötzlich konzentrierte und uns ganz wunderbare Herrlichkeit hergäbe, Menschengestalt und Engelge­stalt annähme. Wie wenn Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aus der Wolkensubstanz herauswellte und offenbarte den spiri­tuellen Substanzgehalt der Welt, die den Menschen in sich ein­schließt, so ist da hingestellt die Erscheinung Jesu Christi.

Die Erscheinung, sie ist zunächst so da, daß wir vor ihr ver­stummen, daß wir eins mit der Welt werden und aufhören, für unser Bewußtsein da zu sein. Wir stehen der Erscheinung so ge­genüber, daß die Erscheinung allein da ist und wir selber nichtig werden. Darauf gewahren wir hinter der Erscheinung den offen­barenden Gott, den Vatergott, der die Erscheinung gegeben hat:

Er hält hinter der Erscheinung das inspirierende Wort. Das Wort, das die Interpretation der Erscheinung ist, es ist sein Geheimnis. Aber es ist die Zeit da, in welcher das Geheimnis von Gott einem Engel gegeben wird, der es als die briefliche Botschaft Gottes herunterbringt zu den Menschen, auf dem Wege, auf dem die Inspiration von Gott zu den Menschen kommt.

Sobald der Mensch verstummt ist, verschwunden ist, aufgegan­gen ist in der Erscheinung und beginnt, nicht nur in sich selbst zu

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sein, sondern innerlich aufnimmt den göttlichen Brief, den er nur erst zu entsiegeln hat, der mit sieben Siegeln verschlossen ist, den er aufnimmt als den ihm mit sieben Siegeln von der Gottheit übersandten Brief, dann wird er das selber, was in dem Brief steht. Dann kommt er dazu, das als seine eigene Ich-Wesenheit zu se­hen, was in dem Brief steht. Dann steht er mit den göttlichen Ideen, mit dem göttlichen Begriff, mit der geistigen Vorstellung vor der Erscheinung.

Wenn Sie sich den Priester Johannes so vorstellen, die Erschei­nung Jesu Christi vor sich, so selbstlos für sich verschwindend, wenn Sie ihn so von den Engeln empfangen sehen den siebenfach versiegelten Brief Gottes, und wenn Sie entstehen sehen den Ent­schluß, den Brief des Gottes selbst zu entsiegeln und den Inhalt der Menschheit mitzuteilen-, dann haben Sie das Bild, die Imagination, die am Ausgangspunkt der Apokalypse steht. Denn im Aufgenom­menen müssen wir das Wort, das dasteht, deuten, daß es so ist, wie ich es in der Imagination beschrieben habe. - Das will der Verfasser der Apokalypse sagen. Deshalb spricht er: Selig ist, wer da lieset und höret die Worte des Makrokosmos, und der da aufnimmt und in sich bewahrt, was geschrieben ist in dem Buch - wenn der Mensch es versteht -, denn die Zeit ist gekommen.

Sie ist gekommen. Es ist nicht bloße Willkür, es liegt im Karma der Gemeinschaft für christliche Erneuerung, daß wir uns jetzt in diesem Zusammenhang über die Apokalypse besprechen.

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VIERTER VORTRAG Dornach, 8. September 1924

Das Bild, das der Verfasser der Apokalypse uns zeigt, stellten wir gestern vor unsere Seelen hin, das Bild der Erscheinung Jesu Chri­sti, das der Vatergott gegeben hat, und bemerken durfte ich, wie dann dasjenige, was als Erklärung zum Verständnis des Bildes füh­ren soll, aufzufassen ist wie ein Brief von Gott selbst an Johannes.

Es liegt durchaus im Wesen des Mysteriums und in der Art, wie man aus dem Mysterium heraus spricht und vorstellt, daß dann im weiteren der Verfasser der Apokalypse auch selber als der Briefschreiber aufgefaßt wird. Denn im Wesen des Mysteri-ums war es so, daß der Schreiber eines solchen Dokumentes sich durchaus nicht als dessen Verfasser fühlte in dem Sinne, wie wir heute den Verfasser eines Werkes auffassen, sondern er fühlte sich gewissermaßen als das Werkzeug des geistigen Schreibers. Er fühlte, daß in dem unmittelbaren Aufschreiben nichts Persön­liches mehr enthalten sei. Deshalb darf Johannes nun durchaus weiter so handeln, wie wenn er das, was er zu schreiben hat, unter göttlichem Befehl als eine göttliche Botschaft schriebe. Das geht in einer wirklich mysterienhaften Art aus allem folgenden hervor.

Man kann schon sagen: Die Gegenwart bedarf wieder des Ver­ständnisses für solche Dinge, wie es der Übergang ist von der Erscheinung Jesu Christi in den ersten Versen der Apokalypse zu den folgenden, den sieben Sendschreiben an die einzelnen Ge­meinden. Denn die Gegenwart hat eigentlich das Verständnis für diese Dinge, das gang und gäbe war in den Mysterien und das auch durchaus noch in der Denkweise des ersten Christentums lag, einfach ganz und gar vergessen.

Das ist wieder etwas von dem, was an Euch ist, in der weiteren Entwickelung Eures Priestertums weiterzuführen. Ihr müßt be­denken, das, was in der Apokalypse gesagt wird und das inspiriert geschrieben worden ist, das wird gerichtet an die Engel der Ge­meinde zu Ephesus, der Gemeinde zu Thyatira, der Gemeinde zu

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Sardes und so weiter. An Engel sollen diese Briefe gerichtet werden. Das ist etwas, worüber ja das moderne Verständnis sogleich stol­pern muß. Wesentlich ist, daß wir das folgende richtig auffassen.

Zu mir kam einmal ein Mann, der eigentlich sich in der letzten Zeit seines Lebens ungeheuer stark bemüht hatte, zum vollen Verständnis der anthroposophischen Geistesanschauung zu kom­men. Ihr müßt solche Dinge gerade in Eurem Priestertum wissen, denn es sind ja schließlich typische Erscheinungen der Gegen­wart. Es ist nur ein Beispiel, das ich herausgreife, bei dem die Sache, auf die es ankommt, besonders eklatant hervortritt, aber es ist etwas, was Euch auf Euren Priesterwegen immer wieder begeg­nen wird; und auf das Wirken auf Eurem Priesterweg kommt es ja an. Er sagte zu mir: «Es scheint eigentlich so, als ob durch die Anthroposophie angestrebt würde, die Bibel wörtlich zu neh­men». - Ich sagte ihm: «Ja». - Dann brachte er mir allerlei Beispie­le vor, von denen er meinte, daß die Bibel doch nicht wörtlich genommen werden könne, sondern nur symbolisch. Ich sagte zu ihm: «Gewiß, es gibt sehr viele sogenannte Mystiker, Theosophen und so weiter, die suchen in der Bibel allerlei Symbole und der­gleichen, sie lösen die Bibel auf in lauter Symbole. Das tut An­throposophie nicht. Sie sucht nur durch das, was, vielleicht von der symbolischen Sprache ausgehend, dazu führen kann, den ursprünglichen Text in seiner wirklichen Bedeutung zu lesen. Und da», sagte ich, «habe ich noch nie gefunden, daß, wenn man nur den ursprünglichen Text den im Laufe der Zeit entstandenen späteren Mißverständnissen gegenüberstellt, die Bibel nicht über­all, wo ich es nachprüfen konnte, wörtlich zu nehmen wäre.»

Das ist gerade als letztes Ziel zu erreichen: das Wörtlichneh­men der Bibel. Man kann geradezu sagen: Wer die Bibel noch nicht wörtlich nehmen kann, hat ja die Stellen, wo er die Bibel nicht wörtlich nehmen kann, auch noch nicht begriffen. Das ist allerdings in der neuen Zeit bei sehr vielen der Fall.

Hier berühren wir etwas Esoterisches, das vielleicht im bis­herigen Verlauf unseres Zusammenseins überhaupt noch nicht so stark hervorgetreten ist, das aber doch einmal auch vor Euren

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meditativen Sinn treten muß. Denn zuweilen sprießt und spritzt heute - ich möchte sagen, nicht wie Blitzesfiammen, denn die kommen von oben her, aber wie Vulkanfiammen, denn die kom­men von unten her - mancherlei, was in diesem oder jenem Be­kenntnis von alten Mysterien zurückgeblieben ist. So gab es ja -ich habe diese Tatsache schon öfter erwähnt - einen Hirtenbrief eines Erzbischofs, welcher nichts Geringeres als das folgende be­hauptete. In dem Brief war die Frage aufgeworfen: Wer ist höher, der Mensch oder Gott? - Und es wurde in diesem Hirten­brief, obwohl in einer gewundenen Rede, aber doch auf der ande­ren Seite auch wieder unverblümt, darauf aufmerksam gemacht, daß, wenn der Priester am Altar steht, wenn also der Mensch als Priester am Altar steht - von den übrigen Menschen gilt das nicht, aber für die Priester -, er höher sei als Gott, mächtiger als Gott, denn er könne Gott zwingen, irdische Gestalt in Brot und Wein anzunehmen. Wenn der Priester konsekriert, wenn er die Transsubstantiation vollzieht, dann müsse der Gott am Altar an­wesend sein.

Das ist eine Auseinandersetzung, die tief in altes Mysterienwe­sen zurückgeht, und es ist auch eine Auseinandersetzung, die in­nerhalb des esoterischen Brahmanismus im Orient, insofern er aus dem Mysterienwissen heraus ist, heute durchaus noch geläufig ist. Es ist geläufig und im Einvernehmen mit allem Mysterienwesen die Vorstellung, daß der Mensch ein Wesen ist, das die Gottheit mit umspannt, eigentlich der Höhere gegenüber der Gottheit. Und es fühlte sich der Brahmanenpriester, namentlich der von ehemals, in dieser Verfassung seiner Seele als - wenn ich mich so ausdrücken darf - überpersönlicher Träger der Gottheit.

Das ist eine schwerwiegende Vorstellung, die da hereinleuchtet aus altem Mysterienwesen. Aber sie muß schließlich wenigstens einmal dem meditativen Leben der Priesterseele anvertraut wer­den. Denn es widerspricht ja vollständig dem, was sich namentlich im evangelischen Bewußtsein nach und nach ergeben hat. Dem evangelischen Bewußtsein gegenüber ist das, was in dem angezo­genen Hirtenbriefe steht, natürlich eine Torheit. Nun, wir werden

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darauf noch zurückkommen im Laufe dieser Auseinandersetzun­gen über die Apokalypse. Es liegt ja in dem allen nur die ins Große erhobene Vorstellung von dem, was uns an dieser Stelle der Apokalypse, auf die ich hier hinweise, entgegentritt.

Johannes schreibt in göttlichem Auftrage, unter göttlicher In­spiration, an die Engel der sieben Gemeinden. Er fühlt sich also in demjenigen Zustand, in dem er da schreibt, durchaus als derje­nige, der den Engeln der sieben Gemeinden Rat, Mahnung, Mis­sion und so weiter geben soll. Wie ist das konkret vorzustellen? Auf wen hat man deuten müssen, wenn zum Beispiel von dem Engel der Gemeinde von Ephesus oder von Sardes oder von Phil­adelphia die Rede war? Auf wen hat man deuten müssen? So wenig das dem heutigen Menschen verständlich ist, damals gab es durchaus Menschen, welche man heute gebildete Menschen nen­nen würde - christlich gebildete Menschen würde man heute zu den in analoger Lebensstellung Befindlichen sagen -, es gab da­mals durchaus einen Kern von Menschen, die verstanden, was das heißt: Es schreibt eine prophetische Natur, eine weissagende Natur wie die des Johannes, der, indem er in dieser Seelenverfas­sung ist, in der er schreibt, höher steht als die Engel; er schreibt an die Engel der Gemeinden. Aber man hätte unter den Leuten, die das verstanden, gar nicht einmal hingedeutet etwa auf ein Übersinnliches, indem man «Engel» sagte. Man hatte die Vorstel­lung: Christliche Gemeinden sind gegründet worden, bestehen fort; und der Schreiber der Apokalypse denkt daran, daß er seine Briefe richtet an zukünftige Zeiten, in denen das, was er von die­sen Gemeinden sagen muß, kommen wird. Er spricht durchaus nicht von den gegenwärtigen Zuständen. Er spricht von zukünf­tigen Zuständen. Aber hätten diejenigen, die dazumal aus dem, was sich als traditionelle Anschauung ergab aus den alten Myste­rien heraus, deuten müssen auf den, der der Briefempfänger sein soll, sie hätten gedeutet auf den der Gemeinde vorstehenden Bischof.

Auf der einen Seite waren sie sich durchaus klar darüber, daß der eigentliche Leiter der Gemeinde der übersinnliche Angelos ist,

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auf der anderen Seite würden sie gedeutet haben auf den Bischof, den kanonischen Verwalter der Gemeinde. Denn es war die dama­lige Vorstellung, daß jemand, der der Verwalter einer solchen Gemeinde wie die zu Sardes, zu Ephesus, zu Philadelphia war, als Würdenträger der wirkliche irdische Träger der übersinnlichen Angelos-Wesenheit ist. So daß also tatsächlich Johannes, indem er schreibt, sich innerlich erfaßt fühlt von einem höheren Wesen als es der Angelos ist. Er schreibt an die Bischöfe der sieben Gemein­den als an Menschen, die durchdrungen sind nicht nur von ihrem eigenen Engel - das ist ja jeder -, sondern die durchdrungen sind von dem leitenden, führenden Engel der Gemeinde.

Und nun spricht er davon, was er diesen Gemeinden zu sagen hat, und er weist durchaus auf die Zukunft hin. Wir müssen die Frage aufwerfen: Warum werden sieben Briefe an sieben Gemein­den gerichtet? Diese sieben Gemeinden sind ja selbstverständlich die Repräsentanten der verschiedenen Nuancen des Heidentums und des Judentums, aus denen Christus hervorgegangen ist. Für Konkreta war in jenen Zeiten ein viel intensiveres Verständnis als später. Man wußte in der Zeit, aus der die Apokalypse stammt, selbstverständlich ganz genau: Da ist zum Beispiel die Gemeinde zu Ephesus, die einstmals die ganz grandiosen Mysterien von Ephesus geboren hat, in denen auf die Weise, wie es in alten Zeiten eben durchaus üblich sein konnte, auf die künftige Erscheinung Christi hingewiesen worden war. Einen Kultus gab es in Ephesus, der vermitteln sollte die Verbindung der in Ephesus Opfernden und der Zeugen des Opferdienstes mit den göttlich-geistigen Mächten und auch mit dem kommenden Christus. Die alte heid­nische Gemeinde von Ephesus war wohl diejenige, die mit ihrer Vorprophetie des künftigen Christentums und mit ihrem heidni­schen Kult diesem Christentum ganz besonders nahegestanden hat.

Daher wird an den Engel der Gemeinde von Ephesus geschrie­ben von den sieben Leuchtern. Die Leuchter sind ja die Gemein­den selber, das wird ausdrücklich ausgesprochen in der Apoka­lypse. Gerade der Brief an die Gemeinde von Ephesus muß in seiner wahren Gestalt genommen werden, so wie es dasteht.

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Deutlich wird darauf hingewiesen, daß eigentlich diese Gemeinde von Ephesus diejenige war, die am intensivsten das Christentum aufgenommen hat, die mit der ersten Liebe dem Christentum zugetan war. Denn es wird ja gesagt, sie habe sich diese erste Liebe nicht bewahrt. Von der künftigen Zeit, die in Aussicht steht, von der will der Apokalyptiker in seinem Brief sprechen. So sehen wir schon an dem Beispiel dieses Mahnbriefes an die Ge­meinde zu Ephesus, daß der Apokalyptiker die Entwickelung, welche die Gemeinde nimmt, so charakterisiert, daß in der Ge­meinde auf das geschaut wird, was aus alten Zeiten herauflebt.

Es war in der Tat so, daß die einzelnen Gemeinden, von denen hier die Rede ist, verschiedene Nuancen des Heidnischen oder des Jüdischen darstellen, daß sie verschiedene Kulte hatten und durch diese verschiedenen Kulte sich in verschiedener Weise den gött­lichen Welten näherten. Und jeder Brief beginnt immer so, daß man sieht, in jeder dieser Gemeinden hat sich das Christentum auf be­sondere Art aus den alten heidnischen Diensten herausentwickelt.

Man muß sich nur klar darüber sein, daß in den ersten Zeiten der christlichen Entwickelung noch eine Seelenverfassung der Menschen da war, die wirklich ganz verschieden ist von der heu­tigen Seelenverfassung, insbesondere der von Europa - im Orient ist es ja nicht so. Dieses Sehen des Religiösen in einem begriff­lichen Inhalt, den man logisch charakterisieren kann, das war den alten Mysterienvorstellungen der ersten christlichen Jahrhunderte noch ganz, ganz fremd, wirklich ganz fremd. Da sagte man sich etwa: Der Christus ist eine Erscheinung des gewaltigen Sonnen-wesens. Hinstreben zu ihm aber muß die Gemeinde von Ephesus, die Gemeinde von Sardes, die Gemeinde von Thyatira und so weiter, jede auf ihre Art, aus ihrem Kultus heraus. Jede kann auf ihre besonders nuancierte Weise sich ihm nähern. Und daß das durchaus zugegeben wird, das ist ja überall angedeutet.

Man nehme eine solche Gemeinde wie die von Ephesus, die fortsetzen mußte die alten tiefen Mysterien von Ephesus; sie mußte anders sein als zum Beispiel die Gemeinde von Sardes. Die Gemein­de von Ephesus hatte einen Kultus, der tief durchdrungen war von

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der Anwesenheit göttlich-geistiger Substanzen im irdischen Leben. Der Priester, der in Ephesus herumging, hätte sich ebenso gut als Gott wie als Mensch bezeichnen können. Er wußte sich als Träger des Gottes. Das ganze Bewußtsein des Religiösen in Ephesus wurzelt eigentlich in Theophanie, in der Erscheinung des Gottes in den Menschen. Die Priesterschaft von Ephesus stellte jeweilig den entsprechenden Gott dar, und es war sogar eine bestimmte Auf­gabe, dieses Theophanische, dieses Zur-Erscheinung-Bringen des Göttlichen so recht in die Seelen hineinzubringen.

Nehmen wir an, unter den Priesterinnen von Ephesus ging in der Verrichtung der Kulthandlungen diejenige herum, die im we­sentlichen die lebendige menschliche Ausgestaltung der Artemis, der Diana, der Mondgöttin war. Verlangt wurde von den Leuten, daß die irdische Erscheinung nicht unterschieden wurde von der Göttin selber, also daß in der irdisch-menschlichen Erscheinung die Göttin gesehen wurde. Alte Mysterienveranstaltungen, sagen wir zum Beispiel öffentliche Aufzüge, stellten hintereinanderge­hende Menschen dar, die die Götter waren. Und wie man heute lernen muß, adäquate Begriffe von den Dingen zu haben, so mußte man dazumal die Seelenvorstellungen und Seelenempfin­dungen sich beibringen, in dem Menschen, der Priester oder Priesterin war, den Gott zu sehen.

Daher ist es auch kein Wunder, daß, nachdem nun einmal der Apokalyptiker, wie ich es angedeutet habe, in der Mysterienspra­che spricht, er sich gerade an die Gemeinde von Ephesus wendet, wo diese besondere Art zu denken, zu fühlen, zu empfinden am intensivsten ausgebildet war. Daher war es der Gemeinde von Ephesus natürlich, das wesentlichste Symbol des Kultus in den sieben Leuchtern zu sehen. Diese stellten das Licht dar, das auf Erden lebt, das aber göttliches Licht ist.

Ganz etwas anderes war es bei der Gemeinde von Sardes. Diese Gemeinde war die christliche Fortsetzung eines alten, sehr ausge­bildeten astrologischen Sternendienstes, wo man wirklich wußte, wie der Gang der Sterne mit den irdischen Angelegenheiten zu­sammenhängt, und wo man alles, was im Irdischen geschah, was

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etwa höhere oder niedere Häupter befahlen, aus den Sternen ab­las. Die Gemeinde von Sardes war herausentwickelt aus einem Mysterienwesen, das in höchstem Grade zählte auf die Erfor­schung der Lebensgeheimnisse und Lebensimpulse aus dem nächtlichen Sternenhimmel. Bevor man von der Gemeinde von Sardes als einer christlichen Gemeinde reden konnte, mußte man gerade von ihr sprechen als derjenigen, die am meisten festhielt an dem alten traumhaften Hellseherzustand, denn gerade diesem traumhaften Hellsehertum ergab sich das nächtliche Geheimnis des Makrokosmos. Und da, wo festgehalten wurde an dem alten traumhaften Hellsehertum, das als Tradition fortbewahrt wurde, wurde wenig gesehen auf das, was der Tag gibt.

In dieser Beziehung ist schon wirklich sehr bezeichnend der Unterschied des Sonnendienstes und der Sonnenlehre zu Ephesus und zu Sardes, insofern man wirklich bei Ephesus wie bei Sardes von den alten Weistümern sprechen kann. Man lehrte ja in allen diesen alten Mysterien - und die Lehre der Mysterien ging hinaus zu den Laien - das, was für die damalige Zeit auch Wissenschaft war, denn eine von den Mysterien getrennte Wissenschaft gab es nicht. In Ephesus war die Sonnenlehre eine solche, daß man schon unterschied zwischen den fünf Planeten, die man annahm auf der einen Seite: Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur, und auf der anderen Seite die Sonne mit dem Mond. Man zeichnete die Sonne aus, die wir ja heute gegenüber den Planeten einen Fixstern nen­nen, indem man sie abtrennte von den Planeten und sie als Tages-gestirn verehrte - vor allem in Ephesus -, weil man in der Sonne von ihrem Aufgang bis zum Niedergang das lebenspendende Prinzip sah.

So war es nicht in den alten Zeiten in Sardes. In Sardes gab man nichts auf die Tagessonne, man empfing ihr Licht als eine Selbst­verständlichkeit, aber man gab nichts auf die Tagessonne in der Stadt Sardes, sondern da galt nur die Nachtsonne, die man in den alten Mysterien die «Mitternachtssonne» nennt und die als gleich­bedeutend mit den Planeten angesehen wurde. Den Mond unter­schied man nicht von den übrigen Planeten, und die Sonne wurde

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angesehen als ein wirklich mit den anderen Planeten gleichstehen­der Planet.

In Sardes zählte man so auf: Saturn, Jupiter, Mars, Venus, Merkur, Sonne, Mond. - So hätte man es in Ephesus nicht gemacht. In Ephesus sagte man: Saturn, Jupiter, Venus, Merkur auf der einen Seite, auf der anderen Seite die dem Erdenleben nahestehenden Tag- und Nachtgötter Sonne und Mond. - Das ist also der große Unterschied, und darauf bezog sich alles Kultische in Sardes.

Es war in dieser ersten christlichen Zeit sogar so, daß in Ephe­sus der alte heidnische Kult fortlebte, der nur nach dem Christ­lichen hin orientiert war, während in Sardes fortlebte die Nuance des alten heidnischen Kultes, der nach dem Astrologischen hin orientiert war, wie ich das eben dargestellt habe. Daher ist es natürlich, daß der Apokalyptiker schreibt von Sardes: «das da hat die sieben Geister Gottes und die sieben Sterne» (Apk. 3, 1). -Jetzt sind es nicht die Leuchter, welche auf dem Altar stehen, nicht das Licht, das mit der Erde verbunden ist, sondern es ist das Licht, das oben steht im Makrokosmos.

Wie tief der Apokalypseschreiber noch im alten Mysterienwesen steht, könnt Ihr entnehmen, wenn Ihr Euch die Frage beantwortet:

Was wirft der Apokalypseschreiber der Gemeinde von Sardes vor, worauf sie besonders zu achten hat? Der Gemeinde von Sardes wirft er in erster Linie vor, daß sie wachen soll, daß sie den Über­gang finden soll zur Tagessonne, der Ausgangsstätte des Christus.

Bis ins Wort hinein ist dasjenige, was dasteht, daher im eigent­lichen Sinn zu nehmen, wenn man nur zu dem ursprünglichen Sinn wirklich vordringt und weiß, wie in alten Zeiten mit dem religiösen Leben verfahren worden ist und wie eigentlich als der Letzte im großen Stil - Nachwirkungen sind immer da - der Apokalypseschreiber gesprochen hat. So ist zum Beispiel Alexan­der der Große bei seiner Ausbreitung des Griechentums muster­gültig mit dem religiösen Leben verfahren, was uns ja überall entgegentritt, wenn wir die Ausbreitungszüge Alexanders in reli­giöser Beziehung ins Auge fassen. Da ist kein Überreden der Menschen und da sind keine Dogmen. Da wird einer Volksgemeinschaft

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alles das gelassen, was sie hat an Kultus, an Überzeu­gung, und nur soviel wird hineingegossen, wie gerade aufgenom­men werden kann. So sind auch die Sendboten Buddhas verfah­ren, die heraufzogen nach dem babylonischen Gebiete und hinüber nach ägyptischem Gebiete. Nachdem sie gewirkt hatten, konnte man äußerlich im Kultus und im Gebrauch des Wortes im wesentlichen nicht unterscheiden die spätere Zeit von der frühe­ren. Innerlich war sie jedoch gewaltig zu unterscheiden, denn hineingegossen war in das, was dem Gott dieser Völker geheiligt war, alles das, was die besondere Nuance des Kultus, des Opfer-dienstes, der Uberzeugung aufnehmen konnte. Im Grunde ge­nommen fand etwas Ähnliches ja auch in den europäischen Gebieten in den älteren Zeiten statt: nicht ein eigenmächtiges Überfluten der Menschen mit vielen Dogmen, sondern ein An­knüpfen an das alte Mysterienwesen der jeweiligen Völker.

Sehen Sie, das sind zunächst Bausteine, die man kennenlernen muß, damit man so etwas wie die Apokalypse richtig liest, damit nicht ein auch nur spärlicher Rest zurückbleibt von dem Absur­den, zu dem die heutige Theologie vielfach in bezug auf die Apo­kalypse gekommen ist. Dieses tolerante Hineinbauen in das Be­stehende, das zum Beispiel dem Apokalypseschreiber öfter das Wort in den Mund gibt: «Ihr wollt Juden sein und seid es nicht» (Apk. 2, 9; 3, 9), das will er aus den Herzen, aus den Seelen der dort sitzenden Leute sprechen. Solche Dinge und andere haben ja dazu geführt, die Apokalypse überhaupt nicht als christliches Dokument gelten zu lassen, sondern als ein jüdisches Dokument anzusehen. Man muß es eben verstehen, wie diese Dinge aus der alten Vorstellungsweise hervorgegangen sind.

Nun, wir werden auf die Einzelheiten dann noch genauer einzugehen haben, aber eine Vorstellung muß möglichst heute schon berührt werden: Derjenige, der dazumal unter Inspiration geschrieben hat, der war sich klar darüber, daß man mit einer bestimmten Anzahl typischer Erscheinungen eine Wirklichkeit erschöpfend darstellen kann. Sehen Sie sich an, wie wunderbar individuell die sieben Gemeinden in den sieben Briefen der Apokalypse

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charakterisiert werden. Ganz wunderbar. Sie sind da alle so beschrieben, daß sie sich scharf voneinander abheben, daß sich jede in ihrer besonderen Eigenart uns darstellt. Der Schreiber der Apokalypse war sich klar darüber gewesen: Würde er eine achte Gemeinde beschreiben, so würde er etwas beschreiben müssen, was wiederum mit einer der vorhandenen Gemeinden ähnlich wäre. Ebenso würde das bei einer neunten sein. Mit diesen sieben Nuancen ist zugleich alles beschrieben, was möglich ist. Darüber war er sich klar.

Dies ist wiederum eine wunderbare Vorstellung, die aus alten Zeiten heraufragt. Mir ist das vor kurzer Zeit wiederum so leben­dig entgegengetreten, als wir von Torquay, wo wir unsere eng­lischen Sommerkurse hatten, hinausfuhren nach der Stätte, wo einst das Schloß des Königs Artus stand, des Artus mit seinen zwölf Rittern. Man sieht es heute dieser Stätte noch an, was sie einmal an lebendigem Leben bedeutete. Wenn man diese in das Meer hinausgehenden Landvorsprünge sieht, die besetzt sind mit den spärlichen noch vorhandenen Ruinen der alten Artusschlös­ser, die wunderbare Gestalt hatten, und dort den Blick hinausrichtet auf das Meer - (es wird an die Tafel gezeichnet:) in der Mitte ist ein Berg, hier das Meer und da das Meer -, dann sieht man das Meer diese dortige Gegend so merkwürdig durchseelend. Ein Bild, das einen Eindruck darbietet, der fortwährend wechselt. Während wir dort waren, wechselten in verhältnismäßig kurzer Zeit rasch hintereinander Sonnenschein und Regen. Das ist natür­lich in der alten Zeit auch der Fall gewesen. Heute ist es sogar stiller; in dieser Beziehung hat sich das Klima dort geändert. Nun schaut man in dieses wunderbare Wechselspiel, in das Ineinander-spielen der elementarischen Lichtgeister, die Beziehungen einge­hen mit den Wassergeistern, die von unten nach oben heraufstrah­len, und wiederum sieht man ganz besondere Geister-Erscheinun­gen, wenn das Meer anbrandet an das Land und sich losringend zurückgeworfen wird, oder wenn das Meer sich aufkräuselt. Nir­gends sonst als an dieser Stätte der Erde findet man dieses eigen­tümliche Leben und Weben der elementarischen Weltwesen.

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Das, was ich dort sehen durfte, war das Instrument der Inspi­ration für die Teilnehmer der Artustafelrunde. Sie empfingen wirklich die Antriebe zu dem, was sie tun sollten, aus dem, was ihnen mit Hilfe dieser Meer- und Luftwesen gesagt wurde. Diese Artusritter wiederum, sie konnten nur zwölf sein. Ich sage, es trat mir das entgegen, weil man tatsächlich heute noch wahrnehmen kann, worauf die Einsetzung dieser Zwölfzahl beruhte. Es gibt eben zwölf Nuancen des Wahrnehmens, wenn man es in dieser Art mit durch elementarische Wesen zustande gekommenen Weltwahrnehmungen zu tun hat, zwölf Arten des Wahrnehmens. Wenn man aber als einzelner Mensch alle zwölf erfassen will, so wird immer eine durch die andere undeutlich. Die Ritter der Artustafelrunde haben ihre Aufgaben daher so verteilt, daß jede immer als eine dieser zwölf Nuancen aufgefaßt werden kann. Sie waren überzeugt, damit hatte jeder ein von dem anderen scharf differenziertes Gefühl von dem Weltall, dessen Aufgabe sie über­nahmen. Aber es konnte keinen Dreizehnten geben, denn der hätte wieder einem von den Zwölfen ähnlich sein müssen.

Es liegt hier klar die Vorstellung zugrunde: Wenn Menschen sich ihre Aufgaben in der Welt teilen wollen, müssen es zwölf sein. Die bilden ein Ganzes, sie stellen die zwölf Nuancen dar. Wenn Menschen in Gemeinschaften, in Gemeinden, der Welt gegenüberstehen, bringt dies die Siebenzahl. Diese Dinge wußte man dazumal.

Der Apokalyptiker schreibt noch aus diesem übersinnlichen Zahlenverständnis heraus, und so spricht er auch im weiteren Verlauf der Apokalypse. Ich will heute zunächst nur über das Lesen der Apokalypse reden. Johannes macht uns darauf auf­merksam, wie da unter den Erscheinungen die ist, daß er sieht den Stuhl Christi, den Stuhl des verklärten Menschensohnes, um den herum 24 Älteste sitzen (Apk. 4, 4). Hier haben wir eine Nuan­cierung nach der Zahl Vierundzwanzig. Was bedeutet diese Nuancierung nach der Zahl Vierundzwanzig?

Gemeinden haben eine Nuancierung nach Sieben, leibhaftige Menschen auf dem physischen Erdengrund haben eine Nuancierung

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nach Zwölf. Wenn es sich aber darum handelt, den Men­schen als Repräsentanten der menschlichen Entwickelung im überirdischen Leben anzusehen, dann kommen wir wiederum zu einer anderen Zahl. Es gab ja Führer der Menschheit, die von Epoche zu Epoche das zu offenbaren hatten, was die Menschheit an Offenbarungen aufzunehmen hatte, die einfach eingeschrieben sind in dem Weltenäther, den man auch die Akasha-Chronik nennt. Wenn wir die aufeinanderfolgenden großen Offenbarer der sich entwickelnden Menschheit nehmen, so können wir finden, wie da im übersinnlichen Reiche eingeschrieben ist, was die ein­zelnen Offenbarer zu geben hatten.

Eigentlich sollte man solch eine Individualität wie zum Beispiel Moses nicht nur aufsuchen, wie er als der Erden-Moses war, auch nicht nur, wie er nach den biblischen Dokumenten war, denn diese sind schon nach der Akasha-Chronik gegeben. Man sollte Moses aufsuchen, wie er auf dem Stuhle Christi sitzt. Das, was von seinem Erdensein das Ewige ist, das Bleibende sub specie aeternitatis, das ist fest eingegraben im Weltenäther. Es kann aber nur vierundzwanzig solche für die Ewigkeit gewählte Menschen­wirksamkeiten geben, denn bei der fünfundzwanzigsten würde eine Wiederholung einer vorhergehenden auftreten. Das war ein Wissen in der Vorzeit.

Wollen Menschen auf Erden zusammenwirken, müssen es zwölf sein. Wollen menschliche Gemeinschaften zusammenwir­ken, müssen es sieben sein; die achte wäre eine Wiederholung von einer der sieben. Wirken aber sub specie aeternitatis die zusam­men, die im Laufe der Menschheitsentwickelung sich vergeistig­ten, die eine Etappe des Menschlichen darstellen, müssen es vier­undzwanzig sein. Das sind die 24 Ältesten.

Wenn wir nun diese 24 Ältesten nehmen, von deren Offen­barungen einzelne schon da sind, andere erst kommen werden, so haben wir sie um den Stuhl Christi herum wie die Synthese, wie die Zusammenfassung aller Menschenoffenbarungen. Aber wir haben vor diesem Stuhl Christi den Menschen selber, der jetzt als Mensch aufgefaßt wird gegenüber dem, was als Glied, als einzelne

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Etappe des Menschlichen dasteht. Ich möchte sagen: Der Mensch an sich, wie man ihn auffassen muß, der ist unter dem Bilde der vier Tiere dargestellt.

Ein grandioses Bild steht da vor uns. Der verklärte Menschen-sohn in der Mitte, auf dem Stuhl die einzelnen Etappen der Menschheit durch die Zeitenfolgen in den 24 Lenkern der 24 Stunden des großen Weltentages, und, ausgebreitet über alles das unter dem Bilde der vier Tiere, den Menschen selber, der alle einzelnen Etappen zu umfassen hat. Ein Wichtiges, Wesentliches tritt uns da entgegen.

Was geschieht denn da vor dem sehenden Schauen des Apoka­lyptikers, der des Gottes Botschaft den Engeln ihrer Gemeinden überliefert und damit der ganzen Menschheit überliefert? Was geschieht da? Als die vier Tiere in Aktion treten, das heißt, als der Mensch seine Beziehung zur Gottheit entdeckt, da fallen die 24 Lenker der 24 Tagesstunden des großen Weltentages auf ihr Ant­litz. Da verehren sie dasjenige als das Höhere, was der ganze Mensch ist, gegenüber dem, was sie darstellen: eine Etappe der Menschheit. In den Ältesten sah man wirklich dieses Bild, das dann der Apokalyptiker vor die Menschheit hinstellt. Nur daß man in jenen ältesten Zeiten sagte: Derjenige, der auf dem Stuhl sitzt, wird kommen -, und der Apokalyptiker hat zu sagen: Der­jenige, der auf dem Stuhl sitzt, ist schon dagewesen.

Ich wollte heute über die Bedeutung des Lesens der Apokalyp­se sprechen. Aber richtig lesen lernen wir nur dann, wenn wir in die Lage kommen, von den alten Mysterien ausgehend eben das Lesen zu lernen.

Nun wollen wir versuchen, in der Apokalypse weiter zu leben. Denn es stehen tiefe Geheimnisse darin, die nicht nur so sind, daß Ihr sie kennenlernen sollt, sondern die schon so sind, daß manche derselben von Euch ausgeführt werden sollen, getan werden sollen.


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FÜNFTER VORTRAG Dornach, 9. September 1924

Uns muß es ja vor allen Dingen darauf ankommen, die Apokalyp­se so zu lesen, wie sie in der Gegenwart gelesen werden soll. Schon aus dem Grunde, weil in der Gegenwart die geistige Ent­wickelung des Menschen im Zeichen der Bewußtseinsseele sich zu entfalten hat, muß dasjenige, was die Führung des geistigen Lebens ist, auch voll ins Bewußtsein hineintreten. Daher wird es sich für uns darum handeln, die Orientierung über das, was der Apokalyptiker gibt, vollbewußt in uns aufzunehmen.

In früheren Zeitaltern bedeuteten die Mitteilungen des Apoka­lyptikers vielleicht mehr oder weniger nur etwas für die höchsten Eingeweihten, die es ja in späteren Zeiten immer weniger gab, aber sie bedeuteten nichts für die gewöhnliche Priesterschaft. Heute muß das, was in der Apokalypse enthalten ist, wirklich in das Bewußtsein der Priesterschaft einziehen.

Nun haben wir gestern hingewiesen auf die sieben Gemeinden, und wir haben von einem Gesichtspunkt aus hingewiesen auf die Gemeinde von Ephesus. Die Welt ist wahrhaftig reich an Gesichts­punkten, und in ein und dieselbe Sache können viele Gesichtspunk­te hereinspielen. Wir können die Gemeinde von Ephesus so charak­terisieren, wie wir das gestern getan haben, und wir finden dann, wie aus heidnischen Voraussetzungen heraus innerhalb dieser einen Gemeinde das Christentum entwickelt worden ist. Wir können aber auch darauf hinweisen, wie in diesen Impulsen wirklich viel von dem enthalten war, was die Grundstruktur der ersten nachatlanti­schen Zeit war, mehr als das im Indien der späteren Zeit der Fall war. So daß man in dem, was zu Ephesus sich als Christentum entwickel­te, in gewissem Sinne die christliche Fortsetzung der Weltauffas­sung und Lebensanschauung der ersten nachatlantischen Zeit sehen kann, während in der Gemeinde von Smyrna, die in der Apokalypse an zweiter Stelle genannt wird, zunächst die urpersische Kultur gelebt hat, die dann übergegangen ist in das Christentum.

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Pergamon wiederum wird angeführt als diejenige Gemeinde, in der die dritte nachatlantische Kultur gelebt hat. Wir finden, wenn wir gerade das Sendschreiben an die Gemeinde von Perga­mon auf uns wirken lassen, wie da mehr oder weniger deutlich hingewiesen wird auf das Hermeswort, das innerhalb dieser Kultur gelebt hat.

Dann werden wir in dem Brief an die Gemeinde von Thyatira verwiesen auf jene Kultur, die wir die vierte nachatlantische nennen, das ist diejenige, in die das Mysterium von Golgatha selbst hinein-fällt. Wir werden da, wenn wir dieses bedeutende Sendschreiben auf uns wirken lassen, überall daran erinnert, wie wirklich die Botschaft des Mysteriums von Golgatha unmittelbar wirkte.

Und dann die schon gestern besprochene Gemeinde von Sar­des. Ich zeigte Ihnen, wie diese Gemeinde von Sardes ja in einer gewissen Weise astrologisch orientiert war, wie sie auf den Ster­nendienst hinorientiert war. Damit aber trägt diese Gemeinde von Sardes, wie es ja gewiß historisch nicht anders sein kann, viel Vergangenheit in sich, aber vor allen Dingen trägt gerade diese Gemeinde Zukunft in sich. Und jetzt wollen wir versuchen, das in unsere spirituelle Anschauung der Gegenwart hineinzubekom­men. Wir leben in der fünften nachatlantischen Periode. Wenn man hinschaut auf das, was in Sardes Vergangenheit war, so ist da auch etwas Keimhaftes, was noch nicht vollendet war zur Zeit, als Johannes die Apokalypse schrieb. Der ganze Ton dieses fünften Sendschreibens ist schon auch ein anderer als bei den vier voran­gehenden. Johannes weist im Schreiben an die Gemeinde von Sardes hin auf die Zukunft. Die Zukunft, auf die er damals hin­wies, die gewissermaßen keimhaft in Sardes verkörpert war, das ist unsere Zeit; das ist die Zeit, in der wir selber leben.

Nun aber wird ja die aufeinanderfolgende Epochenreihe der Entwickelung der nachatlantischen Zeit und zugleich die innere Entwickelung des Christentums noch von einer anderen Seite her in den sieben Siegeln angedeutet; in diesem Sendschreiben ist ja ineinander geheimnißt die Entwickelung der nachatlantischen Zeit und die Entwickelung des Christentums. Auch da haben wir

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in den sieben Siegeln die Geheimnisse der sieben Gemeinden an­gedeutet. Wir werden da gewahr - den anderen Sinn der sieben Siegel werden wir noch beschreiben -, wie auf die Eröffnung des vierten Siegels, das also entspricht einem Geheimnis der vierten nachatlantischen Epoche, ein fahles Pferd erscheint, und wie nun die Rede ist von dem Tode, der in die Welt gekommen ist (Apk. 6, 8). Damit wird zunächst eines der wichtigsten Geheimnisse der Apokalypse berührt, insofern dieses Geheimnis ganz besonders wichtig ist für unsere Zeit. In der vierten nachatlantischen Epoche tritt in gewissem Sinne wirklich der Tod in die Menschheit ein. Machen Sie sich das nur klar. Man lernt die menschliche Natur gut erkennen, wenn man so etwas wie den Tod betrachtet.

Gehen wir zunächst in die erste, zweite und dritte nachatlan­tische Epoche zurück. Die menschliche Seelenverfassung, über­haupt die ganze Verfassung des Menschen, sein Sich-Fühlen, ist in den früheren Epochen anders, als sie später geworden ist. Es war einst so, daß der Mensch ein deutliches inneres Fühlen seines Hineinwachsens in den Erdenaufenthalt hatte. Der Mensch hatte in seinem gewöhnlichen Bewußtsein noch eine deutliche Erinne­rung daran, daß er vor seinem irdischen Leben droben in der Geisteswelt lebte. Wenn auch in der letzten Zeit vor dem Myste­rium von Golgatha dieses Bewußtsein schon stark abgeschwächt war, es war doch in der ersten, zweiten und dritten nachatlanti­schen Epoche so bedeutsam vorhanden in jeder menschlichen Persönlichkeit, daß der Mensch wußte: Ich bin auch ein geistiges Wesen gewesen, bevor ich ein Kind geworden bin. - Diese Art von Seelenverfassung ist weniger in äußeren Dokumenten ent­halten, aber es war so. Man rechnete nicht allein mit dem Erden-aufenthalt, man rechnete mit einer Fortsetzung des Erdenaufent­haltes nach rückwärts in die geistige Welt hinein. Das war es, was in der vierten nachatlantischen Epoche auftrat, gerade in der Epo­che, die zusammenfiel mit dem Mysterium von Golgatha, daß der Mensch sein irdisches Leben sozusagen deutlich eingeschlossen sah durch die zwei Tore: das Tor der Geburt oder Empfängnis und das Tor des Todes.

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Dieses Bewußtsein, diese Art von Seelenverfassung, trat wirk­lich erst in der vierten nachatlantischen Epoche ein, so daß wir es also zu tun haben mit der Entfaltung dieses Bewußtseins, daß der Mensch streng eingeschlossen ist innerhalb der Grenzen des irdi­schen Lebens, etwa vom achten vorchristlichen Jahrhundert an bis in das l5jahrhundert nach dem Mysterium von Golgatha. Seit dieser Zeit bereitet sich ja ein neues Bewußtsein vor, aber da ste­hen wir erst im Anfang. Sie müssen nur denken, es sind ja seit dem Beginn dieser Zeit erst vier, fünf Jahrhunderte vergangen; das ist so, wie sich das vierte nachatlantische Bewußtsein im dritten vorchristlichen Jahrhundert entwickelt hatte. Es war eben dazu­mal noch ein ganz anderes Bewußtsein, als es in der Zeit der vollen Entfaltung der vierten nachatlantischen Epoche war. Die Menschheit der Gegenwart trägt ja zumeist noch nicht das Kleid des neuen Bewußtseins an sich, sondern sie trägt vielfach noch an sich das Bewußtsein, das eigentlich das Bewußtsein der vierten nachtatlantischen Epoche ist. Dafür sorgt eigentlich die ganze Zivilisation.

Bedenken Sie nur, wieviel eigentlich herübergetragen worden ist aus der vierten nachatlantischen Epoche, wie stark die Men­schen noch wie in der vierten nachatlantischen Epoche auf selbst­verständliche oder auch auf kokette Weise leben. Unsere ganze Gymnasialbildung ist so, daß noch die vierte nachatlantische Epo­che in ihr wirkt. Solange das Lateinische die Gelehrtensprache war - vierte nachatlantische Epoche. Und wir denken ja im öf­fentlichen Leben durchaus auch noch so, wie in der vierten nach­atlantischen Epoche gedacht worden ist. Wir sind sozusagen für die fünfte nachatlantische Epoche, für die Entwickelung der Be­wußtseinsseele noch gar nicht zur vollen Menschlichkeit gekom­men. Und deshalb sehen die Menschen der Gegenwart noch im­mer die Sache so, daß ihr Erdenleben zwischen den beiden Toren, dem Tor der Geburt und dem Tor des Todes, eingeschlossen ist.

Es ist dieses Bewußtsein schon in der Entwickelung begriffen, es kommt nur bei den meisten Menschen noch nicht heraus; es kommt nur heraus bei einzelnen, besonders dafür Veranlagten.

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Ich habe eine Anzahl von so veranlagten Menschen in meinem Leben kennengelernt, aber man beachtet sie für gewöhnlich nicht. Es ist das Bewußtsein, das der Mensch in der fünften nachatlan­tischen Zeit entwickelt so, daß es gar nicht völlig hinreicht für das Leben zwischen der Geburt und dem Tode, sondern so, daß der Tod eigentlich immer hereinspielt in das Erdenleben. Dem Men­schen wird bewußt werden, daß man eigentlich jeden Tag ein bißchen stirbt, daß eigentlich fortwährend das Sterben im Men­schen anfängt, daß der Tod fortwährend da ist. Einzelne Men­schen gibt es, die entweder den Tod stark fürchten, indem sie ihn als zehrend an ihrer Erdenmenschlichkeit empfinden; aber ich habe auch solche Menschen kennengelernt, die den Tod liebten, weil er sie immer begleitet, und die eigentlich immer nach ihm verlangten.

Das ist etwas, was in der fünften nachatlantischen Epoche immer mehr und mehr heraufkommen wird: das Bewußtsein, den Tod neben sich hergehen zu sehen. Ich will es noch konkreter beschreiben. Der Mensch wird jenen intimen Feuerprozeß, der mit der Entwickelung der Bewußtseinsseele zusammenhängt, an sich wahrnehmen. Insbesondere wird der Mensch in solchen Momenten, wo er aus dem Schlafbewußtsein heraustritt und in das Wachbewußtsein tritt, dieses Wachbewußtsein wie eine Art Feuerprozeß in sich erleben, der ihn verzehrt. Denn die Bewußt­seinsseele ist schon ein Hochgeistiges; das Geistige aber verzehrt immer das Materielle. Und die Art und Weise, wie die Bewußt­seinsseele das Materielle und das Ätherische im Menschen ver­zehrt, ist eine Art intimer Feuerprozeß, ein Verwandlungsprozeß. Das wird der Mensch im Verlauf dieser fünften nachatlantischen Epoche immer mehr und mehr in sich wahrnehmen. Nur dürfen Sie sich dieses Feuer nicht so vorstellen wie eine brennende Ker­zenflamme; so physisch muß man sich das nicht vorstellen. Son­dern der Mensch wird es sozusagen in seiner Seele moralisch sich konstituieren fühlen, dieses Neben-ihm-Stehen des Todes.

Bei den meisten Menschen ist es ja heute so: Wenn sie sehen, wie gute Vorsätze oder starke Absichten, die sie haben, in dem

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nächsten Augenblick, in der nächsten Stunde, dem nächsten Tage, dem nächsten Monat sich verflüchtigen, so nimmt man das ja bei der herrschenden materiellen Weltanschauung als etwas hin, was eben einfach geschieht. Das wird man aber immer mehr anders fühlen lernen. Man wird fühlen lernen, wie eine gute Absicht, zu deren Erfüllung man zu schwach war, am Leben zehrt, den Men­schen vermindert in seinem moralischen Gewicht, man wird füh­len lernen, wie er dadurch moralisch leichter, unbedeutender wird im Weltenall. Heute empfindet man das nur als eine Schwäche der Seele, nicht aber als etwas im Weltenall Fortwirkendes. Das wird man aber in der Zukunft empfinden. Ebenso wird der Mensch gewisse intellektuelle Tätigkeiten immer mehr als an ihm zehrend empfinden, wie durch ein seelisches Feuer zehrend. Es sind ja diese Erscheinungen durchaus heute schon gegeben, auch in gro­ßem Maßstab, aber sie sind bisher nicht in dieser Weise empfun­den worden.

Es gibt eine Art, sich in die geistige Welt Stufe für Stufe hin­einzufinden, zum Beispiel indem man das berücksichtigt, was in dem Buch «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» angegeben ist. Dadurch kommt man in eine Harmonie hinein zwischen Geist, Seele und Leib. Aber so, wie die meisten Men­schen heute das geistige Leben betreiben, ohne diese Übungen, namentlich auch, wie in einzelnen Konfessionen das religiöse Leben betrieben wird, da wird dieses religiöse Leben in dem Menschen so wirksam, daß es ihn an moralischem Gewicht ver­mindert, leichter macht.

Das sind Dinge, die immer mehr im Bewußtsein wahrgenom­men werden. Es ist schon so, daß der Mensch in dieser fünften nachatlantischen Epoche sich sehr ändern wird. Denn es ist eine bedeutende Änderung, wenn man durch das, was man seelisch ist, in seiner ganzen Menschlichkeit sich gekräftigt oder vermindert fühlt, wenn man das Schicksal nicht bloß als eine Sache der Ver­hältnisse fühlt, die äußerlich um einen herum sind und auf einen wirken, sondern wenn man das Schicksal als etwas fühlt, das einen moralisch leichter oder schwerer macht.

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Sehen Sie, das ist das Bewußtsein, das sich in den Menschen vorbereitet, das man auch äußerlich, empirisch sich vorbereiten sehen kann. Es beginnt heute die Zeit, wo die Priesterschaft auf diese Dinge hinzuschauen hat, wenn die Gläubigen vor ihr stehen. Denn da handelt es sich nun darum, das, was da heraufzieht in das Bewußtsein der Menschen - was jetzt noch nicht voll bewußt ist, aber in allerlei Unruhe, Nervosität, disharmonischen Empfin­dungsgehalten sich zeigt -, dies so zu behandeln, daß der Mensch Trost hat, Stärkung hat.

Es wird immer weniger möglich sein, von seiten der Priester-schaft sich nur allgemeine Ideen zu bilden, nach denen man die einzelnen Menschen behandelt. In gewissem Sinn - Sie nehmen mir das nicht übel - war und ist ja auch heute noch die Schablone in vieler Beziehung das Maßgebende. Man kann ja wirklich hören, wenn man bei einem Menschen nachfrägt, der irgendwie an Wahnideen leidet und der bei einem Pfarrer Zuflucht gesucht hat, was der Pfarrer mit ihm gemacht hat. Nun, da konnte man hören, daß der Pfarrer versuchte, bei dem Menschen das Sündenbewußt­sein zu erwecken. Und auch in einem zweiten Fall konnte man hören, daß der Pfarrer wiederum versuchte, das Sündenbewußt­sein zu erwecken. So geht die Schablone durch alles hindurch.

Als ich einmal an einem Tage drei Begräbnisse anhörte, ist mir aufgefallen, daß von demselben Pfarrer jedes Begräbnis mit dem­selben Satz begonnen wurde: «So hoch der Himmel über der Erde ist, so viel sind meine Gedanken höher als eure Gedanken.» -Immer war da diese Schablone, die noch verhältnismäßig berech­tigt war in der vierten nachatlantischen Epoche. Das hat sich, mit anderem, das ich erwähnt habe, herübererstreckt auch in die fünf­te Epoche und herrscht noch bei uns, während gerade in unserer Kulturepoche in alldem eine feinere Beobachtung und eine Um­wandlung eintreten muß.

Damit muß heute die Priesterschaft beginnen. Die Priester-schaft muß damit beginnen, wieder den Seelenblick hinüberlenken zu können in das Herz des anderen Menschen. Das können ja heute die wenigsten Menschen. Der Mensch bleibt dem anderen

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Menschen heute furchtbar unbekannt. Sehen Sie, wenn man mit einer gewissen Ehrfurcht - und ohne Ehrfurcht geht ja das Lesen der Apokalypse nicht -, wenn man mit Ehrfurcht in der Apoka­lypse die Stelle von den weißen Kleidern liest (Apk. 3, 4-5}, mit denen diejenigen angetan werden müssen, die die Aufgabe der fünften Kulturepoche erfüllt haben, dann bekommt man den Ein­druck: Hier handelt es sich darum, tief in diese besondere Be­wußtseinsart des Menschen durch den Priesterblick hineinzu­schauen, den Menschen, wie er nun im fünften nachatlantischen Zeitraum vor ihn hintritt, sozusagen kennenzulernen. Das ist die Mahnung: den Menschen kennenzulernen, nicht an den Kleidern, die er trägt, nicht durch das, was er in der äußeren Welt darstellt, sondern ihn an seinen Seelenkleidern kennenzulernen. Durch die­sen Brief an die Gemeinde von Sardes spricht der Apokalyptiker diese Mahnung gerade in unsere Gegenwart hinein.

In unserer Gegenwart muß der Priester von allem Äußeren, in das der Mensch gestellt ist, durchdringen in seine Seele hinein. Der Priester muß in gewissem Sinne anfangen, den Menschen so anzusehen, wie ich es vorgestern charakterisiert habe, daß man den Menschen ansehen muß, wenn man auf sein Karma kommen will. Ich habe gesagt: Wenn man auf das Karma des Menschen kommen will, darf man ihn nicht auf seinen Beruf, nicht auf seine sozialen Verhältnissen und nicht auf sein Können oder Nichtkön­nen ansehen, sondern man muß tief in seine Seele hineingehen, in die Eigenschaften, in die Fähigkeiten, die in jedem Beruf im Grunde genommen zum Ausdruck kommen können. Denn man muß ja hinschauen auf dasjenige, was der Mensch im vorigen Erdenleben war. Nun, soweit braucht ja der Priester nicht zu gehen. Aber anfangen muß der Priester damit, alles Äußerliche zu durchschauen und auf das Innerliche zu sehen, das rein Mensch­liche, das, wodurch der Mensch jedesmal innerlich eben Mensch, individuell gearteter Mensch ist.

Es ist schon so, wenn wir uns bis zu diesem Sendschreiben an die Gemeinde von Sardes in dem Buch der Apokalypse herauf-lesen, dann fühlen wir das, was da steht, wie eine unmittelbare

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Aufforderung an die Gegenwart. Und wir können dann beim weiteren Lesen schon einen noch tieferen Eindruck empfangen.

Denken Sie nur einmal über das folgende nach. Denken Sie, die fünfte nachatlantische Epoche geht vorüber. Während dieser Epoche verändert der Mensch sein Bewußtsein so, daß er das Arbeiten, das Wirken, das Werk des Todes an sich durchschaut. Er wird es durchschauen lernen, aber er wird es nicht so durch­schauen, daß ihm in jedem Augenblick sein Alter, das er erreichen kann, vor der Seele steht. Sehen wird er das Arbeiten des Todes an sich. Er wird den Tod fortwährend als Begleiter um sich haben. Um sich haben wird er ihn natürlich, aber was neu geschaffen werden muß auf den verschiedenen Lebensgebieten, das ist, daß der Mensch einen seelischen Gehalt wird haben müssen, der ihm dieses Den-Tod-neben-sich-stehen-Haben als etwas Naturgemä­ßes erscheinen läßt. In sich die Kräfte ewigen Seelenwachens er­weckt zu haben, das bedeutet: den Tod neben sich als einen guten Freund immerfort als Begleiter haben zu können.

Wenn Sie hinausschauen in die Umgebung, so sehen Sie sie heute noch ganz im Lichte der vierten nachatlantischen Epoche. Sie sehen im Grunde genommen Leben, das den Tod in sich trägt, in jeder Planze, in jedem Stein, aber Sie sehen den Tod nicht, weil Sie ihn noch nicht in sich sehen. Die Menschen werden aber an­fangen, den Tod immer zu sehen. So wird man zu den Menschen der Gegenwart immer mehr sprechen müssen, denn wenn man mehr und mehr den Tod sieht, verwandelt sich ja das ganze Schauen des Menschen.

Ja, den Tod sehen, heißt mancherlei zu sehen, das sich heute hinter den Erscheinungen ganz und gar verbirgt. Wir sehen in einem gewissen Sinn die Natur heute sehr stabil, weil wir in ge­wisse feine Intimitäten der Natur gar nicht hineinschauen. Wir gehen durch das Land und sehen zum Beispiel Tafeln, auf denen steht: In diesem Ort ist Maul- und Klauenseuche. - In Wirklich­keit ist über einem solchen Ort etwas im Intimeren geschehen, was so gesehen werden kann, daß es sich vergleichen läßt mit demjenigen, was das sturmbewegte Meer oder ein Vulkanausbruch

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darstellt. Und so wird das sein, was in der sechsten nach­atlantischen Epoche an den Menschen herantritt.

Weil der Mensch noch nicht den Tod schaut, sieht er heute nur, wenn zum Beispiel der Vesuv speit oder wenn mächtige Erdbeben durch den Seismographen wahrgenommen werden, aber jene Span­nung im Ätherischen, die sich zum Beispiel dann auslebt, wenn in irgendeiner Gegend ein bedeutender Genius lebt oder geboren wird, sieht der heutige Mensch nicht. Ebensowenig sieht der Mensch jenes gewaltige Geisterwalten und Geisterweben, für das ja die Sterne und ihre Konfigurationen nur der äußere Ausdruck sind.

Das alles in einem gewissen Sinne zu sehen, steht dem Men­schen in der sechsten nachatlantischen Epoche bevor. Die Sonne, wie sie jetzt ist, wird vom Himmel heruntergefallen sein, die Ster­ne werden vom Himmel heruntergefallen sein. Wo jetzt die Sterne in ihrer materiellen Abstraktheit erglänzen, wird man Geisteswal­ten und Geistesweben schauen. So wird sich im Laufe der fünften nachatlantischen Epoche die Selbstanschauung des Menschen sehr ändern und im Laufe der sechsten Epoche wird sich die ganze Welt um den Menschen herum ändern. Aber glauben Sie nicht, daß zum Beispiel der Initiierte die Welt geradeso sieht wie der Nicht-Initiierte. Und so ist es auch mit den aufeinanderfolgenden Bewußtseinsstufen. Der Mensch in den aufeinanderfolgenden Bewußtseinsstufen sieht die Welt nicht in gleicher Weise.

Daß wir als Menschen in einem solchen Umwandlungsprozeß leben, in einem Prozeß der menschlichen Umwandlung und der Umwandlung des Weltbildes, das wird in der Apokalypse unter anderem dadurch angedeutet, daß in den ersten vier Briefen ver­hältnismäßige Gleichheit herrscht. Der erste Brief wird entsiegelt:

ein weißes Pferd erscheint, ein Pferd. Der zweite Brief wird ent­siegelt: ein rotes Pferd erscheint, wieder ein Pferd. Der dritte Brief wird entsiegelt: ein schwarzes Pferd erscheint, wiederum ein Pferd. Der vierte Brief wird entsiegelt: es erscheint ein falbes Pferd, aber eben ein Pferd (Apk. 6. Kapitel).

Der fünfte Brief wird entsiegelt: es erscheint nicht mehr ein Pferd; es ist nicht mehr vom Pferd die Rede. Es wird das, um was

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es sich handelt, ganz anders angedeutet. Wenn wir fortschreiten im Lesen der Briefe, finden wir, wie in dieser Weise hingedeutet wird auf eine grundbedeutsame Verwandlung, die gerade während unserer Zeitepoche eintritt.

Und man kann nicht anders als sagen: Wir müssen uns schon vorbereiten, die neue, verwandelte Gemeinde von Sardes zu wer­den. Diese neue, verwandelte Gemeinde von Sardes, die wird Verständnis dafür haben müssen, daß es ja schließlich ein Triviales ist, Pflanzen, Tiere, Steine zu kennen, und daß man das alles erst richtig kennt, wenn man in jedem Stein, in jeder Pflanze die Ster­ne wirksam findet. Auch geistig müssen die Sterne herunterfallen vom Himmel. Man kann auch das schon wahrnehmen.

Ich möchte dafür nur ein besonderes Beispiel anführen. Solche Dinge werden ja in ihrer äußeren Konfiguration von den Men­schen genommen, aber man sieht nicht viel hin auf die Art, wie so etwas in der ganzen geistigen Entwickelung der Menschheit drin-nensteht. Jeder kann nur etwas tun auf seinem Platz, auf dem Platz, auf dem er steht. Bevor ich auf die letzte Reise nach Eng­land gefahren bin, ergab sich hier folgendes. Sie wissen ja viel­leicht, daß ich, wenn ich in Dornach bin, den Arbeitern dieses Baues jede Woche während der Arbeitszeit eine oder zwei Stun­den gebe, in denen ich ihnen von naturwissenschaftlichen und von geisteswissenschaftlichen Dingen spreche. Weil das unter der Ar­beiterschaft sehr gerne gesehen wird, mache ich das so, daß ich mir von den Arbeitern das Thema geben lasse. Die Arbeiter haben es gerne, wenn sie das Thema selbst geben können, und sie begeh­ren von mir auch solche Dinge zu wissen, wie sie im heutigen Geistesleben möglich sind. Das gehört schon zu dem, wofür auch die Priester volles Verständnis haben müssen.

Bevor ich die englische Reise machte, da kam ich in die Stun­de, und ein Arbeiter hatte die Frage präpariert: Ja, woher kommt es eigentlich, daß manche Pflanzen duften und andere nicht? Woher kommt der Duft der Blumen? - Ja, soweit sind nun diese Arbeiter erzogen durch die Vorträge, die ja schon seit langem stattfinden, schon seit Jahren, daß sie natürlich nicht vorlieb nehmen

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damit, daß man ihnen irgendeine chemische Erklärung gibt und ihnen etwa sagt: das ist dieser oder jener Stoff, der diesen oder jenen Duft verbreitet - Sie kennen ja die Art, wie unsere naturwissenschaftlichen Erklärungen meistens sind: die Armut kommt von der pauvreté -, sondern die Arbeiter verlangen nach wirklichen Erklärungen.

Nun, sehen Sie, da mußte ich ihnen das folgende sagen - ich will hier nur kurz wiederholen, was ich eine Stunde lang ausein­andergesetzt habe -: Zunächst weist uns das, was duftet, auf un­sere Sinnesorgane hin; wir nehmen den Duft durch unser Ge­ruchsorgan wahr. Aber fragen wir uns einmal, ob wir unser Ge­ruchsorgan so ungeheuer fein ausgearbeitet haben, daß wir es bis zum Polizeihund bringen können. Daß das nicht gut möglich ist, werden Sie wohl zugeben müssen. Im Gegenteil, Sie werden zu­geben müssen, daß der Mensch ein grobes Geruchsorgan hat, nicht ein feines, und daß man, wenn man die Reihe in der Natur heruntergeht, auf verfeinerte Geruchsorgane trifft.

Nehmen Sie zum Beispiel den Hund, der so feine Geruchsor­gane hat, daß er es zum Polizeihund bringen kann. Wenn Sie den Hund betrachten, so werden Sie sehen, daß seine Stirne zurück­geht, sie folgt den sich fortsetzenden Geruchsnerven, die hinein-tragen in das Wesen des Hundes den Geruch. Bei uns Menschen ist das aufgeplustert zur Stirne. Unser Intelligenzapparat ist ein umgewandeltes Geruchsorgan, besonders das Apperzeptionsver­mögen. Schon daraus geht hervor: Wenn wir zu niederen Wesen heruntersteigen, kommen wir zu feineren Geruchsorganen.

Nun lehrt die Geisteswissenschaft: Eine große Anzahl von Pflanzen sind nichts weiter in ihrer Blüte und in ihrer Geruchs­entfaltung als Geruchsorgane, richtige vegetabilische Geruchssor­gane von ungeheurer Feinheit. Und was riechen diese? Sie riechen den Weltgeruch, der immer vorhanden ist. Und der Weltgeruch, der von der Venus ausgeht, ist ein anderer als der, der vom Mars oder vom Saturn ausgeht. Es ist zum Beispsiel so, daß Veilchen-gerüche das Geruchsecho desjenigen sind, was das Veilchen als Weltgeruch wahrnimmt. Solche wohlriechenden Pflanzen nehmen

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aus dem Weltgeruch dasjenige wahr, was von Venus, Merkur oder Mars kommt. Der Stinkasant, Ferula assa-foetida, nimmt den Geruch vom Saturn wahr und gibt ihn wieder.

Da muß man den Leuten erklären, weil sie es verlangen, wie gewissermaßen die Sterne herunterfallen. Denn was sind schließ­lich die Wesen der Welt anderes als das, was die Sterne herunter-geben. Wenn man der Realität nach über diese Dinge spricht, so muß man sagen: Jetzt fallen ja wirklich schon die Sterne herunter, denn sie sind in den Pflanzen drinnen. Nicht nur der Geruch ist in ihnen, sondern die Pflanzen sind richtige Geruchsorgane.

Nun kam ich heute zur ersten Stunde wieder zu den Arbeitern und ließ mir die Fragen geben, die sie beantwortet haben wollten. Da haben sie die Frage gestellt: Wenn nun das in der letzten Stun­de über die Gerüche Gesagte richtig ist und die Pflanzen feine Geruchsorgane sind, woher kommen dann aber die Farben der Pflanzen?

Nun mußte ich die Erklärung abgeben, daß allerdings die Düfte der Pflanzen von den Planeten kommen, aber die Farben der Pflanzen von der Kraft der Sonne. Ich setzte das weiter aus­einander an Beispielen, aus denen das ersehen werden kann. Da war aber einer unzufrieden und sagte: Da haben Sie noch überse­hen, warum auch die Steine Farben haben. Ich verstehe schon - so sagte er -, warum die Pflanzen Farben haben, und daß eine Pflan­ze, wenn sie im Keller wächst, wo die Sonne nicht hinkommt, zwar Form und Duft hat, aber weil die Sonne nicht die Keller-mauern durchdringt, die Pflanzen fahl bleiben, sogar bis zur Farb­losigkeit. Wie ist es aber mit den Steinen?

Jetzt mußte ich auseinandersetzen: Es gibt einen ,Tageslauf der Sonne, eine Umdrehung der Erde in 24 Stunden, einen Jahreslauf, der die Jahreszeiten bewirkt, der die Sonne hinaufgehen läßt bis zum Zenit und heruntergehen läßt. Es gibt aber noch etwas ande­res. Jetzt mußte ich das platonische Weltenjahr klarmachen, ich mußte erklären, daß die Sonne ihren Frühlingsaufgangspunkt -den sie jetzt in den Fischen hat - früher im Widder, noch früher im Stier, in den Zwillingen hatte und so weiter, und daß sie im

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Verlaufe von 25 920 Jahren einmal mit dieser Konstellation rund herum durch den ganzen Tierkreis geht, daß es also einen Tages­lauf, einen Jahreslauf und einen Weltenjahreslauf der Sonne gibt. Und während der Jahreslauf der Sonne den Pflanzen ihre Farben gibt, brauchen die Steine, um ihre Farben zu bekommen, den Weltenjahreslauf der Sonne. In den Farben der Steine, im Grün des Smaragd, im Weingelb des Topas, im Rot des Korund, da lebt die Kraft, die sich entwickelt durch den Umgang der Sonne durch das platonische Weltenjahr.

Sehen Sie, wenn man da anfängt, aus dem Spirituellen heraus über die Welt zu sprechen, dann fragen die Leute auch über das Irdische so, daß sie nicht mehr zufrieden sind, wenn man ihnen das Irdische mit den Trivialitäten unserer Laboratorien und Se­ziersäle erklärt. Sie wollen schon richtig erkennen und fühlen sich dann sehr zufrieden, die Sache auf «Sardessche» Weise zu erken­nen, indem man die Sterne und ihre Wirksamkeit zu Hilfe nimmt. Was tut man da schließlich anderes, als es der Schreiber der Apo­kalypse tut: man stellt Sardes hinein in die Gegenwart.

Sehen Sie, es ist das nur ein Beispiel. Aber es muß eben damit begonnen werden, dieses Sternenempfinden, diese Sternenwesen­Empfindung hereinzutragen in die Gegenwart. Es muß damit be­gonnen werden, daß die Menschen wieder einsehen: Der Christus ist ein Sonnenwesen. - Das wird aber am allermeisten bekämpft.

Wenn ich Ihnen solche Dinge sage, namentlich wenn ich Ihnen sage, wie diese moderne fünfte nachatlantische Epoche ge­wissermaßen das auferweckte Sardes sein muß, wie wir es kurz, prägnant, großartig charakterisiert finden in der fünften Gemein­de und im fünften Siegel, das nun entsiegelt werden muß, wenn ich Ihnen das sage, werden Sie fühlen, wir haben heute die Auf­gabe, dieses besondere Verständnis der Apokalypse zu entfalten: Die Apokalypse verstehen zu können als Aufgabe, die täglich an unser Herz herandringt. Es nützt heute nichts, die Apokalypse bloß zu interpretieren. Es ist notwendig, daß wir die Apokalypse in allem tun, sonst können wir es überhaupt lassen. Das bloße Interpretierenwollen hat nicht viel Wert.

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So habe ich Ihnen das zweite anzudeuten versucht, was zum Lesen der Apokalypse gehört. Gestern versuchte ich ja, das Formale anzugeben, heute versuchte ich Ihnen zu zeigen, wie zum Lesen der Apokalypse das Dabeisein mit dem Wollen gehört. Und das ist auch natürlich, denn die Apokalypsen sind immer entstanden durch Inspirationen des Willens. Und hier berühren wir einen wirklichen, einen lebensvollen apokalypti­schen Punkt.

Es gibt heute schon Leute, die in gewisser Beziehung apoka­lyptisch erzogen werden, aber sie werden apokalyptisch so erzogen, daß sie eine Art und Weise der Willenserziehung erhalten, die spezifisch auf die römisch-katholische Kirche hin-orientiert ist: das sind die Jesuiten. In der Jesuitenerziehung, namentlich in den Jesuitenexerzitien, liegt etwas stark Apokalyp­tisches. Die Jesuitenexerzitien enthalten eine Schulung des Wil­lens, wie sie immer dem Schauen des Apokalyptischen zugrunde liegt.

Die Willenserziehung ist also dasjenige, was vor allen Dingen ins Auge gefaßt werden muß von demjenigen, der es heute mit einer wirklichen Priesterschaft im Sinne der christlichen Erneue­rung ernst nimmt. Er muß die Apokalypse verstehen, damit er in ihr sehen kann den richtigen Impuls für den Willen, während in der Tat ein sehr einseitiger Impuls für den Willen gegeben worden ist durch Ignatius von Loyola, zwar in großartiger Weise, aber in außerordentlich einseitiger Weise. Heute ist das schon ahrimanisch verhärtet, aber gerade bei der Betrachtung des Ignatius von Loyola zeigt sich, wie falsch wir die Welt anschau­en, wenn wir sie nicht geisteswissenschaftlich erkennen. Die Leute führen die heutige Jesuitenentwickelung noch immer auf Ignatius von Loyola zurück. Das ist aber nicht richtig. Ignatius von Loyola war längst wieder da in einer neuen Verkörperung und hat sich damit natürlich ganz herausgelöst aus der früheren Strömung. Er hat wieder gelebt als Emanuel Swedenborg, und die Jesuitenentwickelung ist seit jener Zeit völlig ins Ahrimani­sche hineingesegelt; sie knüpft nicht mehr an Ignatius an, sondern

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sie ist heute in ahrimanischem Sinne wirksam. Sie haben da, ich möchte sagen, das Schatten-Gegenbild dessen, was Sie selber sich anerziehen müssen, indem Sie, wie ich gesagt habe, in Ihr Ich das Apokalyptische aufnehmen, so daß Ihr Ich zur Summe von Wirkenskräften wird, die selber apokalyptisch sind.

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SECHSTER VORTRAG Dornach, 10. September 1924

Wenn jemand in die alten Mysterien eingeweiht worden ist, so bestand das erste, was er erfahren sollte, darin, daß sein Sinn, seine ganze menschliche Seelenverfassung, hingelenkt wurde auf die Bedeutung des in der Siebenzahl verlaufenden Zyklus der Weltkulturentwickelung. Und wir sehen ja deutlich in der Apokalypse nachwirken dasjenige, was gerade aus dem Einweihungsprinzip der alten Mysterien heraus sich ergibt. Die Apokalypse hat diese Siebenzahl in der mannigfaltigsten Weise sowohl in ihrer Gliede­rung, in ihrer Komposition, wie auch in ihrem Inhalt. Nun han­delt es sich darum, daß ja damals dasjenige, was mit dieser Siebenzahl verbunden worden ist, nicht in äußerlicher Weise mit ihr verbunden wurde, wie man sich das gewöhnlich heute vorstellt, sondern man weihte den Betreffenden ein in das Wirken und Weben der Zahlen überhaupt.

Nun möchte ich Sie hier, meine lieben Freunde, auf etwas auf­merksam machen, was ich auseinandergesetzt habe drüben in ganz anderem Zusammenhang, in dem Kurs über Sprachwissen­schaft. Da mußte ich auseinandersetzen, wie ein Erleben im Laute möglich ist, wie aber tatsächlich die Menschheit heute das Erleben im Laute verloren hat. Sie müssen nur sich einmal vor die Seele stellen, wie ja im Laute Elemente des gestaltenden und wesenden Wortes gegeben sind, und wie durch das Erleben dieser Laute der mannigfaltigste, ja der wundervollste Welteninhalt gestaltet wer­den kann durch die Kombination der etwa 32 Lautelemente. Ver­setzen Sie sich einmal in eine solche Zeit - und es gab ja Zeiten, wo der Menschheit das noch eine Realität war -, versetzen Sie sich in eine Zeit, welche ganz lebhaft weste in diesen Elementen der Laute und ganz lebhaft empfand das Wunderbare, das darin liegt, aus dem Erleben dieser 32 Lautelemente heraus eine Welt gestalten zu können. Man empfand wirklich in der Sprach-Gestal­tung, in der bildenden Gestaltung des Wortes, das Weben eines

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Geistigen, das man miterlebt im Sprechen. Man erlebte, daß in den Lauten Götter leben.

Wenn Sie diese 32 Laute nehmen, dann werden Sie sich leicht ausrechnen können, daß dabei etwa 24 Laute auf die Konsonanten und etwa sieben auf die Vokale kommen - natürlich sind die Dinge immer approximativ -, und Sie können jetzt im Sinne des Anfanges des Johannes-Evangeliums «Im Urbeginne war das Wort» ein Licht fallen lassen auf jenes Bild, das ja auch als apo­kalyptisches Bild gedacht werden kann: Das Alpha und das Omega ist umgeben von den sieben Engeln - den Vokalen - und von den 24 Ältesten - den Konsonanten. Und so empfand man auch, daß das Geheimnis des Weltenalls ganz in dem webte und lebte - mit der Bedeutung, die ich schon auseinandergesetzt habe -, was man in der heiligen Sprache des Kultus intonierte. Und man fühlte im Zelebrieren des Kultus die mächtige Anwe­senheit desjenigen, was von dem Welteninhalt in diesem symbo­lischen Bilde war.

Überhaupt muß wiederum von der Menschheit gefühlt werden, wo gerade von der Mysterienweisheit die Götter gesucht worden sind. Sie sind nicht in einem so Fernen, Transzendenten gesucht worden, wie man sich das heute vorstellt. Ihre Verleiblichung hat man in so etwas gesucht wie in den Lauten; und wenn man vom «Weltenwort» gesprochen hat, so hat man eben von demjenigen gesprochen, was wirklich durch die Welt webt und an dem der Mensch mit seiner Sprache teilnimmt.

Ebenso ist es mit den Zahlen. Wir haben ja heute eine durch und durch abstrakte Vorstellung von den Zahlen, gemessen an einer solchen Vorstellungsart, wie sie noch in der Apokalypse waltet. Nun, sehen Sie, wenn man in die ersten christlichen Jahr­hunderte zurückgeht, so findet man, daß damals deshalb ein ge­wisses Verständnis für so etwas wie die Apokalypse bei manchen Menschen da war, weil das Geheimnis der Zahl noch gefühlt wurde, weil noch erlebt wurde dieses eigentümliche Verhältnis in der Gliederung einer Zahlenreihe. Man hat durchaus nicht in die­ser Weise wie heute die Zahlenreihe als ein Aneinanderfügen von

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Eins zu Eins genommen, sondern man hat erlebt, was da liegt in der Drei, in der Vier, man hat erlebt das geschlossene Wesen der Drei, das offene Wesen der Vier, das mit dem Menschen verwand­te Wesen der Fünf. In der Zahl selbst fühlte man so ein Göttli­ches, wie man in den Buchstaben und Lauten ein Göttliches fand.

Und wenn nun in den alten Mysterien der Mensch soweit war, daß er in dieses Zahlengeheimnis eingeweiht wurde, dann war es seine Verpflichtung, in dem Lauf dieser Zahlengeheimnisse zu denken, zu fühlen, zu empfinden. Denken Sie, was damit gegeben ist. Wir haben in der Musik sieben Töne. Die Oktave, der achte, ist ja wie der erste. Wir haben im Regenbogen sieben Farben. Wir haben auch in anderem in der Natur die Siebenzahl. Denken wir uns, meine lieben Freunde, der Natur fiele es ein, im Regenbogen eine andere Anordnung der Farben zu treffen; es würde das ganze Weltenall durcheinanderfallen. Oder in der Tonskala würde man eine andere Einteilung der Töne machen - die Musik würde unerträglich werden.

Daß es auch im Menschenseelenwesen eine richtige Gesetzmä­ßigkeit gibt, wie im Lauf der Natur selbst, darauf wurde der Ein­zuweihende hingewiesen, und daß er nun nach seiner Einweihung nicht mehr willkürlich seine Gedanken hin- und herzuwerfen habe, sondern verpflichtet ist, innerlich in der Zahl zu denken, innerlich zu erleben das Zahlengeheimnis, so wie es in allen We­sen und Vorgängen webt und lebt und so wie in der Natur die Zahl lebt.

Aber die Apokalypse ist ja nun noch in einem Zeitalter verfaßt worden, in dem ein solches Hineinstellen des Menschen in das kosmische Geheimnis der Siebenzahl oder der Zwölf- oder der Vierundzwanzig- oder der Dreizahl eine absolute Gültigkeit hat­te. Seit dem Beginn unseres Bewußtseinsseelenzeitalters, also seit dem ersten Drittel des 15. Jahrhunderts, kommt wieder das zur Geltung, was vor dem strikten Gelten der Siebenzahl war, und es kommen allmählich Verschiebungen in der Siebenzahl heraus. Wir sind nicht mehr in der glücklichen Lage, eine Evolution so zu erleben, daß sie genau in der Siebenzahl verläuft. Wir sind schon

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in demjenigen Entwickelungsstadium der Erde, wo gegenüber den Zahlengeheimnissen eine Unregelmäßigkeit beginnt, so daß für uns die Zahlengeheimnisse eine neue Bedeutung gewonnen haben.

Wenn wir uns erbauen an den Zahlengeheimnissen, wie sie in solch einem Dokument wie der Apokalypse leben, so ist es für uns so, daß wir durch dieses Sicheinleben in einen solchen Stoff wie die Apokalypse fähig werden, auch dasjenige, was immer mehr und mehr außerhalb der Zahlengeheimnisse verläuft, mit unseren Sinnen aufzufassen. Und so können wir sagen, wir leben uns in einer gewissen Weise heraus aus den Zahlengeheimnissen. Aber wir mussen sie uns aneignen, um sie in den Formen dann zu gebrauchen, wie es nunmehr dem menschlichen Geschehen auf der Erde entspricht und wie sie durch die Priesterschaft auf dem Gebiete des Religiösen zu behandeln sind.

Indem ich dies voraussetze, darf ich jetzt über gewisse Erschei­nungen doch noch so sprechen, als ob sie durchaus in Zahlenge­heimnissen verliefen, denn in einem gewissen Sinne dürfte ja das Weltgeschehen langsam erst aus den Zahlengeheimnissen heraus­kommen und in eine freilich nicht in der Zahl verlaufende Art des Weltgeschehens hineinkommen. Das war die Art des Denkens in den alten Mysterien: große Zyklen zu sehen, die in der Siebenzahl verlaufen, und andere, kleinere und kleinste Zyklen zu sehen.

So haben wir in den sieben Gemeinden, die gleichzeitig als konkrete wirkliche Bildungen auf der Erde vorhanden waren, den Fortbestand der alten Kulturen und das Eintreten der neuen Kulturperioden gesehen, aber auf der anderen Seite haben wir auch einen kleineren Zyklus, den man in einer gewissen Weise verstehen lernt durch die Apokalypse. Wie dieser kleinere Zyklus ist, meine lieben Freunde, das wollen wir jetzt bedenken.

Wenn wir zurückblicken auf die Zeit, in der das Mysterium von Golgatha stattgefunden hat auf der Erde, so treffen wir ge­genüber der geistigen Entwickelung der Menschen auch auf die Erzengelherrschaft des Oriphiel, desjenigen Erzengels, der vor­zugsweise von den Saturnkräften seine Impulse erhält (Tafel 4). Wir kommen dann in ein Zeitalter hinein, das als regierenden

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Erzengel Anael hat, dann in das Zeitalter des Zachariel, denn in das Zeitalter des Raphael, dann des Samael, des Gabriel und in das jetzige, das Zeitalter des Michael. Wir haben ein erstes, ein zwei­tes, drittes, viertes, fünftes, sechstes und siebentes Zeitalter, so daß wir in bezug auf diesen kleineren Zyklus innerhalb unseres fünf­ten großen Zyklus im siebenten Zeitalter sind. Wir leben in dem Zeitalter, von dem man, wenn man mit heutigen Formen schrei­ben wollte, sagen müßte: Wir leben in dem Zeitalter Fünf/Sieben, im fünften nachatlantischen Kulturzeitraum, dem fünften großen Zyklus der Menschheitsentwickelung, und in bezug auf eine an­dere Gliederung - die Epochen der Erzengelherrschaften -, die sich mit dieser durchkreuzt, leben wir im siebenten Zyklus.

Ein siebenter Zyklus, meine lieben Freunde, bedeutet einen Endzustand. Dem jetzigen ging voran der sechste Zyklus, der Gabriel-Zyklus. In einem sechsten Zyklus entscheidet sich immer sehr viel; das Ende wird vorbereitet. Aber der letzte Zyklus, der vorherging, wirkt in diesen sechsten Zyklus noch hinein. Der Michael-Zyklus begann etwa 1879, der Gabriel-Zyklus etwa 1471. Vorher war der Zyklus des Samael, jenes Erzengels, welcher seine Impulse vom Mars empfängt; es war der fünfte Zyklus.

Zu dem Zeitpunkt, in dem das fünfte nachatlantische Zeitalter beginnt, ist eben der Erzengel des fünften kleineren Zyklus an der Regierung. Er leitet aber schon durch drei bis vier Jahrhunderte vorher den Beginn dieses fünften nachatlantischen Zyklus wäh­rend des fünften Erzengel-Zyklus ein. Es fällt also der kleine Zyklus mit dem Beginn des großen Zyklus zusammen. Das heißt aber nichts Geringeres als: Die großen Zyklen werden bewirkt von Geistern der mittleren Hierarchie. Die dritte Hierarchie, zu der auch die Erzengel gehören, sind die dienenden Glieder der höheren Hierarchien. Das Gesetz der Zahl wirkt also so, daß beim Beginn des fünften Zyklus der fünfte Erzengel in seiner Haupttätigkeitszeit zusammenfällt mit den wiederum in der Fünf-zahl stehenden höheren Wesen aus einer höheren Hierarchie.

Es ist verhältnismäßig lange her, daß von diesen Dingen geredet wurde, aber immerhin ist davon länger geredet worden in der Welt,

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als man gewöhnlich denkt. In solchen Stätten wie zum Beispiel der Schule von Chartres ist schon im 12. Jahrhundert von diesen Geheimnissen gesprochen worden. Damals gab es noch eine apo­kalyptische Sprache. Diese ist immer so, daß das Weltenall sozu­sagen in der Perspektive, im Aspekt der Zahl gesehen wird.

Wenn Plato sagt: Gott mathematisiert, Gott geometrisiert -, so ist mit diesem göttlichen Geometrisieren oder Mathematisieren nicht unser bißchen abstrakte Geometrie oder Mathematik ge­meint, sondern jenes tiefe Erleben, das die Alten gehabt haben den Formen und den Zahlen gegenüber. Und es wird ja heute verspottet von dem Materialismus, aber es ist überall sichtbar, daß auch im organischen Leben das Gesetz der Zahl Sieben waltet. Man verfolge nur einmal in bezug auf die Zeit des Werdens das Auskriechen von Schmetterlingen und Larven oder die Entwicke­lung gewisser Krankheiten - überall wird man das Gesetz der Sieben waltend finden. Daß die Zahl etwas aus der Natur der Dinge Folgendes sei, das wurde den Eingeweihten klargemacht, und dadurch wurden sie hingewiesen darauf, zu sehen, wie die Dinge im Weltzusammenhange liegen.

Denn wie merkt man auf, meine lieben Freunde, wenn man sich sagen muß: Der in der Zahl Fünf stehende Erzengel beginnt die Zeit seiner Herrschaft im fünften nachatlantischen Zeitraum mit aus den Marskräften herauskommenden Kräften. Wird ein Zeitalter mit Marskräften begonnen - das wird ja schon in der trivialen Vorstellung angedeutet -, so liegt etwas Kriegerisches darin.

Wenn wir auf die aufeinanderfolgenden Kulturperioden sehen, so sind sie abgeteilt durch bedeutsame Ereignisse. Und wenn wir zurückblicken auf das bedeutsame Ereignis, das den vorigen, den atlantischen Zeitraum von dem jetzigen, dem nachatlantischen Zeitraum trennt, der als der fünfte Zeitraum in seiner fünften Kulturperiode steht, so haben wir als Grenze zwischen beiden die als «Sintflut» bekannte Eiszeitperiode, den Untergang der alten Atlantis, und das Aufsteigen neuer Weltteile. Wir leben in der fünften nachatlantischen Periode, eine sechste und eine siebente

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werden folgen. Die Katastrophe, die uns trennt von der nächsten großen Periode, die kommen wird - nach der fünften die sechste und siebente Periode -, die wird dann nicht bloß ein so äußerli­ches Naturereignis sein, wie die Eiszeit eines war und wie alles das war, was durch die Erzählungen von der Sintflut angedeutet ist, sondern es wird sich die Scheidung der fünften von der sech­sten Periode mehr zeigen auf dem moralischen Felde. Ein Krieg aller gegen alle, auf den ich schon öfter hingedeutet habe, wird als eine moralische Katastrophe die fünfte von der sechsten großen Erdperiode trennen, allerdings verbunden mit Naturereignissen, aber die Naturereignisse werden mehr zurücktreten.

Die fünfte Kulturperiode wurde eingeleitet von dem, was vom Mars kommt durch Samael, den Streitgeist, indem Streitelemente aus der geistigen Welt heruntergeholt wurden. Und im Beginn des Bewußtseinsseelenzeitalters sehen wir auch in unserem kleineren Zyklus, wie unser fünftes Zeitalter in sich etwas enthält von der Vorbedeutung, der prophetischen Vorbedeutung dessen, womit das große Zeitalter abschließen wird, nachdem auf den fünften der sechste und siebente Kulturzeitraum gefolgt sein werden.

Wenn man diejenigen Stimmen vernimmt, die herrühren von Menschen an der Scheide des 14. zum 15. Jahrhundert, die noch etwas wußten von den geheimen Vorgängen, die hinter den offen­baren stehen, dann, meine lieben Freunde, finden wir schon in dieser Zeit, gerade in dieser Zeit der Marsregierung des Samael, Hinweise auf das Ende unseres großen Zeitalters, wenn sie auch nur in kleinen Andeutungen bestehen. Wenn man so die Zahl in Zusammenhang bringt mit dem, was geschieht, dann kommt man in das apokalyptische Denken hinein, dann lernt man gewisser­maßen apokalyptisch das Weltall lesen, und man wird überall finden, daß sich einem unzählige Geheimnisse enthüllen, wenn man in dieser Art apokalyptisch die Welt betrachten lernt.

Nun bedenken wir, wie unser Zeitalter in dem kleinen Micha­el-Zyklus steht und in dem fünften nachatlantischen Kulturzeit­raum, im fünften großen Erdenzeitalter. Wir wollen untersuchen, was das bedeutet. Wir leben im fünften großen Erdenzeitalter, in

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der nachatlantischen Periode. Dieses fünfte Zeitalter ist dasjenige, das den Menschen in einem gewissen starken Sinne losgelöst hat von der göttlichen Welt. Die atlantischen Menschen waren durch­aus noch so, daß sie sich Gott-durchdrungen fühlten, eigentlich nicht als einzelne Menschen sich fühlten, sondern wie in einer Umkleidung der Gottheit. Die Gottheit ist da, nicht der einzelne Mensch; so fühlte sich der atlantische Mensch.

Unser Zeitalter ist im wesentlichen dazu da, den Menschen auf sich selbst zu stellen, ihn abzulösen von der Gottheit, und das ist ja durch vier Kulturperioden hindurch geschehen, langsam und allmählich. Das begann langsam in der altindischen Kulturperi-ode, die man wirklich noch nachfühlen konnte in den Mysterien von Ephesus. In der altindischen Kulturperiode fühlte sich der Mensch noch fast ganz darin in der Gottheit. Stark löste er sich los in der Zeit gegen die urpersische Periode hin. Verhältnismäßig weit ist er losgelöst in der dritten Periode, so daß er den Tod schon empfand als sich von der Ferne annähernd. In der grie­chisch-lateinischen Kulturperiode wird der Tod so weit empfun­den, daß aus dieser Zeit das bekannte Wort herrührt: «Lieber ein Bettler in der Oberwelt als ein König im Reiche der Schatten.»

Jetzt, wo die fünfte nachatlantische Kulturperiode - wie ich gestern sagte - dazu ausersehen ist, den Tod wie einen Begleiter allmählich mehr und mehr neben sich zu haben, werden wir moralische Kraft brauchen, um diese immerwährende Gegenwart des Todes zu ertragen. Da ist es wichtig für uns, daß gerade in unserer unmittelbaren Gegenwart zusammenfallen dieses Zeit­alter, wo die Bewußtseinsseele und damit die ständige Begleitung des Menschen durch den Tod hereinbricht, und die Zeit der Herr­schaft des Michael, jener Erzengelherrschaft, die in gewissem Sin­ne eine Art Ende, eine Art Vollkommenheitsziel bedeutet, aber Dekadenz und Vollkommenheit zugleich.

Michael, jener Geist, der in der Sonne lebte, der der wichtigste Diener des Christus-Geistes in der Sonne war, der erlebte zur Zeit des Mysteriums von Golgatha dieses von der anderen Seite her. Die Menschheit auf der Erde hat das Mysterium von Golgatha so

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erlebt, daß sie den Christus ankommen sah. Michael und die Sei­nen, die damals noch in der Sonne waren, haben es so erlebt, daß sie Abschied nehmen mußten von dem Christus.

Nun, meine lieben Freunde, man muß schon auf seine Seele wirken lassen die beiden Pole dieses alles überragenden kosmi­schen Ereignisses: das Hosianna auf der Erde, die Ankunft des Christus auf der Erde, und den Abschied von den Scharen des Michael oben auf der Sonne. Das gehört zusammen.

Aber Michael erlebte eine große Metamorphose gerade in un­serem Zeitalter. Sein Regierungsbeginn bedeutet ein Dem-Chri­stus-Nachziehen auf die Erde herunter und wird in der Zukunft bedeuten ein Voranschreiten vor den Taten des Christus auf Er­den. Man wird wiederum verstehen lernen, was es heißt: Michael geht vor dem Herrn her. Wie im Alten Testament - vor Oriphiel war ja auch eine Michaelzeit - die Eingeweihten Asiens drüben davon gesprochen haben, daß Michael vor Jahwe einhergeht, wie das Antlitz als vorderster Teil eines Menschen vor ihm hergeht, so sprachen sie von Michael als dem Antlitz Jahwes, und so müssen wir lernen von Michael zu sprechen als von dem Antlitz Christi. Aber es ist ein anderes Zeitalter. Gewisse Dinge müssen zur höch­sten Vollkommenheit kommen. Ja, wir mussen in einer gewissen Weise lernen, etwas fruchtbar zu machen, was bisher noch nicht fruchtbar sein konnte.

Nehmen wir einmal die sieben Gemeinden in der Apokalypse. Wenn wir sie zuteilen - was wir auch können - den Herrschafts­zeiten der Erzengel, und wenn wir den ersten Zeitraum nehmen, der dem Christus-Ereignis und der Entstehung des Christentums parallel ging und der noch andauerte, als die Apokalypse verfaßt wurde, dann wird er uns repräsentiert durch die Gemeinde von Ephesus. Wir können auch nach der Apokalypse in dieser Ge­meinde von Ephesus diejenige sehen, die in erster Liebe mit dem Christentum verbunden war. Das alles ist aber aus dem Geheim­nis der Zahl heraus zu verstehen.

Wir finden darauffolgend das Zeitalter des Anael, der seine Kräfte aus der Venus zieht. In diesem Zeitalter finden wir die

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großen Liebestaten, die für die Ausbreitung des Christentums geschahen, unzählige Liebestaten, namentlich diejenigen, die noch in den Spuren der irischen Mönche leben, die das Christentum verbreiteten in Europa. Aber wir finden auch im übrigen Leben des Christentums die Liebe als das Präponderierende unter dieser Herrschaft des Anael.

Es folgt die Herrschaft des Zachariel, der seine Kräfte aus dem Jupiter zieht, Weisheitskräfte vorzugsweise, Kräfte, welche aber in diesem Zeitalter wenig verstanden werden konnten. Und statt einer eigentlichen Jupiterherrschaft beginnt schon damals die Erz­engelherrschaft sich mehr in den Hintergrund zu ziehen. Die Menschheit ist gewissermaßen nicht mehr heranreichend bis zu der Region des Jupiter und verleugnet den Jupitergeist. Das be­deutsame, von der Entwickelung der Menschheit zunächst viel hinwegnehmende Konzil von Konstantinopel, das achte, das die Trichotomie ausgeschaltet hat, fällt in diese Zeit.

Dann kommt das Zeitalter, in dem etwas tätig ist, was in der äußeren Geschichte wenig beachtet wird. Die Menschheit ist, als das Zeitalter des Zachariel vorbei ist, im Grunde genommen krank an der Seele. Die Menschheit ist recht krank, und Krank­heitsstoffe verbreiten sich von Ost nach West, furchtbare Krank­heitsstoffe, die dem Christentum gefährlich werden, weil sie vom Materialismus herrühren, denn er ist es ja, der sich hereindrängte in das Christentum; und weil ja die Periode der Jupiterweisheit abgeschlossen ist, war es möglich, daß der Materialismus inner­halb der christlichen Kultur sich geltend machen konnte.

Aber hinter all dem steht etwas Merkwürdiges, das auf der Erde nur als Projektion vorhanden ist. Hinter all dem, was wie etwas Krankes zurückgelassen ist, steht etwas Merkwürdiges in dem Zeitalter, das auf Zachariel folgt seit dem 10., 11. Jahrhun­dert, dem Zeitalter des Raphael, des Arztes unter den Erzengeln. Es war das Zeitalter, in dem hinter den Kulissen der Weltge­schichte geheilt wurde, nicht offenbar im Äußeren, aber viel im Innern; viel wurde namentlich geheilt in bezug auf die Rettung gewisser moralischer Qualitäten, die damals daran waren zugrunezugehen.

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Gegenüber dem, was durch den Mohammedanismus an Krankheitsstoffen nach Europa gebracht worden ist, wurde dasjenige heraufgerufen, was in einer anderen Form, durchdrun­gen von dem christlichen Prinzip, vom Orient kommen mußte. Man muß hinter den Kreuzzügen den Willen suchen - und im Prinzip liegt da die Ursache der Kreuzzüge -, die Menschheit zu heilen, zu heilen von dem Materialismus, der sowohl vom Mo­hammedanismus wie vom romischen Katholizismus drohte. Und Raphael, der Arzt unter der Erzengeln, ist im Grunde genommen der Inspirator derjenigen, die zuerst die Menschheit präpariert haben, jenen Orient zu suchen, nach dem ja die Kreuzzüge sich richteten.

Da aber, meine lieben Freunde, stehen wir ja in dem vierten kleineren Zyklus innerhalb des eben ablaufenden vierten nach-atlantischen Zeitalters, innerhalb des vierten größeren, des grie­chisch-lateinischen Zeitalters. Aber dieser vierte größere Zeitraum war ja ausersehen, in sich das Mysterium von Golgatha zu be­schließen. Der vierte kleinere Zyklus, der Raphael-Zyklus, ist intim verwandt mit der ganzen Grundstruktur des vierten größe­ren. Denn wir sehen, wie der Erzengel Raphael, indem er die Menschen inspiriert zu den Kreuzzügen, zu der gewaltigen Ent­faltung ihres Blickes nach dem Orient hinüber, um das Mysterium Christi im Orient zu finden, wie Raphael die Impulse Christi besorgt, wie also gewissermaßen eine Atmosphäre spiritueller Art schwebt über dem Erdboden, über allem Geschehen. Diejenigen, die damals nur ein wenig hinter die Kulissen des äußeren Gesche­hens schauen konnten, waren eigentlich nur durch ein Spinnweb­chen von der unmittelbar anstoßenden geistigen Welt getrennt, so wie auch wir nur durch ein Spinnwebchen getrennt waren davon, als im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Michael auf Erden sichtbar wirksam wurde.

Es lebten damals in jenem Raphael-Zeitalter hervorragende Geister, zu denen zum Beispiel Joachim von Floris und Alanus ab Insulis gehörten. Sie sahen hinein in dieses Wirken Raphaels, in dieses hinter den Kulissen des äußeren Geschehens vor sich gehende

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Heilen der Menschheit. Das war der Hintergrund für das Zeitalter des substantiell kranken Geistigen, was auch dadurch bezeugt wird, daß in diesem Zeitalter ganz besonders damit ange­fangen wurde, das Lukas-Evangelium, das Evangelium der Hei­lung, zu verstehen. So findet man, wenn man die Zeit nach dem Geheimnis der Zahl anschaut, Gewichtiges zum Verständnis der Bedeutung der Ereignisse.

Es folgte das Samael-Zeitalter, das aus dem Mars seine Grund-impulse empfängt. Streit-Kräfte beginnen, sie werden der Menschheit eingeimpft. Die Fünf gerät in Opposition zur Vier. Das ist immer das Eigentümliche beim Übergang von der Vier zur Fünf, daß die Fünf immer in Opposition gegen die Vier kommt. Gehen wir in die alten Mysterien zurück, in denen durch lange Zeit hindurch die Schüler, die Adepten, eingeweiht wurden in das Geheimnis der Zahlen, so finden wir da in einer gewissen Zeit, wie diese Schüler mit einer tiefen Überzeugung aus ihrem Unter­richt herausgehen, einer Überzeugung, die sie in die Worte klei­deten: Nun kenne ich die Zahl des Bösen, das ist die Zahl Fünf.

- Überall, wo im Weltenall nach dem Zahlengeheimnis die Zahl Fünf waltet, hat man es mit der Welt des Bösen zu tun; sie lehnt sich auf gegen die Vier, und es folgen große Entscheidungen, die dahin gehen, entweder im Guten oder im Bösen zur Sechs hinauf-zukommen.

Doch inwiefern eben das immer mehr in Konkretes hinein-führt, in die Weisheit des Herzens und der Menschenseele, davon morgen weiter. Ich wollte Ihnen zeigen, wie man an dem Faden der Zahl hineinkommen kann in das Betrachten der Ereignisse.

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SIEBENTER VORTRAG Dornach, 11. September 1924

Ehe wir in der Betrachtung der Apokalypse weiterschreiten, mussen wir nun zu den Mitteln des richtigen Lesens noch eines hinzufügen, das aber mehr von außen genommen ist. Es handelt sich ja durchaus darum, daß wir uns mit der gelesenen Apokalyp­se dann in unsere Gegenwart hineinstellen. Dazu müssen wir zunächst ins Auge fassen, aus welchen spirituellen Untergründen heraus diese Apokalypse entstanden ist. Ich meine das natürlich in diesem Augenblick nicht so, wie man heute ein Werk aus seiner Zeit heraus im trivialen historischen Sinn erklären will. Das ist nicht anwendbar auf Werke, die ja in der in der Apokalypse ge­schilderten Art aus der geistigen Welt heraus konzipiert sind. Aber dennoch müssen wir uns klar sein darüber: Die Apokalypse ist ja entstanden auf die Weise, wie sie eben nach den geistigen Bedingungen ihrer Zeit entstehen konnte, nicht nach den äußeren historischen Bedingungen, sondern nach den geistigen Bedingun­gen ihrer Zeit.

Fassen wir nun einmal diese Zeit ins Auge, diese Zeit der ersten Jahrhunderte des Christentums, und bringen wir sie in spirituel­lem Sinne in Zusammenhang mit der allgemeinen Weltevolution.

Ein wichtiges Jahr, wenn wir die Evolution ansehen, die hinter den äußeren Ereignissen vor sich geht, ist das Jahr 333 nach Chri­stus. Dieses Jahr 333 stellt ja denjenigen Zeitpunkt dar, in dem das Ich hereinschlug in die Verstandes- oder Gemütsseele des Men­schen, wie sie sich ausgebildet hat zwischen dem Jahr 747 vor Christi Geburt und dem Beginn des Zeitalters der Bewußtseins-seele im 15. Jahrhundert. Dieses Jahr 333 steht da mitten drin. In diesem Zeitalter der Verstandes- oder Gemütsseele hat ja eine große Rolle gespielt die Ausbildung der griechischen Geistesart, und diese wirkte nach, bis eben das Zeitalter der Bewußtseinsseele kam. In dieses Zeitalter der Entwickelung der Verstandes- oder Gemütsseele fällt ja das Mysterium von Golgatha.

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Nun müssen wir uns darüber klar sein, daß dieses Hineinschla­gen des Ich in die Verstandes- oder Gemütsseele etwas außeror­dentlich Bedeutsames darstellt. Dieses Hineinschlagen des Ich, das um das Jahr 333 stattfindet, das erschüttert doch in der Tiefe der Seele und in der allerernstesten Weise gerade die Menschheit, die in Betracht kommt für das Empfangen der spirituellen Einflüsse. Von demjenigen, der Anteil haben will am spirituellen Leben und der in der Richtung des spiritu ellen Lebens wirken will, müssen die äußeren Tatsachen der geschichtlichen Entwickelung durchaus hinorientiert werden auf die spirituellen Hintergründe.

Was haben wir denn in der Zeit, als gewissermaßen hinter den Kulissen der äußeren Ereignisse das Hereintreten des Ich in die Menschenseele stattfand, was haben wir denn da für hervorragen­de äußere Ereignisse, und wie müssen diese alle im Lichte dieses Hereintretens des Ich angesehen werden? Ja, meine lieben Freun­de, da beginnt plötzlich für den Menschen das ganze Verhältnis des Göttlichen zum Menschen unverstanden und wankend und strittig zu werden.

Wir haben in diesem Zeitpunkt den bedeutsamen Streit zwi­schen Arius und Athanasius. Mit dem Hereinschlagen des Ich in die Verstandes- oder Gemütsseele tauchen im Innersten des Men­schen, wenn auch noch etwas unbewußt, die Unklarheiten auf und damit die Frage: Wie lebt denn eigentlich das göttliche Ich in der Menschennatur? - In dieser Zeit wurde der Mensch wankend darüber, wie er sich das Verhältnis des Göttlichen zur Welt und zum Menschen selber zu denken hatte. Und da standen sich die beiden Anschauungen des Arius und des Athanasius in schroffer Weise gegenüber. Wir sehen dann, wie in Westeuropa die Ansicht des Athanasius die Oberhand gewinnt, und wie die Anschauung des Arius einem allmählichen Untergang entgegengeht.

Fassen wir diesen Gegenstand jetzt einmal vom spirituellen Standpunkte auf, denn das ist ja vor allem wichtig, wenn wir den inneren Sinn und den inneren Geist von so etwas, wie es die Apokalypse ist, wirklich verstehen wollen. Arius sieht auf der einen Seite den Menschen, wie er immer höher und höher steigt

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und sozusagen dem Göttlichen immer näher kommen soll, und er sieht auf der anderen Seite die göttliche Wesenheit; und er hat neben diesen großen Weltenprinzipien nun das Mysterium von Golgatha zu verstehen, die Natur Christi. Er will sich die Frage beantworten: Wie steckt in Christus selber die menschliche und wie die göttliche Natur? Hat man in Christus wirklich ein gött­liches Wesen zu sehen oder nicht? - Und er beantwortet eigent­lich diese Frage mit Nein. Er steht im Grunde genommen auf dem Boden, der dann bei einem großen Teil der europaischen Bevöl­kerung der allgemeine geworden ist: die Grenzscheide aufzurich­ten zwischen dem Menschen und Gott, die Innewohnung Gottes im Menschen nicht eigentlich zugeben zu wollen und einen Ab­grund zu setzen zwischen Gott und dem Menschen.

Wir müssen uns nun ohne Vorurteil zurückversetzen in jene Zeit der ersten christlichen Entwickelung, die im Grunde nichts gemein hat mit derjenigen des späteren römischen Katholizismus, da später innerhalb des römischen Katholizismus das Christen­tum in die Dekadenz gekommen ist. Deshalb müssen wir uns auch darüber klar werden, daß ja in der Tat für die Weiterentwik­kelung der Menschheit es dazumal notwendig war, die ganze Fra­ge im Sinne des Athanasius zu entscheiden, der in dem Christus eben ein unmittelbar göttliches Wesen sah, der in dem Christus den wirklichen göttlichen Sonnengeist sah, wenn das auch in spä­terer Zeit wegen der Abneigung, den Christus kosmologisch vor­zustellen, in den Hintergrund trat. Aber in der ganzen Geistesart des Athanasius lag das, daß er den Christus wirklich als einen dem Vatergott gleichen Gott ansah.

Diese Anschauung hat dann weitergewirkt, sie hat nur ihre Spitze verloren im Jahr 869 durch das achte Konzil in Konstan­tinopel, das im Grunde genommen dadurch die Lehre des ersten Konzils von Nicäa zerstört hat, daß die Trichotomie für ketze­risch erklärt worden ist. Damit beginnt dann auch die Dekadenz des kirchlichen Christentums, denn damit war das Hineinwachsen in die Geistigkeit für spätere Jahrhunderte innerhalb der katholi­schen Kirchenentwickelung durchaus abgeschnitten.

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Es ist durchaus jene Erschütterung, die im Innern des Men­schen stattfand beim Hereinbrechen des Ich in die Verstandes­oder Gemütsseele, welche durch dieses äußere Ereignis koloriert wird und welche diesem äußeren Ereignis den eigenen inneren Sinn gibt.

Und wenn wir diese Dinge weiter historisch betrachten, so mussen wir uns sagen: Nach diesem Jahr 333 folgten diejenigen Zeiten, vor allem für die europäische Entwickelung, die mit dem alten Römertum brachen. Wir sehen, wie das alte Römertum, so wie es geworden war, eigentlich im Grunde genommen das Chri­stentum nicht aufnehmen konnte. Es ist ein grandioses Bild, das sich uns entrollt, wenn wir den Blick hinrichten auf dieses Jahr 333. Es ist ja zugleich das Jahr, das die Zeitepoche angibt, in welcher das Römertum von Rom aus weiter nach Osten verlegt wurde. Es flüchtete sich, unter demjenigen römischen Kaiser, dem römischen Cäsar, der das Christentum sich aneignen will, das Christentum von Rom aus weiter nach Osten. Wir müssen nicht so sehr auf die Auswüchse und Schäden sehen, die dann durch das Konzil von Konstantinopel eintraten, wir müssen mehr auf das hinblicken, was darin liegt, daß von Westen nach Osten geflüchtet werden muß, als in Rom das Christentum hereinschlägt. Das ist ungeheuer bedeutungsvoll. Von der geistigen Welt aus gesehen ist das ein so bedeutsames, leuchtendes Ereignis, daß demgegenüber alles, was der Byzantinismus an Schäden dann brachte, wenig in Betracht kommt.

Man möchte sagen, von ungeheurer Bedeutung ist es, daß das Christentum, als es in seiner äußeren Gestaltung vom Römertum berührt wurde, flüchten mußte. Auf dem Boden des Römertums allerdings, auf dem, was sich auf römischem Gebiet lange vorbe­reitet hat, geht ja dann das Christentum auf, nachdem es unter Konstantin nach dem Osten geflüchtet ist; aber indem es als Blüte aufgeht, wird es hineingezwängt in äußere, weltliche Formen.

Man muß sich nur einmal vorstellen, was das heißt, daß das prophetische Auge des Apokalyptikers auf das Christentum hin­sieht, wie es sich in Rom vorbereitet, wie aber in dem Moment, wo

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das Römertum selbst sich in ausgesprochener Weise für das Chri­stentum erklärt, das Christentum eigentlich die alten römischen Formen annimmt. Das ist eigentlich der Aspekt, der sich uns dar­stellt: Auf der einen Seite sehen wir den geistigen Streit zwischen Arius und Athanasius, und auf der anderen Seite sehen wir das alte Rom, das zum Christentum sich bekehrt. Aber indem das Chri­stentum nach Osten wandert, nimmt es die in Rom selbst zurück­bleibende Form, die römische Staatsgestaltung, an und wird, auch in seiner äußeren Wirksamkeit, die Fortsetzung des alten Rom.

Und nun sehen wir zunächst ab von gewissen Dingen, die wir noch tiefer spirituell werden erklären müssen, und sehen wir auf das Historische hin. Ja, dieses Historische sieht der Apokalyptiker in einer großen und gewaltigen Weise voraus. Er macht darauf aufmerksam - das heißt, er spricht es nicht deutlich aus, aber er hat es in seinem Gefühl, und in der Komposition seiner Schrift liegt es -, er macht darauf aufmerksam, wie das Wachstum des­jenigen, was innerhalb der Menschheit und äußerlich in der Geschichte vor sich gehen wird, 333 Jahre braucht nach dem My­sterium von Golgatha, und wie dann eine merkwürdige Schein-entwickelung des Christentums eintritt. Das christliche Römer­tum, entwurzelt, nach Osten hinübergegangen, das romische Christentum, sich den römischen Formen ganz anbequemend -das ist der Boden, auf dem alles dasjenige sich vorbereitet, was nun wiederum 333 Jahre dauert bis zum Jahr 666 (Tafel 5).

Und wenn Sie sich vor die Seele rufen, meine lieben Freunde, was wir gestern besprochen haben über das Sichversenken in die Zahl bei solch einem noch aus den alten Mysterien inspirierten Menschen wie dem Apokalyptiker, wenn Sie das nehmen, dann werden Sie sich sagen können: Dieser Apokalyptiker schaut auf die weiteren 333 Jahre hin, wo das Christentum in einer gewissen äußeren Scheinblüte sein wird, wo es aber nach zwei Seiten hin in trübe Nebel gehüllt sich entwickeln muß, ostwärts getrieben zur Zeit Konstantins und vom Westen das Alte wie ein Ahrimanisches bewahrend. Da bereitet sich etwas vor im Schoße der Entwicke­lung, was geblieben war vom nichtchristlichen alten Römertum.

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Worin besteht dieses nichtchristliche Römertum? Nun, schau­en wir einmal hinein in die Mysterien, so finden wir, daß in den ausgebildetsten, in den größten Mysterien überall die Trichoto­mie, die heilige Dreizahl, eine tiefe Bedeutung hatte, und wir wollen uns jetzt einmal vor Augen stellen, wie diese Auffassung war. Da stellte man sich den Menschen vor, wie er geboren wird im Verlaufe der physischen Vererbungsströmung, den Menschen, wie er etwa gedacht worden ist innerhalb der Weltordnung von der hebräischen Geheimlehre. Man stellte sich den Menschen vor mit seinen Fähigkeiten und Eigenschaften, die er sich mitgebracht hatte durch die Vererbung, durch die Abstammung. Man stellte sich das Leben des Menschen sozusagen als eine in gerader Linie gehende Entwickelung vor, in die im wesentlichen nichts eingreift als dasjenige, was verursacht ist durch die Impulse der Vererbung. Ihr stammt von den physischen Elterngewalten ab, ihr tragt auch die geistigen Impulse der physischen Eltern waltend in euch -, so etwa war die Lehre der Väter in den alten Mysterien. Und bei dieser Lehre blieb es, sagen wir zum Beispiel in der hebräischen Geheimlehre, aber auch in anderen Geheimlehren.

In den Mysterien, welche als die höheren zu bezeichnen sind, fügte man aber nun ein anderes hinzu. In diesen Mysterien sprach man davon, wie der Mensch, indem er in sich trägt die Impulse der Vererbung und sich mit diesen entwickelt, nun aber während seines physischen Daseins zwischen Geburt und Tod aufnehmen kann einen anderen Impuls, denjenigen Impuls, durch den er sich herausheben, durch den er seelisch sich herausfinden kann aus den Vererbungsverhältnissen: den Sohnes-Impuls, den Christus-Impuls. Man sagte: Die Impulse der Vererbung liegen im Men­schen und bilden eine gradlinige Evolution zwischen seiner Ge­burt und seinem Tod. Sie sind vom Vater, vom Vater, der allem zugrundeliegt. Die Impulse des Sohnes aber gehen nicht ein in die Vererbungskräfte, sie müssen in die Seele aufgenommen und von der Seele verarbeitet werden, sie müssen die Seele so weiten kön­nen, daß sie frei wird von Leibeskräften, frei von Vererbungskräf­ten. Die Impulse des Sohnes gehen in die Freiheit des Menschen

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ein - so wie man Freiheit in den damaligen Zeiten verstand -, sie gehen in die Freiheit der Seele ein, wo diese frei ist von Ver­erbungskräften. Sie sind es, welche den Menschen seelisch wieder-geboren werden lassen. Sie sind es, welche den Menschen befähi­gen, sich während seines ihm vom Vater gegebenen Lebens selber in die Hand zu nehmen. So sah man in allen diesen alten Myste­rien den Vater-Menschen und den Menschen, der der Sohn des Vaters ist, der der Bruder Christi ist, der sich selber in die Hand nimmt, der dasjenige in sich aufnimmt, was in gewisser Beziehung frei ist vom Leibe, und der ein neues Reich in sich tragen muß, das nichts weiß von der Natur, das eine andere Ordnung darstellt als die Natur: das Reich des Geistes.

Würde man nun vom Vatergott sprechen, so würde man be­rechtigt sein - wenn auch nicht in der äußerlich materialistischen Weise wie heute, sondern mehr ähnlich wie in der hebräischen Lehre -, überall zu sprechen von Naturwirkungen, die zugleich Geistwirkungen sind, denn in den Naturwirkungen sind ja überall Geistwirkungen enthalten. Unsere Naturwissenschaft, wie sie vor einiger Zeit entstanden ist und wie sie heute wirkt, ist ja nur eine einseitige Wissenschaft vom Vater. Dazu kommen muß die Wis­senschaft vom Sohne, vom Christus, die Wissenschaft, die sich darauf bezieht, wie sich der Mensch selber ergreift, wie der Nlensch einen Impuls erhält, den er nur durch die Seele aufneh­men kann und der nicht aus den Vererbungskräften kommt. Daß der Mensch sich da hineinlebt, ist zunächst ohne Gesetzmäßig­keit, ohne Gesetzeskraft und -wirksamkeit. Die Wirksamkeit wird ihm hereingebracht durch den Geist, so daß wir im Sinne der alten Mysterien zwei Reiche haben: das Reich der Natur, also das Reich des Vaters, und das Reich des Geistes; und der Mensch wird hineingetragen aus dem Reich der Natur in das Reich des Geistes durch den Sohn, durch den Christus.

Wenn wir uns so recht bewußt werden, wie solche Anschauun­gen den Apokalyptiker noch beherrschten und auch in seiner ganzen Zeit innerlich in den Seelen herrschten, dann werden wir die Möglichkeit gewinnen, hineinzublicken in seine prophetische

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Seele, welche die Zukunft in großen Zügen überschauen konnte, um zu verstehen, wie er nun dasjenige ansah, was um das Jahr 666 sich ergießt über das nach zwei Richtungen hin in ein Scheinchri­stentum verfallende Christentum.

Da fiel sein prophetischer Blick auf jene Lehre, welche nun im Osten entsteht - um 666 -, und welche zurückgreift in jenes Mysterienwesen, das nichts weiß vom Sohn: die mohammedanische Lehre. Die mohammedanische Lehre kennt nicht diese Struktur der Welt, von der ich Ihnen gesprochen habe, sie kennt nicht die zwei Reiche, das Reich des Vaters und das Reich des Geistes, sie kennt nur allein den Vater. Sie kennt nur die starre Lehre: Es gibt nur einen Gott, Allah, und nichts, was neben ihm ist, und Mohammed ist sein Prophet. - Von diesem Gesichtspunkt aus ist die moham­medanische Lehre die stärkste Polarität zum Christentum, denn sie hat den Willen zum Beseitigen aller Freiheit für alle Zukunft, den Willen zum Determinismus, wie es nicht anders sein kann, wenn man die Welt nur im Sinne des Vatergottes vorstellt.

Und der Apokalyptiker empfindet: Da kann der Mensch sich nicht selber finden. Da kann der Mensch nicht durchchristet wer­den. Da kann der Mensch nicht sein Menschentum in sich ergreifen, wenn er nur erfaßt diese ältere Lehre vom Vater. - Und für eine innerlich so starre, geschlossene Weltanschauung wird dann die äußere Menschengestalt zum Schein. Denn der Mensch wird erst Mensch dadurch, daß er sich selbst erfaßt, indem er in sich den Christus lebendig macht. Dadurch wird er erst Mensch, daß er sich in die von der Natur ganz freien Reiche des Geistes, in die Geistes-ordnung, hineinfügen kann. Er wird nicht Mensch, wenn er zu­rückfällt in die Anschauung, die nur mit dem Vatergott rechnet.

Das aber droht der Menschheit - so sagt im Grunde genom­men der Apokalyptiker -, daß die Menschheit, nachdem seit dem Jahre 333 das Ich hereindringt in den Menschen, die Menschheit nun irregemacht wird an der Durchdringung dieses Ichs mit dem Sohnesgott, mit dem Christus. Da steht etwas auf, nach einem Zeitraum, der ebensolange dauert, wie der Zeitraum gedauert hat seit dem Mysterium von Golgatha, da steht etwas auf, was droht,

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den Menschen auf der Stufe der Tierheit zu erhalten. 666 ist die Zahl des Tieres.

In dezidierter Weise sah der Apokalyptiker innerlich voraus, was den Menschen drohte. Das Christentum wird nach zwei Richtungen hin in ein Scheinchristentum verfallen - oder besser gesagt, es wird in ein in Nebel gehülltes Christentum hineingera­ten; und das, was ihm droht als ein solches Überflutetsein, das wird bezeichnet durch das Jahr 666, das in der geistigen Welt das bedeutsame Jahr war, wo überall eintritt, was im Arabismus, im Mohammedanismus lebt. Er bezeichnet dieses Jahr 666 mit aller Deutlichkeit. Diejenigen, die apokalyptisch lesen können, die ver­stehen das schon. Der Apokalyptiker sah voraus, wie dasjenige wirken würde, was da hereinbricht, wenn er in dem gewaltigen Worte die Zahl 666 als die Zahl des Tieres bezeichnet.

So nimmt er im Grunde genommen auf apokalyptische Art alles voraus, was dann folgt: Es folgt das Herüberströmen des Arabismus nach Europa, es folgt das Durchdrungenwerden des Christentums von einer Lehre, die nur dazu hat führen können, den Menschen in seiner Menschheit zu verkennen, indem die Vaterlehre dann durch den Materialismus umgesetzt worden ist, der zu der Auffassung der neuesten Zeiten geführt hat, man könne die Evolution des Menschen erklären, wenn man nur die Entwickelung der Tierreihe verfolgt bis hinauf zum Menschen.

Ist es nicht im Darwinismus noch so gewesen, daß, indem her­aufstieg die Zahl des Tieres, 666, der Mensch sich nicht mehr begreifen konnte als Mensch, sondern sich nur begreifen konnte als eine Art höheres Tier? Sehen wir nicht in der Imprägnierung des Christentums mit der materialistischen Form der Vaterlehre ahri­manische Widerstände gegen den Sohnesgott wirken? Wirkt das nicht noch bis in unsere Zeit hinein? Mußte ich doch oftmals sagen:

Man nehme aus der neueren theologischen Literatur so etwas wie Harnacks «Wesen des Christentums»; Sie können in diesem Buch überall, wo der Name Christus steht, stattdessen den Vaternamen hinsetzen, denn Harnacks «Wesen des Christentums» ist nur eine Lehre vom Vatergott, nicht eine konkrete Christus-Lehre. Es ist

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vielmehr eine Verleugnung der Christus-Lehre, denn es ist an die Stelle des Christus der allgemeine Vatergott gesetzt, ohne daß auch nur ein Vorstoß gemacht wurde zu all dem, was Christologie ist.

Diese Zeit sieht der Apokalyptiker herankommen. Und indem er sie herankommen sieht, sieht er darin im Grunde genommen dem Wesen nach schon dasjenige, was - ich möchte es mit einem menschlichen Ausdruck sagen, der nicht recht das Spirituelle deckt, aber es gibt keinen anderen - sich auf seine Seele legt: die Schwierigkeit mit der Transsubstantiation. Meine lieben Freunde, Ihr wißt ja selber, wie Eure Seelen mit der Schwierigkeit der Transsubstantiation gekämpft haben, als diese Bewegung für christliche Erneuerung inauguriert wurde, und wieviel von Euch noch heute weiter gekämpft wird mit den Schwierigkeiten in der Auffassung der Transsubstantiation. Wir können an manche Dis­kussionsstunde denken, die wir drüben in jenem Zimmer, von dem aus der Brand des Goetheanums seinen Anfang genommen hat, gerade über die Transsubstantiation hatten. Denn in der Transsubstantiation ist ja die ganze Frage enthalten: Sohn und Vater. Und man möchte sagen: In dem Transsubstantiationsstreit, wie er dann heraufgezogen ist im Mittelalter, liegt auch etwas von derjenigen Bedrückung, die die Menschheit im Streite zwischen Arianismus und Athanasianismus gesehen hat.

Bei der Transsubstantiation handelt es sich darum, daß sie ja in der Tat nur eine Bedeutung haben kann, wenn ihr zugrundeliegt eine wirkliche, dem Spirituellen entsprechende Auffassung der Christologie, der Art, wie der Christus mit der Menschheit und mit der Erde verbunden ist. Aber durch das Hereinbrechen des Arianismus war die Transsubstantiationslehre immer ausgesetzt der Annäherung an die Vater-Lehre, der Annäherung daran, daß so etwas wie die Metamorphose, die sich vollzieht mit den für die Transsubstantiation in Betracht kommenden Substanzen, gestellt werden muß in die Reihe der Naturvorgänge, in das Geistige der Naturvorgänge.

Alle die Fragen, die sich an das Abendmahl anlehnen, entsprin­gen ja daraus, daß man sich eigentlich sagt: Wie kann dasjenige, was

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sich in der Transsubstantiation vollzieht, so erfaßt werden, daß man es vereinigen kann mit dem, was man in dem Wirken des Vaters in der Evolution und in dem Wirken des Geistes in den Naturgesetzen hat? Nicht die Wunderfrage kommt dabei in Betracht, sondern die Frage des Sakramentalismus, die auf etwas ganz anderes hinausgeht als auf die triviale Wunderfrage, die ja im 19. und schon im 18. Jahrhundert den Menschen so sonderbare Schwierigkeiten gemacht hat. Dasjenige kommt in Betracht, daß in der Tat in der Welt gedacht werden muß die Ordnung des Vaters und die Ordnung des Geistes; und dazwischen steht der Sohn, der das Reich der Natur in das Reich des Geistes innerhalb der Menschenwelt hinaufhebt. Wenn wir dies vor unsere Seele hinstellen, dann erscheint uns in der Tat die Transsubstantiation als etwas, was wir gar nicht in der weiten Naturordnung sehen müssen, was aber nicht minder mit einer Realität ausgestattet ist, mit einer spirituellen Realität, mit einer wirklichen spirituellen Realität, von der ebenso gesprochen werden kann wie von der Realität der Naturordnung.

Aber der Apokalyptiker sah auch voraus, wie schwer es der Menschheit werden würde - da die Zahl 666 in die menschliche Evolution hereinspielt mit einer solchen Gewalt -, wie schwer es den Menschen werden würde zu sagen: Es gibt eben neben der Naturordnung noch diese andere Ordnung, die geistige Ordnung.

Hier kommt nun etwas - man möchte sagen, wie die modern­ste Rettung -, was aus der Anthroposophie heraus Licht werfen kann gerade auf so etwas wie die Transsubstantiation. Denn durch Anthroposophie machen wir ja wieder lebendig, wie der Mensch in wiederholten Erdenleben lebt, und wie der Mensch, indem er mit seinem Tun innerhalb der äußeren physischen Welt steht, auch die Impulse hat, die in der Vererbungslinie liegen, wie er mit der Vererbung, mit der Vaterkraft zusammenhängt. Viel liegt in dem menschlichen Schicksal, wenn wir es nur äußerlich betrachten, was mit diesen Vererbungskräften zusammenhängt, was aus den in die Natur hineingeheimnißten Vaterkräften ge­schieht. Indem der Mensch aber so handelt, daß er mit seinem Tun den Geist in seine physische Leiblichkeit hineinbringt, die er

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zunächst im gegenwärtigen Dasein errungen hat, spielt da nun fortwährend alles dasjenige herein, was als Ergebnis aus den frü­heren Erdenleben kommt. Auch das wirkt in ihm, auch diese Kräfte liegen seinem Handeln zugrunde.

Schauen Sie sich eine menschliche Handlung an. Sie kann an­gesehen werden von zwei Aspekten aus: vom Aspekt des Men­schen, der geboren ist von Vater, Mutter, Großvater, Großmutter und so weiter; aber man schaue die Handlung auch von dem anderen Aspekt an - da wirken in ihr die Kräfte, die die Nachwir­kungen sind von früheren Erdenleben. Wir haben da eine ganz andere Ordnung, deshalb können sie auch nicht von irgendeiner Naturwissenschaft, das heißt Vaterwissenschaft begriffen werden.

Es gibt eine Möglichkeit, zu zwei Dingen hinzuschauen, die essentiell dasselbe sind, wenn sie auch akzidentiell verschieden sind. Wir schauen hin auf der einen Seite, wie aus dem Menschen heraus das Karma, das Schicksal, als Ergebnis früherer Erdenleben sich entwickelt; wir haben da eine Gesetzmäßigkeit, die ganz und gar nicht eine Naturgesetzmäßigkeit ist, die aber da ist. Und schauen wir nun hin auf den Altar, so sehen wir, wie auch die Transsubstantiation äußerlich nicht sichtbar ist, und wie sie in den physischen Substanzen als geistige Realität sich vollzieht. Darin herrschen dieselben Gesetze. Zwei Dinge können wir zusammen­bringen: Die Art und Weise, wie Karma wirkt, und die Art und Weise, wie die Transsubstantiation sich vollzieht. Wer das eine versteht, kann auch das andere verstehen.

Das ist eines der Mysterien, die Ihr, meine lieben Freunde, in der neuen Priesterschaft erfassen müßt. Das ist eines der Myste­rien, unter deren Licht diese priesterliche Gemeinschaft sich aus der Anthroposophie heraus entwickeln muß. Das ist einer der innerlichen Gründe dafür.

Damit ist aber zugleich hingewiesen auf die ungeheure Schwie­rigkeit, die für die Auffassung der Transsubstantiation dadurch bestand, daß man gar nicht eine solche Gesetzmäßigkeit begreifen konnte, wie sie zunächst im menschlichen Karma vorhanden ist und wie sie der Transsubstantiation zugrundeliegt. Jenes Jahr, in

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dem das Ich in den Menschen eingezogen ist, das ihn die Freiheit erringen ließ im physischen Leben, jenes Jahr 333, in dem das Christentum auf der einen Seite flüchten mußte nach dem Osten, auf der anderen Seite geflüchtet ist in das alte Römertum - das ja niemals ganz christlich sein konnte -, jenes Jahr 333 hat nicht nur den Einzug des Ich gebracht, sondern es hat auch einen Schatten, eine Finsternis geworfen, werfen müssen über die Zusammenhän­ge zwischen den verschiedenen Erdenleben. Es liegt das ja in der Evolution der Menschheit.

Wäre damals das Ich nicht eingezogen in den Menschen, was wäre geschehen? Julian Apostata - den man eigentlich in bezug auf die alten Mysterien nicht Apostat, sondern Confessor nennen sollte -, Julian Apostata hätte gesiegt. Mit der Lehre der alten Mysterien, die er hatte einführen wollen, hätte geschehen können, daß das Ich, das hereingezogen ist aus spirituellen Welten, von der Menschheit so aufgenommen worden wäre, daß man damit auch die Karmalehre begriffen hätte. Es ist das natürlich nur eine Hypothese, wir wollen nur beleuchten, was hätte geschehen kön­nen. Die Menschheit mußte aber erst stärkere Wälle überschreiten und konnte nicht auf so leichte Weise hereinkommen in das Ver­ständnis des Christentums, wie es der Fall gewesen wäre, wenn Julian Apostata gesiegt hätte.

So wurde denn die Menschheit ausgesetzt dem Heraufkommen des Tieres, den Folgen, den Ergebnissen der Zahl 666. Wie gesagt, wir wollen dies in den nächsten Tagen noch mehr innerlich be­sprechen. So wurde der Menschheit entzogen die Karmalehre, und so wurde in die Menschheit hineingestellt die Transsubstan­tiationslehre, aber so, daß sie nichts Analoges hatte in der äußeren Weltanschauung, denn das Analoge zum Verständnis der Trans­substantiationslehre ist das Verständnis der Karmalehre. Die Kraft, durch die das Schicksal eines Menschen in aufeinanderfol­genden Erdenleben «gemacht» wird, das ist keine Naturkraft, das ist keine Vaterkraft - das ist die Kraft des Geistes durch die Ver­mittlung des Sohnes. Und die Kraft, welche am Altar wirkt bei der Umwandlung des Sanktissimum, ist dieselbe.

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Wir müssen uns das schon tief in die Seele hineinschreiben, um es richtig verstehen zu können. Wenn wir unsere Seele, unser Gemüt erheben können zu den geistigen Impulsen, die von Er­denleben zu Erdenleben wirken, dann verstehen wir auch das, was am Altar in der Transsubstantiation geschieht. Denn da ist es nicht anders:

Wenn das gewöhnliche Verständnis hinschaut auf das Sanktis­simum, sieht es nichts von dem, was wirklich geschieht, so wie man auch im Schicksal eines Menschen nichts von dem sieht, was wirklich geschieht, wenn man nur auf das hinschaut, was im materiellen Sinne aus den Kräften seiner Muskeln und seines Blu­tes hervorgeht - ich spreche nicht von den spirituellen Kräften, die in den Muskeln und im Blute wirken -, also aus dem, was in der Vererbungsströmung liegt.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, das sind die Zusammenhänge, ohne deren Verständnis auch ein wahres Verständnis der Apoka­lypse und des Apokalyptikers nicht möglich ist. Die Impulse, die wir ganz deutlich lesen können in der Apokalypse, führen aber unmittelbar in die Gegenwart herein.

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ACHTER VORTRAG Dornach, 12. September 1924

Meine lieben Freunde! Wenn wir die Hauptzentren, in denen der Apokalyptiker die Darstellung seiner Anschauungen kulminieren läßt, vor unsere Seelen stellen, wie wir das bisher mit einigem getan haben, so wird sich uns dann die ganze Komposition und der fortlaufende Inhalt der Apokalypse in aller Kürze ergeben. Deshalb ist es notwendig, daß wir in dem Betrachten dieser Hauptpunkte, dieser Hauptzentren heute noch fortfahren und morgen wirklich den fortlaufenden Inhalt auseinanderzusetzen beginnen.

Ich habe gestern darauf aufmerksam gemacht, wie dem Apoka­lyptiker in einer gewissen Weise vor Augen steht, wie über die Christenheit - die er dabei als die wirkliche Christenheit empfin­det - etwas hereinbricht, das sie hinlenken will zum Abfall vom Christus-Prinzip und sie zurücklenken will zu dem Vater-Prin­zip, das ja, wenn es siegt, in diesem Zeitraum nur materialistisch­naturalistische Formen annehmen kann.

Der Apokalyptiker sieht die Dinge und Vorgänge nach dem Geheimnis der Zahl - man könnte besser sagen: er schaut und empfindet nach dem Geheimnis der Zahl. Und wie der Musiker die Tonzusammenklänge nach dem Geheimnis der Zahl empfin­det, sich dessen aber höchstens an gewissen Stellen bewußt wird, so empfindet der Apokalyptiker mehr oder weniger bewußt schauend solche Geheimnisse, wie sie mit einer Zahl wie 666 verbunden sind.

Nun handelt es sich darum, daß wir in den Kosmos selber hineinschauen, um diese Geheimnisse von 666 noch weiter aus dem Kosmos herauszuholen. Bedenken wir doch, daß die ganze christ­liche Offenbarung eigentlich eine Sonnenoffenbarung ist, daß Christus das Wesen ist, das aus der Sonne kommt, und daß der Christus gewissermaßen vor sich hersendet Michael mit seinen Scharen - so wie in anderer Weise in der alten Zeit Jehova Michael vor sich hersandte. Stellen wir uns vor die Seele, daß wir selbst im

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Michaelzeitalter leben, dann wird sich uns doch dasjenige, was zusammenhängt mit dem Christus-Impuls als Sonnenmysterium, in einer ganz tiefen Weise vor die Seele stellen können.

Und immer werden wir uns tief vor die Seelen stellen müssen, daß bei der Bekämpfung des Christentums es darauf ankommt, gerade das zu bekämpfen, daß das eigentliche Geistige des Chri­stentums mit der Sonne zusammenhängt. Es könnte ja sozusagen den Gegnern des Christentums nichts wichtiger sein als dieses, daß die Menschen vollständig verlören die Anschauung von der Sonne als Geistwesen und nur behielten die Anschauung von der Sonne im physischen Dasein, wie ich das ja an anderer Stelle in diesen Vorträgen charakterisiert habe. Tatsächlich lag im Herein­brechen des Arabismus die große Gefahr vor, das Geheimnis der Sonne als das Geheimnis des Christus selber zu vergessen und der ganzen Evolution der Menschheit eine andere Richtung zu geben, als es die Michael-Richtung ist, die ja nur für die Menschheit überall sozusagen die Christus-Evolution vorzubereiten hat für das menschliche Verständnis.

Für den Apokalyptiker, der hinter die Kulissen der äußeren geschichtlichen Entwickelung schaut, spielt sich dasjenige, was äußerlich in der Weltordnung geschieht, auf dem Grunde über-sinnlicher Vorgänge ab. Und so wollen wir einmal sehen, wie diese übersinnlichen Vorgänge ausschauen, die der Apokalyptiker hinter den äußeren Ereignissen schaut.

Wenn wir die Sterne unseres Planetensystems einschließlich der Sonne ins Auge fassen, so haben wir in jedem dieser Planeten gewissermaßen eine Versammlung von Wesenheiten. Auf der Erde haben wir eben die Versammlung der Menschen in ihrer Evolution. Und wenn wir uns eine uns tief in die Seele gehende Vorstellung von den Menschen auf der Erde machen wollen, so können wir ja einmal einen späteren Zeitpunkt der Entwickelung ins Auge fassen, in dem die Menschheit eine viel höhere Stufe erreicht haben wird als die heutige. Wir können uns zum Beispiel einmal die Vulkanentwickelung, die auf die Erdenentwickelung folgen wird, vor die Seele stellen.

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Meine lieben Freunde, Ihr könnt Euch vorstellen, was jemand von der Erde für eine geistige Vorstellung bekommen müßte, wenn er sie vor sich hätte als einen Weltenkörper, der die Ver­sammlung von Vulkanmenschen enthält. Und dennoch wäre es die Erde mit ihren Menschen, nur in einem anderen Stadium. Es ist ja von großer Bedeutung für die Menschenseele, daß sie sich die Erde in dieser Weise als ein Ganzes vorstellt, daß sie nicht nur den heutigen Zustand der Menschheit auf der Erde nimmt, son­dern auch das, was im Keime schon in diesem heutigen Zustand enthalten ist, daß sie hinschaut auf das, was der Mensch in sich Irägt und was er daher auch ist: der Mensch im Vulkanzustand. Wenn wir die anderen Planeten anschauen, haben wir überall eine solche Versammlung von Wesenheiten. Wir müssen sagen, die Erde ist bestimmt, die eigentliche Entwickelungsstätte des Men­schen zu sein, deshalb liegt sie in der Mitte. Wir haben die ande­ren Planeten, zum Beispiel einen solchen wie den heutigen Jupi­Ler, der uns durchaus zeigt, wie seine Wesen ganz anderer Art sind. Wir kommen ja mit diesen Wesenheiten zusammen, wenn wir unser Karma ausarbeiten zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Wenn wir uns diese Gesamtheit der Wesen vorstellen, die walten im Zusammenhang mit den einzelnen Planeten einschließ­lich der Sonne, dann bekommen wir dasjenige, was als die Gei­stigkeit jedes einzelnen dieser Planeten bis ins 14. Jahrhundert, selbst von den katholischen Kirchenlehrern, als die Intelligenz der Planeten angeschaut wurde. Wir können durchaus von der Intel­ligenz der Planeten als von einer Realität sprechen, so wie wir von der Erdenmenschheit sprechen können als der Intelligenz der Erde. Und jeder solche Planet hat nicht nur seine Intelligenz, sondern auch seinen Dämon; und das wußten, wie gesagt, die Kirchenlehrer bis ins 14., 15. Jahrhundert. Die Gesamtheit der Gegner der Intelligenzen auf einem Planeten sind Dämonen. Und so ist es auch auf der Sonne.

Wenn wir nun in dem Christentum vorzugsweise eine Evolu­tion im Sinne des Sonnengenius sehen, der Sonnenintelligenz, so mussen wir in dem, was der Evolution des Christentums widerstrebt,

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den Sonnendämon sehen. Und das sah der Apokalyptiker. Er sah hinter die Kulissen desjenigen, was geschah, indem das Christentum aus Rom nach dem Osten flüchtete, und er sah das Christentum andere Formen des Erkennens annehmen. Er sah hereinbrechen in dieses nach zwei Seiten hin vom Schein bedrohte Christentum das mächtige Gegenprinzip des Arabismus. Und indem er hinter die Kulissen der äußeren arabischen und moham­medanischen Taten sah, war es ihm klar: da arbeitet gegen den Sonnengenius, gegen die Sonnenintelligenz, der Sonnendämon. -Den Sonnendämon mußte er daher hinstellen als dasjenige, was gegen das christliche Prinzip im Menschen so wirkt und lebt, daß der Mensch, wenn er sich diesem Sonnendämon ergibt, nicht er­reichen will den Anschluß an die Göttlichkeit Christi, sondern im Untermenschlichen bleiben will. «Dem Sonnendämon ergebene Menschen» ihrer Seelenart nach, so würde der Apokalyptiker, wenn er darum gefragt worden wäre, die Vertreter des Arabismus in Europa genannt haben. Und ihm war es klar, daß aus diesem Arabismus alles aufsteigt, was den Menschen an die Tierheit her-anbringt, in den Anschauungen, aber nach und nach ja auch in den Willensimpulsen. Wer könnte verkennen, daß das auch in den Willensimpulsen lebt. Die Dinge, die in der Welt als Realitäten geschehen, sind so, daß man nicht immer Ursache und Wirkung nebeneinander sieht; man sieht nicht die Absicht und das, was die Absicht im Auge hat.

Deshalb darf man sich fragen: Was würde denn geschehen, wenn der Arabismus, die Lehre des Sonnendämons, vollständig siegen würde? - Dann würde die Menschheit herausgeworfen aus dem Erleben solcher Zustände, wie sie von den Menschen erlebt werden müssen, wenn das Wirken des Karma aus früheren Inkarnationen oder die Transsubstantiation erfaßt werden soll. Letzten Endes war das, was aus dem Arabismus herausfloß, gegen das Verständnis der Transsubstantiation gerichtet. Gewiß, die äußerlichen Tatsachen schauen nicht so aus, aber der Sonnendämon, er hat die Absicht, indem er nur das alte Vater-Prinzip, die natürlichen Zusammen­hänge, gelten läßt, hinwegzufegen von der menschlichen Anschauung

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jene Art des Zusammenhanges, die in allerhöchstem Maße tätig ist bei einem Sakrament wie der Transsubstantiation.

Und so war für den Apokalyptiker der Sonnendämon ganz besonders am Werke um dieses Jahr 666. Er beschreibt ihn ja so, daß jeder Initiierte ihn wiedererkennt. Denn jede dieser geistigen Wesenheiten, die man die Intelligenzen der Planeten, die Intelli­genzen der Sonne, die Dämonen der Planeten und die Dämonen der Sonne nennt, sie haben innerhalb der Mysterien, in denen sie wesenhaft bei wichtigen Angelegenheiten anwesend sind, ihre Schlüsselzeichen, und der Sonnendämon hat dieses Zeichen:

#Bild s. 118a

Der Apokalyptiker beschreibt den Sonnendämon als das zwei­hörnige Tier. In der lateinischen Zeit, in der man in der Myste­riensprache verknüpfte das Griechisch-Lateinische, hatte man ja jene Art von Lesen, die in den Zahlen las, schon etwas veräußer­licht, aber man las noch in den Zahlen. Der Apokalyptiker bediente sich der besonderen Lesart, die zu seiner Zeit üblich war. Er schreibt die Zahl 666. Er schreibt sie mit hebräischen Buchstaben.

#Bild s. 118b

Diese Buchstaben schreibt er in ihrem Zahlenwert, und er hat sie von rechts nach links zu lesen. Die Konsonanten, zu denen man die entsprechenden Vokale zu sprechen hat, ergeben den Namen des Dämons, der dieses Zeichen des Sonnendämons hat: Sorat. Sorat hieß in dieser Zeit der Sonnendämon, und der Apokalyptiker beschreibt dieses Zeichen und wir erkennen es genau. Der Apoka­lyptiker sieht alles dasjenige, was in dieser Art dem Christentum

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entgegenwirkt - wie der Arabismus - als einen Ausfluß jenes Spi-rituellen, das repräsentiert wird durch Sorat, den Sonnendämon.

Aber, meine lieben Freunde, die Zahl 666 ist einmal da in jener Zeit, in welcher der Arabismus hineinschießt in das Christentum, um der abendländischen Kultur das Siegel des Materialismus auf­zudrücken, sie ist ein zweites Mal da, nachdem wieder 666 Jahre verlaufen sind: 1332, im 14. Jahrhundert (Tafel 6). Und da haben wir ein neues Erheben des Tieres aus den Fluten des Weltgesche­hens heraus. Es erscheint demjenigen, der so schaut wie der Apo­kalyptiker, das Weltgeschehen wie ein fortwährendes Fluten einer Epoche von 666. Das Tier erhebt sich, bedrohend das Christentum mit seinem Suchen nach dem wahren Menschentum, geltend ma­chend gegen das Menschentum das Tiertum; es regt sich Sorat. Im 14. Jahrhundert sehen wir wieder sich erheben den Sorat, den Widersacher.

Es ist die Zeit, in welcher aus tiefen Seelenuntergründen her­aus, viel mehr als aus dem Orientalismus heraus, der Tempel-herren-Orden in Europa stiften wollte eine Sonnenansicht des Christentums, eine Ansicht vom Christentum, die wiederum hin­aufschaute zu dem Christus als einem Sonnenwesen, als einem kosmischen Wesen, die wiederum etwas wußte von den Geistig­keiten der Planeten und der Sterne, die wußte, wie im Welten-geschehen zusammenwirken die Intelligenzen weit auseinander-liegender Welten, nicht bloß die Wesenheiten eines Planeten, und die auch etwas wußte von den mächtigen Oppositionen, die statt­finden durch solche widerspenstigen Wesenheiten wie den Son­nendämon Sorat, der einer der mächtigsten Dämonen innerhalb unseres Systems ist. Im Grunde ist es Sonnendämonie, welche im Materialismus der Menschen wirkt.

Es ist heute natürlich von einem gewissen Gesichtspunkt aus schwierig, davon zu sprechen, was aus der europäischen Zivilisa­tion geworden wäre, wenn der so mächtige, auch äußerlich mäch­tige Tempelherren-Orden - man hat ihm seine Schätze ja genom­men - seine Absichten hätte ausführen können. Aber in den Herzen und Seelen derjenigen, die nicht früher ruhen konnten, als

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bis dieser Orden 1312 untergegangen war und Jakob von Molay 1314 den Tod gefunden hatte, in den Herzen derjenigen, die die Widersacher des kosmischen, des in den Kosmos hinausschauen­den Christus waren, lebte Sorat wieder auf, und nicht zum gering­sten Teile so, daß er sich der damaligen Gesinnung der römischen Kirche bediente, um gerade die Templer zu töten. Damals war ja das Hervortreten dieses Sorat schon anschaulicher, denn es um­schwebt ein grandioses Geheimnis den Untergang dieses Tempel­herren-Ordens. Wenn man in das hineinschaut, was in diesen Menschen, die dazumal als Templer hingerichtet worden sind, vorging während ihrer Folterungen, dann bekommt man schon eine Vorstellung davon, wie das von Sorat angestiftet war, was in den Visionen der gefolterten Templer lebte, so daß sie sich selbst verleumdeten und man eine billige Anklage gegen sie hatte, die aus ihrem eigenen Munde kam. Das furchtbare Schauspiel stand vor den Menschen, daß diejenigen, die etwas ganz anderes vertra­ten, während ihrer Folterung nicht davon sprechen konnten, son­dern daß die verschiedenen Geister aus den Heerscharen des Sorat aus ihnen sprachen und über den Orden selbst die schändlichsten Dinge aus dessen eigenen Angehörigen sprachen.

Zweimal ist 666 erfüllt worden. Es ist jetzt die Zeit, in der in der geistigen Welt von Sorat und den anderen Gegendämonen alle Anstalten gemacht werden, um das Sonnenprinzip nicht auf die Erde hereinzulassen, um das aber, vorbereitend seine neue Herr­schaft, Michael kämpft mit seinen Scharen, Michael, der der Er­denregent war vor dem Mysterium von Golgatha, etwa zur Alex­anderzeit, und der dann abgelöst wurde von anderen Erzengeln, von Oriphiel, Anael, Zachariel, Raphael, Gabriel, und der seit dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wiederum die Erdenherr­schaft hat, um in seiner Art weiterzuarbeiten für den Christus, für den er gearbeitet hat, bis seine vorige Herrschaft zu Ende war, Llngefähr bis zum Ende der Alexanderherrschaft. Jetzt ist Michael wieder da auf der Erde, jetzt aber, um auf der Erde dienstbar zu werden in der Vorbereitung des Christus und des tieferen Ver­ständnisses für den Christus-Impuls.

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Nun habe ich im Laufe der Zeit hier und an verschiedenen anderen Orten ausgeführt, wie durch Michael in geistiger Bezie­hung das Christentum eingeleitet worden ist. Ein Stück davon habe ich neulich im Vortrag erwähnt, wo ich hingewiesen habe darauf, wie unter der Regentschaft Michaels zur Zeit von Aristo­teles und Alexander schon ein wirklicher christlicher Impuls ein­geleitet worden ist, und wo ich hingewiesen habe auf das Jahr 869, in dem eine Art von übersinnlichem Konzil sich abgespielt hat. Das hat sich ja weiter fortgesetzt. Und im Beginne des neuen Zeitalters, wo die Bewußtseinsseele eingreift - das habe ich ja ausgeführt -, haben wir, wenn wir hinaufschauen in das dem physischen Geschehen parallelgehende, zur Erdenmenschheit ge­hörende Geistgeschehen, den großartigen Anblick einer übersinn­lichen Schule mit Michael als Lehrer. Diejenigen, die für eine wirkliche christliche Fortentwickelung tätig sein sollen, sind in großen Scharen - seien sie nun in dieser Zeit nichtverkörperte Seelen, seien sie andere geistige Wesenheiten - um Michael wie in einer großen übersinnlichen Schule versammelt seit dem 14. bis 16. Jahrhundert, wo vorbereitet werden diejenigen Seelen, die dann zu der Zeit der Michael-Herrschaft zu Anfang des 20. Jahr­hunderts auf Erden erscheinen sollen. Hinschauend auf das, was da vorbereitet worden ist, ist es ja die anthroposophische Welt­anschauung, die im Sinne dieser Evolution arbeiten will.

Aus dem, was da in den Anschauungen der alten Mysterien-weisheit und in dem prophetischen Schauen künftiger Mysterien-weisheit lebte, folgt, daß die Menschen, die das sozusagen innere Christentum annehmen, das vergeistigte Christentum, die hin­schauen in bezug auf den Christus zum Sonnengenius, daß diese Menschen mit einer Beschleunigung ihrer Evolution am Ende dieses 20. Jahrhunderts wiedererscheinen werden. Und alles das, meine lieben Freunde, was wir jetzt in diesem Zeitalter tun kön­nen, indem wir die Spiritualität der Lehre ergreifen, ist von großer Bedeutung, denn wir tun es für die Menschen in diesem Zeitaltet sub specie aeternitatis. Es ist eine Vorbereitung für dasjenige, was, zunächst in großen, umfassenden, intensiven Geistestaten, geschehen

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soll am Ende des Jahrhunderts, nachdem viel vorangegangen ist, was einer Spiritualisierung der modernen Zivilisation wider­setzlich ist. Im Zeichen des zweiten Auftretens der 666 standen jene großen Umwälzungen in Europa, die durch die Kreuzzüge eingeleitet wurden, und im Untergang der Tempelritter fand diese Tatsache ihren äußeren Ausdruck. Immer weiter arbeitet Sorat dem entgegen, was vom Sonnengenius aus sich bemüht, für ein wahres Christentum zu wirken.

Wir haben jetzt bevorstehend das Zeitalter der dritten 666:

1998. Zum Ende dieses Jahrhunderts kommen wir zu dem Zeit­punkt, wo Sorat wiederum aus den Fluten der Evolution am stärksten sein Haupt erheben wird, wo er sein wird der Wider­sacher jenes Anblickes des Christus, den die dazu vorbereiteten Menschen schon in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben werden durch die Sichtbarwerdung des ätherischen Christus. Es wird nur noch zwei Drittel des Jahrhunderts dauern, bis Sorat in mächtiger Weise sein Haupt erheben wird.

Meine lieben Freunde, beim Ablauf der ersten 666 war Sorat noch hineingeheimnißt in den Evolutionsgang der Ereignisse; man sah ihn nicht in äußerlicher Gestalt, er lebte in den Taten des Arabismus drinnen und der Initiat konnte ihn sehen. Als die zweiten 666 Jahre abgelaufen waren, zeigte er sich schon in dem Denken und Fühlen der gefolterten Templer. Und noch vor Ab­lauf dieses Jahrhunderts wird er sich zeigen, indem er in zahlrei­chen Menschen auftreten wird als diejenige Wesenheit, von der sie besessen sind. Man wird Menschen heraufkommen sehen, von denen man nicht wird glauben können, daß sie wirkliche Men­schen seien. Sie werden sich in einer eigentümlichen Weise auch äußerlich entwickeln. Sie werden äußerlich intensive starke Natu­ren sein mit wütigen Zügen, Zerstörungswut in ihren Emotionen. Sie werden ein Antlitz tragen, in dem man äußerlich eine Art Tierantlitz sehen wird. Die Soratmenschen werden auch äußerlich kenntlich sein, sie werden in der furchtbarsten Weise nicht nur alles verspotten, sondern alles bekämpfen und in den Pfuhl stoßen wollen, was geistiger Art ist. Man wird es erleben zum Beispiel in

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dem, was gewissermaßen konzentriert ist auf engem Raume in seinen Keimen im heutigen Bolschewismus, wie das eingefügt werden wird in die ganze Erdenentwickelung der Menschheit.

Darum ist es so wichtig, daß alles, was nach Spiritualität stre­ben kann, das auch wirklich tut. Denn das, was der Spiritualität widerstrebt, das wird da sein, denn das arbeitet sozusagen nicht unter der Freiheit, sondern unter der Determination. Diese Deter­mination geht dahin, daß am Ende dieses Jahrhunderts Sorat wie­der los sein wird, und daß das Streben, alles Geistige hinweg­zufegen, in den Absichten einer großen Anzahl von Erdenseelen sitzen wird, wie es prophetisch der Apokalyptiker vorausschaut in dem tierhaften Antlitz und in der tierhaften Stärke in bezug auf die Ausführung der Widersachertaten gegen das Spirituelle. Sind ja doch heute schon wahrhafte Wutentfaltungen vorhanden gegen das Spirituelle. Aber das sind nur die ersten Keime.

So sehen wir, wie der Apokalyptiker das alles voraussah. Er sah die wahre Entfaltung des Christentums als eine Sonnenangelegen­heit, aber er sah auch voraus diese Entsetzlichkeit der Entwicke­lung der Sonnendämonie. Das alles schwebte ihm vor. Auf das Hineintreten des Michael in die geistige Evolution der Menschheit mit dem Ende des 19. Jahrhunderts und des ätherischen Christus in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird folgen das Herein-treten des Sonnendämons vor Ablauf dieses Jahrhunderts. Wir haben in diesem unserem Michael-Zeitalter, in dem wir leben, gerade wenn wir auf dem Gebiete des Theologischen, der Religion, arbeiten wollen, allen Grund, vor allem an der Apokalypse zu lernen, selbst apokalyptisch zu denken und zu empfinden, nicht kleben zu bleiben an dem, was bloß äußere Tatsachen sind, sondern uns zu erheben zu den dahinterstehenden spirituellen Impulsen.

Gebahnt wird ja der Weg für das Hereintreten der Dämonen, die Anhänger des großen Soratdämons sind. Man braucht nur mit denjenigen verständigen Menschen zu sprechen, die zum Beispiel etwas wissen über den Ausgangspunkt des ersten Weltkrieges. Man wird nie Unrecht bekommen, wenn man sagt, daß die etwa 40 Menschen, die schuldig sind am Ausbruch dieses Weltkrieges,

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fast alle im Augenblick des Kriegsausbruches herabgedämpftes Bewußtsein hatten. Das ist aber immer das Eingangstor für ahri­manische Dämonenmächte, und einer der größten dieser Dämo­nen ist Sorat. Das sind die Versuche von Sorats Seite, zunächst wenigstens temporär in menschliche Bewußtseine einzudringen und Unheil, Verwirrung zu bewirken. Nicht der Weltkrieg, aber das, was folgte und das furchtbarer ist und immer noch furchtba­rer werden wird, zum Beispiel die gegenwärtige Verfassung Ruß­lands, das ist dasjenige, was durch die in die Menschenseelen ein-dringenden Soratgeister angestrebt wird.

Daß das so ist, das müssen wir wissen. Denn was hat in den Zeiten, in denen wahrhafte Spiritualität auf der Erde war, Prie­sterwirken bedeutet? Nie etwas anderes, meine lieben Freunde, als ein Wirken nicht bloß innerhalb der Erdenereignisse, sondern ein Wirken mit vollem Bewußtsein des Darinnenstehens in der geisti­gen Welt, des Verkehrs mit der Götterwelt. Und in keinem ande­ren Geiste hat der Apokalyptiker seine Apokalypse verfaßt. Der, der die Menschen ins Geistige führen will, muß in das Geistige hineinschauen. Jedes Zeitalter muß das auf seine Art tun. Wir brauchen nur die innere Gesetzmäßigkeit anzuschauen, mit der -ja wohl etwas veräußerlicht - die Reihenfolge der ägyptischen Pharaonen so logisch erscheint, und wir werden begreifen, daß diese Pharaonen in der Tat nicht zufällig aufeinander gefolgt sind, sondern daß in uralten Schriften ihnen vorgeschrieben war, was jeder, der einem anderen folgte, als seine Aufgabe zu betrachten hatte, und daß der Impuls zum Formulieren seiner Aufgabe eben ausging von dem, was dann später die hermetische Offenbarung, die Offenbarung des Hermes genannt wurde. Nicht die hermeti­sche Offenbarung ist gemeint, wie man sie heute mit einiger Ver­ballhornung kennt, sondern diese alte Hermesweisheit, die eben auch zu den großen Mysterien gehört, in denen man von der Offenbarung als einer dreimal heiligen sprach: einer Offenbarung vom Vater, einer Offenbarung vom Sohn, einer Offenbarung vom Heiligen Geiste. Das alles weist darauf hin, daß es sich bei dem Priestertum überall handelte um ein Herauswirken aus dem Spirituellen

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in die materielle Welt, und daß das Priestertum auch überall so verstanden worden ist.

Das muß aber wieder Priesterimpuls werden, nachdem es eine Zeitlang gar nicht als Wahrheit empfunden werden konnte: aus der spirituellen Welt heraus zu wirken. Bei der Bildung der Menschheit, die im Zeitalter der Bewußtseinsseele allmählich auf allen Gebieten materialistische Formen angenommen hat, ist man eben weit davon entfernt, so etwas wie das Mysterium der Trans­substantiation und damit die spirituellen Geheimnisse des Chri­stentums erfassen zu können. Für den einzelnen, der priesterlich zu wirken hat, bedeutet es gegenüber dieser heutigen Zeitbildung schon eine Art von Unwahrheit, über die tiefen Mysterieninhalte zu sprechen, die mit der Transsubstantiation verbunden sind. Daher diese rationalistischen Diskussionen über die Transsub­stantiation, wie sie eintraten mit dem zweiten Soratangriff und wie sie sich fortpflanzen bis zum dritten Soratangriff. Es hat gar keine Bedeutung, die Apokalypse so zu nehmen, daß man sie le­diglich kommentiert. Es hat einzig und allein einen Sinn, wenn man an der Apokalypse selbst zum Apokalyptiker wird und aus diesem Apokalyptiker-Werden seine Zeit so verstehen lernt, daß man die Impulse dieser Zeit zu Impulsen des eigenen Wirkens machen kann.

Da aber steht der Mensch der Gegenwart auch mit dem prie­sterlichen Wirken gerade drinnen, daß er hinschauen muß auf den Aufgang der Michaelszeit in den Siebzigerjahren des vorigen Jahr­hunderts, auf die Erscheinung Christi in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und auf den bedrohlichen Aufstieg des Sorat und der Soratanhänger am Ende des 20. Jahrhunderts. Richten wir als verstehende Menschen, die die Zeichen der Zeit zu deuten wissen, unser Leben ein im Sinne dieser drei Mysterien unserer Zeit: des Michael-Mysteriums, des Christus-Mysteriums und des Sorat­Mysteriums, dann werden wir auf dem Gebiete, das uns unser Karma angewiesen hat, in der richtigen Weise wirken und der Priester auf seinem priesterlichen Gebiete. Daran wollen wir dann morgen anknüpfen.

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NEUNTER VORTRAG Dornach, 13. September 1924

Meine lieben Freunde! Wir werden jetzt, da wir eine Anzahl von Elementen zusammengetragen haben, um hinter das Wesen der Apokalypse zu kommen, die Apokalypse selber ins Auge zu fas­sen haben und dabei die Sache so gestalten, daß wir beginnen bei einigen Fragen, die sich auf das Ende, das Ziel desjenigen bezie­hen, was der Apokalyptiker schaut und was er der Menschheit mitteilen will. Es wird sich nachher schon zeigen, warum diese Komposition der Betrachtung gewählt werden soll.

Wenn wir zunächst auf dasjenige hinschauen, was der Apoka­lyptiker uns gibt, so ist es, man könnte sagen, eine Mitteilung an die Menschen, eine Offenbarung an die Menschen, aber eine Of­fenbarung, welche sich wesentlich unterscheidet von demjenigen, was auftritt, wenn andere, nicht aus der Hellsichtigkeit hervorge­hende Mitteilungen an die Menschen gebracht werden. Und so verweist der Apokalyptiker auch darauf, daß es ja ein besonderes Ereignis war, eine mächtige Erleuchtung, aus der heraus er in der Lage ist, seine Mitteilung an die Menschheit zu machen. Dadurch aber erscheint die Apokalypse in der Tat als etwas, was als ein zu dem Fortgang der christlichen Entwickelung dazugehöriges Ereignis, als eine dazugehörige Tatsache auftritt.

Wir können sagen: Der große, der alles überragende Ausgangs­punkt der christlichen Entwickelung auf Erden, auf den vorher nur hingeschaut werden konnte, der früher nur erhofft werden konnte, das ist natürlich das Mysterium von Golgatha selbst. Aber dann kommen die einzelnen Tatsachen, die geschehen müs­sen, damit die christliche Entwickelung von dem Mysterium von Golgatha an durch die Zeiten und Ewigkeiten weiter fort läuft. Ein solches Geschehnis ist ja die Offenbarung, welche durch die Apokalypse geschieht. Der Verfasser der Apokalypse ist sich des­sen auch völlig bewußt, daß er damit nicht nur das, was er erfah­ren hat, hineinstellt in die Gegenwartsentwickelung und es den

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anderen mitteilt, sondern daß das, was im Empfangen und Wei­terverbreiten der Apokalypse liegt, eine Tatsache ist.

Sehen Sie, das ist ja gerade das Wichtige bei der Unterscheidung des Christentums von anderen religiösen Bekenntnissen, daß man es in alten Religionsbekenntnissen zu tun hat mit Lehren, während in der christlichen Entwickelung die Tat von Golgatha das Wesent­liche ist und weitere Taten zu diesem Wesentlichen hinzukommen müssen. Daher ist es nicht von allererster, fundamentaler Bedeu­tung, daß der Mensch die Evangelien ausgelegt bekommt, sondern das Wesentliche ist, daß ein realer Zusammenhang mit dem Myste­rium von Golgatha durch das Christentum gesucht wird. Unter dem Einfluß des Intellektualismus hat das Christentum ja in neue­rer Zeit selbst intellektualistische Formen angenommen. Und so, kann man sagen, konnte selbst so etwas entstehen wie der berühmte Ausspruch: Jesus gehört nicht in die Evangelien. - Das hieße etwa, man könne den Inhalt der Evangelien als Lehren hinnehmen, aber den dahinterstehenden Lehrer hätte man nicht zu berücksichtigen, der käme nicht in Betracht. Allein der Vater, so heißt es, gehöre in die Evangelien. - Es ist das so, als ob es beim Mysterium von Golgatha im wesentlichen nur darauf ankäme, daß der Christus Jesus erschienen ware und eine Lehre vom Vater gegeben hätte. -Das ist aber nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist, daß die Tat auf Golgatha verrichtet worden ist, daß der Christus Jesus auf der Erde gelebt hat und die Tat auf Golgatha verrichtet hat. Und die Lehre ist eben nur das Akzessorische, das Akzidentelle. Dazu muß sich das Christentum wieder durchringen, dies anzuerkennen, aber auch es durchzuführen.

Und so ist sich der Apokalyptiker bewußt, indem er die Offen­barung empfängt, daß diese Tatsache geschehen ist und daß diese Tatsache durch ihn weiterwirkt. Das ist es, worauf es ihm an­kommt. - Was geschieht denn dadurch fortlaufend? Nicht wahr, formal betrachtet lebt der Mensch, namentlich wenn wir seinen heutigen Zustand betrachten, so, daß er während des Tages seine vier «Kleider», den physischen Leib, den ätherischen Leib, den astralischen Leib und das Ich, mit einer gewissen Normalität verbunden

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trägt. Wenn er im Schlafzustand ist, sind der astralische Leib und das Ich außerhalb des physischen und ätherischen Leibes, sie sind in dem Geistgebiet der irdischen Umgebung, das hinter den sinnlich-physischen Erscheinungen ist. Sie sind ja zunächst beim Menschen heute nicht auf Wahrnehmbarkeit eingerichtet, das sind sie erst durch die Initiation. Der Mensch lebt ein dumpfes Dasein im Schlafe, von dem er nur ein allgemeines Gefühl hat beim Erwa­chen, oder er schaut Träume, die auf die oft beschriebene Weise aus dem Schlaf auftauchen. Wir haben auf der einen Seite in der gei­stigen Welt darinnen den astralischen Leib und das Ich des Men­schen, und die stehen eigentlich so in jener Welt drinnen, daß sie zunächst keine Impressionen, keine unmittelbaren Impressionen von Christus und seiner Wesenheit erhalten können. Wenn wir uns also nichts anderes denken als das, was ich jetzt erwähnt habe, würden das Ich und der astralische Leib jede Nacht in die geistige Welt hineingehen und würden da keinen unmittelbaren Zusam­menhang mit dem Christus haben; sie würden am Morgen wieder in dieses Irdisch-Physische zurückkommen und sie würden - da nun das Mysterium von Golgatha im Laufe der Erdenevolution vor sich gegangen ist - sogleich einen Eindruck von dem Christus haben, denn der Christus ist da in der Erdenaura. Aber dieser Eindruck würde dumpf bleiben. Geradeso wie sonst die nächt­lichen Eindrücke für den Tag dumpf bleiben, so würde dieser Eindruck, daß demjenigen, was da als physischer und ätherischer Leib im Schlafe liegt, der Christus innewohnt, nur so wahrgenom­men werden können, wie eben der Schlafzustand vom Erwachen­den wahrgenommen wird, und es würde kein deutliches, klares Erlebnis des Christus dasein können.

Wir stellen uns vor, daß unmittelbar, nachdem das Mysterium von Golgatha auf der Erde vollendet war, Menschen da waren, welche die Sache noch miterlebt hatten, und welche aus den un­mittelbaren Eindrücken, die sie miterlebt hatten; wiederum auf andere die unmittelbaren Wahrnehmungseindrücke von dem Mysterium von Golgatha übertragen konnten. Christus hat ja auch seine Jünger in esoterische Schulung genommen nach seiner

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Auferstehung, er gab ihnen manche bedeutsame Lehren. Das alles pflanzte sich zunächst in den ersten Jahrzehnten fort, nachdem das Mysterium von Golgatha vollendet war. Das hätte einmal ein Ende nehmen müssen. Und wir sehen ja auch, wie es in gewissen Kreisen allmählich versiegt. Man kann schon sagen, es gab in den als gnostisch verschrieenen Schriften und sonstigen älteren Aus­führungen der alten Kirchenlehrer, die noch Schüler der Apostel waren oder Schüler der Apostelschüler, gewaltige esoterische Lehren über das Christentum, die von der Kirche dann ausgerot­tet worden sind, weil die Kirche dasjenige weghaben wollte, was immer mit diesen Lehren verbunden war: das Kosmische. Es sind ja ungeheuer bedeutsame Dinge von der Kirche vernichtet wor­den. Sie sind vernichtet worden, aber das Lesen in der Akasha­Chronik wird sie wiederherstellen bis zum letzten 1-Tüpfelchen, wenn es an der Zeit ist, sie wiederherzustellen.

Es wäre dennoch für die äußere historische Entwickelung dasjenige versiegt, was an großen Impressionen da war, aber in dem Augenblick, wo das Versiegen drohte, war eben auch die Apokalypse da. Und wenn die Apokalypse richtig aufgenommen wird - eine Probe wurde ja gerade, ich möchte sagen, im zweiten Stadium der Zeit nach dem Mysterium von Golgatha schon von verschiedenen Menschen geliefert -, wenn die Apokalypse, dieses grandiose Bild, dieses weissagende Bild der Evolution richtig aufgenommen wird, das heißt, wenn es in den astralischen Leib und namentlich in die Ich-Organisation aufgenommen wird, dann tragen Ich und astralischer Leib im schlafenden Zustande eine solche Offenbarung - die ja, wie ich Ihnen gleich in der ersten Stunde gesagt habe, unmittelbar von der geistigen Welt selber kommt, die eigentlich eine Art Brief ist, eine unmittelbare verbale Offenbarung aus der geistigen Welt, mit Visionen ver­knüpft -, dann tragen Ich und astralischer Leib im schlafenden Zustande eine solche Offenbarung hinaus in die Welt der Erdenaura. Und das, meine lieben Freunde, das bedeutet, daß allmählich von allen denjenigen, die die Apokalypse mit innerem Verständnis aufgenommen hatten, der Inhalt eingegraben wurde

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in den Äther der Erdenaura. So daß man sagen kann: den Grundton innerhalb der Erdenaura gibt die Anwesenheit des Christus, der weiterwirkt in der Erdenaura.

Dieser Christus-Impuls influenziert jede Nacht, wenn der astralische Leib und das Ich aus dem physischen und dem Äther-leib draußen sind, zunächst in tiefer Weise den Ätherleib des Menschen. Nur ist der Mensch zumeist nicht imstande, wenn er am Morgen mit seinem Ich und seinem astralischen Leib in den physischen Leib zurückkehrt, dasjenige wiederzufinden, was da an Christus-Impuls im ätherischen Leib enthalten ist.

Indem nun im weiteren von den Johannes-Schülern der Inhalt der Apokalypse aufgenommen wird, gräbt sich der Sinn der Worte in den Äther der Erdenaura ein. Und dann wirkt vom Einschlafen bis zum Aufwachen auf den menschlichen Ätherleib dasjenige, was da in der Erdenaura eingegraben ist, was eingegraben wurde schon durch die großen bedeutsamen Impressionen, die der Verfasser, oder besser gesagt, der Empfänger der Apokalypse selbst erhalten hat von den göttlich-geistigen Wesenheiten. Das bedeutet, daß diejenigen Menschen, die eine Hinneigung haben zum Mysterium von Golgatha, in ihren Schlafzuständen ihren Ätherleib dem Inhal­te der Apokalypse aussetzen können. Es ist das eine reale Sache. Man kann durch die richtige Christus-Gesinnung sich einen sol­chen Schlafzustand herbeiführen, daß das von dem Inhalt der Apokalypse im Erdenäther Bewirkte, durch das Eintreten des Christus in der Erdenevolution Liegende, sozusagen in den mensch­lichen Ätherleib eingegraben wird. Das ist der reale Vorgang. Das ist als die fortwährende Tat der Apokalypse da.

Man kann im priesterlichen Wirken zu demjenigen, der einem in der Seelsorge anvertraut ist, ruhig sagen: Durch das Mysterium von Golgatha ist der Christus in die Erdenevolution eingetreten. Er hat zunächst zur Vorbereitung der Menschen das bewirkt, was in den Evangelien gegeben ist, damit die Menschen in ihren astra­lischen Leib und in ihr Ich - man muß das umkleiden in die entsprechende Terminologie, die man brauchen kann für die Be­kenner -, damit die Menschen in ihren astralischen Leib und in

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ihr Ich den Inhalt der Evangelien aufnehmen können, und da­durch präpariert werden, den Christus-Impuls beim Aufwachen in ihrem Ätherleib zu empfangen. - Indem aber der Apokalypti­ker in das sich entwickelnde Christentum hineingestellt ist, wird es ihm möglich, dasjenige, was er in konkreter Weise schildert, was in der Evolution des Christentums durch die verschiedenen Epochen hindurch bis in die Zukunftszeiten hinein ist, dem Ätherleib des Menschen einzuverleiben.

Sehen Sie, damit haben wir etwas in der Erdenevolution, was gegenüber den alten Mysterienlehren ein wesentlich Neues ist. Denn was haben die alten Mysterien eigentlich dem Initiaten ver­mittelt? Sie haben ihm dasjenige vermittelt, in das man hinein­schauen kann, wenn man das sozusagen von Ewigkeit her in der Welt Veranlagte in seiner geistigen Wesenheit überblickt, wenn man innerhalb des äußeren physischen Wirkens findet die von Ewigkeit her in ihren Bahnen wirkende göttliche Wesenheit. Der Initiierte der alten Mysterien hat gar nicht Anspruch darauf erho­ben, etwas anderes in seinen Ätherleib hereinzubekommen als das, was man eben durch die Ergebnisse der Initiation bekommt.

Der christliche Initiierte bleibt dabei nicht stehen. Er will das, was erst im Lauf der Zeiten in die Erdenentwickelung eingetreten ist, alles, was mit dem Mysterium von Golgatha und mit Christus zusammenhängt, in seinen Ätherleib aufnehmen. So daß in der Tat für die Christenheit eine beginnende Initiation in der Offen­barung der Apokalypse liegt. Diese Offenbarung ist eine Art von beginnender Initiation, nicht des einzelnen, aber eine beginnende Initiation für die ganze Christenheit; und der einzelne kann sich vorbereiten, so daß er daran teilnehmen kann.

Damit aber, so kann man sagen, ist der Weg erst eröffnet, um über das Natur-Vaterprinzip hinauszukommen. Im Grunde ge­nommen ist alle alte Initiation der Form nach eine Vater-Initia­tion. Man suchte die Natur und den Geist in der Natur und konn­te damit zufrieden sein. Denn der Mensch stand selbst in dieser Welt der Natur darinnen. Nun ist der Christus dagewesen in der Erde. Nun bleibt er da. Er hat seine Tat auf Golgatha verrichtet

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und bleibt nun da. Das, was durch das Mysterium von Golgatha geschehen ist, kann man nicht durch die bloße alte Initiation in sich aufnehmen, sondern da muß man sich erheben in eine Welt des Geistes, die nicht dieselbe ist, die durch die alten Mysterien strömte. Was durch die alten Mysterien strömte, erhoffte bloß, daß das Mysterium von Golgatha auch einmal durch die neuen Mysterien strömen sollte. Jetzt aber setzt sich der Mensch nicht mehr durch die Natur, sondern unmittelbar durch den Christus mit dem Geist in Verbindung. Der alte Initiat wählte immer den Umweg durch die Natur. Der neue Initiat - das war ja nicht im allerersten Jahrhundert, aber besonders in den späteren Jahrhun­derten nach dem Mysterium von Golgatha die Ansicht vieler halb oder teilweise Initiierter -, der neue Initiat setzt sich in Verbin­dung mit dem Geistwesen der Welt durch das, was durch Chri­stus in die Welt eingeflossen ist und durch das, was auf Christus aufbaut. So betrachtete ein solcher Initiat damals die Apokalypse. Er betrachtete sie als etwas, von dem er so sprach: Die Natur ist der eine Weg, um in die geistige Welt hineinzukommen; das, was durch die Apokalypse an grandiosem Wissen geoffenbart ist, ist der andere Weg, um in die geistige Welt hineinzukommen. Es ist das Bestürzend-Beglückende, wenn man in der geistigen For­schung immer wieder auf Menschen trifft - wie gesagt, nicht im allerersten christlichen Jahrhundert, aber in den etwas späteren, im 2. bis 6. Jahrhundert -, wenn man da auf Menschen trifft, die etwa sagen: Die Natur ist groß - sie meinten das, was man eben im Altertum von der Natur erkannte -, aber das, was durch den oder die Apokalyptiker aus dem Übersinnlichen geoffenbart ist, ist ebenso groß oder größer; denn die Natur führt zum Vater, aber das, was durch die Apokalyptiker eröffnet wird, führt durch den Sohn zum Geist. - Einen Weg zu dem reinen, unmittelbaren Geistigen suchte man damals durch die Apokalypse.

Damit aber war zu gleicher Zeit hingedeutet auf die wirkliche Veränderung, die im Lauf der Menschheitsentwickelung eintreten muß und wird, wenn die Menschen sich dazu würdig machen. Man hatte es stark empfunden in alten Zeiten, daß der Mensch ja aus der

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geistigen Welt stammt, daß er aber eine Entwickelung hat, die ihn mit demjenigen stark verbindet, das in der physisch-sinnlichen Welt ihm entgegenkommt. Man hat stark diese Verbindung mit der physisch-sinnlichen Welt gefühlt und war der Ansicht, daß der Mensch gerade dadurch ein sündiges, ein sündenhaftes Wesen geworden ist, daß er sich mit der Materie der Erde verbindet.

Nun, demgegenüber sollte eine andere Zeit vorbereitet werden, und sie wird vom Apokalyptiker vorausgesehen und vorausver­kündet. Das Bild, die rechte Imagination dafür, suchte er, um dasjenige, was hinter diesem Geheimnis steckt, in imaginativen Bildern vor die Seelen hinzustellen. Und so erneuert er, faßt er zusammen eine Vorstellung, die in der hebräischen Geheimlehre gang und gäbe war. In der hebräischen Geheimlehre zeigt man das folgende: Die Seelen kommen aus der geistigen Welt. Diese See­len, die aus der geistigen Welt kommen, umkleiden sich mit dem, was von der Erde kommt; und wenn die Seelen sich äußerlich, für die alleräußerlichsten Verrichtungen des Geistes Häuser bauen, so entstehen Städte. Wenn sie aber die inneren Verrichtungen der menschlichen Seele umhüllen, so entsteht eben der menschliche Leib aus den Bausteinen der Erde. Es floß der Begriff des äußeren Wohnstättenbauens mit dem Begriff des eigenen Leibbauens zu­sammen. Und das war ja ein schönes, ein wunderbar schönes Bild, weil es sachlich begründet ist, daß man ein Haus als dasjenige ansah, in dem sozusagen das Verbreiten und Fortsetzen der Taten und Seelenvorgänge, Seelenfunktionen, seine Umhüllung findet, und daß man in dem äußeren Haus sozusagen die Hülle dafür sah. Man hatte diese wunderschöne Vorstellung: Wenn ich für mein äußeres Tun ein Haus aus Erdenmaterie auferbaue, so ist die Hausmauer, das ganze Haus, eine Hülle für das, was ich tue. Das ist nur eine erweiterte, ich möchte sagen, eine verhärtete, sklero­tisierte Fortsetzung dessen, was der Mensch sich als erstes Haus gebaut hat, denn als erstes Haus baut sich der Mensch ein Haus für die inneren Verrichtungen der Seele, und das ist sein Körper. Und wenn er nun seinen Körper als Haus hat, so baut er sich ein zweites Haus, das nun eben aus den Ingredienzien der Erde gebaut

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wird. Es war eine ganz gang und gäbe Vorstellung, daß man den Körper wirklich als Haus ansah und dieses Haus sozusagen als die Hülle, die der Mensch sich anzieht hier in der physischen Erdenwelt. Daher sah man das, was aus dem Seelenbildenden hervorgeht, an als ein Häuserbauen der Menschen.

Es war ja in älteren Zeiten der Mensch wirklich auch äußerlich stark zusammengewachsen mit dem, was sein Haus war und der­gleichen. Wir wollen es zeichnen: Hier (Tafel 7, rechts unten) hat er seinen Körper mit der Haut. Und würde er jetzt im Verlauf seines Lebens noch eine andere Haut kriegen für die äußerliche Wirksamkeit der Seele, so wäre das wie ein Zelt, nur wächst das Zelt nicht von selber, sondern der Mensch macht es sich.

Nun hat man gerade in der hebräischen Geheimlehre dieses Zusammenfließen im Beherrschen des Irdischen und im Aufneh­men der irdischen Ingredienzien zur menschlichen Entwickelung auf eine ganz bestimmte Art angesehen. Sehen Sie, in bezug auf das Physische wird man zugeben: Die Erde ist so eingerichtet, daß sie einen Nordpol hat, daß sich dort gewissermaßen die Kälte sammelt; und man kann äußerlich physisch-geographisch aus der Natur der Erde diesen Nordpol beschreiben und ihn als etwas Wesentliches der Erde ansehen. Die hebräische Geheimlehre hat das auch mit dem gemacht, was an seelischer Tätigkeit in den Kräften der Erde steckt, und sah nun - wie im Sinne eines geogra­phischen Nordpols - den Pol auf der Erde, wo alles zusammen-fließt an Kultur, wo also die Versammlung der vollkommensten Häuser ist, und das sah sie in Jerusalem, in der ganz konkreten Stadt Jerusalem. Das war der Pol für die Konzentrierung der äußeren Kultur um die Menschenseele herum, und die Krönung dieser Stadt war der Salomonische Tempel.

Nun fühlte man, daß dies in der Evolution der Erde erschöpft ist. Diejenigen, die etwas von der hebräischen Geheimlehre ver­standen, die sahen in dem, was auf das Mysterium von Golgatha folgte, in der Zerstörung Jerusalems, nicht ein äußeres Ereignis, das durch die Römer bewirkt wurde. Die Römer waren nur die Handlanger der geistigen Mächte, die das ausführten, was ganz im

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Plan der geistigen Mächte war. Denn, so stellten sie es sich vor:

Diese alte Art, von der Erde aus die Ingredienzien zu suchen, um den Menschenleib als Haus zu erbauen, ist erschöpft. Indem Jeru­salem zu seiner Größe gekommen ist, ist alles das erschöpft, was von der Erde aus an Substanz, an Materialität verwendet werden konnte, um den Menschenleib als Haus zu erbauen.

In das Christliche umgesetzt, bedeutet diese hebräische Ge­heimlehre: Wäre das Mysterium von Golgatha nicht geschehen, so wäre dennoch die Zerstörung Jerusalems gekommen. Aber es wäre nicht hineingelegt worden in diesen Untergang des mit Hilfe der Erde schaffenden Menschenwesens dasjenige, was Neugestal­tung werden kann. Gewissermaßen der Keim zu einer völligen Neugestaltung ist in das Jerusalem hineingelegt, das zum Unter­gang bestimmt war. Die Mutter Erde erstirbt in Jerusalem. Die Tochter Erde lebt in der Erwartung eines anderen Keimes. Da werden dann nicht mehr durch Heranziehen der Ingredienzien aus der Erde die Leiber gebaut und die Häuser des alten Jerusa­lem, das dastand als die Krönung desjenigen, was auf der Erde vor sich geht, sondern die Erde erhebt sich als ein geistiger Pol des alten Jerusalem. Nicht mehr wird man imstande sein, aus den Ingredienzien der Erde heraus so etwas zustande zu bringen wie das alte Jerusalem. Dafür tritt aber die andere Zeit ein, die im Keime veranlagt wurde durch das Mysterium von Golgatha. Die Menschen bekommen nun von oben herunter das, was ihr Inneres umhüllt (Tafel 7), mehr von außen. Die neue Stadt senkt sich von oben herunter und gießt sich über die Erde aus: das neue Jerusa­lem. Das alte Jerusalem war aus der Erde und ihren Stoffen, das neue Jerusalem ist aus dem Himmel und seinen geistigen Ingre­dienzien.

Sie werden eine solche Vorstellung zunächst merkwürdig finden gegenüber alle dem, was in unserer Zeit gedacht wird und was Sie eben lernen konnten aus dem, was in unserer Zeit gedacht wird. Wie stellt man sich denn in unserer Zeit anatomisch-physio­logisch den Menschen in seiner Entwickelung vor? Er ißt, er be­kommt Stoffe der Nahrung in seinen Magen, er verdaut sie, wirft

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gewisse Stoffe ab und ersetzt das, was ersetzt werden muß. durch die Stoffe, die er aufnimmt.

So ist es aber nicht, sondern der Mensch ist ein dreigliedriges Wesen, er ist Nerven-Sinnes-Mensch, er ist rhythmischer Mensch und er ist Stoffwechsel-Gliedmaßen-Mensch. In den eigentlichen Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen geht substantiell gar nichts von dem hinein, was in den Nahrungsmitteln liegt, sondern das nimmt alles der Nerven-Sinnes-Mensch auL Der Nerven-Sinnes-Mensch nimmt das auf, was gebraucht wird an Salzen und an solchen Stoffen, die immer fein verteilt sind in Luft und Licht, und leitet es in den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen. Der Stoffwechsel-Gliedmaßen-Mensch wird ganz von oben herunter genährt. Es ist gar nicht wahr, daß er aus den physischen Nah­rungsmitteln seine Substanzen erhält. Wenn Substantielles von der Erde in den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen kommt, so ist schon die Krankheit da. Alles, was durch die Nahrung aufge­nommen und was verdaut wird, alles das versorgt nur die Organe des Nerven-Sinnes-Menschen. Gerade der Kopf ist dasjenige, was substantiell von der Erde aus gebildet wird. Die Organe des Stoff­wechsel-Gliedmaßen-Menschen hingegen sind vom Himmel aus gebildet. Das, was im rhythmischen Menschen ist, hat eine nach beiden Seiten hin gehende ausgleichende Bedeutung. Der Mensch ißt nicht den Sauerstoff der Luft, sondern er atmet ihn ein. Es ist eine gröbere Art, wie der Mensch durch sein Nerven-Sinnes-System Substantielles aufnimmt, als für den Stoffwechsel-Glied-maßen-Menschen. Eine ungeheuer verfeinerte Atmung ist es, wo­durch der Mensch das aufnimmt, was er für den Stoffwechsel-Gliedmaßen-Menschen braucht. Die Atmung ist demgegenüber etwas Gröberes. Und was der Mensch mit dem Sauerstoff macht

- Kohlensäure erzeugen -, das ist wiederum etwas Feineres gegen­über dem, was geschieht, damit die Nahrungsmittel, die durch den Magen gehen, den Kopf versorgen können. Der Übergang ist im rhythmischen Menschen.

Das ist die Wahrheit über den Bau des menschlichen Organis­mus und seine Prozesse. Was heute gelehrt wird in Anatomie und

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Physiologie, ist vor dem Antlitz der Wahrheit nur ein Unsinn, herbeigeführt durch die materialistische Anschauung. In dem Augenblick, wo man so etwas weiß, weiß man, daß nicht nur das, was den menschlichen Körper aufbaut, von unten herauf kommt, vom Pflanzen-, Mineral- und Tierreich der Erde, sondern daß das, was gerade seine oftmals als die gröbsten angesehenen Organe ernährt, das von oben Kommende ist. Da wird man sich vor allem klar vorstellen können, daß eine Art Überschuß in der Ernährung von unten da war bis zu der Zeit, wo Jerusalem zugrunde ging. Dann beginnt wirklich mit dem Mysterium von Golgatha all­mählich das wichtig zu werden, was von oben kommt.

Wenn auch die Menschen in der genannten Art diese Tatsachen verkehrt haben, heute wird zunächst die Entwickelung so voll­zogen, daß in vieler Beziehung an die Stelle der alten Ernährung von unten die Ernährung von oben die Hauptsache bildet. Damit wird auch der Mensch umgebildet. Unser Kopf gleicht nicht mehr den Köpfen der Alten. Die Köpfe der Alten waren vielmehr so gebildet, daß sie eine etwas weiter zurückgehende Stirne hatten (Tafel 7). Die heutige Stirn des Menschen ist hervortretend, das äußere Gehirn ist wichtiger geworden. Das ist schon die Umge­staltung, denn gerade das, was da wichtiger wird im Gehirn, ist den Verdauungsorganen ähnlicher als das, was darunter liegt. Das peripherische Gehirn wird den Verdauungsorganen des Menschen ähnlicher als die feinen Gewebe des mittleren Gehirns, das heißt, die Fortsetzung der Sinnesnerven weiter gegen den Mittelpunkt des Kopfes hin. Denn gerade das, was Organ des Stoffwechsels ist, wird von oben ernährt.

Diese Dinge kann man bis ins einzelnste wirklich einsehen, wenn man den Willen hat, gegenüber gewissen Dingen so zu re­den, wie der Apokalyptiker sagt: Hier ist Weisheit. - Nur ist in unserer gewöhnlichen Erkenntnis, die heute unter den Menschen lebt und webt, nicht Weisheit, sondern Finsternis. Das, was man heute Ergebnisse der Wissenschaft nennt, ist durchaus Ergebnis des Kaliyuga, der äußersten Verfinsterung der menschlichen Men­talität. Man sollte das als ein Geheimnis betrachten und es nicht

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auf die Straße tragen, denn das Esoterische besteht darin, daß es eben in einem gewissen Kreis bleibt.

Sehen Sie, das hat schon begonnen seit dem Mysterium von Golgatha, dieses Heranwachsen des neuen Jerusalem. Der Mensch wird, wenn seine Erdenzeit völlig erfüllt ist, dazu gekommen sein, daß er nicht nur durch seine Sinne in seinen eigenen Leib die Himmelssubstanz hineinarbeitet, sondern daß er diese Himmels-substanz durch das, was man geistiges Wissen und Kunst nennt, auch ausdehnt auf das, was dann die äußere Stadt sein wird, auf die Fortsetzung des Leibes in dem Sinne, wie ich das auseinander­gesetzt habe. Das alte Jerusalem war von unten nach oben gebaut, das neue Jerusalem wird von oben nach unten ganz wirklich ge­baut sein. Das ist die gewaltige Perspektive, die aus einer Vision, aus einer überkolossalen Vision des Apokalyptikers aufgegangen ist. Ihm geht dieses Gewaltige auf: Da steigt alles, was die Men­schen bauen konnten, aus dem Erdboden auf nach oben, und das konzentrierte sich in dem alten Jerusalem. Das hat nun ein Ende. Er sah dieses Aufsteigen und dieses Abschmelzen in dem alten Jerusalem und er sah die Menschenstadt des neuen Jerusalem herabkommen von oben, von den geistigen Welten.

Das ist der Zielpunkt, die letzte Tendenz der Offenbarung der Apokalypse. Sie enthält wirkliche christliche Menschheitswege und christliche Menschheitsziele. Wenn wir uns bemühen, sie zu ver­stehen, so kommen wir bei der Apokalypse auf eine gewisse Eigen­iümlichkeit, die so manche Menschen ahnen, aber nicht ganz durch­schauen können. Wer sich ernstlich bemüht, die Apokalypse zu verstehen, kann gar nicht anders als daß er sich sagt: Ja, wie mache ich das, wie komme ich hinein in eine solche Vorstellung wie die vom alten und neuen Jerusalem? Was tue ich, um hineinzukom­men? Ich kann doch nicht weiter bloß herumreden mit diesen Bildern, die zunächst keinen Inhalt für mich haben, ich muß doch in den Inhalt hineinkommen. - Um in den Inhalt hineinzukommen, braucht man eine Kosmologie und eine Anschauung vom Men­schen, wie sie nur durch eine neue Weltanschauung wie die Anthro­posophie gegeben werden kann, durch ein wirkliches Anschauen

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der geistigen Welt. Man kommt durch die Apokalypse zur Anthro­posophie, weil man das Mittel der Anthroposophie braucht, um die Apokalypse zu verstehen, weil man merkt: Johannes hat die Apo­kalypse bekommen aus den Regionen, wo die Anthroposophie war, bevor sie zu den Menschen gekommen ist.

Wenn man die Apokalypse ehrlich und ernst verstehen will, so muß man sie anthroposophisch verstehen. Bei so etwas wie dem Endziel, dem neuen Jerusalem, merken Sie es am allerstärksten. Sie müssen nur die Geheimnisse von dem Aufbau des Menschen von oben und von unten nicht bloß wie eine äußere Wissenschaft kennen, dann köniaen Sie diese Vorstellungen erweitern zu der gesamten Tätigkeit, die die Menschen auf der Erde verrichten, die auch von unten nach oben gerichtet ist und sich verwandelt in eine von oben nach unten gehende. Der Bau des alten Jerusalem wird sich verwandeln in den Geistbau des neuen Jerusalem, der von oben nach unten gebaut sein wird. Und die Menschen sollen hineinwachsen in das, was geistig gebaut wird, sie sollen nicht bloß in einem symbolisch-theoretisch-bildhaften Sinn die Apoka­lypse sehen, wie die Bibelexegeten es tun, sondern so, daß der Geist uns so real sein wird, wie eben durch Jahrtausende das materielle Physische real da war.

Das ist das, was festgehalten werden muß: Die Apokalypse enthält nicht Bilder, sondern Hinweise auf ganz konkrete Tat­sachen, auf das, was geschehen wird, und nicht bloß das, was das Geschehen in Bildern andeuten will. Das ist das Wichtige. So haben wir uns hineinzufühlen, hineinzufinden in die Apokalypse. Davon dann morgen.

- - -

* Siehe Hinweis

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ZEHNTER VORTRAG Dornach, 14. September 1924

Meine lieben Freunde! Wir haben gewissermaßen die Endper­spektive des Apokalyptikers vor unsere Seele gestellt, und wir sehen, wie diese Endperspektive tatsächlich so geschildert ist, daß sie in völliger Übereinstimmung steht, wenn wir sie richtig verste­hen, mit alle dem, was die exakteste geistige Wissenschaft in be­zug auf die Evolution sagen kann. Wir haben gesehen, daß in der Apokalypse jener Umschwung zum Ausdruck kommt, der ein­tritt im Bauen des Menschenwesens und der Kulturerscheinungen von unten nach oben, in eine Form des Bauens von oben nach unten. Und ich habe am Ende der vorigen Betrachtung darauf aufmerksam gemacht, daß, wer ehrlich nach dem Verständnis der Apokalypse sucht, gedrängt wird, diejenigen Dinge kennenzuler­nen, welche aus der Geistesforschung heraus über die Weltevolu­tion gesagt werden können.

Wir sehen, daß es gewisse Stellen der Apokalypse gibt, in de­nen man nur einen Sinn finden wird und sie nur dann richtig erfassen kann, wenn man auf den Weg der anthroposophischen Menschenerkenntnis eingeht. Das ist durchaus dann der Fall, wenn man es mit einer solchen Offenbarung zu tun hat, die sich stützt auf Erlebnisse der geistigen Welt selber. Natürlich muß man zunächst den Sinn dafür haben, um einsehen zu können, daß so etwas wie die in der Apokalypse vorgeführten Bilder Offenba­rungen der geistigen Welt sind. Dann wird man auch über die Frage hinwegkommen: Ist denn der Apokalyptiker wirklich in der Lage gewesen, alle diese Einzelheiten, die wir wiederfinden in seinem Werk, von sich aus intellektuell einzusehen? - Nun, dar­um kann es sich ja eigentlich nicht handeln. Sondern es kann sich nur darum handeln, ob er ein wirklicher Seher war. Er sieht in die geistige Welt, und die Dinge der geistigen Welt sind ja nicht durch ihn wahr; sie sind durch ihren eigenen Inhalt wahr. Sie tragen auch durch das Sich-Offenbaren diesen eigenen Inhalt in sich und

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nicht durch ihn. So können meinetwillen äußere rationalistische Forscher kommen und den Nachweis führen: Ja, derjenige, der die Apokalypse gegeben hat, war so und so weit gebildet, und man kann von ihm nicht erwarten, daß er in seiner eigenen Seele eine so weite Perspektive gehabt hat. - Ich will diese Frage, ob der Schreiber der Apokalypse diese Perspektive gehabt hat oder nicht, hier gar nicht erörtern. Ich will nur darauf aufmerksam machen, daß es darauf im Grunde nicht ankommt, daß wir die Bilder, die Offenbarungen der geistigen Welt sind, durch den Apokalyptiker erhalten, sondern es kommt darauf an, daß wir die Bilder als sol­che vor unsere Seele hinstellen und ihren Inhalt auf uns wirken lassen müssen.

Nun haben wir gewissermaßen das grandiose Endbild des neu­en Jerusalem vor unsere Seelen gestellt, das diejenigen Erlebnis-hintergründe hat, von denen ich gesprochen habe. Wir werden gut daran tun, von diesem Bild aus ein wenig zurückzugehen. Da haben wir die bedeutsame Stelle, wo wiederum ein grandioses Bild vor unsere Seele tritt, jenes grandiose Bild, wo der Apoka­lyptiker sieht, wie der Himmel aufgetan ist (Apk. 19, 11) und auf einem weißen Pferd diejenige Macht ihm entgegentritt, von der er eigentlich so spricht, daß wir gewahr werden: Er hat nicht nur in seinem Verstand, in seiner Intellektualität die Trichotomie der Gottheit, sondern er hat sie in seinem ganzen Menschen. Er redet so, daß er wirklich mit voller Seele sich bewußt ist, in den soge­nannten drei Personen hat man die drei Formen des Einigen Gottes vor sich, und man kann, wenn man sich gewissermaßen jenseits der physischen Welt stellt, nicht abwechselnd von dem einen oder von dem anderen sprechen, weil sie ineinander über­gehen. In die physische Welt gestellt allerdings ergibt das Bild drei Personen, und man muß unterscheiden zwischen dem Vatergott, der allen Naturtatsachen zugrundeliegt, auch denen, die in die menschliche Natur hineinwirken, dem Sohnesgott, der mit allem zu tun hat, was in die Freiheit des seelischen Erlebens hineinführt, und dem Geistgott, der da lebt in einer naturfernen, natuifrem­den, eben in einer geistig-kosmischen Ordnung. So scharf konturiert

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erscheinen gewissermaßen die drei Personen der Gottheit hier auf dem physischen Plan.

Während der Mensch, wenn er die Schwelle zur geistigen Welt überschreitet, hineinkommt in einen Zustand, den ich beschrieben habe in meinem Buch «Wie erlangt man Erkennt-nisse der höhe­ren Welten?», wo er sich gewissermaßen in drei Wesenhaftig­keiten gliedert, so daß dann Denken, Fühlen, Wollen mit einer gewissen Selbständigkeit da sind, sehen wir, indem wir vom phy­sischen Plan ausgehend nach den höheren Welten kommen, die Dreieinige Gottheit immer mehr als Einheit uns entgegentreten. So muß natürlich gerade auf das hin die Apokalypse gelesen wer­den. Man darf nicht mit Anlehnung an die physische Welt unmit­telbar voneinander unterscheiden den Vatergott, den Sohnesgott, den Geistgott.

Derjenige, der in diesem grandiosen Bild auf einem weißen Pferd uns entgegentritt, der ist der Einige Gott. Und das Bild des Sohnesgottes haben wir mehr zu sehen in der Form der freien seelischen Entwickelung der Menschen auf Erden. Aber nun tritt etwas höchst Eigentümliches ein, etwas, was dieses Bild so gran­dios erscheinen läßt. Es ist ganz natürlich, ganz selbstverständlich:

Johannes, der Schreiber der Apokalypse, schaut den Himmel auf­getan, und das, was nun als Neues herabkommt, ist von der gei­stigen Welt nach abwärtssteigend. Das heißt, die ganze Kultur muß nun in der Weise angeordnet werden, daß sie von der geisti­gen Welt nach der physischen abwärts steigt. Wenn wir uns dies recht vor die Seele stellen, dann ist natürlich der Zustand, der da dem Endbild des Neuen Jerusalem vorausgehen muß, der, daß Johannes hineinschaut in die geistige Welt. Das heißt aber: Der Himmel ist ihm aufgetan. Er will damit einen Zukunftszustand andeuten, der für die Menschen da sein wird. Er sagt eigentlich nichts Geringeres als dieses:

Bevor auf der Erde der Zustand eintreten wird, wo die geisti­gen Ingredienzien zum Aufbau des neuen Jerusalem von der gei­stigen Welt sich herabsenken, um von den Menschen aufgenom­men zu werden, bevor dieser Zustand kommen wird, daß die

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Menschen sich bewußt werden, daß sie nun von oben herunter zu bauen haben, und nicht mehr wie früher die materiellen Ingredi­enzien von der Erde aus nach oben gehobeh werden, bevor dieser Zustand kommen wird - den ja Johannes als einen realen betrach­tet, wie ich neulich gesagt habe -, wo der Mensch vorzugsweise mit seinem Willen beteiligt sein wird, bevor dieser Zustand eintre­ten wird, wird ein anderer Zustand da sein, an dem der Mensch bloß mit seiner Erkenntnis beteiligt ist, wo er hineinschauen muß in die geistige Welt: Der Himmel ist aufgetan, und derjenige zeigt sich, der den Wesenheiten der Welt sendend und schöpferisch und heiligend zugrundeliegt.

Und nun folgt die bedeutsame Stelle, die das Bild so grandios macht: Und er trug einen Namen geschrieben an sich, den nur er selber kennt (Apk. 19, 12). - Das ist sehr bedeutsam. Kommt man an diese Stelle der Apokalypse, wo das steht, so sieht man da wiederum ein bedeutsamen Zeichen dafür, daß man es mit einer der größten spirituellen Offenbarungen zu tun hat.

Die Menschen bezeichnen in den verschiedenen Sprachen das­jenige, was ihr Ich ist, in der verschiedensten Weise. Ich habe öfter auf die, ich möchte sagen spirituell triviale Tatsache hin­gewiesen, daß der Name «ich» ja niemals von einem einzelnen Menschen so ausgesprochen werden kann, daß er auch einem anderen gegeben werden kann. Ich kann nicht zu einem anderen «ich» sagen. Dadurch unterscheidet sich der Name des Selbstes von allen anderen Namen, denn die werden äußeren Objekten gegeben. Wenn ich aber «ich» sage in irgendeiner Sprache, so kann ich es nur zu mir selbst sagen. Ich kann es zu einem anderen eigentlich nur dann sagen, wenn ich, ja, durch einen realen geisti­gen Vorgang in ihn hinübergeglitten bin. Aber davon brauchen wir jetzt nicht zu sprechen.

In den älteren Sprachen wurde das Selbst ja nicht bezeichnet, es lag im Verbum darin, es wurde nicht das Ich unmittelbar bezeich­net. Man bezeichnete mit dem Verbum das, was man tat, und damit gewissermaßen demonstrativ sich selber. Aber ein Name für das Selbst war nicht da. Das ist erst in der späteren Zeit eingetreten,

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daß der Mensch dieses Selbst seines Menschenwesens mit einem Namen bezeichnete, in unserer deutschen Sprache mit dem Namen, der die Initialen Jesu Christi enthält, was schon eine bedeutsame symbolische Tatsache ist. Denken wir uns nun eine Steigerung dieser Tatsache, daß wir in der Sprache einen Namen haben, den jeder nur in Beziehung auf sich selbst aussprechen kann. Die Steigerung besteht eben in dem, was jetzt in der Apo­kalypse gesagt wird: daß der, der da aus der übersinnlichen Welt herunterkommt, den Namen an sich geschrieben trägt, den er nun nicht bloß für sich selbst ausspricht, sondern den einzig und allein er selbst versteht, den kein anderer versteht.

Nun denken Sie sich, es kommt also dieser Offenbarer auf Johannes zu, zeigend in prophetischem Bilde dasjenige, was ein­mal für die Menschheit eintreten wird. Da kommt er herunter in Zukunftszeiten, derjenige, der den Namen hat, den nur er allein versteht. Was kann das alles überhaupt heißen? Es erscheint ja zunächst, wenn man das ehrlich begreifen will, ganz sinnlos. Warum heißt es denn: «... der der Welt das Heil bringen soll, der Welt die Gerechtigkeit bringen soll» -, das steht ja alles da in der Apokalypse (Apk. 19, 11) - «der Glaube und Erkenntnis wahr machen soll» - so steht es in der Apokalypse -, nicht wie Luther übersetzt: «der Treue und Wahrhaftigkeit bringt», sondern «der Glaube und Erkenntnis wahr machen soll»? - Ja, das ist doch ein Versteckspiel eigentlich; und wenn er einen Namen geschrieben hat, den nur er selbst versteht - was bedeutet das? Wir werden angeregt, hier tiefergehende Fragen zu stellen.

Nun denken Sie sich recht anschaulich: Er trägt einen Namen, den nur er selbst versteht. Wie können wir denn dieses Namens teilhaftig werden? Er muß doch eine Bedeutung gewinnen für uns, er muß doch in uns wohnen können, dieser Name. Wie kann das geschehen? Wenn das Wesen, das diesen Namen versteht, eins wird mit uns selbst, in unser eigenes Selbst einzieht, dann wird in uns dieses Wesen den Namen verstehen und wir mit ihm, dann werden wir immerzu mit ihm in uns das Bewußtsein tragen:

Christus in uns.

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Die Dinge, die mit seinem Wesen zusammenhängen, die ver­steht er allein, aber er versteht sie in uns, und das Licht, das durch sein Verständnis in uns ausgestrahlt wird, weil er in uns, in unse­rem eigenen Wesen dieses Licht wird, gibt die Einsicht der Chri­stus-Wesenheit in uns selbst. Sie wird eine einwohnende, eine in dem Menschen einwohnende Einsicht sein.

Sehen Sie, damit ist aber etwas eingetreten. Damit ist erstens das eingetreten, was eine notwendig beabsichtigte Folge des My­steriums von Golgatha ist. Dieses Wesen, das durch das Mysteri­um von Golgatha gegangen ist, dieses Wesen, das in uns einziehen muß, damit wir mit seinem Verständnis, nicht mit unserem Ver­ständnis, die Welt begreifen, dieses Wesen trägt ein Kleid, das mit Blut, mit dem Blut von Golgatha besprengt ist. Und wir nehmen dieses zweite Bild hin. Der Apokalyptiker Johannes sagt uns, daß dieses mit dem Blut von Golgatha besprengte Kleid wiederum einen Namen hat. Das ist nicht derselbe Name, von dem früher die Rede war. Der Name für dieses mit Blut besprengte Kleid ist der Logos Gottes, der Logos, der Gott, das Wort Gottes (Apk. 19, 13). Derjenige also, der in uns wohnen soll und durch sein eigenes Verständnis in uns das Licht geben soll, das die Welt begreift, der erfüllt uns mit dem Wort Gottes.

Die Heiden haben das Wort Gottes in den Naturerscheinungen gelesen. Sie mußten es durch äußere Offenbarungen empfangen. Die Christen müssen das Wort Gottes, das schaffende Wort Got­tes dadurch empfangen, daß sie den Christus in sich aufnehmen. Die Zeit wird kommen, wo durch den Fortgang der Ereignisse alle Menschen, die das Christentum ehrlich in ihre Seelen aufneh­men, wissen werden, daß das Wort Gottes bei Christus ist, und daß dieses Wort Gottes seinen Keim hat in dem Verständnis des Mysteriums von Golgatha und des mit Blut besprengten Kleides. Wir haben also in der Sprache des Apokalyptikers den Christus eingeschlossen in das Mysterium von Golgatha.

Aber noch ein drittes tritt auf: Christus in drei Gestalten: ein­mal durch sich selbst, das zweite Mal durch sein Kleid, das dritte Mal durch die Taten, die er entwickelt für die Menschen auf Erden.

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Damit wird wiederum der Zustand bezeichnet, der eintreten muß, der natürlich nicht so eintreten wird, daß man auf ein ganz bestimmtes Jahr zu weisen hat, dem aber entgegengehen muß die christliche Entwickelung. Das dritte ist, daß aufmerksam gemacht wird auf ein Schwert, mit dem er wirkt, das das Schwert seines Wollens ist, das Schwert seiner Taten, die er unter den Menschen auf der Erde verrichtet hat dadurch, daß er ihnen innewohnt. Aber das, was er jetzt tut, das trägt den dritten Namen: König aller Könige, Herr aller Herren. Das ist die dritte Form. Was ist denn das Wesen eines Königs, das Wesen eines Herrn?

Lernen wir nur das lateinische Wort Dominus kennen in seiner wirklichen inneren Wesensbedeutung, so kommen wir darauf, was der Sprachgebrauch in diesem Falle bedeutet, ganz abgesehen von der Geistesforschung: Derjenige, der irgendwie auf Erden oder überhaupt in der Welt ausersehen ist, einem anderen Wesen die Richtung zu geben, ist der Herr. Aber wie lange bedarf es denn äußerer Herren auf der Erde? Wie lange bedarf es denn der Gebote äußerer Herren, selbst der Gebote äußerer Geistesherren über die Erde? - Nur bis zu dem Zeitpunkt, wo der Christus mit dem Namen, den er nur selber versteht, den Menschen inne­wohnt. Dann wird jeder Mensch auch dem Christus in seinem eigenen Wesen, in seiner eigenen Seele folgen können. Dann wird jeder in sich dasjenige zu verwirklichen streben, was aus der in­neren Liebe heraus den Willen des Menschen realisieren will; dann wird der Herr der Herren, der König der Könige in jedem einzelnen wohnen.

Geistig gesehen ist das die Zeit, in der wir selber jetzt leben. Und die Tatsache, daß wir in ihr leben, ist nur dadurch verhüllt, daß die Menschen fortfahren, in alten Bahnen zu leben und wirk­lich zunächst soviel als möglich diese Christus-Innewohnung ver­leugnen, auf allen Gebieten so viel als möglich verleugnen. Man muß schon sagen: Es ist heute in zahlreichen Menschen vieles, was sie in der rechten Weise vorbereitet auf das ätherische Er­scheinen des Christus, der ja ein aus der göttlichen Welt herab-kommendes Wesen ist. Aber die Menschen müssen sich dazu

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vorbereiten dadurch, daß sie den Quell ihres Handelns, ihres Tuns in sich selber finden.

Und damit berühren wir eigentlich aus dem Geist der Apoka­lypse heraus die Schwierigkeit des heutigen Priesterwirkens. Der Priester soll ja in gewissem Sinne der Dominus sein, er soll in gewissem Sinne leiten und führen. Der Priester hat die Bekenner­schaft vor sich, und seine priesterliche Würde setzt voraus, daß er der Führer, daß er in gewissem Sinne der König für diejenigen ist, die er zu führen hat. Er ist der Sakramente-Spender, er ist der Seelsorger. Aber auf der anderen Seite leben wir in der Zeit, wo die Menschen in sich die Essenz tragen, den Christus so weit in sich aufzunehmen, daß sie immer mehr ihre eigenen Führer wer­den können.

Sehen Sie, in diese Situation begibt sich derjenige, der heute nach der Priesterwürde greift. Und diese Priesterwürde ist den­noch gerade heute ganz voll berechtigt, sie ist aus dem Grunde voll berechtigt, weil das, was die Menschen als Essenz in sich tragen, zwar in den Menschen da ist, aber aus ihnen erst heraus-geholt werden muß, wirklich aus ihnen herausgeholt werden muß. Man braucht heute ja tatsächlich alles dasjenige, was hinter der priesterlichen Würde liegt, um aus den Menschen herauszuholen, was in ihnen ist. Denn wir leben in einer Zeit, die eigentlich etwas ganz Bestimmtes voraussetzt. Die äußere Welt kann dem, was da vorausgesetzt wird, sich eigentlich noch nicht restlos gegenüber­stellen. Denn die äußere Welt hat es zu tun mit den Menschen, wie sie nun einmal als Träger ihres physischen Leibes sind. Aber es wäre ein furchtbarer Ausblick, wenn die Menschen nur so in dieser Form, wie sie aus unserer heutigen Zivilisation heraus sind, in die nächsten Erdenleben hinüberleben würden.

Wir wissen, auf anthroposophischem Gebiet wird das zu ver­meiden gesucht. Den Seelen der Menschen wird etwas geboten, wodurch sie dasjenige aufnehmen können, was der Mensch heute aufnehmen und in die nächste Inkarnation hinüberleben soll. Aber das muß ja allgemein-menschlich werden. Die Menschen müssen heute ein Ich ausbilden, eine Individualität ausbilden, mit

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der sie hinüberleben können in die nächste Inkarnation. Das ist nur möglich, wenn zu den Menschenerlebnissen dasjenige hinzu­gefügt wird, was durch die Gnade des Opfers, durch die Gnade des Sakramentes gegeben wird. Dadurch wird sich von den Men­schen nicht ihr Karma lösen, wohl aber dasjenige, was gerade in der heutigen Zeit im allerintensivsten Maße den Menschen anhaf­tet. Die Menschen gehen ja heute maskiert herum. Maskiert gehen sie herum. Und wenn einmal das Bedürfnis auftritt, die Menschen wirklich in ihrer Individualität zu sehen, so kann das in tragische Konflikte hineinführen.

Ein solcher tragischer Konflikt trat ja schon auf bei Hölderlin, der einmal sagte, er sehe, wenn er die Deutschen anschaue, «Handwerker, aber keine Menschen, Denker, aber keine Men­schen, Priester, aber keine Menschen, Herren und Knechte, junge und gesetzte Leute, aber keine Menschen.» Und so differenziert er weiter; die Menschen tragen gewissermaßen das Siegel eines Außermenschlichen an sich.

Heute brauchen wir ein priesterliches Wirken, das zu den Menschen als Menschen spricht und das Menschheitliche kulti­viert. Das kann natürlich im Grunde genommen keine der heuti­gen Konfessionen. Denken Sie nur einmal, wie abhängig die Kon­fessionen sind. Gerade über diese Abhängigkeit der Konfessionen muß die Gemeinschaft für christliche Erneuerung hinauswachsen. Sie muß das ja durch ihr eigenes Schicksal. Niemand, kein Beruf, der aus der Anthroposophie herauswächst, ist in der gleichen Lage wie die Priesterschaft. Das ist eine ganz besondere Lage, und es ist vielleicht ganz richtig, das, was da vorliegt, einmal aus dem Geist der Apokalypse heraus zu sagen. Bedenken Sie nur einmal:

Bei jeglichem anderen Wirken, das aus der Anthroposophie her­auswächst, sind die Menschen durch die äußeren Gewalten, die heute bestehen, in irgendeiner Weise abhängig von der Außen­welt. Wird jemand Pädagoge aus der Anthroposophie heraus -nun, wir sehen ja die gewaltigen Widerstände, die uns gemacht werden. Die Leute täuschen sich über das hinweg, aber wir wer­den nicht eine zweite Waldorfschule bekommen, wenn überall die

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Bedingung gestellt wird, daß nur Lehrer angestellt werden, die ein staatliches Siegel haben in irgendeiner Weise. Nur aus dem Grund konnte die Waldorfschule zustande kommen, weil wir sie zu ei­nem Zeitpunkt begründeten, in dem es in Württemberg noch kein solches Schulgesetz gab.

Nehmen Sie die Mediziner: Wir können nicht ohne weiteres aus der Wurzel des Daseins heraus Mediziner aus der anthropo­sophischen Bewegung schaffen. Gewiß, wir könnten Mediziner schaffen, aber sie würden nicht approbiert werden, würden nicht anerkannt werden. Und in gewissem Sinne haben wir diese Schwierigkeit sogar bei dem Künstlerischen. Es wird gar nicht mehr lange dauern - wenn es auch heute noch nicht völlig so ist -, daß die Dinge hintendieren werden zu mancherlei, was heu­te schon in Rußland versucht wird, daß man auch für den Künst­ler eine staatliche Abstempelung fordern wird. Der Priester, der aus der anthroposophischen Bewegung zunächst herausgewach­sen ist, ist der einzige, der das sozusagen alles abstreifen kann. Wenn er etwas gelernt hat, ist es ja gut; für sein Wirken aber kann er das alles abstreifen. Er kann wirklich schon in der Theologie, die er nun vertritt, den ersten Grundstein des neuen Jerusalem legen, denn er vertritt eine Theologie, die von niemand als von ihm selbst anerkannt zu werden braucht. Das ist das Bedeutsame.

In dieser Lage seid Ihr allein. In dieser Lage sollt Ihr Euch auch fühlen und werdet Ihr gerade das Spezifische Eurer priesterlichen Würde fühlen. Man kann, wenn es sich um ein Land wie Rußland handelt, Priester vertreiben, aber man wird niemals in einem sol­chen Land etwas tun, um Priester staatlich abzustempeln. Man wird entweder die Priester lassen, wie sie sind, oder man wird sie gar nicht wollen, was ja heute wenigstens der Tendenz nach in Rußland schon verwirklicht ist.

So kann der Priester zum ersten Mal fühlen das Herannahen des neuen Jerusalem, das Herannahen des innewohnenden Chri­stus, des Christus, der der König der Könige, der Herr der Her­ren wird. Deshalb ist es recht gut, wenn der Priester gerade an dieser auf die Zukunft weisenden Stelle der Apokalypse stehenbleibt,

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mit inbrünstigem Herzen stehenbleibt, und den ganzen Enthusiasmus seiner Priesterseele, den er entwickeln soll, an die­ser Stelle der Apokalypse entwickelt. Denn die Apokalypse soll nicht Lehre sein, die Apokalypse soll werktätiges Leben in der Seele eines jeden von uns sein. Wir sollen fühlen, wie wir eins sind mit der Apokalypse. Wir sollen hineinstellen können dasjenige, in dem wir selber wirken und leben, in den Strom der Prophetie der Apokalypse. Da sehen wir uns dann versammelt um Johannes, den Apokalyptiker, der vor sich das Gesicht hat: Der Himmel hat sich aufgetan; derjenige kommt, der seinen Namen nur selber versteht, dessen Kleid den Namen des Wortes Gottes trägt, der der König der Könige, der Herr der Herren ist -, der kommt. -Und die Priesterschaft, die sich mit dem Kultus vereinigt, der nun wiederum aus der geistigen Welt geschöpft ist, die Priesterschaft, die die Transsubstantiation im Sinne des Heiligen Geistes selber wiederum aufrichtet, die Priesterschaft, die die neue Menschen­weihehandlung hat, das umgestaltete Alte, in der das Gültige vom Alten genommen ist, aber die Gestalt angenommen hat, die heute aus der geistigen Welt fließt -, diese Priesterschaft darf sich scha­ren um Johannes den Apokalyptiker, der hineinschaut in den aufgetanen Himmel. Denn wir dürfen jene Initiation, die sich vollzogen hat hier in dem Saal, den dann das Feuer ergriffen hat, in dem Lichte sehen, das da sich verbreitet, indem der Himmel aufgeht, das weiße Pferd herauskommt mit dem, der daraufsitzt, der seinen Namen nur selber kennt, der in uns einverleibt werden muß, wenn dieser Name uns etwas sein soll. Das heißt die Apo­kalypse verstehen; denn die Apokalypse muß lebendig verstanden werden, nicht bloß mit der Erkenntnis.

Aber verbunden mit alle dem, was da als ein so grandioses Bild auftritt, verbunden mit alle dem ist tiefe, tiefe Weisheit. Bedenken Sie nur, was in unmittelbarer Nachbarschaft dieser bedeutsamen Vision auftritt. Hingewiesen wird der Mensch darauf, wie das Tier tätig ist, das ich ja charakterisiert habe, das Tier, das den Menschen hinunterweist vom Geistigen nach dem Physischen, das Tier, das der Apokalyptiker in drei Etappen herankommen gesehen

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hat, das Tier, dessen eine Form nicht nur die materialistische Lebensauffassung, sondern die materialistische Lebenshaltung ist. Der Apokalyptiker weist auf zwei Zeitpunkte hin. Er weist ein­mal darauf hin, wie das Tier überwunden wird, und er weist zum anderen darauf hin, wie der stärkere Widersacher der Menschheit für tausend Jahre gebunden wird, um dann für kurze Zeit wieder­um los zu werden. Wir haben es also eigentlich mit zwei Wider­sachern des guten Prinzips zu tun, mit dem Tier und mit dem­jenigen, den die Tradition den Satan nennt.

Nun, in einer gewissen Weise ist ja für die äußere physische Welt das Tier überwunden, überwunden dadurch, daß dem Materialis­mus immerhin eine spirituelle Weltauffassung gegenübergestellt werden kann. Und in einer gewissen Weise ist ja in der Gegenwart Satan gebunden. Aber er wird wieder los werden. Satan ist gebun­den, und derjenige, der die Dinge durchschaut, auf die es in der Evolution ankommt, der weiß auch, daß Satan gebunden ist. Denn wäre Satan in der Gegenwart nicht gebunden, träte alles dasjenige hervor, was tatsächlich die Zornesschalen voll ausgießen könnte. Wenn Satan nicht gebunden wäre, dann würde in einer grausigen Art sich in der Außenwelt der Zusammenhang zeigen mit dem, was heute als materialistische Gesinnung und Lebenshaltung auf der Erde vorhanden ist. Dann würde der tiefste innere Zynismus den Materialismus als Wahrheit verkünden und eine solche Begierde bei dem nichtgebundenen Satan erregen, daß man sehen würde dieses Heraufziehen der materialistischen Gesinnung und Lebenshaltung und das Sich-Aneignen durch die ahrimanischen Mächte als die schauderhaftesten, furchtbarsten Krankheiten.

Wäre Satan nicht gebunden, dann würde man nicht bloß spre­chen müssen von einem Materialismus als Gesinnung und Le­benshaltung, sondern man würde von dem Materialismus als der bösesten Krankheit sprechen müssen. Statt dessen gehen heute die Menschen mit dem Zynismus und der Frivolität des Materialis­mus, selbst des religiösen Materialismus, durch die Welt, und es geschieht ihnen nichts. Aber es geschieht ihnen bloß aus dem Grunde nichts, weil Satan gebunden ist und die Gottheit den

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Menschen zunächst noch die Möglichkeit läßt, zum Spirituellen zu kommen, ohne dem Satan zu verfallen. Wäre der Satan da, dann würde gerade mancher, der als Lehrer innerhalb irgendeines Bekenntnisses steht und vom Materialismus befallen ist, einen schrecklichen, einen grausigen Anblick der Menschheit zeigen. Die Vorstellung, die da hinweist auf die mögliche Krankheit durch den Materialismus, auf den Aussatz des Materialismus, der eigentlich da wäre, wenn Satan nicht gebunden wäre, ist allerdings eine furchtbare Vorstellung.

Aber innerhalb keines anderen Zusammenhanges als im Zusam­menhang mit der Apokalypse wird heute derjenige, der sich seiner Geistverantwortung gegenüber dieser Erkenntnis bewußt ist, eine solche Vorstellung erregen. Ich selber würde das Wort von dem Aussatz des Materialismus nicht in einem anderen Zusammenhang aussprechen als in dem, in dem ich es hier ausspreche, wo ich angeknüpft habe an die Apokalypse. Wer sich einlebt in die Vor­stellungen der Apokalypse, hat auch diese grausigen Bilder vor sich, die aber durchaus einer geistigen Realität entsprechen.

Die Apokalypse soll nicht nur unser Leben durchdringen, sie soll auch unser Wort durchdringen. Die Apokalypse, wenn wir sie in uns aufnehmen, ist nicht nur das Belebende in dem Priester-wirken, sie ist zugleich auch dasjenige, was uns gestattet, auf Din­ge hinzuweisen, auf die wir sonst im exoterischen Leben niemals hinweisen würden. Die Apokalypse soll nicht nur in unserem Ich leben, wenn wir sie verstehen wollen, die Apokalypse will auch in unserem Wort sprechen. Manches werdet Ihr Euch sagen, wenn Ihr in rechter Priesterschaft allein im Kämmerchen unter Euch seid, damit es in Euch lebe und unter Euch bleibe. Dann werdet Ihr die Kraft schöpfen, das rechte Wort wiederum auch vor Euren Gläubigen zu reden.

Priestersein heute bedeutet, die ersten zu sein, die von der Apokalypse frei sprechen dürfen unter sich. Es ist diese Apoka­lypse das den Evangelien angefügte Priesterbuch. Ihr werdet umso mehr Priester werden, je mehr Ihr Euch einlebt in diesen inneren Geist der Apokalypse. Davon dann morgen weiter.

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ELFTER VORTRAG Dornach, 15. September 1924

Meine lieben Freunde! Versetzen wir uns einmal in die Welt, in die der Apokalyptiker die Menschen durch die Schilderung der nächsten Erdenzeit versetzen will. Er schildert ja seine Visionen vom Hereinbrechen geistiger Welten und dem Ergreifen des irdi­schen Menschenwesens durch diese geistigen Welten. Nun läßt er diesem Ereignis vorangehen drei Etappen, die wir kennenlernen müssen. Mit jeder dieser drei Etappen wird etwas dargestellt, was in gewissem Sinne zuerst fallen muß, bevor die Menschheit wür­dig und fähig sein wird, in aller Reinheit die geistige Welt in ihr Arbeiten, Denken und Empfinden aufzunehmen.

Die erste Etappe ist die des Falles Babylons - wir wollen sie zunächst mit diesen Worten des Apokalyptikers benennen. Die zweite Etappe ist der Sturz des Tieres und des ihm beigesellten, ja eben die Lehre des Tieres verbreitenden falschen Propheten. Die dritte Etappe ist der Sturz der göttlichen Gegenmächte, wie sie gewöhnlich genannt werden: des Satans. Diese drei Etappen, sie werden im Hinblick auf die Menschheitszukunft, im Hinblick auf eine zukünftige spirituelle Anschauung der Menschheitsevolution, wahrhaft recht gegenständlich, recht real. Und man hat wohl Grund, gerade innerhalb unseres Jahrhunderts, in unserer Zeit, in der sich viel für die Menschheitsevolution entscheiden wird, auf diese drei Stürze das seelische Augenmerk zu richten. Denn sie werden in einer gewissen Gestalt ja hereinbrechen, hereinbrechen nach der Zeit der ersten Erscheinung des Christus auf Erden im Ätherleibe, also eigentlich nach der zweiten Erscheinung des Christus auf Erden. Die Menschheit hat sich darauf vorzubereiten, wie sie sich einmal stark wird erweisen müssen, um diesen dreifachen Sturz der Widersacherschaft des Christus-Impulses ungefährdet für die Entwickelung der Seele durchmachen zu können.

Wir dürfen nicht vergessen, wie genau der Apokalyptiker ist. Er läßt jedesmal, wenn ein solcher Sturz geschieht, einen Engel

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aus den geistigen Welten herunterfahren, und wir merken - es ist das eigentlich etwas, was einen Menschen, wenn er nicht tiefer eindringt in eine geistige Auffassung der Welt, zunächst merk­würdig berühren kann -, wir merken, er läßt den herunterfahren­den Engel frohlocken über die großen Qualen, über die furcht­baren Dinge, die dann geschehen bei diesem Sturz; und es ist nötig für uns, dieses Frohlocken zu begreifen.

Aber sehen wir uns zuerst die drei Etappen des Sturzes der Widersachermächte Christi an, zunächst dasjenige, was der Fall Babylons genannt wird. Wir können uns vor die Seele stellen die Summe aller Verirrungen, in die die Menschen verfallen können durch die eigentliche menschliche Natur. Alles, was geeignet ist, den Menschen unter das ihm eigene spirituelle Niveau zu bringen, ist miteingeschlossen in dasjenige, was der Apokalyptiker eben die babylonische Versuchung nennt.

Der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch - obwohl er diese Menschlichkeit natürlich nicht in jedem Moment seiner Evolution haben kann, sondern sich erst erringen muß -, der Mensch ist nur dann wahrhaft Mensch, wenn in ihm eine völlige Harmonie zwi­schen dem Prinzip des Materiellen und des Spirituellen vorhanden ist, das heißt, wenn das Materielle nicht heraufspielt in vom Spi­rituellen unbeherrschte Emotionen. Das ist es gerade, um was es sich handelt und das mussen wir nur ja recht gut verstehen. Denn auch der Apokalyptiker könnte nicht so reden wie er redet, wenn er voraussetzen würde, daß Affekte, Leidenschaften und alles, was aus der Willenssphäre und der Gemütssphäre kommt, von vorn­herein ganz unberechtigt wäre. Gerade die Affekte und Leiden­schaften für unberechtigt zu erklären, gerade dieses asketische Streben im falschen Sinne, das entspringt auch wiederum dem Emotionellen, dem Leidenschaftlichen. Denn derjenige, der sich nicht stark genug fühlt, seine Leidenschaften von Spirituellem so zu durchdringen, daß er sie in den Dienst der guten Weltevolu­tion stellt, der huldigt eben seiner Emotion der Schwäche. Auch wenn er die gute Evolution will - wenn er in seiner Gemütssphäre verarmt, wird er seiner Schwäche huldigen.

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Also nicht um das Ausreißen der Emotionen, nicht um das Ausreißen der Affekte und Leidenschaften handelt es sich bei dem Apokalyptiker, sondern darum, daß die Emotionen nicht unbeherrscht bleiben durch das Spirituelle. Und alles dasjenige, was im Menschenleben die Emotionen darstellt, seien es große oder kleine, die unbeherrscht bleiben vom Spirituellen, alles das ist in der Apokalypse zusammengefaßt in dem Namen jener Stadt Babylon, in welcher geherrscht hat - ich möchte es stereotyp ausdrücken - der Abfall von der Spiritualität durch die Leidenschaften. Wir müssen dabei nur die damaligen starken, derben Ausdrücke - für die damalige Zeit waren sie nicht derb

- in unsere Sprache übersetzen. Es ist ja die alte Vorstellungsart durchaus so, daß man sich nicht abstrakte Begriffe bildet, sondern daß man immer auf das Konkrete hinweist, auf etwas, was charakteristisch ist. So spricht auch der Apokalyptiker von Babylon. Warum gerade von Babylon?

In Babylon, oder vielmehr an der Stätte von Babylon, waren in alter Zeit wirklich hohe Mysterien, in denen man eingeweiht werden konnte in die Geheimnisse des überirdischen Kosmos, in denen man Geheimnisse über die Sternenwelten und ihren geistigen Inhalt erfahren konnte. Gerade in Babylon war es so, daß die ältesten babylonischen Priester die menschlichen Traum­Hellseherkräfte in einer Weise benutzten, die wir heute als mediales Hellsehen bezeichnen würden. Und auf einem solchen, in gewissem Sinne medialen Wege gestaltete sich heraus die wunderbare alte babylonische Lehre. Wir können ja heute sehen, daß Medien, auch wenn sie zunächst geeignet erscheinen, Geisti­ges zu vermitteln - es geschieht das ja vielfach, nur müßte es kontrolliert werden von einsichtigen Initiaten -, Einflüssen aus­gesetzt sind, die moralisch stark bedenklich sind. Medien kön­nen, weil in ihnen stattfindet ein bestimmtes Mißverhältnis zwischen dem, was sie offenbaren und dem, was sie sind, zuletzt oft nicht mehr Wahrheit von Lüge unterscheiden; und das kann sich ausdehnen bis zu einem Gebiet, wo Moral von Unmoral nicht mehr getrennt wird.

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Sie müssen nur einsehen, meine lieben Freunde, wie das beim Medium zustandekommt. Nicht wahr, ein Mensch wird dadurch zum Medium - und das war auch so bei den babylonischen Prie­stern -, daß durch äußere Gewalt herausgezogen werden Ich und astralischer Leib aus dem physischen und dem Ätherleib. Aber in dem Augenblick, wo Ich und Astralleib beim Medium aus dem physischen und ätherischen Leib herausgezogen sind, sitzt auch schon eine andere Macht in diesem Ich und Astralleibe drinnen. Je nachdem, ob der Initiator, der so etwas bewirkt, gute oder böse Absichten hat, ob er der linken oder der rechten Richtung angehört, kann das eine gute oder eine böse Macht sein. In der alten baby­lonischen Zeit kamen auf einem solchen Wege ganz ausgezeichnete Erkenntnisse und Offenbarungen zutage. Aber in späterer Zeit und heute zeigt sich der Nachteil: Wenn das Medium wieder zurück­kommt in den physischen Leib, was tritt dann ein? Sehen Sie, mit der Logik, die man in der physischen Welt hat, um in der physi­schen Welt zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden, kommt man in der geistigen Welt nicht zurecht. Es ist ein völliger Irrtum, zu glauben, daß man die Begriffe von Lüge und Wahrheit, wie man sie in der physischen Welt mit Recht braucht, auch in der geistigen Welt anwenden kann. In der geistigen Welt ist nichts da, was man so unterscheiden sollte. Dort sind Wesenheiten da, die gut sind und solche, die böse sind. Man muß sie aus sich heraus erkennen, denn sie sagen einem nicht, welcher Art sie sind. Aber auch die bösen sind in ihrer Art wahr. Natürlich ist das schwer zu begreifen, wie überhaupt alles das schwer zu begreifen ist, was uns beim Betreten der geistigen Welt entgegentritt. Hier in der physischen Welt sagen wir zum Beispiel: Es ist die Gerade der kürzeste Weg zwischen zwei Punkten. In der geistigen Welt kann das der längste Weg sein und jeder andere ist kürzer. Und so ist tatsächlich nichts von der Logik, die wir hier in der physischen Welt notwendig brauchen. in der geistigen Welt anwendbar.

Daher muß der wahre Initiat eine bestimmte Seelenverfassung für das Schauen in der geistigen Welt haben. Er muß sich voll verantworlich dafür fühlen, daß er in dem Augenblick, wo er

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wieder in die physische Welt zurückkehrt, mit physischen Begrif­fen zu arbeiten hat. Das kann das Medium nicht, weil es nicht mit Bewußtsein in die geistige Welt hinübergeht. Wenn es wieder zurückkommt, füllen Ich und Astralleib den physischen und äthe­rischen Leib aus mit einer Denkrichtung, die wohl richtig ist für die geistige Welt, die aber alles in der physischen Welt geltende moralische Fühlen und Empfinden korrumpiert. Daher wird das Medium korrumpiert gegenüber Wahrheit und Lüge, und das wirkt dann in alles andere hinein. Man kann in der Tat sagen, daß Babylon diese Entwickelung durchgemacht hat von der höchsten, bedeutsamsten Offenbarung der geistigen Welten bis zu einer furchtbaren Korruption. Was sich zunächst auf das Prinzip geisti­ger Offenbarung bezieht, auch in bezug auf das allgemeine Men­schenleben, in das es sich hineinerstreckt, das kann zu einer star­ken Korruption führen, so daß der Mensch, nachdem er in Spiri­tuelles hineingekommen ist, unsittlicher wird, als er vorher war mit seiner gewöhnlichen Menschlichkeit. Daher wurde Babylon eben als der Repräsentant für moralische Korruption genommen. Und die Ausdrücke, die in der Apokalypse vorkommen, bedeuten nichts anderes als diese, die eben damals für Korruption gang und gäbe waren.

Aber seit damals ist die ganze Menschheit, die dasjenige fort­geführt hat, was in dem Babylonischen gelebt hat, über die ganze Welt zu einer Stadt Babylon geworden. Das meint der Apokalyp­tiker. Unter der Erdenmenschheit ist heute die Stadt Babylon zu finden. Sie ist da, wo Menschen sind, die der babylonischen Ver­suchung zum Opfer gefallen sind. Und diese Haltung der Men­schen ist das, was fallen muß, bevor jener Endzustand kommen kann, von dem der Apokalyptiker spricht. Wenn wir untersuchen, was da tätig ist in der «babylonischen Korruption», so finden wir, daß überall in dieser babylonischen Korruption tätig ist das ahri­manische Prinzip. Ahriman steckt in den Menschen, und er ist eine Macht, die zunächst dem Menschen nahesteht innerhalb des Weltganzen. Er steckt in den Emotionen, die in dieser Weise kor­rumpiert werden. Dem Ahrimanischen steht als sein entgegengesetzter

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Pol das Luziferische gegenüber. In dem, was da in Baby­lon fällt, lebt das Ahrimanische, und dem ist das Luziferische entgegengesetzt. Was für ein Bild muß sich dem Apokalyptiker darstellen, wenn er das anschaut? Das Bild der frohlockenden Gesinnung der luziferischen Engel. Das dürfen wir uns nicht ver­hüllen, meine lieben Freunde.

Es war immer der große Irrtum mancher Weltanschauungen, daß das Schlechte gerade entgegengesetzt dem Besten zu finden sei, daß zum Beispiel dem bösen Prinzip unten immer von oben das gute entgegenkomme. So ist es aber nicht! Hier in diesem Kapitel der Apokalypse (Apk. 19) ist unten das Ahrimanische -Babylon -, und oben, wo die Engel frohlocken über den Sturz Babylons, ist das Luziferische. Das, was oben angestimmt wird als ein Frohlocken der Engel, das ist die Stimme Luzifers. Das Chri­stus-Prinzip ist immer der Ausgleich zwischen diesen beiden.

Erst wenn die Dreifaltigkeit der Weltkonstitution in der rich­tigen Weise verstanden wird, kann man auch das verstehen, was der Apokalyptiker hier sagt. Es ist dem gewöhnlichen menschli­chen Empfinden schlechterdings unbegreiflich, zu denken, daß reine, gute Geister jenes Jubelgeschrei da oben anstimmen, wenn unten solche Qualen über die Menschen kommen, wie sie hier geschildert werden. Das wird natürlich sofort verständlich, wenn man dies als Jubelgeschrei derjenigen Wesen ansieht, welche im Grunde genommen, bevor die Welt entstand, in der der Mensch seine geistige Ausgestaltung erfährt, dagegen waren, daß die Welt in dieser Weise entsteht. Die luziferischen Wesenheiten wollen die ganze Evolution auf einem ganz anderen geistigen Niveau halten; sie wollen nicht jene Verbindung, jene Ehe des Geistes mit der Materie, die im Erdendasein Platz gegriffen hat, so daß sie in ihren Seelen eigentlich empfinden: Jetzt, wo vom Erdendasein das aus­geschieden wird, was von Ahriman erfaßt ist, jetzt haben wir die Befriedigung, daß wenigstens ein Teil des Erdendaseins nicht fort­geführt wird und stürzt aus der Erdenevolution. In dieser Bezie­hung spricht eine grandiose Ehrlichkeit der Weltauffassung aus diesem Bild, das der Apokalyptiker geschildert hat.

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Nun, der erste Sturz, der Fall Babylons, das ist dasjenige, was an Verirrung durch den Menschen selbst heraufgebracht wird. Auch wenn es influenziert ist vom Initiationsprinzip, es ist menschliche Verirrung. Indem Babylon fällt durch die menschliche Verirrung, wird ein Teil der Menschheit ausgeschieden von der weiteren Evolution der Welt zu einem Zeitpunkte, den wir in späteren Betrachtungen noch ausführen werden. Zunächst wollen wir nur qualitativ vor unsere Seele stellen, was eben kommen wird.

Der zweite Sturz ist das, wo nicht mehr der Mensch allein beteiligt ist. Bei denjenigen, die mit Babylon fallen, sind die eigentlich Beteiligten die Menschen; es ist menschliche Verirrung. Bei dem Sturz des Tieres und des falschen Propheten, der die Lehre des Tieres vertritt, fällt nicht Menschliches, sondern Über-menschliches, es fällt Geistiges. Es fällt dasjenige, was nicht inner­halb des Menschenreiches ist: das Tier, das hereinbricht über die menschliche Gemeinschaft, und es fällt derjenige, der die Lehren des Tieres verkündet: der falsche Prophet. Man hat es also zu tun mit etwas, was die Menschen von sich besessen machen kann, wo aber nicht die Schwäche der menschlichen Natur wirkt wie beim Medium, sondern es bewirkt direkt Übermenschliches im Men­schen den Impuls zum Bösen.

Wollten wir das Bild noch deutlicher machen, so könnten wir etwa das folgende sagen: Alle diejenigen, die am Sturz Babylons beteiligt sein werden, sie werden korrumpiert sein dadurch, daß sie Dinge angestrebt haben, die ihre Organisation nicht aushielt, Din­ge, denen gegenüber ihre Organisation schwach geworden ist, so daß sie eben korrumpiert wurde. Also die menschliche Organisa­tion handelt aus Schwäche beim Sturz Babylons. Beim Sturz des Tieres und des falschen Propheten ist es nicht so, wie wenn etwa ein Medium korrumpiert würde, weil es schwach geworden ist, sondern es ist so, als ob der Geist, der Ich und Astralleib des Mediums in Anspruch genommen hat, nun, nachdem die Hypnose aufgehört hat, in den physischen und ätherischen Leib hineinfahren würde und sich nun des physischen Leibes dieses Menschen bedie­nen würde, um durch ihn Unheil auf Erden anzurichten.

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Das ist genau die Vorstellung, die uns hier beim Apokalyptiker begegnet. Es wird eine Zeit kommen - das will der Apokalyptiker sagen -, in der wir auf der Erde Menschen werden herumgehen sehen, die das nicht aushalten können, was in der christlichen Verkündigung liegt, die zwar den Christus in ihre Seelen aufneh­men, aber mit ihrem physischen und ätherischen Leibe nicht bis zur Höhe des Christus kommen können und deshalb anderen Geistern sich hingeben, dies aber nicht mit vollem Bewußtsein tun und deshalb der Korruption verfallen. Das sind die ersten, diejenigen, die in den Fall Babylons einbegriffen sind.

Andere werden zwar als Menschen herumgehen, sie werden aber verfallen sein dem Lose, daß eigentlich ihr Menschen-Ich aus ihnen heraus ist, so daß man sie nicht mehr als Menschen anspre­chen kann auf Erden, weil sie besessen sind von dem Tier und dem falschen Propheten. Das wird nach dem Sturz Babylons kommen. Nach dem Sturz Babylons werden Menschen auf Erden sein, die werden wie herumwandelnde Dämonen sein, in denen werden die ahrimanischen Mächte unmittelbar handeln.

Für alle diese Dinge sind heute schon genügend Vorbedingun­gen da. Ich möchte sagen, keimhaft ist das alles schon vorhanden. Hat sich doch der furchtbare Fall ereignet, daß sich Ahriman durch einen Menschen - wenn auch nicht im ganzen Menschen, aber doch durch die temporäre Schwäche eines Menschen -bereits als Schriftsteller unter uns zeigen konnte. Nietzsche war ein glänzender, großartiger Schriftsteller, aber in den Zeiten, in denen er den «Antichrist» und «Ecce homo» geschrieben hat, war nicht die Nietzsche-Individualität in ihm. Ich kenne diese Nietz­sche-Individualität, ich habe sie sogar beschrieben in meinem «Lebensgang»; aber da ist Ahriman direkt Schriftsteller gewor­den, und Ahriman ist ein viel glänzenderer Schriftsteller als die Menschen.

Es wird mehr und mehr so werden, daß die ahrimanischen Mächte eingreifen, indem die ahrimanischen Geister sich zu man­cherlei Verrichtungen der Menschenleiber bedienen werden. Und es wird eine Zeit kommen, in welcher ernsthaft die Christen

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werden die Frage stellen müssen, wenn sie dem oder jenem Men­schen begegnen: Ist das eigentlich ein Mensch oder eine ganz lose Hülle für ahrimanische Geister? - Zu den Unterscheidungen, die man heute hat, wird man in Zukunft diese hinzunehmen müssen. Das wird der zweite Sturz sein: die Dämonie des Tieres und sei­nes Verkünders; sie werden die Menschenleiber von sich besessen machen. Aber das Tier und sein Verkünder werden gestürzt wer­den. Wir haben also zuerst den Sturz der korrumpierten Men­schen und dann den Sturz gewisser korrumpierter Geister, die dem Menschen nahestehen. Diese Geister selbst fallen beim zwei­ten Sturz.

Dann haben wir in der Apokalypse als dritten Sturz den Sturz des Satans. In Satan haben wir ein ganz hohes Wesen, welches aber andere Wege geht als diejenigen, die auf Erden gegangen werden können. Bei dem Tier und dem falschen Propheten haben wir es mit Menschen-verführenden Mächten zu tun, die den Wil­len haben, die Menschheit in moralischer und intellektueller Be­ziehung in falsche Bahnen zu bringen. Jene Macht, meine lieben Freunde, die gemeint ist bei dem Sturze Satans, will noch etwas ganz anderes. Die will nicht bloß die Menschheit aus ihrer Bahn bringen, sondern die ganze Erde. Diese Macht ist vom mensch­lich-irdischen Standpunkt aus gesehen ein furchtbarer Wider­sacher der Gottheit.

Aber sehen Sie, man kann hypothetisch - denn nur so ist es möglich, ich möchte sagen, ohne in intellektuelle Sündhaftigkeit und namentlich in spirituelle Sündhaftigkeit zu verfallen - das folgende sagen. Wenn man es nicht vom Gesichtspunkt der menschlichen irdischen Entwickelung ins Auge faßt, wenn man andere, höhere Gesichtspunkte nimmt - wie steht dann im Wel­tenall diese Macht des Satans da gegenüber anderen Geistern?

Ja, sehen Sie, es ist kein Wunder, daß Michael, der ja einen anderen Standpunkt hat als die Menschen, ganz anders über Satan denkt als die Menschen. Die Menschen bleiben im Abstrakten und denken, daß der Satan eine böse Macht ist. Aber Satan ist zugleich eine hohe Macht, wenn auch für die Richtungen, die für

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die Erde in Betracht kommen, eine verirrte Macht, aber er ist eine hohe Macht. Und Michael, der die Würde eines Erzengels hat, hat nicht den Rang des Satans, der die Würde einer Urkraft, eines Archai hat. Michael ist «nur» Erzengel. Vom michaelischen Standpunkt aus ist eigentlich Satan nicht eine zu verachtende Macht, sondern eine ungeheuer zu fürchtende Macht, weil Micha­el diese Macht, die in die Hierarchie der Archai hineingehört, höherstehend erscheint als er selbst. Nur schlägt Michael eben die Richtung ein, die im Sinne der Erdenentwickelung ist.

Michael hat vor langer Zeit schon beschlossen, in denjenigen Planetenkreisen zu wirken, die durch das Sonnendasein vorge­zeichnet sind. Satan ist eine Macht, die fortdauernd in unserem Kosmos lauert. Es hat etwas Unheimliches, dieses Lauern des Satans. Man kann dies wahrnehmen, meine lieben Freunde, in den Augenblicken, wo man einen Kometen durch unseren Kosmos schießen sieht, der eine ganz andere Bahn hat als die Planeten (es wird an die Tafel gezeichnet).

Wenn man es kopernikanisch zeichnet - es ist ja astronomisch nicht ganz richtig, aber das ist hier schließlich einerlei -: Sonne; Merkur, Venus, Erde, Mars, das sind die inneren Planeten, und die äußeren: Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun -, so muß man sich vorstellen, daß Kometen in bezug auf die regelmäßigen Planeten­bahnen ganz unregelmäßige Bahnen haben. Die Vorstellung, daß diese Kometen lange Ellipsen beschreiben, ist ja ein Unsinn, aber darauf brauchen wir jetzt nicht einzugehen. Jedenfalls stimmen die Bahnen der Kometen, soweit sie innerhalb unseres planetari­schen Kosmos liegen, ganz und gar nicht überein mit den Bahnen der Planeten.

Und da lauert Satan, um jeden Kometen, der da kommt, abzu­fangen und ihn in seiner Schwungrichtung zu benutzen, damit er die Planeten aus ihrer Bahn herausbringen kann und damit auch die Erde. Das ist wirklich vorhanden im Weltall, daß die satani­schen Mächte fortwährend lauern, um das ganze Wandelstern-system umzugestalten. Dadurch würde aber dieses System der Wandelsterne, in deren Bahnen die Menschen sich bewegen sollen,

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jenen göttlich-geistigen Mächten weggenommen und in ganz andere Weltenevolutions-Richtungen hineingebracht werden. Diese Absicht wird von Michael als eine ganz furchtbare Verir­rung angesehen, von der sich aber Michael sagen muß: Ich könnte die Absicht nicht einmal haben, weil sie für ein Wesen, das in der Hierarchie der Archangeloi steht, von vornherein eine aussichts­lose Aufgabe wäre. - Nur bei Wesen, die in der Hierarchie der Archai stehen, können die Kräfte ausreichen, um so etwas zu vollführen. Michael, der innerhalb der Planetenbahnen aus der Sonne wirkt und der das geworden ist, was man im Okkultismus den Erzengel der Umlaufzeiten oder einen Planetengeist nennt, er hat längst beschlossen, in seinem Wirken bei diesen Umlaufzeiten zu bleiben. Es ist eine Engel-Entscheidung, bei diesen Umlauf­zeiten zu bleiben.

In einem gewissen Zeitraum der alten atlantischen Entwicke­lung konnte man in den Mysterien, zu denen die Götter dazumal herunterstiegen, wirklich wahrnehmen, wie die Heere der Arch­angeloi, also die Erzengel wie Oriphiel, Anael, Zachariel und so weiter damals den Entschluß gefaßt haben, in den vorgezeichne­ten Planetenbahnen sich zu bewegen. Das ist allerdings in einer bestimmten Zeit zustandegekommen.

Jene mächtigen Scharen, welche unter Führung des Satans ste­hen, haben diesen Entschluß bis heute nicht gefaßt; sie streben heute noch an, jede Kometenbahn dazu zu benutzen, um das ganze Planetensystem zu einer anderen Konfiguration zu bringen. Da hat man es zu tun mit einem Widersacher Christi, der nicht nur den einzelnen Menschen korrumpieren will, der auch nicht nur eine Summe von Menschen, eine Menschengemeinschaft kor­rumpieren will, wie es das Tier und der falsche Prophet wollen, sondern wir haben es bei Satan und seinen Scharen zu tun mit Bestrebungen, die der Erde in ihrem Zusammenhang mit dem Planetensystem direkt - wenn ich es so ausdrücken darf - an den Leib gehen. Das ist der dritte Sturz in der Apokalypse. Bei den beiden ersten Stürzen haben wir das Frohlocken der luziferisch gearteten geistigen Wesenheiten.

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Diese Dinge, die der Apokalyptiker uns sagt, müssen auch wir voraussehen. Die erste Etappe, der Sturz Babylons, wird verirrte Menschen zeigen, die die Verirrung schon in ihre physische Kon­stitution gezogen haben, so daß keine Aussicht ist, daß diese Menschenkörper, über die das Ich und der Astralleib die völlige Herrschaft verloren haben, in der Zukunft noch brauchbar sein werden. Diese Leiber müssen aufgegeben werden, wenn auch nicht das Ich und der Astralleib, die dazugehören; diese gehen dann in den Bahnen des Karma in der Menschheit als solche weiter. Wir sehen zu einem gewissen Zeitpunkt mit ihren Leibern herumwandelnde Menschen, die der babylonischen Versuchung anheimgefallene Menschen sind, deren Leiber herausfallen aus der Entwickelung. Das ist der Sturz Babylons.

Die zweite Etappe ist, daß Menschen herumgehen werden -und das wird sichtbar werden -, von denen wird gesagt werden müssen: In ihnen leben die ahrimanischen Mächte selbst. Da han­delt direkt Ahriman. Das ist das Tier, der Sturz des Tieres und des falschen Propheten des Tieres, der aber kein Mensch ist, sondern ein Übermensch.

Das dritte ist, daß bemerkt wird: In den Naturgesetzen selber wird etwas unerklärlich. Das wird die größte und bedeutsamste Erfahrung sein, die die Menschen in der Zukunft werden machen müssen, zu erkennen: In den Naturgesetzen selber wird etwas unerklärlich, es laufen Erscheinungen nicht in den Naturgeset­zen. - Das wird in hohem Maße eintreten, und es wird nicht bloß eine irrtümliche Berechnung sein, daß ein Wandelstern an einer bestimmten Stelle stehen sollte, und er kommt nicht dorthin.

Es werden erste Schritte dem Satan gelingen, Unordnung in das Planetensystem hineinzuschaffen. Demgegenüber wird die Mensch­heit selber eine starke Spiritualität entwickeln müssen. Denn nur durch die starke Spiritualität der Menschen wird dasjenige ausge­glichen werden können was so an Unordnung bewerkstelligt werden wird.

Sehen Sie, das sind die Dinge, die wir heute voraussehen müs­sen, wenn wir die künftigen Etappen der Erden- und Menschheitsevolution

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uns vor die Seele stellen. Das sind die Dinge, die wir sehen müssen, wenn der Apokalyptiker zu uns spricht. Ihr sollt erstreben, meine lieben Freunde, Euch hineinzuversetzen in dieses Zusammenfallen desjenigen, was aus der Anthroposophie heraus gewonnen werden kann mit dem, was der Apokalyptiker offenbart.

Über die Kometen kann aus den vorhandenen Offenbarungen heute schon so gesprochen werden, daß der Satan im Weltall lau­ert, um die Kometenbahnen zu benützen und an die Stelle von Kosmos zu setzen. Wenn Ihr dies durch anthroposophisches Be­greifen in Euch aufnehmt und es in der Apokalypse wiederfinden könnt, dann liegt in diesem Wiederfinden etwas, was wichtig ist, eine Art seelisches Treffen der Apokalypse und damit des Apoka­lyptikers selbst. Das ist wichtig: des Apokalyptikers selbst. Das wird außerordentlich wichtig sein, daß der in die Zukunft hinein-lebende Priester immer mehr und mehr die Sehnsucht bekommen soll, dem Apokalyptiker, der ja nach dem Mysterium von Golga­tha so in die Zukunft hineingeschaut hat, jederzeit - ob er auf Erden oder nicht auf Erden weilt - begegnen zu können.

Denn das Gefühl muß entstehen in der Priesterschaft: Die Hilfe, die von Johannes, dem Schöpfer der Apokalypse, kommen kann zu demjenigen, der in christlichem Sinne wirken will, diese Hilfe ist eine ungeheuer bedeutende und eine solche, die man braucht. Wirklich aber mit dem Apokalyptiker Johannes zu ge­hen, wird nur möglich, wenn wir mit einer solchen Seelenhaltung, wie ich sie geschildert habe, der Apokalypse entgegenkommen. Dann wird Johannes unser Bundesgenosse. Er ist ja eng verbun­den mit dem Christus Jesus, er ist ja von Christus Jesus selber initiiert, er ist ein Initiierter des Christus Jesus. Er ist daher ein bedeutsamer Bundesgenosse, und durch ihn zu dem Christus zu kommen, ist von einer ungeheuren Bedeutung.

Das wirkliche Verständnis der Apokalypse führt schon tief hinein in das Gebiet, wo man mit der denkbar allergrößten Aus­sicht zur Begegnung mit Johannes und dann mit dem Christus selber kommen kann. Das ist von einer tiefen Wahrheit, aber einer

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Wahrheit, von der gewünscht werden kann, daß sie recht tief in Eurem Gemüt nachwirke. Denn es ist eine rechte Priesterwahr­heit, das heißt, eine den Priester auf rechtmäßige Weise in das spirituelle Gebiet hineinziehende Wahrheit. Hier wollen wir mor­gen fortfahren.

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ZWÖLFTER VORTRAG Dornach, 16. September 1924

Meine lieben Freunde! Wir dürfen ja natürlich heute gedenken, daß es ein günstiger karmischer Fall ist, daß wir während der Zeit wieder beisammen sind, in welcher vor zwei Jahren die erste Menschenweihehandlung hier vollzogen werden konnte. Wir ha­ben ein Merkwürdiges in der Anordnung der Hauptpunkte in der Entwickelung unseres geistigen Lebens hier: Die Menschenweihe­handlung dazumal vor zwei Jahren, der Brand des Goetheanums, ein Jahr danach die Grundsteinlegung der Anthroposophischen Gesellschaft, und jetzt, nach dem zweiten Jahr, sind wir hier zusammen, um, wie es Ihr Bedürfnis ist, die Apokalypse zu be­trachten.

Die Betrachtung der Apokalypse hängt ja, wie ich von Anfang an erwähnt habe, eng zusammen mit demjenigen, was die Men­schenweihehandlung in sich schließt, und daher ist eigentlich jeder Tag, den wir jetzt an die Betrachtung der Apokalypse wen­den, schon eine Erinnerungsfeier an das, was wir dazumal vor zwei Jahren unter uns haben leben lassen, um in dieses Leben dasjenige hineinzubringen, was sich aus der geistigen Welt als der gegenwärtige moderne Kultus offenbaren wollte.

Nun wird es vielleicht mit Bezug auf die Koinzidenz der Ereig­nisse gerade richtig sein, daß wir heute diesen Punkt der Apoka­lypse vor uns haben werden, der dem Verständnis die größten Schwierigkeiten bietet, der aber eigentlich ganz in das Herz der Apokalypse hineinführt und der am allerinnigsten gerade mit dem Mysterium der Menschenweihehandlung deshalb zusammenhängt, weil er ja objektiv mit der Wesenheit des Christus zusammenhängt. Es ist eigentlich nur möglich, über diesen Punkt zu sprechen im Zusammenhang mit der Apokalypse. Denn die Apokalypse trägt so sehr an ihrer Stirne den christlichen Grundcharakter, daß es ganz zweifellos ist, daß wir damit nichts aus der christlichen Betrachtung irgendwie Abirrendes herausbekommen können, wenn wir das

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betrachten, was mit dieser Apokalypse auf naturgemäße Weise zusammenhängt. Und es darf Ihnen versichert werden, daß dasje­nige, was ich in bezug auf diesen Punkt, den wir heute besprechen wollen, werde zu sagen haben, sich auf eine ganz eklatante Weise aus den Gesichten des Apokalyptikers ergibt.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, wir befinden uns seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts in dem fünften nachatlantischen Zeit­raum, und innerhalb dessen am Beginn des erneuten Kampfes, den Michael wird zu führen haben innerhalb alles desjenigen, was in der nächsten Zeit zu geschehen hat, und wir blicken zurück von da aus auf den vierten nachatlantischen Zeitraum, der dem unsrigen unmittelbar vorangegangen ist.

Wir wissen ja, daß dieser vierte nachatlantische Zeitraum un­gefähr begonnen hat um das Jahr 747 vor dem Mysterium von Golgatha, daß in diesen vierten nachatlantischen Zeitraum hinein-fiel das Mysterium von Golgatha, das - zwar nicht ganz genau, weil es doch mehr oder weniger in der ersten Hälfte des vierten nachatlantischen Zeitraums stattfand, also nicht ganz genau -, das aber doch, wenn man jene Verschiebungen berücksichtigt, die immer in der Weltevolution stattfinden bei den Ereignissen, in die Mitte dieses Zeitraumes hineingestellt werden kann. Wir können also das, was mit unserer geistigen Entwickelung zusammenhängt, schematisch etwa so zeichnen, daß wir sagen (es wird gezeich­net): Der fünfte nachatlantische Zeitraum ist da. Ihm gingen voran der vierte, dritte, zweite, erste und so weiter, dann immer weiter zurück bis zur atlantischen Katastrophe, welche die Gestalt unse­rer Erdoberfläche ja endgültig wesentlich umgestaltet hat, wie wir wissen, welche sozusagen ein neues Antlitz unserer Erde herbei­geführt hat.

Nun schauen wir uns einmal diesen vierten Zeitraum, den nachatlantischen an, was er darstellt. Ihm ging voran dasjenige, was ich öfter genannt habe den lemurischen Zeitraum in der Er­denentwickelung, dann dasjenige, was wir als den zweiten und als den ersten Zeitraum der Erdenentwickelung bezeichnen können. Allein diese drei ersten Zeiträume der Erdenentwickelung bis

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zum atlantischen Zeitraum hin sind ja Wiederholungen: der erste des Saturnzeitalters, der zweite des Sonnenzeitalters, der dritte des Mondenzeitalters. Erst der vierte, der atlantische Zeitraum, stellt etwas Neues dar. Die vorhergehenden Zeiträume sind durchaus Wiederholungen, Wiederholungen allerdings auf einer höheren Stufe, aber eben Wiederholungen.

Der atlantische Zeitraum, also dieser vierte Zeitraum, stellt et­was Neues dar. Und dasjenige, was damals geschehen ist während des atlantischen Zeitraumes, das traf ja ein, als die Erde noch wesentlich andere Formen hatte, als die späteren sind. Eine feste Erdkruste war ja namentlich in der Mitte der atlantischen Zeit nicht in demselben Sinne vorhanden wie heute. Die geologischen Zeiträume, die für diese Dinge angenommen werden, sind ja Illu­sionen. Die Zeiten, in denen sich die Erde verfestigt hat aus ver­hältnismäßig fest-flüssiger Beschaffenheit, sie liegen ja noch in der atlantischen Zeit. Und das Menschengeschlecht war während der atlantischen Zeit ein ganz anderes. Es hatte in der Mitte der atlan­tischen Zeit noch nicht das heutige feste Knochengerüst. Die Menschen in ihrer damaligen Bildung glichen eigentlich substan­tiell mehr oder weniger niederen Tieren, nicht in ihrer Form - in ihrer Form waren sie sehr edel gebildet -, aber substantiell glichen sie niederen quallenartigen Tieren in weicher, sich verknorpelnder Substanz.

Wir können also sagen: Alle physischen Verhältnisse auf der Erde sind seit jenen Zeiten anders geworden und zeigen nicht mehr jene radikalen Metamorphosen, jene radikalen Umwandlun-gen, die in der Mitte der atlantischen Zeit noch möglich waren. Wir hatten dort zum Beispiel in der jeweiligen unmittelbaren Gegenwart die Möglichkeit des Metamorphosierens so, daß der Mensch, der von weicher Materie war, bald größer, bald kleiner, bald so und bald so gestaltet war, je nachdem sein Seeleninneres war. Denn jede Seelenregung prägte sich sogleich im physischen Leibe aus. Wer dazumal in der Mitte der atlantischen Zeit die Sehnsucht hatte, etwas weit weg Liegendes zu ergreifen, dessen Wille wirkte in seine quallenartigen Organe so hinein, daß diese

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sich weit verlängerten. Es war also das ganze physische Gesche­hen ein anderes, die physischen Vorgänge in der jeweiligen Ge­genwart waren in ihrem ganzen Verlauf andere. Es zeigte sich in allen physischen Vorgängen, in allen Transformationen, Meta­morphosen ein Bild des wirklichen geistigen Geschehens.

Heute ist das ja nicht so. Heute sehen wir hinaus, und in dem, was da draußen geschieht, selbst im Verlauf der Jahreszeiten, ge­wahrt ja der Mensch das Wirken des Geistes nicht mehr. Bei jenen schnellen Transformationen im alten atlantischen Zeitalter gab es für den Menschen keinen Zweifel, daß in dieser Welt Göttlich-Geistiges enthalten war. Wenn auch der atlantische Kontinent damals im wesentlichen schon in seinen Formen blieb, er war etwas außerordentlich Bewegliches, ringsum von webender dich­ter Flüssigkeit eingeschlossen, er war etwas, man kann nicht sagen Halbflüssiges, aber doch Zähflüssiges, das die noch so weich or­ganisierten Körper tragen konnte, die damals noch nicht auf dem Erdboden befestigten Pflanzen, die durchaus noch in dem sub­stantiell Weichen, Beweglichen mehr oder weniger schwebenden oder gleitenden Pflanzen. Also es waren ganz andere physische Verhältnisse. Man kann sagen: Meer und Land waren noch nicht in der Weise geschieden wie später, sie gingen noch ineinander über. Es war so, daß diejenigen, die damals die Verhältnisse sehen konnten, davon sprachen: In dem unmittelbar angrenzenden Meer, wo mehr und stärker das sich Metamorphosierende sich ausdrückt als auf dem fest-flüssigen Lande, da walten die Götter stärker. Rings um die Atlantis sah man die waltenden Götter. Man hatte keinen Zweifel, daß da diese Götter walteten, man nahm überall das Geistige und das Seelische zugleich mit dem Physi­schen wahr; und man schaute im Physischen das Seelische und das Geistige.

Nun kann man es durchaus als die Eigentümlichkeit des vierten nachatlantischen Zeitraumes ansehen - gewiß, in den Jahrhunder­ten, in denen er sich dem neuen fünften nachatlantischen Zeit­raum näherte, war das nicht mehr so deutlich, aber in den griechi­schen Zeiten war das ganz deutlich -, daß man in all dem, was in

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der Luft spielt, durchaus das göttliche Walten schaute. Im Fest­Flüssigen sah man das göttliche Walten in der alten Atlantis, in dem Flüssig-Luftförmigen der Wolkenbildung, der Dämmerungs­bildung und so weiter schaute man das göttliche Walten im vier­ten nachatlantischen Zeitraum. Es war das Bewußtsein der Men­schen in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum noch nicht so deutlich, so daß wir keine definitionsähnlichen Beschreibungen davon finden, aber da war es; denn ich möchte wissen, wie der unbefangene Menschensinn jene wunderbaren Wolkenmalereien auf den Bildern der Frührenaissance anders verstehen kann, als daß gefühlt wurde, wie herausgeboren wird ein Geistiges, wie gefühlt wird im Lüfte-Wolken-Wesen, im luft-wässrigen Wesen das göttlich-geistige Wirken.

Sehen Sie, der Mensch ist in diesem Zeitalter so gewesen, daß er nicht das Physische der Wolkenbildung ins Auge faßte, son­dern dasjenige, was er als das sich durch die Wolken Offenbaren­de empfand. Die Empfindung ist eine ungemein schöne, aber für das moderne Bewußtsein schwer zu rekonstruierende. Wenn der Mensch - sogar noch des 8., 9. nachchristlichen Jahrhunderts -den Morgenhimmel ansah, wie die Dämmerung, die im Dämmer­schein glimmernde Wolkenbildung da vor seiner Seele stand, da fühlte er tatsächlich noch die Aurora, die Morgenröte als ein Lebendiges; und ebenso fühlte er in der Abenddämmerung.

So daß wir sagen können: In der alten Atlantis sah man das Geistige physisch. Nun folgte auf Atlantis die nachatlantische Zeit mit ihren sieben Zeiträumen. Die Wiederholung des Atlantischen, die Wiederholung dessen, was physisch vorgegangen ist in der Atlantis, ging in diesem vierten nachatlantischen Zeitraum seelisch vor sich. Jene mächtigen Erschütterungen, von denen ich gespro­chen habe: Den Jahren 333, 666, die seelische Erschütterungen in der Entwickelung der Menschheit sind, entsprechen durchaus physische Erschütterungen in der atlantischen Zeit. Und die Seher des griechisch-lateinischen Zeitalters spürten durchaus, daß, wenn sie so etwas sahen wie die Offenbarungen im Flüssig-Luftförmi gen, sich in ihren Seelen etwas zeigte wie eine Wiederholung früherer

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Erdzustände, die damals im Physischen verliefen. Es war das Be­wußtsein dafür schon vorhanden, wenn auch in jenem herabge­dämpften Zustande, wie das Bewußtsein damals überhaupt war.

Aber in all dem, was da lebte in solchen Schulen wie zum Beispiel in der Schule von Chartres, die ich jetzt in den anthropo­sophischen Vorträgen erwähnte, da lebten durchaus noch solche Darstellungen, die zeigen, wie das seelische Erleben dieses grie­chisch-lateinischen Zeitraumes eine seelische Wiederholung des dichteren physischen Erlebens und Geschehens in der atlanti­schen Zeit war.

Und jetzt stehen wir im Zeitalter der Bewußtseinsseele. Das unmittelbare seelische Erleben im Luftförmig-Flüssigen ist erlo­schen. Aber, man möchte sagen, wie durch eine Art Katastrophe, mit der der fünfte, der nachatlantische Zeitraum begonnen hat, bereitet sich ja zunächst die weitere Entwickelung der Bewußt­seinsseele der Menschheit vor. Wir stecken immer noch ein wenig im Chaos dieser Entwickelung der Bewußtseinsseele in bezug auf die äußere Zivilisation. Aber gerade der Anbruch des Michaelzeit­alters soll in dieses Chaos ordnende Anschauung bringen. Diese Anschauung, sie wird darin bestehen, daß, so wie Erinnerungen in den Menschen heraufkommen, ganz geistig - nicht mehr wie in der atlantischen Zeit physisch, in der griechisch-lateinischen Zeit seelisch, sondern ganz geistig - Bilder auftauchen werden, etwas wie gedankliche Fata-Morgana-Bildungen, namentlich nach der Erscheinung des ätherischen Christus. In den Gedanken der Men­schen werden innerlich eine Art von inneren Fata-Morgana-Bil­dern auftauchen, die einen visionären Charakter haben, die aber im Zeitalter der Bewußtseinsseele vollständig bewußt sein wer­den. Und so wie man in der Wüste, durch die Wärme der Luft bewirkt, die Fata Morgana sieht - sie wird ja durch die Wärme der Luft bewirkt -, so wird der menschliche Gedanke getragen wer­den zum Verständnis desjenigen, was luftförmig-feurig, luft­förmig-wärmeartig ist.

Wir können sagen: In der atlantischen Zeit nimmt der Mensch das Göttliche wahr im Fest-Flüssigen, das heißt mehr in der

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äußeren physischen Materie, im vierten nachatlantischen, im grie­chisch-lateinischen Zeitraum, nimmt der Mensch das Geistige wahr in den wunderbaren Gebilden des Flüssig-Luftförmigen, und jetzt - also im fünften nachatlantischen Zeitraum, wo es die Bewußtseinsseele wahrnehmen wird - werden wir erleben, wie immer mehr und mehr im Bewußtsein auftauchen wird dasjenige, was luftförmig-feurig, was luftförmige Wärme ist; das wird vor dem Menschen in gewaltigen geistigen Bildern dasjenige aufstei­gen lassen, was die Griechen seelisch erlebt haben und was die Bewohner der Atlantis physisch erlebt haben.

Ein Zeitraum steht also in der Menschheitsentwickelung bevor, in dem mit der Klarheit der Gedanken Visionen über die Erden­vorzeiten und über die Herkunft des Menschen und alles, was damit zusammenhängt, auftauchen werden. Die darwinistische Anschauung, die ganz und gar aus reinen Schlußfolgerungen her­aus den Menschen eine niedere Abkunft gab, geht voran der Ent­wickelung des inneren Anschauens, der Entwickelung der wun­derbaren Imaginationen, die aus der menschlichen Innenwärme, verbunden mit dem Atemprozeß, wie konkrete, kolorierte, in­haltsvolle visionäre Gedanken auftauchen werden. Der Mensch wird wissen, was er war, indem er zuerst wie in einer Spiegelung schauen wird in den griechisch-lateinischen Zeitraum, und dann dahinter, was da war in der Atlantis.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, dieses Schauen, das geht uns eigentlich recht unmittelbar an, weil es in der nächsten Epoche der Menschheit eintreten wird; dieses Schauen ist dasjenige, wo wir, weil es uns so naheliegt, geradezu den Apokalyptiker im Herzen schauen. Denn das Schauen, das unmittelbar bevorsteht, ist das, was er in dem Bilde andeutet: Das Weib, mit der Sonne bekleidet, den Drachen unter ihren Füßen, ein Knäblein gebärend (Apk. 12, 1).

Durch das, was in diesem Bilde sich ausdrückt, werden in der Tat viele Menschen sehend werden noch im Laufe dieses Jahrhun­derts. Von diesem Bild strahlt vieles aus, das den Menschen ein Verständnis bringen wird. Zunächst leuchtet dieses Bild zurück in

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das griechisch-lateinische Zeitalter, wo auf seelische Art sich vor­bereitet hat das Verständnis für die Gestalt des Bildes, wie es in der nächsten Zukunft erscheinen wird. Es hat die mannigfaltigsten Formen angenommen: Isis mit dem Horuskind, die Christus­Gebärerin mit dem Christus-Kind; diese Dinge haben wunderbar tief gerade im griechisch-lateinischen Zeitalter gelebt in vielen Metamorphosen, die noch traditionell erhalten sind.

In der nächsten Zukunft werden die Menschen zurückschauen auf die Art des Schauens, wie die Menschen des vierten nachatlan­tischen Zeitraumes in den Wolken, das heißt im Luftförmig-Flüs­sigen dieses Bild gesehen haben. Und weiter wird zurückgeschaut werden auf dasjenige, was in den physischen Vorgängen der Atlan­tis lebte. Es wird geradezu so sein, wie wenn dieses Bild des son­nebekleideten Weibes, das ein Knäblein gebiert und den Drachen unter seinen Füßen hat, wie durch eine Art geistiges Fernrohr, eine Art Okular hinwiese auf eine weit zurückliegende Zeit, in der das Irdisch-Physische zusammenhing mit dem Überirdisch-Kosmi­schen. Es war dazumal ein viel innigerer Kontakt, der sich zwischen Erde und Planetenwelt und Sonnenwelt abspielte.

Denn sehen Sie, wir wissen ja: In der Zeit, als sich die alte Saturnzeit wiederholte, da war in der Erdenentwickelung viel von der Eigentümlichkeit des alten Saturns, wenn auch in einem ver­dichteten Zustand. Als der zweite Zeitraum in der Erdenentwik­kelung die Wiederholung der alten Sonnenzeit brachte, trennte sich die Sonne von der Erde, die während der Saturnentwickelung noch mit ihr verbunden war, und mit ihr alle Wesen, die zur Sonne gehörten. In der dritten Zeit der Erdenentwickelung, der lemurischen, trennte sich auch der Mond von der Erde, so daß diese Dreiheit: Erde, Sonne und Mond, die nächste irdische Rea­lität ist. Wie die Planeten dazukamen, finden Sie in meinem Buche «Die Geheimwissenschaft» charakterisiert. Aber wir müssen dann hinblicken auch auf alle die Vorgänge, die ich geschildert habe in bezug auf das Wiederzurückkommen der Menschenseelen während der atlantischen Zeit. Das sind Erdenvorgänge, von der Erdenperspektive aus gesehen.

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Wir wollen jetzt noch ein anderes hinzufügen. Sehen Sie, meine lieben Freunde, seit dem Mysterium von Golgatha wurde von denjenigen, die als Initiierte die Weltengeheimnisse erfaßten, der Christus als das Sonnenwesen angesehen, das vor dem Mysterium von Golgatha mit der Sonne verbunden war. Die Mysterienpriester der vorchristlichen Zeit sahen zur Sonne hinauf, wenn sie sich mit dem Christus verbinden wollten. Christus ist seit dem Mysterium von Golgatha Erdengeist geworden. Im Erdenleben, im Erdenwir­ken haben wir ihn zu suchen: Christus, den Sonnengeist. Die ihn schauen wollten, die mit ihm Gemeinschaft haben wollten vor dem Mysterium von Golgatha, mußten sich zur Sonne erheben.

Dieser Sonnengeist, den wir in der Art, wie er zur Erde gekom­men ist, durchaus zu Recht als ein männliches Wesen ansprechen, der ist in dieser Form - obwohl ähnliche Ereignisse auch für frü­here Zeiträume geschildert werden können, wie ich es wiederholt getan habe - glänzend geschildert im Gesichte des Apokalypti­kers, in jener tiefen Schauung, jener Vision, die unmittelbar, wie materiell, in der Mitte des atlantischen Zeitraumes in glänzender physischer Erscheinung dasteht. Nach diesem Zeitpunkt sahen die Mysterienweisen, wenn sie hinauf zur Sonne sahen, in der Sonne den Christus sich heranentwickeln und reif werden, bis zu dem Punkte, wo er durch das Mysterium von Golgatha gehen konnte. Sahen sie hin zu jenem Punkt der Entwickelung in der atlanti­schen Zeit, so sahen sie in dieser atlantischen Zeit eine Geburt sich vollziehen im Kosmos draußen innerhalb der Sonne.

Die Priester, die in der Mitte der atlantischen Zeit die Geburt des Christus als männliches Wesen in der Sonne sahen, sie sahen vorher in der Sonne ein weibliches Wesen. Das ist der bedeu­tungsvolle Umschwung, der sich vollzog in der Mitte der atlanti­schen Zeit, daß man vor der Mitte der atlantischen Zeit innerhalb der geistigen Sonnenaura das kosmische Weib sah, «das Weib, mit der Sonne bekleidet». Dies ist wirklich dasjenige, was dazumal dem Geschehen im Überirdischen, im Himmel entsprach: «das Weib, mit der Sonne bekleidet, das dann ein Knäblein gebiert». Es wird von dem Apokalyptiker richtig bezeichnet als die Geburt

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eines Knäbleins, das dieselbe Wesenheit ist, die dann durch das Mysterium von Golgatha ging und die früher andere Formen durchgemacht hat. Eine Art Geburt, die allerdings eine kompli­zierte Art von Metamorphose war, ging damals in der atlantischen Zeit vor sich. Man konnte sehen, wie die Sonne ihr Männliches, ihr Sohnhaftes gebar. Nun, was bedeutet das für die Erde? In der Mitte der atlantischen Zeit empfand man so etwas wie das Son­nendasein natürlich ganz anders als heute. Heute schaut man die Sonne so an, wie wenn sie eine Ansammlung von Kratern und brennenden Massen wäre; es ist das ein greulicher Anblick, den die heutigen Physiker beschreiben. Aber dazumal sah man so et­was, wie ich es jetzt beschrieben habe. Man sah wirklich das mit der Sonne bekleidete Weib, den Drachen unter ihren Füßen, ein Knäblein gebärend. Diejenigen, die so etwas sahen und verstan­den, sagten sich: Das ist für den Himmel die Geburt des Christus, das ist für uns die Geburt unseres Ich - auch wenn dieses Ich erst viel später in das Innere des Menschen einzog.

Seit diesem Zeitpunkt in der Mitte der Atlantis spielte sich die Entwickelung so ab, daß die Menschen sich ihres Ichs immer bewußter wurden. Allerdings waren sie sich ihres Ichs nicht so bewußt wie wir heute, sondern mehr auf elementare Art, aber sie wurden sich ihres Ichs immer bewußter, indem sie von den My­sterienpriestern darauf aufmerksam gemacht wurden: Die Sonne entzündet im Menschen das Ich. - Und durch diese Geburt, wie sie der Apokalyptiker im Bilde zeigt, entzündete sich fortwährend von außen durch die Sonneneinwirkung das Ich, bis zum vierten nachatlantischen Zeitraum, wo im Menschen das Ich eingezogen war. Das fühlte man; man fühlte den Menschen eigentlich als der Sonne angehörig. Das war eine dazumal ganz tief in die mensch­liche Natur einschneidende Empfindung.

Heute, wo wir in bezug auf das seelische Erleben solche Zärtlinge geworden sind, können wir gar nicht ermessen, wie wogend und stürmend die Seelenerlebnisse der Menschen in früheren Zeiten waren. Denn gegenüber dieser Tatsache, daß dem Menschen das Ich aus dem Kosmos geschenkt wurde,

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empfand der Mensch dazumal auf der Erde so, daß alles das, was seine frühere Natur gewesen war, nun eine andere wird. Früher war er ja im wesentlichen auf seinen astralischen Leib angewie­sen, auf dasjenige, was im Astralischen lag, und das wirkte in dem Seelisch-Geistigen so, daß der Mensch während dieser alten Zeit die Vorstellung hatte: Hier (siehe Zeichnung auf Tafel 9, Tafel links) steht er, da oben ist die Sonne, das Ich ist noch nicht da, aber von der Sonne wirkt herunter das Astralische. Der Mensch trägt von der Sonne den astralischen Leib in sich, den astra­lischen Leib, der noch nicht durch das Ich beherrscht wird, der innerlich noch zwar verfeinerte, aber tierähnliche Emotionen trägt. - Jetzt ist er ein ganz anderer Mensch geworden, der Ich-Gewordene, der vorher nur von dem astralischen Leib durch-sprudelt war. Das alles kam von der Sonne her.

Nun stellen wir uns einmal vor das Auge - ich will es ganz schematisch zeichnen (Tafel 9, unten links) -, wie das Bild, das Sonnenbild der ältesten atlantischen Zeit, durchdrungen war mit lebendigem Lichtschein, der sich sprudelnd in der unteren Hälfte des Sonnenwesens bewegte. Da heraus wird oben etwas geboren, man fühlte unbestimmt etwas von dem Antlitz hier. Da drunten im Sonnenwesen fühlte der Mensch den Ursprung dessen, was im eigenen astralischen Leib als Emotionen brodelte, aber auch alles dasjenige, was dem Menschen überhaupt sein seelisches und gei­stiges Wesen gab. Die nächste Phase, wie man die Sonne später gesehen hat, würde diese gewesen sein (siehe Tafel 9, unten Mitte): Deutlich sich herausschöpfend, das Antlitz klarer werdend, die Figur eines Weibes annehmend, noch undeutlich dasjenige, was dem Menschen bringen soll die Beherrschung durch das Ich. Immer kleiner wird der Raum, dasjenige, was sich da unten tie­risch windet; endlich kommt die Zeit, wo eben das Weib da ist in der Sonne, das Knäblein gebiert, und unter den Füßen des Weibes nun dasjenige, was früher da war (Zeichnung), also wo das Ich-gebärende Weib von der Sonne aus das Bild zeigt, den Drachen zu beherrschen: die astralische Welt der früheren Epoche, die jetzt unter ihren Füßen ist.

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Da begann dazumal in der Sonne der Streit Michaels mit dem Drachen, und der führte dazu - das sah man durchaus in physi­scher Erscheinung -, daß alles dasjenige, was da in der Sonne war, sich langsam zur Erde hinbewegte und Erden-Ingredienz wurde, Erdeninhalt wurde, dadurch den Menschen nun in seinem Unbe­wußten beherrschend, während in sein Bewußtsein immer mehr einzog das Ich.

Das, was da kosmisch vorging im atlantischen Zeitalter, das hatte sein mythologisches Gegenbild im griechisch-lateinischen Zeitalter. Das frühere Bild der Isis mit dem Horuskinde, das dann das Bild der Jungfrau mit dem Jesusknaben wurde, das wird von der Menschheit rückschauend als Vision erlebt werden können im nächsten Zeitalter, das uns unmittelbar bevorsteht. Der Mensch wird in diesem Bilde das sonnenbekleidete Weib sehen, das den Drachen unter den Füßen hat, der von Michael auf die Erde ge­worfen wurde, so daß er nicht mehr im Himmel zu finden ist. Dieses Bild, das sich dann verwandeln wird, wird erscheinen in dem Zeitalter, wo der Drache los sein wird und wo dasjenige eintritt, was ich Ihnen gestern beschrieben habe. Es ist tatsächlich so, daß der Menschheit ein vertieftes Schauen der Erdenvorzeit, des Menschheitsursprunges und zugleich ein ätherisches Schauen der Christus-Wesenheit bevorsteht, denn im Michaelzeitalter wird dasjenige eintreten, worauf der Apokalyptiker hindeutet, wenn er davon spricht, daß Michael das Drachengetier herabge­worfen hat auf die Erde, wo es in der Menschennatur wirkt. Aber Michael wird sich wiederum kümmern um dasjenige in der Men­schennatur, was er da als das Drachengetier herabgeworfen hat.

Stellen wir uns lebhaft vor, meine lieben Freunde, wie das ist. Man wird wieder hinschauen in die atlantische Zeit. Der Apoka­lyptiker tut es voraus, er hat die Vision des sonnenbekleideten Weibes, das das Jesusknäblein gebiert und den Drachen unter den Füßen hat. - Dieses Bild wird immer schwächer und schwächer, je mehr die atlantische Entwickelung vorrückt. Und am Ende der atlantischen Entwickelung tritt ein, daß sich aus dem Meere erhe­ben die neuen Kontinente, die Kontinente, welche die Kräfte enthalten,

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durch die die Menschen der nachatlantischen Zeit in ihre verschiedenen Verirrungen gekommen sind. Aus dem Meere steigt es auf, das Tier mit den sieben Köpfen (Apk. 13, 1) und siebenfaches Land steigt aus dem Meere empor, den Menschen hinunterziehend durch das, was aus seinen Emotionen geistig von der Erde ausdünstet.

In der Form dieses aus dem Meere heraufsteigenden sieben­köpfigen Tieres erscheint ja auch dem Apokalyptiker die atlanti­sche Katastrophe, und es wird wieder erscheinen in der Zukunft, wenn dasjenige, worauf der Apokalyptiker hindeutet, in dem Michaelischen Zeitalter wieder eintritt. Es sind durchaus reale Vorgänge, von denen der Apokalyptiker spricht, die uns sehr angehen in bezug auf das geistige Leben der Menschheit. Und gerade das, was hier in diesem Bilde ist, hängt zusammen mit der Wesenheit des Christus.

Wir leben einem Zeitalter entgegen, wo in der Tat wiederum gesehen werden wird, wie im Irdischen der Geist lebt, wo also auch die geistigen Vorgänge der Transsubstantiation vor der Men­schenseele werden auftreten können. Dann wird gerade in der Transsubstantiation erscheinen der irdische Abglanz desjenigen, was sich in Himmelsregionen so vollzogen hat, daß das, was seit der Mitte der atlantischen Zeit geschehen ist, ein kleiner Aus­schnitt dessen ist, und was alles zusammenhängt mit der Wesen­heit des Christus. Da wird man verstehen, wie eben eine solche Metamorphose, wie sie in der Transsubstantiation sich vollzieht, möglich ist, wenn man in demjenigen, was heute physisch und chemisch ist, überhaupt nur eine Episode sehen wird und auch die Transsubstantiation auf ganz etwas anderes und nicht nur auf das scheinbar Materielle beziehen wird.

So dürfen wir schon vertiefen unser Gedenken an die erste Menschenweihehandlung vor zwei Jahren, dieses Gedenken an das wahrhaftig vom Himmel Heruntersteigende, vom Himmel Herunterscheinende der atlantischen Zeit, an das in den Wolken Erscheinende der griechisch-lateinischen Zeit, an den auf Erden wandelnden, von den Menschen in ihren Visionen begriffenen

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Christus, den in unserem Zeitalter ätherisch auf Erden wandeln­den, aber von den Menschen in Imaginationen, in Visionen begrif­fenen Christus. In der Transsubstantiation ist der Christus anwe­send und wird den Menschen immer mehr gegenwärtig sein. In den Vorgängen, die ich heute beschrieben habe, liegen die Wege, in denen der Christus allmählich den Erdenentwickelungs­geschehnissen innewohnend wurde.

Wollen wir das als eine Art Festesvorstellung heute in uns aufnehmen zum Andenken an die erste Menschenweihehandlung, die vor zwei Jahren im Goetheanum vollzogen worden ist.

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DREIZEHNTER VORTRAG Dornach, 17. September 1924

Meine lieben Freunde! Von einem bestimmten Gesichtspunkt aus habe ich ja bereits gezeigt, wie die Apokalypse auf dem Prinzip der Zahl, einem der okkulten Prinzipien, aufgebaut ist. Nun ha­ben Sie vielleicht gerade in der heutigen Auseinandersetzung über die fundamentalen rhythmischen Zahlen des Weltalls und des Menschen wiederum gesehen, wie tief begründet die Zahl, inso­fern sie Rhythmisches zur Offenbarung bringen kann, begründet ist im Weltall.

Nun ist es mit den okkulten Offenbarungen, welche so gehal­ten sind wie die Apokalypse des Johannes, so, daß der Aufbau nach der Zahl eigentlich ganz selbstverständlich ist. Sehen Sie, diese Schauung, von der der Apokalyptiker spricht, die ergibt sich nach dem modernen Initiationsprinzip dann, wenn in die Imagi­nationen, die man vor sich hat, hereinspricht die Inspiration. Man hat dann die Schauung so, daß sich ausbreitet die Bildhaftigkeit der Imagination, und daß durch die Imagination hindurch die Inspiration spricht. Dann aber, wenn das eintritt, geschieht es nach dem Prinzip der Zahl - wobei für alle Okkultisten immer die Sieben die vollkommenste Zahl ist; es ist geradezu ein Satz des Okkultismus: Sieben ist die vollkommenste Zahl -, und man hat die Möglichkeit, nach dem Prinzip der Zahl die Dinge zu verfol­gen. Sie müssen sich dabei nicht vorstellen, daß diese Zahl Sieben von so großer Bedeutung ist für den Inhalt, den man empfängt. Sie ist aber von einer unermeßlich großen Bedeutung dafür, die Inspirationen zu hören. Wenn man selber in der Siebenzahl lebt, kann man in der verschiedensten Weise die Inspirationen verste­hen. Ich will Ihnen ein Beispiel sagen. Nehmen wir an, jemand empfindet für seine eigene Zeit wichtige geistige Hintergründe. Das ist natürlich in bezug auf das ganze Weltbild mehr oder weniger willkürlich, wenn man gerade für seine eigene Zeit die geistigen Hintergründe empfindet; menschlich ist das ja natürlich,

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aber es ist doch mehr oder weniger willkürlich. Nehmen wir also an, ich bin der Beobachter im Jahre 1924, so ist das Beobach­tungsjahr nur 1924; ein anderer ist der Beobachter im Jahre 1903, da ist das Beobachtungsjahr nur 1903. Wenn ich aber als Beob­achtender unabhängig davon bin, wann meine Beobachtung statt­findet und ich sehe richtig ein, was ich da in die Beobachtung nehme, und ich habe die Fähigkeit, um sieben Eindrücke zurück­zugehen, ganz gleichgültig, von wo aus, so ist nach den Gesetzen der geistigen Welt immer das, was den siebten Eindruck macht, wieder aufklärend für den ersten, das vierzehnte wiederum auf­klärend für die beiden. Es ist also mehr ein methodisches Prinzip, sich hineinzufinden in das, was einem etwas sagen kann. Nicht, wahr, so, wie man, wenn man eine Sprache versteht, den anderen Menschen verstehen kann, der in dieser Sprache redet, so ist es hier eigentlich die Hauptsache, daß man in der Siebenzahl leben kann. Und so muß man die Dinge auch auffassen. Denn dieses Offenbaren der Siebenzahl ist ja außerordentlich kompliziert. Es ist sozusagen alles mögliche im Weltenall nach der Siebenzahl geordnet, in geringerem Maße nach der Zwölfzahl und wiederum nach anderen Zahlen, und man kann von jedem Punkte aus im Vielfachen von Sieben die Ereignisse aufklärend verfolgen.

Als ich im Jahr 1908 in Nürnberg versuchte, die Apokalypse des Johannes zu interpretieren, war das ja für die ganze anthropo­sophische Bewegung eine andere Zeit. Da kam es vor allen Din­gen darauf an, gewissermaßen die Anthroposophie selber an der Hand der Apokalypse zu interpretieren. Man kann aus der Apo­kalypse heraus vieles interpretieren, weil auch die weltgeschicht­lichen Ereignisse, die zu erwähnen zunächst damals wichtig war, an der Apokalypse schon abgeschaut werden können. Aber für Sie ist es, wie ich schon wiederholt angedeutet habe, heute not­wendig, sich in Ihrem Ich mit der Apokalypse zu identifizieren und ganz konkret auf das Wirkliche zu schauen, daß die Apoka­lypse eine ganze Fülle, eine Vielfalt von in der Siebenzahl vorrückenden­

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* Siehe Hinweis.

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Ereignissen zeigt. Indem ich vom Gesichtspunkte des Erlebens der Bewußtseinsseele hingedeutet habe auf jene Ereig­nisse, die da zusammenhängen mit dem «Weib, mit der Sonne bekleidet, ... den Drachen unter ihren Füßen» werden Sie selbst sehen, in welchem Zeitpunkt der apokalyptischen Rechnung wir jetzt leben. Wir leben jetzt in bezug auf die Bewußtseinsseele im Zeitalter der Posaunenklänge - nicht in bezug auf die Entwicke­lung des Astralleibes und nicht in bezug auf die Entwickelung der Menschheit im allgemeinen, das ist mehr in meinen Vorträgen von 1908 enthalten -, aber in bezug auf die eigentliche Entwickelung der Bewußtseinsseele, die nicht den anderen Entwickelungspro­zessen parallel geht, sondern sich wie hineinschiebt in diese, leben wir jetzt im Zeitalter der Posaunenklänge.

Nun ist es so, daß wir am Anfang der Entwickelung der Be­wußtseinsseele - wir stehen ja erst am Anfang der Bewußtseins­seelenentwickelung -, daß wir zunächst nur dann, wenn die Be­wußtseinsseele sich erhebt zu übersinnlichen Schauungen, die Posaunenklänge wahrnehmen, weil von den Menschen der Ge­genwart eben das, was unten im Irdischen vorgeht, nicht in über­sinnlichem Sinn gedeutet wird. Das ist ja das Bedeutsame, daß die Dinge nicht im übersinnlichen Sinn heute gedeutet werden, son­dern eben durchaus in einem gleichgültigen Sinn hingenommen werden. Ich habe ja des öfteren bei anthroposophischen Betrach­tungen auf einen gewissen Zeitpunkt im 19. Jahrhundert hinge­wiesen, auf den Anfang der vierziger Jahre. Ich sagte, dieser An­fang der vierziger Jahre stellt, geistig gesehen, einen wichtigen, einen bedeutungsvollen Einschnitt in der Entwickelung der zivi­lisierten Welt dar. Er ist sozusagen die Kulmination des Materia­lismus.

Alles in bezug auf den Materialismus war eigentlich l843/44 schon entschieden. Das weitere war im Grunde genommen Aus­wirkung und wird noch weiter Auswirkung sein. Aber für das, was über die zivilisierte Menschheit Europas und ihres amerika­nischen Anhangs gekommen ist, ist schon der Zeitpunkt im Be­ginn der vierziger Jahre von einer unendlich großen Bedeutung,

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weil damals das Hereinbrechen der ahrimanischen Mächte in die Menschheitsangelegenheiten ein ungeheuer intensives war. Sie können sagen: Ja, nach den Jahren 1843/44 sind ja noch schlimme­re Ereignisse gekommen. - Aber sehen Sie, das ist nur scheinbar. Sie müssen nur denken, daß Ahriman gescheiter ist als die Men­schen. Im Jahre 1843/44 handelte im wesentlichen Ahriman. Der stellte die Dinge so, wie er es nach seiner Intelligenz macht. Das ist der Tiefpunkt oder meinetwillen der Kulminationspunkt des materialistischen Weges. Dann haben die Menschen weitergewirt­schaftet, und das, was die Menschen weitergewirtschaftet haben, ist zwar äußerlich scheinbar manchmal viel häßlicher, aber für die Gesamtheit der menschlichen Evolution nimmt es sich nicht so gräßlich aus; und wenn man es vom Gesichtspunkt des Spirituel­len betrachtet, ist es Auswirkung dessen, was projektiert war im Beginn der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch Ahriman.

Mit diesem Beginn der vierziger Jahre beginnt der sechste Po­saunen-Engel zu blasen, und er wird blasen, bis am Ende des 20. Jahrhunderts diejenigen Ereignisse eintreten, von denen ich ge­stern gesprochen habe, wo der siebente Posaunenengel zu blasen beginnt. Wir stehen also durchaus schon drinnen im Gebiet der Wehen. Es ist das zweite Wehe, das wir im Gebiet der Bewußt­seinsseele als zivilisierte Menschheit haben und dem schon etwa anderthalb Jahrhunderte dasjenige voranging, was die fünfte Po­saune war. Und wenn wir die Posaunen mit Bezug auf die Siebenzahl im Bewußtseinsseelenzeitalter zurückverfolgen, so kommen wir auf einen etwas früheren Zeitpunkt. Hier unten auf Erden beginnt das Bewußtseinsseelenzeitalter 1413. Aber die Dinge ver­schieben sich, frühere Zeiten wirken herein; wir kommen zurück mit den Posaunenklängen etwa bis in das Zeitalter der Kreuzzüge. Ja, an wirklichen okkulten Stätten hat man diese Zeit von dem Zeitalter der Kreuzzüge bis in unsere Zeit herein auch immer als das Zeitalter der Posaunenklänge aufgefaßt. Und Sie werden die Etappen desjenigen, was in der Apokalypse geschildert ist, auch darin finden können. Sie werden finden können, wie unter dem Hereinbrechen des Materialismus, sagen wir zum Beispiel, als der

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Kopernikanismus heränrückte, ein Drittel der Menschen eigent­lich geistig getötet wurde, das heißt, aufhörte, volle Geistigkeit zu entwickeln. Und wirklich furchtbar erschütternd ist ja die in der Apokalypse geschilderte Heuschreckenplage.

Da kommen wir aber auf eine Sache, die man, ich möchte sa­gen, nicht gern sagt, die aber natürlich zu den Dingen gehört, die gerade in das Priesterwirken hereinschlagen. Diese Heuschreckenplage ist ja, vom reinen Bewußtseinsstandpunkt aus gesehen, im allereminentesten Sinne schon eingetreten, nicht wahr, wenn wir theoretisch sprechen. Wenn wir zu Menschen sprechen, wo ja immer Gesundungen eintreten können bei kranken Verhältnissen, dann dürfen solche Dinge nicht erörtert werden; aber wenn es sich um priesterliches Wirken handelt, dann muß man doch wis­sen, mit wem man es bei den Menschen in der Regel zu tun hat.

Es ist ja so, daß in der Regel ungeheure Fröhlichkeit besteht bei denen, die sich heute liberale oder demokratische Menschen nen­nen, wenn sie wieder und wieder anführen können, daß sich die Menschheit in einem bestimmten Gebiet der Erde so ungeheuer vermehrt. Bevölkerungszunahme ist ja das, was so stark ersehnt wird besonders von demokratisch-liberalen Menschen, ich meine im politischen Sinn, auch von allen, wie sie meinen, geistig frei Denkenden.

Nun, sehen Sie, erstens ist das nicht ganz richtig, weil die Sta­tistiken auf Irrtümern beruhen; man nimmt bei den statistischen Vergleichsrechnungen nicht die ganze Erde, man nimmt immer nur ein Stück der Erde und denkt nicht daran, daß die anderen Teile der Erde zu anderen Zeiten eben dichter bevölkert waren als heute. Es ist also im einzelnen nicht immer ganz richtig, aber im ganzen ist es schon richtig, daß in unserer Zeit eine Art überzäh­liger Menschen erscheinen, die ichlos sind, die keine Menschen in Wirklichkeit sind. Das ist eine furchtbare Wahrheit. Sie gehen herum, sie sind keine Inkarnationen eines Ich, sie werden hereingestellt in die physische Vererbung, bekommen Ätherleib und Astralleib, sie werden in gewissem Sinne innerlich ausstaffiert mit einem ahrimanischen Bewußtsein; sie machen den Eindruck von

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Menschen, wenn man nicht genau hinsieht, aber sie sind nicht im vollen Sinne des Wortes Menschen.

Das ist eine schreckliche Wahrheit, das ist vorhanden, das ist eine Wahrheit. Und direkt auf Menschen selber weist der Apoka­lyptiker hin, wenn er in der fünften Posaunenepoche von der Heuschreckenplage spricht. Und wiederum kann man den Apo­kalyptiker in seinem Schauen erkennen. Denn in ihrem astrali­schen Leib erscheinen solche Menschen durchaus so, wie sie der Apokalyptiker beschreibt: als ätherische Heuschrecken mit Men­schengesichtern. Es ist durchaus so, daß man über solche über­sinnlichen Dinge so zu denken hat, daß der Priester solche Dinge wissen muß. Denn er ist der Seelsorger. Er muß also auch die Worte finden können für alles das, was in einer solchen Seele vorgeht. Es brauchen durchaus nicht immer böse Seelen zu sein, es können eben Seelen sein, die bis zum Seelischen kommen, aber des Ichs entbehren. Man wird schon darauf kommen, wenn man auf diese Menschen stößt. Der Priester muß dies wissen, denn das beeinflußt ja die Gemeinschaft unter den Menschen. Und vor allen Dingen leiden diejenigen Menschen, die echt beseelt sind, von solchen Personen, die eigentlich als Menschen-Heuschrecken durch die Welt gehen. Und es kann und muß sogar die Frage entstehen: Wie hat man sich solchen Menschen gegenüber zu verhalten?

Solchen Menschen gegenüber hat man oftmals eine recht schwierige Aufgabe, weil sie durchaus tief fühlend sind; sie kön­nen außerordentlich tief fühlend sein, man merkt aber, es steckt nicht eine eigentliche Individualität in ihnen. Nur hat man ihnen das natürlich sorgfältig zu verbergen, daß keine Individualität in ihnen steckt, denn sonst wäre ja die notwendige Folge der Wahn­sinn. Aber trotzdem man ihnen das zu verbergen hat, handelt es sich darum, daß man für solche Seelen - Seelen sind es ja doch, wenn auch nicht Geister -, alles so einrichtet, daß diese Menschen den Anschluß finden an andere Menschen, in deren Gefolge sie sich entwickeln können, daß sie also gewissermaßen Mitgehende dieser anderen werden. Diese Menschen zeigen eigentlich ziemlich

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genau die Natur und Wesenheit des Menschen bis zum zwan­zigsten Lebensjahr. Denn beim zwanzigsten Lebensjahr wird ja erst die Gemüts- oder Verstandesseele geboren und damit die Möglichkeit des irdischen Auslebens des Ich gegeben.

Derjenige, der behaupten wollte, solchen ichlosen, individuali­tätslosen Menschen gegenüber solle man sich nicht teilnahmsvoll verhalten, da sie eine künftige Inkarnation nicht hätten, weil ja keine Individualität da sei, der irrt gar sehr. Er müßte dann auch behaupten, man solle sich den Kindern gegenüber nicht teil­nahmsvoll verhalten. Es ist in jedem einzelnen Fall zu entschei­den, was eigentlich in einem solchen Menschen steckt. Manchmal stecken postume Seelen in solchen Menschen, postum gegenüber den Menschenseelen, die in einem bestimmten Zeitalter der Ent­wickelung entstanden sind und sich als Menschen immer wieder­holt verkörperten. Aber es können auch zurückgebliebene Seelen sein, solche, die später von einem anderen Planeten wieder zu­rückgekommen sind, wohin in einem bestimmten Zeitalter fast die ganze Menschheit gegangen war. Auch solche Seelen können in solchen Menschenleibern stecken. Wir müssen also mit vollem Bewußtsein diese Menschen wie bleibende Kinder erziehen.

Sehen Sie, das alles ist eigentlich schon in die Apokalypse hin­eingeheimnißt. Und wenn man so diese Vorstellungen nimmt, die ja als Imaginationen sich ergeben - in der Apokalypse sind sie ja manchmal furchtbar ins Herz schneidend; schrecklich, wenn da geredet wird von allem möglichen Leid, das über die Erdenmenschheit kommt -, da müssen wir sagen: In unserem Zeitalter ist viel von dem wirklich vorhanden, in geistigen Aspekten aller­dings.

Nun gibt es aber natürlich auch, ich möchte sagen mild-groß­artige Vorstellungen in der Apokalypse, wie zum Beispiel die Engel, die mit dem Räucherwerk herabkommen, mit dem Rauchfaß (Apk. 8, 3). Auf den Opferrauch wird hier hingewiesen. Und dort fällt dann unser Blick auf vieles, was zur Zeit der Kreuzzüge stattgefunden hat. Mit den ersten Posaunen werden wir zurückversetzt zu den Kreuzzügen; bis in die Kreuzzugsepoche hinein

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kommen wir ja, wenn wir die Bewußtseinsseelenentwickelung der Menschheit überblicken. Und da sehen wir, daß da einzelne Per­sönlichkeiten auftreten im Zeitalter der Kreuzzüge und der damit zusammenhängenden Zeit, die tatsächlich ungeheuer starke Im­pressionen hatten von ihrem Miterleben der geistigen Welt. Wir treffen da tatsächlich auf, ich möchte sagen, die Genies der Fröm­migkeit. Das ist außerordentlich wichtig, daß wir uns darüber klar sind. Wir treffen da auf die Genies der Frömmigkeit.

Kommen wir weiter zurück, so finden wir zurückschauend vor unserem Bewußtseinsfeld die Zeit von dem Mysterium von Golgatha bis zum Zeitalter der Kreuzzüge und alle dem, was damit zusammenhängt und können dieses Zeitalter als eine klei­nere Epoche der Sieben-Siegel-Eröffnung ansehen. Man versteht das vollständig eben erst dann, wenn man sich über folgendes klar ist. Denken Sie nur, wieviele Persönlichkeiten gerade im Zeitalter der Kreuzzüge auftreten, die fast alle ihre Religiosität nach innen leiten in die Tiefe, in die Intensität des Gefühls, in das innere mystische Erleben. Das beginnt ja damals, während vorher im Grunde genommen noch hinaufgeschaut wurde in das ganze Weltall, wenn man die Welt des Göttlichen wahrnehmen wollte - jedenfalls von den maßgebenden Menschen, wenn auch unter dem fortwährenden Kampf mit der von Rom ausgehenden Strömung. Es war das Verständnis vorhanden für den Gott, der in der sinn­lichen Erscheinung, zu der man aufblickte, lebt und webt und wirkt. Dann aber wird alles mehr oder weniger nach innen gelei­tet. Die großen Genies der Mystik erscheinen. Vorher haben wir ein Anschauen des Weltalls als einer Offenbarung des Göttlichen; nachher haben wir ein Erfühlen dessen, was das Menschenherz erfühlen kann als inneres Licht-Entzünden, so daß vom Inneren des Menschen aus das Göttliche beleuchtet werden kann.

Und diese Etappen, die die Apokalypse beschreibt, sind ja durchaus auch in der Ausbreitung des Christentums vorhanden. Wir haben da das erste stillsieghafte Vordringen des Christen­tums, wobei die Ausbreitung des Christentums eigentlich in der Kraft des siegenden Geistes, des siegenden Wortes liegt. Es wird

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das Christentum ausgebreitet, ich möchte sagen, in den Unter­gründen des damaligen sozialen Lebens. Wir haben dann eine zweite Epoche, in welcher die Ausbreitung des Christentums viel von dem von der Erde wegnimmt, was man nennt: Friede. Es nimmt das Christentum an dem Streit in der zweiten Epoche ganz wesentlich teil. Wir sehen dann auch das Zeitalter, wo nach und nach ein Ersterben des inneren Impulses des Christentums ein­tritt, wo das Christentum zur Staatsreligion wird, was natürlich ein Ersterben des wirklichen ursprünglichen christlichen Impulses ist. Wir haben dann aber die Epoche, die man aufzufassen hat als diejenige des vierten Siegels, wo in der Weise, wie ich es geschil­dert habe, der Mohammedanismus hereinbricht. Und so wird weiter Siegel für Siegel eröffnet, und dasjenige, was dann unter dem Einfluß der Kreuzzüge geschieht, geschieht ja dennoch unter dem Einfluß bedeutender religiöser Genies, das kann man ja be­obachten, wenn man genauer verfolgt, was eigentlich geschehen ist. In dieser Beziehung ist die ganze Geschichtsschreibung eigentlich durch und durch Geschichtsfälschung.

Denn sehen Sie, vor den Kreuzzügen ist ja eigentlich alle Ver­breitung des Christentums, ich möchte sagen, im Guten gesche­hen. Und das, was da durch zahllose Mitglieder des Mönchtums wieder und wieder geschehen ist, auch das im äußeren Sinne Schlimme, ist ja, als das Christentum sich verbreitet hat, bis zu den Kreuzzügen, in Europa im Grunde genommen mehr oder weniger in unmittelbarer Anlehnung an die palästinensischen Er­zählungen geschehen. Die Evangelien waren allerdings nicht die Lektüre der Laien, sie waren Beschäftigung der Priester. Aber das, was dazumal geschah, stand durchaus unter dem Einfluß dessen, was die Priester ersehen konnten aus dem Evangelium. Die Prie­sterschaft hatte Evangelium und Kultus. Der Kultus war das, in dem sich die übersinnliche Welt auf sinnliche Weise spiegelte. Die Messe, das Meßopfer selber, war für die Priester dasjenige, in dem sie die unmittelbaren Tore zum Übersinnlichen sahen. Deshalb sahen sie allmählich immer mehr und mehr ab von einem hinaufblicken zur Offenbarung des Göttlich-Geistigen durch den Sternenhimmel

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und alle die alten wunderbaren Weissagungen, die noch im Zusammenhang mit dem geblieben waren, was ich heute morgen - gegenüber der heutigen Astronomie und Astrologie - Astrosophie genannt habe, alle diese alten Weistümer wurden all­mählich fast ganz verhüllt, bis zu dem Zeitalter der Kreuzzüge.

Im Zeitalter der Kreuzzüge sehen wir plötzlich überall Men­schen auftreten, die nun auch von Osten nach Westen wandern, entweder solche, die unmittelbar von den Kreuzzügen zurück­kommen, oder solche, die etwas später kamen und bei denen deshalb Dinge Wurzel gefaßt hatten, die Geheimnisse des Orients waren. Da sind nach Europa eine Fülle von Schriften aus dem Osten gebracht worden, die später zugrunde gegangen sind; es ist das dem Umstand zuzuschreiben, daß man nicht mit solchen Argusaugen gewacht hat über all dasjenige, was man schriftlich hatte, wie man heute darüber wacht. Dadurch ist kaum viel ge­blieben von dem, was schriftlich da war. Viel mehr ist durch die Tradition des Mündlichen wieder verbreitet worden vom Sinne eines kosmischen Christentums, und das hat Wurzel gefaßt gerade zur Zeit der Kreuzzüge.

Da wird eine Art siebentes Siegel eröffnet. Und man könnte sagen, was den Respekt vor dem Geschriebenen betrifft, soll man sich nur einmal vorstellen: Wenn das wahr ist, daß ein italieni­scher Professor die Livius-Handschriften entdeckt hat, was für ein Sturm da vom heutigen italienischen Staat gemacht wird - trotzdem alles ungewiß ist -, um diese Livius-Handschriften in die Hand zu bekommen. Man braucht gar nicht weit in der Zeit zurückzugehen und dem Staat wäre es höchst gleichgültig gewe­sen, ob das oder jenes gefunden worden ist. Das Interesse, Ge­schriebenes aufzubewahren, ist etwas, was erst später aufgekom­men ist.

Ich selbst habe ein gelungenes Stückchen gesehen in dieser Beziehung, als ich im Goethe-Schiller-Archiv war. Da bekamen wir einen Brief Goethes, der sonderbar aussah: dreckig, furchtbar zerrissen. Zu der Zeit, als ich im Goethe-Schiller-Archiv war, war das schon eine Sünde. So behandelt man Goethes Briefe nicht.

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Wir forschten nach, was dahinter war. Siehe da, der Brief war einmal im Besitz von Kuno Fischer gewesen, und der hatte ein­fach Goethes Brief in die Druckerei gegeben, hat ihn aber nicht abgeschrieben, sondern den Originalbrief mit seinen Notizen und Randbemerkungen an den Drucker geschickt. Es ist nur ein Wunder gewesen, daß der Brief sich trotzdem erhalten hat, da man damals im allgemeinen Manuskripte nicht behielt.

So braucht man sich nicht über die Tatsache zu wundern, daß in der Zeit, in der das Christentum sich durch die Kreuzzüge mit dem Orientalismus berührte, Wahrheiten sich verbreiteten im Christentum, die wir heute kabbalistische Wahrheiten nennen würden. Und mancher lebte in dieser Zeit, der vielleicht mehr wußte als Jakob Böhme, ohne daß das Aufsehen machte, während es in der Zeit Jakob Böhmes schon Aufsehen machte, daß so ein Mensch da war wie Jakob Böhme.

Es ist die Zeit der Kreuzzüge - wobei wir nicht so sehr auf die äußeren Ereignisse, die in den Geschichtsbüchern beschrieben werden, hinweisen wollen, als auf das, was im Bewußtsein der Menschen vor sich geht -, es ist die Zeit der Kreuzzüge das Zeit­alter, wo sich die Siegel-Zeit verwandelt in die Posaunen-Zeit. Tiefer fühlende Naturen haben die Zeit von den Kreuzzügen bis heute immer so gefühlt, daß sie sagten: Ach, es ist furchtbar, was da im Zeichen der Posaunenklänge - wenn ich es vom übersinn­lichen Gesichtspunkte betrachte - in den Menschenseelen vor sich geht. Aber die Menschen auf Erden hören nicht auf die Posaunen­klänge.

Dieses Bewußtsein müßten eigentlich recht viele Menschen gerade von dieser Zeit haben, die wir eben jetzt als das Zeitalter der sechsten Posaune durchleben, von der Sie ja wissen, was ihre wesentlichsten Eigenschaften und was ihre wesentlichsten Aus­wirkungen sind. Ein Drittel der Menschen, so wird da angeführt (Apk. 9,15), wird getötet werden. Das geschieht natürlich erst im Lauf der Zeit. Mit «Töten» ist hier aber gemeint dieses Nichtvor­handensein des Ichs in denjenigen Menschen, die schon vorher vorbereitet waren durch die Heuschreckengestalt.

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Das sind die Dinge, die gerade den Priester zwingen, tiefer hineinzuschauen in das Gefüge desjenigen, was eigentlich ge­schieht. Der Priester soll es ja zu tun haben mit dem Übersinnli­chen. Wir sind ja nach allen Richtungen hin vom Übersinnlichen umgeben. Dasjenige, was an den Menschen beobachtet werden kann, insoweit sie einen physischen Leib haben, ist ja nur ein Ausschnitt aus dem Menschenleben. Sobald wir beginnen, in das Übersinnliche einzudringen, dann sehen wir ja die wirklichen Taten der Menschen, und wir sehen, daß sie sich deren Folgen oft gar nicht bewußt sind. Man kann manchmal gar nicht wissen, was ein Mensch im Leben eines anderen anrichtet, wenn er an ihm vorbeigeht, ohne sich um ihn zu kümmern, obwohl es eigentlich in seinem Karma gelegen hat, sich ihm gegenüber in diesem Er­denleben in einer bestimmten Weise zu verhalten. Später einmal wird dieses Karma allerdings einen größeren Zwang ausüben, es wird schon ausgeglichen werden, aber eigentlich hätte es in die­sem Leben ausgeglichen werden müssen. Das braucht man im äußeren physischen Leben nicht zu bemerken. Es ist eigentlich nichts gegen den betreffenden Menschen einzuwenden, er hat vom äußeren, bürgerlichen Gesichtspunkt aus alle seine Pflichten getan, aber er hat vielleicht im Sinne des Zusammenhanges mit der Weltevolution etwas getan, was furchtbar tiefe Wunden geschla­gen hat. Man kann nicht sagen, daß es sich dabei um überirdische Dinge handelt, sondern es handelt sich um übersinnliche Dinge, denn innerhalb des Irdischen geht das Übersinnliche fortwährend vor sich.

Sehen Sie, die Apokalypse in diesem Ernst zu verstehen, das wird ja eine Notwendigkeit sein in dem Maße, wie das, was ich den ätherischen Christus genannt habe, innerhalb der Menschheit sichtbar werden wird. Daher entspricht es schon einer ganz ge­sunden Empfindung, die aus dem tiefsten Unterbewußtsein her­aufkam, daß Sie, meine lieben Freunde, gerade die Apokalypse zum Gegenstand dieser Betrachtungen machen wollten. Vielleicht hatten Sie sich das etwas anders vorgestellt, was ich gerade in der jetzigen Zeit über die Apokalypse geben kann, aber daß Sie von

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mir Betrachtungen über die Apokalypse hören wollten, das war durchaus die Stimmung der Zeit in Ihren Herzen. Und man könnte schon sagen: Daß in Ihnen das Bedürfnis entstand, die Apokalypse zu verstehen, daß Ihr auch als Priesterschaft, die zu­sammengehört, Euch vereinigt in solchen Tendenzen, das zeigt, daß Ihr schon in gewissem Sinn Verwandtschaft habt mit dem Apokalyptiker, mit Johannes. Und so wird das, was vor allen Dingen für Euch notwendig ist, dieses Sichdurchdringen mit dem Geiste der Apokalypse, keinen Widerspruch darin finden, daß man bestimmte Epochen nach dem Prinzip der Siebenzahl unter­scheiden kann, daß man damit im Grunde genommen überall anfangen kann und daß sich dann findet, wie die Dinge gehen. Man wird überhaupt nicht die Zusammenhänge in der Weltenevo­lution finden, wenn man nicht das Prinzip der Zahl als Methode der Betrachtung anwendet. Sehen Sie, damit haben wir die Seite der Apokalypse berührt, die gerade für unsere Zeit wesentlich und fruchtbar ist.

Nun finden wir ja eingestreut in die Apokalypse, gewöhnlich an den Stellen, wo die Siebenzahl in andere übergeht, auch andere Ereignisse. Da tritt uns wiederum etwas entgegen, was ja sehr einer Aufklärung bedarf. Denken Sie nur, daß einem da in Zahlen entgegentritt: In einem bestimmten Zeitraum sind soundsoviele Menschen da, die das Siegel Gottes an ihrer Stirne tragen, die also zu den Glücklichen gehören, die gewissermaßen gerettet oder erlöst werden oder wie man es nennen will (Apk. 7, 4-8); die anderen aber können gar nicht zu einer Erlösung kommen. Wenn man so äußerlich die Apokalypse liest, ist es etwas, was beim Lesen zunächst etwas Bedrückendes haben kann.

Nun muß man aber sich klar darüber sein, daß überall in alten Schriften ein Unterschied gemacht wird zwischen Rassenentwickelung und individueller Entwickelung der Menschen. Man muß sich durchaus darüber klar sein, daß kein einzelnes Individuum sich irgendwie bedrückt fühlte in früheren Zeiten, wenn man davon sprach, von einer Rasse würden einmal soundsoviele geret­tet, die anderen würden untergegangen sein. Denn keiner rechnete

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sich dazu, weil man real dachte, ganz genau in derselben Weise, wie heute, wenn ein Mensch sich dazu drängt, daß ihm sein Leben versichert wird. Dabei wird ja ausgerechnet, wie lange man wahr­scheinlicherweise noch leben wird. Die Versicherungsanstalten, nicht wahr, nehmen Leute nicht an, die wahrscheinlich bald ster­ben; denn würden sie lauter Leute assekurieren, die bald sterben, so würden sie bald ihre Kassen leer haben. Sie wollen Leute ha­ben, die lange leben und lange einzahlen; daher müssen sie mit einer Wahrscheinlichkeitsrechnung, die ja eine ganz interessante Rechnungsmethode ist, bei dem, der zu versichern ist, aus den verschiedensten Antezedenzien heraus seine wahrscheinliche Le­bensdauer berechnen. Ich habe noch nie gefunden, daß jemand sich deshalb verpflichtet fühlte, in dem Moment zu sterben, den die Assekuranzgesellschaft als seinen wahrscheinlichen Tod nach ihrer gewiß richtigen Methode berechnet hat. Das gibt es nicht; man fühlt sich nicht verpflichtet, gerade dann zu sterben. Und da liegt auch eine Realität zugrunde. Sobald man in die Zahl hinein­kommt, erfaßt man nicht diejenige Stufe der Geistigkeit, auf der die menschliche Individualität steht.

Sehen Sie, wenn man solche Dinge sagt, berührt man eben ein gewisses Mysterium, ein okkultes Geheimnis. Es beruht darauf, daß man glaubt, wenn man eins, zwei, drei, vier, fünf Individua­litäten abzählt und dann diese Zahl anwendet auf Geistiges, dieses Zählen müsse auch für die geistige Welt eine Bedeutung haben. Das hat es aber nicht in derselben Weise. Das Prinzip der Zahl tritt in dem Moment auf, wo die geistige Welt durchbricht und sich offenbart, sich offenbart meinetwillen im platonischen Wel­tenjahr oder in der Zahl der Atemzüge und so weiter, überhaupt da, wo die geistige Welt durchbricht. So daß man, wenn man zum Geistbewußtsein aufsteigt, an der Grenze, an der Schwelle in die geistige Welt hinein die Zahl braucht. Da kommt man nicht wei­ter, wenn man die Zahl oder etwas der Zahl Ähnliches nicht hat. Aber wenn man drüben im Geistigen ist und will mit den Zahlen etwas anfangen, dann paßt alles nicht. Daher kann sehr wohl ein solcher okkult Schreibender wie der Apokalyptiker, wenn er von

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der auf der Erde sich abspielenden Rassenentwickelung spricht, sagen: Soundsoviele sind da, die werden errettet und soundsoviele werden untergehen - wir werden das nächste Mal sehen, was diese Zahlen bedeuten -, aber es kann dadurch sich nicht die einzelne Menschenindividualität betroffen fühlen, denn diese Zahlen sind wohl auf die Entwickelung der Rassen, nicht aber auf die Indivi­dualität des Menschen zu beziehen.

Wie das dann im Genaueren möglich ist zu verstehen, das werde ich dann noch das nächste Mal auseinandersetzen.

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TEILNEHMERFRAGEN

Die folgenden Fragen wurden Rudolf Steiner am 18. September 1924 vor dem Vortrag in schriftlicher Form übergeben.

In Handschrift von Johannes Werner Klein:

Der Quell mancher Schwierigkeiten, die im Kreise sich gelegentlich bemerk­bar machen, ist unsere Unklarheit über die spirituellen Aufgaben und Hintergründe der sieben Amter, damit zusammenhängend über die irdische Führung unserer Bewegung.

Als Sonderfragen über den Fortgang der gesamten Arbeit beschäftigen uns jetzt besonders:

1. ob wir gut daran tun, weiterhin den Schwerpunkt auf das extensive Element zu legen, oder ob es im Interesse der besseren Vorbereitung auf die zukünftigen Aufgaben richtig ist, dem Bedürfnis nach intensiver Ver­tiefung unserer eigenen Persönlichkeiten in erster Linie eine Zeitlang zu folgen. - Diese Frage wird uns nahe gelegt durch den Abbau der physi­schen und seelischen Kräfte mancher im Kreise seit Herbst 1922, der uns zu Sorgen Anlaß gibt;

2. welche Wege wir einzuschlagen haben zur Begründung geistiger Kolonien in anderen Ländern;

3. wie wir in den Gemeinden die Mitgliedschaft und im Zusammenhang damit die Austeilung der Kommunion handhaben müssen. Bis jetzt haben die meisten in diesem Punkte sehr freie Formen gehandhabt. An der allsonntäglich stattfindenden Gemeindekommunion haben in manchen Städten alle Anwesenden teilnehmen können.

Wir haben uns in den Zusammenkünften der letzten Wochen viel beschäftigt mit den karmischen Bedingungen, die den einzelnen in den Kreis führten, um uns gegenseitig in unserer karmischen Differenziertheit und den Kreis als ganzen in seinem Aufgabenumfang zu erkennen. Durch die Offenbarungen Ihrer Vorträge stehen wir erneut vor der Frage der Wesenheit und karmi­schen Gliederung unseres Kreises.

Im Zusammenhang damit steht vor uns die Frage nach dem Karma der bisherigen christlichen Kirchen und des Hereinspielens dieses Karmas durch einzelne Persönlichkeiten in unseren Kreis.

Im apokalyptischen Teil des Evangeliums (Markus 13,2a) steht der Satz:

«Und so der Herr diese Tage nicht verkürzt hätte, würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen, die er auserwählet hat, hat er diese Tage (der Wehen) verkürzt.» - Wie ist dieser Satz zu verstehen im Hinblick auf die kommenden Zeitereignisse, etwa des Krieges aller gegen alle?

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Dies sind die Fragen, die den ganzen Kreis bewegen. Wir bitten aber wegen einiger auf diese Fragen bezüglicher Dinge, sowie wegen der Städtefragen und weniger, ganz kurzer Anliegen um die Möglichkeit, als Kreis der sieben Oberlenker und Lenker vor Sie einmal hintreten zu dürfen.

I. A. Joh. Werner Klein

In Handschrift von Friedrich Doldinger:

1. In der Katholischen Kirche werden bei der Weihe des Kirchenraums vom Bischof die Buchstaben in die Asche auf den Boden gezeichnet. Ist ein entsprechendes Ritual zur Weihe einer Kirche bei uns nötig? Von wem (Lenker?) würde es vollzogen werden müssen? (praktisch für Eröffnung eines nur Weihezwecken dienenden eigenen Raumes in Freiburg i. Br. zu Michaeli).

2. Verwendung von Kerzen zu Casualien. Kann der brennende siebenarmige Leuchter außerhalb der Menschenweihehandlung überhaupt verwendet werden, etwa wenn z. B. nahe beim Altar eine Taufe o. a. stattfindet?

3. Brevier.

Beim ersten Dornacher Kurs, wo das Brevier gegeben wurde, waren viele, die dann nicht Priester wurden. Es hat sich herausgestellt, daß wohl hauptsächlich durch diese Persönlichkeiten, aber auch durch zunächst unklare Auffassungen in unserem Kreise, das Brevier an Menschen kam, die nie daran denken, Priester zu werden, zum Teil uns sogar praktische Schwierigkeiten bereiten in der Arbeit. Einige dieser Persönlichkeiten, die das Brevier als «liebevolles Geschenk» erhalten hatten und nicht wußten, daß es Meditationen für Priester sind, haben es nach Bekanntgabe des Sachverhaltes sogleich abgegeben. Der Priesterkreis möchte nun an alle, welche das Brevier besitzen, ohne die Angelobung geleistet zu haben, herantreten mit der Bitte um Aushändigung. Es herrschen aber im Kreise zum Teil noch Unklarheiten darüber, ob das bei allen unrechtmäßigen Besitzern, z. B. den Ehefrauen, möglich ist. - Beinahe alle von uns glauben sich aber darüber klar zu sein, daß nur durch eine radikale ausnahmslose Aufrollung des unrechtmäßigen Brevierbesitzes die notwendige Sauberkeit in dieser Sache erreicht werden kann, da ja das Brevier klar und deutlich nur für solche gegeben war, die sich unmittelbar zu priesterlichem Wirken vorbereiten.

Die Tatsache der unsachlichen Verbreitung des Breviers beunruhigt viele von uns. Vor allem ist - im Zusammenhang der Handhabung der Klassensprüche - die Frage entstanden, ob nicht das Brevier durch die Art der Verbreitung unwirksam geworden sei oder ob durch eine nunmehr erfolgende Einziehung der wünschenswerte Zustand noch hergestellt wer­den kann.

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VIERZEHNTER VORTRAG Dornach, 18. September 1924

Meine lieben Freunde! Die an mich gestellten Fragen werde ich auch neben dem anderen zu beantworten suchen. Nur sind einzel­ne Fragen darunter, die ich, auch wenn sie von anderen gestellt worden sind, im engsten Kreise der Oberlenker beantworten möchte. Das kann in den nächsten Tagen noch geschehen, und diese Antworten können weitergegeben werden.

Vor allem möchte ich Sie heute hinweisen auf ein Bild der Apokalypse, das eine Imagination des Apokalyptikers darstellt, wie sie vielfach in jene Bilddarstellungen übergegangen sind, wel­che im Anschluß an die Apokalypse entstanden sind. Man kann nicht immer sagen, daß diese Buddarstellungen, die im Anschluß an die Apokalypse entstanden sind, so glücklich seien, aber bei diesem Bild, um das es sich hier handelt - und das hereinfällt nach den gestrigen Auseinandersetzungen gerade in unsere Zeit in sei­ner Realisation -, konnte man kaum die einzelnen Teile verken­nen, weil sie einem ja durchaus charakteristisch in der Apokalypse entgegentreten. Aber um dieses Bild zu erfassen, ist es notwendig, daß wir eine gewisse parallele Sache gerade hier besprechen, die für unsere Zeit wichtig ist und die in anthroposophischen Zusam­menhängen auch schon berührt worden ist, die aber hier an dieser Stelle unserer Besprechung der Apokalypse eine besondere Be­leuchtung finden kann.

Wenn wir die Entwickelung des Menschen ins Auge fassen und dabei darauf achten, wie der Mensch beim Übergang seines Be­wußtseins aus der physisch-sinnlichen Welt in das Anschauen der geistigen Welt eigentlich zunächst ein dreigespaltenes Wesen wird - in der Art, wie ich es in den Kapiteln über den Hüter der Schwelle in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» geschildert habe -, wird man sich sagen: Im Menschenwesen ist in der Form des physischen Wesens gerade eine Dreiheit und eine Einheit zusammengefaßt, und diese Zusammenfassung

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ist im Grunde genommen eine ganz deutliche. Es wird das deutlich, wenn man die Darstellung verfolgt, die bei der Gliederung des Menschen innerhalb der Anthroposophie ausge­sprochen wird. Nehmen wir da den Menschen nach Geist, Seele, Leib. Wie sich diese Gliederung verhält zur anderen, die gegeben wird in der Anthroposophie, das wird ja ohne weiteres klar sein.

Nun, im Geiste, wie ihn der Mensch heute hat, leben ja die Gedanken, die Gedanken, wie ich sie darstelle etwa in meiner «Philosophie der Freiheit», wo sie eben nicht mit Sinnesanschau­ungen durchtränkt sind, sondern frei geschaffene, reine Gedanken im menschlichen Bewußtsein sind. Da sind die Gedanken ihrer Qualität nach zunächst nur ein Schein, sie sind so wenig eine volle Realität, daß sie nicht eine innere Kraft haben. Weil wir das Spie­gelbild nicht haben, können wir sie, nicht ganz, aber in einem gewissen Sinne doch, mit Spiegelbildern vergleichen. Das Bild, das im Spiegel erscheint, hat in der Richtung seiner Linien nicht Kraftentfaltung, es ist ganz passiv. Die menschlichen Gedanken haben in ihrer Entfaltung Kraft, so daß wir diese Kraft, so wie ich es gestern in der esoterischen Stunde gesagt habe, auch auffangen und willensdurchtränkt machen können. Aber zum Weltall in seinem vollinhaltlichen Sein verhalten sich diese Gedanken, die der Mensch im Leben hat, eigentlich wie Spiegelbilder, so daß wir schon im Menschenwesen zwar den Geist tragen, aber den Geist im Spiegelbild.

Nun, meine lieben Freunde, das, was wir da in uns tragen, das stammt aus der Welt, die ich in meiner «Theosophie» beschrieben habe als Geisterland, und wir bringen eigentlich, indem wir auf Erden denken, die Ingredienzien des Geisterlandes im Schein, im Abglanz herunter auf die Erde. Wir tragen das, was die Theoso­phie das Devachan nennt, in das Erdgebiet herunter, indem wir denken, wenn das auch ein schwacher Abglanz ist. Wir tragen diese Inhalte auf Erden in uns, in schwachem Abglanze den Schein des Himmels.

Gehen wir über zum Seelischen, so lebt hier vorzugsweise das Gefühl. Als Gefühl lebt es im Wachzustande, in der Bildhaftigkeit

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der Träume lebt es im Schlafzustande. Träume und Gefühle unter-scheiden such nur dadurch, daß die Gefühle Seeleninhalt des Wach-zustandes, die Träume Seeleninhalt des Schlafzustandes sind. Das, was wir als Erdenmenschen zwischen Geburt und Tod erleben in unseren Gefühlen, das stammt wiederum aus einer anderen Welt -die ich in meiner «Theosophie» beschrieben habe -, aus der Seelen-welt, die wir nach dem Tode in ihrer wirklichen Gestalt durchleben. Und zu dieser wirklichen Gestalt der Seelenwelt, die dann vor uns tritt - ich habe das geschildert nach einem gewissen Punkte hin in der «Theosophie» -, verhält sich unsere Gefühiswelt - die von uns nur geträumt wird, denn wir träumen nur diese Seelenwelt in unseren Gefühlen - eben nicht wie ein Spiegelbild, aber wie ein von den schöpferischen Elementarmächten in der Seele gehaltenes Bild. Die Wirklichkeit ist da noch nicht drinnen.

Was unser Leib entwickelt, so wie wir nun als Erdenmenschen sind, ist kein Urbilderbewußtsein, aber er trägt die stärksten Rea­litäten des Seins in sich. In unserem Leib sind wir wirklich tätig, aber nur in der physischen Erdenwelt. So gehören die drei Glieder unserer menschlichen Wesenheit verschiedenen Welten an. Und Sie, meine lieben Freunde, indem Sie ja doch wirken wollen auf das Wesen des Menschen, werden daher in Ihrem Gefühl haben müssen eine Hindeutung auf das, was im Wesen des Menschen liegt. Sie müssen über diese Dinge eine richtige Anschauung ent­wickeln.

Mir sind Mißverständnisse über Mißverständnisse gerade in bezug auf diese Gliederung von ganz guten Philosophen entge­gengebracht worden, Mißverständnisse über Mißverständnisse, die zeigen, wie schwierig es selbst ganz gut denken könnenden Menschen der Gegenwart ist, in die Anthroposophie richtig ein­zudringen. So faßte ein Philosoph in einer Besprechung die Glie­derung des Menschen so auf, als ob sie eine beliebige Einteilung wäre, die mit dem Verstande gemacht sei und die einen bloßen Formalismus bedeuten würde. Natürlich, man kann auch einen Tisch einteilen in Platte, Füße und so weiter, aber der ganze Tisch ist aus Holz, oder man könnte ihn auch von links nach rechts

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einteilen. Aber mit einer solchen willkürlichen Einteilung hat man es bei der Gliederung des Menschen nicht zu tun, sondern, sagen wir es so: Man hat Wasserstoff in der Wirklichkeit und Sauerstoff in der Wirklichkeit, zusammen geben sie Wasser; sie sind Realitä­ten, nicht nur künstliche Schemata. So sind auch die Glieder der menschlichen Wesenheit nicht willkürlich gegliedert, sondern sie sind so in der Realität der Menschennatur aufgegangen, daß man sagen kann: Der Geist stammt aus dem Geisterland, die Seele aus der Seelenwelt, der physische Leib aus der physischen Welt; diese Glieder des Menschen kommen aus drei verschiedenen Welten her und sind im Menschen miteinander verbunden. Und indem der Mensch mit dem Bewußtsein aus der physischen Welt heraus-geht, spaltet sich sein Inneres, er wird drei aus eins.

Dasjenige, was so mit dem einzelnen Menschen vorgeht, ohne daß der einzelne Mensch als Individuum daran Anteil nehmen müßte, geht auch mit der ganzen Menschheit vor sich durch ihre verschiedenen Rassen- und Volksentwickelungen. Wir können sagen: Die sich entwickelnde Menschheit, die lebt ja in dem Un­terbewußtsein jedes einzelnen Menschen, aber das steigt eben nicht in das gewöhnliche Bewußtsein herauf, und sie macht ähn­liche Etappen ihrer Entwickelung durch wie der einzelne Mensch. Und eben jetzt in unserem Zeitalter wird im Entwickelungsgang der Menschheit so etwas durchgemacht wie der Übergang über die Schwelle und die Spaltung in drei. Dasjenige, was für den einzelnen Menschen das Vorbeigehen an dem Hüter der Schwelle ist, das muß der Mensch im Bewußtseinsseelenzeitalter sich aneig­nen, wenn er es haben will. Die Menschheit aber geht, für den einzelnen unbewußt für unser Zeitalter, an dem Hüter der Schwelle vorbei. Die ganze Menschheit macht das durch, was der Übergang über die Schwelle ist. Während die physische Leiblich­keit bis zum Ende des 18. Jahrhunderts herauf noch immer durch die ihr innewohnenden elementarischen Wesen dem Menschen etwas gegeben hat auf Erden, muß der Mensch in der Zukunft alles das, was er produktiv innerlich finden wird, auch seine Tu­genden, aus der geistigen Welt herausholen, nicht als einzelner

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Mensch, sondern als Menschheit. So daß ein Schwellendurchgang vorliegt in der Entwickelung der ganzen Menschheut, der, weil er auch der Zeut nach davor liegt, dem Apokalyptiker erscheint, bevor ihm die Vision sich vor Augen stellt von dem sonnenbeklei­deten Weibe, das den Drachen unter ihren Füßen hat. Da hat er die andere Vision, jene Vision, welche deutlich wiedergibt, daß der Apokalyptiker sagen will: Die Zeit kommt, wo die ganze Menschheit in ihrem zivilisierten Teile über die Schwelle zu treten hat, wo eine Dreiheit erscheint als die kosmusche Jmagination desjenigen, was die Menschheit durchmacht. Jmmer mehr Men­schen wird es geben, die neben dem Gefühl, das der Mensch ent­wickeln kann, wenn das Gesunde an das Pathologische angrenzt, die andere Empfindung haben werden: Meine Gedanken wollen mir davonlaufen, meine Füße werden durch die Erdenschwere nach unten gezogen. - Es gibt in der Gegenwart viele Menschen, die eigentlich dieses Gefühl sehr stark haben, ihre Gedanken flie­gen ihnen davon, ihre Füße werden von der Erde übermäßig an­gezogen. Nur wird so etwas durch unsere heutige Zivilisation dem Menschen ebenso ausgeredet, wie es den Kindern ausgeredet wird, wenn sie irgendwelche Visionen haben, die auf realer Grundlage beruhen.

Dasjenige aber, was in unserer Zeit stark lebt, erscheint vor dem hellseherischen Auge des Apokalyptikers als jene Figur, die sich aus Wolken herausbildet, sonnenähnliches Gesicht hat, in einen Regenbogen übergeht, und feurige Füße hat, von denen der eine auf dem Meer, der andere auf der Erde steht (Apk. 10, 1 u. 2). Man möchte sagen, das ist in der Tat die bedeutsamste Erschei­nung, die sich die gegenwärtige Menschenseele vor Augen stellen soll. Denn in dem, was oben wolkengeborenes Antlitz ist, liegen die Gedanken, die dem Geisterlande angehören; in dem, was Re­genbogen ust, liegt die Gefühlswelt der Menschenseele, die der Seelenwelt angehört; in den feurigen Füßen, die aus der Kraft der meerüberdeckten Erde heraus ihre Kraft erhielten, liegt das, was im Leibe des Menschen enthalten ist, der mit der physischen Welt zusammengehört.

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Wir werden da, ich möchte sagen, auf das eigentliche Kultur­geheimnis der Gegenwart hingewiesen, das sich ja zunächst so äußert, daß die Menschen nicht gleich dreigespalten erscheinen, sondern so erscheinen - was ja in unserer jetzigen Zeit nun mit Händen zu greifen ist -, daß wir Wolkenmenschen haben, die nur denken können, während verkümmert sind die beiden anderen Teile: Regenbogen und Feuerfüße, daß wir Regenbogenmenschen haben, bei denen vorzugsweise das Gefühl ausgebildet ist, die auch zum Beispiel die Anthroposophie nur mit dem Gefühl erfas­sen können, nicht mit dem Verstande. Aber sie sind nicht nur in der anthroposophischen Gesellschaft, sondern auch draußen in der Welt vorhanden. Diese Menschen können die Welt nur mit dem Gefühl erfassen; bei ihnen ist verkümmert Denken und Wil­le, aber das Gefühl ist besonders ausgebildet. Dann gibt es heute Menschen, die eigentlich so handeln, wie wenn sie bloß den Wil­len hypertrophiert ausgebildet hätten. Verkümmert ist ihr Denken und Gefühl: Stiermäßig handelnde Menschen, nur den unmittel­bar äußeren Impulsen hingegeben - die feuerfüßigen Menschen.

Und die Vision Johannes des Apokalyptikers stellt schon auch diese drei Arten von Menschen dar, die wir antreffen im Leben. Wir müssen uns mit diesem Geheimnis gerade der heutigen Zivi­lisationsepoche schon bekanntmachen, damit wir in der richtigen Art die Menschen betrachten. Dies kommt ja übrigens auch her­aus, wenn man die großen Weltereignisse anschaut.

Sehen Sie einmal hin auf alles dasjenige, was jetzt in Rußland geschieht. Wir haben den Einfluß der Wolkenmenschen, der vor­zugsweise denkenden Menschen, bei denen Gefühl und Wille verkümmert sind. Den Willen möchten sie übergeben dem sozia­len Mechanismus, das Fühlen wird von ahrimanischen Mächten in Anspruch genommen, weil die Menschen es nicht selber in der Hand haben. Denker sind sie, aber weil der Erdenmensch durch­aus ahrimanisch und luziferisch gestaltet ist, ust ihr Denken so, daß man sagen kann - ich werde ein Bild gebrauchen, das jedem als ein durchaus selbstverständliches Bild erscheint, der Geustes­wissenschaft kennt; abschrecken wird es nur den, der sich erst

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hineinleben muß in solche Sachen -: Wenn man die Gedanken von Lenin und den anderen nimmt und betrachtet diese Gedan­ken als ein Bild, wie sieht dasjenige aus, was ein Zusammenfluß der Gedanken Lenins, Trotzkis, Lunatscharskis und so weiter ist? Stellt man sich eine Welt aus diesen Gedanken vor, so bekommt man dasjenige, was man in der Physik ein Kraftsystem, ein System von Kräften nennt. Ja, meine lieben Freunde, mit diesen Kräften könnte man, wenn man ein Elementarriesengeist wäre, über eine weite Gegend hinaus Wolken formen, Donner und Blitze erregen, wenn man die Kräfte eben in Wolkenregionen betrachtet. Aber sie

gehören nicht auf die Erde. Es ist ein Bild, das Sie vielleicht über­raschen wird, aber derjenige, der in die okkulten Hintergründe des Daseins hineinsieht, muß das sagen. In den Köpfen der füh­renden Russen weben und leben dieselben Kräfte, die im Blitz sind, die in den Wolken geformt werden über unseren Köpfen und die zur Erde die Blitze niederstrahlen, die Donner rollen. Dahinein gehören diese Kräfte, sie wirken deplaziert in den füh­renden Menschen des Bolschewismus.

Sehen Sie, da haben Sie dasjenige, was in bezug auf vieles, was in unserer Zeit da ist, dem Apokalyptiker vorausschauend ganz klar ist. Und er wußte, solch ein epochaler Abschnitt, der umfaßt ja immer eine Zeit, die man auch schon nach der Zahl angeben kann. Ich habe ja selbst, meine lieben Freunde, eine bestimmte Anzahl von Jahren approximativ angegeben für denjenigen Zeit­raum, der etwa so etwas umfaßt wie die Bewußtseinsseelenent­wickelung, die Gemüts- oder Verstandesseelenentwickelung. Ich habe es angegeben als den zwölften Teil von 25 920 Jahren, die entsprechen einem solchen Abschnitt.

Nun, es war wirklich für mich lange Zeit eine außerordentlich beschwerliche Crux, gerade an der Stelle mit der Apokalypse zurechtzukommen, von der ich jetzt spreche. Denn da wird von dem Apokalyptiker angegeben, daß er weissagt: 1260 Tage. In Tagen spricht man oft, wenn eigentlich Jahre gemeint sind. Aber wie kommen wir da beim Apokalyptiker auf die Zahl 1260? Es bedurfte schon eingehender Forschung, um dahinter zu kommen,

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daß diese 1260 Tage (Apk. 12, 6) - verzeihen Sie den trivialen Ausdruck - ein wirklicher Druckfehler in den Überlieferungen der Apokalypse sind. An der Stelle soll es heißen «2160 Tage», dann stimmt es mit dem, was man auch heute sehen kann. Es ist sehr leicht möglich, daß irgend einmal in einer Schule, wo die Überlieferung besorgt worden ist, gerade weil man sehr viele Zahlen beim Schauen in Spiegelbildern sieht, eine Undeutlichkeit entstanden ist. Das ist aber etwas, was beim tieferen Hineinleben in die Apokalypse weniger in Betracht kommt.

Diejenigen Menschen nun, die so innerhalb der Rasse dastehen, daß sie eigentlich Wolkenmenschen sind, denen stehen wiederum die anderen gegenüber, die Regenbogenmenschen sind. Bei ihnen ist das Denken verkümmert, sie leben mit traditionellen Gedan­ken am liebsten, sie haben eine gewisse Scheu, mit den Gedanken an die geistige Welt heranzugehen. Zahlreiche Menschen gerade in mitteleuropäischen Gegenden treten uns als solche Regenbogen-menschen entgegen.

Je weiter wir nach Westen gehen, desto mehr verkümmert ist eigentlich Denken und Fühlen und wir kommen zu krankhaften Ausbildungen der feuerfüßigen Menschen. Solche feuerfüßige Menschen sind gerade in den westlichen Gegenden Europas und vermutlich in Amerika zahlreich zu finden, so daß wir nach dieser Richtung auch die Erde gliedern können: Im Osten gibt es viele Wolkenmenschen, in der Mitte viele Regenbogenmenschen, im Westen viele feuerfüßige Menschen. Und man könnte sagen:

Ausgebreitet ist über die Erde, wenn man sie geistig von außen ansieht, etwas wie ein Bild gerade der Gestalt, die uns hier beim Apokalyptiker entgegentritt, wenn wir die Rassenentwickelung in Betracht ziehen. Würden wir uns etwa von der Erde erheben -geistig, man kann das nicht im Luftballon oder im Luftschiff machen -, würde man sich geistig erheben vielleicht von einem Punkte aus, der in Westfalen liegt, in die Höhe hinauf und würde zurückschauen auf die Erde, so würde Asien eine Art wolkenähn­liches, Sonnenformen annehmendes Gesicht haben; über Europa würde man Regenbogenfarben ausgebreitet sehen, und weiter hinüber

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nach Westen Feuerfüße, von denen der eine im Stullen Ozean steht, der andere auf den südamerikanischen Anden. Und man würde die Erde selber unter duesem Bild bekommen.

Sehen Sue, meine lieben Freunde, diese für unsere Zeit tief ein­schneidendsten Weissagungen des Apokalyptikers sind etwas, was für das Priesterwirken außerordentlich wichtig ist, denn darin besteht ja gerade dieses große Rätsel unserer Zeit, das sich heraus­gebildet hat seut Napoleon. Unter dem Einfluß des Napoleonis­mus, des ersten Napoleon, entstand ja erst eugentlich mit voller Deutlichkeit dieses Streben der Menschen in due Rasse, in die Nation hinein, das heute in einer so unverständigen Weise durch den Wilsonianismus zum Ausdruck gekommen ist. Das ist ja et­was ganz Furchtbares, wie heute die Menschen hineinstreben in Rassen und Völker und wie sie allen Kosmopolitismus im Grunde begraben wollen. Das kommt aber daher, daß dieser Durchgang durch den Schwellenort eben vorliegt. Und wie sich der Mensch bei seiner Entwickelung in die geistige Welt spaltet, so spalten sich in Regionen, die dem einzelnen Menschenindividuum unbe­wußt bleiben, die Erdenmenschen nach Wolkenmenschen, Regen­bogenmenschen, feuerfüßigen Menschen. Diese Dreispaltung des Menschen, wie ich sie beschrieben habe für den einzelnen Men­schen in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», sie ist nun für die Erdenmenschheit eingetreten, sie ist jetzt da. Das gewaltige Bild, das der Apokalyptiker zeichnet, ist da in Asien, in Europa, in Amerika. Und die Menschen können zu­nächst nicht den Zusammenklang der drei Teile finden; statt den Zusammenklang in der Vereinigung zu suchen, suchen sie die Zersplitterung, und im einzelnen tritt das ganz merkwürdig auf.

Man kann in diesem ganz äußerlichen Denken, das die Men­schen ergreift, zum Beispiel sehen, wie sich die Menschen nicht zusammenfinden in innerem Verstehen, sondern oftmals sich zu­sammenschließen nach Äußerlichkeiten. Wir können zum Bei­spiel sehen, wie zwischen Böhmerwald und Fichtelgebirge, von den Erzbergen im Politz-Adersbacher Sandsteingebirge herunter bis zur March, bis zum ehemaligen Preßburg - Pozsony hieß es

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in Ungarn, ich weiß nicht, wie es heute heißt -, wenn wir die Mannhartsberge als Südgrenze nehmen, daß sich da in den Tsche­chen ein im eminentesten Sinne wolkenmenschliches Volk findet, das nur das Denken ausgebildet hat, und daß dieses nicht mit innerem Verständnis zusammengekommen, sondern zusammen-geschweißt worden ist mit den ganz anders gearteten Slowaken, bei denen das Denken gar nicht vorhanden ist, sondern die Re­genbogenmenschen im ausgesprochenen Sinne des Wortes sind. Wir sehen auf der anderen Seite, wie ganz äußerlich wiederum ein anderes Verhältnis, das kurz vorher gebildet worden ist, aufgelöst wird. In alldem waltet kein Geist mehr, sondern Erdenmenschen­tätigkeit, die den Geist ausschließen will. Wir sehen die ganze Slowakei kurz vorher losgelöst von Böhmen, Mähren, Schlesien, das das Gebiet ist, das ich vorher angegeben habe. Wir sehen diese ganze Slowakei früher vereinigt mit dem magyarischen Lande und mit den echten Magyaren. Sie müssen nur unterscheiden die ech­ten Magyaren von den eingewanderten Magyaren, die man schon an den Namen erkennt. Der echte Magyar heißt so, daß man es im Westen gar nicht aussprechen kann, besonders wenn er noch älter ist; er heißt aber Hirschfeld, wenn er einer der besonders schrei­enden und agitatorischen Magyaren der Gegenwart ist. Man muß schon auf die echten Magyaren zurückgehen. Bei diesen hat man es zu tun mit ausgesprochen feuerfüßigen Menschen, die kurze Zeit zusammengeschweißt waren mit den Regenbogenmenschen der Slowakei. So wird gewürfelt von dem heutigen Welt-Ungeist, daß die Slowaken früher mit den Magyaren, jetzt mit den Tsche­chen zusammengeworfen werden. So wird überhaupt heute ge­würfelt. Das drückt sich auch in den tiefergehenden Symptomen aus, darin zum Beispiel, daß ein wirklich bedeutender Mensch wie Masaryk, der an der Spitze der Tschechoslowakischen Republik steht, eigentlich Slowake ist, nicht Tscheche. Aber wer Masaryk kennt, weiß, daß er eben ein Regenbogenmensch ist, der gar nicht denken kann. Man lese seine Bücher und man wird sehen: In seinen Büchern denkt die Zeit. Er ist ein Regenbogenmensch, ein echter Slowake.

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Man muß nach duesen Kategorien die Menschen der Gegenwart schon anschauen können, um zu sehen, welches Zufallswürfel­spiel eigentlich getrieben wird, das natürlich im Weltenkarma schon begründet ist. Da müssen wir blicken auf jenes Zeitalter -das das unsrige eigentlich ist -, das von sich sagen kann, daß es immer mehr in das Bewußtsein der Menschen, in die Bewußt­seinsseele hineingeht. Vorher sahen die Menschen draußen die Sternenschrift geschrieben, sie sahen alles draußen geschrieben, was Inhalt ist von alter Tradition, von alter Weisheit. Was in alten Büchern steht, trägt dieser dreigespaltene Mensch wie Erinnerung an sich. Sieht man hin nach gewissen Stätten, so sieht man diese Gestalt, die ausgebreitet ist über Asien, Europa, Amerika. Was in den an Mysterien reichen Stätten Mazedoniens, Griechenlands, Kleinasiens, alles was in Ephesus, Samothrake, Delphi und an anderen Orten verkündet worden ist über die Welt, das ist das Buch, das erhalten ist aus den alten Zeiten; es ist in der Hand jenes Engels, der aus Wolken sein Antlitz, aus Regenbogen seine Brust, aus Feuer seine Füße bildet und mächtig dasteht. Aber all das ist für den Bewußtseinsmenschen heute so, daß wir das nur so rege und belebend erhalten können, wenn wir aus unserem Innern heraus den Quell suchen, wodurch wir das geistige Schauen ler­nen. Wir müssen das Buch, das vorher von außen geholt werden konnte, «verschlingen», in uns hineinbringen. Zunächst ist dieses Buch, das die Weltgeheimnisse enthält, für manche erst süß im Munde. Es kommen die Leute zu dem, was geistige Anschauung geben will, schon mit einer großen Vorliebe, es schmeckt ihnen wie Honig. Wenn aber die eigentlichen tiefen Lebenserfordernisse kommen, die zusammenhängen mit einer geistigen Erfassung der Welt, dann wird, gerade wenn es an den heutigen materialistisch gewordenen Menschen herantritt, das, was süß wie Honig ist nach den Worten des Apokalyptikers, zu einem Grimmen im Bauche, das schmerzhaft ist, wenn verdaut werden soll, was als geistige Nahrung den Menschen so notwendig ist.

Wenn wir auf all das hinschauen, dann müssen wir schon zu­gestehen: Bei diesem Würfeln, bei diesem Durcheinanderwerfen,

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da wird es notwendig, daß gerade aus derjenigen Geistgewalt, die uns den dreigliedrigen Menschen zeigt, jene Kraft kommt, die alles neu ausmessen kann. Ein Rohr wird gegeben vom Himmel herunter, eigentlich eine Meßlatte, mit der alles neu gemessen werden soll (Apk. 11, 1ff.>. Nun sehen Sie auf unsere Zeit hin, meine lieben Freunde. Muß nicht neu gemessen werden? Müssen wir nicht auf jenes abstrakte Gebilde der Länderkarte hinzuzeich­nen so etwas wie Asien als Wolkengestalt, Europa als regenbo­genfarbig koloriert, Amerika als feuerfüßig? Müssen wir nicht alles neu abmessen vom Gesichtspunkte des Geisteslebens aus? Stehen wir nicht mitten darin in der Ausführung desjenigen, was die Apokalypse uns darbietet?

Fassen wir dieses, worin man drinnenstehen muß, mit vollem Bewußtsein auf, und wir kommen aus dem Laientum, das heute so viel im tiefsten Unterbewußtsein tun muß, heraus zu dem kei­neswegs rationalistischen Erfassen der Zeitaufgaben durch das, was neues Priestertum sein soll. Sehen Sie, das ist dasjenige, was gerade in Anlehnung an die jetzt vorliegenden Kapitel der Apo­kalypse gesagt sein soll. Die Dinge stimmen bis ins einzelne hin­ein. Wir werden das, was wir über Rassen- und individuelle Ent­wickelung zu sagen haben, dann gut sagen können, wenn wir morgen auf diese Dinge noch eingehen.

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FÜNFZEHNTER VORTRAG Dornach, 19. September 1924

Wur wollen uns nun vorstellen, meine lieben Freunde, wie in unserer Zeit - natürlich in einem bestimmten Niveau zurückwei­send auf frühere Erdenerlebnisse - vorher keimhaft sich andeuten gewaltige spätere Umwälzungen. Wir können uns vorstellen, wie dasjenige, was mit den Wehen und so weiter in der Apokalypse steht, gerade in unsere Zeit so oft hereinspielt, und wie die Be­wußtseinsseele damit ergriffen werden kann (Apk. 8,13 / 9,12 / 11,14).

Nun müssen wir uns ja klar sein darüber, daß dasjenige, was ich gestern interpretierend geschildert habe, einen bedeutenden Einfluß auf die Gesamtgestaltung der menschlichen Evolution hat. Wir müssen dabei nur bedenken, daß die Dinge, die sozusa­gen im geistigen Felde vor sich gehen, weniger von Zeitgenossen und überhaupt wenig in unserer Zeit berücksichtigt werden, daß sie aber, wenn sie heute auch rein als solche geistigen Ereignisse angesehen werden, dennoch ihre weit über das Menschenbewußt­sein hinausgehende unermeßlich starke Wirksamkeit haben. Wenn ich zum Beispiel gestern davon gesprochen habe, daß ge­wisse führende Persönlichkeiten des europäischen Ostens von heute Gedanken hegen, die eigentlich die Kraft darstellen, die in den Wolkenbildungen spielen sollte, so ist das so, daß allerdings das, was heute in den Köpfen der russischen Führer vor sich geht, einmal, wenn es vom Keimhaften immer mehr und mehr in die späteren Wachstumszustände übergehen wird, darstellen wird dasjenige, was dann erscheinen wird als Wolkenereignisse. So daß man sagen kann, daß zum Beispiel die heutigen Umwälzungen in Rußland später einmal darstellen werden mächtige, ich möchte sagen Gewitterevolutionen, die sich über den Köpfen der Men­schen abspielen werden.

Da kommen wir nun auf etwas, was auch zu den Geheimnissen des apokalyptischen Schauens gehört und was wiederum eine

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Stelle in der Apokalypse aufklären soll. Wir kommen dadurch immer mehr zu einer eigentlichen Interpretation der gewaltigen Visionen der Apokalypse, wir kommen zu dem, was wir uns mit unserem heutigen menschlichen Erleben ganz klarmachen sollten. Wenn wir den kurzen Zeitraum anschauen, in welchem wir heute gewohnt sind, das Leben anzuschauen, ohne dabei durch waghal­sige, zumeist törichte Hypothesen zum Anfangszustand oder zum Endzustand der Erde zu gehen, wenn man diesen Zeitraum über­sieht, ohne die geistige Beobachtung zu Hilfe zu nehmen, dann kann man sagen: Draußen geht die Natur ihren Gang. Wir sehen, wie kleinere Naturereignisse sich abspielen in den Jahresläufen, wie die größeren Naturereignisse sich abspielen in Erdbeben, Überschwemmungen, Vulkanausbrüchen und so weiter. Aber daneben gehen - ohne daß wir heute gedrängt sind, wegen des kurzen Zeitraumes, den wir überblicken, einen Zusammenhang zu konstruieren -, daneben geht das, was wir als Geschichte be­zeichnen, die Ereignisse dreißigjähriger Krieg, Ludwig XIV. und so weiter. Sie folgen einander oder sie gehen gleichzeitig vor sich, und es fühlt sich niemand gedrängt, einen Zusammenhang zwi­schen den zwei Reihen, den Naturereignissen und den geschicht­lichen Ereignissen, zu konstruieren, die man als parallelgehend ansieht.

Man braucht nur einen größeren Zeitraum zu überschauen, und man wird sogleich sehen, wie irreführend diese bloße Paral­lelvorstellung ist. Wenn man nämlich wirklich vom gegenwärtigen Erdenleben zurückschaut in ein früheres Erdenleben - was natür­lich heute noch als Theorie aufgefaßt werden muß, solange es nicht in Imaginationen, die der Geistesforscher gibt, begriffen wird -, wenn man dasjenige, was wiederholte Erdenleben sind, in die Realität, in das wirkliche Erleben hereinbringt, dann bekommt man sogleich den Eindruck: Man schaut hinaus auf die Wiese, in den Wald, und bemerkt, wie anders diese Dinge doch sind, als sie waren, als man in der vorigen Inkarnation auf der Erde war. Man merkt das, auch wenn man in einer durchaus ganz verschiedenen Gegend ist. Denn alles auf der Erde verändert sich fortwährend,

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und wo man auch war, die Pflanzenwelt namentlich, die Tierwelt, sie haben einen ganz anderen Charakter angenommen. Man emp­findet das zunächst in dem Augenblick, wo man etwas von der vorigen Inkarnation gewahr wird und dann wieder freimütig in die Natur hinaussieht, man empfindet das als etwas außerordent­lich Bestürzendes, Verblüffendes. Man bekommt etwas wie durch ein inneres Gefühl: Es hat sich dasjenige, was man da in der Um­gebung sieht, gar nicht aus dem herausgehoben, was zu der Zeit der früheren Inkarnation da war, sondern das Wesentliche ist wo­anders hergekommen.

Es ist so: Mit der gewöhnlichen naturwissenschaftlichen Welt­anschauung sieht man das, was als Natur fortläuft, in einer sol­chen geraden Linie (es wird an die Tafel gezeichnet). Das wäre das Jahr 1924

#Bild s. 212

Nun stellt man sich ja vor, dasjenige, was da heute auf der Wiese wächst, das sei halt entstanden aus den Samen des vorher Gewachsenen; und zurück bis 1260, 895 und so weiter verfolgt man nun immer Samenhervorgehen aus Samenhervorgehen und stellt sich das in einer geraden Linie vor. Das war aber nicht so. Ich habe öfter darauf aufmerksam gemacht: Die Körper, die Sie heute an sich tragen, die haben Sie, von wenigen Einschlüssen abgesehen, nicht vor sieben bis acht Jahren an sich getragen. Manches verhärtet sich im Lauf des Lebens - ich habe das darge­stellt im anderen Kurs -, aber jedenfalls haben Sie nichts von dem, was Sie heute in sich tragen, als dreijähriges Kind in sich gehabt. Die ganze physische Materie ist ausgewechselt. Und so ist auch in der Wiese mit allen Blumen nichts von dem, was in früheren Zeiträumen da war, sondern man muß sich vorstellen: Dasjenige, was heute Wiese ist, ist aus geistigen Welten heruntergestiegen; das, was damals Wiese war, ist wiederum aus geistigen Welten

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herabgestiegen und so fort, und dasjenige, was Wiese war vor Jahrhunderten, ist ganz vergangen. Es vererben sich nicht nur physische Keime fort, sondern es treten fortwährend Geistkeime aus den oberen Regionen an die Stelle dessen, was da war.

Aber dann, wenn man sich sagt, dasjenige, was heute Wiese ist, das war, sagen wir im 13. Jahrhundert nicht Wiese, sondern da war eine andere Wiese, die mittlerweile gestorben ist, dann, wenn man dies zuerst erfaßt hat, bekommt man eine Vorstellung von der Mission des Schnees, man bekommt eine Vorstellung davon, daß er der Träger des fortwährenden Absterbens ist. Schnee er­neuert sich jedes Jahr, auch das Eis, und indem in diese ganz elementare Gestaltung, die da in der Dynamik des Schnee- und Eisbildens liegt, fortwährend die Natur hineinstirbt, wird sie von oben fortwährend wieder erneuert.

So ist es durchaus in unserer Zeit. Aber es ist das auch ein Zustand, der nicht ganz bleibend ist. Wir werden gleich davon sprechen. Vorher möchte ich erst noch das folgende sagen: Indem man dies entdeckt, wenn man hinausschaut auf die Wiese - es hat darauf keinen Einfluß, ob man in einer Gegend vorher inkarniert war - und so ihr Hervorgehen über Schnee und Eis aus überirdi­schen Regionen merkt, weiß man: An der Wiese hast du mitge­baut in der Zeit von deiner letzten Inkarnation bis heute. Das, was du da selber in der jetzigen Inkarnation um dich hast, auch in der Natur, daran hast du mitgebaut. - Das merkt man zunächst; und nachher wird man gewahr, wie auch das nur ein vorübergehender Zustand ist. Die Naturgelehrten meinen immer, wenn sie irgend so etwas entdecken, was da draußen vor sich geht, das seien alles bleibende Zustände. Das ist aber im Grunde genommen Unsinn. Es bleibt nichts in Wirklichkeit. Es ist in Wirklichkeit so, daß die Dunge bis in die Naturgesetzlichkeit hinein sich verändern. Daher sind auch die Naturgelehrten in unserer Zeit dazu gekommen, nur die allerabstraktesten Naturgesetze als die bleibenden anzu­schauen. «Jede Wirkung hat eine Ursache», «Materie ist kon­stant»; solche Allgemeinheiten, die eigentlich gar nichts besagen, die werden dann als die ewigen Naturgesetze angesehen.

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Und so ust auch dueser Zustand, der uns due Erde um Wandel zeugt - um Grünenden des due Feuchtugkeut un Wärme auflösenden Sommers, um Welkenden des due Feuchtugkeut un Eus und Schnee verfestugenden Wunters -, er ust etwas, was nucht ummer da war und was nucht ummer da seun wurd. Es wurd vuelmehr eun Zustand euntreten, un dem etwas da seun wurd, was jetzt gar nucht da ist. Sehen Sue, wur haben heute den wechselnden Zustand - uch möch­te das ganz fest hunstellen und würde gerne haben, daß Sue das auch fest erfassen -, wur haben heute den wechselnden Zustand (es wird an die Tafel geschrieben):

1. Sommer, auflösend durch Wärme das Wässerige,

2. Winter, verhärtend durch Kälte das Wässerige zu Eus und Schnee.

Zwuschen duesen beuden haben wur nun als eunen hin- und her­pendelnden Zustand den Herbst und den Frühling. Das wird all­mählich sich ausgleichen. Es wird nicht mehr so entschieden Som­mer sein, wo das Wässrige ganz aufgelöst wird, und nicht mehr so entschueden Winter, wo das Wässrige ganz zu Eis und Schnee verhärtet sein wird, sondern es wird eun Zwischenzustand eintre­ten, wo das Wässrige eine andere Konsistenz haben wird, eine wesentlich dickere als im Sommer, die nicht einfach in eine andere übergehen wird, sondern die bleiben wird. Eis und Schnee werden dann nicht so aussehen wie heute, sondern sie werden aussehen wie eine spiegelnde Masse, die durchsichtig ist, eine durchsichtige spiegelnde Masse, die Sommer und Winter bleibt. Wir haben da das Gläserne Meer, dessen Eintreten vom Apokalyptiker in der Apokalypse geschildert wird (Apk. 15,2).

Wir haben hingewiesen auf eine Naturerscheinung, die wir erfassen aus dem Anschauen der Naturereignisse, wir haben sie in die Zeit hereingestellt; und sehen Sie, da wir nun auch wissen, daß dasjenige, was um uns herum gemacht wird, eigentlich von uns herrührt, daß wir dabei mitarbeiten, wie wir an der Wiese mitar­beiten, auf die uns unser Karma in den Inkarnationen stellt, so

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müssen wir das auch ausdehnen können auf die große Umgestal­tung der Erde. Es ist richtig, der Mensch wird durch dasjenige, was er an Intellektualität durchlebt im Bewußtseinsseelenzeitalter, immer mehr und mehr gerade durch seine innere Dynamik beitra­gen, das gläserne Meer zu erzeugen, so daß die Menschheit in ihrem Zusammenwirken an den großen Ereignissen der Zukunft beteiligt sein wird. Da haben Sie nicht nur einen bloßen Paralle­lismus, da haben Sie ein einheitliches Wirken desjenigen, was sich im Menschen abspielt und desjenigen, was sich draußen in der Natur abspielt.

Ja, jetzt werden Sie auch noch ein anderes zu begreifen vermö­gen, das ist das folgende, über das wir uns klar sein müssen: Wenn wir hineinkommen in dasjenige Göttliche, das im Gleichgewichts-zustande, in dem sich immer wiederholenden Gleichgewichtszu­stande zwischen dem Luziferischen und dem Ahrimanischen ist, und wenn wir dies in seiner tiefsten Wesenheit erfassen, so kom­men wir darauf, daß überall - wenn wir richtig schauen -, wo nicht Einfluß Luzifers und wo nicht Einfluß Ahrimans ist, eben das ist, was von dieser fortschreitenden göttlichen Geistigkeit kommt, die mit der Menschheitsevolution verbunden ist. Wenn wir in den Reichen, in die fortwährend Luziferisches hereinflutet und in die fortwährend Ahrimanisches hereinflutet, auf das den Gleichgewichtszustand haltende Göttliche sehen, so finden wir als die Grundkraft von all dem, was da fortströmt, den Menschen sowohl äußerlich bildend, wie innerlich durchseelend und durch­geistigend: lautere Liebe. Diese Grundkraft ist lautere Liebe. Das Weltenall besteht seiner inneren Substanz und Wesenheit nach, insofern es das All des Menschen ist, aus lauterer Liebe, es ist nichts anderes als lautere Liebe. Wir finden innerhalb des dem Menschen zugeordneten Göttlichen nichts anderes als lautere Lie­be. Aber diese Liebe ist eben ein Innerliches, sie kann innerlich von Seelen erlebt werden. Sie würde niemals zur äußeren Erschei­nung kommen, wenn sie sich nicht zunächst ihren Körper bildete aus dem Elemente, dem ätherischen Elemente des Lichtes. Und wenn wir richtig okkultistisch die Welt anschauen, so kommen

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wir einfach dazu, uns zu sagen: Das Grundwesen der Welt ist als Licht äußerlich erscheinende innere Liebewesenheit.

Es ist das nicht eine Glaubensüberzeugung dessen, der in diese Dinge hineinschaut, sondern es ist eine ganz objektiv gewonnene Erkenntnis: Das Weltall, insofern der Mensch darin wurzelt, ist durch das Licht äußerlich zur Erscheinung gelangende innerlich wesentliche Liebe. Wesentlich, weil wir es zu tun haben mit all den Wesenheiten der höheren Hierarchien, die von dieser Liebe getragen werden und die diese Liebe innerlich erleben, was aber, wenn wir eine abstrakte Idee anwenden wollen, als Liebe er­scheint. Der äußere Schein der Wesen ist Liebe, und der äußere Schein von Liebe ist Licht. Das ist es, was man in allen Mysterien immer wieder und wieder betont hat, was nicht bloße Glaubens-überzeugung, sondern was die wirklich gewonnene Erkenntnis jedes wahrhaften Okkultisten ist.

Nun aber ist es so, daß dieses eine Strömung ist im Weltenall, eine Strömung, die allerdings uns als Menschen im wesentlichen angeht, aber eben eine Strömung. Wir können uns gut vorstellen das Zeitalter des Materialismus seit dem 15., 16., 17. Jahrhundert, auch die Kulmination des Materialismus während der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts -, wir können uns gut vorstellen die Ausgestaltung des Materialismus nachher mit allem, was die Men­schen denken und tun, mit all den furchtbar zerstörenden Kräf­ten, die seit der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Menschheit wüten, obwohl dies von vielen noch gar nicht einmal richtig be­merkt wird. Und über all dem webt die im Lichte sich entfaltende göttliche Liebe.

Aber, meine lieben Freunde, nehmen Sie einmal ganz reines Wasser, absolut kristallreines Wasser, und nehmen Sie einen schmutzigen Schwamm, einen Schwamm, der innerlich Schmutz enthält. Bringen Sie ihn in dieses kristallkiare, kristallreine Was­ser, tauchen Sie ihn ein, drücken Sie ihn zusammen, lassen Sie das Wasser wieder herausfließen - es ist schmutzig, trübe. Sie haben durch den schmutzigen Schwamm das kristallklare Wasser auf-saugen lassen, haben es wieder herausgepreßt, und es ist schmutziges

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Wasser geworden. Was kann das reine kristaliklare Wasser dafür, daß es als schmutziges Wasser herausfließt, wenn man den Schwamm auspreßt? Was kann die im reinen Lichte quellende göttliche Liebe dafür, daß sie aufgenommen wird vom Zeitalter des Materialismus wie das klare Wasser von dem mit Unreinlich­keit durchsetzten Schwamm, und dadurch in der nächsten Er­scheinung etwas ganz anderes wird? - So können wir das Bild sehen: Kristallklares Wasser, aufgesogen von einem schmutzigen Schwamm, wird trübes, untrinkbares Wasser. Die göttliche, im Lichte erscheinende Liebe, aufgesogen im Zeitalter der Bewußt­seinsseelenentwickelung von all den Ingredienzien des Bösen, die in der Zeit der Bewußtseinsseelenentwickelung latent oder offen­bar in der Menschheit wüten, wird der göttliche Zorn.

Das ist das Geheimnis des nächsten Zeitalters, daß durch das­jenige, was in der Menschheit geschieht, die göttliche Liebe er­scheinen wird in der Form des göttlichen Zornes - des göttlichen Zornes, der schützen wird vor allen materiellen Gestaltungen, die entstehen infolge des materialistischen Bewußtseinsseelenzeital­ters, der schützen wird dadurch, daß er diese Gestaltungen unter­gehen läßt, vor dem weiteren schädigenden Wirken. Ausgehend von dem, was dem Apokalyptiker erscheint, spricht er von der Ausgießung der Zornesschalen im nächsten Zeitalter (Apk. 16,1ff.). Das ist dasjenige, was in den Mysterien ausgesprochen wurde in einem Satze, der furchtbar erschütternd auf den ange­henden Initiaten wirkte: In der Sphäre der menschlichen Illusion tritt die göttliche Liebe in der Form des göttlichen Zornes in die Erscheinung.

Ein viele Jahrtausende alter, durch die Mysterien gehender Satz, der in prophetischer Weise in den Visionen Johannis lebt, indem in der Apokalypse dasjenige geschildert wird, was voran­geht, wodurch die göttliche Liebe getrübt wird, und was dann geschehen muß als die nötige Erfüllung des Vorangehenden: die Ausgießung des göttlichen Zornes in dem Zeitalter, in dem, in viel stärkerem Grade als im unsrigen, das was Menschen tun, Einfluß haben wird auf das Naturgeschehen. Denn der Parallelismus, der

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die Menschen zu der Illusion treibt, als ob die Natur und der menschliche Geist und die menschliche Seele nebeneinanderliefen, dieser Parallelismus herrscht nur in den mittleren Zeiten der Evo­lution und bringt da diese Illusion hervor. Sogar in den Anfangs-und Endzuständen der kleineren Evolutionen, zum Beispiel der Evolution von der atlantischen Katastrophe bis zum Krieg aller gegen alle, herrschte immer ein großer Einfluß auf die Naturereig­nisse durch das, was im Menschen vorgeht. Deshalb ist es keine Fabel, daß, als sich ein großer Teil der Menschheit in den letzten Phasen der atlantischen Entwickelung in großem Maßstabe mit schwarzer Magie befaßte, dasjenige, was die Menschen da verbra­chen in ihrem Befassen mit schwarzer Magie, sich in der atlanti­schen Katastrophe in Naturerscheinungen erfüllte.

Und so werden viele Dinge, die jetzt geschehen, in Naturer­scheinungen sich erfüllen. Da wird es nur eines davon sein, daß die russische Revolution, die eben auch viele okkulte Ursachen hatte, vom Himmel herunter in Stürmen von Donner und Blitz, die ganze Sommer hindurch dauern werden, sich ergießen wird über die Köpfe der Menschen, und daß anderes, was in unserer Zeit angesammelt wird als Weltenelement in Trübung der göttli­chen Liebe, erscheinen wird in denjenigen Naturerscheinungen, die wir gar nicht anders zu deuten vermögen werden, denn als Verwandlung der göttlichen Liebe in göttlichen Zorn, durch die Illusionen der Menschen.

Der Satz ist schon so ausgesprochen worden, wie ich ihn vor­hin ausgesprochen habe. Aber das, was da der göttliche Zorn ausgießt über die Menschen, das ist in Wahrheit immer noch eine Offenbarung der göttlichen Liebe. Denn würde in diesem Zeital­ter die göttliche Liebe sich der Schwachheit der Menschen schein­bar erbarmen, so wäre es eben kein wirkliches Erbarmen. Es wurde über alles hinweggesehen, was als notwendige Folge der menschlichen Gedanken und Taten geschehen ist; es würde dies das Liebloseste sein, denn dann würde die Menschheit verderben. Einzig und allein durch die Ausgießung des göttlichen Zornes, der aber nur die Metamorphose der göttlichen Liebe ist, kann das,

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was die Menschheit bewirkt hat an schädigenden Dingen, hinweg­geschafft werden, was sonst unsagbar schädigend wirken würde auf die weitere Entwickelung der Menschheit. Der in den Schrif­ten geschriebene Satz ist so alt, daß er in Europa sehr häufig noch in orientalischer Form ausgesprochen wird, indem man sagt: In der Region der Maya tritt die göttliche Liebe als der göttliche Zorn zutage.

Sehen Sie, da haben Sie wieder ein neues Beispiel, wo man an der Apokalypse sieht, wie gründlich sie aus den in der Welt wal­tenden wesenhaften Ingredienzien herausgeholt ist. Je tiefer man in sie eindringt, desto mehr findet man alles in dieser Apokalypse, was nun wirklich in eminentestem Sinne zeigt, daß man sich auf die Apokalypse verlassen kann - wenn ich mich trivial ausdrük­ken soll. Sie ist im Grunde dasjenige, was dem Priester die Er­kenntnis dessen gibt, was geschieht im menschlichen Weltenlauf. Sie war ursprünglich der Priesterschaft gegeben als das eigentlich Esoterische des Christentums, neben dem anderen, das exoterisch war.


Es werden nun die am Vortage schriftlich eingereichten Fragen besprochen [siehe Seite 196f ]:

Rudolf Steiner: Ja, also ich habe das Brevier persönlich nieman­dem gegeben, sondern nur damals im Kurs. Wir müssen unter­scheiden zwischen jenen Versammlungen, die wir gehalten haben noch im Goetheanum, und den späteren. Die eine war im Herbst 1921 im großen Saal des Goetheanums, bei der eine große Anzahl von solchen Persönlichkeiten war, von denen gedacht werden konnte, daß sie sich interessierten für die Bewegung für christli­che Erneuerung. Dann haben wir im September 1922 die engeren Versammlungen gehabt, vor denen Sie sagten, daß Sie mit gründ­licher Vorbereitung kommen, und die dann dazu geführt haben, daß die Bewegung wirklich inauguriert worden ist und die erste

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Weihehandlung vollzogen worden ist. Das sind zwei Etappen. Bei der zweiten Versammlung gibt es keine Persönlichkeiten, die dann abgefallen wären, da sind ja damals alle wirklich eingekleidet und als berechtigte Priester erklärt worden. Bei dieser im streng­sten Sinn den Ausgangspunkt des Priesterwirkens bildenden Ver­sammlung, da gibt es kein Abfallen mehr. Bei der ersten Ver­sammlung aber waren solche Persönlichkeiten, die dann nicht nur nicht Priester geworden sind, sondern von denen Sie gesagt ha­ben, daß sie sich sogar feindlich stellen, richtig feindlich?

Friedrich Rittelmeyer.. Zum Beispiel der Jugendpastor Bruno Meyer.

Werner Klein spricht von der Verbreitung des Breviers. Es fehle die klare Kontrolle, wo es überall hingekommen ist.

Rudolf Steiner: Und es gibt keine Möglichkeit, einen Überblick zu haben über die Persönlichkeiten, die damals im Herbst 1921 da waren?

Ein Teilnehmer: Doch, die gibt es.

Rudolf Steiner: Andere Persönlichkeiten haben das Brevier wohl nicht bekommen?

Friedrich Doldinger: Aber die haben es weitergegeben.

Die Teilnehmer bitten, gegebenenfalls eine Vormeditation zu geben.

Rudolf Steiner: An eine Vormeditation müßte zuletzt gedacht werden. Ich möchte, bevor ich über diese Sache spreche, die andere von Ihnen gestellte Frage berühren, die mir im Zusammen­hang damit wichtig zu sein scheint, daß ist die Frage [aus dem Zettel vorlesend: Frage von Johannes Werner Klein], ob man gut daran tut, weiterhin den Schwerpunkt auf das extensive Element zu legen, oder ob es im Interesse der besseren Vorbereitung auf die zukünftigen Aufgaben besser ist, den Schwerpunkt auf die Intensive Vertiefung der eigenen Persönlichkeit zu legen. Man

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kann vielleicht nicht so ohne weiteres den Zusammenhang zwi­schen den beiden Fragen sehen, aber er ist da.

Unter allen Umständen müßte die Möglichkeit gesucht wer­den, im jetzigen Stadium des Wirkens der Priesterschaft noch nicht einzuhalten mit der extensiven Arbeit, wie Sie sie nennen. Es kann verstanden werden, wie sehr das Bedürfnis nach einer inneren Vertiefung dringend ist, und es kann auch verstanden werden, wieviele Sorgen eben dasjenige, was hier mit dem Satz zusammengefaßt wird «Abbau der physischen und seelischen Kräfte», manchem im Kreise seit Herbst 1922 bereitete. Es kann das alles verstanden werden. Aber Sie dürfen nicht vergessen, meine lieben Freunde, daß diejenigen Dinge, die im ganzen Ernste aus der spirituellen Welt getan werden können, bis zu einem ge­wissen Punkte auch getan werden müssen in bezug auf das Exten­sive. Vorher haben wir keine Berechtigung, uns auf uns selbst zurückzuziehen, bevor wir nicht diesen Punkt erreicht haben.

Mit mehreren unserer Bewegungen haben wir da ganz furcht­bare Schläge erlebt, wie Sie wissen; ich habe ja in diesem Sinne vieles in den vergangenen Jahren zu erleben gehabt. Als die Hoch­schulbewegung begründet worden ist, sagte ich zu denjenigen, die sie begründeten, die ihr ihren Ausgangspunkt verschafften: Ja gut, wenn ihr so etwas macht, dann müßt ihr aber wissen, daß man so etwas nur machen darf, wenn man aushält mit seinen Kräften, gleichviel ob man Erfolg oder Mißerfolg hat, es ist notwendig, daß man aushält bis zu einem gewissen Punkt in der Verfolgung des geraden Weges. Das ist dann nicht geschehen, daher der starke Rückschlag, der uns gerade von der Hochschulbewegung kommt, denn es hat uns eigentlich wenig so sehr geschadet wie die in sich, das heißt in den Seelen zerbrochene Hochschulbewegung, die vollständig im Sand verlaufen ist. An ihre Stelle ist so etwas wie eine Verinnerlichung von jugendlichen Seelen getreten, das, was eben heute da ist. Aber die Hochschulbewegung ist eigentlich ganz zersplittert.

Das ist natürlich nicht etwas, was sich mit Ihrer Bewegung vergleichen läßt, aber das eine gilt auch hier: Wir müssen, wenn

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wir eine Bewegung inaugurieren, die unmittelbar aus der geistigen Welt ihren Urimpuls hat, ganz absehen von Erfolg oder Mißer­folg, ganz absehen von dem, was wird, und nicht in uns selbst beschließen: wir ändern den Kurs.

Es wird ja wirklich manches noch recht schwierig werden. Was den Abbau der physischen Kräfte betrifft, so handelt es sich na­türlich darum, daß da die Mittel und Wege gesucht werden müs­sen, diesen physischen Kräften wiederum aufzuhelfen, daß aber diejenigen unter Ihnen, die vom Abbau der seelischen Kräfte sprechen, zunächst einmal sehr stark mit sich nach dieser Rich­tung zu Rate gehen sollten, bei sich selber die Frage zu beantwor­ten: Inwiefern kann mir dasjenige, was aus dem lebendigen Quell dieser religiösen, vom Christus-Impuls durchdrungenen Bewe­gung fließt, inwiefern kann mir das jederzeit die seelischen Kräfte auf der Höhe erhalten?

Die seelischen Kräfte, meine lieben Freunde, sie müssen durch dasjenige auf der Höhe erhalten werden können, was durch Kul­tus und Lehre fließt. Für die physischen Kräfte muß man die physische Gesundung suchen. Aber die seelischen Kräfte - man kann geradezu sagen, daß es eine Art Erprobung dieser Priester-bewegung wäre, ob man imstande ist, aus der Situation dieser Priesterbewegung das herauszuziehen, was die seelischen Kräfte auch dann auf der Höhe erhält, wenn die physischen Kräfte noch so sehr abgebaut werden. Mut, innere Intensität für die konkrete Arbeit, klares Verfolgen der priesterlichen Ziele, damit verbunde­nes sicheres Stehen auf dem göttlich-menschlichen Boden, der die Seele fest trägt im Weltenall, das dürfen wir nicht verlieren. Denn sonst würde das ein Beweis dafür sein, daß gerade das, was das Stärkste sein muß, nicht stark genug wäre. Das ist auch etwas, was nicht richtig ist. Es ist stark genug. Daher ist der Abbau der see­lischen Kräfte etwas, was mit irgendeiner Art von Illusion ver­bunden ist, zumeist damit, daß von ganz anderen Seiten her Ur­sachen von Depressionen kommen, die da die hellen Strahlen verdunkeln, die von dieser religiösen Bewegung selbst ausgehen und die jeden Abbau der seelischen Kräfte verhindern. Sehen Sie

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nur nach, Sie werden überall die seelischen Kräfte finden, wenn man auch meinen könnte, daß sie abgebaut seien; sie sind abge­baut durch irgend etwas, was von außen hereinspielt, was man zu stark gelten läßt in bezug auf diese seelischen Kräfte und demge­genüber man zu wenig den geistigen Quell selber aufruft. Aber das kann anders werden, wenn man sich der hohen Mission dieses Priesterberufes im vollsten Umfang bewußt wird.

Nun, sehen Sie, wenn ich dies sage, so meine ich allerdings, daß dies schon die Voraussetzung dazu ist, daß wir überhaupt daran denken können, etwas zu tun, um das Brevier, das also gefährdet ist, zu seiner ursprünglichen Wirksamkeit zu bringen. Jedenfalls die zwei Dinge, meine lieben Freunde, müssen zusammenkom­men, wenn sich, und das kann ja bis morgen geschehen, heraus­stellen sollte, daß Ihr klar werdet über die Frage - und zwar nur in bezug auf die seelischen Kräfte, denn für die physischen Kräfte haben wir ja klinisch-therapeutische Unternehmungen -, wie Ihr das, was in bezug auf die seelischen Kräfte gilt, aus Euren eigenen Erwägungen heraus von allen Illusionen befreit, so daß der Bewe­gung die Schwungkraft bleibt, mit der sie anfangs da war. Dann läßt sich weiter sprechen, was wir, auch wenn es nicht möglich sein sollte, alle Breviere zurückzubekommen, zur Wiedergutma­chung desjenigen, was am Brevier geschädigt ist, unternehmen können. Darüber können wir morgen weiter sprechen.

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VORBESPRECHUNG vor dem sechzehnten Vortrag Dornach, 20. September 1924

Rudolf Steiner: Sie haben gewünscht, daß noch etwas besprochen wird vor dem Vortrag.

Johannes Werner Klein spricht. [Der Wortlaut wurde nicht mitgeschrieben.]

Rudolf Steiner: Nicht wahr, ich wollte ja natürlich auf Ihre Frage hin meine Worte genauso formulieren, wie die Frage formuliert war, und Ihre Frage stand schon in organischem Zusammenhang mit dem, was Sie von dem Abbau der physischen und seelischen Kräfte geschrieben hatten, als eine Art von Begründung oder Beleg für die Alternative, ob Sie entweder mehr extensiv oder mehr intensiv arbeiten sollten. Und ich konnte kaum einen ande­ren Schluß daraus ziehen als den, daß das Bemerken dieses Ab­baus der Kräfte im Sinne der gestellten Frage auch dazu hätte führen können, daß den Winter hindurch weniger extensiv gear­beitet würde und mehr ein Zurückziehen der Priesterschaft auf die innere Arbeit stattfinden sollte. So hatte ich die Frage aufge­faßt, daß diese Alternative vorliegt: Soll es beim extensiven Arbei­ten bleiben, wie es inauguriert ist, oder soll man mit Rücksicht auf die physischen und seelischen Kräfte einmal eine Zeitlang mehr innerhalb der Priesterschaft arbeiten? - Ich weiß nicht, ob ich die Frage, so wie sie formuliert war, mißverstanden habe.

Johannes Werner Klein spricht dazu. [Der Wortlaut wurde nicht mitge­schrieben.]

Rudolf Steiner: Also nicht wahr, das lag auch in meiner Antwort, daß die extensive Arbeit vorläufig eine Notwendigkeit ist. Aber das schließt natürlich nicht aus, daß, wenn die Dinge so liegen, wie Sie es darstellen, sich daraus vielleicht eine Notwendigkeit

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ergeben könnte, über das zu sprechen, was da der Abbau der seelischen Kräfte ist. Der Abbau der physischen Kräfte ist ja nicht anders zu nehmen als eben als eine medizinische Aufgabe. Der Abbau der seelischen Kräfte ist ja natürlich etwas, was unter Umständen schon erörtert werden müßte, in der Art, wie es verstanden wird. Doch, will zunächst noch ein anderer darüber sprechen?

Emil Bock fragt über karmische Zusammenhänge. Danach spricht Friedrich Doldinger. [Die Ausführungen wurden nicht mitgeschrieben.]

Rudolf Steiner: Was ich allein, ich möchte sagen, als die einzige Schwierigkeit fühle, ist, daß man überhaupt von Schwierigkeiten nach der seelischen Seite hin redet. Man redet nicht von Schwie­rigkeiten nach der seelischen Seite hin, wenn man überzeugt ist, daß sie nicht da sind. Da müssen wir doch eines nehmen, und das ist dies: Die Art, wie sich seit zwei Jahren, seitdem die erste Menschenweihehandlung stattgefunden hat, die Bewegung für religiöse Erneuerung entwickelt hat, ist doch so, daß sie - wenn man alle Faktoren in Betracht zieht, die für eine solche Entwicke­lung in Betracht kommen - eigentlich alle wirklich mit Befriedi­gung erfüllen kann. Natürlich, Mißerfolge oder Hemmungen, die von außen kommen, die auch natürlich daher kommen, daß nicht jeder gleich in der alleridealsten Weise seiner Aufgabe gewachsen sein kann, die gibt es überall. Aber wenn wir absehen von diesen Einzelheiten, die ja vielfach mit der Fortentwickelung der Arbeit selbst überwunden werden können, und die nach dem Hauptzug der Entwickelung der Bewegung für religiöse Erneuerung auch ganz sicher versprechen überwunden zu werden, wenn wir das alles wirklich in Erwägung ziehen, dann müssen wir sagen: In bezug auf die seelischen Hemmungen - wenn wir sie als Hem­mungen der Bewegung selber ansehen -, liegt in einem gewissen Sinne eine Illusion vor, denn innerhalb der Bewegung leben sich diese Hemmungen nicht als Hemmungen aus. Es geht ja, trivial gesprochen, ganz gut vorwärts mit der Entwickelung der Bewe­gung. So muß man sagen: Die Hemmungen, die vorhanden sind,

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sind mehr oder weniger privater Natur bei den einzelnen Persön­lichkeiten. Wenigstens muß man es so ansehen. Sie sind nicht so, daß man von ihnen so sprechen sollte, als könnte irgend etwas in der Bewegung davon beeinflußt werden. Diejenigen Dinge aber, die in der Bewegung selber liegen und die sich vielleicht heute noch als Hemmungen abspielen, das sind einige Punkte, die vielleicht ja doch eine Besprechung notwendig machen. Nur handelt es sich darum, wie man diese Besprechung gestalten will. Vielleicht ist es möglich, daß ich zuerst mit den Lenkern allein über ein paar Punkte spreche, namentlich über einen, bevor eine allgemeine Besprechung stattfindet. Oder vielleicht ist es nicht tunlich, eine Besprechung über den Kreis der Lenker hinaus zu führen, sondern es dann den Lenkern ... zu überlassen, wie sie das in dem Priesterkreis selbst behandeln wollen. Also das sind Fragen, die einfach in der Linie der Entwickelung liegen. Aber seelische Hemmungen, die geeignet wären, als Hemmungen der Bewegung als solcher aufgefaßt zu werden, die brauchen eigent­lich nach der ganzen Art der Entwickelung, die die Christenge­meinschaft genommen hat, nicht anerkannt zu werden, ich möch­te sagen, nicht als Realität, sondern da ist manches Illusionäre da.

Ich muß sagen, wichtig ist heute noch gar nicht das, was in Jhrer Frage gelegen hat, das intensive oder das extensive Element in der Arbeit. Nicht wahr, dasjenige, was in Ihrer Frage liegt, das ist in vieler Beziehung, ich möchte sagen, gar nicht da, vor allem doch durch die Tatsachen, denn das Wesentliche für die Bewe­gung ist die Intensität im Substantiellen, die Tatsache, daß die Bewegung vorliegt. Und da muß ich sagen, in bezug auf diese Intensität im Substantiellen finde ich, daß die Bewegung essentiell in einer wirklich richtigen Orientierung vorhanden ist und heute den Charakter hat, mit dem Spirituellen zu gehen. Ich könnte ja verschiedenes anführen als äußeren Beleg für die Sache, was sich mir ergeben hat beim Durchschauen Ihres letzten Heftes, wo Sie ja über Punkte der Apokalypse gesprochen haben, wie sie auf die Gegenwart anwendbar ist. Man braucht ja gar nicht darauf einzu­gehen, inwieweit das zutrifft oder nicht. Darauf kommt es gar

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nicht an. Aber daß überhaupt die Fragen so aufgeworfen und in dieser Weise behandelt werden, daß man also vom Substantiellen aus schreibt, das sich mit dem Geistigen verbinden kann, das sind Dinge, die zeigen, daß die Bewegung wirklich in der richtigen Bahn läuft.

Und so könnte vieles angeführt werden über die Erfolge, die Sie haben; ich meine wirkliche, intensive, nach der Intensität ge­hende innere Erfolge. Ich möchte das so formulieren: Es ist doch ein Erfolg, daß es überhaupt möglich ist, in einer so ernsten Weise, wie das aufgefaßt werden muß, was von dieser Gemein­schaft ausgeht, über alle solche Punkte zu sprechen, und wenn man weiß, daß die Zeitschrift schon eine Auflage von 6000 hat. Ja, nicht wahr, Sie müssen doch auch das Positive in Rechnung zie­hen; das ist doch ein starkes positives Ergebnis. Wenn ich alles nehme, was in dieser Richtung liegt, sage ich mir: was ist heute religiös möglich geworden, in einer ganz anderen Weise, als das vorher möglich war. Wo ist denn vorher die Möglichkeit gewesen vor 6000 Menschen - Leser sind natürlich mehr da -, wo ist vor­her die Möglichkeit gewesen, in einer Zeitschrift über solche Din­ge überhaupt zu sprechen? Es ist die Möglichkeit gewesen bei Sektierern, großen oder kleinen Sekten, die im Grunde genommen nicht ernstgenommen werden; und wiederum, wenn in der mo­dernen Theologie, die ganz auf der Höhe der Zeit sein will, über diese Dinge gesprochen wurde, wurden sie in einem ungläubigen, rationalisierenden Sinne behandelt. Aber auch der Ton, in dem hier in Ihrer Zeitschrift über die Apokalypse gesprochen wird -das ist doch eine Errungenschaft, daß das in einer Zeitschrift, die eine Auflage von 6000 hat, getan werden kann. Solche Dinge muß man als das Positive in Rechnung stellen. Ganz objektiv möchte ich das werten. Da kann man nicht davon sprechen, daß die Be­wegung in ihrer eigenen Entwickelung irgend etwas von Hem­mungen zeigt, die heute als Hemmungen aufzufassen wären. Ebenso müssen Sie bedenken, wie ungeheuer stark der Kultus wirkt bei allen Gelegenheiten, wo er stattfindet. Stellen wir uns also vor, daß dies in derselben Weise fortgeht, wie es bis jetzt

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gegangen ist, so wird die Bewegung nach zehn Jahren wirklich der Menschheit dasjenige sein können, was sie ihr sein soll. Deshalb, wenn mit Ihrer Frage gemeint war, ob der bisherige Kurs einfach fortgeführt werden soll oder nicht - etwas anderes konnte ich aus Ihrer Frage nicht herauslesen -, so kann ich nur sagen: Es liegt nicht der geringste Grund vor, daran zu denken, in irgendeiner anderen Weise die Dinge zu impulsieren, als es bisher geschehen ist. Das ist dasjenige, was ich meine in bezug auf die Bewegung für religiöse Erneuerung.

Es liegt nun aber dies vor, daß in mancher Beziehung die ein­zelnen nicht auf der Höhe der Bewegung waren. Verzeihen Sie, daß ich bis zu diesem Grade deutlich werde. Darüber sollte man nicht unzufrieden, sondern höchst befriedigt sein, denn das bietet alle Garantie, daß der einzelne in die Bewegung immer mehr hin­einwachsen wird, die eine solche geistige Substanz hat. Das alles ist doch etwas, was die Seelen stärken kann. Und wenn Sie dazu noch dies nehmen, das doch auch etwas ist, daß mit Ihnen zusam­men zum Beispiel jetzt die Apokalypse nach den verschiedensten Seiten hin enthüllt wird, so müßte das auch wieder als etwas Positives genommen werden. Mir scheint, daß viel Illusionäres darin liegt, daß man die privaten seelischen Hemmungen, die da sind, auf die Bewegung überträgt. Denn das, was sich von Ihnen auf die Bewegung überträgt, wird durch das Persönliche gemacht, und das ist etwas, was nach und nach ganz sicher wieder heraus kommt. So möchte ich die Sache ansehen. Ich weiß nicht, ob das in der Tendenz Ihrer Fragestellung liegt.

Dann dürfen Sie nicht davor zurückschrecken, in bezug auf diese Sache sich zu sagen: Wie können wir es dahin bringen, daß der Rest von evangelisch-protestantischer Theologie, der noch in uns ist, aus unserer Seele herauskommt? - Der muß eigentlich ganz und gar heraus, weil das eben ein Extrem vorstellt, ebenso wie nach der anderen Seite die katholische Praktizierung ein Ex­trem ist. Die katholische Kirche sagt: Was geht uns der einzelne Priester an, der hat überhaupt keine Bedeutung, der einzelne Prie­ster; sondern das, was in Betracht kommt, ist das Substantielle,

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das durch die Kirche vorliegt. - Der einzelne Priester, sobald er die Stola trägt, ist eben der Repräsentant der Kirche, und niemals habe ich gesehen, daß die maßgebenden Persönlichkeiten in der katholischen Kirche irgendwie unglücklich sind über Depressio­nen einzelner Priester oder über noch viel andere Dinge, als es Depressionen sind. Sie sind nie unglücklich darüber, weil sie rech­nen auf die geistige Führung, die allerdings heute sehr anfechtbar ist, aber die ja doch zum Geistigen hingeht. Aber der Protestan­tismus hat sich dadurch, daß er alles auf die Persönlichkeit gestellt hat, aus dem Geist mehr oder weniger herausgelöst. Das war das andere Extrem, und das muß eben noch aus den Gemütern her­aus. Es muß wirklich auf die Realität des spirituellen Lebens ge­sehen werden, denn diese Realität ist eben einfach da; und wenn der einzelne weiß: Was auch mit mir selbst sein kann, was auch da brodelt und dünstet in meiner eigenen Seele - der objektive Gang des spirituellen Lebens ist da. - Wenn man es von diesem Ge­sichtspunkt aus betrachtet, daß ja in den Seelen begreiflicherweise noch etwas evangelisch-protestantisch-theologisches Bewußtsein ist, schon aus dem Studium, aus der Erziehung und so weiter heraus, dann werden Sie natürlich innerlich geheilt werden kön­nen von den Schwierigkeiten, die sich ergeben mit bezug auf die Bewegung. Ich meine nicht, mit Bezug auf die einzelnen Seelen mit ihrem privaten Fühlen, das gehört auf einen ganz anderen Platz. Das ist auch im Katholizismus so da; natürlich wird der Betreffende immer zu einem anderen kommen, sich Rat holen können und so weiter, aber die Kirche steht als geschlossene Ein­heit den Laien und Gläubigen gegenüber. Nur liegt bei der katho­lischen Kirche natürlich das vor, daß sie allmählich in eine ahri­manisch spirituelle Führung gekommen ist, was man ja wirklich belegen kann, daß es so ist.

Es gab am Anfang des Jahrhunderts eine Enzyklika des dama­ligen Papstes gegen den Modernismus. Sie wissen, daß solche Dinge so geschrieben sind, daß es immer heißt: Wir verwehren oder wir verbieten das und jenes -, und dann werden die positiven Behauptungen hingestellt. So ist der Syllabus der sechziger Jahre

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geschrieben und so ist auch die Modernistenbulle geschrieben. Bei der Prüfung, die ich anstellte, stellte sich heraus, daß das, was damals päpstliche Enzyklika war, tatsächlich eine geistige Offen­barung war, nur war bei dem Offenbaren in die Schrift überall dort, wo eine positive Behauptung war in der geistigen Urschrift, eine negative Behauptung hineingekommen, so daß die Bulle das genaue Gegenteil von dem sagte, was geistig geoffenbart wurde. Daraus ist zu sehen, daß die katholische Kirche überall ihre spi­rituellen Inspirationen durch Ahriman gefälscht erhält. Aber das hindert nicht, daß eben doch Spirituelles da ist. Dieses Spirituelle ist in dieser Christengemeinschaft im eminentesten Sinne in der­jenigen Richtung da, die der heutigen Entwickelungsetappe der Menschheit entspricht. Die Christengemeinschaft ist auf geistigem Boden von geistigen Wesenheiten gestiftet in Wirklichkeit. Das ist das, was, wenn es in vollem Ernste genommen wird, alle Schwä­chezustände der Seelen heilen kann. Wir werden noch über man­ches sprechen.

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SECHZEHNTER VORTRAG Dornach, 20. September 1924

Meine lieben Freunde! Jetzt möchte ich zuerst auf etwas zurück­kommen, um bei unserer Betrachtung dann davon auszugehen. Ich habe darauf aufmerksam gemacht, wie in der Tat, wenn man es richtig betrachtet, das Merkwürdige sich herausstellt, daß in den unterbewußten Sehnsüchten der Menschenseele heute wirk­lich ein starkes Bedürfnis nach Spiritualität lebt, und daß dasjeni­ge, was auf der Oberfläche verläuft, was äußerlich auf dem phy­sischen Plane erlebt wird, im Grunde etwas ganz anderes ist als das, was in Wahrheit in den Seelen der heutigen Menschen vor­geht. Nun gibt es dafür gerade heute, ich möchte sagen, eine ver­blüffende Tatsache. Ich habe vor einigen Tagen erwähnt, wie merkwürdig sich nach und nach der Inhalt meiner Arbeitervorträ­ge gestaltet durch die Fragen, die von den Arbeitern gestellt wer­den, und wie da in der Tat etwas gesehen werden kann von den Sehnsüchten, die sich entwickeln. Und ich habe darauf aufmerk­sam gemacht, daß man heute aus dem Geist der Apokalypse her­aus zu den Leuten sprechen kann, wenn man nur den entspre­chenden Ton findet. Wenn man nicht gleich mit der Apokalypse selbst kommt, so kann aus dem Geiste der Apokalypse heraus gesprochen werden wie unter uns.

Nun hat sich heute die verblüffende Sache ereignet, daß ich für die heutige Betrachtung bei etwas angekommen bin, was ich Euch zu sagen habe, was sich aus dem ganzen Zusammenhang ergibt. Und heute morgen, als ich meinen Arbeitervortrag hielt, wo dies ja schon vollständig feststand, was wir jetzt zu betrachten haben, wurde von den Arbeitern eine Frage gestellt, bei der es notwendig wurde, naturwissenschaftliche Dinge vorzubringen, die ich heute hier vor Ihnen vorzubringen vorhatte. Da sehen Sie, wie unterir­dische Wirkungen da sind, Sie sehen, wie das, was hier real-spiri­tuell geschieht, indem diese Vorträge gehalten werden, dort Sehn­süchte hervorruft, die sonst nicht da wären. Es wäre nie dazu

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gekommen, den heutigen Vortrag dort so zu halten, wenn nicht hier über die Apokalypse gesprochen würde. Und dennoch ist der Vortrag dort gehalten worden auf eine Frage hin, die gestellt worden ist, die ich aber äußerlich nicht kannte. Daran möchte ich zeigen, wie in der Tat unsere Zeit ergriffen wird von einem spi-rituellen Leben, das vielfach nur in den Unterbewußtseinen vor­handen ist und das vor allen Dingen den Priester angeht, der suchen muß, inwiefern aus den Seelen die Geneigtheit heraus­kommt, auf Spirituelles einzugehen.

Nun werden wir hier die Betrachtungen so anzustellen haben, daß es unter dem Geiste der Apokalypse geschieht. Sie sind unter den Umständen hier heute das Gegebene, aber heute morgen mußte ich von ganz anderen Gesichtspunkten aus auf eine Frage hin einiges über dieselbe Sache andeuten. Solche Dinge muß man ganz ernst nehmen, sie sind bedeutsam. Sehen Sie, wir müssen uns nämlich fragen, meine lieben Freunde, wie noch intimer, ich möchte sagen, die Terminologie des Apokalyptikers ist. Auf der Grundlage desjenigen, was ich schon gesagt habe, und wenn Sie alles zusammennehmen, was gesagt worden ist, werden Sie verste­hen, daß der Apokalyptiker, wenn er davon spricht, wie der Mensch in der ganzen Welt drinnensteht, im Grunde genommen eine Einheit vor sich hat von Sternenwelt und Erdenwelt, daß er das menschlich Wesenhafte ebenso an die Sternenwelt anknüpft wie an die Erdenwelt. Nun, sehen Sie, handelt es sich darum, daß wir auch auf das ganz Reale hinweisen müssen, was der Apoka­lyptiker meint, wenn er von Tieren spricht, von dem siebenköp­figen und dem zweihörnigen Tiere. Wir haben bis jetzt sozusagen rein auf dasjenige hingewiesen, was innerlich menschlich erlebbar ist. Aber Sie werden überall finden: Wo der Apokalyptiker so spricht, daß er von den Ruhesternen, von den Fixsternen spricht, da spricht er von dem göttlichen Geist, wie man so das ganze Mittelalter hindurch noch gesprochen hat. Wo er von den Wan­delsternen, von den Planeten spricht, da spricht er von engeli-schen Intelligenzen, von Intelligenzen, die Engelcharakter, hierar­chischen Charakter tragen. Wenn er aber von Tieren spricht,

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meint er auch etwas so Konkretes. Er läßt den Menschen teilneh­men mit Bezug auf seine Wesenheit sowohl an dem Kristallhim­mel wie am Fixstern- und Planetenhimmel, aber auch an demje­nigen, dem in seiner ganzen Entwickelung die Tierheit zugrunde­liegt, diese fortwährend in der Apokalypse eine gewisse Rolle spielenden Tiere. Was sind denn diese nun in der äußeren physi­schen Realität der Welt?

Überall, wo der Apokalyptiker vom Tiere redet, redet er ei­gentlich von der Kraft und Wirksamkeit von Kometen. Und erst, wenn Sie nun auch noch diese Terminologie kennen, wird Ihnen manches Licht aufgehen über das, was der Apokalyptiker schon gewußt hat über die Natur des Kometarischen, was dann aber vollständig vergraben worden ist. Deshalb wollen wir im Zusam­menhang mit der Apokalypse einmal etwas über die Natur des Kometarischen ins Auge fassen. Ich möchte Ihnen das so darstel­len: Sehen Sie, wenn man einfach das kopernikanische Weltsystem nimmt, so wie es nun einmal heute in der Schule behandelt wird (es wird an die Tafel gezeichnet): Sonne, Merkur, Venus, Erde, Mars, dann Jupiter, Saturn, und dazu kann man noch Uranus und Neptun zeichnen, dann findet man eine soweit berechenbare Re­gelmäßigkeit, daß man - wenn man nicht gerade arge Fehler macht in der Berechnung und wenn man auch die Dinge in Be­tracht zieht, die immer als Korrektur eingefügt worden sind - nur das Fernrohr dahin zu richten braucht, wo aus der Berechnung sich der Punkt ergibt, und findet den Stern dort im Fernrohr. Das sind berechenbare Dinge. Nun aber sind ja in diesem Planetensy­stem darinnen die verschiedenen Kometenbahnen. Diese Bahnen lassen sich für viele Kometen auch berechnen und diese Berech­nungen zeigen ja ganz merkwürdige Ergebnisse, solche, die, ich möchte sagen, einen eigentlich außer Rand und Band bringen könnten, wenn man sie einfach so nimmt, wie sie aus der heutigen astronomischen Berechnung folgen. Ich will nur von einem aus­gehen.

Es war im Jahr 1773, da wurde in Paris bekanntgemacht, Lalande, der berühmte Astronom, würde in der Akademie einen

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Vortrag halten über Kometen. Es verbreitete sich das Gerücht, er würde beweisen, daß noch im Jahr 1773 ein Zusammenstoß stattfinden würde zwischen einem Kometen und der Erde; wenn man die Bahn des Kometen berechne, so komme die Kometen­bahn mit der Erdbahn zur Kreuzung und es müsse ein Zusam­menstoß erfolgen. - Sie müssen sich nur einmal die Stimmung der Menschen in der damaligen Zeit vorstellen. Durch das Gerücht brach in Paris eine furchtbare Panik aus, zumal über die Nachricht, daß die Polizei, die ja immer auf ihrem Posten ist, gar nichts anderes habe tun können, als diesen Vortrag zu verbieten, da es ein gefährlicher Vortrag sei. Unter dem Eindruck dieses Gerüchtes gab es Fehl- und Frühgeburten in großer Menge, Todesfälle bei Schwerkranken, und katholische Priester hatten durch Erteilen von Absolutionen riesige Einnahmen, weil die Leute alle zur Beichte liefen und die Sakramente haben wollten, bevor die Welt untergeht. Dadurch, daß der Vortrag gar nicht stattgefunden hat, ist nicht gleich herausgekommen, was Lalande eigentlich in dem Vortrag hatte sagen wollen. Nun, die Berech­nung von Lalande stimmte soweit. Es konnte die Berechnung gar nichts anderes ergeben, als daß ein bestimmter Komet die Erdbahn kreuzen würde, und wenn er mit der Erde zusammen­stoßen würde, durch den Zusammenstoß ganz gewiß die Meeres-massen vom Äquator aus mit riesigen Überschwemmungen nach den zwischen Nord- und Südpol liegenden Ländermassen fließen müßten. Es ist das Furchtbare zwar nicht geschehen, aber die Berechnung hat doch gestimmt.

Was da eigentlich zugrundeliegt, meine lieben Freunde, das kann sich aufklären, wenn wir die Sache bei einem anderen Ko­meten betrachten, nämlich bei dem berühmten Bielaschen Kome­ten. Mit Recht beobachtete man 1832 mit großer Aufmerksamkeit die Bahn des Bielaschen Kometen und alles, was sich mathema­tisch aus dessen Bahn prophezeien ließ. Und das damalige Er­scheinen dieses Kometen bewahrheitete auch alle Berechnungen. Der Komet kam so nahe an die Erde heran, daß man sich sagte:

Er kommt jedesmal näher an die Erde heran, das wird einmal

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gefährlich werden. - Und da der Bielasche Komet etwa alle sechs bis sieben Jahre so erscheint, daß er in die Nähe der Erdbahn kommt, wurde insbesondere die Erscheinung in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts mit riesiger Aufmerksamkeit verfolgt, denn da war der Komet nach der Berechnung bereits so nahe an die Erdbahn herangekommen, daß er dreizehnmal weni­ger als der Mond von der Erdbahn entfernt war. Also schon eine recht üble Sache. Als der Komet nun fortfuhr, der Erdbahn immer näher zu kommen, fiel den astronomischen Beobachtern auf, daß er immer lichtschwächer wurde, je näher er kam. Als man ihn 1846 wieder beobachten konnte, stellte sich heraus, daß der Ko­met, als er in die gefährliche Erdennähe kam, nicht nur licht-schwächer war, sondern es waren zwei da; er hatte sich gespalten, er war auseinandergekommen. Die sechziger Jahre waren ungün­stig für die Beobachtung, und nun war man erst recht neugierig auf die nächste Erscheinung des Kometen, die 1872 kommen soll­te. Denn wenn die Berechnung so klappte, wie es bei Lalande für den Kometen von 1773 geklappt hatte, so mußte eigentlich dazu­mal das Furchtbarste mit der Erde vorgehen. Ich war damals noch ein kleiner Bub, 1872, aber ich erinnere mich noch sehr genau, wie überall in der Gegend, wo ich war, aber selbstverständlich auch in anderen Gegenden, Broschüren vertrieben wurden: Die Welt geht unter. - Uber den Weltuntergang wurde recht viel gesprochen und viel darüber geschrieben. Man erwartete dies Ereignis schon mit einer gewissen Bangigkeit, ohne daß ich jetzt eine Statistik angeben könnte über die Fehlgeburten und Todesfälle und Abso­lutionen. Es kam dieser Tag heran - ich weiß mich sehr gut zu erinnern, wie da alles in Aufregung wartete -, und siehe da, der Komet kam überhaupt nicht wieder. Dafür kam der wunder-schönste, herrlichste Meteorregen. Ein ganz wunderbarer Meteor­regenfall, wie wenn ein nächtliches Feuer in vielen versprühenden Fünkchen vom Himmel herunterfiele auf die Erde. Der Komet hatte sich zunächst in zwei Teile und dann weiter gespalten in lauter kleine Splitterchen, die von der Atmosphäre der Erde auf­genommen werden konnten, die mit dem Wesen der Erde verbunden

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wurden. Er hat den Weg eingeschlagen, von der Erde absor­biert zu werden.

Nun, sehen Sie, es erschien damals 1832 von einem bedeutenden Astronomen, Littrow, eine Abhandlung, die war sehr interessant. Ich kann Ihnen heute noch nur raten, beschäftigen Sie sich damit, sie war höchst interessant mit genau stimmenden feinen Berech­nungen. Da hat ein aufgeklärter Mensch über die Sache geschrie­ben. Er hat eine Berechnung aufgestellt und hat dabei alle Dinge in Erwägung gezogen. Er hat ausgerechnet, daß ein großes Unglück noch nicht hätte geschehen können durch einen Zusammenprall 1832, aber es wäre die Sache doch so, daß, wenn alle Verhältnisse so fortbestünden wie damals, als man die Kometenbahn berechnet hat, als der Komet noch eine Einheit und nicht zerspalten war, unbedingt eine Katastrophe würde eintreten müssen 1933. Das stimmt, 1933. Das heißt, wenn der Komet so geblieben wäre, wie er war, würde unbedingt die Katastrophe 1933 eintreten, daß alle Meere in riesigen Fluten so über die Erde verteilt würden, daß alles Leben auf der Erde ersterben müßte. Aber der Komet hat sich vorher aufgelöst, er wird in Partikeln von der Erde aufgenommen, die Erde nährt sich von dieser Weltsubstanz. Und statt daß 1933

- wir sind ja nicht weit davon - der Zusammenstoß erfolgt, wird das, was die Erde schon aufgenommen hat, durch andere Substan­zen vergeistigt, und das Geistige steigt auf. Die Erde verdaut den Kometen, das Geistige steigt auf. Meine lieben Freunde, so steigt von Zeit zu Zeit in der Erde vergeistigtes Kometarisches auf.

Nun will ich Ihnen sagen, was das für einen Sinn hat. Es hat einen tiefen Sinn im Weltenzusammenhang. Ich habe ja öfters die grotesken Tatsachen hervorgehoben, die sich ereignet haben bei der Inaugurierung der Eisenbahn. Da ist nicht nur das passiert, daß der Berliner Postminister, als man den Vorschlag gemacht hat, er solle eine Bahn bauen lassen, sagte, er schicke jede Woche zwei Postwagen und niemand sitze darin, was habe also das Bau­en einer Eisenbahn für einen Sinn, sondern es wurde auch ein arztliches Kollegium in Nürnberg um ein Gutachten gefragt, ob man die Eisenbahn bauen solle von Nürnberg nach Fürth, und da

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hat das Ärztekollegium das Urteil abgegeben: Nein, man solle keine Eisenbahn bauen, denn die Nerven der Menschen würden furchtbar darunter leiden; die Menschen könnten dem nicht aus­gesetzt werden, ohne daß sie Schaden leiden würden an Leib und Seele. Wenn man sich aber doch gezwungen fühle, so sagte das Kollegium, dem törichten Drange der Menschen nachzugeben, so gebe es wenigstens den Rat, links und rechts der Bahn hohe Bret­terwände aufzurichten, damit die Bauern nicht Gehirnerschütte­rung bekommen. Dieses wissenschaftliche Votum hat damals das gelehrte Kollegium von Nürnberg abgegeben. Man lacht heute darüber, weil man denkt: Wie sind die Leute damals kleingeistig gewesen. Aber - ich habe das auch schon öfter erwähnt - ich kann in demselben Sinne nicht in Lachen ausbrechen, weil nach dem damaligen Stande der Wissenschaft das gelehrte Kollegium recht hatte. Wahrhaftig, wenn man die damalige wissenschaftliche Kunst nimmt, konnte man nicht anders als sagen: Wenn die Leute in den Eisenbahnen fahren, werden sie ihre Nerven ruinieren. -Bis zu einem gewissen Grade ist das auch der Fall. Wenn Sie die heutigen Nerven der Menschen mit denen früherer Menschen vergleichen, werden Sie einen kleinen Anhaltspunkt bekommen, um den Nürnberger Ärzten nicht ganz Unrecht zu geben. Denn ich habe als gewiß immer gehört, die Nürnberger hängen keinen, den sie nicht erst haben; und so meine ich, brauchen sie auch keine andere Wissenschaft als sie heute eben haben - Herr Dr. Rittelmeyer wird mir recht geben. So sagte in Wirklichkeit die Wissenschaft nichts anderes - und sie hätte damit recht - als:

Wenn es keine Kometen gäbe, dann würden die Menschen in der Tat die Anforderungen, die an die Menschenphysis auf dem Umwege durch den Astralleib gestellt werden, nicht haben durch­machen können, wenn dieser Astralleib, der das Tierhafte im Menschen darstellt, nicht fortwährend seine Korrektur, seine richtige Therapie erführe durch dasjenige, was durch die absor­bierten Kometensubstanzen wieder zurückgestrahlt wird an die Oberfläche der Erde und ausgleichend auf die Menschenfähigkei­ten wirkt.

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Sehen Sie, da haben Sie den Menschen in einer merkwürdigen Weise hineingestellt in das Weltall. Jetzt beschreiben Sie so etwas wie den Bielaschen Kometen von 1872: Feuer fällt vom Himmel, die Erde nimmt es auf, so daß derjenige, der geistig schauen kann, sieht, wie wieder etwas zurückkommt und den menschlichen Astralleib in günstigem oder auch ungünstigem Sinne beeinflußt. Es gibt Kometen, die den Menschen so beeinflussen, wie ich es jetzt geschildert habe, daß sie seine Nervosität therapeutisch aus­gleichen, und solche, die da wilde Kräfte des Astralen entfesseln, wenn sie, nachdem die Erde sie absorbiert hat, wieder heraufdrin­gen. So sieht der Apokalyptiker auf Kometenerscheinungen hin und schildert mit den Tieren zugleich die Kometenerscheinung, er parallelisiert sie, weil sie sich nach ihren Phänomenen parallelisie­ren lassen, er parallelisiert sie mit dem siebenköpfigen Tier, weil sie damals in jener Zeit noch viel mehr mit dem ganzen Physi­schen zusammenhingen, und weil in der Tat in einem Kometen, der siebengespalten war, eben himmlisch zum Ausdruck kam, was auf der Erde geschah. Und so wird auch das mit dem zweihörni­gen Tier, was ich Ihnen ausgeführt habe, auf die Kometengestalt bezogen: der Komet mit den zwei Schwänzen.

Ja, meine lieben Freunde, an die Kometen hat sich wüster Aberglaube angeschlossen, und der wüste Aberglaube, der sich an die Kometen angeschlossen hat, hat verhindert, daß man die Ko­meten überhaupt in ihrer richtigen Bedeutung berücksichtigt hat, abgesehen davon, daß man ihre Bahnen berechnet hat und belä­stigt worden ist durch die Launenhaftigkeit ihres Auftretens. Höchstens, daß mal ein guter Kopf wie Hegel sich herbeigelassen hat, auf andere Zusammenhänge des Kometenwesens mit dem irdischen Wesen aufmerksam zu machen. Hegel, der ja nicht ge­rade es ausgeschlossen hat, manchmal seine Freude zu haben an einem Gläschen perlenden Wein, hat die ganz richtige Wahrneh­mung gemacht, daß gute und schlechte Weinjahre mit den Kome­ten zusammenhängen.

Nun bedenken Sie einmal die Sache in großen kosmischen Zusammenhängen, meine lieben Freunde. Die Erde verzehrt die

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Kometensubstanz, sie gibt sie spiritualisiert wieder von sich und das vereinigt sich mit den Astralleibern der Menschen in gutem und in bösem Sinne. Das, was wir in einer gewissen Epoche am Himmel oben sehen als Kometen, wo ist es nach dieser Epoche? Ich habe in Paris 1906 in einem Vortrage darauf aufmerksam ge­macht - während man in der äußeren Wissenschaft noch nicht entfernt von der Sache sprach, später ist es auch spektralanalytisch gefunden worden -, daß in der Kometensubstanz Cyan enthalten ist, Verbindungen von Kohlenstoff und Stickstoff. Das bedeutet sehr viel, denn Cyan wird, in jener geringen Menge auf der Erde verteilt, zur Läuterung der astralen Leiber gebraucht. Ein unge­heuer bedeutender kosmischer Arzt ist im Kosmos tätig, der sol­che Therapien mehr oder weniger fortwährend ausführt. Beden­ken Sie: Das, was man in einer Epoche oben am Himmel sieht als Komet, das atomisiert sich, wie ich es beschrieben habe, es kommt als Feuerregen vom Himmel, später ist es im Erdboden, noch später geht es über vom Erdboden in die Pflanzen, in Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüten. Wir essen die Kometeneinschläge, das kometarische Ferment, das vom Kosmos der Erde gegeben wird, wir essen es mit unserem Brote. Da schaut der Apokalyptiker auf die Erscheinung hin: Von einem Kometen günstige, vom anderen ungünstige Wirkungen erheben sich in ihrer Geistigkeit. Aus der Gefangenschaft der Erde wird los sein das Tier; das ist im kosmi­schen Sinne der Komet. Das Tier wird los sein, das bedeutet etwas für die Entwickelung der Menschen. So wird auf sehr starke Rea­litäten hingewiesen, auf große bedeutende Punkte in der Entwik­kelung der Menschheit und der Erde.

1933, meine lieben Freunde, bestünde die Möglichkeit, daß die Erde mit allem, was auf ihr lebt, zugrunde ginge, wenn nicht die andere weise Einrichtung da wäre, die sich nicht errechnen läßt. Es ist so, daß die Berechnungen nicht mehr stimmen können dann, wenn die Kometen andere Formen angenommen haben. Man müßte im Sinne des Apokalyptikers sagen: Ehe denn der ätherische Christus von den Menschen in der richtigen Weise erfaßt werden kann, muß die Menschheit erst fertig werden mit

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der Begegnung des Tieres, das 1933 aufsteigt. - Das ist apokalyp­tisch gesprochen. Da verbindet sich die geistige Betrachtung mit der Naturbetrachtung. Da wird dasjenige, was im Weltenall ist, in seinem spirituellen Grundcharakter klar. Nehmen Sie die Be­schreibung der Bauern von 1872, die draußen standen und diesen Lichtregen betrachteten und fügen Sie hinzu, was man geistig wissen kann, wie ich das skizziert habe, und vergleichen Sie das mit mancher Beschreibung in der Apokalypse, und Sie werden sehen, daß eine wortliche Übereinstimmung da ist, Sie werden sehen, daß tatsächliche Naturereignisse gemeint sind in der Apo­kalypse.

Das ist dasjenige, was auch mit Recht sagen läßt: Die Apoka­lypse ist ein Buch mit sieben Siegeln. Man muß sie in dieser Weise entsiegeln, damit man darauf kommt, was eigentlich gemeint ist. Wenn dann die Leute fragen, warum gibt der Apokalyptiker ein Buch mit Siegeln?, dann erscheint mir diese Frage eigentlich nicht viel weiser als die: Warum versiegeln wir unsere eigenen Briefe, wenn wir sie verschlossen schicken? - Damit diejenigen sie nicht lesen, für die sie nicht geschrieben sind. - So ist es auch beim Apokalyptiker. Er wollte eben, daß die Apokalypse nur gelesen wird von denen, die dazu berufen sind. Es versteht keiner, das Siegel aufzumachen, der nicht erst, ich möchte sagen, das Messer dazu erhält von den geistigen Mächten.

Nun, meine lieben Freunde, in den siebziger Jahren des vergan­genen Jahrhunderts, 1872, wo der Komet wiederkommen sollte, war dieser Lichtregen da, das heißt, es war alles schon viel geisti­ger als bei dem früheren Herankommen dieses Kometen. Dieser Komet wird jetzt immer nur so erscheinen, daß er in einem Regen von Lichtstrahlungen sich auf die Erde ergießt. Aber am Ende der siebziger Jahre war es so, daß in diesem Lichtgoldregen die Mi­chaelherrschaft an die Erde herankam.

So haben Sie Naturereignisse, die eigentlich Geist-Ereignisse sind, und Geist-Ereignisse, die die Gewalt haben, Naturereignisse zu sein. Und nur, wenn Sie so die Welt durchschauen, daß alle Naturereignisse Geist-Ereignisse werden und daß alle Geist-Ereignisse

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die Intensität von Naturereignissen haben, dann werden Sie zu einer wirklichen Einsicht in die Weltgestaltung kommen. Dann wird sich Ihnen Moralisches und Natürliches in einer Evo­lution zusammenfügen und die Geneigtheit entstehen, Erkennt­nisse aufzunehmen als Inhalt des religiösen Lebens. Dann braucht man nicht mehr zur Ausflucht zu greifen, daß Erkenntnis nicht der Inhalt des religiösen Lebens sein dürfe, sondern bloß der Glaube.

Das ist es, was Sie gewinnen können durch eine tiefere Betrach­tung der Apokalypse. Ich hoffe, daß wir morgen oder übermor­gen mit den Betrachtungen fertig werden.

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SIEBZEHNTER VORTRAG Dornach, 21. September 1924

Meine lieben Freunde! Außer dem, was wir als Inhaltliches der Apokalypse besprochen haben, ist ja die Apokalypse, so wie sie vor uns steht, auch ein Einweihungsbuch, und zwar durch die Art und Weise, wie sie die Evolution in der Zeit schildert, die aufein­anderfolgenden Stadien, die eben erlebbar sein werden für dieje­nigen, die Ohren haben zu hören und Augen haben zu sehen, während sie natürlich vorübergehen werden an den ohren- und augenlosen Menschen. Diese verschiedenen Stadien werden uns durch das innere Wesen der Sache so vorgeführt, daß wir die Apokalypse durchaus als Einweihungsbuch ansehen können.

Wir müssen uns ja klar sein darüber, daß beim erkennenden Hineingehen in die Welt - das immer mehr ein Anschauen wer­den wird - dasjenige verschwindet, was wir zunächst als den In­halt des Seelenlebens haben und was im wesentlichen eine Art Spiegelbild der äußeren Natur ist. Also die physisch-sinnliche Welt verschwindet beim erkennenden Voranschreiten und all­mählich tritt wie aus dem Hintergrund von der anderen Seite her die geistige Welt hervor. Von dieser Art, sich zur geistigen Welt in ein Verhältnis zu setzen, hat nun der Apokalyptiker, wie er deutlich zeigt, eine ganz intensive, richtige Vorstellung, und das hat es ihm möglich gemacht, so sachgemäß die Dinge zu finden in seinen imaginativen Visionen, wie er sie gefunden hat. Denn, meine lieben Freunde, es ist einfach richtig, daß man auf zwei Wegen zur Anschauung der Welt kommen kann. Der eine Weg ist derjenige, wenn man sich einfach im Sinnlich-Physischen ergeht, es nach allen Seiten kennenlernt mit gewisser liebevoller Hingabe an das Sinnlich-Physische. Dann lernt man es immer mehr als das Werk der Götter kennen. Man hat dasjenige vor sich, was man im weitesten Umfange die Natur nennt, wenn man die Natur nicht bloß äußerlich-mechanisch, sondern auch innerlich-geistig be­trachtet. Aber man könnte sich vorstellen - und es ist durchaus

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eine richtige Vorstellung -, daß man denselben Weltinhalt auch auf eine rein geistige Weise, von innen heraus durch die eigene Seele erhält. So daß man durchaus soweit gehen kann, davon zu sprechen, daß derjenige, der genügend innere Kraft hat, sehen kann - auch wenn er gar nichts von historischen Nachrichten hat -, daß an einer bestimmten Stelle des Weltgeschehens irgend etwas geschehen ist, das selbst in einer Naturerscheinung besteht. Man kann durchaus davon sprechen, daß man von innen heraus zu dieser Erkenntnis kommen kann: In irgendeinem Jahre, wo sich für die Menschheit etwas abgespielt hat, haben Erdbeben und so weiter stattgefunden. Diese Empfindung - die ja viele Men­schen leise oder laut haben -, daß der Mensch von innen heraus die Welt wirklich in ihren konkreten Einzelheiten kennenlernen kann, ist eine durchaus richtige Empfindung. Nun handelt es sich darum, was eigentlich vorliegt, wenn der Mensch auf diesem Wege der Imagination in die geistige Welt hineinkommt.

Wir können das, um was es sich dabei handelt, durchaus im Zusammenhang mit der Apokalypse erörtern, denn in der Apoka­lypse treten uns die aufeinanderfolgenden verschiedenen Etappen entgegen, in denen der Apokalyptiker etwas sieht, was immer mehr und mehr in die geistige Welt hineinführt. So führt er zu­nächst vor die Briefe, dann die Siegel, geht dann über zu demje­nigen, was sich in der Menschensprache nur ausdrücken läßt durch Hörbares, also zu den Posaunen, und geht dann über zu dem, was ich Ihnen gestern charakterisiert habe als die göttliche Liebe, deren Widerpart der göttliche Zorn ist. Wenn wir den Apokalyptiker recht verstehen, so will er sagen: Soweit er dasje­nige, was Inhalt der Apokalypse ist, durch Briefe gibt, die ihm inspiriert sind, bezieht sich dieser Inhalt auf die physische Welt; in dem Augenblicke, wo er übergeht zu den Siegeln und die Siegel eröffnet, bezieht sich das, was er mit diesen Siegeln zu sagen hat, auf die astralische, die imaginative Welt, auf das, was man die Seelenwelt nennen kann; wo er übergeht zu den Posaunenklän­gen, kommen wir in das Geisterland hinein, und indem wir erle­ben göttliche Liebe und göttlichen Zorn, dem Inhalt der Apokalypse

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gemäß, kommen wir in das eigentliche Innere des Geister­landes hinein. Man muß nur bedenken, daß, während der Mensch diesen imaginativen Weg durchmacht, er ja mit seinem Erleben im Grunde genommen in der Welt drinnensteht, so daß sein Erleben Weiterleben ist. Das bemerkt er nur nicht in den Anfangsstadien. Im Verlaufe des Initiiertwerdens erfährt er es immer mehr, daß alles, was an ihm, durch ihn, mit ihm, in ihm geschieht, zu glei­cher Zeit Weltgeschehen ist. Er fühlt sich immer mehr und mehr hinausgegossen in den objektiven Weltinhalt. Das läßt der Apoka­lyptiker sehr deutlich durchblicken. So daß wir also schon sagen können: Der Inhalt der Briefe bezieht sich auf die physische Welt.

Nehmen wir die physische Welt so, wie sie uns zunächst ent­gegentritt. Diese physische Welt ist ja nur scheinbar das, als was sie uns entgegentritt. Denn diese physische Welt würde uns nicht die Mannigfaltigkeit ihrer Farbennuancen, ihrer Wärmenuancen und alles desjenigen, was von allen Seiten der Weltumgebung auf den Menschen einfließt, so darbieten, wenn wir bei all dem, wie die Welt uns jetzt in diesem gegenwärtigen Zeitalter erscheint, nur an den physischen Inhalt denken und dabei eben übersehen wür­den, daß dasjenige, was uns physisch erscheint, eigentlich geistig ist. Wenn wir uns in die Seele einer solchen Menschenwesenheit versetzen, wie der Apokalyptiker ist, müssen wir uns, ich möchte sagen, die Seelensprache einer solchen Menschenwesenheit aneig­nen, und diese Seelensprache muß uns für unseren eigenen per­sönlichen spirituellen Gebrauch so zu eigen werden, daß man mit einem trivialen Ausdruck sagen kann: sie muß uns in Fleisch und Blut übergehen.

So möchte ich Ihnen solche Teile der inneren Seelensprache eines Initiierten geben, die er exoterisch nach außen nicht immer gebraucht, die aber eigentlich sein Mittel ist, um seine Vorstellun­gen, sein besonderes Miterleben der geistigen Welt innerlich zu formen. Da ist zum Beispiel dieses: Dämpfe den Blitz und du begreifst die Farbe. - Das ist Initiiertensprache. Was heißt das? Der Initiierte sieht den Blitz in seiner Erscheinung, er sieht dieses aus dem Weltall herauskommende Auffiammen, er betrachtet es

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als das Aufglimmen des Geistes innerhalb des Weltenraumes, und er denkt diesen Blitz abgedämpft und immer abgedämpfter, also immer milder und milder, und bekommt die Abdämpfung, die milde Ausgestaltung des Farbigen; der Blitz verbreitet sich gewis­sermaßen und wird zur farbigen Fläche. Das ist die Vorstellung eines Initiierten Oder der Initiierte sagt: Lasse den Donner leiser werden, immer leiser und leiser und höre sein Modulieren, und das Musikalische ersteht. - Und so sieht der Initiierte dasjenige, was sich gewissermaßen als Sinnenteppich ausbreitet, als die Of­fenbarung nach der einen Seite hin, und es ist für ihn eine durch­aus reale Vorstellung, wenn man so denkt: Man hat den Weltin­halt in seiner kolorierten Mannigfaltigkeit - das, was ich aufzeich­ne (Tafel 12, links), könnte ebensogut wie es Farbe ist, auch Tönendes sein -, und wie der Weltinhalt an unsere Sinne herantritt, das ist wie der sinnlich-physische Schleier, der sich ausbreitet als unsere Wahrnehmungswelt, in die wir zunächst unsere abstrak­ten, scheinhaften Gedanken verweben. Hinter alidem sieht der Initiierte - also wenn Sie sich die Tafel (Tafel 12, ganz links) als den Teppich vorstellen, der überall ausgebreitet ist, es ist das, was in der Welt das Tonliche, das Farbige, das Wärmige ist -, hinter diesem Teppich sieht der Initiierte die einfallenden Blitze. Die sind dahinter, und dasjenige, was man ab und zu als wirklichen Blitz sieht, bricht einfach durch diesen Sinnenteppich von rück­wärts aus der geistigen Welt durch. In jeder Erscheinung des Blit­zes ist ein Hereinstrahlen der geistigen Welt. Und schauen wir uns diesen Blitz an, wie er gemildert und gedämpft ist zum gleich­mäßig Farbigen auf der Erde, so haben wir eben die Erde in ihrem Farbenkolorit vor uns.

Schauen wir zum Himmel und nach den Sternen, so haben wir in den Sternen Punkte, die uns ebenfalls erscheinen wie aus dem Geistigen herauskommend, nur in dauernd lebender Offenbarung des Blitzenden. Aber in alidem sieht ja der Initiierte die äußere Offenbarung desjenigen, was dahinter ist, und er sagt sich: Ei­gentlich mußt du sehen - und er sieht es auch, wenn seine Seele immer aktiver und aktiver wird - die rote Rose. Sie beginnt ihr

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Rot nach oben und unten wie in leisen Blitzen zu verspritzen, und während das Vordere sich abstumpft, greift nach rückwärts das Rot ein in die Sphäre der Seraphim, ebenso wie alles Tonliche eingreift in die Sphäre der Cherubim, und wie alles, was wir ta­sten, eingreift in die Sphäre der Throne. Und wenn man die Natur um sich sieht, hat man eigentlich in der physischen Welt alles als Illusion vor sich, denn in Wahrheit sind es die abgedämpften Werke der Seraphim, Cherubim und Throne. Schauen wir, meine lieben Freunde, in die farbige Welt, so wie sie erscheint, so ist sie nur die gleichmäßig abgetönte Blitzwirkung der Seraphim. Das ist eigentlich dasjenige, was in uralten Zeiten der Maja-Charakter der sinnlich-physischen Welt genannt worden ist, daß man nicht weiß, daß da in Wirklichkeit überall Seraphim Cherubim, Throne da sind.

Nun gehen wir etwas weiter in der Initiation. Gehen wir über zu dem, wo der Apokalyptiker den Hauptwert auf das Siegel-Eröffnen legt. Ja, was geschieht denn da? Da löst sich ab das Farbige der Welt, das Wärmeartige löst sich ab, und immer mehr und mehr treten Wirkungen auf, die geistig sind und die schon ähnlich werden den wahren Gestalten des Blitzartigen, die sich formen. Statt das Zickzack-Hervorbrechen der Blitze zu sehen, sehen wir beim Durchbrechen durch den Sinnesteppich dasjenige, was dahinter ist als geistige Welt; wir sehen dahinter sanftverlau­fende Blitze. Wir wissen, daß darin zunächst diejenigen Wesen leben, die die Diener sind der Seraphim, der Cherubim und der Throne. Ähnlich ist es mit dem Tonlichen, ähnlich ist es mit dem Wärmehaften, ähnlich ist es mit dem Faßbaren, Tastbaren. Und so, wie dasjenige verlöscht, was ja zunächst uns als der irdische Sinnenteppich erscheint und dahinter diese Welt von solchen blitzartigen Gebilden erscheint und solche in sich geschlossene Figuren aus dem Astralfeuer bildet und sich immer mehr und mehr erweitert, in demselben Maße beginnen die Sterne herunter­zustrahlen; so daß wir so wie Fäden des Lichtes dasjenige verfol­gen, was sie sind, und es mischen sich in die Dinge, die elementar wirken, Sternenfäden, Sternenstrahlungen, Lichter hinein. Es verbindet

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sich das Irdische mit dem Himmlischen, und wir wissen, wir kommen in den ersten Zustand der zweiten Welt hinein, wo alles noch naturhaft leuchtend ist, wo wir nur ahnen, daß dahinter Wesenheiten sind. Wir gewahren höchstens Elementarwesenhaf­tes, aber wir sehen in diesen Elementarwesenheiten gewisserma­ßen die Wirkungsorgane von starken, bedeutsamen, erhabenen Wesenheiten. Wir kommen sozusagen in den ersten Bezirk der Kyriotetes, Dynameis, Exusiai. Die sind gleichsam noch dahinter, aber sie treten herein in diese Wesenheiten, und wir kommen, indem wir weiter auf dem Initiationswege kommen, allmählich dazu, daß diese Wesen Kyriotetes, Dynameis, Exusiai sich allmäh­lich immer mehr in ihrer eigenen Wesenheit enthüllen. Das ist verknüpft damit, daß die weltentönende Sphärenharmonie herein-tritt, aber die einzelnen Töne dieser Weltenharmonie, die jetzt erklingen und die sich eigentlich nur in großen Zeiträumen zu Harmonien und zu Melodien zusammensetzen, die sich auch in der Zeit nur zu Harmonien bilden, wenn die Zeit eine Einheit wird, die führt der Apokalyptiker als Posaunenklänge an, so daß wir in den Tönen der Posaunen das reine Leben der zweiten Hierarchie haben, während die erste Hierarchie in ganz großer Mächtigkeit dem eigentlichen Sinnenerleben zugrundeliegt.

Und weiter gelangen wir dazu, aus dieser Welt, in der, ich möchte sagen, alle Sinneswirkungen flutend und grandios und majestätisch geworden sind und damit sich nicht nur über die Dinge und Vorgänge der physischen Welt hinlagern, sondern der eigentliche Ausdruck des Wesenhaften sind, das in der zweiten Hierarchie in den Elementarwesen wirkt -, wir gelangen immer mehr dazu, aus dieser Welt in eine dritte Region hineinzukom­men, wo wir gar nichts Naturhaftes mehr, auch nicht in Elemen­tarisches aufgelöstes Naturhaftes mehr wahrnehmen, sondern wo wir alles, was wir wahrnehmen wollen, geistig wahrnehmen müs­sen. Wir kommen hinein in einen Bezirk der geistigen Welt, von dem wir in der folgenden Weise sprechen müssen; wir müssen uns sagen: Indem wir dasjenige durchgemacht haben, was wie die sich auflösenden, aber zu gleicher Zeit in Formen sich gestaltenden

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Sinneswahrnehmungen der Erde ist, die ergriffen werden von der sich erweiternden Sinneswahrnehmung der Sterne, sind wir dazu gelangt, wie in letzten Residuen der Sinneswahrnehmung alles, was in Kyriotetes, Exusiai, Dynameis im Weltenall wirkt, so zu erkennen, daß diese Wesenheiten wie innerlich gebunden sind an die wahre Substantialität der Sterne. Die Sternenwelt hat sich uns in die Wesenheiten der Hierarchien verwandelt. Wir leben, statt daß wir im Sinnenscheine aufblicken zu den Sternen, in der Welt der Hierarchien. Da sind die Hierarchien noch durchtränkt mit dem, was ich nennen möchte verspritzte und aufgelöste Sinnes­erkenntnis. Jetzt gelangen wir in den dritten Bezirk, wo wir nicht mehr sinnlich alles Irdische wahrnehmen, wo wir das Seelisch-Übersinnliche wahrnehmen müssen ohne den Einschlag des Sinn­lichen; wir gelangen in den Bezirk der eigentlichen geistigen Welt und lernen sie zuerst kennen in Angeloi, Archangeloi, Archai. Diese Wesenheiten kann man in ihrer Geistigkeit erkennen, und man muß wissen, wenn man ihnen als Maler und dergleichen Gestalt gibt, daß sie diese sinnliche Gestalt nur dadurch haben, daß sie in die seelisch-geistigen Elemente eingewoben sind, in die Wesenheit der höheren Hierarchien. Wir müssen wissen, wenn wir ihnen zum Beispiel Flügel malen, daß diese Flügel von den Wesenheiten der zweiten Hierarchie sind, die ihnen ihre Substan­tialität leihen, daß sie aber ein Haupt von der ersten Hierarchie erhalten, die ihnen diese Gestaltung und deren Inhalt leihen. Wir müssen uns nur durchaus bewußt sein, daß wir das, was innerhalb der dritten Hierarchie ist - Angeloi, Archangeloi, Archai -, nur im Geiste erblicken können.

Das, was ich jetzt auseinandersetze, meine lieben Freunde, hat eine ungeheuer große historische Bedeutung, weil Sie, wenn Sie Schriften aus alter Zeit übernehmen, die sozusagen intim von die­sen geistigen Welten handeln, diese überhaupt nicht lesen können, ohne sich des Umstandes bewußt zu sein, daß durch das Hinein-leben in die geistige Welt wir zunächst gewissermaßen die nied­rigste Hierarchie auf geistige Art wahrnehmen, während wir die höheren Hierarchien noch mit den Ingredienzien der Sinneswelt

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wahrnehmen. Und Sie müssen sich bewußt sein, daß durch die alte Initiationsweisheit, die das durchaus ganz richtig so geschil­dert hat, wie ich es jetzt schildere, allmählich in den Zeiten der Dekadenz des Spirituellen in allerlei Mißverständnisse hineinge­kommen ist. So finden wir bei den mehr weltlich gearteten Initi­ierten des Mittelalters die Sache immer so geschildert, daß der Erde nahestehen als die niedrigsten Hierarchien die Seraphim, Cherubim, Throne, und daß man aufsteigt durch Dynameis, Ky­riotetes, Archai zu den Engeln, Erzengeln und Urkräften. Sehen Sie sich nur einmal mittelalterliche Bücher an, die illustriert sind, so werden Sie sich nicht auskennen und werden fragen, warum die Engel über den Seraphim sitzen. Das ist, weil man diese Vor­gänge nicht mehr genau intim kannte und nicht mehr ganz orga­nisch sich vorstellte. Der Irrtum entstand namentlich, als die ur­sprünglich ganz reine Lehre schon während der Zeit der jüdisch-babylonischen Gefangenschaft in der vorchristlichen Zeit durch die Berührung der Juden mit den Babyloniern sich verunreinigt hat an den Symbolen der Babylonier, und durch die Kabbala, durch die mittelalterliche jüdische Mystik, hat dieser Irrtum von der Rangordnung der geistigen Hierarchien sich weiter ausgebrei­tet. Wenn man überhaupt die Entwickelung der Vorstellungen über das Geistige im menschlichen Entwickelungsgang verstehen will, muß man mit solchen Sachen bekannt sein, und es ist hier der richtige Ort, im Zusammenhang mit dem Verständlichmachen der Apokalypse diese Dinge zu besprechen.

So kommen wir hinaus in die geistige Welt. Die ersten Wesen­heiten, die uns im wirklich Geistigen entgegentreten, sind eigent­lich die der dritten Hierarchie. Der Apokalyptiker zeigt, wie er intim vertraut ist mit alledem, denn immer mehr ist sein Bestreben ein solches, daß er für alles, was er nun schildert, Engel erscheinen läßt, die die Erscheinungen tragen. Das ganz Phänomenale ist, daß Erdgebiete etwas widerspiegeln können, was die Engel als Boten der höheren Hierarchien hereintragen, und namentlich kommen wir mit diesem Engelerscheinen hinein in das Gebiet, wo wir wirklich erblicken, wie da durchaus die göttliche Liebe waltet als

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die eigentliche Ingredienz der Welt, zu der wir Menschen ge­hören. Denn zunächst gewahren wir, wie die gewissermaßen nor­malen Angeloi, Archangeloi, Archai etwas sind wie die Verleib­lichung der höheren Hierarchien. So wie wir, wenn wir Hände, Arme, Füße, Beine und den übrigen Leib des Menschen anschau­en, die Empfindung haben: Das ist der Leib des Seelisch-Geisti­gen -, so bekommt man, indem man aufsteigt in die Welt der dritten Hierarchie, den Eindruck: Das sind Engel, aber sie sind wie Glieder, eigentlich wie die Leiblichkeit der höheren göttlichen Geister; sie sind geistig-seelische Leiblichkeit. So daß man emp­findet, meine lieben Freunde, man ist in reiner Geistigkeit, aber mit dieser Geistigkeit in der Leiblichkeit Gottes. Das ist das, zu dem man aufsteigt.

Und nun muß man sich mit einer solchen Vorstellung befassen. Das ist etwas, was jeder tun muß, der wirklich den Okkultismus kennenlernen will, wie er dem Geistesleben zugrundeliegt. Sehen Sie sich einen Menschen auf Erden an in seiner physischen Leib­lichkeit, meine lieben Freunde, und Sie werden sich unmöglich die Organisation denken können im bloßen Aufbau, also bloß in dem, was im Menschen als Sprossendes, Sprießendes im Aufbau vor sich geht. Sie müssen sich vielmehr Abbauprozesse in den Organismus hineindenken, die zu Aussonderungen führen. Dieser Abbau, der die Leiblichkeit in einem fortwährenden Zerstörungs-prozeß zeigt, ist aber dazu bestimmt - weil er Abbau im Physi­schen ist -, das Geistige aufzunehmen, so daß der Geist dann in den physischen Abbauprozessen leben kann. Es lebt ja im menschlichen Organismus das Geistige nicht in den Aufbaupro­zessen. Wenn der Mensch wächst, wenn die physischen Vorgänge, die physischen Prozesse im Steigen sind, wird das Geistige unter­drückt, nicht gefördert. Es ist eine ganz alberne Vorstellung der Materialisten, daß sie denken, der Mensch brauche in seinem Gehirn nur das sprießende, sprossende Leben zu läutern, und die Fortsetzung der Lebensvorgänge verfeinere, verwandle sich da, und das bedeute Denken. Das Gehirn, wo es bloße Fortsetzung der Verdauungsvorgänge darstellen würde, würde nur dumpfes,

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pflanzenhaftes inneres Erleben haben. Nur indem abgebaut wird, indem das Gehirn fortwährend zerfällt, sozusagen durchlöchert wird von den physischen Vorgängen, tritt das Geistige in das Gehirn ein. Das Geistige findet eben auf dem Wege des Abbaues seine Bahn, um schaffend in das Physische einzugreifen. Und es werden die Abbauprozesse nun aufgenommen vom Physischen. Wir sehen, daß in das Wachstum ein Zurückhalten, ein Hemmen des Wachstums hineingebaut wird.

Es ist, ich möchte sagen, eine unglaublich interessante Er­scheinung, das im einzelnen zu beobachten. Wenn man zum Bei­spiel den geistigen Blick hinwendet auf eine solche Erscheinung wie diese, so kann man sehen, wie da in einem elenden Dorfe heruntersteigt die Fichtesche Individualität in den irdischen Leib, wie sie sich hineinverkörpert in den physischen Leib, man sieht da, wie der Knabe heranwächst, man sieht, wie sich Stück für Stück in sein Wachstum hineinmischen Hemmungen des Wachs­tums, etwas zu stark gegenüber dem Normalen; es ist nicht viel, es ist außerordentlich wenig, aber es ist so. Da wächst dieser Knabe Fichte heran, wird immer größer und größer, aber er könnte schneller wachsen, wenn nicht fortwährend etwas ganz Winziges dieses Wachstum zurückhielte. In diesem Zurückhalten des Wachstums Fichtes - bei ihm war es so, daß er auf Lebenszeit klein blieb -, da entwickelte sich eben diese besondere Art seiner philosophischen Anlage. Da tritt das Geistige in Wirksamkeit innerhalb des Physischen. So daß man in dem Abbau etwas sehen muß, was einen nicht nur antipathisch berührt, sondern etwas, was einen sympathisch berührt, worüber man sich tröstet, etwas, was durchaus mit Liebe betrachtet werden kann, weil außer dem wachsenden, sprossenden Leben auch das da sein muß, was Hem­mungen darstellt.

Wenn man nun gewahr wird, wie diese Angeloi-, Archange­loi-, Archai-Welt eigentlich die Leiblichkeit des göttlichen Geistes ist und man da dieses Weben und Leben und Treiben und Tun und Arbeiten von Angeloi, Archangeloi und Archai schaut, wie da die Welt gewoben wird, wie der einzelne Mensch versorgt wird

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in seinem Seelischen von seinem Angelos, wie verschiedene Men­schengruppen von den Archangeloi und Weltenströme des Ge­schehens von Zeitalter zu Zeitalter weitergeschoben werden durch die Archai, wenn man dieses ganze Weben dieses wunder-baren Gewandes, das da gewoben wird - das so schön ausge­drückt ist in der Proserpina-Sage, der Persephone-Sage Griechen­lands -, wenn man dieses ganze Gewand der Welt nimmt, dann flutet darinnen wie das rote Blut im Körper die göttliche Liebe. Aber es gestaltet sich als notwendige Beigabe die Strömung des göttlichen Zornes, der sich immer aus alle dem bildet, was Hem­mungen im Weltgeschehen sind, bewirkt durch wirklich mora­lisch empfindende Wesenheiten, die sich erst mit ihrem Morali­schen mit dem Weltengange in Einklang setzen müssen, und wir sehen gewissermaßen in der göttlichen Liebe die göttliche Leib­lichkeit in ihrem Sprießen und Sprossen, wir sehen in dem Zu­sammenhang mit den schwachen Geschöpfen, die aber doch die Wege kennzeichnen, in denen die Götter die Welt leiten wollen, wir sehen in dem, was von schwachen Geschöpfen ausgeht: Die­sen Geistleib des göttlichen Geistes durchsetzt etwas wie die Absonderungsprodukte im menschlichen physischen Leibe; dasje­nige, was sich im Menschen absondert in Drüsen, sondert sich da ab. Es erscheinen die Absonderungszentren wie die göttlichen Zornesschalen, die eingewoben sind in den Weltengang. Wir er­kennen den Zusammenhang gerade innerhalb dieser drei Welten zwischen göttlicher Liebe und göttlichem Zorn, und wir bekom­men innerlich die Ehrfurcht gebietende Vorstellung: Ja, was ge­schieht denn, indem die Zornesschalen sich ausgießen? Da denken die göttlich-geistigen Wesenheiten, wie sie unter den angeregten Untaten der schwachen Geschöpfe, wie sie gegen die Hemmun­gen den fortlaufenden Weltengang weiterbringen, und wie sie diese Hemmungen umformen in Vehikel des vorwärtsdringenden, geist-erfüllten Geschehens, damit der Mensch in seinem Abbau-wesen die Möglichkeit ergreift, nicht bloß physisch vegetierend, sondern geistig-seelisch im Leibe vorzudringen. Das alles stellt der Apokalyptiker ganz den Wegen der Initiation gemäß vor. Es

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ist ein großartiges Hineinleben in den Weltengang durch die Apo­kalypse, bis in die konkreten physischen Ereignisse hinein, wie wir gestern und schon vorher gesehen haben. Es ist zu gleicher Zeit ein grandioses Hineinleben in die Wege der Einweihung, der Initiation.

Wenn man so die Apokalypse betrachtet, dann wird sie erst etwas, was uns in gewisser Beziehung sehend macht für den Weltengang, so daß wir hineinschauen in dasjenige, was wir von der Zukunft brauchen und es in unsere Vorstellungen aufnehmen können. Sie wird aber weiter auch ein Meditationsbuch; sie ist in einer wunderbaren Weise als Meditationsbuch zu gebrauchen, sie ist in dieser Beziehung ganz großartig. Wenn Sie in der Apoka­lypse an eine Stelle kommen, die Ihnen zunächst für das Vorstel­len, für das Erfassen etwas Paradoxes bietet, so hören Sie ja auf zu denken und beginnen Sie zu meditieren, denn das ist immer auch eine Stelle, wo Sie spiritueller werden können, indem Sie das, was Sie intellektuell nicht mehr erfassen können, innerlich aufnehmen und verarbeiten. Wenn also zum Beispiel ein Satz auftritt, wo vom Erscheinen einer bösen Drüse die Rede ist (Apk. 16, 2), dann sagt natürlich der Intellektualist: Drüsen können nur bei Men­schen und Tieren sein. Was soll das? Das ist so ein poetisches Bild. - Man geht rasch darüber hinweg. Aber es ist nicht so. Der Apokalyptiker gebraucht das Wort Drüse, weil er weiß, daß das Reale im Mikrokosmos auch die Berechtigung hat, vorgestellt zu werden im Makrokosmos. Sie werden schon darauf kommen, wie das Drüsenhafte, das mit den Absonderungen zu tun hat, hin-überführt zu den Funktionen des göttlichen Zornes. So führen gerade die scheinbaren Paradoxa der Apokalypse dazu, das, was der heutige Mensch ja so gewöhnt ist, das bloß intellektuelle Verlaufen seines Seelenlebens, übergehen zu lassen in spirituelles Verlaufen.

Und da kommen wir an den Punkt, wo es so notwendig ist, gerade bei priesterlichem Wirken, die Dinge klar und richtig zutreffend zu sehen. Die Menschen fühlen, daß das heutige Zeitalter die Seele ganz verintellektualisiert, deshalb bilden sich

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diese Reaktionen: sie möchten auch Gemüt und Gefühl haben, sie ersehnen es auf allen Gebieten. Sehen Sie nur, wie die religiösen Bekenntnisse aufmucken gegenüber dem allgemeinen Intellektualismus. Sie wollen nicht mehr in intellektuellen For­men die Heilswahrheiten gepredigt haben, sie wollen sie aus dem Gefühl, aus dem Irrationalen heraus gestaltet haben. Es liegt dem gewiß eine berechtigte Sehnsucht zugrunde, aber wenn es nur in diesen Bahnen verläuft, führt es eben doch dazu, mit dem bloßen Fühlenwollen des religiösen Inhaltes das Religiöse überhaupt zu verlieren.

So ist es auch in der Pädagogik, die ja einen ganz merkwür­digen Gang durchgemacht hat, den die Priesterschaft wohl beachten sollte. Die Pädagogik ist ja von dem Instinktleben ausgegangen, sie hat am besten da gewirkt, wo man überhaupt nicht pädagogisch gedacht hat, sondern dasjenige gemacht hat, was der Instinkt eingegeben hat. Man hat in alter Zeit nicht Pädagogik getrieben, sondern gemacht, was der Instinkt eingege­ben hat. Erst seit man das instinktive Erziehen verlernt hat, redet man viel von Pädagogik, und unser vieles Reden davon ist das Zeugnis, daß wir die schlechtesten Pädagogen der ganzen Ent­wickelung sind. Die Menschen fangen dann an, am meisten von einer Sache zu reden, wenn sie sie nicht mehr haben. So fing man auch an, über die Transsubstantiation zu reden, als man sie und ihr Geheimnis nicht mehr verstand. Wenn man die oft vorzüg­lichen intellektuellen Diskussionsinhalte einer Zeitströmung ins Auge fassen will, muß man bei dem, was sich da ausdrückt, fragen: Was fehlt eigentlichen diesen Menschen? In der Zeit, in der die Arbeiterfrage besonders stark diskutiert wurde, bedeutete diese Diskussion, daß man möglichst wenig von dieser Frage verstand in Wirklichkeit. Das geht natürlich viel weiter in der Zeit, in der in die Menschheit die Schrift gekommen ist und immer mehr ihr Gebrauch sich umgewandelt hat in den Druck. Es war das Zeitalter, in dem die Menschen immer weniger die göttliche Schrift verstanden, die aus Sternen, Sonne und Wind spricht.

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Als die Teilnehmer der alten Artusrunde noch lesen konnten im aufsprudelnden Meer, im an die Felsen des Landes heransprit­zenden Wogengetriebe, im Vermischen desjenigen, was in den aufsprühenden Wogen sich verbindet mit den lichtgesättigten Luftwellen, in dieser Zeit, in der das alles abgelesen werden konn­te wie eine deutliche Schrift, war nicht das geringste Bedürfnis da, irgendeine fixierbare Schrift zu Hilfe zu nehmen. Es ist im Grun­de genommen so, daß man überall von dem Glanze des Sichtbaren auf das Abglimmen des Unsichtbaren, des Spirituellen schließen muß, um dann, wenn in der Zeit das Spirituelle besonders an die Oberfläche tritt, wahrzunehmen, wie die sinnlich-physische äuße­re Symbolik zurücktritt.

Das ist es, was uns eben darauf aufmerksam macht, daß wir nicht mit einer Verleugnung des Intellektualismus reagieren sol­len, mit einem dunklen, nebulosen Gemütsleben, sondern daß wir dieses Gemütsleben dadurch erhöhen, wenn wir das Intellektuelle immer mehr in die Metamorphose des Spirituellen einlaufen las­sen. Dann werden wir finden, daß sich unser Gemütsleben mit dem Geistgehalt der Offenbarungen, die objektiv sind, nicht mehr subjektiv, wirklich veredeln kann.

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ACHTZEHNTER VORTRAG 22. September 1924

Meine lieben Freunde! Wir haben die Apokalypse betrachtet in ihrem inneren Geiste und wir haben sie betrachtet mit Bezug auf Euer Priesterwirken, und es ist ja ganz selbstverständlich, daß in Anknüpfung an die Apokalypse noch alles mögliche zu sagen wäre, daß namentlich die ganze Komposition der Apokalypse entrollt werden könnte. Aber es scheint mir, daß diese Veranstal­tung in Dornach ihren besten Inhalt dadurch bekommen kann, daß zunächst dasjenige, was hier in Anknüpfung an die Apoka­lypse gesagt worden ist, wirklich praktisch im priesterlichen Wir­ken weiter zutage tritt.

Wir haben heute noch an eines anzuknüpfen. Wir müssen be­denken, daß wir ja leben im Zeitalter der Bewußtseinsseele, jener Etappe der gesamtmenschlichen Evolution, in der der Mensch die Intellektualität sozusagen in die Hand zu nehmen hat, in seine eigene Individualität hereinzugliedern hat. Natürlich ist dieses Zeitalter jetzt sozusagen das erste, das auf den Geist des Men­schen noch beschränkte, in welchem die Dinge, die die Aneignung der Intellektualität betreffen, ablaufen innerhalb des menschlichen Sinnens und Denkens. Es wird ein Zeitalter kommen, in dem auch die tieferen Kräfte der menschlichen Seele ergriffen werden von demjenigen, was sich jetzt mehr abspielt innerhalb des Sinnens und Trachtens und Denkens.

Gegenwärtig ist der Mensch noch in der Lage, sich Vorstellun­gen darüber zu machen, wie er sich der in seine eigene Individua­lität hereinbrechenden Intellektualität bedienen soll. Aber es wird dieser Zeitraum der Bewußtseinsseelenentwickelung nicht ablau­fen, ohne daß auch die Seelen selbst in ihren tiefsten Emotionen, in ihren Gefühlen, in ihren Leidenschaften ergriffen werden von der Intellektualität, und dann wird dasjenige eben noch tiefer und gründlicher im Menschen wohnen, was noch im Mittelalter ge­sucht worden ist in den Sternen, als man von engelischen Intelligenzen

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in den Sternen redete. Das alles wird ja im Menschen abgeladen. Und wenn dann später die Jupiterzeit kommt, so wird auch die menschliche Leiblichkeit ergriffen werden von der Intel­lektualität. Gerade gegenwärtig ist es daher noch möglich - weil die Dinge noch so liegen, daß der Mensch in Gedanken und Worte fassen kann, um was es sich handelt, weil die Seele noch nicht in ihrem innersten Gefüge von der Intellektualität ergriffen ist -, gerade gegenwärtig ist es daher namentlich im Priesterwir­ken noch möglich, dieses Wirken so zu orientieren, daß die Wel­tenzwecke, die Weltenziele wirklich erreicht werden können.

Denn sehen Sie, die Sache liegt ja so, daß der Mensch, indem er die Intellektualität an sich heranreißt aus dem Weltenall - und das liegt ja schließlich in der Weltenweisheit, daß er sie heranreißt-, daß der Mensch die Möglichkeit gibt, in unbewachten Momenten, die ja immer da sind, diese Intellektualität ergreifen zu lassen von jener ahrimanischen Macht, die in der christlichen Tradition der Satan genannt wird und der nicht verwechselt werden darf mit dem gewöhnlichen Teufel, welcher ja nicht die Eigenschaften des Satans hat, sondern eine niedrigere Macht ist. Satan hat den Rang von Urkräften, von Archai, und er ist derjenige, welcher im Ver­laufe der Weltevolution diese Intellektualität ergriffen hat, lange bevor sie in der Art, wie es geschildert wurde, an den Menschen herantritt. Er ist gegenwärtig sozusagen der umfassendste Besitzer der Intellektualität, und er strebt danach, die menschliche Intel­lektualität so stark an die seinige zu binden, daß der Mensch auf diesem Wege herausfallen kann aus seiner Evolution. Also das Mysterium von Golgatha unwirksam zu machen, danach strebt diese ahrimanische Macht.

Nun, diese ahrimanische Macht, die in der christlichen Tradition der Satan genannt wird, hat keine Kraft, weiter hinauf zu wirken in den verschiedenen Weltenniveaus, als bis zum Menschen. Man kann sich also nicht denken, daß zum Beispiel die Intelligenz eines Angelos unmittelbar ergriffen werden könnte von dieser satani­schen Macht. Nur in gewissen Ausnahmefällen kann das gesche­hen. Und das Wissen um diese Möglichkeit, daß in der Zukunft

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Momente eintreten könnten, wo es der satanischen Macht auch möglich sein könnte, nicht nur die Menschen an sich zu binden auf dem Umweg durch die Intellektualität, sondern wo die satanische Macht auch Wesen aus dem Gebiete der Angeloi, namentlich der Archangeloi, an sich binden könnte, das gehört gegenwärtig noch zu den höheren Geheimnissen des Okkultismus, über die vorläufig nicht gesprochen werden kann, und die nur unter gewissen Bedin­gungen enthüllt werden können. So daß wir nur andeuten können, daß eben in der Zukunft einmal selbst eine Verführung und Ver­suchung von Wesen aus der Hierarchie der Angeloi und namentlich der Archangeloi möglich sein könnte. Heute haben wir zunächst damit zu rechnen, daß die in der christlichen Tradition Satan ge­nannte Macht die Gabe hat, sich sozusagen an dasjenige anzuhän­gen, was im Innern des Menschen mit einer solchen Selbständigkeit auftritt wie die Intellektualität; und dann, wenn gewissermaßen die im Menschen enthaltene Intellektualität ergriffen wird von der ahrimanischen Macht, dann kann der Mensch aus seiner Evolution herausgerissen werden in eine ganz andere Bahn, indem einfach sein Wesen nachgeris sen wird von seinem Intellekt, bei dem Satan in der Lage ist anzuknüpfen. Das wäre bei keiner anderen seelischen oder geistigen Kraft, bei keiner anderen leiblichen Kraft im Menschen möglich als lediglich bei dem Intellekt, denn der Intellekt sitzt so im Menschen, daß er im Menschen das Allerselbständigste vorstellt; alles übrige hängt an gewissen göttlichen Mächten. Daher hat Satan es dann, wenn er sich zum Beispiel an das Fühlen, an das Empfin­den, an das Begehren und Wünschen der Menschen heranmachen würde, immer noch zu tun mit den in diesen Seelenfähigkeiten darinsteckenden übermenschlichen Kräften. Die Intellektualität ist das erste, mit dem der Mensch sich ganz loslösen kann von den Wesenheiten, die seine persönliche Evolution bewirken, sie ist das erste, wo der Mensch durch seine ganz ureigene freie Kraft anknüp­fen muß an diejenigen Mächte, die von Anfang an bei seiner Ent­wickelung gestanden haben.

So muß der Mensch verstehen lernen, daß er sich freiwillig zu identifizieren hat mit den letzten Zielen der Apokalypse, wo

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deutlich angedeutet wird von dem Apokalyptiker, daß da erschei­nen wird diejenige Macht, die das Alpha und Omega der durch­gehenden Schöpferkräfte, das durchgehende Schöpferwesen der Evolution darstellt, und daß der Mensch aus eigener Entschlie­ßung sich anzuschließen hat an dasjenige Wesen, das ihn geleitet hat, solange er noch nicht kosmosmündig war.

Diesen großen Moment in der Menschheitsevolution kann al­lerdings Satan benützen, um in dieser Weise mit dem Intellekt den Menschen mit hinüberzuziehen in seinen eigentlichen Bereich. Jetzt schon können wir sehen, wie die satanische Macht bemüht ist, den Menschen in dieser Weise in ihre Evolution hineinzubrin­gen. Der Weg dazu ist der, daß man die Menschen zusammenfaßt in solchen Verbänden, wie wir sie ja überall heute im Keim ent­stehen sehen, wo die alten Gruppenseelen aufhören und eine neue Gruppenseelenhaftigkeit beginnen kann. Daher ist das, was zum Beispiel gegenwärtig im europäischen Osten geschieht, so furcht­bar satanisch, weil alles darauf hinführt, dort mit aller Kraft Men­schen so zusammenzufassen, daß Gruppenseelen notwendig wür­den. Wenn dann die Intelligentesten so hinübergenommen wer­den in das niedere Gebiet des Ahrimanischen, dann können die Gruppen, die da gebildet werden, als Gruppen nur ahrimanischen Mächten zugeteilt werden; und dann wäre das der Weg für die satanischen Mächte, um die Menschheit aus der Erdenevolution herauszureißen und in eine andere planetarische Evolution hin­einzubringen. Die Gruppenseelenhaftigkeit kann eben nur dann gelingen, wenn das intellektuelle Element in einer gewissen Weise vollständig emanzipiert wird. Dazu werden im Osten heute die allerraffiniertesten Ansätze gemacht. Und gerade für das Priester-wirken sollten Sie dies deshalb verstehen, weil diese Ansätze dort im Osten in der stärksten Weise hervortreten; es kommt aber durchaus in Mittel- und Westeuropa überall auch vor.

So muß zum Beispiel etwas besprochen werden, das als mehr oder weniger harmlos erscheint, das aber doch mit einem sehr bitteren Ernst im exoterischen Leben gesehen werden muß, das ist das Hineinlaufenlassen der Psychologie, der Seelenkunde, in eine

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Experimentalbeobachtung. Das ist einer der Wege, welche dahin führen, daß das Seelische nicht im Sinne der alten göttlichen Mächte von Mensch zu Mensch wirkt, sondern daß es in emanzi­pierter Intellektualität vom äußerlich Zahlenmäßigen oder in son­stiger äußerlicher Weise bestimmt wird. Diese Dinge sind noch harmlos in Mitteleuropa. Aber Sie sollten bedenken, daß im We­sten - namentlich bei William James, aber auch bei anderen -aufgekommen ist, eine statistische Betrachtungsweise, also eine intellektualistische, vom Seelenleben emanzipierte Betrachtungs­weise anzuwenden selbst für die innere Umkehr des Menschen, für dasjenige, was man nennen könnte das innerlich religiöse Sich-finden, das bei vielen Menschen heute in einem gewissen Moment eintritt so gegen das zwanzigste Jahr. Gegen das zwanzigste Jahr hin tritt ja heute bei vielen Menschen der Moment eines innerli­chen, eines rein aus dem Innern heraus eintretenden Bekehrtwer­dens auf; die Menschen werden da von etwas erfaßt, das wie ein Aufwirbeln der Gottheit aus der eigenen Seele ist. In Amerika wird statistisch aufgenommen, wieviel Prozent der Bevölkerung solche inneren Bekehrungen durchmachen. Die Sache wird stati­stisch behandelt. Was daran satanisch ist, das ist eben das statisti­sche Behandeln, das Zusammenstellen dieser Dinge durch den emanzipierten Intellekt. Diese Bekehrungen sind ja alle nichts anderes als karmische Auslebungen, und deshalb muß man sie für jeden einzelnen Fall betrachten.

Sehen Sie, es wird heute auf dem Gebiete der Naturwissen­schaften überall außerordentlich die statistische Methode ge­rühmt. Wer den Gang der heutigen Naturwissenschaft verfolgt, findet überall eine ungeheure Lobrede auf die statistische Metho­de gesungen. Die Menschen können gar nicht mehr an das Innere heran und suchen überall, aus den Statistiken Gesetze zu gewin­nen. Am schwersten ist das zu bekämpfen auf medizinischem Gebiet, wo es in der furchtbarsten Weise eingerissen ist, wo alle klinischen Methoden darauf ausgehen, bei Heilmitteln einfach in Statistiken zu registrieren, ob sie positiv oder negativ gewirkt haben und so weiter. Da nistet sich dieses statistische Element ein,

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und gerade da ist es ganz wertlos, denn es besagt im Grunde genommen gar nichts, ob man weiß, wieviele Fälle so ausgehen und wieviele Fälle so ausgehen. Sondern es muß sich immer dar­um handeln, den einzelnen Fall durch und durch zu verstehen, gleichviel wie er ausgeht. Erst dann, wenn die ganzen Erkenntnis-methoden wieder dahin gelangt sind, den einzelnen Fall in seiner individuellen Gestaltung zu studieren, kann man die ganze Stati­stik - die ja, wie Sie wissen, gerade in sozialen Betrachtungen in der Sozialdemokratie eine riesige Rolle gespielt hat - nur insoweit gelten lassen, als sie, ich möchte sagen, zuletzt eingeführt werden kann, wenn man alles übrige individuell betrachtet hat; dann kann man sagen, in soundsoviel Fällen ist die Sache günstig oder sie ist ungünstig verlaufen.

Ebenso hat die statistische Betrachtungsweise einen ungeheu­ren Unsinn angerichtet als Selbstmordstatistik oder als Verrück­tenstatistik. Man stellt fest, wieviel Prozent der Menschen in be­stimmten Berufen durch Selbstmord enden oder wahnsinnig wer­den. Es hat gar keinen Wert für wirkliche Erkenntnis, dies zu wissen. Denn das Wesentliche ist, wie der einzelne zum Selbst­mord kommt, wie der einzelne wahnsinnig wird.

Und so ist es mit dieser statistischen Betrachtungsweise, die heute überall eine große Rolle spielt, wo Naturwissenschaftler über Erkenntnistheorie schreiben, es ist mit dieser statistischen Betrachtungsweise wirklich so, wie wenn Satan los wäre. Es ist schon ganz schrecklich. Sehen Sie, diese Betrachtungsweise, die das Wirken der satanischen Macht eben in Mitteleuropa und im Osten gezeigt hat, ist Philosophie geworden bei Avenarius und bei Mach, bei denen wieder die führenden bolschewistischen Phi­losophen ihre Studien gemacht haben, die die Sache praktisch nach Rußland gebracht haben. Auch auf Seiten derjenigen, die gutmütig die fortschreitende Evolution der Menschheit sehen wollen, sieht man heute gewöhnlich diese Dinge so - nun ja, sie gehen so vor, aber man kümmert sich nicht darum -, daß in Mitteleuropa schon vor Jahrzehnten die Keime zum Bolschewis­mus gelegt wurden und nur nach Rußland hinübergetragen worden

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sind. Es ist, wie wenn man einen Keim nimmt und wegträgt, der dann irgendwo aufgehen soll.

So ist jene satanische Macht heute schon überall durchaus am Werk und wendet sich überallhin, zu appellieren an den emanzi­pierten Intellekt, der die Dinge irgendwie ohne inneren Zusam­menhang mit der Sache betrachtet, so bei Seelischem, bei Geisti­gem, bei inneren Bekehrungen und so weiter. Wenn es Satan ge­lingen würde, bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Sache so­weit gebracht zu haben, wie er es haben will, dann würde eben in einer die Evolution der Menschheit schädigenden Weise dasjenige verlaufen, was ja dann herankommen muß. Denn sehen Sie, die Ereignisse, von denen der Apokalyptiker spricht, die kommen ja. Es handelt sich bloß darum, wie sie verlaufen. Und in den Ereig­nissen der Zukunft gibt es ja eigentlich überall noch zwei Even­tualitäten: die eine ist der mögliche Verlauf im Sinne der von den Göttern bedachten Menschheitsevolution, die andere Eventualität

- dagegen.

Nun, die Intellektualität bricht herein, die Menschen werden immer intelligenter und intelligenter, nicht durch Inspiration, sondern durch eigene Kraft. Das bricht herein. Aber auf der an­deren Seite ist durch Einflüsse, die wiederum von luziferischer Seite herkommen, doch die Menschheit schwach erhalten worden. Und so wird es Gruppenbildungen geben, trotzdem im Zeitalter der Individualität, dem eigentlichen christlichen Zeitalter, das In­dividuelle das für die Menschheit Heilsame ist. Es wird Gruppen-bildungen geben, aber diese Gruppenbildungen müssen aus der Gefahr herausgehoben werden, in der sie sind.

Und so wird der Zeitpunkt eintreten, wo in der Tat die satani­sche Macht durch dasjenige, was sie an Anstrengungen entwickelt hat, um die Intelligenzkräfte der Menschheit zu gewinnen, wo diese satanische Macht so groß sein wird, daß sie an alle Gruppen, die sich gebildet haben, herantreten wird; so daß es wirklich so kommen wird, daß Satans Macht nach den vier Ecken der Welt wirken wird. Und diese Gruppen, kleinere Gruppen: Gog, oder größere Gruppen: Magog, sie werden der Versuchung, der Verführung

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der satanischen Macht ausgesetzt sein. Und ob dann die­jenigen, die die Spiritualität niiulerweile in die Hand genommen haben, eine solche Intensität entwickeln, daß die menschliche Intellektualität mit Hilfe der Michael-Kraft dahin geführt werden kann, wo sie hingehört - an die Ursprungsmächte, die im Aus­gang der menschlichen Entwickelung da waren, und die dasjenige, was Menschen bisher geworden sind, weiterführen wollen mit der menschlichen Freiheit -, das ist dasjenige, was sich dann entschei­den wird. Davon wird ungeheuer viel abhängen, ob die Menschen dazu kommen werden, wirkliche Spiritualität, wirkliche Geistig­keit mit einer inneren Ordnung auch gründlich zu verstehen.

Auf diese ganze Angelegenheit der Menschheit muß eben heute schon hingeschaut werden beim priesterlichen Wirken, weil nur, wenn es uns gelingt, alles in die Bahnen zu lenken, die in dieser Linie laufen, die große Verführungsszene, die Satan beabsichtigt mit Gog und Magog, in einer solchen Weise ausgehen wird, daß es für die menschliche Entwickelung heilsam ist.

Sonst aber kann nichts anderes geschehen, als daß eines Tages in der Zukunft alles dasjenige herausgerissen wird aus der Menschheit, was die Menschen erlebt haben etwa seit dem 7. Jahr­hundert der nachchristlichen Entwickelung, seit dem Jahre 666, alles das, was sie erlebt haben schon unter dem Einfluß der ent­wickelten Individualität. Über alle früheren Inkarnationen der Menschheit würde Finsternis verbreitet, und es würde eine neue Weltevolution an die Stelle der irdischen gesetzt werden. Wir können heute schon klar die Anfänge davon sehen und wir kön­nen auch die große Gefahr sehen, die für die Menschheit heute durchaus schon besteht. Es werden alle Schwächen der Menschen dazu benützt - weil eben die denkbar größte Intellektualität bei den ahrimanischen Mächten ist -, es werden alle Schwächen der Menschen, namentlich ihre Eitelkeit und ihre Unwahrhaftigkeit, dazu benützt, um die Menschen herüberzubekommen. Was im Ausgangspunkte des Weltkrieges da alles gewirkt hat, das ist ei­gentlich etwas Furchtbares. Es ist furchtbar, wie Eitelkeiten der Menschen dazu benutzt worden sind von den satanischen Mächten,

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um, nachdem zuerst ein ungeheurer Schlafzustand da war, in wenigen Tagen [1914] einen Wirbel heraufzubringen, der die Menschen in einen furchtbaren Taumel versetzte, so daß sie heute noch nicht klar sind, was eigentlich dazumal geschehen ist.

Aber das ist ja nur eine Phase. Die noch viel schlimmeren Phasen spielen sich heute vorläufig ab innerhalb rein intellektuel­ler sogenannter Geisteskämpfe der Gegenwart. Denn wo ist ei­gentlich noch Wahrheit? Man sieht überall, wie ja die Dinge so eingeleitet werden, daß Wahrheit des Wirkens für die Menschen immer weniger und weniger in Betracht kommt. Denken Sie nur daran, daß immer mehr und mehr gestrebt wird, das geistige Le­ben in die Bahnen des Staates hineinzubringen. Wieviel ist vom Geistesleben in den Bahnen des Staates! Alle diese Dinge setzen die Menschheit einer großen Gefahr aus, aber die Menschen sind nicht geneigt, nach dieser Richtung hin wirkliches Verständnis zu entwickeln. Das konnten Sie sehen, als mit der Dreigliederungs­bewegung sozusagen der erste Vorstoß gemacht werden sollte gegen die Verführung von Gog und Magog, um dasjenige, was in der Zukunft einmal eintreten soll, in solche Bahnen zu leiten, daß dann die weitere Entwickelung in einem für die Menschheit gün­stigen Sinne verlaufen könnte. Aber die Art und Weise, wie die Dreigliederungsidee aufgenommen wurde, die eigentlich die Menschheit über diese Schwelle der Entwickelung hätte hinüber-führen sollen, die zeigt eben, in welch ungeheuren Gefahren die Menschheit in bezug auf diese Dinge schwebt. Deshalb ist es vor allen Dingen notwendig, daß man in der Priesterschaft auch diese Dinge völlig ernst nimmt.

Sehen Sie, es hat einmal eine solche Individualität gegeben - das war in den ersten Jahrhunderten der christlichen Entwickelung, so daß sie mitmachte das Jahr 666-, die mit einer gewissen hell­seherischen Kraft sah, was da eigentlich sich abspielte und was es bedeutete, daß die satanische Macht sich vorbereitete schon dazu­mal zu einer solchen Mission. Diese Individualität, die dazumal an der Stätte gelebt hat, wo der eigentliche kirchliche Kampf sich abspielte, in Rom, und die dann in Europa vorbereitete das Christentum,

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erkannte das dazumal geistig klar. Später verwechselte sie nur, wie es so vielen gegangen ist, diese satanische Macht - von der ich Ihnen sagte, daß selbst Michael sie anerkennt in ihrer höheren Position - mit dem Teufel des Mittelalters und sprach vom Teufel, aber sie sprach vom Teufel so, daß man wirklich sieht, die satanische Macht ist gemeint. In Berlin ist diese Indivi­dualität wiederverkörpert in der ersten Hälfte des 19. Jahrhun­derts, Trahndorff hieß er, ein gewöhnlicher Gymnasiallehrer. Ja, er trat für die Existenz des Teufels ein, das heißt, eigentlich des Satans, er hat eine Schrift geschrieben: «Ist der Teufel ein Hirnge-spinst?», aber nicht nur das, er hat auch eine Ästhetik geschrieben. Befassen Sie sich mit dieser Ästhetik. Man hat keine Möglichkeit, bei Theologen auf Trahndorff hinzuweisen, weil er unberücksich­tigt geblieben ist; die Konsistorialräte und Oberkonsistorialräte in Berlin waren seine Feinde.

Diese Dinge laufen alle auf die Frage hinaus: Wird die Priester-schaft in der Lage sein, die geistige Welt in ihrer vollen Realität zu vertreten, nicht bloß in der sentimentalen Art, wie das in den letzten Jahrhunderten überall geworden ist, daß man, sobald es sich um den Geist handelt, die böse Macht gar nicht hereinbrin­gen will? Also darum handelt es sich, ob die Energie vorhanden ist, die Spiritualität wirklich zu vertreten. Das ist schließlich unter uns, meine lieben Freunde, wirklich die Hauptsache. Es ist die Hauptsache, daß solche Dinge wie Karmaerkenntnis, ehrliches Hinschauen auf frühere Erdenleben, dieselbe Seelenverfassung voraussetzen wie das Anschauen des Zelebrierens der Transsub­stantiation während der Menschenweihehandlung. Diese Vorstel­lungen müssen wiederum real werden innerhalb der Menschheit. Nur wenn sie real werden, wird es eine Möglichkeit geben, meine lieben Freunde, alles das, was gerade dem Apokalyptiker so sehr am Herzen gelegen hatte, hinzustellen als eine Perspektive für die Menschheit und das alles in die richtigen Bahnen zu bringen. Man möchte schon sagen, gerade die Dinge, die hier besprochen wor­den sind im Anschluß an die Apokalypse, sie sind solche Wahr­heiten, die man nicht empfangen sollte, ohne den ganzen Menschen

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mit ihnen zu verbinden, die man nicht empfangen sollte, ohne sie selber wie eine Art Kommunion zu betrachten.

So daß man wirklich sagen möchte: Eine richtige Ecclesia umfaßt in ihrer äußeren Realität die Gläubigen, und die Priesterschaft muß sich ansehen als diejenige Wesenschaft innerhalb der Ecclesia, über deren Wirken das Geistige in die Menschheit fließt. Dazu bedarf es schon mit richtigem Verständnis auch der kleinen Sakramenten-kapelle mit dem Sanktissimum, dem Sanktissimum, wo eben ent­halten ist das Geheimnis der Transsubstantiation. Stellen wir uns vor, wir haben den Kelch, innerhalb dessen die Transsubstantiation sich vollzieht. Die Menschen suchen durch die Transsubstantiation den Weg zum Vater, zu jener Urwelt-Schöpfermacht, die in aller Realität darin weset, die daher nicht gefunden werden kann, wenn man einseitig nur nach dem Geistigen oder einseitig nur nach dem Materiellen geht, sondern die gefunden wird, wenn man die Einheit des Geistigen mit dem Materiellen unmittelbar entdeckt. Es ist eben heute wirkliches Verständnis für die Welt nur vorhanden, wenn auf dem Altar die Transsubstantiation vollzogen wird. Da vollzieht sich in der Tat das Heilige, daß der Vater gesucht wird und der Sohn den Menschen den Weg weist zu dem Vater, der Sohn, der nun eben den Weg vermittelt zum Geiste.

Und so kann der Mensch, indem er hinblickt auf dasjenige, was sich überall im Physischen darstellt, bei der Transsubstantiation finden das ganz verborgene Geistige im Physischen, das Walten der Seraphim, der Cherubim, der Throne, deren verborgenes Walten erscheint als physische Substanz. Will man es als Geistiges haben, so muß man den Weg zum Vater gehen. Den Weg zum Vater weist der Sohn, der dann dazu führt, daß das Geistige er­scheint aus dem Physischen.

Das Brot - wenn wir nur von diesem ausgehen, denn es kann auch für den Wein gezeigt werden -, das Brot ist Brot, aber der Vater kann in ihm gesucht werden. Christus weist den Weg, das Brot umgibt sich mit der Aura durch die Transsubstantiation, der Mensch erlebt in der Aura den Geist. Es ist so, daß der Wein nur die Verstärkung desjenigen ausmacht, was im Brote liegt

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Und so kann gesagt werden: Die Sehnsucht nach dem Vater lebt im sinnlichen Anblick, wo verborgen sind Seraphim, Cheru­bim, Throne. Christus führt den Menschen auf den Weg, so daß vor ihm in der gestern angedeuteten Weise wirksam werden Ky­riotetes, Dynameis, Exusiai, und er aufsteigt in dasjenige Gebiet, wo er heute die geistige Welt in ihrer Geistigkeit nur betrachten kann, wo aber der Heilige Geist mitten drinnen ist: Angeloi, Archangeloi, Archai.

Und das, meine lieben Freunde, steht in der Apokalypse drin­nen. Das zu verstehen und daraus den Schluß zu ziehen, daß das verstanden wird heute - was bedeutet das? Es bedeutet, daß der­jenige, der es versteht, sein eigenes Verständnis in der Apokalypse vorgezeichnet findet. Daher darf gesagt werden: Es kommt nur auf Euch an, meine lieben Freunde, ob Ihr wollt, daß in der Apokalypse von Euch gesprochen worden ist oder nicht. Denn wenn Ihr in wahrhaft spirituellem Sinne in Euer Priesterwirken die Impulse der Apokalypse aufnehmt, dann seid Ihr diejenigen, von denen in der Apokalypse gesprochen worden ist, daß sie kommen werden und die Gewalt des Tieres, des falschen Prophe­ten, des Satans abweisen werden. Und dann werdet Ihr wenig­stens im Geiste immerdar da, wo der Kelch für die Transsubstan­tiation steht, unter diesem Kelch Euch das apokalyptische Buch denken. Und indem Ihr Euch denkt: Der Kelch steht auf dem apokalyptischen Buch -, werdet Ihr in der Lage sein, Euch zu sagen: Da drinnen steht meine Berufung, und was wir darüber tun, das ist die Ausführung meiner Berufung.

Und so, meine lieben Freunde, wollte ich nicht eine theoreti­sche Auseinandersetzung mit dieser Tagung geben, sondern ich wollte Euch - nachdem der berechtigte Wunsch in Euch entstan­den ist, etwas über die Apokalypse zu hören - das geben, was ich Euch gegeben habe und Euch damit die Apokalypse im Geiste unter den Kelch legen. Das ist es, wohin ich diese Betrachtung führen wollte. Es wird Euch unter allen Umständen gelingen, dasjenige zu erreichen, was in den Möglichkeiten liegt, meine lie­ben Freunde, wenn Ihr die Ideale Eures Wirkens so stark spannt,

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wie Ihr sie spannen könnt, gerade dann, wenn Ihr die ernsten Betrachtungen der Apokalypse zum innerlichsten Impuls Eures eigenen Wirkens macht.

Das ist dasjenige, was ich als das Ende dieser Betrachtungen vor Euch habe hinstellen wollen, meine lieben Freunde. Ihr könnt Euch denken, daß die intensivsten Gedanken auf ein intensives, eindringliches und der großen Aufgabe würdiges Wirken alles das begleiten werden, was Ihr nun wiederum im Anschluß an diese Betrachtung tun werdet.

Friedrich Rittelmeyer spricht Dankesworte. [Die Worte Rittelmeyers wur­den nicht mitgeschriehen.]

Rudolf Steiner: Wenn wir das verstehen, was in diesen Worten ausgesprochen ist, die ja nicht ein äußerliches, sondern ein inner­liches Herzensgelöbnis sind, und wenn wir verstehen, es in den Lichtschein der recht verstandenen Gnade zu stellen, so wird dasjenige, was geschehen soll, geschehen. Denn das, um was es sich handelt, ist, daß die Götter- und Menschenwege in der Gegenwart sich zusammenfinden. Michael wird der große Ver­mittler sein zwischen Götterwegen und Menschenwegen. Sehen wir auf sein Wirken! Lernen wir aus seinem vergangenen An­fangswirken das, was durch die Zukunft hin geschehen soll! Dann dürfen wir nicht nur mit einem gutgewollten, sondern mit einem mutigen Enthusiasmus in die Zukunft hineinsehen und werden immer mehr und mehr uns im Wollen zusammengeführt sehen mit dem göttlichen Willen, der die Menschen von Anfang an leitet, dann werden wir unsere Freiheit verbunden fühlen mit der Götter Freiheit. Das ist es, was wir empfinden müssen. Und dann werden wir an jedem Tag, wenn wir unser Tagewerk vollbracht haben, uns auch sagen dürfen, indem wir für den folgenden Tag nichts Kleineres, sondern Größeres wollen: Vielleicht schaut der Götter Auge zu uns hernieder und sagt: Ja, so sei es.

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WANDTAFELZEICHNUNGEN UND -ANSCHRIFTEN

bei den Vorträgen «Apokalypse und Priesterwirken»
vom 5. bis 22. September 1924 in Dornach


Tafel 1 1. Vortrag 5. September 1924

Tafel 2 3. Vortrag 7. Septemher 1924

Tafel 3 4. Vortrag 8. September 1924

Tafel 4 6. Vortrag 10. September 1924

Tafel 5 7. Vortrag 11. September 1924

Tafel 6 8. Vortrag 12. September 1924

Tafel 7 9. Vortrag 13. September 1924

Tafel 8 11. Vortrag 15. September 1924

Tafel 9 12. Vortrag 16. September 1924

Tafel 10 15. Vortrag 19. September 1924

Tafel 11 16. Vortrag 20. September 1924

Tafel 12 17. Vortrag 21. September 1924

Tafel 13 18. Vortrag 22. September 1924

271
Tafel 1 Dornach, 5. September 1924, 1. Vortrag
Tafel 1 Dornach, 5. September 1924, 1. Vortrag
Tafel 1 Dornach, 5. September 1924, 1. Vortrag
272
Tafel 2 Dornach, 7. September 1924, 3. Vortrag
Tafel 2 Dornach, 7. September 1924, 3. Vortrag
Tafel 2 Dornach, 7. September 1924, 3. Vortrag
273
Tafel 3 Dornach, 8. September 1924, 4. Vortrag
Tafel 3 Dornach, 8. September 1924, 4. Vortrag
Tafel 3 Dornach, 8. September 1924, 4. Vortrag
274
Tafel 4 Dornach, 10. September 1924, 6. Vortrag
Tafel 4 Dornach, 10. September 1924, 6. Vortrag
Tafel 4 Dornach, 10. September 1924, 6. Vortrag
275
Tafel 5 Dornach, 11. September 1924, 7. Vortrag
Tafel 5 Dornach, 11. September 1924, 7. Vortrag
Tafel 5 Dornach, 11. September 1924, 7. Vortrag
276
Tafel 6 Dornach, 12. September 1924, 8. Vortrag
Tafel 6 Dornach, 12. September 1924, 8. Vortrag
Tafel 6 Dornach, 12. September 1924, 8. Vortrag
277
Tafel 7 Dornach, 13. September 1924, 9. Vortrag
Tafel 7 Dornach, 13. September 1924, 9. Vortrag
Tafel 7 Dornach, 13. September 1924, 9. Vortrag
278
Tafel 8 Dornach, 15. September 1924, 11. Vortrag
Tafel 8 Dornach, 15. September 1924, 11. Vortrag
Tafel 8 Dornach, 15. September 1924, 11. Vortrag
279
Tafel 9 Dornach, 16. September 1924, 12. Vortrag
Tafel 9 Dornach, 16. September 1924, 12. Vortrag
Tafel 9 Dornach, 16. September 1924, 12. Vortrag
280
Tafel 10 Dornach, 19. September 1924, 15. Vortrag
Tafel 10 Dornach, 19. September 1924, 15. Vortrag
Tafel 10 Dornach, 19. September 1924, 15. Vortrag
281
Tafel 11 Dornach, 20. September 1924, 16. Vortrag
Tafel 11 Dornach, 20. September 1924, 16. Vortrag
Tafel 11 Dornach, 20. September 1924, 16. Vortrag
282
Tafel 12 Dornach, 21. September 1924, 17. Vortrag
Tafel 12 Dornach, 21. September 1924, 17. Vortrag
Tafel 12 Dornach, 21. September 1924, 17. Vortrag
283
Tafel 13 Dornach, 22 . September 1924, 18. Vortrag
Tafel 13 Dornach, 22 . September 1924, 18. Vortrag
Tafel 13 Dornach, 22 . September 1924, 18. Vortrag
284


285

NOTIZBUCHEINTRAGUNGEN

aus Notizbuch Archiv-Nr. NB 498

286

Die Menschen-Weihehandlung. / 1.) Alte Mysterien: Die Götter stiegen herab: / sie

waren in den Substanzen da: Die Ceremonien nach den Sternen. Differenz / Zeiten

/ die Sterne bewirken die Metamorphose -: Winter - Frühling - Sommer - Herbst /

2.) Halbalte Mysterien: Die Götter sandten ihre / Kräfte: Die Ceremonien nach der

Alchymie - / (Fermente) / 3.) Halbneue Mysterien: Die Menschen finden die / Kräfte:

Die Ceremonien nach den magischen / Worten. [Aristoteles: er kennt die Kabiren-

werke.

287


4.) Neue Mysterien: die Menschen steigen zu den / Göttern hinauf: Die Ceremonien

nach der / Einsicht der Priester. = Wiederhervorbringung / der Apokalypse in der

Seele -

1.) Götter in der Apokalypse. - / 2.) Wahrnehmen in der Verwandlung: Fühlen der /

Apokalypse. / 3. Abhören der Apokalypse / 4.) Geistiges Erzeugen der Apokalypse

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Apokalypse: / 1.) Die Kräfte des phys. Leibes: sie geben / in ihren Verwandlungen die

Sphäre des / reinen Geistes wieder: es wird ausgelöst / während sich kosmisch

beeinflußt der / Stoff verwandelt der «göttliche Mensch» - / der Verg. Gg. Zkft.

wahrnimmt. / 2.) Die Kräfte des aeth. Leibes: es wird / ausgelöst, während sich der

Stoff unter / dem Einfluß des Astralischen verändert / der «geistige Mensch» - / 3.)

Die Kräfte des astralischen Leibes: / es wird ausgelöst, während der / Stoff unter dem

Einfluß des Aetherischen / steht, der Mensch als kosm. Intelligenz

289

Es wurde der Mensch zum Kosmos.

Es wurde der Mensch zur Planeten- / sphäre. / Da wurde

Der Mensch als «himmlischer Mensch» / auf Erden =

290

Der «Mensch»

Der «Mondenmensch»

Der «Sonnenmensch» - Michael

Der «Fixsternmensch» - Michael

291

1.) es wird anwesend im phys. Leib = Erde.

2.) es wird anwesend im Aetherleib = Wasser.

3.) Es wird anwesend im Astralleib = Rauch.

4.) Es soll anwesend werden im «Ich» - Feuer.

1.) -: dadurch Erscheinung des / «Vaters» - des tragenden Gottes

2.) dadurch Erscheinung des / «Sonnengeistes» - des schöpferischen / Wortes. -

3.) Dadurch Erscheinung des / «Mondengeistes». — / Des «Wortes», das / hinaufge-

sandt wird

292

Sieh die Erscheinung Jesu Christi, gegeben / von Gott, dessen Dienern zu zeigen, /

was im Laufe kurzer Zeiten / geschehen soll; er hat sie ins Wort gebracht / und

gesandt durch seinen Engel an / den Diener Johannes -

Dieser hat bekräftigt des Gottes Wort, / und die Erscheinung Jesu Christi, die er /

gesehen hat.

293

Abendmahl halten = / 24 Stühle Älteste

Stuhl

gläsernes Meer

Vier Tiere — voll Augen

Der Mensch ist mehr denn alles Menschlich = / Gewordne. -

Die 24 Ältesten = sie stellen die / einzelnen Stufen der Vollendung dar.

294

1.) Ephesus = 7 Leuchter / erste Liebe verlassen

2.) Smyrna = war ist (wird sein) / sind nicht Juden / = Satans / Schule

3.) Pergamus = scharfe, zweischneidige Schwert / Lehre Bilams

4.) Thyatira = Auge wie Feuerflamme, / Füße wie Messing / Isebel

5.) Sardes = sieben Geister Gottes und sieben / Sterne - / wachen

295

6.) Philadelphia = Wahrhaftige Schlüssel / Davids / Tempel Gottes / Namen Gottes

7.) Laodicea - Amen, der treue und / wahrhaftige Zeuge, / Anfang der Kreatur /

Gottes / lau

296

Das Lamm empfängt das Buch mit / 7 Siegeln -

1. Epoche nachatl: Ephesisch - Nicolaiten / Secte auf äußern Sinnenschein / gerichtet -

2. Ep: Smyrna: Persisch -

3. Ep. Pergamus: Hermeswort -

4. Ep. Thyatira:

5. Ep. Sardes: unsre Epoche:

297

6. Ep. / 7. Ep.

Siegel 1. weißes Pferd Bogen - sieghaft / 2. rotes Pferd Frieden / 3. schwarzes Pferd

Waage / 4. fahl: Tod / 5. Seelen, die erwürgt waren/ weißes Kleid. / 6. Erdbeben -

Sonne verfinstert

Bewußtsein eingeengt: / Tod sehen im Leben: wie / er eingreift = wie das / Wachen

wegnimmt / die Kraft zu leben. / Eine Art Verbrennung / wahrnehmen.

was ist die Sehnsucht nach / Anthrop? Verbrennung - / Es entsteht CO2 - zu viel -

298

4 Engel / Siegel / lebendigen Gottes

versiegeln die / Knechte Gottes / auf ihren Stirnen

Trübsal

7. Siegel = Rauchwerk

299

Apokalypse:

1.) Das Ich erst mit dem Jahre 333 n. Chr. so / in Betracht kommend, daß nicht die

Rede / mit Bezug auf die Gruppenseelen zu machen.

2.) Das Ich findet die Möglichkeit, seinen / Weg zu machen =

Das Ich, wenn es voll entwickelt ist, lebt nicht / im Körper, sondern es ist da: die Ich-

Organisation.

300
301

11. September 1924: / 333: es herrscht 323 - 337 / Konstantin der Große. /325

Arianismus verworfen. - 1.) /Athanasius: Dogma. - 2.)

1.) der aufsteigende Mensch: ähnlich / 2.) Athanasius: gleich / es wird gespürt das

Herandringen des «Ich» / es geht um die Innewohnung: /

Constantinopel: / 666: Muawija: die Araber stellen / die Lehre ohne den Sohn dar: sie

bringen / eine Lehre, die vorchristlich ist: Natur / dann / Freiheit / dann die

Wiederaufrichtg.

302

Es wird noch einmal an den Menschen die / Frage gestellt: wohin gehört das

«Ich» - / Es können die Geister, die «oben» und / «unten» sind, jede Art für sich, sich

des / Ich bemächtigen. - 333 v. Chr. Alexander löst / den gordischen Knoten mit dem

Schwert = Gordion.

336 - 323 Alexander

303

gerade als das M. v. G. beginnt, zieht der / Seelenteil heran, der das «Ich» aufneh-

men / kann - dieser Seelenteil, der ganz frei vom / Leibe ist: da wird eine geistige Luft

erzeugt, / die dann bewirkt, daß die äußeren / Ereignisse von 333 an - nicht

verstanden / werden - es beginnt der Drang der / Verinnerlichung -

304

Sonnendämon: Er ist der Geist, der / Chr. und Mich, widerstrebt.

Es wirkt weiter fort; nach je 666 Jahren

1. Mohammed: er bringt durch seinen / Widerstand: Woraus die Kirchenlehrer / des

Mittelalters geschöpft.

305

1332 der Templerorden

aufgehoben

Jacob von Molay

freie Hand für die Widerstrebenden

aber:

306

Leben in dem Geistigen -: Gral erwuchs. -

In dem Menschen: es involvierte das Wahre. -

Siegel / Posaunen

zunächst das Äußere 1. / Dann die Siegel. 2. / dann Posaunen. 3.

Es wächst zunächst der Gral in das / Geistige hinein.

dann : er wird von den genommen.

307

13. September 1924 / Apokalypse

1.) Von einem Menschen so etwas wie / Äpk! Sie steht dann durch die Echo- /

Rückwirkung in dem Weltenäther

2.) Durch den astral. Leib und das Ich bekommt / der Mensch aufnehmend die

Erdenkunde die / Möglichkeit, daß die Welt= / Imaginationen = nachts auf seinen

Ätherleib / wirken.

3.) Chr. in der Erden-Aura = da die / Geheimnisse -

308

4.) Neuer Himmel - neue Erde / Meer ist nicht mehr / Neue Jerusalem - vom

Himmel / Braut

Stimme = / Gott mit den Menschen

Geburt und Tod - Krankheit vergangen - Schreibe = !

Feuer und Schwefel = andre Tod / Weib / Jerusalem / heller Jaspis / 12 Engel =

Namen der / 12 Geschlechter Israels / 12 Tore / 12 Gründe = 12 Apostel /

Edelsteingründe / Tempel = Gott / Leuchter - Lamm / Menschenmaß!

309

Apokalypse :

1.) Himmel auf getan / weiß Pferd = Treu (?) und Wahrheit (?) / Augen Feuerflamme

/ Haupt mit Kronen / Namen, den niemand wußte, als er selbst. / Blutbesprengtes

Kleid / Name heißt «Wort Gottes» = Kleid / Heer mit weißen Pferden / scharf

Schwert aus dem Munde / grimmiger Zorn = Ein König aller / Könige - Herr aller

Herren

310

Engel in der Sonne:

an die «Vögel» versammlet Euch zu / dem Abendmahl des großen Gottes / esset

Fleisch etc.

Tier = ( = falscher Prophet

feuriger Pfuhl, der mit Schwefel / brannte

Satan gebunden. / Engel mit Schlüssel / zum Abgrund / 1000 Jahre gebunden

311

1000 Jahre: / darauf los werden: / die 1000 Jahre - / = erste Auferstehung =

Teufel bleibt noch = er ist nach / der Überwindung des Tieres nur / gebunden,

andre Tod.

Engel / Jerusalem

312

1000 Jahre / los Satanas / gequälet

Die Hemmnisse =

und der Fall von Babylon / des Tieres und falschen Proph. / dann Satanas.

313

Menschensünden - Mensch erfaßt von der Erde

= was nur durch die Inspiration Menschengemeinschaft

erfaßt von Abirrungen

= was nur von Geistwesen selbst Erde jetzt erfaßt

von Gegnern

314

Apok. 16. Sept. 24

1000 Jahre Satanas los -

Gog. Magog. / diejenigen, die Fürsten sind =

Weib / Sonne bekleidet / Drache / Streit Mich.

Drache Kind fressen / Sohn

315

Die wirkliche Evolution:

Mysterium: / Sehen: Der Mensch: er geht in die Tiefen bis / in die Mitte atl. Zeit

da wird das «Ich» / geboren von dem Weiblichen in der Sonne -

ausgeworfen = der große Drache - alte Schlange

Verkläger verworfen / der sie verklagte Tag und Nacht vor Gott -

Überwunden / Teufel verfolgte Weib

Wüste - / Die Geburt des Irdischen -

316
317

Es ist die Sonne: / sie ist weiblich: sie gebiert / das Kind - / Mitte atl. Zeit = / Die

Myst. wenden den Blick hinauf:

Es entstehen: die Continente = / sie enthalten die Geister, die / vorher des Menschen

Gestalt / zu Grunde lagen =

Die astralische Tatsache - phys. Sat. / Das äth. Gegenbild - seelisch / 333 - Tier / Das

phys. Spiegelbild = Babylon

318

Apokalypse:

Posaunen: I) 1/3 Bäume, grüne Gras -

II) 1/3 Meer ward Blut

III) Wasserströme Wasserbrunnen / Wermut

Cop. : IV. 1/3 Sonne 1/3 Mond 1/3 Sterne

V. Engel = Schlüssel zum Brunnen / des Abgrunds / Verfinsterung / Heuschrecken

Macht / Menschen allein beschädigen / die nicht hatten Siegel des / lebendigen Gottes

319

Weh

Heuschrecken - Menschen-Antlitz / König, der Engel des Abgrunds

Abaddon Apollyon -

VI. 1/3 Menschen getötet / Mund: Feuer, Rauch, Schwefel / Schwänze den Schlangen

gleich

VII. -

320

7 Siegel = 7 Posaunen - / Rauchfass -

1. weiß Pferd - Sieg / 2. rotes Pferd - Frieden nehmen / 3. schwarz Pferd = Wage /

4. fahl - Tod = 1/4 Teil getötet / 5. weißes Kleid = / 6. großes Erdbeben - Mond wie

Blut

Da waren die Menschen in einer erschütterten / Lage - die

die Kämpfe / die Ausbreitg. durch Lehrer / Tod

321
322

Apokalypse: Engel Wolke bekleidet - Regenbogen / Haupt - Antlitz wie Sonne

Füße / wie Feuerpfeiler

Büchlein / rechten Fuß Meer linken Erde / schrie - sieben «Donner»

Versiegle, was sieben Donner geredet/ Keine Zeit mehr

Gieb mir das Büchlein

323

Nimm hin / verschling es. - Bauchgrimmen im / Munde süss wie Honig

Rohr / Messen / - Vorhof nicht messen / 1260 Tage weissagen

zwei Zeugen / zwei Ölbäume / vor dem Herrn der Erde

Leichname 3 1/2 Tage / Stadt fiel / 7000 Namen der Menschen / fielen / andre

gaben / Ehre Gott -

324

Apokal.

Rassen-Entwickelung = individuelle Entwickelg.

gläsernes Meer - mit Feuer gemenget - / die den Sieg - / Harfen - Sänger

Tempel / 7 Engel mit den sieben Plagen -

Zornesschalen - / Menschen Erde / Drüse / Meer - Blut eines Toten / Wasserströme

Brunnen - Blut / Sonne - Feuer, Hitze an / Menschen, / Stuhl des Tieres -

325

6. Euphrat - Weg den Königen bereitet

drei unreine Geister

Harmagedon

Luft = Es ist geschehen / Erdbeben Hagel -

Es wird die Zeit kommen, da des Menschen / Wesen wird Einfluß auf das Erdgesche-

hen haben -

dann, wenn die Bewußtseinsseele stark vom / Geistselbst wird durchdrungen sein -

326

Apokalypse: 20. Sept. 1924:

1773 Mai Weltuntergang - / 1832 Biela'scher 11 Mill. Meilen / 1845 Zweiteilung /

1872 Feuerwerk.

Verfall / des chaldäischen / Reiches

(babylonische / Gefangenschaft) /Krösus. -

327

Dieser Komet wird 1933 - die Schädlichkeit

wegnehmen und dann

328

Apokalypse 21. Sept:

1.) 7 Briefe - phys. Welt. Symbole - / Sprache. -

7 Siegel - 1. Einweihung. -

Sphärenharmonie: / 7 Posaunen: 2. Einweihung.

göttliche Liebe - göttlicher Zorn / 3. Einweihung.

329


phys. Welt: die Natur steht draußen - / das Geistige bildlich darinnen,

astral, imag. - die Natur wird elementar; / das Geistige erscheint im Weben der /

elementarischen Welt - Mensch der / Weg der Götter.

Geisterland, die großen Rhythmen beginnen: die den / Menschen in ihren Schwin-

gungen / mitumfassen - sein Leben / wird als Inhalt der Götter / herausgesetzt:

Zornesschalen.

Zorn: die erfüllte Antipathie der Seelenwelt - / die Absonderungen der Götter.

330

ÜBERSICHT ÜBER DIE VORTRÄGE UND KURSE

die Rudolf Steiner den Mitarbeitern der Bewegung für religiöse Erneuerung gehalten hat

12. bis 16. Juni 1921

In Stuttgart gibt Rudolf Steiner einen ersten Kurs für Theologiestudieren­de: Sechs Vorträge und zwei Besprechungen. (Anthroposophische Grundlagen für ein erneuertes christlich-religiöses Wirken, GA 342>

26. September bis 10. Oktoher 1921

Auf Bitten der Teilnehmer des ersten Kurses gibt Rudolf Steiner für einen nun wesentlich erweiterten Kreis von ca. 120 Teilnehmern in Dornach einen umfassenden Kurs von 29 Vorträgen und Diskussionsstunden. (Spirituelles Erkennen - religiöses Empfinden - kultisches Handeln, GA 343)

6. bis 22. September 1922

Rudolf Steiner gibt in Dornach einen Vortragskurs anläßlich der Begrün­dung der Christengemeinschaft.

(Vorträge bei der Begründung der Christengemeinschaft, GA 344)

11. bis 14. Juli1923

Rudolf Steiner hält in Stuttgart vier Vorträge für die Priester der im

Vorjahr begründeten Christengemeinschaft.

(Vom Wesen des wirkenden Wortes, GA 345)

5. bis 19. September 1924

In Dornach hält Rudolf Steiner achtzehn Vorträge für die Priester der Christengemeinschaft über die Apokalypse des Johannes (Apokalypse und Priesterwirken, GA 346)

331

HINWEISE

Zu dieser Ausgabe

Der Vortragskurs über die Apokalypse ist der fünfte Kurs, den Rudolf Steiner für die Mitglieder der Bewegung für religiöse Erneuerung gehalten hat. Im September 1924 - dem letzten Monat seiner Vortragstätigkeit über­haupt - hielt Rudolf Steiner vier bis sechs Vorträge täglich. Nebeneinander fanden mehrere Kurse statt. Im Mittelpunkt der damaligen Dornacher Ver­anstaltungen stand der Dramatische Kurs, der ursprünglich für Schau­spieler und Sprachgestalter gedacht war, zu dem aber der Andrang so groß war, daß diese Beschränkung nicht aufrechterhalten werden konnte und der daher vör einem Auditorium von über 700 Zuhörern abgehalten wurde. Für Ärzte und Priester hielt Rudolf Steiner vom 8. bis 18. September 1924 Vorträge über Pastoralmedizin und für die Mitglieder der Anthroposophi­schen Gesellschaft Vorträge über karmische Zusammenhänge. Ferner wur­den die Unterweisungen für die Mitglieder der Ersten Klasse der freien Hochschule fortgesetzt und auch die Vorträge für die am Goetheanumbau tätigen Arbeiter.

«Im September war es» - so schrieb Marie Steiner (in «Was in det Anthroposophischen Gesellschaft vorgeht. Nachrichten für deren Mitglie­der», Nr.36 vom 3. September 1944) - «daß Rudolf Steiner wie in einem letzten glanzvollen Aufleuchten seines Geistes, dem im Feuer übersinnlichen Erlebens schon verglühenden Körper die äußerste Kraftleistung abrang, durch die eine unvorstellbare Fülle von geistigen Gaben uns zuströmte. Es war wie ein Zusammenfließen, eine Konzentration alles dessen, was er im Laufe seines vier Jahrzehnte langen Wirkens für die Erweckung der Mensch­heit getan hatte: zugleich reife Frucht und in sich gedrängte Zukunftskraft, welche komende Zeitalter wird geistig befruchten können.»

Der vorliegende Kurs - an dem 57 Priester der Christengemeinschaft und die Vorstandsmitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft teilnahmen -begann im Saal der Schreinerei, wurde dann zunächst fortgesetzt im Haus Brodbeck, der heutigen Rudolf-Steiner-Halde, später wurde der Kurs in einen größeren Raum des sogenannten Baubüros verlegt, das sich in einer heute nicht mehr existierenden Baracke in der Nähe der Schreienerei befand.

Zu den Tafelzeichnungen: Die Original-Wandtafelzeichnungen und -anschriften Rudolf Steiners bei diesen Vorträgen sind erhalten geblieben, da die Tafel damals mit schwarzem Papier bespannt worden war. Sie sind in diesem Band im Anhang wiedergegeben. (Datumangaben auf den Tafeln sind nicht von der Hand Rudolf Steiners.)

332

Textunterlagen

Einen authentischen Wortlaut Rudolf Steiners im Sinne eines wörtlich mit-geschriebenen Stenogrammes gibt es von diesen Vorträgen nicht, denn es war kein Stenograph zugezogen worden.

Die Herausgabe basiert auf einer Zusammenstellung von Teilnehmer-Notizen, die auf folgende Weise zustandegekommen ist: Nach Beendigung des Kurses wurden die von verschiedenen Teilnehmern gemachten Aufzeich­nungen eingesammelt und einer Gruppe zur Bearbeitung und Vervielfälti­gung übergeben. Hierüber hat Wolfgang Schickler im «Priester-Rundbrief» Nr.38 vom 30. Oktober 1924 berichtet. Wenngleich Schickler hauptsächlich über die technischen Schwierigkeiten des Vervielfältigens schreibt, geht doch aus seiner Darstellung auch hervor, daß mindestens sechs Persönlichkeiten mitgewirkt haben, um die verschiedenen Notizen zu entziffern, zusammen­zustellen, zu diktieren und zu tippen. Genannt werden Käthe Wolf-Gum­pold, Walter Gradenwitz, Johannes Thielemann, Arnold Göbel, Hermann Beckh. Schickler bezeichnet einen Teil der Notizen wegen ihrer Schwerles­barkeit scherzhaft als «Pali-Texte».

Der auf diese Weise entstandene Rohtext wurde sogleich vervielfältigt, ohne daß zuvor eine kritische Durchsicht oder Bearbeitung durch eine kompetente Persönlichkeit aus dem Teilnehmerkreis erfolgt wäre. Über den Verbleib der Einzelnotizen selbst ist nichts bekannt.

Es handelt sich bei dieser Notizen-Zusammenstellung - sie ist bis heute die einzige Unterlage für die Herausgabe der Vorträge - also nicht um wörtliche Mitschriften von Rudolf Steiners Vorträgen, und auch nicht um ein von einer bestimmten Persönlichkeit verantwortetes Referat der Vor-tragsinhalte. Die Aufzeichnungen könnten wohl am besten als eine Art von Erinnerungsprotokoll für die Teilnehmer bezeichnet werden. Der Ver­lauf der Vorträge und die wesentlichen Gedankengänge scheinen gut festge­halten zu sein, doch zeigen sich im Detail vielerlei Mängel und Unklarheiten; dies sind im wesentlichen :

- fehlende oder unklare Satzkonstruktionen

- Anakoluthe

- inhaltlich unklare Sätze

- offensichtliche Lücken, zumeist wenigstens daran erkennbar, daß der fortlaufende Gedankenfaden unterbrochen ist

- Verwendung der Worte «er», «sie», «es», ohne daß ersichtlich ist, was damit gemeint ist

Wiederholung eines vorangegangenen Substantives in falschem Zu­sammenhang, wodurch der Sinn eines ganzen Satzes völlig entstellt wird.

- Verwendung falscher Zeiten, z.B. Gegenwart statt Konjunktiv oder Imperfekt statt Futurum, wodurch ebenfalls der Sinn entstellt wird.

- Wiederholung der gleichen Ausführungen mit nur geringfügig verän­derten Worten, wobei unklar ist, ob hier Rudolf Steiner einen Gedankengang

333

oder auch nur eine Satzpassage wiederholt hat, oder ob

einfach die Notizen, die verschiedene Teilnehmer von der gleichen

Aussage gemacht haben, hintereinandergestellt wurden.

- unklare Wiedergabe von Zitaten, u.a.m.

Wegen der offensichtlichen Mängel der Aufzeichnungen mußten sich die Herausgeber zu einer Bearbeitung der Textunterlage entschließen. Diese wurde nach folgenden Richtlinien vorgenommen:

- klare Satzgliederungen herstellen

- Interpunktion und Rechtschreibung berichtigen

- Zitate nachweisen und berichtigen

- unvollständige Sätze ergänzen

- in Zweifelsfällen Textvarianten in die Hinweise aufnehmen und/oder erläutern

- bei unverständlichen Textstellen Parallelstellen im Werk Steiners nachweisen, um mit deren Hilfe einen sinnvollen Text zu erarbeiten. Hierfür ein Beispiel:

Unklare Ausführungen in der Textunterla ge:

«Nun habe ich im Laufe der Zeit hier und an verschiedenen Orten ausge­führt, wie dieses Michaeltum in geistiger Beziehung eingeleitet worden ist. Ein Stück davon habe ich neulich im Vortrage erwähnt, wo ich hingewiesen habe darauf, wie 869 unter der Regentschaft Michaels von den Individuali­täten Alexander und Aristoteles eine wirklich christliche Impulsivität einge­leitet worden ist. Aber das ging ja weiter. Im Beginne des neuen Zeitalters, wo die Bewußtseinsseele eingreift - das habe ich ja ausgeführt - haben wir einen großartigen Einblick. Wenn wir hinaufschauen in das dem physischen Geschehen parallelgehende, zur Erdenmenschheit gehörende Geistgesche­hen, haben wir eine übersinnliche Schule mit Michael als Lehrer.»

Bearbeitung anhand des erwähnten Vortrages.

(Es ist der Vortrag vorn 10. September 1924, GA 238,

der wörtlich mitgeschriebenen worden ist.>

«Nun habe ich im Laufe der Zeit hier und an verschiedenen anderen Orten ausgeführt, wie durch Michael in geistiger Beziehung das Christentum

eingeleitet worden ist. Ein Stück davon habe ich neulich im Vortrag vom 10.

September 1924 erwähnt, wo ich hingewiesen habe darauf, wie unter der Regentschaft Michaels zur Zeit von Aristoteles und Alexander schon ein wirklicher christlicher Impuls eingeleitet worden ist, und wo ich hingewie­sen habe auf das Jahr 869, in dem eine Art von übersinnlichem Konzil sich abgespielt hat. Das hat sich ja weiter fortgesetzt. Und im Beginne des neuen

334

Zeitalters, wo die Bewußtseinsseele eingreift - das habe ich ja ausgeführt -, haben wir, wenn wir hinaufschauen in das dem physischen Geschehen parallelgehende, zur Erdenmenschheit gehörende Geistgeschehen, den groß­artigen Anblick einer übersinnlichen Schule mit Michael als Lehrer.»

Ziel der Bearbeitung war die Erstellung eines verständlichen Textes, soweit dies aufgrund der mangelhaften Unterlagen möglich war. Selbstver­ständlich bleibt auch eine Bearbeitung letztlich immer unbefriedigend und kann niemals ein wörtlich mitgeschriebenes Stenogramm ersetzen.

Hinweise zum Text

#G346-1995-SE334 - Priesterkurse V

#TI

Hinweise zum Text

#TX

Werke Rudolf Steiners innerha]b der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer angegeben. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes.

zu Seite

11 Der seinerzeitige Druck dieser Worte Rudolf Steiners im Nachrichtenblatt be­ginnt mit einem grammatisch unzulänglichen Satz, vermutlich aufgrund eines Druckfehlers. Die handschriftliche Vorlage ist nicht erhalten. Für die vorliegen­de Wiedergabe dieses Aufsatzes wurden die damals gedruckten ersten Worte «In diese Kurse» geändert in «Unter diesen Kursen».

15 Johannes Werner Klein (1898-1984), damals Oberlenker in der Christengemein­schaft.

Es haben die Freunde jetzt ausnahmslos alle ihr Gesuch eingereicht aus persön­licher Initiative um Aufnahme in die Hochschule für Geisteswissenschafi: In einem Brief vom 31. August 1924 hatte Emil Bock (damals Oberlenker in der Christengemeinschaft) an Rudolf Steiner geschrieben, daß von dem Kreise der Priester der Anschluß an die Erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswis­senschaft als eine Lebensfrage empfunden werde. Dem Brief waren Aufnahme-gesuche von siebzehn Persönlichkeiten des Kreises beigefügt. Vierundzwanzig Priester waren bereits früher Mitglieder der Ersten Klasse der Freien Hoch­schule geworden, fünfzehn weitere hatten Anträge gestellt, aber noch keine Antwort erhalten.

Es werden elf Persönlichkeiten vorgestellt: Seit der Begründung der Christenge­meinschaft im September 1922 waren noch die folgenden Persönlichkeiten zum Priester geweiht worden: Harald Brock, Robert Goebel, Johannes Hemleben, Hermann Heisler, Josef Kral, Karl Ludwig, Karl Luttenberger, Rudolf Meyer, Ernst Moll, Hermann von Skerst, Gustav Spiegel, Johannes Thielemann, Käthe Wolf-Gumpold. ob diese alle an dem Vortragskurs teigenommen haben, ist nicht bekannt.

19 an der Stätte, aus der wir zuerst die Flammen herausschlagen sehen mußten: Der Brand des ersten Goetheanums in der Silvesternacht 1922/23 wurde zuerst im sogenannten «Weißen Saal» bemerkt, in welchem im September 1922 die Zu-sammenkünfte der Begründer der Christengemeinschaft stattgefunden hatten.

335

27 ») An dieser Stelle enthält die interne Vervielfältigung der Christengemeinschaft noch die folgenden, offensichtlich mangelhaft mitgeschriebenen Sätze:

«Dann waren die Substanzen so gemischt, wie es noch Aristoteles einem Alex­ander in alten Zeiten lehrte, daß aus dem Opferrauch herauskam die heilige Imagination, die den Weg zu den Göttern bedeutete; dann war diese Transsub­stantiation, die priesterliche Handlung eine richtige. Die Menschenweihehand­lung war wahrhaftig vollzogen. Der sie zelebrierte und der, der daran teilneh­men konnte, wußte, das ist das Erkenntnisorgan; denn indem auffiammt in dem Opferrauch und in dem Gebet, das zeremoniell gestaltet wird in dem magischen Wortverlauf, dasjenige was hinaufströmt zu den Göttern, kommt als Gnadenge­schenk entgegen von oben die Offenbarung, die das Apokalyptische ist.«

Die hier nur angedeutete inhaltliche Aussage ist dargestellt in Rudolf Steiners Vortrag vom 22. Dezember 1922 «Die Mysterien der samothrakischen Kabi­ren«, enthalten im Band «Mysteriengestaltungen», GA 232.

42 Die Salhung zum Priester erfolgt ...: In der internen Vervielfältigung der Chri­stengemeinschaft lautet dieser Abschnitt:

«Die Salbung erfolgt, wenn gefühlt wird, wie in Johannes der Inhalt der Apo­kalypse entstanden ist, sobald man fühlt, diese Menschen von heute wollen Priester werden dadurch, daß sie selbsterzeugend in sich das Ich selbst in der Apokalypse erleben. Wird das Ich apokalyptisch, dann wird das Ich priester­lich.»

54 so steht es in einer Übersetzung: In der Übersetzung Martin Luthers.

60 So gab es ja ... einen Hirtenbrief Gemeint ist der Erzbischof von Salzburg, Johannes Baptist Katschthaler, 1832-1914. Sein Hirtenbrief vom 2. Februarl9O5 «Die dem katholischen Priester gebuhrende Ehre» ist publiziert in Carl Mirbt «Quellen zur Geschichte des Papstrurns und des Romischen Katholizismus», 4. Auflage Tübingen 1924, Kap. 645, S. 497-499. Nachfolgend die auf die priester liche Konsekrationigewalt bezugliche Stelle «Ehret die Pnester, denn sie haben die Gcwalt zu konsekrieren Kraft der Weihe hat der katholische Pnester und wieder nur er, und nicht die protestantischen Pastoren, diese wunderbare Ge walt. - Die Gewalt zu konsekrieren den Leib des Herrn mit dem kostbaren Blute, mit Seiner ganzen heiligen Menschheit und Seiner Gottheit unter den Gestalten des Brotes und des Weines gegenwartig machen; Brot und Wein ver­wandeln in den wahren Leib und das kostbare Blut unseres Herrn, welch' hohe, erhabene, ganz wunderbare Gewalt! Wo im Himmel ist eine solche Gewalt, wie die des katholischen Prieiters? Bei den Engeln? Bei derMutterGottes? Maria hat Christum, den Sohn Gottes, in Ihrem Schoße empfangen und im Stalle zu Beth­lehem geboren. Ja. Aber erwäget, was bei der heiligen Messe vorgeht! Geschieht nicht unter den segnenden Händen des Priesters bei der heiligen Wandlung gewissermaßen dasselbe? Unter den Gestalten des Brotes und Weines wird Christus wahrhaft, wirklich und wesentlich gegenwärtig und gleichsam wieder-geboren. Dort zu Bethlehem gebar Maria ihr göttliches Kind und wickelte es in Windeln, der Priester tut gleichsam dasselbe und legt die Hostie auf das Korpo­rale. Einmal hat Maria das göttliche Kind zur Welt gebracht. Und sehet, der Priester tut dies nicht einmal, sondern hundert- und tausendmal, so oft er zele­briert.

Dort im Stalle war das göttliche Kind, das durch Maria der Welt gegeben

336

ward, klein, leiden fähig und sterblich. Hier auf dem Altare unter den Händen des Priesters ist es Christus in seiner Herrlichkeit, leidensunfähig und unsterb­lich, wie er im Himmel sitzt, zur Rechten des Vaters, glorreich triumphierend, vollkommen in jeder Beziehung. - Machen sie den Leib, das Blut des Hcrrn bloß gcgenwärtig? Nein. Sondern sie opfern, sie bringen dem himmlischen Vater das Opfer tar. Es ist dasselbe, was Christus blutiger weise auf Kalvaria unt unblutigetweise beim letzten Abendmal getan hat. Dort hat der ewige Hohe-priester Jesus Christus Sein Fleisch, Sein Blut und Leben selbst dem himmli­schen Vater zum Opfer gebracht, hier in ter heiligen Messe tut Er dasselbe durch seine Stellvertreter, die katholischen Priester. Die Priester hat er an Seine Stelle gesetzt, damit sie dasselbe Opfer, das Er dargebracht, fortsetzen. Ihnen hat Er das Recht über Seine heilige Menschheit übertragen, ihnen gleichsam Gewalt über Seinen Leib gegeben. Der katholische Priester kann Jhn nicht bloß auf dem Altare gegenwärtig machen, Ihn im Tabernakel verschließen, Ihn wie­der nehmen und den Gläubigen zum Genusse reichen er kann sogar Ihn, den menschgewordenen Gottessohn, für Lebendige und Tote als unblutiges Opfer darbringen. Christus, der eingeborene Sohn Gottes des Vaters, durch den Him­mel und Erde geschaffen sind, der das ganze Weltall trägt, ist dem katholischen Priester hierin zu Willen.-» (Hervorhebungen nach dem bei Mirbt wiedergege­benen Original.)

68 als wir von Torquay ... hinausfuhren nach der Stätte, wo einst das Schloß des Königs Artus stand: Fahrt nach Tintagel an der westlichen Felsenküste von Cornwall am 17. August 1924. Rudolf Steiner spricht hierüber in Torquay und in London in den Vorträgen vom 21. und 27. August 1924 (in GA 240, Seite 241 ff. und 288 ff.) sowie in Dornach, am 10. September 1924 (in GA 238, S. 49 f.).

77 «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?«, GA 10.

79 wie ich es vorgestern charakterisiert habe: Im Vortrag vom 7. September 1924 (in GA 238, Seite 28).

82 ein Arbeiter hatte die Frage präpariert: Ja, woher kommt es eigentlich, daß manche Pflanzen dufien und andere nicht?: Vortrag vor den Arbeitern am Goetheanumbau in Dornach am 9. August 1924 (in GA 354).

86 Ignatius von Loyola und Emanuel Swedenborg: Über das Karma dieser Persön­lichkeiten spricht Rudolf Steiner insbesondere im Londoner Vortrag vom 24. August 1924 (in GA 240).

88 in dem Kurs über Sprachwissenschafi: »Sprachgestaltung und Dramatische Kunst», Vortragszyklus gehalten in Dornach vom S. bis 23. September 1924 (GA 282).

91f. Über die Epochen der Erzengelherrschafien nach der mystischen Chronologie des Trithemius von Sponheim spricht Rudolf Steiner mehrfach auch in esoteri­schen Stunden (siehe GA 266) sowie in folgenden Vorträgen: In München am S. Dezember 1907 (in »Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe» Nr.67/68); in Arnheim am 19. Juli1924 (in GA 240), in Dornach am 8. August 1924 (in GA 237) und in Torquay am 18. August 1924 (in GA 243).

93 Plato sagt: Gott ... geometrisiert: Nach Plutareh »Tischgespräche» (Quaest. conv. VIII,2).

95 Lieber ein Bettler in der Oherwelt: Aus Homers »Odysee», XI. Gesang, Vers

488-491

337

98 Joachim von Floris: Zisterzienserabt von Floris oder Fiore in Kalabrien, gest.

1202, schrieb das «Evangelium aeternum« (Deutung biblischer Weissagungen).

Alanus ab Insulis (Alain de Lilie), um 1120-1202, scholastischer Philosoph, der letzte der großen Lehrer von Chartres, schrieb «Der Anticlaudian, oder die Bücher von der himmlischen Erschaffung des neuen Menschen«.

99 die Zahl des Bösen, das ist die Zahl Fünf Über die Bedeutung der Zahlen spricht Rudolf Steiner ausführlich im Stuttgarter Vortrag vom 15. September 1907 (in GA 101).

101 Streit zwischen Arius und Athanasius: Streit über das Wesen des Vatergottes und des Sohnesgottes im 4. Jahrhundert. Arius (gest. 336, Stadtpriester von Alexandrien) lehrte, daß Christus dem Vatergott ungleich und in der Zeit ge­schaffen sei. Athanasius (295-373, Bischof von Alexandrien) bekämpfte diese Auffassung und lehrte die Wesenseinheit von Vatergott und Sohnesgott. Das Konzil von Nicäa (325) entschied sich für die Lehre des Athanasius.

102 im Jahr 869 durch das achte Konzil von Konstantinopel wurde bestimmt, daß der Mensch als aus Leib und Seele bestehend anzusehen sei und daß die Seele «einige geistige Eigenschaften« habe.

103 unter demjenigen römischen Kaiser: Unter Konstantin dem Großen (Kaiser von

306 bis 337).

108 Harnacks »Wesen des Christentums»: Adolf Harnack, 1851-1930, evangelischer Theologe. Sein Buch «Das Wesen des Christentums« erschien im Jahr 1900. Siehe auch Hinweis zu Seite 127.

118 Sorat: Die hebräischen Schriftzeichen und ihre Zahlenwerte sind hier so wieder­gegeben, wie es der bekannten Tradition entspricht. (Vgl. dazu auch den elften

Vortrag in Rudolf Steiners «Die Apokalypse des Johannes«, GA 104, sowie den

Sonderhinweis hierzu auf Seite 263 dieses Bandes.) Aufgrund welcher Quelle

Rudolf Steiner die Schreibweise mit «dt» wählte (Notizbucheintragung siehe

Seite 304), konnte nicht festgestellt werden. - Eine andere Darstellung der Zahl

666 findet sich in den Magischen Werken des Agrippa von Nettesheim, 22.

Kapitel von Teil II:

#Bild s. 337

338

« Die vierte Tafel, die der Sonne, besteht aus dem Quadrat des Sechsers und enthält sechsunddreißig Zahlen, je sechs in einer Reihe und im Diameter, die Hundert und elf ausmachen; die Gesammtsumme aber beträgt Sechshundert und sechsundsechzig. Es stehen ihr göttliche Namen vor, nebst einer Intelligenz zum Guten und einem Dämon zum Bösen, sowie auch die Charaktere der Sonne und ihrer Geister aus ihr entnommen werden. ... «

Zu Sorat und der Zahl 666 vgl. auch Rudolf Steiners Vorträge vom 27. April 1907 (in GA 96) und vom 11. Oktober 1918 (in GA 184).

119 Tempelherrenorden: Siehe den Vortrag Rudolf Steiners vom 25. September 1916 (in GA 171).

121 neulich im Vortrag: Am 10. September 1924 (in GA 238)

127 der berühmte Ausspruch: Jesus gehört nicht in die Evangelien: Der Aussprucb Adolf Harnacks, wiedergegeben in seiner Schrift «Das Wesen des Christen­tum5«, S. Vorlesung , lautet wörtlich: «Es ist keine Paradoxie und wiederum auch nicht ,,Rationalismus«, sondern der einfache Ausdruck des Tatbestandes, wie er in den Evangelien vorliegt: Nicht der Sohn, sondern allein der Vater gehört in das Evangelium, wie es Jesus verkündigt hat, herein.«

139 *) wie eben durch Jahrtausende das materielle Physische real da war: An dieser Stelle enthält die interne Vervielfältigung der Christengemeinschaft noch die folgenden Notizen eines anderen Teilnehmers:

«Sie werden übernehmen, insofern Sie dazu wurdig sind, das Neue Jerusalem nicht bloß als etwas Bildhaftes, wie es die modernen Exegeten hinstellen, son­dern als etwas, was so real von oben herunterhängt wie das, was altes Jerusalem war, von unten hinauf auf seinen Füßen stand.«

148 Hölderlin, der einmal sagte, er sehe, wenn er die Deutschen anschaue, Handwer­ker, aber keine Menschen: In «Hyperion«, Zweites Buch.

160 Nietzsche-Individualität, ich habe sie sogar beschrieben in meinem «Lebens-gang»: «Mein Lebensgang«, GA 28, XVIII. Kapitel. Ähnliche Ausführungen Rudolf Steiners finden sich in folgenden Vorträgen: Dornach, 8. August 1924 (in GA 237) und Arnheim, 20. Juli 1924 (in GA 240).

168 daß der Mensch ... bald größer, bald kleiner ... gestaltet war: Ausführlicher spricht Rudolf Steiner hierüber im Vortrag vom 7. November 1915 (in GA 254).

172 was da lebte in solchen Schulen wie zum Beispiel in der Schule von Chartres:

Siehe hierzu die Vorträge Rudolf Steiners insbesondere im 4. Band der «Esote­rischen Betrachtungen karmischer Zusammenhänge«, GA 238.

173ff. »Das Weib, mit der Sonne bekleidet, den Drachen unter ihren Füßen ... »:

Ergänzendes zu diesem Bild findet sich in folgenden Schriften und Vorträgen Rudolf Steiners:

«Der theosophische Kongreß in München«, Bericht in der Zeitschrift «Luzifer-Gnosis» Nr.34 (Sommer 1907); Vortrag vom 21. Mai 1907 in München: Erläu­terungen zur Einrichtung und Ausgestaltung des Kongreß-Saales; Vortrag vom 16. September 1907 in Stuttgart: Die apokalyptischen Siegel. (Alle enthalten in dem Band »Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß Pfing­sten 1907 und seine Auswirkungen», GA 284.

339

174 wie die Planeten dazukamen, finden Sie in meinem Buche «Die Geheimwissen­scbafi»: GA 13, im Kapitel «Die Weltentwickelung und der Mensch«.

181 in der beutigen Auseinandersetzung über die fundamentalen rhythmischen Zah­len des Weltalls und des Menschen: Im 10. Vortrag des Pastoralmedizinischen Kurses, «Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern«, GA 318.

182 *) Wenn ich aber der Beobachtende bin ...: Der hier folgende Abschnitt zeigt die Mängel der Teztunterlage besonders deutlich, denn die überlieferten Notizen geben keinen klaren Anhaltspunkt dafür, was Rudolf Steiner hier wirklich ge­sagt hat. Ein einfaches Redigieren im Sinne der Darstellung im sechsten Vortrag, insbesondere auf Seite 90, verbietet sich, da möglicherweise ganz andere Ge­sichtspunkte angeführt worden sind. Der Leser ist hier darauf angewiesen, sich eine entsprechende Auffassung selbst zu erarbeiten. Hierzu mögen die nachstehenden Vorträge Rudolf Steiners eine Hilfe sein:

Stuttgart, 15. September 1907 (in GA 101)

Berlin, 21. Dezember 1908 (in GA 107)

München, 31. August 1909 (in GA 113)

Dornach, 6. Oktober 1914 (in GA 156)

Berlin Oktober/November 1904:

Zwölf Vorträge über die planetarische Entwickelung (in «Beiträge zur Rudolf

Steiner Gesamtausgabe. Nrn. 67/68, 69/70, 71/72 und 78).

186 sie sind nicht im vollen Sinne des Wortes Menschen: Siehe auch «Konferenzen mit den Lehrern der Freien Waldorfschule in Stuttgart«, Konferenz vom 3. Juli 1923, GA 300c, sowie den Dornacher Vortrag vom 22. Oktober 1920 im Band «Die neue Geistigkeit und das Christus-Erlebnis des zwanzigsten Jahrhun­derts«, GA 200. - H.P. Blavatsky spricht von «soulless men« und vom «death of soul« in «Isis entschleiert«, Band II und in «Geheimlehre«, Band III.

190 was ich heute morgen Astrosophie genannt habe: Im 10. Vortrag des Pastoral­medizinischen Kurses, «Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern«,

GA 318.

190 Da bekamen wir einen Brief Goethes: Goethes Brief an den Physiker Thomas Johann Seebeck.

191 der Brief war einmal im Besitz Kuno Fischers gewesen: Kuno Fischer <1824 bis

1907), Professor für Philosophie in Jena und Heidelberg, gab die Schrift heraus

«Erinnerungen an Moritz Seebeck, nebst einem Anhange: Goethe und Thomas

Seebeck«, Heidelberg 1886 (mit zahlreichen Erstveröffentlichungen von Briefen

Goethes an Thomas Seebeck). Siehe auch R. Steiners Aufsatz aus demselben Jahr

(1886) «Das Verhalten Thomas Seebecks zu Goethes Farbenlehre», in GA 30.

199 «Die Philosophie der Freiheit», GA 4.

so wie ich es gestern in der esoterischen Stunde gesagt habe: In der sechsten Wiederholungsstunde am 17. September 1924, in «Esoterische Unterweisungen für die erste Klasse der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goethea­num 1924«, GA 270 I-1V.

«Theosophie. Einführung in die übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbe­stimmung», GA 9.

340

207 Thomas Garrigue Masaryk, 1850-1937, Professor für Philosophie und Sozio­logie in Prag, war von 1918-1935 Staatspräsident der Tschechoslowakischen Republik.

212 ich habe das dargestellt im anderen Kurs: Im Pastoralmedizinischen Kurs «Das Zusammenwirken von Ärzten und Seelsorgern», GA 318.

224 Beim Durchschauen Ihres letzten Heftes: In der Zeitschrift «Die Christenge­meinschaft», I. Jahrgang, Heft 6, September 1924, hatte Emil Bock einen Auf­satz geschrieben mit dem Titel «Die Gegenwart als Weltenstunde. Die sieben Sendschreiben der Offenbarung Johannis».

225 Emil Bock, 1895-1959, damals Oberlenker in der Christengemeinschaft. Friedrich Doldinger, 1897-1973, Lenker in der Christengemeinschaft.

229 Enzyklika des damaligen Papstes gegen den Modernismus: Im Jahr 1907 hatte der Papst Pius X. den Modernismus zum «Sammelbecken aller Häresien« erklä­ren lassen. In dem Dekret «Lamentabili sane ezitu« und dem Rundschreiben «Pascendi dominici gregis» wurden alle Irrtümer des Modernismus verworfen; seit dem Jahr 1910 war für den gesamten Klerus die Ablegung des sogenannten «Antimodernisteneides« vorgeschrieben; erst 1967 wurde die Verpflichtung zur Ablegung dieses Eides wieder aufgehoben. - Siehe hierzu auch die Vorträge Rudolf Steiners vom 30. Mai und vom 3. und 6. Juni1920 in «Heilfaktoren für den sozialen Organismus«, GA 198, sowie vom 26. September 1921 in «Vorträ­ge und Kurse über christlich-religiöses Wirken«, Band II, GA 343.

Syllabus der sechziger Jahre: Der Enzyklika «Quanta cura» vom 8.12.1864 des Papstes Pius IX. war ein «Syllabus» beigegeben mit einem Verzeichnis von acht­zig Sätzen, worin die mit dem römischen Katholizismus nicht verträglichen »Irrtümer« des Denkens der modernen Zeit aufgeführt waren.

233 ff. Joseph Jérome de Lalande, 1732-1807, Jurist und Astronom, wurde 1761 Professor der Astronomie am Collége de France und 1768 Direktor der Stern-warte in Paris. Hauptwerke: «Traité d'astronomie», Paris 1764; «Bibliographie astronomique», Paris 1803.

Es war im Jahr 1773: Im «Handbuch der Astronomie, ihrer Geschichte und

Litteratur« von Rudolf Wolf, Zürich 1892, heißt es hierüber (Drittes Buch, zu

Abschnitt 578):

«Als man im Frühjahr 1773 in Paris hörte, es gedenke Lalande der Akademie «Réflexions sur les Cométes qui peuvent approcher de la terre> vorzutragen, entstand große Spannung. Da jedoch diese Vorlesung in der betreffenden Sit­zung wegen Überfülle der Traktanden nicht mehr an die Reihe kam, so verbrei­tete sich, ob aus Dummheit oder Bosheit weiß man nicht, das Gerücht, Lalande habe auf den 12. Mai den Weltuntergang durch Zusammenstoß der Erde mit einem Kometen ankündigen wollen, sei aber von der Polizei daran verhindert worden, und dieses bloße Gerücht genügte, einen so panischen Schrecken zu verbreiten, daß nicht nur ganz Paris jenem Tage entgegenjammerte, sondern sogar infolge der Angst Frühgeburten, Todesfälle etc. eintraten, und unwürdige Geistliche, welche um schweres Geld Absolution anboten, die besten Geschäfte machten. Der schnelle Abdruck von Lalandes Abhandlung und verschiedene Versuche, durch Scherz und Ernst die Aufregung abzuschwächen, halfen wenig,

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- erst nachdem der Schreckenstag ohne Störung irgend welcher Art verlaufen war, beruhigten sich nach und nach die Gemüter.»

236 Johann Joseph von Littrow, 1781-1840, seit 1807 Professor der Astronomie in Krakau, ab 1819 in Wien, zugleich Direktor der dortigen Sternwarte. In seiner Abhandlung «Über den gefürchteten Kometen des gegenwärtigen Jahres 1832 und über Kometen überhaupt», Wien 1832, schreibt Littrow über den Biela­sehen Kometen:

«Der Komet kömmt nämlich, in diesem Jahre am 29. Oktober (1832), bis auf die sehr kleine Distanz von 2 1/3 Erddurchmesser an die Bahn der Erde, aber nicht an die Erde selbst. Dazu würde erfordert werden, daß die Erde genau zu der­selben Zeit, d.h. am 29. Oktober, in diesem dem Kometen nächsten Punkte ihrer Bahn sich befände. Allein an diesem Tage ist die Erde noch sehr weit von jenem Punkte ihrer Bahn entfernt, in welchem sie allein dem Kometen nahe kommen oder von ihm etwas zu besorgen haben könnte Anders würde sich dies ver­halten, wenn der Komet, der am 27. November der Sonne am nächsten stehen wird, erst am 28. Dezember durch seine Sonnennähe ginge. In diesem Falle würde jene starke Annäherung des Kometen an die Erde selbst in der Tat statt­finden. ... Dies geschieht aber nicht während dem ganzen Laufe dieses Jahrhun­derts. Erst im Jahre 1933 fällt die Sonnennähe des Kometen auf den letzten ... Dezember, wenn er nämlich seine bisherige Umlaufszeit von 6 3/4 Jahren un­verändert beibehält. Allein die großen Störungen, welche der Komet während dieser langen Zeit von den Planeten, vorzüglich dem Jupiter, erleidet, werden bis dorthin die Elemente seiner Bahn so sehr geändert haben, daß auch dann leicht alle Gefahr für die Erde ungemein vermindert, wenn nicht ganz vernichtet werden kann.«

der Berliner Postminister: Der Generalpostmeister Karl Ferdinand Friedrich von Nagler, 1770-1846.

es wurde auch ein ärztliches Kollegium in Nürnberg um ein Gutachten gefragt:

Siehe hierzu R. Hagen, «Die erste deutsche Eisenbahn», 1885, S. 45, und M. Kemmerich, «Kulturkurioss», München 1909, S.282.

238 Hegel ... hat die ganz richtige Wahrnehmung gemacht, daß gute und schlechte Weinjahre mit den Kometen zusammenhängen: In «Enzyklopädie der philoso­phischen Wissenschaften im Grundriß», 2. Teil: Naturphilosophie; hrsg. von C. Michelet, Berlin 1847, S. 154.

239 Ich habe in Paris 1906 in einem Vortrage darauf aufmerksam gemacht: Während des Vortragazyklus, den Rudolf Steiner vom 25. Mai bis 14. Juni 1906 in Paris gehalten hat. Edouard Schuré, nach dessen Referaten die Vorträge im Band «Kosmogonie», GA 94, gedruckt wurden, hat diese Ausführungen allerdings nicht festgehalten. Daß durch Spektralanalyse in der Kometensubstanz Cyan festgestellt worden war, wurde um das Jahr 1910 veröffentlicht und zwar im Zusammenhang mit dem Erscheinen des Halleyschen Kometen. In Fachkreisen wurde über diese Tatsache schon Ende des 19. Jahrhunderts gesprochen.

247 wenn die Zeit eine Einheit wird: Zu diesen hier nur kurz angedeuteten Zusam­menhängen siehe Rudolf Steiners Vortrag über Zarathustra, Berlin, 19. Januar 1911 (in GA 60, Seite 268 ff.).

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250 Es lebt ja im menschlichen Organismus das Geistige nicht in den Aufrauprozes­sen: Siehe hierzu Rudolf Steiners Ausführungen in «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen«, GA 27, I. Kapitel, Seite 16/17.

251 Johann Gottlieb Fichte, 1762-1814.

253 Erscheinen einer bösen Drüse: Apk. 16, 2. So in der Übersetzung von Martin Luther. Neuere Bibelübersetzungen sprechen von «Geschwür«.

2641. Karl Friedrich Eusebius Trahndofff, 1782-1863, lebte in Berlin. Er schrieb «Der Teufel - kein dogmatisches Hirngespinst - Offenes Sendschreiben an den Herrn Dr. Sydow, Prediger an der Neuen Kirche zu Berlin«, Berlin 1853. Rudolf Stei­ner spricht hierüber auch im Berliner Vortrag vom 25. Januar 1916 (in GA 166).

er hat auch eine Ästhetik geschrieben: «Ästhetik oder Lehre von Weltanschau­ung und Kunst«, Berlin 1827.

NAMENREGISTER

#G346-1995-SE343 - Priesterkurse V

#TI

NAMENREGISTER

#TX

* = ohne Namensnennung

Alanus ab Insulis 98

Alexander der Große 66, 121

Aristoteles 121

Arius 101, 102, 104

Artus, König 68

Athanasius 101, 102, 104

Avenarius 261

Bock, Emil 225

Böhme, Jakob 191

Buddha 67

Doldinger, Friedrich 197, 225

Fichte, Johann Gottlieb 251

Fischer, Kuno 191

Goethe, Johann Wolfgang von 190, 191

Harnack, Adolf 108, 109, 127*

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich 238

Hölderlin, Friedrich 148

Homer 95*

Ignatius von Loyola 86

James, William 260

Joachim von Floris 98

Julian Apostata 112

Kant, Immanuel 49

Katschthaler, Johannes 60*

Klein, Johannes Werner 15, 196, 224

Konstantin der Große 103, 104

Lalande, Joseph Jérome de 233-235

Lenin 204

Littrow, Joseph Johann von 236*

Livius 190

Lunatscharski, Anatoli Wassiljew 204

Luther, Martin 54*, 144

Mach, Ernst 261

Masaryk, Thomas Garrigue 207

Molay, Jakob von 120

Moses 70

Nagler, Karl Ferdinand Friedrich von 236*

Napoleon 206

Nietzsche, Friedrich 160

Plato 93

Rittelmeyer, Friedrich 15, 237, 268

Steiner, Rudolf (Werke):

Die Philosophie der Freiheit (GA 4)199

Theosophie (GA 9) 199, 200

Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (GA 10) 198, 206

Die Geheimwissenschaft im Umriß (GA 13) 174

Mein Lebensgang (GA 29) 160

Swedenborg, Emanuel 86 Tagore, Rabindranath 55 Trahndorff, Karl Friedrich Eusebius 265 Trotzki, Leo 204

Literatur