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Version vom 28. Oktober 2023, 14:10 Uhr

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RUDOLF STEINER

VORTRÄGE

VORTRÄGE ÜBER NATURWISSENSCHAFT

Geisteswissenschaftliche Impulse
zur Entwickelung der Physik

Erster naturwissenschaftlicher Kurs
Licht, Farbe, Ton - Masse, Elektrizität, Magnetismus

Zehn Vorträge, gehalten in Stuttgart
vom 23. Dezember 1919 bis 3. Januar 1920,
mit einem Diskussionsvotum vom 8. August 1921
und elf Faksimiles

GA 320

1964

Inhaltsverzeichnis


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Anstelle eines Vorwortes DISKUSSIONSVOTUM von Rudolf Steiner am 8. August 1921

Fräulein Dr. Rabel hat am Schluß ihrer ja sehr bemerkenswerten Aus-führungen gesagt, daß ich einmal bemerkt habe, daß eigentlich diese neueren Versuche zur Bestätigung der Goetheschen Farbenlehre dienen können. Fräulein Dr. Rabel war damals so gütig, mir eine ihrer Ab-handlungen zu geben, die gerade in dieser Linie liegen, und ich sagte, daß die Tatsachen, die auf diese Art durch die moderne Physik heraus­kommen, in der Tat in der Linie liegen, die allmählich zu einer Bestätigung der Goetheschen Farbenlehre führen müssen.

Nun ist heute wirklich keine Möglichkeit vorhanden, in das ganze Pro und Kontra der Goetheschen Farbenlehre und, sagen wir, der Anti-Goetheschen Farbenlehre einzutreten. Die Sache liegt ja so, daß zunächst noch die physikalischen Vorstellungen, die heute gang und gäbe sind, aus solchen theoretischen Voraussetzungen heraus gemacht werden, daß in der Tat das richtig ist, was ich einmal von einem Physiker hörte, mit dem ich ein Gespräch über die Goethesche Farbenlehre hatte. Er sagte einfach, wie ich ausdrücklich verifizieren muß, er sagte ganz ehrlich: Ein Physiker von heute - und er be­zeichnete sich als einen solchen mit Recht - kann sich überhaupt bei der Goetheschen Farbenlehre nichts vorstellen! - Und das ist etwas, was eigentlich durchaus richtig ist.

Wir müssen eben nicht vergessen, daß gewisse Dinge da vorliegen, die erst noch überwunden werden müssen, wenn von Seiten der Physik die Goethesche Farbenlehre ernst und nur ernst genommen werden soll. Nicht wahr, der Physiker ist zunächst heute dazu ge­leitet, dasjenige, was er Licht nennt, möglichst so zu untersuchen, daß innerhalb des Untersuchungsfeldes das von ihm als subjektiv Be­zeichnete keine Rolle mehr spielt, daß gewissermaßen das Erlebnis, das bei den Licht-Erscheinungen da ist, ganz und gar höchstens dazu

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dient, einen aufmerksamer zu machen in der Beobachtung, daß da oder dort etwas vorgeht. Aber was der Physiker einbeziehen will in seine Interpretationen der Lichterscheinungen, die er dann auch auf Farbenerscheinungen ausdehnt, das soll eine Entität sein vollständig unabhängig von dem subjektiven Erlebnis.

Goethe geht ja von ganz anderen Voraussetzungen in bezug auf sein Denken überhaupt aus. Daher halte ich es auch heute noch in emem gewissen Sinne für richtig, was ich 1893 in einem Vortrag über Goethes Naturanschauung in Frankfurt am Main sagte: Über die Äußerungen Goethes auf dem Gebiete der Morphologie, da läßt sich reden, und darüber habe ich auch dazumal einen Vortrag gehalten, weil in einer gewissen Beziehung schon heute sich begegnen die Vor­stellungen, die Goethe über die Metamotphose hatte und im Zu­sammenhang mit der Metamorphose über die Ursprünge der Arten, mit denjenigen, die, allerdings in ganz anderer Weise, von der Darwin­Haeckel-Anschauung herkommen. Da ist also, in gewissem Sinne wenigstens, schon ein Feld vorhanden, wo die Anschauungen in­einandergreifen. Aber mit Bezug auf die Goethesche Farbenlehre, die keine Optik übrigens sein will, ist das durchaus noch nicht der Fall. Daher ist zwar gewiß möglich, sagen wir, auf anthroposophi­schem Boden über die Goethesche Farbenlehre zu reden, da ist durch­aus ein Reden möglich, aber eine Diskussion mit dem, was heute ein Physiker über die Farben zu sagen hat, was er aus seinen physika­lischen Untergründen heraus ableitet, wird heute durchaus noch etwas Unfruchtbares bilden. Dazu ist notwendig, daß eben gewisse Grund-vorstellungen, die Goethe implizite gehabt hat und von denen er aus­gegangen ist in seiner Farbenlehre, noch expliziert werden, daß man die wirklich zugrunde legen kann.

Daher halte ich auch alles dasjenige, was ich in meinen Büchern über die Goethesche Farbenlehre gesagt habe, für etwas, was vor­läufig einmal in die Welt hineingeworfen ist und was eigentlich durchaus nicht den Anspruch darauf erhebt, in eine fruchtbare - ich meine fruchtbare - Diskussion mit den ja nicht entgegengesetzten, sondern von ganz anderen Seiten herkommenden Vorstellungen der Physik zu treten. Nun, in der Tat aber, dessen können Sie ganz sicher

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sein, und dazu wurde ja von dem Vorredner schon sehr viel bei­gebracht, würde Goethe in all denjenigen Erscheinungen, die Fräulein Dr. Rabel heute in dankenswerter Weise vorgebracht hat, eine Be­stätigung seiner Grundanschauungen erkennen. Und das ist das­jenige, was ich eben durchaus vertreten möchte.

Es trifft schon von der einen Seite aus den Tatbestand, aber es trifft ihn nicht vollständig, wenn man bei Goethe davon spricht, daß die eine Seite des Spektrums, also dasjenige, was hier langwellige Strahlen genannt worden sind als im Gegensatz zu den kurzwelligen Strahlen, daß das in dem Verhältnis einer Polarität steht. Polarität ist ein sehr abstraktes Verhältnis, das man eben auf verschiedene Gegensätze an­wenden kann, so auch auf diesen. Nur hier ist das durchaus nicht dasjenige, auf was es eigentlich bei Goethe ankommt... (Nachschrift lückenhaft). Wenn man aber noch so sehr glaubt, durch irgendeine Versuchsanordnung einen Fehlerausschluß zu erreichen dadurch, daß man das Strahlenbündel immer schmäler und schmäler nimmt, so daß man zuletzt die ganze Dicke des Strahlenbündels - was übrigens gar nicht mein Ausdruck ist, den ich aber rechtmäßig gebrauchen darf - aufhebt und dann von einem «Strahl» spricht, so ist schließlich kein Unterschied in Wirklichkeit, ob man ein breites Bündel nimmt oder ein schmales, es macht das prinzipiell keinen Unterschied. Aber Goethe hat einen prinzipiellen Unterschied angegeben - und darauf kommt es an -, als er durch den kleinen Spalt nun selbst Versuche angestellt hat.

Im Prisma kann man nicht dasjenige ausschließen, was die moderne Physik ausschließen möchte, denn man kann natürlich nicht einen sogenannten «Strahl von Null-Dicke » irgendwie ins Experimentier­feld schieben. Aber man kann das machen, daßman die scharfe Grenze ins Auge faßt zwischen dem dunklen Gebiet und dem hellen. Da hat man in der Tat die scharfe Grenze! Wenn man von dieser scharfen Grenze redet, dann hat man in einer gewissen Weise gerade aus dem Goetheschen Versuch heraus das, was die neuere Physik möchte. Goethe hat mit der Grenze gearbeitet und nicht mit dem Strahlen-bündel, das ist es, worauf es ankommt. Diese Forderung, die man idealiter mit Recht erhebt, die wird prinzipiell eigentlich gerade dadurch

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erfüllt, daß Goethe mit der Grenze arbeitet, nicht also mit einem Strahl oder Strahlenbündel. Und von dem, was sich als Phäno­men dann an der Grenze ergibt, geht Goethe aus und versucht, von da seine Versuchsanordnungen zu machen, die ja allerdings heute, wenn sie im Goetheschen Sinne ausgeführt werden sollten, ganz anders, als Goethe sie ausgeführt hat, werden müßten.

Ich hoffe, daß wir gerade in dieser Beziehung prinzipielle Versuche in unserem physikalischen Forschungsinstitut in Stuttgart anstellen werden und daß dadurch auch dasjenige, was Dr. Schmiedel «Ver­schleierung» genannt hat, in gewissem Sinne ausgeschaltet wird, und daß man lernte, in exakter Weise wirklich mit den Grenzen zu arbeiten und dann in der Lage ist, das Spektrum erst als eine Erscheinung auf­zufassen, in der die Grenzerscheinungen als die Urphänomene ver­arbeitet werden. Das würde der Gang sein, um den es sich handelt.

Nun aber bekommt man, wenn man so mit der Grenze arbeitet, eben dasjenige, was Dr. Schmiedel das polare Verhältnis nannte zwischen dem einen und dem andern Teile des sogenannten Spektrums.

Also: «Polarität»ist im Goetheschen Sinne hier ein viel zu abstrakt angewendeter Ausdruck! Man kann ihn ja von allen möglichen Natur­erscheinungen als Ausdruck gebrauchen. Goethe kommt nun - und da kann ich natürlich heute abend wegen der Kürze der Zeit nicht auf die Einzelheiten eingehen -, indem er immer Versuche veranstaltete, zu dem grundsätzlichen Gegensatz, den er annimmt zwischen der roten Natur und der blauen Natur, wobei durchaus auch zu beachten ist, daß Goethe nicht spricht von rotem und blauem Lichte, da kann man widersprechen im Goetheschen Sinne, sondern von der roten und blauen Natur. Das Licht ist schlechterdings undifferenzierbar, und das, was als Differenzierungen auftritt, sind Erscheinungen am Licht. Mit Recht ist als ein Ergebnis der neueren Physik hervorzuheben, daß Goethe dem, was er die Entität des Lichtes nennt, entgegensetzt die Entität der Finsternis nicht als das Nichts, sondern als eine wirk­liche Entität. Und nun kann ich dasjenige, was bei Goethe eine ziem­lich komplizierte Vorstellung ist, eigentlich in kurzen Worten nur etwa so andeuten, daß ich folgendes sage: Sowohl im roten Teil der Farbabschattungen wie im blauen Teil hat man es nun nicht mit

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einer Mischung, sondern mit einem dynamischen Ineinanderwirken von Licht und Finsternis zu tun, aber so, daß im roten Teil dieses Zusammenwirken so ist, daß gewissermaßen das Rot sich ergibt als die Aktivität des Lichtes in der Finsternis. Man hat es also mit dem Zusammenwirken von Licht und Finsternis zu tun. Hat man es mit dem Roten zu tun, also sagen wir mit einem roten Felde, dann hat man es mit dem aktiven Licht in der Finsternis zu tun, hat man es mit der blauen Seite zu tun, dann hat man es mit der Aktivität der Finsternis in der Helligkeit zu tun. Also das ist der genaue Ausdruck für die Polarität.

Das ist natürlich eine Vorstellung, von der ich gern zugebe, daß der moderne Physiker nicht viel damit verbinden kann. Aber für Goethe ist das Rot die Aktivität des Lichtes in der Finsternis, das Blau die Aktivität der Finsternis im Hellen, also im Lichte. Das kann man eine Polarität nennen, das ist eine Polarität. Und das führt Goethe nun durch für die physikallsche oder physische Farbe, also eigentlich die spektrale Farbe, und auch für die chemische Farbe, und er ist sich wohl bewußt, wie er überall auf Unsicherheiten tappt, weil er natür­lich nicht dieses allgemeine Prinzip im einzelnen durchführen kann. Aber nehmen wir nun dieses, was ich nur eben ganz flüchtig an­gedeutet habe, so haben wir überall, wo Farben auftreten, wo also Farben erscheinen, überall da haben wir ein Qualltatives. Und da stehen wir an dem Punkte, wo einmal die Entscheidung fallen wird in dieser Beziehung.

Sehen Sie, es ist ja heute noch so, daß man, möchte man sagen, erlebt eine Fülle von Erscheinungen. Auch heute sind Ihnen eine ganze Fülle von Erscheinungen vorgeführt worden in dankenswerter Weise, die eigentlich erforderten, daß man ganze Serien von Vorträgen darüber halten würde, um nun zu zeigen, wie sie eigentlich sich hineinstellen in die Goethesche Farbenlehre und in das Gesamtgebiet der Naturwissenschaft. Aber wir erleben heute Erscheinungen, die -in ganz anderer Weise als etwa die theoretischen Erwägungen der Relativitätstheorie und so weiter über die Geschwindigkeitsvorstel­lungen beim Lichte es geben - Rektifizierungen hervorbringen müs­sen. Wir erleben eben, was gerade von Fräulein Dr. Rabel selber

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hervorgehoben worden ist, daß sich der Physiker gedrängt fühlt, allerdings in einer sehr modifizierten Gestalt, wiederum zu der Emissionstheorie des Newton zurückzukommen. Ein sehr großer Unterschied ist allerdings zwischen der Newtonschen Theorie, die aus verhältnismäßig einfachen Phänomenen herausgezogen worden ist, und der heutigen Zeit. Denn ich glaube, die heutige Auffassung beruht hauptsächlich darauf, daß man sich nach den gewöhnlichen wellentheoretischen Vorstellungen kein Bild davon machen kann, wie zum Beispiel folgendes möglich ist: Wenn man ultraviolettes Licht auf ein Metall fallen läßt, so bekommt man Elektronen zurück-geworfen, und diese Elektronen kann man untersuchen. Sie zeigen dann eine bestimmte Stärke. Diese Stärke ist nicht abhängig von der Entfernung der Quelle des ultravioletten Lichtes von dem Metall. Sie können die Quelle weit weg legen und bekommen dennoch die­selbe Voltstärke. Nun müßte natürlich, wenn, wie es vorausgesetzt wird, die Lichtstärke verbleibt, die Intensität abnehmen mit dem progressiven Grade der Entfernung. Das ist aber nicht der Fall für die Elektronen, die Ihnen vom Metall zurückgeworfen werden. Man sieht, daß ihre Stärke gar nicht abnimmt mit dem Grade der Ent­fernung, sondern lediglich von der Farbe abhängt. Wenn Sie die Farbe in der Nähe haben, so ist es dasselbe wie in der größeren Ent­fernung. Da wird man also zunächst darauf geführt, daß man über­haupt über dasjenige, was da Licht genannt wird, anders denken muß. Man hilft sich heute damit, daß man die Quantentheorie zu­grunde legt, die sagt, daß sich nicht irgend etwas Kontinuierliches ausbreite, wie etwa die Schwere ausgebreitet gedacht wird, sondern es breite sich das Licht atomistisch aus. Wenn es sich atomistisch aus­breitet, so hat man das betreffende Quantum an irgendeiner Stelle und es wirkt dann. Es handelt sich da nicht darum ... das Quantum kann eben nur an einer Stelle sein. Wenn es überhaupt da ist, dann wirkt es auslösend auf die Elektronenwirkungen.

Also, diese Dinge haben wiederum zu der Emissionstheorie zurück­geführt. Während Newton sich vorstellt, daß irgendwie Substanzen, Entitäten in ponderabler Weise sich ausdehnen, die aber so sind, daß man sagen müßte, daß die Intensität abnimmt mit dem Quadrat der

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Entfernung, so ist es jetzt so, daß man diese ersetzt durch die Aus­breitung von elektromagnetischen Feldern, die dann aber wirklich durch den Raum gehen, und zwar im Sinne der Quantentheorie. Man hat es also eigentlich zu tun mit der Emission von elektromagne­tischen Feldern, während man es bei der Undulationstheorie, die durchaus gang und gäbe war in der Zeit, als zum Beispiel ich selber jung war, es eben zu tun hatte mit einem bloßen Fortschreiten der Bewegung, so daß also eigentlich nichts im Raume ausstrahlt, sondern nur die Bewegung weitergeführt wird. Diese Vorstellungen über das objektiv Vorhandene sind eigentlich gerade - wenigstens ich sehe es so an - heute in beständigem Flusse, und die Experimente, die da vor­liegen, die weiser überall auf dasjenige hin, was Fräulein Dr. Rabel mit Recht hervorgehoben hat, daß man ja mit der bloßer Annahme von Wellenlängen nicht auskommt, daß das so eine Art von Wider­spruch in sich enthält. Das ist aber gerade das, um was es sich handelt. Im Grunde genommen liegt eigentlich doch nur das vor, daß man sich durch lange Zeiten durchaus gewöhnt hat, mit den Wellenlängen und so weiter als einzigem zu rechnen. Die Vorstellung war ja außer­ordentlich einfach. Man rechnete überhaupt nur objektiv mit Wellen von gewissen Wellenlängen und Schwingungen von gewissen Ge­schwindigkeiten, bezeichnete dasjenige, was im Spektrum vom Violett bis zum Rot liegt, so, daß man sagte, es macht das eben einen Ein­druck auf die Netzhaut des Auges. Jenseits des Roter hat man die anderen Schwingungen, die keinen Eindruck machen, aber sie unter­scheiden sich nicht qualitativ davon, ebenso jenseits des Violetten. Einzelne haben sich aufgelehnt, einzelne haben es in interessanter Weise zurückgewiesen, so in den achtziger, in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Eugen Dreher, der sehr viele Experimente gemacht hat, um zu beweisen, daß Licht, Wärme und chemische Entität drei durchaus radikal voneinander verschiedene Entitäten sind. Auch ließ sich das bis zu einem gewissen Grade durchaus be­legen. Und gerade der heutige Stand der Sache beweist eben, daß der ganze Komplex der Fragen im Grunde genommen im Fluß ist. Sobald man eben auf dasjenige kommen wird, was, abgesehen vom Sub­jektiven, unter dem Komplex «Lichterscheinungen» zusammengefaßt

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eigentlich vorliegt ... (Lücke) ... Das Wesentliche ist bei Goethe, daß er dasjenige hineingebracht hat, was sich heute der Physik aufdrängt. Gewiß, er hat es hineingebracht nach dem mangel­haften Stande der Physik am Ende des 18. Jahrhunderts. Aber er hat es hineingebracht.

Wenn man sich heute die Sache ansieht, so sagt man sich: Ganz gewiß, das ist alles ungeheuer interessant. Und ich muß gestehen, interessanter war die ganze Behandlung der Undulationstheorie, als ich jung war, denn die Undulationstheorie war bis zum Exzeß aus­gebildet, und da war wirklich alles bis ins einzelnste hinein recht genau berechnet. Aber heute werden die jungen Leute gar nicht mehr mit dieser ausgefallenen Undulationstheorie geplagt. Denn es nimmt sich doch etwas anders aus, ob man aus der theoretischen Mechanik heraus mit irgendeiner Ätherhypothese die Undulation berechnet, oder ob man von der Wirkungsweise elektromagnetischer Felder aus­geht. Da nimmt sich schon alles etwas unbestimmter aus. Man hat heute nicht so das Bedürfnis, alles dieses Exaktlinige zu berechnen innerhalb der Lichterscheinungen, wie das noch vor vierzig, fünfund­dreißig Jahren geschehen ist. Es ist außerordentlich interessant natür­lich, auf all die Finessen zu kommen, aber sie sind ein Rechnungs­resultat, und der ganze maßgebende Beweis eigentlich für dieses Rechnungsresultat wird ja im Interferenzversuch gesehen. Heute steht der Interferenzversuch so da, daß er einer neuen Erklärung be­darf. Das gibt die Physik von heute zu. Und da hat wirklich die Quantentheorie nicht viel erlangt. Die Sache liegt eben so: Es ist heute noch nicht sehr weit gediehen, aber man sieht immer mehr und mehr, wie man gewisse gut brauchbare Zahlen, Hiliszahlen, in den Schwingungszahlen oder Wellenlängen hat, das sind alles gute Rech­nungsmünzen, aber niemand wird heute eigentlich sagen können, daß dem irgend etwas Reales zugrunde liegt. Ich möchte sagen, wenn man die Schwingungszahl für die sogenannten roten Strahlen und die blauen angibt, so hat man ein gewisses Verhältnis, das zwischen Rot und Blau besteht, so ausgedrückt, wie sich die eine Zahl zu der anderen verhält. Man kann schon heute sagen: Viel wichtiger sind die Verhältnisse der einzelnen Zahlen zueinander als der absolute Wert

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der einzelnen Schwingungszahlen. Und das führt von dem Quantita­tiven ins Qualitative hinüber. Man ist heute doch auf dem Wege, sich zu sagen: Mit den Wellenlängen allein geht es nicht, man braucht etwas anderes.

Aber dieses andere wird immer ähnlicher und ähnlicher dem, was Goethe auf seinen Wegen suchte. Das ist heute noch nicht so strikte zu bemerken, aber für den, der die Dinge genau kennt, eben durchaus zu bemerken, wie die Physik nach und nach dahin führt, und, wie gesagt, die Erscheinungen, die heute angeführt worden sind, die würde Goethe durchaus so auffassen, daß er sie als eine Bestätigung seiner Anschauung finden würde.

Auf einzelnes einzugehen ist natürlich schwierig, weil dazu heute nicht die Grundlagen geschaffen worden sind. Ich will nur prinzipiell zum Beispiel auf die Pflanzenfrage eingehen. Auf solche Dinge möchte ich mich nicht gerne einlassen, wie, ob man einen Ausdruck wie «ab­sorbiert» gebrauchen darf oder nicht. Wenn man ihn nimmt als eine bloße Bezeichnung dessen, was vorliegt, so habe ich nichts dagegen, aber wenn man sich die Sache dann so einfach macht, nicht wahr, daß, wenn irgendwo Helles auffallt und irgendeine Glasscheibe in den Weg gestellt wird und man hinter der Glasscheibe ein rotes Feld hat, man dann sagt: da sind alle anderen Farben verschluckt von dem Glas, nur das Rote ist durchgelassen worden, - so setzt man eben an die Stelle eines konstatierten Phänomenes eine Erklärung, die aber ganz und gar im Blauen liegt, für die eigentlich nichts Reales vorliegt. Man kann durchaus beim Phänomen bleiben. Das ist gut. Aber nehmen Sie dasjenige, was vielleicht sogar noch so unvollkommen bei Goethe ausgesprochen ist: Aktivität des Lichtes, der Helligkeit im Finsteren liegt dem Roten zugrunde; Aktivität der Finsternis im Hellen, im Lichte, das liegt dem Blau zugrunde. Was den Nuancen zugrunde liegt, als Abschattung, dem Grün oder Orange, darauf kommt es jetzt nicht an, darauf kann man sich nicht einlassen. Ich kann nur das Grund-phänomen angeben. Und da haben Sie dann allerdings das, was ich jetzt nur, ich möchte sagen, approximativ andeutete, dann hat man es zu tun mit dem Finsteren als einem Realen, dann muß man doch sich klar sein darüber - es gibt ja natürlich sehr vieles zum Beleg dessen,

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was ich sagen werde, aber auch aus einer ganz oberflächlichen Be­trachtung der Sache kann man sich klar darüber werden -, daß diese Finsternis in einer gewissen Weise sich entgegensetzt dem Hellen. Das gibt natürlich die subjektive Empfindung, aber auch objektive Tatsachen. - Da muß man natürlich eine Polarität annehmen, wenn man nur nicht im Abstrakten bleiben will, sondern auf das Konkrete dabei eingeht. Wenn Sie an dieses Polarische des Hellen und Dunklen nun denken, dann kommen Sie allmählich zu der Vorstellung, die Ihnen eine gewisse Unmöglichkeit vor Augen führt, in derselben Weise von Ausbreitung einer Entität zu sprechen beim Dunklen wie beim Hellen. Darüber entscheiden die Experimente, die bis heute gemacht worden sind, gar nichts! Denn sehen Sie, wenn Sie sich denken - natürlich ist es mehr, aber das beruht dann auf übersinn­lichen Beobachtungen oder halb übersinnlichen Beobachtungen, aber nehmen Sie es zunächst nur als eine Möglichkeit, als eine Hypothese einmal hin -, die Helligkeit würde schematisch dadurch bezeichnet, daß eine Ausbreitung stattfindet. Sie können dann die Dunkelheit nicht dadurch bezeichnen, daß ein Ausbreiten stattfindet, sondern müssen die Dunkelheit so bezeichnen, daß gewissermaßen von dem Unendiichen her so etwas wie ein Saugen stattfindet. Sie würden also von einem Raum, den Sie mit schwarzen Wänden ausgekleidet haben, nicht sagen dürfen: Es findet da ein Ausbreiten statt, eine Emission oder dergleichen, sondern es findet ein Saugen statt, Saugwirkungen, die natürlich einen Erreger des Saugens haben müssen, denn man braucht natürlich ein Zentrum. Aber die Möglichkeit von Saug­wirkungen ist zunächst das, was, um diese Trivialität zu sagen, im schwarzen Raum vorhanden ist, im Gegensatz zu dem durchhellten, wo man es mit Ausbreitungswirksamkeiten zu tun hat.

Wenn Sie das festhalten, dann wird die Farbvorstellung immer konkreter werden, und Sie werden in dem Blau etwas haben vom Saugenden - es ist eigentlich nur approximativ gesprochen - und werden bei dem Roten etwas haben vom Sich-Ausbreitenden, im Grünen gewissermaßen die Neutralisierung. Und nun denken Sie -da müssen wir ja in eine tiefere Schichte des Vorsteliens -, wenn Sie dasjenige, was da als Saugwirkung vorhanden ist, in seinem Verhältnis

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zum Pflanzenwesen betrachten, so haben Sie die hinter dem Farbigen liegende Saugwirkung, die im Gegensatz zu gewissen inne­ren Kräften der Pflanze ist. Die haben Sie in der ganzen Konfiguration, in der ganzen Organisation der Pflanze mitwirkend drinnen.

Wir müssen also gewissermaßen hinter die Farbenerscheinungen gehen. Wir finden in den Farbenerscheinungen nur den symptoma­tischen Ausdruck für dasjenige, was ja tiefer hinter den Farbwirkungen liegt. Wir kommen also auf eine Polarität, wenn wir diese nicht bloß als eine abstrakte Polarität ansehen, sondern eingehen auf diese ganz besondere Art der Polarität, so daß wir, wenn wir es subjektiv machen und zum Beispiel das Blau sehen, wir das Auge im Grunde genommen einer Saugwirkung exponieren, im Rot einer Druckwirkung in einem gewissen Sinne, was aber nun nicht mechanisch, sondern intensiv zu denken ist.

Wenn wir das dann haben, dann bekommen wir auch Vorstellungen, die natürlich viel kompliziertere sind als diese, daß ich sage: Ich stelle eine Glasscheibe in den Weg eines erhellten Bündels und be­komme hinten ein rotes Feld. Alles andere ist verschluckt worden außer dem Rot. Wir werden dann geführt zu einer ganz anderen Art, einer ganz anderen Formulierung des Problems. Die Forderung entsteht, aus dem Phänomen, das mir vorliegt, nun die Natur des in den Weg gestellten Materiellen zu untersuchen. Wenn wir da an­fangen, werden wir zu einer ganz anderen Methode, sagen wir, der Polarisationserscheinungen geführt. Man kommt da auf einem ge­wissen Umweg zu einer sehr strikten Auffassung, was auch Fräulein Dr. Rabel gesagt hat. (Zu Fräulein Dr. Rabel gewandt): Sie haben einen englischen Physiker genannt. Es ist aber von einer ganzen Reihe von Physikern auch auf die Sache schon aufmerksam gemacht worden, daß man es eigentlich zu tun hat bei diesen Erscheinungen nicht mit etwas, was einen hinweist auf die Entität des Lichtes, sondern eigent­lich der Materie, die da dem Licht entgegengestellt wird, natürlich auch ganz besonders der organischen Materie, also, sagen wir, der Pflanzen.

Das ist dasjenige, worauf man immer mehr und mehr wird geführt werden, daß man abkommen wird davon, sagen wir, Polarisationsfiguren

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geradezu ins Licht hineinzukonstruieren. Das ist doch etwas, was ganz wunderbar gegangen ist bei der alten, rein mechanischen Wellentheorie, was aber bei der heutigen Lage nicht mehr in der­selben Weise Geltung haben wird. Der Physiker wird dahin geführt, nun nicht bloß den Verlauf der Polarisationsfiguren zu sehen, so daß er sie ins Licht hineinkonstruiert, sondern er schaut eine Wechsel­wirkung des Lichtes mit der Materie, so daß also gewissermaßen die Konstitution der Materie verraten wird durch das, was da auftritt, auch an anderen Erscheinungen, die insbesondere so auftreten, daß man sie als Emission elektromagnetischer Wellen ansieht. Viel inter­essanter ist heute, die Sachen so zu betrachten, daß man nachsieht, wie man allmählich herauskomme aus einer Anschauungsweise, die eigent­lich wirklich nur darauf beruht, daß man sich so sehr gewöhnt hat an diese mechanische Anschauungsweise mit dem Äther, der ja von einigen als fester Äther konstruiert wird, von anderen als Flüssigkeit.

... (Lücke) ... Man hat sich gewöhnt an bestimmte Vorstellungen, und kommt nicht los davon, wahrhaftig... Bleibt man bei der Wellen-theorie stehen, so muß man annehmen, daß man noch etwas unter­legen muß... Und da muß aufmerksam gemacht werden: Goethe war auf dem Wege, diese Unterlagen zu untersuchen. Ihn hat die ganze Undulationstheorie, die er ja noch Zeit seines Lebens gekannt hat, nicht eigentlich interessiert, sondern ihn hat interessiert, was ich in ganz ungenügender Weise angedeutet habe, indem ich die Polarität auf das Konkrete zurückgeführt habe.

Man kommt tiefer hinein in dasjenige, was Goethe wollte, gerade indem man seine «Farbenlehre» ganz von Kapitel zu Kapitel nimmt, auch bis in die sinnlich-sittlichen Wirkungen der Farben herauf, wo gewissermaßen die Farben im Blickfelde verschwinden, und, man möchte sagen, geistig-seelische, moralische Eigenschaften auftreten. Man erlebt sie an der Stelle des Roten, des Blauen, wo man über­geführt wird ins Seelische. Und Goethe würde da sagen: Eigentlich da erst erfährt man etwas in bezug auf das Wesen des Farbigen, wenn das Farbige verschwindet und etwas ganz anderes auftritt.

Da tritt dasjenige auf, was der Anfang ist zu den Wegen der höheren Erkenntnis, die durch anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft

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beschrieben werden, die dazu führen, daß man tatsächlich nicht mehr diese Trennung vornimmt zwischen Subjekt und Objekt, die ja nicht mehr spricht auf einer gewissen Erkenntnisstufe, sondern die zu einem Hinüberleben des Subjektes ins Objekt führen. Das muß beobachtet werden. Es kann keine Erkenntnistheorie geben, die jemals befriedigen kann, wenn ein absoluter Abgrund steht zwi­schen Subjekt und Objekt, sondern nur, wenn eben diese Gliederung -Subjekt und Objekt - im Grunde genommen doch nur eine vor-läufige Annahme ist, wie erkenntnistheoretisch dargestellt worden ist. Die moderne Physik, wie sie, sagen wir, Blanc definiert, geht doch durchaus darauf aus, das Subjektive ganz auszuschließen und die Erscheinungen so darzustellen, wie sie, ohne daß man auf den Men­schen irgendwie Rücksicht nimmt, im objektiven Felde verlaufen. Louis Blanc sagt: Die Physik hätte eigentlich nur dasjenige auf­zusuchen, was auch ein Marsbewohner - und wenn er ganz anders organisiert wäre - von der objektiven Welt behaupten könnte. Und das ist in der Tat durchaus richtig. Aber die Frage ist diese: ob man nicht auch im Menschen selbst so etwas findet, was den Ergebnissen der Physik entspricht, die rein nach Maß, Zahl und Gewicht gesucht werden, ob nicht auch dem, bei einer entsprechenden höheren Er­kenntnis, etwas im Menschen entspricht. Und da muß man sagen:

Ja, das ist es! Wir gehen ganz genau durch die Region durch, die dann erlebt wird und die der moderne Physiker eigentlich nur durch eine Konstruktion, eine gewisse Konstruktion aus dem Phänomen heraus, gewinnt. Nur nimmt sich diese Region so aus, daß das Substantielle, das zugrunde liegt, nicht mehr ein Materielles, sondern ein Geistiges ist. Man erwirbt sich da sogar das Recht, die Formeln der Physik in einer gewissen Form anzuwenden, setzt nur ein anderes Substantielles hinein. Newton meinte, es wird eine Art ponderabler Materie hinein-gegossen in die Gleichungen, die Formeln; die Huygenssche Undula­tionstheorie: es wird nur die Zahl der Wellen hineingegossen; die neuere Theorie: es werden elektromagnetische Felder hineingegossen.

Also dasjenige, was da eigentlich auf den Formeln schwimmt, das ist etwas, worüber eine gewisse Liberalität heute schon auch im Ver­laufe der Theorien herrscht. Und darum sollte man sich nicht gar zu

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sehr stemmen, wenn Geisteswissenschaft genötigt ist, in diese dutch den Weltenraum fliegenden, tanzenden Gleichungen nun auch Geist hineinzutun. Weder dasjenige, was Newton wollte, noch das, was der ganz moderne Physiker will, sondern da eben Geist hineintun! Nut muß man eben zuerst wissen, was Geist ist. Das beruht dann nicht auf irgendeiner Theorie, sondern auf einer höheren Erfahrung.

Ich glaube also, daß tatsächlich immer mehr und mehr zum rich­tigen Verständnis von Goethes Farbenlehre beigetragen wird durch dasjenige, was von Fräulein Dr. Rabel heute in so dankenswerter Weise vorgebracht worden ist. Ich glaube aber nicht, daß es möglich ist, heute auch noch auf solche Fragen einzugehen, wie sie zum Bei­spiel Dr. Stein noch gestellt hat. Denn man müßte nun auf das ganze Wesen der Elektrizität eingehen. Und das berührt Fragen, die eigent­tich erst auf anthroposophischem Felde, ich will nicht sagen gelöst, sondern besprochen werden können. Denn da kommen wir ja natür­lich in Begriffe hinein, die, möchte man sagen, alles auf den Kopf zu stellen haben, was man gewohnt ist heute, im Physikalischen theore­tisch anzuerkennen.

Wenn man auch jetzt etwas davon abgekommen ist, so ist es noch nicht lange her, da rechnete man ja mit elektrischen Strömungen und dergleichen. Nun hat man es aber in der Wirklichkeit zu tun - das ist eben nur Ergebnis der höheren Erkenntnis, was ich Ihnen jetzt sagen werde - bei elektrischen Strömen nicht mit etwas, was da hinein-strömt, sondern man hat es in Wirklichkeit zu tun, wenn ich schema­tisch das andeuten darf, damit, daß wir, wenn man hier einen Draht hat, durch den eine sogenannte elektrische Strömung geht, eine Aus­sparung haben in der Realität.

Wenn ich die Realität - ich rede jetzt von einem Grad der Realität, das werden ja viele nicht gelten lassen -, wenn ich die Realität zum Beispiel hier mit + a bezeichnen will, so müßte ich die Realität innerhalb des Drahtes mit - a bezeichnen. Und dann haben wir da ein Hereinsaugen desjenigen, was eigentlich immer wie ein Herein-fließen angesehen wird. Und man hat es im wesentlichen damit zu tun, daß, wenn ein elektrischer Leiter da ist, so stellt er eigentlich nicht ein Ausfüllendes, sondern einen Hohlraum im Geistigen dar.

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Und das führt uns dann hinüber zu der Willensnatur, die hier Dr. Stein nur vorempfunden hat, die ja auch eigentlich darauf beruht, daß man es nicht zu tun hat, sagen wir, mit Nerven, die ausfüllen, sondern mit Hohlrinnen, Hohiröhren, durch die das Geistige angesaugt wird und durch die das Geistige durchgeht.

Das aber, wie gesagt, würde heute viel zu weit führen, und ich habe mir eigentlich nur die Aufgabe setzen können zu zeigen, inwieferne oder vielmehr wie das damals gemeint war, als ich gesagt habe: Diese neueren Erscheinungen liegen eigentlich in der Linie der Weiter-entwickelung der Goetheschen Farbenlehre.

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ERSTER VORTRAG Stuttgart, 23. Dezember 1919

Nach den eben verlesenen Worten, von denen einige ja schon über dreißig Jahre alt sind, möchte ich bemerken, daß es natürlich nur zu­nächst Streiflichter sein können, die ich in dieser kurzen Zeit, die uns zur Verfügung stehen wird, Ihnen werde für die Anschauung des natürlichen Daseins bringen können. Denn erstens werden wir, zumal ja nicht sehr viel Zeit sein wird, das diesmal Begonnene in nicht sehr ferner Zukunft weiter hier fortsetzen können, zweitens aber ist mir ja von der Absicht eines solchen Kurses erst, als ich hier schon an­gekommen war, Mitteilung gemacht worden. Und daher wird es sich um etwas recht, recht sehr Episodisches in diesen Tagen nur handeln können.

Ich möchte Ihnen auf der einen Seite etwas geben, was für den Päd­agogen brauchbar sein kann, weniger vielleicht nach der Richtung hin, daß er es unmittelbar so, wie ich es hier geben werde, inhaltlich im Unterricht verwerten wird können, als vielmehr nach der Richtung hin, daß es das Lehren durchdringen könne als eine gewisse wissen­schaftliche Grundrichtung. Auf der anderen Seite wird es ja immer für den Pädagogen von ganz besonderer Bedeutung sein, neben den man­cherlei Abirrungen, welche gerade das Naturwissen in der neueren Zeit erfahren hat, wenigstens im Hintergrunde das Richtige zu haben, und auch von diesem Gesichtspunkte aus möchte ich Ihnen einzelne Anhaltspunkte geben.

Ich möchte zu den Worten, an die freundschaftlicherweise von Dr. Stein eben erinnert worden ist, etwas hinzufügen, das ich im Be­ginne der neunziger Jahre aussprechen mußte, als ich vom Frankfurter Freien Hochstift aufgefordert wurde, einen Vortrag über Goethes Naturwissenschaft zu halten. Ich sagte dazumal in der Einleitung, daß ich mich darauf beschränken müsse, mehr über die Beziehungen Goethes zur organischen Naturwissenschaft zu sprechen. Denn das­jenige, was Goethesche Weltanschauung ist, heute schon hineinzu-tragen etwa in die physikalische und chemische Anschauung, das ist

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schier eine Unmöglichkeit, weil einfach die Physiker und Chemiker heute dazu verurteilt sind durch alles das, was in Physik und Chemie lebt, das von Goethe Ausgehende geradezu als eine Art Unsinn an­zusehen, als etwas, wobei sie sich nichts vorstellen können. Und ich meinte damals, man müsse abwarten, bis Physik und Chemie durch ihre eigene Forschung gewissermaßen dahin geführt werden einzu­sehen, wie der Grundbau ihres wissenschaftlichen Strebens sich selber ad absurdum führt. Dann werde die Zeit gekommen sein, wo auch auf dem Gebiete der Physik und Chemie Goethesche Ansichten Platz greifen können.

Nun werde ich mich bemühen, einen Einklang zu schaffen zwischen dem, was man etwa experimentelle Naturwissenschaft nennen kann, und dem, was die Anschauung betrifft, die man über die Ergebnisse des Experiments gewinnen kann. Heute möchte ich einleitungsweise und, wie man oft sagt, theoretisch einiges zur Verständigung vor­bringen. Ich möchte heute geradezu darauf abzielen, hinzuarbeiten auf ein wirkliches Verstehen des Gegensatzes zwischen landläufiger, ge­bräuchlicher Naturwissenschaft und demjenigen, was man als natur­wissenschaftliche Anschauung aus Goethes allgemeiner Weltanschau­ung gewinnen kann. Wir werden dazu allerdings ein wenig auf die Voraussetzungen des naturwissenschaftlichen Denkens theoretisch eingehen müssen. Wer heute im landläufigen Sinne über die Natur denkt, der macht sich gewöhnlich nicht eine klare Vorstellung dar­über, was eigentlich sein Forschungsfeld ist. Natur ist, ich möchte sagen, zu einem ziemlich unbestimmten Begriff geworden. Wir wollen daher nicht ausgehen etwa von der Anschauung, die man heute hat über das Wesen dessen, was Natur ist, sondern vielmehr davon, wie in der Naturwissenschaft gewöhnlich gearbeitet wird. Diese Arbeits­weise, wie ich sie charakterisieren werde, ist ja in der Tat etwas in Umwandlung begriffen, und es gibt manches, was man deuten kann wie die Morgenröte einer neuen Weltanschauung. Aber im ganzen herrscht doch dasjenige, was ich Ihnen heute ganz einleitungsweise charakterisieren möchte.

Der Forscher sucht heute von drei Ausgangspunkten aus der Natur beizukommen. Das erste ist, daß er versucht, die Natur so zu beobachten,

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daß er von den Naturwesen und Naturerscheinungen aus zu Art- und Gattungsbegriffen kommt. Er versucht, die Naturerschei­nungen und Wesenheiten zu gliedern. Sie brauchen sich nur daran zu erinnern, wie dem Menschen in der äußeren, sinnlichen Erfahrung ge­geben sind, ich will sagen, einzelne Wölfe, einzelne Hyänen, einzelne Wärmeerscheinungen, einzelne Elektrizitätserscheinungen und wie er dann versucht, solche einzelne Erscheinungen zusammenzufassen und in Arten und Gattungen zu vereinigen; wie er spricht von der Art Wolf, der Art Hyäne usw., wie er auch bei den Naturerscheinungen spricht von gewissen Arten, wie er also das zusammenfaßt, was im einzelnen gegeben ist. Man möchte sagen: Diese wichtige erste Tätig­keit, die ausgeübt wird im Naturforschen, sie wird schon etwas unter der Hand ausgeübt. Man wird sich nicht bewußt, daß man eigentlich nachforschen müßte, wie sich dieses Allgemeine, zu dem man kommt, wenn man einteilt und gliedert, wie sich das zu der Einzelheit verhält.

Das zweite, was heute getan wird, wenn man sich auf dem Felde der Naturforschung betätigt, ist, daß man versucht, entweder durch das vorbereitende Experiment oder durch dasjenige, was sich daran anschließt durch die begriffliche Verarbeitung der Ergebnisse des­selben, zu dem zu kommen, was man die Ursachen der Erscheinungen nennt. Wenn man von denselben spricht, so hat man ja oftmals im Sinne Kräfte, Stoffe - man spricht von der Kraft der Elektri­zität, der Kraft des Magnetismus, der Kraft der Wärme usw. -, man hat auch oftmals Umfassenderes im Sinne. Man spricht davon, daß hinter den Lichterscheinungen oder auch hinter den Elektrizitäts­erscheinungen so etwas ist wie der unbekannte Äther. Man versucht, aus den Ergebnissen der Experimente auf die Eigenschaften dieses Äthers zu kommen. Sie wissen, alles dasjenige, was über diesen Äther ausgesagt wird, ist außerordentlich strittig. Aber auf eines darf wohl dabei gleich aufmerksam gemacht werden: Man sucht, indem man so, wie man sagt, zu den Ursachen der Erscheinungen aufsteigen will, vom Bekannten in eine Art Unbekanntes hinein den Weg, und mah fragt nicht viel darüber nach, welche Berechtigung eigentlich vorliegt, von dem Bekannten in das Unbekannte hineinzukommen. Man gibt sich nur wenig zum Beispiel Rechenschaft darüber, welches Recht

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eigentlich vorliegt, davon zu sprechin, daß, wenn wir irgendeine Licht- oder Farbenerscheinung wahrnehmen, so sei das, was wir_sub­jektiv als Farbenqualität bezeichnen, die Wirkung auf uns, auf unser Seelisches, auf unseren Nervenapparat, sei die Wirkung eines objek­tiven Vorgangs, der sich im Weltenäther als Wellenbewegung ab-spielt. So daß wir eigentlich unterscheiden müßten ein Zweifaches:

den subjektiven Vorgang und den objektiven, der in einer Wellen­bewegung des Äthers oder in der Wechselwirkung des selben mit den Vorgängen in der ponderablen Materie besteht.

Diese Anschauungsweise, die jetzt ja ein wenig ins Wanken gekom­men ist, sie war diejenige, die das neunzehnte Jahrhundert beherrscht hat und die eigentlich in der Art und Weise, wie man über die Er­scheinungen spricht, heute noch überall zu finden ist, die noch unsere wissenschaftliche Literatur durchdringt, die durchdringt die Art und Weise, wie über die Dinge gesprochen wird.

Dann aber ist noch ein Drittes, wodurch sich der sogenannte Natur-forscher zu nähern sucht der Konfiguration der Natur. Das ist, daß er die Erscheinungen ins Auge faßt. Nehmen wir eine einfache Erschei­nung, diejenige, daß jeder Stein, wenn wir ihn loslassen, zur Erde fällt oder, wenn wir ihn an eine Schnur anbinden und hängen lassen, er in senkrechter Richtung zur Erde zieht. Solche Erscheinungen faßt man zusammen und kommt von diesen Erscheinungen zu demjenigen, was man Naturgesetz nennt. So betrachtet man es als ein einfaches Naturgesetz, wenn man sagt: Jeder Weltenkörper zieht die auf ihm befindlichen Körper an. Man nennt die Kraft, die da wirkt, die Gravi­tation oder Schwerkraft, und man spricht solch eine Kraft in bestimm­ten Gesetzen aus. Ein Musterbeispiel für solche Gesetze sind zum Bei­spiel die drei Keplerschen Gesetze.

Auf diese drei Arten versucht sich die sogenannte Naturforschung der Natur zu nähern. Nun möchte ich gleich dem entgegenstellen, wie Goethesche Naturanschauung eigentlich von allen dreien das Gegen­teil anstrebt. Erstens war für Goethe, als er anfing, sich mit den Natur­erscheinungen zu befassen, die Gliederung in Arten und Gattungen sowohl der Naturwesen wie der Naturtatsachen sogleich etwas höchst Problematisches. Er wollte nicht gelten lassen die Hinaufführung der

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einzelnen konkreten Wesen und konkreten Tatsachen auf gewisse stai:re Art- und Gattungsbegn.fle, wollte vielmehr verfolgen den all­mählichen Übergang 4er einen Erscheinung in die andere, wollte ver­folgen den Übergang der einen Gestaltung eines Wesens in die andere. Das, worum es ihm zu tun war, war nicht artliche und gattungsmäßige Gliederung, sondern es war Metamorphose, sowohl der Naturerschei­nungen wie auch der einzelnen Wesenheiten in der Natur. Aber auch in dem Sinn, wie das noch die ganze Nach-Goethesche Naturforschung getan hat, auf sogenannte Naturursachen zu gehen, auch das war nicht eigentlich nach Goethes Vorstellungsart, und gerade in diesem Punkt ist es von großer Wichtigkeit, sich bekanntzumachen mit dem prin­zipiellen Unterschied, der besteht zwischen der Art der gegenwärtigen Naturforschung und der Art, wie Goethe an die Natur herantritt.

Die gegenwärtige Naturforschung macht Experimente. Sie verfolgt also die Erscheinungen, versucht dann, diese begrifflich zu verarbeiten und sucht sich Vorstellungen zu bilden über dasjenige, was hinter den Erscheinungen als die sogenannten Ursachen steht, zum Beispiel hin­ter der subjektiven Licht- und Farbenerscheinung die objektive Wel­lenbewegung im Äther.

Goethe verwendet das ganze naturwissenschaftliche Denken nicht in diesem Stile. Er geht gar nicht in seiner Naturforschung von dem sogenannten Bekamiten in das sogenannte Unbekannte hinein, son­dern er will immer in dem Bekannten stehenbleiben, ohne daß er sich zunächst darum bekümmert, ob das Bekannte bloß subjektiv, also eine Wirkung auf unsere Sinne oder auf unsere Nerven oder auf unsere Seele ist, oder ob es objektiv ist. Solche Begriffe, wie die der subjek­tiven Farbenerscheinungen und der objektiven Wellenbewegungen draußen im Raume, solche bildet sich Goethe gaf nicht, sondern ihm ist dasjenige, was er ausgebreitet im Raum, was er vorgehend in der Zeit sieht, ein durchaus Einheitliches, bei dem er nicht nach Subjek­tivität und Objektivität fragt. Er verwendet gar nicht jenes Denken und jene Methoden, die in der Naturwissenschaft angewendet werden, dazu, um von dem Bekannten auf das Unbekannte zu schließen, son­dern er verwendet alles Denken, alle Methoden dazu, die Phänomene, die Erscheinungen selbst so zusammenzustellen, daß man durch diese

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Zusammenstellung der Phänomene, der Erscheinungen zuletzt solche Erscheinungen bekommt, die er Urphänomene nennt, die nun wieder­um, ohne daß man Rücksicht nimmt auf subjektiv und objektiv, das aussprechen, was er zur Grundlage seiner Welt- und Naturbetrachtung machen will. Also, Goethe bleibt stehen innerhalb der Reihe der Er­scheinungen, vereinfacht sie nur und betrachtet dann dasjenige, was sich als einfache Erscheinungen überschauen läßt, als das Urphänomen.

Goethe betrachtet also das Ganze, was man rennen kann natur-wissenschaftliche Methode, nur als Werkzeug, um innerhalb der Er­scheinungssphäre selbst so die Erscheinungen zu gruppieren, daß sie selbst ihre Geheimnisse aus sprechen. Nirgends versucht Goethe von einem sogenannten Bekannten auf irgendein Unbekanntes zu rekur­rieren. Daher gibt es für Goethe auch nicht das, was man Naturgesetz nennen kann.

Ein Naturgesetz haben Sie, wenn ich sage: Bei den Umläufen um die Sonne machen die Planeten ge wisse Bewegungen, bei denen diese und diese Bahnen beschrieben werden. - Für Goethe handelte es sich nicht darum, zu solchen Gesetzen zu kommen, sondern dasjenige, was er ausspricht als die Grundlage seines Forschens, sind Tatsachen, zum Beispiel die Tatsache, wie zusammenwirken Licht und in den Weg des Lichts gestellte Materie. Wie die zusammenwirken, das spricht er in Worten aus, das ist kein Gesetz, sondern eine Tatsache. Und solche Tatsachen sucht er seiner Naturbetrachtung zugrunde zu legen. Er will nicht von dem Bekannten zu dem Unbekannten aufsteigen, er will auch nicht Gesetze haben, er will im Grunde genommen eine Art ratio­neller Naturbeschreibung haben. Nur daß ein Unterschied für ihn be­steht zwischen der Beschreibung des Phänomens, das urmittelbar ist, das kompliziert ist, und dem anderen, das man herausgeschält hat, das nur noch die einfachsten Elemente aufweist, das dann ebenso von Goethe der Naturbetrachtung zugrunde gelegt wird wie sonst das Un­bekannte oder auch der rein begrifflich festgesetzte, gesetzmäßige Zu­sammenhang.

Nun liegt noch etwas vor, was geradezu Licht verbreiten kann über dasjenige, was herein will in unsere Naturbetrachtung im Goetheanls­mus, und über dasjenige, was da ist. Es liegt die merkwürdige Tatsache

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vor, daß kaum irgend jemand so klare Anschauungen hatte über die Beziehungen der Naturerscheinungen zu der mathematischen Be­trachtung wie Goethe. Das wird ja immer gewöhnlich bestritten. Ein­fach, weil Goethe selbst kein ausgepichter Mathematiker war, wird bestritten, daß er eine klare Anschauung hatte von den Beziehungen der Naturerscheinungen zu den mathematischen Formulierungen, die immer beliebter und beliebter geworden sind und die im Grunde ge­nommen das einfach Sichere in der Naturbetrachtung heute sind. Nun handelt es sich darum, daß in neuerer Zeit immer mehr und mehr diese mathematische Betrachtungsweise der Naturerscheinungen - also, es wäre falsch zu sagen: die mathematische Naturbetrachtung -, diese Betrachtung der Naturerscheinungen durch mathematische Formulie­rungen, daß diese gerade auch maßgebend geworden ist für die Art, wie man sich die Natur selbst vorstellt.

Nun muß man über diese Dinge zur Klarheit kommen. Sehen Sie, da haben wir auf dem gebräuchlichen Wege zur Natur hin eigentlich zunächst dreierlei. Dieses Dreierlei, das ist vom Menschen angewendä, bevor er eigentlich zur Natur kommt. Das erste ist die gewöhnliche Arithmetik. Wir rechnen außerordentlich viel in der Naturbetrachtung heute, wir rechnen und zählen. Nun muß man sich klar darüber sein, daß die Arithmetik etwas ist, was der Mensch durchaus durch sich selbst begreift. Es ist ganz gleichgültig, was wir zählen, wenn wir zählen. Indem wir Arithmetik in uns aufnehmen, nehmen wir etwas in uns auf, das zunächst gar keinen Bezug zur Außenwelt hat. Daher können wir ebensogut Erbsen wie Elektronen zählen. Die Art und Weise, wie wir einsehen, daß unsere Zähl- und Rechnungsmethoden richtig sind, die ist etwas ganz anderes als das, was sich uns ergibt in dem Vorgang, auf den wir die Arithmetik anwenden.

Das zweite ist noch immer etwas, was wir ausüben, bevor wir eigentlich an die Natur herankommen. Es ist das, was Gegenstand der Geometrie ist. Was ein Würfel, was ein Oktaeder ist, wie ihre Winkel sind, das machen wir aus, ohne daß wir unsere Beobachtung über die Natur ausdehnen, das ist etwas, was wir aus uns herausspinnen. Daß wir die Dinge zeichnen, ist nur etwas, was unserer Trägheit dient. Wir könnten ebensogut alles dasjenige, was wir durch Zeichnung veranschaulichen,

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uns bloß v6rstellen, und es ist sogar nützlich, wenn wir uns manches bloß vorstellen und weniger die Leiter der Veranschau­lichung benützen. Daraus ergibt sich, daß dasjenige, was wir auszu-sagen haben über die geometrische Form, aus einem Gebiet genom­men ist, das zunächst fern der äußeren Natur steht. Was wir auszusagen haben über einen Würfel, das wissen wir, ohne daß wir es ablesen vom Steinsalzwürfel. Aber es muß sich an diesem auch finden. Wir machen also etwas fern der Natur und wenden es dann auf die Natur an.

Ein Drittes, mit dem wir noch immer nicht an die Natur heran-dringen, ist das, was wir treiben in der sogenannten Phoronomie, in der Bewegungslehre. Nun ist es doch von einer gewissen Wichtigkeit, daß Sie sich klar machen, wie auch diese Phoronomle etwas ist, was im Grunde genommen noch ferne steht der sogenannten wirklichen Na­turerscheinung. Sehen Sie, ich stelle mir vor - ich sehe nicht auf einen bewegten Gegenstand hin, sondern ich stelle mir vor -, daß ein Gegen­stand sich bewegt von, sagen wir, Punkt a nach Punkt b. Ich sage

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sogar, es bewege sich der Punkt a nach Punkt b hin. Das stelle ich mir vor. Nun kann ich mir jederzeit vorstellen, daß diese Bewegung von a nach b, die ich durch den Pfeil angedeutet habe, aus zwei Bewegungen zusammengesetzt ist. Derken Sie sich einmal, der Punkt a würde nach b kommen sollen, aber er würde nicht gleich die Richtung nach b einschlagen, sondern er würde sich zunächst in der Richtung bewegen bis c. Wenn er sich dann hinterher von c nach b bewegt, so kommt er auch bei b an. Ich kann also die Bewegung von a nach b mir auch so vorstellen, daß sie nicht auf der Linie a-b verläuft,

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sondern auf der Linie oder auf den zwei Linien a-c-b. Das heißt, ich kann mir vorstellen, daß die Bewegun,g a-b zusammengesetzt ist aus der Bewegung a-c und c-b, also aus zwei anderen Bewegungen. Sie brauchen gar nicht einen Naturvorgang zu verfolgen, sondern Sie können sich vorstellen, daß die Bewegung a-b aus den beiden anderen Bewegungen zusammengesetzt ist, das heißt, daß statt der einen Be­wegung die beiden anderen Bewegungen mit demselben Effekt aus-geführt werden könnten. Wenn ich mir das vorstelle, so ist dieses Vor­gestellte rein aus mir herausgesponnen. Denn statt daß ich das ge­zeichnet habe, hätte ich Ihnen Anleitung geben können zum Vor­stellen der Sache, und das müßte eine für Sie gültige Vorstellung sein.

Aber wenn in der Natur wirklich so etwas wie ein Punkt a da ist, ein kleines Schrotkorn etwa, und sich einmal von a nach b bewegt und ein anderes Mal von a nach c und von c nach b bewegt, so geschieht das wirklich, was ich mir vorgestellt habe. Das heißt, in der Be­wegungslehre ist es so, daß ich mir die Bewegungen vorstefte, aber daß dieses Vqrgestellte anwendbar ist auf die Naturerscheinungen, sich bewähren muß an den Naturerscheinungen.

So also können wir sagen: In Arithmetik, in Geometrie, in Phoro­nomie haben wir die drei Vorstufen der Naturbetrachtung. Die Be­griffe, die wir dabei gewinnen, spinnen wir ganz aus uns selbst heraus, aber sie sind maßgebend für dasjenige, was in der Natur geschieht.

Nun bitte ich Sie, einen kleinen Erinnerungsspaziergang zu machen in Ihr mehr oder weniger lang zurückliegendes Physikstudium und sich zu erinnern, daß einmal darin Ihnen so etwas entgegengetreten ist wie das sogenannte Kräfte-Parallelogramm: Wenn auf einen Punkt a eine Kraft wirkt, so kann diese Kraft den Punkt a nach dem Punkt b ziehen. Also unter dem Punkt a verstehe ich irgend etwas Materielles, sagen wir wiederum ein kleines Körnchen. Das ziehe ich durch eine Kraft von a nach b. Bitte den Unterschied zu beachten zwischen dem, wie ich jetzt spreche und wie ich vorhin gesprochen habe. Ich habe vorhin von der Bewegung gesprochen, jetzt spreche ich davon, daß eine Kraft das a nach b zieht. Wenn Sie das Maß der Kraft, die von a nach b zieht, sagen wir mit fünf Gramm, ausdrücken durch Strecken (es wird gezeichnet): ein Gramm, zwei Gramm, drei

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Gramm, vier Gramm, fünf Gramm, so können Sie sagen: Ich ziehe mit der Kraft von fünf Gramm das a nach b. Ich könnte den ganzen Vorgang auch anders gestalten, könnte mit einer gewissen Kraft das a zuerst nach c ziehen. Wenn ich es aber von a nach c ziehe, dann kann ich noch einen zweiten Zug ausführen. Ich kann ziehen in derselben Richtung, die hier durch die Verbindungslinie von c nach b angegeben ist, und ich muß dann ziehen mit einer Kraft, welche entspricht dieser Länge. Wenn ich also hier mit einer Kraft von fünf Gramm ziehe, so müßte ich aus dieser Figur ausrechnen, wie groß der Zug a-c sein muß und wie groß der Zug c-b sein muß. Und wenn ich zu gleicher Zeit ziehe von a nach c und a nach d, so ziehe ich das a so fort, daß es zu­letzt nach b kommt, und ich kann berechnen, w ie stark ich nach c und wie stark ich nach d ziehen muß. Aber das kann ich nictit so aus­rechnen, wie ich die Bewegung ausrechnen kann im obigen Beispiel. Was ich hier oben für die Bewegung finde, das kann ich in der Vor­stellung ausrechnen. Sobald ein wirklicher Zug, das heißt eine wirk­liche Kraft ausgeübt wird, muß ich diese Kraft irgendwie messen, Da muß ich an die Natur selbst herangehen, da muß ich schreiten von der Vorstellung in die Tatsachen welt hinein. Und je klarer Sie sich machen diesen Unterschied zwischen dem Bewegungs-Parallelogramm - ein Parallelogramm wird es ja auch, wenn Sie sich dieses (erste Figur, d) ergänzen - und dem Kräfte-Parallelogramm, um so klarer und schärfer haben Sie ausgedrückt den Unterschied zwischen all dem, was sich innerhalb der Vorstellung festsetzen läßt, und dem, was da liegt, wo die Vorstellungen aufhören. Sie können zu Bewegungen in der Vor­stellung kommen, aber nicht zu Kräften. Die müssen Sie in der Außenwelt

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messen. Und Sie können überhaupt nur, wenn Sie es äußerlich experimentell feststellen, konstatieren, daß, wenn zwei Züge ausgeübt werden, von a nach c und von a nach d, daß dann a nach b gezogen wird nach den Gesetzen des Kräfte-Parallelogramms. Es gibt gar keinen Vorstellungsbeweis wie oben. Das muß äußerlich gemessen werden. Daher kann man sagen: Das Bewegungs-Paralielogramm wird gewonnen aus der bloßen Vernunft heraus, das Kräfte-Parallelo-gramm muß gewonnen werden auf empirische Weise durch äußete Erfahrungen. Und indem Sie unterscheiden Bewegungs-Parallelo­gramm von Kräfte-Parallelogramm, haben Sie haarscharf vor sich den Unterschied zwischen Phoronomie und Mechanik. Die Mechanik, die es schon zu tun hat mit Kräften, nicht mehr bloß mit Bewegungen, ist bereits eine Naturwissenschaft. Eine eigentliche Naturwissenschaft ist Arithmetik, ist Geometrie, ist Phoronomit noch nicht. Nur die Mechanik hat es mit der Wirkung von Kräften im Raum und in der Zeit zu tun. Aber man muß über das Vorstellungsleben hinaus­gehen, wenn man zu dieser ersten Naturwissenschaft, zu der Mechanik, vorschreiten will.

Schon hier in diesem Punkt denken eigentlich unsere Zeitgenossen nicht klar genug. Ich will Jhnen an einem Beispiel anschaulich machen, wie gewaltig eigentlich der Sprung ist von der Phoronomie in die Mechanik hinein. Die phoronomischen Erscheinungen können ganz innerhalb des Vorstellungsraumes verlaufen, die mechanischen Erscheinungen aber werden von uns zunächst nur geprüft werden können an der Außenwelt. Man macht sich das so wenig klar, daß man eigentlich immer etwas konfundiert dasjenige, was man noch mathematisch einsehen kann, mit demjenigen, worinnen schon die Entitäten der Außenwelt spielen. Denn, was muß da sein, wenn wir vom Kräfte-Parallelogramm reden? Solange wir vom Bewegungs­Parallelogramm reden, braucht nichts da zu sein als ein gedachter Körper. Aber dort beim Kräfte-Parallelogramm muß schon da sein eine Masse, eine Masse, die zum Beispiel Gewicht hat. Darüber muß man sich klar sein: In a muß eine Masse sein. Jetzt fühit man sich wohi auch gedrungen zu fragen: Was ist das eigentlich, eine Masse?

Ja, da wird man gewissermaßen sagen müssen: Hier stocke ich

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schon. Denn es stellt sich heraus, daß, wo man dasjenige verläßt, was in der Vorstellungswelt so festgesetzt werden kann, daß es für die Natur gilt, daß wenn man da hineinkommt, man auf ziemlich un­sicherem Gebiete steht. Sie wissen ja, daß man, um gewissermaßen mit Arithmetik, mit Geometrie und Phoronomle und mit dem, was man ein bißchen hereinholt von der Mechanik, auszukommen, sich mit dem ausrüstet und dann versucht, durch die Mechanik der Mole­küle, der Atome, in die man sich zerteilt denkt das, was man Materie nennt, sich vorzustellen die Naturerscheinungen, die man zunächst als subjektive Erfahrungen betrachtet. Wir greifen irgendeinen war­men Körper an. Der Naturforscher erzählt uns: Das, was du da Wärme nennst, ist Wirkung auf deine Wärmenerven. Okjektiv vorhanden ist die Bewegung der Moleküle, der Atome. Die kannst du studieren nach den Gesetzen der Mechanik. - Und so studiert man die Gesetze der Mechanik, Atome und Moleküle, und man hat ja lange Zeit geglaubt, durch das Studium der Mechanik, der Atome und so weiter überhaupt alle Naturerscheinungen erklären zu können. Heute ist das ja schon im Wanken. Aber auch dann muß man, selbst wenn man bis zum Atom gedanklich vorgeht, durch allerlei Experimente dazu kommen, sich zu fragen: Ja, wie tritt denn da die Kraft auf? Wie wirkt die Masse? Wenn man bis zum Atom vordringt, so muß man fragen nach der Masse des Atoms und muß weiter fragen: Wie erkennt man sie? Man kann ge­wissermaßen die Masse auch nur an ihrer Wirkung erkennen.

Nun, man hat sich gewöhnt, das Kleinste, was man anspricht als Träger mechanischer Kraft, so an der Wirkung zu erkennen, daß man sich die Frage beantwortet hat: Wenn ein solcher kleinster Teil einen anderen kleinen Teil, sagen wir einen kleinen Teil einer Materie von dem Gewicht eines Gramms, in Bewegung versetzt, so muß da eine Kraft ausgehen von dieser Materie, die die andere in Bewegung ver­setzt. Wenn diese Masse die andere Masse, welche ein Gramm schwer ist, so in Bewegung versetzt, daß diese andere Masse in einer Sekunde einen Zentimeter weit fliegt, so hat die erste Masse eine Kraft an­gewendet, die man sich gewöhnt hat als eine Art von «Welteinheit »zu betrachten. Und wenn man sagen kann: Irgendeine Kraft ist soviel-mal größer als diese Kraft, welche man anwenden muß, um ein Gramm

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in einer Sekunde einen Zentimeter weit zu bringen, so weiß man, wie sich diese Kraftanwendung zu einer gewissen Welteinheit verhält. Diese Welteinheit ist, wenn man sie ausdrücken würde durch ein Ge­wicht, 0,001019 Gramm. Also würde man sagen können: Solch ein atomistischer Körper, über dessen Kraftanwendung wir nicht weiter zurückgehen in der Natur, der ist imstande, irgendeinem Körper von einem Gramm Größe einen sokhen Schubs zu geben, daß dieser in einer Sekunde einen Zentimeter weit fliegt. -

Aber ausdrücken, was in dieser Kraft steckt, wie kann man es nur? Man kann es, wenn man auf die Waage geht: Diese Kraft kommt gleich dem Druck, der sich ausdrückt durch 0,001019 Gramm beim Wägen. Also, durch etwas sehr Äußerliches, Reales muß ich mich aus­drücken, wo ich an das heran will, was in der Welt Masse genannt wird. Ich kann dasjenige, was ich da ersinne als Masse, dadurch aus­drücken, daß ich etwas, was ich auf äußerlichen Wegen kennenlerne, ein Gewicht, ins Feld führe. Ich drücke die Masse nur aus durch ein Gewicht. Selbst wenn ich in das Atomisieren der Masse gehe, drücke ich mich durch ein Gewicht aus.

Damit möchte ich Ihnen eben scharf den Punkt bezeichnen, wo wir gewissermaßen aus dem a priori Festzustellenden in das Naturgemäße hineinkommen. Und ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, wie notwendig es ist, sich klar zu machen, inwieweit anwendbar ist das­jenige, was wir außer aller Natur feststellen in Arithmetik, Geometrie, Phoronomie, inwieweit das maßgebend sein kann für das, was uns eigentlich von ganz anderer Seite entgegentritt, was uns zum ersten Mal entgegentritt in der Mechanik und was eigentlich erst der Inhalt dessen sein kann, was wir a]s Naturerscheinung bezeichnen.

Sehen Sie, Goethe war sich darüber klar, daß man von Natur­erscheinungen überhaupt erst sprechen kann in dem Augenblick, wo wir von der Phoronomie in die Mechanik eintreten. Und weil er dieses wußte, daher war es ihm so klar, welche Beziehung einzig und allein die für die Naturwissenschaft auch so vergötterte Mathematik für diese Naturwissenschaft haben kann.

An einem Beispiele möchte ich Ihnen dies noch klar machen: So wie wir sagen können, das einfachste Element in der Naturkraftwirkung,

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das wäre irgendein atomistischer Körper, der imstande ist, ein Gramm in einer Sekunde einen Zentimeter weit zu schieudern, so können wir schließlich bei allen Kraftwirkungen davon sprechen, daß von irgendeiner Seite her die Kraft ausgeht und nach irgendeiner Seite hin wirkt. Daher können wir uns gewöhnen - und diese Ge­wöhnung ist ja auch in der Naturwissenschaft gang und gäbe -, für die Naturwirkungen gewissermaßen überall die Punkte aufzusuchen, von denen die Kräfte ausgehen. Wir werden an zahireichen Fällen sehen, daß wir gewissermaßen Erscheinungsfelder haben werden, und von diesen gehen wir zurück auf die Punkte, von denen die Kräfte ausgehen, die die Erscheinungen beherrschen. Daher spricht man für solche Kräfte, für die man die Punkte sucht, von denen sie ausgehen, damit sie die Erscheinungsfelder beherrschen, von Zentral-kräften, weil sie immer von Zentren ausgehen. Wir könnten auch sagen: Von Zentralkräften sind wir berechtigt zu reden, wenn wir an einen Punkt gehen, von dem aus ganz bestimmte Kräfte gehen, die ein Erscheinungsfeld beherrschen. Dann aber muß nicht immer dieses Kräftespiel wirklich stattfinden, sondern es kann so sein, daß in dem Zentralpunkt gewissermaßen nur die Möglichkeit vorhanden ist, daß dieses Kräftespiel stattfindet und daß erst dadurch, daß gewisse Be­dingungen eintreten in der umliegenden Sphäre, diese Kräfte zur Tätigkeit kommen.

Wir werden sehen im Laufe dieser Tage, wie gewissermaßen in den Punkten Kräfte konzentriert sind, die noch nicht spielen. Erst wenn wir gewisse Bedingungen erfüllen, dann rufen sie in ihrer Umgebung Erscheinungen hervor. Aber wir müssen doch einsehen, daß in diesem Punkt oder in diesem Raum Kräfte konzentriert sind, die auf ihre Um­gebung wirken können. Das ist es eigentlich, was wir immer auf­suchen, wenn wir von der Welt physikalisch reden. Alles physikalische Forschen besteht darin, daß wir die Zentralkräfte nach ihren Zentren hin verfolgen, daß wir versuchen, zu den Punkten vorzudringen, von welchen Wirkungen ausgehen können. Daher müssen wir annehmen, daß es für solche Naturwirkungen Zentren gibt, die gewissermaßen nach gewissen Richtungen hin mit Wirkungsmöglichkeiten geladen sind. Diese Wirkungsmöglichkeiten können wir allerdings durch allerlei

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Vorgänge messen und wir können auch in Maßen ausdrücken, wie stark solch ein Punkt wirken kann. Wir nennen da im allgemeinen, wenn in einem solchen Punkt Kräfte konzentriert sind, die wirken können, wenn wir gewisse Bedingungen erfüllen, wir nennen das Maß solcher Kräfte, die da konzentriert sind, das Potential, das Kräfte-Potential. Daher können wir auch sagen: Wir gehen darauf aus, wenn wir Naturwirkungen studieren, Zentralkräfte nach ihren Potentialen hin zu verfolgen. Wir gehen nach gewissen Mittelpunkten hin, um diese Mittelpunkte als Ausgangspunkte von Potentialkräften zu studieren.

Sehen Sie, das ist im Grunde genommen der Gang, den diejenige naturwissenschaftliche Richtung macht, die alles in Mechanik ver­wandeln möchte. Sie sucht die Zentralkräfte, beziehungsweise die Po­tentiale der Zentralkräfte. Hier handelt es sich darum, nun, wie durch einen wichtigen Schritt in der Natur selbst sich klar zum Bewußtsein zu bringen: Sie können unmöglich eine Erscheinung, in die das Leben hileinspielt, verstehen, wenn Sie nur nach dieser Methode vorgehen, wenn Sie nur suchen die Potentiale für Zentralkräfte. Wenn Sie nach dieser Methode studieren wollten das Kräftespiel in einem tierischen Keim oder in einem pflanzlichen Keim, Sie würden nie zurecht­kommen. Es ist ja ein Ideal der heutigen Naturwissenschaft, auch die organischen Erscheinungen durch Potentiale zu studieren, durch irgendwie geartete Zentralkräfte. Das wird die Morgenröte einer neuen Weltanschauung auf diesem Gebiete sein, daß man darauf kommen wird: Durch das Verfolgen solcher Zentralkräfte geht es nicht, kann man Erscheinungen, durch die das Leben spielt, nicht studieren. Denn warum nicht? Ja, stellen wir uns einmal schematisch vor, wir gingen darauf aus, physikalisch-versuchlich Naturvorgänge zu studieren. Wir gehen zu Zentren, studieren die Wirkungsmöglichkeiten, die von solchen Zentren ausgehen können. Da finden wir die Wirkung. Also, wenn ich die drei Punkte a, b, c in ihren Potentialen ausrechne, so finde ich, daß a auf a, b, y wirken kann, ebenso c wirken kann auf a1, b1, y1 usw. Ich bekäme dann eine Anschauung darüber, wie die Wirkung einer gewissen Sphäre sich abspielt unter dem Einfluß von Potentialen von gewissen Zentralkräften. Niemals werde ich auf diesem Wege die Möglichkeit finden, etwas zu erklären, in das Lebendiges hineinspielt.

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Warum denn? Weil die Kräfte, die nun für das Lebendige in Betracht kommen, kein Potential haben und keine Zentralkräfte sind, so daß, wenn Sie hier versuchen würden, in d physikalische Wirkungen zu suchen unter dem Einflusse von a, b, c, so würden Sie auf Zentral-kräfte zurückgehen können; wenn Sie Lebenswirkungen studieren wollen, können Sie niemals so sagen, weil es keine Zentren a, b, c gibt für die Lebenswirkungen, sondern Sie kommen nur mit der Vor­stellung zurecht, wenn Sie sagen : Nun, ich habe in d Lebendiges. Nun suche ich die Kräfte, die auf das Leben wirken. In a, b, c kann ich sie nicht finden, wenn ich noch weiter gehe, auch nicht, sondern gewisser­maßen nur, wenn ich an der Welten Ende gehe, und zwar an deren ganzen Umkreis. Das heißt, ich müßte hier von d ausgehend bis ans Weltenende gehen und mir vorstellen, daß von der Kugelsphäre herein überall Kräfte wirkten, die so zusammenspielten, daß sie in d zusam­menkämen. Es ist also das volle Gegenteil von Zentralkräften, die ein Potential haben. Wie sollte ich ein Potential ausrechnen für dasjenige, was da von der Unendlichkeit des Raumes von allen Seiten herein-spielt! Da würde es so zu rechnen sein: Ich würde die Kräfte zu zer­teilen haben, eine Gesamtkraft würde ich in immer kleinere Partien zerteilen müssen und ich käme immer mehr an den Rand der Welt. Dann würde die Kraft zersplittern. Jede Rechnung würde auch zer­splittern, weil hier nicht Zentralkräfte, sondern Universalkräfte ohne Potential wirken. Hier hört das Rechnen au£ Das ist der Sprung wiederum von dem unlebendigen Natürlichen in das lebendige Natür­liche hinein.

Nun kommt man mit einer wirklichen Naturbetrachtung nur zu­recht, wenn man auf der einen Seite weiß, wie der Sprung von der Phoronomie in die Mechanik ist und wie wiederum der Sprung ist von der äußeren Natur in dasjenige, was nicht mehr durch Rechnung er­reicht werden kann, weil jede Rechnung zersplittert, weil jedes Poten­tial sich auflöst. Man kommt durch diesen zweiten Sprung von der äußeren unorganischen Natur in die lebendige Natur hinein. Aber man muß sich klar sein darüber, wie alles Rechnen aufhört, üm das zu begreifen, was das Lebendige ist.

Nun habe ich Ihnen hier hübsch auseinandergeschält alles, was auf

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Potential- und Zentralkräfte zurückführt und was auf Universalkräfte hinführt. Aber draußen in der Natur ist das nicht so auseinander-geschält. Sie können die Frage aufwerfen: Wo ist etwas vorhanden, wo nur Zentralkräfte wir1*n nach Potentialen, und wo ist das andere vorhanden, wo Universalkräfte wirken, die nicht nach Potentialen sich berechnen lassen? Man kann eine Antwort darauf geben, aber diese beweist sogleich, auf welche wichtigen Gesichtspunkte man dabei rekurrieren muß. Man kann sagen: Alles das, was der Mensch an Ma­schinen hersteflt, was aus den Elementen der Natur heraus kombiniert ist, dabei findet man rein abstrakt Zentralkräfte nach ihrem Potential. Was aber, auch Unlebendiges, in der Natur draußen ist, läßt sich trotz­dem nicht restlos nach Zentralkräften beobachten. Das gibt es nicht, das geht nicht aufl Sondern es handelt sich darum, daß überall, wo man es zu tun hat mit nicht künstlich vom Menschen Hergestelltem, ein Zusammenfluß stattfindet zwischen Zentralkraftwirkungen und Universalkraftwirkungen. Man findet im ganzen Reich der so­genamten Natur nichts, was im wahren Sinn des Wortes unlebendig ist, außer dem, was der Mensch künstlich herstellt, sein Maschinelles, sein Mechanisches.

Und das war, ich möchte sagen, in einem tiefen Naturinstinkt für Goethe etwas, was ihm durchaus klar-unklar war, weil es bei ihm Naturinstinkt war, worauf er aber seine ganze Naturanschauung baute. Und der Gegensatz zwischen Goethe und dem Naturforscher, wie er repräsentiert wird durch Newton, besteht eigentlich darinnen, daß die Naturforscher nur dieses betrachtet haben in der neueren Zeit: die äußere Natur durchaus im Sinn der Zurückführung auf Zentralkräfte zu beob­achten, aus ihr gewissermaßen alles das hinauszuwälzen, was sich nicht durch Zentralkräfte und Potentiale feststellen läßt. Goethe wollte solch eine Betrachtung nicht gelten lassen, weil für ihn dasjenige, was man unter dem Einfluß dieser Betrachtung Natur nennt, nur eine wesenlose Abstraktion ist. Für ihn ist ein wirklich Reales nur das, in das hinein-spielen sowohi Zentralkräfte wie peripherische Kräfte als Universal-kräfte. Und auf diesen Gegensatz ist im Grunde genommen auch seine ganze Farbenlehre aufgebaut. Nun, davon wird ja in den nächsten Tagen im einzelnen zu sprechen sein.

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Sehen Sie, ich mußte insbesondere durch Berücksichtigung dessen, was ich mir vorgesehen habe für heute, diese Einleitung zu Ihnen spre­chen als eine Verständigung darüber, wie eigentlich das Verhältnis des Menschen zu der Naturbetrachtung ist. Man muß in unserer Zeit um so mehr einmal sich einer solchen Betrachtung, wie wir sie heute gepflogen haben, zuwenden, aus dem Grunde, weil eigentlich heute wirklich die Zeit herangekommen ist, wo unterbewußt schimmert, möchte ich sagen, das Unmögliche der heutigen Naturanschauung und mancherlei von der Einsicht, daß es anders werden muß. Man lacht heute noch vielfach darüber, wenn Leute darauf kommen, daß es mit der alten Anschauung nicht geht. Aber es wird eine Zeit kommen, die gar nicht ferne liegt, wo dieses Lachen den Menschen vergehen wird, die Zeit, wo man auch physikalisch im Sinne Goethes wird sprechen können. Man wird vielleicht über die Farben im Sinne Goethes spre­chen, wenn eine andere Burg erstürmt sein wird, die als noch viel fester gilt und die eigentlich heute auch schon ins Wanken gekommen ist. Das ist die Burg der Gravitationslehre. Gerade auf diesem Gebiete tauchen heute fast jedes Jahr Anschauungen auf, die an den Newton­schen Vorstellungen von der Gravitation rütteln, die davon sprechen, wie unmöglich es eigentlich ist, mit diesen Newtonschen Vorstellun­gen von der Gravitation zurecht zu kommen, die ja rein darauf be­ruhen, daß der bloße Mechanismus der Zentralkräfte einzig und allein figurieren soll.

Ich glaube, daß gerade heute der Lehrer der Jugend sowohl wie der­jenige, der überhaupt in die Kulturentwickelung eingreifen will, sich schon ein klares Bild davon machen muß, wie der Mensch zur Natur stehen muß.

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ZWEITER VORTRAG Stuttgart, 24. Dezember 1919

Ich habe Ihnen gestern davon gesprochen, wie auf der einen Seite der Naturbetrachtung steht das bloß Phoronomische, das wir gewinnen können, indem wir einfach die Vorstellungen, die wir uns bilden wollen über alles dasjenige, was an physikalischen Vorgängen durch Zählbares, durch Räumliches und durch die Bewegung verläuft, aus unserem Vorstellungsleben heraus bilden. Dieses Phoronomische können wir gewissermaßen aus unserem Vorstellungsleben heraus­spinnen. Aber so bedeutsam es ist, daß, was wir so auch etwa an mathe­matischen Formeln gewinnen über alles, was sich auf Zählbares, auf Raum und auf Bewegung bezieht, daß dieses auch paßt auf die Natur­vorgänge selbst, so bedeutsam ist es auf der anderen Seite, daß wir in dem Augenblick an die äußere Erfahrung herangehen müssen, in dem wir von dem Zählbaren, von dem rein Räumlichen und von der Be­wegung zum Beispiel nur schon zur Masse vordringen. Das haben wir uns gestern klar gemacht, und wir haben vielleicht auch daraus ersehen, daß für die gegenwärtige Physik der Sprung von der inneren Kon­struktion des Naturgeschehens durch die Phoronomie in die äußere physische Empirie hineingetan werden muß, ohne daß dieser Sprung eigentlich verstanden werden kann. Sehen Sie, ohne daß man wird Schritte dazu machen, diesen Sprung zu verstehen, wird es unmöglich sein, jemals Vorstellungen über das zu gewinnen, was in der Physik der Äther genannt werden soll. Ich habe Ihnen ja schon gestern an­gedeutet, daß zum Beispiel für die Licht- und Farbenerscheinungen die gegenwärtige Physik, obwohl sie schon in diesen Vorstellungen ins Wanken geraten ist, vielfach noch sagt: Auf uns wird eine Licht- und Farbenwirkung ausgeübt, auf uns als Sinnenwesen, als Nervenwesen oder auch als Seelenwesen. Aber diese Wirkung sei subjektiv. Was draußen im Raum und in der Zeit vor sich geht, das sei objektiv Bewegung im Äther. Wenn Sie aber in der heutigen physikalischen Literatur oder sonst im physikalischen Leben nachsehen über die Vor­stellungen, ,die man sich über diesen Äther gebildet hat, der bewirken

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soll die Lichterscheinungen, so werden Sie finden, daß diese Vor­stellungen einander widersprechend und verworren sind, und man kann auch mit demjenigen, was der heutigen Physik zur Verfügung steht, wirklich sachgemäße Vorstellungen über das, was Äther ge­nannt werden soll, nicht gewinnen.

Wir wollen einmal versuchen, den Weg anzutreten, der wirklich zur Überbrückung jener Kluft führen kann zwischen Phoronomie und auch nur der Mechanik, denn diese hat es natürlich mit Kräften und mit Massen zu tun. Ich will - obwohl das, was durch diese Formel aus­gedrückt wird, uns später noch beschäftigen kann, so daß auch die­jenigen von Ihnen, die sich vielleicht an diese Formel nicht mehr er­innern aus ihrer Schulzeit her, das werden nachholen können, was zum Verständnis gehört -, ich will sie heute nur als Lehrsatz vor­führen. Ich werde die Elemente zusammenstellen, damit Sie sich diese Formel ein wenig vor die Seele rücken können.

Sehen Sie, wenn wir im Sinne jetzt der Phoronomie annehmen, daß ein Punkt - wir müssen da eigentlich immer sagen ein Punkt -, daß ein Punkt sich bewegt, bewegt in dieser Richtung, so bewegt sich solch ein Punkt - wir sehen jetzt nur auf die Bewegung, nicht auf ihre Ur­sachen - entweder schneller oder langsamer. Wir können daher sagen:

Der Punkt bewegt sich mit größerer oder geringerer Geschwindig­keit. Und ich will die Geschwindigkeit v nennen. Diese Geschwindig­keit ist also eine größere oder eine geringere. Solange wir nichts an­deres beachten, als daß sich ein solcher Punkt mit einer gewissen Ge­schwindigkeit bewegt, so lange bleiben wir innerhalb der Phoronomie stehen. Aber damit würden wir an die Natur nicht herankommen können, nicht einmal an die bloß mechanische Natur. Wir müssen, wenn wir an die Natur herankommen wollen, darauf Rücksicht neh­men, wodurch der Punkt sich bewegt und daß ein bloß gedachter Punkt sich nicht bewegen kann, daß also der Punkt etwas im äußeren Raum sein muß, wenn er sich bewegen soll. Kurz, wir müssen an­nehmen, daß eine Kraft wirkt auf diesen Punkt. Das v will ich die Geschwindigkeit nennen, p will ich die Kraft nennen, die auf diesen Punkt wirkt. Diese Kraft, wir wollen annehmen, daß sie nun nicht bloß einmal auf diesen Punkt gewissermaßen drückt und ihn in Bewegung

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bringt, wodurch er ja schließlich fortffiegen würde mit einer Geschwindigkeit, wenn er kein Hindernis fände, sondern wir wollen ausgehen von der Annahme, daß diese Kraft fortwährend wirkt, daß also während dieses ganzen Weges die Kraft auf diesen Punkt wirkt. Und die Wegstrecke, während welcher diese Kraft auf den Punkt wirkt, will ich s nennen. Dann müssen wir außerdem Rücksicht nehmen darauf, daß der Punkt etwas sein muß im Raum, und dieses Etwas, das kann größer oder geringer sein. Je nachdem dieses Etwas größer oder geringer ist, können wir sagen: Der Punkt hat mehr oder weniger Masse. Die Masse drücken wir ja zunächst aus durch das Gewicht. Wir können das, was durch die Kraft bewegt wird, abwiegen und können es durch das Gewicht ausdrücken; m nenne ich also die Masse. Wenn aber nun auf die Masse m die Kraft p wirkt, so muß natürlich eine gewisse Wirkung entstehen. Diese äußert sich dadurch, daß die Masse nun nicht mit gleichförmiger Geschwindigkeit, sondern schneller und schneller sich weiterbewegt, daß die Geschwindigkeit immer größer und größer wird. Das heißt, wir müssen darauf Rück­sicht nehmen, daß wir es mit einer zunehmenden Geschwindigkeit zu tun haben. Es wird ein gewisses Maß vorhanden sein, nach wel­chem die Geschwindigkeit zunimmt. Wenn auf dieselbe Masse eine kleinere Kraft wirkt, so wird diese die Bewegung weniger schneller und schneller machen können, und wenn auf dieselbe Masse eine größere Kraft wirkt, so wird sie die Bewegung mehr schneller und schneller machen können. Dieses Maß, in dem die Geschwindigkeit zunimmt, will ich die Beschleunigung nennen und mit y bezeichnen. Was uns aber jetzt vor allen Dingen interessiert, ist das Folgende. Und da will ich Sie eben erinnern an eine Formel, die Sie wahrscheinlich kennen, an die Sie sich nur erinnern sollen. Wenn man das Produkt bildet aus der Kraft, welche auf die Masse wirkt, in die Wegstrecke, so ist dieses Produkt gleich, das heißt es kann auch ausgedrückt wer­den dadurch, daß man die Masse multipliziert mit dem Quadrate der Geschwindigkeit und durch 2 dividiert das heißt es ist ps = mv2 /2 . Wenn Sie die von mir aus rechte Seite der Formel in Betracht ziehen, so sehen Sie darinnen eben die Masse. Sie können aus der Gleichung ersehen, daß, je größer die Masse wird, desto größer muß die Kraft sein. Aber,

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was uns jetzt interessiert, ist das, daß wir auf der rechten Seite der Glei­chung die Masse haben, also dasjenige, was wir phoronomisch keines­wegs erreichen können. Nun handelt es sich darum: Soll man sich nun einfach gestehen, daß alles dasjenige, was außerhalb des Phoronomi­schen liegt, immer unerreichbar bleiben müsse, daß wir das gewisser­maßen nur vom Anglotzen, vom Anschauen kennenlernen sollen, oder gibt es doch jene Brücke, die die heutige Physik nicht finden kann, zwischen dem Phoronomischen und dem Mechanischen? Sehen Sie, die heutige Physik kann den Übergang heute nicht finden - und die Folgen davon sind ungeheuerlich - aus dem Grunde, weil sie keine wirkliche Menschenkunde, keine wirkliche Physiologie hat, weil man eigentlich den Menschen nicht wirklich kennt. Seher Sie, schreibe ich v2 hin, dann habe ich etwas, was rein im Zählbaren und in der Be­wegung aufgeht. Insoweit ist die Formel gewissermaßen eine phoro­nomische. Schreibe ich das m hin, so muß ich mich fragen: Gibt es irgend etwas in mir selber, was dem entspricht, ähnlich dem entspricht, wie meine Vorstellung des Zählbaren, des Räumlichen entspricht dem­jenigen, was ich zum Beispiel mit v hinschreibe? Was entspricht also dem m? Was tue ich denn eigentlich? Der Physiker ist sich gewöhnlich nicht bewußt, indem er das m hirschreibt, was er da tut. Nun sehen Sie, diese Frage führt darauf zurück: Kann ich überhaupt in ähnlicher Art überschauen, was in dem m liegt, wie ich phoronomisch über­schauen kann, was im v liegt? Man kann es, wenn man das Folgende sich zum Bewußtsein bringt: Wenn Sie mit dem Finger auf irgend etwas drücken, so machen Sie sich gewissermaßen bekannt mit der ein­fachsten Form eines Druckes. Die Masse verrät sich ja - ich habe Ihnen gesagt: Man kann sie sich vergegenwärtigen dadurch, daß man sie äb­wiegt - durch nichts anderes zunächst als dadurch, daß sie einen Druck auszuüben vermag. Mit einem solchen Druck kann man sich bekannt­machen, indem man mit dem Finger auf etwas drückt. Aber nun muß man sich fragen: Geht in uns etwas Ähnliches vor, wenn wir mit dem Finger auf etwas drücken, also einen Druck erleben, wie wenn wir zum Beispiel einen bewegten Körper überschauen? Ja, es geht schon etwas vor. Das, was vorgeht, das können Sie sich dadurch klar machen, daß Sie den Druck immer stärker und stärker machen. Versuchen Sie es

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einmal - oder versuchen Sie es lieber nicht -, einen Druck auf eine Körperstelle auszuüben und immer mehr und mehr zu verstärken, stärker und stärker zu machen! Was wird geschehen? Nun, wenn Sie ihn genügend stark machen, verlieren Sie die Besinnung, das heißt, Ihr Bewußtsein geht Ihnen verloren. Daraus aber können Sie schließen, daß diese Erscheinung des Bewußtsein-verloren-Gehens gewisser­maßen im Kleinen auch stattfindet, wenn Sie den noch erträglichen Druck ausüben. Nur geht eben so wenig von der Kraft des Bewußt­seins verloren, daß Sie es noch aushalten können. Aber das, was ich Ihnen charakterisiert habe als den Bewußtseinsverlust bei einem so starken Druck, daß man ihn nicht mehr aushalten kann, das ist teil­weise im Kleinen auch dann vorhanden, wenn wir irgendwie in Be­rührung kommen mit einer Druckwirkung, mit einer Wirkung, die von einer Masse ausgeht. Und jetzt brauchen Sie den Gedanken nur weiter zu verfolgen, dann werden Sie nicht mehr ferne davon sein, das­jenige, was mit dem m hingeschrieben wird, zu verstehen. Während alles Phoronomische gewissermaßen neutral mit unserem Bewußtsein vereint wird, sind wir bei dem, was wir mit dem m bezeichnen, nicht in dieser Lage, sondern da dämpft sich unser Bewußtsein sogleich her­ab. Kleine Partien der Herabdämpfung des Bewußtseins können wir noch aushalten, große nicht mehr. Aber dasjenige, was zugrunde liegt, ist dasselbe. Indem wir m hinschreiben, schreiben wir das in der Natur hin, was, wenn es sich mit unserem Bewußtsein vereinigt, dieses Be­wußtsein aufhebt, das heißt uns partiell einschläfert. So treten wir mit der Natur in eine Beziehung, aber in eine solche Beziehung, die unser Bewußtsein partiell einschläfert. Sie sehen, warum das nicht phorono­misch verfolgt werden kann. Alles Phoronomische liegt neutral in un­serem Bewußtsein. Wenn wir darüber hinausgehen, treten wir in die Partien ein, die unserem Bewußtsein entgegengesetzt liegen und die es aufheben. Also, indem wir die Formel ps = mv2/2 hinschreiben, müssen wir uns sagen: Unsere Menschenerfahrung enthält ebenso das m wie sie das v enthält, aber unser gewöhnliches Bewußtsein reicht nur nicht aus, um dieses m zu umfassen. Dieses m saugt uns sogleich die Kraft unseres Bewußtseins aus. Jetzt haben Sie eine reale Beziehung zum Menschen. Eine ganz reale Beziehung zum Menschen. Sie sehen, es

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müssen Bewußtseinszustände zu Hilfe genommen werden, wenn wir das Naturgemäße verstehen wollen. Ohne diese Zuhilfenahme gelingt es nicht, vom Phoronomischen auch nur zum Mechanischen vor­zuschreiten.

Nun aber, wenn wir auch mit unserem Bewußtsein in all dem, was zum Beispiel mit m bezeichnet werden kann, nicht drinnen leben können, mit unserem ganzen Menschen leben wir doch darinnen. Na­mentlich leben wir mit unserem Willen darinnen, und wir leben sehr stark mit unserem Willen darinnen. Wie wir in der Natur mit unserem Willen darinnenleben, will ich an einem Beispiel veranschaulichen.

Da muß ich aber ausgehen von etwas, das Sie wieder erinnern müssen aus der Schulzeit. Ich will Ihnen etwas zurückrufen, was Sie während Ihrer Schulzeit gut kennengelernt haben. Sie wissen, daß, wenn wir hier eine Waage haben, so können wir, wenn wir hier das Waaggewicht daraufgeben, einen gleichschweren Gegenstand, den ich eben jetzt nur anhängen will, um die Waagebalken in Gleichgewicht zu bringen, können wir diesen Gegenstand abwiegen; wir finden sein Gewicht. In dem Augenblick, wo wir ein Gefäß mit Wasser hierher

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stellen - es ist bis hierher gefüllt (Zeichnung) -, in welches Wasser wir den Gegenstand hineinversenken, in dem Augenblick schnellt der Waagebalken hinau£ Dadurch, daß der Gegenstand ins Wasser ge­taucht ist, wird er leichter, verliert er von seinem Gewicht. Und wenn wir prüfen, wieviel er leichter geworden ist, wenn wir notieren, wie­viel wir abziehen müssen, wenn wir die Waage wieder ins Gleich­gewicht bringen, dann finden wir, daß der Gegenstand jetzt um soviel

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leichter ist, als das Gewicht des Wassers beträgt, das er verdrängt hat. Also, wenn wir diesen Rauminhalt Wasser abwiegen, so gibt uns das den Gewichtsverlust. Sie wissen, man nennt das das Gesetz des Auf-triebes und sagt: Jeder Körper wird in einer Flüssigkeit um soviel leichter, als das Gewicht der Flüssigkeit beträgt, die er verdrängt. Sie sehen also, wenn ein Körper in einer Flüssigkeit ist, so strebt er nach oben, so entzieht er sich in gewisser Weise dem Druck nach unten, dem Gewichte. Dasjenige, was man so objektiv physikalisch beob­achten kann, das hat in der Konstitution des Menschen eine sehr wichtige Bedeutung.

Sehen Sie, unser Gehirn wiegt durchschnittlich 1250 Gramm. Wenn dieses Gehirn, indem wir es in uns tragen, wirklich 1250 Gramm wie­gen würde, dann würde es so stark drücken auf die unter ihm be­findlichen Blutadern, daß das Gehirn nicht in richtiger Weise mit Blut versorgt werden könnte. Es würde ein starker Druck ausgeübt wer­den, der das Bewußtsein sogleich umnebeln würde. In Wahrheit drückt das Gehirn gar nicht mit den vollen 1250 Gramm auf die Unterfläche der Schädelhöhle, sondern nur mit etwa 20 Gramm. Das kommt davon her, daß das Gehirn in der Gehirnflüssigkeit schwimmt. So wie der Körper hier im Wasser schwimmt, so schwimmt das Gehirn in der Gehirnflüssigkeit. Und das Gewicht der Gehirnflüssigkeit, die ver­drängt wird durch das Gehirn, beträgt eben ungefähr 1230 Gramm. Um diese wird das Gehirn leichter und hat nur noch 20 Gramm. Das heißt, wenn man nun auch - und das tut man ja mit einem gewissen Recht - das Gehirn als das Werkzeug unserer Intelligenz und unseres Seelenlebens, wenigstens eines Teiles unseres Seelenlebens, betrachtet, so muß man nicht bloß rechnen mit dem wägbaren Gehirn - denn die­ses ist nicht allein da -, sondern dadurch, daß ein Auftrieb da ist, strebt das Gehirn eigentlich nach aufwärts, strebt seiner eigenen Schwere entgegen. Das heißt, wir leben mit unserer Intelligenz nicht in ab­wärtsziehenden, sondern in aufwärtsziehenden Kräften. Wir leben mit unserer Intelligenz in einem Auftrieb drinnen.

Nun ist das, was ich Ihnen auseinandergesetzt habe, allerdings nur für unser Gehirn so. Die anderen Teile unseres Organismus, also von dem Boden der Schädeldecke nach unten, die sind nur zum kleinsten

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Teil - nur das Rückenmark - in derselben Lage. Aber im ganzen stre­ben die anderen Teile des Organismus nach unten. Da leben wir also in dem Zug nach unten. Wir leben im Gehirn im Auftriebe, nach auf­wärts, und sonst im Zuge nach unten. Unser Wille lebt durchaus im Zug nach unten. Er muß sich vereinigen mit dem Druck nach unten. Dadurch aber wird ihm das Bewußtsein genommen. Dadurch schläft er fortwährend. Gerade das ist das Wesentliche der Willenserscheinung, daß sie als bewußte ausgelöscht wird, deshalb, weil sich der Wille mit der nach unten gerichteten Schwerkraft vereinigt. Und unsere Intelli­genz wird lichtvoll dadurch, daß wir uns vereinigen können mit dem Auftrieb, daß unser Gehirn entgegenarbeitet der Schwerkraft.

Sie sehen, durch die verschiedenartige Vereinigung des mensch­lichen Lebens mit dem zugrunde liegenden Materiellen wird auf der einen Seite das Untergehen des Willens in der Materie bewirkt und auf der anderen Seite wird die Aufhellung des Willens zur Intelligenz be­wirkt. Niemals könnte die Intelligenz entstehen, wenn unser Seelen-wesen gebunden wäre an eine bloß nach abwärts strebende Materie.

Nun bedenken Sie, daß wir also eigentlich erleben, richtig erleben, wenn wir nicht in der heutigen Abstraktion den Menschen betrachten, sondern so betrachten, wie er wirklich ist, so daß das Geistige mit dem Physischen zusammenkommt - da muß nur das Geistige so stark ge­dacht werden, daß es auch die physische Kenntnis umfassen kann -, daß bei ihm auf der einen Seite durch eine besondere Vereinigung mit dem materiellen Leben, nämlich mit dem Auftrieb im materiellen Le­ben, die Aufhellung in die Intelligenz ist und auf der anderen Seite die Einschläferung, wenn wir den Willen gewissermaßen aufsaugen lassen müssen von dem nach unten gerichteten Druck, so daß der Wille im Sinne dieses nach unten gerichteten Druckes wirkt. Er wirkt so. Nur ein kleiner Teil von ihm filtriert sich durch bis zu dem 20-Gramm-Druck, geht in die Intelligenz hinein. Daher ist die Intelligenz etwas vom Willen durchdrungen. Aber im wesentlichen haben wir es in der Intelligenz zu tun mit dem, was entgegengesetzt ist der ponderablen Materie. Wir wollen immer über den Kopf hinaus, indem wir denken.

Hier sehen Sie, wie in der Tat sich zusammenschließen muß das physische Erkennen mit demjenigen, was im Menschen lebt. Bleiben

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wir innerhalb des Phoronomischen stehen, dann haben wir es zu tun mit den heute so beliebten Abstraktionen, und wir können keine Brücke bauen zwischen diesen beliebten Abstraktionen und demjeni­gen, was die äußere Naturwirklichkeit ist. Wir brauchen eine Erkennt­nis mit so stark geistigem Inhalt, daß dieser -geistige Inhalt wirklich untertauchen kann in die Naturerscheinungen und daß er- zum Beispiel so etwas begreifen kann, wie das physikalische Gewicht und der Auf-trieb im Menschen selber wirken.

Nun habe ich Ihnen gezeigt, wie der Mensch sich innerlich aus­einandersetzt mit dem Druck nach unten und dem Auftrieb, wie er sich also hineinlebt in den Zusammenhang zwischen Phoronomischem und Materiellem. Aber Sie sehen, man braucht dazu eine neue wissen­schaftliche Vertiefung. Mit der alten wissenschaftlichen Gesinnung ist das nicht zu machen. Diese erfindet Wellenbewegungen oder Emis­sionen, die aber auch nur rein abstrakt sind. Sie sucht den Weg hinüber in die Materie geradezu durch Spekulation, kann ihn natürlich da­durch nicht finden. Eine wirklich geistige Wissenschaft, die sucht den Weg hinüber in ciie Materie, indem sie versucht, wirklich unterzutau­chen in die Materie, indem also das Seelenleben nach Wille und In­telligenz verfolgt wird bis in die Druck- und Auftriebserscheinungen hinein. Da haben Sie wirklichen Monismus. Der kann nur entstehen von der geistigen Wissenschaft aus. Nicht jener Wortmonismus, der vom Nichtwissen heute so stark getrieben wird. Aber es ist eben not­wendig, daß gerade die Physik, wenn ich mich des Ausdrucks be-­dienen darf, ein wenig Grütze in den Kopf bekommt, indem sie solche Erscheinungen, die da sind, auf der anderer Seite mit der physio­logischen Erscheinung des Schwimmers des Gehirns in Zusammen­hang bringt. Sobald man den Zusammenhang hat, weiß man: So muß es sein, denn es kann das archimedische Prinzip nicht aufhören Geltung zu haben für das im Gehirnwasser schwimmende Gehirn. Nun aber, was geschieht denn dadurch, daß wir mit Ausnahme der 20 Gramm, in die der unbewußte Wille hineinspielt, durch unser Gehirn eigentlich leben in der Sphäre des Intelligenter? Dadurch sind wir, insoferne wir uns des Gehirns als Werkzeug bedienen, für unsere Intelligenz entlastet vordem nach unten ziehenden Materiellen.

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Das scheidet in so hohem Grade aus, daß ein Gewicht von 1230 Gramm verlorengeht. In so hohem Grade schaltet sich die Materie aus. Dadurch, daß sie sich in so hohem Grade ausschaltet, sind wir in der Lage, wirksam sein zu lassen in besonderem Maße für unser Gehirn unseren Ätherleib. Der kann tun, was er will, weil er nicht beirrt wird durch die Schwere der Materie. Im übrigen Organismus wird der Äther überwältigt von der Schwere der Materie. Da haben Sie eine Gliederung des Menschen so, daß Sie für alles, was der Intelli­genz dient, gewissermaßen den Äther frei bekommen, für alles andere haben Sie den Äther an die physische Materie gebunden. So daß für unser Gehirn der Ätherorganismus übertönt den physischen Organis­mus, und für den übrigen Leib die Einrichtung und die Kräfte unseres physischen Organismus übertönen die des Ätherorganismus.

Nun, ich habe Sie vorher aufmerksam gemacht auf jene Beziehung, in die Sie zur Außenwelt treten, wenn Sie sich einem Druck aussetzen. Da ist eine Einschläferung vorhanden. Es gibt aber auch noch andere Beziehungen, und eine will ich heute vorwegnehmen, das ist die Be­ziehung zur Außenwelt, die eintritt, wenn wir die Augen aufmachen und in einem lichterfüllten Raum sind. Da findet offenbar eine ganz andere Beziehung zur Außenwelt statt, als wenn wir auf die Materie aufstoßen und mit dem Druck Bekanntschaft machen. Wenn wir uns dem Licht exponieren, ja, da geht nicht nur nichts vom Bewußtsein verloren, sondern, sofern das Licht nur als Licht wirkt, kann jeder, der da will, empfinden, daß sein Bewußtsein Anteil nimmt gegenüber der Außenwelt dadurch, daß er sich dem Licht exponiert, daß es geradezu mehr aufwacht. Die Kräfte des Bewußtseins vereinigen sich in einer gewissen Weise - wir werden das noch genauer besprechen -, ver­einigen sich gewissermaßen mit demjenigen, was uns im Licht ent­gegentritt. Aber im Licht und am Licht treten uns ja auch Farben ent­gegen. Das Licht ist eigentlich etwas, von dem wir gar nicht sagen können, daß wir es sehen können. Mit Hilfe des Lichtes sehen wir die Farben, aber wir können nicht eigentlich sagen, daß wir das Licht sehen. Warum wir das sogenannte weiße Licht sehen, davon werden wir noch sprechen.

Nun handelt es sich darum, daß alles dasjenige, was uns als Farbe

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entgegentritt, uns eigentlich ebenso polarisch entgegentritt, wie uns entgegentritt polarisch, sagen wir, der Magnetismus: positiver Magne­tismus, negativer Magnetismus. So tritt uns auch dasjenige, was uns als Farbe entgegentritt, polarisch entgegen. Auf der einen Seite des Poles ist alles das, was wir etwa als Gelb und, mit dem Gelb verwandt, als Orange und Rötlich bezeichnen können. Auf der anderen Seite des Poles ist Blau und alles das, was wir verwandt mit dem Blau bezeichnen können: Indigo, Violett und selbst noch mindere Schichten von Grün. Warum sage ich, daß uns das Farbige polarisch entgegentritt? Sehen Sie, die Polarität des Farbigen, die muß wie, ich möchte sagen, eine der signifikantesten Erscheinungen in der ganzen Natur nur richtig studiert werden. Wenn Sie gleich schreiten wollen zu demjenigen, was in dem Sinn, wie ich Ihnen das gestern auseinandergesetzt habe, Goethe das Urphänomen nennt, so kann man zu diesem Urphänomen des Farbigen zunächst dadurch kommen, daß man das Farbige am Licht überhaupt aufsucht.

Nun wollen wir heute als ein erstes Experiment das Farbige am Licht, so gut es geht, aufsuchen. Ich werde zunächst das Experiment Ihnen erklären. Das können wir in der folgenden Weise: Man kann durch einen schmalen Spalt, der - zunächst nehmen wir ihn kreis­förmig an - in eine sonst undurchsichtige Wand eingeschnitten ist,

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Licht einlassen. Dieses Licht lassen wir also durch diesen Spalt herein­fluten. Wenn wir dieses Licht hereinfluten lassen und gegenüber der Wand, durch die das Licht hereinflutet, einen Schirm stellen, so er­scheint eine beleuchtete Kreisfläche durch das hereinflutende Licht.

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Am bester macht man das Experiment, indem man in den Fenster­laden ein Loch schneidet und das Licht hereirfluten läßt. Man kann da einen Schirm aufstellen und das Bild, das so entsteht, auffangen. Wir können das hier nicht machen, aber dafür mit Hilfe dieses Pro­jektions-Apparates, indem wir den Verschluß wegnehmen. Da be­kommen wir, wie Sie sehen, eine leuchtende Kreisfläche. Diese leuchtende Kreisfläche ist also zunächst nichts anderes als das Bild, das entsteht dadurch, daß hier ein Lichtzylinder, der sich hieher fortpflanzt, von der gegenüberliegenden Wand aufgefangen wird. Nun kann man in den Weg dieses Lichtzylinders, der da hereinfällt, ein sogenanntes Prisma schieben. Dann ist das Licht gezwungen, nicht einfäch nach der gegenüberliegenden Wand hinzudringen und dort den Kreis zu bewirken, sondern dann ist das Licht gezwungen, von seinem Weg abzukommen. Wir bewirken das dadurch, daß wir

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ein Hohlprisma haben, welches dadurch gestaltet ist, daß wir hier ebene Glasscheiben haben, die keilförmig angeordnet sind. Dieses Hohlprisma ist ausgefüllt mit Wasser. Wir lassen den Lichtzylinder, der hier entstanden ist, durch dieses Wasserprisma hindurch. So sehen Sie, wenn Sie jetzt hinschauen auf die Wand, daß nicht an der Stelle da unten, wo sie früher war, diese Scheibe ist, sondern Sie sehen,

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daß sie gehoben ist, daß sie an einer anderen Stelle erscheint. Sie sehen aber außerdem noch etwas Merkwürdiges. Sie sehen oben den Rand in einem bläulich-grünlichen Licht, mit einem bläulich-grün­lichen Rand, bläulichen Rand. Sie sehen unten den Rand rötlich-gelb. Da haben wir dasjenige, was wir ein Phänomen nennen, eine Erschei­nung. Halten wir an dieser Erscheinung zunächst fest. Zeichnen wir den Tatbestand auf, so müssen wir ihn so zeichnen: Es kommt das Licht von seinem Weg irgendwie ab, indem es durch das Prisma geht. Es bildet da oben einen Kreis. Würden wir ihn abmessen, so würden wir finden, daß es kein genauer Kreis ist, sondern daß er nach oben und unten ein wenig in die Länge gezogen und oben bläulich und unten gelblich gerandet ist. Sie sehen also, wenn wir einen solchen Lichtzylinder durch das prismatisch geformte Wasser gehen lassen -wir können absehen vori den Veränderungen, die die Glasplatten her­vorrufen -, so treten an den Rändern Farbenerscheinungen auf. Ich will nun das Experiment noch einmal machen mit einem Lichtzylinder, der viel schmäler ist. Sie sehen nun eine viel kleinere Scheibe da unten. Nun, lenken wir diese kleine Scheibe durch das Prisma ab, so sehen Sie hier oben, also wiederum nach oben verschoben, den Lichtfleck, den Lichtkreis; aber Sie sehen jetzt diesen Lichtkreis ziemlich ganz von Farben durchzogen. Sie sehen, wenn ich das, was Sie hier jetzt haben, zeichnen will, daß da oben jetzt das Verschobene so ist, daß es violett, blau, grün, gelb, rot erscheint. Ja, wenn wir genau das alles verfolgen könnten, es würde in den vollkommenen Regenbogenfarben ange­ordnet sein. Bitte, wir nehmen rein das Faktum, und ich bitte jetzt alle diejenigen von Ihnen, welche in der Schule gelernt haben all die schönen Zeichnungen von Lichtstrahlen, von Einfallsloten und so weiter, diese zu vergessen und sich an die reine Erscheinung, an das reine Faktum zu halten. Wir sehen am Lichte Farben entstehen und wir können uns fragen: Woran liegt es denn, daß am Licht solche Farben entstehen? - Nun, wenn ich noch einmal den großen Kreis ein-schalte, so haben wir also den durch den Raum gehenden Licht-zylinder, der dort auftrifft auf den Schirm und dort ein Lichtbild formiert. Wenn wir einschalten in den Weg dieses Lichtzylinders wiederum das Prisma, dann bekommen wir die Verschiebung dieses

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Lichtbildes und außerdem an den Rändern die farbigen Erschei­nungen.

Nun aber bitte ich Sie, das Folgende zu beobachten. Wir bleiben rein innerhalb der Fakten stehen. Ich bitte Sie, zu beobachten: Wenn Sie so ein bißchen herumschauen würden, so würden Sie, indem das Licht durchgeht durch das Glasprisma, genau da drinnen den leuch­tenden Wasserzylinder sehen. Der Lichtzylinder geht - das ist rein faktisch - durch das Wasserprisma durch und es findet also statt eine Ineinanderfügung des Lichtes mit dem Wasser. Bitte darauf jetzt wohl zu achten. Indem der Lichtzylinder durch das Wasser-prisma hindurchgeht, findet statt eine Ineinanderfügung des Lichtes mit dem Wasser. Dieses, was sich da ineinanderfügt von Licht und Wasser, das ist nun keineswegs unwirksam für die Umgebung, son­dern wir müssen sagen: Da geht der Lichtzylinder, der hat - wie gesagt, wir bleiben innerhalb der Fakten stehen - irgendwie die Kraft, auf die andere Seite des Prismas durch das Prisma durchzu­dringen. Aber er wird durch das Prisma abgelenkt. Er würde gerade­aus gehen, aber er wird hinaufgehoben, wird abgelenkt, dieser Licht­zylinder, so daß wir konstatieren müssen: Hier ist etwas vorhanden, was uns den Lichtzylinder ablenkt. Wenn ich das andeuten will durch einen Pfeil, was uns den Lichtzylinder ablenkt, so müßte ich es durch diesen Pfeil tun. Nun können wir sagen - wie gesagt, rein innerhalb der Fakten stehenbleiben, nicht spekulieren -: Durch ein solches Prisma wird der Lichtzylinder abgelenkt nach oben und wir können die Ablenkungsrichtung angeben.

Nun bitte ich Sie, zu alledem das Folgende hinzuzudenken, was wiederum nur Fakten entspricht. Wenn Sie durch ein trübes Milchglas oder nur durch eine irgendwie getrübte Flüssigkeit, also durch eine getrübte Materie, Licht dringen lassen, so wird dieses Licht abge­schwächt selbstverständlich. Sie sehen, indem Sie durch ungetrübtes Wasser das Licht sehen, es in seiner Helligkeit. Bei getrübtem Wasser sehen Sie es abgeschwächt. Das können Sie in unzähligen Fällen be­obachten, daß durch getrübte Medien, durch getrübte Mittel, das Licht abgeschwächt wird. Das ist etwas, was man zunächst als Faktum auszusprechen hat. In irgendeiner Beziehung, wenn auch noch so

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wenig, ist aber jedes materielle Mittel, also auch das, was hier als Prisma steht, ein getrübtes Mittel. Es trübt immer das Licht ab, das heißt, mit Bezug auf das Licht, das da innerhalb des Prismas ist, haben wir es zu tun mit einem abgetrübten Licht. Da (links) haben wir es zu tun mit scheinendem Licht. Da (rechts) haben wir es zu tun mit dem Licht, das sich den Durchgang verschafft hat durch das Mittel. Hier aber, innerhalb des Prismas, haben wir es zu tun mit einem Zu­sammenwirken von Materie mit dem Licht, mit dem Entstehen einer Trübung. Daß aber eine Trübung wirkt, das können Sie einfach dar­aus entnehmen, daß, wenn Sie eben durch ein getrübtes Mittel Licht ansehen, Sie noch etwas sehen. Also eine Trübung wirkt - es ist das wahrnehmbar. Was entsteht durch die Trübung? Wir haben es also nicht bloß zu tun mit dem fortschreitenden und abbiegenden Licht­kegel, sondern außerdem noch mit dem, was sich da hineinstellt als eine Trübung des Lichtes, bewirkt durch die Materie. Wir können uns also vorstellen: Hier in diesem Raum nach dem Prisma, da scheint nicht nur herein das Licht, sondern da scheint herein, da strahlt in das Licht hinein, was da als Trübung im Prisma lebt. Das strahlt da hinein. Und wie strahlt das da hinein? Es breitet sich natürlich da aus, nach­dem das Licht durch das Prisma gegangen ist. Das Getrübte strahlt in das Helle hinein. Und Sie brauchen sich die Sache nur richtig zu über­legen, so können Sie sich sagen: Da scheint das Trübe hinauf, und wenn das Helle abgelenkt wird, wird auch das Trübe nach oben ab­gelenkt. Das heißt, die Trübung, die wird hier nach oben abgelenkt in derselben Richtung, in der die Helligkeit abgelenkt wird. Es wird ge­wissermaßen der Helligkeit, die nach oben abgelenkt wird, noch eine Trübung nachgeschickt. Die Helligkeit kann also da nach oben nicht ohne weiteres sich ausbreiten. In sie hinein wird die Trübung nach­geschickt. Und wir haben es zu tun mit zwei Zusammenwirkenden, mit der abgelenkten Helligkeit und mit dem Hineinschicken der Trü­bung in diese Helligkeit, nur daß die Ablenkung der Trübung in der­selben Richtung geschieht wie die der Helligkeit. Den Erfolg sehen Sie: Dadurch, daß nach oben hin in die Helligkeit der Schein der Trübung hineinstrahlt, entstehen die dunklen Farben, die bläulichen Farben. Und nach unten, wie ist es denn da? Nach unten scheint natürlich

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auch die Trübung. Aber Sie sehen ja, während hier (oben) eine Partie ist des ausstrahlenden Lichts, wo die Trübung nach derselben Richtung geht wie das mit Wucht durchgehende Licht, haben wir hier eine Ausbreitung desjenigen, was als Trübung entsteht, so daß es hinscheint und es einen Raum gibt, für den im allgemeinen der Lichtzylinder nach oben abgelenkt wird. Aber in diesen nach oben ab­gelenkten Lichtkörper strahlt ein die Trübung. Und hier haben wir eine Partie, wo durch die oberen Partien des Prismas die Trübung nach unten geht. Dadurch haben wir hier (unten) eine Partie, wo die Trü­bung im entgegengesetzten Sinn abgelenkt wird, als die Ablenkung der Helligkeit ist. Wir können sagen: Wir haben hier die Trübung, die hineinwill in die Helligkeit; aber im unteren Teil ist die Helligkeit so, daß sie entgegengesetzt wirkt in ihrer Ablenkung der Ablenkung der Trübung. Die Folge davon ist, daß, während oben die Ablenkung der Trübung im selben Sinn erfolgt wie die der Helligkeit und sie also gewissermaßen zusammenwirken, die Trübung sich also sozusagen wie ein Parasit hineinmischt, hier unten die Trübung zurückstrahlt in die Helligkeit hinein, aber von der Helligkeit überwältigt, gewisser­maßen unterdrückt wird, so daß hier die Helligkeit vorherrscht, auch vorherrscht in dem Kampf zwischen der Helligkeit und der Trübung, und die Folgen dieses Kampfrs zwischen Helligkeit und Trübung, die Folgen dieses Gegeneinander-sich-Stellens und des Durchschlenen­werdens der Trübung von der Helligkeit, das sind nach unten die roten oder gelben Farben. So daß man sagen kann: Nach oben läuft Trübung in Helligkeit ein, und es entstehen blaue Nuancen; nach unten über­tönt eine Helligkeit die hineinlaufende Trübe oder Dunkelheit, und es entstehen die gelben Nuancen.

Sie sehen also hier, daß wir es einfach dadurch, daß das Prisma ab­lenkt, auf der einen Seite ablenkt den vollen hellen Lichtkegel, auf der anderen Seite ablenkt die Trübung, zu tun haben nach zwei Seiten hin mit einem verschiedenen Hineinspielen der Dunkelheit, der Trübung in das Helle. Wir haben ein Zusammenspiel von Dunkelheit und Helligkeit, die nicht zu einem Grau sich miteinander vermischen, son­dern selbständig wirksam bleiben. Nur bleiben sie nach dem einen Pol hin so wirksam, daß die Dunkelheit gewissermaßen nach der Helligkeit,

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also so wirken kann, daß sie innerhalb der Helligkeit zur Geltung kommt, aber eben als Dunkelheit. Auf der anderen Seite stemmt sich die Trübung entgegen der Helligkeit, bleibt als selbständig vorhanden, aber wird übertönt von der Helligkeit. Da entstehen die hellen Farben, das Gelbliche. So haben Sie, indem Sie rein innerhalb der Fakten bleiben, dadurch, daß Sie das nehmen, was da ist, rein aus der An­schauung heraus die Möglichkeit zu verstehen, warum auf der einen Seite die gelblichen Farben, auf der anderen die bläulichen erscheinen, und Sie sehen zu gleicher Zeit daraus, daß das materielle Prisma einen ganz wesentlichen Anteil hat an dieser Entstehung der Farben. Es geschieht ja durch das Prisma, daß nach der einen Seite hin in demselben Sinn die Trübung abgelenkt wird wie der Lichtkegel, aber auch, nach der anderen Seite hin, daß das Fortstrahlende und das Ab­gelenkte sich kreuzen, weil eben das Prisma auch nach der anderen Seite hin ausstrahlen läßt seine Dunkelheit, auch dahin, wo schon ab­gelenkt ist. Dadurch entsteht die Ablenkung nach unten, und es wirken nach unten anders zusammen die Dunkelheit und die Helligkeit als nach oben. Farben entstehen also da, wo zusammenwirken Dunkel­heit und Helligkeit.

Das ist dasjenige, was ich Ihnen heute besonders klarmachen wollte. Sie müssen, wenn Sie sich nun überlegen wollen, ich möchte sagen, aus welcher Ecke heraus das am besten zu begreifen ist, da müssen Sie nur zum Beispiel daran denken, daß Ihr Ätherleib anders einge­schaltet ist im Muskel als im Auge: Im Muskel so, daß er sich mit den Funktionen des Muskels verbindet, im Auge so, daß gewissermaßen, weil das Auge sehr isoliert ist, der Ätherleib nicht eingeschaltet ist in den physischen Apparat, sondern verhältnismäßig selbständig ist. Da­durch kann mit dem Atherleibteil im Auge der Astralleib eine innige Verbindung eingehen. Unser astralischer Leib ist innerhalb des Auges ganz anders selbständig als innerhalb unserer anderen physischen Or­ganisation. Nehmen Sie an, das da wäre ein Teil der physischen Orga­nisation, in einem Muskel, das hier wäre physische Organisation des Auges (es wird gezeichnet). Wenn wir beschreiben, so müssen wir sagen: Unser Astralleib ist eingeschaltet sowohl hier wie da; aber es ist ein beträchtlicher Unterschied. Da ist er so eingeschaltet, daß er

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durch denselben Raum geht wie der physische Körper, aber nicht selbständig. Hier ist er auch eingeschaltet, im Auge; aber da wirkt er selbständig. Den Raum füllen beide in gleicher Weise aus; aber das eine Mal wirken die Ingredienzien selbständig, das andere Mal wirken sie nicht selbständig. Daher ist das nur halb gesagt, wenn man sagt: Unser Astralleib ist im physischen Leibe drinnen. Wir müssen fragen, wie er drinnen ist. Denn er ist anders drinnen im Auge und anders im Muskel. Im Auge ist er relativ selbständig, trotzdem er drinnen ist wie im Muskel. Daraus sehen Sie, daß Ing?edienzien einander durch­dringen können und dennoch selbständig sein können. So können Sie Helligkeit und Dunkelheit zum Grau vereinigen, dann sind sie einan­der so durchdringend wie Astralleib und Muskel. Oder aber sie können sich so durchdringen, daß sie se]bständig bleiben, dann durchdringen sie sich so wie unser Astralleib und die physische Organisation im Auge. Das eine Mal entsteht Grau, das andere Mal entsteht Farbe. Wenn sie sich so durchdringen wie Astralleib und Muskeln, so ent­steht Grau, und wenn sie sich so durchdringen wie unser Astralleib und unser Auge, so entsteht Farbe, weil sie relativ selbständig bleiben, trotzdem sie im selben Raume sind.

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DRITTER VORTRAG Stuttgart, 25. Dezember 1919

Es ist mir gesagt worden, daß dasjenige, worinnen wir die gestrige Betrachtung gipfeln lassen mußten, die Erscheinung, die durch das Prisma auftritt, doch Schwierigkeiten dem Verständnisse für viele ge­boten habe, und ich bitte Sie, darüber sich zu beruhigen. Es wird dieses Verständnis nach und nach kommen. Wir werden uns gerade mit den Licht- und Farbenerscheinungen ein wenig eingehender be­fassen, damit diese eigentliche piéce de résistance - eine solche ist es auch für die übrige Physik - uns eine gute Grundlage abgeben könne. Sie sehen ein, daß es sich uns zunächst darum handeln muß, daß ich Ihnen gerade einiges von demjenigen sage, was Sie nicht in Büchern finden können und was nicht Gegenstand der gewöhnlichen naturwissenschaftlichen Betrachtungen ist, was wir gewissermaßen nur hier behandeln können. Wir werden dann in den letzten Vorträgen darauf eingehen, wie dasjenige, was wir hier betrachten, auch im Unterricht zu verwerten ist.

Dasjenige, was ich versuchte gestern auseinanderzusetzen, ist ja im wesentlichen eine besondere Art des Ineinanderwirkens von Hellig­keit und Trübe. Und ich wollte zeigen, daß durch dieses verschieden­artige Zusammenwirken von Helligkeit und Trübe, das besonders auftritt beim Durchgang eines Lichtzylinders durch eia Prisma, die polarisch zueinander sich verhaltenden Farbenerscheinungen ent­stehen. Zunächst bitte ich Sie, die bittere Pille schon in Empfang zu nehmen, daß die Schwierigkeit des Verständnisses dieser Sache dar­innen liegt, daß Sie eigentlich - es geht diejenigen an, die Schwierig­keit des Verständnisses finden - die Licht- und Farbeniehre phorono­misch gestaltet haben möchten. Die Menschen haben sich nun schon einmal gewöhnt durch unsere sonderbare Erziehung, nur sich solchen Vorstellungen hinzugeben, die mit Bezug auf die äußere Natur mehr oder weniger phoronomisch sind, das heißt sich nur befassen mit dem Zählbaren, mit dem Räumlich-Formalen und mit dem Beweglichen. Nun sollen Sie sich bemühen, in Qualitäten zu denken, und Sie können

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wirklich in einem gewissen Sinne sagen: Hier stocke ich schon. - Aber schreiben Sie das durchaus zu dem unnatürlichen Gang, den die wissen­schaftliche Entwickelung in der neueren Zeit genommen und durch­gemacht hat, den Sie sogar in gewisser Weise ruit Ihren Schülern durch­machen werden - ich meine jetzt die Lehrer der Waldoffschule und andere Lehrer. Denn es wird natürlich nicht möglich sein, sogleich ge­sunde Vorstellungen in die heutige Schule hineinzutragen, sondern wir werden Übergänge schaffen müssen.

Nun gehen wir einmal für die Licht- und Farbenerscheinungen von dem anderen Ende der Sache aus. Eine viel angefochtene Bemerkung Goethes möchte ich heute vorausschicken. Sie können es bei Goethe lesen, wie er bekannt geworden ist in den achtziger Jahren des acht-zehnten Jahrhunderts mit allerlei Behauptungen über das Auftreten von Farben am Lichte, also über diejenigen Erscheinungen, von denen wir gestern begonnen haben zu sprechen. Es ist ihm gesagt worden, es sei die allgemeine Anschauung der Physiker, daß, wenn man farbloses Licht durch ein Prisma gehen lasse, dieses farblose Licht gespalten, zerlegt würde. Also etwa so wurden die Erscheinungen interpretiert, daß gesagt wurde: Fangen wir einen farblosen Lichtzylinder auf, so zeigt er uns zunächst ein farbloses Bild. Stellen wir diesem Lichtzylin­der in den Weg das Prisma, so bekommen wir die Aufeinanderfolge der Farben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau - Hellblau, Dunkelblau -, Violett. Nun, das ist etwas, was an Goethe herantrat, und zwar so, daß er erfuhr: Man erklärt sich diese Sache so, daß das farblose Licht eigentlich schon in sich enthält - wie, das ist ja natürlich schwer zu denken, aber das wurde gesagt - diese sieben Farben. Wenn man das Licht durch das Prisma gehen läßt, so tut das Prisma eigentlich nichts anderes, als das, was im Licht schon drinnen ist, fächerartig auseinanderlegen, das Licht in die sieben Farben zerlegen. Nun, Goethe wollte der Sache auf den Grund gehen und lieh sich alierlei Instrumente aus, wie wir es versucht haben in diesen Tagen sie auch zusammenzutragen, um selber zu konstatieren, wie die Dinge sind. Er ließ sich diese Instrumente von dem Hofrat Büttner in Jena nach Weimar hinüberkommen, stapelte sie auf und wollte zu gelegener Zeit versuchen, wie sich die Sache verhält. Der Hofrat Büttner wurde

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ungeduldig und forderte die Instrumente zurück, als Goethe noch nichts gemacht hatte. Er mußte die Instrumente zusammenpacken

- bei manchen Dingen passiert uns ja so etwas, daß wir nicht gleich dazu kommen. Er nahm schnell noch das Prisma und sagte: Also, durch das Prisma wird das Licht zerlegt. Ich gucke es mir an an der Wand. -Und nun hat er erwartet, daß das Licht schön siebenfarbig erscheint. Es erschien aber nur da irgend etwas Farbiges, wo irgendein Rand war, wo ein Schmutzfleck war, so daß das Schmutzige, das Trübe, mit dem Hellen zusammenstieß. Da sah man Farben, wenn man durchguckte. Aber wo gleichmäßiges Weiß war, sah man nichts. Da wurde Goethe stutzig, er wurde irre an dieser ganzen Theorie. Und nun hatte er kei­nen Sinn mehr für das Zurückschicken der Instrumente. Er behielt sie und verfolgte die Sache weiter. Und da stellte sich heraus, daß die Sache eigentlich gar nicht so ist, wie sie gewöhnlich dargestellt wurde:

Wenn wir Licht durchiassen durch den Raum des Zimmers, so be­kommen wir auf einem Schirm einen weißen Kreis. Nun, wenn man diesem Lichtkörper, der da durchgeht, in den Weg stellt das Prisma, so wird der Lichtzylinder abgelenkt (vgl. die Figuren S.53 und S. 54). Aber es erscheinen zunächst durchaus nicht die sieben auf­einanderfolgenden Farben, sondern nur am untern Rand tritt das Rötliche auf, das ins Gelbliche übergeht, und am oberen Rand das Bläuliche, das ins Grünliche übergeht. In der Mitte bleibt es weiß.

Was sagte sich nun Goethe? Er sagte sich: Da kommt es also über­haupt nicht darauf an, daß irgend etwas aus dem Licht heraus sich spaltet, sondern ich bilde ja eigentlich ab ein Bild. Dieses Bild ist nur das Abbild des Ausschnittes hier. Der Ausschnitt hat Ränder und die Farben treten nicht deshalb auf, weil sie aus dem Licht herausgeholt werden, gewissermaßen weil das Licht in sie zerspalten würde, son­dern weil ich das Bild entwerfe und das Bild als solches Ränder hat, so daß ich es auch hier mit nichts anderem zu tun habe, als daß dort, wo Helligkeit und Dunkelheit zusammentreten - denn außerhalb die­ses Lichtkreises hier ist Dunkelheit in der Umgebung und innen ist es hell -, da an den Rändern, die Farben auftreten. Es treten zunächst überhaupt nur die Farben als Randerscheinungen auf, und wir haben, indem wir die Farben als Randerscheinungen zeigen, im Grunde das

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ursprüngliche Phänomen vor uns. Wir haben gar nicht vor uns das ursprüngliche Phänomen, wenn wir nun den Kreis verkleinern und ein kontinuierliches Farbenbild bekommen. Das kontinuierliche Farben-bild entsteht nur dadurch, daß, während beim großen Kreis die Rand-farben eben Randfarben bleiben, sich beim kleinen Kreis vom Rand herein die Farben bis zur Mitte fortsetzen. Sie übergreifen sich in der Mitte und bilden, was man ein kontinuierliches Spektrum nennt. Also, die ursprüngliche Erscheinung ist diejenige, daß an den Rändern, wo Hefflgkeit und Dunkelheit zusammenströmen, Farben auftreten.

Sie sehen, es handelt sich darum, daß wir nicht mit Theorien in die Tatsachen hineinpfuschen, sondern reinlich bei einem Studium der bloßen Tatsachen bleiben, der bloßen Fakta. Nun handelt es sich dar­um, daß hier ja nicht nur dasjenige auftritt, was wir in den Farben sehen, sondern Sie haben gesehen: Es tritt hier auch auf eine Verschie­bung des ganzen Lichtkegels, eine seitliche Ablenkung des ganzen Lichtkegels. Wenn Sie schematisch diese seitliche Ablenkung verfolgen wollen, so könnten Sie es etwa auf die folgende Weise noch verfolgen.

Nehmen Sie an, Sie fügen zwei Prismen zusammen,sodaß dann das untere Prisma, das aber ein Ganzes bildet mit dem oberen, so steht wie das, was ich Ihnen gestern aufgezeichnet habe. Das obere Prisma steht entgegengesetzt dem unteren. Würde ich durch dieses Doppel-Prisma einen Lichtzylinder durchgehen lassen, so würde ich natürlich etwas Ähnliches bekommen müssen wie gestern. Ich würde eine Ablenkung bekommen, das eine Mal nach unten, das andere Mal nach oben. Ich würde, wenn ich hier ein solches Doppel-Prisma hätte, eine noch mehr in die Länge gezogene Lichtfigur bekommen, aber zu gleicher Zeit würde sich herausstellen, daß diese noch mehr in die Länge gezogene Lichtfigur sehr undeutlich, düster ist. Das würde mir da­durch erklärlich werden, daß ich dann, wenn ich hier die Figur mit einem Schirm auffange, von diesem Lichtkreis hier ineinandergescho­ben eine Abbildung bekommen würde. Aber ich könnte den Schirm auch hereinrücken. Ich würde wiederum eine Abbildung bekommen. Das heißt, es gäbe hier eine Strecke - das liegt alles innerhalb der Tat­sachen -, auf der ich immer die Möglichkeit, eine Abbildung zu be­kommen, antreffen würde. Sie sehen daraus, daß durch das Doppel-Prisma

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mit dem Lichte hantiert wird. Immer finde ich außen einen roten Rand, und zwar jetzt oben und unten, und in der Mitte Violett. Während ich sonst bloß bekomme das Bild vom Rot bis zum Violett, bekomme ich jetzt die äußeren Ränder rot und in der Mitte Violett und dazwischen die anderen Farben. Ich könnte also durch ein solches Doppel-Prisma die Möglichkeit schaffen, daß eine solche Figur ent­stünde, aber ich würde diese auch bekommen, wenn ich den Schirm verschieben würde. Ich habe also eine gewisse Strecke, auf der die Möglichkeit der Entstehung eines Bildes vorhanden ist, das an den Rändern farbig ist, aber auch in der Mitte farbig ist und allerlei Über­gangsfarben hat.

Nun kann man verhindern, daß hier, wenn ich mit dem Schirm auf und ab gehe, ein ganz weiter Raum ist, auf dem die Möglichkeit be­steht, solche Bilder zu schaffen. Aber Sie ahnen wohl, diese Möglich­keit könnte nur geschaffen werden, wenn ich das Prisma immer ändern würde, weil bei einem Prisma, dessen Winkel hier größer ist, das Bild an einer anderen Stelle entworfen wird, als wenn ich den Winkel klei­ner machen würde, und ich würde diese Strecke kleiner bekommen. Ich kann die ganze Sache dadurch zu einer anderen machen, daß ich nun hier nicht ebene Flächen für ein Prisma habe, sondern daß ich von

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vornherein gekrümmte Flächen nehme. Dadurch wird dasjenige, was beim Prisma noch außerordentlich schwer zu studieren ist, wesentlich vereinfacht. Und wir bekommen dann folgende Möglichkeit: Wir lassen zunächst durchgehen durch den Raum den Lichtzylinder, und jetzt stellen wir die Linse, die also eigentlich nichts anderes ist als ein Doppel-Prisma, aber mit gekrümmten Flächen, die stellen wir in den Weg (Figur S.65, unten). Jetzt bekomme ich das Bild zunächst wesent­lich verkleinert. Also, was ist denn da eigentlich geschehen? Der ganze Lichtzylinder ist zusammengezogen, verengt. Da haben wir eine neue Wechselwirkung zwischen dem Materiellen, dem Materiellen in der Linse, im Glaskörper, und dem durch den Raum gehenden Licht. Diese Linse wirkt so auf das Licht, daß sie den Lichtzyllnder zusammen­zieht.

Wir wollen uns die ganze Sache einmal schematisch aufzeichnen. Ich habe hier einen Lichtzylinder, von der Seite gezeichnet, und lasse sein Licht durch die Linse gehen. Wenn ich eine gewöhnliche Glasplatte oder eine Wasserplatte entgegensetzen würde, so würde der Licht-zylinder einfach durchgehen und es würde sich dem Schirm eben ein Abbild des Lichtzylinders ergeben. Das ist nicht der Fall, wenn ich nicht eine Glasplatte oder eine Wasserplatte habe, sondern eine Linse. Wenn ich einfach mit den Strichen nachfahre demjenigen, was ge­schehen ist, so muß ich sagen: Es ist eine Verkleinerung des Bildes, die sich ergeben hat. Also ist der Lichtzylinder zusammengezogen.

Es gibt noch eine andere Möglichkeit. Das ist diese, daß man die Anordnung nachbildet nicht einem solchen Doppel-Prisma, wie ich es dort gezeichnet habe, sondern einem Doppel-Prisma, das so im Querschnitt gestaltet ist, daß mit dieser Kante hier die Prismen an­einanderstoßen. Dann würde ich allerdings dieselbe Beschreibung, die ich gemacht habe, mit einem wesentlich vergrößerten Kreis be­kommen. Wiederum würde ich, indem ich mit dem Schirm auf und ab gehe, während einer gewissen Strecke die Möglichkeit haben, das Bild - mehr oder weniger undeutlich - zu bekommen. Ich würde hier in diesem Fall oben Violett, Bläulich haben, unten auch Violett, Blau und in der Mitte würde ich Rot haben. Dort war es umgekehrt. Und dazwischen die Zwischenfarben.

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Ich kann mir wiederum an die Stelle dieses Doppel-Prismas setzen eine Linse mit folgendem Querschnitt: )(. Während diese Linse ihrem Querschnitt nach sich in der Mitte dick zeigt und an den Rändern dünn, zeigt sich diese in der Mitte dünn und an den Rändern dick (Figuren S.65 und 67, unten). In diesem Fall bekomme ich auch durch die Linse hier ein Bild, das wesentlich größer ist, als der gewöhnliche Querschnitt wäre, der von dem Lichtzylinder entstehen würde. Ich bekomme ein vergrößertes Bild, aber auch mit dieser Farbenabstufung an den Rändern und gegen die Mitte zu. Will ich also hier die Er­scheinungen verfolgen, so muß ich sagen: Der Lichtzylinder ist aus­einandergeweitet worden, er ist im wesentlichen auseinandergetrieben worden. Das ist das einfache Faktum.

Nun, was sehen wir aus diesen Erscheinungen? Wir sehen, daß eine Beziehung herrscht zwischen dem Materiellen, das uns zunächst als durchsichtiges Materielles entgegentritt in den Linsen oder Prismen, zwischen diesem Materiellen und demjenigen, was durch das Licht zur Erscheinung kommt. Und wir sehen auch in gewissem Sinn eine ge­wisse Art dieser Wechselwirkung. Denn gehen wir von demjenigen aus, was wir hier durch eine solche Linse gewinnen würden, die an den Rändern dick und in der Mitte dünn ist, was müssen wir uns denn da sagen, wenn wir eine solche Linse vor uns haben? Da müssen wir

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sagen: Es ist auseinandergetrieben worden der ganze Lichtzyllnder, er ist geweitet worden. Und wir sehen auch, wie diese Weitung mög­lich ist. Diese Weitung kommt ja dadurch zustande, daß das Materielle, durch das das Licht durchgegangen ist, hier dünn ist, hier dicker ist. Da muß das Licht durch mehr Materielles dringen als hier in der Mitte, wo es durch weniger Materielles dringt. Was geschieht nun mit dem Lichte? Nun, wir haben ja gesagt, es wird geweitet, es wird auseinan­dergetrieben. In der Richtung dieser zwei Pfeile wird es auseinander-getrieben. Wodurch kann es nur auseinandergetrieben werden? Nun, lediglich durch den Umstand, daß es in der Mitte weniger Materie zu passieren hat und an den Rändern mehr. Nun überlegen Sie sich die Sache: In der Mitte hat das Licht weniger Materielles zu passieren, geht also leichter durch, hat also, wenn es durchgegangen ist, noch mehr Kraft. Also, es hat hier mehr Kraft, wo es durch weniger Mate­rielles hindurchgeht, als hier, wo es durch mehr Materielles geht. Diese stärkere Kraft in der Mitte, die hervorgerufen wird dadurch, daß das Licht durch weniger Materielles hindurchgeht, die drückt den Licht-zylinder auseinander. Das ist etwas, was Sie sozusagen an den Fakten unmittelbar ablesen können. Ich bitte, sich nur ganz klar darüber zu sein, daß es sich hier handelt um eine richtige Behandlung der Me­thode, um eine richtige Führung des Denkens. Man muß sich klar sein, wenn man das, was durch das Licht erscheint, mit Linien verfolgt, daß man da eigentlich nur etwas hinzuzeichnet, was mit dem Lichte nichts zu tun hat. Wenn ich hier die Linien zeichne, dann zeichne ich bloß die Grenzen des Lichtzylinders. Dieser Lichtzylinder wird durch diese Öffnung bewirkt. Ich zeichne also gar nichts, was mit dem Licht zu tun hat, sondern nur etwas, was hervorgerufen wird dadurch, daß das Licht durch den Spalt durchgeht. Und wenn ich hier sage: In die­ser Richtung bewegt sich das Licht, so hat das wiederum mit dem Lichte nichts zu tun; denn würde ich die Lichtquelle hinaufschieben, so würde sich eben das Licht, wenn es durch den Spalt fallen würde, so bewegen, und ich müßte diese Pfeilrichtung so zeichnen. Das alles hätte mit dem Lichte als solchem nichts zu tun. Dieses Zeichnen von Linien in das Licht hinein ist man gewohnt worden, und dadurch ist man allmählich darauf gekommen, von den Lichtstrahlen zu reden.

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Man hat es nirgends mit Lichtstrahlen zu tun; man hat es zu tun mit einem Lichtkegel, der hervorgerufen ist durch einen Spalt, durch den man das Licht dringen läßt, man hat es zu tun mit einer Verbreiterung des Lichtkegels, und man muß sagen: Irgendwie muß die Verbreite­rung des Lichtkegels zusammenhängen mit dem geringeren Weg hier in der Mitte, den das Licht macht, als hier am Rande. Durch den ge­ringeren Weg hier in der Mitte behält es mehr Kraft, durch den länge­ren Weg am Rande wird ihm mehr Kraft genommen. Das schwächere Licht am Rande wird gedrückt durch das stärkere Licht in der Mitte, und es wird der Lichtkegel verbreitert. Das ist, was Sie ablesen können.

Nun sehen Sie: Während man es eigentlich nur zu tun hat mit Bil­dern, redet man in der Physik von allem möglichen, von den Licht­strahien und dergleichen. Diese Lichtstrahien, die sind nun eigentlich zum Untergrund gerade für das materialistische Denken auf diesem Gebiet geworden. Wir wollen, um das noch etwas anschaulicher zu machen, was ich eben auseinandergesetzt habe, etwas anderes noch betrachten. Nehmen wir an, wir haben hier eine Wanne, ein kleines Gefäß. Wir haben hier in diesem kleinen Gefäß eine Flüssigkeit, zum Beispiel Wasser, und da unten irgendeinen Gegenstand liegen, meinet­wegen einen Taler oder dergleichen. Wenn ich hier ein Auge habe, so kann ich folgendes Experiment machen: Ich kann zunächst das Wasser

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weglassen und kann auf diesen Gegenstand sehen mit dem Auge. Ich werde in dieser Richtung den Gegenstand sehen. Was ist der Tatbestand? Ich habe auf dem Boden eines Gefaßes liegen einen Gegenstand. Ich gucke hin und sehe in einer gewissen Richtung diesen Gegenstand. Das ist der einfache Tatbestand. Wenn ich anfange nun

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zu zeichnen: Von diesem Gegenstand geht ein Lichtstrahl aus, der wird in das Auge geschickt und affiziert das Auge, dann phantasiere ich schon alles mögliche dazu. Nun fülle ich bis hierher das Gefäß mit Wasser oder irgendeiner Flüssigkeit an. Nun stellt sich etwas ganz Besonderes heraus. Ich ziehe dieselbe Richtung, in der ich früher den Gegenstand habe, vom Auge zum Gegenstand hin, gucke nach der Richtung, in der ich früher geguckt habe. Ich könnte er­warten, dasselbe zu sehen, tue es aber nicht, sondern etwas höchst Merkwürdiges tritt ein: Ich sehe den Gegenstand etwas gehoben. Ich

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sehe ihn so, daß er mit dem ganzen Boden in die Höhe gehoben wird. Wie man das feststellen, ich meine messen kann, darüber können wir ja noch sprechen. Ich will jetzt nur das Prinzipielle sagen. Worauf kann denn das nur beruhen, wenn ich mir die Frage beantworte nach dem reinen Tatbestand? Nun, ich erwarte, wenn ich früher so gesehen habe, den Gegenstand wiederum in der Richtung zu finden. Ich richte das Auge darauf hin, aber ich sehe ihn nicht in der Richtung, ich sehe ihn in der anderen Richtung. Ja, früher, als noch kein Wasser in dem Trog war, da konnte ich bis zu dem Boden direkt hinunterschauen, und zwi­schen meinem Auge und dem Boden war nur die Luft. Jetzt stößt meine Visierllnie hier auf das Wasser. Das läßt meine Sehkraft nicht so einfach durch wie die Luft, sondern stellt ihr stärkeren Widerstand entgegen, und ich muß vor dem stärkeren Widerstand zurückweichen. Von hier ab muß ich vor dem stärkeren Widerstand zurückweichen. Dieses Zurückweichen drückt sich dadurch aus, daß ich nicht bis unten sehe, sondern daß das Ganze gehoben erscheint. Ich sehe gewisser­maßen schwerer durch das Wasser als durch die Luft, überwinde den Widerstand des Wassers schwerer als den Widerstand der Luft. Daher

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muß ich die Kraft verkürzen, ziehe also selbst den Gegenstand herau£ Ich verkürze die Kraft dadurch, daß ich den stärkeren Widerstand finde. Würde ich in der Lage sein, hier ein Gas hineinzufüllen, das dünner wäre als die Luft, dann würde der Gegenstand sich hier senken, weil ich jetzt weniger Widerstand fände. Ich würde daher den Gegenstand

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hinunterschieben. Der Physiker konstatiert nicht diesen Tat­bestand, sondern er sagt: Nun ja, da wird ein Lichtstrahl geworfen bis zu der Oberfläche des Wassers. Dieser Lichtstrahl wird hier gebrochen, und weil ein Übergang stattfindet zwischen einem dichteren Medium und einem dünneren, wird der Lichtstrahl vom Einfallslot gebrochen, kommt hier in das Auge. Und jetzt sagt er etwas höchst Kurioses: Das Auge, nachdem es die Nachricht be­kommen hat durch den Lichtstrahl, verlängert jetzt den Weg nach außen und projiziert den Gegenstand an diese Stelle hin. - Das heißt:

Man findet alle möglichen Begriffe, aber man rechnet nicht mit dem, was da ist, mit dem Widerstand, den die Visierkraft des Auges selber findet in dem Dichteren, in das sie eindringen muß. Man möchte ge­wissermaßen alles weglassen und dem Licht alles selbst zuschieben, so wie man hier beim Prisma sagt: Oh, das Prisma macht gar nichts, son­dern die sieben Farben sind schon im Lichte drinnen. Das Prisma gibt nur die Veraniassung, daß sie sich hübsch nebeneinander hinstellen wie Soldaten, die sieben Farben; aber da drinnen sind schon diese sieben unartigen Buben zusammen, die gezwungen werden, auseinan­derzutreten. Das Prisma macht gar nichts davon. Wir haben gesehen:

Gerade dasjenige, was im Prisma entsteht, dieser getrübte Keil ist es,

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der die Farben verursacht. Die Farben selber haben gar nichts mit dem Lichte selber zu tun. Und Sie sehen hier wiederum, während wir hier uns klar sein müssen, daß wir eine aktive Tätigkeit ausüben, mit dem Auge hinvisieren und einen stärkeren Widerstand im Wasser finden, dadurch gezwungen sind, die Visierlinie abzukürzen durch den stär­keren Widerstand, sagt der Physiker: Da werden Lichtstrahlen ge­worfen, die werden gebrochen und so weiter. Und dann das Aller-schönste, gerade an dieser Stelle! Sehen Sie, der heutige Physiker sagt:

Da wird also zunächst das Licht ins Auge auf gebrochenem Wege gelangen, dann projiziert das Auge das Bild nach außen. - Was heißt das? Zum Schlusse sagt er doch: Das Auge projiziert. Er setzt nur eine phoronomische Vorstellung, eine von allen Realitäten verlassene Vorstellung, eine reine Phantasietätigkeit an Stelle dessen, was sich unmittelbar darbietet: der Widerstand des dichteren Wassers gegen die Visierkraft des Auges. Gerade an solchen Punkten merken Sie am aller-deutlichsten, wie alles gerade in unserer Physik verabstrahiert ist, wie alles zur Phoronomie gemacht werden soll, wie man nicht in die Qua­litäten hineingehen will. Auf der einen Seite also entkleidet man das Auge jedweder Aktivität, auf der anderen Seite aber wieder projiziert das Auge dasjenige, was es als Reiz bekommt, nach außen. Dasjenige aber, was nötig ist, ist, daß man von vornherein von der Aktivität des Auges ausgeht, daß man sich klar ist: Das Auge ist ein tätiger Organis­mus.

Nun sehen Sie, hier haben wir ein Modell des Auges, und wir werden heute beginnen, uns zunächst auch ein wenig zu befassen mit dem Wesen des menschlichen Auges. Das Auge, das menschliche Auge, ist ja eine Art Kugel, nur von vorne nach hinten etwas zusammen-gedrückt, eine Kugel, die hier in der Knochenhöhle drinnensitzt so, daß eine Reihe von Häuten zunächst das Innere dieses Auges umgibt. Wenn ich den Durchschnitt zeichnen will, so müßte ich da so zeichnen: Das, was ich jetzt zeichne, wäre das rechte Auge. Das Äußerste, was man zunächst findet, wenn man das Auge etwa aus dem Schädel herauspräparieren würde, das wäre Bindegewebe, Fett. Dann aber kommt man zu der eigentlichen ersten Unihüllung des Auges, der sogenannten Sklerotika, Hornhaut. Sehnig, knochig, knorpelig ist die

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äußerste Umhüllung. Ich habe sie hier gezeichnet. Sie wird nach vorne durchsichtig, so daß das Licht von hier aus in das Auge eindringen kann. Eine zweite Schichte, die den Innenraum hier auskleidet, ist die sogenannte Aderhaut. Sie enthält die Blutgefäße. Wir würden sie etwa hier haben. Und als Drittes würden wir bekommen die innerste

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Schichte, die sogenannte Netzhaut, die sich dann nach dem Schädel zu in dem Sehnerv fortsetzt. Hier also würde der Sehnerv nach innen gehen, würde bilden die Netzhaut. Und damit haben wir die drei Um­hüllungen des Auges aufgezählt. Nun aber, hinter dieser Hornhaut, eingebettet hier in den Ziliarmuskel, ist eine Art Linse. Sie wird hier durch einen Muskel, den man den Ziliarmuskel nennt, getragen. Nach vorne ist hier die durchsichtige Hornhaut, und zwischen der Linse und ihr ist dasjenige, was man die wässerige Flüssigkeit nennt, so daß, wenn das Licht in das Auge eindringt, es erst die durchsichtige Hornhaut passiert, die wässerige Flüssigkeit passiert, dann durch diese Linse geht, die in sich beweglich ist durch Muskeln. Dann aber gelangt das Licht weiter von dieser Linse aus in dasjenige, was nun ausfüllt den ganzen Augenraum und was man gewöhnlich den Glaskörper nennt. So daß das Licht also geht durch die durchsichtige Hornhaut, die Flüssigkeit, die Linse selbst, den Glaskörper und von da dann an die Netzhaut, die eine Verzweigung ist des Sehnervs, der dann ins Gehirn geht. Das sind zunächst schematisch - wir wollen zunächst das Prinzipielle uns vor Augen stellen - diejenigen Dinge, die uns veranschaulichen können, was dieses Auge, das da in eine Höhle der Schädelknochen eingebettet ist, für Teile hat. Aber dieses Auge zeigt außerordentlich

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große Merkwürdigkeiten. Zunächst, wenn wir studieren die Flüssig­keit, die da ist zwischen dieser Linse und der Hornhaut, durch die das Licht durchgehen muß, so ist diese Flüssigkeit ihrem Gehalte nach fast eine richtige Flüssigkeit, fast eine äußere Flüssigkeit. An der Stelle, wo der Mensch seine Augenflüssigkeit hat, zwischen der Linse und der äußeren Hornhaut, ist der Mensch seiner Leiblich­keit nach ganz so, gewissermaßen, wie ein Stück Außenwelt. Es ist fast so, daß diese Flüssigkeit, die da ist in der äußersten Peripherie des -Auges, kaum sich unterscheidet von einer Flüssigkeit, die ich mir hier auf die Hand schütten würde. Und das, was hier die Linse ist, das ist auch noch etwas sehr, sehr Objektives, sehr, sehr Unleben­diges. Gehe ich dagegen auf den Glaskörper über, der das Innere des Auges ausfüllt und an die Nervenhaut grenzt, so kann ich diesen Glaskörper keineswegs so betrachten, daß ich sage: Das ist auch etwas, was fast wie eine äußere Flüssigkeit oder ein äußerer Körper ist. Da drinnen ist schon Vitalität, da drinnen ist Leben, so daß, je weiter wir zurückgehen im Auge, desto mehr dringen wir heran an das Leben. Hier haben wir eine Flüssigkeit, die fast ganz objektiv äußerlich ist, die Linse ist auch noch äußerlich; aber beim Glaskörper stehen wir schon innerhalb eines Gebildes, das in sich Vitalität hat. Dieser Unter­schied zwischen all dem, was da draußen ist, und dem, was da drinnen ist, der zeigt sich auch noch in etwas anderem. Auch das könnte man schon heute naturwissenschaftlich studieren. Wenn man nämlich die Bildung des Auges komparativ von der niederen Tierreihe aus ver­folgt, so findet man, daß dasjenige, was äußerer Flüssigkeitskörper ist und Linse, daß das nicht von innen heraus wächst, sondern daß sich das ansetzt, indem sich die umliegenden Zellen ansetzen. Also, ich müßte mir die Bildung der Linse so vorstellen, daß das Lin­sengewebe und daß auch die vordere Augenflüssigkeit entsteht aus den benachbarten Organen und nicht von innen heraus, während beim Inneren das so ist, daß der Glaskörper entgegenwächst. Sehen Sie, da haben wir das Merkwürdige: Hier wirkt die Natur des äußeren Lichtes und bewirkt jene Umwandlung, die Flüssigkeit und Linse hervor-bringt. Auf das reagiert das Wesen von innen und schiebt ihm ein Lebendigeres, ein Vitaleres entgegen, den Glaskörper. Gerade im Auge

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treffen sich die Bildungen, die von außen angeregt werden, und die­jenigen, die von innen aus angeregt werden, in einer ganz merk­würdigen Weise. Das ist die nächste Eigentümlichkeit des Auges.

Es gibt noch eine andere. Es gibt die Eigentümlichkeit des Auges, die darinnen besteht, daß diese sich ausbreitende Netzhaut eigentlich der sich ausbreitende Sehnerv ist. Nun besteht just die Eigen­tümlichkeit - ich werde morgen versuchen ein Experiment zu zeigen, das diese bekräftigt -, daß hier, wo der Sehnerv eintritt, das Auge unempfindlich ist. Da ist es blind. Es breitet sich dann der Sehnerv aus, und an einer Stelle, die also hier für das rechte Auge etwas rechts liegt von der Eintrittsstelle, ist die Netzhaut am emp­findlichsten. Man kann nun sagen: Der Nerv ist dasjenige, was das Licht empfindet. Aber er empfindet das Licht just nicht da, wo er eintritt. Man sollte glauben, wenn der Nerv wirklich das wäre, was das Licht empfindet, dann müßte er am stärksten es empfinden da, wo er eintritt. Das tut er aber nicht. Das bitte ich im Auge zunächst zu be­halten.

Nun, daß diese Einrichtung des Auges eine außerordentlich von Weisheit der Natur erfüllte ist, das können Sie etwa aus dem Fol­genden entnehmen: Wenn Sie so des Tags über die Gegenstände urn sich herum beschauen, ja, dann finden Sie, daß die Gegenstände Ihnen, soweit Ihre Augen gesund sind, mehr oder weniger scharf erscheinen, aber so, daß die Schärfe, die Deutlichkeit für Ihre Orientierung ge­nügt. Wenn Sie aber des Morgens aufwachen, da sehen Sie manchmal sehr undeutlich die Ränder der Gegenstände, da sehen Sie diese so wie mit einem kleinen Nebel umgeben. Wenn das ein Kreis ist, sehen Sie da herum wie etwas Undeutliches, wenn Sie des Morgens gerade aufgewacht sind. Worauf beruht denn das? Das beruht darauf, daß wir dreierlei in unserem Auge haben, zunächst den Glaskörper - wir wollen sogar nur auf zweierlei Rücksicht nehmen -, den Glaskörper und die Linse. Sie haben, wie wir gesehen haben, ganz verschiedenen Ursprung. Die Linse ist mehr von außen gebildet, der Glaskörper mehr von innen, die Linse ist mehr unlebendig, der Glaskörper von Vitalität durchzogen. In dem Augenblick, wo wir aufwachen, sind beide einander noch nicht angepaßt. Der Glaskörper will uns noch die

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Gegenstände so abbilden, wie er es kann, und die Linse so, wie sie es kann. Und wir müssen erst warten, bis sie sich gegenseitig eingestellt haben. Daraus ersehen Sie, wie innerlich beweglich das Organische ist und wie die Wirkung des Organischen darauf beruht, daß zunächst die Tätigkeit differenziert wird in Linse und Glaskörper und dann wiederum aus dem Differenzierten zusammengesetzt wird. Da muß sich dann das eine an das andere anpassen.

Wir wollen aus allen diesen Dingen versuchen, nach und nach darauf zu kommen, wie sich aus dem Wechselverhältnis des Auges und der Außenwelt die farbenbunte Welt ergibt. Zu diesem Zweck, um dann morgen daran anknüpfen zu können Betrachtungen über diese Be­ziehung des Auges zur Außenwelt, wollen wir uns noch folgendes Ex­periment vor Augen führen:

Sehen Sie, ich habe hier eine Scheibe bestrichen mit den Farben, die uns vorhin als Regenbogenfarben Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange, Rot vor Augen getreten sind. Wenn Sie dieses Rad hier anschauen, so sehen Sie diese sieben Farben - ich habe es so gut gemacht, als es eben geht mit diesen Farben. Nun werden wir zuerst die Scheibe drehen. Sie sehen noch immer, nur eben in Be­wegung, die sieben Farben. Ich kann ziemlich stark drehen und Sie sehen in Bewegung die sieben Farben. Nun werde ich aber recht schnell die Scheibe zur Rotierung bringen. Sie sehen, wenn die Sache stark genug rotiert, nicht mehr die Farben, sondern Sie sehen, ich glaube, ein einfarbiges Grau. Nicht wahr? Oder haben Sie etwas anderes gesehen? («Lila», «Rötlich».) Ja, das ist nur aus dem Grunde, weil das Rot etwas zu stark ist gegenüber den anderen Farben. Ich habe zwar versucht, die Stärke durch den Raum auszugleichen, aber Sie würden, wenn die Anordnung ganz richtig wäre, eigentlich ein ein­farbiges Grau sehen. Wir müssen uns dann fragen: Warum erscheinen uns diese sieben Farben in einfarbigem Grau? Diese Frage wollen wir morgen beantworten. Heute wollen wir nur noch hinstellen, was die Physik sagt. Sie sagt und hat auch schon zu Goethes Zeiten gesagt:

Da habe ich die Regenbogenfarben Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo, Violett. Jetzt bringe ich die Scheibe in Rotierung. Dadurch kommt der Lichteindruck nicht zur Geltung im Auge, sondern

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wenn ich hier das Rot eben gesehen habe, dann ist durch die rasche Rotierung schon das Orange da, und wenn ich das Orange gesehen habe, schon das Gelb und so weiter. Und dann, während ich noch die übrigen Farben habe, ist schon wieder das Rot da. Dadurch habe ich alle Farben zu gleicher Zeit. Es ist der Eindruck vom Rot noch nicht vorüber, wenn das Violett kommt. Dadurch setzt man für das Auge die sieben Farben zusammen und das muß wiederum Weiß geben. -Dieses war auch die Lehre zu Zeiten Goethes. Goethe hat das als Lehre empfangen: Wenn man den Farbenkreisel macht, ihn rasch rotieren läßt, dann werden die sieben Farben, die so artig gewesen sind, auseinanderzutreten aus dem Lichtzylinder, die werden sich wie­der vereinigen im Auge selbst. Aber Goethe hat niemals ein Weiß ge­sehen, sondern er hat gesagt: Es kommt niemals etwas anderes zu­stande als ein Grau. Allerdings, die neueren Physikbücher finden auch, daß nur ein Grau zustande kommt. Aber damit die Geschichte doch weiß wird, so raten sie, man soll in der Mitte einen schwarzen Kon­trastkreis machen, dann wird das Grau im Kontrast weiß erscheinen. Also, Sie sehen, in einer netten Weise wird das gemacht. Manche Leute machen es mit «fortune», die Physiker machen es mit «nature ». So wird die Natur korrigiert. Das findet überhaupt bei einer Anzahl der fundamentalsten Tatsachen statt, daß die Natur korrigiert wird.

Sie sehen, ich suche so vorzugehen, daß die Basis geschaffen wird. Wir werden gerade, wenn wir eine richtige Basis schaffen, für alle an-deren Gebiete die Möglichkeit bekommen, vorwärtszukommen.

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VIERTER VORTRAG Stuttgart, 26. Dezember 1919

Wir sind leider mit dem Zusammenstellen des Experimentier- Materials noch nicht weit genug gediehen. Daher werden wir manche Dinge, die wir heute machen wollten, erst morgen machen, und ich werde den Vortrag heute mehr so einrichten müssen, daß ich einiges, was uns nützlich sein wird in den nächsten Tagen, Ihnen noch zur Darstellung bringe, gewissermaßen mit einer kleinen Änderung meiner Absichten.

Ich möchte zunächst einfach vor Sie hinstellen dasjenige, was man nennen könnte das Urphänomen der Farbenlehre. Es wird sich darum handeln, daß Sie nach und nach dieses Urphänomen der Farbenlehre bewahrheitet, bekräftigt finden an den Erscheinungen, die Sie im gan­zen Umfang der sogenannten Optik oder Farbenlehre beobachten können. Natürlich komplizieren sich die Erscheinungen, und das ein­fache Phänomen tritt nicht überall gleich so bequem in die äußere Offenbarung. Aber wenn man sich die Mühe gibt, findet man es über­all. Dieses einfache Phänomen, zunächst in Goethescher Art ausge­sprochen, ist das: Sieht man ein Helleres durch Dunkelheit, dann wird

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das Helle durch die Dunkelheit in dem Sinn der hellen Farben er­scheinen, in dem Sinn des Gelblichen oder Rötlichen, mit anderen Worten: Sehe ich zum Beispiel irgendein leuchtendes, sogenanntes weißlich scheinendes Licht durch eine genügend dicke Platte, die irgendwie abgetrübt ist, so erscheint mir dasjenige, was ich sonst, indem

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ich es direkt anschaue, weißllch sehe, das erscheint mir gelblich, gelb-rötlich. Hell durch Dunkelheit erscheint gelb oder gelblich­rötlich. Das ist der eine Pol. Umgekehrt, wenn Sie hier einfach eine schwarze Fläche haben und Sie schauen sie direkt an, dann sehen Sie eben die schwarze Fläche. Nehmen Sie aber an, ich habe hier einen Wassertrog, durch diesen Wassertrog jage ich Helligkeit durch, so daß er aufgehellt ist, dann habe ich hier eine erhellte Flüssigkeit, und ich sehe das Dunkel dunkel durch Hell, sehe es durch Erhelltes. Da erscheint Blau oder Violett, Blaurot, das heißt der andere Pol der Farbe. Das ist das Urphänomen - Hell durch Dunkel: Gelb; Dunkel durch Hell: Blau.

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Dieses einfache Phänomen kann überall gesehen werden, wenn man sich nur gewöhnt, real zu denken, nicht abstrakt zu denken, wie eben die heutige Wissenschaft denkt. Nun erinnern Sie sich von diesem Ge­sichtspunkt aus an den Versuch, den wir schon gemacht haben, wo wir einen Lichtzyllnder haben durchgehen lassen durch ein Prisma und, indem der Lichtzyllnder durch das Prisma durchging, eine wirk­liche Farbenskala bekommen haben, die wir aufgefangen haben, vom Violett bis zum Rot. Dieses Phänomen, ich habe es Ihnen ja schon auf­gezeichnet. Wir konnten sagen: Wenn wir hier das Prisma haben, hier den Lichtzylinder, dann geht das Licht in irgendeiner Weise durch das Prisma hindurch, wird nach oben abgelenkt. Und wir haben gesagt:

Hier findet nicht nur eine Ablenkung statt. Eine Ablenkung würde stattfinden, wenn ein Gegenstand, ein durchsichtiger Gegenstand dem Lichte in den Weg gestellt würde, der parallele Flächen hat. Aber es

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wird das Prisma, das zusammengehende Flächen hat, dem Lichte in den Weg gestellt. Dadurch bekommen wir im Durchgang durch das Prisma eine Verdunkelung des Lichtes. Wir haben es also in dem Augenblicke, wo wir das Licht durch das Prisma hindurchjagen, zu tun mit zweierlei, erstens mit dem einfachen, fortströmenden hellen Licht, dann aber mit dem dem Licht in den Weg gestellten Trüben. Aber dieses Trübe, haben wir gesagt, stellt sich so dem Lichte in den Weg, daß, während das Licht in der Hauptsache nach oben abgelenkt wird, dasjenige, was als Trübung entsteht, indem es nach oben strahlt, mit seinen Strahlen in der Richtung der Ablenkung sein wird. Das heißt, es strahlt Dunkelheit in das abgelenkte Licht hinein, Dunkelheit lebt gewissermaßen im abgelenkten Licht. Dadurch entsteht hier das Bläuliche, Violette. Aber die Dunkelheit strahlt auch nach unten. Da strahlt sie, während der Lichtzylinder so (nach oben) abgelenkt wird, nach unten, und sie wirkt entgegengesetzt dem abgelenkten Licht, kommt gegen dieses nicht auf, und wir können sagen: Da übertönt das abgelenkte helle Licht die Dunkelheit, und wir bekommen die gelblichen oder gelblich-rötlichen Farben. Nehmen wir einen ge­nügend dünnen Lichtzylinder, so können wir, wenn wir in der Rich­tung dieses Lichtzylinders schauen - mit unseren Augen können wir ja durch das Prisma hindurch -, statt daß wir von außen auf einem Schirm anschauen das Bild, das entworfen wird, können wir unser Auge an die Stelle dieses Bildes stellen. Dann sehen wir, wenn wir durch das Prisma hindurchsehen, dasjenige, was hier ein Ausschnitt ist, durch den uns der Lichtzylinder entsteht, verschoben. Wir haben also hier wiederum, wenn wir innerhalb der Fakten stehen bleiben, das Phänomen vor uns: Wenn ich hier hinschaue, so sehe ich das­jenige, was mir sonst direkt zukommen würde, durch das Prisma nach unten verschoben. Aber ich sehe es außerdem farbig. Sie sehen es überall farbig. Was sehen Sie eigentlich? Wenn Sie sich ver­gegenwärtigen, was Sie hier sehen, und rein aussprechen, was Sie sehen im Zusammenhang mit demjenigen, was wir eben festgestellt haben, dann ergibt sich Ihnen dasjenige, was Sie wirklich sehen, auch für die Einzelheit, unmittelbar. Sie müssen sich nur an das Gesehene halten. Nicht wahr, wenn Sie so hinschauen auf den Lichtzyllnder - weil er

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Ihnen entgegenkommt, der helle Lichtzylinder -, so sehen Sie ein Helles, aber Sie sehen das Helle durch das Abgedunkelte, durch die blaue Farbe, ein Helles durch ein Dunkles. Also müssen Sie hier Gelb oder Gelbrötlich sehen, Gelb und Rot. - Nicht wahr, ein deut­licher Beweis, daß Sie hier oben ein Abgedunkeltes haben, ist, daß die blaue Farbe entsteht. - Und unten ist Ihnen die rote Farbe ebenso ein Beweis, daß Sie ein Aufgehelltes haben. Ich habe Ihnen ja gesagt, das Hell übertönt die Dunkelheit. Also sehen Sie, indem Sie hinschauen, den Lichtzyllnder, wie hell er auch sein mag, noch durch ein Aufgehelltes. Er ist dunkel gegenüber dem Aufgehellten. Sie sehen also ein Dunkles durch ein Erhelltes, und Sie müssen es unten blau sehen oder blaurot. Sie brauchen bloß das Phänomen aus­zusprechen, dann haben Sie auch dasjenige, was Sie sehen können. Das, was sich dem Auge darbietet, ist, was Sie sonst sehen: das Blau, durch das Sie hindurchschauen. Also erscheint das Hell rötlich. Am unteren Rand haben Sie die Erhelltheit. Wie hell auch der Licht-zylinder sein mag, Sie sehen ihn durch ein Erhelltes. Also sehen Sie ein Dunkleres durch ein Erhelltes und Sie sehen es blau. Darauf kommt es an, auf das Polarische. Das erstere, das am Schirm, kann man, wenn man gelehrt sein will, die objektiven Farben nennen. Das andere, was man sieht, wenn man durch das Prisma schaut, kann man nennen das subjektive Spektrum. Das subjektive Spektrum erscheint in Um­kehrung des objektiven Spektrums. Wenn wir so sprechen, dann haben wir ganz gelehrt gesprochen.

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Nun, über diese Erscheinungen ist ja sehr viel, namentlich im Laufe der neueren Zeit, gegrübelt worden. Nicht nur, daß man so, wie wir es jetzt versucht haben, die Erscheinungen angesehen und sie reinlich ausgesprochen hat, sondern man hat über die Dinge gegrübelt, und das äußerste Grübeln ist ja schon angegangen, als der berühmte Newton über das Licht deshalb nachgedacht hat, weil ihm zuerst dieses Farben-spektrum sich dargeboten hat. Newton hat sich allerdings die soge­nannte Erklärung - eine solche ist es immer nur - verhältnismäßig leicht gemacht. Er hat gesagt: Nun, wenn wir eben das Prisma haben, so lassen wir weißes Licht hinein. Da drinnen sind schon die Farben enthalten, das Prisma lockt sie hervor, und dann marschieren sie der Reihe nach auf. Ich habe einfach das weiße Licht zerlegt. Nun hat sich Newton vorgestellt: Jeder Farbenart entspricht ein bestimmter Stoff, so daß also in dem Gesamten stofflich sieben Farben enthalten sind. Gewissermaßen ist für ihn dieses Durchlassen des Lichtes durch das Prisma eine Art chemischer Zerlegung des Lichtes in sieben einzelne Stoffe. Er hat sich sogar Vorstellungen gemacht, welche Stoffe größere Korpuskeln, Kügelchen aussenden und welche Stoffe kleinere. Nun also liegt in diesem Sinne die Sache so, daß die Sonne uns Licht sendet; wir lassen das Licht ein durch den kreisförmigen Spalt, da (Prisma) fällt es auf als ein Lichtzylinder. Aber dieses Licht besteht in lauter kleinen Korpuskeln, kleinen Körperchen, die hier aufstoßen, dann von ihrer Richtung abgelenkt werden, und dann bombardieren sie den Schirm. Da (Prisma) fallen diese kleinen Kanonenkügelchen auf. Die kleinen fliegen nach oben, die großen nach unten, die kleinen sind die violetten, die großen sind die roten, nicht wahr? Und so sondern sich die großen von den kleinen. Diese Anschauung, daß da ein Stoff oder verschiedene Stoffe durch die Welt fliegen, die wurde sehr bald erschüttert von anderen Physikern, Huygens und Young und anderen, und es ist endlich dazu gekommen, daß man sich gesagt hat: So geht es doch nicht, daß da diese kleinen Kügelchen von irgendwo ausgehen und einfach durch das Medium getrieben werden oder auch nicht durch ein Medium getrieben werden und entweder auf einem Schirm ankommen, ein Bild erzeugen, oder in das Auge gelangen, um bei uns die Erscheinung des Rot und so weiter hervorzurufen. Damit geht es

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doch nicht. Und ich möchte sagen: Zuletzt wurden die Menschen dazu getrieben, sich zu beweisen, daß es so nicht gehe, durch einen Versuch, der ja allerdings auch schon vorbereitet war, sogar bei dem Jesuiten Grimaldi und auch durch andere. Es wurde diese ganze Anschauung wesentlich erschüttert durch dasjenige, was durch Fresne/ als Versuch angestellt worden ist.

Diese Fresnelschen Versuche sind außerordentlich interessant. Man muß sich einmal klar werden, was da eigentlich geschieht in der An­ordnung, die Fresnel seinen Versuchen gegeben hat. Aber ich bitte Sie, jetzt wirklich auf die Tatsachen recht sehr achtzugeben, denn es handelt sich darum, daß wir ganz genau ein Phänomen studieren. -Nehmen Sie an, ich hätte zwei Spiegel und hier eine Lichtquelle, das heißt mit einer Flamme leuchte ich von da aus, so daß ich, wenn ich hier einen Schirm aufstelle, Bilder bekomme durch diesen Spiegel und Bilder bekomme von dem anderen Spiegel. Nehmen Sie also

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an - ich werde das im Durchschnitt zeichnen - zwei sehr wenig gegeneinander geneigte Spiegel. Habe ich hier eine Lichtquelle - ich will sie L nennen - und einen Schirm, so spiegelt sich mir das Licht, indem es hier (Spiegel) auffällt, so daß ich in der Lage sein kann, hier

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durch das reflektierte Licht den Schirm zu beleuchten. Wenn ich das Licht hier auffallen lasse, so kann ich durch den Spiegel den Schirm hier beleuchten, so daß er hier in der Mitte heller ist als in der Um­gebung. Nun habe ich aber hier einen zweiten Spiegel, durch den das Licht etwas anders reflektiert wird, und es wird gewissermaßen noch ein Teil desjenigen, was von hier unten von meinem Lichtkegel nach dem Schirm hindirigiert wird, noch hinein in das Obere fallen, so daß durch die Neigung gewissermaßen sowohl das, was der obere Spiegel spiegelt, als Helligkeit auf den Schirm geworfen wird, als auch, was vom unteren Spiegel gespiegelt wird. Man kann sagen, daß es für die­sen Schirm so ist, wie wenn er von zwei Orten aus erhellt würde. Nehmen Sie nun an, es habe einen Physiker gegeben, der das sieht. Dieser Physiker, der das sieht, dächte newtonisch. Dann wird er sich sagen: Da ist die Lichtquelle, die bombardiert zuerst den ersten Spie­gel, der schmeißt ihre Kügelchen hieher. Diese prallen ab, kommen auf den Schirm und erhellen ihn. Aber auch von dem unteren Spiegel pral­len die Kügelchen ab. Da kommen viele Kügelchen an. Es muß viel heller sein, wenn die zwei Spiegel da sind, als wenn nur der eine Spiegel da ist. Richte ich die Sache so ein, daß ich den zweiten Spiegel weg-mache, so müßte der Schirm durch das hergeworfene Licht weniger erhellt sein, als wenn ich die zwei Spiegel habe. Allerdings, ein Gedanke könnte diesem Physiker kommen, der richtig fatal wäre. Denn diese Korpuskeln, diese Körperchen, die müssen diesen Weg machen, da kommen die anderen herunter. Warum just nun diejenigen, die da herunterkommen, gar nicht auf diese stoßen und sie wegschleudern, das ist außerordentlich schwer einzusehen. - Überhaupt, Sie kön­nen in unseren Physikbüchern sehr schöne Erzählungen über die Wellentheorie finden. Aber während die Dinge sehr schön berechnet werden, muß man immer den Gedanken haben, daß man niemals be­rechnet, wie so eine Welle durch die andere durch saust. Das geht immer so ganz unbemerkt ab. Wollen wir einmal in Wirklichkeit auf­fassen, was hier eben eigentlich geschieht.

Gewiß, das Licht fällt hier herunter, wird hieher herübergeworfen, fällt auch auf den zweiten Spiegel, wird hieher geworfen. Das Licht ist also auf dem Weg zum Spiegel, wird hier herübergeworfen - das

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ist immer der Weg des Lichts. Was geschieht aber eigentlich? Nun, nehmen wir an, wir hätten hier so einen Lichtgang. Jetzt wird er hier herübergeworfen. Jetzt kommt aber hier der andere Lichtgang, der trifft auf. Das ist ein Phänomen, das nicht zu leugnen ist: Die beiden stören sich gegenseitig. Der will da durch sausen, der andere stellt sich in den Weg. Die Folge davon ist: Wenn er da durch sausen will, löscht er das von da kommende Licht zunächst aus. Dadurch aber bekommen wir überhaupt hier (Schirm) nicht eine Helligkeit,

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sondern es spiegelt sich hier in Wahrheit die Dunkelheit herüber, so daß wir also hier eine Dunkelheit kriegen. Nun ist aber die ganze Geschichte nicht in Ruhe, sondern in fortwährender Bewegung. Was hier gestört worden ist, das geht weiter. Da ist also gleichsam ein Loch im Licht entstanden. Es ist ja das Licht durchgesaust, es ist ein Loch entstanden. Dieses erscheint dunkel. Aber dadurch wird der nächste Lichtkörper um so leichter durchgehen und Sie werden neben der Dunkelheit einen um so helleren Fleck haben. Das nächste

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wiederum, was geschieht, ist das, daß, indem das hier weiterschreitet, wiederum ein solcher kleiner Lichtzylinder von oben aufstößt auf eine Helligkeit, sie wiederum auslöscht, wiederum eine Dunkelheit hervorruft. Dadurch, daß diese weiter schreitet, kann das Licht wiederum leichter durch. Wir haben es zu tun mit einem solchen fortschreitenden Gitter, wo das Licht, das von oben kommt, immer durch kann und, indem es auslöscht, wiederum Dunkelheit bringt, die aber fortschreitet. Wir müssen also hier abwechselnd Helligkeit und Dunkelheit bekommen dadurch, daß das obere Licht durch das untere durchgeht und so ein Gitter macht. Das ist, was ich Sie gebeten habe, genau zu denken. Denn Sie müssen verfolgen, wie ein Gitter entsteht. Sie haben Helligkeiten und Dunkelheiten dadurch abwechselnd, daß Licht ins Licht hineinsaust. Wenn Licht in Licht hineinsaust, so wird das Licht eben aufgehoben, wird das Licht in Dunkelheit verwandelt. Die Entstehung eines solchen Lichtgitters müssen wir also dadurch erklären, daß wir die Anordnung getroffen haben durch diese Spie­gel. Die Geschwindigkeit des Lichtes, überhaupt dasjenige, was an Verschiedenheiten der Lichtgeschwindigkeit hier auftritt, hat keine große Bedeutung. Was ich zeigen möchte, ist hier dasjenige, was inner­halb des Lichtes selbst auftritt mit Hilfe des Apparates, ist hier (Schirm), daß sich das Gitter ab spiegelt: hell, dunkel, hell, dunkel. Aber jener Physiker - es war Fresnel selber -, der sagte sich: Wenn das Licht die Ausströmung von Körperchen ist, so ist es selbstverständ­lich, daß, wenn mehr Körperchen hingeschleudert werden, es dann heller werden muß, sonst müßte ein Körperchen das andere aufzehren. Also nach der bloßen Ausstrahlungstheorie kann nicht erklärt werden, daß Helligkeit und Dunkelheit miteinander abwechsein.Wie es zu er­klären ist, wir haben es eben gesehen. Aber nun sehen Sie, das Phä­nomen so zu nehmen, wie es eigentlich sein muß, das fiel nun gerade wiederum den Physikern nicht ein, sondern im Zusammenhang mit gewissen anderen Erscheinungen versuchten sie eine Erklärung im Sinne des Materialismus. Mit den hinbombardierenden Stoffkügelchen ging es nicht mehr. Deshalb sagte man: Nehmen wir an, das Licht ist nicht ein Hinströmen von feinen Stoffen, sondern nur eine Bewegung in einem feinen Stoffe, in dem Äther, Bewegung im Äther. Und zuerst

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stellte man sich vor - zum Beispiel tat das Euler -, das Licht pflanze sich in diesem Äther etwa so fort wie der Schall in der Luft. Wenn ich einen Schall errege, so pflanzt sich der ja durch die Luft fort, aber so, daß zunächst, wenn hier der Schall erregt wird, die Luft in der Um­gebung zusammengedrückt wird. Dadurch entsteht verdichtete Luft. Die verdichtete Luft, die hier entsteht, die drückt wiederum auf die Umgebung. Sie dehnt sich aus. Dadurch aber ruft sie sporadisch ge­rade in der Nähe eine verdünnte Luftschicht hervor. Durch solche Verdickungen und Verdünnungen, die man Wellen nennt, stellt man sich vor, daß der Schall sich ausbreitet. Und so nahm man an, daß solche Wellen auch im Äther erregt werden. Aber mit gewissen Er­scheinungen stimmte die Sache nicht, und so sagte man sich: Eine Wellenbewegung ist das Licht wohl, aber es schwingt nicht so, wie es beim Schall ist. Beim Schall ist es so, daß hier eine Verdichtung ist, dann eine Verdünnung kommt, und das schreitet so fort. Das sind Längswellen. Also, es folgt die Verdünnung auf die Verdichtung, und ein Körper, der bewegt sich darinnen in der Richtung der Fortpflan­zung so hin und zurück. Das konnte man sich beim Lichte nicht so vorstellen. Da ist es so, daß, wenn sich das Licht fortpflanzt, dann die Ätherteilchen sich senkrecht zur Richtung der Fortpflanzung bewegen, so daß also, wenn dasjenige, was man einen Lichtstrahl nennt, da durch die Luft saust - es saust ja so ein Lichtstrahl mit 300000 Kilometer Geschwindigkeit -, dann die kleinen Teilchen immer senkrecht auf die Richtung schwingen, in der das Licht dahin-saust. Wenn dann dieses Schwingen in unser Auge kommt, nehmen wir das wahr. Wenn man das auf den Fresnelschen Versuch an­wendet, so ist eigentlich die Bewegung des Lichtes ein senkrechtes Schwingen auf die Richtung, in der sich das Licht fortpflanzt. Dieser Strahl hier, der auf den unteren Spiegel geht, würde also so schwingen, setzt sich so fort, stößt hier auf. Nun, wie gesagt, dieses Durcheinan­dergehen der Wellenzüge, über das sieht man da hinweg. Die stören sich da nicht im Sinne dieser so denkenden Physiker. Aber hier (Schirm) stören sie sich sogleich, oder aber sie unterstützen sich. Denn was soll nun hier geschehen? Nicht wahr, hier kann es nun so sein, daß, wenn dieser Wellenzug hier ankommt, das eine kleinste

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Teilchen, das senkrecht schwingt, just hinunterschwingt, wenn das andere hinaufschwingt. Dann heben sie sich auf, dann müßte Dunkel­heit entstehen. Wenn aber das eine Teilchen hier gerade hinunter-schwingt, wenn das andere hinunterschwingt, oder hinaufschwingt, wenn das andere hinaufschwingt, dann müßte die Helligkeit ent­stehen, so daß man also hier aus den Schwingungen der kleinsten Teilchen dasselbe erklärt, was wir aus dem Lichte selber erklärt haben. Ich habe gesagt, daß man hier abwechselnd helle und dunkle Stellen hat, aber die sogenannte Undulations-Theorie erklärt sie da­durch, daß das Licht eine Schwingung des Äthers ist: Wenn die kleinsten Teilchen so schwingen, daß sie einander unterstützen, dann entsteht ein hellerer Fleck, wenn sie im entgegengesetzten Sinne schwingen, dann entsteht ein dunklerer Fleck. Sie müssen jetzt nur ins Auge fassen, welcher Unterschied besteht zwischen der reinen Auffassung des Phänomens, dem Stehenbleiben innerhalb der Phä­nomene, dem Verfolgen und Hinstellen der Phänomene und dem Hinzuerfinden zu den Phänomenen von etwas, was man eben nur hinzuerfunden hat. Denn diese ganze Bewegung des Äthers ist ja nur hinzuerfunden. Man kann natürlich so etwas, was man er­funden hat, berechnen. Aber das, daß man darüber rechnen kann, ist ja kein Beweis dafür, daß die Sache auch da ist. Denn das bloß Phorono­mische ist eben ein bloß Gedachtes, und das Rechnerische ist auch bloß ein Gedachtes. Sie sehen daraus, daß wir darauf angewiesen sind, nach unserer Grunddenkweise die Phänomene so zu erklären, daß sie sich uns selber als Erklärung ergeben, daß sie die Erklärung in sich selber enthalten - darauf bitte ich den größten Wert zu legen -, daß hinaus­geworfen werden muß, was bloße Spintisiererei ist. Alles kann man erklären, wenn man hinzufügt etwas, wovon kein Mensch etwas weiß. Diese Wellen zum Beispiel könnten natürlich da sein, und es könnte sein, wenn eine herunter- und die andere hinaufschwingt, daß sie sich dann aufheben, aber man hat sie erfunden. Was aber un­bedingt da ist, ist dieses Gitter hier, und dieses Gitter sehen wir sich hier treulich spiegeln. Man muß schon auf das Licht schauen, wenn man zu dem kommen will, was unverfälschte Erklärung ist.

Nun habe ich Ihnen gesagt: Wenn das eine Licht durch das andere

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durchgeht, mit ihm überhaupt in irgendeine Beziehung tritt, dann wirkt unter Umständen das eine Licht trübend auf das andere Licht, auslöschend auf das andere Licht, wie das Prisma selber trübend wirkt. Das stellt sich ganz besonders dadurch heraus, daß man - wir werden den Versuch wirklich machen -, daß man den folgenden Versuch macht. Sehen Sie, ich will das, um was es sich dabei handelt, aufzeich­nen: Nehmen wir an, wir haben dasjenige, was ich Ihnen gestern zeigte, wir haben wirklich ein solches Spektrum, und zwar direkt durch die Sonne erzeugt; wir haben ein solches Spektrum bekommen vom Violett bis zum Rot. Wir könnten ein solches Spektrum auch er­zeugen, indem wir nicht die Sonne durch einen solchen Spalt durch­scheinen ließen, sondern dadurch, daß wir an diese Stelle hier einen festen Körper herbrächten, den wir glühend machten. Dann würden

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wir auch allmählich, wenn er bis zur Weißglut kommt, die Möglich­keit haben, ein solches Spektrum zu haben. Es ist gleichgültig, ob wir ein Sonnenspektrum haben oder ob das Spektrum von einem weißglühenden Körper kommt.

Nun können wir aber auch noch auf eine etwas modifizierte Art ein Spektrum erzeugen. Nehmen wir an, wir haben hier ein Prisma und wir haben hier eine Natriumflamme, das heißt ein sich verflüchti­gendes Metall: Natrium. Zu Gas wird da Natrium. Das Gas brennt, verflüchtigt sich, und wir erzeugen ein Spektrum von diesem sich ver­flüchtigenden Natrium. So tritt etwas sehr Eigentümliches auf. Wenn wir das Spektrum erzeugen nicht von der Sonne oder nicht von einem festen glühenden Körper, sondern von einem glühenden Gas, dann ist eine einzige Stelle im Spektrum sehr stark ausgebildet, und zwar bekommt Natriumlicht besonders das Gelb. Wir haben hier, nicht wahr; Rot, Orange, Gelb. Der gelbe Teil, der ist beim Natrium besonders

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stark ausgebildet. Das übrige Spektrum ist beim Natriummetall ver­kümmert, fast gar nicht vorhanden. Also, alles vom Violett bis zum Gelb herein und vom Gelben bis zum Rot ist verkümmert. Wir be­kommen daher scheinbar einen ganz schmalen gelben Streifen, man

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sagt eine gelbe Linie. Die entsteht dadurch, daß sie der Teil eines gan­zen Spektrums ist. Das andere des Spektrums ist nur verkümmert. So kann man von den verschiedensten Körpern solche Spektren finden, die eigentlich keine Spektren sind, sondern nur leuchtende Linien. Daraus ersehen Sie, daß man umgekehrt, wenn man nicht weiß, was da eigentlich in einer Flamme drinnen ist, und man ein solches Spek­trum erzeugt, daß dann, wenn man ein gelbes Spektrum kriegt, in der Flamme Natrium sein muß. Man kann erkennen, mit welchem Metall man es zu tun hat.

Das Eigentümliche aber, was entsteht, wenn man nun diese zwei Versuche kombiniert, so daß man hier diesen Lichtzylinder erzeugt und hier das Spektrum, zu gleicher Zeit die Natriumflamme hinein-tut, so daß das glühende Natrium sich vereinigt mit dem Licht-zylinder, was da geschieht, ist etwas ganz Ähnliches wie das, was ich Ihnen vorhin beim Fresnelschen Versuch gezeigt habe. Man könnte erwarten, daß hier besonders stark das Gelb auftreten würde, weil das Gelb schon drinnen ist; dann kommt noch das Gelb vom Na­trium dazu. Aber das ist nicht der Fall, sondern das Gelbe vom Natrium löscht das andere Gelb aus, und es entsteht hier eine dunkle Stelle. Also, wo man erwarten würde, daß Helleres entstünde, entsteht eine dunkle Stelle! Warum denn? Das hängt lediglich ab von der Kraft, die entwickelt wird. Nehmen Sie an, es wäre das Natriumlicht, das da entsteht, so selbstlos, daß es das verwandte gelbe Licht einfach durch sich hindurchließe, dann müßte es sich ganz auslöschen. Das tut es

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aber nicht, sondern stellt sich in den Weg gerade an der Stelle, wo das Gelb herüberkommen sollte, stellt sich in den Weg. Es ist da, und trotzdem es gelb ist, wirkt es nicht etwa verstärkend, sondern wirkt auslöschend, weil es sich einfach als eine Kraft in den Weg stellt, gleichgültig, ob das, was sich da in den Weg stellt, etwas anderes ist oder nicht. Das ist einerlei. Der gelbe Teil des Spektrums wird aus­gelöscht. Es entsteht dort eine schwarze Stelle.

#Bild s. 91a

Sie sehen daraus, daß man bloß wiederum das zu bedenken braucht, was da ist. Da stellt sich einem aus dem flutenden Licht selbst heraus die Erklärung dar. Das sind eben die Dinge, auf die ich Sie hinweisen möchte. - Sehen Sie, der Physiker, der im Sinne Newtons erklärt, der müßte natürlich sagen: Wenn ich hier ein Weißes habe, also einen leuchtenden Streifen, und ich gucke mit dem Prisma durch nach die­sem leuchtenden Streifen, so erscheint er mir so, daß ich ein Spektrum bekomme: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Dunkelblau, Violett.

#Bild s. 91b

Nun, sehen Sie, Goethe sagte: Ja, zur Not geht's ja noch. Wenn die Natur wirklich so ist, daß sie das Licht zusammengesetzt ge­macht hat, so könnte man ja annehmen, daß dieses Licht durch das Prisma wirklich in seine Teile zerlegt wird. Schön, aber dabei be­haupten ja dieselben Menschen, die das sagen, daß das Licht aus diesen sieben Farben als seinen Teilen besteht, zu gleicher Zeit, daß die Dunkelheit gar nichts ist, nur die Abwesenheit des Lichtes ist. Ja, aber wenn ich hier einen schwarzen Streifen lasse zwischen Weiß, und

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ich gucke durch das Prisma durch, so bekomme ich auch einen Regen­bogen, nur sind seine Farben anders angeordnet. Da ist er in der Mitte Violett und geht nach der einen Seite ins Bläulich-Grünliche. Da be­komme ich ein anders angeordnetes Band. Aber ich müßte sagen, im Sinne der Zerlegungstheorie: Das Schwarze ist auch zerlegbar. Also, ich müßte zugeben, daß die Dunkelheit nicht bloß die Abwesenheit des Lichtes ist. Die Dunkelheit müßte auch zerlegbar sein. Sie müßte aber auch aus sieben Farben bestehen. Das ist es, was Goethe irre gemacht hat, daß er auch den schwarzen Streifen siebenfarbig sah, nur in an­derer Anordnung. Das ist also dasjenige, was wiederum nötigt, ein­fach die Phänomene so zu nehmen, wie sie sind. Nun, wir werden sehen, daß wir morgen wiederum um halb zwölf Uhr in der Lage sind, Ihnen das, was ich Ihnen heute leider nur theoretisch aus­einandersetzen konnte, vorzuführen.

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FÜNFTER VORTRAG Stuttgart, 27. Dezember 1919

Es soll heute damit begonnen werden, daß, so gut es geht bei unseren beschränkten Mitteln, der Versuch Ihnen gezeigt wird, von dem wir gestern gesprochen haben. Sie wissen wohl noch, ich habe gesagt, daß, wenn ein glühender fester Körper sein Licht verbreitet und wir dieses Licht durch ein Prisma senden, so bekommen wir ein ähnliches Spek­trum, ein ähnliches Lichtbild wie von der Sonne. Wir bekommen aber auch, wenn wir ein glühendes Gas ein sich verbreitendes Licht er­zeugen lassen, ein Lichtbild, das aber nur an einer Stelle - oder für verschiedene Stoffe auch an mehreren Stellen - eigentliche Lichtlinien oder kleine Lichtbänder zeigt. Das übrige Spektrum ist dann ver­kümmert. Man würde, wenn man Anstalten machte, genaue Versuche anzustellen, schon wahrnehmen, daß eigentlich für alles Leuchtende ein vollständiges Spektrum vorhanden ist, also ein Spektrum, das da reichte vom Roten ins Violette meinetwillen hinein. Wenn wir zum Beispiel durch das glühende Natriumgas ein Spektrum erzeugen, so bekommen wir eben ein sehr, sehr schwaches Spektrum und an einer Stelle desselben eine stärkere gelbe Linie, die auch noch durch ihre Kontrastwirkung alles andere abdämpft. Daher sagt man: Das Natrium liefert überhaupt nur diese gelbe Linie. Nun ist das Eigentümliche, daß - im wesentlichen ist ja diese Tatsache, obwohl sie früher schön mannigfaltig bekannt war, erneuert worden durch den Kirchhoff­Bunsenschen Versuch im Jahre 1859-, wenn man gewissermaßen gleich­zeitig wirken läßt jene Lichtquelle, die das kontinuierliche Spektrum erzeugt, und jene Lichtquelle, von der so etwas wie die Natriumlinie kommt, daß dann einfach diese Natriumlinie wirkt wie ein undurch­sichtiger Körper, sich gerade der Farbenqualität entgegenstellt, die an der Stelle sein würde - also hier dem Gelb -, es auslöscht, sodaß man statt des Gelb dort eine schwarze Linie hat. Was man also, wenn man innerhalb der Fakten stehenbleibt, sagen kann, ist, daß für das Gelb im Spektrum ein anderes Gelb, das mindestens in seiner Stärke gleich sein muß der Stärke, die an dieser Stelle gerade entwickelt wird, wie

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ein undurchsichtiger Körper wirkt. Sie werden sehen, es werden sich schon aus den Elementen, die wir zusammenstellen, Unterlagen für ein Verstehen finden. Wir müssen uns zunächst nur an das Faktische halten. Nun, wir werden, so gut das geht, Ihnen zeigen, daß wirklich diese schwarze Linie im Spektrum ist, wenn wir das glühende Natrium einschalten. Nur können wir den Versuch nicht so machen, daß wir das Spektrum auffangen, sondern wir machen es so, daß wir das Spektrum betrachten, indem wir es durch das Auge anschauen. Man kann auch dadurch das Spektrum sehen, nur liegt es, statt daß es nach oben verschoben ist, umgekehrt nach unten verschoben, und die Far­ben sind umgekehrt. Wir haben ja davon gesprochen, warum diese Farben so erscheinen, wenn ich einfach durch das Prisma durchschaue. Wir erzeugen den Lichtzylinder aus diesem Apparat heraus, lassen ihn hier durch und schauen hier den gebrochenen Lichtzylinder an, sehen also zu gleicher Zeit, indem wir ihn anschauen, die schwarze Natrium-linie. Ich hoffe, es wird sich Ihnen zeigen; aber Sie müssen in voll­kommenster militärischer Ordnung - was ja auch jetzt in Deutschland nicht zu schwierig sein soll - herankommen und hineinschauen. (Das Experiment wird jedem einzelnen vorgeführt.)

Nun, wir wollen die kurze Zeit, die uns bleibt, noch benützen. Wir werden jetzt übergehen müssen zur Betrachtung des Verhältnisses der Farben zu den sogenannten Körpern. Nicht wahr, um zu dem Problem übergehen zu können, die Beziehungen zu suchen der Farben zu den sogenannten Körpern, möchte ich Ihnen noch folgendes zeigen. Sie sehen jetzt aufgefangen auf dem Schirm das vollständige Spektrum. Ich werde jetzt dem Lichtzylinder in den Weg stellen einen kleinen Trog, der in sich hat Schwefelkohlenstoff, in dem etwas Jod aufgelöst ist, und ich bitte Sie, die Veränderung des Spektrums dadurch zu be­trachten. Was Sie sehen, das ist, daß Sie hier ein deutliches Spektrum haben, und wenn ich in den Weg des Lichtzylinders die Auflösung von Jod in Schwefelkohlenstoff stelle, so löscht diese vollständig das Licht aus. Jetzt sehen Sie klar das Spektrum in seine zwei Teile auseinander-gelegt dadurch, daß der mittlere Teil ausgelöscht ist. Also, Sie sehen nur das Violett auf der einen Seite und das Rot-Gelbliche auf der an­deren Seite. So sehen Sie das vollständige Spektrum dadurch, daß ich

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das Licht durch die Lösung von Jod in Schwefrlkohlenstoff gehen lasse, in zwei Teile auseinandergelegt, und Sie sehen nur die beiden Pole.

Nun habe ich allerdings viel Zeit verloren, und ich werde Ihnen nur noch einiges Prinzipielles sagen können. Nicht wahr, die Hauptfrage bezüglich des Verhältnisses der Farben zu den Körpern, die wir um uns herum sehen - und alle Körper sind in gewisser Weise farbig -, die Hauptsache muß sein, zu erklären, wie es kommt, daß uns die Körper ringsherum farbig erscheinen, also ein gewisses Verhältnis zum Licht ihrerseits haben, gewissermaßen durch ihr materielles Sein ein Ver­hältnis zum Licht entwickeln. Der eine Körper erscheint rot, der andere blau usw. Man kommt ja natürlich am einfachsten dadurch zurecht, daß man sagt: Wenn farbloses Sonnenlicht - worunter der Physiker eine Versammlung aller Farben versteht - auf einen Körper fällt, der da rot erscheint, so rühre das davon her, daß dieser Körper alle an­deren Farben, außer Rot, verschlucke und nur dieses Rot zurückwerfe. Man hat es auch einfach zu erklären, wie ein Körper blau ist. Der verschluckt eben alle anderen Farben und wirft nur das Blau zurück. Nun handelt es sich darum, überhaupt ein solches spekulatives Prinzip des Erklärens auszuschließen und sich dem offenbar etwas kompli­zierten Faktum des Sehens der sogenannten farbigen Körper durch ein Faktum zu nähern, Faktum an Faktum zu reihen, um so einzu­fangen dasjenige, was sich als das komplizierteste Phänomen darstellt. Nun führt uns auf den Weg das Folgende. Wir erinnern uns, daß schon im siebzehnten Jahrhundert, als die Leute noch viel Alchimie getrieben haben, von den sogenannten Phosphoren gesprochen wor­den ist, von den Lichtträgern. Unter Phosphoren hat man dazumal das Folgende verstanden. Da hat - nehmen wir ein Beispiel - ein Schuster in Bologna alchimistisch experimentiert mit einer Art Schwerspat, mit dem sogenannten Bologneser Stein. Er hat ihn dem Lichte aus­gesetzt, und es stellte sich ihm die merkwürdige Erscheinung her, daß der Stein dann, wenn er ihn dem Lichte exponierte, hinterher eine Zeitlang noch in einer gewissen Farbe leuchtete. Also, der Bologneser Stein hat zum Licht ein Verhältnis gewonnen, und dieses Verhältnis hat dieser Bologneser Stein in der Weise zum Ausdruck gebracht, daß

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er, nachdem er dem Lichte exponiert war, nachdem auch das Licht hinweggeschafft war, nachleuchtete. Deshalb nannte man solche Steine, die man verschiedentlich untersucht hat nach dieser Richtung, Phosphore. Wenn Ihnen also in der Literatur dieser Zeit der Ausdruck Phosphor begegnet, so müssen Sie nicht dasjenige darunter verstehen, was heute darunter verstanden wird, sondern solche phosphoreszie­rende Körper, Lichtträger, Phosphore. Nun ist aber diese Erschei­nung des Nachleuchtens, des Phosphoreszierens, eigentlich auch schon nicht mehr das ganz Einfache, sondern das Einfache ist eine andere Erscheinung.

Wenn Sie gewöhnliches Petroleum nehmen und Sie sehen durch das Petroleum durch nach einem Leuchtenden, so sehen Sie das Petroleum schwach gelb. Wenn Sie sich aber so stellen, daß Sie das Licht durch das Petroleum durchgehen lassen und es von hinten anschauen, so erscheint Ihnen das Petroleum bläulich leuchtend, so lange aber nur, als das Licht darauffällt. Diesen Versuch kann man mit verschiedenen anderen Körpern machen. Besonders interessant wird er, wenn man Chlorophyll, Pflanzengrün, auflöst. Wenn man durch eine solche Lö­sung ins Licht schaut, so erscheint sie grün, wenn man sich aber ge­wissermaßen dahinter aufstellt, so daß man hier die Lösung hat und

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hier das durchgehende Licht, und man sieht nun von hinten die Stelle an, wo hier das Licht durchgeht, dann leuchtet das Chlorophyll zu­rück rötlich, rot, so wie das Petroleum blau leuchtet. Es gibt nun die verschiedensten Körper, welche in dieser Weise zeigen, daß sie in

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einer anderen Weise leuchtend werden, wenn sie das Licht gewisser­maßen zurücksenden von sich aus, also mit dem Licht ein Verhältnis eingegangen sind, das durch ihre eigene Natur verändert worden ist, als wenn das Licht durch sie hindurchgeht wie durch einen durch­sichtigen Körper. Wenn wir das Chlorophyll von hinten anschauen, so sehen wir gewissermaßen dasjenige, was das Licht im Chlorophyll angestellt hat, das Verhältnis zwischen dem Licht und dem Chloro­phyll. Diese Erscheinung des Leuchtens des Körpers mit einem Licht, während er von jenem Licht beschienen ist, die nennt man nun Fluoreszenz. Und wir können sagen: Die Phosphoreszenz, was ist sie nur? Sie ist nur eine Fluoreszenz, die andauert. Die Fluoreszenz be­steht darinnen, daß zum Beispiel das Chlorophyll so lange rötlich er­scheint, als das Licht darauf wirkt; bei der Phosphoreszenz ist es so, daß wir das Licht wegnehmen können und zum Beispiel der Schwer­spat noch ein wenig nachleuchtet. Also, er bewahrt sich diese Eigen­schaft des farbigen Leuchtens, während sich bei dem Chlorophyll die Eigenschaft des farbigen Leuchtens nicht bewahrt. Jetzt haben Sie zwei Stufen: Die eine ist die Fluoreszenz - wir machen einen Körper farbig, solange wir ihn beleuchten -, die zweite Stufe ist die Phos­phoreszenz - wir machen einen Körper farbig eine gewisse Zeit hinter­her noch. Und jetzt ist eine dritte Stufe: Der Körper erscheint dauernd farbig durch irgend etwas, was das Licht mit ihm vornimmt - Fluores­zenz, Phosphoreszenz, Körperfarbigsein.

So haben wir gewissermaßen die Erscheinungen nebeneinander-gestellt. Es handelt sich jetzt nur darum, daß wir uns in sachgemäßer Weise den Erscheinungen mit unseren Vorstellungen nähern. Dazu ist es nötig, daß Sie heute noch eine gewisse Vorstellung aufnehmen, die wir dann in der nächsten Stunde mit alledem zusammen verarbeiten werden.

Ich bitte Sie jetzt wiederum durchaus nur an das zu denken, was ich Ihnen vorbringe, und möglichst exakt und genau zu denken und er­innere Sie - wir haben sie ja schon erwähnt - an die Formel für die Geschwindigkeit v. Irgendeine Geschwindigkeit, was immer geschwind ist, wird ausgedrückt, wie Sie wissen, indem man s, die Strecke, die das Bewegliche durchläuft, dividiert durch die Zeit t, so daß die Formel

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heißt: v =s/t. Nun besteht die Meinung, daß man hat irgendwo in der Natur eine durchlaufene Raumstrecke s, eine Zeit, während wel­cher die Raumstrecke durchlaufen worden ist, und dann dividiert die reale Raumstrecke s durch die reale Zeit und bekommt die Geschwin­digkeit, die man eigentlich als etwas nicht gerade sehr Reales, sondern mehr als eine Funktion betrachtet, als etwas, das man als Rechnungs­resultat herausbekommt. So ist es in der Natur nicht. Von diesen drei Größen: Geschwindigkeit, Raum und Zeit, ist die Geschwindigkeit das einzige wirklich Reale, das einzige Wirkliche. Dasjenige, was außer uns ist, ist die Geschwindigkeit; das andere, s und t> das bekommen wir nur dadurch, daß wir gewissermaßen dividierend spalten das ein­heitliche v in zwei abstrakte Dinge, die wir auf Grundiage vorhande­ner Geschwindigkeit bilden. Wir verfahren gewissermaßen so: Wir sehen einen sogenannten Körper mit einer gewissen Geschwindigkeit durch den Raum fliegen. Daß er diese Geschwindigkeit hat, ist das einzig Wirkliche. Aber wir denken jetzt, statt daß wir diese Totalität des Geschwinden, des geschwinde fliegenden Körpers, ins Auge fas­sen, wir denken in zwei Abstraktionen, wir zerteilen uns das, was eine Einheit ist, in zwei Abstraktionen. Dadurch, daß eine Geschwindig­keit da ist, ist ein gewisser Weg da. Den betrachten wir zuerst. Dann betrachten wir extra als zweites die Zeit, während welcher dieser Weg durchmessen wird, und haben aus der Geschwindigkeit, die einzig und allein da ist, herausgeschält durch unseren Auffassungsprozeß Raum und Zeit. Aber dieser Raum ist gar nicht anders da, als daß ihn die Geschwindigkeit macht, und die Zeit auch nicht anders. Raum und Zeit, bezogen auf dieses Reale, dem wir das v zuschreiben, sind keine Realitäten, sind Abstrakta, die wir eben von der Geschwindigkeit aus bilden. Und wir kommen nur zurecht mit der äußeren Realität, wenn wir uns klar sind darüber, daß wir in unserem Auffassungsprozeß diese Zweiheit, Raum und Zeit, erst geschaffen haben, daß wir außer uns als Reales nur die Geschwindigkeit haben, daß wir Raum und Zeit erst geschaffen haben meinetwillen durch die zwei Abstraktionen, in die uns die Geschwindigkeit auseinanderfallen kann. Von der Ge­schwindigkeit können wir uns trennen, von Raum und Zeit können wir uns nicht trennen, die sind in unserem Wahrnehmen, in unserer

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wahrnehmenden Tätigkeit drinnen, wir sind eins mit Raum und Zeit. Was ich jetzt sage, ist von großer Tragweite: Wir sind eins mit Raum und Zeit. Bedenken Sie das! Wir sind nicht eins mit der Geschwindig­keit draußen, aber mit Raum und Zeit. Ja, dasjenige, womit wir eins sind, das sollten wir nicht so ohne weiteres den äußeren Körpern zu­schreiben, sondern wir sollten es nur benützen, um in einer entspre­chenden Weise zur Vorstellung der äußeren Körper zu kommen. Wir sollten sagen: Durch Raum und Zeit, mit denen wir innig verbunden sind, lernen wir erkennen die Geschwindigkeit, aber wir sollten nicht sagen: Der Körper läuft eine Strecke durch, sondern nur: Der Körper hat eine Geschwindigkeit. Wir sollten auch nicht sagen: Der Körper braucht eine Zeit, sondern nur: Der Körper hat eine Geschwindigkeit. Wir messen durch Raum und Zeit die Geschwindigkeit. Raum und Zeit sind unsere Instrumente und sie sind an uns gebunden, und das ist das Wichtige. Hier sehen Sie einmal wiederum scharf abgegrenzt das sogenannte Subjektive mit Raum und Zeit und das Objektive, was die Geschwindigkeit ist. Es wird sehr gut sein, wenn Sie sich gerade dieses recht, recht klar machen, denn dann wird Ihnen eines auf­leuchten innerlich, wird Ihnen klar werden, daß v nicht bloß der Quo­tient aus s und t ist, sondern daß allerdings der Zahl nach das v aus­gedrückt wird durch den Quotienten von s und t, aber was ich da durch die Zahl ausdrücke, ist innerlich durch sich ein Reales, dessen Wesen darinnen besteht, eine Geschwindigkeit zu haben. Was ich Ihnen hier für Raum und Zeit gezeigt habe, daß sie gar nicht trennbar sind von uns, daß wir uns nicht abtrennen dürfen von ihnen, das gilt nun auch von etwas anderem.

Es ist jetzt noch viel Königsbergerei in den Menschen, ich meine Kantianismus. Diese Königsbergerei muß noch ganz heraus. Denn es könnte jemand glauben, ich hätte jetzt selber so gesprochen im Sinn der Königsbergerei. Da würde es heißen: Raum und Zeit sind in uns. Aber ich sage nicht: Raum und Zeit sind in uns, sondern: Indem wir das Objektive, die Geschwindigkeit, wahrnehmen, gebrauchen wir zur Wahrnehmung Raum und Zeit. Raum und Zeit sind gleichzeitig in uns und außer uns, aber wir verbinden uns mit Raum und Zeit, während wir uns mit der Geschwindigkeit nicht verbinden. Die saust

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an uns vorbei. Also, das ist etwas wesentlich anderes als das Kantisch­Königsbergische.

Nun gilt das eben auch noch von etwas anderem, was ich von Raum und Zeit gesagt habe. Wir sind ebenso, wie wir durch Raum und Zeit mit der Objektivität verbunden sind, aber diese Geschwindigkeit erst suchen müssen, so sind wir in einem Elemente mit den sogenannten Körpern drinnen, indem wir sie durch das Licht sehen. Wir dürfen ebensowenig von einer Objektivität des Lichtes reden, wie wir reden dürfrn von einer Objektivität von Raum und Zeit. Wir schwimmen in Raum und Zeit ebenso, wie mit einer gewissen Geschwindigkeit Körper darinnen schwimmen. Wir schwimmen im Licht, wie die Kör­per im Licht schwimmen. Das Licht ist ein gemeinsames Element zwi­schen uns und demjenigen, was außer uns ist als sogenannte Körper. Sie können sich also vorstellen: Wenn Sie das Dunkle allmählich er­hellt haben durch Licht, so erfüllt sich der Raum mit irgend etwas -wir wollen es meinetwillen x nennen -, etwas, in dem Sie drinnen sind, in dem auch dasjenige, was außer Ihnen ist, drinnen ist. Ein gemein­sames Element, in dem Sie und die Elemente schwimmen. Wir haben uns nun zu fragen: Wie machen wir denn das eigentlich, daß wir da in dem Lichte schwimmen? Mit unserem sogenannten Körper können wir nicht darinnen schwimmen, aber wir schwimmen in der Tat mit unserem Ätherleibe drinnen. Es kommt kein Begreifen des Lichtes zustande, wenn man nicht auf die Wirklichkeiten übergeht. Wir schwimmen mit unserem Ätherleibe im Lichte drinnen - meinetwegen sagen Sie: im Lichtäther, darauf kommt es nicht an. Also, wir schwim­men mit dem Ätherleibe im Lichte drinnen.

Nun haben wir im Laufe der Zeit gesehen, wie in der verschieden­sten Weise am Lichte Farben entstehen. In der verschiedensten Weise entstehen am Lichte Farben und wiederum entstehen in den soge­nannten Körpern Farben oder bestehen in ihnen Farben. Wir sehen gewissermaßen die gespenstigen Farben, die entstehen und vergehen im Licht. Wenn ich nur ein Spektrum herwerfe, ist es wie Gespenster, es huscht gewissermaßen im Raume. Wir sehen am Lichte solche Far­ben. Ja, wie ist es denn da? Im Lichte schwimmen wir drinnen mit unserem Ätherleibe; wie verhalten wir uns zu den Farben, die da hinhuschen?

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Da ist es nicht anders, als daß wir da drinnen sind mit un­serem Astralleibe, da sind wir mit den Farben verbunden mit unserem Astralleibe. Es bleibt Ihnen nichts übrig, als sich klar zu sein darüber:

Wo Sie auch Farben sehen, sind Sie mit Ihrer Astralität mit den Farben verbunden. Da bleibt Ihnen nichts anderes übrig, um zu einer realen Erkenntnis zu kommen, als sich zu sagen: Während das Licht eigent­lich unsichtbar bleibt, schwimmen wir drinnen. So wie Raum und Zeit von uns auch nicht Objektivitäten genannt werden sollen, weil wir mit den Dingen darinnen schwimmen, so sollten wir das Licht auch als gemeinsames Element betrachten, die Farben aber als etwas, was nur dadurch hervortreten kann, daß wir zu dem, was das Licht da macht, durch unseren Astralleib in Beziehung treten.

Jetzt aber nehmen Sie an, Sie haben irgendwie in diesem Raume hier A-B-C-D irgendeine Farbenerscheinung, irgendein Spektrum

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oder so etwas zustande gebracht, aber eine Erscheinung, die nur im Lichte verläuft. Da müssen Sie rekurrieren auf eine astrale Beziehung zu dem Licht. Aber Sie können auch zum Beispiel dieses hier als Oberfläche gefärbt haben, so daß gewissermaßen Ihnen das A-C als Körper, sagen wir, rot erscheint. Wir sagen: A-C ist rot. Da sehen Sie zur Körperoberfläche hin und stellen sich zunächsthin grob vor:

Unter der Körperoberfläche, da sei das durch und durch rot. Sehen Sie, das ist etwas anderes. Da haben Sie auch eine astrale Beziehung,

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aber Sie sind von dieser astralen Beziehung, die Sie eingehen zur Farbe, durch die Körperoberfläche getrennt. Fassen Sie das wohl auf! Sie sehen Farben im Lichte, Spektralfarben, Sie haben astrale Beziehungen direkter Natur, es stellt sich nichts zwischen Sie und diese Farben; Sie sehen die Körperfarben, es stellt sich etwas zwischen sie und Ihren Astralleib und durch dieses Etwas hindurch gehen Sie doch astrale Beziehungen zu den Körperfarben ein. Diese Dinge bitte ich Sie genau in Ihr Gemüt aufzunehmen und durchzudenken, denn das sind wichtige Grundbegriffe, die wir verarbeiten werden. Und dadurch allein werden wir für eine wirkliche Physik Grund­begriffe bekommen.

Ich möchte nur noch zum Schlusse erwähnen: Sehen Sie, ich ver­suche Ihnen hier nicht vorzutragen dasjenige, was Sie sich leicht ver­schaffen können, wenn Sie sich das nächstbeste Lehrbuch kaufen. Ich will auch nicht versuchen, Ihnen das vorzutragen, was Sie lesen kön­nen, wenn Sie Goethes «Farbenlehre» lesen, sondern dasjenige, was Sie in beiden nicht finden können, wodurch Sie aber beide in entspre­chender Weise sich geistig zuführen können. Wir brauchen durchaus, wenn wir auch nicht Physikergläubige sind, auch nicht wiederum Goethegläubige zu werden, denn Goethe ist 1832 gestorben, und wir bekennen uns nicht zu einem Goetheanismus vom Jahre 1832, sondern zu einem vom Jahre 1919, also zu einem fortgebildeten Goetheanis­mus. Dasjenige, was ich Ihnen also heute gesagt habe von der astralen Beziehung, das bitte ich besonders durchzudenken.

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SECHSTER VORTRAG Stuttgart, 29. Dezember 1919

Ich möchte Ihnen doch heute das vorgestern begonnene Prinzipielle weitet auseinandersetzen, weil wir, wenn wir von den am Licht gewonnenen Erfahrungen ausgehen, weiter die Erscheinungen werden beobachten und verstehen können, die sich uns an den anderen Naturerscheinungen, die wir noch betrachten wollen, ergeben können. Ich werde daher heute eine mehr prinzipielle Betrachtung einfügen und das Experimentelle bis morgen verschieben, weil wir eben noch ge­nauer feststellen müssen die Art und Weise, wie wir methodisch un­seren Weg verfolgen wollen. Es handelt sich wirklich darum, daß das genau durchgeführt werde, was als Faktisches in den Naturerschei­nungen vorliegt. Und um das zu verfolgen, gibt tatsächiich das Licht die meisten Anhaltspunkte.

Nun hat sich ja geschichtlich das ereignet, daß die Menschen ver­hältnismäßig spät angefangen haben, die Lichterscheinungen zu stu­dieren. Überhaupt, die ganze Art und Weise physikalisch zu denken, wie sie heute in unseren Schulen gegeben ist, reicht kaum hinter das sechzehnte Jahrhundert zurück. Die Art und Weise zu denken über die physikalischen Erscheinungen war vor diesem sechzehnten Jahr­hundert eben eine radikal andere. Heute aber wird so stark aufgenom­men in der Schule diese Denkweise, daß es wiederum außerordentlich schwierig wird für denjenigen, der durch eine gewisse physikalische Schule gegangen ist, zurückzukehren zu dem rein Tatsächlichen. Man muß sich erst gewöhnen, das rein Tatsächliche - und ich bitte, den Ausdruck nicht bloß in seiner Trivialität aufzufassen - zu fühien, zu empfinden. Daran muß man sich eigentlich erst gewöhnen. Daher möchte ich ausgehen davon, wie man vergleichen kann die gewohnte schulmäßige Denkweise an einem bestimmten Fall mit demjenigen, was man eigentlich durch ein sachgemäßes Verfolgen des Tatsäch­lichen gewinnen kann. Ich will von einem einzelnen Fall ausgehen.

Nehmen Sie einmal an, Sie hätten hier den Querschnitt irgendeiner Glasplatte. Durch diese Glasplatte würden Sie beobachten hier irgendein

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Leuchtendes. Ich will die Sache schematisch zeichnen, will statt dieses Leuchtenden einfach, sagen wir, einen leuchtenden Kreis hieher zeichnen. Nun werden Sie, wenn Sie sich wiederum zurückdenken auf

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die Schulbank, sich dabei erinnern, was Sie für die Beobachtung durch das Auge von diesem Punkte aus für diese Erscheinung eigentlich ge­lernt haben. Da ist Ihnen gesagt worden, von diesem Leuchtenden gingen Strahlen aus - wir wollen auf eine bestimmte Sehrichtung des Auges reflektieren, - das heißt, in der Richtung dieses Strahls dringt das Licht, wie man sagt, aus einem dünneren Medium in ein dichteres Me­dium ein. Man kann wahrnehmen, wenn man einfach durch schaut und dann vergleicht dasjenige, was sich nach dem Durch-Schauen durch die Platte ergibt, mit demjenigen, was da ist, zunächst, daß das Leuchtende verschoben ist, an einer anderen Stelle erscheint, als es erscheint, ohne daß man es durch eine Platte sieht. Nun sagt man, das rühre davon her, daß das Licht gebrochen werde. Man sagt: Indem das Licht aus einem dünneren in ein dichteres Medium eintritt, müsse man, um die Richtung zu bekommen, in der das Licht gebrochen wird, ein sogenanntes Einfallslot zeichnen, und dann, wenn das Licht seinen Weg sonst, ohne daß es gehindert würde durch ein solches dichteres Mittel, fortsetzen würde, so würde es ja in dieser Richtung gehen:

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aber das Licht wird gebrochen, wie man sagt, und zwar in diesem Falle gebrochen zum Einfalislote, zu dieser Senkrechten, die man im Ein­fallspunkt errichtet. Und wenn es wiederum austritt, das Licht, wenn man also verfolgt, wie man den Lichtstrahl durch das dichtere Medium durch sieht, müßte man wiederum sagen: Hier ist ein Einfailslot zu errichten, hier würde der Strahl, wenn er seinen Weg fortsetzen würde, so gehen, er wird aber jetzt wiederum gebrochen, und zwar in diesem Falle vom Einfallslote und so stark, daß seine Richtung jetzt parallel ist zur früheren. Wenn das Auge nun so schaut, so verlängert es sich die letzte Richtung und versetzt das Leuchtende eine Strecke höher hinauf; so daß man also, wenn man so durch schaut, annehmen muß:

Hier fällt das Licht ein, wird zweimal gebrochen, das eine Mal zum Einfallslot, das andere Mal vom Einfallslot, und es wird dadurch, daß das Auge die innere Fähigkeit hat - oder die Seele oder irgendein Dämon, wie man sagen will -, das Licht hinausversetzt in den Raum, und zwar an eine andere Stelle des Raumes, als es erscheinen würde, wenn man es nicht durch ein brechendes Medium, wie man sagt, sehen würde.

Nun handelt es sich aber darum, folgendes festzuhalten. Sehen Sie, wenn man das Folgende versucht, wenn man versucht, ein wenig Un­terschied zu machen zwischen einer etwas, ich will sagen, helleren

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Stelle und einer etwas dunkleren Stelle und dieses anschaut durch das­selbe dichtere Mittel, so wird man nicht etwa bloß dieses Hellere nach oben verschoben finden, sondern man wird auch das etwas Dunklere

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nach oben verschoben finden. Man wird den ganzen Komplex, den man hier sieht, verschoben finden. Ich bitte Sie, das wohi zu beachten. Wir sehen hier verschoben ein Dunkleres, das von einem Helleren begrenzt wird, wir sehen das Dunklere nach oben geschoben, und weil es ein helleres Ende hat, so sehen wir das auch mit nach oben geschoben. Sehen Sie, wenn man solch einen Komplex hinstellt, ein Dunkleres und ein Helleres, dann muß man sagen: Es wird eigentlich das Hellere nur als die obere Grenze verschoben. Wenn man abstra­hiert einen hellen Fleck, dann spricht man aber oftmals so, als ob nur dieser helle Fleck verschoben würde. Das aber ist ein Unding. Aber auch, wenn ich hier auf diesen hellen Fleck hinschaue, so ist es nicht wahr, daß bloß er verschoben wird, sondern in Wirklichkeit wird das­jenige, was ich da unten das Nichts nenne, auch hinaufverschoben. Dasjenige, was verschoben wird, ist niemals irgend etwas, was ich so abstrakt abgrenzen kann. Wenn ich also das Experiment mache, das Newton gemacht hat, wenn ich einlasse einen Lichtkegel, dieser ab­gelenkt wird durch das Prisma, so ist es nicht wahr, daß bloß der Licht­kegel verschoben wird, sondern es wird auch dasjenige, von dem von oben her und nach unten hin der Lichtkegel die Grenze ist, das wird nut verschoben. Ich sollte niemals sprechen von irgendwelchen Licht-strahlen oder dergleichen, sondern von verschobenen Lichtbildern oder Lichträumen. Und will ich irgendwo von einem isolierten Licht sprechen, so kann ich davon gar nicht so sprechen, daß ich irgend etwas in der Theorie auf dieses isolierte Licht beziehe, sondern ich muß so sprechen, daß ich mein Gesprochenes zugleich auf das, was angrenzt, beziehe. Nur wenn man so denkt, kann man wirklich fühlen, was da eigentlich vorgeht, wenn man der Entstehung der Farben-erscheinungen gegenübersteht. Man bekommt sonst eben einfach durch seine Denkweise den Eindruck, als ob aus dem Lichte heraus irgendwie die Farben entstünden. Man hat sich vorher den Gedanken zurechtgelegt, daß man es nur mit dem Licht zu tun habe. In Wirk­lichkeit hat man es nicht mit dem Licht zu tun, sondern mit irgend etwas Hellem, an das an der einen oder andern Seite Dunkelheit an-grenzt. Und ebenso, wie dieses Helle als Raumlicht verschoben wird, ebenso wird das Dunkle verschoben. Aber was ist denn dieses Dunkle,

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was ist es eigentlich? Sehen Sie, dieses Dunkle muß eben auch durch­aus real erfaßt werden. Und alles das, was da seit etwa dem sechzehnten Jahrhundert in die neuere Physik eingezogen ist, das konnte nur des­halb einziehen, weil man niemals die Dinge zugleich geistig beob­achtet hat, weil man immer die Dinge nur nach dem äußeren Sinnen-schein beobachtet hat und dann hinzuerfunden hat zur Erklärung die­ses Sinnenscheins allerlei Theorien. Sie werden keineswegs in Abrede stellen können, daß, wenn Sie auf Licht schauen, das eine Mal das Licht stärker, das andere Mal schwächer ist. Stärkeres und schwäche­res Licht gibt es. Nun handelt es sich darum, zu verstehen, wie dieses Licht, das stärker und schwächer sein kann, sich nun eigentlich zu der Dunkelheit verhält. Der gewöhniiche Physiker denkt heute, es gibt stärkeres und schwächeres Licht, alle möglichen Lichtgrade der Stärke nach, aber eine einzige Dunkelheit, die eben einfach dann da ist, wenn das Licht nicht da ist. Also ist «Schwarz» auf einerlei Weise. So wenig es nur einerlei Helligkeit gibt, ebensowenig gibt es nur einerlei Dun­kelheit, und davon zu reden, daß es nur einerlei Dunkelheit gibt, ist so einseitig, wie wenn man sagen würde: Ich kenne vier Menschen. Der eine davon hat ein Vermögen von fünfhundert Mark, der andere ein Vermögen von tausend Mark. Der eine hat also ein größeres Ver­mögen als der andere. Der dritte aber hat fünfhundert Mark Schulden und der vierte tausend Mark Schulden. Aber was soll ich mich da weiter bekümmern um diesen Unterschied? Das ist schließlich das­selbe. Beide haben eben Schulden. Ich will unterscheiden zwischen den Graden des Vermögens, aber ich will nicht erst unterscheiden zwischen den Graden der Schulden, sondern Schulden sind Schulden. In diesem Falle fällt einem ja die Sache auf, weil ja die Wirkung von fünfhundert Mark Schulden eine geringere ist als die Wirkung von tausend Mark Schulden. Bei der Dunkelheit verhält man sich aber so: Licht hat ver­schiedene Helligkeitsgrade, Dunkelheit ist Dunkelheit. Das ist es, daß man nicht vorrückt zu einem qualitativen Denken, was uns so sehr hindert, die Brücke zwischen dem Seelisch-Geistigen und dem Kör­perlichen auf der anderen Seite zu finden. Wenn ein Raum von Licht erfüllt ist, so ist er eben mit Licht von einer bestimmten Stärke erfüllt, wenn ein Raum mit Dunkelheit erfüllt ist, so ist er mit Dunkelheit von

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einer bestimmten Stärke erfüllt, und man muß fortschreiten von dem bloß abstrakten Raum zu demjenigen Raum, der nicht abstrakt ist, sondern in irgendeiner Weise positiv erfüllt ist durch Licht, negativ erfüllt ist durch Dunkelheit. Man kann also gegenüberstehen dem lichterfüllten Raum und kann ihn nennen qualitativ positiv; man kann gegenüberstehen dem dunkelheiterfüllten Raum und kann ihn quali­tativ negativ mit Bezug auf die Lichtverhältnisse finden. Beides aber kann mit einem bestimmten Intensitätsgrade, mit einer bestimmten Stärke angesprochen werden. Aber jetzt fragt man sich: Ja, wie unterscheidet sich denn für unser Wahrnehmungsvermögen dieses positive Erfülitsein des Raumes von dem negativen Erfülitsein des Raumes? - Dieses positive Erfülltsein des Raumes, wir brauchen uns nur zu erinnern, wie es ist, wenn wir aufwachen, von Licht umgeben sind, unser subjektives Erleben vereinigen mit demjenigen, was uns als Licht umflutet, wir brauchen diese Empfindung nur zu vergleichen mit demjenigen, was wir empfinden, wenn wir von Dunkelheit um­geben sind, und wir werden finden - ich bitte jetzt, das sehr genau ins Auge beziehungsweise in den Verstand zu fassen -, wir werden uns klar werden müssen, daß rein für die Empfindung ein Unterschied besteht in dem Hingegebensein an den lichterfüllten Raum und in dem Hingegebensein an den dunkelheiterfüllten Raum. Nun kann man sich diesen Dingen überhaupt nur durch Vergleiche nähern.

Sehen Sie, man kann vergleichen jene Empfindung, die man hat, wenn man sich mit dem lichterfüllten Raum zusammenfindet, man kann das vergleichen mit einer Art Einsaugen des Lichtes durch unser seelisches Wesen. Wir empfinden ja eine Bereicherung, wenn wir im lichterfüllten Raum sind. Es ist ein Einsaugen des Lichtes. Wie ist es denn mit der Dunkelheit? Da ist genau die entgegengesetzte Empfin­dung. Die Dunkelheit saugt an uns, die saugt uns aus, der müssen wir uns hingeben, an die müssen wir etwas abgeben. So daß wir sagen können: Die Wirkung des Lichtes auf uns ist eine mitteilende, die Wirkung der Dunkelheit auf uns ist eigentlich eine saugende. Und so müssen wir auch unterscheiden zwischen den hellen und dunklen Far­ben. Die helleren Farben haben etwas auf uns Losgehendes, das sich uns mitteilt; die dunklen Farben haben etwas, das an uns saugt, dem

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wir uns hingeben müssen. Damit aber kommen wir dazu, uns zu sagen:

Irgend etwas aus der Außenwelt teilt sich uns mit, indem Licht auf uns wirkt; irgend etwas wird uns weggenommen, wir werden ausgesaugt, indem Dunkelheit auf uns wirkt. Wir werden - ich habe Sie schon in den Vorträgen auf das aufmerksam gemacht - in einer gewissen Beziehung auch sonst mit Bezug auf unser Bewußtsein ausgesaugt, wenn wir einschlafen. Da hört unser Bewußtsein auf. Es ist eine ganz ähnliche Erscheinung des Aufhörens unseres Bewußtseins, wenn wir uns von den immer helleren Farben her den dunkleren, dem Blau und Violett, nähern. Und wenn Sie sich erinnern an das, was ich Ihnen gesagt habe in diesen Tagen über die Beziehung unseres Seeli­schen zur Masse, wenn Sie sich erinnern an dieses Hineinschlafen in die Masse, an dieses Aufgesogenwerden des Bewußtseins durch die Masse, dann werden Sie ein Ähniiches empfinden durch das Aufgeso­gensein des Bewußtseins durch die Dunkelheit, und Sie werden die innere Verwandtschaft herausfinden zwischen dem Dunkelsein des Raumes und jener anderen Erfülltheit des Raumes, die man Materie nennt und die sich als Masse äußert, das heißt, wir werden den Weg zu suchen haben von den Lichterscheinungen hinüber einfach zu den Erscheinungen des materiellen Daseins, und wir haben uns schon den Weg dadurch gebahnt, daß wir zuerst die gleichsam flüchtigen Licht­erscheinungen der Phosphoreszenz und Fluoreszenz aufgesucht hzben und dann feste Lichterscheinungen. In den festen Lichterscheinungen haben wir bleibende Farben. Wir können diese Dinge nicht einzeln betrachten, wir wollen zunächst einmal den ganzen Komplex der Dinge vor uns hinstellen.

Nun handelt es sich darum, noch folgendes einzusehen. Sehen Sie, wenn man im lichterfüllten Raum ist, so vereinigt man sich in gewisser Weise mit diesem lichterfüllten Raum. Man kann sagen: Etwas in uns schwimmt hinaus in diesen lichterfüllten Raum und vereinigt sich mit ihm. Aber man braucht nur ein klein wenig auf das wirklich Tat­beständliche zu reflektieren, dann wird man einen großen Unterschied finden zwischen diesem Vereinigtsein mit der unmittelbaren licht­flutenden Umgebung und jenem Vereintsein, das man als Mensch auch hat, nämlich mit dem Wärmezustand der Umgebung. Wir nehmen an

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diesem Wärmezustand der Umgebung teil, wir nehmen an ihm teil, indem wir auch etwas wie eine Polarität dieses Wärmezustandes emp­finden, das Warme und das Kalte. Aber wir können doch nicht anders, als einen Unterschied währnehmen zwischen dem Sichfühien in dem Wärmezustand der Umgebung ünd dem Sichlühien in dem Licht-zustand der Umgebung. Dieser Unterschied ist nicht nur der neue­ren Physik seit dem sechzehnten Jahrhundert vollständig verlorenge­gangen, man kann sagen, nicht nur die Unbefangenheit im Unter­scheiden des Lichtmiterlebens und des Wärmemiterlebens ist verloren­gegangen, sondern man hat darauf hingearbeitet, solche Unterschiede in irgendeiner Art zu verwischen. Wer diesen Unterschied wirklich ins Auge faßt, der im Tatsächlichen ganz einfach gegeben ist, zwischen dem Miterleben des Wärmezustandes und dem Miterleben des Licht­zustandes der Umgebung, der kann zuletzt gar nicht anders als unterscheiden, daß wir an dem Wärmezustand mit unserem physischen scheiden, Leibe beteiligt sind und an dem Lichtzustand eben mit unserem Ätherleibe beteiligt sind. Das Durcheinanderwerfen desjenigen, was wir gewahr werden durch unseren Ätherleib, und desjenigen, was wir ge­wahr werden durch unseren physischen Leib, das ist zu einem ganz besonderen Übel geworden für die neuere physikalische Betrachtung seit dem sechzehnten Jahrhundert, und dadurch hat sich nach und nach alles verwischt. Denn sehen Sie, man hat verlernt, namentlich seit die Physik allmählich gekommen ist unter den Newtonschen Einfluß, der eigentlich heute noch immer wirksam ist, man hat verlernt, Tat­bestände unmittelbar auszusprechen. Einzelne Menschen haben ja wiederum versucht, auf das Unmittelbare der Tatbestände hinzuwei­sen, Goethe im Großen, und Menschen wie zum Beispiel Kirchhoff in einer mehr theoretischen Weise. Aber im ganzen hat man eigentlich verlernt, die Aufmerksamkeit rein auf die Tatbestände zu richten. Und so hat man zum Beispiel im Sinne von Newton den Tatbestand auf­gefaßt, daß materielle Körper, die sich in der Nähe von anderen mate­riellen Körpern befinden, auf diese anderen materiellen Körper hin­fallen unter entsprechenden Voraussetzungen. Man hat dieses zu­geschrieben einer Kraft, die von dem einen Körper ausgeht und auf den anderen ausgeübt wird, der Schwerkraft. Sie können sich aber

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überlegen, soviel Sie wollen, und Sie werden niemals dasjenige, was man unter dem Worte Schwerkraft versteht, unter die Tatbestände rechnen können. Wenn ein Stein zur Erde fällt, so ist der Tatbestand lediglich der, daß er sich der Erde nähert. Sie sehen ihn an einem Orte, sehen ihn an einem zweiten Orte, an einem dritten Orte usw. Wenn Sie sagen: Die Erde zieht den Stein an, so denken Sie zum Tatbestand etwas hinzu, Sie sprechen die Erscheinung, das Phänomen nicht mehr rein aus. Dies hat man sich immer mehr und mehr abgewöhnt, die Er­scheinung rein auszusprechen, aber es kommt darauf an, die Erschei­nung rein auszusprechen. Denn spricht man die Erscheinungen nicht rein aus, sondern geht man über zu erdachten Erklärungen, dann kann man die verschiedensten erdachten Erklärungen finden, die oftmals das gleiche erklären. Nehmen Sie also an, Sie haben zwei - meinetwillen -Weltenkörper, so können Sie sagen: Diese beiden Weltenkörper ziehen sich gegenseitig an, sie senden da so etwas Unbekanntes wie eine Kraft in den Raum hinaus und ziehen sich gegenseitig an. Sie brauchen

#Bild s. 111a

aber nicht zu sagen: Diese Körper ziehen sich gegenseitig an, sondern Sie können sich auch sagen: Hier ist der eine Körper, hier ist der andere Körper, hier sind viele andere kleine Körperchen, meinetwillen sogar Ätherteilchen, hierzwischen auch; diese Ätherteilchen sind in Bewegung, bombardieren die beiden Weltenkörper, das bombardiert so hin, das so her, und was dazwischen ist, ffiegt hin und her und bombardiert auch. Nun ist die Angriffsfläche hier eine größere als

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die da drinnen. Daher wird da drinnen weniger bombardiert, außen wird mehr bombardiert. Die Folge davon ist, daß sich die Welten-körper einander nähern, sie werden gegeneinander gestoßen durch

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den Unterschied, der besteht zwischen der Anzahl der Stöße, die zwi­schendrinnen ausgeführt werden, und der Anzahl der Stöße, die außen ausgeführt werden. Es hat Menschen gegeben, die die Schwerkraft so erklärt haben, daß sie gesagt haben: Da ist eine Fernkraft, die die Körper anzieht -, und es hat Menschen gegeben, die gesagt haben: Das ist ein Unsinn. Es ist das ganz undenkbar, die Wirkung der Kraft in die Ferne anzunehmen. Also, nehmen wir den Raum durch den Äther erfüllt an, und nehmen wir dieses Bombardieren dazu, dann werden die Massen gegeneinander gesprudelt. - Neben diesen Erklärungen gibt es noch alle möglichen Erklärungen. Es ist das nur ein Musterbeispiel, wie nicht gesehen wird heute auf das wirkliche Phänomen, sondern wie hinzugedacht werden allerlei Erklärungen. Was liegt aber dem eigentlich zugrunde? Ja, sehen Sie, dieses Hinzudenken von allerlei unbekannten Agenzien, illusorischen Energien, die allerlei tun, das erspart einem etwas. Selbstverständlich ist es ebenso hinzugedacht, was man hier als Stöße hinzutheoretisiert, wie dasjenige, was man als Fernkräfte hinzutheoretisiert. Aber es überhebt einem dieses Hinzu-denken einer Annahme, die heute den Menschen furchtbar unange­nehm ist. Denn sehen Sie, es ist immer so, daß man fragen muß, wenn da zwei voneinander unabhängige Weltenkörper sind, die sich nähern, die zeigen, daß es zu ihrer Wesenheit gehört, sich zu nähern, ja, dann muß etwas zugrunde liegen, was das Nähern bewirkt. Es muß irgend­eine Begründung für das Nähern da sein. Nun ist das Einfachere, man denkt Kräfte hinzu, als daß man sich sagt, es gibt noch einen anderen Weg, nämlich den Weg, die Weltenkörper nicht unabhängig von­einander zu denken. Wenn ich zum Beispiel die Hand an meine Stirne lege, so wird es mir nicht einfallen zu sagen: Meine Stirne zieht die Hand an, sondern ich werde sagen: Das ist ein innerer Akt, der aus­geübt wird durch dasjenige, was seelisch-geistig zugrunde liegt. Es ist eben meine Hand von meiner Stirne nicht unabhängig, das sind nicht eigentlich zwei Dinge, die Hand und die Stirne. Ich komme nur dazu, die Sache richtig zu betrachten, wenn ich mich als Ganzes betrachte. Ich betrachte nicht eigentlich eine Realität, wenn ich sage: Da ist ein Kopf, da sind zwei Arme mit den Händen daran, da ist ein Rumpf, da sind zwei Beine. Nein, das ist keine vollständige Betrachtung,

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sondern eine vollständige Betrachtung ist es, wenn ich den ganzen einheitlichen Organismus schildere, wenn ich die Dinge so schildere, daß sie zusammengehören, das heißt, ich habe die Aufgabe, nicht bloß dasjenige, was ich sehe, zu schildern, sondern ich habe die Aufgabe, nachzudenken über die Realität desjenigen, was ich sehe. Dadurch, daß ich etwas sehe, ist es eben noch kein Reales. Ich habe, weil ich solche Dinge oftmals auch in anderen Vorträgen andeutete, das Fol­gende wiederholt gesagt: Nehmen Sie einen Steinsalzwürfel. Dieser ist in gewisser Beziehung ein Ganzes - alles ist in gewisser Beziehung ein Ganzes. Er kann durch den Komplex desjenigen, was er ist innerhalb seiner sechs Flächen, bestehen. Wenn Sie aber eine Rose anschauen, die Sie abgeschnitten haben, so ist diese Rose kein Ganzes, denn die kann nicht in derselben Weise durch den Komplex dessen, was in ihr ist, bestehen wie der Steinsaizwürfel, sondern die Rose kann nur be­stehen dadurch, daß sie am Rosenstock ist. Daher ist die abgeschmttene Rose, obzwar Sie sie ebensogut wahrnehmen wie den Steinsalzwürfel, eine reale Abstraktion, sie ist etwas, das für sich gar nicht als Realität angesprochen werden darf. Daraus folgt etwas außerordentlich Er­hebliches, daraus folgt, daß wir jeder Erscheinung gegenüber nach-forschen müssen, inwiefern sie eine Realität ist oder inwieferne sie nur etwas Herausgeschnittenes ist aus einem Ganzen. Wenn Sie die Sonne und den Mond oder die Sonne und die Erde für sich betrachten, so können Sie natürlich ebensogut eine Schwerkraft hinzuerfinden, eine Gravitation, wie Sie eine Gravitation erfinden, daß meine Stirne die rechte Hand anzieht. Aber Sie betrachten Dinge, die kein Ganzes sind, sondern die Glieder des ganzen planetarischen Systems sind, wenn Sie die Sonne und die Erde und den Mond betrachten.

Das, sehen Sie, ist das Wichtigste, daß man beobachtet, inwieferne etwas ein Ganzes ist oder aus einem Ganzen herausgeschnitten ist. Unzähliges, was eigentlich ganz irrtümlich ist, entsteht dadurch, daß man dasjenige, was nur eine Teilerscheinung ist in einem andern, als ein Ganzes betrachtet. Aber sehen Sie, man hat sich durch dieses Be­trachten der Teilerscheinungen und durch das Hinzuerfinden der Ener­gien erspart, das Leben des Planetensystems zu betrachten. Das heißt, man hat darnach gestrebt, dasjenige in der Natur, was Teil ist, wie ein

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Ganzes zu betrachten und dann alles dasjenige, was als Wirkungen entsteht, einfach durch Theorien entstehen zu lassen. Ich will das­jenige, was hier eigentlich vorliegt, Ihnen zusammenfassen mit dem Folgenden. Sehen Sie, es kommt darauf an, daß wir uns bei allem, was uns in der Natur entgegentritt, fragen: Zu welchem Ganzen gehört es, oder ist es selbst ein Ganzes? - Und wir werden zuletzt nur in einer ge­wissen Beziehung Ganzheiten finden, denn auch ein Steinsalzwürfel ist nur in einer gewissen Beziehung eine Ganzheit, auch er kann nicht bestehen, ohne daß ein bestimmter Temperaturgrad da ist oder andere Verhältnisse da sind. Bei einem anderen Temperaturgrad würde er nicht bestehen können. Wir haben eigentlich überall die Notwendig­keit, nicht so zerstückelt die Natur zu betrachten, wie das gemeinig­lich geschieht.

Nun, sehen Sie, nur dadurch, daß man die Natur so zerstückelt be­trachtet, ist man in die Lage gekommen seit dem sechzehnten Jahr­hundert, jenes sonderbare Gebilde hinzustellen, das man universelle unorganische, leblose Natur nennt. Diese unorganische, leblose Natur gibt es nämlich gar nicht, so wenig es Ihr Knochensystem ohne Ihr, sagen wir, Blutsystem gibt. Wie das Knochensystem sich nur heraus-kristallisiert aus Ihrem übrigen Organismus, so gibt es nicht die so­genannte unorganische Natur ohne die zugrunde liegende ganze Natur, ohne die seelische und geistige Natur. Diese leblose Natur ist das her­ausgegliederte Knochensystem der ganzen Natur, und es ist unmög­lich, die unorganische Natur für sich selbst zu betrachten, wie man be­gonnen hat seit dem sechzehnten Jahrhundert, sie für sich selbst zu betrachten in der Newtonschen Physik. Aber diese Newtonsche Phy­sik, sie ist darauf ausgegangen, rein herauszuschälen diese sogenannte unorganische Natur. Diese ist nur vorhanden als unorganische Natur, wenn wir selbst Maschinen machen, wenn wir selbst aus den Teilen der Natur etwas zusammensetzen. Aber das ist radikal verschieden von dem, wie das sogenannte Unorganische in der Natur selbst drinnen-steht. Es gibt ein einziges wirklich Unorganisches, das sind unsere Maschinen, und zwar nur insofern wir sie durch Kombination der Naturkräfte zusammenstellen. Eigentlich nur das Zusammengestellte daran ist das Unorganische. Ein anderes Unorganisches gibt es nur als

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Abstraktion. Aber aus dieser Abstraktion ist die moderne Physik ent­standen. Sie ist nichts weiter als Abstraktion, die dasjenige, was sie abstrahiert hat, für eine Realität hält, und die dann alles, was sich ihr darbietet, nach ihrer theoretischen Annahme erklären will. Nun sehen Sie, in Wirklichkeit kann man aber eigentlich nicht anders, als sich seine Begriffe, seine Ideen bilden an demjenigen, was man äußerlich an der Sinneswelt gegeben hat.

Nun hat man für ein Erscheinungsgebiet, ich möchte sagen, eine äußerst bequeme Tatsache gegeben: Wenn man eine Glocke anschlägt und etwa irgendeine leichte, bewegliche Vorrichtung in die Nähe der Qlocke bringt, so kann man daran anschaulich machen, daß diese Glocke, welche tönt, auch in ihren Teilen schwingt. Wenn man ein Pfeifenrohr nimmt, so kann man anschaulich machen, daß die Luft im Rohre schwingt, und man wird aus der Bewegung der Luft- oder Glockenteilchen einen Zusammenhang konstatieren können für die Tonerscheinungen, die Schallerscheinungen, zwischen den Schwin­gungen, die ein Körper oder die Luft macht, und den Wahrnehmun­gen des Tones. Für dieses Erscheinungsfeld liegt gewissermaßen offen zutage, daß wir es zu tun haben in der Umgebung mit Schwingungen, wenn wir Töne hören. Wir können uns sagen: Ohne daß die Luft in unserer Umgebung schwingt, werden wir nicht Töne hören. Es be­steht also ein Zusammenhang - über ihn werden wir morgen noch sprechen - zwischen den Luftschwingungen und den Tönen.

Nun sehen Sie, wenn man nun so ganz abstrakt vorgeht, so kann man sagen: Man nimmt den Ton durch die Gehörorgane wahr. An dem Gehörorgan stoßen die Luftschwingungen auf. Wenn sie auf-stoßen, so nimmt man den Ton wahr. Und nun kann man, da das Auge doch auch ein Sinnesorgan ist, durch das Auge die Farben wahr­nehmen und sagen: Da muß etwas Ähnliches vorliegen, also muß da auch irgend etwas von einer Schwingung anschlagen an das Auge. Aber die Luft kann es nicht sein, das stellt sich sehr bald heraus. So ist es der Äther. Also, man bildet, ich möchte sagen, durch ein reines Analogiespiel die Vorstellung aus: Wenn die Luft an unser Ohr an­schlägt und wir einen Ton empfinden, so besteht ein Zusammenhang zwischen der schwingenden Luft und der Tonempfindung. Wenn der

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hypothetische Äther mit seinen Schwingungen an unser Auge anstößt, so vermittelt sich in ähnlicher Weise eine Lichtempfindung durch die­sen schwingenden Äther. Wie er schwingt, dieser Äther, darauf sucht man zu kommen durch Erscheinungen, wie wir sie experimentell in diesen Vorträgen kennengelernt haben. Das heißt, man denkt sich eine Ätherwelt und rechnet aus, wie es in diesem Äthermeer zugehen soll. Man rechnet etwas aus, was sich auf irgendeine Entität bezieht, die man selbstverständlich nicht wahrnehmen kann, die man nur theo­retisch annehmen kann.

Nun ist, wie Sie schon aus den Kleinigkeiten gesehen haben, die wir experimentell durchgemacht haben, dasjenige, was innerhalb der Licht-welt vorgeht, etwas außerordentlich Kompliziertes, und bis in gewisse Zeiten der neueren physikalischen Entwickelung hat man angenom­men, hinter all dem, oder eigentlich in all dem, müßte man sagen, was sich da als Lichtwelt, als Farbenwelt auslebt, ist ein schwingender Äther, ein fciner elastischer Stoff. Da man die Gesetze, wonach elasti­sche Körper aufeinander aufprallen und sich abstoßen, leicht kennen kann, so kann man berechnen, was da diese kleinen schwingenden Kobolde im Äther tun, indem man sie einfach als elastische kleine Körper betrachtete, indem man den Äther gewissermaßen als etwas in sich Elastisches sich vorstellte. Man kann da kommen bis zu Er­klärungen jener Erscheinungen, die wir uns vorgeführt haben, wo wir ein Spektrum bilden. Es werden einfach verschiedene Arten von Ätherschwingungen auseinandergelöst, die dann in den verschiedenen Farben uns erscheinen. Man kann auch durch ein gewisses Rechnen dahin kommen, jenes Auslöschen, das wir uns vorgestern vorgeführt haben, zum Beispiel der Natriumlinie, sich aus der Elastizität des Äthers heraus begreiflich zu machen.

Nun aber sind in der neueren Zeit zu diesen Erscheinungen andere hinzugetreten. Man kann ein Lichtspektrum entwerfen, die Natrium­linie darinnen auslöschen oder erzeugen - wie Sie wollen -, die schwarze Linie erzeugen, und man kann dann außerdem, daß man dann diesen ganzen Komplex erzeugt hat, auch noch in den Licht­zylinder in einer bestimmten Weise den Elektromagneten hinein­wirken lassen, und siehe da, es geschieht eine Wirkung von dem

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Elektromagneten auf die Lichterscheinung. Die Natriumlinie wird an ihrer Stelle ausgelöscht und zwei andere zum Beispiel entstehen, rein durch die Wirkung der Elektrizität, die immer etwas mit magnetischen Wirkungen verknüpft ist. Also, es entsteht eine Wirkung desjenigen, was wir als elektrische Kräfte beschrieben bekommen, auf jene Vor­gänge, die man als Lichterscheinungen sieht und hinter denen man sich den bloßen elastischen Äther denkt. Daß man da die Wirkung der Elektrizität auf diese Lichterscheinung wahrgenommen hat, das führte nun dazu, eine Verwandtschaft anzunehmen zwischen den Licht- und den magnetisch-elektrischen Erscheinungen. So ist in der neueren Zeit ein wenig Erschütterung gekommen. Früher konnte man sich aufs Faulbett legen, weil man diese Wechselwirkung noch nicht wahr­genommen hatte. Jetzt aber mußte man sich sagen: Es muß das eine mit dem anderen etwas zu tun haben. - Das hat dazu geführt, daß eine große Anzahl von Physikern gegenwärtig in diesem, was sich da als Licht ausbreitet, auch eine elektromagnetische Wirkung sehen, daß es eigentlich elektromagnetische Strahlen sind, was da durch den Raum geht. Nun denken Sie sich, was da passiert ist. Da ist folgendes pas­siert: Man hat früher angenommen, man wisse, was hinter den Licht-und Farbenerscheinungen sei: Schwingungen, Undulationen im elasti­schen Äther. Jetzt ist es dahin gekommen dadurch, daß man die Wech­selwirkungen zwischen Licht und Elektrizität kennengelernt hat, daß man das, was da eigentlich schwingt, als Elektrizität ansehen muß, als fortstrahlende Elektrizität - bitte fassen Sie die Sache ganz genau! Das Licht, die Farben will man erklären. Diese führt man zurück auf schwingenden Äther. Da geht etwas durch den Raum. Jetzt glaubte man, man hätte gewußt, was das Licht eigentlich ist - Schwingungen des elastischen Äthers. Jetzt kam man in die Notwendigkeit zu sagen:

Was aber die Schwingungen des elastischen Äthers sind, sind elek­trisch-magnetische Strömungen. Nun weiß man sogar genauer als früher, was das Licht ist. Es sind elektrisch-magnetische Strömungen, nur weiß man nicht, was diese elektrisch-magnetischen Strömungen sind. Man hat also den schönen Weg gemacht, eine Hypothese an­zunehmen, das Sinnliche durch das unbekannte Übersinnliche des undulierenden Äthers zu erklären. Man ist nach und nach gezwungen

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worden, dieses Übersinnliche wiederum auf ein Sinnliches zurück­zuführen, aber sich zu gleicher Zeit zu gestehen, daß man nicht weiß, was das nun ist. Es ist in der Tat ein höchst interessanter Weg, der da beschritten worden ist von einem hypothetischen Suchen eines Un­bekannten zu dem Erklären dieses Unbekannten durch ein anderes Un­bekanntes. Der Physiker Kirchhoff hat sich eigentlich entsetzt gesagt:

Wenn diese neueren Erscheinungen notwendig machen, daß man an den Äther mit seinen Schwingungen nicht mehr glauben kann, dann ist das kein Vorteil für die Physik, und Helmholtz zum Beispiel, als er diese Erscheinungen kenneniernte, der sagte: Gut, man kommt natürlich nicht darüber hinweg, das Licht als eine Art elektrisch-magnetischer Strahlung zu betrachten. Dann muß man halt diese wie­der zurückführen auf die Schwingungen des elastischen Äthers. Zu­letzt wird es doch so kommen. - Das Wesentliche ist, daß man eine ehrliche Undulationserscheinung, das Schwingen der Luft, wenn wir Töne wahrnehmen, rein analogisch übertragen hat in ein Gebiet hin­ein, in dem die ganze Annahme eben durchaus eine hypothetische ist. Ich mußte Ihnen diese prinzipielle Auseinandersetzung geben, da­mit wir nun rasch hintereinander durchlaufen können das Wichtigste, was uns die Erscheinungen darbieten, die wir dann betrachten wollen. Ich habe vor, in den Stunden, die noch bleiben, nachdem wir uns diese Unterlage jetzt gebildet haben, mit Ihnen zu besprechen die Schall-erscheinungen, die Wärmeerscheinungen und die elektromagnetischen Erscheinungen und dasjenige, was diese Erscheinungen wiederum zu­rückwerfen auf die optischen Erscheinungen.

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SIEBENTER VORTRAG Stuttgart, 30. Dezember 1919

Wir wollen heute beginnen mit einem Versuch, der noch anknüpfen soll an unsere Betrachtungen über die Farbenlehre. Es ist ja, wie ge­sagt, durchaus nur möglich, daß ich Ihnen Improvisiertes, gewisser­maßen Aphoristisches in diesen Vorträgen vorbringe. Daher muß ich auch die gewöhnlichen Kategorien, die Sie in den Physikbüchern finden, vermeiden. Ich will nicht sagen, daß es besser wäre, wenn ich diese Kategorien einhalten könnte, allein ich möchte Sie ja zuletzt zu einer bestimmten naturwissenschaftlichen Einsicht führen, und alles dasjenige, was ich vorher vorbringe, betrachten Sie als eine Art Vorbereitung, die nicht so gemacht wird, daß man, wie es sonst üblich ist, in gerader Linie fortschreitet, sondern daß man die Erscheinungen zusammensucht, die man braucht, gewissermaßen einen Kreis schafft und dann nach dem Mittelpunkt vordringt.

Sie haben gesehen, daß wir es zu tun haben, wenn Farben entstehen, mit einem Zusammenwirken von Licht und Finsternis. Nun handelt es sich darum, daß man möglichst viele wirkliche Erscheinungen be­obachtet, bevor man sich eine Anschauung bildet über das, was in dieser Wechselwirkung von Licht und Finsternis eigentlich zugrunde liegt. Und da möchte ich Ihnen heute zunächst dieses Phänomen der sogenannten farbigen Schatten vorführen.

Ich werde von zwei Lichtquellen aus, die diese Kerzchen hier dar­stellen, durch diesen Stab Ihnen Schatten auf dem Schirm erzeugen, der Ihnen gegenübersteht. Sie sehen zwei Schatten, welche eine deut­liche Farbe nicht haben. Sie brauchen nur dasjenige, was hier ist, ordentlich anzuschauen, so werden Sie sich sagen müssen: Der Schat­ten, den Sie hier rechts sehen, ist natürlich der Schatten, der von dieser Lichtquelle (links) ausgeht und der dadurch entsteht, daß das Licht von dieser Quelle ausgeht und durch den Stab verdeckt wird. Und der Schatten ist derjenige, der entsteht, indem das Licht unserer rechten Lichtquelle verdeckt wird. Wir haben es also hier im Grunde ge­nommen nur zu tun mit der Erzeugung gewisser dunkler Räume.

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Das, was im Schatten liegt, ist eben dunkler Raum. Wenn Sie die Fläche des Schirmes außerhalb der beiden Schattenbänder sich an­sehen, so werden Sie sich sagen: Sie wird beleuchtet von den zwei Lichtquellen. So daß wir es also da zu tun haben mit Licht. Ich will nun das eine der Lichter färben, das heißt, ich will es gehen lassen durch eine farbige Glasplatte, so daß das eine der Lichter gefärbt wird. Wir wissen, was da geschieht: Es wird das eine der Lichter abgedunkelt. Aber jetzt sehen Sie, daß durch das Abdunkeln dieser Schatten (rechts), welcher durch den Stab bewirkt wird von meiner linken Lichtquelle aus, deren Licht ich gerade abdunkle und rötlich mache, daß dieser Schatten grün wird. Er wird so grün, wie grün wird -wenn Sie zum Beispiel scharf an eine kleine rote Fläche hinschauen, dann von dieser roten Fläche das Auge abwenden und dann einfach in gerader Richtung nach einer weißen Fläche lenken -, wie grün wird das­jenige, was Sie früher rot gesehen haben, ohne daß etwas da ist, son­dern Sie sehen gleichsam die grüne Farbe selber auf die Fläche hin. Wie Sie da sehen die grüne Fläche als ein zeitliches Nachbild der roten Fläche, die Sie früher wirklich gesehen haben, indem Sie das Auge dem Rot exponiert haben, so sehen Sie hier, indem ich die Lichtquelle rot abdunkle, ihren Schatten. Also, was früher bloße Dunkelheit war, sehen Sie jetzt grün. Wenn ich dieselbe Lichtquelle grün abdunkeln werde, beobachten Sie, was dann entsteht! Sie sehen, der Schatten ent­steht dann rot. Wenn ich dieselbe Lichtquelle blau abdunkle, so sehen Sie, der Schatten entsteht dann orange; würde ich die Lichtquelle vio­lett abdunkeln, so gäbe es Gelb.

Nun bitte ich Sie, folgendes zu berücksichtigen - gerade dieses Phänomen ist von einer großen Bedeutung. Wenn Sie - ich erwähne das deshalb noch einmal - zum Beispiel irgendwo liegen haben, sagen wir, ein rotes Kissen, das einen weißen Überzug hat, der so gehäkelt ist, daß es da rote Rhomben gibt, und Sie sehen nach diesen roten Rhom­ben zuerst hin und von da weg auf das Weiße, so sehen Sie dieselbe Gitterung auf dem Weißen grün. Sie ist natürlich nicht dort, aber Ihr Auge übt eine Nachwirkung aus, und diese erzeugt, indem Sie visieren nach dem Weiß, die grünen - wie man sagt - subjektiven Bilder. Nun, Goethe wußte diese letztere Ihnen erwähnte Erscheinung und er kannte

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auch dieses Phänomen der farbigen Schatten. Er sagte sich: Ich dunkle diese Lichtquelle ab, bekomme grün, und nun beschreibt er das in der folgenden Weise: Wenn ich hier die Lichtquelle abdunkle, so wird der ganze weiße Schirm mit einem roten Schein bedeckt und ich sehe dann eigentlich nicht den weißen Schirm, sondern einen roten Schein, ich sehe den Schirm rötlich. Dadurch erzeuge ich, wie bei dem Kissen, mit meinem Auge die Kontrastfarbe Grün, so daß also hier kein wirk­liches Grün wäre, sondern es wird nur nebenbei gesehen, weil der Schirm rötlich gefärbt ist. Aber diese Goethesche Anschauung ist falsch. Sie können sich leicht überzeugen, daß sie falsch ist, denn wenn Sie eine kleine Röhre nehmen und durchblicken, so daß Sie, nach der Abdunklung, bloß diesen grünen Streifen ansehen, so sehen Sie ihn auch grün*. Sie sehen dann nicht dasjenige, was in der Umgebung ist, sondern Sie sehen nur das objektiv an dieser Stelle vorhandene Grün. Sie können sich dadurch überzeugen, daß das Grün objektiv ist, daß hier abgedunkelt wird und daß Sie dann das Grün ansehen. Es bleibt grün, kann also nicht eine Kontrasterscheinung sein, sondern ist eine objektive Erscheinung. Wir können das jetzt nicht so machen, daß es alle einzeln sehen, aber: Durch zweier Zeugen Mund wird alle Wahr­heit kund. Ich werde die Erscheinung hervorrufen und Sie müssen so durchsehen, daß Sie auf das grüne Band hinsehen. Das bleibt grün, nicht wahr? Und ebenso würde die andere Farbe, wenn ich durch Grün Rot erzeugen würde, rot bleiben. In diesem Falle hat Goethe in seine Farbenlehre den Irrtum, dem er sich hingegeben hat, aufgenom­men, und der muß natürlich durchaus korrigiert werden.

Ich will zunächst nichts anderes, als daß Sie sich unter den mancher­lei Erscheinungen auch bewahren das rein Faktische, das wir jetzt vor­geführt haben, daß also ein Grau, das heißt ein Dunkles, das sonst als bloßer Schatten entsteht, dann, wenn wir den Schatten selbst mit Farbe gewissermaßen durchtränken, daß dann in anderer Weise Helligkeit und Dunkelheit zusammenwirken, als wenn ich den Schatten nicht durchtränkte mit einer Farbe. Und wir merken uns, daß hier durch die Abdunkelung des Lichtes mit dem Rot die objektive Erscheinung des Grün hervorgerufrn wird. Nun habe ich Sie hingewiesen auf

* Siehe Hinweis zu Seite 121.

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dasjenige, was da subjektiv erscheint - wie man sagt, subjektiv. Wir haben eine - wie man sagt - objektive Erscheinung, das Grün, das auf dem Schirme gewissermaßen bleibt, wenn es auch nicht fixiert ist, so lange, als wir die Bedingungen dazu hergestellt haben, und hier etwas, was gewissermaßen subjektiv, von unserem Auge allein abhängig ist. Goethe nennt die grüne Farbe, die dann erscheint, wenn ich eine Zeitlang das Auge der Farbe exponiert habe, die ge-forderte Farbe, das geforderte Nachbild, das durch die Gegenwirkung selbst hervorgerufen wird.

Nun, hier ist eines streng festzuhalten. Die Unterscheidung des Sub­jektiven und des Objektiven, zwischen der hier vorübergehend fixier­ten Farbe und der durch das Auge scheinbar bloß als Nachbild ge­forderten Farbe, diese Unterscheidung hat in keinem objektiven Tat­bestand irgendeine Rechtfertigung. Ich habe es zu tun, indem ich durch mein Auge hier das Rot sehe, einfach mit all den Ihnen be­schriebenen physikalischen Apparaten, Glaskörper, Linse, der Flüssig­keit zwischen der Linse und der Hornhaut. Ich habe es mit einem sehr differenzierten physikalischen Apparat zu tun. Dieser physikalische Apparat, der in der mannigfaltigsten Weise Helligkeit und Dunkelheit durcheinandermischt, der steht zu dem objektiv vorhandenen Äther in gar keiner anderen Beziehung als die Apparate, die ich hier auf­gestellt habe, der Schirm, die Stange usw. Das eine Mal ist bloß die ganze Vorrichtung, die ganze Maschinerie mein Auge, und ich sehe ein objektives Phänomen durch mein Auge, genau dasselbe objektive Phänomen, das ich hier sehe, nur daß hier das Phänomen bleibt. Wenn ich aber mein Auge mir herrichte durch das Sehen so, daß es nachher in der sogenannten geforderten Farbe wirkt, so stellt sich das Auge in seinen Bedingungen wieder her in den neutralen Zustand.Aber das­jenige, wodurch ich Grün sehe, ist durchaus kein anderer Vorgang, wenn ich sogenannt subjektiv durch das Auge sehe, als wenn ich hier objektiv die Farbe fixiere. Deshalb sagte ich: Sie leben nicht so mit Ihrer Subjektivität, daß der Äther draußen Schwingungen macht und die Wirkung derselben als Farbe zum Ausdruck kommt, sondern Sie schwimmen im Äther, sind eins mit ihm, und es ist nur ein anderer Vor­gang, ob Sie eins werden mit dem Äther hier durch die Apparate oder

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durch etwas, was sich in Ihrem Auge selber vollzieht. Es ist kein wirk­licher, wesenhafter Unterschied zwischen dem durch die rote Ver­dunkelung räumlich erzeugten grünen Bild und dem grünen Nachbild, das eben nur zeitlich erscheint; es ist ein - objektiv besehen - greifbarer Unterschied nicht, nur der, daß das eine Mal der Vorgang räumlich, das andere Mal der Vorgang zeitlich ist. Das ist der einzige wesenhafte Unterschied. Die sinngemäße Verfolgung solcher Dinge führt Sie da­hin, jenes Entgegenstellen des sogenannten Subjektiven und des Ob­jektiven nicht in der falschen Richtung zu sehen, in der es fortwährend von der neueren Naturwissenschaft gesehen wird, sondern die Sache so zu sehen, wie sie ist, nämlich daß wir das eine Mal eine Vorrichtung haben, durch die wir Farben erzeugen, unser Auge neutral bleibt, das heißt sich neutral macht gegen das Farbenentstehen, also dasjenige, was da ist, mit sich vereinigen kann. Das andere Mal wirkt es selbst als physikalischer Apparat. Ob aber dieser physikalische Apparat hier (außen) ist oder in Ihrer Stirnhöhle drinnen ist, ist einerlei. Wir sind nicht außer den Dingen und projizieren erst die Erscheinungen in den Raum, wir sind durchaus mit unserer Wesenheit in den Dingen und sind um so mehr in den Dingen, als wir aufsteigen von gewissen physi­kalischen Erscheinungen zu anderen physikalischen Erscheinungen. Kein Unbefangener, der die Farbenerscheinungen durchforscht, kann anders, als sich sagen: Mit unserem gewöhnlichen körperlichen Wesen stecken wir nicht drinnen, sondern mit unserem ätherischen und da­durch mit unserem astralischen Wesen.

Wenn wir vom Lichte heruntersteigen zur Wärme, die wir auch wahrnehmen als etwas, was ein Zustand unserer Umgebung ist, der für uns eine Bedeutung gewinnt, wenn wir ihm exponiert sind, so werden wir bald sehen: Es ist eine bedeutsame Modifikation zwischen dem Wahrnehmen des Lichtes und dem Wahrnehmen der Wärme. Für die Lichtwahrnehmung können Sie genau lokalisieren diese Wahr­nehmung in dem physikalischen Apparat des Auges, dessen objektive Bedeutung ich eben charakterisiert habe. Für die Wärme, was müssen Sie sich denn da sagen? Wenn Sie wirklich sich fragen: Wie kann ich vergleichen die Beziehung, in der ich zum Lichte stehe, mit der Be­ziehung, in der ich zur Wärme stehe, so müssen Sie sich auf diese Frage

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antworten : Zum Lichte stehe ich so, daß mein Verhältnis lokalisiert ist gewissermaßen durch mein Auge an einen bestimmten Körperort. Das ist aber bei der Wärme nicht so. Für sie bin ich gewissermaßen ganz Sinnesorgan. Ich bin für sie ganz dasselbe, was für das Licht das Auge ist. So daß wir also sagen können: Von der Wahrnehmung der Wärme können wir nicht im selben lokalisierten Sinne sprechen wie von der Wahrnehmung des Lichtes. Aber gerade, indem wir die Auf­merksamkeit auf so etwas richten, können wir noch auf etwas anderes kommen.

Was nehmen wir denn eigentlich wahr, wenn wir in ein Verhältnis treten zu dem Wärmezustand unserer Umgebung? Ja, da nehmen wir eigentlich dieses Schwimmen in dem Wärmeelement unserer Um­gebung sehr deutlich wahr. Nur: Was schwimmt denn? Bitte, beant­worten Sie sich diese Frage, was da eigentlich schwimmt, wenn Sie in der Wärme Ihrer Umgebung schwimmen. Nehmen Sie folgen­des Experiment. Sie füllen einen Trog mit einer mäßig warmen Flüs­sigkeit, mit mäßig warmem Wasser, mit einem Wasser, das Sie als lauwarm empfinden, wenn Sie beide Hände hineinstecken - nicht lange hineinstecken, Sie probieren das nur. Dann machen Sie folgendes: Sie stecken zuerst die linke Hand in möglichst warmes Wasser, wie Sie es gerade noch ertragen können, dann die rechte Hand in möglichst kal­tes Wasser, wie Sie es auch gerade noch ertragen können, und dann stecken Sie rasch die linke und die rechte Hand in das lauwarme Was­ser. Sie werden sehen, daß der rechten Hand das lauwarme Wasser sehr warm vorkommt und der linken sehr kalt. Die heißgewordene Hand von links fühlt dasselbe als Kälte, was die kaltgewordene Hand von rechts als Wärme fühlt. Vorher fühlten Sie eine gleichmäßige Lauigkeit. Was ist denn das eigentlich? Ihre eigene Wärme, die schwimmt und verursacht, daß Sie die Differenz zwischen ihr und der Umgebung fühlen. Dasjenige, was von Ihnen schwimmt in dem Wärmeelement Ihrer Umgebung, was ist es denn? Es ist Ihr eigener Wärmezustand, der durch Ihren organischen Prozeß herbeigeführt wird, der ist nicht etwas Unbewußtes, in dem lebt Ihr Bewußtsein. Sie leben innerhalb Ihrer Haut in der Wärme, und je nachdem diese ist, setzen Sie sich auseinander mit dem Wärmeelement Ihrer Umgebung.

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In diesem schwimmt Ihre eigene Körperwärme. Ihr Wärme-organismus schwimmt in der Umgebung.

Denken Sie sich solche Dinge durch, dann geraten Sie ganz anders in die Nähe der wirklichen Naturvorgänge als durch dasjenige, was Ihnen die heute ganz verabstrahierte und aus aller Realität heraus-gezogene Physik bieten kann.

Nun gehen wir aber noch weiter hinunter. Wir haben gesehen, wenn wir unseren eigenen Wärmezustand erleben, dann können wir sagen, daß wir ihn dadurch erleben, daß wir mit ihm schwimmen in unserer Wärmeumgebung, also entweder, daß wir wärmer sind als unsere Um­gebung und es empfinden als uns aussaugend - wenn die Umgebung kalt ist -, oder wenn wir kälter sind, es empfinden, als ob uns die Um­gebung etwas gibt. Das wird nun ganz anders, wenn wir in einem anderen Elemente leben. Sehen Sie, wir können also in dem leben, was dem Licht zugrunde liegt. Wir schwimmen im Lichtelement. Wir haben jetzt durchgeführt, wie wir im Wärmeelement schwimmen. Wir können aber auch im Luftelement schwimmen, das wir eigentlich fortwährend in uns haben. Wir sind ja in sehr geringem Maße ein fester Körper, wir sind eigentlich nur zu ein paar Prozent ein fester Körper als Mensch, wir sind eigentlich über 90 Prozent eine Wasser-säule, und Wasser ist eigentlich, insbesondere in uns, nur ein Mittel-zustand zwischen dem luftförmigen und dem festen Zustande. Wir können uns durchaus in dem luftartigen Element selber erleben, so wie wir uns im wärmeartigen Element erleben, das heißt, unser Be­wußtsein steigt effektiv hinunter in das luftartige Element. Wie es in das Lichtelement steigt und in das Wärmeelement, so steigt es in das Luftelement. Indem es aber in das Luftelement steigt, kann es sich wiederum auseinandersetzen mit demjenigen, was in der Luftumge­bung geschieht, und diese Auseinandersetzung ist dasjenige, was in der Erscheinung des Schalls, des Tones, zum Vorschein kommt. Sie sehen, wir müssen gewisse Schichten unseres Bewußtseins unterscheiden. Wir leben mit einer ganz anderen Schichte unseres Bewußtseins mit dem Lichtelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, wir leben mit einer anderen Schichte unseres Bewußtseins im Wärmeelement, indem wir selber teilnehmen an ihm, und wir leben in einer anderen Schichte un­seres

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Bewußtseins im Luftelement, indem wir selber teilnehmen an ihm. Wir leben, indem unser Bewußtsein imstande ist, hinunterzu­tauchen in das gasige, luftförmige Element, wir leben in dem luft­förmigen Element unserer Umgebung und können uns dadurch fähig machen, Schallerscheinungen wahrzunehmen, Töne wahrzunehmen. Gerade so, wie wir selbst mit unserem Bewußtsein teilnehmen müssen an den Lichterscheinungen, damit wir in den Lichterscheinungen un­serer Umgebung schwimmen können, wie wir teilnehmen müssen am Wärmeelement, damit wir in ihm schwimmen können, so müssen wir auch teilnehmen an dem Luftigen, wir müssen selber in uns diffe­renziert etwas Luftiges haben, damit wir das äußere, meinetwegen durch eine Pfeife, eine Trommel, eine Violine differenzierte Luftige wahrnehmen können.

In dieser Beziehung ist unser Organismus etwas außerordent­lich interessant sich Darbietendes. Wir atmen die Luft aus - unser Atmungsprozeß besteht ja darinnen, daß wir Luft ausatmen und Luft wieder einatmen. Indem wir Luft ausatmen, treiben wir unser Zwerchiell in die Höhe. Das ist aber mit einer Entlastung unse­res ganzen organischen Systems unter dem Zwerchfell in Verbin­dung. Dadurch wird gewissermaßen, weil wir das Zwerchfell nach oben bringen beim Ausatmen und unser organisches System unter dem Zwerchfell entlastet wird, das Gehirnwasser, in dem das Gehirn schwimmt, nach abwärts getrieben, dieses Gehirnwasser, das aber nichts anderes ist als eine etwas verdichtete Modifikation, möchte ich sagen, der Luft, denn in Wahrheit ist es die ausgeatmete Luft, die das bewirkt. Wenn ich wieder einatme, wird das Gehirnwasser nach auf­wärts getrieben, und ich lebe fortwährend, indem ich atme, in diesem von oben nach unten und von unten nach oben sich vollziehenden Schwingen des Gehirnwassers, das ein deutliches Abbild meines ganzen Atmungsprozesses ist. Lebe ich mit meinem Bewußtsein da­durch, daß teilnimmt mein Organismus an diesen Oszillationen des Atmungsprozesses, dann ist das eine innerliche Differenzierung im Erleben eines Luftwahrnehmens, und ich stehe eigentlich fortwährend durch diesen Vorgang, den ich nur etwas grob geschildert habe, in einem Lebensrhythmus darinnen, der in seiner Entstehung und in

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seinem Verlauf in Differenzierung der Luft besteht. Dasjenige, was da innerlich entsteht - natürlich nicht so grob, sondern in mannig­faltiger Weise differenziert, so daß dieses Auf- und Abschwingen der rhythmischen Kräfte, die ich gekennzeichnet habe, selber etwas ist wie ein komplizierter, fortwährend entstehender und vergehen-der Schwingungsorganismus -, diesen innerlichen Schwingungs­Organismus, den bringen wir in unserem Ohre zum Zusammenstoßen mit demjenigen, was von außen, sagen wir, wenn eine Saite ange­schlagen wird, an uns tönt. Und gerade so, wie Sie den Wärmezustand Ihrer eigenen Hand, wenn Sie sie ins lauwarme Wasser hineinheben, wahrnehmen durch die Differenz zwischen der Wärme Ihrer Hand und der Wärme des Wassers, so nehmen Sie wahr den entsprechenden Ton oder Schall durch das Gegeneinanderwirken Ihres inneren, so wunder­bar gebauten Musikinstrumentes mit demjenigen, was äußerlich in der Luft als Töne, als Schall, zum Vorschein kommt. Das Ohr ist gewisser­maßen nur die Brücke, durch die Ihre innere Leier des Apollo sich aus­gleicht in einem Verhältnis mit demjenigen, was von außen an diffe­renzierter Luftbewegung an Sie herantritt. Sie sehen, der wirkliche Vorgang - wenn ich ihn real schildere -, der wirkliche Vorgang beim Hören, nämlich beim Hören des differenzierten Schalies, des Tones, der ist von jener Abstraktion weit verschieden, wo man sagt :

Draußen, da wirkt etwas, das affiziert mein Ohr. Die Affektion des Ohres wird als eine Wirkung auf mein subjektives Wesen wahrgenom­men, das man wiederum - ja, mit welcher Terminologie auch? - be­schreibt oder eigentlich nicht beschreibt. Man kommt nicht weiter, wenn man klar ausdenken will, was da eigentlich immer als Idee zu­grunde gelegt wird. Man kann gewisse Dinge, die gewöhnlich ange­schlagen werden, nicht zu Ende denken, weil diese Physik weit ent­fernt ist, einfach auf die Tatsachen einzugehen.

Sie haben tatsächlich drei Stufen vor sich der Beziehungen des Men­schen zur Außenwelt, ich möchte sagen : die Lichtstufe, die Wärme-stufe, die Ton- oder Schallstufe. Aber sehen Sie, da liegt etwas sehr Eigentümliches noch vor. Wenn Sie unbefangen Ihr Verhältnis, das heißt Ihr Schwimmen im Lichtelement betrachten, dann müssen Sie sich sagen : Sie können selbst nur als Ätherorganismus in demjenigen,

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was da draußen in der Welt vor sich geht, leben. Indem Sie im Wärme­element leben, leben Sie mit Ihrem ganzen Organismus im Wärme­element Ihrer Umgebung darinnen. Jetzt lenken Sie den Blick von die­sem Drinnenleben herunter bis zum Drinnenleben im Ton- und Schall-element, dann leben Sie eigentlich, indem Sie selbst zum Luftorganis­mus werden, in der differenziert gestalteten äußeren Luft darinnen. Das heißt, nicht mehr im Äther, sondern eigentlich schon in der äuße­ren physikalischen Materie, in der Luft leben Sie da drinnen. Daher ist das Leben im Wärmeelement eine ganz bedeutsame Grenze. Gewisser­maßen bedeutet das Wärmeelement, das Leben in ihm, für Ihr Be­wußtsein ein Niveau. Dieses Niveau können Sie auch sehr deutlich

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dadurch wahrnehmen, daß Sie ja schließlich äußere und innere Wärme in der reinen Empfindung kaum unterscheiden können. Aber das Leben im Lichtelement liegt über diesem Niveau. Sie steigen gewisser­maßen in eine höhere ätherische Sphäre hinauf, um mit Ihrem Bewußt­sein drinnen zu leben. Und Sie dringen unter jenes Niveau, wo Sie mit der Außenwelt in verhältnismäßig einfacher Weise sich ausgleichen, hinunter, indem Sie als Luftmensch sich mit der Luft auseinander­setzen in den Ton- oder Schallwahrnehmungen.

Wenn Sie alles das zusammenhalten, was ich jetzt gezeigt habe, mit demjenigen, was ich über die Anatomie und Physiologie gesagt habe, so können Sie nicht anders, als das Auge als physikalischen Apparat auffassen. Je weiter nach außen Sie gehen, desto physischer finden Sie das Auge, je mehr nach innen, desto mehr von Vitalität durchzogen. Wir haben also ein in uns lokalisiertes Organ, um uns über ein ge­wisses Niveau zu erheben. Wir leben dann auf einem gewissen Niveau auf gleich und gleich mit der Umgebung, indem wir mit unserer

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Wärme ihr entgegentreten und die Differenz irgendwo wahrnehmen. Da haben wir kein so spezialisiertes Organ als das Auge, da werden wir selbst in gewisser Weise ganz zum Sinnesorgan. Jetzt tauchen wir unter dieses Niveau hinunter. Wo wir Luftmensch werden, wo wir uns auseinandersetzen mit der differenzierten äußeren Luft, da loka­lisiert sich wiederum diese Auseinandersetzung, da lokalisiert sich etwas zwischen dem, was in uns vorgeht, dieser Leier des Apollo, die­ser Rhythmisierung unseres Organismus, die nur nachgebildet ist in der Rhythmisierung des Rückenmarkwassers, und der äußeren Luft. Was da yorgeht, ist durch eine Brücke verbunden. Da ist also wieder­um solch eine Lokalisation, aber jetzt unter dem Niveau, wie wir im Auge eine solche Lokalisation über dem Niveau haben.

Sehen Sie, unsere Psychologie, die ist eigentlich in einer noch schlimmeren Lage als unsere Physiologie und unsere Physik, und man kann es eigentlich den Physikern nicht sehr krumm nehmen, daß sie sich so unrealistisch ausdrücken über das, was in der Außenwelt ist, weil sie gar nicht unterstützt werden von den Psychologen. Die Psy­chologen sind dressiert worden von den Kirchen, die in Anspruch ge­nommen haben alles Wissen über Seele und Geist. Daher hat diese Dressur, die die Psychologen angenommen haben, sie dazu geführt, eigentlich nur den äußeren Apparat als den Menschen zu betrachten und die Seele und den Geist nur noch in Wortklängen, in Phrasen zu haben. Unsere Psychologie ist eigentlich nur eine Sammlung von Worten. Denn was sich die Menschen eigentlich vorstellen sollen bei «Seele» und «Qeist», darüber gibt es eigentlich nichts, und so kommt es, daß es den Physikern vorkommt, wenn draußen Licht wirkt, so aftiziert es das Auge, das Auge übt eine Gegenwirkung aus oder aber es empfängt einen Eindruck, und das ist ein inneres, subjektives Er­leben. Da beginnen dann ganze Knäuel von Unklarheiten. Und in ganz ähnlicher Weise, sagen es die Physiker nach, ist es bei den anderen Sinnesorganen. Wenn Sie heute eine Psychologie durchlesen, so finden Sie darinnen eine Sinneslehre. Von Sinn wird gesprochen, vom allge­meinen Sinn, als ob es so etwas gäbe. Man versuche nur zu studieren das Auge. Es ist etwas ganz anderes als das Ohr. Ich habe Ihnen das gekennzeichnet, das Liegen unter und über dem Niveau. Auge und

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Ohr sind ganz verschiedenartig innerlich gebildete Organe, und das ist es, worauf in bedeutsamer Weise Rücksicht genommen werden muß.

Bleiben wir hier einmal stehen, überlegen Sie sich das, und morgen wollen wir von diesem Punkte aus über die Schallehre, die Tonlehre sprechen, damit Sie von dort aus wiederum die anderen physikalischen Gebiete erobern können.

Ich möchte Ihnen heute nur noch eines vorführen. Das ist das, was man in gewisser Beziehung das Glanzstück der modernen Physik nennen kann, was in gewisser Beziehung auch ein Glanzstück ist. Sehen Sie, wenn Sie einfach mit dem Finger über eine Fläche streichen, also einen Druck ausüben durch Ihre eigene Anstrengung, so wird die Fläche warm. Sie erzeugen dadurch, daß Sie einen Druck ausgeübt haben, Wärme. Man kann nun dadurch, daß man objektive mecha­nische Vorgänge hervorruft, ausgesprochen mechanische Vorgänge, wiederum Wärme erzeugen, und wir haben als eine weitere Grundlage für dasjenige, was wir dann morgen weiter betrachten wollen, diesen Apparat improvisiert. Wenn Sie jetzt sehen würden, wie hoch das Thermometer steht in diesem Apparat, so bekommen Sie heraus am Thermometerstand 16° und etwas. Nun haben wir in diesem Gefäße darinnen Wasser und in diesem Wasserkörper darinnen ein Schwung-rad, eine Trommel, die wir in rasche Drehung versetzen, so daß diese eine mechanische Arbeit leistet, im Wasser die Teile ordentlich durch­einanderwirft, das Wasser aufschaufelt, und wir werden nach einiger Zeit das Thermometer wieder anschauen. Sie werden dann sehen, daß es gestiegen ist, daß also durch bloß mechanische Arbeit das Wasser an Wärme zugenommen hat, das heißt, es wird durch mechanische Arbeit Wärme produziert. Das hat man dann verarbeitet, zuerst in rechnungs­mäßiger Weise, nachdem besonders Julius Robert Majer darauf auf­merksam gemacht hatte. Julius Robert Mayer hat es selbst verarbeitet zu dem sogenannten mechanischen Wärme-Äquivalent. Hätte man es in seinem Sinne ausgebaut, so hätte man damit nichts anderes gesagt, als daß eine bestimmte Zahl der Ausdruck ist für das, was man an der Wärme messen kann durch mechanische Arbeit und umgekehrt. Das aber ist dann in einer übersinniichen, metaphysischen Weise ausge­wertet worden, indem man gesagt hat : Also, wenn ein konstantes Verhältnis

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besteht zwischen der geleisteten Arbeit und der Wärme, so ist dies einfach umgewandelte Arbeit - umgewandelte! -, während man mit nichts anderem zunächst zu tun hatte als mit dem zahlenmäßigen Ausdruck des Zusammenhangs zwischen der mechanischen Arbeit und der Wärme.

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ACHTER VORTRAG Stuttgart, 31. Dezember 1919

So wie man heute in der gebräuchlichen physikalischen Darstellung von Schall und Ton redet, so, kann man sagen, ist das eigentlich erst der Fall etwa seit dem fünfzehnten Jahrhundert. Gerade an solchen Beispielen läßt sich am allerbesten das erhärten, was ich im allgemeinen oftmals als eine geisteswissenschaftliche Erkenntnis ausspreche, daß das ganze Denken und Vorstellen der Menschen vor dieser Zeitenwende eben anders war als nach dieser Zeitenwende, und diese Art zu sprechen, sie hat sich eigentlich erst allmählich herausgebildet, wie wir heute über Schall- und Tonerscheinungen schulmäßig in der Phy­sik sprechen. Dasjenige, auf das man zuerst aufmerksam geworden ist, das ist die Geschwindigkeit, mit der sich der Schall fortpflanzt. Es ist ja verhältnismäßig leicht, wenigstens mit einer gewissen Annäherung zu bekommen, was man als die Schallfortpflanzung auffassen kann. Wenn man in einer größeren Entfernung eine Kanone losschießt, so sieht man aus der Ferne auf blitzen die Lichterscheinung und hört spä­ter den Knall, geradeso wie man den Donner später hört, als man den Blitz sieht. Wenn man vernachlässigt, daß es eine Lichtgeschwindig­keit gibt, so kann man die Zeit, die verfließt zwischen der Wahr­nehmung des Lichteindruckes und der Wahrnehmung des Schalls, als die Zeit bezeichnen, die der Schall gebraucht hat, um die entsprechende Strecke zu durchmessen. Man kann dann berechnen, wie schnell der Schall fortschreitet in der Luft, sagen wir in einer Sekunde, bekommt also so etwas wie eine Art Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalls.

Sehen Sie, das war eines der frühesten Elemente, auf die man auf­merksam geworden ist auf diesem Gebiete. Man ist auch - und zwar war es vor allem Leonardo da Vinci - auf das sogenannte Resonieren, das Mitschwingen, aufmerksam geworden, das Sie heute so kennen, daß, wenn Sie in einem Raume eine Saite anscHagen oder so etwas und eine gleichgestimmte Saite oder ein ganz anderer gleichgestimm­ter Gegenstand ist da, so schwingt diese Saite oder dieser andere Gegenstand mit. Besonders studiert worden sind solche Dinge von

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den Jesuiten, und so hat auch für die Schall- und Tonlehre der Jesuit Mersenne im siebzehnten Jahrhundert außerordentlich viel geleistet. Namentlich hat dieser Jesuit Mersenne viel geleistet in bezug auf die damaligen Studien der sogenannten Tonhöhe. Sie können ja beim Ton ein Dreifaches unterscheiden : Erstens hat der Ton eine gewisse Stärke, zweitens hat der Ton eine gewisse Höhe und dann noch eine bestimmte Klangfärbung. Von allen dreien ist das Wichtigste, das Wesentlichste die Höhe. Nun handelt es sich darum festzustellen, was der Tonhöhe entspricht von dem Gesichtspunkt aus, den man all­rnählich angenommen hat gerade für die Tonlehre. Ich habe Sie da schon darauf aufmerksam gemacht, daß man sehr leicht feststellen kann, daß zugrunde liegt oder, sagen wir, mitverläuft, wenn wir eine Tonwahrnehmung haben, irgend etwas Schwingendes. Man kann sehr leicht durch die gewöhnlichen Versuche - Sie brauchen sich wieder­um nur auf die Schulbank zurückzuversetzen - diesen Schwingungs­charakter der Luft oder anderer Körper feststellen, wenn man so etwas wie eine Stimmgabel anschlägt und dann - es ist ja nicht nötig, daß wir diese Experimente im einzelnen ausführen - mit diesem daran-gesetzten Stifte die Linie Her verfolgt. Man wird sehen an dem Ab­bild, das er Her am Ruße verursacht, daß die Stimmgabel in regel­mäßiger Bewegung ist. Diese regelmäßige Bewegung überträgt sich selbstverständlich auf die Luft, und wir können sagen : Wenn wir irgendeinen tönenden Körper hören, so ist die Luft zwischen ihm und uns in Bewegung. Dieses Jnbewegungversetzen der Luft führen wir ja direkt aus in den Vorrichtungen, die wir die Pfeifen nennen. Nun ist man allmählich darauf gekommen, um was für Bewegungen es sich eigentlich handelt. Es handelt sich um sogenannte Longitudinal­schwingungen, um Längsschwingungen. Auch dies ist festzustellen, daß es sich in der Luft um Längsschwingungen handelt : Man erregt Her im Metallrohr einen Ton, verbindet dieses Metallrohr mit einem Rohr, das mit Luft ausgefüllt ist, so daß die Bewegungen des Metall-rohres sich übertragen. Füllt man nun einen leichtbeweglichen Staub in dieses mit Luft ausgefüllte Rohr, so kann man an der Bewegung der Staubkügelchen feststellen, daß sich der Schall so fortsetzt : Zunächst entsteht eine Luftverdichtung. Diese Luftverdichtung, die wird wiederum,

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wenn hier der Körper zurückschwingt, zurückschlagen. Da­durch entsteht eine Luftverdünnung. In dem Augenblick, wenn das Metall wiederum hinschlägt, schlägt die ursprüngliche Verdichtung weiter und so wechseln Verdünnungen und Verdichtungen ab. Man kann also direkt experimentell nachweisen, daß es sich da um Ver­dünnungen und Verdichtungen handelt. Es ist wirklich nicht nötig, daß wir solche Experimente ausführen, weil solche Dinge, ich möchte sagen, auf der Hand liegen. Alles, was aus den Büchern geholt werden kann, möchte ich Ihnen ja hier nicht eigentlich vorbringen. Nun, das Wichtige ist, sehen Sie, daß gerade für solche Zweige der Physik im Beginne der neueren Zeit außerordentlich viel geleistet worden ist durch die sozialen Zusammenhänge von Seite der Jesuiten. Da war aber immer das Bestreben vorhanden, nur ja nicht irgendwie die Naturvorgänge geistig zu durchdringen, das Geistige in den Natur-vorgängen zu betrachten, sondern das Geistige dem religiösen Leben zu reservieren. Man betrachtete es immer auf jesuitischer Seite als etwas Gefährliches, eine geistgemäße Betrachtungsweise, wie wir den Ausdruck gewohnt sind von Goethe, auf die Naturerscheinungen an­zuwenden. Die Jesuiten wollten die Natur rein materialistisch be­trachten, ja nicht mit dem Geist an die Natur herankommen, und in vieler Beziehung sind gerade die Jesuiten die ersten Pfleger jener mate­rialistischen Anschauungen, die heute besonders herrschend sind. Man denkt nicht daran - geschichtlich weiß man es -, daß eigentlich diese Art zu denken, die man heute in der Physik anwendet, im Grunde ge­nommen ein Produkt dieser katholischen Tendenz ist.

Nun handelt es sich hauptsächlich auch darum, darauf zu kommen, was zugrunde liegt, wenn man verschieden hohe Töne empfindet. Wodurch unterscheiden sich die äußeren Schwingungserscheinungen, die beim Tone auftreten, mit Bezug auf die verschieden hohen Töne? Diese Dinge kann man nachweisen durch solche Experimente wie dasjenige, das wir Ihnen ja vorführen können. Nicht wahr, wir werden diese Scheibe mit den verschiedenen Löchern in rasche Bewegung ver­setzen, und da wird Herr Stockmeyer so gut sein, nach dieser Scheibe, die sich bewegt, einen Luftstrom hinzuschicken (geschieht). Sie können leicht unterscheiden, wie sich die Tonhöhe unterschieden hat. Wodurch

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ist der Unterschied entstanden? Er ist dadurch entstanden, daß wir an der inneren Seite der Scheibe die kleinste Anzahl von Löchern haben, 40 Löcher nur. Indem Herr Stockmeyer den Luftstrom hier hin-geschickt hat, ist der Luftstrom dann, wenn er auf ein Loch kam, durchgegangen, beim Zwischenraum konnte er nicht durchgehen und so weiter. Durch die Bewegung kam immer das folgende Loch an die Stelle des vorigen, und es entstanden so viele Stöße, als Löcher an den Ort kamen, durch den der Luftstrom ging. Dadurch haben wir hier innen 40 Stöße, im äußersten Kreis haben wir 80 Stöße. Die Stöße bewirken die Wellen, die Schwingungen. Wir haben also in derselben Zeit - denn diese 80 Löcher drehen sich in derselben Zeit herum wie die 40 inneren Löcher - wir haben in derselben Zeit das eine Mal 80 Stöße, 80 Luftschwingungen, das andere Mal 40 Stöße, 40 Luft-schwingungen. Der Ton, der entsteht, wenn wir 80 Luftschwingungen haben, ist doppelt so hoch als derjenige, der entsteht, wenn wir 40 Luftschwingungen haben. Durch solche und ähnliche Experimente kann man nachweisen, daß die Tonhöhe zusammenhängt mit der Zahl der Schwingungen, die entstehen in dem Mittel, in dem sich der Ton fortpflanzt.

Nun, wenn Sie zusammenhalten dasjenige, was ich jetzt gesagt habe, dann können Sie ja folgendes sich überlegen. Nehmen Sie dasjenige, was eine Schwingung ist, eine Verdichtung und Verdünnung also, so können wir das als die Wellenlänge bezeichnen. Wenn nun in einer Sekunde n solche Wellen entstehen von der Länge l, dann schreitet die ganze Wellenbewegung n * l vor, das heißt, der Weg, den die ganze Wellenbewegung in einer Sekunde zurücklegt, ich will ihn v nennen, ist n * l. Und hier bitte ich Sie, sich zu erinnern an dasjenige, was ich in den vorhergehenden Betrachtungen angeführt habe. Ich habe Ihnen gesagt : Man muß sorgfältig unterscheiden alles Phoronomische von dem, was nicht bloß durch inneres Vorstellungsleben ersonnen, son­dern was äußere Realitäten sind, und ich habe gesagt : Äußere Reali­täten können niemals das bloß Zählbare, das Räumliche und die Be­wegungen sein. Äußere Realitäten sind aber immer die Geschwindig­keiten. Das ist natürlich nicht anders, wenn wir vom Schall oder Ton sprechen. Das äußerliche Erleben liegt weder im l noch im n; denn 1

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ist ein bloß Räumliches, n ist bloß eine Zahl; das Reale liegt gerade in der Geschwindigkeit, und wenn ich die Geschwindigkeit, die das Wesen in sich enthält, was ich da als Ton oder Schall bezeichne, in zwei Abstraktionen teile, so bekomme ich in diesen Abstraktionen natürlich keine wirklichen Realitäten, sondern ich bekomme dasjenige, was man herausabstrahiert, abgetrennt, abgeteilt hat. Solches Ab­geteiltes sind die Wellenlängen, die Raumgrößen und die Zahl n. Will ich auf die Realität des Tones sehen, auf das äußerlich Reale, dann muß ich auf die innere FäHgkeit beim Ton, Geschwindigkeit zu haben, sehen. Das ist das, was zu einer qualitativen Betrachtung des Tones führt, während die Betrachtung, die wir heute in der Physik gewohnt sind, eine quantitative Betrachtung des Tones ist, während sie - gerade beim Ton, bei der Tonlehre, bei der Akustik ist das so auffällig - geradezu immer dasjenige, was äußerlich quantitativ, räum­lich, zeitlich, bewegungsmäßig und zählbar zu konstatieren ist, ein­setzt für das Qualitative, das sich einzig und allein in einer bestimm­ten GeschwindigkeitsfäHgkeit ausdrückt.

Nun merkt man heute gar nicht mehr, wie man im Grunde ge­nommen schon bei der Schallehre ins materialistische Fahrwasser ab-irrt. Man kann sagen : Die Sache liegt ja eigentlich so auf der Hand, daß außer uns der Ton als solcher gar nicht vorhanden ist, sondern außer uns eben die Schwingungen sind. Wie könnte denn irgend etwas, so kann man sagen, klarer sein als dieses : Daß, wenn da ein Luftstrom erzeugt wird, der Verdichtungen und Verdünnungen hervorbringt, und wenn mein Ohr sie hört, daß jenes unbekannte Etwas in mir, auf das natürlich der Physiker nicht einzugehen braucht - denn das ist nicht Physik -, umsetzt zu rein subjektiven Erlebnissen die Luftschwin­gungen, die Schwingungen von Körpern in dasjenige, was das Quali­tative des Tones ist. Und Sie werden es in den mannigfaltigsten Va­rianten finden, daß außer uns Schwingungen vorhanden sind, in uns die Wirkungen dieser Schwingungen, die aber bloß subjektiv sind. Das ist allmählich den Leuten so in Fleisch und Blut übergegangen, daß das herausgekommen ist, was Sie zitiert finden können aus Robert Hamerlings Werken in meinen «Rätseln der PhilosopHe», woraus man ersehen kann, daß der Robert Hamerling, indem er die Lehren der

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Physik aufnimmt, gleich im Anfang sagt : Dasjenige, was man als Knall erlebt, das ist außer uns nichts anderes als eine Lufterschütterung, und derjenige, der von da ausgehend nicht glauben kann, daß das, was er eigentlich als Sinnesempfindung erlebt, nur in ihm ist, und äußerlich eben schwingende Luft oder schwingender Äther ist, der möge nicht weiterlesen solch ein Buch, wie Robert Hamerling es schreibt. Robert Hamerling sagt sogar, daß, wer da glaubt, daß das Bild vom Pferd, das er gewinnt, wirklich einer äußeren Realität entspricht, der versteht nichts, sondern mag das Buch zuschlagen.

Aber, meine lieben Freunde, solche Dinge müssen schon einmal auf ihre logischen Konsequenzen verfolgt werden. Denken Sie, wenn ich Sie, die Sie Her sitzen, nach dieser physikalischen Denkweise - Denk­weise, ich sage nicht Methode - behandeln würde, nach welcher die Physiker gewohnt worden sind, die Schall- und Lichterscheinungen zu behandeln, so würde ja das Folgende entstehen : Sie alle, die Sie Her vor mir sitzen, habe ich ja nur vor mir durch meine Eindrücke. Diese Eindrücke sind dann ganz subjektive, wie die Licht- und Schall-empfindungen. Außer mir sind Sie ja alle nicht vorhanden, so wie ich Sie sehe, sondern nur die Luftschwingungen, die zwischen Ihnen und mir sind, führen mich zu den Schwingungen, die wiederum in Ihnen sind, und ich komme eigentlich dazu, daß all Ihr inneres Seelenhaftes, das ja in Ihnen für Sie durchaus nicht abzuleugnen ist, eigentlich nicht vorhanden ist, sondern für mich wäre dieses innere Seelenhafte von allen, die Sie hier sitzen, bloß die Wirkung auf meine eigene Psyche. Sonst sind da bloß etwas wie Anhäufungen von Schwingungen, die da in den Bänken sitzen. Es ist dieselbe Art des Denkens, wenn Sie dem Lichte und dem Tone ableugnen die Innerlichkeit, die Sie erleben scheinbar subjektiv. Es ist genau so, wie wenn ich Sie Her vor mir habe und dasjenige, was ich vor mir habe, nur als ein Subjektives bei mir betrachte und Ihnen das Erleben dieses Innerlichen ableugne.

Dasjenige, was ich jetzt sage, ist scheinbar so naheliegend und so banal, daß natürlich die Physiker und Physiologen sich nicht zumuten, daß sie solche Banalitätenfehler begehen. Aber sie tun es eben doch. Diese ganze Unterscheidung des subjektiven Eindruckes - dessen, was subjektiv sein soll - von dem objektiven Vorgang, ist nichts anderes.

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Natürlich, sobald man ehrlich vorgeht und sagt : Ich will als Physiker den Ton überhaupt nicht untersuchen, will gar nicht eingehen auf das Qualitative, sondern will das lassen und will nur die äußerlich­räumlichen - man darf da nicht sagen objektiven - Vorgänge, die sich aber in mich hinein fortsetzen, untersuchen, ich will sie als Ab­straktionen abtrennen von der Totalität und lasse mich auf das Qualitative nicht ein, dann ist man allerdings ehrlich, nur darf man dann nicht behaupten, daß dies ein Objektives und das ein Subjektives ist, und auch nicht, daß das eine die Wirkung des andern ist. Denn das, was Sie in Ihrer Seele erleben, ist nicht, wenn ich es miterlebe, die Wirkung Ihrer Gehirnschwingungen auf mich. Das ist so bedeutsam, daß man so etwas einsieht, wie nur irgend etwas für die neueren Zeit-forderungen und Wissenschaftsforderungen der Menschheit bedeut­sam sein kann.

Man muß nämlich bei solchen Dingen nicht vermeiden, auf die tie­feren Zusammenhänge einzugehen. Sehen Sie, man kann leicht zum Beispiel sagen : Das Schwingungsmäßige, das einzig Schwingungs­mäßige des Schalles und Tones geht ja überhaupt daraus hervor, daß, wenn ich im Raum eine Saite anschlage, eine andere Salte, die auf den­selben Ton gestimmt ist, mitklingt. Es beruhe das lediglich darauf, daß Schwingungen sich übertragen in dem Medium, in dem Mittel, in dem sich die Schwingungen fortpflanzen, die dem Tone parallel gehen. Aber dasjenige, was man hier beobachtet, versteht man nicht, wenn man es nicht als Teil einer viel allgemeineren Erscheinung auf­faßt. Und diese allgemeinere Erscheinung ist die folgende, die ja auch beobachtet worden ist.

Nehmen Sie an, Sie haben in irgendeinem Zimmer eine Pendeluhr, die geht, die Sie in Gang bringen, und Sie haben in dem Zimmer eine

- sie muß allerdings dann in einer bestimmten Weise konstruiert sein -andere Pendeluhr, die Sie nicht in Gang bringen, so entdecken Sie zuweilen, wenn die Verhältnisse günstig sind, daß nach und nach diese zweite Pendeluhr von selber anfängt zu gehen. Es ist das, was man die Sympathie der Erscheinungen nennen kann. Diese Sympathie der Erscheinungen kann in breiten Gebieten untersucht werden. Es ist ja die letzte dieser Erscheinungen, die noch etwas zu tun hat mit der

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äußeren Welt, die letzte dieser Erscheinungen ist die, die viel mehr untersucht werden könnte, als sie gewöhnlich untersucht wird, weil sie tatsächlich überaus häufig vorhanden ist. Sie können es in un­zahli***gen Fällen erleben : Sie sitzen mit einem Menschen an einem Tische und der sagt etwas, was Sie just vorher gedacht haben. Sie haben es gedacht, und er bringt es zum Sagen, nachdem Sie es nicht gesagt haben. Es ist das das sympathische Mitgeschehen der in einer gewissen Weise gestimmten Ereignisse, Ereigniszusammenhänge, was sich hier auf einem sehr geistigen Gebiete geltend macht. Und man wird müssen eine kontinuierliche Reihenfolge der Tatsachen sehen zwischen dem einfachen Mitschwingen einer Saite, das man ja noch nach den groben Vorstellungen ungeistig als das bloße Hinein­gestelltsein in das äußere materielle Geschehen betrachtet, und dem­jenigen, was als Parallel-Erscheinungen schon geistiger auftritt, wie in dem Miterleben von Gedanken.

Nun sehen Sie, klare Einsichten in diese Dinge wird man aber gar nicht bekommen können, wenn man nicht den Willen haben wird, sich einzulassen auf die Art und Weise, wie der Mensch selber hin­eingestellt ist auch in dasjenige, was man die physikalische Natur nennt. Nicht wahr, wir haben vor einigen Tagen das menschliche Auge hier gezeigt und ein wenig analysiert. Wir werden heute das mensch­liche Ohr zeigen. Dieses menschliche Auge hat ja, wie Sie wissen, rückwärts den Glaskörper, von dem wir sagen konnten, daß er noch Vitalität in sich hat, und hier ist die Flüssigkeit zwischen der Linse und der Hornhaut,und wenn wir von außen nach innen gehen, so wird gewissermaßen das Auge immer lebendiger und lebendiger. Es ist außen mehr physikalisch geartet. Geradeso, wie man das Auge be­schreiben kann, so kann man natürlich nun auch das Ohr beschreiben, und man kann in äußerlicher Weise sagen : Wie das Licht den Ein­druck auf das Auge macht, indem es das Auge affiziert, oder wie man sonst es nennen will, und der Nerv dann den Reiz empfängt, so üben die Schalls chwingungen eine Wirkung aus auf das Ohr, gehen in den Gehörgang hinein, trommeln auf das Trommelfell auf, das den Ge­hörgang abschließt. Rückwärts sind auf das Trommelfell aufgesetzt die Gehörknöchelchen, Hammer, Amboß, Steigbügel, nach ihren Formen

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so genannt. Dasjenige also, jetzt physikalisch gesprochen, was da entsteht und sich äußerlich in der Luft in Form von Verdichtungs-und Verdünnungswellen ausdrückt, das wird übertragen durch dieses also geartete Gehörknöcheichensystem auf dasjenige, was nun hier im Hinterohr liegt. Hier im Hinterohr ist zunächst dasjenige, was hier die sogenannte Schnecke ist, die ausgefüllt ist mit einer Flüssigkeit und in die der Gehörnerv endigt. Vorne sind angesetzt die sogenannten drei halbzirkelförmigen Kanäle, die das Eigentümliche haben, daß ihre Flächen in den drei Richtungen des Raumes aufeinander senkrecht stehen. So kann man sich vorstellen : Der Schall dringt in Form von Luftwellen hier ein. Sein Fortgang wird vermittelt durch die Gehör­knöchelchen und gelangt in die Flüssigkeit. Da gelangt er auf die Nerven und da wirkt er auf das empfindende Gehirn. Und man hat dann das Auge als ein Sinnesorgan und das Ohr als das andere Sinnes­organ. Man kann so hübsch diese beiden Dinge nebeneinander be­trachten und kann als weitere Abstraktion eine gemeinsame Theorie des Sinnesempfindens physiologisch finden.

Aber wenn Sie das, was ich eben gesagt habe von dem Zusammen­wirken des ganzen Rhythmus des auf- und absteigenden Gehirn-wassers mit dem, was äußerlich in der Luft vor sich geht, wenn Sie das nehmen, so wird Ihnen die Sache schon nicht mehr so einfach er­scheinen. Denn Sie werden sich erinnern, daß ich gesagt habe, man muß nicht etwa meinen, was man äußerlich so wie abgeschlossen sieht, sei eine fertige Realität. Es braucht keine fertige Realität zu sein. Die Rose, die ich abreiße vom Rosenstock, ist keine Realität, denn sie kann nicht so für sich bestehen, sie kann nur ein Dasein erlangen durch ihren Zusammenhang mit dem Rosenstock. Sie ist in Wahrheit eine Abstraktion, wenn ich über sie als bloße Rose nachdenke. Ich muß zu der Totalität vorschreiten, zum ganzen Rosenstock mindestens. So ist beim Hören das Ohr überhaupt keine Realität, das Ohr, das man ge­wöhnlich vorführt. Denn dasjenige, was da von außen durch das Ohr sich fortpflanzt nach dem Inneren, das muß erst gewissermaßen eine Wechselwirkung eingehen mit demjenigen, was als innerer Rhythmus abläuft und sich zeigt in dem Auf- und Absteigen des Gehirnwassers, so daß wir fortsetzen dasjenige, was im Ohr geschieht, zu demjenigen,

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was innerhalb dieser rhythmischen Bewegungen des Gehirnwassers geschieht. Aber da sind wir immer noch nicht fertig. Denn dasjenige, was als Rhythmus verläuft und das Gehirn gewissermaßen in seinen Wirkungsbereich einbezieht, das liegt menschlich wesenhaft wieder­um zugrunde demjenigen, was auf einer ganz anderen Seite unseres Organismus zum Vorschein kommt durch den Kehlkopf und seine Nachbarorgane beim Sprechen. Sie können ebensogut Ihr aktives Spre­chen, das ja einfach seinen Werkzeugen nach eingeschaltet ist in den Atmungsprozeß, der auch zugrunde liegt diesem rhythmischen Prozeß des auf- und absteigenden Gehirnwassers, Sie können einfach Ihren Sprechprozeß auf der einen Seite einschalten in alles das, was als Rhythmus entsteht in Ihnen beim Atmen, und das Hören können Sie auf der anderen Seite einschalten, und Sie haben ein Ganzes, das nur auf der einen Seite mehr intellektiv im Hören, auf der anderen Seite mehr willensmäßig zum Vorschein kommt. Sie haben nur ein Ganzes, wenn Sie zusammennehmen das Willensmäßige, das durch den Kehl­kopf pulsiert, und das mehr Intellektiv-Sensuelle, das durch das Ohr geht. Das gehört zusammen, das muß man als etwas durchschauen, was einfach ein Tatbestand ist. Denn das Herauslösen des Ohres auf der einen Seite und des Kehlkopfes auf der anderen ist nur eine Ab­strahierung, da kommt man nie auf eine Ganzheit, wenn man diese Dinge, die zusammengehören, voneinander abtrennt. Derjenige, der als physiologischer Physiker und als physikalischer Physiologe das Ohr und den Kehlkopf, jedes einzeln, betrachtet, der verfährt in bezug auf seinen Forschungsprozeß genau so, wie wenn Sie, um einen Men­schen besser zum Leben zu bringen, ihn zerschneiden, statt die Dinge in lebendiger Wechselwirkung zu betrachten.

Wenn man dann richtig erfaßt hat, um was es sich da eigentlich handelt, ja, dann kommt man eben auf etwas anderes, auf das Fol­gende : Wenn man beobachtet alles das, was hier noch vorhanden ist im Auge, wenn ich weggenommen habe den Glaskörper, weggenom­men haben würde aber auch alles dasjenige oder einen Teil dessen, was sich hier ausbreitet als Netzhaut, wenn ich das auch noch heraus-schieben könnte, so würde etwas bleiben : Der Ziliarmuskel, die Linse, die äußere Flüssigkeit hier würden bleiben. Und was wäre dann das

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für ein Organ? Das wäre ein Organ, das ich niemals vergleichen dürfte, wenn ich real vorgehe, mit dem Ohr, sondern das ich immer vergleichen müßte mit dem Kehlkopf. Das ist nicht eine Metamor­phose des Ohres, das ist richtig eine Metamorphose des Kehlkopfes. Geradeso wie die Kehlkopfmuskein - um Ihnen nur das Gröbste anzudeuten - die Stimmbänder ergreifen und eine weitere oder engere Spalte machen, so machen es hier die Ziliarmuskeln. Sie ergreifen die Linse, die innerlich beweglich ist. Ich habe herausgeschält dasjenige, was gewissermaßen für das Ätherische kehlkopfmäßig ist, so wie für die Luft kehlkopfmäßig unser Kehlkopf ist. Und wenn ich wieder ein-setze zuerst die Netzhaut und dann den Glaskörper - und für gewisse Tiere müßte ich jetzt hineinsetzen gewisse Organe wie den Fächer, der für den Menschen nur ätherisch vorhanden ist, oder den Schwert-fortsatz; bei gewissen niederen Tieren sind diese wie Blutorgane hineinverlängert -, wenn ich das alles nehme, so darf ich das allein mit dem Ohr vergleichen. Solche Dinge, wie diese sich ausbreitenden Teile des Fächers, darf ich vergleichen mit demjenigen, was sich im Ohr ausbreitet im Labyrinth und so weiter. Und ich habe also in dem menschlichen Organismus auf der einen Stufe das Auge, das da inner­lich ein metamorphosiertes Ohr ist, äußerlich umschlossen wird von einem metamorphosierten Kehlkop£ Nehmen wir andererseits als ein Ganzes Kehlkopf und Ohr zusammen, dann haben wir auf einer anderen Stufe ein metamorphosiertes Auge.

Ich habe Ihnen angedeutet etwas, was auf einen sehr wichtigen Weg führt. Denn man kann einfach über diese Dinge gar nichts wissen, wenn man sie in ganz falscher Weise miteinander vergleicht, wenn man einfach Auge und Ohr nebeneinander stellt, während ich mit dem Ohr nur vergleichen darf dasjenige, was hinter der Linse im Auge liegt, was mehr vitalistisch im Innern ist, während ich vergleichen muß dasjenige, was sich da vorschiebt und mehr muskelmäßig ist, mit dem menschlichen Kehlkopf. Das macht natürlich das Schwierige der Metamorphosenlehre, daß man nicht in grober Weise die Metamor­phosen aufsuchen kann, sondern daß man auf das innerliche Dyna­mische, Reale, Wirkliche, eingehen muß. Wenn das aber so ist, so zwingt das dazu, nun nicht einfach dasjenige, was bei den Ton- und

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Schallerscheinungen vorgeht, so ohne weiteres zu parallelisieren mit den Lichterscheinungen. Wenn man schon von der falschen Voraus-setzung ausgeht : Das Auge ist ein Sinnesorgan und das Ohr ist ein Sinnesorgan, - dann wird man das, was aus dieser Beziehung hervor­geht, ganz falsch betrachten. Wenn ich sehe, so ist das etwas ganz an­deres, als wenn ich höre. Wenn ich sehe, so geschieht im Auge das­selbe, wie wenn ich höre und zu gleicher Zeit spreche. Auf einem höheren Gebiete begleitet eine Tätigkeit, die ich nur mit dem Sprechen vergleichen kann, die eigentlich rezeptive, die aufnehmende Tätigkeit beim Auge. Überhaupt ist erst dann auf diesem Gebiete etwas zu er­zielen, wenn man sich bemüht, die Realitäten eben zu erfassen. Denn wenn man gewahr wird, daß hier im Auge zweierlei vereinigt ist, was sonst beim Hören, beim Schall, auf scheinbar ganz verschiedene Kör­perorgane verlegt ist, dann wird man sich klar darüber, daß beim Sehen, beim Auge, so etwas vorhanden ist wie eine Art Verständigung mit sich selbst. Das Auge verfährt immer so, wie Sie verfahren, wenn Sie etwas hören, aber es erst, um es zu verstehen, nachsprechen. Die Tätigkeit des Auges ist wirklich so, wie wenn Sie zuhören, aber jetzt noch nicht das Richtige haben würden. Wenn der andere sagt :

«Er schreibt», sind Sie noch nicht klar. «Er schreibt», sagen Sie nach. Dann erst ist die ganze Sache vollzogen. So ist es beim Auge mit den Lichterscheinungen. Das, was durch die eigentümlichen Zusammenhänge in unser Bewußtsein eintritt, daß wir den vitalen Teil des Auges haben, das wird erst zum vollen Erlebnis des Gesichtes dadurch, daß wir es wiedergeben in demjenigen Teil des Auges, der dem Kehlkopf entspricht und der vorne liegt. Wir reden da ätherisch mit uns selbst, indem wir sehen. Es ist ein Selbstgespräch, das das Auge ausführt. Daher kann man gar nicht dasjenige, was das Ergebnis eines Selbstgespräches ist, wo also schon darinnen ist die eigene Aktivität des Menschen, mit demjenigen vergleichen, was nur ein Moment, ein Teil ist, mit dem bloßen Hören. Ich glaube, Sie werden durch diese Betrachtung, wenn Sie sie vollständig bei sich selbst durcharbeiten, außerordentlich viel gewinnen können. Denn Sie sehen daraus, wie sehr die materialistische physikalische Weltbetrach­tung abirrt ins absolut Unreale, indem sie Dinge vergleicht, die eben

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gar nicht miteinander unmittelbar zu vergleichen sind, wie Ohr und Auge, und gerade durch diese rein äußerliche Betrachtungsweise, die nicht auf die realen Totalitäten sieht, kommt man eigentlich ab von einer geistigen Betrachtung der Natur. Bedenken Sie nur, wie sehr die Goethesche Farbenlehre zum Schluß, im sinnlich-sittlichen Teil, logisch das Geistige herausentwickelt aus dem Physikalischen. Und das können Sie niemals, wenn Sie die heutige physikalische Farbenlehre zugrunde legen.

Nun entsteht allerdings jenes Bedenken, das gegenüber dem Schall und dem Ton sich herausbildet, daß man da ja gewissermaßen es auf der flachen Hand liegend hat, daß, wie man sagt, äußerlich nur Schwin­gungen vor sich gehen. Aber Sie mussen sich ja doch die Frage auf­werfen - und ich bitte bei sich selbst zu entscheiden, ob diese Frage, indem sie ordentlich aufgeworfen wird, nicht schon in gewisser Weise beantwortet ist -, ob dann nicht auch folgendes vorliegen könnte. Sehen Sie, wenn Sie hier einen Ballon haben und dieser Ballon mit Luft gefüllt ist, so wird, wenn Sie auch im Ballon ein Loch haben und dieses Loch durch einen Hahn aufschließen können, nichts geschehen, solange die Luft im Innern dieselbe Dichtigkeit hat wie im Äußeren, wenn Sie auch das Loch aufmachen. Wenn Sie aber diesen Ballon luft-leer haben, so wird schon etwas geschehen : Es pfeift hier die äußere Luft hinein, füllt den luftleeren Raum aus. Werden Sie in diesem Falle etwa sagen, daß die Luft, die da später drinnen ist, nur entstanden ist durch dasjenige, was da drinnen vorgegangen ist? Nein, Sie werden doch natürlich sagen : Die Luft ist von außen eingedrungen, aber der leere Raum hat gewissermaßen, rein der Anschauung nach erfaßt, die äußere Luft eingesogen. - Indem wir hier zur Drehung bringen die Scheibe, dann hier durchpfeifen, erzeugen wir einfach Bedingungen, wodurch sich etwas herausstellt, das wir bezeichnen müssen als ein Saugen. Dasjenige, was da später als Ton auftritt, wenn ich die Sirene in Bewegung versetze und die Luft in Schwingungen versetze, ja, das ist vorhanden nur jenseits des Raumes, ist noch nicht im Raume drinnen. Es sind nicht die Bedingungen da, daß es in den Raum hereinkommt, solange ich diese Bedingungen nicht herstelle, ge­radeso, wie für diese äußere Luft die Bedingungen nicht da sind,

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daß sie hier eindringe, solange ich sie nicht herstelle. Dasjenige, was die äußeren Luftschwingungen sind, kann ich lediglich verglei­chen hier mit dem luftleeren Raum, und dasjenige, was dann hörbar wird, kann ich lediglich vergleichen mit etwas, was aus dem Raum außen in den luftleeren Raum hereindringt dadurch, daß die Be­dingungen geschaffen werden. Aber innerlich wesenhaft hat dasjenige, was die Luftschwingungen sind, nichts zu tun mit dem Tone, nur daß, wo diese Luftschwingungen sind, ein Saugprozeß entsteht, um den ton hereinzuholen. Selbstverständlich wird durch die Art der Luft­schwingungen dasjenige modifiziert, was als Ton hereingeholt wird, aber das würde auch modifiziert werden hier in dem luftleeren Raum, wenn ich hier Gänge machen würde und sich die Luft in bestimmten Wegen ausdehnen würde. Dann würden die Linien, in denen sich die Luft ausdehnt, in ihrem Abbild vorhanden sein. So sind äußerlich ab­gebildet die Tonvorgänge in demjenigen, was als Schwingungs­vorgänge vorliegt.

Ja, sehen Sie, so leicht, als durch einige mathematische Vorstel­lungen, die man über Schwingungsvorgänge hat, ist ja das nicht vor­zustellen, was hier einer wirklichen Physik zugrunde liegend angeführt wird. Es macht mehr Ansprüche an das Qualitative im mensch­lichen Denken. Aber ohne daß man diese genügend erfüllt, wird man nur jenes Gebilde erzeugen als physikalisches Weltbild, das sich zu der Wirklichkeit so verhält - jenes physikalische Weltbild, das heute an-gebetet wird -, wie ein Mensch aus Papiermaché sich zu einem leben­digen Menschen verhält. Bedenken Sie das noch einmal, dann am nächsten Freitag weiter.

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NEUNTER VORTRAG Stuttgart, 2. Januar 1920

Es ist mir ja außerordentlich leid, daß diese Auseinandersetzungen gar so sehr improvisiert sind und aphoristisch bleiben müssen, allein es geht eben nicht anders, als Ihnen in diesen Tagen eine Anzahl von Gesichtspunkten zu geben und dann, wenn ich in einiger Zeit wieder­um hier sein werde, die Sache fortzusetzen, so daß Sie dann irgend etwas Abgerundetes mit der Zeit aus diesen Auseinandersetzungen werden bekommen können. Ich muß aber; um Ihnen die paar Ge­sichtspunkte, die ich Ihnen abschließend morgen entwickeln werde und die wiederum möglich machen, daß wir einige Lichter hinwerfen auf die pädagogische Verwertung der naturwissenschaftlichen Er­kenntnisse, ich muß heute Ihren Blick lenken auf die Entwickelung der elektrischen Erscheinungen, der Erscheinungen der Elektrizität, und ich werde anknüpfen an Dinge, die Ihnen eigentlich von der Schulbank her geläufig sind, weil wir eben von da ausgehend dann morgen das Gesamtgebiet der Physik überschauend charakterisieren wollen.

Nicht wahr, die elementaren Dinge der Elektrizitätslehre kennen Sie. Sie wissen, daß es das gibt, was man die Reibungselektrizität nennt, daß man eine Glasstange zum Entfalten einer Kraft bringt, in­dem man sie mit irgendeinem Reibzeug, wie man es nennt, reibt, oder auch eine Harzstange, daß dadurch die Glasstange oder Harzstange, wie man sagt, elektrisch wird, das heißt kleine Körper, Papietschnitzel­chen, anzieht. Sie wissen auch, daß die Beobachtung der Erscheinun­gen allmählich ergeben hat, daß in ihrer Entfaltung verschieden sind die beiden Kräfte, die ausgehen im einen Fall von der geriebenen Glasstange, im anderen Fall von der geriebenen Harzstange oder der Sie­gellackstange: Wenn die Stange veranlaßt worden ist, Papierschnitzel­chen anzuziehen, so wird dasjenige, was von der Glasstange in einer bestimmten Weise, wie man sagt, elektrisch durchtränkt wird, in der entgegengesetzten Weise von der Harzstangen-Elektrizität elektrisch durchtränkt, und man unterscheidet daher, indem man sich mehr an

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das Qualitative anschließt, Glaselektrizität und Harzelektrjzität, oder, indem man das bloß mehr allgemein ausdrückt, positive Elektrizität und negative Elektrizität. Die Glaselektrizität würde die positive, die Harzelektrizität die negative sein.

Nun ist das Eigentümliche, daß positive Elektrizität negative Elek­trizitat immer in gewisser Weise herbeizieht. Sie können diese Er­scheinung an der sogenannten Leidener Flasche ersehen, also jenem Gefäß, das außen mit einem elektrisierbaren Belag versehen ist, das hier dann isoliert ist, das dann im Innern mit einem anderen Belag ver­sehen ist, der sich fortsetzt in eine Metallstange mit einem Metall­knopf. Wenn man nun eine Metallstange elektrisch gemacht hat

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und diese Elektrizität mitteilt - was man kann - dem äußeren Belag, so wird der äußere Belag zum Beispiel positiv elektrisch, erzeugt die Erscheinungen der positiven Elektrizität. Dadurch aber wird der innere Belag negativ elektrisch. Und wir können, wie Sie wissen, dann, indem wir verbinden den Belag, der mit positiver Elektrizität angefüllt ist, und den Belag, der mit negativer Elektrizität angefüllt ist, es zu einer Verbindung der positiv elektrischen und negativ elektrischen Kraft bringen, wenn wir sie in eine solche Lage versetzen, daß die eine Elektrizität sich bis hierher fortsetzen kann und gegenübersteht der

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anderen. Sie stehen sich mit einer gewissen Spannung gegenüber und fordern ihren Ausgleich. Es springt der Funke von dem einen Belag auf den andern über. Wir sehen also, daß Elektrizitätskräfte, die sich so gegenüberstehen, eine gewisse Spannung haben und zum Ausgleich streben. Der Versuch wird vor Ihnen oftmals gemacht worden sein.

Sie sehen hier die Leidener Flasche. Aber wir brauchen noch eine Gabel. Ich will einmal hier laden. Es ist noch zu schwach. Ein bißchen stoßen sich die Plättchen ab. Es würde also, wenn wir hier genügend laden würden, die positive Elektrizität die negative hervor-rufen, und wir würden, wenn wir beide einander gegenüberstehend hätten, durch eine Entladungsgabel den Funken zum Überspringen bringen. Sie wissen aber auch, daß diese Art, elektrisch zu werden, mit dem Ausdruck Reibungselektrizität bezeichnet wird, weil man es zu tun hat eben mit der durch Reibung hervorgegangenen, irgendwie gearteten Kraft - so möchte ich vorläufig sagen.

Nun wurde, wie ich Ihnen auch nur zu wiederholen brauche, eigent­lich erst um die Wende des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts zu dieser Reibungselektrizität hinzugefunden, entdeckt dasjenige, was man Berührungselektrizität nennt. Und damit wurde für die moderne Physik ein Gebiet eröffnet, das sich gerade außerordentlich fruchtbar erwiesen hat für die materialistische Ausgestaltung der Physik. Ich brauche Sie auch da nur an das Prinzip zu erinnern. Ga/vani beobach­tete einen Froschschenkel, der in Verbindung war mit Metallplatten und der in Zuckungen geriet, und hatte damit eigentlich, man möchte sagen, etwas außerordentlich Bedeutsames gefunden, hatte zwei Dinge zugleich gefunden, die nur voneinander abgetrennt werden mußten und die heute noch nicht ganz sachgemäß voneinander abgetrennt sind zum Unheil der naturwissenschaftlichen Betrachtungen. Galvani hatte dasjenige gefunden, was wenig später Volta eben als die eigent­liche Berührungselektrizität bezeichnen konnte. Er hatte die Tatsache gefunden, daß, wenn zwei verschiedene Metalle sich so berühren, daß ihre Berührung vermittelt wird durch entsprechende Flüssigkeiten, so entsteht eine Wechselwirkung, die in Form einer elektrischen Strö­mung von dem einen Metall zu dem andern sich äußern kann. Damit haben wir die elektrische Strömung, die verläuft rein auf dem Gebiete

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des unorganischen Lebens scheinbar, wir haben aber, indem wir hin-blicken auf dasjenige, was Galvani eigentlich bloßlegte, auch noch das, was man gewissermaßen als physiologische Elektrizität bezeichnen kann, einen Kraftspannungszustand, der eigentlich immer besteht zwischen Muskel und Nerv und der geweckt werden kann, wenn elektrische Ströme durch Muskel und Nerv hindurchgeführt werden. So daß in der Tat dasjenige, was Galvani damals gesehen hat, zweier­lei enthielt: Dasjenige, das man einfach auf unorganischem Gebiet nachbilden kann, indem man Metalle durch Vermittlung von Flüssig­keiten zur Ausbildung der elektrischen Ströme bringt, und dasjenige, was in jedem Organismus ist, bei gewissen elektrischen Fischen und anderen Tieren besonders hervortritt als Spannungszustand zwischen Muskel und Nerv, der sich für den äußeren Anblick ähnlich ausnimmt in seinem Ausgleich wie strömende Elektrizität und ihre Wirkungen. Damit war aber alles dasjenige gefunden, was dann zu gewaltigen wissenschaftlichen Erkenntnisfortschritten auf materialistischem Ge­biete einerseits geführt hat, was auf der anderen Seite so gewaltige, epochemachende Grundlagen für die Technik ergeben hat.

Nun handelt es sich darum, daß ja das neunzehnte Jahrhundert hauptsächiich angefüllt war von der Anschauung, man müsse etwas herausfinden, was als ein abstrakt Einheitliches allen Naturkräften

- wie man sie nennt - zugrunde liegt. In dieser Richtung hatte man ja auch dasjenige, wovon ich Ihnen schon gesprochen habe, ausgedeutet, was in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Julius Robert Mayer, der bekannte geniale Heilbronner Arzt, zutage gefördert hat. Wir haben vorgeführt, was von ihm zutage gefördert worden ist: Wir haben mechanische Kraft entwickelt, indem wir ein Schwungrad in Drehung gebracht haben, das Wasser in innere mechanische Tätigkeit versetzt haben. Dadurch aber ist das Wasser wärmer geworden. Die Erwärmung konnten wir nachweisen, und man kann sagen, daß diese Entwickelung der Wärme eine Wirkung ist der mechanischen Lei­stung, der mechanischen Arbeit, die da war. Diese Dinge hat man so ausgedeutet, daß man sie auf die verschiedensten Naturerscheinungen angewendet hat, was man ja auch in gewissen Grenzen leicht konnte. Man konnte die Entfaltung von chemischen Kräften bewirken, konnte

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sehen, wie auch aus der Entfaltung von chemischen Kräften Wärme sich bildet, man konnte umgekehrt Wärme gebrauchen, wie es ja in der Dampfmaschine geschieht im umfassendsten Sinne, um mecha­nische Arbeit hervorzurufen. Man hat den Blick insbesondere ge­richtet auf diese sogenannte Umwandelung der Naturkräfte, und man war dazu veranlaßt durch dasjenige, was man immer weiter ausgebildet hat, was bei Julius Robert Mayer seinen Anfang genommen hat, daß man zahienmäßig berechnen kann, wieviel Wärme notwendig ist, um eine bestimmte, meßbare Arbeit hervorzubringen, und umgekehrt, wieviel mechanische Arbeit notwendig ist, um ein bestimmtes, meß­bares Wärmequantum hervorzubringen. Man stellte sich vor, obwohl zunächst nicht Veranlassung dazu vorhanden ist, daß sich einfach ver­wandle Arbeit, die man verrichtet hat, indem man die Schaufel-scheiben im Wasser in Drehung versetzt hat, daß sich diese mecha­nische Arbeit in Wärme umgewandelt habe. Man nahm an, daß sich, wenn wir Wärme anwenden in der Dampfmaschine, diese Wärme um­wandelt in dasjenige, was dann als mechanische Leistung auftritt. Diese Richtung des Denkens nahm das physikalische Nachsinnen im neunzehntenJahrhundert an, und daher war es bestrebt, Verwandtschaft zu finden zwischen den verschiedenen sogenannten Naturkräften, Ver­wandtschaften, die zeigen sollten, daß wirklich irgend etwas abstrakt Gleiches in all diesen verschiedenen Naturkräften eigentlich steckt.

Eine gewisse Krönung hat dieses Bestreben gefunden, als am Ende des neunzehnten oder gegen das Ende des neunzehnten Jahrhunderts mit einer gewissen Genialität der Physiker Hertz die sogenannten elektrischen Wellen gefunden hat - also auch hier Wellen -, welche eine gewisse Berechtigung gaben, dasjenige, was als Elektrizität sich ausbreitet, in Verwandtschaft zu denken mit demjenigen, was als Licht sich ausbreitet, das man ja auch als eine wellenförmige Bewegung des Äthers sich dachte. Daß dasjenige, was man als Elektrizität an­zusprechen hatte, namentlich in der Form der strömenden Elektrizität, nicht so einfach mit den primitiven mechanischen Grundbegriffen zu erfassen ist, sondern eigentlich notwendig macht, ein wenig schon den Ausblick der Physik auf das Qualitative zu erweitern, das hätte schon zeigen können das Vorhandensein dessen, was man Induktionsströme

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nennt, wo dadurch, daß - ich will das hier nur roh andeuten - ein elektrischer Strom im Draht sich bewegt, ein in der Nähe befindlicher Strom entsteht einfach dadurch, daß der eine Draht in der Nachbar­schaft des anderen ist. Es geschehen also Wirkungen der Elektrizität durch den Raum durch - so könnte man etwa sagen.

Nun war es Hertz gelungen, auf das ganz Interessante zu kommen, daß in der Tat die Ausbreitung der elektrischen Agenzien etwas Ver­wandtes hat mit allem, was sich wellenförmig ausbreitet oder so ge­dacht werden kann. So hatte Hertz gefunden, daß, wenn man etwa einen elektrischen Funken erzeugt auf dieselbe Weise, wie er hier er­zeugt wird, das heißt die Spannung zur Entwicklung bringt, so würde man das Folgende erreichen können: Nehmen Sie an, hier hätten wir diesen überspringenden Funken. Wir würden immer die Möglichkeit haben, an einem entsprechenden Ort, irgendwo anders, zwei solche

- man könnte sie kleine Induktoren nennen - einander gegenüber-zustellen. Sie müssen nur an einem bestimmten Orte sich gegenüber­gestellt werden. Es würde in einiger entsprechender Entfernung ent­stehen können ein Überspringen auch hier, was ja keine andere Er­scheinung wäre als eine solche, die ähnlich ist derjenigen, wo meinet­willen hier eine Lichtquelle ist, hier ein Spiegel, der den Lichtkegel reflektiert, durch einen anderen Spiegel hier sammelt und wo hier das Bild dann erscheint. Man kann sprechen von einer Ausbreitung des Lichtes und von einer Wirkung, die in der Entfernung sich vollzieht.

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So konnte auch Hertz sprechen von einer Ausbreitung der Elektri­zität, deren Wirkung in entsprechender Entfernung wahrnehmbar ist, und hatte damit nach seiner und anderer Auffassung das zustande

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gebracht, was ein Beweis wäre dafür, daß wirklich durch die Elektrizität sich etwas verbreitet, was einer wellenförmigen Bewegung entspricht so, wie man sich überhaupt wellenförmige Bewegungen in ihrer Ausbreitung denkt. Wie also das Licht durch den Raum sich ver­breitet und zur Wirkung gelangt in Enifernungen, wenn es auf andere Körper auftrifft und gewissermaßen da entfaltet werden kann, so können auch die elektrischen Wellen sich ausbreiten und in der Ent­fernung wieder entfalten. Das liegt dann zugrunde der sogenannten drahtlosen Telegraphie, wie Sie wissen, und man hat es also mit einer gewissen Erfüllung der Lieblingsidee der Physiker des neunzehnten Jahrhunderts zu tun, daß man, was man beim Schall sich vorstellt als Wellenzüge und beim Licht sich vorstellt als Wellenzüge, was man begonnen hat, weil die Wärmeerscheinungen ähnliche Erscheinungen aufweisen, bei der sich verbreitenden Wärme als Wellenbewegung sich vorzustellen, daß man das auch bei der Elektrizität sich vorstellen konnte, bei der man sich nur recht lange Wellen vorzustellen hat. Es war gewissermaßen damit etwas geliefert, was wie unwiderleglich be­wies, daß die Denkweise der Physik im neunzehnten Jahrhundert voll begründet ist.

Und dennoch, es ist mit den Hertzschen Versuchen etwas gegeben, was darauf hinweist, daß mit ihnen eigentlich ein AbscHuß des Alten sich vollzogen hat. Sehen Sie, alles dasjenige, was sich in gewissen Gebieten vollzieht, das kann ja doch eigentlich nur innerhalb dieser gewissen Gebiete auch entsprechend beurteilt werden. Wenn wir jetzt Revolutionen erlebt haben,so erscheinen uns diese als gewaltige Er­schütterungen des sozialen Lebens, weil wir eben auf ihre Gebiete be­sonders hinschauen. Derjenige, der auf das hinschaut, was mit den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts und mit den anderthalb Jahrzehnten dieses Jahrhunderts geschehen ist auf dem Gebiet der Phy­sik, der muß sagen, daß sich da eigentlich eine Revolution vollzogen hat, die in ihrem Gebiete viel stärker ist als auf dem ihrigen die äußere Revolution. Denn man braucht nicht mehr und nicht weniger zu sagen, als daß man auf physikalischem Gebiete in einer vollständigen Auf­lösung der alten physikalischen Begriffe im Grunde genommen dar­innensteckt und daß sich die Physiker nur noch wehren, diese Auflösung

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wirklich zuzugeben. Während dasjenige, was Hertz zutage ge­fördert hat, durchaus die Abendröte des Alten noch ist, weil es eigent­lich dazu geführt hat, die alte Wellentheorie zu erhärten, ist dasjenige, was später gekommen ist, was auch schon zu Hertzens Zeit vorhanden war, gewissermaßen schon vorbereitend da war, das ist von revolutio­nierender Bedeutung für die Physik geworden. Und das besteht dar­innen, daß man den elektrischen Strom, der erzeugt und weitergeleitet werden kann, nun leitet durch Röhren, in denen die Luft ausgepumpt ist bis zu einem gewissen Grade, so daß man also den elektrischen Strom leitet durch eine Luft, die außerordentlich stark verdünnt ist. Sie sehen hier den Spannungszustand einfach dadurch hervorgerufen, daß die Enden, an denen sich die Elektrizität entladen kann, so weit auseinandergeschoben sind, wie hier die Röhrenlänge ist, so daß das­jenige, was man eine Spitze nennen kann, durch die sich die positive Elektrizität entlädt, der positive Pol, auf der einen Seite ist und der negative Pol auf der anderen Seite. Zwischen diesen beiden Spitzen entlädt sich die Elektrizität, und die farbige Linie, die Sie hier sehen, ist der Weg, den die Elektrizität nimmt. So daß man sagen kann: Das­jenige, was sonst durch die Drähte geht, das nimmt, indem es sich durch die verdünnte Luft fortpflanzt, diese Form an, die Sie hier sehen. Das ist bei stärker verdünnter Luft noch stärker. Sie sehen schon hier, daß gewissermaßen eine Art Bewegung stattfindet von der einen und anderen Seite her, wie sich die Erscheinung wesentlich modifi­ziert. So haben wir also die Möglichkeit, dasjenige, was durch den Draht als Elektrizität strömt, auf einem Teil seines Weges gewisser­maßen so zu behandeln, daß es in Wechselwirkung mit anderem etwas zeigt von seiner inneren Wesenheit. Es zeigt sich, wie es ist, indem es sich nicht durch den Draht verbergen kann. Beobachten Sie das grüne Licht an dem Glas! Das ist fluoreszierendes Licht.

Es tut mir leid, daß ich die Sachen nicht genauer besprechen kann, aber ich würde nicht erreichen, was ich erreichen möchte, wenn ich nicht so skizzenhaft spräche.

Sie sehen, was da durchgeht, in einem sehr zerstobenen Zustand in der stark verdünnten Luft der Röhre. Nun, die Erscheinungen, die sich so in luft- oder gasverdünnten Röhren zeigten, die brauchen

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nur studiert zu werden - die mannigfachsten Persönlichkeiten haben sich an diesem Studium beteiligt, unter anderen hat sich daran be­teiligt Crookes. Es handelt sich darum, zu verfolgen, wie sich die Erscheinungen in der Röhre eigentlich verhalten, und mit den Er­scheinungen, die sich in der Röhre ergeben, Versuche zu machen. Nun, gewisse Versuche, die zum Beispiel auch Crookes gemacht hat, die bezeugten, daß dasjenige, was da, ich möchte sagen, als innerer Charakter der Elektrizität sich zeigt, wo wir sie bloßgelegt haben, nicht zu tun haben kann mit irgend etwas, was sich so fortpflanzt, wie man sich vorstellen wollte, daß sich das Licht durch Wellen­bewegungen des Äthers fortpflanzt. Denn dasjenige, was da hin-schießt durch die Röhre, das hat merkwürdige Eigenschaften, Eigen­schaften, die stark erinnern an die Eigenschaften desjenigen, was einfach Materielles ist. Wenn Sie einen Magneten haben oder einen Elektro-Magneten - ich muß da appellieren an dasjenige, was Sie schon wissen, es kann heute nicht alles besprochen werden -, so können Sie Materielles anziehen durch den Magneten. Dieselbe Eigenschaft, angezogen werden zu können durch den Magneten, die hat auch dieser Lichtkörper, der da durchgeht, diese modifizierte Elektrizität. Sie verhält sich ganz so zu einem Magneten, wie sich Materie zum Magneten verhält. Das magnetische Feld modifiziert dasjenige, was da durchschießt.

Solche und ähnliche Versuche haben Crookes und andere Personen dazu geführt, sich vorzustellen, daß da drinnen nicht das ist, was man im alten Sinne eine fortschreitende Wellenbewegung nennen kann, sondern daß da drinnen materielle Teilchen sind, die durch den Raum schießen und die als materielle Teilchen angezogen werden von der magnetischen Kraft. Crookes nannte daher dasjenige, was da hinüber-schießt, strahlende Materie, und er stellte sich vor, daß durch die Ver­dünnung nach und nach die Materie, die da drinnen ist in der Röhre, in einen solchen Zustand gekommen ist, daß sie nicht nur ein Gas ist, sondern etwas ist, was schon über den Gaszustand hinausgeht, was eben strahlende Materie ist, Materie, deren einzelne Teile durch den Raum strahlen, die also gewissermaßen fein zerteilter Staub ist, dessen Körnchen durch die elektrische Ladung selbst die Eigenschaft haben,

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durch den Raum zu schießen. Diese Teilchen selbst, die würden nun an­gezogen von der elektromagnetischen Kraft. Daß sie angezogen wür­den, das beweise eben, daß wir es zu tun haben mit den letzten Resten von wirklichem Materiellem, nicht bloß mit einer Bewegung nach der Art der im alten Sinn gedachten Ätherbewegung. Diese Versuche konnte man insbesondere machen mit demjenigen, was ausstrahlt, was sich als Ausstrahlendes ergab von dem negativ elektrischen Pol, von der sogenannten Kathode, und man studierte da diese Ausstrahlungen der Kathode und nannte sie Kathodenstrahlen. Damit also war, ich möchte sagen, die erste Bresche in die alte physikalische Auffassung geschlagen. Man hatte in den Hittorfschen Röhren einen Vorgang, der bewies, daß man es eigentlich mit einem durch den Raum gehenden Materiellen, durch den Raum schießenden Materiellen, wenn auch in sehr fein verteiltem Zustande, zu tun hat. Was in dem steckt, was man die Materie nannte, war ja damit nicht ausgemacht, aber es war jeden­falls auf etwas hingedeutet, was man mit dem Materiellen identifi­zieren mußte.

Crookes war es also klar, daß er es da mit durch den Raum hin­durchstäubendem Materiellem zu tun hatte. Diese Anschauung er­schütterte die alte Wellenlehre. Auf der anderen Seite aber kamen dann wiederum andere Versuche, welche nun die Cröokessche Anschauung nicht rechtfertigten. So gelang es Lenard 1893, diese sogenannten Strahlen, die von diesem Pol ausgehen, von ihrem Weg abzubringen

- man kann sie ja abbringen -, und er konnte sie nach außen leiten, konnte eine Aluminiumwand einschalten und durch sie die Strahlen leiten. Da entstand zunächst die Frage: Kann das so einfach sein, daß materielle Teilchen da so ohne weiteres durch eine materielle Wand durchgehen? - Man mußte also wieder die Frage aufwerfen: Sind das also materielle Teilchen, die da durch den Raum stieben? Ist es nicht doch etwas anderes, was durch den Raum stiebt? - Nun, sehen Sie, das führte allmählich dazu, einzusehen, daß man weder mit dem alten Schwingungsbegriff noch mit dem alten Materiebegriff auf diesem Gebiete weiterkommt. Man war gewissermaßen in der Lage, durch die Hittorfschen Röhren der Elektrizität auf ihren Schleichwegen nachzugehen. Man hatte hoffen können, Wellenzüge zu finden; man

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konnte sie nicht finden. Man hatte sich nun damit getröstet: Also ist es durch den Raum schießende Materie. Auch das ging wiederum nicht recht, und so sagte man sich zum Schlusse, was nun tatsächlich durch die verschiedensten Versuche, von denen ich nur einzelne cha­rakteristische Ihnen hier anführen konnte, herauskam: Es sind nicht Schwingungen vorhanden, es ist auch nicht eine solche zerstäubte Ma­terie, sondern es ist bewegte, strömende Elektrizität vorhanden. Die Elektrizität selbst strömt, aber sie zeigt, indem sie strömt, gewisse Eigenschaften, durch die sie sich verhält zu anderem, sagen wir zum Magneten, wie Materie. Natürlich, wenn Sie eine Kugel durch den Raum schießen lassen und Sie lassen sie am Magneten vorbeigehen, so wird sie von ihrem Wege abgelenkt. So macht es auch die Elektrizität. Das spricht dafür, daß sie etwas Materielles ist. Aber da sie ohne wei­teres durch eine Aluminlumplatte durchgeht wiederum, erweist sie sich doch wiederum nicht als Materie. Materie macht ja zum Beispiel ein Loch, wenn sie durch andere Materie durchgeht. Also sagte man:

strömende Elektrizität.

Diese strömende Elektrizität, sie zeigte nun die allermerkwürdigsten Dinge, und ich möchte sagen: An der Richtung, die sich ergab für die Betrachtung, konnte man die merkwürdigsten Entdeckungen machen. So konnte man nach und nach verfolgen, wie ebenso Ströme ausgehen von dem anderen Pol, die sich begegnen mit den Kathodenstrahlen. Man nennt dieses Ende die Anode und bekam die Strahlen, die Kanal-strahlen genannt wurden. So daß man in einer solchen Röhre zwei sich begegnende Strahlen zu haben glaubte.

Etwas besonders Interessantes ergab sich in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts, als Röntgen die Kathodenstrahlen leitete, auf­fing, könnte man sagen, auf eine Art Schirm, den er in den Weg der Kathodenstrahlen stellte. Wenn man die Kathodenstrahlen auffangen läßt durch einen Schirm, so bekommt man eine Modifikation dieser Strahlen. Sie gehen modifiziert weiter, und man bekommt Strahlen, die auf gewisse Körper elektrisierend wirken, die sich auch zeigen in Wech­selwirkung mit gewissen magnetischen und elektrischen Kräften. Man bekommt dasjenige, was man gewohnt worden ist, die Röntgenstrah­len oder X-Strahlen zu nennen. Daran haben sich wieder andere Entdeckungen

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geschlossen. Sie wissen, daß diese Röntgenstrahlen die Eigenschaft haben, daß sie durch die Körper gehen können, ohne daß sie wahrnehmbare Störungen hervorrufen, daß sie durch das Fleisch, durch die Knochen gehen in verschiedener Art, so daß sie große Bedeutung gewonnen haben für die Physiologie und Anatomie.

Nun trat eine Erscheinung auf, die nötig macht, sich weitere Ge­danken zu machen. Es trat die Erscheinung auf, daß, wenn diese Ka­thodenstrahlen oder ihre Modifikationen Glaskörper oder andere Körper treffen, zum Beispiel die Materie, die aus gewissen chemisch-theoretischen Untergründen heraus Bariumplatinzyanür genannt wird, eine gewisse Art von Fluoreszenz hervorgerufen wird, das heißt, daß diese Materien leuchtend werden dadurch. Da sagte man sich, da müssen diese Strahlen wiederum weiter modifiziert worden sein. Man hat es da also mit einer ganzen Menge von Strahlenarten zu tun. Die Strahlen, die da direkt kamen von dem negativen Pol, die erwiesen sich als modifizierbar durch allerlei anderes. Man hat nun versucht, Körper zu finden, von denen man geglaubt hat, daß sie diese Modifikation sehr stark hervorrufen können, daß sie also sehr stark diese hingeworfenen Strahlen in etwas anderes verwandeln, zum Bei­spiel in Fluoreszenzstrahlen. Und auf diese Weise ist man darauf ge­kommen, daß man Körper haben kann wie zum Beispiel Uransalze, die gar nicht nötig haben, unter allen Umständen erst bestrahlt zu werden, sondern die unter gewissen Verhältnissen selbst diese Strahlen wiederum aussenden, die also die innere Eigenschaft haben, solche Strahlen auszusenden. Und unter diesen Körpern waren ja insbeson­dere die Körper, die man die radiumhaltigen nennt. Da haben gewisse Körper höchst merkwürdige Eigenschaften. Sie strahlen, sagen wir, zunächst gewisse Kraftlinien aus, die in merkwürdiger Weise behan­delt werden können. Wenn wir solch eine Ausstrahlung haben von einem radiumhaltigen Körper - der Körper ist in einem Bleitröglein drinnen, und wir haben hier die Ausstrahlung -, so können wir diese Ausstrahlung mit dem Magneten untersuchen. Dann finden wir, daß sich etwas absondert von dieser Ausstrahlung, das wir durch den Magneten stark hier herüberleiten können, das dann diese Form an-nimmt. Etwas anderes bleibt starr und pflanzt sich in dieser Richtung

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fort, wieder etwas anderes wird in entgegengesetztem Sinn abgelenkt, das heißt, es steckt hier ein Dreifaches darinnen. Zuletzt hatte man schon gar nicht mehr genug Namen, um das zu bezeichnen. Des­halb nannte man dasjenige, was nach rechts abgelenkt werden kann,

b-Strahlen, die der geraden Linie folgenden die y-Strahlen und die nach entgegengesetzter Richtung abgelenkten die a-Strahlen. Wenn

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man gewisse Rechnungen anstellt, dann kann man dadurch, daß man einen Magneten an dasjenige, was da strahlt, seitlich herankommen läßt, die Ablenkung studieren und damit die Geschwindigkeit. Und da stellte sich das Interessante heraus, daß die b-Strahlen etwa sich be­wegen mit 9/10 Lichtgeschwindigkeit, die a-Strahlen mit etwa 1/10 Licht­geschwindigkeit. Wir haben also da gewissermaßen Kraft-Explosio­nen, die wir getrennt haben, analysiert haben, und die uns zeigen, wie sie auffallende Verschiedenheiten in der Geschwindigkeit haben.

Ich erinnere Sie an dieser Stelle, daß wir rein geistig im Beginne dieser Betrachtungen die Formel zu erfassen versuchten: v =s/t und gesagt haben, daß das Reale im Raum die Geschwindigkeit ist, daß es die Geschwindigkeit ist, was einen berechtigt, hier von Wirklichem zu sprechen. Hier sehen Sie, wie dasjenige, was da, ich möchte sagen, herausexplodiert, sich hauptsächlich dadurch charakterisiert, daß man es zu tun hat mit verschieden stark aufeinander wirkenden Geschwin­digkeiten. Denken Sie sich nur einmal, was das bedeutet, daß in dem­selben Kraftzylinder, der hier herausstrahlt, etwas drinnen ist, was sich 9mal so schnell bewegen will als das andere, daß also eine schießende

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Kraft, die zurückbleiben will gegen die andere, die 9 mal so schnell gehen will, sich geltend macht. Nun bitte ich, ein wenig auf dasjenige zu sehen, wovon nur Anthroposophen das Recht haben, es heute noch nicht als Verrücktheit anzusehen. Ich bitte, sich daran zu erinnern, wie oft und oft wir sprechen mußten, daß in den größten uns überschau­baren Aktionen der Welt Geschwindigkeitsunterschlede das Wesent­liche sind. Wodurch spielen denn in unsere Gegenwart wichtigste Er­scheinungen herein? Dadurch, daß mit verschiedener Geschwindig­keit die normalen, die luziferischen, die ahrimanischen Wirkungen ineinanderspielen, daß Geschwindigkeitsdifferenzen in den geistigen Strömungen, denen das Weltgefüge unterworfen ist, vorhanden sind. Der Weg, der sich der Physik eröffnet hat in der letzten Zeit, zwingt sie, auf Geschwindigkeitsdifferenzen in einem ganz ähnlichen Sinn, vorläufig ganz unbewußt, einzugehen, wie sie die Geisteswissenschaft geltend machen muß für die umfassendsten Agenzien der Welt.

Es ist aber damit noch nicht erschöpft alles dasjenige, was da aus diesem Radiumkörper herausstrahlt, sondern es strahlt noch etwas anderes heraus, was wiederum in seinen Wirkungen nachgewiesen werden kann und was sich in diesen Wirkungen zeigt als etwas, das ausstrahlt wie eine Ausstrahlung der Radiummaterie, was sich aber nach und nach nicht mehr als Radium zeigt, sondern zum Beispiel als Hellum, was ein ganz anderer Körper ist. Dieses Radium sendet also nicht nur dasjenige, was da in ihm ist, als Agenzien aus, sondern gibt sich selber hin und wird dabei etwas anderes. Mit der Konstanz der Materie hat das nicht mehr viel zu tun, sondern mit einer Metamor­phose der Materie.

Nun habe ich Ihnen heute Erscheinungen vorgeführt, welche alle verlaufen in einem Gebiet, das man nennen könnte das elektrische Gebiet. Diese Erscheinungen, sie haben alle ein Gemeinsames, näm­lich das Gemeinsame, daß sie sich zu uns selber ganz anders verhalten als zum Beispiel die Schall-, die Licht- und selbst die Wärmeerschei­nungen. In Licht, Schall und Wärme schwimmen wir gewissermaßen so darinnen, wie wir das in den vorhergehenden Betrachtungen be­schrieben haben. Das können wir von den elektrischen Erscheinungen nicht so ohne weiteres sagen. Denn Elektrizität nehmen wir nicht als

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so etwas Spezifisches wahr wie das Licht. Wir nehmen selbst dann, wenn die Elektrizität gezwungen wird, sich uns zu enthüllen, sie durch eine Lichterscheinung wahr. Das hat ja längst dazu geführt, daß man immer sagt: Elektrizität hat keinen Sinn im Menschen. Das Licht hat im Menschen das Auge als Sinn, der Schall das Ohr, für die Wärme ist eine Art von Wärmesinn konstruiert; für die Elektrizität ist so etwas Ähnliches, sagt man, nicht vorhanden. Man nimmt sie mittelbar wahr. Aber über diese Charakteristik des mittelbaren Wahrnehmens kann man eben nicht hinausgehen, wenn man nicht vorrückt zu einer sol­chen naturwissenschaftlichen Betrachtung, wie wir sie her wenigstens inauguriert haben. Wenn wir uns dem Lichte exponieren, so tun wir es so, daß wir in dem Lichtelemente darinnen schwimmen und wir selber an ihm, wenigstens teilweise, mit unserem Bewußtsein teilnehmen; ebenso bei der Wärme, beim Schall, beim Ton. Das können wir nicht sagen bei der Elektrizität.

Aber nun bitte ich Sie, sich daran zu erinnern, wie ich Ihnen immer vorgeführt habe, wie wir Menschen eigentlich, grob gesprochen, Doppelwesen sind, in Wirklichkeit eigentlich dreigliedrige Wesen:

Denkwesen, Fühlwesen, Willenswesen, und ich konnte Ihnen immer zeigen, daß wir eigentlich nur in unserem Denken wachen, daß wir in unseren Gefühlen träumen, in unseren Willensvorgängen, auch wenn wir wachend sind, schlafen. Die Willensvorgänge erleben wir nicht unmittelbar, wir verschlafen dasjenige, was im wesent­lichen Wille ist, und in diesen Betrachtungen habe ich Sie darauf hingewiesen, wie, wenn wir in den physikalischen Formeln, wo wir das m = Masse hinschreiben, wenn wir da übergehen von dem bloßen Zählbaren, von der Bewegung und von der Zeit, vom Raum, zu etwas, was nicht bloß phoronomisch ist, wie wir uns klar sein müssen, daß dem entspricht ein Übergehen unseres Bewußtseins in einen Schlafzustand. Wenn Sie unbefangen betrachten diese Gliede­rung der menschlichen Wesenheit, so können Sie sich sagen: Das Er­leben von Licht, Schall, Wärme fällt bis zu einem gewissen Grade, bis zu einem gewissen hohen Grade in das Feld, das wir mit unserem Sinnesvorstellungsleben umfassen, besonders stark die Lichterschei-nungen. So daß sich das einfach dadurch, daß wir unbefangen den

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Menschen studieren, als verwandt zeigt mit unseren bewußten Seelen­kräften. Indem wir zum eigentlich Massenhaften, zum Materiellen vorschreiten, nähern wir uns demjenigen, was verwandt ist mit den Kräften, die sich in uns entwickeln, wenn wir schlafen.

Genau denselben Weg machen wir, wenn wir aus dem Gebiet des Lichtes, des Schalles, der Wärme hinuntersteigen in das Gebiet der elektrischen Erscheinungen. Wir erleben unsere Willenserscheinungen nicht direkt, sondern dasjenige, was wir von ihnen vorstellen können; wir erleben die elektrischen Erscheinungen der Natur nicht direkt, sondern dasjenige, was sie heraufliefern in das Gebiet des Lichtes, des Schalles, der Wärme und so weiter. Wir betreten nämlich für die Außenwelt, ich möchte sagen, denselben Orkus, indem wir schlafen, den wir betreten in uns selbst, wenn wir aus unserem vorstellenden, bewußten Leben hinuntersteigen in unser Willensleben. Während ver­wandt ist alles dasjenige, was Licht, Schall, Wärme ist, mit unserem bewußten Leben, ist innig verwandt alles dasjenige, was auf dem Ge­biet der Elektrizität und des Magnetismus sich abspielt, mit unserem unbewußten Willensleben. Und das Auftreten der physiologischen Elektrizität bei gewissen niederen Tieren, das ist nur ein sich an einer bestimmten Stelle der Natur äußerndes Symptom für eine sonst nicht bemerkbare, aber allgemeine Erscheinung: Überall, wo Wille durch den Stoffwechsel wirkt, wirkt ein den äußeren elektrischen und magne­tischen Erscheinungen Ähnliches. Und man steigt eigentlich, indem man auf den komplizierten Wegen, die wir heute nur roh skizzieren konnten, in das Gebiet der elektrischen Erscheinungen hinunter-steigt, in dasselbe Gebiet hinunter, in das man hinuntersteigen muß, wenn man überhaupt nur zur Masse kommt. Was tut man, wenn man Elektrizität und Magnetismus studiert? Man studiert die Materie konkret. Steigen Sie zur Materie hinunter, indem Sie Elektrizität und Magnetismus studieren! Und es ist wahr, recht wahr, was ein eng­lischer Philosoph gesagt hat: Früher hat man in verschiedenster Weise geglaubt, daß der Elektrizität Materie zugrunde liegt. Jetzt muß man annehmen, daß dasjenige, was man als Materie glaubt, eigentlich nichts anderes ist als flüssige Elektrizität. Früher hat man die Materie atomisiert. Jetzt denkt man: Die Elektronen, die bewegen

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sich durch den Raum und haben ähnliche Eigenschaften wie früher die Materie. Man hat den ersten Schritt gemacht - nur gibt man ihn noch nicht zu - zur Überwindung der Materie und den ersten Schritt dazu, anzuerkennen, daß man hinuntersteigt im Reich der Natur, indem man von den Licht-, Schall-, Wärme-erscheinungen zu den elektrischen Erscheinungen übergeht, daß man hinuntersteigt zu demjenigen, was sich zu jenen Erscheinungen ver­hält wie unser Wille zu unserem Vorstellungsleben. Das möchte ich Ihnen auf die Seele legen als ein Fazit der heutigen Betrachtung. Ich will Ihnen ja hauptsächlich das sagen, was Sie in den Büchern nicht vorfinden. Was davon doch vorgeführt wird, möchte ich nur sagen als etwas, was das andere begründet.

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ZEHNTER VORTRAG Stuttgart, 3. Januar 1920

Ich möchte als einen vorläufigen Schluß dieser paar improvisierten Stunden, die naturwissenschaftliche Betrachtungen enthielten, Ihnen heute einige Richtlinien geben, die Ihnen nützlich sein können, um selbst solche Naturbetrachtungen an der Hand charakteristischer Tat­sachen, die man sich durch das Experiment vor Augen führen kann, sich zu bilden. Es handelt sich ja heute im naturwissenschaftlichen Ge­biete, namentlich für den Lehrenden, sehr stark darum, daß er sich hineinfinde in eine richtige Vorstellungsart und Betrachtungsweise desjenigen, was die Natur darbietet. Und gestern war ich gerade auch im Hinblick auf das eben Gesagte bemüht, Ihnen zu zeigen, wie der Gang der physikalischen Wissenschaft ein solcher ist, nachdem die neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts herangekommen waren, daß gewissermaßen von der Physik aus der Materialismus aus den Angeln gehoben wird, und auf diesen Gesichtspunkt sollten Sie eigent­lich den Hauptwert legen.

Wir haben gesehen, daß auf die Zeit, die glaubte, schon die golden­sten Beweise zu haben für die Universalität des Schwingungswesens, eine Zeit gefolgt ist, die unmöglich an der alten Schwingungs- oder Undulations-Hypothese festhalten konnte, eine Zeit, die gewisser­maßen in der Physik in den letzten drei Jahrzehnten so revolutionie­rend gewesen ist, wie nur irgend etwas revolutionierend in seinem Gebiete gedacht werden kann. Denn der Physik ist ja nichts Gerin­geres verlorengegangen unter dem Zwange der Tatsachen, die sich geboten haben, als der Materienbegriff in der alten Form als solcher. Wir haben gesehen, daß die Lichterscheinungen in nahe Beziehung gebracht worden sind, aus der alten Anschauungsweise heraus, zu den elektromagnetischen Erscheinungen, und daß zuletzt geführt haben die Erscheinungen des Ganges der Elektrizität durch luftverdünnte oder gasverdünnte Röhren, in dem sich ausbreitenden Lichte selbst etwas zu sehen wie sich ausbreitende Elektrizität. Ich sage nicht, daß man damit recht hat, aber es ist eben gekommen. Und man hat das

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dadurch erreicht, daß man gewissermaßen die elektrische Strömung, die man sonst immer wie eingeschlossen hatte in die Drähte, kaum nach einem anderen Gesichtspunkte als nach dem Ohinschen Gesetze betrachten konnte, daß man die gewissermaßen belauschte bei ihrem Gange, wo sie den Draht verläßt, überspringt auf einen weit entfernten Pol und nicht durch die Materie gewissermaßen, durch die sie dringt, verbergen kann, was in ihr ist. Dadurch aber ist etwas sehr Kompli­ziertes zum Vorschein gekommen. Wir haben gestern gesehen, wie die verschiedensten Strahlenarten dadurch zum Vorschein gekommen sind. Wir haben gesehen, daß zuerst - ich habe Ihnen ja die Erschei­nungen angeführt - bekannt geworden sind die sogenannten Katho­denstrahlen, die von dem negativen Pol der Hittorfschen Röhren aus­gehen und durch den luftverdünnten Raum gehen, wie schon diese Kathodenstrahlen dadurch, daß sie ablenkbar sind durch magnetische Kräfte, etwas Verwandtes gezeigt haben mit dem, was man gewöhn­lich als Materielles empfindet. Auf der anderen Seite haben sie etwas Verwandtes mit dem, was man durch Strahlungen wahrnimmt. Das zeigt sich ja besonders anschaulich dann, wenn man solche Versuche macht, daß man diese Strahlen, die also in irgendeiner Weise vom elek­trischen Pol kommen, wie Licht auffängt durch einen Schirm oder durch sonst einen Gegenstand. Licht wirft Schatten, und solche Strah­lungen werfen auch Schatten. Natürlich ist aber gerade dadurch auch die Beziehung hergestellt zu dem gewöhnlichen materiellen Element. Denn wenn Sie sich vorstellen, daß von hier aus, wie es ja, wie wir gestern gesehen haben, zum Beispiel nach Crookes' Vorstellungen mit den Kathodenstrahlen geschieht, bombardiert wird, so gehen die Bomben nicht durch das Hindernis durch, und dasjenige, was dahinter ist, bleibt ungeschoren. Wir können dieses durch das Crookessche Experiment besonders veranschaulichen, indem wir die Kathoden-strahlen auffangen.

Wir werden hier den elektrischen Strom erzeugen, den wir dann durch diese Röhre leiten, die luftverdünnt ist, die hier ihre Kathode, den negativen Pol, und hier ihre Anode, den positiven Pol, hat. Wir bekommen also, indem wir durch diese Röhre die Elektrizität treiben, die sogenannten Kathodenstrahlen. Diese fangen wir auf durch ein

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eingefügtes Andreaskreuz. Wir lassen sie darauf aufprallen, und Sie werden sehen, daß auf der anderen Seite nun etwas sichtbar wird wie der Schatten dieses Andreaskreuzes, was Ihnen bezeugt, daß dieses Andreaskreuz die Strahlen aufhält. Bitte berücksichtigen Sie genau:

Das Andreaskreuz ist da drinnen, die Kathodenstrahlen gehen so, werden aufgefangen durch das hier sitzende Kreuz, und es wird der Schatten an der rückwärtigen Wand sichtbar. Ich werde nun diesen Schatten, der hier sichtbar wird, in das Feld eines Magneten ein­beziehen, und ich bitte Sie jetzt, diesen Schatten des Andreaskreuzes zu beobachten. Sie werden ihn vom magnetischen Feld beeinflußt finden. Sie sehen? Also, wie ich irgendeinen anderen einfachen, sagen wir, Eisengegenstand mit dem Magneten anziehe, so verhält sich wie äußere Materie dasjenige, was da wie eine Art von Schatten entsteht. Also, es verhält sich auch materiell.

Wir haben also hier auf der einen Seite eine Art von Strahlen, die für Crookes eigentlich sich zurückführen auf strahlende Materie, einen Aggregatzustand, der weder fest, flüssig noch gasförmig ist, sondern der ein feinerer Aggregatzustand ist und der uns zeigt, daß diese ganze Elektrizität in ihrer Strömung sich so verhält wie einfache Materie. Also, wir haben gewissermaßen den Blick auf die Strömung der flie­ßenden Elektrizität gerichtet, und dasjenige, was wir sehen, enthüllt sich uns so wie dasjenige, was wir als Wirkungen innerhalb der Ma­terie sehen.

Ich will Ihnen nun noch zeigen - weil das gestern nicht möglich war -, wie diejenigen Strahlen entstehen, die vom anderen Pol kom­men, die ich Ihnen gestern als die Kanalstrahlen charakterisierte. Sie sehen hier unterschieden die Strahlen, die von der Kathode kommen, die nach dieser Richtung gehen, in dem violettlichen Licht schim­mern, und die Kanalstrahlen ihnen entgegenkommend mit einer viej geringeren Geschwindigkeit, die das grünliche Licht geben. Nun will ich Ihnen noch zeigen die Strahlenart, die hier durch diese Vorrich­tung entsteht und die sich Ihnen besonders dadurch offenbaren wird, daß das Glas Fluoreszenzerscheinungen zeigt, indem wir die elek­trische Strömung hindurchleiten. Hier werden wir diejenige Strahlen-art bekommen, welche man sonst sichtbar macht, indem man diese

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Strahlen durch einen Schirm gehen läßt von Bariumplatinzyanür, und die die Eigenschaft haben, das Glas recht stark fluoreszierend zu machen. Sie sehen das Glas - auf das bitte ich Sie jetzt hauptsächlich Ihre Aufmerksamkeit zu richten - in sehr stark grünlich-gelblich fluoreszierendem Lichte. Die Strahlen, die in solchem sehr stark fluoreszierendem Lichte erscheinen, sind nun eben die schon gestern erwähnten Röntgenstrahlen. So daß wir auch diese Gattung hier be­merken.

Nun sagte ich Ihnen, daß beim Verfolgen di ieser Vorgänge sich her­ausgestellt hat, daß gewisse als Stoffe angesehene Entitäten ganze Bündel von Strahlen, zunächst wenigstens von dreierlei Art, aussenden, die wir gestern unterschieden haben in a-, b- und y-Strahlen und die deutlich voneinander verschiedene Eigenschaften zeigen, daß dann diese Substanzen, die man als Radium und so weiter bezeichnet, aber noch ein Viertes aussenden, das gewissermaßen das Element selbst ist, das sich hingibt und das sich, nachdem es ausgesandt ist, ver­wandelt hat so, daß, während das Radium ausströmt, es sich ver­wandelt in Hellum, also etwas ganz anderes wird. Wir haben es also nicht zu tun mit festbleibender Materie, sondern mit einer Metamor­phose der Erscheinungen.

Nun möchte ich eben gerade in Anknüpfung an diese Dinge einen Gesichtspunkt entwickeln, der gewissermaßen für Sie werden kann der Weg in diese Erscheinungen hinein, überhaupt der Weg in die Naturerscheinungen hinein. Sehen Sie, woran das physikalische Den­ken des neunzehnten Jahrhunderts hauptsächlich gekrankt hat, das ist, daß die innere Tätigkeit, durch die der Mensch die Naturerscheinun­gen zu verfolgen suchte, im Menschen nicht beweglich genug war, vor allen Dingen noch nicht fähig war, sich auf die Tatsachen der Außen­welt selbst einzulassen. Man konnte Farben sehen am Lichte entstehen, aber man schwang sich nicht auf zu einem Aufnehmen des Farbigen in sein Vorstellen, in sein Denken, man konnte Farben nicht mehr denken, und man ersetzte die Farben, die man nicht denken konnte, durch das, was man denken konnte, was eben nur phoronomisch ist, durch die errechenbaren Schwingungen eines unbekannten Äthers. Dieser Äther aber, sehen Sie, der ist etwas, was tückisch ist. Denn

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immer, wenn man ihn aufsuchen will, da stellt er sich nicht. Und alle diese Versuche, die da diese verschiedenen Strahlen zutage gefördert haben, die haben eigentlich gezeigt, daß sich wohl flüssige Elektrizität zeigt, also etwas, was als Erscheinungsform in der Außenwelt liegt, daß sich aber der Äther durchaus nicht stellen will. Nun ist es eben nicht gegeben gewesen dem Denken des neunzehnten Jahrhunderts, in die Erscheinungen selber einzudringen. Das ist aber gerade das­jenige, was vom jetzigen Zeitpunkt ab für die Physik so notwendig sein wird, mit dem menschlichen Vorstellen in die Erscheinungen selbst einzudringen. Dazu aber werden gewisse Wege eröffnet werden müssen gerade für die Betrachtung der physikalischen Erscheinungen.

Man möchte sagen, die mehr an den Menschen herankommenden objektiven Mächte, die haben eigentlich das Denken schon ge­zwungen, etwas beweglicher zu werden, aber man könnte sagen: von einer falschen Ecke aus. Dasjenige, was man als das Sichere betrachtet hat, worauf man sich am allermeisten verlassen hat, das ist ja das­jenige, daß man so schön mit der Rechnung und mit der Geometrie, also mit der Anordnung von Linien, von Flächen und von Körpern im Raume, die Erscheinungen hat erklären können. Dasjenige, wozu einen diese Erscheinungen hier in den Hittorfschen Röhren zwingen, das ist, daß man mehr an die Tatsachen herantreten muß, daß die Rechnung vielmehr eigentlich doch versagt, wenn man sie in so ab­strakter Form anwenden will, wie man das in der früheren Undula­tions-Lehre getan hat.

Nun, von der Ecke, von der zuerst etwas wie ein Zwang zum Be­weglichmachen des arithmetischen und des geometrischen Denkens gekommen ist, möchte ich Ihnen zuerst sprechen. Nicht wahr, die Geometrie war etwas sehr altes. Wie man sich aus der Geometrie her­aus Gesetzmäßigkeiten an Linien, Dreiecken, Vierecken usw. vor­stellt, das ist etwas Althergekommenes und das hat man angewendet auf dasjenige, was sich einem als äußere Erscheinungen in der Natur bietet. Nun ist aber gerade vor dem Denken des neunzehnten Jahr­hunderts diese Geometrie etwas ins Wanken gekommen, und das ist auf die folgende Weise geschehen: Nicht wahr, versetzen Sie sich wie­derum gut auf die Schulbank, so wissen Sie, überall wird Ihnen gelehrt

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- und unsere lieben Waldorfschullehrer lehren es selbstverständ­lich auch, müssen es ja lehren -, wenn man ein Dreieck hat und die drei Winkel nimmt, so sind diese drei Winkel zusammen ein gestreckter oder 1800. Das ist Ihnen bekannt. Nun fühlt man sich natürlich gedrängt - und muß sich gedrängt fühlen -, auch den Schülern eine Art Beweis zu geben dafür, daß diese drei Winkel zusammen 1800 sind. Man macht ja das dadurch, daß man hier eine Parallele zieht zu der Grundlinie des Dreiecks, daß man sagt: Derselbe Winkel, der hier als a ist, zeigt sich hier als a'. a und a' sind Wechselwinkel. Sie sind gleich. Ich kann also einfach diesen Winkel hier herüberlegen.

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Ebenso kann ich diesen Winkel b hier herüberlegen und habe hier das gleiche. Nun, der Winkel y bleibt ja liegen, und wenn y = y und a' = a und b' = b ist und a' + b' + y zusammen einen gestreckten Winkel ge­ben, so müssen auch a + b + y einen gestreckten Winkel zusammen bilden. Ich kann also das klar anschaulich beweisen. Etwas Klareres und Anschaulicheres kann es, möchte man sagen, gar nicht geben. Nun aber, die Voraussetzung, die man da macht, indem man dies be­weist, ist die, daß diese obere Linie A'-B' parallel ist zu A-B. Denn nur dadurch bin ich in der Lage, den Beweis zu führen. Nun gibt es aber in der ganzen Euklidschen Geometrie kein Mittel zu beweisen, daß zwei Linien parallel sind, das heißt sich in unendlicher Entfernung erst schneiden, das heißt gar nicht schneiden. Das sieht so aus, als ob sie parallel wären, nur solange ich beim gedachten Raum bleibe. Nichts verbürgt mir, daß das auch bei einem wirklichen Raum so der Fall ist. Und wenn ich daher nur das eine annehme, daß diese beiden Geraden

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sich nicht in unendlicher Enifernung erst schneiden, sondern sich real früher schneiden, dann geht mein ganzer Beweis für die 1800 der Drei­eckswinkel kaputt, dann würde ich herausbekommen, daß zwar nicht in dem Raum, den ich mir selber in Gedanken konstruiere und mit dem sich die gewöhnliche Geometrie befaßt - in diesem Raum haben die Dreieckswinkel 1800 als Winkelsumme -, daß aber, sobald ich einen vielleicht anderen, wirklichen Raum ins Auge fasse, die Winkel­summe des Dreiecks gar nicht mehr 1800, sondern vielleicht größer ist. Das heißt, es sind außer der gewöhnlichen, von Euklid herstammen­den Geometrie noch andere Geometrien möglich, für welche die Summe der Dreieckswinkel durchaus nicht 1800 ist. Mit Auseinander­setzungen nach dieser Richtung hat sich das Denken des neunzehnten Jahrhunderts, namentlich seit Lobatschewskij, viel beschäftigt, und dar­an anschließend mußte doch die Frage entstehen: Sind denn nun eigentlich die Vorgänge der Wirklichkeit, die wir da verfolgen mit un­seren Sinnen, wirklich auch zu fassen, vollgültig zu fassen mit denjeni­gen Vorstellungen, die wir als geometrische Vorstellungen in dem von uns gedachten Raum gewinnen? Der von uns gedachte Raum ist zwei­fellos gedacht. Wir können zwar als eine schöne Vorstellung hegen, daß dasjenige, was da draußen außer uns geschieht, teilweise zusam­mentrifft mit demjenigen, was wir darüber aushecken, aber es garan­tiert uns nichts dafür, daß dasjenige, was draußen geschieht, so wirke, daß wir es restlos begreifen durch die von uns ausgedachte Euklidsche Geometrie. Es könnte sehr leicht sein - darüber könnten uns aber nur die Tatsachen selber belehren -, daß die Dinge draußen nach einer ganz anderen Geometrie vorgehen und wir sie erst bei unserer Auffassung übersetzen in die Euklidsche Geometrie und ihre Formeln. Das heißt, wir haben zunächst, wenn wir uns bloß einlassen auf dasjenige, was der Wissenschaft der Natur heute zur Verfügung steht, gar keine Möglichkeit, irgend etwas zunächst darüber zu entscheiden, wie sich verhalten unsere geometrischen, überhaupt,die phoronomischen Vorstellungen zu demjenigen, was uns draußen in der Natur erscheint. Wir rechnen, zeichnen die Naturerscheinungen, insoferne sie physika­lisch sind. Aber ob wir da irgend etwas nur äußerlich an der Ober­fläche zeichnen oder in irgend etwas von der Natur eindringen, darüber

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ist zunächst ja nichts auszumachen. Und wenn man einmal an­fangen wird, gründlichst zu denken in der namentlich physikalischen Naturwissenschaft, dann wird man in eine furchtbare Sackgasse hin­einkommen, dann wird man sehen, wie man nicht weiterkommt. Und man wird nur weiterkommen, wenn man sich zuerst belehren wird über den Ursprung unserer phoronomischen Vorstellungen, unserer Vorstellungen über das Zählen, über das Geometrische und auch un­serer Vorstellungen über die bloße Bewegung, nicht über die Kräfte. Woher kommen denn alle diese phoronomischen Vorstellungen? Man kann so gewöhnlich den Glauben haben, sie kommen aus demselben Grunde heraus, aus dem die Vorstellungen kommen, die wir auch ge­winnen, wenn wir uns auf die äußeren Tatsachen der Natur einlassen und diese verstandesmäßig bearbeiten. Wir sehen durch unsere Augen, hören durch unsere Ohren, wir verarbeiten das durch die Sinne Wahr-genommene mit dem Verstande zunächst primitiv, ohne daß wir es zählen, ohne daß wir es zeichnen, ohne daß wir auf die Bewegung schauen. Wir richten uns nach ganz anderen Begriffskategorien. Da ist unser Verstand an der Hand der Sinneserscheinungen tätig. Aber wenn wir nun anfangen, sogenannt wissenschaftliche Geometrie-, Arithme­tik-, Algebra- oder Bewegungs-Vorstellungen anzuwenden auf das­jenige, was da äußerlich vorgeht, dann tun wir doch etwas anderes noch, dann wenden wir Vorstellungen an, die wir ganz sicher nicht aus der Außenwelt gewonnen haben, sondern die wir aus unserem Inneren herausgesponnen haben. Woher kommen denn diese Vor­stellungen eigentlich? - das ist die Kardinalfrage. Diese Vorstellun­gen, die kommen nämlich gar nicht aus unserer Intelligenz, die wir anwenden, wenn wir die Sinnesvorstellungen verarbeiten, sondern diese Vorstellungen kommen eigentlich aus dem intelligenten Teile unseres Willens, die machen wir mit unserer Willensstruktur, mit dem Willensteil unserer Seele. Es ist ein gewaltiger Unterschied zwischen allen anderen Vorstellungen unserer Intelligenz und den geometrischen, arithmetischen und Bewegungs -Vorstellungen. Die anderen Vorstellungen gewinnen wir an den Erfahrungen der Außen­welt; diese Vorstellungen, die geometrischen, die arithmetischen Vorstellungen, die steigen auf aus dem unbewußten Teile von uns,

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aus dem Willensteile, der sein äußeres Organ im Stoffwechsel hat. Daraus steigen zum Beispiel im eminentesten Sinne die geometrischen Vorstellungen auf. Sie kommen aus dem Unbewußten im Menschen. Und wenn Sie anwenden diese geometrischen Vorstellungen - ich werde sie jetzt gebrauchen auch für die arithmetischen und algebra­ischen Vorstellungen -, wenn Sie sie anwenden auf Lichterschei­nungen oder Schall- oder Tonerscheinungen, dann verbinden Sie in Ihrem Erkenntnisprozeß dasjenige, was Ihnen von innen auf­steigt, mit demjenigen, was Sie äußerlich wahrnehmen. Unbewußt bleibt Ihnen dabei der ganze Ursprung der aufgewendeten Geo­metrie. Sie vereinigen diese aufgewendete Geometrie mit den äuße­ren Erscheinungen; unbewußt bleibt Ihnen der ganze Ursprung. Und Sie bilden aus solche Theorien wie die Undulations-Theorie -es ist ja ganz gleichgültig, ob man diese oder die Emissions-Theorie Newtons ausbildet -, Sie bilden aus Theorien, indem Sie vereinigen, was aus Ihrem unbewußten Teil aufsteigt, mit demjenigen, was sich Ihnen als bewußtes Tagesleben darstellt, Schallerscheinungen und so weiter, durchdringen das eine mit dem anderen. Diese beiden Dinge gehören zunächst nicht zusammen. Sie gehören so wenig zu­sammen, wie Ihr vorstellendes Vermögen mit den äußeren Dingen zu­sammengehört, die Sie wahrnehmen in einer Art von Halbschlaf. Ich habe Ihnen öfters Beispiele genannt in anthroposophischen Vorträgen, wie der menschliche Traum symbolisiert: Ein Mensch träumt, daß er mit einem anderen Menschen als Student steht an der Türe eines Hör-saales, beide geraten in Streit, der Streit wird stark, sie fordern sich

- alles wird geträumt -, es wird geträumt, wie sie hinausgehen in den Wald, es wird das Duell arrangiert. Der Betreffende träumt noch, wie er losschießt. In dem Moment wacht er auf und - der Stuhl ist um­gefallen. Das war der Stoß, der sich nach vorne fortsetzt in den Traum. Die vorstellende Kraft hat sich in einer nur symbolisierenden Weise, nicht in der dem Objekt adäquaten Erscheinung verbunden mit dem­jenigen, was äußere Erscheinung ist. In einer ähnlichen Weise ver­bindet sich dasjenige, was Sie in dem Phoronomischen heraufholen aus dem unterbewußten Teil Ihres Wesens, mit den Lichterscheinun­gen. Sie zeichnen Lichtstrahlen geometrisch. Dasjenige, was Sie da

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vollziehen, hat keinen anderen Realitätswert als dasjenige, was sich im Traum ausdrückt, wenn Sie solche objektive Fakten wie den Stoß des Stuhles symbolisierend vorstellen. Dieses ganze Bearbeiten der opti­schen, akustischen und zum Teil der Wärme-Außenwelt durch geo­metrische, arithmetische und Bewegungs -Vorstellungen, das ist in Wahrheit, wenn auch ein sehr nüchternes, so doch ein waches Träu­men über die Natur. Und bevor man nicht erkennt, wie das ein waches Träumen ist, wird man nicht mit der Naturwissenschaft so zurecht­kommen, daß diese Naturwissenschaft einem Realitäten liefert. Das­jenige, worinnen man glaubt, ganz exakte Wissenschaft zu haben, das ist der Natur-Traum det modernen Menschheit.

Wenn Sie abet nun hinuntersteigen von den Lichterscheinungen, von den Schallerscheinungen über die Wärmeerscheinungen in das Gebiet, das man betritt mit diesen Strahlungserscheinungen, die eben ein besonderes Kapitel der Elektrizitätslehre sind, dann verbindet man sich mit demjenigen, was äußerlich in der Natur gleichwertig ist mit dem menschlichen Willen. Aus demselben Gebiete im Menschen, das als Willensgebiet gleichwertig ist dem Wirkensgebiet der Kathoden-, Kanal-, Röntgenstrahlen, der a-, b-, y-Strahlen usw., aus diesem selben Gebiet, das beim Menschen das Willensgebiet ist, hebt sich heraus das­jenige, was wir in unserer Mathematik, in unserer Geometrie, in un­seren Bewegungs-Vorstellungen haben. Da kommen wir erst in ver­wandte Gebiete hinein. Nun ist aber das heutige menschliche Denken auf diesen Gebieten nicht so weit, bis hinein in diese Gebiete noch wirklich zu denken. Träumen kann der heutige Mensch, indem er Un­dulationstheorien ausdenkt, aber mathematisch ergreifen das Gebiet der Erscheinungen, insoferne das verwandt ist mit dem menschlichen Willensgebiet, aus dem auch urständet die Geometrie, die Arithmetik, das bringt der Mensch heute noch nicht zustande. Dazu muß das arith­metische, das algebraische, das geometrische Vorstellen selbst noch wirklichkeitsdurchtränkter werden, und auf diesen Weg muß sich ge­rade die physikalische Wissenschaft begeben. Wenn Sie sich heute mit Physikern unterhalten, die ihre Bildung noch in der Zeit erlangt haben, in der die Undulations -Theorie blühte, so finden sich viele von ihnen recht unbehaglich diesen neueren Erscheinungen gegenüber, weil die

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rechnerischen Vorstellungen dabei an allen möglichen Ecken und Enden ein bißchen flötengehen. Und man hat ja in den letzten Zeiten sich schon anders geholfen, indem man, weil das ganz gesetzmäßige Arithmetisieren, Geometrisieren nicht mehr ging, eingeführt hat eine Art statistischer Methode, die einem gestattet, mehr in Anknüp­fung an die äußeren empirischen Tatsachen auch empirische Zahlen-verbindungen zu knüpfen und da mit der Wahrscheinlichkeitsrechnung zu operieren, wobei einem erlaubt ist zu sagen: Man rechnet eben eine Gesetzmäßigkeit aus, die eine gewisse Reihe hindurch dauert; dann kommt man an einen Punkt, wo die Geschichte nicht mehr so geht. Solche Dinge zeigen oftmals gerade in dem Entwickelungsgang der neueren Physik, wie man zwar den Gedanken verliert, aber gerade da­durch, daß man den Gedanken verliert, in die Wirklichkeit hinein-kommt. So zum Beispiel wäre es leicht denkbar gewesen, daß, unter gewissen starren Vorstellungen über die Natur eines erwärmten Gases oder erwärmter Luft und dem Verhalten dieser erwärmten Luft gegen­über der Umgebung unter gewissen Bedingungen, jemand mit einer ebensolchen mathematischen Sicherheit bewiesen hätte, daß die Luft niemals hätte verflüssigt werden können. Sie ist doch verflüssigt wor­den, weil an einer gewissen Stelle sich gezeigt hat, daß gewisse Vor­stellungen, die Gesetzmäßigkeiten einer Reihe überbrücken, am Ende dieser Reihe nicht mehr gelten. Solche Beispiele könnten viele ange­führt werden. Solche Beispiele zeigen, wie die Wirklichkeit heute ge­rade auf physikalischem Gebiete vielfach den Menschen zwingt, sich zu gestehen: Mit deinem Denken, mit deinem Vorstellen tauchst du nicht mehr voll in die Wirklichkeit unter. Du mußt die ganze Sache an einem anderen Ende beginnen. - Und eben, um an diesem anderen Ende zu beginnen, ist es so notwendig, daß man die Verwandtschaft fühle zwischen all dem, was aus dem menschlichen Willen kommt -und daher kommt die Phoronomie -, und demjenigen, was einem äußerlich so entgegentritt, daß es von einem getrennt ist und nur durch die Erscheinungen des anderen Pols sich ankündigt. Alles das, was durch die Röhren da geht, kündigt sich an mit Licht und so wei­ter. Aber das, was als Elektrizität fließt, das ist durch sich selbst nicht wahrnehmbar. Daher sagen die Leute: Wenn man einen sechsten Sinn

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hätte für die Elektrizität, würde man sie auch direkt wahrnehmen. - Es ist natürlich ein Unsinn, denn nur dann, wenn man aufsteigt zur Intuition, die im Willen ihre Grundlage hat, kommt man in die Region auch für die Außenwelt hinein, in weicher die Elektrizität lebt und webt. Aber man bemerkt damit zugleich, daß man in diesen Erscheinungen, die man hier in dem zuletzt betrachteten Gebiete hat, gewissermaßen das Umgekehrte vor sich hat wie beim Schall oder beim Ton. Beim Schall oder beim Ton liegt das Eigentümliche vor durch das bloße Hineingestelitsein des Menschen in die Schall- oder Tonwelt, wie ich es charakterisiert habe, daß der Mensch sich nur mit der Seele in den Schall oder Ton als solchen hineinlebt und daß dasjenige, wo hinein er sich lebt durch den Leib, bloß dasjenige ist, was im Sinn einer solchen Betrachtung, wie ich sie in diesen Tagen gegeben habe, ansaugt das wirkliche Wesen des Schalles oder Tones - Sie erinnern sich des Vergleiches mit dem ausgepumpten Rezipienten -, ansaugt! Da bin ich drinnen, beim Schall, beim Ton, in dem Geistigsten, und dasjenige, was der Physiker beobachtet, der na­türlich nicht das Geistige, nicht das Seelische beobachten kann, das ist die äußere sogenannte materielle Parallel-Erscheinung der Bewegung, der Welle. Komme ich zu den Erscheinungen des letztbetrachteten Gebietes, dann habe ich außer mir nicht nur die objektive - so­genannte - Materialität, sondern ich habe außer mir dasselbe, was sonst in mir im Seelischen, Geistigen als Schall und Ton lebt. Es ist im wesentlichen auch im Äußeren vorhanden, aber ich bin mit diesem Äußeren verbunden. Hier habe ich in derselben, ich möchte sagen, Sphäre, in der ich nur die Wellen, die materiellen Wellen des Tones habe, da habe ich dasjenige, was sonst beim Tone eben nur see­lisch wahrgenommen werden kann. Da muß ich dasselbe physisch wahrnehmen, was ich beim Tone nur seelisch wahrnehmen kann. An ganz entgegengesetzten Polen im Verhältnis des Menschen zur Außen­welt stehen die Tonwahrnehmungen und zum Beispiel die Wahrneh­mungen der elektrischen Erscheinungen. Nehmen Sie Ton wahr, dann zerlegen Sie sich gewissermaßen selbst in eine menschliche Zweiheit. Sie schwimmen in dem ja auch äußerlich nachweisbaren Wellen-Element, Undulations-Element, Sie gewahren: Da drinnen ist noch

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etwas anderes als das bloß Materielle. Sie sind genötigt, innerlich sich regsam zu machen, um den Ton aufzufassen. Mit Ihrem Leibe, mit Ihrem gewöhnlichen Leibe, den ich hier schematisch hinzeichne, ge-wahren Sie die Undulation, die Schwingungen. Sie ziehen zusammen in sich Ihren Äther- und Astralleib, der nur einen Teil Ihres Raumes dann ausfüllt, und erleben das, was Sie erleben sollen in dem Tone, in dem innerlich konzentrierten Ätherischen und Astralischen Ihres We­sens. Treten Sie gegenüber als Mensch den Erscheinungen des letzten Gebietes, dann haben Sie zunächst überhaupt nichts von irgendeiner Schwingung und dergleichen. Aber Sie fühlen sich veranlaßt, das­jenige, was Sie früher konzentriert haben, zu expandieren. Sie treiben

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überall Ihren Ätherleib und Astralleib über Ihre Oberfläche heraus, machen sie größer, und nehmen dadurch wahr diese elektrischen Er­scheinungen. Ohne daß man zum Geistig-Seelischen des Menschen fortschreitet, wird man nicht in der Lage sein, eine wahrheitsgemäße und wirklichkeitsgemäße Stellung zu den physikalischen Erscheinun­gen zu gewinnen. Man wird müssen sich vorstellen immer mehr und mehr: Schall-, Ton-, Lichterscheinungen, die sind verwandt unserem bewußten Vorstellungselemente; Elektrizitäts- und magnetische Er­scheinungen, sie sind verwandt unserem unterbewußten Willens-elemente, und Wärme liegt dazwischen. Wie das Gefühl zwischen Vor­stellung und Willen liegt, so die äußere Wärme der Natur zwischen Licht und Schall auf der einen Seite und Elektrizität und Magnetismus auf der anderen Seite. Die Struktur der Betrachtung der Naturerschei­nungen muß daher immer mehr und mehr werden - und sie kann es werden, wenn man der Goetheschen Farbenlehre nachgeht - eine

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Betrachtung des Licht-Ton-Elementes auf der einen Seite und des völlig entgegengesetzten Elektrizitäts-Magnetismus-Elementes auf der anderen Seite. Wie wir im Geistigen unterscheiden zwischen Luzi­ferisch-Lichtischem und Ahrimanisch-Elektrizitätsartigem, -Magne­tismusartigem, so müssen wir auch die Struktur der Naturerschei­nungen betrachten. Und gleichgültig zwischen beiden liegt dasjenige, was uns in den Erscheinungen der Wärme entgegentritt.

Damit habe ich Ihnen für dieses Gebiet eine Art Richtweg ange­geben, Richtlinien, in die ich vorläufig zusammenfassen wollte das­jenige, was Jhnen in diesen paar improvisierten Stunden hat von mir vorgetragen werden können. Es ist ja selbstverständlich, daß mit der Raschheit, mit der das Ganze inszeniert werden mußte, es in den Absichten steckengeblieben ist, daß Ihnen nur einige An­regungen gegeben werden konnten; von denen ich hoffe, daß sie sich in recht baldiger Zeit hier werden ausbauen lassen. Ich glaube aber auch, daß Ihnen das hier Gegebene helfen kann, insbesondere den Lehrern an der Waldorfschule helfen kann, indem Sie da, wo Sie wer­den den Kindern naturwissenschaftliche Vorstellungen beibringen, darauf sehen werden, daß Sie zwar nicht unmittelbar, ich möchte sagen in fanatischer Weise, die Kinder so unterrichten, daß dann schon diese Kinder hinausgehen in die Welt und sagen: Alle Universitätspro­fessoren sind Esel. - Sondern in diesen Dingen kommt es darauf an, daß sich Wirklichkeiten in entsprechender Weise entwickeln kön­nen. Es handelt sich also darum, daß wir nicht unsere Kinder beirren. Aber wir können ja das erreichen, daß wir wenigstens nicht zu viele unmögliche Vorstellungen in den Unterricht einmischen, Vorstellun­gen, die nur entnommen sind dem Glauben, daß das Traumbild, das über die Natur gemacht wird, eine äußere reale Wirklichkeit habe. So wird, wenn Sie sich selbst mit einer gewissen wissenschaftlichen Ge­sinnung durchdringen, welche durchdringt, ich möchte als Exempel sagen, dasjenige, was ich Ihnen in diesen Stunden vorgetragen habe, so wird Ihnen das für die Art und Weise, wie Sie mit den Kindern über die Naturerscheinungen reden, durch diese Art und Weise, dienen können. Aber auch in methodischer Weise glaube ich, daß Sie manches haben können. Obwohl ich gerne weniger im Galopp durch diese Erscheinungen

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hindurchgegangen wäre, als es nötig war, so werden Sie doch gesehen haben, daß man in einer gewissen Weise verbinden kann das äußerlich Anschauliche im Experiment mit demjenigen, wodurch man Vorstellungen über die Dinge hervorruft, so daß der Mensch die Dinge nicht bloß anglotzt, sondern nachdenkt, und wenn Sie Ihren Unterricht so einrichten, daß Sie die Kinder an dem Experiment den­ken lassen, mit ihnen das Experiment vernünftig besprechen, dann werden Sie gerade im naturwissenschaftlichen Unterricht eine Methode entwickeln, welche diese Naturwissenschaft fruchtbar machen wird für die Ihnen anvertrauten Kinder. Damit glaube ich gerade durch ein Exempel etwas hinzugefügt zu haben noch an dasjenige, was ich im pädagogischen Kurs bei Beginn des Unterrichtes an der Waldorfschule gesagt habe.

Ich glaube, auf der anderen Seite, dadurch, daß wir diese Kurse haben einrichten können, haben wir etwas getan, was wiederum bei­tragen kann zu dem Gedeihen unserer Waldorfschule, welche sich wirklich entwickeln sollte - und nach dem guten, so sehr anerkennens­werten Anlauf kann sie ja das -, welche ein Anfang sein sollte von einem aus Neuem heraus schöpfenden Wirken für unsere Mensch­heitsentwickelung. Wenn wir uns durchdringen mit diesem Be­wußtsein: Es ist eben so vieles Brüchige in demjenigen, was sich bisher heraufentwickelt hat in der Menschheitsentwickelung, und es muß anderes Neugebildetes an dessen Stelle treten, dann werden wir gerade für diese Waldorfschule das richtige Bewußtsein haben. Gerade an der Physik zeigt es sich, daß eine ganze Anzahl von Vor­stellungen wirklich außerordentlich brüchig sind, und dieses hängt zu­sammen doch mehr, als man denkt, mit dem ganzen Elend unserer Zeit. Nicht wahr, wenn die Menschen soziologisch denken, so merkt man gleich, wo sie schief denken - das heißt, die meisten merken es auch nicht. Aber man kann es bemerken, weil man ja weiß, daß sozio­logische Vorstellungen in die soziale Ordnung der Menschen hinein­gehen. Aber wie gründlich die physikalischen Anschauungen in das ganze Leben der Menschheit hineingehen, davon bildet man sich doch nicht eine genügende Vorstellung, und so weiß man nicht, was die manchmal so schrecklichen Vorstellungen der neueren Physik eigentlich

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für Unheil in Wahrheit angerichtet haben. Ich habe ja öfter zitiert auch in öffentlichen Vorträgen, wie Herman Grimm, der seinerseits nur, ich möchte sagen, von außen die naturwissenschaftlichen Vor­stellungen angesehen hat, es mit einem gewissen Recht ausgesprochen hat, wie zukünftige Generationen es sich schwer werden begreiflich machen können, daß es einmal so eine wahnsinnige Welt gegeben hat, die sich die Entwickelung der Erde und des ganzen Sonnensystems aus der Kant-Laplaceschen Theorie heraus erklärt hat. Diesen wissen­schaftlichen Wahnsinn zu begreifen, wird später einmal nicht leicht sein. So aber wie diese Kant-Laplacesche Theorie gibt es vieles, was heute in unseren Vorstellungen über die unorganische Natur ist. Aber wie werden sich die Menschen noch freimachen müssen von Kantisch-Königsbergischem und Ähnlichem, wenn sie zu durch­greifenden gesunden Vorstellungen werden vorrücken wollen! Man erfährt da ganz sonderbare Dinge, an denen man sehen kann, wie sich das Verkehrte auf der einen Seite zusammenkettet mit dem Verkehrten auf der anderen Seite. Es ist doch etwas wie zum an die Wand Hinauf-kriechen, was man in der folgenden Weise erfahren kann. Ich habe in diesen Tagen - wie man sagt, zufällig - vorgelegt bekommen den ab­gedruckten Vortrag, den ein deutscher Universitätsprofessor, der sich sogar in diesem Vortrag kundgibt als etwas Kantisch-Königsbergi­sches, an einer Universität des Baltenlandes über die Beziehungen von Physik und Technik gesprochen hat. Der Vortrag ist am 1. Mai 1918 gehalten. Ich bitte das Datum zu beachten: am 1. Mai 1918. Der Mann, der gelehrter Physiker der Gegenwart ist, spricht sein Ideal am Schlusse dieses Vortrages aus und sagt ungefähr: Der Verlauf dieses Krieges hat klar gezeigt, daß wir viel zu wenig schon den Bund haben herstellen können zwischen der wissenschaftlichen Laboratoriumsarbeit der Hochschulen und dem Militarismus. In der Zukunft muß, damit die Menschheit in entsprechender Weise sich fortentwickeln könne, ein viel näheres Band geknüpft werden zwi­schen den militärischen Stellen und zwischen demjenigen, was an den Universitäten vorgeht, denn es muß in die Mobilisierungsfragen der Zukunft schon einbezogen werden alles dasjenige, was von der Wis­senschaft aus die Mobilisierung zu etwas besonders Kräftigem wird

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machen können. Wir litten im Beginne dieses Krieges gar sehr dar­unter, daß dieses innige Band noch nicht geschlungen war, das daher in der Zukunft von den wissenschaftlichen Versuchsanstalten in die Generalstäbe hinein führen soll.

Meine lieben Freunde, es muß die Menschheit umlernen, und sie wird umlernen müssen auf vielen Gebieten. Kann sie sich entschließen, auf einem solchen Gebiete, wie die Physik es ist, umzulernen, so wird sie am leichtesten auch dann bereit sein, auf anderen Gebieten um­zulernen. Die Physiker aber, die so im alten Sinne denken, die werden immer nicht gar weit entfernt sein von der netten Koalition zwischen der wissenschaftlichen Versuchsanstalt und den Generalstäben. Es muß vieles anders werden. Möge die Waldorfschule immer eine Stätte sein, wo das erkeimt, was eben anders sein soll! Mit diesem Wunsche möchte ich zunächst diese Betrachtungen schließen.


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ANHANG

Zehn Seiten aus Notizbucheintragungen

Beantwortung von sechs Fragen über das

Wesen einiger naturwissenschaftlicher

Grundbegriffe

Hinweise der Herausgeber

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#Bild s. 182 - 192

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HINWEISE

#G320-1964-SE193 I. naturwissenschaftlicher Kurs Wärmekurs

#TI

HINWEISE

#TX

Rudolf Steiners Vortragswerk ist aus dem Zusammenleben mit dem Kreise seiner Schüler, aus dessen Bedürfnissen und den Erfordernissen der Stunde mitbestimmt. Viele der Vortrage geben Antwort auf Fragen, die im Kreise der Zuhörer lebten. Die Situation ist immer wiederum diejenige einer Fragenbeantwonung, eines Gespräches. Diesem Sprechen aus dem Augenblick, das aber, bei allem Darinnenstehen im momen-tanen Zusammenhang, doch immer auf die großen Perspektiven der Entwicklung aus-gerichtet ist, sind auch diese physikalischen Vorträge zu verdanken. Eine Anfrage aus dem Lehrerkollegium der wenige Monate vorher gegründeten Waldorfschule (vgl. den Hin­weis zu S.62), deren Leiter Rudolf Steiner war, wurde zum äußeren Anlaß. Was so im kleinsten Kreis entstand - Zuhörer des Kurses waren in der Hauptsache die Lehrer der Waldorfschule - weist seinem Wesen nach weit über diesen Kreis hinaus.

Neben diesem Kurs entfaltete Rudolf Steiner gleichzeitig noch nach anderen Rich­tungen eine intensive Tätigkeit, zumAufbau der Waldorfschule und zu einer geistgemäßen Wandlung der sozialen Verhältnisse überhaupt. Konferenzen mit den Lehrern, ein von diesen gewünschter Kurs über «Geisteswissenschaftliche Sprachbetrachtungen», sozialwissenschaftliche Vorträge in der Öffentlichkeit, Vonräge vor Mitgliedern der Anthro­posophischen Gesellschaft, Sitzungen und Besprechungen für das in Gründung befind­liche Unternehmen «Der Kommende Tag» machten diese Stuttgarter Weihnachtszeit zu emer des reichsten Schaffens, aber auch stärkster Beanspruchung.

Ihrer Entstehung gemäß waren diese Vorträge nicht vorgesehen für den Druck. Nach-schrift und Zeichnungen sind denn auch vom Vortragenden nicht korrigiert. Es muß da­mit gerechnet werden, daß die Wiedergabe nicht überall sinngemäß ist. Gilt dieser Vor­behalt für den größten Teil des Vortragswerkes Rudolf Steinen überhaupt (vgL S.5), so gilt er, bei der Schwierigkeit der Nachsehrift solcher experimenteller Ausführungen, für diese physikalischen Vorträge im besonderen.

Dem Kurs ist ein Diskussionsvotum vorangestellt, das in prägr'anter Art Sinn und Cha?akter dieser physikalischen Ausführungen zu verdeutlichen vermag. Die im Anhang faksimilierte schriftliche Fragenbeantwortung ging dem Kuns um wenige Monate voraus und hat dessen Veranstaltung mit veranlaßt.

Der Titel des Bandes ist zur vorliegenden Ausgabe hinzugefügt. Ursprünglich hieß er «Erster naturwissenschaftlicher Kurs». Rudolf Steiner sprach gelegentlich einmal von der «Lichtlehre».

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9 Diskussionsvotum Radof Steiners vom 8. August 1921: Das Votum bezieht sich auf ein

Referat von Fräulein Dr. Rabel über «Entgegengesetzte Lichtwirkungen». Der

bisher nicht gedruckte Text liegt in einem Stenogramm nsit starken Kürzungen

vor, die in der Nachsehrift nicht mehr überall überbrückt werden konnten.

eine ihrer Abhandlungen: Rabel, Gabriele «Farbenantagonismus oder die chemische und elektrische Polarität des Spektrums». Sonderdruck aus der Zeitschrift für wissenschaftliche Photographie, Bd. 19 (1919).

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9 mis dem üh ein Gespräch iber Goethes Farbenlehre hatte: Vgl. Rudolf Steiner «Mein Lebenagang», S. 338, Gesamtausgabe Dornach 1962.

10 Vortrag über Goethes Naturanschauu"g: Am 27. August 1893. Gedruckt unter dem Titel «Goethes Naturanschauung gemäß den neuesten Veröffentlichungen des Goethe-Archivs» in: «Methodische Grundlagen der Anthroposophie 18841901», Gesamtausgabe Dornach 1962. Vgl. Rudolf Steiner «Mein Lebensgang», S.337, Gesamtausgabe Dornach 1962.

12 Oskar Schmiedel: 1887-1959, Chemiker, langjähriger Leiter der Weleda AG in Arlesheim und Schwäbisch Gmünd.

Gegensatz zwischen der roten Natur und der blauen Natur: Dieser und die unmittelbar folgenden Sätze sind nur unsicher zu lesen. «Natur » steht ziemlich klar, eventuell kann «Entität » gelesen werden. Die begleitenden Worte sind lückenhaft und teil­weise schwer zu entziffern.

15 Engen Dreher: Stettin 1841-1900 Berlin. Vgl. dessen «Beiträge zu unserer modernen Atom- und Molekular-Theorie auf kritischer Grundlage», Hislle 1882, und die aus­führliche Fußnote in «Goethes Naturwissenschaftliche Schriften», herausgegeben von Rudolf Steiner, Band 4, 2. Abt. S. 147.

20 was der Anfa"g ist zu den Wegen der höheren Erkenntnis: Vgl. die Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», Gesamtausgabe Dornach 1961.

21 Es kann keine Erkenntnistheorie geben, die jemals befriedigen kann: Vgl. neben Rudolf Steiners erkenntnistheoretischen Schriften insbesondere: «Die psychologischen Grundiagen und die erkenntnistheoretische Stellung der Anthroposophie.» Vor­trag am Internationalen Philosophischen Kongreß in Bologna (1911), in «Philo­sophie und Anthroposophie. Gesammelte Aufsätze 19041918». Gesamtausgabe Dornach 1964.

Lonis Blanc: 1811-1882, französischer Schriftsteller.

22 Walter Johannes Stein: Wien 1891-1957 London, Lehrer an der Waldorftehule in Sturtgan, Schriftsteller und Vortragender.

25 Nach den eben verlesenen Worten: Zu Anfang des Kurses las Walter Johannes Stein die folgenden Wortlaute Rudolf Steiners vor:

Aus den «Einleitungen zu Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften», Bd. 3, Seite XVIl in Kürschners Deutscher Nationalliteratur; S.201 der Sonderausgabe sämt­licher Einleitungen, Taschenbuchausgabe Stuttgart 1962:« Es fällt mir natürlich nicht ein, alle Einzelheiten der Goetheschen Farbenlehre verteidigen zu wollen. Was ich aufrecht erhalten wissen will, ist nur das Prinzip. Aber es kann auch hier nicht meine Aufgabe sein, die zü Goethes Zeit noch unbekannten Erscheinungen der Farbenlehre aus seinem Prinzipe abzuleiten. Sollte ich dereinst das Glück haben, Muße und Mittel zu besitzen, um eine Farbenlehre im Goetheschen Sinne ganz auf

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der Höhe der modernen Errungenschaften der Naturwissenschaft zu schreiben. so wäre in einer solchen allein die angedeutete Aufgabe zu lösen.»

Aus den angeführten «Einleitungen », Bd. 1, S. LXXXIV; S.85 der Sonderausgabe:

«Möchten jugendlich strehende Denker und Forscher, namentlich jene, die mit ihren Ansichten nicht bloß in die Breite gehen, sondern direkt dem Zentralen un­seres Erkennens ins Auge schauen, meinen Ausführungen einige Aufmerksamkeit schenken und in Scharen nachfolgen, um vollkommener auszuführen, was ich aus-zuführen bestrebt war.»

Aus «Die Geistige Führung des Menschen und der Menschheit», S.66, Gesamt­ausgabe Dornach 1960: « Künftig werden Chemiker und Physiker kommen, weiche Chemie und Physik nicht so lehren, wie nsan sie heute lehrt unter dem Einlusse der zurückgebliebenen ägyptisch-chaldäischen Geister, sondern weiche lehren werden:

Man wird den Christus bis in die Gesetze der Chemie und Physik hinein finden. Eine spirituelle Chemie. eine spirituelle Physik ist das. was in der Zukunft kommen wird.»

25 werden wir ... das Begonnene ... fertsetzen können: Ein zweiter naturwissenschaftlicher Kurs fand statt vom 1.-14. März1920, dann der Kurs «Das Verhälmis der verschie­denen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie» vom 1.-18. Januar 1921, beide in Stuttgart.

Über alle naturwissenschaftlichenVorträge orientiert im Überblick: Rudolf Steiner. Das literarische und künstlerische Werk. Eine bibliographische Übersicht 1961(62.

Vertrag über Goethes Naturwissenschaft: Siehe Hinweis zu S. 10.

30 Fir Goethe handelt es sich nicht darum, zu solehen Gesetzen zu kommen: Vgl. die Notiz­bucheintragung im Anhang S. 183.

35 Hier stock' ich schon: Goethes «Faust», 1. Teil, Studierzimmer.

36 Nun, man hat sich gewöhnt, das Kleinste... so a,, der Wirkung zu erkennen: Der mit diesen Worten beginnende Abschnitt ist ein Beispiel dafür, auf welche Art manche Dinge in freier Schilderung vom Vortragenden gestaltet sind: In gedrangter Zusammen­fassung werden gleichreitig die Einheit der Kraft und die atomistische Denkweise den Zuhörern vergegenwärtigt. Die Kraft und ihre Einheit werden dabei nicht in der üblichen Weise, sondern durch den übertragenen Impuls charakterisiert, in Gemaßheit der atomistischen Denkweise (vgl. auch S. 44-45). Diese zielt ur­sprünglich darauf ab, die Erscheinungen aus unteilbaren Einheiten oder Quanten zusammenzusetzen. Dadurch ist die Verbindung zum Begriff der Einheit gegeben. Entsprechend der Entwicklung, die mit Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt hat, ist die Exemplifinerung des Atomismus vom Gebiet der Materie in dasjenige der « Kraft» hinübergeführt. Indem das Quantum der Kraft bzw. des Impulses mit der gewöhnlichen Einheit zusammengezogen ist, gibt die Schilderung ein mit wenigen, vereinfachenden Strichen skizziertes Bild der Denkweise. Man vergleiche dazu den methodischen Gesichtspunkt zu Beginn des siebenten Vortrages.

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38 ks wäre irgendein atomistischer Körper: Siehe Hinweis zu S. 36.

52 Ätherleib: VgL die Schrift «Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkennt­nis nnd Menschenbestinttnung.» Gesarntausgsbe Domach 1961. Über die Äther-arten vgl. «Aus der Akasha-Chronik» S. 111 ff., Gesamtausgabe Dornach 1964.

54 Figur und Schilderung der Wirkungsweise des Prismas werden ergänzt durch die im Anhang wiedergegebenen Notizbucheintragungen S. 184 und 190.

59 Ätherleib: Siehe Hinweis zu S. 52.

Astralleib: Siehe Hinweis zu S. 52.

62 Waldorfschule: Begründet 1919 von Kommerzienrat Molt für die Kinder der Arbei­ter und Angestellten der Waldorf-Astoria-Zigaretteniabrik in Stattgart, eingerichtet und geleitet von Rudolf Steiner. (Erste Rudolf Steiner-Schule.)

Sie können es bei Goethe lesen: Materialien zur Geschichte der Farbenlehre, Konfession des Verfassers. In Rudolf Steiner' Ausgabe der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes in Bd. 4, 2. Abt. S. 128.

70 Die nicht schulgemäße Figur wird bestätigt durch die Notizbucheintragung S. 186. Bemerkenswerterweise findet sich dort zuerst die übliche, darunter die neue Figur zur Hebung. Diese erinnert an den Anblick eines Stabes, der schräg in einen Brunnen eintaucht.

79 Eine Ablenkung würde stattfinden: Vgl. die Zeichnung, die während des sechsten Vor­trages S. 105 entworfen wurde.

82 Isaac Newton: Woolsthorpe 1643-1727 London. Physiker, Mathematiker, Astro­nom.

Christian I Iuygens: Den Haag 1629-1695 ebenda. Physiker. Mathematiker. Astro­nom.

Thomas Young: Milverton 1773-1829 London. Arzt, Naturwissenschafter, Ägyp­tologe.

83 Francesco Maria Grimalde: Bologna 1618-1663 ebenda. Mathematiker und Physiker.

Augustin Jean Fresnel: Broglie 1788-1827 Ville d'Avray. Ingenieur und Physiker.

87 Leonhard Euler: Basel 1707-1783 Petersburg (Leningrad). Mathematiker, Astro­nom, Physiker.

92 Bläulich-Grünliche: Vgl. die Beschreibung S. 55.

Das ist es, was Goethe irre gemacht hat: Materialien zur Geschichte der Farbenlehre. Konfession des Verfassers. In Rudolf Steiners Ausgabe der Naturwissenschaft-liehen Schriften Goethes, Bd. 4, 2. Abt. S. 129.

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93 Kirchhoff-Bunsenscher Versuch: Gustav Robert Kirchboff«Über die Fraunhoferschen Linien», Monatsbericht der Akad. d. Wiss. zu Berlin vom Oktober 1859; Gesam­melte Abhandlungen, Leipzig 1882.

95 ein Schuster in Bologna: Vincenco Cascariolo, vgl. die Fußnote in «Goethes Natur­wissenschaftliche Schriften», herausgegeben von Rudolf Steiner, Bd. 4, 2. Abt. S. 146.

104 ein'n leuchtenden Kreic hieher zeichnen: Als Nachzeichnung einer Wandtafeizeichnung ist in der Figur der weiße Strich schwarz wiedergegeben. Dunkel und Hell sind dadurch vertauscht.

105 eine hellere Stelle und.. . dunklere Stelle: Siehe Hinweis zu S. 104.

110 Menschen, wie zum Beicpiel Kirchhoff: Gustav Robert Kirchhoff, Königsberg 1824 bis

1887 Berlin. Physiker. Über seine wissenschaftliche Haltung finden sich knappe

Worte in der Vorrede zur Mechanik, «Vorlesungen über mathematische Physik»,

Bd. 1, Leipzig 1876. Vgl. Rudolf Steiner «Die Rätsel der Philosophie» S. 433,

Gesamtausgabe Stuttgart 1955. Über die Aufnahme und die Auswirkung dieser

Haltung spricht Ludwig Boltamaun in «Gustav Robert Kirchhoff», Leipzig 1888.

112 es hat Menschen gegeben, die gesagt haben: Das ist ein Unsinn: Heinrich Schramm «Die allgemeine Bewegung der Materie als Grundursache aller Naturerscheinungen», Wien 1872; vgl. Rudolf Steiner «Mein Lebensgang» S. 34-36, Gesamtausgabe Dornach 1962.

118 Hermann Helmholtz: Potsdam 1821-1894 Charlottenburg. Physiker und Physiologe. Der im Vortrag genannte Gedanke erfüllt Helnaholtz' Forschers in seinen beiden letzten Lebensjahren, so in der Abhandlung «Folgerungen aus Maxwells Theorie über die Bewegungen des reinen Äthers», 1893.

121 wenn Sie eine kleine Röhre nehmen und durchblicken ... so sehen Sie ihn auch grün: Die Nach. prüfung dieses Versuches nüt dem Rohr führte schon bald zu einem negativen Er­gebnis. Dadurch veranlaßt, kam es zu zwei Experimentalabenden Rudolf Steiners zusammen mit vier bzw. drei andern Teilnehmern in Dornach im Herbst 1922. Der farbige Schatten erschien durch das Rohr oder abgewandelte Einrichtungen oft mit einer schwachen Farbnuance, aber meistens derjenigen der farbigen Beleuchtung.

Vom Schluß des zweiten Abends gibt einer der Teilnehmer, V. C. Bennie, folgende

Darstellung:

Nahe einer Wand hing ein Seil herab, davor brannte noch eine rote Lampe, so daß der Schatten des Seils, von der gewöhnlichen Beleuchtung des Raumes erhellt, in­tensiv grün erschien. Darauf machte einer der Teilnehmer aufmerksam. Rudolf Steiner betrachtete den Schatten etwa eine halbe Minute und sagte dann:

Dieses Grün ist nur im ganzen Zusammenhang vorhanden. Es ist selbstver­ständlich «subjektiv», wie man sagt. Hier (Rot) hat man zu viel, hier (Grün) zu

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weni ig. Das mit dem Rohr ist Unsinn. Goethe hat recht. Die Stelle wird korri­giert, darauf können Sie sich verlassen. (Mit Lächeln): Mir liegt nicht daran, Goethes Farbenlehre zu widersprechen.

Nach anderen Aussagen sprach Rudolf Steiner einmal davon, die Farhwirkung im Schatten auf chemischem Wege nachzuweisen. Nicht bekannt ist, ob diese Absicht vor oder nach den Versuchen vom Herbst 1922 bestand.

Im obigen Zusammenhang, aber auch im Vortrag, ist von «subjektiv» mit dem

Zusatz «wie n,an sagt» die Rede. Erst in den anschließenden Ausführungen des

Vortrages rückt Rudolf Steiner diese Begriffe in seinem Sinn zurecht. Vgl. das

Diskussionsvotum S. 20-21 und den Schluß des Vortrages vom 8. Mai 1921 in

«Über das Wesen der Farben», Stuttgart 1959.

121 Durch zweier Zeugen Mund wird alle Wahrheic kund: «Faust I», Der Nachbarin Haus.

126 Wenn ich wieder einatme, wird das Gehirnwasser nach aufwärts getrieben: Die genaueren Ausführungen darüber sind nur bruchsrückweise nachgeschrieben, nämlich: ... auf­wärts getrieben... Höhle des Rückersmarks - es ist ein Sack - wird wiederum hin­aufgetrieben, und ich lebe fortwährend, indem ich atme, ...

127 mit weleher Terminologie auch: In der Nachsehrift steht «Dämonologie» statt «Ter­minologie».

129 Wo wir Lufimenschen werden ... und der äußeren Luft: Die Worte «und der äußeren Luft» sind gemäß der Schilderung S. 127 zu dem unvollständig vorliegenden Satz hinzuergänzt.

130 Julius Robert Mayer: Heilbronn 1814-1878 ebenda. Arzt und Physiker.

132 Leonardo da Vinci: Vinei hei Empoli 1452-1519 Schloß Cloux (Amboise).

133 Maria Mersenne: Soultiére 1588-1648 Paris. Mathematiker und Musiktheoretiker.

mit dksem darangesetzten Stifte: Eine schwingende Stimmgabel wird längs einer be­rußten Platte vorbeigeführt. Der an einer Zinke befestigte Stift zeichnet eine Wel­lenlinie in den Ruß.

134 wie wir den Ausdruck gewohnt sind von Goethe: «... so dachte der treffliche Mann doch nicht, daß es ein Unterschied sei zwischen sehen und sehen, daß die Geistesaugen mit den Augen des Leibes in stetem lebendigen Bunde zu wirken haben, weil man sonst in Gefahr gerät, zu sehen und doch vorbeizusehen.» Geschichte meines bota­nischen Studiums. Verfolg. Goethes Naturwissenschaftliche Schriften, herausgege­ben durch Rudolf Steiner, Bd. 1, S. 107.

E. A. Karl Stockmeyer: 1886-1963. Mathematiker und Philosoph, Lehrer an der Freien Waldorfschule in Stuttgart.

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Zu Seite:

136 Robert Hamerling: Kirehberg am Walde 1830-1889 Graz. Dichter und Philosoph. Die angeführte Stelle findet sich in: Rudolf Steiner «Die Rätsel der Philosophie», S. 525-526, Gesamtausgabe Stuttgart 1955.

148 Luigi Galeani: Bologna 1737-1798 ebenda. Mediziner und Naturforscher.

Alessandro Volta: Como 1745-1827 ebenda. Physiker.

150 Heinrich Hertz: Hamburg 1857-1894 Bonn. Physiker.

154 William Crookes: London 1832-1919 ebenda. Physiker und Chemiker.

155 Johann Wilhelm Hiltorf: Bonn 1824-1914 Münster (Westfalen). Physiker.

Philipp Lenard: Preßburg 1862-1947 Messelhausen. Physiker.

156 Wilhelm Conrad Röntgen: Lennep 1845-1923 München. Physiker.

158 die a-Strahlen mit etwa 1/10 Lichtgeschwindigkeit: Die ersten Messungen Ruther. fords (1902) ergaben 1/12 Lichtgeschwindigkeit beim Radium, später wurden niedrigere Werte geftinden, etwa 1/20 Lichtgeschwindigkeit.

159 die luzifferischen, die ahrimanicchen Wirkungen: Vgl. «Die Geheimwissenschaft im Um­riß», Kapitel: Die Weltentwickelung und der Mensch, Gesamtausgabe Dornach

1962.

das ausstrahlt wie eine Ausstrahlung der Raadiummaterie: Die Radium-Emanation. Vom Radium-Blei ist an dieser Stelle nicht die Rede, jedoch wenig später in einem medi-zinischen Vortrag («Geisteswissenschaft und Medizin», S. 235, Gesamtausgabe Dornach 1961).

161 was ein englischer Philosoph gesagt hat: Der Premierminister A. J. Balfour in seiner Rede in der British Association 1904. Vgl. Rudolf Steiner «Luzifer-Gnosis 1903-1908, Gesammelte Aufsätze», S. 467, Gesamtausgabe Dornach 1960.

166 daß ... dicse Substanzen... noch ein Viertes aussenden: Vgl. den Hinweis zu S. 159.

169 Nisolai Iwanowitsch Lobatschewskij: Nischnij Nowgorod 1793-1856, ebenda. Mathe­matiker.

174 wenn man aufsteigt zur Intuition: Siehe Hinweis zu S. 20.

176 Luziferisch-Lichtischem undAhrimanisch-Elektrizitätsartigem: Siehe Hinweis zu S. 159.

von denen ich hoffe, daß sie sich... werden ausbauen lassen: Siehe Hinweis zu S. 25.

177 im pädagogischen Kurs bei Beginn des Unterrichtes an der Waldorfschule: «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik.» Ein Zyklus von 14 Vorträgen, ge­halten in Stuttgart vom 21. August bis S. September 1919 anläßlich der Gründung der Freien Waldorfschule Gesamtausgabe Dornach 1960.

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178 Herman Grimm: Kassel 1828-1901 Berlin. Kunsthistoriker. Das Zitat findet sich in «Goethe», 2. Bd. 23.Vortrag, S. 171 f., Berlin 1877.

182 Notizbucheintragungen Rudolf Steiners in der Zeit des ersten naturwissenschaftlichen Kurses:

Es finden sich in zwei Notizbüchern eine größere Anzahl auf den Kurs bezügliche Eintragungen, in welchen zum größeren Teil Schuiwissen über die vorgebrachten Dinge steht. Die hier wiedergegebenen fünf Doppelseiten, in der Reihenfolge der Eintragungen, halten jedoch Ideen fest, die in diesem Kurse erstmalig zur Sprache gekommen sind. Sie können das, was gewollt ist, über manche Unsicher­heit des Textes und der Zeichnungen hinweg, klären und stützen helfen.

192 f. Zur Beantwortung von sechs Fragen iber das Wesen einiger nacurw'scenschaftlicher Grund-begriffe: Die Fragen wurden von Dr. Ing. Georg Herberg in Stuttgart gestellt und im Oktober 1919 von Rudolf Steiner beantwortet. Der Wortlaut der Fragen liegr nicht mehr vor, ergibt sich jedoch sinngemäß aus den Antworten. (Auf dem 2. Blatt, 10. Zeile von oben, dürfte, wie eingetragen, «sich» zu lesen sein.)

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.