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Davon wollen wir dann das nächste Mal sprechen.
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= VIERTER VORTRAG Dornach, 16. April 1920 =
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<nowiki>#</nowiki>G201-1987-SE053 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos
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VIERTER VORTRAG
Dornach, 16. April 1920
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In Wirklichkeit kann die Konstitution des Weltenalls gar nicht be­trachtet werden, ohne daß man fortwährend auf den Menschen Bezug nimmt, gewissermaßen immer versucht, dasjenige im Welten-all draußen aufzusuchen, was sich auch in irgendeiner Weise im Menschen findet. Wir wollen diese Vorträge dazu benützen, um gerade von diesem Gesichtspunkte aus vielleicht wenigstens nach einer Richtung hin eine Art plastisch geschlossenen Weltenbildes zu bekommen, das uns dann zu der Beantwortung der Frage führen kann: Wie verhalten sich im Menschen Moral und Naturgesetz­mäßigkeit?
In Wirklichkeit kann die Konstitution des Weltenalls gar nicht be­trachtet werden, ohne daß man fortwährend auf den Menschen Bezug nimmt, gewissermaßen immer versucht, dasjenige im Welten-all draußen aufzusuchen, was sich auch in irgendeiner Weise im Menschen findet. Wir wollen diese Vorträge dazu benützen, um gerade von diesem Gesichtspunkte aus vielleicht wenigstens nach einer Richtung hin eine Art plastisch geschlossenen Weltenbildes zu bekommen, das uns dann zu der Beantwortung der Frage führen kann: Wie verhalten sich im Menschen Moral und Naturgesetz­mäßigkeit?


Wenn wir - ich wiederhole da nur Dinge, die von den verschie­densten Standpunkten aus besprochen, beschrieben worden sind -den Menschen studieren, so gliedert er sich uns ja zunächst in alles dasjenige, was wir als den oberen Menschen bezeichnen, dann das­jenige, was wir als den unteren Menschen bezeichnen, und dann alles dasjenige, was verbindet zwischen beiden, der rhythmische Mensch, der den Ausgleich zwischen diesen beiden Gliedern, dem oberen und dem unteren Menschen, bewirkt.
Wenn wir - ich wiederhole da nur Dinge, die von den verschie­densten Standpunkten aus besprochen, beschrieben worden sind - den Menschen studieren, so gliedert er sich uns ja zunächst in alles dasjenige, was wir als den oberen Menschen bezeichnen, dann das­jenige, was wir als den unteren Menschen bezeichnen, und dann alles dasjenige, was verbindet zwischen beiden, der rhythmische Mensch, der den Ausgleich zwischen diesen beiden Gliedern, dem oberen und dem unteren Menschen, bewirkt.


Nun müssen wir uns ja sagen, daß zunächst eine völlige Ver­schiedenheit herrscht in bezug auf die Gesetzmäßigkeit des oberen Menschen und die Gesetzmäßigkeit des unteren Menschen. Diese Verschiedenheit kann sich uns schon dadurch vor die Seele stellen, daß wir darauf Rücksicht nehmen, wie der obere Mensch, der von der Hauptesplastik aus beherrscht wird, zustande kommt durch die Gesetze, möchte ich sagen, einer völlig anderen Welt als unsere Sinneswelt. Dasjenige, was wir hier aus der Sinneswelt haben, aus der Sinneswelt an uns tragen als unseren Gliedmaßenmenschen, das haben wir durch eine Metamorphose, natürlich nicht in bezug auf die äußere Substantialität, aber in bezug auf die Formgestaltung, hindurchzuführen, eine Metamorphose, die ja erst wirkt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Dasjenige, was hier unser Gliedmaßenmensch
Nun müssen wir uns ja sagen, daß zunächst eine völlige Ver­schiedenheit herrscht in bezug auf die Gesetzmäßigkeit des oberen Menschen und die Gesetzmäßigkeit des unteren Menschen. Diese Verschiedenheit kann sich uns schon dadurch vor die Seele stellen, daß wir darauf Rücksicht nehmen, wie der obere Mensch, der von der Hauptesplastik aus beherrscht wird, zustande kommt durch die Gesetze, möchte ich sagen, einer völlig anderen Welt als unsere Sinneswelt. Dasjenige, was wir hier aus der Sinneswelt haben, aus der Sinneswelt an uns tragen als unseren Gliedmaßenmenschen, das haben wir durch eine Metamorphose, natürlich nicht in bezug auf die äußere Substantialität, aber in bezug auf die Formgestaltung, hindurchzuführen, eine Metamorphose, die ja erst wirkt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Dasjenige, was hier unser Gliedmaßenmensch
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Sie sehen, dieser Newtonismus hat nötig, daß jeder Planet, über­haupt jeder bewegte Himmelskörper, einen Urstoß erhalten hat. Da muß also immer ein extramundaner Gott da sein, der da stößt, der da die Tangentialkraft gibt. Das ist überall vorausgesetzt. Diese An­nahme ist aber in einer Zeit gemacht, wo man gar keine Ahnung mehr hatte, wie man das Geistige mit dem Materiellen in irgend­eine Verbindung bringen sollte, wo man beim alleräußersten An­stoß stehen geblieben war. Darinnen spricht sich schon dieses Die­Materie-nicht-Begreifenkönnen des Materialismus aus. Das ist es ja, worauf ich in der letzten Zeit so häufig hingewiesen habe. Er kann daher auch nicht die Bewegungen des Materiellen verstehen, son­dern er muß sie ganz anthropomorphistisch erklären, indem er sich den Gott ganz als Mensch denkt und - hups - bekommt der Mond einen Stoß, dann die Erde, dann ziehen sich die an, und dann resul­tieren aus dem Hups-Stoß und aus der Anziehungskraft die Bewe­gungen.
Sie sehen, dieser Newtonismus hat nötig, daß jeder Planet, über­haupt jeder bewegte Himmelskörper, einen Urstoß erhalten hat. Da muß also immer ein extramundaner Gott da sein, der da stößt, der da die Tangentialkraft gibt. Das ist überall vorausgesetzt. Diese An­nahme ist aber in einer Zeit gemacht, wo man gar keine Ahnung mehr hatte, wie man das Geistige mit dem Materiellen in irgend­eine Verbindung bringen sollte, wo man beim alleräußersten An­stoß stehen geblieben war. Darinnen spricht sich schon dieses Die­Materie-nicht-Begreifenkönnen des Materialismus aus. Das ist es ja, worauf ich in der letzten Zeit so häufig hingewiesen habe. Er kann daher auch nicht die Bewegungen des Materiellen verstehen, son­dern er muß sie ganz anthropomorphistisch erklären, indem er sich den Gott ganz als Mensch denkt und - hups - bekommt der Mond einen Stoß, dann die Erde, dann ziehen sich die an, und dann resul­tieren aus dem Hups-Stoß und aus der Anziehungskraft die Bewe­gungen.


In diesen Dingen stehen wir heute darinnen. Aus diesen Dingen heraus konstruieren wir uns unser Weltensystem. Aber zum Be­greifen desjenigen, was ist, ist mehr notwendig; dazu ist notwendig, daß man in einer solchen Weise überall die Verbindungen verstehen lernt zwischen dem, was im Menschen lebt und dem, was draußen im Makrokosmos lebt. Denn der Mensch ist ein wirklicher Mikro­kosmos im Makrokosmos. Davon dann morgen weiter.  
In diesen Dingen stehen wir heute darinnen. Aus diesen Dingen heraus konstruieren wir uns unser Weltensystem. Aber zum Be­greifen desjenigen, was ist, ist mehr notwendig; dazu ist notwendig, daß man in einer solchen Weise überall die Verbindungen verstehen lernt zwischen dem, was im Menschen lebt und dem, was draußen im Makrokosmos lebt. Denn der Mensch ist ein wirklicher Mikro­kosmos im Makrokosmos. Davon dann morgen weiter.


= FÜNFTER VORTRAG Dornach, 17. April 1920 =
= FÜNFTER VORTRAG Dornach, 17. April 1920 =

Version vom 18. Oktober 2023, 18:07 Uhr

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RUDOLF STEINER

VORTRÄGE

VORTRÄGE VOR MITGLIEDERN
DER ANTHROPOSOPHISCHEN GESELLSCHAFT

Entsprechungen zwischen
Mikrokosmos und Makrokosmos

Der Mensch - eine Hieroglyphe des Weltenalls

Sechzehn Vorträge, gehalten in Dornach zwischen
dem 9. April und 16. Mai 1920

GA 201

1987

Inhaltsverzeichnis


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ERSTER VORTRAG Dornach, 9. April 1920

Ich werde heute versuchen, weitere Gesichtspunkte Ihnen anzu­geben über ein Thema, das in der letzten Zeit hier schon berührt worden ist. Ich habe besprochen, wie für den Menschen der Gegenwart auseinanderfallen die moralischen Anschauungen und die intellektualistischen Anschauungen. Durch seinen Intellektua­lismus wird der Mensch gebracht zu einer Anerkennung der strengen Naturnotwendigkeit. Nach dieser strengen Naturnotwendigkeit be­obachten wir alles unter dem Gesetze der Ursachen und Wirkungen. Wir fragen auch dann, wenn der Mensch eine Handlung vollzieht, was ihn verursacht hat, was in ihm gewirkt hat oder außer ihm, um die Ursache abzugeben zu dieser Handlung. Diese Anerkenntnis der Notwendigkeit alles Geschehens hat in der neueren Zeit mehr einen naturwissenschaftlichen Charakter bekommen. Sie hat in der früheren Zeit einen mehr theologischen Charakter gehabt und hat einen theologischen Charakter noch für sehr viele Menschen. Der naturwissenschaftliche Charakter ergibt sich, wenn man mehr der Meinung ist, was wir tun, das sei abhängig von unserer körperlichen Konstitution und von den Einwirkungen auf unsere körperliche Konstitution. Es gibt ja heute noch immer Menschen, welche so denken, daß der Mensch handelt geradeso notwendig wie etwa ein Stein, wenn er zur Erde fällt. Das wäre die naturwissenschaftliche Färbung des Notwendigkeitsgedankens.

Die mehr theologische könnte man etwa dahin charakterisieren, daß man sagt: Es ist alles von irgendeiner göttlichen Macht, gött­lichen Vorsehung vorherbestimmt, und der Mensch muß dasjenige ausführen, was ihm von der göttlichen Macht vorausbestimmt ist. In diesen beiden Fällen würde entweder die reine naturwissenschaft­liche Notwendigkeit oder nur die unbedingte göttliche Voraussicht gelten. Es würde von Freiheit des Menschen nicht die Rede sein können. Auf der anderen Seite steht die ganze moralische Welt. Diese moralische Welt, von ihr fühlt der Mensch wohl, wie er von

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ihr nicht sprechen kann, ohne an die Freiheit seiner Willensent-schlüsse zu denken. Denn hat der Mensch keine Möglichkeit zu freien Willensentschlüssen, so kann von einer Moralität der Hand­lungen des Menschen ja nicht die Rede sein. Dennoch fühlt der Mensch Verpflichtungen, moralische Impulse, und er muß eine moralische Welt anerkennen. Ich habe Ihnen auch erwähnt, wie die Unmöglichkeit, eine Brücke zwischen diesen zweien zu schaffen, zwischen der Welt der Notwendigkeit und der Welt des Moralischen, Kant dazu geführt hat, zwei Kritiken zu schreiben: die «Kritik der reinen Vernunft», die sich gewissermaßen damit beschäftigt, alles zu untersuchen, was der natürlichen Weltordnung angehört, und die «Kritik der praktischen Vernunft», die sich damit beschäftigt, das zu untersuchen, was der moralischen Weltordnung angehört. Dann hat er noch die Notwendigkeit empfunden, die «Kritik der Urteilskraft» zu schreiben, die gewissermaßen eine Vermittelung sein sollte zwi­schen beiden, die aber doch nur ein Kompromißprodukt geworden ist, und die höchstens zu einer Realität übergeht in der Betrachtung der Welt des Schönen, des künstlerischen Schaffens. Das würde aber auch nur bedeuten, daß der Mensch auf der einen Seite die Welt der Notwendigkeit hat, in die er eingesponnen ist, auf der anderen Seite die Welt des freien moralischen Handelns hat, und nichts an­deres, was beide verbindet, finden würde, als die Welt des künstle­rischen Scheins, wo wir, sagen wir, in der Plastik oder in der Malerei eben dem Scheine nach dasjenige vorstellen, was zwar aus der Natur-notwendigkeit genommen ist, dem wir aber einprägen dasjenige, was frei von Naturnotwendigkeit ist, dem wir gewissermaßen den Schein des Freien im Notwendigen geben.

Man wird auch nicht eine Brücke schlagen können zwischen die­ser Welt der Notwendigkeit und der Welt der Freiheit, ohne den Weg zu finden durch die Geisteswissenschaft. Aber Geisteswissen­schaft erfordert zu ihrer völligen Ausbildung wirklich eine Erfüllung des, ich möchte sagen, schon seit vielen Jahrhunderten geltend ge­machten Spruches, des Apollo-Spruches der Griechen: «Erkenne dich selbst.» Nun, dieses «Erkenne dich selbst» - womit nicht ge­meint ist ein Hineinbrüten in seine Subjektivität, sondern ein Erkennen

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der ganzen Wesenheit des Menschen, wie der Mensch in der Welt drinnensteht -, dieses Suchen, das ist dasjenige, was eingeführt werden muß in unsere ganze geistige Bewegung gerade durch die Geisteswissenschaft.

Sehen Sie, von diesem Gesichtspunkte aus dürfen wir wirklich sagen - ich will das einleitend jetzt bemerken -, daß der Verlau{ die Entwickelung unserer anthroposophisch orientierten Geistes-bewegung in den letzten Tagen einen Anlauf genommen hat, der Geistesbewegung der Menschheit in deutlicher Weise zu zeigen, wie gesucht werden müsse dieses Durchleuchten der heutigen Denk­weise, die gewissermaßen den Menschen ganz verloren hat, mit der Menschenerkenntnis. Das war ja etwas, was ganz durchleuchten mußte den eben für Ärzte gehaltenen Kursus, der insofern zu den­jenigen Dingen gehört, durch die wir das Geistesleben versuchen mit Menschenerkenntnis zu durchdringen, als eben mit ihm ein erster Versuch gemacht worden ist, in positiver Weise in die Not­wendigkeiten, die heute für bestimmte Fachwissenschaften vor­liegen, hineinzuleuchten. Und nach außen zeigte sich das durch die Reihe von Vorträgen, die hier von unseren Freunden und von mir gehalten worden sind und in denen gezeigt werden sollte, wie das Verhältnis sich zu gestalten hat der einzelnen Fachwissenschaften zu dem, was sie als Impuls durch die Geisteswissenschaft erhalten kön­nen. Es wäre durchaus wünschenswert, daß ein recht starkes Bewußt-sein vorhanden wäre innerhalb unserer geisteswissenschaftlichen Be­wegung von der Notwendigkeit solcher Unternehmungen. Denn sollen wir gedeihen, so haben wir durchaus nötig, der Außenwelt klarzumachen, sie gewissermaßen zu zwingen zum Verständnis da­von, daß hier in keiner Weise der Dilettantismus gefördert werden soll auf irgendeinem Gebiete, sondern daß hier ernste Erkenntnis angestrebt werden muß. Das ist ja dasjenige, was oftmals auch ver­hindert wird durch die Art, wie aus unseren Kreisen selbst unsere Dinge in die Öffentlichkeit dringen, so daß man von dieser Öffent­lichkeit aus dann glaubt - oder auch böswilligerweise es leicht so motivieren kann -, daß hier alles mögliche Sektiererische und aller mögliche Dilettantismus vertreten werde. Immer mehr und mehr

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muß einfach diese Außenwelt davon überzeugt werden, wie ernst es ist mit dem Streben, das all dem zugrunde liegt, für das dieser Bau hier der Repräsentant ist. Und getragen werden müßten eben im weiteren eigentlich solche Unternehmungen, wie diejenigen waren, die wir nun länger, durch einige Wochen, haben hier ablaufen sehen, von den Kräften der ganzen anthroposophischen Bewegung. Denn dadurch wird der Anfang gemacht mit einer wirklichen Menschenerkenntnis, die die Grundlage bilden muß für alle wahre Geisteskultur. Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist immer mehr und mehr - ich möchte sagen - flltriert worden, verabstrahiert worden das konkretere Verhältnis, das die Menschen früher zur Welt gehabt haben. Der Mensch wußte allerdings durch atavistische Erkenntnisse viel mehr über sich selbst in alten Zeiten, als er heute weiß. Denn seit der Mitte des 15. Jahrhunderts ist eben über die ganze soge­nannte zivilisierte Welt ausgedehnt worden der Intellektualismus. Der Intellektualismus stützt sich nur auf einen kleinen Teil, auf einen ganz kleinen Teil im Wesen des Menschen. Und weil sich die­ser Intellektualismus nur auf einen ganz kleinen Teil im Wesen des Menschen stützt, gibt er auch von der Welterkenntnis nur ein ab­straktes Netz.

Was ist denn eigentlich Welterkenntnis geworden im Laufe der letzten Jahrhunderte in der äußeren populären Welt? Welterkennt­nis, insofern sie sich bezieht auf das Weltenall, ist geworden mathe­matisch-mechanische Rechnerei, zu der in der neuesten Zeit noch die Ergebnisse der Spektralanalyse dazugetreten sind, etwas rein Physikalisches, und noch dazu im Physikalischen ein Mechanisch-Mathematisches. Der Astronom beobachtet den Gang der Sterne und rechnet; er konstatiert nur diejenigen Kräfte, die eigentlich die Welt, das Weltenall, insofern die Erde drinnen eingespannt ist, als eine große Maschine, als einen großen Mechanismus zeigen. Und wir können sagen, daß diese mechanisch-mathematische Betrachtungs­weise dasjenige geworden ist, was einzig und allein heute als wirklich erkenntnismäßig angesehen wird.

Nun, womit rechnet zunächst alles dasjenige, was seine Offenba­rung, seinen Ausdruck findet in dieser mathematisch-mechanischen

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Konstruktion des Weltenalls? Es rechnet auch mit etwas, was gewis­sermaßen im Wesen des Menschen begründet ist, aber nur in einem sehr kleinen Stück vom Menschen. Es rechnet zunächst mit den abstrakten drei Raumdimensionen. Mit diesen rechnet der Astro­nom. Er unterscheidet einfach eine Raumdimension, eine zweite und - wenn ich perspektivisch zeichne - eine dritte senkrecht darauf stehende (Tafel 1, links). Und er faßt einen Stern, der sich be­wegt, oder die Lage eines Sternes ins Auge, indem er auf diese drei Raumdimensionen sieht. Der Mensch würde nicht sprechen können über diese drei Raumdimensionen, wenn er sie nicht in seinem eigenen Wesen erlebte. Der Mensch erlebt diese drei Raumdimen­sionen. Zunächst erlebt er in seinem Lebensgang die vertikale Di­mension. Er kriecht als Kind und richtet sich auf. Da erlebt er die vertikale Dimension. Es gäbe nicht die Möglichkeit, von der verti­kalen Dimension zu sprechen, wenn der Mensch sie nicht erlebte. Wenn die Leute glauben, der Mensch könne etwas anderes im Wel­tenall finden, als er in sich selber findet, so geben sie sich starken Illusionen hin. Die Vertikaldimension findet der Mensch nur im Weltenall, weil er sie in sich selbst erlebt.

Auch diese Dimension (die horizontale) findet der Mensch nur dadurch, daß er sie in sich selbst erlebt. Strecken Sie im Verhältnis zu der Vertikaldimension Ihre Hände aus, Ihre Arme aus, so erleben Sie die zweite Dimension. Und nehmen Sie dazu dasjenige, was Sie erleben, indem Sie atmen, indem Sie sprechen, also indem Sie die Luft einziehen oder ausatmen, oder indem Sie essen, wo die Speisen in Ihrem Körper von vorne nach rückwärts sich bewegen, so erleben Sie dazu die dritte Dimension. Nur dadurch, daß der Mensch in sich diese drei Dimensionen erlebt, projiziert er sie auch hinein in den äußeren Raum. Es gibt schlechterdings nichts, was der Mensch in der Außenwelt finden kann, ohne daß er es zuerst in sich selber findet. Aber das Eigentümliche ist, daß der Mensch in der abstrahierenden Zeit seit der Mitte des 15. Jahrhunderts diese drei Dimensionen zu einem Gleichartigen gemacht hat. Das heißt, er hat die konkreten Unterschiede einfach weggelassen. Er hat weggelassen dasjenige, was die drei Raumdimensionen für ihn zu etwas Verschiedenem macht.

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Er müßte eigentlich, wenn er sein eigenes Menschenerlebnis gäbe, sagen: meine Aufrechte, meine Wirkende, meine Umfassende oder meine Ausstreckende. Er müßte einen Unterschied zwischen diesen drei Raumdimensionen annehmen. Würde der Mensch aber einen Unterschied zwischen diesen drei Raumdimensionen annehmen, dann würde er auch nicht mehr das astronomische Weltbild in einer solchen Weise abstrakt fassen können, wie er es faßt. Denn dann würde er auf ein nicht so rein intellektualistisches Weltbild kom­men. Er würde aber in konkreter Weise erleben müssen, wie er sich in bezug auf diese drei Dimensionen zur Welt verhält. Das erlebt er heute nicht. Er erlebt heute nicht das Sich-Aufrichten, das In-der-Vertikale-Sein. Daher weiß er auch nicht, daß er in dieser Vertikale aus dem Grunde ist, weil er sich mit der Erde in einer bestimmten Richtung bewegt, welche diese Vertikale einhält (Tafel 2, Mitte oben. Erde mit vertikalem Strich). Und der Mensch weiß auch nicht, daß er auch seine Atembewegung, seine Verdauungs-, Eßbewegung und noch andere Bewegungen, welche in derselben Richtung ver­laufen, in einer gewissen Richtung macht, durch die sich die Erde wiederum in einer gewissen Linie bewegt (die vorige Zeichnung wird durch die schwingende Linie ergänzt). All dieses Einhalten von ge­wissen Richtungen ist ein Sich-Hineinfügen in Bewegungen des Weltenalls. Von diesem konkreten Verstehen der Dimensionen sieht der Mensch heute ganz ab. Daher kann er sich auch nicht einordnen in den Weltenprozeß; daher weiß er auch nicht, wie er in diesem Weltenprozeß drinnensteht, wie er gewissermaßen ein Glied in die­sem Weltenproz esse ist. Es wird immer mehr und mehr dazu kom­men müssen, daß Schritte gemacht werden, durch die der Mensch eine gewisse Menschenerkenntnis, eine gewisse Selbsterkenntnis be­kommt von seiner Einordnung in das Weltenall.

Nun sind zunächst die drei Raumdimensionen wirklich schon so abstrakt geworden für den Menschen, daß er sich außerordentlich schwer erziehen kann zu fühlen, wie er gewisse Bewegungen der Erde und des ganzen Planetensystems mitmacht, indem er in diesen drei Raumdimensionen etwas zu tun hat. Aber geisteswissenschaft­liche Denkweise, sie kann ausgedehnt werden aufMenschenerkenntnis,

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wenn zunächst wenigstens ein Ersatz gesucht wird für dieses schwer zu erringende Verständnis der drei Raumdimensionen. Und wir können schon leichter uns zu dieser Raumerkenntnis des Men­schen aufschwingen, wenn wir nun nicht die drei Raumlinien, die aufeinander senkrecht stehen, ins Auge fassen, sondern wenn wir drei Raumebenen betrachten. Da bitte ich Sie, nur zunächst einmal folgendes zu betrachten: Sie werden leicht einsehen können, daß Ihre Symmetrie etwas zu tun hat mit Ihrem Denken, wenn Sie dar­auf achten, daß Sie eine elementar naturgegebene Gebärde machen, wenn Sie das urteilende Denken gebärdenhaft ausdrücken wollen. Sie fahren, indem Sie sich geradezu den Finger auf die Nase legen, durch diese vertikale Symmetrieebene, die Sie in einen linken und in einen rechten Menschen zerschneidet (Tafel 2, rechts). Diese Ebene, die mitteridurch geht durch Ihre Nase, durch Ihren Körper, und die Symmetrieebene darstellen soll, ist dasjenige, dessen Sie sich bewußt werden können als etwas, das zu tun hat mit allem Unterscheiden in Ihnen, allem unterscheidenden Denken, unter­scheidenden Urteilen. Es ist möglich, ausgehend von dieser elemen­taren Geste, sich tatsächlich ein Bewußtsein davon zu verschaffen, daß man als Mensch in allen seinen Verrichtungen mit dieser Ebene etwas zu tun hat.

Nehmen Sie nur einmal die Funktion Ihres Sehens. Sie sehen mit zwei Augen. Sie sehen mit zwei Augen so, daß Sie dasjenige, was die beiden Augen machen, hier zur Kreuzung bringen (Tafel 2, links). Einen Punkt, der hier ist, Sie sehen ihn von links und von rechts, aber Sie sehen ihn nur einmal, weil die Sehlinien, die Visier­linien sich schneiden, und sie schneiden sich so, daß sie sich in der Ebene, die ich hier gezeichnet habe, schneiden. Unsere menschliche Tätigkeit ist vielfach so angeordnet, daß das Verstehen, das Auf­fassen mit dieser Ebene etwas zu tun hat.

Wir können dann hinsehen auf eine andere Ebene, welche etwa gehen würde mitten durch unser Herz, und welche trennen würde den Menschen rückwärts von dem Menschen vorne. Der Mensch vorne ist physiognomisch gegliedert. Er ist der Ausdruck seines seeli­schen Wesens. Diese physiognomisch-seelische Gliederung des Men­schen

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ist durch eine Ebene, die auf der ersten Ebene senkrecht steht, von der hinteren Gliederung getrennt (vorige Zeichnung, zweite vertikale Ebene). Wie unser rechter und linker Mensch durch eine Ebene getrennt sind, so sind unser vorderer und rückwärtiger Mensch durch eine Ebene getrennt. Sie brauchen ja nur die Arme, die Hände auszustrecken und den physiognomischen Teil der Hän­de - im Gegensatz zu dem, was bloß der organische Teil ist - nach vorne zu richten, den organischen Teil nach rückwärts, so können Sie dann durch die Hauptpunkte, die Hauptlinien, die dadurch entstehen, eine Ebene legen, und bekommen diese Ebene, die ich hier meine. - Ebenso können Sie eine dritte Ebene legen, welche alles dasjenige, was nach oben sich gliedert als Kopf und Antlitz, von dem abgrenzen würde, was nach unten sich gliedert in Rumpf und Gliedmaßen. So würden Sie bekommen eine dritte Ebene, die wiederum auf den beiden andern senkrecht steht, die horizontal ist und die etwa durchgehen würde ganz durch Ihre Arme, wenn Sie die Arme so halten (seitlich ausgestreckt, die Handflächen nach un­ten). Ihre Hände würden dann in diese Ebene fallen.

Man kann sich ein Gefühl von diesen drei Ebenen erwerben. Wie man sich ein Gefühl erwirbt von der ersten Ebene, das habe ich schon gesagt. Sie ist zu fühlen als die Ebene des unterscheidenden Denkens. Die zweite Ebene, welche den Menschen in ein Vorderes und Rückwärtiges trennt, sie würde diejenige Ebene sein, welche geradezu auf dasjenige hinweist, wodurch der Mensch Mensch ist. Denn nicht in derselben Weise könnten Sie diese Ebene in ein Tier hineinzeichnen. Die Symmetrie-Ebene können Sie in das Tier hin-einzeichnen, die andere vertikale Ebene nicht. Diese zweite vertikale Ebene, die würde zusammenhängen mit alledem, was menschliches Wollen ist. Und die dritte, die darauf senkrechte horizontale Ebene würde zusammenhängen mit alledem, was menschliches Fühlen ist. Versuchen Sie nur einmal wiederum aus den elementaren Gesten sich eine Anschauung von diesen Dingen zu verschaffen. Sie werden sehen, daß man das kann, daß man in der Lage ist, so etwas zu ma­chen. Schließlich nähert sich alles dasjenige, worinnen der Mensch sein Fühlen zum Ausdrucke bringt, sei es ein grüßendes Fühlen, ein

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dankendes Fühlen oder sonstiges Mitfühlen, in einer gewissen Weise der Horizontalebene.

Ebenso können Sie sehen, daß Sie in einer gewissen Weise immer das Wollen werden in Zusammenhang bringen müssen mit der an­gegebenen Vertikalebene. Es ist möglich, sich anzuerziehen ein Ge­fühl für diese drei Ebenen. Wenn der Mensch nun ein Gefühl für diese drei Ebenen bekommt, dann wird er genötigt sein, dasWelten­all ebenso im Sinne dieser drei Ebenen aufzufassen, wie er, wenn er nur in abstrakter Weise die drei Raumdimensionen auffaßt, in mechanisch-mathematischer Weise galileisch oder kopernikanisch das Weltenall in seinen Bewegungen und Stellungen berechnet. Nur werden ihm dann konkrete Verhältnisse hineinkommen in dieses Weltenall. Er wird nicht mehr bloß nach den drei Raumdimensionen rechnen, sondern er wird aufmerksam darauf werden, daß da in ihm selbst, indem er die drei Ebenen fühlen lernt, zwischen rechts und links ein Unterschied ist, zwischen oben und unten ein Unterschied ist, zwischen vorne und hinten ein Unterschied ist. Für das Mathe­matische ist es gleichgültig, ob etwas ein Stückchen weiter nach rechts oder nach links, nach vorne oder rückwärts ist. Wenn wir bloß messen, so messen wir von unten nach oben, messen von rechts nach links, von vorne nach rückwärts. Ob drei Meter in dieser oder jener Lage gelegen sind, es sind drei Meter. Höchstens unterscheiden wir, damit wir zur Bewegung übergehen können, eben die aufeinander senkrecht stehenden Dimensionen. Das tun wir aber auch nur, weil wir eben beim bloßen Messen nicht stehenbleiben können, denn es würde uns dann die Welt in eine gerade Linie ausschrumpfen. Ler­nen wir aber, konkret Denken, Fühlen, Wollen in diesen drei Ebe­nen zu charakterisieren, und lernen wir uns selbst hineinzustellen als seelisch-geistige Wesen mit unserm Denken, Fühlen und Wollen in den Raum, dann lernen wir - ebenso, wie wir als Stück vom Men­schen die drei Dimensionen anzuwenden lernten auf die Astro­nomie - auch diese Gliederung des Menschen anzuwenden auf die Astronomie. Und wir bekommen dann die Möglichkeit, wenn wir hier - wir könnten ebensogut ein anderes Schema zugrunde legen -, wenn wir hier Saturn, Jupiter, Mars, Sonne, Merkur, Venus, Mond,

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dann Erde haben (Tafel 1, Mitte), die Sonne nach ihrer äußeren Offenbarung wie etwas Scheidendes, etwas Trennendes anzusehen. Und wir werden durch die Sonne uns eine Ebene gelegt denken müssen (die Horizontale wird gezeichnet) und werden dann nicht mehr bloß dimensional ansehen dasjenige, was über der Ebene ist und was darunter ist, sondern wir werden diese Ebene als etwas Trennendes ansehen und werden nun unterscheiden das Obere und das Untere. Wir werden also nicht mehr nur sagen, der Mars ist so und so viele Meilen, die Venus so und so viele Meilen von der Sonne entfernt, denn wir werden die Menschenerkenntnis auf die Welt-erkenntnis anzuwenden lernen und wir werden uns sagen: Gerade­so, wie es nicht einfach mit den Dimensionen abgetan ist, wenn ich sage, der menschliche Kopf oder die Nase ist von der horizontalen Ebene, die ich als die Ebene des Fühlens bezeichnet habe, so weit entfernt, das Herz ist so weit entfernt, sondern ich das Entfernt-sein nach unten und nach oben mit der Gestaltung, mit der Bildung in einen Zusammenhang bringen werde; ebenso wenig werde ich dann bloß sagen: Mars und Merkur - der eine ist so weit, der andere so weit von der Sonne entfernt, sondern ich werde wissen, daß, wenn ich die Sonne als etwas Trennendes betrachte, der Mars nach oben eine andere Natur als der Merkur nach unten haben muß. Und ich werde jetzt auch legen können, sagen wir, eine solche Ebene, die darauf senkrecht steht, durch die Sonne (die Vertikale wird gezeich­net). Dann wird der Jupiter oder der Mars sich einmal so bewegen, daß er rechts von dieser Ebene steht (r), und er wird sich herüber-bewegen und so stehen, daß er links von der Ebene steht (I). Gehe ich bloß abstrakt nach den Dimensionen vor, so ist er einmal rechts, einmal links so und so viele Meilen von der Ebene entfernt. Konkre­tisiere ich in den Weltenraum hinein, wie ich in mich selber als Mensch hinein konkretisieren muß, dann ist es mir nicht gleich­gültig, ob der Planet einmal rechts, einmal links steht, sondern ich werde sagen, da ist ein Unterschied, ob er rechts oder links steht, wie etwa zwischen einem rechten und einem linken Organ. Es ist nicht genügend, daß ich sage, die Leber im Menschen ist so und so viele Zentimeter von der Symmetrieebene rechts, der Magen so und so

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viele Zentimeter links, sondern die beiden sind verschieden in ihrer Gestaltung dadurch, daß das eine Organ rechts, das andere links ist. Hier ist es so, daß der Jupiter etwas anderes wird, wenn er rechts steht, etwas anderes, wenn er links steht, rein für den Augenschein.

Ebenso könnte ich eine dritte Ebene legen, und ich müßte wie­derum meine Beurteilung einrichten nach dem, wie das ist. Aber ich würde zu gleicher Zeit, wenn ich nun meine Menschenerkenntnis ausdehnte auf das Weltenall, genötigt sein, alles dasjenige, was sich auf die eine Ebene bezieht, in ähnlicher Art zu betrachten, wie ich das menschliche Denken betrachte; was sich auf die zweite Ebene bezieht, in ähnlicher Weise zu betrachten wie das menschliche Füh­len; die dritte Ebene zu betrachten wie das menschliche Wollen.

Ich wollte Ihnen damit nur zeigen, daß für diese neueste Welt­anschauung ein letzter Rest geblieben ist von äußerster Abstraktion: drei gleichgültig aufeinander senkrecht stehende Linien, auf die man Stellungen und Bewegungen der Sterne bezieht, und nach die­sen Stellungen und Bewegungen der Sterne Berechnungen macht des Weltenalls wie eines Mechanismus. Man bezieht nur dieses eine, den ganz abstrakten Raum mit seinen Punktverhältnissen, auf das Weltenall in der galileischen astronomischen Anschauung. Man kann das ausdehnen auf eine stärkere Menschenerkenntnis. Man kann sagen: Der Mensch ist ein Wesen - denkend, fühlend, wol­lend. Als äußerlich räumliches Wesen hat sein Denken etwas zu tun mit einer Ebene, sein Wollen mit einer darauf senkrecht stehenden Ebene, sein Fühlen wiederum mit einer darauf senkrecht stehenden Ebene. Dies muß sich auch beziehen auf die äußere Welt. Eigentlich richtig wissen tut ja der Mensch seit der Mitte des 15. Jahrhunderts überhaupt gar nichts anderes, als daß er nach den drei abstrakten Dimensionen ausgedehnt ist. Das andere sind ja bloß Wissens­notizen, das andere ist bloß aufgesammeltes Beobachtungsmaterial. Es muß wiederum errungen werden eine wirkliche Menschener-kenntnis, dann wird auf dem Umwege durch die Menschenerkennt­nis auch eine Welterkenntnis errungen werden. Und dann wird man verstehen lernen, wie Notwendigkeit und Freiheit zusammenhängen können. wie sie beide im Menschen Platz haben können. indem der

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Mensch aus der Welt heraus geboren ist. Denn natürlich, wenn man nur diesen letzten Rest menschlichen Wesens, die drei aufeinander senkrecht stehenden Dimensionen, nimmt und als dasjenige auf­faßt, was man noch begreifen will, dann erscheint einem auch das Weltenall ungeheuer arm, unendlich arm. Und unendlich arm ist unsere heutige astronomische Weltanschauung. Aber sie wird nicht reicher werden, wenn wir nicht erst zu einer wirklichen Menschen. erkenntnis vordringen, wenn wir nicht erst lernen, in den Menschen wirklich hineinzuschauen.

Das hängt zusammen mit gewissen Dingen, die ich vorgestern hier im öffentlichen Vortrage vorgebracht habe, das hängt damit zusammen, daß anthroposophisch orientierte Weltanschauung ge­rade in das wirkliche Geist-Erkennen das Materielle hineinführt. Ste­hen denn nicht solche Dinge wie Denken, Fühlen und Wollen wie furchtbar kahle Abstraktionen heute vor der menschlichen Erkennt. nis? Die Menschen prüfen sich nur nicht genügend. Die Menschen fragen sich eigentlich gar nicht, was sie in dem haben, wofür sie Worte anwenden. Daher ist ja so vieles zur Phrase geworden. Es sollte jemand wirklich nur sich gewissenhaft fragen, wenn er das Wort Denken ausspricht, ob er denn wirklich klar sich etwas dabei vorstellt, gar nicht zu reden von Fühlen und Wollen. Aber bedenken Sie, wie das phrasenhafte Sich-Ergehen in Worten in Anschauung übergeht, wenn man wirklich zum Bilde zurückkehrt. Wenn man auch nur das eine Bild hat für das Denken, daß man sich an die Nase greift - man braucht es ja nicht immer zu tun, aber man weiß daß diese Bewegung immer in der Situation ausgeführt werden will wenn wir denken sollen; oder wir deuten auch auf unser Kinn, wenn wir aufpassen sollen -, also, wir greifen gerade in diese Ebene hin. ein, weil wir da auch urteilen wollen über dasjenige, dem wir zu hören. Wir teilen gewissermaßen unseren Organismus in eine linke und rechte Hälfte, weil wir immer mit dem linken Sinnesorgan eigentlich etwas anderes verrichten als mit dem rechten. Wie Sie mit dem linken Sinnesorgan etwas anderes verrichten als mit dem rech­ten, das können Sie ja daran ermessen, daß Sie eigentlich immer mit dem linken Sinnesorgan etwas tun, was auch im Denken wie ein

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Befühlen des Gegenstandes ist. Mit dem rechten Sinnesorgan be­fühlen Sie gewissermaßen wiederum Ihr Befühlen. Dadurch wird es erst Ihr Eigentum. Sie würden ja niemals zu der Ich-Vorstellung kommen können, wenn Sie nicht dasjenige, was Sie links erleben, wiederum wahrnehmen könnten mit dem, was Sie rechts erleben. Indem Sie einfach Ihre Hände übereinanderlegen, ist das ein Bild des Ich-Vorstellens. Das muß gesagt werden, daß der Mensch, indem er von dem bloßen Leben in Phrase übergeht zur Anschaulichkeit, daß er dadurch innerlich reicher wird, dadurch auch die Möglichkeit gewinnt, das Weltenall reicher vorzustellen.

Dadurch, daß dieser Weg angetreten wird, wird wiederum Leben hineinkommen in dieses Weltenall und in uns als Menschen das Gefühl von der Teilnahme an dem Leben des Weltenalls. Dann wird es wieder einen Sinn bekommen, das Weltenall mit dem Menschen zu verbinden, eine Brücke zu schlagen vom Weltenall zum Men­schen hin. Wenn diese Brücke geschlagen wird, dann kann erst ein­gesehen werden, ob denn nun wirklich für alles, was im Menschen vorliegt, eine naturnotwendige Impulsation im Weltenall vorliegt; ob das Weltenall uns durch und durch determiniert oder ob es uns in einer gewissen Weise frei läßt. Solange wir nur in Abstraktionen leben, so lange können wir unmöglich irgendeine Brücke schlagen zwischen dem Moralischen und dem Naturgemäßen. Wir müssen uns erst fragen können: Wie weit reicht im Weltenall das Natur­gemäße und wo tritt im Weltenall etwas auf, das wir nicht unter den Gesichtspunkt des Naturgemäßen bringen können? Dann kornmen wir zu einer Beziehung, die auch für den Menschen eine Bedeutung hat, zwischen dem Naturgemäßen und dem Freien, dem Morali­schen. Auf diese Weise werden Sie lernen, wiederum einen Sinn mit den Worten zu verknüpfen: Mars ist ein sonnenferner, Venus ein sonnennaher Planet. - Damit, daß Sie einfach in abstrakten Zahlen die Entfernungen angeben, haben Sie ja gar nichts gesagt, oder wenigstens sehr wenig gesagt. Denn alles dasjenige, was in dieser Weise - und im Grunde wird ja alles, was die heutige Astronomie angeht, in dieser Weise angegeben -, alles, was in dieser Weise nur bestimmt wird, das ist gerade so bestimmt, wie wenn Sie sagen, Sie

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sehen einmal auf jene Linie, welche durchgeht durch die beiden Arme und Hände des Menschen, und sprechen dann von einem Or­gan, das zweieinhalb Dezimeter entfernt ist von dieser Linie. Ja, aber das eine Organ, das von dieser Linie (Tafel 2, Mitte unten) entfernt ist, das kann nach unten entfernt sein, das andere Organ kann nach oben entfernt sein. Es ist nicht nur das wichtig, daß diese Organe so und so weit entfernt sind, sondern es macht etwas aus, daß das eine Organ nach oben so weit entfernt ist, und das andere Organ nach unten. Wenn es keinen Unterschied gäbe zwischen dem Oben und Unten, dann wäre kein Unterschied zwischen Ihrer Nase und Ihrem Magen oder zwischen Ihren Augen und Ihrem Magen. Das Auge ist nur dadurch Auge, daß es oberhalb dieser Linie liegt, der Magen nur dadurch Magen, daß er unterhalb dieser Linie liegt. Das innere Wesen wird bedingt von dieser Stellung.

Und so wird auch das innere Wesen des Mars bedingt von seiner Stellung außerhalb der Sonnenbahn und das Wesen der Venus von ihrer Stellung innerhalb der Sonnenbahn. Und wer nicht begreift, welcher innere wesenhafte Unterschied zwischen einem Organ des menschlichen Kopfes und einem Organ des menschlichen Rumpfes ist, von denen das eine über, das andere unterhalb dieser Ebene liegt, für den geht auch nicht eine Erkenntnis davon auf, daß wesens-verschieden sind Mars und Venus oder Mars und Merkur. Die Mög­lichkeit, das Weltenall organisiert zu denken, hängt davon ab, daß wir erst dasjenige, worin uns die Hieroglyphe des Organisierens vor Augen gestellt ist, zu lesen verstehen. Wir müssen lernen, den Men­schen als eine Hieroglyphe des Weltenalls aufzufas sen, denn der Mensch gibt uns die Gelegenheit, aus der Nähe zu sehen, wie die wesenhafte Verschiedenheit ist des Oben und Unten von etwas, des Rechts und Links von etwas, des Vorne und Hinten von etwas. Und am Menschen müssen wir das lernen. Dann werden wir das auch im Weltenall finden.

Weil die heutige naturwissenschaftliche Weltanschauung eigent­lich ein Weltbild gibt mit Ausschluß des Menschen - den Menschen erkennt sie ja nur an als höchstes der Tiere, das heißt, als eine Ab­straktion -, weil in dieser Weltanschauung der Mensch gar nicht

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drinnen ist, erscheint dieser Weltanschauung alles dasjenige, was Universum ist, bloß in einem mathematischen Bilde. In diesem ma­thematischen Bilde wird niemals der universelle Ursprung der Frei­heit und des Moralischen erkannt werden können. Das aber ist das Allerwichtigste der Gegenwart, daß wir lernen können wissenschaft­lich zu durchschauen den Zusammenhang des Moralischen mit dem Naturnotwendigen, so daß diese zwei nicht weiter auseinander-fallen. Und ich habe heute versucht, Ihnen in etwas subtilen Be­griffen etwas vor die Seele zu führen, was Ihnen, ich möchte sagen intim einen Weg weisen kann, wie Menschenerkenntnis zu erwerben ist und von der Menschenerkenntnis aus wiederum Welterkenntnis.

Sehen Sie, den Ärzten konnte ich zeigen in einer streng wissen­schaftlichen Weise, wie dieser Weg für Medizin, Physiologie und Biologie gesucht werden muß. Hier müssen wir sehen, wie er für eine allgemeine menschliche Weltanschauung, die wir brauchen zu unserem neuzeitlichen sozialen Leben, gesucht werden muß.

Davon dann morgen weiter.

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ZWEITER VORTRAG Dornach, 10. April 1920

Wir wollen in unserer gestrigen Betrachtung fortfahren. Es hat sich mir gestern namentlich darum gehandelt, Sie darauf aufmerksam zu machen, wie in der gegenwärtigen Kulturperiode der Menschheit man in abstrakten Raumlinien, die aufeinander senkrecht stehen und die drei Dimensionen des Raumes bilden, dasjenige zusammen­faßt, was eigentlich im Leben sich als etwas viel Komplizierteres, viel Konkreteres herausstellt. Nun bekommt man allerdings über diese Sache erst dann eine entsprechende Vorstellung, wenn man sie noch bestimmter faßt. Wir müssen uns die Frage vorlegen: Woher kommt es denn, daß - wenn wir wirklich veranlagt sind, eigentlich unser Denken nach einer durch unsere Symmetrie-Achse gehenden senk­rechten Ebene orientiert zu denken, unser Wollen ebenfalls unter dem Bilde einer vertikalen Ebene zu denken, die aber wiederum gewissermaßen auf der Denkebene senkrecht steht, und dann auf beiden Ebenen senkrecht die Gefühlsebene zu denken -, woher kommt es denn, daß wir nicht empfinden oben und unten, rechts und links, vorne und hinten als drei voneinander verschiedene Richtungen, die nicht miteinander verwechselt werden dürfen, sondern daß wir einfach empfinden drei, ich möchte sagen, gleichwertige Raumdimensionen? Wir sagen zwar Länge, Breite und Höhe, aber schließlich, wenn wir uns drei aufeinander senk­rechte Richtungen denken, so können wir diese drei Richtungen so anordnen, daß wir eine Linie, die wir zuerst horizontal haben, senkrecht aufstellen; dann sind die beiden anderen horizontal Kurz, wir können so auf drei verschiedene Arten solch eine An­ordnung aufstellen. Das bezeugt eben, daß die ganze Bestimmt­heit, durch die diese Richtungen in unseren Menschen hinein-gebaut sind, verabstrahiert wird, indem sie von uns Menschen heute angewendet wird, sogar um unser gesamtes Weltenbild, in dem Sonne und Sterne drinnen sind, in unserer Anschauung anzuordnen.

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Die Frage ist wichtig: Wie machen wir es denn eigentlich, daß wir aus den konkreten Raumrichtungen abstrakte Raumrichtungen her­ausbekommen? Ein Tier würde das nicht können. Ein Tier würde nicht ohne weiteres aus den drei konkreten Raumrichtungen ab­strakte herausbekommen können. Ein Tier würde stets seine Sym­metrie-Ebene als konkrete Symmetrie-Ebene empfinden, und es würde nicht beziehen diese Symmetrie-Ebene auf irgendeine ab­strakte Richtung, sondern es würde höchstens, wenn es abstrakt vor­stellen könnte oder überhaupt vorstellen könnte im Sinne dessen, was wir Menschen «vorstellen» nennen, es würde die Drehung emp­finden. Es ist auch beim Tiere so, daß es die Drehung empfindet, empfindet als eine Abweichung seiner Symmetrie-Ebene von einer Normalrichtung. Da liegen wichtige und wesentliche Dinge für die Tierkunde, die wiederum einmal zutage treten werden, wenn man diese Sache studieren wird aus ihren Wirklichkeitsimpulsen heraus. Daß Tiere, wie Sie es am eklatantesten sehen beim Vogelflug, Rich­tungen finden, das rührt davon her, daß sie nicht in beliebiger Weise die drei Raumrichtungen empfinden, sondern daß sie gewissermaßen sich zugehörig fühlen zu einer ganz bestimmt orientierten Raum-richtung, und daß sie jedes Abweichen von dieser Raumrichtung eben auch als einen Winkel, als eine Abweichung empfinden.

Nun, wenn man die Sache für den Menschen ganz verstehen will, muß man schon zu Hilfe nehmen das, was wir früher über die Glie­derung der menschlichen Wesenheit gehört haben. Wir haben ja über diese Gliederung gehört, daß der Mensch in drei Glieder zer­fällt, in die eigentliche Kopforganisation, die natürlich nicht bloß den Kopf umfaßt, sondern die nur hauptsächlich im Kopfe ist, sich aber über den ganzen Menschen ausdehnt in ihren Ausläufern. Dann dasjenige, was ich nennen möchte den Zirkulationsmen­schen, alles dasjenige, was zu Lunge und Herz gehört und wodurch repräsentiert wird das Rhythmische im Menschen. Und dann der Gliedmaßenmensch mit den Fortsetzungen der Gliedmaßen nach innen, was den Stoffwechselmenschen darstellt.

Nun handelt es sich darum, daß wir diesen dreigliedrigen Men­schen, ich möchte sagen, richtig ernst nehmen. Stellen wir ihn

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uns schematisch vor: Kopfmensch, Rhythmusmensch, Gliedmaßen-mensch (Tafel 3, Mitte). Von diesen drei Gliedern des Menschen ist nur der Gliedmaßenmensch mit der Fortsetzung nach innen streng eingegliedert in die Kräfte unseres irdischen Planeten - wir fassen die Kräfte ins Auge, nicht die Substanzen, sondern die Kräf­te. Der Gliedmaßenmensch ist streng eingegliedert in die Kräfte unseres Planeten, unserer Erde.

Der Kopfmensch ist das nicht, denn was ist dieser Kopfmensch? Dieser Kopfmensch - Sie müssen nicht das Substantielle ins Auge fassen, sondern die Kräfte, die Formkräfte, die Bildungskräfte, die ihn bedingen -, dieser Kopfmensch ist ja die Metamorphose des Gliedmaßenmenschen, der in der vorigen Inkarnation, im vorigen Erdenleben da war. Die Kräfte, die den Gliedmaßenmenschen in der vorigen Inkarnation gebildet haben, die sind in einer Welt ge­wesen, die wir ja öfter beschrieben haben, zwischen dem letzten Tode und der letzten Geburt, der Geburt, die uns in dieses Dasein gebracht hat. Da haben sie sich metamorphosiert, so daß sie nun den Kopf bilden können. Es ist also ein vollständig polarer Gegensatz zwischen dem Gliedmaßenmenschen und dem Kopfmenschen. Und der mittlere Mensch ist der Ausgleich beider, derjenige, der durch den Rhythmus den Ausgleich beider schafft.

Diesen Gegensatz zwischen dem Kopfmenschen und dem Glied­maßenmenschen müssen wir nun ein wenig ins Auge fassen. Wir können uns vielleicht zuerst nähern dem, was uns notwendig ist auf diesem Gebiete, wenn wir das Folgende aus einem anderen Felde ins Auge fassen. Betrachten Sie die Pflanze, zunächst nicht eine Baum­pflanze, sondern eine einjährige Pflanze, die vom Samen aus in die Wurzel schießt und es imJahreslaufe bis zu der Frucht- und Samen-bildung bringt (Tafel 3, rechts). Eine solche Pflanze wächst da­durch, daß sie den Keim in die Erde gepflanzt erhält, daß aus dem Keim dann, indem er in die Erde gepflanzt ist, die Wurzel und das andere entsteht, die Blätter heraufwachsen bis zur Blüte, in der Blüte durch die Frucht sich der neue Samen entwickelt. Ein Kreis­lauf der Pflanze ist vollendet. Wir können schematisch diesen Kreis­lauf so zeichnen: Die Pflanze geht von dem Samen aus, der sich

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durch die Erde entfaltet. Sie wächst hinauf über die Erdoberfläche. Sie wird empfangen von der Lichtwirkung, von der Sonnenwirkung, von der Licht- und Wärmewirkung. Da wächst sie weiter, vollendet ihren Kreislauf und kommt wiederum zurück zur Samenbildung. Aber da ist sie jetzt, indem sie zurückkommt in der Samenbildung im Herbste, da ist sie nun nicht unter der Erde, sondern da ist sie über der Erde; da ist sie auch den ganzen Sommer hindurch ab­hängig gewesen von den außerirdischen Kräften, von den Kräften, die gerade das Wachstum befördern aus dem Außertellurischen. Da ist also die Pflanze gewachsen bis zur neuen Samenbildung, jetzt nicht unter dem Einfluß der Erde, sondern sie ist gewissermaßen her­ausgezogen worden durch das Außerirdische aus der Erde. Sie ist wiederum das geworden, was sie früher war, und doch etwas ande­res. Sie ist etwas anderes geworden. Inwiefern ist sie etwas anderes geworden? Ja, sie ist insofern etwas anderes geworden, als dieser Same das Wachstum abschließt. Da hört es au{ und dieser Kreis (Tafel 3, links oben), der vollendet sich jetzt nicht, wenn wir nicht den Samen aus seiner Region wegnehmen und ihn wieder zurückbringen, gewissermaßen auf ein tieferes Niveau bringen, ihn wiederum unter die Erde hineinbringen. Wir müssen also, indem wir den Samen verfolgen bis hinauf in das Gebiet, wo er im Be­reiche des Außertellurischen ist, wir müssen den Samen wiederum hinunterbringen unter die Erde. Dann wächst er wiederum dem Himmel entgegen, und wir müssen ihn immer wiederum hinunter-bringen (Tafel 3, links unten). Das heißt, das Weiterwachsen ist davon abhängig, daß wir gewissermaßen auf ein tieferes Niveau den Samen wiederum hinunterbringen. Wir müssen dasjenige, was der Himmel hervorgebracht hat, wiederum der Erde zurückgeben. So ist es nicht getan mit dem bloßen Kreislauf, sondern es handelt sich darum, daß gewissermaßen die Bildung der Pflanze sich selbst ent­läuft, und wenn sie bis zu einem gewissen Grade sich selbst ent­laufen ist, muß sie wieder auf den ursprünglichen Standort zurück-gebracht werden. Dann wird sie von denselben Kräften empfangen und der Kreislauf beginnt von neuem. So daß ich auch die Sache so zeichnen kann, daß jetzt, nachdem die Pflanze hierhergekommen

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ist, sie nun nicht weitergehen kann (Tafel 4, links. Vom Samen abwärts und erster Anstieg). Daher muß ich sagen: Wenn hier das Niveau der Erde ist (Horizontale), so muß ich den Kreislauf der Pflanze so zeichnen. Aber die Pflanze muß jetzt wieder in die Erde hinein. Wenn ich also mehrere Jahresläufe der Pflanze zeichne, so muß ich immer um ein Stück weitergehen. Das ist der Niveau-unterschied. Ich muß immer wiederum den Samen zurücktragen auf ein anderes Niveau.

Das habe ich Ihnen zunächst als ein Bild vorgeführt. Aber be­trachten wir an diesem Bilde noch etwas weiteres. Sie brauchen ja nur, um das, was ich meine, zu betrachten, die Entstehung der Bohnenpflanze aus dem Bohnensamen ins Auge zu fassen, und Sie werden sehen, wie sich im einzelnen das vollzieht. Klarer werden Sie die Sache noch sehen, wenn Sie eine Pflanze, die ihren Stengel win­det, ins Auge fassen, wenn Sie also die Pflanze verfolgen, wie sie nicht veranlaßt wird, ganz geradlinig zu wachsen, sondern gewisse Kräfte frei wirken können, wie etwa bei der Winde, die so wächst dem Samen zu (Tafel 4, rechts, aber nur die Spirale mit dem alten und neuen Samen). So vollendet sie ihren Kreislauf.

Betrachten wir dieses Bild im Zusammenhang mit dem Men­schen. Wenn wir beim Menschen, statt jetzt den Jahreskreislauf der Pflanze ins Auge zu fassen, ins Auge fassen jenen Kreislauf, der von einem Lebenslauf durch die geistige Welt bis zum nächsten Lebens­lauf hinübergeht, dann haben wir etwas Ähnliches, etwas ganz merkwürdig Ähnliches. Wir schauen, sagen wir, bei jedem von Ih­nen auf den Gliedmaßenorganismus in der vorigen Inkarnation und schauen jetzt auf Ihren Kopf in dieser Inkarnation. Der entsteht durch eine Metamorphose, indem nur unterbrochen ist die sicht­bare Verwandlung durch alles das, was geschieht zwischen Tod und neuer Geburt. Dieser Kopf entsteht so, wie hier (Tafel 3, links) im Laufe des Wachstums entsteht der neue Same aus dem alten. Aber das ganze übrige Pflanzenleben liegt dazwischen. So daß Sie sich sagen können: Im Menschen liegt seiner Formbildung nach so etwas vor, wie wenn die Wurzel von ihm in der vorigen Inkarnation dagewesen wäre, und aus dieser Wurzel ist aufgesprossen der Kopf

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dieser Inkarnation. Dieser Kopf, der stellt also damit etwas Ähnli­ches dar wie der Same hier. Nur ist beim Menschen alles, ich möchte sagen, auf einem anderen Niveau gelegen. Es liegt in einer höheren Region. Es ist auch komplizierter.

Nun fassen Sie aber, um die Vorstellung fertig zu bekommen, die ganze Metamorphose der Pflanzen ins Auge. Wenn Sie bei der Winde sich das ansehen, so werden Sie aus dem spiralig gewun­denen Stengel oder eigentlich schraubenförmig gewundenen Sten­gel sehen, daß die Kräfte, die da wirken von außen, nicht bloß gerade hinaufwirken, sondern daß sie in der Tat die Pflanze spiralig fortschreiten lassen. Die Pflanze hat eine Spiraltendenz. Nur wenn wieder der neue Same sich bildet, da widerstrebt dieser Same der Spiraltendenz, da zieht sich alles zusammen in ein Körnchen. Da entzieht sich der Same dem Einflusse des Weltenalls. Beim Men­schen ist das so, daß vor allen Dingen der Gliedmaßenmensch dem Einflusse der Erde unterliegt. Beim rhythmischen Menschen ist das etwas anders, darauf werden wir noch zu sprechen kommen. Aber der Kopf ist etwas, was sich entzieht dem Erdeneinflusse, was diesen nicht mitmacht. Geradeso wie der Same hier nicht mitmacht die außerirdischen Einflüsse, so macht der Kopf nicht mit die Erden-einflüsse. Der Kopf entzieht sich vollständig den Erdeneinflüssen. Nur dadurch ist es möglich, daß wir Menschen abstrahieren, daß wir Menschen in abstrakten Gedanken denken. Würde unser Kopf sich nicht entziehen können den Erdeneinflüssen, so könnte er nicht ab­strakt denken. Er kann nur dadurch abstrakt denken, daß er sich dem Erdeneinflusse entzieht. Das drückt sich übrigens schon aus in der menschlichen Gestalt. Denken Sie doch nur einmal, daß Ihr Kopf ja wirklich der umgewandelte Gliedmaßenmensch ist. Aber dieser Gliedmaßenmensch - hier auf der Erde geht er, er wandelt auf der Erde. Der Kopf macht nicht mit. Der Kopf verhält sich unge­fähr, trotzdem er auch nur ein Mensch ist, wenn auch ein Mensch späterer Metamorphose, der Kopf verhält sich so, wie wenn Sie sich bequem hineinsetzen ins Auto oder in den Eisenbahnzug, sich nicht regen und doch vorwärtskommen. Gerade in dieselbe Lage versetzt sich Ihr Kopf gegenüber dem übrigen Organismus. Der übrige Organismus,

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der schreitet vorwärts; der Kopf, der ist wie in einer Kutsche, der ruht und macht die Bewegungen nicht mit. Der ent­zieht sich also in anschaulicher Weise dem Erdeneinflusse. Das ist der Mensch, der sich vom anderen Menschen befördern läßt.

So ist aber überhaupt dieses Haupt des Menschen organisiert. Es entzieht sich dem Erdeneinflusse. Und so können wir sagen: dieses Haupt des Menschen, es stellt etwas - wenigstens zunächst im Bil­de - Ähnliches dar wie der Same, der sich dem himmlischen Ein­flusse der Pflanzenbildung entzieht. Nun aber beim Menschen ist es nicht so, wie es bei der Pflanze ist. Bei der Pflanze ist es so, daß sie von der Erde nach oben wächst, daß sie also entgegenwächst dem himmlischen Einflusse. Der Mensch wächst nach unten. Er hat das­jenige, was sich zunächst dem Erdeneinflusse entzieht, oben, und alles dasjenige, was in den Erdeneinfluß hineinwächst, das ist das­jenige, was nach unten wächst. Wenn der Mensch ankommt bei der Konzeption oder bei der Geburt, so kommt er zunächst - auch die äußere Embryologie ist ein vollständiger Beweis dafür - als ein Kopfge bilde an. Den Kopf bringt er sich schon mit als ein metamor­phosiertes Produkt aus dem vorigen Erdenleben. Hier in diesem Erdenleben wächst ihm aus den Kräften dieses Erdenlebens vor allem der Gliedmaßenmensch zu, wächst an den Kopf daran und ist jetzt noch nicht so weit wie der Kopf, ist den Erdeneinflüssen voll­ständig ausgesetzt. Der Kopf entzieht sich den Erdeneinflüssen. So daß wir sagen können: Wenn wir Pflanzen beobachten, so können wir an dem spiraligen oder schraubenförmigen Bau der Pflanze ver­folgen, daß die Kräfte von den außerirdischen Körpern kommen, die der Pflanze diese schraubenförmige Windung geben. Wenn wir in den Menschen hineinschauen, so können wir sehen, wie er der Erde entgegenwächst. Und fragen können wir uns: Was hat denn dem Menschen diese Möglichkeit gegeben, entgegengesetzt dem Wachstum der Pflanze, die von unten nach oben wächst, von oben nach unten zu wachsen und in die Erdeneinflüsse hinein sich zu fügen? Was hat dem Menschen diese Möglichkeit gegeben? Wie hängt das alles zusammen? Das ist eine wesentliche und wichtige Frage für das Studium der menschlichen Gestaltenlehre, der Morphologie,

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aber auch für das Studium der ganzen menschlichen Wesenheit. Sehen Sie, würden wir angewiesen sein darauf, unser Seelenleben ohne unsern Kopf zu führen, so würde es etwas anderes sein. Wenn wir unser Seelenleben ohne unsern Kopf führten, so würden wir keine Abstraktionen bilden. Wir würden vor allen Din­gen nicht den bloßen dreidimensionalen Raum als Abstraktion bilden. Wir würden streng unterscheiden: vorne, rückwärts; links, rechts; oben, unten. Das würden für uns konkret voneinander ver­schiedene Dinge sein. Das tut auch unser Organismus. In dem Au­genblicke, wo Sie sich durch die geisteswissenschaftliche Methode nur bis zur imaginativen Anschauung der Welt erheben, da hört die bequeme Dreidimensionalität au{ da ist sie nicht mehr da. Da müs­sen Sie unterscheiden, denn Sie begehen ja das Eigentümliche, daß Sie die gewöhnliche Kopforganisation ausschalten und bis zu der ätherischen Organisation des Menschen zurückkehren. Die ist im Vergleich zum physischen Kopforganismus wesentlich anders. So daß erst durch den vollkommenen, von der vorigen in diese Inkar­nation errungenen Menschenkopf die Abstraktionen zustande kom­men. Alles abstrakte Denken, alles Denken in bloßen Gedanken ist gebunden an diese Kopforganisation, die wir aber erst erhalten da­durch, daß wir verlassen die geistige Welt, in die irdische Welt her­einkommen und dasjenige, was früher abhängig war von der Erden-organisation, nunmehr von ihr unabhängig machen.

Das weist Sie darauf hin, daß wir als Menschen ebenso auf der einen Seite hineingestellt sind in die Kräfte des Weltenalls wie die Pflanze. Nur weil wir uns mit unserem Kopfe unabhängig machen, machen wir diese Kräfte nicht mit. Unser übriger Organismus, der würde sich sofort, wenn er kopflos dächte - das kann er ja -, sich sofort in der ganzen Weltenorganisation drinnenfühlen.

Wenn man einen sehr bequemen Schlafwagen zustande bekom­men könnte - in der gegenwärtigen Zeit wird es ja nicht so leicht möglich sein -, gar nicht hinausschauen könnte und es gar nicht rattern hörte und so weiter, könnte man vielleicht in die Illusion verfallen, daß man in einem ruhigen Zimmer ist. Man könnte nichts bemerken von der ganzen Wagenbewegung. Aber sobald Sie wiederum

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zum Fenster hinausschauen, dann merken Sie doch, trotz­dem Sie ruhig sitzen, daß es vorwärtsgeht. Sobald Sie sich von dem, was Ihnen Ihr Kopf dadurch vorgaukelt, daß er sich von der Erden-organisation frei macht, wiederum befreien, merken Sie, daß Sie mit der Erdenorganisation die Bewegungen der Erde mitmachen. Das heißt, es ist möglich, wenn man sich von der gewöhnlichen gegen­ständlichen Vorstellungsweise, wie ich sie in meinem Buche «Wie er­langt man Erkenntnisse der höheren Welten?» genannt habe, zur Imagination erhebt, die Bewegungen der Erde zu fühlen, weil man nämlich da zum Fenster hinausschaut: man schaut in die geistige Welt hinein. Geradeso, wie Sie beim Eisenbahnzug zum Fenster hinausschauen und merken, daß da draußen sich das Bild fort­während ändert, so schauen Sie, indem Sie von dieser physisch-sinnlichen Welt an die geistige kommen, zum Fenster hinaus, und an der Veränderung der geistigen Welt, da merken Sie, wie Sie da vorbeifahren, daß Sie mit der Erde nicht in Ruhe sind, sondern mit der Erde sich weiterbewegen - Man kann daher nicht zu einer wirk­lichen Auffassung eines räumlichen Weltenbildes der Astronomie kommen, wenn man es konstruieren will just mit dem Glied unseres Organismus, das sich unabhängig macht. Denken Sie doch einmal, was wir seit dem Beginn dieses fünften nachatlantischen Zeitraumes als zivilisierte Menschheit eigentlich getan haben. Wir haben mit unserem Kopf über die Welt gedacht. Aber just der Kopf ist es, der sich ganz unabhängig gemacht hat von der Welt, der die Welten-richtungen bis zur Abstraktion der drei Raumrichtungen filtriert hat. Wir haben also ein Weltenbild, das kopernikanische Welten-bild entworfen mit dem denkbar ungeeignetsten Mittel dazu, mit dem Menschenkopf, dessen wesentliche Eigenschaft gerade darinnen besteht, daß er sich emanzipiert von dem Mitmachen der Welt-bewegungen. Es ist etwa geradeso, wie wenn Sie ein Bild bekommen wollten von, sagen wir, den Bewegungen des Eisenbahnzuges, die Sie mitmachen, indem Sie im Eisenbahnzug fahren, aus einer Zeich­nung, die Sie mit Ihren Fingern machen, und wobei Sie sich gar nicht richten nach der Bewegung des Eisenbahnzuges, sondern nach Ihren Ideen. Sie zeichnen ja etwas auf. Sie machen sich unabhängig.

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Das können Sie nicht als ein Bild der Bewegung des Eisenbahn­zuges ansehen, denn es ist ganz unabhängig davon. So unabhängig eigentlich ist dasjenige Bild, das wir entwerfen von dem äußeren räumlich-astronomischen Weltgeschehen, wenn wir das dazu un­geeignetste Mittel verwenden.

Nun denken Sie sich, wozu man genötigt ist durch eine wirklich­keitsgemäße Auffassung in der Gegenwart. Man ist genötigt, zu sagen, das räumliche astronomische Weltenbild ist mit dem un­geeignetsten Mittel konstruiert worden. Kein Wunder, daß es allem widerstrebt, was herauskommt, sobald man geeignete Mittel ver­wendet. Natürlich, für gewisse Zwecke eignet sich zunächst dieses Weltenbild. Denn warum? Weil wir uns ja angewöhnt haben und angewöhnen mußten seit der Mitte des 15. Jahrhunderts, seit dem Entstehen der fünften nachatlantischen Periode, unabhängig vom Weltenall zu denken. Wir werden morgen hören, warum das so ge­kommen ist. Aber dadurch haben wir die Möglichkeit verloren, nun wirklich etwas zu wissen über jene Bewegungen, die wir mit der Weltbewegung der Erde mitmachen und die dann herauskommen in dem Augenblicke, wo wir uns dazu erziehen, die sonst abstrakten Raumdimensionen konkret zu empfinden, wie ich es Ihnen gestern kurz schon skizziert habe. Und wir werden auf diese Dinge immer weiter und weiter eingehen. Man kann sie nicht anders als, ich möchte sagen, aufbauend in Kreisen vollziehen.

Nun hat nach den gestrigen Andeutungen Herr Dr. Stein sich die Mühe gegeben, hier ein Modell aufzustellen für die Bewegung, die etwa herauskommt, wenn man den Menschen verfolgt mit der Erde, also mit anderen Worten, für die Bewegung der Erde, rein absolut genommen. Statt daß ich hier (Tafel 4, rechts) die Bewe­gung der Pflanzenkräfte in Spiralen verfolge, komme ich, wenn ich die Bewegung, die der Mensch mit der Erde mitmacht, also die Bewegung der Erde verfolge, komme ich auch auf eine solche Spi­rale, die aber fortschreitet. Und diese Spirale, sie gibt mir ein Bild der wirklichen Erdenbewegung. Sie gibt mir aber zu gleicher Zeit ein Bild der Sonnenbewegung. Denn sehen Sie, nehmen Sie an, hier wäre die Erde, da wäre die Sonne (in die Zeichnung werden Stellungen

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von Sonne und Erde hineingezeichnet). Ein Beschauer sieht hier die Sonne in dieser Richtung gehen - Die Erde schreitet fort, aber genau der Linie hinter der Sonne nach. So sieht der Beschauer die Sonne in der anderen Richtung, wenn das jetzt die Erde ist. Jetzt geht die Sonne hier weiter, die Erde hier ihr nach; jetzt ist die Sonne hier, die Erde hier. Der Beschauer sieht wiederum die Sonne in der anderen Richtung. Das heißt, indem in dieser Weise die Erde hinter der Sonne herläuft, sieht ein Beschauer das eine Mal die Sonne rechts, das andere Mal sieht er sie links.

Das wurde interpretiert dahingehend, daß die Sonne stillsteht und die Erde um die Sonne sich herumbewegt. In Wahrheit bewegt sich nicht die Erde um die Sonne herum, sondern die Erde läuft hinter der Sonne nach. Der Beschauer sieht, wenn die Sonne an diesem Punkte der Schraubenlinie angekommen ist, und die Erde dahin ge­kommen ist, die Sonne rechts; hier sieht er die Sonne links, hier rechts, hier links. Das gibt für den äußeren Anblick, wenn man nicht wahrnimmt die eigene Bewegung, gar nichts anderes, als wenn die Erde nicht herumlaufrn würde.

Sie sehen daraus, welche Täuschungsmöglichkeit vorliegt, wenn man nach dem äußeren Anblicke urteilt, denn in dieser Beziehung liegt wirklich eine Relativität der Bewegung vor. Man kann wirklich sagen, die eigene Bewegung wird auch von denjenigen nicht wahr­genommen, die jetzt rechnen und die die scheinbare Bewegung der Sonne ja in Rechnung ziehen, aber die nicht in Rechnung ziehen das Verhältnis der Erde zur Sonne.

Nun möchte ich, daß Sie versuchen, dasjenige, was ich jetzt über das Laufen in der Schraubenlinie gesagt habe, sich einmal etwas vorzustellen. Denn man muß in der Tat sich erst an einem solchen Modell richtig vorstellen das Hinterherlaufen der Erde hinter der Sonne, das Nachlaufen, und man wird dann weiterschreiten können zu dem, wozu wir, ich glaube morgen kommen, nämlich zu einem wirklichen Erkennenlernen dessen, was da eigentlich vorliegt. Ich habe absichtlich heute nur Andeutungen gegeben, und, ich möchte sagen, geflissentlich manche Fragen offengelassen. Aber diese Fra­gen werden schon morgen oder in den nächsten Vorträgen zur Beantwortung

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kommen. Ich wollte ganz einfach mitteilend dasjenige Ihnen vorführen, was derjenige erlebt, welcher aus der physischen Welt zum Fenster hinausschaut und die geistige Welt draußen wahr­nimmt, das Vorübersausen der geistigen Welt draußen wahrnimmt, so daß er ein Urteil bekommen kann, welches die wirkliche Bewe­gung der Erde ist und welches auch die wirkliche Bewegung der Sonne ist. Ich werde Ihnen aber zeigen, daß darüber, wie nun die Erde zu der Sonne steht - daß sie wirklich hinter ihr nachläuft -, eine Vorstellung erst zu bekommen ist, wenn man das Einzige aufsucht, woran man wirklich finden kann das Verhältnis der Erde zur Sonne, nämlich wenn man findet das Verhältnis gewisser Vorgänge im menschlichen Organismus zu dem menschlichen Repräsentanten der Sonne, zu dem menschlichen Herzen. Denn ausgehend von der Er­kenntnis des Menschen müssen wir wiederum eine Anschauung über das Weltenall gewinnen.

Davon wollen wir dann morgen weiter reden.

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DRITTER VORTRAG Dornach, 11. April 1920

Ich wollte Sie in diesen Betrachtungen auf einiges aufmerksam ma­chen, das wiederum zu einer konkreteren Betrachtung des Univer­sums führen muß, als es die kopernikanische Weltanschauung ist. Wir müssen ja nicht vergessen, daß diese kopernikanische Welt­anschauung in der Zeit entstanden ist, in der die Menschen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts immer mehr neigten zur abstraktesten Weltauffassung, dazu neigten, am meisten zu abstrahieren, und daß wir nötig haben - dies ist besonders zu betonen -, aus dem bloßen Abstrahieren herauszukommen und wiederum bestimmte Vorstel­lungen, die auch anderes als bloß Abstraktes zum Inhalte haben, auf das Weltenall anzuwenden. Es handelt sich nicht darum, daß wir nun gleich in allen Einzelheiten ein dem kopernikanischen Welt-bilde ähnliches Weltenbild, nur mit ein bißchen anderen Linien, auf die Tafel zeichnen können. Es fiel mir das stark auf an den verschie­denen Frage-Sehnsuchten, die gestern aufgetaucht sind. Da han­delte es sich darum, daß man gleich wieder Linien zeichnen wollte, die nun wiederum in äußerster Abstraktion darstellen würden ein Weltenbild. Darauf kommt es ja nicht an, sondern es kommt eben darauf an, das Außermenschliche in seiner Durchgeistigung zu erfas­sen, um eine Brücke schlagen zu können vom Geistigen im Men­schen zum Geistigen außerhalb des Menschen. Sie müssen ja auch bedenken, daß hier jetzt in diesem Augenblicke jedenfalls nicht die Aufgabe vorliegen kann, eine mathematische Astronomie vorzu­tragen. Das würde nötig machen, daß man aus den Elementen her­aus diese mathematische Astronomie erst erarbeitete. Denn die Grundvorstellungen, die man heute verwendet, die sind eben aus der ganzen materialistischen Denkweise seit der Mitte des 15. Jahr­hunderts entstanden. Und es handelt sich darum, daß man, wenn man das Weltenbild, das wir skizziert haben, abschließen würde, daß man dann nötig hätte, ganz aus den Elementen heraus zu ar­beiten. Denn sehen Sie, gerade an dem Schicksal, möchte ich sagen,

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das der Kopernikanismus erfahren hat, ist es ja zu ersehen, daß es immer zu gewissen, ich möchte sagen, intellektuellen Exzessen füh­ren wird, wenn man zu stark nach dem Abstrakten hinstrebt. Denn Kopernikanismus ist eigentlich nicht das, was er bei den Koperni­kanern geworden ist - Man hat aus gewissen Lehren des Kopernika­nismus sich diejenigen herausgenommen, die einem gerade im Lau­fe der letzten Jahrhunderte gepaßt haben, und dadurch ist das heute schulmäßige Weltenbild entstanden.

Ich möchte durchaus nichts beitragen dazu, daß nun wiederum, ohne von den Elementen auszugehen, ein solches schulmäßiges Weltenbild entsteht, nur daß man statt der bekannten Ellipse, in deren einem Brennpunkte die Sonne stehen soll, und in der sich die Erde bewegt mit einer zur Bahnebene schiefen Achse, daß man statt dessen nun eben eine Schraubenlinie aufzeichnet. Mir kam es darauf an, die Beziehungen des Menschen zur Welt darzustellen. Und nach dieser Richtung hin wollen wir diesmal die Sache verfolgen.

Ich habe versucht auseinanderzusetzen, wie in dem Augenblicke, wo man nur ein wenig übergeht zu einem intensiveren Erleben, die drei Richtungen des Raumes für den Menschen selbst, der sich in seiner Gestalt erlebt, durchaus nicht gleichwertig sind, wie diese vielmehr voneinander verschieden sind. Nur die Kopfabstraktion verhält sich so, daß sie gleichgültige drei Raumdimensionen daraus abstrahiert, indem sie nicht unterscheidet in bezug auf das Drei­dimensionale das Oben und Unten, das Rechts und Links, das Vorne und Rückwärts, sondern Vorne und Rückwärts, Oben und Unten, Rechts und Links eben als drei Linien einfach auffaßt. Man würde gleich wiederum in einen ähnlichen Fehler verfallen, wenn man nun einfach abstrakt in den Raum hinein konstruieren wollte. Worauf es ankommt, das kann uns an anderen Dingen - wenigstens zunächst einmal, ich möchte sagen - sich verdeutlichen.

Sehen wir - wirklich aber nur um zu verdeutlichen - einmal auf die Farben hin. Ich möchte das Beispiel der Farbe noch einmal er­wähnen. Nehmen wir einmal an, wir haben eine blaue Fläche und wir haben eine meinetwillen gelbe Fläche (Tafel 5, die beiden Qua­drate, links blau, rechts gelb). Dieselbe Weltanschauung, welche das

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kopernikanische Weltbild aus ihren Abstraktionen heraus gestaltet hat, die hat es ja auch zuwege gebracht, zu sagen: Vor mir steht das Blau, vor mir steht das Gelb. Das rührt davon her, daß irgend etwas auf mich einen Eindruck macht. Dieser Eindruck erscheint mir als Gelb, als Blau. -Ja, es handelt sich darum, daß man nun gar nicht anfängt, auf diese Weise zu theoretisieren: Vor mir steht das Gelb, vor mir steht das Blau, und es macht auf mich irgend etwas einen Eindruck. Sehen Sie, das ist ein Vorgehen, welches zu vergleichen ist mit dem Worte Bild (das Wort wird an die Tafel geschrieben). Wenn jetzt jemand kommt und nachgrübelt: B, dahinter muß ir­gend etwas sein, hinter diesem B suche ich Schwingungen, die verur­sachen mir dieses B. Dann wiederum hinter dem i Schwingungen, hinter dem 1 Schwingungen und so weiter. Das hat keinen Sinn. Es hat nur einen Sinn, daß wir die vier Buchstaben miteinander verbin­den, innerhalb ihres eigenen Planes, möchte ich sagen, verbinden, und «Bild» lesen; daß wir nicht nachspekulieren: Was ist da drin­nen? - sondern daß wir «Bild» lesen. Und so kommt es darauf an, daß wir uns hier sagen, es veranlaßt mich diese Fläche (blau) dazu, mich gewissermaßen hinter sie zu vertiefen, in sie einzudringen. Diese Fläche (gelb) veranlaßt mich dazu, von ihr mich zu enrfernen. -Diese Gefühle, in welche die Eindrücke übergehen, die versuche man ins Auge zu fassen, dann kommt man zu dem Konkreten. Und wenn man so dasjenige, was man innerlich erlebt, in dem Äußeren sucht, dann kommt man ja auch zu dem Gefühl, daß man ja gar nicht da in sich drinnen ist, sondern daß man mit seinem eigentli­chen Ich in der Welt lebt, ausgegossen ist in der Welt. Die Atomi­sten sollten, statt daß sie hinter der äußeren Welt Schwingungen suchen, ihr Ich dahinter suchen und suchen, wie ihr Ich eingefaßt ist, wie es hineinergossen ist in diese äußere Welt. So wie wir bei der Far­be suchen sollen, ob wir uns in sie vertiefen sollen oder von ihr uns abgestoßen fühlen, so sollen wir bei der Gestaltung unseres Organis­mus fühlen, wie die drei Richtungen, oben und unten, vorne und rückwärts, rechts und links, konkret voneinander verschieden sind, und wie, wenn wir uns in die Welt hineinstellen, diese drei Richtun­gen innerlich verschieden erlebt werden. Und wenn wir uns dann

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wissen als Menschen auf der Erde stehend, die Erde umgeben von den Planeten, Fixsternen, dann fühlen wir uns auch da drinnen als dazugehörig. Aber wir werden auch da drinnen fühlen, daß es nicht bloß darauf ankommt, drei aufeinander senkrechte Dimensionen zu ziehen, sondern daß es darauf ankommt, zu konkretisieren im Wel­tenall, einzudringen in das Konkrete der Richtungen.

Nun, eines ergibt sich unmittelbar für denjenigen, der die äußere Welt betrachtet des Nachts, eines, das sich immer ergeben hat, solange die Menschen Sterne betrachtet haben des Nachts. Es ist dasjenige, was wir den Tierkreis nennen. Und ebenso ergibt sich, daß, ob wir nun an das ptolemäische Weltensystem glauben oder an das kopernikanische - das ist dafir einerlei -, es ergibt sich, daß, wenn wir den scheinbaren Lauf der Sonne verfolgen, wir die Sonne im Tierkreis verlaufend sehen. Auch bei ihrem Tageslauf sehen wir sie gewissermaßen den Tierkreis durchlaufen. Damit aber ist uns mit diesem Tierkreis, wenn wir uns lebendig hineinstellen in die Welt, etwas Wesentliches, etwas Bedeutsames gegeben. Wir können nicht jede beliebige andere Ebene, die in den Himmelsraum hineinge­stellt ist, als gleichwertig mit dem Tierkreis auffassen, geradeso­wenig wie wir die Ebene, die uns entzweischneidet und unsere Sym­metrie bedingt, in einer beliebigen Weise setzen können. So daß wir sagen können: Es ist dasjenige, was wir als Tierkreis empfinden oder sehen, so, daß wir durch ihn eine Art Ebene legen können. Ich will annehmen, diese Ebene läge in der Tafel drinnen. Das sei der Tier­kreis (es wird der Kreis links oben gezeichnet), so daß seine Ebene eben die Ebene der Tafel sei. Damit haben wir da eine Ebene im Weltenraum vor uns geradeso, wie wir drei Ebenen im Menschen eingezeichnet uns gedacht haben. Das ist zweifellos eine Ebene, von der wir sagen können, sie lebt sich für uns fix dar. Wir beziehen, indem wir die Sonne den Tierkreis durchlaufen sehen, die Erschei­nungen des Himmels auf diese Ebene. Das ist zu gleicher Zeit ein Analogon außermenschlicher Art zu dem, was wir im Menschen selbst als solche Ebene empfinden müssen, erleben müssen. Und nun werden wir - geradeso, wie wir, wenn wir zum Beispiel die Sym­metrie-Ebene beim Menschen ziehen, nicht ohne ein innerliches

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konkretes Verhältnis denken können, daß auf der einen Seite die anders als der Magen geartete Leber, und auf der anderen Seite der Magen liegt -, so werden wir uns auch nicht denken können, daß da bloß Raumlinien liegen, sondern daß dasjenige, was im Raume ist, in bestimmten Wirkungskräften sich äußert und daß es nicht gleichgültig ist, ob das links oder rechts ist, sondern daß es sehr darauf ankommt. Ebenso werden wir uns zu denken ha­ben, daß bei dem Organismus des Weltenalls es darauf ankommt, ob etwas oberhalb des Tierkreises oder unterhalb des Tierkreises ist. Wir werden anfangen über dasjenige, was da als Weltenraum vorhanden ist, von Sternen besät ist. so zu denken, daß wir es ge­staltet denken.

Ebenso, wie wir diese Ebene hier haben, die die Ebene der Tafel ist, können wir uns eine andere denken, die darauf senkrecht ist. Denken Sie sich eine Ebene, welche etwa verläuft von dem Stern-bilde, das wir als das des Löwen bezeichnen, bis zum Sternbild des Wassermanns auf der anderen Seite. Dann können wir uns eine dritte Ebene darauf senkrecht denken, die vom Stier bis zum Skor­pion geht, und wir haben drei aufeinander senkrechte Ebenen in den Weltenraum eingezeichnet. Diese drei aufeinander senkrechten Ebenen sind analog den drei Ebenen, die wir in den Menschen uns eingezeichnet gedacht haben. Wenn Sie sich vorstellen jene Ebene, die wir bezeichnet haben als die des Wollens, die also unser Vor­deres und Rückwärtiges voneinander abtrennt, so würden Sie die Ebene des Tierkreises selber haben. Wenn Sie sich denken die Ebe­ne, die vom Stier zum Skorpion verläuft, so würden Sie die Ebene des Denkens haben, das heißt, unsere Denkebene würde zugeordnet sein dieser Ebene. Und die dritte Ebene würde diejenige sein des Fühlens. Sie haben also da den Weltenraum ebenso durch drei Ebenen gegliedert, wie Sie den Menschen vorgestern durch drei Ebenen gegliedert gesehen haben.

Das ist zunächst das Wichtige, nicht einfach umzulernen schnell das kopernikanische Weltensystem, sondern sich auf dieses Konkrete einzulassen, gewissermaßen den Weltenraum selbst so organisiert zu denken, daß man drei solche aufeinander senkrecht stehende Ebenen

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hineingliedern kann, wie man in den Menschen diese drei auf­einander senkrecht stehenden Ebenen hineingliedern kann.

Nun, die nächste Frage, die für üns entstehen muß, ist die fol­gende: Ist der Mensch wirklich restlos zusammengegliedert mit alle­dem, was uns da als äußeres Weltenbild, den Menschen miteinge-schlossen, erscheint? Wir haben gestern darauf aufmerksam ge­macht, daß die Erde mit der Sonne und den anderen Planeten in einer Schraubenlinie votrückt. Es ist das natürlich auch nur schema­tisch, denn die Schraubenlinie ist selber gebogen. Aber darauf kommt es nicht an. Jetzt kommt es darauf an, daß die Erde in einer solchen Schraubenlinie hinter der Sonne herläuft. Darauf habe ich gestern aufmerksam gemacht. Nun handelt es sich darum: Ist der Mensch wirklich in diese Bewegung so eingespannt, daß er sie unbe­dingt mitmachen muß? Dann, wenn der Mensch in diese Bewegung so eingespannt ist, daß er sie absolut mitmachen muß, dann ist für die Freiheit, dann ist für die Betätigung der Moralität überhaupt kein Platz für den Menschen da. Vergessen wir nicht, daß wir gerade von dieser Frage ausgegangen sind, wie wir die Brücke schlagen kön­nen von der bloßen Naturnotwendigkeit zur Moralität herüber, zu dem, was unter dem Impuls der Freiheit geschieht.

Ja, sehen Sie, da kommen Sie nicht zurecht, wenn Sie bloß das zu Hilfe nehmen, was Ihnen die kopernikanische Weltanschauung gibt. Denn was gibt sie Ihnen denn? Sie stellen sich die Erde vor. Da stehen Sie drauf. Ob die Erde nun meinetwillen fortsaust oder die Sonne fottsaust, das macht es ja nicht aus. Wenn die Dinge in einer absoluten Naturkausalität mit dem Menschen verknüpft sind, so ist es ja nicht möglich, daß der Mensch irgendwie seine Freiheit ent­falten kann. Wir müssen daher die Frage stellen: Liegt die ganze Wesenheit des Menschen innerhalb dieser Naturkausalität drinnen oder ragt sie heraus? Aber wir dürfen diese Frage nicht so stellen, wie sie von den Materialisten des 19. Jahrhunderts gestellt worden ist, die darauf aufmerksam gemacht haben, daß ja schon so viele Men­schen gestorben sind auf der Erde, daß es gar nicht möglich wäre, daß alle die Seelen der Verstorbenen Platz haben sollten. Sie haben nach dem Platz, den die Seelen einnehmen, gefragt. Es handelt sich

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darum, inwieferne das einen Sinn hat, nach dem Platz der Seele zu fragen.

Nun, sehen Sie, da müssen wir vor allen Dingen uns darüber klar sein, daß der ganze Sinn des Geschehens im Weltenall - und Be­wegen ist auch ein Geschehen - uns nur vor Augen tritt, wenn wir es in bestimmten Fällen fassen. Sehen Sie, wir unterscheiden irgend­wie das, was sich da vollzieht in diesen vier oder acht Gebieten drin­nen, was da ober- und unterhalb der Tierkreisebene, rechts und links von der Fühlensebene, nach dieser Seite und nach dieser Seite von der Denkebene liegt, wir fühlen, daß irgend etwas vom Welt­geschehen damit zusammenhängt. Und indem wir eine gewisse Art des Weltengeschehens herausnehmen, zeigt es sich in einer solchen Wiederholung, daß wir es als den Jahreslauf bezeichnen. Wir be­zeichnen es als Jahreslauf, und wir müssen uns jetzt fragen in kon­kreter Weise: Wie können wir einen Zusammenhang des Menschen mit dem äußeren Weltenjahreslaufr finden? Zunächst finden wir, indem der Mensch aus der geistigen Welt heruntersteigt in die phy­sische, daß er durch die Konzeption geht. Dann verweilt er etwa neun Monate im Embryonalzustand. Das sind drei Monate weniger als der Jahreslauf. Wir könnten sagen: Das ist etwas ganz Unregel­mäßiges. Der Mensch in seiner Entwickelung zeigt schon im Beginne seines physischen Erdenwerdens, daß er scheinbar sich nicht küm­mert um den Lauf des Weltgeschehens draußen. Aber es ist nicht so. Wenn wir Sinn dafür haben, das Kind zu beobachten in den drei er­sten Monaten seines Erdenlebens, so ist in der Tat das, was da in den ersten drei Monaten geschieht, im rechten Sinne eine Fortsetzung seines Embryonallebens. Eine solche Fortsetzung ist dasjenige, was mit dem Gehirn geschieht, und auch was sonst geschieht gerade mit dem Kinde. Diese ersten drei Monate, die das Jahr voll machen, können wir in einer gewissen Beziehung hinzurechnen noch zu dem Embryonalleben, so daß wir sagen können: in einer gewissen Bezie­hung ist das erste Jahr der menschlichen Entwickelung doch in den Jahreslauf hineingestellt.

Dann kommt wiederum ein Jahr, ungefähr ein Jahr. Denn wenn wir den Menschen nach diesem ersten Jahre ansehen, dann wird

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er - natürlich ist die Sache im Mittel zu nehmen, im arithmetischen Mittel, aber approximativ ist es doch so-, dann wird er ungefähr so weit sein, daß er die Milchzähne bekommt. Wir schauen uns einJahr wiederum an, nachdem ein Jahr schon abgeflossen war seit der Kon­zeption, schauen uns das weitere Jahr an und finden in diesem weiteren Jahre die Entwickelung der ersten Zähne mit dem Jahres-lauf im Mittel übereinstimmend. Und jetzt fragen wir uns: Geht das so fort? Nein, das geht nicht so fort. Denn in der Tat, das erste Zahnen scheint ein innermenschlicherJahreslauf zu sein, ist es auch, so wie das erste Jahr des Menschen ein innerer Jahreslauf des Men­schen ist. In dem Bilden der Milchzähne arbeitet im Menschen offenbar das Weltenall. Dann tritt etwas anderes ein. Dann arbeitet in ihm in einem Zeitraume nach der Geburt, der siebenmal größer ist, diejenige Kraft, die aus ihm heraus die zweiten Zähne treibt. Da geht etwas vor sich, was wir jetzt nicht mit dem Weltenlauf in einen Zusammenhang bringen können, sondern was mit etwas zusammen­hängt, was sich dem Weltenlaufe entzieht, was aus dem Innern des Menschen heraus wirkt.

Jetzt haben Sie etwas Konkretes. Jetzt haben Sie, ich möchte sagen, den Weltenorganismus mit Bezug auf eine Tatsachenreihe in den Menschen hineinprojiziert in seiner Bildung der Milchzähne. Und dann wiederum schauen Sie hin auf das Entstehen der blei­benden Zähne, die aus dem Menschen herauskommen. Dasjenige, was da als bleibende Zähne herauskommt, das stellt eine innere menschliche Weltenordnung in die äußere hinein. Da haben Sie die erste Ankündigung des Freiseins darin zu sehen, daß der Mensch etwas vornimmt, was sich ganz deutlich zeigt in seiner Abhängigkeit vom Weltenall dadurch, daß es den Zeitenlauf des Weltenalls ein­hält auch im Innern des Menschen, daß der Mensch dann aber das verlangsamt in sich, daß er demselben Prozeß eine andere Geschwin­digkeit gibt, eine siebenmal so kleine Geschwindigkeit gibt. Daher dauert sie eben siebenmal länger. Da haben Sie gegenübergestellt das Innere des Menschen und das Äußere des Weltenalls.

Wir haben in einer sehr anschaulichen Weise eine gewisse Ab­hängigkeit des Menschen von dem äußeren Weltenall dadurch gegeben,

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daß wir wechseln zwischen Schlafen und Wachen, und der Wechsel zwischen Tag und Nacht für verschiedene Teile der Erde zu verschiedenen Zeiten stattfindet. Was bedeutet für uns Menschen das Wechseln zwischen Wachen und Schlafen? Es bedeutet, daß wir, grob gesprochen, einmal herumgehen, indem unser Ich und unser Astralleib mit unserem Ätherleib und physischen Leib vereinigt sind, das andere Mal, indem die beiden - Ich und astralischer Leib auf der einen Seite, Ätherleib und physischer Leib auf der anderen Seite - voneinander getrennt sind.

Aber die Sache liegt doch so, daß der Mensch im heutigen Kul­turzyklus, insbesondere wenn er sich einen zivilisierten Menschen nennt, nicht mehr voll abhängig ist von dem Naturzyklus. Es sieht der Zyklus von Wachen und Schlafen in seinem Zeitmaß dem Natur-zyklus noch ähnlich. Aber es gibt doch heute sogar schon Men­schen - ich habe solche gekannt -, die machen die Nacht zum Tag, den Tag zur Nacht, kurz, der Mensch kann sich herausreißen aus der Zusammengehörigkeit mit dem Weltenlauf. Aber seine Gesetz­mäßigkeit, die Aufeinanderfolge der Zustände in ihm, zeigt noch das Nachbild dieser äußeren Gesetzmäßigkeit. Und so ist es bei vielen Erscheinungen im Menschen. Wenn wir so sehen, wie der Mensch wechselt zwischen Wachen und Schlafen, und die Natur wechselt zwischen Tag und Nacht, und der Mensch heute zwar an den Wechsel von Wachen und Schlafen gebunden ist, aber nicht an das Einhalten von Tag und Nacht, so müssen wir sagen: er war ein­mal mit seinen inneren Zuständen an den äußeren Weltenlauf ge­bunden und hat sich losgerissen davon. Der zivilisierte Mensch ist heute fast ganz losgerissen von dem äußeren Naturlauf und kehrt eigentlich nur dann zu ihm zurück, indem er einsieht, also durch den Intellekt entdeckt, daß es ihm besser ist, wenn er in der Nacht schläft statt bei Tag. Aber es ist nicht so, daß die Nacht den Men­schen so erfaßt, daß er unbedingt einschlafen müßte. Das ist im Grunde eigentlich für alle zivilisierten Menschen so, daß sie nicht fühlen, die Nacht macht mich einschlafen, der Tag weckt mich auf. Höchstens wenn die Nacht hereinsinkt und hier noch ein Vortrag gehalten wird, dann wirkt die Nacht vielleicht auf manchen so,

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vereinigt mit dem Vortrage, daß er unbedingt das als eine Natur­aufforderung zum Einschlafen empfindet. Aber das sind ja Dinge, die wir nicht unbedingt in unser Weltbild hineinzuschieben brauchen.

Also dasjenige, um was es sich handelt, ist, daß der Mensch sich herausgerissen hat aus dem Naturverlaufe, aber im rhythmischen Ablauf noch zeigt das Bild dieses Naturverlaufes. Sehen Sie, wie Übergänge da statifinden von einem zum andern. Wir können sagen, wir sind mit unserm Wachen und Schlafen so, daß wir den Natur-lauf noch deutlich im Bilde zeigen, aber uns losgerissen haben von diesem Naturlauf. Wenn wir die zweiten Zähne bekommen, da ist es so, daß wir gar nicht mehr in der Zeitfolge ein Bild zeigen von dem, was der Naturlauf ist, der sich noch ausdrückt im Bekommen der ersten Zähne. Aber dasjenige, was da bei uns auftritt, dieses Bekom­men der zweiten Zähne, das ist ein neuer Naturlauf. Denn das ha­ben wir nicht so in der Hand wie Schlafen und Wachen. Da will unsere Willkür nicht hinein. Da wird etwas herausgestellt aus der Natur, das gar nicht drinnensteht im großen Verlaufe der Natur, sondern das der Mensch eigens für sich hat. Aber es ist nicht in seiner Willkür gelegen. Es stellt sich eine andere Naturordnung in die erste hinein.

Indem ich Ihnen diese Dinge auseinandersetze, sage ich Ihnen ja im Grunde alltägliche Dinge. Aber es handelt sich darum, solche alltäglichen Dinge in der richtigen Weise zu durchschauen. Sehen Sie, Sie werden sich jetzt sagen müssen: Es gibt ein gewisses Natur-geschehen. In dieses Naturgeschehen ist eingespannt das Bekommen der ersten Zähne des Menschen. Ich will bildlich dieses Naturgesche­hen in dieser Strömung, möchte ich sagen, so zeichnen (Tafel 5, rechts oben die linke Strömung). Da ist ein allgemeines Natur-geschehen, und in diesem schwingt fort, indem es ein Teil davon ist, das Entstehen der ersten Zähne des Menschen. Und dann haben wir ein anderes Naturgeschehen, das aber gar nicht in dem allgemeinen Weltengeschehen drinnen ist, das der Mensch für sich hat: das Be­kommen der zweiten Zähne. Wollten Sie das zeichnen, so müßten Sie es so zeichnen. daß es eine andere Strömung wäre (die Strömung

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rechts davon, rot). Aber so wäre es ja noch nicht herauszubekom­men, da wäre es ja gleich. So können wir es also nicht zeichnen, son­dern müssen das ganz anders machen. Wir müssen, wenn wir das Verhältnis bezeichnen wollen zwischen dem ersten Zähne-Bekom­men und dem zweiten Zähne-Bekommen, dieses erste Zähne-Be­kommen vielleicht so zeichnen (Mitte unten; der weiße Kern) - und das zweite Zähne-Bekommen, das müssen wir vielleicht so zeichnen (der breite Ring um den Kern, rot), daß dieses Weiße in dem Roten hier siebenmal drinnen ist (7 Abschnitte werden angedeutet). Das heißt, wenn Sie es nebeneinander zeichnen, parallel, dann bekom­men Sie kein Bild von dem Verhältnis des ersten Zähne-Bekommens zum zweiten, sondern Sie bekommen nur ein Bild, wenn Sie die­jenige Kraft, von welcher abhängt das erste Zähne-Bekommen, von einer andern Kraft umkreisen lassen, von der abhängt das zweite Zähne-Bekommen.

Sie sehen, es entsteht da einfach die Notwendigkeit, daß sich die Bewegung krümmt durch den Geschwindigkeitsunterschied. Den­ken Sie also, wenn irgendwo im Weltenraume sich ein Stern be­findet, und um diesen Stern kreist ein anderer, so daß durch sein Umkreisen irgendein Stück siebenmal sich da findet (unten rechts auf der Tafel, großer Bogen rot), so bekommen Sie einfach durch den Tatbestand der Umkreisung etwas Qualitatives, ein Schaffen.

Sehen wir also hin auf das erste Zähne-Bekommen und auf das zweite Zähne-Bekommen, so müssen wir uns sagen: Das muß irgend etwas zu tun haben im Weltenraum mit Kräften, von denen die eine die andere umkreist - ich will dieses Beispiel vor Sie hinstellen aus dem Grunde, damit Sie sehen, was es heißt, konkret anzu­schauen Bewegungen im Weltenraume, was es heißt, über konkrete Bewegungen im Weltenraume zu sprechen - und wie es eine leere Redensart ist, wenn man sagt: Derjupiter ist so und so viele Meilen von der Sonne entfernt und umkreist die Sonne in einer bestimmten Linie; der Saturn ist so weit entfernt und umkreist die Sonne in dieser Linie (Mitte oben). - Damit ist gar nichts gesagt. Das ist eine leere Redensart. Wissen tut man über diese Dinge erst dann etwas, wenn man einen Inhalt damit verbindet, daß so etwas Jupiter-Bahn

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ist, so etwas Saturn-Bahn ist und dem Umkreisen des einen durch den anderen dient. In diesem Stücke ist einfach die Notwendigkeit bestimmten Geschehens gegeben.

Indem ich Ihnen diese Dinge vor Augen führe, werden Sie viel-leicht sagen, sie sind schwer verständlich, oder vielleicht werden Sie es auch nicht sagen; dann werden Sie wahrscheinlich finden, daß man über diese Dinge überhaupt nicht zu reden braucht. Aber man muß über diese Dinge reden, denn indem man lernen wird, wieder­um über diese Dinge zu reden, wird man zur bestimmten Anschau­ung der Welt erst wiederum vordringen. Und man wird sich abge­wöhnen, was so einseitig beim Kopernikanismus hervorgetreten ist: das bloße Vorstellen der Weltenbewegungen nach Linien. Es sollte vielmehr jetzt in die Menschheit etwas hineinkommen, was ihr sagt: Es ist notwendig, daß man zuerst über die elementarsten Erlebnisse sich klar wird, bevor man den Blick hinauswendet auf die äußersten Geheimnisse des Weltenalls.

Was gewisse Zusammenhänge, die wir einfach ablesen von den Sternen, bedeuten, das lernen wir erst, wenn wir die entsprechenden Vorgänge im eigenen Organismus erfassen. Denn was innerhalb un­serer Haut liegt, das ist nichts anderes als das Spiegelbild des äußeren Weltorganismus. Wenn Sie also den Menschen schematisch hier ha­ben, und Sie haben da seinen Blutumlauf irgendwie, schematisch bloß, so verfolgen Sie die Bahn dieses Blutumlaufes (dieselbe Tafel, links unten). Versuchen Sie die Bahn dieses Blutumlaufes zu ver­folgen. Das ist im Innern des Menschen. Gehen Sie hinaus in das Weltenall, suchen Sie sich die Sonne auf, sie entspricht - darüber wollen wir dann das nächste Mal reden - dem Herzen im Innern des Menschen. Und dasjenige, was vom Herzen aus durch den Körper geht, oder eigentlich vom Körper aus zum Herzen, so unregelmäßig es eigentlich ist, das ist in Wahrheit ungefähr ähnlich den Bewegun­gen, die mit dem Sonnenlauf zusammenhängen. Statt abstrakte Li­nien zu zeichnen, sollte man in den Menschen hineinschauen. Dann würde man innerhalb seiner Haut dasjenige finden, was außerhalb im Himmelsraum ist; dann würde man aber auch den Menschen hineingestellt finden in die Weltenordnung, würde aber auch finden,

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wie er auf der anderen Seite wiederum von dieser Welten­ordnung unabhängig ist. Wie er stückweise unabhängig wird, habe ich Ihnen gezeigt. Wir werden darüber das nächste Mal noch weiter sprechen. Aber das wollen wir uns jetzt vor Augen führen, daß, wenn wir hier schematisch so etwas aufzeichnen, es eben ein Schema ist.

Sehen Sie sich einmal den Hauptverlauf der Blutgefäße im menschlichen Organismus an. Da, von oben aus gesehen, hat es schon etwas Ähnlichkeit mit einer Schleifenlinie. Statt daß wir an der Tafel zeichnen, sollten wir die Hieroglyphen verfolgen, die in uns selbst hineingezeichnet sind. Dann aber sollten wir aus diesem Qualitativen verstehen lernen, was da draußen im Weltenall ist. Das können wir nur, wenn wir imstande sind, folgendes erlebend zu er­kennen und erkennend zu erleben, wenn wir uns vor allen Dingen vorführen das, was ich in den öffentlichen Vorträgen - im ersten -hier ja erwähnt habe, daß es sich in der Geisteswissenschaft darum handelt, zu erkennen, daß nicht das Herz wirkt wie eine Pumpe, die das Blut durch den Leib treibt, sondern daß das Herz bewegt wird von der Blutzirkulation, die ein in sich Lebendiges ist. Und die Blutzirkulation wird wiederum bedingt von den Organen. Das Herz - Sie können das embryologisch verfolgen - ist ja nichts weiter eigentlich als das Ergebnis der Blutzirkulation. Versteht man das­jenige, was das Herz im menschlichen Leibe ist, dann lernt man auch verstehen, daß die Sonne nicht das ist, was Newton meint, der allgemeine Seilzieher, der da seine Seile, Gravitationskraft ge­nannt, hinüberschickt nach den Planeten, nach Merkur, Venus, Erde, Mars und so weiter - da zieht er an den Seilen, die man nur nicht sieht, die Anziehungskräfte sind, oder er spritzt ihnen das Licht hinaus und dergleichen (Tafel 6, oben, Umkreis und Radien rot) -, sondern, so wie die Herzbewegung das Ergebnis ist des Le­bendigen der Zirkulation, so ist die Sonne nichts anderes als das Ergebnis des ganzen Planetensystems. Die Sonne ist Resultat, nicht Ausgangspunkt (dieselbe Tafel, unten). Das lebendige Zusammen­wirken des Sonnensystems ergibt in der Mitte eine Aushöhlung, die da spiegelt. Und das ist die Sonne. Ich habe deshalb öfters zu Ihnen

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gesagt, die Physiker würden höchst erstaunt sein, wenn sie in die Sonne fahren könnten und dort das ganz und gar nicht finden wür­den, was sie jetzt meinen, sondern bloß einen Hohlraum finden würden, noch dazu einen saugenden Hohlraum, der alles vernichtet in sich, so daß er mehr ist als ein Hohlraum. Ein Hohlraum, der tut doch wenigstens nichts anderes als aufnehmen das, was man in ihn hineingibt. Aber die Sonne ist ein solcher Hohlraum, daß wenn man etwas in ihren Raum hineinbringt, sie es dann sofort aufsaugt und verschwinden läßt. Da ist nicht nur nichts, da ist weniger als nichts. Und dasjenige, was uns zuscheint im Lichte, das ist Rückstrahlung desjenigen, was erst aus dem Weltenraum hinkommt - so wie die Bewegung des Herzens nichts anderes ist als dasjenige, was aus der Lebendigkeit von Durst und Hunger und so weiter, in der Zusam­menwirkung der Organe, in der Blutbewegung im Herzen sich staut.

Verstehen wir, was im Innern des Organismus vorgeht, dann ver­stehen wir aus dem heraus auch dasjenige, was außen im Welten-raum vorgeht. Die abstrakten Raumesdimensionen, in die wir dann unsere Linien hineinzeichnen, die sind nur dazu da, daß wir be­quem die Dinge verfolgen. Wollen wir sie der Wahrheit gemäß ver­folgen, dann müssen wir versuchen, innerlich uns zu erleben und uns dann mit dem innerlich Verstandenen nach außen zu wenden. Die Sonne versteht derjenige, der das menschliche Herz versteht. Und so das andere Innere des Menschen.

Es handelt sich also viel, viel mehr darum, daß wir ernst nehmen dieses «Erkenne dich selbst» und von dem «Erkenne dich selbst» aus in die Erfassung des Weltalls hineingehen. Von einer Selbsterkennt­nis des ganzen Menschen aus sollen wir erfassen das außermensch­liche Weltenall.

Sie sehen, da wird es nicht so schnell gehen mit dem Konstruie­ren eines Weltenbildes! Natürlich, um ein paar Eigenschaften dieses Weltenbildes sich klar zu machen, kann man diese Schraubenlinie zeichnen; ein paar Eigenschaften werden dadurch charakterisiert, aber den wirklichen Tatbestand gibt es nicht. Denn um ein paar andere Eigenschaften zu charakterisieren, müssen wir die Spirale

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selber wieder spiralig verlaufen lassen, das heißt, diese Linie hier ist krumm. Auch dann haben wir noch nicht alles; denn gewisse Tat­bestände von der Art, wie sich das Wachsen der einjährigen Zähne verhält zum Wachsen der Sieben-Jahr-Zähne, müssen wir durch ein Verschieben der Linie in sich charakterisieren. Sie sehen also, ganz schnell geht das nicht, sich den Weltenraum zu konstruieren! Auch dieser Verzicht muß kommen, mit ein paar Linien sich ein Welten-bild konstruieren zu wollen, und man muß lernen ernst zu nehmen so etwas, wie: die äußere Welt, wie sie sich uns darbietet, ist die Täu­schung. Die mathematisierte Welt ist erst recht eine Täuschung.

Das ist es, was ich zunächst wie eine Vorbereitung, die vorberei­tende Betrachtung zu dem, was ich dann das nächste Mal ausführen will, habe geben wollen. Es mußte etwas schwieriger werden; aber wenn wir diese Schwierigkeiten überwunden haben, so werden wir eben auch die Vorbedingungen geschaffen haben, um die drei wich­tigsten Lebensgebiete: Natur, Moral, Religion nun durch zwei ent­sprechende Brücken verbinden zu können.

Davon wollen wir dann das nächste Mal sprechen.

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VIERTER VORTRAG Dornach, 16. April 1920

In Wirklichkeit kann die Konstitution des Weltenalls gar nicht be­trachtet werden, ohne daß man fortwährend auf den Menschen Bezug nimmt, gewissermaßen immer versucht, dasjenige im Welten-all draußen aufzusuchen, was sich auch in irgendeiner Weise im Menschen findet. Wir wollen diese Vorträge dazu benützen, um gerade von diesem Gesichtspunkte aus vielleicht wenigstens nach einer Richtung hin eine Art plastisch geschlossenen Weltenbildes zu bekommen, das uns dann zu der Beantwortung der Frage führen kann: Wie verhalten sich im Menschen Moral und Naturgesetz­mäßigkeit?

Wenn wir - ich wiederhole da nur Dinge, die von den verschie­densten Standpunkten aus besprochen, beschrieben worden sind - den Menschen studieren, so gliedert er sich uns ja zunächst in alles dasjenige, was wir als den oberen Menschen bezeichnen, dann das­jenige, was wir als den unteren Menschen bezeichnen, und dann alles dasjenige, was verbindet zwischen beiden, der rhythmische Mensch, der den Ausgleich zwischen diesen beiden Gliedern, dem oberen und dem unteren Menschen, bewirkt.

Nun müssen wir uns ja sagen, daß zunächst eine völlige Ver­schiedenheit herrscht in bezug auf die Gesetzmäßigkeit des oberen Menschen und die Gesetzmäßigkeit des unteren Menschen. Diese Verschiedenheit kann sich uns schon dadurch vor die Seele stellen, daß wir darauf Rücksicht nehmen, wie der obere Mensch, der von der Hauptesplastik aus beherrscht wird, zustande kommt durch die Gesetze, möchte ich sagen, einer völlig anderen Welt als unsere Sinneswelt. Dasjenige, was wir hier aus der Sinneswelt haben, aus der Sinneswelt an uns tragen als unseren Gliedmaßenmenschen, das haben wir durch eine Metamorphose, natürlich nicht in bezug auf die äußere Substantialität, aber in bezug auf die Formgestaltung, hindurchzuführen, eine Metamorphose, die ja erst wirkt zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Dasjenige, was hier unser Gliedmaßenmensch

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ist, es wird völlig umgestaltet in seinen Kräften. In seiner übersinnlichen Konstitution wird es umgestaltet zwischen dem Tode und einer neuen Geburt und erscheint dann aus dem Weltenall unserer Hauptesorganisation eingestaltet in unserem neu­en Erdenleben. Daran hängt sich, gewissermaßen aus der Welt der Sinne heraus gebildet, der übrige Mensch. Das ist etwas, was heute klar und deutlich schon aus der Embryologie nachgewiesen werden könnte, wenn man nur vernünftig die embryologischen Tatsachen zusammendächte. Dadurch aber ist in alledem, was zusammen­hängt mit unserer Hauptesorganisation, etwas von einer Gesetz­mäßigkeit drinnen, die ganz und gar nicht dieser Welt eigentlich an­gehört, die nur in ihrem Beginne, nämlich insoweit sie in der frü-heren Inkarnation schon da war, dieser Welt angehört. Aber alles das, was umgestaltet hat unseren Gliedmaßenmenschen zu dem Hauptesmenschen, wirkt ja in einer völlig anderen Welt, in der Welt, in der wir uns befinden zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Da ragt also eine andere Welt in diese Welt herein. Wenn wir den Menschenkopf, das Menschenhaupt ansehen, so ist in ihm verkörpert eine andere Welt. Dieser anderen Welt entspricht aber in einer gewissen Weise dadurch, daß das Haupt die hauptsächlichsten Sinne öffnet nach außen, die Welt, die da draußen im Raume aus­gebreitet ist und die in der Zeit verfließt. Denn sie nehmen wir durch unsere Wahrnehmungen auf; sie dringt durch unsere Sinne in uns ein; sie gehört also gewissermaßen doch zu unserer Hauptes-organisation. Dagegen verhalten wir uns zu unserem Gliedmaßen-menschen eigentlich schlafend. Ich habe ja öfter von dieser schla­fenden Beziehung des Menschen zu seiner Willensnatur, also zu alledem, was in dem Gliedmaßenmenschen lebt, gesprochen. Wir wissen nicht, wie wir unsere Glieder bewegen, wie der Wille hinein-schießt in die Bewegungen, die wir ja nur nachher, geradeso wie ein äußeres Ding, durch Wahrnehmungen für uns erkunden. Wir schla­fen in unserem Gliedmaßenmenschen, wir schlafen so in ihm, wie wir im Weltenall schlafen vom Einschlafen bis zum Aufwachen.

Nun, da sind wir eigentlich vor eine völlig andere Welt gestellt. Und wollen wir uns schematisch einmal diese andere Welt, diesen

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ganzen Tatbestand vor die Seele rücken, so müssen wir eigentlich sagen: hier ist irgendwie eine Welt (Tafel 7, Mitte unten; rote Partie, von welcher der horizontale röte Pfeil nach links in rote Bö­gen weist), die nach außen hin dasjenige offenbart, was zu unseren Sinnen spricht. Das, was da zu unseren Sinnen spricht, das nehmen wir durch unsere Augen, durch unsere Ohren und so weiter wahr. Das wird unsere Welt, insofern wir Hauptesmenschen sind. Aber diejenige Welt, die dahinterliegt, der gehören wir auch an, als Gliedmaßenmensch (blau, rechts von rot; Pfeil abwärts und abstei­gende Bögen blau). Aber in sie schlafen wir nur hinein. In diese Welt schlafen wir hinein, gleichgültig, ob wir in unsere Willens-natur hineinschlafen oder ob wir in das Weltenall hineinschlafen zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen.

Diese zwei Welten sind in der Tat so, daß die eine uns gewisser­maßen zugekehrt ist; die andere ist uns abgekehrt; sie liegt hinter der Welt der Sinne, aber wir sind aus ihr. Man hat gerade in älteren Zeiten gefühlt und man fühlt noch im Orient, daß eine Vermitte-lung zwischen diesen beiden Welten besteht. Wir im Abendlande suchen diese Vermittelung auf andere Weise, wie Sie wissen. Aber im Orient versucht man heute noch, obwohl es schon antiquiert ist für die gegenwärtige Menschheit, diese Vermittelung auch bewußt, relativ bewußt aufzusuchen. Wenn wir essen, dann ist es der blaue Strich, der unser Essen eigentlich symbolisiert. Denn indem wir die Speisen zu uns nehmen, geht ein durchaus in der Schlafens-Sphäre sich abspielender Vorgang vor sich. Sie wissen natürlich nicht, was da vor sich geht, wenn Sie irgend etwas, ein Ei oder einen Kohlkopf, verzehren. Das liegt geradeso im Unbewußten, wie die Vorgänge des Schlafes im Unbewußten zunächst liegen. Der Kohlkopf und das Ei wenden die Außenseite der Sinneswahrnehmung zu. Das ist aber die völlig andere Welt. Aber die Vermittelung ist da in unserem Atmen.

Unser Atmen bleibt allerdings auch bis zu einem gewissen Grade unbewußt, nicht so stark unbewußt wie unser Essen. Aber trotzdem das Atmen nicht so bewußt wird, wie das Sehen oder das Hören be­wußt werden, so ist es doch bewußter als der Vorgang des Verdauens zum Beispiel. In der Regel wird auch im Oriente heute nicht mehr

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aufgesucht, was ja in alten Zeiten durchaus der Fall war: den Vor­gang des Verdauens heraufzubringen ins Bewußtsein. Die Schlangen tun es, wenn sie verdauen. Sie bringen den ganzen Vorgang des Verdauens in ihr Bewußtsein, das aber natürlich nicht ein Menschen-bewußtsein ist. Der Wiederkäuer tut es auch, der Mensch nicht. Im Oriente wird aber in einer gewissen Weise ins Bewußtsein herauf-gebracht der Vorgang des Atmens. Es gibt eine gewisse Trainierung des Atmens, da das Atmen so vollzogen wird, daß es in einem ge­wissen Sinne verfließt wie eine Sinneswahrnehmung Sie sehen, es ist das Atmen hineingestellt zwischen die bewußte Sinneswahrneh­mung und das ganz Unbewußte des menschlichen Stoffwechsels. So daß der Mensch in der Tat drei Welten angehört: der Welt, die ihm bewußt vorliegt, der Welt, die ganz unbewußt bleibt, und der Welt, die den Vermittler bildet, der Welt des Atmens.

Nun, es ist ja in der Tat auch eine Art von Stoffwechsel, wenig­stens sind es stoffliche Vorgänge, aber in Veffeinerungen, die im Atmungsprozesse vor sich gehen. Es ist das Atmen durchaus ein Mittelstadium zwischen dem eigentlichen Stoffwechsel und dem Sinneswahrnehmungsprozeß, dem ganz bewußten Erleben der äu­ßeren Welt.

Wenn wir zwischen dem Einschlafen und dem Aufwachen sind, dann spielt sich in der dann vorliegenden Umgebung des Ich für das heutige gewöhnliche Bewußtsein nur dasjenige ab, was in Träumen erlebt wird, in Träumen sich widerspiegelt. Aber im ganzen kann man doch sagen, daß der Mensch da schon gewissermaßen hinüber-springt in die Welt, die ich hier in diesem Schema (die vorige Zeich­nung) als das Blaue dargestellt habe. Der Mensch dringt hinüber in diese andere Welt, und gerade die Träume sind es, die schon durch ihre Natur verraten, wie da der Mensch hinüberspringt. Denken Sie nur einmal, wie verwandt die Träume sind dem Atmungsprozesse, dem Rhythmus des Atmens, wie sie den Rhythmus des Atmens überhaupt den Rhythmus oftmals nachwirken fühlen, wenn Sie träumen. Der Mensch überschreitet gewissermaßen eine Grenze, die ihm sonst gezogen ist in seiner bewußten Welt, indem er in die Welt, in der er ist im Schlafe, wenigstens hineinnippt, wenn er

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träumt. Die Welt der Imaginationen liegt ja auch da drüben, nur ist sie dann eine vollkommen bewußte - ein wirklich bewußtes Wahr-nehmen in derjenigen Welt, an der der Mensch sonst bloß nippt, wenn er träumt.

Nun handelt es sich darum, daß ja ein völliges Entsprechen statt­findet in einer gewissen Beziehung, zunächst durch Zahlen. Ich habe schon oftmals auf dieses Entsprechen aufmerksam gemacht zwischen dem Menschen und der Welt, in der der Mensch und auch die Menschheit sich entwickelt. Ich habe Sie aufmerksam darauf ge­macht, wie der Mensch ja in seinem Atmungsrhythmus - 18 Atem-züge in der Minute - etwas hat, was in einer merkwürdigen Über­einstimmung steht mit anderem im Weltenall. Wir haben 18 Atem-züge, die ausgerechnet für den Tag, wie ich Ihnen ja öfter schon erwähnt habe, 25 920 tägliche Atemzüge ergeben. Das ist aber die­selbe Zahl, die man bekommt, wenn man ausrechnet, wieviel Tage eine so normale Lebensdauer von etwa 72 Jahren hat. Auch das sind ungefähr 25920 Tage. So daß in einem Tag irgend etwas ausatmet unseren astralischen Leib und unser Ich, und wiederum einatmet beim Aufwachen, aber nach demselben Zahlenrhythmus.

Und wiederum, wenn wir die Zahl derjahre nehmen, welche die Sonne braucht, wenn sie, scheinbar oder wirklich, darauf kommt es jetzt nicht an, vorrückt in ihrem Frühlingsaufgangspunkte - immer schreitet sie um ein Stückchen vor jedes Jahr -, so braucht sie 25 920 Jahre, um einmal ihren Frühlingsaufgangspunkt um den ganzen Himmel herumzuführen: ein platonisches Jahr.

Es ist eigentlich dieses menschliche Leben bis ins Kleinste, bis in den Atemzug und bis in seine irdische Begrenzung zwischen Geburt und Tod nachgebildet den Gesetzen des Weltenalls. Und indem wir da hineinschauen in ein Gebiet des Entsprechens zwischen dem Makrokosmos und dem Mikrokosmos Mensch, sehen wir ja doch in dasjenige hinein, was offenkundig da liegt. Aber es gibt noch an­dere, sehr bedeutende Entsprechungen. Überlegen Sie sich nämlich einmal das Folgende - ich will Sie heute eben gerade durch die Zahl auf das führen, worauf ich Sie gern aufmerksam machen möchte. Nehmen Sie die 18 Atemzüge in der Minute, das gibt in der Stunde

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1080, in 24 Stunden 25920 Atemzüge. Das heißt, wir mußten mul­tiplizieren 18 mit 60 mal 24, um 25 920 Atemzüge im Tage zu be­kommen.

Nehmen wir das aber als den Umlauf des Frühlingspunktes um den Himmel. Würden wir das nun dividieren durch 60 mal 24, so würden wir natürlich wiederum 18 bekommen. Wir würden l8Jahre bekommen. 18 Jahre, was würde denn das eigentlich sein? Über­legen wir uns das einmal, was diese 18 Jahre bedeuten würden. Die 25 920 Atemzüge entsprechen einem 24stündigen Menschentag, beziehungsweise sagen wir, dieser 24stündige Menschentag ist also der Tag des Mikrokosmos. 18 Atemzüge entsprechen der Einheit des Rhythmus.

Nehmen wir jetzt einmal - scheuen wir uns dessen nicht - den ganzen Umlauf des Frühlingspunktes um den Himmel als einen großen Himmelstag, nicht bloß als das platonische Jahr, sondern als einen großen Himmelstag. Nehmen wir ihn als Himmelstag oder Weltentag, wie Sie wollen, als Tag des Makrokosmos. Wenn wir die Atemzüge aufsuchen würden im Makrokosmos, die entsprechen würden den Atemzügen des Menschen in einer Minute, wie lange müßten die denn dauern? Es müßten diese Atemzüge 18 Jahre dauern. Ein l8jähriges Atmen, ausgeführt von demjenigen Wesen, das dem Makrokosmos entspricht.

Wenn Sie die heutigen Angaben der Astronomie nehmen - was sie bedeuten, darüber werden wir noch sprechen -, so wollen wir ein­mal dasjenige betrachten, was die Astronomen heute die Nutation der Erdachse nennen. Sie wissen, die Erdachse steht schief zur Eklip­tik, und die Astronomen reden von einem Pendeln der Erdachse um diese Lage herum und nennen das Nutation. Die Erdachse dreht sich um diese Lage herum just in 18 Jahren, annähernd wenigstens - es sind genauer 18 Jahre 7 Monate, doch wir brauchen die Bruchteile nicht zu berücksichtigen, sie ließen sich aber auch durchaus in rich­tiger Weise errechnen. Aber mit diesen 18 Jahren hängt etwas an­deres zusammen. Nicht nur geschieht dasjenige, was die Astrono­men diese Nutation, dieses Erzittern der Erdachse, dieses Drehen der Erdenachse in einem Doppelkegel um den Mittelpunkt der

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Erde nennen, nicht nur verläuft dieses in 18 Jahren, sondern mit dem gleichzeitig geschieht etwas anderes. Der Mond nämlich, der erscheint ja jedes Jahr an einem anderen Orte. Ebenso wie die Son­ne, auf- und absteigend in der Ekliptik, eine Art pendelnder Bewe-gung vom Äquator fort und zum Äquator zurück durchläuft, so der Mond. Er braucht 18 Jahre, um wieder an der Stelle am Himmel an­zukommen, wo er vor 18 Jahren erschienen ist. Sie sehen, diese Nutation hängt mit dem Himmelsgang des Mondes zusammen, so daß man sagen kann: diese Nutation zeigt überhaupt nichts anderes an als den Himmelsgang des Mondes. Diese Nutation ist nur die Projektion dieser Bewegung des Mondes. Wir können also tatsäch­lich das Atmen des Makrokosmos beobachten. Wir brauchen nur den Gang der Mondenbahn während 18 Jahren zu beobachten, be­ziehungsweise die Nutation der Erde zu beobachten (Tafel 8, links oben). Die Erde tanzt, und sie tanzt so, daß ihre Achse einen Kegel, einen Doppelkegel beschreibt in 18 Jahren. Dieses Tanzen, das spiegelt ab das Atmen des Makrokosmos. Es ist im platonischen Jahr gerade so oft vorhanden, wie 18 menschliche Atemzüge in ei­nem Tag. Sie haben also eigentlich ein einminutiges Atmen in dieser Nutationsbewegung. So daß wir sagen können: wir schauen in das Atmen des Makrokosmos hinein durch diese Nutations- beziehungs­weise Mondbewegung. Da haben wir das Entsprechende für das Atmen. Aber was besagt denn dieses? Das besagt, daß geradeso wie wir, indem wir in das Schlafen hinübergehen oder beziehungsweise nur von dem völlig Wachen in das Träumen hinübergehen, wie wir da in eine andere Welt hinübergehen, so liegt uns - gegenüber den gewöhnlichen Gesetzmäßigkeiten von Tag, Jahr und so weiter, auch dem platonischen Jahr - in diesem Hereinstellen einer Mondregel­mäßigkeit erwas vor, was sich verhält im Makrokosmos, wie sich das Atmen, also das Halb bewußte zu unserem Vollbewußten verhält. Wir haben es also nicht bloß zu tun mit einer Welt, die sich da aus­breitet, sondern mit einer zweiten Welt, die da hereinragt, und die die unsrige durchdringt. Geradeso wie wir ein zweites Glied der menschlichen Wesenheit, nämlich den rhythmischen Menschen, im Atmungsprozesse vor uns haben gegenüber dem Wahrnehmungsmenschen,

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so haben wir in dem, was als Mondbewegung, Jahres­Mondbewegung erscheint, eben ein Jahr dann wie einen einjäh­rigen Atemzug. Das haben wir da als eine zweite Welt in die unsrige hereinragend vor uns.

Es kann sich also gar nicht darum handeln, daß wir in unserer Umgebung nur eine einzige Welt haben. Wir haben in unserer Um­gebung diejenige Welt, die wir als die Welt der Sinne veffolgen können; dann aber eine Welt, der eine andere Gesetzmäßigkeit zu­grunde liegt, die zu der unsrigen sich verhält wie unser Atmen zu unserem Bewußtsein und die sich uns verrät, wenn wir in der rich­tigen Weise die Mondbewegung zu deuten verstehen, respektive ihren Ausdruck, die Nutation der Erde.

Sehen Sie, daraus sollen Sie entnehmen, daß es unmöglich ist, die Gesetzmäßigkeiten, die in der Welt sich uns offenbaren, nur in eindeutiger Weise zu suchen. Der heutige materialistische Denker sucht eine Gesetzmäßigkeit der Welt. Er geht irre, denn er sollte sagen: Alles dasjenige, was Welt der Sinne ist, das ist ja wohl eine Welt, in die wir eingebettet sind, zu der wir gehören, das ist die Welt, die uns unsere Naturwissenschaft nach Ursache und Wirkung auseinandersetzt. Aber da ragt eine andere Welt herein, die andere Gesetzmäßigkeiten hat. (Tafel 7, rechts in der Mitte, schräge Schraffur gelb, horizontale blau). Beide Welten durchdringen sich nur. Beiden Welten muß eine eigene Gesetzmäßigkeit zugeschrie­ben werden. Solange man der Meinung ist, eine einzige Art von Gesetzmäßigkeit genüge für unsere Welt, alles hänge nur an dem Faden von Ursache und Wirkung, solange gibt man sich greulichen Irrtümern hin. Nur wenn man an so etwas, wie es die Nutation der Erde und die Mondbewegungen sind, ermessen kann, daß in der Tat eine andere Welt da hereinragt, dann kommt man zurecht.

Und sehen Sie, hier liegen die Dinge, in denen sich Geistiges und Materielles, wie wir es nennen, oder sagen wir Seelisches und Materielles, berühren. Derjenige, welcher faktisch beobachten kann dasjenige, was im eigenen Selbst enthalten ist, der kommt auf das Folgende. Sehen Sie, meine lieben Freunde - auf solche Dinge muß die Menschheit allmählich aufmerksam werden -, ich glaube, viele

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sind unter Ihnen, die schon den Zeitpunkt von 18 Jahren und un­gefähr 7 Monaten überschritten haben. Das war ein wichtiger Zeit­punkt. Mehrere sind wohl auch unter Ihnen, die 37 Jahre 2 Monate überschritten haben. Das war wiederum ein wichtiger Zeitpunkt. Und dann kommt wieder ein sehr wichtiger Zeitpunkt: 55 Jahre 9 Monate. Es kann in der Gegenwart noch nicht der einzelne Mensch, weil er ja nicht in der Weise erzogen wird, wie es sein sollte, diese Zeitpunkte ordentlich abpassen. Würde er sie ordentlich ab­passen, dann würde er wahrnehmen, daß in der Tat in diesen Zeit­punkten Wichtigstes mit der Seele vor sich geht. Die Nächte, die der Mensch zu diesen Zeitpunkten durchlebt, sie sind die wichtigsten Nächte des menschlichen Lebens. Da ist es, wo der Makrokosmos seine 18 Atemzüge vollendet, eine Minute vollendet, und da ist es, wo der Mensch gewissermaßen ein Fenster geöffnet hat gegenüber einer ganz anderen Welt. Nun, ich sagte, der Mensch kann es heute nicht abpassen. Aber es könnte jeder versuchen, auf solche Zeit­punkte im menschlichen Leben zurückzublicken. Wer über 55 Jahre alt geworden ist, kann auf volle drei solche wichtige Abschnitte zurückblicken, manche auf zwei, die meisten unter Ihnen wohl auf einen. In solchen Etappen gehen die Dinge vor sich, die aus einer ganz anderen Welt hereinfließen in diese unsere Welt. Da öffnet sich unsere Welt einer anderen Welt.

Sehen Sie, soll man genauer bezeichnen, wie sich da unsere Welt einer anderen Welt öffnet, so muß man sagen: da öffnet sich unsere Welt der astralischen Welt neu. Astralische Ströme fließen ein und aus. Allerdings, sie fließen jährlich ein und aus; aber wir haben es da gewissermaßen mit 18 Atemzügen in der Minute zu tun nach diesen [8 Jahren. Kurz, wir werden da gewissermaßen durch die Welten-uhr aufmerksam auf das Atmen des Makrokosmos, in das wir ein­gefügt sind. Dieses Korrespondieren mit einer anderen Welt, das sich gerade ausdrückt durch die Bewegungen des Mondes, das ist außerordentlich wichtig. Denn sehen Sie, diese Welt, die da herein-ragt, sie ist ja gerade diejenige, in die wir hinüberschlafen, wenn wir mit unserem Ich und unserem astralischen Leibe herausgehen aus unserem physischen und unserem Ätherleib. Es ist nicht so, daß man

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sagen kann, die Welt, die uns umgibt, die ist nur abstrakt durch­drungen von der astralischen Welt, sondern sie atmet die astralische Welt, und wir können in ihren Atmungsprozeß, das Astralische, hineinschauen durch die Mondbewegung, beziehungsweise durch die Nutation. Sehen Sie, jetzt haben Sie schon etwas außerordent­lich Bedeutsames: Sie haben auf der einen Seite unsere Welt, wie sie gewöhnlich angeschaut wird, dazu den materialistischen Aber­glauben, der zum Beispiel dazu sich versteigt, daß man hinaufschaut und meint, die Sonne da oben sei ein Gasball, wie man ihn ja be­schrieben findet in den Büchern. Es ist Unsinn. Es ist kein Gasball, sondern es ist weniger als Raum dort (Tafel 7, rechts unten, noch ohne Strahlen), es ist ein Saugekörper dort, weniger als Raum, wäh­rend gerade ringsherum noch dasjenige ist, was bis zu einem ge­wissen Grade drückt. So daß wir es mit dem, was von der Sonne kommt, nicht zu tun haben mit irgend etwas, was etwa durch Ver­brennen in der Sonne entsteht oder so etwas, sondern es ist alles zurückgestrahlt (die Rückstrahlung wird eingezeichnet), was erst hingestrahlt ist aus dem Weltenall. Da ist es leerer als leer, wo die Sonne ist.

Aber leerer als leer ist es überall im Weltenall, wo Äther ist. Des­halb wird es den Physikern so schwer, vom Äther zu sprechen, weil sie immer denken, der Äther ist auch Materie, aber dünner; dünner als die gewöhnliche Materie. Auf das Dünnere läßt sich der Materia­lismus noch ein, sowohl der naturwissenschaftliche Materialismus wie auch der theosophische Materialismus - aufs Dünnere, aufs im­mer Dünnere läßt er sich noch ein. Dichte Materie, die Äthermaterie ist dünner, die astralische Materie wieder dünner, und dann, nun dann sind da diese mentalischen Materien und was da alles ist -immer dünner und dünner. Aufs Dünnere läßt sich dieser theoso­phische Materialismus ein, gerade wie der naturwissenschaftliche Materialismus, nur daß der eine etwas mehr Nummern aufzählt im Dünnerwerden als der andere. Aber es handelt sich beim Übergang von der gewöhnlichen wägbaren, gewichtigen Materie zum Äther gar nicht darum, daß es dünner wird. Wer da glaubt - ich möchte das Bild noch einmal vor Ihre Seele hinstellen -, daß es sich beim

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Äther nur um das Dünnerwerden der Materie handelt, der steht auf demselben Boden wie der, der sagt: Ich habe hier eine Schatulle voll Geld, nehme davon weg und nehme davon weg, das Geld wird immer weniger und weniger. Zuletzt wird es Null und man ist am Ende. - Aber nicht wahr, es kann ja noch weniger werden, wenn man Schulden macht. Da wird es weniger als Null. So wird die Materie nicht bloß leerer Raum, sondern sie wird negativ, sie wird weniger als nichts, sie wird saugend. Und der Äther ist saugend. Die Materie ist drückend, der Äther ist saugend. Die Sonne ist ganz ein Ball, der eigentlich saugt. Und überall, wo Äther ist, ist Saugekraft.

Da kommt man hinüber in das andere des dreidimensionalen Raumes, aus dem Drückenden ins Saugende. Dasjenige, was zu­nächst uns in der Welt umgibt, woraus wir als physischer Mensch und als Äthermensch bestehen, das ist ein Drückendes und ein Saugendes. Auch wir selbst bestehen aus einem Drückenden und Saugenden. Nur sind wir eben gemischt aus Drückendem und Sau­gendem, während die Sonne bloß Saugendes ist, bloß Äther. Aber dieses Gewoge von Drückendem und Saugendem, von wägbarer Materie und Äther, das ist in lebendiger Organisation. Das atmet fortwährend, indem sich das Atmen ausdrückt durch die Mond-bewegungen, durch die Nutation; das atmet fortwährend Astrali­sches. So daß wir also auch da nun schon gewissermaßen ahnen ein zweites Glied der Welt überhaupt, das eine Glied der Welt drückend und saugend, physisch und ätherisch, und dann ein zwei­tes Glied der Welt: Astralisches. Das ist weder das Eine noch das An­dere, sondern das wird ein- und ausgeatmet, und die Nutation kün­digt uns das an.

Nun, sehen Sie, es ist uralt, daß man eine gewisse astronomische Tatsache beobachtet hat. Viele tausend Jahre vor unserer Zeitrech­nung war es den Ägyptern bekannt, daß nach 72 Jahren die Fix-sterne in ihrer scheinbaren Bewegung der Sonne um einen Tag vor­ausgeeilt sind. Zunächst sieht es ja so aus, nicht wahr, daß die Fix-sterne sich scheinbar drehen, die Sonne sich scheinbar dreht. Aber die Sonne dreht sich wesentlich langsamer als die Fixsterne, und nach 72 Jahren sind die Fixsterne schon ein Stück vorausgeeilt. Deshalb

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verschiebt sich ja der Frühlingspunkt, weil die Fixsterne voraus-eilen. Wenn der Frühlingspunkt weiter und weiter rückt, dann müs­sen sich ja die Fixsterne gegenüber dem Stand der Sonne verschoben haben. Nun, die Sache ist so, daß nach 72 Jahren tatsächlich die Fixsterne der Sonne um einen Tag voraus sind. So findet man, daß nach 72 Jahren die Sterne Ende des 30. Dezember an einem be­stimmten Punkte ankommen, die Sonne kommt erst Ende des 31. Dezember an demselben Punkte an. Sie ist also langsamer gegangen um einen Tag. Nach 25920 Jahren bleibt sie so weit zurück, daß der ganze Umkreis vollendet ist, daß sie wiederum an den Punkt zurück­kommt, den wir vorher notiert haben. Nach 72 Jahren also ist die Sonne um einen Tag zurückgeblieben hinter den Fixsternen. Das ist aber eben ungefähr die normale Lebensdauer eines Menschen, das sind die 72 Jahre, die 25 920 Tage sind.

Und nehmen wir diese 72 Jahre 360 mal, dann haben wir, eben wenn wir das Menschenleben als einen Tag betrachten und 360 Weltentage annehmen, in denen die Sonne einmal herumgeht, da haben wir dann das Menschenleben als einen Tag des Makrokos­mos - der Mensch gleichsam ausgeatmet aus dem Makrokosmos -, das Menschenleben als einen Tag im makrokosmischen Jahr.

Auf dieses ganze scheinbare Umlaufen des Frühlingspunktes ha­ben tausende von Jahren vor unserer Zeitrechnung die Ägypter hin­gewiesen, denn sie haben in der 72jährigen Periode etwas sehr Wich­tiges gesehen, und sie haben damit auf dieses makrokosmische Jahr hingedeutet. In diesem Herumgehen des Frühlingspunktes zeigt sich uns wiederum etwas an, was zu tun hat mit Leben und Sterben des Menschen im Weltenall draußen, also Leben und Sterben des Makrokosmos. Das Gesetz des Lebens und Sterbens des Menschen ist etwas, was wir ja verfolgen müssen. Auch dasjenige, was Nutation ist, weist uns ja auf eine andere Welt hin, so wie uns unsere Wahr­nehmungswelt auf die Atmungswelt hinweist. Was Sie in der gegen­wärtigen Astronomie als Präzession finden, das Vorrücken der Tag-und Nachtgleichen also, in dem finden Sie wiederum etwas wie den Übergang zum vollständigen Schlafen, den Übergang zu einer drit­ten Welt, die ich nun wiederum als eine andere, hereinragend in

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diese (Tafel 7, Zeichnung rechts, Mitte, 2. horizontale Schraffiir, rot) zeichnen müßte. Drei Welten, die sich gegenseitig durchdringen, gegenseitig auch aufeinander beziehen, die man aber nicht ein­fach unter dem Gesichtspunkte der Kausalität zusammenfassen daif - drei Welten, das heißt eine dreigliedrige Welt, wie einen drei­gliedrigen Menschen. Eine erste Welt, die Welt, die uns umgibt, die wir wahrnehmen; eine zweite Welt, die sich herein ankündigt durch die Bewegungen des Mondes; eine dritte Welt, die sich herein an­kündigt durch die Bewegungen des Aufgangspunktes der Sonne, also in gewissem Sinne, müssen wir sagen: durch den Weg des Sonnenwe ges. Da sehen wir auf eine dritte Welt hin, die allerdings so unbekannt bleibt, wie die Welt unseres Willens dem gewöhn­lichen Bewußtsein unbekannt bleibt.

Es handelt sich also darum, daß wir überall solche Entsprechun­gen suchen, solches Bezogensein des menschlichen Mikrokosmos auf den Makrokosmos. Und wenn im Orient heute noch, allerdings in der Dekadenz, aber früher in der Blüte der alten orientalischen Weisheit, ein Atmungsbewußtsein gesucht wurde, so war es das Be­dürfnis, hinüberzuschlüpfen in diese andere Welt, die sich sonst nur ankündigt durch dasjenige, möchte ich sagen, was der Mond in unserer Welt will. Aber man hat auch in anderer Beziehung auf diese innere Gesetzmäßigkeit wohl hinzuweisen gewußt in den Zei­ten, in denen es noch eine, in anderer Art, als wir sie suchen müssen, zum Menschen gekommene Urweisheit gab. Im Alten Testamente gebrauchte man bei den Eingeweihten, die diese Dinge wußten, immer ein Bild, das Sie ja auch in einer gewissen Weise - ich habe auch darauf schon einmal früher aufmerksam gemacht - in den Evangelien finden, man brauchte das Bild von dem Mondenlichte im Verhältnis zum Sonnenlichte. Es ist ja so, nicht wahr, daß man das Mondenlicht ansieht als in gewisser Beziehung nur Sonnenlicht zurückstrahlend. (Tafel 8, unten, rot; der kleine Kreis links blau). Jetzt spreche ich im Sinne der Physik - ich werde ja wohl auch davon noch zu sprechen haben, daß diese Ausdrücke sehr wenig ge­nau sind -, wir sprechen im Sinne der Physik, denn sie lag ja auch den Vorstellungen zugrunde, die da waren. Dieses Mondenlicht -

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das galt im Alten Testament als der Repräsentant der Jahve-Kraft. Die Jahve-Kraft stellte man sich vor als zurückgeworfene Kraft, und die Eingeweihten, natürlich nicht die orthodoxen Rabbiner des Al­ten Testaments, aber die Eingeweihten sagten: Der Messias, der Christus wird kommen, der wird das direkte Sonnenlicht sein. Jahve ist bloß die vorhergehende Reflexion. Das ist dasselbe, aber es ist nicht das direkte Sonnenlicht. - Es ist natürlich, daß jetzt nicht das physische Sonnenlicht gedacht werden darf, sondern das Spirituelle dabei in Betracht kommt.

Nun trat Christus in der Zeit in die Menschheitsentwickelung ein, und dasjenige trat ein, was früher nur in der Reflexion, nur indirekt in der Jahve-Gestalt da war. Zunächst war daher eine Not­wendigkeit vorliegend, den Christus, der in Jesus lebte, nach einer anderen Gesetzmäßigkeit zu denken, als nach der Gesetzmäßigkeit, welche der gewöhnlichen Naturerkenntnis vorliegt. Wenn man aber eine solche Gesetzmäßigkeit nicht gelten läßt, wenn man glaubt, die Welt hänge nur nach Ursachen und Wirkungen zusammen und sei eine kausal zusammenhängende Welt, da ist kein Platz für das­jenige, was der Christus ist. Man muß erst vorbereiten den Platz für den Christus, indem man die drei sich ineinander gliedernden Welten ins Auge faßt. Dann gibt es auch eine Möglichkeit, zu sagen: Wenn auch in der Welt, die unsere Sinne vor sich haben, überall alles nach Ursache und Wirkung so zusammenhängt, wie die Natur­wissenschaft es faßt - eine andere Welt durchdringt diese. Da hinein gehört dasjenige, was das Geschehen ist, das sich an das Ereignis von Golgatha anknüpft. Wenn in unserer Zeit immer mehr das Bedürf­nis auftauchen wird, Verständnis zu bekommen für diese Dinge, so handelt es sich darum, daß dieses Verständnis eben gesucht werden muß durch eine Anerkenntnis der ineinander sich gliedernden Wel­ten, die aber durchaus von einander verschieden sind. Es handelt sich darum, daß man dreierlei Gesetzmäßigkeiten sucht, nicht eine bloß. Und diese dreierlei Gesetzmäßigkeiten werden wir eben im Menschen zu suchen haben. Aber wenn Sie dies ins Auge fassen, was ich jetzt gesagt habe, dann werden Sie verstehen, daß es sich darum handelt, nicht bloß so, wie es das kopernikanische, galileische Weltersystem

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macht, aufzuzeichnen irgendwelche Ellipser (Tafel 7, links unten; rot), die darstellen sollen die Bahnen von Saturn, Ju­piter, Mars; von Erde, Venus, Merkur und dann Sonne. Darum kann es sich nicht handeln; sondern es handelt sich darum, die Gesetze, die zunächst da walten, wo die Welt vorliegt, die sich uns durch das sinnlich Wahrnehmbare ausdrückt, daß wir diese durchkreuzt uns denken müssen von anderer Gesetzmäßigkeit, und daß vor allen Dingen unser jetziger Mond in seiner Bewegung etwas darstellt, was nun seinerseits gar nicht zusammenhängt kausal mit dem übrigen Sternensystem. Er gehört nicht dazu wie die anderen Planeten. Er deutet auf eine Welt, die in die unsrige eben hereingeschoben ist. Er deutet auf den Atmungsprozeß unseres Weltensysteins, wie die Sonne hindeutet auf das Durchdrungensein von dem Äther.

Ehe man also Astronomie treibt, sollte man vor allen Dingen sich qualitativ über dasjenige unterrichten, was sich da im Raum bewegt und was im Raum von einander abhängig ist. Denn man sollte sich klar sein, daß man nicht einfach miteinander in Beziehungen brin-gen darf Sonnenmaterie und irgendeine andere Materie, irgendeine Erdenmaterie. Die Sonnenmaterie ist im Verhältnis zur Erdenma­terie eine saugende, während die Erdenmaterie eine drückende ist. Und die Bewegungen, die sich ausdrücken in der Nutation, sind Be­wegungen, die von der Astralität herrühren, nicht von irgend etwas, was durch Newtonsche Prinzipien aufgesucht werden darf. Aber dieser Newtonismus, er ist gerade dasjenige, was uns in so furcht-barer Weise in den Materialismus hineingeschmettert hat, denn er hat zur äußersten Abstraktion gegriffen. Er redet von einer Gravita­tionskraft: Die Sonne zieht die Erde an, oder die Erde zieht den Mond an - eine Kraft, eine Anziehungskraft von dem Monde zur Erde hin, oder von der Erde zur Sonne hin, so irgendein unsicht­barer Strick (Tafel 7, rechts oben). Aber bestände bloß diese Anziehungskraft, so wäre ja kein Grund vorhanden, daß sich etwa der Mond um die Erde, oder die Erde um die Sonne dreht, sondern es wäre nur ein Grund vorhanden, daß der Mond auf die Erde her­unterfiele - er wäre schon längst heruntergefallen, wenn bloß die Gravitationskraft da wäre - oder die Erde in die Sonne hineinfiele.

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Das geht also doch nicht, daß man bloß die Gravitation annimmt, um die gedachten oder wirklichen Bewegungen der Himmelskörper zu erklären. Also was tut man? Man sagt so: Nehmen wir an, hier ist ein Planet (dieselbe Tafel, Mitte oben), er möchte eigentlich fort­während in die Sonne hineinfallen, wenn bloß die Anziehungskraft wäre. Aber es ist ihm eine Kraft, eine Tangentialkraft, ein mäch­tiger Stoß einmal verliehen worden, und da wirkt hier der Stoß so stark, die Anziehungskraft vielleicht so stark; nun, da bewegt er sich eben nicht so, daß er hereinfällt, sondern er bewegt sich dann in der resultierenden Linie.

Sie sehen, dieser Newtonismus hat nötig, daß jeder Planet, über­haupt jeder bewegte Himmelskörper, einen Urstoß erhalten hat. Da muß also immer ein extramundaner Gott da sein, der da stößt, der da die Tangentialkraft gibt. Das ist überall vorausgesetzt. Diese An­nahme ist aber in einer Zeit gemacht, wo man gar keine Ahnung mehr hatte, wie man das Geistige mit dem Materiellen in irgend­eine Verbindung bringen sollte, wo man beim alleräußersten An­stoß stehen geblieben war. Darinnen spricht sich schon dieses Die­Materie-nicht-Begreifenkönnen des Materialismus aus. Das ist es ja, worauf ich in der letzten Zeit so häufig hingewiesen habe. Er kann daher auch nicht die Bewegungen des Materiellen verstehen, son­dern er muß sie ganz anthropomorphistisch erklären, indem er sich den Gott ganz als Mensch denkt und - hups - bekommt der Mond einen Stoß, dann die Erde, dann ziehen sich die an, und dann resul­tieren aus dem Hups-Stoß und aus der Anziehungskraft die Bewe­gungen.

In diesen Dingen stehen wir heute darinnen. Aus diesen Dingen heraus konstruieren wir uns unser Weltensystem. Aber zum Be­greifen desjenigen, was ist, ist mehr notwendig; dazu ist notwendig, daß man in einer solchen Weise überall die Verbindungen verstehen lernt zwischen dem, was im Menschen lebt und dem, was draußen im Makrokosmos lebt. Denn der Mensch ist ein wirklicher Mikro­kosmos im Makrokosmos. Davon dann morgen weiter.

FÜNFTER VORTRAG Dornach, 17. April 1920

#G201-1987-SE069 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

FÜNFTER VORTRAG

Dornach, 17. April 1920

#TX

Es ist wohl aus den Betrachtungen, die wir in diesen Tagen angestellt haben, klar geworden, daß man überhaupt die Konfiguration des Weltenalls, des räumlichen Weltenalls in seinen Bewegungen nicht so betrachten kann, wie das unter dem Einflusse der gegenwärtigen Wissenschaftsgesinnung geschieht. Es wird gewissermaßen da nicht nur alles ganz abgesondert vom Menschen betrachtet, sondern es werden auch die einzelnen Körper, die sich dem Augenschein nach Ms gesonderte Körper ergeben, isoliert vorgestellt, und dann werden ihre Wirkungen aufeinander in ihrer Isolierung ins Auge gefaßt. Das ist aber geradeso, als wenn man zum Beispiel am menschlichen Or­ganismus einen Arm für sich betrachten und versuchen würde, die­sen Arm für sich zu studieren, dann ein anderes Glied, und so aus dem Zusammenwirken der einzelnen Glieder dann den ganzen Or­ganismus begreifen wollte. Es handelt sich darum, daß man den ganzen Organismus des Menschen ja nicht begreifen kann aus seinen einzelnen Teilen, sondern daß man die Betrachtung des Ganzen zugrunde legen und dann von dem Ganzen aus die einzelnen Teile betrachten muß.

Dasselbe gilt von, sagen wir, unserem Sonnensystem, aber auch von unserem Sonnensystem in seiner Beziehung zu der ganzen sicht­baren Sternenwelt. Denn die Sonne, die anderen Planeten, der Mond, die Erde, sie sind ja nur Glieder in einem ganzen System. LJnd warum sollte denn zum Beispiel die Sonne abgesondert für sich als ein Körper betrachtet werden? Es ist ja durchaus gar nicht irgend-ein Grund vorhanden, die Sonne sich vorzustellen da, wo gerade das Auge sie sieht, und in den Grenzen darzustellen, in denen das Auge sie sieht. Man muß schon sagen, in bezug auf dasjenige, was da zugrunde liegt und verfehlt wird, hatte der Philosoph Schelling sehr recht, wenn er die Sache so wendete, daß er fragen wollte: Wo ist die Sonne anders als wo sie wirkt? Wenn die Sonne auf der Erde wirkt, so gehört eben dasjenige, was die Sonne auf der Erde wirkt, in den

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Bereich der Sonne hinein, und man tut sehr unrecht, wenn man aus einem Ganzen einen Teil herausnimmt und für sich betrachtet. -Das war aber das Bestreben der neueren, doch eben materialistischen Weltanschauung, die immer stärker und stärker sich geltend machte seit der Mitte des 15. Jahrhunderts. Und das ist auch das, wogegen Goethe sich Zeit seines Lebens, soweit er Naturwissenschaft getrie­ben hat, immer wenden mußte, gegen das auch jeder wahre Goethe­anismus sich eben wenden muß. Schon Goethe hat ja darauf auf­merksam gemacht, daß man eigentlich die außermenschliche Natur nicht ohne Zusammenhang mit dem Menschen erfassen soll. So daß also eben durchaus, um zu verstehen, was in der außermenschlichen Natur vorgeht, die menschliche Wesenheit zugrunde gelegt werden muß. Wie wenig die Dinge wert sind, welche Ihnen in der äußeren Astronomie entgegentreten, das können Sie ja zum Beispiel aus dem Folgenden entnehmen.

Man versucht, durch alle möglichen Erwägungen von einer ge­wöhnlichen, in einer elliptischen Bahn vor sich gehenden Bewegung der Erde um die Sonne zu sprechen. Man sagt, diese Bewegung der Erde um die Sonne, sie sei hervorgerufen durch jene tangentiale Stoßbewegung, von der ich Ihnen gestern am Ende der Betrachtun­gen gesprochen habe im Zusammenhange mit der Anziehungskraft der Sonne. Aber man kann doch nicht leugnen, wenn man von An­ziehungskräften spricht - und man leugnet es auch nicht, weil es ja ganz absurd wäre -, daß nicht nur die Sonne die Erde anzieht, son­dern auch die Erde die Sonne anzieht, so daß also eine Anziehungs­kraft oder Gravitaticnskraft nicht nur geübt würde - ich zeichne jetzt ähnlich wie die Astronomie zeichnet - von der Sonne gegen­über der Erde, sondern auch von der Erde gegenüber der Sonne (Tafel 9, oben).

Daraus aber muß man schließen, daß, weil sich die beiden Wei­tenkörper gegenseitig anziehen, man eigentlich gar nicht von einem Herumwandeln der Erde in einer Ellipsenbahn um die Sonne spre­chen kann. Denn wenn die Erde die Sonne und die Sonne die Erde anzieht, gegenseitig, dann kann natürlich nicht einseitig die Erde sich bloß um die Sonne drehen, sondern dann handelt es sich darum,

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daß beide sich um einen neutralen Punkt drehen; daß also nicht etwa die Drehung so erfolgt, daß gewissermaßen der Mittelpunkt der Sonne als Drehpunkt in Betracht käme, sondern es muß ein neu­traler Punkt zwischen den beiden Mittelpunkten, zwischen dein Erdenmittelpunkt und dem Sonnenmittelpunkt, der Drehpunkt sein. Ich erzähle Ihnen jetzt nicht etwas, was ich einwende gegen die Astronomie, sondern, was Sie in den astronomischen Büchern selber finden können. So muß man also annehmen, daß da zwischendrin­nen irgendwie der Drehpunkt liege. Nur tröstet sich die Astronomie damit, daß die Sonne so groß ist, daß dieser Drehpunkt noch in ihr drinnen liegt. So daß also die Erde und die Sonne sich um diesen Punkt drehen würden, die Erde also nicht um die Sonne unmittel­bar, sondern auch die Sonne dreht sich, aber um einen Punkt, der in ihr liegen würde. So weit ist also auch die äußere Astronomie, daß man spricht von einem Punkte, der nicht der Mittelpunkt der Sonne ist, sondern der da in der Verbindungslinie liegt. Aber er liegt noch innerhalb der Sonne selber. Ja, da kommt aber jetzt etwas anderes in Betracht. Erst mußte man ja diese ganze Größe der Sonne be­rechnen. Das ist ja Rechnungsergebnis. Es hängt also die Annahme, daß der Punkt noch innerhalb der Sonne ist, erst wiederum von der berechneten Größe der Sonne ab. Und so setzt man aus lauter Rech­nungsresultaten etwas zusammen, was ganz selbstverständlich, weil man ja nach dem Augenschein rechnet, eine bestimmte, einge­schränkte Gültigkeit haben muß, was aber doch nicht maßgebend zu sein braucht für die wirkliche Wesenheit, die da zugrunde liegt.

Also darum handelt es sich, daß man, ich möchte sagen, der heu­tigen Astronomie ein wenig auf die Finger schaut, wie man jeder Wissenschaft heute auf die Finger schauen muß, damit man sieht, an welchen Punkten - und es gibt zahlreiche solche Punkte - diese Wissenschaft glatt über sich selber einfach hinausführt, wenn sie an gewisse schwierige Stellen kommt.

Sehen Sie, solche schwierigen Stellen, die lassen sich überhaupt nach dem Äußeren der Erscheinungen eigentlich gar nicht beur­teilen, sondern man kommt nur zu einem wirklichen Ergebnis, wenn man eben das ganze Weltenall in seiner Beziehung zum Men­schen

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zu erfassen in der Lage ist. Da muß man aber zuerst einmal diejenigen Dinge, die wir schon angegeben haben von Beziehungen des Menschen zum Weltenall, ins Auge fassen, und dann muß man noch manches andere hinzufügen, ehe man zu einem wirklichen Weltbilde kommen kann. Wir haben ja gestern damit geschlossen, daß wir gesagt haben, wir müssen uns erstens vorstellen die gewöhn­liche wägbare Materie, also die, die wir abwägen können. Das Licht können wir nicht abwägen. Das Licht gehört nicht zur wägbaren Materie; die Wärme auch nicht, die gehört nicht zur wägbaren Ma­terie. Wir müssen erst ins Auge fassen dasjenige, was wir abwägen können, und dann müssen wir dem Wägbaren gegenüberstellen eben den Äther. Und wir haben gestern gesagt, daß es eben un­richtig ist, so wie die Erde wägbare Materie hat, sich auch die Sonne vorzustellen. Sie ist eigentlich etwas, was weniger ist als Raum, sie ist eine Aussparung des Raumes, sie ist etwas Saugendes im Gegensatze zu dem Drückenden der wägbaren Materie.

Und so haben wir es nicht nur zu tun in der Außenwelt, ich möchte sagen, mit einer Ansammlung von solchem saugenden Äther, sondern dieser saugende Äther verbreitet sich jetzt auch wei­ter. Überall ist neben der drückenden Kraft saugende Kraft vor­handen. Wir selbst tragen in unserem Ätherleib saugende Kraft in uns.

Damit aber erschöpfen wir überhaupt das, was wir als Räum­liches auffassen können. Drückende Kraft und saugende Kraft, das ist, was wir im Raume finden können. Es handelt sich aber darum, daß wir nicht nur unseren physischen Leib haben, der aus wägbarer Materie besteht, auch wägbare Materie aufnimmt und wieder ab-stößt; daß wir unseren Ätherleib haben, der aus saugendem Äther besteht; sondern wir haben dann unseren astralischen Leib, wenn wir das Wort «Leib» da anwenden dürfen. Was bedeutet das, daß wir unseren Astralleib haben? Daß wir unseren astralischen Leib haben, das bedeutet, daß wir etwas nicht mehr Räumliches in uns tragen, was aber zu dem Räumlichen in einer gewissen Beziehung steht. Daß eine Beziehung des Astralischen zu dem Räumlichen statt-findet, das können Sie ja einfach aus dem Folgenden entnehmen.

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Während wir wachen, füllt unser astralischer Leib den Ätherleib und den physischen Leib aus, beziehungsweise durchdringt sie. Nun wirkt aber der Ätherleib in uns anders, wenn wir wachen, als wenn wir schlafen. Es wird eine andere Beziehung hergestellt zwischen dem Ätherleib und dem physischen Leib, indem wir wachen. Diese andere Beziehung wird durch den Astralleib herbeigeführt. Der ist also etwas Tätiges. Er wirkt auf das Räumliche, obwohl er selbst nicht räumlich ist. Er ordnet und gliedert die Beziehungen des Räumlichen. Das, was da in uns geschieht, das Ordnen der Bezie­hungen des Räumlichen durch den Astralleib, das geschieht aber auch im Weltenall. Und es geschieht im Weltenall in der folgen­den Weise.

Sehen Sie, versuchen Sie jetzt, bloß, ich möchte sagen, mit dem Räumlichen zu rechnen, indem Sie diejenigen Raumgegenden in dem von uns überschaubaren Weltenraum ins Auge fassen, die uns eben angegeben werden in der äußeren Welt durch das, was wir den Tierkreis nennen (Tafel 10, links oben). Ich will gar nicht im be­sonderen auf diese Tierkreisbilder jetzt eingehen, sondern nehmen Sie nur die Himmelsrichtungen, auf die wir hinschauen, wenn wir uns gegen das Sternbild des Widders im sogenannten Tierkreis wen­den, dann zu Stier, Zwillinge, Krebs, Löwe, Jungfrau, Waage, Skorpion, Schütze, Steinbock, Wassermann, Fische. Da haben wir gewissermaßen zunächst nur darauf zu schauen, wie der uns als un­ser sichtbares Weltenall vorliegende Raum gegliedert wird. Und nur als Zeichen für diese Gliederung sei immer hingewiesen auf die be­treffende Gegend; nur als Zeichen, in welcher Richtung wir den Raum abgrenzen wollen, sei hingewiesen auf die betreffenden Stern­bilder im Tierkreise.

Nun handelt es sich darum, daß diese Raumrichtungen wirklich nicht etwas sind, was man damit charakterisieren kann, daß man sagt: Da ist leerer Raum, und ich ziehe in den leeren Raum hinein ir­gendeine Linie. - So etwas, was die Mathematik als Raum annimmt, gibt es überhaupt nirgends, sondern überallhin sind Kräftelinien, Kräfterichtungen, und diese Kräfterichtungen sind nicht gleich, sie sind untereinander verschieden, sie sind differenziert. Und man

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kann ja eben diese 12 Gebiete unseres sichtbaren Weltenalls da­durch unterscheiden, daß man sagt: Schaue ich in der Richtung nach dem Widder, so ist die Kraftwirkung eine andere, als wenn ich in der Richtung nach der Waage oder in der Richtung nach dem Krebs schaue. Das ist etwas, was allerdings zunächst der Mensch nicht zugeben will, solange er in der bloßen Sinneswelt verweilt. Aber in dem Augenblicke, wo der Mensch aufsteigt zum imaginativen Seelenerleben, empfindet er nicht gleichgültig die Richtung nach dem Widder oder Krebs, sondern er empfindet sie höchst differen­ziert. Sehen Sie, wenn ich Ihnen einen Vergleich geben will, so kann ich ihn durch folgendes geben Denken Sie sich einmal, Sie ordnen sich im Kreise herum zwölf Personen, und zwar nach dem Gesichts­punkte, wie sie Ihnen sympathisch oder antipathisch sind. Sie stellen nach der einen Richtung hin die sympathischsten Personen, dann die weniger und immer weniger sympathischen; jetzt kommen die anti­pathischen auf der andern Seite. Denken Sie sich, Sie ordnen so um sich herum Personen an, bei denen Sie differenzieren in Graden von Sympathie und Antipathie. Es braucht ja nicht persönlich zu sein, das kann ja meinetwillen nach dem Aussehen sein oder so etwas -nicht wahr, es kann ja eine gewisse Objektivität darinnen sein. Dann werden Sie sich herumdrehen, und Sie werden durchgehen durch 12 Bilder und zu gleicher Zeit ein sehr abgestuftes, differen­ziertes Empfinden haben. Dieses abgestufte, differenzierte Empfin­den hat der Mensch, wenn er zum imaginativen Wahrnehmen auf­steigt, sobald er sich um das Himmelsgewölbe herum bewegt. Es tauchen einfach diese Grade des Empfindens, sogar diese Grade des Anschauens auf. Das ist in dem Augenblicke der Fall, wo der Mensch aus der Gleichgültigkeit des gewöhnlichen Sinneslebens her­auskommt. Man hat es also da nicht zu tun mit etwas Gleichgülti­gem im Raume, sondern man hat es zu tun damit, daß der Raum um uns herum auf uns in sehr differenzierter Weise wirkt.

Sehen Sie, da kommt etwas zutage, was mit der ganzen Ent­wickelung des Menschen zusammenhängt. Würde der Mensch ste­hen geblieben sein bei der alten Art des Bewußtseins, wo er ein atavistisches Bilderbewußtsein hatte, dann würde auch bei diesem

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atavistischen Bilderbewußtsein ein sehr starkes Differenziertsein schon vorhanden sein. Er würde gewissermaßen unangenehm be­rührt sein von der einen Himmelsgegend, angenehm berührt sein von einer andern Himmelsgegend und so weiter. Aber der Mensch ist herausgerissen aus diesem Spiel, in das er einmal hineingestellt war. Er ist gerade dadurch herausgerissen, daß er in die Sinneswelt durch seine gegenwärtige Organisation versetzt ist. Daß der Mensch aber für den Weltenraum organisiert ist, das ist durch gewisse Er­scheinungen auch heute noch äußerlich erfahrungsgemäß zu be­legen. Denn es ist kein Unsinn, daß einfach gewisse Krankheiten besser heilen, wenn man den Kranken mit seinem Bette in die Ost­westliche Richtung legt. Das ist kein Aberglaube, das ist etwas, wo­von sich jeder empirisch gut überzeugen könnte, wenn er will. Das soll aber nicht eine Anempfehlung sein, daß sich jeder nun sein Bett in irgendeiner Weise stellen soll! Ich habe so viel nach dieser Rich­tung erlebt, daß es notwendig ist, daß ich solche Dinge immer hinzu-füge. Denn was nach dieser Richtung alles erlebt werden kann, da­von könnten unzählige Beispiele angeführt werden. So zum Beispiel ist es einmal geschehen - es war noch in Berlin -, als eine Anthropo­sophiestunde zu Ende war, ich einen gewissen Wert darauf legte, daß ich mich nicht erst niederzusetzen brauchte, um Gummischuhe anzuziehen, wenn es regnete, sondern daß ich das auch im Stehen machen konnte, wobei man dann auf einem Bein stehen muß für kurze Zeit. Ich sagte, der Mensch muß doch auch auf einem Bein stehen können. Das faßten einige Anthroposophen so auf, daß auf dem Umwege über London zurückkam, daß man in der Anthro­posophischen Gesellschaft den Mitgliedern als esoterische Übung aufgibt, um Mitternacht eine Weile auf einem Bein zu stehen. Nun, sehen Sie, solche tiefen Gründe haben manche Dinge, die über uns gesagt werden. Es figurieren zahlreiche solche Mitteilungen, die dann wiederum in dem oder jenem Zeitungsartikel von gut- oder übelwollenden Leuten, meistens übelwollenden, erscheinen. Also ich will durchaus, wie gesagt, nicht darauf hinweisen, daß nun jeder sich sein Bett in einer gewissen Weise stellen soll. Aber es muß eben an­erkannt werden, daß solche Erscheinungen, die ins Beliebige vermehrt

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werden könnten, durchaus zeigen, daß der Mensch auch heute noch in den Untergründen seines Wesens Beziehungen hat zu den Raumdifferenzierungen, die draußen sind und in die er einge­spannt ist. Aber wodurch hat der Mensch solche Beziehungen?

Der Mensch hat solche Beziehungen durch seinen astralischen Leib. Der astralische Leib stellt diese Beziehungen her. Das kann nur dadurch sein, daß der Mensch durch seinen astralischen Leib in eine astralische Welt, also in eine Welt, die zwar in den Raum hinein wirkt, die aber selbst nicht räumlich ist, hineingestellt ist. Wir fassen dasjenige, was hier als Tierkreis aufgezeichnet ist, dann richtig auf, wenn wir es als Repräsentation der äußeren astralischen Welt auffassen.

Sehen wir jetzt ab von den astronomischen Theorien, sehen wir auf dasjenige, was sich dem Augenschein darbietet. Wir wissen ja, daß, scheinbar oder wirklich, die Sonne den Tierkreis durchläuft in verschiedenster Weise: täglicher Lauf, jährlicher Lauf und wiederum der Lauf durch das platonische Jahr, was ich Ihnen ja gestern darge­stellt habe durch die Wanderung des Frühlingspunktes. So daß wir sagen können, dasjenige, was auf uns wirkt aus diesem saugenden Ätherball Sonne, das wirkt in einer verschiedenen Art, weil es ja durch verschiedene Raumdifferenzierungen durchgeht. Bald kommt es von jener Raumdifferenzierung, die durch den Widder ange­geben wird, bald von einer anderen Raumdifferenzierung her.

Nehmen wir nun einen Bewohner unserer Gegenden, so müssen wir sagen, zu irgendeinem Zeitpunkte ist uns zugewendet die eine Hälfte dieser Sternbilder; die andere ist durch die Erde verdeckt Wir stehen dieser Raumdifferenzierung so gegenüber, daß wir dem einen Teil direkt zugewendet sind, während zwischen dem andern und uns die Erde ist. Das ist jedenfalls etwas, was mit keiner schein­baren oder wirklichen Bewegung zu tun hat, sondern das ist eine Tatsache, daß wir in irgendeinem Zeitpunkte direkt zugewendet sind dem einen Teil des Tierkreises, und daß zwischen uns und dem anderen Teil eben die Erde sich hineinschiebt. Nun stellen wir uns diese Raumdifferenzierungen vor, wenn sich die Erde hineinschiebt. Was muß denn das bedeuten? Das muß bedeuten, daß dann, wenn

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uns zum Beispiel diesen unteren Teil die Erde zudeckt (in der Zeich­nung wird dieser Teil schraffiert), die eine Hälfte hier direkt wirkt; die andere Hälfte wirkt nicht direkt, sondern durch ihre Abwesen­heit. Wir haben also einmal die direkte Wirkung der differenzierten Raumgebiete, das andere Mal haben wir die Wirkung der Abwesen­heit dieser Differenzierungen, des Nichtdaseins dieser Differenzie­rungen. Das ist etwas, was in uns tätig ist, was in uns gewissermaßen bewirkt, daß wir die Möglichkeit haben, dasjenige, was direkt auf uns wirkt, in irgendeine Beziehung zu bringen mit dem, was ab­wesend ist, demgegenüber es uns erspart ist, in seinem direkten Einflusse zu sein.

Das gibt uns aber zu etwas anderem Gelegenheit. Nehmen wir an, in der Richtung aus dem Krebs komme eine gewisse Wirkung; ihr würde entgegenstehen eine Wirkung aus dem Steinbock; aber die wird uns weggenommen, so daß ich also die Krebswirkung in mir habe, ihr gegenüber die weggenommene Steinbocltwirkung (Pfeile). Dadurch ist die Krebswirkung in einer gewissen Weise mir anheim­gestellt. Ich kann ja nicht in derselben Weise auf mich wirksam ha­ben das Abwesende, wie dasjenige, was da ist. Dadurch bekomme ich einen gewissen Einfluß auf dasjenige, was auf mich wirkt, daß ihm entgegensteht der weggenominene Gegensatz. Dadurch, daß ich auf der Erde stehe, werden die Wirkungen des Himmlischen auf mich andere, als wenn ich ihnen frei schwebend im Raume ausge­setzt wäre.

Fassen Sie das nur einmal richtig ins Auge, dann werden Sie sehen, daß Sie nicht einfach sagen können: Da oben ist Widder, Stier, Zwillinge, Krebs und so weiter, und unten ist das und das; sondern Sie werden das Ganze in einer gewissen Weise als eine Orga­nisation auffassen müssen, in die Sie eingespannt sind. Und wenn Sie dadurch, daß die Erde sich bewegt, von Sternbild zu Sternbild vorrücken, dann werden Sie durchgetrieben durch die verschiedenen direkten Einflüsse. Sagen wir also, hier war Ihnen der Skorpionein­fluß noch weggenommen, er war nicht in Ihnen. Jetzt werden Sie ge­gen ihn vortreiben. Dabei ist es so, als wenn Sie hier auf der Erde essen. Sie haben vorher Hunger gehabt; da waren die Nährungsstoffe

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nicht in Ihnen; nachher essen Sie, da sind die Nahrungsstoffe in Ihnen. Hier war der Skorpioneinfluß noch nicht da; hier ist er in Ihnen wirksam. Also Sie gehen Beziehungen ein zu der umliegen­den Welt, indem Sie durch die Erdenbewegung in andere Verhält­nisse kommen zu dieser umliegenden Welt. Aber nimmt der Mensch in seinem Bewußtsein etwas wahr von diesem Einflusse jetzt, wo er in der physischen Welt ist? Nein, das sagten wir ja gerade vorhin. Die physische Welt entzieht den Menschen diesen Einflüssen. Er ge­rät aber sofort in sie hinein, wenn er mit seinem astralischen Leibe und mit seinem Ich aus seinem physischen Leib und Ätherleib her­auskommt und draußen ist. Da ist er all diesen Einflüssen sehr klar und stark ausgesetzt. Da wirken diese außerirdischen himmlischen Einflüsse auf dasjenige, was dann außerhalb des physischen und Ätherleibes ist, so stark, wie die Nahrungsmittel auf den physischen Leib wirken. Gerade das Untertauchen in den physischen Leib ent­zieht den Menschen den äußeren Einflüssen. Wir können auch da­her den menschlichen astralischen Leib als dasjenige betrachten, was gewissermaßen zum Himmlischen, nicht zu dem Irdischen gehört, indem wir ihn zuordnen den außerirdischen Einflüssen dann, wenn er außerhalb des physischen Leibes mit dem Ich ist.

So können wir auf diese Art darauf kommen, wie der Mensch da­durch, daß er nicht durch die Organe seines physischen Leibes wirkt, daß er durch dieses Nichiwirken mehr oder weniger schlafend ist, daß er dadurch den himmlischen Einflüssen ausgesetzt ist. Sie brauchen sich jetzt nur daran zu erinnern, daß ja der Mensch sich eigentlich hereinschläft in die Welt. Wir sind als kleine Kinder mehr oder weniger schlafend. Daher sind wir als kleines Kind auch, weil wir mehr oder weniger schlafend sind, viel mehr den Einflüssen des Außerirdischen ausgesetzt als später. Wir arbeiten uns immer mehr und mehr in die irdischen Verhältnisse erst hinein. Aber als Kind ist auch noch das, was innerhalb unserer Haut gelegen ist, plastisch, wird noch mehr gestaltet als später. Immer weniger wird das, was innerhalb unserer Haut ist, gestaltet, ja, von einem gewissen Zeit­punkt an, der aber allerdings erst in ein späteres Lebensalter fällt, nurmehr sehr wenig. Daraus sehen Sie aber, daß die Gestaltung

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nach innen hinein in einer gewissen Beziehung steht zu den Be­wegungen und zu den Konfigurationen der außerirdischen Welt. Das aber, was gegenüber unserem Bewußtsein immer schlafend sich verhält wie, sagen wir, unsere Herztätigkeit, unsere Verdauungs­tätigkeit; was also innerhalb unserer Haut vor sich geht, was da so bewirkt wird, wie wenn ich bewußt Schritte mache, was aber nach innen geht, das bleibt auch unser ganzes Leben unter dem Einfluß des Außerirdischen.

Nehmen Sie ein Charakteristisches: Durch die Bewegungen, durch die inneren Bewegungen des Darmes, wird der Speisebrei weitergetrieben. Da finden Bewegungen statt. Diese Bewegungen sind innerhalb der menschlichen Haut. Solche Bewegungen inner­halb der menschlichen Haut sind abhängig von dem Außerirdi­schen. Im Grunde genommen ist der Mensch als solcher nur ab­hängig von dem Irdischen, von dem wirklich wägbaren Irdischen, insoweit er auf der Erde herumwandelt,in Dingen, die mit ihm vor­gehen außerhalb seiner Haut. In dem Augenblicke, wo irgend etwas in Tätigkeiten übergeht, die innerhalb unserer Haut liegen, in dem Augenblicke beginnen in unserer Organisation Tätigkeiten, die mit Außerirdischem zusammenhängen. Wenn Sie ein Stück Zucker neh­men und es in der Hand halten, dann fühlen Sie sein Gewicht ir­disch; Sie fühlen seinen Druck, ob es hart oder weich ist; Sie schauen es an: es ist weiß; Sie heben es bis zum Munde. Das alles ist noch irdisch. In dem Augenblicke, wo Sie es auf der Zunge auflösen und in das Gebiet Ihres Schmeckens aufnehmen, in dem Augenblicke steht es unter Prozessen, die nicht mehr bloß irdisch sind, sondern die von Außerirdischem abhängig sind. Wir müssen, um die Wir­kungen des Außerirdischen zu suchen, in das hineingehen, was innerhalb der menschlichen Haut liegt.

Das führt Sie darauf, einzusehen, wie, wenn Sie äußerlich Ihren ganzen Menschen herumtragen, Sie im irdischen Bereich sind. So­bald Sie auch nur in die physische Organisation hineinkommen, sind Sie nicht mehr im irdischen Bereiche, sondern da kommen Sie in den Bereich dessen, was abhängig ist vom Außerirdischen. Sie können sich ja am besten davon überzeugen, daß in Ihnen etwas sein

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muß, was nicht im Irdischen aufgehen darf, indem Sie sich an die Ihnen ja oftmals erwähnte Tatsache erinnern, daß das menschliche Gehirn im Gehirnwasser schwimmt. Das menschliche Gehirn wäre so schwer, wenn es nicht im Gehirnwasser schwimmen würde, daß es auf die Organe am Schädelboden so stark drücken würde, daß die Blutgefäße zerdrückt würden. Sie brauchen ja nur irgendein Hand­buch in die Hand zu nehmen, in dem solche Dinge stehen, und Sie werden sehen, wie schwer das menschliche Gehirn ist. Wenn Sie den «Bischoff» in die Hand nehmen, so werden Sie ja sehen, daß der merkwürdigerweise das Frauengehirn immer viel leichter genommen hat als das Männergehirn, was ja allerdings in einer für die Frauen sehr angenehmen Weise ad absurdum geführt worden ist, indem das Gehirn des Bischoff selber, das dann untersucht worden ist, sich als viel leichter erwiesen hat als die sämtlichen Frauengehirne, die da von Bischoff untersucht worden waren. Das ist nur so ein Inter­mezzo, das einmal glossiert die menschlichen Urteile in solchen Dingen.

Also dieses Gehirn, das ja ein sehr bedeutendes Gewicht hat, jedenfalls 1200, 1300 Gramm wiegt, das wirkt durchaus nicht mit seiner vollen Schwere, sondern nur, man möchte sagen, mit dem Gewichte von ein paar Grammen, weil es den Auftrieb erfährt. Sie wissen ja das archimedische Gesetz, wonach jeder Gegenstand um soviel leichter wird, als das Gewicht der verdrängten Wasser­masse beträgt. So liegt das ganze Gewicht des Gehirns nur mit ein paar Grammen auf, weil es im Gehirnwasser schwimmt. Der Mensch könnte nicht sein Gehirn zum Denken gebrauchen, wenn es die volle Tendenz hätte, nach unten zu drücken. Es bekommt den Auf­trieb. Es überwindet die Schwere in sich durch die Organisation, durch das Schwimmen im Gehirnwasser. Wir denken nicht mit der Materie, sondern wir denken mit dem, was sich der Materie entzieht durch die nach aufwärts strebenden Auftriebskräfte, mit dem, was aus der Erde herauswächst (Tafel 10, rechts). Das muß verfolgt werden bis in alle menschliche Organisation hinein. Geradeso wie wir uns einfach durch das Gehirngewicht der irdischen Schwere innerlich entziehen - äußerlich können wir uns nicht entziehen, auf

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der Waage hat natürlich unser Gehirn das entsprechende Gewicht, auch wenn es in uns ist, aber in uns entziehen wir uns durch die Or­ganisation den irdischen Kräften -, ebenso entziehen wir uns auch den andersartigen irdischen physischen und chemischen Kräften.

Was ist denn da in uns, was macht, daß wir uns entziehen kön­nen? Das ist das Ich und der astralische Leib. Die bewirken, daß wir uns dem entziehen können. Und in dem Augenblicke, wo das Ich und der astralische Leib auf ihren Ätherleib und physischen Leib in so regulierender Weise wirken, daß sie den Ätherleib herausneh­men, dann ist die Saugewirkung weg. Es ist bloß die ponderable Materie da. Die gehört ihrer Gestalt nach nicht zur Erde, denn die wird in ihrer Gestalt von der Erde nicht erhalten, sie wird von der Erde im wesentlichen zerstört. Die Erdenkräfte tragen nicht in sich dasjenige, was den Menschen gestaltet. Das liegt ja doch eigentlich auf der Hand, weil der Mensch sich innerlich den Erdenkräften ent­zieht. Mit alledem, was in ihm ist durch astralischen Leib und Ich, steht er mit der außerirdischen Welt im Zusammenhange.

Nun frägt es sich nur: Wie ist dieser Zusammenhang? - Will man darauf kommen, wie dieser Zusammenhang ist, dann muß man in einer gewissen Weise sehen, wie der Mensch geartet ist. Wir finden, wenn wir den Menschen in seiner Artung betrachten, erstens seine Gesamtgestalt. Unter dieser Gesamtgestalt verstehe ich aber nicht bloß dasjenige, was man etwa, wenn man den Menschen zeichnet, verwendet, sondern die gesamte Konfiguration, die gesamte Gestal­tung des Menschen. Dazu gehört, daß er die Augen im Gesicht hat und die Ferse am Fuß. Nicht wahr, das gehört zu der inneren gesetz-mäßigen Gestaltung des Menschen. Expressionistische Maler werden behaupten, man könne den Menschen auch so malen, daß man ihm die Zehe anstelle der Nase setzt, ein Auge hier, und das andere in die Hand. Ja, es gibt solche Menschen! Das beweist nur, daß solche Menschen keine innere Beziehung haben zur Welt, daß wir so weit schon fortgeschritten sind in der materialistischen Gesinnung, daß wir alles für sich vorstellen können, was zusammengehört und nicht für sich vorgestellt werden dürfte. Also, zunächst habe ich zu unter­scheiden die Gesamtgestalt.

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Diese Gesamtgestalt des Menschen, sie wird ja, wie Sie doch selbstverständlich wissen, nicht so zustande gebracht, wie wir hier unsere Holzfiguren schnitzen, sondern sie wird von innen heraus konfiguriert. Man kann nicht einmal nachschnitzen, wenn einem et­was nicht paßt. Also diese ganze menschliche Gestalt wird gerade von den Kräften, die unterhalb der Haut liegen, gestaltet. Aber das sind die Kräfte, die außerirdisch sind. So daß wir, wenn wir heute die menschliche Gestalt ansehen, in ihr ein Ergebnis zu sehen haben von dem Außerirdischen.

Zweitens können wir beim Menschen unterscheiden außer der Gestalt all das, was innerliche Bewegung ist. Nehmen Sie die Bewe­gung des Blutes, nehmen Sie die Bewegung der andern Säfte: innere Bewegung. Diese innere Bewegung, sie ist auch etwas, was im In­nern des Menschen konfiguriert ist. Sie liegt, ich möchte sagen, etwas tiefer noch im Menschen als seine Gestaltung. Die Gestaltung dringt mehr nach dem Peripherischen hin. Diese innere Bewegung spielt sich mehr im Innern ab. Wiederum etwas, was mit der Außen­welt, aber mit der außerirdischen Außenwelt in Beziehung stehen muß.

Drittens die eigentlichen Organe in ihrem Wirken: Organwir­kungen. Solche Organe wie Lunge, Leber, Milz und so weiter, sie bewirken ja etwas im Menschen, das ich an die dritte Stelle setze. Darüber bitte ich Sie, sich nicht zu wundern, sondern den Grund davon zu suchen. Wenn wir zum Beispiel auf ein wichtigstes Organ, auf das Herz sehen, von dem ich ja in der verschiedensten Weise gerade in der letzten Zeit gesprochen habe, so sehen wir, wie gewis­sermaßen das Herz zusammengeschweißt ist. Wenn wir die Embryo­logie verfolgen, so finden wir, wie das Herz zusammengeschweißt wird, wie es eigentlich nicht etwas ist - das läßt sich embryologisch gut belegen -, was von sich aus primär gestaltet wird, sondern was durch den ganzen Blutkreislauf gewissermaßen zusammengescho­ben wird. Und so ist es bei den übrigen Organen. Sie sind viel mehr die Wirkungen der Kreisläufe, als daß sie etwa die Kreisläufe bewirken. In ihnen kommen die Kreisläufe gewissermaßen zum Stillstand, werden metamorphosiert und gehen dann in anderer

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Weise weiter. Man kann schon sagen, wenn hier zum Beispiel ein Wasserstrom ist, der über einen Felsen herunterrutscht, so wirft er hier (Tafel 9, rechts> allerlei Gestaltungen auf; dann fließt er weiter. Diese Gestaltungen sind bewirkt durch all die Gleichge­wichts- und Bewegungskräfte an dieser Stelle. Denken Sie sich jetzt, es würde plötzlich das alles erstarren, es würde als Wand bleiben eine Haut, und dann würde das übrige wieder aufreißen. Dann würde hier ein organisches Gebilde sein. Es würde in einer verschie­denen Weise die Strömung dann durchgehen und wiederum weiter­gehen und in einer verschiedenen Weise verändert werden können. So etwa können Sie sich vorstellen, daß sich, sagen wir, die Strö­mungen des Blutes verhalten, die durch irgendein Gefäß, also auch durch das Herz gehen. Diese Dinge kann ich nur andeuten; sie sind gut fundiert, aber sie sollen jetzt nur angedeutet sein. Die Organe selbst also, wie sie gestaltet werden, sind zwar von den inneren Kräfteströmungen abhängig, aber sie sind eben etwas im Innern des Menschen, und sie kommen nun auch wiederum mit dem Äußeren in eine Beziehung. Da aber stellt sich nun schon, wie Sie an einem Beispiel sehen können, etwas ein, was dem Irdischen nähersteht, weil wir durch die Organe schon wiederum von dem Inneren ins Äußere hineinkommen.

Nehmen Sie zum Beispiel die Lunge. Sie ist ein inneres Organ; aber sie liegt zugleich der Atmung zugrunde. Indem sie dem ein-geatmeten Sauerstoff, der ausgeatmeten Kohlensäure entspricht, steht sie in Beziehung zu etwas, was für den Menschen eine Bedeu­tung hat, was aber schon wiederum draußen im Irdischen liegt. Da­durch gelangen wir, indem wir zu den organischen Wirkungen kom­men, an die irdische Umgebung wiederum heran. In dem Augen­blicke also, wo wir durch die Organwirkungen die Haut überschrei­ten, kommen wir in das Irdische hinaus. Sie sehen, dasjenige, was sich ganz innerhalb der Haut abspielt, die Gestaltung, die Regulie­rung der Bewegungen, das hängt mit dem Außerirdischen zusam­men. Wo wir an die Organe herankommen, da kommen wir schon wiederum an das Irdische heran. Da verbindet sich im Menschen der Himmel mit der Erde. Die Lunge ist ihm noch aufgebaut vom

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Außerirdischen; was die Lunge tut mit dem Sauerstoff, das bringt die Lunge in Beziehung zu dem Irdischen. Und gar, wenn der Mensch dasjenige aufnimmt, was ja sehr irdisch ist: die äußeren Stoffe, und sie in seinen Organismus überführt, dann kommt er durch den eigentlichen Stoffwechsel in unmittelbare Beziehung zu dem wirklich Irdischen.

Wir können also den Menschen nach vier Gesichtspunkten be­trachten. Wir können ihn betrachten nach seiner Gesamtgestalt, insofern sie von innen heraus gebildet wird, nach seinen inneren Bewegungen, nach seinen Organwirkungen, nach dem Stoffwechsel. Und wenn wir nun verfolgen die Gesamtgestalt, die ganz von innen heraus bewirkt wird, so steht sie - das wollen wir dann morgen weiter ausführen - am wenigsten in Beziehung zu dem Irdischen. Wir gewinnen, wie wir sehen werden, erst etwas über diese Bezie­hung, wenn wir diese gesamte innere Gestaltung auf den Tierkreis selber beziehen. Das wollen wir morgen weiter charakterisieren. Die inneren Bewegungen, Blutzirkulation, Lymphe und so weiter, dar­über gewinnen wir einen Aufschluß, wenn wir sie beziehen auf die Planetenwelt unseres Sonnensystems. Sobald wir zu den Organ-wirkungen kommen, da kommen wir schon wiederum ins Irdische hinaus. Ich habe Ihnen das Beispiel der Lunge angeführt, die ja ihrem innerlichen Bau nach von dem Außerirdischen gestaltet ist, aber indem sie den Sauerstoff aufnimmt, eben zur Luft in Bezie­hung tritt, wie andere Organe des Menschen zum Wasser, andere Organe des Menschen zur Wärme und so weiter. Wir können sagen, indem wir die Organwirkungen betrachten, kommen wir zu der Elementenwelt Feuer, Wasser, Luft. Und erst indem wir den eigent­lichen Stoffwechsel betrachten, kommen wir in Beziehung zu der Er-de. Die Elementenwelt ist dasjenige, was als Wasser, als Luftsphäre die Erde umgibt, und erst indem wir den Stoffwechsel betrachten, kommen wir den Beziehungen des Menschen zu der eigentlichen Erde näher. So können wir die Beziehungen des Menschen finden zu der umgebenden Welt.

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Tierkreis: 1 - Gesamtgestalt

Planetenwelt: 2 - innere Bewegung

Elementenwelt: 3 - Organwirkungen

Erde: 4. Stoffwechsel

Nun denken Sie sich doch, wenn wir nun studieren, wie es sich denn eigentlich mit der menschlichen Gestalt verhält, und die Mög­lichkeit bekommen, zurückzugehen von der menschlichen Gestalt zum Tierkreis, das heißt zu der Fixsternwelt, dann können wir erst uns vom Menschen aus eine Vorstellung machen über dasjenige, was da draußen konfiguriert ist und was nicht mathematisch oder mechanisch untersucht werden soll, sondern dadurch, daß man die Gesamtgestalt des Menschen begreifen lernt. Die Planetenbewe­gung soll man nicht untersuchen etwa bloß mit dem Fernrohre, wo man nur ihre Orte so findet, wie wenn man ein Fernrohr richtet auf das eine Auge und auf das andere Auge des Menschen und da den Winkel sucht und auf diese Weise die Lage sucht und so weiter. Was da wirklich existiert, das ist etwas, was von innen heraus ge­bildet wird, das heißt, was den Vorgängen in der Planetenwelt ent­spricht. So daß, wenn wir die Säftewirkungen im Menschen ver­stehen, wir die Planetenwirkungen verstehen. Und wenn wir die menschlichen Organwirkungen verstehen, so verstehen wir, was in der Elementenwelt vor sich geht. Wenn wir verstehen könnten das­jenige, was in irgendeinem Augenblicke im Menschen sich abspielt, indem rein die irdischen Stoffe in seinen Stoffwechsel hereinge­nommen werden, dann würden wir dasjenige, was Erdenwirkungen sind, räumlich von allen übrigen außerirdischen Wirkungen ab­lösen können.

Davon dann morgen weiter.

SECHSTER VORTRAG Dornach, 18. April 1920

#G201-1987-SE086 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

SECHSTER VORTRAG

Dornach, 18. April 1920

#TX

Wir haben gesehen, wie ein Einklang gesucht werden muß zwischen dem, was im und mit dem Menschen vorgeht, und demjenigen, was im außermenschlichen Weltenall vor sich geht. Wir wollen uns noch einmal kurz vorführen, in was gestern unsere Betrachtung gegipfelt hat. Wir haben gesagt, der Mensch müsse zunächst nach vier Ge­sichtspunkten betrachtet werden. Erstens nach dem Gesichtspunkt der Gestaltungskräfte, die in ihm wirken, demjenigen also, was ihn zu seiner eigentlichen Menschenform bildet. Dann haben wir als zweites ins Auge gefaßt alles das, was entspricht der inneren Säftebewegung, denjenigen Bewegungen, von denen eine der Blutkreis­lauf ist, die Lymphbewegung und so weiter; also die inneren Bewe­gungskräfte. Sie wissen, daß die Gestaltungskräfte etwas sind, was gewissermaßen beim ausgewachsenen Menschen zur Ruhe gekom­men ist, was eine feste Form angenommen hat. Die Bewegungs-kräfte sind in einem fortwährenden Fluß, in einer fortwährenden Strömung. Als drittes haben wir die Organkräfte anzusehen, und als viertes den eigentlichen Stoffwechsel.

1. Gestaltungskräfte

2. Innere Bewegungskräfte

3. Organkräfte

4. Stoffwechsel

Nun handelt es sich darum, daß wir zunächst einmal alles das ins Auge fassen, was mit den Gestaltungskräften etwas zu tun hat. Es müssen das diejenigen Kräfte sein, welche beim Menschen bis in die äußerste Peripherie, bis in die Grenzen seines Umfanges hinein wir­ken. So daß wir sagen können: Bilden wir gewissermaßen von allen Seiten die Silhouette des Menschen, so würden wir die äußersten Enden der Wirksamkeit dieser Kräfte erfassen, die aus dem ganzen Innern des Menschen heraus ihn wirksam aufbauen.

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Nun ist leicht einzusehen, daß diese Kräfte, die den Menschen gestalten, etwas zu tun haben müssen mit anderen Kräften, die auch durchaus an der Peripherie des Menschen sich hinziehen, die an der Peripherie des Menschen zu suchen sind. Und das sind diejenigen Kräfte, die in den Sinnen wirken. Die Sinne des Menschen liegen ja an seiner Peripherie. Sie sind nur gewissermaßen differenziert über seine Peripherie hin. Aber wo Sie auch versuchen, das, was in den Sinnen wirkt, zu fassen, Sie müssen es an der menschlichen Peri­pherie aufsuchen. So daß wir also sagen können, diese Gestaltungs­kräfte müssen etwas zu tun haben mit den Sinneswirkungen, inso­fern die Sinne wahrnehmen. Vielleicht werden wir uns besser ver­stehen, wenn wir uns erinnern an das Wort, auf das Goethe, wie er sagt, als von einem alten Mystiker herkommend, aufmerksam macht:

Wär' nicht das Auge sonnenhaft,

Die Sonne könnt' es nie erblicken!

Nicht wahr, diejenige Lichtwirkung, die immer um uns herum liegt, die kann nicht eigentlich gemeint sein, wenn man davon spricht, daß das Auge sonnenhaft, lichthaft sei; denn diese Lichtwirkung wird ja dem Auge erst wahrnehmbar, wenn das Auge fertig ist. Die­se Lichtwirkung, die dem Auge erst wahrnehmbar wird, wenn das Auge fertig ist, die kann nicht, so wie es jetzt ist, unmittelbar ge­meint sein, wenn man davon spricht, daß das Auge dadurch auf­gebaut worden ist. Wir müssen uns die Lichtwirkung wesentlich anders denken, wenn wir an den Aufbau des Auges denken. Aller­dings, man bekommt eine gewisse Vorstellung von dem, was da zugrunde liegt, wenn man den Menschen verfolgt in der Zeit zwi­schen dem Tod und einer neuen Geburt. Denn in dieser Zeit besteht dasjenige, was der Mensch erlebt, zum Teile - zum Teile natürlich nur - darin, daß er wahrnimmt, wie allmählich die Kräfte in ihren Formungen von den früheren Leben umgeformt werden zu dem neuen Leben, wie der Gliedmaßenleib umgeformt wird in die Kop­fesform. Das sind Erlebnisse, die ebenso reich sind wie die Erleb­nisse, die wir hier haben, wenn wir zum Beispiel erleben das Hervorsprossen

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der Pflanzen im Frühling, das Hinsterben der Pflanzen im Herbste und so weiter.

Dasjenige, was im Menschen sich aufbaut zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, das ist eine reiche Summe von Geschehnissen, das ist nicht etwas, was sich so einfach erfaßt wie der abstrakte Ge­danke davon. Das ist eine reiche Summe von Tatsachen. Und alles das, was da geschieht in der Zeit zwischen dem Tode und einer neuen Geburt, um die Formkräfte des Gliedmaßenleibes umzu­wandeln in die Formkräfte des Kopfes für die nächste Inkarnation, und was der Mensch da miterlebt, das ist etwas außerordentlich Viel­fältiges. Da erlebt der Mensch etwas Ähnliches wie die Bildung des Auges. Aber er erlebt es eigentlich nicht so, wie er es erlebt hat in der langen Entwickelungsperiode, die er selbst durchgemacht hat in denjenigen Entwickelungsstadien, die unserer Erde vorangegangen sind, in der Mond-, der Sonnenperiode und so weiter. Da wirkten die Kräfte des Sternenhimmels anders auf den Menschen. Dieser Sternenhimmel war ja auch anders gestaltet. Sie wirkten anders auf den Menschen, als sie jetzt wirken; und es ist eigentlich wichtig, sich eine Vorstellung von diesen Dingen zu machen.

Wenn wir unsere heutigen Wahrnehmungen betrachten, was sind sie denn eigentlich? Unsere heutigen Wahrnehmungen sind eigentlich Bilder, die uns umgeben. Hinter diesen Bildern liegt ja natürlich die eigentliche Welt. Die Welt aber, die heute hinter den Bildern liegt, das war die Welt, die uns eigentlich aufgebaut hat, bevor wir zu der Anschauung der Bilder gekommen sind. Wir kön­nen heute mit unseren Augen die Bilder der uns umgebenden Welt wahrnehmen. Hinter diesen Weltbildern liegt dasjenige, was uns unsere Augen aufgebaut hat. Und insofern kann man sagen: Wäre nicht durch die Kräfte, die hinter dem Sonnenbilde liegen, das Au­ge aufgebaut, so könnte das Auge nicht eine Wahrnehmung dieses Sonnenbildes haben.

Also insofern muß doch dieser Ausspruch etwas modifiziert wer­den, denn das heutige Lichtwahrnehmen gibt Bilder, und das, was die Organe zuerst aufgebaut hat bis an die Peripherie des Menschen hin, das sind nicht die Bilder, sondern das sind die Wirklichkeiten,

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so daß also, indem wir uns in der Welt umschauen, wir dasjenige erblicken, was uns aufgebaut hat, also unsere Gestaltungskräfte. Aber die sind in uns hineingezogen; was gewirkt hat außer uns bis zu dem Erdenlauf, das wirkt nunmehr in uns. Das wollen wir fest­halten für die kommenden Betrachtungen.

Und jetzt wollen wir einmal das erste und das vierte hier (Schema S.86) verbinden. Wir wollen einen Blick werfen auf den Stoffwech­sel. Dieser Stoffwechsel, er ist ja auch für den Menschen schon in einer gewissen Weise unregelmäßig geworden; aber es gibt auch natürliche Ursachen, aus denen heraus der Mensch noch an einem regelmäßigen Gang dieses Stoffwechsels festhält. Sie wissen ja, daß der Mensch in einer gewissen Weise gestört wird, wenn er in bezug auf den Stoffwechsel nicht zu seinem rhythmischen Rechte kommt. Der Mensch kann davon abweichen; aber er versucht immer wieder­um zu einem gewissen Rhythmus im Stoffwechsel zurückzukommen, und Sie wissen ja auch, daß das im Wesentlichen zur Gesundheit des Menschen gehört. Dieser Rhythmus im Stoffwechsel, der ist ein Rhythmus, welcher tatsächlich den Tag und die Nacht umfaßt. Innerhalb von 24 Stunden vollzieht sich der Rhythmus im Stoff­wechsel. Sie brauchen nur daran zu denken, daß Sie eben, wenn Sie gefrühstückt haben, nach 24 Stunden wiederum Appetit ha­ben zum Frühstücken und so weiter. Alles das, was da mit dem Stoffwechsel zusammenhängt, das hängt auch mit dem Tageslauf zusammen. Nun vergleichen Sie, wie fest Ihre Körperperipherie liegt, und wie Ihr Stoffwechselleben ein Bewegtes ist. Sie können sagen: Es gehen keine Veränderungen vor sich in Ihrer Körper-peripherie, während sich Ihr Stoffwechsel in 24 Stunden im­mer wiederholt. Da geht viel innerhalb Ihres Organismus vor, aber Ihre Peripherie bleibt unverändert. Suchen Sie sich nun das äußere Gegenbild für diese innere Beweglichkeit des Stoffwechsels im Verhältnis zu dem festbleibenden Äußeren der Gestalt: sehen Sie, da finden wir das Entsprechende in dem äußeren Sternenhimmel, dessen einzelne Sternbilder sich zunächst so wenig verschie­ben, wie sich die Einzelheiten Ihrer Körperobeffläche verschieben. Sie finden, daß der Widder, das Sternbild des Widders, immer

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ebenso eine bestimmte Entfernung hat von dem Sternbild des Stie­res, wie Ihre beiden Augen voneinander eine bestimmte Entfernung haben und sich nicht verschieben. Aber scheinbar verschiebt sich dieser Sternenhimmel,scheinbar kreist er um die Erde herum. Nun, über diesen Schein ist ja heute die Menschheit sich klar: es ist wirk­lich ein Schein. Die Menschheit schreibt der Erde eine Drehung um ihre Achse zu.

Nun hat man verschiedene Beweise gesucht für diese Drehung der Erde um ihre Achse. Eigentlich erst seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts hat man ein Recht, wirklich von dieser Dre­hung zu sprechen, seitdem der sogenannte Poucau/tsche Pendel-versuch ja wirklich die Drehung der Erde um ihre Achse ergeben hat. Aber darauf will ich heute nicht eingehen. Diese Drehung ist gut begründet. Sie ist etwas, was sich in 24 Stunden wiederholt. Sie ist im Verhältnis zu dem festgestalteten, bleibenden Sternenhimmel dasjenige, was ab bildet den täglichen Kreislauf des menschlichen Stoffwechsels im Verhältnis zu der festen äußeren Peripheriegestalt des Menschen. So daß Sie also, wenn Sie die Verhältnisse gut durch­schauen, den striktesten Beweis für die Bewegung der Erde in den Vorgängen des menschlichen Stoffwechsels finden.

Sehen Sie, es gibt in der neueren Zeit verschiedene sogenannte relativistische Theorien, die da sagen, man könne ja im Grunde ge­nommen von einer absoluten Bewegung nicht sprechen; denn schaue ich bei einem Eisenbahnzug zum Fenster hinaus, so könnte ich zunächst glauben, daß sich draußen die Gegenstände bewegen, während sich der Zug mit mir weiterbewegt - aber man könne über­haupt nicht strikte beweisen, daß nicht eigentlich die Außenwelt sich in entgegengesetzter Richtung bewege. Nun, all dieses Reden ist im Grunde genommen nicht viel wert, denn wenn ein Mensch läuft, und dann ein anderer in der Entfernung steht, und er ihm näher kommt, so kann er sagen: Ja, gewiß, es ist schließlich relativ, ob ich sage, ich nähere mich dem Menschen, oder er nähert sich mir. - Für den Augenschein nimmt sich das gleich aus. Solche Erwä­gungen liegen ja im Grunde genommen auch den Einsteinschen Relativitätstheorien zugrunde.

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Aber man kann ja doch die Bewegung in einer gewissen Weise streng nachweisen. Nämlich derjenige Mensch, der in Ruhe bleibt, der wird nicht ermüdet; derjenige aber, der läuft, der wird ermüdet. Durch innere Vorgänge kann man die absolute Realität der Bewe­gung nämlich beweisen. Andere Beweise für die Absolutheit der Bewegung gibt es nicht als die inneren Vorgänge. Demnach muß man auch auf innere Vorgänge hinweisen können, wenn man von der Absolutheit einer Bewegung spricht. Und bei der Erde kann man von der Absolutheit der Bewegung sprechen, weil man nach und nach eigentlich durch Geisteswissenschaft einsieht, sie ent­spricht der inneren Bewegung des Stoffwechsels im Verhältnisse zur äußeren festen Gestaltung des Menschen. Daher sollten wir aller­dings auch nicht so sehr davon sprechen, daß die Erde um ihre Achse kreist und dadurch die scheinbare Sonnenbewegung zustande kommt, sondern wir sollten diese Bewegung der Erde auf den gan­zen Sternenhimmel beziehen, sollten eigentlich nicht so sehr von Sonnentagen, als von Sternentagen sprechen, die ja nicht zusam­menfallen; der Sonnentag ist länger als der Sternentag. Es muß immer eine Korrektur angebracht werden in den Formeln, wenn man nach Sonnentagen zählt. Also davon kann man als von etwas aus der Natur des Menschen selbst Ableitbarem sprechen, daß die Erde um ihre Achse sich bewegt. Denn mit dieser Bewegung im Verhältnisse zu dem festgestalteten Sternenhimmel hängt die innere Bewegung des menschlichen Stoffwechsels zusammen. So daß wir also sagen können: das Verhältnis des Stoffwechsels im Menschen zu seiner Gestaltungskraft ist das Verhältnis der Erde zum Fixsternhimmel, den wir uns in der Regel durch den Tierkreis darstellen, der für uns der Repräsentant des Fixsternhim­mels ist.

Wenn wir also hinschauen auf den Tierkreis, so bildet er für uns den äußeren kosmischen Repräsentanten unserer äußeren Gestalt (siehe Schema S.86). Wenn wir hinschauen auf die Erde, so bildet sie den Repräsentanten unseres Stoffwechsels im Innern. Und das Bewegungsverhälmis zwischen beiden ist ein solches, daß eins dem andern entspricht.

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Nun, etwas schwieriger ist es, zwischen dem zweiten und dritten (siehe Schema) das entsprechende Verhältnis zu suchen. Aber wir können uns die Sache begreiflich machen. Wenn Sie dasjenige, was die Bewegungen, die inneren Bewegungen des menschlichen Orga­nismus sind, ins Auge fassen, so werden Sie sich sagen: Da ist etwas im Menschen, was keineswegs so fest ist, wie seine äußere gestaltete Peripherie. Da ist etwas in Bewegung. Aber mit dieser Bewegung hängt etwas anderes zusammen. Mit dieser Bewegung, die das Blut, die auch das Nervenfluidum, die Lymphe und so weiter vollziehen -wir brauchen diese Bewegungen im einzelnen nicht aufzuzählen, sie sind siebenerlei im Menschen -, mit dem, was da an Bewegung voll­zogen wird, stehen ja die einzelnen Organe im Zusammenhang. Die Bewegungen haben in ihre Gefäßläufe eingeschaltet die einzelnen Organe, und wir müssen sehen in dem, was die einzelnen Organe tun, Ergebnisse der Bewegungen. Ich habe in der letzten Zeit oft­mals aufmerksam gemacht, wie es sich eigentlich mit dem mensch­lichen Herzen verhält. Die materialistische Weltanschauung, sagte ich Ihnen, nimmt ja an, daß das menschliche Herz eine Art Pumpe sei, die das Blut pumpt in den ganzen Leib. Das ist nicht so, sondern das Blut ist etwas innerlich in sich selbst Bewegliches, hat seine Vitalität, und der Herzschlag ist nicht die Ursache des Blut. laufes, sondern im Gegenteil die Folge, die Wirkung des Blutlaufes. Und so ist es bei den andern Organen. Was die Organe als ihre Funktion ausüben, das ist eingeschaltet in die lebendigen Bewe­gungen

Suchen wir im Kosmos draußen ein Äquivalent dafür, dann wer­den wir ein solches Äquivalent finden, wenn wir hinschauen auf der einen Seite auf die Planetenbewegungen, namentlich wenn wir die Planetenbewegungen studieren einschließlich der Bewegungen des Mondes. Sie wissen ja, wie zusammenhängen mit dem Monden-laufe - ich habe oftmals davon gesprochen - die Erscheinungen von Ebbe und Flut. Vieles andere hängt noch mit dem Mondenlauf zu­sammen. Würde man die Dinge, die überhaupt in unserer Erden-umgebung vor sich gehen, genauer studieren, dann würde man fin­den, daß nicht nur dadurch, daß die Sonne aufgeht, das Licht erscheint,

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sondern man würde auch finden, daß andere, sogar mate­riellere Wirkungen in unserer Erdenumgebung zusammenhängen mit dem Planetenlauf. Und wenn es einmal auf diesem Boden ein echtes wirkliches Studium gibt, dann wird man die Wimterungser­scheinungen mit den Bewegungen der Planeten in einem Einklange sehen. Man wird geradeso studieren die Wirkungen der Planeten auf die Luft, auf das Wasser, auf die Erde, wie man zu studieren hat im Inneren des Menschen die Wirkungen der Bewegungskräfme, die in der Blutzirkulation, in den anderen Zirkulationen sind, auf die Organe. Man wird eine gewisse Wechselwirkung zwischen den Ele­menten ünd zwischen den Bewegungen der Planeten konstatieren und ein entsprechendes Verhältnis zwischen den Organwirkungen und den inneren Bewegungskräften. So daß man in der Tat eine ähnliche Entsprechung wie zwischen Erde und Fixsternen haben wird zwischen den Elementen der Erde, des Wassers, der Luft, der Wärme und den Planeten, wobei wir allerdings zu den Planeten die Sonne eben dazurechnen.

Sie sehen, wir kommen da auf gewisse Beziehungen zwischen dem, was im Innern des menschlichen Organismus vorgeht und demjenigen, was äußerlich im Makrokosmos vorhanden ist. Nun brauchen Sie aber nur zu studieren, wie es sich verhält mit diesen Organkräften. Diese Organkräfte, wie werden sie denn aufgebaut im Menschen? Diese Organkräfte werden im Menschen so aufge­baut, daß wir ja ziemlich genau sehen können, wenn wir das menschliche Leben verfolgen, solange die Organe aufgebaut wer­den, daß der Aufbau der Organkräfte so mit dem Jahreswechsel zusammenhängt, wie der Stoffwechsel mit dem Tageslauf. Der Stoffwechsel hängt mit dem Tageslauf zusammen. Beachten Sie das Kind, von der Konzeption angefangen, bis es, wie man so schön sagt, das Licht der Welt erblickt; aber dann werden ja die Organe weiter ausgebaut, besonders in den ersten Monaten, so daß wir es in der Tat - wie wir schon gesagt haben - mit einem Jahreslauf zu tun haben. Dann haben wir wiederum einen Jahreslauf, bis die Zähne erscheinen. Kurz, wir haben im Organaufbau einen Jahreslauf. Aber dieser Jahreslauf steht in einem ähnlichen Einklange mit den Bewegungskräften

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im Menschen, wie die jährlichen Witterungsverhält­nisse, die Witterungsverhältnisse von Frühling, Sommer, Herbst, Winter zu den Bewegungen der Planeten stehen. Wir haben es da durchaus mit etwas zu tun, was im Menschen wiederum gewissen Verhältnissen im Makrokosmos entspricht. Diese Dinge kann man nicht anders studieren als dadurch, daß man die Einzelheiten mit­einander vergleicht. Ich kann Sie heute nur hinweisen auf gewisse Beziehungen, sonst würden wir, wenn wir jede einzelne Beziehung studieren würden, sehr lange dazu brauchen. Sie werden aber diesen Einklang finden, je genauer Sie eingehen auf gewisse Beziehungen im Menschen, die da bestehen im Aufbau der Organe, solange die Organe sich aufbauen; wenn sie fertig sind, entreißt sich eben der Mensch den Kräften. Wenn Sie auf dieses hinschauen und es im Zusammenhange erblicken mit den Bewegungskräfmen, so wer­den Sie überall ein analoges Verhältnis finden zu dem, was in den jährlichen Witterungsmetamorphosen, in ihren Verhältnissen zu den Bewegungskräften der Planeten vor sich geht. Nur hat man da nötig, daß man tatsächlich nicht davon ausgeht, daß eben das Herz eine Pumpe sei, sondern man muß dieses Herz gewissermaßen als ein Geschöpf der Blutbewegung ansehen. Man muß das Herz hin­einstellen in die lebendige Blutbewegung. Geradeso muß man aber auch die Sonnenbewegung in die Planetenbewegung hineinstellen. Einfach die vorurteilsfreie Beobachtung der innermenschlichen Ver­hältnisse zeigt uns, daß wir wohl von einer Umdrehung der Erde um ihre Achse sprechen müssen (Tafel 11, links), wodurch die schein­bare Bewegung des Sternenhimmels herbeigeführt wird - das ent­spricht der Bewegung des Stoffwechsels in bezug auf die mensch­liche Außengestaltung -, daß wir aber, wenn wir das menschliche Innere verstehen, das im Zusammenhange steht mit dem Makro-kosmos, nicht von einer Umdrehung der Erde um die Sonne im Jahreslauf sprechen können, weil wir dasjenige, was nach dem Her­zen hin sich bewegt, durchaus nicht in einer anderen Weise auf­fassen dürfen als die andern Bewegungsströmungen im Menschen Deshalb muß anerkannt werden, daß wir es nicht zu tun haben mit einer Bewegung der Erde um die Sonne in einer Ellipse (rechts), sondern

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daß wir es zu tun haben mit einer Bewegung der Erde im Jahreslauf, die aber entspricht einer Bewegung der Sonne. Das heißt, daß sich Erde und Sonne miteinander bewegen, nicht daß sich eine um die andere dreht im Jahreslauf. Nur dadurch, daß auf den äußeren Augenschein gesehen worden ist, kam man auf diese Dre­hung der Erde um die Sonne im Jahreslauf. In Wirklichkeit hat man es zu tun mit einer Bewegung der beiden Welmenkörper, die im Raume in einem gewissen Zusammenhange der beiden verläuft (Tafel 12, links).

Das ist etwas, was für die Zukunft im wesentlichen korrigiert wer­den muß an der sogenannten kopernikanischen Weltanschauung. Aber man muß auch noch in einer andern Weise verstehen den Zusammenhang des Menschen mit der makrokosmischen Natur.

Das, was wir an der täglichen Bewegung des Stoffwechsels haben, wie vollzieht es sich denn eigentlich? Es vollzieht sich ja nur ein Teil davon so, daß er begleitet ist von dem Erscheinen unseres Bewußt-seins. Ein anderer Teil vollzieht sich so, daß unser Bewußtsein aus­geschaltet ist, daß wir mit unserem Ich und unserem astralischen Leib außer dem physischen und Ätherleib sind. Auf das muß durch­aus gesehen werden. Wir müssen uns klar sein darüber, daß da der Mensch nicht in gleichwertiger Weise beides durchläuft, dasjenige, was vom Aufwachen bis zum Einschlafen und das, was vom Ein­schlafen bis zum Aufwachen durchlaufen wird. Beachten Sie nur einmal, wie sich die beiden Punkte des Einschlafens und des Auf­wachens zueinander verhalten. Sie werden zu einer ganz eindeuti­gen Anschauung kommen, wenn Sie vorurteilsfrei Aufwachen und Einschlafen miteinander vergleichen. Indem Sie einschlafen, da sind Sie eigentlich, ich möchte sagen, im Nullpunkte Ihres Wesens. Wenn Sie schlafen, ist eigentlich der entgegengesetzte Zustand des Wachens da; nicht ein bloßer Ruhezustand, der entgegengesetzte Zustand des Wachens ist da. Und wenn Sie aufwachen, sind Sie eigentlich wiederum in bezug auf Ihr Leben in demselben Verhältnisse zu sich und zur Außenwelt, wie beim Einschlafen; die Momente des Einschla­fens und des Aufwachens, sie sind einander ganz entsprechend; sie unterscheiden sich eigentlich nur durch die Richtungen voneinander.

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Beim Aufwachen geht es von dem Schlafen ins Wachen, beim Einschlafen von dem Wachen ins Schlafen. Aber außer diesen bei­den Richtungen sind die beiden vollständig gleich. Wollen Sie also durch eine Linie die Bewegung des Stoffwechsels darstellen, so kön­nen Sie sie nicht durch eine gerade Linie oder durch eine Kreis-linie darstellen, denn da würden Sie darinnen nicht das Aufwachen und Einschlafen haben. Sie müssen sich eine Linie suchen, welche die Bewegung des Stoffwechsels wirklich abbildet und da gibt es keine andere Linie - Sie mögen nachdenken, wie Sie wollen -, wenn Sie den Stoffwechsel ins Auge fassen, gibt es keine andere Linie als diese Lemniskate (Tafel 12, Mitte). Da haben Sie das eine Mal in dieser Richtung, das andere Mal in dieser Richtung den Punkt des Aufwachens und Einschlafens, das eine Mal in der Richtung des einen Pfeils, das andere Mal in der Richtung des anderen Pfeils, nur einander entgegengesetzt gerichtet, aber im übrigen in bezug auf die Lebensverhältnisse gleich. Und Sie können dann wirklich den Kreislauf des Tages und den Kreislauf der Nacht voneinander unter­scheiden.

Was folgt daraus? Wenn wir verstanden haben, daß die Bewe­gung des täglichen Stoffwechsels entspricht der Bewegung der Erde, dürfen wir nicht einem einzelnen Punkte eine solche Bewegung zu­schreiben, daß er sich in einem Kreise bewegt. Das dürfen wir nicht, sondern wir müssen uns vorstellen, daß diese Bewegung eine andere ist, daß in der Tat die Erde sich in einer gewissen Weise fortschiebt, so daß wir, wenn wir die wirkliche Bewegung dieses Punktes ins Auge fassen, eine solche Linie bekommen (die Lemniskate wird auf die Erdkugel gezeichnet, Tafel 12, rechts). Nicht eine bloße Dre­hung findet statt, sondern eine komplizierte Bewegung der Erde fin­det statt, so daß jeder Punkt ihrer Oberfläche eine solche Lemnis­kate beschreibt, die dann entspricht der Lemniskate, die wir als die tepräsentierende Linie für den Stoffwechsel aufzuzeichnen haben.

Sie sehen daraus, daß wir uns die Erde gar nicht so bewegt den­ken können, daß wir einfach eine Achse annehmen und dann die Erde herumdrehen lassen, sondern wir müssen uns die Erde in einer komplizierteren Bewegung denken, so daß jeder Punkt, auf dem Sie

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stehen, tatsächlich, damit er die Unterlage für die Bewegung Ihres Stoffwechsels sein kann, eine solche Lemniskate beschreibt. Ganz und gar ist es notwendig, daß man das Entsprechende sucht in den Bewegungen der Außenwelt für das, was im Innern des Menschen vorgeht. Denn nur an den Veränderungen des Innern des Menschen kann studiert werden, was außen als Bewegung vor sich geht; so wie man nicht mehr darüber dozieren kann, ob der Mensch bloß in einer relativen Bewegung oder in einer wirklichen Bewegung ist, wenn er seine Beine in Bewegung setzen muß und ermüdet wird. In einer wirklichen Bewegung kann man nicht sagen, vielleicht ist die Bewe­gung nur relativ, und vielleicht nähert sich mir der andere Mensch, dem ich immer näherkomme. Da kann nicht mehr von Relativitäts­theorie geredet werden, wenn die innere Bewegung zeigt, daß der Mensch in Bewegung ist. Deshalb können Sie auch durch nichts nachweisen die Bewegungen, die im Innern der Erde geschehen, als durch die inneren Veränderungen, die im Menschen selbst vor sich gehen. Die inneren Bewegungen des Stoffwechsels zum Beispiel sind das getreue Abbild dessen, was die Erde als Bewegung im Rau­me vollzieht. Und wiederum, was als organbildende Kräfte im Lauf eines Jahres auftritt, das ist dasjenige, was abbildet die Jahresbewe­gung, welche die Erde mit der Sonne zusammen ausführt. Wir wer­den auf solche Dinge noch weiter zu sprechen kommen, sie auch spezialisieren können.

Sie sehen daraus, daß wir wohl sprechen können von einer täg­lichen Umdrehung der Erde um ihre Achse, daß wir aber nicht sprechen können von dem, was man gewöhnlich nennt die jährliche Umdrehung der Erde um die Sonne. Denn die Erde läuft der Sonne hinmennach, und beide führen dieselben Umschwünge aus.

Daß man von einem Herumdrehen der Erde um die Sonne nicht sprechen sollte, das geht ja noch aus mannigfaltigem anderen her­vor. Das geht schon aus dem hervor, daß man - wie ich übrigens schon einmal erwähnte - nötig hatte, einen der Sätze des Koperni-kus einfach zu unterdrücken. Die Sache ist ja so, daß, wenn Sie nur Rücksicht darauf nehmen, daß die Drehungsachse durch ihre Träg­heit sich immer parallel bleibt, eigentlich die Erde, indem sie um die

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Sonne herum geht, zeigen müßte, wie beim Herumgehen diese Erdenachse immer nach anderen Sternen zeigt. Das tut sie nicht. Wenn die Erde sich wirklich um die Sonne herumdrehen würde, so müßte die Erdachse nicht immer nach dem Polarstern zeigen, son­dern es müßte der Punkt, nach dem sie zeigt, um den Polarstern sich herumdrehen. Das tut sie nicht, sondern die Achse zeigt immer nach dem Polarstern. Gerade diejenige Linie, die man sehen müßte, und welche entsprechen würde dem Fortschreiten der Erde im Ver­hältnis zur Sonne, die sieht man nicht. In einer Art von Schrauben-linie bewegt sich eben die Erde hinter der Sonne nach, bohrt sich gewissermaßen in den Weltenraum ein.

Nun habe ich Ihnen aber auch schon angedeutet, daß da eine gewisse Bewegung vorliegt, die zunächst zum Ausdruck kommt da­durch, daß sich der Frühlingspunkt, der Aufgangspunkm der Sonne im Frühling, verschiebt, daß er in 25 920 Jahren einmal im Tier-kreise ganz herumgeht. Das entspricht auch einer bestimmten Bewe­gung. Was ist denn das für eine Bewegung? Können wir dafür auch etwas finden im Menschen? Ja, sehen Sie, aus dem, was ich Ihnen jetzt schon sagte, können Sie auf diese Bewegung einen Schluß zie­hen, meine lieben Freunde. Es muß eine Bewegung sein, welche sich bezieht auf das Verhältnis der Sonne zu dem Fixsternhimmel, denn die Sonne macht ja diese Bewegung mit Bezug auf den Fixstern-himmel. Sie durchläuft mit Bezug auf ihren Aufgangspunkt in 25 920 Jahren den Tierkreis. Es ist eine Bewegung, der im Innern des Menschen entsprechen muß etwas, was als Verhältnis besteht zwi­schen den inneren Bewegungskräften und den Gestaltungskräfmen; aber es muß das eine lange Dauer haben. Die Sonne bewegt sich in irgendeiner Weise im Verhältnis zu dem übrigen Fixsternhimmel. Die menschlichen inneren Bewegungskräfte müssen sich in irgend­einer Weise verändern, so, daß sie anders liegen zu dem, was an der Peripherie des Menschen ist.

Nun erinnern Sie sich, wovon ich Ihnen gesprochen habe als etwas Bemerkbarem seit der alten Griechenzeit. Da habe ich Ihnen davon gesprochen, daß die Griechen für Gelb und Grün dasselbe Wort hatten, daß sie eigentlich das Blaue nicht in der Weise sahen,

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wie wir es sehen, daß sie eigentlich, wie selbst die römischen Schrift­steIler uns berichten, mit vier Farben, zu denen Blau nicht gehörte, rechneten, auch damit malten: Gelb, Rot, Schwarz, Weiß. Nach den lebhaften Farben hin sahen sie. Die Griechen sahen den Himmel nicht so blau wie wir. Sie sahen ihn bloß in einer Art Dunkel. Das ist etwas, was mit Sicherheit gesagt werden kann; insbesondere geistes-wissenschaftlich läßt sich das mit Sicherheit feststellen. Ja, meine lie­ben Freunde, das ist eine Veränderung, die mit dem Menschen vor­gegangen ist seit der alten griechischen Zeit. Wenn Sie daran den­ken, daß seit der alten griechischen Zeit so weit die Konstitution des menschlichen Auges sich verändert hat, so können Sie an andere Veränderungen im menschlichen Organismus, die sich äußerlich an der Peripherie abspielen, für längere Zeiträume durchaus denken. Diese Veränderungen, die spielen sich an der Peripherie ab, müssen aber natürlich zusammenhängen mit den inneren Bewegungskräf­ten, denn selbstverständlich kann die Verdauung oder können die Organe das nicht bewirken. So daß wir daraus ersehen, daß die Ver­änderungen, die an der menschlichen Peripherie vorgehen, diesem Lauf des Frühlingspunktes der Sonne im Tierkreis entsprechen, also einem Zeitraume von 25 920 Jahren. Da verändert sich das Men­schengeschlecht. Wir dürfen durchaus nicht denken, daß hinter 25 920 Jahren das Menschengeschlecht so war, wie es jetzt ist. Schon aus diesen physischen Verhältnissen heraus ist es ein völliges Un­ding, von jenen Zahlen zu sprechen für die Entwickelung der Menschheit, wie es die heutige Geologie tut, weil wir nur einschlie­ßen können in den Zeitraum von 25920 Jahren das Menschenge­schlecht, und dazu gehört noch die Zukunft. Denn wenn die Sonne im Frühlingspunkte wiederum zurückgekommen sein wird, so wer­den solche Veränderungen vor sich gegangen sein mit dem ganzen Menschengeschlecht, daß es nicht mehr irgendwie ähnlich sein wird der gegenwärtigen Gestalt. Ich habe Ihnen aus anderen Erkenntnis­quellen heraus etwas gesagt über die Zukunft des Menschenge­schlechts und über sein Alter. Hier sehen Sie, wie auch die wirk­liche Betrachtung der physischen Verhältnisse uns zu solchen Er­kenntnissen zwingt.

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Aus alledem aber sehen Sie, daß diejenigen Dinge, die wir be­zeichnen als die Bewegungen der Himmelskörper, so einfach nicht liegen, wie es die heutige Astronomie sich machen möchte, sondern daß wir da in außerordentlich komplizierte Verhältnisse hinein­kommen, in Verhältnisse, die nur aus dem Zusammenhange des Menschen mit dem Makrokosmos wirklich studiert werden können. Auf Einzelnes in diesen Bewegungen konnte ich Sie schon hinwei­sen; wir werden sie im Laufe der Zeit wiederum aus anderen Unter­gründen heraus immer weiter und weiter kennenlernen. Aber eines sehen Sie: daß der Mensch nicht völlig aufgeht in dieser Abhängig­keit von dem Makrokosmos! Sie sehen, mit dem, was sehr stark im Unterbewußten liegt, mit seinem Stoffwechsel, ist der Mensch in ei­ner gewissen Weise, aber nur in einer gewissen Weise, gebunden an den täglichen Umlauf der Erde um ihre Achse; aber er kann sich her­ausheben. Wovon rührt denn das her? Das rührt davon her, daß dei Mensch, so wie er jetzt ist, wie er aufgebaut ist nach Peripherie-kräften, inneren Bewegungskräften, Organkräfmen und Stoffwech­sel, fertig ist in seiner Abhängigkeit von den äußeren Kräften und jetzt gewissermaßen mit seiner fertigen Organisation sich heraus­reißen kann aus diesem Zusammenhange. Geradeso, wie wir in unserem Schlafen und Wachen ein Abbild haben von Tag und Nacht, aber uns nicht zu halten brauchen an Tag und Nacht -wir haben den inneren Rhythmus von Tag und Nacht, halten uns aber nicht immer daran, daß dieser innere Rhythmus auch übereinstimme mit dem äußeren Rhythmus von Tag und Nacht -, geradeso reißt sich der Mensch auch heraus in bezug auf sein übriges Leben aus dem Rhythmus des Makrokosmos. Darauf aber beruht die Möglichkeit der menschlichen Freiheit. Nicht die gegenwärtige Menschenbildung hängt mit dem Makrokosmos zusammen, sondern seine vergangene Bildung hängt mit dem Makrokosmos zusammen, und was der Mensch jetzt erlebt, ist im Grunde genommen ein Bild seiner vergangenen Anpassung an den Makrokosmos. So daß wir jetzt in den Bildern unserer Ver­gangenheit leben. Innerhalb von Bildern aber können wir die Freiheit entwickeln und ist die von der Naturnomwendigkeit getrennte

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moralische Weltordnung gegeben. Gerade wenn man deut­licher einsieht, wie der Mensch zusammenhängt mit dem Makro-kosmos, dann begreift man, wie die Freiheit des Menschen möglich ist.

Sie können auch das Folgende noch zugrunde legen. Sehen Sie, beim Menschen ist es klar, daß sein Stoffwechsel noch in einer gewis­sen Beziehung steht zu dem Rhythmus des Tageslebens. Die Gestal­tungskräfte sind fest geworden. Nehmen Sie statt des Menschen die Tierheit an, so werden Sie in der Tierheim viel größere Abhängigkeit finden von dem Makrokosmos als beim Menschen. Der Mensch ist aus dieser Abhängigkeit schon herausgewachsen. Eine alte Weisheit sprach deshalb von dem, was der Gestaltungskrafm entspricht, nicht als von dem «Menschenkreis», sondern von dem «Tierkreis». Die tie­rischen Gestaltungskräfte, die bei den Tieren in vielerlei Gestalten erscheinen, sie erscheinen beim Menschen im wesentlichen in einer Gestalt für das ganze Menschengeschlecht. Aber es sind die Kräfte der Tierheit. Und indem wir über sie hinauswachsen zum Menschen, müssen wir über den Tierkreis hinausgehen. Jenseits des Tierkreises liegt dasjenige, wovon wir abhängig sind als Mensch in einem höhe­ren Maße als von alledem, was innerhalb des Tierkreises, das heißt innerhalb des Fixsternhimmels, liegt. Das ist das Wesentliche, was unserem Ich entspricht.

Mit unserem astralischen Leib - ihn hat auch das Tier - stehen wir drinnen in einer Abhängigkeit vom Makrokosmos. Da wird alles so gebildet noch im astralischen Leib, wie es die Sterne wollen. Mit unserem Ich stehen wir jenseits der Sternenwelt, außerhalb des Tier-kreises.

Da haben wir das Stück, durch das wir uns frei gemacht haben. Innerhalb des Tierkreises können wir nicht sündigen, so wenig wie das Tier sündigen kann. Aber wir beginnen zu sündigen, wenn wir außerhalb des Tierkreises unser Gebaren tragen. Und das können wir. Wenn wir dasjenige vollziehen, was uns frei macht von der Weltengestaltung, so setzen wir uns in eine Beziehung zu dem, was außerhalb des Tierkreises, außerhalb des Fixsternhimmels liegt. Das ist der wesentliche Inhalt unseres menschlichen Ich.

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Sie sehen, wenn wir die Welt durchmessen, insofern sie uns als eine sichtbare und zeitliche vor Augen liegt, wenn wir alles das­jenige durchmessen, was im Raume ausgedehnt ist bis in die äußer­sten Fixsterne und was an Bewegungen in der Zeit in diesem Fix-sternen- und Planetenhimmel vor sich geht, und das alles in seiner Beziehung zum Menschen erfassen: im Menschen vollzieht sich noch etwas, was außerhalb dieses Raumes und dieser Zeit vor sich geht, was da draußen liegt, außerhalb dessen noch, was im Astralischen vor sich geht. Da, außerhalb diesem liegt keine Naturnotwendig­keim, da liegt allein dasjenige, was zusammenhängt mit unserer mo­ralischen Natur, mit unseren moralischen Taten. Innerhalb des Fix­sternhimmels können wir nicht unsere moralische Welt entfalten, aber in dem wir sie entfalten, zeichnen wir sie ein in den Makro-kosmos außerhalb des Tierkreises. Alles, was wir wirken, bleibt als Wirkung in der Welt bestehen. Dasjenige, was in uns vorgeht, von unserer Gesmaltungskraft bis hinein in den Stoffwechsel, das ist das Ergebnis der Vergangenheit. Aber die Vergangenheit präjudiziert im Weltenall nicht alle Zukunft, nicht diejenige Zukunft, die vom Menschen in seinen moralischen Handlungen ausgeht.

Halten wir diesen Punkt fest. Ich kann Sie in diesen Auseinander­setzungen, ich möchte sagen, nur von Stufe zu Stufe führen. Halten wir das fest, was wir heute besprochen haben; wir wollen dann die Sache noch von anderen Seiten beleuchten.

SIEBENTER VORTRAG Dornach, 23. April 1920

#G201-1987-SE103 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

SIEBENTER VORTRAG

Dornach, 23. April 1920

#TX

Die letzten Betrachtungen hier waren gewidmet einem Wege, der entsprechend begangen dazu führt, eine Anschauung zu gewinnen über unser Weltenall und seine Organisation. Sie haben gesehen, daß dieser Weg notwendig macht, immerfort den Einklang aufzusu­chen zwischen dem, was im Menschen selbst vor sich geht, und dem, was im großen Weltenall vor sich geht. Ich werde die folgen­den Betrachtungen morgen und übermorgen so anzulegen haben, daß auch unsere von auswärts zur Generalversammlung gekomme­nen Freunde einiges von diesen Dingen werden haben können. Da­her werde ich morgen von dem, was gesagt worden ist, kurz einiges zu wiederholen haben, das Wesentliche, um daran dann anderes an­zuknüpfen. Heute will ich aber in den Gang unserer Betrachtungen einiges einfügen, das gerade geeignet sein kann, des Näheren auf den wahren Weg, das Weltall kennen zu lernen, hinzuweisen.

Wenn Sie meine «Geheimwissenschaft» durchgehen, so werden Sie sehen, daß bei dieser skizzenhaften Darstellung der Entwickelung des uns bekannten Weltenalls, wie sie gegeben ist in dieser #SE201-104

in seiner Entwickelung miteinander verfolgt. Dies muß auch durchaus berücksichtigt werden, wenn man von dem spricht, was gegenwärtig Eigenschaften, Kräfte, Bewegungen und so weiter des Weltenalls sind. Man kann nicht auf der einen Seite im koper­nikanisch-galileischen Sinne das Weltenall rein räumlich abstrakt betrachten und daneben gewissermaßen dann den Menschen, sondern man muß beide ineinandetfließen lassen während der Betrachtung.

Das ist aber nur dann möglich, wenn man eine gehörige Vorstel­lung von dem Menschen selbst erst gewonnen hat. Ich habe Sie schon darauf aufmerksam gemacht, wie wenig eingentlich die ge­genwärtige naturwissenschaftliche Anschauung geeignet ist, Auf­schlüsse über den Menschen selbst zu geben. Was tut sie denn ei­gentlich gerade da, wo sie aus ihren heutigen Voraussetzungen her­aus am größten ist, diese Naturwissenschaft? Betrachten Sie sie nur. Sie stellt in einer Großartigkeit dar, wie der Mensch aus anderen For­men körperlich nach und nach sich entwickelt hat. Sie verfolgt, wie dann während der Embryonalzeit diese Formen wie in einer kurzen Wiederholung noch einmal durchgemacht werden. Das heißt, sie betrachtet den Menschen als das oberste der Tiere. Sie betrachtet die Tierheit, und dann setzt sie den Menschen zusammen aus alledem, was sie an der Tierheit gefunden hat. Das heißt, sie betrachtet alles Außermenschliche, um dann gewissermaßen zu sagen: So, hier Schlußpunkt, da endet das Außermenschliche, da kommt es beim Menschen an. - Es wird nicht der Mensch selbst als solcher be­trachtet. Das ist dasjenige, was der heutigen Naturwissenschaft gar nicht gelegen ist, den Menschen als solchen zu betrachten, und daher gewinnt sie gar keine Anschauung von der menschlichen Wirklichkeit.

Sehen Sie, ich möchte hier ausgehen von etwas, was ich gestern an ganz anderem Orte und in ganz anderem Zusammenhange vor anderem Publikum entwickelt habe, was aber auch hier aufklärend in unserem jetzigen Zusammenhange wirken kann. Es wäre wirklich heute sehr vonnöten, daß die Menschen, die sachverständig auf die­sem Gebiete sein wollen, zur Goetheschen naturwissenschaftlichen

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Betrachtung, insbesondere zur Betrachtung seiner Farbenlehre ein wenig ihre Zuflucht nehmen würden. In dieser Farbenlehre ist ei­gentlich eine ganz andere Methode der naturwissenschaftlichen Be­trachtung eingeschlagen, als man sie heute gewohnt ist. Gleich im Beginne ist die Rede von den sogenannten subjektiven Farben, von den physiologischen Farben, und da wird sehr sorgfältig untersucht, wie das menschliche Auge als ein Lebendiges Erlebnisse hat an der Umgebung, wie diese Erlebnisse durchaus nicht einfach nur so lange dauern, als das Auge der Außenwelt exponiert ist, ausgesetzt ist, sondern wie eine Nachwirkung da ist. Sie kennen ja alle die einfach­ste Erscheinung auf diesem Gebiete: Sie sehen auf eine begrenzte, sagen wir zum Beispiel rote Fläche (Tafel 13, Rhombus links, Pfir­sichblüt), wenden dann das Auge rasch ab und sehen auf eine weiße Fläche: Sie sehen das Rot in der grünen Nachfarbe. Das heißt, das Auge steht noch in einem gewissen Sinne unter dem Eindrucke des­jenigen, was es erlebt hat. Nun, wir wollen jetzt nicht die Gründe untersuchen, warum gerade eine grüne Nachfarbe erscheint, son­dern wir wollen nur an der mehr allgemeinen Tatsache festhalten, daß das Auge nachher das Erlebnis noch nachklingen läßt.

Da haben wir es zu tun mit einem Erlebnis an der Peripherie un­seres menschlichen Leibes. Das Auge liegt an der Peripherie des menschlichen Leibes. Wir finden, wenn wir auf das Erlebnis des Au­ges hinschauen, daß durch eine gewisse begrenzte Zeit das Auge die­ses Erlebnis noch ausklingen läßt. Dann ist das Erlebnis ganz abge­klungen. Dann kann das Auge unbeeinflußt durch das, was es erlebt hat, sich anderen Erlebnissen zuwenden. Betrachten wir rein an­schauungsgemäß zunächst einmal eine Erscheinung, die nun nicht an ein einzelnes lokalisiertes Organ unseres Organismus gebunden ist, sondern an den ganzen Menschen gebunden ist, und wir wer­den, wenn wir uns unbefangener Beobachtung hingeben, nicht verkennen können, wie eben schon vor dieser Beobachtung dieses Erlebnis verwandt ist mit dem Erlebnis an dem lokalisierten Auge. Sie setzen sich einer Erscheinung, einem Erlebnis aus, Sie exponie­ren sich als ganzer Mensch diesem Erlebnis. Indem Sie sich als ganzer Mensch diesem Erlebnis exponieren, nehmen Sie es auf, so wie das

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Auge das Erlebnis der Farbe aufnimmt, gegenüber welcher es expo­niert ist. Und jetzt können Sie erleben, daß noch nach Monaten, nach Jahren das Nacherlebnis, das Nachbild, in Form des Gedächt­nisbildes aus Ihnen herauskommt. Es ist die ganze Erscheinung et­was anders, aber Sie werden das Verwandte des Erinnerungsbildes mit einem Nachbilde des Erlebnisses, das auf kurze, beschränkte Zeit das Auge hat, nicht verkennen können.

So werden Fragen vor den Menschen in Richtigkeit hingestellt, und der Mensch kann ja nur etwas über die Welt erfahren, indem er in der richtigen Weise fragen lernt. Fragen wir uns einmal: Wie hän­gen diese beiden Erscheinungen zusammen, das Nachbild des Auges und das Erinnerungsbild an ein bestimmtes Erlebnis, das - wir wol­len es ganz unbestimmt lassen woher - aus uns aufsteigt? - Sehen Sie, wenn man solche Fragen aulwirft und nach einer sachgemäßen Antwort sucht, so versagt sogleich die ganze Methode der gegenwär­tigen naturwissenschaftlichen Betrachtung. Sie versagt aus dem Grunde, weil ja diese Betrachtung eines nicht weiß: sie weiß nicht die universelle Bedeutung der Metamorphose. Die ganze universelle Bedeutung der Metamorphose, die kennt die gegenwärtige Natur­wissenschaft nicht. Diese Metamorphose ist etwas, was eben beim Menschen in dem einen Leben nicht abgeschlossen ist, was beim Menschen sich erst abschließt in den aufeinanderfolgenden Erden-leben.

Sie wissen, wir unterscheiden zunächst einmal, um eine Ansicht gewinnen zu können über den ganzen Menschen - wenn wir von der Dreigliedrigkeit absehen, nur auf zwei Glieder sehen, wobei wir das zweite und dritte zusammenfassen -, wir unterscheiden zunächst die menschliche Kopforganisation und den übrigen Menschen. Wir müssen, wenn wir die menschliche Kopforganisation studieren wol­len, verstehen können, wie diese Kopforganisation mit der ganzen Entwickelung des Menschen zusammenhängt. Sie ist eine spätere Me­tamorphose, sie ist die Umbildung des ganzen übrigen Menschen hinsichtlich seiner Kräfte. Was Sie, indem Sie sich kopflos denken -natürlich mit alledem, was vom Kopf in den übrigen Organismus hineingehört und zum Kopf eigentlich gehört -, was Sie da im übrigen

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Menschen sind, das fassen Sie ja natürlich zunächst substantiell auf. Aber dieses Substantielle kommt nicht in Betracht, sondern der Kräftezusammenhang dieser Substanz metamorphosiert sich im All zwischen dem Tode und einer neuen Geburt und wird im nächsten Erdenleben Kopforganisation. Das heißt, was Sie jetzt in Ihrem au­ßer dem Kopf befindlichen Menschen an sich tragen, ist eine frühere Metamorphose der späteren Kopforganisation. Wenn Sie aber ver­stehen wollen, wie diese Metamorphose zusammenhängt, dann müssen Sie das Folgende ins Auge fassen.

Nehmen Sie einmal irgendein Organ - Leber oder Niere - Ihres übrigen Menschen und vergleichen Sie das mit Ihrer Kopforgani­sation, so finden Sie einen wesentlichen, durchgreifenden Unter­schied. Sie finden nämlich den Unterschied, daß die ganze Tätigkeit der Organe Ihres außerkopflichen Menschen nach innen gerichtet ist. Wenn Sie zum Beispiel das Nierenorgan nehmen, so ist die gan­ze Tätigkeit nach dem Innern der Körperhöhle gerichtet. Dorthin ist die Tätigkeit des Nierensystems gerichtet. Und es ist diese Tätigkeit sogar auf Ausscheidung berechnet. Wenn Sie dieses Organ verglei­chen mit irgendeinem Organ, das gerade für das Haupt, für den Kopf des Menschen charakteristisch ist, so können Sie das Auge neh­men. Das ist genau entgegengesetzt konstruiert, das ist ganz nach außen gerichtet. Und was es als Wechselbeziehung nach außen hat, das gibt es nach dem Innern des Menschen, nach dem Verständnis, nach dem Verstande ab. Sie haben in einem Organe des Hauptes das volle polarische Gegenbild eines Organes des übrigen Menschen. Der übrige Mensch hat seine Organe ganz nach dem Innern der Or­ganisation des Organismus gerichtet. Das Haupt hat seine wesentli­chen Organe nach außen geöffnet. Daher kann ich schematisch fol­gendes zeichnen (Tafel 13, oben):

Nehmen wir einmal an, das wäre die eine Metamorphose, das wä­re die andere Metamorphose, die hier in Betracht kommt, so müssen Sie sich vorstellen: erstes Leben, zweites Leben; dazwischen ist dann das Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Wir haben ein inneres Organ. Dieses innere Organ ist nach innen geöffnet. In­dem die Metamorphose wirksam ist zwischen dem Tode und einer

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neuen Geburt, kehrt sich die ganze Stellung und alles, was an dieses Organ geknüpft wird, um. Das Organ wird nach außen geöffnet. Es ist also so, wie wenn dasjenige, was da nach innen seine Tätigkeit entfaltet, in der nächsten Inkarnation nach außen seine Tätigkeit entfaltet. Sie müssen sich also vorstellen, daß da etwas vorgegangen ist zwischen den zwei Inkarnationen, was man nur vergleichen kann damit, daß Sie sich denken, Sie haben hier einen Handschuh, den ziehen sie an; und nunmehr nehmen Sie ihn und drehen ihn um, so daß dasjenige, was an die Hand anliegt, nach außen kommt und das, was früher nach außen, nach der Luft zu lag, nach innen kommt. Also die Metamorphose hat sich nicht nur so vollzogen, daß dasjenige, was da die übrigen Organe sind, sich etwa bloß umgebil­det hat, nein, es hat sich auch umgestülpt. Es ist das Innere, das nach innen Gewendete zum Äußeren, zum nach außen Gewendeten geworden. So daß wir sagen können: Die Organe - ich werde jetzt sprechen von Körper und Kopf als dem Gegensatze -, die Organe des Körpers metamorphosieren sich, indem sie sich umstülpen. Also unsere Augen wären in unserer vorhergehenden Inkarnation irgend etwas in unserem Bauche gewesen, wenn ich den Ausdruck eben ge­brauchen darf. Das hat sich umgestülpt in seinen Kräften und ist jetzt Augen geworden, und die haben die Fähigkeit erlangt, Nach-bilder zu erzeugen. Diese Fähigkeit, Nachbilder an der Außenwelt zu erzeugen, die muß auch von etwas herkommen. Wovon kommt diese Fähigkeit, Nachbilder zu erzeugen, her?

Nun, betrachten wir einmal die Augen, die Aufgabe der Lebens-tätigkeit des Auges, betrachten wir das einmal ganz unbefangen. Die Nachbilder beweisen uns ja nur, daß das Auge etwas Lebendiges ist, die Nachbilder beweisen uns ja nur, daß das Auge die Tätigkeit ein wenig festhält. Warum hält das Auge die Tätigkeit ein wenig fest? Lassen Sie uns von etwas Einfacherem ausgehen. Nehmen Sie einmal an, Sie greifen Seide an. Greife ich Seide an, so bleibt mir im Organ, im Gefühlsorgan eine Nachwirkung der Seidenglätte. Wenn ich wiederum an die Seide herankomme, so erkenne ich Seide wie­derum an dem, was es in mir bewirkt hat. So ist es auch beim Auge. Das Nachbild hat etwas zu tun mit dem Wiedererkennen. Die innere

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Lebendigkeit, die da in Betracht kommt, damit das Nachbild ent­steht, die hat etwas zu tun mit dem Wiedererkennen. Aber da drau­ßen, wenn es sich um das Wiedererkennen handelt, da bleiben die Dinge. Sie bleiben draußen. Wenn ich jetzt jemanden von Ihnen sehe und ihn morgen wieder treffe und ihn wieder erkenne, da steht er leibhaftig da.

Vergleichen wir das jetzt einmal mit dem, woraus das Auge als Metamorphose sich entwickelt hat in bezug auf die Tätigkeit. Sehen wir auf das Organ in unserem inneren Organismus, aus dem sich das Auge entwickelt hat. Da muß in einer gewissen Weise veranlagt sein dasjenige, was als die Fähigkeit des Nachbildens, als die Lebendig­keit des Auges erscheint, nur muß es nach innen gewendet sein. Da muß auch das etwas zu tun haben mit dem Wiedererkennen. Aber ein Erlebnis wiedererkennen heißt, sich daran erinnern. Suchen Sie also die ursprüngliche Metamorphose für die Tätigkeit des Auges in einem früheren Leben, so müssen Sie fragen nach der Tätigkeit des Organs, die wirkt für die Erinnerung. Diese Dinge lassen sich natür­lich nicht so bequem und einfach darlegen, wie man es heute liebt; aber sie lassen sich eben dem Wege nach andeuten. Und verfolgen Sie den Weg, dann werden Sie finden: alle unsere Sinnesorgane, die nach außen gerichtet sind, haben ihre Gegenbilder in unseren inne­ren Organen. Und diese inneren Organe sind ja zu gleicher Zeit die Organe der Erinnerung. Mit dem Auge sehen Sie dasjenige, was im äußeren Leben wiederkehrt; mit dem, was in Ihrer Leibeshöhle ent­spricht der früheren Metamorphose des Auges, erinnern Sie sich an die Bilder, die Ihnen das Auge vermittelt. Mit dem Ohre hören Sie die Töne; mit demjenigen, was in Ihrer Leibeshöhle dem Ohr ent­spricht, erinnern Sie sich an die Töne. Und so wird der ganze Mensch, indem er seine Organe nach dem Innern öffnet, zum Erinnerungsor­gan. Der ganze Mensch ist Erinnerungsorgan. Und wir stellen uns dem äußeren Leben gegenüber, wir nehmen dieses äußere Leben auf. Die materialistische Naturwissenschaft sagt, wir nehmen zum Beispiel Augenbilder auf; ihre Wirkungen übertragen sich auf den Augennerv. Damit ist es aber aus. Der ganze übrige Organismus ist für den Erkenntnisprozeß das fünfte Rad am Wagen. Das ist aber

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nicht wahr. Dasjenige, was wir wahrnehmen, geht in den übrigen Organismus über, und die Nerven haben mit der Erinnerung unmit­telbar gar nichts zu tun, sondern die übrigen Organe, die Organe, welche ihre Tätigkeit nach innen öffnen. Der ganze Mensch ist Erin­nerungswerkzeug, nur spezialisiert nach den verschiedenen Orga­nen. Der Materialismus erlebt die furchtbare Tragik - ich habe dar­auf schon aufmerksam gemacht -, daß er gerade das Materielle nicht erkennen kann, denn er bleibt in Abstraktionen stecken. Und der Materialismus wird immer abstrakter, das heißt filtrierter, geistiger, und er kann nicht in das Wesen der materiellen Erscheinungen ein­dringen. Er begreift nicht die Geistigkeit der materiellen Erschei­nungen. Zum Beispiel begreift er nicht, daß mit unserem Gedächt­nisse unsere inneren Leibesorgane viel mehr zu tun haben als das Gehirn, das nur die Vorstellungen vorbereitet, damit sie von den übrigen Leibesorganen aufgenommen werden. In dieser Beziehung ist unsere Wissenschaft - was denn eigentlich? - die fortgesetzte As­kese, das fortgesetzte einseitige Asketentum. Worin besteht denn dieses einseitige Asketentum? Darinnen, daß man nicht die mate­rielle Welt in ihrer Geistigkeit begreifen, sondern sie verachten, sie überwinden will, mit ihr nichts zu tun haben will. Unsere Wissen­schaft hat schon von der Askese das gelernt, daß sie überhaupt nichts mehr begreift von der Welt; daß sie ausdenkt, die Augen und die übrigen Sinnesorgane nehmen die Wahrnehmungen auf, übertra­gen sie aufs Nervensystem und dann auf irgend etwas, was man im Unbestimmten läßt. Nein, dann geht das über in den übrigen Orga­nismus. Da entstehen zunächst die Erinnerungen durch das Zurück-schwingen der Organe.

Das hat man in Zeiten, in denen eine falsche Askese nicht auf die Menschenanschauungen gedrückt hat, sehr wohl gewußt. Daher ha­ben die Alten, wenn sie zum Beispiel von «Hypochondrie» gespro­chen haben, nicht so gesprochen wie oftmals der moderne Mensch oder gar die Psychoanalytiker, daß die Hypochondrie nur etwas See­lisches sei, das da in der Seele wurzelt. Nein, Hypochondrie heißt ja Unterleibsknorpeligkeit. Die Alten haben ganz gut gewußt, daß das, was Hypochondrie ist, in einer Versteifung, in einer Verhärtung

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des Unterleibssystems seinen Grund hat. Und die englische Sprache, die noch auf einer Etappe steht, die gegenüber den andern europäi­schen Sprachen eine weniger vorgerückte Stufe darstellt, die hat in sich noch eine Erinnerung von diesem Zusammenklang des Materiel­len mit dem Geistigen. Ich erinnere nur an das eine. Man nennt im Englischen seelisch etwas «spleen», aber es ist nicht bloß seelisch. Die Milz heißt auch «spieen». Und der «spleen» hat mit der Milz sehr viel zu tun. Das ist nämlich nicht etwas, was man bloß aus dem Nervensystem zu erklären hat, sondern was man aus der Milz zu er­klären hat. Und so könnte sehr vieles gefunden werden. Der Genius der Sprache hat ja sehr vieles erhalten, und wenn auch die Worte et­was umgebildet sind für den seelischen Gebrauch, weisen sie doch auf dasjenige hin, was als eine Uranschauung der Menschheit gut funktioniert hat.

Sie sehen sich also die Welt an, nehmen sie als ganzer Mensch wahr, und indem Sie sie als ganzer Mensch wahrnehmen, wirkt sie auf Ihre Organe. Diese Organe passen sich den Erlebnissen, der Er­lebnisart an. Auf der Klinik, wenn man Anatomie treibt, ist Leber Leber; Leber eines Fünfzigjährigen, Leber eines Fünfundzwanzigjäh-rigen, Leber eines Musikers ist Leber; Leber eines, der von der Musik so viel versteht, wie der Ochs vom Sonntag, wenn er die ganze Wo­che Gras gefressen hat, ist auch Leber. Aber das Bedeutsame besteht darinnen, daß ein gewichtiger Unterschied ist zwischen der Leber ei­nes Musikers und der Leber eines Nichtmusikers, weil die Leber sehr, sehr viel zu tun hat mit dem, was widerklingt im Menschen von mu­sikalischen Vorstellungen. Ja, es nützt nichts, in asketischer Erkennt­nis die Leber als ein geringes Organ zu betrachten. Diese Leber, die scheinbar ein so geringes Organ ist, ist der Sitz alles dessen, was in der schönen Folge der Melodien lebt, und die Leber hat sehr viel mit dem Anhören einer Symphonie zu tun. Nur muß man natürlich sich klar sein, daß diese Leber auch noch ein Ätherorgan hat und daß das in erster Linie damit zu tun hat. Aber die äußere physische Leber ist eben gewissermaßen das Exsudat der Ätherleber und ist so gestal­tet, wie diese Ätherleber gestaltet ist. Ja, da bereiten Sie sich Ihre Organe zu, und wenn Sie nun ganz selbst sich überlassen wären,

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und insofern Sie sich selbst überlassen sind, würde ganz genau Ihr Sinnesapparat in der nächsten Inkarnation ein Abbild Ihrer Erlebnis­se gegenüber der Umwelt sein. Er ist es in gewisser Beziehung, nur ist er es nicht ausschließlich, denn es kommen uns in dem Leben zwischen dem Tode und neuer Geburt Wesen der höheren Hierar­chien zu Hilfe, welche bewirken, daß nicht immer alle jene Ungezo­genheiten, die wir begehen gegenüber unseren Organen, auch wirk­lich von uns schicksalsmäßig getragen werden müssen. Es wird uns geholfen zwischen Tod und neuer Geburt. Wir sind in bezug auf diesen Teil unserer Organisation nicht auf uns allein angewiesen.

Aber Sie sehen daraus, daß ein solcher Zusammenhang besteht zwischen dem ganzen übrigen Menschen und seinen Organen und seiner Kopforganisation. Der Körper wird Kopf, und den Kopf ver­lieren wir in bezug auf seine Kräftebildung mit dem Tod. Daher ist er auch wesentlich knöcherig in seiner Form und erhält sich länger als der übrige Organismus hier auf der Erde. Das ist nur das äußere Zeichen dafür, daß er uns verlorengeht für unsere folgende Inkarna­tion, für alles das, was wir durchzumachen haben zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.

Diese Dinge, die wurden von der alten atavistischen Weisheit wohl gefühlt, und sie wurden auch dann gefühlt, wenn jener große Zusammenhang des Menschen mit dem Makrokosmos gesucht wur­de, der in den alten Beschreibungen über die Himmelsbewegungen zum Ausdrucke kam. Der Genius der Sprache hat auch in dieser Be­ziehung manches erhalten. Sehen Sie, der Mensch - ich habe es Ih­nen das letzte Mal ausgeführt - macht innerlich den Tageskreislauf mit. Sie machen Anspruch darauf, jeden Tag zu frühstücken, nicht bloß am Sonntag. Sie machen Anspruch darauf, jeden Tag zu Mittag zu essen und Abendbrot zu essen, nicht bloß, daß Sie frühstücken am Sonntag, Mittagessen am Mittwoch und Abendessen am Sonn­abend; das tun Sie nicht. Sie unterliegen in bezug auf dasjenige, was Stoffwechsel mit der Außenwelt ist, dem Tageskreislauf. Diesen macht der Mensch innerlich mit. Dieser Tageskreislauf des Inneren, der entspricht im Menschen dem Tageskreislauf der Erde um ihre Achse. Solche Dinge wurden lebendig gefühlt in der Urweisheit. Da

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hat der Mensch gewußt, er ist nicht abgesondert von der Erde, er macht das mit, was die Erde macht. Und er wußte auch hinzudeuten auf dasjenige, was er da mitmacht. Wer Sinn hat für alte Kunstwer­ke, obwohl wir in den erhaltenen Kunsrwerken sehr wenig Gelegen­heit haben, diese Dinge uns noch anzuschauen, der kann selbst aus den alten Kunstwerken noch herausfühlen, wie eine lebendige Emp­findung da war bei den Alten vom Zusammenhange des Mikro­kosmos, des Menschen, mit dem Makrokosmos, aus der Stellung gewisser Figuren, aus der beginnenden Bewegung gewisser Figuren und so weiter; in denen sind zumeist kosmische Bewegungen nach­geahmt. Aber in etwas anderem liegt noch mehr.

Sehen Sie, bei allen oder bei den meisten Völkern finden Sie dem Tag die Woche gegenübergestellt. Sie haben auf der einen Seite, wenn ich so sagen darf, den Kreislauf des Stoffwechsels, was sich dar­in ausdrückt, daß Sie jeden Tag essen müssen zu denselben Mahl­zeiten. Aber der Mensch war niemals so, daß er nur nach diesem Kreislauf des Stoffwechsels gerechnet hat. Er hat hinzugefügt zu dem Tageskreislauf den Wochenkreislauf. Er hat unterschieden er­stens Sonne, Auf- und Untergang, dem Tageskreislauf entspre­chend; aber er hat hinzugefügt: Sonntag, Montag, Dienstag, Mitt­woch, Donnerstag, Freitag, Samstag - einen sieberifach so langen Zeitraum. Dann ist er wiederum zurückgekommen zum Sonntag. Gewissermaßen kommen wir nach 7 Kreisläufen wiederum zurück (Tafel 14, links). Das ist gefühlt in dem Gegensatze zwischen Tag und Woche. Aber mit diesem Gegensatz zwischen Tag und Woche wollte der Mensch noch viel mehr ausdrücken. Er wollte ausdrücken: der Tageskreislauf hängt mit der Sonne zusammen, mit dem Sonnen-umgang. Wir nennen ihn heute scheinbar; das geht uns augen­blicklich nichts an.

Nun haben wir einen siebenmal so großen Zeitraum, der wieder­um zur Sonne zurückkehrt, aber der alle Planeten in sich aufnimmt, Sonne, Mond, Mars, Merkur, Jupiter, Venus und Saturn. Der Wo­chenumgang nimmt alle Planeten in sich auf. Dadurch sollte gesagt werden: Wir haben einen Kreislau{ der dem Tag entspricht, einen andern Kreislauf, der einem siebenmal so großen Zeitraum entspricht,

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und der die Planeten in sich aufnimmt. Es sollte daraufhin­gedeutet werden: Nicht bloß dreht sich die Erde um ihre Achse, oder die Sonne geht herum, sondern das ganze System hat in sich auch eine Bewegung. Diese Bewegung könnte noch in manchem an­deren gesehen werden. Nehmen Sie einmal den Jahreskreislau{ so bekommen Sie im Jahr, wie Sie wissen, 52 Wochen. Das ist ungefähr das Siebentel der Zahl nach, der Tage im Jahreskreislauf. Das heißt, die Wochen, von demJahresanfangs- zum Jahresendpunkt gedacht, machen notwendig zu denken, daß dasjenige, was von den Wo­chen geschieht, in einer anderen Geschwindigkeit geschieht, als was vom Tageskreislauf geschieht.

Woher rührte denn das Gefühl, das eine Mal zu rechnen mit ei­nem Tageskreislauf, das andere Mal zu rechnen mit einem Wochen-kreislauf? Woher rührte denn dieses Gefühl? Das rührte von der Emp­findung des Gegensatzes zwischen der menschlichen Hauptesent­wickelung und der Entwickelung des ganzen übrigen Menschen her. Die menschliche Hauptesentwickelung, wir sehen sie in etwas repra­sentiert, worauf ich Sie auch schon aufmerksam gemacht habe, wir sehen sie repräsentiert in dem, was im Haupte sich herausbildet ungefähr in einem Jahreskreislauf: in der Zahnbildung, der ersten Zahnbildung, der Milchzahnbildung.

Wenn Sie den Zahnwechsel ins Auge fassen, so tritt er nach ei­nem siebenmal so großen Zeitraume ein, um das 7. Lebensjahr her­um. Man kann sagen: wie sich der einzelne Jahreskreislauf in bezug auf die Zahnbildung verhält zu dem Kreislauf in der Menschenent­wickelung, der bis zum Zahnwechsel hin wirkt, so verhält sich der Tag zur Woche. Das wurde gefühlt. Und es wurde deshalb gefühlt, weil man das andere richtig empfand: Zahnbildung, insofern die Milchzähne entstehen, ist vorzugsweise ein Ergebnis der Vererbung. Sie brauchen nur den Embryo anzuschauen, wie er sich eigentlich aus der Kopfbildung heraus entwickelt und das andere anschließt, so werden Sie auch verstehen, daß die Empfindung der Alten richtig war, die Milchzahnbildung mehr mit dem Kopf, die spätere Zahn-bildung mehr mit dem ganzen menschlichen Organismus in Zusam­menhang zu bringen. Das ist ein Ergebnis, das sich allerdings heute

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auch wiederum einstellt, wenn wir sachgemäß die Sache betrachten. Die Milchzähne sind an die Kräfte des menschlichen Hauptes ge­bunden. Die anderen Zähne sind an die Kräfte gebunden, die aus dem übrigen Organismus in das Haupt hereinschießen.

Damit aber haben Sie an einem besonderen Falle hingedeutet auf einen wichtigen Gegensatz des Hauptes und des übrigen menschlichen Organismus. Dieser Gegensatz ist zunächst ein zeitli­cher. Dasjenige, was im menschlichen Kopf vor sich geht, geht sieben­mal so schnell vor sich wie das, was im übrigen menschlichen Organis­mus vor sich geht. Übersetzen wir uns das einmal in eine vernünftige Sprache - wir haben es eben in einer realen Sprache ausgedrückt -, jetzt übersetzen wir uns das in eine vernünftige Sprache. Denken Sie sich einmal, Sie essen heute, Sie haben heute die entsprechenden Mahlzeiten gegessen, ordnungsgemäß gegessen. Aber was Sie da ge­gessen haben - Ihr Organismus verlangt, daß Sie es morgen wieder­holen. Aber Ihr Haupt, das hält ein anderes Tempo ein. Das Haupt muß 7 Tage lang warten, bis dasjenige, was heute von Ihrem übrigen Organismus aufgenommen worden ist, so weit ist, daß es vom Haup­te verarbeitet werden kann. Wenn morgen Sonntag ist und Sie es­sen, dann muß Ihr Haupt bis zum nächsten Sonntag warten, um die Früchte dieses Essens zu haben. Da geschieht nach einer 7tägigen Periode eine Wiederholung dessen, was Sie 7 Tage vorher in Ihrem Organismus vollbracht haben. Das fühlte man und drückte gleich­sam das dadurch aus, daß man sagte: die Woche hindurch braucht man, bis das Physisch-Leibliche geistig-seelisch wird.

Sie sehen, die Metamorphose besteht auch darinnen, daß dasje­nige, was eine siebenmal so lange Zeit braucht, in der einfachen Zeit wiederholt wird, wenn das nächste Leben folgt auf dieses Leben. Wir haben es also zu tun mit einer räumlichen Metamorphose da­durch, daß unser übriger Organismus, unser Körper, nicht bloß sich umwandelt, sondern umstülpt; und wir haben es zu tun mit einer zeitlichen Metamorphose, indem unsere Hauptesorganisation um 7 zurückgeblieben ist.

Es ist in der Tat diese menschliche Organisation nicht so einfach, als man es haben möchte im Sinne der heutigen bequemen Wissenschaft.

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Man muß sich schon darauf einlassen, diese Menschheitsorga­nisation komplizierter zu denken. Und studiert man den Menschen nicht, so kann man auch nicht studieren, an welchen Bewegungen des Weltenalls der Mensch teilnimmt. Deshalb sind die seit dem Be­ginn der Neuzeit beschriebenen Bewegungen des Weltenalls eben Abstraktionen, sind beschrieben mit Ausschluß von Menschen­kenntnis.

Das ist die Reform, die vor allen Dingen der Astronomie bevor­steht, daß wiederum der Mensch einbezogen werden muß, indem die Bewegungen des Weltenalls studiert werden. Natürlich werden dadurch die Studien etwas schwieriger als sie sonst sind.

Sehen Sie, Goethe hat aus einer großartigen Intuition heraus die Metamorphose des Menschenschädels aus dem Rückgrat, aus dem Wirbelknochen des Rückgrats in sich gefühlt, als er einmal in Venedig am Juden-Kirchhof einen glücklich gespalteten Schöpsenschädel fand. Der war so schön in seine einzelnen Stücke auseinandergefal­len, daß Goethe an diesem Schöpsenschädel die Umwandlung der menschlichen Rückgratswirbelknochen in Schädelknochen studieren konnte. Goethe hat dann das im einzelnen verfolgt. Die Wissen­schaft hat sich auch in einer gewissen Weise dieser Sache angenom­men. Sie finden interessante Beobachtungen, die der vergleichende Anatom Car/ Gegenbaur darüber gemacht hat, und Hypothesen, die er darüber aufgestellt hat - sehr schöne Dinge; aber eigentlich konnte Gegenbaur der Goetheschen Intuition nur Schwierigkeiten machen. Er findet nicht, daß man den richtigen Parallelismus der Wirbelknochen des Rückgrates mit den einzelnen Gebilden am Schädel angeben könne.

Ja, sehen Sie, warum das? Weil die Leute nicht ans Umstülpen denken, weil nicht bloß an ein Umwandeln zu denken ist, sondern an eine Umstülpung; daher kann nur annähernd eine Zusammen­fassung von Schädelknochen ähnlich sein dem Rückgratwirbel. Denn in Wirklichkeit werden ja die Schädelknochen in ihrer Form gebildet als das Ergebnis jener Kräfte, die auf den Menschen wirken zwischen dem Tode und einer neuen Geburt und müssen daher we­sentlich anders ausschauen, als bloß umgewandelte andere Knochen.

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Umgestülpt sind sie. Dieses Umstülpen, das ist dasjenige, was in Betracht kommt. Und jetzt werden Sie eines vor allen Dingen begreifen.

Nehmen Sie einmal an, das wäre gewissermaßen schematisch der obere Mensch, der Kopfmensch. Alle Wirkungen gehen von außen nach innen. Das wäre der übrige Mensch (Tafel 14, rechts). Alle Wirkungen gehen von innen nach außen, aber sie bleiben in dem organischen Inneren des Menschen. So daß wir sagen können: Der Mensch steht durch seinen Kopf mit der Umwelt in Beziehung, durch seinen übrigen Organismus mit dem, was in ihm selbst vor sich geht. Der abstrakte Mystiker sagt: Schaue in dein Inneres, dann findest du das Wesen der Außenwelt. - Das ist aber nur sehr abstrakt gedacht, denn so stimmt es nicht. Das Wesen der Außenwelt finden wir nicht, wenn wir alles dasjenige innerlich betrachten, was von au­ßen auf uns einwirkt, sondern erst dann, wenn wir tiefer gehen, wenn wir erst uns als eine Dualität betrachten und aus einem ganz anderen Teile unseres Wesens die Welt wieder erstehen lassen. Das ist der Grund, warum bei der abstrakten Mystik so wenig heraus­kommt und warum es notwendig ist, auch hier an einen inneren Prozeß zu denken, nicht bloß an ein abstraktes Umwandeln der äußeren Anschauung.

Sehen Sie, ich möchte ja keinem von Ihnen zumuten, das Mittag­essen vor sich stehen zu lassen und durch den schönen Anblick gesät­tigt sein zu sollen. Das geht nicht, nicht wahr. Es würde das Leben nicht unterhalten werden können. Wir müssen den Prozeß herbei­führen, der zunächst in 24 Stunden abläuft, und wenn wir den gan­zen Menschen, den Hauptesmenschen dazugenommen, ins Auge fassen, nach 7 Tagen erst abläuft. Dasjenige aber, was geistig aufge­nommen wird, das muß ebenso wirklich aufgenommen werden, kann nicht bloß angeschaut werden, muß innerlich verarbeitet wer­den, braucht auch eine siebenmal so lange Periode. Daher ist es not­wendig, zunächst das, was aufgenommen wird, intellektuell zu ver­arbeiten. Aber damit es wiedergeboren werden kann, haben wir 7 Jahre verlaufen zu lassen. Dann taucht es erst wiederum auf. Dann wird es erst dasjenige, was es werden soll. Das war ja der Grund,

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warum, nachdem angefangen worden ist so um 1901 mit der Anthroposophischen Gesellschaft, geduldig 7 Jahre, dann sogar 14 Jahre gewartet worden ist auf das, was da herauskommt.

Nun, an diesem Punkte will ich heute lieber schließen! Wir wer­den morgen dann davon weiter reden.

ACHTER VORTRAG Dornach, 24. April 1920

#G201-1987-SE119 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

ACHTER VORTRAG

Dornach, 24. April 1920

#TX

Ich möchte zunächst einige Bemerkungen, die im Laufe der letzten Betrachtungen vorgekommen sind, in einer gewissen Form heute wieder vorbringen. Sie wissen, daß die Zugehörigkeit des Menschen zum ganzen Weltenall älteren Erkenntnisrichtungen viel näher gele­gen hat als unserer Gegenwart. Wenn wir zurückgehen würden noch in die ägyptisch-chaldäische Kulturperiode, so würden wir finden, daß in jener Kulturperiode, also selbst auch nur im zweiten Jahrtau­send vor unserer Zeitrechnung, der Mensch sich nicht gefühlt hat wie ein abgesondertes Wesen, das hier auf dem Erdball herumläuft, sondern wie ein Wesen, das zu der ganzen sichtbaren Welt gehört. Der Mensch wußte, daß er in einer gewissen Weise allerdings abhän­gig ist von der Erde. Das ist ja leicht wahrzunehmen. Das ist etwas, was selbst das Zeitalter des Materialismus nicht ableugnet, denn das Zeitalter des Materialismus gibt ja auch zu, daß der Mensch in bezug auf seinen physischen Stoffwechsel abhängig ist von den Produkten der Erde, die er in sich aufnimmt. Der Mensch der Vorzeit wußte sich aber - allerdings mit einem atavistischen Erkennen - in bezug auf sein Seelisches abhängig auf der einen Seite von den Elementen Feuer, Wasser, Luft, und auf der andern Seite von den Planetenbe­wegungen. Das bezog er ebenso auf sein Seelisches, wie er die Pro­dukte der Erde auf seinen physischen Stoffwechsel bezog. Und er be­zog dasjenige, was im Sternenhimmel ist außer dem unmittelbaren Planetensystem, auf seinen Geist.

So also wußte sich der Mensch in Zeitaltern,in denen von Mate­rialismus nicht die Rede sein konnte, im Schoße des ganzen Welten-alls. Sie können nun fragen: Ja, wie kommt es denn, daß dazumal der Mensch in bezug auf die Bewegungen der Himmelskörper in ei­nem so gewaltigen Irrtum war, während er heute im materialisti­schen Zeitalter es so herrlich weit gebracht hat, gerade mit Bezug auf diese äußeren Vorgänge des Weltenalls das Richtige zu wissen? -Nun. wir haben schon einige Zeit von diesen Dingen gesprochen

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und darauf hingewiesen, daß ja der Mensch heute durchaus an die Bewegungen, die ihm von der sogenannten Wissenschaft für die Sternenwelt vorgeschrieben werden, auch nur aus gewissen Vorurtei­len heraus glaubt. Davon wollen wir dann morgen noch ein Weiteres sprechen. Jetzt aber wollen wir vor allen Dingen einmal darauf se­hen, wie ja den Menschen der Gegenwart ganz und gar verlorenge­gangen ist ein Bewußtsein davon, daß dasjenige, was zum ganzen Menschen gehört, ja nicht gefunden werden kann in der irdischen Welt, so wenig als in der sichtbaren Sternenwelt. Es ist doch nicht möglich, eine richtige Anschauung zu gewinnen auch über die sicht­bare Sternenwelt, wenn man nicht zu dem äußerlich-physischen Le­ben das Überphysische in der Betrachtung hinzufügt, das ja der Mensch durchzumachen hat zwischen dem Tod und einer neuen Ge­burt. Darauf haben wir ja bereits auch gestern wiederum hingewie­sen, wie die Gesamtmetamorphose des Menschen in diesem Wechsel zwischen irdischem Leben und überirdischem Leben drinnensteht; wie diejenigen Organe, die wir heute als die des niederen Menschen betrachten, die Organe, von denen wir gestern sagten, daß sie sich nach innen öffnen, wie diese sich umbilden in bezug auf ihre Kräfte

- selbstverständlich nicht in bezug auf ihre Substanz - in der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, und zu dem sogenann­ten edleren Organ, zu dem Kopforgan werden. Unser physischer Kopf, er ist ja in der Tat nichts weiter in bezug auf seine Kraft-struktur, als die Umbildung des sogenannten niederen Menschen aus dem vorigen Erdenleben.

Wenn wir dies uns wirklich vor Augen führen, so können wir ja zunächst im Geiste darauf hinschauen, wie zwischen dem Tod und einer neuen Geburt der Mensch einen gewissen Inhalt seines Erle­bens hat, wie er einen Inhalt hier hat zwischen der Geburt und dem Tode. Aber diese Inhalte seines Erlebens sind wesentlich andere. Wenn wir uns schematisch klar machen wollen, worinnen der Unter­schied besteht, so können wir sagen: Wenn hier (Tafel 15, Mitte oben) der Mensch ist zwischen der Geburt und dem Tode, so hat der Mensch den Umkreis zu seinen Erlebnissen, den räumlichen Um­kreis und dasjenige, was in der Zeit verläuft; das hat er zu seinen Erlebnissen.

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Sie wissen ja, däß zum allergeringsten Teile der Mensch hier auf dieser Erde sein eigenes inneres Leben zum wirklichen Er­lebnis hat. Die inneren Vorgänge des Organismus werden ja nicht erlebt. Sie wissen von dem, was um Sie ist. Von dem, was innerhalb der Haut ist, ist dem Menschen unmittelbar ja nichts bekannt, denn die Bekanntschaft, welche uns Anatomie und Physiologie liefern, die kann ja nicht als wirkliche Bekanntschaft gerechnet werden, denn sie ist durchaus so, daß wir ja in das wirkliche Innere durch die entsprechenden Untersuchungen doch nicht hineinschauen. Nur eine Illusion kann glauben, daß man in das Innere wirklich hinein-schaut. Und nur Geisteswissenschaft kann nach und nach dieses Innere wirklich enthüllen.

Aber wie ist es in der Zeit zwischen dem Tod und einer neuen Geburt? Da müssen wir uns sagen, wir schauen in einer gewissen Weise von der Peripherie nach dem Zentrum (Tafel 15, rechts oben). Da wissen wir so wenig von der Peripherie, wie wir in dem Leben zwischen Geburt und Tod von dem Zentrum, von unserem Innern wissen. Dafür aber schauen wir während dieser Zeit die Geheim­nisse, die Mysterien des Menschen selber. Dasjenige, was verborgen ist in unserem Innern innerhalb unserer Haut, das schauen wir als unsere Erfahrung zwischen dem Tod und einer neuen Geburt.

Sie werden vielleicht sagen, dann sei diese Welt doch eine furcht­bar kleine, die wir da schauen zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Aber auf die räumliche Größe kommt es eben nicht an. Es kommt auf die Reiche oder Armut des Inhaltes an, nicht auf die räumliche Größe. Gerade das muß uns immer wieder und wieder zum Bewußtsein kommen, daß es auf die Reiche oder Armut des In­haltes ankommt. Wenn Sie alles zusammennehmen, was Sie im mi­neralischen Reiche, im pflanzlichen, im tierischen Reiche, im Reiche der Wälder und Berge, im Reich der Gestirne hier von der Erde aus wahrnehmen, so ist das noch nicht zu vergleichen an Reichtum mit dem, was der Mensch selbst in seinem Innern an Mysterien enthält.

Der wirkliche Vorgang ist etwa der, daß wir die Strukturkräfte des Hauptes verlieren, wenn wir durch den Tod gehen. Die haben ihre Dienste getan. Dagegen werden diejenigen Strukturkräfte aufgenommen

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von der geistigen Welt, welche eben Strukturkräfte sind des übrigen Organismus. Und sie werden aus den inneren Erlebnis­sen, die jetzt die peripherischen Erlebnisse sind, so umgewandelt, daß, nachdem die Zeit dafür reif geworden ist, aus der geistigen Welt herein das Haupt des Menschen im Leibe der Mutter determi­niert wird.

Sie müssen sich durchaus klar darüber sein, daß das, was als der erste Anfang des Prozesses der Menschwerdung im Leibe der Mutter vor sich geht, ein Ergebnis ist des ganzen Kosmos. In der Befruch­tung wird nur Veranlassung dazu gegeben, daß eine gewisse Wir­kung von dem Kosmos in einen Menschenleib herein geschieht. Und dasjenige, was zuerst bei der Menschenbildung entsteht, ist durch­aus ein Abbild des ganzen Kosmos. Wer studieren will den Embryo von seinen ersten Stadien an, der muß studieren diesen Embryo als ein Abbild des ganzen Kosmos. Das sind die Dinge, die heute fast ganz übersehen werden.

Worauf schaut man denn eigentlich heute, wenn man von Men­schenentstehung im physischen Sinne spricht? Man schaut auf die Vererbungslinie. Man sieht, wie in dem Elternorganismus der Kin­desorganismus sich bildet und weiß nicht, daß in dem Elternorganis­mus tätig sind die kosmischen Kräfte, die außer uns sind in unserer Umgebung, weit hinaus in das Weltenall reichend, daß der ganze Makrokosmos seine Kräfte spendet in das Menschenwesen, damit ein neues Menschenwesen entstehen könne.

Das ist ja überhaupt der Fehler unserer Weltenbetrachtung von heute, daß wir nirgends hinschauen auf den Makrokosmos, daß wir uns niemals bewußt werden, worin die Kräfte liegen, die wir beob­achten. Sehen Sie, ich muß doch noch einmal auf dieses zurückkom­men: Der heutige Physiker oder Chemiker sagt, es gibt Moleküle; die Moleküle bestehen aus Atomen (Tafel 16, links oben). Die Atome haben Kräfte, durch die sie aufeinander wirken. Das ist eine Vorstellung, die eigentlich ganz und gar nicht der Wirklichkeit ent­spricht. In Wahrheit ist es beim kleinsten Molekül so, daß auf dieses Molekül der ganze Sternenhimmel wirkt. Nehmen wir an, hier wäre ein Planet, dort wäre ein Planet und so weiter (Kreislein der Zeichnung

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rechts), dann Fixsterne. Die Fixsterne senden Kräfte herein. Diese Kräfte, die hereingesendet werden, schneiden sich in der man­nigfaltigsten Weise, bilden Schnittpunkte. Die Planeten senden auch ihre Kräfte herein, die sich schneiden, so daß in diesem Mole­kül überall nichts anderes ist als die Zusammenfassung der Kräfte des Makrokosmos. Es ist die Sehnsucht der heutigen Wissenschaft, endlich die Mikroskopie so weit zu treiben, daß man die Atome in einem Molekül betrachten kann. Diese Betrachtungsweise muß auf­hören. Statt mikroskopisch die Struktur des Moleküls untersuchen zu wollen, schaue man sie an draußen im Sternenhimmel, in der Konstellation des Sternenhimmels; das Kupfer in der einen, das Zinn in der andern Konstellation. Man schaue an die Struktur der Moleküle, die sich nur abspiegelt im Molekül, draußen im Makro-kosmos. Statt bei allem ins Kleinste hineinzugucken, sollte man den Blick hinauswenden ins Größte, denn da ist zu suchen dasjenige, was im Kleinsten lebt.

Und so wirkt die materialistische Denkweise auch auf anderen Gebieten. Sehen Sie, Sie werden heute von manchem, der nun auch glaubt, etwas sagen zu können über den Fortschritt der Er­kenntnis, sagen hören: Oh, der Materialismus des 19. Jahrhunderts ist ja überwunden. - Nein, er ist solange nicht überwunden, solange man atomistisch denkt, solange man nicht die Gestaltung, die Kon­figuration des Kleinsten im Größten sucht. So ist der Materialismus, in der Menschheit betrachtet, auch nicht überwunden, wenn man nicht einzugehen weiß auf die Beziehung des Menschen zum Größ­ten, zum ganzen Weltenall.

Nun treffen wir da aber ja sogleich eine neue, ich möchte sagen, ungeheuerliche Spur des Materialismus, auf die ich schon öfter auf­merksam gemacht habe. Und wir treffen diese Spur gerade oftmals in gewissen Richtungen der sogenannten Theosophie. Da ist die physische Materie, dann der Äther, nur dünner, aber im übrigen so ähnlich wie die physische Materie, nur dünner; das Astralische wie­der dünner; dann kommen noch allerlei andere schöne Dinge, im­mer dünner und dünner und dünner. Das ist - ob man das nun astralische Welt. Kama Manas oder wie immer nennt -, das ist deshalb

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nicht spirituell, das bleibt materialistisch. Will man wirklich zum Verständnis der Welt kommen, dann muß man bereits das schwer Materielle beim Äther aufhören lassen. Dann muß man sich klar sein, daß der Äther nicht mehr solche Materie ist wie diejenige, von der wir als den Raum eifüllend sprechen. Wenn wir von der Mate­rie, die den Raum füllt, sprechen, so denken wir uns, wenn ich sche­matisch spreche, eben den Raum ausgefüllt mit Materie. Wenn wir aber von Äther sprechen, so dürfen wir uns nicht den Raum ausge­füllt denken von Materie, sondern wir müssen uns den Raum ent­leert denken von Materie. Wenn gewöhnliche Materie an etwas an­stößt, so drückt es dieses, schiebt es weiter. Wenn Äther sich diesem nähert, so saugt er das an sich und zieht es in sich herein (Tafel 15, links oben). Es ist die gerade entgegengesetzte Wirkung zu der gewöhnlichen Materie. Der Äther übt Saugwirkungen. Wenn der Äther nicht Saugwirkungen übte, dann schauten Sie hinten so aus wie vorne, denn schon in dem, was die Verschiedenheit des Menschen macht hinten und vorne, ist ein Ergebnis auf der einen Seite der drückenden Wirkung der Schwere-Materie und der saugenden Wir­kung der Äther-Materie oder des Äthers. Ihre Nase wird herausge­trieben aus Ihrem Organismus durch die Schwere-Materie, Ihre Au­genhöhle wird hineingesaugt durch die saugende Kraft des Äthers. Und so, indem Sie hinten anders sind wie vorne, vorne anders sind wie hinten, wirkt in Ihnen drückende und saugende Substantialität.

Sehen Sie, solche Dinge beachtet man eigentlich gar nicht, an sie denkt man heute im materialistischen Zeitalter gar nicht. Wenn man weiter von dem Astralen spricht, dann kann man weder denken an die dreifach ausgedehnte, dreidimensionale physische Materie, noch an den saugenden Äther, sondern da muß man an ein Drittes denken, das die Vermittelung zwischen beiden bildet. Und denkt man nun gar an dasjenige, als das man sich das Ich-Wesen vorzustel­len hat, da hat man an ein Viertes zu denken, das wiederum vermit­telt auf der einen Seite die saug-drückende Wirkung von Äther und physischer Materie und auf der andern Seite die astrale Substantia­lität. Das sind die Dinge, welche berücksichtigt werden müssen (Tafel 15, Mitte unten).

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Sie können nicht sagen: Ja, wenn der Äther bloß eine saugende Wirkung hat, woher kommt es denn, daß der Äther wahrnehmbar ist? Es ist eben so, daß der Äther sich so verhält zu der Schwere-Mate­rie, wie sich - im Bilde ist das jetzt gesprochen, gleichsam auf einem anderen Niveau - verhält, was ich hier in einer Selterswasserflasche habe (Tafel 16, links). Da habe ich da drinnen Wasser und darin­nen Perlen. Nicht wahr, das Wasser sehe ich nicht, aber die Perlen sehe ich, trotzdem die Perlen dünner sind. Und so ist es, daß auch in gewissen Fällen der Äther, der überhaupt eine Aussparung der physischen Materie ist, der der physischen Materie gegenüber das Entgegengesetzte ist, daß der auch wahrgenommen werden kann.

Nun werden Sie sehen aus dem eben Dargestellten, daß ja aller­dings, wenn wir sprechen von dem Leben zwischen dem Tod und ei­ner neuen Geburt, wir uns tatsächlich zu denken haben, daß dieses Leben außerhalb des Raumes, des gewöhnlichen Raumes, den wir hier wahrnehmen, gelebt wird, und unsere Anstrengung müßte da­hin gehen, eine Vorstellung von diesem Außerhalb-des-Raumes zu gewinnen. Sie werden sie gewinnen, wenn Sie sich zuerst versu­chen vorzustellen den erfüllten Raum. Das können Sie sich vorstel­len. Sie brauchen sich nur einen Tisch vorzustellen; der erfüllt den Raum. Dann gehen Sie über von dem erfüllten Raum zum leeren Raum. Nun werden Sie sagen: Leerer Raum - das kann nicht mehr überboten werden. - Ich habe Ihnen gesagt, das ist geradeso ge­scheit, als wenn jemand sagt: Ich habe mein Portemonnaie voll Geld, da nehme ich immerfort heraus, bis ich nichts mehr habe; das Nichts kann nicht mehr überboten werden. Es kann überboten wer­den. Ich mache Schulden, dann habe ich weniger als nichts in mei­nem Beutel. Und so kann auch der leere Raum überboten werden. Wenn er von Äther erfüllt ist, ist er weniger als leer, ist er von nega­tiver Entität.

Und dasjenige, was die Vermittelung bildet, was auch in Ihnen als astralischer Leib die Vermittelung bildet zwischen dem Saugen­den und dem Drückenden, das ist eben das Astralische. Sehen Sie, es gäbe keine Beziehung zwischen Ihrem Vorne und Hinten, die nicht gleich sind, sondern verschieden sind, weil in Ihnen Saug- und

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Druckwirkungen sind, wenn in Ihnen nicht Astralität tätig wäre, die die Vermittelung bildet. Sie werden sagen: Ich bemerke diese Ver­mittelung nicht. - Ja, bitte, verfolgen Sie den Verdauungsprozeß, dann werden Sie schon sehen, daß diese Vermittelung da ist, daß sich diese Vermittelung sehr genau ausdrückt. Da ist das Astralische drinnen tätig. Und die Tätigkeit des Astralischen beruht gerade auf dem Gegensatze der vorderen Wesenheit und der rückwärtigen We­senheit des Menschen, ebenso, wie nun die Vermittelung durch das Astralische hindurch zwischen dem oberen und dem unteren Men­schen auf der Ich-Wesenheit beruht. So handelt es sich darum, die­sen Menschen, wie er vor uns steht, konkret aufzufassen, wirklich konkret aufzufassen, und uns dazu klar zu sein darüber, daß, indem der Mensch hier zwischen Geburt und Tod lebt, er sein Astralisches und sein Ich im Saugenden und Drückenden abdrückt, und daß er zurückträgt seine Wesenheit in dasjenige, was hier auf dieser Erde nur die Vermittelung bildet zwischen Vorne und Hinten und Oben und Unten.

Ja, diese Vermittelung zwischen Vorne und Hinten, Oben und Unten, was ist denn das? Sehen Sie, das ist dasjenige, was wir in uns erleben, indem wir unser Gleichgewicht erleben. Wir schnappen mit dem Kopf nicht nach vorne und nach rückwärts über; wir können uns auch aufrichten. Wir ordnen uns in die Gleichgewichtslage ein. Das sehen wir nicht, das erleben wir. In das leben wir uns zunächst ein, was wir im Leben hier nicht berücksichtigen; in das leben wir uns zunächst ein, wenn wir durch die Pforte des Todes gehen. Wenn wir nur Augen hätten, es wäre dann finster um uns, wenn wir nur Ohren hätten, es wäre dann stumm um uns. Aber wir haben auch einen Gleichgewichtssinn und einen Bewegungssinn. Da wird es er­lebbar in uns. Wir machen mit dasjenige, was in der Welt Gleich-gewicht und Bewegung bedeuten. Wir finden uns hinein in die Be­wegungen der Außenwelt.

Sehen Sie, hier in dem Leben zwischen Geburt und Tod, da erle­ben wir eigentlich nur die Wirkung der Erdbewegung um ihre Achse im täglichen Stoffwechsel. Wir müssen täglich frühstücken, täglich mittagsmahlen, und das, was da geschieht, das geschieht in 24 Stunden

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und ist gleichlaufend der Umdrehung der Erde um ihre Achse. Diese zwei Dinge gehören zusammen. Das eine ist ein Beweis für das andere. So gehören sie zusammen. Wenn wir sterben, dann wird diese Bewegung der Erde etwas ganz Reales, wie hier die sicht­baren Dinge. Dann leben wir mit diese Bewegung der Erde. Dann beginnen wir zunächst damit, daß wir diese Bewegung der Erde miterleben.

Und so erleben wir noch andere Bewegungen des Sternenhim­mels mit. Wir erleben sie mit, und es ist auch eigentlich in dieser Zeichnung (Tafel 15, rechts oben) das Miterleben schon drinnen, denn Sie dehnen sich ja in den Weltenraum hinaus nicht wie eine Qualle aus, sondern Sie machen das Leben dieses Weltenraumes mit, und als ein das Leben des Weltenraumes miterlebendes Wesen erleben Sie das Innere des Menschen. Hier zwischen Geburt und Tod sagen Sie: Mein Herz ist in meiner Brust, in dem Herzen laufen zusammen die Säftebewegungen der Blutzirkulation; in einem ge­wissen Reifestadium zwischen Tod und neuer Geburt sagen Sie: In meinem Innern ist Sonne - und Sie meinen die wirkliche Sonne, von der sich die Physiker einbilden, sie wäre ein Gasball, die aber etwas ganz anderes ist. Sie erleben die wirkliche Sonne. Sie erleben die Sonne zwischen Tod und neuer Geburt so, wie Sie hier Ihr Herz erle­ben. Und wie die Sonne hier für Ihr Auge sichtbar ist, so ist zwischen dem Tod und einer neuen Geburt das Herz in seinem Werden auf dem Wege zur Zirbeldrüse in einer wunderbaren metamorphosi­schen Umbildung die Ursache grandioser Erlebnisse zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Ihr ganzes Blutsystem erleben Sie in Umwandelung, natürlich immer nicht die Substanz, sondern die be­wegenden Kräfte. Hier haben Sie Ihr Blutsystem in sich. Indern Sie zwischen Tod und neuer Geburt weiterleben, werden diese Kräfte, die im Blutsystem liegen, immer andere. Und wenn Sie wiederum hier ankommen in einem neuen Erdenleben, dann sind das die Kräfte des neuen Nervensystems geworden. Sehen Sie sich an auf den heutigen Tafeln der Anatomie oder der Physiologie das Bild der Nervenstränge und der Blutzirkulation; sehen Sie sich an die Blut­zirkulation: eine Inkarnation. Daraus wird in der nächsten Inkarnation

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das Nervenleben. Und wenn ich sage: Kopfsystem, Brust-system, Gliedmaßensystem, so dürfen Sie auch das nicht nur so sche­matisierend nebeneinanderstellen, denn die Dinge gehen ineinan­der. Sehen Sie sich den Wunderbau des menschlichen Auges an:

Blutgefäße, Aderhaut, Netzhaut. Die letzten beiden sind Metamor­phosen voneinander. Was heute Netzhaut ist, war in der vorherge­henden Inkarnation Aderhaut, und was heute Aderhaut Ihres Auges ist, wird in der nächsten Inkarnation Netzhaut sein - allerdings nicht gerade so unmittelbar. Aber es ist trotzdem das gültig, was ich ge­sagt habe. Sie sehen, ein wirkliches Verständnis des Menschen, der vor uns steht, kann man nicht gewinnen, wenn man den Menschen nur so betrachtet, wie er sich zwischen der Geburt und dem Tod oder höchstens durch die Kräfte der physischen Vererbung ent­wickelt. Denn durch all das verstehen wir höchstens die Dinge bis, sagen wir, zu der Säftebewegung. Aber diese Säftebewegung ist ja auch das Letzte, was wir da verstehen. Die Nervenanlagen eines gegenwärtigen Lebens sind das Ergebnis eines vorigen Lebens und sind aus dem gegenwärtigen Leben überhaupt nicht zu verstehen.

Ich bitte Sie nun, nicht etwa einzuwenden: Ja, die Tiere haben ja auch Nerven, und die haben keine früheren Leben. - So die Welt zu beurteilen, heißt eben, sie sehr kurzsichtig zu beurteilen. Wenn das Nervensystem beim Menschen in seinen Kräften die Umwandelung des Blutsystems im vorigen Leben ist, so muß bei den Tieren nicht auch dasselbe für das Nervensystem gelten. Sonst, wenn Sie eine sol­che Legik anwenden würden - sie wird allerdings heute vielfach an­gewendet -, dann bedeutet das ganz genau dasselbe, wie wenn Sie zu einem Raseur hineingehen, bei ihm eine Anzahl Rasiermesser finden und sagen: Bitte, das wollen wir uns einmal als Besteck kau­fen für unseren Mittagstisch, denn Messer gehören zum Essen! - Ra­siermesser nur just nicht, sondern die gehören zu etwas anderem! Es trägt nicht ein Dinge in dieser Weise seine unmittelbare Bestim­mung in sich, ebensowenig ein Organ. Das Organ beim Menschen ist etwas ganz anderes als das Organ beim Tiere. Es kommt darauf an, wozu man das Organ verwendet. Man sollte nicht vergleichen Nervensystem mit Nervensystem, nämlich Menschennerven mit

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Tiernerven, sondern man sollte darauf sehen, daß allerdings der Menschennerv dem Tiernerv gegenüber etwas Ähnliches geworden ist wie das Rasiermesser gegenüber dem Tischmesser, so daß man auf dem gewöhlichen Wege der materialistischen Untersuchung zu nichts kommen kann. Das ist aber der Weg, der heute hauptsächlich eingeschlagen wird.

Und dieser Weg, der verhindert, daß nun wirklich ins Auge ge­faßt wird, was den Menschen als Produkt der geistigen Welt erklär­lich macht. Denn sehen Sie, unsere religiösen Bekenntnisse, wie sie sich nach und nach entwickelt haben, haben auch - das habe ich schon öfter gesagt - sehr dem Egoismus gefrönt, gedient. Sie gehen ja fast allein darauf hinaus, dem Menschen sein Fortleben nach dem Tode bloß zu beweisen, weil er das in seinem Egoismus verlangt. Aber ebenso wichtig ist es, dem Menschen die Fortsetzung zu be­weisen des vorgeburtlichen Lebens, daß der Mensch begreift: hier auf dieser Erde habe ich ein Fortsetzer dessen zu sein, was ich zwi­schen dem Tod und meiner jetzigen Geburt war. Ich habe ein geistiges Leben hier fortzusetzen. Das frönt allerdings weniger dem Egoismus, aber es ist zu gleicher Zeit etwas, was wiederum in die Kultur einfließen muß, damit diese unsere Kultur die Menschen von den antisozialen Instinkten befreit. Denken Sie nur einmal, was es heißen wird, wenn man ein menschliches Antlitz betrachten und sagen wird: Das ist nicht von dieser Welt, daran hat gearbeitet die geistige Welt zwischen dem letzten Tode und dieser Geburt; was es heißen wird, wenn man in dem Materiellen schon sehen wird das Bild der geistigen Arbeit zwischen dem Tod und einer neuen Ge­burt. Es wird in der Tat eine andere Art der Bildung sein, die dann unter den Menschen ist, und diese andere Art der Bildung wird eine andere Gesinnung zuwegebringen. Und diese Gesinnung wird es nicht zulassen, daß wir den Sternenhimmel erblicken und da bloß eine große Maschinerie sehen von sich gegenseitig Newtonisch an­ziehenden Sternen. Dies auch, wenn man davon absieht, daß heute die Abstraktion auf den höchsten Gipfel gekommen ist.

Sehen Sie, die Abstraktion ist schon sehr stark in unserem ge­wöhnlichen Sonnen- und Planetensystem enthalten. Aber heute

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treibt die Abstraktion ganz kuriose Blüten. So zum Beispiel werden Sie heute durch einen großen Teil der populären Literatur gehen sehen die Glorifizierung einer gewissen Idee, die zum Beispiel Ein­stein gehabt hat. Da wird gesagt, durch diese Idee sei die Gravi­tation erschüttert. Denn man stelle sich einmal vor (Tafel 15, rechts unten), weit weg von allen Weltenkörpern, so daß kein Schwerefeld wirkt, sei ein Kasten. In diesem Kasten befinde sich ein Mensch; der halte in seinen zwei Händen einen Stein und eine Flaumfeder. Er ist irgendwo, wo es keine Weltenkörper gibt, in einem Kasten und hält einen Stein und eine Flaumfeder in dem Kasten drinnen. Jetzt läßt er sie los, und siehe da, sie fangen an zu fallen. Sie fallen auf den Boden herunter. Ja, sagt Einstein, da wird der Mensch vielleicht sa­gen: Der Stein und die Flaumfeder fallen auf den Boden herunter. Aber so braucht es nicht zu sein, sondern da oben kann ein Seil an­gebracht sein, das hängt da (Zeichnung) - wo, das weiß ich nicht! -und statt dessen, daß der Stein und die Flaumfeder herunterfallen, wird der ganze Kasten da heraufgezogen. Der Stein und die Flaum­feder - weil ja kein Weltenkörper in der Nähe ist - fallen nicht, son­dern sie bleiben da; aber der Kasten wird in die Höhe gehoben, und der Stein und die Flaumfeder bleiben an derselben Stelle. Wie der Ka­sten da bei ihnen angekommen ist mit seinem Boden, nitimt er sie mit.

Diese Erörterung einer äußersten Abstraktion können Sie heute als die moderne Relativitätstheorie Albert Einsteins geschildert fin­den. Denken Sie, wie weit die Menschheit abgekommen ist vom Wirklichkeitsdenken! Man redet von Relativität. Schön, das kann man. Aber denken Sie sich einmal, was werden sollte, wenn die ganze Vorstellung nur ernst genommen würde: ein Kasten da, weit weg von allen Weltenkörpern, kein Weltenkörper in der Nähe, der den Stein und die Flaumfeder anziehen könnte, ein Mensch da drin­nen! Luft ist nur in der Nähe von Weltenkörpern, aber der ist da ganz froh darinnen mit seinem Stein und seiner Flaumfeder; die brauchen nicht zu atmen natürlich. Und der Kasten ist außerdem aufgehängt, wird da hinaufgezogen.

Das ist noch eine Steigerung jenes Newtonschen Stoßes, der dem Weltenkörper gegeben wird in der Tangente, damit er mit Zentrifugaikraft

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zu der Zentripetaikraft noch fortfliegen könne. Aber solche Dinge bilden heute tatsächlich den Gegenstand wissenschaftlicher Erörterung, und man hält sie für große Taten, während sie nichts anderes sind als Zeugnis dafür, wie man bei der äußersten Abstraktion angekommen ist und wie der Materialismus es gerade dahin ge­bracht hat, daß der Mensch nichts mehr weiß von der Materie, daß der Mensch in Gedankengebilden leben kann, die fernliegen aller Wirklichkeit.

Nur werden diese Dinge heute nicht beachtet, sondern es geht durch alle Zeitungen, daß eine große Entdeckung gemacht worden ist: Die Gravitationstheorie ist abgelöst durch die bloße Trägheits­theorie. Der Stein und die Flaumfeder werden nicht angezogen, sondern sie beharren - vielleicht nur, weil man sich auch vorstellen kann, daß sie da beharren, während der Kasten da hinaufgezogen wird. Man kann wirklich sagen, es lebt heute soviel Unsinn als Ge­nialität, daß es grotesk ist, darauf zu kommen, wieviel Unsinn als Genialität lebt. Wie kann man sich denn wundern darüber, daß in dieser Zeit auch auf andern Gebieten die Gedanken kreuz und quer und grad und krumm gehen und endlich das bewirkt haben, was die Menschen erlebten in den letzten fünf bis sechs Jahren.

Das ist das, woran immer wieder erinnert werden muß. Ich mußte heute daran erinnern und werde morgen auf diesen Voraussetzun­gen einiges über das Weltengebäude auch für unsere zur General-versammlung gekommenen Freunde anfügen.

NEUNTER VORTRAG Dornach, 25. April 1920

#G201-1987-SE132 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

NEUNTER VORTRAG

Dornach, 25. April 1920

#TX

Es liegt den gegenwärtigen Betrachtungen im weitesten Sinne das Thema zugrunde, das Weltenall kennenzulernen aus den Beziehun­gen des Menschen zu diesem Weltenall. Ich möchte bei denen, die schon einige Ausblicke auf das Weltenall selbst in diesen Abenden erhalten haben, eben durchaus nicht die Meinung hervorrufen, daß durch die leichtgeschürzte Art, wie in unserer gebräuchlichen Astro­nomie von den Himmelsbewegungen die Rede ist, man schon auf die Wahrheit dieser Sache komme. Aber ich möchte auch, daß die­jenigen Freunde, die jetzt hier zur Generalversammlung erschie­nen sind, nicht bloß etwas hören, was mittendrinnen steht in einer fortgesetzten Folge, sondern ich möchte, daß auch sie ein abge­schlossenes Bild in diesen bei Gelegenheit der Generalversammlung gehaltenen Vorträgen haben. Däher möchte ich heute die gestrigen Betrachtungen in einem gewissen Sinne fortsetzen und nur hin­weisen darau{ wie man aus dem Begriff des Menschen heraus zu dem Begriff des Weltenalls kommt, seines Wesens und seiner Bewe­gung. Natürlich ist das ein so ausführliches Thema, daß ich es für die Freunde, die jetzt gerade hier sind, nicht erschöpfen kann. Das, was ich heute zu sagen habe und schon in den letzten Vorträgen gesagt habe, wird dann am nächsten Sonnabend eine Fortsetzung erfahren. Aber ich möchte heute etwas wenigstens, was zum Teil schon hervor­geht aus dem schon Betrachteten, für unsere auswärtigen Freunde vorbringen.

Sie kennen ja von den verschiedensten Betrachtungen her, die wir darüber gepflogen haben, die Beziehung, die im menschlichen Leben besteht zwischen dem täglichen Rhythmus von Wachen und Schlafen. Sie wissen ja, daß wir diese Beziehung abstrakt gewöhnlich so schildern, daß wir sagen: Im wachen Zustande sind in einer gewis­sen inneren Verbindung physischer Leib, Ätherleib, astralischer Leib und Ich-Wesen. Im schlafenden Zustande haben wir auf der einen Seite physischen Leib und Ätherleib miteinander verbunden, und

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gewissermaßen getrennt, wenigstens in bezug auf den Tageszusam­menhang, auf den Wachzustand, getrennt davon das Ich-Wesen und den astralischen Leib. Aber Sie wissen ja auch, daß dies zu­nächst nur eine abstrakte Feststellung ist, denn ich habe ja oft genug betont, daß mit Bezug auf alles, was zur Gliedmaßennatur des Men­schen gehört, was gewissermaßen, indem es sich nach dem Innern des Organismus fortsetzt, auch der eigentliche Träger des Stoff­wechsels ist und was zugleich zusammenhängt mit dem Willen, der Mensch im Grunde fortwährend in einem Schlafzustande ist. Wir müssen ja durchaus uns klar darüber sein, daß alles, was mit unse­rem Willen zusammenhängt, in einem fortwährenden Schlafzu­stande ist, auch dann, wenn wir wachen. So daß wir sagen können:

der Gliedmaßenmensch als Träger des Willensmenschen ist in einem fortwährenden Schlafzustande. Dasjenige, was nun zwischen der ei­gentlichen Kopforganisation und dieser Gliedmaßenorganisation ist, die sich aber nach dem Innern fortsetzt, was also dazwischenliegt, was dem Zirkulationsmenschen zugehört, dem rhythmischen Men­schen, das ist in einem fortwährenden Traumzustand. Das ist ja zu gleicher Zeit dasjenige, was das äußere Werkzeug der Gefühlswelt ist. Die Gefühlswelt wurzelt ganz und gar im rhythmischen Men­schen. Und während der Stoffwechselmensch mit seiner Fortset­zung, den Gliedmaßen, zugleich der Träger des Willens ist, ist der rhythmische Mensch der Träger des Gefihlslebens, und das verhält sich zu unserem Bewußtsein wirklich so, wie der Traumzustand sich zu unserem Wachbewußtsein verhält. Wirklich wach sind wir nur in unserem Vorstellungsleben vom Aufwachen bis zum Einschlafen.

Da haben Sie also eigentlich diese Tatsache gegeben, daß der Mensch in seinem Leben zwischen der Geburt und dem Tode ab­wechselnd im Wachzustande ist für sein Vorstellungsleben, daß er für sein Gefühlsleben, das zum Träger den rhythmischen Menschen hat, im Traumzustande ist, daß er aber in einem fortwährenden Schlafzustande ist in bezug auf die Gliedmaßennatur und die Stoff­wechselnatur. Denn Sie müssen sich nur klar sein darüber, die menschliche Natur wirklich so genommen, daß man sie verstehen kann, setzt voraus. daß man die Fortsetzung der Gliedmaßennatur

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nach innen ins Auge faßt. Alles, was schließlich mit dem Unter­leibe noch zu tun hat, alles, was mit dem Stoffwechsel, also sagen wir zum Beispiel mit der weiblichen Milchabsonderung zu tun hat, ist ja nach innen gerichtete Fortsetzung des Gliedmaßenmenschen, so daß, wenn wir von Willensnatur, Stoffwechselnatur sprechen, wir natürlich nicht bloß schematisch die äußeren Gliedmaßen verstehen. Hauptsächlich sind es die äußeren Gliedmaßen, aber das, was Glied­maßentätigkeit ist, setzt sich nach dem Innern fort. In bezug auf dieses, was zugleich unmittelbar zusammenhängt mit der menschli­chen Willensnatur, ist der Mensch fortwährend schlafend. Das kom­pliziert die zunächst abstrakte Vorstellung von dem Herausgehen des Ich und des astralischen Leibes. Aber es macht notwendig, daß wir uns auch noch über eine andere Sache einen entsprechenden Aufschluß bilden.

Sehen Sie, wenn heute der materialistisch gesinnte Physiologe von dem Willen spricht, der sich zum Beispiel in einer menschlichen Gliedbewegung offenbart, so denkt er, da wird irgendein telegra­phisches Zeichen vom Zentralorgan, vom Gehirn abgeschickt, geht durch den sogenannten motorischen Nerv und bewegt dann, sagen wir, das rechte Bein. Aber das ist als solches wirklich eine ganz unbe­gründete Hypothese, und es ist auch eine unrichtige Hypothese. Denn die geistige Beobachtung zeigt das Folgende. Wenn wir den Menschen schematisch nehmen (Tafel 17), so ist das so: Wenn das rechte Bein gehoben wird durch den Willen, so geschieht von der Ich-Wesenheit des Menschen, von der wirklichen Ich-Wesenheit ein unmittelbarer Einfluß auf das Bein, und das Bein wird unmittelbar durch die Ich-Wesenheit gehoben. Nur verläuft das alles so, wie die Tätigkeit des Schlafens. Das Bewußtsein weiß nichts davon. Daß hier Nerven eingeschaltet sind, die dann zum Zentralorgan gehen, das unterrichtet uns bloß davon, daß wir ein Bein haben, das unterrich­tet uns nur fortwährend von der Anwesenheit dieses Beines. Dieser Nerv hat als solcher nichts zu tun mit der Wirkung des Ich auf das Bein. Es ist eine unmittelbare Korrespondenz zwischen dem Bein und dem Willen, der beim Menschen verknüpft ist mit der Ich­Wesenheit, beim Tiere verknüpft ist mit dem astralischen Leib.

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Alles, was die Physiologie zu sagen hat zum Beispiel auch mit Bezug auf die Fortpflanzungsgeschwindigkeit des sogenannten Willens, das müßte umgedacht werden dahingehend, daß man es zu tun hat mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit, die sich bezieht auf die Wahrnehmung des betreffenden Gliedes. Natürlich können diejeni­gen, die dressiert sind auf die heutige Physiologie, mit einem Dut­zend Einwendungen kommen. Ich kenne diese Einwände sehr gut; aber man muß nur versuchen zurechtzukommen mit einem wirklich logischen Denken und man wird finden, daß dasjenige, was ich hier sage, in Übereinstimmung steht mit den Beobachtungstatsachen, nicht aber das, was Sie heute in den physiologischen Lehrbüchern finden.

Manchmal wird, ich möchte sagen, mit Fingern hingedeutet auf solche Dinge. So hat einmal auf einer italienischen Naturforscher­versammlung, ich glaube in den achtziger Jahren des vorigen Jahr­hunderts, eine sehr interessante Diskussion stattgefunden über die Widersprüche, die sich ergeben zwischen der gewöhnlichen Lehre von dem motorischen Nerv und einer Gliedmaßenbewegung. Aber da ja innerhalb der heutigen Physiologie keine Geneigtheit besteht, auf das Geistige des Menschen einzugehen, so konnte natürlich auch bei einer solchen Diskussion nicht viel mehr herauskommen, als daß man eben Widersprüche konstatierte mit dem, was man als hypo­thetische Erklärung für die Tatsache gefunden hat. Es würde über­haupt interessant sein, wenn sich einmal unsere gelehrten Freunde -und solche haben wir ja doch auch unter uns - darauf einließen, die physiologische, biologische Literatur der letzten vierzig Jahre zu prüfen. Sie werden außerordentlich interessante Entdeckungen ma­chen, Sie müssen nur die betreffenden Sachen aufsuchen. Sie wer­den sehen, daß da überall die Tatsachen bereitliegen, die man nur in der richtigen Weise ergreifen muß, um dazu zu kommen, dasjenige, was Geisteswissenschaft bringt, zu belegen. Es würde zu den interes­santesten Aufgaben von Forschungsinstituten gehören, die ja nun errichtet werden sollen, wenn folgendes getan würde: Man müßte zunächst einmal sorgfältig die internationale Literatur durchneh­men - man muß die internationale nehmen, denn es finden sich die

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merkwürdigsten Hinweise gerade zum Beispiel in der englischen und namentlich in der amerikanischen Literatur. Die Amerikaner haben die interessantesten Tatsachen konstatiert, wissen nur gar nichts damit anzufangen. Wenn Sie eingehen würden auf diese Din­ge, wirklich den Blick werfen würden auf das, was da ist, und dann konstatieren würden, daß man nur, eben weil man den richtigen Blick hat, worauf die Sache hinaus will, einen einzigen Schritt nötig hat, die Versuchsanordnung fortzusetzen, würden Sie heute wirklich ganz Großartiges leisten können. Man müßte nur einmal so weit sein, daß man ein Forschungsinstitut hat und die Versuchsanordnung, das heißt den nötigen Apparat und das nötige Material dazu -überall liegen die Dinge so, ich möchte sagen, daß sie warten. Man merkt heute gar nicht, wie alles dahin drängt, die Versuchsreihen, die angefangen sind, und die immer nur abgebrochen werden ge­rade an den entscheidenden Stellen, weil die Menschen nicht die Richtung wissen, wie alles drängt nach solchen Forschungsinstituten, wie wir sie hier im Auge haben. Und diese Forschungsinstitute wur­den wirklich bedeutungsvolle Grundlagen auch für die Praxis lie­fern. Was für eine Technik erst daraus entstehen würde, wenn man diese Dinge wirklich machen würde, zuerst als Versuche, um sie dann auszubauen, davon lassen sich die Menschen heute nichts träu­men. Es fehlt nur die Möglichkeit, praktisch zu arbeiten. Nun, das nur nebenbei.

Sie sehen also, wir haben es zu tun mit einem Teil des Menschen, der dann auch schläft, wenn wir wachen. Nun mache ich Sie auf eine Tatsache aufmerksam, welche eine große Rolle gespielt hat in der ganzen älteren, sagen wir, Welterkenntnis. Diese ältere Welt-erkenntnis hat zum Beispiel folgende Zuordnung gemacht. Sie hat gesagt: Zugeordnet ist der Ausgangspunkt für die unteren Glied­maßen dem Monde. Zugeordnet ist gewissermaßen der Zusammen­laufungspunkt für die oberen Gliedmaßen da in der Kehlkopf-gegend, zugeordnet ist diese Partie dem Mars (Mond und Mars wer­den in die Zeichnung 17 eingezeichnet). Der heutige Mensch, der so recht drinnensteht in der gegenwärtigen Weltanschauung, kann natürlich mit solchen Dingen nichts anfangen: und jenen Firlefanzereien,

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welche unklare Mystiker und unklare Theosophen heute über diese Dinge sagen, denen sollte man wirklich keinen beson­deren Wert beimessen. Denn diese Dinge sind viel tiefer als das, was insbesondere heute auf dem Gebiete der materialistischen Theoso­phie immer gesagt wird: grobe, physische Materie; Äther etwas fei­ner; Astralisches wieder feiner und so weiter - Dinge, die als Theo­sophie geltend gemacht werden, die aber eigentlich nicht eine spiri­tuelle Lehre, sondern nur eine spirituelle Lüge sind, weil sie nichts sind als die Fortsetzung gerade des Materialismus. Die Dinge aber, welche Reste einer uralten Menschenweisheit sind, führen uns tat-sächlich dazu, daß wenn wir anfangen sie zu verstehen, sie eine groß­artige Verehrung, eine tiefe Demut gegenüber dem Urwissen der Menschheit in uns hervorrufen, denn die Andeutungen haben sich erhalten nicht nur bis tief ins Mittelalter herein, sondern sogar bis ins 18. Jahrhundert herein. Man findet es noch in der Literatur des 18., vielleicht auch des 19. Jahrhunderts, aber da schon abgeschrie­ben, da ist es nicht mehr aus einem ursprünglichen Bewußtsein hervorgegangen. Und wenn heute mystische Gigerl es wiederum in die Literatur hineinfügen, so ist es eben erst recht abgeschrieben. Aber bis ins 18. Jahrhundert herein findet man noch ein gewisses Bewußtsein von diesen Dingen, und dann wiederum gerade die Mondennatur mit dieser Stelle des Organismus in Verknüpfung ge­dacht.

Sehen Sie, was ich jetzt eben gesagt habe, daß der Mensch mit Bezug auf seine Willens-Stoffwechselnatur ein schlafendes, ein fort­während schlafendes Wesen ist, das drückt sich am intensivsten aus in den unteren Gliedmaßen. Man könnte eigentlich sagen: Durch jene metamorphosische Umformung, welche Arme und Hände beim Menschen erlangt haben, trotzt der Mensch der Unbewußtheit ab, was eigentlich Schlafesnatur des Gliedmaßenmenschen ist. Sie werden auch wahrnehmen können, wenn Sie sich ein wenig das innere Erleben für solche Dinge schärfen, daß doch ein beträcht­licher Unterschied besteht zwischen den Bewegungen der Beine und den Bewegungen der Arme. Die Bewegungen der Arme sind ftei, sie folgen in einer gewissen Weise Empfindungen. Die Bewegungen der

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Beine sind nicht so frei - ich meine jetzt die Gesetzmäßigkeit, durch die wir die Beine in Bewegung bringen. Allerdings, dies ist etwas, was nicht immer beachtet und nicht immer in der richtigen Weise gewürdigt wird, denn sehen Sie, ein größerer Teil des Eurythmie-besuchenden Publikums ist natürlich daraufhin dressiert, mehr pas­siv sich den Vorstellungen hinzugeben; der empfindet dann bei unserer Eurythmie die geringer artikulierte Beinbewegung gegen­über der mehr artikulierten Armbewegung und Händebewegung. Aber das kommt nur davon her, daß eben, um die Armbewegungen zu verstehen, schon ein Mitarbeiten der Seele notwendig ist von sei­ten des Zuschauers. Das will man ja heute in der Zeit des Kinos durchaus nicht haben, das Mitarbeiten. Wenn Sie sich eine Tanz-bewegung ansehen, wo bloß die Beine tanzen und die Arme höch­stens einige Willkürgebärden machen, da brauchen Sie nicht viel mitzudenken oder mitzuempfinden. Nun, das auch nur nebenbei.

Also am intensivsten unbewußt ist dasjenige, was sich auf die Bewegung der unteren Gliedmaßen bezieht. Da schläft der Mensch in gewisser Weise ganz. Wie der Wille in die Beine hineinwirkt, wie der Wille schon im Unterleibe wirkt, das ist etwas, was total verschla­schlafen wird. Da ist gewissermaßen der Mensch immer seiner be­wußten Natur abgekehrt. Da sendet ihm die eigene Natur nur das zurück, was Reflexion ist. Sie verfolgen ja natürlich auch die Bewe­gung Ihrer Beine, aber eben durch Ihren Nervenapparat, durch die Wahrnehmung; wie der Wille hineinschießt, das verfolgen Sie nicht, sondern bekommen es nur in der Reflexion in die Wahrnehmung herein. Die untere Natur kehrt Ihnen gewissermaßen die eine Seite immer ab und nur die eine Seite immer zu, je nachdem Sie sie be­leuchten von Ihrem oberen Menschen aus. Das ist aber genau eben­so, wie es der Mond macht (Tafel 17, rechts). Der Mond geht, wie Sie ja wissen, um die Erde herum. Er ist ein höflicher Herr; er wen­det immer nur die eine Seite der Erde zu. Während er um die Erde kreist, dreht er sich nicht so, daß er einmal seine Vorderseite zeigt, das andere Mal seine Rückseite, sondern er wendet der Erde nie seine Rückseite zu. Man hat aber auch zugleich niemals irgend etwas Eige­nes von dem Monde, sondern immer das zurückgesendete, das reflektierte

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Licht. Da ist durchaus ein innerer Parallelismus zwischen der Mondennatur und der ganzen inneren menschlichen Wesenheit. Sie schauen hinauf nach dem Monde, und verstehen Sie ihn auch nur dieser äußeren formalen Seite nach, so müssen Sie darin die innere Verwandtschaft mit der unteren Organisation des Menschen empfinden. Und je mehr man auf diese Dinge eingeht, desto mehr ist dieses der Fall. Es ist durchaus die naive, instinktiv-naive Wahr­nehmung der Alten gewesen, die diese innerliche Beziehung der menschlichen Natur zu dem Weltenkörper ins Auge faßte, während der heutige materialistische Philister sagt: Nun ja, Mond - silberiges Licht. Von der Ähnlichkeit mit dem Silber im Licht hat man für bei­de dasselbe Zeichen genommen. - Das alles ist nichts anderes als ein Ergebnis der Ignoranz gegenüber jenem großartigen Wissen, das nicht auf die Weise von den Alten errungen worden ist, wie wir uns das geistige Wissen wieder erringen müssen, das auf andere Art aber von ihnen errungen worden ist.

Und nehmen wir jetzt die andere Tatsache, nehmen wir die Tat­sache, daß die Arme, in ihrer Verbindung mit dem Oberen des mitt­leren Menschen, in einer gewissen Weise, ich möchte sagen, im Menschen selber aufwachen, daß die Mmbewegung wenigstens traumhaft wird, dann fühlen wir, daß alles, was die Arme betrifft, mehr Verwandtschaft hat mit der menschlichen Bewußtheit, als das­jenige, was die Beinbewegung betrifft. Der elementarisch empfin­dende Mensch wird daher sehr häufig schon ganz naturgemäß die Arme ein wenig zu Hilfe nehmen, wenn es sich um die Sprache handelt, die ja mit dem mittleren Menschen sehr viel zu tun hat. Eine Unterstützung des Redens mit den Armen wird uns nahe­liegen. Ich glaube aber nicht, daß es sehr viele Redner gibt, die zu gleicher Zeit durch Beingesten ihre Rede unterstützen, oder viele Zuhörer, welche an diesen Beingesten Gefallen finden würden. Also Sie brauchen nur in der richtigen Weise solch ein Bedürfnis des Menschen zu fühlen, dann fühlen Sie die Verwandtschaft heraus, die nun wirklich besteht zwischen den Armen und Händen - die ja zum Gliedmaßenmenschen gehören -, diesem höheren Teil des Gliedmaßenmenschen und dem mittleren Menschen, dem rhythmi­schen

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Menschen, der zu seinem seelischen Gegenbilde das Gefühls­mäßige des Menschen hat. Vorzugsweise versuchen wir ja die Rede die sehr leicht abstrakt wird, durch Gebärden der Arme und Gebär­den der Hände zu unterstützen. Das Gefühlsmäßige suchen wir in die Rede hineinzubringen durch diese Unterstützung. Es gilt heute in manchen Kreisen - ich will nicht sagen in welchen - als Zeichen einer abgeklärten Natur, wenn man die Rede möglichst wenig mit Gebärden unterstützt. Man könnte auch, wenn man von einem an­deren Standpunkte aus die Sache ins Auge faßt, sagen: Nun ja, wenn jemand, um ja nicht die Rede durch Gebärden zu unter­stützen, die Gewohnheit sich beilegt, während er redet, die Hände immer in die Hosentaschen zu stecken, so ist er vielleicht nicht bloß abgeklärt, sondern vielleicht auch etwas blasiert. Und das ist der andere Gesichtspunkt der Sache. Ich will weder für das eine noch das andere jetzt eintreten, aber Sie sehen zugleich, daß die ganze Na­tur der Arme, neben dem, daß sie dem Stoffwechsel-Gliedmaßen­menschen angehören, zugleich auf den mittleren Menschen, auf den Zirkulationsmenschen hinweist. Das wiederum wurde gefühlt, in­dem man Sprache und Armbewegung zusammenfassend mit dem Mars in eine gewisse Beziehung gebracht hat. Der Mars steht ja nicht in so inniger Verbindung mit der Erde, wie der Mond, und das­jenige, was dem Sprachorganismus und dem Armorganismus zu­grunde liegt, steht auch nicht mit dem irdischen Menschen in einer so innigen Verbindung wie das, was dem Beinorganismus und dem Unterleibsorganismus zugrunde liegt. Wir können sagen: In einer gewissen Beziehung wirkt das, was den unteren Gliedmaßen als Tätigkeiten entspricht, sehr stark auf den unbewußten Menschen; auf den halbbewußten Menschen wirkt aber ungeheuer stark das, was den Armen und Händen entspricht. Und es ist schon so: Je­mand, der ganz ungeschickte Hände hat, der also zum Beispiel gar nicht mit den Fingern geschickte Bewegungen ausführen kann, der wird auch kein sehr feinsinniger Denker sein. Er wird in einer gewis-sen Weise mehr nach groben Gedankenmaschen suchen als nach fei. nen Gedankengliedern. Er wird, wenn er grobklotzige Hände hat, viel eher sich für den Materialismus eignen, als wenn er geschickte

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Handbewegungen hat. Das hat nichts zu tun mit der abstrakten Weltanschauung, sondern es hat zu tun mit dem wirklichen Hin­neigen zu einer spirituellen Weltanschauung, die immer den An­spruch erhebt, daß man sie in feinmaschigen Gedanken erfaßt.

All diese Dinge werden von einer umfassenden Pädagogik durch­aus ins Auge gefaßt. Sie würden wahrscheinlich Ihre Freude haben, wenn Sie, in unsere Waldorfschule eintretend, gerade in das Zimmer kommen, wo so nach 10 Uhr vormittags der Handarbeitsunterricht gegeben wird von unserer Freundin, Frau Molt, mit einigen andern Damen zusammen, und Sie sehen würden, wie da unmittelbar ne­beneinander die strickenden Knaben, die häkelnden Knaben sitzen, wie sie fleißig und hingebungsvoll stricken und häkeln, geradeso wie die Mädchen. Das alles sind Dinge, die durchaus aus dem Ganzen dieses Waldorfschulgeistes herauskommen, denn da handelt es sich wirklich nicht darum, daß man in einigen abstrakten programmati­schen Sätzen dies oder jenes schreibt, sondern daß man das ernst nimmt, daß der ganze Unterricht von Menschenerkenntnis aus­gehen soll; daß man wissen soll als Lehrer, was es für eine Bedeutung hat, wenn ich geschickt die Finger zu bewegen verstehe - wenn ich unter Umständen sogar ordentlich den Mittelfinger über den Zeige­finger zu geben vermag, so wie einen Merkurstab, oder wenn ich das durchaus nicht zu machen vermag -, was das für einen großen Un­terschied macht für das Denken. Unsere Fingerbewegungen sind in hohem Maße Lehrer der Elastizität unseres Denkens. Diese Dinge können aber nun auch erkennend weiter verfolgt werden. Sie wer­den verhältnismäßig leicht sich die Fertigkeit aneignen, den mittle­ren Finger über den Zeigefinger elastisch drüberzulegen, so daß Sie eine Schlange um den Merkurstab zuwege bringen, aber Sie werden das mit der mittleren Zehe gegenüber der zweiten Zehe weniger leicht zustande bringen. Daraus sehen Sie den Unterschied der gan­zen Organisation. Es ist sehr wichtig, das ins Auge zu fassen, denn die Fußkonstruktion hängt innig zusammen mit unserer ganzen menschlichen Erdennatur. Durch unsere Handorganisation erheben wir uns über die Erdennatur. Wir erheben uns zum Außerirdischen. Dieses Sich-Erheben zum Außerirdischen im Menschen, das fühlte

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die alte Weisheit, indem sie sagte: Der untere Mensch ist dem Mond zugeteilt; der sich über die Erdennatur erhebende Mensch ist dem Mars zugeteilt. - So fühlte diese uralte Weisheit in dem ganzen Weltenall drinnen die Organisation, wie wir im Menschen die Or­ganisation fühlen. Aber der Materialismus hat es ja eben gerade dazu gebracht, nichts mehr vom Menschen zu verstehen. Das ist - ich muß es immer wieder betonen - die Tragik des Materia­lismus, daß er seine Blicke auf die Materie hinrichtet, aber von der Materie nichts mehr versteht, sondern gerade den Zusammenhang mit dem materiellen Dasein verliert. Daher kann dieser Materia­lismus auch sozial nur Unheil anrichten. Denn gerade die sozialisti­schen Materialisten, die Marxisten, sind gegenüber der Wirklichkeit eben Schwätzer. Das haben sie gelernt von den Bürgerlichen, die das materialistische Geschwätz seit Jahrhunderten treiben, es aber nicht auf die soziale Institution angewendet haben und in Halbheiten steckengeblieben sind. Eine spirituelle Weltanschauung wird uns gerade wiederum die Natur des Menschen enthüllen, dann aber so, daß sie uns nun nicht etwa ein abstraktes Seelisch-Geistiges enthüllt, sondern ein konkretes Seelisch-Geistiges, das in alle einzelnen Glieder der menschlichen Organisation hinein-zuarbeiten vermag.

Nun kann man ja allerdings in diesen Dingen nicht fortschreiten, ohne daß man auch immer zu der anderen Seite des Lebens seine Zuflucht nimmt. Denn diese Entwickelung, welche - ich habe das schon gestern gesagt - unser Organismus zeigt, ist ja insofern eine zwiespältige, als alles, was zum oberen Menschen gehört, eine Meta­morphose ist des unteren Menschen aus dem vorhergehenden Erden-leben. Da ist einmal ein Zeitpunkt zwischen dem Tod und einer neuen Geburt, wo eine vollständige Umstülpung stattfindet, wo das Innere nach außen gekehrt wird, wo aus dem, was sich in unserem unteren Menschen als der Zusammenhang darstellt zwischen der Leber- und Milzorganisation, wo sich das umgestaltet in seiner gan­zen Kraftstruktur zu demjenigen, was in uns ist als Gehörorganisa­tion, wenn wir wiedergeboren werden. Der ganze untere Mensch er­scheint umgestaltet. Wir tragen heute im unteren Menschen einen

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gewissen Zusammenhang von Milz und Leber. Die schlüpfen gewis­sermaßen ineinander. Was heute Milz ist, schlüpft durch die Leber hindurch, gelangt in gewisser Beziehung auf die andere Seite und erscheint wiederum in der Gehörorganisation. Und so die anderen Organe. Sehen Sie, die Leute reden heute davon, daß Beweise ge­funden werden sollten für die wiederholten Erdenleben. Ja, man muß sich doch erst die Methode verschaffen, durch welche diese Beweise gefunden werden können. Wer in der richtigen Weise das menschliche Haupt zu betrachten vermag, wer einen Sinn hat für die Beobachtung des menschlichen Hauptes, der kommt schon da­zu, diese Umwandelung des unteren Menschen in das menschliche Haupt zu verstehen; aber er kann es nicht verstehen, ohne daß er das Zwischenstadium des Erlebens zwischen dem Tode und einer neuen Geburt einbezieht.

Sehen Sie, in dieser Beziehung erlebt man sehr merkwürdige Dinge. Vielleicht wird es Sie ein wenig in Erstaunen setzen, wenn ich folgendes sage - Ein Künstler, der bekannt geworden ist mit un­serer Anschauung, der sagte: Ja, das ist alles sehr schön, was die Anthroposophie sagt, aber sie gibt doch keine Beweise. Da hat zum Beispiel de Rochas Beweise gegeben, denn der hat gezeigt, wie in gewissen Hypnosezuständen und dergleichen Reminiszenzen an frü­here Erdenleben auftreten können beim Menschen. - Ich muß sa­gen, gerade bei einem Künstler war es mir höchst merkwürdig, daß er so etwas sagt, denn ich möchte ihm sagen: Sieh einmal, das ist geradeso, als wenn ich zu dir sagen wollte: Ja, lieber Freund, deine Bilder sagen mir gar nichts, zeige mir doch erst die Originale dieser Bilder, dann werde ich glauben, daß diese Bilder gut sind - oder so etwas. Es wäre Unsinn, nicht wahr? Aber sobald er über sein eigenes Gebiet hinausgeht, hat er keinen Sinn dafür, daß man aus dem, was vorliegt, aus der wirklichen Gestalt des menschlichen Hauptes, auf das kommt, was in diesem menschlichen Haupte ausgedrückt ist. Das Bild muß durch sich selbst sprechen, nicht durch den bloßen Vergleich mit dem Original. Das menschliche Haupt spricht für sich selbst. Es spricht die Wahrheit aus, es ist umgestalteter unterer Mensch und weist uns zurück auf das frühere Erdenleben. Aber man

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muß sich erst die Möglichkeit verschaffen, dasjenige, was da ist. in der richtigen Weise zu verstehen.

So wird man hingewiesen darauf, daß dasjenige, was physisch vorhanden ist, unmittelbar ein Ausdruck für das Geistige ist. Man kann den physischen Menschen, der vor uns steht, so verstehen, daß er ein Ausdruck des Geistigen ist, das durchlebt wird zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Die physische Welt ist aus sich selbst zu erklären, und sie bringt die geistige Welt mit in dieser Erklärung. Aber das muß man erst haben, daß man sich sagt: Die Naturerschei­nungen sind nur eine Halbheit, wenn wir sie als bloße Sinneserschei­nungen haben. Das muß man erst haben, dann kann man den Übergang finden dazu, daß das Ereignis, das der Erde eigentlich erst den rechten Sinn gibt, das Ereignis von Golgatha, auf der einen Seite ein rein geistiges Ereignis ist, aber zu gleicher Zeit in das physi­sche Leben eingreift. Wenn man nicht vorbereitet ist, die Beziehun­gen vom Geistigen zum Physischen in der richtigen Weise zu sehen, so wird man niemals imstande sein zu begreifen, daß das Ereignis von Golgatha ein geistiges Ereignis ist und zu gleicher Zeit ein Ereig­nis des physischen Planes. Indem 869 auf dem achten allgemeinen Konzil der Geist abgeschafft worden ist, ist zu gleicher Zeit die Un­möglichkeit inauguriert worden, das Ereignis von Golgatha zu be­greifen. Das ist das Interessante, daß die abendländischen Bekennt­nisse zwar vom Christentum ausgegangen sind, daß sie aber merk­würdigerweise Sorge getragen haben, daß das Wesen des Christen­tums nicht innerhalb dieser Bekenntnisse begriffen werden kann. Das Wesen dieses Christentums muß vom Geiste aus erfaßt werden. Und die abendländischen Bekenntnisse haben sich gegen den Geist gewehrt, und einer der Hauptgründe, warum Anthroposophie auch von katholischer Seite verpönt wird, ist der, daß hier wiederum von dem Irrtümlichen, der Mensch bestehe aus Leib und Seele, zurück­gegangen wird auf das Wahre: der Mensch besteht aus Leib, Seele und Geist. Das weist eben hin auf das Interesse, welches auf jener Seite ist, die Menschen nur ja nicht zur Erkenntnis des Geistes kom­men zu lassen und nur ja nicht darauf kommen zu lassen, was das Ereignis von Golgatha eigentlich ist. Und so ist denn auch zunächst

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diese ganze Erkenntnis, von der Sie sehen, daß sie so aufklärend wirkt für das Menschenbegreifen, so ist diese ganze Erkenntnis verlorengegangen. Wie soll man daher für die heutige Menschheit eine Pädagogik aufbauen, da die heutige Menschheit den Blick für das Wesen des Menschen verloren hat?

Pädagoge sein, heißt, jenes großartige Rätsel lösen, welches uns das Kind aufgibt, das nach und nach herausbringt, was veranlagt worden ist zwischen dem Tod und einer neuen Geburt. Aber die Be­kenntnisse haben ja zunächst nur gerechnet mit dem post-mortem­Leben, mit dem nachtodlichen Leben, um dem menschlichen Egois­mus zu frönen, während sie nicht damit gerechnet haben, das menschliche Leben hier auf der Erde als eine Fortsetzung des Him­melslebens zu betrachten. An den Menschen die Anforderung zu stellen, sich würdig desjenigen zu erweisen, was an ihn als Anforde­rung ergangen ist, bevor er durch die Geburt in dieses Erdenleben eingetreten ist, das erfordert eine gewisse Selbstlosigkeit der An­schauung, während die Bekenntnisse bisher zumeist mit dem Egois­mus der Anschauung gerechnet haben. Hier gewinnt dasjenige, was den Bekenntnissen eigen ist, ich möchte sagen, in gewissem Sinne eine moralische Färbung. Hier mündet die rein theoretische Er­kenntnis in die höhere Gesinnungsmoral und Weltanschauungs-moral ein. Und das sollte auch von den Freunden der Anthroposophie eingesehen werden, daß in gewissem Sinne eine moralische Hin-neigung zur Geistigkeit die Vorbedingung ist für ein Erkennen des geistigen Wesens. In unserer heutigen schweren Zeit ist es ganz beson­ders notwendig, daß man auch dieser moralischen Seite des Welt­anschauungswesens seine Aufmerksamkeit zuwendet. Wenn Sie hin-blicken auf das, was in der äußeren Welt geschieht, so werden Sie sich schon sagen müssen: Phrase, die die Schwester der Lüge ist, und die sich bis zur Lüge gerade in unserer Zeit in so furchtbarer Weise aufbauscht, das ist dasjenige, was aus dem Materialismus doch auch für das moralische Erleben der Menschheit sich ergeben hat. Es wür­de immer stärker und stärker werden, wenn nicht der Menschheit aufgeholfen würde durch die Erkenntnis, die nach dem Geiste hin geht, und die verbunden sein muß mit einer Hebung des inneren

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moralischen Sinnes des Menschen. Wir sollten uns aneignen auch zu fühlen, wie geisteswissenschaftliche Weltanschauung zu den Auf­gaben, zu der ganzen Würde des Menschen steht und sollten von diesem Erfühlen den Ausgangspunkt nehmen zu unserem Erken­nen. Das ist der Menschheit in der Gegenwart nur allzusehr not­wendig, und man möchte immer wieder neue Wendungen und neue Formen des Aussprechens finden, um gerade diese Seite der geisteswissenschaftlichen Aufgaben zu charakterisieren.

ZEHNTER VORTRAG Dornach, 1. Mai 1920

#G201-1987-SE147 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

ZEHNTER VORTRAG

Dornach, 1. Mai 1920

#TX

Die Welt zu verstehen, ohne den Menschen zu verstehen, ist nicht möglich. Das ist dasjenige, was Ihnen als Fazit aus den Betrachtun­gen, die wir hier gepflogen haben, wohl hervorgehen wird. Aus die­sem Grunde möchte ich heute noch einiges beitragen gerade zum Verständnis des Menschen als solchem. Ausgehen wollen wir dabei von der uns ja vielfach und genügend schon vor die Seele getretenen Verschiedenheit der menschlichen Hauptesorganisation und der Or­ganisation des übrigen, namentlich des Gliedmaßenmenschen. Da möchte ich vor allen Dingen Sie noch einmal daran erinnern, daß ja die Hauptesorganisation, so wie sie uns entgegentritt in dem Leben zwischen der Geburt und dem Tode, die Folge ist all jener Bildungs-vorgänge, welche sich zugetragen haben von dem letzten Tode an bis zu der irdischen Verkörperung in diesem Leben. Daraus müssen Sie aber schon schließen, daß alles dasjenige, was an die mensch­liche Hauptesorganisation gebunden ist, gewissermaßen in seiner Gesetzmäßigkeit nicht denjenigen Regeln und Kräften folgt, an die wir angepaßt sind als irdische Menschen. Wir sind mit derjenigen Körperorganisation, die wir erst in dieser Inkarnation erhalten, an das Erdenleben angepaßt. Wir haben ja auch schon davon gesprochen, wie wir mit dieser Organisation an das Erdenleben angepaßt sind. Wir vollenden einen Kreislauf des Nahrungsaufnehmens und Nah­rungsverarbeitens in 24 Stunden. Damit sind wir mit Bezug auf die­sen Kreislauf an die Bewegung der Erde in 24 Stunden angepaßt. Ge­wissermaßen vollzieht sich in uns ein Ähnliches, wie es sich vollzieht in den Vorgängen der Erde im Weltenall. Das Haupt aber bringen wir in seiner Organisation im wesentlichen mit durch unsere Geburt -Daher ist das Haupt zunächst nicht an die irdischen Verhältnisse an­gepaßt, sondern an die Verhältnisse, die eigentlich außerirdisch sind. Das Haupt ist dadurch in einer ganz besonderen Lage. Ich möchte Ihnen durch einen Vergleich klar machen, in welcher Lage das Haupt des Menschen namentlich während der ersten Lebensepoche ist.

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Denken Sie sich einmal, Sie seien auf einem Schiff. Das Schiff macht die mannigfaltigsten Bewegungen. Diese Bewegungen gehen nach den verschiedensten Himmelsrichtungen. Wenn Sie auf dem Schiffe einen Kompaß haben, eine Magnetnadel, so folgt die Stel­lung der Magnetnadel nicht den Bewegungen des Schiffes, sondern weist immer nach dem magnetischen Nordpol hin. Sie schließt sich aus von einer Teilnahme an den Bewegungen des Schiffes. Man kann ja geradezu die Bewegungen des Schiffes regeln nach der konstanten Stellung der Magnetnadel. Nun aber ist es in einer gewissen Bezie­hung ähnlich mit dem menschlichen Haupte. Der Mensch verrichtet das Verschiedenste mit seinem übrigen Organismus hier in der phy­sischen Welt. Das Haupt nimmt in einer gewissen Weise nicht teil an dem, was der Mensch verrichtet im irdischen Leben. Es ist immer hinorganisiert zunächst mit seinen ihm eingeborenen Kräften nach dem Außerirdischen. Das ist sehr wichtig, daß wir in der mensch­lichen Hauptesorganisation eigentlich etwas vorliegend haben, was nach dem Außerirdischen hin organisiert ist. Aber es ist immer trotz­dem eine Wechselwirkung vorhanden zwischen der Hauptesorgani­sation und der Organisation des übrigen Menschen. Nur vollzieht sich diese Wechselwirkung im Laufe der Zeit, die da verfließt zwi­schen der Geburt und dem Tode. Unser Haupt ist zunächst so, wie wir es erhalten aus den überirdischen Welten heraus durch die Ge­burt in diese Welt herein, für das Vorstellungsleben organisiert. Es ist gewissermaßen ganz so gebildet, daß das Vorstellungsleben sich dieses Hauptes als seines Werkzeuges bedienen kann. Würde das Haupt sich nur auf Grundlage der Kräfte, die es mitbekommt aus den überirdischen Welten, entwickeln, so würde es sich nur als Vor­stellungsorgan bilden. Dann würden wir den Zusammenhang mit der Welt durch unsere Hauptesorganisation allmählich ganz verlieren. Wir würden gewissermaßen durch das irdische Dasein mit dem Be­wußtsein dahingehen, daß wir durch unser Haupt nur Vorstellun­gen, das heißt nur Bilder von dem irdischen Leben entwickeln. Wir würden immer mehr und mehr das Bewußtsein davon erhalten, daß wir herausragen gewissermaßen aus unserer Organisation, die mit dem Erdenwesen zusammenhängt, daß wir herausragen mit unserem

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Haupte aus dieser Erdenorganisation, wie wenn wir durch dieses Haupt fremde, erdenfremde Wesen wären, die nur in Bildern das­jenige entwickeln, was mit dem Erdenleben zusammenhängt.

Das ist nicht der Fall. Es ist aus dem Grunde nicht der Fall, weil der übrige Organismus seine Kräfte ins Haupt hineinsendet. Und wenn wir fragen nach der Qualität der Kräfte, die von Kindheit an immer mehr und mehr von dem übrigen Organismus in das Haupt hineingeleitet werden, so müssen wir, indem wir diese Kräfte see­lisch charakterisieren, sie namentlich in den Willenskräften suchen. Der übrige Organismus durchtränkt fortwährend das Vorstellungs­mäßige Unseres Hauptes mit den Willenskräften. So daß wir schema­tisch etwa sagen können: Das Haupt bekommen wir als Ergebnis der vorigen Inkarnation, als Vorstellungsträger (Tafel 18, links); aber die Willenskräfte werden von der übrigen Organisation hineinge­sendet. Das, was ich Ihnen hier gesagt habe, spielt sich ja nicht nur im Seelenleben ab, sondern es zeigt seine Wirkungen auch im Kör­perleben. Wir werden, indem wir Hauptesmenschen sind, in diese irdische Welt hereingeboren als Vorstellungswesen. Die Vorstel­lungskräfte sind, indem wir hereingeboren werden in das irdische Leben, noch sehr mächtig. Sie strahlen vom Haupte aus auf unsern ganzen übrigen Organismus. Und diese Vorstellungskräfte sind es, welche in den ersten sieben Lebensjahren allmählich machen, daß aus unserem übrigen Organismus heraus die Kräfte wirken, die im zweiten Zahnen sich geltend machen; ganz dieselben Kräfte, die eigentlich das Vorstellungsleben bei uns konsolidieren, das ja noch nicht konsolidiert ist, bevor wir uns anschicken, die zweiten Zähne zu bekommen, ganz dieselben Kräfte sind es, die uns auch zu den Zähnen bringen. So daß, wenn wir die Zähne haben, diese Kräfte frei werden. Dann können sie sich für das Vorstellungsleben geltend machen, dann können sie die Vorstellungen formen, sie können das Gedächtnis in der entsprechenden Weise ausbilden, es können in uns die scharf konturierten Vorstellungen Platz greifen - Solange wir dieselben Kräfte brauchen, um unsere Zähne auszubilden, so lange können sie sich nicht als richtige, das Vorstellungsleben konsolidie­rende Kräfte geltend machen.

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Nun würde beginnen oder würde sich besonders zeigen müssen, wenn wir über das siebente, achte Lebensjahr hinauswachsen, wie der Wille, der wesentlich an den anderen Menschen, nicht an den Hauptesmenschen gebunden ist, ins Haupt hineinschießen würde. Das würde aber nicht ohne weiteres gehen. Denn unser Haupt, das eigentlich organisiert ist auf das Außerirdische, würde jene starken Kräfte, die von unserem Stoffwechsel aus als Willensträger in das Haupt hineinschießen wollen, nicht ohne weiteres aufnehmen kön­nen. Diese Kräfte müssen sich zuerst stauen (der untere Bogen wird gezeichnet). Diese Kräfte müssen zuerst haltmachen, bevor sie ge­nügend flltriert, genügend verdünnt, verseelt sind, um im Haupte sich geltend machen zu können. Und diese Etappe machen diese Kräfte durch am Ende des zweiten Lebensjahrsiebents, wenn sich die Kräfte des Willens in der Kehlkopforganisation stauen, wenn sie so in dem Menschen aufschießen, daß sie sich sogar in der männlichen Organisation - in der weiblichen zeigt sich das etwas anders - in der Umwandelung der Stimme geltend machen. Das sind die Willens­kräfte, die, bevor sie zum Haupte schießen, Halt machen, so daß wir sagen: am Ende unseres zweiten Lebensjahrsiebents stauen sich die Willenskräfte in unserer Sprachorganisation. Dann sind sie genü­gend filtriert, genügend verseelt, um nun sich in unserer Hauptes-organisation geltend machen zu können. Dann sind wir so weit, wenn wir geschlechtsreif geworden sind und auch dasjenige haben, was der Geschlechtsreife parallel geht, die Umwandelung des Sprechens, dann sind wir so weit, daß durch unser Haupt zusammenwirken können in unserem irdischen Menschen Vorstellung und Wille.

Sehen Sie, hier haben Sie ein Beispiel, wie wir mit unserer Gei­steswissenschaft konkret auf die Ereignisse hindeuten. Nehmen Sie die abstrakten Philosophien, die sich in der Neuzeit geltend ge­macht haben, zum Beispiel Schopenhauers «Die Welt als Wille und Vorstellung» - im Abstrakten sind sie steckengeblieben. Schopen­hauer bemüht sich, auf der einen Seite die Welt in ihrem Vorstel­lungscharakter, auf der anderen Seite im Willenscharakter zu cha­rakterisieren; allein er bleibt im Abstrakten stecken, ebenso Eduard von Hartmann. Die Leute bleiben alle im Abstrakten stecken. Das

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Konkrete ist, daß wir einsehen, wie sich in diesem Weltensystem des menschlichen Hauptes durch diese zwei Etappen, das erste Lebens­jahrsiebent und das zweite Lebensjahrsiebent, auf ganz bestimmte, differenzierte Art, Vorstellung und Wille zusammenfinden. Das Wesentliche ist, daß man hindeuten kann auf das Geistig-Seelische, wie es sich in der äußeren physischen Welt kundgibt, offenbart. Und so sehen Sie auch, wie ineinanderwirken die Kräfte des Hauptes, die nach dem Leibe hinschießen, im Leibe sich in der Zahnbildung of­frnbaren, und die Kräfte des Leibes, die nach dem Haupte hin-schießen und sich vorbereiten, richtiger Seelenwille zu werden, in­dem sie zunächst bei der Sprachbildung haltmachen und dann erst nach dem Haupte hinschießen.

So muß man den Menschen verstehen in seinem Bildungsprozeß. So muß man hinschauen können auf das, was sich eigentlich mit dem Menschen vollzieht. Ich sagte, das Haupt des Menschen, es ist gar nicht auf dasjenige hinorganisiert, was im Menschen angepaßt ist an die irdischen Verhältnisse. So wenig wie die Magnetnadel des Kompasses hinorganisiert ist auf die Bewegungen des Schiffes, son­dern sich von ihnen ausschließt, so schließt sich das menschliche Haupt aus von der Anpassung an die irdischen Verhältnisse. Hier haben Sie dasjenige, was allmählich führt zum physiologischen Be­greifen der Freiheit. Da haben Sie die Physiologie für das, was ich in meiner «Philosophie der Freiheit» ausgeführt habe, daß man die Freiheit nur begreifen kann, wenn man sie erfaßt in dem sinnlich­keitsfreien Denken, das heißt in den Prozessen, die sich abspielen im Menschen, wenn er durch seinen Willen das reine Denken dirigiert und nach bestimmten Richtungen hin orientiert.

Sie sehen, wie man allmählich dazu kommen kann, die Wechsel­beziehung des Geistig-Seelischen und des Physisch-Leiblichen wirk­lich zu studieren, und wie so etwas wie der sprachbildende Prozeß eigentlich nur verstanden werden kann, wenn man ihn auffaßt als das Ergebnis dieser zwei Quellen, von denen aus das Menschen-wesen gespeist wird, jener Quellen, welche liegen im Hauptes-menschen auf der einen Seite und im Gliedmaßenmenschen auf der anderen Seite.

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Und jetzt werden Sie auch noch tiefer einsehen, wie unmöglich es ist davon zu sprechen, daß vom Gehirn aus irgendwelche Willens­vermittelungen durch motorische Nerven gehen. Das Gehirn be­kommt ja erst seine vollen Willensmächte von der übrigen Organisa­tion aus. Natürlich dürfen Sie sich die Sache nicht schematisch vor­stellen, denn der Prozeß, der sich dann insbesondere in dem Sprach­bildungsprozesse als in seiner Stauung zeigt, der bereitet sich natür­lich früher vor; es ist etwas, was durch das ganze Leben geht, was sich nur an seinen allercharakteristischsten Merkmalen in den besonde­ren Übergangszeiten zeigt. So müssen wir uns klar werden darüber, wie der Mensch in der Tat angepaßt ist sowohl dem irdischen Leben wie einem außerirdischen Leben.

Dem irdischen Leben ist er so angepaßt, daß er gewisse Prozesse, die das Tier zu Ende führt, daß er diese nicht zu Ende führt in seiner rein natürlichen Organisation. Das Tier wird gewissermaßen für alle seine Funktionen fertig geboren. Der Mensch muß diese Funktionen selber erst durch seine Erziehung und so weiter geleitet erhalten. Das, was da im Menschen vorgeht, ist im Grunde genommen nur ein äußerer Ausdruck für etwas, was auch organisch im Menschen vor sich geht. Wenn man den Stoffwechsel des Tieres richtig geistes-wissenschaftlich studiert, so sieht man, daß dieser Stoffwechsel des Tieres weiter getrieben ist als der Stoffwechsel des Menschen. Der Stoffwechsel des Menschen muß ja auf einer früheren Etappe auf­gehalten werden als der Stoffwechsel des Tieres. Dasjenige, was im Tiere, wenn ich es schematisch aufzeichnen soll (Tafel 19, links oben, der starke horizontale Strich mit dem kugeligen Ende), bis zu einer gewissen Stufe getrieben wird, das muß beim Menschen aufei­ner früheren Stufe stehenbleiben. Der Mensch darf, wenn ich mich trivial ausdrücken soll, nicht soweit verdauen wie das Tier. Der Mensch muß früher stehenbleiben im Verdauungsprozesse als das Tier. Dadurch erhält er, durch die stehengebliebene Verdauung, diejenigen Kräfte, die nun die physischen Träger werden für das­jenige, was er durch den Willen hinaufschickt in das Haupt.

Sie sehen, kompliziert ist diese Menschennatur. Und wenn wir uns der Unbequemlichkeit nicht hingeben wollen, die Komplikationen

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dieser Menschennatur wirklich zu studieren, so bekommen wir eine Naturwissenschaft des Menschen heraus, wie wir sie eben heute in der äußeren Wissenschaft haben. Wir bekommen nicht dasjenige heraus, was das Wesen des Menschen wirklich findet. Dieses Wesen des Menschen wird nur enthüllt werden können, wenn Geisteswis­senschaft die Naturwissenschaft wird durchleuchten dürfen. Wenn das aber so im Menschen ist, wie ich Ihnen jetzt gesagt habe, wenn jenes Verhältnis besteht zwischen dem Menschen und der außer­menschlichen Welt, auf das wir in diesen Betrachtungen hinge-deutet haben, dann werden Sie auch einsehen, daß diese außer­menschliche Welt für den Menschen nur da sein kann, wenn sie mit ihm, mit seiner Organisation gewisse Ähnlichkeit hat. Mit anderen Worten: Wir sind als Gliedmaßenmensch angepaßt an die irdischen Verhältnisse; wir heben uns, wie der Schiffskompaß auf dem Schiff, durch unsere Hauptesorganisation aus den irdischen Verhältnissen heraus. So etwas muß auch statifinden in der außermenschlichen Welt. Da muß auch zum Beispiel in den Planetenbewegungen etwas da sein, was der Anpassung der menschlichen Gliedmaßennatur an das Irdische entspricht. Und etwas muß sich herausheben, etwas muß nicht dazugehören.

Die heutige Naturwissenschaft, wie betrachtet sie denn den Menschen? Sie betrachtet ihn so, wie wenn er keinen Kopf hätte. Selbstverständlich studiert sie auch den Kopf; aber wie studiert sie den Kopf? Als ob er eben nur eine Art Anhängsel an die übrige Organisation wäre. Alles, was die Naturwissenschaft aufbringt, um den Menschen zu begreifen, ist nämlich nur dazu geeignet, das Außerkopfliche des Menschen zu verstehen, nicht aber das menschliche Haupt. Das muß aus der geistigen Welt heraus ver­standen werden.

Ich hätte ja auch folgenden Vergleich gebrauchen können. Ich hätte auch sagen können - und ich habe schon in diesen Tagen dar­auf hingewiesen -, das menschliche Haupt sitzt auf dem übrigen Or­ganismus, wie Sie in einem Eisenbahnzug drinnen. Für sich nehmen Sie nicht teil an den Bewegungen des Eisenbahnzuges. Sie halten sich in Ruhe, lassen sich von dem Eisenbahnzug bewegen. So ist der

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menschliche Kopf der Bequemling. Er betrachtet den übrigen Orga­nismus, der sich an die Außenwelt anpaßt, wie seine Kutsche. Er läßt sich von ihm tragen. Er selbst ist hinorganisiert auf eine ganz andere Welt. So aber muß es auch in der Außenwelt sein. Wenn wir also eine Naturgeschichte des Menschen bilden, wie wir sie heute haben, so redet diese Naturgeschichte des Menschen eigentlich nur von dem außerkopflichen Menschen. Daher begreift sie die wirkliche Wesen­heit des Menschen nicht. Aber wenn wir eine Astronomie bilden auf Grund derselben Prinzipien, dann entspricht diese Astronomie auch nicht der ganzen außermenschlichen Welt, sondern nur einem ge­wissen Teile; den anderen Teil, der sich entzieht diesem Prinzip, den betrachtet man dabei nicht. Das war ja insbesondere die Force der Naturwissenschaft seit den letzten drei bis vier Jahrhunderten, daß sie Bewegungen des Weltenalls ausgebildet hat, die von einem ge­wissen Inhalte dieses Weltenalls absehen, so wie die übrige Natur­wissenschaft absieht von dem menschlichen Kopfe. Daher bekommt diese Astronomie Bewegungsformen heraus wie diese: Die Erde dreht sich in einer Ellipse um die Sonne und dergleichen -, die gerade so richtig sind für die Welt, wie die Naturwissenschaft heute richtig ist für die ganze Wesenheit des Menschen. Sie entsprechen nicht dem, was nun Wirklichkeit der Welt ist. Deshalb mußten wir so viel­fach darauf hinweisen, daß auch die kopernikanische Anschauung geisteswissenschaftlich befruchtet werden müsse. Viele von den heu­tigen Mystikern, Anthroposophen und so weiter predigen heute ja hinlänglich: Die Welt der Sinne, die wir um uns herum haben, ist Maja. Aber sie ziehen durchaus nicht die letzten Konsequenzen, sonst müßten sie sagen: Auch die Welt des kopernikanischen Sy­stems, diese Bewegung der Erde um die Sonne und so weiter, ist in Wahrheit eine Maja, eine Illusion, und sie muß korrigiert werden. Sie muß so angesehen werden, daß wir uns bewußt werden: Hinein stellt sich etwas, was ebensowenig auf Grundlage derjenigen Voraus­setzungen erkannt werden kann, die Kopernikus, Galilei oder auch Kepler anwendeten, wie die Gesamtwesenheit des Menschen aus den heutigen naturwissenschaftlichen Prinzipien heraus verstanden werden kann.

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Nun sehen Sie, indem wir solch ein Thema anschlagen, müssen wir zu gleicher Zeit hinweisen auf etwas, was eben mit der Mensch­heitsentwickelung vor sich gegangen ist. Wenn wir uns daran erin­nern, was wir oftmals gesagt haben, daß es in alten Zeiten eine Art Urweisheit gegeben hat, etwas, was die Menschen gewußt haben, zwar traumhaft atavistisch, was aber eben doch in seinem Inhalte weit hinausging über das, was wir uns heute wieder erobert haben -wenn wir an all das uns erinnern, so wird es uns nicht schwer wer­den, auch dessen wirklich zu gedenken, daß das Bild der Welt, das in alten Zeiten vorhanden war, doch ein ganz anderes war als das Weltbild, das uns heute vorliegen kann. Was war denn eigentlich als Weltbild bei unseren Vorfahren - das heißt bei uns selbst in unseren früheren Erdenleben - vorhanden? Viel mehr als heute war als Welt­bild vorhanden dasjenige, was man hereinbrachte durch die Geburt ins physische Dasein. Heute ist höchstens noch bei Kindern, wenn wir verstehen, sie in der richtigen Weise zu examinieren, etwas wie ein Bild der Welt vorhanden, in der der Mensch gelebt hat, bevor er ins physische Dasein herunterstieg. Aber im späteren Leben, und zwar sehr früh, verschwindet dieses Weltenbild. Bei der früheren Menschheit war dieses Weltenbild vorhanden. Und was in früheren Geistesentwickelungsepochen bei der Menschheit vorhanden war als astronomisches Bild, als Beschreibung von Sonnensystem oder Pla­netensystem und seines Zusammenhanges mit dem Menschen, das war etwas, was der Mensch unmittelbar in sich, wenn auch traum­haft, erlebte. Gewiß, wir sehen heute mit einem gewissen Hochmut auf diese Vorfahrenzeiten der Menschheit herunter. Aber diese Vor­fahrenzeiten der Menschheit waren so, daß man wirklich gewußt hat, irgend etwas hängt in uns zusammen mit Mars, mit Merkur und so weiter. Das war etwas, was innerlicher Bewußtseinsbestandteil der menschlichen Wesenheit war. Das war dasjenige, was dem Menschen aufging, indem er sich heranentwickelte. Der Mensch der Urzeit sah nicht bloß das äußerliche Sternbild. Er spürte in sich ein innerliches Sternbild, ein innerliches Weltensystem. Er spürte nicht nur das Weltensystem draußen, sondern auch in seinem Haupte, das wir heute als den Träger des, ich möchte sagen, undifferenzierten Vorstellungslebens

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haben. Da drinnen schien die Sonne, da drinnen kreisten die Planeten. Der Mensch trug in seinem Haupte dieses Weltenbild. (Tafel 18, rechts). Und was er da in seinem Haupte trug, das hatte Kräfte in sich, die auf die übrige Organisation wirk­ten, die wiederum dasjenige, was man nur nach der Geburt oder respektive nach der Konzeption aus den Erdenkräften erhält, be­einflußten; so daß auch das eben beeinflußt wurde von der Hauptes-Organisation, so daß auch gewissermaßen der übrige Mensch mitge­nommen wurde in der Anpassung an die planetarischen Kräfte. Und da zeigt sich Ihnen: der Mensch wird in diese Welt hereingeboren. Als Erbschaft, wollen wir zunächst einmal sagen, bekommt er die Tendenz mit, seine ersten Zähne, die Milchzähne zu bekommen. Sie vollenden ihr Entstehen im Jahreskreislaufe ungefähr. Siebenmal länger brauchen die zweiten Zähne, diejenigen, die schon von der menschlichen Organisation selbst hervorgebracht werden. Das ist et­was, was uns im tiefsten Sinne hinweist darauf, wie ein gewisser Rhythmus, den wir mitbringen durch die Geburt, und der sich auf den Jahreskreislauf bezieht, wie der siebenmal verlangsamt wird in unserem irdischen Leben. Siebenmal wird der Jahreskreislauf ver­langsamt. Das ist etwas, was eben auch ausgedrückt worden ist da­durch, daß man in die Zeiteinteilung hineingebracht hat das Ver­hältnis der 1 zur 7, Tag und Woche. Die Woche ist siebenmal länger als der Tag. Diese gegenüber dem Tag siebenmal längere Woche, die drückt aus, daß etwas im Menschen verläuft, was siebenmal weniger schnell geht als das, was wir durch die Geburt ins physische Dasein hereintragen. Man wird nicht eher begreifen den eigentlichen Men­schenwesensprozeß, bis man ordentlich einsieht, wie etwas im Men­schen, das gewissermaßen von außerirdischen Verhältnissen hereinge­bracht wird, sich während der Erdenzeit siebenmal verlangsamen muß.

Sehen Sie, die althebräische Geheimlehre hat viel gerade von die­sen Tatsachen gesprochen. Und wenn ich in unserer Sprache aus­drücken soll, was die alte hebräische Geheimlehre, aus einem atavi­stischen Wissen heraus, über diese Sache gesagt hat, so müßte ich sagen: Diese althebräischen Geheimlehrer machten ihren Schülern klar, Jahve, der der eigentliche Erdengott ist, der hinzufügte zu der

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Saturn-, Sonnen- und Mondenorganisation die Erdenorganisation, Jahve hat die Tendenz, dasjenige, was von der Mondenorganisation herüberkommt, siebenmal zu verlangsamen. Beschleunigt gegen­über dem irdischen Erdenlaufe will sich etwas benehmen im Men­schen. Ich könnte auch sagen, der alte hebräische Geheimlehrer sagte zu seinen Schülern: Luzifer läuft 7 Mal schneller als Jahve. Das weist uns hin auf zwei Bewegungen, zwei Strömungen in der Men­schennatur. Diese zwei Strömungen sind auch in der außermenschli­chen Natur vorhanden. Nur sind sie in der außermenschlichen Natur in etwas anderer Art vorhanden als in der menschlichen Natur.

Aber gerade dieser Gedanke, dem wir uns da nähern, der ist nicht so ganz leicht zu fassen. Wollen wir ihn durchschauen, so kön­nen wir ihn vielleicht am besten durchschauen, wenn wir ausgehen von mehr sozialen Verhältnissen, um uns dann wiederum zurückzu­wenden zu den kosmisch-tellurischen Verhältnissen.

Ich habe jetzt öfter in öffentlichen Vorträgen etwas erwähnt, was ich auch hier aussprechen möchte. Wenn wir das Elend der gegen­wärtigen Zeit überschauen, so finden wir die eigentümliche Tatsa­che, daß sich die ganze Intelligenz der neueren Menschheit wirk­lichkeitsfremd entwickelt hat. Es ist ja schon einmal eine Eigentüm­lichkeit, daß man gerade im praktischen Leben heute immer mehr und mehr die untüchtigen Menschen findet, nicht die tüchtigen Menschen. Und im Großen zeigt sich das in so einer Sache, wie ich sie in einigen öffentlichen Vorträgen jetzt erwähnt habe, daß zum Beispiel im 19. Jahrhundert viel über die Wirkung der Goldwährung auf die internationalen Wirtschaftsverhältnisse diskutiert worden ist. Sie können die Parlamentsberichte des 19. Jahrhunderts durchge­hen. Versuchen Sie sich daraus ein Bild zu machen, was die Leute ge­dacht haben als die Folge des Mono-Metallismus der Goldwährung. Sie haben die Goldwährung als dasjenige angesehen, was den Frei­handel, den durch keine Zollschranken gehinderten freien Handel, über das einheitliche Weltwirtschaftsgebiet hinaus möglich machen wird. Das hat man überall vorausgesagt, wo man der Goldwährung Loblieder gesungen hat. Und was ist in Wirklichkeit gekommen? Die Zollschranken. Nach und nach haben sich die wirklichen Verhältnisse

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so entwickelt, daß überall Zollschranken aufgerichtet wor­den sind. Das hat die Wirklichkeit ergeben.

Nun könnten Sie, wenn Sie oberflächlich urteilen, sagen: Ja, die Leute müssen aber eigentlich zu dumm gewesen sein. Aber sie waren nicht einmal dumm, es waren unter denen, die sich von der Gold­währung die Förderung des Freihandels versprochen haben, sehr scharfsinnige, sehr gescheite Leute. Aber sie haben keinen Wirklich­keitssinn gehabt, sie haben bloß mit Logizität gerechnet, nicht mit Wirklichkeitsgemäßheit. Sie konnten nicht untertauchen in die wirklichen Verhältnisse, geradeso wie unsere heutigen Naturforscher nicht untertauchen können in die Organisation des Herzens, der Le­ber, der Milz und so weiter. Sie abstrahieren und bleiben mit ihren Theorien, trotzdem sie Materialisten werden, im Abstrakten stecken. Daher kann schon so etwas passieren, wie in einer eigentlich auf Wahrheit beruhenden Anekdote erzählt wird, die vieles be­leuchtet: In einer Akademie der Wissenschaft hatte ein gelehrtes Mitglied, ein Physiologe, eine Theorie darüber entwickelt, wie lange namentlich Vögel hungern können. Es war eine schöne Tabelle her­ausgekommen. Der betreffende Physiologe hatte auf seinem Korri­dor überall große Vogelbauer aufgestellt und hat diese Vögel hun­gern lassen, um herauszubekommen, wie lange sie hungern können. Das hat er dann registriert. Es sind sehr schön große Zahlen dabei herausgekommen. Dann hat er diese Zahlen in einer Abhandlung verarbeitet und seine Abhandlung bei einer Sitzung der Akademie vorgelesen. Nun wohnte aber in demselben Hause ein anderer Phy­siologe, der nicht von solchen Methoden ausging. Er wohnte eine Treppe höher. Der stand auf, nachdem diese gelehrte Abhandlung vorgelesen war, und sagte: Ich muß leider einwenden, daß die Zah­len nicht ganz stimmen können, denn die armen Viecher haben mich sehr gedauert, und ich habe sie im Vorbeigehen gefüttert. -

Nun, es muß ja nicht immer in derselben Weise vor sich gehen; es ist eine Anekdote, die aber auf Wahrheit beruht, weil in der Tat sehr vieles von dem Material, das unserer exakten Wissenschaft zu­grunde liegt, auch auf diese Weise zustande gekommen ist, daß ir­gendeiner im Hintergrunde «die Vögel gefüttert» hat, statt daß sie so

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lange gehungert haben, als es die Tabelle ausweist. Man kann, wenn man eben Wirklichkeitssinn hat, mit solchen statistischen Methoden überhaupt nicht sehr viel anfangen. Man kann sich von solchen Methoden nicht sehr viel versprechen. Und dieser Wirklichkeitssinn hat eben durchaus der neueren Menschheit gefehlt. Warum hat er der neueren Menschheit gefehlt? Daran ist schuld eine gewisse Not­wendigkeit der Menschheitsentwickelung. Wir können die Sache so auffassen:

Nehmen Sie einmal an, in alten Zeiten hat der Mensch - wenn das die Grenze seiner Sinne ist gegen die Außenwelt (Tafel 19, rechts oben) - in die äußere Welt geschaut. Er hat durch alles das, was er in sich getragen hat, die Verhältnisse der äußeren Welt überschaut. Er hat auch seine Sternentheorien aus seinem inneren Sternensystem heraus mitgebildet. Er hatte Wirklichkeitssinn. Die­ser Wirklichkeitssinn saß ihm in den Sinnen (die beiden Kreischen rechts werden gezeichnet); der ist im Laufe der Menschheitsentwicke­lung verschwunden. Er muß im Innern, gerade so weit im Innern wiederum entwickelt werden, wie er früher im Äußeren entwickelt war. Wir müssen wirklich dahin kommen, in unserem Innern durch die Erziehung, die wir erhalten durch Geisteswissenschaft, Wirklich­keitssinn uns anzuzüchten, dann können wir auch erst wiederum Wirklichkeitssinn in der äußeren Welt entwickeln. Es ist schon so, wenn die Menschen in gerader Linie in der Bahn fortfahren würden, in der sie sich mit der neueren Intellektualität entwickelt haben, würden sie nicht mehr übersehen können das, was draußen ist, und es würde überall so gehen, wie mit der Goldwährung: Während sie voraussagten, es entstehe der Freihandel, wurden Zollschranken auf­gerichtet. Das geschieht ja auf den verschiedensten Gebieten des so­genannten praktischen Lebens fortwährend. Was da im Großen ge­schehen ist, geschieht heute überall im Kleinen. Die Praktiker sagen das oder jenes voraus - das Gegenteil tritt ein. Es wäre vielleicht in­teressant zu registrieren, was die Praktiker als das, was ganz gewiß geschieht, während der letzten Kriegsjahre vorausgesagt haben. Im­mer ist das Gegenteil eigentlich davon eingetroffen, gerade in den letzten Jahren. weil eben gar kein Wirklichkeitssinn mehr bei den

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Leuten war. Dieser Wirklichkeitssinn kommt aber auf keine andere Art, als indem der Mensch sich durch Geisteswissenschaft so heraner­zieht, daß dieser Wirklichkeitssinn im Innern erst entwickelt wird. Niemand wird in der Zukunft ein Praktiker oder ein wirklichkeitsge­mäßer Geist sein, der es verschmäht, im Innern sich durch Geistes­wissenschaft so heranzuerziehen, wie man durch die äußere Welt heute nicht heranerzogen werden kann. Wir müssen in die äußere Welt auch dasjenige hineintragen, was wir im Innern entwickeln. Deshalb ist Geisteswissenschaft so notwendig, weil die Menschen nicht darauf kommen werden, wie sich das Herz zur Leber verhält, wenn sie sich nicht erst die Methode dazu durch geisteswissenschaft­liche Schulung aneignen. Was früher vorhanden war, wo man sich sagen konnte: Das Herz verhält sich zur Leber in der inneren Welt, wie sich etwa in der äußeren Welt die Sonne zum Merkur verhält -und wo man etwas wußte, weil man das Verhältnis von Sonne und Merkur hereintrug aus der übersinnlichen Welt in die sinnliche Welt, das wird nicht mehr verstanden, kann auch nicht mehr ur­sprünglich verstanden werden, wenn die Menschen sich nicht die Grundlage, den Grundimpuls zu diesem Verständnis von innen her­aus aneignen. Man eignet sich ihn nicht etwa bloß durch Hellsehen an - durch Hellsehen werden die Tatsachen der Geisteswissenschaft erforscht -, man eignet sich diesen Sinn an, indem man das durch hellseherische Methode Festgestellte wirklich durchdenkt und durchempfindet und das Leben danach einrichtet. Darauf kommt es an. Es kommt gerade darauf an, zu studieren die Ergebnisse der Gei­steswissenschaft, nicht darauf, die Neugierde des Hellsehens zu be­friedigen. Das muß immer wieder und wieder betont werden, denn im allgemeinen Kulturprozeß der Menschheit ist von ganz beson­derer Wichtigkeit diese Anwendung der geisteswissenschaftlichen Methode auf das äußere Leben und auch auf die Erkenntnis der großen Welt, der außermenschlichen Welt.

Dasjenige also, was wir als die ursprüngliche Hauptesorganisation anzusehen haben, das wird im Laufe unseres Lebens nach und nach durchdrungen von alledem, was in unserer Organisation in Anpas­sung an die äußere Welt ist. Also müssen wir aus der Organisation

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des Menschen heraus, aus der Gliedmaßenorganisation heraus ver­stehen lernen die außermenschliche Welt. Und da können uns nur solche Dinge helfen wie das, worauf ich schon hingewiesen habe. Ich habe Sie darauf hingewiesen, welcher Gegensatz besteht zwischen jenem Zustand des Menschen, in dem er wachend ist, und jenem Zustand, in dem er schlafend ist. Wir betrachten auf der einen Seite das Wachen, auf der anderen Seite das Schlafen. Das sind Zustände, die einander entgegengesetzt sind. Und indem der eine in den ande­ren übergeht im Aufwachen und im Einschlafen, gehen wir gewis­sermaßen durch eine Art Nullpunkt unseres Daseins hindurch. Der Moment des Aufwachens und der Moment des Einschlafens müssen miteinander etwas zu tun haben.

Das weist uns darauf hin, daß, wenn wir den Tageskreislauf des Menschen in einer geometrischen Form ausdrücken wollen, wir nicht den Kreis und auch nicht die Ellipse brauchen können. Denn wenn wir den Schlafzustand dem einen Teil der Ellipse zuschreiben wür­den, so würden der Zustand des Aufwachens und des Einschlafens auseinanderfallen (Tafel 19, ganz oben). Aber sie können nicht auseinanderfallen - wir werden noch sehen, wie sie auch in ihren äußeren Erscheinungen ein Gleiches darstellen. Wir können also durchaus nicht die geometrische Figur, die dem Tageskreislauf des Menschen entsprechen soll, in Kreisform oder in Ellipsenform zeich­nen. Wir können sie nur so zeichnen, daß sie eine Schleifenlinie, eine Lemniskate ist (dieselbe Tafel, Mitte unten). Dadurch allein haben wir die Möglichkeit, wenn wir sagen, der Mensch kommt aus dem Wachzustand in den Schlafzustand hinein, daß er durch den­selben Zustand beim Aufwachen wiederum herauskommt. Und da­mit haben wir eine Kurve, eine Linie, die dem täglichen Gang des menschlichen Lebens entspricht. Sie finden keine andere Linie des Tageskreislaufes als diese Lemniskate, denn bei jeder anderen Linie würden Sie nicht das Aufwachen durch dasselbe führen, was das Einschlafen war.

Aber es ist noch etwas anderes da. Wenn wir achtgeben auf den Prozeß der menschlichen Entwickelung namentlich in der Kindheit, so müssen wir sagen, im wesentlichen wachen wir wohl so auf, wie

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wir eingeschlafen sind. Aber wenn man das Leben richtig beobach­ten kann, dann kann man den Schlafzustand nicht vom ganzen Menschenleben ausschließen. Wir unterrichten die Kinder während des Tages. Wir sollten immer einen Sinn dafür haben, was aus dem, was wir an die Kinder heranbringen, nicht unmittelbar wird, son­dern erst am nächsten Tag geworden ist, wenn das Ich und der astra­lische Leib durch den Nachtzustand gegangen sind. Da macht eigentlich das Kind erst das Richtige aus dem, was wir ihm bei Tage beibringen. Wir müssen unsere Pädagogik und Didaktik auf das hin einrichten. So daß wir sagen können in bezug auf die Wechselzu­stände von Tag und Nacht: Wir schlafen, kommen durch das Erwa­chen an derselben Stelle wieder heraus, wo wir hineingeschlafen sind, aber wir schreiten in bezug auf die Menschenentwickelung ein wenig vor. In einer anderen Richtung schreiten wir vor.

Daher dürfen wir auch die Linie nicht ganz so zeichnen wie in der Lemniskate, sondern wir müßten sie so zeichnen, daß wir zwar hier wieder herauskommen, aber ein Stück weiter, so daß wir fortschrei­tende Lemniskaten bekommen (rechts unten). Wenn wir also prü­fen auf der einen Seite den Wechselzustand zwischen Wachen und Schlafen und andererseits das Fortentwickeln, so bekommen wir als geometrische Form für das, was mit dem Menschen vor sich geht, eine Schraubenlinie. Diese Schraubenlinie hängt innig zusammen mit unserer Entwickelung, und unsere Entwickelung hängt wieder­um zusammen mit dem ganzen Weltsystem. Daher müssen wir als Grundlage zu den Weltenbewegungen diese selbe Linie suchen. Und hätte man, statt daß man nur abstrakte Geometrie auf den Himmelsraum angewendet hat, die konkrete Geometrie angewen­det, die aus dem ganzen Menschen folgt, man würde zu anderem gekommen sein. Denn sehen Sie, in der Urweisheit, da hatte man diese Linie. Da sprach man nicht davon, daß etwa, sagen wir, der Mars sich anders bewegte, als in einer solchen Linie fortschreitend (links, Mitte). Nut vergaß man das allmählich. Man konstruierte, statt daß man wußte. Was wurde daraus? Diese Linie, die so fort­schreitet (es wird auf die eben gezeichnete Linie gezeigt), in der konnte man nicht weitergehen. Und so nahm man diese Linie (links

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unten, der große Bogen) und setzte Kreise auf und bekam die Epi­zyklentheorie. Auch die ptolemäische Theorie ist das letzte Über­bleibsel der alten Urweisheit, und auf Grund dieser hat wiederum Kopernikus eine Vereinfachung vorgenommen. Und daran theoreti­siert die heutige Astronomie noch immer herum. Noch immer theo­retisiert sie so, daß sie Ellipsen und Kreise und alles mögliche lieber betrachtet, als jene innerlich lebendige Linie, die eine fortschrei­tende Schraubenlinie darstellt. Und dann wundert man sich, daß die Beobachtungen nicht übereinstimmen mit dem, was man ausrech­net, daß man immer zu neuen Korrekturen genötigt ist.

Sehen Sie sich an, wie die Relativitätstheorie auf einem Fehler in den Merkurumlaufszeiten aufbaut. Man sucht nur dann die Korrek­tur in einer anderen Weise zu vollziehen, als man sie vollziehen sollte, nämlich indem man zurückginge auf das Verhältnis des Men­schen zur ganzen Umwelt. - Doch davon dann morgen weiter.

ELFTER VORTRAG Dornach, 2. Mai 1920

#G201-1987-SE164 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

ELFTER VORTRAG

Dornach, 2. Mai 1920

#TX

Ich habe gestern aufmerksam darauf gemacht, wie dasjenige, was im Menschen vorhanden ist, auf etwas hinweist, was entsprechend im außermenschlichen Weltall vorhanden ist, insofern ein bestimmtes Verhältnis des Menschen zum außermenschlichen Weltall besteht. Worauf wir nun besonders hinzuweisen haben als im Menschen vor­handen, das ist die Hinordnung des menschlichen Hauptes auf eine außerirdische Welt, auf eine Welt, welche außerhalb derjenigen liegt, von der der übrige Organismus des Menschen abhängig ist. Unser Haupt weist noch deutlich in diejenige Welt hinein, die wir durchgemacht haben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt. Die ganze Organisation unseres Hauptes ist so gebildet, daß sie den deutlichen Nachklang bildet unseres Aufenthaltes in den geistigen Welten. Nun müssen wir das Entsprechende suchen im Kosmos.

Da brauchen Sie ja nur einmal zu vergleichen das Verhalten, sa­gen wir, des weit im Weltenall draußen stehenden Saturn mit dem Verhalten der Erde selbst, und Sie werden einen gewissen Unter­schied wahrnehmen. Dieser Unterschied ist dadurch für die Astrono­mie zur Geltung gekommen, daß man sagt, der Saturn kreise um die Sonne in 30 Jahren, die Erde in einem Jahre. Wir wollen uns jetzt einmal nicht kümmern, ob diese Dinge richtig oder falsch sind, ob sie eine Einseitigkeit darstellen oder nicht, wir wollen nur auf das hinweisen, daß eben die Beobachtungen, die man gewinnen kann dadurch, daß man den Saturn im Weltenraume verfolgt und die Geschwindigkeit seiner Bewegung vergleicht mit dem, was man der Erde als eine gewisse Geschwindigkeit zuschreibt, daß man dadurch unter Voraussetzung des kopernikanisch-keplerischen Weltsystems zu der Anschauung kommt, daß der Saturn 30 Jahre braucht, um die Sonne zu umkreisen, die Erde ein Jahr. Und wenn wir dann auf den Jupiter hinschauen, so spricht man ihm eine Umlaufszeit von 12 Jahren zu. Viel kürzer ist die Umlaufszeit des Mars. Aber nun kommen wir. wenn wir die anderen Planeten uns ansehen, die Venus,

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den Merkur, zu Umlaufszeiten, die kleiner sind als die der Erde, oder sagen wir, von denen gesagt wird, daß sie kleiner sind als die Umlaufszeit der Erde. Alle diese Dinge sind ja selbstverständlich ausgedacht, sind ausgedacht auf Grundlage der Beobachtungen, die in der einen oder in der anderen Weise gemacht werden.

Nun habe ich ja darauf hingewiesen, daß wir eigentlich eine wahre Einsicht in diese Dinge nur gewinnen, wenn wir gewisser­maßen das, was da in den Weiten des Weltenraumes vor sich geht, vergleichen mit dem, was zugeordnet vor sich geht innerhalb der Grenzen unserer Haut, in unserem eigenen Organismus. Bedenken Sie einmal, daß dem, was man Umlaufszeit der Erde um die Sonne nennt, ja irgend etwas entspricht. Wir haben gestern darauf hinge­wiesen, daß auch für die tägliche Tatsachenreihe hinzuweisen ist auf eine gewisse Kurve, auf eine gewisse Linie, die sich selber schneidet. In einer ähnlichen Weise wird auch vorzustellen sein diejenige Kur­ve, diejenige krumme Linie, welche der jährlichen Bewegung der Erde entspricht, ganz gleichgültig, ob man nun der Anschauung ist, daß diese Bewegung der Erde zugleich eine Bewegung um die Sonne ist oder nicht. Denn was haben wir da eigentlich vor uns? Be­denken Sie einmal: Wir haben in unserem eigenen Tageskreislauf, den wir jetzt nicht so nehmen wollen, wie er dem Kosmos ent­spricht, sondern wie er im Menschen auftritt, so daß wir auch dieje­nigen, deren Schlafens- und Wachenszeit nicht zusammenfällt mit dem Wechsel von Tag und Nacht, daß wir also auch die Bummler und unregelmäßig Lebenden fassen können. Wir wollen diesen Tageskreislauf im Menschen so betrachten, daß wir ihn aus dem Grunde, den wir gestern schon angeführt haben, uns repräsentiert denken durch solch eine Linie (Tafel 20, rechts oben), wobei die Punkte des Einschlafens und Aufwachens übereinanderfallen. Ich habe gestern schon bemerkt, daß man diese Punkte des Einschlafens und Aufwachens übereinandeffallend denken muß. Es gibt viele Gründe, aber es genügt ein Grund, um vor unbefangenem Urteil einzusehen, daß wir den Punkt des Aufwachens über den Punkt des Einschlafens zu legen haben. Denn nehmen Sie einmal die auffällig­ste Tatsache: Wenn Sie zurückblicken auf Ihr Leben, so erscheint

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Ihnen dieses Leben wie eine geschlossene Strömung. Sie sind nicht veranlaßt, dieses Leben so vorzustellen (die unterbrochene Gerade in mittlerer Höhe, von rechts nach links): Heute habe ich gelebt und die Umgebung gewußt bis zum Aufwachen; dann kommt Dunkel­heit; dann gestern, da bin ich eingeschlafen, da habe ich wiederum gelebt bis zum Aufwachen; folgt wiederum Dunkelheit. So stellen Sie sich die Erinnerungsströmung nicht vor, sondern Sie stellen sich die Erinnerungsströmung so vor, daß in der Tat der Moment des Aufwachens und der Moment des Einschlafens wirklich zusammen­fallen in Ihrem erinnernden Bewußtsein. Das ist eine einfache Tat­sache. Diese Tatsache läßt sich nur so zeichnen, daß man die den Ta­geslauf im Menschen repräsentierende Kurve als eine Schleffenlinie zeichnet, wo dann der Punkt des Aufwachens über den Punkt des Einschlafens fällt. Wäre eine Kurve richtig, die eine Ellipse oder ein Kreis wäre, dann müßte das Einschlafen und das Aufwachen deut­lich voneinander getrennt sein; es könnte nicht sich anschließen unmittelbar das Aufwachen an das Einschlafen. So also müssen wir den Tageslauf des Menschen uns vorstellen.

Versuchen Sie einmal, sich im Menschen selbst ordentlich zu­rechtzulegen, was das eigentlich ist: Sie leben wachend vom Auf­wachen bis zum Einschlafen. Da sind Sie, indem Sie physischer Mensch sind, zugleich der ganze Mensch, da haben Sie in sich Ihren physischen Leib, Ihren Ätherleib, Ihren astralischen Leib, Ihr Ich. Jetzt nehmen Sie den physischen Menschen vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Da haben Sie nur den physischen Leib und den Ätherleib. Als physischer Mensch sind Sie nicht Mensch, sondern Sie haben den physischen Leib und den Ätherleib; das liegt im Bette. Das sollte im Grunde genommen gar nicht sein. Das besteht im Grunde genommen zu Unrecht, denn das sollte eine Pflanze sein. Das ist nur der liegengebliebene Rest des vollständigen Menschen, von dem fort sind das Ich und der astralische Leib, und nur unter dem Finflusse der Tatsache, daß Ich und astralischer Leib wiederum zurückkehren können, bevor der physische Leib und der Ätherleib ihrem Pflanzenziel nachgehen können, nur diese Tatsache macht es, daß wir nicht jede Nacht sterben.

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Nun sehen wir auf das hin, was da eigentlich im Bette liegt. Was ist denn das, was da im Bette liegt? Das wird plötzlich zu der Natur des Pflanzenreiches. Das müssen Sie sehen als ähnlich dem, was auf der Erde vorgeht von dem Moment an, wo im Frühling die Pflanzen hervorsprießen bis zum Herbst, wo die Pflanzen wiederum hinunter-gehen. Da schießt im Menschen das Pflanzensein ins Kraut, möchte man sagen, vom Einschlafen bis zum Aufwachen. Da wird er so, wie die Erde zur Sommerszeit ist. Und wenn wiederum das Ich und der astralische Leib zurückkehren, wenn der Mensch aufwacht, dann wird er so, wie die Erde zur Winterszeit ist. So daß wir sagen kön­nen: der Wachzustand des Menschen, die Zeit vom Aufwachen bis zum Einschlafen ist der persönliche Winter, die Zeit vom Einschla­fen bis zum Aufwachen ist der persönliche Sommer. Für den Kos­mos, insofern die Erde ja auch zu diesem Kosmos gehört, ist das Jahr das Entsprechende. Die Erde wacht in der Winterszeit, schläft in der Sommerszeit. Die Sommerszeit ist die Schlafzeit der Erde, die Win­terszeit ist die Wachzeit der Erde. Äußerlich verglichen gibt es selbstverständlich eine falsche Analogie; da glaubt man, daß die Sommerszeit die Wachzeit der Erde ist und die Winterszeit die Schlafenszeit der Erde ist. Umgekehrt ist es das Richtige; denn wir werden ja während unserer Schlafenszeit dem blühenden, sprossen­den Pflanzenleben ähnlich, werden also da so wie die Erde während der Sommerszeit. Und wenn unser Ich und unser astralischer Leib in unsern physischen Leib und in unsern Ätherleib hineingehen, so ist es so, wie wenn für die pflanzentragende Erde die Sommersonne sich zurückzieht und die Wintersonne wirkt. Doch ist eine Jahreszeit jeweilig für irgendeinen Teil der Erdoberfläche. Bei der Erde ist es also anders wie beim einzelnen Menschen, aber auch nur scheinbar, ü bri gens; bei der Erde, insofern wir sie auf irgendeinem Teile be­wohnen, ist es so, daß ein Jahreslauf dem Tageskreislauf des Men­schen entspricht. Ein Jahreskreislauf im Kosmos entspricht dem Tageskreislauf des Menschen.

Nun haben Sie dadurch ja unmittelbar die Tatsache gegeben, daß wenn Sie auf den Kosmos hinschauen, Sie sich sagen müssen:

ein Jahr, das ist für ihn Schlafen und Wachen. Und wenn unsere

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Erde einfach der Kopf des Kosmos ist, dann drückt sich im Winter­sein das Wachen des Kosmos eben aus, im Sommersein das Schlafen des Kosmos. Nehmen wir jetzt diesen Kosmos, der ja hervorbringt Wachen und Schlafen, denn die Pflanzendecke auf der Erde ist ja das Ergebnis des Kosmos, nehmen wir jetzt diesen Kosmos, dann müssen wir ihn auch ansehen als einen großen Organismus. Wir müssen dasjenige, was in seinen Gliedern vorgeht, uns so organisch dem ganzen Kosmos eingefügt denken, wie wir uns organisch einge­fügt denken müssen das, was in einem unserer Organe vorgeht, un­serem Organismus. Da kommen wir auf Bedeutungen jener Unter­schiede, die sich sonst für die Astronomie ausdrücken in den kürze­ren Umlaufszeiten von Venus und Merkur gegenüber den längeren Umlaufszeiten - länger als eine sogenannte Umlaufszeit der Erde -bei Mars, Jupiter und Saturn namentlich. Wenn wir die sogenannten äußeren Planeten nehmen, Saturn, Jupiter, Mars, so haben diese scheinbar eine lange Umlaufszeit, die über ein Jahr hinauswächst, die also über das bloße Wachen hinauswachsen. Nehmen wir den Sa­turn, seine 30 Jahre, die ja die scheinbare Umlaufszeit um die Sonne sind (Tafel 20, links oben); seine 30 Jahre, wie können wir sie denn ausdrücken, wenn wir die ordentliche Sprache des Kosmos sprechen, daß ein Jahr sein Tageskreislauf ist? Wenn ein Jahr der Tageskreislauf des Kosmos ist, dann ist die sogenannte Umlaufszeit des Saturn un­gefähr 30 Tage, ein kosmischer Monat, kosmische 4 Wochen. So daß Sie sich sagen können: Wenn man den Saturn - die anderen zwei Planeten, Uranus und Neptun, die man heute als gleichberechtigt ansieht, sind ja zugeflogene -, wenn man den Saturn als den äußer­sten Planeten ansieht, dann muß man sagen: der Saturn begrenzt unseren Kosmos, und in dem scheinbaren Langsamgehen, in dem Nachhinken des Saturn hinter der Erde zeigt sich das Leben des Kosmos in vier Wochen, in einem Monat, gegenüber jenem Leben, das der Kosmos zeigt im Jahreslauf, und das für ihn ein Einschlafen und Aufwachen ist.

Daraus aber ersehen Sie, daß der Saturn, wenn wir gewisser­maßen seine scheinbare Bahn als die äußerste Grenze unseres Plane­tensystems ansehen, in einer anderen Weise sich innerhalb dieses

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Planetensystems verhält als zum Beispiel der Merkur. Der Merkur, der nicht einmal 100 Tage zu einem sogenannten scheinbaren Um­lauf braucht, der bewegt sich schnell herum, der ist regsam da im Innern, hat eine gewisse Geschwindigkeit. während sich der Saturn langsam bewegt.

Wem entspricht denn das eigentlich? Wenn Sie diese Bewegung des Saturn nehmen, so ist also verhältnismäßig etwas Langsames da; die Bewegung des Merkur ist etwas, was gegenüber der Bewegung des Saturn etwas sehr Schnelles ist, eine innere Regsamkeit des Orga­nismus Kosmos, etwas, was innerlich den Kosmos bewegt. Es ist so, wie wenn Sie sich meinetwillen eine Art lebendigen Schleimorganis­mus denken, (Tafel 21, links), der sich als solcher dreht, und da extra drinnen ein Organ, das wiederum schneller sich um sich dreht. Es sondert sich dieser Merkur da in seiner Bewegung durch sein schnelleres Drehen aus von dem ganzen Drehen, von der ganzen Bewegung. Es ist wie ein eingeschlossenes Glied, ebenso ist das Be­wegen der Venus wie ein eingeschlossenes Glied. Da haben Sie er­was, was im Menschen dem Verhalten des Hauptes zum übrigen Organismus entspricht. Das Haupt schließt sich aus von den Bewe­gungen des übrigen Organismus. Venus und Merkur emanzipieren sich von der Bewegung, die der Saturn angibt. Sie gehen ihren eigenen Weg. Sie erzittern in dem ganzen System drinnen. Was be­deutet denn das? Sie haben etwas extra da in dem ganzen System. Ihre schnellere Regsamkeit deutet darauf, daß sie etwas extra da drinnen haben. Was ist denn das Entsprechende dieses Extra? Nun, in unserem Haupte ist das, was das Haupt extra hat, die Zuordnung zu der übersinnlichen Welt; nur - unser Haupt wird ruhig an unse­rem Organismus, so wie wir in einer Kutsche oder im Eisenbahnzug drinnen ruhig sind, trotzdem der Eisenbahnzug weitergeht. Venus und Merkur machen es anders; sie machen das Entgegengesetzte in bezug auf ihr Emanzipieren. Während unser Haupt ruhig ist, wie wenn wir uns ganz ruhig in die Kutsche oder in die Eisenbahn setzen und darinnen ruhig sind, emanzipieren sich in der entgegengesetz­ten Art von dem ganzen Planetensystem Venus und Merkur. Es ist so, wie wenn wir, indem wir uns in den Eisenbahnwagen setzen,

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durch etwas angeregt, noch extra da drinnen immerfort schneller uns bewegen würden als der Eisenbahnzug selber.

Sehen Sie, das rührt davon her, daß eben Venus und Merkur, die die schnellere scheinbare Bewegung zeigen, nicht bloß zum Raume draußen, zum Räumlichen eine Beziehung haben, sondern ihrerseits auch Beziehungen haben zu dem, wozu unser Haupt Beziehungen hat. Nur gehen sie diese Beziehungen in der entgegengesetzten Art ein, unser Haupt durch Beruhigtwerden, Venus und Merkur durch Regsamwerden. Aber Venus und Merkur sind diejenigen Planeten, durch die unser Planetensystem zu der übersinnlichen Welt eine Be­ziehung hat. Venus und Merkur gliedern unser Planetensystem in anderer Art in den Kosmos ein als Saturn und Jupiter. Vergeistigt wird unser Planetensystem durch Venus und Merkur, vergeistigt, zu­geordnet den geistigen Mächten in einer intimeren Weise. als das etwa durch Jupiter und Saturn geschieht.

Die Dinge, die wirklich sind, nehmen sich eben oftmals ganz anders aus, wenn man sie wirklichkeitsgemäß studiert, als wenn man sie nach dem naheliegenden Urteile faßt. Geradeso wie der Mensch, wenn er äußerlich urteilt, die Winterszeit die Schlafenszeit der Erde nennt, und die Sommerszeit die Wachenszeit, während es umge­kehrt ist, so könnte man äußerlich urteilend auch versucht sein, Saturn und Jupiter als geistiger zu denken denn Venus und Merkur. Aber so ist es nicht, sondern gerade Venus und Merkur stehen in in­timerer Beziehung zu etwas, was hinter dem ganzen Kosmos ist, als Jupiter und Saturn. So daß wir sagen können: In Venus und Merkur haben wir etwas gegeben, was uns äußerlich, insofern wir ein Glied unseres Planetensystems sind, in Beziehung setzt zu einer übersinn­lichen Welt. Indem wir hier leben, werden wir durch Merkur und Venus zu einer übersinnlichen Welt in Beziehung gesetzt. Man könnte sagen: Indem wir uns durch die Geburt in der physischen Welt verkörpern, werden wir durch Saturn und Jupiter in diese phy­sische Welt hereingetragen; indem wir von der Geburt bis zum Tode hin leben, wirken Venus und Merkur in uns und bereiten uns vor, durch den Tod wiederum unser Übersinnliches in die übersinnliche Welt hinauszutragen. In der Tat haben Merkur und Venus ebensoviel

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Anteil an unserer Unsterblichkeit nach dem Tode, wie Jupiter und Saturn Anteil haben an unserer Unsterblichkeit vor dem Tode. Aber es ist so, daß wir wirklich auch im Kosmos so etwas sehen müs­sen, was da entspricht der verhältnismäßig geistigeren Organisation des Hauptes im Vergleich zu der Organisation des übrigen mensch­lichen Organismus.

Nun, wenn wir uns vorstellen, daß der Saturn seinerseits auch seine Bewegung in einer solchen Kurve (Lemniskate, Tafel 20) hat, die nur selbstverständlich anders gezogen wird im Weltenraum, wie die durch eine 30mal schnellere Bewegung bewirkte Kurve der Erde, wenn wir uns diese Kurve so vorstellen beim Saturn und auch bei der Erde, dann müssen wir uns ja vorstellen, daß jeder Weltenkörper, der in einer solchen Bahn kreist, durch Kräfte selbstverständlich in dieser Bahn bewegt wird, aber er wird durch Kräfte verschiedener Art bewegt. Und da kommen wir zu einer Vorstellung, die außer­ordentlich bedeutsam ist und die, wenn Sie sie einmal in Wirklich­keit aufnehmen, Ihnen wahrscheinlich sofort einleuchten wird als eine gültige. Sie leuchtet den Menschen nur deshalb nicht ein als eine gültige, weil die Menschen unter dem Einflusse des Materialis­mus der letzten Jahrhunderte eben gar nicht gewöhnt sind, solche Dinge mit den Tatsachen des Weltenalls zu verbinden.

Für die heutige materialistische Weltanschauung ist eben der Sa­turn, der sich da im Weltenraume findet, nur ein Körper, der da im Weltenraum herumgondelt, und die anderen Planeten auch. Aber so ist es nicht; sondern wenn wir diesen äußersten Planeten unseres Planetensystems, den Saturn nehmen, dann müssen wir ihn uns vor­stellen - und ich werde jetzt etwas wiederum gewissermaßen referie­rend angeben müssen, was wir erst später erläutern -, wir müssen ihn uns vorstellen als den Führer unseres Planetensystems im Wel­tenraume. Er zieht unser Planetensystem im Weltenraume. Er ist der Körper für die äußerste Kraft, die uns da in der Lemniskate im Weltenraume herumführt. Er kutschiert und zieht zugleich. Er ist also die Kraft in der äußersten Peripherie. Würde er nur wirken, so würden wir uns in der Lemniskate bewegen. Aber nun sind in unse­rem Planetensystem eben diese anderen Kräfte, die eine intimere

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Vermittelung darstellen zur geistigen Welt, die wir im Merkur und in der Venus finden. Durch diese Kräfte wird fortwährend die Bahn gehoben. So daß wir, wenn wir diese Bahn von oben anschauen, wir diese Lemniskate bekommen (die vorige Kurve); wenn wir sie aber von der Seite anschauen, bekommen wir Linien, die sich fortwäh­rend heben, fortschreiten (Tafel 20, rechts unten). Dieses Fort­schreiten, das entspricht im Menschen der Tatsache, daß wir, wäh­rend wir schlafen, das verarbeiten, was wir in uns aufgenommen haben; wenn es auch nicht gleich ins Bewußtsein übergeht, wir ver­arbeiten es. Wir verarbeiten, was wir durch unsere Erziehung, durch unser Leben aufnehmen, eigentlich hauptsächlich während des Schlafens. Und während des Schlafes vermitteln uns das Merkur und Venus. Sie sind unsere wichtigsten Nachtplaneten, während Jupiter und Saturn unsere wichtigsten Tagesplaneten sind. Daher hat mit vollem Rechte eine ältere instinktive atavistische Weisheit Jupiter und Saturn mit der menschlichen Hauptesbildung zusammenge­bracht, Merkur und Venus mit der menschlichen Rumpfesbildung, also mit dem übrigen Organismus. Aus der intimen Erkenntnis des Verhältnisses zwischen Mensch und Weltenall sind diese Dinge ent­standen.

Nun bitte ich Sie aber folgendes zu beachten. Wir haben nötig, zunächst einmal aus inneren Gründen die Bewegung der Erde lem­niskatisch aufzufassen, außerdem als wirkend auf die Bewegung der Erde die Venus- und Merkurkräfte, die die Lemniskate selber wieder­um weitertragen, so daß eigentlich die Lemniskate fortschreitet und ihre Achse selber dann wiederum eine Lemniskate wird. Wir haben eine außerordentlich komplizierte Bewegung für die Erde selber. Und nun kommt das, worauf ich Sie eigentlich hinweisen will. Es strebt die Astronomie danach, diese Bewegungen zu zeichnen. Man will ein Planetensystem haben. Man will das Sonnensystem zeichnen und rechnerisch erklären. Aber solche Planeten wie Venus und Mer­kur, die haben auch Beziehungen zu dem Außerräumlichen, zu dem Übersinnlichen, zu dem Geistigen, zu dem, was gar nicht in den Raum hineingehört. Wollen Sie also die Bahn des Saturn, die Bahn des Jupiter, die Bahn des Mars erfassen und in denselben

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Raum hineinzeichnen auch die Bahn von Venus und Merkur, so kriegen Sie da hinein höchstens eine Projektion der Venus- und Merkurbahn, aber keineswegs die Venus- und Merkurbahn selbst. Wenn Sie den dreidimensionalen Raum verwenden, um hineinzu­zeichnen die Bahn von Jupiter, Saturn und Mars, so kommen Sie höchstens noch an eine Grenze; da kriegen Sie so etwas wie eine Bahn der Sonne. Wollen Sie aber jetzt das andere zeichnen, was da noch kommt, dann können Sie das nicht mehr in den dreidimensio­nalen Raum hineinzeichnen, sondern Sie können nur Schattenbilder für diese anderen Bewegungen in den dreidimensionalen Raum hin­einkriegen. Sie können nicht in denselben Raum hineinzeichnen die Bahn der Venus und die Bahn des Saturn. Daraus ersehen Sie, daß alles Zeichnen des Sonnensystems, indem man sich dabei desselben Raumes bedient für den Saturn wie für die Venus, daß das alles nur Annäherungen sind, daß es gar nicht geht, ein Sonnensystem zu zeichnen. Das geht ebensowenig, wie Sie einen Menschen seiner Gesamtwesenheit nach aus den bloß natürlichen Kräften erklären können. Und jetzt werden Sie einsehen, warum kein Sonnensystem genügt. Leicht konnte ein Gar-nicht-Astronom wie Johannes Schlaf den Leuten, die ganz feste Astronomen sind, die Unmöglichkeit ih­res Sonnensystems zeigen an sehr einfachen Tatsachen, indem er einfach zum Beispiel darauf hinwies, daß wenn die Sonne und die Erde sich so verhielten, daß die Erde herumginge um die Sonne, müßten sich Sonnenfiecken nicht so zeigen, wie sie sich eben zeigen, denn einmal ist man hinten und dann ist man vorn und dann geht man herum. Das ist aber alles nicht der Fall. Es stimmt nichts von dem, was in einen Raum von den gewöhnlichen drei abstrakten Di­mensionen von unserem Sonnensystem hineingezeichnet wird. Man muß sich durchaus klar sein, daß man, ebenso wie beim Menschen, sich sagen muß: Will man den Menschen als ganzen Menschen be­greifen, so muß man von den physischen Kräften zu den übersinn­lichen Kräften gehen. Ebenso muß man, will man ein Sonnensystem begreifen, über die drei Dimensionen hinausgehen in andere Di­mensionalität hinein. Das heißt, man kann nicht ein gewöhnliches Sonnensystem zeichnen im dreidimensionalen Raum (Tafel 21,

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Mitte). Alle diese Planiglobien und so weiter, die haben wir so auf­zufassen, daß wir sagen: Da, wo in einem solchen Planiglobium der Saturn ist, da ist, wenn wir nach unserm gewöhnlichen schemati­schen Sonnensystem irgendwo Merkur haben, nicht der wirkliche Merkur, sondern sein Schatten, seine bloße Projektion.

Das sind solche Dinge, die erst wieder von der Geisteswissen­schaft ans Tageslicht gebracht werden müssen. Nicht wahr, sie sind verschwunden. Ungefähr sechs, sieben Jahrhunderte vor der christ­lichen Zeitrechnung hat die Urweisheit begonnen zu verschwinden. Dann ist sie allmählich hinuntergegangen, bis sie durch die Philoso­phie ersetzt worden ist von der Mitte des 15. Jahrhunderts ab. Aber Menschen wie zum Beispiel Pythagoras haben aus der alten Ur­weisheit noch so viel gewußt, daß sie zum Beispiel sagen konnten, oder wenigstens Zeitgenossen des Pythagoras sagen konnten: Ja, wir wohnen auf der Erde, wir gehören durch diese Erde einem Welt­system an, dem Saturn und Jupiter angehören; aber wenn wir in dieser Dimensionalität drinnenbleiben, dann finden wir da drinnen nicht ein ebensolches Zugehören zu Venus und Merkur. Und wenn wir zu Venus und Merkur gehören wollen, dann können wir nicht so unmittelbar dazugehören, wie wir zu Saturn und Jupiter gehören, sondern wenn unsere Erde in einem gemeinschaftlichen Raum ist mit Saturn und Jupiter (Tafel 20, Mitte unten), so gibt es eine Gegenerde, die ist dann in dem anderen gemeinschaftlichen Raum mit Merkur und Venus. - Daher sprechen diese alten Astronomen von der Erde und der Gegenerde. Selbstverständlich kommt nun der moderne Materialist und sagt: Gegenerde? Ich sehe nichts davon. -Fr gleicht dem, der einen Menschen abwiegt, dem er erst befohlen hat, nichts zu denken, und ihn dann abwiegt, wenn er ihm befohlen hat, einen besonders gescheiten Gedanken zu denken, und dann sagt: Ich habe gewogen, aber ich habe die Schwere der Gedanken nicht gefunden. - Nicht wahr, der Materialismus lehnt alles ab, was nicht schwer ist oder was nicht gesehen werden kann. Aber es leuch­ten merkwürdige Dinge aus der Uiweisheit, aus der atavistischen Ur-weisheit der Menschen herauf, auf die wir wiederum aus ganz inne­rem Schauen, aus innerem Anschauen aus der Geisteswissenschaft

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kommen. Und dieses Sich-wieder-Durcharbeiten zu einem absolut Neuen, das aber eigentlich auf der Erde schon einmal da war, jetzt nur errungen werden soll aus dem vollen Bewußtsein der Menschen heraus, das ist eben etwas, was dieser Menschheit jetzt dringend not­wendig ist aus dem Grunde, weil die Menschen sonst ja die ganze Möglichkeit ihres Denkens verlieren.

Ich habe Sie doch gestern darauf aufmerksam gemacht, daß für das soziale Denken die Menschen Mono-Metallismus anstreben we­gen des Freihandels, und - der Schutzzoll kommt. Aus dem, was angestrebt wird auf Grundlage des Denkens, das die Menschheit heute hat, wird auf der Erde niemals eine wirkliche soziale Ordnung entstehen - einzig und allein aus jenem Denken heraus, das geschult ist an solcher Wissenschaft, die nicht Planiglobien zeichnet, in de­nen Saturn und Venus in demselben Raume sind. Denn dieses an­throposophische Anschauen der Welt bedeutet nicht nur, daß wir uns etwas vorhalten, sondern es bedeutet auch, daß wir in einer gewissen Weise denken lernen. Was ist es denn nun eigentlich, wenn wir so denken lernen, wie wir heute denken lernen? Nun, erinnern Sie sich, was ich gesagt habe. Indem unsere Leibesorganisation zur näch­sten Inkarnation metamorphosisch sich umbildet, da macht sie nicht nur eine Umwandelung durch, sondern eine Umstülpung. So, wie wenn ich den Handschuh der linken Hand zur rechten Hand richtig umstülpe, daß das Innere nach außen kommt, so geht dasjenige, was jetzt nach innen geht, Leber, Herz, Niere und so weiter, in der nächsten Inkarnation nach außen, wird die Sinnesorganisation, wird Auge, wird Ohr und so weiter. Es stülpt sich um. Dieses Umstülpen im Menschen entspricht diesem anderen Umstülpen: Saturn auf der einen Seite, dann ganz draußen aus diesem Raume Venus und Mer­kur. Ein Umstülpen in sich selber. Beachten wir es nicht, was tun wir denn dann? Wir tun ganz dasselbe, als wenn wir das Umstülpen beim menschlichen Haupt nicht beachten. Wenn wir die Welt gar nicht betrachten unter diesem Umstülpegesetz, tun wir etwas sehr Eigentümliches. Wir denken nämlich dann gar nicht mit unserem Kopfe. Und das ist dasjenige, wohin der fünfte nachatlantische Zeit­raum, insofern er sich abwärts bewegt, und nicht durch Geisteswissenschaft

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wiederum einen Aufstieg sucht, wohin dieser fünfte nachatlantische Zeitraum tendiert. Die Menschen möchten ihren Kopf loskriegen und bloß mit dem übrigen Organismus denken. Abstraktion ist das Denken mit dem übrigen Organismus. Den Kopf möchten sie loskriegen. Sie möchten keinen Anspruch machen auf dasjenige, was ihnen aus der vorigen Inkarnation sich ergeben hat. Sie möchten nur mit der gegenwärtigen Inkarnation rechnen. Nicht nur theoretisch möchten die Menschen die aufeinanderfolgen­den Erdenleben leugnen, sondern sie tragen ihren Kopf, wenn ich so sagen darf, mit äußerer Würde, weil sich der Herr auf ihren übrigen Organismus setzt, wie sich der Mensch in eine Kutsche setzt. Und sie nehmen den Kutschenbewohner nicht ernst. Sie tragen ihn mit sich herum, machen aber auf seine eigenen Fähigkeiten keine rechten Ansprüche. Sie machen auch praktisch keinen Gebrauch von den wiederholten Erdenleben.

Das ist die Tendenz, die sich im wesentlichen seit dem Beginn der fünften nachatlantischen Zeit entwickelt und der nur begegnet werden kann dadurch, daß in der Tat zur Geisteswissenschaft ge­griffen wird. Geisteswissenschaft könnte man auch so definieren, daß man sagt, sie bringt den Menschen dazu, seinen Kopf wiederum ernst zu nehmen. Das ist eigentlich das Wesentliche der Geistes­wissenschaft von einer gewissen Seite aus, daß der menschliche Kopf wiederum ernst genommen wird, daß er nicht wie eine bloße Bei­gabe zu dem übrigen Organismus genommen wird. Europa ins­besondere möchte, indem es rasch der Barbarei entgegengeht, die Menschenköpfe loskriegen. Geisteswissenschaft muß schon diesen Schlaf stören. Sie muß appellieren an die Menschheit: Gebraucht eure Köpfe! Das kann man nicht anders, als indem man die wieder­holten Erdenleben ernst nimmt.

Sie sehen, man kann nicht in der gewöhnlichen Weise über Gei­steswissenschaft reden, wenn man diese Geisteswissenschaft ernst nimmt. Man muß sagen was ist. Und zu dem, was ist, gehört etwas, was den Leuten wie ein Wahnsinn erscheint; zu dem, was ist, ge­hört, daß die Menschen ihre Köpfe verleugnen. Sie entschließen sich nicht gern, die Menschen, das zu glauben. Sie sehen selbstverständlich

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lieber solch eine Wahrheit als einen Wahnsinn an. Aber schließ­lich war es ja immer so. Es mußten die Dinge in die Menschheits­entwickelung so hereintreten, daß die Menschen von dem Neuen gewissermaßen überrascht werden. So müssen die Menschen natür­lich auch überrascht werden von jener Notwendigkeit, daß ihnen be­tont wird, ihre Köpfe zu gebrauchen. Lenin und Trotzki sagen:

Macht ja keinen Gebrauch von euren Köpfen, geht nur aus von dem übrigen Organismus. Der ist Träger der Instinkte. - Da soll man bloß auf Instinkte rechnen. Sehen Sie, das ist die Praxis. Die Praxis ist ja: Nichts von dem, was aus dem menschlichen Haupte ent­springt, soll eingehen in die moderne maixistische Theorie. Das sind sehr ernste Dinge, und immer wieder muß betont werden, wie ernst diese Dinge sind.

ZWÖLFTER VORTRAG Dornach, 8. Mai 1920

#G201-1987-SE178 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

ZWÖLFTER VORTRAG

Dornach, 8. Mai 1920

#TX

Sie erinnern sich, daß von sehr vielen Seiten gerade am meisten heruinkritisiert wird - ich habe die Einzelheiten darüber schon ange­führt -, daß in Zusammenhang gebracht wird das Christus-Ereignis, die Erscheinung des Christus für die Erde, mit kosmischen Ereig­nissen, mit den Verhältnissen des Sonnenganges, mit dem Verhält­nis der Sonne zur Erde und so weiter. Diese Angelegenheit ist nur zu begreifen, wenn man alle die Betrachtungen, die wir bisher versucht haben über die Bewegungen im Sternensystem anzustellen, noch etwas vertieft. Und dazu wollen wir heute einen Anlauf nehmen, denn Sie werden sehen, daß letztlich Astronomie überhaupt nicht ordentlich betrachtet werden kann, ohne einzugehen auf das ganze Wesen des Menschen. Ich habe das schon erwähnt, aber wir werden sehen, wie tief fundiert diese Behauptung ist im ganzen Wesen der Welt, und man versteht eigentlich weder von dem Wesen der Welt etwas noch von dem Wesen des Menschen etwas, wenn man die beiden voneinander so abgesondert betrachtet, wie das in der Ge­genwart geschieht.

Sie werden eine auffällige Tatsache bemerken, die zusammen­hängt mit dem eben Erwähnten. Diese auffällige Tatsache ist die, daß der eigentliche Materialismus, wenn er nur nicht gerade einge­standen ist, den Bekenntnissen, wie sie sich bis in die Gegenwart herausgebildet haben, lieber ist als eine Geisteswissenschaft. Das heißt, evangelische wie katholische Bekenntnisse sehen es lieber, wenn die äußere Welt in ihren verschiedenen Reichen im materiali­stischen Sinne betrachtet wird, als wenn darauf eingegangen wird, wie das Geistige in der Welt wirkt und wie sich das Geistige in den materiellen Erscheinungen darlebt. Sie brauchen ja nur, um das er­härtet zu sehen, einmal die naturwissenschaftlichen Abhandlungen derJesuiten zu nehmen - Sie werden sehen, daß diese naturwissen­schaftlichen Abhandlungen der Jesuiten im allerstrengsten Sinne materialistisch gehalten sind, daß von jener Seite man durchaus einverstanden

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ist mit einer materialistischen Auslegung der äußeren Welt, des Kosmos. Denn man will gerade dadurch eine gewisse Form des religiösen Bekenntnisses, die man herausgebildet hat seit dem Konstantinopeler Konzil 869, man will diese Form des Be­kenntnisses dadurch schützen, daß man die äußere Wissenschaft auf dem Niveau des Materialismus erhält. Allerdings, es wird in einem gewissen Sinne in weitesten Kreisen über diese Sache eine Illusion verbreitet, indem man scheinbar den Materialismus auch auf dem wissenschaftlichen Gebiete bekämpft. Das ist aber nur scheinbar, denn es kommt gar nicht darauf an, ob man sagt, irgendwie sei Geist vorhanden, sondern darauf, ob man nicht diesen Geist geradezu leugnet, wenn man die materielle Welt selbst nicht geistig erklärt.

Sie wissen vielleicht, daß einer der Glanzpunkte der neueren äußeren Naturerklärung die Astrophysik ist, jene Lehre, welche dar­auf ausgeht, das Stoffliche der Sternenwelt ins Auge zu fassen, wel­che darauf ausgeht, die stoffliche Einheit der uns zugänglichen, sinnlich zugänglichen Welt der Betrachtung zu unterziehen. Nun ist einer der größten Astrophysiker der Pater Secchi, ein römischer Je­suit. Es ist eben durchaus kein Hindernis, auf dem Standpunkt der heutigen materialistischen Naturwissenschaft zu stehen und zu glei­cher Zeit auf seiten dieser Nuance des religiösen Bekenntnisses. Es steht heute tatsächlich eine materialistische Betrachtung des Himmels näher den religiösen Bekenntnissen, namentlich nach deren Mei­nung, als der Geisteswissenschafter. Denn vor allen Dingen ist es diesen Religionsbekenntnissen darum zu tun, die Welt nicht aufzu­klären über das Verhältnis des Geistigen zum Materiellen. Das Gei­stige soll Inhalt eines selbständigen Glaubensbekenntnisses sein, in das nicht hineingeredet wird von der wissenschaftlichen Betrachtung der Welt, und die wissenschaftliche Betrachtung der Welt soll ma­terialistisch bleiben; denn in dem Augenblicke, wo sie aufhört materialistisch zu sein, muß sie hineinreden in dasjenige, was das Geistige betrifft, denn sie muß vom Geiste reden.

Nun bitte ich Sie, das, was ich eben gesagt habe, in dem vollsten Ernste zu nehmen, denn Sie werden sonst hinwegsehen über die be­deutsame Tatsache, daß gerade zum Beispiel die jesuitischen Naturforsch

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er die extremsten Materialisten auf dem Gebiete der Naturfor­schung sind. Sie beweisen nicht nur fortwährend, daß man mit der Naturforschung nicht heran kann an das Geistige; sondern sie be­mühen sich, das Geistige womöglich fernzuhalten von der Natur­forschung. Das können Sie hineinverfolgen bis in die Ameisenforschun­gen des Pater Wasmann.

Nun bitte ich Sie, nachdem ich diese Vorbemerkung gemacht habe, an eine bedeutsame Tatsache sich zu erinnern, die scheinbar ganz abläuft in der Strömung der geistigen Welt, die uns aber doch, indem wir sie jetzt näher betrachten an dieser Stelle unserer Aus-führungen, eine Parallelerscheinung des geistigen Lebens mit dem Leben der äußeren Sternenwelt klarmachen wird. Sie wissen, wir gliedern ja die sogenannte nachatlantische Zeit in Kulturepochen. Wir sprechen davon, daß eine erste Kulturepoche da war, die alt-indische Kulturepoche, eine zweite, die urpersische, eine dritte, die chaldäisch-babylonisch-ägyptische, eine vierte, die griechisch-lateinische, eine fünfte, die mit der Mitte des 15. Jahrhunderts be­gonnen hat und in der wir jetzt drinnenleben. Auf sie wird eine sechste folgen und so fort. Sie wissen auch, daß wir ja oftmals ins Auge gefaßt haben, wie in dieser fortlaufenden Strömung der nach-atlantischen Zeit die vierte Kulturepoche ungefähr um das Jahr 747 vor Christi beginnt und schließt - ich sage approximativ immer um die Mitte des 15. Jahrhunderts -, aber genau schließt etwa im Jahre 1413 nach Christus (Tafel 22); das ist die vierte, und wir stehen jetzt in der fünften drinnen

Wenn wir so die Aufeinanderfolge der Kulturen betrachten - wir können den Inhalt dieser Kulturepochen schildern, wir brauchen uns ja nur an dasjenige zu erinnern, was in meiner «Geheimwissen­schaft» als Schilderung dieser Kulturepochen steht -, können wir sa­gen: Die altindische Kulturepoche, sie war so und so geartet und so weiter. Wir schildern dann die griechisch-lateinische Kulturepoche, in die das Ereignis von Golgatha hineinfällt, aber wir schildern sie, indem wir sie angliedern an die vorhergehenden und brauchen ge­wissermaßen, wenn wir sie so angliedern an die vorhergehenden, das Ereignis von Golgatha zunächst gar nicht zu Hilfe zu ziehen. Wir

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können die aufeinanderfolgenden Kulturepochen schildern in ihrem Grundcharakter und haben, wie Sie sehen, einen Zeitraum von 747 vor bis 1413 nach Christus, der verläuft so, daß nichts darauf hin­weist, daß irgendwo hier ein bedeutsames Ereignis eintritt. Wir kön­nen ja das in der Geschichte sogar sehen. Bedenken Sie doch nur einmal, wie es war, als das Ereignis von Golgatha eintrat. Erinnern Sie sich, was Sie wissen aus der Zeit dieses Eintritts des Ereignisses von Golgatha über die Kulturen der am meisten vorgeschrittenen Völker der damaligen Zeit, über die Kultur der Griechen, über die Kultur der Römer, der Lateiner. Bedenken Sie, daß für diese Men­schen zunächst das Ereignis von Golgatha eine unbekannte Sache war. In irgendeinem kleinen Winkel der Welt vollzog sich das Ereig­nis von Golgatha, und Spuren von der Wirksamkeit dieses Ereignis­ses von Golgatha erzählt der römische Schriftsteller Tacitus fast erst ein Jahrhundert danach. Es wurde also dieses Ereignis von Golgatha sozusagen von den Zeitgenossen, gerade den gebildersten Zeitgenos­sen, nicht eigentlich bemerkt.

So auch drückt sich schon einfach im geschichtlichen Strom des Werdens aus, wie im regelmäßig fortlaufenden Gang des Menschen­werdens, von der ersten, zweiten, dritten Kulturepoche in die vierte hinein, keine unmittelbare Notwendigkeit liegt, daß dieses Ereignis von Golgatha eintritt. Das ist etwas, auf das man mit aller Aufmerk­samkeit hinschauen sollte. Und wirklich, 747 Jahre nach dem Beginn der vierten nachatlantischen Kulturperiode tritt dieses Ereignis von Golgatha ein. Und wir sprechen davon, indem wir versuchen, dieses Ereignis von Golgatha zu verstehen, wir sprechen davon, daß dieses Ereignis von Golgatha dem Erdenleben den eigentlichen Sinn gibt, wir sprechen davon, daß das Erdenleben diesen Sinn nicht hätte, wenn die Entwickelung einfach so fortginge, aufhauend sich auf all dasjenige, was aus der ersten, zweiten, dritten nachatlantischen Kul­turepoche kommt. Es ist wie ein Einschlag, der hereinfällt aus frem­den Welten, was mit diesem Ereignis von Golgatha kommt. Das ist etwas, was nicht genügend berücksichtigt wird. In der neueren Zeit haben einzelne Historiker versucht, auf diese Tatsache hinzuweisen - ich habe auch davon schon Erwähnung getan. Aber sie haben nicht

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vermocht, mit dieser Tatsache etwas anzufangen. Im Grunde erzäh­len doch die Geschichtsschreiber alle so, daß sie aus der eigentlichen Geschichte das Ereignis von Golgatha weglassen. Sie schildern höch­stens in den aufeinanderfolgenden nachchristlichen Jahrhunderten die Wirkungen des Christentums. Aber den eigentlichen Einschlag des Mysteriums von Golgatha schildern sie nicht innerhalb des ge­wöhnlichen Verlaufes der Geschichte. Es würde auch tatsächlich schwer werden, ihn zu schildern, wenn man die gewöhnliche Ge­schichtsmethode beibehält.

Es hat zwar merkwürdige Leute gegeben, die kurioserweise eben sogar Pastoren waren, die versucht haben, kausal das Ereignis von Golgatha zu erklären. Ein solcher sonderbarer Mensch ist zum Bei­spiel der Pastor Ka/thoff aber es gibt auch viele andere. Dieser Pastor Kalthoff hat den Versuch gemacht, aus dem Bewußtsein und aus den Wirtschaftszuständen heraus, die in der Welt waren in den letzten Jahrhunderten vor der Entstehung des Christentums, dieses Christentum zu erklären. Aber was ist aus dieser Erklärung eigent­lich geworden? Eigentlich ist aus dieser Erklärung das geworden, daß er sagte: Ja, Menschen haben da gelebt in gewissen wirtschaftlichen Verhältnissen, und da ging ihnen die Idee auf von dem Christus, der Traum gleichsam von dem Christus, die Ideologie von dem Christus, und dadurch ist die Christologie entstanden. Es ist also eigentlich nur entstanden als Idee in den Menschen. Und solche Leute wie Pau­lus und einige andere, die haben dasjenige, was als Idee unter den Menschen entsranden ist, so geschildert, als wenn es einer Tatsache in einem enrlegenen Winkel der Welt entspräche. - Eine solche Er­klärung des Chrisrentums heißt ein Hinwegdekretieren des Christen­tums. Und es ist immerhin eine bemerkenswerte Erscheinung des 19. Jahrhunderts, Beginn des 20. Jahrhunderts, daß sich christliche Pastoren bereits die Aufgabe gestellt haben, das Christentum da-durch zu retten, daß sie den Christus wegdekretiert haben. Man schämte sich da förmlich, die Tatsachen der Entstehung des Chri­stenrums zuzugeben. Man fand es daher gedeihlicher, das Aufkom­men der Idee der Christologie eben als das einer bloßen Idee zu erklären. Wir sind ja immerhin heute gerade auf diesem Gebiete

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in alle möglichen Strömungen hineingeraten, und dasjenige, was wissenschaftliches Spezialistentum ist, hat sich ja reichlich auch auf diesem Gebiete bemerkbar gemacht. Denn sehen Sie, es ist zum Beispiel heraufgekommen die materialistische Kulturströmung, die dann ihren Höhepunkt im Marxismus erlangt hat. Kalthoff ist so eine Art marxistischer Pastor, der so nach Art eines frömmeren Mar­xismus die Christologie zu erklären versuchte. Andere haben ihr an­deres spezielles Steckenpferd dazu benützt, um die Erscheinung des Christentums zu erklären. Warum sollte denn nicht jeder seinen Spezialfall benützen, um die Erscheinung des Christentums bezie-hungsweise des Christus Jesus zu erklären? Ein Mann, der Psychiater war oder ist, hat nun die Psychiatrie dazu genommen und hat ein­fach erklärt, aus welcher Art psychiatrischem Zustande heraus der Christus Jesus hat in seiner Zeit in dieser mächtigen Weise auf­treten können; wie man es erklären kann aus abnormem Bewußtsein vom gegenwärtigen psychiatrischen Standpunkte. Die Sache ist so­gar nicht einmal vereinzelt geblieben, sondern es ist von anderen auch versucht worden, einfach jene besondere Art des Irrsinns, der in die Welt gekommen ist durch das Christentum, vom Standpunkte der gegenwärtigen Psychiatrie zu erklären.

Ja, alles das sind eben Zeiterscheinungen, die nicht verschlafen werden dürfen. Denn wenn man auf solche Erscheinungen eben nicht hinschauen will, so sieht man nicht, was eigentlich in der Ge­genwart vorgeht, denn sie sind Symptome für das ganze Leben der Gegenwart. Man muß sich also darüber klar sein, daß tatsächlich dasjenige, was der Erde Sinn gibt, wie ein Einschlag einer anderen Welt in diese Erde hineinfällt. Und wir müßten eigentlich sagen, wir müßten unterscheiden zwei Strömungen im Menschenwerden, die zwar heute miteinander gehen, die aber sich erst gefunden ha­ben im Beginne unserer Zeitrechnung. Es ist erst dasjenige, was man zu nennen hat die christliche Strömung, hinzugekommen zu dem, was eine fortlaufende Strömung aus alten Zeiten war. Die Naturwis­senschaft zum Beispiel, die hat noch nicht das Ereignis von Golgatha in sich aufgenommen, die arbeitet noch fort mit der fortlaufenden Strömung, als wenn das Ereignis von Golgatha nicht dagewesen

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wäre. Und die Geisteswissenschaft muß eben gerade bemüht sein, diese beiden Dinge im Einklange miteinander darzustellen: natur­wissenschaftliche Betrachtung und Christologie. Denn wo hätte die Christologie einen Platz, wenn man Kant-Laplacesche Theorie treibt, wenn man also zurückgeht auf einen Urne bei und aus diesem Urnebel sich einfach alles herausbilden läßt. Wo hätte schließlich die Christologie eine wirkliche Welt bedeutung für die Menschen auf der Erde, wenn man den Sternenhimmel so betrachten würde, wie der Pater Secchi? Da kann man sagen: Wir betrachten den Sternenhim­mel materialistisch, wir betrachten ihn so, wie wenn ein Ereignis von Golgatha überhaupt nicht herausgeboren worden wäre aus diesem Sternenhimmel. Und dann ist das der beste Grund und Boden, um alles dasjenige, was über das Ereignis von Golgatha gesagt werden soll, anderen Mächten zu überlassen. Wenn man nämlich aus der Welterkenntnis nichts herausentwickeln darf über das Ereignis von Golgatha, dann muß eine andere Instanz aufgestellt werden, die den Menschen sagt, was sie über das Ereignis von Golgarha zu denken haben. Und da liegt dann nahe, daß man diese Instanz selbst ist, das heißt, daß Rom die betreffende Instanz ist. Alle diese Dinge sind so konsequent und in einem gewissen Stil sogar groß gedacht, daß es eigentlich nicht erlaubt ist, sich über diese Dinge irgendwelchen Illusionen hinzugeben in der heutigen, so schicksals-schweren Zeit.

Und diese 747 Jahre fallen da hinein in die Weltentwickelung wie ein Zeitraum, der tief bedeutsam spricht (Tafel 22; rot; ebenso die beiden gleichen Zeitspannen links und rechts und Kreis und Verti­kale zu Christi Geburt). Sie sagen uns alles dasjenige, was zusam­menhängt mit der alten Weltentwickelung, haben das so vor sich, daß es die alten Zeiträume berücksichtigt. Der neue Anfang, der be­ginnt nach diesem Zeitabschnitte, 747 Jahre nach der Gründung Roms, die ja in Wahrheit 747 war, nicht nach dem Zeitpunkt, der in den gewöhnlichen Geschichtsbüchetn angegeben wird.

Da haben wir also einen neuen Anfang. Und wir müßten, wenn wir nun zurückgehen und die Zeiträume nehmen, überall zu den richtig angegebenen Zeitpunkten solche entsprechenden hinzufügen.

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Eine ganz neue Einteilung der fortlaufenden Zeit wird bewirkt dadurch, daß das Ereignis von Golgatha in diesen Zeitpunkt hinein-fällt, wie von außen hineingesetzt in die Menschheitsentwickelung. Wir müssen uns klar sein, diese zwei Strömungen sind vorhanden in der Weltentwickelung, insofern in diese Weltentwickelung der Mensch eingespannt ist. Halten wir das fest, und sehen wir uns jetzt etwas anderes an.

Sie wissen, der Mond bewegt sich - wir können ja die Perspekti­ve, möchte ich sagen, der gewöhnlichen Astronomie beibehalten -um die Erde herum. In Wirklichkeit tut er das nicht so, wie man das gewöhnlich beschreibt. Auch er beschreibt ja eine Lemniskate. Aber wir wollen jetzt davon absehen. Der Mond bewegt sich um die Erde herum. Zu gleicher Zeit, während er sich um die Erde herumbe­wegt, dreht er sich um sich selbst. Ich habe das schon angeführt. Er ist ein höflicher Herr, er wendet uns immer dieselbe Seite zu. Seine Rückseite ist immer von der Erde abgewendet - nicht ganz genau, man kann eigentlich nur sagen, daß im wesentlichen die eine Seite des Mondes immer der Erde zugewendet ist. Ein 7teI nämlich des Mondes, das geht allerdings an den Rändern herum (Tafel 23, oben; die Sichel rot); so daß man sagen kann: Es ist eigentlich so, daß nicht ganz immer diese vordere Seite der Erde zugewendet ist, sondern nach einiger Zeit ist von dem Rückwärtigen ein Siebtel heraufgekommen und dafür ein Siebtel hinübergegangen. Das gleicht sich dann wiederum aus durch die weiteren Bewegungen. Nicht geht das Siebtel etwa ganz da hinüber, sondern es geht wieder zurück, und der Mond wackelt so im Grunde genommen, indem er sich so um die Erde herumbewegt. Nun ist das aber etwas, was wir hier nur erwähnen wollen, denn in jeder elementaren Astronomie können Sie das Genauere darüber nachsehen.

Wenn man sich an einen Ort des Weltenraumes versetzen würde, der nach denjenigen Berechnungen, die die Astronomie anstellt, ein weit abliegender Stern wäre, so würde diese einmalige Herumdre­hung des Mondes um seine Achse etwas mehr als 27 Tage beanspru­chen. Wenn Sie sich aber versetzen auf die Sonne, so sehen Sie da­durch, daß Sonne und Mond in einer nicht gleich vor sich gehenden

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Bewegung sind, sondern mit verschiedener Geschwindigkeit zuein­ander sich bewegen, sehen Sie die Umdrehung von der Sonne aus tyicht so, wie von einem weiten Sterne aus, sondern von der Sonne aus sehen Sie es ungefähr in etwas mehr als 29 Tagen. So daß man sa­gen kann: der Sternentag des Mondes ist 27 Tage, der Sonnentag des Mondes ist 29 Tage.

Das hängt natürlich zusammen mit all den Übereinanderschie­bungen, die überhaupt im Weltenall stattfinden. Sie wissen ja, die Sonne geht jeden Frühling in einem anderen Frühlingspunkte au{ und der Frühlingspunkt bewegt sich in 25 920 Jahren um die ganze Ekliptik, um den ganzen Tierkreis herum. Diese gegenseitigen Be­wegungen bewirken, daß der Sternentag des Mondes wesentlich kür­zer ist als der Sonnentag des Mondes.

Nun, sehen Sie, wenn Sie das ins Auge fassen, so werden Sie sich sagen können, auch da ist ein merkwürdiger Unterschied. Jedesmal, wenn wir die Beobachtung machen von einem Vollmond zum ande­ren, bemerken wir einen Unterschied in bezug auf die Art und Wei­se, wie sich Mond und Sonne repräsentieren, von fast zwei Tagen. Das weist aber in Wirklichkeit darauf hin, daß wir es auch da mit zwei Bewegungen im Weltenall zu tun haben, die zwar miteinander gehen, die aber nicht auf den gleichen Ursprung zurückweisen. Und es kann verglichen werden dasjenige, was ich jetzt kosmisch ausein­andergesetzt habe, mit dem, was ich vorher moralisch-geistig ausein­andergesetzt habe. Es gibt eine Zwischenzeit zwischen denjenigen Anfängen, die die einzelnen Kulturepochen haben, der einen Strö­mung gemäß, und denjenigen Anfängen, die gewissermaßen auf das Christus-Ereignis hin orientiert sind. Es gibt immer die Notwendig­keit, wenn Vollmond eingetreten ist in bezug auf die Sternenzeit, dann zu warten, wenn man die Sonnenzeit abwarten will. Das dau­ert länger. Da ist wiederum eine Zwischenzeit vorhanden. Da haben Sie im Kosmos draußen zwei Strömungen, eine Bewegungsstro­mung, an der die Sonne teilnimmt, eine Bewegungsströmung, an der der Mond teilnimmt, die gerade so sind, daß man sagen kann:

Wenn wir ausgehen von der Mondenströmung, so ist die Sonnen-Strömung etwas, was in diese Mondenströmung wie ein äußerer

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Einschlag hineinfällt, geradeso, wie das Christus-Ereignis in die fort­laufende Kulturströmung hineinfällt wie aus einer fremden Welt. Für die Mondenwelt ist die Sonnenwelt eine fremde Welt. Für die heidnische Welt ist die Christus-Welt eine fremde Welt, von einem gewissen Gesichtspunkte aus.

Nun betrachten wir dieselbe Sache noch von einem dritten Ge­sichtspunkte aus. Das können wir nämlich. Wenn Sie den Versuch machen, einmal genau sich zu erinnern, wie das Gedächtnis des Menschen eigentlich wirkt, namentlich wenn Sie einschließen in die­se Rückerinnerung Ihre Träume, dann werden Sie finden, daß zum Beispiel in die Träume im wesentlichen dasjenige hineinspielt, was eigentlich kurz vorher verlaufen ist, nicht in den inneren Gang des Träumens, aber in die Bilderwelt des Traumes spielt hinein, was in der letzten Zeit verlaufen ist. Mißverstehen Sie mich nicht. Es kann natürlich Ihnen etwas träumen, was vor vielen Jahren an Sie heran­getreten ist; aber es wird Ihnen nicht träumen dasjenige, was vor vie­len Jahren an Sie herangetreten ist, wenn nicht in den allerletzten Tagen etwas eingetreten ist, was in irgendeiner Gedanken- oder Empfindungsbeziehung zu dem ist, was vorJahren da war. Die gan­ze Natur des Träumens hat etwas zu tun mit demjenigen, was un­mittelbar in den letzten Tagen verlaufen ist. Beobachtung darüber setzt natürlich voraus, daß man sich eben einläßt auf solche Feinhei­ten des menschlichen Lebens. Wenn man sich einläßt, so liefert die Beobachtung so exakte Ergebnisse, wie nur irgendeine exakte Natur­wissenschaft liefern kann.

Woher rührt denn das? Das rührt davon her, daß eine gewisse Zeit gebraucht wird, damit dasjenige, was wir seelisch erleben, damit das sich eindrückt aus dem astralischen Leib heraus in unsern Äther-leib hinein. Ungefähr nach zweieinhalb bis drei Tagen, manchmal eben auch schon nach eineinhalb Tagen, nach zwei Tagen, aber nicht, ohne daß wir darüber geschlafen haben, drückt sich dasjenige, was wir erleben im Umgange mit der Welt, von unserem astralischen Leibe aus in unseren Ätherleib ein. Damit es dadrinnen befestigt sei, braucht es immer eine Zeit. Und wenn wir mit dieser Tatsache die andere vergleichen, daß wir im gewöhnlichen Leben wechselweise

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trennen physischen Leib und Ätherleib - astralischen Leib und Ich im Schlafen und im Wachen wieder zusammenfügen, so müssen wir uns sagen, es ist ein gewisser loserer Zusammenhang zwischen physi­schem Leib und Ätherleib auf der einen Seite und Ich und astrali-schem Leib auf der anderen Seite. Ätherleib und physischer Leib bleiben zwischen Geburt und Tod immer beisammen, Ich und astra­lischer Leib bleiben auch beisammen. Aber astralischer Leib und Ätherleib bleiben nicht beisammen. Die gehen jede Nacht ausein­ander. Da ist ein loserer Zusammenhang zwischen Astralleib und Ätherleib als zwischen Ätherleib und physischem Leib. Dieser losere Zusammenhang, der drückt sich dadurch aus, daß erst gewisserma­ßen ein Auseinandersein da gewesen sein muß zwischen dem astra­lischen Leib und dem Ätherleib, bis das, was wir erleben durch unse­ren astralischen Leib, sich eindrückt in den Ätherleib. Und wir kön­nen sagen, wenn irgendein Ereignis auf uns wirkt, wirkt es ja im wachen Zustand auf uns. Bedenken Sie doch nur, wenn Sie einem Ereignisse bei tagwachendem Zustand gegenüberstehen, so wirkt das Ereignis auf Ihren physischen Leib, Ätherleib, astralischen Leib und auf Ihr Ich. Nun ist aber dennoch ein Unterschied in bezug auf die Aufnahme. Der astralische Leib, der nimmt die Sache sofort auf. Der Ätherleib braucht eine gewisse Zeit, um die Sache so in sich befestigen zu lassen, daß nun ein voller Einklang ist zwischen dem Ätherleib und dem astralischen Leib. Weist Sie denn das nicht klar und deutlich daraufhin, daß, trotzdem Sie mit allen Ihren vier Glie­dern der menschlichen Wesenheit dem Ereignis gegenüberstehen, daß da zwei Strömungen sind, die in ihrem Verhältnis zur Außen-welt nicht gleich laufen, von denen die eine Strömung länger braucht als die andere? Da haben Sie dasselbe, was Sie haben in der Geschichte, was Sie haben im Kosmos, Mond und Sonne, Heiden-tum und Christentum, da haben Sie dasselbe: Ätherizität, Astrali-zität - den Unterschied um einen Zeitraum. Es geht also bis in unser gewöhnliches Leben hinein dieses Durcheinanderwirken von zwei Strömungen, die zusammenkommen, die gemeinsame Resultate lie­fern für das Leben, die aber nicht einfach so gefaßt werden dürfen, daß man die Ursachen und Wirkungen der einen Strömung übereinanderfallen

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läßt mit den Ursachen und Wirkungen der anderen Strömung.

Sehen Sie, das sind Dinge, die von fundamentaler Bedeutung für Weltbetrachtung und Lebensbetrachtung sind, ohne die man über­haupt nicht auskommt, wenn man die Welt verstehen will. Und es sind zu gleicher Zeit Tatsachen, auf die heute überhaupt nirgends hingewiesen wird, die ganz übersehen werden. Und was zeigen denn diese Tatsachen? Sie zeigen, daß eine gewisse Harmonie be­steht zwischen dem kosmischen Leben, dem geschichtlichen Leben und dem Leben des einzelnen Menschen, aber keine so konstruierte, wie es gewöhnlich angegeben wird heute, wo man alles nach dem materialistischen biogenetischen Grundgesetz frisieren möchte. Dar­aus folgt, daß wir nicht eine einzige Astronomie haben dürfen, son­dern daß wir brauchen verschiedene Astronomien: eine Monden­astronomie und eine Sonnenastronomie. Sehen Sie, wenn Sie zwei Uhren haben (Tafel 23, unten), wovon die eine immer etwas zurückgeht gegenüber der anderen, wird die andere immer vor sein, die eine immer zurück; aber Sie werden nie annehmen können, daß, was auf der einen Uhr geschieht, seine Ursache hat auf der anderen Uhr. Das können Sie nicht, wenn auch eine gewisse Gesetzmäßigkeit besteht, selbstverständlich, indem die eine Uhr immer um dasselbe Stück zurück ist. Aber die beiden haben gar nichts miteinander zu tun, sie wirken nur dann zusammen, wenn ich sie zusammen an-schaue. Ebensowenig hat die Sonnenastronomie mir der Monden­astronomie zu tun. Nur wirken die beiden gemeinsam in unserem Weltenall.

Das ist das Wichtige, sehen Sie, daß man das ins Auge faßt. Und wie man unterscheiden muß zwischen der Sonnenastronomie und der Mondenastronomie, beziehungsweise der Regelung der Bewe­gung der Sonne und der Bewegung des Mondes, so muß man in der Geschichte unterscheiden zwischen dem, was in uns sich vollzieht dadurch, daß die Bewegung so vor sich geht, wie wir es in den Kulturperioden angeben, und was in uns geschieht dadurch, daß wir angeben jene Zeitepochen, die ihren Mittelpunkt haben in dem Er­eignis von Golgatha. Diese zwei Dinge wirken zunächst in der Welt

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zusammen. Aber wir müssen sie, wenn wir ihnen beikommen wol­len, voneinander unterscheiden. Wir sehen das Vorbild für das Geschichtliche im Kosmischen, und wir sehen den letzten Aus­druck - ich sage nicht die Wirkung - derselben universellen Tat­sache in unserem eigenen Leben in den zwei bis drei Tagen, die ver­fließen müssen, bis sich die Gedanken so weit befestigt haben, daß sie nicht mehr so weit heroben sind in unserem astralischen Leibe, um ohne weiteres als Traum erscheinen zu können, sondern daß sie in unserem Ätherleib unten sind und heraufgeholt werden müssen durch die aktive Erinnerung oder durch irgend etwas, was anklingt an sie. In uns also geht die eine Strömung in die andere Strömung hinein. So wie wir uns vorzustellen haben, daß eine Mondenströ­mung da ist, welche gewissermaßen selbständige Bewegungsstruk­tuten erzeugt und daneben die Sonnenströmung, die wiederum selbständige Bewegungsstrukturen hat, so müssen wir uns vorstellen, daß wir mit unserer eigenen menschlichen Wesenheit näher zusam­menhängen durch unseren physischen Leib und Ätherleib mit ir­gend erwas Außermenschlichem, und auf der anderen Seite näher zusammenhängen mit erwas anderem Außermenschlichen durch unsern astralischen Leib und unser Ich.

Über diese Dinge breitet einen Schleier von Veifinsterung die gegenwartige Betrachtung, die alles durcheinanderwirft; welche ei­nen Weltennebel annimmt und diesen Weltennebel sich ballen läßt. Da gehen hervor Sonnen, Planeten, Monde. Aber so ist es nicht. Sonnen und Monde gehen nicht aus denselben Ursprüngen hervor, sondern das sind zwei nebeneinander laufende Strömungen. Und ebensowenig kann man denselben Ursprung finden bei dem, was im Menschen Ich und astralischer Leib ist, und physischer und Äther-leib ist. Das sind zwei verschiedene Strömungen. Und wenn Sie meine «Geheimwissenschaft» lesen, so werden Sie sehen, wie Sie diese zwei verschiedenen Strömungen verfolgen müssen zurück bis zur Sonnenzeit. Dann allerdings, wenn es von der Sonne zurück auf den Saturn geht, dann ist eine gewisse Art von Einheit vorhanden. Aber die ist ja nun wirklich sehr weit zurückliegend. Aber von da ab - Sie wissen - mußte ich so schildern, daß eigentlich fortwährend

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die Tendenz vorhanden ist, daß zwei Strömungen nebeneinander laufen.

Ich habe Ihnen heute nur schildern wollen, wie es notwendig ist, ein Licht zu werfen auf die Parallelismen zwischen dem Welten-dasein, dem geschichtlichen Dasein und dem menschlichen Dasein, um überhaupt ein Urteil darüber zu bekommen, wie man sich zu stellen hat zu den Weltenbewegungen. Sie haben gesehen, daß, wenn man sich richtig stellt, nicht eine Astronomie folgt, sondern zwei Astronomien folgen, eine Sonnen- und eine Mondenastro­nomie. Und ebenso folgt ein Menschenwerden heidnischer Natur -die Natürwissenschaft ist noch heidnisch - und ein Menschenwerden christlicher Natur. Und in unserer Zeit haben viele Menschen die Tendenz, diese beiden Strömungen, die nun wahrhaftig auf der Erde sich zusammen getroffen haben, um zusammen zu wirken, nicht zusammenkommen zu lassen.

Sehen Sie einmal, wie der ganze Sinn - das andere ist ja ohne­dies Unsinn -, wie der ganze Sinn einer solchen Broschüre wie der Traubschen darinnen besteht, daß eigentlich gesagt wird: Ja, der Steiner möchte, daß die beiden Strömungen, die heidnische und die christliche, zusammenkommen. Wir wollen das nicht zulassen, wir wollen, daß die Naturwissenschaft immer heidnisch bleibt, damit wir nicht nötig haben, am Christentum irgend etwas geschehen zu lassen, was dieses Christentum zusammenbringt mit der Naturwis­senschaft. - Selbstverständlich, wenn man die Naturwissenschaft heidnisch läßt, kann das Christentum nicht zusammenkommen mit der Naturwissenschaft. Dann kann man sagen: Naturwissenschaft wird betrieben äußerlich materialistisch, Christentum gründet sich auf den Glauben. Die beiden dürfen nicht zusammengebracht wer­den. - Aber der Christus ist wahrhaftig nicht in der Welt erschienen dazu, daß neben seinen Impulsen die heidnischen Impulse immer mächtiger und mächtiger werden, sondern er ist erschienen, um die heidnischen Impulse zu durchdringen. Und die Aufgabe der gegen­wärtigen Zeit ist, dasjenige, was man auseinanderhalten möchte als Wissen und Glaube, miteinander zu vereinigen. Und das muß ge­schehen. Daher muß auch auf solche Dinge aufmerksam gemacht

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werden, wie ich es ja in einem der öffentlichen Vorträge in diesen Tagen getan habe. Auf der einen Seite ist das Bekenntnis angekom­men dabei, nicht zuzulassen, daß man in die Christologie Kosmo­logie hineinbringt; auf der anderen Seite ist die Kosmologie ange­langt bei dem Prinzip der Unzerstörbarkeit des Stoffes und der Kraft. Wenn man den Stoff und die Kraft als unzerstörbar und ewig ansieht, dann ist damit verknüpft das Zu-Boden-Treten aller Ideale. Dann ist aber auch das Christentum ohne Sinn. Einzig und allein, wenn dasjenige, was jetzt Stoff und Stoffesgesetze sind, eine vor­übergehende Erscheinung ist, und in dem, was wir jetzt erleben im Zusammenhange mit der Christologie, mir dem Christus-Impuls, ein Keim ist für das, was bestehen wird, wenn der Stoff und die Kraft, wie sie jetzt gesetzmäßig walten, nicht mehr bestehen, son­dern gestorben sein werden, einzig und allein dann haben Christen­tum und sittliches Ideal, hat Menschenwert einen wahren Sinn. Es gibt zwei große Gegensätze. Der eine stammt aus der letzten Konse­quenz des Heidentums und heißt: Der Stoff und die Kraft sind un­vergänglich; der andere stammt aus dem Christentum und heißt:

Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Das sind die beiden größten Gegensätze, die in der Weltanschau­ung ausgesprochen werden können. Und unsere Zeit hätte alle Ver­anlassung, nicht sich konfus hinwegzusetzen über solche Dinge, sondern ernsthaftig mit wacher Seele hinzuschauen, was als Welt­anschauung errungen werden muß, damit nicht über der Illusion des unzerstörbaren Stoffes und der unzerstörbaren Kraft verloren gehen sittlicher Menschenwert und christlicher Impuls in der Weltent­wickelung. Davon morgen weiter.

DREIZEHNTER VORTRAG Dornach, 9. Mai 1920

#G201-1987-SE193 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

DREIZEHNTER VORTRAG

Dornach, 9. Mai 1920

#TX

Wir haben nun die verschiedensten Dinge zusammengetragen, wel­che dazu führen können, eine Empfindung zu bekommen von dem Bau des Weltenalls in seinen Verhältnissen zum Menschen. Wir haben gesehen - und darauf muß ja immer wieder aufmerksam ge­macht werden -, daß das Weltenall ohne den Menschen nicht begrif­fen werden kann; das heißt also, daß ein Begreifen des Weltenalls an sich, ohne daß man den Menschen dazurechnet und das Verhält­nis des Weltenalls zum Menschen ins Auge faßt, nicht möglich ist. Wenn Sie sich, ich möchte sagen, in einer ganz populären Weise eine Vorstellung darüber bilden wollen, wie der Mensch zusammen­hängt mit dem Weltenall, dann brauchen Sie ja nur an dasjenige zu denken, was Gegenstand der elementarsten Astronomie ist, nämlich die sogenannte Schiefe der Ekliptik, das heißt die schiefe Stellung der Erdachse gegenüber der Linie, der Kurve, die sich durch den Tierkreis ziehen läßt. Diese Schiefe der Ekliptik, man mag sie auf­fassen, wie man will, man mag sie auch interpretieren, wie man will, bei solchen Interpretationen kommt es zunächst gar nicht darauf an, ob man mit dem, was man interpretiert, die Wirklichkeit trifft oder nicht, sondern darauf kommt es an, daß man sich dadurch etwas, sa­gen wir, nahebringen kann. Wenn auf der Ebene, die man durch die Tierkreis-Ekliptik legen kann, die Erdachse, das heißt diejenige Achse, um die man die täglichen Umdrehungen der Erde ausgeführt denken kann, senkrecht stünde, so wären über die ganze Erde hin fortwährend das ganze Jahr hindurch Nacht und Tag gleich. Läge die Erdachse in der Ekliptik drinnen, so wäre über die ganze Erde hin ein halbes Jahr Tag, ein halbes Jahr Nacht. Beide Extreme sind ja in einer gewissen Weise erfüllt am Äquator und an den Polen. Da­zwischen aber liegen diejenigen Gebiete, welche verschieden lange Tage im Laufe des Jahres haben. Und Sie brauchen nur einmal ein wenig diese ganze Sache zu überdenken, so wird Ihnen sogleich bei-kommen, welche ungeheure Bedeutung für die ganze Kulturentwickelung

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der Erde diese Stellung der Erdachse im Weltenraume hat. Denken Sie nur einmal, daß wir ja alle Eskimos wären über die ganze Erde hin, wenn die Erdachse in der Ekliptik läge, und denken Sie sich einmal, daß die ganze Erde erfüllt sein müßte genau von derjenigen Kultur, die am Äquator ist, wenn die Erdachse senk­recht stehen würde auf der Ekliptik.

Zum Verständnis der Wirklichkeit kommt es natürlich darauf an, wie man sich etwas interpretiert. Aber um sich nahezubringen, welch ein Zusammenhang zwischen dem Menschen, seiner Kultur und Zivilisation und dem Bau des Weltenalls ist, genügt ja jede Interpretation, und es zwingt einfach die Tatsache, mag sie nun wel­che immer sein, die hinter dieser Interpretation steht, diese Tat­sache zwingt dazu, den Menschen und die Erde als etwas Einheit­liches aufzufassen - nicht den Menschen, insofern er ein physisches Wesen ist, als etwas aufzufassen, was man nur für sich ansehen könne. Das kann man eben nicht. Der Mensch ist als physisches Wesen nicht eine Wirklichkeit für sich, sondern er ist ein physisches Wesen mit der ganzen Erde zusammen. Ebensowenig wie Sie eine Hand, die Sie abtrennen vom menschlichen Organismus, als irgend etwas Reales ansehen können - sie stirbt ab, sie ist nur denkbar im Zusammenhange mit dem Organismus -, ebensowenig wie Sie eine Rose, die gepflückt ist, als etwas Reales ansehen können - sie stirbt ab, sie ist nur denkbar im Verein mit dem ganzen in der Erde wur­zelnden Rosenstock -, ebensowenig kann man auch den Menschen, wenn man ihn in seiner Ganzheit, Totalität beurteilen will, als bloß in den Grenzen seiner Haut eingeschlossen betrachten.

Man muß also dasjenige, was der Mensch auf der Erde erlebt, so im Zusammenhange betrachten mit der Erdachse, wie man in ande­rer Hinsicht eine gewisse Art von Intelligenz schon im Zusammen-hange betrachtet mit dem Gesichtskreis oder dem Gesichtswinkel des Menschen. Darauf kommt es ja an bei einer Weltanschauung, die auf Wirklichkeit ausgeht, daß nicht dasjenige, was nur Teil-wirklichkeit ist, als eine volle Wirklichkeit aufgefaßt werde. Und man kommt gerade dazu, jene Totalität, die der Mensch als Geist-Seelen-Wesen ist, in ihrer Wirklichkeit zu erfassen, wenn man den

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Menschen als physisches Wesen nicht als in sich abgeschlossene Wirklichkeit betrachtet. Als Geist-Seelen-Wesen ist der Mensch eine Wirklichkeit, eine in sich abgeschlossene Wirklichkeit, eine wirk­liche Individualität. Dasjenige aber, was er bewohnt zwischen Ge­burt und Tod - der physische und der Ätherleib -, das sind für sich keine Realitäten, das sind Glieder des Erdenganzen und, wie wir gleich sehen werden, sogar noch eines anderen Ganzen.

Sehen Sie, damit kommen wir dann auf etwas, was noch in genauerem Sinne beachtet werden muß. Ich muß immer wiederum auf eines hinweisen: Die Vorstellungen, die man sich über den Men­schen macht, sie gehen, ich möchte sagen, unbewußt fast immer darauf hin, wenigstens nahezu, den Menschen als eine Art festen Körper zu betrachten. Gewiß, man ist sich ja bewußt, daß der Mensch nicht gerade ein harter Körper ist, daß er gewissermaßen ein bildsamer Körper ist; aber man wird sich gewöhnlich nicht bewußt, daß der Mensch ja bis zu mehr als 75 Prozent aus Flüssigkeit besteht und nur zu dem Reste eigentlich als ein Wesen, das Mineralisch­Festes in sich enthält, aufgefaßt werden darf. Der Mensch ist zu 75 Prozent eigentlich ein Wasserwesen. Nun, geht es denn an, frage ich Sie, diesen menschlichen Organismus so zu schildern, wie man das gewöhnlich tut; in scharf konturierten Bildern zu sagen: da hat man diesen Lappen des Gehirns, da hat man das Organ und so weiter, und dann so zu tun, als ob diese fest umrissenen Organe in ihrer Be­tätigung zusammen bewirkten, was als die Betätigung des ganzen menschlichen Organismus zustande kommt? Das hat ja im Grunde genommen eigentlich gar keinen Sinn. Es handelt sich doch darum, daß wir auch ins Auge fassen, daß der Mensch innerhalb der Gren­zen seiner Haut so etwas ist wie ein wogendes Wasser, daß also auch dasjenige eine Bedeutung hat, was bloß innerlich wogende Flüssig­keit ist, daß wir also nicht so schildern sollten, als ob der Mensch mehr oder weniger doch ein fester Körper wäre. Das hat geistes-wissenschaftlich betrachtet eine ganz tiefe Bedeutung. Denn gerade wenn wir auf das Feste sehen, das mit dem äußerlichen Minerali­schen in einer gewissen Weise zusammenhängt, so hat dieses Feste im menschlichen Organismus eine gewisse Beziehung zur Erde.

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Wir haben die verschiedensten Beziehungen des Menschen zur Umwelt konstatiert; wir wollen jetzt dasjenige konstatieren, was Be­ziehung seines Festen zur Erde ist. Diese Beziehung ist da. Aber was wässeriges Element im Menschen ist, das hat zunächst keine Bezie­hung des Menschen zur Erde, sondern das hat Beziehung des Men­schen zum außerirdischen planetarischen Weltenall, vorzugsweise aber zum Monde. Geradeso wie der Mond, wenn auch nicht direkte, so indirekte Beziehungen hat zu dem Entstehen von Ebbe und Flut, also zu gewissen Konfigurationen des flüssigen Teiles der Erde, so hat der Mond auch seine Beziehungen zu dem, was im flüssigen Teile des menschlichen Organismus vor sich geht. Und wenn ich Ihnen gestern geschildert habe, daß wir auf der einen Seite eine gewisse Astronomie haben, die da gilt für die Sonne - sie gilt auch für die Erde -, so sind wir selbst in diese Astronomie als Organismus, der Festes in sich schließt, eingegliedert. Aber die Mondenastro­nomie ist eine andere. Und in diese Mondenastronomie sind wir so eingegliedert, daß sie mit dem flüssigen Bestandteil unseres Organismus zu tun hat. Sie sehen also, in unseren physisch-festen und in unseren physisch-flüssigen Leib wirken hinein die Kräfte des Kosmos.

Das hat aber noch eine viel größere Bedeutung, die darinnen be­steht, daß zunächst auf unseren festen Menschen unmittelbar das­jenige einen Einfluß hat, was wir unser Ich nennen, daß aber aufun­seren flüssigen Menschen einen unmittelbaren - unmittelbaren, sage ich - Einfluß hat dasjenige, was wir unsern Astralleib nennen, so daß also auch dasjenige, was vom Seelisch-Geistigen auf unsere Organisation wirkt, durch unsere Leiblichkeit in Beziehung kommt zu all dem, was die Kräfte und die Bewegungen des Kosmos sind. Diese Bewegungen des Kosmos sind von den verschiedensten Welt­anschauungsgesichtspunkten aus immer Gegenstand der Beobach­tung gewesen. Wenn wir hinschauen auf die persische, die ur­persische Kultur - da gab es schon Untersuchungen über die Bewe­gungen im Weltenall; es gab solche bei den Ghaldäern, es gab auch solche bei den Ägyptern. Und es ist nicht uninteressant, gerade ein­mal - ich habe schon dergleichen erwähnt bei Betrachtungen, die

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mit diesen zusammenhängen - hinzusehen auf die Art, wie sich die Ägypter zu den Bewegungen des Weltenalls verhalten haben. Die Ägypter haben ja namentlich Veranlassung gehabt, aus zunächst scheinbar ganz materiellen Gründen, den Zusammenhang der Erde mit dem außerirdischen Kosmos zu studieren. Denn ihr Land hing ab von den Überschwemmungen des Nil, und die traten ein, wenn die Sonne eine bestimmte Lage im Weltenall hatte. Und diese Lage der Sonne konnte nach der Sirius-Stellung bestimmt werden, so daß die Ägypter schon dazu gekommen waren, über die Stellung der Sonne zu den Sternen, die wir heute Fixsterne nennen, sich Vorstel­lungen zu machen. Namentlich waren in ägyptischen Priesterkolo­nien, in ägyptischen Priestermysterien ausgedehnte Untersuchungen betrieben worden über das Verhältnis der Sonne zu den anderen Sternen, zu den Sternen, die wir heute die fixen Sterne nennen. Das habe ich eben schon erwähnt, daß die Ägypter schon genau wußten, daß die Sonne mit jedem Jahre gegenüber den anderen Sternen am Himmel verschoben erscheint. So daß, wenn die Ägypter damit rechneten, daß die Sterne - ob scheinbar oder wirklich, ist uns gleichgültig - am Himmel herumgehen, so merkten sie, daß das Herumgehen der Sterne in Tagen eine gewisse Geschwindigkeit hat, das Herumgehen der Sonne auch eine gewisse Geschwindigkeit hat, aber keine ganz so große, wie das für die übrigen Sterne der Fall war. Die Sonne bleibt immer etwas zurück. Die Ägypter wußten und ver­zeichneten das, daß die Sonne in 72 Jahren um einen Tag zurück­bleibt, daß also, wenn ein bestimmter Stern, mit dem zugleich die Sonne in einem bestimmten Jahre aufgegangen ist, nach 72 Jahren wiederum aufgeht, die Sonne mit ihm nicht zugleich aufgeht, son­dern daß sie dann erst 24 Stunden später aufgeht. Der Stern, der der Fixsternwelt angehört, der ist in 72 Jahren der Sonne um einen Tag, um einen vollen Tag vorausgeeilt. Das ist der Weg, den die Sterne machen und den die Sonne macht (Tafel 24, oben). Aber die Sonne bleibt in 72 Jahren um einen Tag zurück. Wenn ich mit 360 multipliziere, so bekomme ich 25 920 Jahre. Das ist die Zahl, die uns öfter begegnet ist. Es ist die Zeit, welche die Sonne braucht, um durch ihr Zurückbleiben dahin zu kommen, daß sie wiederum zum

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Ausgangspunkt kommt, daß sie also um den ganzen Tierkreis her­umgegangen ist. Sie ist also in 72 Jahren gerade um einen Grad zurückgeblieben, denn ein Kreis hat ja, wie Sie wissen, 360 Grade. Nach diesen teilten die Ägypter das große Jahr, das eigentlich 25 920 Jahre umfaßt, in 360 Tage. Aber ein solcher Tag ist 72 Jahre lang, und 72 Jahre, was ist denn das? Das ist im Durchschnitt auch die höchste Lebensdauer des Menschen. Gewiß werden einzelne älter, andere nicht so alt, aber es ist eine obere Grenze für das mensch­liche Leben. So daß man also sagen kann, dieser ganze Zusammen­hang ist im Weltenall daraufhin konstruiert, daß er ein Menschen­leben erhält durch einen Sonnentag hindurch, der 72 Jahre lang ist. Allerdings, der Mensch ist davon emanzipiert. Er kann immer gebo­ren werden. Er ist davon emanzipiert, zu gewissen Zeiten geboren zu werden, aber sein Leben hier als physischer Mensch zwischen Geburt und Tod richtet sich nach diesem Sonnentag ein. Wenn man nun in der Geschichte nachliest, so wird man meistens finden, daß die Ägypter auch das gewöhnliche Jahr zu 360 Tagen angenommen ha­ben, nicht zu 365 ¼ Tagen, wie es wirklich ist, bis später die Sache mit dem Gang der Sterne so wenig gestimmt hat, daß man die ande­ren fünf Tage eingeschoben hat. Aber wodurch ist es denn gekom­men, daß die Ägypter ursprünglich das Jahr zu 360 Tagen angenom­men haben? Da ist schon ein merkwürdiges Mißverständnis ent­standen. Es ist das Mißverständnis entstanden, daß die Priester von einem großen Weltenjahr gesprochen haben. Für dieses Weltenjahr ist wirklich ein Grad, das heißt, der 360. Teil, ein Weltentag von 72 Jahren. So daß also in den ägyptischen Priestermysterien gelehrt worden ist: der Mensch hängt mit dem Kosmos so zusammen, daß seine Lebensdauer ein Tag des Weltenjahres ist. Da wurde der Mensch angegliedert an den Kosmos; es wurde ihm seine Beziehung zum Kosmos klargemacht.

Aber durch Verhältnisse, die in der Dekadenz der ganzen Ent­wickelung des ägyptischen Volkes liegen, wurde den breiten Massen des ägyptischen Volkes - und das ist dort am charakteristischsten zutage getreten - nicht mitgeteilt dasjenige, was Wesenheit des Menschen ist, was Zusammenhang des Menschen mit dem Kosmos

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ist. Man sagte sich: Wissen einmal alle Menschen, daß sie eine We­senheit sind, die so eingegliedert ist in den ganzen Kosmos, daß ihre eigene Lebensdauer ein Glied ist in der Lebensdauer eines Sonnenumganges, dann werden diese Menschen, die sich fühlen als in das Weltenall eingegliedert, sich nicht regieren lassen, dann be­trachtet sich jeder als ein Glied des Weltenalls. - Es sollten nur die­jenigen wissen, daß es so ist, die man zum Führen berufen glaubte. Die anderen Menschen, die sollten nicht ein solches Weltenwissen, sondern ein Tageswissen haben. Das hängt zusammen mit der gan­zen Dekadenz der ägyptischen Kulturentwickelung. Und was in be­zug auf viele andere Dinge allerdings notwendig war, die unreife Menschheit in gewisse Mysterien nicht einzuweihen, das wurde aus­gedehnt gerade von der ägyptischen Kultur auf solche Dinge, die den Führenden, den Regierenden Macht gaben.

Nun ist vieles von dem, was heute unsere Menschenseele durch­dringt, aus orientalischen Quellen gekommen. Und auch das tradi­tionelle Christentum enthält viel, was von orientalischen Quellen stammt. Aber ein starker Einschlag ist gerade in das römische Chri­stentum von dem Ägyptertum hergekommen. So wie das ägyptische Volk unaufgeklärt hat bleiben sollen über seinen Zusammenhang mit dem Kosmos, so herrscht in gewissen Kreisen gerade des Roma­nismus die Anschauung: das Volk muß unaufgeklärt bleiben über seine Beziehung zum Kosmos, wie sie durch das Mysterium von Golgatha eingetreten ist. - Und deshalb jener heftige Kampf, wenn aus einer Kultur- und inneren Notwendigkeit heraus darauf auf­merksam gemacht wird, daß das Ereignis von Golgatha nicht bloß irgend etwas ist, was außer Zusammenhang gedacht werden müßte mit der übrigen Weltanschauung, sondern daß dieses Ereig­nis von Golgatha sachgemäß in die übrige Weltanschauung hin­eingestellt werden muß; wenn darauf aufmerksam gemacht wird, daß wirklich dasjenige, was zu Golgatha geschehen ist, mit dem ganzen Weltenall und seiner Konstitution etwas zu tun hat. Es wird daher als die ärgste Ketzerei aufgefaßt, wenn der Christus in dem Sinne, wie wir es getan haben, als der Sonnengeist bezeich­net wird.

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Man soll nur nicht glauben, daß dasjenige, um was es sich dabei handelt, gewissen, in erster Linie führenden Leuten nicht bekannt sei, die da bekämpfen dasjenige, was ich jetzt angedeutet habe. Es ist ihnen selbstverständlich gut bekannt. Aber geradeso wie die ägyptischen Priester genau gewußt haben, daß das gewöhnlicheJaht nicht 360 Tage, sondern 365¼ Tage hat, so wissen gewisse Leute sehr gut, daß es sich bei dem Christus-Geheimnis zugleich um das Sonnenmysterium handelt. Aber es soll verhindert werden, daß die­ses der gegenwärtigen Menschheit notwendige Wissen wirklich der gegenwärtigen Menschheit mitgeteilt werde. Denn es ist schon ein­mal wahr, was ich gestern sagte: Die materialistische Weltanschau­ung ist jener Seite viel lieber als die Geisteswissenschaft. Denn die materialistische Weltanschauung, sie hat ja auch ihre praktischen Folgen. Sie hat praktische Folgen, die, ich möchte sagen, wiederum an einem Vergleich der gegenwärtigen Zeit mit dem alten Ägypter-rum studiert werden können. Ich machte darauf aufmerksam, die Ägypter als solche waren abhängig von dem Gang der Sonne, also von dem Zusammenhang des Irdischen mit dem Himmlischen mit Bezug auf ihre äußere Kultur. Es bedeutete eine gewisse Macht in den Händen des untergehenden ägyptischen Priestertums, wenn das Wissen von dem Zusammenhange der Weltenerscheinungen und ihrer Wirkung auf die ägyptische Landkultur geheimgehalten blieb. Dadurch war derjenige, welcher als Arbeiter wirken sollte in Ägypten, angewiesen darauf, seine Direktiven sich geben zu lassen von den Priestern, die das entsprechende Wissen hatten.

Wenn nun der Charakter europäischer und amerikanischer Zivili­sation so bleiben würde, wie er ist, wenn man beibehalten würde nur die materialistische kopernikanische Weltanschauung mit ihrem Sprößling, der Kant-Laplaceschen Theorie, dann würde notwendi­gerweise auch für die irdischen Erscheinungen, die biologischen, die physikalischen, die chemischen Erscheinungen ein materialistisches Weltenbild entstehen müssen. Dieses materialistische Weltenbild hat keine Möglichkeit, die moralische Weltordnung in ihre Struktur einzubeziehen. Sie hat auch keine Möglichkeit, das Christus-Ereig­nis in ihre Struktur einzubeziehen; denn daß man zu gleicher Zeit

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Bekenner der materialistischen Weltanschauung und zu gleicher Zeit Christ ist, das ist eine innerliche Lüge, das ist etwas, was nicht sein kann, wenn man ehrlich und aufrichtig ist. Daher mußten sich in der europäischen und amerikanischen Kultur ganz notwendiger­weise die praktischen Folgen zeigen dieses Zwiespaltes zwischen dem Materialismus auf der einen Seite und dem ohne Zusammenhang mit dem materialistischen Weltenbild stehenden moralischen Wel­ienbilde und auch den Glaubensinhalten. Und diese Konsequenz zeigte sich darin, daß die Menschen, die nicht durch äußere Gründe Veranlassung hatten, innerlich unehrlich zu sein, daß diese den Glauben über Bord warfen und das materialistische Weltenbild auch für das Menschenleben statuierten. Dadurch wurde das materialisti­sche Weltenbild soziales Weltenbild. Das aber würde sich im weite­ren Verfolge unserer europäischen und amerikanischen Kultur so er­geben, daß eben die Menschen nur ein materialistisches Weltenbild haben würden, nichts wissen würden von einem Zusammenhang der Erde mit den Weltenmächten, so wie wir es gestern und in diesen Stunden schon öfter betrachtet haben. Aber einer gewissen Priesterkaste würde bleiben das Wissen von dem Zusammenhang mit dem Weltenbilde, geradeso wie den ägyptischen Priestern das Wissen von dem platonischen Jahr, dem großen Weltenjahr und dem großen Weltentag geblieben ist. Und Hoffnung könnte diese Priesterkaste haben, das Volk, welches unter dem Materialismus barbarisch verkommt, dann zu beherrschen.

Es ist natürlich, daß solche Dinge heute nur gesagt werden aus ei­nem Pflichtgefühl gegenüber der Wahrheit; aber sie müssen aus dem Pflichtgefühl gegenüber der Wahrheit durchaus gesagt werden. Es handelt sich heute schon darum, meine lieben Freunde, daß eine Anzahl von Menschen erfahre, daß es nötig ist, dem Mysterium von Golgatha seine kosmologische Bedeutung zu geben. Diese kosmolo­gische Bedeutung muß von einer Anzahl von Menschen eingesehen werden, die dann ihrerseits eine gewisse Verantwortung dafür über­nehmen, daß der Menschheit der Erde nicht verborgen bleibt die Tatsache, daß sie zusammenhängt mit einem außerirdischen Geist, der in dem Menschen Jesus im Beginn unserer Zeitrechnung in

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Palästina gewandelt hat. Es ist notwendig, daß diese Erkenntnis von dem Hereindringen des Christus aus außerirdischen Welten in den Menschen Jesus von Nazareth von einer Anzahl von Menschen durchschaut werde. Es gehört heute zu einem solchen Durchschauen ja tatsächlich ein Überwinden jener Unehrlichkeit, die heute inWelt­anschauungs- und Bekenntnisfragen eigentlich gang und gäbe ist. Denn was tut man heute? Man läßt sich auf der einen Seite erzählen, die Erde bewegt sich in einer Ellipse um die Sonne und hat sich ent­wickelt im Sinne der Kant-Laplaceschen Theorie, und unterschreibt dieses; und dann läßt man sich erzählen, im Beginne unserer Zeit­rechnung habe in Palästina das und das stattgefunden. Man nimmt diese beiden Dinge, ohne sie miteinander in Beziehung zu bringen, man nimmt sie hin, und man denkt, das sei ohne Folge. Es ist nicht ohne Folge, denn wenn die Lüge bewußt aufgefaßt wird, dann ist es weniger schlimm, als wenn die Lüge unbewußt figuriert und den Menschen herunterbringt, ihn barbarisiert. Denn wenn Sie die Lüge betrachten, wie sie im Bewußtsein ist, so geht sie mit dem Bewußt­sein jedesmal beim Einschlafen aus dem physischen und Ätherleib heraus, ist vorhanden im raumlosen, zeitlosen Sein, in dem ewigen Sein, wenn der Mensch im traumlosen Schlafe ist. Da wird vorbe­reitet alles dasjenige, was aus der Lüge werden kann in der Zukunft, das heißt, es wird vorbereitet alles dasjenige, was die Lüge wieder verbessern kann, wenn die Lüge im Bewußtsein sitzt. Wenn die Lüge aber im Unbewußten ist, dann bleibt sie im Bette liegen mit dem physischen und dem Ätherleib. Da gehört sie, während der Mensch nicht seinen physischen und seinen Äthetleib ausfüllt, dem Kosmos, nicht bloß dem irdischen Kosmos, sondern dem ganzen Kosmos an. Da arbeitet sie an der Zerstörung des Kosmos, vor allen Dingen an der Zerstörung der ganzen Menschheit, denn da beginnt die Zerstö­rung in der Menschheit selber.

Dem, was da der Menschheit droht, entgeht man durch nichts anderes als durch das Anstreben innerer Wahrheit in bezug auf solche höchsten Fragen des Daseins. Es ist also gewissermaßen heute eine Art Aufforderung aus unseren Zeitimpulsen heraus an die Menschheit, einzusehen, daß nicht weiter eine Astronomie materialistischer

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Art existieren darf, die nichts weiß davon, daß in einem be­stimmten Zeitpunkte das Ereignis von Golgatha sich bildet. Aber jede Astronomie, welche einschließt in die Weltstruktur den Mond ebenso wie die Sonne und die Erde, statt die beiden in ihren Strö­mungen ineinanderlaufen zu lassen, so aber, daß sie gesonderte Strömungen sind, jede solche Astronomie ist nichts anderes als eine heidnische Astronomie, keine christliche Astronomie. Daher muß vom christlichen Standpunkte aus jede Evolutionslehre abgelehnt werden, die nur gewissermaßen einheitlich die Welt schildert. Ver­folgen Sie meine «Geheimwissenschaft», so werden Sie sehen, wie, indem ich schildere Saturnzeit, Sonnenzeit, die Strömung sich teilt in zwei Strömungen, die dann ineinanderwirken. Da haben Sie die beiden Strömungen. Wenn man aber so schildert, wie gemeiniglich geschildert wird, dann schildert man mit den Begriffen, die durch­aus im Sinne der heidnischen Fortentwickelung sind. Das geht bis in die Einzelheiten hinein. Denken Sie nur, wenn der heutige Evolutionstheoretiker so richtig darwinistischer Färbung schildert die Entwickelung der organischen Form, da sagt er: Erst waren einfache organische Formen, dann kamen kompliziertere, dann wiederum kompliziertere und so weiter bis herauf zum Menschen (Tafel 25, oben). - So ist es nicht, sondern, wenn Sie den Menschen nehmen, dreigliedern, so ist nur sein Haupt die Ausbildung der niederen Tierformen (Zeichnung, rechts). Was der Mensch als Haupt hat, das ist die Ausbildung der niederen Tierformen. Dasjenige, was an das Haupt angegliedert ist, das ist später entstanden. So daß wir nicht sagen dürfen, in unserem Rückenmark haben wir etwas, was sich zum Kopfe umbildet, sondern wir müssen sagen: Unser Haupt, un­ser Kopf ist ja gewiß aus früheren Gebilden entstanden, die Rück­grat-ähnlich waren; aber das heutige Rückgrat hat nichts zu tun mit dieser Entwickelung, sondern ist ein späterer Ansatz; und von einem anders geformten Rückgrat stammt dasjenige, was heute Kopforga­nisation ist.

Das erwähne ich für diejenigen, die sich schon etwas mit Deszen­denztheorie beschäftigt haben. Ich erwähne es deshalb, damit Sie sehen, daß eine gerade Linie von kosmischen Betrachtungen zu Betrachtungen

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dessen führt, was in der Menschheitsenrwickelung ist, und damit Sie sehen, daß es notwendig ist, daß Geisteswissenschaft hineinleuchte in alle einzelnen Wissens- und Lebensgebiete; daß einfach die Sache nicht so fortgehen kann, wie sich die Wissenschaft in den letzten Jahrhunderten unter dem Einflusse der materialisti­schen Weltanschauung, die wiederum ein Kind der materialistischen Auffassung des Christentums ist, entwickelt hat. Verdankt wird der Materialismus dem Materialistisch-Werden der christlichen Weltan­schauung. Die Lehre von dem kosmischen Christus muß wieder her­gestellt werden gegen die Vermaterialisierung dieser Lehre. Das ist die allerwichtigste Aufgabe der Zeit. Und ehe man nicht einsehen wird, daß dies die allerwichtigste Aufgabe der Zeit ist, wird man auf keinem Gebiete klar sehen können.

Ich habe Ihnen heute etwas anführen wollen, aus dem Sie, ich möchte sagen, intimer erkennen können, warum böswillige Gegner mit solcher Heftigkeit sich gegen dasjenige wenden, was aus einer inneren Notwendigkeit heraus vor die Welt heute hintreten muß. Und ich mußte diese ganze Betrachtung anknüpfen gewissermaßen an eine Art Kosmologie. Wir werden mit dieser Kosmologie am nächsten Freitag um acht Uhr hier fortfahren.

VIERZEHNTER VORTRAG Dornach, 14. Mai 1920

#G201-1987-SE205 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

VIERZEHNTER VORTRAG

Dornach, 14. Mai 1920

#TX

Das Wesentliche dieser nächsten Betrachtungen soll sein zu erken­nen, wie die beiden weltgeschichtlichen Strömungen, die heidnische und die christliche, für unser Leben zusammenkommen, wie sie in­einanderwirken, wie sie zusammenhängen mit dem Geschehen im ganzen Weltenall. Dazu, um dies nun etwas genauer zu durch­dringen, ist allerdings heute noch eine Art von Vorbetrachtung nötig. Es handelt sich darum, daß wir möglichst exakt auseinander­halten, wodurch sich unterscheiden müssen heidnische Weltan­schauung im weitesten Sinne - die ja durchaus auch noch auf dem Grunde unserer Weltanschauung nicht nur ist, sondern sein muß -und christliche Weltanschauung, die zum geringsten Teile eigentlich heute schon ihrer vollen Wirklichkeit nach in die menschlichen Gemüter übergegangen ist. Es handelt sich darum, daß wir eines, was ich ja öfter hier betont habe, genau ins Seelenauge fassen. Das ist, daß wir heute angekommen sind bei einem unvermittelten Ne­beneinanderstehen desjenigen, was wir nennen können naturwissen­schaftliches Weltbild und desjenigen, was wir nennen die moralische Weltordnung, zu der natürlich auch die religiöse Weltanschauung gehört. Mehr als er sich bewußt ist, sind für den gegenwärtigen Men­schen naturwissenschaftliches Geschehen und moralisches Gesche­hen zwei voneinander ganz weit abliegende Dinge, die er im Grun­de genommen gar nicht verbinden kann, wenn er wirklich vom Gesichtspunkt der heutigen Weltanschauung aus ganz ehrlich vor sich selbst dastehen will. Das ist es ja, warum ein großer Teil gerade der fortgeschrittenen Theologie des 19. und 20. Jahrhunderts im Grunde genommen gar keine Christologie hat. Ich habe schon dar­auf aufmerksam gemacht, daß es ja solche Bücher gibt, wie Adolf Harnacks «Wesen des Christentums», bei denen es gar keinen Grund gibt, warum darinnen überhaupt der Christus-Name genannt wird. Denn dasjenige, was als «Christus» auftritt, ist darinnen nichts ande­res als genau die Gottheit, welche im Alten Testament als Jahve, als

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Jehova-Gottheit vorkommt. Es ist im Grunde genommen kein wirk­licher Unterschied zwischen diesem Wesen, das zum Beispiel Har­nack «Christus» nennt,und dem Jahve-Gott; ich meine, es ist kein Unterschied in dem, was über das Christus-Wesen gesagt wird und dem, was von den Bekennern der alttestamentlichen Weltanschau­ung über ihren Jehova gesagt wird. Und wenn wir gar die Christus-Vorstellung vieler Gegenwartsmenschen nehmen und sie zusammen­halten mit dem, was diese Menschen sonst als Lebensauffassung haben, so ist gar kein Grund, daß diese Menschen eigentlich von Christus und Christentum sprechen. Denn wenn jemand von Chri­stus und Christentum spricht und zum Beispiel das nationale Wesen so auffaßt, wie viele Menschen der Gegenwart, so ist das ein völliger Widerspruch. Diese Dinge fallen dem Gegenwartsmenschen nur aus dem Grunde nicht auf, weil er es vermeidet, in mutiger Art eine Konsequenz zu ziehen aus dem, was ihm eigentlich heute vorliegt. Aber der tiefste Spalt, die tiefste Kluft ist vorhanden zwischen der naturwissenschaftlichen Anschauung der Dinge und der christlichen Anschauung der Dinge. Und es ist die wichtigste Aufgabe unserer Zeit, eine Brücke zu bauen über die Kluft. Naturwissenschaftliche Weltanschauung, so wie sie heute, ich möchte sagen, der Bauer hat - er weiß es nur nicht, aber er hat sie -, ist so eigentlich erst ein Kind des 19. Jahrhunderts. Und es ist auch ganz gut, nicht im­mer bloß die Dinge abstrakt zu charakterisieren, sondern auch da ein wenig in das Konkrete hineinzuschauen.

Ich habe Ihnen ja öfter einen Namen genannt, der einer hervor­ragenden Persönlichkeit des 19. Jahrhunderts angehörte und der uns sogleich dahin führt, die naturwissenschaftliche Weltanschauung so ganz exakt ins Auge zu fassen, möchte ich sagen; es ist der Name Julius Robert Mayer, mit dem wir - wenn auch mit Bezug aufJulius Robert Mayer das in vieler Beziehung mißverständlich ist - doch verknüpfen müssen die naturwissenschaftliche Weltanschauung des 19. Jahrhunderts. Sie wissen, in populärer Art wird ja immer gesagt, daß auf Julius Robert Mayer zurückgehtdie Aufstellung des soge­nannten Gesetzes von der Erhaltung der Kraft; genauer gesprochen, daß das Weltenall in sich schließt eine konstante Summe von Kräften,

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die nicht vermehrt und nicht vermindert werden können und die nur sich ineinander umwandeln. Wärme, mechanische Kraft, Elektrizität, chemische Kraft, sie wandeln sich ineinander um. Aber die Summe der im Weltenall vorhandenen Kraftmengen bleibt im­mer dieselbe. So denkt ja heute selbstverständlich jeder Physiker. Wenn auch die Menschen im populären Bewußtsein nicht aufmerk­sam werden auf dieses Gesetz von der Erhaltung der Kraft und der Energie, sie denken über die Naturerscheinungen so, wie man nur unter dem Einfluß dieses Gesetzes von der Erhaltung der Kraft den­ken kann. Ich meine, Sie sollten sich klarmachen, daß ja etwas im Handeln eines Wesens liegen kann, das einem gewissen Prinzip ent­spricht, ohne daß das Wesen imstande ist, sich dieses Prinzip klar zu machen. Wenn Sie einem Hunde zum Beispiel klarmachen wollten, daß eine doppelt so große Menge von Fleisch darauf beruht, daß die einfache Menge eben zweimal genommen worden ist, so würden Sie das nicht können. Der Hund würde das nicht bewußt in sich auf­nehmen können, aber er wird praktisch nach diesem Prinzip doch handeln. Wenn er die Wahl hat, ein kleines oder ein doppelt so gro­ßes Stück Fleisch zu schnappen, so wird er in der Regel, wenn sonst die Bedingungen die gleichen sind, nach dem doppelt so großen schnappen. Jedenfalls kann man unter dem Einflusse eines Prinzipes stehen, ohne sich dieses Prinzip in seiner abstrakten Form als solches zu explizieren. So kann man sagen: Gewiß, die meisten Menschen denken nicht an das Gesetz von der Erhaltung der Kraft, aber sie stellen sich die ganze Natur so vor, weil in der Schule gelehrt wird, daß das Gesetz von der Erhaltung der Kraft bestehe. Es ist nun interessant, hinzusehen, wie die Denkungsweise Julius Robert Mayers sich äußerte, wenn es darauf ankam, anderen gegenüber, die noch nicht so dachten wie er, diese Denkungsweise scharf hinzu­stellen.

Julius Robert Mayer hatte einen Freund, der in einer Art Me­moiren verschiedene Gespräche aufgezeichnet hat, die er mit Julius Robert Mayer geführt hat. Da erzählt er ganz interessante Tatsachen; Tatsachen, durch die man gründlich hinschauen kann auf die Denk­weise des Naturdenkens des 19. Jahrhunderts. Vor allen Dingen, um

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etwas äußerlich zu charakterisieren, möchte ich das Folgende er­wähnen: Julius Robert Mayer war so drinnen in der ganzen Vorstel­lungsart, die ihn zu dieser Vorstellung, zu diesem Erhalten von der Kraft, zu diesem bloßen Umwandeln einer Kraft in die andere führte, daß er in der Regel, wenn er einem Freund auf der Straße be­gegnete, gar nicht anders konnte, als schon von weitem ihm zu-zurufen: Aus nichts wird nichts! - Das ist ja das Wort, das auch an der Spitze der Urabhandlung 1842 von Julius Robert Mayer immer wiederkehrt: Aus nichts wird nichts. Es kam auch vor, daßJulius Ro­bert Mayer diesen Freund besuchte - Rümelin hieß er -, anklopfte, die Türe aufmachte und rief: «Aus nichts wird nichts!» Das war die Anrede, bevor ein Gruß erfolgte. So gründlich war Julius Robert Mayer in diesem «Aus nichts wird nichts» drinnen.

Nun erzählt Rümelin von einem einmal stattgehabten sehr inter­essanten Gespräch, in dem, da der Rümelin noch nicht viel wußte von diesem Gesetz der Erhaltung der Kraft, auseinandergesetzt werden sollte, worinnen es eigentlich besteht. Da sagte Julius Robert Mayer zu Rümelin: Wenn zwei Pferde eine Kutsche ziehen - undJu­lius Robert Mayer war ja Heilbronner, sein Denkmal steht auch in Heilbronn -, wenn zwei Pferde eine Kutsche ziehen, und sie fahren weiter, was ist der Effekt? - Da sagte Rümelin: Nun ja, der Effekt ist, daß die in der Kutsche Sitzenden meinerwegen bis Öhringen kom­men. - Aber wenn sie wieder umkehren und zurückfahren, ohne daß sie dort in Öhringen irgend etwas getan haben, so daß sie wieder in Heilbronn ankommen? - Da sagte Rümelin: Das ist zwar dann so, daß zufällig der eine Weg den anderen aufgehoben hat und dadurch scheinbar kein Effekt da ist, aber es ist doch der wirkliche Effekt der, daß die Leute, die Menschen von Heilbronn nach Öhringen gefah­ren und von Öhringen wiederum nach Heilbronn zurückgekehrt sind. - Nein, sagte Julius Robert Mayer, das ist nur ein Nebenerfolg, das hat gar nichts zu tun mit dem, was eigentlich geschehen ist. Das­jenige, was geschehen ist durch die Aufwendung der Kraft von seiten der Pferde, das ist etwas ganz anderes. Das ist, daß durch die­se von den Pferden aufgewendete Kraft erstens die Pferde selbst heißer geworden sind, die Pferde sind wärmer geworden; zweitens,

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die Wagenachsen sind wärmer geworden, um die sich die Räder her­umbewegen; drittens, wenn wir abmessen würden mit einem feinen Thermometer die Rillen auf dem Erdboden, über die die Räder ge­fahren sind, so würden wir finden, daß da in den Rillen die Wärme etwas höher ist als auf beiden Seiten. Das ist der wirkliche Effekt. Es sind auch in den Pferden Stoffe verbrannt durch den Stoffwechsel. Das alles ist der wirkliche Effekt. Das andere, daß die Leute von Heilbronn nach Öhringen und wieder zurück gefahren sind, das ist alles Motiv, Nebeneffekt, aber nicht dasjenige, was wirkliches physi­kalisches Geschehen ist. Wirkliches physikalisches Geschehen ist die aufgewendete Kraft der Pferde; die Umwandelung in die erhöhte Wärme der Pferde; die erhöhte Wärme der Wagenachsen; in dem Verbrauch der Wagenschmiere durch die Wärme, der eintritt, wenn man die Räder schmiert; die Erwärmung der Rillen auf der Straße und so weiter. Und wenn man mißt - Julius Robert Mayer hat ja dann gemessen und hat die entsprechende Maßzahl angegeben -, wenn man mißt, so ist alle die Kraft, welche die Pferde angewendet haben, restlos übergegangen in diese Wärme. Das andere ist alles Nebeneffekt.

Sie sehen, das hat natürlich eine gewisse Wirkung für unsere Anschauung. Da kommt zuletzt doch das heraus, daß man sagen muß: Ja, man muß nun reinlich das Naturgeschehen loslösen von alledem, was Nebeneffekt ist im Sinne des streng naturwissenschaft­lichen Denkers. Denn dieser Nebeneffekt, der hat ja mit naturwis­senschaftlichem Denken im Sinne des 19. Jahrhunderts eigentlich gar nichts zu tun. Der springt gewissermaßen über das naturwissen­schaftliche Geschehen so hin. Wenn wir aber wieder fragen: Worin äußert sich denn all das, was wir moralische Weltordnung nennen? Worin äußert sich denn all das, was wir Menschenwert und Men­schenwürde nennen? - Doch wahrhaftig nicht darinnen, daß sich die aufgewendete Kraft der Pferde in die erhöhte Wärme der Wagen­achsen umwandelt, sondern da ist der Nebeneffekt die Hauptsache! Aber bedenken Sie doch, daß bei alledem, was als naturwissen­schaftliche Betrachtung angestellt wird, dieser Nebeneffekt ganz ausgelassen wird. Die Menschen des 19. Jahrhunderts und schon

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Kant im 18. Jahrhundert, sie haben Anschauungen gebildet über das Werden des Weltenalls bloß aus denjenigen Prinzipien heraus, die Julius Robert Mayer scharf begrenzt, indem er alles dasjenige, was wirklich bloß der Natur angehört, absondert von dem, was Nebeneffekt ist.

Wenn wir einmal die Sache ordentlich ins Auge fassen, dann müssen wir ja sagen, dann muß aus denjenigen Prinzipien heraus, die so als Naturprinzipien erkannt werden, das Weltenall konstruiert werden. Und alles dasjenige, was zum Beispiel durch das Christen­tum geschehen ist, ist ein Nebeneffekt, genau ebenso ein Neben­effekt, wie es ein Nebeneffekt ist, daß die Menschen mit der Kutsche von Heilbronn bis Öhringen fahren. Es kommt gar nicht in Betracht für die naturwissenschaftliche Anschauung, was die Leute da zu tun haben. Aber wiederum, kreuzen sich nicht in irgendeiner Weise doch die beiden Strömungen?

Nehmen wir nun einmal an, Rümelin hätte sich nicht gleich be­ruhigt, sondern hätte etwa folgenden Einwand gemacht - ich weiß, für den Physiker der Gegenwart ist das kein gültiger Einwand, aber für den Aufbau einer Gesamtweltanschauung ist es doch ein gültiger Einwand -, nehmen wir an, es würde folgendes gesagt: Wenn das Motiv bei den Leuten, die von Heilbronn nach Öhringen gefahren sind, nicht dagewesen wäre, so würden ja die Pferde ihre Kraftauf­wendungen nicht gemacht haben; die ganze Umwandelung in Wär­me würde nicht geschehen sein, oder sie würde an einem ganz anderen Orte in ganz anderem Zusammenhange geschehen sein. Also dasjenige, was geschieht, muß naturwissenschaftlich so betrach­tet werden, daß es sich nur auf das erstreckt, was gar nicht bis zum letzten Grund, warum es geschehen ist, führt. Es wäre ja nicht ge­schehen, wenn die Leute nicht geglaubt hätten, sie hätten in Öhrin­gen etwas zu tun. Es greift also dasjenige, was die Naturwissenschaft als einen Nebeneffekt ansehen muß, doch in das Naturgeschehen hinein. Oder nehmen wir an, die Leute hätten in Öhringen zu einer ganz bestimmten Stunde etwas zu tun gehabt. Die Wagenachsen waren nicht nur heiß geworden, sondern es wäre eine zerbrochen, so hätten sie nicht weiterfahren können. Dann wäre dieses, was da geschehen

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ist, das Zerbrechen der Wagenachse, selbstverständlich durchaus naturwissenschaftlich erklärbar. Aber was nun durch dieses Naturereignis geschehen ist, daß da irgend etwas nicht vollzogen werden konnte, was hätte vollzogen werden sollen, das hat unter Umständen - man kann sich das leicht vorstellen - wiederum ganz ungeheuer weite Folgen, sogar für andere Naturprozesse, die dann eingeleitet werden infolge dieser Folgen.

Sie sehen also, da treten, auch wenn man bloß auf logischem Bo­den stehen bleibt, doch ganz bedeutsame, schwerwiegende Fragen auf. Und diese Fragen, die da auftreten, das muß schon gesagt wer­den, sic können von der Weltanschauung, zu der heute aus den Voraussetzungen unserer Bildung heraus sich ein Mensch ehrlich be­kennen kann, ohne Geisteswissenschaft nicht beantwortet werden. Sie können gar nicht beantwortet werden. Denn bevor die Richtung gegeben wurde zu diesem naturwissenschaftlichen Denken, die ja erst bei Julius Robert Mayer zu solcher Exaktheit geführt hat, war durchaus nicht jener scharfe Trennungsstrich da zwischen dem na­turwissenschaftlichen Denken und dem moralischen Denken. Wenn Sie noch das 13. Jahrhundert, das 12. Jahrhundert nehmen, so klin­gen fortwährend ineinander diejenigen Dinge, die die Menschen über die moralische Ordnung zu sagen haben und die sie über die physische Ordnung zu sagen haben. Die Menschen lesen heute nur nicht mehr ordentlich. Aus den älteren Zeiten sind ja nicht viel Dinge vorhanden, die, ich möchte sagen, ganz unverfälscht auf un­sere Tage gekommen sind. Aber selbst wenn Sie solche Schriften, welche die Nachzügler der alten Weltanschauungen sind, heute nehmen, so werden Sie darinnen allerlei entdecken, das Ihnen be­weist, daß man in älteren Zeiten das Moralische ins Physische hinein­getragen und das Physische bis zum Moralischen heraufgehoben hat. Lesen Sie nur einmal bei den, ich möchte sagen, schon ziemlich ver­fälschten, aber immerhin noch heute annähernd lesbaren Schriften des Basilius Valentinus, lesen Sie da über die Metalle, über die Pla­neten, lesen Sie über Heilmittel, Sie werden fast in jeder Zeile auf Eigenschaftswörter stoßen, die den Metallen beigelegt werden: gute, schlechte Metalle oder kluge Metalle und dergleichen, die Ihnen zeigen,

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daß selbst in dieses Gebiet etwas von moralischem Denken hin-eingetragen worden ist. Das kann heute selbstverständlich nicht sein. Denn nachdem die Abstraktion so weit gegangen ist, daß man das Naturgeschehen so heraussondert aus alledem, was Nebeneffekt ist, wie es Julius Robert Mayer getan hat, kann man selbstverständ­lich nicht sagen, es ist eine Güte der Pferdefüße, die sich bewegen, daß sie die Wagenschmiere verbrauchen durch die Wärme, die ent­wickelt wird infolge dieser Bewegung. Da ist es nicht möglich in die­sem naturwissenschaftlichen Zusammenhang, irgendwelche mora­lische Kategorien hineinzutragen. Da stehen beide Gebiete, natür­liches Gebiet und moralisches Gebiet, ganz radikal nebeneinander. Und wenn das Weltengeschehen so wäre, wie es vorgestellt wird von dieser Vorstellungsart, so könnte der Mensch in unserer Welt über­haupt nicht existieren. Der Mensch würde gar nicht da sein. Denn was ist denn der Grund für die gegenwärtige physische Gestalt des Menschen?

Indem ich hier von der physischen Gestalt des Menschen spreche, bitte ich Sie durchaus, das Wort «Gestalt» ernst zu nehmen. Die Naturdenker von heute nehmen das Wort «menschliche Gestalt» nicht ernst. Denn was tun sie? Sie tun zum Beispiel das Folgende. Sie zählen, wie es Huxley oder andere getan haben, die Knochen des Menschen, die Knochen der höheren Tiere, und aus dem, was sie da als Zahl bekommen, leiten sie her, daß der Mensch eben nur eine höherentwickelte Stufe der Tierheit ist. Oder sie zählen die Muskeln und so weiter. Wir haben immer darauf hinweisen müssen, daß das Wesentliche ja ist, daß die tierische Rückgratslinie im wesentlichen horizontal ist, die menschliche Rückgratslinie im wesentlichen ver­tikal ist (Tafel 26, links). Und wenn auch gewisse Tiere sich auf­richten, so ist das bei ihnen nicht das Wesentliche, sondern das Wesentliche ist die horizontale Rückgratslinie. Und davon hängt nun die ganze Gestaltung ab. Also, ich bitte Sie, völlig ernst zu neh­men, was ich mit dem Worte Gestalt ausdrücken will.

Diese Gestalt des Menschen, wo haben wir ihre Ursache, ihre, ich möchte sagen zunächst physische Ursache auf geistige Art im Wel­tenall zu suchen? Nun, ich habe auf diesen Punkt schon hingewiesen

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in diesen Betrachtungen. Ich habe Sie darauf hingewiesen: Der Sternenhimmel, den wir hier schematisch so zeichnen wol­len - meinetwillen als Tierkreis mit seinen Sternbildern (Tafel 26, rechts) -, der bewegt sich - scheinbar oder wirklich, das ist uns jetzt gleichgültig - um die Erde herum; die Sonne auch. Die Sonne nimmt also denselben Weg. Aber wenn wir in Betracht ziehen, was man ja wissen kann, daß die Sonne ihren Frühjahrsaufgangspunkt jedes Jahr verschiebt, um ein kleines Stück gegenüber den Sternen zurückbleibt, so kommen wir zu einer außerordentlich wichtigen Tatsache. Es wird ja dieses ganze Rücken des Frühlingspunktes an den Steinbildern gesehen dadurch, daß das Sternbild, wenn man ein bestimmtes ins Auge faßt, im folgenden Jahre früher aufgeht als die Sonne, respektive früher untergeht. Das lehrt uns ja, daß die Sonne zurückbleibt. Und ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß ja schon die alten Ä gypter wußten: Wenn man den Kreis in 360 Grade teilt, so bleibt in 72 Jahren die Sonne hinter den Sternen um einen solchen Grad zurück; in 360 mal 72 Jahren, was 25 920 Jahre sind, bleibt sie um den ganzen Kreis zurück, das heißt, sie kommt wieder­um zu dem Stern, mit dem sie zugleich aufgegangen ist vor 25 920 Jahren.

Sie haben also da die Tatsache gegeben, daß im Weltenall - wie gesagt, jetzt will ich mich nicht darum bekümmern, ob nun das scheinbar oder wirklich ist - die Sterne herumgehen und die Sonne herumgeht. Aber die wichtige Tatsache liegt vor, daß die Sonne langsamer geht, daß die Sonne um einen Grad des ganzen Welten-kreises zurückbleibt nach 72 Jahren. Diese 72 Jahre - ich habe auch darauf schon hingewiesen - sind ja die normale Maximallebensdauer des Menschen. Also, der Mensch lebt 72 Jahre, gerade diejenige Zeitdauer, die die Sonne um einen Grad im Weltenkreis gegenüber den anderen Sternen zurückbleibt.

Wir haben ja von diesen Dingen keine richtige Empfindung mehr. Noch in den hebräischen Mysterien sagte der Lehrer zu seinen Schülern, ihnen dies sehr, sehr tief einprägend: Jahve ist es, der be­wirkt, daß die Sonne hinter den Sternen zurückbleibt. Und Jahve bildet mit der Kraft. die da die Sonne zurückhält. die menschliche

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Gestalt aus, die sein Ebenbild ist. Also wohlgemerkt: die Sterne lau­fen schneller, die Sonne läuft langsamer. Da entsteht eine Kraftdif­ferenz. Und diese Kraftdifferenz wäre nach diesen alten Mysterien das, was die Gestalt des Menschen bewirkt. Aus der Zeit heraus wird der Mensch so geboren, daß er sein Dasein verdankt den Unterschie­den in der Geschwindigkeit zwischen dem Sternenweltentag und dem Sonnenweltentag. Wir würden heute in unserer Sprache sagen:

Wäre die Sonne nicht im Weltenall, wäre sie ein Stern wie die ande­ren Sterne, der mit derselben Geschwindigkeit ginge wie die ande­ren Sterne, was wäre die Folge? - Die Folge wäre, daß die luziferi-schen Mächte allein herrschten. Daß nicht die luziferischen Mächte allein herrschen im Weltenall, sondern der Mensch in die Lage kommt, sich den luziferischen Mächten zu entziehen mit seiner gan­zen Wesenheit, das ist verdankt dem Umstande, daß die Sonne die Geschwindigkeit der Sterne nicht mitmacht, sondern hinter ihnen zurückbleibt, nicht die Luzifer-Geschwindigkeit entfaltet, sondern die Jahve-Geschwindigkeit entfaltet. Wiederum, wenn bloß die Sonnen-Geschwindigkeit da wäre und nicht die Sternen-Geschwin­digkeir, dann würde der Mensch nicht dazu kommen, mit seinem Verstande seiner übrigen Entwickelung voranzueilen. Und das ginge sozusagen auch nicht zusammen mit der Gesamtentwickelung des Menschen. Sehen Sie, in unserer Zeit ist ja das ganz besonders auf­fällig. Wenn man Geisteswissenschaft ernst nimmt, so weiß man na­türlich ganz gut, man hat mit 36 Jahren zum Beispiel Dinge begrif­fen, die man noch nicht begreifen konnte mit 25 Jahren. Denn es gehört Erleben zum Begreifen von gewissen Dingen dazu. Das wird heute wenig zugegeben, denn der Mensch mit 25 Jahren fühlt sich fertig. Er ist aber nur im Verstande fertig, er ist nicht im Erleben fer­tig. Das Erleben geht langsamer als das Verständigwerden. Würde man dies bedenken, daß das Erleben langsamer geht als das Verstän­digwerden, so würden nicht die jüngsten Leute heute schon ihren Standpunkt haben, denn sie würden wissen, daß sie gar nicht die Standpunkte haben können, zu denen nötig ist, etwas erlebt zu ha­ben. Der Verstand geht mit den Sternen, das Erleben geht mit der Sonne. Und wenn Sie die Sache so nehmen, daß Sie sich einfach das

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menschliche Leben vorlegen - 72 Jahre, wenn nicht Elementarereig­nisse eintreten, durch die der Mensch weniger alt wird oder älter wird -, wenn Sie sich das menschliche Leben vorlegen, so werden Sie sich sagen, es dauert so lange, bis die Sonne mit ihrem Frühlings­punkt um einen Grad zurückgerückt ist. So lange kann es dauern. Warum dauert es denn so lange? Der Grund liegt in einer gewissen kosmischen Feinheit. Aber ich bitte Sie dennoch, mir heute bei der Vorbetrachtung in dieses Gebiet zu folgen.

Sehen Sie, es ist so: Wenn man in einem gewissen Jahre eine Mondfinsternis betrachtet, so liegt ein gewisses Datum vor, in dem die Mondfinsternis auftreten kann. Die Mondfinsternis kehrt unge­fähr nach 18 Jahren wiederum zum selben Datum, respektive zur selben Konstellation zurück. Es ist ein periodischer Rhythmus in den Finsternissen, der 18 Jahre umfaßt. 72 durch 4 macht 18. Das ist das gerade Viertel eines Weltentages und das gerade Viertel eines Men­schenlebens. Der Mensch, wenn ich mich so ausdrücken darf, erträgt vier solcher Finsternisperioden. Warum? Weil wirklich im Weltenall alles zahlenmäßig zusammenstimmt. Der Mensch hat, was mit sei­ner rhythmischen Herztätigkeit zusammenhängt, durchschnittlich nicht nur 72 Lebensjahre, sondern auch durchschnittlich 72 Puls-schläge und 18 Atemzüge. Das ist wiederum das Viertel. Dieser Zah­lenzusammenhang, der im Weltenall ausgedrückt ist - man nannte die Periode von 18 Jahren, weil sie die Chaldäer zuerst vertreten ha­ben, die chaldäische Sarosperiode -, dieser Rhythmus, der besteht zwischen der Sarosperiode und der Sonnenperiode, dieser selbe Rhythmus besteht auch im Menschen in seiner innerlichen Beweg­lichkeit zwischen Atemzug und Pulsschlag. Plato sagte nicht um­sonst: Gott geometrisiert, arithmetisiert. - Bedenken Sie, daß wegen des Viertels, das auf unsere Atmungstätigkeit entfällt, wir richtig ver­teilen müssen die Atmungstätigkeit so, daß sie nicht zusammenfällt mit der Pulstätigkeit, sondern diese schneller ist. Und das entspricht der Tatsache, daß wir in unseren 72 Lebensjahren, denen zugeordnet ist unsere Herztätigkeit, Pulstätigkeit, viermal ertragen die Saros­periode, weil wir in ihr viermal enthalten haben unsere Atmungs­tätigkeit. Ganz auf das Weltenall hin konstruiert ist unsere menschliche

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Organisation. Ihre Bedeutung werden wir aber nur dann einse­hen, wenn wir noch einen anderen Zusammenhang ins Auge fassen.

Man kommt mit dem, was ich Ihnen in einer der letzten Betrach­tungen sagte, mit der Bewegung des Mondes, mit der Umdrehung des Mondes um seine Achse nur dann zu Rande, wenn man seine Umdrehung nicht auf den Sonnentag, sondern auf den Sternentag bezieht. Wenn man die Sternenzeit ins Auge faßt, so kommt eine kürzere Zeit, 27½ Tage, für die Umdrehung des Mondes in Be­tracht. So daß wir eigentlich nur dann mit unserer Mondbewegung zurecht kommen, wenn wir sie nicht zueignen der Sonnenbewe­gung, sondern zueignen der Sternbewegung. Die Sonnenbewegung fällt also in einer gewissen Weise aus einem System, dem der Mond angehört und dem die Sterne angehören, heraus. Wir sind also im Weltenall so drinnenstehend, daß wir auf der einen Seite zugeordnet sind der Sternen-Mond-Bewegung, auf der anderen Seite zugeord­net sind der Sonnenbewegung.

Hier sehen Sie schon nach und nach auseinanderfallen die Sonnenastronomie und die Sternenastronomie. Wie ich Ihnen das letzte Mal sagte, kommen wir nicht zurecht, wenn wir nur eine Astronomie haben. Da werfen wir alles durcheinander. Wir kom­men nur zurecht, wenn wir uns nicht auf eine Astronomie beschrän­ken, sondern wenn wir uns sagen, auf der einen Seite ist das System der Sterne, das auch den Mond in sich faßt in einer gewissen Bezie­hung, auf der anderen Seite ist das System, zu dem die Sonne ge­hört. Die durchdringen sich gegenseitig. Die wirken zusammen. Aber wir tun nicht recht, wenn wir die gleiche Gesetzmäßigkeit auf beides anwenden.

Dann, wenn man einsieht, daß wir zunächst zwei ganz verschie­dene Astronomien haben, dann werden wir uns sagen: Das kosmi­sche Geschehen, in dem wir drinnenstehen, das hat zwei Ursprünge zunächst. Aber wir stehen in ihm so drinnen, daß diese zwei Strö­mungen in uns Menschen gerade zusammenfließen. In uns Men­schen fließen sie zusammen. Und was geschieht in uns Menschen? Sehen Sie, nehmen Sie einmal an, in uns Menschen geschähe nur dasjenige, was der Naturforscher von heute gelten lassen kann, dann

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würde, wenn ich schematisch zeichne (Tafel 27, ganz links, ohne die Striche am Kopf>, allerlei vor sich gehen im menschlichen Orga­nismus, Stoffbewegungen und so weiter. Die würden sich auf den übrigen Organismus erstrecken und auch in das Gehirn hinein, be­ziehungsweise in die Sinne hineingehen. Aber was wäre die Folge, wenn die ganze Stoffumwandelung, welche in dem menschlichen Organismus stattfindet und die hineingestellt ist in den Kosmos, so wie ich es jetzt beschrieben habe, wenn diese ganze Stoffumwande­lung ins Gehirn sich hineinerstreckte? Wir würden niemals das Be­wußtsein haben können, daß wir selber denken. Sauerstoff, Eisen, die anderen Stoffe, Kohlenstoff und so weiter, von denen müßten wir sagen, sie denken in uns in ihren gegenseitigen Beziehungen. Aber das haben wir ja gar nicht als Tatbestand des Bewußtseins gege­ben. Es ist ja keine Rede davon, daß wir das als Tatbestand des Be­wußtseins gegeben haben. Wir haben als Tatbestand des Bewußt­seins den Inhalt unseres Seelenlebens gegeben. Der kann unter gar keiner anderen Voraussetzung da sein, als daß dieses ganze stoffliche Geschehen sich ab baut, sich vernichtet (die Striche werden in den Kopf gezeichnet), daß in uns tatsächlich keine Erhaltung der Kraft und des Stoffes vorhanden ist, sondern Platz gemacht wird durch Stoffternichtung für die Entwickelung des Gedankenlebens. In der Tat ist der Mensch der einzige Schauplatz, in dem eine wirkliche Stoffternichtung stattfindet. Auf das kommt man in unserer Zeit nicht, in der man ja eine Menschenerkenntnis gar nicht entfaltet, sondern alles nur ins Auge faßt, was Außermenschliches ist.

Wenn wir nun voraussetzen, daß nach 72 Jahren die Sonne um einen Grad zurückbleibt im Himmelskreise, daß da ist ein Ge­schwindigkeitsunterschied zwischen der Sternbewegung und der Sonnenbewegung, der in uns wirkt, der in uns zusammenläuft -und wenn wir uns nun vorstellen, daß wir die Bildung unseres Haup­tes von dem Sternenhimmel haben, und, indem wir nach einer sehr schönen Redensart «das Licht der Welt erblicken», in die Sonnenbe­wegung eingefaßt werden, so müssen wir uns sagen: Es ist fortwäh­rend in uns die Tendenz, mit einer geringeren Geschwindigkeit der schnelleren Geschwindigkeit der Sterne entgegenzuwirken. Was die

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Sterne in uns anrichten, dem wird entgegengewirkt. Was ist der Ef­fekt dieses Entgegenwirkens? Der Effekt dieses Entgegenwirkens ist der Abbau desjenigen, was materiell die Sterne in uns bewirken: Der Abbau. Der Abbau der reinen materiellen Gesetze, der durch die Sonnenwirkung geschieht. Wir können also sagen: Würden wir mit den Sternen schreiten, indem wir als Menschen durch die Welt schreiten, wir würden so mit den Sternen schreiten, daß wir den ma­teriellen Gesetzen des Weltenalls unterlägen. Aber wir tun das nicht. Die Sonnengesetze wirken dagegen. Sie halten uns zurück. Da ist etwas in uns, was zurückhält. Man kann berechnen - diese Rechnung kann ich Ihnen allerdings hier nicht ausführen, erstens würde sie zu lange dauern und zweitens würden Sie ja nicht fol­gen -, man kann berechnen, wenn eine gewisse Bewegung geschieht (Tafel 27, rechts, der Pfeil abwärts), also da eine Strömung geschieht mit einer gewissen Geschwindigkeit, und diese Strömung mit einer anderen zusammenfließt, wobei allerdings vorausgesetzt werden muß, daß dann die andere Strömung nicht auch so fließe, sondern entgegengesetzt (Pfeil aufwärts); daß, wenn diese beiden Strömun­gen so fließen, daß sie ineinanderfließen. Also bitte, denken Sie sich, ein Wind wirbelt mit einer gewissen Geschwindigkeit von oben nach unten und ein anderer von unten nach oben, und sie wirbeln ineinander (Mitte der Zeichnung rechts). Wenn man den Geschwin­digkeitsunterschied nimmt zwischen der heruntergehenden Strö­mung und der hinaufgehenden Strömung, so daß die hinaufgehen­de Strömung sich zu der hinuntergehenden Strömung gerade so ver­hält, daß ein Geschwindigkeitsunterschied herauskommt, der das-selbe Verhältnis trägt, wie der Geschwindigkeitsunterschied in der Sternenzeit und der Sonnenzeit, dann würde, wenn das durcheinan­derwirbelte, durch den Wirbel eine Verdichtung entstehen, die ihre bestimmte Form bekommt. Nicht wahr, das wirbelt herunter (Mitte der Tafel); dadurch, daß das andere hier hinaufwirbelt, mit einer größeren Geschwindigkeit hineinstößt - von oben nach unten würde die geringere Geschwindigkeit sein -, das stößt hier hinein, gibt hier durch den Zusammenstoß eine Verdichtung, eine gewisse Figur. Und diese Figur ist - abgesehen von allem, was sie beeinträchtigt,

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ich zeichne nur schematisch - die Umrißfigur, die Silhouette des menschlichen Herzens. So daß es möglich ist, daß Sie durch die Be­gegnung der Luzifer-Strömung und der Jahve-Strömung richtig kon­struieren die Figur des menschlichen Herzens. Diese Figur des menschlichen Herzens ist einfach herauskonstruiert aus Verhältnis­sen des Weltenalls. Man muß geradezu sagen: Sobald man an­nimmt, daß die Sonnenbewegung der Ausdruck ist einer weniger schnellen Bewegung, die entgegenkommt einer schnelleren Bewe­gung, dann werden wir so eingeschaltet in diese beiden Bewegun­gen, daß daraus die Silhouette unseres Herzens entsteht. Daran ist die übrige menschliche Gestalt angegliedert. Sie sehen daraus, wel­che Geheimnisse eigentlich im Kosmos verborgen sind. Denn in dem Augenblick, wo ich sage: Wir haben zwei Astronomien, und diese zwei Astronomien, die wirken zusammen in ihren Ergebnissen -was ist das Ergebnis? Das Ergebnis ist das menschliche Herz. Die ganze naturwissenschaftliche Richtung der Gegenwart, die geht dar­auf aus, diese zwei Strömungen nicht voneinander zu unterschei­den. Daher vollzieht sich an ihr das tragische Geschick, daß in einer anderen Weise das Zusammenwirken auseinanderfällt in das Natur-geschehen, insofern es Julius Robert Mayer dachte, und in die Ne­beneffekte. Weil man nicht in der Lage ist, kosmisch dasjenige, was aus zwei Quellen heraus zusammenwirkt, zusammenzudenken, fällt für das Denken die Welt in zwei Extreme auseinander.

Hier liegt zunächst der kosmische Aspekt für ungeheuer Bedeut­sames in bezug auf das Menschen- und Weltbegreifen. Und ohne daß man aus unseren heutigen Voraussetzungen heraus wieder er­neuert jene Erkenntnisse, die einmal da waren in den alten Myste­rien, als man das Christentum erwartet hat, so erwartet hat, wie ich es in meinem Buche «Das Christentum als mystische Tatsache» be­schrieben habe, ohne daß man erneuert diese alten Erkenntnisse in einer Gestalt, wie sie heute sein müssen, bleibt alles Erkennen eine Illusion. Denn dasjenige, was das Bedeutsamste im menschlichen Herzen zum Ausdruck bringt, es ist ja überall vorhanden. Überall sind die Geschehnisse so, daß sie erklärbar sind durch das Zusam­menfließen zweier Strömungen, die aus verschiedenen Quellen

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kommen. Niemals wird man die ganz andersartige Hineinstellung des Mysteriums von Golgatha in den übrigen Werdegang unserer Er­de begreifen, wenn man nicht schon im Kosmos anfängt mit diesem Begreifen. Ich wollte Ihnen heute in dieser Vorbesprechung den Grund legen, den wir brauchen, um dann morgen und übermorgen darauf aufbauen zu können.

FÜNFZEHNTER VORTRAG Dornach, 15. Mai 1920

#G201-1987-SE221 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

FÜNFZEHNTER VORTRAG

Dornach, 15. Mai 1920

#TX

Aus den Betrachtungen, die wir hier angestellt haben, werden Sie gesehen haben, wie nötig es ist, den Menschen in seiner Ganzheit zu betrachten, um darauf zu kommen, wie genau eigentlich der Mensch in all seiner Beschaffenheit ein Abbild ist der Gesamtwelt. Dies aufzunehmen ist außerordentlich bedeutsam, nicht nur in die verstandesmäßige Erkenntnis, sondern auch in die gefühlsmäßige Erkenntnis, in die willensmäßige Erkenntnis. Denn nur dadurch, daß man den Menschen in seiner Gesamtheit herausgeboren ansieht aus der Gesamrwelt, wird man ein tieferes Verständnis gewinnen können auch für dasjenige, was nun im Fundamente das Christen­tum der Welt sein will. Man kann sehr leicht einwenden: Ja, da wird von der modernen Menschheit ein kompliziertes Verstehen der Ein­zelheiten der Welt gefordert und auch ein kompliziertes Verstehen der Einzelheiten des Menschen, um gewissermaßen dadurch erst in seinem Bewußtsein ein ganzer Mensch zu sein. Aber bedenken Sie doch nur, daß diese Forderung, die jetzt wie eine Kardinalforderung an die Menschheit herantritt, nicht etwa bloß der jetzt auftretenden Geisteswissenschaft eigen ist. Um auf dasjenige hinzuweisen, was ich meine, möchte ich Ihnen zunächst die Frage aufwerfen: Was alles hat denn eigentlich das Christentum bei seinem Auftreten gebracht? Das Christentum hat ja gebracht im Grunde genommen die An­forderung eines Weltverständnisses, das wirklich ein recht ausgebrei­tetes war. Und dieses Weltverständnis, das angeknüpft hat an die al­ten heidnischen Vorstellungen, dieses Weltverständnis, das ist im Laufe der Zeit eigentlich völlig vergessen worden. Bedenken Sie doch nur einmal, was den Menschen im Laufe der Zeit allmählich gegeben worden ist von den Fundamentalanschauungen, den Fun­damentalideen des Christentums. Das Christentum trat ja so auf, daß man es nur verstehen konnte, wenn man zum Beispiel die Ttini­rät verstand, wenn man verstand das Wesen des Vatergottes, des Sohnesgottes, das heißt des Christus Jesus, und des Geistes. In dem

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Sinne, wie das Christentum diese drei Aspekte des Göttlich­Geistigen verstand, gehörte nicht weniger dazu, als zum Verständnis von solchen Dingen, wie sie heute durch die Geisteswissenschaft vor­gebracht werden. Nur hat man allmählich dasjenige, was zum Ver­ständnis dieser Ideen führre, des Vaters, des Sohnes, des Geistes, man hat das allmählich eliminiert, man hat es herausgeworfen aus dem Verständlichen und hat behalten leere Worte, leere Worthül­sen. Und durch Jahrhunderte hindurch haben die Menschen leere Worthülsen gehabt. Das ist so weit gekommen, daß dann die Men­schen sogar, nachdem sie zuerst dogmatisch zurückgewiesen haben die leeren Worthülsen, dann angefangen haben, über diese leeren Worthülsen zu spotten. Beste Menschen haben über diese leeren Worthülsen gespottet. Man bedenke nur einmal, was alles für Spott ergossen worden ist etwa in der Form, daß man gesagt hat, die Dog­matik fordert, daß Eins Drei und Drei Eins sei. Es ist ja eine furcht­bare Illusion, es ist ja eine bloße Täuschung, wenn die Menschen glauben, das, was einstmals das Christentum in seiner Strömung ge­führt hat, erfordere weniger Verständnis, weniger hingebungsvolle Erkenntnis als dasjenige, was - um das Christentum wiederum zu er­obern - die heutige Geisteswissenschaft gibt. Allerdings, die wich­tigsten, die fundamentalsten Dinge sind ja aus dem Christentum herausgeworfen worden, und wenn man davon absieht, daß sie in den einzelnen Bekenntnissen als Worte fortleben, so kann man fra­gen: Was ist denn eigentlich von den Fundamental begriffen des Christus selber den Menschen in Wirklichkeit verblieben? Wie un­terscheidet denn der moderne Mensch - ich habe Sie darauf auf­merksam gemacht, daß nicht einmal Theologen wie Harnack es un­terscheiden - dasjenige, was der Christus ist, von dem, was ein allge­meiner Weltengott ist, den man auch treffen würde mit dem Begriff des jahve oder Jehova? Und erst, wie viele Menschen machen sich denn heute klar, was zu verstehen ist unter dem Geiste oder dem Heiligen Geiste? Die Menschen sind ja allmählich solche Abstrakt­linge geworden, daß sie eben zufrieden sind mit den leeren Wort­hülsen, daß sie entweder, wenn sie in dem Bekenntnis stehenblei­ben, eben zufrieden sind, oder wenn sie, wie man dies dann nennt,

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aufgeklärt werden, daß sie dann spotten. Aber niemals wird dasjeni­ge, was da aufgebracht wird in den leeren Worthülsen, die Macht er­ringen können, Licht hineinzubringen in die einzelnen Betätigun­gen der menschlichen Erkenntnis.

Bedenken Sie nur, wie weit wir in dieser Beziehung eigentlich ge­kommen sind. Alles, was roch in älteren griechischen Zeiten Er­kenntnis war, war zu gleicher Zeit Inhalt eines Heilprinzipes. Der Heiler war Priester und war zu gleicher Zeit der Lehrer des Volkes. Daß der Lehrer des Volkes, daß der Priester zugleich Heiler ist, das setzt voraus, daß irgend etwas Krankes vorausgesetzt wird in dem ganzen Kulturprozesse. Sonst hätte man ja keine Berechtigung, vom Heiler zu sprechen. Man sprach vom Heiler, weil man aus instinkti­ver Erkenntnis heraus noch in einer gewissen Beziehung einen um­fassenderen, einen intensiveren Begriff von dem ganzen Weltenpro­zeß hatte, als man heute hat. Heute stellt man sich den Weltenpro­zeß so vor, daß er eben abläuft und das Spätere immer die Wirkung des Vorhergehenden ist. Aber so ist es in Wirklichkeit nicht. Und ei­ne ältere, instinktive Erkenntnis hat das gewußt, daß es in Wirklich­keit nicht so ist. Man stellt sich heute vor, und insbesondere diejeni­gen, die von einem abstrakten Fortschritt sprechen, sie stellen sich vor: Na, es geht halt die Entwickelung immer aufwärts. - Diese An­schauung von einer solchen aufwärtsgehenden Entwickelung (Tafel 28, Mitte; Schräge, darin Pfeile) finden wir ja selbst bei der ober­flächlich gewordenen Philosophie der neueren Zeit. Ein solcher Mensch, der einfach emporgetragen worden ist von dem Gesamtvor­urteil der Zeit, wie Wilhelm Wundt, der Unphilosoph, der zu dem Zeitphilosophen für viele Menschen geworden ist, ein solcher Mensch spricht auch als angeblicher Philosoph von einem solchen allgemeinen Fortschritte, ohne die geringste Erkenntnis, was eigent­lich in der wirklichen Strömung des Menschenwerdens liegt. Wir müssen uns aber vorstellen, daß in der wirklichen Strömung des Menschenwerdens forrwährend liegt ein Bestreben zu entarten. Es ist nicht eine Tendenz des Fortschrittes da, vor allen Dingen nicht in der Geschichte. Es ist eine fortwährende Tendenz da zur Entar­tung (Pfeile nach unten). Und nur dadurch, daß ständig dieser Tendenz

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zu entarten entgegengewirkt wird von dem, was wir Lehre, Er-kenntnis und so weiter nennen, dadurch wird dasjenige, was sonst in die Tiefen hinunterziehen würde, hinaufgehoben. Und nur dadurch entsteht ein Fortschritt (Pfeile nach oben, rot).

Sehen wir von diesem Gesichtspunkte aus einmal an, wie es sich verhält mit dem Kinde. Das Kind wird geboren. Man spricht von Vererbungen. Ja aber, vererbt wird nur dasjenige, was zum Nieder-gange führen würde, was in die Dekadenz führen würde. Würde nicht das Kind erzogen werden schon durch die ganze Umgebung und später durch die Schule, durch das Leben, so würde das Kind entarten. Erziehung ist also in Wirklichkeit Bewahrung vor dem Ent­arten. Also, das wirkt Heilung. Als ein Heilungsprozeß wurde noch von der instinktiven Menschenerkenntnis aus alles angesehen, womit Erkenntnis, womit Erziehung, womit Priestertum irgend etwas zu tun hat. Für ältere Anschauungen war der Arzt vom Priester gar nicht zu trennen, war eines und dasselbe; erst die neuere Entwicke­lung hat Naturwissen und geist-seelisches Wissen so auseinanderge­trennt, wie ich das gestern auseinandergesetzt habe. So daß man dem naturwissenschaftlichen Arzt überläßt, alles dasjenige zu hei­len, was nach Julius Robert Mayers Anschauung nichts zu tun hat mit dem, was Menschenziele sind und so weiter, sondern nur zu tun hat mit so etwas, wie die Aufwendung der umgewandelten Pferde-kräfte in die Erhitzung der Pferde, der Wagenachsen, die Erhitzung der Straße, über die das Rad geht und so weiter. Das ungefähr über-läßt man dem physischen Arzt. Und Leute wie Rubner in Berlin, der ja aber nur der Repräsentant dieser Richtung ist, die berechnen das­jenige, was der Mensch zum Leben nötig hat, ungefähr so, wie wenn der Mensch eine Art von komplizierterem Ofen wäre.

Ziehen Sie nun die sozial-ethische Konsequenz einer solchen An­schauung, ziehen Sie sie so, daß Sie erkennen, wenn alles, was da in der Umwandelung der Kräfte vor sich geht, nur zu Nebeneffekten dasjenige hat, was da überhaupt geschieht als die Absichten und Ziele der Menschen, dann ist ja die Möglichkeit, die Denkmöglich­keit da, daß die Weit auch ohne diese Nebenabsichten bestehe. Und im Grunde genommen ist das ja die eigentlich geheime Meinung

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des neueren Menschen, daß das Wirkliche nur in dem Physikalischen bestehe und das andere Nebeneffekte sind.

Sehen Sie, gegenüber einer solchen Anschauung wäre es einzig und allein konsequent, das Christentum streng abzulehnen, wie es die Materialisten um die Mitte des 19. Jahrhunderts getan haben. Diese Materialisten um die Mitte des 19. Jahrhunderts - ich habe einzelnes von ihnen angeführt im Basler öffentlichen Vortrage - sind nun wirklich bis zu den Konsequenzen der materialistischen Welt­anschauung gegangen. Sie haben die Konsequenzen gezogen, in­dem sie gesagt haben: Ist der Naturalismus richtig, dann bleibt nichts anderes übrig, als es lächerlich zu finden, einen Unterschied zu machen zwischen dem Verbrecher und dem guten Menschen, denn selbstverständlich verwandelt sich in dem Verbrecher genau ebenso die aufgewendete Kraft in Wärme wie in dem guten Menschen. Die Fragen, die heute die Welt durchzucken, sind im Grunde genom­men vielfach Fragen der Ehrlichkeit, des Mutes, der Konsequenz. In einer Zeit allerdings, in der man nicht solche Ehrlichkeit in bezug auf die äußeren Dinge des Lebens hat, ist es ja nicht verwunderlich, daß in bezug auf diese Kardinalfragen diese Ehrlichkeit nicht da ist.

Und so kommt es, daß die heutige Menschheit noch von Christus redet, ohne eigentlich wirklich etwas davon zu wissen, daß dieser Christus sich wirklich unterscheiden muß von einem allgemeinen Gott, der der ganzen Natur zugrunde liegt. Wenn allmählich die Christus-Vorstellung übergeht in die bloße Gottes-Vorstellung, dann bedeutet das einen Rückschritt der Menschheit hinter das Mysterium von Golgatha zurück. Um aber das Christentum wirklich zu fassen, dazu ist notwendig, daß dieses Prinzip der Entartung ernst genom­men werde und daß diesem Prinzip der Entartung ernst gegenüber­gestellt werde die Notwendigkeit, aus etwas ganz anderem heraus zu arbeiten, als aus dem, was den Keim der Entartung in sich trägt. Die gegenwärtige Menschheit wird aufmerksam darauf werden müssen, daß in dem Zeitpunkte, in dem die Erde sich hinbewegte - mit der Menschheit selbstverständlich - zu dem Mysterium von Golgatha, durch das Mysterium von Golgatha innerhalb des Erdengeschehens sich etwas abspielte, was nicht bloß ein Rationalistisches des Menschlichen

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bedeutet hat, sondern was ein Rationalistisches bedeutet hat für das ganze Erdenleben.

Allerdings, will man dieses einsehen, dann muß man Natur und Geist in einer viel intensiveren Weise studieren, als das in der Nei­gung der heutigen Menschheit liegt. Um uns zu verständigen, möchte ich Sie zurückweisen auf etwas, was im Bewußtsein der Menschheit vielleicht bis zum 8. vorchristlichen Jahrhunderte lebte. Der Mensch bis zum 8. vorchristlichen Jahrhunderte fühlte sich in der Tat nicht als ein so isoliertes, abgeschlossenes Wesen, wie er sich heute fühlt. Heute fühlt sich ja der Mensch eigentlich nur als das Wesen, das innerhalb seiner Haut eingeschlossen ist. Der Mensch bis zum 7. oder 8. vorchristlichen Jahrhunderte fühlte sich einmal als ein Glied des ganzen Weltenalls, und er fühlte sich auch hineinge­stellt in das Geschehen des ganzen Weltenalls. Er fühlte nicht in ei­ner solchen intensiven Weise - die Sache erscheint dem heutigen Menschen fast grotesk, aber es ist so-, der Mensch dieser alten Zei­ten fühlte nicht so, wie der heutige Mensch, sein Haupt streng abge­schlossen durch die Schädeldecke, sondern er fühlte, daß dasjenige, was in seinem Haupte lebte, eine Fortsetzung hat hinaus in die Welt und hinzugehört zu dem gesamten Sternenhimmel (Tafel 29, links; Himmelsbogen blau, Sterne und Strahlen gelb). Der Mensch

- so sonderbar es dem heutigen Menschen erscheint - fühlte sein Haupt so, daß es lebendig zusammenhing mit den Sternen. So daß er sich sagte: Indem sich über mir der Nachthimmel wölbt, bin ich es eigentlich, der da in lebendiger Kommunikation meines Hauptes mit den Sternen lebt. - Und er sagte sich: Wenn ich nun weitergehe im Zeitenlaufe, wenn nach der Nacht der Tag erscheint, die Sterne, die erst auf der einen Seite heraufgekommen sind, auf der anderen Seite hinuntergehen, dann tritt an die Stelle der Sterne die Sonne. Da wirkt nicht mehr in meinem Haupte die Konfiguration des Ster­nenhimmels, sondern da vertritt die Sonne die Stelle des Sternen-himmels, und der Sonne zugeordnet sind meine Augen. - Und nun, indem er das empfand: Der Sonne zugeordnet sind meine Augen, wenn ich während des Tages mich auf der Erde beschäftige, - indem er das lebendig empfand, sagte er sich: So wie jetzt, da es ein Erdendasein

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gibt, meine Augen zugeordnet sind der Sonne, so war in demjenigen Dasein, das der Erde voranging - wir nennen es Mon­dendasein -, mein ganzes Haupt eine Art Auge; nur sah dieses Auge nicht so wie jetzt eben nur in zweifacher, die Gegenstände zusam­menfassender Weise, sondern es sah hinaus in den Weltenraum, es waren gewissermaßen in mir, in meinem Gehirn, so viele kleine Au­gen, als Sterne sind. Aus diesen kleinen Augen ist alles dasjenige ge­worden, was jetzt in meinem Gehirn lebt, und meine Sinnesaugen sind spätere Produkte, die der Sonne zugeordnet sind, wie mein Ge­hirn zugeordnet war dem Sternenhimmel. Mein Gehirn ist daher ein späteres Entwickelungsprodukt eines Auges, oder eigentlich vieler Teilaugen, so vieler Teilaugen, als Sonnen da draußen leuchten zur Nachteszeit. Aus dem Sinn ist mein Gehirn geworden. Und was jetzt im Erdendasein mein Auge ist, wodurch ich mit dem, was in meiner irdischen Umgebung lebt, in Kommunikation stehe, das wird Innenorgan sein, wie jetzt mein Gehirn, wenn die Erde einmal von einem zukünftigen Planetenzustand abgelöst ist - Sie wissen, wir nennen das Jupiterzustand. Was jetzt äußerlich an meiner Ober­fläche ist, das zieht in mein Inneres dann ein. Die Menschen werden anders ausschauen. Was sie jetzt als korrespondierend mit der Um­gebung haben, das wird in der Zukunft Innenorgan sein. - So hat instinktiv eine alte Menschheit gefühlt, hat gesagt: Licht dringt durch mein Sinnesauge; aber in meinem Inneren bewahre ich das Licht der alten Zeiten; das wirkt in mir als Gedanke. Der Gedanke war Sinneswahrnehmung, als noch nicht Erde war, als die Erde noch ein anderer Planet war. Und meine Sinneswahrnehmung wird Ge­danke der Zukunft sein. - Das alles empfand man in alten Zeiten als eine Weisheit, die - wir sagen heute - instinktiv empfunden wurde. Die Alten haben nicht mit dem Wort «instinktiv» so unverständig herumgeworfen, wie die gegenwärtige Menschheit das tut, sondern die Alten haben gesagt: Das ist die Weisheit, die uns die Götter vom Himmel auf die Erde gebracht haben. - Dasjenige, was in ihnen in­stinktiv aufgegangen ist von Vergangenheit, Gegenwart und Zu­kunft, von dem haben sie gesagt: Das haben uns gebracht die Un­sterblichen. - Und sie haben es sich vorgestellt im Bilde. Und das

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Isis-BiId, was sagt es denn? «Ich bin das All. Ich bin die Vergangen­heit, die Gegenwart und die Zukunft. Meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.» Die Interpretation, die die neuere Menschheit gibt, ist eigentlich eine sonderbare. Denn die neuere Menschheit denkt bei einem solchen Satze, in dem ja «Sterblicher» steht, schon materialistisch. Sie denkt eigentlich bei dem Isis-Satze nicht: «Ich bin die Vergangenheit, ich bin die Gegenwart, ich bin die Zukunft. Meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet», sondern sie denkt eigentlich: «Ich bin die Vergangenheit, die Ge­genwart und die Zukunft. Meinen Schleier hat noch kein Mensch ge­lüftet.» So denkt die moderne Menschheit. Sie denkt gar nicht dar­an, daß sie ja auf der andern Seite sich selbst für unsterblich hält, und daß sie daher das «Meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet» gar nicht als eine abschließende Sache betrachten kann. Novalis hat gesagt: Nun gut, dann müssen wir eben Unsterbliche werden, um den Schleier der Isis zu lüften!

Man denke sich nur, welchen Untergedanken diese moderne ma­terialistische Menschheit hervorgebracht hat. Aber es tut ihr auch wohl; denn indem sie denkt: «Ich bin das All. Ich bin die Vergan­genheit, die Gegenwart und die Zukunft. Meinen Schleier hat noch kein Mensch gelüftet», so erspart sie sich die Anstrengung, um den Schleier zu lüften, und ihre Philosophen können tradieren, daß der Mensch ja die Grenzen der Erkenntnis hat. In Wahrheit meinen die­se Philosophen, daß der Mensch zu faul ist, um den Erkenntnisweg zu gehen. Aber das mögen sie nicht sagen. Daher sagen sie, der Mensch habe Grenzen der Erkenntnis. Und in unserer Zeit, die au­toritätsfrei sein will, nimmt man diese Dinge hin. Sie dürfen in der Zukunft nicht hingenommen werden, wenn die Menschheit nicht in die Dekadenz fallen will. Und es darf nicht übersehen werden, daß niemand das Recht hat, sich einen Christen zu nennen, der nur an einen allgemeinen Fortschritt glaubt, der sich nicht darüber klar ist, daß, wenn die Erde sich seit dem Mysterium von Golgatha selbst überlassen wäre, sie in die Dekadenz verfallen würde. So daß wir nö­tig haben, der Dekadenz etwas entgegenzusetzen, das wir nicht von der Erde nehmen können, nicht aus dem nehmen können, woraus

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die Erde ist, nicht aus dem Vatergotte nehmen können, sondern nehmen müssen von dem Sohnesgotte, es einimpfen müssen demje­nigen, was fortlaufende Menschheitsentwickelung ist. Es ist durch­aus ein Ablenken der Menschheit von dem, was ihre jetzige Aufgabe ist, wenn man immerzu nicht zugeben will, daß das Weltenall in Zusammenhang zu bringen ist mit dem Christus-Ereignis. Denken Sie nur, was es eigentlich heißt, wenn von katholischer und evangeli­scher Bekenntnisseite dagegen gewettert wird, daß durch die Gei­steswissenschaft geltend gemacht werde, es müsse der Christus­Gedanke an den Kosmos-Gedanken angeknüpft werden, wenn da­gegen immer wieder gesagt wird, es hätte diese Geisteswissenschaft keinen Begriff davon, daß der Christus zunächst nur als etwas Ethi­sches aufzufassen ist, als etwas, was sich nur in die moralische Wel­tenordnung hineinstellt. Ja, wenn man die moralische Weltenord­nung nur als einen Nebeneffekt der Umwandelung der Kräfte hat, dann stellt sich der Christus-Gedanke, wenn er sich nur in die mora­lische Weltenordnung hineinstellt, auch eben als ein Nebeneffekt der Weltenordnung dar.

Das war also eines, worauf eine sogenannte instinktive Erkenntnis der Menschheit hingewiesen hat, wie das menschliche Gehirn im Zusammenhange steht mit der Sternensphäre, wie das menschliche Auge in gewisser Weise zugeordnet ist der Sonnensphäre. Wenn Sie zurückgehen in gewisse ältere Zeiten, wo man noch eine qualitative Erkenntnis gehabt hat von astronomischen Dingen und auch von irdisch-elementarischen Dingen, so werden Sie sehen, daß man da das Licht in eine gewisse Beziehung bringt mit dem, was um unsere Erde zunächst herum ist, mit der Luft. Die Alten in ihrer instinkti­ven Erkenntnis konnten sich das Licht ohne die Luft nicht denken. Die Neueren in ihrer Abstraktionserkenntnis sondern so etwas, was sie sich als Licht auslegen - allerdings, sie schildern es als schwingen­de Bewegung des Äthers und sie schildern es in einer ganz sonderba­ren Weise -, sie sondern es von der Luft ab und können es mit der Luft nicht anders zusammenbringen, als daß sie höchstens die Luft als ein Mittel betrachten, durch welches das Licht durchgeht. Aber sehen Sie, es ist ja eigentlich höchst merkwürdig, wie wenig die

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Menschen nachdenken über dasjenige, was ihnen, ich möchte sagen, vorgemacht wird: Erde, der unendliche Weltenraum, Sterne. (Tafel 29, ganz links; Umkreis zum Teil auf der anderen Tafel.) Ja, unter diesen Sternen sind solche, von denen das Licht Millionen von Jah-ren braucht, um auf die Erde herunterzukommen. Jetzt wird es Nacht. Da ist ein Stern, da braucht das Licht kürzere Zeit, um auf die Erde herunterzukommen. Nehmen Sie nun einmal an, was ha­ben Sie denn in den Lichtstrahlen? Doch wahrhaftig nicht den Stern, wenn Sie hinausschauen in der Richtung des Lichtstrahles. Der Lichtstrahl, der da in Ihr Auge fällt nach dieser Theorie, der kommt ja von etwas, was Jahrmillionen zurückliegt; das kann sogar schon längst kaputt gegangen sein, da kommt noch immer das Licht her. Was da eigentlich in der Welt draußen ist, von dem sollte ja nicht geredet werden. Es sollte ja eigentlich nur davon geredet wer­den, daß da Lichtkanäle ankommen, die vielleicht noch zu irgend­welchen existierenden Sternen führen können, aber auch zu solchen, die gar nicht mehr da sind.

Wir müssen uns durchaus befreunden damit, wie ja für uns Lichterscheinungen als solche sich in der Lufterscheinung darstellen. Wenn auch das Licht durch den scheinbar luftleeren Raum geht, für uns stellt es sich nicht im luftleeren Raume dar, sondern im luft-erfüllten Raume, denn nur da können wir sein. Und so lebt sich für uns zusammen Licht und Luft. Dadurch kommt man dann, indem man, ich möchte sagen, in Licht und Luft zusammen lebt, in der Menschenkonstitution tiefer. Man kommt um ein Stück tiefer; man kommt am menschlichen Haupte vom Auge zur Nase. Die Nase ist ja zunächst - und die orientalische Philosophie wußte viel davon -dasjenige, wodurch man ein- und ausatmet. Das Auge ist das Auf­nahmeorgan für das Licht. Nase und Auge teilen sich. Die Nase paßt sich der Luft an, und alles, was sich da der Luft anpaßt, das verlän­gert sich hinaus in die Planetenwelt. Die Sonne macht den Anfang, indem sie auf unser Auge wirkt. Aber das übrige wirkt auf unsere übrige Konstitution, und wir kommen herunter aus der Sternenwelt in die Welt der Sonne und Planeten und sind beim Menschen als dem auf seine Nase hin Konstituierten angekommen. Und dann

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kommen wir gar zur Erde herunter und gehen von der Nase zum Munde, zum Geschmacksorgan, und nehmen da die Stoffe der Erde auf durch das Geschmacksorgan, kommen von der planetarischen Welt in die Erdenwelt herein. Und wir haben den übrigen Menschen wie ein Anhängsel, den Kopf als ein Anhängsel der Augen, die Brust als ein Anhängsel der Nase, den ganzen übrigen Menschen, den Gliedmaßenmenschen, den Stoffwechselmenschen im ganzen als ein Anhängsel des Geschmacksorgans. Und wir haben den Men­schen zugeteilt, wenn wir ihn nun in seiner Gesamtheit auffassen, der Sternenwelt, der Sonnen- und Planetenwelt, der Erdenwelt (diese Gebiete werden in die Zeichnung links, Tafel 29, einge­zeichnet). Wir haben den Menschen hineingestellt in das ganze Weltenall, und wir sehen in dem menschlichen Haupte, insofern es der Träger des Gehirnes ist - innerlich, nicht äußerlich, nicht durch physische Anatomie, sondern durch inneres Wissen - ein unmittel­bares Abbild der Sternenwelt. Wir sehen in alledem, was von der Nase sich verlängert zur Lunge und so weiter, ein Abbild des Pla­netensystems mit der Sonne. Und wenn wir dann dasjenige, was vom Menschen übrigbleibt, ins Auge fassen, dann sehen wir in dem dasjenige, was vom Menschen so erdgebunden ist, wie zum Beispiel das Tier erdgebunden ist. Auf diese Art kommen wir erst auf den wirklichen Parallelismus zwischen dem Menschen und der übrigen Welt. Wir sehen ihn herausgedeutet aus dieser übrigen Welt. Und so sollte man den Menschen auch im einzelnen verstehen.

Bedenken Sie einmal, wenn Sie den Blutkreislauf betrachten, wie, sagen wir, zunächst das von der äußeren Luft umgewandelte Blut in die linke Herzvorkammer geht, dann von da in die linke Herzkammer, von da abzweigend durch die Hauptschlagader, durch die Aorta in den Organismus (Zeichnung rechts). Wir können sa­gen: Blut von der Lunge zum Herzen, von da in den übrigen Orga­nismus, aber mit einer Abzweigung zum Haupte. Das Blut, das durch den Organismus durchgeht, nimmt aber dann die Nahrung auf. In sie ist eingeschaltet alles dasjenige, was von der Erde ab­hängig ist. Was da als der Verdauungsapparat eingeschaltet ist in den Blutkreislauf, das ist irdisch; was eingeschaltet ist dadurch, daß

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wir atmen, wo wir in die Blutbahn den Sauerstoff hineinbringen, das ist planetarisch; und dann haben wir jenen Blutkreislauf, der in unser Haupt geht, der alles dasjenige umschließt, was unser Haupt ist. Wie der Lungenkreislauf mit der Sauerstoffaufnahme, Kohlen­säureabgabe, dem Planetarischen zugeteilt ist, wie dasjenige, was in unserem Blut eingefügt wird durch unseren Verdauungsapparat, der Erde zugeteilt ist, so ist dasjenige, was da in dem kleinen Kreislauf nach oben sich abzweigt, der Sternenwelt zugeteilt. Das wird gewis­sermaßen herausgezogen aus der Aorta und strömt dann wiederum zurück, vereinigt sich mit dem vom übrigen Organismus zurück-strömenden Blute, so daß das Blut von oben und unten gemeinsam zum Herzen zurückströmt. Dies, was da oben abgezweigt ist, das sagt gewissermaßen zu dem ganzen übrigen Kreislauf: Ich mache nicht mit, weder den Sauerstoffprozeß noch den Verdauungsprozeß, sondern ich sondere mich aus, ich stülpe mich da drüber. - Das ist dasjenige, was mit der Sternenwelt zusammenhängt. Ebenso könnte man es für das Nervensystem verfolgen. Man bekommt keine An­schauung von dem Menschen, wenn man glaubt, man könne bloß den Menschen nehmen, wie man ihn sinnlich vor sich hat, und könne ihn da studieren. Da findet man jenen Brei innerhalb der Schädelhöhle, welchen unsere physische Anatomie beschreibt. In Wahrheit ist dasjenige, was unsere physische Anatomie beschreibt, eben ein Nichts, denn es ist der Zusammenfluß von Kräften des Sternenhimmels. Und es ist geradeso unsinnig, dieses physische Gehirn für sich zu beschreiben, wie wenn man eine Rose für sich beschreiben wollte. Es hat doch keinen Sinn, eine Rose für sich zu beschreiben, denn sie ist kein Wesen für sich. Sie kann nicht abge­sondert gedacht werden vom Rosenstock. Sie geht ja zugrunde, wenn sie abgesondert ist vom Rosenstock. Sie ist nichts, vom Rosen-stock abgesondert. So ist das menschliche Gehirn nichts, vom Ster­nenhimmel abgesondert.

Aber jetzt erinnern wir uns an dasjenige, was ja eigentlich die Sonne ist. Ich habe Ihnen immer wieder und wiederum betont, die Physiker würden sehr erstaunt sein, wenn sie einen Luftballon aus­rüsten könnten, wie es ja jedenfalls in ihrem Ideale liegt, und da

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hinausfahren könnten zur Sonne in der Vermutung, einen glühen­den Gasball zu finden. Den würden sie nicht finden, sondern sie fänden eine Saugsphäre, etwas, was allerdings alles mögliche in sich aufsaugen will, aber was eigentlich leerer Raum ist, und noch mehr leer ist als leerer Raum, negative Materie. Innerhalb des Umkreises der Sonne liegt nichts, was sich vergleichen ließe mit unserer Mate­rie. Das ist nicht nur leer, das ist weniger als leer, das ist ausgespart gegenüber der übrigen Materie. Es handelt sich eben durchaus dar­um, daß man nun wirklich nicht in der heutigen Zeit beginnt, wirk­lichkeitsungemäß über die Dinge der Welt zu spekulieren, sondern daß man sich erfülle mit Wirklichkeitsgeist. Ich habe Ihnen ja vor kurzer Zeit ein hübsches Stückchen von der Relativitätstheorie ge­sagt. Sie erinnern sich an den Kasten, den ich Ihnen da vorgeführt habe, den Einsteinschen Kasten, wodurch die Gravitationslehre überwunden werden soll. Ein anderes ist das, was Einstein ja auch geltend gemacht hat, daß auch die Ausdehnung eines Körpers etwas bloß Relatives ist, und daß sie abhängt von der Schnelligkeit der Be­wegung, daß also auch, nach der Einsteinschen Theorie, ein Mensch, wenn er sich mit einer gewissen Geschwindigkeit durch den Welten-raum bewegt, nicht mehr die Dicke hat von vorne nach hinten, die er hat, sondern wenn er sich mit der nötigen Geschwindigkeit be­wegt, so dünn wird wie ein Papier. Das ist etwas, was da ernsthaftig besprochen wird unter den Einsteinern, unter diesen Leuten mit der epochemachenden Effindung der Relativitätstheorie. Solches Ver­weilen in wirklichkeitsfremden Gedanken, das bildet ja heute schon Wissenschaft. Und das ist der Gegenpol für dasjenige, was auf der anderen Seite Bekenntnis ist.

Der Arzt ist verwiesen worden auf das bloß Physische, der Priester auf das bloß Seelische. Das Geistige ist ja abgeschafft. Der Priester ist verwiesen auf das bloß Seelische. Aber denken Sie nur, wenn das sich so fortentwickelt, daß alles, was außerhalb des Physischen liegt, Nebeneffekte sind! Pferde, Wagen, real den physischen Sinnen, die aufgewendeten Pferdekräfte, sie wandeln sich um in das Heißer-werden der Pferde, der Wagenachse, das Heißerwerden der Straßen-furchen: das andere ist - ja, man kann nicht sagen, das fünfte Rad

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am Wagen, denn es ist ja weniger als das fünfte Rad am Wagen, es ist ein bloßer Nebeneffekt, der eigentlich nicht zur Realität dazu­gehört. Und während der Arzt sich bloß mit der Umwandelung der Kräfte befaßt, beschäftigt sich dann mit dem Nebeneffekt der Prie­ster. Der ist also auch eigentlich, man kann nicht einmal mehr sagen, das fünfte Rad am Wagen innerhalb der modernen Welt­anschauung, denn was erzielt der denn noch, wenn das alles Neben-effekte sind? Es ist schon so, wenn Ärzte wie Julius Robert Mayer Philosophie machen, dann wird das Physik, und wenn die Anhänger der Seelensubstanz, oder was es dann halt ist, wenn die Philo­sophie machen, so werden es abstrakte Begriffe, und die zwei Wel­tenströmungen stehen einander so fremd gegenüber, wie die mate­rialistischen Ärzte von der Mitte des 19. Jahrhunderts und die predi­genden Pfarrer. Die haben sich wahrhaftig nicht verstanden, auch nicht geachtet, sondern - nun, vielleicht sich höchstens politisch be­kämpft. Nun ist allerdings eine Zeit heraufgestiegen, in der man weniger ehrlich, weniger konsequent ist, und die nun ganz ernst­haftig überwunden werden muß. Aber - ernsthaftig muß das schon geschehen.

Wir haben nicht nur zu kämpfen gegen bösen Willen, sondern schon auch, was ja vielleicht doch auch in die Waagschale fällt, gegen alle Standpunkte der Dummheit und der Unkenntnis. Nun ja, so sind die Dinge. Dann darf ich noch persönlich betonen, daß ich ja aus einem gewissen Antriebe heraus zu Pfingsten sprechen werde in drei Vorträgen am Samstag, Sonntag und Montag über die Philosophie des Thomas von Aquino, am Samstag über den Augu­stinismus und am Sonntag über den Thomismus als solchen, über das Wesen des Thomismus, und am Pfingstmontag über den Tho­mismus und die Gegenwart. Ich weiß nicht, ob dann unsere Gegner nicht auch damit anfangen werden, daß sie uns das Recht abspre­chen, uns hier über den Thomismus zu unterhalten, zu belehren. Aber es ist vielleicht doch am besten, dem Gerede, das aus jener Ecke herkommt, einmal eine ernsthafte Betrachtung des Thomismus entgegenzusetzen. Sie wissen ja, daß durch eine Enzyklika Leo XIIL der Thomismus zu der offiziellen Philosophie des Katholizismus erklärt

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worden ist, und ich weiß nicht, ob nun dasjenige, was hier als Thomismus wird vorgetragen werden, nun auch als eine unberech­tigte Propaganda, die von Dornach ausgeht, wird bezeichnet wer­den. Wollen wir einmal sehen, was daraus wird.

SECHZEHNTER VORTRAG Dornach, 16. Mai 1920

#G201-1987-SE236 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

SECHZEHNTER VORTRAG

Dornach, 16. Mai 1920

#TX

Wenn man versucht zu erkennen, wie der Mensch im ganzen Uni­versum drinnensteht, so handelt es sich darum, nicht nur das Räumliche dabei ins Auge zu fassen, sondern auch das Zeitliche. Wer die Entwickelungsgeschichte der Menschheit etwas verfolgt, wird fin­den, daß es eine Eigentümlichkeit orientalischer Weltanschauung ist, das Räumliche in den Vordergrund zu stellen, allerdings nicht so, daß das Zeitliche dabei ganz unberücksichtigt bleibt; aber es steht das Räumliche im Vordergrunde. Dahingegen ist es das Eigen­tümliche abendländischer Weltanschauung, mit dem Zeitlichen in ganz besonderem Maße zu rechnen. Und gerade der Hinblick auf dieses Zeitliche in der Entwickelung der Menschheit und des Univer­sums überhaupt ist dasjenige, was bei einer richtigen Anschauung über die Christus-Kraft vor allen Dingen berücksichtigt werden muß. Dann aber, wenn man die Christus-Kraft in ihrer ganzen Be­deutung innerhalb der Evolution der Menschheit und der Erde rich­tig erkennen will, dann muß man den Menschen selbst zeitlich rich­tig in das ganze Universum hineinstellen können. Daran hindert heute, wie ich schon mehrfach erwähnte, der allgemeine Glaube an das Gesetz von der Erhaltung der Kraft und namentlich auch an das Gesetz von der Erhaltung des Stoffes. Dieses Gesetz von der Erhal­tung der Kraft, das ist es ja vor allen Dingen, welches den Menschen so in das Weltenall hineinstellen möchte, daß dieser Mensch dabei eigentlich nur wie ein Naturprodukt in diesem Weltenall drinnen-steht. Es sind ja sogar schon Versuche gemacht worden zu ergrün­den, wie die Umwandelung desjenigen, was der Mensch aufnimmt als Nahrung, durch die Verbrennung geschieht in Kräfte, und wie die dann in dem Menschen auftretende Verbrennungswärme und seine sonstige Kraft sich als die umgewandelte Kraft der Nahrungs­mittel ergibt. Solche Versuche sind bereits in der neueren Zeit mit Studenten gemacht worden. Sie gleichen dem Gedanken, der etwa in der folgenden Weise sich geltend machen wollte: Man sieht ein

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Haus, hört, das ist eine Bank, versucht durch irgendwelche Manipu­lationen alles Geld, welches hineingetragen wird in diese Bank, zu zählen und zählt dann auch alles dasjenige Geld, das wiederum her­ausgetragen wird; und man findet, daß das dasselbe ist. Und jetzt zieht man daraus den Schluß: also hat sich das Geld darinnen umge­wandelt, oder es ist das gleiche geblieben, und es sind keine Beam­ten, keine Menschen in diesem Bankhaus drinnen. So ungefähr ist ja die logizität des Gedankens, daß man alles dasjenige, was der Mensch in sich hineinißt, in den umgewandelten Kräften seiner Er­wärmung, seiner Betätigung wiederum finden könne. Man hat auch da nur nicht den Mut, wirklich einrnal, ich möchte sagen, die Ge­dankentiefe zu prüfen, die diesen modernen Prinzipien zugrunde liegt. Man würde gar mancherlei herausbekommen, wenn man das, was in der sogenannten Wissenschaft der Gegenwart figuriert, auf seine Logizität und namentlich auf seinen Wirklichkeitscharakter hin prüfen würde.

Nun handelt es sich darum, daß ja durch alle diese unwirklich­keitsgemäßen und im Grunde genommen auch unlogischen Denk-operationen der neueren Zeit, der Mensch eben in diesen Zwiespalt hineingestellt ist, auf den ich in diesen Tagen aufmerksam machte, wo auf der einen Seite die Ideale stehen, Nebeneffekte, auf der anderen Seite das Naturgeschehen steht und man keine Brücke von dem einen zu dem andern finden kann. Höchstens wird in der neueren Zeit von dekadenten Schwätzern auf dem Gebiete der Phi­losophie, wie etwa Eucken oder Bergson, versucht, in das Natur-geschehen in einer Weise hineinzureden, durch die ein wenig ge­schmeichelt werden kann dem primitiven Denken derjenigen Men­schen, die durchaus nicht auf etwas Konkretes eingehen wollen, son­dern die sich mit solch einem Gefasel, wie es der Euckenismus oder der Bergsonismus ist, zuftieden geben wollen. Um was es sich han­delt, ist zunächst einmal, sich zu fragen: Was trägt der Mensch in sich aus dem ganzen Umfange des Universums heraus? Was trägt der Mensch in sich so, daß er sich in diesem Gliede des Universums mit seinem Selbst betätigen kann, so betätigen kann, daß man sieht, was da entsteht, ist sein Eigenes. - Mle anderen Dinge des Universums,

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alle anderen Wesenschaften, wenn ich das Wort bilden darf, alle andern Wesenschaften des Universums sind weniger leicht zu über­sehen, aber eine Wesenscnhaft ist ja zunächst wirklich leicht zu stu­dieren, wenn man nur absieht von allen Vorurteilen der sogenann­ten neueren Wissenschaft, das ist die Wärme.

Gewiß, man muß zunächst sich sagen, auch die Tierwelt und vielleicht bis zu einem gewissen Grade die Pflanzenwelt haben Ei­genwärme; aber in einer solchen Weise, wie die höhere Tierwelt und die Menschenwelt Eigenwärme haben, kann man sie doch unter­scheiden von anderen Arten von Eigenwärme, die entwickelt wer­den. Jedenfalls ist es notwendig, einmal auf dieses, was wir Eigen-wärme im Menschen nennen können, hinzusehen. Ich will heute von der Tierheit ganz absehen, obwohl das, was ich sage, durchaus nicht im Widerspruche steht mit den Tatsachen innerhalb der Tier­welt; aber es würde heute zu weit führen, die Betrachtung auch auf die Tierwelt auszudehnen. In dem, was der Mensch als seine Eigen-wärme hat, und in dem zunächst etwas vorliegt, was sich gewisser­maßen als eine Art Wärmeorganismus absondert für jeden Men­schen von der übrigen universellen Wärme, in dem hat er sein inner­stes körperliches, sein innerstes leibliches Betätigungsfeld. Man ist nur darauf nicht aufmerksam, weil dem gewöhnlichen Bewußtsein sich ja entzieht, wie im Grunde genommen dasjenige, was im Men­schen als Seelisch-Geistiges lebt, seine unmittelbare Fortsetzung fin­det in einer Wirkung auf die im Menschen vorhandene Wärme. Man sollte eigentlich zunächst, wenn man von des Menschen Leiblichkeit spricht, von seinem Wärmeleib sprechen. Man sollte sagen: Wenn ein Mensch vor dir steht, so steht vor dir auch ein abgeschlossener Wärmeraum, der in einer gewissen Beziehung höhere Temperatur hat als die Umgebung. In dieser erhöhten Temperatur lebt zunächst das, was geistig-seelisch im Menschen ist, und auf dem Umwege durch die Wärme überträgt sich das, was im Menschen geistig­seelisch ist, auch auf die übrigen Organe. So kommt ja auch der Wille zustande.

Der Wille kommt dadurch zustande, daß zuerst auf die im Men­schen befindliche Wärme gewirkt wird und dann, indem auf die

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Wärme gewirkt wird, auf den Luftorganismus, von da auf den Wasserorganismus und von da erst auf das, was im Menschen mine­ralisch fester Organismus ist. So daß man also sich die menschliche Organisation so vorzustellen hat: Man wirkt innerlich zuerst auf die Wärme, dann durch die Wärme auf die Luft, von da auf das Wasser, auf den Flüssigkeits-Organismus, und von da auf den festen Orga­nismus. Ich habe Sie darauf aufmerksam gemacht, daß der Mensch ja zum geringsten Teile seines Organismus aus Festem besteht, daß er zu mehr als 75 Prozent ja Wasserkörper ist. Dies, daß wir eigent­lich leben und weben in unserer Wärme, das gehört zu den physio­logischen Tatsachen, die streng ins Auge gefaßt werden müssen. Wir dürfen auch dasjenige, was da als ein abgeschlossener Wärme-raum ist (Tafel 30, große Form Mitte oben), nicht einfach etwa so auffassen, daß da eben ein Wärmeraum von einer höheren Tem­peratur als die Umgebung ist, sondern wir müssen das so auffassen, daß da differenziert wärmere und kältere Partien sind. Ebenso wie in uns Leber, Lunge und so weiter differenziert sind, so ist unser Wär­meorganismus differenziert, und er ist so, daß er seine Differenzie­rung innerlich fortwährend ändert. Er ist in einer bewegten Diffe­renzierung. Und in diesem innerlichen Organisieren von Wärme be­steht dasjenige, was sich zunächst an die seelisch-geistige Tätigkeit anschließt.

Sehen Sie, heute reden die Philosophen davon, man könne nicht die Wirkung des Geistig-Seelischen auf das Leibliche einsehen, weil sie sich einen Arm etwa so wie irgendeine feste Hebelvorrichtung vorstellen (dieselbe Tafel, Winkel rechts oben). Dann kann man na­türlich nicht einsehen, wie auf diese feste Hebelvorrichtung sich die Tätigkeit des Geistig-Seelischen, das man möglichst abstrakt vor­stellt, übertragen soll. Man muß nur sein Augenmerk auf die Über­gänge richten. Da also finden wir dasjenige, was für den Menschen herausorganisiert ist aus dem ganzen Universum. Und nun handelt es sich darum, daß, wenn wir real den Gedanken des Menschen stu­dieren, wir daraufkommen, daß das Denken, das sich in unserem Haupte geltend macht, sehr viel zu tun hat mit diesem innerlichen Arbeiten in den Wärme-Verhältnissen. Es ist das etwas ungenau gesprochen,

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aber es kann nur im Laufe der Zeit das Ungenaue viel­leicht durch das Genauere ergänzt werden. Wir müssen versuchen, ein abgeschlossenes Bild zu bekommen. Daher will ich mehr kurso­risch zunächst charakterisieren. Es ist so, daß, wenn man beobachtet dieses Ineinanderarbeiten von Gedanken im Wärmeraum, im abge­schlossenen Wärmeraum, wenn man das beobachtet, dann zeigt sich, daß so etwas wie ein Zusammenwirken von dem, was die Denk-tätigkeit ist, mit der Wärmetätigkeit vor sich geht. Und worinnen besteht das? Sehen Sie, da kommen wir auf etwas, was ich Sie bitte, sehr genau zu berücksichtigen.

Wenn Sie den ganzen übrigen Menschen nehmen und dann sein Haupt (dieselbe Tafel, ganz rechts), so können Sie natürlich einen Stoffwechsel vom ganzen übrigen Menschen zum Haupt hin verfol­gen. Und daß schließlich das Haupt mit dem Denken etwas zu tun hat, das spüren Sie ja als eine unmittelbare Erfahrung. Aber was ge­schieht da in Wirklichkeit? Sehen Sie, was da in Wirklichkeit ge­schieht, darauf möchte ich Sie führen, indem wir nach und nach zu dem entsprechenden Bilde kommen wollen. Nehmen Sie einmal an, Sie haben eine Flüssigkeit; Sie bringen sie zum Kochen; da verdun­stet sie, da geht sie in eine Substanz von größerer Dünnigkeit über. Noch viel intensiver geschieht dieser Vorgang durch das menschliche Denken. Es bewirkt, daß in dem, was da als Stoffwechsel sich ab­spielt im menschlichen Haupte, aller Stoff abfällt, gewissermaßen als Bodensatz abfällt und dann ausgeschieden wird (Pünktchen in der Zeichnung), und daß zurückbleibt von dem das bloße Bild.

Ich will ein anderes Bild noch gebrauchen, damit Sie mich ver­stehen. Denken Sie sich einmal, Sie haben hier ein Gefäß (ganz links). In diesem Gefäß haben Sie eine Lösung. Sie bringen die Lö­sung zum Abkühlen, was auch ein Wärmeprozeß ist. Unten sam­melt sich ein Bodensatz, oben sammelt sich die feinere Flüssigkeit. So ist es hier (in der Zeichnung ganz rechts) durch das menschliche Haupt. Nur sammelt sich da oben überhaupt nichts Materielles, son­dern die bloßen Bilder, und das Materielle wird ausgeschieden. Das ist die menschliche Hauptestätigkeit, daß sich die bloßen Bilder sam­meln und das Materielle ausgeschieden wird. Dieser Prozeß vollzieht

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sich tatsächlich in alledem, was man den Übergang des Menschen zum reinen Denken nennen kann. Da fällt gewissermaßen in den Organismus zurück alles Materielle, das sich an dem menschlichen Innenleben beteiligt hat, und es bleiben allein die Bilder. Tatsäch­lich ist es so, daß wir, wenn wir uns zum reinen Denken aufschwin­gen, in Bildern leben. Unsere Seele lebt in Bildern. Und diese Bil­der, sie sind dasjenige, was von allem Früheren bleibt. Nicht das Materielle bleibt, sondern die Bilder bleiben.

Das, was ich Ihnen jetzt auseinandergesetzt habe, das ist zu ver­folgen bis in die Gedanken selbst hinein, denn es geschieht dieser Vorgang nur dann, wenn sich eben die Gedanken umwandeln in bloße Bilder. Gedanken leben ja zunächst, ich möchte sagen, ver­leiblicht. Sie sind von Substanz durchdrungen. Aber sie sondern sich als Bilder aus dieser Substanz heraus. Aber wir können, wenn wir richtig geisteswissenschaftlich zu Werke gehen, gut unterscheiden, was sich da als reine Gedanken, als sinnlichkeitsfreie Gedanken her­aussondert aus dem materiellen Prozeß, wir können das unterschei­den von allen solchen Gedanken, welche eigen waren dem, was ich in diesen Tagen wiederum und sonst auch immer genannt habe «die instinktive Weisheit der Alten». Diese instinktive Weisheit der Al­ten, sie trägt, wenn wir sie heute kennenlernen, ganz genau den Charakter an sich, daß die Alten es nicht gebracht haben bis zu einer solchen Filtrierung der Gedanken, daß wirklich alles Materielle her-ausgefallen wäre. Daß wirklich alles Materielle herausfällt, das ist ein Ergebnis der Menschheitsentwickelung. Und wenn es auch durch äußere Physiologie nicht zu konstatieren ist, es ist so, daß im wesent­lichen - natürlich im wesentlichen und approximativ - die Mensch­heit der Erde vor dem Mysterium von Golgatha immer bloß Ge­danken hatte in Verbindung mit dem Materiellen und daß in der Zeit, in der das Ereignis von Golgatha in das Erdenleben eingeschla­gen hat, die Menschheit in ihrer Entwickelung so weit war, daß sie absondern konnte in dem innerlich seelisch-geistigen Gedankenpro­zeß das Materielle; daß materienfreies Denken möglich geworden ist.

Ich bitte, fassen Sie das nicht als etwas Unbedeutendes auf. Es ist sozusagen eine der allerwichtigsten Tatsachen, die wir im Erdenleben

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beobachten können, daß in diesem Erdenleben einmal das eintritt, daß die Menschen in ihrer Fortentwickelung frei werden von der Verleiblichung der Gedanken, daß die Gedanken sich umwan­deln in bloße Bilder. So daß wir sagen können: Entwickelung bis zum Mysterium von Golgatha - verleiblichte Bilder leben im Men­schen; Entwickelung nach dem Mysterium von Golgatha - materien­freie Bilder leben im Menschen (Tafel 31, oben). Das Universum wirkt vor dem Mysterium von Golgatha so auf den Menschen, daß er zu leibfreien, materienfreien Bildern nicht kommt. Das Universum zieht sich gewissermaßen zurück seit dem Mysterium von Golgatha Der Mensch wird in ein Sein versetzt, das nur in Bildern geschieht.

Sehen Sie, was da der Mensch vor dem Mysterium von Golgatha als seinen Zusammenhang mit der Erde erfühlt hat, das bezog er auch auf das Universum. Er bezog gewissermaßen das irdische Men­schenleben auf den Himmel. Wir können das ganz genau beobach­ten. Es war ein deutliches Bewußtsein vorhanden im hebräischen Altertum, daß die 12 Stämme Israels irdische Projektionen sind der 12 Sternbilder des Tierkreises. Die Zwölfteiligkeit der Welt drückt sich im Menschenleben aus. (Tafel 31, rechts.) Und wir können sa­gen: Dazumal wurde dieses Menschenleben so vorgestellt, daß es als ein Ergebnis vorgestellt wurde der Zwölfiieit des Himmels, des Tier­kreises. Die Menschen fühlten sich, auch jeder einzelne, so, daß der Sternenhimmel in sie hereinstrahlte. Sie fühlten sich vor allen Din­gen als Gruppe so, daß der Sternenhimmel in sie hereinstrahlte. In der Entwickelung des althebräischen Altertums müssen wir zurück­gehen bis zu der Zeit, wo uns gesprochen wird von den 12 Jakobs­söhnen als den Projektionen der 12 Gebiete des Himmels auf der Er. de. Wie da im grauen Altertum sich innerhalb der hebräischen Ent­wickelung dieses Hereinstrahlen der Kräfte des Himmels auf den Er­denmenschen ergab, so ergab sich, weil auf den verschiedenen Punkten der Erdoberfläche die Entwickelung in verschiedenen Zei­ten auftritt, für Europa ein späterer Zeitpunkt. Da müssen Sie ins Frühmittelalter zurückgehen und die Artussage, die Sage vom Kö­nig Artus und seiner Tafelrunde, die bedeutsame Keltensage, stu­dieren. Denn Mitteleuropa, das in späterer Zeit jene Etappe der Kultur

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entwickelte, die die alten Hebräer schon vor Jahrtausenden ent­wickelt haben, Mitteleuropa war erst zu der Zeit, für die angesetzt wird die Artussage, die Sage von Artuns, Tafelrunde, so weit. Aber es ist ein Unterschied jetzt. Das hebräische Altertum entwickelte sich bis zu dem Punkte hin, wo diese Einstrahlungen aus dem Universum in dem Menschen noch das ergaben, was die verleiblichten Bilder waren. Dann kam der Zeitpunkt, wo der Leib sich von den Bildern zurückzog. Jetzt mußte den Bildern eine neue Substantialität gege­ben werden. Es war ja die Gefahr vorhanden, daß der Mensch in be­zug auf sein Seelenleben völlig überging in ein Bilddasein. Diese Gefahr wurde von den Menschen nicht gleich erkannt. Und noch der Cartesius zappelte; und statt den Satz auszusprechen: Ich denke, also bin ich nicht -, sprach er den Satz aus, der das Gegenteil der Wahrheit ist: Ich denke, also bin ich. - Denn wenn wir in den Bil­dern leben, sind wir eben nicht. Es ist das beste Zeichen, daß wir nicht sind, wenn wir in bloßen Gedanken leben, daß der Gedanke substantiell erfüllt werden muß. Damit die Menschheit nicht in blo­ßen Bildern fortlebe, schlägt diejenige Wesenheit in die Mensch­heitsentwickelung herein, die durch das Mysterium von Golgatha hereingeschlagen ist, damit wiederum innerliche Substantialität im Menschenwesen ist. Dieses Hereinschlagen der Zentralkraft, die nun der zum Bild gewordenen menschlichen Seele wieder Realität geben soll, wird aber nicht gleich verstanden - Sie trifft zunächst allerdings das althebräische Altertum. Im Mittelalter haben wir von diesem den letzten Ausläufer in der Tafelrunde der 12 um den König Artus; aber es stellt sich gleich etwas anderes entgegen: die Parzival-Sage, die den einen Menschen den Zwölfen gegenüberstellt, den einen Menschen, der nun aus seinem eigenen inneren Zentrum die Zwölf­heit herausentwickelt. So daß diesem Bilde (Tafel 31, rechts), das im wesentlichen das Gralsbild wäre, entgegenzustellen ist das Parzival­Bild (links), wo aus dem Zentrum ausstrahlt, was der Mensch jetzt in sich hat. Und das Bestreben derjenigen, die im Mittelalter den Parzi­val begreifen wollten, die rege machen wollten in der menschlichen Seele das Parzival-Streben, das Bestreben dieser war, hineinzubrin­gen in das menschliche Bilddasein, das sich herauskristallisieren kann

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nach der Filtration von allem Materiellen, Substantialität, Innerlich­keit, Wesenhaftigkeit. Während die Gralssage noch die Einstrah­lung von außen zeigt, wird entgegengestellt die Parzival-Gestalt, die vom Zentrum aus in die Bilder das hineinstrahlen soll, was ihnen wieder Realität gibt.

Und indem die Parzival-Sage auftritt, ist diese Parzival-Sage das Bestreben der mittelalterlichen Menschheit, den Weg zu finden zum innerlichen Christus. Es ist ein instinktives Streben, dasjenige zu ver­stehen, was als der Christus in der Menschheitsentwickelung lebt. Wenn man innerlich studiert, was bei der Ausgestaltung dieser Parzival-Gestalt empfunden wurde, und dann es mit dem ver­gleicht, was heute in den Bekenntnissen lebt, dann bekommt man so recht einen Antrieb für das, was heute geschehen muß. Denn heute begnügen sich die Leute mit der Worthülse Wenn Sie dies bedenken, dann müssen Sie ja sich das ganze Erdendasein so vorstellen (Tafel 30, oben rechts der Mitte): Hier die Erde, auf der Erde die Menschen, in die Menschen hinein geht der Stoff. Überall sonst wandelt er sich um; im Menschen wird er ver­nichtet. Die stoffliche Erde wird in dem Maße verschwinden, als durch die Menschen der Stoff der Erde vernichtet wird (unten, rechts der Mitte, Erde mit abwärts strahlenden Linien). Wenn einmal aller

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Stoff der Erde durch die menschliche Organisation durchgegangen sein wird, so daß er in den menschlichen Organisationen gebraucht sein wird zum Denken, dann hört die Erde als Weltenkörper auf zu sein. Und was die Menschen herausgewonnen haben aus dieser Weltenerde, das sind die Bilder (dreieckige Formen). Aber diese Bil­der, die haben eine neue Realität, eine ursprüngliche Realität erhal­ten. Und diese Realität ist diejenige, die von der Kraft ausgeht, die sich als die Zentralkraft geltend machte durch das Mysterium von Golgatha (Kreis MG mit horizontal in die Bilder einstrahlender Linie). Das heißt, wenn wir hinblicken auf das Ende der Erde, wie stellt sich die Sache dar? Das Ende der Erde wird dann vorhanden sein, wenn auf die eben geschilderte Art der ganze Stoff der Erde vernichtet sein wird. Von dem, was innerhalb der Erdenentwicke­lung dann geschehen sein wird, werden die Menschen Bilder haben. Es würde am Ende der Erdenzeit die Erde im Weltenall versunken sein, und es würden bloß die Bilder da sein ohne Realität. Was ihnen aber Realität gibt, das ist, daß in der Menschheit das Mysterium von Golgatha da war, welches diesen Bildern weiterhin für das folgende Leben die innerliche Realität gibt. Damit aber ist ein neuer Anfang gesetzt für das Zukunftsdasein der Erde durch das Mysterium von Golgatha -

Sie sehen daraus, daß wir dasjenige, was in unserer Entwicke­lungsströmung enthalten ist, nicht bloß so anzusehen haben, daß das eine fortlaufende Entwickelungsströmung ist, wo sich eins ans andere immer wie Wirkung zur Ursache anschließt, sondern wir ha­ben die Erdenentwickelung so anzusehen, daß es eine vorchristliche Erdenentwickelung gegeben hat, aus der alles dasjenige herauskam, was dazumal auch Menschen denken konnten. Denn das war im Vatergott enthalten, das war der Erde mitgeteilt durch ihren Vater­gott. Aber der Vatergott hatte es so eingerichtet, daß dasjenige, was er als Erdenentwickelung schuf, dem absterbenden Teile der Erden­entwickelung gewidmet war. Ein neuer Anfang setzte ein mit dem Mysterium von Golgatha. Von allem Früheren sollten nur zurück­bleiben die Bilder, gewissermaßen das Gemälde der Welt. Aber diese Bilder sollten eine neue Realität erhalten durch dasjenige, was

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als Wesenheit in die Erdenentwickelung hereingedrungen ist durch das Mysterium von Golgatha. Das ist die kosmische Bedeutung des Mysteriums von Golgatha. Das ist es, was ich schon vor Jahren meinte, als ich sagte: Nicht eher ist das Christentum begriffen, als bis es bis zur Physik herunter all unser Erkennen durchdringt - Nicht eher ist das Christentum begriffen, bis wir herunter bis zum Physika­lischen verstehen, wie die christliche Substantialität im Welten-dasein wirkt - Nicht eher ist das Christentum begriffen, bis wir uns sagen: Gerade im Gebiet der Wärme vollzieht sich im Menschen eine solche Umwandelung, daß durch sie Materie vernichtet wird, daß sich bloßes Bilddasein aus der Materie herauszieht, daß dieses Bilddasein aber durch die Verbindung der Menschenseele mit der Christus-Substanz zu neuer Realität gemacht wird.

Und vergleichen Sie mit diesem Zusammenschlingen desjenigen, was geistig-seelisch durch den Menschen ist, mit dem, was physi­sches Dasein ist, vergleichen Sie diesen ganzen Gedanken mit dem trostlosen naturwissenschaftlichen Gedanken der neuen Zeit, der Sie nur in eine Sackgasse führen kann, so werden Sie sehen, welche Be­deutung dieser Gedanke hat; denn dieser Gedanke zeigt uns, wie wir uns alles das vorzustellen haben, was in die bloßenju/ius Robert Mayerschen Gesetze eingeschlossen ist, wie wir uns das vorzustellen haben als dasjenige, was abfällt vom Weltendasein, wie Eis vor der Sonne schmilzt, Schnee in der Sonne schmilzt. Aber der Mensch be­hält zurück die Bilder. Diese Bilder bekommen aber eine Realität für die Zukunft dadurch, daß eine neue Substanz in diese Bilder fährt, die Substanz, die durch das Mysterium von Golgatha gegangen ist.

Damit aber wird auch der Menschengedanke der Freiheit begrün­det, und er wird zusammengeschlossen mit dem naturwissenschaftli­chen Denken. Er wird dadurch zusammengeschlossen mit dem na­turwissenschaftlichen Denken, daß man nicht sagt: Erhaltung des Stoffes und der Kraft, sondern: Es ist dem Stoff und der Kraft eine bloße zeitliche Lebensdauer bestimmt. Wir nehmen nicht bloß teil an dem sich fortentwickelnden stofflichen Weltenall, sondern an dem Absterben dieses Weltenalls, und wir sind jetzt schon dabei, uns herauszuringen bis zum bloßen Bilddasein und uns mit dem zu

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durchdringen, dem wir uns fteiwillig allein hingeben können, dem Christus-Wesen. Denn das Christus-Wesen steht so in der Mensch­heitsentwickelung drinnen, daß das Verhältnis des Menschen zum Christus nur ein freies sein kann. Derjenige, der sucht, gezwungen zu werden, den Christus ,anzuerkennen, der kann sein Reich nicht finden. Der kann nur zu dem allgemeinen Vatergott gehen, der aber in unserer Welt sich nur noch mit einer untergehenden Welt beteiligt, der eben wegen dieses Unterganges seiner Welt den Sohn gesandt hat. Es muß sich geistige Weltanschauung mit natürlicher Weltanschauung zusammenschließen; aber sie schließen sich im Menschen zusammen. Und sie schließen sich im Menschen zusam­men durch eine freie Tat. Daher kann man nicht anders sagen, als wer die Freiheit beweisen will, der steht auf einem alten heidnischen Standpunkt. Deshalb mißglücken auch alle Beweise für die Freiheit, denn die Freiheit muß man nicht beweisen wollen, sondern er­greifen wollen. Und man ergreift sie in dem Momente, wo man den Charakter des sinnlichkeitsfreien Denkens erfaßt - Aber dieses sinn­lichkeitsfteie Denken, das braucht wiederum den Zusammenhang mit der Welt - Es findet ihn nicht, wenn es sich nicht verbindet mit dem, was als neue Substanz geradezu in die Weltenevolution ein­gezogen ist durch das Mysterium von Golgatha.

So liegt schon im richtigen Erfassen des Christentums die Brücke zwischen der natürlichen Weltanschauung und der moralischen Weltanschauung - Und es könnte zunächst sehr eigentümlich er-scheinen, daß gerade Träger moderner oder alter, ins moderne Leben hereinragender Bekenntnisse nicht eine Wissenschaft wollen, welche sich gegen das Christentum hinbewegt, daß sie womöglich eine bloß materialistische Wissenschaft wollen, damit daneben ein wissen­schaftsloser Glaube zu seinem Rechte kommen könne - In dieser Beziehung kann man sagen: Sehr verwandt sind sich der moderne Materialismus und das reaktionäre Christentum. Denn das reaktio­näre Christentum hat geradezu die Menschheit hineingetrieben in die Auffassung, es dürfe nichts Geistiges mit dem wirklichen Wissen durchdrungen werden. Das wirkliche Wissen müsse sich freihalten von dem Geistigen, müsse wegbleiben von dem Geistigen, dürfe

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sich nur auf das Materielle erstrecken - Und so steht auf der einen Seite der Verteidiger dieses oder jenes Bekenntnisses, der sagt:

Wissenschaft erstreckt sich nur auf das Sinnlich-Wahrnehmbare, das andere soll nur vom Glauben erfaßt werden; und auf der anderen Seite steht der Materialist, der sagt: Wissenschaft erstreckt sich nur auf das Sinnlich-Wahrnehmbare, den Glauben habe ich mir aber abgewöhnt.

Geisteswissenschaft ist nicht verwandt mit dem Materialismus. Die modernen Bekenntnisse, also die alten Bekenntnisse, die in das moderne Leben hereinragen, sind gar sehr verwandt mit dem Mate­rialismus.

Damit glaube ich, Sie darauf hingewiesen zu haben, wie veran­kert ist in der Geisteswissenschaft die Möglichkeit, die moralische Weltordnung wirklich zu durchdringen mit dem, was wir auch über die Natur wissen können, und umgekehrt das Naturwissen wirklich zu durchdringen mit der moralischen Weltordnung. Denn, sehen Sie,jenes Phantom, welches heute in der äußeren Wissenschaft noch als Mensch figuriert, jenes trügerische Bild, das mit dem Menschen wie mit einer Konfiguration von Mineralischem rechnet, das ist ja in Wahrheit beim herumgehenden Menschen nicht vorhanden. Der Mensch ist ebenso organisiert im Flüssigen wie im Festen, organisiert im Luftförmigen und vor allen Dingen organisiert in der Wärme. Und kommen Sie herauf bis zur Wärme, so finden Sie den Über­gang in das Geistig-Seelische, denn Sie haben in der Wärme bereits den Übergang von dem Räumlichen in das Zeitliche. Und das Seeli­sche verfließt ja in dem Zeitlichen dort. Sie kommen immer mehr und mehr über die Wärme herauf aus dem Räumlichen in das Zeitli­che, und Sie erhalten die Möglichkeit, auf dem Umwege, den ich hier angedeutet habe, das Moralische zu suchen im Physischen. Wer, ich möchte sagen, kurzsinnig denkt, der wird ja kaum herausbekom­men, wie der Zusammenhang des Moralischen mit dem Physischen in der Menschennatur ist. Denn man vermag ja allerdings seinem Tode entgegenzuleben als ein Bösewicht, und man verrenkt sich da­durch die Arme nicht, sondern bleibt dabei ein wohlgestalteter Mensch. Aber der Wärmezustand wird dann nicht untersucht. der

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Wärmezustand, der sich allerdings in viel minuziöserer Weise än­dert, als man glaubt, der aber wiederum zurückwirkt auf dasjenige, was der Mensch durch den Tod trägt - Heute ist die Betrachtungswei­se so, daß wir gewissermaßen auf dieses Niveau hinsehen (Tafel 30, links oben wird angeschrieben und gezeichnet), hinaufsehen in die Abstraktion, da oben das Gedankliche und so weiter haben, hinun­tersehen in das Physisch-Materielle. Wir bekommen aber den Über­gang nicht, wenn wir nicht zu der in sich beweglichen Wärme, die dazwischen liegt, übergehen; zu jener Wärme, die wenigstens für den menschlichen Instinkt noch einen ebenso seelischen wie physi­schen Aspekt hat. Aus dem Instinkt ist es wenigstens noch nicht her­ausgebracht worden, daß der Mensch auch moralisch für seinen Mit­menschen Wärme entwickeln kann, seelische Wärme entwickeln kann, die das wirkliche Gegenbild der physischen Wärme ist. Aber diese seelische Wärme entsteht allerdings nicht durch eine physische Umwandelung im Sinne der Julius Robert Mayerschen Theorie. Wie entsteht sie denn? Ich möchte sagen: Hier zeigt es sich handgreif­lich. Warum reden Sie denn überhaupt von warmem Fühlen? Weil Sie fühlen, weil Sie empfinden, daß die Gefühlswärme das Bild ist der äußeren physischen Wärme. Da filtriert sich die Wärme in das Bild. Und das, was heute nur seelische Wärme ist, es wird im späte­ren, zukünftigen Weltendasein eine physische Rolle dadurch spie­len, daß der Christus-Impuls darinnen leben wird. Und in dem, was heute nur Bild-Wärme ist in unserer Gefühlswelt, wird leben, damit es physisch sein kann dann, wenn die Erdenwärme verschwunden sein wird, dasjenige, was die Christus-Substanz, die Christus-Wesen-schaft ist. Versuchen Sie nur einmal, jenes zarte Verhältnis zwischen der äußeren physischen Wärme und dem, was man instinktiv als die Gefühlswärme bezeichnet, zu finden. Gehen Sie dann zu dem, was Goethe in seiner Farbenlehre in der sechsten Abteilung: «Sinnlich-sittliche Wirkung der Farben» nennt. Sehen Sie, wie er in den Far­benwahrnehmungen selber auf der einen Seite die erkältenden Far­ben hat, auf der andern Seite die erwärmenden Farben; sehen Sie, wie da das Sinnlich-Sittliche sich zusammenschließt mit dem physi­schen Zustande. den wir gewissermaßen mit dem Thermoskop abmessen

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können; sehen Sie, wie da ineinanderspielt das Seelische und das äußerlich Physische. Dann werden Sie einen Aspekt von dem be­kommen, wie durch echten Goetheanismus der Zusammenschluß zwischen der moralischen Weltanschauung und der physischen Welt­anschauung gefunden werden kann.

Allerdings, der Jesuitismus haßt diesen Zusammenschluß. Des­halb ist auch das beste Buch über Goethe, das aus jesuitischem Gei­ste geschrieben worden ist, ein giftiges Buch, ein furchtbares Buch, aber viel scharfsinniger, viel wirkungsvoller als alles, was sonst über Goethe geschrieben worden ist, weil mit innerlicher jesuitischer Rhe­torik geschrieben. Ich meine das dreibändige Goethewerk von Pater Baumgartner. Es ist haßerfüllt, voller Giftigkeit, aber es ist eben ein­drucksvoll und wirksam. Und Sie können ganz sicher sein, in der Welt, von der sich viele Menschen heute keine Vorstellung machen, in der Welt, die aber auch uns bekämpft, da ist Goethe verbreiteter als unter den Gebildeten. Diejenigen, die zu Goethe halten und die Goethe verstehen vom positiven Standpunkte aus, sind eine kleine Gemeinde. Diejenigen, die Goethe hassen, das ist eine große Ge­meinde; man stellt sie sich nur nicht groß genug vor. Ich habe Sie einmal, vor jetzt schon längerer Zeit, darauf hingewiesen, wie wenig man eigentlich gegenüber dem, was unter uns Menschen immerhin lebt, wach ist. Ich habe dazumal gesagt, ich möchte an der Türe Zet­tel abnehmen lassen, um zu wissen, wie viele von den Anwesenden das deutsche Machwerk «Dreizehnlinden» von Weber kennen. Ich hätte gern gewußt, wie viele Zettel abgegeben worden wären. Es wäre damals sicher ein trauriges Resultat herausgekommen. Und dennoch, dieses Werk «Dreizehnlinden», ein Werk im Sinne des po­sitiven Katholizismus, hat bald nach seinem Erscheinen schon eine außergewöhnlich große Anzahl von Auflagen erlebt. Wissen denn diejenigen, die die Menschheit gern vorwärts bringen möchten, in ihrem Wachbewußtsein etwas davon, wie breite Wirkung solche Dinge haben? Und breite Wirkung haben alle diese Dinge, aus denen auch der Kampf gegen uns hervorgeht, davon können Sie überzeugt sein. Diese Dinge sind wirksam. Sie sind es in viel breite­rem Umfange, als sich die schläfrige Menschheit vorstellen möchte.

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Und während wir wirklich eine kleine Goethe-Gemeinde haben, die zu Goethe hält, die gar nicht einmal hinweisen kann auf irgendwie Beträchtliches aus dieser Goethe-Weisheit heraus, ist das Jesuiten­buch über Goethe mit großem Scharfsinn geschrieben, geschickt ge­macht und ein sehr wirksames Buch -

Das ist es aber, was wir nötig haben: uns zu durchdringen mit wachem Geistesleben. Dann wird Geisteswissenschaft schon gedei­hen, wenn waches Geistesleben wirklich unter uns Platz greift.

HINWEISE

#G201-1987-SE253 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

HINWEISE

#TX

Es wäre gegen den Sinn dieser Vorträge, in ihnen suchen zu wollen, was in den gewöhnlichen Astronomiebüchern steht Sie sprechen von dem, was in diesen Büchern nicht steht, von dem zwischen Mensch und Kosmos bestehenden existentiellen, genetischen Verhältnis. Das gibt der Betrachtung eine andere Dimension. Wo auf die gewöhnliche Astronomie Bezug genom­men ist, geschieht es ganz summarisch; nur andeutend, was anderswo gefunden werden kann und aufgesucht werden muß. Und doch ist natürlicherweise in die Darstellung auch Astro­nomisches im gewöhnlichen Sinn eingeflossen, mehr einverwoben allerdings, als explizit ausgelührt. Die Schilderung der Prizession z.B. ist so, daß man den Eindruck bekommt, in das hineinzukommen, was die ägyptischen Priester-Astronomen wirklich getan haben. Wenn das auch mehr als gewönliche Astronomie gewesen ist, so ist es doch Ausgangspunkt der letzteren geworden.

Textgrundlage: Die 16 Vorträge wurden von der Berufsitenogralin Helene Finckh steno­grafiert. Von ihr stammt auch die Aussehrift in Maschinenschrift, die sogenannte . &hon im Sommer 1920 hat Walter Johannes Stein Vorschläge lür den Text in ein Exemplar der Nachschrift eingetragen. Von 1940-42 hat dann Inuis Iocher mit der fördern­den Zustimmung von Frau Marie Steiner die ersten zwölf der Vorträge lür den Druck be­arbeitet und in den von ihm lür die Mathematisrh-Astronomische Sektion am Goetheanum herausgegebenen (Nrn. 2-4) gedruckt, versehen mit einer großen Zahl sehr sachkundiger Anmerkungen. Er hat auch den - hier wieder aufge­griffenen - Versuch gemacht, die Wandtafelzeichnungen (die noch vorhanden sind) in Fak­simile wiederzugeben, was damals allerdings, wohl aus Kostengründen, nur lür die drei ersten Vorträge möglich war. locher scheint von den Textvorschlägen W. J. Steins nichts gewußt zu haben. 1958 hat Günther Schubert zusammen mit Hella Wiesberger den Text lür die Gesamtausgabe erarbeitet. Vorliegende Ausgabe schließt in der Hauptsache an diesen Text an, hat jedoch an schwierigen Stellen die anderen Bearbeitungen miitverwendet. Für alle Herausgeber lag die bei den Vorträgen überhaupt sich stellende Aufgabe vor, das frei gespro­chene, von Ton und Gebärde getragene Wort, das noch vielfältig durch das Zeichnen aus­gestaltet wurde, den Gegebenheiten des tesens, im Gegensatz zu denjenigen des Hörens, an­zupassen. Um diesbezüglich nur eine Einzelheit zu erwähnen, sei darauf hingewiesen, daß lür das Hören Wiederholungen etwas ganz anderes bedeuten als für das Lesen. Eine gewisse Redaktion des Textes wäre daher auch dann nötig, wenn es gar keine Stellen gäbe, welche dem Verständnis Schwierigkeiten bereiten und wo sich die Frage stellt, ob der Text überhaupt sach­lich richtig überliefert sei. Hier ist dann das Vorhandensein des Stenogramms eine wesent­liche Hilfe. Seine Neuübertragung hat schon durch Fräulein Hedwig Frey und dann er­neut durch Frau Ulla Trapp stattgefunden und konnte manche Unklarheit, aber auch manche stilistische Merkwürdigkeit, welche nicht in der Rede, sondern nur in der Nachschrift vor­kam, beheben. Im folgenden sind nur die wichtigeren der sich aus dem Stenograrom­vergleich ergebenden Textverbesserungen angeführt. Das Stenogramm hat auch den all­mählichen Aufbau der Wandtafelzeichnungen erschlossen, indem die Stenografin dazu manche Notiz oder Markierung gemacht hat. Dennoch konnte der Zusammenhang von

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Text und Zeichnungen nicht überall bis zur vollen Gewißheit sichergestellt werden. z.B im 2.Vortrag.

Der Titel des Bandes wurde von den Herausgebern der früheren Ausgaben gewählt

Werke Rudolf Steiners innerhalb der Gesamtausgabe (GA) werden in den Hinweisen mit der Bibliographie-Nummer angegeben. Siehe auch die Übersicht am Schluß des Bandes

Zu Seite

11 ein Thema, das in der letzten Zeit hier schon berührt worden ist: Im Vortrag vom 28. März 1920 aus «Heilfaktoren für den sozialen Organismus» GA Bibl.-Nr. 198, 1984, S.40.

12 habe ... erwähnt, wie die Unmöglichkeit... Kant dazu geführt hat, zwei Kritiken zu schreiben: Die Erwähnung findet sich im Band «Soziales Verständnis aus geisteswissen. schaftlicher Erkenntnis», GA Bibl.-Nr. 191, Vortrag vom 17. Oktober 1919, S.125.

Immanuel Kant, Königsberg 1724 - 1804 ebenda. «Kritik der reinen Vernunft», 1781; »Kritik der praktischen Vernunft», 1788; «Kritik der Urteilskraft», 1790.

13 den eben für Ärete gehaltenen Kursus: 20 Vorträge, gehalten in Dornach vom 21. März bis 9. April 1920 vor Ärzten und Medizinstudierenden. Erschienen unter dem Titel «Geisteswissenschaft und Medizin>, GA Bibl.-Nr. 312.

Reihe von Vorträgen... von unseren Freunden und von mirgehalten: Es handelt sich um

die Veranstaltung «Anthroposophie und Fachwissenschaften», vom 24. März - 7. April

1920 am Goetheanum in Dornach, welche folgende Vorträge umfaßte, oft mit Dis­kussionen und mit einem Schlußwort Rudolf Steiners:

1. Dr. Rudolf Steiner, Anthroposophie und gegenwärtige Wissenschaften (Vortrag vom

24. März, vorgesehen für GA Bibl.-Nr. 73a).

2. Dr. Carl Unger, Anthroposophie und die erkenntnisthruretische Grundlage der Naturwissenschaften.

3. Dr. Friedrich Husemann, Nervosität, Weltanschauung und Anthroposophie.

4. Dr. Walter Johannes Stein, Anthroposophie und Physiologie.

5. Dr. Eugen Kolisko, Anthroposophie und Chemie.

6. E. A. Karl Stockmeyer, Anthroposophie und Physik.

7. Dt. Oskar Schmiedel, Anthroposophie und Farbenlehre.

8. Dr. Roman Bons, Anthroposophie und Rechtswissenschaft.

9. Dt. Rudolf Steiner, Anthroposophie und Hygiene als soziales Problem. (Vortrag vom

7. April 1920, erschienen unter dem Titel «Die Hygiene als soziale Frage». GA Bibl.­Nr.314)

14 für das dieser Bau hier der Repräsentant ist: Siehe «Wege zu einem neuen Baustil»,

5 Vorträge, GA Bibl..Nr. 286.

22 die ich vorgestern hier im öffentlichen Vortrage vorgebracht habe: Im Vortrag «Die

Hygiene als soziale Frage», GA Bibl.-Nr. 314. Die betreffende Stelle lautet (S.234): «Der

hauptsächlichste Fehler, nämlich des Materialismus, besteht nicht darinnen, daß er den

Geist ableugnet... Der Hauptfehler des Materialismus besteht darinnen, daß er die

Materie nicht erkennt, weil er nur ihre Außenseite beobachtet.»

Sich-Ergehen in Worten: »Sich-Ergehen» statt »Sich-Erheben», nach Stenogramm.

255

25 den Ärzten konnte ich zeigen: Siehe den betreffenden Hinweis zu S.13.

27 über die Gliederung der menschlichen Wesenheit: Diese Gliederung wurde von Rudolf Steiner erstmals in der Schrift

28 die wir ja öfter beschrieben haben: Z.B. in der Schrift

29 auf ein tiefrres Niveau den Samen ... hinunterbringen: Es besteht eine gewisse Un­sicherheit in der Zuordnung der zu diesem Wort gehörenden Figur.

32 sehen, wie er der Erde entgegenwachst: Statt

34 «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Wetten?» (1904/05), GA Bibl.-Nr. 10.

Beginn dieses fünften nachatlantischen Zeitraumes: Über die Zeiträume bzw. die Kultur-epochen vgl.

35 Dr. WalterJohannes Stein, Wien 1891 - 1957 london. Ursprünglich Mathematiker, dann Schriftsteller philosophischer und historischer Richtung. Lehrer an der Waldorfschule Stuttgart.

38 Frage-Sehnsuchten ... aufgetaucht sind Nach dem Vortrag vom 10. April muß ein Ge­sprärh von Teilnehmern rnit dem Vortragenden stattgefunden haben, von dem aber keine Aufzeichnungen vorliegen. Doeh zeigt Tafel 4, daß lemniskatische Schleifen ge­zeichnet und wieder ausgewischt worden sind.

nicht ... eine mathematische Astmnomie vorzutragen: Der Kurs, der sieh dann in star­kem Maße auch an das mathematische Verständnis der Zuhörer wandte, mit Anregungen zur Enrwicklung der Mathematik, ist der wenige Monate später gehaltene

39 hat aus gewissen Lehren des Kopernikanismus ... herausgenommen: Vgl. Hinweis zu

S.97.

Beispiel der Farben noch einmal erwähnen. Vermutlich ist dies eine Bezugnähme auf den Vortrag von Dr. Schmiedel, siehe Hinweis zu S.13.

40 mich gewissermaßen hinter sie zu vertiefen:

41 bei ihrem Tageslauf... durchlaufrn: Der Durchgang durch den Tierkreis ist hier andeu­tungsweise auch auf den Tageslauf bezogen. Diese Beziehung kommt in der Eurythmie zum Ausdruck. Man vergleiche

lebt sich für uns px dar: «frx» statt

43 daß alle Seelen der Verstorbenen Platz haben sollten: David Friedrich Strauß diskutiet diese Frage in

50 in den öffentlichen Vorträgen - im ersten: Siehe den Hinweis zu S.13.

256

51 die Physiker würden höchst erstaunt sein, wenn sie in die Sonne fahren könnten: Vgl. den wenige Wochen früher gehaltenen Zweiten nacurwissenschaftlichen Kurs, GA Bibl.-Nr. 321, 1982, S. 20 ff.

diese S:hraubenlinie zeühnen: Bei diesen Worten dürfte auf Tafel 5 die Figur Mitte oben gezeichnet worden sein. Sie erscheinen wie eine Anrwort an Dr. W. J. Stein, von dem man weiß, daß er eine lemniskatische Schraubenlinie entworfen hat, bei welcher das Schwingen in einer Lemniskate sich so aus der Ebene in die dritte Dimension hinein-bewegt wie das Kreisen bei der gewöhnlichen Schraubenlinie. Vielleicht hat diese lemnis­katische Linie im Gespräch nach dem 2.Vortrag eine Rolle gespielt, vgl. S. 38. Die Figur auf Tafel 5 etscheint als Skizze dieser Linie, wenn man fast in Richtung ihrer Schraubenachse blickt.

53 Dinge, die ... beschrieben worden sind: Siehe Hinweis zu S. 27.

54 wenn man ... die embvyotogtsichen Tatsachen zusammendächte: «zusammendächte» starr «zusammenbrächte», nach Stenogramm.

57 habe schon oftmals ... aufmerksam gemacht: Auslührlich im Vortrag vom 28.1.1917, in «Zeitgeschichtliche Betrachtungen», Teil II, GA Bibl.-Nr. 174. Dort wird die Zahl 71 statt der 72 von hier genannt. Ähnlich auch im Vortrag vom 26.3.1920 in «Geisteswissen­schaft und Medizin», GA Bibl.-Nr. 312, wo 365 71 = 25915 vorgerechnet wurde. Die Zahl 72 erscheint mit 360 verbunden, 71 mir 365 Tagen. 71:72 ist fast gleich 360:365.

58 Wenn wir die Atemzüge auftuchen würden... Ein 18 jährig es Atmen: Diese Stelle ist unzu­länglich nachgeschrieben und hier möglichst nähe dem Stenogramm folgend korrigiert.

was die Astronomen heute die Nutation der Erdachse nennen: Die Erdachse beschreibt einen Doppelkegel dadurch, daß sie nicht nur nach der einen Seite vom Erdmittelpunkt ausgeht, sondern durch ihn hindurch. - Der Kegel ist nicht Itreisförmig, sondern ellip­tisch. Die Mantellinien bilden mit der Kegelachse esnen zwsschen 9,2" und 17,2" veränderlichen Winkel. Die Nutation ist also eine sehr kleine Bewegung. Das Bemer­kenswerte ist, daß ihr hier dennoch die angelührte Bedeutung zukommt. Die sogenannte «Nutation in Länge» mit der Amplitude 17,2" überlagert sich der jährlichen Präzession von 50,26" als Schwingung mit der Periode von 18,6 Jahren, welche die jährliche Ver­schiebung des Frühlingspunktes bis um etwa 1/9 des Wertes zu verändern vermag. Die resultierende Verschiebung ist am größten, wenn der aufsteigende Mondknoten in den Frühlingspunkt fällt (das nächste Mal am 2. Dezember 1987), am kleinsten 9,3 Jahre später. Die 9,2" bedeuten eine Schwankung in der Schiefe der Ekliptik. Letztere hat am angegebenen Datum ihr Maximum

59 Ebenso wie die Sonne .. so der Mondi Hier ist auf gedrängte Weise ein Vergleich der Mondbewegung mit der Sonnenbewegung gegeben bezüglich ihtes Verhältnisses zum Himmelsäquator. Der Text ist leicht ergänzt. - Wollte man den Vergleich der Bewegun­gen ausführlicher gehen, könnte dreierlei hervorgehoben werden:

1. Mond. und Sonnenbewegung wären bezüglich des Äquators von gleicher Art, wenn auch der Mond sich in der Ekliptik bewegen würde oder doch mindestens in einer zu dieser feststehenden Bahn. Nur daß die Mondbewegung etwa 13 1/3 mal schneller ist als die der Sonne.

2. Die Mondbahn bewegt sich aber gegenüber der Ekliptik. Sie ist um 5 gegen diese geneigt und ihre Schnittpunkte, die Mondknoten, laufen in I8jahren - genauer in den l8jahren 7 Monaten - einmal rückläufig herum. Dadurch kehrt die Mondbahn erst nach

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18 Jahren in ihre Ausgangslage gegenüber den Sternen zurück. So wiederholen sich die Mondorte am Sternerhimmel erst nach 18 Jahren in einer genaueren Weise, nicht schon nach einem Monat.

3. Während die Höchstatellung der Sonne über dem Äquator immer 231/2" beträgt, schwankt diejenige des Mondes im Laufe von l8jahren zwischen 18½ und 281/2". Ent­sprechendes gilt lür die Tiefststellungen unterhalb des Äquators. - Nicht berührt ist dabei das Vorrücken des Frühlingspunktes in der Ekliptik. Durch dieses erweist sich der Himmelsäquator nur für kurze Zeiträume als ein fester Kreis unter den Sternen. Der Kreis, der auch nach 26000 Jahren noch immer fast genau durch dieselben Sterne geht, ist die Ekliptik. Die Knoten des Äquators laufen in 25920 Jahren so in der Ekliptik herum wie diejenigen der Mondbahn in 18 Jahren. - Eine artschauliche Orientierung über dasVerhältnis der Mondbewegung zur Sonnenbewegung gibt die jährlich im62 Es ist kein Gasball es ist ein Saugekörper dort: Vgl. Hinweis zu S. 51.

63 um das Dünnerwerden der Materie handelt:

es ist uralt, deß man eine gewisse astronomische Tatsache beobachtet bat: Das ist keine Feststellung aus der gewöhnlichen Geschichte - diese kennt nur Hipparch als den Ent­decker der Präzession, neuerdings allerdings auch den Babylonier Kidinnu (Kidenas) im 4. Jh. v.chr.-, sondern eine aus der Geistesforschung entsptungene. Sie fordert aber die Frage heraus, ob es Sinnesbeobachtungen gegeben hat, zugänglich den äußeren Mitteln der alten Ägypter, welche das in Betracht stehende Gesetz aufzeigen konnten . Die Nachprüfung ergibt, daß die ägyptische Zeit durch eine besondere Konstellation dafür geradezu prädestiniert war, vgl. den folgenden Hinweis.

doß nach 72 Jahren die Fixsterne... der Sonne um einen Tag vorausgeeilt sind: Es han­delt sich um einen Vorgang in der Ekliptik, wenigstens zunächst. Ihre Sterne enteilen der Sonne eines festen Datums. Nun bedeutet aber das Datum einen bestimmten Ort des Sonnenaufgangs im Horizont. Ein Jahr ist erfüllt, wenn die Sonne zu gleichen Auf­gangsorten zurückgekehrt ist. (Wenn hier die Aufgänge genannt werden, sollen auch die Untergänge mit gemeint sein.) Mit einer größeren Genauigkeit tritt diese Rücltkehr allerdings nur alle 4Jahre ein. In den Zwischenjahren gibt es Verschiebungen um 1/4 Tag, welche dann durch den Schalttag aufgehoben werden. Das Stehen der Sonne im Früh­lingspunkt zeichnet sich in ihrem Aufgang vor allen andern dadurch aus daß er im Ost Punkt des Horizontes statifindet (der Untergang also im W-Punkt). Daß es sich bes den Beobachtungen der Agypter um den Vergleich von Sternaufgangen mit Sonnen aufgängen handelte, wird 5 197 und 213 dieser Vortrage gesagt Was zeigt nun dieser Vergleich? Wenn auch die Sonne nach einem Jahr zu gleichen Aufgangsorten zutuck kehrt, so vollführt sie mit ihrem Aufgangspunkt zwischendurch am Horizont eine weite Schwingung. Anders die Sterne Sie scheinen jede Nacht am gleichen Ort aufzugehen In Wicklichkeit verändern sie langsam diesen Ort, in 72 Jahren um so viel, ah ihn die Sonne, wenn sie am nächsten bei derselben Stelle aufgeht, in einem Tag verändert. Das ist der hier gemeinte Tatbestand. Er gilt aber vorerst nur für Sterne der Ekliptik, und es ist in der Himmelskunde darauf angekommen, diese Sterne zu kennen. Daß sie sich aus der Fülle aller andern durch eine besondere Erfahrung herausheben, davon wird im näch­sten Vortrag gesprochen. Für die Beobachtung des Gesetzes der 72 Jahre kommt es auf diese Sterne an. Im Bereiche des Frühlings- und Herbstpunktes allerdings gilt das Gesetz

258

auch für eine weitere Sternumgebung der Ekliptik, welche sich aber gegen die Wende­punkte hin auf die Ekliptik zusammenzieht. - Die Präzession wird abstrakt beschrieben als Verschiebung des Frühlingspunktes auf der Ekliptik um jahrlich 50,256", was in 72 Jahren fast genau 1 ergibt, wahrend die Sonne in entgegengesetzter Richtung in einem Tag ebenfalls fast um 1' fortschreitet. Mit dem Frühlingspunkt gleitet der Äquator unter festem Winkel längs der Ekliptik mit. Er bewegt sich über die Sterne hinweg, während die Ekliptik ihre Lage zu den Sternen fast unverändert beibehält. Indem aber auf der Erde der Äquator fest von Ost nach West im Horizont verankert ist, kommt es zu einer schiefen Bewegung der Sterne gegenüber dem Äquator. Versucht man auf einer Stern-karte den Äquator der Ekliptik entlangzulühren, findet man leicht, daß er durch den Stern Aldebaran hindurchgeht, wenn der Frühlingspunkt erwa um 1/6 der Ekliptik zurückgeführt wird. Das war vor mehr als 4000 Jahren. Eine genaue Präzessionstechnung ergibt. daß Aldebaran 2092v. Chr. von der Südhalbkugel auf den Äquator gelangt ist. Er war dabei 14,28' vom Frühlingspunkt entfernt. Diese Konstellation erweist sich bei genauerem Zusehen als direkter, sinnenfälliger Lehrmeister des Gesetzes der 72 Jahre, so-weit es auf einen solchen angekommen ist. Betrachten wir sie an der Frühlings-Nacht­gleiche im Moment, wo der Frühlingspunkt untergeht (Fig. 1).

# Bild s. 258

Die Sonne steht in oder sehr nahe bei diesem Punkt und beide gehen im Idealfall zu­sammen im West-Punkt unter. Der Äquator steht in Ägypten 60 steil und nochmals 24' steiler, also fast senlcrecht läuft die Ekliptik ebenfalls in den W-Punkt hinein. Parallel zum Äquator gleiten die Sterne und die Sonne nach abwärts. Wenn die Sonne 12' tief unter den Horizont nach S1 gesunken ist, ist der Himmel dunkel genug gewor­den, daß Sterne wie Aldebaran sichtbar werden können. Aldebaran ist in dieser Zeit von A bis A1 gelangt, ganz knapp über den Horizont. Hier leuchtet er auf und taucht nach 1 1/2 Minuten unter. Es ist sein letzter sichtbarer Untergang: der heliakische. Am nächsten Abend ist ihm die Sonne schon zu nahe gekommen, daß er noch sichtbar werden könnte. Und dabei ist Aldebaran nicht irgendein Stern, sondern der Hauptstern des Stiers, wel­chem in der ägyptischen Zeit ein besonderes Gewicht zugekommen ist. Ein an der Frühlings-Nachtgleiche in den Sonnenuntergangspunkt hinein heliakisch untergehendei Aldebaran mußte das Interesse der Ägypter in hohem Maße auf sich ziehen, ist doch den heliakischen Auf- und Untergängen in der alten Astronomie eine große Bedeutung

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zugekommen. So haben die Ägypter der frühen Zeit z.B. den Beginn des Jahres auf den heliakischen Aufgang des Sirius gelegt. - Soviel zumJahre 2092v. Chr. Denken wir uns nun um erne große Anzahl von Jahren, z . B. um 15 72 = 1 080 Jahre, zurückversetzt. Der Punkt E der Ekliptik, 15 von W entfernt, war dann Frühlingspunkt. Denken wir uns wieder den Augenblick, wo er im Westen W untergeht (Fig. 2). Es soll aber nicht an der Nachtgleiche sein, sondern an dem Tag. wo die Sonne 5 im gleichen Punkt der Ekliptik steht wie in Fig. 1, also 15 Tage vor der Frühlings-Nachtgleiche. Durch diesen Punkt läuft der alte Äquator unter dem Winkel 24' zur Ekliptik. Auf ihm liegen Aldebaran A und der Hilfspunkt A1. Sie liegen südlich des neuen Äquators. Mit dem Winkel von 24 bei 5 erscheint der alte Äquator zum neuen parallel. Die in 5 stehende Sonne ist schon unter­gegangen. Der Untergangspunkt ist U. Denkt man den ganzen Himmel samt der Sonne um den Winkel SU zurückgedreht, bekommt man den Moment, wo die Sonne unter­geht. A und A1 erscheinen zurückgedreht in A' und A'1, und man sieht, sie haben die­selbe Lage zum Horizont wie in Fig. 1. Aldebaran geht also auch in U heliakiscb unter. Was sich für uns so als Ergebnis einer Rekonstruktion ergibt, hat Aldebaran den Agyp­tern anschaubar vorgeführt. Zweierlei konnten sie beobachten: Erstens, daß er immer dann seinen heliakischen Untergang hatte, wenn die Sonne mit ihrer Untergangsstelle von links an die seinige herankam. Zweitens, daß sich die gemeinsame Untergangs-stelle von Sonne und Stern langsam nach rechts verschob, in den hier angenommenen 15 72 Jahren von der Stelle U bis in den Westpunkt W. Für diese Verschiebung benötigt die Sonne selbst 15 Tage, weil sie 15 Tage vor der Nachtgleiche in U unterging, an der Nachtgleiche aber in W. Der Stern hat sich also in 72 Jahren um ebensoviel verschoben wie die Sonne in einem Tag. - Zwei Bemerkungen mögen noch angebracht sein.

1) Die heliakischen Untergänge haben an sich mit dem Gesetz der 72 Jahre nichts zu tun. Aber diejenigen Aldebarans, welche durch mehrere Jahrtausende am Ort der Sonne selber etfolgt sind, müssen auf die Verschiebung dieses gemeinsamen Ortes die Auf­merksamkeit ganz besonders hingezogen haben. Es ist auch nicht allgemein. daß der helialtische Untergang eines Sterns am Ort etfolgt, an dem die Sonne selber unter­gegangen ist, sondern ist eine auszeichnende Eigenschaft Mdebarans der ägyptischen Zeit. Heute ist diese Beziehung nur noch einigermaßen erfüllt.

2) Wir haben anhand einer ebenen Figur überlegt, obschon es sich in Wirklichkeit um ein Srück der Sphäce handelt. Der Unterschied verschwindet, wenn die Seiten der sphäci­schen Dreiecke genügend klein werden. Unsere 15' sind zwar nicht eben klein, aber die Koinzidenzen, die bei kleinen Winkeln auftreten, sind doch so gut erfüllt, daß sich z . B . in Fig. 2 noch sozusagen kein Unterschied einstellt zwischen dem Kleinltreis, auf dem die Sonne von U nach 5 wandert, und dem Großkreisbogen AA1.

65 ich habe . . . scbon einmal ftüher aufmerkram gemacht: Die auf Joh. 5,46 sich bezie­hende Ausführung in

68 ein mächtiger Stoß einmal vediehen worden: Statt , nach Stenogramm.

69 hatte der Philosoph Schelling sehr recht: Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, Leon­berg 1775-1854 Bad Ragaz. Vgl. die Besprechung des hier angeführten Gedankens in

73 Tafrl 10: Der Umlaufsinn der Tierkreisbilder ist nicht der für die Nordhernisphäre ge­wohnte, gegen den Uhrzeiger laufende. Das ist bei Rudolf Steiner oft so, z.B. auch in den Angaben für die Eurythmie, vgl. #SE201-260

kam, sagte Rudolf Steiner, das müsse so sein, es handle sich hier um eine Spiegelung (Mitteilung von Ilona Schubert). Vgl. auch Joachim Schulz,

76 die Sonne den Tierkreis durchläuft in verichiedenster Weise: täg licher Lauf jährlicher Lauf..: Vgl. den Hinweis zu S.41.

80 Wenn Sie den «Bisichoff» . . . nehmen: Th. L. W. Bischoff, Hannover 1809-1882 Mün­chen. «Die Großhirnwindungen bei den Menschen», München 1868;

ein Intermezzo, das einmal glossiert die menschlichen Urteile...: Statt

82 unsere Holzftguren schnitzen: Bezieht sich auf das Schnitzen der Kapitelle und Archi­trave im damals schon weit fortgeschrittenen Bau des ersten Goetheanum, vgl. den Hin­weis zu S. 14. Die Dornacher Vorträge dieser Zeit wandten sich ja weitgehend an die Per­sönlichkeiten, welche am Bau mitarbeiteten.

87 das Wort, auf das Goethe... aufmerksam macht.

Wär' nicht das Auge sonnenhaft,

Wie könnten wir das Licht erblicken?

Lebt' nicht in uns des Gottes eigne Kraft,

Wie könnt' uns Göttliches entzücken?

Aus der Einleitung zum Entwurf einer Farbenlehre, in Schriften», mit Einleitungen und Kommentaren von Rudoff Steiner. Band 3, GA Bibl.­Nr. lc, 1975.

Der

90 der sogenannte Poucaultsche Pendelversuch: J. B. L. Foucault, Paris 1819-1868 ebenda Der Pendelversuch wurde 1851 im Pantheon zu Paris vorgeführt.

91 muß . . . eine Korrektur angebracht werden: Gemeint ist wohl der Unterschied zwischen wahrem und mittlerem Mittag, wahrer und mittlerer Zeit, die sog. Zeitgleichung. Die Uhren gehen nach mittlerer Zeit, welche der Sternzeit proportional ist.

92 Ich habe . . . aufmerksam gemacht, wie es sich . . . mit dem menschlichen Herzen verhält:

Im 2.Vortrag des Ärztekutses

93 Witterungserscheinungen mit den Bewegungen der Planeten in einem Einklange sehen:

Nach Stenogtamm, statt «Wirkungserscheinungen» der Nachschrift. Diese Korrektur ha ben sowohl W. J. Stein als L. locher bereits ausgeführt.

96 Nicht eine bloße Drehung findet statt, sondern eine komplizierte Bewegung: W. J. Stein hat hier in der Nachschrift eine Anmerkung angebracht: #SE201-261

übereinstimmt, mit Tinte eine andere, detaillierte Figur eingezeichnet, welche sein Ver­ständnis der obigen Angabe wiedergibt. Sie zeigt am Nordpol eine kleine Iemnisltate mit dem Pol als Kreuzungspunkt, deren Projektion aus dem Erdinittelpunkt den lemniskatischen Kegel ergibt. Die Erglinzung nach rücltwärts gibt den Doppel­kegel. Die beiden Scheitelpunkte der kleinen Iemniskate legen einen Meridianlt:reis fest. Der dazu senkrechte Meridian trifft den Äquator in zwei Punkten, von denen der eine Kreuzungspunkt wird einer schmalen lemniskatischen Schleife, die auf die Erde gezeichnet wird und die offenbar die Bewegung der Erde anzeigen soll. Die Schleife hat den Äquator zur Symmetrielinie. Die Kreuzung erfolgt unter sehr kleinem Winkel, und die Scheitelpunkte der Schleife berühren sich auf dem Äquator in dem Punkt, welcher dem Kreuzungspunkt gegenüberliegt.

97 beide führen dieselben Umschwünge aus: In der Nachsehrift folgen noch die Sätze:

nötig hatte, einen der Sätze des Kopernikus einfach zu unterdrücken: Davon handelt insbesondere der Vortrag vom 28.9.1919 in

98 wovon ich Ihnen gesprochen habe als etwas Bemerkbarem seit der alten Griechenzeit:

Im Vortrag vom 20.3.1920, GA Bibl.-Nr. 198, und besonders ausführlich im Vortrag vom 24.3.1920, vgl. den Hinweis zu S.13. Dieser letztere ist gedruckt in <Über den Farbensinn der Urzeit und seine Enrwickelung») und der Augenarzt Hugo Magnus (

103 Wenn Sie meine «Geheimwissenschaft, durchgehen:

104 was ich gestern . . . in ganz anderem Zusammenhange ... entwickelt habe: In

105 ist die Rede von den sogenannten subjektiven Farben: Vgl. den im Hinweis zu S. 87 genannten Band von

das menschliche Auge als ein Lebendiges Erlebnisse hat: Statt

111 Man nennt im Englischen seelisch etwas «spleen», aber es ist nicht bloß seelisch: Korrek­tur nach Stenogramm. Die Nachsehrift enthält das Wort

Eirsudat der Ätherleber: statt #SE201-262

116 Carl Gegenbaur, Würzburg 1826-1903 Heidelberg. Sein Werk:

122 ein Ergebnis ist des ganzen Kosmos: Statt

123 Kama Manas: Der indische Ausdtuck für Verstandsseele, in der indisch orientierten cheosophischen Literatur gebräuchlich.

125 daß auch in gewissen Fällen der Äther . Statt

128 allerdings nicht gerade so unmittelbar: Es folgen in der Nachsehrift noch die Worte «... daß man da sagen kann, ebenso wie der Gesamtverlauf, sondern die Bilder ent­sprechen einander.» Der Stenogrammvergleich hat diese Worte nicht zu kläcen ver­mocht.

130 einergewicsen Idee, die zum Beispiel Einstein gehabt hat: Albert Einstein, Ulm 1879-1955 Princeton (N.J.). Die Vorstellung des Kastens, weit ab von jedem Schwerefeld, der an einem Strick beschleunigt wird, findet sich in seiner Schrift <Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie», Heft 38 der Sammlung Vieweg, Braunschweig 1917, S. 45-48. Da ist auch kurz vorher zwar nicht von Stein und Flaumfeder, aber von Stein und Holz die Rede. - Zur Relativitätstheorie hat sich Rudoff Steiner schon 1914 in den «Rätseln der Philosophie», GA Bibl.-Nr. 18, geäußert, wo sie als letzte Phase der moder­nen Weltanschauung aufgeführt wird, bevor dann der Übergang zur Geineswissen­schaft grundsätzlich zur Darstellung kommt. Die Relativitätstheorie wird als eine Kon­sequenz der Naturwissenschaft beschrieben, die ohne Geisteswissenschaft als unum­gänglich zu betrachten ist (S. 590ff). Im Jahre 1920 war die Relativitätstheorie in aller Mund durch die Bestätigung einer ihrer Vorhersagen anläßlich der damaligen Sonnen­finsternis, vgl. den 1. Vortrag im 2. naturwissenschaftlichen Kurs, GA Bibl.-Nr. 321.

132 zur Generalversammlung erschienen sind: Am 25. April fand die 7. ordentliche Gene­ralversammlung des «Vereins des Goethenaum» statt, in deren Rahmen Rudolf Steiner über «Autbaugedanken und Gesinnungsbildung» sprach, erschienen Dornach 1942, für die Gesamtausgabe vorgesehen in einem der Bände 250-253.

136 Forschungsinstitute: 1920 wurde in Stuttgart im Rahmen der Aktiengesellschaft «Der Kommende Tag» ein Forschungsinstitut physikalischer und chemischer Richtung, mit einer biologischen Abteilung, gegründet, welches einigeJahre später nach Dornach ver­legt wurde. Über die Aufgaben des Instituts ist ausführlicher die Rede im 16. und 18. Vortrag des 3. naturwissenschaftlichen Kurses, GA Bibl.-Nr. 323. Die ersten Arbeiten aus dem Institut erschienen in «Der Kommende Tag, Wissenschaftliches Forschungs­Institut, Mitteilungen». Es enthalten Heft 1(1921): «Milzfunktion und Plätcchenfrage» von L. Kolisko; Heft 2 (1923): «Der Villardsche Versuch» von Dr. rer. nat. R. E. Maier; Heft 3(1923): «Physiologischer und physikalischer Nachweis kleinster Entitäten» von L. Kolisko. Spätere Arbeiten erschienen in den Bänden der «Gäa Sophia, Jahrbuch der Naturwissenschaftlichen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goecheanum, Dornach», Bd. I (1926) und folgende.

138 bei unserer Euvythmie: Eurythmie, die von Rudolf Steiner 1912 inaugurierte Bewe­gungskunst. Vgl. «Die Entstehung und Entwickelung der Eurythmie», GA BibI.­

263

Nr. 277a, oder das Taschenbuch

141 Waldofschule: Gegründet von Emil Molt (1876-1936> imJahre 1919 für die Mbeiter­Itinder der

Frau Molt: Berta Molt, Calw 1876-1939 Stuttgart. Gattin des Schulgründen Emil Molt und Mitglied des Lehrerkollegiums der Schule.

Sie werden verhältnismäßig leicht sich die Fertigkeit aneignen: Statt

143 Da hat zum Beispiel de Rochas Beweise gegeben: Rochas d'Aiglun, Albert de (1837-

1914). Es handelt sich vermutlich um die Schrift

144 auf dem achten allgemeinen Konzil: Zur Die Verfluchung richtete sich gegen Photius und seine Anhänger. Wenn von ihnen gesagt wird, sie würden lehren, daß der Mensch #SE201-264

150 Arthur Schopenhauer, Danzig 1788-1860 Franklun a. M.;

Eduard von Hartmann, Berlin 1842-1906 ebenda. Verband den Idealismus Schellings und Hegels mit Schopenhauers Willensphilosophie. Seine

151 was ich in meiner «Philosophie der Freiheit» ausgeführt habe:

154 Viele von den beutigien Mystikern, Anthroposophen und so weiter predigen heute ja hinlänglich: Im Stenogramm sowohl als auch in der Nachschrift steht

156 die althebräische Geheimlehre: Statt «althergebrachte», nach Stenogramm.

157 Luzifer: Vgl.

wie ich sie in einigen öffentlichen Vorträgen jetzt erwähnt habe . . . die Goldwährnng:

Z.B. im Vortrag vom 26. April 1920, in «Vom Einheitsstaat zum dreigliedrigen sozialen Organismus», GA Bibl.-Nr. 334.

161 worauf ich schon hingewiesen habe: Siehe S. 95f.

die dem täglichen Gang: Statt

163 die Relativitätstheorie auf einem Fehler in den Merkurumlaufizeiten aujbaat: A. Ein­stein in der im Hinweis zu S. 130 genannten Schrift, S. 69f.

164 Haupt . . . Nachklang . . . unseres Aujenthaltes in den geistigen Welten: Vgl. die Aus­lühtungen S. 53f, 106f, 112, 142f, 147ff.

165 Tafel Nr.20: Sie wurde beim Datieren verkehrt gehalten, so daß jetzt das Datum auf dem Kopf steht.

173 Johannes Schlaf Querfurt 1862-1941 ebenda. Versuchte in

174 Alle diese Planigtobien: Das Planiglobium oder Planisphärium ist eine in der Ebene dargestellte Himmelskugel, also eine Sternkarte.

durch die Philosophie ersetzt: «Philosophie» statt «Naturwissenschaft», nach Steno-gramm und Nachschrift.

177 Lenin, Simbitsk 1870-1924 Gorki.

Trotzki Iwanowska 1879 - 1940, in Mexiko ermordet.

265

179 Angelo Secchi, Reggio d'Emilia 1818-1878 Rom, Astronom, Professor am Collegio Romano in Rom, untersuchte auf der 1852 errichteten Sternwarte die physische Beschaf­fenheit der Planeten, des Mondes und der Sonne. Schuf die erste Einteilung der Fix-sterne in Klassen nach ihren Spektren. Hauptwerke:

180 Erich Wasmann, Meran 18S9-1931 Valkenburg (Holland).

in meiner

181 Tacitus, 55-120. Seine Bemerkung über Christus in den

ich habe auch davon schon Erwähnung getan: Man vgl. z.B. den Vortragszyklus

182 Albert Kalthoff Barmen 1850-1906 Bremen, evangelischer Theologe, zeitweise Vor­sitzender im deutschen Monistenbund. Schrieb u. a.

183 der ChristusJesus... in dieser mächtigen Weise:

184 Kant-Laplacesche Theorie: Siehe den Hinweis zu S. 200.

18S während er sich um die Erde herumbewegt, dreht er sich um sich selbst: Letzteres ist gleichmaftig, ersteres nicht. Daher dai

186 Sternentag des Mondes: Auf dem Mond zunächst die Zeit von einer Kulmination eines Sternes zur nächsten. Analog der Sonnentag. Diese Zeit ist jedochn offensichtlich die­selbe wie die vorhin genannte, nach welcher der Mond dem Stern bzw. der Sonne wieder das gleiche Gesicht zeigt.

Vollmond . . . in bezug aufdie Sternenzeit: Vollmond bedeutet in bezug auf die Sonne, daß der Mond der Sonne dasselbe Gesicht zeigt, das er immer der Erde zeigt. Das ist nur im Moment des Vollmondes der Fall . Von da aus kann man

188 ein Auseinandersein da gewesen sein muß:

190 zwei . . . Strömungen veefolgen . . . bis zur Sonnenzeit:

191 einer solchen Broschüre wie der Traubschen: Friedrich Traub,

192 wie ich es in einem der öffentlichen Vorträge in diesen Tagen getan habe: Im Basler Vortrag vom S. Mai 1920 #SE201-266

(Anthroposophie)», im Band

192 Himmel und Erde werden vergeben: Math.24,35.

193 wäre über die ganze Erde hin ein halbes Jahr Tag, ein halbes Jahr Nacht: Der Satz istso ru verstehen, daß sich die Verhältnisse der Polarzonen über die ganze Erde hin bis zum Äquator ausbreiten würden.

194 mit dem Gesichtskreis oder dem Gesichtswinkel:

196 bei Betrachtungen, die mit diesen zusammenhängen: Vielleicht ist der Vortrag gemeint vom 1 . Oktober 1916, welcher von den ägyptischen Priestern erzahlt und auch der erste sein dürfte, wo von der lemniskatischen Sonnen- und Erdbewegung die Rede ist. Im Bande «Innere Entwicklungsimpulse der Menschheit», GA Bibl. -Nr.171.

197 nach der Sirius-Stellung: In der frühen ägyptischen Zeit fielen die Überschwemmungen des Nils mit dem heliakischen Aufgang des Sirius zusammen. Dieser war im Jahre 2771 v. Chr. an der Sommersonnenwende, aber er verspätete sich von Jahrtausend zu Jahr. tausend um zwischen 8 und 9 Tagen, d.h. genauer: Im Jahre 2771 v. Chr. hatte die Sonne beim heliakischen Aufgang des Sirius die Länge 90, welche dann im Jahrtausend um 8 bis 9 zunahm. Sie ist heute 130', und der heliakische Aufgang des Sirius findet in Ägypten um den 3. August statt. Vgl. L. Borchardt und P. V. Neugebauer, . Orientalische Literatur-zeitung 30 (1927), S. 441.

200 Kant-Laplacesche Theorie: Von Rudolf Steiner sehr oft ausführlich geschildert und in ihrer Einseitigkeit charakterisiert. Vgl. den 3. naturwissenschaftlichen Kurs, GA Bilil.­Nr. 323, 18.Vortrag.

203 Strömung sich teilt in zwei Strömungen: Siehe Hinweis zu S. 190.

205 Adolf Havnack, Dorpat 1851-1930 Heidelberg. «Wesen des Christentums». 16 Vor­lesungen 1899/1900.

206 Julius Robert Mayer, Heilbronn 1814-1878 ebenda. Entdecker des Gesetzes von der Erhaltung der Kraft (heute: Erhaltung der Energie).

207 Julius Robert Mayer hatte einen Freund: Gustav Rümelin, Ravensburg 1815-1888 Tübingen, Schriftsteller und Staatsmann. Seine Erinnerungen anJ. R. Mayer sind ent­halten in «Reden und Aufsätze» (3 Bände, 1875-94).

208 an der Spitze der Urabhandlung 1842: Rümelin war im Herbst 1841 oft mit Mayer zusammen. Er schreibt darüber: «... es war damals schwer, mit ihm von etwas anderem zu reden als von dieset Sache. . .. Ex nihilo nihil fit; nihil fit ad nihilum. Causa aequat effectum. Das waren die drei Schlagwörter, die er damals immer im Munde führte, die er mir einigemal beim Kommen entgegen-, beim Gehen noch nachrief.» Die drei «Schlagwörter» lauten übersetzt: Aus nichts wird nichts; nichts wird zu nichts. Die Utsache kommt der Wirkung gleich. - In der Urabhandlung von 1842 steht schon auf der 1 . Seite eines der drei «Schlagwörter», nämlich das dritte. Es beginnt der 2. Absatz mit den Worten: «Kräfte sind Ursachen, mithin findet auf dieselben volle Anwendung

267

der Gtundsatz: causa aequat effectum. . - . Diese erste Eigenschaft aller Ursachen nen­nen wir ihre Unzerstörliechkeit.»

210 Kant im 18. Jahrhundert: In seiner Schrift

211 Basilius Valentinus: Alchimist, lebte seit 1413 im Peterskloster zu Erfurt. Die wich­tigsten seiner Schriften sind u. a.

212 Huxley, Thomas Heniy, Ealing 1825-1895 london, Zoologe.

213 früher aufgeht als die Sonne, respektive ftüher untergeht: Indem die Sonne gegenuber den Sternen zurückbleibt, ist ein Stern, wenn sie an den Arifangsort zurücltkehrt, wo sie einmal mit ihm zusammen aufgegangen ist, nicht mehr da. Sie wird erst etwas später an seinem Orte sein. Der Stern geht ialso früher auf, wenn sie in der Jahresbewegung im Aufsteigen begriffen ist, geht frühet unter, falls sie absteigt.

bleibt . . . hinter den Sternen um einen solchen Grad zurück:

214 Da entsteht eine Kraftdifferenz: Statt

215 die chaldaische Sarosperiode: Sie ist fast genau lBJahre, nämlich l8Jahre 11 Tage, und ist nicht identisch mit der Umlaufzeit der Mondirnoten von 18 Jahren 7 Monaten. Hier liegt wiederum eine der <Übereinanderschiebungen» vor, die S. 186 hervorgehoben wurden.

Plato sagte nicht umsonst: Gott geometrisiert, arithmetisiert: Das Wort findet sich nicht in einer seiner Schriften, sondern ist Tradition in der platonischen Schule. Davon schreibt Plutarch in seinem 8.

216 Wann man die Sternenzeit ins Auge faßt: Diese Stelle ist korrigiert . Das Stenogramm hat

219 «Das Christentum als mystische Tatsache» (1902), GA Bibl.-Nr. S.

223 Wilhelm Wundt, Neckarau 1832-1920 Leipzig. Man vgl. über den historischen Fort­schritt Wundts «System der Philosophie», Leipzig 1889, S. 618ff, und auch die längere Ausführung über Wundt in den

224 Max Rubner, München 1854-1909 Berlin. Physiologe und Hygieniker. #SE201-268

225 im Basler öffentlicchen Vortrage:

ein Rationaüstiscbes des Menscblicben bedeutet bat: Vgl. S. 241ff.

227 einem zukünftigen Planetenzustand: Statt «Planeten zunächst», nach Stenogramm.

228 Novulic hat gesagt: Wörtlich « . und wenn kein Sterblicher, nach jener Inschrift dort, den Schleier hebt, so müssen wir Unsterbliche zu werden suchen; wer ihn nicht heben will, ist kein echter Lehrling zu Sais» Novalis,

230 indem sie auf unser Auge wirkt: Statt «auf unser Irdisches», nach Stenogramm.

231 Wir sehen ihn herausgedeutet aus dieser übrigien Walt: Dieser Satz ist eine Ergänzung nach Stenogramm

233 den Einsteinschen Kasten: Siehe Hinweis zu S. 130.

ein Mensch . . . so dünn wird wie ein Papier: Das ist eine Folge der Lorentz-Transfor. mation bei einer Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit. Direkt auf den Men­schen angewendet, wurde diese Folgetung bei Einstein nicht gefunden, obschon die Beispiele nicht zurückhaltend sind. So ist in dem wenig bekannten Vortrag Einsteins vom 16. Januar 1911 in der Naturforschenden Gesellschaft in Zürich (Vierteljahrs-schrift Naturf. Ges. Zürich, Bd. 56(1911), S. 12), von dem sich aber ein Separatdruck in der Bibliothek Rudolf Steiners findet, die Rede davon, einem Lebewesen durch einen Impuls eine Geschwindigkeit nahe der Lichtgeschwindigkeit zu geben. Es soll dann, wenn es durch geeignete Wiederholung der Prozedur wieder an den Ausgangsort zu­tückkehrt und wenn es zwischendurch lang genug mit beinahe Lichtgeschwindigkeit dahingeflogen ist, fast unverändert zurückkommen, wahrend am Ort verbliebene Lebewesen gleicher Art schon lange neuen Generationen Platz gemacht hätten. - Ist also der

234 daß ich . . . sprechen werde . . . über die Philosophie des Thomas von Aquino:

237 RudolfEucken, Aurich (Friesland) 1846-1926 Jena. Vgl. «Die Rätsel der Philosophie», GA Bibl.-Nr. 18.

Hennn Bergson, Paris 1859-1941 ebenda. Vgl. «Die Rätsel der Philosophie», GA Bibl. Nr.18.

243 Cartesius, René Descartes, La Haye (Touraine) 1596-1650 Stockholm. Vgl. «Die Rätsel der Philosophie», GA Bibl.-Nr. 18.

246 Nicht eher ist das Christentum begriffen, als bis es ...: Vgl. die Schrift «Die geistige Fühtung des Menschen und der Menschheit», GA Bibl.-Nr. 15, S. 66.

all unser Erkennen durchdringt: Statt «unsere Erde durchdringt», nach Stenogramm.

269

246 was in die bloßen Julius Robert Mayerschen Gesetze eingeschlossen ist:

249 Goethe in seiner Farbenlehre: Vgl. den Hinweis zu S. 87.

250 Alexander Baumgartner, St. Gallen 1841 - 1910 Luxemburg.

250 das deutsche Macchwerk drich Wilhelm Weber, Alhausen 1813-1894 Nieheim. Das Werk hatte 1879 seine 3. Auflage, 1889 die 42. Auflage, 1920 die 178.-183. Auflage, 1961 das 490.-500. Tausend. Das gilt für die ungekürzte Originalfassung. ohne Volksausgaben und Schulausgaben.

NAMENREGISTER

#G201-1987-SE271 Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos

#TI

NAMENREGISTER

#TX

(H = Hinweis, o. N. = ohne Namensnennung)

Ägypter (alt) 61f., 191ff.

Altes Testament 65 f.

althebräische Geheimlehre 156 H, 213

Apollo 12

Artus, König 242 f.

Atomisten 40

Basilins, Valeontinus (14./15. Jh.) 211 H

Baumgartner, Alexandet (1841-1910)

250 H

Bergsoo, Henri (1859-1941) 237 H

Bischoff, Theodor Ludwig Wilhelm (1807-1882) 80 H

Böhme, Jakob (o. N.) (1575-1624)87 R

Cartesius (Descartes, René) (1596-1650) 243 H

Chaldäer(alt) 210

Einstein, Albert (1879-1955) 90, 130 H, 233

Eucken, Rudoff(1846-1926) 237 H Evangelien 65

Foucault, Jean Bernard Léon (1819-1868) 90 H

Galilei, Galilen (1564-1642) 66 f. 154

Gegenbaur, Carl (1826-1903)116 H

Goethe, Johann Wolfgang von (1749-1832) 70, 87, 104, 116, 249ff., H

Gral 243 f.

Harnack, Adoff von (1851-1930) 205 H, 222

Hartmann, Eduard von (1842-1906)150 H

Huxley, Thomas Henry (1825-1895)212 H

Isis 228

Israel, 12 Stämme 242

Jahve,Jehova 66, 156f., 206, 213f., 219.

222

Jakobssöhne 12, 242

Jesuiten 17Sf., 250

Jesus 66, 201 f.

Kalrhoff, Albert (1850-1906)182 f., H

Kant, Immanuel (1724-1804) 12 H, 184, 200 H, 202, 210 H

Keplet, Johannes (1571-1630)154, 164

Kopernikus, Nikolaus (1473-1543) 38,

39 H, 41ff., 49, 66, 97 H, 154, 163 f.

Laplace, Pierte Simon Marquis de (1749-1827)184, 200 H, 202

Lenin (eig. Wladimit IIjtsch Uljanow) (1870-1924)177 H

Leo XIII. (Papst von 1878-1903) 234

Marxismus 142, 177, 183 Mayer, Julius Robert (1814-1878)

206ff. H, 219, 224, 234, 246 H, 249 Messias 66

Molt, Berta (1876-1939)141 H

Newton, Isaac (1642-1727) 67f., 129 f.

Novalis (Friediich von Hazdenberg) (1772-1801) 228 H

Plato (427-347 v. Ghr.), platonisches Jahr 57ff., 76, 197, 201, 209, 215 H

Parzival 243 f.

Ptolemäus, Claudius (1./2. Jh.) 41,163

Pythagotas (um 582-497 v. Chr.) 174

Rabbiner 66

Rorhas, Eugéne Auguste Albert de (1837-1914)143 H

Rubnet, Max (1854-1932) 224 H

Rümelin, Gustav (1815-1889) 208ff. H

272

Sarosperiode 215 H

Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph

(1775-1854) 69 H

Schlaf, Johannes (1862-1941)173 H

Schopenhauer, Arthur (1788-1860)150 H

Secrhi, Angelo (1818-1878)179 H, 184

Stein, Walter Johannes (1891-1957)35 H

Tacitus, Publius Cornelius (um 55-120 n. Chr.) 181 H

Thomas von Aquino (1225-1274)234 f. H

Traub, Friedrich (geb. 1860)191 H

Trotzki, Lew Dawidowitsch (eig. Leib Bronstein) (1879-1940)177 H Wasmann, Erich (1859-1931)180 H Weber, Friedrich Wilhelm (1813-1894) 250 H Wundt, Wilhelm (1832-1920) 223 H

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.