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ge­macht wer­den, weil so leicht die Mei­nung auf­kommt, die über­sinn­li­che An­schau­ung neh­me es mit dem na­tur­wis­sen­­schaft­li­chen Den­ken nicht ge­nau, sie sei in be­zug auf das­­sel­be di­let­tan­tisch. Wer aber rich­tig zu­sieht, was mit dem Ge­sag­ten ge­meint ist, der kann fin­den, daß dies in Wahr­heit nir­gends in ei­nem Wi­der­spruch steht mit der ech­ten Na­tur­wis­sen­schaft; we­der wenn na­tur­wis­sen­schaft­li­che Ta­t­­sa­chen zur Ver­an­schau­li­chung her­an­ge­zo­gen wer­den, noch auch wenn mit den hier ge­mach­ten Äu­ße­run­gen auf ein un­­mit­tel­ba­res Ver­hält­nis zu der Na­tur­for­schung ge­deu­tet wird.)
ge­macht wer­den, weil so leicht die Mei­nung auf­kommt, die über­sinn­li­che An­schau­ung neh­me es mit dem na­tur­wis­sen­­schaft­li­chen Den­ken nicht ge­nau, sie sei in be­zug auf das­­sel­be di­let­tan­tisch. Wer aber rich­tig zu­sieht, was mit dem Ge­sag­ten ge­meint ist, der kann fin­den, daß dies in Wahr­heit nir­gends in ei­nem Wi­der­spruch steht mit der ech­ten Na­tur­wis­sen­schaft; we­der wenn na­tur­wis­sen­schaft­li­che Ta­t­­sa­chen zur Ver­an­schau­li­chung her­an­ge­zo­gen wer­den, noch auch wenn mit den hier ge­mach­ten Äu­ße­run­gen auf ein un­­mit­tel­ba­res Ver­hält­nis zu der Na­tur­for­schung ge­deu­tet wird.)
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= SCHLAF UND TOD =
= SCHLAF UND TOD =
<nowiki>#</nowiki>G013-1962-SE080 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss
<nowiki>#</nowiki>TI
SCHLAF UND TOD
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Man kann das We­sen des wa­chen Be­wußt­seins nicht durch­drin­gen oh­ne die Be­o­b­ach­tung des­je­ni­gen Zu­stan­des, wel­chen der Mensch wäh­rend des Schla­fens durch­lebt; und man kann dem Rät­sel des Le­bens nicht bei­kom­men, oh­ne den Tod zu be­trach­ten. Für ei­nen Men­schen, in dem kein Ge­­fühl lebt von der Be­deu­tung der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis, kön­nen sich schon dar­aus Be­den­ken ge­gen die­se er­ge­ben, wie sie ih­re Be­trach­tun­gen des Schla­fes und des To­des treibt. Die­se Er­kennt­nis kann die Be­weg­grün­de wür­di­gen, aus de­nen sol­che Be­den­ken ent­sprin­gen. Denn es ist nichts Un­be­g­reif­li­ches, wenn je­mand sagt, der Mensch sei für das tä­ti­ge, wirk­sa­me Le­ben da und sein Schaf­fen be­ru­he auf der Hin­­ga­be an die­ses. Und die Ver­tie­fung in Zu­stän­de wie Schlaf und Tod kön­ne nur aus dem Sinn für mü­ß­i­ge Träu­me­rei ent­sprin­gen und zu nichts an­de­rem als zu lee­rer Phan­tas­tik füh­ren. Es kön­nen leicht Men­schen in der Ab­leh­nung ei­ner sol­chen «Phan­tas­tik» den Aus­druck ei­ner ge­sun­den See­le se­hen und in der Hin­ga­be an der­lei «mü­ß­i­ge Träu­me­rei­en» et­was Krank­haf­tes, das nur Per­so­nen eig­nen mag, de­nen es an Le­bens­kraft und Le­bens­f­reu­de man­gelt und die nicht zum «wah­ren Schaf­fen» be­fähigt sind. Man tut Un­recht, wenn man ein sol­ches Ur­teil oh­ne wei­te­res als un­rich­tig hin­s­tellt. Denn es hat ei­nen ge­wis­sen wah­ren Kern in sich; es ist ei­ne Vier­tel­wahr­heit, die durch die üb­ri­gen drei Vier­­tel, wel­che zu ihr ge­hö­ren, er­gänzt wer­den muß. Und man macht den­je­ni­gen, der das ei­ne Vier­tel ganz gut ein­sieht, von den an­dern drei Vier­teln aber nichts ahnt, nur mi­ß­trau­isch, wenn man das ei­ne rich­ti­ge Vier­tel be­kämpft. Es muß näm­lich un­be­dingt zu­ge­ge­ben wer­den, daß ei­ne
Man kann das We­sen des wa­chen Be­wußt­seins nicht durch­drin­gen oh­ne die Be­o­b­ach­tung des­je­ni­gen Zu­stan­des, wel­chen der Mensch wäh­rend des Schla­fens durch­lebt; und man kann dem Rät­sel des Le­bens nicht bei­kom­men, oh­ne den Tod zu be­trach­ten. Für ei­nen Men­schen, in dem kein Ge­­fühl lebt von der Be­deu­tung der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis, kön­nen sich schon dar­aus Be­den­ken ge­gen die­se er­ge­ben, wie sie ih­re Be­trach­tun­gen des Schla­fes und des To­des treibt. Die­se Er­kennt­nis kann die Be­weg­grün­de wür­di­gen, aus de­nen sol­che Be­den­ken ent­sprin­gen. Denn es ist nichts Un­be­g­reif­li­ches, wenn je­mand sagt, der Mensch sei für das tä­ti­ge, wirk­sa­me Le­ben da und sein Schaf­fen be­ru­he auf der Hin­­ga­be an die­ses. Und die Ver­tie­fung in Zu­stän­de wie Schlaf und Tod kön­ne nur aus dem Sinn für mü­ß­i­ge Träu­me­rei ent­sprin­gen und zu nichts an­de­rem als zu lee­rer Phan­tas­tik füh­ren. Es kön­nen leicht Men­schen in der Ab­leh­nung ei­ner sol­chen «Phan­tas­tik» den Aus­druck ei­ner ge­sun­den See­le se­hen und in der Hin­ga­be an der­lei «mü­ß­i­ge Träu­me­rei­en» et­was Krank­haf­tes, das nur Per­so­nen eig­nen mag, de­nen es an Le­bens­kraft und Le­bens­f­reu­de man­gelt und die nicht zum «wah­ren Schaf­fen» be­fähigt sind. Man tut Un­recht, wenn man ein sol­ches Ur­teil oh­ne wei­te­res als un­rich­tig hin­s­tellt. Denn es hat ei­nen ge­wis­sen wah­ren Kern in sich; es ist ei­ne Vier­tel­wahr­heit, die durch die üb­ri­gen drei Vier­­tel, wel­che zu ihr ge­hö­ren, er­gänzt wer­den muß. Und man macht den­je­ni­gen, der das ei­ne Vier­tel ganz gut ein­sieht, von den an­dern drei Vier­teln aber nichts ahnt, nur mi­ß­trau­isch, wenn man das ei­ne rich­ti­ge Vier­tel be­kämpft. Es muß näm­lich un­be­dingt zu­ge­ge­ben wer­den, daß ei­ne


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Be­trach­tung des­sen, was Schlaf und Tod ver­hül­len, krank­haft ist, wenn sie zu ei­ner Schwächung, zu ei­ner Ab­kehr vom wah­ren Le­ben führt. Und nicht we­ni­ger kann man da­mit ein­ver­stan­den sein, daß vie­les, was sich von je­her in der Welt Ge­heim­wis­sen­schaft ge­nannt hat und was auch ge­gen­wär­tig un­ter die­sem Na­men ge­trie­ben wird, ein un­ge­sun­­des, le­bens­feind­li­ches Ge­prä­ge trägt. Aber die­ses Un­ge­sun­de ent­springt durch­aus nicht aus wah­rer über­sinn­li­cher Er­kennt­nis. Der wah­re Tat­be­stand ist viel­mehr der fol­gen­de. Wie der Mensch nicht im­mer wa­chen kann, so kann er auch für die wir­k­li­chen Ver­hält­nis­se des Le­bens in sei­nem gan­zen Um­fan­ge nicht aus­kom­men oh­ne das, was ihm das Über­sinn­li­che zu ge­ben ver­mag. Das Le­ben dau­ert fort im Schla­fe, und die Kräf­te, wel­che im Wa­chen ar­bei­ten und schaf­fen, ho­len sich ih­re Stär­ke und ih­re Er­fri­schung aus dem, was ih­nen der Schlaf gibt. So ist es mit dem, was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt be­o­b­ach­ten kann. Das Ge­biet der Welt ist wei­ter als das Feld die­ser Be­o­b­ach­tung. Und was der Mensch im Sicht­ba­ren er­kennt, das muß er­gänzt und be­fruch­tet wer­den durch das­je­ni­ge, was er über die un­sich­t­­ba­ren Wel­ten zu wis­sen ver­mag. Ein Mensch, der sich nicht im­mer wie­der die Stär­kung der er­schlaff­ten Kräf­te aus dem Schla­fe hol­te, müß­te sein Le­ben zur Ver­nich­tung füh­ren; eben­so muß ei­ne Welt­be­trach­tung zur Ver­ö­dung füh­ren, die nicht durch die Er­kennt­nis des Ver­bor­ge­nen be­fruch­tet wird. Und ähn­lich ist es mit dem «To­de». Die le­ben­den We­sen ver­fal­len dem To­de, da­mit neu­es Le­ben ent­ste­hen kön­ne. Es ist eben die Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, wel­che kla­res Licht ver­b­rei­tet über den sc­hö­nen Satz Goe­thes: «Die Na­tur hat den Tod er­fun­den, um viel Le­ben zu ha­be­n01.» Wie es
Be­trach­tung des­sen, was Schlaf und Tod ver­hül­len, krank­haft ist, wenn sie zu ei­ner Schwächung, zu ei­ner Ab­kehr vom wah­ren Le­ben führt. Und nicht we­ni­ger kann man da­mit ein­ver­stan­den sein, daß vie­les, was sich von je­her in der Welt Ge­heim­wis­sen­schaft ge­nannt hat und was auch ge­gen­wär­tig un­ter die­sem Na­men ge­trie­ben wird, ein un­ge­sun­­des, le­bens­feind­li­ches Ge­prä­ge trägt. Aber die­ses Un­ge­sun­de ent­springt durch­aus nicht aus wah­rer über­sinn­li­cher Er­kennt­nis. Der wah­re Tat­be­stand ist viel­mehr der fol­gen­de. Wie der Mensch nicht im­mer wa­chen kann, so kann er auch für die wir­k­li­chen Ver­hält­nis­se des Le­bens in sei­nem gan­zen Um­fan­ge nicht aus­kom­men oh­ne das, was ihm das Über­sinn­li­che zu ge­ben ver­mag. Das Le­ben dau­ert fort im Schla­fe, und die Kräf­te, wel­che im Wa­chen ar­bei­ten und schaf­fen, ho­len sich ih­re Stär­ke und ih­re Er­fri­schung aus dem, was ih­nen der Schlaf gibt. So ist es mit dem, was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt be­o­b­ach­ten kann. Das Ge­biet der Welt ist wei­ter als das Feld die­ser Be­o­b­ach­tung. Und was der Mensch im Sicht­ba­ren er­kennt, das muß er­gänzt und be­fruch­tet wer­den durch das­je­ni­ge, was er über die un­sich­t­­ba­ren Wel­ten zu wis­sen ver­mag. Ein Mensch, der sich nicht im­mer wie­der die Stär­kung der er­schlaff­ten Kräf­te aus dem Schla­fe hol­te, müß­te sein Le­ben zur Ver­nich­tung füh­ren; eben­so muß ei­ne Welt­be­trach­tung zur Ver­ö­dung füh­ren, die nicht durch die Er­kennt­nis des Ver­bor­ge­nen be­fruch­tet wird. Und ähn­lich ist es mit dem «To­de». Die le­ben­den We­sen ver­fal­len dem To­de, da­mit neu­es Le­ben ent­ste­hen kön­ne. Es ist eben die Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, wel­che kla­res Licht ver­b­rei­tet über den sc­hö­nen Satz Goe­thes: «Die Na­tur hat den Tod er­fun­den, um viel Le­ben zu ha­be­n01.» Wie es
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<nowiki>#</nowiki>F­N013-081-01 «Der Tod ist ihr Kunst­griff, viel Le­ben zu ha­ben» (Die Na­tur, Frag­ment)
<nowiki>#</nowiki>F­N013-081-01 «Der Tod ist ihr Kunst­griff, viel Le­ben zu ha­ben» (Die Na­tur, Frag­ment)


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kein Le­ben im ge­wöhn­li­chen Sin­ne ge­ben könn­te oh­ne den Tod, so kann es kei­ne wir­k­li­che Er­kennt­nis der sicht­ba­ren Welt ge­ben oh­ne den Ein­blick in das Über­sinn­li­che. Al­les Er­ken­nen des Sicht­ba­ren muß im­mer wie­der und wie­der in das Un­sicht­ba­re un­ter­tau­chen, um sich ent­wi­ckeln zu kön­­nen. So ist er­sicht­lich, daß die Wis­sen­schaft vom Über­sin­n­­li­chen erst das Le­ben des of­fen­ba­ren Wis­sens mög­lich macht; sie schwächt nie­mals das Le­ben, wenn sie in ih­rer wah­ren Ge­stalt auf­taucht; sie stärkt es und macht es im­mer wie­der frisch und ge­sund, wenn es sich, auf sich selbst an­ge­wie­sen, schwach und krank ge­macht hat.
kein Le­ben im ge­wöhn­li­chen Sin­ne ge­ben könn­te oh­ne den Tod, so kann es kei­ne wir­k­li­che Er­kennt­nis der sicht­ba­ren Welt ge­ben oh­ne den Ein­blick in das Über­sinn­li­che. Al­les Er­ken­nen des Sicht­ba­ren muß im­mer wie­der und wie­der in das Un­sicht­ba­re un­ter­tau­chen, um sich ent­wi­ckeln zu kön­­nen. So ist er­sicht­lich, daß die Wis­sen­schaft vom Über­sin­n­­li­chen erst das Le­ben des of­fen­ba­ren Wis­sens mög­lich macht; sie schwächt nie­mals das Le­ben, wenn sie in ih­rer wah­ren Ge­stalt auf­taucht; sie stärkt es und macht es im­mer wie­der frisch und ge­sund, wenn es sich, auf sich selbst an­ge­wie­sen, schwach und krank ge­macht hat.
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Wenn der Mensch in Schlaf ver­sinkt, dann ve­r­än­dert sich der Zu­sam­men­hang in sei­nen Glie­dern. Das, was vom schla­fen­den Men­schen auf der Ru­he­stät­te liegt, ent­hält den phy­si­schen Leib und den Äther­leib, nicht aber den As­tral­­leib und nicht das Ich. Weil der Äther­leib mit dem phy­si­­schen Lei­be im Schla­fe ver­bun­den bleibt, des­halb dau­ern die Le­bens­wir­kun­gen fort. Denn in dem Au­gen­bli­cke, wo der phy­si­sche Leib sich selbst über­las­sen wä­re, müß­te er zer­­fal­len. Was aber im Schla­fe aus­ge­löscht ist, das sind die Vor­stel­lun­gen, das ist Leid und Lust, Freu­de und Kum­mer, das ist die Fähig­keit, ei­nen be­wuß­ten Wil­len zu äu­ßern, und ähn­li­che Tat­sa­chen des Da­seins. Von al­le­dem ist aber der As­tral­leib der Trä­ger. Es kann für ein un­be­fan­ge­nes Ur­tei­­len na­tür­lich die Mei­nung gar nicht in Be­tracht kom­men, daß im Schla­fe der As­tral­leib mit al­ler Lust und al­lem Leid, mit der gan­zen Vor­stel­lungs- und Wil­lens­welt ver­nich­tet sei. Er ist eben in ei­nem an­dern Zu­stan­de vor­han­den. Daß das men­sch­li­che Ich und der As­tral­leib nicht nur mit Lust und Leid und all dem an­dern Ge­nann­ten er­füllt sei, son­dern da­von auch ei­ne be­wuß­te Wahr­neh­mung ha­be, da­zu ist not­wen­dig,
Wenn der Mensch in Schlaf ver­sinkt, dann ve­r­än­dert sich der Zu­sam­men­hang in sei­nen Glie­dern. Das, was vom schla­fen­den Men­schen auf der Ru­he­stät­te liegt, ent­hält den phy­si­schen Leib und den Äther­leib, nicht aber den As­tral­­leib und nicht das Ich. Weil der Äther­leib mit dem phy­si­­schen Lei­be im Schla­fe ver­bun­den bleibt, des­halb dau­ern die Le­bens­wir­kun­gen fort. Denn in dem Au­gen­bli­cke, wo der phy­si­sche Leib sich selbst über­las­sen wä­re, müß­te er zer­­fal­len. Was aber im Schla­fe aus­ge­löscht ist, das sind die Vor­stel­lun­gen, das ist Leid und Lust, Freu­de und Kum­mer, das ist die Fähig­keit, ei­nen be­wuß­ten Wil­len zu äu­ßern, und ähn­li­che Tat­sa­chen des Da­seins. Von al­le­dem ist aber der As­tral­leib der Trä­ger. Es kann für ein un­be­fan­ge­nes Ur­tei­­len na­tür­lich die Mei­nung gar nicht in Be­tracht kom­men, daß im Schla­fe der As­tral­leib mit al­ler Lust und al­lem Leid, mit der gan­zen Vor­stel­lungs- und Wil­lens­welt ver­nich­tet sei. Er ist eben in ei­nem an­dern Zu­stan­de vor­han­den. Daß das men­sch­li­che Ich und der As­tral­leib nicht nur mit Lust und Leid und all dem an­dern Ge­nann­ten er­füllt sei, son­dern da­von auch ei­ne be­wuß­te Wahr­neh­mung ha­be, da­zu ist not­wen­dig,


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daß der As­tral­leib mit dem phy­si­schen Leib und Äther­leib ver­bun­den sei. Im Wa­chen ist er die­ses, im Schla­­fen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm her­aus­ge­zo­gen. Er hat ei­ne an­de­re Art des Da­seins an­ge­nom­men als die­je­ni­ge ist, die ihm wäh­rend sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem Lei­be und Äther­lei­be zu­kommt. Es ist nun die Auf­ga­be der Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, die­se an­de­re Art des Da­seins im As­tral­lei­be zu be­trach­ten. Für die Be­o­b­ach­tung in der äu­ße­ren Welt ent­schwin­det der As­tral­leib im Schla­fe; die über­sinn­li­che An­schau­ung hat ihn nun zu ver­fol­gen in sei­­nem Le­ben, bis er wie­der Be­sitz vom phy­si­schen Lei­be und Äther­lei­be beim Er­wa­chen er­g­reift. Wie in al­len Fäl­len, in de­nen es sich um die Er­kennt­nis der ver­bor­ge­nen Din­ge und Vor­gän­ge der Welt han­delt, ge­hört zum Auf­fin­den der wir­k­­li­chen Tat­sa­chen des Schlaf­zu­stan­des in ih­rer ei­ge­nen Ge­­stalt die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung; wenn aber ein­mal aus­­­ge­spro­chen ist, was durch die­se ge­fun­den wer­den kann, dann ist die­ses für ein wahr­haft un­be­fan­ge­nes Den­ken oh­ne wei­­te­res ver­ständ­lich. Denn die Vor­gän­ge der ver­bor­ge­nen Welt zei­gen sich in ih­ren Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren. Er­sieht man, wie das, was die über­sinn­li­che Be­trach­tung an­gibt, die sin­nen­fäl­li­gen Vor­gän­ge ver­ständ­lich macht, so ist ei­ne sol­che Be­stä­ti­gung durch das Le­ben der Be­weis, den man für die­se Din­ge ver­lan­gen kann. Wer nicht die spä­ter an­zu­ge­ben­den Mit­tel zur Er­lan­gung der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­­tung ge­brau­chen will, der kann die fol­gen­de Er­fah­rung ma­chen. Er kann zu­nächst die An­ga­ben der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis hin­neh­men und dann sie auf die of­fen­ba­ren Din­ge sei­ner Er­fah­rung an­wen­den. Er kann auf die­se Art fin­den, daß das Le­ben da­durch klar und ver­ständ­lich wird. Und er wird zu die­ser Über­zeu­gung um so mehr kom­men,
daß der As­tral­leib mit dem phy­si­schen Leib und Äther­leib ver­bun­den sei. Im Wa­chen ist er die­ses, im Schla­­fen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm her­aus­ge­zo­gen. Er hat ei­ne an­de­re Art des Da­seins an­ge­nom­men als die­je­ni­ge ist, die ihm wäh­rend sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem Lei­be und Äther­lei­be zu­kommt. Es ist nun die Auf­ga­be der Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, die­se an­de­re Art des Da­seins im As­tral­lei­be zu be­trach­ten. Für die Be­o­b­ach­tung in der äu­ße­ren Welt ent­schwin­det der As­tral­leib im Schla­fe; die über­sinn­li­che An­schau­ung hat ihn nun zu ver­fol­gen in sei­­nem Le­ben, bis er wie­der Be­sitz vom phy­si­schen Lei­be und Äther­lei­be beim Er­wa­chen er­g­reift. Wie in al­len Fäl­len, in de­nen es sich um die Er­kennt­nis der ver­bor­ge­nen Din­ge und Vor­gän­ge der Welt han­delt, ge­hört zum Auf­fin­den der wir­k­­li­chen Tat­sa­chen des Schlaf­zu­stan­des in ih­rer ei­ge­nen Ge­­stalt die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung; wenn aber ein­mal aus­­­ge­spro­chen ist, was durch die­se ge­fun­den wer­den kann, dann ist die­ses für ein wahr­haft un­be­fan­ge­nes Den­ken oh­ne wei­­te­res ver­ständ­lich. Denn die Vor­gän­ge der ver­bor­ge­nen Welt zei­gen sich in ih­ren Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren. Er­sieht man, wie das, was die über­sinn­li­che Be­trach­tung an­gibt, die sin­nen­fäl­li­gen Vor­gän­ge ver­ständ­lich macht, so ist ei­ne sol­che Be­stä­ti­gung durch das Le­ben der Be­weis, den man für die­se Din­ge ver­lan­gen kann. Wer nicht die spä­ter an­zu­ge­ben­den Mit­tel zur Er­lan­gung der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­­tung ge­brau­chen will, der kann die fol­gen­de Er­fah­rung ma­chen. Er kann zu­nächst die An­ga­ben der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis hin­neh­men und dann sie auf die of­fen­ba­ren Din­ge sei­ner Er­fah­rung an­wen­den. Er kann auf die­se Art fin­den, daß das Le­ben da­durch klar und ver­ständ­lich wird. Und er wird zu die­ser Über­zeu­gung um so mehr kom­men,


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je ge­nau­er und ein­ge­hen­der er das ge­wöhn­li­che Le­ben be­­trach­tet.
je ge­nau­er und ein­ge­hen­der er das ge­wöhn­li­che Le­ben be­­trach­tet.
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Wenn auch der As­tral­leib wäh­rend des Schla­fes kei­ne Vor­stel­lun­gen er­lebt, wenn er auch nicht Lust und Leid und ähn­li­ches er­fährt: er bleibt nicht un­tä­tig. Ihm ob­liegt viel­­mehr ge­ra­de im Schlaf­zu­stan­de ei­ne re­ge Tä­tig­keit. Es ist ei­ne Tä­tig­keit, in wel­che er in rhyth­mi­scher Fol­ge im­mer wie­der ein­t­re­ten muß, wenn er ei­ne Zeit­lang in Ge­mein­schaft mit dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig war. Wie ein Uhr­pen­del, nach­dem er nach links aus­ge­schla­gen hat und wie­der in die Mit­tel­la­ge zu­rück­ge­kom­men ist, durch die bei die­sem Aus­schlag ge­sam­mel­te Kraft nach rechts aus­schla­gen muß: so müs­sen der As­tral­leib und das in sei­nem Scho­ße be­find­li­che Ich, nach­dem sie ei­ni­ge Zeit in dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig wa­ren, durch die Er­geb­nis­se die­ser Tä­tig­keit ei­ne fol­gen­de Zeit leib­f­rei in ei­ner see­lisch-geis­ti­­gen Um­welt ih­re Reg­sam­keit ent­fal­ten. Für die ge­wöhn­li­che Le­bens­ver­fas­sung des Men­schen tritt inn­er­halb die­ses leib­f­rei­en Zu­stan­des des As­tral­lei­bes und des Ich Be­wußt­lo­si­g­keit ein, weil die­se eben den Ge­gen­satz ge­gen­über dem im Wach­zu­stan­de durch Zu­sam­men­sein mit phy­si­schem und Äther­leib ent­wi­ckel­ten Be­wußt­s­eins­zu­stand dar­s­tellt: wie der rech­te Pen­del­aus­schlag den Ge­gen­satz des lin­ken bil­det. Die Not­wen­dig­keit, in die­se Be­wußt­lo­sig­keit ein­zu­t­re­ten, wird von dem Geis­tig-See­li­schen des Men­schen als Er­mü­dung emp­fun­den. Aber die­se Er­mü­dung ist der Aus­druck da­für, daß As­tral­leib und Ich wäh­rend des Schla­fes sich be­­reit ma­chen, im fol­gen­den Wach­zu­stan­de am phy­si­schen und Äther­lei­be wie­der zu­rück­zu­bil­den, was in die­sen, so­lan­ge sie frei vom Geis­tig-See­li­schen wa­ren, durch rein or­ga­ni­sche un­be­wuß­te Bil­de­tä­tig­keit ent­stan­den ist. Die­se un­be­wuß­te
Wenn auch der As­tral­leib wäh­rend des Schla­fes kei­ne Vor­stel­lun­gen er­lebt, wenn er auch nicht Lust und Leid und ähn­li­ches er­fährt: er bleibt nicht un­tä­tig. Ihm ob­liegt viel­­mehr ge­ra­de im Schlaf­zu­stan­de ei­ne re­ge Tä­tig­keit. Es ist ei­ne Tä­tig­keit, in wel­che er in rhyth­mi­scher Fol­ge im­mer wie­der ein­t­re­ten muß, wenn er ei­ne Zeit­lang in Ge­mein­schaft mit dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig war. Wie ein Uhr­pen­del, nach­dem er nach links aus­ge­schla­gen hat und wie­der in die Mit­tel­la­ge zu­rück­ge­kom­men ist, durch die bei die­sem Aus­schlag ge­sam­mel­te Kraft nach rechts aus­schla­gen muß: so müs­sen der As­tral­leib und das in sei­nem Scho­ße be­find­li­che Ich, nach­dem sie ei­ni­ge Zeit in dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig wa­ren, durch die Er­geb­nis­se die­ser Tä­tig­keit ei­ne fol­gen­de Zeit leib­f­rei in ei­ner see­lisch-geis­ti­­gen Um­welt ih­re Reg­sam­keit ent­fal­ten. Für die ge­wöhn­li­che Le­bens­ver­fas­sung des Men­schen tritt inn­er­halb die­ses leib­f­rei­en Zu­stan­des des As­tral­lei­bes und des Ich Be­wußt­lo­si­g­keit ein, weil die­se eben den Ge­gen­satz ge­gen­über dem im Wach­zu­stan­de durch Zu­sam­men­sein mit phy­si­schem und Äther­leib ent­wi­ckel­ten Be­wußt­s­eins­zu­stand dar­s­tellt: wie der rech­te Pen­del­aus­schlag den Ge­gen­satz des lin­ken bil­det. Die Not­wen­dig­keit, in die­se Be­wußt­lo­sig­keit ein­zu­t­re­ten, wird von dem Geis­tig-See­li­schen des Men­schen als Er­mü­dung emp­fun­den. Aber die­se Er­mü­dung ist der Aus­druck da­für, daß As­tral­leib und Ich wäh­rend des Schla­fes sich be­­reit ma­chen, im fol­gen­den Wach­zu­stan­de am phy­si­schen und Äther­lei­be wie­der zu­rück­zu­bil­den, was in die­sen, so­lan­ge sie frei vom Geis­tig-See­li­schen wa­ren, durch rein or­ga­ni­sche un­be­wuß­te Bil­de­tä­tig­keit ent­stan­den ist. Die­se un­be­wuß­te


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Bil­de­tä­tig­keit und das­je­ni­ge, was im Men­schen­we­sen wäh­­rend des Be­wußt­seins und durch die­ses ge­schieht, sind Ge­gen­­sät­ze. Sol­che Ge­gen­sät­ze, die in rhyth­mi­scher Fol­ge sich ab­wech­seln müs­sen. Es kann dem phy­si­schen Leib die ihm für den Men­schen zu­kom­men­de Form und Ge­stalt nur durch den men­sch­li­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den. Aber die­se men­sch­li­che Form des phy­si­schen Lei­bes kann nur durch ei­nen sol­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den, dem sei­ner­seits wie­der von dem As­tral­lei­be die ent­sp­re­chen­den Kräf­te zu­­­ge­führt wer­den. Der Äther­leib ist der Bild­ner, der Ar­chi­­tekt des phy­si­schen Lei­bes. Er kann aber nur im rich­ti­gen Sin­ne bil­den, wenn er die An­re­gung zu der Art, wie er zu bil­den hat, von dem As­tral­lei­be er­hält. In die­sem sind die Vor­bil­der, nach de­nen der Äther­leib dem phy­si­schen Lei­be sei­ne Ge­stalt gibt. Wäh­rend des Wa­chens ist nun der As­tral­­leib nicht mit die­sen Vor­bil­dern für den phy­si­schen Leib er­füllt oder we­nigs­tens nur bis zu ei­nem be­stimm­ten Gra­de. Denn wäh­rend des Wa­chens setzt die See­le ih­re ei­ge­nen Bil­der an die Stel­le die­ser Vor­bil­der. Wenn der Mensch die Sin­ne auf sei­ne Um­ge­bung rich­tet, so bil­det er sich eben durch die Wahr­neh­mung in sei­nen Vor­stel­lun­gen Bil­der, wel­che die Ab­bil­der der ihn um­ge­ben­den Welt sind. Die­se Ab­bil­der sind zu­nächst Stö­ren­frie­de für die­je­ni­gen Bil­der, wel­che den Äther­leib an­re­gen zur Er­hal­tung des phy­si­schen Lei­bes. Nur dann, wenn der Mensch aus ei­ge­ner Tä­tig­keit sei­nem As­tral­lei­be die­je­ni­gen Bil­der zu­füh­ren könn­te, wel­che dem Äther­lei­be die rich­ti­ge An­re­gung ge­­ben kön­nen, dann wä­re ei­ne sol­che Stör­ung nicht vor­han­­den. Im Men­schen­da­sein spielt aber ge­ra­de die­se Stör­ung ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Und sie drückt sich da­durch aus, daß wäh­rend des Wa­chens die Vor­bil­der für den Äther­leib nicht
Bil­de­tä­tig­keit und das­je­ni­ge, was im Men­schen­we­sen wäh­­rend des Be­wußt­seins und durch die­ses ge­schieht, sind Ge­gen­­sät­ze. Sol­che Ge­gen­sät­ze, die in rhyth­mi­scher Fol­ge sich ab­wech­seln müs­sen. Es kann dem phy­si­schen Leib die ihm für den Men­schen zu­kom­men­de Form und Ge­stalt nur durch den men­sch­li­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den. Aber die­se men­sch­li­che Form des phy­si­schen Lei­bes kann nur durch ei­nen sol­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den, dem sei­ner­seits wie­der von dem As­tral­lei­be die ent­sp­re­chen­den Kräf­te zu­­­ge­führt wer­den. Der Äther­leib ist der Bild­ner, der Ar­chi­­tekt des phy­si­schen Lei­bes. Er kann aber nur im rich­ti­gen Sin­ne bil­den, wenn er die An­re­gung zu der Art, wie er zu bil­den hat, von dem As­tral­lei­be er­hält. In die­sem sind die Vor­bil­der, nach de­nen der Äther­leib dem phy­si­schen Lei­be sei­ne Ge­stalt gibt. Wäh­rend des Wa­chens ist nun der As­tral­­leib nicht mit die­sen Vor­bil­dern für den phy­si­schen Leib er­füllt oder we­nigs­tens nur bis zu ei­nem be­stimm­ten Gra­de. Denn wäh­rend des Wa­chens setzt die See­le ih­re ei­ge­nen Bil­der an die Stel­le die­ser Vor­bil­der. Wenn der Mensch die Sin­ne auf sei­ne Um­ge­bung rich­tet, so bil­det er sich eben durch die Wahr­neh­mung in sei­nen Vor­stel­lun­gen Bil­der, wel­che die Ab­bil­der der ihn um­ge­ben­den Welt sind. Die­se Ab­bil­der sind zu­nächst Stö­ren­frie­de für die­je­ni­gen Bil­der, wel­che den Äther­leib an­re­gen zur Er­hal­tung des phy­si­schen Lei­bes. Nur dann, wenn der Mensch aus ei­ge­ner Tä­tig­keit sei­nem As­tral­lei­be die­je­ni­gen Bil­der zu­füh­ren könn­te, wel­che dem Äther­lei­be die rich­ti­ge An­re­gung ge­­ben kön­nen, dann wä­re ei­ne sol­che Stör­ung nicht vor­han­­den. Im Men­schen­da­sein spielt aber ge­ra­de die­se Stör­ung ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Und sie drückt sich da­durch aus, daß wäh­rend des Wa­chens die Vor­bil­der für den Äther­leib nicht


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in ih­rer vol­len Kraft wir­ken. Sei­ne Wach­leis­tung voll­bringt der As­tral­leib inn­er­halb des phy­si­schen Lei­bes; im Schla­fe ar­bei­tet er an die­sem von au­ßen.01
in ih­rer vol­len Kraft wir­ken. Sei­ne Wach­leis­tung voll­bringt der As­tral­leib inn­er­halb des phy­si­schen Lei­bes; im Schla­fe ar­bei­tet er an die­sem von au­ßen.01
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<nowiki>#</nowiki>F­N013-086 Ober das We­sen der Er­mü­dung ver­g­lei­che man die am Schlus­se die­ses Bu­ches an­ge­füg­ten «Ein­zel­hei­ten aus dem Ge­bie­te der Geis­tes­­wis­sen­schaft».
<nowiki>#</nowiki>F­N013-086 Ober das We­sen der Er­mü­dung ver­g­lei­che man die am Schlus­se die­ses Bu­ches an­ge­füg­ten «Ein­zel­hei­ten aus dem Ge­bie­te der Geis­tes­­wis­sen­schaft».


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Wie nun der phy­si­sche Leib in die phy­si­sche Welt ein­ge­­bet­tet ist, zu der er ge­hört, so ist der As­tral­leib zu der sei­­ni­gen ge­hö­rig. Nur wird er durch das Wach­le­ben aus die­ser sei­ner Welt her­aus­ge­ris­sen. Man kann das, was da vor­geht, mit ei­nem Ver­g­lei­che sich ver­an­schau­li­chen. Man den­ke sich ein Ge­fäß mit Was­ser. Ein Trop­fen ist inn­er­halb die­ser gan­­zen Was­ser­mas­se nichts für sich Ab­ge­son­der­tes. Man neh­me aber ein klei­nes Schwämm­chen und sau­ge da­mit ei­nen Trop­­fen aus der gan­zen Was­ser­mas­se her­aus. So et­was geht mit dem men­sch­li­chen As­tral­lei­be beim Er­wa­chen vor sich. Wäh­­rend des Schla­fes ist er in ei­ner mit ihm glei­chen Welt. Er bil­det et­was in ei­ner ge­wis­sen Wei­se zu die­ser Ge­hö­ri­ges. Beim Er­wa­chen sau­gen ihn der phy­si­sche Leib und der Äther­­leib auf. Sie er­fül­len sich mit ihm. Sie ent­hal­ten die Or­ga­ne, durch die er die äu­ße­re Welt wahr­nimmt. Er aber muß, um zu die­ser Wahr­neh­mung zu kom­men, aus sei­ner Welt sich her­aus­schei­den. Aus die­ser sei­ner Welt aber kann er nur die Vor­bil­der er­hal­ten, wel­che er für den Äther­leib braucht.­Wie dem phy­si­schen Lei­be zum Bei­spiel die Nah­rungs­mit­tel aus sei­ner Um­ge­bung zu­kom­men, so kom­men dem As­tral­leib wäh­rend des Schlaf­zu­stan­des die Bil­der der ihn um­­­ge­ben­den Welt zu. Er lebt da in der Tat au­ßer­halb des phy­si­schen und des Äther­lei­bes im Wel­tall. In dem­sel­ben Wel­tall, aus dem her­aus der gan­ze Mensch ge­bo­ren ist. In die­sem Wel­tall ist die Qu­el­le der Bil­der, durch die der Mensch sei­ne Ge­stalt er­hält. Er ist har­mo­nisch die­sem Wel­tall ein­ge­g­lie­dert. Und er hebt sich wäh­rend des Wa­chens her­aus aus die­ser um­fas­sen­den Har­mo­nie, um zu der äu­ße­ren Wahr­neh­mung zu kom­men. Im Schlaf kehrt sein As­tral­leib in die­se Har­mo­nie des Wel­talls zu­rück. Er führt beim Er­wa­chen aus die­ser so viel Kraft in sei­ne Lei­ber ein, daß er
Wie nun der phy­si­sche Leib in die phy­si­sche Welt ein­ge­­bet­tet ist, zu der er ge­hört, so ist der As­tral­leib zu der sei­­ni­gen ge­hö­rig. Nur wird er durch das Wach­le­ben aus die­ser sei­ner Welt her­aus­ge­ris­sen. Man kann das, was da vor­geht, mit ei­nem Ver­g­lei­che sich ver­an­schau­li­chen. Man den­ke sich ein Ge­fäß mit Was­ser. Ein Trop­fen ist inn­er­halb die­ser gan­­zen Was­ser­mas­se nichts für sich Ab­ge­son­der­tes. Man neh­me aber ein klei­nes Schwämm­chen und sau­ge da­mit ei­nen Trop­­fen aus der gan­zen Was­ser­mas­se her­aus. So et­was geht mit dem men­sch­li­chen As­tral­lei­be beim Er­wa­chen vor sich. Wäh­­rend des Schla­fes ist er in ei­ner mit ihm glei­chen Welt. Er bil­det et­was in ei­ner ge­wis­sen Wei­se zu die­ser Ge­hö­ri­ges. Beim Er­wa­chen sau­gen ihn der phy­si­sche Leib und der Äther­­leib auf. Sie er­fül­len sich mit ihm. Sie ent­hal­ten die Or­ga­ne, durch die er die äu­ße­re Welt wahr­nimmt. Er aber muß, um zu die­ser Wahr­neh­mung zu kom­men, aus sei­ner Welt sich her­aus­schei­den. Aus die­ser sei­ner Welt aber kann er nur die Vor­bil­der er­hal­ten, wel­che er für den Äther­leib braucht.­Wie dem phy­si­schen Lei­be zum Bei­spiel die Nah­rungs­mit­tel aus sei­ner Um­ge­bung zu­kom­men, so kom­men dem As­tral­leib wäh­rend des Schlaf­zu­stan­des die Bil­der der ihn um­­­ge­ben­den Welt zu. Er lebt da in der Tat au­ßer­halb des phy­si­schen und des Äther­lei­bes im Wel­tall. In dem­sel­ben Wel­tall, aus dem her­aus der gan­ze Mensch ge­bo­ren ist. In die­sem Wel­tall ist die Qu­el­le der Bil­der, durch die der Mensch sei­ne Ge­stalt er­hält. Er ist har­mo­nisch die­sem Wel­tall ein­ge­g­lie­dert. Und er hebt sich wäh­rend des Wa­chens her­aus aus die­ser um­fas­sen­den Har­mo­nie, um zu der äu­ße­ren Wahr­neh­mung zu kom­men. Im Schlaf kehrt sein As­tral­leib in die­se Har­mo­nie des Wel­talls zu­rück. Er führt beim Er­wa­chen aus die­ser so viel Kraft in sei­ne Lei­ber ein, daß er


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das Ver­wei­len in der Har­mo­nie wie­der für ei­ni­ge Zeit en­t­­beh­ren kann. Der As­tral­leib kehrt wäh­rend des Schla­fes in sei­ne Hei­mat zu­rück und bringt sich beim Er­wa­chen neu­ge­stärk­te Kräf­te in das Le­ben mit. Den äu­ße­ren Aus­druck fin­det der Be­sitz, den der As­tral­leib beim Er­wa­chen mit­­bringt, in der Er­qui­ckung, wel­che ein ge­sun­der Schlaf ver­­­leiht. Die wei­te­ren Dar­le­gun­gen der Ge­heim­wis­sen­schaft wer­den er­ge­ben, daß die­se Hei­mat des As­tral­lei­bes um­­­fas­sen­der ist als das­je­ni­ge, was zum phy­si­schen Kör­per im en­ge­ren Sin­ne von der phy­si­schen Um­ge­bung ge­hört. Wäh­­rend näm­lich der Mensch als phy­si­sches We­sen ein Glied der Er­de ist, ge­hört sein As­tral­leib Wel­ten an, in wel­che noch an­de­re Welt­kör­per ein­ge­bet­tet sind als un­se­re Er­de. Er tritt da­durch was, wie ge­sagt, erst in den wei­te­ren Aus­füh­run­­gen klar wer­den kann wäh­rend des Schla­fes in ei­ne Welt ein, zu der an­de­re Wel­ten als die Er­de ge­hö­ren.
das Ver­wei­len in der Har­mo­nie wie­der für ei­ni­ge Zeit en­t­­beh­ren kann. Der As­tral­leib kehrt wäh­rend des Schla­fes in sei­ne Hei­mat zu­rück und bringt sich beim Er­wa­chen neu­ge­stärk­te Kräf­te in das Le­ben mit. Den äu­ße­ren Aus­druck fin­det der Be­sitz, den der As­tral­leib beim Er­wa­chen mit­­bringt, in der Er­qui­ckung, wel­che ein ge­sun­der Schlaf ver­­­leiht. Die wei­te­ren Dar­le­gun­gen der Ge­heim­wis­sen­schaft wer­den er­ge­ben, daß die­se Hei­mat des As­tral­lei­bes um­­­fas­sen­der ist als das­je­ni­ge, was zum phy­si­schen Kör­per im en­ge­ren Sin­ne von der phy­si­schen Um­ge­bung ge­hört. Wäh­­rend näm­lich der Mensch als phy­si­sches We­sen ein Glied der Er­de ist, ge­hört sein As­tral­leib Wel­ten an, in wel­che noch an­de­re Welt­kör­per ein­ge­bet­tet sind als un­se­re Er­de. Er tritt da­durch was, wie ge­sagt, erst in den wei­te­ren Aus­füh­run­­gen klar wer­den kann wäh­rend des Schla­fes in ei­ne Welt ein, zu der an­de­re Wel­ten als die Er­de ge­hö­ren.
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Es soll­te über­flüs­sig sein, auf ein leicht sich ein­s­tel­len­des Mißv­er­ständ­nis in be­zug auf die­se Tat­sa­chen hin­zu­wei­sen. Es ist aber nicht un­nö­t­ig in un­se­rer Zeit, in der ge­wis­se ma­­te­ria­lis­ti­sche Vor­stel­lungs­ar­ten vor­han­den sind. Von Sei­ten, auf de­nen sol­che herr­schen, kann na­tür­lich ge­sagt wer­den, es sei ein­zig wis­sen­schaft­lich, so et­was wie den Schlaf nach sei­nen phy­si­schen Be­din­gun­gen zu er­for­schen. Wenn auch die Ge­lehr­ten über die phy­si­sche Ur­sa­che des Schla­fes noch nicht ei­nig sei­en: das ei­ne ste­he doch fest, daß man be­stimm­te phy­si­sche Vor­gän­ge an­neh­men müs­se, wel­che die­­ser Er­schei­nung zu­grun­de lie­gen. Wenn man aber doch an­er­ken­nen woll­te, daß die über­sinn­li­che Er­kennt­nis durch­aus nicht mit die­ser Be­haup­tung im Wi­der­spruch steht! Sie gibt al­les zu, was von die­ser Sei­te ge­sagt wird, wie man zu­gibt, daß für die phy­si­sche Ent­ste­hung ei­nes Hau­ses ein Zie­gel
Es soll­te über­flüs­sig sein, auf ein leicht sich ein­s­tel­len­des Mißv­er­ständ­nis in be­zug auf die­se Tat­sa­chen hin­zu­wei­sen. Es ist aber nicht un­nö­t­ig in un­se­rer Zeit, in der ge­wis­se ma­­te­ria­lis­ti­sche Vor­stel­lungs­ar­ten vor­han­den sind. Von Sei­ten, auf de­nen sol­che herr­schen, kann na­tür­lich ge­sagt wer­den, es sei ein­zig wis­sen­schaft­lich, so et­was wie den Schlaf nach sei­nen phy­si­schen Be­din­gun­gen zu er­for­schen. Wenn auch die Ge­lehr­ten über die phy­si­sche Ur­sa­che des Schla­fes noch nicht ei­nig sei­en: das ei­ne ste­he doch fest, daß man be­stimm­te phy­si­sche Vor­gän­ge an­neh­men müs­se, wel­che die­­ser Er­schei­nung zu­grun­de lie­gen. Wenn man aber doch an­er­ken­nen woll­te, daß die über­sinn­li­che Er­kennt­nis durch­aus nicht mit die­ser Be­haup­tung im Wi­der­spruch steht! Sie gibt al­les zu, was von die­ser Sei­te ge­sagt wird, wie man zu­gibt, daß für die phy­si­sche Ent­ste­hung ei­nes Hau­ses ein Zie­gel


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auf den an­dern ge­legt wer­den muß, und daß, wenn das Haus fer­tig ist, aus rein me­cha­ni­schen Ge­set­zen sei­ne Form und sein Zu­sam­men­hang er­klärt wer­den kön­ne. Aber daß das Haus ent­steht, da­zu ist der Ge­dan­ke des Bau­meis­ters not­wen­dig. Ihn fin­det man nicht, wenn man le­dig­lich die phy­si­schen Ge­set­ze un­ter­sucht. So wie hin­ter den phy­­si­schen Ge­set­zen, wel­che das Haus er­klär­lich ma­chen, die Ge­dan­ken sei­nes Sc­höp­fers ste­hen, so hin­ter dem, was die phy­si­sche Wis­sen­schaft in durch­aus rich­ti­ger Wei­se vor­bringt, das­je­ni­ge, wo­von durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­spro­chen wird. Ge­wiß, die­ser Ver­g­leich wird oft vor­ge­bracht, wenn von der Recht­fer­ti­gung ei­nes geis­ti­gen Hin­ter­grun­des der Welt die Re­de ist. Und man kann ihn tri­vial fin­den. Aber in sol­chen Din­gen han­delt es sich nicht dar­um, daß man mit ge­wis­sen Be­grif­fen be­kannt ist, son­dern dar­um, daß man ih­nen zur Be­grün­dung ei­ner Sa­che das rich­ti­ge Ge­wicht bei­legt. Da­ran kann man ein­fach da­durch ver­hin­dert sein, daß ent­ge­gen­ge­setz­te Vor­stel­lun­gen ei­ne zu gro­ße Macht über die Ur­teils­kraft ha­ben, um die­ses Ge­wicht in der rich­ti­gen Wei­se zu emp­fin­den.
auf den an­dern ge­legt wer­den muß, und daß, wenn das Haus fer­tig ist, aus rein me­cha­ni­schen Ge­set­zen sei­ne Form und sein Zu­sam­men­hang er­klärt wer­den kön­ne. Aber daß das Haus ent­steht, da­zu ist der Ge­dan­ke des Bau­meis­ters not­wen­dig. Ihn fin­det man nicht, wenn man le­dig­lich die phy­si­schen Ge­set­ze un­ter­sucht. So wie hin­ter den phy­­si­schen Ge­set­zen, wel­che das Haus er­klär­lich ma­chen, die Ge­dan­ken sei­nes Sc­höp­fers ste­hen, so hin­ter dem, was die phy­si­sche Wis­sen­schaft in durch­aus rich­ti­ger Wei­se vor­bringt, das­je­ni­ge, wo­von durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­spro­chen wird. Ge­wiß, die­ser Ver­g­leich wird oft vor­ge­bracht, wenn von der Recht­fer­ti­gung ei­nes geis­ti­gen Hin­ter­grun­des der Welt die Re­de ist. Und man kann ihn tri­vial fin­den. Aber in sol­chen Din­gen han­delt es sich nicht dar­um, daß man mit ge­wis­sen Be­grif­fen be­kannt ist, son­dern dar­um, daß man ih­nen zur Be­grün­dung ei­ner Sa­che das rich­ti­ge Ge­wicht bei­legt. Da­ran kann man ein­fach da­durch ver­hin­dert sein, daß ent­ge­gen­ge­setz­te Vor­stel­lun­gen ei­ne zu gro­ße Macht über die Ur­teils­kraft ha­ben, um die­ses Ge­wicht in der rich­ti­gen Wei­se zu emp­fin­den.
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Ein Zwi­schen­zu­stand zwi­schen Wa­chen und Schla­fen ist das Träu­men. Was die Trau­mer­leb­nis­se ei­ner sin­ni­gen Be­trach­tung dar­bie­ten, ist das bun­te Durch­ein­an­der­wo­gen ei­ner Bil­der­welt, das aber doch auch et­was von Re­gel und Ge­setz in sich birgt. Auf­s­tei­gen und Ab­flu­ten, oft in wir­rer Fol­ge, scheint zu­nächst die­se Welt zu zei­gen. Los­ge­bun­den ist der Mensch in sei­nem Tra­um­le­ben von dem Ge­setz des wa­chen Be­wußt­seins, das ihn ket­tet an die Wahr­neh­mung der Sin­ne und an die Re­geln sei­ner Ur­teils­kraft. Und doch hat der Traum et­was von ge­heim­nis­vol­len Ge­set­zen, wel­che der men­sch­li­chen Ah­nung reiz­voll und an­zie­hend sind und
Ein Zwi­schen­zu­stand zwi­schen Wa­chen und Schla­fen ist das Träu­men. Was die Trau­mer­leb­nis­se ei­ner sin­ni­gen Be­trach­tung dar­bie­ten, ist das bun­te Durch­ein­an­der­wo­gen ei­ner Bil­der­welt, das aber doch auch et­was von Re­gel und Ge­setz in sich birgt. Auf­s­tei­gen und Ab­flu­ten, oft in wir­rer Fol­ge, scheint zu­nächst die­se Welt zu zei­gen. Los­ge­bun­den ist der Mensch in sei­nem Tra­um­le­ben von dem Ge­setz des wa­chen Be­wußt­seins, das ihn ket­tet an die Wahr­neh­mung der Sin­ne und an die Re­geln sei­ner Ur­teils­kraft. Und doch hat der Traum et­was von ge­heim­nis­vol­len Ge­set­zen, wel­che der men­sch­li­chen Ah­nung reiz­voll und an­zie­hend sind und


<nowiki>#</nowiki>SE013-090
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wel­che die tie­fe­re Ur­sa­che da­von sind, daß man das sc­hö­ne Spiel der Phan­ta­sie, wie es künst­le­ri­schem Emp­fin­den zu­­­grun­de liegt, im­mer gern mit dem «Träu­men» ver­g­leicht. Man braucht sich nur an ei­ni­ge kenn­zeich­nen­de Träu­me zu er­in­nern, und man wird das be­stä­tigt fin­den. Ein Mensch träumt zum Bei­spiel, daß er ei­nen auf ihn los­stür­zen­den Hund ver­ja­ge. Er wacht auf und fin­det sich eben noch da­bei, wie er un­be­wußt ei­nen Teil der Bett­de­cke von sich ab­schiebt, die sich an ei­ne un­ge­wohn­te Stel­le sei­nes Kör­pers ge­legt hat und die ihm des­halb läs­t­ig ge­wor­den ist. Was macht da das Tra­um­le­ben aus dem sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Vor­­­gang? Was die Sin­ne im wa­chen Zu­stan­de wahr­neh­men wür­den, läßt das Schlaf­le­ben zu­nächst völ­lig im Un­be­wu­ß­­ten lie­gen. Es hält aber et­was We­sent­li­ches fest, näm­lich die Tat­sa­che, daß der Mensch et­was von sich ab­weh­ren will. Und um die­ses her­um spinnt es ei­nen bild­haf­ten Vor­gang. Die Bil­der als sol­che sind Nach­klän­ge aus dem wa­chen Ta­ges­le­ben. Die Art, wie sie die­sem ent­nom­men sind, hat et­was Will­kür­li­ches. Ein je­der hat die Emp­fin­dung, daß ihm der Traum bei der­sel­ben äu­ße­ren Ver­an­las­sung auch an­de­re Bil­der vor­gau­keln könn­te. Aber die Emp­fin­dung, daß der Mensch et­was ab­zu­weh­ren hat, drü­cken sie sinn­bild­lich aus. Der Traum schafft Sinn­bil­der; er ist ein Sym­bo­li­ker. Auch in­ne­re Vor­gän­ge kön­nen sich in sol­che Traum­sym­bo­le wan­­deln. Ein Mensch träumt, daß ein Feu­er ne­ben ihm pras­selt; er sieht im Trau­me die Flam­men. Er wacht auf und fühlt, daß er sich zu stark zu­ge­deckt hat und ihm zu warm ge­wor­den ist. Das Ge­fühl zu gro­ßer Wär­me drückt sich sin­n­­bild­lich in dem Bil­de aus. Ganz dra­ma­ti­sche Er­leb­nis­se kön­­nen sich im Trau­me ab­spie­len. Je­mand träumt zum Bei­spiel, er ste­he an ei­nem Ab­grun­de. Er sieht, wie ein Kind her­an­läuft.
wel­che die tie­fe­re Ur­sa­che da­von sind, daß man das sc­hö­ne Spiel der Phan­ta­sie, wie es künst­le­ri­schem Emp­fin­den zu­­­grun­de liegt, im­mer gern mit dem «Träu­men» ver­g­leicht. Man braucht sich nur an ei­ni­ge kenn­zeich­nen­de Träu­me zu er­in­nern, und man wird das be­stä­tigt fin­den. Ein Mensch träumt zum Bei­spiel, daß er ei­nen auf ihn los­stür­zen­den Hund ver­ja­ge. Er wacht auf und fin­det sich eben noch da­bei, wie er un­be­wußt ei­nen Teil der Bett­de­cke von sich ab­schiebt, die sich an ei­ne un­ge­wohn­te Stel­le sei­nes Kör­pers ge­legt hat und die ihm des­halb läs­t­ig ge­wor­den ist. Was macht da das Tra­um­le­ben aus dem sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Vor­­­gang? Was die Sin­ne im wa­chen Zu­stan­de wahr­neh­men wür­den, läßt das Schlaf­le­ben zu­nächst völ­lig im Un­be­wu­ß­­ten lie­gen. Es hält aber et­was We­sent­li­ches fest, näm­lich die Tat­sa­che, daß der Mensch et­was von sich ab­weh­ren will. Und um die­ses her­um spinnt es ei­nen bild­haf­ten Vor­gang. Die Bil­der als sol­che sind Nach­klän­ge aus dem wa­chen Ta­ges­le­ben. Die Art, wie sie die­sem ent­nom­men sind, hat et­was Will­kür­li­ches. Ein je­der hat die Emp­fin­dung, daß ihm der Traum bei der­sel­ben äu­ße­ren Ver­an­las­sung auch an­de­re Bil­der vor­gau­keln könn­te. Aber die Emp­fin­dung, daß der Mensch et­was ab­zu­weh­ren hat, drü­cken sie sinn­bild­lich aus. Der Traum schafft Sinn­bil­der; er ist ein Sym­bo­li­ker. Auch in­ne­re Vor­gän­ge kön­nen sich in sol­che Traum­sym­bo­le wan­­deln. Ein Mensch träumt, daß ein Feu­er ne­ben ihm pras­selt; er sieht im Trau­me die Flam­men. Er wacht auf und fühlt, daß er sich zu stark zu­ge­deckt hat und ihm zu warm ge­wor­den ist. Das Ge­fühl zu gro­ßer Wär­me drückt sich sin­n­­bild­lich in dem Bil­de aus. Ganz dra­ma­ti­sche Er­leb­nis­se kön­­nen sich im Trau­me ab­spie­len. Je­mand träumt zum Bei­spiel, er ste­he an ei­nem Ab­grun­de. Er sieht, wie ein Kind her­an­läuft.


<nowiki>#</nowiki>SE013-091
{{SE|91}}


Der Traum läßt ihn al­le Qua­len des Ge­dan­kens er­­le­ben: wenn das Kind nur nicht un­auf­merk­sam sein mö­ge und in die Tie­fe stür­ze. Er sieht es fal­len und hört den dump­fen Auf­schlag des Kör­pers un­ten. Er wacht auf und ver­nimmt, daß ein Ge­gen­stand, der an der Wand des Zim­­mers hing, sich los­ge­löst hat und bei sei­nem Auf­fal­len ei­nen dump­fen Ton ge­ge­ben hat. Die­sen ein­fa­chen Vor­gang drückt das Tra­um­le­ben in ei­nem Vor­gan­ge aus, der sich in span­nen­­den Bil­dern ab­spielt. Man braucht sich vor­läu­fig gar nicht in Nach­den­ken dar­über ein­zu­las­sen, wie es kom­me, daß in dem letz­ten Bei­spie­le sich der Au­gen­blick des dump­fen Auf­schla­gens ei­nes Ge­gen­stan­des in ei­ne Rei­he von Vor­gän­gen au­s­ein­an­der­legt, die sich durch ei­ne ge­wis­se Zeit aus­zu­deh­­nen schei­nen; man braucht nur ins Au­ge zu fas­sen, wie der Traum das, was die wa­che Sin­nes­wahr­neh­mung dar­bie­ten wür­de, in ein Bild ver­wan­delt.
Der Traum läßt ihn al­le Qua­len des Ge­dan­kens er­­le­ben: wenn das Kind nur nicht un­auf­merk­sam sein mö­ge und in die Tie­fe stür­ze. Er sieht es fal­len und hört den dump­fen Auf­schlag des Kör­pers un­ten. Er wacht auf und ver­nimmt, daß ein Ge­gen­stand, der an der Wand des Zim­­mers hing, sich los­ge­löst hat und bei sei­nem Auf­fal­len ei­nen dump­fen Ton ge­ge­ben hat. Die­sen ein­fa­chen Vor­gang drückt das Tra­um­le­ben in ei­nem Vor­gan­ge aus, der sich in span­nen­­den Bil­dern ab­spielt. Man braucht sich vor­läu­fig gar nicht in Nach­den­ken dar­über ein­zu­las­sen, wie es kom­me, daß in dem letz­ten Bei­spie­le sich der Au­gen­blick des dump­fen Auf­schla­gens ei­nes Ge­gen­stan­des in ei­ne Rei­he von Vor­gän­gen au­s­ein­an­der­legt, die sich durch ei­ne ge­wis­se Zeit aus­zu­deh­­nen schei­nen; man braucht nur ins Au­ge zu fas­sen, wie der Traum das, was die wa­che Sin­nes­wahr­neh­mung dar­bie­ten wür­de, in ein Bild ver­wan­delt.
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Man sieht: so­fort, wenn die Sin­ne ih­re Tä­tig­keit ein­­s­tel­len, so macht sich für den Men­schen ein Sc­höp­fe­ri­sches gel­tend. Es ist dies das­sel­be Sc­höp­fe­ri­sche, wel­ches im vol­len tra­um­lo­sen Schla­fe auch vor­han­den ist und wel­ches da je­nen See­len­zu­stand dar­s­tellt, der als Ge­gen­satz der wa­chen See­len­ver­fas­sung er­scheint. Soll die­ser tra­um­lo­se Schlaf ein­t­re­ten, so muß der As­tral­leib vom Äther­leib und vom phy­­si­schen Lei­be her­aus­ge­zo­gen sein. Er ist wäh­rend des Träu­­mens vom phy­si­schen Lei­be in­so­fern ge­t­rennt, als er kei­nen Zu­sam­men­hang mehr hat mit des­sen Sin­ne­s­or­ga­nen; er hält aber mit dem Äther­lei­be noch ei­nen ge­wis­sen Zu­sam­men­hang auf­recht. Daß die Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes in Bil­dern wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen, das kommt von die­sem sei­nem Zu­sam­men­hang mit dem Äther­lei­be. In dem Au­gen­­bli­cke, in dem auch die­ser Zu­sam­men­hang auf­hört, ver­sin­ken
Man sieht: so­fort, wenn die Sin­ne ih­re Tä­tig­keit ein­­s­tel­len, so macht sich für den Men­schen ein Sc­höp­fe­ri­sches gel­tend. Es ist dies das­sel­be Sc­höp­fe­ri­sche, wel­ches im vol­len tra­um­lo­sen Schla­fe auch vor­han­den ist und wel­ches da je­nen See­len­zu­stand dar­s­tellt, der als Ge­gen­satz der wa­chen See­len­ver­fas­sung er­scheint. Soll die­ser tra­um­lo­se Schlaf ein­t­re­ten, so muß der As­tral­leib vom Äther­leib und vom phy­­si­schen Lei­be her­aus­ge­zo­gen sein. Er ist wäh­rend des Träu­­mens vom phy­si­schen Lei­be in­so­fern ge­t­rennt, als er kei­nen Zu­sam­men­hang mehr hat mit des­sen Sin­ne­s­or­ga­nen; er hält aber mit dem Äther­lei­be noch ei­nen ge­wis­sen Zu­sam­men­hang auf­recht. Daß die Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes in Bil­dern wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen, das kommt von die­sem sei­nem Zu­sam­men­hang mit dem Äther­lei­be. In dem Au­gen­­bli­cke, in dem auch die­ser Zu­sam­men­hang auf­hört, ver­sin­ken


<nowiki>#</nowiki>SE013-092
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die Bil­der in das Dun­kel der Be­wußt­lo­sig­keit, und der tra­um­lo­se Schlaf ist da. Das Will­kür­li­che und oft Wi­der­­sin­ni­ge der Traum­bil­der rührt aber da­von her, daß der As­tral­leib we­gen sei­ner Tren­nung von den Sin­ne­s­or­ga­nen des phy­si­schen Lei­bes sei­ne Bil­der nicht auf die rich­ti­gen Ge­gen­stän­de und Vor­gän­ge der äu­ße­ren Um­ge­bung be­zie­hen kann. Be­son­ders klä­rend ist für die­sen Tat­be­stand die Be­trach­tung ei­nes sol­chen Trau­mes, in dem sich das Ich ge­­wis­ser­ma­ßen spal­tet. Wenn je­man­dem zum Bei­spiel träumt, er kön­ne als Schü­ler ei­ne ihm vom Leh­rer vor­ge­leg­te Fra­ge nicht be­ant­wor­ten, wäh­rend sie gleich dar­auf der Leh­rer selbst be­ant­wor­tet. Weil der Träu­men­de sich der Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sei­nes phy­si­schen Lei­bes nicht be­die­nen kann, ist er nicht im­stan­de, die bei­den Vor­gän­ge auf sich, als den­­sel­ben Men­schen, zu be­zie­hen. Al­so auch um sich selbst als ein blei­ben­des Ich zu er­ken­nen, ge­hört für den Men­schen zu­nächst die Aus­rüs­tung mit äu­ße­ren Wahr­neh­mung­s­or­ga­­nen. Nur dann, wenn sich der Mensch die Fähig­keit er­wor­­ben hät­te, auf an­de­re Art als durch sol­che Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sich sei­nes Ich be­wußt zu wer­den, wä­re auch au­ßer sei­nem phy­si­schen Lei­be das blei­ben­de Ich für ihn wahr­­nehm­bar. Sol­che Fähig­kei­ten hat das über­sinn­li­che Be­wußt­­­sein zu er­wer­ben, und es wird in die­ser Schrift von den Mit­­­teln da­zu im wei­te­ren die Re­de sein.
die Bil­der in das Dun­kel der Be­wußt­lo­sig­keit, und der tra­um­lo­se Schlaf ist da. Das Will­kür­li­che und oft Wi­der­­sin­ni­ge der Traum­bil­der rührt aber da­von her, daß der As­tral­leib we­gen sei­ner Tren­nung von den Sin­ne­s­or­ga­nen des phy­si­schen Lei­bes sei­ne Bil­der nicht auf die rich­ti­gen Ge­gen­stän­de und Vor­gän­ge der äu­ße­ren Um­ge­bung be­zie­hen kann. Be­son­ders klä­rend ist für die­sen Tat­be­stand die Be­trach­tung ei­nes sol­chen Trau­mes, in dem sich das Ich ge­­wis­ser­ma­ßen spal­tet. Wenn je­man­dem zum Bei­spiel träumt, er kön­ne als Schü­ler ei­ne ihm vom Leh­rer vor­ge­leg­te Fra­ge nicht be­ant­wor­ten, wäh­rend sie gleich dar­auf der Leh­rer selbst be­ant­wor­tet. Weil der Träu­men­de sich der Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sei­nes phy­si­schen Lei­bes nicht be­die­nen kann, ist er nicht im­stan­de, die bei­den Vor­gän­ge auf sich, als den­­sel­ben Men­schen, zu be­zie­hen. Al­so auch um sich selbst als ein blei­ben­des Ich zu er­ken­nen, ge­hört für den Men­schen zu­nächst die Aus­rüs­tung mit äu­ße­ren Wahr­neh­mung­s­or­ga­­nen. Nur dann, wenn sich der Mensch die Fähig­keit er­wor­­ben hät­te, auf an­de­re Art als durch sol­che Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sich sei­nes Ich be­wußt zu wer­den, wä­re auch au­ßer sei­nem phy­si­schen Lei­be das blei­ben­de Ich für ihn wahr­­nehm­bar. Sol­che Fähig­kei­ten hat das über­sinn­li­che Be­wußt­­­sein zu er­wer­ben, und es wird in die­ser Schrift von den Mit­­­teln da­zu im wei­te­ren die Re­de sein.
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Auch der Tod tritt durch nichts an­de­res ein als durch ei­ne Än­de­rung im Zu­sam­men­han­ge der Glie­der des Men­schen­we­sens. Auch das­je­ni­ge, was in be­zug dar­auf die über­sin­n­­li­che Be­o­b­ach­tung er­gibt, kann in sei­nen Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren Welt ge­se­hen wer­den; und die un­be­fan­ge­ne Ur­­­teils­kraft wird durch die Be­trach­tung des äu­ße­ren Le­bens auch hier die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis
Auch der Tod tritt durch nichts an­de­res ein als durch ei­ne Än­de­rung im Zu­sam­men­han­ge der Glie­der des Men­schen­we­sens. Auch das­je­ni­ge, was in be­zug dar­auf die über­sin­n­­li­che Be­o­b­ach­tung er­gibt, kann in sei­nen Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren Welt ge­se­hen wer­den; und die un­be­fan­ge­ne Ur­­­teils­kraft wird durch die Be­trach­tung des äu­ße­ren Le­bens auch hier die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis


<nowiki>#</nowiki>SE013-093
{{SE|93}}


be­stä­tigt fin­den. Doch ist für die­se Tat­sa­chen der Aus­druck des Un­sicht­ba­ren im Sicht­ba­ren we­ni­ger of­fen­lie­gend, und man hat grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten, um das Ge­wicht des­sen voll zu emp­fin­den, was in den Vor­gän­gen des äu­ße­ren Le­bens be­stä­ti­gend für die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis auf die­sem Ge­bie­te spricht. Noch näh­er als für man­ches in die­ser Schrift be­reits Be­spro­che­ne liegt es hier, die­se Mit­tei­lun­gen ein­fach für Phan­ta­sie­ge­bil­de zu er­klä­ren, wenn man sich der Er­kennt­nis ver­sch­lie­ßen will, wie im Sin­nen­fäl­li­gen der deut­li­che Hin­weis auf das Über­sinn­li­che ent­hal­ten ist.
be­stä­tigt fin­den. Doch ist für die­se Tat­sa­chen der Aus­druck des Un­sicht­ba­ren im Sicht­ba­ren we­ni­ger of­fen­lie­gend, und man hat grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten, um das Ge­wicht des­sen voll zu emp­fin­den, was in den Vor­gän­gen des äu­ße­ren Le­bens be­stä­ti­gend für die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis auf die­sem Ge­bie­te spricht. Noch näh­er als für man­ches in die­ser Schrift be­reits Be­spro­che­ne liegt es hier, die­se Mit­tei­lun­gen ein­fach für Phan­ta­sie­ge­bil­de zu er­klä­ren, wenn man sich der Er­kennt­nis ver­sch­lie­ßen will, wie im Sin­nen­fäl­li­gen der deut­li­che Hin­weis auf das Über­sinn­li­che ent­hal­ten ist.
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Wäh­rend sich beim Über­gang in den Schlaf der As­tral­leib nur aus sei­ner Ver­bin­dung mit dem Äther­leib und dem phy­­si­schen Lei­be löst, die letz­te­ren je­doch ver­bun­den blei­ben, tritt mit dem To­de die Ab­t­ren­nung des phy­si­schen Lei­bes vom Äther­leib ein. Der phy­si­sche Leib bleibt sei­nen ei­ge­nen Kräf­ten über­las­sen und muß des­halb als Leich­nam zer­fal­len. Für den Äther­leib ist aber nun­mehr mit dem To­de ein Zu­­­stand ein­ge­t­re­ten, in dem er wäh­rend der Zeit zwi­schen Ge­burt und Tod nie­mals war, be­stimm­te Aus­nah­me­zu­stän­de ab­ge­rech­net, von de­nen noch ge­spro­chen wer­den soll. Er ist näm­lich jetzt mit sei­nem As­tral­leib ve­r­ei­nigt, oh­ne daß der phy­si­sche Leib da­bei ist. Denn nicht un­mit­tel­bar nach dem Ein­tritt des To­des tren­nen sich Äther­leib und As­tral­leib. Sie hal­ten ei­ne Zeit­lang durch ei­ne Kraft zu­sam­men, von der leicht ver­ständ­lich ist, daß sie vor­han­den sein muß. Wä­re sie näm­lich nicht vor­han­den, so könn­te sich der Äther­leib gar nicht aus dem phy­si­schen Lei­be her­aus­lö­sen. Denn er wird mit die­sem zu­sam­men­ge­hal­ten: das zeigt der Schlaf, wo der As­tral­leib nicht im­stan­de ist, die­se bei­den Glie­der des Men­schen au­s­ein­an­der­zu­rei­ßen. Die­se Kraft tritt beim
Wäh­rend sich beim Über­gang in den Schlaf der As­tral­leib nur aus sei­ner Ver­bin­dung mit dem Äther­leib und dem phy­­si­schen Lei­be löst, die letz­te­ren je­doch ver­bun­den blei­ben, tritt mit dem To­de die Ab­t­ren­nung des phy­si­schen Lei­bes vom Äther­leib ein. Der phy­si­sche Leib bleibt sei­nen ei­ge­nen Kräf­ten über­las­sen und muß des­halb als Leich­nam zer­fal­len. Für den Äther­leib ist aber nun­mehr mit dem To­de ein Zu­­­stand ein­ge­t­re­ten, in dem er wäh­rend der Zeit zwi­schen Ge­burt und Tod nie­mals war, be­stimm­te Aus­nah­me­zu­stän­de ab­ge­rech­net, von de­nen noch ge­spro­chen wer­den soll. Er ist näm­lich jetzt mit sei­nem As­tral­leib ve­r­ei­nigt, oh­ne daß der phy­si­sche Leib da­bei ist. Denn nicht un­mit­tel­bar nach dem Ein­tritt des To­des tren­nen sich Äther­leib und As­tral­leib. Sie hal­ten ei­ne Zeit­lang durch ei­ne Kraft zu­sam­men, von der leicht ver­ständ­lich ist, daß sie vor­han­den sein muß. Wä­re sie näm­lich nicht vor­han­den, so könn­te sich der Äther­leib gar nicht aus dem phy­si­schen Lei­be her­aus­lö­sen. Denn er wird mit die­sem zu­sam­men­ge­hal­ten: das zeigt der Schlaf, wo der As­tral­leib nicht im­stan­de ist, die­se bei­den Glie­der des Men­schen au­s­ein­an­der­zu­rei­ßen. Die­se Kraft tritt beim


<nowiki>#</nowiki>SE013-094
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To­de in Wirk­sam­keit. Sie löst den Äther­leib aus dem phy­­si­schen her­aus, so daß der ers­te­re jetzt mit dem As­tral­leib ver­bun­den ist. Die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung zeigt, daß die­se Ver­bin­dung für ver­schie­de­ne Men­schen nach dem To­de ver­schie­den ist. Die Dau­er be­mißt sich nach Ta­gen. Von die­­ser Zeit­dau­er soll hier vor­läu­fig nur mit­tei­lungs­wei­se die Re­de sein. Spä­ter löst sich dann der As­tral­leib auch von sei­nem Äther­leib her­aus und geht oh­ne die­sen sei­ne We­ge wei­ter. Wäh­rend der Ver­bin­dung der bei­den Lei­ber ist der Mensch in ei­nem Zu­stan­de, durch den er die Er­leb­nis­se sei­nes As­tral­lei­bes wahr­neh­men kann. So­lan­ge der phy­si­sche Leib da ist, muß mit der Los­lö­sung des As­tral­lei­bes von ihm so­g­leich die Ar­beit von au­ßen be­gin­nen, um die ab­ge­nut­z­­ten Or­ga­ne zu er­fri­schen. Ist der phy­si­sche Leib ab­ge­t­rennt, so fällt die­se Ar­beit weg. Doch die Kraft, wel­che auf sie ver­wen­det wird, wenn der Mensch schläft, bleibt nach dem To­de, und sie kann jetzt zu an­de­rem ver­wen­det wer­den. Sie wird nun da­zu ge­braucht, um die ei­ge­nen Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes wahr­nehm­bar zu ma­chen.
To­de in Wirk­sam­keit. Sie löst den Äther­leib aus dem phy­­si­schen her­aus, so daß der ers­te­re jetzt mit dem As­tral­leib ver­bun­den ist. Die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung zeigt, daß die­se Ver­bin­dung für ver­schie­de­ne Men­schen nach dem To­de ver­schie­den ist. Die Dau­er be­mißt sich nach Ta­gen. Von die­­ser Zeit­dau­er soll hier vor­läu­fig nur mit­tei­lungs­wei­se die Re­de sein. Spä­ter löst sich dann der As­tral­leib auch von sei­nem Äther­leib her­aus und geht oh­ne die­sen sei­ne We­ge wei­ter. Wäh­rend der Ver­bin­dung der bei­den Lei­ber ist der Mensch in ei­nem Zu­stan­de, durch den er die Er­leb­nis­se sei­nes As­tral­lei­bes wahr­neh­men kann. So­lan­ge der phy­si­sche Leib da ist, muß mit der Los­lö­sung des As­tral­lei­bes von ihm so­g­leich die Ar­beit von au­ßen be­gin­nen, um die ab­ge­nut­z­­ten Or­ga­ne zu er­fri­schen. Ist der phy­si­sche Leib ab­ge­t­rennt, so fällt die­se Ar­beit weg. Doch die Kraft, wel­che auf sie ver­wen­det wird, wenn der Mensch schläft, bleibt nach dem To­de, und sie kann jetzt zu an­de­rem ver­wen­det wer­den. Sie wird nun da­zu ge­braucht, um die ei­ge­nen Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes wahr­nehm­bar zu ma­chen.
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Ei­ne am Äu­ße­ren des Le­bens haf­ten­de Be­o­b­ach­tung mag im­mer­hin sa­gen: das sind al­les Be­haup­tun­gen, die dem mit über­sinn­li­cher An­schau­ung Be­gab­ten ein­leuch­ten; für ei­nen an­dern Men­schen sei aber kei­ne Mög­lich­keit vor­han­den, an ih­re Wahr­heit her­an­zu­drin­gen. Die Sa­che ist doch nicht so. Was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis auch auf die­sem dem ge­wöhn­li­chen An­schau­en ent­le­ge­nen Ge­bie­te be­o­b­ach­tet: es kann von der ge­wöhn­li­chen Ur­teils­kraft, nach­dem es ge­fun­­den ist, er­faßt wer­den. Es muß die­se Ur­teils­kraft nur die Le­bens­zu­sam­men­hän­ge, die im Of­fen­ba­ren vor­lie­gen, in der rech­ten Art vor sich hin­s­tel­len. Vor­s­tel­len, Füh­len und Wol­­len ste­hen un­ter sich und mit den an der Au­ßen­welt von dem
Ei­ne am Äu­ße­ren des Le­bens haf­ten­de Be­o­b­ach­tung mag im­mer­hin sa­gen: das sind al­les Be­haup­tun­gen, die dem mit über­sinn­li­cher An­schau­ung Be­gab­ten ein­leuch­ten; für ei­nen an­dern Men­schen sei aber kei­ne Mög­lich­keit vor­han­den, an ih­re Wahr­heit her­an­zu­drin­gen. Die Sa­che ist doch nicht so. Was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis auch auf die­sem dem ge­wöhn­li­chen An­schau­en ent­le­ge­nen Ge­bie­te be­o­b­ach­tet: es kann von der ge­wöhn­li­chen Ur­teils­kraft, nach­dem es ge­fun­­den ist, er­faßt wer­den. Es muß die­se Ur­teils­kraft nur die Le­bens­zu­sam­men­hän­ge, die im Of­fen­ba­ren vor­lie­gen, in der rech­ten Art vor sich hin­s­tel­len. Vor­s­tel­len, Füh­len und Wol­­len ste­hen un­ter sich und mit den an der Au­ßen­welt von dem


<nowiki>#</nowiki>SE013-095
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Men­schen ge­mach­ten Er­leb­nis­sen in ei­nem sol­chen Ver­häl­t­­nis, daß sie un­ver­ständ­lich blei­ben, wenn die Art ih­rer of­fen­­ba­ren Wirk­sam­keit nicht als Aus­druck ei­ner un­of­fen­ba­ren ge­nom­men wird. Die­se of­fen­ba­re Wirk­sam­keit hellt sich für das Ur­teil erst auf, wenn sie in ih­rem Ver­lauf im phy­si­schen Men­schen­le­ben als Er­geb­nis des­sen an­ge­se­hen wer­den kann, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis für das nicht-phy­si­sche fest­s­tellt. Man be­fin­det sich die­ser Wirk­sam­keit ge­gen­über oh­ne die über­sinn­li­che Er­kennt­nis wie in ei­nem fins­te­ren Zim­mer oh­ne Licht. Wie man die phy­si­schen Ge­gen­stän­de der Um­ge­bung erst im Lich­te sieht, so wird, was durch das See­len­le­ben des Men­schen sich ab­spielt, erst er­klär­bar durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis.
Men­schen ge­mach­ten Er­leb­nis­sen in ei­nem sol­chen Ver­häl­t­­nis, daß sie un­ver­ständ­lich blei­ben, wenn die Art ih­rer of­fen­­ba­ren Wirk­sam­keit nicht als Aus­druck ei­ner un­of­fen­ba­ren ge­nom­men wird. Die­se of­fen­ba­re Wirk­sam­keit hellt sich für das Ur­teil erst auf, wenn sie in ih­rem Ver­lauf im phy­si­schen Men­schen­le­ben als Er­geb­nis des­sen an­ge­se­hen wer­den kann, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis für das nicht-phy­si­sche fest­s­tellt. Man be­fin­det sich die­ser Wirk­sam­keit ge­gen­über oh­ne die über­sinn­li­che Er­kennt­nis wie in ei­nem fins­te­ren Zim­mer oh­ne Licht. Wie man die phy­si­schen Ge­gen­stän­de der Um­ge­bung erst im Lich­te sieht, so wird, was durch das See­len­le­ben des Men­schen sich ab­spielt, erst er­klär­bar durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis.
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Wäh­rend der Ver­bin­dung des Men­schen mit sei­nem phy­­si­schen Lei­be tritt die äu­ße­re Welt in Ab­bil­dern ins Be­wußt­­­sein; nach der Ab­le­gung die­ses Lei­bes wird wahr­nehm­bar, was der As­tral­leib er­lebt, wenn er durch kei­ne phy­si­schen Sin­ne­s­or­ga­ne mit die­ser Au­ßen­welt ver­bun­den ist. Neue Er­­leb­nis­se hat er zu­nächst nicht. Die Ver­bin­dung mit dem Äther­lei­be hin­dert ihn da­ran, et­was Neu­es zu er­le­ben. Was er aber be­sitzt, das ist die Er­in­ne­rung an das ver­gan­ge­ne Le­ben. Die­se läßt der noch vor­han­de­ne Äther­leib als ein um­fas­sen­des, le­bens­vol­les Ge­mäl­de er­schei­nen. Das ist das ers­te Er­leb­nis des Men­schen nach dem To­de. Er nimmt das Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod als ei­ne vor ihm aus­ge­b­rei­te­te Rei­he von Bil­dern wahr. Wäh­rend die­ses Le­bens ist die Er­in­ne­rung nur im Wach­zu­stand vor­han­den, wenn der Mensch mit sei­nem phy­si­schen Leib ver­bun­den ist. Sie ist nur in­so­weit vor­han­den, als die­ser Leib dies zu­läßt. Der See­le geht nichts ver­lo­ren von dem, was im Le­ben auf sie Ein­druck macht. Wä­re der phy­si­sche Leib da­zu ein vol­l­­kom­me­nes
Wäh­rend der Ver­bin­dung des Men­schen mit sei­nem phy­­si­schen Lei­be tritt die äu­ße­re Welt in Ab­bil­dern ins Be­wußt­­­sein; nach der Ab­le­gung die­ses Lei­bes wird wahr­nehm­bar, was der As­tral­leib er­lebt, wenn er durch kei­ne phy­si­schen Sin­ne­s­or­ga­ne mit die­ser Au­ßen­welt ver­bun­den ist. Neue Er­­leb­nis­se hat er zu­nächst nicht. Die Ver­bin­dung mit dem Äther­lei­be hin­dert ihn da­ran, et­was Neu­es zu er­le­ben. Was er aber be­sitzt, das ist die Er­in­ne­rung an das ver­gan­ge­ne Le­ben. Die­se läßt der noch vor­han­de­ne Äther­leib als ein um­fas­sen­des, le­bens­vol­les Ge­mäl­de er­schei­nen. Das ist das ers­te Er­leb­nis des Men­schen nach dem To­de. Er nimmt das Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod als ei­ne vor ihm aus­ge­b­rei­te­te Rei­he von Bil­dern wahr. Wäh­rend die­ses Le­bens ist die Er­in­ne­rung nur im Wach­zu­stand vor­han­den, wenn der Mensch mit sei­nem phy­si­schen Leib ver­bun­den ist. Sie ist nur in­so­weit vor­han­den, als die­ser Leib dies zu­läßt. Der See­le geht nichts ver­lo­ren von dem, was im Le­ben auf sie Ein­druck macht. Wä­re der phy­si­sche Leib da­zu ein vol­l­­kom­me­nes


<nowiki>#</nowiki>SE013-096
{{SE|96}}


Werk­zeug: es müß­te in je­dem Au­gen­bli­cke des Le­bens mög­lich sein, des­sen gan­ze Ver­gan­gen­heit vor die See­le zu zau­bern. Mit dem To­de hört die­ses Hin­der­nis auf. So­lan­ge der Äther­leib dem Men­schen er­hal­ten bleibt, be­steht ei­ne ge­wis­se Voll­kom­men­heit der Er­in­ne­rung. Sie schwin­det aber in dem Ma­ße da­hin, in dem der Äther­leib die Form ver­liert, wel­che er wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­­schen Lei­be ge­habt hat und wel­che dem phy­si­schen Leib ähn­­lich ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich der As­tral­­leib vom Äther­leib nach ei­ni­ger Zeit trennt. Er kann nur so lan­ge mit die­sem ve­r­eint blei­ben, als des­sen dem phy­si­schen Leib ent­sp­re­chen­de Form an­dau­ert. Wäh­rend des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod tritt ei­ne Tren­nung des Äther­lei­bes nur in Aus­nah­me­fäl­len und nur für kur­ze Zeit ein. Wenn der Mensch zum Bei­spiel ei­nes sei­ner Glie­der be­las­tet, so kann ein Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­schen sich ab­t­ren­nen. Von ei­nem Glie­de, bei dem dies der Fall ist, sagt man, es sei «ein­ge­schla­fen». Und das ei­gen­tüm­li­che Ge­fühl, das man dann emp­fin­det, rührt von dem Ab­t­ren­nen des Äther­lei­bes her. (Na­tür­lich kann ei­ne ma­te­ria­lis­ti­sche Vor­­­stel­lungs­art auch hier wie­der das Un­sicht­ba­re in dem Sich­t­­ba­ren leug­nen und sa­gen: das al­les rüh­re nur von der durch den Druck be­wirk­ten phy­si­schen Stör­ung her.) Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann in ei­nem sol­chen Fal­le se­hen, wie der ent­sp­re­chen­de Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­­schen her­aus­rückt. Wenn nun der Mensch ei­nen ganz un­ge­wohn­ten Schreck oder der­g­lei­chen er­lebt, so kann für ei­nen gro­ßen Teil des Lei­bes für ei­ne ganz kur­ze Zeit ei­ne sol­che Ab­t­ren­nung des Äther­lei­bes er­fol­gen. Es ist das dann der Fall, wenn der Mensch sich durch ir­gend et­was plötz­lich dem To­de na­he sieht, wenn er zum Bei­spiel am Er­trin­ken ist
Werk­zeug: es müß­te in je­dem Au­gen­bli­cke des Le­bens mög­lich sein, des­sen gan­ze Ver­gan­gen­heit vor die See­le zu zau­bern. Mit dem To­de hört die­ses Hin­der­nis auf. So­lan­ge der Äther­leib dem Men­schen er­hal­ten bleibt, be­steht ei­ne ge­wis­se Voll­kom­men­heit der Er­in­ne­rung. Sie schwin­det aber in dem Ma­ße da­hin, in dem der Äther­leib die Form ver­liert, wel­che er wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­­schen Lei­be ge­habt hat und wel­che dem phy­si­schen Leib ähn­­lich ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich der As­tral­­leib vom Äther­leib nach ei­ni­ger Zeit trennt. Er kann nur so lan­ge mit die­sem ve­r­eint blei­ben, als des­sen dem phy­si­schen Leib ent­sp­re­chen­de Form an­dau­ert. Wäh­rend des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod tritt ei­ne Tren­nung des Äther­lei­bes nur in Aus­nah­me­fäl­len und nur für kur­ze Zeit ein. Wenn der Mensch zum Bei­spiel ei­nes sei­ner Glie­der be­las­tet, so kann ein Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­schen sich ab­t­ren­nen. Von ei­nem Glie­de, bei dem dies der Fall ist, sagt man, es sei «ein­ge­schla­fen». Und das ei­gen­tüm­li­che Ge­fühl, das man dann emp­fin­det, rührt von dem Ab­t­ren­nen des Äther­lei­bes her. (Na­tür­lich kann ei­ne ma­te­ria­lis­ti­sche Vor­­­stel­lungs­art auch hier wie­der das Un­sicht­ba­re in dem Sich­t­­ba­ren leug­nen und sa­gen: das al­les rüh­re nur von der durch den Druck be­wirk­ten phy­si­schen Stör­ung her.) Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann in ei­nem sol­chen Fal­le se­hen, wie der ent­sp­re­chen­de Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­­schen her­aus­rückt. Wenn nun der Mensch ei­nen ganz un­ge­wohn­ten Schreck oder der­g­lei­chen er­lebt, so kann für ei­nen gro­ßen Teil des Lei­bes für ei­ne ganz kur­ze Zeit ei­ne sol­che Ab­t­ren­nung des Äther­lei­bes er­fol­gen. Es ist das dann der Fall, wenn der Mensch sich durch ir­gend et­was plötz­lich dem To­de na­he sieht, wenn er zum Bei­spiel am Er­trin­ken ist


<nowiki>#</nowiki>SE013-097
{{SE|97}}


oder bei ei­ner Berg­par­tie ihm ein Ab­s­turz droht. Was Leu­te, die sol­ches er­lebt ha­ben, er­zäh­len, das kommt in der Tat der Wahr­heit na­he und kann durch über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung be­stä­tigt wer­den. Sie ge­ben an, daß ih­nen in sol­chen Au­gen­­bli­cken ihr gan­zes Le­ben wie in ei­nem gro­ßen Er­in­ne­rungs­­­bil­de vor die See­le ge­t­re­ten ist. Es mag von vie­len Bei­spie­len, die hier an­ge­führt wer­den könn­ten, nur auf ei­nes hin­­ge­wie­sen wer­den, weil es von ei­nem Man­ne her­rührt, für des­sen Vor­stel­lungs­art al­les, was hier über sol­che Din­ge ge­sagt wird, als ei­tel Phan­tas­te­rei er­schei­nen muß. Es ist näm­lich für den, wel­cher ei­ni­ge Schrit­te in die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung tut, im­mer sehr nütz­lich, wenn er sich mit den An­ga­ben der­je­ni­gen be­kannt macht, wel­che die­se Wis­sen­­schaft für Phan­tas­te­rei hal­ten. Sol­chen An­ga­ben kann nicht so leicht Be­fan­gen­heit des Be­o­b­ach­ters nach­ge­sagt wer­den. (Die Ge­heim­wis­sen­schaf­ter mö­gen nur recht viel von de­nen ler­nen, wel­che ih­re Be­st­re­bun­gen für Un­sinn hal­ten. Es braucht sie nicht ir­re zu ma­chen, wenn ih­nen von den letz­te­­ren in sol­cher Be­zie­hung kei­ne Ge­gen­lie­be ent­ge­gen­ge­bracht wird. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung selbst be­darf es al­ler­dings sol­cher Din­ge nicht zur Be­wahr­hei­tung ih­rer Er­­geb­nis­se. Sie will mit die­sen Hin­wei­sen auch nicht be­wei­sen, son­dern er­läu­tern.) Der aus­ge­zeich­ne­te Kri­mi­nal­an­thro­po­­lo­ge und auf vie­len an­de­ren Ge­bie­ten der Na­tur­for­schung be­deut­sa­me For­scher Mo­ritz Be­ne­dict er­zählt in sei­nen Le­ben­ser­in­ne­run­gen den von ihm selbst er­leb­ten Fall, daß er ein­mal, als er dem Er­trin­ken in ei­nem Ba­de na­he war, wie in ei­nem ein­zi­gen Bil­de sein gan­zes Le­ben in der Er­in­ne­rung vor sich ge­se­hen ha­be. Wenn an­de­re die bei ähn­li­cher Ge­le­gen­heit er­leb­ten Bil­der an­ders be­sch­rei­ben, ja so­gar so, daß sie mit den Vor­gän­gen ih­rer Ver­gan­gen­heit
oder bei ei­ner Berg­par­tie ihm ein Ab­s­turz droht. Was Leu­te, die sol­ches er­lebt ha­ben, er­zäh­len, das kommt in der Tat der Wahr­heit na­he und kann durch über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung be­stä­tigt wer­den. Sie ge­ben an, daß ih­nen in sol­chen Au­gen­­bli­cken ihr gan­zes Le­ben wie in ei­nem gro­ßen Er­in­ne­rungs­­­bil­de vor die See­le ge­t­re­ten ist. Es mag von vie­len Bei­spie­len, die hier an­ge­führt wer­den könn­ten, nur auf ei­nes hin­­ge­wie­sen wer­den, weil es von ei­nem Man­ne her­rührt, für des­sen Vor­stel­lungs­art al­les, was hier über sol­che Din­ge ge­sagt wird, als ei­tel Phan­tas­te­rei er­schei­nen muß. Es ist näm­lich für den, wel­cher ei­ni­ge Schrit­te in die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung tut, im­mer sehr nütz­lich, wenn er sich mit den An­ga­ben der­je­ni­gen be­kannt macht, wel­che die­se Wis­sen­­schaft für Phan­tas­te­rei hal­ten. Sol­chen An­ga­ben kann nicht so leicht Be­fan­gen­heit des Be­o­b­ach­ters nach­ge­sagt wer­den. (Die Ge­heim­wis­sen­schaf­ter mö­gen nur recht viel von de­nen ler­nen, wel­che ih­re Be­st­re­bun­gen für Un­sinn hal­ten. Es braucht sie nicht ir­re zu ma­chen, wenn ih­nen von den letz­te­­ren in sol­cher Be­zie­hung kei­ne Ge­gen­lie­be ent­ge­gen­ge­bracht wird. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung selbst be­darf es al­ler­dings sol­cher Din­ge nicht zur Be­wahr­hei­tung ih­rer Er­­geb­nis­se. Sie will mit die­sen Hin­wei­sen auch nicht be­wei­sen, son­dern er­läu­tern.) Der aus­ge­zeich­ne­te Kri­mi­nal­an­thro­po­­lo­ge und auf vie­len an­de­ren Ge­bie­ten der Na­tur­for­schung be­deut­sa­me For­scher Mo­ritz Be­ne­dict er­zählt in sei­nen Le­ben­ser­in­ne­run­gen den von ihm selbst er­leb­ten Fall, daß er ein­mal, als er dem Er­trin­ken in ei­nem Ba­de na­he war, wie in ei­nem ein­zi­gen Bil­de sein gan­zes Le­ben in der Er­in­ne­rung vor sich ge­se­hen ha­be. Wenn an­de­re die bei ähn­li­cher Ge­le­gen­heit er­leb­ten Bil­der an­ders be­sch­rei­ben, ja so­gar so, daß sie mit den Vor­gän­gen ih­rer Ver­gan­gen­heit


<nowiki>#</nowiki>SE013-098
{{SE|98}}


schein­bar we­nig zu tun ha­ben, so wi­der­spricht das dem Ge­sag­ten nicht, denn die Bil­der, wel­che in dem ganz un­ge­wohn­ten Zu­stan­de der Ab­t­ren­nung von dem phy­si­schen Lei­be ent­ste­hen, sind manch­mal in ih­rer Be­zie­hung zum Le­­ben nicht oh­ne wei­te­res er­klär­lich. Ei­ne rich­ti­ge Be­trach­tung wird die­se Be­zie­hung aber im­mer er­ken­nen. Auch ist es kein Ein­wand, wenn je­mand zum Bei­spiel dem Er­trin­ken ein­mal na­he war und das ge­schil­der­te Er­leb­nis nicht ge­habt hat. Man muß eben be­den­ken, daß die­ses nur dann ein­t­re­ten kann, wenn wir­k­lich der Äther­leib von dem phy­si­schen ge­t­rennt ist und da­bei der ers­te­re mit dem As­tral­leib ver­­bun­den bleibt. Wenn durch den Schreck auch ei­ne Lo­cke­rung des Äther­lei­bes und As­tral­lei­bes ein­tritt, dann bleibt das Er­leb­nis aus, weil dann wie im tra­um­lo­sen Schlaf völ­li­ge Be­wußt­lo­sig­keit vor­han­den ist.
schein­bar we­nig zu tun ha­ben, so wi­der­spricht das dem Ge­sag­ten nicht, denn die Bil­der, wel­che in dem ganz un­ge­wohn­ten Zu­stan­de der Ab­t­ren­nung von dem phy­si­schen Lei­be ent­ste­hen, sind manch­mal in ih­rer Be­zie­hung zum Le­­ben nicht oh­ne wei­te­res er­klär­lich. Ei­ne rich­ti­ge Be­trach­tung wird die­se Be­zie­hung aber im­mer er­ken­nen. Auch ist es kein Ein­wand, wenn je­mand zum Bei­spiel dem Er­trin­ken ein­mal na­he war und das ge­schil­der­te Er­leb­nis nicht ge­habt hat. Man muß eben be­den­ken, daß die­ses nur dann ein­t­re­ten kann, wenn wir­k­lich der Äther­leib von dem phy­si­schen ge­t­rennt ist und da­bei der ers­te­re mit dem As­tral­leib ver­­bun­den bleibt. Wenn durch den Schreck auch ei­ne Lo­cke­rung des Äther­lei­bes und As­tral­lei­bes ein­tritt, dann bleibt das Er­leb­nis aus, weil dann wie im tra­um­lo­sen Schlaf völ­li­ge Be­wußt­lo­sig­keit vor­han­den ist.
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In ei­nem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de zu­sam­men­ge­faßt er­scheint in der ers­ten Zeit nach dem To­de die er­leb­te Ver­gan­gen­heit. Nach der Tren­nung von dem Äther­leib ist nun der As­tral­­leib für sich al­lein auf sei­ner wei­te­ren Wan­de­rung. Es ist un­schwer ein­zu­se­hen, daß in dem As­tral­leib al­les das vor­­han­den bleibt, was die­ser durch sei­ne ei­ge­ne Tä­tig­keit wäh­­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­schen Lei­be zu sei­nem Be­sitz ge­macht hat. Das Ich hat bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de das Geist­selbst, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen her­aus­ge­ar­bei­tet. So­weit die­se ent­wi­ckelt sind, er­hal­ten sie ihr Da­sein nicht von dem, was als Or­ga­ne in den Lei­bern vor­­han­den ist, son­dern vom Ich. Und die­ses Ich ist ja ge­ra­de das­je­ni­ge We­sen, wel­ches kei­ner äu­ße­ren Or­ga­ne zu sei­ner Wahr­neh­mung be­darf. Und es braucht auch kei­ne sol­chen, um im Be­sit­ze des­sen zu blei­ben, was es mit sich selbst ver­­eint hat. Man könn­te ein­wen­den: ja warum ist im Schla­fe
In ei­nem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de zu­sam­men­ge­faßt er­scheint in der ers­ten Zeit nach dem To­de die er­leb­te Ver­gan­gen­heit. Nach der Tren­nung von dem Äther­leib ist nun der As­tral­­leib für sich al­lein auf sei­ner wei­te­ren Wan­de­rung. Es ist un­schwer ein­zu­se­hen, daß in dem As­tral­leib al­les das vor­­han­den bleibt, was die­ser durch sei­ne ei­ge­ne Tä­tig­keit wäh­­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­schen Lei­be zu sei­nem Be­sitz ge­macht hat. Das Ich hat bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de das Geist­selbst, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen her­aus­ge­ar­bei­tet. So­weit die­se ent­wi­ckelt sind, er­hal­ten sie ihr Da­sein nicht von dem, was als Or­ga­ne in den Lei­bern vor­­han­den ist, son­dern vom Ich. Und die­ses Ich ist ja ge­ra­de das­je­ni­ge We­sen, wel­ches kei­ner äu­ße­ren Or­ga­ne zu sei­ner Wahr­neh­mung be­darf. Und es braucht auch kei­ne sol­chen, um im Be­sit­ze des­sen zu blei­ben, was es mit sich selbst ver­­eint hat. Man könn­te ein­wen­den: ja warum ist im Schla­fe


<nowiki>#</nowiki>SE013-099
{{SE|99}}


kei­ne Wahr­neh­mung von die­sem ent­wi­ckel­ten Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen vor­han­den? Sie ist des­we­­gen nicht vor­han­den, weil das Ich zwi­schen Ge­burt und Tod an den phy­si­schen Leib ge­ket­tet ist. Wenn es auch im Schla­fe mit dem As­tral­lei­be sich au­ßer­halb die­ses phy­si­schen Lei­bes be­fin­det, so bleibt es doch mit die­sem eng ver­bun­den. Denn die Tä­tig­keit sei­nes As­tral­lei­bes ist die­sem phy­si­schen Lei­be zu­ge­wandt. Da­durch ist das Ich mit sei­ner Wahr­neh­mung an die äu­ße­re Sin­nen­welt ver­wie­sen, kann so­mit die Of­fen­­ba­run­gen des Geis­ti­gen in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­stalt nicht emp­fan­gen. Erst durch den Tod tritt die­se Of­fen­ba­rung an das Ich heran, weil die­ses durch ihn frei wird von sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem und Äther­leib. In dem Au­gen­­bli­cke kann für die See­le ei­ne an­de­re Welt auf­leuch­ten, in dem sie her­aus­ge­zo­gen ist aus der phy­si­schen Welt, die im Le­ben ih­re Tä­tig­keit an sich fes­selt. Nun gibt es Grün­de, warum auch in die­sem Zeit­punk­te für den Men­schen nicht al­le Ver­bin­dung mit der äu­ße­ren Sin­nen­welt auf­hört. Es blei­ben näm­lich ge­wis­se Be­gier­den vor­han­den, wel­che die­se Ver­bin­dung auf­rech­t­er­hal­ten. Es sind Be­gier­den, wel­che sich der Mensch eben da­durch schafft, daß er sich sei­nes Ich als des vier­ten Glie­des sei­ner We­sen­heit be­wußt ist. Die­je­ni­gen Be­gier­den und Wün­sche, wel­che aus der We­sen­heit der drei nie­d­ri­gen Lei­ber ent­sprin­gen, kön­nen auch nur inn­er­halb der äu­ße­ren Welt wir­ken; und wenn die­se Lei­ber ab­ge­legt sind, dann hö­ren sie auf. Hun­ger wird durch den äu­ße­ren Leib be­wirkt; er schweigt, so­bald die­ser äu­ße­re Leib nicht mehr mit dem Ich ver­bun­den ist. Hät­te das Ich nun kei­ne wei­te­ren Be­gier­den als die­je­ni­gen, wel­che sei­ner ei­ge­nen gei­s­ti­gen We­sen­heit ent­stam­men, so könn­te es mit dem Ein­tritt des To­des vol­le Be­frie­di­gung aus der geis­ti­gen Welt sc­höp­­fen,
kei­ne Wahr­neh­mung von die­sem ent­wi­ckel­ten Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen vor­han­den? Sie ist des­we­­gen nicht vor­han­den, weil das Ich zwi­schen Ge­burt und Tod an den phy­si­schen Leib ge­ket­tet ist. Wenn es auch im Schla­fe mit dem As­tral­lei­be sich au­ßer­halb die­ses phy­si­schen Lei­bes be­fin­det, so bleibt es doch mit die­sem eng ver­bun­den. Denn die Tä­tig­keit sei­nes As­tral­lei­bes ist die­sem phy­si­schen Lei­be zu­ge­wandt. Da­durch ist das Ich mit sei­ner Wahr­neh­mung an die äu­ße­re Sin­nen­welt ver­wie­sen, kann so­mit die Of­fen­­ba­run­gen des Geis­ti­gen in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­stalt nicht emp­fan­gen. Erst durch den Tod tritt die­se Of­fen­ba­rung an das Ich heran, weil die­ses durch ihn frei wird von sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem und Äther­leib. In dem Au­gen­­bli­cke kann für die See­le ei­ne an­de­re Welt auf­leuch­ten, in dem sie her­aus­ge­zo­gen ist aus der phy­si­schen Welt, die im Le­ben ih­re Tä­tig­keit an sich fes­selt. Nun gibt es Grün­de, warum auch in die­sem Zeit­punk­te für den Men­schen nicht al­le Ver­bin­dung mit der äu­ße­ren Sin­nen­welt auf­hört. Es blei­ben näm­lich ge­wis­se Be­gier­den vor­han­den, wel­che die­se Ver­bin­dung auf­rech­t­er­hal­ten. Es sind Be­gier­den, wel­che sich der Mensch eben da­durch schafft, daß er sich sei­nes Ich als des vier­ten Glie­des sei­ner We­sen­heit be­wußt ist. Die­je­ni­gen Be­gier­den und Wün­sche, wel­che aus der We­sen­heit der drei nie­d­ri­gen Lei­ber ent­sprin­gen, kön­nen auch nur inn­er­halb der äu­ße­ren Welt wir­ken; und wenn die­se Lei­ber ab­ge­legt sind, dann hö­ren sie auf. Hun­ger wird durch den äu­ße­ren Leib be­wirkt; er schweigt, so­bald die­ser äu­ße­re Leib nicht mehr mit dem Ich ver­bun­den ist. Hät­te das Ich nun kei­ne wei­te­ren Be­gier­den als die­je­ni­gen, wel­che sei­ner ei­ge­nen gei­s­ti­gen We­sen­heit ent­stam­men, so könn­te es mit dem Ein­tritt des To­des vol­le Be­frie­di­gung aus der geis­ti­gen Welt sc­höp­­fen,


<nowiki>#</nowiki>SE013-100
{{SE|100}}


in die es ver­setzt ist. Aber das Le­ben hat ihm noch an­­de­re Be­gier­den ge­ge­ben. Es hat ein Ver­lan­gen in ihm ent­zün­det nach Ge­nüs­sen, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, trotz­dem sie selbst gar nicht aus dem We­sen die­ser Or­ga­ne selbst her­kom­men. Nicht nur die drei Lei­ber ver­lan­gen durch die phy­si­sche Welt ih­re Be­frie­­di­gung, son­dern das Ich selbst fin­det Ge­nüs­se inn­er­halb die­­ser Welt, für wel­che in der geis­ti­gen Welt über­haupt kein Ge­gen­stand zur Be­frie­di­gung vor­han­den ist. Zwei­er­lei Wün­­sche gibt es für das Ich im Le­ben. Sol­che, die aus den Lei­bern her­stam­men, die al­so inn­er­halb der Lei­ber be­frie­digt wer­­den müs­sen, die aber auch mit dem Zer­fall der Lei­ber ihr En­de fin­den. Dann sol­che, die aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich stam­men. So­lan­ge das Ich in den Lei­bern ist, wer­den auch die­se durch die leib­li­chen Or­ga­ne be­frie­digt. Denn in den Of­fen­ba­run­gen der Or­ga­ne des Lei­bes wirkt das ver­­­bor­ge­ne Geis­ti­ge. Und in al­lem, was die Sin­ne wahr­neh­men, emp­fan­gen sie zu­g­leich ein Geis­ti­ges. Die­ses Geis­ti­ge ist, wenn auch in an­de­rer Form, auch nach dem To­de vor­han­­den. Al­les, was das Ich von Geis­ti­gem inn­er­halb der Sin­nen­welt be­gehrt, das hat es auch, wenn die Sin­ne nicht mehr da sind. Kä­me nun zu die­sen zwei Ar­ten von Wün­schen nicht noch ei­ne drit­te hin­zu, es wür­de der Tod nur ei­nen Über­­gang be­deu­ten von Be­gier­den, die durch Sin­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, zu sol­chen, wel­che in der Of­fen­ba­rung der geis­ti­gen Welt ih­re Er­fül­lung fin­den. Die­se drit­te Art von Wün­schen sind die­je­ni­gen, wel­che sich das Ich wäh­rend sei­­nes Le­bens in der Sin­nen­welt er­zeugt, weil es an ihr Ge­­fal­len fin­det auch in­so­fern, als sich in ihr nicht das Geis­ti­ge of­fen­bart. Die nie­d­rigs­ten Ge­nüs­se kön­nen Of­fen­ba­run­gen des Geis­tes sein. Die Be­frie­di­gung, wel­che die Nah­rungs­auf­nah­me
in die es ver­setzt ist. Aber das Le­ben hat ihm noch an­­de­re Be­gier­den ge­ge­ben. Es hat ein Ver­lan­gen in ihm ent­zün­det nach Ge­nüs­sen, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, trotz­dem sie selbst gar nicht aus dem We­sen die­ser Or­ga­ne selbst her­kom­men. Nicht nur die drei Lei­ber ver­lan­gen durch die phy­si­sche Welt ih­re Be­frie­­di­gung, son­dern das Ich selbst fin­det Ge­nüs­se inn­er­halb die­­ser Welt, für wel­che in der geis­ti­gen Welt über­haupt kein Ge­gen­stand zur Be­frie­di­gung vor­han­den ist. Zwei­er­lei Wün­­sche gibt es für das Ich im Le­ben. Sol­che, die aus den Lei­bern her­stam­men, die al­so inn­er­halb der Lei­ber be­frie­digt wer­­den müs­sen, die aber auch mit dem Zer­fall der Lei­ber ihr En­de fin­den. Dann sol­che, die aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich stam­men. So­lan­ge das Ich in den Lei­bern ist, wer­den auch die­se durch die leib­li­chen Or­ga­ne be­frie­digt. Denn in den Of­fen­ba­run­gen der Or­ga­ne des Lei­bes wirkt das ver­­­bor­ge­ne Geis­ti­ge. Und in al­lem, was die Sin­ne wahr­neh­men, emp­fan­gen sie zu­g­leich ein Geis­ti­ges. Die­ses Geis­ti­ge ist, wenn auch in an­de­rer Form, auch nach dem To­de vor­han­­den. Al­les, was das Ich von Geis­ti­gem inn­er­halb der Sin­nen­welt be­gehrt, das hat es auch, wenn die Sin­ne nicht mehr da sind. Kä­me nun zu die­sen zwei Ar­ten von Wün­schen nicht noch ei­ne drit­te hin­zu, es wür­de der Tod nur ei­nen Über­­gang be­deu­ten von Be­gier­den, die durch Sin­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, zu sol­chen, wel­che in der Of­fen­ba­rung der geis­ti­gen Welt ih­re Er­fül­lung fin­den. Die­se drit­te Art von Wün­schen sind die­je­ni­gen, wel­che sich das Ich wäh­rend sei­­nes Le­bens in der Sin­nen­welt er­zeugt, weil es an ihr Ge­­fal­len fin­det auch in­so­fern, als sich in ihr nicht das Geis­ti­ge of­fen­bart. Die nie­d­rigs­ten Ge­nüs­se kön­nen Of­fen­ba­run­gen des Geis­tes sein. Die Be­frie­di­gung, wel­che die Nah­rungs­auf­nah­me


<nowiki>#</nowiki>SE013-101
{{SE|101}}


dem hun­gern­den We­sen ge­währt, ist ei­ne Of­fen­­ba­rung des Geis­tes. Denn durch die Auf­nah­me von Nah­rung wird das zu­stan­de ge­bracht, oh­ne wel­ches das Geis­ti­ge in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung nicht sei­ne Ent­wi­cke­lung fin­den könn­te. Das Ich aber kann hin­aus­ge­hen über den Ge­nuß, der durch die­se Tat­sa­che not­wen­dig ge­bo­ten ist. Es kann nach der wohl­sch­me­cken­den Spei­se Ver­lan­gen tra­gen, auch ganz ab­ge­se­hen von dem Di­ens­te, wel­cher durch die Nah­rungs­­­auf­nah­me dem Geis­te ge­leis­tet wird. Das­sel­be tritt für an­­de­re Din­ge der Sin­nen­welt ein. Es wer­den da­durch die­je­ni­gen Wün­sche er­zeugt, die in der Sin­nen­welt nie­mals zum Vor­schein ge­kom­men wä­ren, wenn nicht das men­sch­li­che Ich in die­se ein­ge­g­lie­dert wor­den wä­re. Aber auch aus dem gei­s­ti­gen We­sen des Ich ent­sprin­gen sol­che Wün­sche nicht. Sin­n­­li­che Ge­nüs­se muß das Ich ha­ben, so­lan­ge es im Lei­be lebt, auch in­so­fern es geis­tig ist. Denn im Sinn­li­chen of­fen­bart sich der Geist; und nichts an­de­res ge­nießt das Ich als den Geist, wenn es sich in der Sin­nen­welt dem hin­gibt, durch das des Geis­tes Licht hin­durch­leuch­tet. Und es wird im Ge­­nus­se die­ses Lich­tes blei­ben, auch wenn die Sinn­lich­keit nicht mehr das Mit­tel ist, durch das die Strah­len des Geis­tes hin­durch­ge­hen. Für sol­che Wün­sche aber gibt es kei­ne Er­fül­lung in der geis­ti­gen Welt, für die nicht schon im Sinn­li­chen der Geist lebt. Tritt der Tod ein, dann ist für die­se Wün­sche die Mög­lich­keit des Ge­nus­ses ab­ge­schnit­ten. Der Ge­nuß an ei­ner wohl­sch­me­cken­den Spei­se kann nur da­durch her­bei­ge­führt wer­den, daß die phy­si­schen Or­ga­ne da sind, wel­che bei der Zu­füh­rung der Spei­se ge­braucht wer­den: Gau­men, Zun­ge usw. Die­se hat der Mensch nach Ab­le­gung des phy­si­schen Lei­bes nicht mehr. Wenn aber das Ich noch Be­dürf­nis nach sol­chem Ge­nuß hat, so muß sol­ches Be­dürf­nis un­be­frie­digt
dem hun­gern­den We­sen ge­währt, ist ei­ne Of­fen­­ba­rung des Geis­tes. Denn durch die Auf­nah­me von Nah­rung wird das zu­stan­de ge­bracht, oh­ne wel­ches das Geis­ti­ge in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung nicht sei­ne Ent­wi­cke­lung fin­den könn­te. Das Ich aber kann hin­aus­ge­hen über den Ge­nuß, der durch die­se Tat­sa­che not­wen­dig ge­bo­ten ist. Es kann nach der wohl­sch­me­cken­den Spei­se Ver­lan­gen tra­gen, auch ganz ab­ge­se­hen von dem Di­ens­te, wel­cher durch die Nah­rungs­­­auf­nah­me dem Geis­te ge­leis­tet wird. Das­sel­be tritt für an­­de­re Din­ge der Sin­nen­welt ein. Es wer­den da­durch die­je­ni­gen Wün­sche er­zeugt, die in der Sin­nen­welt nie­mals zum Vor­schein ge­kom­men wä­ren, wenn nicht das men­sch­li­che Ich in die­se ein­ge­g­lie­dert wor­den wä­re. Aber auch aus dem gei­s­ti­gen We­sen des Ich ent­sprin­gen sol­che Wün­sche nicht. Sin­n­­li­che Ge­nüs­se muß das Ich ha­ben, so­lan­ge es im Lei­be lebt, auch in­so­fern es geis­tig ist. Denn im Sinn­li­chen of­fen­bart sich der Geist; und nichts an­de­res ge­nießt das Ich als den Geist, wenn es sich in der Sin­nen­welt dem hin­gibt, durch das des Geis­tes Licht hin­durch­leuch­tet. Und es wird im Ge­­nus­se die­ses Lich­tes blei­ben, auch wenn die Sinn­lich­keit nicht mehr das Mit­tel ist, durch das die Strah­len des Geis­tes hin­durch­ge­hen. Für sol­che Wün­sche aber gibt es kei­ne Er­fül­lung in der geis­ti­gen Welt, für die nicht schon im Sinn­li­chen der Geist lebt. Tritt der Tod ein, dann ist für die­se Wün­sche die Mög­lich­keit des Ge­nus­ses ab­ge­schnit­ten. Der Ge­nuß an ei­ner wohl­sch­me­cken­den Spei­se kann nur da­durch her­bei­ge­führt wer­den, daß die phy­si­schen Or­ga­ne da sind, wel­che bei der Zu­füh­rung der Spei­se ge­braucht wer­den: Gau­men, Zun­ge usw. Die­se hat der Mensch nach Ab­le­gung des phy­si­schen Lei­bes nicht mehr. Wenn aber das Ich noch Be­dürf­nis nach sol­chem Ge­nuß hat, so muß sol­ches Be­dürf­nis un­be­frie­digt


<nowiki>#</nowiki>SE013-102
{{SE|102}}


blei­ben. So­fern die­ser Ge­nuß dem Geis­te ent­spricht, ist er nur so lan­ge vor­han­den, als die phy­si­schen Or­ga­ne da sind. So­fern ihn aber das Ich er­zeugt hat, oh­ne da­mit dem Geis­te zu die­nen, bleibt er nach dem To­de als Wunsch, der ver­geb­lich nach Be­frie­di­gung dürs­tet. Was jetzt im Men­schen vor­­­geht, da­von läßt sich nur ein Be­griff bil­den, wenn man sich vor­s­tellt, je­mand lei­de bren­nen­den Durst in ei­ner Ge­gend, in der weit und breit kein Was­ser zu fin­den ist. So geht es dem Ich, in­so­fern es nach dem To­de die nicht aus­ge­lösch­ten Be­gier­den nach Ge­nüs­sen der äu­ße­ren Welt hegt und kei­ne Or­ga­ne hat, sie zu be­frie­di­gen. Na­tür­lich muß man den bren­nen­den Durst, der als Ver­g­leich mit dem Zu­stan­de des Ich nach dem To­de di­ent, sich ins Maß­lo­se ge­s­tei­gert den­ken und sich vor­s­tel­len, daß er aus­ge­dehnt sei auf al­le dann noch vor­han­de­nen Be­gier­den, für die je­de Mög­lich­keit der Er­­fül­lung fehlt. Der nächs­te Zu­stand des Ich be­steht da­rin, sich frei zu ma­chen von die­sem An­zie­hungs­band an die äu­­ße­re Welt. Das Ich hat in sich ei­ne Läu­te­rung und Be­f­rei­ung in die­ser Be­zie­hung her­bei­zu­füh­ren. Aus ihm muß al­les her­aus­ge­tilgt wer­den, was an Wün­schen von ihm inn­er­halb des Lei­bes er­zeugt wor­den ist und was in der geis­ti­gen Welt kein Hei­mat­recht hat. Wie ein Ge­gen­stand vom Feu­er er­­faßt und ver­brannt wird, so wird die ge­schil­der­te Be­gier­­den­welt nach dem To­de auf­ge­löst und zer­stört. Es er­öff­net sich da­mit der Aus­blick in je­ne Welt, wel­che die über­sin­n­­li­che Er­kennt­nis als das «ver­zeh­ren­de Feu­er des Geis­tes» be­zeich­nen kann. Von die­sem «Feu­er» wird ei­ne Be­gier­de er­faßt, wel­che sinn­li­cher Art ist, aber die­ses so ist, daß das Sinn­li­che nicht Aus­druck des Geis­tes ist. Man könn­te sol­che Vor­stel­lun­gen, wie sie in be­zug auf die­se Vor­gän­ge die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­ben muß, trost­los und furcht­bar fin­­den.
blei­ben. So­fern die­ser Ge­nuß dem Geis­te ent­spricht, ist er nur so lan­ge vor­han­den, als die phy­si­schen Or­ga­ne da sind. So­fern ihn aber das Ich er­zeugt hat, oh­ne da­mit dem Geis­te zu die­nen, bleibt er nach dem To­de als Wunsch, der ver­geb­lich nach Be­frie­di­gung dürs­tet. Was jetzt im Men­schen vor­­­geht, da­von läßt sich nur ein Be­griff bil­den, wenn man sich vor­s­tellt, je­mand lei­de bren­nen­den Durst in ei­ner Ge­gend, in der weit und breit kein Was­ser zu fin­den ist. So geht es dem Ich, in­so­fern es nach dem To­de die nicht aus­ge­lösch­ten Be­gier­den nach Ge­nüs­sen der äu­ße­ren Welt hegt und kei­ne Or­ga­ne hat, sie zu be­frie­di­gen. Na­tür­lich muß man den bren­nen­den Durst, der als Ver­g­leich mit dem Zu­stan­de des Ich nach dem To­de di­ent, sich ins Maß­lo­se ge­s­tei­gert den­ken und sich vor­s­tel­len, daß er aus­ge­dehnt sei auf al­le dann noch vor­han­de­nen Be­gier­den, für die je­de Mög­lich­keit der Er­­fül­lung fehlt. Der nächs­te Zu­stand des Ich be­steht da­rin, sich frei zu ma­chen von die­sem An­zie­hungs­band an die äu­­ße­re Welt. Das Ich hat in sich ei­ne Läu­te­rung und Be­f­rei­ung in die­ser Be­zie­hung her­bei­zu­füh­ren. Aus ihm muß al­les her­aus­ge­tilgt wer­den, was an Wün­schen von ihm inn­er­halb des Lei­bes er­zeugt wor­den ist und was in der geis­ti­gen Welt kein Hei­mat­recht hat. Wie ein Ge­gen­stand vom Feu­er er­­faßt und ver­brannt wird, so wird die ge­schil­der­te Be­gier­­den­welt nach dem To­de auf­ge­löst und zer­stört. Es er­öff­net sich da­mit der Aus­blick in je­ne Welt, wel­che die über­sin­n­­li­che Er­kennt­nis als das «ver­zeh­ren­de Feu­er des Geis­tes» be­zeich­nen kann. Von die­sem «Feu­er» wird ei­ne Be­gier­de er­faßt, wel­che sinn­li­cher Art ist, aber die­ses so ist, daß das Sinn­li­che nicht Aus­druck des Geis­tes ist. Man könn­te sol­che Vor­stel­lun­gen, wie sie in be­zug auf die­se Vor­gän­ge die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­ben muß, trost­los und furcht­bar fin­­den.


<nowiki>#</nowiki>SE013-103
{{SE|103}}


Er­sch­re­ckend könn­te es er­schei­nen, daß ei­ne Hoff­nung, zu de­ren Be­frie­di­gung sinn­li­che Or­ga­ne nö­t­ig sind, nach dem To­de sich in Hoff­nungs­lo­sig­keit, daß ein Wunsch, den nur die phy­si­sche Welt er­fül­len kann, dann in bren­nen­de Ent­beh­rung sich wan­deln muß. Man kann ei­ne sol­che Mei­­nung nur so lan­ge ha­ben, als man nicht be­denkt, daß al­le Wün­sche und Be­gier­den, die nach dem To­de von dem «ver­zeh­ren­den Feu­er» er­faßt wer­den, im höhe­ren Sin­ne nicht wohl­tä­ti­ge, son­dern zer­stö­ren­de Kräf­te im Le­ben dar­s­tel­­len. Durch sol­che Kräf­te knüpft das Ich mit der Sin­nen­welt ein fes­te­res Band, als not­wen­dig ist, um aus die­ser sel­ben Sin­nen­welt al­les das­je­ni­ge in sich auf­zu­neh­men, was ihm frommt. Die­se Sin­nen­welt ist ei­ne Of­fen­ba­rung des hin­ter ihr ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Das Ich könn­te den Geist nie­mals in der Form ge­nie­ßen, in der er sich nur durch leib­li­che Sin­ne of­fen­ba­ren kann, wenn es die­se Sin­ne nicht be­nut­zen woll­te zum Ge­nus­se des Geis­ti­gen im Sinn­li­chen. Doch en­t­­­zieht sich das Ich auch so viel von dem wah­ren geis­ti­gen Wir­k­li­chen in der Welt, als es von der Sin­nen­welt be­gehrt, oh­ne daß der Geist da­bei spricht. Wenn der sinn­li­che Ge­­nuß als Aus­druck des Geis­tes Er­höh­ung, Ent­wi­cke­lung des Ich be­deu­tet, so der­je­ni­ge, der ein sol­cher Aus­druck nicht ist, Ver­ar­mung, Ver­ö­dung des­sel­ben. Wird ei­ne der­ar­ti­ge Be­­gier­de in der Sin­nen­welt be­frie­digt, so bleibt ih­re ver­ö­d­en­de Wir­kung auf das Ich des­halb doch vor­han­den. Nur wird vor dem To­de die­se zer­stö­ren­de Wir­kung für das Ich nicht sicht­bar. Des­halb kann im Le­ben der Ge­nuß nach sol­cher Be­­gier­de neue gleich­ar­ti­ge Wün­sche er­zeu­gen. Und der Mensch wird gar nicht ge­wahr, daß er durch sich selbst sich in ein «ver­zeh­ren­des Feu­er» hüllt. Nach dem To­de wird nur sich­t­­bar, was ihn auch schon im Le­ben um­gibt; und durch das
Er­sch­re­ckend könn­te es er­schei­nen, daß ei­ne Hoff­nung, zu de­ren Be­frie­di­gung sinn­li­che Or­ga­ne nö­t­ig sind, nach dem To­de sich in Hoff­nungs­lo­sig­keit, daß ein Wunsch, den nur die phy­si­sche Welt er­fül­len kann, dann in bren­nen­de Ent­beh­rung sich wan­deln muß. Man kann ei­ne sol­che Mei­­nung nur so lan­ge ha­ben, als man nicht be­denkt, daß al­le Wün­sche und Be­gier­den, die nach dem To­de von dem «ver­zeh­ren­den Feu­er» er­faßt wer­den, im höhe­ren Sin­ne nicht wohl­tä­ti­ge, son­dern zer­stö­ren­de Kräf­te im Le­ben dar­s­tel­­len. Durch sol­che Kräf­te knüpft das Ich mit der Sin­nen­welt ein fes­te­res Band, als not­wen­dig ist, um aus die­ser sel­ben Sin­nen­welt al­les das­je­ni­ge in sich auf­zu­neh­men, was ihm frommt. Die­se Sin­nen­welt ist ei­ne Of­fen­ba­rung des hin­ter ihr ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Das Ich könn­te den Geist nie­mals in der Form ge­nie­ßen, in der er sich nur durch leib­li­che Sin­ne of­fen­ba­ren kann, wenn es die­se Sin­ne nicht be­nut­zen woll­te zum Ge­nus­se des Geis­ti­gen im Sinn­li­chen. Doch en­t­­­zieht sich das Ich auch so viel von dem wah­ren geis­ti­gen Wir­k­li­chen in der Welt, als es von der Sin­nen­welt be­gehrt, oh­ne daß der Geist da­bei spricht. Wenn der sinn­li­che Ge­­nuß als Aus­druck des Geis­tes Er­höh­ung, Ent­wi­cke­lung des Ich be­deu­tet, so der­je­ni­ge, der ein sol­cher Aus­druck nicht ist, Ver­ar­mung, Ver­ö­dung des­sel­ben. Wird ei­ne der­ar­ti­ge Be­­gier­de in der Sin­nen­welt be­frie­digt, so bleibt ih­re ver­ö­d­en­de Wir­kung auf das Ich des­halb doch vor­han­den. Nur wird vor dem To­de die­se zer­stö­ren­de Wir­kung für das Ich nicht sicht­bar. Des­halb kann im Le­ben der Ge­nuß nach sol­cher Be­­gier­de neue gleich­ar­ti­ge Wün­sche er­zeu­gen. Und der Mensch wird gar nicht ge­wahr, daß er durch sich selbst sich in ein «ver­zeh­ren­des Feu­er» hüllt. Nach dem To­de wird nur sich­t­­bar, was ihn auch schon im Le­ben um­gibt; und durch das


<nowiki>#</nowiki>SE013-104
{{SE|104}}


Sicht­bar­wer­den er­scheint die­ses zu­g­leich in sei­ner heil­sa­men, wohl­tä­ti­gen Fol­ge. Wer ei­nen Men­schen lieb hat, wird doch nicht al­lein zu dem an ihm hin­ge­zo­gen, was durch die phy­­si­schen Or­ga­ne emp­fun­den wer­den kann. Nur von die­sem aber darf ge­sagt wer­den, daß es mit dem To­de der Wahr­­neh­mung entzo­gen wird. Ge­ra­de das aber wird dann sich­t­­bar an dem ge­lieb­ten Men­schen, zu des­sen Wahr­neh­mung die phy­si­schen Or­ga­ne nur das Mit­tel wa­ren. Ja das ein­zi­ge, was die­se vol­le Sicht­bar­keit hin­dert, ist dann das Vor­han­­den­sein der­je­ni­gen Be­gier­de, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kann. Wür­de die­se Be­gier­de aber nicht aus­ge­tilgt, so könn­te die be­wuß­te Wahr­neh­mung des ge­­lieb­ten Men­schen nach dem To­de gar nicht ein­t­re­ten. So be­­trach­tet, ver­wan­delt sich die Vor­stel­lung des Furcht­ba­ren und Trost­lo­sen, das für den Men­schen die Er­eig­nis­se nach dem To­de ha­ben könn­ten, wie sie die über­sinn­li­che Er­kennt­nis schil­dern muß, in die­je­ni­ge des tief Be­frie­di­gen­den und Tro­st­rei­chen.
Sicht­bar­wer­den er­scheint die­ses zu­g­leich in sei­ner heil­sa­men, wohl­tä­ti­gen Fol­ge. Wer ei­nen Men­schen lieb hat, wird doch nicht al­lein zu dem an ihm hin­ge­zo­gen, was durch die phy­­si­schen Or­ga­ne emp­fun­den wer­den kann. Nur von die­sem aber darf ge­sagt wer­den, daß es mit dem To­de der Wahr­­neh­mung entzo­gen wird. Ge­ra­de das aber wird dann sich­t­­bar an dem ge­lieb­ten Men­schen, zu des­sen Wahr­neh­mung die phy­si­schen Or­ga­ne nur das Mit­tel wa­ren. Ja das ein­zi­ge, was die­se vol­le Sicht­bar­keit hin­dert, ist dann das Vor­han­­den­sein der­je­ni­gen Be­gier­de, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kann. Wür­de die­se Be­gier­de aber nicht aus­ge­tilgt, so könn­te die be­wuß­te Wahr­neh­mung des ge­­lieb­ten Men­schen nach dem To­de gar nicht ein­t­re­ten. So be­­trach­tet, ver­wan­delt sich die Vor­stel­lung des Furcht­ba­ren und Trost­lo­sen, das für den Men­schen die Er­eig­nis­se nach dem To­de ha­ben könn­ten, wie sie die über­sinn­li­che Er­kennt­nis schil­dern muß, in die­je­ni­ge des tief Be­frie­di­gen­den und Tro­st­rei­chen.
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Die nächs­ten Er­leb­nis­se nach dem To­de sind nun in noch ei­ner Be­zie­hung durch­aus ver­schie­den von de­nen wäh­rend des Le­bens. Wäh­rend der Läu­te­rung lebt der Mensch ge­­wis­ser­ma­ßen nach rück­wärts. Er macht al­les das­je­ni­ge noch ein­mal durch, was er im Le­ben seit der Ge­burt er­fah­ren hat. Von den Vor­gän­gen, die dem To­de un­mit­tel­bar vor­aus­gin­­gen, be­ginnt er und er­lebt al­les noch­mals bis zur Kind­heit in rück­wär­ti­ger Rei­hen­fol­ge. Und da­bei tritt ihm al­les gei­s­tig vor Au­gen, was nicht aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich wäh­rend des Le­bens ent­sprun­gen ist. Nur er­lebt er auch die­­ses al­les jetzt in um­ge­kehr­ter Art. Ein Mensch, der zum Bei­­spiel im sech­zigs­ten Jah­re ge­s­tor­ben ist und der aus ei­ner zor­ni­gen Auf­wal­lung her­aus in sei­nem vier­zigs­ten Jah­re
Die nächs­ten Er­leb­nis­se nach dem To­de sind nun in noch ei­ner Be­zie­hung durch­aus ver­schie­den von de­nen wäh­rend des Le­bens. Wäh­rend der Läu­te­rung lebt der Mensch ge­­wis­ser­ma­ßen nach rück­wärts. Er macht al­les das­je­ni­ge noch ein­mal durch, was er im Le­ben seit der Ge­burt er­fah­ren hat. Von den Vor­gän­gen, die dem To­de un­mit­tel­bar vor­aus­gin­­gen, be­ginnt er und er­lebt al­les noch­mals bis zur Kind­heit in rück­wär­ti­ger Rei­hen­fol­ge. Und da­bei tritt ihm al­les gei­s­tig vor Au­gen, was nicht aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich wäh­rend des Le­bens ent­sprun­gen ist. Nur er­lebt er auch die­­ses al­les jetzt in um­ge­kehr­ter Art. Ein Mensch, der zum Bei­­spiel im sech­zigs­ten Jah­re ge­s­tor­ben ist und der aus ei­ner zor­ni­gen Auf­wal­lung her­aus in sei­nem vier­zigs­ten Jah­re


<nowiki>#</nowiki>SE013-105
{{SE|105}}


je­mand kör­per­li­chen oder see­li­schen Sch­merz zu­ge­fügt hat, wird die­ses Er­eig­nis noch ein­mal er­le­ben, wenn er bei sei­ner rück­gän­gi­gen Da­s­eins­wan­de­rung nach dem Tod an der Stel­le sei­nes vier­zigs­ten Jah­res an­ge­langt ist. Nur er­lebt er da nicht die Be­frie­di­gung, die ihm im Le­ben ge­wor­den ist durch den An­griff auf den an­dern, son­dern da­für den Sch­merz, der durch ihn die­sem an­dern zu­ge­fügt wor­den ist. Aus dem Obi­gen kann man aber auch zu­g­leich er­se­hen, daß nur das­je­ni­ge von ei­nem sol­chen Vor­gan­ge nach dem To­de als pein­voll wahr­ge­nom­men wer­den kann, was aus ei­ner Be­gier­de des Ich ent­sprun­gen ist, die nur der äu­ße­ren phy­si­schen Welt ent­stammt. In Wahr­heit schä­d­igt das Ich näm­lich nicht nur den an­dern durch die Be­frie­di­gung ei­ner sol­chen Be­gier­de, son­dern sich selbst; nur bleibt ihm die­se ei­ge­ne Schä­d­i­gung wäh­rend des Le­bens un­sicht­bar. Nach dem To­de aber wird die­se gan­ze schä­d­i­gen­de Be­gier­den­welt dem Ich sicht­bar. Und zu je­dem We­sen und je­dem Din­ge fühlt sich dann das Ich hin­ge­zo­gen, an dem solch ei­ne Be­gier­de ent­zün­det wor­den ist, da­mit sie im «ver­zeh­ren­den Feu­er» eben­so wie­der aus­ge­tilgt wer­den kann, wie sie ent­stan­den ist. Erst wenn der Mensch bei sei­ner Rück­wärts­wan­de­rung in dem Zeit­punk­te sei­ner Ge­burt an­ge­langt ist, sind al­le der­ar­ti­gen Be­gier­den durch das Läu­te­rungs­feu­er hin­durch­ge­gan­gen, und nichts hin­dert ihn von jetzt ab an der vol­len Hin­ga­be an die gei­s­ti­ge Welt. Er be­tritt ei­ne neue Da­s­eins­stu­fe. Wie er im To­de den phy­si­schen Leib, bald da­nach den Äther­leib ab­ge­legt hat, so zer­fällt jetzt der­je­ni­ge Teil des as­tra­li­schen Lei­bes, der nur im Be­wußt­sein der äu­ße­ren phy­si­schen Welt le­ben kann. Für die über­sinn­li­che Er­kennt­nis gibt es so­mit drei Leich­na­me, den phy­si­schen, den äthe­ri­schen und den as­tra­­li­schen. Der Zeit­punkt, in dem der letz­te­re von dem Men­schen
je­mand kör­per­li­chen oder see­li­schen Sch­merz zu­ge­fügt hat, wird die­ses Er­eig­nis noch ein­mal er­le­ben, wenn er bei sei­ner rück­gän­gi­gen Da­s­eins­wan­de­rung nach dem Tod an der Stel­le sei­nes vier­zigs­ten Jah­res an­ge­langt ist. Nur er­lebt er da nicht die Be­frie­di­gung, die ihm im Le­ben ge­wor­den ist durch den An­griff auf den an­dern, son­dern da­für den Sch­merz, der durch ihn die­sem an­dern zu­ge­fügt wor­den ist. Aus dem Obi­gen kann man aber auch zu­g­leich er­se­hen, daß nur das­je­ni­ge von ei­nem sol­chen Vor­gan­ge nach dem To­de als pein­voll wahr­ge­nom­men wer­den kann, was aus ei­ner Be­gier­de des Ich ent­sprun­gen ist, die nur der äu­ße­ren phy­si­schen Welt ent­stammt. In Wahr­heit schä­d­igt das Ich näm­lich nicht nur den an­dern durch die Be­frie­di­gung ei­ner sol­chen Be­gier­de, son­dern sich selbst; nur bleibt ihm die­se ei­ge­ne Schä­d­i­gung wäh­rend des Le­bens un­sicht­bar. Nach dem To­de aber wird die­se gan­ze schä­d­i­gen­de Be­gier­den­welt dem Ich sicht­bar. Und zu je­dem We­sen und je­dem Din­ge fühlt sich dann das Ich hin­ge­zo­gen, an dem solch ei­ne Be­gier­de ent­zün­det wor­den ist, da­mit sie im «ver­zeh­ren­den Feu­er» eben­so wie­der aus­ge­tilgt wer­den kann, wie sie ent­stan­den ist. Erst wenn der Mensch bei sei­ner Rück­wärts­wan­de­rung in dem Zeit­punk­te sei­ner Ge­burt an­ge­langt ist, sind al­le der­ar­ti­gen Be­gier­den durch das Läu­te­rungs­feu­er hin­durch­ge­gan­gen, und nichts hin­dert ihn von jetzt ab an der vol­len Hin­ga­be an die gei­s­ti­ge Welt. Er be­tritt ei­ne neue Da­s­eins­stu­fe. Wie er im To­de den phy­si­schen Leib, bald da­nach den Äther­leib ab­ge­legt hat, so zer­fällt jetzt der­je­ni­ge Teil des as­tra­li­schen Lei­bes, der nur im Be­wußt­sein der äu­ße­ren phy­si­schen Welt le­ben kann. Für die über­sinn­li­che Er­kennt­nis gibt es so­mit drei Leich­na­me, den phy­si­schen, den äthe­ri­schen und den as­tra­­li­schen. Der Zeit­punkt, in dem der letz­te­re von dem Men­schen


<nowiki>#</nowiki>SE013-106
{{SE|106}}


ab­ge­wor­fen wird, ist da­durch ge­kenn­zeich­net, daß die Zeit der Läu­te­rung et­wa das Drit­tel von der­je­ni­gen be­trägt, wel­che zwi­schen Ge­burt und Tod ver­f­los­sen ist. Spä­ter, wenn auf Grund der Ge­heim­wis­sen­schaft der men­sch­li­che Le­bens­lauf be­trach­tet wer­den wird, kann erst die Ur­sa­che deut­lich wer­den, warum dies so ist. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung sind in der men­sch­li­chen Um­welt fort­wäh­rend As­tral­leich­na­me vor­han­den, die ab­ge­wor­fen sind von Men­­schen, wel­che aus dem Läu­te­rungs­zu­stan­de in ein höhe­res Da­sein über­ge­hen. Es ist dies ge­nau so, wie für die phy­si­sche Wahr­neh­mung dort phy­si­sche Leich­na­me ent­ste­hen, wo Men­schen woh­nen.
ab­ge­wor­fen wird, ist da­durch ge­kenn­zeich­net, daß die Zeit der Läu­te­rung et­wa das Drit­tel von der­je­ni­gen be­trägt, wel­che zwi­schen Ge­burt und Tod ver­f­los­sen ist. Spä­ter, wenn auf Grund der Ge­heim­wis­sen­schaft der men­sch­li­che Le­bens­lauf be­trach­tet wer­den wird, kann erst die Ur­sa­che deut­lich wer­den, warum dies so ist. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung sind in der men­sch­li­chen Um­welt fort­wäh­rend As­tral­leich­na­me vor­han­den, die ab­ge­wor­fen sind von Men­­schen, wel­che aus dem Läu­te­rungs­zu­stan­de in ein höhe­res Da­sein über­ge­hen. Es ist dies ge­nau so, wie für die phy­si­sche Wahr­neh­mung dort phy­si­sche Leich­na­me ent­ste­hen, wo Men­schen woh­nen.
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Nach der Läu­te­rung tritt für das Ich ein völ­lig neu­er Be­wußt­s­eins­zu­stand ein. Wäh­rend ihm vor dem To­de die äu­ße­ren Wahr­neh­mun­gen zu­f­lie­ßen muß­ten, da­mit auf sie das Licht des Be­wußt­seins fal­len kön­ne, strömt jetzt gleich­­sam von in­nen ei­ne Welt, die zum Be­wußt­sein ge­langt. Auch zwi­schen Ge­burt und Tod lebt das Ich in die­ser Welt. Nur klei­det sich letz­te­re da in die Of­fen­ba­run­gen der Sin­ne; und nur da, wo das Ich mit Au­ßer­acht­las­sung al­ler Sin­nes­wahr­­neh­mung sich selbst in sei­nem «in­ners­ten Al­ler­hei­ligs­ten» wahr­nimmt, kün­digt sich das in un­mit­tel­ba­rer Ge­stalt an, was sonst nur in dem Sch­lei­er des Sinn­li­chen er­scheint. So wie die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern vor dem To­de vor sich geht, so von in­nen her­aus of­fen­bart sich die geis­ti­ge Welt in ih­rer Fül­le nach dem To­de und nach der Läu­te­rung. Ei­gent­lich ist die­se Of­fen­ba­rung schon so­g­leich nach dem Ab­le­gen des Äther­lei­bes da; doch legt sich vor sie hin wie ei­ne ver­fins­tern­de Wol­ke die Welt der Be­gier­den, wel­che noch der äu­ße­ren Welt zu­ge­kehrt sind. Es ist da, wie wenn sich in ei­ne se­li­ge Welt geis­ti­gen Er­le­bens die schwar­zen
Nach der Läu­te­rung tritt für das Ich ein völ­lig neu­er Be­wußt­s­eins­zu­stand ein. Wäh­rend ihm vor dem To­de die äu­ße­ren Wahr­neh­mun­gen zu­f­lie­ßen muß­ten, da­mit auf sie das Licht des Be­wußt­seins fal­len kön­ne, strömt jetzt gleich­­sam von in­nen ei­ne Welt, die zum Be­wußt­sein ge­langt. Auch zwi­schen Ge­burt und Tod lebt das Ich in die­ser Welt. Nur klei­det sich letz­te­re da in die Of­fen­ba­run­gen der Sin­ne; und nur da, wo das Ich mit Au­ßer­acht­las­sung al­ler Sin­nes­wahr­­neh­mung sich selbst in sei­nem «in­ners­ten Al­ler­hei­ligs­ten» wahr­nimmt, kün­digt sich das in un­mit­tel­ba­rer Ge­stalt an, was sonst nur in dem Sch­lei­er des Sinn­li­chen er­scheint. So wie die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern vor dem To­de vor sich geht, so von in­nen her­aus of­fen­bart sich die geis­ti­ge Welt in ih­rer Fül­le nach dem To­de und nach der Läu­te­rung. Ei­gent­lich ist die­se Of­fen­ba­rung schon so­g­leich nach dem Ab­le­gen des Äther­lei­bes da; doch legt sich vor sie hin wie ei­ne ver­fins­tern­de Wol­ke die Welt der Be­gier­den, wel­che noch der äu­ße­ren Welt zu­ge­kehrt sind. Es ist da, wie wenn sich in ei­ne se­li­ge Welt geis­ti­gen Er­le­bens die schwar­zen


<nowiki>#</nowiki>SE013-107
{{SE|107}}


dä­mo­ni­schen Schat­ten misch­ten, wel­che aus den im «Feu­er sich ver­zeh­ren­den» Be­gier­den ent­ste­hen. Ja nicht bloß Schat­ten, son­dern wir­k­li­che We­sen­hei­ten sind jetzt die­se Be­gier­­den; das zeigt sich so­fort, wenn die phy­si­schen Or­ga­ne vom Ich ent­fernt sind und die­ses da­durch wahr­neh­men kann, was geis­ti­ger Art ist. Als Zerr­bil­der und Ka­ri­ka­tu­ren des­sen er­schei­nen die­se We­sen, was dem Men­schen vor­her durch die sinn­li­che Wahr­neh­mung be­kannt ge­wor­den ist. Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung hat von die­ser Welt des Läu­te­rungs­feu­ers zu sa­gen, daß sie be­wohnt ist von We­sen, de­ren Aus­­­se­hen dem geis­ti­gen Au­ge grau­en­haft und sch­mer­zer­re­gend sein kann, de­ren Lust die Ver­nich­tung zu sein scheint und de­ren Lei­den­schaft auf ein Bö­ses sich rich­tet, ge­gen wel­ches das Bö­se der Sin­nen­welt un­be­deu­tend wirkt. Was der Mensch an den ge­kenn­zeich­ne­ten Be­gier­den in die­se Welt mit­bringt, das er­scheint für die­se We­sen­hei­ten wie ei­ne Nah­rung, durch wel­che ih­re Ge­wal­ten stets aufs neue Kräf­ti­gung und Stär­kung er­hal­ten. Das Bild, das so von ei­ner für die Sin­ne un­­wahr­nehm­ba­ren Welt ent­wor­fen wird, kann dem Men­schen we­ni­ger un­glaub­lich er­schei­nen, wenn er ein­mal mit ei­nem un­be­fan­ge­nen Bli­cke ei­nen Teil der Tier­welt be­trach­tet. Was ist für den geis­ti­gen Blick ein grau­sam her­um­zie­hen­der Wolf? Was of­fen­bart sich in­dem, was die Sin­ne an ihm wahr­­neh­men? Nichts an­de­res als ei­ne See­le, die in Be­gier­den lebt und sich durch die­se be­tä­tigt. Man kann die äu­ße­re Ge­stalt des Wolf es ei­ne Ver­kör­pe­rung die­ser Be­gier­den nen­nen. Und hät­te der Mensch kei­ne Or­ga­ne, um die­se Ge­stalt wahr­zu­neh­men, er müß­te das Da­sein des ent­sp­re­chen­den We­sens doch an­er­ken­nen, wenn sich des­sen Be­gier­den un­sicht­bar in ih­ren Wir­kun­gen zeig­ten, wenn al­so ei­ne für das Au­ge un­­sicht­ba­re Ge­walt her­um­sch­li­che, durch wel­che al­les das ge­­sche­hen
dä­mo­ni­schen Schat­ten misch­ten, wel­che aus den im «Feu­er sich ver­zeh­ren­den» Be­gier­den ent­ste­hen. Ja nicht bloß Schat­ten, son­dern wir­k­li­che We­sen­hei­ten sind jetzt die­se Be­gier­­den; das zeigt sich so­fort, wenn die phy­si­schen Or­ga­ne vom Ich ent­fernt sind und die­ses da­durch wahr­neh­men kann, was geis­ti­ger Art ist. Als Zerr­bil­der und Ka­ri­ka­tu­ren des­sen er­schei­nen die­se We­sen, was dem Men­schen vor­her durch die sinn­li­che Wahr­neh­mung be­kannt ge­wor­den ist. Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung hat von die­ser Welt des Läu­te­rungs­feu­ers zu sa­gen, daß sie be­wohnt ist von We­sen, de­ren Aus­­­se­hen dem geis­ti­gen Au­ge grau­en­haft und sch­mer­zer­re­gend sein kann, de­ren Lust die Ver­nich­tung zu sein scheint und de­ren Lei­den­schaft auf ein Bö­ses sich rich­tet, ge­gen wel­ches das Bö­se der Sin­nen­welt un­be­deu­tend wirkt. Was der Mensch an den ge­kenn­zeich­ne­ten Be­gier­den in die­se Welt mit­bringt, das er­scheint für die­se We­sen­hei­ten wie ei­ne Nah­rung, durch wel­che ih­re Ge­wal­ten stets aufs neue Kräf­ti­gung und Stär­kung er­hal­ten. Das Bild, das so von ei­ner für die Sin­ne un­­wahr­nehm­ba­ren Welt ent­wor­fen wird, kann dem Men­schen we­ni­ger un­glaub­lich er­schei­nen, wenn er ein­mal mit ei­nem un­be­fan­ge­nen Bli­cke ei­nen Teil der Tier­welt be­trach­tet. Was ist für den geis­ti­gen Blick ein grau­sam her­um­zie­hen­der Wolf? Was of­fen­bart sich in­dem, was die Sin­ne an ihm wahr­­neh­men? Nichts an­de­res als ei­ne See­le, die in Be­gier­den lebt und sich durch die­se be­tä­tigt. Man kann die äu­ße­re Ge­stalt des Wolf es ei­ne Ver­kör­pe­rung die­ser Be­gier­den nen­nen. Und hät­te der Mensch kei­ne Or­ga­ne, um die­se Ge­stalt wahr­zu­neh­men, er müß­te das Da­sein des ent­sp­re­chen­den We­sens doch an­er­ken­nen, wenn sich des­sen Be­gier­den un­sicht­bar in ih­ren Wir­kun­gen zeig­ten, wenn al­so ei­ne für das Au­ge un­­sicht­ba­re Ge­walt her­um­sch­li­che, durch wel­che al­les das ge­­sche­hen


<nowiki>#</nowiki>SE013-108
{{SE|108}}


könn­te, was durch den sicht­ba­ren Wolf ge­schieht. Nun, die We­sen des Läu­te­rungs­feu­ers sind zwar nicht für das sinn­li­che, son­dern nur für das über­sinn­li­che Be­wußt­sein vor­han­den; ih­re Wir­kun­gen lie­gen aber of­fen­kun­dig da: sie be­ste­hen in der Zer­stör­ung des Ich, wenn ih­nen die­ses Nah­rung gibt. Die­se Wir­kun­gen wer­den deut­lich sicht­bar, wenn sich der be­grün­de­te Ge­nuß zu Un­mä­ß­ig­keit und Aus­schwei­­fung stei­gert. Denn was den Sin­nen wahr­nehm­bar ist, wür­de auch das Ich nur in­so­weit rei­zen, als der Ge­nuß in sei­ner We­sen­heit be­grün­det ist. Das Tier wird nur durch das­je­ni­ge in der Au­ßen­welt zum Ver­lan­gen ge­trie­ben, wo­nach sei­ne drei Lei­ber be­geh­ren. Der Mensch hat höhe­re Ge­nüs­se, weil zu den drei Lei­bes­g­lie­dern noch das vier­te, das Ich, hin­zu­kommt. Wenn aber nun das Ich nach ei­ner sol­chen Be­frie­­di­gung ver­langt, die sei­nem We­sen nicht zur Er­hal­tung und För­de­rung, son­dern zur Zer­stör­ung di­ent, so kann ein sol­ches Ver­lan­gen we­der die Wir­kung sei­ner drei Lei­ber noch die­je­ni­ge sei­ner ei­ge­nen Na­tur sein, son­dern nur die­je­ni­ge von We­sen­hei­ten, wel­che den Sin­nen ver­bor­gen blei­ben ih­rer wah­ren Ge­stalt nach, die aber ge­ra­de an die höhe­re Na­tur des Ich sich her­an­ma­chen kön­nen und es zu Be­gier­den zu rei­zen ver­mö­gen, die nicht mit der Sinn­lich­keit zu­sam­­men­hän­gen, doch aber nur durch die­se be­frie­digt wer­den kön­nen. Es sind eben We­sen vor­han­den, wel­che Lei­den­­schaf­ten und Be­gier­den zu ih­rer Nah­rung ha­ben, die von sch­lim­me­rer Art als al­le tie­ri­schen sind, weil sie nicht im Sinn­li­chen sich aus­le­ben, son­dern das Geis­ti­ge er­g­rei­fen und die­ses in das sinn­li­che Feld her­un­ter­zie­hen. Die Ge­stal­ten sol­cher We­sen sind des­halb für den geis­ti­gen Blick häß­li­cher, grau­en­haf­ter als die Ge­stal­ten der wil­des­ten Tie­re, in de­nen sich doch nur Lei­den­schaf­ten ver­kör­pern, wel­che im Sinn­li­chen
könn­te, was durch den sicht­ba­ren Wolf ge­schieht. Nun, die We­sen des Läu­te­rungs­feu­ers sind zwar nicht für das sinn­li­che, son­dern nur für das über­sinn­li­che Be­wußt­sein vor­han­den; ih­re Wir­kun­gen lie­gen aber of­fen­kun­dig da: sie be­ste­hen in der Zer­stör­ung des Ich, wenn ih­nen die­ses Nah­rung gibt. Die­se Wir­kun­gen wer­den deut­lich sicht­bar, wenn sich der be­grün­de­te Ge­nuß zu Un­mä­ß­ig­keit und Aus­schwei­­fung stei­gert. Denn was den Sin­nen wahr­nehm­bar ist, wür­de auch das Ich nur in­so­weit rei­zen, als der Ge­nuß in sei­ner We­sen­heit be­grün­det ist. Das Tier wird nur durch das­je­ni­ge in der Au­ßen­welt zum Ver­lan­gen ge­trie­ben, wo­nach sei­ne drei Lei­ber be­geh­ren. Der Mensch hat höhe­re Ge­nüs­se, weil zu den drei Lei­bes­g­lie­dern noch das vier­te, das Ich, hin­zu­kommt. Wenn aber nun das Ich nach ei­ner sol­chen Be­frie­­di­gung ver­langt, die sei­nem We­sen nicht zur Er­hal­tung und För­de­rung, son­dern zur Zer­stör­ung di­ent, so kann ein sol­ches Ver­lan­gen we­der die Wir­kung sei­ner drei Lei­ber noch die­je­ni­ge sei­ner ei­ge­nen Na­tur sein, son­dern nur die­je­ni­ge von We­sen­hei­ten, wel­che den Sin­nen ver­bor­gen blei­ben ih­rer wah­ren Ge­stalt nach, die aber ge­ra­de an die höhe­re Na­tur des Ich sich her­an­ma­chen kön­nen und es zu Be­gier­den zu rei­zen ver­mö­gen, die nicht mit der Sinn­lich­keit zu­sam­­men­hän­gen, doch aber nur durch die­se be­frie­digt wer­den kön­nen. Es sind eben We­sen vor­han­den, wel­che Lei­den­­schaf­ten und Be­gier­den zu ih­rer Nah­rung ha­ben, die von sch­lim­me­rer Art als al­le tie­ri­schen sind, weil sie nicht im Sinn­li­chen sich aus­le­ben, son­dern das Geis­ti­ge er­g­rei­fen und die­ses in das sinn­li­che Feld her­un­ter­zie­hen. Die Ge­stal­ten sol­cher We­sen sind des­halb für den geis­ti­gen Blick häß­li­cher, grau­en­haf­ter als die Ge­stal­ten der wil­des­ten Tie­re, in de­nen sich doch nur Lei­den­schaf­ten ver­kör­pern, wel­che im Sinn­li­chen


<nowiki>#</nowiki>SE013-109
{{SE|109}}


be­grün­det sind; und die zer­stö­ren­den Kräf­te die­ser We­sen über­ra­gen maß­los al­le Zer­stör­ungs­wut, wel­che in der sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Tier­welt vor­han­den ist. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis muß auf die­se Art den Blick des Men­­schen wei­ten als auf ei­ne Welt von We­sen, die in ge­wis­ser Be­zie­hung nie­d­ri­ger steht als die sicht­ba­re zer­stör­ung­brin­­gen­de Tier­welt.
be­grün­det sind; und die zer­stö­ren­den Kräf­te die­ser We­sen über­ra­gen maß­los al­le Zer­stör­ungs­wut, wel­che in der sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Tier­welt vor­han­den ist. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis muß auf die­se Art den Blick des Men­­schen wei­ten als auf ei­ne Welt von We­sen, die in ge­wis­ser Be­zie­hung nie­d­ri­ger steht als die sicht­ba­re zer­stör­ung­brin­­gen­de Tier­welt.
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Wenn der Mensch nach dem To­de durch die­se Welt hin­­durch­ge­gan­gen ist, dann fin­det er sich ei­ner Welt ge­gen­über, wel­che Geis­ti­ges ent­hält und die auch nur ein Ver­lan­gen in ihm er­zeugt, das im Geis­ti­gen sei­ne Be­frie­di­gung fin­det. Aber auch jetzt un­ter­schei­det der Mensch zwi­schen dem, was zu sei­nem Ich ge­hört, und dem, was die Um­ge­bung die­ses Ich man kann auch sa­gen des­sen geis­ti­ge Au­ßen­welt bil­det. Nur strömt ihm das, was er von die­ser Um­ge­bung er­lebt, so zu, wie wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im Lei­be ihm die Wahr­neh­mung sei­nes ei­ge­nen Ich zu­s­trömt. Wäh­rend al­so die Um­ge­bung des Men­schen im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod durch die Or­ga­ne sei­ner Lei­ber zu ihm spricht, dringt nach Ab­le­gung al­ler Lei­ber die Spra­che der neu­en Um­ge­bung un­mit­tel­bar in das «in­ners­te Hei­lig­tum» des Ich. Die gan­ze Um­ge­bung des Men­schen ist jetzt er­füllt von We­­sen­hei­ten, wel­che glei­cher Art sind mit sei­nem Ich, denn nur ein Ich hat zu ei­nem Ich den Zu­tritt. So wie Mi­ne­ra­li­en, Pflan­zen und Tie­re den Men­schen in der Sin­nen­welt um­­­ge­ben und die­se zu­sam­men­set­zen, so ist er nach dem To­de von ei­ner Welt um­ge­ben, die aus We­sen­hei­ten geis­ti­ger Art zu­sam­men­ge­setzt ist. Doch bringt der Mensch et­was, was in ihr nicht sei­ne Um­ge­bung ist, in die­se Welt mit; es ist das­je­ni­ge, was das Ich inn­er­halb der Sin­nen­welt er­lebt hat. Zu­­­nächst trat die Sum­me die­ser Er­leb­nis­se un­mit­tel­bar nach
Wenn der Mensch nach dem To­de durch die­se Welt hin­­durch­ge­gan­gen ist, dann fin­det er sich ei­ner Welt ge­gen­über, wel­che Geis­ti­ges ent­hält und die auch nur ein Ver­lan­gen in ihm er­zeugt, das im Geis­ti­gen sei­ne Be­frie­di­gung fin­det. Aber auch jetzt un­ter­schei­det der Mensch zwi­schen dem, was zu sei­nem Ich ge­hört, und dem, was die Um­ge­bung die­ses Ich man kann auch sa­gen des­sen geis­ti­ge Au­ßen­welt bil­det. Nur strömt ihm das, was er von die­ser Um­ge­bung er­lebt, so zu, wie wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im Lei­be ihm die Wahr­neh­mung sei­nes ei­ge­nen Ich zu­s­trömt. Wäh­rend al­so die Um­ge­bung des Men­schen im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod durch die Or­ga­ne sei­ner Lei­ber zu ihm spricht, dringt nach Ab­le­gung al­ler Lei­ber die Spra­che der neu­en Um­ge­bung un­mit­tel­bar in das «in­ners­te Hei­lig­tum» des Ich. Die gan­ze Um­ge­bung des Men­schen ist jetzt er­füllt von We­­sen­hei­ten, wel­che glei­cher Art sind mit sei­nem Ich, denn nur ein Ich hat zu ei­nem Ich den Zu­tritt. So wie Mi­ne­ra­li­en, Pflan­zen und Tie­re den Men­schen in der Sin­nen­welt um­­­ge­ben und die­se zu­sam­men­set­zen, so ist er nach dem To­de von ei­ner Welt um­ge­ben, die aus We­sen­hei­ten geis­ti­ger Art zu­sam­men­ge­setzt ist. Doch bringt der Mensch et­was, was in ihr nicht sei­ne Um­ge­bung ist, in die­se Welt mit; es ist das­je­ni­ge, was das Ich inn­er­halb der Sin­nen­welt er­lebt hat. Zu­­­nächst trat die Sum­me die­ser Er­leb­nis­se un­mit­tel­bar nach


<nowiki>#</nowiki>SE013-110
{{SE|110}}


dem To­de, so­lan­ge der Äther­leib noch mit dem Ich ver­bun­­den war, als ein um­fas­sen­des Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de auf. Der Äther­leib selbst wird dann zwar ab­ge­legt, aber von dem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de bleibt et­was als un­ver­gäng­li­cher Be­sitz des Ich zu­rück. Wie wenn man aus al­len Er­leb­nis­sen und Er­fah­run­gen, die zwi­schen Ge­burt und Tod an den Men­­schen her­an­ge­t­re­ten sind, ei­nen Ex­trakt, ei­nen Aus­zug ma­chen wür­de, so nimmt sich das aus, was da zu­rück­b­leibt. Es ist dies das geis­ti­ge Er­träg­nis des Le­bens, die Frucht des­­sel­ben. Die­ses Er­träg­nis ist geis­ti­ger Art. Es ent­hält al­les, was sich Geis­ti­ges durch die Sin­ne of­fen­bart. Aber oh­ne das Le­ben in der Sin­nen­welt hät­te es nicht zu­stan­de kom­men kön­nen. Die­se geis­ti­ge Frucht der Sin­nen­welt emp­fin­det nach dem To­de das Ich als das, was jetzt sei­ne ei­ge­ne, sei­ne In­nen­welt ist und wo­mit es die Welt be­tritt, die aus We­sen be­steht, die sich of­fen­ba­ren, wie nur sein Ich sich selbst in sei­nem tiefs­ten In­nern of­fen­ba­ren kann. Wie ein Pflan­zen­keim, der ein Ex­trakt der gan­zen Pflan­ze ist, sich aber nur ent­fal­tet, wenn er in ei­ne an­de­re Welt, in die Er­de, ver­senkt wird, so ent­fal­tet sich jetzt das­je­ni­ge, was das Ich aus der Sin­nen­welt mit­bringt, wie ein Keim, auf den die geis­ti­ge Um­ge­bung wirkt, die ihn nun­mehr auf­ge­nom­men hat. Die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen kann al­ler­dings nur Bil­der ge­ben, wenn sie schil­dern soll, was in die­sem «Geis­ter­land» vor­geht; doch kön­nen die­se Bil­der sol­che sein, wel­che dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein sich als wah­re Wir­k­lich­keit dar­­­s­tel­len, wenn es die ent­sp­re­chen­den, dem sinn­li­chen Au­ge un­sicht­ba­ren Er­eig­nis­se ver­folgt. Was da zu schil­dern ist, kann durch Ver­g­lei­che mit der Sin­nen­welt an­schau­lich ge­­macht wer­den. Denn trotz­dem es ganz geis­ti­ger Art ist, hat es Ähn­lich­keit in ge­wis­ser Be­zie­hung mit der sinn­li­chen Welt.
dem To­de, so­lan­ge der Äther­leib noch mit dem Ich ver­bun­­den war, als ein um­fas­sen­des Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de auf. Der Äther­leib selbst wird dann zwar ab­ge­legt, aber von dem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de bleibt et­was als un­ver­gäng­li­cher Be­sitz des Ich zu­rück. Wie wenn man aus al­len Er­leb­nis­sen und Er­fah­run­gen, die zwi­schen Ge­burt und Tod an den Men­­schen her­an­ge­t­re­ten sind, ei­nen Ex­trakt, ei­nen Aus­zug ma­chen wür­de, so nimmt sich das aus, was da zu­rück­b­leibt. Es ist dies das geis­ti­ge Er­träg­nis des Le­bens, die Frucht des­­sel­ben. Die­ses Er­träg­nis ist geis­ti­ger Art. Es ent­hält al­les, was sich Geis­ti­ges durch die Sin­ne of­fen­bart. Aber oh­ne das Le­ben in der Sin­nen­welt hät­te es nicht zu­stan­de kom­men kön­nen. Die­se geis­ti­ge Frucht der Sin­nen­welt emp­fin­det nach dem To­de das Ich als das, was jetzt sei­ne ei­ge­ne, sei­ne In­nen­welt ist und wo­mit es die Welt be­tritt, die aus We­sen be­steht, die sich of­fen­ba­ren, wie nur sein Ich sich selbst in sei­nem tiefs­ten In­nern of­fen­ba­ren kann. Wie ein Pflan­zen­keim, der ein Ex­trakt der gan­zen Pflan­ze ist, sich aber nur ent­fal­tet, wenn er in ei­ne an­de­re Welt, in die Er­de, ver­senkt wird, so ent­fal­tet sich jetzt das­je­ni­ge, was das Ich aus der Sin­nen­welt mit­bringt, wie ein Keim, auf den die geis­ti­ge Um­ge­bung wirkt, die ihn nun­mehr auf­ge­nom­men hat. Die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen kann al­ler­dings nur Bil­der ge­ben, wenn sie schil­dern soll, was in die­sem «Geis­ter­land» vor­geht; doch kön­nen die­se Bil­der sol­che sein, wel­che dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein sich als wah­re Wir­k­lich­keit dar­­­s­tel­len, wenn es die ent­sp­re­chen­den, dem sinn­li­chen Au­ge un­sicht­ba­ren Er­eig­nis­se ver­folgt. Was da zu schil­dern ist, kann durch Ver­g­lei­che mit der Sin­nen­welt an­schau­lich ge­­macht wer­den. Denn trotz­dem es ganz geis­ti­ger Art ist, hat es Ähn­lich­keit in ge­wis­ser Be­zie­hung mit der sinn­li­chen Welt.


<nowiki>#</nowiki>SE013-111
{{SE|111}}


Wie zum Bei­spiel in die­ser ei­ne Far­be er­scheint, wenn die­ser oder je­ner Ge­gen­stand auf das Au­ge wirkt, so stellt sich vor das Ich im «Geis­ter­lan­de» ein Er­leb­nis wie das durch ei­ne Far­be hin, wenn auf das­sel­be ein We­sen wirkt. Nur wird die­ses Er­leb­nis so her­vor­ge­bracht, wie inn­er­halb des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod nur die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern be­wirkt wer­den kann. Es ist nicht, wie wenn das Licht von au­ßen he­r­ein in den Men­schen fie­le, son­dern so, wie wenn ein an­de­res We­sen un­mit­tel­bar auf das Ich wirk­te und die­ses ver­an­laß­te, sich die­se Wir­kung in ei­nem Far­ben­bil­de vor­zu­s­tel­len. So fin­den al­le We­sen der geis­ti­gen Um­ge­bung des Ich in ei­ner far­ben­strah­len­den Welt ih­ren Aus­druck. Da sie ei­ne an­de­re Art der Ent­ste­hung ha­ben, sind selbst­ver­ständ­lich die­se Far­be­n­er­leb­nis­se der geis­ti­gen Welt auch von et­was an­de­rem Cha­rak­ter als die an den sinn­li­chen Far­ben. Auch für an­de­re Ein­drü­cke, wel­che der Mensch von der Sin­nen­welt emp­fängt, muß Ähn­li­ches ge­­sagt wer­den. Am ähn­lichs­ten den Ein­drü­cken die­ser Sin­nen­welt sind nun aber die Tö­ne der geis­ti­gen Welt. Und je mehr sich der Mensch ein­lebt in die­se Welt, des­to mehr wird sie für ihn ein in sich be­weg­tes Le­ben, das sich mit den Tö­nen und ih­rer Har­mo­nie in der sinn­li­chen Wir­k­lich­keit ver­g­lei­chen läßt. Nun fühlt er die Tö­ne nicht als et­was, das von au­ßen an ein Or­gan her­an­kommt, son­dern wie ei­ne Macht, die durch sein Ich in die Welt hin­aus­strömt. Er fühlt den Ton, wie in der Sin­nen­welt sein ei­ge­nes Sp­re­chen oder Sin­gen; nur weiß er in der geis­ti­gen Welt, daß die­se Tö­ne, die aus ihm strö­men, zu­g­leich die Kund­ge­bun­gen an­de­rer We­­sen­hei­ten sind, die durch ihn sich in die Welt er­gie­ßen. Ei­ne noch höhe­re Kund­ge­bung im «Geis­ter­land» fin­det statt, wenn der Ton zum «geis­ti­gen Wort» wird. Dann strömt
Wie zum Bei­spiel in die­ser ei­ne Far­be er­scheint, wenn die­ser oder je­ner Ge­gen­stand auf das Au­ge wirkt, so stellt sich vor das Ich im «Geis­ter­lan­de» ein Er­leb­nis wie das durch ei­ne Far­be hin, wenn auf das­sel­be ein We­sen wirkt. Nur wird die­ses Er­leb­nis so her­vor­ge­bracht, wie inn­er­halb des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod nur die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern be­wirkt wer­den kann. Es ist nicht, wie wenn das Licht von au­ßen he­r­ein in den Men­schen fie­le, son­dern so, wie wenn ein an­de­res We­sen un­mit­tel­bar auf das Ich wirk­te und die­ses ver­an­laß­te, sich die­se Wir­kung in ei­nem Far­ben­bil­de vor­zu­s­tel­len. So fin­den al­le We­sen der geis­ti­gen Um­ge­bung des Ich in ei­ner far­ben­strah­len­den Welt ih­ren Aus­druck. Da sie ei­ne an­de­re Art der Ent­ste­hung ha­ben, sind selbst­ver­ständ­lich die­se Far­be­n­er­leb­nis­se der geis­ti­gen Welt auch von et­was an­de­rem Cha­rak­ter als die an den sinn­li­chen Far­ben. Auch für an­de­re Ein­drü­cke, wel­che der Mensch von der Sin­nen­welt emp­fängt, muß Ähn­li­ches ge­­sagt wer­den. Am ähn­lichs­ten den Ein­drü­cken die­ser Sin­nen­welt sind nun aber die Tö­ne der geis­ti­gen Welt. Und je mehr sich der Mensch ein­lebt in die­se Welt, des­to mehr wird sie für ihn ein in sich be­weg­tes Le­ben, das sich mit den Tö­nen und ih­rer Har­mo­nie in der sinn­li­chen Wir­k­lich­keit ver­g­lei­chen läßt. Nun fühlt er die Tö­ne nicht als et­was, das von au­ßen an ein Or­gan her­an­kommt, son­dern wie ei­ne Macht, die durch sein Ich in die Welt hin­aus­strömt. Er fühlt den Ton, wie in der Sin­nen­welt sein ei­ge­nes Sp­re­chen oder Sin­gen; nur weiß er in der geis­ti­gen Welt, daß die­se Tö­ne, die aus ihm strö­men, zu­g­leich die Kund­ge­bun­gen an­de­rer We­­sen­hei­ten sind, die durch ihn sich in die Welt er­gie­ßen. Ei­ne noch höhe­re Kund­ge­bung im «Geis­ter­land» fin­det statt, wenn der Ton zum «geis­ti­gen Wort» wird. Dann strömt


<nowiki>#</nowiki>SE013-112
{{SE|112}}


durch das Ich nicht nur das be­weg­te Le­ben ei­nes an­dern gei­s­ti­gen We­sens, son­dern ein sol­ches We­sen selbst teilt sein In­ne­res die­sem Ich mit. Und oh­ne das Tren­nen­de, das ein je­des Bei­sam­men­sein in der Sin­nen­welt ha­ben muß, le­ben dann, wenn das Ich von dem «geis­ti­gen Wort» durch­strömt wird, zwei We­sen in­ein­an­der. Und in die­ser Art ist wir­k­lich das Bei­sam­men­sein von dem Ich mit an­dern geis­ti­gen We­sen nach dem To­de.
durch das Ich nicht nur das be­weg­te Le­ben ei­nes an­dern gei­s­ti­gen We­sens, son­dern ein sol­ches We­sen selbst teilt sein In­ne­res die­sem Ich mit. Und oh­ne das Tren­nen­de, das ein je­des Bei­sam­men­sein in der Sin­nen­welt ha­ben muß, le­ben dann, wenn das Ich von dem «geis­ti­gen Wort» durch­strömt wird, zwei We­sen in­ein­an­der. Und in die­ser Art ist wir­k­lich das Bei­sam­men­sein von dem Ich mit an­dern geis­ti­gen We­sen nach dem To­de.
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Vor das über­sinn­li­che Be­wußt­sein tre­ten drei Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des, wel­che sich ver­g­lei­chen las­sen mit drei Tei­len der phy­si­schen Sin­nen­welt. Das ers­te Ge­biet ist ge­wis­ser­­ma­ßen das «fes­te Land» der geis­ti­gen Welt, das zwei­te das «Mee­res- und Fluß­ge­biet» und das drit­te der «Luft­kreis». Was auf der Er­de phy­si­sche For­men an­nimmt, so daß es durch phy­si­sche Or­ga­ne wahr­ge­nom­men wer­den kann, das wird sei­ner geis­ti­gen We­sen­heit nach in dem ers­ten Ge­biet des «Geis­ter­lan­des» wahr­ge­nom­men. Von ei­nem Kri­s­tall zum Bei­spiel kann da die Kraft wahr­ge­nom­­men wer­den, wel­che sei­ne Form bil­det. Nur ver­hält sich das­je­ni­ge, was sich da of­fen­bart, wie ein Ge­gen­satz des­sen, was in der Sin­nen­welt auf­tritt. Der Raum, wel­cher in der letz­te­ren Welt von der Ge­steins­mas­se aus­ge­füllt ist, er­scheint für den geis­ti­gen Blick wie ei­ne Art Hohl­raum; aber rings um die­sen Hohl­raum wird die Kraft ge­se­hen, wel­che die Form des Stei­nes bil­det. Ei­ne Far­be, wel­che der Stein in der Sin­nen­welt hat, er­scheint in der geis­ti­gen wie das Er­leb­nis der Ge­gen­far­be; al­so ein rot ge­färb­ter Stein ist vom Geis­ter­land aus ge­se­hen wie grün­lich, ein grü­ner wie röt­lich er­lebt usw. Auch die an­de­ren Ei­gen­schaf­ten er­schei­nen in ih­rem Ge­gen­sat­ze. Wie Stei­ne, Erd­mas­sen und der­g­lei­chen das fes­te Land das Kon­ti­nen­tal­ge­biet der sinn­li­chen Welt
Vor das über­sinn­li­che Be­wußt­sein tre­ten drei Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des, wel­che sich ver­g­lei­chen las­sen mit drei Tei­len der phy­si­schen Sin­nen­welt. Das ers­te Ge­biet ist ge­wis­ser­­ma­ßen das «fes­te Land» der geis­ti­gen Welt, das zwei­te das «Mee­res- und Fluß­ge­biet» und das drit­te der «Luft­kreis». Was auf der Er­de phy­si­sche For­men an­nimmt, so daß es durch phy­si­sche Or­ga­ne wahr­ge­nom­men wer­den kann, das wird sei­ner geis­ti­gen We­sen­heit nach in dem ers­ten Ge­biet des «Geis­ter­lan­des» wahr­ge­nom­men. Von ei­nem Kri­s­tall zum Bei­spiel kann da die Kraft wahr­ge­nom­­men wer­den, wel­che sei­ne Form bil­det. Nur ver­hält sich das­je­ni­ge, was sich da of­fen­bart, wie ein Ge­gen­satz des­sen, was in der Sin­nen­welt auf­tritt. Der Raum, wel­cher in der letz­te­ren Welt von der Ge­steins­mas­se aus­ge­füllt ist, er­scheint für den geis­ti­gen Blick wie ei­ne Art Hohl­raum; aber rings um die­sen Hohl­raum wird die Kraft ge­se­hen, wel­che die Form des Stei­nes bil­det. Ei­ne Far­be, wel­che der Stein in der Sin­nen­welt hat, er­scheint in der geis­ti­gen wie das Er­leb­nis der Ge­gen­far­be; al­so ein rot ge­färb­ter Stein ist vom Geis­ter­land aus ge­se­hen wie grün­lich, ein grü­ner wie röt­lich er­lebt usw. Auch die an­de­ren Ei­gen­schaf­ten er­schei­nen in ih­rem Ge­gen­sat­ze. Wie Stei­ne, Erd­mas­sen und der­g­lei­chen das fes­te Land das Kon­ti­nen­tal­ge­biet der sinn­li­chen Welt


<nowiki>#</nowiki>SE013-113
{{SE|113}}


bil­den, so set­zen die dar­ge­s­tell­ten Ge­bil­de das «fes­te Land» der geis­ti­gen zu­sam­men. Al­les, was inn­er­halb der Sin­nen­welt Le­ben ist, das ist Mee­res­ge­biet im Geis­ti­gen. Dem sin­n­­li­chen Blick er­scheint das Le­ben in sei­nen Wir­kun­gen bei Pflan­zen, Tie­ren und Men­schen. Dem geis­ti­gen Au­ge ist das Le­ben ein strö­men­des We­sen, das wie Mee­re und Flüs­se das Geis­ter­land durch­setzt. Bes­ser noch ist der Ver­g­leich mit dem Kreis­lauf des Blu­tes im Lei­be. Denn wäh­rend sich die Mee­re und Flüs­se in der Sin­nen­welt als un­re­gel­mä­ß­ig ver­­­teilt dar­s­tel­len, herrscht in der Ver­tei­lung des strö­men­den Le­bens im Geis­ter­land ei­ne ge­wis­se Re­gel­mä­ß­ig­keit, wie im Blut­k­reis­lauf. Eben die­ses «strö­men­de Le­ben» wird gleich­zei­tig wie ein geis­ti­ges Tö­nen wahr­ge­nom­men. Das drit­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des ist des­sen «Luft­kreis». Was in der Sin­nen­welt als Emp­fin­dung auf­tritt, das ist im Geist­ge­biet so al­les durch­drin­gend vor­han­den, wie die Luft auf der Er­de vor­han­den ist. Ein Meer von strö­men­der Emp­fin­dung hat man sich da vor­zu­s­tel­len. Leid und Sch­merz, Freu­de und Ent­zü­cken strö­men in die­sem Ge­bie­te wie Wind und Sturm im Luft­kreis der sinn­li­chen Welt. Man den­ke an ei­ne Schlacht, die auf Er­den ge­schla­gen wird. Da ste­hen ein­an­der nicht bloß Ge­stal­ten der Men­schen ge­gen­über, die das sinn­li­che Au­ge se­hen kann, son­dern Ge­füh­le ste­hen ge­gen Ge­­füh­le, Lei­den­schaf­ten ge­gen Lei­den­schaf­ten; Sch­mer­zen er­­fül­len das Schlacht­feld eben­so wie Men­schen­ge­stal­ten. Al­les, was da lebt an Lei­den­schaft, an Sch­merz, an Sie­ges­f­reu­de, das ist nicht nur vor­han­den, in­so­fern es sich in sinn­lich-wahr­nehm­ba­ren Wir­kun­gen of­fen­bart; es kommt dem gei­s­ti­gen Sin­ne zum Be­wußt­sein als Vor­gang des Luft­k­rei­ses im Geis­ter­land. Ein sol­ches Er­eig­nis ist im Geis­ti­gen wie ein Ge­wit­ter in der phy­si­schen Welt. Und die Wahr­neh­mung
bil­den, so set­zen die dar­ge­s­tell­ten Ge­bil­de das «fes­te Land» der geis­ti­gen zu­sam­men. Al­les, was inn­er­halb der Sin­nen­welt Le­ben ist, das ist Mee­res­ge­biet im Geis­ti­gen. Dem sin­n­­li­chen Blick er­scheint das Le­ben in sei­nen Wir­kun­gen bei Pflan­zen, Tie­ren und Men­schen. Dem geis­ti­gen Au­ge ist das Le­ben ein strö­men­des We­sen, das wie Mee­re und Flüs­se das Geis­ter­land durch­setzt. Bes­ser noch ist der Ver­g­leich mit dem Kreis­lauf des Blu­tes im Lei­be. Denn wäh­rend sich die Mee­re und Flüs­se in der Sin­nen­welt als un­re­gel­mä­ß­ig ver­­­teilt dar­s­tel­len, herrscht in der Ver­tei­lung des strö­men­den Le­bens im Geis­ter­land ei­ne ge­wis­se Re­gel­mä­ß­ig­keit, wie im Blut­k­reis­lauf. Eben die­ses «strö­men­de Le­ben» wird gleich­zei­tig wie ein geis­ti­ges Tö­nen wahr­ge­nom­men. Das drit­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des ist des­sen «Luft­kreis». Was in der Sin­nen­welt als Emp­fin­dung auf­tritt, das ist im Geist­ge­biet so al­les durch­drin­gend vor­han­den, wie die Luft auf der Er­de vor­han­den ist. Ein Meer von strö­men­der Emp­fin­dung hat man sich da vor­zu­s­tel­len. Leid und Sch­merz, Freu­de und Ent­zü­cken strö­men in die­sem Ge­bie­te wie Wind und Sturm im Luft­kreis der sinn­li­chen Welt. Man den­ke an ei­ne Schlacht, die auf Er­den ge­schla­gen wird. Da ste­hen ein­an­der nicht bloß Ge­stal­ten der Men­schen ge­gen­über, die das sinn­li­che Au­ge se­hen kann, son­dern Ge­füh­le ste­hen ge­gen Ge­­füh­le, Lei­den­schaf­ten ge­gen Lei­den­schaf­ten; Sch­mer­zen er­­fül­len das Schlacht­feld eben­so wie Men­schen­ge­stal­ten. Al­les, was da lebt an Lei­den­schaft, an Sch­merz, an Sie­ges­f­reu­de, das ist nicht nur vor­han­den, in­so­fern es sich in sinn­lich-wahr­nehm­ba­ren Wir­kun­gen of­fen­bart; es kommt dem gei­s­ti­gen Sin­ne zum Be­wußt­sein als Vor­gang des Luft­k­rei­ses im Geis­ter­land. Ein sol­ches Er­eig­nis ist im Geis­ti­gen wie ein Ge­wit­ter in der phy­si­schen Welt. Und die Wahr­neh­mung


<nowiki>#</nowiki>SE013-114
{{SE|114}}


die­ser Er­eig­nis­se läßt sich ver­g­lei­chen mit dem Hö­ren der Wor­te in der phy­si­schen Welt. Des­halb sagt man: wie die Luft die Er­den­we­sen ein­hüllt und durch­dringt, so die «we­hen­den geis­ti­gen Wor­te» die We­sen und Vor­gän­ge des Gei­s­ter­lan­des.
die­ser Er­eig­nis­se läßt sich ver­g­lei­chen mit dem Hö­ren der Wor­te in der phy­si­schen Welt. Des­halb sagt man: wie die Luft die Er­den­we­sen ein­hüllt und durch­dringt, so die «we­hen­den geis­ti­gen Wor­te» die We­sen und Vor­gän­ge des Gei­s­ter­lan­des.
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Und wei­te­re Wahr­neh­mun­gen sind noch mög­lich in die­­ser geis­ti­gen Welt. Auch das ist hier vor­han­den, was sich mit der Wär­me und mit dem Lich­te der phy­si­schen Welt ver­g­lei­chen läßt. Was wie die Wär­me die ir­di­schen Din­ge und We­sen al­les im Geis­ter­lan­de durch­dringt, das ist die Ge­dan­ken­welt selbst. Nur sind die Ge­dan­ken da als le­ben­de, selb­stän­di­ge We­sen vor­zu­s­tel­len. Was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt als Ge­dan­ken er­faßt, das ist wie ein Schat­ten des­sen, was als Ge­dan­ken­we­sen im Geis­ter­lan­de lebt. Man den­ke sich den Ge­dan­ken, wie er im Men­schen vor­han­den ist, her­aus­ge­ho­ben aus die­sem Men­schen und als tä­ti­ges, han­deln­des We­sen mit ei­nem ei­ge­nen In­nen­le­ben be­gabt, so hat man ei­ne schwa­che Ver­bild­li­chung des­sen, was das vier­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des er­füllt. Was der Mensch als Ge­dan­ken in sei­ner phy­si­schen Welt zwi­schen Ge­burt und Tod wahr­nimmt, das ist nur die Of­fen­ba­rung der Ge­­dan­ken­welt, so wie sie durch die Werk­zeu­ge der Lei­ber sich bil­den kann. Aber al­les, was der Mensch an sol­chen Ge­dan­ken hegt, die ei­ne Be­rei­che­rung in der phy­si­schen Welt be­­deu­ten, das hat aus die­sem Ge­bie­te her­aus sei­nen Ur­sprung. Man braucht bei sol­chen Ge­dan­ken nicht bloß an die Ide­en der gro­ßen Er­fin­der, der ge­nia­len Per­so­nen. zu den­ken, son­dern man kann bei je­dem Men­schen se­hen, wie er «Ein­fäl­le» hat, die er nicht bloß der Au­ßen­welt ver­dankt, son­dern durch die er die­se Au­ßen­welt selbst um­ge­stal­tet. So­weit Ge­füh­le, Lei­den­schaf­ten in Be­tracht kom­men, zu
Und wei­te­re Wahr­neh­mun­gen sind noch mög­lich in die­­ser geis­ti­gen Welt. Auch das ist hier vor­han­den, was sich mit der Wär­me und mit dem Lich­te der phy­si­schen Welt ver­g­lei­chen läßt. Was wie die Wär­me die ir­di­schen Din­ge und We­sen al­les im Geis­ter­lan­de durch­dringt, das ist die Ge­dan­ken­welt selbst. Nur sind die Ge­dan­ken da als le­ben­de, selb­stän­di­ge We­sen vor­zu­s­tel­len. Was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt als Ge­dan­ken er­faßt, das ist wie ein Schat­ten des­sen, was als Ge­dan­ken­we­sen im Geis­ter­lan­de lebt. Man den­ke sich den Ge­dan­ken, wie er im Men­schen vor­han­den ist, her­aus­ge­ho­ben aus die­sem Men­schen und als tä­ti­ges, han­deln­des We­sen mit ei­nem ei­ge­nen In­nen­le­ben be­gabt, so hat man ei­ne schwa­che Ver­bild­li­chung des­sen, was das vier­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des er­füllt. Was der Mensch als Ge­dan­ken in sei­ner phy­si­schen Welt zwi­schen Ge­burt und Tod wahr­nimmt, das ist nur die Of­fen­ba­rung der Ge­­dan­ken­welt, so wie sie durch die Werk­zeu­ge der Lei­ber sich bil­den kann. Aber al­les, was der Mensch an sol­chen Ge­dan­ken hegt, die ei­ne Be­rei­che­rung in der phy­si­schen Welt be­­deu­ten, das hat aus die­sem Ge­bie­te her­aus sei­nen Ur­sprung. Man braucht bei sol­chen Ge­dan­ken nicht bloß an die Ide­en der gro­ßen Er­fin­der, der ge­nia­len Per­so­nen. zu den­ken, son­dern man kann bei je­dem Men­schen se­hen, wie er «Ein­fäl­le» hat, die er nicht bloß der Au­ßen­welt ver­dankt, son­dern durch die er die­se Au­ßen­welt selbst um­ge­stal­tet. So­weit Ge­füh­le, Lei­den­schaf­ten in Be­tracht kom­men, zu


<nowiki>#</nowiki>SE013-115
{{SE|115}}


de­nen die Ver­an­las­sung in der äu­ße­ren Welt liegt, so weit sind die­se Ge­füh­le usw. in das drit­te Ge­biet des Geis­ter­­lan­des zu ver­set­zen; al­les das aber, was in der Men­schen­see­le so le­ben kann, daß der Mensch ein Schaf­fen­der wird, daß er um­ge­stal­tend und be­fruch­tend auf sei­ne Um­welt wirkt: das wird in sei­ner ur­ei­ge­nen, we­sen­haf­ten Ge­stalt of­fen­bar im vier­ten Fel­de der geis­ti­gen Welt. Was in der fünf­ten Re­gi­on vor­han­den ist, darf mit dem phy­si­schen Licht ver­­g­li­chen wer­den. Es ist in sei­ner ur­ei­ge­nen Ge­stalt sich of­fen­­ba­ren­de Weis­heit. We­sen, wel­che Weis­heit in ih­re Um­ge­bung er­gie­ßen, wie die Son­ne Licht auf phy­si­sche We­sen, ge­hö­ren die­sem Ge­bie­te an. Was be­schie­nen wird von die­ser Weis­heit, das zeigt sich in sei­nem wah­ren Sinn und sei­ner Be­deu­tung für die geis­ti­ge Welt, wie ein phy­si­sches We­sen sei­ne Far­be zeigt, wenn es vom Lich­te be­schie­nen wird. Es gibt noch höhe­re Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des; sie wer­den ih­re Dar­s­tel­­lung an ei­ner spä­te­ren Stel­le die­ser Schrift fin­den.
de­nen die Ver­an­las­sung in der äu­ße­ren Welt liegt, so weit sind die­se Ge­füh­le usw. in das drit­te Ge­biet des Geis­ter­­lan­des zu ver­set­zen; al­les das aber, was in der Men­schen­see­le so le­ben kann, daß der Mensch ein Schaf­fen­der wird, daß er um­ge­stal­tend und be­fruch­tend auf sei­ne Um­welt wirkt: das wird in sei­ner ur­ei­ge­nen, we­sen­haf­ten Ge­stalt of­fen­bar im vier­ten Fel­de der geis­ti­gen Welt. Was in der fünf­ten Re­gi­on vor­han­den ist, darf mit dem phy­si­schen Licht ver­­g­li­chen wer­den. Es ist in sei­ner ur­ei­ge­nen Ge­stalt sich of­fen­­ba­ren­de Weis­heit. We­sen, wel­che Weis­heit in ih­re Um­ge­bung er­gie­ßen, wie die Son­ne Licht auf phy­si­sche We­sen, ge­hö­ren die­sem Ge­bie­te an. Was be­schie­nen wird von die­ser Weis­heit, das zeigt sich in sei­nem wah­ren Sinn und sei­ner Be­deu­tung für die geis­ti­ge Welt, wie ein phy­si­sches We­sen sei­ne Far­be zeigt, wenn es vom Lich­te be­schie­nen wird. Es gibt noch höhe­re Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des; sie wer­den ih­re Dar­s­tel­­lung an ei­ner spä­te­ren Stel­le die­ser Schrift fin­den.
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In die­se Welt wird nach dem To­de das Ich ein­ge­senkt mit dem Er­träg­nis, das es aus dem sinn­li­chen Le­ben mit­bringt. Und die­ses Er­träg­nis ist noch ve­r­ei­nigt mit je­nem Tei­le des As­tral­lei­bes, der am En­de der Läu­te­rungs­zeit nicht ab­ge­wor­­fen wird. Es fällt ja nur je­ner Teil ab, wel­cher nach dem To­de mit sei­nen Be­gier­den und Wün­schen dem phy­si­schen Le­ben zu­ge­wandt war. Die Ein­sen­kung des Ich mit dem, was es aus der sinn­li­chen Welt sich zu­ge­eig­net hat, in die geis­ti­ge Welt, läßt sich mit dem Ein­bet­ten ei­nes Sa­men­korns in die rei­fen­de Er­de ver­g­lei­chen. Wie die­ses Sa­men­korn die Stof­fe und Kräf­te aus sei­ner Um­ge­bung heran­zieht, um sich zu ei­ner neu­en Pflan­ze zu ent­fal­ten, so ist Ent­fal­tung und Wachs­tum das We­sen des in die geis­ti­ge Welt ein­ge­senk­ten Ich. In dem­je­ni­gen, was ein Or­gan wahr­nimmt, liegt auch
In die­se Welt wird nach dem To­de das Ich ein­ge­senkt mit dem Er­träg­nis, das es aus dem sinn­li­chen Le­ben mit­bringt. Und die­ses Er­träg­nis ist noch ve­r­ei­nigt mit je­nem Tei­le des As­tral­lei­bes, der am En­de der Läu­te­rungs­zeit nicht ab­ge­wor­­fen wird. Es fällt ja nur je­ner Teil ab, wel­cher nach dem To­de mit sei­nen Be­gier­den und Wün­schen dem phy­si­schen Le­ben zu­ge­wandt war. Die Ein­sen­kung des Ich mit dem, was es aus der sinn­li­chen Welt sich zu­ge­eig­net hat, in die geis­ti­ge Welt, läßt sich mit dem Ein­bet­ten ei­nes Sa­men­korns in die rei­fen­de Er­de ver­g­lei­chen. Wie die­ses Sa­men­korn die Stof­fe und Kräf­te aus sei­ner Um­ge­bung heran­zieht, um sich zu ei­ner neu­en Pflan­ze zu ent­fal­ten, so ist Ent­fal­tung und Wachs­tum das We­sen des in die geis­ti­ge Welt ein­ge­senk­ten Ich. In dem­je­ni­gen, was ein Or­gan wahr­nimmt, liegt auch


<nowiki>#</nowiki>SE013-116
{{SE|116}}


die Kraft ver­bor­gen, durch wel­che die­ses Or­gan selbst ge­­bil­det wird. Das Au­ge nimmt das Licht wahr. Aber oh­ne das Licht gä­be es kein Au­ge. We­sen, wel­che ihr Le­ben im Fins­tern zu­brin­gen, bil­den an sich kei­ne Werk­zeu­ge zum Se­hen aus. So aber ist der gan­ze leib­li­che Mensch her­aus­­ge­schaf­fen aus den ver­bor­ge­nen Kräf­ten des­sen, was durch die Glie­der der Lei­ber wahr­ge­nom­men wird. Der phy­si­sche Leib ist durch die Kräf­te der phy­si­schen Welt, der Äther­leib durch die­je­ni­gen der Le­bens­welt au­f­er­baut, und der As­tral­­leib ist aus der as­tra­len Welt her­aus­ge­stal­tet. Wenn nun das Ich in das Geis­ter­land ver­setzt ist, so tre­ten ihm eben je­ne Kräf­te ent­ge­gen, die für die phy­si­sche Wahr­neh­mung ver­­­bor­gen blei­ben. Was im ers­ten Ge­biet des Geis­ter­lan­des sicht­bar wird, das sind die geis­ti­gen We­sen­hei­ten, wel­che den Men­schen im­mer um­ge­ben und die sei­nen phy­si­schen Leib auch auf­ge­baut ha­ben. In der phy­si­schen Welt nimmt der Mensch al­so nichts an­de­res wahr als die Of­fen­ba­run­gen der­je­ni­gen geis­ti­gen Kräf­te, wel­che sei­nen ei­ge­nen phy­si­schen Leib auch ge­stal­tet ha­ben. Nach dem To­de ist er eben mit­ten un­ter die­sen ge­stal­ten­den Kräf­ten selbst, die sich ihm jetzt in ih­rer ei­ge­nen, vor­her ver­bor­ge­nen Ge­stalt zei­gen. Eben­so ist er durch die zwei­te Re­gi­on in­mit­ten der Kräf­te, aus de­nen sein Äther­leib be­steht; in der drit­ten Re­gi­on strö­men ihm die Mäch­te zu, aus de­nen sein As­tral­leib her­aus­ge­g­lie­dert ist. Auch die höhe­ren Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des las­sen ihm jetzt das zu­f­lie­ßen, aus dem er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod auf­ge­baut ist.
die Kraft ver­bor­gen, durch wel­che die­ses Or­gan selbst ge­­bil­det wird. Das Au­ge nimmt das Licht wahr. Aber oh­ne das Licht gä­be es kein Au­ge. We­sen, wel­che ihr Le­ben im Fins­tern zu­brin­gen, bil­den an sich kei­ne Werk­zeu­ge zum Se­hen aus. So aber ist der gan­ze leib­li­che Mensch her­aus­­ge­schaf­fen aus den ver­bor­ge­nen Kräf­ten des­sen, was durch die Glie­der der Lei­ber wahr­ge­nom­men wird. Der phy­si­sche Leib ist durch die Kräf­te der phy­si­schen Welt, der Äther­leib durch die­je­ni­gen der Le­bens­welt au­f­er­baut, und der As­tral­­leib ist aus der as­tra­len Welt her­aus­ge­stal­tet. Wenn nun das Ich in das Geis­ter­land ver­setzt ist, so tre­ten ihm eben je­ne Kräf­te ent­ge­gen, die für die phy­si­sche Wahr­neh­mung ver­­­bor­gen blei­ben. Was im ers­ten Ge­biet des Geis­ter­lan­des sicht­bar wird, das sind die geis­ti­gen We­sen­hei­ten, wel­che den Men­schen im­mer um­ge­ben und die sei­nen phy­si­schen Leib auch auf­ge­baut ha­ben. In der phy­si­schen Welt nimmt der Mensch al­so nichts an­de­res wahr als die Of­fen­ba­run­gen der­je­ni­gen geis­ti­gen Kräf­te, wel­che sei­nen ei­ge­nen phy­si­schen Leib auch ge­stal­tet ha­ben. Nach dem To­de ist er eben mit­ten un­ter die­sen ge­stal­ten­den Kräf­ten selbst, die sich ihm jetzt in ih­rer ei­ge­nen, vor­her ver­bor­ge­nen Ge­stalt zei­gen. Eben­so ist er durch die zwei­te Re­gi­on in­mit­ten der Kräf­te, aus de­nen sein Äther­leib be­steht; in der drit­ten Re­gi­on strö­men ihm die Mäch­te zu, aus de­nen sein As­tral­leib her­aus­ge­g­lie­dert ist. Auch die höhe­ren Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des las­sen ihm jetzt das zu­f­lie­ßen, aus dem er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod auf­ge­baut ist.
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Die­se We­sen­hei­ten der geis­ti­gen Welt wir­ken nun­mehr zu­sam­men mit dem, was der Mensch als Frucht aus dem vo­ri­gen Le­ben mit­ge­bracht hat und was jetzt zum Kei­me wird. Und durch die­ses Zu­sam­men­wir­ken wird der Mensch
Die­se We­sen­hei­ten der geis­ti­gen Welt wir­ken nun­mehr zu­sam­men mit dem, was der Mensch als Frucht aus dem vo­ri­gen Le­ben mit­ge­bracht hat und was jetzt zum Kei­me wird. Und durch die­ses Zu­sam­men­wir­ken wird der Mensch


<nowiki>#</nowiki>SE013-117
{{SE|117}}


zu­nächst als geis­ti­ges We­sen aufs neue auf­ge­baut. Im Schla­fe blei­ben der phy­si­sche Leib und der Äther­leib be­ste­hen; der As­tral­leib und das Ich sind zwar au­ßer­halb die­ser bei­den, aber noch mit ih­nen ver­bun­den. Was die­se in sol­chem Zu­­­stan­de an Ein­flüs­sen aus der geis­ti­gen Welt emp­fan­gen, kann nur die­nen, die wäh­rend des Wa­chens er­sc­höpf­ten Kräf­te wie­der­her­zu­s­tel­len. Nach­dem aber der phy­si­sche Leib und der Äther­leib ab­ge­legt sind und nach der Läu­te­rungs­zeit auch je­ne Tei­le des As­tral­lei­bes, die noch durch ih­re Be­gier­­den mit der phy­si­schen Welt zu­sam­men­hän­gen, wird nun al­les, was aus der geis­ti­gen Welt dem Ich zu­s­trömt, nicht nur zum Ver­bes­se­rer, son­dern zum Neu­ge­stal­ter. Und nach ei­ner, ge­wis­sen Zeit, über wel­che in spä­te­ren Tei­len die­ser Schrift zu sp­re­chen ist, hat sich um das Ich her­um ein As­tral­­leib ge­g­lie­dert, der wie­der in ei­nem sol­chen Äther­leib und phy­si­schen Leib woh­nen kann, wie sie dem Men­schen zwi­­schen Ge­burt und Tod ei­gen sind. Der Mensch kann wie­der durch ei­ne Ge­burt ge­hen und in ei­nem er­neu­ten Er­den­da­sein er­schei­nen, das nun in sich ein­ge­g­lie­dert hat die Frucht des frühe­ren Le­bens. Bis zu der Neu­ge­stal­tung ei­nes As­tral­­lei­bes ist der Mensch Zeu­ge sei­nes Wie­der­auf­bau­es. Da sich ihm die Mäch­te des Geis­ter­lan­des nicht durch äu­ße­re Or­­ga­ne, son­dern von in­nen aus of­fen­ba­ren, wie das ei­ge­ne Ich im Selbst­be­wußt­sein, so kann er die­se Of­fen­ba­rung wahr­­neh­men, so­lan­ge sein Sinn noch nicht auf ei­ne äu­ße­re Wahr­­neh­mungs­welt ge­rich­tet ist. Von dem Au­gen­bli­cke an, wo der As­tral­leib neu­ge­stal­tet ist, kehrt sich die­ser Sinn aber nach au­ßen. Der As­tral­leib ver­langt nun­mehr wie­der ei­nen äu­ße­ren Äther­leib und phy­si­schen Kör­per. Er wen­det sich da­mit ab von den Of­fen­ba­run­gen des In­nern. Des­halb gibt es jetzt ei­nen Zwi­schen­zu­stand, in dem der Mensch in
zu­nächst als geis­ti­ges We­sen aufs neue auf­ge­baut. Im Schla­fe blei­ben der phy­si­sche Leib und der Äther­leib be­ste­hen; der As­tral­leib und das Ich sind zwar au­ßer­halb die­ser bei­den, aber noch mit ih­nen ver­bun­den. Was die­se in sol­chem Zu­­­stan­de an Ein­flüs­sen aus der geis­ti­gen Welt emp­fan­gen, kann nur die­nen, die wäh­rend des Wa­chens er­sc­höpf­ten Kräf­te wie­der­her­zu­s­tel­len. Nach­dem aber der phy­si­sche Leib und der Äther­leib ab­ge­legt sind und nach der Läu­te­rungs­zeit auch je­ne Tei­le des As­tral­lei­bes, die noch durch ih­re Be­gier­­den mit der phy­si­schen Welt zu­sam­men­hän­gen, wird nun al­les, was aus der geis­ti­gen Welt dem Ich zu­s­trömt, nicht nur zum Ver­bes­se­rer, son­dern zum Neu­ge­stal­ter. Und nach ei­ner, ge­wis­sen Zeit, über wel­che in spä­te­ren Tei­len die­ser Schrift zu sp­re­chen ist, hat sich um das Ich her­um ein As­tral­­leib ge­g­lie­dert, der wie­der in ei­nem sol­chen Äther­leib und phy­si­schen Leib woh­nen kann, wie sie dem Men­schen zwi­­schen Ge­burt und Tod ei­gen sind. Der Mensch kann wie­der durch ei­ne Ge­burt ge­hen und in ei­nem er­neu­ten Er­den­da­sein er­schei­nen, das nun in sich ein­ge­g­lie­dert hat die Frucht des frühe­ren Le­bens. Bis zu der Neu­ge­stal­tung ei­nes As­tral­­lei­bes ist der Mensch Zeu­ge sei­nes Wie­der­auf­bau­es. Da sich ihm die Mäch­te des Geis­ter­lan­des nicht durch äu­ße­re Or­­ga­ne, son­dern von in­nen aus of­fen­ba­ren, wie das ei­ge­ne Ich im Selbst­be­wußt­sein, so kann er die­se Of­fen­ba­rung wahr­­neh­men, so­lan­ge sein Sinn noch nicht auf ei­ne äu­ße­re Wahr­­neh­mungs­welt ge­rich­tet ist. Von dem Au­gen­bli­cke an, wo der As­tral­leib neu­ge­stal­tet ist, kehrt sich die­ser Sinn aber nach au­ßen. Der As­tral­leib ver­langt nun­mehr wie­der ei­nen äu­ße­ren Äther­leib und phy­si­schen Kör­per. Er wen­det sich da­mit ab von den Of­fen­ba­run­gen des In­nern. Des­halb gibt es jetzt ei­nen Zwi­schen­zu­stand, in dem der Mensch in


<nowiki>#</nowiki>SE013-118
{{SE|118}}


Be­wußt­lo­sig­keit ver­sinkt. Das Be­wußt­sein kann erst wie­der in der phy­si­schen Welt auf­tau­chen, wenn die zur phy­si­schen Wahr­neh­mung not­wen­di­gen Or­ga­ne ge­bil­det sind. In die­­ser Zeit, in wel­cher das durch in­ne­re Wahr­neh­mung er­leuch­­te­te Be­wußt­sein auf­hört, be­ginnt sich nun der neue Äther­­leib an den As­tral­leib an­zu­g­lie­dern, und der Mensch kann dann auch wie­der in ei­nen phy­si­schen Leib ein­zie­hen. An die­sen bei­den An­g­lie­de­run­gen könn­te sich mit Be­wußt­sein nur ein sol­ches Ich be­tei­li­gen, wel­ches von sich aus die im Äther­leib und phy­si­schen Leib ver­bor­gen schaf­fen­den Kräf­te, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen, er­zeugt hat. So­lan­ge der Mensch nicht so­weit ist, müs­sen We­sen­hei­ten, die wei­ter in ih­rer Ent­wi­cke­lung sind als er selbst, die­se An­­g­lie­de­rung lei­ten. Der As­tral­leib wird von sol­chen We­sen­hei­ten zu ei­nem El­tern­paa­re ge­lei­tet, so daß er mit dem en­t­­­sp­re­chen­den Äther­leib und phy­si­schen Lei­be be­gabt wer­den kann. Be­vor die An­g­lie­de­rung des Äther­lei­bes sich vol­l­­zieht, er­eig­net sich nun et­was au­ßer­or­dent­lich Be­deut­sa­mes für den wie­der ins phy­si­sche Da­sein tre­ten­den Men­schen. Die­ser hat ja in sei­nem vo­ri­gen Le­ben stö­ren­de Mäch­te ge­schaf­fen, die sich bei der Rück­wärts­wan­de­rung nach dem To­de ge­zeigt ha­ben. Man neh­me das früh­er er­wähn­te Bei­­spiel wie­der auf. Der Mensch ha­be aus ei­ner Zorn­auf­wal­­lung her­aus in dem vier­zigs­ten Jah­re sei­nes vo­ri­gen Le­bens je­mand Sch­merz zu­ge­fügt. Nach dem To­de trat ihm die­ser Sch­merz des an­dern als ei­ne stö­ren­de Kraft für die En­t­­wi­cke­lung des ei­ge­nen Ich ent­ge­gen. Und so ist es mit al­len sol­chen Vor­fäl­len des vo­ri­gen Le­bens. Beim Wie­de­r­ein­tritt in das phy­si­sche Le­ben ste­hen nun die­se Hin­der­nis­se der En­t­­wi­cke­lung wie­der vor dem Ich. Wie mit dem Ein­trit­te des To­des ei­ne Art Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de vor dem men­sch­li­chen
Be­wußt­lo­sig­keit ver­sinkt. Das Be­wußt­sein kann erst wie­der in der phy­si­schen Welt auf­tau­chen, wenn die zur phy­si­schen Wahr­neh­mung not­wen­di­gen Or­ga­ne ge­bil­det sind. In die­­ser Zeit, in wel­cher das durch in­ne­re Wahr­neh­mung er­leuch­­te­te Be­wußt­sein auf­hört, be­ginnt sich nun der neue Äther­­leib an den As­tral­leib an­zu­g­lie­dern, und der Mensch kann dann auch wie­der in ei­nen phy­si­schen Leib ein­zie­hen. An die­sen bei­den An­g­lie­de­run­gen könn­te sich mit Be­wußt­sein nur ein sol­ches Ich be­tei­li­gen, wel­ches von sich aus die im Äther­leib und phy­si­schen Leib ver­bor­gen schaf­fen­den Kräf­te, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen, er­zeugt hat. So­lan­ge der Mensch nicht so­weit ist, müs­sen We­sen­hei­ten, die wei­ter in ih­rer Ent­wi­cke­lung sind als er selbst, die­se An­­g­lie­de­rung lei­ten. Der As­tral­leib wird von sol­chen We­sen­hei­ten zu ei­nem El­tern­paa­re ge­lei­tet, so daß er mit dem en­t­­­sp­re­chen­den Äther­leib und phy­si­schen Lei­be be­gabt wer­den kann. Be­vor die An­g­lie­de­rung des Äther­lei­bes sich vol­l­­zieht, er­eig­net sich nun et­was au­ßer­or­dent­lich Be­deut­sa­mes für den wie­der ins phy­si­sche Da­sein tre­ten­den Men­schen. Die­ser hat ja in sei­nem vo­ri­gen Le­ben stö­ren­de Mäch­te ge­schaf­fen, die sich bei der Rück­wärts­wan­de­rung nach dem To­de ge­zeigt ha­ben. Man neh­me das früh­er er­wähn­te Bei­­spiel wie­der auf. Der Mensch ha­be aus ei­ner Zorn­auf­wal­­lung her­aus in dem vier­zigs­ten Jah­re sei­nes vo­ri­gen Le­bens je­mand Sch­merz zu­ge­fügt. Nach dem To­de trat ihm die­ser Sch­merz des an­dern als ei­ne stö­ren­de Kraft für die En­t­­wi­cke­lung des ei­ge­nen Ich ent­ge­gen. Und so ist es mit al­len sol­chen Vor­fäl­len des vo­ri­gen Le­bens. Beim Wie­de­r­ein­tritt in das phy­si­sche Le­ben ste­hen nun die­se Hin­der­nis­se der En­t­­wi­cke­lung wie­der vor dem Ich. Wie mit dem Ein­trit­te des To­des ei­ne Art Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de vor dem men­sch­li­chen


<nowiki>#</nowiki>SE013-119
{{SE|119}}


Ich ge­stan­den hat, so jetzt ein Vor­blick auf das kom­men­de Le­ben. Wie­der sieht der Mensch ein sol­ches Ge­mäl­de, das jetzt all die Hin­der­nis­se zeigt, wel­che der Mensch hin­we­g­zu­räu­men hat, wenn sei­ne Ent­wi­cke­lung wei­ter­ge­hen soll. Und das, was er so sieht, wird der Aus­gangs­punkt von Kräf­ten, wel­che der Mensch ins neue Le­ben mit­neh­men muß. Das Bild des Sch­mer­zes, den er dem an­dern zu­ge­fügt hat, wird zur Kraft, die das Ich, wenn es nun wie­der ins Le­­ben ein­tritt, an­t­reibt, die­sen Sch­merz wie­der gut­zu­ma­chen. So wirkt al­so das vor­gän­gi­ge Le­ben be­stim­mend auf das neue. Die Ta­ten die­ses neu­en Le­bens sind durch je­ne des vo­ri­gen in ei­ner ge­wis­sen Wei­se ver­ur­sacht. Die­sen ge­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang ei­nes frühe­ren Da­seins mit ei­nem spä­te­ren hat man als das Ge­setz des Schick­sals an­zu­se­hen; man ist ge­wohnt ge­wor­den, es mit dem aus der mor­gen­län­di­schen Weis­heit ent­lehn­ten Aus­druck «Kar­ma» zu be­zeich­nen.
Ich ge­stan­den hat, so jetzt ein Vor­blick auf das kom­men­de Le­ben. Wie­der sieht der Mensch ein sol­ches Ge­mäl­de, das jetzt all die Hin­der­nis­se zeigt, wel­che der Mensch hin­we­g­zu­räu­men hat, wenn sei­ne Ent­wi­cke­lung wei­ter­ge­hen soll. Und das, was er so sieht, wird der Aus­gangs­punkt von Kräf­ten, wel­che der Mensch ins neue Le­ben mit­neh­men muß. Das Bild des Sch­mer­zes, den er dem an­dern zu­ge­fügt hat, wird zur Kraft, die das Ich, wenn es nun wie­der ins Le­­ben ein­tritt, an­t­reibt, die­sen Sch­merz wie­der gut­zu­ma­chen. So wirkt al­so das vor­gän­gi­ge Le­ben be­stim­mend auf das neue. Die Ta­ten die­ses neu­en Le­bens sind durch je­ne des vo­ri­gen in ei­ner ge­wis­sen Wei­se ver­ur­sacht. Die­sen ge­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang ei­nes frühe­ren Da­seins mit ei­nem spä­te­ren hat man als das Ge­setz des Schick­sals an­zu­se­hen; man ist ge­wohnt ge­wor­den, es mit dem aus der mor­gen­län­di­schen Weis­heit ent­lehn­ten Aus­druck «Kar­ma» zu be­zeich­nen.
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Der Auf­bau ei­nes neu­en Lei­bes­zu­sam­men­han­ges ist je­doch nicht die ein­zi­ge Tä­tig­keit, wel­che dem Men­schen zwi­­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt ob­liegt. Wäh­rend die­ser Auf­bau ge­schieht, lebt der Mensch au­ßer­halb der phy­si­schen Welt. Die­se sch­rei­tet aber wäh­rend die­ser Zeit in ih­rer Ent­wi­cke­lung wei­ter. In ver­hält­nis­mä­ß­ig kur­zen Zei­träu­men än­dert die Er­de ihr Ant­litz. Wie hat es vor ei­ni­gen Jahr­tau­sen­den in den Ge­bie­ten aus­ge­se­hen, wel­che ge­gen­wär­tig von Deut­sch­land ein­ge­nom­men wer­den? Wenn der Mensch in ei­nem neu­en Da­sein auf der Er­de er­scheint, sieht die­se in der Re­gel nie­mals wie­der so aus, wie sie zur Zeit sei­nes letz­ten Le­bens aus­ge­se­hen hat. Wäh­rend er von der Er­de ab­we­send war, hat al­les mög­li­che sich ge­än­dert. In die­ser Än­de­rung des Ant­lit­zes der Er­de wir­ken nun auch ver­bor­ge­ne Kräf­te. Sie wir­ken aus der­sel­ben Welt her­aus,
Der Auf­bau ei­nes neu­en Lei­bes­zu­sam­men­han­ges ist je­doch nicht die ein­zi­ge Tä­tig­keit, wel­che dem Men­schen zwi­­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt ob­liegt. Wäh­rend die­ser Auf­bau ge­schieht, lebt der Mensch au­ßer­halb der phy­si­schen Welt. Die­se sch­rei­tet aber wäh­rend die­ser Zeit in ih­rer Ent­wi­cke­lung wei­ter. In ver­hält­nis­mä­ß­ig kur­zen Zei­träu­men än­dert die Er­de ihr Ant­litz. Wie hat es vor ei­ni­gen Jahr­tau­sen­den in den Ge­bie­ten aus­ge­se­hen, wel­che ge­gen­wär­tig von Deut­sch­land ein­ge­nom­men wer­den? Wenn der Mensch in ei­nem neu­en Da­sein auf der Er­de er­scheint, sieht die­se in der Re­gel nie­mals wie­der so aus, wie sie zur Zeit sei­nes letz­ten Le­bens aus­ge­se­hen hat. Wäh­rend er von der Er­de ab­we­send war, hat al­les mög­li­che sich ge­än­dert. In die­ser Än­de­rung des Ant­lit­zes der Er­de wir­ken nun auch ver­bor­ge­ne Kräf­te. Sie wir­ken aus der­sel­ben Welt her­aus,


<nowiki>#</nowiki>SE013-120
{{SE|120}}


in wel­cher sich der Mensch nach dem To­de be­fin­det. Und er selbst muß an die­ser Um­ge­stal­tung der Er­de mit­wir­ken. Er kann es nur un­ter der An­füh­rung von höhe­ren We­sen­hei­ten, so­lan­ge er sich nicht durch die Er­zeu­gung von Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen ein kla­res Be­wußt­sein über den Zu­­­sam­men­hang zwi­schen dem Geis­ti­gen und des­sen Aus­druck im Phy­si­schen an­ge­eig­net hat. Aber er schafft mit an der Um­wand­lung der ir­di­schen Ver­hält­nis­se. Man kann sa­gen, die Men­schen ge­stal­ten wäh­rend der Zeit vom To­de bis zu ei­ner neu­en Ge­burt die Er­de so um, daß de­ren Ver­hält­nis­se zu dem pas­sen, was sich in ih­nen selbst ent­wi­ckelt hat. Wenn wir ei­nen Er­den­f­leck be­trach­ten in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt und dann nach lan­ger Zeit wie­der in ei­nem völ­lig ve­r­än­der­ten Zu­stan­de, so sind die Kräf­te, wel­che die­se Ver­­än­de­rung her­bei­ge­führt ha­ben, bei den to­ten Men­schen. In sol­cher Art ste­hen die­se auch zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt mit der Er­de in Ver­bin­dung. Das über­sin­n­­li­che Be­wußt­sein sieht in al­lem phy­si­schen Da­sein die Of­fen­­ba­rung ei­nes ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Für die phy­si­sche Be­o­b­ach­tung wirkt auf die Um­ge­stal­tung der Er­de das Licht der Son­ne, die Wan­de­lun­gen des Kli­mas usw. Für die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung wal­tet in dem Licht­strahl, der von der Son­ne auf die Pflan­ze fällt, die Kraft der to­ten Men­­schen. Die­ser Be­o­b­ach­tung kommt zum Be­wußt­sein, wie Men­schen­see­len die Pflan­zen um­schwe­ben, wie sie den Er­d­­bo­den wan­deln und ähn­li­ches. Nicht bloß sich selbst, nicht al­lein der Vor­be­rei­tung zu sei­nem ei­ge­nen neu­en Er­den­da­sein ist der Mensch nach dem To­de zu­ge­wandt. Nein, er ist da be­ru­fen, an der äu­ße­ren Welt geis­tig zu schaf­fen, wie er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod phy­sisch zu schaf­fen be­ru­fen ist.
in wel­cher sich der Mensch nach dem To­de be­fin­det. Und er selbst muß an die­ser Um­ge­stal­tung der Er­de mit­wir­ken. Er kann es nur un­ter der An­füh­rung von höhe­ren We­sen­hei­ten, so­lan­ge er sich nicht durch die Er­zeu­gung von Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen ein kla­res Be­wußt­sein über den Zu­­­sam­men­hang zwi­schen dem Geis­ti­gen und des­sen Aus­druck im Phy­si­schen an­ge­eig­net hat. Aber er schafft mit an der Um­wand­lung der ir­di­schen Ver­hält­nis­se. Man kann sa­gen, die Men­schen ge­stal­ten wäh­rend der Zeit vom To­de bis zu ei­ner neu­en Ge­burt die Er­de so um, daß de­ren Ver­hält­nis­se zu dem pas­sen, was sich in ih­nen selbst ent­wi­ckelt hat. Wenn wir ei­nen Er­den­f­leck be­trach­ten in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt und dann nach lan­ger Zeit wie­der in ei­nem völ­lig ve­r­än­der­ten Zu­stan­de, so sind die Kräf­te, wel­che die­se Ver­­än­de­rung her­bei­ge­führt ha­ben, bei den to­ten Men­schen. In sol­cher Art ste­hen die­se auch zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt mit der Er­de in Ver­bin­dung. Das über­sin­n­­li­che Be­wußt­sein sieht in al­lem phy­si­schen Da­sein die Of­fen­­ba­rung ei­nes ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Für die phy­si­sche Be­o­b­ach­tung wirkt auf die Um­ge­stal­tung der Er­de das Licht der Son­ne, die Wan­de­lun­gen des Kli­mas usw. Für die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung wal­tet in dem Licht­strahl, der von der Son­ne auf die Pflan­ze fällt, die Kraft der to­ten Men­­schen. Die­ser Be­o­b­ach­tung kommt zum Be­wußt­sein, wie Men­schen­see­len die Pflan­zen um­schwe­ben, wie sie den Er­d­­bo­den wan­deln und ähn­li­ches. Nicht bloß sich selbst, nicht al­lein der Vor­be­rei­tung zu sei­nem ei­ge­nen neu­en Er­den­da­sein ist der Mensch nach dem To­de zu­ge­wandt. Nein, er ist da be­ru­fen, an der äu­ße­ren Welt geis­tig zu schaf­fen, wie er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod phy­sisch zu schaf­fen be­ru­fen ist.


<nowiki>#</nowiki>SE013-121
{{SE|121}}


Es wirkt aber nicht nur das Le­ben des Men­schen vom Geis­ter­lan­de aus auf die Ver­hält­nis­se der phy­si­schen Welt ein, son­dern um­ge­kehrt auch die Tä­tig­keit im .phy­si­schen Da­sein hat ih­re Wir­kun­gen in der geis­ti­gen Welt. Ein Bei­­spiel kann ver­an­schau­li­chen, was in die­ser Be­zie­hung ge­­schieht. Es be­steht ein Band der Lie­be zwi­schen Mut­ter und Kind. Von der An­zie­hung zwi­schen bei­den, die in Kräf­ten der Sin­nen­welt wur­zelt, geht die­se Lie­be aus. Aber sie wan­­delt sich im Lau­fe der Zei­ten. Aus dem sinn­li­chen Ban­de wird im­mer mehr ein geis­ti­ges. Und die­ses geis­ti­ge Band wird nicht nur für die phy­si­sche Welt ge­wo­ben, son­dern auch für das Geis­ter­land. Auch mit an­dern Ver­hält­nis­sen ist es so. Was in der phy­si­schen Welt durch Geist­we­sen ge­s­pon­nen wird, das bleibt in der geis­ti­gen Welt be­ste­hen. Freun­de, die sich im Le­ben in­nig ver­bun­den ha­ben, ge­hö­ren auch im Geis­ter­lan­de zu­sam­men; und nach Ab­le­gung der Lei­ber sind sie noch in ei­ner viel in­ni­ge­ren Ge­mein­schaft als im phy­si­schen Le­ben. Denn als Geis­ter sind sie so fü­r­e­in­an­­der da, wie das oben bei den Of­fen­ba­run­gen geis­ti­ger We­sen an an­de­re durch das In­ne­re be­schrie­ben wor­den ist. Und ein Band, das zwi­schen zwei Men­schen ge­wo­ben wor­den ist, führt sie auch in ei­nem neu­en Le­ben wie­der zu­sam­men. Im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes muß da­her von ei­nem Wie­der­­fin­den der Men­schen nach dem To­de ge­spro­chen wer­den.
Es wirkt aber nicht nur das Le­ben des Men­schen vom Geis­ter­lan­de aus auf die Ver­hält­nis­se der phy­si­schen Welt ein, son­dern um­ge­kehrt auch die Tä­tig­keit im .phy­si­schen Da­sein hat ih­re Wir­kun­gen in der geis­ti­gen Welt. Ein Bei­­spiel kann ver­an­schau­li­chen, was in die­ser Be­zie­hung ge­­schieht. Es be­steht ein Band der Lie­be zwi­schen Mut­ter und Kind. Von der An­zie­hung zwi­schen bei­den, die in Kräf­ten der Sin­nen­welt wur­zelt, geht die­se Lie­be aus. Aber sie wan­­delt sich im Lau­fe der Zei­ten. Aus dem sinn­li­chen Ban­de wird im­mer mehr ein geis­ti­ges. Und die­ses geis­ti­ge Band wird nicht nur für die phy­si­sche Welt ge­wo­ben, son­dern auch für das Geis­ter­land. Auch mit an­dern Ver­hält­nis­sen ist es so. Was in der phy­si­schen Welt durch Geist­we­sen ge­s­pon­nen wird, das bleibt in der geis­ti­gen Welt be­ste­hen. Freun­de, die sich im Le­ben in­nig ver­bun­den ha­ben, ge­hö­ren auch im Geis­ter­lan­de zu­sam­men; und nach Ab­le­gung der Lei­ber sind sie noch in ei­ner viel in­ni­ge­ren Ge­mein­schaft als im phy­si­schen Le­ben. Denn als Geis­ter sind sie so fü­r­e­in­an­­der da, wie das oben bei den Of­fen­ba­run­gen geis­ti­ger We­sen an an­de­re durch das In­ne­re be­schrie­ben wor­den ist. Und ein Band, das zwi­schen zwei Men­schen ge­wo­ben wor­den ist, führt sie auch in ei­nem neu­en Le­ben wie­der zu­sam­men. Im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes muß da­her von ei­nem Wie­der­­fin­den der Men­schen nach dem To­de ge­spro­chen wer­den.
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Was sich ein­mal mit dem Men­schen voll­zo­gen hat, von der Ge­burt bis zum To­de und von da bis zu ei­ner neu­en Ge­burt, das wie­der­holt sich. Der Mensch kehrt im­mer wie­der auf die Er­de zu­rück, wenn die Frucht, die er in ei­nem phy­­si­schen Le­ben er­wor­ben hat, im Geis­ter­lan­de zur Rei­fe ge­­kom­men ist. Doch be­steht nicht ei­ne Wie­der­ho­lung oh­ne An­fang und En­de, son­dern der Mensch ist ein­mal aus an­de­ren
Was sich ein­mal mit dem Men­schen voll­zo­gen hat, von der Ge­burt bis zum To­de und von da bis zu ei­ner neu­en Ge­burt, das wie­der­holt sich. Der Mensch kehrt im­mer wie­der auf die Er­de zu­rück, wenn die Frucht, die er in ei­nem phy­­si­schen Le­ben er­wor­ben hat, im Geis­ter­lan­de zur Rei­fe ge­­kom­men ist. Doch be­steht nicht ei­ne Wie­der­ho­lung oh­ne An­fang und En­de, son­dern der Mensch ist ein­mal aus an­de­ren


<nowiki>#</nowiki>SE013-122
{{SE|122}}


Da­s­eins­for­men in sol­che über­ge­t­re­ten, wel­che in der ge­kenn­zeich­ne­ten Art ver­lau­fen, und er wird in der Zu­kunft zu an­dern über­ge­hen. Der Aus­blick auf die­se Über­gangs­stu­fen wird sich er­ge­ben, wenn im Sin­ne des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins im fol­gen­den die Ent­wi­cke­lung des Wel­talls im Zu­sam­men­hang mit dem Men­schen ge­schil­dert wird.
Da­s­eins­for­men in sol­che über­ge­t­re­ten, wel­che in der ge­kenn­zeich­ne­ten Art ver­lau­fen, und er wird in der Zu­kunft zu an­dern über­ge­hen. Der Aus­blick auf die­se Über­gangs­stu­fen wird sich er­ge­ben, wenn im Sin­ne des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins im fol­gen­den die Ent­wi­cke­lung des Wel­talls im Zu­sam­men­hang mit dem Men­schen ge­schil­dert wird.
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Die Vor­gän­ge zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt sind für die äu­ße­re sinn­li­che Be­o­b­ach­tung na­tür­lich noch ver­bor­ge­ner als das­je­ni­ge, was dem of­fen­ba­ren Da­sein zwi­schen Ge­burt und Tod als Geis­ti­ges zu­grun­de liegt. Die­se sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann für die­sen Teil der ver­bor­ge­nen Welt die Wir­kun­gen nur da se­hen, wo sie ins phy­si­sche Da­­sein ein­t­re­ten. Es muß für sie die Fra­ge sein, ob der Mensch, der durch die Ge­burt ins Da­sein tritt, et­was mit­bringt von dem, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis von Vor­gän­gen zwi­­schen ei­nem vo­ri­gen To­de und der Ge­burt be­sch­reibt. Wenn je­mand ein Schne­cken­haus fin­det, in dem nichts von ei­nem Tie­re zu mer­ken ist, so wird er doch nur an­er­ken­nen, daß die­ses Schne­cken­haus durch die Tä­tig­keit ei­nes Tie­res ent­stan­den ist, und kann nicht glau­ben, daß es sich durch blo­ße phy­si­sche Kräf­te in sei­ner Form zu­sam­men­ge­fügt hat. Eben­so kann je­mand, der den Men­schen im Le­ben be­trach­tet und et­was fin­det, was aus die­sem Le­ben nicht stam­men kann, ver­nünf­ti­ger­wei­se zu­ge­ben, daß es von dem stammt, was die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen be­sch­reibt, wenn da­­durch ein er­klä­ren­des Licht auf das sonst Un­er­klär­li­che fällt. So könn­te auch da die sinn­lich-ver­stän­di­ge Be­o­b­ach­tung aus den sicht­ba­ren Wir­kun­gen die un­sicht­ba­ren Ur­sa­chen be­g­reif­lich fin­den. Und wer dies Le­ben völ­lig un­be­fan­gen be­trach­tet, dem wird sich auch das mit je­der neu­en Be­o­b­ach­­tung im­mer mehr als das Rich­ti­ge er­ge­ben. Nur han­delt es
Die Vor­gän­ge zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt sind für die äu­ße­re sinn­li­che Be­o­b­ach­tung na­tür­lich noch ver­bor­ge­ner als das­je­ni­ge, was dem of­fen­ba­ren Da­sein zwi­schen Ge­burt und Tod als Geis­ti­ges zu­grun­de liegt. Die­se sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann für die­sen Teil der ver­bor­ge­nen Welt die Wir­kun­gen nur da se­hen, wo sie ins phy­si­sche Da­­sein ein­t­re­ten. Es muß für sie die Fra­ge sein, ob der Mensch, der durch die Ge­burt ins Da­sein tritt, et­was mit­bringt von dem, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis von Vor­gän­gen zwi­­schen ei­nem vo­ri­gen To­de und der Ge­burt be­sch­reibt. Wenn je­mand ein Schne­cken­haus fin­det, in dem nichts von ei­nem Tie­re zu mer­ken ist, so wird er doch nur an­er­ken­nen, daß die­ses Schne­cken­haus durch die Tä­tig­keit ei­nes Tie­res ent­stan­den ist, und kann nicht glau­ben, daß es sich durch blo­ße phy­si­sche Kräf­te in sei­ner Form zu­sam­men­ge­fügt hat. Eben­so kann je­mand, der den Men­schen im Le­ben be­trach­tet und et­was fin­det, was aus die­sem Le­ben nicht stam­men kann, ver­nünf­ti­ger­wei­se zu­ge­ben, daß es von dem stammt, was die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen be­sch­reibt, wenn da­­durch ein er­klä­ren­des Licht auf das sonst Un­er­klär­li­che fällt. So könn­te auch da die sinn­lich-ver­stän­di­ge Be­o­b­ach­tung aus den sicht­ba­ren Wir­kun­gen die un­sicht­ba­ren Ur­sa­chen be­g­reif­lich fin­den. Und wer dies Le­ben völ­lig un­be­fan­gen be­trach­tet, dem wird sich auch das mit je­der neu­en Be­o­b­ach­­tung im­mer mehr als das Rich­ti­ge er­ge­ben. Nur han­delt es


<nowiki>#</nowiki>SE013-123
{{SE|123}}


sich dar­um, den rich­ti­gen Ge­sichts­punkt zu fin­den, um die Wir­kun­gen im Le­ben zu be­o­b­ach­ten. Wo lie­gen zum Bei­­spiel die Wir­kun­gen des­sen, was die über­sinn­li­che Er­kenn­t­­nis als Vor­gän­ge der Läu­te­rungs­zeit schil­dert? Wie tritt die Wir­kung des­sen zu­ta­ge, was der Mensch nach die­ser Läu­­te­rungs­zeit im rein geis­ti­gen Ge­bie­te, nach den An­ga­ben der geis­ti­gen For­schung, er­le­ben soll?
sich dar­um, den rich­ti­gen Ge­sichts­punkt zu fin­den, um die Wir­kun­gen im Le­ben zu be­o­b­ach­ten. Wo lie­gen zum Bei­­spiel die Wir­kun­gen des­sen, was die über­sinn­li­che Er­kenn­t­­nis als Vor­gän­ge der Läu­te­rungs­zeit schil­dert? Wie tritt die Wir­kung des­sen zu­ta­ge, was der Mensch nach die­ser Läu­­te­rungs­zeit im rein geis­ti­gen Ge­bie­te, nach den An­ga­ben der geis­ti­gen For­schung, er­le­ben soll?
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Rät­sel drän­gen sich je­der erns­ten, tie­fen Le­bens­be­trach­­tung auf die­sem Fel­de ge­nug auf. Man sieht den ei­nen Men­schen in Not und Elend ge­bo­ren, mit nur ge­rin­gen Be­ga­bun­gen aus­ge­stat­tet, so daß er durch die­se mit sei­ner Ge­burt ge­ge­be­nen Tat­sa­chen zu ei­nem er­bärm­li­chen Da­sein vor­her­be­stimmt er­scheint. Der an­de­re wird von dem ers­ten Au­gen­bli­cke sei­nes Da­seins an von sor­gen­den Hän­den und Her­zen ge­hegt und gepf­legt; es ent­fal­ten sich bei ihm glän­zen­de Fähig­kei­ten; er ist zu ei­nem frucht­ba­ren, be­frie­di­gen­­den Da­sein ver­an­lagt. Zwei ent­ge­gen­ge­setz­te Ge­sin­nun­gen kön­nen sich ge­gen­über sol­chen Fra­gen gel­tend ma­chen. Die ei­ne wird an dem haf­ten wol­len, was die Sin­ne wahr­neh­men und der an die­se Sin­ne sich hal­ten­de Ver­stand be­g­rei­fen kann. Da­rin, daß ein Mensch in das Glück, der an­de­re ins Un­glück hin­ein­ge­bo­ren wird, wird die­se Ge­sin­nung kei­ne Fra­ge se­hen. Sie wird, wenn sie auch nicht das Wort «Zu­fall» ge­brau­chen will, doch nicht da­ran den­ken, ir­gend­ei­nen ge­­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang an­zu­neh­men, der sol­ches be­wirkt. Und in be­zug auf die An­la­gen, die Be­ga­bun­gen wird ei­ne sol­che Vor­stel­lungs­art sich an das hal­ten, was von El­tern, Vor­el­tern und sons­ti­gen Ah­nen «ver­erbt» ist. Sie wird es ab­leh­nen, die Ur­sa­chen in geis­ti­gen Vor­gän­gen zu su­chen, wel­che der Mensch selbst vor sei­ner Ge­burt ab­seits von der Ver­er­bungs­li­nie sei­ner Ah­nen durch­ge­macht hat und
Rät­sel drän­gen sich je­der erns­ten, tie­fen Le­bens­be­trach­­tung auf die­sem Fel­de ge­nug auf. Man sieht den ei­nen Men­schen in Not und Elend ge­bo­ren, mit nur ge­rin­gen Be­ga­bun­gen aus­ge­stat­tet, so daß er durch die­se mit sei­ner Ge­burt ge­ge­be­nen Tat­sa­chen zu ei­nem er­bärm­li­chen Da­sein vor­her­be­stimmt er­scheint. Der an­de­re wird von dem ers­ten Au­gen­bli­cke sei­nes Da­seins an von sor­gen­den Hän­den und Her­zen ge­hegt und gepf­legt; es ent­fal­ten sich bei ihm glän­zen­de Fähig­kei­ten; er ist zu ei­nem frucht­ba­ren, be­frie­di­gen­­den Da­sein ver­an­lagt. Zwei ent­ge­gen­ge­setz­te Ge­sin­nun­gen kön­nen sich ge­gen­über sol­chen Fra­gen gel­tend ma­chen. Die ei­ne wird an dem haf­ten wol­len, was die Sin­ne wahr­neh­men und der an die­se Sin­ne sich hal­ten­de Ver­stand be­g­rei­fen kann. Da­rin, daß ein Mensch in das Glück, der an­de­re ins Un­glück hin­ein­ge­bo­ren wird, wird die­se Ge­sin­nung kei­ne Fra­ge se­hen. Sie wird, wenn sie auch nicht das Wort «Zu­fall» ge­brau­chen will, doch nicht da­ran den­ken, ir­gend­ei­nen ge­­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang an­zu­neh­men, der sol­ches be­wirkt. Und in be­zug auf die An­la­gen, die Be­ga­bun­gen wird ei­ne sol­che Vor­stel­lungs­art sich an das hal­ten, was von El­tern, Vor­el­tern und sons­ti­gen Ah­nen «ver­erbt» ist. Sie wird es ab­leh­nen, die Ur­sa­chen in geis­ti­gen Vor­gän­gen zu su­chen, wel­che der Mensch selbst vor sei­ner Ge­burt ab­seits von der Ver­er­bungs­li­nie sei­ner Ah­nen durch­ge­macht hat und


<nowiki>#</nowiki>SE013-124
{{SE|124}}


durch die er sich sei­ne An­la­gen und Be­ga­bun­gen ge­stal­tet hat. Ei­ne an­de­re Ge­sin­nung wird sich durch ei­ne sol­che Auf­fas­sung un­be­frie­digt füh­len. Sie wird sa­gen: es ge­schieht doch auch in der of­fen­ba­ren Welt nichts an ei­nem be­stim­m­­ten Or­te oder in ei­ner be­stimm­ten Um­ge­bung, oh­ne daß man Ur­sa­chen vor­aus­set­zen müß­te, warum dies der Fall ist. Mag auch in vie­len Fäl­len der Mensch die­se Ur­sa­chen noch nicht er­forscht ha­ben, vor­han­den sind sie. Ei­ne Al­pen­blu­me wächst nicht in der Tie­f­e­be­ne. Ih­re Na­tur hat et­was, was sie mit der Al­pen­ge­gend zu­sam­men­bringt. Eben­so muß es in ei­nem Men­schen et­was ge­ben, was ihn in ei­ne be­stimm­te Um­ge­bung hin­ein­ge­bo­ren wer­den läßt. Mit Ur­sa­chen, die bloß in der phy­si­schen Welt lie­gen, ist es da­bei nicht ge­tan. Sie neh­men sich für den tie­fer Den­ken­den so aus, als wenn die Tat­sa­che, daß je­mand ei­nem an­dern ei­nen Schlag ver­­­setzt ha­be, nicht mit den Ge­füh­len des ers­te­ren, son­dern mit dem phy­si­schen Me­cha­nis­mus sei­ner Hand er­klärt wer­den soll­te. Eben­so un­be­frie­digt muß sich die­se Ge­sin­nung mit al­ler Er­klär­ung aus der blo­ßen «Ver­er­bung» bei An­la­gen und Be­ga­bun­gen zei­gen. Man mag von ihr im­mer­hin sa­gen: se­het, wie sich be­stimm­te An­la­gen in Fa­mi­li­en for­ter­ben. In zwei und ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert ha­ben sich die mu­si­ka­­li­schen An­la­gen in den Glie­dern der Fa­mi­lie Bach ver­erbt. Aus der Fa­mi­lie Ber­noul­li sind acht Ma­the­ma­ti­ker her­vor­­­ge­gan­gen, die zum Teil in ih­rer Kind­heit zu ganz an­de­ren Be­ru­fen be­stimmt wa­ren. Aber die «ver­erb­ten» Be­ga­bun­gen ha­ben sie im­mer zu dem Fa­mi­li­en­be­ruf hin­ge­trie­ben. Man mag fer­ner dar­auf ver­wei­sen, wie man durch ei­ne ge­naue Er­for­schung der Vor­fah­ren­rei­he ei­ner Per­sön­lich­keit zei­gen kön­ne, daß in der ei­nen oder der an­de­ren Wei­se sich die Be­­ga­bung die­ser Per­sön­lich­keit bei den Ah­nen ge­zeigt ha­be
durch die er sich sei­ne An­la­gen und Be­ga­bun­gen ge­stal­tet hat. Ei­ne an­de­re Ge­sin­nung wird sich durch ei­ne sol­che Auf­fas­sung un­be­frie­digt füh­len. Sie wird sa­gen: es ge­schieht doch auch in der of­fen­ba­ren Welt nichts an ei­nem be­stim­m­­ten Or­te oder in ei­ner be­stimm­ten Um­ge­bung, oh­ne daß man Ur­sa­chen vor­aus­set­zen müß­te, warum dies der Fall ist. Mag auch in vie­len Fäl­len der Mensch die­se Ur­sa­chen noch nicht er­forscht ha­ben, vor­han­den sind sie. Ei­ne Al­pen­blu­me wächst nicht in der Tie­f­e­be­ne. Ih­re Na­tur hat et­was, was sie mit der Al­pen­ge­gend zu­sam­men­bringt. Eben­so muß es in ei­nem Men­schen et­was ge­ben, was ihn in ei­ne be­stimm­te Um­ge­bung hin­ein­ge­bo­ren wer­den läßt. Mit Ur­sa­chen, die bloß in der phy­si­schen Welt lie­gen, ist es da­bei nicht ge­tan. Sie neh­men sich für den tie­fer Den­ken­den so aus, als wenn die Tat­sa­che, daß je­mand ei­nem an­dern ei­nen Schlag ver­­­setzt ha­be, nicht mit den Ge­füh­len des ers­te­ren, son­dern mit dem phy­si­schen Me­cha­nis­mus sei­ner Hand er­klärt wer­den soll­te. Eben­so un­be­frie­digt muß sich die­se Ge­sin­nung mit al­ler Er­klär­ung aus der blo­ßen «Ver­er­bung» bei An­la­gen und Be­ga­bun­gen zei­gen. Man mag von ihr im­mer­hin sa­gen: se­het, wie sich be­stimm­te An­la­gen in Fa­mi­li­en for­ter­ben. In zwei und ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert ha­ben sich die mu­si­ka­­li­schen An­la­gen in den Glie­dern der Fa­mi­lie Bach ver­erbt. Aus der Fa­mi­lie Ber­noul­li sind acht Ma­the­ma­ti­ker her­vor­­­ge­gan­gen, die zum Teil in ih­rer Kind­heit zu ganz an­de­ren Be­ru­fen be­stimmt wa­ren. Aber die «ver­erb­ten» Be­ga­bun­gen ha­ben sie im­mer zu dem Fa­mi­li­en­be­ruf hin­ge­trie­ben. Man mag fer­ner dar­auf ver­wei­sen, wie man durch ei­ne ge­naue Er­for­schung der Vor­fah­ren­rei­he ei­ner Per­sön­lich­keit zei­gen kön­ne, daß in der ei­nen oder der an­de­ren Wei­se sich die Be­­ga­bung die­ser Per­sön­lich­keit bei den Ah­nen ge­zeigt ha­be


<nowiki>#</nowiki>SE013-125
{{SE|125}}


und daß sie sich nur als ei­ne Sum­mie­rung ver­erb­ter An­la­gen dar­s­tellt. Wer die an­ge­deu­te­te zwei­te Art der Ge­sin­nung hat, wird sol­che Tat­sa­chen ge­wiß nicht au­ßer acht las­sen; sie kön­nen ihm aber nicht sein, was sie dem sind, der sich nur auf die Vor­gän­ge in der Sin­nen­welt bei sei­nen Er­klär­un­gen stüt­zen will. Der ers­te­re wird dar­auf hin­wei­sen, daß sich eben­so­we­nig die ver­erb­ten An­la­gen von selbst zur Ge­sam­t­­per­sön­lich­keit sum­mie­ren kön­nen, wie sich die Me­tall­tei­le der Uhr zu die­ser von selbst for­mie­ren. Und wenn man ihm ein­wen­det, daß ja doch das Zu­sam­men­wir­ken der El­tern die Kom­bi­na­ti­on der An­la­gen be­wir­ken kön­ne, al­so die­ses gleich­sam an die Stel­le des Uhr­ma­chers tre­te, so wird er er­wi­dern: Se­het mit Un­be­fan­gen­heit auf das völ­lig Neue hin, das mit je­der Kin­des-Per­sön­lich­keit ge­ge­ben ist; die­ses kann nicht von den El­tern kom­men, ein­fach des­halb nicht, weil es in die­sen nicht vor­han­den ist.
und daß sie sich nur als ei­ne Sum­mie­rung ver­erb­ter An­la­gen dar­s­tellt. Wer die an­ge­deu­te­te zwei­te Art der Ge­sin­nung hat, wird sol­che Tat­sa­chen ge­wiß nicht au­ßer acht las­sen; sie kön­nen ihm aber nicht sein, was sie dem sind, der sich nur auf die Vor­gän­ge in der Sin­nen­welt bei sei­nen Er­klär­un­gen stüt­zen will. Der ers­te­re wird dar­auf hin­wei­sen, daß sich eben­so­we­nig die ver­erb­ten An­la­gen von selbst zur Ge­sam­t­­per­sön­lich­keit sum­mie­ren kön­nen, wie sich die Me­tall­tei­le der Uhr zu die­ser von selbst for­mie­ren. Und wenn man ihm ein­wen­det, daß ja doch das Zu­sam­men­wir­ken der El­tern die Kom­bi­na­ti­on der An­la­gen be­wir­ken kön­ne, al­so die­ses gleich­sam an die Stel­le des Uhr­ma­chers tre­te, so wird er er­wi­dern: Se­het mit Un­be­fan­gen­heit auf das völ­lig Neue hin, das mit je­der Kin­des-Per­sön­lich­keit ge­ge­ben ist; die­ses kann nicht von den El­tern kom­men, ein­fach des­halb nicht, weil es in die­sen nicht vor­han­den ist.
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Ein un­kla­res Den­ken kann auf die­sem Ge­biet viel Ver­­wir­rung stif­ten. Am sch­limms­ten ist es, wenn von den Trä­­gern der ers­ten Ge­sin­nung die­je­ni­gen der letz­te­ren als Ge­g­­ner des­sen hin­ge­s­tellt wer­den, was doch auf «si­che­re Ta­t­­sa­chen» sich stützt. Aber es braucht die­sen letz­te­ren gar nicht in den Sinn zu kom­men, die­sen Tat­sa­chen ih­re Wahr­heit oder ih­ren Wert ab­zu­sp­re­chen. Sie se­hen zum Bei­spiel durch­­aus auch, daß sich ei­ne be­stimm­te Geis­tes­an­la­ge, ja Geis­tes­rich­tung in ei­ner Fa­mi­lie «fort­erbt» und daß ge­wis­se An­la­gen, in ei­nem Nach­kom­men sum­miert und kom­bi­niert, ei­ne be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit er­ge­ben. Sie ver­mö­gen durch­aus zu­zu­ge­ben, wenn man ih­nen sagt, daß der be­deu­tends­te Na­me sel­ten an der Spit­ze, son­dern am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht. Man soll­te es ih­nen aber nicht übel ver­mer­ken, wenn sie ge­zwun­gen sind, dar­aus ganz an­de­re
Ein un­kla­res Den­ken kann auf die­sem Ge­biet viel Ver­­wir­rung stif­ten. Am sch­limms­ten ist es, wenn von den Trä­­gern der ers­ten Ge­sin­nung die­je­ni­gen der letz­te­ren als Ge­g­­ner des­sen hin­ge­s­tellt wer­den, was doch auf «si­che­re Ta­t­­sa­chen» sich stützt. Aber es braucht die­sen letz­te­ren gar nicht in den Sinn zu kom­men, die­sen Tat­sa­chen ih­re Wahr­heit oder ih­ren Wert ab­zu­sp­re­chen. Sie se­hen zum Bei­spiel durch­­aus auch, daß sich ei­ne be­stimm­te Geis­tes­an­la­ge, ja Geis­tes­rich­tung in ei­ner Fa­mi­lie «fort­erbt» und daß ge­wis­se An­la­gen, in ei­nem Nach­kom­men sum­miert und kom­bi­niert, ei­ne be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit er­ge­ben. Sie ver­mö­gen durch­aus zu­zu­ge­ben, wenn man ih­nen sagt, daß der be­deu­tends­te Na­me sel­ten an der Spit­ze, son­dern am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht. Man soll­te es ih­nen aber nicht übel ver­mer­ken, wenn sie ge­zwun­gen sind, dar­aus ganz an­de­re


<nowiki>#</nowiki>SE013-126
{{SE|126}}


Ge­dan­ken zu bil­den als die­je­ni­gen, wel­che nur beim Sinn­lich-Tat­säch­li­chen ste­hen­b­lei­ben wol­len. Den letz­te­ren kann eben er­wi­dert wer­den: Ge­wiß zeigt ein Mensch die Merk­ma­le sei­­ner Vor­fah­ren, denn das Geis­tig-See­li­sche, wel­ches durch die Ge­burt in das phy­si­sche Da­sein tritt, ent­nimmt sei­ne Lei­b­­lich­keit dem, was ihm die Ver­er­bung gibt. Da­mit ist aber noch nichts ge­sagt, als daß ein We­sen die Ei­gen­tüm­lich­kei­ten des Mit­tels trägt, in das es un­ter­ge­taucht ist. Es ist ge­wiß ein son­der­ba­rer tri­via­ler Ver­g­leich, aber der Un­be­fan­­ge­ne wird ihm sei­ne Be­rech­ti­gung nicht ab­sp­re­chen, wenn ge­sagt wird: daß ein Men­schen­we­sen sich in die Ei­gen­schaf­­ten sei­ner Vor­fah­ren ein­ge­hüllt zeigt, be­weist für die Her­kunft der per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten die­ses We­sens eben­so­we­nig, wie es für die in­ne­re Na­tur ei­nes Men­schen et­was be­weist, wenn er naß ist, weil er ins Was­ser ge­fal­len ist. Und wei­ter kann ge­sagt wer­den: wenn der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht, so zeigt dies, daß der Trä­ger die­ses Na­mens je­ne Bluts­ge­nos­sen­schaft brauch­te, um sich den Leib zu ge­stal­ten, den er für die En­t­­­fal­tung sei­ner Ge­samt­per­sön­lich­keit not­wen­dig hat­te. Es be­weist aber gar nichts für die «Ver­er­bung» des Per­sön­li­chen selbst: ja es be­weist für ei­ne ge­sun­de Lo­gik die­se Tat­sa­che das ge­ra­de Ge­gen­teil. Wenn sich näm­lich die per­sön­li­chen Ga­ben ver­erb­ten, so müß­ten sie am An­fan­ge ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft ste­hen und sich dann von hier aus­ge­hend auf die Nach­kom­men ver­er­ben. Da sie aber am En­de ste­hen, so ist das ge­ra­de ein Zeug­nis da­für, daß sie sich nicht ver­er­ben.
Ge­dan­ken zu bil­den als die­je­ni­gen, wel­che nur beim Sinn­lich-Tat­säch­li­chen ste­hen­b­lei­ben wol­len. Den letz­te­ren kann eben er­wi­dert wer­den: Ge­wiß zeigt ein Mensch die Merk­ma­le sei­­ner Vor­fah­ren, denn das Geis­tig-See­li­sche, wel­ches durch die Ge­burt in das phy­si­sche Da­sein tritt, ent­nimmt sei­ne Lei­b­­lich­keit dem, was ihm die Ver­er­bung gibt. Da­mit ist aber noch nichts ge­sagt, als daß ein We­sen die Ei­gen­tüm­lich­kei­ten des Mit­tels trägt, in das es un­ter­ge­taucht ist. Es ist ge­wiß ein son­der­ba­rer tri­via­ler Ver­g­leich, aber der Un­be­fan­­ge­ne wird ihm sei­ne Be­rech­ti­gung nicht ab­sp­re­chen, wenn ge­sagt wird: daß ein Men­schen­we­sen sich in die Ei­gen­schaf­­ten sei­ner Vor­fah­ren ein­ge­hüllt zeigt, be­weist für die Her­kunft der per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten die­ses We­sens eben­so­we­nig, wie es für die in­ne­re Na­tur ei­nes Men­schen et­was be­weist, wenn er naß ist, weil er ins Was­ser ge­fal­len ist. Und wei­ter kann ge­sagt wer­den: wenn der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht, so zeigt dies, daß der Trä­ger die­ses Na­mens je­ne Bluts­ge­nos­sen­schaft brauch­te, um sich den Leib zu ge­stal­ten, den er für die En­t­­­fal­tung sei­ner Ge­samt­per­sön­lich­keit not­wen­dig hat­te. Es be­weist aber gar nichts für die «Ver­er­bung» des Per­sön­li­chen selbst: ja es be­weist für ei­ne ge­sun­de Lo­gik die­se Tat­sa­che das ge­ra­de Ge­gen­teil. Wenn sich näm­lich die per­sön­li­chen Ga­ben ver­erb­ten, so müß­ten sie am An­fan­ge ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft ste­hen und sich dann von hier aus­ge­hend auf die Nach­kom­men ver­er­ben. Da sie aber am En­de ste­hen, so ist das ge­ra­de ein Zeug­nis da­für, daß sie sich nicht ver­er­ben.
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Nun soll nicht in Ab­re­de ge­s­tellt wer­den, daß auf Sei­te der­je­ni­gen, wel­che von ei­ner geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung im Le­­ben sp­re­chen, nicht min­der zur Ver­wir­rung bei­ge­tra­gen wird. Von ih­nen wird oft viel zu sehr im all­ge­mei­nen, im
Nun soll nicht in Ab­re­de ge­s­tellt wer­den, daß auf Sei­te der­je­ni­gen, wel­che von ei­ner geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung im Le­­ben sp­re­chen, nicht min­der zur Ver­wir­rung bei­ge­tra­gen wird. Von ih­nen wird oft viel zu sehr im all­ge­mei­nen, im


<nowiki>#</nowiki>SE013-127
{{SE|127}}


un­be­stimm­ten ge­re­det. Es ist ge­wiß mit der Be­haup­tung zu ver­g­lei­chen: die Me­tall­tei­le ei­ner Uhr ha­ben sich selbst zu die­ser zu­sam­men­ge­s­tellt, wenn ge­sagt wird: aus den ver­­erb­ten Merk­ma­len sum­mie­re sich die Per­sön­lich­keit ei­nes Men­schen. Aber es muß auch zu­ge­ge­ben wer­den, daß es mit vie­len Be­haup­tun­gen in be­zug auf ei­ne geis­ti­ge Welt sich nicht an­ders ver­hält, als wenn je­mand sag­te: die Me­tall­tei­le der Uhr kön­nen sich selbst nicht so zu­sam­men­fü­gen, daß durch die Zu­sam­men­fü­gung die Zei­ger vor­wärts­ge­scho­ben wer­den, al­so muß ir­gend et­was Geis­ti­ges da sein, wel­ches die­ses Vor­wärts­schie­ben be­sorgt. Ge­gen­über ei­ner sol­chen Be­haup­tung baut al­ler­dings der auf ei­nen weit bes­se­ren Grund, wel­cher sagt: Ach, ich küm­me­re mich nicht wei­ter um sol­che «mys­ti­sche» We­sen, wel­che die Zei­ger vor­wärts­schie­­ben; ich su­che die me­cha­ni­schen Zu­sam­men­hän­ge ken­nen­zu­­­ler­nen, durch wel­che das Vor­wärts­schie­ben der Zei­ger be­wirkt wird. Es han­delt sich eben gar nicht dar­um, nur zu wis­sen, hin­ter ei­nem Me­cha­ni­schen, zum Bei­spiel der Uhr, ste­he ein Geis­ti­ges (der Uhr­ma­cher), son­dern be­deu­tungs­­voll kann es al­lein sein, die Ge­dan­ken ken­nen­zu­ler­nen, die im Geis­te des Uhr­ma­chers der Ver­fer­ti­gung der Uhr vor­an­ge­gan­gen sind. Man kann die­se Ge­dan­ken im Me­cha­nis­mus wie­der­fin­den.
un­be­stimm­ten ge­re­det. Es ist ge­wiß mit der Be­haup­tung zu ver­g­lei­chen: die Me­tall­tei­le ei­ner Uhr ha­ben sich selbst zu die­ser zu­sam­men­ge­s­tellt, wenn ge­sagt wird: aus den ver­­erb­ten Merk­ma­len sum­mie­re sich die Per­sön­lich­keit ei­nes Men­schen. Aber es muß auch zu­ge­ge­ben wer­den, daß es mit vie­len Be­haup­tun­gen in be­zug auf ei­ne geis­ti­ge Welt sich nicht an­ders ver­hält, als wenn je­mand sag­te: die Me­tall­tei­le der Uhr kön­nen sich selbst nicht so zu­sam­men­fü­gen, daß durch die Zu­sam­men­fü­gung die Zei­ger vor­wärts­ge­scho­ben wer­den, al­so muß ir­gend et­was Geis­ti­ges da sein, wel­ches die­ses Vor­wärts­schie­ben be­sorgt. Ge­gen­über ei­ner sol­chen Be­haup­tung baut al­ler­dings der auf ei­nen weit bes­se­ren Grund, wel­cher sagt: Ach, ich küm­me­re mich nicht wei­ter um sol­che «mys­ti­sche» We­sen, wel­che die Zei­ger vor­wärts­schie­­ben; ich su­che die me­cha­ni­schen Zu­sam­men­hän­ge ken­nen­zu­­­ler­nen, durch wel­che das Vor­wärts­schie­ben der Zei­ger be­wirkt wird. Es han­delt sich eben gar nicht dar­um, nur zu wis­sen, hin­ter ei­nem Me­cha­ni­schen, zum Bei­spiel der Uhr, ste­he ein Geis­ti­ges (der Uhr­ma­cher), son­dern be­deu­tungs­­voll kann es al­lein sein, die Ge­dan­ken ken­nen­zu­ler­nen, die im Geis­te des Uhr­ma­chers der Ver­fer­ti­gung der Uhr vor­an­ge­gan­gen sind. Man kann die­se Ge­dan­ken im Me­cha­nis­mus wie­der­fin­den.
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Al­les blo­ße Träu­men und Phan­ta­sie­ren von dem Über­­sinn­li­chen bringt nur Ver­wir­rung. Denn es ist un­ge­eig­net, die Geg­ner zu be­frie­di­gen. Die­se sind ja im Recht, wenn sie sa­gen, sol­ches Hin­wei­sen auf über­sinn­li­che We­sen im all­ge­­mei­nen för­dert in nichts das Ver­ständ­nis der Tat­sa­chen. Ge­wiß, sol­che Geg­ner mö­gen auch ge­gen­über den be­stimm­ten An­ga­ben der Geis­tes­wis­sen­schaft das glei­che sa­gen. Dann aber kann hin­ge­wie­sen wer­den dar­auf, wie sich im of­fen­ba­ren
Al­les blo­ße Träu­men und Phan­ta­sie­ren von dem Über­­sinn­li­chen bringt nur Ver­wir­rung. Denn es ist un­ge­eig­net, die Geg­ner zu be­frie­di­gen. Die­se sind ja im Recht, wenn sie sa­gen, sol­ches Hin­wei­sen auf über­sinn­li­che We­sen im all­ge­­mei­nen för­dert in nichts das Ver­ständ­nis der Tat­sa­chen. Ge­wiß, sol­che Geg­ner mö­gen auch ge­gen­über den be­stimm­ten An­ga­ben der Geis­tes­wis­sen­schaft das glei­che sa­gen. Dann aber kann hin­ge­wie­sen wer­den dar­auf, wie sich im of­fen­ba­ren


<nowiki>#</nowiki>SE013-128
{{SE|128}}


Le­ben die Wir­kun­gen der ver­bor­ge­nen geis­ti­gen Ur­­­sa­chen zei­gen. Es kann ge­sagt wer­den: man neh­me ein­mal an, es sei rich­tig, was die Geis­tes­for­schung durch Be­o­b­ach­tung fest­ge­s­tellt ha­ben will, daß der Mensch nach sei­nem To­de ei­ne Läu­te­rungs­zeit durch­ge­macht ha­be und daß er wäh­rend der­sel­ben see­lisch er­lebt ha­be, wel­ches Hemm­nis in der for­t­­sch­rei­ten­den Ent­wi­cke­lung ei­ne be­stimm­te Tat sei, die er in ei­nem vor­her­ge­gan­ge­nen Le­ben voll­führt hat. Wäh­rend er die­ses er­lebt hat, bil­de­te sich in ihm der Trieb, die Fol­gen die­ser Tat zu ver­bes­sern. Die­sen Trieb bringt er sich für ein neu­es Le­ben mit. Und das Vor­han­den­sein die­ses Trie­bes bil­­det je­nen Zug in sei­nem We­sen, der ihn an ei­nen Platz stellt, von dem aus die Ver­bes­se­rung mög­lich ist. Man be­ach­te ei­ne Ge­samt­heit sol­cher Trie­be, und man hat ei­ne Ur­sa­che für die schick­sals­ge­mä­ße Um­ge­bung, in wel­che ein Mensch hin­ein­ge­bo­ren wird. Eben­so kann es mit ei­ner an­de­ren An­­nah­me ge­hen. Man set­ze wie­der vor­aus, es sei rich­tig, was von der Geis­tes­wis­sen­schaft ge­sagt wird, die Früch­te ei­nes ver­f­los­se­nen Le­bens wer­den dem geis­ti­gen Keim des Men­­schen ein­ver­leibt, und das Geis­ter­land, in dem sich die­ser zwi­schen Tod und neu­em Le­ben be­fin­det, sei das Ge­biet, in dem die­se Früch­te rei­fen, um, zu An­la­gen und Fähig­kei­ten um­ge­stal­tet, in ei­nem neu­en Le­ben zu er­schei­nen und die Per­sön­lich­keit so zu ge­stal­ten, daß sie als die Wir­kung des­­sen er­scheint, was in ei­nem vo­ri­gen Le­ben ge­won­nen wor­­den ist. Wer die­se Vor­aus­set­zun­gen macht und mit ih­nen un­be­fan­gen das Le­ben be­trach­tet, dem wird sich zei­gen, daß durch sie al­les Sinn­lich-Tat­säch­li­che in sei­ner vol­len Be­deu­­tung und Wahr­heit an­er­kannt wer­den kann, daß aber zu­­­g­leich al­les das be­g­reif­lich wird, was bei ei­nem blo­ßen Bau­en auf die sinn­li­chen Tat­sa­chen für den­je­ni­gen im­mer un­be­g­reif­lich
Le­ben die Wir­kun­gen der ver­bor­ge­nen geis­ti­gen Ur­­­sa­chen zei­gen. Es kann ge­sagt wer­den: man neh­me ein­mal an, es sei rich­tig, was die Geis­tes­for­schung durch Be­o­b­ach­tung fest­ge­s­tellt ha­ben will, daß der Mensch nach sei­nem To­de ei­ne Läu­te­rungs­zeit durch­ge­macht ha­be und daß er wäh­rend der­sel­ben see­lisch er­lebt ha­be, wel­ches Hemm­nis in der for­t­­sch­rei­ten­den Ent­wi­cke­lung ei­ne be­stimm­te Tat sei, die er in ei­nem vor­her­ge­gan­ge­nen Le­ben voll­führt hat. Wäh­rend er die­ses er­lebt hat, bil­de­te sich in ihm der Trieb, die Fol­gen die­ser Tat zu ver­bes­sern. Die­sen Trieb bringt er sich für ein neu­es Le­ben mit. Und das Vor­han­den­sein die­ses Trie­bes bil­­det je­nen Zug in sei­nem We­sen, der ihn an ei­nen Platz stellt, von dem aus die Ver­bes­se­rung mög­lich ist. Man be­ach­te ei­ne Ge­samt­heit sol­cher Trie­be, und man hat ei­ne Ur­sa­che für die schick­sals­ge­mä­ße Um­ge­bung, in wel­che ein Mensch hin­ein­ge­bo­ren wird. Eben­so kann es mit ei­ner an­de­ren An­­nah­me ge­hen. Man set­ze wie­der vor­aus, es sei rich­tig, was von der Geis­tes­wis­sen­schaft ge­sagt wird, die Früch­te ei­nes ver­f­los­se­nen Le­bens wer­den dem geis­ti­gen Keim des Men­­schen ein­ver­leibt, und das Geis­ter­land, in dem sich die­ser zwi­schen Tod und neu­em Le­ben be­fin­det, sei das Ge­biet, in dem die­se Früch­te rei­fen, um, zu An­la­gen und Fähig­kei­ten um­ge­stal­tet, in ei­nem neu­en Le­ben zu er­schei­nen und die Per­sön­lich­keit so zu ge­stal­ten, daß sie als die Wir­kung des­­sen er­scheint, was in ei­nem vo­ri­gen Le­ben ge­won­nen wor­­den ist. Wer die­se Vor­aus­set­zun­gen macht und mit ih­nen un­be­fan­gen das Le­ben be­trach­tet, dem wird sich zei­gen, daß durch sie al­les Sinn­lich-Tat­säch­li­che in sei­ner vol­len Be­deu­­tung und Wahr­heit an­er­kannt wer­den kann, daß aber zu­­­g­leich al­les das be­g­reif­lich wird, was bei ei­nem blo­ßen Bau­en auf die sinn­li­chen Tat­sa­chen für den­je­ni­gen im­mer un­be­g­reif­lich


<nowiki>#</nowiki>SE013-129
{{SE|129}}


blei­ben muß, des­sen Ge­sin­nung nach der geis­ti­gen Welt hin ge­rich­tet ist. Und vor al­lem, es wird je­de Un­lo­gik von der Art ver­schwin­den, wie die früh­er an­ge­deu­te­te ei­ne ist: weil der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­­sen­schaft steht, müs­se der Trä­ger sei­ne Be­ga­bung er­erbt ha­ben. Das Le­ben wird lo­gisch be­g­reif­lich durch die von der Geis­tes­wis­sen­schaft er­mit­tel­ten über­sinn­li­chen Tat­sa­chen.
blei­ben muß, des­sen Ge­sin­nung nach der geis­ti­gen Welt hin ge­rich­tet ist. Und vor al­lem, es wird je­de Un­lo­gik von der Art ver­schwin­den, wie die früh­er an­ge­deu­te­te ei­ne ist: weil der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­­sen­schaft steht, müs­se der Trä­ger sei­ne Be­ga­bung er­erbt ha­ben. Das Le­ben wird lo­gisch be­g­reif­lich durch die von der Geis­tes­wis­sen­schaft er­mit­tel­ten über­sinn­li­chen Tat­sa­chen.
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Der ge­wis­sen­haf­te Wahr­heit­su­cher, der oh­ne ei­ge­ne Er­­fah­rung in der über­sinn­li­chen Welt sich zu­recht­fin­den will in den Tat­sa­chen, wird aber auch noch ei­nen ge­wich­ti­gen Ein­wand er­he­ben kön­nen. Es kann näm­lich gel­tend ge­macht wer­den, daß es un­zu­läs­sig sei, ein­fach aus dem Grun­de das Da­sein ir­gend­wel­cher Tat­sa­chen an­zu­neh­men, weil man sich da­durch et­was er­klä­ren kön­ne, was sonst un­er­klär­lich ist. Solch ein Ein­wand ist si­cher­lich für den­je­ni­gen ganz be­deu­­tungs­los, wel­cher die ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen aus der über­­sinn­li­chen Er­fah­rung kennt. Und in den fol­gen­den Tei­len die­ser Schrift wird der Weg an­ge­ge­ben, der ge­gan­gen wer­­den kann, um nicht nur an­de­re geis­ti­ge Tat­sa­chen, die hier be­schrie­ben wer­den, son­dern auch das Ge­setz der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung als ei­ge­nes Er­leb­nis ken­nen­zu­ler­nen. Aber für je­den, wel­cher die­sen Weg nicht an­t­re­ten will, kann der obi­ge Ein­wand ei­ne Be­deu­tung ha­ben. Und das­je­ni­ge, was wi­der ihn ge­sagt wer­den kann, ist auch für ei­nen sol­chen wert­voll, der den an­ge­deu­te­ten Weg selbst zu ge­hen en­t­­­sch­los­sen ist. Denn wenn es je­mand in der rich­ti­gen Art auf­­­nimmt, dann ist es selbst der bes­te ers­te Schritt, der auf die­­sem We­ge ge­macht wer­den kann. Es ist näm­lich durch­aus wahr: bloß weil man sich et­was da­durch er­klä­ren kann, was sonst un­er­klär­lich bleibt, soll man et­was nicht an­neh­men, von des­sen Da­sein man sonst kein Wis­sen hat. Aber in dem
Der ge­wis­sen­haf­te Wahr­heit­su­cher, der oh­ne ei­ge­ne Er­­fah­rung in der über­sinn­li­chen Welt sich zu­recht­fin­den will in den Tat­sa­chen, wird aber auch noch ei­nen ge­wich­ti­gen Ein­wand er­he­ben kön­nen. Es kann näm­lich gel­tend ge­macht wer­den, daß es un­zu­läs­sig sei, ein­fach aus dem Grun­de das Da­sein ir­gend­wel­cher Tat­sa­chen an­zu­neh­men, weil man sich da­durch et­was er­klä­ren kön­ne, was sonst un­er­klär­lich ist. Solch ein Ein­wand ist si­cher­lich für den­je­ni­gen ganz be­deu­­tungs­los, wel­cher die ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen aus der über­­sinn­li­chen Er­fah­rung kennt. Und in den fol­gen­den Tei­len die­ser Schrift wird der Weg an­ge­ge­ben, der ge­gan­gen wer­­den kann, um nicht nur an­de­re geis­ti­ge Tat­sa­chen, die hier be­schrie­ben wer­den, son­dern auch das Ge­setz der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung als ei­ge­nes Er­leb­nis ken­nen­zu­ler­nen. Aber für je­den, wel­cher die­sen Weg nicht an­t­re­ten will, kann der obi­ge Ein­wand ei­ne Be­deu­tung ha­ben. Und das­je­ni­ge, was wi­der ihn ge­sagt wer­den kann, ist auch für ei­nen sol­chen wert­voll, der den an­ge­deu­te­ten Weg selbst zu ge­hen en­t­­­sch­los­sen ist. Denn wenn es je­mand in der rich­ti­gen Art auf­­­nimmt, dann ist es selbst der bes­te ers­te Schritt, der auf die­­sem We­ge ge­macht wer­den kann. Es ist näm­lich durch­aus wahr: bloß weil man sich et­was da­durch er­klä­ren kann, was sonst un­er­klär­lich bleibt, soll man et­was nicht an­neh­men, von des­sen Da­sein man sonst kein Wis­sen hat. Aber in dem


<nowiki>#</nowiki>SE013-130
{{SE|130}}


Fal­le mit den an­ge­führ­ten geis­ti­gen Tat­sa­chen liegt die Sa­che doch noch an­ders. Wenn man sie an­nimmt, so hat das nicht nur die in­tel­lek­tu­el­le Fol­ge, daß man durch sie das Le­ben be­g­reif­lich fin­det, son­dern man er­lebt durch die Auf­nah­me die­ser Vor­aus­set­zun­gen in sei­ne Ge­dan­ken noch et­was ganz an­de­res. Man den­ke sich den fol­gen­den Fall: Es wi­der­fährt je­mand et­was, das in ihm recht pein­li­che Emp­fin­dun­gen her­vor­ruft. Er kann sich nun in zwei­fa­cher Art da­zu stel­len. Er kann den Vor­fall als et­was er­le­ben, was ihn pein­lich be­rührt, und sich der pein­li­chen Emp­fin­dung hin­ge­ben, viel­­leicht so­gar in Sch­merz ver­sin­ken. Er kann sich aber auch an­ders da­zu stel­len. Er kann sa­gen: In Wahr­heit ha­be ich selbst in ei­nem ver­gan­ge­nen Le­ben in mir die Kraft ge­bil­det, wel­che mich vor die­sen Vor­fall ge­s­tellt hat; ich ha­be in Wir­k­­lich­keit mir selbst die Sa­che zu­ge­fügt. Und er kann nun al­le die Emp­fin­dun­gen in sich er­re­gen, wel­che ein sol­cher Ge­­dan­ke zur Fol­ge ha­ben kann. Selbst­ver­ständ­lich muß der Ge­dan­ke mit dem al­ler­voll­kom­mens­ten Erns­te und mit al­ler mög­li­chen Kraft er­lebt wer­den, wenn er ei­ne sol­che Fol­ge für das Emp­fin­dungs- und Ge­fühls­le­ben ha­ben soll. Wer sol­ches zu­stan­de bringt, für den wird sich ei­ne Er­fah­rung ein­s­tel­len, wel­che sich am bes­ten durch ei­nen Ver­g­leich ver­an­schau­li­chen läßt. Zwei Men­schen so wol­le man an­neh­­men be­kä­m­en ei­ne Sie­gel­lack­stan­ge in die Hand. Der ei­ne stel­le in­tel­lek­tu­el­le Be­trach­tun­gen an über die «in­ne­re Na­­tur» der Stan­ge. Die­se Be­trach­tun­gen mö­gen sehr klug sein; wenn sich die­se «in­ne­re Na­tur» durch nichts zeigt, mag ihm ru­hig je­mand er­wi­dern: das sei Träu­me­rei. Der an­de­re aber reibt den Sie­gel­lack mit ei­nem Tuchlap­pen, und er zeigt dann, daß die Stan­ge klei­ne Kör­per­chen an­zieht. Es ist ein ge­wich­ti­ger Un­ter­schied zwi­schen den Ge­dan­ken, die durch
Fal­le mit den an­ge­führ­ten geis­ti­gen Tat­sa­chen liegt die Sa­che doch noch an­ders. Wenn man sie an­nimmt, so hat das nicht nur die in­tel­lek­tu­el­le Fol­ge, daß man durch sie das Le­ben be­g­reif­lich fin­det, son­dern man er­lebt durch die Auf­nah­me die­ser Vor­aus­set­zun­gen in sei­ne Ge­dan­ken noch et­was ganz an­de­res. Man den­ke sich den fol­gen­den Fall: Es wi­der­fährt je­mand et­was, das in ihm recht pein­li­che Emp­fin­dun­gen her­vor­ruft. Er kann sich nun in zwei­fa­cher Art da­zu stel­len. Er kann den Vor­fall als et­was er­le­ben, was ihn pein­lich be­rührt, und sich der pein­li­chen Emp­fin­dung hin­ge­ben, viel­­leicht so­gar in Sch­merz ver­sin­ken. Er kann sich aber auch an­ders da­zu stel­len. Er kann sa­gen: In Wahr­heit ha­be ich selbst in ei­nem ver­gan­ge­nen Le­ben in mir die Kraft ge­bil­det, wel­che mich vor die­sen Vor­fall ge­s­tellt hat; ich ha­be in Wir­k­­lich­keit mir selbst die Sa­che zu­ge­fügt. Und er kann nun al­le die Emp­fin­dun­gen in sich er­re­gen, wel­che ein sol­cher Ge­­dan­ke zur Fol­ge ha­ben kann. Selbst­ver­ständ­lich muß der Ge­dan­ke mit dem al­ler­voll­kom­mens­ten Erns­te und mit al­ler mög­li­chen Kraft er­lebt wer­den, wenn er ei­ne sol­che Fol­ge für das Emp­fin­dungs- und Ge­fühls­le­ben ha­ben soll. Wer sol­ches zu­stan­de bringt, für den wird sich ei­ne Er­fah­rung ein­s­tel­len, wel­che sich am bes­ten durch ei­nen Ver­g­leich ver­an­schau­li­chen läßt. Zwei Men­schen so wol­le man an­neh­­men be­kä­m­en ei­ne Sie­gel­lack­stan­ge in die Hand. Der ei­ne stel­le in­tel­lek­tu­el­le Be­trach­tun­gen an über die «in­ne­re Na­­tur» der Stan­ge. Die­se Be­trach­tun­gen mö­gen sehr klug sein; wenn sich die­se «in­ne­re Na­tur» durch nichts zeigt, mag ihm ru­hig je­mand er­wi­dern: das sei Träu­me­rei. Der an­de­re aber reibt den Sie­gel­lack mit ei­nem Tuchlap­pen, und er zeigt dann, daß die Stan­ge klei­ne Kör­per­chen an­zieht. Es ist ein ge­wich­ti­ger Un­ter­schied zwi­schen den Ge­dan­ken, die durch


<nowiki>#</nowiki>SE013-131
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des ers­ten Men­schen Kopf ge­gan­gen sind und ihn zu den Be­trach­tun­gen an­ge­regt ha­ben, und de­nen des zwei­ten. Des ers­ten Ge­dan­ken ha­ben kei­ne tat­säch­li­che Fol­ge; die­je­ni­gen des zwei­ten aber ha­ben ei­ne Kraft, al­so et­was Tat­säch­li­ches, aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­vor­ge­lockt. So ist es nun auch mit den Ge­dan­ken ei­nes Men­schen, der sich vor­s­tellt, er ha­be die Kraft, mit ei­nem Er­eig­nis zu­sam­men­zu­kom­men, durch ein frühe­res Le­ben selbst in sich gepflanzt. Die­se blo­ße Vor­­­stel­lung regt in ihm ei­ne wir­k­li­che Kraft an, durch die er in ei­ner ganz an­dern Art dem Er­eig­nis be­geg­nen kann, als wenn er die­se Vor­stel­lung nicht hegt. Es geht ihm da­durch ein Licht auf über die not­wen­di­ge We­sen­heit die­ses Er­ei­g­­nis­ses, das er sonst nur als ei­nen Zu­fall an­er­ken­nen könn­te. Und er wird un­mit­tel­bar ein­se­hen: ich ha­be den rech­ten Ge­­dan­ken ge­habt, denn die­ser Ge­dan­ke hat­te die Kraft, die Tat­sa­che mir zu ent­hül­len. Wie­der­holt je­mand sol­che in­­­ne­re Vor­gän­ge, so wer­den sie fort­ge­setzt zu ei­nem Mit­tel in­ne­rer Kraft­zu­fuhr, und sie er­wei­sen so ih­re Rich­tig­keit durch ih­re Frucht­bar­keit. Und die­se Rich­tig­keit zeigt sich, nach und nach, kräf­tig ge­nug. In geis­ti­ger, see­li­scher und auch phy­si­scher Be­zie­hung wir­ken sol­che Vor­gän­ge ge­sun­dend, ja in je­der Be­zie­hung för­dernd auf das Le­ben ein. Der Mensch wird ge­wahr, daß er sich da­durch in ei­ner rich­ti­gen Art in den Le­bens­zu­sam­men­hang hin­ein­s­tellt, wäh­rend er bei Be­ach­tung nur des ei­nen Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod sich ei­nem Irr­wahn hin­gibt. Der Mensch wird see­lisch stär­ker durch das ge­kenn­zeich­ne­te Wis­sen. Ei­nen sol­chen rein in­ne­ren Be­weis von der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung kann sich ein je­der al­ler­dings nur selbst in sei­nem In­nen­le­ben ver­­­schaf­fen. Aber es kann ihn auch ein je­der ha­ben. Wer ihn sich nicht ver­schafft hat, kann sei­ne Be­weis­kraft al­ler­dings
des ers­ten Men­schen Kopf ge­gan­gen sind und ihn zu den Be­trach­tun­gen an­ge­regt ha­ben, und de­nen des zwei­ten. Des ers­ten Ge­dan­ken ha­ben kei­ne tat­säch­li­che Fol­ge; die­je­ni­gen des zwei­ten aber ha­ben ei­ne Kraft, al­so et­was Tat­säch­li­ches, aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­vor­ge­lockt. So ist es nun auch mit den Ge­dan­ken ei­nes Men­schen, der sich vor­s­tellt, er ha­be die Kraft, mit ei­nem Er­eig­nis zu­sam­men­zu­kom­men, durch ein frühe­res Le­ben selbst in sich gepflanzt. Die­se blo­ße Vor­­­stel­lung regt in ihm ei­ne wir­k­li­che Kraft an, durch die er in ei­ner ganz an­dern Art dem Er­eig­nis be­geg­nen kann, als wenn er die­se Vor­stel­lung nicht hegt. Es geht ihm da­durch ein Licht auf über die not­wen­di­ge We­sen­heit die­ses Er­ei­g­­nis­ses, das er sonst nur als ei­nen Zu­fall an­er­ken­nen könn­te. Und er wird un­mit­tel­bar ein­se­hen: ich ha­be den rech­ten Ge­­dan­ken ge­habt, denn die­ser Ge­dan­ke hat­te die Kraft, die Tat­sa­che mir zu ent­hül­len. Wie­der­holt je­mand sol­che in­­­ne­re Vor­gän­ge, so wer­den sie fort­ge­setzt zu ei­nem Mit­tel in­ne­rer Kraft­zu­fuhr, und sie er­wei­sen so ih­re Rich­tig­keit durch ih­re Frucht­bar­keit. Und die­se Rich­tig­keit zeigt sich, nach und nach, kräf­tig ge­nug. In geis­ti­ger, see­li­scher und auch phy­si­scher Be­zie­hung wir­ken sol­che Vor­gän­ge ge­sun­dend, ja in je­der Be­zie­hung för­dernd auf das Le­ben ein. Der Mensch wird ge­wahr, daß er sich da­durch in ei­ner rich­ti­gen Art in den Le­bens­zu­sam­men­hang hin­ein­s­tellt, wäh­rend er bei Be­ach­tung nur des ei­nen Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod sich ei­nem Irr­wahn hin­gibt. Der Mensch wird see­lisch stär­ker durch das ge­kenn­zeich­ne­te Wis­sen. Ei­nen sol­chen rein in­ne­ren Be­weis von der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung kann sich ein je­der al­ler­dings nur selbst in sei­nem In­nen­le­ben ver­­­schaf­fen. Aber es kann ihn auch ein je­der ha­ben. Wer ihn sich nicht ver­schafft hat, kann sei­ne Be­weis­kraft al­ler­dings


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nicht be­ur­tei­len. Wer ihn sich ver­schafft hat, der kann ihn aber auch kaum mehr an­zwei­feln. Man braucht sich auch gar nicht zu ver­wun­dern, daß dies so ist. Denn was so ganz und gar mit dem­je­ni­gen zu­sam­men­hängt, was des Men­schen in­ners­te We­sen­heit, sei­ne Per­sön­lich­keit aus­macht, von dem ist es nur na­tür­lich, daß es auch nur im in­ners­ten Er­le­ben ge­nü­gend be­wie­sen wer­den kann.­Vor­brin­gen kann man da­ge­gen al­ler­dings nicht, daß ei­ne sol­che An­ge­le­gen­heit, weil sie sol­chem in­ne­ren Er­leb­nis ent­spricht, ein je­der mit sich selbst ab­ma­chen müs­se, und daß sie nicht Sa­che ei­ner Geis­tes­wis­sen­schaft sein kön­ne. Ge­wiß ist, daß ein je­der selbst das Er­leb­nis ha­ben muß, wie ein je­der selbst den Be­weis ei­nes ma­the­ma­ti­schen Sat­zes ein­se­hen muß. Aber der Weg, auf dem das Er­leb­nis er­reicht wer­den kann, ist für al­le Men­schen gül­tig, wie die Me­tho­de, ei­nen ma­the­ma­­ti­schen Satz zu be­wei­sen, für al­le gül­tig ist.
nicht be­ur­tei­len. Wer ihn sich ver­schafft hat, der kann ihn aber auch kaum mehr an­zwei­feln. Man braucht sich auch gar nicht zu ver­wun­dern, daß dies so ist. Denn was so ganz und gar mit dem­je­ni­gen zu­sam­men­hängt, was des Men­schen in­ners­te We­sen­heit, sei­ne Per­sön­lich­keit aus­macht, von dem ist es nur na­tür­lich, daß es auch nur im in­ners­ten Er­le­ben ge­nü­gend be­wie­sen wer­den kann.­Vor­brin­gen kann man da­ge­gen al­ler­dings nicht, daß ei­ne sol­che An­ge­le­gen­heit, weil sie sol­chem in­ne­ren Er­leb­nis ent­spricht, ein je­der mit sich selbst ab­ma­chen müs­se, und daß sie nicht Sa­che ei­ner Geis­tes­wis­sen­schaft sein kön­ne. Ge­wiß ist, daß ein je­der selbst das Er­leb­nis ha­ben muß, wie ein je­der selbst den Be­weis ei­nes ma­the­ma­ti­schen Sat­zes ein­se­hen muß. Aber der Weg, auf dem das Er­leb­nis er­reicht wer­den kann, ist für al­le Men­schen gül­tig, wie die Me­tho­de, ei­nen ma­the­ma­­ti­schen Satz zu be­wei­sen, für al­le gül­tig ist.
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Nicht in Ab­re­de soll ge­s­tellt wer­den, daß von den über­­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­gen na­tür­lich ab­ge­se­hen der eben an­ge­führ­te Be­weis durch die kraft­her­vor­brin­gen­de Ge­walt der ent­sp­re­chen­den Ge­dan­ken der ein­zi­ge ist, der je­der un­be­fan­ge­nen Lo­gik stand­hält. Al­le an­de­ren Er­wä­gun­gen sind ge­wiß sehr be­deut­sam; aber sie wer­den doch al­le et­was ha­ben, an dem ein Geg­ner An­griffs­punk­te fin­den kann. Wer al­ler­dings sich ge­nug un­be­fan­ge­nen Blick an­ge­eig­net hat, der wird schon in der Mög­lich­keit und Tat­säch­lich­keit der Er­zie­hung bei dem Men­schen et­was fin­den, was lo­gisch wir­ken­de Be­weis­kraft da­für hat, daß ein geis­ti­ges We­sen sich in der leib­li­chen Hül­le zum Da­sein ringt. Er wird das Tier mit dem Men­schen ver­g­lei­chen und sich sa­gen: bei dem ers­te­ren tre­ten die für das­sel­be maß­ge­ben­den Ei­gen­schaf­ten und Be­fähi­gun­gen mit der Ge­burt als et­was in sich Be­stimm­tes
Nicht in Ab­re­de soll ge­s­tellt wer­den, daß von den über­­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­gen na­tür­lich ab­ge­se­hen der eben an­ge­führ­te Be­weis durch die kraft­her­vor­brin­gen­de Ge­walt der ent­sp­re­chen­den Ge­dan­ken der ein­zi­ge ist, der je­der un­be­fan­ge­nen Lo­gik stand­hält. Al­le an­de­ren Er­wä­gun­gen sind ge­wiß sehr be­deut­sam; aber sie wer­den doch al­le et­was ha­ben, an dem ein Geg­ner An­griffs­punk­te fin­den kann. Wer al­ler­dings sich ge­nug un­be­fan­ge­nen Blick an­ge­eig­net hat, der wird schon in der Mög­lich­keit und Tat­säch­lich­keit der Er­zie­hung bei dem Men­schen et­was fin­den, was lo­gisch wir­ken­de Be­weis­kraft da­für hat, daß ein geis­ti­ges We­sen sich in der leib­li­chen Hül­le zum Da­sein ringt. Er wird das Tier mit dem Men­schen ver­g­lei­chen und sich sa­gen: bei dem ers­te­ren tre­ten die für das­sel­be maß­ge­ben­den Ei­gen­schaf­ten und Be­fähi­gun­gen mit der Ge­burt als et­was in sich Be­stimm­tes


<nowiki>#</nowiki>SE013-133
{{SE|133}}


auf, das deut­lich zeigt, wie es durch die Ver­er­bung vor­­­ge­zeich­net ist und sich an der Au­ßen­welt ent­fal­tet. Man se­he, wie das jun­ge Küch­lein Le­bens­ver­rich­tun­gen von Ge­burt an in be­stimm­ter Art voll­zieht. An den Men­schen aber tritt durch die Er­zie­hung mit sei­nem In­nen­le­ben et­was in ein Ver­hält­nis, was oh­ne al­le Be­zie­hung zu ei­ner Ver­er­bung ste­hen kann. Und er kann in der La­ge sein, die Wir­kun­gen sol­cher äu­ße­ren Ein­flüs­se sich an­zu­eig­nen. Wer er­zieht, der weiß, daß sol­chen Ein­flüs­sen vom In­nern des Men­schen Kräf­te ent­ge­gen­kom­men müs­sen; ist das nicht der Fall, dann ist al­le Schu­lung und Er­zie­hung be­deu­tungs­los. Für den un­be­fan­ge­nen Er­zie­her stellt sich so­gar ganz scharf die Gren­ze hin zwi­schen den ver­erb­ten An­la­gen und je­nen in­ne­ren Kräf­ten des Men­schen, wel­che durch die­se An­la­gen hin­durch­leuch­ten und wel­che aus frühe­ren Le­bens­läu­fen her­rüh­ren. Si­cher­lich kann man für sol­che Din­ge nicht so «ge­wich­ti­ge» Be­wei­se an­füh­ren, wie für ge­wis­se phy­si­ka­li­sche Tat­sa­chen durch die Waa­ge. Aber da­für sind die­se Din­ge eben die In­­ti­mi­tä­ten des Le­bens. Und für den, der Sinn da­für hat, sind auch sol­che nicht hand­g­reif­li­che Be­le­ge be­wei­send; so­gar be­wei­sen­der als die hand­g­reif­li­che Wir­k­lich­keit. Daß man ja auch Tie­re dres­sie­ren kann, sie al­so ge­wis­ser­ma­ßen durch Er­zie­hung Ei­gen­schaf­ten und Fähig­kei­ten an­neh­men, ist für den, der auf das We­sent­li­che zu schau­en ver­mag, kein Ein­wand. Denn ab­ge­se­hen da­von, daß sich in der Welt al­ler­or­ten Über­gän­ge fin­den, ver­sch­mel­zen die Er­geb­nis­se der Dres­sur bei ei­nem Tie­re kei­nes­wegs in glei­cher Art mit sei­nem per­sön­li­chen We­sen wie beim Men­schen. Man be­tont ja so­gar, wie die Fähig­kei­ten, wel­che den Haus­tie­ren im Zu­sam­men­le­ben mit dem Men­schen andres­siert wer­den, sich ver­er­ben, das heißt so­fort gat­tungs­mä­ß­ig, nicht per­sön­lich
auf, das deut­lich zeigt, wie es durch die Ver­er­bung vor­­­ge­zeich­net ist und sich an der Au­ßen­welt ent­fal­tet. Man se­he, wie das jun­ge Küch­lein Le­bens­ver­rich­tun­gen von Ge­burt an in be­stimm­ter Art voll­zieht. An den Men­schen aber tritt durch die Er­zie­hung mit sei­nem In­nen­le­ben et­was in ein Ver­hält­nis, was oh­ne al­le Be­zie­hung zu ei­ner Ver­er­bung ste­hen kann. Und er kann in der La­ge sein, die Wir­kun­gen sol­cher äu­ße­ren Ein­flüs­se sich an­zu­eig­nen. Wer er­zieht, der weiß, daß sol­chen Ein­flüs­sen vom In­nern des Men­schen Kräf­te ent­ge­gen­kom­men müs­sen; ist das nicht der Fall, dann ist al­le Schu­lung und Er­zie­hung be­deu­tungs­los. Für den un­be­fan­ge­nen Er­zie­her stellt sich so­gar ganz scharf die Gren­ze hin zwi­schen den ver­erb­ten An­la­gen und je­nen in­ne­ren Kräf­ten des Men­schen, wel­che durch die­se An­la­gen hin­durch­leuch­ten und wel­che aus frühe­ren Le­bens­läu­fen her­rüh­ren. Si­cher­lich kann man für sol­che Din­ge nicht so «ge­wich­ti­ge» Be­wei­se an­füh­ren, wie für ge­wis­se phy­si­ka­li­sche Tat­sa­chen durch die Waa­ge. Aber da­für sind die­se Din­ge eben die In­­ti­mi­tä­ten des Le­bens. Und für den, der Sinn da­für hat, sind auch sol­che nicht hand­g­reif­li­che Be­le­ge be­wei­send; so­gar be­wei­sen­der als die hand­g­reif­li­che Wir­k­lich­keit. Daß man ja auch Tie­re dres­sie­ren kann, sie al­so ge­wis­ser­ma­ßen durch Er­zie­hung Ei­gen­schaf­ten und Fähig­kei­ten an­neh­men, ist für den, der auf das We­sent­li­che zu schau­en ver­mag, kein Ein­wand. Denn ab­ge­se­hen da­von, daß sich in der Welt al­ler­or­ten Über­gän­ge fin­den, ver­sch­mel­zen die Er­geb­nis­se der Dres­sur bei ei­nem Tie­re kei­nes­wegs in glei­cher Art mit sei­nem per­sön­li­chen We­sen wie beim Men­schen. Man be­tont ja so­gar, wie die Fähig­kei­ten, wel­che den Haus­tie­ren im Zu­sam­men­le­ben mit dem Men­schen andres­siert wer­den, sich ver­er­ben, das heißt so­fort gat­tungs­mä­ß­ig, nicht per­sön­lich


<nowiki>#</nowiki>SE013-134
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wir­ken. Dar­win be­sch­reibt, wie Hun­de ap­por­tie­ren, oh­ne da­zu an­ge­lernt zu sein oder es ge­se­hen zu ha­ben. Wer woll­te ein glei­ches von der men­sch­li­chen Er­zie­hung be­haup­ten?
wir­ken. Dar­win be­sch­reibt, wie Hun­de ap­por­tie­ren, oh­ne da­zu an­ge­lernt zu sein oder es ge­se­hen zu ha­ben. Wer woll­te ein glei­ches von der men­sch­li­chen Er­zie­hung be­haup­ten?
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<nowiki>#</nowiki>F­N013-134 Brock­haus, Leip­zig 1860
<nowiki>#</nowiki>F­N013-134 Brock­haus, Leip­zig 1860


<nowiki>#</nowiki>SE013-135
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bei tie­fer ein­drin­gen­der Be­o­b­ach­tung er­gibt sich, daß auch je­ne ge­müt­li­chen Ei­gen­tüm­lich­kei­ten nur ei­ne Hül­le und ein Werk­zeug­li­ches sind, um die ei­gent­lich geis­ti­gen idea­len An­la­gen des Men­schen in sich zu fas­sen, ge­eig­net, sie zu för­­dern in ih­rer Ent­wi­cke­lung oder zu hem­men, kei­nes­wegs aber fähig, sie aus sich ent­ste­hen zu las­sen.» Und wei­ter wird da ge­sagt: «Je­der präe­xis­tiert nach sei­ner geis­ti­gen Grun­d­­ge­stalt; denn geis­tig be­trach­tet gleicht kein In­di­vi­du­um dem an­dern, so­we­nig als die ei­ne Tier­spe­zi­es ei­ner der üb­ri­gen» (Sei­te 532). Die­se Ge­dan­ken grei­fen nur so weit, daß sie in die phy­si­sche Leib­lich­keit des Men­schen ein­t­re­ten las­sen ei­ne geis­ti­ge We­sen­heit. Da de­ren ge­stal­ten­de Kräf­te aber nicht aus Ur­sa­chen frühe­rer Le­ben her­ge­lei­tet wer­den, so müß­te je­des­mal, wenn ei­ne Per­sön­lich­keit er­steht, ei­ne sol­che gei­s­ti­ge We­sen­heit aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de her­vor­ge­hen. Un­ter die­ser Vor­aus­set­zung be­stän­de aber kei­ne Mög­li­ch­keit, die Ver­wandt­schaft zu er­klä­ren, die ja be­steht zwi­schen den sich aus dem men­sch­li­chen In­nern her­aus­rin­gen­den An­la­gen und dem, was von der äu­ße­ren ir­di­schen Um­ge­bung im Lau­fe des Le­bens an die­ses In­ne­re heran­dringt. Das men­sch­li­che In­ne­re, das für je­den ein­zel­nen Men­schen aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de stamm­te, müß­te ganz fremd ge­­gen­über­ste­hen dem, was ihm im ir­di­schen Le­ben ge­gen­über­tritt. Nur dann wird das wie es ja tat­säch­lich ist nicht der Fall sein, wenn die­ses men­sch­li­che In­ne­re mit dem Äu­ßern be­reits ver­bun­den war, wenn es nicht zum ers­ten Ma­le in die­sem lebt. Der un­be­fan­ge­ne Er­zie­her kann klar die Wahr­neh­mung ma­chen: ich brin­ge aus den Er­geb­nis­sen des Er­den­le­bens an mei­nen Zög­ling et­was heran, was zwar sei­nen bloß ver­erb­ten Ei­gen­schaf­ten fremd ist, was ihn aber doch so an­mu­tet, als ob er bei der Ar­beit, aus wel­cher die­se
bei tie­fer ein­drin­gen­der Be­o­b­ach­tung er­gibt sich, daß auch je­ne ge­müt­li­chen Ei­gen­tüm­lich­kei­ten nur ei­ne Hül­le und ein Werk­zeug­li­ches sind, um die ei­gent­lich geis­ti­gen idea­len An­la­gen des Men­schen in sich zu fas­sen, ge­eig­net, sie zu för­­dern in ih­rer Ent­wi­cke­lung oder zu hem­men, kei­nes­wegs aber fähig, sie aus sich ent­ste­hen zu las­sen.» Und wei­ter wird da ge­sagt: «Je­der präe­xis­tiert nach sei­ner geis­ti­gen Grun­d­­ge­stalt; denn geis­tig be­trach­tet gleicht kein In­di­vi­du­um dem an­dern, so­we­nig als die ei­ne Tier­spe­zi­es ei­ner der üb­ri­gen» (Sei­te 532). Die­se Ge­dan­ken grei­fen nur so weit, daß sie in die phy­si­sche Leib­lich­keit des Men­schen ein­t­re­ten las­sen ei­ne geis­ti­ge We­sen­heit. Da de­ren ge­stal­ten­de Kräf­te aber nicht aus Ur­sa­chen frühe­rer Le­ben her­ge­lei­tet wer­den, so müß­te je­des­mal, wenn ei­ne Per­sön­lich­keit er­steht, ei­ne sol­che gei­s­ti­ge We­sen­heit aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de her­vor­ge­hen. Un­ter die­ser Vor­aus­set­zung be­stän­de aber kei­ne Mög­li­ch­keit, die Ver­wandt­schaft zu er­klä­ren, die ja be­steht zwi­schen den sich aus dem men­sch­li­chen In­nern her­aus­rin­gen­den An­la­gen und dem, was von der äu­ße­ren ir­di­schen Um­ge­bung im Lau­fe des Le­bens an die­ses In­ne­re heran­dringt. Das men­sch­li­che In­ne­re, das für je­den ein­zel­nen Men­schen aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de stamm­te, müß­te ganz fremd ge­­gen­über­ste­hen dem, was ihm im ir­di­schen Le­ben ge­gen­über­tritt. Nur dann wird das wie es ja tat­säch­lich ist nicht der Fall sein, wenn die­ses men­sch­li­che In­ne­re mit dem Äu­ßern be­reits ver­bun­den war, wenn es nicht zum ers­ten Ma­le in die­sem lebt. Der un­be­fan­ge­ne Er­zie­her kann klar die Wahr­neh­mung ma­chen: ich brin­ge aus den Er­geb­nis­sen des Er­den­le­bens an mei­nen Zög­ling et­was heran, was zwar sei­nen bloß ver­erb­ten Ei­gen­schaf­ten fremd ist, was ihn aber doch so an­mu­tet, als ob er bei der Ar­beit, aus wel­cher die­se


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Er­geb­nis­se stam­men, schon da­bei ge­we­sen wä­re. Nur die wie­der­hol­ten Er­den­le­ben im Zu­sam­men­hang mit den von der Geis­tes­for­schung dar­ge­leg­ten Tat­sa­chen im geis­ti­gen Ge­biet zwi­schen den Er­den­le­ben: nur dies al­les kann ei­ne be­frie­di­gen­de Er­klär­ung des all­sei­tig be­trach­te­ten Le­bens der ge­gen­wär­ti­gen Mensch­heit ge­ben. Aus­drück­lich wird hier ge­sagt: der «ge­gen­wär­ti­gen» Mensch­heit. Denn die gei­s­ti­ge For­schung er­gibt, daß al­ler­dings ein­mal der Kreis­lauf der Er­den­le­ben be­gon­nen hat und daß da­mals an­de­re Ver­­hält­nis­se als ge­gen­wär­tig für das in die leib­li­che Hül­le ein­t­re­ten­de geis­ti­ge We­sen des Men­schen be­stan­den ha­ben. In den fol­gen­den Ka­pi­teln wird auf die­sen ur­zeit­li­chen Zu­­­stand des Men­schen­we­sens zu­rück­ge­gan­gen. Wenn da­durch aus den Er­geb­nis­sen der Geis­tes­wis­sen­schaft her­aus wird ge­zeigt wor­den sein, wie die­ses Men­schen­we­sen sei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­stalt im Zu­sam­men­hang mit der Erd­ent­wi­cke­lung er­hal­ten hat, wird auch noch ge­nau­er dar­auf hin­ge­deu­tet wer­den kön­nen, wie der geis­ti­ge We­sens­kern des Men­schen aus über­sinn­li­chen Wel­ten in die leib­li­chen Hül­len ein­dringt, und wie das geis­ti­ge Ver­ur­sa­chungs­ge­setz, das «men­sch­li­che Schick­sal», sich her­an­bil­det.
Er­geb­nis­se stam­men, schon da­bei ge­we­sen wä­re. Nur die wie­der­hol­ten Er­den­le­ben im Zu­sam­men­hang mit den von der Geis­tes­for­schung dar­ge­leg­ten Tat­sa­chen im geis­ti­gen Ge­biet zwi­schen den Er­den­le­ben: nur dies al­les kann ei­ne be­frie­di­gen­de Er­klär­ung des all­sei­tig be­trach­te­ten Le­bens der ge­gen­wär­ti­gen Mensch­heit ge­ben. Aus­drück­lich wird hier ge­sagt: der «ge­gen­wär­ti­gen» Mensch­heit. Denn die gei­s­ti­ge For­schung er­gibt, daß al­ler­dings ein­mal der Kreis­lauf der Er­den­le­ben be­gon­nen hat und daß da­mals an­de­re Ver­­hält­nis­se als ge­gen­wär­tig für das in die leib­li­che Hül­le ein­t­re­ten­de geis­ti­ge We­sen des Men­schen be­stan­den ha­ben. In den fol­gen­den Ka­pi­teln wird auf die­sen ur­zeit­li­chen Zu­­­stand des Men­schen­we­sens zu­rück­ge­gan­gen. Wenn da­durch aus den Er­geb­nis­sen der Geis­tes­wis­sen­schaft her­aus wird ge­zeigt wor­den sein, wie die­ses Men­schen­we­sen sei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­stalt im Zu­sam­men­hang mit der Erd­ent­wi­cke­lung er­hal­ten hat, wird auch noch ge­nau­er dar­auf hin­ge­deu­tet wer­den kön­nen, wie der geis­ti­ge We­sens­kern des Men­schen aus über­sinn­li­chen Wel­ten in die leib­li­chen Hül­len ein­dringt, und wie das geis­ti­ge Ver­ur­sa­chungs­ge­setz, das «men­sch­li­che Schick­sal», sich her­an­bil­det.

Version vom 19. August 2023, 08:30 Uhr

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RUDOLF STEINER

SCHRIFTEN



DIE GEHEIMWISSENSCHAFT
IM UMRISS



GA 13

1962


Inhaltsverzeichnis


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VORBEMERKUNGEN ZUR ERSTEN AUFLAGE

Wer ein Buch wie das vor­lie­gen­de der Öf­f­ent­lich­keit über­gibt, der soll mit Ge­las­sen­heit je­de Art von Be­ur­tei­lung sei­ner Aus­füh­run­gen sich vor­s­tel­len kön­nen, wel­che in der Ge­gen­wart mög­lich ist. Da könn­te zum Bei­spiel je­mand die hier ge­ge­be­ne Dar­stel­lung die­ses oder je­nes Din­ges zu le­sen be­gin­nen, wel­cher sich Ge­dan­ken über die­se Din­ge ge­mäß den For­schung­s­er­geb­nis­sen der Wis­sen­schaft ge­macht hat. Und er könn­te zu dem fol­gen­den Ur­teil kom­men: «Man ist er­sta­unt, wie der­g­lei­chen Be­haup­tun­gen in un­se­rer Zeit nur über­haupt mög­lich sind. Mit den ein­fachs­ten na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Be­grif­fen wird in ei­ner Wei­se um­ge­sprun­­gen, die auf ei­ne ge­ra­de­zu un­be­g­reif­li­che Un­be­kannt­schaft mit selbst ele­men­ta­ren Er­kennt­nis­sen sch­lie­ßen läßt. Der Ver­fas­ser ge­braucht Be­grif­fe, wie zum Bei­spiel Wär­me, in ei­ner Art, wie es nur je­mand ver­mag, an dem die gan­ze mo­der­ne Denk­wei­se der Phy­sik spur­los vor­über­ge­gan­gen ist. Je­der, der auch nur die An­fangs­grün­de die­ser Wis­sen­­schaft kennt, könn­te ihm zei­gen, daß, was er da re­det, nicht ein­mal die Be­zeich­nung Di­let­tan­tis­mus ver­di­ent, son­dern nur mit dem Aus­druck: ab­so­lu­te Igno­ranz be­legt wer­den kann...» Es könn­ten nun noch vie­le sol­che Sät­ze ei­ner der­ar­ti­gen, durch­aus mög­li­chen Be­ur­tei­lung hin­ge­schrie­ben wer­­den. Man könn­te sich aber nach den obi­gen Aus­sprüchen auch et­wa fol­gen­den Schluß den­ken: «Wer ein paar Sei­ten die­ses Bu­ches ge­le­sen hat, wird es, je nach sei­nem Tem­pe­r­a­­ment, lächelnd oder en­trüs­tet we­g­le­gen und sich sa­gen: Es ist doch son­der­bar, was für Aus­wüch­se ei­ne ver­kehr­te Ge­­dan­ken­rich­tung in ge­gen­wär­ti­ger Zeit trei­ben kann. Man legt die­se Aus­füh­run­gen am bes­ten zu man­cher­lei an­de­rem

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Ku­rio­sen, was ei­nem jetzt be­geg­net.» Was sagt aber nun der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches, wenn er et­wa wir­k­lich ei­ne sol­che Be­ur­tei­lung er­fah­ren wür­de? Muß er nicht ein­fach, von sei­nem Stand­punk­te aus, den Be­ur­tei­ler für ei­nen ur­teils­un­fähi­gen Le­ser hal­ten oder für ei­nen sol­chen, der nicht den gu­ten Wil­len hat, um zu ei­nem ver­ständ­nis­vol­len Ur­tei­le zu kom­men? Dar­auf soll ge­ant­wor­tet wer­den: Nein, die­ser Ver­fas­ser tut das durch­aus nicht im­mer. Er ver­mag sich vor­­zu­s­tel­len, daß sein Be­ur­tei­ler ei­ne sehr klu­ge Per­sön­lich­keit, auch ein tüch­ti­ger Wis­sen­schaf­ter und je­mand sein kann, der sich ein Ur­teil auf ganz ge­wis­sen­haf­te Art bil­det. Denn die­­ser Ver­fas­ser ist in der La­ge, sich hin­ein­zu­den­ken in die See­le ei­ner sol­chen Per­sön­lich­keit und in die Grün­de, wel­che die­se zu ei­nem sol­chen Ur­teil füh­ren kön­nen. Um nun kenn­t­­lich zu ma­chen, was der Ver­fas­ser wir­k­lich sagt, ist et­was not­wen­dig, was ihm selbst im all­ge­mei­nen oft un­pas­send scheint, wo­zu aber ge­ra­de bei die­sem Bu­che ei­ne drin­gen­de Ver­an­las­sung ist: näm­lich über ei­ni­ges Per­sön­li­che zu re­den. Al­ler­dings soll in die­ser Rich­tung nichts vor­ge­bracht wer­­den, was nicht mit dem Ent­schlus­se zu­sam­men­hängt, die­ses Buch zu sch­rei­ben. Was in ei­nem sol­chen Bu­che ge­sagt wird, hät­te ge­wiß kein Da­s­eins­recht, wenn es nur ei­nen per­sön­­li­chen Cha­rak­ter trü­ge. Es muß Dar­stel­lun­gen ent­hal­ten, zu de­nen je­der Mensch kom­men kann, und es muß so ge­­sagt wer­den, daß kei­ner­lei per­sön­li­che Fär­bung zu be­mer­ken ist, so­weit dies über­haupt mög­lich ist. In die­ser Be­zie­hung soll al­so das Per­sön­li­che nicht ge­meint sein. Es soll sich nur dar­auf be­zie­hen, ver­ständ­lich zu ma­chen, wie der Ver­fas­ser die oben ge­kenn­zeich­ne­te Be­ur­tei­lung sei­ner Aus­­­füh­run­gen be­g­reif­lich fin­den kann und den­noch die­ses Buch sch­rei­ben konn­te. Es gä­be ja al­ler­dings et­was, was die Vor­brin­gung

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ei­nes sol­chen Per­sön­li­chen über­flüs­sig ma­chen könn­te: wenn man, in aus­führ­li­cher Art, al­le Ein­zel­hei­ten gel­tend mach­te, wel­che zei­gen, wie die Dar­stel­lung die­ses Bu­ches in Wir­k­lich­keit doch mit al­len Fort­schrit­ten ge­gen­wär­ti­ger Wis­sen­schaft übe­r­ein­stimmt. Da­zu wä­ren nun aber al­ler­dings vie­le Bän­de als Ein­lei­tung zu dem Bu­che no­t­wen­dig. Da die­se au­gen­blick­lich nicht ge­lie­fert wer­den kön­­nen, so scheint es dem Ver­fas­ser not­wen­dig, zu sa­gen, durch wel­che per­sön­li­chen Ver­hält­nis­se er sich be­rech­tigt glaubt, ei­ne sol­che Übe­r­ein­stim­mung in be­frie­di­gen­der Art für mög­lich zu hal­ten. Er hät­te ganz ge­wiß al­les das­je­ni­ge nie­­mals zu ver­öf­f­ent­li­chen un­ter­nom­men, was in die­sem Bu­che zum Bei­spiel mit Be­zug auf Wär­me­vor­gän­ge ge­sagt wird, wenn er sich nicht das Fol­gen­de ge­ste­hen dürf­te: Er war vor nun­mehr drei­ßig Jah­ren in der La­ge, ein Stu­di­um der Phy­sik durch­zu­ma­chen, wel­ches sich in die ver­schie­de­nen Ge­bie­te die­ser Wis­sen­schaft ver­zweig­te. Auf dem Fel­de der Wär­meer­schei­nun­gen stan­den da­mals die Er­klär­un­gen im Mit­tel­punk­te des Stu­di­ums, wel­che der so­ge­nann­ten «me­cha­ni­schen Wär­me­the­o­rie» an­ge­hö­ren. Und die­se «me­cha­­ni­sche Wär­me­the­o­rie» in­ter­es­sier­te ihn so gar ganz be­son­­ders. Die ge­schicht­li­che Ent­wi­cke­lung der ent­sp­re­chen­den Er­klär­un­gen, die sich an Na­men wie Jul. Robert May­er, Helm­holtz, Jou­le, Clau­si­us und so wei­ter da­mals knüpf­te, ge­hör­te zu sei­nen fort­wäh­ren­den Stu­di­en. Da­durch hat er sich in der Zeit sein er Stu­di­en die hin­rei­chen­de Grund­la­ge und Mög­lich­keit ge­schaf­fen, bis heu­te al­le die tat­säch­li­chen Fort­schrit­te auf dem Ge­bie­te der phy­si­ka­li­schen Wär­m­e­leh­re ver­fol­gen zu kön­nen und kei­ne Hin­der­nis­se zu fin­den, wenn er ver­sucht, ein­zu­drin­gen in al­les das, was die Wis­sen­schaft auf die­sem Fel­de leis­tet. Müß­te sich der Ver­fas­ser sa­gen: er

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kann das nicht, so wä­re dies für ihn ein Grund, die in dem Bu­che vor­ge­brach­ten Din­ge un­ge­sagt und un­ge­schrie­ben zu las­sen. Er hat es sich wir­k­lich zum Grund­satz ge­macht, nur über sol­ches auf dem Ge­bie­te der Geis­tes­wis­sen­schaft zu re­den oder zu sch­rei­ben, bei dem er in ei­ner ihm ge­nü­gend er­schei­nen­den Art auch zu sa­gen wüß­te, was die ge­gen­wär­­ti­ge Wis­sen­schaft dar­über weiß. Da­mit will er durch­aus nicht et­was aus­sp­re­chen, was ei­ne all­ge­mei­ne An­for­de­rung an al­le Men­schen sein soll. Es kann je­der­mann sich mit Recht ge­drängt füh­len, das­je­ni­ge mit­zu­tei­len und zu ver­öf­f­ent­li­chen, wo­zu ihn sei­ne Ur­teils­kraft, sein ge­sun­der Wahr­heits­sinn und sein Ge­fühl trei­ben, auch wenn er nicht weiß, was über die be­tref­fen­den Din­ge vom Ge­sichts­punkt zeit­ge­nös­si­scher Wis­sen­schaft aus zu sa­gen ist. Nur der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches möch­te sich für sich an das oben Aus­ge­spro­che­ne hal­ten. Er möch­te zum Bei­spiel nicht die paar Sät­ze über das men­sch­­li­che Drü­sen­sys­tem oder das men­sch­li­che Ner­ven­sys­tem ma­chen, wel­che in die­sem Bu­che sich fin­den, wenn er nicht in der La­ge wä­re, über die­se Din­ge auch den Ver­such zu ma­chen, in den For­men zu sp­re­chen, in de­nen ein ge­gen­wär­­ti­ger Na­tur­ge­lehr­ter vom Stand­punk­te der Wis­sen­schaft aus über das Drü­sen- oder Ner­ven­sys­tem spricht. Trotz­dem al­so das Ur­teil mög­lich ist, der­je­ni­ge, wel­cher so, wie es hier ge­schieht, über «Wär­me» spricht, wis­se nichts von den An­­fangs­grün­den der ge­gen­wär­ti­gen Phy­sik, ist doch rich­tig, daß sich der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches voll­be­rech­tigt glaubt zu dem, was er ge­tan hat, weil er die ge­gen­wär­ti­ge For­­schung wir­k­lich zu ken­nen be­st­rebt ist, und daß er es un­ter­las­sen wür­de, so zu sp­re­chen, wenn sie ihm fremd wä­re. Er weiß, wie das Mo­tiv, aus dem her­aus ein sol­cher Grund­satz aus­ge­spro­chen wird, recht leicht mit Un­be­schei­den­heit ver­wech­selt

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wer­den kann. Es ist aber doch nö­t­ig, ge­gen­über die­­sem Bu­che sol­ches aus­zu­sp­re­chen, da­mit des Ver­fas­sers wah­re Mo­ti­ve nicht mit noch ganz an­de­ren ver­wech­selt wer­den. Und die­se Ver­wechs­lung könn­te eben noch weit sch­lim­mer sein als die­je­ni­ge mit der Un­be­schei­den­heit.

Nun wä­re aber auch ei­ne Be­ur­tei­lung von ei­nem phi­lo­so­­phi­schen Stand­punk­te aus mög­lich. Sie könn­te sich fol­gen­­der­ma­ßen ge­stal­ten. Wer als Phi­lo­soph die­ses Buch liest, der frägt sich: «Hat der Ver­fas­ser die gan­ze er­kennt­nis­theo­re­­ti­sche Ar­beit der Ge­gen­wart ver­schla­fen? Hat er nie et­was da­von er­fah­ren, daß ein Kant ge­lebt hat und daß, nach die­­sem, es ein­fach phi­lo­so­phisch un­statt­haft ist, der­lei Din­ge vor­zu­brin­gen?» Wie­der könn­te in die­ser Rich­tung for­t­­ge­schrit­ten wer­den. Aber auch so könn­te die Be­ur­tei­lung sch­lie­ßen: «Für den Phi­lo­so­phen ist der­lei un­kri­ti­sches, nai­ves, lai­en­haf­tes Zeug un­er­träg­lich, und ein wei­te­res Ein­­ge­hen dar­auf wä­re Zeit­ver­lust.» Aus dem­sel­ben Mo­tiv, das oben ge­kenn­zeich­net wor­den ist, möch­te trotz al­ler Mißv­er­ständ­nis­se, die sich da­ran sch­lie­ßen kön­nen, der Ver­­­fas­ser auch hier wie­der Per­sön­li­ches vor­brin­gen. Sein Kant­stu­di­um be­gann in sei­nem sech­zehn­ten Le­bens­jah­re; und heu­te glaubt er wahr­haf­tig, ganz ob­jek­tiv al­les das, was in dem vor­lie­gen­den Buch vor­ge­bracht wird, vom Kant­schen Stand­punk­te aus be­ur­tei­len zu dür­fen. Er wür­de auch von die­ser Sei­te her ei­nen Grund ge­habt ha­ben, das Buch un­ge­­schrie­ben zu las­sen, wüß­te er nicht, was ei­nen Phi­lo­so­phen da­zu be­we­gen kann, es naiv zu fin­den, wenn der kri­ti­sche Maß­stab der Ge­gen­wart an­ge­legt wird. Man kann aber wir­k­lich wis­sen, wie im Sin­ne Kants hier die Gren­zen ei­ner mög­li­chen Er­kennt­nis über­schrit­ten wer­den; man kann wis­­sen, wie Her­b­art «nai­ven Rea­lis­mus» fin­den wür­de, der es

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nicht zur «Be­ar­bei­tung der Be­grif­fe» ge­bracht hat usw. usw.; man kann so­gar wis­sen, wie der mo­der­ne Prag­ma­tis­mus Ja­mes, Schil­lers und so wei­ter das Maß des­sen über­schrit­ten fin­den wür­de, was «wah­re Vor­stel­lun­gen» sind, wel­che «wir uns an­eig­nen, die wir gel­tend ma­chen, in Kraft set­zen und ve­ri­fi­zie­ren kön­nen01». Man kann dies al­les wis­sen und trotz­dem, ja eben des­halb sich be­rech­tigt fin­den, die­se hier vor­lie­gen­den Aus­füh­run­gen zu sch­rei­ben. Der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches hat sich mit phi­lo­so­phi­schen Ge­dan­ken­rich­­tun­gen au­s­ein­an­der­ge­setzt in sei­nen Schrif­ten «Er­kennt­nis­­the­o­rie der Goe­the­schen Wel­t­an­schau­ung», «Wahr­heit und Wis­sen­schaft», «Phi­lo­so­phie der Frei­heit», «Goe­thes Wel­t­­­an­schau­ung», «Welt- und Le­bens­an­schau­un­gen im neun­zehn­ten Jahr­hun­dert», «Die Rät­sel der Phi­lo­so­phie02»

Vie­le Ar­ten von mög­li­chen Be­ur­tei­lun­gen könn­ten noch an­ge­führt wer­den. Es könn­te auch je­man­den ge­ben, wel­cher ei­ne der frühe­ren Schrif­ten des Ver­fas­sers ge­le­sen hat, zum Bei­spiel «Welt- und Le­bens­an­schau­un­gen im neun­zehn­ten Jahr­hun­dert» oder et­wa des­sen klei­nes Schrift­chen: «Haec­kel und sei­ne Geg­ner». Ein sol­cher konn­te sa­gen: «Es ist ge­ra­de­zu un­er­find­lich, wie ein und der­sel­be Mensch die­se Schrif­ten und auch, ne­ben der be­reits von ihm er­schie­ne­nen Theo­so­phie, die­ses hier vor­lie­gen­de Buch sch­rei­ben kann. Wie kann man ein­mal so für Hae­ckel ein­t­re­ten und dann wie­der al­lem ins Ge­sicht schla­gen, was als ge­sun­der Mo­nis­­mus aus Hae­ckels For­schun­gen folgt? Man könn­te be­g­rei­­fen, daß der Ver­fas­ser die­ser Ge­heim­wis­sen­schaft mit

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#F­N013-012-01 Man kann so­gar die Phi­lo­so­phie des «Als ob», den Berg­so­nis­mus und die «Kri­tik der Spra­che» in erns­te Er­wä­gung ge­zo­gen und stu­diert ha­ben. (An­mer­kung bei der vier­ten Aufla­ge, 1913 hin­zu­ge­fügt.)

#F­N013-012-02 Die­ses Werk wird von der sie­ben­ten Aufla­ge, 1920, an er­wähnt.

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Feu­er und Schwert ge­gen Hae­ckel zu Fel­de zie­he; daß er ihn ver­tei­digt hat, ja daß er ihm so­gar Welt- und Le­bens­an­schau­un­gen im neun­zehn­ten Jahr­hun­dert ge­wid­met hat, das ist wohl das Un­ge­heu­er­lichs­te, was sich den­ken läßt. Hae­ckel hät­te sich für die­se Wid­mung wohl mit nicht mi­ß­zu­ver­ste­hen­der Ab­leh­nung be­dankt, wenn er ge­wußt hät­te, daß der Wid­mer ein­mal sol­ches Zeug sch­rei­ben wer­de, wie es die­se Ge­heim­wis­sen­schaft mit ih­rem mehr als plum­pen Dua­lis­mus ent­hält.» Der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches ist nun der An­sicht, daß man ganz gut Hae­ckel ver­ste­hen kann, und doch nicht zu glau­ben braucht, man ver­stün­de ihn nur dann, wenn man al­les für Un­sinn hält, was nicht aus Hae­ckel ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen und Vor­aus­set­zun­gen fließt. Er ist aber fer­ner der An­sicht, daß man zum Ver­ständ­nis Hae­ckel nicht kommt, wenn man ihn mit «Feu­er und Schwert» be­kämpft, son­dern wenn man auf das­je­ni­ge ein­geht, was er der Wis­sen­schaft ge­leis­tet hat. Und am al­ler­we­nigs­ten glaubt der Ver­fas­ser, daß die Geg­ner Hae­ckels im Rech­te sind, ge­­gen wel­che er zum Bei­spiel in sei­ner Schrift «Hae­ckel und sei­ne Geg­ner» den gro­ßen Na­tur­den­ker ver­tei­digt hat. Wahr­haf­tig, wenn der Ver­fas­ser die­ser Schrift weit über Hae­ckels Vor­aus­set­zun­gen hin­aus­geht und die geis­ti­ge An­­sicht über die Welt ne­ben die bloß na­tür­li­che Hae­ckels setzt, so braucht er des­halb mit des letz­te­ren Geg­nern nicht ei­ner Mei­nung zu sein. Wer sich be­müht, die Sa­che rich­tig an­zu­­­se­hen, wird den Ein­klang von des Ver­fas­sers ge­gen­wär­ti­gen Schrif­ten mit sei­nen frühe­ren schon be­mer­ken kön­nen.

Auch ein sol­cher Be­ur­tei­ler ist dem Ver­fas­ser völ­lig ver­­­ständ­lich, der ganz im all­ge­mei­nen oh­ne wei­te­res die Aus­­­füh­run­gen die­ses Bu­ches als Er­güs­se ei­ner wild ge­wor­de­nen Phan­tas­tik oder ei­nes träu­me­ri­schen Ge­dan­ken­spiels an­sieht.

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Doch ist al­les, was in die­ser Be­zie­hung zu sa­gen ist, in dem Bu­che selbst ent­hal­ten. Es ist da ge­zeigt, wie in vol­lem Ma­ße das ver­nunft­ge­mä­ße Den­ken zum Pro­bier­stein des Dar­ge­­s­tell­ten wer­den kann und soll. Wer auf die­ses Dar­ge­s­tell­te die ver­nunft­ge­mä­ße Prü­fung eben­so an­wen­det, wie sie sach­­ge­mäß zum Bei­spiel auf die Tat­sa­chen der Na­tur­wis­sen­­schaft an­ge­wen­det wird, der erst wird ent­schei­den kön­nen, was die Ver­nunft bei sol­cher Prü­fung sagt.

Nach­dem so viel über sol­che Per­sön­lich­kei­ten ge­sagt ist, wel­che die­ses Buch zu­nächst ab­leh­nen kön­nen, darf auch ein Wort an die­je­ni­gen fal­len, wel­che sich zu dem­sel­ben zu­stim­mend zu ver­hal­ten An­laß ha­ben. Für sie ist je­doch das We­sent­lichs­te in dem ers­ten Ka­pi­tel «Cha­rak­ter der Ge­heim­wis­sen­schaft» ent­hal­ten. Ein we­ni­ges aber soll noch hier ge­sagt wer­den. Ob­wohl das Buch sich mit For­schun­gen be­faßt, wel­che dem an die Sin­nen­welt ge­bun­de­nen Ver­stand nicht er­forsch­bar sind, so ist doch nichts vor­ge­bracht, was nicht ver­ständ­lich sein kann un­be­fan­ge­ner Ver­nunft und ge­sun­dem Wahr­heits­sinn ei­ner je­den Per­sön­lich­keit, wel­che die­se Ga­ben des Men­schen an­wen­den will. Der Ver­fas­ser sagt es un­um­wun­den: er möch­te vor al­lem Le­ser, wel­che nicht ge­willt sind, auf blin­den Glau­ben hin die vor­ge­brach­­ten Din­ge an­zu­neh­men, son­dern wel­che sich be­mühen, das Mit­ge­teil­te an den Er­kennt­nis­sen der ei­ge­nen See­le und an den Er­fah­run­gen des ei­ge­nen Le­bens zu prü­fen01. Er möch­te vor al­lem vor­sich­ti­ge Le­ser, wel­che nur das lo­gisch zu Rech­t­­fer­ti­gen­de

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#F­N013-014-01 Ge­meint ist hier nicht et­wa nur die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Prü­­fung durch die über­sinn­li­chen For­schungs­me­tho­den, son­dern vor al­lem die durch­aus mög­li­che vom ge­sun­den, vor­ur­teils­lo­sen Den­ken und Men­schen­ver­stand aus. (An­mer­kung bei der vier­ten Aufla­ge, 1913, hin­zu­­­ge­fügt.)

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gel­ten las­sen. Der Ver­fas­ser weiß, sein Buch wä­re nichts wert, wenn es nur auf blin­den Glau­ben an­ge­wie­sen wä­re; es ist nur in dem Ma­ße taug­lich, als es sich vor der un­be­fan­ge­nen Ver­nunft recht­fer­ti­gen kann. Der blin­de Glau­be kann so leicht das Törich­te und Aber­gläu­bi­sche mit dem Wah­ren ver­wech­seln. Man­cher, der sich mit dem blo­­ßen Glau­ben an «Über­sinn­li­ches» ger­ne begnügt, wird fin­­den, daß in die­sem Bu­che dem Den­ken zu viel zu­ge­mu­tet wird. Doch es han­delt sich wahr­lich bei den hier ge­ge­be­nen Mit­tei­lun­gen nicht bloß dar­um, daß et­was mit­ge­teilt wer­de, son­dern dar­um, daß die Dar­stel­lung so ist, wie es ei­ner ge­­wis­sen­haf­ten An­schau­ung auf dem ent­sp­re­chen­den Ge­bie­te des Le­bens an­ge­mes­sen ist. Es ist ja das Ge­biet, wo sich die höchs­ten Din­ge mit ge­wis­sen­lo­ser Char­la­ta­ne­rie, wo sich auch Er­kennt­nis und Aber­glau­be im wir­k­li­chen Le­ben so leicht be­rüh­ren und wo sie, vor al­lem, auch so leicht ver­­wech­selt wer­den kön­nen.

Wer mit über­sinn­li­cher For­schung be­kannt ist, wird beim Le­sen des Bu­ches wohl mer­ken, daß ver­sucht wor­den ist, die Gren­zen scharf ein­zu­hal­ten zwi­schen dem, was aus dem Ge­bie­te der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­se ge­gen­wär­tig mit­­­ge­teilt wer­den kann und soll, und dem, was zu ei­ner spä­­te­ren Zeit oder we­nigs­tens in an­de­rer Form dar­ge­s­tellt wer­den soll.

Ge­schrie­ben im De­zem­ber 1909

Ru­dolf Stei­ner

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VORBEMERKUNGEN ZUR VIERTEN AUFLAGE

Wer es un­ter­nimmt, geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Er­geb­nis­se sol­cher Art dar­zu­s­tel­len, wie sie in die­sem Bu­che auf­ge­zeich­net sind, der muß vor al­len Din­gen da­mit rech­nen, daß die­se Art ge­gen­wär­tig in wei­tes­ten Krei­sen als ei­ne un­mög­li­che an­ge­se­hen wird. Wer­den doch in den fol­gen­den Aus­füh­run­gen Din­ge ge­sagt, von wel­chen ein in un­se­rer Zeit als st­reng gel­ten­des Den­ken be­haup­tet, daß sie «für men­sch­li­che In­tel­li­genz ver­mut­lich über­haupt un­ent­scheid­bar blei­ben». Wer die Grün­de kennt und zu wür­di­gen weiß, wel­che man­che erns­te Per­sön­lich­keit da­zu füh­ren, sol­che Un­mög­lich­keit zu be­haup­ten, der möch­te im­mer wie­der von neu­em den Ver­such ma­chen, zu zei­gen, auf wel­chen Mißv­er­ständ­nis­sen der Glau­be be­ruht, daß dem men­sch­li­chen Er­ken­nen ein Ein­drin­gen in die über­sinn­li­chen Wel­ten ver­sagt sei.

Denn zwei­er­lei liegt vor. Ers­tens wird sich auf die Dau­er kei­ne men­sch­li­che See­le bei tie­fe­rem Nach­den­ken vor der Tat­sa­che ver­sch­lie­ßen kön­nen, daß ih­re wich­tigs­ten Fra­gen nach Sinn und Be­deu­tung des Le­bens un­be­ant­wor­tet blei­ben müß­ten, wenn es ei­nen Zu­gang zu über­sinn­li­chen Wel­ten nicht gä­be. Man kann sich theo­re­tisch über die­se Tat­sa­che hin­weg­täu­schen; die Tie­fen des See­len­le­bens ge­hen aber mit die­ser Selbst­täu­schung nicht mit. Wer auf die­se See­l­en­tie­fen nicht hin­hö­ren will, der wird Aus­füh­run­gen über die über­sinn­li­chen Wel­ten na­tur­ge­mäß ab­leh­nen. Doch gibt es eben Men­schen, de­ren Zahl wahr­haft nicht ge­ring ist, wel­che un­mög­lich sich taub ge­gen die For­de­run­gen die­ser Tie­fen ver­hal­ten kön­nen. Sie müs­sen stets an die Pfor­ten klop­fen, wel­che nach der Mei­nung der an­de­ren das «Un­faß­ba­re» ver­sch­lie­ßen.

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Zwei­tens, es sind die Dar­le­gun­gen des «st­ren­gen Den­kens» kei­nes­wegs ge­ring zu ach­ten. Wer sich mit ih­nen be­schäf­tigt, der wird da, wo sie ernst zu neh­men sind, die­sen Ernst durch­aus mit­füh­len. Der Sch­rei­ber die­ses Bu­ches möch­te nicht als ein sol­cher an­ge­se­hen wer­den, der leich­ten Her­zens sich hin­weg­setzt über die ge­wal­ti­ge Ge­dan­ken­ar­beit, die auf­ge­wen­det wor­den ist, um die Gren­zen des men­sch­li­chen In­tel­lek­tes zu be­stim­men. Die­se Ge­dan­ken­ar­beit läßt sich nicht ab­tun mit ei­ni­gen Re­dens­ar­ten über «Schul­weis­heit» und der­g­lei­chen. So wie sie in vie­len Fäl­len auf­tritt, hat sie ih­ren Qu­ell in wah­rem Rin­gen der Er­kennt­nis und in ech­tem Scharf­sinn. Ja, es soll noch viel­mehr zu­ge­ge­ben wer­den: es sind Grün­de da­für vor­ge­bracht wor­den, daß die­je­ni­ge Er­kennt­nis, wel­che ge­gen­wär­tig als wis­sen­schaft­lich gilt, nicht in die über­sinn­li­chen Wel­ten vor­drin­gen kann, und die­se Grün­de sind in ge­wis­sem Sin­ne un­wi­der­le­g­lich.

Weil dies von dem Sch­rei­ber die­ses Bu­ches oh­ne wei­te­res selbst zu­ge­ge­ben wird, des­halb kann es man­chem ganz son­der­bar er­schei­nen, daß er es nun doch un­ter­nimmt, Aus­füh­run­gen zu ma­chen, die sich auf über­sinn­li­che Wel­ten be­zie­hen. Es scheint ja fast aus­ge­sch­los­sen zu sein, daß je­mand die Grün­de für die Un­er­kenn­bar­keit der über­sinn­li­chen Wel­ten in ge­wis­sem Sin­ne gel­ten läßt und den­noch von die­sen über­sinn­li­chen Wel­ten spricht.

Und doch kann man sich so ver­hal­ten. Und man kann zu­g­leich be­g­rei­fen, daß die­ses Ver­hal­ten als wi­der­spruchs­voll emp­fun­den wird. Es läßt sich eben nicht je­der­mann auf die Er­fah­run­gen ein, wel­che man macht, wenn man mit dem men­sch­li­chen Ver­stan­de an das über­sinn­li­che Ge­biet her­an­rückt. Da stellt sich her­aus, daß die Be­wei­se die­ses Ver­stan­des wohl un­wi­der­le­g­lich sein kön­nen; und daß sie trotz ih­rer

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Un­wi­der­le­g­lich­keit für die Wir­k­lich­keit nicht ent­schei­dend zu sein brau­chen. Statt al­ler theo­re­ti­schen Au­s­ein­an­der­set­zun­gen sei hier ver­sucht, durch ei­nen Ver­g­leich ei­ne Ver­stän­di­gung her­bei­zu­füh­ren. Daß Ver­g­lei­che selbst nicht be­wei­send sind, wird da­bei oh­ne wei­te­res zu­ge­ge­ben; doch hin­dert dies nicht, daß sie oft ver­ständ­lich ma­chen, was aus­ge­drückt wer­den soll.

Das men­sch­li­che Er­ken­nen, so wie es im all­täg­li­chen Le­ben und in der ge­wöhn­li­chen Wis­sen­schaft ar­bei­tet, ist wir­k­lich so be­schaf­fen, daß es in die über­sinn­li­chen Wel­ten nicht ein­drin­gen kann. Dies ist un­wi­der­le­g­lich zu be­wei­sen; al­lein die­ser Be­weis kann für ei­ne ge­wis­se Art des See­len­le­bens kei­nen an­de­ren Wert ha­ben als der­je­ni­ge, wel­chen je­mand un­ter­neh­men woll­te, um zu zei­gen, daß das na­tür­li­che Au­ge des Men­schen mit sei­nem Seh­ver­mö­gen nicht bis zu den klei­nen Zel­len ei­nes Le­be­we­sens oder bis zur Be­schaf­fen­heit fer­ner Him­mels­kör­per vor­drin­gen kann. So rich­tig und be­weis­bar die Be­haup­tung ist: das ge­wöhn­li­che Seh­ver­mö­gen dringt nicht bis zu den Zel­len, so rich­tig und be­weis­bar ist die an­de­re, daß das ge­wöhn­li­che Er­ken­nen nicht in die über­sinn­li­chen Wel­ten ein­drin­gen kön­ne. Und doch ent­schei­det der Be­weis, daß das ge­wöhn­li­che Seh­ver­mö­gen vor den Zel­len halt­ma­chen muß, nichts ge­gen die Er­for­schung der Zel­len. Warum soll­te der Be­weis, daß das ge­wöhn­li­che Er­kennt­nis­ver­mö­gen vor den über­sinn­li­chen Wel­ten halt­ma­chen muß, et­was ge­gen die Er­for­schung die­ser Wel­ten ent­schei­den?

Man kann die Emp­fin­dung füh­len, wel­che man­cher bei die­sem Ver­g­lei­che ha­ben muß. Man kann selbst mit­emp­fin­den, wenn ge­zwei­felt wird, daß je­mand den gan­zen Ernst der er­wähn­ten Ge­dan­ken­ar­beit auch nur ahnt, der die­ser

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Ar­beit mit ei­nem sol­chen Ver­g­leich ent­ge­gen­tritt. Und doch ist der­je­ni­ge, wel­cher die­ses sch­reibt, von die­sem Erns­te nicht nur durch­drun­gen, son­dern er ist der An­sicht, daß die­se Ge­dan­ken­ar­beit zu den edels­ten Leis­tun­gen der Mensch­heit zählt. Zu be­wei­sen, daß das men­sch­li­che Seh­ver­mö­gen nicht oh­ne Be­waff­nung zu den Zel­len ge­lan­gen kön­ne, wä­re al­ler­dings ein un­nö­t­i­ges Be­gin­nen; in st­ren­gem Den­ken sich der Na­tur die­ses Den­kens be­wußt wer­den, ist not­wen­di­ge Geis­tes­ar­beit. Daß der­je­ni­ge, wel­cher sich sol­cher Ar­beit hin­gibt, nicht be­merkt, daß die Wir­k­lich­keit ihn wi­der­le­gen kann, ist nur all­zu ver­ständ­lich. So we­nig in den Vor­be­mer­kun­gen zu die­sem Bu­che der Platz sein kann, auf man­che «Wi­der­le­gun­gen» der ers­ten Aufla­gen von sei­ten sol­cher Per­sön­lich­kei­ten ein­zu­ge­hen, de­nen al­les Ver­ständ­nis für das Er­st­reb­te ab­geht oder wel­che ih­re un­wah­ren An­grif­fe auf die Per­son des Ver­fas­sers rich­ten, so sehr muß be­tont wer­den, daß in dem Bu­che ei­ne Un­ter­schät­zung erns­ter wis­sen­schaft­li­cher Den­ker­ar­beit nur der ver­mu­ten kann, der sich vor der Ge­sin­nung der Aus­füh­run­gen ver­sch­lie­ßen will.

Das Er­ken­nen des Men­schen kann ver­stärkt, er­kraf­tet wer­den, wie das Seh­ver­mö­gen des Au­ges ver­stärkt wer­den kann. Nur sind die Mit­tel zur Er­kraf­tung des Er­ken­nens durch­aus von geis­ti­ger Art; sie sind in­ne­re, rein see­li­sche Ver­rich­tun­gen. Sie be­ste­hen in dem, was in die­sem Bu­che als Me­di­ta­ti­on, Kon­zen­t­ra­ti­on (Kon­tem­pla­ti­on) be­schrie­ben wird. Das ge­wöhn­li­che See­len­le­ben ist an die Werk­zeu­ge des Lei­bes ge­bun­den; das er­kraf­te­te See­len­le­ben macht sich da­von frei. Es gibt Ge­dan­ken­rich­tun­gen der Ge­gen­wart, für wel­che ei­ne sol­che Be­haup­tung ganz un­sin­nig er­schei­nen muß, für wel­che sie nur auf Selbst­täu­schung be­ru­hen muß. Sol­che Ge­dan­ken­rich­tun­gen wer­den es von ih­rem Ge­sichts­punk­te

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aus leicht fin­den, nach­zu­wei­sen, wie «al­les See­len­le­ben» an das Ner­ven­sys­tem ge­bun­den sei. Wer auf dem Stand­punk­te steht, von dem aus die­ses Buch ge­schrie­ben ist, der ver­steht durch­aus sol­che Be­wei­se. Er ver­steht die Men­schen, wel­che sa­gen, es kön­ne nur Ober­fläch­lich­keit be­haup­ten, daß man ir­gend­ein vom Lei­be un­ab­hän­gi­ges See­len­le­ben ha­ben kön­ne. Wel­che ganz da­von über­zeugt sind, daß für sol­che See­le­n­er­leb­nis­se ein Zu­sam­men­hang mit dem Ner­ven­le­ben vor­liegt, den «geis­tes­wis­sen­schaft­li­cher Di­let­tan­tis­mus» nur nicht durch­schaut.

Hier ste­hen dem­je­ni­gen, was in die­sem Bu­che ge­schil­dert wird, ge­wis­se durch­aus be­g­reif­li­che Denk­ge­wohn­hei­ten so schroff ge­gen­über, daß mit vie­len ei­ne Ver­stän­di­gung ge­gen­wär­tig noch ganz aus­sichts­los ist. Man steht hier eben vor dem Punk­te, an wel­chem sich der Wunsch gel­tend ma­chen muß, daß es in der Ge­gen­wart dem Geis­tes­le­ben nicht mehr ent­sp­re­chen soll­te, ei­ne For­schungs­rich­tung so­g­leich als Phan­tas­te­rei, Träu­me­rei usw. zu ver­ket­zern, die schroff von der ei­ge­nen ab­weicht. Auf der an­dern Sei­te steht aber doch schon ge­gen­wär­tig die Tat­sa­che, daß für die über­sinn­li­che For­schungs­art, wie sie auch in die­sem Bu­che dar­ge­s­tellt wird, ei­ne An­zahl von Men­schen Ver­ständ­nis ha­ben. Men­schen, wel­che ein­se­hen, daß der Sinn des Le­bens sich nicht in all­ge­mei­nen Re­dens­ar­ten über See­le, Selbst usw. ent­hüllt, son­dern nur durch das wir­k­li­che Ein­ge­hen auf die Er­geb­nis­se der über­sinn­li­chen For­schung sich er­ge­ben kann. Nicht aus Un­be­schei­den­heit, son­dern in freu­di­ger Be­frie­di­gung wird von dem Ver­fas­ser die­ses Bu­ches tief emp­fun­den die Not­wen­dig­keit die­ser vier­ten Aufla­ge nach ver­hält­nis­mä­ß­ig kur­zer Zeit.

Um in Un­be­schei­den­heit dies zu be­to­nen, da­zu fühlt der

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Ver­fas­ser nur all­zu­deut­lich, wie we­nig auch die neue Aufla­ge dem ent­spricht, was sie als «Um­riß ei­ner über­sinn­li­chen Wel­t­an­schau­ung» ei­gent­lich sein soll­te. Noch ein­mal wur­de zur Neu­aufla­ge das Gan­ze durch­ge­ar­bei­tet, vie­le Er­gän­zun­gen wur­den an wich­ti­gen Stel­len ein­ge­fügt, Ver­deut­li­chun­gen wur­den an­ge­st­rebt. Doch fühl­bar wur­de dem Ver­fas­ser an zahl­rei­chen Stel­len, wie sprö­de sich die Mit­tel der ihm zu­gäng­li­chen Dar­stel­lung er­wei­sen ge­gen­über dein, was die über­sinn­li­che For­schung zeigt. So konn­te kaum mehr als ein Weg ge­zeigt wer­den, um zu Vor­stel­lun­gen zu ge­lan­gen, wel­che in dem Bu­che für Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den­ent­wi­cke­lung ge­ge­ben wer­den. Ein wich­ti­ger Ge­sichts­punkt ist in die­ser Aufla­ge auch auf die­sem Ge­bie­te in Kür­ze neu be­han­delt wor­den. Doch wei­chen die Er­leb­nis­se in be­zug auf sol­che Din­ge so sehr von al­len Er­leb­nis­sen auf dem Sin­nes­ge­bie­te ab, daß die Dar­stel­lung ein fort­wäh­ren­des Rin­gen nach ei­nem nur ei­ni­ger­ma­ßen ge­nü­gend schei­nen­den Aus­druck not­wen­dig macht. Wer auf den hier ge­mach­ten Ver­such der Dar­stel­lung ein­zu­ge­hen wil­lens ist, wird vi­el­leicht be­mer­ken, daß man­ches, was dem tro­cke­nen Wor­te zu sa­gen un­mög­lich ist, durch die Art der Schil­de­rung er­st­rebt wird. Die­se ist an­ders zum Bei­spiel bei der Sa­turn-, an­ders bei der Son­nen- usw. Ent­wi­cke­lung.

Vie­le dem Ver­fas­ser des Bu­ches wich­tig er­schei­nen­de Er­gän­zun­gen und Er­wei­te­run­gen er­fuhr in der neu­en Aufla­ge der zwei­te Teil des Bu­ches, wel­cher von der «Er­kennt­nis der höhe­ren Wel­ten» han­delt. Es lag das Be­st­re­ben vor, die Art der in­ne­ren See­len­vor­gän­ge an­schau­lich dar­zu­s­tel­len, durch wel­che die Er­kennt­nis von ih­ren in der Sin­nen­welt vor­han­de­nen Gren­zen sich be­f­reit und sich für das Er­le­ben der über­sinn­li­chen Welt ge­eig­net macht. Ver­sucht wur­de zu zei­gen

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daß die­ses Er­le­ben, ob­wohl es durch ganz in­ner­li­che Mit­tel und We­ge er­wor­ben wird, doch nicht ei­ne bloß sub­jek­ti­ve Be­deu­tung für den ein­zel­nen Men­schen hat, der es er­wirbt. Es soll­te aus der Dar­stel­lung her­vor­ge­hen, daß inn­er­halb der See­le de­ren Ein­zel­heit und per­sön­li­che Be­son­der­heit ab­ge­st­reift und ein Er­le­ben er­reicht wird, das je­der Mensch in der glei­chen Art hat, der eben in rech­ter Art die Ent­wi­cke­lung aus sei­nen sub­jek­ti­ven Er­leb­nis­sen her­aus be­wirkt. Erst wenn die «Er­kennt­nis der über­sinn­li­chen Wel­ten» mit die­sem Cha­rak­ter ge­dacht wird, ver­mag man sie zu un­ter­schei­den von al­len Er­leb­nis­sen bloß sub­jek­ti­ver Mys­tik usw. Von sol­cher Mys­tik kann man wohl sa­gen, daß sie mehr oder we­ni­ger doch ei­ne sub­jek­ti­ve An­ge­le­gen­heit des Mys­ti­kers ist. Die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che See­len­schu­lung, wie sie hier ge­meint ist, st­rebt aber nach sol­chen ob­jek­ti­ven Er­leb­nis­sen, de­ren Wahr­heit zwar ganz in­ner­lich er­kannt wird, die aber doch ge­ra­de des­halb in ih­rer All­ge­mein­gül­tig­keit durch­schaut wer­den. Auch hier ist ja wie­der ein Punkt, an dem ei­ne Ver­stän­di­gung mit man­chen Denk­ge­wohn­hei­ten un­se­rer Zeit recht schwie­rig ist.

Zum Schlus­se möch­te der Ver­fas­ser des Bu­ches die Be­mer­kung ma­chen, daß auch von Wohl­mei­nen­den die­se Aus­füh­run­gen als das hin­ge­nom­men wer­den mö­gen, als was sie sich durch ih­ren ei­ge­nen In­halt ge­ben. Es herrscht heu­te viel­fach das Be­st­re­ben, die­ser oder je­ner Geis­tes­rich­tung die­sen oder je­nen al­ten Na­men zu ge­ben. Da­durch scheint sie man­chem erst wert­voll. Es darf aber ge­fragt wer­den: was sol­len die Aus­füh­run­gen die­ses Bu­ches da­durch ge­win­nen, daß man sie als «ro­sen­k­reu­ze­risch» oder der­g­lei­chen be­zeich­net? Wor­auf es an­kommt, ist, daß hier mit den Mit­teln, wel­che in der ge­gen­wär­ti­gen Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de der See­le mög­lich

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und die­ser an­ge­mes­sen sind, ein Ein­blick in die über­sinn­li­chen Wel­ten ver­sucht wird, und daß von die­sem Ge­sichts­punk­te aus die Rät­sel des men­sch­li­chen Schick­sals und des men­sch­li­chen Da­seins über die Gren­zen von Ge­burt und Tod hin­aus be­trach­tet wer­den. Es soll sich nicht han­deln um ein St­re­ben, wel­ches die­sen oder je­nen al­ten Na­men trägt, son­dern um ein St­re­ben nach Wahr­heit.

Auf der an­dern Sei­te sind auch in geg­ne­ri­scher Ab­sicht Be­zeich­nun­gen für die in dem Bu­che dar­ge­s­tell­te Wel­t­an­schau­ung ge­braucht wor­den. Ab­ge­se­hen da­von, daß die­je­ni­gen, mit wel­chen man den Ver­fas­ser hat am schwers­ten tref­fen und dis­k­re­di­tie­ren wol­len, ab­surd und ob­jek­tiv un­wahr sind, cha­rak­te­ri­sie­ren sich sol­che Be­zeich­nun­gen in ih­rer Un­wür­dig­keit da­durch, daß sie ein völ­lig un­ab­hän­gi­ges Wahr­heits­st­re­ben her­ab­set­zen, in­dem sie es nicht aus sich selbst be­ur­tei­len, son­dern die von ih­nen er­fun­de­ne oder grund­los über­nom­me­ne und wei­ter ge­tra­ge­ne Ab­hän­gig­keit von die­ser oder je­ner Rich­tung an­dern als Ur­teil bei­brin­gen wol­len. So not­wen­dig die­se Wor­te an­ge­sichts man­cher An­grif­fe ge­gen den Ver­fas­ser sind, so wi­der­st­rebt es die­sem doch, an die­sem Or­te auf die Sa­che wei­ter ein­zu­ge­hen.

Ge­schrie­ben im Ju­ni 1913

Ru­dolf Stei­ner

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VORREDE ZUR SIEBENTEN BIS FÜNFZEHNTEN AUFLAGE

Für die­se Neu­aufla­ge mei­ner «Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riß» ha­be ich den ers­ten Ab­schnitt «Cha­rak­ter der Ge­heim­wis­sen­schaft» fast ganz neu ge­stal­tet. Ich glau­be, daß da­durch nun we­ni­ger zu den Mißv­er­ständ­nis­sen An­laß sein wird, die ich aus der frühe­ren Fas­sung die­ses Ab­schnit­tes her­aus ha­be ent­ste­hen se­hen. Von vie­len Sei­ten konn­te ich hö­ren: An­de­re Wis­sen­schaf­ten be­wei­sen; was hier als Wis­sen­schaft sich gibt, sagt ein­fach: die Ge­heim­wis­sen­schaft stellt dies oder je­nes fest. Ein sol­ches Vor­ur­teil stellt sich na­tur­ge­mäß ein, da ja das Be­wei­sen­de der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis sich durch die Dar­stel­lung nicht so auf­drän­gen kann wie bei der Dar­le­gung von Zu­sam­men­hän­gen der sin­nen­fäl­li­gen Wir­k­lich­keit. Daß man es aber nur mit ei­nem Vor­ur­teil zu tun hat, woll­te ich durch die Um­ar­bei­tung des ers­ten Ab­schnit­tes die­ses Bu­ches deut­li­cher ma­chen, als es mir in frühe­ren Aufla­gen ge­lun­gen zu sein scheint. In den an­dern Tei­len des Bu­ches ha­be ich durch Er­gän­zun­gen des In­hal­tes man­ches Dar­ge­s­tell­te schär­fer her­aus­zu­ar­bei­ten ge­sucht. Durch das Gan­ze hin­durch ha­be ich mich be­müht, an zahl­rei­chen Stel­len Än­de­run­gen in der Ein­k­lei­dung des In­halts vor­zu­neh­men, die mir das wie­der­hol­te Durch­le­ben des Dar­ge­s­tell­ten not­wen­dig er­schei­nen ließ.

Ber­lin, Mai 1920

Ru­dolf Stei­ner

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VORREDE ZUR SECHZEHNTEN BIS ZWANZIGSTEN AUFLAGE

Jetzt, nach­dem fünf­zehn Jah­re seit dem ers­ten Er­schei­nen die­ses Bu­ches ver­f­los­sen sind, darf ich wohl vor der Öf­f­ent­lich­keit ei­ni­ges sa­gen über die See­len­ver­fas­sung, aus der her­aus es ent­stan­den ist.

Ur­sprüng­lich war mein Plan, sei­nen we­sent­li­chen In­halt als letz­te Ka­pi­tel mei­nem lan­ge vor­her er­schie­ne­nen Bu­che «Theo­so­phie» an­zu­fü­gen. Das ging nicht. Die­ser In­halt run­de­te sich da­mals, als die «Theo­so­phie» aus­ge­führt wur­de, nicht in der Art in mir ab wie der­je­ni­ge der «Theo­so­phie». Ich hat­te in mei­nen Ima­gi­na­tio­nen das geis­ti­ge We­sen des Ein­zel­men­schen vor mei­ner See­le ste­hen und konn­te es dar­s­tel­len, nicht aber stan­den da­mals schon die kos­mi­schen Zu­sam­men­hän­ge, die in der «Ge­heim­wis­sen­schaft» dar­zu­le­gen wa­ren, eben­so vor mir. Sie wa­ren im ein­zel­nen da; nicht aber im Ge­samt­bild.

Des­halb ent­sch­loß ich mich, die «Theo­so­phie» mit dem In­hal­te er­schei­nen zu las­sen, den ich als das We­sen des Le­bens ei­nes ein­zel­nen Men­schen er­schaut hat­te, und die «Ge­heim­wis­sen­schaft» in der nächs­ten Zeit in al­ler Ru­he durch­zu­füh­ren.

Der In­halt die­ses Bu­ches muß­te nach mei­ner da­ma­li­gen See­len­stim­mung in Ge­dan­ken ge­ge­ben wer­den, die für die Dar­stel­lung des Geis­ti­gen ge­eig­ne­te wei­te­re Fort­bil­dun­gen der in der Na­tur­wis­sen­schaft an­ge­wen­de­ten Ge­dan­ken sind. Man wird es den hier wie­der ab­ge­druck­ten «Vor­be­mer­kun­gen zur ers­ten Aufla­ge» an­mer­ken, wie stark ich mich mit al­lem, was ich da­mals über Geis­te­ser­kennt­nis schrieb, vor der Na­tur­wis­sen­schaft ver­ant­wort­lich fühl­te.

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Aber man kann nicht in sol­chen Ge­dan­ken al­lein das zur Dar­stel­lung brin­gen, was sich dem geis­ti­gen Schau­en als Geist-Welt of­fen­bart. Denn die­se Of­fen­ba­rung geht in ei­nen blo­ßen Ge­dan­ken­in­halt nicht ein. Wer das We­sen sol­cher Of­fen­ba­rung er­le­bend ken­nen­ge­lernt hat, der weiß, daß die Ge­dan­ken des ge­wöhn­li­chen Be­wußt­seins nur ge­eig­net sind, das sinn­lich Wahr­ge­nom­me­ne, nicht aber das geis­tig Ge­schau­te, aus­zu­drü­cken.

Der In­halt des geis­tig Ge­schau­ten läßt sich nur in Bil­dern (Ima­gi­na­tio­nen) wie­der­ge­ben, durch die In­spi­ra­tio­nen sp­re­chen, die von in­tui­tiv er­leb­ter geis­ti­ger We­sen­heit her­rüh­ren. (Über das We­sen von Ima­gi­na­ti­on, In­spi­ra­ti­on und In­tui­ti­on fin­det man das Not­wen­di­ge in die­ser «Ge­heim­wis­sen­schaft» selbst und in mei­nem Bu­che «Wie er­langt man Er­kennt­nis­se der höhe­ren Wel­ten?».)

Aber der Dar­s­tel­ler der Ima­gi­na­tio­nen aus der Geist-Welt kann ge­gen­wär­tig nicht bloß die­se Ima­gi­na­tio­nen hin­s­tel­len. Er stell­te da­mit et­was dar, das als ein ganz an­de­rer Be­wußt­s­eins­in­halt ne­ben dem Er­kennt­nis­in­halt un­se­res Zei­tal­ters, oh­ne al­len Zu­sam­men­hang mit die­sem, stün­de. Er muß das ge­gen­wär­ti­ge Be­wußt­sein mit dem er­fül­len, was ein an­de­res Be­wußt­sein, das in die Geist-Welt schaut, er­ken­nen kann. Dann wird sei­ne Dar­stel­lung die­se Geist-Welt zum In­hal­te ha­ben; aber die­ser In­halt tritt in der Form von Ge­dan­ken auf, in die er hin­ein­f­ließt. Da­durch wird er dem ge­wöhn­li­chen Be­wußt­sein, das im Sin­ne der Ge­gen­wart denkt, aber noch nicht in die Geist-Welt hin­ein­schaut, voll ver­ständ­lich.

Die­se Ver­ständ­lich­keit bleibt nur dann aus, wenn man sich selbst Hin­der­nis­se vor sie legt. Wenn man die Vor­ur­tei­le, die die Zeit aus ei­ner falsch auf­ge­faß­ten Na­tur-

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An­schau­ung von «Gren­zen des Er­ken­nens» sich ge­bil­det hat, zu den ei­ge­nen macht.

Im Geist-Er­ken­nen ist al­les in inti­mes See­len-Er­le­ben ge­taucht. Nicht nur das geis­ti­ge An­schau­en selbst, son­dern auch das Ver­ste­hen, das das nicht schau­en­de ge­wöhn­li­che Be­wußt­sein den Er­geb­nis­sen des Schau­en­den ent­ge­gen­bringt.

Von die­ser Inti­mi­tät hat kei­ne Ah­nung, wer in di­let­tan­ti­scher Art da­von spricht, daß der, der zu ver­ste­hen glaubt, sich das Ver­ständ­nis selbst sug­ge­riert.

Aber es ist so, daß, was inn­er­halb des Be­g­rei­fens der phy­si­schen Welt bloß in Be­grif­fen als Wahr­heit oder Irr­tum sich aus­lebt, der geis­ti­gen Welt ge­gen­über Er­leb­nis wird.

Wer in sein Ur­teil nur lei­se emp­fin­dend die Be­haup­tung ein­f­lie­ßen läßt, das geis­tig Ge­schau­te ist von dem ge­wöhn­li­chen, noch nicht schau­en­den Be­wußt­sein we­gen des­sen Gren­zen nicht er­faß­bar, dem legt sich die­ses emp­fin­den­de Ur­teil wie ei­ne ver­fins­tern­de Wol­ke vor das Er­fas­sen; und er kann wir­k­lich nicht ver­ste­hen.

Aber dem un­be­fan­ge­nen nicht schau­en­den Be­wußt­sein ist das Ge­schau­te voll ver­ständ­lich, wenn es der Schau­en­de bis in die Ge­dan­ken­form hin­ein­bringt. Es ist ver­ständ­lich, wie dem Nicht-Ma­ler das fer­ti­ge Bild des Ma­lers ver­ständ­lich ist. Und zwar ist das Ver­ständ­nis der Geist-Welt nicht das künst­le­risch-ge­fühls­mä­ß­i­ge wie bei ei­nem Kunst­werk, son­dern ein durch­aus ge­dan­ken­mä­ß­i­ges wie der Na­tur­er­kennt­nis ge­gen­über.

Um aber ein sol­ches Ver­ständ­nis wir­k­lich mög­lich zu ma­chen, muß der Dar­s­tel­ler des geis­tig Ge­schau­ten sei­ne Schau­un­gen bis zu ei­nem rich­ti­gen Hin­ein­gie­ßen in Ge­dan­ken­form brin­gen, oh­ne daß sie inn­er­halb die­ser Form ih­ren ima­gi­na­ti­ven Cha­rak­ter ver­lie­ren.

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Das stand al­les vor mei­ner See­le, als ich mei­ne «Ge­heim­wis­sen­schaft» aus­ar­bei­te­te.

1909 fühl­te ich dann, daß ich mit die­sen Vor­aus­set­zun­gen ein Buch zu­stan­de­brin­gen kön­ne, das: ers­tens den In­halt mei­ner Geis­tes­schau bis zu ei­nem ge­wis­sen, aber zu­nächst ge­nü­gen­den Gra­de, in die Ge­dan­ken­form ge­gos­sen, brach­te; und das zwei­tens von je­dem den­ken­den Men­schen, der sich kei­ne Hin­der­nis­se vor das Ver­ständ­nis legt, ver­stan­den wer­den kann.

Ich sa­ge das heu­te, in­dem ich zu­g­leich aus­sp­re­che, daß da­mals 1909 mir die Ver­öf­f­ent­li­chung des Bu­ches als ein Wag­nis er­schi­en. Denn ich wuß­te ja, daß die ge­for­der­te Un­be­fan­gen­heit ge­ra­de die­je­ni­gen nicht auf­brin­gen kön­nen, die Na­tur­wis­sen­schaft be­ruf­lich trei­ben, und eben­so­we­nig al­le die zahl­rei­chen Per­sön­lich­kei­ten, die in ih­rem Ur­tei­le von die­sen ab­hän­gig sind.

Aber es stand ge­ra­de die Tat­sa­che vor mei­ner See­le, daß in der Zeit, in der sich das Be­wußt­sein der Mensch­heit von der Geist-Welt am wei­tes­ten ent­fernt hat­te, die Mit­tei­lun­gen aus die­ser Geist-Welt ei­ner al­ler­drin­gends­ten Not­wen­dig­keit ent­sp­re­chen.

Ich zähl­te dar­auf, daß es auch Men­schen gibt, die mehr oder we­ni­ger die Ent­fer­nung von al­ler Geis­tig­keit so schwer als Le­bens­hin­der­nis emp­fin­den, daß sie zu Mit­tei­lun­gen aus der Geist-Welt mit in­ne­rer Sehn­sucht grei­fen.

Und die fol­gen­den Jah­re ha­ben das ja voll be­stä­tigt. Die «Theo­so­phie» und «Ge­heim­wis­sen­schaft» ha­ben als Bücher, die im Le­ser gu­ten Wil­len vor­aus­set­zen, auf ei­ne schwie­ri­ge Sti­li­sie­rung ein­zu­ge­hen, wei­te Ver­b­rei­tung ge­fun­den.

Ich ha­be ganz be­wußt an­ge­st­rebt, nicht ei­ne «po­pu­lä­re» Dar­stel­lung zu ge­ben, son­dern ei­ne sol­che, die not­wen­dig

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macht, mit rech­ter Ge­dan­ken­an­st­ren­gung in den In­halt hin­ein­zu­kom­men. Ich ha­be da­mit mei­nen Büchern ei­nen sol­chen Cha­rak­ter auf­ge­prägt, daß de­ren Le­sen selbst schon der An­fang der Geis­tes­schu­lung ist. Denn die ru­hi­ge, be­son­ne­ne Ge­dan­ken­an­st­ren­gung, die die­ses Le­sen not­wen­dig macht, ver­stärkt die See­len­kräf­te und macht sie da­durch fähig, der geis­ti­gen Welt na­he zu kom­men.

Daß ich dem Bu­che den Ti­tel «Ge­heim­wis­sen­schaft» ge­ge­ben ha­be, hat so­g­leich Mißv­er­ständ­nis­se her­vor­ge­ru­fen. Von man­cher Sei­te wur­de ge­sagt, was «Wis­sen­schaft» sein will, darf nicht «ge­heim» sein. Wie we­nig be­dacht war ein sol­cher Ein­wand. Als ob je­mand, der ei­nen In­halt ver­öf­f­ent­licht, mit die­sem «ge­heim» tun wol­le. Das gan­ze Buch zeigt, daß nichts als «ge­heim» be­zeich­net, son­dern eben in ei­ne sol­che Form ge­bracht wer­den soll­te, daß es ver­ständ­lich sei wie nur ir­gend­ei­ne «Wis­sen­schaft». Oder will man, wenn man das Wort «Na­tur­wis­sen­schaft» ge­braucht, nicht an­deu­ten, daß es sich um Wis­sen von der «Na­tur» han­delt? Ge­heim­wis­sen­schaft ist Wis­sen­schaft von dem, was sich in­so­fer­ne im «Ge­hei­men» ab­spielt, als es nicht drau­ßen in der Na­tur wahr­ge­nom­men wird, son­dern da, wo­hin die See­le sich ori­en­tiert, wenn sie ihr In­ne­res nach dem Geis­te rich­tet.

«Ge­heim­wis­sen­schaft» ist Ge­gen­satz von «Na­tur­wis­sen­schaft».

Mei­nen Schau­un­gen in der geis­ti­gen Welt hat man im­mer wie­der ent­ge­gen­ge­hal­ten, sie sei­en ve­r­än­der­te Wie­der­ga­ben des­sen, was im Lau­fe äl­te­rer Zeit an Vor­stel­lun­gen der Men­schen über die Geist-Welt her­vor­ge­t­re­ten ist. Man sag­te, ich hät­te man­cher­lei ge­le­sen, es ins Un­ter­be­wuß­te auf­ge­nom­men und dann in dem Glau­ben, es ent­sprin­ge aus dem ei­ge­nen Schau­en, zur Dar­stel­lung ge­bracht. Aus gnos­ti­schen

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Leh­ren, aus ori­en­ta­li­schen Weis­heits­dich­tun­gen und so wei­ter soll ich mei­ne Dar­stel­lun­gen ge­won­nen ha­ben.

Man ist, in­dem man die­ses be­haup­tet hat, mit den Ge­dan­ken ganz an der Ober­fläche ge­b­lie­ben.

Mei­ne Er­kennt­nis­se des Geis­ti­gen, des­sen bin ich mir voll be­wußt, sind Er­geb­nis­se ei­ge­nen Schau­ens. Ich hat­te je­der­zeit bei al­len Ein­zel­hei­ten und bei den gro­ßen Über­sich­ten mich st­reng ge­prüft, ob ich je­den Schritt im schau­en­den Wei­ter­sch­rei­ten so ma­che, daß voll be­son­ne­nes Be­wußt­sein die­se Schrit­te be­g­lei­te. Wie der Ma­the­ma­ti­ker von Ge­dan­ke zu Ge­dan­ke sch­rei­tet, oh­ne daß Un­be­wuß­tes, Au­to­sug­ges­ti­on und so wei­ter ei­ne Rol­le spie­len, so sag­te ich mir muß geis­ti­ges Schau­en von ob­jek­ti­ver Ima­gi­na­ti­on zu ob­jek­ti­ver Ima­gi­na­ti­on sch­rei­ten, oh­ne daß et­was an­de­res in der See­le lebt als der geis­ti­ge In­halt klar be­son­ne­nen Be­wußt­seins.

Daß man von ei­ner Ima­gi­na­ti­on weiß, sie ist nicht bloß sub­jek­ti­ves Bild, son­dern Bild-Wie­der­ga­be ob­jek­ti­ven Geist-In­hal­tes, da­zu bringt man es durch ge­sun­des in­ne­res Er­le­ben. Man ge­langt da­zu auf geis­tig-see­li­sche Art, wie man im Be­reich der Sin­nes­an­schau­ung bei ge­sun­der Or­ga­ni­sa­ti­on Ein­bil­dun­gen von ob­jek­ti­ven Wahr­neh­mun­gen rich­tig un­ter­schei­det.

So hat­te ich die Er­geb­nis­se mei­nes Schau­ens vor mir. Sie wa­ren zu­nächst «An­schau­un­gen», die oh­ne Na­men leb­ten.

Soll­te ich sie mit­tei­len, so be­durf­te es der Wort­be­zeich­nun­gen. Ich such­te dann spä­ter nach sol­chen in äl­te­ren Dar­stel­lun­gen des Geis­ti­gen, um das noch Wort­lo­se in Wor­ten aus­dru­cken zu kön­nen. Ich ge­brauch­te die­se Wort­be­zeich­nun­gen frei, so daß wohl kaum ei­ne der­sel­ben in mei­nem Ge­brau­che zu­sam­men­fällt mit dem, was sie dort war, wo ich sie fand.

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Ich such­te aber nach sol­cher Mög­lich­keit, mich aus­zu­drü­cken, stets erst, nach­dem mir der In­halt im ei­ge­nen Schau­en auf­ge­gan­gen war.

Vor­her Ge­le­se­nes wuß­te ich beim ei­ge­nen for­schen­den Schau­en durch die Be­wußt­s­eins­ver­fas­sung, die ich eben ge­schil­dert ha­be, aus­zu­schal­ten.

Nun fand man in mei­nen Aus­drü­cken An­klän­ge an äl­te­re Vor­stel­lun­gen. Oh­ne auf den In­halt ein­zu­ge­hen, hielt man sich an sol­che Aus­drü­cke. Sprach ich von «Lo­tos­blu­men» in dem As­tral­leib des Men­schen, so war das ein Be­weis, daß ich in­di­sche Leh­ren, in de­nen man den Aus­druck fin­det, wie­der­gä­be. ja, sprach ich von «As­tral­leib» selbst, so war dies das Er­geb­nis des Le­sens mit­telal­ter­li­cher Schrif­ten. Ge­brauch­te ich die Aus­drü­cke: An­ge­loi, Ar­chan­ge­loi und so wei­ter, so er­neu­er­te ich ein­fach die Vor­stel­lun­gen christ­li­cher Gno­sis.

Sol­ches ganz an der Ober­fläche sich be­we­gen­de Den­ken fand ich im­mer wie­der mir ent­ge­gen­ge­hal­ten.

Auch auf die­se Tat­sa­che woll­te ich ge­gen­wär­tig beim Wie­de­r­er­schei­nen der «Ge­heim­wis­sen­schaft» in neu­er Aufla­ge hin­wei­sen. Das Buch ent­hält ja die Um­ris­se der An­thro­po­so­phie als ei­nes Gan­zen. Es wird da­her vor­züg­lich be­trof­fen von den Mißv­er­ständ­nis­sen, de­nen die­se aus­ge­setzt ist.

Ich ha­be seit der Zeit, in der in mei­ner See­le die Ima­gi­na­tio­nen, die das Buch wie­der­gibt, in ein Ge­samt­bild zu­sam­men­ge­f­los­sen sind, un­aus­ge­setzt das for­schen­de Schau­en in den Men­schen, in das ge­schicht­li­che Wer­den der Mensch­heit, in den Kos­mos und so wei­ter fort­ge­bil­det; ich bin im ein­zel­nen zu im­mer neu­en Er­geb­nis­sen ge­kom­men. Aber, was ich in der «Ge­heim­wis­sen­schaft» vor fünf­zehn Jah­ren als Um­riß ge­ge­ben ha­be, ist für mich in nichts er­schüt­tert

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wor­den. Al­les, was ich seit­her sa­gen konn­te, er­scheint, wenn es an der rech­ten Stel­le die­sem Bu­che ein­ge­fügt wird, als ei­ne wei­te­re Aus­füh­rung der da­ma­li­gen Skiz­ze.

Goe­thea­num, 10. Ja­nuar 1925

Ru­dolf Stei­ner

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CHARAKTER DER GEHEIMWISSENSCHAFT

Ein al­tes Wort: «Ge­heim­wis­sen­schaft» wird für den In­halt die­ses Bu­ches an­ge­wen­det. Das Wort kann Ver­an­las­sung wer­den, daß so­g­leich bei den ver­schie­de­nen Men­schen der Ge­gen­wart die ent­ge­gen­ge­setz­tes­ten Emp­fin­dun­gen wach­ge­ru­fen wer­den. Für vie­le hat es et­was Ab­sto­ßen­des; es ruft Spott, mit­lei­di­ges Lächeln, vi­el­leicht Ver­ach­tung her­vor. Sie stel­len sich vor, daß ei­ne Vor­stel­lungs­art, die sich so be­zeich­net, nur auf ei­ner mü­ß­i­gen Träu­me­rei, auf Phan­tas­te­rei be­ru­hen kön­ne, daß sich hin­ter sol­cher «ver­meint­li­chen» Wis­sen­schaft nur der Drang ver­ber­gen kön­ne, al­ler­lei Aber­­glau­ben zu er­neu­ern, den mit Recht mei­det, wer «wah­re Wis­sen­schaft­lich­keit» und «ech­tes Er­kennt­nis­st­re­ben» ken­­nen­ge­lernt hat. Auf an­de­re wirkt das Wort so, als ob ih­nen das da­mit Ge­mein­te et­was brin­gen müs­se, was auf kei­nem an­de­ren We­ge zu er­lan­gen ist und zu dem sie, je nach ih­rer Ver­an­la­gung, tief in­ner­li­che Er­kennt­nis­sehn­sucht oder see­­lisch ver­fei­ner­te Neu­gier­de hin­zieht. Zwi­schen die­sen schroff ein­an­der ge­gen­über­ste­hen­den Mei­nun­gen gibt es al­le mög­­li­chen Zwi­schen­stu­fen der be­ding­ten Ab­leh­nung oder An­­nah­me des­sen, was sich der ei­ne oder der an­de­re vor­s­tellt, wenn er das Wort «Ge­heim­wis­sen­schaft» ver­nimmt. Es ist nicht in Ab­re­de zu stel­len, daß für man­chen das Wort «Ge­heim­wis­sen­schaft» des­halb ei­nen zau­ber­haf­ten Klang hat, weil es sei­ne ver­häng­nis­vol­le Sucht zu be­frie­di­gen scheint nach ei­nem auf na­tur­ge­mä­ß­em We­ge nicht zu er­lan­gen­den Wis­sen von ei­nem «Un­be­kann­ten», Ge­heim­nis­vol­len, ja Un­kla­ren. Denn vie­le Men­schen wol­len die tiefs­ten Sehn­su­ch­­ten ih­rer See­le nicht durch das be­frie­di­gen, was klar er­kannt wer­den kann. Ih­re Über­zeu­gung geht da­hin, daß es au­ßer

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dem­je­ni­gen, was man in der Welt er­ken­nen kön­ne, noch et­was ge­ben müs­se, das sich der Er­kennt­nis ent­zieht. Mit ei­nem son­der­ba­ren Wi­der­sinn, den sie nicht be­mer­ken, leh­­nen sie für die tiefs­ten Er­kennt­nis­sehn­such­ten al­les ab, was «be­kannt ist», und wol­len da­für nur et­was gel­ten las­sen, wo­von man nicht sa­gen kön­ne, daß es durch na­tur­ge­mä­ß­es For­schen be­kannt wer­de. Wer von «Ge­heim­wis­sen­schaft» re­det, wird gut da­ran tun, sich vor Au­gen zu hal­ten, daß ihm Mißv­er­ständ­nis­se ent­ge­gen­ste­hen, die von sol­chen Ver­­­tei­di­gern ei­ner der­ar­ti­gen Wis­sen­schaft ver­ur­sacht wer­den; von Ver­tei­di­gern, die ei­gent­lich nicht ein Wis­sen, son­dern das Ge­gen­teil da­von an­st­re­ben.

Die­se Aus­füh­run­gen rich­ten sich an Le­ser, wel­che sich ih­re Un­be­fan­gen­heit nicht da­durch neh­men las­sen, daß ein Wort durch ver­schie­de­ne Um­stän­de Vor­ur­tei­le her­vor­ruft. Von ei­nem Wis­sen, das in ir­gend­ei­ner Be­zie­hung als ein «ge­hei­­mes», nur durch be­son­de­re Schick­sals­gunst für man­chen zu­­­gäng­li­ches, gel­ten soll, wird hier nicht die Re­de sein. Man wird dem hier ge­mein­ten Wort­ge­brau­che ge­recht wer­den, wenn man an das­je­ni­ge denkt, was Goe­the im Sin­ne hat, wenn er von den «of­fen­ba­ren Ge­heim­nis­sen» in den Wel­t­er­schei­nun­gen spricht. Was in die­sen Er­schei­nun­gen «ge­heim», un­of­fen­bar bleibt, wenn man sie nur durch die Sin­ne und den an die Sin­ne sich bin­den­den Ver­stand er­faßt, das wird als der In­halt ei­ner über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­art an­ge­se­hen.01 Wer als «Wis­sen­schaft» nur gel­ten läßt, was

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#F­N013-034-01 Es ist vor­ge­kom­men, daß man den Aus­druck «Ge­heim­wis­sen­­schaft» wie er von dem Ver­fas­ser die­ses Bu­ches schon in frühe­ren Aufla­gen ge­braucht wor­den ist ge­ra­de aus dem Grun­de ab­ge­lehnt hat, weil ei­ne Wis­sen­schaft doch für nie­mand et­was «Ge­hei­mes» sein kön­ne. Man hät­te Recht, wenn die Sa­che so ge­meint wä­re. Al­lein das ist nicht der Fall. So we­nig Na­tur­wis­sen­schaft ei­ne «na­tür­li­che» Wis­sen­schaft in dem Sin­ne ge­nannt wer­den kann, daß sie je­dem «von Na­tur ei­gen» ist, so we­nig denkt sich der Ver­fas­ser un­ter «Ge­heim­wis­sen­schaft» ei­ne «ge­hei­me» Wis­sen­schaft, son­dern ei­ne sol­che, wel­che sich auf das in den Wel­t­er­schei­nun­gen für die ge­wöhn­li­che Er­kennt­nis­art Un­of­fen­ba­re, «Ge­hei­me» be­zieht, ei­ne Wis­sen­schaft von dem «Ge­hei­men», von dem «of­fen­ba­ren Ge­heim­nis». Ge­heim­nis aber soll die­se Wis­sen­schaft für nie­­mand sein, der ih­re Er­kennt­nis­se auf den ihr ent­sp­re­chen­den We­gen sucht.

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durch die Sin­ne und den ih­nen die­nen­den Ver­stand of­fen­bar wird, für den kann selbst­ver­ständ­lich das hier als «Ge­heim­wis­sen­schaft» Ge­mein­te kei­ne Wis­sen­schaft sein. Ein sol­cher müß­te aber, wenn er sich selbst ver­ste­hen woll­te, zu­ge­ben, daß er nicht aus ei­ner be­grün­de­ten Ein­sicht her­aus, son­dern durch ei­nen sei­nem rein per­sön­li­chen Emp­fin­den ent­stam­­men­den Macht­spruch ei­ne «Ge­heim­wis­sen­schaft» ab­lehnt. Um das ein­zu­se­hen, hat man nur nö­t­ig, Über­le­gun­gen dar­­­über an­zu­s­tel­len, wie Wis­sen­schaft ent­steht und wel­che Be­­deu­tung sie im men­sch­li­chen Le­ben hat. Das Ent­ste­hen der Wis­sen­schaft dem We­sen nach er­kennt man nicht an dem Ge­gen­stan­de, den die Wis­sen­schaft er­g­reift man er­kennt es an der im wis­sen­schaft­li­chen St­re­ben auf­t­re­ten­den Be­tä­ti­gungs­art der men­sch­li­chen See­le. Wie sich die See­le ver­hält, in­dem sie Wis­sen­schaft sich er­ar­bei­tet, dar­auf hat man zu se­hen. Eig­net man sich die Ge­wohn­heit an, die­se Be­tä­ti­­gungs­art nur dann ins Werk zu set­zen, wenn die Of­fen­­ba­run­gen der Sin­ne in Be­tracht kom­men, dann ge­rät man leicht auf die Mei­nung, die­se Sin­ne­s­of­fen­ba­rung sei das We­­sent­li­che. Und man lenkt dann den Blick nicht dar­auf, daß ein ge­wis­ses Ver­hal­ten der men­sch­li­chen See­le eben nur auf die Sin­ne­s­of­fen­ba­rung an­ge­wen­det wor­den ist. Aber man kann über die­se will­kür­li­che Selbst­be­schrän­kung hin­aus­­kom­men und, ab­ge­se­hen von dem be­son­de­ren Fal­le der An­wen­dung, den Cha­rak­ter der wis­sen­schaft­li­chen Be­tä­ti­gung

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ins Au­ge fas­sen. Dies liegt zu­grun­de, wenn hier für die Er­kennt­nis nicht­sinn­li­cher Wel­t­in­hal­te als von ei­ner «wis­sen­­schaft­li­chen» ge­spro­chen wird. An die­sen Wel­t­in­hal­ten will sich die men­sch­li­che Vor­stel­lungs­art so be­tä­ti­gen, wie sie sich im an­dern Fal­le an den na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Wel­t­in­hal­ten be­tä­tigt. Ge­heim­wis­sen­schaft will die na­tur­wis­sen­­schaft­li­che For­schungs­art und For­schungs­ge­sin­nung, die auf ih­rem Ge­bie­te sich an den Zu­sam­men­hang und Ver­lauf der sinn­li­chen Tat­sa­chen hält, von die­ser be­son­de­ren An­wen­dung los­lö­sen, aber sie in ih­rer den­ke­ri­schen und sons­ti­gen Ei­gen­art fest­hal­ten. Sie will über Nicht­sinn­li­ches in der­sel­­ben Art sp­re­chen, wie die Na­tur­wis­sen­schaft über Sinn­li­ches spricht. Wäh­rend die Na­tur­wis­sen­schaft im Sinn­li­chen mit die­ser For­schungs­art und Denk­wei­se ste­hen­b­leibt, will Ge­heim­wis­sen­schaft die see­li­sche Ar­beit an der Na­tur als ei­ne Art Selbs­t­er­zie­hung der See­le be­trach­ten und das An­er­zo­­ge­ne auf das nicht­sinn­li­che Ge­biet an­wen­den. Sie will so ver­fah­ren, daß sie zwar nicht über die sinn­li­chen Er­schei­­nun­gen als sol­che spricht, aber über die nicht­sinn­li­chen Wel­t­in­hal­te so, wie der Na­tur­for­scher über die sin­nen­fäl­li­gen. Sie hält von dem na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Ver­fah­ren die see­­li­sche Ver­fas­sung inn­er­halb die­ses Ver­fah­rens fest, al­so ge­ra­de das, durch wel­ches Na­tur­er­kennt­nis Wis­sen­schaft erst wird. Sie darf sich des­halb als Wis­sen­schaft be­zeich­nen.

Wer über die Be­deu­tung der Na­tur­wis­sen­schaft im men­sch­­li­chen Le­ben Über­le­gun­gen an­s­tellt, der wird fin­den, daß die­se Be­deu­tung nicht er­sc­höpft sein kann mit der An­ei­g­­nung von Na­tur­er­kennt­nis­sen. Denn die­se Er­kennt­nis­se kön­nen nie und nim­mer zu et­was an­de­rem füh­ren als zu ei­nem Er­le­ben des­je­ni­gen, was die Men­schen­see­le selbst nicht ist. Nicht in dem lebt das See­li­sche, was der Mensch an der

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Na­tur er­kennt, son­dern in dem Vor­gang des Er­ken­nens. In ih­rer Be­tä­ti­gung an der Na­tur er­lebt sich die See­le. Was sie in die­ser Be­tä­ti­gung le­bens­voll sich er­ar­bei­tet, das ist noch et­was an­de­res als das Wis­sen über die Na­tur selbst. Das ist an der Na­tur­er­kennt­nis er­fah­re­ne Selbst­ent­wi­cke­lung. Den Ge­winn die­ser Selbst­ent­wi­cke­lung will die Ge­heim­wis­sen­schaft be­stä­ti­gen auf Ge­bie­ten, die über die blo­ße Na­tur hin­aus­lie­gen. Der Ge­heim­wis­sen­schaf­ter will den Wert der Na­tur­wis­sen­schaft nicht ver­ken­nen, son­dern ihn noch bes­ser an­er­ken­nen als der Na­tur­wis­sen­schaf­ter selbst. Er weiß daß er oh­ne die St­ren­ge der Vor­stel­lungs­art, die in der Na­tur­wis­sen­schaft wal­tet, kei­ne Wis­sen­schaft be­grün­den kann. Er weiß aber auch, daß, wenn die­se St­ren­ge durch ein ech­tes Ein­drin­gen in den Geist des na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Den­kens er­wor­ben ist, sie fest­ge­hal­ten wer­den kann durch die Kraft der See­le für an­de­re Ge­bie­te.

Et­was, was be­denk­lich ma­chen kann, tritt da­bei al­ler­­dings auf. In der Be­trach­tung der Na­tur wird die See­le durch den be­trach­te­ten Ge­gen­stand in ei­nem viel stär­ke­ren Ma­ße ge­lei­tet als in der­je­ni­gen nicht­sinn­li­cher Wel­t­in­hal­te. In die­ser muß sie in ei­nem höhe­ren Ma­ße aus rein in­ne­ren Im­pul­sen her­aus die Fähig­keit ha­ben, das We­sen der wis­­sen­schaft­li­chen Vor­stel­lungs­art fest­zu­hal­ten. Weil sehr vie­le Men­schen un­be­wußt glau­ben, daß nur an dem Leit­fa­den der Na­tu­r­er­schei­nun­gen die­ses We­sen fest­ge­hal­ten wer­den kann, sind sie ge­neigt, durch ei­nen Macht­spruch sich da­hin zu ent­schei­den; so­bald die­ser Leitfa­den ver­las­sen wird, tappt die See­le mit ih­rem wis­sen­schaft­li­chen Ver­fah­­ren im Lee­ren. Sol­che Men­schen ha­ben sich die Ei­gen­art die­­ses Ver­fah­rens nicht zum Be­wußt­sein ge­bracht; sie bil­den sich ihr Ur­teil zu­meist aus den Ver­ir­run­gen, die ent­ste­hen

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müs­sen, wenn die wis­sen­schaft­li­che Ge­sin­nung an den Na­tu­r­er­schei­nun­gen nicht ge­fes­tigt ge­nug ist und trotz­dem die See­le sich an die Be­trach­tung des nicht­sinn­li­chen Welt­ge­bie­­tes be­ge­ben will. Da ent­steht selbst­ver­ständ­lich viel un­­wis­sen­schaft­li­ches Re­den über nicht­sinn­li­che Wel­t­in­hal­te. Aber nicht des­we­gen, weil sol­ches Re­den sei­nem We­sen nach nicht wis­sen­schaft­lich sein kann, son­dern weil es, im be­son­­de­ren Fal­le, an der wis­sen­schaft­li­chen Selbs­t­er­zie­hung durch die Na­tur­be­o­b­ach­tung hat feh­len las­sen.

Wer von Ge­heim­wis­sen­schaft re­den will, muß al­ler­dings mit Rück­sicht auf das eben Ge­sag­te ei­nen wach­sa­men Sinn ha­ben für al­les Irr­lich­te­lie­ren­de, das ent­steht, wenn über die of­fen­ba­ren Ge­heim­nis­se der Welt et­was aus­ge­macht wird oh­ne wis­sen­schaft­li­che Ge­sin­nung. Den­noch führ­te es zu et­was Er­sprieß­li­chem nicht, wenn hier, gleich im An­fan­ge ge­heim­wis­sen­schaft­li­cher Aus­füh­run­gen, über al­le mög­li­chen Ver­ir­run­gen ge­spro­chen wür­de, die in der See­le vor­ur­teils­vol­ler Per­so­nen je­des For­schen in die­ser Rich­tung in Mi­ß­ach­tung brin­gen, weil sol­che Per­so­nen aus dem Vor­han­den­­sein wahr­lich recht zahl­rei­cher Ver­ir­run­gen auf das Un­be­rech­tig­te des gan­zen St­re­bens sch­lie­ßen. Da aber zu­meist bei Wis­sen­schaf­tern oder wis­sen­schaft­lich ge­sinn­ten Be­ur­tei­lern die Ab­leh­nung der Ge­heim­wis­sen­schaft doch nur auf dem oben ge­kenn­zeich­ne­ten Macht­spruch be­ruht und die Be­­ru­fung auf die Ver­ir­run­gen nur oft un­be­wuß­ter Vor­­wand ist, so wird ei­ne Au­s­ein­an­der­set­zung mit sol­chen Geg­nern zu­nächst we­nig frucht­bar sein. Nichts hin­dert sie ja, den ge­wiß durch­aus be­rech­tig­ten Ein­wand zu ma­chen, daß von vorn­he­r­ein durch nichts fest­ge­s­tellt wer­den kann, ob denn bei dem­je­ni­gen, der an­de­re in Ver­ir­rung be­fan­gen glaubt, der oben ge­kenn­zeich­ne­te fes­te Grund wir­k­lich vor­han­den

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ist. Da­her kann der nach ei­ner Ge­heim­wis­sen­schaft St­re­ben­de nur ein­fach vor­füh­ren, was er glaubt sa­gen zu dür­fen. Das Ur­teil über sei­ne Be­rech­ti­gung kön­nen nur an­­de­re, aber auch nur sol­che Per­so­nen sich bil­den, wel­che un­ter Ver­mei­dung al­ler Macht­sprüche sich ein­zu­las­sen ver­mö­gen auf die Art sei­ner Mit­tei­lun­gen über die of­fen­ba­ren Ge­heim­nis­se des Welt­ge­sche­hens. Ob­lie­gen wird ihm al­ler­­dings, zu zei­gen, wie sich das von ihm Vor­ge­brach­te zu an­de­ren Er­run­gen­schaf­ten des Wis­sens und des Le­bens ver­­hält, wel­che Geg­ner­schaf­ten mög­lich sind und in­wie­fer­ne die un­mit­tel­ba­re äu­ße­re sin­nen­fäl­li­ge Le­bens­wir­k­lich­keit Be­­stä­ti­gun­gen bringt für sei­ne Be­o­b­ach­tun­gen. Aber er soll­te nie­mals dar­nach st­re­ben, sei­ne Dar­stel­lung so zu hal­ten, daß die­se statt durch ih­ren In­halt durch sei­ne Über­re­dungs­­kunst wir­ke.

Man kann ge­gen­über ge­heim­wis­sen­schaft­li­chen Aus­füh­run­gen oft­mals den Ein­wand hö­ren: die­se be­wei­sen nicht, was sie vor­brin­gen; sie stel­len nur das ei­ne oder das an­de­re hin und sa­gen: die Ge­heim­wis­sen­schaft stel­le die­ses fest. Die fol­gen­den Aus­füh­run­gen ver­kennt man, wenn man glaubt, ir­gend et­was in ih­nen sei in die­sem Sin­ne vor­ge­bracht. Was hier an­ge­st­rebt wird, ist, das in der See­le am Na­tur­wis­sen Ent­fal­te­te sich so wei­ter ent­wi­ckeln zu las­sen, wie es sich sei­ner ei­ge­nen We­sen­heit nach ent­wi­ckeln kann, und dann dar­auf auf­merk­sam zu ma­chen, daß bei sol­cher Ent­wi­cke­lung die See­le auf über­sinn­li­che Tat­sa­chen stößt. Es wird da­bei vor­aus­ge­setzt, daß je­der Le­ser, der auf das Aus­ge­führ­te ein­zu­ge­hen ver­mag, ganz not­wen­dig auf die­se Tat­sa­chen stößt. Ein Un­ter­schied ge­gen­über der rein na­­tur­wis­sen­schaft­li­chen Be­trach­tung liegt al­ler­dings in dem Au­gen­bli­cke vor, in dem man das geis­tes­wis­sen­schaft­li­che

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Ge­biet be­tritt. In der Na­tur­wis­sen­schaft lie­gen die Tat­sa­chen im Fel­de der Sin­nes­welt vor; der wis­sen­schaft­li­che Dar­s­tel­ler be­trach­tet die See­len­be­tä­ti­gung als et­was, das ge­gen­über dem Zu­sam­men­hang und Ver­lauf der Sin­nes-Tat­sa­chen zu­­rück­tritt. Der geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Dar­s­tel­ler muß die­se See­len­be­tä­ti­gung in den Vor­der­grund stel­len; denn der Le­ser ge­langt nur zu den Tat­sa­chen, wenn er die­se See­len­be­tä­ti­­gung in recht­mä­ß­i­ger Wei­se zu sei­ner ei­ge­nen macht. Die­se Tat­sa­chen sind nicht wie in der Na­tur­wis­sen­schaft al­ler­­dings un­be­grif­fen auch oh­ne die See­len­be­tä­ti­gung vor der men­sch­li­chen Wahr­neh­mung; sie tre­ten viel­mehr in die­se nur durch die See­len­be­tä­ti­gung. Der geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Dar­s­tel­ler setzt al­so vor­aus, daß der Le­ser mit ihm ge­mein­­sam die Tat­sa­chen sucht. Sei­ne Dar­stel­lung wird in der Art ge­hal­ten sein, daß er von dem Auf­fin­den die­ser Tat­sa­chen er­zählt und daß in der Art, wie er er­zählt, nicht per­sön­­li­che Will­kür, son­dern der an der Na­tur­wis­sen­schaft he­ran­er­zo­ge­ne wis­sen­schaft­li­che Sinn herrscht. Er wird da­her auch ge­nö­t­igt sein, von den Mit­teln zu sp­re­chen, durch die man zu ei­ner Be­trach­tung des Nicht­sinn­li­chen des Über­sin­n­­li­chen ge­langt. Wer sich in ei­ne ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­lung ein­läßt, der wird bald ein­se­hen, daß durch sie Vor­stel­lun­gen und Ide­en er­wor­ben wer­den, die man vor­her nicht ge­habt hat. So kommt man zu neu­en Ge­dan­ken auch über das, was man vor­her über das We­sen des «Be­wei­sens» ge­meint hat. Man lernt er­ken­nen, daß für die na­tur­wis­sen­­schaft­li­che Dar­stel­lung das «Be­wei­sen» et­was ist, was an die­se ge­wis­ser­ma­ßen von au­ßen her­an­ge­bracht wird. Im geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Den­ken liegt aber die Be­tä­ti­gung, wel­che die See­le beim na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Den­ken auf den Be­weis wen­det, schon in dem Su­chen nach den Tat­sa­chen.

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Man kann die­se nicht fin­den, wenn nicht der Weg zu ih­nen schon ein be­wei­sen­der ist. Wer die­sen Weg wir­k­­lich durch­sch­rei­tet, hat auch schon das Be­wei­sen­de er­lebt; es kann nichts durch ei­nen von au­ßen hin­zu­ge­füg­ten Be­weis ge­leis­tet wer­den. Daß man die­ses im Cha­rak­ter der Ge­heim­wis­sen­schaft ver­kennt, ruft vie­le Mißv­er­ständ­nis­se her­vor.

Al­le Ge­heim­wis­sen­schaft muß aus zwei Ge­dan­ken her­vor­kei­men, die in je­dem Men­schen Wur­zel fas­sen kön­nen. Für den Ge­heim­wis­sen­schaf­ter, wie er hier ge­meint ist, drü­cken die­se bei­den Ge­dan­ken Tat­sa­chen aus, die man er­­le­ben kann, wenn man sich der rech­ten Mit­tel da­zu be­di­ent. Für vie­le Men­schen be­deu­ten schon die­se Ge­dan­ken höchst an­fecht­ba­re Be­haup­tun­gen, über die sich viel st­rei­ten läßt, wenn nicht gar et­was, des­sen Un­mög­lich­keit man «be­wei­­sen» kann.

Die­se bei­den Ge­dan­ken sind, daß es hin­ter der sicht­ba­ren Welt ei­ne un­sicht­ba­re, ei­ne zu­nächst für die Sin­ne und das an die­se Sin­ne ge­fes­sel­te Den­ken ver­bor­ge­ne Welt gibt, und daß es dem Men­schen durch Ent­wi­cke­lung von Fähig­kei­ten, die in ihm schlum­mern, mög­lich ist, in die­se ver­bor­ge­ne Welt ein­zu­drin­gen.

Solch ei­ne ver­bor­ge­ne Welt gibt es nicht, sagt der ei­ne. Die Welt, wel­che der Mensch durch sei­ne Sin­ne wahr­nimmt, sei die ein­zi­ge. Man kön­ne ih­re Rät­sel aus ihr selbst lö­sen. Wenn auch der Mensch ge­gen­wär­tig noch weit da­von en­t­­­fernt sei, al­le Fra­gen des Da­seins be­ant­wor­ten zu kön­nen, es wer­de schon die Zeit kom­men, wo die Sin­ne­s­er­fah­rung und die auf sie ge­stütz­te Wis­sen­schaft die Ant­wor­ten wer­­den ge­ben kön­nen.

Man kön­ne nicht be­haup­ten, daß es nicht ei­ne ver­bor­­ge­ne Welt hin­ter der sicht­ba­ren ge­be, sa­gen an­de­re; aber die

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men­sch­li­chen Er­kennt­nis­kräf­te kön­nen nicht in die­se Welt ein­drin­gen. Sie ha­ben Gren­zen, die sie nicht über­sch­rei­ten kön­nen. Mag das Be­dürf­nis des «Glau­bens» zu ei­ner sol­chen Welt sei­ne Zu­flucht neh­men: ei­ne wah­re Wis­sen­schaft, die sich auf ge­si­cher­te Tat­sa­chen stützt, kön­ne sich mit ei­ner sol­chen Welt nicht be­schäf­ti­gen.

Ei­ne drit­te Par­tei ist die, wel­che es für ei­ne Art Ver­­­mes­sen­heit an­sieht, wenn der Mensch durch sei­ne Er­kenn­t­­nis­ar­beit in ein Ge­biet ein­drin­gen will, in be­zug auf wel­ches man auf «Wis­sen» ver­zich­ten und sich mit dem «Glau­ben» be­schei­den soll. Wie ein Un­recht emp­fin­den es die Be­ken­ner die­ser Mei­nung, wenn der schwa­che Mensch vor­drin­gen will in ei­ne Welt, die ein­zig dem re­li­giö­sen Le­ben an­ge­hö­ren kön­ne.

Auch das wird vor­ge­bracht, daß al­len Men­schen ei­ne ge­­mein­sa­me Er­kennt­nis der Tat­sa­chen der Sin­nes­welt mög­­lich sei, daß aber in be­zug auf die über­sinn­li­chen Din­ge ein­zig die per­sön­li­che Mei­nung des ein­zel­nen in Fra­ge kom­men kön­ne und daß von ei­ner all­ge­mein gel­ten­den Ge­wißh­eit in die­sen Din­gen nicht ge­spro­chen wer­den soll­te.

An­de­re be­haup­ten vie­les an­de­re.

Man kann sich klar dar­über wer­den, daß die Be­trach­tung der sicht­ba­ren Welt dem Men­schen Rät­sel vor­legt, die nie­­mals aus den Tat­sa­chen die­ser Welt selbst ge­löst wer­den kön­nen. Sie wer­den auch dann auf die­se Art nicht ge­löst wer­den, wenn die Wis­sen­schaft die­ser Tat­sa­chen so weit wie nur ir­gend mög­lich fort­ge­schrit­ten sein wird. Denn die sich­t­­ba­ren Tat­sa­chen wei­sen deut­lich durch ih­re ei­ge­ne in­ne­re We­sen­heit auf ei­ne ver­bor­ge­ne Welt hin. Wer sol­ches nicht ein­sieht, der ver­sch­ließt sich den Rät­seln, die übe­rall deu­t­­lich aus den Tat­sa­chen der Sin­nes­welt her­vor­sprin­gen. Er

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will ge­wis­se Fra­gen und Rät­sel gar nicht se­hen; des­halb glaubt er, daß al­le Fra­gen durch die sin­nen­fäl­li­gen Tat­sa­chen be­ant­wor­tet wer­den kön­nen. Die­je­ni­gen Fra­gen, wel­che er stel­len will, sind wir­k­lich auch al­le durch die Tat­sa­chen zu be­ant­wor­ten, von de­nen er sich ver­spricht, daß man sie im Lau­fe der Zu­kunft ent­de­cken wer­de. Das kann man oh­ne wei­te­res zu­ge­ben. Aber warum soll­te der auch auf Ant­wor­­ten in ge­wis­sen Din­gen war­ten, der gar kei­ne Fra­gen stellt? Wer nach Ge­heim­wis­sen­schaft st­rebt, sagt nichts an­de­res, als daß für ihn sol­che Fra­gen selbst­ver­ständ­lich sei­en und daß man sie als ei­nen voll­be­rech­tig­ten Aus­druck der men­sch­­li­chen See­le an­er­ken­nen müs­se. Die Wis­sen­schaft kann doch nicht da­durch in Gren­zen ein­ge­zwängt wer­den, daß man dem Men­schen das un­be­fan­ge­ne Fra­gen ver­bie­tet.

Zu der Mei­nung, der Mensch ha­be Gren­zen sei­ner Er­kennt­nis, die er nicht über­sch­rei­ten kön­ne und die ihn zwin­­gen, vor ei­ner un­sicht­ba­ren Welt halt­zu­ma­chen, muß doch ge­sagt wer­den: es kann gar kein Zwei­fel ob­wal­ten, daß man durch die­je­ni­ge Er­kennt­nis­art, wel­che da ge­meint ist, nicht in ei­ne un­sicht­ba­re Welt ein­drin­gen kön­ne. Wer die­se Er­kennt­nis­art für die ein­zig mög­li­che hält, der kann gar nicht zu ei­ner an­dern An­sicht als zu der kom­men, daß es dem Men­schen ver­sagt sei, in ei­ne et­wa vor­han­de­ne höhe­re Welt ein­zu­drin­gen. Aber man kann doch auch das Fol­gen­de sa­gen: wenn es mög­lich ist, ei­ne an­de­re Er­kennt­nis­art zu ent­wi­ckeln, so kann doch die­se in die über­sinn­li­che Welt füh­ren. Hält man ei­ne sol­che Er­kennt­nis­art für un­mög­lich, dann kommt man zu ei­nem Ge­sichts­punk­te, von dem aus ge­se­hen al­les Re­den über ei­ne über­sinn­li­che Welt als der rei­ne Un­sinn er­scheint. Ge­gen­über ei­nem un­be­fan­ge­nen Ur­teil kann es aber für ei­ne sol­che Mei­nung kei­nen an­dern

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Grund ge­ben als den, daß dem Be­ken­ner der­sel­ben je­ne an­­de­re Er­kennt­nis­art un­be­kannt ist. Wie kann man aber über das­je­ni­ge über­haupt ur­tei­len, von dem man be­haup­tet, daß man es nicht ken­ne? Un­be­fan­ge­nes Den­ken muß sich zu dem Sat­ze be­ken­nen, daß man nur von dem­je­ni­gen sp­re­che, was man kennt, und daß man über das­je­ni­ge nichts fest­s­tel­le, was man nicht kennt. Sol­ches Den­ken kann nur von dem Rech­te sp­re­chen, daß je­mand ei­ne Sa­che mit­tei­le, die er er­fah­ren hat, nicht aber von ei­nem Rech­te, daß je­mand für un­mög­lich er­klä­re, was er nicht weiß oder nicht wis­sen will. Man kann nie­mand das Recht be­st­rei­ten, sich um das Über­­sinn­li­che nicht zu küm­mern; aber nie­mals kann sich ein ech­ter Grund da­für er­ge­ben, daß je­mand nicht nur für das sich maß­ge­bend er­klär­te, was er wis­sen kann, son­dern auch für al­les das, was «ein Mensch» nicht wis­sen kann.

De­nen ge­gen­über, wel­che es als Ver­mes­sen­heit er­klä­ren, in das über­sinn­li­che Ge­biet ein­zu­drin­gen, muß ei­ne ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Be­trach­tung zu be­den­ken ge­ben, daß man dies kön­ne und daß es ei­ne Ver­sün­di­gung sei ge­gen die dem Men­schen ge­ge­be­nen Fähig­kei­ten, wenn er sie ver­ö­den läßt, statt sie zu ent­wi­ckeln und sich ih­rer zu be­die­nen.

Wer aber glaubt, die An­sich­ten über die über­sinn­li­che Welt müs­sen ganz dem per­sön­li­chen Mei­nen und Emp­fin­­den an­ge­hö­ren, der ver­leug­net das Ge­mein­sa­me in al­len men­sch­li­chen We­sen. Es ist ge­wiß rich­tig, daß die Ein­sicht in die­se Din­ge ein je­der durch sich selbst fin­den müs­se, es ist auch ei­ne Tat­sa­che, daß al­le die­je­ni­gen Men­schen, wel­che nur weit ge­nug ge­hen, über die­se Din­ge nicht zu ver­schie­­de­nen, son­dern zu der glei­chen Ein­sicht kom­men. Die Ver­­­schie­den­heit ist nur so­lan­ge vor­han­den, als sich die Men­­schen nicht auf ei­nem wis­sen­schaft­lich ge­si­cher­ten We­ge,

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son­dern auf dem der per­sön­li­chen Will­kür den höchs­ten Wahr­hei­ten näh­ern wol­len. Das al­ler­dings muß oh­ne wei­­te­res wie­der zu­ge­stan­den wer­den, daß nur der­je­ni­ge die Rich­tig­keit des ge­heim­wis­sen­schaft­li­chen We­ges an­er­ken­nen kön­ne, der sich in des­sen Ei­gen­art ein­le­ben will.

Den Weg zur Ge­heim­wis­sen­schaft kann je­der Mensch in dem für ihn ge­eig­ne­ten Zeit­punk­te fin­den, der das Vor­han­­den­sein ei­nes Ver­bor­ge­nen aus dem Of­fen­ba­ren her­aus er­kennt oder auch nur ver­mu­tet oder ahnt, und wel­cher aus dem Be­wußt­sein her­aus, daß die Er­kennt­nis­kräf­te ent­wi­cke­­lungs­fähig sei­en, zu dem Ge­fühl ge­trie­ben wird, daß das Ver­bor­ge­ne sich ihm ent­hül­len kön­ne. Ei­nem Men­schen, der durch die­se See­le­n­er­leb­nis­se zur Ge­heim­wis­sen­schaft ge­führt wird, dem er­öff­net sich durch die­se nicht nur die Aus­sicht, daß er für ge­wis­se Fra­gen sei­nes Er­kennt­nis­dran­ges die Ant­wort fin­den wer­de, son­dern auch noch die ganz an­de­re, daß er zum Über­win­der al­les des­sen wird, was das Le­ben hemmt und schwach macht. Und es be­deu­tet in ei­nem ge­­wis­sen höhe­ren Sin­ne ei­ne Schwächung des Le­bens, ja ei­nen see­li­schen Tod, wenn der Mensch sich ge­zwun­gen sieht, sich von dem Über­sinn­li­chen ab­zu­wen­den oder es zu leug­nen. Ja, es führt un­ter ge­wis­sen Vor­aus­set­zun­gen zur Ver­zweif­­lung, wenn ein Mensch die Hoff­nung ver­liert, daß ihm das Ver­bor­ge­ne of­fen­bar wer­de. Die­ser Tod und die­se Ver­­zweif­lung in ih­ren man­nig­fal­ti­gen For­men sind zu­g­leich in­­­ne­re, see­li­sche Geg­ner ge­heim­wis­sen­schaft­li­cher Be­st­re­bung. Sie tre­ten ein, wenn des Men­schen in­ne­re Kraft da­hin­schwin­­det. Dann muß ihm al­le Kraft des Le­bens von au­ßen zu­ge­­führt wer­den, wenn über­haupt ei­ne sol­che in sei­nen Be­sitz kom­men soll. Er nimmt dann die Din­ge, die We­sen­hei­ten und Vor­gän­ge wahr, wel­che an sei­ne Sin­ne her­an­t­re­ten; er

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zer­g­lie­dert die­se mit sei­nem Ver­stan­de. Sie be­rei­ten ihm Freu­de und Sch­merz; sie trei­ben ihn zu den Hand­lun­gen, de­ren er fähig ist. Er mag es ei­ne Wei­le so wei­ter trei­ben: er muß aber doch ein­mal an ei­nen Punkt ge­lan­gen, an dem er in­ner­lich ab­s­tirbt. Denn was so aus der Welt für den Men­­schen her­aus­ge­zo­gen wer­den kann, er­sc­höpft sich. Dies ist nicht ei­ne Be­haup­tung, wel­che aus der per­sön­li­chen Er­fah­rung ei­nes ein­zel­nen stammt, son­dern et­was, was sich aus ei­ner un­be­fan­ge­nen Be­trach­tung al­les Men­schen­le­bens er­gibt. Was vor die­ser Er­sc­höp­fung be­wahrt, ist das Ver­bor­ge­ne, das in der Tie­fe der Din­ge ruht. Er­s­tirbt in dem Men­schen die Kraft, in die­se Tie­fen hin­un­ter­zu­s­tei­gen, um im­mer neue Le­bens­kraft her­auf­zu­ho­len, so er­weist sich zu­letzt auch das Äu­ße­re der Din­ge nicht mehr le­ben­för­dernd.

Die Sa­che ver­hält sich kei­nes­wegs so, daß sie nur den ein­­zel­nen Men­schen, nur des­sen per­sön­li­ches Wohl und We­he an­gin­ge. Ge­ra­de durch wah­re ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Be­­trach­tun­gen wird es dem Men­schen zur Ge­wißh­eit, daß von ei­nem höhe­ren Ge­sichts­punk­te aus das Wohl und We­he des ein­zel­nen in­nig zu­sam­men­hängt mit dem Hei­le oder Un­hei­le der gan­zen Welt. Es gibt da ei­nen Weg, auf dem der Mensch zu der Ein­sicht ge­langt, daß er der gan­zen Welt und al­len We­sen in ihr ei­nen Scha­den zu­fügt, wenn er sei­ne Kräf­te nicht in der rech­ten Art zur Ent­fal­tung bringt. Ver­­ö­det der Mensch sein Le­ben da­durch, daß er den Zu­sam­­men­hang mit dem Über­sinn­li­chen ver­liert, so zer­stört er nicht nur in sei­nem In­nern et­was, des­sen Abs­ter­ben ihn zur Ver­zweif­lung zu­letzt füh­ren kann, son­dern er bil­det durch sei­ne Schwäche ein Hemm­nis für die Ent­wi­cke­lung der gan­­zen Welt, in der er lebt.

Nun kann sich der Mensch täu­schen. Er kann sich dem

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Glau­ben hin­ge­ben, daß es ein Ver­bor­ge­nes nicht gä­be, daß in dem­je­ni­gen, was an sei­ne Sin­ne und an sei­nen Ver­stand her­an­tritt, schon al­les ent­hal­ten sei, was über­haupt vor­han­­den sein kann. Aber die­se Täu­schung ist nur für die Ober­­fläche des Be­wußt­seins mög­lich, nicht für des­sen Tie­fe. Das Ge­fühl und der Wunsch fü­gen sich die­sem täu­schen­den Glau­­ben nicht. Sie wer­den im­mer wie­der in ir­gend­ei­ner Art nach ei­nem Ver­bor­ge­nen ver­lan­gen. Und wenn ih­nen die­ses en­t­­zo­gen ist, drän­gen sie den Men­schen in Zwei­fel, in Le­ben­s­un­si­cher­heit, ja eben in die Ver­zweif­lung hin­ein. Ein Er­ken­­nen, wel­ches das Ver­bor­ge­ne of­fen­bar macht, ist ge­eig­net, al­le Hoff­nungs­lo­sig­keit, al­le Le­ben­s­un­si­cher­heit, al­le Ver­­zweif­lung, kurz al­les das­je­ni­ge zu über­win­den, was das Le­ben schwächt und es un­fähig zu dem ihm not­wen­di­gen Di­ens­te im Welt­gan­zen macht.

Das ist die sc­hö­ne Frucht geis­tes­wis­sen­schaft­li­cher Er­kennt­nis­se, daß sie dem Le­ben Stär­ke und Fes­tig­keit und nicht al­lein der Wißb­e­gier­de Be­frie­di­gung ge­ben. Der Qu­ell, aus dem sol­che Er­kennt­nis­se Kraft zur Ar­beit, Zu­ver­sicht für das Le­ben sc­höp­fen, ist ein un­ver­sie­g­li­cher. Kei­ner, der ein­mal an die­sen Qu­ell wahr­haft her­an­ge­kom­men ist, wird bei wie­der­hol­ter Zu­flucht, die er zu dem­sel­ben nimmt, un­­ge­stärkt hin­weg­ge­hen.

Es gibt Men­schen, die aus dem Grun­de von sol­chen Er­kennt­nis­sen nichts wis­sen wol­len, weil sie in dem eben Ge­­sag­ten schon et­was Un­ge­sun­des se­hen. Für die Ober­fläche und das Äu­ße­re des Le­bens ha­ben sol­che Men­schen durch­aus recht. Sie wol­len das nicht ver­küm­mert wis­sen, was das Le­ben in der so­ge­nann­ten Wir­k­lich­keit dar­bie­tet. Sie se­hen ei­ne Schwäche da­rin, wenn sich der Mensch von der Wir­k­­lich­keit ab­wen­det und sein Heil in ei­ner ver­bor­ge­nen Welt

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sucht, die für sie ja ei­ner phan­tas­ti­schen, er­träum­ten gleich­­kommt. Will man bei sol­chem geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Su­chen nicht in krank­haf­te Träu­me­rei und Schwäche ver­fal­len, so muß man das teil­wei­se Be­rech­tig­te sol­cher Ein­wän­de an­er­ken­nen. Denn sie be­ru­hen auf ei­nem ge­sun­den Ur­tei­le, wel­ches nur da­durch nicht zu ei­ner gan­zen, son­dern zu ei­ner hal­ben Wahr­heit führt, daß es nicht in die Tie­fen der Din­ge dringt, son­dern an de­ren Ober­fläche ste­hen­b­leibt. Wä­re ein über­sinn­li­ches Er­kennt­nis­st­re­ben da­zu an­ge­tan, das Le­ben zu schwächen und den Men­schen zur Ab­kehr zu brin­gen von der wah­ren Wir­k­lich­keit, dann wä­ren si­cher sol­che Ein­wän­de stark ge­nug, die­ser Geis­tes­rich­tung den Bo­den un­ter den Fü­ß­en weg­zu­zie­hen.

Aber auch die­sen Mei­nun­gen ge­gen­über wür­den ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Be­st­re­bun­gen nicht den rech­ten Weg ge­hen, wenn sie sich im ge­wöhn­li­chen Sin­ne des Wor­tes «ver­tei­­di­gen» woll­ten. Auch da kön­nen sie nur durch ih­ren für je­den Un­be­fan­ge­nen er­kenn­ba­ren Wert sp­re­chen, wenn sie fühl­bar ma­chen, wie sie Le­bens­kraft und Le­bens­stär­ke dem er­höhen, der sich im rech­ten Sin­ne in sie ein­lebt. Die­se Be­­st­re­bun­gen kön­nen nicht zum welt­f­rem­den Men­schen, nicht zum Träu­mer ma­chen; sie er­kraf­ten den Men­schen aus den­je­ni­gen Le­bens­qu­el­len, aus de­nen er, sei­nem geis­tig-see­li­schen Teil nach, stammt.

An­de­re Hin­der­nis­se des Ver­ständ­nis­ses noch le­gen sich man­chem Men­schen in den Weg, wenn er an ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Be­st­re­bun­gen her­an­tritt. Es ist näm­lich grun­d­­sätz­lich zwar rich­tig, daß der Le­ser in der ge­heim­wis­sen­­schaft­li­chen Dar­stel­lung ei­ne Schil­de­rung fin­det von See­le­n­er­leb­nis­sen, durch de­ren Ver­fol­gung er sich zu den über­­sinn­li­chen Wel­t­in­hal­ten hin­be­we­gen kann. Al­lein in der

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Pra­xis muß sich die­ses doch als ei­ne Art Ideal aus­le­ben. Der Le­ser muß zu­nächst ei­ne grö­ße­re Sum­me von über­sinn­li­chen Er­fah­run­gen, die er noch nicht selbst er­lebt, mit­tei­lungs­ge­­mäß auf­neh­men. Das kann nicht an­ders sein und wird auch mit die­sem Bu­che so sein. Es wird ge­schil­dert wer­den, was der Ver­fas­ser zu wis­sen ver­meint über das We­sen des Men­­schen, über des­sen Ver­hal­ten in Ge­burt und Tod und im leib­f­rei­en Zu­stan­de in der geis­ti­gen Welt; es wird fer­ner dar­ge­s­tellt wer­den die Ent­wi­cke­lung der Er­de und der Mensch­heit. So könn­te es schei­nen, als ob doch die Vor­aus­­set­zung ge­macht wür­de, daß ei­ne An­zahl ver­meint­li­cher Er­kennt­nis­se wie Dog­men vor­ge­tra­gen wür­den, für die Glau­­ben auf Au­to­ri­tät hin ver­langt wür­de. Es ist dies aber doch nicht der Fall. Was näm­lich von über­sinn­li­chen Wel­t­in­hal­­ten ge­wußt wer­den kann, das lebt in dem Dar­s­tel­ler als le­ben­di­ger See­len­in­halt; und lebt man sich in die­sen See­len­in­halt ein, so ent­zün­det die­ses Ein­le­ben in der ei­ge­nen See­le die Im­pul­se, wel­che nach den ent­sp­re­chen­den über­sinn­li­chen Tat­sa­chen hin­füh­ren. Man lebt im Le­sen von geis­tes­wis­sen­­schaft­li­chen Er­kennt­nis­sen auf an­de­re Art, als in dem­je­ni­gen der Mit­tei­lun­gen sin­nen­fäl­li­ger Tat­sa­chen. Liest man Mit­­­tei­lun­gen aus der sin­nen­fäl­li­gen Welt, so liest man eben über sie. Liest man aber Mit­tei­lun­gen über über­sinn­li­che Tat­s­a­chen im rech­ten Sin­ne, so lebt man sich ein in den Strom geis­ti­gen Da­seins. Im Auf­neh­men der Er­geb­nis­se nimmt man zu­g­leich den ei­ge­nen In­nen­weg da­zu auf. Es ist rich­tig, daß dies hier Ge­mein­te von dem Le­ser zu­nächst oft gar nicht be­merkt wird. Man stellt sich den Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt viel zu ähn­lich ei­nem sin­nen­fäl­li­gen Er­leb­nis vor, und so fin­det man, daß, was man beim Le­sen von die­ser Welt er­­lebt, viel zu ge­dan­ken­mä­ß­ig ist. Aber in dem wah­ren ge­­dan­ken­mä­ß­i­gen

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Auf­neh­men steht man in die­ser Welt schon drin­nen und hat sich nur noch klar dar­über zu wer­den, daß man schon un­ver­merkt er­lebt hat, was man ver­mein­te, bloß als Ge­dan­ken­mit­tei­lung er­hal­ten zu ha­ben. Man wird über die ech­te Na­tur die­ses Er­leb­ten dann vol­le Klar­heit er­hal­­ten, wenn man prak­tisch durch­führt, was im zwei­ten (let­z­­ten) Tei­le die­ses Bu­ches als «Weg» zu den über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­sen ge­schil­dert wird. Man könn­te leicht glau­ben, das Um­ge­kehr­te sei rich­tig: die­ser Weg müs­se zu­erst ge­schil­­dert wer­den. Das ist aber nicht der Fall. Wer, oh­ne auf be­­stimm­te Tat­sa­chen der über­sinn­li­chen Welt den See­len­blick zu rich­ten, nur «Übun­gen» macht, um in die über­sinn­li­che Welt ein­zu­t­re­ten, für den bleibt die­se Weit ein un­be­stim­m­­tes, sich ver­wir­ren­des Cha­os. Man lernt sich ein­le­ben in die­se Welt ge­wis­ser­ma­ßen naiv, in­dem man sich über be­stimm­te Tat­sa­chen der­sel­ben un­ter­rich­tet, und dann gibt man sich Re­chen­schaft, wie man die Nai­vi­tät ver­las­send voll­be­wußt selbst zu den Er­leb­nis­sen ge­langt, von de­nen man Mit­tei­lung er­langt hat. Man wird sich, wenn man in ge­heim­wis­sen­schaft­li­che Dar­stel­lun­gen ein­dringt, über­zeu­gen, daß ein si­che­rer Weg zu über­sinn­li­cher Er­kennt­nis doch nur die­ser sein kann. Man wird auch er­ken­nen, daß al­le Mei­­nung, es könn­ten die über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­se zu­erst als Dog­men ge­wis­ser­ma­ßen durch sug­ges­ti­ve Macht wir­ken, un­be­grün­det ist. Denn der In­halt die­ser Er­kennt­nis­se wird in ei­nem sol­chen See­len­le­ben er­wor­ben, das ihm je­de bloß sug­ges­ti­ve Ge­walt be­nimmt und ihm nur die Mög­lich­keit gibt, auf dem­sel­ben We­ge zum an­dern zu sp­re­chen, auf dem al­le Wahr­hei­ten zu ihm sp­re­chen, die sich an sein be­son­ne­­nes Ur­teil rich­ten. Daß der an­de­re zu­nächst nicht be­merkt, wie er in der geis­ti­gen Welt lebt, da­zu liegt nicht der Grund

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in ei­nem un­be­son­ne­nen sug­ges­ti­ven Auf­neh­men, son­dern in der Fein­heit und dem Un­ge­wohn­ten des im Le­sen Er­­leb­ten. So wird man durch das ers­te Auf­neh­men der Mit­­­tei­lun­gen, wie sie im ers­ten Tei­le die­ses Bu­ches ge­ge­ben sind, zu­nächst Mit-Er­ken­ner der über­sinn­li­chen Welt; durch die prak­ti­sche Aus­füh­rung der im zwei­ten Tei­le an­ge­ge­be­nen See­len­ver­rich­tun­gen wird man selb­stän­di­ger Er­ken­ner in die­ser Welt.

Dem Geis­te und dem wah­ren Sin­ne nach wird auch kein ech­ter Wis­sen­schaf­ter ei­nen Wi­der­spruch fin­den kön­nen zwi­­schen sei­ner auf den Tat­sa­chen der Sin­nen­welt er­bau­ten Wis­­sen­schaft und der Art, wie die über­sinn­li­che Welt er­forscht wird. Je­ner Wis­sen­schaf­ter be­di­ent sich ge­wis­ser Werk­zeu­ge und Me­tho­den. Die Werk­zeu­ge stellt er sich durch Ver­ar­bei­­tung des­sen her, was ihm die «Na­tur» gibt. Die über­sin­n­­li­che Er­kennt­nis­art be­di­ent sich auch ei­nes Werk­zeugs. Nur ist die­ses Werk­zeug der Mensch selbst. Und auch die­ses Wer­k­zeug muß für die höhe­re For­schung erst zu­ge­rich­tet wer­den. Es müs­sen in ihm die zu­nächst oh­ne des Men­schen Zu­tun ihm von der «Na­tur» ge­ge­be­nen Fähig­kei­ten und Kräf­te in höhe­re um­ge­wan­delt wer­den. Da­durch kann sich der Mensch selbst zum In­stru­ment ma­chen für die Er­for­schung der über­sinn­li­chen Welt.

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WESEN DER MENSCHHEIT

Bei der Be­trach­tung des Men­schen vom Ge­sichts­punk­te ei­ner über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­art tritt so­g­leich in Kraft, was von die­ser Er­kennt­nis­art im all­ge­mei­nen gilt. Die­se Be­trach­tung be­ruht auf der An­er­ken­nung des «of­fen­ba­ren Ge­heim­nis­ses» in der ei­ge­nen men­sch­li­chen We­sen­heit. Den Sin­nen und dem auf sie ge­stütz­ten Ver­stan­de ist nur ein Teil von dem zu­­­gäng­lich, was in über­sinn­li­cher Er­kennt­nis als men­sch­li­che We­sen­heit er­faßt wird, näm­lich der phy­si­sche Leib. Um den Be­griff von die­sem phy­si­schen Leib zu be­leuch­ten, muß zu­nächst die Auf­merk­sam­keit auf die Er­schei­nung ge­lenkt wer­­den, die wie das gro­ße Rät­sel über al­le Be­o­b­ach­tung des Le­bens aus­ge­b­rei­tet liegt: auf den Tod und, im Zu­sam­men­hang da­mit, auf die so­ge­nann­te le­b­lo­se Na­tur, auf das Reich des Mi­ne­ra­li­schen, das stets den Tod in sich trägt. Es ist da­­mit auf Tat­sa­chen hin­ge­wie­sen, de­ren vol­le Auf­klär­ung nur durch über­sinn­li­che Er­kennt­nis mög­lich ist und de­nen ein wich­ti­ger Teil die­ser Schrift ge­wid­met wer­den muß. Hier aber sol­len vo­r­erst nur ei­ni­ge Vor­stel­lun­gen zur Ori­en­tie­rung an­ge­regt wer­den.

Inn­er­halb der of­fen­ba­ren Welt ist der phy­si­sche Men­schen­leib das­je­ni­ge, wo­r­in­nen der Mensch der mi­ne­ra­li­schen Welt gleich ist. Da­ge­gen kann nicht als phy­si­scher Leib das gel­­ten, was den Men­schen vom Mi­ne­ral un­ter­schei­det. Für ei­ne un­be­fan­ge­ne Be­trach­tung ist vor al­lem die Tat­sa­che wich­­tig, daß der Tod das­je­ni­ge von der men­sch­li­chen We­sen­heit bloß­l­egt, was, wenn der Tod ein­ge­t­re­ten ist, mit der mi­ne­ra­li­schen Welt glei­cher Art ist. Man kann auf den Leich­nam als auf das vom Men­schen hin­wei­sen, was nach dem To­de Vor­gän­gen un­ter­wor­fen ist, die sich im Rei­che der mi­ne­ra­li­schen

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Welt fin­den. Man kann die Tat­sa­che be­to­nen, daß in die­sem Glie­de der Men­schen­we­sen­heit, dem Leich­nam, die­sel­ben Stof­fe und Kräf­te wirk­sam sind wie im mi­ne­ra­li­schen Ge­biet; aber nö­t­ig ist, nicht min­der stark zu be­to­nen, daß mit dem To­de für die­sen phy­si­schen Leib der Zer­fall ein­­tritt. Be­rech­tigt ist aber auch, zu sa­gen: ge­wiß, es sind im phy­si­schen Men­schen­lei­be die­sel­ben Stof­fe und Kräf­te wir­k­­sam wie im Mi­ne­ral; aber ih­re Wirk­sam­keit ist wäh­rend des Le­bens in ei­nen höhe­ren Di­enst ge­s­tellt. Sie wir­ken erst der mi­ne­ra­li­schen Welt gleich, wenn der Tod ein­ge­t­re­ten ist. Da tre­ten sie auf, wie sie ih­rer ei­ge­nen We­sen­heit ge­mäß auf­t­re­ten müs­sen, näm­lich als Auflö­ser der phy­si­schen Lei­­bes­ge­stal­tung.

So ist im Men­schen scharf zu schei­den das Of­fen­ba­re von dem Ver­bor­ge­nen. Denn wäh­rend des Le­bens muß ein Ver­­­bor­ge­nes ei­nen fort­wäh­ren­den Kampf füh­ren ge­gen die Stof­fe und Kräf­te des Mi­ne­ra­li­schen im phy­si­schen Lei­be. Hört die­ser Kampf auf, so tritt die mi­ne­ra­li­sche Wirk­sam­keit auf. Da­mit ist auf den Punkt hin­ge­wie­sen, an dem die Wis­sen­schaft vom Über­sinn­li­chen ein­set­zen muß. Sie hat das­je­ni­ge zu su­chen, was den an­ge­deu­te­ten Kampf führt. Und dies eben ist für die Be­o­b­ach­tung der Sin­ne ver­bor­gen. Es ist erst der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tung zu­gäng­lich. Wie der Mensch da­zu ge­langt, daß ihm die­ses «Ver­bor­ge­ne» so of­fen­bar wer­de, wie es den ge­wöhn­li­chen Au­gen die sinn­li­chen Er­schei­nun­gen sind, da­von wird in ei­nem spä­te­ren Tei­le die­ser Schrift ge­spro­chen wer­den. Hier aber soll be­schrie­ben wer­den, was sich der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tung er­gibt.

Es ist schon ge­sagt wor­den: nur dann kön­nen die Mit­tei­­lun­gen über den Weg, auf dem man zum höhe­ren Schau­en ge­langt, dem Men­schen von Wert sein, wenn er sich zu­erst

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durch die blo­ße Er­zäh­lung be­kannt­ge­macht hat mit dem, was die über­sinn­li­che For­schung ent­hüllt. Denn be­g­rei­fen kann man eben auch das auf die­sem Ge­bie­te, was man noch nicht be­o­b­ach­tet. Ja es ist der gu­te Weg zum Schau­en der­je­ni­ge, wel­cher vom Be­g­rei­fen aus­geht.

Wenn nun auch je­nes Ver­bor­ge­ne, das in dem phy­si­schen Lei­be den Kampf ge­gen den Zer­fall führt, nur für das höhe­re Schau­en zu be­o­b­ach­ten ist: in sei­nen Wir­kun­gen liegt es für die auf das Of­fen­ba­re sich be­schrän­k­en­de Ur­teils­kraft klar zu­ta­ge. Und die­se Wir­kun­gen drü­cken sich in der Form oder Ge­stalt aus, in wel­cher wäh­rend des Le­bens die mi­ne­ra­li­­schen Stof­fe und Kräf­te des phy­si­schen Lei­bes zu­sam­men­­ge­fügt sind. Die­se Form ent­schwin­det nach und nach, und der phy­si­sche Leib wird ein Teil der üb­ri­gen mi­ne­ra­li­schen Welt, wenn der Tod ein­ge­t­re­ten ist. Die über­sinn­li­che An­schau­ung aber kann das­je­ni­ge als selb­stän­di­ges Glied der men­sch­li­chen We­sen­heit be­o­b­ach­ten, was die phy­si­schen Stof­fe und Kräf­te wäh­rend des Le­bens hin­dert, ih­re ei­ge­nen We­ge zu ge­hen, wel­che zur Auflö­sung des phy­si­schen Lei­bes füh­ren. Es sei die­ses selb­stän­di­ge Glied der «Äther­leib» oder «Le­bens­leib» ge­nannt. Wenn sich nicht so­g­leich, von An­fang an, Mi­ß­ver­ständ­nis­se ein­sch­lei­chen sol­len, so muß ge­gen­über die­sen Be­zeich­nun­gen ei­nes zwei­ten Glie­des der men­sch­li­chen We­­sen­heit zwei­er­lei be­rück­sich­tigt wer­den. Das Wort «Äther» wird hier in ei­nem an­dern Sin­ne ge­braucht, als dies von der ge­gen­wär­ti­gen Phy­sik ge­schieht. Die­se be­zeich­net zum Bei­­spiel den Trä­ger des Lich­tes als Äther. Hier soll aber das Wort in dem Sin­ne be­g­renzt wer­den, der oben an­ge­ge­ben wor­den ist. Es soll an­ge­wen­det wer­den für das­je­ni­ge, was dem höhe­ren Schau­en zu­gäng­lich ist und was sich für die Sin­nes­be­o­b­ach­tung nur in sei­nen Wir­kun­gen zu er­ken­nen

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gibt, näm­lich da­durch, daß es den im phy­si­schen Lei­be vor­­han­de­nen mi­ne­ra­li­schen Stof­fen und Kräf­ten ei­ne be­stimm­te Form oder Ge­stalt zu ge­ben ver­mag. Und auch das Wort «Leib» soll nicht mißv­er­stan­den wer­den. Man muß zur Be­zeich­nung der höhe­ren Din­ge des Da­seins eben doch die Wor­te der ge­wöhn­li­chen Spra­che ge­brau­chen. Und die­se drü­cken ja für die Sin­nes­be­o­b­ach­tung nur das Sinn­li­che aus. Im sinn­li­chen Sin­ne ist na­tür­lich der «Äther­leib» durch­aus nichts Leib­li­ches, wie fein man sich ein sol­ches auch vor­­­s­tel­len mag.01

In­dem man in der Dar­stel­lung des Über­sinn­li­chen bis zur Er­wäh­nung die­ses «Äther­lei­bes» oder «Le­bens­lei­bes» ge­langt, ist schon der Punkt er­reicht, an dem sol­cher Dar­s­tel­­lung der Wi­der­spruch man­cher ge­gen­wär­ti­gen An­sicht be­­geg­nen muß. Die Ent­wi­cke­lung des Men­schen­geis­tes hat da­hin ge­führt, daß in un­se­rer Zeit das Sp­re­chen von ei­nem sol­chen Glie­de der men­sch­li­chen We­sen­heit als et­was Un­­wis­sen­schaft­li­ches an­ge­se­hen wer­den muß. Die ma­te­ria­li­s­ti­sche Vor­stel­lungs­art ist da­zu ge­langt, in dem le­ben­di­gen Lei­be nichts an­de­res zu se­hen als ei­ne Zu­sam­men­fü­gung von phy­si­schen Stof­fen und Kräf­ten, wie sie sich in dem so­ge­nann­ten le­b­lo­sen Kör­per, in dem Mi­ne­ral, auch fin­det. Nur sei die Zu­sam­men­fü­gung in dem Le­ben­di­gen kom­p­li­­zier­ter als in dem Le­b­lo­sen. Man hat auch in der ge­wöhn­­li­chen Wis­sen­schaft vor nicht all­zu­lan­ger Zeit noch an­de­re An­sich­ten ge­habt. Wer die Schrif­ten man­chen erns­ten Wis­­sen­schaf­ters aus der ers­ten Hälf­te des neun­zehn­ten Jahr­hun­derts

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#F­N013-055-01 Daß mit der Be­zeich­nung «Äther­leib», «Le­bens­leib» nicht ein­fach die An­schau­ung von der al­ten, na­tur­wis­sen­schaft­lich über­wun­de­nen «Le­bens­kraft» er­neu­ert wer­den soll, dar­über hat sich der Ver­fas­ser die­ses Bu­ches in sei­ner «Theo­so­phie» aus­ge­spro­chen.

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ver­folgt, dem wird klar, wie da auch «ech­te Na­­tur­for­scher» sich be­wußt wa­ren, daß in dem le­ben­di­gen Lei­be noch et­was an­de­res vor­han­den ist als in dem le­b­lo­sen Mi­ne­ral. Man sprach von ei­ner «Le­bens­kraft». Zwar wird die­se «Le­bens­kraft» nicht als das vor­ge­s­tellt, was oben als «Le­bens­leib» ge­kenn­zeich­net ist; aber der be­tref­fen­den Vor­­­stel­lung liegt doch ei­ne Ah­nung da­von zu­grun­de, daß es der­g­lei­chen gibt. Man stell­te sich die­se «Le­bens­kraft» et­wa so vor, wie wenn sie in dem le­ben­di­gen Lei­be zu den phy­si­­schen Stof­fen und Kräf­ten hin­zu­kä­me auf ähn­li­che Art, wie die mag­ne­ti­sche Kraft zu dem blo­ßen Ei­sen in dem Ma­g­ne­ten. Dann kam die Zeit, in wel­cher die­se «Le­bens­kraft» aus dem Be­stan­de der Wis­sen­schaft ent­fernt wur­de. Man woll­te für al­les mit den blo­ßen phy­si­schen und che­mi­schen Ur­sa­chen aus­rei­chen. Ge­gen­wär­tig ist in die­ser Be­zie­hung bei man­chem na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Den­ker wie­der ein Rück­schlag ein­ge­t­re­ten. Es wird von man­cher Sei­te zu­ge­ge­­ben, daß die An­nah­me von et­was der «Le­bens­kraft» Ähn­­li­chem doch kein völ­li­ger Un­sinn sei. Doch wird auch der­je­ni­ge «Wis­sen­schaf­ter», der sich zu sol­chem her­bei­läßt, mit der hier dar­ge­s­tell­ten An­schau­ung in be­zug auf den «Le­bens­leib» nicht ge­mein­sa­me Sa­che ma­chen wol­len. Es wird in der Re­gel zu kei­nem Zie­le füh­ren, wenn man sich vom Ge­sichts­punk­te über­sinn­li­cher Er­kennt­nis mit sol­chen An­­sich­ten in ei­ne Dis­kus­si­on ein­läßt. Es soll­te viel­mehr die Sa­che die­ser Er­kennt­nis sein, an­zu­er­ken­nen, daß die ma­te­ria­lis­ti­sche Vor­stel­lungs­art ei­ne not­wen­di­ge Be­g­lei­t­er­schei­­nung des gro­ßen na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Fort­schrit­tes in un­­se­rer Zeit ist. Die­ser Fort­schritt be­ruht auf ei­ner ge­wal­ti­gen Ver­fei­ne­rung der Mit­tel zur Sin­nes­be­o­b­ach­tung. Und es liegt ein­mal im We­sen des Men­schen, daß er inn­er­halb der Ent­wi­cke­lung

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je­wei­lig ein­zel­ne Fähig­kei­ten auf Kos­ten an­de­rer zu ei­nem ge­wis­sen Voll­kom­men­heits­gra­de bringt. Die ge­naue Sin­nes­be­o­b­ach­tung, die sich in ei­nem so be­deu­tungs­­vol­len Ma­ße durch die Na­tur­wis­sen­schaft ent­wi­ckelt hat, muß­te die Pf­le­ge der­je­ni­gen men­sch­li­chen Fähig­kei­ten in den Hin­ter­grund tre­ten las­sen, wel­che in die «ver­bor­ge­nen Wel­ten» füh­ren. Aber ei­ne Zeit ist wie­der da, in wel­cher die­se Pf­le­ge not­wen­dig ist. Und das Ver­bor­ge­ne wird nicht da­durch an­er­kannt, daß man die Ur­tei­le be­kämpft, wel­che aus dem Ab­leug­nen die­ses Ver­bor­ge­nen ja doch mit lo­gi­­scher Fol­ge­rich­tig­keit sich er­ge­ben, son­dern da­durch, daß man die­ses Ver­bor­ge­ne selbst in das rech­te Licht setzt. An­er­ken­nen wer­den es dann die­je­ni­gen, für wel­che die «Zeit ge­kom­men ist».

Es muß­te dies hier nur ge­sagt wer­den, da­mit man nicht Un­be­kannt­schaft mit den Ge­sichts­punk­ten der Na­tur­wis­­sen­schaft vor­aus­setzt, wenn von ei­nem «Äther­leib» ge­s­pro­chen wird, der doch in man­chen Krei­sen für et­was völ­lig Phan­tas­ti­sches gel­ten muß.

Die­ser Äther­leib ist al­so ein zwei­tes Glied der men­sch­li­chen We­sen­heit. Ihm kommt für das über­sinn­li­che Er­ken­­nen ein höhe­rer Grad von Wir­k­lich­keit zu als dem phy­­si­schen Lei­be. Ei­ne Be­sch­rei­bung, wie ihn das über­sinn­li­che Er­ken­nen sieht, kann erst in den fol­gen­den Tei­len die­ser Schrift ge­ge­ben wer­den, wenn her­vor­t­re­ten wird, in wel­chem Sin­ne sol­che Be­sch­rei­bun­gen zu neh­men sind. Vor­läu­­fig mag es ge­nü­gen, wenn ge­sagt wird, daß der Äther­leib den phy­si­schen Kör­per übe­rall durch­setzt und daß er wie ei­ne Art Ar­chi­tekt des letz­te­ren an­zu­se­hen ist. Al­le Or­ga­ne wer­den in ih­rer Form und Ge­stalt durch die Strö­mun­gen und Be­we­gun­gen des Äther­lei­bes ge­hal­ten. Dem phy­si­schen

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Her­zen liegt ein «Äther­herz» zu­grun­de, dem phy­si­schen Ge­hirn ein «Äther­ge­hirn» usw. Es ist eben der Äther­leib in sich ge­g­lie­dert wie der phy­si­sche, nur kom­p­li­zier­ter, und es ist in ihm al­les in le­ben­di­gem Durch­ein­an­der­f­lie­ßen, wo im phy­si­schen Lei­be ab­ge­son­der­te Tei­le vor­han­den sind.

Die­sen Äther­leib hat nun der Mensch so mit dem Pflan­z­­li­chen ge­mein, wie er den phy­si­schen Leib mit dem Mi­ne­r­a­­li­schen ge­mein hat. Al­les Le­ben­di­ge hat sei­nen Äther­leib.

Von dem Äther­leib steigt die über­sinn­li­che Be­trach­tung auf zu ei­nem wei­te­ren Glie­de der men­sch­li­chen We­sen­heit. Sie deu­tet zur Bil­dung ei­ner Vor­stel­lung von die­sem Glie­de auf die Er­schei­nung des Schla­fes hin, wie sie beim Äther­leib auf den Tod hin­ge­wie­sen hat. Al­les men­sch­li­che Schaf­fen be­ruht auf der Tä­tig­keit im Wa­chen, so weit das Of­fen­ba­re in Be­tracht kommt. Die­se Tä­tig­keit ist aber nur mög­lich, wenn der Mensch die Er­star­kung sei­ner er­sc­höpf­­ten Kräf­te sich im­mer wie­der aus dem Schla­fe holt. Han­­deln und Den­ken schwin­den da­hin im Schla­fe, al­ler Sch­merz, al­le Lust ver­sin­ken für das be­wuß­te Le­ben. Wie aus ver­­­bor­ge­nen, ge­heim­nis­vol­len Brun­nen stei­gen beim Er­wa­chen des Men­schen be­wuß­te Kräf­te aus der Be­wußt­lo­sig­keit des Schla­fes auf. Es ist das­sel­be Be­wußt­sein, das beim Ein­schla­­fen hin­un­ter­sinkt in die dun­k­len Tie­fen und das beim Auf­­wa­chen wie­der her­auf­s­teigt. Das­je­ni­ge, was das Le­ben im­­mer wie­der aus dem Zu­stand der Be­wußt­lo­sig­keit er­weckt, ist im Sin­ne über­sinn­li­cher Er­kennt­nis das drit­te Glied der men­sch­li­chen We­sen­heit. Man kann es den As­tral­leib nen­­nen. Wie der phy­si­sche Leib nicht durch die in ihm be­fin­d­­li­chen mi­ne­ra­li­schen Stof­fe und Kräf­te sei­ne Form er­hal­ten kann, son­dern wie er, um die­ser Er­hal­tung wil­len, von dem Äther­leib durch­setzt sein muß, so kön­nen die Kräf­te des

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Äther­lei­bes sich nicht durch sich selbst mit dem Lich­te des Be­wußt­seins durch­leuch­ten. Ein Äther­leib, der bloß sich selbst über­las­sen wä­re, müß­te sich fort­dau­ernd in dem Zu­stan­de des Schla­fes be­fin­den. Man kann auch sa­gen: er könn­te in dem phy­si­schen Lei­be nur ein Pflanzen­sein un­ter­hal­ten. Ein wa­chen­der Äther­leib ist von ei­nem As­tral­­leib durch­leuch­tet. Für die Sin­nes­be­o­b­ach­tung ver­schwin­det die Wir­kung die­ses As­tral­lei­bes, wenn der Mensch in Schlaf ver­sinkt. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung bleibt er noch vor­han­den; nur er­scheint er von dem Äther­leib ge­t­rennt oder aus ihm her­aus­ge­ho­ben. Die Sin­nes­be­o­b­ach­tung hat es eben nicht mit dem As­tral­leib selbst zu tun, son­dern nur mit sei­nen Wir­kun­gen in dem Of­fen­ba­ren. Und sol­che sind wäh­rend des Schla­fes nicht un­mit­tel­bar vor­han­den. In dem­­sel­ben Sin­ne, wie der Mensch sei­nen phy­si­schen Leib mit den Mi­ne­ra­li­en, sei­nen Äther­leib mit den Pflan­zen ge­mein hat, ist er in be­zug auf sei­nen As­tral­leib glei­cher Art mit den Tie­ren. Die Pflan­zen sind in ei­nem fort­dau­ern­den Schlaf­zu­stan­de. Wer in die­sen Din­gen nicht ge­nau ur­teilt, der kann leicht in den Irr­tum ver­fal­len, auch den Pflan­zen ei­ne Art von Be­wußt­sein zu­zu­sch­rei­ben, wie es die Tie­re und Men­schen im Wach­zu­stan­de ha­ben. Das kann aber nur dann ge­sche­hen, wenn man sich von dem Be­wußt­sein ei­ne un­ge­naue Vor­stel­lung macht. Man sagt dann, wenn auf die Pflan­ze ein äu­ße­rer Reiz aus­ge­übt wird, dann voll­zie­he sie ge­wis­se Be­we­gun­gen wie das Tier auch. Man spricht von der Emp­find­lich­keit man­cher Pflan­zen, wel­che zum Bei­spiel ih­re Blät­ter zu­sam­men­zie­hen, wenn ge­wis­se äu­ße­re Din­ge auf sie ein­wir­ken. Doch ist es nicht das Be­zeich­nen­de des Be­wußt­seins, daß ein We­sen auf ei­ne Wir­kung ei­ne ge­wis­se Ge­gen­wir­kung zeigt, son­dern daß das We­sen in sei­nem

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In­nern et­was er­lebt, was zu der blo­ßen Ge­gen­wir­kung als ein Neu­es hin­zu­kommt. Sonst könn­te man auch von Be­wußt­sein sp­re­chen, wenn sich ein Stück Ei­sen un­ter dem Ein­flus­se von Wär­me aus­dehnt. Be­wußt­sein ist erst vor­han­­den, wenn das We­sen durch die Wir­kung der Wär­me zum Bei­spiel in­ner­lich Sch­merz er­lebt.

Das vier­te Glied sei­ner We­sen­heit, wel­ches die über­sin­n­­li­che Er­kennt­nis dem Men­schen zu­sch­rei­ben muß, hat er nun nicht mehr ge­mein mit der ihn um­ge­ben­den Welt des Of­fen­ba­ren. Es ist sein Un­ter­schei­den­des ge­gen­über sei­nen Mit­we­sen, das­je­ni­ge, wo­durch er die Kro­ne der zu­nächst zu ihm ge­hö­ri­gen Sc­höp­fung ist. Die über­sinn­li­che Er­kenn­t­­nis bil­det ei­ne Vor­stel­lung von die­sem wei­te­ren Glie­de der men­sch­li­chen We­sen­heit, in­dem sie dar­auf hin­weist, daß auch inn­er­halb der wa­chen Er­leb­nis­se noch ein we­sent­li­cher Un­ter­schied be­steht. Die­ser Un­ter­schied tritt so­fort her­vor, wenn der Mensch sei­ne Auf­merk­sam­keit dar­auf lenkt, daß er im wa­chen Zu­stan­de ei­ner­seits fort­wäh­rend in der Mit­te von Er­leb­nis­sen steht, die kom­men und ge­hen müs­sen, und daß er an­de­rer­seits auch Er­leb­nis­se hat, bei de­nen dies nicht der Fall ist. Es tritt das be­son­ders scharf her­vor, wenn man die Er­leb­nis­se des Men­schen mit de­nen des Tie­res ver­g­leicht. Das Tier er­lebt mit gro­ßer Re­gel­mä­ß­ig­keit die Ein­flüs­se der äu­ße­ren Welt und wird sich un­ter dem Ein­flus­se der Wär­me und Käl­te, des Sch­mer­zes und der Lust, un­ter ge­wis­sen re­gel­­mä­ß­ig ablau­fen­den Vor­gän­gen sei­nes Lei­bes des Hun­gers und Durs­tes be­wußt. Des Men­schen Le­ben ist mit sol­chen Er­leb­nis­­­sen nicht er­sc­höpft. Er kann Be­gier­den, Wün­sche ent­wi­ckeln, die über das al­les hin­aus­ge­hen. Beim Tier wür­de man im­­mer nach­wei­sen kön­nen, wenn man weit ge­nug zu ge­hen ver­möch­te, wo au­ßer dem Lei­be oder in dem Lei­be die Ver­­­an­las­sung

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zu ei­ner Hand­lung, zu ei­ner Emp­fin­dung ist. Beim Men­schen ist das kei­nes­wegs der Fall. Er kann Wün­sche und Be­gier­den er­zeu­gen, zu de­ren Ent­ste­hung die Ver­an­las­sung we­der inn­er­halb noch au­ßer­halb sei­nes Lei­bes hin­rei­chend ist. Al­lem, was in die­ses Ge­biet fällt, muß man ei­ne be­son­­de­re Qu­el­le ge­ben. Und die­se Qu­el­le kann man im Sin­ne der über­sinn­li­chen Wis­sen­schaft im «Ich» des Men­schen se­hen. Das «Ich» kann da­her als das vier­te Glied der men­sch­li­chen We­sen­heit an­ge­spro­chen wer­den. Wä­re der As­tral­leib sich selbst über­las­sen, es wür­den sich Lust und Sch­merz, Hun­ger- und Durst­ge­füh­le in ihm ab­spie­len; was aber dann nicht zu­stan­de­kä­me, ist die Emp­fin­dung: es sei ein Blei­ben­des in al­le dem. Nicht das Blei­ben­de als sol­ches wird hier als «Ich» be­zeich­net, son­dern das­je­ni­ge, wel­ches die­ses Blei­ben­de er­lebt. Man muß auf die­sem Ge­bie­te die Be­grif­fe ganz scharf fas­sen, wenn nicht Mißv­er­ständ­nis­se ent­ste­hen sol­­len. Mit dem Ge­wahr­wer­den ei­nes Dau­ern­den, Blei­ben­den im Wech­sel der in­ne­ren Er­leb­nis­se be­ginnt das Auf­däm­­mern des «Ich­ge­füh­l­es». Nicht daß ein We­sen zum Bei­spiel Hun­ger emp­fin­det, kann ihm ein Ich­ge­fühl ge­ben. Der Hun­­ger stellt sich ein, wenn die er­neu­er­ten Ver­an­las­sun­gen zu ihm sich bei dem be­tref­fen­den We­sen gel­tend ma­chen. Es fällt dann über sei­ne Nah­rung her, weil eben die­se er­neu­er­ten Ver­an­las­sun­gen da sind. Das Ich­ge­fühl tritt erst ein, wenn nicht nur die­se er­neu­er­ten Ver­an­las­sun­gen zu der Nah­rung hin­t­rei­ben, son­dern wenn bei ei­ner vor­her­ge­hen­den Sät­ti­gung ei­ne Lust ent­stan­den ist und das Be­wußt­sein die­­ser Lust ge­b­lie­ben ist, so daß nicht nur das ge­gen­wär­ti­ge Er­leb­nis des Hun­gers, son­dern das ver­gan­ge­ne der Lust zu dem Nah­rungs­mit­tel treibt. Wie der phy­si­sche Leib zer­­fällt, wenn ihn nicht der Äther­leib zu­sam­men­hält; wie der

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Äther­leib in die Be­wußt­lo­sig­keit ver­sinkt, wenn ihn nicht der As­tral­leib durch­leuch­tet, so müß­te der As­tral­leib das Ver­gan­ge­ne im­mer wie­der in die Ver­ges­sen­heit sin­ken las­­sen, wenn die­ses nicht vom «Ich» in die Ge­gen­wart her­­über­ge­ret­tet wür­de. Was für den phy­si­schen Leib der Tod, für den Äther­leib der Schlaf, das ist für den As­tral­leib das Ver­gan­ge­ne im­mer wie­der in die Ver­ges­sen­heit sin­ken las­sen, wenn die­ses nicht vom «Ich» in die Ge­gen­wart her­über­t­re­ten wür­de. Was für den phy­si­schen Leib der Tod, für den Äther­leib der Schlaf, das ist für den As­tral­leib das Ver­ges­sen. Man kann auch sa­gen: dem Äther­leib sei das Le­ben ei­gen, dem As­tral­leib das Be­wußt­sein und dem Ich die Er­in­ne­rung.

Noch leich­ter als in den Irr­tum, der Pflan­ze Be­wußt­sein zu­zu­sch­rei­ben, kann man in den­je­ni­gen ver­fal­len, bei dem Tie­re von Er­in­ne­rung zu sp­re­chen. Es liegt so na­he, an Er­in­ne­rung zu den­ken, wenn der Hund sei­nen Herrn wie­der­er­kennt, den er vi­el­leicht ziem­lich lan­ge nicht ge­se­hen hat. Doch in Wahr­heit be­ruht sol­ches Wie­der­er­ken­nen gar nicht auf Er­in­ne­rung, son­dern auf et­was völ­lig an­de­rem. Der Hund emp­fin­det ei­ne ge­wis­se An­zie­hung zu sei­nem Herrn. Die­se geht aus von der We­sen­heit des letz­te­ren. Die­se We­­sen­heit be­rei­tet dem Hun­de Lust, wenn der Herr für ihn ge­gen­wär­tig ist. Und je­des­mal, wenn die­se Ge­gen­wart des Herrn ein­tritt, ist sie die Ver­an­las­sung zu ei­ner Er­neue­rung der Lust. Er­in­ne­rung ist aber nur dann vor­han­den, wenn ein We­sen nicht bloß mit sei­nen Er­leb­nis­sen in der Ge­gen­wart emp­fin­det, son­dern wenn es die­je­ni­gen der Ver­gan­­gen­heit be­wahrt. Man könn­te so­gar die­ses zu­ge­ben und den­noch in den Irr­tum ver­fal­len, der Hund ha­be Er­in­ne­rung. Man könn­te näm­lich sa­gen: er trau­ert, wenn sein Herr ihn ver­läßt, al­so bleibt ihm die Er­in­ne­rung an den­sel­ben. Auch das ist ein un­rich­ti­ges Ur­teil. Durch das Zu­sam­men­­le­ben mit dem Herrn wird für den Hund des­sen Ge­gen­wart Be­dürf­nis, und er emp­fin­det da­durch die Ab­we­sen­heit in

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ähn­li­cher Art, wie er den Hun­ger emp­fin­de. Wer sol­che Un­ter­schei­dun­gen nicht macht, wird nicht zur Klar­heit über die wah­ren Ver­hält­nis­se des Le­bens kom­men.

Aus ge­wis­sen Vor­ur­tei­len her­aus wird man ge­gen die­se Dar­stel­lung ein­wen­den, daß man doch nicht wis­sen kön­ne, ob beim Tie­re et­was der men­sch­li­chen Er­in­ne­rung Ähn­li­ches vor­han­den sei oder nicht. Sol­cher Ein­wand be­ruht aber auf ei­ner un­ge­schul­ten Be­o­b­ach­tung. Wer wir­k­lich sin­n­­ge­mäß be­o­b­ach­ten kann, wie sich das Tier im Zu­sam­men­han­ge sei­ner Er­leb­nis­se ver­hält, der be­merkt den Un­ter­­schied die­ses Ver­hal­tens von dem des Men­schen. Und er wird sich klar, daß das Tier sich so ver­hält, wie es dem Nicht­vor­han­den­sein der Er­in­ne­rung ent­spricht. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung ist das oh­ne wei­te­res klar. Doch, was die­ser über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tung un­mit­tel­bar zum Be­wußt­sein kommt, das kann an sei­nen Wir­kun­gen auf die­­sem Ge­bie­te auch von der sinn­li­chen Wahr­neh­mung und de­ren den­ken­der Durch­drin­gung er­kannt wer­den. Wenn man sagt, der Mensch wis­se von sei­ner Er­in­ne­rung durch in­ne­re See­len­be­o­b­ach­tung, die er doch beim Tie­re nicht an­­s­tel­len kön­ne, so liegt ei­ner sol­chen Be­haup­tung ein ver­­häng­nis­vol­ler Irr­tum zu­grun­de. Was sich der Mensch über sei­ne Er­in­ne­rungs­fähig­keit zu sa­gen hat, das kann er näm­­lich gar nicht ei­ner in­ne­ren See­len­be­o­b­ach­tung ent­neh­men, son­dern al­lein dem, was er mit sich in dem Ver­hal­ten zu den Din­gen und Vor­gän­gen der Au­ßen­welt er­lebt. Die­se Er­leb­nis­se macht er mit sich und mit ei­nem an­dern Men­­schen und auch mit den Tie­ren auf die ganz glei­che Wei­se. Es ist nur ein Schein, der den Men­schen blen­det, wenn er glaubt, er be­ur­tei­le das Vor­han­den­sein der Er­in­ne­rung nur an der in­ne­ren Be­o­b­ach­tung. Was der Er­in­ne­rung als Kraft

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zu­grun­de liegt, mag in­ner­lich ge­nannt wer­den; das Ur­teil über die­se Kraft wird auch für die ei­ge­ne Per­son durch den Blick auf den Zu­sam­men­hang des Le­bens an der Au­ßen­welt er­wor­ben. Und die­sen Zu­sam­men­hang kann man wie bei sich auch bei dem Tie­re be­ur­tei­len. In be­zug auf sol­che Din­ge lei­det un­se­re ge­bräuch­li­che Psy­cho­lo­gie an ih­ren ganz un­­ge­schul­ten, un­ge­nau­en, im ho­hen Ma­ße durch Be­o­b­ach­tungs­­­feh­ler täu­schen­den Vor­stel­lun­gen.

Für das «Ich» be­deu­ten Er­in­ne­rung und Ver­ges­sen et­was durch­aus Ähn­li­ches wie für den As­tral­leib Wa­chen und Schlaf. Wie der Schlaf die Sor­gen und Be­küm­mer­nis­se des Ta­ges in ein Nichts ver­schwin­den läßt, so brei­tet Ver­ges­sen ei­nen Sch­lei­er über die sch­lim­men Er­fah­run­gen des Le­bens und löscht da­durch ei­nen Teil der Ver­gan­gen­heit aus. Und wie der. Schlaf not­wen­dig ist, da­mit die er­sc­höpf­ten Le­bens­kräf­te neu ge­stärkt wer­den, so muß der Mensch ge­wis­se Tei­le sei­ner Ver­gan­gen­heit aus der Er­in­ne­rung ver­til­gen, wenn er neu­en Er­leb­nis­sen frei und un­be­fan­gen ge­gen­über­ste­hen soll. Aber ge­ra­de aus dem Ver­ges­sen er­wächst ihm Stär­kung für die Wahr­neh­mung des Neu­en. Man den­ke an Tat­sa­chen wie das Ler­nen des Sch­rei­bens. Al­le Ein­zel­hei­ten, wel­che das Kind zu durch­le­ben hat, um sch­rei­ben zu ler­nen, wer­den ver­ges­sen. Was bleibt, ist die Fähig­keit des Sch­rei­bens. Wie wür­de der Mensch sch­rei­ben, wenn beim je­des­ma­li­gen An­­set­zen der Fe­der al­le die Er­leb­nis­se in der See­le als Er­in­ne­rung auf­s­tie­gen, wel­che beim Sch­rei­ben­ler­nen durch­ge­macht wer­den muß­ten.

Nun tritt die Er­in­ne­rung in ver­schie­de­nen Stu­fen auf. Schon das ist die ein­fachs­te Form der Er­in­ne­rung, wenn der Mensch ei­nen Ge­gen­stand wahr­nimmt und er dann nach dem Ab­wen­den von dem Ge­gen­stan­de die Vor­stel­lung von

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ihm wie­der er­we­cken kann. Die­se Vor­stel­lung hat der Mensch sich ge­bil­det, wäh­rend er den Ge­gen­stand wahr­ge­nom­men hat. Es hat sich da ein Vor­gang ab­ge­spielt zwi­schen sei­nem as­tra­li­schen Lei­be und sei­nem Ich. Der As­tral­leib hat den äu­ße­ren Ein­druck von dem Ge­gen­stan­de be­wußt ge­macht. Doch wür­de das Wis­sen von dem Ge­gen­stan­de nur so lan­ge dau­ern, als die­ser ge­gen­wär­tig ist, wenn das Ich nicht das Wis­sen in sich auf­neh­men und zu sei­nem Be­sitz­tu­me ma­chen wür­de. Hier an die­sem Punk­te schei­det die über­­sinn­li­che An­schau­ung das Leib­li­che von dem See­li­schen. Man spricht vom As­tral­lei­be, so­lan­ge man die Ent­ste­hung des Wis­sens von ei­nem ge­gen­wär­ti­gen Ge­gen­stan­de im Au­ge hat. Das­je­ni­ge aber, was dem Wis­sen Dau­er gibt, be­zeich­net man als See­le. Man sieht aber zu­g­leich aus dem Ge­sag­ten, wie eng ver­bun­den im Men­schen der As­tral­leib mit dem Tei­le der See­le ist, wel­cher dem Wis­sen Dau­er ver­leiht. Bei­de sind ge­wis­ser­ma­ßen zu ei­nem Glie­de der men­sch­li­chen We­sen­heit ve­r­ei­nigt. Des­halb kann man auch die­se Ve­r­ei­­ni­gung als As­tral­leib be­zeich­nen. Auch kann man, wenn man ei­ne ge­naue Be­zeich­nung will, von dem As­tral­leib des Men­­schen als dem See­len­leib sp­re­chen, und von der See­le, in­so­fern sie mit die­sem ve­r­ei­nigt ist, als der Emp­fin­dungs­see­le.

Das Ich steigt zu ei­ner höhe­ren Stu­fe sei­ner We­sen­heit, wenn es sei­ne Tä­tig­keit auf das rich­tet, was es aus dem Wis­­sen der Ge­gen­stän­de zu sei­nem Be­sitz­tum ge­macht hat. Dies ist die Tä­tig­keit, durch wel­che sich das Ich von den Ge­gen­­stän­den der Wahr­neh­mung im­mer mehr los­löst, um in sei­­nem ei­ge­nen Be­sit­ze zu ar­bei­ten. Den Teil der See­le, dem die­ses zu­kommt, kann man als Ver­stan­des- oder Ge­müts­­see­le be­zeich­nen. So­wohl der Emp­fin­dungs­see­le wie der Ver­stan­des­see­le ist es ei­gen, daß sie mit dem ar­bei­ten, was

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sie durch die Ein­drü­cke der von den Sin­nen wahr­ge­nom­­me­nen Ge­gen­stän­de er­hal­ten und da­von in der Er­in­ne­rung be­wah­ren. Die See­le ist da ganz hin­ge­ge­ben an das, was für sie ein Äu­ße­res ist. Auch dies hat sie ja von au­ßen emp­fan­­gen, was sie durch die Er­in­ne­rung zu ih­rem ei­ge­nen Be­sitz macht. Sie kann aber über all das hin­aus­ge­hen. Sie ist nicht al­lein Emp­fin­dungs- und Ver­stan­des­see­le. Die über­sinn­li­che An­schau­ung ver­mag am leich­tes­ten ei­ne Vor­stel­lung von die­sem Hin­aus­ge­hen zu bil­den, wenn sie auf ei­ne ein­fa­che Tat­sa­che hin­weist, die nur in ih­rer um­fas­sen­den Be­deu­tung ge­wür­digt wer­den muß. Es ist die­je­ni­ge, daß es im gan­zen Um­fan­ge der Spra­che ei­nen ein­zi­gen Na­men gibt, der sei­ner We­sen­heit nach sich von al­len an­dern Na­men un­ter­schei­­det. Dies ist eben der Na­me «Ich». Je­den an­dern Na­men kann dem Din­ge oder We­sen, de­nen er zu­kommt, je­der Mensch ge­ben. Das «Ich» als Be­zeich­nung für ein We­sen hat nur dann ei­nen Sinn, wenn die­ses We­sen sich die­se Be­zeich­nung selbst bei­legt. Nie­mals kann von au­ßen an ei­nes Men­schen Ohr der Na­me «Ich» als sei­ne Be­zeich­nung drin­gen; nur das We­sen selbst kann ihn auf sich an­wen­den. «Ich bin ein Ich nur für mich; für je­den an­dern bin ich ein Du; und je­der an­de­re ist für mich ein Du.» Die­se Tat­sa­che ist der äu­ße­re Aus­druck ei­ner tief be­deut­sa­men Wahr­heit. Das ei­gent­li­che We­sen des «Ich» ist von al­lem Äu­ße­ren un­­ab­hän­gig; des­halb kann ihm sein Na­me auch von kei­nem Äu­ße­ren zu­ge­ru­fen wer­den. Je­ne re­li­giö­sen Be­kennt­nis­se, wel­che mit Be­wußt­sein ih­ren Zu­sam­men­hang mit der über­­sinn­li­chen An­schau­ung auf­rech­t­er­hal­ten ha­ben, nen­nen da­her die Be­zeich­nung «Ich» den «un­aus­sp­rech­li­chen Na­men Got­tes». Denn ge­ra­de auf das An­ge­deu­te­te wird ge­wie­sen, wenn die­ser Aus­druck ge­braucht wird. Kein Äu­ße­res hat

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Zu­gang zu je­nem Tei­le der men­sch­li­chen See­le, der hier­mit ins Au­ge ge­faßt ist. Hier ist das «ver­bor­ge­ne Hei­lig­tum» der See­le. Nur ein We­sen kann da Ein­laß ge­win­nen, mit dem die See­le glei­cher Art ist. «Der Gott, der im Men­schen wohnt, spricht, wenn die See­le sich als Ich er­kennt.» Wie die Emp­fin­dungs­see­le und die Ver­stan­des­see­le in der äu­ße­­ren Welt le­ben, so taucht ein drit­tes Glied der See­le in das Gött­li­che ein, wenn die­se zur Wahr­neh­mung ih­rer ei­ge­nen We­sen­heit ge­langt.

Leicht kann dem­ge­gen­über das Mißv­er­ständ­nis ent­s­te­hen, als ob sol­che An­schau­un­gen das Ich mit Gott für Eins er­klär­ten. Aber sie sa­gen durch­aus nicht, daß das Ich Gott sei, son­dern nur, daß es mit dem Gött­li­chen von ei­ner­lei Art und We­sen­heit ist. Be­haup­tet denn je­mand, der Trop­­fen Was­ser, der dem Mee­re ent­nom­men ist, sei das Meer, wenn er sagt: der Trop­fen sei der­sel­ben We­sen­heit oder Sub­stanz wie das Meer? Will man durch­aus ei­nen Ver­g­leich ge­brau­chen, so kann man sa­gen: wie der Trop­fen sich zu dem Mee­re ver­hält, so ver­hält sich das «Ich» zum Göt­t­­li­chen. Der Mensch kann in sich ein Gött­li­ches fin­den, weil sein ur­ei­gens­tes We­sen dem Gött­li­chen ent­nom­men ist. So al­so er­langt der Mensch durch die­ses sein drit­tes See­len­g­lied, ein in­ne­res Wis­sen von sich selbst, wie er durch den As­tral­­leib ein Wis­sen von der Au­ßen­welt er­hält. Des­halb kann die Ge­heim­wis­sen­schaft die­ses drit­te See­len­g­lied auch die Be­wußt­s­eins­see­le nen­nen. Und in ih­rem Sin­ne be­steht das See­li­sche aus drei Glie­dern: der Emp­fin­dungs­see­le, Ver­­­stan­des­see­le und Be­wußt­s­eins­see­le, wie das Leib­li­che aus drei Glie­dern be­steht, dem phy­si­schen Leib, dem Äther­leib und dem As­tral­leib.

Psy­cho­lo­gi­sche Be­o­b­ach­tungs­feh­ler, ähn­lich den­je­ni­gen,

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die schon für die Be­ur­tei­lung der Er­in­ne­rungs­fähig­keit be­­spro­chen wor­den sind, ma­chen auch die rech­te Ein­sicht in die We­sen­heit des «Ich» schwie­rig. Man kann man­ches, das man glaubt ein­zu­se­hen, für ei­ne Wi­der­le­gung des oben in die­ser Be­zie­hung Aus­ge­führ­ten hal­ten, wäh­rend es in Wahr­heit ei­ne Be­stä­ti­gung dar­s­tellt. Sol­ches ist der Fall, zum Bei­spiel, mit den Be­mer­kun­gen, die Edu­ard von Hart­mann auf Sei­te 55f. sei­nes «Grun­d­ris­ses der Psy­cho­lo­gie»01 über das «Ich» an­gibt: «Zu­nächst ist das Selbst­be­wußt­sein äl­ter als das Wort Ich. Die per­sön­li­chen Für­wör­ter sind ein ziem­­lich spä­tes Pro­dukt der Sprach­ent­wi­cke­lung und ha­ben für die Spra­che nur den Wert von Ab­kür­zun­gen. Das Wort Ich ist ein kür­ze­rer Er­satz für den Ei­gen­na­men des Re­den­den, aber ein Er­satz, den je­der Re­den­de als sol­cher von sich braucht, gleich­viel mit wel­chem Ei­gen­na­men die an­de­ren ihn be­nen­nen. Das Selbst­be­wußt­sein kann sich bei Tie­ren und bei un­un­ter­rich­te­ten taub­s­tum­men Men­schen sehr hoch ent­wi­ckeln, selbst oh­ne an ei­nen Ei­gen­na­men an­zu­knüp­fen. Das Be­wußt­sein des Ei­gen­na­mens kann voll­stän­dig den feh­­len­den Ge­brauch des Ich er­set­zen. Mit die­ser Ein­sicht ist der ma­gi­sche Nim­bus be­sei­tigt, mit dem für vie­le das Wört­chen Ich um­k­lei­det ist; es kann dem Be­griff des Selbst­be­wußt­­­seins nicht das min­des­te hin­zu­set­zen, son­dern emp­fängt sei­­nen gan­zen In­halt le­dig­lich von die­sem.» Man kann mit sol­chen An­sich­ten ganz ein­ver­stan­den sein; auch da­mit, daß dem Wört­chen Ich kein ma­gi­scher Nim­bus ver­lie­hen wer­de, der die be­son­ne­ne An­schau­ung über die Sa­che nur tr­übt. Aber für das We­sen ei­ner Sa­che ent­schei­det nicht, wie all­mäh­lich die Wort­be­zeich­nung für die­se Sa­che her­bei­ge­führt wird. Eben dar­auf kommt es an, daß die wir­k­li­che We­sen­heit

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#F­N013-068-01 Sys­tem der Phi­lo­so­phie im Grun­driß. Band III. Bad Sach­sa 1908.

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des Ich im Selbst­be­wußt­sein «äl­ter ist als das Wort Ich». Und daß der Mensch ge­nö­t­igt ist, die­ses mit sei­nen nur ihm zu­kom­men­den Ei­gen­hei­ten be­haf­te­te Wört­chen für das zu ge­brau­chen, was er im Wech­sel­ver­hält­nis zur Au­ßen­welt an­ders er­lebt, als es das Tier er­le­ben kann. So we­nig ir­gend et­was über die We­sen­heit des Drei­ecks er­kannt wer­­den kann da­durch, daß man zeigt, wie das «Wort» Drei­eck sich ge­bil­det hat, so we­nig ent­schei­det über die We­sen­heit des Ich, was man wis­sen kann dar­über, wie aus an­de­rem Wort­ge­brauch der des Ich in der Sprach­ent­wi­cke­lung sich ge­stal­tet hat.

In der Be­wußt­s­eins­see­le ent­hüllt sich erst die wir­k­li­che Na­tur des «Ich». Denn wäh­rend sich die See­le in Emp­fin­­dung und Ver­stand an an­de­res ver­liert, er­g­reift sie als Be­wußt­s­eins­see­le ih­re ei­ge­ne We­sen­heit. Da­her kann die­ses «Ich» durch die Be­wußt­s­eins­see­le auch nicht an­ders als durch ei­ne ge­wis­se in­ne­re Tä­tig­keit wahr­ge­nom­men wer­den. Die Vor­stel­lun­gen von äu­ße­ren Ge­gen­stän­den wer­den ge­bil­det, so wie die­se Ge­gen­stän­de kom­men und ge­hen; und die­se Vor­stel­lun­gen ar­bei­ten im Ver­stan­de wei­ter durch ih­re ei­ge­ne Kraft. Soll aber das «Ich» sich selbst wahr­neh­men, so kann es nicht bloß sich hin­ge­ben; es muß durch in­ne­re Tä­tig­keit sei­ne We­sen­heit aus den ei­ge­nen Tie­fen erst her­auf­ho­len, um ein Be­wußt­sein da­von zu ha­ben. Mit der Wahr­neh­mung des «Ich» mit der Selbst­be­sin­nung be­ginnt ei­ne in­ne­re Tä­tig­keit des «Ich». Durch die­se Tä­tig­keit hat die Wahr­­neh­mung des Ich in der Be­wußt­s­eins­see­le für den Men­schen ei­ne ganz an­de­re Be­deu­tung als die Be­o­b­ach­tung al­les des­­sen, was durch die drei Lei­bes­g­lie­der und durch die bei­den an­dern Glie­der der See­le an ihn heran­dringt. Die Kraft, wel­che in der Be­wußt­s­eins­see­le das Ich of­fen­bar macht, ist

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ja die­sel­be wie die­je­ni­ge, wel­che sich in al­ler üb­ri­gen Welt kund­gibt. Nur tritt sie in dem Lei­be und in den nie­de­ren See­len­g­lie­dern nicht un­mit­tel­bar her­vor, son­dern of­fen­bart sich stu­fen­wei­se in ih­ren Wir­kun­gen. Die un­ters­te Of­fen­­ba­rung ist die­je­ni­ge durch den phy­si­schen Leib; dann geht es stu­fen­wei­se hin­auf bis zu dem, was die Ver­stan­des­see­le er­füllt. Man könn­te sa­gen, mit dem Hin­an­s­tei­gen über je­de Stu­fe fällt ei­ner der Sch­lei­er, mit de­nen das Ver­bor­ge­ne um­­hüllt ist. In dem, was die Be­wußt­s­eins­see­le er­füllt, tritt die­­ses Ver­bor­ge­ne hül­len­los in den in­ners­ten See­l­en­tem­pel. Doch zeigt es sich da eben nur wie ein Trop­fen aus dem Mee­re der al­les durch­drin­gen­den Geis­tig­keit. Aber der Mensch muß die­se Geis­tig­keit hier zu­nächst er­g­rei­fen. Er muß sie in sich selbst er­ken­nen; dann kann er sie auch in ih­ren Of­fen­ba­run­gen fin­den.

Was da wie ein Trop­fen he­r­e­in­dringt in die Be­wußt­s­eins­see­le, das nennt die Ge­heim­wis­sen­schaft den Geist. So ist die Be­wußt­s­eins­see­le mit dem Geis­te ver­bun­den, der das Ver­bor­ge­ne in al­lem Of­fen­ba­ren ist. Wenn der Mensch nun den Geist in al­ler Of­fen­ba­rung er­g­rei­fen will, so muß er dies auf die­sel­be Art tun, wie er das Ich in der Be­wußt­­­s­eins­see­le er­g­reift. Er muß die Tä­tig­keit, wel­che ihn zum Wahr­neh­men die­ses Ich ge­führt hat, auf die of­fen­ba­re Welt hin­wen­den. Da­durch aber ent­wi­ckelt er sich zu höhe­ren Stu­­fen sei­ner We­sen­heit. Er setzt den Lei­bes- und See­len­g­lie­­dern Neu­es an. Das nächs­te ist, daß er das­je­ni­ge auch noch selbst er­obert, was in den nie­de­ren Glie­dern sei­ner See­le ver­bor­gen liegt. Und dies ge­schieht durch sei­ne vom Ich aus­ge­hen­de Ar­beit an sei­ner See­le. Wie der Mensch in die­­ser Ar­beit be­grif­fen ist, das wird an­schau­lich, wenn man ei­nen Men­schen, der noch ganz nie­de­rem Be­geh­ren und

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so­ge­nann­ter sinn­li­cher Lust hin­ge­ge­ben ist, ver­g­leicht mit ei­nem ed­len Idea­lis­ten. Der letz­te­re wird aus dem ers­te­ren, wenn je­ner sich von ge­wis­sen nie­de­ren Nei­gun­gen ab­zieht und höhe­ren zu­wen­det. Er hat da­durch vom Ich aus ver­­e­delnd, ver­geis­ti­gend auf sei­ne See­le ge­wirkt. Das Ich ist Herr ge­wor­den inn­er­halb des See­len­le­bens. Das kann so weit ge­hen, daß in der See­le kei­ne Be­gier­de, kei­ne Lust Platz greift, oh­ne daß das Ich die Ge­walt ist, wel­che den Ein­laß er­mög­licht. Auf die­se Art wird dann die gan­ze See­le ei­ne Of­fen­ba­rung des Ich, wie es vor­her nur die Be­wußt­­­s­eins­see­le war. Im Grun­de be­steht al­les Kul­tur­le­ben und al­les geis­ti­ge St­re­ben der Men­schen aus ei­ner Ar­beit, wel­che die­se Herr­schaft des Ich zum Zie­le hat. Je­der ge­gen­wär­tig le­ben­de Mensch ist in die­ser Ar­beit be­grif­fen: er mag wol­­len oder nicht, er mag von die­ser Tat­sa­che ein Be­wußt­sein ha­ben oder nicht.

Durch die­se Ar­beit aber geht es zu höhe­ren Stu­fen der Men­schen­we­sen­heit hin­an. Der Mensch ent­wi­ckelt durch sie neue Glie­der sei­ner We­sen­heit. Die­se lie­gen als Ver­bor­ge­nes hin­ter dem für ihn Of­fen­ba­ren. Es kann sich der Mensch aber nicht nur durch die Ar­beit an sei­ner See­le vom Ich aus zum Herr­scher über die­se See­le ma­chen, so daß die­se aus dem Of­fen­ba­ren das Ver­bor­ge­ne her­vor­t­reibt, son­dern er kann die­se Ar­beit auch er­wei­tern. Er kann über­g­rei­fen auf den As­tral­leib. Da­durch be­mäch­tigt sich das Ich die­ses As­tral­­lei­bes, in­dem es sich mit des­sen ver­bor­ge­ner We­sen­heit ver­­ei­nigt. Die­ser durch das Ich er­ober­te, von ihm um­ge­wan­del­te As­tral­leib kann das Geist­selbst ge­nannt wer­den. (Es ist dies das­sel­be, was man in An­leh­nung an die mor­gen­län­di­sche Weis­heit «Ma­nas» nennt.) In dem Geist­selbst ist ein höh­e­­res Glied der Men­schen­we­sen­heit ge­ge­ben, ein sol­ches, das

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in ihr gleich­sam keim­haft vor­han­den ist und das im Lau­fe ih­rer Ar­beit an sich selbst im­mer mehr her­aus­kommt.

Wie der Mensch sei­nen As­tral­leib er­obert da­durch, daß er zu den ver­bor­ge­nen Kräf­ten, die hin­ter ihm ste­hen, vor­dringt, so ge­schieht das im Lau­fe der Ent­wi­cke­lung auch mit dem Äther­lei­be. Die Ar­beit an die­sem Äther­lei­be ist aber ei­ne in­ten­si­ve­re als die am As­tral­lei­be; denn was sich in dem ers­te­ren ver­birgt, das ist in zwei, das Ver­bor­ge­ne des As­tral­lei­bes je­doch nur in ei­nen Sch­lei­er ge­hüllt. Man kann sich ei­nen Be­griff von dem Un­ter­schie­de in der Ar­beit an den bei­den Lei­bern bil­den, in­dem man auf ge­wis­se Ve­r­än­de­run­­gen hin­weist, die mit dem Men­schen im Ver­lau­fe sei­ner En­t­­wi­cke­lung ein­t­re­ten kön­nen. Man den­ke zu­nächst, wie ge­­wis­se See­len­ei­gen­schaf­ten des Men­schen sich ent­wi­ckeln, wenn das Ich an der See­le ar­bei­tet. Wie Lust und Be­gier­den, Freu­de und Sch­merz sich än­dern kön­nen. Der Mensch braucht da nur zu­rück­zu­den­ken an die Zeit sei­ner Kind­heit. Woran hat er da sei­ne Freu­de ge­habt; was hat ihm Leid ver­ur­sacht? Was hat er zu dem hin­zu­ge­lernt, was er in der Kind­heit ge­konnt hat? Al­les das aber ist nur ein Aus­druck da­von, wie das Ich die Herr­schaft er­langt hat über den As­tral­leib. Denn die­ser ist ja der Trä­ger von Lust und Leid, von Freu­de und Sch­merz. Und man ver­g­lei­che da­mit, wie we­nig sich im Lau­fe der Zeit ge­wis­se an­de­re Ei­gen­schaf­ten des Men­­schen än­dern, zum Bei­spiel sein Tem­pe­ra­ment, die tie­fe­ren Ei­gen­tüm­lich­kei­ten sei­nes Cha­rak­ters usw. Ein Mensch, der als Kind jäh­zor­nig ist, wird ge­wis­se Sei­ten des Jäh­zorns auch für sei­ne Ent­wi­cke­lung in das spä­te­re Le­ben hin­ein oft bei­be­hal­ten. Die Sa­che ist so auf­fal­lend, daß es Den­ker gibt, wel­che die Mög­lich­keit ganz in Ab­re­de stel­len, daß der Grund­cha­rak­ter ei­nes Men­schen sich än­dern kön­ne. Sie neh­men an,

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daß die­ser et­was durch das Le­ben hin­durch Blei­ben­des sei, wel­ches sich nur nach die­ser oder je­ner Sei­te of­fen­ba­re. Ein sol­ches Ur­teil be­ruht aber nur auf ei­nem Man­gel in der Be­o­bach­tung. Wer den Sinn da­für hat, sol­che Din­ge zu se­hen, dem wird klar, daß sich auch Cha­rak­ter und Tem­pe­ra­ment des Men­schen un­ter dem Ein­flus­se sei­nes Ich än­dern. Al­ler­­dings ist die­se Än­de­rung im Ver­hält­nis zur Än­de­rung der vor­hin ge­kenn­zeich­ne­ten Ei­gen­schaf­ten ei­ne lang­sa­me. Man kann den Ver­g­leich ge­brau­chen, daß das Ver­hält­nis der bei­der­lei Än­de­run­gen ist wie das Vor­rü­cken des Stun­den­zei­gers der Uhr im Ver­hält­nis zum Mi­nu­ten­zei­ger. Nun ge­hö­ren die Kräf­te, wel­che die­se Än­de­rung von Cha­rak­ter oder Tem­pe­ra­ment be­wir­ken, dem ver­bor­ge­nen Ge­biet des Äther­lei­bes an. Sie sind glei­cher Art mit den Kräf­ten, wel­che im Rei­che des Le­bens herr­schen, al­so mit den Wachs­tums-, Er­näh­rungs­kräf­ten und den­je­ni­gen, wel­che der Fortpflan­zung die­nen. Auf die­se Din­ge wird durch die wei­te­ren Aus­­­füh­run­gen die­ser Schrift das rech­te Licht fal­len. Al­so nicht, wenn sich der Mensch bloß hin­gibt an Lust und Leid, an Freu­de und Sch­merz, ar­bei­tet das Ich am As­tral­leib, son­­dern wenn sich die Ei­gen­tüm­lich­kei­ten die­ser See­len­ei­gen­­schaf­ten än­dern. Und eben­so er­st­reckt sich die Ar­beit auf den Äther­leib, wenn das Ich sei­ne Tä­tig­keit an ei­ne Än­de­rung sei­ner Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten, sei­ner Tem­pe­ra­men­te usw. wen­det. Auch an die­ser letz­te­ren Än­de­rung ar­bei­tet je­der Mensch: er mag sich des­sen be­wußt sein oder nicht. Die stärks­ten Im­pul­se, wel­che im ge­wöhn­li­chen Le­ben auf die­se Än­de­rung hin­ar­bei­ten, sind die re­li­giö­sen. Wenn das Ich die An­trie­be, die aus der Re­li­gi­on flie­ßen, im­mer wie­der und wie­der auf sich wir­ken läßt, so bil­den die­se in ihm ei­ne Macht, wel­che bis in den Äther­leib hin­ein­wirkt und die­sen

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eben­so wan­delt, wie ge­rin­ge­re An­trie­be des Le­bens die Ver­­wand­lung des As­tral­lei­bes be­wir­ken. Die­se ge­rin­ge­ren An­­trie­be des Le­bens, wel­che durch Ler­nen, Nach­den­ken, Ver­­e­de­lung der Ge­füh­le usw. an den Men­schen her­an­kom­men, un­ter­lie­gen dem man­nig­fal­tig wech­seln­den Da­sein; die re­­li­giö­sen Emp­fin­dun­gen drü­cken aber al­lem Den­ken, Füh­­len und Wol­len et­was Ein­heit­li­ches auf. Sie brei­ten gleich­­sam ein ge­mein­sa­mes, ein­heit­li­ches Licht über das gan­ze See­len­le­ben aus. Der Mensch denkt und fühlt heu­te dies, mor­gen je­nes. Da­zu füh­ren die ver­schie­dens­ten Ver­an­las­­sun­gen. Wer aber durch sein wie im­mer ge­ar­te­tes re­li­giö­ses Emp­fin­den et­was ahnt, das sich durch al­len Wech­sel hin­durch­zieht, der wird, was er heu­te denkt und fühlt, eben­so auf die­se Grund­emp­fin­dung be­zie­hen wie die mor­gi­gen Er­­leb­nis­se sei­ner See­le. Das re­li­giö­se Be­kennt­nis hat da­durch et­was Durch­g­rei­fen­des im See­len­le­ben; sei­ne Ein­flüs­se ver­­­stär­ken sich im Lau­fe der Zeit im­mer mehr, weil sie in fort­dau­ern­der Wie­der­ho­lung wir­ken. Des­halb er­lan­gen sie die Macht, auf den Äther­leib zu wir­ken. In ähn­li­cher Art wir­ken die Ein­flüs­se der wah­ren Kunst auf den Men­schen. Wenn er durch die äu­ße­re Form, durch Far­be und Ton ei­nes Kunst­wer­kes die geis­ti­gen Un­ter­grün­de des­sel­ben mit Vor­s­tel­len und Ge­fühl durch­dringt, dann wir­ken die Im­­pul­se, wel­che da­durch das Ich emp­fängt, in der Tat auch bis auf den Äther­leib. Wenn man die­sen Ge­dan­ken zu En­de denkt, so kann man er­mes­sen, welch un­ge­heu­re Be­deu­tung die Kunst für al­le men­sch­li­che Ent­wi­cke­lung hat. Nur auf ei­ni­ges ist hier­mit hin­ge­wie­sen, was dem Ich die An­trie­be lie­fert, auf den Äther­leib zu wir­ken. Es gibt vie­le der­g­lei­chen Ein­flüs­se im Men­schen­le­ben, die dem be­o­b­ach­ten­den Blick nicht so of­fen lie­gen wie die ge­nann­ten. Aber schon

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aus die­sen ist er­sicht­lich, daß im Men­schen ein wei­te­res Glied sei­ner We­sen­heit ver­bor­gen ist, wel­ches das Ich im­mer mehr und mehr her­aus­ar­bei­tet. Man kann die­ses Glied als das zwei­te des Geis­tes, und zwar als den Le­bens­geist be­zeich­nen. (Es ist das­sel­be, was man mit An­leh­nung an die mor­gen­län­­di­sche Weis­heit «Buddhi» nennt.) Der Aus­druck «Le­bens­geist» ist des­halb der ent­sp­re­chen­de, weil in dem, was er be­zeich­net, die­sel­ben Kräf­te wirk­sam sind wie in dem «Le­bens­leib»; nur ist in die­sen Kräf­ten, wenn sie als Le­bens­leib sich of­fen­ba­ren, das men­sch­li­che Ich nicht tä­tig. Äu­ßern sie sich aber als Le­bens­geist, so sind sie von der Tä­tig­keit des Ich durch­setzt.

Die in­tel­lek­tu­el­le Ent­wi­cke­lung des Men­schen, sei­ne Läu­­te­rung und Ve­r­e­de­lung von Ge­füh­len und Wil­lens­äu­ße­run­­gen sind das Maß sei­ner Ver­wand­lung des As­tral­lei­bes zum Geist­selbst; sei­ne re­li­giö­sen Er­leb­nis­se und man­che an­de­ren Er­fah­run­gen prä­gen sich dem Äther­lei­be ein und ma­chen die­sen zum Le­bens­geist. Im ge­wöhn­li­chen Ver­lau­fe des Le­bens ge­schieht dies mehr oder we­ni­ger un­be­wußt, da­ge­gen be­steht die so­ge­nann­te Ein­wei­hung des Men­schen da­rin, daß er durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis auf die Mit­tel hin­ge­wie­sen wird, wo­durch er die­se Ar­beit im Geist­selbst und Le­bens­geist ganz be­wußt in die Hand neh­men kann. Von die­sen Mit­teln wird in spä­te­ren Tei­len die­ser Schrift die Re­de sein. Vor­läu­fig han­del­te es sich dar­um, zu zei­gen, daß im Men­schen au­ßer der See­le und dem Lei­be auch der Geist wirk­sam ist. Auch das wird sich spä­ter zei­gen, wie die­ser Geist zum Ewi­gen des Men­schen, im Ge­gen­satz zu dem ver­­­gäng­li­chen Lei­be, ge­hört.

Mit der Ar­beit am As­tral­leib und am Äther­leib ist aber die Tä­tig­keit des Ich noch nicht er­sc­höpft. Die­se er­st­reckt

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sich auch auf den phy­si­schen Leib. Ei­nen An­flug von dem Ein­flus­se des Ich auf den phy­si­schen Leib kann man se­hen, wenn durch ge­wis­se Er­leb­nis­se zum Bei­spiel Er­rö­ten oder Er­b­lei­chen ein­t­re­ten. Hier ist das Ich in der Tat der Ver­an­las­ser ei­nes Vor­gan­ges im phy­si­schen Leib. Wenn nun durch die Tä­tig­keit des Ich im Men­schen Ve­r­än­de­run­gen ein­t­re­ten in be­zug auf sei­nen Ein­fluß im phy­si­schen Lei­be, so ist das Ich wir­k­lich ve­r­ei­nigt mit den ver­bor­ge­nen Kräf­ten die­ses phy­si­schen Lei­bes. Mit den­sel­ben Kräf­ten, wel­che sei­ne phy­­si­schen Vor­gän­ge be­wir­ken. Man kann dann sa­gen, das Ich ar­bei­tet durch ei­ne sol­che Tä­tig­keit am phy­si­schen Lei­be. Es darf die­ser Aus­druck nicht mißv­er­stan­den wer­den. Die Mei­­nung darf gar nicht auf­kom­men, als ob die­se Ar­beit et­was Grob-Ma­te­ri­el­les sei. Was am phy­si­schen Lei­be als das Grob-Ma­te­ri­el­le er­scheint, das ist ja nur das Of­fen­ba­re an ihm. Hin­ter die­sem Of­fen­ba­ren lie­gen die ver­bor­ge­nen Kräf­te sei­­nes We­sens. Und die­se sind geis­ti­ger Art. Nicht von ei­ner Ar­beit an dem Ma­te­ri­el­len, als wel­ches der phy­si­sche Leib er­scheint, soll hier ge­spro­chen wer­den, son­dern von der gei­s­ti­gen Ar­beit an den un­sicht­ba­ren Kräf­ten, wel­che ihn en­t­­­ste­hen las­sen und wie­der zum Zer­fall brin­gen. Für das ge­wöhn­li­che Le­ben kann dem Men­schen die­se Ar­beit des Ich am phy­si­schen Lei­be nur mit ei­ner sehr ge­rin­gen Klar­heit zum Be­wußt­sein kom­men. Die­se Klar­heit kommt im vol­len Ma­ße erst, wenn un­ter dem Ein­fluß der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis der Mensch die Ar­beit be­wußt in die Hand nimmt. Dann aber tritt zu­ta­ge, daß es noch ein drit­tes geis­ti­ges Glied im Men­schen gibt. Es ist das­je­ni­ge, wel­ches der Geis­tes­mensch im Ge­gen­sat­ze zum phy­si­schen Men­schen ge­nannt wer­den kann. (In der mor­gen­län­di­schen Weis­heit heißt die­ser «Gei­s­tes­mensch» das «At­ma».)

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Man wird in be­zug auf den Geis­tes­men­schen auch da­durch leicht ir­re­ge­führt, daß man in dem phy­si­schen Lei­be das nie­d­rigs­te Glied des Men­schen sieht und sich des­we­gen mit der Vor­stel­lung nur schwer ab­fin­det, daß die Ar­beit an die­­sem phy­si­schen Lei­be zu dem höchs­ten Glied in der Men­­schen­we­sen­heit kom­men soll. Aber ge­ra­de des­we­gen, weil der phy­si­sche Leib den in ihm tä­ti­gen Geist un­ter drei Sch­lei­ern ver­birgt, ge­hört die höchs­te Art von men­sch­li­cher Ar­beit da­zu, um das Ich mit dem zu ei­ni­gen, was sein ver­­­bor­ge­ner Geist ist.

So stellt sich der Mensch für die Ge­heim­wis­sen­schaft als ei­ne aus ver­schie­de­nen Glie­dern zu­sam­men­ge­setz­te We­sen­heit dar. Leib­li­cher Art sind: der phy­si­sche Leib, der Äther­leib und der As­tral­leib. See­lisch sind: Emp­fin­dungs­see­le, Ver­stan­des­see­le und Be­wußt­s­eins­see­le. In der See­le brei­tet das Ich sein Licht aus. Und geis­tig sind: Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­mensch. Aus den obi­gen Aus­füh­run­gen geht her­vor, daß die Emp­fin­dungs­see­le und der As­tral­leib eng ve­r­ei­nigt sind und in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung ein Gan­zes aus­ma­chen. In ähn­li­cher Art sind Be­wußt­s­eins­see­le und Geist­­selbst ein Gan­zes. Denn in der Be­wußt­s­eins­see­le leuch­tet der Geist auf und von ihr aus durch­strahlt er die an­dern Glie­­der der Men­schen­na­tur. Mit Rück­sicht dar­auf kann man auch von der fol­gen­den Glie­de­rung des Men­schen sp­re­chen. Man kann As­tral­leib und Emp­fin­dungs­see­le als ein Glied zu­sam­­men­fas­sen, eben­so Be­wußt­s­eins­see­le und Geist­selbst und kann die Ver­stan­des­see­le, weil sie an der Ich-Na­tur Teil hat, weil sie in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung schon das «Ich» ist, das sich sei­ner Geist­we­sen­heit nur noch nicht be­wußt ist, als «Ich» sch­lecht­weg be­zeich­nen und be­kommt dann sie­ben Tei­le des Men­schen: 1. Phy­si­scher Leib; 2. Äther­leib oder Le­bens­leib;

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3. As­tral­leib; 4. Ich; 5. Geist­selbst; 6. Le­bens­geist; 7. Geist­mensch.

Auch für den an ma­te­ria­lis­ti­sche Vor­stel­lun­gen ge­wöhn­­ten Men­schen wür­de die­se Glie­de­rung des Men­schen im Sin­ne der Sie­ben­zahl nicht das «un­klar Zau­ber­haf­te» ha­ben, das er ihr oft zu­sch­reibt, wenn er sich ge­nau an den Sinn der obi­gen Au­s­ein­an­der­set­zun­gen hal­ten wür­de und nicht von vorn­he­r­ein die­ses «Zau­ber­haf­te» selbst in die Sa­che hin­ein­­le­gen wür­de. In kei­ner an­dern Art, nur vom Ge­sichts­punk­te ei­ner höhe­ren Form der Welt­be­o­b­ach­tung aus, soll­te von die­sen «sie­ben» Glie­dern des Men­schen ge­spro­chen wer­den, so wie man von den sie­ben Far­ben des Lich­tes spricht oder von den sie­ben Tö­nen der Ton­lei­ter (in­dem man die Ok­­ta­ve als ei­ne Wie­der­ho­lung des Grund­to­nes be­trach­tet). Wie das Licht in sie­ben Far­ben, der Ton in sie­ben Stu­fen er­­scheint, so die ein­heit­li­che Men­schen­na­tur in den ge­ken­n­zeich­ne­ten sie­ben Glie­dern. So we­nig die Sie­ben­zahl bei Ton und Far­be et­was von «Aber­glau­ben» mit sich führt, so we­­nig ist das mit Be­zug auf sie bei der Glie­de­rung des Men­schen der Fall. (Es ist bei ei­ner Ge­le­gen­heit, als dies ein­mal münd­lich vor­ge­bracht wor­den ist, ge­sagt wor­den, daß die Sa­che bei den Far­ben mit der Sie­ben­zahl doch nicht stim­me, da jen­seits des «Ro­ten» und des «Vio­let­ten» doch auch noch Far­ben lie­gen, wel­che das Au­ge nur nicht wahr­nimmt. Aber auch in An­be­tracht des­sen stimmt der Ver­g­leich mit den Far­­ben, denn auch jen­seits des phy­si­schen Lei­bes auf der ei­nen Sei­te und jen­seits des Geis­tes­men­schen an­der­seits setzt sich die We­sen­heit des Men­schen fort; nur sind für die Mit­tel der geis­ti­gen Be­o­b­ach­tung die­se Fort­set­zun­gen «geis­tig un­­sicht­bar», wie die Far­ben jen­seits von Rot und Vio­lett für das phy­si­sche Au­ge un­sicht­bar sind. Die­se Be­mer­kung muß­te

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ge­macht wer­den, weil so leicht die Mei­nung auf­kommt, die über­sinn­li­che An­schau­ung neh­me es mit dem na­tur­wis­sen­­schaft­li­chen Den­ken nicht ge­nau, sie sei in be­zug auf das­­sel­be di­let­tan­tisch. Wer aber rich­tig zu­sieht, was mit dem Ge­sag­ten ge­meint ist, der kann fin­den, daß dies in Wahr­heit nir­gends in ei­nem Wi­der­spruch steht mit der ech­ten Na­tur­wis­sen­schaft; we­der wenn na­tur­wis­sen­schaft­li­che Ta­t­­sa­chen zur Ver­an­schau­li­chung her­an­ge­zo­gen wer­den, noch auch wenn mit den hier ge­mach­ten Äu­ße­run­gen auf ein un­­mit­tel­ba­res Ver­hält­nis zu der Na­tur­for­schung ge­deu­tet wird.)

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SCHLAF UND TOD

Man kann das We­sen des wa­chen Be­wußt­seins nicht durch­drin­gen oh­ne die Be­o­b­ach­tung des­je­ni­gen Zu­stan­des, wel­chen der Mensch wäh­rend des Schla­fens durch­lebt; und man kann dem Rät­sel des Le­bens nicht bei­kom­men, oh­ne den Tod zu be­trach­ten. Für ei­nen Men­schen, in dem kein Ge­­fühl lebt von der Be­deu­tung der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis, kön­nen sich schon dar­aus Be­den­ken ge­gen die­se er­ge­ben, wie sie ih­re Be­trach­tun­gen des Schla­fes und des To­des treibt. Die­se Er­kennt­nis kann die Be­weg­grün­de wür­di­gen, aus de­nen sol­che Be­den­ken ent­sprin­gen. Denn es ist nichts Un­be­g­reif­li­ches, wenn je­mand sagt, der Mensch sei für das tä­ti­ge, wirk­sa­me Le­ben da und sein Schaf­fen be­ru­he auf der Hin­­ga­be an die­ses. Und die Ver­tie­fung in Zu­stän­de wie Schlaf und Tod kön­ne nur aus dem Sinn für mü­ß­i­ge Träu­me­rei ent­sprin­gen und zu nichts an­de­rem als zu lee­rer Phan­tas­tik füh­ren. Es kön­nen leicht Men­schen in der Ab­leh­nung ei­ner sol­chen «Phan­tas­tik» den Aus­druck ei­ner ge­sun­den See­le se­hen und in der Hin­ga­be an der­lei «mü­ß­i­ge Träu­me­rei­en» et­was Krank­haf­tes, das nur Per­so­nen eig­nen mag, de­nen es an Le­bens­kraft und Le­bens­f­reu­de man­gelt und die nicht zum «wah­ren Schaf­fen» be­fähigt sind. Man tut Un­recht, wenn man ein sol­ches Ur­teil oh­ne wei­te­res als un­rich­tig hin­s­tellt. Denn es hat ei­nen ge­wis­sen wah­ren Kern in sich; es ist ei­ne Vier­tel­wahr­heit, die durch die üb­ri­gen drei Vier­­tel, wel­che zu ihr ge­hö­ren, er­gänzt wer­den muß. Und man macht den­je­ni­gen, der das ei­ne Vier­tel ganz gut ein­sieht, von den an­dern drei Vier­teln aber nichts ahnt, nur mi­ß­trau­isch, wenn man das ei­ne rich­ti­ge Vier­tel be­kämpft. Es muß näm­lich un­be­dingt zu­ge­ge­ben wer­den, daß ei­ne

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Be­trach­tung des­sen, was Schlaf und Tod ver­hül­len, krank­haft ist, wenn sie zu ei­ner Schwächung, zu ei­ner Ab­kehr vom wah­ren Le­ben führt. Und nicht we­ni­ger kann man da­mit ein­ver­stan­den sein, daß vie­les, was sich von je­her in der Welt Ge­heim­wis­sen­schaft ge­nannt hat und was auch ge­gen­wär­tig un­ter die­sem Na­men ge­trie­ben wird, ein un­ge­sun­­des, le­bens­feind­li­ches Ge­prä­ge trägt. Aber die­ses Un­ge­sun­de ent­springt durch­aus nicht aus wah­rer über­sinn­li­cher Er­kennt­nis. Der wah­re Tat­be­stand ist viel­mehr der fol­gen­de. Wie der Mensch nicht im­mer wa­chen kann, so kann er auch für die wir­k­li­chen Ver­hält­nis­se des Le­bens in sei­nem gan­zen Um­fan­ge nicht aus­kom­men oh­ne das, was ihm das Über­sinn­li­che zu ge­ben ver­mag. Das Le­ben dau­ert fort im Schla­fe, und die Kräf­te, wel­che im Wa­chen ar­bei­ten und schaf­fen, ho­len sich ih­re Stär­ke und ih­re Er­fri­schung aus dem, was ih­nen der Schlaf gibt. So ist es mit dem, was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt be­o­b­ach­ten kann. Das Ge­biet der Welt ist wei­ter als das Feld die­ser Be­o­b­ach­tung. Und was der Mensch im Sicht­ba­ren er­kennt, das muß er­gänzt und be­fruch­tet wer­den durch das­je­ni­ge, was er über die un­sich­t­­ba­ren Wel­ten zu wis­sen ver­mag. Ein Mensch, der sich nicht im­mer wie­der die Stär­kung der er­schlaff­ten Kräf­te aus dem Schla­fe hol­te, müß­te sein Le­ben zur Ver­nich­tung füh­ren; eben­so muß ei­ne Welt­be­trach­tung zur Ver­ö­dung füh­ren, die nicht durch die Er­kennt­nis des Ver­bor­ge­nen be­fruch­tet wird. Und ähn­lich ist es mit dem «To­de». Die le­ben­den We­sen ver­fal­len dem To­de, da­mit neu­es Le­ben ent­ste­hen kön­ne. Es ist eben die Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, wel­che kla­res Licht ver­b­rei­tet über den sc­hö­nen Satz Goe­thes: «Die Na­tur hat den Tod er­fun­den, um viel Le­ben zu ha­be­n01.» Wie es

#F­N013-081-01 «Der Tod ist ihr Kunst­griff, viel Le­ben zu ha­ben» (Die Na­tur, Frag­ment)

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kein Le­ben im ge­wöhn­li­chen Sin­ne ge­ben könn­te oh­ne den Tod, so kann es kei­ne wir­k­li­che Er­kennt­nis der sicht­ba­ren Welt ge­ben oh­ne den Ein­blick in das Über­sinn­li­che. Al­les Er­ken­nen des Sicht­ba­ren muß im­mer wie­der und wie­der in das Un­sicht­ba­re un­ter­tau­chen, um sich ent­wi­ckeln zu kön­­nen. So ist er­sicht­lich, daß die Wis­sen­schaft vom Über­sin­n­­li­chen erst das Le­ben des of­fen­ba­ren Wis­sens mög­lich macht; sie schwächt nie­mals das Le­ben, wenn sie in ih­rer wah­ren Ge­stalt auf­taucht; sie stärkt es und macht es im­mer wie­der frisch und ge­sund, wenn es sich, auf sich selbst an­ge­wie­sen, schwach und krank ge­macht hat.

Wenn der Mensch in Schlaf ver­sinkt, dann ve­r­än­dert sich der Zu­sam­men­hang in sei­nen Glie­dern. Das, was vom schla­fen­den Men­schen auf der Ru­he­stät­te liegt, ent­hält den phy­si­schen Leib und den Äther­leib, nicht aber den As­tral­­leib und nicht das Ich. Weil der Äther­leib mit dem phy­si­­schen Lei­be im Schla­fe ver­bun­den bleibt, des­halb dau­ern die Le­bens­wir­kun­gen fort. Denn in dem Au­gen­bli­cke, wo der phy­si­sche Leib sich selbst über­las­sen wä­re, müß­te er zer­­fal­len. Was aber im Schla­fe aus­ge­löscht ist, das sind die Vor­stel­lun­gen, das ist Leid und Lust, Freu­de und Kum­mer, das ist die Fähig­keit, ei­nen be­wuß­ten Wil­len zu äu­ßern, und ähn­li­che Tat­sa­chen des Da­seins. Von al­le­dem ist aber der As­tral­leib der Trä­ger. Es kann für ein un­be­fan­ge­nes Ur­tei­­len na­tür­lich die Mei­nung gar nicht in Be­tracht kom­men, daß im Schla­fe der As­tral­leib mit al­ler Lust und al­lem Leid, mit der gan­zen Vor­stel­lungs- und Wil­lens­welt ver­nich­tet sei. Er ist eben in ei­nem an­dern Zu­stan­de vor­han­den. Daß das men­sch­li­che Ich und der As­tral­leib nicht nur mit Lust und Leid und all dem an­dern Ge­nann­ten er­füllt sei, son­dern da­von auch ei­ne be­wuß­te Wahr­neh­mung ha­be, da­zu ist not­wen­dig,

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daß der As­tral­leib mit dem phy­si­schen Leib und Äther­leib ver­bun­den sei. Im Wa­chen ist er die­ses, im Schla­­fen ist er es nicht. Er hat sich aus ihm her­aus­ge­zo­gen. Er hat ei­ne an­de­re Art des Da­seins an­ge­nom­men als die­je­ni­ge ist, die ihm wäh­rend sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem Lei­be und Äther­lei­be zu­kommt. Es ist nun die Auf­ga­be der Er­kennt­nis des Über­sinn­li­chen, die­se an­de­re Art des Da­seins im As­tral­lei­be zu be­trach­ten. Für die Be­o­b­ach­tung in der äu­ße­ren Welt ent­schwin­det der As­tral­leib im Schla­fe; die über­sinn­li­che An­schau­ung hat ihn nun zu ver­fol­gen in sei­­nem Le­ben, bis er wie­der Be­sitz vom phy­si­schen Lei­be und Äther­lei­be beim Er­wa­chen er­g­reift. Wie in al­len Fäl­len, in de­nen es sich um die Er­kennt­nis der ver­bor­ge­nen Din­ge und Vor­gän­ge der Welt han­delt, ge­hört zum Auf­fin­den der wir­k­­li­chen Tat­sa­chen des Schlaf­zu­stan­des in ih­rer ei­ge­nen Ge­­stalt die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung; wenn aber ein­mal aus­­­ge­spro­chen ist, was durch die­se ge­fun­den wer­den kann, dann ist die­ses für ein wahr­haft un­be­fan­ge­nes Den­ken oh­ne wei­­te­res ver­ständ­lich. Denn die Vor­gän­ge der ver­bor­ge­nen Welt zei­gen sich in ih­ren Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren. Er­sieht man, wie das, was die über­sinn­li­che Be­trach­tung an­gibt, die sin­nen­fäl­li­gen Vor­gän­ge ver­ständ­lich macht, so ist ei­ne sol­che Be­stä­ti­gung durch das Le­ben der Be­weis, den man für die­se Din­ge ver­lan­gen kann. Wer nicht die spä­ter an­zu­ge­ben­den Mit­tel zur Er­lan­gung der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­­tung ge­brau­chen will, der kann die fol­gen­de Er­fah­rung ma­chen. Er kann zu­nächst die An­ga­ben der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis hin­neh­men und dann sie auf die of­fen­ba­ren Din­ge sei­ner Er­fah­rung an­wen­den. Er kann auf die­se Art fin­den, daß das Le­ben da­durch klar und ver­ständ­lich wird. Und er wird zu die­ser Über­zeu­gung um so mehr kom­men,

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je ge­nau­er und ein­ge­hen­der er das ge­wöhn­li­che Le­ben be­­trach­tet.

Wenn auch der As­tral­leib wäh­rend des Schla­fes kei­ne Vor­stel­lun­gen er­lebt, wenn er auch nicht Lust und Leid und ähn­li­ches er­fährt: er bleibt nicht un­tä­tig. Ihm ob­liegt viel­­mehr ge­ra­de im Schlaf­zu­stan­de ei­ne re­ge Tä­tig­keit. Es ist ei­ne Tä­tig­keit, in wel­che er in rhyth­mi­scher Fol­ge im­mer wie­der ein­t­re­ten muß, wenn er ei­ne Zeit­lang in Ge­mein­schaft mit dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig war. Wie ein Uhr­pen­del, nach­dem er nach links aus­ge­schla­gen hat und wie­der in die Mit­tel­la­ge zu­rück­ge­kom­men ist, durch die bei die­sem Aus­schlag ge­sam­mel­te Kraft nach rechts aus­schla­gen muß: so müs­sen der As­tral­leib und das in sei­nem Scho­ße be­find­li­che Ich, nach­dem sie ei­ni­ge Zeit in dem phy­si­schen und dem Äther­leib tä­tig wa­ren, durch die Er­geb­nis­se die­ser Tä­tig­keit ei­ne fol­gen­de Zeit leib­f­rei in ei­ner see­lisch-geis­ti­­gen Um­welt ih­re Reg­sam­keit ent­fal­ten. Für die ge­wöhn­li­che Le­bens­ver­fas­sung des Men­schen tritt inn­er­halb die­ses leib­f­rei­en Zu­stan­des des As­tral­lei­bes und des Ich Be­wußt­lo­si­g­keit ein, weil die­se eben den Ge­gen­satz ge­gen­über dem im Wach­zu­stan­de durch Zu­sam­men­sein mit phy­si­schem und Äther­leib ent­wi­ckel­ten Be­wußt­s­eins­zu­stand dar­s­tellt: wie der rech­te Pen­del­aus­schlag den Ge­gen­satz des lin­ken bil­det. Die Not­wen­dig­keit, in die­se Be­wußt­lo­sig­keit ein­zu­t­re­ten, wird von dem Geis­tig-See­li­schen des Men­schen als Er­mü­dung emp­fun­den. Aber die­se Er­mü­dung ist der Aus­druck da­für, daß As­tral­leib und Ich wäh­rend des Schla­fes sich be­­reit ma­chen, im fol­gen­den Wach­zu­stan­de am phy­si­schen und Äther­lei­be wie­der zu­rück­zu­bil­den, was in die­sen, so­lan­ge sie frei vom Geis­tig-See­li­schen wa­ren, durch rein or­ga­ni­sche un­be­wuß­te Bil­de­tä­tig­keit ent­stan­den ist. Die­se un­be­wuß­te

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Bil­de­tä­tig­keit und das­je­ni­ge, was im Men­schen­we­sen wäh­­rend des Be­wußt­seins und durch die­ses ge­schieht, sind Ge­gen­­sät­ze. Sol­che Ge­gen­sät­ze, die in rhyth­mi­scher Fol­ge sich ab­wech­seln müs­sen. Es kann dem phy­si­schen Leib die ihm für den Men­schen zu­kom­men­de Form und Ge­stalt nur durch den men­sch­li­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den. Aber die­se men­sch­li­che Form des phy­si­schen Lei­bes kann nur durch ei­nen sol­chen Äther­leib er­hal­ten wer­den, dem sei­ner­seits wie­der von dem As­tral­lei­be die ent­sp­re­chen­den Kräf­te zu­­­ge­führt wer­den. Der Äther­leib ist der Bild­ner, der Ar­chi­­tekt des phy­si­schen Lei­bes. Er kann aber nur im rich­ti­gen Sin­ne bil­den, wenn er die An­re­gung zu der Art, wie er zu bil­den hat, von dem As­tral­lei­be er­hält. In die­sem sind die Vor­bil­der, nach de­nen der Äther­leib dem phy­si­schen Lei­be sei­ne Ge­stalt gibt. Wäh­rend des Wa­chens ist nun der As­tral­­leib nicht mit die­sen Vor­bil­dern für den phy­si­schen Leib er­füllt oder we­nigs­tens nur bis zu ei­nem be­stimm­ten Gra­de. Denn wäh­rend des Wa­chens setzt die See­le ih­re ei­ge­nen Bil­der an die Stel­le die­ser Vor­bil­der. Wenn der Mensch die Sin­ne auf sei­ne Um­ge­bung rich­tet, so bil­det er sich eben durch die Wahr­neh­mung in sei­nen Vor­stel­lun­gen Bil­der, wel­che die Ab­bil­der der ihn um­ge­ben­den Welt sind. Die­se Ab­bil­der sind zu­nächst Stö­ren­frie­de für die­je­ni­gen Bil­der, wel­che den Äther­leib an­re­gen zur Er­hal­tung des phy­si­schen Lei­bes. Nur dann, wenn der Mensch aus ei­ge­ner Tä­tig­keit sei­nem As­tral­lei­be die­je­ni­gen Bil­der zu­füh­ren könn­te, wel­che dem Äther­lei­be die rich­ti­ge An­re­gung ge­­ben kön­nen, dann wä­re ei­ne sol­che Stör­ung nicht vor­han­­den. Im Men­schen­da­sein spielt aber ge­ra­de die­se Stör­ung ei­ne wich­ti­ge Rol­le. Und sie drückt sich da­durch aus, daß wäh­rend des Wa­chens die Vor­bil­der für den Äther­leib nicht

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in ih­rer vol­len Kraft wir­ken. Sei­ne Wach­leis­tung voll­bringt der As­tral­leib inn­er­halb des phy­si­schen Lei­bes; im Schla­fe ar­bei­tet er an die­sem von au­ßen.01

Wie der phy­si­sche Leib zum Bei­spiel in der Zu­fuhr der Nah­rungs­mit­tel die Au­ßen­welt braucht, mit der er glei­cher Art ist, so ist et­was Ähn­li­ches auch für den As­tral­leib der Fall. Man den­ke sich ei­nen phy­si­schen Men­schen­leib aus der ihn um­ge­ben­den Welt ent­fernt. Er müß­te zu­grun­de ge­hen. Das zeigt, daß er oh­ne die gan­ze phy­si­sche Um­ge­bung nicht mög­lich ist. In der Tat muß die gan­ze Er­de eben so sein, wie sie ist, wenn auf ihr phy­si­sche Men­schen­lei­ber vor­han­­den sein sol­len. In Wahr­heit ist näm­lich die­ser gan­ze Men­­schen­leib nur ein Teil der Er­de, ja in wei­te­rem Sin­ne des gan­zen phy­si­schen Wel­talls. Er ver­hält sich in die­ser Be­­zie­hung wie zum Bei­spiel der Fin­ger ei­ner Hand zu dem gan­zen men­sch­li­chen Kör­per. Man tren­ne den Fin­ger von der Hand, und er kann kein Fin­ger blei­ben. Er ver­dorrt. So auch müß­te es dem men­sch­li­chen Lei­be er­ge­hen, wenn er von dem­je­ni­gen Lei­be ent­fernt wür­de, von dem er ein Glied ist; von den Le­bens­be­din­gun­gen, wel­che ihm die Er­de lie­fert. Man er­he­be ihn ei­ne ge­nü­gen­de An­zahl von Mei­len über die Ober­fläche der Er­de, und er wird ver­der­ben, wie der Fin­ger ver­dirbt, den man von der Hand ab­schnei­det. Wenn der Mensch ge­gen­über sei­nem phy­si­schen Lei­be die­se Tat­sa­che we­ni­ger be­ach­tet als ge­gen­über Fin­ger und Kör­per, so be­ruht das le­dig­lich dar­auf, daß der Fin­ger nicht am Lei­be her­um­spa­zie­ren kann wie der Mensch auf der Er­de, und daß für je­nen da­her die Ab­hän­gig­keit leich­ter in die Au­gen springt.

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#F­N013-086 Ober das We­sen der Er­mü­dung ver­g­lei­che man die am Schlus­se die­ses Bu­ches an­ge­füg­ten «Ein­zel­hei­ten aus dem Ge­bie­te der Geis­tes­­wis­sen­schaft».

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Wie nun der phy­si­sche Leib in die phy­si­sche Welt ein­ge­­bet­tet ist, zu der er ge­hört, so ist der As­tral­leib zu der sei­­ni­gen ge­hö­rig. Nur wird er durch das Wach­le­ben aus die­ser sei­ner Welt her­aus­ge­ris­sen. Man kann das, was da vor­geht, mit ei­nem Ver­g­lei­che sich ver­an­schau­li­chen. Man den­ke sich ein Ge­fäß mit Was­ser. Ein Trop­fen ist inn­er­halb die­ser gan­­zen Was­ser­mas­se nichts für sich Ab­ge­son­der­tes. Man neh­me aber ein klei­nes Schwämm­chen und sau­ge da­mit ei­nen Trop­­fen aus der gan­zen Was­ser­mas­se her­aus. So et­was geht mit dem men­sch­li­chen As­tral­lei­be beim Er­wa­chen vor sich. Wäh­­rend des Schla­fes ist er in ei­ner mit ihm glei­chen Welt. Er bil­det et­was in ei­ner ge­wis­sen Wei­se zu die­ser Ge­hö­ri­ges. Beim Er­wa­chen sau­gen ihn der phy­si­sche Leib und der Äther­­leib auf. Sie er­fül­len sich mit ihm. Sie ent­hal­ten die Or­ga­ne, durch die er die äu­ße­re Welt wahr­nimmt. Er aber muß, um zu die­ser Wahr­neh­mung zu kom­men, aus sei­ner Welt sich her­aus­schei­den. Aus die­ser sei­ner Welt aber kann er nur die Vor­bil­der er­hal­ten, wel­che er für den Äther­leib braucht.­Wie dem phy­si­schen Lei­be zum Bei­spiel die Nah­rungs­mit­tel aus sei­ner Um­ge­bung zu­kom­men, so kom­men dem As­tral­leib wäh­rend des Schlaf­zu­stan­des die Bil­der der ihn um­­­ge­ben­den Welt zu. Er lebt da in der Tat au­ßer­halb des phy­si­schen und des Äther­lei­bes im Wel­tall. In dem­sel­ben Wel­tall, aus dem her­aus der gan­ze Mensch ge­bo­ren ist. In die­sem Wel­tall ist die Qu­el­le der Bil­der, durch die der Mensch sei­ne Ge­stalt er­hält. Er ist har­mo­nisch die­sem Wel­tall ein­ge­g­lie­dert. Und er hebt sich wäh­rend des Wa­chens her­aus aus die­ser um­fas­sen­den Har­mo­nie, um zu der äu­ße­ren Wahr­neh­mung zu kom­men. Im Schlaf kehrt sein As­tral­leib in die­se Har­mo­nie des Wel­talls zu­rück. Er führt beim Er­wa­chen aus die­ser so viel Kraft in sei­ne Lei­ber ein, daß er

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das Ver­wei­len in der Har­mo­nie wie­der für ei­ni­ge Zeit en­t­­beh­ren kann. Der As­tral­leib kehrt wäh­rend des Schla­fes in sei­ne Hei­mat zu­rück und bringt sich beim Er­wa­chen neu­ge­stärk­te Kräf­te in das Le­ben mit. Den äu­ße­ren Aus­druck fin­det der Be­sitz, den der As­tral­leib beim Er­wa­chen mit­­bringt, in der Er­qui­ckung, wel­che ein ge­sun­der Schlaf ver­­­leiht. Die wei­te­ren Dar­le­gun­gen der Ge­heim­wis­sen­schaft wer­den er­ge­ben, daß die­se Hei­mat des As­tral­lei­bes um­­­fas­sen­der ist als das­je­ni­ge, was zum phy­si­schen Kör­per im en­ge­ren Sin­ne von der phy­si­schen Um­ge­bung ge­hört. Wäh­­rend näm­lich der Mensch als phy­si­sches We­sen ein Glied der Er­de ist, ge­hört sein As­tral­leib Wel­ten an, in wel­che noch an­de­re Welt­kör­per ein­ge­bet­tet sind als un­se­re Er­de. Er tritt da­durch was, wie ge­sagt, erst in den wei­te­ren Aus­füh­run­­gen klar wer­den kann wäh­rend des Schla­fes in ei­ne Welt ein, zu der an­de­re Wel­ten als die Er­de ge­hö­ren.

Es soll­te über­flüs­sig sein, auf ein leicht sich ein­s­tel­len­des Mißv­er­ständ­nis in be­zug auf die­se Tat­sa­chen hin­zu­wei­sen. Es ist aber nicht un­nö­t­ig in un­se­rer Zeit, in der ge­wis­se ma­­te­ria­lis­ti­sche Vor­stel­lungs­ar­ten vor­han­den sind. Von Sei­ten, auf de­nen sol­che herr­schen, kann na­tür­lich ge­sagt wer­den, es sei ein­zig wis­sen­schaft­lich, so et­was wie den Schlaf nach sei­nen phy­si­schen Be­din­gun­gen zu er­for­schen. Wenn auch die Ge­lehr­ten über die phy­si­sche Ur­sa­che des Schla­fes noch nicht ei­nig sei­en: das ei­ne ste­he doch fest, daß man be­stimm­te phy­si­sche Vor­gän­ge an­neh­men müs­se, wel­che die­­ser Er­schei­nung zu­grun­de lie­gen. Wenn man aber doch an­er­ken­nen woll­te, daß die über­sinn­li­che Er­kennt­nis durch­aus nicht mit die­ser Be­haup­tung im Wi­der­spruch steht! Sie gibt al­les zu, was von die­ser Sei­te ge­sagt wird, wie man zu­gibt, daß für die phy­si­sche Ent­ste­hung ei­nes Hau­ses ein Zie­gel

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auf den an­dern ge­legt wer­den muß, und daß, wenn das Haus fer­tig ist, aus rein me­cha­ni­schen Ge­set­zen sei­ne Form und sein Zu­sam­men­hang er­klärt wer­den kön­ne. Aber daß das Haus ent­steht, da­zu ist der Ge­dan­ke des Bau­meis­ters not­wen­dig. Ihn fin­det man nicht, wenn man le­dig­lich die phy­si­schen Ge­set­ze un­ter­sucht. So wie hin­ter den phy­­si­schen Ge­set­zen, wel­che das Haus er­klär­lich ma­chen, die Ge­dan­ken sei­nes Sc­höp­fers ste­hen, so hin­ter dem, was die phy­si­sche Wis­sen­schaft in durch­aus rich­ti­ger Wei­se vor­bringt, das­je­ni­ge, wo­von durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­spro­chen wird. Ge­wiß, die­ser Ver­g­leich wird oft vor­ge­bracht, wenn von der Recht­fer­ti­gung ei­nes geis­ti­gen Hin­ter­grun­des der Welt die Re­de ist. Und man kann ihn tri­vial fin­den. Aber in sol­chen Din­gen han­delt es sich nicht dar­um, daß man mit ge­wis­sen Be­grif­fen be­kannt ist, son­dern dar­um, daß man ih­nen zur Be­grün­dung ei­ner Sa­che das rich­ti­ge Ge­wicht bei­legt. Da­ran kann man ein­fach da­durch ver­hin­dert sein, daß ent­ge­gen­ge­setz­te Vor­stel­lun­gen ei­ne zu gro­ße Macht über die Ur­teils­kraft ha­ben, um die­ses Ge­wicht in der rich­ti­gen Wei­se zu emp­fin­den.

Ein Zwi­schen­zu­stand zwi­schen Wa­chen und Schla­fen ist das Träu­men. Was die Trau­mer­leb­nis­se ei­ner sin­ni­gen Be­trach­tung dar­bie­ten, ist das bun­te Durch­ein­an­der­wo­gen ei­ner Bil­der­welt, das aber doch auch et­was von Re­gel und Ge­setz in sich birgt. Auf­s­tei­gen und Ab­flu­ten, oft in wir­rer Fol­ge, scheint zu­nächst die­se Welt zu zei­gen. Los­ge­bun­den ist der Mensch in sei­nem Tra­um­le­ben von dem Ge­setz des wa­chen Be­wußt­seins, das ihn ket­tet an die Wahr­neh­mung der Sin­ne und an die Re­geln sei­ner Ur­teils­kraft. Und doch hat der Traum et­was von ge­heim­nis­vol­len Ge­set­zen, wel­che der men­sch­li­chen Ah­nung reiz­voll und an­zie­hend sind und

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wel­che die tie­fe­re Ur­sa­che da­von sind, daß man das sc­hö­ne Spiel der Phan­ta­sie, wie es künst­le­ri­schem Emp­fin­den zu­­­grun­de liegt, im­mer gern mit dem «Träu­men» ver­g­leicht. Man braucht sich nur an ei­ni­ge kenn­zeich­nen­de Träu­me zu er­in­nern, und man wird das be­stä­tigt fin­den. Ein Mensch träumt zum Bei­spiel, daß er ei­nen auf ihn los­stür­zen­den Hund ver­ja­ge. Er wacht auf und fin­det sich eben noch da­bei, wie er un­be­wußt ei­nen Teil der Bett­de­cke von sich ab­schiebt, die sich an ei­ne un­ge­wohn­te Stel­le sei­nes Kör­pers ge­legt hat und die ihm des­halb läs­t­ig ge­wor­den ist. Was macht da das Tra­um­le­ben aus dem sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Vor­­­gang? Was die Sin­ne im wa­chen Zu­stan­de wahr­neh­men wür­den, läßt das Schlaf­le­ben zu­nächst völ­lig im Un­be­wu­ß­­ten lie­gen. Es hält aber et­was We­sent­li­ches fest, näm­lich die Tat­sa­che, daß der Mensch et­was von sich ab­weh­ren will. Und um die­ses her­um spinnt es ei­nen bild­haf­ten Vor­gang. Die Bil­der als sol­che sind Nach­klän­ge aus dem wa­chen Ta­ges­le­ben. Die Art, wie sie die­sem ent­nom­men sind, hat et­was Will­kür­li­ches. Ein je­der hat die Emp­fin­dung, daß ihm der Traum bei der­sel­ben äu­ße­ren Ver­an­las­sung auch an­de­re Bil­der vor­gau­keln könn­te. Aber die Emp­fin­dung, daß der Mensch et­was ab­zu­weh­ren hat, drü­cken sie sinn­bild­lich aus. Der Traum schafft Sinn­bil­der; er ist ein Sym­bo­li­ker. Auch in­ne­re Vor­gän­ge kön­nen sich in sol­che Traum­sym­bo­le wan­­deln. Ein Mensch träumt, daß ein Feu­er ne­ben ihm pras­selt; er sieht im Trau­me die Flam­men. Er wacht auf und fühlt, daß er sich zu stark zu­ge­deckt hat und ihm zu warm ge­wor­den ist. Das Ge­fühl zu gro­ßer Wär­me drückt sich sin­n­­bild­lich in dem Bil­de aus. Ganz dra­ma­ti­sche Er­leb­nis­se kön­­nen sich im Trau­me ab­spie­len. Je­mand träumt zum Bei­spiel, er ste­he an ei­nem Ab­grun­de. Er sieht, wie ein Kind her­an­läuft.

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Der Traum läßt ihn al­le Qua­len des Ge­dan­kens er­­le­ben: wenn das Kind nur nicht un­auf­merk­sam sein mö­ge und in die Tie­fe stür­ze. Er sieht es fal­len und hört den dump­fen Auf­schlag des Kör­pers un­ten. Er wacht auf und ver­nimmt, daß ein Ge­gen­stand, der an der Wand des Zim­­mers hing, sich los­ge­löst hat und bei sei­nem Auf­fal­len ei­nen dump­fen Ton ge­ge­ben hat. Die­sen ein­fa­chen Vor­gang drückt das Tra­um­le­ben in ei­nem Vor­gan­ge aus, der sich in span­nen­­den Bil­dern ab­spielt. Man braucht sich vor­läu­fig gar nicht in Nach­den­ken dar­über ein­zu­las­sen, wie es kom­me, daß in dem letz­ten Bei­spie­le sich der Au­gen­blick des dump­fen Auf­schla­gens ei­nes Ge­gen­stan­des in ei­ne Rei­he von Vor­gän­gen au­s­ein­an­der­legt, die sich durch ei­ne ge­wis­se Zeit aus­zu­deh­­nen schei­nen; man braucht nur ins Au­ge zu fas­sen, wie der Traum das, was die wa­che Sin­nes­wahr­neh­mung dar­bie­ten wür­de, in ein Bild ver­wan­delt.

Man sieht: so­fort, wenn die Sin­ne ih­re Tä­tig­keit ein­­s­tel­len, so macht sich für den Men­schen ein Sc­höp­fe­ri­sches gel­tend. Es ist dies das­sel­be Sc­höp­fe­ri­sche, wel­ches im vol­len tra­um­lo­sen Schla­fe auch vor­han­den ist und wel­ches da je­nen See­len­zu­stand dar­s­tellt, der als Ge­gen­satz der wa­chen See­len­ver­fas­sung er­scheint. Soll die­ser tra­um­lo­se Schlaf ein­t­re­ten, so muß der As­tral­leib vom Äther­leib und vom phy­­si­schen Lei­be her­aus­ge­zo­gen sein. Er ist wäh­rend des Träu­­mens vom phy­si­schen Lei­be in­so­fern ge­t­rennt, als er kei­nen Zu­sam­men­hang mehr hat mit des­sen Sin­ne­s­or­ga­nen; er hält aber mit dem Äther­lei­be noch ei­nen ge­wis­sen Zu­sam­men­hang auf­recht. Daß die Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes in Bil­dern wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen, das kommt von die­sem sei­nem Zu­sam­men­hang mit dem Äther­lei­be. In dem Au­gen­­bli­cke, in dem auch die­ser Zu­sam­men­hang auf­hört, ver­sin­ken

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die Bil­der in das Dun­kel der Be­wußt­lo­sig­keit, und der tra­um­lo­se Schlaf ist da. Das Will­kür­li­che und oft Wi­der­­sin­ni­ge der Traum­bil­der rührt aber da­von her, daß der As­tral­leib we­gen sei­ner Tren­nung von den Sin­ne­s­or­ga­nen des phy­si­schen Lei­bes sei­ne Bil­der nicht auf die rich­ti­gen Ge­gen­stän­de und Vor­gän­ge der äu­ße­ren Um­ge­bung be­zie­hen kann. Be­son­ders klä­rend ist für die­sen Tat­be­stand die Be­trach­tung ei­nes sol­chen Trau­mes, in dem sich das Ich ge­­wis­ser­ma­ßen spal­tet. Wenn je­man­dem zum Bei­spiel träumt, er kön­ne als Schü­ler ei­ne ihm vom Leh­rer vor­ge­leg­te Fra­ge nicht be­ant­wor­ten, wäh­rend sie gleich dar­auf der Leh­rer selbst be­ant­wor­tet. Weil der Träu­men­de sich der Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sei­nes phy­si­schen Lei­bes nicht be­die­nen kann, ist er nicht im­stan­de, die bei­den Vor­gän­ge auf sich, als den­­sel­ben Men­schen, zu be­zie­hen. Al­so auch um sich selbst als ein blei­ben­des Ich zu er­ken­nen, ge­hört für den Men­schen zu­nächst die Aus­rüs­tung mit äu­ße­ren Wahr­neh­mung­s­or­ga­­nen. Nur dann, wenn sich der Mensch die Fähig­keit er­wor­­ben hät­te, auf an­de­re Art als durch sol­che Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne sich sei­nes Ich be­wußt zu wer­den, wä­re auch au­ßer sei­nem phy­si­schen Lei­be das blei­ben­de Ich für ihn wahr­­nehm­bar. Sol­che Fähig­kei­ten hat das über­sinn­li­che Be­wußt­­­sein zu er­wer­ben, und es wird in die­ser Schrift von den Mit­­­teln da­zu im wei­te­ren die Re­de sein.

Auch der Tod tritt durch nichts an­de­res ein als durch ei­ne Än­de­rung im Zu­sam­men­han­ge der Glie­der des Men­schen­we­sens. Auch das­je­ni­ge, was in be­zug dar­auf die über­sin­n­­li­che Be­o­b­ach­tung er­gibt, kann in sei­nen Wir­kun­gen in der of­fen­ba­ren Welt ge­se­hen wer­den; und die un­be­fan­ge­ne Ur­­­teils­kraft wird durch die Be­trach­tung des äu­ße­ren Le­bens auch hier die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis

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be­stä­tigt fin­den. Doch ist für die­se Tat­sa­chen der Aus­druck des Un­sicht­ba­ren im Sicht­ba­ren we­ni­ger of­fen­lie­gend, und man hat grö­ße­re Schwie­rig­kei­ten, um das Ge­wicht des­sen voll zu emp­fin­den, was in den Vor­gän­gen des äu­ße­ren Le­bens be­stä­ti­gend für die Mit­tei­lun­gen der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis auf die­sem Ge­bie­te spricht. Noch näh­er als für man­ches in die­ser Schrift be­reits Be­spro­che­ne liegt es hier, die­se Mit­tei­lun­gen ein­fach für Phan­ta­sie­ge­bil­de zu er­klä­ren, wenn man sich der Er­kennt­nis ver­sch­lie­ßen will, wie im Sin­nen­fäl­li­gen der deut­li­che Hin­weis auf das Über­sinn­li­che ent­hal­ten ist.

Wäh­rend sich beim Über­gang in den Schlaf der As­tral­leib nur aus sei­ner Ver­bin­dung mit dem Äther­leib und dem phy­­si­schen Lei­be löst, die letz­te­ren je­doch ver­bun­den blei­ben, tritt mit dem To­de die Ab­t­ren­nung des phy­si­schen Lei­bes vom Äther­leib ein. Der phy­si­sche Leib bleibt sei­nen ei­ge­nen Kräf­ten über­las­sen und muß des­halb als Leich­nam zer­fal­len. Für den Äther­leib ist aber nun­mehr mit dem To­de ein Zu­­­stand ein­ge­t­re­ten, in dem er wäh­rend der Zeit zwi­schen Ge­burt und Tod nie­mals war, be­stimm­te Aus­nah­me­zu­stän­de ab­ge­rech­net, von de­nen noch ge­spro­chen wer­den soll. Er ist näm­lich jetzt mit sei­nem As­tral­leib ve­r­ei­nigt, oh­ne daß der phy­si­sche Leib da­bei ist. Denn nicht un­mit­tel­bar nach dem Ein­tritt des To­des tren­nen sich Äther­leib und As­tral­leib. Sie hal­ten ei­ne Zeit­lang durch ei­ne Kraft zu­sam­men, von der leicht ver­ständ­lich ist, daß sie vor­han­den sein muß. Wä­re sie näm­lich nicht vor­han­den, so könn­te sich der Äther­leib gar nicht aus dem phy­si­schen Lei­be her­aus­lö­sen. Denn er wird mit die­sem zu­sam­men­ge­hal­ten: das zeigt der Schlaf, wo der As­tral­leib nicht im­stan­de ist, die­se bei­den Glie­der des Men­schen au­s­ein­an­der­zu­rei­ßen. Die­se Kraft tritt beim

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To­de in Wirk­sam­keit. Sie löst den Äther­leib aus dem phy­­si­schen her­aus, so daß der ers­te­re jetzt mit dem As­tral­leib ver­bun­den ist. Die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung zeigt, daß die­se Ver­bin­dung für ver­schie­de­ne Men­schen nach dem To­de ver­schie­den ist. Die Dau­er be­mißt sich nach Ta­gen. Von die­­ser Zeit­dau­er soll hier vor­läu­fig nur mit­tei­lungs­wei­se die Re­de sein. Spä­ter löst sich dann der As­tral­leib auch von sei­nem Äther­leib her­aus und geht oh­ne die­sen sei­ne We­ge wei­ter. Wäh­rend der Ver­bin­dung der bei­den Lei­ber ist der Mensch in ei­nem Zu­stan­de, durch den er die Er­leb­nis­se sei­nes As­tral­lei­bes wahr­neh­men kann. So­lan­ge der phy­si­sche Leib da ist, muß mit der Los­lö­sung des As­tral­lei­bes von ihm so­g­leich die Ar­beit von au­ßen be­gin­nen, um die ab­ge­nut­z­­ten Or­ga­ne zu er­fri­schen. Ist der phy­si­sche Leib ab­ge­t­rennt, so fällt die­se Ar­beit weg. Doch die Kraft, wel­che auf sie ver­wen­det wird, wenn der Mensch schläft, bleibt nach dem To­de, und sie kann jetzt zu an­de­rem ver­wen­det wer­den. Sie wird nun da­zu ge­braucht, um die ei­ge­nen Vor­gän­ge des As­tral­lei­bes wahr­nehm­bar zu ma­chen.

Ei­ne am Äu­ße­ren des Le­bens haf­ten­de Be­o­b­ach­tung mag im­mer­hin sa­gen: das sind al­les Be­haup­tun­gen, die dem mit über­sinn­li­cher An­schau­ung Be­gab­ten ein­leuch­ten; für ei­nen an­dern Men­schen sei aber kei­ne Mög­lich­keit vor­han­den, an ih­re Wahr­heit her­an­zu­drin­gen. Die Sa­che ist doch nicht so. Was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis auch auf die­sem dem ge­wöhn­li­chen An­schau­en ent­le­ge­nen Ge­bie­te be­o­b­ach­tet: es kann von der ge­wöhn­li­chen Ur­teils­kraft, nach­dem es ge­fun­­den ist, er­faßt wer­den. Es muß die­se Ur­teils­kraft nur die Le­bens­zu­sam­men­hän­ge, die im Of­fen­ba­ren vor­lie­gen, in der rech­ten Art vor sich hin­s­tel­len. Vor­s­tel­len, Füh­len und Wol­­len ste­hen un­ter sich und mit den an der Au­ßen­welt von dem

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Men­schen ge­mach­ten Er­leb­nis­sen in ei­nem sol­chen Ver­häl­t­­nis, daß sie un­ver­ständ­lich blei­ben, wenn die Art ih­rer of­fen­­ba­ren Wirk­sam­keit nicht als Aus­druck ei­ner un­of­fen­ba­ren ge­nom­men wird. Die­se of­fen­ba­re Wirk­sam­keit hellt sich für das Ur­teil erst auf, wenn sie in ih­rem Ver­lauf im phy­si­schen Men­schen­le­ben als Er­geb­nis des­sen an­ge­se­hen wer­den kann, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis für das nicht-phy­si­sche fest­s­tellt. Man be­fin­det sich die­ser Wirk­sam­keit ge­gen­über oh­ne die über­sinn­li­che Er­kennt­nis wie in ei­nem fins­te­ren Zim­mer oh­ne Licht. Wie man die phy­si­schen Ge­gen­stän­de der Um­ge­bung erst im Lich­te sieht, so wird, was durch das See­len­le­ben des Men­schen sich ab­spielt, erst er­klär­bar durch die über­sinn­li­che Er­kennt­nis.

Wäh­rend der Ver­bin­dung des Men­schen mit sei­nem phy­­si­schen Lei­be tritt die äu­ße­re Welt in Ab­bil­dern ins Be­wußt­­­sein; nach der Ab­le­gung die­ses Lei­bes wird wahr­nehm­bar, was der As­tral­leib er­lebt, wenn er durch kei­ne phy­si­schen Sin­ne­s­or­ga­ne mit die­ser Au­ßen­welt ver­bun­den ist. Neue Er­­leb­nis­se hat er zu­nächst nicht. Die Ver­bin­dung mit dem Äther­lei­be hin­dert ihn da­ran, et­was Neu­es zu er­le­ben. Was er aber be­sitzt, das ist die Er­in­ne­rung an das ver­gan­ge­ne Le­ben. Die­se läßt der noch vor­han­de­ne Äther­leib als ein um­fas­sen­des, le­bens­vol­les Ge­mäl­de er­schei­nen. Das ist das ers­te Er­leb­nis des Men­schen nach dem To­de. Er nimmt das Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod als ei­ne vor ihm aus­ge­b­rei­te­te Rei­he von Bil­dern wahr. Wäh­rend die­ses Le­bens ist die Er­in­ne­rung nur im Wach­zu­stand vor­han­den, wenn der Mensch mit sei­nem phy­si­schen Leib ver­bun­den ist. Sie ist nur in­so­weit vor­han­den, als die­ser Leib dies zu­läßt. Der See­le geht nichts ver­lo­ren von dem, was im Le­ben auf sie Ein­druck macht. Wä­re der phy­si­sche Leib da­zu ein vol­l­­kom­me­nes

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Werk­zeug: es müß­te in je­dem Au­gen­bli­cke des Le­bens mög­lich sein, des­sen gan­ze Ver­gan­gen­heit vor die See­le zu zau­bern. Mit dem To­de hört die­ses Hin­der­nis auf. So­lan­ge der Äther­leib dem Men­schen er­hal­ten bleibt, be­steht ei­ne ge­wis­se Voll­kom­men­heit der Er­in­ne­rung. Sie schwin­det aber in dem Ma­ße da­hin, in dem der Äther­leib die Form ver­liert, wel­che er wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­­schen Lei­be ge­habt hat und wel­che dem phy­si­schen Leib ähn­­lich ist. Das ist ja auch der Grund, warum sich der As­tral­­leib vom Äther­leib nach ei­ni­ger Zeit trennt. Er kann nur so lan­ge mit die­sem ve­r­eint blei­ben, als des­sen dem phy­si­schen Leib ent­sp­re­chen­de Form an­dau­ert. Wäh­rend des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod tritt ei­ne Tren­nung des Äther­lei­bes nur in Aus­nah­me­fäl­len und nur für kur­ze Zeit ein. Wenn der Mensch zum Bei­spiel ei­nes sei­ner Glie­der be­las­tet, so kann ein Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­schen sich ab­t­ren­nen. Von ei­nem Glie­de, bei dem dies der Fall ist, sagt man, es sei «ein­ge­schla­fen». Und das ei­gen­tüm­li­che Ge­fühl, das man dann emp­fin­det, rührt von dem Ab­t­ren­nen des Äther­lei­bes her. (Na­tür­lich kann ei­ne ma­te­ria­lis­ti­sche Vor­­­stel­lungs­art auch hier wie­der das Un­sicht­ba­re in dem Sich­t­­ba­ren leug­nen und sa­gen: das al­les rüh­re nur von der durch den Druck be­wirk­ten phy­si­schen Stör­ung her.) Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann in ei­nem sol­chen Fal­le se­hen, wie der ent­sp­re­chen­de Teil des Äther­lei­bes aus dem phy­si­­schen her­aus­rückt. Wenn nun der Mensch ei­nen ganz un­ge­wohn­ten Schreck oder der­g­lei­chen er­lebt, so kann für ei­nen gro­ßen Teil des Lei­bes für ei­ne ganz kur­ze Zeit ei­ne sol­che Ab­t­ren­nung des Äther­lei­bes er­fol­gen. Es ist das dann der Fall, wenn der Mensch sich durch ir­gend et­was plötz­lich dem To­de na­he sieht, wenn er zum Bei­spiel am Er­trin­ken ist

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oder bei ei­ner Berg­par­tie ihm ein Ab­s­turz droht. Was Leu­te, die sol­ches er­lebt ha­ben, er­zäh­len, das kommt in der Tat der Wahr­heit na­he und kann durch über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung be­stä­tigt wer­den. Sie ge­ben an, daß ih­nen in sol­chen Au­gen­­bli­cken ihr gan­zes Le­ben wie in ei­nem gro­ßen Er­in­ne­rungs­­­bil­de vor die See­le ge­t­re­ten ist. Es mag von vie­len Bei­spie­len, die hier an­ge­führt wer­den könn­ten, nur auf ei­nes hin­­ge­wie­sen wer­den, weil es von ei­nem Man­ne her­rührt, für des­sen Vor­stel­lungs­art al­les, was hier über sol­che Din­ge ge­sagt wird, als ei­tel Phan­tas­te­rei er­schei­nen muß. Es ist näm­lich für den, wel­cher ei­ni­ge Schrit­te in die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung tut, im­mer sehr nütz­lich, wenn er sich mit den An­ga­ben der­je­ni­gen be­kannt macht, wel­che die­se Wis­sen­­schaft für Phan­tas­te­rei hal­ten. Sol­chen An­ga­ben kann nicht so leicht Be­fan­gen­heit des Be­o­b­ach­ters nach­ge­sagt wer­den. (Die Ge­heim­wis­sen­schaf­ter mö­gen nur recht viel von de­nen ler­nen, wel­che ih­re Be­st­re­bun­gen für Un­sinn hal­ten. Es braucht sie nicht ir­re zu ma­chen, wenn ih­nen von den letz­te­­ren in sol­cher Be­zie­hung kei­ne Ge­gen­lie­be ent­ge­gen­ge­bracht wird. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung selbst be­darf es al­ler­dings sol­cher Din­ge nicht zur Be­wahr­hei­tung ih­rer Er­­geb­nis­se. Sie will mit die­sen Hin­wei­sen auch nicht be­wei­sen, son­dern er­läu­tern.) Der aus­ge­zeich­ne­te Kri­mi­nal­an­thro­po­­lo­ge und auf vie­len an­de­ren Ge­bie­ten der Na­tur­for­schung be­deut­sa­me For­scher Mo­ritz Be­ne­dict er­zählt in sei­nen Le­ben­ser­in­ne­run­gen den von ihm selbst er­leb­ten Fall, daß er ein­mal, als er dem Er­trin­ken in ei­nem Ba­de na­he war, wie in ei­nem ein­zi­gen Bil­de sein gan­zes Le­ben in der Er­in­ne­rung vor sich ge­se­hen ha­be. Wenn an­de­re die bei ähn­li­cher Ge­le­gen­heit er­leb­ten Bil­der an­ders be­sch­rei­ben, ja so­gar so, daß sie mit den Vor­gän­gen ih­rer Ver­gan­gen­heit

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schein­bar we­nig zu tun ha­ben, so wi­der­spricht das dem Ge­sag­ten nicht, denn die Bil­der, wel­che in dem ganz un­ge­wohn­ten Zu­stan­de der Ab­t­ren­nung von dem phy­si­schen Lei­be ent­ste­hen, sind manch­mal in ih­rer Be­zie­hung zum Le­­ben nicht oh­ne wei­te­res er­klär­lich. Ei­ne rich­ti­ge Be­trach­tung wird die­se Be­zie­hung aber im­mer er­ken­nen. Auch ist es kein Ein­wand, wenn je­mand zum Bei­spiel dem Er­trin­ken ein­mal na­he war und das ge­schil­der­te Er­leb­nis nicht ge­habt hat. Man muß eben be­den­ken, daß die­ses nur dann ein­t­re­ten kann, wenn wir­k­lich der Äther­leib von dem phy­si­schen ge­t­rennt ist und da­bei der ers­te­re mit dem As­tral­leib ver­­bun­den bleibt. Wenn durch den Schreck auch ei­ne Lo­cke­rung des Äther­lei­bes und As­tral­lei­bes ein­tritt, dann bleibt das Er­leb­nis aus, weil dann wie im tra­um­lo­sen Schlaf völ­li­ge Be­wußt­lo­sig­keit vor­han­den ist.

In ei­nem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de zu­sam­men­ge­faßt er­scheint in der ers­ten Zeit nach dem To­de die er­leb­te Ver­gan­gen­heit. Nach der Tren­nung von dem Äther­leib ist nun der As­tral­­leib für sich al­lein auf sei­ner wei­te­ren Wan­de­rung. Es ist un­schwer ein­zu­se­hen, daß in dem As­tral­leib al­les das vor­­han­den bleibt, was die­ser durch sei­ne ei­ge­ne Tä­tig­keit wäh­­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im phy­si­schen Lei­be zu sei­nem Be­sitz ge­macht hat. Das Ich hat bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de das Geist­selbst, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen her­aus­ge­ar­bei­tet. So­weit die­se ent­wi­ckelt sind, er­hal­ten sie ihr Da­sein nicht von dem, was als Or­ga­ne in den Lei­bern vor­­han­den ist, son­dern vom Ich. Und die­ses Ich ist ja ge­ra­de das­je­ni­ge We­sen, wel­ches kei­ner äu­ße­ren Or­ga­ne zu sei­ner Wahr­neh­mung be­darf. Und es braucht auch kei­ne sol­chen, um im Be­sit­ze des­sen zu blei­ben, was es mit sich selbst ver­­eint hat. Man könn­te ein­wen­den: ja warum ist im Schla­fe

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kei­ne Wahr­neh­mung von die­sem ent­wi­ckel­ten Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen vor­han­den? Sie ist des­we­­gen nicht vor­han­den, weil das Ich zwi­schen Ge­burt und Tod an den phy­si­schen Leib ge­ket­tet ist. Wenn es auch im Schla­fe mit dem As­tral­lei­be sich au­ßer­halb die­ses phy­si­schen Lei­bes be­fin­det, so bleibt es doch mit die­sem eng ver­bun­den. Denn die Tä­tig­keit sei­nes As­tral­lei­bes ist die­sem phy­si­schen Lei­be zu­ge­wandt. Da­durch ist das Ich mit sei­ner Wahr­neh­mung an die äu­ße­re Sin­nen­welt ver­wie­sen, kann so­mit die Of­fen­­ba­run­gen des Geis­ti­gen in sei­ner un­mit­tel­ba­ren Ge­stalt nicht emp­fan­gen. Erst durch den Tod tritt die­se Of­fen­ba­rung an das Ich heran, weil die­ses durch ihn frei wird von sei­ner Ver­bin­dung mit phy­si­schem und Äther­leib. In dem Au­gen­­bli­cke kann für die See­le ei­ne an­de­re Welt auf­leuch­ten, in dem sie her­aus­ge­zo­gen ist aus der phy­si­schen Welt, die im Le­ben ih­re Tä­tig­keit an sich fes­selt. Nun gibt es Grün­de, warum auch in die­sem Zeit­punk­te für den Men­schen nicht al­le Ver­bin­dung mit der äu­ße­ren Sin­nen­welt auf­hört. Es blei­ben näm­lich ge­wis­se Be­gier­den vor­han­den, wel­che die­se Ver­bin­dung auf­rech­t­er­hal­ten. Es sind Be­gier­den, wel­che sich der Mensch eben da­durch schafft, daß er sich sei­nes Ich als des vier­ten Glie­des sei­ner We­sen­heit be­wußt ist. Die­je­ni­gen Be­gier­den und Wün­sche, wel­che aus der We­sen­heit der drei nie­d­ri­gen Lei­ber ent­sprin­gen, kön­nen auch nur inn­er­halb der äu­ße­ren Welt wir­ken; und wenn die­se Lei­ber ab­ge­legt sind, dann hö­ren sie auf. Hun­ger wird durch den äu­ße­ren Leib be­wirkt; er schweigt, so­bald die­ser äu­ße­re Leib nicht mehr mit dem Ich ver­bun­den ist. Hät­te das Ich nun kei­ne wei­te­ren Be­gier­den als die­je­ni­gen, wel­che sei­ner ei­ge­nen gei­s­ti­gen We­sen­heit ent­stam­men, so könn­te es mit dem Ein­tritt des To­des vol­le Be­frie­di­gung aus der geis­ti­gen Welt sc­höp­­fen,

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in die es ver­setzt ist. Aber das Le­ben hat ihm noch an­­de­re Be­gier­den ge­ge­ben. Es hat ein Ver­lan­gen in ihm ent­zün­det nach Ge­nüs­sen, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, trotz­dem sie selbst gar nicht aus dem We­sen die­ser Or­ga­ne selbst her­kom­men. Nicht nur die drei Lei­ber ver­lan­gen durch die phy­si­sche Welt ih­re Be­frie­­di­gung, son­dern das Ich selbst fin­det Ge­nüs­se inn­er­halb die­­ser Welt, für wel­che in der geis­ti­gen Welt über­haupt kein Ge­gen­stand zur Be­frie­di­gung vor­han­den ist. Zwei­er­lei Wün­­sche gibt es für das Ich im Le­ben. Sol­che, die aus den Lei­bern her­stam­men, die al­so inn­er­halb der Lei­ber be­frie­digt wer­­den müs­sen, die aber auch mit dem Zer­fall der Lei­ber ihr En­de fin­den. Dann sol­che, die aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich stam­men. So­lan­ge das Ich in den Lei­bern ist, wer­den auch die­se durch die leib­li­chen Or­ga­ne be­frie­digt. Denn in den Of­fen­ba­run­gen der Or­ga­ne des Lei­bes wirkt das ver­­­bor­ge­ne Geis­ti­ge. Und in al­lem, was die Sin­ne wahr­neh­men, emp­fan­gen sie zu­g­leich ein Geis­ti­ges. Die­ses Geis­ti­ge ist, wenn auch in an­de­rer Form, auch nach dem To­de vor­han­­den. Al­les, was das Ich von Geis­ti­gem inn­er­halb der Sin­nen­welt be­gehrt, das hat es auch, wenn die Sin­ne nicht mehr da sind. Kä­me nun zu die­sen zwei Ar­ten von Wün­schen nicht noch ei­ne drit­te hin­zu, es wür­de der Tod nur ei­nen Über­­gang be­deu­ten von Be­gier­den, die durch Sin­ne be­frie­digt wer­den kön­nen, zu sol­chen, wel­che in der Of­fen­ba­rung der geis­ti­gen Welt ih­re Er­fül­lung fin­den. Die­se drit­te Art von Wün­schen sind die­je­ni­gen, wel­che sich das Ich wäh­rend sei­­nes Le­bens in der Sin­nen­welt er­zeugt, weil es an ihr Ge­­fal­len fin­det auch in­so­fern, als sich in ihr nicht das Geis­ti­ge of­fen­bart. Die nie­d­rigs­ten Ge­nüs­se kön­nen Of­fen­ba­run­gen des Geis­tes sein. Die Be­frie­di­gung, wel­che die Nah­rungs­auf­nah­me

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dem hun­gern­den We­sen ge­währt, ist ei­ne Of­fen­­ba­rung des Geis­tes. Denn durch die Auf­nah­me von Nah­rung wird das zu­stan­de ge­bracht, oh­ne wel­ches das Geis­ti­ge in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung nicht sei­ne Ent­wi­cke­lung fin­den könn­te. Das Ich aber kann hin­aus­ge­hen über den Ge­nuß, der durch die­se Tat­sa­che not­wen­dig ge­bo­ten ist. Es kann nach der wohl­sch­me­cken­den Spei­se Ver­lan­gen tra­gen, auch ganz ab­ge­se­hen von dem Di­ens­te, wel­cher durch die Nah­rungs­­­auf­nah­me dem Geis­te ge­leis­tet wird. Das­sel­be tritt für an­­de­re Din­ge der Sin­nen­welt ein. Es wer­den da­durch die­je­ni­gen Wün­sche er­zeugt, die in der Sin­nen­welt nie­mals zum Vor­schein ge­kom­men wä­ren, wenn nicht das men­sch­li­che Ich in die­se ein­ge­g­lie­dert wor­den wä­re. Aber auch aus dem gei­s­ti­gen We­sen des Ich ent­sprin­gen sol­che Wün­sche nicht. Sin­n­­li­che Ge­nüs­se muß das Ich ha­ben, so­lan­ge es im Lei­be lebt, auch in­so­fern es geis­tig ist. Denn im Sinn­li­chen of­fen­bart sich der Geist; und nichts an­de­res ge­nießt das Ich als den Geist, wenn es sich in der Sin­nen­welt dem hin­gibt, durch das des Geis­tes Licht hin­durch­leuch­tet. Und es wird im Ge­­nus­se die­ses Lich­tes blei­ben, auch wenn die Sinn­lich­keit nicht mehr das Mit­tel ist, durch das die Strah­len des Geis­tes hin­durch­ge­hen. Für sol­che Wün­sche aber gibt es kei­ne Er­fül­lung in der geis­ti­gen Welt, für die nicht schon im Sinn­li­chen der Geist lebt. Tritt der Tod ein, dann ist für die­se Wün­sche die Mög­lich­keit des Ge­nus­ses ab­ge­schnit­ten. Der Ge­nuß an ei­ner wohl­sch­me­cken­den Spei­se kann nur da­durch her­bei­ge­führt wer­den, daß die phy­si­schen Or­ga­ne da sind, wel­che bei der Zu­füh­rung der Spei­se ge­braucht wer­den: Gau­men, Zun­ge usw. Die­se hat der Mensch nach Ab­le­gung des phy­si­schen Lei­bes nicht mehr. Wenn aber das Ich noch Be­dürf­nis nach sol­chem Ge­nuß hat, so muß sol­ches Be­dürf­nis un­be­frie­digt

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blei­ben. So­fern die­ser Ge­nuß dem Geis­te ent­spricht, ist er nur so lan­ge vor­han­den, als die phy­si­schen Or­ga­ne da sind. So­fern ihn aber das Ich er­zeugt hat, oh­ne da­mit dem Geis­te zu die­nen, bleibt er nach dem To­de als Wunsch, der ver­geb­lich nach Be­frie­di­gung dürs­tet. Was jetzt im Men­schen vor­­­geht, da­von läßt sich nur ein Be­griff bil­den, wenn man sich vor­s­tellt, je­mand lei­de bren­nen­den Durst in ei­ner Ge­gend, in der weit und breit kein Was­ser zu fin­den ist. So geht es dem Ich, in­so­fern es nach dem To­de die nicht aus­ge­lösch­ten Be­gier­den nach Ge­nüs­sen der äu­ße­ren Welt hegt und kei­ne Or­ga­ne hat, sie zu be­frie­di­gen. Na­tür­lich muß man den bren­nen­den Durst, der als Ver­g­leich mit dem Zu­stan­de des Ich nach dem To­de di­ent, sich ins Maß­lo­se ge­s­tei­gert den­ken und sich vor­s­tel­len, daß er aus­ge­dehnt sei auf al­le dann noch vor­han­de­nen Be­gier­den, für die je­de Mög­lich­keit der Er­­fül­lung fehlt. Der nächs­te Zu­stand des Ich be­steht da­rin, sich frei zu ma­chen von die­sem An­zie­hungs­band an die äu­­ße­re Welt. Das Ich hat in sich ei­ne Läu­te­rung und Be­f­rei­ung in die­ser Be­zie­hung her­bei­zu­füh­ren. Aus ihm muß al­les her­aus­ge­tilgt wer­den, was an Wün­schen von ihm inn­er­halb des Lei­bes er­zeugt wor­den ist und was in der geis­ti­gen Welt kein Hei­mat­recht hat. Wie ein Ge­gen­stand vom Feu­er er­­faßt und ver­brannt wird, so wird die ge­schil­der­te Be­gier­­den­welt nach dem To­de auf­ge­löst und zer­stört. Es er­öff­net sich da­mit der Aus­blick in je­ne Welt, wel­che die über­sin­n­­li­che Er­kennt­nis als das «ver­zeh­ren­de Feu­er des Geis­tes» be­zeich­nen kann. Von die­sem «Feu­er» wird ei­ne Be­gier­de er­faßt, wel­che sinn­li­cher Art ist, aber die­ses so ist, daß das Sinn­li­che nicht Aus­druck des Geis­tes ist. Man könn­te sol­che Vor­stel­lun­gen, wie sie in be­zug auf die­se Vor­gän­ge die über­sinn­li­che Er­kennt­nis ge­ben muß, trost­los und furcht­bar fin­­den.

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Er­sch­re­ckend könn­te es er­schei­nen, daß ei­ne Hoff­nung, zu de­ren Be­frie­di­gung sinn­li­che Or­ga­ne nö­t­ig sind, nach dem To­de sich in Hoff­nungs­lo­sig­keit, daß ein Wunsch, den nur die phy­si­sche Welt er­fül­len kann, dann in bren­nen­de Ent­beh­rung sich wan­deln muß. Man kann ei­ne sol­che Mei­­nung nur so lan­ge ha­ben, als man nicht be­denkt, daß al­le Wün­sche und Be­gier­den, die nach dem To­de von dem «ver­zeh­ren­den Feu­er» er­faßt wer­den, im höhe­ren Sin­ne nicht wohl­tä­ti­ge, son­dern zer­stö­ren­de Kräf­te im Le­ben dar­s­tel­­len. Durch sol­che Kräf­te knüpft das Ich mit der Sin­nen­welt ein fes­te­res Band, als not­wen­dig ist, um aus die­ser sel­ben Sin­nen­welt al­les das­je­ni­ge in sich auf­zu­neh­men, was ihm frommt. Die­se Sin­nen­welt ist ei­ne Of­fen­ba­rung des hin­ter ihr ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Das Ich könn­te den Geist nie­mals in der Form ge­nie­ßen, in der er sich nur durch leib­li­che Sin­ne of­fen­ba­ren kann, wenn es die­se Sin­ne nicht be­nut­zen woll­te zum Ge­nus­se des Geis­ti­gen im Sinn­li­chen. Doch en­t­­­zieht sich das Ich auch so viel von dem wah­ren geis­ti­gen Wir­k­li­chen in der Welt, als es von der Sin­nen­welt be­gehrt, oh­ne daß der Geist da­bei spricht. Wenn der sinn­li­che Ge­­nuß als Aus­druck des Geis­tes Er­höh­ung, Ent­wi­cke­lung des Ich be­deu­tet, so der­je­ni­ge, der ein sol­cher Aus­druck nicht ist, Ver­ar­mung, Ver­ö­dung des­sel­ben. Wird ei­ne der­ar­ti­ge Be­­gier­de in der Sin­nen­welt be­frie­digt, so bleibt ih­re ver­ö­d­en­de Wir­kung auf das Ich des­halb doch vor­han­den. Nur wird vor dem To­de die­se zer­stö­ren­de Wir­kung für das Ich nicht sicht­bar. Des­halb kann im Le­ben der Ge­nuß nach sol­cher Be­­gier­de neue gleich­ar­ti­ge Wün­sche er­zeu­gen. Und der Mensch wird gar nicht ge­wahr, daß er durch sich selbst sich in ein «ver­zeh­ren­des Feu­er» hüllt. Nach dem To­de wird nur sich­t­­bar, was ihn auch schon im Le­ben um­gibt; und durch das

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Sicht­bar­wer­den er­scheint die­ses zu­g­leich in sei­ner heil­sa­men, wohl­tä­ti­gen Fol­ge. Wer ei­nen Men­schen lieb hat, wird doch nicht al­lein zu dem an ihm hin­ge­zo­gen, was durch die phy­­si­schen Or­ga­ne emp­fun­den wer­den kann. Nur von die­sem aber darf ge­sagt wer­den, daß es mit dem To­de der Wahr­­neh­mung entzo­gen wird. Ge­ra­de das aber wird dann sich­t­­bar an dem ge­lieb­ten Men­schen, zu des­sen Wahr­neh­mung die phy­si­schen Or­ga­ne nur das Mit­tel wa­ren. Ja das ein­zi­ge, was die­se vol­le Sicht­bar­keit hin­dert, ist dann das Vor­han­­den­sein der­je­ni­gen Be­gier­de, die nur durch phy­si­sche Or­ga­ne be­frie­digt wer­den kann. Wür­de die­se Be­gier­de aber nicht aus­ge­tilgt, so könn­te die be­wuß­te Wahr­neh­mung des ge­­lieb­ten Men­schen nach dem To­de gar nicht ein­t­re­ten. So be­­trach­tet, ver­wan­delt sich die Vor­stel­lung des Furcht­ba­ren und Trost­lo­sen, das für den Men­schen die Er­eig­nis­se nach dem To­de ha­ben könn­ten, wie sie die über­sinn­li­che Er­kennt­nis schil­dern muß, in die­je­ni­ge des tief Be­frie­di­gen­den und Tro­st­rei­chen.

Die nächs­ten Er­leb­nis­se nach dem To­de sind nun in noch ei­ner Be­zie­hung durch­aus ver­schie­den von de­nen wäh­rend des Le­bens. Wäh­rend der Läu­te­rung lebt der Mensch ge­­wis­ser­ma­ßen nach rück­wärts. Er macht al­les das­je­ni­ge noch ein­mal durch, was er im Le­ben seit der Ge­burt er­fah­ren hat. Von den Vor­gän­gen, die dem To­de un­mit­tel­bar vor­aus­gin­­gen, be­ginnt er und er­lebt al­les noch­mals bis zur Kind­heit in rück­wär­ti­ger Rei­hen­fol­ge. Und da­bei tritt ihm al­les gei­s­tig vor Au­gen, was nicht aus der geis­ti­gen Na­tur des Ich wäh­rend des Le­bens ent­sprun­gen ist. Nur er­lebt er auch die­­ses al­les jetzt in um­ge­kehr­ter Art. Ein Mensch, der zum Bei­­spiel im sech­zigs­ten Jah­re ge­s­tor­ben ist und der aus ei­ner zor­ni­gen Auf­wal­lung her­aus in sei­nem vier­zigs­ten Jah­re

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je­mand kör­per­li­chen oder see­li­schen Sch­merz zu­ge­fügt hat, wird die­ses Er­eig­nis noch ein­mal er­le­ben, wenn er bei sei­ner rück­gän­gi­gen Da­s­eins­wan­de­rung nach dem Tod an der Stel­le sei­nes vier­zigs­ten Jah­res an­ge­langt ist. Nur er­lebt er da nicht die Be­frie­di­gung, die ihm im Le­ben ge­wor­den ist durch den An­griff auf den an­dern, son­dern da­für den Sch­merz, der durch ihn die­sem an­dern zu­ge­fügt wor­den ist. Aus dem Obi­gen kann man aber auch zu­g­leich er­se­hen, daß nur das­je­ni­ge von ei­nem sol­chen Vor­gan­ge nach dem To­de als pein­voll wahr­ge­nom­men wer­den kann, was aus ei­ner Be­gier­de des Ich ent­sprun­gen ist, die nur der äu­ße­ren phy­si­schen Welt ent­stammt. In Wahr­heit schä­d­igt das Ich näm­lich nicht nur den an­dern durch die Be­frie­di­gung ei­ner sol­chen Be­gier­de, son­dern sich selbst; nur bleibt ihm die­se ei­ge­ne Schä­d­i­gung wäh­rend des Le­bens un­sicht­bar. Nach dem To­de aber wird die­se gan­ze schä­d­i­gen­de Be­gier­den­welt dem Ich sicht­bar. Und zu je­dem We­sen und je­dem Din­ge fühlt sich dann das Ich hin­ge­zo­gen, an dem solch ei­ne Be­gier­de ent­zün­det wor­den ist, da­mit sie im «ver­zeh­ren­den Feu­er» eben­so wie­der aus­ge­tilgt wer­den kann, wie sie ent­stan­den ist. Erst wenn der Mensch bei sei­ner Rück­wärts­wan­de­rung in dem Zeit­punk­te sei­ner Ge­burt an­ge­langt ist, sind al­le der­ar­ti­gen Be­gier­den durch das Läu­te­rungs­feu­er hin­durch­ge­gan­gen, und nichts hin­dert ihn von jetzt ab an der vol­len Hin­ga­be an die gei­s­ti­ge Welt. Er be­tritt ei­ne neue Da­s­eins­stu­fe. Wie er im To­de den phy­si­schen Leib, bald da­nach den Äther­leib ab­ge­legt hat, so zer­fällt jetzt der­je­ni­ge Teil des as­tra­li­schen Lei­bes, der nur im Be­wußt­sein der äu­ße­ren phy­si­schen Welt le­ben kann. Für die über­sinn­li­che Er­kennt­nis gibt es so­mit drei Leich­na­me, den phy­si­schen, den äthe­ri­schen und den as­tra­­li­schen. Der Zeit­punkt, in dem der letz­te­re von dem Men­schen

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ab­ge­wor­fen wird, ist da­durch ge­kenn­zeich­net, daß die Zeit der Läu­te­rung et­wa das Drit­tel von der­je­ni­gen be­trägt, wel­che zwi­schen Ge­burt und Tod ver­f­los­sen ist. Spä­ter, wenn auf Grund der Ge­heim­wis­sen­schaft der men­sch­li­che Le­bens­lauf be­trach­tet wer­den wird, kann erst die Ur­sa­che deut­lich wer­den, warum dies so ist. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung sind in der men­sch­li­chen Um­welt fort­wäh­rend As­tral­leich­na­me vor­han­den, die ab­ge­wor­fen sind von Men­­schen, wel­che aus dem Läu­te­rungs­zu­stan­de in ein höhe­res Da­sein über­ge­hen. Es ist dies ge­nau so, wie für die phy­si­sche Wahr­neh­mung dort phy­si­sche Leich­na­me ent­ste­hen, wo Men­schen woh­nen.

Nach der Läu­te­rung tritt für das Ich ein völ­lig neu­er Be­wußt­s­eins­zu­stand ein. Wäh­rend ihm vor dem To­de die äu­ße­ren Wahr­neh­mun­gen zu­f­lie­ßen muß­ten, da­mit auf sie das Licht des Be­wußt­seins fal­len kön­ne, strömt jetzt gleich­­sam von in­nen ei­ne Welt, die zum Be­wußt­sein ge­langt. Auch zwi­schen Ge­burt und Tod lebt das Ich in die­ser Welt. Nur klei­det sich letz­te­re da in die Of­fen­ba­run­gen der Sin­ne; und nur da, wo das Ich mit Au­ßer­acht­las­sung al­ler Sin­nes­wahr­­neh­mung sich selbst in sei­nem «in­ners­ten Al­ler­hei­ligs­ten» wahr­nimmt, kün­digt sich das in un­mit­tel­ba­rer Ge­stalt an, was sonst nur in dem Sch­lei­er des Sinn­li­chen er­scheint. So wie die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern vor dem To­de vor sich geht, so von in­nen her­aus of­fen­bart sich die geis­ti­ge Welt in ih­rer Fül­le nach dem To­de und nach der Läu­te­rung. Ei­gent­lich ist die­se Of­fen­ba­rung schon so­g­leich nach dem Ab­le­gen des Äther­lei­bes da; doch legt sich vor sie hin wie ei­ne ver­fins­tern­de Wol­ke die Welt der Be­gier­den, wel­che noch der äu­ße­ren Welt zu­ge­kehrt sind. Es ist da, wie wenn sich in ei­ne se­li­ge Welt geis­ti­gen Er­le­bens die schwar­zen

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dä­mo­ni­schen Schat­ten misch­ten, wel­che aus den im «Feu­er sich ver­zeh­ren­den» Be­gier­den ent­ste­hen. Ja nicht bloß Schat­ten, son­dern wir­k­li­che We­sen­hei­ten sind jetzt die­se Be­gier­­den; das zeigt sich so­fort, wenn die phy­si­schen Or­ga­ne vom Ich ent­fernt sind und die­ses da­durch wahr­neh­men kann, was geis­ti­ger Art ist. Als Zerr­bil­der und Ka­ri­ka­tu­ren des­sen er­schei­nen die­se We­sen, was dem Men­schen vor­her durch die sinn­li­che Wahr­neh­mung be­kannt ge­wor­den ist. Die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung hat von die­ser Welt des Läu­te­rungs­feu­ers zu sa­gen, daß sie be­wohnt ist von We­sen, de­ren Aus­­­se­hen dem geis­ti­gen Au­ge grau­en­haft und sch­mer­zer­re­gend sein kann, de­ren Lust die Ver­nich­tung zu sein scheint und de­ren Lei­den­schaft auf ein Bö­ses sich rich­tet, ge­gen wel­ches das Bö­se der Sin­nen­welt un­be­deu­tend wirkt. Was der Mensch an den ge­kenn­zeich­ne­ten Be­gier­den in die­se Welt mit­bringt, das er­scheint für die­se We­sen­hei­ten wie ei­ne Nah­rung, durch wel­che ih­re Ge­wal­ten stets aufs neue Kräf­ti­gung und Stär­kung er­hal­ten. Das Bild, das so von ei­ner für die Sin­ne un­­wahr­nehm­ba­ren Welt ent­wor­fen wird, kann dem Men­schen we­ni­ger un­glaub­lich er­schei­nen, wenn er ein­mal mit ei­nem un­be­fan­ge­nen Bli­cke ei­nen Teil der Tier­welt be­trach­tet. Was ist für den geis­ti­gen Blick ein grau­sam her­um­zie­hen­der Wolf? Was of­fen­bart sich in­dem, was die Sin­ne an ihm wahr­­neh­men? Nichts an­de­res als ei­ne See­le, die in Be­gier­den lebt und sich durch die­se be­tä­tigt. Man kann die äu­ße­re Ge­stalt des Wolf es ei­ne Ver­kör­pe­rung die­ser Be­gier­den nen­nen. Und hät­te der Mensch kei­ne Or­ga­ne, um die­se Ge­stalt wahr­zu­neh­men, er müß­te das Da­sein des ent­sp­re­chen­den We­sens doch an­er­ken­nen, wenn sich des­sen Be­gier­den un­sicht­bar in ih­ren Wir­kun­gen zeig­ten, wenn al­so ei­ne für das Au­ge un­­sicht­ba­re Ge­walt her­um­sch­li­che, durch wel­che al­les das ge­­sche­hen

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könn­te, was durch den sicht­ba­ren Wolf ge­schieht. Nun, die We­sen des Läu­te­rungs­feu­ers sind zwar nicht für das sinn­li­che, son­dern nur für das über­sinn­li­che Be­wußt­sein vor­han­den; ih­re Wir­kun­gen lie­gen aber of­fen­kun­dig da: sie be­ste­hen in der Zer­stör­ung des Ich, wenn ih­nen die­ses Nah­rung gibt. Die­se Wir­kun­gen wer­den deut­lich sicht­bar, wenn sich der be­grün­de­te Ge­nuß zu Un­mä­ß­ig­keit und Aus­schwei­­fung stei­gert. Denn was den Sin­nen wahr­nehm­bar ist, wür­de auch das Ich nur in­so­weit rei­zen, als der Ge­nuß in sei­ner We­sen­heit be­grün­det ist. Das Tier wird nur durch das­je­ni­ge in der Au­ßen­welt zum Ver­lan­gen ge­trie­ben, wo­nach sei­ne drei Lei­ber be­geh­ren. Der Mensch hat höhe­re Ge­nüs­se, weil zu den drei Lei­bes­g­lie­dern noch das vier­te, das Ich, hin­zu­kommt. Wenn aber nun das Ich nach ei­ner sol­chen Be­frie­­di­gung ver­langt, die sei­nem We­sen nicht zur Er­hal­tung und För­de­rung, son­dern zur Zer­stör­ung di­ent, so kann ein sol­ches Ver­lan­gen we­der die Wir­kung sei­ner drei Lei­ber noch die­je­ni­ge sei­ner ei­ge­nen Na­tur sein, son­dern nur die­je­ni­ge von We­sen­hei­ten, wel­che den Sin­nen ver­bor­gen blei­ben ih­rer wah­ren Ge­stalt nach, die aber ge­ra­de an die höhe­re Na­tur des Ich sich her­an­ma­chen kön­nen und es zu Be­gier­den zu rei­zen ver­mö­gen, die nicht mit der Sinn­lich­keit zu­sam­­men­hän­gen, doch aber nur durch die­se be­frie­digt wer­den kön­nen. Es sind eben We­sen vor­han­den, wel­che Lei­den­­schaf­ten und Be­gier­den zu ih­rer Nah­rung ha­ben, die von sch­lim­me­rer Art als al­le tie­ri­schen sind, weil sie nicht im Sinn­li­chen sich aus­le­ben, son­dern das Geis­ti­ge er­g­rei­fen und die­ses in das sinn­li­che Feld her­un­ter­zie­hen. Die Ge­stal­ten sol­cher We­sen sind des­halb für den geis­ti­gen Blick häß­li­cher, grau­en­haf­ter als die Ge­stal­ten der wil­des­ten Tie­re, in de­nen sich doch nur Lei­den­schaf­ten ver­kör­pern, wel­che im Sinn­li­chen

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be­grün­det sind; und die zer­stö­ren­den Kräf­te die­ser We­sen über­ra­gen maß­los al­le Zer­stör­ungs­wut, wel­che in der sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Tier­welt vor­han­den ist. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis muß auf die­se Art den Blick des Men­­schen wei­ten als auf ei­ne Welt von We­sen, die in ge­wis­ser Be­zie­hung nie­d­ri­ger steht als die sicht­ba­re zer­stör­ung­brin­­gen­de Tier­welt.

Wenn der Mensch nach dem To­de durch die­se Welt hin­­durch­ge­gan­gen ist, dann fin­det er sich ei­ner Welt ge­gen­über, wel­che Geis­ti­ges ent­hält und die auch nur ein Ver­lan­gen in ihm er­zeugt, das im Geis­ti­gen sei­ne Be­frie­di­gung fin­det. Aber auch jetzt un­ter­schei­det der Mensch zwi­schen dem, was zu sei­nem Ich ge­hört, und dem, was die Um­ge­bung die­ses Ich man kann auch sa­gen des­sen geis­ti­ge Au­ßen­welt bil­det. Nur strömt ihm das, was er von die­ser Um­ge­bung er­lebt, so zu, wie wäh­rend sei­nes Au­f­ent­hal­tes im Lei­be ihm die Wahr­neh­mung sei­nes ei­ge­nen Ich zu­s­trömt. Wäh­rend al­so die Um­ge­bung des Men­schen im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod durch die Or­ga­ne sei­ner Lei­ber zu ihm spricht, dringt nach Ab­le­gung al­ler Lei­ber die Spra­che der neu­en Um­ge­bung un­mit­tel­bar in das «in­ners­te Hei­lig­tum» des Ich. Die gan­ze Um­ge­bung des Men­schen ist jetzt er­füllt von We­­sen­hei­ten, wel­che glei­cher Art sind mit sei­nem Ich, denn nur ein Ich hat zu ei­nem Ich den Zu­tritt. So wie Mi­ne­ra­li­en, Pflan­zen und Tie­re den Men­schen in der Sin­nen­welt um­­­ge­ben und die­se zu­sam­men­set­zen, so ist er nach dem To­de von ei­ner Welt um­ge­ben, die aus We­sen­hei­ten geis­ti­ger Art zu­sam­men­ge­setzt ist. Doch bringt der Mensch et­was, was in ihr nicht sei­ne Um­ge­bung ist, in die­se Welt mit; es ist das­je­ni­ge, was das Ich inn­er­halb der Sin­nen­welt er­lebt hat. Zu­­­nächst trat die Sum­me die­ser Er­leb­nis­se un­mit­tel­bar nach

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dem To­de, so­lan­ge der Äther­leib noch mit dem Ich ver­bun­­den war, als ein um­fas­sen­des Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de auf. Der Äther­leib selbst wird dann zwar ab­ge­legt, aber von dem Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de bleibt et­was als un­ver­gäng­li­cher Be­sitz des Ich zu­rück. Wie wenn man aus al­len Er­leb­nis­sen und Er­fah­run­gen, die zwi­schen Ge­burt und Tod an den Men­­schen her­an­ge­t­re­ten sind, ei­nen Ex­trakt, ei­nen Aus­zug ma­chen wür­de, so nimmt sich das aus, was da zu­rück­b­leibt. Es ist dies das geis­ti­ge Er­träg­nis des Le­bens, die Frucht des­­sel­ben. Die­ses Er­träg­nis ist geis­ti­ger Art. Es ent­hält al­les, was sich Geis­ti­ges durch die Sin­ne of­fen­bart. Aber oh­ne das Le­ben in der Sin­nen­welt hät­te es nicht zu­stan­de kom­men kön­nen. Die­se geis­ti­ge Frucht der Sin­nen­welt emp­fin­det nach dem To­de das Ich als das, was jetzt sei­ne ei­ge­ne, sei­ne In­nen­welt ist und wo­mit es die Welt be­tritt, die aus We­sen be­steht, die sich of­fen­ba­ren, wie nur sein Ich sich selbst in sei­nem tiefs­ten In­nern of­fen­ba­ren kann. Wie ein Pflan­zen­keim, der ein Ex­trakt der gan­zen Pflan­ze ist, sich aber nur ent­fal­tet, wenn er in ei­ne an­de­re Welt, in die Er­de, ver­senkt wird, so ent­fal­tet sich jetzt das­je­ni­ge, was das Ich aus der Sin­nen­welt mit­bringt, wie ein Keim, auf den die geis­ti­ge Um­ge­bung wirkt, die ihn nun­mehr auf­ge­nom­men hat. Die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen kann al­ler­dings nur Bil­der ge­ben, wenn sie schil­dern soll, was in die­sem «Geis­ter­land» vor­geht; doch kön­nen die­se Bil­der sol­che sein, wel­che dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein sich als wah­re Wir­k­lich­keit dar­­­s­tel­len, wenn es die ent­sp­re­chen­den, dem sinn­li­chen Au­ge un­sicht­ba­ren Er­eig­nis­se ver­folgt. Was da zu schil­dern ist, kann durch Ver­g­lei­che mit der Sin­nen­welt an­schau­lich ge­­macht wer­den. Denn trotz­dem es ganz geis­ti­ger Art ist, hat es Ähn­lich­keit in ge­wis­ser Be­zie­hung mit der sinn­li­chen Welt.

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Wie zum Bei­spiel in die­ser ei­ne Far­be er­scheint, wenn die­ser oder je­ner Ge­gen­stand auf das Au­ge wirkt, so stellt sich vor das Ich im «Geis­ter­lan­de» ein Er­leb­nis wie das durch ei­ne Far­be hin, wenn auf das­sel­be ein We­sen wirkt. Nur wird die­ses Er­leb­nis so her­vor­ge­bracht, wie inn­er­halb des Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod nur die Wahr­neh­mung des Ich im In­nern be­wirkt wer­den kann. Es ist nicht, wie wenn das Licht von au­ßen he­r­ein in den Men­schen fie­le, son­dern so, wie wenn ein an­de­res We­sen un­mit­tel­bar auf das Ich wirk­te und die­ses ver­an­laß­te, sich die­se Wir­kung in ei­nem Far­ben­bil­de vor­zu­s­tel­len. So fin­den al­le We­sen der geis­ti­gen Um­ge­bung des Ich in ei­ner far­ben­strah­len­den Welt ih­ren Aus­druck. Da sie ei­ne an­de­re Art der Ent­ste­hung ha­ben, sind selbst­ver­ständ­lich die­se Far­be­n­er­leb­nis­se der geis­ti­gen Welt auch von et­was an­de­rem Cha­rak­ter als die an den sinn­li­chen Far­ben. Auch für an­de­re Ein­drü­cke, wel­che der Mensch von der Sin­nen­welt emp­fängt, muß Ähn­li­ches ge­­sagt wer­den. Am ähn­lichs­ten den Ein­drü­cken die­ser Sin­nen­welt sind nun aber die Tö­ne der geis­ti­gen Welt. Und je mehr sich der Mensch ein­lebt in die­se Welt, des­to mehr wird sie für ihn ein in sich be­weg­tes Le­ben, das sich mit den Tö­nen und ih­rer Har­mo­nie in der sinn­li­chen Wir­k­lich­keit ver­g­lei­chen läßt. Nun fühlt er die Tö­ne nicht als et­was, das von au­ßen an ein Or­gan her­an­kommt, son­dern wie ei­ne Macht, die durch sein Ich in die Welt hin­aus­strömt. Er fühlt den Ton, wie in der Sin­nen­welt sein ei­ge­nes Sp­re­chen oder Sin­gen; nur weiß er in der geis­ti­gen Welt, daß die­se Tö­ne, die aus ihm strö­men, zu­g­leich die Kund­ge­bun­gen an­de­rer We­­sen­hei­ten sind, die durch ihn sich in die Welt er­gie­ßen. Ei­ne noch höhe­re Kund­ge­bung im «Geis­ter­land» fin­det statt, wenn der Ton zum «geis­ti­gen Wort» wird. Dann strömt

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durch das Ich nicht nur das be­weg­te Le­ben ei­nes an­dern gei­s­ti­gen We­sens, son­dern ein sol­ches We­sen selbst teilt sein In­ne­res die­sem Ich mit. Und oh­ne das Tren­nen­de, das ein je­des Bei­sam­men­sein in der Sin­nen­welt ha­ben muß, le­ben dann, wenn das Ich von dem «geis­ti­gen Wort» durch­strömt wird, zwei We­sen in­ein­an­der. Und in die­ser Art ist wir­k­lich das Bei­sam­men­sein von dem Ich mit an­dern geis­ti­gen We­sen nach dem To­de.

Vor das über­sinn­li­che Be­wußt­sein tre­ten drei Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des, wel­che sich ver­g­lei­chen las­sen mit drei Tei­len der phy­si­schen Sin­nen­welt. Das ers­te Ge­biet ist ge­wis­ser­­ma­ßen das «fes­te Land» der geis­ti­gen Welt, das zwei­te das «Mee­res- und Fluß­ge­biet» und das drit­te der «Luft­kreis». Was auf der Er­de phy­si­sche For­men an­nimmt, so daß es durch phy­si­sche Or­ga­ne wahr­ge­nom­men wer­den kann, das wird sei­ner geis­ti­gen We­sen­heit nach in dem ers­ten Ge­biet des «Geis­ter­lan­des» wahr­ge­nom­men. Von ei­nem Kri­s­tall zum Bei­spiel kann da die Kraft wahr­ge­nom­­men wer­den, wel­che sei­ne Form bil­det. Nur ver­hält sich das­je­ni­ge, was sich da of­fen­bart, wie ein Ge­gen­satz des­sen, was in der Sin­nen­welt auf­tritt. Der Raum, wel­cher in der letz­te­ren Welt von der Ge­steins­mas­se aus­ge­füllt ist, er­scheint für den geis­ti­gen Blick wie ei­ne Art Hohl­raum; aber rings um die­sen Hohl­raum wird die Kraft ge­se­hen, wel­che die Form des Stei­nes bil­det. Ei­ne Far­be, wel­che der Stein in der Sin­nen­welt hat, er­scheint in der geis­ti­gen wie das Er­leb­nis der Ge­gen­far­be; al­so ein rot ge­färb­ter Stein ist vom Geis­ter­land aus ge­se­hen wie grün­lich, ein grü­ner wie röt­lich er­lebt usw. Auch die an­de­ren Ei­gen­schaf­ten er­schei­nen in ih­rem Ge­gen­sat­ze. Wie Stei­ne, Erd­mas­sen und der­g­lei­chen das fes­te Land das Kon­ti­nen­tal­ge­biet der sinn­li­chen Welt

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bil­den, so set­zen die dar­ge­s­tell­ten Ge­bil­de das «fes­te Land» der geis­ti­gen zu­sam­men. Al­les, was inn­er­halb der Sin­nen­welt Le­ben ist, das ist Mee­res­ge­biet im Geis­ti­gen. Dem sin­n­­li­chen Blick er­scheint das Le­ben in sei­nen Wir­kun­gen bei Pflan­zen, Tie­ren und Men­schen. Dem geis­ti­gen Au­ge ist das Le­ben ein strö­men­des We­sen, das wie Mee­re und Flüs­se das Geis­ter­land durch­setzt. Bes­ser noch ist der Ver­g­leich mit dem Kreis­lauf des Blu­tes im Lei­be. Denn wäh­rend sich die Mee­re und Flüs­se in der Sin­nen­welt als un­re­gel­mä­ß­ig ver­­­teilt dar­s­tel­len, herrscht in der Ver­tei­lung des strö­men­den Le­bens im Geis­ter­land ei­ne ge­wis­se Re­gel­mä­ß­ig­keit, wie im Blut­k­reis­lauf. Eben die­ses «strö­men­de Le­ben» wird gleich­zei­tig wie ein geis­ti­ges Tö­nen wahr­ge­nom­men. Das drit­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des ist des­sen «Luft­kreis». Was in der Sin­nen­welt als Emp­fin­dung auf­tritt, das ist im Geist­ge­biet so al­les durch­drin­gend vor­han­den, wie die Luft auf der Er­de vor­han­den ist. Ein Meer von strö­men­der Emp­fin­dung hat man sich da vor­zu­s­tel­len. Leid und Sch­merz, Freu­de und Ent­zü­cken strö­men in die­sem Ge­bie­te wie Wind und Sturm im Luft­kreis der sinn­li­chen Welt. Man den­ke an ei­ne Schlacht, die auf Er­den ge­schla­gen wird. Da ste­hen ein­an­der nicht bloß Ge­stal­ten der Men­schen ge­gen­über, die das sinn­li­che Au­ge se­hen kann, son­dern Ge­füh­le ste­hen ge­gen Ge­­füh­le, Lei­den­schaf­ten ge­gen Lei­den­schaf­ten; Sch­mer­zen er­­fül­len das Schlacht­feld eben­so wie Men­schen­ge­stal­ten. Al­les, was da lebt an Lei­den­schaft, an Sch­merz, an Sie­ges­f­reu­de, das ist nicht nur vor­han­den, in­so­fern es sich in sinn­lich-wahr­nehm­ba­ren Wir­kun­gen of­fen­bart; es kommt dem gei­s­ti­gen Sin­ne zum Be­wußt­sein als Vor­gang des Luft­k­rei­ses im Geis­ter­land. Ein sol­ches Er­eig­nis ist im Geis­ti­gen wie ein Ge­wit­ter in der phy­si­schen Welt. Und die Wahr­neh­mung

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die­ser Er­eig­nis­se läßt sich ver­g­lei­chen mit dem Hö­ren der Wor­te in der phy­si­schen Welt. Des­halb sagt man: wie die Luft die Er­den­we­sen ein­hüllt und durch­dringt, so die «we­hen­den geis­ti­gen Wor­te» die We­sen und Vor­gän­ge des Gei­s­ter­lan­des.

Und wei­te­re Wahr­neh­mun­gen sind noch mög­lich in die­­ser geis­ti­gen Welt. Auch das ist hier vor­han­den, was sich mit der Wär­me und mit dem Lich­te der phy­si­schen Welt ver­g­lei­chen läßt. Was wie die Wär­me die ir­di­schen Din­ge und We­sen al­les im Geis­ter­lan­de durch­dringt, das ist die Ge­dan­ken­welt selbst. Nur sind die Ge­dan­ken da als le­ben­de, selb­stän­di­ge We­sen vor­zu­s­tel­len. Was der Mensch in der of­fen­ba­ren Welt als Ge­dan­ken er­faßt, das ist wie ein Schat­ten des­sen, was als Ge­dan­ken­we­sen im Geis­ter­lan­de lebt. Man den­ke sich den Ge­dan­ken, wie er im Men­schen vor­han­den ist, her­aus­ge­ho­ben aus die­sem Men­schen und als tä­ti­ges, han­deln­des We­sen mit ei­nem ei­ge­nen In­nen­le­ben be­gabt, so hat man ei­ne schwa­che Ver­bild­li­chung des­sen, was das vier­te Ge­biet des Geis­ter­lan­des er­füllt. Was der Mensch als Ge­dan­ken in sei­ner phy­si­schen Welt zwi­schen Ge­burt und Tod wahr­nimmt, das ist nur die Of­fen­ba­rung der Ge­­dan­ken­welt, so wie sie durch die Werk­zeu­ge der Lei­ber sich bil­den kann. Aber al­les, was der Mensch an sol­chen Ge­dan­ken hegt, die ei­ne Be­rei­che­rung in der phy­si­schen Welt be­­deu­ten, das hat aus die­sem Ge­bie­te her­aus sei­nen Ur­sprung. Man braucht bei sol­chen Ge­dan­ken nicht bloß an die Ide­en der gro­ßen Er­fin­der, der ge­nia­len Per­so­nen. zu den­ken, son­dern man kann bei je­dem Men­schen se­hen, wie er «Ein­fäl­le» hat, die er nicht bloß der Au­ßen­welt ver­dankt, son­dern durch die er die­se Au­ßen­welt selbst um­ge­stal­tet. So­weit Ge­füh­le, Lei­den­schaf­ten in Be­tracht kom­men, zu

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de­nen die Ver­an­las­sung in der äu­ße­ren Welt liegt, so weit sind die­se Ge­füh­le usw. in das drit­te Ge­biet des Geis­ter­­lan­des zu ver­set­zen; al­les das aber, was in der Men­schen­see­le so le­ben kann, daß der Mensch ein Schaf­fen­der wird, daß er um­ge­stal­tend und be­fruch­tend auf sei­ne Um­welt wirkt: das wird in sei­ner ur­ei­ge­nen, we­sen­haf­ten Ge­stalt of­fen­bar im vier­ten Fel­de der geis­ti­gen Welt. Was in der fünf­ten Re­gi­on vor­han­den ist, darf mit dem phy­si­schen Licht ver­­g­li­chen wer­den. Es ist in sei­ner ur­ei­ge­nen Ge­stalt sich of­fen­­ba­ren­de Weis­heit. We­sen, wel­che Weis­heit in ih­re Um­ge­bung er­gie­ßen, wie die Son­ne Licht auf phy­si­sche We­sen, ge­hö­ren die­sem Ge­bie­te an. Was be­schie­nen wird von die­ser Weis­heit, das zeigt sich in sei­nem wah­ren Sinn und sei­ner Be­deu­tung für die geis­ti­ge Welt, wie ein phy­si­sches We­sen sei­ne Far­be zeigt, wenn es vom Lich­te be­schie­nen wird. Es gibt noch höhe­re Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des; sie wer­den ih­re Dar­s­tel­­lung an ei­ner spä­te­ren Stel­le die­ser Schrift fin­den.

In die­se Welt wird nach dem To­de das Ich ein­ge­senkt mit dem Er­träg­nis, das es aus dem sinn­li­chen Le­ben mit­bringt. Und die­ses Er­träg­nis ist noch ve­r­ei­nigt mit je­nem Tei­le des As­tral­lei­bes, der am En­de der Läu­te­rungs­zeit nicht ab­ge­wor­­fen wird. Es fällt ja nur je­ner Teil ab, wel­cher nach dem To­de mit sei­nen Be­gier­den und Wün­schen dem phy­si­schen Le­ben zu­ge­wandt war. Die Ein­sen­kung des Ich mit dem, was es aus der sinn­li­chen Welt sich zu­ge­eig­net hat, in die geis­ti­ge Welt, läßt sich mit dem Ein­bet­ten ei­nes Sa­men­korns in die rei­fen­de Er­de ver­g­lei­chen. Wie die­ses Sa­men­korn die Stof­fe und Kräf­te aus sei­ner Um­ge­bung heran­zieht, um sich zu ei­ner neu­en Pflan­ze zu ent­fal­ten, so ist Ent­fal­tung und Wachs­tum das We­sen des in die geis­ti­ge Welt ein­ge­senk­ten Ich. In dem­je­ni­gen, was ein Or­gan wahr­nimmt, liegt auch

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die Kraft ver­bor­gen, durch wel­che die­ses Or­gan selbst ge­­bil­det wird. Das Au­ge nimmt das Licht wahr. Aber oh­ne das Licht gä­be es kein Au­ge. We­sen, wel­che ihr Le­ben im Fins­tern zu­brin­gen, bil­den an sich kei­ne Werk­zeu­ge zum Se­hen aus. So aber ist der gan­ze leib­li­che Mensch her­aus­­ge­schaf­fen aus den ver­bor­ge­nen Kräf­ten des­sen, was durch die Glie­der der Lei­ber wahr­ge­nom­men wird. Der phy­si­sche Leib ist durch die Kräf­te der phy­si­schen Welt, der Äther­leib durch die­je­ni­gen der Le­bens­welt au­f­er­baut, und der As­tral­­leib ist aus der as­tra­len Welt her­aus­ge­stal­tet. Wenn nun das Ich in das Geis­ter­land ver­setzt ist, so tre­ten ihm eben je­ne Kräf­te ent­ge­gen, die für die phy­si­sche Wahr­neh­mung ver­­­bor­gen blei­ben. Was im ers­ten Ge­biet des Geis­ter­lan­des sicht­bar wird, das sind die geis­ti­gen We­sen­hei­ten, wel­che den Men­schen im­mer um­ge­ben und die sei­nen phy­si­schen Leib auch auf­ge­baut ha­ben. In der phy­si­schen Welt nimmt der Mensch al­so nichts an­de­res wahr als die Of­fen­ba­run­gen der­je­ni­gen geis­ti­gen Kräf­te, wel­che sei­nen ei­ge­nen phy­si­schen Leib auch ge­stal­tet ha­ben. Nach dem To­de ist er eben mit­ten un­ter die­sen ge­stal­ten­den Kräf­ten selbst, die sich ihm jetzt in ih­rer ei­ge­nen, vor­her ver­bor­ge­nen Ge­stalt zei­gen. Eben­so ist er durch die zwei­te Re­gi­on in­mit­ten der Kräf­te, aus de­nen sein Äther­leib be­steht; in der drit­ten Re­gi­on strö­men ihm die Mäch­te zu, aus de­nen sein As­tral­leib her­aus­ge­g­lie­dert ist. Auch die höhe­ren Ge­bie­te des Geis­ter­lan­des las­sen ihm jetzt das zu­f­lie­ßen, aus dem er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod auf­ge­baut ist.

Die­se We­sen­hei­ten der geis­ti­gen Welt wir­ken nun­mehr zu­sam­men mit dem, was der Mensch als Frucht aus dem vo­ri­gen Le­ben mit­ge­bracht hat und was jetzt zum Kei­me wird. Und durch die­ses Zu­sam­men­wir­ken wird der Mensch

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zu­nächst als geis­ti­ges We­sen aufs neue auf­ge­baut. Im Schla­fe blei­ben der phy­si­sche Leib und der Äther­leib be­ste­hen; der As­tral­leib und das Ich sind zwar au­ßer­halb die­ser bei­den, aber noch mit ih­nen ver­bun­den. Was die­se in sol­chem Zu­­­stan­de an Ein­flüs­sen aus der geis­ti­gen Welt emp­fan­gen, kann nur die­nen, die wäh­rend des Wa­chens er­sc­höpf­ten Kräf­te wie­der­her­zu­s­tel­len. Nach­dem aber der phy­si­sche Leib und der Äther­leib ab­ge­legt sind und nach der Läu­te­rungs­zeit auch je­ne Tei­le des As­tral­lei­bes, die noch durch ih­re Be­gier­­den mit der phy­si­schen Welt zu­sam­men­hän­gen, wird nun al­les, was aus der geis­ti­gen Welt dem Ich zu­s­trömt, nicht nur zum Ver­bes­se­rer, son­dern zum Neu­ge­stal­ter. Und nach ei­ner, ge­wis­sen Zeit, über wel­che in spä­te­ren Tei­len die­ser Schrift zu sp­re­chen ist, hat sich um das Ich her­um ein As­tral­­leib ge­g­lie­dert, der wie­der in ei­nem sol­chen Äther­leib und phy­si­schen Leib woh­nen kann, wie sie dem Men­schen zwi­­schen Ge­burt und Tod ei­gen sind. Der Mensch kann wie­der durch ei­ne Ge­burt ge­hen und in ei­nem er­neu­ten Er­den­da­sein er­schei­nen, das nun in sich ein­ge­g­lie­dert hat die Frucht des frühe­ren Le­bens. Bis zu der Neu­ge­stal­tung ei­nes As­tral­­lei­bes ist der Mensch Zeu­ge sei­nes Wie­der­auf­bau­es. Da sich ihm die Mäch­te des Geis­ter­lan­des nicht durch äu­ße­re Or­­ga­ne, son­dern von in­nen aus of­fen­ba­ren, wie das ei­ge­ne Ich im Selbst­be­wußt­sein, so kann er die­se Of­fen­ba­rung wahr­­neh­men, so­lan­ge sein Sinn noch nicht auf ei­ne äu­ße­re Wahr­­neh­mungs­welt ge­rich­tet ist. Von dem Au­gen­bli­cke an, wo der As­tral­leib neu­ge­stal­tet ist, kehrt sich die­ser Sinn aber nach au­ßen. Der As­tral­leib ver­langt nun­mehr wie­der ei­nen äu­ße­ren Äther­leib und phy­si­schen Kör­per. Er wen­det sich da­mit ab von den Of­fen­ba­run­gen des In­nern. Des­halb gibt es jetzt ei­nen Zwi­schen­zu­stand, in dem der Mensch in

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Be­wußt­lo­sig­keit ver­sinkt. Das Be­wußt­sein kann erst wie­der in der phy­si­schen Welt auf­tau­chen, wenn die zur phy­si­schen Wahr­neh­mung not­wen­di­gen Or­ga­ne ge­bil­det sind. In die­­ser Zeit, in wel­cher das durch in­ne­re Wahr­neh­mung er­leuch­­te­te Be­wußt­sein auf­hört, be­ginnt sich nun der neue Äther­­leib an den As­tral­leib an­zu­g­lie­dern, und der Mensch kann dann auch wie­der in ei­nen phy­si­schen Leib ein­zie­hen. An die­sen bei­den An­g­lie­de­run­gen könn­te sich mit Be­wußt­sein nur ein sol­ches Ich be­tei­li­gen, wel­ches von sich aus die im Äther­leib und phy­si­schen Leib ver­bor­gen schaf­fen­den Kräf­te, den Le­bens­geist und den Geis­tes­men­schen, er­zeugt hat. So­lan­ge der Mensch nicht so­weit ist, müs­sen We­sen­hei­ten, die wei­ter in ih­rer Ent­wi­cke­lung sind als er selbst, die­se An­­g­lie­de­rung lei­ten. Der As­tral­leib wird von sol­chen We­sen­hei­ten zu ei­nem El­tern­paa­re ge­lei­tet, so daß er mit dem en­t­­­sp­re­chen­den Äther­leib und phy­si­schen Lei­be be­gabt wer­den kann. Be­vor die An­g­lie­de­rung des Äther­lei­bes sich vol­l­­zieht, er­eig­net sich nun et­was au­ßer­or­dent­lich Be­deut­sa­mes für den wie­der ins phy­si­sche Da­sein tre­ten­den Men­schen. Die­ser hat ja in sei­nem vo­ri­gen Le­ben stö­ren­de Mäch­te ge­schaf­fen, die sich bei der Rück­wärts­wan­de­rung nach dem To­de ge­zeigt ha­ben. Man neh­me das früh­er er­wähn­te Bei­­spiel wie­der auf. Der Mensch ha­be aus ei­ner Zorn­auf­wal­­lung her­aus in dem vier­zigs­ten Jah­re sei­nes vo­ri­gen Le­bens je­mand Sch­merz zu­ge­fügt. Nach dem To­de trat ihm die­ser Sch­merz des an­dern als ei­ne stö­ren­de Kraft für die En­t­­wi­cke­lung des ei­ge­nen Ich ent­ge­gen. Und so ist es mit al­len sol­chen Vor­fäl­len des vo­ri­gen Le­bens. Beim Wie­de­r­ein­tritt in das phy­si­sche Le­ben ste­hen nun die­se Hin­der­nis­se der En­t­­wi­cke­lung wie­der vor dem Ich. Wie mit dem Ein­trit­te des To­des ei­ne Art Er­in­ne­rungs­ge­mäl­de vor dem men­sch­li­chen

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Ich ge­stan­den hat, so jetzt ein Vor­blick auf das kom­men­de Le­ben. Wie­der sieht der Mensch ein sol­ches Ge­mäl­de, das jetzt all die Hin­der­nis­se zeigt, wel­che der Mensch hin­we­g­zu­räu­men hat, wenn sei­ne Ent­wi­cke­lung wei­ter­ge­hen soll. Und das, was er so sieht, wird der Aus­gangs­punkt von Kräf­ten, wel­che der Mensch ins neue Le­ben mit­neh­men muß. Das Bild des Sch­mer­zes, den er dem an­dern zu­ge­fügt hat, wird zur Kraft, die das Ich, wenn es nun wie­der ins Le­­ben ein­tritt, an­t­reibt, die­sen Sch­merz wie­der gut­zu­ma­chen. So wirkt al­so das vor­gän­gi­ge Le­ben be­stim­mend auf das neue. Die Ta­ten die­ses neu­en Le­bens sind durch je­ne des vo­ri­gen in ei­ner ge­wis­sen Wei­se ver­ur­sacht. Die­sen ge­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang ei­nes frühe­ren Da­seins mit ei­nem spä­te­ren hat man als das Ge­setz des Schick­sals an­zu­se­hen; man ist ge­wohnt ge­wor­den, es mit dem aus der mor­gen­län­di­schen Weis­heit ent­lehn­ten Aus­druck «Kar­ma» zu be­zeich­nen.

Der Auf­bau ei­nes neu­en Lei­bes­zu­sam­men­han­ges ist je­doch nicht die ein­zi­ge Tä­tig­keit, wel­che dem Men­schen zwi­­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt ob­liegt. Wäh­rend die­ser Auf­bau ge­schieht, lebt der Mensch au­ßer­halb der phy­si­schen Welt. Die­se sch­rei­tet aber wäh­rend die­ser Zeit in ih­rer Ent­wi­cke­lung wei­ter. In ver­hält­nis­mä­ß­ig kur­zen Zei­träu­men än­dert die Er­de ihr Ant­litz. Wie hat es vor ei­ni­gen Jahr­tau­sen­den in den Ge­bie­ten aus­ge­se­hen, wel­che ge­gen­wär­tig von Deut­sch­land ein­ge­nom­men wer­den? Wenn der Mensch in ei­nem neu­en Da­sein auf der Er­de er­scheint, sieht die­se in der Re­gel nie­mals wie­der so aus, wie sie zur Zeit sei­nes letz­ten Le­bens aus­ge­se­hen hat. Wäh­rend er von der Er­de ab­we­send war, hat al­les mög­li­che sich ge­än­dert. In die­ser Än­de­rung des Ant­lit­zes der Er­de wir­ken nun auch ver­bor­ge­ne Kräf­te. Sie wir­ken aus der­sel­ben Welt her­aus,

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in wel­cher sich der Mensch nach dem To­de be­fin­det. Und er selbst muß an die­ser Um­ge­stal­tung der Er­de mit­wir­ken. Er kann es nur un­ter der An­füh­rung von höhe­ren We­sen­hei­ten, so­lan­ge er sich nicht durch die Er­zeu­gung von Le­bens­geist und Geis­tes­men­schen ein kla­res Be­wußt­sein über den Zu­­­sam­men­hang zwi­schen dem Geis­ti­gen und des­sen Aus­druck im Phy­si­schen an­ge­eig­net hat. Aber er schafft mit an der Um­wand­lung der ir­di­schen Ver­hält­nis­se. Man kann sa­gen, die Men­schen ge­stal­ten wäh­rend der Zeit vom To­de bis zu ei­ner neu­en Ge­burt die Er­de so um, daß de­ren Ver­hält­nis­se zu dem pas­sen, was sich in ih­nen selbst ent­wi­ckelt hat. Wenn wir ei­nen Er­den­f­leck be­trach­ten in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt und dann nach lan­ger Zeit wie­der in ei­nem völ­lig ve­r­än­der­ten Zu­stan­de, so sind die Kräf­te, wel­che die­se Ver­­än­de­rung her­bei­ge­führt ha­ben, bei den to­ten Men­schen. In sol­cher Art ste­hen die­se auch zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt mit der Er­de in Ver­bin­dung. Das über­sin­n­­li­che Be­wußt­sein sieht in al­lem phy­si­schen Da­sein die Of­fen­­ba­rung ei­nes ver­bor­ge­nen Geis­ti­gen. Für die phy­si­sche Be­o­b­ach­tung wirkt auf die Um­ge­stal­tung der Er­de das Licht der Son­ne, die Wan­de­lun­gen des Kli­mas usw. Für die über­­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung wal­tet in dem Licht­strahl, der von der Son­ne auf die Pflan­ze fällt, die Kraft der to­ten Men­­schen. Die­ser Be­o­b­ach­tung kommt zum Be­wußt­sein, wie Men­schen­see­len die Pflan­zen um­schwe­ben, wie sie den Er­d­­bo­den wan­deln und ähn­li­ches. Nicht bloß sich selbst, nicht al­lein der Vor­be­rei­tung zu sei­nem ei­ge­nen neu­en Er­den­da­sein ist der Mensch nach dem To­de zu­ge­wandt. Nein, er ist da be­ru­fen, an der äu­ße­ren Welt geis­tig zu schaf­fen, wie er im Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod phy­sisch zu schaf­fen be­ru­fen ist.

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Es wirkt aber nicht nur das Le­ben des Men­schen vom Geis­ter­lan­de aus auf die Ver­hält­nis­se der phy­si­schen Welt ein, son­dern um­ge­kehrt auch die Tä­tig­keit im .phy­si­schen Da­sein hat ih­re Wir­kun­gen in der geis­ti­gen Welt. Ein Bei­­spiel kann ver­an­schau­li­chen, was in die­ser Be­zie­hung ge­­schieht. Es be­steht ein Band der Lie­be zwi­schen Mut­ter und Kind. Von der An­zie­hung zwi­schen bei­den, die in Kräf­ten der Sin­nen­welt wur­zelt, geht die­se Lie­be aus. Aber sie wan­­delt sich im Lau­fe der Zei­ten. Aus dem sinn­li­chen Ban­de wird im­mer mehr ein geis­ti­ges. Und die­ses geis­ti­ge Band wird nicht nur für die phy­si­sche Welt ge­wo­ben, son­dern auch für das Geis­ter­land. Auch mit an­dern Ver­hält­nis­sen ist es so. Was in der phy­si­schen Welt durch Geist­we­sen ge­s­pon­nen wird, das bleibt in der geis­ti­gen Welt be­ste­hen. Freun­de, die sich im Le­ben in­nig ver­bun­den ha­ben, ge­hö­ren auch im Geis­ter­lan­de zu­sam­men; und nach Ab­le­gung der Lei­ber sind sie noch in ei­ner viel in­ni­ge­ren Ge­mein­schaft als im phy­si­schen Le­ben. Denn als Geis­ter sind sie so fü­r­e­in­an­­der da, wie das oben bei den Of­fen­ba­run­gen geis­ti­ger We­sen an an­de­re durch das In­ne­re be­schrie­ben wor­den ist. Und ein Band, das zwi­schen zwei Men­schen ge­wo­ben wor­den ist, führt sie auch in ei­nem neu­en Le­ben wie­der zu­sam­men. Im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes muß da­her von ei­nem Wie­der­­fin­den der Men­schen nach dem To­de ge­spro­chen wer­den.

Was sich ein­mal mit dem Men­schen voll­zo­gen hat, von der Ge­burt bis zum To­de und von da bis zu ei­ner neu­en Ge­burt, das wie­der­holt sich. Der Mensch kehrt im­mer wie­der auf die Er­de zu­rück, wenn die Frucht, die er in ei­nem phy­­si­schen Le­ben er­wor­ben hat, im Geis­ter­lan­de zur Rei­fe ge­­kom­men ist. Doch be­steht nicht ei­ne Wie­der­ho­lung oh­ne An­fang und En­de, son­dern der Mensch ist ein­mal aus an­de­ren

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Da­s­eins­for­men in sol­che über­ge­t­re­ten, wel­che in der ge­kenn­zeich­ne­ten Art ver­lau­fen, und er wird in der Zu­kunft zu an­dern über­ge­hen. Der Aus­blick auf die­se Über­gangs­stu­fen wird sich er­ge­ben, wenn im Sin­ne des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins im fol­gen­den die Ent­wi­cke­lung des Wel­talls im Zu­sam­men­hang mit dem Men­schen ge­schil­dert wird.

Die Vor­gän­ge zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt sind für die äu­ße­re sinn­li­che Be­o­b­ach­tung na­tür­lich noch ver­bor­ge­ner als das­je­ni­ge, was dem of­fen­ba­ren Da­sein zwi­schen Ge­burt und Tod als Geis­ti­ges zu­grun­de liegt. Die­se sinn­li­che Be­o­b­ach­tung kann für die­sen Teil der ver­bor­ge­nen Welt die Wir­kun­gen nur da se­hen, wo sie ins phy­si­sche Da­­sein ein­t­re­ten. Es muß für sie die Fra­ge sein, ob der Mensch, der durch die Ge­burt ins Da­sein tritt, et­was mit­bringt von dem, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis von Vor­gän­gen zwi­­schen ei­nem vo­ri­gen To­de und der Ge­burt be­sch­reibt. Wenn je­mand ein Schne­cken­haus fin­det, in dem nichts von ei­nem Tie­re zu mer­ken ist, so wird er doch nur an­er­ken­nen, daß die­ses Schne­cken­haus durch die Tä­tig­keit ei­nes Tie­res ent­stan­den ist, und kann nicht glau­ben, daß es sich durch blo­ße phy­si­sche Kräf­te in sei­ner Form zu­sam­men­ge­fügt hat. Eben­so kann je­mand, der den Men­schen im Le­ben be­trach­tet und et­was fin­det, was aus die­sem Le­ben nicht stam­men kann, ver­nünf­ti­ger­wei­se zu­ge­ben, daß es von dem stammt, was die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen be­sch­reibt, wenn da­­durch ein er­klä­ren­des Licht auf das sonst Un­er­klär­li­che fällt. So könn­te auch da die sinn­lich-ver­stän­di­ge Be­o­b­ach­tung aus den sicht­ba­ren Wir­kun­gen die un­sicht­ba­ren Ur­sa­chen be­g­reif­lich fin­den. Und wer dies Le­ben völ­lig un­be­fan­gen be­trach­tet, dem wird sich auch das mit je­der neu­en Be­o­b­ach­­tung im­mer mehr als das Rich­ti­ge er­ge­ben. Nur han­delt es

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sich dar­um, den rich­ti­gen Ge­sichts­punkt zu fin­den, um die Wir­kun­gen im Le­ben zu be­o­b­ach­ten. Wo lie­gen zum Bei­­spiel die Wir­kun­gen des­sen, was die über­sinn­li­che Er­kenn­t­­nis als Vor­gän­ge der Läu­te­rungs­zeit schil­dert? Wie tritt die Wir­kung des­sen zu­ta­ge, was der Mensch nach die­ser Läu­­te­rungs­zeit im rein geis­ti­gen Ge­bie­te, nach den An­ga­ben der geis­ti­gen For­schung, er­le­ben soll?

Rät­sel drän­gen sich je­der erns­ten, tie­fen Le­bens­be­trach­­tung auf die­sem Fel­de ge­nug auf. Man sieht den ei­nen Men­schen in Not und Elend ge­bo­ren, mit nur ge­rin­gen Be­ga­bun­gen aus­ge­stat­tet, so daß er durch die­se mit sei­ner Ge­burt ge­ge­be­nen Tat­sa­chen zu ei­nem er­bärm­li­chen Da­sein vor­her­be­stimmt er­scheint. Der an­de­re wird von dem ers­ten Au­gen­bli­cke sei­nes Da­seins an von sor­gen­den Hän­den und Her­zen ge­hegt und gepf­legt; es ent­fal­ten sich bei ihm glän­zen­de Fähig­kei­ten; er ist zu ei­nem frucht­ba­ren, be­frie­di­gen­­den Da­sein ver­an­lagt. Zwei ent­ge­gen­ge­setz­te Ge­sin­nun­gen kön­nen sich ge­gen­über sol­chen Fra­gen gel­tend ma­chen. Die ei­ne wird an dem haf­ten wol­len, was die Sin­ne wahr­neh­men und der an die­se Sin­ne sich hal­ten­de Ver­stand be­g­rei­fen kann. Da­rin, daß ein Mensch in das Glück, der an­de­re ins Un­glück hin­ein­ge­bo­ren wird, wird die­se Ge­sin­nung kei­ne Fra­ge se­hen. Sie wird, wenn sie auch nicht das Wort «Zu­fall» ge­brau­chen will, doch nicht da­ran den­ken, ir­gend­ei­nen ge­­setz­mä­ß­i­gen Zu­sam­men­hang an­zu­neh­men, der sol­ches be­wirkt. Und in be­zug auf die An­la­gen, die Be­ga­bun­gen wird ei­ne sol­che Vor­stel­lungs­art sich an das hal­ten, was von El­tern, Vor­el­tern und sons­ti­gen Ah­nen «ver­erbt» ist. Sie wird es ab­leh­nen, die Ur­sa­chen in geis­ti­gen Vor­gän­gen zu su­chen, wel­che der Mensch selbst vor sei­ner Ge­burt ab­seits von der Ver­er­bungs­li­nie sei­ner Ah­nen durch­ge­macht hat und

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durch die er sich sei­ne An­la­gen und Be­ga­bun­gen ge­stal­tet hat. Ei­ne an­de­re Ge­sin­nung wird sich durch ei­ne sol­che Auf­fas­sung un­be­frie­digt füh­len. Sie wird sa­gen: es ge­schieht doch auch in der of­fen­ba­ren Welt nichts an ei­nem be­stim­m­­ten Or­te oder in ei­ner be­stimm­ten Um­ge­bung, oh­ne daß man Ur­sa­chen vor­aus­set­zen müß­te, warum dies der Fall ist. Mag auch in vie­len Fäl­len der Mensch die­se Ur­sa­chen noch nicht er­forscht ha­ben, vor­han­den sind sie. Ei­ne Al­pen­blu­me wächst nicht in der Tie­f­e­be­ne. Ih­re Na­tur hat et­was, was sie mit der Al­pen­ge­gend zu­sam­men­bringt. Eben­so muß es in ei­nem Men­schen et­was ge­ben, was ihn in ei­ne be­stimm­te Um­ge­bung hin­ein­ge­bo­ren wer­den läßt. Mit Ur­sa­chen, die bloß in der phy­si­schen Welt lie­gen, ist es da­bei nicht ge­tan. Sie neh­men sich für den tie­fer Den­ken­den so aus, als wenn die Tat­sa­che, daß je­mand ei­nem an­dern ei­nen Schlag ver­­­setzt ha­be, nicht mit den Ge­füh­len des ers­te­ren, son­dern mit dem phy­si­schen Me­cha­nis­mus sei­ner Hand er­klärt wer­den soll­te. Eben­so un­be­frie­digt muß sich die­se Ge­sin­nung mit al­ler Er­klär­ung aus der blo­ßen «Ver­er­bung» bei An­la­gen und Be­ga­bun­gen zei­gen. Man mag von ihr im­mer­hin sa­gen: se­het, wie sich be­stimm­te An­la­gen in Fa­mi­li­en for­ter­ben. In zwei und ei­nem hal­ben Jahr­hun­dert ha­ben sich die mu­si­ka­­li­schen An­la­gen in den Glie­dern der Fa­mi­lie Bach ver­erbt. Aus der Fa­mi­lie Ber­noul­li sind acht Ma­the­ma­ti­ker her­vor­­­ge­gan­gen, die zum Teil in ih­rer Kind­heit zu ganz an­de­ren Be­ru­fen be­stimmt wa­ren. Aber die «ver­erb­ten» Be­ga­bun­gen ha­ben sie im­mer zu dem Fa­mi­li­en­be­ruf hin­ge­trie­ben. Man mag fer­ner dar­auf ver­wei­sen, wie man durch ei­ne ge­naue Er­for­schung der Vor­fah­ren­rei­he ei­ner Per­sön­lich­keit zei­gen kön­ne, daß in der ei­nen oder der an­de­ren Wei­se sich die Be­­ga­bung die­ser Per­sön­lich­keit bei den Ah­nen ge­zeigt ha­be

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und daß sie sich nur als ei­ne Sum­mie­rung ver­erb­ter An­la­gen dar­s­tellt. Wer die an­ge­deu­te­te zwei­te Art der Ge­sin­nung hat, wird sol­che Tat­sa­chen ge­wiß nicht au­ßer acht las­sen; sie kön­nen ihm aber nicht sein, was sie dem sind, der sich nur auf die Vor­gän­ge in der Sin­nen­welt bei sei­nen Er­klär­un­gen stüt­zen will. Der ers­te­re wird dar­auf hin­wei­sen, daß sich eben­so­we­nig die ver­erb­ten An­la­gen von selbst zur Ge­sam­t­­per­sön­lich­keit sum­mie­ren kön­nen, wie sich die Me­tall­tei­le der Uhr zu die­ser von selbst for­mie­ren. Und wenn man ihm ein­wen­det, daß ja doch das Zu­sam­men­wir­ken der El­tern die Kom­bi­na­ti­on der An­la­gen be­wir­ken kön­ne, al­so die­ses gleich­sam an die Stel­le des Uhr­ma­chers tre­te, so wird er er­wi­dern: Se­het mit Un­be­fan­gen­heit auf das völ­lig Neue hin, das mit je­der Kin­des-Per­sön­lich­keit ge­ge­ben ist; die­ses kann nicht von den El­tern kom­men, ein­fach des­halb nicht, weil es in die­sen nicht vor­han­den ist.

Ein un­kla­res Den­ken kann auf die­sem Ge­biet viel Ver­­wir­rung stif­ten. Am sch­limms­ten ist es, wenn von den Trä­­gern der ers­ten Ge­sin­nung die­je­ni­gen der letz­te­ren als Ge­g­­ner des­sen hin­ge­s­tellt wer­den, was doch auf «si­che­re Ta­t­­sa­chen» sich stützt. Aber es braucht die­sen letz­te­ren gar nicht in den Sinn zu kom­men, die­sen Tat­sa­chen ih­re Wahr­heit oder ih­ren Wert ab­zu­sp­re­chen. Sie se­hen zum Bei­spiel durch­­aus auch, daß sich ei­ne be­stimm­te Geis­tes­an­la­ge, ja Geis­tes­rich­tung in ei­ner Fa­mi­lie «fort­erbt» und daß ge­wis­se An­la­gen, in ei­nem Nach­kom­men sum­miert und kom­bi­niert, ei­ne be­deu­ten­de Per­sön­lich­keit er­ge­ben. Sie ver­mö­gen durch­aus zu­zu­ge­ben, wenn man ih­nen sagt, daß der be­deu­tends­te Na­me sel­ten an der Spit­ze, son­dern am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht. Man soll­te es ih­nen aber nicht übel ver­mer­ken, wenn sie ge­zwun­gen sind, dar­aus ganz an­de­re

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Ge­dan­ken zu bil­den als die­je­ni­gen, wel­che nur beim Sinn­lich-Tat­säch­li­chen ste­hen­b­lei­ben wol­len. Den letz­te­ren kann eben er­wi­dert wer­den: Ge­wiß zeigt ein Mensch die Merk­ma­le sei­­ner Vor­fah­ren, denn das Geis­tig-See­li­sche, wel­ches durch die Ge­burt in das phy­si­sche Da­sein tritt, ent­nimmt sei­ne Lei­b­­lich­keit dem, was ihm die Ver­er­bung gibt. Da­mit ist aber noch nichts ge­sagt, als daß ein We­sen die Ei­gen­tüm­lich­kei­ten des Mit­tels trägt, in das es un­ter­ge­taucht ist. Es ist ge­wiß ein son­der­ba­rer tri­via­ler Ver­g­leich, aber der Un­be­fan­­ge­ne wird ihm sei­ne Be­rech­ti­gung nicht ab­sp­re­chen, wenn ge­sagt wird: daß ein Men­schen­we­sen sich in die Ei­gen­schaf­­ten sei­ner Vor­fah­ren ein­ge­hüllt zeigt, be­weist für die Her­kunft der per­sön­li­chen Ei­gen­schaf­ten die­ses We­sens eben­so­we­nig, wie es für die in­ne­re Na­tur ei­nes Men­schen et­was be­weist, wenn er naß ist, weil er ins Was­ser ge­fal­len ist. Und wei­ter kann ge­sagt wer­den: wenn der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft steht, so zeigt dies, daß der Trä­ger die­ses Na­mens je­ne Bluts­ge­nos­sen­schaft brauch­te, um sich den Leib zu ge­stal­ten, den er für die En­t­­­fal­tung sei­ner Ge­samt­per­sön­lich­keit not­wen­dig hat­te. Es be­weist aber gar nichts für die «Ver­er­bung» des Per­sön­li­chen selbst: ja es be­weist für ei­ne ge­sun­de Lo­gik die­se Tat­sa­che das ge­ra­de Ge­gen­teil. Wenn sich näm­lich die per­sön­li­chen Ga­ben ver­erb­ten, so müß­ten sie am An­fan­ge ei­ner Bluts­ge­nos­sen­schaft ste­hen und sich dann von hier aus­ge­hend auf die Nach­kom­men ver­er­ben. Da sie aber am En­de ste­hen, so ist das ge­ra­de ein Zeug­nis da­für, daß sie sich nicht ver­er­ben.

Nun soll nicht in Ab­re­de ge­s­tellt wer­den, daß auf Sei­te der­je­ni­gen, wel­che von ei­ner geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung im Le­­ben sp­re­chen, nicht min­der zur Ver­wir­rung bei­ge­tra­gen wird. Von ih­nen wird oft viel zu sehr im all­ge­mei­nen, im

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un­be­stimm­ten ge­re­det. Es ist ge­wiß mit der Be­haup­tung zu ver­g­lei­chen: die Me­tall­tei­le ei­ner Uhr ha­ben sich selbst zu die­ser zu­sam­men­ge­s­tellt, wenn ge­sagt wird: aus den ver­­erb­ten Merk­ma­len sum­mie­re sich die Per­sön­lich­keit ei­nes Men­schen. Aber es muß auch zu­ge­ge­ben wer­den, daß es mit vie­len Be­haup­tun­gen in be­zug auf ei­ne geis­ti­ge Welt sich nicht an­ders ver­hält, als wenn je­mand sag­te: die Me­tall­tei­le der Uhr kön­nen sich selbst nicht so zu­sam­men­fü­gen, daß durch die Zu­sam­men­fü­gung die Zei­ger vor­wärts­ge­scho­ben wer­den, al­so muß ir­gend et­was Geis­ti­ges da sein, wel­ches die­ses Vor­wärts­schie­ben be­sorgt. Ge­gen­über ei­ner sol­chen Be­haup­tung baut al­ler­dings der auf ei­nen weit bes­se­ren Grund, wel­cher sagt: Ach, ich küm­me­re mich nicht wei­ter um sol­che «mys­ti­sche» We­sen, wel­che die Zei­ger vor­wärts­schie­­ben; ich su­che die me­cha­ni­schen Zu­sam­men­hän­ge ken­nen­zu­­­ler­nen, durch wel­che das Vor­wärts­schie­ben der Zei­ger be­wirkt wird. Es han­delt sich eben gar nicht dar­um, nur zu wis­sen, hin­ter ei­nem Me­cha­ni­schen, zum Bei­spiel der Uhr, ste­he ein Geis­ti­ges (der Uhr­ma­cher), son­dern be­deu­tungs­­voll kann es al­lein sein, die Ge­dan­ken ken­nen­zu­ler­nen, die im Geis­te des Uhr­ma­chers der Ver­fer­ti­gung der Uhr vor­an­ge­gan­gen sind. Man kann die­se Ge­dan­ken im Me­cha­nis­mus wie­der­fin­den.

Al­les blo­ße Träu­men und Phan­ta­sie­ren von dem Über­­sinn­li­chen bringt nur Ver­wir­rung. Denn es ist un­ge­eig­net, die Geg­ner zu be­frie­di­gen. Die­se sind ja im Recht, wenn sie sa­gen, sol­ches Hin­wei­sen auf über­sinn­li­che We­sen im all­ge­­mei­nen för­dert in nichts das Ver­ständ­nis der Tat­sa­chen. Ge­wiß, sol­che Geg­ner mö­gen auch ge­gen­über den be­stimm­ten An­ga­ben der Geis­tes­wis­sen­schaft das glei­che sa­gen. Dann aber kann hin­ge­wie­sen wer­den dar­auf, wie sich im of­fen­ba­ren

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Le­ben die Wir­kun­gen der ver­bor­ge­nen geis­ti­gen Ur­­­sa­chen zei­gen. Es kann ge­sagt wer­den: man neh­me ein­mal an, es sei rich­tig, was die Geis­tes­for­schung durch Be­o­b­ach­tung fest­ge­s­tellt ha­ben will, daß der Mensch nach sei­nem To­de ei­ne Läu­te­rungs­zeit durch­ge­macht ha­be und daß er wäh­rend der­sel­ben see­lisch er­lebt ha­be, wel­ches Hemm­nis in der for­t­­sch­rei­ten­den Ent­wi­cke­lung ei­ne be­stimm­te Tat sei, die er in ei­nem vor­her­ge­gan­ge­nen Le­ben voll­führt hat. Wäh­rend er die­ses er­lebt hat, bil­de­te sich in ihm der Trieb, die Fol­gen die­ser Tat zu ver­bes­sern. Die­sen Trieb bringt er sich für ein neu­es Le­ben mit. Und das Vor­han­den­sein die­ses Trie­bes bil­­det je­nen Zug in sei­nem We­sen, der ihn an ei­nen Platz stellt, von dem aus die Ver­bes­se­rung mög­lich ist. Man be­ach­te ei­ne Ge­samt­heit sol­cher Trie­be, und man hat ei­ne Ur­sa­che für die schick­sals­ge­mä­ße Um­ge­bung, in wel­che ein Mensch hin­ein­ge­bo­ren wird. Eben­so kann es mit ei­ner an­de­ren An­­nah­me ge­hen. Man set­ze wie­der vor­aus, es sei rich­tig, was von der Geis­tes­wis­sen­schaft ge­sagt wird, die Früch­te ei­nes ver­f­los­se­nen Le­bens wer­den dem geis­ti­gen Keim des Men­­schen ein­ver­leibt, und das Geis­ter­land, in dem sich die­ser zwi­schen Tod und neu­em Le­ben be­fin­det, sei das Ge­biet, in dem die­se Früch­te rei­fen, um, zu An­la­gen und Fähig­kei­ten um­ge­stal­tet, in ei­nem neu­en Le­ben zu er­schei­nen und die Per­sön­lich­keit so zu ge­stal­ten, daß sie als die Wir­kung des­­sen er­scheint, was in ei­nem vo­ri­gen Le­ben ge­won­nen wor­­den ist. Wer die­se Vor­aus­set­zun­gen macht und mit ih­nen un­be­fan­gen das Le­ben be­trach­tet, dem wird sich zei­gen, daß durch sie al­les Sinn­lich-Tat­säch­li­che in sei­ner vol­len Be­deu­­tung und Wahr­heit an­er­kannt wer­den kann, daß aber zu­­­g­leich al­les das be­g­reif­lich wird, was bei ei­nem blo­ßen Bau­en auf die sinn­li­chen Tat­sa­chen für den­je­ni­gen im­mer un­be­g­reif­lich

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blei­ben muß, des­sen Ge­sin­nung nach der geis­ti­gen Welt hin ge­rich­tet ist. Und vor al­lem, es wird je­de Un­lo­gik von der Art ver­schwin­den, wie die früh­er an­ge­deu­te­te ei­ne ist: weil der be­deu­tends­te Na­me am En­de ei­ner Bluts­ge­nos­­sen­schaft steht, müs­se der Trä­ger sei­ne Be­ga­bung er­erbt ha­ben. Das Le­ben wird lo­gisch be­g­reif­lich durch die von der Geis­tes­wis­sen­schaft er­mit­tel­ten über­sinn­li­chen Tat­sa­chen.

Der ge­wis­sen­haf­te Wahr­heit­su­cher, der oh­ne ei­ge­ne Er­­fah­rung in der über­sinn­li­chen Welt sich zu­recht­fin­den will in den Tat­sa­chen, wird aber auch noch ei­nen ge­wich­ti­gen Ein­wand er­he­ben kön­nen. Es kann näm­lich gel­tend ge­macht wer­den, daß es un­zu­läs­sig sei, ein­fach aus dem Grun­de das Da­sein ir­gend­wel­cher Tat­sa­chen an­zu­neh­men, weil man sich da­durch et­was er­klä­ren kön­ne, was sonst un­er­klär­lich ist. Solch ein Ein­wand ist si­cher­lich für den­je­ni­gen ganz be­deu­­tungs­los, wel­cher die ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen aus der über­­sinn­li­chen Er­fah­rung kennt. Und in den fol­gen­den Tei­len die­ser Schrift wird der Weg an­ge­ge­ben, der ge­gan­gen wer­­den kann, um nicht nur an­de­re geis­ti­ge Tat­sa­chen, die hier be­schrie­ben wer­den, son­dern auch das Ge­setz der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung als ei­ge­nes Er­leb­nis ken­nen­zu­ler­nen. Aber für je­den, wel­cher die­sen Weg nicht an­t­re­ten will, kann der obi­ge Ein­wand ei­ne Be­deu­tung ha­ben. Und das­je­ni­ge, was wi­der ihn ge­sagt wer­den kann, ist auch für ei­nen sol­chen wert­voll, der den an­ge­deu­te­ten Weg selbst zu ge­hen en­t­­­sch­los­sen ist. Denn wenn es je­mand in der rich­ti­gen Art auf­­­nimmt, dann ist es selbst der bes­te ers­te Schritt, der auf die­­sem We­ge ge­macht wer­den kann. Es ist näm­lich durch­aus wahr: bloß weil man sich et­was da­durch er­klä­ren kann, was sonst un­er­klär­lich bleibt, soll man et­was nicht an­neh­men, von des­sen Da­sein man sonst kein Wis­sen hat. Aber in dem

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Fal­le mit den an­ge­führ­ten geis­ti­gen Tat­sa­chen liegt die Sa­che doch noch an­ders. Wenn man sie an­nimmt, so hat das nicht nur die in­tel­lek­tu­el­le Fol­ge, daß man durch sie das Le­ben be­g­reif­lich fin­det, son­dern man er­lebt durch die Auf­nah­me die­ser Vor­aus­set­zun­gen in sei­ne Ge­dan­ken noch et­was ganz an­de­res. Man den­ke sich den fol­gen­den Fall: Es wi­der­fährt je­mand et­was, das in ihm recht pein­li­che Emp­fin­dun­gen her­vor­ruft. Er kann sich nun in zwei­fa­cher Art da­zu stel­len. Er kann den Vor­fall als et­was er­le­ben, was ihn pein­lich be­rührt, und sich der pein­li­chen Emp­fin­dung hin­ge­ben, viel­­leicht so­gar in Sch­merz ver­sin­ken. Er kann sich aber auch an­ders da­zu stel­len. Er kann sa­gen: In Wahr­heit ha­be ich selbst in ei­nem ver­gan­ge­nen Le­ben in mir die Kraft ge­bil­det, wel­che mich vor die­sen Vor­fall ge­s­tellt hat; ich ha­be in Wir­k­­lich­keit mir selbst die Sa­che zu­ge­fügt. Und er kann nun al­le die Emp­fin­dun­gen in sich er­re­gen, wel­che ein sol­cher Ge­­dan­ke zur Fol­ge ha­ben kann. Selbst­ver­ständ­lich muß der Ge­dan­ke mit dem al­ler­voll­kom­mens­ten Erns­te und mit al­ler mög­li­chen Kraft er­lebt wer­den, wenn er ei­ne sol­che Fol­ge für das Emp­fin­dungs- und Ge­fühls­le­ben ha­ben soll. Wer sol­ches zu­stan­de bringt, für den wird sich ei­ne Er­fah­rung ein­s­tel­len, wel­che sich am bes­ten durch ei­nen Ver­g­leich ver­an­schau­li­chen läßt. Zwei Men­schen so wol­le man an­neh­­men be­kä­m­en ei­ne Sie­gel­lack­stan­ge in die Hand. Der ei­ne stel­le in­tel­lek­tu­el­le Be­trach­tun­gen an über die «in­ne­re Na­­tur» der Stan­ge. Die­se Be­trach­tun­gen mö­gen sehr klug sein; wenn sich die­se «in­ne­re Na­tur» durch nichts zeigt, mag ihm ru­hig je­mand er­wi­dern: das sei Träu­me­rei. Der an­de­re aber reibt den Sie­gel­lack mit ei­nem Tuchlap­pen, und er zeigt dann, daß die Stan­ge klei­ne Kör­per­chen an­zieht. Es ist ein ge­wich­ti­ger Un­ter­schied zwi­schen den Ge­dan­ken, die durch

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des ers­ten Men­schen Kopf ge­gan­gen sind und ihn zu den Be­trach­tun­gen an­ge­regt ha­ben, und de­nen des zwei­ten. Des ers­ten Ge­dan­ken ha­ben kei­ne tat­säch­li­che Fol­ge; die­je­ni­gen des zwei­ten aber ha­ben ei­ne Kraft, al­so et­was Tat­säch­li­ches, aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­vor­ge­lockt. So ist es nun auch mit den Ge­dan­ken ei­nes Men­schen, der sich vor­s­tellt, er ha­be die Kraft, mit ei­nem Er­eig­nis zu­sam­men­zu­kom­men, durch ein frühe­res Le­ben selbst in sich gepflanzt. Die­se blo­ße Vor­­­stel­lung regt in ihm ei­ne wir­k­li­che Kraft an, durch die er in ei­ner ganz an­dern Art dem Er­eig­nis be­geg­nen kann, als wenn er die­se Vor­stel­lung nicht hegt. Es geht ihm da­durch ein Licht auf über die not­wen­di­ge We­sen­heit die­ses Er­ei­g­­nis­ses, das er sonst nur als ei­nen Zu­fall an­er­ken­nen könn­te. Und er wird un­mit­tel­bar ein­se­hen: ich ha­be den rech­ten Ge­­dan­ken ge­habt, denn die­ser Ge­dan­ke hat­te die Kraft, die Tat­sa­che mir zu ent­hül­len. Wie­der­holt je­mand sol­che in­­­ne­re Vor­gän­ge, so wer­den sie fort­ge­setzt zu ei­nem Mit­tel in­ne­rer Kraft­zu­fuhr, und sie er­wei­sen so ih­re Rich­tig­keit durch ih­re Frucht­bar­keit. Und die­se Rich­tig­keit zeigt sich, nach und nach, kräf­tig ge­nug. In geis­ti­ger, see­li­scher und auch phy­si­scher Be­zie­hung wir­ken sol­che Vor­gän­ge ge­sun­dend, ja in je­der Be­zie­hung för­dernd auf das Le­ben ein. Der Mensch wird ge­wahr, daß er sich da­durch in ei­ner rich­ti­gen Art in den Le­bens­zu­sam­men­hang hin­ein­s­tellt, wäh­rend er bei Be­ach­tung nur des ei­nen Le­bens zwi­schen Ge­burt und Tod sich ei­nem Irr­wahn hin­gibt. Der Mensch wird see­lisch stär­ker durch das ge­kenn­zeich­ne­te Wis­sen. Ei­nen sol­chen rein in­ne­ren Be­weis von der geis­ti­gen Ver­ur­sa­chung kann sich ein je­der al­ler­dings nur selbst in sei­nem In­nen­le­ben ver­­­schaf­fen. Aber es kann ihn auch ein je­der ha­ben. Wer ihn sich nicht ver­schafft hat, kann sei­ne Be­weis­kraft al­ler­dings

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nicht be­ur­tei­len. Wer ihn sich ver­schafft hat, der kann ihn aber auch kaum mehr an­zwei­feln. Man braucht sich auch gar nicht zu ver­wun­dern, daß dies so ist. Denn was so ganz und gar mit dem­je­ni­gen zu­sam­men­hängt, was des Men­schen in­ners­te We­sen­heit, sei­ne Per­sön­lich­keit aus­macht, von dem ist es nur na­tür­lich, daß es auch nur im in­ners­ten Er­le­ben ge­nü­gend be­wie­sen wer­den kann.­Vor­brin­gen kann man da­ge­gen al­ler­dings nicht, daß ei­ne sol­che An­ge­le­gen­heit, weil sie sol­chem in­ne­ren Er­leb­nis ent­spricht, ein je­der mit sich selbst ab­ma­chen müs­se, und daß sie nicht Sa­che ei­ner Geis­tes­wis­sen­schaft sein kön­ne. Ge­wiß ist, daß ein je­der selbst das Er­leb­nis ha­ben muß, wie ein je­der selbst den Be­weis ei­nes ma­the­ma­ti­schen Sat­zes ein­se­hen muß. Aber der Weg, auf dem das Er­leb­nis er­reicht wer­den kann, ist für al­le Men­schen gül­tig, wie die Me­tho­de, ei­nen ma­the­ma­­ti­schen Satz zu be­wei­sen, für al­le gül­tig ist.

Nicht in Ab­re­de soll ge­s­tellt wer­den, daß von den über­­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­gen na­tür­lich ab­ge­se­hen der eben an­ge­führ­te Be­weis durch die kraft­her­vor­brin­gen­de Ge­walt der ent­sp­re­chen­den Ge­dan­ken der ein­zi­ge ist, der je­der un­be­fan­ge­nen Lo­gik stand­hält. Al­le an­de­ren Er­wä­gun­gen sind ge­wiß sehr be­deut­sam; aber sie wer­den doch al­le et­was ha­ben, an dem ein Geg­ner An­griffs­punk­te fin­den kann. Wer al­ler­dings sich ge­nug un­be­fan­ge­nen Blick an­ge­eig­net hat, der wird schon in der Mög­lich­keit und Tat­säch­lich­keit der Er­zie­hung bei dem Men­schen et­was fin­den, was lo­gisch wir­ken­de Be­weis­kraft da­für hat, daß ein geis­ti­ges We­sen sich in der leib­li­chen Hül­le zum Da­sein ringt. Er wird das Tier mit dem Men­schen ver­g­lei­chen und sich sa­gen: bei dem ers­te­ren tre­ten die für das­sel­be maß­ge­ben­den Ei­gen­schaf­ten und Be­fähi­gun­gen mit der Ge­burt als et­was in sich Be­stimm­tes

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auf, das deut­lich zeigt, wie es durch die Ver­er­bung vor­­­ge­zeich­net ist und sich an der Au­ßen­welt ent­fal­tet. Man se­he, wie das jun­ge Küch­lein Le­bens­ver­rich­tun­gen von Ge­burt an in be­stimm­ter Art voll­zieht. An den Men­schen aber tritt durch die Er­zie­hung mit sei­nem In­nen­le­ben et­was in ein Ver­hält­nis, was oh­ne al­le Be­zie­hung zu ei­ner Ver­er­bung ste­hen kann. Und er kann in der La­ge sein, die Wir­kun­gen sol­cher äu­ße­ren Ein­flüs­se sich an­zu­eig­nen. Wer er­zieht, der weiß, daß sol­chen Ein­flüs­sen vom In­nern des Men­schen Kräf­te ent­ge­gen­kom­men müs­sen; ist das nicht der Fall, dann ist al­le Schu­lung und Er­zie­hung be­deu­tungs­los. Für den un­be­fan­ge­nen Er­zie­her stellt sich so­gar ganz scharf die Gren­ze hin zwi­schen den ver­erb­ten An­la­gen und je­nen in­ne­ren Kräf­ten des Men­schen, wel­che durch die­se An­la­gen hin­durch­leuch­ten und wel­che aus frühe­ren Le­bens­läu­fen her­rüh­ren. Si­cher­lich kann man für sol­che Din­ge nicht so «ge­wich­ti­ge» Be­wei­se an­füh­ren, wie für ge­wis­se phy­si­ka­li­sche Tat­sa­chen durch die Waa­ge. Aber da­für sind die­se Din­ge eben die In­­ti­mi­tä­ten des Le­bens. Und für den, der Sinn da­für hat, sind auch sol­che nicht hand­g­reif­li­che Be­le­ge be­wei­send; so­gar be­wei­sen­der als die hand­g­reif­li­che Wir­k­lich­keit. Daß man ja auch Tie­re dres­sie­ren kann, sie al­so ge­wis­ser­ma­ßen durch Er­zie­hung Ei­gen­schaf­ten und Fähig­kei­ten an­neh­men, ist für den, der auf das We­sent­li­che zu schau­en ver­mag, kein Ein­wand. Denn ab­ge­se­hen da­von, daß sich in der Welt al­ler­or­ten Über­gän­ge fin­den, ver­sch­mel­zen die Er­geb­nis­se der Dres­sur bei ei­nem Tie­re kei­nes­wegs in glei­cher Art mit sei­nem per­sön­li­chen We­sen wie beim Men­schen. Man be­tont ja so­gar, wie die Fähig­kei­ten, wel­che den Haus­tie­ren im Zu­sam­men­le­ben mit dem Men­schen andres­siert wer­den, sich ver­er­ben, das heißt so­fort gat­tungs­mä­ß­ig, nicht per­sön­lich

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wir­ken. Dar­win be­sch­reibt, wie Hun­de ap­por­tie­ren, oh­ne da­zu an­ge­lernt zu sein oder es ge­se­hen zu ha­ben. Wer woll­te ein glei­ches von der men­sch­li­chen Er­zie­hung be­haup­ten?

Nun gibt es Den­ker, wel­che durch ih­re Be­o­b­ach­tun­gen über die Mei­nung hin­aus­kom­men, daß der Mensch durch die rein ver­erb­ten Kräf­te von au­ßen zu­sam­men­ge­fügt sei. Sie er­he­ben sich bis zu dem Ge­dan­ken, daß ein geis­ti­ges We­­sen, ei­ne In­di­vi­dua­li­tät, dem leib­li­chen Da­sein vor­an­ge­he und die­ses ge­stal­te. Aber vie­le von ih­nen fin­den doch nicht die Mög­lich­keit, zu be­g­rei­fen, daß es wie­der­hol­te Er­den­le­ben gibt, und daß in dem Zwi­schen­da­sein zwi­schen den Le­ben die Früch­te der vo­ri­gen mit­ge­stal­ten­de Kräf­te sind. Es sei aus der Rei­he sol­cher Den­ker ei­ner an­ge­führt. Im­ma­nu­el Her­mann Fich­te, der Sohn des gro­ßen Fich­te, führt in sei­ner «An­thro­po­lo­gie» sei­ne Be­o­b­ach­tun­gen an, die ihn (Sei­te 528)01 zu fol­gen­dem zu­sam­men­fas­sen­den Ur­teil brin­gen: «Die El­tern sind nicht die Er­zeu­ger in voll­stän­di­gem Sin­ne: den or­ga­ni­schen Stoff bie­ten sie dar, und nicht bloß die­sen, son­­dern zu­g­leich je­nes Mitt­le­re, Sinn­lich-Ge­müt­li­che, wel­ches sich in Tem­pe­ra­ment, in ei­gen­tüm­li­cher Ge­müts­fär­bung, in be­stimm­ter Spe­zi­fi­ka­ti­on der Trie­be und der­g­lei­chen zeigt, als de­ren ge­mein­schaft­li­che Qu­el­le die Phan­ta­sie in je­nem wei­tern, von uns nach­ge­wie­se­nen Sinn sich er­ge­ben hat. In al­len die­sen Ele­men­ten der Per­sön­lich­keit ist die Mi­schung und ei­gen­tüm­li­che Ver­bin­dung der El­tern­see­len un­ver­ken­n­­bar; die­se da­her für ein blo­ßes Pro­dukt der Zeu­gung zu er­klä­ren, ist voll­kom­men be­grün­det, noch da­zu, wenn, wo­für wir uns ent­schei­den muß­ten, die Zeu­gung als wir­k­li­cher See­len­vor­gang auf­ge­faßt wird. Aber der ei­gent­li­che, sch­lie­­ßen­de Mit­tel­punkt der Per­sön­lich­keit fehlt hier ge­ra­de; denn

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#F­N013-134 Brock­haus, Leip­zig 1860

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bei tie­fer ein­drin­gen­der Be­o­b­ach­tung er­gibt sich, daß auch je­ne ge­müt­li­chen Ei­gen­tüm­lich­kei­ten nur ei­ne Hül­le und ein Werk­zeug­li­ches sind, um die ei­gent­lich geis­ti­gen idea­len An­la­gen des Men­schen in sich zu fas­sen, ge­eig­net, sie zu för­­dern in ih­rer Ent­wi­cke­lung oder zu hem­men, kei­nes­wegs aber fähig, sie aus sich ent­ste­hen zu las­sen.» Und wei­ter wird da ge­sagt: «Je­der präe­xis­tiert nach sei­ner geis­ti­gen Grun­d­­ge­stalt; denn geis­tig be­trach­tet gleicht kein In­di­vi­du­um dem an­dern, so­we­nig als die ei­ne Tier­spe­zi­es ei­ner der üb­ri­gen» (Sei­te 532). Die­se Ge­dan­ken grei­fen nur so weit, daß sie in die phy­si­sche Leib­lich­keit des Men­schen ein­t­re­ten las­sen ei­ne geis­ti­ge We­sen­heit. Da de­ren ge­stal­ten­de Kräf­te aber nicht aus Ur­sa­chen frühe­rer Le­ben her­ge­lei­tet wer­den, so müß­te je­des­mal, wenn ei­ne Per­sön­lich­keit er­steht, ei­ne sol­che gei­s­ti­ge We­sen­heit aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de her­vor­ge­hen. Un­ter die­ser Vor­aus­set­zung be­stän­de aber kei­ne Mög­li­ch­keit, die Ver­wandt­schaft zu er­klä­ren, die ja be­steht zwi­schen den sich aus dem men­sch­li­chen In­nern her­aus­rin­gen­den An­la­gen und dem, was von der äu­ße­ren ir­di­schen Um­ge­bung im Lau­fe des Le­bens an die­ses In­ne­re heran­dringt. Das men­sch­li­che In­ne­re, das für je­den ein­zel­nen Men­schen aus ei­nem gött­li­chen Ur­grun­de stamm­te, müß­te ganz fremd ge­­gen­über­ste­hen dem, was ihm im ir­di­schen Le­ben ge­gen­über­tritt. Nur dann wird das wie es ja tat­säch­lich ist nicht der Fall sein, wenn die­ses men­sch­li­che In­ne­re mit dem Äu­ßern be­reits ver­bun­den war, wenn es nicht zum ers­ten Ma­le in die­sem lebt. Der un­be­fan­ge­ne Er­zie­her kann klar die Wahr­neh­mung ma­chen: ich brin­ge aus den Er­geb­nis­sen des Er­den­le­bens an mei­nen Zög­ling et­was heran, was zwar sei­nen bloß ver­erb­ten Ei­gen­schaf­ten fremd ist, was ihn aber doch so an­mu­tet, als ob er bei der Ar­beit, aus wel­cher die­se

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Er­geb­nis­se stam­men, schon da­bei ge­we­sen wä­re. Nur die wie­der­hol­ten Er­den­le­ben im Zu­sam­men­hang mit den von der Geis­tes­for­schung dar­ge­leg­ten Tat­sa­chen im geis­ti­gen Ge­biet zwi­schen den Er­den­le­ben: nur dies al­les kann ei­ne be­frie­di­gen­de Er­klär­ung des all­sei­tig be­trach­te­ten Le­bens der ge­gen­wär­ti­gen Mensch­heit ge­ben. Aus­drück­lich wird hier ge­sagt: der «ge­gen­wär­ti­gen» Mensch­heit. Denn die gei­s­ti­ge For­schung er­gibt, daß al­ler­dings ein­mal der Kreis­lauf der Er­den­le­ben be­gon­nen hat und daß da­mals an­de­re Ver­­hält­nis­se als ge­gen­wär­tig für das in die leib­li­che Hül­le ein­t­re­ten­de geis­ti­ge We­sen des Men­schen be­stan­den ha­ben. In den fol­gen­den Ka­pi­teln wird auf die­sen ur­zeit­li­chen Zu­­­stand des Men­schen­we­sens zu­rück­ge­gan­gen. Wenn da­durch aus den Er­geb­nis­sen der Geis­tes­wis­sen­schaft her­aus wird ge­zeigt wor­den sein, wie die­ses Men­schen­we­sen sei­ne ge­gen­wär­ti­ge Ge­stalt im Zu­sam­men­hang mit der Erd­ent­wi­cke­lung er­hal­ten hat, wird auch noch ge­nau­er dar­auf hin­ge­deu­tet wer­den kön­nen, wie der geis­ti­ge We­sens­kern des Men­schen aus über­sinn­li­chen Wel­ten in die leib­li­chen Hül­len ein­dringt, und wie das geis­ti­ge Ver­ur­sa­chungs­ge­setz, das «men­sch­li­che Schick­sal», sich her­an­bil­det.

DIE WELTENTWICKELUNG UND DER MENSCH

#G013-1962-SE137 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss

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DIE WELT­ENT­WI­CKE­LUNG UND DER MENSCH

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Es hat sich durch die vor­an­ge­gan­ge­nen Be­trach­tun­gen er­­ge­ben, daß die We­sen­heit des Men­schen aus den vier Glie­dern sich auf­baut: Phy­si­scher Leib, Le­bens­leib, As­tral­leib und Ich-Trä­ger. Das «Ich» ar­bei­tet inn­er­halb der drei an­dern Glie­der und wan­delt die­se um. Durch sol­che Um­wand­lung ent­ste­hen auf ei­ner nie­d­ri­ge­ren Stu­fe: Emp­fin­dungs­see­le, Ver­stan­des­see­le und Be­wußt­s­eins­see­le. Auf ei­ner höhe­ren Stu­fe des Men­schen­da­seins bil­den sich: Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­mensch. Die­se Glie­der der Men­schen­na­tur ste­hen nun in den man­nig­fal­tigs­ten Ver­hält­nis­sen zu dem gan­zen Wel­tall. Und ih­re Ent­wi­cke­lung hängt mit der En­t­­wi­cke­lung die­ses Wel­talls zu­sam­men. Durch die Be­trach­tung die­ser Ent­wi­cke­lung ge­winnt man ei­nen Ein­blick in die tie­­fe­ren Ge­heim­nis­se die­ser men­sch­li­chen We­sen­heit.

Es ist klar, daß des Men­schen Le­ben nach den ver­schie­­dens­ten Rich­tun­gen hin Be­zie­hun­gen hat zur Um­ge­bung, zu dem Wohn­platz, auf dem er sich ent­wi­ckelt. Nun ist schon die äu­ßer­li­che Wis­sen­schaft durch die ihr ge­ge­be­nen Tat­sa­chen zu der An­sicht ge­drängt wor­den, daß die Er­de selbst, die­ser Wohn­platz des Men­schen im um­fas­sends­ten Sin­ne, ei­ne Ent­wi­cke­lung durch­ge­macht hat. Die­se Wis­sen­schaft weist auf Zu­stän­de im Er­den­da­sein hin, inn­er­halb wel­cher ein Mensch in sei­ner ge­gen­wär­ti­gen Form auf un­se­rem Pla­­ne­ten noch nicht exis­tiert hat. Sie zeigt, wie die Mensch­heit von ein­fa­chen Kul­tur­zu­stän­den her­auf sich lang­sam und al­l­­mäh­lich zu den ge­gen­wär­ti­gen Ver­hält­nis­sen ent­wi­ckelt hat. Al­so auch die­se Wis­sen­schaft kommt zu der Mei­nung, daß ein Zu­sam­men­hang be­ste­he zwi­schen der Ent­wi­cke­lung des Men­schen und der­je­ni­gen sei­nes Him­mels­kör­pers, der Er­de.

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Die Geis­tes­wis­sen­schaf­t­01 ver­folgt die­sen Zu­sam­men­hang durch die­je­ni­ge Er­kennt­nis, wel­che ih­re Tat­sa­chen aus der durch die geis­ti­gen Or­ga­ne ge­schärf­ten Wahr­neh­mung sc­höpft. Sie ver­folgt den Men­schen rück­wärts in sei­nem Wer­de­gan­ge. Es zeigt sich ihr, daß das ei­gent­li­che in­ne­re geis­ti­ge We­sen des Men­schen durch ei­ne Rei­he von Le­ben auf die­ser Er­de ge­schrit­ten ist. So aber kommt die Geis­tes­for­schung zu ei­nem weit in der Ver­gan­gen­heit zu­rück­lie­gen­den Zeit­punk­te, in dem zum ers­ten Ma­le die­ses in­ne­re Men­schen­we­sen in ein äu­ße­res Le­ben in dem ge­gen­wär­ti­gen Sin­ne ein­ge­t­re­ten ist. In die­ser ers­ten ir­di­schen Ver­kör­pe­rung war es, daß das «Ich» an­fing, inn­er­halb der drei Lei­ber, As­tral­leib, Le­bens­leib, phy­si­scher Leib, sich zu be­tä­ti­gen. Und es nahm dann die Früch­te die­ser Ar­beit mit in das fol­gen­de Le­ben hin­über.

Wenn man in der an­ge­deu­te­ten Art bis zu die­sem Zeit­­punk­te in der Be­trach­tung rück­wärts sch­rei­tet, so wird man ge­wahr, daß das «Ich» ei­nen Er­den­zu­stand vor­fin­det, in­­n­er­halb des­sen die drei Lei­ber, phy­si­scher Leib, Le­bens­leib und As­tral­leib, schon ent­wi­ckelt sind und schon ei­nen ge­wis­­sen Zu­sam­men­hang ha­ben. Das «Ich» ver­bin­det sich zum ers­ten Ma­le mit der We­sen­heit, wel­che aus die­sen drei Lei­bern be­steht. Es nimmt von jetzt ab die­ses «Ich» an der Wei­ter­ent­wi­cke­lung der drei Lei­ber teil. Vor­her ha­ben sich die­se oh­ne ein sol­ches Men­schen-Ich bis zu der Stu­fe en­t­­wi­ckelt, auf wel­cher sie die­ses Ich da­mals an­ge­trof­fen hat.

Die Geis­tes­wis­sen­schaft muß mit ih­rer For­schung nun noch wei­ter zu­rück­ge­hen, wenn sie die Fra­gen be­ant­wor­ten will: Wie sind die drei Lei­ber bis zu ei­ner sol­chen Stu­fe der En­t­­wi­cke­lung

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#F­N013-138 Geis­tes­wis­sen­schaft wird hier, wie aus dem Zu­sam­men­hang er­sicht­lich ist, gleich­be­deu­tend mit «Ge­heim­wis­sen­schaft», mit über­sinn­li­cher Er­kennt­nis ge­braucht.

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ge­langt, auf der sie ein Ich» in sich auf­neh­men konn­ten, und wie ist die­ses Ich selbst ge­wor­den und zu der Fähig­keit ge­langt, inn­er­halb die­ser Lei­ber wir­ken zu kön­­nen?

Die Be­ant­wor­tung die­ser Fra­gen ist nur mög­lich, wenn man das Wer­den des Er­den­pla­ne­ten selbst im geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Sin­ne ver­folgt. Durch sol­che For­schung ge­langt man an ei­nen An­fang die­ses Er­den­pla­ne­ten. Die­je­ni­ge Be­trach­tungs­art, wel­che nur auf die Tat­sa­chen der phy­si­schen Sin­ne baut, kann nicht bis zu Schluß­fol­ge­run­gen ge­lan­gen, die mit die­sem Er­den­an­fang et­was zu tun ha­ben. Ei­ne ge­­wis­se An­sicht, die sich sol­cher Schluß­fol­ge­run­gen be­di­ent, kommt zu dem Er­geb­nis, daß al­les Stof­f­li­che der Er­de sich aus ei­nem Ur­ne­bel her­aus ge­bil­det ha­be. Es kann nicht die Auf­ga­be die­ser Schrift sein, auf sol­che Vor­stel­lun­gen näh­er ein­zu­ge­hen. Denn für die Geis­tes­for­schung han­delt es sich dar­um, nicht bloß die ma­te­ri­el­len Vor­gän­ge der Erd­ent­wi­cke­lung in Be­tracht zu zie­hen, son­dern vor al­lem die hin­ter dem Stof­f­li­chen lie­gen­den geis­ti­gen Ur­sa­chen. Wenn man ei­nen Men­schen vor sich hat, der ei­ne Hand hebt, so kann die­ses He­ben der Hand zu zwei­er­lei Be­trach­tungs­wei­sen an­­re­gen. Man kann den Me­cha­nis­mus des Ar­mes und des an­­dern Or­ga­nis­mus un­ter­su­chen und den Vor­gang so be­sch­rei­­ben wol­len, wie er sich rein phy­sisch ab­spielt. Man kann aber auch den geis­ti­gen Blick auf das­je­ni­ge len­ken, was in der See­le des Men­schen vor­geht und was die see­li­sche Ver­an­las­sung zum He­ben der Hand bil­det. In ei­ner ähn­li­chen Art sieht der durch das geis­ti­ge Wahr­neh­men ge­schul­te For­­scher hin­ter al­len Vor­gän­gen der sinn­lich-phy­si­schen Welt geis­ti­ge Vor­gän­ge. Für ihn sind al­le Um­wand­lun­gen in dem Stof­f­li­chen des Er­den­pla­ne­ten Of­fen­ba­run­gen geis­ti­ger

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Kräf­te, die hin­ter dem Stof­f­li­chen lie­gen. Wenn aber sol­che geis­ti­ge Be­o­b­ach­tung in dem Le­ben der Er­de im­mer wei­ter zu­rück­geht, so kommt sie an ei­nen Ent­wi­cke­lungs­punkt, an dem al­les Stof­f­li­che erst an­fängt zu sein. Es ent­wi­ckelt sich die­ses Stof­f­li­che aus dem Geis­ti­gen her­aus. Vor­her ist nur Geis­ti­ges vor­han­den. Man nimmt durch die­se geis­ti­ge Be­o­bach­tung das Geis­ti­ge wahr und sieht, wie in wei­te­rem Ver­folg sich die­ses Geis­ti­ge zu dem Stof­f­li­chen teil­wei­se gleich­sam ver­dich­tet. Man hat ei­nen Vor­gang vor sich, der sich auf ei­ner höhe­ren Stu­fe so ab­spielt, wie wenn man ein Ge­fäß mit Was­ser be­trach­tet, in dem sich nach und nach durch kunst­voll ge­lei­te­te Ab­küh­lun­gen Eis­k­lum­pen her­aus­bil­de­ten. Wie man hier aus dem, was vor­her durch­aus Was­ser war, das Eis sich her­aus ver­dich­ten sieht, so kann man durch geis­ti­ge Be­o­b­ach­tung ver­fol­gen, wie sich aus ei­nem vor­an­­ge­hen­den durch­aus Geis­ti­gen die stof­f­li­chen Din­ge, Vor­­­gän­ge und We­sen­hei­ten gleich­sam ver­dich­ten. So hat sich der phy­si­sche Er­den­pla­net her­aus­ent­wi­ckelt aus ei­nem gei­s­ti­gen Welt­we­sen; und al­les, was stof­f­lich mit die­sem Er­den­pla­ne­ten ver­knüpft ist, hat sich aus sol­chem her­aus­ver­dich­tet, was mit ihm vor­her geis­tig ver­bun­den war. Man hat sich aber nicht vor­zu­s­tel­len, daß je­mals al­les Geis­ti­ge sich in Stof­f­li­ches um­wan­delt; son­dern man hat in dem letz­te­ren im­mer nur um­ge­wan­del­te Tei­le des ur­sprüng­li­chen Geis­ti­­gen vor sich. Da­bei bleibt das Geis­ti­ge auch wäh­rend der stof­f­li­chen Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de das ei­gent­lich lei­ten­de und füh­r­en­de Prin­zip.

Es ist ein­leuch­tend, daß die­je­ni­ge Vor­stel­lungs­art, wel­che sich nur an die sinn­lich-phy­si­schen Vor­gän­ge hal­ten will und an das­je­ni­ge, was der Ver­stand aus die­sen Vor­gän­gen er­sch­lie­ßen kann nichts aus­zu­sa­gen ver­mag über das in

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Re­de ste­hen­de Geis­ti­ge. Man neh­me an, es kön­ne ein We­sen ge­ben, das nur sol­che Sin­ne hät­te, die Eis wahr­neh­men kön­­nen, nicht aber den fei­ne­ren Zu­stand des Was­sers, aus dem sich das Eis durch Ab­küh­lung ab­hebt. Für ein sol­ches We­sen wä­re das Was­ser nicht vor­han­den; und es wä­re für das­sel­be von dem Was­ser erst dann et­was wahr­zu­neh­men, wenn sich Tei­le des­sel­ben zu Eis um­ge­bil­det ha­ben. So bleibt für ei­nen Men­schen das hin­ter den Er­den­vor­gän­gen lie­gen­de Geis­ti­ge ver­bor­gen, wenn er nur das für die phy­si­schen Sin­ne Vor­han­­de­ne gel­ten las­sen will. Und wenn er von den phy­si­schen Tat­sa­chen, die er ge­gen­wär­tig wahr­nimmt, rich­ti­ge Schlu­ß­­fol­ge­run­gen sich bil­det über frühe­re Zu­stän­de des Er­den­pla­ne­ten, so kommt ein sol­cher Mensch eben nur bis zu je­nem Ent­wi­cke­lungs­punk­te, in dem das vor­an­ge­hen­de Geis­ti­ge sich teil­wei­se zu dem Stof­f­li­chen ver­dich­te­te. Die­ses vor­an­ge­hen­de Geis­ti­ge sieht ei­ne sol­che Be­trach­tungs­wei­se eben­so­we­nig wie das Geis­ti­ge, das un­sicht­bar auch ge­gen­wär­tig hin­ter dem Stof­f­li­chen wal­tet.

Es kann erst in den letz­ten Ka­pi­teln die­ser Schrift von den We­gen ge­spro­chen wer­den, auf de­nen der Mensch sich die Fähig­keit an­eig­net, in geis­ti­ger Wahr­neh­mung auf die frühe­ren Er­den­zu­stän­de zu­rück­zu­bli­cken, von de­nen hier die Re­de ist. Nur an­ge­deu­tet soll hier vor­läu­fig wer­den, daß für die geis­ti­ge For­schung die Tat­sa­chen auch ur­fer­ner Ver­gan­gen­hei­ten nicht ver­schwun­den sind. Wenn ein We­sen zu ei­nem kör­per­li­chen Da­sein ge­langt, so ver­geht mit sei­­nem kör­per­li­chen To­de das Stof­f­li­che. Nicht in der glei­chen Art «ver­schwin­den» die geis­ti­gen Kräf­te, wel­che die­ses Kör­per­haf­te aus sich her­aus­ge­trie­ben ha­ben. Sie las­sen ih­re Spu­­ren, ih­re ge­nau­en Ab­bil­der in der geis­ti­gen Grund­la­ge der Welt zu­rück. Und wer durch die sicht­ba­re Welt hin­durch

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die Wahr­neh­mung zu dem Un­sicht­ba­ren zu er­he­ben ver­­­mag, der ge­langt end­lich da­zu, et­was vor sich zu ha­ben, was man mit ei­nem ge­wal­ti­gen geis­ti­gen Pan­ora­ma ver­g­lei­chen könn­te, in dem al­le ver­gan­ge­nen Vor­gän­ge der Welt ver­­zeich­net sind. Man kann die­se un­ver­gäng­li­chen Spu­ren al­les Geis­ti­gen die «Aka­sha-Chro­nik» nen­nen, in­dem man als Aka­sha-We­sen­heit das Geis­tig-Blei­ben­de des Welt­ge­sche­hens im Ge­gen­satz zu den ver­gäng­li­chen For­men des Ge­sche­hens be­zeich­net. Nun muß auch hier wie­der ge­sagt wer­den, daß For­schun­gen auf den über­sinn­li­chen Ge­bie­ten des Da­seins nur mit Hil­fe des geis­ti­gen Wahr­neh­mens, al­so auf dem hier be­trach­te­ten Ge­bie­te nur durch das Le­sen der an­ge­deu­te­ten «Aka­sha-Chro­nik» an­ge­s­tellt wer­den kön­nen. Den­noch gilt auch hier das­je­ni­ge, was für Ähn­li­ches schon an frühe­rer Stel­le die­ser Schrift ge­sagt wor­den ist. Er­forscht kön­nen die über­sinn­li­chen Tat­sa­chen nur durch die über­sinn­li­che Wahr­­neh­mung wer­den; sind sie aber er­forscht und wer­den sie von der Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen mit­ge­teilt, so kön­­nen sie ein­ge­se­hen wer­den durch das ge­wöhn­li­che Den­ken, wenn die­ses nur wir­k­lich un­be­fan­gen sein will. Es wer­den in dem fol­gen­den im Sin­ne der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis die Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­de der Er­de mit­ge­teilt. Es wer­den die Um­wand­lun­gen un­se­res Pla­ne­ten ver­folgt wer­den bis zu dem Le­bens­zu­stan­de, in dem die­ser ge­gen­wär­tig ist. Wenn nun je­mand das be­trach­tet, was er ge­gen­wär­tig in blo­ßer sinn­li­cher Wahr­neh­mung vor sich hat, und dann das­je­ni­ge in sich auf­nimmt, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis dar­über sagt, wie seit ur­fer­ner Ver­gan­gen­heit die­ses Ge­gen­wär­ti­ge sich ent­wi­ckelt ha­be, so ver­mag er bei wahr­haft un­be­fan­­ge­nem Den­ken sich zu sa­gen: ers­tens ist es durch­aus lo­gisch, was die­se Er­kennt­nis be­rich­tet; zwei­tens kann ich ein­se­hen,

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daß die Din­ge so ge­wor­den sind, wie sie mir eben ent­ge­gen­t­re­ten, wenn ich an­neh­me, daß dies rich­tig sei, was durch die über­sinn­li­che For­schung mit­ge­teilt wird. Mit dem «Lo­­gi­schen» ist na­tür­lich in die­sem Zu­sam­men­han­ge nicht ge­­meint, daß inn­er­halb ir­gend­ei­ner Dar­stel­lung über­sinn­li­cher For­schung nicht Irr­tü­mer in lo­gi­scher Be­zie­hung ent­hal­ten sein könn­ten. Auch hier soll von dem «Lo­gi­schen» nur so ge­spro­chen wer­den, wie man im ge­wöhn­li­chen Le­ben der phy­si­schen Welt da­von spricht. Wie da die lo­gi­sche Dar­­­stel­lung als For­de­rung gilt, trotz­dem der ein­zel­ne Dar­­­s­tel­ler ei­nes Tat­sa­chen­ge­bie­tes lo­gi­schen Irr­tü­mern ver­fal­len kann, so ist es auch in der über­sinn­li­chen For­schung. Es kann so­gar vor­kom­men, daß ein For­scher, der auf über­sinn­li­chen Ge­bie­ten wahr­zu­neh­men ver­mag, sich Irr­tü­mern in der lo­gi­schen Dar­stel­lung hin­gibt, und daß ei­nen sol­chen dann je­mand ver­bes­sern kann, der gar nicht über­sinn­lich wahr­­nimmt, wohl aber die Fähig­keit ei­nes ge­sun­den Den­kens hat. Aber im We­sen kann ge­gen die in der über­sinn­li­chen For­­schung an­ge­wand­te Lo­gik nichts ein­ge­wen­det wer­den. Und gar nicht nö­t­ig soll­te man ha­ben zu be­to­nen, daß ge­gen die Tat­sa­chen selbst nichts aus bloß lo­gi­schen Grün­den vor­ge­bracht wer­den kann. So wie man auf dem Ge­bie­te der phy­­si­schen Welt nie­mals lo­gisch be­wei­sen kann, ob es ei­nen Wal­­fisch gibt oder nicht, son­dern nur durch den Au­gen­schein, so kön­nen auch die über­sinn­li­chen Tat­sa­chen nur durch die geis­ti­ge Wahr­neh­mung er­kannt wer­den. Es kann aber nicht ge­nug be­tont wer­den, daß es für den Be­trach­ter der über­­sinn­li­chen Ge­bie­te ei­ne Not­wen­dig­keit ist, be­vor er in ei­ge­­nem Wahr­neh­men sich den geis­ti­gen Wel­ten näh­ern will, zu­erst sich durch die an­ge­deu­te­te Lo­gik ei­ne An­sicht zu ver­­­schaf­fen, und nicht min­der da­durch, daß er er­kennt, wie die

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sinn­lich-of­fen­ba­re Welt übe­rall ver­ständ­lich er­scheint, wenn man vor­aus­setzt, die Mit­tei­lun­gen der Ge­heim­wis­sen­schaft sei­en rich­tig. Es bleibt eben al­les Er­le­ben in der über­sin­n­­li­chen Welt ein un­si­che­res ja ge­fähr­li­ches Her­um­tas­ten, wenn der ge­schil­der­te Vor­be­rei­tungs­weg ver­sch­mäht wird. Des­halb wird in die­ser Schrift auch zu­erst das Über­sinn­lich-Tat­säch­li­che der Erd­ent­wi­cke­lung mit­ge­teilt, be­vor über den Weg der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis selbst ge­spro­chen wird. Es kommt ja durch­aus auch in Be­tracht, daß der­je­ni­ge, wel­cher sich rein den­kend in das hin­ein­fin­det, was die über­sinn­li­che Er­kennt­nis zu sa­gen hat, kei­nes­wegs in der­sel­ben La­ge ist wie je­mand, der sich ei­ne Er­zäh­lung an­hört über ei­nen phy­si­schen Vor­gang, den er nicht selbst se­hen kann. Denn das rei­ne Den­ken ist selbst schon ei­ne über­sinn­li­che Be­tä­ti­gung. Es kann als Sinn­li­ches nicht zu über­sinn­li­chen Vor­gän­gen durch sich selbst füh­ren. Wenn man aber die­ses Den­ken auf die über­sinn­li­chen, durch die über­sinn­li­che An­­schau­ung er­zähl­ten Vor­gän­ge an­wen­det, dann wächst es durch sich selbst in die über­sinn­li­che Welt hin­ein. Und es ist so­gar ei­ner der al­ler­bes­ten We­ge, zu ei­ge­ner Wahr­neh­mung auf über­sinn­li­chem Ge­bie­te da­durch zu ge­lan­gen, daß man durch das Den­ken über das von der über­sinn­li­chen Er­kenn­t­­nis Mit­ge­teil­te in die höhe­re Welt hin­ein­wächst. Ein sol­ches Hin­ein­kom­men ist näm­lich mit der größ­ten Klar­heit ver­­bun­den. Des­halb be­trach­tet auch ei­ne ge­wis­se Rich­tung geis­tes­wis­sen­schaft­li­cher For­schung die­ses Den­ken als die ge­die­gens­te ers­te Stu­fe al­ler geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Schu­lung. Auch muß es durch­aus be­g­reif­lich er­schei­nen, daß in die­ser Schrift nicht in be­zug auf al­le Ein­zel­hei­ten der im Geis­te wahr­ge­nom­me­nen Erd­ent­wi­cke­lung dar­auf hin­ge­wie­sen wird, wie das Über­sinn­li­che sich in dem Of­fen­ba­ren be­stä­tigt.

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Das war auch nicht die Mei­nung, als ge­sagt wur­de, daß das Ver­bor­ge­ne übe­rall in sei­nen of­fen­ba­ren Wir­kun­gen nach­­­ge­wie­sen wer­den kann. Es ist viel­mehr dies die Mei­nung, daß auf Schritt und Tritt al­les licht­voll und be­g­reif­lich für den Men­schen wer­den kann, was ihm ent­ge­gen­tritt, wenn er die of­fen­ba­ren Vor­gän­ge sich in die Be­leuch­tung rückt, wel­che ihm durch die Ge­heim­wis­sen­schaft er­mög­licht wird. Nur an ein­zel­nen cha­rak­te­ris­ti­schen Stel­len mag in den fol­gen­den Be­trach­tun­gen pro­be­wei­se auf Be­stä­ti­gun­gen des Ver­bor­ge­­nen durch das Of­fen­ba­re ver­wie­sen wer­den, um zu zei­gen, wie man es übe­rall, wo man nur will, im prak­ti­schen Ver­­­folg des Le­bens ma­chen kann.

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Man kommt im Sin­ne der obi­gen geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen For­schung durch die Ver­fol­gung der Erd­ent­wi­cke­lung nach rück­wärts zu ei­nem geis­ti­gen Zu­stand un­se­res Pla­ne­ten. Setzt man aber die­sen For­schungs­weg nach rück­wärts wei­ter fort, dann fin­det man, daß je­nes Geis­ti­ge vor­her be­reits in ei­ner Art phy­si­scher Ver­kör­pe­rung war. Man trifft al­so auf ei­nen ver­gan­ge­nen phy­si­schen pla­ne­ta­ri­schen Zu­stand, der sich spä­ter ver­geis­tigt und nach­her durch aber­ma­li­ge Ver­stof­f­­li­chung sich zu un­se­rer Er­de um­ge­wan­delt hat. Un­se­re Er­de stellt sich so­mit als die Wie­der­ver­kör­pe­rung ei­nes ural­ten Pla­ne­ten dar. Aber die Geis­tes­wis­sen­schaft kann noch wei­ter zu­rück­ge­hen. Und sie fin­det dann den gan­zen Vor­gang noch zwei­mal wie­der­holt. Un­se­re Er­de hat al­so drei vor­her­ge­hen­de pla­ne­ta­ri­sche Zu­stän­de durch­ge­macht, zwi­schen de­nen im­mer Zwi­schen­zu­stän­de der Ver­geis­ti­gung lie­gen. Das Phy­si­sche er­weist sich al­ler­dings im­mer fei­ner und fei­ner, je wei­ter wir die Ver­kör­pe­rung nach rück­wärts ver­fol­gen.

Na­he­lie­gend ist der fol­gen­den Dar­stel­lung ge­gen­über der

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Ein­wand: Wie kann ge­sun­de Ur­teils­kraft sich ein­las­sen auf die An­nah­me so un­er­meß­lich weit zu­rück­lie­gen­der Welt­zu­stän­de, wie die­je­ni­gen sind, von de­nen hier ge­spro­chen wird? Dem­ge­gen­über muß ge­sagt wer­den, daß für den­je­ni­gen, der ver­ständ­nis­voll auf das ge­gen­wär­ti­ge ver­bor­ge­ne Geis­ti­ge in dem of­fen­ba­ren Sin­nen­fäl­li­gen hin­zu­bli­cken ver­mag, auch die Ein­sicht in die, wenn auch noch so ent­fern­ten frühe­ren Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­de nichts Un­mög­li­ches dar­s­tel­len kann. Nur wer für die Ge­gen­wart die­ses ver­bor­ge­ne Geis­ti­ge nicht an­er­kennt, für den ver­liert das Re­den über ei­ne sol­che En­t­­wi­cke­lung, wie sie hier ge­meint ist, al­len Sinn. Wer es aner­kennt, für den ist im An­blick des ge­gen­wär­ti­gen Zu­stan­des der frühe­re eben­so ge­ge­ben, wie im An­blick des fünf­zi­g­­jäh­ri­gen Men­schen der des ein­jäh­ri­gen Kin­des. Ja, kann man sa­gen, aber man hat mit Be­zug auf das letz­te­re ne­ben fün­f­zig­jäh­ri­gen Men­schen ein­jäh­ri­ge Kin­der und al­le mög­li­chen Zwi­schen­stu­fen vor sich. Das ist rich­tig; aber rich­tig ist es auch für die hier ge­mein­te Ent­wi­cke­lung des Geis­ti­gen. Wer auf die­sem Fel­de zu ei­nem sinn­ge­mä­ß­en Ur­teil kommt, der sieht auch ein, daß in der voll­stän­di­gen Be­o­b­ach­tung des Ge­gen­wär­ti­gen, die das Geis­ti­ge mit um­sch­ließt, wir­k­lich ne­ben den Stu­fen des Da­seins, die bis zur Ent­wi­cke­lungs­voll­kom­men­heit der Ge­gen­wart fort­ge­schrit­ten sind, auch die Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­de der Ver­gan­gen­heit er­hal­ten ge­b­lie­­ben sind, wie ne­ben den fünf­zig­jäh­ri­gen Men­schen ein­jäh­ri­ge Kin­der vor­han­den sind. Man kann inn­er­halb des Er­den­ge­sche­hens der Ge­gen­wart das Ur­ge­sche­hen schau­en, wenn man nur die sich un­ter­schei­den­den au­f­ein­an­der­fol­gen­den Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­de au­s­ein­an­der­zu­hal­ten ver­mag.

Nun tritt der Mensch in der Ge­stalt, in wel­cher er ge­gen­wär­tig sich ent­wi­ckelt, erst auf der vier­ten der cha­rak­te­ri­sier­ten

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pla­ne­ta­ri­schen Ver­kör­pe­run­gen, auf der ei­gent­li­chen Er­de auf. Und das We­sent­li­che die­ser Ge­stalt ist, daß der Mensch aus den vier Glie­dern zu­sam­men­ge­setzt ist: Phy­si­­scher Leib, Le­bens­leib, As­tral­leib und Ich. Doch hät­te die­se Ge­stalt nicht auf­t­re­ten kön­nen, wenn sie nicht durch die vor­her­ge­hen­den Ent­wi­cke­lung­s­tat­sa­chen vor­be­rei­tet wor­den wä­re. Die­se Vor­be­rei­tung ge­schah da­durch, daß inn­er­halb der frühe­ren pla­ne­ta­ri­schen Ver­kör­pe­rung We­sen sich ent­wi­ckel­ten, die von den ge­gen­wär­ti­gen vier Men­schen­g­lie­dern drei be­reits hat­ten: den phy­si­schen Leib, den Le­bens­leib und den As­tral­leib. Die­se We­sen, die man in ei­ner ge­wis­sen Be­­zie­hung die Men­schen­vor­fah­ren nen­nen kann, hat­ten noch kein «Ich», aber sie ent­wi­ckel­ten die drei an­de­ren Glie­der und de­ren Zu­sam­men­hang so weit, daß sie reif wur­den, spä­ter das «Ich» auf­zu­neh­men. So­mit ge­lang­te der Men­schen­vor­fahr auf der frühe­ren Pla­ne­ten-Ver­kör­pe­rung bis zu ei­nem ge­wis­sen Rei­fe­zu­stand sei­ner drei Glie­der. Die­ser Zu­stand ging in ei­ne Ver­geis­ti­gung ein. Und aus der Ver­gei­s­ti­gung bil­de­te sich dann ein neu­er phy­si­scher pla­ne­ta­ri­scher Zu­stand, der­je­ni­ge der Er­de, her­aus. In die­sem wa­ren, wie als Kei­me, die ge­reif­ten Men­schen­vor­fah­ren ent­hal­ten. Da­­durch, daß der gan­ze Pla­net durch ei­ne Ver­geis­ti­gung durch­­­ge­gan­gen und in ei­ner neu­en Ge­stalt er­schie­nen ist, bot er den in ihm ent­hal­te­nen Kei­men mit dem phy­si­schen Leib, dem Le­bens­leib und dem As­tral­leib nicht nur die Ge­le­gen­heit, sich bis zu der Höhe wie­der zu ent­wi­ckeln, auf der sie vor­her schon ge­stan­den hat­ten, son­dern auch die an­de­re Mög­lich­keit: nach­dem sie die­se Höhe er­reicht hat­ten, über sich hin­aus­zu­ge­lan­gen durch die Auf­nah­me des «Ich». Die Erd­ent­wi­cke­lung zer­fällt al­so in zwei Tei­le. In ei­ner ers­ten Pe­rio­de er­scheint die Er­de selbst als Wie­der­ver­kör­pe­rung

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des frühe­ren pla­ne­ta­ri­schen Zu­stan­des. Die­ser Wie­der­ho­lungs­zu­stand ist aber durch die in­zwi­schen ein­ge­t­re­te­ne Ver­geis­ti­gung ein höhe­rer als der­je­ni­ge der vor­her­ge­hen­den Ver­kör­pe­rung. Und die Er­de ent­hält in sich die Kei­me der Men­schen­vor­fah­ren vom frühe­ren Pla­ne­ten. Die­se ent­wi­ckeln sich zu­nächst bis zu der Höhe, auf der sie schon wa­ren. Wenn sie die­se er­reicht ha­ben, ist die ers­te Pe­rio­de ab­ge­­­sch­los­sen. Die Er­de aber kann jetzt we­gen ih­rer ei­ge­nen höhe­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fe die Kei­me noch höh­er brin­gen, näm­lich sie zur Auf­nah­me des «Ich» be­fähi­gen. Die zwei­te Pe­rio­de der Erd­ent­wi­cke­lung ist die­je­ni­ge der Ich-Ent­fal­­tung im phy­si­schen Lei­be, Le­bens- und As­tral­lei­be.

Wie auf die­se Art durch die Erd­ent­wi­cke­lung der Mensch um ei­ne Stu­fe höh­er ge­bracht wird, so ist die­ses auch schon bei den frühe­ren pla­ne­ta­ri­schen Ver­kör­pe­run­gen der Fall ge­we­sen. Denn be­reits auf der ers­ten die­ser Ver­kör­pe­run­gen war vom Men­schen et­was vor­han­den. Da­her wird Klar­heit über die ge­gen­wär­ti­ge Men­schen­we­sen­heit ver­b­rei­tet, wenn de­ren Ent­wi­cke­lung bis in die ur­fer­ne Ver­gan­gen­heit der ers­ten der an­ge­führ­ten Pla­ne­ten­ver­kör­pe­run­gen zu­rück ver­­­folgt wird. Man kann nun in der über­sinn­li­chen For­schung die­se ers­te Pla­ne­ten­ver­kör­pe­rung den Sa­turn nen­nen; die zwei­te als Son­ne be­zeich­nen; die drit­te als Mond; die vier­te ist die Er­de. Da­bei hat man st­reng fest­zu­hal­ten, daß die­se Be­zeich­nun­gen zu­nächst in kei­nen Zu­sam­men­hang ge­bracht wer­den dür­fen mit den gleich­na­mi­gen, die für die Glie­der un­se­res ge­gen­wär­ti­gen Son­nen­sys­tems ge­braucht wer­den. Sa­turn, Son­ne und Mond sol­len eben Na­men für ver­gan­ge­ne Ent­wi­cke­lungs­for­men sein, wel­che die Er­de durch­ge­macht hat. Wel­ches Ver­hält­nis die­se Wel­ten der Vor­zeit zu den Him­mels­kör­pern ha­ben, die das ge­gen­wär­ti­ge Son­nen­sys­tem

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bil­den, wird sich noch im Lau­fe der fol­gen­den Be­trach­tun­­gen zei­gen. Es wird dann auch sich zei­gen, warum die­se Na­men ge­wählt wer­den.

Wenn nun­mehr die Ver­hält­nis­se der vier ge­nann­ten pla­ne­­ta­ri­schen Ver­kör­pe­run­gen ge­schil­dert wer­den, so kann das nur ganz skiz­zen­haft ge­sche­hen. Denn die Vor­gän­ge, We­sen­hei­ten und de­ren Schick­sa­le sind auf Sa­turn, Son­ne und Mond wahr­lich eben so man­nig­fal­tig wie auf der Er­de selbst. Da­her kann nur ein­zel­nes Cha­rak­te­ris­ti­sche über die­se Ver­­hält­nis­se in der Schil­de­rung her­vor­ge­ho­ben wer­den, was ge­eig­net ist, zu ver­an­schau­li­chen, wie sich die Zu­stän­de der Er­de aus den frühe­ren her­aus­ge­bil­det ha­ben. Man muß da­bei auch be­den­ken, daß die­se Zu­stän­de den ge­gen­wär­ti­gen im­mer un­ähn­li­cher wer­den, je wei­ter man zu­rück­geht. Und doch kann man sie ja nur da­durch schil­dern, daß man zur Cha­rak­te­ris­tik die Vor­stel­lun­gen be­nützt, wel­che den ge­gen­wär­ti­gen Er­den­ver­hält­nis­sen ent­nom­men sind. Wenn al­so zum Bei­spiel von Licht, von Wär­me oder ähn­li­chem für die­se frühe­ren Zu­stän­de ge­spro­chen wird, so darf nicht au­ßer acht ge­las­sen wer­den, daß da­mit nicht ge­nau das ge­meint ist, was jetzt als Licht und Wär­me be­zeich­net wird. Und doch ist ei­ne sol­che Be­zeich­nungs­wei­se rich­tig, denn für den Be­o­b­ach­­ter des Über­sinn­li­chen zeigt sich eben auf den frühe­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fen et­was, wor­aus in der Ge­gen­wart Licht, Wär­me usw. ge­wor­den ist. Und der­je­ni­ge, wel­cher die al­so ge­hal­te­nen Schil­de­run­gen ver­folgt, wird aus dem Zu­sam­men­han­ge, in den die­se Din­ge ge­s­tellt sind, gar wohl ent­neh­men kön­nen, wel­che Vor­stel­lun­gen zu ge­win­nen sind, um cha­rak­­te­ris­ti­sche Bil­der und Gleich­nis­se sol­cher Tat­sa­chen zu ha­ben, wel­che in ur­fer­ner Ver­gan­gen­heit sich ab­ge­spielt ha­ben.

Al­ler­dings wird die­se Schwie­rig­keit sehr be­deut­sam für

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die­je­ni­gen pla­ne­ta­ri­schen Zu­stän­de, wel­che der Mon­den-Ver­kör­pe­rung vor­an­ge­hen. Wäh­rend die­ser letz­te­ren herrsch­ten näm­lich Ver­hält­nis­se, die doch noch ei­ne ge­wis­se Ähn­lich­keit mit den ir­di­schen auf­wei­sen. Wer ei­ne Schil­de­rung die­ser Ver­hält­nis­se ver­sucht, der hat an den Ähn­lich­kei­ten mit der Ge­gen­wart ge­wis­se An­halts­punk­te, um die über­sinn­lich ge­won­ne­nen Wahr­neh­mun­gen in deut­li­chen Vor­stel­lun­gen aus­­zu­drü­cken. An­ders liegt die Sa­che, wenn die Sa­turn- und die Son­nen­ent­wi­cke­lung ge­schil­dert wer­den. Da ist das­je­ni­ge, was der hell­se­he­ri­schen Be­o­b­ach­tung vor­liegt, im höchs­ten Gra­de ver­schie­den von den Ge­gen­stän­den und We­sen­hei­ten, die ge­gen­wär­tig zum Le­bens­k­rei­se des Men­schen ge­hö­ren. Und die­se Ver­schie­den­heit be­wirkt, daß es äu­ßerst schwie­­rig über­haupt ist, die­se ent­sp­re­chen­den vor­zeit­li­chen Ta­t­­sa­chen in den Be­reich des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins zu brin­­gen. Da je­doch die ge­gen­wär­ti­ge Men­schen­we­sen­heit nicht be­grif­fen wer­den kann, wenn man nicht bis zu dem Sa­turn-Zu­stand zu­rück­geht, so muß die Schil­de­rung den­noch ge­ge­ben wer­den. Und ge­wiß wird ei­ne der­ar­ti­ge Schil­de­rung der­je­ni­ge nicht mißv­er­ste­hen kön­nen, wel­cher im Au­ge be­hält, daß ei­ne sol­che Schwie­rig­keit be­steht und daß da­her man­ches, was ge­sagt wird, mehr ei­ne An­deu­tung und ein Hin­weis auf die ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen sein muß als ei­ne ge­naue Be­sch­rei­bung der­sel­ben.

Ein Wi­der­spruch des hier und im fol­gen­den An­ge­ge­be­nen ge­gen­über dem, was oben auf Sei­te 146 ge­sagt ist über das Fort­be­ste­hen des Frühe­ren im Ge­gen­wär­ti­gen, könn­te al­ler­­dings ge­fun­den wer­den. Man könn­te mei­nen: nir­gends sei ne­ben dem ge­gen­wär­ti­gen Er­den­zu­stan­de ein frühe­rer Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den­zu­stand vor­han­den, oder gar ei­ne Men­schen­ge­stal­tung, wie sie in die­sen Aus­füh­run­gen, als inn­er­halb

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die­ser ver­gan­ge­nen Zu­stän­de vor­han­den, ge­schil­dert wird. Ge­wiß, es lau­fen nicht ne­ben Er­den­men­schen Sa­turn-, Son­nen- und Mon­den­men­schen wie ne­ben fünf­zig­jäh­ri­gen Per­so­nen drei­jäh­ri­ge Kin­der her­um. Aber inn­er­halb des Er­den­men­schen sind die frühe­ren Mensch­heits­zu­stän­de über­­sinn­lich wahr­nehm­bar. Um das zu er­ken­nen, muß man sich nur das auf den Um­fang der Le­bens­ver­hält­nis­se aus­ge­dehn­te Un­ter­schei­dungs­ver­mö­gen an­ge­eig­net ha­ben. Wie ne­ben dem fünf­zig­jäh­ri­gen Men­schen das drei­jäh­ri­ge Kind, so sind ne­ben dem le­ben­den, wa­chen­den Er­den­men­schen der Leich­nam, der schla­fen­de Mensch, der träu­men­de Mensch vor­­han­den. Und wenn sich die­se ver­schie­de­nen Er­schei­nungs­­­for­men der Men­schen­we­sen­heit auch nicht un­mit­tel­bar so, wie sie sind, als die ver­schie­de­nen Ent­wi­cke­lungs­stu­fen er­ge­ben, so schaut ei­ne sinn­ge­mä­ße An­schau­ung in je­nen For­men doch die­se Stu­fen.

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Von den ge­gen­wär­ti­gen vier Glie­dern der men­sch­li­chen We­sen­heit ist der phy­si­sche Leib das äl­tes­te. Er ist auch das­je­ni­ge, wel­ches in sei­ner Art die größ­te Voll­kom­men­heit er­­reicht hat. Und die über­sinn­li­che For­schung zeigt, daß die­­ses Men­schen­g­lied be­reits wäh­rend der Sa­turn­ent­wi­cke­lung vor­han­den war. Es wird sich zei­gen in die­ser Dar­stel­lung, daß al­ler­dings die Ge­stalt, wel­che die­ser phy­si­sche Leib auf dem Sa­turn hat­te, et­was durch­aus Ver­schie­de­nes von dem ge­gen­wär­ti­gen phy­si­schen Men­schen­lei­be war. Die­ser ir­di­sche phy­si­sche Men­schen­leib kann in sei­ner Na­tur nur da­durch be­ste­hen, daß er in Zu­sam­men­hang steht mit Le­bens­leib, As­tral­leib und Ich in der Art, wie dies in den vor­an­ge­gan­­ge­nen Tei­len die­ser Schrift ge­schil­dert wor­den ist. Ein der­ar­ti­ger Zu­sam­men­hang war auf dem Sa­turn noch nicht

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vor­han­den. Da­mals mach­te der phy­si­sche Leib sei­ne ers­te Ent­wi­cke­lungs­stu­fe durch, oh­ne daß ihm ein men­sch­li­cher Le­bens­leib, ein As­tral­leib oder ein Ich ein­ge­g­lie­dert wa­ren. Er reif­te wäh­rend der Sa­turn­ent­wi­cke­lung erst da­zu heran, ei­nen Le­bens­leib auf­zu­neh­men. Da­zu muß­te sich der Sa­turn erst ver­geis­ti­gen und sich dann als Son­ne Wie­der­ver­kör­pe­rung. Inn­er­halb der Son­nen­ver­kör­pe­rung ent­fal­te­te sich wie­der, wie aus ei­nem ge­b­lie­be­nen Kei­me, das, wo­zu der phy­si­sche Leib auf dem Sa­turn ge­wor­den war; und da erst konn­te er sich durch­drin­gen mit ei­nem Äther­leib. Durch die­se Ein­g­lie­­de­rung ei­nes Äther­lei­bes ver­wan­de­le der phy­si­sche Leib sei­ne Art; er wur­de auf ei­ne zwei­te Stu­fe der Voll­kom­men­heit ge­ho­ben. Ein Ähn­li­ches er­eig­ne­te sich wäh­rend der Mon­den­ent­wi­cke­lung. Der Men­schen­vor­fahr, wie er von der Son­ne zum Mon­de sich her­über­ent­wi­ckelt hat, glie­der­te sich da den As­tral­leib ein. Da­durch wur­de der phy­si­sche Leib ein drit­tes Mal ver­wan­delt, al­so auf die drit­te Stu­fe sei­ner Voll­kom­men­heit her­auf­ge­ho­ben. Der Le­bens­leib wur­de da­bei eben­falls ver­wan­delt; er stand nun­mehr auf der zwei­ten Stu­fe sei­ner Voll­kom­men­heit. Auf der Er­de wur­de dem aus phy­si­schem Leib, Le­bens­leib und As­tral­leib be­ste­hen­den Men­schen­vor­fahr das Ich ein­ge­g­lie­dert. Da­durch er­reich­te der phy­si­sche Leib sei­nen vier­ten Voll­kom­men­heits­grad, der Le­bens­leib den drit­ten, der As­tral­leib den zwei­ten; das Ich steht erst auf der ers­ten Stu­fe sei­nes Da­seins.

Es wird, wenn man sich ei­ner un­be­fan­ge­nen Be­trach­tung des Men­schen hin­gibt, kei­ne Schwie­rig­kei­ten ma­chen, sich die­se ver­schie­de­nen Voll­kom­men­heits­gra­de der ein­zel­nen Glie­der rich­tig vor­zu­s­tel­len. Man braucht nur den phy­si­­schen Leib mit dem as­tra­li­schen in die­ser Be­zie­hung zu ver­­­g­lei­chen. Ge­wiß steht der As­tral­leib als see­li­sches Glied auf

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ei­ner höhe­ren Stu­fe der Ent­wi­cke­lung als der phy­si­sche. Und wenn der ers­te­re in der Zu­kunft sich ver­voll­komm­net ha­ben wird, so wird er für die Ge­samt­we­sen­heit des Men­­schen sehr viel mehr zu be­deu­ten ha­ben, als der ge­gen­wär­ti­ge phy­si­sche Leib. Doch in sei­ner Art ist die­ser auf ei­ner ge­wis­sen Höh­en­stu­fe an­ge­langt. Man be­den­ke den im Sin­ne größ­ter Weis­heit ein­ge­rich­te­ten Bau des Her­zens, den Wun­der­bau des Ge­hirns usw., ja selbst ei­nes ein­zel­nen Kno­chen­tei­les, zum Bei­spiel des obe­ren En­des ei­nes Ober­schen­kels. Man fin­det in die­sem Kno­che­n­en­de ein ge­setz­mä­ß­ig ge­g­lie­­der­tes Netz- oder Ge­rüst­werk, aus fei­nen Stäb­chen an­ge­­ord­net. Das Gan­ze ist so ge­fügt, daß mit der Auf­wen­dung der ge­rings­ten Ma­te­rial­men­ge die güns­tigs­te Wir­kung an den Ge­lenk­flächen, zum Bei­spiel die zweck­mä­ß­igs­te Ver­­­tei­lung der Rei­bung und da­mit ei­ne rich­ti­ge Art von Be­we­g­­lich­keit er­zielt wird. So fin­det man weis­heits­vol­le Ein­rich­­tun­gen in den Tei­len des phy­si­schen Lei­bes. Und wer da­zu wei­ter be­ach­tet die Har­mo­nie im Zu­sam­men­wir­ken der Tei­le zum Gan­zen, der wird ge­wiß rich­tig fin­den, wenn von ei­ner Voll­kom­men­heit die­ses Glie­des der men­sch­li­chen We­sen­heit in sei­ner Art ge­spro­chen wird. Es kommt da­ne­ben nicht in Be­tracht, daß an ge­wis­sen Tei­len un­zweck­mä­ß­ig Er­schei­­nen­des auf­tritt oder daß Stör­un­gen in dem Bau und den Ver­rich­tun­gen ein­t­re­ten kön­nen. Man wird so­gar fin­den kön­nen, daß sol­che Stör­un­gen in ge­wis­ser Be­zie­hung nur die not­wen­di­gen Schat­ten­sei­ten des weis­heits­vol­len Lich­tes sind, das über den gan­zen phy­si­schen Or­ga­nis­mus aus­ge­gos­sen ist. Und nun ver­g­lei­che man da­mit den As­tral­leib als den Trä­­ger von Lust und Leid, von Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten. Wel­che Un­si­cher­heit herrscht in ihm in be­zug auf Lust und Leid, wel­che dem höhe­ren Men­schen­zie­le zu­wi­der­lau­fen­den,

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oft sinn­lo­sen Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten spie­len sich da ab. Der As­tral­leib ist eben erst auf dem We­ge, die Har­mo­­nie und in­ne­re Ge­sch­los­sen­heit zu er­lan­gen, die man im phy­­si­schen Lei­be schon an­trifft. Eben­so könn­te ge­zeigt wer­den, daß sich der Äther­leib zwar voll­kom­me­ner in sei­ner Art zeigt als der As­tral­leib, aber un­voll­kom­me­ner als der phy­­si­sche. Und nicht we­ni­ger wird sich ei­ner ent­sp­re­chen­den Be­trach­tung er­ge­ben, daß der ei­gent­li­che Kern der men­sch­­li­chen We­sen­heit, das «Ich», ge­gen­wär­tig erst im An­fan­ge der Ent­wi­cke­lun­gen steht. Denn wie­viel hat die­ses Ich be­reits er­reicht von sei­ner Auf­ga­be, die an­dern Glie­der der men­sch­li­chen We­sen­heit so um­zu­wan­deln, daß sie ei­ne Of­fen­ba­rung sei­ner ei­ge­nen Na­tur sei­en? Was sich auf die­se Art schon bei ei­ner äu­ßer­li­chen Be­o­b­ach­tung er­gibt, das wird für den Ken­ner der Geis­tes­wis­sen­schaft noch durch et­was an­de­res ver­schärft. Man könn­te sich dar­auf be­ru­fen, daß der phy­si­sche Leib von Krank­hei­ten be­fal­len wird. Die Geis­tes­wis­sen­schaft ist nun in der La­ge zu zei­gen, daß ein gro­ßer Teil al­ler Krank­hei­ten da­von her­rührt, daß die Ver­kehrt­hei­ten, die Ver­ir­run­gen im as­tra­li­schen Lei­be sich auf den Äther­leib fortpflan­zen und auf dem Um­we­ge durch den letz­tem die an sich voll­kom­me­ne Har­mo­nie des phy­si­­schen Lei­bes zer­stö­ren. Der tie­fe­re Zu­sam­men­hang, auf den hier nur hin­ge­deu­tet wer­den kann, und der wahr­haf­ti­ge Grund vie­ler Krank­heits­vor­gän­ge ent­zie­hen sich näm­lich der­je­ni­gen wis­sen­schaft­li­chen Be­trach­tung, die sich nur auf die phy­sisch-sinn­li­chen Tat­sa­chen be­schrän­k­en will. Es er­­gibt sich die­ser Zu­sam­men­hang in den meis­ten Fäl­len so, daß ei­ne Schä­d­i­gung des As­tral­lei­bes krank­haf­te Er­schei­­nun­gen des phy­si­schen Lei­bes nicht in dem­sel­ben Le­bens­lauf nach sich zieht, in dem die Schä­d­i­gung ge­sche­hen ist, son­dern

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erst in ei­nem fol­gen­den. Da­her ha­ben die Ge­set­ze, die hier in Be­tracht kom­men, nur für den­je­ni­gen ei­ne Be­deu­tung, wel­cher die Wie­der­ho­lung des Men­schen­le­bens an­er­ken­nen kann. Aber selbst, wenn man von sol­chen tie­fer­ge­hen­den Er­kennt­nis­sen nichts wis­sen woll­te, so er­gibt doch auch die ge­wöhn­li­che Le­bens­be­trach­tung, daß der Mensch sich nur all­zu­vie­len Ge­nüs­sen und Be­gier­den hin­gibt, wel­che die Har­mo­nie des phy­si­schen Lei­bes un­ter­gr­a­ben. Und Ge­nuß, Be­gier­de, Lei­den­schaft usw. ha­ben nicht ih­ren Sitz im phy­­si­schen, son­dern im as­tra­li­schen Lei­be. Die­ser letz­te­re ist in vie­ler Be­zie­hung eben noch so un­voll­kom­men, daß er die Voll­kom­men­heit des phy­si­schen Lei­bes zer­stö­ren kann. Auch hier sei dar­auf hin­ge­wie­sen, daß mit sol­chen Aus­­ein­an­der­set­zun­gen nicht et­wa die Aus­sa­gen der Geis­tes­­wis­sen­schaft über die Ent­wi­cke­lung der vier Glie­der der men­sch­li­chen We­sen­heit be­wie­sen wer­den sol­len. Die Be­wei­se wer­den aus der geis­ti­gen For­schung ent­nom­men, die zeigt, daß der phy­si­sche Leib ei­ne vier­ma­li­ge Um­wand­lung zu höhe­ren Voll­kom­men­heits­gra­den hin­ter sich hat, und die an­dern Glie­der des Men­schen in der ge­schil­der­ten Wei­se we­ni­ger. Es soll­te hier eben nur an­ge­deu­tet wer­den, daß sich die­se Mit­tei­lun­gen der geis­ti­gen For­schung auf Tat­sa­chen be­zie­hen, die sich in ih­ren Wir­kun­gen an den auch äu­ßer­lich zu be­o­b­ach­ten­den Voll­kom­men­heits­gra­den von phy­si­schem Leib, Le­bens­leib usw. zei­gen.

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Will man sich ei­ne bild­haf­te, an die Wir­k­lich­keit sich an­näh­ern­de Vor­stel­lung von den Ver­hält­nis­sen wäh­rend der Sa­turn­ent­wi­cke­lung ma­chen, so muß man in Be­tracht zie­hen, daß wäh­rend der­sel­ben im we­sent­li­chen von den Din­gen und Ge­sc­höp­fen, die ge­gen­wär­tig zur Er­de ge­hö­ren

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und wel­che man dem Mi­ne­ral-, Pflan­zen- und Tier­reich zu­zählt, noch nichts vor­han­den war. Die We­sen die­ser drei Rei­che ha­ben sich erst in spä­te­ren Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de ge­bil­det. Von den heu­te phy­sisch wahr­nehm­ba­ren Er­den­we­sen war nur der Mensch da­mals vor­han­den, und von ihm nur der phy­si­sche Leib in der ge­schil­der­ten Art. Nun aber ge­hö­ren auch ge­gen­wär­tig zur Er­de nicht nur die We­sen des Mi­ne­ral-, Tier-, Pflan­zen- und Men­schen­rei­ches, son­dern auch an­de­re We­sen, die sich nicht in ei­ner phy­si­schen Kör­per­lich­keit kund­ge­ben. Sol­che We­sen­hei­ten wa­ren auch in der Sa­turn­ent­wi­cke­lung ge­gen­wär­tig. Und ih­re Tä­tig­keit auf dem Schau­plat­ze des Sa­turn hat­te zur Fol­ge die spä­te­re Ent­wi­cke­lung des Men­schen.

Rich­tet man die geis­ti­gen Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne zu­nächst nicht auf An­fang und En­de, son­dern auf die mitt­le­re Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de die­ser Sa­turn-Ver­kör­pe­rung, so zeigt sich in der­sel­ben ein Zu­stand, wel­cher, der Haupt­sa­che nach, nur aus «Wär­me» be­steht. Nichts von gas­för­mi­gen, nichts von flüs­si­gen oder gar von fes­ten Be­stand­tei­len ist zu fin­den. Al­le die­se Zu­stän­de tre­ten erst in spä­te­ren Ver­kör­pe­run­gen auf. Man neh­me an, ein Men­schen­we­sen mit den ge­gen­wär­­ti­gen Sin­ne­s­or­ga­nen wür­de sich die­sem Sa­turn­zu­stan­de als Be­o­b­ach­ter näh­ern. Nichts von all den Sin­ne­s­ein­drü­cken, die es ha­ben kann, wür­de ihm da ent­ge­gen­t­re­ten, au­ßer der Wär­me­emp­fin­dung. An­ge­nom­men, ein sol­ches We­sen wür­de sich die­sem Sa­turn näh­ern. Es wür­de nur wahr­neh­men, wenn es in den von ihm ein­ge­nom­me­nen Raum­teil ge­langt, daß die­ser ei­nen an­dern Wär­m­e­zu­stand hat als die üb­ri­ge rä­um­li­che Um­ge­bung. Aber es wür­de die­sen Raum­teil nicht et­wa gleich­mä­ß­ig warm fin­den, son­dern in der al­ler­man­nig­fal­tigs­ten Wei­se wür­den wär­me­re und käl­te­re Par­ti­en ab­wech­seln.

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Nach ge­wis­sen Li­ni­en hin wür­de strah­len­de Wär­me wahr­ge­nom­men wer­den. Und nicht et­wa, daß sich sol­che Li­ni­en nur ge­ra­de hin­zö­gen, son­dern durch die Wär­me­un­ter­schie­de wer­den un­re­gel­mä­ß­i­ge For­men ge­bil­det. Man hät­te et­was vor sich, wie ein in sich ge­g­lie­der­tes, in wech­­seln­den Zu­stän­den er­schei­nen­des Wel­ten­we­sen, das nur in Wär­me be­steht.

Es muß für den Men­schen der Ge­gen­wart Schwie­rig­kei­ten ma­chen, sich et­was vor­zu­s­tel­len, was nur in Wär­me be­steht, da er ge­wohnt ist, die Wär­me nicht als et­was für sich zu er­ken­nen, son­dern sie nur an war­men oder kal­ten gas­för­mi­gen, flüs­si­gen oder fes­ten Kör­pern wahr­zu­neh­men. Ins­be­son­de­re dem, wel­cher die phy­si­ka­li­schen Vor­stel­lun­­gen un­se­rer Zeit sich an­ge­eig­net hat, wird ein Sp­re­chen von «Wär­me» in obi­ger Art als un­sin­nig er­schei­nen. Ein sol­cher wird vi­el­leicht sa­gen: es gibt fes­te, flüs­si­ge und gas­för­mi­ge Kör­per; Wär­me be­zeich­net aber nur ei­nen Zu­stand, in dem ei­ne die­ser drei Kör­per­for­men ist. Wenn die kleins­ten Tei­le ei­nes Ga­ses in Be­we­gung sind, so wird die­se Be­we­gung als Wär­me wahr­ge­nom­men. Wo kein Gas ist, kann kei­ne sol­che Be­we­gung, al­so auch kei­ne Wär­me sein. Für den geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen For­scher stellt sich die Sa­che an­ders. Ihm ist die Wär­me et­was, wo­von er in glei­chem Sin­ne spricht wie von Gas, von Flüs­sig­keit oder von fes­tem Kör­per. Sie ist ihm nur ei­ne noch fei­ne­re Sub­stanz als ein Gas. Und die­ses letz­te­re ist ihm nichts an­de­res als ver­dich­te­te Wär­me in dem Sin­ne, wie die Flüs­sig­keit ver­dich­te­ter Dampf ist oder der fes­te Kör­per ver­dich­te­te Flüs­sig­keit. So spricht der Geis­tes­wis­sen­schaf­ter von Wär­m­e­kör­pern, wie er von gas- und dampf­för­mi­gen Kör­pern spricht. Es ist nur not­wen­dig zu­zu­ge­ben, daß es see­li­sches Wahr­neh­men gibt, wenn man

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auf die­sem Ge­bie­te dem Geis­tes­for­scher fol­gen will. In der für phy­si­sche Sin­ne ge­ge­be­nen Welt stellt sich die Wär­me durch­aus als Zu­stand des Fes­ten, Flüs­si­gen oder Gas­för­mi­­gen dar; aber die­ser Zu­stand ist eben nur die Au­ßen­sei­te der Wär­me oder auch ih­re Wir­kung. Die Phy­si­ker sp­re­chen nur von die­ser Wir­kung der Wär­me, nicht von de­ren in­ne­rer Na­tur. Man ver­su­che es ein­mal, ganz ab­zu­se­hen von al­ler Wärm­e­wir­kung, die man emp­fängt durch äu­ße­re Kör­per, und sich le­dig­lich das in­ne­re Er­leb­nis zu ver­ge­gen­wär­ti­gen, das man hat bei den Wor­ten: «ich füh­le mich warm», «ich füh­le mich kalt». Die­ses in­ne­re Er­leb­nis ver­mag al­lein ei­ne Vor­stel­lung von dem zu ge­ben, was der Sa­turn war in der oben ge­schil­der­ten Pe­rio­de sei­ner Ent­wi­cke­lung. Man hät­te den Raum­teil, den er ein­ge­nom­men hat, ganz durchlau­fen kön­nen: kein Gas wä­re da­ge­we­sen, das ir­gend­ei­nen Druck aus­­­ge­übt hät­te, kein fes­ter oder flüs­si­ger Kör­per, von dem man hät­te ir­gend­ei­nen Licht­ein­druck er­hal­ten kön­nen. Aber an je­dem Punk­te des Rau­mes hät­te man, oh­ne Ein­druck von au­ßen, in­ner­lich ge­fühlt: hier ist die­ser oder je­ner Wär­m­e­grad.

In ei­nem Wel­ten­kör­per von sol­cher Be­schaf­fen­heit sind kei­ne Be­din­gun­gen für die tie­ri­schen, pflanz­li­chen und mi­­ne­ra­li­schen We­sen un­se­rer Ge­gen­wart. (Es ist des­halb wohl kaum nö­t­ig zu be­mer­ken, daß das oben Ge­sag­te tat­säch­lich nie­mals statt­fin­den könn­te. Ein ge­gen­wär­ti­ger Mensch kann sich als sol­cher dem al­ten Sa­turn nicht als Be­o­b­ach­ter ge­­gen­über­s­tel­len. Die Au­s­ein­an­der­set­zung soll­te nur der Ver­­­deut­li­chung die­nen.) Die We­sen­hei­ten, de­ren sich das über­sinn­li­che Er­ken­nen bei der Be­trach­tung des Sa­turn be­wußt wird, wa­ren auf ei­ner ganz an­de­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fe als die ge­gen­wär­ti­gen, sinn­lich wahr­nehm­ba­ren Er­den­we­sen. Da stel­len sich vor die­ses Er­ken­nen zu­nächst We­sen hin,

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wel­che ei­nen phy­si­schen Leib nicht hat­ten wie der ge­gen­wär­ti­ge Mensch. Man muß sich nun auch hü­ten, an die ge­­gen­wär­ti­ge phy­si­sche Kör­per­lich­keit des Men­schen zu den­ken, wenn hier von «phy­si­schem Lei­be» die Re­de ist. Man muß viel­mehr sorg­fäl­tig un­ter­schei­den zwi­schen phy­si­schem Leib und mi­ne­ra­li­schem Leib. Ein phy­si­scher Leib ist der­je­ni­ge, wel­cher von den phy­si­schen Ge­set­zen be­herrscht wird, die man ge­gen­wär­tig in dem Mi­ne­ral­rei­che be­o­b­ach­tet. Der ge­gen­wär­ti­ge phy­si­sche Men­schen­leib ist nun nicht bloß von sol­chen phy­si­schen Ge­set­zen be­herrscht, son­dern er ist au­ßer­dem noch durch­setzt von mi­ne­ra­li­schem Stof­fe. Von ei­nem sol­chen phy­sisch-mi­ne­ra­li­schen Leib kann auf dem Sa­turn noch nicht die Re­de sein. Da gibt es nur ei­ne phy­­si­sche Kör­per­lich­keit, die von phy­si­schen Ge­set­zen be­herrscht ist; aber die­se phy­si­schen Ge­set­ze äu­ßern sich nur durch Wärm­e­wir­kun­gen. Al­so der phy­si­sche Kör­per ist ein fei­ner, dün­ner, äthe­ri­scher Wär­m­e­kör­per. Und aus sol­chen Wär­m­e­kör­pern be­steht der gan­ze Sa­turn. Die­se Wär­m­e­kör­per sind die ers­te An­la­ge des ge­gen­wär­ti­gen phy­sisch-mi­ne­r­a­­li­schen Men­schen­lei­bes. Die­ser hat sich aus je­nem da­durch ge­bil­det, daß dem ers­te­ren sich die spä­ter erst ge­bil­de­ten gas­för­mi­gen, flüs­si­gen und fes­ten Stof­fe ein­ge­g­lie­dert ha­ben. Un­ter den We­sen, die sich vor das über­sinn­li­che Be­wußt­­­sein in dem Au­gen­bli­cke hin­s­tel­len, in dem die­ses Be­wußt­­­sein den Sa­turn­zu­stand vor sich hat, und von de­nen man als Sa­turn­be­woh­ner au­ßer dem Men­schen re­den kann, sind zum Bei­spiel sol­che, wel­che ei­nen phy­si­schen Leib über­haupt nicht nö­t­ig hat­ten. Das un­ters­te Glied ih­rer We­sen­heit war ein Äther­leib. Sie hat­ten da­für auch ein Glied über die men­sch­li­chen We­sens­g­lie­der hin­aus. Der Mensch hat als höch­s­tes Glied den Geis­tes­men­schen. Die­se We­sen ha­ben noch ein

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höhe­res. Und zwi­schen Äther­leib und Geis­tes­men­schen ha­ben sie al­le in die­ser Schrift ge­schil­der­ten Glie­der, wel­che sich auch beim Men­schen fin­den: As­tral­leib, Ich, Geist­selbst und Le­bens­geist. Wie un­se­re Er­de von ei­nem Luft­kreis um­­­ge­ben ist, so war es auch der Sa­turn; nur war bei ihm die­ser «Luft­kreis» geis­ti­ger Art.01 Er be­stand ei­gent­lich aus den eben ge­nann­ten und noch an­dern We­sen­hei­ten. Es gab nun ei­ne fort­wäh­ren­de Wech­sel­wir­kung zwi­schen den Wär­m­e­kör­pern des Sa­turn und den cha­rak­te­ri­sier­ten We­sen. Die­se senk­ten ih­re We­sens­g­lie­der in die phy­si­schen Wär­me­lei­ber des Sa­turn hin­ein. Und wäh­rend in die­sen Wär­me­lei­bern selbst kein Le­ben war, drück­te sich das Le­ben ih­rer Um­woh­­ner in ih­nen aus. Man könn­te sie mit Spie­geln ver­g­lei­chen; nur spie­gel­ten sich aus ih­nen nicht die Bil­der der ge­nann­ten Le­be­we­sen, son­dern de­ren Le­bens­zu­stän­de. Im Sa­turn selbst hät­te man al­so nichts Le­ben­di­ges ent­de­cken kön­nen; doch wirk­te er be­le­bend auf sei­ne Um­ge­bung des Him­mels­rau­mes, da er in die­se wie ein Echo das ihm zu­ge­sand­te Le­ben zu­rück­strahl­te. Der gan­ze Sa­turn er­schi­en wie ein Spie­gel des Him­mels­le­bens. Sehr ho­he We­sen­hei­ten, de­ren Le­ben der Sa­turn zu­rück­strahlt, mö­gen «Geis­ter der Weis­heit» ge­nannt wer­den. (In der christ­li­chen Geis­tes­wis­sen­schaft

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#F­N013-160-01 Ei­ne ganz ge­naue Sp­rech­wei­se müß­te, um das in­ne­re Er­le­ben bei der Geis­tes­for­schung ex­akt aus­zu­drü­cken, statt «der Sa­turn war von ei­nem Luft­kreis um­ge­ben» sa­gen: «In­dem das über­sinn­li­che Er­ken­nen sich des Sa­turn be­wußt wird, stellt sich vor die­ses Be­wußt­sein auch ein Luft­kreis des Sa­turn» oder «stel­len sich an­de­re, so oder so ge­ar­te­te We­sen». Die Um­set­zung in die Re­de­wen­dung: «dies oder das ist da» muß ge­stat­tet sein, denn im Grun­de fin­det die­sel­be Um­set­zung auch in der Aus­ge­stal­tung des Sprach­ge­brauchs für das wir­k­li­che See­le­n­er­leb­nis bei der sin­nen­fäl­li­gen Wahr­neh­mung statt, aber man wird ge­gen­über der fol­gen­den Dar­stel­lung sich die­ses ge­gen­wär­tig hal­ten müs­sen. Es ist ja auch schon aus dem Zu­sam­men­hang der Dar­stel­lung ge­ge­ben.

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füh­ren sie den Na­men «Ky­rio­te­tes», das ist «Her­r­­schaf­ten».) Ih­re Tä­tig­keit auf dem Sa­turn be­ginnt nicht erst mit der ge­schil­der­ten mitt­le­ren Epo­che von des­sen Ent­wi­cke­lung. Sie ist in ei­ner ge­wis­sen Wei­se so­gar da schon ab­ge­sch­los­sen. Be­vor sie da­zu kom­men konn­ten, aus den Wär­m­e­kör­pern des Sa­turn sich der Spie­ge­lung ih­res ei­ge­nen Le­bens be­wußt zu wer­den, muß­ten sie die­se Wär­m­e­kör­per erst da­zu brin­gen, die­se Spie­ge­lung be­wir­ken zu kön­nen. Des­halb setz­te ih­re Tä­tig­keit bald nach dem Be­ginn der Sa­turn­­ent­wi­cke­lung ein. Als dies ge­schah, war die Sa­turn­kör­per­­lich­keit noch un­ge­ord­ne­te Stof­f­lich­keit, die nichts hät­te spie­geln kön­nen. Und in­dem man die­se un­ge­ord­ne­te Stof­f­­lich­keit be­trach­tet, hat man sich durch die geis­ti­ge Be­o­bach­tung an den An­fang der Sa­turn­ent­wi­cke­lung ver­setzt. Das, was da zu be­o­b­ach­ten ist, das trägt nun noch gar nicht den spä­te­ren Wär­m­e­cha­rak­ter. Man kann, wenn man es cha­rak­te­ri­sie­ren will, nur von ei­ner Ei­gen­schaft sp­re­chen, wel­che sich ver­g­lei­chen läßt mit dem men­sch­li­chen Wil­len. Es ist durch und durch nichts als Wil­le. Man hat es al­so da mit ei­nem ganz see­li­schen Zu­stan­de zu tun. Soll man ver­­­fol­gen, wo­her die­ser «Wil­le» kam, so sieht man ihn ent­s­te­hen durch den Aus­fluß er­ha­be­ner We­sen, die ih­re Ent­wi­cke­lung in nur zu er­ah­nen­den Stu­fen bis zu der Höhe ge­bracht ha­ben, daß sie, als die Sa­turn­ent­wi­cke­lung be­gann, aus ih­rem ei­ge­nen We­sen den «Wil­len» aus­strö­men kon­n­­ten. Nach­dem die­se Aus­strö­mung ei­ne Zeit­lang ge­dau­ert hat­te, ver­bin­det sich mit dem Wil­len die Tä­tig­keit der oben cha­rak­te­ri­sier­ten «Geis­ter der Weis­heit». Da­durch er­hält all­mäh­lich der vor­her ganz ei­gen­schafts­lo­se Wil­le die Ei­gen­­schaft, Le­ben in den Him­mels­raum zu­rück­zu­strah­len. Man kann die We­sen, wel­che ih­re Se­lig­keit da­rin emp­fin­den, im

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Be­gin­ne der Sa­turn­ent­wi­cke­lung Wil­len aus­zu­s­trö­men, die «Geis­ter des Wil­lens» nen­nen. (In der christ­li­chen eso­te­ri­­schen Wis­sen­schaft wer­den sie «Thro­ne» ge­nannt.) Nach­­­dem durch das Zu­sam­men­wir­ken des Wil­lens und des Le­bens ei­ne ge­wis­se Stu­fe der Sa­turn­ent­wi­cke­lung er­reicht ist, setzt die Wir­kung an­de­rer We­sen ein, wel­che sich eben­falls im Um­k­rei­se des Sa­turn be­fin­den. Man kann sie die «Geis­ter der Be­we­gung» nen­nen. (Christ­lich: «Dy­na­meis», «Mäch­te».) Sie ha­ben kei­nen phy­si­schen und kei­nen Le­bens­leib. Ihr nie­d­rigs­tes Glied ist der As­tral­leib. Wenn die Sa­turn­kör­per die Fähig­keit er­langt ha­ben, das Le­ben zu spie­geln, so ver­mag sich die­ses zu­rück­ge­strahl­te Le­ben zu durch­drin­­gen mit den Ei­gen­schaf­ten, wel­che in den As­tral­lei­bern der «Geis­ter der Be­we­gung» ih­ren Sitz ha­ben. Die Fol­ge da­von ist, daß es so er­scheint, als ob Emp­fin­dungs­äu­ße­run­gen, Ge­­füh­le und ähn­li­che see­li­sche Kräf­te von dem Sa­turn in den Him­mels­raum hin­aus­ge­schleu­dert wür­den. Der gan­ze Sa­turn er­scheint wie ein be­seel­tes We­sen, das Sym­pa­thi­en und An­ti­pa­thi­en kund­gibt. Es sind aber die­se see­li­schen Äu­ße­run­gen kei­nes­wegs sei­ne ei­ge­nen, son­dern nur die zu­rück­ge­schleu­der­ten see­li­schen Wir­kun­gen der «Geis­ter der Be­­we­gung». Hat auch die­ses ei­ne ge­wis­se Epo­che hin­durch ge­dau­ert, so be­ginnt die Tä­tig­keit wei­te­rer We­sen, wel­che «Geis­ter der Form» ge­nannt sei­en. Auch de­ren un­ters­tes Glied ist ein As­tral­leib. Doch steht die­ser auf ei­ner an­dern Stu­fe der Ent­wi­cke­lung als der­je­ni­ge der «Geis­ter der Be­­we­gung». Wäh­rend die­se dem zu­rück­ge­strahl­ten Le­ben nur all­ge­mei­ne Emp­fin­dungs­äu­ße­run­gen mit­tei­len, wirkt der As­tral­leib der «Geis­ter der Form» (christ­lich: «Exu­s­iai», «Ge­wal­ten») so, daß die Emp­fin­dungs­äu­ße­run­gen wie von ein­zel­nen We­sen in den Wel­ten­raum hin­aus­ge­schleu­dert

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wer­den. Man könn­te sa­gen, die «Geis­ter der Be­we­gung» las­sen den Sa­turn im gan­zen wie ein be­seel­tes We­sen er­schei­nen. Die «Geis­ter der Form» tei­len die­ses Le­ben in ein­­zel­ne Le­be­we­sen ab, so daß er jetzt wie ei­ne Zu­sam­men­fü­gung sol­cher See­len­we­sen er­scheint. Man stel­le sich, um ein Bild zu ha­ben, ei­ne Maul­bee­re oder ei­ne Brom­bee­re vor, wie die­se aus ein­zel­nen Be­er­chen zu­sam­men­ge­fügt ist. So ist der Sa­turn für den über­sinn­lich Er­ken­nen­den in der ge­­schil­der­ten Ent­wi­cke­lung­s­e­po­che zu­sam­men­ge­fügt aus ein­­zel­nen Sa­turn­we­sen, die al­ler­dings nicht Ei­gen­le­ben und nicht Ei­gen­see­le ha­ben, son­dern Le­ben und See­le ih­rer Be­­woh­ner zu­rück­strah­len. In die­sen Sa­turn­zu­stand grei­fen nun We­sen ein, die eben­falls zu ih­rem un­ters­ten Glie­de den As­tral­leib ha­ben, die aber die­sen auf ei­ne sol­che Stu­fe der Ent­wi­cke­lung ge­bracht ha­ben, daß er wirkt wie ein ge­gen­wär­ti­ges men­sch­li­ches «Ich». Durch die­se We­sen blickt das «Ich» aus der Um­ge­bung des Sa­turn auf die­sen nie­der. Und es teilt sei­ne Na­tur den Ein­zel-Le­be­we­sen des Sa­turn mit. So wird et­was vom Sa­turn in den Wel­ten­raum hin­aus­ge­schickt, das so er­scheint wie die Wir­kung der men­sch­li­chen Per­sön­lich­keit in dem ge­gen­wär­ti­gen Le­bens­k­rei­se. Die We­sen, wel­che sol­ches be­wir­ken, sei­en «Geis­ter der Per­sön­­lich­keit» ge­nannt (christ­lich: «Ar­chai», «Ur­be­gin­ne»). Sie er­tei­len den Sa­turn­kör­per­teil­chen das An­se­hen des Per­sön­lich­keit­scha­rak­ters. Doch ist eben nicht auf dem Sa­turn selbst die Per­sön­lich­keit vor­han­den, son­dern nur gleich­sam de­ren Spie­gel­bild, die Scha­le der Per­sön­lich­keit. Ih­re wir­k­­li­che Per­sön­lich­keit ha­ben die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» im Um­k­rei­se des Sa­turn. Eben da­durch, daß die­se «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» in der ge­schil­der­ten Art ihr We­sen zu­rück­strah­len las­sen von den Sa­turn­kör­pern, wird die­sen

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je­ne fei­ne Stof­f­lich­keit er­teilt, wel­che vor­hin als die «Wär­me» ge­schil­dert wor­den ist. Es ist im gan­zen Sa­turn kei­ne In­ner­­lich­keit; aber die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» er­ken­nen das Bild ih­rer ei­ge­nen In­ner­lich­keit, in­dem es ih­nen als Wär­me vom Sa­turn aus zu­s­trömt.

Wenn al­les das ein­tritt, ste­hen die «Geis­ter der Per­sön­­lich­keit» auf der Stu­fe, auf wel­cher der Mensch ge­gen­wär­tig steht. Sie ma­chen da ih­re Mensch­heit­s­e­po­che durch. Will man auf die­se Tat­sa­che mit un­be­fan­ge­nem Au­ge bli­cken, so muß man sich vor­s­tel­len, daß ein We­sen «Mensch» sein kann nicht bloß in der Ge­stalt, wel­che der Mensch ge­gen­wär­tig hat. Die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» sind «Men­schen» auf dem Sa­turn. Sie ha­ben als un­ters­tes Glied nicht den phy­si­­schen Leib, son­dern den As­tral­leib mit dem Ich. Da­her kön­­nen sie die Er­leb­nis­se die­ses As­tral­lei­bes nicht in ei­nem sol­chen phy­si­schen Lei­be und Äther­lei­be aus­drü­cken wie der ge­gen­wär­ti­ge Mensch; aber sie ha­ben nicht nur ein «Ich», son­dern wis­sen auch da­von, weil ih­nen die Wär­me des Sa­turn die­ses «Ich» rück­strah­lend zum Be­wußt­sein bringt. Sie sind eben «Men­schen» un­ter an­de­ren als den Er­den­ver­hält­nis­sen.

Im wei­te­ren Ver­lauf fol­gen in der Sa­turn­ent­wi­cke­lung Tat­sa­chen von an­de­rer Art, als die bis­he­ri­gen wa­ren. Wäh­rend bis­her al­les Spie­ge­lung äu­ße­ren Le­bens und Emp­fin­­dens war, be­ginnt nun­mehr ei­ne Art In­nen­le­ben. In der Sa­turn­welt be­ginnt ein da und dort auf­fla­ckern­des und sich wie­der ab­dun­keln­des Licht­le­ben. Zit­tern­des Flim­mern an die­sen oder je­nen Stel­len, et­was wie zu­cken­de Blit­ze an an­­de­ren, tritt auf. Die Sa­turn­wär­m­e­kör­per be­gin­nen zu flim­mern, zu glän­zen, ja zu strah­len. Da­durch, daß die­se Stu­fe der Ent­wi­cke­lung er­reicht ist, er­gibt sich wie­der für ge­wis­se

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We­sen­hei­ten die Mög­lich­keit, ei­ne Tä­tig­keit zu ent­fal­ten. Es sind dies die­je­ni­gen, wel­che als «Feu­er­geis­ter» be­zeich­net wer­den kön­nen (Christ­lich: «Ar­chan­ge­loi», «Erz­en­gel»). Die­se We­sen­hei­ten ha­ben zwar ei­nen As­tral­leib, aber sie kön­nen auf der ge­kenn­zeich­ne­ten Stu­fe ih­res Da­seins dem ei­ge­nen As­tral­lei­be kei­ne An­re­gun­gen ge­ben; sie wür­den kein Ge­fühl, kei­ne Emp­fin­dung er­re­gen kön­nen, wenn sie nicht auf die zur ge­schil­der­ten Sa­turn­stu­fe ge­lang­ten Wär­m­e­kör­per wir­ken könn­ten. Die­se Wir­kung gibt ih­nen die Mög­­lich­keit, ihr ei­ge­nes Da­sein an der Wir­kung zu er­ken­nen, die sie üben. Sie kön­nen nicht zu sich sa­gen: «Ich bin da», son­dern et­wa: «Mei­ne Um­ge­bung läßt mich da sein.» Sie neh­men wahr, und zwar be­ste­hen ih­re Wahr­neh­mun­gen in den ge­schil­der­ten Licht­wir­kun­gen auf dem Sa­turn. Die­se sind in ei­ner ge­wis­sen Art ihr «Ich». Das ver­leiht ih­nen ei­ne be­son­de­re Art des Be­wußt­seins. Man kann dies als Bil­der­be­wußt­sein be­zeich­nen. Es kann vor­ge­s­tellt wer­den von der Art des men­sch­li­chen Traum­be­wußt­seins; nur daß man sich den Grad der Leb­haf­tig­keit sehr viel grö­ß­er zu den­ken hat als beim men­sch­li­chen Träu­men und daß man es nicht mit we­sen­los auf- und ab­wo­gen­den Traum­bil­dern zu tun hat, son­dern mit sol­chen, wel­che in ei­nem wir­k­li­chen Ver­hält­nis­se zu dem Licht­spiel des Sa­turn ste­hen. In die­sem Wech­sel­­spiel zwi­schen den Feu­er­geis­tern und den Sa­turn­wär­m­e­kör­pern wer­den die Kei­me der men­sch­li­chen Sin­ne­s­or­ga­ne der Ent­wi­cke­lung ein­ver­leibt. Die Or­ga­ne, durch wel­che der Mensch ge­gen­wär­tig die phy­si­sche Welt wahr­nimmt, leuch­ten auf in ih­ren ers­ten fei­nen äthe­ri­schen An­la­gen. Men­schen-Phan­to­me, wel­che an sich noch nichts an­de­res zei­gen als die Licht-Ur­bil­der der Sin­ne­s­or­ga­ne, wer­den inn­er­halb des Sa­turn dem hell­se­he­ri­schen Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen

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er­kenn­bar. Die­se Sin­ne­s­or­ga­ne sind al­so die Frucht der Tä­tig­keit der Feu­er­geis­ter; aber es sind an de­ren Zu­stan­de­kom­men nicht nur die­se Geis­ter be­tei­ligt. Zu­g­leich mit die­sen Feu­er­geis­tern tre­ten an­de­re We­sen auf dem Schau­platz des Sa­turn auf. We­sen, wel­che in ih­rer Ent­wi­cke­lung so weit sind, daß sie sich je­ner Sinnes­kei­me be­die­nen kön­nen zum An­schau­en der Welt­vor­gän­ge im Sa­turn­le­ben. Es sind We­sen, die als «Geis­ter der Lie­be» (christ­lich: «Se­ra­phi­me») gel­ten kön­nen. Wä­ren sie nicht da, so könn­ten die Feu­er­geis­ter nicht das oben ge­schil­der­te Be­wußt­sein ha­ben. Sie schau­en die Sa­turn­vor­gän­ge mit ei­nem Be­wußt­sein an, das es ih­nen er­mög­licht, die­se als Bil­der auf die Feu­er­geis­ter zu über­tra­gen. Sie selbst ver­zich­ten auf al­le Vor­tei­le, wel­che sie durch das An­schau­en der Sa­turn­vor­gän­ge ha­ben könn­ten, auf je­den Ge­nuß, je­de Freu­de; sie ge­ben das al­les hin, da­mit die Feu­er­geis­ter es ha­ben kön­nen.

Die­sen Ge­scheh­nis­sen folgt ei­ne neue Pe­rio­de des Sa­turn­da­seins. Zu dem Licht­spiel kommt ein an­de­res. Es kann für vie­le wie Wahn­witz er­schei­nen, wenn aus­ge­spro­chen wird, was sich da dem über­sinn­li­chen Er­ken­nen dar­bie­tet. In­ner­­lich im Sa­turn ist es wie durch­ein­an­der­wo­gen­de Ge­sch­macks­emp­fin­dun­gen. Süß, bit­ter, sau­er usw. wird an den ver­­­schie­dens­ten Stel­len im In­nern des Sa­turn be­o­b­ach­tet; und nach au­ßen, in den Him­mels­raum hin­ein, wird das al­les als Ton, als ei­ne Art Mu­sik wahr­ge­nom­men. Inn­er­halb die­ser Vor­gän­ge fin­den wie­der ge­wis­se We­sen­hei­ten die Mög­li­ch­keit, ei­ne Tä­tig­keit auf dem Sa­turn zu ent­fal­ten. Sie sei­en die «Söh­ne des Zwie­lich­tes oder des Le­bens» (christ­lich: «An­ge­loi», «En­gel») ge­nannt. Sie tre­ten in Wech­sel­wir­kung mit den im In­nern des Sa­turn vor­han­de­nen, auf- und ab­woh­nen­den Ge­sch­macks­kräf­ten. Da­durch kommt ihr Äther-

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oder Le­bens­leib in ei­ne sol­che Tä­tig­keit, daß man die­se als ei­ne Art Stoff­wech­sel be­zeich­nen kann. Sie brin­gen Le­ben in das In­ne­re des Sa­turn. Es ge­sche­hen da­durch Nah­rungs- und Aus­schei­dung­s­pro­zes­se im Sa­turn. Nicht sie be­wir­ken un­mit­tel­bar die­se Pro­zes­se, son­dern durch das, was sie be­wir­ken, ent­ste­hen mit­tel­bar sol­che Pro­zes­se. Die­ses In­nen­­le­ben macht mög­lich, daß noch an­de­re We­sen den Welt­kör­per be­t­re­ten, die als «Geis­ter der Har­mo­ni­en» (christ­lich: «Che­ru­bi­me») be­zeich­net wer­den mö­gen. Sie ver­mit­teln den «Söh­nen des Le­bens» ei­ne dump­fe Art des Be­wußt­seins. Es ist noch dump­fer und däm­mer­haf­ter als das Traum­be­wußt­sein des ge­gen­wär­ti­gen Men­schen. Es ist ein sol­ches, wie es dem Men­schen im tra­um­lo­sen Schla­fe zu­kommt. Die­ses ist ja von so nie­d­ri­gem Gra­de, daß es dem Men­schen ge­wis­ser­ma­ßen «gar nicht zum Be­wußt­sein kommt». Doch ist es vor­han­den. Es un­ter­schei­det sich vom Ta­ges­be­wußt­sein dem Gra­de und auch der Art nach. Die­ses «tra­um­lo­se Schlaf­be­wußt­sein» ha­ben ge­gen­wär­tig auch die Pflan­zen. Wenn es auch kei­ne Wahr­neh­mun­gen ei­ner Au­ßen­welt im men­sch­li­chen Sin­ne ver­mit­telt, so re­gelt es doch die Le­ben­s­­vor­gän­ge und bringt die­se in Har­mo­nie mit den äu­ße­ren Welt­vor­gän­gen. Auf der in Re­de ste­hen­den Sa­turn­stu­fe kön­nen die­se Re­ge­lung die «Söh­ne des Le­bens» nicht wahr­­neh­men; aber die «Geis­ter der Har­mo­ni­en» neh­men sie wahr, und sie sind da­her die ei­gent­li­chen Re­ge­ler. All die­ses Le­ben spielt sich in den ge­kenn­zeich­ne­ten Men­schen­phan­to­men ab. Die­se er­schei­nen dem geis­ti­gen Bli­cke da­her be­lebt; aber ihr Le­ben ist doch nur ein Schein­le­ben. Es ist das Le­ben der «Söh­ne des Le­bens», die sich ge­wis­ser­ma­ßen der Men­schen­phan­to­me be­die­nen, um sich aus­zu­le­ben.

Man rich­te nun die Auf­merk­sam­keit auf die Men­schen­phan­to­me

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mit dem Schein­le­ben. Wäh­rend der ge­schil­der­ten Sa­turn­pe­rio­de sind sie von ganz wech­seln­der Form. Bald se­hen sie die­ser Ge­stalt, bald je­ner ähn­lich. Im wei­te­ren Ver­lauf der Ent­wi­cke­lung wer­den die Ge­stal­ten be­stimm­ter; zeit­wei­lig blei­bend. Das rührt da­von her, daß sie jetzt durch­drun­gen wer­den von den Wir­kun­gen der Geis­ter, die schon im Be­gin­ne der Sa­turn­ent­wi­cke­lung in Be­tracht kom­­men, näm­lich von den «Geis­tern des Wil­lens» (den «Thro­­nen»). Die Fol­ge da­von ist, daß das Men­schen­phan­tom selbst mit der ein­fachs­ten dump­fes­ten Be­wußt­s­eins­form er­scheint. Man hat sich die­se Be­wußt­s­eins­form noch dump­fer vor­zu­­­s­tel­len als die­je­ni­ge des tra­um­lo­sen Schla­fes. Un­ter den ge­gen­wär­ti­gen Ver­hält­nis­sen ha­ben die Mi­ne­ra­li­en die­ses Be­wußt­sein. Es bringt das In­nen­we­sen in Ein­klang mit der phy­si­schen Au­ßen­welt. Auf dem Sa­turn sind die «Geis­ter des Wil­lens» die Re­ge­ler die­ses Ein­klan­ges. Und der Mensch er­scheint da­durch wie ein Ab­druck des Sa­turn­le­bens selbst. Was das Sa­turn­le­ben im gro­ßen ist, das ist auf die­ser Stu­fe der Mensch im klei­nen. Und da­mit ist der ers­te Keim zu dem ge­ge­ben, was auch im heu­ti­gen Men­schen noch erst keim­haft ist: zum «Geis­tes­men­schen» (At­ma). Nach in­nen (im Sa­turn) gibt sich die­ser dump­fe Men­schen­wil­le dem über­sinn­li­chen Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen durch Wir­kun­gen kund, wel­che sich mit den «Ge­rüchen» ver­g­lei­chen las­sen. Nach au­ßen in den Him­mels­raum ist ei­ne Kund­ge­bung vor­­han­den wie die ei­ner Per­sön­lich­keit, die aber nicht durch ein in­ne­res «Ich» ge­lenkt wird, son­dern wie ei­ne Ma­schi­ne von au­ßen ge­re­gelt ist. Die Re­ge­ler sind die «Geis­ter des Wil­lens».

Über­blickt man das Vor­her­ge­hen­de, so wird er­sicht­lich, daß, von dem zu­erst ge­schil­der­ten Mit­tel­zu­stan­de der Sa­turn­­ent­wi­cke­lung an­ge­fan­gen, die Stu­fen die­ser Ent­wi­cke­lung

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cha­rak­te­ri­siert wer­den konn­ten durch Ver­g­lei­che ih­rer Wir­kun­gen mit Sin­nes­emp­fin­dun­gen der Ge­gen­wart. Es konn­te ge­sagt wer­den: die Sa­turn­ent­wi­cke­lung of­fen­bart sich als Wär­me, dann tritt ein Licht­spiel hin­zu, dann ein Ge­sch­mack­und Ton­spiel; end­lich tritt et­was auf, was sich nach dem In­nern des Sa­turn mit Ge­ruchs­emp­fin­dun­gen, nach au­ßen wie ma­schi­nen­ar­tig wir­ken­des Men­schen-Ich kund­gibt. Wie ver­hält es sich mit den Of­fen­ba­run­gen der Sa­turn­ent­wi­cke­lung für das, was vor dem Wär­m­e­zu­stand liegt? Das ist nun gar nicht mit et­was zu ver­g­lei­chen, was ei­ner äu­ße­ren Sin­nes­­emp­fin­dung zu­gäng­lich ist. Dem Wär­m­e­zu­stand geht ein sol­cher voran, wel­chen der Mensch ge­gen­wär­tig nur in sei­­nem In­nen­we­sen er­lebt. Wenn er sich Vor­stel­lun­gen hin­gibt, die er sich in der See­le selbst bil­det, oh­ne daß ihm die Ver­­­an­las­sung von ei­nem äu­ße­ren Ein­dru­cke auf­ge­drängt wird, dann hat er et­was in sich, was kei­ne phy­si­schen Sin­ne wahr­­neh­men kön­nen, was viel­mehr nur als Wahr­neh­mung dem höhe­ren Schau­en zu­gäng­lich ist. Dem Wär­m­e­zu­stand des Sa­turn ge­hen eben Of­fen­ba­run­gen voran, die nur für den über­sinn­lich Wahr­neh­men­den vor­han­den sein kön­nen. Drei sol­cher Zu­stän­de kön­nen ge­nannt wer­den: rein see­li­sche Wär­me, die nicht äu­ßer­lich wahr­nehm­bar ist; rein geis­ti­ges Licht, das äu­ßer­lich Fins­ter­nis ist; und end­lich geis­tig We­sen­haf­tes, das in sich selbst vol­l­en­det ist und kei­nes äu­ße­ren We­sens be­darf, um sei­ner be­wußt zu wer­den. Rei­ne in­ne­re Wär­me be­g­lei­tet das Er­schei­nen der «Geis­ter der Be­we­gung»; rei­nes geis­ti­ges Licht das­je­ni­ge der «Geis­ter der Weis­heit», rei­nes In­nen­we­sen ist ver­bun­den mit der ers­ten Aus­strö­mung der «Geis­ter des Wil­lens».

Mit dem Er­schei­nen der Sa­turn­wär­me tritt al­so un­se­re Ent­wi­cke­lung aus dem In­nen­le­ben, aus der rei­nen Geis­tig­keit

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zu­erst in ein äu­ßer­lich sich of­fen­ba­ren­des Da­sein. Be­­son­ders schwie­rig wird es dem Ge­gen­warts­be­wußt­sein wohl, sich da­mit ab­zu­fin­den, wenn auch noch ge­sagt wer­den muß, daß mit dem Sa­turn­wär­m­e­zu­stand auch zu­erst das­je­ni­ge auf­tritt, was man die «Zeit» nennt. Die vor­her­ge­hen­den Zu­stän­de sind näm­lich gar nicht zeit­lich. Sie ge­hö­ren der­je­ni­gen Re­gi­on an, die man in der Geis­tes­wis­sen­schaft die «Dau­er» nen­nen kann. Des­halb muß auch al­les, was in die­­ser Schrift über sol­che Zu­stän­de in der «Re­gi­on der Dau­er» ge­sagt ist, so ver­stan­den wer­den, daß Aus­drü­cke, die sich auf zeit­li­che Ver­hält­nis­se be­zie­hen, nur zum Ver­g­lei­che und zur Ver­stän­di­gung ge­braucht wer­den. Für die men­sch­li­che Spra­che kann, was der «Zeit» ge­wis­ser­ma­ßen vor­an­geht, auch nur mit Aus­drü­cken cha­rak­te­ri­siert wer­den, wel­che die Zeit­vor­stel­lung ent­hal­ten. Muß man sich doch auch be­wußt sein, daß, ob­g­leich der ers­te, zwei­te und drit­te Sa­turn­zu­stand sich gar nicht «nach­ein­an­der» im ge­gen­wär­ti­gen Sin­ne ab­­spiel­ten, man doch nicht um­hin kann, sie nach­ein­an­der zu schil­dern. Auch hän­gen sie ja trotz ih­rer «Dau­er» oder Gleich­zei­tig­keit so von­ein­an­der ab, daß sich die­se Ab­hän­gi­g­keit mit ei­ner zeit­li­chen Ab­fol­ge ver­g­lei­chen läßt.

Mit die­sem Hin­weis auf die ers­ten Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­de des Sa­turn wird auch ein Licht ge­wor­fen auf al­les wei­te­re Fra­gen nach ei­nem «Wo­her» die­ser Zu­stän­de. Rein ver­stan­­des­mä­ß­ig ist es na­tür­lich durch­aus mög­lich, je­dem Ur­sprun­ge ge­gen­über wie­der nach ei­nem «Ur­sprung die­ses Ur­sprun­ges» zu fra­gen. Al­lein den Tat­sa­chen ge­gen­über geht die­ses nicht an. Man braucht sich das nur an ei­nem Ver­g­leich zu ver­­­ge­gen­wär­ti­gen. Wenn man ir­gend­wo auf ei­nem We­ge ein­ge­gr­a­be­ne Spu­ren fin­det, so kann man fra­gen: wo­her rüh­ren sie? Man mag als Ant­wort er­hal­ten: von ei­nem Wa­gen. Da

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kann wei­ter ge­fragt wer­den: wo kam der Wa­gen her, wo­hin fuhr er? Ei­ne auf Tat­sa­chen ge­grün­de­te Ant­wort ist wie­der mög­lich. Man kann dann noch fra­gen: wer saß im Wa­gen? was hat­te die Per­sön­lich­keit, die ihn be­nütz­te, für Ab­sich­ten, was tat sie? End­lich wird man aber an ei­nen Punkt kom­men, an dem das Fra­gen durch die Tat­sa­chen ein na­tur­ge­mä­ß­es En­de fin­det. Wer dann noch wei­ter fragt, kommt von der Ab­sicht der ur­sprüng­li­chen Fra­ge­stel­lung ab. Er setzt ge­­wis­ser­ma­ßen nur scha­b­lo­nen­mä­ß­ig das Fra­gen fort. Man merkt bei sol­chen Din­gen, wie hier ei­nes zum Ver­g­leich an­­ge­führt ist, leicht, wo die Tat­sa­chen das En­de des Fra­gens be­din­gen. Den gro­ßen Welt­fra­gen ge­gen­über ist man sich nicht so leicht klar dar­über. Bei wir­k­lich ge­nau­em Zu­se­hen wird man aber doch mer­ken, daß al­les Fra­gen nach dem «Wo­her» en­di­gen muß bei den oben ge­schil­der­ten Sa­turn­zu­stän­den. Denn man ist auf ein Ge­biet ge­kom­men, wo die We­sen und Vor­gän­ge nicht mehr durch das sich recht­fer­ti­gen, aus dem sie ent­stam­men, son­dern durch sich selbst.

Als Er­geb­nis der Sa­turn­ent­wi­cke­lung er­scheint, daß sich der Men­schen­keim bis zu ei­ner ge­wis­sen Stu­fe her­an­ge­bil­det hat. Er hat das nie­de­re, dump­fe Be­wußt­sein er­langt, von dem oben die Re­de war. Man soll sich nicht vor­s­tel­len, daß des­sen Ent­wi­cke­lung erst im letz­ten Sa­turn­sta­di­um ein­setzt. Die «Geis­ter des Wil­lens» wir­ken durch al­le Zu­stän­de hin­­durch. In der letz­ten Pe­rio­de ist aber für das über­sinn­li­che Wahr­neh­men der Er­folg am her­vor­s­te­chends­ten. Über­haupt ist ei­ne fes­te Gren­ze zwi­schen den Wirk­sam­kei­ten der ein­­zel­nen We­sens­grup­pen nicht. Wenn ge­sagt wird: erst wir­ken die «Geis­ter des Wil­lens», dann die «Geis­ter der Weis­heit» usw., so ist nicht ge­meint, daß sie nur da wir­ken. Sie wir­ken die gan­ze Sa­turn­ent­wi­cke­lung hin­durch; in den an­ge­ge­be­nen

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Pe­rio­den ist ihr Wir­ken nur am bes­ten zu be­o­b­ach­ten. Die ein­zel­nen We­sen ha­ben da gleich­sam die Füh­r­er­schaft.

So er­scheint die gan­ze Sa­turn­ent­wi­cke­lung als ei­ne Be­ar­bei­tung des­sen, was aus den «Geis­tern des Wil­lens» aus­ge­strömt ist, durch die «Geis­ter der Weis­heit, der Be­we­gung, der Form» usw. Die­se geis­ti­gen We­sen­hei­ten ma­chen da­bei selbst ei­ne Ent­wi­cke­lung durch. Die «Geis­ter der Weis­heit» zum Bei­spiel ste­hen auf ei­ner an­dern Stu­fe, nach­dem sie ihr Le­ben zu­rück­ge­strahlt vom Sa­turn emp­fan­gen ha­ben, als vor­her. Die Frucht die­ser Tä­tig­keit er­höht die Fähig­kei­ten ih­res ei­ge­nen We­sens. Die Fol­ge da­von ist, daß für sie nach so voll­brach­ter Tä­tig­keit et­was Ähn­li­ches ein­tritt wie für den Men­schen mit dem Schla­fe. Ih­ren Tä­tig­keits­pe­rio­den in be­zug auf den Sa­turn fol­gen sol­che, in de­nen sie ge­wis­ser­­ma­ßen in an­de­ren Wel­ten le­ben. Dann ist ih­re Tä­tig­keit vom Sa­turn ab­ge­wandt. Des­halb sieht das hell­se­he­ri­sche Wahr­neh­men in der ge­schil­der­ten Sa­turn­ent­wi­cke­lung ein Auf- und ein Ab­s­tei­gen. Das Auf­s­tei­gen dau­ert bis zur Her­aus­bil­dung des Wär­m­e­zu­stan­des. Dann be­ginnt mit dem Licht­spiel be­reits ein Ab­flu­ten. Und wenn dann die Men­schen­phan­to­me durch die «Geis­ter des Wil­lens» Ge­stalt an­­ge­nom­men ha­ben, dann ha­ben sich die geis­ti­gen We­sen auch nach und nach zu­rück­ge­zo­gen: die Sa­turn­ent­wi­cke­lung er­s­tirbt in sich; sie ver­schwin­det als sol­che. Ei­ne Art Ru­he­pau­se tritt ein. Der Men­schen­keim geht wie in ei­nen Auflö­sungs­zu­stand da­bei ein; aber nicht in ei­nen sol­chen, durch den er ver­schwin­den wür­de, son­dern in ei­nen sol­chen, der ähn­lich ist dem ei­nes Pflan­zen­sa­mens, der in der Er­de ruht, um zur neu­en Pflan­ze zu rei­fen. So ruht der Men­schen­keim zu neu­em Er­wa­chen im Schoß der Welt. Und wenn der Zeit­punkt sei­nes Er­wa­chens da ist, da ha­ben un­ter an­de­ren

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Ver­hält­nis­sen auch die oben ge­schil­der­ten geis­ti­gen We­sen sich die Fähig­kei­ten an­ge­eig­net, durch die sie den Men­schen­keim wei­ter be­ar­bei­ten kön­nen. Die «Geis­ter der Weis­heit» ha­ben in ih­rem Äther­leib die Fähig­keit er­langt, nicht nur wie auf dem Sa­turn die Spie­ge­lung des Le­bens zu ge­nie­ßen; sie ver­mö­gen es jetzt, Le­ben auch aus sich aus­strö­men zu las­sen und an­de­re We­sen da­mit zu be­ga­ben. Die «Geis­ter der Be­we­gung» sind nun­mehr so weit, wie auf dem Sa­turn die «Geis­ter der Weis­heit». Ihr un­ters­tes We­sens­g­lied war dort der as­tra­li­sche Leib. Jetzt ist ih­nen ein Äther- oder Le­bens­leib ei­gen. Und ganz ent­sp­re­chend sind die an­dern geis­ti­gen We­sen zu ei­ner wei­te­ren Ent­wi­cke­lungs­stu­fe ge­­kom­men. Al­le die­se geis­ti­gen We­sen kön­nen da­her bei der Wei­ter­ent­wi­cke­lung des Men­schen­kei­mes an­ders wir­ken, als sie auf dem Sa­turn ge­wirkt ha­ben. Nun war aber der Men­schen­keim am En­de der Sa­turn­ent­wi­cke­lung auf­ge­löst. Da­mit die wei­ter ent­wi­ckel­ten Geist­we­sen da fort­set­zen kön­nen, wo sie früh­er auf­ge­hört ha­ben, muß die­ser Men­schen­keim die Stu­fen noch ein­mal kurz wie­der­ho­len, die er auf dem Sa­turn durchlau­fen hat. Das zeigt sich näm­lich dem über­sinn­li­chen Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen. Der Men­­schen­keim tritt aus sei­ner Ver­bor­gen­heit her­vor und be­ginnt aus ei­ge­nem Ver­mö­gen her­aus durch die Kräf­te, die ihm auf dem Sa­turn ein­ge­impft wor­den sind, sich zu ent­wi­ckeln. Er geht als ein Wil­lens­we­sen aus der Fins­ter­nis her­vor, bringt sich zum Schei­ne des Le­bens, der See­len­haf­tig­keit usw. bis zu je­ner ma­schi­nen­mä­ß­i­gen Per­sön­lich­keit­s­of­fen­ba­rung, die er am En­de der Sa­turn­ent­wi­cke­lung hat­te.

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Die zwei­te der an­ge­deu­te­ten gro­ßen Ent­wi­cke­lungs­pe­ri­o­­den, die «Son­nen­stu­fe», be­wirkt die Er­he­bung des Men­­schen­we­sens zu ei­nem höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stand, als der­je­ni­ge

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war, den es auf dem Sa­turn er­reicht hat­te. Mit dem ge­gen­wär­ti­gen Be­wußt­sein des Men­schen ver­g­li­chen, könn­te al­ler­dings die­ser Son­nen­zu­stand als «Un­be­wußt­heit» be­zeich­net wer­den. Denn er kommt an­näh­ernd gleich dem, in wel­chem sich der Mensch jetzt wäh­rend des völ­lig tra­um­lo­sen Schla­fes be­fin­det. Oder man könn­te ihn auch mit dem nie­de­ren Be­wußt­s­eins­gra­de ver­g­lei­chen, in dem ge­gen­wär­tig un­se­re Pflan­zen­welt schlum­mert. Für die über­sinn­li­che An­­schau­ung gibt es kei­ne «Un­be­wußt­heit», son­dern nur ver­­­schie­de­ne Gra­de der Be­wußt­heit. Al­les in der Welt ist be­wußt. Das Men­schen­we­sen er­langt im Lau­fe der Son­nen­ent­wi­cke­lung den höhe­ren Be­wußt­s­eins­grad da­durch, daß ihm da der Äther- oder Le­bens­leib ein­ge­g­lie­dert wird. Be­vor dies ge­sche­hen kann, müs­sen sich in der oben ge­schil­­der­ten Art die Sa­turn­zu­stän­de wie­der­ho­len. Die­se Wie­der­ho­lung hat ei­nen ganz be­stimm­ten Sinn. Wenn näm­lich die Ru­he­pau­se ab­ge­lau­fen ist, von wel­cher in den vor­her­ge­hen­­den Aus­füh­run­gen ge­spro­chen wor­den ist, dann tritt aus dem «Welt­schla­fe» das­je­ni­ge, was vor­her Sa­turn war, als neu­es Welt­we­sen, als Son­ne her­vor. Es ha­ben sich da­mit aber die Ver­hält­nis­se der Ent­wi­cke­lung ve­r­än­dert. Die Geist­we­sen, de­ren Wir­ken für den Sa­turn dar­ge­s­tellt wor­den ist, sind zu an­de­ren Zu­stän­den vor­ge­rückt. Der Men­schen­keim er­scheint aber zu­erst auf der neu­ge­bil­de­ten Son­ne als das, was er auf dem Sa­turn ge­wor­den ist. Er muß zu­nächst die ver­schie­de­nen Ent­wi­cke­lungs­sta­di­en, die er auf dem Sa­turn an­ge­nom­men hat, so um­wan­deln, daß sie zu den Ver­häl­t­­nis­sen auf der Son­ne pas­sen. Die Son­nen­e­po­che be­ginnt des­halb mit ei­ner Wie­der­ho­lung der Sa­turn­tat­sa­chen, aber un­ter An­pas­sung an die ve­r­än­der­ten Ver­hält­nis­se des Son­nen­le­bens. Wenn nun das Men­schen­we­sen so weit ist, daß sei­ne

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auf dem Sa­turn er­lang­te Ent­wi­cke­lungs­höhe den Son­nen­ver­hält­nis­sen an­gepaßt ist, dann be­gin­nen die be­reits ge­nann­ten «Geis­ter der Weis­heit» da­mit; den Äther- oder Le­bens­leib in den phy­si­schen Leib ein­strö­men zu las­sen. Die höhe­re Stu­fe, wel­che der Mensch auf der Son­ne er­reicht, kann so­mit da­durch cha­rak­te­ri­siert wer­den, daß der be­reits auf dem Sa­turn in der Keim­an­la­ge ge­bil­de­te phy­si­sche Leib auf ei­ne zwei­te Stu­fe der Voll­kom­men­heit ge­ho­ben wird, in­dem er zum Trä­ger ei­nes Äther- oder Le­bens­lei­bes wird. Die­ser Äther- oder Le­bens­leib er­langt wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung für sich selbst den ers­ten Grad sei­ner Vol­l­­kom­men­heit. Da­mit aber die­ser zwei­te Voll­kom­men­heits­­­grad für den phy­si­schen Leib und der ers­te für den Le­bens­leib er­zielt wer­den, ist im wei­te­ren Ver­lauf des Son­nen­le­bens das Ein­g­rei­fen noch an­de­rer Geist­we­sen in ähn­li­cher Art not­wen­dig, wie es schon für die Sa­turn­stu­fe be­schrie­ben wor­den ist.

Wenn die «Geis­ter der Weis­heit» mit ih­rem Ein­strö­men des Le­bens­lei­bes be­gin­nen, so fängt das vor­her dunk­le Son­nen­we­sen zu leuch­ten an. Gleich­zei­tig tre­ten in dem Men­schen­keim die ers­ten Er­schei­nun­gen in­ne­rer Reg­sam­keit ein; das Le­ben be­ginnt. Was für den Sa­turn als ein Schein­le­ben cha­rak­te­ri­siert wer­den muß­te, wird jetzt wir­k­li­ches Le­ben. Das Ein­strö­men dau­ert ei­ne ge­wis­se Zeit. Nach­dem die­se ver­f­los­sen ist, tritt für den Men­schen­keim ei­ne wich­ti­ge Ve­r­än­de­rung ein. Er glie­dert sich näm­lich in zwei Tei­le. Wäh­rend vor­her phy­si­scher Leib und Le­bens­leib in in­ni­ger Ver­bin­dung ein Gan­zes bil­de­ten, be­ginnt sich jetzt der phy­­si­sche Leib als ein be­son­de­rer Teil ab­zu­son­dern. Doch bleibt auch die­ser ab­ge­son­der­te phy­si­sche Leib vom Le­bens­leib durch­zo­gen. Man hat es al­so jetzt mit ei­nem zwei­g­lie­d­ri­gen

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Men­schen­we­sen zu tun. Der ei­ne Teil ist ein von ei­nem Le­bens­leib durch­ge­ar­bei­te­ter phy­si­scher Leib, der an­de­re Teil ist blo­ßer Le­bens­leib. Die­se Ab­son­de­rung ver­läuft aber wäh­­rend ei­ner Ru­he­pau­se des Son­nen­le­bens. Es er­lischt wäh­rend der­sel­ben wie­der das schon auf­ge­t­re­te­ne Leuch­ten. Die Tren­­nung ge­schieht ge­wis­ser­ma­ßen wäh­rend ei­ner «Wel­ten­nacht». Doch ist die­se Ru­he­pau­se viel kür­zer als die­je­ni­ge zwi­schen der Sa­turn- und Son­nen­ent­wi­cke­lung, von der oben ge­spro­chen wor­den ist. Nach Ablauf der Ru­he­pau­se ar­bei­­ten die «Geis­ter der Weis­heit» ei­ne Zeit­lang eben­so an dem zwei­g­lie­d­ri­gen Men­schen­we­sen wei­ter, wie sie das vor­­her an dem ein­g­lie­d­ri­gen ge­tan ha­ben. Dann set­zen die «Geis­ter der Be­we­gung» mit ih­rer Tä­tig­keit ein. Sie durch­strö­men mit ih­rem ei­ge­nen As­tral­leib den Le­bens­leib des Men­schen­we­sens. Da­durch er­langt die­ser die Fähig­keit, ge­­wis­se in­ne­re Be­we­gun­gen in dem phy­si­schen Lei­be aus­zu­­­füh­ren. Es sind das Be­we­gun­gen, wel­che sich ver­g­lei­chen las­sen mit den Be­we­gun­gen der Säf­te in ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Pflan­ze.

Der Sa­turn­kör­per be­stand aus blo­ßer Wär­m­e­sub­stanz. Wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung ver­dich­tet sich die­se Wär­m­e­sub­stanz bis zu dem Zu­stand, den man mit dem ge­gen­wär­ti­gen Gas- oder Dampf­zu­stand ver­g­lei­chen kann. Es ist je­ner Zu­stand, den man als «Luft» be­zeich­nen kann. Die ers­ten An­fän­ge ei­nes sol­chen Zu­stan­des zei­gen sich, nach­dem die «Geis­ter der Be­we­gung» mit ih­rer Tä­tig­keit ein­ge­setzt ha­ben. Dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein bie­tet sich der fol­gen­de An­blick dar. Inn­er­halb der Wär­m­e­sub­stanz tritt et­was auf wie fei­ne Ge­bil­de, die durch die Kräf­te des Le­bens­lei­bes in re­gel­mä­ß­i­ge Be­we­gun­gen ver­setzt wer­den. Die­se Ge­bil­de ver­an­schau­li­chen den phy­si­schen Leib des

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Men­schen­we­sens auf der ihm jetzt ent­sp­re­chen­den Ent­wi­cke­lungs­stu­fe. Sie sind ganz von Wär­me durch­drun­gen und auch wie von ei­ner Wär­m­e­hül­le ein­ge­sch­los­sen. Wär­m­e­ge­bil­de mit ein­ge­g­lie­der­ten Luft­for­men letz­te­re in re­gel­mä­ß­i­ger Be­we­gung kann man, in phy­si­scher Be­zie­hung, die­ses Men­schen­we­sen nen­nen. Will man da­her den oben an­ge­führ­ten Ver­g­leich mit der ge­gen­wär­ti­gen Pflan­ze bei­be­hal­ten, so muß man sich be­wußt blei­ben, daß man es nicht mit ei­nem kom­pak­ten Pflan­zen­ge­bil­de zu tun hat, son­dern mit ei­ner Luft- oder Gas­ge­stal­t01, de­ren Be­we­gun­gen mit den Säf­te­be­we­gun­gen der ge­gen­wär­ti­gen Pflan­zen ver­g­li­chen wer­den kön­nen. Die in die­ser Art ge­kenn­zeich­ne­te En­t­­wi­cke­lung sch­rei­tet wei­ter. Nach ei­ner ge­wis­sen Zeit tritt wie­der ei­ne Ru­he­pau­se ein; nach der­sel­ben wir­ken die Gei­s­ter der Be­we­gung wei­ter, bis zu ih­rer Tä­tig­keit die­je­ni­ge der Geis­ter der Form hin­zu­tritt. De­ren Wir­kung be­steht da­rin, daß die vor­her stets wech­seln­den Gas­ge­bil­de blei­ben­de Ge­stal­ten an­neh­men. Auch dies ge­schieht da­durch, daß in den Le­bens­leib der Men­schen­we­sen die Geis­ter der Form ih­re Kräf­te aus- und ein­strö­men las­sen. Die Gas­ge­bil­de wa­ren früh­er, als noch bloß die Geis­ter der Be­we­gung auf sie wirk­ten, in ei­ner un­auf­hör­li­chen Be­we­gung, nur ei­nen Au­gen­blick be­hiel­ten sie ih­re Ge­stalt. Jetzt aber neh­men sie vor­über­ge­hend un­ter­scheid­ba­re For­men an. Wie­der tritt nach ei­ner ge­wis­sen Zeit ei­ne Ru­he­pau­se ein; wie­der set­zen nach die­ser die Geis­ter der Form ih­re Tä­tig­keit fort. Dann aber tre­ten ganz neue Ver­hält­nis­se inn­er­halb der Son­nen­ent­wi­cke­lung ein.

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#F­N013-177-01 Das Gas er­scheint dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein durch die Lich­t­wir­kung, die es von sich aus­ge­hen läßt. Man könn­te al­so auch von Licht­ge­stal­ten sp­re­chen, die dem geis­ti­gen Schau­en sich dar­s­tel­len.

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Es ist näm­lich da­mit der Punkt er­reicht, wo die Son­nen­ent­wi­cke­lung in ih­rer Mit­te an­ge­langt ist. Das ist die Zeit, in wel­cher die Geis­ter der Per­sön­lich­keit, die auf dem Sa­turn ih­re Mensch­heits­stu­fe er­langt ha­ben, ei­nen höhe­ren Grad der Voll­kom­men­heit er­s­tei­gen. Sie sch­rei­ten über die­se Stu­fe hin­aus. Sie er­lan­gen ein Be­wußt­sein, das der ge­gen­wär­ti­ge Mensch auf un­se­rer Er­de im re­gel­rech­ten Fort­gang der Ent­wi­cke­lung noch nicht hat. Er wird es er­lan­gen, wenn die Er­de al­so die vier­te der pla­ne­ta­ri­schen Ent­wi­cke­lungs­stu­fen an ih­rem Zie­le an­ge­langt und in die fol­gen­de pla­ne­­ta­ri­sche Pe­rio­de ein­ge­t­re­ten sein wird. Dann wird der Mensch nicht bloß das um sich her­um wahr­neh­men, was ihm die ge­gen­wär­ti­gen phy­si­schen Sin­ne ver­mit­teln, son­dern er wird im­stan­de sein, in Bil­dern die in­ne­ren, see­li­schen Zu­stän­de der ihn um­ge­ben­den We­sen zu be­o­b­ach­ten. Er wird ein Bil­der­be­wußt­sein ha­ben, je­doch mit Bei­be­hal­tung des vol­­len Selbst­be­wußt­seins. Es wird nichts Traum­haf­tes, Dum­p­­fes in sei­nem Bil­der­schau­en sein, son­dern er wird das See­­li­sche wahr­neh­men, al­ler­dings in Bil­dern, doch so, daß die­se Bil­der der Aus­druck von Wir­k­lich­kei­ten sein wer­den, wie es jetzt phy­si­sche Far­ben und Tö­ne sind. Ge­gen­wär­tig kann sich der Mensch nur durch die geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Schu­­lung zu sol­chem Schau­en er­he­ben. Von die­ser Schu­lung wird auf spä­te­ren Blät­tern die­ses Bu­ches die Re­de sein. Die­ses Schau­en er­lan­gen nun als ih­re nor­ma­le Ent­wi­cke­lungs­ga­be die Geis­ter der Per­sön­lich­keit in­mit­ten der Son­nen­stu­fe. Und eben da­durch wer­den sie fähig, wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung auf den neu­ge­bil­de­ten Le­bens­leib des Men­schen­we­sens in ähn­li­cher Art zu wir­ken, wie sie auf dem Sa­turn auf den phy­si­schen Leib ge­wirkt ha­ben. Wie ih­nen dort die Wär­me ih­re ei­ge­ne Per­sön­lich­keit zu­rück­ge­strahlt

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hat, so strah­len ih­nen jetzt die Gas­ge­bil­de im Licht­glan­ze die Bil­der ih­res schau­en­den Be­wußt­seins zu­rück. Sie schau­en über­sinn­lich an, was auf der Son­ne vor­geht. Und die­ses An­schau­en ist kei­nes­wegs ein blo­ßes Be­o­b­ach­ten. Es ist, als ob in den Bil­dern, die von der Son­ne aus­strö­men, et­was von der Kraft sich gel­tend mach­te, die der Er­den­mensch als Lie­be be­zeich­net. Und sieht man see­lisch ge­nau­er zu, so fin­det man den Grund die­ser Er­schei­nung. Es ha­ben sich in das von der Son­ne aus­strah­len­de Licht er­ha­be­ne We­sen­hei­ten mit ih­rer Tä­tig­keit ge­mischt. Es sind die oben be­reits ge­nann­ten «Geis­ter der Lie­be» (christ­lich: «Se­ra­phim»). Sie wir­ken von jetzt ab am men­sch­li­chen Äther- oder Le­bens­lei­be zu­sam­men mit den Geis­tern der Per­sön­lich­keit. Durch die­se Tä­tig­keit sch­rei­tet die­ser Le­bens­leib selbst um ei­ne Stu­fe auf sei­ner Ent­wi­cke­lungs­bahn fort. Er er­langt die Fähig­keit, die in ihm be­find­li­chen Gas­ge­bil­de nicht nur um­­zu­for­men, son­dern sie so zu be­ar­bei­ten, daß die ers­ten An­­deu­tun­gen ei­ner Fortpfl­an­zung der le­ben­den Men­schen­we­sen sich zei­gen. Es wer­den ge­wis­ser­ma­ßen Ab­son­de­run­gen aus den ge­form­ten Gas­ge­bil­den her­aus­ge­trie­ben (wie aus­ge­­schwitzt), wel­che sich zu sol­chen Ge­stal­ten for­men, die ih­ren Mut­ter­ge­bil­den ähn­lich sind.

Um die wei­te­re Son­nen­ent­wi­cke­lung zu cha­rak­te­ri­sie­ren, muß auf ei­ne Tat­sa­che des Wel­ten­fer­nes hin­ge­wie­sen wer­­den, wel­che von der al­ler­größ­ten Be­deu­tung ist. Sie be­steht da­rin, daß im Lau­fe ei­ner Epo­che kei­nes­wegs al­le We­sen das Ziel ih­rer Ent­wi­cke­lung er­rei­chen. Es gibt sol­che, die hin­ter die­sem Ziel zu­rück­b­lei­ben. So ha­ben wäh­rend der Sa­turn­ent­wi­cke­lung nicht al­le Geis­ter der Per­sön­lich­keit die Mensch­heits­stu­fe, die ih­nen dort in der oben dar­ge­s­tell­ten Art be­schie­den war, wir­k­lich er­reicht. Und eben­so­we­nig

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ha­ben al­le auf dem Sa­turn aus­ge­bil­de­ten phy­si­schen Men­schen­lei­ber den Grad von Rei­fe er­langt, der sie be­fähigt, auf der Son­ne zum Trä­ger ei­nes selb­stän­di­gen Le­bens­lei­bes zu wer­den. Die Fol­ge da­von ist, daß auf der Son­ne We­sen und Ge­bil­de vor­han­den sind, wel­che zu ih­ren Ver­hält­nis­sen nicht pas­sen. Die­se müs­sen nun wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung nach­ho­len, was sie auf dem Sa­turn ver­säumt ha­ben. Man kann des­halb wäh­rend der Son­nen­stu­fe das Fol­gen­de geis­tig be­o­b­ach­ten. Wenn die Geis­ter der Weis­heit mit ih­rem Ein­strö­men des Le­bens­lei­bes be­gin­nen, tr­übt sich ge­wis­ser­ma­ßen der Son­nen­kör­per. Es durch­set­zen ihn Ge­­bil­de, wel­che ei­gent­lich noch zum Sa­turn ge­hö­ren wür­den. Es sind Wär­m­e­ge­bil­de, wel­che nicht im­stan­de sind, in en­t­­­sp­re­chen­der Art sich zu Luft zu ver­dich­ten. Das sind die auf der Sa­turn­stu­fe zu­rück­ge­b­lie­be­nen Men­schen­we­sen. Sie kön­nen nicht Trä­ger ei­nes in re­gel­rech­ter Art aus­ge­bil­de­ten Le­bens­lei­bes wer­den. Was nun auf die­se Art von Wär­m­e­sub­stanz des Sa­turn zu­rück­ge­b­lie­ben ist, glie­dert sich auf der Son­ne in zwei Tei­le. Der ei­ne Teil wird von den Men­schen­lei­bern gleich­sam auf­ge­so­gen; und er bil­det for­tan inn­er­halb des Men­schen­we­sens ei­ne Art nie­de­rer Na­tur des­­sel­ben. So nimmt das Men­schen­we­sen auf der Son­ne et­was in sei­ne Leib­lich­keit auf, was ei­gent­lich der Sa­turn­stu­fe ent­spricht. Wie nun der Sa­turn­leib des Men­schen den Gei­s­tern der Per­sön­lich­keit es mög­lich ge­macht hat, sich zur Mensch­heits­stu­fe zu er­he­ben, so leis­tet jetzt die­ser Sa­turn­teil des Men­schen auf der Son­ne das­sel­be für die Feu­er­geis­ter. Sie er­he­ben sich zur Mensch­heits­stu­fe, in­dem sie ih­re Kräf­te ein- und aus­strö­men las­sen in die­sen Sa­turn­teil des Men­schen­we­sens, wie es die Geis­ter der Per­sön­lich­keit auf dem Sa­turn ge­tan ha­ben. Auch dies ge­schieht in der Mit­te

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der Son­nen­ent­wi­cke­lung. Da ist der Sa­turn­teil des Men­schen­we­sens so weit reif, daß mit sei­ner Hil­fe die Feu­er­geis­ter (Ar­chan­ge­loi) ih­re Mensch­heits­stu­fe durchlau­fen kön­­nen. Ein an­de­rer Teil der Wär­m­e­sub­stanz des Sa­turn glie­dert sich ab und er­langt ein selb­stän­di­ges Da­sein ne­ben und zwi­schen den Men­schen­we­sen der Son­ne. Die­ser bil­det nun ein zwei­tes Reich ne­ben dem Men­schen­rei­che. Ein Reich, das auf der Son­ne ei­nen völ­lig selb­stän­di­gen, aber nur phy­si­schen Leib, als Wär­me­leib, aus­bil­det. Die Fol­ge da­von ist, daß die voll­kom­men ent­wi­ckel­ten «Geis­ter der Per­sön­li­ch­keit» auf kei­nen selb­stän­di­gen Le­bens­leib ih­re Tä­tig­keit in der ge­schil­der­ten Art rich­ten kön­nen. Nun sind aber auch ge­wis­se «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» auf der Sa­turn­stu­fe zu­rück­ge­b­lie­ben. Die­se ha­ben da nicht die Stu­fe der Men­sch­heit er­reicht. Zwi­schen ih­nen und dem selb­stän­dig ge­wor­­de­nen zwei­ten Son­nen­reich be­steht ein An­zie­hungs­band. Sie müs­sen sich jetzt auf der Son­ne zu dem zu­rück­ge­b­lie­be­nen Reich so ver­hal­ten, wie dies ih­re vor­ge­schrit­te­nen Ge­nos­sen schon auf dem Sa­turn ge­gen­über den Men­schen­we­sen ge­tan ha­ben. Die­se ha­ben dort ja auch erst den phy­si­schen Leib aus­ge­bil­det ge­habt. Auf der Son­ne selbst ist aber zu sol­cher Ar­beit der zu­rück­ge­b­lie­be­nen Per­sön­lich­keits­geis­ter kei­ne Mög­lich­keit. Sie son­dern sich da­her aus dem Son­nen­kör­per her­aus und bil­den au­ßer­halb des­sel­ben ei­nen selb­stän­di­gen Wel­ten­kör­per. Es tritt die­ser al­so aus der Son­ne her­aus. Von ihm aus wir­ken die zu­rück­ge­b­lie­be­nen «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» auf die be­schrie­be­nen We­sen des zwei­ten Son­nen­rei­ches. Es sind da­durch zwei Wel­ten­ge­bil­de aus dem ei­nen ge­wor­den, das früh­er Sa­turn war. Die Son­ne hat in ih­rer Um­ge­bung nun­mehr ei­nen zwei­ten Wel­ten­kör­per, ei­nen sol­chen, der ei­ne Art Wie­der­ge­burt des Sa­turn, ei­nen

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neu­en Sa­turn, dar­s­tellt. Von die­sem Sa­turn aus wird dem zwei­ten Son­nen­reich der Per­sön­lich­keit­scha­rak­ter er­teilt. Man hat es da­her inn­er­halb die­ses Rei­ches mit We­sen zu tun, wel­che auf der Son­ne selbst kei­ne Per­sön­lich­keit ha­ben. Doch aber spie­geln sie den «Geis­tern der Per­sön­lich­keit» auf dem neu­en Sa­turn de­ren ei­ge­ne Per­sön­lich­keit zu­rück. Das über­sinn­li­che Be­wußt­sein kann zwi­schen den Men­schen­we­sen auf der Son­ne Wär­m­e­kräf­te be­o­b­ach­ten, die in die re­gel­­mä­ß­i­ge Son­nen­ent­wi­cke­lung hin­ein­spie­len und in wel­chen man das Wal­ten der ge­kenn­zeich­ne­ten Geis­ter des neu­en Sa­turn zu se­hen hat.

Im Men­schen­we­sen hat man wäh­rend der Mit­te der Son­nen­ent­wi­cke­lung das Fol­gen­de zu be­ach­ten. Das­sel­be ist ge­­g­lie­dert in ei­nen phy­si­schen Leib und ei­nen Le­bens­leib. Dar­­in­nen spielt sich ab die Tä­tig­keit der vor­ge­schrit­te­nen «Gei­s­ter der Per­sön­lich­keit» in Ver­bin­dung mit der­je­ni­gen der «Geis­ter der Lie­be». Dem phy­si­schen Lei­be ist nun bei­ge­­mischt ein Teil der zu­rück­ge­b­lie­be­nen Sa­turn­na­tur. Da­rin spielt sich ab die Tä­tig­keit der «Feu­er­geis­ter». Man hat nun zu se­hen in al­lem, was die «Feu­er­geis­ter» an der zu­rück­ge­b­lie­be­nen Sa­turn­na­tur be­wir­ken, die Vor­läu­fer der ge­gen­wär­ti­gen Sin­ne­s­or­ga­ne der Er­den­men­schen. Es ist ja ge­zeigt wor­den, wie schon auf dem Sa­turn in der Wär­m­e­sub­stanz die­se «Feu­er­geis­ter» mit der Aus­ar­bei­tung der Sinnes­kei­me be­schäf­tigt wa­ren. In dem, was durch die «Geis­ter der Per­­sön­lich­keit» im Ve­r­ein mit den «Geis­tern der Lie­be» (den Se­ra­phim) voll­bracht wird, ist zu er­ken­nen die ers­te An­la­ge der ge­gen­wär­ti­gen men­sch­li­chen Drü­sen­or­ga­ne. Mit dem oben Ge­sag­ten ist aber die Ar­beit der auf dem neu­en Sa­turn woh­nen­den Per­sön­lich­keits­geis­ter nicht er­sc­höpft. Die­se er­st­re­cken ih­re Tä­tig­keit nicht bloß auf das ge­nann­te

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zwei­te Son­nen­reich, son­dern sie stel­len ei­ne Art Ver­bin­dung her zwi­schen die­sem Reich und den men­sch­li­chen Sin­nen. Es strö­men die Wär­m­e­sub­stan­zen die­ses Rei­ches durch die men­sch­li­chen Sinnes­kei­me aus und ein. Da­durch ge­langt das Men­schen­we­sen auf der Son­ne zu ei­ner Art von Wahr­­neh­mung des au­ßer ihm be­find­li­chen nie­de­ren Rei­ches. Die­se Wahr­neh­mung ist na­tur­ge­mäß nur ei­ne dump­fe, ganz en­t­­­sp­re­chend dem dump­fen Sa­turn­be­wußt­sein, von dem oben die Re­de war. Und sie be­steht im we­sent­li­chen aus ver­­­schie­de­nen Wärm­e­wir­kun­gen.

Al­les, was hier für die Mit­te der Son­nen­ent­wi­cke­lung ge­schil­dert wor­den ist, dau­ert ei­ne ge­wis­se Zeit. Dann tritt wie­der ei­ne Ru­he­pau­se ein. Nach der­sel­ben geht es ei­ne Zeit­lang in der­sel­ben Art fort bis zu ei­nem Punk­te der Ent­wi­cke­lung, in dem der men­sch­li­che Äther­leib so weit reif ist, daß nun­mehr ei­ne ve­r­ein­te Ar­beit der «Söh­ne des Le­bens» (An­ge­loi) und der «Geis­ter der Har­mo­nie» (Che­ru­bi­me) ein­set­zen kann. Es tre­ten nun inn­er­halb des Men­schen­we­sens für das über­sinn­li­che Be­wußt­sein Of­fen­ba­run­gen auf, die sich mit Ge­sch­macks­wahr­neh­mun­gen ver­g­lei­chen las­sen und die sich nach au­ßen als Tö­ne kund­ge­ben. Ein Ähn­li­ches muß­te ja schon für die Sa­turn­ent­wi­cke­lung ge­sagt wer­den. Hier auf der Son­ne ist nur all das im Men­schen­we­sen in­ner­li­cher, voll selb­stän­di­ge­ren Le­bens. Die «Söh­ne des Le­bens» er­lan­gen da­durch je­nes dump­fe Bil­der­be­wußt­sein, das die «Feu­er­geis­ter» auf dem Sa­turn er­reicht hat­ten. Es sind da­bei die «Geis­ter der Har­mo­nie» (die Che­ru­bi­me) ih­re Hel­fer. Sie ei­gent­lich schau­en geis­tig das an, was sich in­ner­halb der Son­nen­ent­wi­cke­lung jetzt ab­spielt. Nur ver­zich­ten sie auf al­le Früch­te die­ses An­schau­ens, auf die Emp­fin­dung der weis­heits­vol­len Bil­der, wel­che da ent­ste­hen, und las­sen

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die­se wie präch­ti­ge Zau­be­r­er­schei­nun­gen in das traum­haf­te Be­wußt­sein der «Söh­ne des Le­bens» ein­strö­men. Die­se wie­­der ar­bei­ten sol­che Ge­bil­de ih­res Schau­ens in den Äther­leib des Men­schen hin­ein, so daß die­ser im­mer höhe­re Stu­fen der Ent­wi­cke­lung er­reicht. Wie­der tritt ei­ne Ru­he­pau­se ein, wie­der er­hebt sich das Gan­ze aus dem «Wel­ten­schlaf», und, nach­dem es noch ei­ne Zeit­lang ge­dau­ert hat, ist das Men­schen­we­sen so weit reif, daß es nun ei­ge­ne Kräf­te re­gen kann. Es sind dies die­sel­ben, wel­che wäh­rend der letz­ten Zeit der Sa­turn­pe­rio­de durch die «Thro­ne» in die­ses Men­schen­we­sen ein­ge­strömt sind. In ei­nem In­nen­le­ben en­t­­wi­ckelt sich jetzt die­ses Men­schen­we­sen, das in sei­ner Of­fen­­ba­rung für das Be­wußt­sein mit ei­ner in­ner­li­chen Ge­ruchs­wahr­neh­mung ver­g­li­chen wer­den kann. Nach au­ßen aber, ge­gen den Him­mels­raum, gibt sich die­ses Men­schen­we­sen als ei­ne Per­sön­lich­keit kund, al­ler­dings als ei­ne sol­che, die nicht von ei­nem in­ne­ren «Ich» ge­lenkt wird. Es er­scheint viel­mehr wie ei­ne als Per­sön­lich­keit wir­ken­de Pflan­ze. Für das En­de der Sa­turn­ent­wi­cke­lung ist ja ge­zeigt wor­den, daß die Per­sön­lich­keit wie ei­ne Ma­schi­ne sich kund­gibt. Und wie sich dort der ers­te Keim zu dem ent­wi­ckelt hat, was auch im ge­gen­wär­ti­gen Men­schen erst keim­haft ist, zum «Geis­tes­men­schen» (At­ma), so wird hier ein eben­sol­cher ers­ter Keim zu dem «Le­bens­geist» (Buddhi) ge­stal­tet. Nach­dem ei­ne Zeit hin­durch sich al­les das ab­ge­spielt hat, tritt wie­der ei­ne Ru­he­pau­se ein. Wie in den ähn­li­chen Fäl­­len früh­er, wird nach die­ser Pau­se die Tä­tig­keit des Men­schen­we­sens ei­ne Zeit­lang fort­ge­setzt. Dann tre­ten Ver­­hält­nis­se ein, die sich dar­s­tel­len als ein neu­er Ein­griff der «Geis­ter der Weis­heit». Durch den­sel­ben wird das Men­schen­we­sen fähig, die ers­ten Spu­ren von Sym­pa­thie und

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An­ti­pa­thie mit sei­ner Um­ge­bung zu emp­fin­den. Es ist in al­le­dem noch kei­ne wir­k­li­che Emp­fin­dung, aber doch ein Vor­läu­fer der Emp­fin­dung. Denn die in­ne­re Le­ben­s­tä­tig­keit, die in ih­rer Of­fen­ba­rung wie Ge­ruchs­wahr­neh­mun­gen cha­rak­te­ri­siert wer­den könn­te, gibt sich nach au­ßen wie in ei­ner Art pri­mi­ti­ver Spra­che kund. Wird in­ner­lich ein sym­pa­thi­scher Ge­ruch oder auch Ge­sch­mack, Flim­mern etc. wahr­ge­nom­men, so gibt dies das Men­schen­we­sen nach au­ßen durch ei­nen Ton kund. Und in ent­sp­re­chen­der Art ge­schieht sol­ches bei ei­ner in­ner­lich un­sym­pa­thi­schen Wahr­neh­mung. Es ist näm­lich durch al­le die ge­schil­der­ten Vor­gän­ge der ei­gent­li­che Sinn der Son­nen­ent­wi­cke­lung für das Men­schen­we­sen er­reicht. Die­ses hat ei­ne höhe­re Be­wußt­s­eins­stu­fe ge­gen­über dem Sa­turn­be­wußt­sein er­langt. Es ist dies das Schlaf­be­wußt­sein.

Nach ei­ni­ger Zeit ist nun auch der Ent­wi­cke­lungs­punkt ein­ge­t­re­ten, da die mit der Son­nen­stu­fe ver­bun­de­nen höh­e­­ren We­sen in an­de­re Sphä­ren über­ge­hen müs­sen, um das zu ver­ar­bei­ten, was sie durch ihr Wir­ken am Men­schen­we­sen selbst in sich ver­an­lagt ha­ben. Es tritt ei­ne gro­ße Ru­he­pau­se ein, wie ei­ne sol­che zwi­schen der Sa­turn- und Son­nen­ent­wi­cke­lung war. Al­les, was sich auf der Son­ne aus­ge­bil­det hat, geht in ei­nen Zu­stand über, der sich mit dem der Pflan­ze ver­g­lei­chen läßt, wenn de­ren Wachs­tums­kräf­te im Sa­men ru­hen. Wie aber die­se Wachs­tums­kräf­te in ei­ner neu­en Pflan­ze wie­der an das Ta­ges­licht tre­ten, so tritt auch nach der Ru­he­pau­se al­les, was auf der Son­ne Le­ben war, wie­der aus dem Wel­ten­scho­ße her­vor, und ein neu­es pla­ne­ta­ri­sches Da­sein be­ginnt. Man wird den Sinn ei­ner sol­chen Ru­he­pau­se, ei­nes «Wel­ten­schla­fes», wohl ver­ste­hen, wenn man nur ein­mal den geis­ti­gen Blick auf ei­ne der ge­nann­ten We­sens­ar­ten,

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zum Bei­spiel auf die «Geis­ter der Weis­heit», lenkt. Sie wa­ren auf dem Sa­turn noch nicht so weit, daß sie dort hät­ten ei­nen Äther­leib aus sich kön­nen aus­strö­men las­sen. Erst durch die von ih­nen auf dem Sa­turn ge­mach­ten Er­leb­nis­se sind sie dar­auf vor­be­rei­tet wor­den. Wäh­rend der Pau­se ge­stal­ten sie nun das­je­ni­ge, was in ih­nen erst vor­­be­rei­tet wor­den ist, zur wir­k­li­chen Fähig­keit um. So sind sie auf der Son­ne so weit, das Le­ben aus sich aus­strö­men zu las­sen und das Men­schen­we­sen mit ei­nem ei­ge­nen Le­bens­leib zu be­ga­ben.

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Nach der Ru­he­pau­se tritt das­je­ni­ge, was früh­er Son­ne war, aus dem «Wel­ten­schla­fe» wie­der her­vor. Das heißt, es wird wie­der wahr­nehm­bar für die geis­tig schau­en­den Kräf­te, für die es früh­er zu be­o­b­ach­ten war und für die es wäh­rend der Ru­he­pau­se ent­schwun­den war. Nun zeigt sich aber an dem neu her­vor­t­re­ten­den pla­ne­ta­ri­schen We­sen, das als «Mond» be­zeich­net wer­den soll (und das nicht ver­wech­selt wer­den darf mit dem Stück da­von, das ge­gen­wär­tig Er­den­mond ist), ein zwei­fa­ches. Ers­tens ist das­je­ni­ge, was sich wäh­rend der Son­nen­zeit als ein «neu­er Sa­turn» ab­ge­son­dert hat­te, wie­der in dem neu­en pla­ne­ta­ri­schen We­sen da­rin. Die­ser Sa­turn hat sich so­mit wäh­rend der Ru­he­pau­se wie­der mit der Son­ne ve­r­ei­nigt. Al­les, was im ers­ten Sa­turn war, tritt zu­nächst wie­der als ein Welt­ge­bil­de auf. Zwei­tens sind die auf der Son­ne ge­bil­de­ten Le­bens­lei­ber des Men­schen­we­sens in der Ru­he­pau­se von dem auf­ge­so­gen wor­den, was in ei­ner Art die geis­ti­ge Hül­le des Pla­ne­ten bil­det. Sie er­schei­nen al­so in die­sem Zeit­punk­te nicht mit den ent­sp­re­chen­den phy­si­schen Men­schen­lei­bern ve­r­ei­nigt, son­dern die­se tre­ten für sich al­lein zu­nächst auf. Zwar tra­gen sie al­les

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das an sich, was in ih­nen auf Sa­turn und Son­ne er­ar­bei­tet wor­den ist; aber sie er­man­geln des Äther- oder Le­bens­lei­bes. Ja sie kön­nen die­sen Äther­leib auch nicht so­g­leich in sich auf­neh­men, denn die­ser hat selbst ei­ne Ent­wi­cke­­lung wäh­rend der Ru­he­pau­se durch­ge­macht, an die sie noch nicht an­gepaßt sind. Was nun im Be­gin­ne der Mon­den­ent­wi­cke­lung ein­tritt, da­mit die­se An­pas­sung er­zielt wer­de, ist zu­nächst ei­ne aber­ma­li­ge Wie­der­ho­lung der Sa­turn­tat­sa­chen. Das phy­si­sche Men­schen­le­ben durch­läuft da­bei, wie­der­ho­lend, die Stu­fen der Sa­turn­ent­wi­cke­lung, nur un­ter ganz ve­r­än­der­ten Ver­hält­nis­sen. Auf dem Sa­turn spiel­ten in ihm ja nur die Kräf­te ei­nes Wär­me­lei­bes, jetzt sind in ihm auch die­je­ni­gen des er­ar­bei­te­ten Gas­lei­bes. Die letz­te­ren tre­ten aber nicht gleich im Be­gin­ne der Mon­den­ent­wi­cke­lung auf. Da ist al­les so, wie wenn das Men­schen­we­sen nur aus Wär­m­e­sub­stanz be­stün­de und inn­er­halb der­­sel­ben die Gas­kräf­te schlum­mer­ten. Dann kommt ei­ne Zeit, in wel­cher die­se in ers­ten An­deu­tun­gen auf­t­re­ten. Und zu­letzt, im letz­ten Zei­traum der Sa­turn­wie­der­ho­lung, sieht das Men­schen­we­sen schon so aus wie wäh­rend sei­nes le­ben­­di­gen Zu­stan­des auf der Son­ne. Doch er­weist sich al­les Le­ben da noch als ein Schein­le­ben. Es tritt erst ei­ne Ru­he­pau­se ein, ähn­lich den kur­zen Ru­he­pau­sen wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung. Dann be­ginnt neu­er­dings das Ein­strö­men des Le­bens­lei­bes, für den sich der phy­si­sche Leib nun reif ge­­macht hat. Die­ses Ein­strö­men ge­schieht wie­der wie die Sa­turn­wie­der­ho­lung in drei von­ein­an­der zu un­ter­schei­den­den Epo­chen. Wäh­rend der zwei­ten die­ser Epo­chen ist das Men­schen­we­sen so weit den neu­en Mon­den­ver­hält­nis­sen an­ge­paßt, daß die «Geis­ter der Be­we­gung» die von ih­nen er­lang­te Fähig­keit in die Tat um­set­zen kön­nen. Sie be­steht

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da­rin, daß sie aus ih­rer ei­ge­nen We­sen­heit her­aus den As­tral­­leib in die Men­schen­we­sen ein­strö­men las­sen. Sie ha­ben sich zu die­ser Ar­beit wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung vor­be­­rei­tet und in der Ru­he­pau­se zwi­schen Son­ne und Mond das Vor­be­rei­te­te zu der an­ge­deu­te­ten Fähig­keit um­ge­wan­delt. Es dau­ert die­ses Ein­strö­men nun wie­der ei­ne Zeit­lang, dann tritt ei­ne der klei­ne­ren Ru­he­pau­sen ein. Nach der­sel­ben setzt sich das Ein­strö­men fort, bis die «Geis­ter der Form» mit ih­rer Tä­tig­keit ein­set­zen. Da­durch, daß die «Geis­ter der Be­­we­gung» den As­tral­leib in das Men­schen­we­sen ein­strö­men las­sen, er­langt die­ses die ers­ten see­li­schen Ei­gen­schaf­ten. Es be­ginnt, die Vor­gän­ge, wel­che sich durch den Be­sitz ei­nes Le­bens­lei­bes in ihm ab­spie­len und wel­che wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung noch pflan­zen­haft wa­ren, mit Emp­fin­dun­­gen zu ver­fol­gen, Lust und Un­lust durch sie zu füh­len. Es bleibt aber bei ei­nem wech­sel­vol­len in­ne­ren Auf- und Ab­flu­ten sol­cher Lust und Un­lust, bis die «Geis­ter der Form» ein­g­rei­fen. Da ver­wan­deln sich die­se wech­seln­den Ge­füh­le so, daß in dem Men­schen­we­sen das auf­tritt, was als ers­te Spur des Wun­sches, der Be­gier­de, auf­ge­faßt wer­den kann. Das We­sen st­rebt nach ei­ner Wie­der­ho­lung des­sen, was ein­­mal Lust be­rei­tet hat, und es ver­sucht zu ver­mei­den, was als an­ti­pa­thisch emp­fun­den wor­den ist. Da je­doch die «Gei­s­ter der Form» ih­re ei­ge­ne We­sen­heit nicht an das Men­­schen­we­sen ab­ge­ben, son­dern ih­re Kräf­te nur aus- und ein­strö­men las­sen, so ent­behrt die Be­gier­de der In­ner­lich­keit und Selb­stän­dig­keit. Sie wird ge­lenkt von den «Geis­tern der Form». Sie tritt mit ei­nem in­s­tink­ti­ven Cha­rak­ter auf.

Auf dem Sa­turn war der phy­si­sche Leib des Men­schen­we­sens ein Wär­me­leib; auf der Son­ne ist ei­ne Ver­dich­tung zum Gas­zu­stand oder zur «Luft» ein­ge­t­re­ten. Nun, da wäh­rend

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der Mon­den­ent­wi­cke­lung das As­tra­le ein­strömt, er­­reicht in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punkt das Phy­si­sche ei­nen wei­te­ren Grad von Ver­dich­tung, es kommt in ei­nen Zu­stand, der sich mit dem ei­ner ge­gen­wär­ti­gen Flüs­sig­keit ver­g­lei­chen läßt. Man kann die­sen Zu­stand als «Was­ser» be­zeich­nen. Doch ist eben da­mit nicht un­ser ge­gen­wär­ti­ges Was­ser ge­­meint, son­dern je­g­li­che flüs­si­ge Da­s­eins­form. Der phy­si­sche Men­schen­leib nimmt nun all­mäh­lich ei­ne Form an, die sich aus drei­er­lei sub­stan­ti­el­len Ge­bil­den zu­sam­men­setzt. Das dich­tes­te ist ein «Was­ser­kör­per»; die­ser wird durch­zo­gen von Luft­strö­mun­gen, und durch al­les dies zie­hen sich wie­­der Wärm­e­wir­kun­gen hin­durch.

Nun er­lan­gen auch wäh­rend der Son­nen­stu­fe nicht al­le Ge­bil­de die vol­le ent­sp­re­chen­de Rei­fe. Es fin­den sich des­halb auf dem Mon­de Ge­bil­de ein, die erst auf der Sa­turn­stu­fe ste­hen, und sol­che, die nur die Son­nen­stu­fe er­reicht ha­ben. Da­durch ent­ste­hen ne­ben dem re­gel­recht ent­wi­ckel­­ten Men­schen­rei­che zwei an­de­re Rei­che. Ein sol­ches, das aus We­sen be­steht, die auf der Sa­turn­stu­fe ste­hen­ge­b­lie­ben sind, die da­her nur ei­nen phy­si­schen Leib ha­ben, der auch auf dem Mon­de noch nicht Trä­ger ei­nes selb­stän­di­gen Le­bens­lei­bes wer­den kann. Es ist dies das nie­d­rigs­te Mon­den­reich. Ein zwei­tes be­steht aus We­sen, die auf der Son­nen­stu­fe zu­rück­ge­b­lie­ben sind, wel­che des­halb nicht reif wer­den, auf dem Mon­de ei­nen selb­stän­di­gen As­tral­leib sich ein­zu­g­lie­­dern. Die­se bil­den ein Reich zwi­schen dem eben­ge­nann­ten und dem re­gel­mä­ß­ig fort­ge­schrit­te­nen Men­schen­reich. Aber auch noch et­was an­de­res fin­det statt: Die Sub­stan­zen mit blo­ßen Wär­m­e­kräf­ten und je­ne mit blo­ßen Luft­kräf­ten durch­set­zen auch die Men­schen­we­sen. So kommt es, daß die­se auf dem Mon­de in sich ei­ne Sa­turn- und ei­ne Son­nen­na­tur

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tra­gen. Da­durch ist in die Men­schen­na­tur ei­ne Art von Zwie­spalt ge­kom­men. Und durch die­sen Zwie­spalt wird nach dem Ein­set­zen der Tä­tig­keit der «Geis­ter der Form» inn­er­halb der Mon­den­ent­wi­cke­lung et­was sehr Be­deu­tungs­­vol­les her­vor­ge­ru­fen. Es be­ginnt sich da ei­ne Spal­tung im Mon­den­welt­kör­per vor­zu­be­rei­ten. Ein Teil sei­ner Sub­stan­­zen und We­sen­hei­ten trennt sich ab von den an­dern. Aus ei­nem Wel­ten­kör­per wer­den zwei. Den ei­nen ma­chen ge­­wis­se höhe­re We­sen­hei­ten, die noch vor­her in­ni­ger mit dem ein­heit­li­chen Wel­ten­kör­per ver­bun­den wa­ren, zu ih­rem Wohn­platz. Der an­de­re da­ge­gen wird von dem Men­schen­we­sen, den bei­den vor­hin cha­rak­te­ri­sier­ten nie­de­ren Rei­chen und ge­wis­sen höhe­ren We­sen­hei­ten ein­ge­nom­men, die nicht zu dem ers­ten Wel­ten­kör­per über­ge­gan­gen sind. Der ei­ne der bei­den Wel­ten­kör­per mit den höhe­ren We­sen er­­scheint wie ei­ne wie­der­ge­bo­re­ne, aber ver­fei­ner­te Son­ne; der an­de­re ist nun­mehr die ei­gent­li­che Neu­bil­dung, der «al­te Mond», als drit­te pla­ne­ta­ri­sche Ver­kör­pe­rung un­se­rer Er­de, nach der Sa­turn- und Son­nen­ver­kör­pe­rung. Von den auf dem Mon­de ent­stan­de­nen Sub­stan­zen nimmt die wie­der­ge­bo­re­ne Son­ne bei ih­rem Her­au­s­t­re­ten nur die «Wär­me »und die «Luft» mit; auf dem, was wie ein Rest als Mond übrig­ge­b­lie­ben ist, fin­det sich au­ßer die­sen bei­den Sub­stan­­zen noch der wäs­se­ri­ge Zu­stand. Es wird durch die­se Tren­­nung er­reicht, daß die mit der wie­de­r­er­stan­de­nen Son­ne aus­ge­zo­ge­nen We­sen­hei­ten zu­nächst in ih­rer wei­te­ren En­t­­wi­cke­lung durch die dich­te­ren Mond­we­sen­hei­ten nicht ge­­hemmt wer­den. Sie kön­nen so un­ge­hin­dert in ih­rem ei­ge­nen Wer­den fort­sch­rei­ten. Da­durch er­lan­gen sie aber ei­ne um so grö­ße­rer Kraft, um nun von au­ßen, von ih­rer Son­ne aus, auf die Mond­we­sen zu wir­ken. Und auch die­se er­lan­gen

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da­durch neue Ent­wi­cke­lungs­mög­lich­kei­ten. Mit ih­nen sind ve­r­eint ge­b­lie­ben vor al­lem die «Geis­ter der Form». Die­se ver­fes­ti­gen die Be­gier­den- und die Wun­sch­na­tur; und die­­ses drückt sich all­mäh­lich auch in ei­ner wei­te­ren Ver­dich­tung des phy­si­schen Lei­bes der Men­schen­we­sen aus. Das vor­­her bloß Wäs­se­ri­ge die­ses Lei­bes nimmt ei­ne zäh­flüs­si­ge Form an, und ent­sp­re­chend ver­dich­ten sich die luft­för­mi­gen und wär­me­ar­ti­gen Ge­bil­de. Ähn­li­che Vor­gän­ge fin­den auch statt bei den bei­den nie­de­ren Rei­chen.

Daß der Mond­kör­per von dem Son­nen­kör­per aus­ge­son­­dert wird, dies hat zur Fol­ge, daß sich der ers­te­re zu dem letz­te­ren so ver­hält, wie einst­mals der Sa­turn­kör­per zu der gan­zen um­lie­gen­den Wel­ten­ent­wi­cke­lung. Der Sa­turn­kör­per war aus dem Lei­be der «Geis­ter des Wil­lens» (der Thro­ne) ge­bil­det. Aus sei­ner Sub­stanz strahl­te in den Wel­ten­raum zu­rück al­les, was die in der Um­ge­bung be­fin­d­­li­chen oben an­ge­führ­ten geis­ti­gen We­sen­hei­ten er­leb­ten. Und die Rück­strah­lung er­wach­te durch die fol­gen­den Vor­gän­ge all­mäh­lich zu selb­stän­di­gem Le­ben. Dar­auf be­ruht ja al­le Ent­wi­cke­lung, daß erst aus dem Le­ben der Um­ge­bung sel­b­­stän­di­ge We­sen­heit sich ab­son­dert; dann in dem ab­ge­son­­der­ten We­sen sich die Um­ge­bung wie durch Spie­ge­lung ein­prägt und dann dies ab­ge­son­der­te We­sen sich selb­stän­dig wei­ter ent­wi­ckelt. So auch son­der­te sich der Mon­den­kör­per vom Son­nen­kör­per ab und strahl­te zu­nächst das Le­ben des Son­nen­kör­pers zu­rück. Wä­re nun nichts an­de­res ge­sche­hen, so hät­te man es mit fol­gen­dem Wel­ten­pro­zes­se zu tun. Es gä­be ei­nen Son­nen­kör­per, in wel­chem die­sem Kör­per an­gepaß­te geis­ti­ge We­sen­hei­ten in dem Wär­me- und Luf­t­e­le­men­te ih­re Er­leb­nis­se hät­ten. Die­sem Son­nen­kör­per stün­de ein Mon­den­kör­per ge­gen­über, in wel­chem an­de­re We­sen mit

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dem Wär­me-, Luft- und Was­ser­le­ben sich ent­fal­te­ten. Der Fort­schritt von der Son­nen­ver­kör­pe­rung zu der Mon­den­ver­kör­pe­rung be­stün­de da­rin, daß die Son­nen­we­sen ihr ei­ge­nes Le­ben von den Mon­den­vor­gän­gen aus wie im Spie­­gel­bil­de vor sich hät­ten und so das­sel­be ge­nie­ßen könn­ten, was ih­nen wäh­rend der Son­nen­ver­kör­pe­rung noch un­mög­­lich war. Nun blieb es aber nicht bei die­sem Ent­wi­cke­­lungs­vor­gan­ge. Es ge­schah et­was, was für al­le fol­gen­de En­t­­wi­cke­lung von der al­ler­tiefs­ten Be­deu­tung war. Ge­wis­se We­sen­hei­ten, wel­che dem Mon­den­kör­per an­gepaßt wa­ren, be­mäch­tig­ten sich des ih­nen zur Ver­fü­gung ste­hen­den Wil­­lens­e­le­men­tes (des Er­bes der Thro­ne) und ent­wi­ckel­ten da­­durch ein Ei­gen­le­ben, das sich un­ab­hän­gig ge­stal­tet von dem Son­nen­le­ben. Es ent­ste­hen ne­ben den Er­leb­nis­sen des Mon­des, die nur un­ter dem Son­nen­ein­flus­se ste­hen, selb­stän­­di­ge Mon­de­n­er­leb­nis­se; gleich­sam Em­pör­ungs- oder Auf­leh­­nungs­zu­stän­de ge­gen die Son­nen­we­sen. Und die ver­schie­­de­nen auf Son­ne und Mond ent­stan­de­nen Rei­che, vor al­lem das Reich der Men­schen­vor­fah­ren, wur­de in die­se Zu­stän­de hin­ein­ge­zo­gen. Der Mon­den­kör­per sch­ließt da­durch geis­tig und stof­f­lich zwei­er­lei Le­ben in sich: Sol­ches, das in in­ni­ger Ver­bin­dung mit dem Son­nen­le­ben steht, und sol­ches, wel­ches von die­sem «ab­ge­fal­len» ist und un­ab­hän­gi­ge We­ge geht. Die­se Glie­de­rung in zwei­fa­ches Le­ben drückt sich in al­len fol­gen­den Vor­gän­gen der Mon­den­ver­kör­pe­rung nun aus.

Was sich für die­sen Ent­wi­cke­lungs­zei­traum dem über­­sinn­li­chen Be­wußt­sein dar­bie­tet, das läßt sich in fol­gen­den Bil­dern cha­rak­te­ri­sie­ren. Die gan­ze Grund­mas­se des Mon­­des ist ge­bil­det aus ei­ner hal­b­le­ben­di­gen Sub­stanz, die in ei­ner bald trä­gen, bald leb­haf­ten Be­we­gung ist. Ei­ne mi­ne­ra­li­sche

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Mas­se im Sin­ne der Ge­stei­ne und der Erd­be­stan­d­­tei­le, auf de­nen der ge­gen­wär­ti­ge Mensch her­um­wan­delt, ist das noch nicht. Man könn­te von ei­nem Rei­che von Pflan­zen­mi­ne­ra­li­en sp­re­chen. Nur hat man sich vor­zu­s­tel­len, daß der gan­ze Grund­kör­per des Mon­des aus die­ser Pflan­zen-­Mi­ne­ral­sub­stanz be­steht, wie heu­te die Er­de aus Ge­stei­nen, Acker­er­de usw. be­steht. Wie ge­gen­wär­tig sich Fel­sen­mas­sen auf­tür­men, so la­ger­ten sich der Mon­den­mas­se här­te­re Tei­le ein, die sich mit har­ten Holz­ge­bil­den oder mit For­men aus Horn ver­g­lei­chen las­sen. Und wie sich jetzt Pflan­zen aus dem Mi­ne­ral­bo­den er­he­ben, so war der Mon­den­grund be­­deckt und durch­drun­gen von dem zwei­ten Reich, be­ste­hend aus ei­ner Art von Pflan­zen­tie­ren. Ih­re Sub­stanz war wei­cher als die Grund­mas­se und in sich be­we­g­li­cher. Wie ein zäh­es Meer zog sich die­ses Reich über das an­de­re da­hin. Und der Mensch selbst kann als Tier­mensch be­zeich­net wer­­den. Er hat­te in sei­ner Na­tur die Be­stand­tei­le der an­dern bei­den Rei­che. Aber sei­ne We­sen­heit war ganz durch­drun­­gen von ei­nem Le­bens­leib und as­tra­li­schen Leib, auf wel­che die von der ab­ge­schie­de­nen Son­ne aus­ge­hen­den Kräf­te der höhe­ren We­sen­hei­ten wirk­ten. So wur­de sei­ne Ge­stalt ver­­e­delt. Wäh­rend ihm die «Geis­ter der Form» ei­ne Ge­stalt ga­ben, durch die er dem Mon­den­le­ben an­gepaßt war, mach­­ten ihn die Son­nen­geis­ter zu ei­ner We­sen­heit, die ihn über die­ses Le­ben hin­aus­hob. Er hat­te die Kraft, mit den ihm von die­sen Geis­tern ge­schenk­ten Fähig­kei­ten sei­ne ei­ge­ne Na­tur zu ve­r­e­deln, ja das­je­ni­ge, was mit den nie­de­ren Rei­chen ver­wandt war, auf ei­ne höhe­re Stu­fe em­por­zu­he­ben.

Geis­tig ge­se­hen kön­nen die hier in Be­tracht kom­men­den Vor­gän­ge in der fol­gen­den Art ge­schil­dert wer­den. Der Men­schen­vor­fahr war ve­r­e­delt wor­den von We­sen­hei­ten,

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die vom Son­nen­rei­che ab­ge­fal­len wa­ren. Die­se Ve­r­e­de­lung er­st­reck­te sich vor al­lem auf al­les, was im Was­se­r­e­le­men­te er­lebt wer­den konn­te. Auf die­ses Ele­ment hat­ten die Son­­nen­we­sen, die Herr­scher im Wär­me- und Luf­t­e­le­men­te wa­ren, den ge­rin­ge­ren Ein­fluß. Für den Men­schen­vor­fah­ren hat­te dies zur Fol­ge, daß sich in sei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on zwei­er­lei We­sen­hei­ten gel­tend mach­ten: der ei­ne Teil die­ser Or­ga­­ni­sa­ti­on war ganz durch­drun­gen von den Wir­kun­gen der Son­nen­we­sen. In dem an­dern wirk­ten die ab­ge­fal­le­nen Mon­den­we­sen. Da­durch war der letz­te Teil selb­stän­di­ger als der ers­te. Im ers­ten konn­ten nur Be­wußt­s­eins­zu­stän­de ent­ste­hen, in de­nen die Son­nen­we­sen leb­ten; in dem let­z­­te­ren leb­te ei­ne Art Welt­be­wußt­sein, wie es dem Sa­turn­zu­stan­de ei­gen war, nur jetzt auf ei­ner höhe­ren Stu­fe. Der Men­schen­vor­fahr kam sich da­durch als «Ab­bild der Welt» vor, wäh­rend sich sein «Son­nen­teil» nur als «Ab­bild der Son­ne» fühl­te. Es tra­ten nun in der Men­schen­na­tur die­se bei­den We­sen­hei­ten in ei­ne Art Kampf. Und durch den Ein­fluß der Son­nen­we­sen­hei­ten wur­de für die­sen Kampf ein Aus­g­leich da­durch ge­schaf­fen, daß durch ihn die stof­f­li­che Or­ga­ni­sa­ti­on, wel­che das selb­stän­di­ge Welt­be­wußt­sein er­­mög­lich­te, ge­b­rech­lich, ver­gäng­lich ge­macht wur­de. Es muß­te nun von Zeit zu Zeit die­ser Teil der Or­ga­ni­sa­ti­on aus­ge­­schie­den wer­den. Wäh­rend und ei­ni­ge Zeit nach der Aus­­­schei­dung war der Men­schen­vor­fahr ein bloß vom Son­nen­ein­fluß ab­hän­gi­ges We­sen. Sein Be­wußt­sein wur­de un­sel­b­­stän­di­ger; er leb­te in dem­sel­ben ganz dem Son­nen­le­ben hin­­ge­ge­ben. Dann er­neu­er­te sich der selb­stän­di­ge Mon­den­teil wie­der. Nach ei­ni­ger Zeit wie­der­hol­te sich stets die­ser Vor­­­gang. So leb­te der Men­schen­vor­fahr auf dem Mon­de in Wech­sel­zu­stän­den hel­le­ren und dump­fe­ren Be­wußt­seins;

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und der Wech­sel war be­g­lei­tet von ei­ner Wand­lung sei­nes We­sens in stof­f­li­cher Be­zie­hung. Er leg­te von Zeit zu Zeit sei­nen Mon­den­kör­per ab und nahm ihn spä­ter wie­der an.

Phy­sisch ge­se­hen zeigt sich in den an­ge­führ­ten Rei­chen des Mon­des ei­ne gro­ße Man­nig­fal­tig­keit. Die Mi­ne­ralpflan­­zen, Pflan­zen­tie­re und Tier­men­schen sind nach Grup­pen ver­schie­den. Man wird das ver­ste­hen, wenn man be­denkt, daß durch das Zu­rück­b­lei­ben der Ge­bil­de auf je­der der frü­he­ren Stu­fen der Ent­wi­cke­lung For­men in den man­nig­fal­­tigs­ten Qua­li­tä­ten ver­kör­pert wor­den sind. Es sind Ge­bil­de da, wel­che noch die An­fangs­ei­gen­schaf­ten des Sa­turn zei­gen, sol­che der mitt­le­ren Epo­che die­ses Welt­kör­pers, sol­che vom En­de. Ein Glei­ches gilt für al­le Ent­wi­cke­lungs­stu­fen der Son­ne.

Und wie die mit dem sich fort­ent­wi­ckeln­den Wel­ten­kör­per ver­bun­de­nen Ge­bil­de zu­rück­b­lei­ben, so ist es auch mit ge­wis­sen We­sen­hei­ten der Fall, die mit die­ser Ent­wi­cke­lung zu­sam­men­hän­gen. Durch das Fort­rü­cken des Wer­dens bis zum Mon­de sind schon ei­ne An­zahl von Stu­fen sol­cher We­sen­hei­ten ent­stan­den. Da gibt es «Geis­ter der Per­sön­li­ch­keit», wel­che auf der Son­ne noch im­mer nicht ih­re Men­sch­heits­stu­fe er­reicht ha­ben; es sind aber auch sol­che vor­han­­den, wel­che da das Auf­s­tei­gen in die Mensch­heit nach­ge­holt ha­ben. Auch von den «Feu­er­geis­tern», die auf der Son­ne hät­ten Men­schen wer­den sol­len, sind ei­ne An­zahl zu­rück­ge­­b­lie­ben. Wie nun wäh­rend der Son­nen­ent­wi­cke­lung ge­wis­se zu­rück­ge­b­lie­be­ne «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» sich aus dem Son­nen­kör­per her­aus­zo­gen und den Sa­turn als be­son­de­ren Wel­ten­kör­per wie­der er­ste­hen lie­ßen, so ge­schieht es auch, daß im Lau­fe der Mon­den­ent­wi­cke­lung sich die oben cha­rak­te­ri­sier­ten We­sen­hei­ten auf be­son­de­ren Welt­kör­pern aus­son­dern.

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Es ist bis jetzt erst von der Tei­lung in Son­ne und Mond ge­spro­chen wor­den, doch glie­dern sich noch an­de­re Welt­ge­bil­de aus den an­ge­ge­be­nen Grün­den aus dem Mon­­den­kör­per ab, der nach der gro­ßen Son­nen-Mon­des-Pau­se er­schie­nen ist. Man hat es nach ei­ni­ger Zeit mit ei­nem Sy­s­tem von Welt­kör­pern zu­tun, de­ren fort­ge­schrit­tens­ter, wie leicht zu er­se­hen ist, die neue Son­ne ge­nannt wer­den muß. Und ein eben­sol­ches An­zie­hungs­band, wie es oben für die Son­nen­ent­wi­cke­lung zwi­schen dem zu­rück­ge­b­lie­be­nen Sa­­turn­rei­che und den Per­sön­lich­keits­geis­tern auf dem neu­en Sa­turn be­schrie­ben wor­den ist, bil­det sich zwi­schen je ei­nem sol­chen Wel­ten­kör­per und den ent­sp­re­chen­den Mon­den­we­­sen. Es wür­de hier viel zu weit füh­ren, al­le die ent­ste­hen­­den Wel­ten­kör­per im ein­zel­nen zu ver­fol­gen. Es muß ge­nü­gen, auf den Grund hin­ge­wie­sen zu ha­ben, warum aus dem ein­heit­li­chen Welt­ge­bil­de, das im Be­gin­ne der Men­sch­heits­ent­wi­cke­lung als Sa­turn er­scheint, sich nach und nach ei­ne Rei­he von Wel­ten­kör­pern her­aus­löst.

Nach dem Ein­set­zen der «Geis­ter der Form» auf dem Mon­de dau­ert die Ent­wi­cke­lung ei­ne Zeit­lang fort in der Art, wie dies ge­schil­dert wor­den ist. Nach die­ser Zeit tritt wie­der ei­ne Pau­se ein. Wäh­rend der­sel­ben blei­ben die grö­be­ren Tei­le der drei Mon­den­rei­che in ei­ner Art Ru­he­zu­stand; die fei­ne­ren Tei­le aber, na­ment­lich die as­tra­li­schen Lei­ber der Men­schen­we­sen, lö­sen sich los von die­sen gröbe­ren Ge­­bil­den. Sie kom­men in ei­nen Zu­stand, in dem die höhe­ren Kräf­te der er­ha­be­nen Son­nen­we­sen be­son­ders stark auf sie wir­ken kön­nen. Nach der Ru­he­pau­se durch­drin­gen sie wie­­der die­je­ni­gen Tei­le des Men­schen­we­sens, die aus den grö­be­ren Sub­stan­zen be­ste­hen. Da­durch, daß sie in der Pau­se im frei­en Zu­stan­de die star­ken Kräf­te auf­ge­nom­men ha­ben

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kön­nen sie die­se gröbe­ren Sub­stan­zen reif ma­chen zu der Wir­kung, die nach ei­ner ge­wis­sen Zeit nun­mehr auf sie aus­ge­übt wer­den soll von den re­gel­recht vor­ge­schrit­te­nen Geis­tern der Per­sön­lich­keit» und den «Feu­er­geis­tern».

Die­se «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» ha­ben sich in­zwi­schen zu ei­ner Stu­fe er­ho­ben, auf der sie das «Be­wußt­sein der In­­­spi­ra­ti­on» ha­ben. Sie kön­nen da nicht nur wie das beim frühe­ren Bil­der­be­wußt­sein war die in­ne­ren Zu­stän­de an­­de­rer de­rer We­sen in Bil­dern wahr­neh­men, son­dern wie in ei­ner geis­ti­gen Ton­spra­che das In­ne­re sol­cher We­sen selbst. Die «Feu­er­geis­ter» aber ha­ben sich zu der Be­wußt­s­eins­höhe er­­höhen, wel­che die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» auf der Sin­ne in­ne hat­ten. Bei­de Ar­ten von Geis­tern kön­nen da­­durch in das her­an­ge­reif­te Le­ben des Men­schen­we­sens ein­­g­rei­fen. Die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» wir­ken auf den As­tral­leib, die «Feu­er­geis­ter» auf den Äther­leib die­ses Men­­schen­we­sens. Der As­tral­leib er­hält da­durch den Cha­rak­ter der Per­sön­lich­keit. Er er­lebt nun­mehr in sich nicht nur Lust und Sch­merz, son­dern er be­zieht sie auch auf sich. Er kommt noch nicht zu ei­nem voll­stän­di­gen Ich-Be­wußt­sein, das sich sagt «Ich bin da»; aber er fühlt sich ge­tra­gen und ge­bor­gen v von an­de­ren We­sen­hei­ten sei­ner Um­ge­bung. In­dem er zu die­sen gleich­sam auf­blickt, kann er sich sa­gen: Die­se mei­ne Um­ge­bung hält mich am Da­sein. Die «Feu­er­geis­ter» wir­ken nun­mehr auf den Äther­leib. Un­ter ih­rem Ein­flus­se wird die Be­we­gung der Kräf­te in die­sem Lei­be im­mer mehr und mehr zu ei­ner in­ner­li­chen Le­ben­s­tä­tig­keit. Was da ent­steht, fin­det ei­nen phy­si­schen Aus­druck in ei­ner Säf­te­be­we­gung und in Wachs­tum­ser­schei­nun­gen. Die ga­si­gen Sub­stan­zen ha­ben sich zu wäs­se­ri­gen ver­dich­tet; es kann von ei­ner Art Er­näh­rung in dem Sin­ne ge­spro­chen wer­den, daß das von

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au­ßen Auf­ge­nom­me­ne im In­nern um­ge­wan­delt und ver­­ar­bei­tet wird. Wenn man sich et­wa ein Mit­tel­ding denkt zwi­schen der Er­näh­rung und der At­mung im ge­gen­wär­ti­gen Sin­ne, dann er­hält man ei­ne Vor­stel­lung von dem, was in die­ser Rich­tung da­mals ge­schah. Die Nah­rungs­stof­fe wur­­den aus dem Rei­che der Tierpflan­zen von dem Men­schen­we­sen ent­nom­men. Man hat sich die­se Tierpflan­zen als schwe­bend-schwim­mend zu den­ken oder auch leicht an­­ge­wach­sen in ei­nem sie um­ge­ben­den Ele­men­te, wie die ge­gen­wär­ti­gen nie­de­ren Tie­re im Was­ser oder die Land­tie­re in der Luft le­ben. Doch ist die­ses Ele­ment we­der Was­ser noch Luft in dem ge­gen­wär­ti­gen Sin­ne, son­dern et­was Mitt­le­res aus bei­den, ei­ne Art dich­ter Dampf, in dem die ver­schie­dens­ten Sub­stan­zen wie auf­ge­löst in den ver­schie­­dens­ten Strö­mun­gen sich hin- und her­be­we­gen. Die Tierpflan­zen er­schei­nen nur wie ver­dich­te­te re­gel­mä­ß­i­ge For­men die­ses Ele­men­tes, phy­sisch oft­mals nur we­nig von ih­rer Um­ge­bung ver­schie­den. Der At­mung­s­pro­zeß ist ne­ben dem Er­näh­rung­s­pro­zeß vor­han­den. Er ist nicht wie auf der Er­de, son­dern wie ein Ein­sau­gen und Aus­strö­men von Wär­me. Für die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung ist es, wie wenn bei die­sen Vor­gän­gen sich Or­ga­ne öff­ne­ten und wie­der zu­­zö­gen, durch wel­che ein er­wär­m­en­der Strom aus- und ein­gin­ge und auch die luft- und was­ser­ar­ti­gen Sub­stan­zen ein- und aus­ge­führt wür­den. Und weil das Men­schen­we­sen auf die­ser Stu­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung be­reits ei­nen As­tral­leib be­­sitzt, wer­den die­se At­mung und die Er­näh­rung von Ge­füh­­len be­g­lei­tet, so daß ei­ne Art von Lust ent­steht, wenn sol­che Stof­fe von au­ßen auf­ge­nom­men wer­den, die för­der­lich sind für den Auf­bau des Men­schen­we­sens. Un­lust wird be­wirkt, wenn schäd­li­che Stof­fe ein­f­lie­ßen oder auch nur in die Nähe

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kom­men. Wie auf die ge­schil­der­te Art wäh­rend der Mond­ent­wi­cke­lung der At­mung­s­pro­zeß dem Er­näh­rungs­vor­gang na­he­stand, so stand der Vor­stel­lung­s­pro­zeß der Fortpflan­zung na­he. Von den Din­gen und We­sen in der Um­ge­bung des Mond­men­schen ging nicht ei­ne un­mit­tel­ba­re Wir­kung auf ir­gend­wel­che Sin­ne aus. Die Vor­stel­lung war viel­mehr so ge­ar­tet, daß durch die An­we­sen­heit sol­cher Din­ge und We­sen Bil­der er­regt wur­den in dem dump­fen, däm­mer­haf­­ten Be­wußt­sein. Die­se Bil­der stan­den in ei­nem viel in­ni­ge­ren Zu­sam­men­hang mit der ei­gent­li­chen Na­tur der Um­ge­bung als die ge­gen­wär­ti­gen Sin­nes­wahr­neh­mun­gen, wel­che in Far­­ben, Tö­nen, Ge­rüchen usw. ja nur gleich­sam die Au­ßen­sei­te der We­sen zei­gen. Man stel­le sich, um ei­nen deut­li­che­ren Be­griff von dem Be­wußt­sein der Mond­men­schen zu ha­ben, vor, daß die­se wie ein­ge­bet­tet sei­en in die oben ge­schil­der­te damp­far­ti­ge Um­ge­bung. In die­sem Duns­t­e­le­men­te spie­len sich die man­nig­fal­tigs­ten Vor­gän­ge ab. Es ver­bin­den sich Stof­fe, es tren­nen sich Sub­stan­zen von­ein­an­der ab. Es ver­­­dich­ten sich Par­ti­en, an­de­re ver­dün­nen sich. Al­les das geht so vor sich, daß es die Men­schen­we­sen nicht et­wa un­mit­tel­­bar se­hen oder hö­ren; aber es ruft Bil­der im Men­schen­be­wußt­sein her­vor. Die­se Bil­der sind ver­g­leich­bar de­nen des ge­gen­wär­ti­gen Traum­be­wußt­seins. Wie et­wa, wenn ein Ge­­gen­stand zur Er­de fällt und ein schla­fen­der Mensch nimmt nicht den wir­k­li­chen Vor­gang wahr, son­dern ir­gend­ein Bild, zum Bei­spiel er ver­meint, daß ein Schuß ab­ge­ge­ben wer­de. Nur sind die Bil­der des Mon­den­be­wußt­sein nicht will­kür­­lich wie sol­che Traum­bil­der; sie sind zwar Sinn­bil­der, nicht Ab­bil­der, aber sie ent­sp­re­chen den äu­ße­ren Vor­gän­gen. Es tritt mit ei­nem be­stimm­ten äu­ße­ren Vor­gang auch nur ein ganz be­stimm­tes Bild auf. Der Mon­den­mensch ist da­durch

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in der La­ge, sein Ver­hal­ten nach die­sen Bil­dern ein­zu­rich­­ten, wie es der ge­gen­wär­ti­ge Mensch nach sei­nen Wahr­neh­mun­gen tut. Es ist nur zu be­ach­ten, daß das Ver­hal­ten auf Grund der Wahr­neh­mun­gen der Will­kür un­ter­liegt, wäh­­rend das Han­deln un­ter dem Ein­flus­se der ge­kenn­zeich­ne­ten Bil­der wie auf ei­nen dun­k­len An­trieb hin er­folgt. Die­ses Bil­der­be­wußt­sein ist nun kei­nes­wegs so, daß durch das­sel­be nur äu­ße­re phy­si­sche Vor­gän­ge ver­sinn­licht wer­den, son­­dern es wer­den durch die Bil­der auch die hin­ter den phy­­si­schen Tat­sa­chen wal­ten­den geis­ti­gen We­sen und de­ren Tä­tig­kei­ten vor­ge­s­tellt. So wer­den in den Din­gen des Tier­pflan­zen­rei­ches die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» gleich­sam sicht­bar; hin­ter und in den mi­ne­ralpflanz­li­chen We­sen er­­schei­nen die «Feu­er­geis­ter»; und als We­sen, die der Mensch oh­ne Zu­sam­men­hang mit et­was Phy­si­schem vor­zu­s­tel­len ver­­­mag, die er gleich­sam als äthe­risch-see­li­sche Ge­bil­de er­schaut, er­schei­nen die «Söh­ne des Le­bens». Wa­ren so die­se Vor­­­stel­lun­gen des Mon­den­be­wußt­seins kei­ne Ab­bil­der, son­dern nur Sinn­bil­der des Äu­ße­ren, so wa­ren sie da­für von ei­ner viel be­deut­sa­me­ren Wir­kung auf das In­ne­re des Men­schen­we­sens als die ge­gen­wär­ti­gen durch Wahr­neh­mung ver­mit­tel­ten Vor­stel­lun­gen des Men­schen. Sie ver­moch­ten es, das gan­ze In­ne­re in Be­we­gung und Tä­tig­keit zu ver­set­zen. Nach ih­nen ge­stal­te­ten sich die in­ne­ren Vor­gän­ge. Sie wa­ren ech­te Bil­dungs­kräf­te. Das Men­schen­we­sen wur­de so, wie die­se Bil­dungs­kräf­te es ge­stal­te­ten. Es wur­de ge­wis­ser­ma­ßen ein Ab­bild sei­ner Be­wußt­s­eins­vor­gän­ge.

Je wei­ter der Fort­gang der Ent­wi­cke­lung in die­ser Art statt­fin­det, um so mehr hat er zur Fol­ge, daß mit dem Men­schen­we­sen ei­ne tief ein­schnei­den­de Ve­r­än­de­rung vor sich geht. Die Macht, wel­che von den Be­wußt­s­eins­bil­dern aus­geht,

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kann sich nach und nach nicht mehr über die gan­ze men­sch­li­che Leib­lich­keit er­st­re­cken. Es bil­den sich sol­che Glie­der, wel­che der ge­stal­ten­den Wir­kung des Bil­der­be­wußt­­­seins un­ter­lie­gen und im ho­hen Gra­de ein Ab­bild des Vor­­­stel­lungs­le­bens in dem eben dar­ge­s­tell­ten Sin­ne wer­den. An­­de­re Or­ga­ne aber ent­zie­hen sich sol­chem Ein­flus­se. Der Mensch ist in ei­nem Tei­le sei­nes We­sens gleich­sam zu dicht, zu sehr von an­de­ren Ge­set­zen be­stimmt, um sich nach den Be­wußt­s­eins­bil­dern zu rich­ten. Die­se ent­zie­hen sich dem Ein­flus­se des Men­schen­we­sens; sie ge­lan­gen aber un­ter ei­nen an­dern, un­ter den­je­ni­gen der er­ha­be­nen Son­nen­we­sen selbst. Doch sieht man die­ser Stu­fe der Ent­wi­cke­lung erst ei­ne Ru­he­pau­se vor­an­ge­hen. In die­ser sam­meln die Son­nen­geis­ter die Kraft, um un­ter ganz neu­en Um­stän­den auf die We­sen des Mon­des zu wir­ken. Nach die­ser Ru­he­pau­se ist das Men­schen­we­sen deut­lich in zwei Na­tu­ren ge­spal­ten. Die ei­ne ist dem selb­stän­di­gen Wir­ken des Bil­der­be­wußt­seins entzo­gen; sie nimmt ei­ne be­stimm­te­re Ge­stalt an und kommt un­ter den Ein­fluß von Kräf­ten, wel­che zwar von dem Mon­­den­kör­per aus­ge­hen, aber in dem­sel­ben erst durch den Ein­fluß der Son­nen­we­sen ent­ste­hen. Die­ser Teil des Men­schen­we­sens lebt im­mer mehr das Le­ben mit, das durch die Son­ne an­ge­regt ist. Der an­de­re Teil er­hebt sich wie ei­ne Art Kopf aus die­sem ers­te­ren. Er ist in sich be­we­g­lich, bild­sam, und ge­stal­tet sich als Aus­druck und Trä­ger des men­sch­li­chen dump­fen Be­wußt­s­eins­le­bens. Doch sind die bei­den Tei­le in­nig mit­ein­an­der ver­bun­den; sie sen­den sich ge­gen­sei­tig ih­re Säf­te zu; es er­st­re­cken sich Glie­der von dem ei­nen hin­ein in den an­dern.

Ei­ne be­deu­tungs­vol­le Har­mo­nie wird nun da­durch er­­zielt, daß im Lau­fe der Zeit, in wel­cher dies al­les ge­sche­hen ist, sich auch ein sol­ches Ver­hält­nis von Son­ne und Mond

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her­aus­ge­bil­det hat, das mit der Rich­tung die­ser Ent­wi­cke­­lung zu­sam­men­stimmt. Es ist schon an ei­ner frühe­ren Stel­le (ver­g­lei­che Sei­te 172) an­ge­deu­tet wor­den, wie die fort­sch­rei­ten­den We­sen durch ih­re Ent­wi­cke­lungs­stu­fen sich aus der all­ge­mei­nen Wel­ten­mas­se her­aus ih­re Him­mels­kör­per ab­son­dern. Sie strah­len gleich­sam die Kräf­te aus, nach de­nen sich die Stof­fe glie­dern. Son­ne und Mond ha­ben sich so von­ein­an­der ab­ge­g­lie­dert, wie es not­wen­dig war zur Her­­stel­lung der rich­ti­gen Wohn­plät­ze ent­sp­re­chen­der We­sen. Die­se Be­stim­mung des Stof­fes und sei­ner Kräf­te durch den Geist geht aber noch viel wei­ter. Die We­sen selbst be­din­gen auch ge­wis­se Be­we­gun­gen der Wel­ten­kör­per, be­stimm­te Um­­­dre­hun­gen der­sel­ben um­ein­an­der. Da­durch kom­men die­se Kör­per in ve­r­än­der­li­che Stel­lun­gen zu­ein­an­der. Und ver­­än­dert sich die Stel­lung, die La­ge des ei­nen Welt­kör­pers zu dem an­dern, so ve­r­än­dern sich auch die Wir­kun­gen ih­rer ent­sp­re­chen­den We­sen au­f­ein­an­der. So ist es mit Son­ne und Mond ge­sche­hen. Durch die Be­we­gung des Mon­des um die Son­ne, wel­che ent­stan­den ist, ge­ra­ten die Men­schen­we­sen ab­wech­selnd ein­mal mehr in den Be­reich der Son­nen­wir­kung; ein an­de­res Mal kön­nen sie sich von die­ser ab­keh­ren und sind dann mehr auf sich selbst an­ge­wie­sen. Die Be­we­­gung ist ei­ne Fol­ge des oben ge­schil­der­ten «Ab­fal­les» ge­­wis­ser Mon­den­we­sen und des Aus­g­lei­ches für den Kampf, wel­cher da­durch be­wirkt wor­den ist. Sie ist nur der phy­­si­sche Aus­druck für das durch den Ab­fall ge­schaf­fe­ne gei­s­ti­ge Kräf­te­ver­hält­nis. Daß der ei­ne Kör­per sich um den an­dern be­wegt, hat zur Fol­ge, daß in den die Wel­ten­kör­per be­woh­nen­den We­sen sol­che wech­seln­de Be­wußt­s­eins­zu­stän­de ein­t­re­ten, wie sie oben ge­schil­dert wor­den sind. Man kann da­von sp­re­chen, daß der Mond ab­wech­selnd sein Le­ben der

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Son­ne zu­kehrt und ab­kehrt. Es gibt ei­ne Son­nen­zeit und ei­ne pla­ne­ta­ri­sche Zeit, in welch letz­te­rer die Mon­den­we­sen sich auf ei­ner Sei­te des Mon­des ent­wi­ckeln, wel­che von der Son­ne ab­ge­wen­det ist. Al­ler­dings kommt für den Mond zu der Be­we­gung der Him­mels­kör­per noch et­was an­de­res hin­zu. Das zu­rück­bli­cken­de über­sinn­li­che Be­wußt­sein kann näm­lich se­hen, wie in ganz re­gel­mä­ß­i­gen Zei­träu­men die Mon­den­we­sen selbst um ih­ren Welt­kör­per her­um­wan­dern. Sie su­chen so in ge­wis­sen Zei­ten die Or­te auf, an de­nen sie dem Son­nen­ein­fluß sich hin­ge­ben kön­nen; in an­dern Epo­chen wan­dern sie nach Or­ten, wo sie die­sem Ein­fluß nicht un­ter­lie­gen und sich dann gleich­sam auf sich selbst be­sin­nen kön­nen.

Zur Ver­voll­stän­di­gung des Bil­des, das von die­sen Vor­­­gän­gen zu zeich­nen ist, hat man auch noch zu be­ach­ten, daß in die­sem Zei­traum die «Söh­ne des Le­bens» ih­re Men­schen­­stu­fe er­rei­chen. Der Mensch kann auch auf dem Mon­de sei­ne Sin­ne, de­ren An­la­gen schon auf dem Sa­turn ent­stan­den sind, noch nicht zu ei­ner ei­ge­nen Wahr­neh­mung äu­ße­rer Ge­gen­stän­de be­nüt­zen. Aber die­se Sin­ne wer­den auf der Mon­den­stu­fe zu In­stru­men­ten der «Söh­ne des Le­bens». Die­se be­die­nen sich ih­rer, um durch sie wahr­zu­neh­men. Die­se Sin­ne, die zum phy­si­schen Men­schen­leib ge­hö­ren, tre­­ten da­durch in ein Wech­sel­ver­hält­nis zu den «Söh­nen des Le­bens». Die­se be­die­nen sich nicht nur ih­rer, son­dern sie ver­voll­komm­nen sie auch.

Nun tritt, wie be­reits ge­schil­dert wor­den ist, durch die wech­seln­den Be­zie­hun­gen zur Son­ne in dem Men­schen­we­sen selbst ein Wan­del in den Le­bens­ver­hält­nis­sen ein. Die Din­ge ge­stal­ten sich so, daß je­des­mal, wenn das Men­schen­we­sen dem Son­nen­ein­fluß un­ter­liegt, es mehr dem Son­nen­le­ben

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und sei­nen Er­schei­nun­gen als sich selbst hin­ge­ge­ben ist. Es emp­fin­det in sol­chen Zei­ten die Grö­ße und Herr­lich­keit des Wel­talls, wie die­se im Son­nen­sein sich aus­drückt. Es saugt die­se gleich­sam ein. Es wir­ken da eben die er­ha­be­nen We­sen, die auf der Son­ne ih­ren Wohn­platz ha­ben, auf den Mond. Und die­ser wirkt wie­der auf das Men­schen­we­sen. Doch er­st­reckt sich die­se Wir­kung nicht auf den gan­zen Men­schen, son­dern vor­züg­lich auf je­ne Tei­le des­sel­ben, die sich dem Ein­fluß der ei­ge­nen Be­wußt­s­eins­bil­der entzo­gen ha­ben. Es ge­lan­gen da na­ment­lich der phy­si­sche Leib und der Le­bens­leib zu ei­ner ge­wis­sen Grö­ße und Ge­stal­tung. Es tre­ten da­für aber die Be­wußt­s­ein­ser­schei­nun­gen zu­rück. Wenn nun das Men­schen­we­sen in sei­nem Le­ben von der Son­ne ab­ge­wen­det ist, dann ist es mit sei­ner ei­ge­nen Na­tur be­schäf­tigt. Es be­ginnt da ei­ne in­ne­re Reg­sam­keit na­men­t­­lich im As­tral­lei­be. Da­ge­gen wird die äu­ße­re Ge­stalt un­an­sehn­li­cher, we­ni­ger form­vol­l­en­det. So gibt es wäh­rend der Mond­ent­wi­cke­lung die zwei cha­rak­te­ri­sier­ten, deut­lich zu un­ter­schei­den­den, mit­ein­an­der ab­wech­seln­den Be­wußt­s­eins­zu­stän­de. Ei­nen dump­fe­ren wäh­rend der Son­nen­zeit und ei­nen hel­le­ren wäh­rend der Epo­che, in wel­cher das Le­ben mehr auf sich selbst an­ge­wie­sen ist. Der ers­te Zu­stand ist zwar dump­fer, aber er ist da­für auch selbst­lo­ser: der Mensch lebt da mehr in Hin­ga­be an die Au­ßen­welt, an das in der Son­ne ge­spie­gel­te Wel­tall. Es ist ein Wech­sel in den Be­wußt­s­eins­zu­stän­den, der sich so­wohl mit dem Wech­sel von Schlaf und Wa­chen beim ge­gen­wär­ti­gen Men­schen, wie auch mit des­sen Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod ei­ner­seits und dem mehr geis­ti­gen Da­sein zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt an­der­seits ver­g­lei­chen läßt. Das Auf­wa­chen auf dem Mon­de, wenn die Son­nen­zeit all­mäh­lich auf­hört,

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wä­re als ein Mit­tel­ding zwi­schen dem Auf­wa­chen des ge­­gen­wär­ti­gen Men­schen an je­dem Mor­gen und sei­nem Ge­bo­ren­wer­den zu cha­rak­te­ri­sie­ren. Und eben­so gleicht das all­mäh­li­che Dump­f­er­wer­den des Be­wußt­seins beim Her­an­­na­hen der Son­nen­zeit ei­nem Mit­tel­zu­stand zwi­schen Ein­­schla­fen und Ster­ben. Denn ein sol­ches Be­wußt­sein von Ge­burt und Tod, wie es dem ge­gen­wär­ti­gen Men­schen ei­gen ist, gab es auf dem al­ten Mon­de noch nicht. In ei­ner Art von Son­nen­le­ben gab sich der Mensch dem Ge­nus­se die­ses Le­bens hin. Er war für die­se Zeit dem Ei­gen­le­ben ent­rückt. Er leb­te mehr geis­tig. Es kann nur ei­ne an­näh­ern­de und ver­g­leichs­wei­se Schil­de­rung des­sen ver­sucht wer­den, was der Mensch in sol­chen Zei­ten er­leb­te. Er fühl­te, wie wenn die Wir­kungs­kräf­te des Wel­talls in ihn ein­ström­ten, ihn durch­­­puls­ten. Wie trun­ken von den Har­mo­ni­en des Uni­ver­sums, die er mit­leb­te, fühl­te er sich da. Sein As­tral­leib war in sol­chen Zei­ten wie be­f­reit von dem phy­si­schen Lei­be. Und auch ein Teil des Le­bens­lei­bes war mit her­aus­ge­zo­gen aus dem phy­si­schen Leib. Und die­ses aus As­tral­leib und Le­bens­leib be­ste­hen­de Ge­bil­de war wie ein fei­nes, wun­der­ba­res Mu­­sik­in­stru­ment, auf des­sen Sai­ten die Mys­te­ri­en des Wel­talls er­klan­gen. Und nach den Har­mo­ni­en des Wel­talls ge­stal­­te­ten sich die Glie­der des­je­ni­gen Tei­les des Men­schen­we­sens, auf den das Be­wußt­sein nur ge­rin­gen Ein­fluß hat­te. Denn in die­sen Har­mo­ni­en wirk­ten die We­sen der Son­ne. So wur­de die­ser Men­schen­teil durch die geis­ti­gen Wel­ten­tö­ne in sei­ne Form ge­bracht. Und da­bei war der Wech­sel zwi­­schen dem hel­le­ren Be­wußt­s­eins­zu­stand und die­sem dum­p­­fe­ren wäh­rend der Son­nen­zeit kein so schrof­fer wie der­je­ni­ge beim ge­gen­wär­ti­gen Men­schen zwi­schen dem Wa­chen und dem ganz tra­um­lo­sen Schlaf. Al­ler­dings war ja das

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Bil­der­be­wußt­sein nicht so hell wie das ge­gen­wär­ti­ge Wach­be­wußt­sein; da­für war aber auch das an­de­re Be­wußt­sein nicht so dumpf wie der tra­um­lo­se Schlaf der Ge­gen­wart. Und so hat­te das Men­schen­we­sen ei­ne Art, wenn auch ge­dämpf­ter Vor­stel­lung von dem Spie­len der Wel­ten­har­mo­­ni­en in sei­nem phy­si­schen Lei­be und dem­je­ni­gen Tei­le des Äther­lei­bes, der mit dem phy­si­schen Lei­be ver­bun­den ge­b­lie­ben war. In der Zeit, in wel­cher die Son­ne für das Men­­schen­we­sen ge­wis­ser­ma­ßen nicht schi­en, tra­ten die Bil­der­vor­stel­lun­gen an die Stel­le der Har­mo­ni­en im Be­wußt­sein. Da leb­ten be­son­ders die­je­ni­gen Glie­der im phy­si­schen und im Äther­lei­be auf, wel­che un­ter der un­mit­tel­ba­ren Macht des Be­wußt­seins stan­den. Da­ge­gen mach­ten die an­de­ren Tei­le des Men­schen­we­sens, auf die nun­mehr ih­re Bil­dungs­kräf­te von der Son­ne aus nicht wirk­ten, ei­ne Art von Ver­­här­tungs- und Ver­trock­nung­s­pro­zeß durch. Und wenn dann wie­der die Son­nen­zeit her­an­rück­te, dann ver­fie­len die al­ten Lei­ber; sie glie­der­ten sich ab von dem Men­schen­we­sen, und es ging wie aus ei­nem Gr­a­be sei­ner al­ten Leib­lich­keit der im In­nern neu­ge­stal­te­te, wenn auch in die­ser Form noch un­an­sehn­li­che Mensch her­vor. Es hat­te ei­ne Er­neue­rung des Le­ben­s­pro­zes­ses statt­ge­fun­den. Durch die Wir­kung der Son­­nen­we­sen und ih­rer Har­mo­ni­en ge­stal­te­te sich der neu­ge­­bo­re­ne Leib dann wie­der in sei­ner Voll­kom­men­heit aus und der oben ge­schil­der­te Vor­gang wie­der­hol­te sich. Und der Mensch emp­fand die­se Er­neue­rung wie das An­zie­hen ei­nes neu­en Klei­des. Sein We­sens­kern war nicht durch ei­ne ei­gen­t­­li­che Ge­burt oder ei­nen Tod durch­ge­schrit­ten; er war nur über­ge­gan­gen von ei­nem geis­ti­gen Ton­be­wußt­sein, in dem er hin­ge­ge­ben war an die Au­ßen­welt, zu ei­nem, in dem er mehr dem In­nern zu­ge­wen­det war. Er hat­te sich ge­häu­­tet.

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Der al­te Leib war un­brauch­bar ge­wor­den; er wur­de ab­­ge­wor­fen und er­neu­ert. Da­mit ist auch das­je­ni­ge ge­nau­er ge­kenn­zeich­net, was oben als ei­ne Art Fortpfl­an­zung cha­rak­te­ri­siert wor­den ist und von dem be­merkt wur­de, daß es dem Vor­stel­lungs­le­ben na­he­steht. Das Men­schen­we­sen hat sei­nes­g­lei­chen in be­zug auf ge­wis­se Tei­le des phy­si­schen und des Äther­lei­bes her­vor­ge­bracht. Aber es ent­steht kein völ­lig von dem El­tern­we­sen un­ter­schie­de­nes Toch­ter­we­sen, son­­dern der We­sens­kern des ers­te­ren geht auf das letz­te­re über. Der bringt nicht ein neu­es We­sen, son­dern sich selbst in ei­ner neu­en Ge­stalt her­vor. So er­lebt der Mon­den­mensch ei­nen Be­wußt­s­eins­wech­sel. Wenn die Son­nen­zeit her­an­rückt, dann wer­den sei­ne Bild­vor­stel­lun­gen mat­ter und mat­ter, ei­ne se­li­ge Hin­ga­be er­füllt ihn; in sei­nem ru­hi­gen In­nern er­k­lin­­gen die Wel­ten­har­mo­ni­en. Ge­gen das En­de die­ser Zeit be­­le­ben sich die Bil­der im as­tra­li­schen Lei­be; er be­ginnt mehr sich zu füh­len und zu emp­fin­den. Der Mensch er­lebt et­was wie ein Auf­wa­chen aus der Se­lig­keit und Ru­he, in wel­che er wäh­rend der Son­nen­zeit ver­sun­ken war. Es tritt da­bei aber noch ein wich­ti­ges Er­leb­nis auf. Mit dem neu­en Er­hel­­len der Be­wußt­s­eins­bil­der sieht sich das Men­schen­we­sen wie ein­ge­hüllt in ei­ne Wol­ke, die sich auf das­sel­be wie ei­ne We­­sen­heit aus dem Wel­tall her­ab­ge­senkt hat. Und es fühlt die­se We­sen­heit wie et­was zu ihm Ge­hö­ri­ges, wie ei­ne Er­gän­zung sei­ner ei­ge­nen Na­tur. Es fühlt sie wie das­je­ni­ge, was ihm sein Da­sein schenkt, wie sein «Ich». Es ist die­se We­sen­heit ei­ner der «Söh­ne des Le­bens». Ihm ge­gen­über emp­fin­det der Mensch et­wa so: «In die­sem ha­be ich ge­lebt, auch wäh­rend ich in der Son­nen­zeit hin­ge­ge­ben war der Herr­lich­keit des Wel­talls; da­mals war er mir nur nicht sicht­bar; jetzt aber wird er mir sicht­bar». Und es ist auch die­ser «Sohn des Le­bens»,

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von dem die Kraft aus­geht zu je­ner Wir­kung, die in der son­nen­lo­sen Zeit der Mensch auf sei­ne ei­ge­ne Leib­li­ch­keit aus­übt. Und dann, wenn wie­der die Son­nen­zeit her­an­­naht, fühlt der Mensch, wie wenn er selbst eins wür­de mit dem «Söh­ne des Le­bens». Sieht er ihn da auch nicht, so fühlt er sich doch in­nig mit ihm ver­bun­den.

Die Be­zie­hung zu den «Söh­nen des Le­bens» war nun ei­ne sol­che, daß nicht et­wa je­des ein­zel­ne Men­schen­we­sen für sich ei­nen «Sohn des Le­bens» hat­te, son­dern es emp­fand ei­ne gan­ze Grup­pe von Men­schen ein sol­ches We­sen als zu ihr ge­hö­rig. So leb­ten auf dem Mon­de die Men­schen in sol­che Grup­pen ge­son­dert, und ei­ne je­de Grup­pe emp­fand in ei­nem «Söh­ne des Le­bens» das ge­mein­sa­me «Grup­pen-Ich». Der Un­ter­schied der Grup­pen mach­te sich da­durch gel­tend, daß na­ment­lich die Äther­lei­ber bei ei­ner je­den Grup­pe ei­ne be­son­de­re Ge­stalt hat­ten. Da aber die phy­si­schen Lei­ber sich nach den Äther­lei­bern ge­stal­ten, so präg­ten sich auch in den ers­te­ren die Un­ter­schie­de der letz­te­ren aus und die ein­zel­­nen Men­schen­grup­pen er­schie­nen als eben­so­vie­le Men­schen­ar­ten. Blick­ten die «Söh­ne des Le­bens» auf die zu ih­nen ge­­hö­ri­gen Men­schen­grup­pen her­ab, so sa­hen sie sich in den ein­­zel­nen Men­schen­we­sen ge­wis­ser­ma­ßen ver­viel­fäl­tigt. Und da­rin fühl­ten sie ih­re ei­ge­ne Ich­heit. Sie spie­gel­ten sich gleich­­sam in den Men­schen. Dies war auch die Auf­ga­be der men­sch­­li­chen Sin­ne in der da­ma­li­gen Zeit. Es ist ge­zeigt wor­den, daß die­se noch kei­ne Ge­gen­stands-Wahr­neh­mun­gen ver­­­mit­tel­ten. Aber sie spie­gel­ten das We­sen der «Söh­ne des Le­bens». Was durch die­se Spie­ge­lung die­se «Söh­ne des Le­bens» wahr­nah­men, das gab die­sen ihr «Ich-Be­wußt­sein». Und was durch die Spie­ge­lung im men­sch­li­chen As­tral­leib er­regt wur­de, das eben sind die Bil­der des dump­fen, däm­mer­haf­ten

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Mon­den­be­wußt­seins. Die Wir­kung die­ser im Wech­sel­ver­­hält­nis mit den «Söh­nen des Le­bens» voll­zo­ge­nen Be­tä­ti­gung des Men­schen wirk­te im phy­si­schen Lei­be in der An­la­ge des Ner­ven­sys­tems. Die Ner­ven stel­len sich gleich­sam dar wie Fort­set­zun­gen der Sin­ne nach dem In­nern des men­sch­li­chen Lei­bes.

Es ist aus dem Dar­ge­s­tell­ten er­sicht­lich, wie die drei Ar­ten von Geis­tern, die­je­ni­gen der «Per­sön­lich­keit», die «Feu­er­­geis­ter» und die «Söh­ne des Le­bens», auf den Mond­men­schen wir­ken. Wenn man den Haupt­zei­traum der Mon­de­n­en­t­wi­cke­lung ins Au­ge faßt, die mitt­le­re Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de, so kann ge­sagt wer­den: die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» pflan­zen dem men­sch­li­chen As­tral­lei­be die Selb­stän­dig­keit, den Per­sön­lich­keit­scha­rak­ter ein. Die­ser Tat­sa­che ist es zu­zu­sch­rei­ben, daß in den Zei­ten, in de­nen dem Men­schen gleich­sam die Son­ne nicht scheint, er in sich ge­kehrt sein kann, an sich selbst zu ge­stal­ten ver­mag. Die «Feu­er­geis­ter» be­tä­ti­gen sich am Äther­lei­be, in­so­fern die­ser sich die sel­b­­stän­di­ge Ge­stal­tung des Men­schen­we­sens ein­prägt. Durch sie ge­schieht es, daß das Men­schen­we­sen je­des­mal nach der Er­neue­rung des Lei­bes sich wie­der als das­sel­be fühlt. Es wird al­so durch die «Feu­er­geis­ter» ei­ne Art Er­in­ne­rung dem Äther­lei­be ge­ge­ben. Die «Söh­ne des Le­bens» wir­ken auf den phy­si­schen Leib so, daß die­ser der Aus­druck des sel­b­­stän­dig ge­wor­de­nen As­tral­lei­bes wer­den kann. Sie ma­chen es al­so mög­lich, daß die­ser phy­si­sche Leib ein phy­siog­no­mi­­sches Ab­bild wird sei­nes As­tral­lei­bes. Da­ge­gen grei­fen in den phy­si­schen Leib und den Äther­leib, in­so­fern die­se in den Son­nen­zei­ten sich un­ab­hän­gig von dem selb­stän­di­gen As­tral­lei­be aus­bil­den, höhe­re geis­ti­ge We­sen­hei­ten ein, na­ment­lich die «Geis­ter der Form» und die­je­ni­gen der Be­­we­gung.

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Ihr Ein­g­rei­fen ge­schieht in der oben ge­schil­der­ten Art von der Son­ne aus.

Un­ter dem Ein­flus­se sol­cher Tat­sa­chen reift das Men­­schen­we­sen heran, um all­mäh­lich in sich den Keim zu dem «Geist­selbst» in ähn­li­cher Art aus­zu­bil­den, wie es in der zwei­ten Hälf­te der Sa­turn­ent­wi­cke­lung den Geis­tes­men­schen­keim und auf der Son­ne den Keim des Le­bens­geis­tes aus­ge­bil­det hat. Da­durch ve­r­än­dern sich al­le Ver­hält­nis­se auf dem Mon­de. Durch die au­f­ein­an­der­fol­gen­den Ver­wan­d­­lun­gen und Er­neue­run­gen sind die Men­schen­we­sen im­mer ed­ler und fei­ner ge­wor­den; aber sie ha­ben auch an Kraft ge­won­nen. Das Bil­der­be­wußt­sein blieb da­durch auch im­mer mehr in den Son­nen­zei­ten er­hal­ten. Es er­lang­te da­durch auch Ein­fluß auf die Ge­stal­tung des phy­si­schen und des Äther­lei­bes, die vor­her ganz durch die Wir­kung der Son­nen­we­sen ge­schah. Das, was auf dem Mon­de durch die Men­schen­­we­sen und die mit ih­nen ver­bun­de­nen Geis­ter ge­schah, wur­de im­mer ähn­li­cher dem, was früh­er durch die Son­ne mit ih­ren höhe­ren We­sen­hei­ten be­wirkt wor­den ist. Die Fol­ge da­von war, daß die­se Son­nen­we­sen­hei­ten im­mer mehr zu ih­rer ei­ge­nen Ent­wi­cke­lung ih­re Kräf­te an­wen­den konn­ten. Durch die­ses wur­de der Mond reif, nach ei­ni­ger Zeit wie­der mit der Son­ne ve­r­ei­nigt zu wer­den. Geis­tig an­ge­se­hen stel­len sich die­se Vor­gän­ge in der fol­gen­den Art dar: Die «ab­ge­­­fal­le­nen Mon­den­we­sen» sind all­mäh­lich von den Son­nen­we­sen über­wun­den wor­den und müs­sen sich nun­mehr die­sen so fü­gen, daß ih­re Ver­rich­tun­gen sich den Ver­rich­­tun­gen der Son­nen­we­sen ein­g­lie­dern, in­dem sie sich ih­nen un­ter­ord­nen. Dies ge­schah al­ler­dings erst, nach­dem lan­ge Epo­chen vor­an­ge­gan­gen wa­ren, in de­nen die Mon­den­zei­ten im­mer kür­zer und kür­zer, die Son­nen­zei­ten im­mer län­ger

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und län­ger ge­wor­den wa­ren. Es kommt nun wie­der ei­ne Ent­wi­cke­lung, wäh­rend wel­cher Son­ne und Mond ein Wel­ten­ge­bil­de sind. Da ist der phy­si­sche Men­schen­leib ganz äthe­risch ge­wor­den. Man soll sich aber nicht vor­s­tel­len, wenn ge­sagt wird, der phy­si­sche Leib sei äthe­risch ge­wor­­den, daß man für sol­che Zu­stän­de nicht von ei­nem phy­si­­schen Leib sp­re­chen kön­ne. Was als phy­si­scher Leib wäh­rend Sa­turn-, Son­nen- und Mon­den­zeit ge­bil­det wor­den ist, bleibt vor­han­den. Es kommt da­bei dar­auf an, das Phy­si­sche nicht nur da zu er­ken­nen, wo es sich äu­ßer­lich phy­sisch of­fen­bart. Das Phy­si­sche kann auch so vor­han­den sein, daß es nach au­ßen die Form des Äthe­ri­schen, ja auch die­je­ni­ge des As­tra­­li­schen zeigt. Man muß eben un­ter­schei­den zwi­schen der äu­ße­ren Er­schei­nung und der in­ne­ren Ge­setz­mä­ß­ig­keit. Ein Phy­si­sches kann sich äthe­ri­sie­ren und as­tra­li­sie­ren, aber da­bei in sich die phy­si­sche Ge­setz­mä­ß­ig­keit be­hal­ten. So ist es, wenn der phy­si­sche Leib des Men­schen auf dem Mon­de ei­nen ge­wis­sen Grad sei­ner Voll­kom­men­heit er­reicht hat. Er wird äther­för­mig. Wenn aber das über­sinn­li­che Be­wußt­sein, das sol­ches be­o­b­ach­ten kann, sich auf ei­nen sol­chen äther­för­mi­gen Leib rich­tet, dann er­scheint er ihm nicht mit den Ge­set­zen des Äthe­ri­schen, son­dern mit de­nen des Phy­si­schen durch­drun­gen. Es ist dann eben das Phy­si­sche in das Äthe­ri­sche auf­ge­nom­men, um da­r­in­nen wie in ei­nem Mut­ter­scho­ße zu ru­hen und da­r­in­nen gepf­legt zu wer­den. Spä­ter tritt es dann wie­der auch in phy­si­scher Form, aber auf ei­ner höhe­ren Stu­fe, her­vor. Wenn die Men­schen­we­sen des Mon­­des ih­ren phy­si­schen Leib in der grob­phy­si­schen Form be­hiel­ten, könn­te sich der Mond nie­mals mit der Son­ne ver­­ei­ni­gen. Durch das An­neh­men der äthe­ri­schen Form wird der phy­si­sche Leib dem Äther­lei­be ver­wand­ter, und er kann

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sich da­durch auch wie­der in­ni­ger mit je­nen Tei­len des äthe­ri­schen und As­tral­lei­bes durch­drin­gen, wel­che in den Son­nen­zei­ten-Epo­chen der Mon­den­ent­wi­cke­lung sich aus ihm her­aus­zie­hen muß­ten. Der Mensch, der wäh­rend der Tren­­nung von Son­ne und Mond wie ein Dop­pel­we­sen er­schi­en, wird wie­der ein ein­heit­li­ches Ge­sc­höpf. Das Phy­si­sche wird see­li­scher; da­für auch das See­li­sche mehr mit dem Phy­si­­schen ver­bun­den. Auf die­ses ein­heit­li­che Men­schen­we­sen kön­nen nun­mehr die Son­nen­geis­ter, in de­ren un­mit­tel­ba­ren Be­reich es jetzt ge­kom­men ist, ganz an­ders wir­ken als vor­­her von au­ßen nach dem Mon­de hin. Der Mensch ist jetzt in ei­ner mehr see­lisch-geis­ti­gen Um­ge­bung. Da­durch kön­­nen zu ei­ner be­deu­tungs­vol­len Wir­kung die «Geis­ter der Weis­heit» kom­men. Sie prä­gen ihm die Weis­heit ein. Sie be­see­len ihn mit Weis­heit. Er wird da­durch in ge­wis­sem Sin­ne ei­ne selb­stän­di­ge See­le. Und zu dem Ein­flus­se die­ser We­sen­hei­ten tritt dann noch hin­zu der­je­ni­ge der «Geis­ter der Be­we­gung». Sie wir­ken vor­züg­lich auf den As­tral­leib, so daß die­ser ei­ne see­len­haf­te Reg­sam­keit und ei­nen weis­heits­er­füll­ten Le­bens­leib un­ter dem Ein­flus­se der ge­nann­ten We­sen­hei­ten in sich her­aus­ar­bei­tet. Der weis­heits­er­füll­te Äther­leib ist die ers­te An­la­ge zu dem, was in ei­nem frü­he­ren Ab­schnitt beim ge­gen­wär­ti­gen Men­schen als Ver­stan­­des­see­le be­schrie­ben wor­den ist, wäh­rend der von den «Gei­s­tern der Be­we­gung» er­reg­te As­tral­leib die Keim­an­la­ge der Emp­fin­dungs­see­le ist. Und weil dies al­les in dem Men­schen­­we­sen bei sei­nem er­höh­ten Selb­stän­dig­keits­zu­stan­de be­wirkt wird, so er­schei­nen die­se Keim­an­la­gen von Ver­stan­des- und Emp­fin­dungs­see­le als der Aus­druck des «Geist­selbst». Man soll sich dem­ge­gen­über nicht dem Irr­tu­me hin­ge­ben, daß in die­ser Pe­rio­de der Ent­wi­cke­lung das «Geist­selbst» noch et­was

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be­son­de­res sei ne­ben der Ver­stan­des- und Emp­fin­dungs­­­see­le. Die letz­te­ren sind nur der Aus­druck des «Geist­selbst», und die­ses be­deu­tet de­ren höhe­re Ein­heit und Har­mo­nie.

Von be­son­de­rer Be­deu­tung ist, daß die «Geis­ter der Weis­heit» in die­ser Epo­che in der ge­schil­der­ten Art ein­g­rei­fen. Sie tun dies näm­lich nicht al­lein in be­zug auf die Men­schen­­we­sen, son­dern auch für die an­dern Rei­che, wel­che sich auf dem Mon­de her­aus­ge­bil­det ha­ben. Bei der Wie­der­ve­r­ei­ni­­gung von Son­ne und Mond wer­den die­se nie­de­ren Rei­che mit in den Son­nen­be­reich hin­ein­ge­zo­gen. Al­les, was an ih­nen phy­sisch war, wird äthe­ri­siert. Es fin­den sich al­so nun­­mehr Mi­ne­ralpflan­zen und Pflan­zen­tie­re in der Son­ne, wie sich das Men­schen­we­sen da­rin be­fin­det. Doch blei­ben die­se an­dern We­sen mit ih­ren Ge­setz­mä­ß­ig­kei­ten aus­ge­stat­tet. Sie füh­len sich da­durch wie Fremd­lin­ge in ih­rer Um­ge­bung. Sie tre­ten mit ei­ner Na­tur auf, wel­che zu der ih­rer Um­ge­bung nur we­nig hin­zu­stimmt. Da sie aber äthe­ri­siert sind, kann auch auf sie sich die Wir­kung der «Geis­ter der Weis­heit» er­st­re­cken. Es durch­dringt sich eben jetzt al­les, was vom Mon­de her in die Son­ne ge­kom­men ist, mit den Kräf­ten der «Geis­ter der Weis­heit». Da­her kann das, was inn­er­halb die­­ser Ent­wi­cke­lungs­zeit aus dem Son­nen-Mond­ge­bil­de wird, «Kos­mos der Weis­heit» ge­nannt wer­den. Wenn dann nach ei­ner Ru­he­pau­se un­ser Er­den­sys­tem als Nach­kom­me die­ses «Kos­mos der Weis­heit» er­scheint, so zei­gen sich al­le die auf der Er­de neu auf le­ben­den, aus ih­ren Mon­den­kei­men er­sprie­­ßen­den We­sen so, daß sie weis­heits­er­füllt sind. Da kommt der Grund zum Vor­schein, warum der Er­den­mensch, wenn er be­trach­tend die Din­ge um sich her­um an­blickt, Weis­heit in der Na­tur ih­res We­sens er­for­schen kann. Man kann be­wun­dern die Weis­heit in je­dem Pflan­zen­blat­te, in je­dem

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Tier- und Men­schen­k­no­chen, in dem Wun­der­bau des Ge­hirns und des Her­zens. Wenn der Mensch Weis­heit braucht, um die Din­ge zu ver­ste­hen, al­so Weis­heit aus ih­nen her­aus­holt, so zeigt dies, daß Weis­heit in den Din­gen liegt. Denn wä­re der Mensch noch so sehr be­müht, durch weis­heits­vol­le Vor­stel­lun­gen die Din­ge zu ver­ste­hen: er könn­te kei­ne Weis­heit aus ih­nen ho­len, wenn sie nicht erst in sie hin­ein­ge­legt wä­re. Wer durch Weis­heit Din­ge er­g­rei­fen will, von de­nen er glaubt, daß sie nicht erst die Weis­heit emp­fan­gen ha­ben, der darf auch glau­ben, daß er Was­ser aus ei­nem Gla­se sc­höp­­fen kön­ne, in das nicht erst sol­ches hin­ein­ge­gos­sen wor­den ist. Die Er­de ist, wie sich spä­ter in die­ser Schrift zei­gen wird, der wie­de­r­er­stan­de­ne «al­te Mond». Und sie er­scheint als ein weis­heits­vol­les Ge­bil­de, weil in der ge­schil­der­ten Epo­che sie von den «Geis­tern der Weis­heit» mit de­ren Kräf­ten durch­­­setzt wor­den ist.

Es wird wohl be­g­reif­lich er­schei­nen, daß in die­ser Schil­­de­rung der Mon­den­ver­hält­nis­se nur ge­wis­se vor­über­ge­hen­de For­men der Ent­wi­cke­lung fest­ge­hal­ten wer­den konn­ten. Man muß­te ge­wis­ser­ma­ßen in dem Fort­gan­ge der Tat­sa­chen ge­wis­se Din­ge fest­hal­ten und für die Dar­stel­lung her­aus­g­rei­fen. Die­se Art der Schil­de­rung gibt al­ler­dings nur Ein­­zel­bil­der; und es kann da­her wohl in dem Vor­her­ge­hen­den ver­mißt wer­den, daß die Ent­wi­cke­lung nicht in ein Netz fest­be­stimm­ter Be­grif­fe ge­bracht wor­den ist. Ei­nem sol­chen Ein­wurf ge­gen­über darf aber wohl vi­el­leicht dar­auf auf­­­merk­sam ge­macht wer­den, daß ganz ab­sicht­lich die Schil­de­rung in we­ni­ger schar­fen Be­grif­fen ge­ge­ben wor­den ist. Denn es soll nicht so sehr dar­auf an­kom­men, hier spe­ku­la­ti­ve Be­grif­fe und Ide­en­kon­struk­tio­nen zu ge­ben, son­dern viel­mehr ei­ne Vor­stel­lung von dem, was sich dem auf die­se

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Tat­sa­chen ge­rich­te­ten über­sinn­li­chen Schau­en wir­k­lich vor das geis­ti­ge Au­ge stel­len kann. Und das ist für die Mon­den­­ent­wi­cke­lung gar nicht et­was in so schar­fen und be­stim­m­­ten Um­ris­sen, wie sie die Er­den­wahr­neh­mun­gen zei­gen. Man hat es bei der Mon­den­e­po­che gar sehr mit wan­del­­ba­ren, wech­seln­den Ein­drü­cken, mit schwan­ken­den, be­we­g­­li­chen Bil­dern zu tun und mit de­ren Über­gän­gen. Au­ßer­dem ist ja zu be­rück­sich­ti­gen, daß ei­ne Ent­wi­cke­lung durch lan­ge, lan­ge Zei­träu­me in Be­tracht kommt und daß aus die­ser her­aus doch nur Au­gen­blicks­bil­der in der Dar­stel­lung fest­­ge­hal­ten wer­den kön­nen.

In dem Zeit­punk­te, wo der dem Men­schen­we­sen ein­ge­pflanz­te As­tral­leib die­ses so weit in der Ent­wi­cke­lung vor­wärts ge­bracht hat, daß des­sen phy­si­scher Leib den «Söh­nen des Le­bens» die Mög­lich­keit gibt, ih­re Mensch­heits­stu­fe zu er­rei­chen, ist der we­sent­li­che Höh­e­punkt der Mon­den­e­po­che er­reicht. Da ist auch das Men­schen­we­sen zu all dem ge­kom­­men, was ihm für sich selbst, für sei­ne In­ner­lich­keit die­se Epo­che auf dem We­ge nach vor­wärts ge­ben kann. Das Fol­­gen­de, al­so die zwei­te Hälf­te der Mon­den­ent­wi­cke­lung, könn­te man da­her als ein Ab­flu­ten be­zeich­nen. Aber man sieht, daß in be­zug auf die Um­ge­bung des Men­schen und auch für die­sen selbst da­durch ein Wich­tigs­tes ge­ra­de in die­­ser Epo­che ge­schieht. Es wird da dem Son­nen-Mon­den­kör­per Weis­heit ein­gepflanzt. Es hat sich ge­zeigt, daß wäh­rend die­ses Ab­flu­tens die Kei­me der Ver­stan­des- und Emp­fin­­dungs­see­le ge­legt wer­den. Doch wird erst in der Er­den­zeit die Ent­fal­tung die­ser und auch der Be­wußt­s­eins­see­le und da­mit die Ge­burt des «Ich», des frei­en Selbst­be­wußt­seins, er­fol­gen. Es er­schei­nen auf der Mon­den­stu­fe Ver­stan­des- und Emp­fin­dungs­see­le noch gar nicht so, als ob sich das

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Men­schen­we­sen selbst schon durch sie äu­ßer­te, son­dern als ob sie In­stru­men­te wä­ren für die zum Men­schen­we­sen ge­­hö­ri­gen «Söh­ne des Le­bens». Woll­te man das Ge­fühl cha­rak­te­ri­sie­ren, wel­ches in die­ser Rich­tung der Mensch auf dem Mon­de hat, so müß­te man sa­gen, er emp­fin­det so: «In mir und durch mich lebt der ; er schaut durch mich die Mon­de­n­um­ge­bung, er denkt in mir über die Din­ge und We­sen die­ser Um­ge­bung nach.» Über­schat­tet fühlt sich der Mon­den­mensch von dem «Söh­ne des Le­bens», er kommt sich vor wie das Werk­zeug die­ses höhe­ren We­­sens. Und wäh­rend der Tren­nung von Son­ne und Mond fühl­te er beim Ab­wen­den von der Son­ne ei­ne grö­ße­re Sel­b­­stän­dig­keit; aber er emp­fand da­bei auch so, wie wenn das zu ihm ge­hö­ri­ge «Ich», das in den Son­nen­zei­ten dem Bil­der­­be­wußt­sein ent­schwun­den war, ihm dann sicht­bar wür­de. Es war für den Mon­den­men­schen das, was man als Wech­sel in den Be­wußt­s­eins­zu­stän­den cha­rak­te­ri­sie­ren kann, so daß er da­bei das Ge­fühl hat­te: «Mein Ich ent­schwebt mit mir in der Son­nen­zeit in höhe­re Re­gio­nen, zu er­ha­be­nen We­sen, und es steigt, wenn die Son­ne schwin­det, mit mir in tie­fe­re Wel­ten her­ab.»

Der ei­gent­li­chen Mon­den­ent­wi­cke­lung ging ei­ne Vor­­be­rei­tung voran. Es fand ei­ne Wie­der­ho­lung der Sa­turn- und Son­nen­ent­wi­cke­lung in ei­ner ge­wis­sen Art statt. Nun kann man nach der Wie­der­ve­r­ei­ni­gung von Son­ne und Mond eben­so in der Zeit des Ab­flu­tens zwei Epo­chen von­ein­an­der un­ter­schei­den. Wäh­rend der­sel­ben tre­ten so­gar phy­si­sche Ver­dich­tun­gen bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de ein. Es wech­seln al­so geis­tig-see­li­sche Zu­stän­de des Son­nen-Mon­den­ge­bil­des mit phy­si­schen ab. In sol­chen phy­si­schen Epo­chen er­schei­nen die Men­schen­we­sen und auch die We­sen der nie­de­ren Rei­che

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so, wie wenn sie in stei­fen, un­selb­stän­di­gen Ge­stal­ten das vor­­­bil­de­ten, was sie spä­ter, in der Er­den­zeit, in selb­stän­di­ge­rer Art wer­den sol­len. Man kann al­so von zwei vor­be­rei­ten­den Epo­chen der Mon­den­ent­wi­cke­lung sp­re­chen und von zwei an­dern wäh­rend der Zeit des Ab­flu­tens. Es kön­nen sol­che Epo­chen «Kreis­läu­fe» ge­nannt wer­den. In dem, was den zwei vor­be­rei­ten­den Epo­chen folgt und de­nen des Ab­flu­tens vor­an­geht, al­so in der Zeit der Mond­ab­spal­tung, wird man auch drei Epo­chen un­ter­schei­den kön­nen. Die mitt­le­re ist die Zeit der Men­sch­wer­dung der «Söh­ne des Le­bens». Ihr geht ei­ne sol­che voran, in der sich al­le Ver­hält­nis­se auf die­ses Haup­ter­eig­nis hin zu­spit­zen; und es folgt ei­ne an­de­re, die als ein Ein­le­ben und Aus­ge­stal­ten in den neu­en Sc­höp­fun­gen zu be­zeich­nen ist. Da­mit trennt sich die mitt­le­re Mon­den­­ent­wi­cke­lung wie­der in drei Epo­chen, was mit den zwei vor­be­rei­ten­den und den zwei ab­flu­ten­den sie­ben Mon­den­k­reis­läu­fe gibt. Es darf so­mit ge­sagt wer­den, daß die gan­ze Mon­den­ent­wi­cke­lung in sie­ben Kreis­läu­fen ab­f­ließt. Zwi­­schen die­sen Kreis­läu­fen lie­gen Ru­he­pau­sen. Es zie­hen sich zum Bei­spiel die Son­nen­we­sen nach und nach von ih­rer Wirk­sam­keit auf dem Mon­de zu­rück. Für sie be­ginnt ei­ne Zeit, die nach au­ßen als ih­re Ru­he­pau­se er­scheint, wäh­rend auf dem Mon­de selbst noch re­ge selb­stän­di­ge Tä­tig­keit herrscht. So er­st­reckt sich die Tä­tig­keit­s­e­po­che der ei­nen We­sens­art in die Ru­he­pau­se der an­dern viel­fach hin­ein. Wenn man sol­ches in Rech­nung zieht, dann kann man von ei­nem rhyth­mi­schen Stei­gen und Sin­ken der Kräf­te in Kreis­­läu­fen sp­re­chen. Ja es sind ähn­li­che Ab­tei­lun­gen auch noch inn­er­halb der sie­ben an­ge­deu­te­ten Mon­den­k­reis­läu­fe zu er­ken­nen. Man kann dann die gan­ze Mon­den­ent­wi­cke­lung ei­nen gro­ßen Kreis­lauf, ei­nen Pla­ne­ten­lauf nen­nen; dann die

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sie­ben Ab­tei­lun­gen inn­er­halb ei­nes sol­chen «klei­ne» Kreis­­läu­fe und die Glie­der die­ser wie­der «klei­ne­re» Kreis­läu­fe. Die­se Glie­de­rung in sie­ben­mal sie­ben Ab­tei­lun­gen ist auch schon bei der Son­nen­ent­wi­cke­lung be­merk­bar und auch wäh­rend der Sa­turne­po­che an­ge­deu­tet. Doch muß man be­rück­sich­ti­gen, daß die Gren­zen zwi­schen den Ab­tei­lun­gen schon bei der Son­ne und noch mehr beim Sa­turn ver­wischt sind. Die­se Gren­zen wer­den im­mer deut­li­cher, je wei­ter die Ent­wi­cke­lung ge­gen die Er­den­e­po­che zu fort­sch­rei­tet.

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Nach dem Ab­schlus­se der im vor­her­ge­hen­den skiz­zen­haft ge­schil­der­ten Mon­den­ent­wi­cke­lung tre­ten al­le da­bei in Be­­tracht kom­men­den We­sen­hei­ten und Kräf­te in ei­ne geis­ti­ge­re Da­s­eins­form. Die­se steht auf ei­ner ganz an­de­ren Stu­fe als die­je­ni­ge wäh­rend der Mond­pe­rio­de und auch als die­je­ni­ge wäh­rend der fol­gen­den Er­den­ent­wi­cke­lung. Ein We­sen, wel­ches so hoch ent­wi­ckel­te Er­kennt­nis­fähig­kei­ten hät­te, daß es al­le Ein­zel­hei­ten der Mon­den- und Er­den­ent­wi­cke­­lung wahr­neh­men könn­te, brauch­te des­halb noch nicht im­stan­de zu sein, auch das zu schau­en, was zwi­schen den bei­­den Ent­wi­cke­lun­gen ge­schieht. Für ein sol­ches We­sen wür­den ge­wis­ser­ma­ßen am En­de der Mon­den­zeit die We­sen und Kräf­te wie in ein Nichts ent­schwin­den und nach Ablauf ei­ner Zwi­schen­zeit wie­der her­vor­t­re­ten aus dem Däm­mer­­dun­kel des Wel­ten­scho­ßes. Nur ein We­sen mit noch weit höhe­ren Fähig­kei­ten könn­te die geis­ti­gen Tat­sa­chen ver­­­fol­gen, wel­che sich in der Zwi­schen­zeit er­eig­nen.

Am En­de der Zwi­schen­zeit tre­ten die an den Ent­wi­cke­­lungs­vor­gän­gen auf Sa­turn, Son­ne und Mond be­tei­lig­ten We­sen­hei­ten mit neu­en Fähig­kei­ten auf. Die über dem Men­­schen ste­hen­den We­sen ha­ben sich durch ih­re vor­her­ge­hen­den

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Ta­ten die Fähig­keit er­run­gen, den Men­schen so wei­ter zu ent­wi­ckeln, daß er wäh­rend der auf die Mon­den­zeit fol­gen­den Er­den­zeit ei­ne Be­wußt­s­eins­art in sich ent­fal­ten kann, wel­che um ei­ne Stu­fe höh­er steht als das Bil­der­be­wußt­sein, das ihm wäh­rend der Mon­den­zeit ei­gen war. Nun muß aber der Mensch erst vor­be­rei­tet wer­den, zu emp­fan­gen, was ihm ge­ge­ben wer­den soll. Er hat wäh­rend der Sa­turn-, Son­nen- und Mon­den­ent­wi­cke­lung den phy­si­schen Leib, den Le­bens­leib, den As­tral­leib in sein We­sen ein­ge­g­lie­dert. Aber die­se Glie­der sei­nes We­sens ha­ben nur die­je­ni­gen Fähig­kei­ten und Kräf­te er­hal­ten, wel­che sie be­fähi­gen, für ein Bil­der­be­wußt­­­sein zu le­ben; ih­nen feh­len noch die Or­ga­ne und die Ge­stalt, durch wel­che sie ei­ne Welt von sinn­lich-äu­ße­ren Ge­gen­stän­­den wahr­neh­men kön­nen, wie das für die Er­den­stu­fe das ent­sp­re­chen­de ist. Wie die neue Pflan­ze nur das ent­fal­tet, was im Kei­me, der von der al­ten her­rührt, ver­an­lagt ist, so tre­ten im Be­gin­ne der neu­en Ent­wi­cke­lungs­stu­fe die drei Glie­der der Men­schen­na­tur mit sol­chen For­men und Or­ga­nen auf, daß sie nur das Bil­der­be­wußt­sein ent­fal­ten kön­nen. Sie müs­sen zum Ent­fal­ten ei­ner höhe­ren Be­wußt­s­eins­stu­fe erst vor­be­rei­tet wer­den. Dies ge­schieht in drei Vor­stu­fen. In­­n­er­halb der ers­ten wird der phy­si­sche Leib auf ei­ne sol­che Höhe ge­ho­ben, daß er in den Stand kommt, die not­wen­di­ge Um­ge­stal­tung an­zu­neh­men, die ei­nem Ge­gen­stands­be­wußt­­­sein zu­grun­de lie­gen kann. Es ist dies ei­ne Vor­stu­fe der Er­den­ent­wi­cke­lung, die man als Wie­der­ho­lung der Pe­rio­de auf ei­ner höhe­ren Stu­fe be­zeich­nen kann. Denn es wird von höhe­ren We­sen­hei­ten wäh­rend die­ser Pe­rio­de wie wäh­rend der Sa­turn­zeit nur am phy­si­schen Leib ge­ar­bei­tet. Ist der letz­te­re mit sei­ner Ent­wi­cke­lung ge­nü­gend weit for­t­­ge­schrit­ten, so müs­sen al­le We­sen­hei­ten erst wie­der in ei­ne

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höhe­re Da­s­eins­form über­ge­hen, be­vor auch der Le­bens­leib fort­sch­rei­ten kann. Der phy­si­sche Leib muß gleich­sam um­ge­gos­sen wer­den, um bei sei­ner Wie­de­r­ent­fal­tung den höh­er ge­bil­de­ten Le­bens­leib auf­neh­men zu kön­nen. Nach die­ser, ei­ner höhe­ren Da­s­eins­form ge­wid­me­ten Zwi­schen­zeit tritt ei­ne Art Wie­der­ho­lung der Son­nen­ent­wi­cke­lung auf höhe­rer Stu­fe ein, zur Aus­ge­stal­tung des Le­bens­lei­bes. Und wie­der nach ei­ner Zwi­schen­zeit tritt ein Ähn­li­ches für den As­tral­­leib in ei­ner Wie­der­ho­lung der Mon­den­ent­wi­cke­lung ein.

Das Au­gen­merk sei nun ge­rich­tet auf die Ent­wi­cke­lungs­­tat­sa­chen nach Be­en­di­gung der drit­ten der ge­schil­der­ten Wie­der­ho­lun­gen. Al­le We­sen­hei­ten und Kräf­te ha­ben sich wie­der ver­geis­tigt. Sie sind wäh­rend die­ser Ver­geis­ti­gung in ho­he Wel­ten auf­ge­s­tie­gen. Die nie­ders­te der Wel­ten, in wel­cher von ih­nen wäh­rend die­ser Ver­geis­ti­gung­s­e­po­che noch et­was wahr­zu­neh­men ist, das ist die­sel­be, in wel­cher der ge­gen­wär­ti­ge Mensch zwi­schen dem Tod und ei­ner neu­en Ge­burt ver­weilt. Es sind die Re­gio­nen des Geis­ter­lan­des. Sie stei­gen dann all­mäh­lich wie­der her­ab zu nie­de­ren Wel­ten. Sie sind, be­vor die phy­si­sche Er­den­ent­wi­cke­lung be­ginnt, so weit her­ab­ge­s­tie­gen, daß ih­re nie­ders­ten Of­fen­ba­run­gen in der as­tra­len oder See­len­welt zu schau­en sind.

Al­les, was vom Men­schen in die­sem Zei­trau­me vor­han­­den ist, hat noch sei­ne as­tra­le Form. Be­son­de­re Auf­merk­sam­keit soll­te man für das Ver­ständ­nis die­ses Mensch­heits­zu­stan­des dar­auf le­gen, daß der Mensch in sich hat phy­si­schen Leib, Le­bens­leib und As­tral­leib, daß aber so­wohl der phy­­si­sche wie auch der Le­bens­leib nicht in phy­si­scher und äthe­ri­scher, son­dern eben in as­tra­li­scher Form vor­han­den sind. Was da den phy­si­schen Leib zum phy­si­schen macht, ist nicht die phy­si­sche Form, son­dern die Tat­sa­che, daß er, ob­zwar

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ihm die as­tra­li­sche Form eig­net, doch die phy­si­schen Ge­set­ze in sich hat. Er ist ein We­sen mit phy­si­scher Ge­setz­mä­ß­ig­keit in see­li­scher Form. Ähn­li­ches gilt für den Le­bens­leib.

Vor dem geis­ti­gen Au­ge steht auf die­ser Ent­wi­cke­lungs­­­stu­fe die Er­de zu­nächst als ein Wel­ten­we­sen, das ganz See­le und Geist ist, in dem al­so auch die phy­si­schen und die le­ben­di­gen Kräf­te noch see­lisch er­schei­nen. In die­sem Welt­ge­bil­de ist, der An­la­ge nach, al­les ent­hal­ten, was sich spä­ter zu den Ge­sc­höp­fen der phy­si­schen Er­de um­wan­deln soll. Es ist leuch­tend; sein Licht ist aber noch kein sol­ches, das phy­­si­sche Au­gen wahr­neh­men könn­ten, auch wenn sie da wä­ren. Es leuch­tet nur in dem see­li­schen Lich­te für das ge­öff­ne­te Au­ge des Se­hers.

Es geht nun in die­sem We­sen et­was vor, was man als Ver­­­dich­tung be­zeich­nen kann. Das Er­geb­nis die­ser Ver­dich­tung ist, daß nach ei­ni­ger Zeit in­mit­ten des See­len­ge­bil­des ei­ne Feu­er­form er­scheint, wie ei­ne sol­che der Sa­turn in sei­nem dich­tes­ten Zu­stan­de war. Die­se Feu­er­form ist durch­wo­ben von den Wir­kun­gen der ver­schie­de­nen We­sen­hei­ten, wel­che an der Ent­wi­cke­lung be­tei­ligt sind. Es ist wie ein Auf- und Un­ter­tau­chen von der und in die Er­den-Feu­er­ku­gel, was da als Wech­sel­wir­kung zwi­schen die­sen We­sen­hei­ten und dem Him­mels­kör­per zu be­o­b­ach­ten ist. Die Er­den-Feu­er­ku­gel ist da­her nicht et­wa ei­ne gleich­för­mi­ge Sub­stanz, son­dern et­was wie ein durch­seel­ter und durch­geis­tig­ter Or­ga­nis­mus. Die­je­ni­gen We­sen, wel­che da­zu be­stimmt sind, auf der Er­de Men­schen in ge­gen­wär­ti­ger Ge­stalt zu wer­den, sind jetzt noch in ei­ner La­ge, daß sie sich am we­nigs­ten be­tei­li­gen an dem Un­ter­tau­chen in den Feu­er­kör­per. Sie hal­ten sich noch fast ganz im un­ver­dich­te­ten Um­k­rei­se auf. Sie sind noch im Scho­ße der höhe­ren geis­ti­gen We­sen. Sie be­rüh­ren auf die­ser

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Stu­fe nur mit ei­nem Punk­te ih­rer See­len­form die Feuer­er­de; und das be­wirkt, daß die Wär­me ei­nen Teil ih­rer As­tral­form ver­dich­tet. Da­durch wird in ih­nen das Er­den­le­ben ent­zün­det. Sie ge­hö­ren mit dem größ­ten Tei­le ih­res We­sens al­so noch den see­lisch-geis­ti­gen Wel­ten an; nur durch die Be­rüh­rung mit dem Er­den­feu­er wer­den sie von Le­ben­s­­wär­me um­spielt. Woll­te man sich ein sinn­lich-über­sinn­li­ches Bild von die­sen Men­schen im An­be­gin­ne der phy­si­schen Er­­den­zeit ma­chen, so müß­te man sich ei­ne see­li­sche Ei­form den­ken, die im Er­de­n­um­kreis ent­hal­ten und an ih­rer un­­te­ren Fläche wie die Ei­chel­frucht von ei­nem Be­cher um­sch­los­­sen wird. Nur be­steht die Sub­stanz des Be­chers le­dig­lich aus Wär­me oder Feu­er. Das Ein­ge­hüllt­wer­den von Wär­me hat nun nicht nur im Ge­fol­ge, daß im Men­schen das Le­ben en­t­­zün­det wird, son­dern es tritt da­mit gleich­zei­tig ei­ne Ver­­än­de­rung im As­tral­lei­be auf. Die­sem glie­dert sich die ers­te An­la­ge zu dem ein, was spä­ter zur Emp­fin­dungs­see­le wird. Man kann des­halb sa­gen, daß der Mensch auf die­ser Stu­fe sei­nes Da­seins be­steht aus der Emp­fin­dungs­see­le, dem As­tral­leib, dem Le­bens­leib und dem aus Feu­er ge­wo­be­nen phy­si­schen Leib. In dem As­tral­lei­be wo­gen auf und ab die geis­ti­gen We­sen­hei­ten, wel­che am Da­sein des Men­schen be­tei­ligt sind; durch die Emp­fin­dungs­see­le fühlt sich die­ser an den Erd­kör­per ge­bun­den. Er hat al­so in die­ser Zeit ein vor­wie­gen­des Bil­der­be­wußt­sein, in dem sich die geis­ti­gen We­sen of­fen­ba­ren, in de­ren Schoß er liegt; und nur wie ein Punkt inn­er­halb die­ses Be­wußt­seins tritt die Emp­fin­dung des ei­ge­nen Lei­bes auf. Er sieht gleich­sam aus der geis­ti­gen Welt auf ein ir­di­sches Be­sitz­tum hin­un­ter, von dem er fühlt: «Das ist dir.» Im­mer wie­der sch­rei­tet nun die Ver­­­dich­tung der Er­de vor; und da­mit wird die cha­rak­te­ri­sier­te

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Glie­de­rung im Men­schen im­mer deut­li­cher. Von ei­nem be­­stimm­ten Zeit­punk­te der Ent­wi­cke­lung an ist die Er­de so weit ver­dich­tet, daß nur ein Teil noch feu­rig ist. Ein an­­de­rer Teil hat ei­ne sub­stan­ti­el­le Form an­ge­nom­men, wel­che man als «Gas» oder «Luft» an­sp­re­chen kann. Nun geht auch mit dem Men­schen ei­ne Ve­r­än­de­rung vor sich. Er wird jetzt nicht nur von der Er­den­wär­me be­rührt, son­­dern es glie­dert sich sei­nem Feu­er­lei­be die Luf­t­sub­stanz ein. Und wie die Wär­me in ihm das Le­ben ent­zün­det hat, so er­regt die ihn um­spie­len­de Luft in ihm ei­ne Wir­kung, die man als (geis­ti­gen) Ton be­zeich­nen kann. Sein Le­bens­leib er­k­lingt. Gleich­zei­tig son­dert sich aus dem As­tral­lei­be ein Teil aus, wel­cher die ers­te An­la­ge der spä­ter auf­t­re­ten­den Ver­stan­des­see­le ist. Um nun sich vor Au­gen zu rü­cken, was in die­ser Zeit in des Men­schen See­le vor­geht, muß man dar­auf ach­ten, daß in dem Luft-Feu­er­kör­per der Er­de die über dem Men­schen ste­hen­den We­sen auf- und ab­wo­gen. In der Feuer­er­de sind es zu­nächst die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit», wel­che für den Men­schen be­deut­sam sind. Und in­dem der Mensch von der Er­den­wär­me zum Le­ben er­regt wird, sagt sich sei­ne Emp­fin­dungs­see­le: dies sind die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit». Eben­so kün­di­gen sich in dem Luft­kör­per die­je­ni­gen We­sen an, wel­che oben in die­­ser Schrift «Erz­en­gel» (im Sin­ne der christ­li­chen Eso­te­rik) ge­nannt wur­den. Ih­re Wir­kun­gen sind es, wel­che der Mensch als Ton in sich ver­spürt, wenn die Luft ihn um­spielt. Und die Ver­stan­des­see­le sagt sich da­bei: «Dies sind die Er­z­en­gel». So ist das, was der Mensch auf die­ser Stu­fe durch sei­ne Ver­bin­dung mit der Er­de wahr­nimmt, noch nicht ei­ne Sum­me von phy­si­schen Ge­gen­stän­den, son­dern er lebt in Wär­me­emp­fin­dun­gen, wel­che zu ihm auf­s­tei­gen, und in

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Tö­nen; aber er ver­spürt in die­sen Wär­m­e­strö­mun­gen und in die­sem Ton­ge­wo­ge die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» und die «Erz­en­gel». Er kann die­se We­sen al­ler­dings nicht un­­mit­tel­bar wahr­neh­men, son­dern nur wie durch den Sch­lei­er der Wär­me und des To­nes. Wäh­rend die­se Wahr­neh­mun­gen von der Er­de her in sei­ne See­le ein­drin­gen, stei­gen in die­ser noch im­mer die Bil­der der höhe­ren We­sen­hei­ten auf und nie­der, in de­ren Scho­ße er sich fühlt.

Nun sch­rei­tet die Ent­wi­cke­lung der Er­de wei­ter. Das Wei­ter­sch­rei­ten drückt sich wie­der in ei­ner Ver­dich­tung aus. Es glie­dert sich die wäs­se­ri­ge Sub­stanz dem Er­den­kör­per ein, so daß die­ser nun aus drei Glie­dern, dem feu­ri­gen, dem luft­för­mi­gen und dem wäs­se­ri­gen be­steht. Be­vor dies ge­­schieht, spielt sich ein wich­ti­ger Vor­gang ab. Es spal­tet sich aus der Feu­er-Luft-Er­de ein selb­stän­di­ger Welt­kör­per ab, der dann in sei­ner wei­te­ren Ent­wi­cke­lung zur ge­gen­wär­ti­gen Son­ne wird. Vor­her wa­ren Er­de und Son­ne ein Kör­per. Nach der Ab­spal­tung der Son­ne hat zu­nächst die Er­de noch al­les in sich, was in und auf dem ge­gen­wär­ti­gen Mon­de ist. Die Ab­son­de­rung der Son­ne ge­schieht, weil höhe­re We­­sen­hei­ten zu ih­rer ei­ge­nen Ent­wi­cke­lung und zu dem, was sie für die Er­de zu tun ha­ben, die bis zum Was­ser ver­dich­­te­te Ma­te­rie nicht mehr wei­ter er­tra­gen kön­nen. Sie son­dern sich aus der ge­mein­sa­men Er­den­mas­se die al­lein für sie brauch­­ba­ren Sub­stan­zen her­aus und zie­hen sich aus der­sel­ben her­aus, um sich in der Son­ne ei­nen neu­en Wohn­platz zu bil­den. Sie wir­ken nun von der Son­ne aus von au­ßen auf die Er­de. Der Mensch aber be­darf zu sei­ner wei­te­ren Ent­wi­cke­lung ei­nes Schau­plat­zes, auf dem sich die Sub­stanz auch noch wei­­ter ver­dich­tet.

Mit der Ein­g­lie­de­rung der wäs­se­ri­gen Sub­stanz in den

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Er­den­kör­per geht auch ei­ne Ver­wand­lung des Men­schen ein­her. Nun­mehr strömt in ihn nicht nur das Feu­er, und es um­­­spielt ihn nicht nur die Luft, son­dern es glie­dert sich die wäs­se­ri­ge Sub­stanz in sei­nen phy­si­schen Leib ein. Gleich­zei­­tig ve­r­än­dert sich sein äthe­ri­scher Teil; die­sen nimmt näm­­lich der Mensch nun­mehr wie ei­nen fei­nen Licht­leib wahr. Der Mensch hat vor­her Wär­m­e­strö­me von der Er­de zu sich em­por­kom­men ge­fühlt, er hat Luft durch Tö­nen zu sich her­an­drin­gend emp­fun­den; jetzt durch­dringt sei­nen Feu­er-Luft-Leib auch das wäs­se­ri­ge Ele­ment, und er sieht des­sen Ein- und Aus­strö­men als Auf­leuch­ten und Ab­däm­mern von Licht. Aber auch in sei­ner See­le ist ei­ne Ve­r­än­de­rung ein­ge­t­re­ten. Es ist zu den An­la­gen der Emp­fin­dungs- und Ver­stan­des­­see­le die­je­ni­ge der Be­wußt­s­eins­see­le ge­t­re­ten. In dem Ele­­men­te des Was­sers wir­ken die «En­gel»; sie sind auch die ei­gent­li­chen Lich­t­er­re­ger. Dem Men­schen ist es, als ob sie ihm im Lich­te er­schie­nen. Ge­wis­se höhe­re We­sen­hei­ten, die vor­her in dem Er­den­kör­per selbst wa­ren, wir­ken nun­mehr auf die­sen von der Son­ne aus. Da­durch än­dern sich al­le Wir­kun­gen auf der Er­de. Der an die Er­de ge­fes­sel­te Mensch könn­te die Wir­kun­gen der Son­nen­we­sen nicht mehr in sich ver­spü­ren, wenn sei­ne See­le fort­wäh­rend der Er­de zu­ge­wandt wä­re, aus wel­cher sein phy­si­scher Leib ge­nom­men ist. Es tritt nun­mehr ein Wech­sel in den men­sch­li­chen Be­wußt­­­s­eins­zu­stän­den auf. Die Son­nen­we­sen en­t­rei­ßen die See­le des Men­schen zu ge­wis­sen Zei­ten dem phy­si­schen Lei­be, so daß der Mensch jetzt ab­wech­selnd im Scho­ße der Son­nen­we­sen rein see­lisch ist, und zu an­dern Zei­ten in ei­nem Zu­­­stan­de, wo er mit dem Lei­be ver­bun­den ist und die Ein­flüs­se der Er­de emp­fängt. Ist er im phy­si­schen Lei­be, dann strö­­men die Wär­m­e­strö­mun­gen zu ihm auf. Es um­tö­nen ihn die

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Luft­mas­sen; es drin­gen die Was­ser aus ihm aus und in ihn ein. Ist der Mensch au­ßer­halb sei­nes Lei­bes, dann ist er in sei­ner See­le durch­wogt von den Bil­dern der höhe­ren We­sen, in de­ren Scho­ße er ist. Die Er­de durch­lebt auf die­ser Stu­fe ih­rer Ent­wi­cke­lung zwei Zei­ten. In der ei­nen darf sie mit ih­ren Sub­stan­zen die Men­schen­see­len um­spie­len und sie mit Lei­bern über­zie­hen; in der an­dern sind die See­len von ihr ge­wi­chen; nur die Lei­ber sind ihr ge­b­lie­ben. Sie ist mit den Men­schen­we­sen in ei­nem schla­fen­den Zu­stan­de. Man kann durch­aus sach­ge­mäß da­von sp­re­chen, daß in die­sen Zei­ten ur­fer­ner Ver­gan­gen­heit die Er­de ei­ne Ta­ges- und ei­ne Nach­t­zeit durch­macht. (Phy­sisch-rä­um­lich drückt sich die­ses da­­durch aus, daß durch die ge­gen­sei­ti­ge Wir­kung der Son­nen­- und Er­den­we­sen die Er­de in ei­ne Be­we­gung im Ver­hält­nis zur Son­ne kommt; da­durch wird der Wech­sel in der cha­rak­­te­ri­sier­ten Nacht- und Ta­ges­zeit her­bei­ge­führt. Die Ta­ges­zeit spielt sich ab, wenn die Er­den­fläche, auf wel­cher sich der Mensch ent­wi­ckelt, der Son­ne zu­ge­kehrt ist; die Nacht­zeit, al­so die Zeit, in wel­cher der Mensch ein rein see­li­sches Da­­sein führt, dann, wenn die­se Fläche der Son­ne ab­ge­kehrt ist. Man darf sich nun al­ler­dings nicht den­ken, daß in je­ner Ur­­zeit die Be­we­gung der Er­de um die Son­ne schon der ge­gen­wär­ti­gen ähn­lich war. Es wa­ren die Ver­hält­nis­se noch ganz an­ders. Es ist aber auch nütz­lich, schon hier zu ah­nen, daß die Be­we­gun­gen der Him­mels­kör­per als Fol­ge der Be­zie­hun­gen ent­ste­hen, wel­che die sie be­woh­nen­den geis­ti­gen We­­sen zu­ein­an­der ha­ben. Die Him­mels­kör­per wer­den durch geis­tig-see­li­sche Ur­sa­chen in sol­che La­gen und Be­we­gun­gen ge­bracht, daß im Phy­si­schen die geis­ti­gen Zu­stän­de sich aus­le­ben kön­nen.)

Wen­de­te man den Blick auf die Er­de wäh­rend ih­rer Nacht­zeit,

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so wür­de man ih­ren Kör­per leich­na­m­ähn­lich se­hen. Denn sie be­steht ja zum gro­ßen Tei­le aus den ver­fal­len­den Lei­bern der Men­schen, de­ren See­len in ei­ner an­dern Da­s­eins­form sich be­fin­den. Es ver­fal­len die ge­g­lie­der­ten, wäs­se­ri­gen und luft­för­mi­gen Ge­bil­de, aus de­nen die Men­schen­lei­ber ge­­bil­det wa­ren, und lö­sen sich in der üb­ri­gen Er­den­mas­se auf. Nur der­je­ni­ge Teil des Men­schen­lei­bes, wel­cher sich durch das Zu­sam­men­wir­ken des Feu­ers und der Men­schen­see­le vom Be­gin­ne der Er­den­ent­wi­cke­lung an ge­bil­det hat und wel­cher dann in der Fol­ge im­mer dich­ter ge­wor­den ist, er bleibt be­­ste­hen wie ein äu­ßer­lich un­an­sehn­li­cher Keim. Man darf al­so, was hier über Tag- und Nacht­zeit ge­sagt ist, sich nicht zu ähn­lich den­ken dem, was für die ge­gen­wär­ti­ge Er­de mit die­sen Be­zeich­nun­gen ge­meint ist. Wenn nun zur be­gin­nen­­den Ta­ges­zeit die Er­de wie­der der un­mit­tel­ba­ren Son­nen­ein­wir­kung teil­haf­tig wird, dann drin­gen die Men­schen­see­­len in den Be­reich des phy­si­schen Le­bens. Sie be­rüh­ren sich mit je­nen Kei­men und ma­chen sie auf­sprie­ßen, so daß die­se ei­ne äu­ße­re Ge­stalt an­neh­men, wel­che wie ein Ab­bild des men­sch­li­chen See­len­we­sens er­scheint. Es ist et­was wie ei­ne zar­te Be­fruch­tung, was sich da ab­spielt zwi­schen Men­schen­see­le und Lei­bes­keim. Nun be­gin­nen die­se al­so ver­kör­per­­ten See­len auch wie­der die Luft- und Was­ser­mas­sen her­an­zu­zie­hen und sie ih­rem Lei­be ein­zu­g­lie­dern. Von dem ge­­g­lie­der­ten Leib wird die Luft aus­ge­sto­ßen und ein­ge­so­gen: die ers­te An­la­ge zum spä­te­ren At­mung­s­pro­zeß. Auch wird das Was­ser auf­ge­nom­men und aus­ge­sto­ßen: ei­ne ur­sprüng­­li­che Art des Er­näh­rung­s­pro­zes­ses be­ginnt. Die­se Vor­gän­ge wer­den aber noch nicht als äu­ßer­li­che wahr­ge­nom­men. Ei­ne Art von äu­ße­rer Wahr­neh­mung fin­det durch die See­le nur bei der cha­rak­te­ri­sier­ten Art von Be­fruch­tung statt. Da

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fühlt die See­le dumpf ihr Er­wa­chen zum phy­si­schen Da­sein, in­dem sie den Keim be­rührt, der ihr von der Er­de ent­ge­gen­­ge­hal­ten wird. Sie ver­nimmt da et­was, was sich et­wa in die Wor­te brin­gen läßt: «Das ist mei­ne Ge­stalt». Und ein sol­ches Ge­fühl, das man auch ein auf­däm­mern­des Ich-Ge­fühl nen­nen dürf­te, bleibt der See­le wäh­rend ih­rer gan­zen Ver­­­bin­dung mit dem phy­si­schen Lei­be. Den Vor­gang der Luf­t­­auf­nah­me emp­fin­det aber die See­le noch durch­aus see­li­sch­-geis­tig, noch als ei­nen bild­haf­ten. Er er­scheint in Form von auf- und ab­wo­gen­den Ton­bil­dern, wel­che dem sich glie­dern­­den Keim die For­men ge­ben. Die See­le fühlt sich übe­rall von Tö­nen um­wogt, und sie emp­fin­det, wie sie sich den Leib nach die­sen Ton­kräf­ten aus­ge­stal­tet. Es bil­de­ten sich so Men­­schen­ge­stal­ten auf der da­ma­li­gen Stu­fe aus, die für ein ge­­gen­wär­ti­ges Be­wußt­sein in kei­ner Au­ßen­welt be­o­b­ach­tet wer­den kön­nen. Wie fein­sub­stan­ti­el­le pflan­zen- und blu­­men­ar­ti­ge For­men bil­den sie sich aus, wel­che aber in­ner­lich be­we­g­lich sind und dem­nach wie flat­tern­de Blu­men er­schei­­nen. Und das se­li­ge Ge­fühl sei­nes Ge­stal­tens zu sol­chen For­­men durch­lebt der Mensch wäh­rend sei­ner Er­den­zeit. Die Auf­nah­me der wäs­se­ri­gen Tei­le wird in der See­le als Kraft­zu­fuhr, als in­ner­li­che Stär­kung emp­fun­den. Nach au­ßen er­­scheint es als Wach­sen des phy­si­schen Men­schen­ge­bil­des. Mit dem Ab­neh­men der un­mit­tel­ba­ren Son­nen­wir­kung ver­liert auch die Men­schen­see­le die Kraft, die­se Vor­gän­ge zu be­herr­schen. Sie wer­den nach und nach ab­ge­wor­fen. Nur die­je­­ni­gen Tei­le blei­ben, wel­che den oben cha­rak­te­ri­sier­ten Keim rei­fen las­sen. Der Mensch aber ver­läßt sei­nen Leib und kehrt in die geis­ti­ge Da­s­eins­form zu­rück. (Da nicht al­le Tei­le des Er­den­kör­pers zum Auf­bau von Men­schen­lei­bern ver­wen­det wer­den, so hat man sich auch nicht vor­zu­s­tel­len, daß in der

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Nacht­zeit der Er­de die­se ein­zig nur aus den ver­fal­len­den Leich­na­men und den auf Er­we­ckung war­ten­den Kei­men be­steht. Al­les die­ses ist ein­ge­la­gert in an­de­re Ge­bil­de, die aus den Sub­stan­zen der Er­de sich for­men. Wie es sich mit die­­sen ver­hält, soll sich spä­ter zei­gen.)

Nun setzt sich aber der Vor­gang der Ver­dich­tung der Er­­den­sub­stanz fort. Zu dem wäs­se­ri­gen Ele­men­te tritt das fes­te, das man «er­dig» nen­nen kann, hin­zu. Und da­mit be­ginnt auch der Mensch, wäh­rend sei­ner Er­den­zeit sei­nem Lei­be das er­di­ge Ele­ment ein­zu­g­lie­dern. So­bald die­se Ein­g­lie­de­rung be­ginnt, ha­ben die Kräf­te, wel­che sich die See­le mit­bringt aus ih­rer leib­f­rei­en Zeit, nicht mehr die­sel­be Macht wie vor­­her. Früh­er ge­stal­te­te sich die See­le den Leib aus dem feu­­ri­gen, dem luf­ti­gen und dem wäs­se­ri­gen Ele­ment nach Ma­ß­­ga­be der Tö­ne, die sie um­klan­gen, und der Licht­bil­der, wel­che sie um­spiel­ten. Ge­gen­über der ver­fes­tig­ten Ge­stalt kann das die See­le nicht. Es grei­fen nun­mehr in die Ge­stal­tung an­de­re Mäch­te ein. In dem, was vom Men­schen zu­rück­b­leibt, wenn die See­le aus dem Lei­be weicht, stellt sich nun­mehr nicht nur ein Keim dar, wel­cher durch die wie­der­keh­ren­de See­le zum Le­ben ent­facht wird, son­dern ein Ge­bil­de, wel­ches auch die Kraft die­ser Be­le­bung selbst in sich ent­hält. Die See­le läßt bei ih­rem Schei­den nicht bloß ihr Nach­bild auf der Er­de zu­rück, son­dern sie ver­senkt auch ei­nen Teil ih­rer be­le­ben­den Macht in die­ses Ab­bild. Sie kann beim Wie­de­r­er­schei­nen auf der Er­de nun nicht mehr al­lein das Ab­bild zum Le­ben er­we­cken, son­dern es muß im Ab­bild selbst die Be­le­bung ge­sche­hen. Die geis­ti­gen We­sen, wel­che von der Son­ne aus auf die Er­de wir­ken, er­hal­ten jetzt die be­le­ben­de Kraft in dem Men­schen­lei­be, auch wenn der Mensch nicht selbst auf der Er­de ist. So fühlt jetzt die See­le bei ih­rer Ver­­­kör­pe­rung

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nicht nur die sie um­wo­gen­den Tö­ne und Lich­t­­bil­der, in de­nen sie die zu­nächst über ihr ste­hen­den We­sen emp­fin­det, son­dern sie er­lebt durch das Emp­fan­gen des er­­di­gen Ele­men­tes den Ein­fluß je­ner noch höhe­ren We­sen, die auf der. Son­ne ih­ren Schau­platz auf­ge­schla­gen ha­ben. Vor­­her emp­fand der Mensch sich den geis­tig-see­li­schen We­sen an­ge­hö­rig, mit de­nen er ve­r­eint war, wenn er leib­f­rei war. In ih­rem Scho­ße war noch sein «Ich». Nun trat ihm die­ses «Ich» eben­so wäh­rend der phy­si­schen Ver­kör­pe­rung ent­ge­­gen, wie das an­de­re, was um ihn war wäh­rend die­ser Zeit. Selb­stän­di­ge Ab­bil­der des see­lisch-geis­ti­gen Men­schen­we­sens wa­ren nun­mehr auf der Er­de. Es wa­ren dies im Ver­g­lei­che mit dem ge­gen­wär­ti­gen Men­schen­lei­be Ge­bil­de von fei­ner Stof­f­lich­keit. Denn die er­di­gen Tei­le misch­ten sich ih­nen nur in feins­tem Zu­stan­de bei. Et­wa so, wie der ge­gen­wär­ti­ge Mensch die fein ver­teil­ten Sub­stan­zen ei­nes Ge­gen­stan­des mit sei­nem Ge­ruch­s­or­gan auf­nimmt. Wie Schat­ten wa­ren die Men­schen­lei­ber. Da sie aber auf die gan­ze Er­de ver­teilt wa­ren, so ge­rie­ten sie un­ter die Ein­wir­kun­gen der Er­de, die auf ver­schie­de­nen Tei­len von de­ren Ober­fläche ver­schie­de­­ner Art wa­ren. Wäh­rend vor­her die leib­li­chen Ab­bil­der dem sie be­le­ben­den See­len­men­schen ent­spra­chen und des­halb we­­sent­lich gleich wa­ren über die gan­ze Er­de hin, so trat jetzt Ver­schie­den­heit un­ter den Men­schen­for­men auf. Da­mit be­­rei­te­te sich das vor, was spä­ter als Ver­schie­den­heit der Ras­­sen auf­t­rat. Mit dem Selb­stän­dig­wer­den des leib­li­chen Men­­schen war aber die vor­he­ri­ge en­ge Ver­bin­dung des Er­den­men­schen und der geis­tig-see­li­schen Welt bis zu ei­nem ge­­wis­sen Gra­de ge­löst. Wenn nun­mehr die See­le den Leib ver­­­ließ, so leb­te die­ser et­was wie ei­ne Fort­set­zung des Le­bens wei­ter. Wä­re nun die Ent­wi­cke­lung in die­ser Art fort­ge­­schrit­ten,

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so hät­te die Er­de un­ter dem Ein­fluß ih­res fes­ten Ele­men­tes ver­här­ten müs­sen. Der auf die­se Ver­hält­nis­se zu­rück­bli­cken­den über­sinn­li­chen Er­kennt­nis zeigt sich, wie sich die Men­schen­lei­ber, da sie von ih­ren See­len ver­las­sen sind, im­mer mehr ver­fes­ti­gen. Und nach ei­ni­ger Zeit wür­den die zur Er­de zu­rück­keh­ren­den Men­schen­see­len kein brauch­ba­res Ma­te­rial ge­fun­den ha­ben, mit dem sie sich hät­ten ve­r­ei­ni­gen kön­nen. Al­le für den Men­schen brauch­ba­ren Stof­fe wä­ren ver­wen­det wor­den, um die Er­de an­zu­fül­len mit den ver­­­holz­ten Über­res­ten von Ver­kör­pe­run­gen.

Da trat ein Er­eig­nis ein, wel­ches der gan­zen Ent­wi­cke­­lung ei­ne an­de­re Wen­dung gab. Al­les, was im fes­ten Er­den­stof­fe zur blei­ben­den Ver­här­tung bei­tra­gen konn­te, wur­de aus­ge­schie­den. Un­ser ge­gen­wär­ti­ger Mond ver­ließ da­mals die Er­de. Und was vor­her un­mit­tel­bar in der Er­de zur blei­ben­den Form­bil­dung bei­ge­tra­gen hat­te, das wirk­te jetzt mit­­­tel­bar in ab­ge­schwäch­ter Art vom Mon­de aus. Die höhe­ren We­sen, von de­nen die­se Form­bil­dung ab­hängt, hat­ten be­­sch­los­sen, ih­re Wir­kun­gen nicht mehr vom In­nern der Er­de, son­dern von au­ßen die­ser zu­kom­men zu las­sen. Da­durch trat in den leib­li­chen Men­schen­ge­bil­den ei­ne Ver­schie­den­heit auf, wel­che man als den An­fang der Tren­nung in ein männ­li­ches und weib­li­ches Ge­sch­lecht be­zeich­nen muß. Die fein­stof­f­li­chen Men­schen­ge­stal­ten, die vor­her die Er­de be­­wohn­ten, lie­ßen durch das Zu­sam­men­wir­ken der bei­den Kräf­te in sich sel­ber, des Kei­mes und der be­le­ben­den Kraft, die neue Men­schen­form, ih­ren Nach­kömm­ling, her­vor­ge­hen. Jetzt bil­de­ten sich die­se Nach­kömm­lin­ge um. In der ei­nen Grup­pe sol­cher Nach­kömm­lin­ge wirk­te mehr die Keim­kraft des Geis­tig-See­li­schen, in der an­de­ren Grup­pe mehr die be­le­ben­de Keim­kraft. Das wur­de da­durch be­wirkt, daß

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mit dem Her­aus­gang des Mon­des von der Er­de das Er­den­e­le­ment sei­ne Ge­walt ab­ge­schwächt hat­te. Das Au­f­ein­an­der­wir­ken der bei­den Kräf­te wur­de nun­mehr zar­ter, als es war, da es in ei­nem Lei­be ge­schah. Dem­zu­fol­ge war auch der Nach­kömm­ling zar­ter, fei­ner. Er be­t­rat die Er­de in ei­nem fei­nen Zu­stan­de und glie­der­te sich erst all­mäh­lich die fe­s­te­ren Tei­le ein. Da­mit war für die auf die Er­de zu­rück­keh­ren­de Men­schen­see­le wie­der die Mög­lich­keit der Ve­r­ei­ni­­gung mit dem Lei­be ge­ge­ben. Sie be­leb­te ihn jetzt zwar nicht mehr von au­ßen, denn die­se Be­le­bung ge­schah auf der Er­de selbst. Aber sie ve­r­ei­nig­te sich mit ihm und brach­te ihn zum Wach­sen. Die­sem Wachs­tum war al­ler­dings ei­ne ge­wis­se Gren­ze ge­setzt. Durch die Mon­den­ab­t­ren­nung war für ei­ne Wei­le der Men­schen­leib bieg­sam ge­wor­den; aber je mehr er auf der Er­de wei­ter wuchs, des­to mehr nah­men die ver­­­fes­ti­gen­den Kräf­te über­hand. Zu­letzt konn­te sich die See­le nur im­mer schwächer und schwächer an der Glie­de­rung des Lei­bes be­tei­li­gen. Die­ser ver­fiel, in­dem die See­le zu geis­tig-see­li­schen Da­s­eins­wei­sen auf­s­tieg.

Man kann ver­fol­gen, wie die Kräf­te, wel­che sich der Mensch nach und nach wäh­rend der Sa­turn-, Son­nen- und Mon­den­ent­wi­cke­lung an­ge­eig­net hat, all­mäh­lich wäh­rend der be­schrie­be­nen Er­den­ge­stal­tung sich an dem Men­schen­fort­sch­rei­ten be­tei­li­gen. Erst ist es der As­tral­leib, der auch den Le­bens­leib und den phy­si­schen Leib noch in sich auf­­­ge­löst ent­hält, wel­cher von dem Er­den­feu­er ent­zün­det wird. Dann glie­dert sich die­ser As­tral­leib in ei­nen fei­ne­ren as­tra­­li­schen Teil, die Emp­fin­dungs­see­le, und in ei­nen gröbe­ren, äthe­ri­schen, wel­cher nun­mehr von dem Er­den­e­le­ment be­rührt wird. Es kommt da­mit der schon vor­ge­bil­de­te Äther- oder Le­bens­leib zum Vor­schein. Und wäh­rend im as­tra­li­schen

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Men­schen sich die Ver­stan­des- und Be­wußt­s­eins­see­le aus­bil­den, glie­dern sich im Äther­lei­be die gröbe­ren Tei­le ab, wel­che für Ton und Licht emp­fäng­lich sind. In dem Zeit­­punk­te, wo der Äther­leib sich noch mehr ver­dich­tet, so daß er von ei­nem Licht­leib zu ei­nem Feu­er- oder Wär­me­leib wird, da ist auch die Ent­wi­cke­lungs­stu­fe ein­ge­t­re­ten, in wel­cher, wie oben cha­rak­te­ri­siert, die Tei­le des fes­ten Er­den­e­le­men­tes sich dem Men­schen ein­g­lie­dern. Weil der Äther­­leib sich bis zum Feu­er her­ab ver­dich­tet hat, so kann er nun auch durch die Kräf­te des phy­si­schen Lei­bes, wel­che ihm vor­­her ein­gepflanzt sind, sich mit den bis zum Feu­er­zu­stan­de ver­dünn­ten Sub­stan­zen der phy­si­schen Er­de ver­bin­den. Er könn­te aber nicht mehr al­lein auch die Luf­t­sub­stan­zen in den mitt­ler­wei­le fes­ter ge­wor­de­nen Leib ein­füh­ren. Da tre­­ten, wie oben an­ge­deu­tet, die höhe­ren We­sen, die auf der Son­ne woh­nen, ein und hau­chen ihm die Luft ein. Wäh­rend so der Mensch ver­mö­ge sei­ner Ver­gan­gen­heit selbst die Kraft hat, sich mit dem ir­di­schen Feu­er zu durch­drin­gen, len­ken höhe­re We­sen den Luf­to­dem in sei­nen Leib. Vor der Ver­­­fes­ti­gung war des Men­schen Le­bens­leib als Ton­emp­fän­ger der Len­ker der Luft­strö­mung. Er durch­drang sei­nen phy­si­schen Leib mit dem Le­ben. Jetzt emp­fängt sein phy­si­scher Leib ein äu­ße­res Le­ben. Die Fol­ge da­von ist, daß die­ses Le­ben un­ab­hän­gig wird von dem See­l­en­tei­le des Men­schen. Die­ser läßt nun beim Ver­las­sen der Er­de nicht nur sei­nen Form­keim zu­rück, son­dern ein le­ben­di­ges Ab­bild sei­ner selbst. Die «Geis­ter der Form» blei­ben nun mit die­sem Ab­bild ver­­ei­nigt; sie füh­ren das von ih­nen ver­lie­he­ne Le­ben auch auf die Nach­kömm­lin­ge über, wenn die Men­schen­see­le aus dem Lei­be ge­wi­chen ist. So bil­det sich das her­aus, was Ver­er­bung ge­nannt wer­den kann. Und wenn die Men­schen­see­le dann

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wie­der auf der Er­de er­scheint, dann emp­fin­det sie sich in ei­nem Lei­be, des­sen Le­ben aus den Vor­fah­ren her­über­ge­lei­tet wor­den ist. Sie fühlt sich ge­ra­de zu ei­nem sol­chen Lei­be be­son­ders hin­ge­zo­gen. Es bil­det sich da­durch et­was aus wie ei­ne Er­in­ne­rung an den Vor­fah­ren, mit dem sich die See­le eins fühlt. Durch die Fol­ge der Nach­kom­men geht die­se Er­in­ne­rung wie ein ge­mein­sa­mes Be­wußt­sein. Das «Ich» strömt her­un­ter durch die Ge­ne­ra­tio­nen.

Der Mensch emp­fand sich auf die­ser Ent­wi­cke­lungs­stu­fe wäh­rend sei­ner Er­den­zeit als ein selb­stän­di­ges We­sen. Er fühl­te das in­ne­re Feu­er sei­nes Le­bens­lei­bes ver­bun­den mit dem äu­ße­ren Feu­er der Er­de. Er konn­te die ihn durch­strö­men­de Wär­me als sein « Ich» füh­len. In die­sen Wär­m­e­strö­­mun­gen, die von Le­ben durch­wo­ben sind, ist die An­la­ge der Blut­zir­ku­la­ti­on zu fin­den. In dem aber, was als Luft in ihn hin­ein­ström­te, fühl­te der Mensch nicht ganz sein ei­ge­nes We­sen. In die­ser Luft wa­ren ja die Kräf­te der cha­rak­te­ri­­sier­ten höhe­ren We­sen tä­tig. Aber es war ihm doch der­je­ni­ge Teil der Wir­kens­kräf­te inn­er­halb der ihn durch­strö­men­den Luft ge­b­lie­ben, wel­cher ihm schon durch sei­ne früh­er ge­bil­­de­ten Äther­kräf­te ei­gen war. Er war Herr­scher in ei­nem Teil die­ser Luft­strö­mun­gen. Und in­so­fern wirk­ten in sei­ner Ge­stal­tung nicht nur die höhe­ren We­sen, son­dern auch er selbst. Nach den Bil­dern sei­nes As­tral­lei­bes ge­stal­te­te er in sich die Luft­tei­le. Wäh­rend so von au­ßen Luft ein­ström­te in sei­nen Leib, was zur Grund­la­ge sei­ner At­mung wur­de, glie­der­te sich ein Teil der Luft im In­nern zu ei­nem dem Men­schen ein­ge­präg­ten Or­ga­nis­mus, wel­cher die Grund­la­ge wur­de des spä­te­ren Ner­ven­sys­tems. Durch Wär­me und Luft stand al­so der Mensch da­mals in Ver­bin­dung mit der Au­­ßen­welt der Er­de. Da­ge­gen emp­fand er nichts von der

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Ein­füh­rung des fes­ten Ele­men­tes der Er­de; die­ses wirk­te mit bei sei­ner Ver­kör­pe­rung auf der Er­de, aber er konn­te die Zu­füh­rung nicht un­mit­tel­bar wahr­neh­men, son­dern nur in ei­nem dump­fen Be­wußt­sein im Bil­de der höhe­ren We­sen­hei­ten, wel­che da­rin wirk­sam wa­ren. In sol­cher Bild­form als Aus­druck von We­sen, die über ihm ste­hen, hat­te der Mensch auch früh­er die Zu­füh­rung der flüs­si­gen Er­den­e­le­­men­te wahr­ge­nom­men. Durch die Ver­dich­tung der Er­den­­ge­stalt des Men­schen ha­ben nun die­se Bil­der in sei­nem Be­wußt­sein ei­ne Ve­r­än­de­rung er­fah­ren. Dem flüs­si­gen Ele­­men­te ist das fes­te bei­ge­mischt. So muß al­so auch die­se Zu­­­füh­rung als von den höhe­ren, von au­ßen wir­ken­den We­sen emp­fun­den wer­den. Der Mensch kann in sei­ner See­le nicht mehr die Kraft ha­ben, selbst die Zu­füh­rung zu len­ken, denn die­sel­be muß jetzt sei­nem von au­ßen auf­ge­bau­ten Lei­be die­nen. Er wür­de des­sen Ge­stalt ver­der­ben, wenn er die Zu­füh­rung selbst len­ken woll­te. So er­scheint ihm denn das­je­ni­ge, was er sich von au­ßen zu­führt, durch die Macht­ge­bo­te ge­lenkt, wel­che aus­ge­hen von den höhe­ren We­sen, die an sei­ner Lei­bes­ge­stal­tung wir­ken. Der Mensch fühlt sich als ein Ich; er hat in sich sei­ne Ver­stan­des­see­le als ei­nen Teil sei­nes As­tral­lei­bes, durch die er in­ner­lich als Bil­der er­lebt, was au­ßen vor­geht, und durch die er sein fei­nes Ner­ven­­sys­tem durch­dringt. Er fühlt sich als Ab­kömm­ling von Vor­­­fah­ren ver­mö­ge des durch die Ge­ne­ra­tio­nen strö­men­den Le­bens. Er at­met und emp­fin­det das als Wir­kung der ge­kenn­zeich­ne­ten höhe­ren We­sen, wel­che die «Geis­ter der Form» sind. Und er fügt sich die­sen auch in dem, was ihm durch ih­re Im­pul­se von au­ßen (zu sei­ner Nah­rung) zu­ge­­führt wird. Am dun­kels­ten ist ihm sei­ne Her­kunft als In­di­vi­du­um. Er fühlt da­von nur, daß er von den in Er­den­kräf­ten

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sich aus­drü­cken­den «Geis­tern der Form» ei­nen Ein­fluß er­lebt hat. Der Mensch war ge­lenkt und ge­lei­tet in sei­nem Ver­hält­nis zur Au­ßen­welt. Zum Aus­druck kommt dies da­durch, daß er von den hin­ter sei­ner phy­si­schen Welt sich ab­spie­len­den geis­tig-see­li­schen Tä­tig­kei­ten ein Be­wußt­­­sein hat. Er nimmt zwar nicht die geis­ti­gen We­sen in de­ren ei­ge­ner Ge­stalt wahr, aber er er­lebt in sei­ner See­le Tö­ne, Far­ben usw. Und er weiß, daß in die­ser Vor­stel­lungs­welt die Ta­ten der geis­ti­gen We­sen le­ben. Es tönt zu ihm, was die­se We­sen ihm mit­tei­len; es er­schei­nen ihm de­ren 0f­fen­ba­run­gen in Licht­bil­dern. Am in­ner­lichs­ten fühlt sich der Er­den­mensch durch die Vor­stel­lun­gen, wel­che er durch das Ele­ment des Feu­ers oder der Wär­me emp­fängt. Er un­ter­­schei­det be­reits sei­ne in­ne­re Wär­me und die Wär­m­e­strö­­mun­gen des ir­di­schen Um­k­rei­ses. In den letz­te­ren of­fen­ba­ren sich die «Geis­ter der Per­sön­lich­keit». Aber der Mensch hat nur ein dun­k­les Be­wußt­sein von dem, was hin­ter den Strö­­mun­gen der äu­ße­ren Wär­me steht. Er emp­fin­det ge­ra­de in die­sen Strö­mun­gen den Ein­fluß der «Geis­ter der Form». Wenn mäch­ti­ge Wärm­e­wir­kun­gen in der Um­ge­bung des Men­schen auf­tau­chen, dann fühlt die See­le: jetzt durch­glü­hen die geis­ti­gen We­sen den Um­kreis der Er­de, von de­nen ein Fun­ke sich los­ge­löst hat und mein In­ne­res durch­wärmt. In den Licht­wir­kun­gen un­ter­schei­det der Mensch noch nicht ganz in der­sel­ben Art Äu­ße­res und In­ne­res. Wenn Licht­bil­der in der Um­ge­bung auf­tau­chen, dann er­zeu­gen die­se in der See­le des Er­den­men­schen nicht im­mer das glei­che Ge­fühl. Es gab Zei­ten, in wel­chen der Mensch die­se Licht­bil­der als äu­ße­re emp­fand. Es war in der Zeit, nach­dem er eben aus dem leib­f­rei­en Zu­stan­de in die Ver­kör­pe­rung her­­ab­ge­s­tie­gen war. Es war die Pe­rio­de sei­nes Wachs­tums auf

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der Er­de. Wenn dann die Zeit her­an­rück­te, wo der Keim zum neu­en Er­den­men­schen sich bil­de­te, dann ver­blaß­ten die­se Bil­der. Und der Mensch be­hielt nur et­was wie in­ne­re Er­in­ne­rungs­vor­stel­lun­gen an sie zu­rück. In die­sen Licht­bil­dern wa­ren die Ta­ten der «Feu­er­geis­ter» (Erz­en­gel) en­t­­hal­ten. Sie er­schie­nen dem Men­schen wie die Die­ner der Wärme­we­sen, wel­che ei­nen Fun­ken in sein In­ne­res senk­ten. Wenn ih­re äu­ße­ren Of­fen­ba­run­gen ver­lösch­ten, dann er­leb­te sie der Mensch als Vor­stel­lun­gen (Er­in­ne­run­gen) in sei­nem In­nern. Er fühl­te sich mit ih­ren Kräf­ten ver­bun­den. Und das war er auch. Denn er konn­te durch das­je­ni­ge, was er von ih­nen emp­fan­gen hat­te, auf den um­ge­ben­den Luft­kreis wir­ken. Die­ser be­gann un­ter sei­nem Ein­fluß zu leuch­ten. Es war da­mals ei­ne Zeit, in wel­cher Na­tur­kräf­te und Men­schen­kräf­te noch nicht in der Art von­ein­an­der ge­schie­den wa­ren wie spä­ter. Was auf der Er­de ge­schah, ging in ho­hem Ma­ße noch von den Kräf­ten der Men­schen aus. Wer da­mals von au­ßer­halb der Er­de die Na­tur­vor­gän­ge auf der­sel­ben be­o­bach­tet hät­te, der hät­te in die­sen nicht nur et­was ge­se­hen, was von dem Men­schen un­ab­hän­gig ist, son­dern er hät­te in ih­nen die Wir­kun­gen der Men­schen wahr­ge­nom­men. Noch an­ders ge­stal­te­ten sich für den Er­den­men­schen die Ton­wahr­neh­mun­gen. Sie wur­den als äu­ße­re Tö­ne vom Be­ginn des Er­den­le­bens an wahr­ge­nom­men. Wäh­rend die Luft­bil­der von au­ßen bis in die mitt­le­re Zeit des men­sch­li­chen Er­den­da­seins wahr­ge­nom­men wur­den, konn­ten die äu­ße­ren Tö­ne noch nach die­ser Mit­tel­zeit ge­hört wer­den. Erst ge­gen En­de des Le­bens wur­de der Er­den­mensch für sie un­emp­find­lich. Und es blie­ben ihm die Er­in­ne­rungs­vor­stel­lun­gen an die­se Tö­ne. In ih­nen wa­ren die Of­fen­ba­run­gen der «Söh­ne des Le­bens» (der En­gel) ent­hal­ten. Wenn der Mensch ge­gen sein

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Le­ben­s­en­de sich in­ner­lich mit die­sen Kräf­ten ver­bun­den fühl­te, dann konn­te er durch Nach­ah­mung der­sel­ben mäch­ti­ge Wir­kun­gen in dem Was­se­r­e­le­men­te der Er­de her­vor­­brin­gen. Es wog­ten die Was­ser in und über der Er­de un­ter sei­nem Ein­fluß. Ge­sch­macks­vor­stel­lun­gen hat­te der Mensch nur im ers­ten Vier­tel sei­nes Er­den­le­bens. Und auch da er­­schie­nen sie der See­le wie ei­ne Er­in­ne­rung an die Er­leb­nis­se im leib­f­rei­en Zu­stand. So­lan­ge sie der Mensch hat­te, dau­er­te die Ver­fes­ti­gung sei­nes Lei­bes durch Auf­nah­me äu­ße­rer Su­b­­­stan­zen. Im zwei­ten Vier­tel des Er­den­le­bens dau­er­te wohl noch das Wachs­tum fort, doch war die Ge­stalt schon ei­ne fer­tig aus­ge­bil­de­te. An­de­re le­ben­di­ge We­sen ne­ben sich konn­te der Mensch in die­ser Zeit nur durch de­ren Wär­me, Licht und Ton­wir­kun­gen wahr­neh­men. Denn er war noch nicht fähig, das fes­te Ele­ment sich vor­zu­s­tel­len. Nur vom Wäs­se­ri­gen be­kam er im ers­ten Vier­tel sei­nes Le­bens die ge­schil­der­ten Ge­sch­macks­wir­kun­gen.

Ein Ab­bild die­ses in­ne­ren See­len­zu­stan­des des Men­schen war des­sen äu­ße­re Kör­per­form. Die­je­ni­gen Tei­le, wel­che die An­la­ge zur spä­te­ren Kopf­form ent­hiel­ten, wa­ren am voll­kom­mens­ten aus­ge­bil­det. Die an­dern Or­ga­ne er­schie­nen nur wie An­häng­sel. Die­se wa­ren schat­ten­haft und un­deu­t­­lich. Doch wa­ren die Er­den­men­schen ver­schie­den in be­zug auf die Ge­stalt. Es gab sol­che, bei de­nen je nach den Er­den­ver­hält­nis­sen, un­ter de­nen sie leb­ten, die An­häng­sel mehr oder we­ni­ger aus­ge­bil­det wa­ren. Es war dies nach den Wohn­plät­zen der Men­schen auf der Er­de ver­schie­den. Wo die Men­schen mehr in die Er­den­welt ver­s­trickt wur­den, da tra­ten die An­häng­sel mehr in den Vor­der­grund. Die­je­ni­gen Men­schen, wel­che beim Be­ginn der phy­si­schen Er­de­n­en­t­wi­cke­lung durch ih­re vor­an­ge­hen­de Ent­wi­cke­lung am reifs­ten

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wa­ren, so daß sie gleich im An­fan­ge, als die Er­de noch nicht zur Luft ver­dich­tet war, die Be­rüh­rung mit dem Feue­r­e­le­ment er­leb­ten, konn­ten jetzt die Kopf an­la­gen am vol­l­­kom­mens­ten aus­bil­den. Das wa­ren die in sich am meis­ten har­mo­ni­schen Men­schen. An­de­re wa­ren erst zur Be­rüh­rung mit dem Feue­r­e­le­ment be­reit, als die Er­de schon die Luft in sich aus­ge­bil­det hat­te. Es wa­ren dies Men­schen, wel­che mehr von den äu­ße­ren Ver­hält­nis­sen ab­hän­gig wa­ren als die er­s­ten. Die­se ers­ten emp­fan­den durch die Wär­me die «Geis­ter der Form» deut­lich, und sie fühl­ten sich in ih­rem Er­den­le­ben so, wie wenn sie ei­ne Er­in­ne­rung da­ran be­wahr­ten, daß sie mit die­sen Geis­tern zu­sam­men­ge­hö­ren und mit ih­nen ver­bun­den wa­ren im leib­f­rei­en Zu­stand. Die zwei­te Art von Men­schen fühl­te die Er­in­ne­rung an den leib­f­rei­en Zu­stand nur in ge­rin­ge­rem Ma­ße; sie emp­fan­den ih­re Zu­sam­men­­ge­hö­rig­keit mit der geis­ti­gen Welt vor­züg­lich durch die Licht­wir­kun­gen der «Feu­er­geis­ter» (Erz­en­gel). Ei­ne drit­te Art von Men­schen war noch mehr in das Er­den­da­sein ver­­­s­trickt. Es wa­ren die­je­ni­gen, wel­che erst von dem Feue­r­e­le­ment be­rührt wer­den konn­ten, als die Er­de von der Son­ne ge­t­rennt war und das wäs­se­ri­ge Ele­ment in sich auf ge­nom­­men hat­te. Ihr Ge­fühl für Zu­sam­men­ge­hö­rig­keit mit der geis­ti­gen Welt war ins­be­son­de­re im Be­ginn des Er­den­le­bens ge­ring. Erst als die Wir­kun­gen der Erz­en­gel und na­ment­lich der En­gel im in­ne­ren Vor­stel­lungs­le­ben sich gel­tend mach­­ten, emp­fan­den sie die­sen Zu­sam­men­hang. Da­ge­gen wa­ren sie im Be­gin­ne der Er­den­zeit voll re­ger Im­pul­se für Ta­ten, wel­che sich in den ir­di­schen Ver­hält­nis­sen selbst ver­rich­ten las­sen. Bei ih­nen wa­ren die An­hang­s­or­ga­ne be­son­ders stark ent­wi­ckelt.

Als vor der Tren­nung des Mon­des von der Er­de die Mon­des­kräf­te

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in der letz­te­ren im­mer mehr zur Ver­fes­ti­gung führ­ten, ge­schah es, daß durch die­se Kräf­te un­ter den Nach­kömm­lin­gen der von den Men­schen auf der Er­de zu­rück­ge­las­se­nen Kei­me sol­che wa­ren, in de­nen sich die aus dem leib­f­rei­en Zu­stan­de zu­rück­keh­ren­den Men­schen­see­len nicht mehr ver­kör­pern konn­ten. Die Ge­stalt sol­cher Nach­köm­m­­lin­ge war zu ver­fes­tigt und durch die Mon­den­kräf­te zu un­ähn­lich ei­ner Men­schen­ge­stalt ge­wor­den, um ei­ne sol­che auf­neh­men zu kön­nen. Es fan­den da­her ge­wis­se Men­schen­­see­len un­ter sol­chen Ver­hält­nis­sen nicht mehr die Mög­li­ch­keit, zur Er­de zu­rück­zu­keh­ren. Nur die reifs­ten, die stär­k­s­ten der See­len konn­ten sich ge­wach­sen füh­len, wäh­rend des Wachs­tums des Er­den­lei­bes die­sen so um­zu­for­men, daß er zur Men­schen­ge­stalt er­blüh­te. Nur ein Teil der leib­li­chen Men­schen­nach­kömm­lin­ge wur­de zu Trä­gern ir­di­scher Men­­schen. Ein an­de­rer Teil konn­te we­gen der ver­fes­tig­ten Ge­stalt nur See­len auf­neh­men, wel­che nie­d­ri­ger stan­den als die­je­ni­gen der Men­schen. Von den Men­schen­see­len wur­de aber ein Teil ge­zwun­gen, die da­ma­li­ge Er­den­ent­wi­cke­lung nicht mit­zu­ma­chen. Da­durch wur­den sie zu ei­ner an­dern Art des Le­bens­lau­fes ge­bracht. Es gab See­len, wel­che schon bei der Tren­nung der Son­ne von der Er­de kei­nen Platz auf die­ser fan­den. Sie wur­den für ih­re wei­te­re Ent­wi­cke­lung auf ei­nen Pla­ne­ten ent­rückt, der sich un­ter Füh­rung kos­mi­scher We­sen­hei­ten los­lös­te aus der all­ge­mei­nen Wel­ten­sub­stanz, wel­che beim Be­gin­ne der phy­si­schen Er­den­ent­wi­cke­lung mit die­ser ver­bun­den war und aus wel­cher sich auch die Son­ne her­aus­ge­son­dert hat­te. Die­ser Pla­net ist der­je­ni­ge, des­sen phy­si­schen Aus­druck die äu­ße­re Wis­sen­schaft als «Ju­pi­ter» kennt. (Es wird hier ge­nau in dem Sin­ne von Him­mels­kör­pern, Pla­ne­ten und de­ren Na­men ge­spro­chen, wie es ei­ne

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äl­te­re Wis­sen­schaft noch ge­tan hat. Wie die Din­ge ge­meint sind, geht aus dem Zu­sam­men­han­ge her­vor. Wie die phy­si­­sche Er­de nur der phy­si­sche Aus­druck ei­nes geis­tig-see­li­schen Or­ga­nis­mus ist, so ist das auch für je­den an­de­ren Him­mels­­kör­per der Fall. Und so we­nig der Be­o­b­ach­ter des Über­­sinn­li­chen mit dem Na­men «Er­de» bloß den phy­si­schen Pla­ne­ten, mit «Son­ne» bloß den phy­si­schen Fixs­tern be­zeich­net, so meint er auch wei­te geis­ti­ge Zu­sam­men­hän­ge, wenn er von «Ju­pi­ter», «Mars» usw. re­det. Die Him­mels­kör­per ha­ben na­tur­ge­mäß die Ge­stalt und Auf­ga­be we­sen­t­­lich ve­r­än­dert seit je­nen Zei­ten, von de­nen hier ge­spro­chen wird in ge­wis­ser Be­zie­hung so­gar ih­ren Ort im Him­mels­rau­me. Nur wer mit dem Blick der über­sinn­li­chen Er­kenn­t­­nis die Ent­wi­cke­lung die­ser Him­mels­kör­per zu­rück­ver­folgt bis in ur­fer­ne Ver­gan­gen­hei­ten, ver­mag den Zu­sam­men­hang der ge­gen­wär­ti­gen Pla­ne­ten mit ih­ren Vor­fah­ren zu er­ken­nen.) Auf dem «Ju­pi­ter» ent­wi­ckel­ten sich die cha­rak­­te­ri­sier­ten See­len zu­nächst wei­ter. Und spä­ter, als sich die Er­de im­mer mehr dem Fes­ten zu­neig­te, da muß­te noch ein an­de­rer Wohn­platz für See­len ge­schaf­fen wer­den, die zwar die Mög­lich­keit hat­ten, ei­ne Zeit­lang die ver­fes­tig­ten Kör­per zu be­woh­nen, dann aber dies nicht mehr konn­ten, als die­se Ver­fes­ti­gung zu weit fort­ge­schrit­ten war. Für sie ent­stand im «Mars» ein ent­sp­re­chen­der Platz zu ih­rer wei­te­ren En­t­­wi­cke­lung. Schon als noch die Er­de mit der Son­ne ver­bun­­den war und ih­re luf­ti­gen Ele­men­te sich ein­g­lie­der­te, da stell­te es sich her­aus, daß die See­len sich un­ge­eig­net er­wie­sen, um die Er­den­ent­wi­cke­lung mit­zu­ma­chen. Sie wur­den durch die ir­di­sche Kör­per­ge­stalt zu stark be­rührt. Des­halb muß­ten sie schon da­mals dem un­mit­tel­ba­ren Ein­flus­se der Son­nen­kräf­te entzo­gen wer­den. Die­se muß­ten von au­ßen auf sie

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wir­ken. Die­sen See­len wur­de auf dem «Sa­turn» ein Platz der Wei­ter­ent­wi­cke­lung. So nahm im Ver­lau­fe der Er­den­ent­wi­cke­lung die Zahl der Men­schen­ge­stal­ten ab; es tra­ten Ge­stal­ten auf, wel­che nicht Men­schen­see­len ver­kör­pert ha­t­­ten. Sie konn­ten nur As­tral­lei­ber in sich auf­neh­men, wie die phy­si­schen Lei­ber und die Le­bens­lei­ber des Men­schen auf dem al­ten Mon­de sie auf­ge­nom­men hat­ten. Wäh­rend die Er­de in be­zug auf ih­re men­sch­li­chen Be­woh­ner ver­ö­de­te, be­sie­del­ten die­se We­sen sie. Es hät­ten end­lich al­le Men­schen­­see­len die Er­de ver­las­sen müs­sen, wenn nicht durch die Los­lö­sung des Mon­des für die Men­schen­ge­stal­ten, die da­mals noch men­sch­lich be­seelt wer­den konn­ten, die Mög­lich­keit ge­schaf­fen wor­den wä­re, wäh­rend ih­res Er­den­le­bens den Men­schen­keim den un­mit­tel­bar von der Er­de kom­men­den Mon­den­kräf­ten zu ent­zie­hen und ihn in sich so weit rei­fen zu las­sen, bis er die­sen Kräf­ten über­lie­fert wer­den konn­te. So­lan­ge dann der Keim im In­nern des Men­schen sich ge­­stal­te­te, war er un­ter der Wir­kung der We­sen, die un­ter der Füh­rung ih­res mäch­tigs­ten Ge­nos­sen den Mond aus der Er­de ge­löst hat­ten, um de­ren Ent­wi­cke­lung über ei­nen kri­­ti­schen Punkt hin­über­zu­ge­lei­ten.

Als die Er­de das Luf­t­e­le­ment in sich aus­ge­bil­det hat­te, gab es im Sin­ne der obi­gen Schil­de­rung sol­che As­tral­we­sen als Über­b­leib­sel vom al­ten Mon­de, wel­che wei­ter in der Ent­wi­cke­lung zu­rück­ge­b­lie­ben wa­ren als die nie­ders­ten Men­schen­see­len. Sie wur­den die See­len der­je­ni­gen Ge­stal­ten, wel­che noch vor der Son­nen­t­ren­nung vom Men­schen ver­­las­sen wer­den muß­ten. Die­se We­sen sind die Vor­fah­ren des Tier­rei­ches. Sie ent­wi­ckel­ten im fer­nern Zei­ten­lauf be­son­­ders je­ne Or­ga­ne, wel­che beim Men­schen nur als An­häng­sel vor­han­den wa­ren. Ihr As­tral­leib muß­te auf den phy­si­schen

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und den Le­bens­leib so wir­ken, wie das beim Men­schen auf dem al­ten Mon­de der Fall war. Die so ent­stan­de­nen Tie­re hat­ten nun See­len, wel­che nicht in dem ein­zel­nen Tie­re woh­­nen konn­ten. Es dehn­te die See­le ihr We­sen auch auf den Nach­kömm­ling der Vor­fah­ren­ge­stalt aus. Es ha­ben die im we­sent­li­chen von ei­ner Ge­stalt ab­stam­men­den Tie­re zu­sam­­men ei­ne See­le. Nur wenn der Nach­kom­me sich durch be­­son­de­re Ein­flüs­se von der Ge­stalt der Vor­fah­ren ent­fernt, tritt ei­ne neue Tier­see­le in Ver­kör­pe­rung. Man kann in die­­sem Sin­ne bei den Tie­ren in der Geis­tes­wis­sen­schaft von ei­ner Art- (oder Gat­tungs-) oder auch Grup­pen­see­le re­den.

Et­was Ähn­li­ches ging vor zur Zeit der Tren­nung von Son­ne und Er­de. Aus dem wäs­se­ri­gen Ele­men­te her­au­s­t­ra­ten Ge­stal­ten, wel­che in ih­rer Ent­wi­cke­lung nicht wei­ter wa­ren als der Mensch vor der Ent­wi­cke­lung auf dem al­ten Mon­de. Sie konn­ten von ei­nem As­tra­li­schen nur ei­ne Wir­kung em­p­­fan­gen, wenn die­ses von au­ßen sie be­ein­fluß­te. Das konn­te erst nach dem Fort­gang der Son­ne von der Er­de ge­sche­hen. Je­des­mal, wenn die Son­nen­zeit der Er­de ein­t­rat, reg­te das As­tra­li­sche der Son­ne die­se Ge­stal­ten so an, daß sie aus dem Äthe­ri­schen der Er­de sich ih­ren Le­bens­leib bil­de­ten. Wenn dann die Son­ne sich ab­kehr­te von der Er­de, dann lös­te sich die­ser Le­bens­leib in dem all­ge­mei­nen Er­den­leib wie­der auf. Und als Fol­ge des Zu­sam­men­wir­kens des As­tra­li­schen von der Son­ne und des Äthe­ri­schen von der Er­de tauch­ten aus dem wäs­se­ri­gen Ele­men­te die phy­si­schen Ge­stal­ten auf. wel­che die Vor­fah­ren des ge­gen­wär­ti­gen Pflan­zen­reichs bil­de­ten.

Der Mensch ist auf der Er­de zu ei­nem in­di­vi­dua­li­sier­ten See­len­we­sen ge­wor­den. Sein As­tral­leib, wel­cher ihm auf dem Mon­de durch die «Geis­ter der Be­we­gung» ein­ge­f­los­sen war,

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hat sich auf der Er­de ge­g­lie­dert in Emp­fin­dungs-, Ver­stan­­des- und Be­wußt­s­eins­see­le. Und als sei­ne Be­wußt­s­eins­see­le so weit fort­ge­schrit­ten war, daß sie sich wäh­rend des Er­den­le­bens ei­nen da­zu ge­eig­ne­ten Leib bil­den konn­te, da be­gab­ten die «Geis­ter der Form» ihn mit dem Fun­ken aus ih­rem Feu­er. Es wur­de das «Ich» in ihm ent­facht. Je­des­mal, wenn der Mensch nun den phy­si­schen Leib ver­ließ, so war er in der geis­ti­gen Welt, in wel­cher er mit den We­sen zu­sam­men­traf, wel­che ihm wäh­rend der Sa­turn-, Son­nen- und Mon­­den­ent­wi­cke­lung sei­nen phy­si­schen Leib, sei­nen Le­bens­leib und sei­nen as­tra­li­schen Leib ge­ge­ben und bis zur Er­den­höhe aus­ge­bil­det hat­ten. Seit­dem der Feu­er­fun­ke des «Ich» sich im Er­den­le­ben ent­zün­det hat­te, war auch für das leib­f­reie Le­ben ei­ne Ve­r­än­de­rung ein­ge­t­re­ten. Vor die­sem Ent­wi­cke­­lungs­punk­te sei­nes We­sens hat­te der Mensch ge­gen­über der geis­ti­gen Welt kei­ne Selb­stän­dig­keit. Er fühl­te sich in­ner­halb die­ser geis­ti­gen Welt nicht wie ein ein­zel­nes We­sen, son­dern wie ein Glied in dem er­ha­be­nen Or­ga­nis­mus, der aus den über ihm ste­hen­den We­sen sich zu­sam­men­setz­te. Das «Ich-Er­leb­nis» auf Er­den wirkt nun auch in die geis­ti­ge Welt hin­ein nach. Der Mensch fühlt sich nun­mehr auch in ei­nem ge­wis­sen Gra­de als Ein­heit in die­ser Welt. Aber er emp­fin­det auch, daß er un­auf­hör­lich ver­bun­den ist mit der­­sel­ben Welt. Er fin­det im leib­f­rei­en Zu­stand die «Geis­ter der Form» in ei­ner höhe­ren Ge­stalt wie­der, die er in ih­rer Of­fen­ba­rung auf der Er­de durch den Fun­ken sei­nes «Ich» wahr­ge­nom­men hat.

Mit der Tren­nung des Mon­des von der Er­de bil­de­ten sich auch in der geis­ti­gen Welt Er­leb­nis­se für die leib­f­reie See­le her­aus, wel­che mit die­ser Tren­nung zu­sam­men­hin­gen. Es wur­de ja nur da­durch mög­lich, sol­che Men­schen­ge­stal­ten

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auf der Er­de fort­zu­bil­den, wel­che die In­di­vi­dua­li­tät der See­le auf­neh­men konn­ten, daß ein Teil der ge­stal­ten­den Kräf­te von der Er­de auf den Mond über­ge­führt wur­de. Da­­durch ist die Men­schen­in­di­vi­dua­li­tät in den Be­reich der Mon­den­we­sen ge­kom­men. Und es konn­te im leib­f­rei­en Zu­­­stan­de der Nach­klang an die Er­den­in­di­vi­dua­li­tät nur da­durch wir­ken, daß auch für die­sen Zu­stand die See­le im Be­reich der mäch­ti­gen Geis­ter blieb, wel­che die Mond­ab­t­ren­nung her­bei­ge­führt hat­ten. Der Vor­gang bil­de­te sich so her­aus, daß un­mit­tel­bar nach dem Ver­las­sen des Er­den­lei­­bes die See­le nur wie in ei­nem von den Mon­den­we­sen zu­­rück­ge­wor­fe­nen Glanz die ho­hen Son­nen­we­sen se­hen konn­te. Erst, wenn sie durch das Schau­en die­ses Ab­glan­zes ge­nü­gend vor­be­rei­tet war, kam die See­le zum An­blick der ho­hen Son­­nen­we­sen selbst.

Auch das Mi­ne­ral­reich der Er­de ist durch Aus­sto­ßung aus der all­ge­mei­nen Mensch­heits­ent­wi­cke­lung ent­stan­den. Sei­ne Ge­bil­de sind das­je­ni­ge, was ver­fes­tigt ge­b­lie­ben ist, als der Mond sich von der Er­de trenn­te. Zu die­sen Ge­bil­den fühl­te sich vom See­len­haf­ten nur das­je­ni­ge hin­ge­zo­gen, was auf der Sa­turn­stu­fe ste­hen­ge­b­lie­ben war, was al­so nur ge­eig­net ist, phy­si­sche For­men zu bil­den. Al­le Er­eig­nis­se, von de­nen hier und im fol­gen­den die Re­de ist, spiel­ten sich im Lau­fe ge­wal­tig lan­ger Zei­träu­me ab. Doch kann auf Zeit­be­stim­­mun­gen hier nicht ein­ge­gan­gen wer­den.

Die ge­schil­der­ten Vor­gän­ge stel­len die Er­den­ent­wi­cke­­lung von der äu­ße­ren Sei­te dar; von der Sei­te des Geis­tes be­trach­tet, er­gibt sich das Fol­gen­de. Die geis­ti­gen We­sen­hei­ten, wel­che den Mond aus der Er­de her­aus­zo­gen und ihr ei­ge­nes Da­sein mit dem Mon­de ver­ban­den al­so Er­den-­Mon­den­we­sen wur­den , be­wirk­ten durch die Kräf­te, die

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sie von dem letz­te­ren Welt­kör­per aus auf die Er­de sand­ten, ei­ne ge­wis­se Ge­stal­tung der men­sch­li­chen Or­ga­ni­sa­ti­on. Ih­re Wir­kung ging auf das vom Men­schen er­wor­be­ne «Ich». In dem Zu­sam­men­spiel die­ses «Ich» mit As­tral­leib, Äther­leib und phy­si­schem Leib mach­te sich die­se Wir­kung gel­tend. Durch sie ent­stand im Men­schen die Mög­lich­keit, die weis­heits­vol­le Ge­stal­tung der Welt in sich be­wußt zu spie­geln, sie ab­zu­bil­den wie in ei­ner Er­kennt­nis­spie­ge­lung. Man er­in­ne­re sich, wie ge­schil­dert wor­den ist, daß wäh­rend der al­ten Mon­den­zeit der Mensch durch die da­ma­li­ge Ab­t­ren­­nung von der Son­ne in sei­ner Or­ga­ni­sa­ti­on ei­ne ge­wis­se Selb­stän­dig­keit, ei­nen freie­ren Grad des Be­wußt­seins er­wor­ben hat, als der war, wel­cher un­mit­tel­bar von den Son­­nen­we­sen aus­ge­hen konn­te. Die­ses freie, selb­stän­di­ge Be­wußt­sein trat als Er­be der al­ten Mon­den­ent­wi­cke­lung wie­der auf wäh­rend der cha­rak­te­ri­sier­ten Zeit der Er­den­ent­wi­cke­lung. Es konn­te aber ge­ra­de die­ses Be­wußt­sein, durch den Ein­fluß der ge­kenn­zeich­ne­ten Er­den-Mon­den­­we­sen wie­der zum Ein­klan­ge mit dem Wel­tall ge­bracht, zu ei­nem Ab­bil­de des­sel­ben ge­macht wer­den. Das wä­re ge­sche­hen, wenn sich kein an­de­rer Ein­fluß gel­tend ge­macht hät­te. Oh­ne ei­nen sol­chen wä­re der Mensch ein We­sen ge­wor­den mit ei­nem Be­wußt­sein, des­sen In­halt wie durch Na­tur­no­t­wen­dig­keit, nicht durch sein frei­es Ein­g­rei­fen die Welt in den Bil­dern des Er­kennt­nis­le­bens ge­spie­gelt hät­te. Es ist die­ses nicht so ge­wor­den. Es grif­fen in die Ent­wi­cke­lung des Men­schen ge­ra­de zur Zeit der Mon­den­ab­spal­tung ge­wis­se geis­ti­ge We­sen­hei­ten ein, wel­che von ih­rer Mon­den­na­tur so viel zu­rück­be­hal­ten hat­ten, daß sie nicht teil­neh­men kon­n­­ten an dem Hin­aus­gang der Son­ne aus der Er­de. Und daß sie auch aus­ge­sch­los­sen wa­ren von den Wir­kun­gen der We­­sen,

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wel­che vom Er­den-Mon­de aus zur Er­de hin sich tä­tig er­wie­sen. Die­se We­sen mit der al­ten Mon­den­na­tur wa­ren ge­wis­ser­ma­ßen mit un­re­gel­mä­ß­i­ger Ent­wi­cke­lung auf die Er­de ge­bannt. In ih­rer Mond­na­tur lag ge­ra­de das, was wäh­rend der al­ten Mon­den­ent­wi­cke­lung sich ge­gen die Son­nen­geis­ter auf ge­lehnt hat­te, was da­mals dem Men­schen in­so­fern zum Se­gen war, als durch es der Mensch zu ei­nem selb­stän­­di­gen, frei­en Be­wußt­s­eins­zu­stand ge­führt wor­den war. Die Fol­gen der ei­gen­ar­ti­gen Ent­wi­cke­lung die­ser We­sen wäh­rend der Er­den­zeit brach­ten es mit sich, daß sie wäh­rend der­sel­­ben zu Geg­nern wur­den der­je­ni­gen We­sen, die vom Mon­de aus das men­sch­li­che Be­wußt­sein zu ei­nem not­wen­di­gen Er­kennt­nis­spie­gel der Welt ma­chen woll­ten. Was auf dem al­ten Mon­de dem Men­schen zu ei­nem höhe­ren Zu­stan­de ver­half, er­gab sich als das Wi­der­st­re­ben­de ge­gen­über der Ein­rich­tung, wel­che durch die Er­den­ent­wi­cke­lung mög­lich ge­wor­den war. Die wi­der­st­re­ben­den Mäch­te hat­ten sich aus ih­rer Mon­den­na­tur die Kraft mit­ge­bracht, auf den men­sch­­li­chen As­tral­leib zu wir­ken, näm­lich im Sin­ne der obi­gen Dar­le­gun­gen die­sen selb­stän­dig zu­ma­chen. Sie üb­ten die­se Kraft aus, in­dem sie die­sem As­tral­leib ei­ne ge­wis­se Sel­b­­stän­dig­keit auch nun­mehr für die Er­den­zeit ga­ben ge­gen­­über dem not­wen­di­gen (un­f­rei­en) Be­wußt­s­eins­zu­stan­de, wel­cher durch die We­sen des Er­den­mon­des be­wirkt wur­de. Es ist schwie­rig, mit gang­ba­ren Wor­ten zum Aus­dru­cke zu brin­gen, wie die Wir­kun­gen der cha­rak­te­ri­sier­ten geis­ti­gen We­sen­hei­ten auf den Men­schen in der ge­kenn­zeich­ne­ten Ur­­zeit wa­ren. Man darf sie we­der den­ken wie ge­gen­wär­ti­ge Na­tur-Ein­flüs­se, noch et­wa so, wie die Wir­kung des ei­nen Men­schen auf den an­dern ge­schieht, wenn der ers­te­re in dem zwei­ten durch Wor­te in­ne­re Be­wußt­s­eins­kräf­te wach­ruft,

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wo­durch der zwei­te et­was ver­ste­hen lernt oder zu ei­ner Tu­­gend oder Un­tu­gend an­ge­regt wird. Die ge­mein­te Wir­kung in der Ur­zeit war kei­ne Na­tur­wir­kung, son­dern ein gei­s­ti­ger Ein­fluß, aber ein sol­cher, der auch geis­tig wirk­te, der sich als geis­ti­ger über­trug von den höhe­ren Geist­we­sen auf den Men­schen ge­mäß dem da­ma­li­gen Be­wußt­s­eins­zu­stan­de die­ses Men­schen. Wenn man die Sa­che wie ei­ne Na­tur­wir­kung denkt, so trifft man ganz und gar nicht ih­re wah­re We­sen­heit. Wenn man da­ge­gen sagt, die We­sen­hei­ten mit der al­ten Mon­den­na­tur tra­ten an den Men­schen heran, um ihn für ih­re Zie­le «ver­füh­r­end» zu ge­win­nen, so ge­braucht man ei­nen sym­bo­li­schen Aus­druck, der gut ist, so­lan­ge man sich sei­ner Sinn­bild­lich­keit be­wußt bleibt und sich zu­g­leich klar ist, daß hin­ter dem Sym­bol ei­ne geis­ti­ge Tat­sa­che steht.

Die Wir­kung, die von den im Mon­den­zu­stand zu­rück­ge­­b­lie­be­nen Geist­we­sen auf den Men­schen aus­ging, hat­te nun für die­sen ein Zwei­fa­ches zur Fol­ge. Sein Be­wußt­sein wur­de da­durch des Cha­rak­ters ei­nes blo­ßen Spie­gels des Wel­talls ent­k­lei­det, weil im men­sch­li­chen As­tral­lei­be die Mög­lich­keit er­regt wur­de, von die­sem aus die Be­wußt­s­eins­bil­der zu re­geln und zu be­herr­schen. Der Mensch wur­de der Herr sei­ner Er­kennt­nis. And­rer­seits aber wur­de der Aus­gangs­­­punkt die­ser Herr­schaft eben der As­tral­leib; und das die­sem über­ge­ord­ne­te «Ich» kam da­durch in ste­ti­ge Ab­hän­gig­keit von ihm. Da­durch ward der Mensch in der Zu­kunft den fort­dau­ern­den Ein­flüs­sen ei­nes nie­de­ren Ele­men­tes in sei­ner Na­tur aus­ge­setzt. Er konn­te in sei­nem Le­ben un­ter die Höhe her­ab­sin­ken, auf die er durch die Er­den-Mon­den­we­sen im Wel­ten­gan­ge ge­s­tellt war. Und es blieb für die Fol­ge­zeit für ihn der fort­dau­ern­de Ein­fluß der cha­rak­te­ri­sier­ten un­re­gel­­mä­ß­ig ent­wi­ckel­ten Mond­we­sen auf sei­ne Na­tur be­ste­hen.

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Man kann die­se Mond­we­sen im Ge­gen­satz zu den an­dern, wel­che vom Er­den­mon­de aus das Be­wußt­sein zum Wel­ten­spie­gel form­ten, aber kei­nen frei­en Wil­len ga­ben, die lu­zi­­fe­ri­schen Geis­ter nen­nen. Die­se brach­ten dem Men­schen die Mög­lich­keit, in sei­nem Be­wußt­sein ei­ne freie Tä­tig­keit zu ent­fal­ten, da­mit aber auch die Mög­lich­keit des Irr­tums, des Bö­sen.

Die Fol­ge die­ser Vor­gän­ge war, daß der Mensch in ein an­de­res Ver­hält­nis zu den Son­nen­geis­tern kam, als ihm vor­­­be­stimmt war durch die Er­den-Mond­geis­ter. Die­se woll­ten den Spie­gel sei­nes Be­wußt­seins so ent­wi­ckeln, daß im gan­­zen men­sch­li­chen See­len­le­ben der Ein­fluß der Son­nen­geis­ter das Be­herr­schen­de ge­we­sen wä­re. Die­se Vor­gän­ge wur­den durch­k­reuzt und im Men­schen­we­sen der Ge­gen­satz ge­schaf­­fen zwi­schen dem Son­nen­geist-Ein­fluß und dem Ein­fluß der Geis­ter mit un­re­gel­mä­ß­i­ger Mon­den­ent­wi­cke­lung. Durch die­sen Ge­gen­satz ent­stand im Men­schen auch das Un­ver­­­mö­gen, die phy­si­schen Son­nen­wir­kun­gen als sol­che zu er­ken­nen; sie blie­ben ihm ver­bor­gen hin­ter den ir­di­schen Ein­drü­cken der Au­ßen­welt. Das As­tra­li­sche im Men­schen, er­füllt von die­sen Ein­drü­cken, wur­de in den Be­reich des «Ich» ge­zo­gen. Die­ses «Ich», wel­ches sonst nur den ihm von den «Geis­tern der Form» ver­lie­he­nen Fun­ken des Feu­ers ver­spürt hät­te und in al­lem, was das äu­ße­re Feu­er be­traf, sich den Ge­bo­ten die­ser Geis­ter un­ter­ge­ord­net hät­te, wirk­te nun­mehr auch durch das ihm selbst ein­ge­impf­te Ele­ment auf die äu­ße­ren Wär­me-Er­schei­nun­gen. Es stell­te da­durch ein An­zie­hungs­band her zwi­schen sich und dem Er­den­feu­er. Da­durch ver­s­trick­te es den Men­schen mehr, als das ihm vor­­­be­stimmt war, in die ir­di­sche Stof­f­lich­keit. Wäh­rend er vor­­her ei­nen phy­si­schen Leib hat­te, der in sei­nen Haupt­tei­len aus

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Feu­er, Luft und Was­ser be­stand und dem nur et­was wie ein Schat­ten­bild von Erd­sub­stanz bei­ge­setzt war, wur­de jetzt der Leib aus Er­de dich­ter. Und wäh­rend vor­her der Mensch mehr als ein fein­or­ga­ni­sier­tes We­sen über dem fes­ten Erd­bo­den in ei­ner Art schwim­mend-schwe­ben­der Be­we­gung war, muß­te er nun­mehr «aus dem Er­de­n­um­kreis» her­ab­s­tei­gen auf Tei­le der Er­de, die schon mehr oder we­ni­ger ver­fes­tigt wa­ren.

Daß sol­che phy­si­sche Wir­kun­gen der ge­schil­der­ten gei­s­ti­gen Ein­flüs­se ein­t­re­ten konn­ten, er­klärt sich dar­aus, daß die­se Ein­flüs­se der­art wa­ren, wie es oben ge­schil­dert wor­den ist. Sie wa­ren eben we­der Na­tu­r­ein­flüs­se noch sol­che, die see­lisch von Mensch zu Mensch wir­ken. Die letz­te­ren er­­st­re­cken ih­re Wir­kung nicht so weit ins Kör­per­li­che wie die geis­ti­gen Kräf­te, wel­che hier in Be­tracht kom­men.

Weil der Mensch nach sei­nen ei­ge­nen, dem Irr­tum un­ter­wor­fe­nen Vor­stel­lun­gen sich den Ein­flüs­sen der Au­ßen­welt aus­setz­te, weil er nach Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten leb­te, wel­che er nicht nach höhe­ren geis­ti­gen Ein­flüs­sen re­geln ließ, trat die Mög­lich­keit von Krank­hei­ten auf. Ei­ne be­son­de­re Wir­kung des lu­zi­fe­ri­schen Ein­flus­ses war aber die­je­ni­ge, daß nun­mehr der Mensch sein ein­zel­nes Er­den­le­ben nicht wie ei­ne Fort­set­zung des leib­f­rei­en Da­seins füh­len konn­te. Er nahm nun­mehr sol­che Er­den­ein­drü­cke auf, wel­che durch das ein­ge­impf­te as­tra­li­sche Ele­ment er­lebt wer­den konn­ten und wel­che mit den Kräf­ten sich ver­ban­den, wel­che den phy­­si­schen Leib zer­stö­ren. Das emp­fand der Mensch als Ab­s­ter­ben sei­nes Er­den­le­bens. Und der durch die men­sch­li­che Na­tur selbst be­wirk­te «Tod» trat da­durch auf. Da­mit ist auf ein be­deut­sa­mes Ge­heim­nis in der Men­schen­na­tur ge­­deu­tet, auf den Zu­sam­men­hang des men­sch­li­chen As­tral­­lei­bes mit den Krank­hei­ten und dem To­de.

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Für den men­sch­li­chen Le­bens­leib tra­ten nun be­son­de­re Ver­hält­nis­se ein. Er wur­de in ein sol­ches Ver­hält­nis zwi­schen phy­si­schem Leib und As­tral­leib hin­ein­ge­g­lie­dert, daß er in ge­wis­ser Be­zie­hung den Fähig­kei­ten entzo­gen wur­de, wel­che sich der Mensch durch den lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß an­­ge­eig­net hat­te. Ein Teil die­ses Le­bens­lei­bes blieb au­ßer dem phy­si­schen Lei­be so, daß er nur von höhe­ren We­sen­hei­ten, nicht von dem men­sch­li­chen Ich be­herrscht wer­den konn­te. Die­se höhe­ren We­sen­hei­ten wa­ren die­je­ni­gen, wel­che bei der Son­nen­t­ren­nung die Er­de ver­las­sen hat­ten, um un­ter der Füh­rung ei­nes ih­rer er­ha­be­nen Ge­nos­sen ei­nen an­dern Wohn­­sitz ein­zu­neh­men. Wä­re der cha­rak­te­ri­sier­te Teil des Le­bens­lei­bes mit dem as­tra­li­schen Lei­be ve­r­ei­nigt ge­b­lie­ben, so hät­te der Mensch über­sinn­li­che Kräf­te, die ihm vor­her ei­gen wa­ren, in sei­nen ei­ge­nen Di­enst ge­s­tellt. Er hät­te den lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß auf die­se Kräf­te aus­ge­dehnt. Da­durch hät­te sich der Mensch all­mäh­lich ganz von den Son­nen­we­sen­hei­ten los­ge­löst. Und sein Ich wä­re zu ei­nem völ­li­gen Er­den-Ich ge­wor­den. Es hät­te so kom­men müs­sen, daß die­ses Er­den-Ich nach dem To­de des phy­si­schen Lei­bes (be­zie­hungs­­wei­se schon bei des­sen Ver­fall) ei­nen an­dern phy­si­schen Leib, ei­nen Nach­kom­men-Leib, be­wohnt hät­te, oh­ne durch ei­ne Ver­bin­dung mit höhe­ren geis­ti­gen We­sen­hei­ten in ei­nem leib­f­rei­en Zu­stand hin­durch­zu­ge­hen. Der Mensch wä­re so zum Be­wußt­sein sei­nes Ich, aber nur als ei­nes «ir­di­schen Ich» ge­kom­men. Das wur­de ab­ge­wen­det durch je­nen Vor­­­gang mit dem Le­bens­lei­be, der durch die Erd­mon­den­we­sen be­wirkt wur­de. Das ei­gent­li­che in­di­vi­du­el­le Ich wur­de da­­durch so los­ge­löst vom blo­ßen Er­den-Ich, daß der Mensch sich wäh­rend des Er­den­le­bens al­ler­dings nur teil­wei­se als ei­ge­nes Ich fühl­te; zu­g­leich fühl­te er, wie sein Er­den-Ich

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ei­ne Fort­set­zung war des Er­den-Ichs sei­ner Vor­fah­ren durch die Ge­ne­ra­tio­nen hin­durch. Die See­le fühl­te im Er­den­le­ben ei­ne Art «Grup­pen-Ich» bis zu den fer­nen Ah­nen, und der Mensch emp­fand sich als Glied der Grup­pe. In dem leib­f­rei­en Zu­stand konn­te das in­di­vi­du­el­le Ich sich erst als Ein­­zel-We­sen füh­len. Aber der Zu­stand die­ser Ve­r­ein­ze­lung war da­durch be­ein­träch­tigt, daß das Ich mit der Er­in­ne­rung an das Er­den­be­wußt­sein (Er­den-Ich) be­haf­tet blieb. Das tr­üb­te den Blick für die geis­ti­ge Welt, die an­fing, sich zwi­­schen Tod und Ge­burt ähn­lich mit ei­nem Sch­lei­er zu ver­­­de­cken wie für den phy­si­schen Blick auf Er­den.

Der phy­si­sche Aus­druck all der Ve­r­än­de­run­gen, wel­che in der geis­ti­gen Welt ge­scha­hen, wäh­rend die Men­schen­ent­wi­cke­lung durch die ge­schil­der­ten Ver­hält­nis­se hin­durch­ging, war die all­mäh­li­che Re­ge­lung der ge­gen­sei­ti­gen Be­zie­hun­gen von Son­ne, Mond und Er­de (und im wei­te­ren Sin­ne noch an­de­rer Him­mels­kör­per). Von die­sen Be­zie­hun­gen sei als ei­ne Fol­ge der Wech­sel von Tag und Nacht her­vor­ge­ho­ben. (Die Be­we­gun­gen der Him­mels­kör­per wer­den durch die sie be­woh­nen­den We­sen ge­re­gelt. Die Be­we­gung der Er­de, durch wel­che Tag und Nacht ent­ste­hen, wur­de durch das Wech­sel­ver­hält­nis der ver­schie­de­nen über den Men­schen ste­hen­den Geis­ter be­wirkt. Eben­so war auch die Be­we­gung des Mon­­des zu­stan­de­ge­kom­men, da­mit nach der Tren­nung des Mon­­des von der Er­de, durch die Um­dre­hung des ers­ten um die zwei­te, die «Geis­ter der Form» auf den phy­si­schen Men­­schen­leib in der rech­ten Art, in dem rich­ti­gen Rhyth­mus, wir­ken konn­ten.) Bei Tag wirk­ten nun das Ich und der as­tra­li­sche Leib des Men­schen in dem phy­si­schen und dem Le­bens­leib. Bei Nacht hör­te die­se Wir­kung auf. Da tra­ten das Ich und der as­tra­li­sche Leib aus dem phy­si­schen und

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dem Le­bens­lei­be her­aus. Sie ka­men in die­ser Zeit ganz in den Be­reich der «Söh­ne des Le­bens» (En­gel), der «Feu­er­geis­ter» (Erz­en­gel), der «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» und der «Geis­ter der Form». Den phy­si­schen Leib und den Le­bens­leib faß­ten in die­ser Zeit au­ßer den «Geis­tern der Form» noch die «Geis­ter der Be­we­gung», die «Geis­ter der Weis­heit» und die «Thro­ne» in ihr Wir­kungs­ge­biet. So konn­ten die schäd­li­chen Ein­wir­kun­gen, wel­che wäh­rend des Ta­ges durch die Irr­tü­mer des as­tra­li­schen Lei­bes auf den Men­schen aus­ge­übt wur­den, wie­der aus­ge­bes­sert wer­den.

In­dem sich nun die Men­schen auf der Er­de wie­der ver­­­mehr­ten, war in den Nach­kom­men kein Grund mehr, daß nicht Men­schen­see­len in ih­nen zur Ver­kör­pe­rung hät­ten sch­rei­ten sol­len. So wie jetzt die Erd­mon­den­kräf­te wirk­ten, ge­stal­te­ten sich un­ter ih­rem Ein­flus­se die Men­schen­lei­ber durch­aus ge­eig­net zur Ver­kör­pe­rung von Men­schen­see­len. Und es wur­den jetzt die vor­her auf den Mars, den Ju­pi­ter usw. ent­rück­ten See­len auf die Er­de ge­lenkt. Es war da­durch für je­den Men­schen­nach­kom­men, der in der Ge­ne­ra­tio­nen­fol­ge ge­bo­ren wur­de, ei­ne See­le da. Das dau­er­te so durch lan­ge Zei­ten hin­durch, so daß der See­len­zu­zug auf der Er­de der Ver­meh­rung der Men­schen ent­sprach. Die­je­ni­gen See­­len, wel­che nun mit dem Er­den­to­de den Leib ver­lie­ßen, be­hiel­ten für den leib­f­rei­en Zu­stand den Nach­klang der ir­di­schen In­di­vi­dua­li­tät wie ei­ne Er­in­ne­rung zu­rück. Die­se Er­in­ne­rung wirk­te so, daß sie, wenn wie­der ein ih­nen en­t­­­sp­re­chen­der Leib auf der Er­de ge­bo­ren wur­de, sich wie­der in ei­nem sol­chen ver­kör­per­ten. Inn­er­halb der men­sch­li­chen Nach­kom­men­schaft gab es in der Fol­ge sol­che Men­schen, wel­che von au­ßen kom­men­de See­len hat­ten, die zum ers­ten Ma­le wie­der nach den ers­ten Zei­ten der Er­de auf die­ser er­schie­nen,

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und an­de­re mit ir­disch wie­der­ver­kör­per­ten See­len. Im­mer we­ni­ger wer­den nun in der Fol­ge­zeit der Er­den­ent­wi­cke­lung die zum ers­ten Ma­le er­schie­ne­nen jun­gen See­len und im­mer mehr die wie­der­ver­kör­per­ten. Doch be­stand das Men­schen­ge­sch­lecht für lan­ge Zei­ten aus den durch die­se Tat­sa­chen be­ding­ten bei­den Men­schen­ar­ten. Auf der Er­de emp­fand sich der Mensch nun­mehr durch das ge­mein­sa­me Grup­pen-Ich mit sei­nen Vor­fah­ren ver­bun­den. Das Er­­leb­nis des in­di­vi­du­el­len Ich war da­für um­so stär­ker im leib­f­rei­en Zu­stan­de zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt. Die­je­ni­gen See­len, wel­che, vom Him­mels­rau­me kom­­mend, in Men­schen­lei­bern ein­zo­gen, wa­ren in ei­ner an­dern La­ge als die­je­ni­gen, wel­che be­reits ein oder meh­re­re Er­den­le­ben hin­ter sich hat­ten. Die ers­te­ren brach­ten für das phy­­si­sche Er­den­le­ben als See­len nur die Be­din­gun­gen mit, wel­chen sie durch die höhe­re geis­ti­ge Welt und durch ih­re au­ßer dem Er­den­be­rei­che ge­mach­ten Er­leb­nis­se un­ter­wor­fen wa­­ren. Die an­dern hat­ten in frühe­ren Le­ben selbst Be­din­gun­­gen hin­zu­ge­fügt. Das Schick­sal je­ner See­len war nur von Tat­sa­chen be­stimmt, die au­ßer­halb der neu­en Er­den­ver­häl­t­­nis­se la­gen. Das­je­ni­ge der wie­der­ver­kör­per­ten See­len ist auch durch das­je­ni­ge be­stimmt, was sie selbst in frühe­ren Le­ben un­ter den ir­di­schen Ver­hält­nis­sen ge­tan ha­ben. Mit der Wie­der­ver­kör­pe­rung trat zu­g­leich das men­sch­li­che Ein­­zel-Kar­ma in die Er­schei­nung. Da­durch, daß der men­sch­li­che Le­bens­leib dem Ein­flus­se des As­tral­lei­bes in der oben an­ge­deu­te­ten Art entzo­gen wur­de, trat auch das Fortpflan­zungs­ver­hält­nis nicht in den Um­kreis des men­sch­li­chen Be­wußt­seins, son­dern es stand un­ter der Herr­schaft der gei­s­ti­gen Welt. Wenn sich ei­ne See­le nie­der­sen­ken soll­te auf den Erd­kreis, dann tra­ten die Im­pul­se für die Fortpfl­an­zung

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beim Er­den­men­schen auf. Der gan­ze Vor­gang war bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de für das ir­di­sche Be­wußt­sein in ein ge­heim­nis­vol­les Dun­kel ge­hüllt. Aber auch wäh­rend des Er­den­le­bens tra­ten die Fol­gen die­ser teil­wei­sen Tren­nung des Le­bens­lei­bes vom phy­si­schen Lei­be ein. Es konn­ten die Fähig­kei­ten die­ses Le­bens­lei­bes durch den geis­ti­gen Ein­fluß be­son­ders er­höht wer­den. Für das See­len­le­ben mach­te sich dies da­durch gel­tend, daß das Ge­dächt­nis sei­ne be­son­de­re Aus­bil­dung er­hielt. Das selb­stän­di­ge lo­gi­sche Den­ken war in die­ser Zeit des Men­schen nur in den al­le­r­ers­ten An­fän­gen. Da­für war die Er­in­ne­rungs­fähig­keit fast gren­zen­los. Nach au­ßen zeig­te sich, daß der Mensch ei­ne un­mit­tel­ba­re ge­­fühls­mä­ß­i­ge Er­kennt­nis von den Wir­kungs­kräf­ten al­les Le­ben­di­gen hat­te. Er konn­te die Kräf­te des Le­bens und der Fortpfl­an­zung der tie­ri­schen und na­ment­lich pflanz­li­chen Na­tur in sei­nen Di­enst stel­len. Was die Pflan­ze an­t­reibt zum Wach­sen, das zum Bei­spiel konn­te der Mensch aus der Pflan­ze her­aus­zie­hen und es ver­wen­den, wie ge­gen­wär­tig die Kräf­te der le­b­lo­sen Na­tur, zum Bei­spiel die in den Stein­koh­len schlum­mern­de Kraft aus die­ser her­aus­ge­zo­gen und da­zu ver­wen­det wird, Ma­schi­nen zu be­we­gen. (Nähe­res über die­se Sa­che fin­det man in mei­ner klei­nen Schrift «Un­­se­re at­lan­ti­schen Vor­fah­ren».) Auch das in­ne­re See­len­le­ben des Men­schen ve­r­än­der­te sich durch den lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß in der man­nig­fal­tigs­ten Art. Es könn­ten vie­le Ar­ten von Ge­füh­len und Emp­fin­dun­gen an­ge­führt wer­den, wel­che da­durch ent­stan­den sind. Nur ei­ni­ges mag er­wähnt wer­den. Bis zu die­sem Ein­flus­se hin wirk­te die Men­schen­see­le in dem, was sie zu ge­stal­ten und zu tun hat­te, im Sin­ne der Ab­si­ch­­ten höhe­rer geis­ti­ger We­sen­hei­ten. Der Plan zu al­lem, was aus­ge­führt wer­den soll­te, war von vorn­he­r­ein be­stimmt.

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Und in dem Gra­de, als das men­sch­li­che Be­wußt­sein über­haupt ent­wi­ckelt war, konn­te es auch vor­aus­se­hen, wie sich in der Zu­kunft die Din­ge nach dem vor­ge­faß­ten Pla­ne en­t­­wi­ckeln müs­sen. Die­ses vor­aus­schau­en­de Be­wußt­sein ging ver­lo­ren, als sich vor die Of­fen­ba­rung der höhe­ren geis­ti­gen We­sen­hei­ten der Sch­lei­er der ir­di­schen Wahr­neh­mun­gen hin­wob und in ih­nen die ei­gent­li­chen Kräf­te der Son­nen­we­sen sich ver­bar­gen. Un­ge­wiß wur­de nun­mehr die Zu­kunft. Und da­mit pflanz­te sich der See­le die Mög­lich­keit des Furcht­ge­­füh­l­es ein. Die Furcht ist ei­ne un­mit­tel­ba­re Fol­ge des Ir­r­­tums. Man sieht aber auch, wie mit dem lu­zi­fe­ri­schen Ein­flus­se der Mensch un­ab­hän­gig wur­de von be­stimm­ten Kräf­­ten, de­nen er vor­her wil­len­los hin­ge­ge­ben war. Er konn­te nun­mehr aus sich her­aus Ent­schlüs­se fas­sen. Die Frei­heit ist das Er­geb­nis die­ses Ein­flus­ses. Und die Furcht und ähn­li­che Ge­füh­le sind nur Be­g­lei­t­er­schei­nun­gen der Ent­wi­cke­lung des Men­schen zur Frei­heit.

Geis­tig an­ge­se­hen stellt sich das Auf­t­re­ten der Furcht so, daß inn­er­halb der Er­den­kräf­te, un­ter de­ren Ein­fluß der Mensch durch die lu­zi­fe­ri­schen Mäch­te ge­langt war, an­de­re Mäch­te wirk­sam wa­ren, die viel früh­er im Ent­wi­cke­lungs­­lau­fe als die lu­zi­fe­ri­schen Un­re­gel­mä­ß­ig­keit an­ge­nom­men hat­ten. Mit den Er­den­kräf­ten nahm der Mensch die Ein­flüs­se die­ser Mäch­te in sein We­sen he­r­ein. Sie ga­ben Ge­füh­­len, die oh­ne sie ganz an­ders ge­wirkt hät­ten, die Ei­gen­schaft der Furcht. Man kann die­se We­sen­hei­ten die ah­ri­ma­ni­schen nen­nen; sie sind die­sel­ben, die in Goe­thes Sin­ne me­phi­­sto­phe­lisch ge­nannt wer­den.

Wenn nun auch der lu­zi­fe­ri­sche Ein­fluß sich zu­nächst nur bei den fort­ge­schrit­tens­ten Men­schen gel­tend ge­macht hat, so dehn­te er sich doch bald auch über an­de­re aus. Es ver­­­misch­ten

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sich die Nach­kom­men der fort­ge­schrit­te­nen mit den oben cha­rak­te­ri­sier­ten we­ni­ger fort­ge­schrit­te­nen. Da­durch drang die lu­zi­fe­ri­sche Kraft auch zu den letz­te­ren. Aber der Le­bens­leib der von den Pla­ne­ten zu­rück­keh­ren­den See­len konn­te nicht in dem­sel­ben Gra­de ge­schützt wer­den wie der­je­ni­ge, wel­chen die Nach­kom­men der auf der Er­de ver­b­lie­be­nen hat­ten. Der Schutz die­ses letz­te­ren ging von ei­nem ho­hen We­sen aus, wel­ches im Kos­mos die Füh­rung da­mals hat­te, als sich die Son­ne von der Er­de trenn­te. Die­ses We­sen er­scheint auf dem Ge­bie­te, das hier be­trach­tet wird, als der Herr­scher im Son­nen­rei­che. Mit ihm zo­gen die­je­ni­gen er­ha­be­nen Geis­ter zum Son­nen­wohn­plat­ze, wel­che durch ih­re kos­mi­sche Ent­wi­cke­lung die Rei­fe da­zu er­langt hat­ten. Es gab aber auch sol­che We­sen, wel­che bei der Son­nen­t­ren­nung zu sol­cher Höhe nicht ge­s­tie­gen wa­ren. Sie muß­ten sich an­­de­re Schau­plät­ze su­chen. Sie wa­ren es eben, durch die es kam, daß aus je­ner ge­mein­sa­men Wel­t­sub­stanz, wel­che an­­fäng­lich im phy­si­schen Er­den­or­ga­nis­mus war, sich der Ju­pi­ter und an­de­re Pla­ne­ten los­lös­ten. Der Ju­pi­ter wur­de der Wohn­platz sol­cher nicht zur Son­nen­höhe her­an­ge­reif­ter We­sen. Das vor­ge­schrit­tens­te wur­de der Füh­rer des Ju­pi­ter. Wie der Füh­rer der Son­nen­ent­wi­cke­lung das «höhe­re Ich» wur­de, das im Le­bens­lei­be der Nach­kom­men der auf Er­den ver­b­lie­be­nen Men­schen wirk­te, so wur­de die­ser Ju­pi­ter­füh­­rer das «höhe­re Ich», das sich wie ein ge­mein­sa­mes Be­wußt­sein durch die Men­schen hin­durch­zog, wel­che ab­stamm­ten von ei­ner Ver­mi­schung von Spröß­lin­gen der auf Er­den ver­­b­lie­be­nen mit sol­chen Men­schen, die in der oben ge­schil­der­­ten Art erst auf der Er­de in der Zeit des Luf­t­e­le­men­tes auf­­­ge­t­re­ten und zum Ju­pi­ter über­ge­gan­gen wa­ren. Man kann im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft sol­che Men­schen «Ju­pi­ter­men­schen»

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nen­nen. Es wa­ren das Men­schen­nach­kömm­lin­ge, wel­che in je­ner al­ten Zeit noch Men­schen­see­len auf­ge­nom­­men hat­ten; doch sol­che, die, beim Be­ginn der Er­de­n­en­t­wi­cke­lung die ers­te Be­rüh­rung mit dem Feu­er mit­zu­ma­chen, noch nicht reif ge­nug wa­ren. Es wa­ren See­len zwi­schen dem Men­schen- und dem Tier­see­len­reich. Es gibt nun auch We­sen, wel­che sich un­ter der Füh­rung ei­nes höchs­ten aus der ge­mein­sa­men Wel­t­sub­stanz den Mars als Wohn­platz aus­ge­son­dert hat­ten. Un­ter ih­ren Ein­fluß kam ei­ne drit­te Art von Men­schen, die durch Ver­mi­schung ent­stan­den wa­ren, die «Mars­men­schen». (Es fällt von die­sen Er­kennt­nis­sen aus ein Licht auf die Ur­grün­de der Pla­ne­ten­ent­ste­hung un­­se­res Son­nen­sys­tems. Denn al­le Kör­per die­ses Sys­tems sind ent­stan­den durch die ver­schie­de­nen Rei­fe­zu­stän­de der sie be­woh­nen­den We­sen. Doch kann hier na­tür­lich nicht auf al­le Ein­zel­hei­ten der kos­mi­schen Glie­de­run­gen ein­ge­gan­gen wer­den.) Die­je­ni­gen Men­schen, wel­che in ih­rem Le­bens­lei­be das ho­he Son­nen­we­sen selbst als vor­han­den wahr­nah­men, kön­nen «Son­nen­men­schen» ge­nannt wer­den. Das We­sen, das in ih­nen als «höhe­res Ich» leb­te na­tür­lich nur in den Ge­ne­­ra­tio­nen, nicht im ein­zel­nen ist das­je­ni­ge, wel­ches spä­ter, als die Men­schen ei­ne be­wuß­te Er­kennt­nis von ihm er­lang­ten, mit ver­schie­de­nen Na­men be­legt wur­de und das den Ge­gen­warts­men­schen das ist, in dem sich ih­nen das Ver­hält­nis of­fen­bart, wel­ches der Chris­tus zum Kos­mos hat. Man kann dann noch «Sa­turn­men­schen» un­ter­schei­den. Bei ih­nen trat als «höhe­res Ich» ein We­sen auf, das vor der Son­nen­t­ren­nung mit sei­nen Ge­nos­sen die ge­mein­sa­me Wel­t­sub­stanz ver­las­sen muß­te. Es war dies ei­ne Art von Men­schen, wel­che nicht nur im Le­bens­lei­be, son­dern auch im phy­si­schen Lei­be ei­nen Teil hat­ten, wel­cher dem lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß entzo­gen blieb.

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Nun war bei den nie­d­ri­ger ste­hen­den Men­schen­ar­ten der Le­bens­leib doch zu we­nig ge­schützt, um den Ein­wir­kun­gen des lu­zi­fe­ri­schen We­sens ge­nü­gend wi­der­ste­hen zu kön­nen. Sie konn­ten die Will­kür des in ih­nen be­find­li­chen Feu­er­­fun­kens des «Ich» so weit aus­deh­nen, daß sie in ih­rem Um­k­rei­se mäch­ti­ge Feu­er­wir­kun­gen schäd­li­cher Art her­vor­rie­­fen. Die Fol­ge war ei­ne ge­wal­ti­ge Erd­ka­tastro­phe. Durch die Feu­er­stür­me ging ein gro­ßer Teil der da­mals be­wohn­ten Er­de zu­grun­de und mit ihm die dem Irr­tum ver­fal­le­nen Men­schen. Nur der kleins­te Teil, der vom Irr­tum zum Teil un­be­rührt ge­b­lie­ben war, konn­te sich auf ein Ge­biet der Er­de ret­ten, das bis da­hin ge­schützt war vor dem ver­der­b­­li­chen men­sch­li­chen Ein­flus­se. Als ein sol­cher Wohn­platz, der sich für die neue Mensch­heit be­son­ders eig­ne­te, stell­te sich das Land her­aus, das auf dem Fle­cke der Er­de war, der ge­­gen­wär­tig vom At­lan­ti­schen Oze­an be­deckt wird. Dort­hin zog sich der am reins­ten vom Irr­tum ge­b­lie­be­ne Teil der Men­schen. Nur ver­sp­reng­te Men­scheits­g­lie­der be­wohn­ten an­de­re Ge­gen­den. Im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft kann man das Er­den­ge­biet zwi­schen dem ge­gen­wär­ti­gen Eu­ro­pa, Afri­ka und Ame­ri­ka, das einst­mals be­stan­den hat, «At­lan­­tis» nen­nen. (In der ent­sp­re­chen­den Li­te­ra­tur wird in ei­ner ge­wis­sen Art auf den cha­rak­te­ri­sier­ten dem at­lan­ti­schen vor­an­ge­gan­ge­nen Ab­schnitt der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung hin­­ge­wie­sen. Er wird da das le­mu­ri­sche Zei­tal­ter der Er­de ge­nannt, dem das at­lan­ti­sche folg­te. Da­ge­gen kann die Zeit, in wel­cher die Mon­den­kräf­te ih­re Haupt­wir­kun­gen noch nicht ent­fal­tet hat­ten, das hy­per­bo­räi­sche Zei­tal­ter ge­nannt wer­den. Die­sem geht noch ein an­de­res voran, das al­so mit der al­le­r­ers­ten Zeit der phy­si­schen Er­den­ent­wi­cke­lung zu­­­sam­men­fällt. In der bib­li­schen Über­lie­fe­rung wird die Zeit

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vor der Ein­wir­kung der lu­zi­fe­ri­schen We­sen als die pa­ra­die­si­sche Zeit ge­schil­dert und das Her­ab­s­tei­gen auf die Er­de, das Ver­s­trickt­wer­den der Men­schen in die Sin­nen­welt, als die Ver­t­rei­bung aus dem Pa­ra­die­se.)

Die Ent­wi­cke­lung im at­lan­ti­schen Ge­biet war die Zeit der ei­gent­li­chen Son­de­rung in Sa­turn-, Son­nen-, Ju­pi­ter- und Mars­men­schen. Vor­her wur­den da­zu ei­gent­lich erst die An­la­gen ent­fal­tet. Nun hat­te die Schei­dung von Wach- und Schlaf­zu­stand für das Men­schen­we­sen noch be­son­de­re Fol­­gen, die be­son­ders bei der at­lan­ti­schen Mensch­heit her­vor­­t­ra­ten. Wäh­rend der Nacht wa­ren des Men­schen as­tra­li­scher Leib und Ich im Be­rei­che der über ihm ste­hen­den We­sen bis zu den «Geis­tern der Per­sön­lich­keit» hin­auf. Durch den­je­ni­gen Teil sei­nes Le­bens­lei­bes, der nicht mit dem phy­­si­schen Lei­be ver­bun­den war, konn­te der Mensch die Wahr­­neh­mung der «Söh­ne des Le­bens» (En­gel) und der «Feu­er­geis­ter» (Erz­en­gel) ha­ben. Denn er konn­te mit dem nicht vom phy­si­schen Leib durch­drun­ge­nen Teil des Le­bens­lei­bes wäh­rend des Schla­fens ve­r­ei­nigt blei­ben. Die Wahr­neh­mung der «Geis­ter der Per­sön­lich­keit» blieb al­ler­dings un­deu­t­­lich, eben we­gen des lu­zi­fe­ri­schen Ein­flus­ses. Mit den En­geln und Erz­en­geln wur­den aber auf die­se Art für den Men­schen in dem ge­schil­der­ten Zu­stan­de auch die­je­ni­gen We­sen sich­t­­bar, wel­che als auf Son­ne oder Mond Zu­rück­ge­b­lie­be­ne nicht das Er­den­da­sein an­t­re­ten konn­ten. Sie muß­ten des­halb in der see­lisch-geis­ti­gen Welt ver­b­lei­ben. Der Mensch zog sie aber durch das lu­zi­fe­ri­sche We­sen in den Be­reich sei­ner vom phy­si­schen Leib ge­t­renn­ten See­le. Da­durch kam er mit We­sen in Be­rüh­rung, wel­che in ho­hem Gra­de ver­füh­re­risch auf ihn wirk­ten. Sie ver­mehr­ten in der See­le den Trieb zum Irr­tum; na­ment­lich zum Mißbrauch der Wachs­tums- und Fortpfl­an­zungs­kräf­te,

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wel­che durch die Tren­nung von phy­si­schem Leib und Le­bens­leib in sei­ner Macht stan­den.

Es war nun für ein­zel­ne Men­schen des at­lan­ti­schen Zeit­al­ters die Mög­lich­keit ge­ge­ben, sich so we­nig als mög­lich in die Sin­nen­welt zu ver­s­tri­cken. Durch sie wur­de der lu­zi­­fe­ri­sche Ein­fluß aus ei­nem Hin­der­nis der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung zum Mit­tel ei­nes höhe­ren Fort­sch­rei­tens. Sie wa­ren durch ihn in der La­ge, früh­er, als es sonst mög­lich ge­we­sen wä­re, die Er­kennt­nis für die Er­den­din­ge zu ent­fal­­ten. Da­bei ver­such­ten die­se Men­schen den Irr­tum aus ih­rem Vor­stel­lungs­le­ben zu ent­fer­nen und die ur­sprüng­li­chen Ab­­sich­ten der geis­ti­gen We­sen aus den Er­schei­nun­gen der Welt zu er­grün­den. Sie hiel­ten sich frei von den nach der blo­ßen Sin­nen­welt ge­lenk­ten Trie­ben und Be­gier­den des as­tra­li­schen Lei­bes. Da­durch wur­den sie von des­sen Irr­tü­mern im­mer frei­er. Das führ­te bei ih­nen Zu­stän­de her­bei, durch wel­che sie bloß in je­nem Tei­le des Le­bens­lei­bes wahr­nah­men, wel­cher in der ge­schil­der­ten Wei­se vom phy­si­schen Lei­be ge­t­rennt war. In sol­chen Zu­stän­den war das Wahr­neh­mungs­ver­mö­gen des phy­si­schen Lei­bes wie aus­ge­löscht und die­ser selbst wie tot. Dann wä­ren sie durch den Le­bens­leib ganz ver­bun­den mit dem Rei­che der «Geis­ter der Form» und konn­ten von die­sen er­fah­ren, wie sie ge­führt und ge­lenkt wer­den von je­nem ho­hen We­sen, das die Füh­rung hat­te bei der Tren­nung von Son­ne und Er­de, und durch das sich spä­ter den Men­schen das Ver­ständ­nis für den «Chris­tus» er­öff­ne­te. Sol­che Men­schen wa­ren Ein­ge­weih­te (In­i­ti­ier­te). Weil aber des Men­schen In­di­vi­dua­li­tät in der oben ge­schil­­der­ten Art in den Be­reich der Mond­we­sen ge­kom­men war, so konn­ten auch die­se Ein­ge­weih­ten in der Re­gel von dem Son­nen­we­sen nicht un­mit­tel­bar be­rührt wer­den, son­dern es

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konn­te ih­nen nur wie in ei­ner Spie­ge­lung durch die Mond­we­sen ge­zeigt wer­den. Sie sa­hen dann nicht das Son­nen­we­sen un­mit­tel­bar, son­dern des­sen Ab­glanz. Sie wur­den die Füh­rer der an­de­ren Mensch­heit, de­nen sie die er­schau­ten Ge­heim­nis­se mit­tei­len konn­ten. Sie zo­gen sich Schü­ler heran, de­nen sie die We­ge zur Er­lan­gung des Zu­stan­des wie­sen, wel­cher zur Ein­wei­hung führt. Zur Er­kennt­nis des­sen, was früh­er durch «Chris­tus» sich of­fen­bar­te, konn­ten nur sol­che Men­schen ge­lan­gen, die in an­ge­deu­te­tem Sin­ne zu den Son­nen­men­schen ge­hör­ten. Sie pf­leg­ten ihr ge­heim­nis­vol­les Wis­sen und die Ver­rich­tun­gen, wel­che da­zu führ­ten, an ei­ner be­son­de­ren Stät­te, wel­che hier das Chris­tus- oder Son­nen­ora­kel ge­nannt wer­den soll. (Ora­cu­lum im Sin­ne ei­nes Or­­tes, wo die Ab­sich­ten geis­ti­ger We­sen ver­nom­men wer­den.) Das hier in be­zug auf den Chris­tus Ge­sag­te wird nur dann nicht mißv­er­stan­den wer­den, wenn man be­denkt, daß die über­sinn­li­che Er­kennt­nis in dem Er­schei­nen des Chris­tus auf der Er­de ein Er­eig­nis se­hen muß, auf das als ein in der Zu­­kunft Be­vor­ste­hen­des die­je­ni­gen hin­ge­wie­sen ha­ben, wel­che vor die­sem Er­eig­nis mit dem Sinn der Er­den­ent­wi­cke­lung be­kannt wa­ren. Man gin­ge fehl, wenn man bei die­sen «Ein­­ge­weih­ten» ein Ver­hält­nis zu dem Chris­tus vor­aus­set­zen wür­de, das erst durch die­ses Er­eig­nis mög­lich ge­wor­den ist. Aber das konn­ten sie pro­phe­tisch be­g­rei­fen und ih­ren Schü­­lern be­g­reif­lich ma­chen: «Wer von der Macht des Son­nen­we­sens be­rührt ist, der sieht den Chris­tus an die Er­de her­an­­kom­men.»

An­de­re Ora­kel wur­den ins Le­ben ge­ru­fen von den An­­ge­hö­ri­gen der Sa­turn-, Mars- und Ju­pi­ter­mensch­heit. De­ren Ein­ge­weih­te führ­ten ihr An­schau­en nur bis zu den We­sen­hei­ten, wel­che als ent­sp­re­chen­de «höhe­re Iche» in ih­ren Le­bens­lei­bern

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ent­hüllt wer­den konn­ten. So ent­stan­den Be­ken­­ner der Sa­turn-, der Ju­pi­ter-, der Mars­weis­heit. Au­ßer die­sen Ein­wei­hungs­me­tho­den gab es sol­che für Men­schen, wel­che vom lu­zi­fe­ri­schen We­sen zu viel in sich auf­ge­nom­men hat­ten, um ei­nen so gro­ßen Teil des Le­bens­lei­bes vom phy­si­schen Lei­be ge­t­rennt sein zu las­sen wie die Son­nen­men­schen. Sie konn­ten auch nicht durch die ge­nann­ten Zu­stän­de bis zur pro­phe­ti­schen Chris­tus-Of­fen­ba­rung ge­bracht wer­den. Sie muß­ten we­gen ih­res mehr vom lu­zi­fe­ri­schen Prin­zip be­ein­fluß­ten As­tral­lei­bes schwie­ri­ge­re Vor­be­rei­tun­gen durch­­­ma­chen, und dann konn­ten sie in ei­nem we­ni­ger leib­f­rei­en Zu­stand als die an­dern zwar nicht die Of­fen­ba­rung des Chri­s­tus selbst ent­hüllt er­hal­ten, aber die an­de­rer ho­her We­sen. Es gab sol­che We­sen, wel­che zwar bei der Son­nen­t­ren­nung die Er­de ver­las­sen ha­ben, aber doch nicht auf der Höhe stan­­den, daß sie die Son­nen­ent­wi­cke­lung auf die Dau­er hät­ten mit­ma­chen kön­nen. Sie glie­der­ten sich nach der Tren­nung von Son­ne und Er­de ei­nen Wohn­platz von der Son­ne ab, die Ve­nus. De­ren Füh­rer wur­de das We­sen, wel­ches nun für die ge­schil­der­ten Ein­ge­weih­ten und ih­re An­hän­ger zum «höhe­ren Ich» wur­de. Ein ähn­li­ches ge­schah mit dem füh­­ren­den Geist des Mer­kur für ei­ne an­de­re Art Men­schen. So ent­stan­den das Ve­nus- und das Mer­ku­rora­kel. Ei­ne ge­wis­se Art von Men­schen, die am meis­ten von dem lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß auf­ge­nom­men hat­ten, konn­te nur zu ei­nem We­sen ge­lan­gen, wel­ches mit sei­nen Ge­nos­sen am früh­es­ten von der Son­nen­ent­wi­cke­lung wie­der aus­ge­sto­ßen wor­den ist. Es hat die­ses kei­nen be­son­de­ren Pla­ne­ten im Wel­ten­raum, son­­dern lebt im Um­kreis der Er­de selbst noch, mit der es sich wie­der ve­r­ei­nigt hat nach der Rück­kehr von der Son­ne. Die­je­ni­gen Men­schen, wel­chen sich die­ses We­sen als höhe­res Ich

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ent­hüll­te, kön­nen die An­hän­ger des Vul­kano­ra­kels ge­nannt wer­den. Ihr Blick war mehr den ir­di­schen Er­schei­nun­gen zu­ge­wen­det als der­je­ni­ge der üb­ri­gen Ein­ge­weih­ten. Sie le­g­­ten die ers­ten Grün­de zu dem, was spä­ter als Wis­sen­schaf­ten und Küns­te un­ter den Men­schen ent­stand. Die Mer­kur-Ein­­ge­weih­ten da­ge­gen be­grün­de­ten das Wis­sen von den mehr über­sinn­li­chen Din­gen; und in noch höhe­rem Gra­de ta­ten dies die Ve­nus-Ein­ge­weih­ten. Die Vul­kan-, Mer­kur- und Ve­nus-Ein­ge­weih­ten un­ter­schie­den sich von den Sa­turn-, Ju­pi­ter- und Mars-Ein­ge­weih­ten da­durch, daß die letz­te­ren ih­re Ge­heim­nis­se mehr als ei­ne Of­fen­ba­rung von oben em­p­­fin­gen, mehr in ei­nem fer­ti­gen Zu­stan­de; wäh­rend die er­s­te­­ren schon mehr in Form von ei­ge­nen Ge­dan­ken, von Ide­en ihr Wis­sen ent­hüllt er­hiel­ten. In der Mit­te stan­den die Chris­tus-Ein­ge­weih­ten. Sie er­hiel­ten mit der Of­fen­ba­rung in un­mit­tel­ba­rem Zu­stan­de auch zu­g­leich die Fähig­keit, in men­sch­li­che Be­griffs­for­men ih­re Ge­heim­nis­se zu klei­den. Die Sa­turn-, Ju­pi­ter- und Mars-Ein­ge­weih­ten muß­ten sich mehr in Sinn­bil­dern aus­sp­re­chen; die Chris­tus-, Ve­nus-, Mer­kur- und Vul­kan-Ein­ge­weih­ten konn­ten sich mehr in Vor­stel­lun­gen mit­tei­len.

Was auf die­se Art zur at­lan­ti­schen Mensch­heit ge­lang­te, kam auf dem Um­we­ge durch die Ein­ge­weih­ten. Aber auch die an­de­re Mensch­heit er­hielt durch das lu­zi­fe­ri­sche Prin­zip be­son­de­re Fähig­kei­ten, in­dem durch die ho­hen kos­mi­schen We­sen­hei­ten das zum Heil ver­wan­delt wur­de, was sonst zum Ver­der­ben hät­te wer­den kön­nen. Ei­ne sol­che Fähig­keit ist die der Spra­che. Sie wur­de dem Men­schen zu­teil durch sei­ne Ver­dich­tung in die phy­si­sche Stof­f­lich­keit und durch die Tren­nung ei­nes Tei­les sei­nes Le­bens­lei­bes vom phy­si­schen Leib. In den Zei­ten nach der Mon­den­t­ren­nung fühl­te sich

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der Mensch zu­nächst mit den phy­si­schen Vor­fah­ren durch das Grup­pen-Ich ver­bun­den. Doch ver­lor sich die­ses ge­mein­­sa­me Be­wußt­sein, wel­ches Nach­kom­men mit Vor­fah­ren ver­­­band, all­mäh­lich im Lau­fe der Ge­ne­ra­tio­nen. Die spä­te­ren Nach­kom­men hat­ten dann nur bis zu ei­nem nicht weit zu­­rück­lie­gen­den Vor­fah­ren die in­ne­re Er­in­ne­rung; zu den frühe­ren Ah­nen hin­auf nicht mehr. In den Zu­stän­den von Schla­fähn­lich­keit nur, in de­nen die Men­schen mit der gei­s­ti­gen Welt in Be­rüh­rung ka­men, tauch­te nun die Er­in­ne­rung an die­sen oder je­nen Vor­fah­ren wie­der auf. Die Men­schen hiel­ten sich dann wohl auch für eins mit die­sem Vor­fah­ren, den sie in ih­nen wie­de­r­er­schie­nen glaub­ten. Dies war ei­ne irr­tüm­li­che Idee von der Wie­der­ver­kör­pe­rung, wel­che na­ment­lich in der letz­ten at­lan­ti­schen Zeit auf­tauch­te. Die wah­re Leh­re von der Wie­der­ver­kör­pe­rung konn­te nur in den Schu­len der Ein­ge­weih­ten er­fah­ren wer­­den. Die Ein­ge­weih­ten schau­ten, wie im leib­f­rei­en Zu­stand die Men­schen­see­le von Ver­kör­pe­rung zu Ver­kör­pe­rung geht. Und sie al­lein konn­ten die Wahr­heit dar­über ih­ren Schü­l­ern mit­tei­len.

Die phy­si­sche Ge­stalt des Men­schen ist in der ur­fer­nen Ver­gan­gen­heit, von wel­cher hier die Re­de ist, noch weit ver­schie­den von der ge­gen­wär­ti­gen. Die­se Ge­stalt war in ei­nem ho­hen Gra­de noch der Aus­druck der see­li­schen Ei­gen­­schaf­ten. Der Mensch be­stand noch aus ei­ner fei­ne­ren, wei­che­ren Stof­f­lich­keit, als er spä­ter an­ge­nom­men hat. Was ge­gen­wär­tig ver­fes­tigt ist, war in den Glie­dern weich, bie­g­­sam und bild­sam. Ein mehr see­li­scher, geis­ti­ge­rer Mensch war von zar­tem, be­we­g­li­chem, aus­drucks­vol­lem Kör­per­bau. Ein geis­tig we­nig ent­wi­ckel­ter von gro­ben, un­be­we­g­li­chen, we­nig bild­sa­men Kör­per­for­men. See­li­sche Vor­ge­schrit­ten­heit

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zog die Glie­der zu­sam­men; die Ge­stalt wur­de klein er­hal­ten; see­li­sche Zu­rück­ge­b­lie­ben­heit und Ver­s­trickt­heit in die Sinn­lich­keit drück­te sich in rie­sen­haf­ter Grö­ße aus. Wäh­­rend der Mensch in der Wachs­tums­pe­rio­de war, form­te sich in ei­ner Art, die für ge­gen­wär­ti­ge Vor­stel­lun­gen fa­bel­haft, ja phan­tas­tisch er­schei­nen muß, der Kör­per nach dem, was in der See­le sich bil­de­te. Ver­dor­ben­heit in den Lei­den­schaf­ten, Trie­ben und In­s­tink­ten zog ein An­wach­sen des Ma­te­ri­el­len im Men­schen ins Rie­sen­haf­te nach sich. Die ge­gen­wär­ti­ge phy­si­sche Men­schen­ge­stalt ist durch Zu­sam­men­zie­hen, Ver­­­dich­tung und Ver­fes­ti­gung des at­lan­ti­schen Men­schen en­t­­­stan­den. Und wäh­rend vor der at­lan­ti­schen Zeit der Mensch als ein ge­t­reu­es Ab­bild sei­ner see­li­schen We­sen­heit vor­han­­den war, tru­gen ge­ra­de die Vor­gän­ge der at­lan­ti­schen En­t­­wi­cke­lung die Ur­sa­chen in sich, wel­che zu dem nachat­lan­­ti­schen Men­schen führ­ten, der in sei­ner phy­si­schen Ge­stalt fest und von den see­li­schen Ei­gen­schaf­ten ver­hält­nis­mä­ß­ig we­nig ab­hän­gig ist. (Das Tier­reich ist in sei­nen For­men in weit äl­te­ren Zei­ten auf der Er­de dicht ge­wor­den als der Mensch.) Die Ge­set­ze, wel­che ge­gen­wär­tig der Bil­dung der For­men in den Na­tur­rei­chen zu­grun­de lie­gen, dür­fen durch­­aus nicht auf fer­ne­re Ver­gan­gen­hei­ten aus­ge­dehnt wer­den.

Ge­gen die Mit­te der at­lan­ti­schen Ent­wi­cke­lungs­zeit mach­te sich all­mäh­lich ein Un­heil in der Mensch­heit gel­tend. Die Ge­heim­nis­se der Ein­ge­weih­ten hät­ten sorg­fäl­tig vor sol­chen Men­schen be­hü­tet wer­den müs­sen, wel­che nicht durch Vor­­be­rei­tung ih­ren As­tral­leib von Irr­tum ge­r­ei­nigt hat­ten. Er­lan­gen die­se ei­ne sol­che Ein­sicht in die ver­bor­ge­nen Er­kenn­t­­nis­se, in die Ge­set­ze, wo­durch die höhe­ren We­sen die Na­tur­kräf­te len­ken, so stel­len sie die­sel­ben in den Di­enst ih­rer ver­irr­ten Be­dürf­nis­se und Lei­den­schaf­ten. Die Ge­fahr war

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um so grö­ß­er, als ja die Men­schen, wie ge­schil­dert wor­den ist, in den Be­reich nie­de­rer Geis­tes­we­sen ka­men, wel­che die re­gel­mä­ß­i­ge Er­den­ent­wi­cke­lung nicht mit­ma­chen konn­ten, da­her ihr ent­ge­gen­wirk­ten. Die­se be­ein­fluß­ten die Men­schen fort­wäh­rend so, daß sie ih­nen In­ter­es­sen ein­flöß­ten, wel­che ge­gen das Heil der Mensch­heit in Wahr­heit ge­rich­tet wa­ren. Nun hat­ten aber die Men­schen noch die Fähig­keit, die Wachs­tums- und die Fortpfl­an­zungs­kräf­te der tie­ri­schen und der men­sch­li­chen Na­tur in ih­ren Di­enst zu stel­len. Den Ver­su­chun­gen von sei­ten nie­de­rer Geist­we­sen un­ter­la­gen nicht nur ge­wöhn­li­che Men­schen, son­dern auch ein Teil der Ein­ge­weih­ten. Sie ka­men da­zu, die ge­nann­ten über­sinn­li­chen Kräf­te in ei­nen Di­enst zu stel­len, wel­cher der Ent­wi­cke­lung der Mensch­heit zu­wi­der­lief. Und sie such­ten sich zu die­sem Di­enst Ge­nos­sen, wel­che nicht ein­ge­weiht wa­ren und wel­che ganz im nie­de­ren Sin­ne die Ge­heim­nis­se des über­sinn­li­chen Na­tur­wir­kens an­wand­ten. Die Fol­ge war ei­ne gro­ße Ver­­­derb­nis der Mensch­heit. Das Übel brei­te­te sich im­mer mehr aus. Und weil die Wachs­tums- und Fortpfl­an­zungs­kräf­te dann, wenn sie ih­rem Mut­ter­bo­den en­t­ris­sen und selb­stän­­dig ver­wen­det wer­den, in ei­nem ge­heim­nis­vol­len Zu­sam­men­han­ge ste­hen mit ge­wis­sen Kräf­ten, die in Luft und Was­ser wir­ken, so wur­den durch die men­sch­li­chen Ta­ten ge­wal­ti­ge ver­derb­li­che Na­tur­mäch­te ent­fes­selt. Das führ­te zur all­mäh­li­chen Zer­stör­ung des at­lan­ti­schen Ge­bie­tes durch Luft- und Was­ser­ka­tastro­phen der Er­de. Die at­lan­ti­sche Mensch­heit muß­te aus­wan­dern, in­so­fern sie in den Stür­men nicht zu­grun­de ging. Da­mals er­hielt die Er­de durch die­se Stür­me ein neu­es Ant­litz. Auf der ei­nen Sei­te ka­men Eu­ro­pa, Asi­en und Afri­ka all­mäh­lich zu den Ge­stal­ten, die sie ge­gen­wär­tig ha­ben. Auf der an­dern Sei­te Ame­ri­ka. Nach die­sen

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Län­dern gin­gen gro­ße Wan­der­zü­ge. Für un­se­re Ge­gen­wart sind be­son­ders die­je­ni­gen die­ser Zü­ge wich­tig, wel­che von der At­lan­tis ost­wärts gin­gen. Eu­ro­pa, Asi­en, Afri­ka wur­­den nach und nach von den Nach­kom­men der At­lan­tier be­­sie­delt. Ver­schie­de­ne Völ­ker schlu­gen da ih­re Wohn­sit­ze auf. Sie stan­den auf ver­schie­de­nen Höhen der Ent­wi­cke­lung, aber auch auf ver­schie­de­nen Höhen des Ver­derb­nis­ses. Und in ih­rer Mit­te zo­gen die Ein­ge­weih­ten, die Be­hü­ter der Or­a­kel-Ge­heim­nis­se. Die­se be­grün­de­ten in ver­schie­de­nen Ge­gen­­den Stät­ten, in de­nen die Di­ens­te des Ju­pi­ter, der Ve­nus und so wei­ter in gu­tem, aber auch in sch­lech­tem Sin­ne gepf­legt wur­den. Ei­nen be­son­ders un­güns­ti­gen Ein­fluß üb­te der Ver­­­rat der Vul­kan-Ge­heim­nis­se aus. Denn der Blick von de­ren Be­ken­nern war am meis­ten auf die ir­di­schen Ver­hält­nis­se ge­rich­tet. Die Mensch­heit wur­de durch die­sen Ver­rat in Ab­hän­gig­keit von geis­ti­gen We­sen ge­bracht, wel­che in­fol­ge ih­rer vor­an­ge­gan­ge­nen Ent­wi­cke­lung sich ge­gen al­les ab­leh­­nend ver­hiel­ten, was aus der geis­ti­gen Welt kam, die sich durch die Tren­nung der Er­de von der Son­ne ent­wi­ckelt hat­te. Sie wirk­ten ih­rer so ent­wi­ckel­ten An­la­ge ge­mäß ge­ra­de in dem Ele­men­te, wel­ches im Men­schen sich da­durch aus­bil­de­te, daß er in der sinn­li­chen Welt Wahr­neh­mun­gen hat­te, hin­ter de­nen das Geis­ti­ge sich ver­hüllt. Die­se We­sen er­lang­ten nun­mehr ei­nen gro­ßen Ein­fluß auf vie­le men­sch­­li­che Er­den­be­woh­ner. Und der­sel­be mach­te sich zu­nächst da­durch gel­tend, daß dem Men­schen das Ge­fühl für das Geis­ti­ge im­mer mehr ge­nom­men wur­de. Weil sich in die­sen Zei­ten die Grö­ße, Form und Bild­sam­keit des men­sch­li­chen phy­si­schen Kör­pers noch in ho­hem Gra­de nach den Ei­gen­schaf­ten der See­le rich­te­te, so war die Fol­ge je­nes Ver­ra­tes auch in Ve­r­än­de­run­gen des Men­schen­ge­sch­lech­tes nach die­ser

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Rich­tung hin zu­ta­ge ge­t­re­ten. Wo die Ver­derbt­heit der Men­schen be­son­ders da­durch sich gel­tend mach­te, daß über­sinn­li­che Kräf­te in den Di­enst nie­de­rer Trie­be, Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten ge­s­tellt wur­den, da wur­den un­för­mi­ge, an Grö­ße und Form gro­tes­ke Men­schen­ge­stal­ten ge­bil­det. Die­se konn­ten sich al­ler­dings nicht über die at­lan­ti­sche Pe­rio­de hin­aus er­hal­ten. Sie star­ben aus. Die nachat­lan­ti­sche Mensch­heit hat sich phy­sisch aus den­je­ni­gen at­lan­ti­schen Vor­fah­ren her­aus­ge­bil­det, bei de­nen schon ei­ne sol­che Ver­­­fes­ti­gung der kör­per­li­chen Ge­stalt ein­ge­t­re­ten war, daß die­se den nun­mehr na­tur­wid­rig ge­wor­de­nen See­len­kräf­ten nicht nach­ga­ben. Es gab ei­nen ge­wis­sen Zei­traum in der at­lan­ti­schen Ent­wi­cke­lung, in wel­chem für die Men­schen­­ge­stalt durch die in und um die Er­de herr­schen­den Ge­set­ze ge­ra­de die­je­ni­gen Be­din­gun­gen herrsch­ten, un­ter de­nen sie sich ver­fes­ti­gen muß­te. Die­je­ni­gen Men­schen-Ras­sen-For­­men, wel­che sich vor die­sem Zei­traum ver­fes­tigt hat­ten, konn­ten sich zwar lan­ge fortpflan­zen, doch wur­den nach und nach die in ih­nen sich ver­kör­pern­den See­len so be­engt, daß die Ras­sen auss­ter­ben muß­ten. Al­ler­dings er­hiel­ten sich ge­ra­de man­che von die­sen Ras­sen­for­men bis in die nach-at­lan­ti­schen Zei­ten hin­ein; die ge­nü­gend be­we­g­lich ge­b­lie­be­nen in ve­r­än­der­ter Form so­gar sehr lan­ge. Die­je­ni­gen Men­schen­for­men, wel­che über den cha­rak­te­ri­sier­ten Zeit­raum hin­aus bild­sam ge­b­lie­ben wa­ren, wur­den na­ment­lich zu Kör­pern für sol­che See­len, wel­che in ho­hem Ma­ße den schäd­li­chen Ein­fluß des ge­kenn­zeich­ne­ten Ver­rats er­fah­ren ha­ben. Sie wa­ren zu bal­di­gem Auss­ter­ben be­stimmt.

Es hat­ten sich dem­nach seit der Mit­te der at­lan­ti­schen Ent­wi­cke­lungs­zeit We­sen im Be­reich der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung gel­tend ge­macht, wel­che da­hin wirk­ten, daß der

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Mensch sich in die sinn­lich-phy­si­sche Welt in ei­ner un­geis­ti­­gen Art hin­ein­leb­te. Das konn­te so weit ge­hen, daß ihm statt der wah­ren Ge­stalt die­ser Welt Trug­bil­der und Wahn­phan­to­me, Il­lu­sio­nen al­ler Art er­schie­nen. Nicht nur dem lu­zi­fe­ri­schen Ein­fluß war der Mensch aus­ge­setzt, son­dern auch dem­je­ni­gen die­ser an­de­ren We­sen, auf die oben hin­ge­deu­tet wor­den ist und de­ren Füh­rer nach der Be­nen­nung, die er spä­ter in der per­si­schen Kul­tur er­hal­ten hat, Ah­ri­man ge­nannt wer­den mö­ge. (Der Me­phi­s­to­phe­les ist das­sel­be We­sen.) Durch die­sen Ein­fluß kam der Mensch nach dem To­de un­ter Ge­wal­ten, wel­che ihn auch da nur als ein We­sen er­schei­nen lie­ßen, wel­ches den ir­disch-sinn­li­chen Ver­häl­t­­nis­sen zu­ge­wandt ist. Der freie Aus­blick in die Vor­gän­ge der geis­ti­gen Welt wur­de ihm im­mer mehr ge­nom­men. Er muß­te sich in der Ge­walt des Ah­ri­man füh­len und bis zu ei­nem ge­wis­sen Ma­ße aus­ge­sch­los­sen sein von der Ge­mein­­schaft mit der geis­ti­gen Welt.

Von be­son­de­rer Be­deu­tung war ei­ne Ora­kel­stät­te, wel­che sich in dem all­ge­mei­nen Nie­der­gang den al­ten Di­enst am reins­ten be­wahrt hat­te. Sie ge­hör­te zu den Chris­tus-Or­a­keln. Und des­we­gen konn­te sie nicht nur das Ge­heim­nis des Chris­tus selbst be­wah­ren, son­dern auch die Ge­heim­nis­se der an­de­ren Ora­kel. Denn im 0f­fen­bar­wer­den des er­ha­bens­ten Son­nen­geis­tes wur­den auch die Füh­rer des Sa­turn, Ju­pi­ter und so wei­ter ent­hüllt. Man kann­te im Son­neno­ra­kel das Ge­heim­nis, sol­che men­sch­li­chen Le­bens­lei­ber bei die­sem oder je­nem Men­schen her­vor­zu­brin­gen, wie sie die bes­ten der Ein­ge­weih­ten des Ju­pi­ter, des Mer­kur usw. ge­habt ha­ben. Man be­wirk­te mit den Mit­teln, die man da­zu hat­te und wel­che hier nicht wei­ter zu be­sp­re­chen sind, daß die Ab­drü­cke der bes­ten Le­bens­lei­ber der al­ten Ein­ge­weih­ten sich er­hiel­ten

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und spä­te­ren ge­eig­ne­ten Men­schen ein­ge­prägt wur­den. Durch die Ve­nus-, Mer­kur- und Vul­kan-Ein­ge­weih­ten kon­n­­ten sol­che Vor­gän­ge auch für die As­tral­lei­ber sich ab­spie­len.

In ei­ner ge­wis­sen Zeit sah sich der Füh­rer der Chris­tus-Ein­ge­weih­ten ve­r­ein­s­amt mit ei­ni­gen Ge­nos­sen, de­nen er die Ge­heim­nis­se der Welt nur in ei­nem sehr be­schränk­ten Ma­ße mit­tei­len konn­te. Denn die­se Ge­nos­sen wa­ren sol­che Men­­schen, wel­che als Na­tur­an­la­ge am we­nigs­ten von der Tren­­nung des phy­si­schen und des Le­bens­lei­bes mit­be­kom­men hat­ten. Sol­che Men­schen wa­ren in die­sem Zei­traum über­haupt die bes­ten für den wei­te­ren Mensch­heits­fort­schritt. Bei ih­nen hat­ten sich all­mäh­lich im­mer we­ni­ger die Er­le­b­­nis­se im Be­reich des Schlaf­zu­stan­des ein­ge­s­tellt. Die geis­ti­ge Welt war ih­nen im­mer mehr ver­sch­los­sen wor­den. Da­für fehl­te ih­nen aber auch das Ver­ständ­nis für al­les das, was sich in al­ten Zei­ten ent­hüllt hat­te, wenn der Mensch nicht in sei­nem phy­si­schen Lei­be, son­dern nur in sei­nem Le­bens­lei­be war. Die Men­schen der un­mit­tel­ba­ren Um­ge­bung je­nes Füh­­rers des Chris­tus-Ora­kels wa­ren am meis­ten vor­ge­schrit­ten in be­zug auf die Ve­r­ei­ni­gung des früh­er von dem phy­si­schen Lei­be ge­t­rennt ge­we­se­nen Tei­les des Le­bens­lei­bes mit je­nem. Die­se Ve­r­ei­ni­gung stell­te sich nun nach und nach in der Mensch­heit ein als Fol­ge der Um­än­de­rung, die mit dem at­lan­ti­schen Wohn­platz und der Er­de über­haupt vor sich ge­gan­gen war. Der phy­si­sche Leib und der Le­bens­leib des Men­schen ka­men im­mer mehr zur De­ckung. Da­durch gin­gen die frühe­re nun be­g­renz­ten Fähig­kei­ten des Ge­dächt­nis­ses ver­­­lo­ren, und das men­sch­li­che Ge­dan­ken­le­ben be­gann. Der mit dem phy­si­schen Leib ver­bun­de­ne Teil des Le­bens­lei­bes wan­­del­te das phy­si­sche Ge­hirn zum ei­gent­li­chen Denk­werk­zeu­ge um, und der Mensch emp­fand ei­gent­lich erst von jetzt ab

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sein «Ich» im phy­si­schen Lei­be. Es er­wach­te da erst das Selbst­be­wußt­sein. Das war nur bei ei­nem ge­rin­gen Tei­le der Mensch­heit zu­nächst der Fall, vor­züg­lich bei den Ge­nos­sen des Füh­rers des Chris­tus-Ora­kels. Die an­de­ren über Eu­ro­pa, Asi­en und Afri­ka zer­st­reu­ten Men­schen­mas­sen be­wahr­ten in den ver­schie­dens­ten Gra­den die Res­te der al­ten Be­wußt­­­s­eins­zu­stän­de. Sie hat­ten da­her ei­ne un­mit­tel­ba­re Er­fah­rung von der über­sinn­li­chen Welt. Die Ge­nos­sen des Chris­tus-Ein­ge­weih­ten wa­ren Men­schen mit hoch ent­wi­ckel­tem Ver­­­stan­de, aber von al­len Men­schen je­ner Zeit hat­ten sie die ge­rings­ten Er­fah­run­gen auf über­sinn­li­chem Ge­bie­te. Mit ih­nen zog je­ner Ein­ge­weih­te von Wes­ten nach Os­ten, nach ei­nem Ge­bie­te in In­nera­si­en. Er woll­te sie mög­lichst be­hü­ten vor der Be­rüh­rung mit den in der Be­wußt­s­eins­ent­wi­cke­lung we­ni­ger vor­ge­schrit­te­nen Men­schen. Er er­zog die­se Ge­nos­sen im Sin­ne der ihm of­fen­ba­ren Ge­heim­nis­se; na­ment­lich wirk­te er in die­ser Art auf de­ren Nach­kom­men. So bil­de­te er sich ei­ne Schar von Men­schen heran, wel­che in ih­re Her­zen die Im­pul­se auf­ge­nom­men hat­ten, die den Ge­heim­nis­sen der Chris­tus-Ein­wei­hung ent­spra­chen. Aus die­ser Schar wähl­te er die sie­ben bes­ten aus, daß sie sol­che Le­bens­lei­ber und As­tral­lei­ber ha­ben konn­ten, wel­che den Ab­drü­cken der Le­bens­lei­ber der sie­ben bes­ten at­lan­ti­schen Ein­ge­weih­ten ent­spra­chen. So er­zog er je ei­nen Nach­fol­ger der Chris­tus-, Sa­turn-, Ju­pi­ter- usw. Ein­ge­weih­ten. Die­se sie­ben Ein­ge­weih­ten wur­den die Leh­rer und Füh­rer der­je­ni­gen Men­­schen, wel­che in der nachat­lan­ti­schen Zeit den Sü­den von Asi­en, na­ment­lich das al­te In­di­en be­sie­delt hat­ten. Da die­se gro­ßen Leh­rer ei­gent­lich mit Nach­bil­dern der Le­bens­lei­ber ih­rer geis­ti­gen Vor­fah­ren be­gabt wa­ren, reich­te das, was in ih­rem As­tral­lei­be war, näm­lich ihr selbst­ver­ar­bei­te­tes Wis­­sen

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und Er­ken­nen, nicht bis zu dem, was ih­nen durch ih­ren Le­bens­leib ent­hüllt wur­de. Sie muß­ten, wenn die­se Of­fen­­ba­run­gen in ih­nen sp­re­chen soll­ten, ihr ei­ge­nes Wis­sen und Er­ken­nen zum Schwei­gen brin­gen. Dann spra­chen aus ih­nen und durch sie die ho­hen We­sen­hei­ten, wel­che auch für ih­re geis­ti­gen Vor­fah­ren ge­spro­chen hat­ten. Au­ßer in den Zei­­ten, wo die­se We­sen­hei­ten durch sie spra­chen, wa­ren sie sch­lich­te Men­schen, be­gabt mit dem Ma­ße von Ver­stan­des- und Her­zens­bil­dung, das sie sich selbst er­ar­bei­tet hat­ten.

In In­di­en wohn­te da­mals ei­ne Men­schen­art, wel­che von dem al­ten See­len­zu­stan­de der At­lan­tier, der die Er­fah­run­gen in der geis­ti­gen Welt ge­stat­te­te, sich vor­züg­lich ei­ne le­ben­di­ge Er­in­ne­rung an den­sel­ben be­wahrt hat­te. Bei ei­ner gro­ßen An­zahl die­ser Men­schen war auch ein ge­wal­ti­ger Zug des Her­zens und des Ge­mü­tes nach den Er­leb­nis­sen die­ser über­sinn­li­chen Welt vor­han­den. Durch ei­ne wei­se Schick­sals­füh­rung war der Haupt­teil die­ser Men­schen­art aus den bes­ten Tei­len der at­lan­ti­schen Be­völ­ke­rung nach Süda­si­en ge­kom­men. Au­ßer die­sem Haupt­teil wa­ren an­de­re Tei­le zu an­de­ren Zei­ten zu­ge­wan­dert. Für die­sen Men­schen­zu­sam­­men­hang be­stimm­te der ge­nann­te Chris­tus-Ein­ge­weih­te zu Leh­rern sei­ne sie­ben gro­ßen Schü­ler. Sie ga­ben die­sem Vol­ke ih­re Weis­heit und ih­re Ge­bo­te. Nur ge­rin­ger Vor­be­rei­tung be­durf­te man­cher die­ser al­ten In­dier, um in sich re­ge zu ma­chen die kaum ver­lösch­ten Fähig­kei­ten, die zur Be­o­b­ach­­tung in der über­sinn­li­chen Welt führ­ten. Denn es war ei­gen­t­­lich die Sehn­sucht nach die­ser Welt ei­ne Grund­stim­mung der in­di­schen See­le. In die­ser Welt, so emp­fand man, war die Ur­hei­mat der Men­schen. Aus die­ser Welt sind sie her­aus­ver­setzt in die­je­ni­ge, wel­che das äu­ße­re sinn­li­che An­schau­en und der an die­ses An­schau­en ge­bun­de­ne Ver­stand lie­fern

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kann. Die über­sinn­li­che Welt fühl­te man als die wah­re und die sinn­li­che als ei­ne Täu­schung der men­sch­li­chen Wahr­neh­­mung, ei­ne Il­lu­si­on (Ma­ja). Mit al­len Mit­teln st­reb­te man dar­nach, sich den Ein­blick in die wah­re Welt zu er­öff­nen. Der il­lu­so­ri­schen Sin­nen­welt ver­moch­te man kein In­ter­es­se ent­ge­gen­zu­brin­gen, oder doch nur in­so­fern, als sie sich als Sch­lei­er für die über­sinn­li­che er­weist. Die Macht, die von den sie­ben gro­ßen Leh­rern auf sol­che Men­schen aus­ge­hen konn­te, war ge­wal­tig. Das, was durch sie ge­of­fen­bart wer­­den konn­te, leb­te sich tief in die in­di­schen See­len ein. Und weil der Be­sitz der über­kom­me­nen Le­bens- und As­tral­lei­ber die­sen Leh­rern ho­he Kräf­te ver­lieh, so konn­ten sie auch ma­­gisch auf ih­re Schü­ler wir­ken. Sie lehr­ten ei­gent­lich nicht. Sie wirk­ten wie durch Zau­ber­kräf­te von Per­sön­lich­keit zu Per­sön­lich­keit. So ent­stand ei­ne Kul­tur, wel­che von über­­sinn­li­cher Weis­heit ganz durch­drun­gen war. Was in den Weis­heits­büchern der In­der (in den Ve­den) ent­hal­ten ist, gibt nicht die ur­sprüng­li­che Ge­stalt der ho­hen Wei­s­tü­mer, wel­che in der äl­tes­ten Zeit durch die gro­ßen Leh­rer gepf­legt wor­den sind, son­dern nur ei­nen schwa­chen Nach­klang. Nur der rück­wärts ge­wen­de­te über­sinn­li­che Blick kann ei­ne un­­ge­schrie­be­ne Ur­weis­heit hin­ter der ge­schrie­be­nen fin­den. Ein Zug, wel­cher in die­ser Ur­weis­heit be­son­ders her­vor­tritt, ist das har­mo­ni­sche Zu­sam­men­k­lin­gen der ver­schie­de­nen Or­a­kel-Weis­hei­ten der at­lan­ti­schen Zeit. Denn ein je­der der gro­ßen Leh­rer konn­te ei­ne die­ser Ora­kel-Weis­hei­ten en­t­­hül­len. Und die ver­schie­de­nen Sei­ten der Weis­heit ga­ben ei­nen voll­kom­me­nen Ein­klang, weil hin­ter ih­nen stand die Grund­weis­heit der pro­phe­ti­schen Chris­tus-Ein­wei­hung. Zwar stell­te der­je­ni­ge Leh­rer, wel­cher der geis­ti­ge Nach­­­fol­ger des Chris­tus-Ein­ge­weih­ten war, nicht das­je­ni­ge dar,

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was der Chris­tus-Ein­ge­weih­te selbst ent­hül­len konn­te. Die­­ser war im Hin­ter­grun­de der Ent­wi­cke­lung ge­b­lie­ben. Zu­nächst konn­te er sein ho­hes Amt kei­nem Nachat­lan­tier über­tra­gen. Der Chris­tus-Ein­ge­weih­te der sie­ben gro­ßen in­di­schen Leh­rer un­ter­schied sich von ihm da­durch, daß er ja voll­stän­dig sein Schau­en des Chris­tus-Ge­heim­nis­ses in men­sch­li­che Vor­stel­lun­gen hat­te ver­ar­bei­ten kön­nen, wäh­rend je­ner in­di­sche Chris­tus-Ein­ge­weih­te nur ei­nen Ab­glanz die­ses Ge­heim­nis­ses in Sinn­bil­dern und Zei­chen dar­­­s­tel­len konn­te. Denn sein men­sch­lich er­ar­bei­te­tes Vor­s­tel­len reich­te nicht bis zu die­sem Ge­heim­nis­se. Aber aus der Ver­­ei­ni­gung der sie­ben Leh­rer er­gab sich in ei­nem gro­ßen Weis­heits­bil­de ei­ne Er­kennt­nis der über­sinn­li­chen Welt, von wel­cher in dem al­ten at­lan­ti­schen Ora­kel nur die ein­zel­nen Glie­der ha­ben ver­kün­det wer­den kön­nen. Es wur­den die gro­ßen Füh­r­er­schaf­ten der kos­mi­schen Welt ent­hüllt und lei­se hin­ge­wie­sen auf den ei­nen gro­ßen Son­nen­geist, den Ver­bor­ge­nen, der über de­nen thront, wel­che durch die sie­­ben Leh­rer ge­of­fen­bart wur­den.

Was hier un­ter «al­ten In­di­ern» ver­stan­den wird, fällt nicht zu­sam­men mit dem­je­ni­gen, was ge­wöhn­lich dar­un­ter ge­meint wird. Äu­ße­re Do­ku­men­te aus je­ner Zeit, von der hier ge­spro­chen wird, gibt es nicht. Das ge­wöhn­lich «In­der» ge­nann­te Volk ent­spricht ei­ner Ent­wi­cke­lungs­stu­fe der Ge­­schich­te, wel­che sich erst lan­ge nach der hier ge­mein­ten Zeit ge­bil­det hat. Es ist eben zu er­ken­nen ei­ne ers­te nachat­lan­­ti­sche Er­den­pe­rio­de, in wel­cher die hier cha­rak­te­ri­sier­te «in­­­di­sche» Kul­tur die herr­schen­de war; dann bil­de­te sich ei­ne zwei­te nachat­lan­ti­sche, in wel­cher das­je­ni­ge an Kul­tur her­r­­schend wur­de, was spä­ter in die­ser Schrift «ur­per­si­sche» ge­nannt wer­den wird; und noch spä­ter ent­wi­ckel­te sich die

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eben­falls noch zu schil­dern­de ägyp­tisch-chal­däi­sche Kul­tur. Wäh­rend der Aus­bil­dung die­ser zwei­ten und drit­ten nachat­lan­ti­schen Kul­tu­re­po­che er­leb­te auch das «al­te» In­dier­tum ei­ne zwei­te und drit­te Epo­che. Und von die­ser drit­ten Epo­che gilt das­je­ni­ge, was ge­wöhn­lich vom al­ten In­di­en dar­ge­s­tellt wird. Man darf al­so nicht das­je­ni­ge, was hier ge­schil­dert wird, auf das «al­te In­di­en» be­zie­hen, von dem sonst die Re­de ist.

Ein and­rer Zug die­ser alt­in­di­schen Kul­tur ist der­je­ni­ge, wel­cher spä­ter zur Ein­tei­lung der Men­schen in Kas­ten führ­te. Die in In­di­en Woh­nen­den wa­ren Nach­kom­men von At­lan­ti­ern, die zu ver­schie­de­nen Men­schen­ar­ten, Sa­turn-, Ju­pi­ter- usw. Men­schen ge­hör­ten. Durch die über­sinn­li­chen Leh­ren wur­de be­grif­fen, daß ei­ne See­le nicht durch Zu­fall in die­se oder je­ne Kas­te ver­setzt wur­de, son­dern da­durch, daß sie sich selbst für die­sel­be be­stimmt hat­te. Ein sol­ches Be­g­rei­fen der über­sinn­li­chen Leh­ren wur­de hier ins­be­son­­de­re da­durch er­leich­tert, daß bei vie­len Men­schen die oben cha­rak­te­ri­sier­ten in­ne­ren Er­in­ne­run­gen an die Vor­fah­ren re­ge ge­macht wer­den konn­ten, wel­che al­ler­dings auch leicht zu ei­ner irr­tüm­li­chen Idee von der Wie­der­ver­kör­pe­rung führ­ten. Wie in dem at­lan­ti­schen Zei­tal­ter nur durch die Ein­ge­weih­ten die wah­re Idee der Wie­der­ver­kör­pe­rung er­langt wer­den konn­te, so im äl­tes­ten In­di­en nur durch die un­mit­tel­ba­re Be­rüh­rung mit den gro­ßen Leh­rern. Je­ne oben er­wähn­te irr­tüm­li­che Idee von der Wie­der­ver­kör­pe­rung fand al­ler­dings bei den Völ­kern, wel­che sich in­fol­ge des Un­ter­­gangs der At­lan­tis über Eu­ro­pa, Asi­en und Afri­ka ver­b­rei­­te­ten, die denk­bar größ­te Aus­deh­nung. Und weil die­je­ni­gen Ein­ge­weih­ten, wel­che wäh­rend der at­lan­ti­schen Ent­wi­cke­­lung auf Ab­we­ge ge­ra­ten wa­ren, auch die­ses Ge­heim­nis Un­rei­fen mit­ge­teilt hat­ten, so ge­rie­ten die Men­schen im­mer

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mehr zu ei­ner Ver­wech­se­lung der wah­ren mit der irr­tüm­­li­chen Idee. Es war ja die­sen Men­schen wie ei­ne Erb­schaft der at­lan­ti­schen Zeit ei­ne Art däm­mer­haf­ten Hell­se­hens viel­fach ge­b­lie­ben. Wie die At­lan­tier im Schla­fe in den Be­reich der geis­ti­gen Welt ka­men, so er­leb­ten ih­re Nach­kom­­men in abnor­men Zwi­schen­zu­stän­den zwi­schen Wa­chen und Schlaf die­se geis­ti­ge Welt. Da tra­ten in ih­nen die Bil­der al­ter Zeit auf, der ih­re Vor­fah­ren an­ge­hört hat­ten. Sie hiel­ten sich für Wie­der­ver­kör­pe­run­gen von Men­schen, wel­che in sol­cher Zeit ge­lebt hat­ten. Leh­ren über die Wie­der­ver­kör­pe­rung, wel­che mit den ech­ten Ide­en der Ein­ge­weih­ten im Wi­der­spruch stan­den, brei­te­ten sich über den gan­zen Erd­kreis aus.

In den vor­dera­sia­ti­schen Ge­bie­ten hat­te sich als Er­geb­nis der lang­dau­ern­den Wan­der­zü­ge, die sich seit dem Be­gin­ne der at­lan­ti­schen Zer­stör­ung von Wes­ten nach Os­ten be­we­g­­ten, ein Volks­zu­sam­men­hang seßhaft ge­macht, des­sen Nach­­­kom­men­schaft die Ge­schich­te als das per­si­sche Volk und die mit die­sem ver­wand­ten Stäm­me kennt. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis muß al­ler­dings zu viel frühe­ren Zei­ten zu­rück­­ge­hen als zu den ge­schicht­li­chen die­ser Völ­ker. Zu­nächst ist die Re­de von sehr frühen Vor­fah­ren der spä­te­ren Per­ser, un­ter de­nen das zwei­te gro­ße Kul­tur­zei­tal­ter der nachat­lan­­ti­schen Ent­wi­cke­lung, nach dem in­di­schen, ent­stand. Die Völ­ker die­ses zwei­ten Zei­tal­ters hat­ten ei­ne an­de­re Auf­ga­be als die in­di­schen. Sie wa­ren mit ih­ren Sehn­such­ten und Nei­­gun­gen nicht bloß der über­sinn­li­chen Welt zu­ge­wen­det; sie wa­ren ver­an­lagt für die phy­sisch-sinn­li­che Welt. Sie ge­wan­nen die Er­de lieb. Sie schätz­ten, was sich der Mensch auf die­ser er­obern und was er durch ih­re Kräf­te ge­win­nen kann. Was sie als Kriegs­volk voll­führ­ten und auch was sie als Mit­tel er­fan­den, um der Er­de ih­re Schät­ze ab­zu­ge­win­nen,­

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steht im Zu­sam­men­hang mit die­ser Ei­gen­art ih­res We­sens. Bei ih­nen war nicht die Ge­fahr vor­han­den, daß sie durch ih­re Sehn­sucht nach dem Über­sinn­li­chen sich völ­lig ab­keh­ren könn­ten von der «Il­lu­si­on» des Phy­sisch-Sinn­li­chen, son­dern eher die­je­ni­ge, daß sie durch ih­ren Sinn für die­ses den see­li­schen Zu­sam­men­hang mit der über­sinn­li­chen Welt ganz ver­lie­ren könn­ten. Auch die Ora­kel­stät­ten, wel­che sich aus dem al­ten at­lan­ti­schen Ge­biet hier­her verpflanzt hat­ten, tru­gen in ih­rer Art den all­ge­mei­nen Cha­rak­­ter des Vol­kes. Es wur­de da von Kräf­ten, die man sich einst­mals durch die Er­leb­nis­se der über­sinn­li­chen Welt hat­te an­eig­nen kön­nen und wel­che man in ge­wis­sen nie­de­ren For­­men noch be­herr­schen konn­te, das­je­ni­ge gepf­legt, was die Er­schei­nun­gen der Na­tur so lenkt, daß sie den per­sön­li­chen In­ter­es­sen des Men­schen die­nen. Die­ses al­te Volk hat­te noch ei­ne gro­ße Macht in der Be­herr­schung sol­cher Na­tur­kräf­te, die spä­ter vor dem men­sch­li­chen Wil­len sich zu­rück­zo­gen. Die Hü­ter der Ora­kel ge­bo­ten über in­ne­re Kräf­te, wel­che mit dem Feu­er und an­dern Ele­men­ten in Zu­sam­men­hang stan­den. Man kann sie Ma­gi­er nen­nen. Was sie sich als Er­b­­schaft von über­sinn­li­cher Er­kennt­nis und über­sinn­li­chen Kräf­ten aus al­ten Zei­ten be­wahrt hat­ten, war al­ler­dings schwach im Ver­hält­nis zu dem, was der Mensch in ur­fer­ner Ver­gan­gen­heit ver­moch­te. Aber es nahm doch al­le For­men an, von ed­len Küns­ten, die nur das Men­schen­heil im Au­ge hat­ten, bis zu den ver­wer­f­lichs­ten Ver­rich­tun­gen. In die­­sen Men­schen wal­te­te das lu­zi­fe­ri­sche We­sen auf ei­ne be­­son­de­re Art. Es hat­te sie mit al­lem in Zu­sam­men­hang ge­bracht, was den Men­schen von den Ab­sich­ten der­je­ni­gen höhe­ren We­sen ab­lenkt, wel­che oh­ne den lu­zi­fe­ri­schen Ein­­schlag al­lein die Mensch­heits­ent­wi­cke­lung vor­wärts ge­lenkt

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hät­ten. Auch die­je­ni­gen Glie­der die­ses Vol­kes, wel­che noch mit Res­ten des al­ten hell­se­he­ri­schen Zu­stan­des, des oben ge­­schil­der­ten Zwi­schen­zu­stan­des zwi­schen Wa­chen und Schla­­fen, be­gabt wa­ren, fühl­ten sich zu den nie­de­ren We­sen der geis­ti­gen Welt sehr hin­ge­zo­gen. Es muß­te die­sem Vol­ke ein geis­ti­ger An­trieb ge­ge­ben wer­den, wel­cher die­sen Cha­rak­ter­ei­gen­schaf­ten ent­ge­gen­wirk­te. Ihm wur­de aus der­sel­ben Qu­el­le, aus wel­cher auch das al­te in­di­sche Geis­tes­le­ben kam, von dem Be­wahr­ter der Ge­heim­nis­se des Son­neno­ra­kels, ei­ne Füh­r­er­schaft ge­ge­ben.

Der Füh­rer der ur­per­si­sche Geis­tes­kul­tur, der von je­nem. Hü­ter des Son­neno­ra­kels dem in Re­de ste­hen­den Vol­ke ge­­ge­ben wur­de, kann mit dem­sel­ben Na­men be­zeich­net wer­­den, wel­chen die Ge­schich­te als Za­ra­thu­s­t­ra oder Zo­roas­ter kennt. Nur muß be­tont wer­den, daß die hier ge­mein­te Per­­sön­lich­keit ei­ner viel frühe­ren Zeit an­ge­hört, als die ist, in wel­che die Ge­schich­te den Trä­ger die­ses Na­mens setzt. Doch kommt es hier nicht auf die äu­ße­re ge­schicht­li­che For­schung, son­dern auf Geis­tes­wis­sen­schaft an. Und wer an ei­ne spä­te­re Zeit bei dem Trä­ger des Za­ra­thu­s­t­ra-Na­mens den­ken muß, der mag den Ein­klang mit der Geis­tes­wis­sen­schaft da­rin su­chen, daß er sich ei­nen Nach­fol­ger des ers­ten gro­ßen Za­ra­thu­s­t­ra vor­s­tellt, der des­sen Na­men an­ge­nom­men hat und im Sin­ne von des­sen Leh­re wirk­te. Der An­trieb, den Za­ra­thu­s­t­ra sei­nem Vol­ke zu ge­ben hat­te, be­stand da­rin, daß er es dar­­auf hin­wies, wie die sinn­lich-phy­si­sche Welt nicht bloß das Geist­lo­se ist, das dem Men­schen ent­ge­gen­tritt, wenn er sich un­ter den aus­sch­ließ­li­chen Ein­fluß des lu­zi­fe­ri­schen We­sens be­gibt. Die­sem We­sen ver­dankt der Mensch sei­ne per­sön­­li­che Selb­stän­dig­keit und sein Frei­heits­ge­fühl. Es soll aber in ihm im Ein­klang mit dem ent­ge­gen­ge­setz­ten geis­ti­gen

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We­sen wir­ken. Bei dem ur­per­si­schen Vol­ke kam es dar­­auf an, den Sinn re­ge zu er­hal­ten für dies letz­te­re geis­ti­ge We­sen. Durch sei­ne Nei­gung für die sinn­lich-phy­si­sche Welt droh­te ihm die voll­stän­di­ge Ver­sch­mel­zung mit den lu­zi­fe­ri­schen We­sen. Za­ra­thu­s­t­ra hat­te nun durch den Hü­ter des Son­nen-Ora­kels ei­ne sol­che Ein­wei­hung er­hal­ten, daß ihm die Of­fen­ba­run­gen der ho­hen Son­nen­we­sen zu­teil wer­den konn­ten. In be­son­de­ren Zu­stän­den sei­nes Be­wußt­seins, zu de­nen ihn sei­ne Schu­lung ge­führt hat­te, konn­te er den Füh­rer der Son­nen­we­sen schau­en, wel­cher den men­sch­li­chen Le­ben­s­­­leib in der oben ge­schil­der­ten Art in sei­nen Schutz ge­nom­­men hat­te. Er wuß­te, daß die­ses We­sen die Füh­rung der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung lenkt, daß es aber erst zu ei­ner ge­­wis­sen Zeit aus dem Wel­ten­raum auf die Er­de her­nie­der­s­tei­gen konn­te. Da­zu ist not­wen­dig, daß es eben­so im As­tral­­lei­be ei­nes Men­schen le­ben konn­te, wie es seit dem Ein­schlag des lu­zi­fe­ri­schen We­sens im Le­bens­lei­be wirk­te. Es muß­te ein Mensch da­zu er­schei­nen, der den As­tral­leib wie­der auf ei­ne sol­che Stu­fe zu­rück­ver­wan­delt hat­te, wie sie die­ser oh­ne Lu­zi­fer zu ei­ner ge­wis­sen an­dern Zeit (in der Mit­te der at­lan­­ti­schen Ent­wi­cke­lung) er­langt ha­ben wür­de. Wä­re Lu­zi­fer nicht ge­kom­men, so wä­re der Mensch zwar früh­er zu die­ser Stu­fe ge­langt, aber oh­ne per­sön­li­che Selb­stän­dig­keit und oh­ne die Mög­lich­keit der Frei­heit. Nun­mehr aber soll­te trotz die­ser Ei­gen­schaf­ten der Mensch wie­der zu die­ser Höhe kom­men. Za­ra­thu­s­t­ra sah in sei­nen Se­her­zu­stän­den vor­aus, daß in der Zu­kunft inn­er­halb der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung ei­ne Per­sön­lich­keit mög­lich sein wür­de, wel­che ei­nen solch ent­sp­re­chen­den As­tral­leib ha­ben wür­de. Aber er wuß­te auch, daß vor die­ser Zeit die geis­ti­gen Son­nen­kräf­te nicht auf Er­­den ge­fun­den wer­den kön­nen, daß sie aber von der über­sin­n­­li­chen

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An­schau­ung im Be­reich des geis­ti­gen Tei­les der Son­ne wahr­ge­nom­men wer­den kön­nen. Er konn­te die­se Kräf­te schau­en, wenn er sei­nen Se­her­blick auf die Son­ne lenk­te. Und er ver­kün­dig­te sei­nem Vol­ke das We­sen die­ser Kräf­te, die vo­r­erst nur in der geis­ti­gen Welt zu fin­den wa­ren und spä­ter auf die Er­de her­ab­s­tei­gen soll­ten. Es war dies die Ver­kün­di­gung des gro­ßen Son­nen- oder Licht­geis­tes (der Son­nen-Au­ra, Ahu­ra-maz­dao, Or­muzd). Die­ser Licht­geist of­fen­bart sich für Za­ra­thu­s­t­ra und sei­ne An­hän­ger als der Geist, der dem Men­schen sein Ant­litz aus der geis­ti­gen Wel­t zu­wen­det und der inn­er­halb der Mensch­heit die Zu­kunft vor­be­rei­tet. Es ist der auf Chris­tus vor sei­ner Er­schei­nung auf Er­den auf die­sen hin­wei­sen­de Geist, den Za­ra­thu­s­t­ra als den Licht­geist ver­kün­det. Da­ge­gen stellt er in Ah­ri­man (An­g­ra main­ju) ei­ne Macht dar, wel­che durch ih­ren Ein­fluß auf das men­sch­li­che See­len­le­ben ver­derb­lich wirkt, wenn die­ses sich ihr ein­sei­tig hin­gibt. Es ist die­se Macht kei­ne an­de­re als die schon oben cha­rak­te­ri­sier­te, wel­che seit dem Ver­rat der Vul­kan-Ge­heim­nis­se ei­ne be­son­de­re Herr­schaft auf der Er­de er­langt hat­te. Ne­ben der Bot­schaft von dem Licht­got­te wur­den von Za­ra­thu­s­t­ra Leh­ren von den­je­ni­gen geis­ti­gen We­sen­hei­ten ver­kün­det, die dem ge­läu­ter­ten Sinn des Se­hers als Ge­nos­sen des Licht­geis­tes of­fen­bar wer­den und zu de­nen die Ver­su­cher ei­nen Ge­gen­satz bil­de­ten, wel­che dem un­ge­läu­ter­ten Res­te der Hell­sich­tig­keit er­schie­nen, der sich aus der at­lan­ti­schen Zeit er­hal­ten hat­te. Es soll­te dem ur­­­per­si­schen Vol­ke klar ge­macht wer­den, wie in der Men­schen­­see­le, in­so­fern die­se dem Wir­ken und St­re­ben in der sin­n­­lich-phy­si­schen Welt zu­ge­wandt ist, sich ein Kampf zwi­schen der Macht des Licht­got­tes und der sei­nes Geg­ners ab­spielt und wie sich der Mensch zu ver­hal­ten ha­be, da­mit ihn der

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letz­te­re nicht in den Ab­grund füh­re, son­dern sein Ein­fluß durch die Kraft des ers­te­ren ins Gu­te ge­lenkt wer­de.

Ei­ne drit­te Kul­tu­re­po­che der nachat­lan­ti­schen Zeit wur­de bei den Völ­kern ge­bo­ren, die durch die Wan­der­zü­ge zu­letzt in Vor­dera­si­en und Nord­afri­ka zu­sam­men­ge­strömt wa­ren. Bei den Chal­däern, Ba­by­lo­ni­ern, As­sy­rern ei­ner­seits, bei den Ägyp­tern an­de­rer­seits bil­de­te sie sich aus. Bei die­sen Völ­kern war der Sinn für die phy­sisch-sinn­li­che Welt noch in ei­ner an­dern Art aus­ge­bil­det als bei den Ur­per­sern. Sie hat­ten viel mehr als an­de­re in sich auf­ge­nom­men von der Geis­tes­an­la­ge, wel­che dem seit den letz­ten at­lan­ti­schen Zei­­ten er­stan­de­nen Denk­ver­mö­gen, der Ver­stan­des­be­ga­bung, die Grund­la­ge gibt. Es war ja die Auf­ga­be der nachat­lan­ti­­schen Mensch­heit, die­je­ni­gen See­len­fähig­kei­ten in sich zu ent­fal­ten, wel­che ge­won­nen wer­den konn­ten durch die er­wach­ten Ge­dan­ken- und Ge­müts­kräf­te, die nicht von der geis­ti­gen Welt un­mit­tel­bar an­ge­regt wer­den, son­dern da­­durch ent­ste­hen, daß der Mensch die Sin­nen­welt be­trach­­tet, sich in ihr ein­lebt und sie be­ar­bei­tet. Die Er­obe­rung die­ser sinn­lich-phy­si­schen Welt durch je­ne men­sch­li­chen Fähig­kei­ten muß als die Mis­si­on des nachat­lan­ti­schen Men­­schen an­ge­se­hen wer­den. Von Stu­fe zu Stu­fe sch­rei­tet die­se Er­obe­rung vor­wärts. Im al­ten In­di­en ist zwar der Mensch durch sei­ne See­len­ver­fas­sung schon auf die­se Welt ge­rich­tet. Er sieht sie aber noch als Il­lu­si­on an, und sein Geist ist der über­sinn­li­chen Welt zu­ge­wen­det. Im ur­per­si­schen Vol­ke tritt im Ge­gen­satz da­zu das Be­st­re­ben auf, die phy­sisch-sinn­li­che Welt zu er­obern; aber dies wird zum gro­ßen Teil noch mit je­nen See­len­kräf­ten ver­sucht, wel­che als Erb­stück aus ei­ner Zeit ge­b­lie­ben sind, da der Mensch un­mit­tel­bar zur über­­sinn­li­chen Welt hin­auf­rei­chen konn­te. Bei den Völ­kern der

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drit­ten Kul­tu­re­po­che ist die See­le der über­sinn­li­chen Fähi­g­kei­ten zum gro­ßen Tei­le ver­lus­tig ge­gan­gen. Sie muß in der sinn­li­chen Um­welt die Of­fen­ba­run­gen des Geis­ti­gen er­for­­schen und durch die Ent­de­ckung und Er­fin­dung der aus die­ser Welt sich er­ge­ben­den Kul­tur­mit­tel sich wei­ter bil­den. Da­durch, daß aus der phy­sisch-sinn­li­chen Welt die Ge­set­ze des hin­ter ihr ste­hen­den Geis­ti­gen er­forscht wur­den, en­t­­­stan­den die men­sch­li­chen Wis­sen­schaf­ten; da­durch, daß die Kräf­te die­ser Welt er­kannt und ver­ar­bei­tet wur­den, die men­sch­li­che Tech­nik, die künst­le­ri­sche Ar­beit und de­ren Werk­zeu­ge und Mit­tel. Dem Men­schen der chal­däisch-ba­by­­lo­ni­schen Völ­ker war die Sin­nen­welt nicht mehr ei­ne Il­lu­­si­on, son­dern in ih­ren Rei­chen, in Ber­gen und Mee­ren, in Luft und Was­ser, ei­ne Of­fen­ba­rung der geis­ti­gen Ta­ten da­hin­ter­ste­hen­der Mäch­te, de­ren Ge­set­ze er zu er­ken­nen trach­­te­te. Dem Ägyp­ter war die Er­de ein Feld sei­ner Ar­beit, das ihm in ei­nem Zu­stand über­ge­ben wur­de, den er durch sei­ne ei­ge­nen Ver­stan­des­kräf­te so um­zu­wan­deln hat­te, daß er als Ab­druck men­sch­li­cher Macht er­schi­en. Nach Ägyp­ten wa­ren von der At­lan­tis her Ora­kel­stät­ten verpflanzt wor­­den, wel­che vor­zugs­wei­se dem Mer­kur-Ora­kel ent­stamm­ten. Doch gab es auch an­de­re, zum Bei­spiel Ve­nus-Ora­kel. In das­je­ni­ge, was durch die­se Ora­kel­stät­ten im ägyp­ti­schen Vol­ke gepf­legt wer­den konn­te, wur­de ein neu­er Kul­tur­keim ge­senkt. Er ging aus von ei­nem gro­ßen Füh­rer, wel­cher sei­ne Schu­lung inn­er­halb der per­si­schen Za­ra­thu­s­t­ra-Ge­heim­nis­se ge­nos­sen hat­te. (Er war die wie­der­ver­kör­per­te Per­sön­lich­keit ei­nes Jün­gers des gro­ßen Za­ra­thu­s­t­ra selbst.) Er sei in An­leh­nung an ei­nen ge­schicht­li­chen Na­men «Her­mes» ge­nannt. Durch das Auf­neh­men der Za­ra­thu­s­t­ra-Ge­heim­nis­se konn­te er den rech­ten Weg für die Len­kung des ägyp­ti­schen

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Vol­kes fin­den. Die­ses Volk hat­te im ir­di­schen Le­ben, zwi­­schen Ge­burt und Tod, den Sinn der phy­sisch-sinn­li­chen Welt so zu­ge­lenkt, daß es zwar un­mit­tel­bar die da­hin­ter­ste­hen­de Geis­tes­welt nur in be­schränk­tem Ma­ße schau­en konn­te, aber in je­ner Welt die Ge­set­ze die­ser er­kann­te. So konn­te ihm die geis­ti­ge Welt nicht als die­je­ni­ge ge­lehrt wer­­den, in wel­che es sich auf der Er­de ein­le­ben konn­te. Da­für aber konn­te ihm ge­zeigt wer­den, wie der Mensch im leib­f­rei­en Zu­stan­de nach dem To­de le­ben wer­de mit der Welt der Geis­ter, wel­che wäh­rend der Er­den­zeit durch ih­ren Ab­druck in dem Rei­che des sinn­lich-phy­si­sche er­schei­nen. Her­mes lehr­te: in­so­weit der Mensch sei­ne Kräf­te auf der Er­de da­zu ver­wen­det, um in die­ser nach den Ab­sich­ten der geis­ti­gen Mäch­te zu wir­ken, macht er sich fähig, nach dem To­de mit die­sen Mäch­ten ve­r­ei­nigt zu sein. Ins­be­son­de­re wer­den die­je­ni­gen, wel­che am eif­rigs­ten in die­ser Rich­tung zwi­schen Ge­burt und Tod ge­wirkt ha­ben, mit der ho­hen Son­nen­we­sen­heit mit Osi­ris ve­r­ei­nigt wer­den. Auf der chal­däisch-ba­by­lo­ni­schen Sei­te die­ser Kul­tur­strö­mung mach­te sich die Hin­len­kung des Men­schen­sinns zum Phy­sisch-Sinn­li­chen mehr gel­tend als auf der ägyp­ti­schen. Es wur­den die Ge­set­ze die­ser Welt er­forscht und aus den sinn­li­chen Ab­bil­dern auf die geis­ti­gen Ur­bil­der ge­schaut. Doch blieb das Volk am Sin­n­­li­chen in viel­fa­cher Be­zie­hung haf­ten. Statt des Ster­nen­geis­tes wur­de der Stern und statt an­de­rer Geist­we­sen de­ren ir­di­sche Ab­bil­der in den Vor­der­grund ge­scho­ben. Nur die Füh­rer er­lang­ten ei­gent­li­che tie­fe Er­kennt­nis­se in be­zug auf die Ge­­set­ze der über­sinn­li­chen Welt und ih­res Zu­sam­men­wir­kens mit der sinn­li­chen. Stär­ker als sonst ir­gend­wo mach­te sich hier ein Ge­gen­satz zwi­schen den Er­kennt­nis­sen der Ein­­ge­weih­ten und dem ver­irr­ten Glau­ben des Vol­kes gel­tend.

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Ganz an­de­re Ver­hält­nis­se wa­ren in den Ge­gen­den Sü­d­eu­ro­pas und We­s­ta­si­ens, wo die vier­te nachat­lan­ti­sche Kul­tu­re­po­che auf­blüh­te. Man kann sie die grie­chisch-latei­ni­sche nen­nen. In die­sen Län­dern wa­ren die Nach­kom­men der Men­schen aus den ver­schie­dens­ten Ge­gen­den der äl­te­ren Welt zu­sam­men­ge­strömt. Es gab Ora­kel­stät­ten, wel­che den man­nig­fa­chen at­lan­ti­schen Ora­keln nach­leb­ten. Es gab Men­­schen, wel­che als na­tür­li­che An­la­ge Erb­stü­cke des al­ten Hel­l­­se­hens in sich hat­ten, und sol­che, wel­che sie ver­hält­nis­mä­ß­ig leicht durch Schu­lung er­lan­gen konn­ten. An be­son­de­ren Or­ten wur­den nicht nur die Über­lie­fe­run­gen der al­ten Ein­­ge­weih­ten be­wahrt, son­dern es er­stan­den an ih­nen wür­di­ge Nach­fol­ger der­sel­ben, wel­che Schü­ler her­an­zo­gen, die sich zu ho­hen Stu­fen geis­ti­gen Schau­ens er­he­ben konn­ten. Da­bei hat­ten die­se Völ­ker den Trieb in sich, inn­er­halb der sin­n­­li­chen Welt ein Ge­biet zu schaf­fen, wel­ches in dem Phy­si­­schen das Geis­ti­ge in voll­kom­me­ner Form aus­drückt. Ne­ben vi­e­lem an­dern ist die grie­chi­sche Kunst ei­ne Fol­ge die­ses Trie­bes. Man braucht nur mit dem geis­ti­gen Au­ge den grie­chi­schen Tem­pel zu durch­schau­en, und man wird er­ken­nen, wie in ei­nem sol­chen Wun­der­werk der Kunst das Sinn­lich-Stof­f­li­che von dem Men­schen so be­ar­bei­tet ist, daß es in je­dem Glie­de als der Aus­druck des Geis­ti­gen er­scheint. Der grie­chi­sche Tem­pel ist das «Haus des Geis­tes». Man nimmt in sei­nen For­men wahr, was sonst nur das geis­ti­ge Au­ge des über­sinn­lich Schau­en­den er­kennt. Ein Zeus- (oder Ju­pi­ter-) Tem­pel ist so ge­stal­tet, daß er für das sinn­li­che Au­ge ei­ne wür­di­ge Um­hül­lung des­sen dar­s­tellt, was der Hü­ter der Zeus- oder Ju­pi­ter-Ein­wei­hung mit geis­ti­gem Au­ge schau­te. Und so ist es mit al­ler grie­chi­schen Kunst. Auf ge­heim­nis­vol­len We­gen flos­sen die Wei­s­tü­mer der Ein­ge­wei­h­­ten

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in die Dich­ter, Künst­ler und Den­ker. In den Wel­t­an­schau­ungs­ge­bäu­den der al­ten grie­chi­schen Phi­lo­so­phen fin­det man die Ge­heim­nis­se der Ein­ge­weih­ten in Form von Be­grif­fen und Ide­en wie­der. Und es ström­ten die Ein­flüs­se des geis­ti­­gen Le­bens, die Ge­heim­nis­se der asia­ti­schen und afri­ka­ni­­schen Ein­wei­hungs­stät­ten die­sen Völ­kern und ih­ren Füh­­rern zu. Die gro­ßen in­di­schen Leh­rer, die Ge­nos­sen Za­ra­­thu­stras, die An­hän­ger des Her­mes hat­ten ih­re Schü­ler her­an­ge­zo­gen. Die­se oder de­ren Nach­fol­ger be­grün­de­ten nun Ein­wei­hungs­stät­ten, in de­nen die al­ten Wei­s­tü­mer in neu­er Form wie­der auf­leb­ten. Es sind die Mys­te­ri­en des Al­ter­tums. Man be­rei­te­te da die Schü­ler vor, um sie dann in je­ne Be­wußt­s­eins­zu­stän­de zu brin­gen, durch wel­che sie das Schau­en in die geis­ti­ge Welt er­lan­gen konn­ten. (Man fin­det ei­ni­ges Nähe­re über die­se Mys­te­ri­en des Al­ter­tums in mei­nem Bu­che: «Das Chris­ten­tum als mys­ti­sche Tat­sa­che». An­de­res dar­über wird in den letz­ten Ka­pi­teln die­ses Bu­ches ge­sagt wer­den.) Aus die­sen Ein­wei­hungs­stät­ten flos­sen die Wei­s­tü­mer de­nen zu, wel­che in Klei­na­si­en, in Grie­chen­land und Ita­li­en die geis­ti­gen Ge­heim­nis­se pf­leg­ten. (In der grie­chi­schen Welt ent­stan­den in den or­phi­schen und eleusi­ni­schen Mys­te­ri­en wich­ti­ge Ein­wei­hungs­stät­ten. In der Weis­heits­­­schu­le des Py­tha­go­ras wirk­ten die gro­ßen Weis­heits­leh­ren und Weis­heits­me­tho­den der Vor­zeit nach. Auf gro­ßen Rei­­sen war Py­tha­go­ras in die Ge­heim­nis­se der ver­schie­dens­ten Mys­te­ri­en ein­ge­weiht wor­den.)

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Das Le­ben des Men­schen in der nachat­lan­ti­schen Zeit zwi­schen Ge­burt und Tod hat­te aber auch sei­nen Ein­fluß auf den leib­f­rei­en Zu­stand nach dem To­de. Je mehr der Mensch sei­ne In­ter­es­sen der phy­sisch-sinn­li­chen Welt zu­kehr­te, um so grö­ß­er war die Mög­lich­keit, daß sich Ah­ri­man

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wäh­rend des Er­den­le­bens in die See­le ein­leb­te und dann sei­ne Ge­walt über den Tod hin­aus be­hielt. Bei den Völ­kern des al­ten In­di­en war die­se Ge­fahr noch am ge­rings­ten. Denn sie hat­ten wäh­rend des Er­den­le­bens die phy­sisch-sinn­li­che Welt als Il­lu­si­on emp­fun­den. Da­durch entzo­gen sie sich nach dem To­de der Macht Ah­ri­mans. Um so grö­ß­er war die Ge­fahr für die ur­per­si­schen Völ­ker. Sie hat­ten in der Zeit zwi­schen Ge­burt und Tod den Blick mit In­ter­es­se auf die sinn­lich-phy­si­sche Welt ge­rich­tet. Sie wä­ren in ho­hem Ma­ße Ah­ri­mans Um­gar­nun­gen ver­fal­len, wenn nicht Za­ra­thu­s­t­ra in ein­drucks­vol­ler Art durch die Leh­re des Licht­got­tes dar­­auf hin­ge­deu­tet hät­te, daß hin­ter der phy­sisch-sinn­li­chen Welt die­je­ni­ge der Licht­geis­ter steht. So­viel die Men­schen die­ser Kul­tur aus der so er­reg­ten Vor­stel­lungs­welt in die See­le auf­ge­nom­men hat­ten, eben­so­viel entzo­gen sie sich für das Er­den­le­ben den Fang­ar­men Ah­ri­mans und da­mit auch für das Le­ben nach dem To­de, durch das sie sich auf ein neu­es Er­den­le­ben vor­be­rei­ten soll­ten. Im Er­den­le­ben führt die Ge­walt Ah­ri­mans da­zu, das sinn­lich-phy­si­sche Da­sein als das ein­zi­ge an­zu­se­hen und sich da­durch je­den Aus­blick auf ei­ne geis­ti­ge Welt zu ver­sper­ren. In der geis­ti­gen Welt bringt die­se Ge­walt den Men­schen zur völ­li­gen Ve­r­ein­­sa­mung, zur Hin­len­kung al­ler In­ter­es­sen nur auf sich. Men­­schen, wel­che beim To­de in Ah­ri­mans Ge­walt sind, wer­den als Ego­is­ten wie­der­ge­bo­ren.

Man kann ge­gen­wär­tig inn­er­halb der Geis­tes­wis­sen­schaft das Le­ben zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt so be­sch­rei­ben, wie es ist, wenn der ah­ri­ma­ni­sche Ein­fluß bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de über­wun­den ist. Und so ist es von dem Sch­rei­ber die­ses Bu­ches in an­de­ren Schrif­ten und in den ers­ten Ka­pi­teln der vor­lie­gen­den ge­schil­dert wor­den. Und

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so muß es ge­schil­dert wer­den, wenn an­schau­lich wer­den soll, was in die­ser Da­s­eins­form von dem Men­schen er­lebt wer­den kann, wenn er sich den rei­nen Geis­tes­blick für das wir­k­lich Vor­han­de­ne er­obert hat. In­wie­weit es der ein­zel­ne mehr oder we­ni­ger er­lebt, hängt von sei­ner Be­sie­gung des ah­ri­ma­ni­­schen Ein­flus­ses ab. Der Mensch näh­ert sich dem, was er sein kann in der geis­ti­gen Welt, im­mer mehr und mehr. Wie dies, was da der Mensch sein kann, be­ein­träch­tigt wird von an­de­­ren Ein­flüs­sen, muß hier beim Be­trach­ten des Ent­wi­cke­lungs­­­gan­ges der Mensch­heit doch scharf ins Au­ge ge­faßt wer­den.

Bei dem ägyp­ti­schen Vol­ke sorg­te Her­mes da­für, daß die Men­schen wäh­rend des Er­den­le­bens sich zur Ge­mein­schaft mit dem Licht­geist vor­be­rei­te­ten. Weil aber wäh­rend die­ser Zeit die In­ter­es­sen der Men­schen zwi­schen Ge­burt und Tod schon so ge­stal­tet wa­ren, daß durch den Sch­lei­er des Phy­­sisch-Sinn­li­chen nur in ge­rin­gem Gra­de hin­durch­ge­schaut wer­den konn­te, so blieb auch der geis­ti­ge Blick der See­le nach dem To­de ge­tr­übt. Die Wahr­neh­mung der Licht­welt blieb matt. Ei­nen Höh­e­punkt er­reich­te die Ver­sch­leie­rung der geis­ti­gen Welt nach dem To­de für je­ne See­len, wel­che aus ei­nem Lei­be der grie­chisch-latei­ni­schen Kul­tur in den leib­f­rei­en Zu­stand über­gin­gen. Sie hat­ten im Er­den­le­ben die Pf­le­ge des sinn­lich-phy­si­schen Da­seins zur Blü­te ge­bracht. Und da­mit hat­ten sie sich zu ei­nem Schat­ten­da­sein nach dem To­de ver­ur­teilt. Da­her emp­fand der Grie­che die­ses Le­ben nach dem To­de als ein Schat­ten­da­sein; und es ist nicht blo­ßes Ge­re­de, son­dern die Emp­fin­dung der Wahr­heit, wenn der dem Sin­nen­le­ben zu­ge­wand­te Held die­ser Zeit sagt: «Lie­ber ein Bett­ler auf der Er­de, als ein Kö­n­ig im Reich der Scha­t­­ten.» Noch aus­ge­präg­ter war dies al­les bei je­nen asia­ti­schen Völ­kern, die auch in ih­rer Ver­eh­rung und An­be­tung den

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Blick nur auf die sinn­li­chen Ab­bil­der statt auf die geis­ti­gen Ur­bil­der ge­rich­tet hat­ten. Ein gro­ßer Teil der Mensch­heit war zur Zeit der grie­chisch-latei­ni­schen Kul­tur­pe­rio­de in der ge­schil­der­ten La­ge. Man sieht, wie die Mis­si­on des Men­­schen in der nachat­lan­ti­schen Zeit, wel­che in der Er­obe­rung der phy­sisch-sinn­li­chen Welt be­stand, not­wen­dig zur En­t­­f­rem­dung von der geis­ti­gen Welt füh­ren muß­te. So hängt das Gro­ße auf der ei­nen Sei­te mit dem Ver­fall auf der an­de­ren ganz not­wen­dig zu­sam­men. In den Mys­te­ri­en wur­de der Zu­sam­men­hang des Men­schen mit der geis­ti­gen Welt gepf­legt. Ih­re Ein­ge­weih­ten konn­ten in be­son­de­ren See­len­zu­stän­den die Of­fen­ba­run­gen aus die­ser Welt emp­fan­gen. Sie wa­ren mehr oder we­ni­ger die Nach­fol­ger der at­lan­ti­schen Ora­kel­hü­ter. Ih­nen wur­de ent­hüllt, was ver­hüllt war durch die Ein­schlä­ge Lu­zi­fers und Ah­ri­mans. Lu­zi­fer ver­hüll­te für den Men­schen das­je­ni­ge aus der geis­ti­gen Welt, was in den men­sch­li­chen As­tral­leib oh­ne des­sen Zu­tun bis zur Mit­te der at­lan­ti­schen Zeit ein­ge­strömt war. Falls der Le­bens­leib nicht vom phy­si­schen Leib teil­wei­se ge­t­rennt wor­den wä­re, hät­te die­ses Ge­biet der geis­ti­gen Welt der Mensch wie ei­ne in­ne­re See­len­of­fen­ba­rung in sich er­le­ben kön­nen. Durch den lu­zi­fe­ri­schen Ein­schlag konn­te er es nur in be­son­de­ren See­len­zu­stän­den. Da er­schi­en ihm ei­ne geis­ti­ge Welt im Klei­de des As­tra­li­schen. Die ent­sp­re­chen­den We­sen of­fen­bar­ten sich durch sol­che Ge­stal­ten, wel­che bloß die Glie­der der höhe­ren Men­schen­na­tur an sich tru­gen, und an die­sen Glie­dern die as­tra­lisch-sicht­ba­ren Sinn­bil­der für ih­re be­son­de­ren geis­ti­­gen Kräf­te. Über­men­sch­li­che Ge­stal­ten of­fen­bar­ten sich auf die­se Art. Nach dem Ein­griff Ah­ri­mans kam zu die­ser Art von Ein­wei­hung noch ei­ne an­de­re. Ah­ri­man hat ver­hüllt al­les das­je­ni­ge aus der geis­ti­gen Welt, was hin­ter der sinn­lich-phy­si­schen

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Wahr­neh­mung er­schie­nen wä­re, wenn von der Mit­te der at­lan­ti­schen Epo­che an sein Ein­griff nicht er­­folgt wä­re. Daß den Ein­ge­weih­ten dies ent­hüllt wur­de, ver­­­dank­ten sie dem Um­stan­de, daß sie al­le je­ne Fähig­kei­ten, wel­che der Mensch seit je­ner Zeit er­langt hat­te, über das Maß hin­aus in der See­le üb­ten, durch wel­ches die Ein­drü­cke des sinn­lich-phy­si­schen Da­seins er­zielt wer­den. Es of­fen­­bar­te sich ih­nen da­durch, was als geis­ti­ge Mäch­te hin­ter den Na­tur­kräf­ten liegt. Sie konn­ten sp­re­chen von den geis­ti­gen We­sen­hei­ten hin­ter der Na­tur. Die sc­höp­fe­ri­schen Mäch­te der­je­ni­gen Kräf­te ent­hüll­ten sich ih­nen, die in dem Na­tür­­li­chen wir­ken, das un­ter dem Men­schen steht. Was von Sa­turn, Son­ne und dem al­ten Mon­de her fort­ge­wirkt hat und des Men­schen phy­si­schen Leib, sei­nen Le­bens­leib, sei­nen as­tra­li­schen Leib ge­bil­det hat­te, so­wie das mi­ne­ra­li­sche, das pflanz­li­che, das tie­ri­sche Reich, das bil­de­te den In­halt der ei­nen Art von Mys­te­ri­en-Ge­heim­nis­sen. Es wa­ren die­je­ni­gen, über wel­che Ah­ri­man die Hand hielt. Was zur Emp­fin­dungs­­­see­le, zur Ver­stan­des­see­le, zur Be­wußt­s­eins­see­le ge­führt hat­te, das wur­de in ei­ner zwei­ten Art von Mys­te­ri­en-Ge­heim­nis­sen ge­of­fen­bart. Was aber von den Mys­te­ri­en nur pro­phe­zeit wer­den konn­te, das war, daß in der Zei­ten Lauf ein Mensch er­schei­nen wer­de mit ei­nem sol­chen As­tral­leib, daß in die­sem trotz Lu­zi­fer die Licht­welt des Son­nen­geis­tes durch den Le­bens­leib oh­ne be­son­de­re See­len­zu­stän­de wer­de be­wußt wer­den kön­nen. Und der phy­si­sche Leib die­ses Men­schen­we­sens muß­te so sein, daß für das­sel­be of­fen­bar wür­de al­les das­je­ni­ge aus der geis­ti­gen Welt, was bis zum phy­si­schen To­de hin von Ah­ri­man ver­hüllt wer­den kann. Der phy­si­sche Tod kann für die­ses Men­schen­we­sen nichts inn­er­halb des Le­bens än­dern, das heißt kei­ne Ge­walt über

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das­sel­be ha­ben. In ei­nem sol­chen Men­schen­we­sen kommt das «Ich» so zu Er­schei­nung, daß im phy­si­schen Le­ben zu­g­leich das vol­le geis­ti­ge ent­hal­ten ist. Ein sol­ches We­sen ist Trä­ger des Licht­geis­tes, zu dem sich der Ein­ge­weih­te von zwei Sei­ten aus er­hebt, in­dem er ent­we­der zu dem Geist des Über­men­sch­li­chen oder zu dem We­sen der Na­tur­mäch­te in be­son­de­ren See­len­zu­stän­den ge­führt wird. In­dem die Ein­­ge­weih­ten der Mys­te­ri­en vor­aus­sag­ten, daß ein sol­ches Men­­schen­we­sen im Lau­fe der Zeit er­schei­nen wer­de, wa­ren sie die Pro­phe­ten des Chris­tus.

Als der be­son­de­re Pro­phet in die­sem Sin­ne er­stand ei­ne Per­sön­lich­keit in­mit­ten ei­nes Vol­kes, wel­ches durch na­tür­­li­che Ver­er­bung die Ei­gen­schaf­ten der vor­dera­sia­ti­schen Völ­ker und durch Er­zie­hung die Leh­ren der Ägyp­ter in sich hat­te, des is­rae­li­ti­schen Vol­kes. Es war Mo­ses. In sei­ne See­le war so viel von den Ein­flüs­sen der Ein­wei­hung ge­kom­men, daß die­ser See­le in be­son­de­ren Zu­stän­den das We­sen sich of­fen­bar­te, das einst­mals in der re­gel­mä­ß­i­gen Er­den­ent­wic­ke­lung die Rol­le über­nom­men hat­te, vom Mon­de aus das men­sch­li­che Be­wußt­sein zu ge­stal­ten. In Blitz und Don­ner er­kann­te Mo­ses nicht bloß die phy­si­schen Er­schei­nun­gen, son­dern die Of­fen­ba­run­gen des ge­kenn­zeich­ne­ten Geis­tes. Aber zu­g­leich hat­te auf sei­ne See­le ge­wirkt die an­de­re Art von Mys­te­ri­en-Ge­heim­nis­sen, und so ver­nahm er in den as­tra­li­schen Schau­un­gen das Über­men­sch­li­che, wie es zum Men­sch­li­chen durch das «Ich» wird. So ent­hüll­te sich Mo­ses der­je­ni­ge, wel­cher kom­men muß­te, von zwei Sei­ten her als die höchs­te Form des «Ich».

Und mit «Chris­tus» er­schi­en in men­sch­li­cher Ge­stalt, was das ho­he Son­nen­we­sen als das gro­ße men­sch­li­che Er­den­vor­bild vor­be­rei­tet hat­te. Mit die­ser Er­schei­nung muß­te al­le

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Mys­te­ri­en-Weis­heit in ge­wis­ser Be­zie­hung ei­ne neue Form an­neh­men. Vor­her war die­se aus­sch­ließ­lich da­zu da, den Men­schen da­zu zu brin­gen, sich in ei­nen sol­chen See­len­zu­stand zu ver­set­zen, daß er das Reich des Son­nen­geis­tes au­ßer der ir­di­schen Ent­wi­cke­lung schau­en konn­te. Nun­mehr be­ka­men die Mys­te­ri­en-Wei­s­tü­mer die Auf­ga­be, den Men­­schen fähig zu ma­chen, den mensch­ge­wor­de­nen Chris­tus zu er­ken­nen und von die­sem Mit­tel­punk­te al­ler Weis­heit aus die na­tür­li­che und die geis­ti­ge Welt zu ver­ste­hen.

In je­nem Au­gen­bli­cke sei­nes Le­bens, in wel­chem der As­tral­leib des Chris­tus Je­sus al­les das in sich hat­te, was durch den lu­zi­fe­ri­schen Ein­schlag ver­hüllt wer­den kann, be­­gann sein Auf­t­re­ten als Leh­rer der Mensch­heit. Von die­sem Au­gen­bli­cke an war in die men­sch­li­che Er­den­ent­wi­cke­lung die An­la­ge ein­gepflanzt, die Weis­heit auf­zu­neh­men, durch wel­che nach und nach das phy­si­sche Er­den­ziel er­reicht wer­­den kann. In je­nem Au­gen­bli­cke, da sich das Er­eig­nis von Gol­ga­tha voll­zog, war die an­de­re An­la­ge in die Mensch­heit ein­ge­impft, wo­durch der Ein­fluß Ah­ri­mans zum Gu­ten ge­wen­det wer­den kann. Aus dem Le­ben her­aus kann nun­mehr der Mensch durch das Tor des To­des hin­durch das mit­neh­­men, was ihn be­f­reit von der Ve­r­ein­sa­mung in der geis­ti­gen Welt. Nicht nur für die phy­si­sche Mensch­heits­ent­wi­cke­lung steht das Er­eig­nis von Pa­läs­t­i­na im Mit­tel­punk­te, son­dern auch für die üb­ri­gen Wel­ten, de­nen der Mensch an­ge­hört. Und als sich das «Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha» voll­zo­gen hat­te, als der «Tod des Kreu­zes» er­lit­ten war, da er­schi­en der Chris­tus in je­ner Welt, in wel­cher die See­len nach dem To­de wei­len, und wies die Macht Ah­ri­mans in ih­re Schran­ken. Von die­sem Au­gen­bli­cke an war das Ge­biet, das von den Grie­chen ein «Schat­ten­reich» ge­nannt wor­den war, von

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je­nem Geis­tes­b­litz durch­zuckt, der sei­nen We­sen zeig­te, daß wie­der Licht in das­sel­be kom­men soll­te. Was durch das «Mys­te­ri­um von Gol­ga­tha» für die phy­si­sche Welt er­langt war, das warf sein Licht hin­ein in die geis­ti­ge Welt. So war die nachat­lan­ti­sche Mensch­heits­ent­wi­cke­lung bis zu die­­sem Er­eig­nis hin ein Auf­s­tieg für die phy­sisch-sinn­li­che Welt. Aber sie war auch ein Nie­der­gang für die geis­ti­ge. Al­les, was in die sinn­li­che Welt floß, das ent­ström­te dem, was in der geis­ti­gen seit ural­ten Zei­ten schon war. Seit dem Chris­tus-Er­eig­nis kön­nen die Men­schen, wel­che sich zu dem Chris­tus-Ge­heim­nis er­he­ben, aus der sinn­li­chen Welt in die geis­ti­ge das Er­run­ge­ne hin­über­neh­men. Und aus die­ser fließt es dann wie­der in die ir­disch-sinn­li­che zu­rück, in­dem die Men­schen bei ih­rer Wie­der­ver­kör­pe­rung das­je­ni­ge mit­brin­­gen, was ih­nen der Chris­tus-Im­puls in der geis­ti­gen Welt zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt ge­wor­den ist.

Was durch die Chris­tus-Er­schei­nung der Mensch­heits­­­ent­wi­cke­lung zu­ge­f­los­sen ist, wirk­te wie ein Sa­me in der­sel­ben. Der Sa­me kann nur all­mäh­lich rei­fen. Nur der al­ler­ge­rings­te Teil der Tie­fen der neu­en Wei­s­tü­mer ist bis auf die Ge­gen­wart he­r­ein in das phy­si­sche Da­sein ein­ge­f­los­sen. Die­­ses steht erst im An­fan­ge der christ­li­chen Ent­wi­cke­lung. Die­se konn­te in den au­f­ein­an­der­fol­gen­den Zei­träu­men, die seit je­ner Er­schei­nung ver­f­los­sen sind, nur im­mer so viel von ih­rem in­ne­ren We­sen ent­hül­len, als die Men­schen, die Völ­ker fähig wa­ren, zu emp­fan­gen, als die­se in ihr Vor­stel­lungs­­ver­mö­gen auf­neh­men konn­ten. Die ers­te Form, in wel­che sich die­ses Er­ken­nen gie­ßen konn­te, läßt sich als ein um­­­fas­sen­des Le­ben­s­i­deal aus­sp­re­chen. Als sol­ches stell­te es sich ent­ge­gen dem, was in der nachat­lan­ti­schen Mensch­heit sich als Le­bens­for­men her­aus­ge­bil­det hat­te. Es sind oben die

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Ver­hält­nis­se ge­schil­dert wor­den, wel­che in der Ent­wi­cke­­lung der Mensch­heit seit der Wie­der­be­völ­ke­rung der Er­de in der le­mu­ri­schen Zeit ge­wirkt ha­ben. Die Men­schen sind dem­ge­mäß see­lisch auf ver­schie­de­ne We­sen­hei­ten zu­rück­zu­füh­ren, wel­che aus an­de­ren Wel­ten kom­mend in den Lei­bes­nach­kom­men der al­ten Le­mu­ri­er sich ver­kör­per­ten. Die ver­schie­de­nen Men­schen­ras­sen sind ei­ne Fol­ge die­ser Tat­sa­che. Und in den wie­der­ver­kör­per­ten See­len tra­ten, in­fol­ge ih­res Kar­mas, die ver­schie­dens­ten Le­bens­in­ter­es­sen auf. So­lan­ge al­les das nach­wirk­te, konn­te es nicht das Ideal der «all­ge­mei­nen Men­sch­lich­keit» ge­ben. Die Mensch­heit ist von ei­ner Ein­heit aus­ge­gan­gen; aber die bis­he­ri­ge Er­den­­ent­wi­cke­lung hat zur Son­de­rung ge­führt. In der Chris­tus-Vor­stel­lung ist zu­nächst ein Ideal ge­ge­ben, das al­ler Son­de­rung ent­ge­gen­wirkt, denn in dem Men­schen, der den Chris­tus­na­men trägt, le­ben auch die Kräf­te des ho­hen Son­nen­we­sens, in de­nen je­des men­sch­li­che Ich sei­nen Ur­grund fin­­det. Noch das is­rae­li­ti­sche Volk fühl­te sich als Volk, der Mensch als Glied die­ses Vol­kes. In­dem zu­nächst in dem blo­ßen Ge­dan­ken er­faßt wur­de, daß in Chris­tus Je­sus der Ideal­mensch lebt, zu dem die Be­din­gun­gen der Son­de­rung nicht drin­gen, wur­de das Chris­ten­tum das Ideal der um­­­fas­sen­den Brü­der­lich­keit. Über al­le Son­der­in­ter­es­sen und Son­der­ver­wandt­schaf­ten hin­weg trat das Ge­fühl auf, daß des Men­schen in­ners­tes Ich bei je­dem den glei­chen Ur­sprung hat. (Ne­ben al­len Er­den­vor­fah­ren tritt der ge­mein­sa­me Va­ter al­ler Men­schen auf. «Ich und der Va­ter sind Eins.»)

Im vier­ten, fünf­ten und sechs­ten Jahr­hun­dert nach Chri­s­tus be­rei­te­te sich in Eu­ro­pa ein Kul­tur­zei­tal­ter vor, das mit dem fünf­zehn­ten Jahr­hun­dert be­gann und in wel­chem die Ge­gen­wart noch lebt. Es soll­te das vier­te, das grie­chisch-latei­ni­sche

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all­mäh­lich ablö­sen. Es ist das fünf­te nachat­lan­­ti­sche Kul­tur­zei­tal­ter. Die Völ­ker, wel­che sich nach ver­­­schie­de­nen Wan­de­run­gen und den man­nig­fal­tigs­ten Schick­­sa­len zu Trä­gern die­ses Zei­tal­ters mach­ten, wa­ren Nach­kom­­men der­je­ni­gen At­lan­tier, wel­che von dem, was mitt­ler­wei­le in den vier vor­her­ge­hen­den Kul­tur­pe­rio­den sich ab­ge­spielt hat­te, am un­be­rühr­tes­ten ge­b­lie­ben wa­ren. Sie wa­ren nicht bis in die Ge­bie­te vor­ge­drun­gen, in de­nen die ent­sp­re­chen­den Kul­tu­ren Wur­zel faß­ten. Da­ge­gen hat­ten sie in ih­rer Art die at­lan­ti­schen Kul­tu­ren fort­gepflanzt. Es gab un­ter ih­nen vie­le Men­schen, wel­che sich das Erb­stück des al­ten däm­mer­haf­ten Hell­se­hens des be­schrie­be­nen Zwi­schen­zu­stan­des zwi­schen Wa­chen und Schla­fen im ho­hen Gra­de be­wahrt hat­ten. Sol­che Men­schen kann­ten die geis­ti­ge Welt als ei­ge­­nes Er­leb­nis und konn­ten ih­ren Mit­men­schen mit­tei­len, was in die­ser Welt vor­geht. So ent­stand ei­ne Welt von Er­zäh­­lun­gen über geis­ti­ge We­sen und geis­ti­ge Vor­gän­ge. Und der Mär­chen- und Sa­gen­schatz der Völ­ker ist ur­sprüng­lich aus sol­chen geis­ti­gen Er­leb­nis­sen her­aus ent­stan­den. Denn die däm­mer­haf­te Hell­sich­tig­keit vie­ler Men­schen dau­er­te bis in Zei­ten her­auf, die kei­nes­wegs lan­ge hin­ter un­se­rer Ge­gen­wart zu­rück­lie­gen. An­de­re Men­schen wa­ren da, wel­che die Hell­sich­tig­keit zwar ver­lo­ren hat­ten, aber die er­lang­ten Fähig­kei­ten für die sinn­lich-phy­si­sche Welt doch nach Ge­­füh­len und Emp­fin­dun­gen aus­bil­de­ten, wel­che den Er­le­b­­nis­sen die­ser Hell­sich­tig­keit ent­spra­chen. Und auch die at­lan­­ti­schen Ora­kel hat­ten hier ih­re Nach­fol­ger. Es gab übe­rall Mys­te­ri­en. Nur bil­de­te sich in die­sen Mys­te­ri­en vor­wie­gend ein sol­ches Ge­heim­nis der Ein­wei­hung aus, wel­ches zur Of­fen­ba­rung der­je­ni­gen Geis­tes­welt führt, die Ah­ri­man ver­sch­los­sen hält. Die hin­ter den Na­tur­ge­wal­ten ste­hen­den

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Geis­tes­mäch­te wur­den da er­sch­los­sen. In den My­tho­lo­gi­en der eu­ro­päi­schen Völ­ker sind die Res­te des­sen ent­hal­ten, was die Ein­ge­weih­ten die­ser Mys­te­ri­en den Men­schen ver­kün­­den konn­ten. Nur ent­hal­ten die­se My­tho­lo­gi­en al­ler­dings auch das an­de­re Ge­heim­nis, doch in un­voll­kom­me­ne­rer Ge­­stalt, als die süd­li­chen und öst­li­chen Mys­te­ri­en es hat­ten. Die über­men­sch­li­chen We­sen­hei­ten wa­ren auch in Eu­ro­pa be­­kannt. Doch sah man sie im ste­ti­gen Kamp­fe mit den Ge­­nos­sen Lu­zi­fers. Und man ver­kün­dig­te zwar den Licht­gott; doch in sol­cher Ge­stalt, daß man von die­ser nicht sa­gen konn­te, sie wer­de Lu­zi­fer be­sie­gen. Da­für aber leuch­te­te auch in die­se Mys­te­ri­en hin­ein die Zu­kunfts­ge­stalt des Chri­s­tus. Man ver­kün­dig­te von ihm, daß sein Reich ablö­sen wer­de das Reich je­nes an­de­ren Licht­got­tes. (Al­le Sa­gen von der Göt­ter­däm­me­rung und ähn­li­che ha­ben in die­ser Er­kennt­nis der Mys­te­ri­en Eu­ro­pas ih­ren Ur­sprung.) Aus sol­chen Ein­flüs­sen her­aus ent­stand ein See­len­zwie­spalt in den Men­schen der fünf­ten Kul­tu­re­po­che, der ge­gen­wär­tig noch fort­dau­ert und sich in den man­nig­fal­tigs­ten Er­schei­nun­gen des Le­bens zeigt. Die See­le be­hielt von den al­ten Zei­ten her den Zug zum Geis­ti­gen nicht so stark, daß sie den Zu­sam­­men­hang zwi­schen der geis­ti­gen und der sinn­li­chen Welt hät­te fest­hal­ten kön­nen. Sie be­hielt ihn nur als Ge­fühls- und Emp­fin­dungs­zucht, nicht aber als un­mit­tel­ba­res Schau­en der über­sinn­li­chen Welt. Da­ge­gen wur­de der Blick des Men­­schen auf die sinn­li­che Welt und ih­re Be­herr­schung im­mer mehr hin­ge­lenkt. Und die in der letz­ten at­lan­ti­schen Zeit er­wach­ten Ver­stan­des­kräf­te, al­le die Kräf­te im Men­schen, de­ren In­stru­ment das phy­si­sche Ge­hirn ist, wur­den auf die Sin­nes­welt und de­ren Er­kennt­nis und Be­herr­schung hin aus­­­ge­bil­det. Zwei Wel­ten ent­wi­ckel­ten sich ge­wis­ser­ma­ßen in

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der Men­schen­brust. Die ei­ne ist dem sinn­lich-phy­si­schen Da­­sein zu­ge­kehrt, die an­de­re ist emp­fäng­lich für die Of­fen­ba­rung des Geis­ti­gen, um die­ses mit Ge­fühl und Emp­fin­­dung, doch oh­ne An­schau­ung zu durch­drin­gen. Die An­la­gen zu die­ser See­len­spal­tung wa­ren schon vor­han­den, als die Chris­tus­leh­re in die Ge­bie­te Eu­ro­pas ein­f­loß. Man nahm die­se Bot­schaft vom Geis­te in die Her­zen auf, durch­drang Emp­fin­dung und Ge­fühl da­mit, konn­te aber nicht die Brü­cke schla­gen zu dem, was der auf die Sin­ne ge­rich­te­te Ver­stand im phy­sisch-sinn­li­chen Da­sein er­kun­de­te. Was man heu­te kennt als Ge­gen­satz von äu­ße­rer Wis­sen­schaft und geis­ti­ger Er­kennt­nis, ist nur ei­ne Fol­ge die­ser Tat­sa­che. Die christ­­li­che Mys­tik (Eck­hardts, Tau­lers usw.) ist ein Er­geb­nis der Durch­drin­gung von Ge­fühl und Emp­fin­dung mit dem Chri­s­ten­tum. Die bloß auf die Sin­nen­welt ge­rich­te­te Wis­sen­schaft und de­ren Er­geb­nis­se im Le­ben sind die Fol­gen der an­dern Sei­te der See­len­an­la­gen. Und es sind die Er­run­gen­schaf­ten auf dem Fel­de der äu­ßer­li­chen ma­te­ri­el­len Kul­tur durch­aus die­ser Tren­nung der An­la­gen zu ver­dan­ken. In­dem sich die­je­ni­gen Fähig­kei­ten des Men­schen, wel­che ihr In­stru­ment im Ge­hirn ha­ben, ein­sei­tig dem phy­si­schen Le­ben zu­wan­d­­ten, konn­ten sie zu je­ner Stei­ge­rung kom­men, wel­che die ge­gen­wär­ti­ge Wis­sen­schaft, Tech­nik und so wei­ter mög­lich mach­te. Und nur bei den Völ­kern Eu­ro­pas konn­te der Ur­­­sprung die­ser ma­te­ri­el­len Kul­tur lie­gen. Denn sie sind je­ne Nach­kom­men at­lan­ti­scher Vor­fah­ren, wel­che den Zug für die phy­sisch-sinn­li­che Welt erst dann zu Fähig­kei­ten aus­­­bil­de­ten, als er zu ei­ner ge­wis­sen Rei­fe ge­die­hen war. Vor­­her lie­ßen sie ihn schlum­mern und leb­ten von den Er­b­­stü­cken des at­lan­ti­schen Hell­se­hens und den Mit­tei­lun­gen ih­rer Ein­ge­weih­ten. Wäh­rend äu­ßer­lich die Geis­tes­kul­tur

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nur die­sen Ein­flüs­sen hin­ge­ge­ben war, reif­te lang­sam aus der Sinn für die ma­te­ri­el­le Be­herr­schung der Welt.

Doch kün­digt sich ge­gen­wär­tig be­reits die Mor­gen­rö­te der sechs­ten nachat­lan­ti­schen Kul­tur­pe­rio­de an. Denn was in der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung zu ei­ner ge­wis­sen Zeit ent­ste­hen soll, das reift lang­sam in der vor­her­ge­hen­den Zeit. Was ge­gen­wär­tig sich schon in den An­fän­gen ent­wi­ckeln kann, das ist das Auf­fin­den des Fa­dens, wel­cher die zwei Sei­ten in der Men­schen­brust ver­bin­det, die ma­te­ri­el­le Kul­tur und das Le­ben in der geis­ti­gen Welt. Da­zu ist not­wen­dig, daß auf der ei­nen Sei­te die Er­geb­nis­se des geis­ti­gen Schau­ens be­grif­­fen wer­den und auf der an­dern in den Be­o­b­ach­tun­gen und Er­leb­nis­sen der Sin­nes­welt die Of­fen­ba­run­gen des Geis­tes er­kannt wer­den. Die sechs­te Kul­tu­re­po­che wird die Har­­mo­nie zwi­schen bei­den zur vol­len Ent­wi­cke­lung brin­gen. Da­mit ist die Be­trach­tung die­ses Bu­ches bis zu ei­nem Punk­te vor­ge­rückt, wo sie über­ge­hen kann von ei­nem Aus­blick in die Ver­gan­gen­heit zu ei­nem sol­chen in die Zu­kunft. Doch ist es bes­ser, wenn die­sem Aus­blick die Be­trach­tung über die Er­kennt­nis der höhe­ren Welt und über die Ein­wei­hung vor­­an­geht. Dann wird sich an sie je­ner Aus­blick, in­so­fern er mög­lich ist in dem Rah­men die­ser Schrift, kurz ge­ben las­sen.

DIE ERKENNTNIS DER HÖHEREN WELTEN

#G013-1962-SE299 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss

#TI

DIE ER­KENNT­NIS DER HÖHE­REN WEL­TEN

(VON DER EIN­WEI­HUNG ODER IN­I­TIA­TI­ON)

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Zwi­schen Ge­burt und Tod durch­lebt der Mensch auf sei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ent­wi­cke­lungs­stu­fe im ge­wöhn­li­chen Le­ben drei See­len­zu­stän­de: das Wa­chen, den Schlaf und zwi­schen bei­den den Tra­um­zu­stand. Auf den letz­te­ren soll an spä­t­e­­rer Stel­le die­ser Schrift noch kurz hin­ge­deu­tet wer­den. Hier mag das Le­ben zu­nächst in sei­nen bei­den wech­seln­den Haupt­zu­stän­den, dem Wa­chen und dem Schla­fen, be­trach­tet wer­­den. Zu Er­kennt­nis­sen in höhe­ren Wel­ten ge­langt der Mensch, wenn er sich, au­ßer dem Schla­fen und Wa­chen, noch ei­nen drit­ten See­len­zu­stand er­wirbt. Wäh­rend des Wa­chens ist die See­le hin­ge­ge­ben den Sin­ne­s­ein­drü­cken und den Vor­stel­lun­gen, wel­che von die­sen Sin­ne­s­ein­drü­cken an­ge­regt wer­den. Wäh­rend des Schla­fes schwei­gen die Sin­ne­s­ein­drü­cke; aber die See­le ver­liert auch das Be­wußt­sein. Die Ta­ge­ser­leb­nis­se sin­ken in das Meer der Be­wußt­lo­sig­keit hin­un­ter. Man den­ke sich nun: die See­le könn­te wäh­rend des Schla­fes zu ei­ner Be­wußt­heit kom­men, trotz­dem die Ein­drü­cke der Sin­ne, wie sonst im tie­fen Schla­fe, aus­ge­­schal­tet blie­ben. Ja, es wür­de auch die Er­in­ne­rung an die Ta­ge­ser­leb­nis­se nicht vor­han­den sein. Be­fän­de sich nun die See­le in ei­nem Nichts? Könn­te sie nun gar kei­ne Er­­leb­nis­se ha­ben? Ei­ne Ant­wort auf die­se Fra­ge ist nur mög­­lich, wenn ein Zu­stand wir­k­lich her­ge­s­tellt wer­den kann, wel­cher die­sem gleich oder ähn­lich ist. Wenn die See­le et­was er­le­ben kann, auch dann, wenn kei­ne Sin­nes­wir­kun­gen und kei­ne Er­in­ne­run­gen an sol­che in ihr vor­han­den sind. Dann be­fän­de sich die See­le in be­zug auf die ge­wöhn­li­che Au­ßen­welt wie im Schla­fe; und doch sch­lie­fe sie nicht, son­dern

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wä­re wie im Wa­chen ei­ner wir­k­li­chen Welt ge­gen­über. Nun kann ein sol­cher Be­wußt­s­eins­zu­stand her­ge­s­tellt wer­­den, wenn der Mensch die­je­ni­gen See­le­n­er­leb­nis­se her­bei­­führt, wel­che ihm die Geis­tes­wis­sen­schaft mög­lich macht. Und al­les, was die­se über je­ne Wel­ten mit­teilt, wel­che über die sinn­li­che hin­aus­lie­gen, ist durch ei­nen sol­chen Be­wußt­s­eins­zu­stand er­forscht. In den vor­her­ge­hen­den Aus­füh­run­gen sind ei­ni­ge Mit­tei­lun­gen über höhe­re Wel­ten ge­macht wor­den. In dem Fol­gen­den soll nun auch so­weit dies in die­sem Bu­che ge­sche­hen kann von den Mit­teln ge­spro­chen wer­den, durch wel­che der zu die­sem For­schen not­wen­di­ge Be­wußt­s­eins­zu­stand ge­schaf­fen wird.

Nur nach ei­ner Rich­tung hin gleicht die­ser Be­wußt­s­eins­zu­stand dem Schla­fe, näm­lich da­durch, daß durch ihn al­le äu­ße­ren Sin­nes­wir­kun­gen auf­hö­ren; auch al­le Ge­dan­ken ge­­tilgt sind, wel­che durch die­se Sin­nes­wir­kun­gen an­ge­regt sind. Wäh­rend aber im Schla­fe die See­le kei­ne Kraft hat, be­wußt et­was zu er­le­ben, soll sie die­se Kraft durch die­sen Be­wußt­­­s­eins­zu­stand er­hal­ten. Durch ihn wird in der See­le al­so die Fähig­keit ei­nes Er­le­bens er­weckt, wel­che im ge­wöhn­li­chen Da­sein nur durch die Sin­nes­wir­kun­gen an­ge­regt wird. Die Er­we­ckung der See­le zu ei­nem sol­chen höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stand kann Ein­wei­hung (In­i­tia­ti­on) ge­nannt wer­den.

Die Mit­tel der Ein­wei­hung füh­ren den Men­schen aus dem ge­wöhn­li­chen Zu­stan­de des Ta­ges­be­wußt­seins in ei­ne sol­che See­l­en­tä­tig­keit hin­ein, durch wel­che er sich geis­ti­ger Be­o­b­ach­tungs­werk­zeu­ge be­di­ent. Die­se Werk­zeu­ge sind wie Kei­me vor­her in der See­le vor­han­den. Die­se Kei­me müs­sen ent­wi­ckelt wer­den. Nun kann der Fall ein­t­re­ten, daß ein Mensch in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punk­te sei­ner Le­bens­lauf­bahn oh­ne be­son­de­re Vor­be­rei­tung in sei­ner See­le die En­t­­­de­ckung

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macht, es ha­ben sich sol­che höhe­re Werk­zeu­ge in ihm ent­wi­ckelt. Es ist dann ei­ne Art von un­will­kür­li­cher Selbs­t­er­we­ckung ein­ge­t­re­ten. Solch ein Mensch wird sich da­durch in sei­nem gan­zen We­sen um­ge­wan­delt fin­den. Ei­ne un­be­g­renz­te Be­rei­che­rung sei­ner See­le­n­er­leb­nis­se tritt ein. Und er wird fin­den, daß er durch kei­ne Er­kennt­nis­se der Sin­nen­welt ei­ne sol­che Be­se­li­gung, sol­che be­frie­di­gen­de Ge­­müts­ver­fas­sung und in­ne­re Wär­me emp­fin­den kann, wie durch das­je­ni­ge, was sich ei­ner Er­kennt­nis er­sch­ließt, die nicht dem phy­si­schen Au­ge zu­gäng­lich ist. Kraft und Le­ben­s­­­si­cher­heit wird in sei­nen Wil­len aus ei­ner geis­ti­gen Welt ein­­strö­men. Sol­che Fäl­le von Selb­st­ein­wei­hung gibt es. Sie soll­ten aber nicht zu dem Glau­ben ver­füh­ren, daß es das ein­zig Rich­ti­ge sei, ei­ne sol­che Selb­st­ein­wei­hung ab­zu­war­ten und nichts zu tun, um die Ein­wei­hung durch re­gel­rech­te Schu­lung her­bei­zu­füh­ren. Von der Selb­st­ein­wei­hung braucht hier nicht ge­spro­chen zu wer­den, da sie eben oh­ne Be­o­b­ach­­tung ir­gend­wel­cher Re­geln ein­t­re­ten kann. Dar­ge­s­tellt aber soll wer­den, wie man durch Schu­lung die in der See­le keim­haft ru­hen­den Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne ent­wi­ckeln kann. Men­­schen, wel­che kei­nen be­son­de­ren An­trieb in sich ver­spü­ren, für ih­re Ent­wi­cke­lung selbst et­was zu tun, wer­den leicht sa­gen: das Men­schen­le­ben steht in der Lei­tung von geis­ti­gen Mäch­ten, in de­ren Füh­rung soll man nicht ein­g­rei­fen; man soll ru­hig des Au­gen­bli­ckes har­ren, in dem je­ne Mäch­te es für rich­tig hal­ten, der See­le ei­ne an­de­re Welt zu er­sch­lie­ßen. Es wird wohl auch von sol­chen Men­schen wie ei­ne Art von Ver­mes­sen­heit emp­fun­den, oder als ei­ne un­be­rech­tig­te Be­­gier­de, in die Weis­heit der geis­ti­gen Füh­rung ein­zu­g­rei­fen. Per­sön­lich­kei­ten, wel­che so den­ken, wer­den erst dann zu ei­ner an­de­ren Mei­nung ge­führt, wenn auf sie ei­ne ge­wis­se

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Vor­stel­lung ei­nen ge­nü­gend star­ken Ein­druck macht. Wenn sie sich sa­gen: Je­ne wei­se Füh­rung hat mir ge­wis­se Fähi­g­kei­ten ge­ge­ben; sie hat mir die­se nicht ver­lie­hen, auf daß ich sie un­be­nützt las­se, son­dern da­mit ich sie ge­brau­che. Die Weis­heit der Füh­rung be­steht da­rin, daß sie in mich die Kei­me ge­legt hat zu ei­nem höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stan­de. Ich ver­ste­he die­se Füh­rung nur, wenn ich es als Pf­licht em­p­­fin­de, daß al­les dem Men­schen of­fen­bar wer­de, was durch sei­ne Geis­tes­kräf­te of­fen­bar wer­den kann. Wenn ein sol­cher Ge­dan­ke ei­nen ge­nü­gend star­ken Ein­druck auf die See­le ge­macht hat, dann wer­den die obi­gen Be­den­ken ge­gen ei­ne Schu­lung in be­zug auf ei­nen höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stand schwin­den.

Es kann aber al­ler­dings noch ein an­de­res Be­den­ken ge­ben, das sich ge­gen ei­ne sol­che Schu­lung er­hebt. Man kann sich sa­gen: «Die Ent­wi­cke­lung in­ne­rer See­len­fähig­kei­ten greift in das ver­bor­gens­te Hei­lig­tum des Men­schen ein. Sie sch­ließt in sich ei­ne ge­wis­se Um­wand­lung des gan­zen men­sch­li­chen We­sens. Die Mit­tel zu sol­cher Um­wand­lung kann man sich na­tur­ge­mäß nicht sel­ber er­sin­nen. Denn wie man in ei­ne höhe­re Welt kommt, kann doch nur der­je­ni­ge wis­sen, wel­cher den Weg in die­se als sein ei­ge­nes Er­leb­nis kennt. Wenn man sich an ei­ne sol­che Per­sön­lich­keit wen­det, so ge­stat­tet man der­sel­ben ei­nen Ein­fluß auf das ver­bor­gens­te Hei­li­g­­tum der See­le.» Wer so denkt, dem könn­te es selbst kei­ne be­son­de­re Be­ru­hi­gung ge­wäh­ren, wenn ihm die Mit­tel zur Her­bei­füh­rung ei­nes höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stan­des in ei­nem Bu­che dar­ge­bo­ten wür­den. Denn es kommt ja nicht dar­auf an, ob man et­was münd­lich mit­ge­teilt er­hält oder ob ei­ne Per­sön­lich­keit, wel­che die Kennt­nis die­ser Mit­tel hat, die­se in ei­nem Bu­che dar­s­tellt und ein an­de­rer sie dar­aus er­fährt.

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Es gibt nun sol­che Per­sön­lich­kei­ten, wel­che die Kennt­nis der Re­geln für die Ent­wi­cke­lung der geis­ti­gen Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne be­sit­zen und wel­che die An­sicht ver­t­re­ten, daß man die­se Re­geln ei­nem Bu­che nicht an­ver­trau­en dür­fe. Sol­che Per­so­nen be­trach­ten zu­meist auch die Mit­tei­lung ge­wis­ser Wahr­hei­ten, wel­che sich auf die geis­ti­ge Welt be­zie­hen, als un­statt­haft. Doch muß die­se An­schau­ung ge­gen­über dem ge­gen­wär­ti­gen Zei­tal­ter der Mensch­heits­ent­wi­cke­lung in ge­­wis­ser Be­zie­hung als veral­tet be­zeich­net wer­den. Rich­tig ist, daß man mit der Mit­tei­lung der ent­sp­re­chen­den Re­geln nur bis zu ei­nem ge­wis­sen Punk­te ge­hen kann. Doch führt das Mit­ge­teil­te so weit, daß der­je­ni­ge, wel­cher die­ses auf sei­ne See­le an­wen­det, in der Er­kennt­nis­ent­wi­cke­lung da­zu ge­langt, daß er den wei­te­ren Weg dann fin­den kann. Es führt die­ser Weg dann in ei­ner Art wei­ter, über wel­che man ei­ne rich­ti­ge Vor­stel­lung auch nur durch das vor­her Durch­ge­­­mach­te er­hal­ten kann. Aus all die­sen Tat­sa­chen kön­nen sich Be­den­ken ge­gen den geis­ti­gen Er­kennt­nis­weg er­ge­ben. Die­se Be­den­ken schwin­den, wenn man das We­sen des­je­ni­gen Ent­wi­cke­lungs­gan­ges ins Au­ge faßt, wel­chen die un­se­rem Zeit­al­ter an­ge­mes­se­ne Schu­lung vor­zeich­net. Von die­sem We­ge soll hier ge­spro­chen und auf an­de­re Schu­lun­gen nur kurz hin­ge­wie­sen wer­den.

Die hier zu be­sp­re­chen­de Schu­lung gibt dem­je­ni­gen, wel­cher den Wil­len zu sei­ner höhe­ren Ent­wi­cke­lung hat, die Mit­tel an die Hand, die Um­wand­lung sei­ner See­le vor­zu­­­neh­men. Ein be­denk­li­cher Ein­griff in das We­sen des Schü­­lers wä­re nur dann vor­han­den, wenn der Leh­rer die­se Um­­wand­lung durch Mit­tel vor­näh­me, die sich dem Be­wußt­sein des Schü­lers ent­zie­hen. Sol­cher Mit­tel be­di­ent sich aber kei­ne rich­ti­ge An­wei­sung der Geis­tes­ent­wi­cke­lung in un­se­rem Zei­tal­ter.

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Die­se macht den Schü­ler zu kei­nem blin­den Werk­zeu­ge. Sie gibt ihm die Ver­hal­tungs­maß­r­e­geln; und der Schü­ler führt sie aus. Es wird da­bei, wenn es dar­auf an­kommt, nicht ver­schwie­gen, warum die­se oder je­ne Ver­hal­tungs­maß­r­e­gel ge­ge­ben wird. Die Ent­ge­gen­nah­me der Re­geln und ih­re An­wen­dung durch ei­ne Per­sön­lich­keit, wel­che geis­ti­ge En­t­­wi­cke­lung sucht, braucht nicht auf blin­den Glau­ben hin zu ge­sche­hen. Ein sol­cher soll­te auf die­sem Ge­bie­te ganz aus­­­ge­sch­los­sen sein. Wer die Na­tur der Men­schen­see­le be­trach­­tet, so­weit sie oh­ne Geis­tes­schu­lung schon durch die ge­wöhn­li­che Selbst­be­o­b­ach­tung sich er­gibt, der kann sich nach Ent­ge­gen­nah­me der von der Geis­tes­schu­lung emp­foh­le­nen Re­geln fra­gen: wie kön­nen die­se Re­geln im See­len­le­ben wir­ken? Und die­se Fra­ge kann, vor al­ler Schu­lung, bei un­be­­fan­ge­ner An­wen­dung des ge­sun­den Men­schen­ver­stan­des, ge­nü­gend be­ant­wor­tet wer­den. Man kann über die Wir­kungs­wei­se die­ser Re­geln sich rich­ti­ge Vor­stel­lun­gen ma­chen, be­vor man sich ih­nen hin­gibt. Er­le­ben kann man die­se Wir­kungs­wei­se al­ler­dings erst wäh­rend der Schu­lung. Al­lein auch da wird das Er­le­ben stets von dem Ver­ste­hen die­ses Er­le­bens be­g­lei­tet sein, wenn man je­den zu ma­chen­den Schritt mit dem ge­sun­den Ur­tei­le be­g­lei­tet. Und ge­gen­wär­tig wird ei­ne wah­re Geis­tes­wis­sen­schaft nur sol­che Re­geln für die Schu­lung an­ge­ben, de­nen ge­gen­über sol­ches ge­sun­de Ur­teil sich gel­tend ma­chen kann. Wer wil­lens ist, sich nur ei­ner sol­chen Schu­lung hin­zu­ge­ben, und wer sich durch kei­ne Vor­­ein­ge­nom­men­heit zu ei­nem blin­den Glau­ben trei­ben läßt, dem wer­den al­le Be­den­ken schwin­den. Ein­wän­de ge­gen ei­ne re­gel­rech­te Schu­lung zu ei­nem höhe­ren Be­wußt­s­eins­zu­stan­de wer­den ihn nicht stö­ren.

Selbst für ei­ne sol­che Per­sön­lich­keit, wel­che die in­ne­re

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Rei­fe hat, die sie in kür­ze­rer oder län­ge­rer Zeit zum Selb­st­er­wa­chen der geis­ti­gen Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne füh­ren kann, ist ei­ne Schu­lung nicht über­flüs­sig, son­dern im Ge­gen­teil, für sie ist sie ganz be­son­ders ge­eig­net. Denn es gibt nur we­ni­ge Fäl­le, in de­nen ei­ne sol­che Per­sön­lich­keit vor der Selb­st­ein­wei­hung nicht die man­nig­fal­tigs­ten krum­men und ver­geb­li­chen Sei­ten­we­ge durch­zu­ma­chen hat. Die Schu­lung er­spart ihr die­se Sei­ten­we­ge. Sie führt in der ge­ra­den Rich­­tung vor­wärts. Wenn ei­ne sol­che Selb­st­ein­wei­hung für die­se See­le ein­tritt, so rührt dies da­von her, daß die See­le sich in vor­her­ge­hen­den Le­bens­läu­fen die ent­sp­re­chen­de Rei­fe er­wor­ben hat. Es kommt nun sehr leicht vor, daß ge­ra­de ei­ne sol­che See­le ein ge­wis­ses dun­k­les Ge­fühl von ih­rer Rei­fe hat und sich aus die­sem Ge­fühl her­aus ge­gen ei­ne Schu­lung ab­­leh­nend ver­hält. Ein sol­ches Ge­fühl kann näm­lich ei­nen ge­­wis­sen Hoch­mut er­zeu­gen, wel­cher das Ver­trau­en zu ech­ter Geis­tes­schu­lung hin­dert. Es kann nun ei­ne ge­wis­se Stu­fe der See­len­ent­wi­cke­lung bis zu ei­nem ge­wis­sen Le­bensal­ter ver­­­bor­gen blei­ben und erst dann her­vor­t­re­ten. Aber es kann die Schu­lung ge­ra­de das rech­te Mit­tel sein, um sie zum Her­vor­t­re­ten zu brin­gen. Ver­sch­ließt sich ein Mensch dann ge­­gen die Schu­lung, dann kann es sein, daß sei­ne Fähig­keit in dem be­tref­fen­den Le­bens­lauf ver­bor­gen bleibt und erst wie­­der in ei­nem der nächs­ten Le­bens­läu­fe her­vor­tritt.

In be­zug auf die hier ge­mein­te Schu­lung für die über­­sinn­li­che Er­kennt­nis ist es wich­tig, ge­wis­se na­he­lie­gen­de Mißv­er­ständ­nis­se nicht auf­kom­men zu las­sen. Das ei­ne kann da­durch ent­ste­hen, daß man meint, die Schu­lung wol­le den Men­schen in be­zug auf sei­ne gan­ze Le­bens­füh­rung zu ei­nem an­dern We­sen ma­chen. Al­lein es han­delt sich nicht dar­um, dem Men­schen all­ge­mei­ne Le­bens­vor­schrif­ten zu ge­ben, son­­dern

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ihm von See­len­ver­rich­tun­gen zu sp­re­chen, die, wenn er sie aus­führt, ihm die Mög­lich­keit ge­ben, das Über­sinn­li­che zu be­o­b­ach­ten. Auf den­je­ni­gen Teil sei­ner Le­bens­ver­­rich­tun­gen, der au­ßer­halb der Be­o­b­ach­tung des Über­sin­n­­li­chen liegt, ha­ben die­se Ver­rich­tun­gen kei­nen un­mit­tel­ba­ren Ein­fluß. Der Mensch er­wirbt sich hin­zu zu die­sen Le­bens­ver­rich­tun­gen die Ga­be der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tung. Die Tä­tig­keit die­ser Be­o­b­ach­tung ist von den ge­wöhn­li­chen Ver­rich­tun­gen des Le­bens so ge­t­rennt wie der Zu­stand des Wa­chens von dem des Schla­fens. Das ei­ne kann das an­de­re nicht im ge­rings­ten stö­ren. Wer zum Bei­spiel den ge­wöhn­­li­chen Ablauf des Le­bens durch Ein­drü­cke des über­sinn­li­chen Schau­ens durch­set­zen woll­te, gleicht ei­nem Un­ge­sun­den, des­sen Schlaf von schäd­li­chem Auf­wa­chen fort­wäh­rend un­­ter­bro­chen wür­de. Dem frei­en Wil­len des Ge­schul­ten muß es mög­lich sein, den Zu­stand des Be­o­b­ach­tens über­sinn­li­cher Wir­k­lich­keit her­bei­zu­füh­ren. Mit­tel­bar hängt die Schu­lung mit Le­bens­vor­schrif­ten al­ler­dings in­so­fern zu­sam­men, als oh­ne ei­ne ge­wis­se ethisch ge­stimm­te Le­bens­füh­rung ein Ein­­blick in das Über­sinn­li­che un­mög­lich oder schäd­lich ist. Und des­halb ist man­ches, das zur An­schau­ung des Über­sin­n­­li­chen führt, zu­g­leich Mit­tel zur Ve­r­ed­lung der Le­bens­füh­rung. Auf der an­dern Sei­te er­kennt man durch den Ein­blick in die über­sinn­li­che Welt höhe­re mo­ra­li­sche Im­pul­se, die auch für die sinn­lich-phy­si­sche Welt gel­ten. Ge­wis­se mo­r­a­­li­sche Not­wen­dig­kei­ten wer­den erst aus die­ser Welt her­aus er­kannt. Ein zwei­tes Mißv­er­ständ­nis wä­re, wenn man glaub­te, ir­gend­ei­ne zum über­sinn­li­chen Er­ken­nen füh­r­en­de See­len­ver­rich­tung ha­be et­was mit Ve­r­än­de­rung der phy­si­­schen Or­ga­ni­sa­ti­on zu tun. Es ha­ben sol­che Ver­rich­tun­gen viel­mehr nicht das ge­rings­te zu tun mit ir­gend et­was, in das

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Phy­sio­lo­gie oder ein an­de­rer Zweig der Na­tur­er­kennt­nis hin­ein­zu­re­den hat. Sie sind so ganz von al­lem Phy­si­schen ab­lie­gen­de rein geis­tig-see­li­sche Vor­gän­ge wie das ge­sun­de Den­ken und Wahr­neh­men selbst. Der Art nach geht in der See­le durch ei­ne sol­che Ver­rich­tung nichts an­de­res vor, als was vor­geht, wenn sie ge­sund vor­s­tellt oder ur­teilt. So viel und so we­nig mit dem Lei­be das ge­sun­de Den­ken zu tun hat, so viel und so we­nig ha­ben mit die­sem die Vor­gän­ge der ech­ten Schu­lung zur über­sinn­li­chen Er­kennt­nis zu tun. Al­les, was sich an­ders zum Men­schen ver­hält, ist nicht wah­re Gei­s­tes­schu­lung, son­dern ein Zerr­bild der­sel­ben. Im Sin­ne des hier Ge­sag­ten sind die fol­gen­den Aus­füh­run­gen zu neh­men. Nur weil über­sinn­li­che Er­kennt­nis et­was ist, was von der gan­zen See­le des Men­schen aus­geht, wird es so aus­se­hen, als ob zur Schu­lung Din­ge ver­langt wür­den, die aus dem Men­­schen et­was an­de­res ma­chen. In Wahr­heit han­delt es sich um An­ga­ben über Ver­rich­tun­gen, die die See­le in die Mög­lich­keit ver­set­zen, inn­er­halb ih­res Le­bens sol­che Au­gen­bli­cke her­bei­zu­füh­ren, in de­nen sie das Über­sinn­li­che be­o­b­ach­ten kann.

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Die Er­he­bung zu ei­nem über­sinn­li­chen Be­wußt­s­eins­zu­­­stan­de kann nur von dem ge­wöhn­li­chen wa­chen Ta­ges­be­wußt­sein aus­ge­hen. In die­sem Be­wußt­sein lebt die See­le vor ih­rer Er­he­bung. Es wer­den ihr durch die Schu­lung Mit­tel ge­ge­ben, wel­che sie aus die­sem Be­wußt­sein her­aus­füh­ren. Die hier zu­nächst in Be­tracht kom­men­de Schu­lung gibt un­­ter den ers­ten Mit­teln sol­che, wel­che sich noch als Ver­rich­­tun­gen des ge­wöhn­li­chen Ta­ges­be­wußt­seins kenn­zeich­nen las­sen. Ge­ra­de die be­deut­sams­ten Mit­tel sind sol­che, die in stil­len Ver­rich­tun­gen der See­le be­ste­hen. Es han­delt sich dar­um, daß sich die See­le ganz be­stimm­ten Vor­stel­lun­gen

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hin­gibt. Die­se Vor­stel­lun­gen sind sol­che, wel­che durch ihr We­sen ei­ne we­cken­de Kraft auf ge­wis­se ver­bor­ge­ne Fähi­g­kei­ten der men­sch­li­chen See­le aus­ü­ben. Sie un­ter­schei­den sich von sol­chen Vor­stel­lun­gen des wa­chen Ta­ges­le­bens, wel­che die Auf­ga­be ha­ben, ein äu­ße­res Ding ab­zu­bil­den. Je wah­rer sie dies tun, des­to wah­rer sind sie. Und es ge­hört zu ih­rem We­sen, in die­sem Sin­ne wahr zu sein. Ei­ne sol­che Auf­ga­be ha­ben die Vor­stel­lun­gen nicht, wel­chen sich die See­le zum Zie­le der Geis­tes­schu­lung hin­ge­ben soll. Sie sind so ge­stal­tet, daß sie nicht ein Äu­ße­res ab­bil­den, son­dern in sich selbst die Ei­gen­heit ha­ben, auf die See­le we­ckend zu wir­ken. Die bes­ten Vor­stel­lun­gen hier­zu sind sinn­bild­li­che oder sym­bo­­li­sche. Doch kön­nen auch an­de­re Vor­stel­lun­gen ver­wen­det wer­den. Denn es kommt eben gar nicht dar­auf an, was die Vor­stel­lun­gen ent­hal­ten, son­dern le­dig­lich dar­auf, daß die See­le al­le ih­re Kräf­te dar­auf rich­tet, nichts an­de­res im Be­wußt­sein zu ha­ben als die be­tref­fen­de Vor­stel­lung. Wäh­rend im ge­wöhn­li­chen See­len­le­ben des­sen Kräf­te auf vie­les ver­­­teilt sind und die Vor­stel­lun­gen rasch wech­seln, kommt es bei der Geis­tes­schu­lung auf die Kon­zen­t­ra­ti­on des gan­zen See­len­le­bens auf ei­ne Vor­stel­lung an. Und die­se Vor­stel­lung muß durch frei­en Wil­len in den Mit­tel­punkt des Be­wußt­­­seins ge­rückt sein. Sinn­bild­li­che Vor­stel­lun­gen sind des­halb bes­ser als sol­che, wel­che äu­ße­re Ge­gen­stän­de oder Vor­gän­ge ab­bil­den, weil die letz­te­ren den An­halts­punkt in der Au­ßen­welt ha­ben und da­durch die See­le we­ni­ger sich auf sich al­lein zu stüt­zen hat als bei sinn­bild­li­chen, die aus der ei­ge­nen See­le­n­e­n­er­gie her­aus ge­bil­det wer­den. Nicht was vor­ge­s­tellt wird, ist we­sent­lich, son­dern dar­auf kommt es an, daß das Vor­ge­s­tell­te durch die Art des Vor­s­tel­lens das See­li­sche von je­der An­leh­nung an ein Phy­si­sches los­löst.

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Man ge­langt zu ei­nem Er­fas­sen die­ser Ver­sen­kung in ei­ne Vor­stel­lung, wenn man sich erst ein­mal den Be­griff der Er­in­ne­rung vor die See­le ruft. Hat man das Au­ge zum Bei­spiel auf ei­nen Baum ge­rich­tet und wen­det man sich dann von dem Bau­me ab, so daß man ihn nicht mehr se­hen kann, so ver­mag man die Vor­stel­lung des Bau­mes aus der Er­in­ne­rung in der See­le wie­der zu er­we­cken. Die­se Vor­stel­lung des Bau­­mes, die man hat, wenn der­sel­be nicht dem Au­ge ge­gen­über­­steht, ist ei­ne Er­in­ne­rung an den Baum. Nun den­ke man sich, man be­hal­te die­se Er­in­ne­rung in der See­le; man las­se die See­le gleich­sam auf der Er­in­ne­rungs­vor­stel­lung ru­hen; man be­mühe sich, al­le an­dern Vor­stel­lun­gen da­bei aus­zu­­­sch­lie­ßen. Dann ist die See­le in die Er­in­ne­rungs­vor­stel­lung des Bau­mes ver­senkt. Man hat es dann mit ei­ner Ver­sen­kung der See­le in ei­ne Vor­stel­lung zu tun; doch ist die­se Vor­stel­lung das Ab­bild ei­nes durch die Sin­ne wahr­ge­nom­­me­nen Din­ges. Wenn man aber das­sel­be vor­nimmt mit ei­ner durch frei­en Wil­len in das Be­wußt­sein ver­setz­ten Vor­s­tel­­lung, so wird man nach und nach die Wir­kung er­zie­len kön­­nen, auf wel­che es an­kommt.

Es soll nun ein Bei­spiel der in­ne­ren Ver­sen­kung mit ei­ner sinn­bild­li­chen Vor­stel­lung ver­an­schau­licht wer­den. Zu­nächst muß ei­ne sol­che Vor­stel­lung erst in der See­le auf­ge­baut wer­­den. Das kann in fol­gen­der Art ge­sche­hen: Man stel­le sich ei­ne Pflan­ze vor, wie sie im Bo­den wur­zelt, wie sie Blatt nach Blatt treibt, wie sie sich zur Blü­te ent­fal­tet. Und nun den­ke man sich ne­ben die­se Pflan­ze ei­nen Men­schen hin­­ge­s­tellt. Man ma­che den Ge­dan­ken in sei­ner See­le le­ben­dig, wie der Mensch Ei­gen­schaf­ten und Fähig­kei­ten hat, wel­che de­nen der Pflan­ze ge­gen­über voll­kom­me­ner ge­nannt wer­­den kön­nen. Man be­den­ke, wie er sich sei­nen Ge­füh­len und

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sei­nem Wil­len ge­mäß da und dort­hin be­ge­ben kann, wäh­­rend die Pflan­ze an den Bo­den ge­fes­selt ist. Nun aber sa­ge man sich auch: ja, ge­wiß ist der Mensch voll­kom­me­ner als die Pflan­ze; aber mir tre­ten da­für auch an ihm Ei­gen­schaf­­ten ent­ge­gen, wel­che ich an der Pflan­ze nicht wahr­neh­me, und durch de­ren Nicht­vor­han­den­sein sie mir in ge­wis­ser Hin­sicht voll­kom­me­ner als der Mensch er­schei­nen kann. Der Mensch ist er­füllt von Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten; die­sen folgt er bei sei­nem Ver­hal­ten. Ich kann bei ihm von Ver­­ir­run­gen durch sei­ne Trie­be und Lei­den­schaf­ten sp­re­chen. Bei der Pflan­ze se­he ich, wie sie den rei­nen Ge­set­zen des Wachs­tums folgt von Blatt zu Blatt, wie sie die Blü­te lei­­den­schafts­los dem keu­schen Son­nen­strahl öff­net. Ich kann mir sa­gen: der Mensch hat ei­ne ge­wis­se Voll­kom­men­heit vor der Pflan­ze vor­aus; aber er hat die­se Voll­kom­men­heit da­­durch er­kauft, daß er zu den mir rein er­schei­nen­den Kräf­ten der Pflan­ze in sei­nem We­sen hat hin­zu­t­re­ten las­sen Trie­be, Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten. Ich stel­le mir nun vor, daß der grü­ne Far­ben­saft durch die Pflan­ze fließt und daß die­ser der Aus­druck ist für die rei­nen lei­den­schafts­lo­sen Wachs­­tums­ge­set­ze. Und dann stel­le ich mir vor, wie das ro­te Blut durch die Adern des Men­schen fließt und wie die­ses der Aus­druck ist für die Trie­be, Be­gier­den und Lei­den­schaf­ten. Das al­les las­se ich als ei­nen leb­haf­ten Ge­dan­ken in mei­ner See­le er­ste­hen. Dann stel­le ich mir wei­ter vor, wie der Mensch ent­wick­lungs­fähig ist; wie er sei­ne Trie­be und Lei­den­schaf­­ten durch sei­ne höhe­ren See­len­fähig­kei­ten läu­tern und rei­ni­­gen kann. Ich den­ke mir, wie da­durch ein Nie­de­res in die­sen Trie­ben und Lei­den­schaf­ten ver­nich­tet wird, und die­se auf ei­ner höhe­ren Stu­fe wie­der­ge­bo­ren wer­den. Dann wird das Blut vor­ge­s­tellt wer­den dür­fen als der Aus­druck der ge­rei­­nig­ten

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und ge­läu­ter­ten Trie­be und Lei­den­schaf­ten. Ich bli­cke nun zum Bei­spiel im Geis­te auf die Ro­se und sa­ge mir: in dem ro­ten Ro­sen­blatt se­he ich die Far­be des grü­nen Pflan­zen­­saf­tes um­ge­wan­delt in das Rot; und die ro­te Ro­se folgt wie das grü­ne Blatt den rei­nen, lei­den­schafts­lo­sen Ge­set­zen des Wachs­tums. Das Rot der Ro­se mö­ge mir nun wer­den das Sinn­bild ei­nes sol­chen Blu­tes, das der Aus­druck ist von ge­läu­ter­ten Trie­ben und Lei­den­schaf­ten, wel­che das Nie­de­re ab­ge­st­reift ha­ben und in ih­rer Rein­heit glei­chen den Kräf­­ten, wel­che in der ro­ten Ro­se wir­ken. Ich ver­su­che nun, sol­che Ge­dan­ken nicht nur in mei­nem Ver­stan­de zu ver­­ar­bei­ten, son­dern in mei­ner Emp­fin­dung le­ben­dig wer­den zu las­sen. Ich kann ei­ne be­se­li­gen­de Emp­fin­dung ha­ben, wenn ich die Rein­heit und Lei­den­schafts­lo­sig­keit der wach­sen­den Pflan­ze mir vor­s­tel­le; ich kann das Ge­fühl in mir er­zeu­gen, wie ge­wis­se höhe­re Voll­kom­men­hei­ten er­kauft wer­den müs­­sen durch die Er­wer­bung der Trie­be und Be­gier­den. Das kann die Be­se­li­gung, die ich vor­her emp­fun­den ha­be, in ein erns­tes Ge­fühl ver­wan­deln; und dann kann ein Ge­fühl ei­nes be­f­rei­en­den Glü­ckes in mir sich re­gen, wenn ich mich hin­ge­be dem Ge­dan­ken an das ro­te Blut, das Trä­ger wer­den kann von in­ner­lich rei­nen Er­leb­nis­sen, wie der ro­te Saft der Ro­se. Es kommt dar­auf an, daß man nicht ge­fühl­los sich den Ge­dan­ken ge­gen­über­s­tel­le, wel­che zum Auf­bau ei­ner sinn­bild­li­chen Vor­stel­lung die­nen. Nach­dem man sich in sol­chen Ge­dan­ken und Ge­füh­len er­gan­gen hat, ver­wand­le man sich die­sel­ben in fol­gen­de sinn­bild­li­che Vor­stel­lung. Man stel­le sich ein schwar­zes Kreuz vor. Die­ses sei Sinn­bild für das ver­nich­te­te Nie­de­re der Trie­be und Lei­den­schaf­ten; und da, wo sich die Bal­ken des Kreu­zes schnei­den, den­ke man sich sie­ben ro­te, strah­len­de Ro­sen im Krei­se an­ge­ord­net.

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Die­se Ro­sen sei­en das Sinn­bild für ein Blut, das Aus­druck ist für ge­läu­ter­te, ge­r­ei­nig­te Lei­den­schaf­ten und Trie­be. Ei­ne sol­che sinn­bild­li­che Vor­stel­lung soll es nun sein, die man sich in der Art vor die See­le ruft, wie es oben an ei­ner Er­in­ne­rungs­vor­stel­lung ver­an­schau­licht ist. Ei­ne sol­che Vor­­­stel­lung hat ei­ne see­len­we­cken­de Kraft, wenn man sich in in­ner­li­cher Ver­sen­kung ihr hin­gibt. Je­de an­de­re Vor­stel­lung muß man ver­su­chen wäh­rend der Ver­sen­kung aus­zu­sch­lie­­ßen. Le­dig­lich das cha­rak­te­ri­sier­te Sinn­bild soll im Geis­te vor der See­le schwe­ben, so leb­haft als dies mög­lich ist. Es ist nicht be­deu­tungs­los, daß die­ses Sinn­bild nicht ein­fach als ei­ne we­cken­de Vor­stel­lung hier an­ge­führt wor­den ist, son­­dern daß es erst durch ge­wis­se Vor­stel­lun­gen über Pflan­ze und Mensch auf­ge­baut wor­den ist. Denn es hängt die Wir­kung ei­nes sol­chen Sinn­bil­des da­von ab, daß man es sich in der ge­schil­der­ten Art zu­sam­men­ge­s­tellt hat, be­vor man es zur in­ne­ren Ver­sen­kung ver­wen­det. Stellt man es sich vor, oh­ne ei­nen sol­chen Auf­bau erst in der ei­ge­nen See­le durch­ge­macht zu ha­ben, so bleibt es kalt und viel un­wir­k­­sa­mer, als wenn es durch die Vor­be­rei­tung sei­ne see­len­be­­leuch­ten­de Kraft er­hal­ten hat. Wäh­rend der Ver­sen­kung soll man je­doch sich al­le die vor­be­rei­ten­den Ge­dan­ken nicht in

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#F­N013-312-01 Es kommt nicht dar­auf an, in­wie­fern die­se oder je­ne na­tur­wis­sen­­schaft­li­che Vor­stel­lung die obi­gen Ge­dan­ken be­rech­tigt fin­det oder nicht. Denn es han­delt sich um die Ent­wi­cke­lung sol­cher Ge­dan­ken an Pflan­ze und Mensch, wel­che, oh­ne al­le The­o­rie, durch ei­ne ein­fa­che, un­mit­tel­­ba­re An­schau­ung ge­won­nen wer­den kön­nen. Sol­che Ge­dan­ken ha­ben ja doch auch ih­re Be­deu­tung ne­ben den in an­de­rer Be­zie­hung nicht min­der be­deut­sa­men theo­re­ti­schen Vor­stel­lun­gen über die Din­ge der Au­ßen­welt. Und hier sind die Ge­dan­ken nicht da­zu da, um ei­nen Tat­be­stand wis­sen­schaft­lich dar­zu­s­tel­len, son­dern um ein Sinn­bild auf­zu­bau­en, das sich als see­lisch wirk­sam er­weist, gleich­gül­tig, wel­che Ein­wän­de die­ser oder je­ner Per­sön­lich­keit ein­fal­len bei dem Auf­bau die­ses Sinn­bil­des.

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die See­le ru­fen, son­dern le­dig­lich das Bild leb­haft vor sich im Geis­te schwe­ben ha­ben und da­bei je­ne Emp­fin­dung mit­­­schwin­gen las­sen, die sich als Er­geb­nis durch die vor­be­rei­­ten­den Ge­dan­ken ein­ge­s­tellt hat. So wird das Sinn­bild zum Zei­chen ne­ben dem Emp­fin­dung­s­er­leb­nis. Und in dem Ver­­wei­len der See­le in die­sem Er­leb­nis liegt das Wirk­sa­me. Je län­ger man ver­wei­len kann, oh­ne daß ei­ne stö­ren­de an­de­re Vor­stel­lung sich ein­mischt, des­to wirk­sa­mer ist der gan­ze Vor­gang. Je­doch ist es gut, wenn man sich au­ßer der Zeit, wel­che man der ei­gent­li­chen Ver­sen­kung wid­met, öf­ters durch Ge­dan­ken und Ge­füh­le der oben ge­schil­der­ten Art den Auf­bau des Bil­des wie­der­holt, da­mit die Emp­fin­dung nicht ver­blas­se. Je mehr Ge­duld man zu ei­ner sol­chen Er­neue­rung hat, des­to be­deut­sa­mer ist das Bild für die See­le. (In den Au­s­ein­an­der­set­zun­gen mei­nes Bu­ches: «Wie er­langt man Er­kennt­nis­se der höhe­ren Wel­ten?» sind noch an­de­re Bei­spie­le von Mit­teln zur in­ne­ren Ver­sen­kung an­­ge­ge­ben. Be­son­ders wirk­sam sind die da­selbst cha­rak­te­ri­­sier­ten Me­di­ta­tio­nen über das Wer­den und Ver­ge­hen ei­ner Pflan­ze, über die in ei­nem Pflan­zen-Sa­men­korn schlum­­mern­den Wer­de­kräf­te, über die For­men von Kri­s­tal­len usw. Hier in die­sem Bu­che soll­te an ei­nem Bei­spie­le das We­sen der Me­di­ta­ti­on ge­zeigt wer­den.)

Ein sol­ches Sinn­bild, wie es hier ge­schil­dert ist, bil­det kein äu­ße­res Ding oder We­sen, das durch die Na­tur her­vor­ge­bracht wird, ab. Aber eben ge­ra­de da­durch hat es sei­ne we­cken­de Kraft für ge­wis­se rein see­li­sche Fähig­kei­ten. Es könn­te al­ler­­dings je­mand ei­nen Ein­wand er­he­ben. Er könn­te sa­gen: Ge­wiß, das «Gan­ze», als Sinn­bild, ist nicht durch die Na­tur vor­han­den; aber al­le Ein­zel­hei­ten sind doch aus die­ser Na­­tur ent­lehnt: die schwar­ze Far­be, die Ro­sen und so wei­ter.

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Das al­les wer­de doch durch die Sin­ne wahr­ge­nom­men. Wer durch sol­chen Ein­wand ge­stört wird, der soll­te be­den­ken, daß nicht die Ab­bil­dun­gen der Sin­nes­wahr­neh­mun­gen das­je­ni­ge sind, was zur We­ckung der höhe­ren See­len­fähig­kei­ten führt, son­dern daß die­se Wir­kung le­dig­lich durch die Art der Zu­sam­men­fü­gung die­ser Ein­zel­hei­ten her­vor­ge­ru­fen wird. Und die­se Zu­sam­men­fü­gung bil­det nicht et­was ab, was in der Sin­nes­welt vor­han­den ist.

An ei­nem Sinn­bild als Bei­spiel soll­te der Vor­gang der wirk­sa­men Ver­sen­kung der See­le ver­an­schau­licht wer­den. In der Geis­tes­schu­lung kön­nen die man­nig­fal­tigs­ten Bil­der die­ser Art ver­wen­det und die­se in der ver­schie­dens­ten Art auf­ge­baut wer­den. Es kön­nen auch ge­wis­se Sät­ze, For­meln, ein­zel­ne Wor­te ge­ge­ben wer­den, in wel­che man sich zu ver­­­sen­ken hat. In je­dem Fal­le wer­den die­se Mit­tel der in­ne­ren Ver­sen­kung das Ziel ha­ben, die See­le los­zu­rei­ßen von der Sin­nes­wahr­neh­mung und sie zu ei­ner sol­chen Tä­tig­keit an­zu­re­gen, bei wel­cher der Ein­druck auf die phy­si­schen Sin­ne be­deu­tungs­los ist und die Ent­fal­tung in­ne­rer schlum­mern­­der See­len­fähig­kei­ten das We­sent­li­che wird. Es kann sich auch um Ver­sen­kun­gen bloß in Ge­füh­le, Emp­fin­dun­gen usw. han­deln. Sol­ches er­weist sich be­son­ders wirk­sam. Man neh­me ein­mal das Ge­fühl der Freu­de. Im nor­ma­len Le­bens­ver­lau­fe mag die See­le Freu­de er­le­ben, wenn ei­ne äu­ße­re An­re­gung zur Freu­de vor­han­den ist. Wenn ei­ne ge­sund emp­fin­den­de See­le wahr­nimmt, wie ein Mensch ei­ne Hand­lung voll­bringt, wel­che die­sem sei­ne Her­zens­gü­te ein­gibt, so wird die­se See­le Wohl­ge­fal­len, Freu­de an ei­ner sol­chen Hand­lung ha­ben. Aber die­se See­le kann nun nach­den­ken über ei­ne Hand­lung die­ser Art. Sie kann sich sa­gen: Ei­ne Hand­lung, wel­che aus Her­zens­gü­te voll­bracht wird, ist ei­ne sol­che, bei wel­cher der

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Voll­brin­ger nicht sei­nem ei­ge­nen In­ter­es­se folgt, son­dern dem In­ter­es­se sei­nes Mit­men­schen. Und ei­ne sol­che Han­d­­lung kann ei­ne sitt­lich gu­te ge­nannt wer­den. Nun aber kann die be­trach­ten­de See­le sich ganz frei ma­chen von der Vor­­­stel­lung des ein­zel­nen Fal­les in der Au­ßen­welt, wel­cher ihr die Freu­de oder das Wohl­ge­fal­len ge­macht hat, und sie kann sich die um­fas­sen­de Idee der Her­zens­gü­te bil­den. Sie kann sich et­wa den­ken, wie Her­zens­gü­te da­durch ent­ste­he, daß die ei­ne See­le das In­ter­es­se der an­dern gleich­sam auf­sau­ge und zu dem ei­ge­nen ma­che. Und die See­le kann nun die Freu­de emp­fin­den über die­se sitt­li­che Idee der Her­zens­gü­te. Das ist die Freu­de nicht an die­sem oder je­nem Vor­gan­ge der Sin­nes­welt, son­dern die Freu­de an ei­ner Idee als sol­cher. Ver­sucht man sol­che Freu­de durch län­ge­re Zeit in der See­le le­ben­dig sein zu las­sen, so ist dies Ver­sen­kung in ein Ge­fühl, in ei­ne Emp­fin­dung. Nicht die Idee ist dann das Wirk­sa­me zur We­ckung der in­ne­ren See­len­fähig­kei­ten, son­dern das durch län­ge­re Zeit an­dau­ern­de Wal­ten des nicht durch ei­nen blo­ßen ein­zel­nen äu­ße­ren Ein­druck an­ge­reg­ten Ge­fühls in­­n­er­halb der See­le. Da die über­sinn­li­che Er­kennt­nis tie­fer ein­zu­drin­gen ver­mag in das We­sen der Din­ge als das ge­wöhn­li­che Vor­s­tel­len, so kön­nen aus de­ren Er­fah­run­gen her­aus Emp­fin­dun­gen an­ge­ge­ben wer­den, wel­che noch in viel höhe­rem Gra­de auf die Ent­fal­tung der See­len­fähig­kei­ten wir­ken, wenn sie zur in­ne­ren Ver­sen­kung ver­wen­det wer­den. So not­wen­dig dies letz­te­re für höhe­re Gra­de der Schu­lung ist, so soll man doch des­sen ein­ge­denk sein, daß en­er­gi­sche Ver­sen­kung in sol­che Ge­füh­le und Emp­fin­dun­gen, wie zum Bei­spiel das an der Be­trach­tung der Her­zens­gü­te cha­rak­te­ri­sier­te, schon sehr weit füh­ren kann. Da die We­sen­hei­ten der Men­schen ver­schie­den sind, so sind für die ein­zel­nen

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Men­schen auch ver­schie­de­ne Mit­tel der Schu­lung die wir­k­­sa­men. Was die Zeit­län­ge der Ver­sen­kung be­trifft, so ist zu be­den­ken, daß die Wir­kung um so stär­ker ist, je ge­las­se­­ner und be­son­ne­ner die­se Ver­sen­kung wer­den kann. Aber ei­ne je­g­li­che Über­t­rei­bung in die­ser Rich­tung soll ver­mie­den wer­den. Es kann ein ge­wis­ser in­ne­rer Takt, der sich durch die Übun­gen selbst er­gibt, den Schü­ler leh­ren, an was er in die­ser Be­zie­hung sich zu hal­ten hat.

Man wird sol­che Übun­gen in­ne­rer Ver­sen­kung in der Re­­gel lan­ge durch­zu­füh­ren ha­ben, be­vor man de­ren Er­geb­nis sel­ber wahr­neh­men kann. Was zur Geis­tes­schu­lung un­be­­dingt ge­hört, ist: Ge­duld und Aus­dau­er. Wer die­se bei­den nicht in sich wach­ruft und nicht so in al­ler Ru­he fort­dau­ernd sei­ne Übun­gen macht, daß Ge­duld und Aus­dau­er da­bei stets die Grund­stim­mung sei­ner See­le aus­ma­chen, der kann nicht viel er­rei­chen.

Es ist aus der vor­an­ge­hen­den Dar­stel­lung wohl er­sich­t­­lich, daß die in­ne­re Ver­sen­kung (Me­di­ta­ti­on) ein Mit­tel ist zur Er­lan­gung der Er­kennt­nis höhe­rer Wel­ten, aber auch daß nicht je­der be­lie­bi­ge Vor­stel­lungs­in­halt da­zu führt, son­­dern nur ein sol­cher, wel­cher in der ge­schil­der­ten Art ein ge­rich­tet ist.

Der Weg, auf den hier hin­ge­wie­sen ist, führt zu­nächst zu dem, was man die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis nen­nen kann. Sie ist die ers­te höhe­re Er­kennt­nis­stu­fe. Das Er­ken­nen, wel­ches auf der sinn­li­chen Wahr­neh­mung und auf der Ver­ar­bei­­tung der sinn­li­chen Wahr­neh­mun­gen durch den an die Sin­ne ge­bun­de­nen Ver­stand be­ruht, kann im Sin­ne der Geis­tes­­wis­sen­schaft das «ge­gen­ständ­li­che Er­ken­nen» ge­nannt wer­­den. Über die­ses hin­aus lie­gen die höhe­ren Er­kennt­nis­stu­fen, de­ren ers­te eben das ima­gi­na­ti­ve Er­ken­nen ist. Der Aus­druck

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«ima­gi­na­tiv» könn­te bei je­mand Be­den­ken her­vor­ru­fen, der sich un­ter «Ima­gi­na­ti­on» nur ei­ne «ein­ge­bil­de­te» Vor­s­tel­­lung denkt, wel­cher nichts Wir­k­li­ches ent­spricht. In der Gei­s­tes­wis­sen­schaft soll aber die «ima­gi­na­ti­ve» Er­kennt­nis als ei­ne sol­che auf­ge­faßt wer­den, wel­che durch ei­nen über­sin­n­­li­chen Be­wußt­s­eins­zu­stand der See­le zu­stan­de kommt. Was in die­sem Be­wußt­s­eins­zu­stan­de wahr­ge­nom­men wird, sind geis­ti­ge Tat­sa­chen und We­sen­hei­ten, zu de­nen die Sin­ne kei­nen Zu­gang ha­ben. Weil die­ser Zu­stand in der See­le er­weckt wird durch die Ver­sen­kung in Sinn­bil­der oder «Ima­­gi­na­tio­nen», so kann auch die Welt die­ses höhe­ren Be­wußt­­­s­eins­zu­stan­des die «ima­gi­na­ti­ve» und die auf sie be­züg­li­che Er­kennt­nis die «ima­gi­na­ti­ve» ge­nannt wer­den. «Ima­gina­­tiv» be­deu­tet al­so et­was, was in ei­nem an­dern Sin­ne «wir­k­­lich» ist als die Tat­sa­chen und We­sen­hei­ten der phy­si­schen Sin­nes­wahr­neh­mung. Auf den In­halt der Vor­stel­lun­gen, wel­che das ima­gi­na­ti­ve Er­le­ben er­fül­len, kommt nichts an; da­ge­gen al­les auf die See­len­fähig­keit, die an die­sem Er­le­ben her­an­ge­bil­det wird.

Ein sehr na­he­lie­gen­der Ein­wurf ge­gen die Ver­wen­dung der cha­rak­te­ri­sier­ten sinn­bild­li­chen Vor­stel­lun­gen ist, daß ih­re Bil­dung ei­nem träu­me­ri­schen Den­ken und ei­ner wil­l­­kür­li­chen Ein­bil­dungs­kraft ent­sprin­gen und daß sie da­her nur von zwei­fel­haf­tem Er­fol­ge sein kön­ne. Den­je­ni­gen Sin­n­­bil­dern ge­gen­über, wel­che der re­gel­rech­ten Geis­tes­schu­lung zu­grun­de lie­gen, ist ein da­mit ge­kenn­zeich­ne­tes Be­den­ken un­be­rech­tigt. Denn die Sinn­bil­der wer­den so ge­wählt, daß von ih­rer Be­zie­hung auf ei­ne äu­ße­re sinn­li­che Wir­k­lich­keit ganz ab­ge­se­hen wer­den kann und ihr Wert le­dig­lich in der Kraft ge­sucht wer­den kann, mit wel­cher sie auf die See­le dann wir­ken, wenn die­se al­le Auf­merk­sam­keit von der

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äu­ße­ren Welt ab­zieht, wenn sie al­le Ein­drü­cke der Sin­ne un­ter­drückt und auch al­le Ge­dan­ken aus­schal­tet, die sie, auf äu­ße­re An­re­gung hin, he­gen kann. Am an­schau­lichs­ten wird der Vor­gang der Me­di­ta­ti­on durch Ver­g­leich der­sel­ben mit dem Schlaf­zu­stan­de. Sie ist die­sem nach der ei­nen Sei­te hin ähn­lich, nach der an­de­ren völ­lig ent­ge­gen­ge­setzt. Sie ist ein Schlaf, der ge­gen­über dem Ta­ges­be­wußt­sein ein höhe­res Er­wacht­sein dar­s­tellt. Es kommt dar­auf an, daß durch die Kon­zen­t­ra­ti­on auf die ent­sp­re­chen­de Vor­stel­lung oder das Bild die See­le ge­nö­t­igt ist, viel stär­ke­re Kräf­te aus ih­ren ei­ge­nen Tie­fen her­vor­zu­ho­len, als sie im ge­wöhn­li­chen Le­­ben oder dem ge­wöhn­li­chen Er­ken­nen an­wen­det. Ih­re in­­­ne­re Reg­sam­keit wird da­durch er­höht. Sie löst sich los von der Leib­lich­keit, wie sie sich im Schla­fe los­löst; aber sie geht nicht wie in die­sem in die Be­wußt­lo­sig­keit über, son­dern sie er­lebt ei­ne Weit, die sie vor­her nicht er­lebt hat. Ihr Zu­stand ist, ob­wohl er nach der Sei­te der Los­ge­löst­heit vom Lei­be mit dem Schla­fe ver­g­li­chen wer­den kann, doch so, daß er sich zu dem ge­wöhn­li­chen Ta­ges­be­wußt­sein als ein sol­cher ei­nes er­höh­ten Wach­seins kenn­zeich­nen läßt. Da­durch er­­lebt sich die See­le in ih­rer wah­ren in­ne­ren, selb­stän­di­gen We­sen­heit, wäh­rend sie sich im ge­wöhn­li­chen Tag­wa­chen durch die in dem­sel­ben vor­han­de­ne schwäche­re Ent­fal­tung ih­rer Kräf­te nur mit Hil­fe des Lei­bes zum Be­wußt­sein bringt, sich al­so nicht selbst er­lebt, son­dern nur in dem Bil­de ge­wahr wird, das wie ei­ne Art Spie­gel­bild der Leib (ei­gent­lich des­sen Vor­gän­ge) vor ihr ent­wirft.

Die­je­ni­gen Sinn­bil­der, wel­che in der oben ge­schil­der­ten Art auf­ge­baut wer­den, be­zie­hen sich na­tur­ge­mäß noch nicht auf et­was Wir­k­li­ches in der geis­ti­gen Weit. Sie die­nen da­zu, um die men­sch­li­che See­le los­zu­rei­ßen von der Sin­nes­wahr­­neh­mung

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und von dem Ge­hirn­in­stru­ment, an wel­ches zu­­­nächst der Ver­stand ge­bun­den ist. Die­se Los­rei­ßung kann nicht früh­er ge­sche­hen, als bis der Mensch fühlt: jetzt stel­le ich et­was vor durch Kräf­te, bei de­nen mir mei­ne Sin­ne und das Ge­hirn nicht als Werk­zeu­ge die­nen. Das ers­te, was der Mensch auf die­sem We­ge er­lebt, ist ein sol­ches Frei­wer­den von den phy­si­schen Or­ga­nen. Er kann sich dann sa­gen: mein Be­wußt­sein er­löscht nicht, wenn ich die Sin­nes­wahr­neh­mun­­gen und das ge­wöhn­li­che Ver­stan­des­den­ken un­be­rück­si­ch­­tigt las­se; ich kann mich aus die­sem her­aus­he­ben und em­p­­fin­de mich dann als ein We­sen ne­ben dem, was ich vor­her war. Das ist das ers­te rein geis­ti­ge Er­leb­nis: die Be­o­b­ach­tung ei­ner see­lisch-geis­ti­gen Ich-We­sen­heit. Die­se hat sich als ein neu­es Selbst aus dem­je­ni­gen Selbst her­aus­ge­ho­ben, das nur an die phy­si­schen Sin­ne und den phy­si­schen Ver­stand ge­bun­den ist. Hät­te man oh­ne die Ver­sen­kung sich los­ge­­macht von der Sin­nes- und Ver­stan­des­welt, so wä­re man in das «Nichts» der Be­wußt­lo­sig­keit ver­sun­ken. Man hat die see­lisch-geis­ti­ge We­sen­heit selbst­ver­ständ­lich auch vor der Ver­sen­kung schon ge­habt. Sie hat­te aber noch kei­ne Wer­k­zeu­ge zur Be­o­b­ach­tung der geis­ti­gen Welt. Sie war et­wa so wie ein phy­si­scher Leib, der kein Au­ge zum Se­hen oder kein Ohr zum Hö­ren hat. Die Kraft, wel­che in der Ver­sen­kung auf­ge­wen­det wor­den ist, hat erst die see­lisch-geis­ti­gen Or­­ga­ne aus der vor­her un­or­ga­ni­sier­ten see­lisch-geis­ti­gen We­­sen­heit her­aus­ge­schaf­fen. Das, was man sich so aner­schaf­fen hat, nimmt man auch zu­erst wahr. Das ers­te Er­leb­nis ist da­her in ge­wis­sem Sin­ne Selbst­wahr­neh­mung. Es ge­hört zum We­sen der Geis­tes­schu­lung, daß die See­le durch die an sich ge­üb­te Selbs­t­er­zie­hung an die­sem Punk­te ih­rer Ent­wic­ke­lung ein vol­les Be­wußt­sein da­von hat, daß sie zu­nächst

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sich selbst wahr­nimmt in den Bil­der­wel­ten (Ima­gi­na­tio­nen), die in­fol­ge der ge­schil­der­ten Übun­gen auf­t­re­ten. Die­se Bil­­der tre­ten zwar als le­bend in ei­ner neu­en Welt auf; die See­le muß aber er­ken­nen, daß sie doch nichts an­de­res zu­nächst sind als die Wi­der­spie­ge­lung ih­res ei­ge­nen durch die Übun­gen ver­stärk­ten We­sens. Und sie muß die­ses nicht nur im rich­ti­gen Ur­tei­le er­ken­nen, son­dern auch zu ei­ner sol­chen Aus­bil­dung des Wil­lens ge­kom­men sein, daß sie je­der­zeit die Bil­der wie­der aus dem Be­wußt­sein ent­fer­nen, aus­lö­schen kann. Die See­le muß inn­er­halb die­ser Bil­der völ­lig frei und voll­be­son­nen wal­ten kön­nen. Das ge­hört zur rich­ti­gen Geis­tes­schu­lung in die­sem Punk­te. Wür­de sie die­ses nicht kön­nen, so wä­re sie im Ge­bie­te der geis­ti­gen Er­leb­nis­se in dem­sel­ben Fal­le, in dem ei­ne See­le wä­re in der phy­si­schen Welt, wel­che, wenn sie das Au­ge nach ei­nem Ge­gen­stan­de rich­te­te, durch die­sen ge­fes­selt wä­re, so daß sie von dem­sel­ben nicht mehr weg­schau­en könn­te. Ei­ne Aus­nah­me von die­ser Mög­lich­keit des Aus­lö­schens macht nur ei­ne Grup­pe von in­ne­ren Bil­der­leb­nis­sen, die auf der er­lang­ten Stu­fe der Geis­tes­schu­lung nicht aus­zu­­­lö­schen ist. Die­se ent­spricht dem ei­ge­nen See­len-We­sens­ker­ne; und der Geis­tes­schü­ler er­kennt in die­sen Bil­dern das­je­ni­ge in ihm sel­ber, wel­ches sich als sein Grund­we­sen durch die wie­der­hol­ten Er­den­le­ben hin­durch­zieht. Auf die­sem Punk­te wird das Er­füh­len von wie­der­hol­ten Er­den­le­ben zu ei­nem wir­k­li­chen Er­leb­nis. In be­zug auf al­les üb­ri­ge muß die er­wähn­te Frei­heit der Er­leb­nis­se herr­schen. Und erst, nach­dem man die Fähig­keit der Aus­lö­schung er­langt hat, tritt man an die wir­k­li­che geis­ti­ge Au­ßen­welt heran. An Stel­le des Aus­ge­lösch­ten kommt ein an­de­res, in dem man die geis­ti­ge Wir­k­lich­keit er­kennt. Man fühlt, wie man see­lisch

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aus ei­nem Un­be­stimm­ten als ein Be­stimm­tes her­aus­wächst. Von die­ser Selbst­wahr­neh­mung aus muß es dann wei­ter ge­hen zur Be­o­b­ach­tung ei­ner see­lisch-geis­ti­gen Au­­ßen­welt. Die­se tritt ein, wenn man sein in­ne­res Er­le­ben in dem Sin­ne ein­rich­tet, wie es hier wei­ter an­ge­deu­tet wer­den wird.

Zu­nächst ist die See­le des Geis­tes­schü­lers schwach in be­zug auf al­les das, was in der see­lisch-geis­ti­gen Welt wahr­zu­neh­­men ist. Er wird schon ei­ne gro­ße in­ne­re En­er­gie auf­wen­den müs­sen, um die Sinn­bil­der oder an­de­ren Vor­stel­lun­gen, wel­che er sich aus den An­re­gun­gen der Sin­nes­welt her­aus auf­ge­baut hat, in in­ne­rer Ver­sen­kung fest­zu­hal­ten. Will er aber au­ßer­dem noch zur wir­k­li­chen Be­o­b­ach­tung in ei­ner höhe­ren Welt ge­lan­gen, so muß er nicht nur an die­sen Vor­­­stel­lun­gen fest­hal­ten kön­nen. Er muß auch, nach­dem er dies ge­tan hat, in ei­nem Zu­stan­de ver­wei­len kön­nen, in dem kei­ne An­re­gun­gen der sinn­li­chen Au­ßen­welt auf die See­le wir­ken, aber in dem auch die cha­rak­te­ri­sier­ten ima­gi­nier­ten Vor­stel­lun­gen selbst aus dem Be­wußt­sein her­aus ge­tilgt wer­den. Nun kann erst das im Be­wußt­sein her­vor­t­re­ten, was durch die Ver­sen­kung sich ge­bil­det hat. Es han­delt sich dar­um, daß nun­mehr in­ne­re See­len­kraft ge­nug vor­han­den ist, da­mit das al­so Ge­bil­de­te wir­k­lich geis­tig ge­schaut wird, da­mit es nicht der Auf­merk­sam­keit ent­ge­he. Dies ist aber bei noch schwach ent­wi­ckel­ter in­ne­rer En­er­gie durch­aus der Fall. Was sich als see­lisch-geis­ti­ger Or­ga­nis­mus da zu­nächst her­aus­bil­det und was man in Selbst­wahr­neh­mung er­fas­sen soll, ist zart und flüch­tig. Und die Stör­un­gen der sinn­li­chen Au­ßen­welt und de­ren Er­in­ne­rungs-Nach­wir­kun­gen sind, auch wenn man sich noch so sehr be­müht sie ab­zu­hal­ten, groß. Es kom­men da ja nicht nur die­je­ni­gen Stör­un­gen in

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Be­tracht, wel­che man be­ach­tet, son­dern viel mehr so­gar die­je­ni­gen, wel­che man im ge­wöhn­li­chen Le­ben gar nicht be­ach­tet. Es ist aber ge­ra­de durch das We­sen des Men­schen ein Über­gangs­zu­stand in die­ser Be­zie­hung mög­lich. Was die See­le zu­nächst we­gen der Stör­un­gen der phy­si­schen Welt im Wach­zu­stand nicht leis­ten kann, das ver­mag sie im Schlaf­zu­stand. Wer sich der in­ne­ren Ver­sen­kung er­gibt, der wird bei ge­hö­ri­ger Auf­merk­sam­keit an sei­nem Schlaf et­was ge­­wahr wer­den. Er wird füh­len, daß er wäh­rend des Schla­fes «nicht ganz schläft», son­dern daß sei­ne See­le Zei­ten hat, in de­nen sie schla­fend doch in ei­ner ge­wis­sen Art tä­tig ist. In sol­chen Zu­stän­den hal­ten die na­tür­li­chen Vor­gän­ge die Ein­flüs­se der Au­ßen­welt ab, wel­che die See­le wa­chend noch nicht aus ei­ge­ner Kraft ab­hal­ten kann. Wenn aber nun die Übun­gen der Ver­sen­kung schon ge­wirkt ha­ben, so löst sich die See­le wäh­rend des Schla­fes aus der Be­wußt­lo­sig­keit her­aus und fühlt die geis­tig-see­li­sche Welt. In ei­ner zwei­fa­chen Art kann das ein­t­re­ten. Es kann dem Men­schen wäh­rend des Schla­fens klar sein: ich bin nun in ei­ner an­dern Welt, oder aber er kann in sich nach dem Er­wa­chen die Er­in­ne­rung ha­ben: ich war in ei­ner an­dern Welt. Zu dem ers­te­ren ge­hört al­ler­dings ei­ne grö­ße­re in­ne­re En­er­gie als zu dem zwei­ten. Da­her wird das letz­te­re bei dem An­fän­ger in der Geis­tes­schu­lung das häu­fi­ge­re sein. Nach und nach kann das so weit ge­hen, daß dem Schü­ler nach dem Er­wa­chen vor­­­kommt: ich war die gan­ze Schla­fens­zeit hin­durch in ei­ner an­dern Welt, aus der ich auf­ge­taucht bin mit dem Er­wa­chen. Und sei­ne Er­in­ne­rung an die We­sen­hei­ten und Tat­sa­chen die­ser an­dern Welt wird ei­ne im­mer be­stimm­te­re wer­den. Es ist bei dem Geis­tes­schü­ler dann in der ei­nen oder der an­dern Form das ein­ge­t­re­ten, was man die Kon­ti­nui­tät des

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Be­wußt­seins nen­nen kann. (Die Fort­dau­er des Be­wußt­seins wäh­rend des Schla­fens.) Da­mit ist aber durch­aus nicht ge­­meint, daß et­wa der Mensch im­mer wäh­rend des Schla­fes sein Be­wußt­sein hat. Es ist schon viel er­run­gen in der Kon­­ti­nui­tät des Be­wußt­seins, wenn der Mensch, der sonst schläft wie ein an­de­rer, ge­wis­se Zei­ten hat wäh­rend des Schla­fens, in de­nen er auf ei­ne geis­tig-see­li­sche Welt wie be­wußt hin­­schau­en kann, oder wenn er im Wa­chen auf sol­che kurz dau­ern­de Be­wußt­s­eins­zu­stän­de wie­der wie hin­schau­en kann. Nicht au­ßer acht mö­ge aber ge­las­sen wer­den, daß das hier Ge­schil­der­te doch nur als ein Über­gangs­zu­stand auf­zu­fas­sen ist. Es ist gut, durch die­sen Über­gangs­zu­stand be­hufs Schu­­lung hin­durch­zu­ge­hen; aber man soll durch­aus nicht glau­­ben, daß ei­ne ab­sch­lie­ßen­de An­schau­ung in be­zug auf die geis­tig-see­li­sche Welt aus die­sem Über­gangs­zu­stan­de ge­­sc­höpft wer­den soll. Die See­le ist in die­sem Zu­stan­de un­­si­cher und kann sich da­r­in­nen noch nicht auf das­je­ni­ge ver­­las­sen, was sie wahr­nimmt. Aber sie sam­melt durch sol­che Er­leb­nis­se im­mer mehr Kraft, um dann auch wäh­rend des Wa­chens da­zu zu ge­lan­gen, die stö­ren­den Ein­flüs­se der phy­­si­schen Au­ßen- und In­nen­welt von sich ab­zu­hal­ten und so zu geis­tig-see­li­scher Be­o­b­ach­tung zu ge­lan­gen, wenn kei­ne Ein­drü­cke durch die Sin­ne kom­men, wenn der an das phy­­si­sche Ge­hirn ge­bun­de­ne Ver­stand schweigt und wenn auch die Vor­stel­lun­gen der Ver­sen­kung aus dem Be­wußt­sein en­t­­­fernt sind, durch wel­che man sich auf das geis­ti­ge Schau­en ja nur vor­be­rei­tet hat. Was durch die Geis­tes­wis­sen­schaft in die­ser oder je­ner Form ver­öf­f­ent­licht wird, soll­te nie­mals aus ei­ner an­dern geis­tig-see­li­schen Be­o­b­ach­tung stam­men als aus ei­ner sol­chen, wel­che bei vol­lem Wach­zu­stan­de ge­­macht wor­den ist.

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Zwei See­le­n­er­leb­nis­se sind wich­tig im Fort­gan­ge der Gei­s­tes­schu­lung. Das ei­ne ist das­je­ni­ge, durch wel­ches sich der Mensch sa­gen kann: wenn ich nun­mehr auch al­les au­ßer acht las­se, was mir die phy­si­sche Au­ßen­welt an Ein­drü­cken ge­ben kann, so bli­cke ich in mein In­ne­res doch nicht wie auf ein We­sen, dem al­le Tä­tig­keit er­löscht, son­dern ich schaue auf ein We­sen, das sich sei­ner selbst be­wußt ist in ei­ner Welt, von der ich nichts weiß, so lan­ge ich mich nur von je­nen sinn­li­chen und ge­wöhn­li­chen Ver­stan­de­s­ein­drü­cken an­re­gen las­se. Die See­le hat in die­sem Au­gen­bli­cke die Emp­fin­dung, daß sie in sich selbst ein neu­es We­sen als ih­ren See­len­-We­sens­kern in der oben be­schrie­be­nen Wei­se ge­bo­ren ha­be. Und die­ses We­sen ist ein sol­ches von ganz an­de­ren Ei­gen­­schaf­ten, als die­je­ni­gen sind, wel­che vor­her in der See­le wa­ren. Das an­de­re Er­leb­nis be­steht da­rin, daß man sein bis­he­ri­ges We­sen nun­mehr wie ein zwei­tes ne­ben sich ha­ben kann. Das­je­ni­ge, wo­rin man bis­her sich ein­ge­sch­los­sen wuß­te, wird zu et­was, dem man sich in ge­wis­ser Be­zie­hung ge­gen­­über­ge­s­tellt fin­det. Man fühlt sich zeit­wei­lig au­ßer­halb des­sen, was man sonst als die ei­ge­ne We­sen­heit, als sein «Ich» an­ge­spro­chen hat. Es ist so, wie wenn man nun in vol­ler Be­son­nen­heit in zwei «Ichen» leb­te. Das ei­ne ist das­je­ni­ge, wel­ches man bis­her ge­kannt hat. Das an­de­re steht wie ei­ne neu­ge­bo­re­ne We­sen­heit über die­sem. Und man fühlt, wie das ers­te­re ei­ne ge­wis­se Selb­stän­dig­keit er­langt ge­gen­über dem zwei­ten; et­wa so wie der Leib des Men­schen ei­ne ge­­wis­se Selb­stän­dig­keit hat ge­gen­über dem ers­ten Ich. Die­ses Er­leb­nis ist von gro­ßer Be­deu­tung. Denn durch das­sel­be weiß der Mensch, was es heißt, in je­ner Welt le­ben, wel­che er durch die Schu­lung zu er­rei­chen st­rebt.

Das zwei­te das neu­ge­bo­re­ne Ich kann nun zum Wahr­neh­men

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in der geis­ti­gen Welt ge­führt wer­den. In ihm kann sich ent­wi­ckeln, was für die­se geis­ti­ge Welt die Be­deu­tung hat, wel­che den Sin­ne­s­or­ga­nen für die sinn­lich-phy­si­sche Welt zu­kommt. Ist die­se Ent­wi­cke­lung bis zu dem not­wen­­di­gen Gra­de fort­ge­schrit­ten, so wird der Mensch nicht nur sich selbst als ein neu­ge­bo­re­nes Ich emp­fin­den, son­dern er wird nun­mehr um sich her­um geis­ti­ge Tat­sa­chen und gei­s­ti­ge We­sen­hei­ten wahr­neh­men, wie er durch die phy­si­schen Sin­ne die phy­si­sche Welt wahr­nimmt. Und dies ist ein drit­tes be­deut­sa­mes Er­leb­nis. Um völ­lig auf die­ser Stu­fe der Gei­s­tes­schu­lung zu­recht­zu­kom­men, muß der Mensch da­mit rech­­nen, daß mit der Ver­stär­kung der See­len­kräf­te die Selbst­lie­be, der Selbst­sinn in ei­nem sol­chen Gra­de auf­t­re­ten, den das ge­wöhn­li­che See­len­le­ben gar nicht kennt. Es wä­re ein Mißv­er­ständ­nis, wenn je­mand glau­ben könn­te, daß man auf die­sem Punk­te nur von der ge­wöhn­li­chen Selbst­lie­be zu sp­re­chen hat. Die­se ver­stärkt sich auf die­ser Stu­fe der Ent­wi­cke­lung so, daß sie das Aus­se­hen ei­ner Na­tur­kraft inn­er­halb der ei­ge­nen See­le an­nimmt, und es ge­hört ei­ne star­ke Wil­lens­schu­lung da­zu, um die­sen star­ken Selbst­sinn zu be­sie­gen. Die­ser Selbst­sinn wird durch die Geis­tes­schu­lung nicht et­wa er­zeugt; er ist im­mer vor­han­den; er ge­langt durch das Geist-Er­le­ben nur zum Be­wußt­sein. Die Wil­lens­schu­lung muß der an­dern Geis­tes­schu­lung durch­aus zur Sei­te ge­hen. Es ist ein star­ker Trieb da, sich in der Welt be­se­ligt zu füh­­len, wel­che man sich erst selbst her­an­ge­schaf­fen hat. Und man muß ge­wis­ser­ma­ßen das in der oben er­wähn­ten Art aus­lö­schen kön­nen, um das man sich erst mit al­ler An­st­ren­­gung be­müht hat. In der er­reich­ten ima­gi­na­ti­ven Welt muß man sich aus­lö­schen. Da­ge­gen aber kämp­fen die stärks­ten Trie­be des Selbst­sin­nes an. Es kann leicht der Glau­be ent­ste­hen,­

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daß die Übun­gen der Geis­tes­schu­lung et­was Äu­ßer­li­ches sei­en, das von der mo­ra­li­schen Ent­wi­cke­lung der See­le ab­sieht. Dem­ge­gen­über muß ge­sagt wer­den, daß die mo­r­a­­li­sche Kraft, die zu der ge­kenn­zeich­ne­ten Be­sie­gung des Selbst­sin­nes not­wen­dig ist, nicht er­langt wer­den kann, oh­ne daß die mo­ra­li­sche Ver­fas­sung der See­le auf ei­ne ent­sp­re­chen­de Stu­fe ge­bracht wird. Fort­schritt in der Geis­tes­schu­lung ist nicht denk­bar, oh­ne daß zu­g­leich ein mo­ra­li­scher Fort­schritt sich not­wen­dig er­gibt. Oh­ne mo­ra­li­sche Kraft ist die er­­wähn­te Be­sie­gung des Selbst­sin­nes nicht mög­lich. Al­les Re­den dar­über, daß die wah­re Geis­tes­schu­lung nicht zu­g­leich ei­ne mo­ra­li­sche Schu­lung sei, ist doch un­sach­ge­mäß. Nur dem­je­ni­gen, wel­cher ein sol­ches Er­leb­nis nicht kennt, kann sich der Ein­wand er­ge­ben: wie kann man wis­sen, daß man es dann, wenn man glaubt, geis­ti­ge Wahr­neh­mun­gen zu ha­ben, mit Wir­k­lich­kei­ten und nicht mit blo­ßen Ein­bil­dun­gen (Vi­sio­nen, Hal­lu­zi­na­tio­nen usw.) zu tun ha­be? Die Sa­che ist eben­so, daß der­je­ni­ge, wel­cher in re­gel­rech­ter Schu­lung die cha­rak­te­ri­sier­te Stu­fe er­reicht hat, sei­ne ei­ge­ne Vor­stel­lung von ei­ner geis­ti­gen Wir­k­lich­keit eben­so un­ter­schei­den kann, wie ein Mensch mit ge­sun­dem Ver­stan­de un­ter­schei­den kann die Vor­stel­lung ei­nes hei­ßen Ei­sen­stü­ckes von dem wir­k­­li­chen Vor­han­den­sein ei­nes sol­chen, das er mit der Hand be­rührt. Den Un­ter­schied gibt eben das ge­sun­de Er­le­ben und nichts an­de­res. Und auch in der geis­ti­gen Welt gibt den Prüf­stein das Le­ben selbst. Wie man weiß, daß in der Sin­­nen­welt ein vor­ge­s­tell­tes Ei­sen­stück, wenn es noch so heiß ge­dacht wird, nicht die Fin­ger ver­b­rennt, so weiß der ge­­schul­te Geis­tes­schü­ler, ob er nur in sei­ner Ein­bil­dung ei­ne geis­ti­ge Tat­sa­che er­lebt oder ob auf sei­ne er­weck­ten geis­ti­­gen Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne wir­k­li­che Tat­sa­chen oder We­sen­hei­ten

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ei­nen Ein­druck ma­chen. Die Maß­r­e­geln, wel­che man wäh­rend der Geis­tes­schu­lung zu be­o­b­ach­ten hat, da­mit man in die­ser Be­zie­hung nicht Täu­schun­gen zum Op­fer fällt, wer­den in der fol­gen­den Dar­stel­lung noch be­spro­chen wer­den.

Es ist nun von der größ­ten Be­deu­tung, daß der Geis­tes­schü­ler ei­ne ganz be­stimm­te See­len­ver­fas­sung er­langt hat, wenn das Be­wußt­sein von ei­nem neu­ge­bo­re­nen Ich bei ihm ein­tritt. Denn es ist der Mensch durch sein Ich der Füh­rer sei­ner Emp­fin­dun­gen, Ge­füh­le, Vor­stel­lun­gen, sei­ner Trie­be, Be­geh­run­gen und Lei­den­schaf­ten. Wahr­neh­mun­gen und Vor­­­stel­lun­gen kön­nen in der See­le sich nicht selbst über­las­sen sein. Sie müs­sen durch die den­ken­de Be­son­nen­heit ge­re­gelt wer­den. Und es ist das Ich, wel­ches die­se Denk­ge­set­ze han­d­habt und wel­ches durch sie Ord­nung in das Vor­stel­lungs-­und Ge­dan­ken­le­ben bringt. Ähn­lich ist es mit den Be­geh­run­gen, den Trie­ben, den Nei­gun­gen, den Lei­den­schaf­ten. Die ethi­schen Grund­sät­ze wer­den zu Füh­r­ern die­ser See­len­kräf­te. Und durch das sitt­li­che Ur­teil wird das Ich der Füh­­rer der See­le auf die­sem Ge­bie­te. Wenn nun der Mensch aus sei­nem ge­wöhn­li­chen Ich ein höhe­res her­aus­zieht, so wird das ers­te­re in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung selb­stän­dig. Es wird die­sem so viel an le­ben­di­ger Kraft weg­ge­nom­men, als dem höhe­ren Ich zu­ge­wen­det wird. Man set­ze aber ein­mal den Fall, der Mensch ha­be in sich noch nicht ei­ne ge­wis­se Fähi­g­keit und Fes­ti­gung in den Denk­ge­set­zen und in der Ur­teils­kraft aus­ge­bil­det und er woll­te auf sol­cher Stu­fe sein höhe­res Ich ge­bä­ren. Er wird nur so viel sei­nem ge­wöhn­li­chen Ich an Denk­fähig­keit zu­rücklas­sen kön­nen, als er vor­her aus­­­ge­bil­det hat. Ist das Maß des ge­ord­ne­ten Den­kens zu ge­ring, dann wird in dem selb­stän­dig ge­wor­de­nen ge­wöhn­li­chen

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Ich ein un­ge­ord­ne­tes, ver­wor­re­nes, phan­tas­ti­sches Den­ken und Ur­tei­len auf­t­re­ten. Und weil bei ei­ner sol­chen Per­sön­­lich­keit das neu­ge­bo­re­ne Ich auch nur schwach sein kann, wird für das über­sinn­li­che Schau­en das ver­wor­re­ne nie­de­re Ich die Ober­herr­schaft er­lan­gen und der Mensch das Gleich­­ge­wicht sei­ner Ur­teils­kraft für die Be­o­b­ach­tung des Über­sinn­li­chen nicht zei­gen. Hät­te er ge­nü­gend Fähig­keit des lo­gi­schen Den­kens aus­ge­bil­det, so könn­te er sein ge­wöhn­­li­ches Ich ru­hig sei­ner Selb­stän­dig­keit über­las­sen. Und auf dem ethi­schen Ge­bie­te ist es eben­so. Wenn der Mensch nicht Fes­tig­keit im mo­ra­li­schen Ur­teil er­langt hat, wenn er nicht ge­nü­gend Herr ge­wor­den ist über Nei­gun­gen, Trie­be und Lei­den­schaf­ten, dann wird er sein ge­wöhn­li­ches Ich ver­sel­b­­stän­di­gen in ei­nem Zu­stand, in dem die ge­nann­ten See­len­kräf­te wir­ken. Es kann der Fall ein­t­re­ten, daß der Mensch in dem Fest­s­tel­len der er­leb­ten über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­se nicht ei­nen gleich ho­hen Wahr­heits­sinn wal­ten läßt wie in dem, was er sich durch die phy­si­sche Au­ßen­welt zum Be­wußt­sein bringt. Er könn­te bei so ge­lo­cker­tem Wahr­heits­­­sinn al­les mög­li­che für geis­ti­ge Wir­k­lich­keit hal­ten, was nur sei­ne Phan­tas­te­rei ist. In die­sen Wahr­heits­sinn hin­ein müs­sen Fes­tig­keit des ethi­schen Ur­tei­les, Si­cher­heit des Cha­rak­ters, Gründ­lich­keit des Ge­wis­sens wir­ken, die in dem zu­rück­­ge­las­se­nen Ich aus­ge­bil­det sind, be­vor das höhe­re Ich zum Zwe­cke der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis tä­tig wird. Es darf dies durch­aus nicht zu ei­nem Ab­sch­re­ckungs­mit­tel ge­gen­­über der Schu­lung wer­den; es muß aber ganz ernst ge­nom­­men wer­den.

Wer den star­ken Wil­len hat, al­les zu tun, was das ers­te Ich zur in­ne­ren Si­cher­heit in der Aus­übung sei­ner Ver­rich­­tun­gen bringt, der braucht vor der zur über­sinn­li­chen Er­kennt­nis

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be­wirk­ten Los­lö­sung ei­nes zwei­ten Ich durch die geis­ti­ge Schu­lung durch­aus nicht zu­rück­zu­sch­re­cken. Nur muß er sich vor­be­hal­ten, daß Selbst­täu­schung dann ei­ne gro­ße Macht über den Men­schen hat, wenn es sich dar­um han­delt, daß die­ser sich für et­was «reif» be­fin­den soll. In der­je­ni­gen Geis­tes­schu­lung, wel­che hier be­schrie­ben ist, er­langt der Mensch ei­ne sol­che Aus­bil­dung sei­nes Ge­dan­ken­le­bens, daß er in Ge­fah­ren, zu ir­ren, wie sie oft ver­mu­tet wer­den, nicht kom­men kann. Die­se Ge­dan­ken­aus­bil­dung be­wirkt, daß al­le in­ne­ren Er­leb­nis­se, wel­che not­wen­dig sind, auf­t­re­ten, daß sie aber so sich ab­spie­len, wie sie von der See­le durch­ge­macht wer­den müs­sen, oh­ne von schäd­li­chen Phan­ta­sie­ver­ir­run­gen be­g­lei­tet zu sein. Oh­ne ent­sp­re­chen­de Ge­dan­ken­aus­bil­dung kön­nen die Er­leb­nis­se ei­ne star­ke Un­­si­cher­heit in der See­le her­vor­ru­fen. Die hier be­ton­te Art be­wirkt, daß die Er­leb­nis­se so auf­t­re­ten, daß man sie vol­l­­kom­men ken­nen­lernt, wie man die Wahr­neh­mun­gen der phy­si­schen Welt bei ge­sun­der See­len­ver­fas­sung ken­nen­lernt. Man wird durch die Aus­bil­dung des Den­k­le­bens mehr ein Be­o­b­ach­ter des­sen, was man an sich er­lebt, wäh­rend man oh­ne das Den­k­le­ben un­be­son­nen in dem Er­leb­nis drin­nen steht.

Von ei­ner sach­ge­mä­ß­en Schu­lung wer­den ge­wis­se Ei­gen­­schaf­ten ge­nannt, wel­che sich durch Übung der­je­ni­ge er­wer­­ben soll, wel­cher den Weg in die höhe­ren Wel­ten fin­den will. Es sind dies vor al­lem: Herr­schaft der See­le über ih­re Ge­­dan­ken­füh­rung, über ih­ren Wil­len und ih­re Ge­füh­le. Die Art, wie die­se Herr­schaft durch Übung her­bei­ge­führt wer­­den soll, hat ein zwei­fa­ches Ziel. Ei­ner­seits soll der See­le da­durch Fes­tig­keit, Si­cher­heit und Gleich­ge­wicht so weit ein­­ge­prägt wer­den, daß sie sich die­se Ei­gen­schaf­ten be­wahrt,

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auch wenn ein zwei­tes Ich aus ihr ge­bo­ren wird. And­rer­­seits soll die­sem zwei­ten Ich Stär­ke und in­ne­rer Halt mit auf den Weg ge­ge­ben wer­den.

Was dem Den­ken des Men­schen für die Geis­tes­schu­lung vor al­lem not­wen­dig ist, das ist Sach­lich­keit. In der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ist das Le­ben der gro­ße Lehr­meis­ter für das men­sch­li­che Ich zur Sach­lich­keit. Woll­te die See­le in be­lie­bi­­ger Wei­se die Ge­dan­ken hin und her schwei­fen las­sen: sie müß­te als­bald sich von dem Le­ben kor­ri­gie­ren las­sen, wenn sie mit ihm nicht in Kon­f­likt kom­men woll­te. Die See­le muß ent­sp­re­chend dem Ver­lauf der Tat­sa­chen des Le­bens den­ken. Wenn nun der Mensch die Auf­merk­sam­keit von der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ab­lenkt, so fehlt ihm die Zwangs­kor­rek­tur der letz­te­ren. Ist dann sein Den­ken nicht im­­stan­de, sein ei­ge­ner Kor­rek­tor zu sein, so muß es ins Ir­r­­lich­te­lie­ren kom­men. Des­halb muß das Den­ken des Geis­tes­schü­lers sich so üben, daß es sich sel­ber Rich­tung und Ziel ge­ben kann. In­ne­re Fes­tig­keit und die Fähig­keit, st­reng bei ei­nem Ge­gen­stan­de zu blei­ben, das ist, was das Den­ken in sich selbst heran­zie­hen muß. Des­halb sol­len ent­sp­re­chen­de «Denk­übun­gen» nicht an fern­lie­gen­den und kom­p­li­zier­ten Ge­gen­stän­den vor­ge­nom­men wer­den, son­dern an ein­fa­chen und na­he­lie­gen­den. Wer sich über­win­det, durch Mo­na­te hin­durch täg­lich we­nigs­tens fünf Mi­nu­ten sei­ne Ge­dan­ken an ei­nen all­täg­li­chen Ge­gen­stand (zum Bei­spiel ei­ne Steck­­na­del, ei­nen Blei­s­tift usw.) zu wen­den und wäh­rend die­ser Zeit al­le Ge­dan­ken aus­zu­sch­lie­ßen, wel­che nicht mit die­sem Ge­gen­stan­de zu­sam­men­hän­gen, der hat nach die­ser Rich­­tung hin viel ge­tan. (Man kann täg­lich ei­nen neu­en Ge­gen­­stand be­den­ken oder meh­re­re Ta­ge ei­nen fest­hal­ten.) Auch der­je­ni­ge, wel­cher sich als «Den­ker» durch wis­sen­schaft­li­che

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Schu­lung fühlt, soll­te es nicht ver­sch­mähen, sich in sol­cher Art für die Geis­tes­schu­lung «reif» zu ma­chen. Denn wenn man ei­ne Zeit­lang die Ge­dan­ken hef­tet an et­was, was ei­nem ganz be­kannt ist, so kann man si­cher sein, daß man sach­­ge­mäß denkt. Wer sich frägt: Wel­che Be­stand­tei­le set­zen ei­nen Blei­s­tift zu­sam­men? Wie wer­den die Ma­te­ria­li­en zu dem Blei­s­tift vor­ge­ar­bei­tet? Wie wer­den sie nach­her zu­­­sam­men­ge­fügt? Wann wur­den die Blei­s­tif­te er­fun­den? und so wei­ter, und so wei­ter: ein sol­cher paßt sei­ne Vor­s­tel­­lun­gen si­cher mehr der Wir­k­lich­keit an als der­je­ni­ge, der dar­über nach­denkt, wie die Ab­stam­mung des Men­schen ist oder was das Le­ben ist. Man lernt durch ein­fa­che Denk­übun­gen für ein sach­ge­mä­ß­es Vor­s­tel­len ge­gen­über der Welt der Sa­turn-, Son­nen- und Mon­den­ent­wi­cke­lung mehr als durch kom­p­li­zier­te und ge­lehr­te Ide­en. Denn zu­nächst han­delt es sich gar nicht dar­um, über die­ses oder je­nes zu den­ken, son­dern sach­ge­mäß durch in­ne­re Kraft zu den­ken. Hat man sich die Sach­ge­mäß­h­eit an­er­zo­gen an ei­nem leicht über­schau­ba­ren sinn­lich-phy­si­schen Vor­gang, dann ge­wöhnt sich das Den­ken da­ran, auch sach­ge­mäß sein zu wol­len, wenn es sich nicht durch die phy­sisch-sinn­li­che Welt und ih­re Ge­set­ze be­herrscht fühlt. Und man ge­wöhnt es sich ab, un­­sach­ge­mäß die Ge­dan­ken schwär­m­en zu las­sen.

Wie Herr­scher in der Ge­dan­ken­welt, so soll ein sol­cher die See­le auch im Ge­bie­te des Wil­lens wer­den. In der phy­­sisch-sinn­li­chen Welt ist es auch hier das Le­ben, das als Be­herr­scher auf­tritt. Es macht die­se oder je­ne Be­dürf­nis­se für den Men­schen gel­tend; und der Wil­le fühlt sich an­ge­regt, die­se Be­dürf­nis­se zu be­frie­di­gen. Für die höhe­re Schu­lung muß sich der Mensch da­ran ge­wöh­nen, sei­nen ei­ge­nen Be­feh­len st­reng zu ge­hor­chen. Wer sich an sol­ches ge­wöhnt,

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dem wird es im­mer we­ni­ger und we­ni­ger bei­fal­len, We­sen­­lo­ses zu be­geh­ren. Das Un­be­frie­di­gen­de, Halt­lo­se im Wil­­lens­le­ben rührt aber von dem Be­geh­ren sol­cher Din­ge her, von de­ren Ver­wir­k­li­chung man sich kei­nen deut­li­chen Be­griff macht. Sol­che Un­be­frie­di­gung kann das gan­ze Ge­müts­le­ben in Un­ord­nung brin­gen, wenn ein höhe­res Ich aus der See­le her­vor­ge­hen will. Ei­ne gu­te Übung ist es, durch Mo­­na­te hin­durch sich zu ei­ner be­stimm­ten Ta­ges­zeit den Be­fehl zu ge­ben: Heu­te «um die­se be­stimm­te Zeit» wirst du «die­­ses» aus­füh­ren. Man ge­langt dann all­mäh­lich da­zu, sich die Zeit der Aus­füh­rung und die Art des aus­zu­füh­r­en­den Din­­ges so zu be­feh­len, daß die Aus­füh­rung ganz ge­nau mög­lich ist. So er­hebt man sich über das ver­derb­li­che: «ich möch­te dies; ich will je­nes», wo­bei man gar nicht an die Aus­führ­­bar­keit denkt. Ei­ne gro­ße Per­sön­lich­keit läßt ei­ne Se­he­rin sa­gen: «Den lieb' ich, der Un­mög­li­ches be­gehrt». (Goe­the, Faust II.) Und die­se Per­sön­lich­keit (Goe­the) selbst sagt: «In der Idee le­ben heißt, das Un­mög­li­che be­han­deln, als wenn es mög­lich wä­re». (Goe­the, Sprüche in Pro­sa.) Sol­che Aus­­­sprüche dür­fen aber nicht als Ein­wän­de ge­gen das hier Dar­­­ge­s­tell­te ge­braucht wer­den. Denn die For­de­rung, die Goe­the und sei­ne Se­he­rin (Man­to) stel­len, kann nur der­je­ni­ge er­­fül­len, wel­cher sich an dem Be­geh­ren des­sen, was mög­lich ist, erst her­an­ge­bil­det hat, um dann durch sein star­kes Wol­­len eben das «Un­mög­li­che» so be­han­deln zu kön­nen, daß es sich durch sein Wol­len in ein Mög­li­ches ver­wan­delt.

In be­zug auf die Ge­fühls­welt soll es die See­le für die Geis­tes­schu­lung zu ei­ner ge­wis­sen Ge­las­sen­heit brin­gen. Da­zu ist nö­t­ig, daß die­se See­le Be­herr­sche­rin wer­de über den Aus­druck von Lust und Leid, Freu­de und Sch­merz. Ge­ra­de ge­gen­über der Er­wer­bung die­ser Ei­gen­schaft kann sich man­ches

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Vor­ur­teil er­ge­ben. Man könn­te mei­nen, man wer­de stumpf und teil­nahms­los ge­gen­über sei­ner Mit­welt, wenn man über das «Er­freu­li­che sich nicht er­f­reu­en, über das Sch­merz­haf­te nicht Sch­merz emp­fin­den soll». Doch dar­um han­delt es sich nicht. Ein Er­freu­li­ches soll die See­le er­f­reu­en, ein Trau­ri­ges soll sie sch­mer­zen. Sie soll nur da­zu ge­lan­gen, den Aus­druck von Freu­de und Sch­merz, von Lust und Un­lust zu be­herr­schen. St­rebt man die­ses an, so wird man als­­bald be­mer­ken, daß man nicht stump­fer, son­dern im Ge­gen­­teil emp­fäng­li­cher wird für al­les Er­freu­li­che und Sch­mer­z­haf­te der Um­ge­bung, als man früh­er war. Es er­for­dert al­ler­­dings ein ge­nau­es Acht­ge­ben auf sich selbst durch län­ge­re Zeit, wenn man sich die Ei­gen­schaft an­eig­nen will, um die es sich hier han­delt. Man muß dar­auf se­hen, daß man Lust und Leid voll mi­t­er­le­ben kann, oh­ne sich da­bei so zu ver­­­lie­ren, daß man dem, was man emp­fin­det, ei­nen un­will­kür­­li­chen Aus­druck gibt. Nicht den be­rech­tig­ten Sch­merz soll man un­ter­drü­cken, son­dern das un­will­kür­li­che Wei­nen; nicht den Ab­scheu vor ei­ner sch­lech­ten Hand­lung, son­dern das blin­de Wü­ten des Zorns; nicht das Ach­ten auf ei­ne Ge­fahr, son­dern das frucht­lo­se «Sich-Fürch­ten» und so wei­ter. Nur durch ei­ne sol­che Übung ge­langt der Geis­tes­schü­ler da­zu, je­ne Ru­he in sei­nem Ge­müt zu ha­ben, wel­che not­wen­dig ist, da­mit nicht beim Ge­bo­ren­wer­den und na­ment­lich bei der Be­tä­ti­gung des höhe­ren Ich die See­le wie ei­ne Art Dop­pel­­gän­ger ne­ben die­sem höhe­ren Ich ein zwei­tes un­ge­sun­des Le­ben führt. Ge­ra­de die­sen Din­gen ge­gen­über soll­te man sich kei­ner Selbst­täu­schung hin­ge­ben. Es kann man­chem schei­nen, daß er ei­nen ge­wis­sen Gleich­mut im ge­wöhn­li­chen Le­ben schon ha­be und daß er des­halb die­se Übung nicht nö­t­ig ha­be. Ge­ra­de ein sol­cher hat sie zwei­fach nö­t­ig. Man

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kann näm­lich ganz gut ge­las­sen sein, wenn man den Din­gen des ge­wöhn­li­chen Le­bens ge­gen­über­steht; und dann beim Auf­s­tei­gen in ei­ne höhe­re Welt kann sich um so mehr die Gleich­ge­wichts­lo­sig­keit, die nur zu­rück­ge­drängt war, gel­tend ma­chen. Es muß durch­aus er­kannt wer­den, daß zur Geis­tes­schu­lung es we­ni­ger dar­auf an­kommt, was man vor­her zu ha­ben scheint, als viel­mehr dar­auf, daß man ganz ge­set­z­­mä­ß­ig übt, was man braucht. So wi­der­spruchs­voll die­ser Satz auch aus­sieht: er ist rich­tig. Hat ei­nem auch das Le­ben dies oder je­nes an­er­zo­gen: zur Geis­tes­schu­lung die­nen die Ei­gen­schaf­ten, wel­che man sich selbst an­er­zo­gen hat. Hat ei­nem das Le­ben Er­regt­heit bei­ge­bracht, so soll­te man sich die Er­regt­heit ab­er­zie­hen; hat ei­nem aber das Le­ben Gleich­­mut bei­ge­bracht, so soll­te man sich durch Selbs­t­er­zie­hung so aufrüt­teln, daß der Aus­druck der See­le dem emp­fan­ge­nen Ein­druck ent­spricht. Wer über nichts la­chen kann, be­herrscht sein Le­ben eben­so­we­nig wie der­je­ni­ge, wel­cher, oh­ne sich zu be­herr­schen, fort­wäh­rend zum La­chen ge­reizt wird.

Für das Den­ken und Füh­len ist ein wei­te­res Bil­dungs­mit­tel die Er­wer­bung der Ei­gen­schaft, wel­che man Po­si­ti­vi­tät nen­nen kann. Es gibt ei­ne sc­hö­ne Le­gen­de, die be­sagt von dem Chris­tus Je­sus, daß er mit ei­ni­gen an­dern Per­so­nen an ei­nem to­ten Hund vor­über­geht. Die an­dern wen­den sich ab von dem häß­li­chen An­blick. Der Chris­tus Je­sus spricht be­wun­dernd von den sc­hö­nen Zäh­nen des Tie­res. Man kann sich da­rin üben, ge­gen­über der Welt ei­ne sol­che See­len­ver­­­fas­sung zu er­hal­ten, wie sie im Sin­ne die­ser Le­gen­de ist. Das Irr­tüm­li­che, Sch­lech­te, Häß­li­che soll die See­le nicht ab­hal­ten, das Wah­re, Gu­te und Sc­hö­ne übe­rall zu fin­den, wo es vor­­han­den ist. Nicht ver­wech­seln soll man die­se Po­si­ti­vi­tät mit Kri­tik­lo­sig­keit, mit dem will­kür­li­chen Ver­sch­lie­ßen der

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Au­gen ge­gen­über dem Sch­lech­ten, Fal­schen und Min­der­wer­­ti­gen. Wer die «sc­hö­nen Zäh­ne» ei­nes to­ten Tie­res be­wun­­dert, der sieht auch den ver­we­sen­den Leich­nam. Aber die­ser Leich­nam hält ihn nicht da­von ab, die sc­hö­nen Zäh­ne zu se­hen. Man kann das Sch­lech­te nicht gut, den Irr­tum nicht wahr fin­den; aber man kann es da­hin brin­gen, daß man durch das Sch­lech­te nicht ab­ge­hal­ten wer­de, das Gu­te, durch den Irr­tum nicht, das Wah­re zu se­hen.

Das Den­ken in Ver­bin­dung mit dem Wil­len er­fährt ei­ne ge­wis­se Rei­fung, wenn man ver­sucht, sich nie­mals durch et­was, was man er­lebt oder er­fah­ren hat, die un­be­fan­ge­ne Emp­fäng­lich­keit für neue Er­leb­nis­se rau­ben zu las­sen. Für den Geis­tes­schü­ler soll der Ge­dan­ke sei­ne Be­deu­tung ganz ver­lie­ren: «Das ha­be ich noch nie ge­hört, das glau­be ich nicht.» Er soll wäh­rend ei­ner ge­wis­sen Zeit ge­ra­de­zu übe­rall dar­auf aus­ge­hen, sich bei je­der Ge­le­gen­heit von ei­nem je­g­li­chen Din­ge und We­sen Neu­es sa­gen zu las­sen. Von je­dem Luft­zug, von je­dem Baum­blatt, von je­g­li­chem Lal­len ei­nes Kin­des kann man ler­nen, wenn man be­reit ist, ei­nen Ge­sichts­punkt in An­wen­dung zu brin­gen, den man bis­her nicht in An­wen­dung ge­bracht hat. Es wird al­ler­dings leicht mög­lich sein, in be­zug auf ei­ne sol­che Fähig­keit zu weit zu ge­hen. Man soll ja nicht et­wa in ei­nem ge­wis­sen Le­bensal­ter die Er­fah­run­gen, die man über die Din­ge ge­macht hat, au­ßer acht las­sen. Man soll, was man in der Ge­gen­wart er­lebt, nach den Er­fah­run­gen der Ver­gan­gen­heit be­ur­tei­len. Das kommt auf die ei­ne Waag­scha­le; auf die an­de­re aber muß für den Geis­tes­schü­ler die Ge­neigt­heit kom­men, im­mer Neu­es zu er­fah­ren. Und vor al­lem der Glau­be an die Mög­lich­keit, daß neue Er­leb­nis­se den al­ten wi­der­sp­re­chen kön­nen.

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Da­mit sind fünf Ei­gen­schaf­ten der See­le ge­nannt, wel­che sich in re­gel­rech­ter Schu­lung der Geis­tes­schü­ler an­zu­eig­nen hat: die Herr­schaft über die Ge­dan­ken­füh­rung, die Her­r­­schaft über die Wil­len­s­im­pul­se, die Ge­las­sen­heit ge­gen­über Lust und Leid, die Po­si­ti­vi­tät im Be­ur­tei­len der Welt, die Un­be­fan­gen­heit in der Auf­fas­sung des Le­bens. Wer ge­wis­se Zei­ten au­f­ein­an­der­fol­gend da­zu ver­wen­det hat, um sich in der Er­wer­bung die­ser Ei­gen­schaf­ten zu üben, der wird dann noch nö­t­ig ha­ben, in der See­le die­se Ei­gen­schaf­ten zum har­­mo­ni­schen Zu­sam­men­stim­men zu brin­gen. Er wird sie ge­­wis­ser­ma­ßen je zwei und zwei, drei und ei­ne und so wei­ter gleich­zei­tig üben müs­sen, um Har­mo­nie zu be­wir­ken.

Die cha­rak­te­ri­sier­ten Übun­gen sind durch die Me­tho­den der Geis­tes­schu­lung an­ge­ge­ben, weil sie bei gründ­li­cher Aus­­­füh­rung in dem Geis­tes­schü­ler nicht nur das be­wir­ken, was oben als un­mit­tel­ba­res Er­geb­nis ge­nannt wor­den ist, son­­dern mit­tel­bar noch vie­les an­de­re im Ge­fol­ge ha­ben, was auf dem We­ge zu den geis­ti­gen Wel­ten ge­braucht wird. Wer die­se Übun­gen in ge­nü­gen­dem Ma­ße macht, wird wäh­rend der­sel­ben auf man­che Män­gel und Feh­ler sei­nes See­len­­le­bens sto­ßen; und er wird die ge­ra­de ihm not­wen­di­gen Mit­tel fin­den zur Kräf­ti­gung und Si­che­rung sei­nes in­tel­le­k­­tu­el­len, ge­fühls­mä­ß­i­gen und Cha­rak­ter­le­bens. Er wird ge­wiß noch man­che an­de­re Übun­gen nö­t­ig ha­ben, je nach sei­nen Fähig­kei­ten, sei­nem Tem­pe­ra­ment und Cha­rak­ter; sol­che er­ge­ben sich aber, wenn die ge­nann­ten aus­gie­big durch­ge­macht wer­den. Ja, man wird be­mer­ken, daß die dar­ge­s­tell­ten Übun­gen mit­tel­bar auch das­je­ni­ge nach und nach ge­ben, was zu­nächst nicht in ih­nen zu lie­gen scheint. Wenn zum Bei­spiel je­mand zu we­nig Selbst­ver­trau­en hat, so wird er nach ent­sp­re­chen­der Zeit be­mer­ken kön­nen, daß

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sich durch die Übun­gen das not­wen­di­ge Selbst­ver­trau­en ein­s­tellt. Und so ist es in be­zug auf an­de­re See­len­ei­gen­schaf­­ten. (Be­son­de­re, mehr ins ein­zel­ne ge­hen­de Übun­gen fin­det man in mei­nem Bu­che: «Wie er­langt man Er­kennt­nis­se der höhe­ren Wel­ten?») Be­deu­tungs­voll ist, daß der Geis­tes­­schü­ler. die an­ge­ge­be­nen Fähig­kei­ten in im­mer höhe­ren Gra­­den zu stei­gern ver­mag. Die Be­herr­schung der Ge­dan­ken und Emp­fin­dun­gen muß er so weit brin­gen, daß die See­le die Macht er­hält, Zei­ten voll­kom­me­ner in­ne­rer Ru­he her­zu­s­tel­len, in de­nen der Mensch sei­nem Geis­te und sei­nem Her­zen al­les fern­hält, was das all­täg­li­che, äu­ße­re Le­ben an Glück und Leid, an Be­frie­di­gun­gen und Küm­mer­nis­sen, ja an Auf­ga­ben und For­de­run­gen bringt. Ein­ge­las­sen wer­den soll in sol­chen Zei­ten nur das­je­ni­ge in die See­le, was die­se selbst im Zu­stan­de der Ver­sen­kung ein­las­sen will. Leicht kann sich dem­ge­gen­über ein Vor­ur­teil gel­tend ma­chen. Es könn­te die Mei­nung ent­ste­hen, man wer­de dem Le­ben und sei­nen Auf­ga­ben ent­f­rem­det, wenn man sich mit Herz und Geist für ge­wis­se Zei­ten des Ta­ges aus dem­sel­ben zu­rück­­zieht. Das ist aber in Wir­k­lich­keit durch­aus nicht der Fall. Wer sich in der ge­schil­der­ten Art Pe­rio­den der in­ne­ren Stil­le und des Frie­dens hin­gibt, dem wach­sen aus den­sel­ben für die Auf­ga­ben auch des äu­ße­ren Le­bens so vie­le und so star­ke Kräf­te zu, daß er die Le­benspf­lich­ten da­durch nicht nur nicht sch­lech­ter, son­dern ganz ge­wiß bes­ser er­füllt. Von gro­ßem Wer­te ist es, wenn der Mensch in sol­chen Pe­ri­o­­den ganz los­kommt von den Ge­dan­ken an sei­ne per­sön­­li­chen An­ge­le­gen­hei­ten, wenn er sich zu er­he­ben ver­mag zu dem, was nicht nur ihn, son­dern was den Men­schen im al­l­­ge­mei­nen über­haupt an­geht. Ist er im­stan­de, sei­ne See­le zu er­fül­len mit den Mit­tei­lun­gen aus der höhe­ren geis­ti­gen

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Welt, ver­mö­gen die­se sein In­ter­es­se in ei­nem so ho­hen Gra­de zu fes­seln, wie ei­ne per­sön­li­che Sor­ge oder An­ge­le­gen­heit, dann wird sei­ne See­le da­von be­son­de­re Früch­te ha­ben. Wer in die­ser Wei­se re­gelnd in sein See­len­le­ben ein­zu­g­rei­fen sich be­müht, der wird auch zu der Mög­lich­keit ei­ner Selbst­be­o­b­ach­tung kom­men, wel­che die ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten mit der Ru­he an­sieht, als wenn sie frem­de wä­ren. Die ei­ge­­nen Er­leb­nis­se, die ei­ge­nen Freu­den und Lei­den wie die ei­nes an­dern an­se­hen kön­nen, ist ei­ne gu­te Vor­be­rei­tung für die Geis­tes­schu­lung. Man bringt es all­mäh­lich zu dem in die­ser Be­zie­hung not­wen­di­gen Grad, wenn man sich täg­lich nach voll­brach­tem Ta­ge­werk die Bil­der der täg­li­chen Er­leb­nis­se vor dem Geis­te vor­bei­zie­hen läßt. Man soll sich inn­er­halb sei­ner Er­leb­nis­se selbst im Bil­de er­bli­cken; al­so sich in sei­nem Ta­ges­le­ben wie von au­ßen be­trach­ten. Man ge­langt zu ei­ner ge­wis­sen Pra­xis in sol­cher Selbst­be­o­b­ach­­tung, wenn man mit der Vor­stel­lung ein­zel­ner klei­ner Tei­le die­ses Ta­ges­le­bens den An­fang macht. Man wird dann im­mer ge­schick­ter und ge­wand­ter in sol­cher Rück­schau, so daß man sie nach län­ge­rer Übung in ei­ner kur­zen Span­ne Zeit voll­stän­dig wird ge­stal­ten kön­nen. Die­ses Rück­wärts-An­schau­en der Er­leb­nis­se hat für die Geis­tes­schu­lung des­halb sei­nen be­son­de­ren Wert, weil es die See­le da­zu bringt, sich im Vor­s­tel­len los­zu­ma­chen von der sonst in­ne­ge­hal­te­­nen Ge­wohn­heit, nur dem Ver­lauf des sin­nen­fäl­li­gen Ge­­sche­hens mit dem Den­ken zu fol­gen. Im Rück­wärts-Den­ken stellt man rich­tig vor, aber nicht ge­hal­ten durch den sin­nen­fäl­li­gen Ver­lauf. Das braucht man zum Ein­le­ben in die über­sinn­li­che Welt. Da­ran er­kraf­tet sich das Vor­s­tel­len in ge­sun­der Art. Da­her ist es auch gut, au­ßer sei­nem Ta­ges­le­ben an­de­res rück­wärts vor­zu­s­tel­len, zum Bei­spiel den

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Ver­lauf ei­nes Dra­mas, ei­ner Er­zäh­lung, ei­ner Ton­fol­ge usw. Das Ideal für den Geis­tes­schü­ler wird im­mer mehr wer­den, sich den an ihn her­an­t­re­ten­den Le­benser­eig­nis­sen ge­gen­über so zu ver­hal­ten, daß er sie mit in­ne­rer Si­cher­heit und See­len­ru­he an sich her­an­kom­men läßt und sie nicht nach sei­ner See­len­ver­fas­sung be­ur­teilt, son­dern nach ih­rer in­ne­­ren Be­deu­tung und ih­rem in­ne­ren Wert. Er wird ge­ra­de durch den Hin­blick auf die­ses Ideal sich die see­li­sche Grun­d­la­ge schaf­fen, um sich den oben ge­schil­der­ten Ver­sen­kun­gen in sym­bo­li­sche und an­de­re Ge­dan­ken und Emp­fin­dun­gen hin­ge­ben zu kön­nen.

Die hier ge­schil­der­ten Be­din­gun­gen müs­sen er­füllt sein, weil sich das über­sinn­li­che Er­le­ben auf dem Bo­den au­f­er­baut, auf dem man im ge­wöhn­li­chen See­len­le­ben steht, be­vor man in die über­sinn­li­che Welt ein­tritt. In zwei­fa­cher Art ist al­les über­sinn­li­che Er­le­ben ab­hän­gig von dem See­len-Aus­gangs­punkt, auf dem man vor dem Ein­trit­te steht. Wer nicht dar­auf be­dacht ist, von vorn­he­r­ein ei­ne ge­sun­de Ur­­­teils­kraft zur Grund­la­ge sei­ner Geis­tes­schu­lung zu ma­chen, der wird in sich sol­che über­sinn­li­che Fähig­kei­ten ent­wi­ckeln, wel­che un­ge­nau und un­rich­tig die geis­ti­ge Welt wahr­neh­­men. Es wer­den ge­wis­ser­ma­ßen sei­ne geis­ti­gen Wahr­neh­­mung­s­or­ga­ne un­rich­tig sich ent­fal­ten. Und wie man mit ei­nem feh­ler­haf­ten oder kran­ken Au­ge nicht rich­tig in der Sin­nen­welt se­hen kann, so kann man mit Geis­t­or­ga­nen nicht rich­tig wahr­neh­men, die nicht auf der Grund­la­ge ei­ner ge­sun­den Ur­teils­fähig­keit her­an­ge­bil­det sind. Wer von ei­ner un­mo­ra­li­schen See­len­ver­fas­sung den Aus­gangs­punkt nimmt, der er­hebt sich so in die geis­ti­gen Wel­ten, daß sein geis­ti­ges Schau­en wie be­täubt, wie um­ne­belt ist. Er ist ge­gen­­über den über­sinn­li­chen Wel­ten, wie je­mand ge­gen­über der

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sinn­li­chen Welt ist, der in Be­täu­bung be­o­b­ach­tet. Nur wird die­ser zu kei­nen er­heb­li­chen Aus­sa­gen kom­men, wäh­rend der geis­ti­ge Be­o­b­ach­ter in sei­ner Be­täu­bung doch im­mer­hin wa­cher ist als ein Mensch im ge­wöhn­li­chen Be­wußt­sein. Sei­ne Aus­sa­gen wer­den des­halb zu Irr­tü­mern ge­gen­über der geis­ti­gen Welt.

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Die in­ne­re Ge­die­gen­heit der ima­gi­na­ti­ven Er­kennt­nis­stu­fe wird da­durch er­reicht, daß die dar­ge­s­tell­ten see­li­schen Ver­sen­kun­gen (Me­di­ta­tio­nen) un­ter­stützt wer­den von dem, was man die Ge­wöh­nung an «sinn­lich­keits­f­rei­es Den­ken» nen­nen kann. Wenn man sich ei­nen Ge­dan­ken auf Grund der Be­o­b­ach­tung in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt macht, so ist die­ser Ge­dan­ke nicht sinn­lich­keits­f­rei. Aber es ist nicht et­wa so, daß der Mensch nur sol­che Ge­dan­ken bil­den kön­ne. Das men­sch­li­che Den­ken braucht nicht leer und in­halt­los zu wer­den, wenn es sich nicht von sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­­gen er­fül­len läßt. Der si­chers­te und nächst­lie­gen­de Weg für den Geis­tes­schü­ler, zu sol­chem sinn­lich­keits­f­rei­en Den­ken zu kom­men, kann der sein, die ihm von der Geis­tes­wis­sen­­schaft mit­ge­teil­ten Tat­sa­chen der höhe­ren Welt zum Ei­gen­­tum sei­nes Den­kens zu ma­chen. Die­se Tat­sa­chen kön­nen von den phy­si­schen Sin­nen nicht be­o­b­ach­tet wer­den. Den­noch wird der Mensch be­mer­ken, daß er sie be­g­rei­fen kann, wenn er nur Ge­duld und Aus­dau­er ge­nug hat. Man kann oh­ne Schu­lung nicht in der höhe­ren Welt for­schen, man kann da­rin nicht selbst Be­o­b­ach­tun­gen ma­chen; aber man kann oh­ne die höhe­re Schu­lung al­les ver­ste­hen, was die For­scher aus der­sel­ben mit­tei­len. Und wenn je­mand sagt: Wie kann ich das­je­ni­ge auf Treu und Glau­ben hin­neh­men, was die Geis­tes­for­scher sa­gen, da ich es doch nicht selbst se­hen kann?,

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so ist dies völ­lig un­be­grün­det. Denn es ist durch­aus mög­­lich, aus dem blo­ßen Nach­den­ken her­aus die si­che­re Über­zeu­gung zu er­hal­ten: das Mit­ge­teil­te ist wahr. Und wenn die­se Über­zeu­gung sich je­mand durch Nach­den­ken nicht bil­den kann, so rührt das nicht da­von her, weil man un­­mög­lich an et­was «glau­ben» kön­ne, was man nicht sieht, son­dern le­dig­lich da­von, daß man sein Nach­den­ken noch nicht vor­ur­teils­los, um­fas­send, gründ­lich ge­nug an­ge­wen­det hat. Um in die­sem Punk­te Klar­heit zu ha­ben, muß man be­den­ken, daß das men­sch­li­che Den­ken, wenn es sich ener­­gisch in­ner­lich aufrafft, mehr be­g­rei­fen kann, als es in der Re­gel wähnt. In dem Ge­dan­ken selbst liegt näm­lich schon ei­ne in­ne­re We­sen­heit, wel­che im Zu­sam­men­hang steht mit der über­sinn­li­chen Welt. Die See­le ist sich ge­wöhn­lich die­ses Zu­sam­men­han­ges nicht be­wußt, weil sie ge­wöhnt ist, die Ge­dan­ken­fähig­keit nur an der Sin­nen­welt her­an­zu­zie­hen. Sie hält des­halb für un­be­g­reif­lich, was ihr aus der über­sin­n­­li­chen Welt mit­ge­teilt wird. Dies ist aber nicht nur be­g­reif­­lich für ein durch Geis­tes­schu­lung er­zo­ge­nes Den­ken, son­­dern für je­des Den­ken, das sich sei­ner vol­len Kraft be­wußt ist und sich der­sel­ben be­die­nen will. Da­durch, daß man sich un­abläs­sig zum Ei­gen­tum macht, was die Geis­tes­for­­schung sagt, ge­wöhnt man sich an ein Den­ken, das nicht aus den sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­gen sc­höpft. Man lernt er­ken­nen, wie im In­nern der See­le Ge­dan­ke sich an Ge­dan­ke webt, wie Ge­dan­ke den Ge­dan­ken sucht, auch wenn die Ge­dan­ken­ver­bin­dun­gen nicht durch die Macht der Sin­nen­be­o­b­ach­tung be­wirkt wer­den. Das We­sent­li­che da­bei ist, daß man so ge­wahr wird, wie die Ge­dan­ken­welt in­ne­res Le­ben hat, wie man sich, in­dem man wir­k­lich denkt, im Be­rei­che ei­ner über­sinn­li­chen le­ben­di­gen Welt schon be­fin­­det.

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Man sagt sich: Es ist et­was in mir, was ei­nen Ge­dan­ken-Or­ga­nis­mus aus­bil­det; aber ich bin doch ei­nes mit die­sem «Et­was». Man er­lebt so in der Hin­ga­be an sinn­lich­keits­f­rei­es Den­ken, daß et­was We­sen­haf­tes be­steht, was ein­f­ließt in un­ser In­nen­le­ben, wie die Ei­gen­schaf­ten der Sin­nen­din­ge durch un­se­re phy­si­schen Or­ga­ne in uns ein­f­lie­ßen, wenn wir sinn­lich be­o­b­ach­ten. Da drau­ßen im Rau­me so sagt sich der Be­o­b­ach­ter der Sin­nen­welt ist ei­ne Ro­se; sie ist mir nicht fremd, denn sie kün­digt sich mir durch ih­re Far­be und ih­ren Ge­ruch an. Man braucht nun nur ge­nug vor­ur­teils­los zu sein, um sich dann, wenn das sinn­lich­keits­f­reie Den­ken in ei­nem ar­bei­tet, ganz ent­sp­re­chend zu sa­gen: es kün­digt sich mir ein We­sen­haf­tes an, wel­ches in mir Ge­dan­ken an Ge­dan­ken bin­det, wel­ches ei­nen Ge­dan­ken­or­ga­nis­mus formt. Es be­steht aber ein Un­ter­schied in den Emp­fin­dun­gen ge­gen­über dem, was der Be­o­b­ach­ter der äu­ße­ren Sin­nen­welt im Au­ge hat, und dem, was sich we­sen­haft in dem sinn­li­ch­keits­f­rei­en Den­ken an­kün­digt. Der ers­te Be­o­b­ach­ter fühlt sich der Ro­se ge­gen­über au­ßen­ste­hend, der­je­ni­ge, wel­cher dem sinn­lich­keits­f­rei­en Den­ken hin­ge­ge­ben ist, fühlt das in ihm sich an­kün­di­gen­de We­sen­haf­te wie in sich, er fühlt sich mit ihm eins. Wer mehr oder we­ni­ger be­wußt nur das als we­sen­haft gel­ten las­sen will, was ihm wie ein äu­ße­rer Ge­gen­stand ge­gen­über­tritt, der wird al­ler­dings nicht das Ge­fühl er­hal­ten kön­nen: was ein We­sen­haf­tes für sich ist, das kann sich mir auch da­durch an­kün­di­gen, daß ich mit ihm wie in eins ve­r­ei­nigt bin. Um in die­ser Be­zie­hung rich­tig zu se­hen, muß man fol­gen­des in­ne­re Er­leb­nis ha­ben kön­nen. Man muß un­ter­schei­den ler­nen zwi­schen den Ge­dan­ken­ver­bin­dun­gen, die man durch ei­ge­ne Will­kür schafft, und den­je­ni­gen, wel­che man in sich er­lebt, wenn man sol­che

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ei­ge­ne Will­kür in sich schwei­gen läßt. In dem letz­te­ren Fal­le kann man dann sa­gen: Ich blei­be in mir ganz still; ich füh­re kei­ne Ge­dan­ken­ver­bin­dun­gen her­bei; ich ge­be mich dem hin, was «in mir denkt». Dann ist es voll­be­rech­tigt, zu sa­gen: in mir wirkt ein für sich We­sen­haf­tes, wie es be­rech­­tigt ist zu sa­gen: auf mich wirkt die Ro­se, wenn ich ein be­stimm­tes Rot se­he, ei­nen be­stimm­ten Ge­ruch wahr­neh­me. Es ist da­bei kein Wi­der­spruch, daß man doch den In­halt sei­ner Ge­dan­ken aus den Mit­tei­lun­gen der Geis­tes­for­scher sc­höpft. Die Ge­dan­ken sind dann zwar be­reits da, wenn man sich ih­nen hin­gibt; aber man kann sie nicht den­ken, wenn man sie nicht in je­dem Fal­le in der See­le wie­der neu nach­schafft. Dar­auf eben kommt es an, daß der Geis­tes­for­scher sol­che Ge­dan­ken in sei­nem Zu­hö­rer und Le­ser wach­ruft, wel­che die­se aus sich erst ho­len müs­sen, wäh­rend der­je­ni­ge, wel­cher Sinn­lich-Wir­k­li­ches be­sch­reibt, auf et­was hin­deu­tet, was von Zu­hö­rer und Le­ser in der Sin­nen­welt be­o­b­ach­tet wer­den kann.

(Es ist der Weg, wel­cher durch die Mit­tei­lun­gen der Geis­tes­wis­sen­schaft in das sinn­lich­keits­f­reie Den­ken führt, ein durch­aus si­che­rer. Es gibt aber noch ei­nen an­dern, wel­cher si­che­rer und vor al­lem ge­nau­er, da­für aber auch für vie­le Men­schen schwie­ri­ger ist. Er ist in mei­nen Büchern «Er­kennt­nis­the­o­rie der Goe­the­schen Wel­t­an­schau­ung» und «Phi­lo­so­phie der Frei­heit» dar­ge­s­tellt. Die­se Schrif­ten ge­ben wie­der, was der men­sch­li­che Ge­dan­ke sich er­ar­bei­ten kann, wenn das Den­ken sich nicht den Ein­drü­cken der phy­si­sch­-sinn­li­chen Au­ßen­welt hin­gibt, son­dern nur sich selbst. Es ar­bei­tet dann das rei­ne Den­ken, nicht das bloß in Er­in­ne­run­gen an Sinn­li­ches sich er­ge­hen­de in dem Men­schen, wie ei­ne in sich le­ben­di­ge We­sen­heit. Da­bei ist in den ge­nann­ten

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Schrif­ten nichts auf­ge­nom­men aus den Mit­tei­lun­gen der Geis­tes­wis­sen­schaft selbst. Und doch ist ge­zeigt, daß das rei­ne, nur in sich ar­bei­ten­de Den­ken Auf­schlüs­se ge­win­nen kann über die Welt, das Le­ben und den Men­schen. Es ste­hen die­se Schrif­ten auf ei­ner sehr wich­ti­gen Zwi­schen­stu­fe zwi­­schen dem Er­ken­nen der Sin­nen­welt und dem der geis­ti­gen Welt. Sie bie­ten das­je­ni­ge, was das Den­ken ge­win­nen kann, wenn es sich er­hebt über die sinn­li­che Be­o­b­ach­tung, aber noch den Ein­gang ver­mei­det in die Geis­tes­for­schung. Wer die­se Schrif­ten auf sei­ne gan­ze See­le wir­ken läßt, der steht schon in der geis­ti­gen Welt; nur daß sich die­se ihm als Ge­­dan­ken­welt gibt. Wer sich in der La­ge fühlt, solch ei­ne Zwi­­schen­stu­fe auf sich wir­ken zu las­sen, der geht ei­nen si­che­ren Weg; und er kann sich da­durch ein Ge­fühl ge­gen­über der höhe­ren Welt er­rin­gen, das für al­le Fol­ge­zeit ihm die sc­hön­s­ten Früch­te tra­gen wird.)

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Das Ziel der Ver­sen­kung (Me­di­ta­ti­on) in die oben cha­rak­­te­ri­sier­ten sym­bo­li­schen Vor­stel­lun­gen und Emp­fin­dun­gen ist, ge­nau ge­spro­chen, die Her­an­bil­dung der höhe­ren Wahr­­neh­mung­s­or­ga­ne inn­er­halb des as­tra­li­schen Lei­bes des Men­­schen. Sie wer­den aus der Sub­stanz die­ses as­tra­li­schen Lei­­bes her­aus zu­nächst ge­schaf­fen. Die­se neu­en Be­o­b­ach­tung­s­or­ga­ne ver­mit­teln ei­ne neue Welt, und in die­ser neu­en Welt lernt sich der Mensch als ein neu­es Ich ken­nen. Von den Be­o­b­ach­tung­s­or­ga­nen der sinn­lich-phy­si­schen Welt un­ter­­schei­den sich je­ne neu­en schon da­durch, daß sie tä­ti­ge Or­­ga­ne sind. Wäh­rend Au­ge und Ohr sich pas­siv ver­hal­ten und Licht und Ton auf sich wir­ken las­sen, kann von den geis­tig-see­li­schen Wahr­neh­mung­s­or­ga­nen ge­sagt wer­den, daß sie in fort­wäh­ren­der Tä­tig­keit sind, wäh­rend sie wahr­neh­men,

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und daß sie ih­re Ge­gen­stän­de und Tat­sa­chen ge­­wis­ser­ma­ßen in vol­lem Be­wußt­sein er­g­rei­fen. Da­durch er­­gibt sich das Ge­fühl, daß geis­tig-see­li­sches Er­ken­nen ein Ve­r­ei­ni­gen mit den ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen ist, ein «in ih­nen le­ben». Man kann die ein­zel­nen sich bil­den­den geis­tig-see­li­schen Or­ga­ne ver­g­leichs­wei­se «Lo­tus­blu­men» nen­nen, ent­sp­re­chend der Form, die sich das über­sinn­li­che Be­wußt­sein von ih­nen (ima­gi­na­tiv) ma­chen muß. (Selb­st­ver­ständ­lich muß man sich klar sein dar­über, daß sol­che Be­zeich­nung mit der Sa­che nicht mehr zu tun hat als der Aus­druck «Flü­gel», wenn man von «Lun­gen­flü­geln» spricht.) Durch ganz be­stimm­te Ar­ten von in­ne­rer Ver­­­sen­kung wird auf den As­tral­leib so ge­wirkt, daß sich das ei­ne oder an­de­re geis­tig-see­li­sche Or­gan, die ei­ne oder die an­de­re «Lo­tus­blu­me» bil­det. Es soll­te, nach al­lem in die­sem Bu­che Aus­ge­führ­ten, über­flüs­sig sein, zu be­to­nen, daß man sich die­se «Be­o­b­ach­tung­s­or­ga­ne» nicht wie et­was vor­zu­s­tel­­len hat, das in der Vor­stel­lung sei­nes sinn­li­chen Bil­des ein Ab­druck sei­ner Wir­k­lich­keit ist. Die­se «Or­ga­ne» sind eben über­sinn­lich und be­ste­hen in ei­ner be­stimmt ge­form­ten See­len­be­tä­ti­gung; und sie be­ste­hen nur in­so­fern und so lan­ge, als die­se See­len­be­tä­ti­gung ge­übt wird. Et­was, was sich als Sin­nen­fäl­li­ges an­schau­en läßt, ist mit die­sen Or­­ga­nen so we­nig am Men­schen, als ir­gend­ein «Dunst» um ihn ist, wenn er denkt. Wer sich das Über­sinn­li­che durch­­aus sinn­lich vor­s­tel­len will, ge­rät eben in Mißv­er­ständ­nis­se. Trotz des Über­flüs­si­gen die­ser Be­mer­kung mag sie hier ste­hen, weil es im­mer wie­der Be­ken­ner des Über­sinn­li­chen gibt, die in ih­ren Vor­stel­lun­gen nur ein Sinn­li­ches ha­ben wol­len; und weil es im­mer wie­der Geg­ner der über­sin­n­­li­chen Er­kennt­nis gibt, die glau­ben, der Geis­tes­for­scher

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sp­re­che von «Lo­tus­blu­men» wie von fei­ne­ren sinn­fäl­li­gen Ge­bil­den. Je­de re­gel­rech­te Me­di­ta­ti­on, die im Hin­blick auf die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis ge­macht wird, hat ih­re Wir­kung auf das ei­ne oder das an­de­re Or­gan. (In mei­nem Bu­che «Wie er­langt man Er­kennt­nis­se der höhe­ren Wel­­ten?» sind ein­zel­ne von den Me­tho­den der Me­di­ta­ti­on und des Übens an­ge­ge­ben, wel­che auf das ei­ne oder an­de­re Or­gan wir­ken.) Ei­ne re­gel­rech­te Schu­lung rich­tet die ein­zel­­nen Übun­gen des Geis­tes­schü­lers so ein und läßt sie so auf­­ein­an­der fol­gen, daß die Or­ga­ne sich ein­zeln mit- oder nach­ein­an­der ent­sp­re­chend aus­bil­den kön­nen. Zu die­ser Aus­bil­dung ge­hört bei dem Geis­tes­schü­ler viel Ge­duld und Aus­dau­er. Wer nur ein sol­ches Maß von Ge­duld hat, wie es die ge­wöhn­li­chen Le­bens­ver­hält­nis­se dem Men­schen in der Re­gel ge­ben, der wird da­mit nicht aus­rei­chen. Denn es dau­ert lan­ge, oft sehr, sehr lan­ge, bis die Or­ga­ne so weit sind, daß der Geis­tes­schü­ler sie zu Wahr­neh­mun­gen in der höhe­ren Welt ge­brau­chen kann. In die­sem Mo­men­te tritt für ihn das ein, was man Er­leuch­tung nennt, im Ge­gen­satz zur Vor­be­rei­tung oder Rei­ni­gung, die in den Übun­gen für die Aus­bil­dung der Or­ga­ne be­steht. (Von «Rei­ni­gung» wird ge­spro­chen, weil durch die ent­sp­re­chen­den Übun­gen sich der Schü­ler von all dem für ein ge­wis­ses Ge­biet in­ne­ren Le­bens rei­nigt, was nur aus der sinn­li­chen Be­o­b­ach­tungs­welt kommt.) Es kann durch­aus so kom­men, daß dem Men­schen auch vor der ei­gent­li­chen Er­leuch­tung wie­der­holt «Licht­b­lit­ze» kom­men aus ei­ner höhe­ren Welt. Sol­che soll er dank­bar hin­neh­men. Sie schon kön­nen ihn zu ei­nem Zeu­gen von der geis­ti­gen Welt ma­chen. Aber er soll­te auch nicht wan­ken, wenn dies wäh­rend sei­ner Vor­be­rei­tungs­zeit gar nicht der Fall ist, die ihm vi­el­leicht all­zu­lang er­scheint. Wer

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über­haupt in Un­ge­duld ver­fal­len kann, «weil er noch nichts sieht», der hat noch nicht das rech­te Ver­hält­nis zu ei­ner höhe­ren Welt ge­won­nen. Das letz­te­re hat nur der­je­ni­ge er­­faßt, dem die Übun­gen, die er durch die Schu­lung macht, et­was wie Selbstz­weck sein kön­nen. Die­ses Üben ist ja in Wahr­heit das Ar­bei­ten an ei­nem Geis­tig-See­li­schen, näm­lich an dem ei­ge­nen As­tral­lei­be. Und man kann «füh­len», auch wenn «man nichts sieht»: «Ich ar­bei­te geis­tig-see­lisch». Nur wenn man sich von vorn­he­r­ein ei­ne be­stimm­te Mei­nung macht, was man ei­gent­lich «se­hen» will, dann wird man die­ses Ge­fühl nicht ha­ben. Dann wird man für nichts hal­ten, was in Wahr­heit et­was un­er­meß­lich Be­deu­tungs­vol­les ist. Man soll­te aber sub­til ach­ten auf al­les, was man wäh­rend des Übens er­lebt und was so grund­ver­schie­den ist von al­len Er­leb­nis­sen in der sinn­li­chen Welt. Man wird dann schon be­mer­ken, daß man in sei­nen As­tral­leib hin­ein nicht wie in ei­ne gleich­gül­ti­ge Sub­stanz ar­bei­tet, son­dern daß in dem­­sel­ben lebt ei­ne ganz an­de­re Welt, von der man durch das Sin­nen­le­ben nichts weiß. Höhe­re We­sen­hei­ten wir­ken auf den As­tral­leib, wie die phy­sisch-sinn­li­che Au­ßen­welt auf den phy­si­schen Leib wirkt. Und man «stößt» auf das höhe­re Le­ben in dem ei­ge­nen As­tral­leib, wenn man sich da­vor nur nicht ver­sch­ließt. Wenn sich je­mand im­mer wie­der und wie­der sagt: «ich neh­me nichts wahr», dann ist es zu­meist so, daß er sich ein­ge­bil­det hat, die­se Wahr­neh­mung müs­se so oder so aus­se­hen; und weil er das dann nicht sieht, wo­von er sich ein­bil­det, er müs­se es se­hen, so sagt er: «ich se­he nichts.»

Wer sich aber die rech­te Ge­sin­nung an­eig­net ge­gen­über dem Üben der Schu­lung, der wird in die­sem Üben im­mer mehr et­was ha­ben, was er um sei­ner selbst wil­len liebt.

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Dann aber weiß er, daß er durch das Üben selbst in ei­ner geis­tig-see­li­schen Welt steht, und er war­tet in Ge­duld und Er­ge­bung, was sich wei­ter er­gibt. Es kann die­se Ge­sin­nung in dem Geis­tes­schü­ler in fol­gen­den Wor­ten am bes­ten zum Be­wußt­sein kom­men: «Ich will al­les tun, was mir als Übun­­gen an­ge­mes­sen ist, und ich weiß, daß mir in der ent­sp­re­chen­den Zeit so viel zu­kom­men wird, als mir wich­tig ist. Ich ver­lan­ge dies nicht un­ge­dul­dig; ma­che mich aber im­mer be­reit, es zu emp­fan­gen.» Da­ge­gen läßt sich auch nicht ein­wen­den: «Der Geis­tes­schü­ler soll al­so im Dun­keln tap­pen, durch ei­ne vi­el­leicht un­er­meß­lich lan­ge Zeit; denn daß er mit sei­nem Üben auf dem rich­ti­gen We­ge ist, kann sich ihm doch erst zei­gen, wenn der Er­folg da ist.» Es ist je­doch nicht so, daß erst der Er­folg die Er­kennt­nis von der Rich­ti­g­keit des Übens brin­gen kann. Wenn der Schü­ler rich­tig sich zu den Übun­gen stellt, dann gibt ihm die Be­frie­di­gung, die er durch das Üben selbst hat, die Klar­heit, daß er et­was Rich­ti­ges tut, nicht erst der Er­folg. Rich­tig üben auf dem Ge­bie­te der Geis­tes­schu­lung ver­bin­det sich eben mit ei­ner Be­frie­di­gung, die nicht blo­ße Be­frie­di­gung, son­dern Er­kennt­nis ist. Näm­lich die Er­kennt­nis: ich tue et­was, wo­von ich se­he, daß es mich in der rich­ti­gen Li­nie vor­wärts bringt. Je­der Geis­tes­schü­ler kann die­se Er­kennt­nis in je­dem Au­gen­­blick ha­ben, wenn er nur auf sei­ne Er­leb­nis­se sub­til auf­­­merk­sam ist. Wenn er die­se Auf­merk­sam­keit nicht an­wen­­det, dann geht er eben an den Er­leb­nis­sen vor­bei, wie ein in Ge­dan­ken ver­sun­ke­ner Fuß­g­än­ger, der die Bäu­me zu bei­­den Sei­ten des We­ges nicht sieht, ob­g­leich er sie se­hen wür­de, wenn er den Blick auf­merk­sam auf sie rich­te­te. Es ist durch­aus nicht wün­schens­wert, daß das Ein­t­re­ten ei­nes an­de­ren Er­fol­ges, als der­je­ni­ge ist, der im Üben sich im­mer

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er­gibt, be­sch­leu­nigt wer­de. Denn es könn­te das leicht nur der ge­rings­te Teil des­sen sein, was ei­gent­lich ein­t­re­ten soll­te. In be­zug auf die geis­ti­ge Ent­wi­cke­lung ist oft ein teil­wei­ser Er­folg der Grund ei­ner star­ken Ver­zö­ge­rung des vol­len Er­­fol­ges. Die Be­we­gung un­ter sol­chen For­men des geis­ti­gen Le­bens, wie sie dem teil­wei­sen Er­folg ent­sp­re­chen, stumpft ab ge­gen die Ein­flüs­se der Kräf­te, wel­che zu höhe­ren Pun­k­­ten der Ent­wi­cke­lung füh­ren. Und der Ge­winn, den man da­durch er­zielt, daß man doch in die geis­ti­ge Welt «hin­ein­ge­se­hen hat», ist nur ein schein­ba­rer; denn die­ses Hin­ein­schau­en kann nicht die Wahr­heit, son­dern nur Tru­g­­bil­der lie­fern.

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Die geis­tig-see­li­schen Or­ga­ne, die Lo­tus­blu­men, bil­den sich so, daß sie dem über­sinn­li­chen Be­wußt­sein an dem in Schu­lung be­find­li­chen Men­schen wie in der Nähe be­stim­m­­ter phy­si­scher Kör­per­or­ga­ne er­schei­nen. Aus der Rei­he die­­ser See­len­or­ga­ne sol­len hier ge­nannt wer­den: das­je­ni­ge, das wie in der Nähe der Au­gen­brau­en­mit­te er­fühlt wird (die so­ge­nann­te zwei­blät­t­ri­ge Lo­tus­blu­me), das­je­ni­ge in der Ge­­gend des Kehl­kop­fes (die sech­zehn­blät­t­ri­ge Lo­tus­blu­me), das drit­te in der Herz­ge­gend (die zwölf­blät­t­ri­ge Lo­tus­blu­me), das vier­te in der Ge­gend der Ma­gen­gru­be. An­de­re sol­che Or­ga­ne er­schei­nen in der Nähe an­de­rer phy­si­scher Kör­per­tei­le. (Die Na­men «zwei-» oder «sech­zehn­blät­t­rig» kön­nen ge­braucht wer­den, weil die be­tref­fen­den Or­ga­ne sich mit Blu­men mit ent­sp­re­chen­der Blät­ter­zahl ver­g­lei­chen las­sen.)

Die Lo­tus­blu­men wer­den an dem as­tra­li­schen Lei­be be­wußt. In dem Zeit­punk­te, in dem man die ei­ne oder die an­­de­re ent­wi­ckelt hat, weiß man auch, daß man sie hat. Man

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fühlt, daß man sich ih­rer be­die­nen kann und daß man durch ih­ren Ge­brauch in ei­ne höhe­re Welt wir­k­lich ein­tritt. Die Ein­drü­cke, wel­che man von die­ser Welt er­hält, glei­chen in man­cher Be­zie­hung noch de­nen der phy­sisch-sinn­li­chen. Wer ima­gi­na­tiv er­kennt, wird von der neu­en höhe­ren Welt so sp­re­chen kön­nen, daß er die Ein­drü­cke als Wär­me- oder Käl­te­emp­fin­dun­gen, Ton- oder Wort­wahr­neh­mun­gen, Licht- oder Far­ben­wir­kun­gen be­zeich­net. Denn wie sol­che er­lebt er sie. Er ist sich aber be­wußt, daß die­se Wahr­neh­mun­gen in der ima­gi­na­ti­ven Welt et­was an­de­res aus­drü­cken als in der sinn­lich-wir­k­li­chen. Er er­kennt, daß hin­ter ih­nen nicht phy­sisch-stof­f­li­che Ur­sa­chen, son­dern see­lisch-geis­ti­ge ste­hen. Wenn er et­was wie ei­nen Wär­me­ein­druck hat, so sch­reibt er die­sen nicht zum Bei­spiel ei­nem hei­ßen Stück Ei­sens zu, son­dern er be­trach­tet ihn als Aus­fluß ei­nes see­li­schen Vor­­­gan­ges, wie er ihn bis­her nur in sei­nem see­li­schen In­nen­le­ben ge­kannt hat. Er weiß, daß hin­ter den ima­gi­na­ti­ven Wahr­­neh­mun­gen see­li­sche und geis­ti­ge Din­ge und Vor­gän­ge ste­hen, wie hin­ter den phy­si­schen Wahr­neh­mun­gen stof­f­­lich-phy­si­sche We­sen und Tat­sa­chen. Zu die­ser Ähn­lich­keit der ima­gi­na­ti­ven mit der phy­si­schen Welt kommt aber ein be­deut­sa­mer Un­ter­schied hin­zu. Es ist et­was in der phy­­si­schen Welt vor­han­den, was in der ima­gi­na­ti­ven ganz an­­ders auf­tritt. In je­ner kann be­o­b­ach­tet wer­den ein fort­wäh­­ren­des Ent­ste­hen und Ver­ge­hen der Din­ge, ein Wech­sel von Ge­burt und Tod. In der ima­gi­na­ti­ven Welt tritt an Stel­le die­ser Er­schei­nung ei­ne fort­dau­ern­de Ver­wand­lung des ei­nen in das an­de­re. Man sieht zum Bei­spiel in der phy­si­schen Welt ei­ne Pflan­ze ver­ge­hen. In der ima­gi­na­ti­ven zeigt sich in dem­sel­ben Ma­ße, in dem die Pflan­ze da­hin­welkt, das Ent­ste­hen ei­nes an­dern Ge­bil­des, das phy­sisch

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nicht wahr­nehm­bar ist und in wel­ches sich die ver­ge­hen­de Pflan­ze all­mäh­lich ver­wan­delt. Wenn nun die Pflan­ze da­hin­ge­schwun­den ist, so ist die­ses Ge­bil­de an ih­rer Stel­le voll ent­wi­ckelt da. Ge­burt und Tod sind Vor­stel­lun­gen, wel­che in der ima­gi­na­ti­ven Welt ih­re Be­deu­tung ver­lie­ren. An ih­re Stel­le tritt der Be­griff von Ver­wand­lung des ei­nen in das an­de­re. Weil dies so ist, des­halb wer­den für das ima­gina­­ti­ve Er­ken­nen je­ne Wahr­hei­ten über die We­sen­heit des Men­­schen zu­gäng­lich, wel­che in die­sem Bu­che in dem Ka­pi­tel «We­sen der Mensch­heit» mit­ge­teilt wor­den sind. Für das phy­sisch-sinn­li­che Wahr­neh­men sind nur die Vor­gän­ge des phy­si­schen Lei­bes wahr­nehm­bar. Sie spie­len sich im «Ge­­bie­te von Ge­burt und Tod» ab. Die an­dern Glie­der der Men­schen­na­tur: Le­bens­leib, Emp­fin­dungs­leib und Ich ste­hen un­ter dem Ge­set­ze der Ver­wand­lung, und ih­re Wahr­neh­­mung er­sch­ließt sich der ima­gi­na­ti­ven Er­kennt­nis. Wer bis zu die­ser vor­ge­schrit­ten ist, nimmt wahr, wie sich aus dem phy­si­schen Lei­be gleich­sam her­aus­löst das­je­ni­ge, was mit dem Hins­ter­ben in an­de­rer Da­s­eins­art wei­ter­lebt.

Die Ent­wi­cke­lung bleibt nun aber inn­er­halb der ima­gina­­ti­ven Welt nicht ste­hen. Der Mensch, der in ihr ste­hen­b­lei­ben woll­te, wür­de zwar die in Ver­wand­lung be­grif­­fe­nen We­sen­hei­ten wahr­neh­men; aber er wür­de die Ver­­wand­lungs­vor­gän­ge nicht deu­ten kön­nen, er wür­de sich nicht ori­en­tie­ren kön­nen in der neu­ge­won­ne­nen Welt. Die ima­gi­na­ti­ve Welt ist ein un­ru­hi­ges Ge­biet. Es ist übe­rall nur Be­we­g­lich­keit, Ver­wand­lung in ihr; nir­gends sind Ru­he­punk­te. Zu sol­chen Ru­he­punk­ten ge­langt der Mensch erst, wenn er sich über die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis­stu­fe hin­aus zu dem ent­wi­ckelt, was die «Er­kennt­nis durch In­spi­ra­­ti­on» ge­nannt wer­den kann. Es ist nicht not­wen­dig, daß

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der­je­ni­ge, wel­cher die Er­kennt­nis der über­sinn­li­chen Welt sucht, sich et­wa so ent­wi­cke­le, daß er zu­erst in vol­lem Ma­ße das ima­gi­na­ti­ve Er­ken­nen sich an­eig­ne und dann erst zur «In­spi­ra­ti­on» vor­sch­rei­te. Sei­ne Übun­gen kön­nen so ein­­ge­rich­tet wer­den, daß ne­ben­ein­an­der das geht, was zur Ima­gi­na­ti­on, und das, was zur In­spi­ra­ti­on führt. Er wird dann, nach ent­sp­re­chen­der Zeit, in ei­ne höhe­re Welt ein­t­re­ten, in wel­cher er nicht bloß wahr­nimmt, son­dern in der er sich auch ori­en­tie­ren kann, die er zu deu­ten ver­steht. Der Fort­schritt wird in der Re­gel al­ler­dings so ge­macht wer­den, daß sich zu­erst dem Geis­tes­schü­ler ei­ni­ge Er­schei­nun­gen der ima­gi­na­ti­ven Welt dar­bie­ten und nach ei­ni­ger Zeit er in sich die Emp­fin­dung er­hält: Jetzt fan­ge ich auch an, mich zu ori­en­tie­ren. Den­noch ist die Welt der In­spi­ra­ti­on et­was ganz Neu­es ge­gen­über der­je­ni­gen der blo­ßen Ima­gi­na­ti­on. Durch die­se nimmt man die Ver­wand­lung ei­nes Vor­gan­ges in den an­dern wahr, durch je­ne lernt man in­ne­re Ei­gen­­schaf­ten von We­sen ken­nen, wel­che sich ver­wan­deln. Durch Ima­gi­na­ti­on er­kennt man die see­li­sche Äu­ße­rung der We­sen; durch In­spi­ra­ti­on dringt man in de­ren geis­ti­ges In­ne­re. Man er­kennt vor al­lem ei­ne Viel­heit von geis­ti­gen We­sen­hei­ten und von Be­zie­hun­gen des ei­nen auf das an­de­re. Mit ei­ner Viel­heit ver­schie­de­ner We­sen hat man es ja auch in der phy­­sisch-sinn­li­chen Welt zu tun; in der Welt der In­spi­ra­ti­on ist die­se Viel­heit doch von ei­nem an­de­ren Cha­rak­ter. Es ist da ein je­des We­sen in ganz be­stimm­ten Be­zie­hun­gen zu an­dern, nicht wie in der phy­si­schen durch äu­ße­re Ein­wir­kung auf das­sel­be, son­dern durch sei­ne in­ne­re Be­schaf­fen­heit. Wenn man ein We­sen in der in­spi­rier­ten Welt wahr­nimmt, so zeigt sich nicht ei­ne äu­ße­re Ein­wir­kung auf ein an­de­res, die sich mit der Wir­kung ei­nes phy­si­schen We­sens auf ein an­de­res

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ver­g­lei­chen lie­ße, son­dern es be­steht ein Ver­hält­nis des ei­nen zum an­dern durch die in­ne­re Be­schaf­fen­heit der bei­den We­sen. Ver­g­lei­chen läßt sich die­ses Ver­hält­nis mit ei­nem sol­chen in der phy­si­schen Welt, wenn man da­zu das Ver­hält­nis der ein­zel­nen Lau­te oder Buch­sta­ben ei­nes Wor­­tes zu­ein­an­der wählt. Wenn man das Wort «Mensch» vor sich hat, so wird es be­wirkt durch den Zu­sam­men­klang der Lau­te: Mensch. Es geht nicht ein An­stoß oder sonst ei­ne äu­ße­re Ein­wir­kung zum Bei­spiel von dem M zu dem E hin­­über, son­dern bei­de Lau­te wir­ken zu­sam­men, und zwar inn­er­halb ei­nes Gan­zen durch ih­re in­ne­re Be­schaf­fen­heit. Des­halb läßt sich das Be­o­b­ach­ten in der Welt der In­spi­ra­­ti­on nur ver­g­lei­chen mit ei­nem Le­sen; und die We­sen in die­ser Welt wir­ken auf den Be­trach­ter wie Schrift­zei­chen, die er ken­nen­ler­nen muß und de­ren Ver­hält­nis­se sich für ihn ent­hül­len müs­sen wie ei­ne über­sinn­li­che Schrift. Die Geis­tes­wis­sen­schaft kann da­her die Er­kennt­nis durch In­­­spi­ra­ti­on ver­g­leichs­wei­se auch das «Le­sen der ver­bor­ge­nen Schrift» nen­nen.

Wie durch die­se «ver­bor­ge­ne Schrift» ge­le­sen wird und wie man das Ge­le­se­ne mit­tei­len kann, soll nun an den vor­­an­ge­gan­ge­nen Ka­pi­teln die­ses Bu­ches selbst klar­ge­macht wer­den. Es wur­de zu­nächst die We­sen­heit des Men­schen be­schrie­ben, wie sie sich auf­baut aus ver­schie­de­nen Glie­dern. Dann wur­de ge­zeigt, wie das Welt­we­sen, auf dem sich der Mensch ent­wi­ckelt, durch die ver­schie­de­nen Zu­stän­de, den Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den- und Er­den­zu­stand hin­durch­­­geht. Die Wahr­neh­mun­gen, durch wel­che man die Glie­der des Men­schen ei­ner­seits, die au­f­ein­an­der­fol­gen­den Zu­stän­de der Er­de und ih­rer vor­her­ge­hen­den Ver­wand­lun­gen an­­de­rer­seits er­ken­nen kann, er­sch­lie­ßen sich der ima­gi­na­ti­ven

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Er­kennt­nis. Nun ist aber wei­ter not­wen­dig, daß er­kannt wer­de, wel­che Be­zie­hun­gen zwi­schen dem Sa­turn­zu­stan­de und dem phy­si­schen Men­schen­leib, dem Son­nen­zu­stan­de und dem Äther­leib usw. be­ste­hen. Es muß ge­zeigt wer­den, daß der Keim zum phy­si­schen Men­schen­leib schon wäh­rend des Sa­turn­zu­stan­des ent­stan­den ist, daß er sich dann wei­te­ren­t­wi­ckelt hat bis zu sei­ner ge­gen­wär­ti­gen Ge­stalt wäh­rend des Son­nen-, Mon­den- und Er­den­zu­stan­des. Es muß­te zum Bei­spiel auch dar­auf hin­ge­wie­sen wer­den, wel­che Ve­r­än­de­run­gen sich mit dem Men­schen­we­sen voll­zo­gen ha­ben da­­durch, daß ein­mal die Son­ne sich von der Er­de trenn­te, daß ein Ähn­li­ches be­züg­lich des Mon­des ge­schah. Es muß­te fer­­ner mit­ge­teilt wer­den, was zu­sam­men­wirk­te, da­mit sol­che Ve­r­än­de­run­gen mit der Mensch­heit sich voll­zie­hen konn­ten, wie sie in den Um­wand­lun­gen wäh­rend der at­lan­ti­schen Zeit, wie sie in den au­f­ein­an­der­fol­gen­den Pe­rio­den, der in­­­di­schen, der ur­per­si­schen, der ägyp­ti­schen usw., sich aus­­drü­cken. Die Schil­de­rung die­ser Zu­sam­men­hän­ge er­gibt sich nicht aus der ima­gi­na­ti­ven Wahr­neh­mung, son­dern aus der Er­kennt­nis durch In­spi­ra­ti­on, aus dem Le­sen der ver­bor­­ge­nen Schrift. Für die­ses «Le­sen» sind die ima­gi­na­ti­ven Wahr­neh­mun­gen wie Buch­sta­ben oder Lau­te. Die­ses «Le­­sen» ist aber nicht nur für Auf­klär­un­gen not­wen­dig, wie die eben ge­kenn­zeich­ne­ten. Schon den Le­bens­gang des gan­­zen Men­schen könn­te man nicht ver­ste­hen, wenn man ihn nur durch die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis be­trach­ten wür­de. Man wür­de da zwar wahr­neh­men, wie sich mit dem Hins­ter­ben die see­lisch-geis­ti­gen Glie­der aus dem in der phy­si­­schen Welt Ver­b­lei­ben­den los­lö­sen; aber man wür­de die Be­zie­hun­gen des­sen, was nach dem To­de mit dem Men­schen ge­schieht, zu den vor­her­ge­hen­den und nach­fol­gen­den Zu­stän­den

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nicht ver­ste­hen, wenn man sich inn­er­halb des ima­­gi­na­tiv Wahr­ge­nom­me­nen nicht ori­en­tie­ren könn­te. Oh­ne die Er­kennt­nis durch In­spi­ra­ti­on ver­b­lie­be die ima­gi­na­ti­ve Welt wie ei­ne Schrift, die man an­starrt, die man aber nicht zu le­sen ver­mag.

Wenn der Geis­tes­schü­ler fort­sch­rei­tet von der Ima­gi­na­ti­on zur In­spi­ra­ti­on, so zeigt sich ihm sehr bald, wie un­rich­tig es wä­re, auf das Ver­ständ­nis der gro­ßen Wel­t­er­schei­nun­gen zu ver­zich­ten und sich nur auf die Tat­sa­chen be­schrän­k­en zu wol­len, wel­che ge­wis­ser­ma­ßen das nächs­te men­sch­li­che In­ter­es­se be­rüh­ren. Wer in die­se Din­ge nicht ein­ge­weiht ist, der könn­te wohl das Fol­gen­de sa­gen: «Mir er­scheint es doch nur wich­tig, das Schick­sal der men­sch­li­chen See­le nach dem To­de zu er­fah­ren; wenn mir je­mand dar­über Mit­tei­lun­gen macht, so ist mir das ge­nug: wo­zu führt mir die Geis­tes­wis­sen­schaft­lich ent­le­ge­ne Din­ge vor, wie Sa­turn-, Son­nen­zu­stand, Son­nen-, Mon­den­t­ren­nung und so wei­ter.» Wer aber in die­se Din­ge rich­tig ein­ge­führt ist, der lernt er­ken­nen, daß ein wir­k­li­ches Wis­sen über das, was er er­fah­ren will, nie zu er­lan­gen ist oh­ne ei­ne Er­kennt­nis des­sen, was ihm so un­nö­t­ig scheint. Ei­ne Schil­de­rung der Men­schen­zu­stän­de nach dem To­de bleibt völ­lig un­ver­ständ­lich und wert­los, wenn der Mensch sie nicht mit Be­grif­fen ver­bin­den kann, wel­che von je­nen ent­le­ge­nen Din­gen her­ge­nom­men sind. Schon die ein­fachs­te Be­o­b­ach­tung des über­sinn­lich Er­ken­nen­den macht sei­ne Be­kannt­schaft mit sol­chen Din­gen not­wen­dig. Wenn zum Bei­spiel ei­ne Pflan­ze von dem Blü­ten­zu­stand in den Frucht­zu­stand über­geht, so sieht der über­sinn­lich be­o­b­ach­­ten­de Mensch ei­ne Ver­wand­lung in ei­ner as­tra­li­schen We­sen­heit vor sich ge­hen, wel­che wäh­rend des Blüh­ens die Pflan­ze wie ei­ne Wol­ke von oben be­deckt und um­hüllt hat. Wä­re

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die Be­fruch­tung nicht ein­ge­t­re­ten, so wä­re die­se as­tra­li­sche We­sen­heit in ei­ne ganz an­de­re Ge­stalt über­ge­gan­gen, als die ist, wel­che sie in­fol­ge der Be­fruch­tung an­ge­nom­men hat. Nun ver­steht man den gan­zen durch die über­sinn­li­che Be­o­b­ach­tung wahr­ge­nom­me­nen Vor­gang, wenn man sein We­sen ver­ste­hen ge­lernt hat an je­nem gro­ßen Welt­vor­gan­ge, wel­cher sich mit der Er­de und al­len ih­ren Be­woh­nern vol­l­zo­gen hat zur Zeit der Son­nen­t­ren­nung. Vor der Be­fruch­­tung ist die Pflan­ze in ei­ner sol­chen La­ge, wie die gan­ze Er­de vor der Son­nen­t­ren­nung. Nach der Be­fruch­tung zeigt sich die Blü­te der Pflan­ze so, wie die Er­de war, als sich die Son­ne ab­ge­t­rennt hat­te und die Mon­den­kräf­te noch in ihr wa­ren. Hat man sich die Vor­stel­lun­gen zu ei­gen ge­macht, wel­che an der Son­nen­t­ren­nung ge­won­nen wer­den kön­nen, so wird man die Deu­tung des Pflan­zen-Be­fruch­tungs­vor­­­gan­ges sach­ge­mäß so wahr­neh­men, daß man sagt: Die Pflan­ze ist vor der Be­fruch­tung in ei­nem Son­nen­zu­stand, nach der­­sel­ben in ei­nem Mon­den­zu­stand. Es ist eben durch­aus so, daß auch der kleins­te Vor­gang in der Welt nur dann be­­grif­fen wer­den kann, wenn in ihm ein Ab­bild gro­ßer Welt­vor­gän­ge er­kannt wird. Sonst bleibt er sei­nem We­sen nach so un­ver­ständ­lich, wie die Raf­fa­el­sche Ma­don­na für den­je­ni­gen bleibt, der nur ein klei­nes blau­es Fleck­chen se­hen kann, wäh­rend al­les an­de­re zu­ge­deckt ist. Al­les, was nun am Men­schen vor­geht, ist ein Ab­bild all der gro­ßen Welt­vor­gän­ge, die mit sei­nem Da­sein zu tun ha­ben. Will man die Be­o­b­ach­tun­gen des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins über die Er­schei­nun­gen zwi­schen Ge­burt und Tod und wie­der vom To­de bis zu ei­ner neu­en Ge­burt ver­ste­hen, so kann man dies, wenn man sich die Fähig­keit er­wor­ben hat, die ima­gina­­ti­ven Be­o­b­ach­tun­gen durch das­je­ni­ge zu ent­zif­fern, was man

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sich an Vor­stel­lun­gen an­ge­eig­net hat durch die Be­trach­tung der gro­ßen Welt­vor­gän­ge. Die­se Be­trach­tung lie­fert eben den Schlüs­sel zum Ver­ständ­nis­se des men­sch­li­chen Le­bens. Da­her ist im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft Sa­turn-, Son­nen-, Mond­be­o­b­ach­tung usw. zu­g­leich Be­o­b­ach­tung des Men­schen.

Durch In­spi­ra­ti­on ge­langt man da­zu, die Be­zie­hun­gen zwi­schen den We­sen­hei­ten der höhe­ren Welt zu er­ken­nen. Durch ei­ne wei­te­re Er­kennt­nis­stu­fe wird es mög­lich, die­se We­sen­hei­ten in ih­rem In­nern selbst zu er­ken­nen. Die­se Er­kennt­nis­stu­fe kann die in­tui­ti­ve Er­kennt­nis ge­nannt wer­­den. (In­tui­ti­on ist ein Wort, das im ge­wöhn­li­chen Le­ben mißbraucht wird für ei­ne un­kla­re, un­be­stimm­te Ein­sicht in ei­ne Sa­che, für ei­ne Art Ein­fall, der zu­wei­len mit der Wahr­heit stimmt, des­sen Be­rech­ti­gung aber zu­nächst nicht nach­weis­bar ist. Mit die­ser Art «In­tui­ti­on» hat das hier Ge­mein­te na­tür­lich nichts zu tun. In­tui­ti­on be­zeich­net hier ei­ne Er­kennt­nis von höchs­ter, licht­volls­ter Klar­heit, de­ren Be­rech­ti­gung man sich, wenn man sie hat, in volls­tem Sin­ne be­wußt ist.) Ein Sin­nes­we­sen er­ken­nen, heißt au­ßer­halb des­sel­ben ste­hen und es nach dem äu­ße­ren Ein­druck be­ur­­tei­len. Ein Geis­tes­we­sen durch In­tui­ti­on er­ken­nen, heißt völ­lig eins mit ihm ge­wor­den sein, sich mit sei­nem In­nern ve­r­ei­nigt ha­ben. Stu­fen­wei­se steigt der Geis­tes­schü­ler zu sol­cher Er­kennt­nis hin­auf. Die Ima­gi­na­ti­on führt ihn da­zu, die Wahr­neh­mun­gen nicht mehr als äu­ße­re Ei­gen­schaf­ten von We­sen zu emp­fin­den, son­dern in ih­nen Aus­flüs­se von See­lisch-Geis­ti­gem zu er­ken­nen; die In­spi­ra­ti­on führt ihn wei­ter in das In­ne­re der We­sen: Er lernt durch sie ver­ste­hen, was die­se We­sen­hei­ten für ein­an­der sind; in der In­tui­ti­on dringt er in die We­sen selbst ein. Wie­der kann an den Aus­füh­run­gen die­ses Bu­ches selbst ge­zeigt wer­den, was für

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ei­ne Be­deu­tung die In­tui­ti­on hat. Es wur­de in den vor­her­­ge­hen­den Ka­pi­teln nicht nur da­von ge­spro­chen, wie der Fort­gang der Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den­ent­wi­cke­lung usw. ge­schieht, son­dern es wur­de mit­ge­teilt, daß We­sen sich an die­sem Fort­gan­ge in der ver­schie­dens­ten Art be­tei­li­gen. Es wur­den Thro­ne oder Geis­ter des Wil­lens, Geis­ter der Weis­heit, der Be­we­gung usw. an­ge­führt. Es wur­de bei der Er­den­ent­wi­cke­lung von den Geis­tern des Lu­zi­fer, des Ah­ri­man ge­spro­chen. Der Wel­ten­bau wur­de auf die We­sen­hei­ten zu­rück­ge­führt, wel­che sich an ihm be­tei­li­gen. Was über die­se We­sen­hei­ten er­fah­ren wer­den kann, wird durch die in­tui­­ti­ve Er­kennt­nis ge­won­nen. Die­se ist auch schon not­wen­dig, wenn man den Le­bens­lauf des Men­schen er­ken­nen will. Was sich nach dem To­de aus der phy­si­schen Leib­lich­keit des Men­­schen her­aus­löst, das macht nun in der Fol­ge­zeit ver­schie­­de­ne Zu­stän­de durch. Die nächs­ten Zu­stän­de nach dem To­de wä­ren noch ei­ni­ger­ma­ßen durch die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis zu be­sch­rei­ben. Was aber dann vor­geht, wenn der Mensch wei­ter kommt in der Zeit zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt, das müß­te der Ima­gi­na­ti­on ganz un­ver­stän­d­­lich blei­ben, wenn nicht die In­spi­ra­ti­on hin­zu­kä­me. Nur die In­spi­ra­ti­on kann er­for­schen, was von dem Le­ben des Men­­schen nach der Läu­te­rung im «Geis­ter­land» ge­sagt wer­den kann. Dann aber kommt ein Et­was, für wel­ches die In­spi­­ra­ti­on nicht mehr aus­reicht, wo sie ge­wis­ser­ma­ßen den Fa­­den des Ver­ständ­nis­ses ver­liert. Es gibt ei­ne Zeit der men­sch­­li­chen Ent­wi­cke­lung zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt, wo das men­sch­li­che We­sen nur der In­tui­ti­on zu­gäng­lich ist. Die­ser Teil der men­sch­li­chen We­sen­heit ist aber im­mer in dem Men­schen; und will man ihn, sei­ner wah­ren In­ner­lich­keit nach, ver­ste­hen, so muß man ihn auch

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in der Zeit zwi­schen der Ge­burt und dem To­de durch die In­tui­ti­on auf­su­chen. Wer den Men­schen nur mit den Mit­­­teln der Ima­gi­na­ti­on und In­spi­ra­ti­on er­ken­nen woll­te, dem ent­zö­gen sich ge­ra­de die Vor­gän­ge des in­ners­ten We­sens des­sel­ben, die von Ver­kör­pe­rung zu Ver­kör­pe­rung sich ab­­spie­len. Nur die in­tui­ti­ve Er­kennt­nis macht da­her ei­ne sach­­ge­mä­ße Er­for­schung von den wie­der­hol­ten Er­den­le­ben und vom Kar­ma mög­lich. Al­les, was als Wahr­heit über die­se Vor­gän­ge mit­ge­teilt wer­den soll, muß der For­schung durch in­tui­ti­ve Er­kennt­nis ent­stam­men. Und will der Mensch sich selbst sei­ner in­ne­ren We­sen­heit nach er­ken­nen, so kann er dies nur durch In­tui­ti­on. Durch sie nimmt er wahr, was sich in ihm von Er­den­le­ben zu Er­den­le­ben fort­be­wegt.

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Er­lan­gen kann der Mensch die Er­kennt­nis durch In­spi­ra­­ti­on und In­tui­ti­on auch nur durch see­lisch-geis­ti­ge Übun­gen. Sie sind de­nen ähn­lich, wel­che als «in­ne­re Ver­sen­kung» (Me­­di­ta­ti­on) zur Er­rei­chung der Ima­gi­na­ti­on ge­schil­dert wor­­den sind. Wäh­rend aber bei je­nen Übun­gen, wel­che zur Ima­gi­na­ti­on füh­ren, ei­ne An­knüp­fung statt­fin­det an die Ein­drü­cke der sinn­lich-phy­si­schen Welt, muß bei de­nen für die In­spi­ra­ti­on die­se An­knüp­fung im­mer mehr weg­fal­len. Um sich zu ver­deut­li­chen, was da zu ge­sche­hen hat, den­ke man noch­mals an das Sinn­bild des Ro­sen­k­reu­zes. Wenn man sich in das­sel­be ver­senkt, so hat man ein Bild vor sich, des­sen Tei­le von Ein­drü­cken der sinn­li­chen Welt ge­nom­men sind: die schwar­ze Far­be des Kreu­zes, die Ro­sen usw. Die Zu­sam­men­stel­lung die­ser Tei­le zum Ro­sen­k­reuz ist aber nicht aus der sinn­lich-phy­si­schen Welt ge­nom­men. Wenn nun der Geis­tes­schü­ler ver­sucht, aus sei­nem Be­wußt­sein das schwar­ze Kreuz und auch die ro­ten Ro­sen als Bil­der von

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sinn­lich-wir­k­li­chen Din­gen ganz ver­schwin­den zu las­sen und nur in der See­le je­ne geis­ti­ge Tä­tig­keit zu be­hal­ten, wel­che die­se Tei­le zu­sam­men­ge­setzt hat, dann hat er ein Mit­tel zu ei­ner sol­chen Me­di­ta­ti­on, wel­che ihn nach und nach zur In­spi­ra­ti­on führt. Man fra­ge sich in sei­ner See­le et­wa in fol­gen­der Art: Was ha­be ich in­ner­lich ge­tan, um Kreuz und Ro­se zu dem Sinn­bild zu­sam­men­zu­fü­gen? Was ich ge­tan ha­be (mei­nen ei­ge­nen See­len­vor­gang) will ich fest­hal­ten; das Bild sel­ber aber aus dem Be­wußt­sein ver­schwin­­den las­sen. Dann will ich al­les in mir füh­len, was mei­ne See­le ge­tan hat, um das Bild zu­stan­de zu brin­gen, das Bild selbst aber will ich mir nicht vor­s­tel­len. Ich will nun­mehr ganz in­ner­lich le­ben in mei­ner ei­ge­nen Tä­tig­keit, wel­che das Bild ge­schaf­fen hat. Ich will mich al­so in kein Bild, son­dern in mei­ne ei­ge­ne bil­der­zeu­gen­de See­l­en­tä­tig­keit ver­sen­ken. Sol­che Ver­sen­kung muß in be­zug auf vie­le Sinn­bil­der vor­­­ge­nom­men wer­den. Das führt dann zur Er­kennt­nis durch In­spi­ra­ti­on. Ein an­de­res Bei­spiel wä­re dies: Man ver­senkt sich in die Vor­stel­lung ei­ner ent­ste­hen­den und ver­ge­hen­den Pflan­ze. Man läßt in der See­le das Bild ei­ner nach und nach wer­den­den Pflan­ze ent­ste­hen, wie sie aus dem Kei­me auf­spießt, wie sie Blatt nach Blatt ent­fal­tet, bis zur Blü­te und zur Frucht. Dann wie­der, wie das Hin­wel­ken be­ginnt, bis zur völ­li­gen Auflö­sung. Man ge­langt all­mäh­lich durch die Ver­sen­kung in solch ein Bild zu ei­nem Ge­fühl des En­t­­­ste­hens und Ver­ge­hens, für wel­ches die Pflan­ze nur noch Bild ist. Aus die­sem Ge­fühl kann dann, wenn die Übung aus­dau­ernd fort­ge­setzt wird, sich die Ima­gi­na­ti­on von je­ner Ver­wand­lung her­aus­bil­den, wel­che dem phy­si­schen En­t­­­ste­hen und Ver­ge­hen zum Grun­de liegt. Will man aber zur ent­sp­re­chen­den In­spi­ra­ti­on kom­men, dann muß man die

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Übung noch an­ders ma­chen. Man muß sich auf die ei­ge­ne See­l­en­tä­tig­keit be­sin­nen, wel­che aus dem Bil­de der Pflan­ze die Vor­stel­lung von Ent­ste­hen und Ver­ge­hen ge­won­nen hat. Man muß die Pflan­ze nun ganz aus dem Be­wußt­sein ver­­­schwin­den las­sen und sich nur in das hin­ein­ver­sen­ken, was man selbst in­ner­lich ge­tan hat. Durch sol­che Übun­gen nur ist ein Auf­s­tei­gen zur In­spi­ra­ti­on mög­lich. Zu­nächst wird es dem Geis­tes­schü­ler nicht ganz leicht sein, in vol­lem Um­­­fan­ge zu be­g­rei­fen, wie er sich zu ei­ner sol­chen Übung an­zu­schi­cken hat. Es rührt dies da­von her, daß der Mensch, wel­cher ge­wohnt ist, sich sein In­nen­le­ben von den äu­ße­ren Ein­drü­cken be­stim­men zu las­sen, so­fort ins Un­si­che­re und völ­lig Schwan­ken­de ge­rät, wenn er noch ein See­len­le­ben ent­fal­ten soll, das al­le An­knüp­fung an äu­ße­re Ein­drü­cke ab­ge­wor­fen hat. In ei­nem noch höhe­ren Ma­ße als be­züg­lich der Er­wer­bung von Ima­gi­na­tio­nen muß der Geis­tes­schü­ler sich ge­gen­über die­sen Übun­gen zur In­spi­ra­ti­on klar sein, daß er sie nur vor­neh­men soll­te, wenn er ne­ben­her ge­hen läßt al­le Vor­keh­run­gen, wel­che zur Si­che­rung und Fes­ti­­gung der Ur­teils­fähig­keit, des Ge­fühls­le­bens und des Cha­rak­ters füh­ren kön­nen. Trifft er die­se Vor­keh­run­gen, so wird er ein Zwei­fa­ches da­von als Er­folg ha­ben. Ers­tens wird er durch die Übun­gen nicht das Gleich­ge­wicht sei­ner Per­sön­­lich­keit beim über­sinn­li­chen Schau­en ver­lie­ren kön­nen; zwei­­tens wird er sich zu­g­leich die Fähig­keit an­eig­nen, das wir­k­­lich aus­füh­ren zu kön­nen, was in die­sen Übun­gen ver­langt wird. Man wird die­sen Übun­gen ge­gen­über nur so lan­ge sa­gen, sie sei­en schwie­rig, als man sich ei­ne ganz ge­wis­se See­len­ver­fas­sung, ganz ge­wis­se Ge­füh­le und Emp­fin­dun­gen noch nicht an­ge­eig­net hat. Der­je­ni­ge wird als­bald Ver­stän­d­­nis und auch Fähig­keit für die Übun­gen ge­win­nen, der in

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Ge­duld und Aus­dau­er in sei­ner See­le sol­che in­ne­re Ei­gen­­schaf­ten pf­legt, wel­che dem Auf­kei­men über­sinn­li­cher Er­kennt­nis­se güns­tig sind. Wer sich da­ran ge­wöhnt, öf­ters Ein­kehr in sein In­ne­res so zu hal­ten, daß es ihm da­bei we­ni­ger zu tun ist, über sich selbst nach­zu­gr­übeln, als viel­mehr still in sich die im Le­ben ge­mach­ten Er­fah­run­gen zu ord­nen und zu ver­ar­bei­ten, der wird viel ge­win­nen. Er wird se­hen, daß man sei­ne Vor­stel­lun­gen und Ge­füh­le be­rei­chert, wenn man die ei­ne Le­ben­s­er­fah­rung mit der an­de­ren in ein Ver­hält­nis bringt. Er wird ge­wahr wer­den, in wie ho­hem Gra­de man nicht nur da­durch Neu­es er­fährt, daß man neue Ein­drü­cke und neue Er­leb­nis­se hat, son­dern auch da­durch, daß man die al­ten in sich ar­bei­ten läßt. Und wer da­bei so zu Wer­ke geht, daß er sei­ne Er­leb­nis­se, ja so­gar sei­ne ge­won­ne­nen Mei­nun­gen so ge­gen­ein­an­der spie­len läßt, als ob er selbst mit sei­nen Sym­pa­thi­en und An­ti­pa­thi­en, mit sei­nen per­sön­li­chen In­ter­es­sen und Ge­füh­len gar nicht da­bei wä­re, der wird für die über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­kräf­te ei­nen be­son­­ders gu­ten Bo­den zu­be­rei­ten. Er wird in Wahr­heit das aus­­­bil­den, was man ein rei­ches In­nen­le­ben nen­nen kann. Wor­auf es aber vor al­lem an­kommt, das ist Gleich­maß und Gleich­ge­wicht der See­len­ei­gen­schaf­ten. Der Mensch ist nur zu leicht ge­neigt, wenn er sich ei­ner ge­wis­sen See­l­en­tä­tig­keit hin­gibt, in Ein­sei­tig­keit zu ver­fal­len. So kann er, wenn er den Vor­teil des in­ne­ren Nach­sin­nens und des Ver­wei­lens in der ei­ge­nen Vor­stel­lungs­welt ge­wahr wird, da­für ei­ne sol­che Nei­gung er­hal­ten, daß er sich ge­gen die Ein­drü­cke der Au­ßen­welt im­mer mehr ver­sch­ließt. Das aber führt zur Ver­tro­ck­­nung und Ver­ö­dung des In­nen­le­bens. Am wei­tes­ten kommt der­je­ni­ge, wel­cher sich ne­ben der Fähig­keit, sich in sein In­­­ne­res zu­rück­zu­zie­hen, auch die of­fe­ne Emp­fäng­lich­keit be­­wahrt

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für al­le Ein­drü­cke der Au­ßen­welt. Und man braucht da­bei nicht et­wa bloß an die so­ge­nann­ten be­deut­sa­men Ein­drü­cke des Le­bens zu den­ken, son­dern es kann je­der Mensch in je­der La­ge auch in noch so ärm­li­chen vier Wän­­den ge­nug er­le­ben, wenn er nur den Sinn da­für emp­fäng­­lich hält. Man braucht die Er­leb­nis­se nicht erst zu su­chen; sie sind übe­rall da. Von be­son­de­rer Wich­tig­keit ist auch, wie Er­leb­nis­se in des Men­schen See­le ver­ar­bei­tet wer­den. Es kann zum Bei­spiel je­mand die Er­fah­rung ma­chen, daß ei­ne von ihm oder an­dern ver­ehr­te Per­sön­lich­keit die­se oder je­ne Ei­gen­schaft ha­be, die er als Cha­rak­ter­feh­ler be­zeich­nen muß. Durch ei­ne sol­che Er­fah­rung kann der Mensch in ei­ner zwei­fa­chen Rich­tung zum Nach­den­ken ver­an­laßt wer­den. Er kann sich ein­fach sa­gen: Jetzt, nach­dem ich dies er­kannt ha­be, kann ich je­ne Per­sön­lich­keit nicht mehr in der­sel­ben Art ver­eh­ren wie früh­er. Oder aber er kann sich die Fra­ge vor­le­gen: Wie ist es mög­lich, daß die ver­ehr­te Per­sön­lich­keit mit je­nem Feh­ler be­haf­tet ist? Wie muß ich mir vor­­­s­tel­len, daß der Feh­ler nicht nur Feh­ler, son­dern et­was durch das Le­ben der Per­sön­lich­keit, vi­el­leicht ge­ra­de durch ih­re gro­ßen Ei­gen­schaf­ten Ver­ur­sach­tes ist? Ein Mensch, wel­cher sich die­se Fra­gen vor­legt, wird vi­el­leicht zu dem Er­geb­nis kom­men, daß sei­ne Ver­eh­rung nicht im ge­rings­ten durch das Be­mer­ken des Feh­lers zu ver­rin­gern ist. Man wird durch ein sol­ches Er­geb­nis je­des­mal et­was ge­lernt ha­ben, man wird sei­nem Le­bens­ver­ständ­nis et­was bei­ge­fügt ha­ben. Nun wä­re es ge­wiß sch­limm für den­je­ni­gen, der sich durch das Gu­te ei­ner sol­chen Le­bens­be­trach­tung ver­lei­ten lie­ße, bei Per­­so­nen oder Din­gen, wel­che sei­ne Nei­gung ha­ben, al­les Mög­­li­che zu ent­schul­di­gen oder et­wa gar zu der Ge­wohn­heit über­zu­ge­hen, al­les Ta­delns­wer­te un­be­rück­sich­tigt zu las­sen,

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weil ihm das Vor­teil bringt für sei­ne in­ne­re Ent­wi­cke­lung. Dies letz­te­re ist näm­lich dann nicht der Fall, wenn man durch sich selbst den An­trieb er­hält, Feh­ler nicht bloß zu ta­deln, son­dern zu ver­ste­hen; son­dern nur, wenn ein sol­ches Ver­hal­ten durch den be­tref­fen­den Fall selbst ge­for­dert wird, gleich­gül­tig, was der Be­ur­tei­ler da­bei ge­winnt oder ver­liert. Es ist durch­aus rich­tig: Ler­nen kann man nicht durch die Ver­ur­tei­lung ei­nes Feh­lers, son­dern nur durch des­sen Ver­­­ste­hen. Wer aber we­gen des Ver­ständ­nis­ses durch­aus das Miß­fal­len aus­sch­lie­ßen woll­te, der kä­me auch nicht weit. Auch hier kommt es nicht auf Ein­sei­tig­keit in der ei­nen oder an­dern Rich­tung an, son­dern auf Gleich­maß und Gleich­ge­­wicht der See­len­kräf­te. Und so ist es ganz be­son­ders mit ei­ner See­len­ei­gen­schaft, die für des Men­schen Ent­wi­cke­lung ganz her­vor­ra­gend be­deut­sam ist; mit dem, was man Ge­­fühl der Ver­eh­rung (De­vo­ti­on) nennt. Wer die­ses Ge­fühl in sich her­an­bil­det oder es durch ei­ne glück­li­che Na­tur­ga­be von vorn­he­r­ein be­sitzt, der hat ei­nen gu­ten Bo­den für die über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­kräf­te. Wer in sei­ner Kind­heits-­und Ju­gend­zeit mit hin­ge­bungs­vol­ler Be­wun­de­rung zu Per­­so­nen wie zu ho­hen Idea­len hin­auf­schau­en konn­te, in des­sen See­len­grund ist et­was, wo­r­in­nen über­sinn­li­che Er­kennt­nis­se be­son­ders gut gedei­hen. Und wer bei rei­fem Ur­tei­le im spä­­te­ren Le­ben zum Ster­nen­him­mel blickt und in rest­lo­ser Hin­­ga­be die Of­fen­ba­rung ho­her Mäch­te be­wun­dernd emp­fin­det, der macht sich eben da­durch reif zum Er­ken­nen der über­sinn­li­chen Wel­ten. Ein glei­ches ist bei dem­je­ni­gen der Fall, wel­cher die im Men­schen­le­ben wal­ten­den Kräf­te zu be­wun­­dern ver­mag. Und von nicht ge­rin­ger Be­deu­tung ist es, wenn man auch noch als ge­reif­ter Mensch Ver­eh­rung bis zu den höchs­ten Gra­den für an­de­re Men­schen ha­ben kann,

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de­ren Wert man ahnt oder zu er­ken­nen glaubt. Nur wo sol­che Ver­eh­rung vor­han­den ist, kann sich die Aus­sicht in die höhe­ren Wel­ten er­öff­nen. Wer nicht ver­eh­ren kann, wird kei­nes­falls in sei­ner Er­kennt­nis be­son­ders weit kom­men. Wer nichts in der Welt an­er­ken­nen will, dem ver­sch­ließt sich das We­sen der Din­ge. Wer sich je­doch durch das Ge­fühl der Ver­eh­rung und Hin­ga­be da­zu ver­füh­ren läßt, das ge­sun­de Selbst­be­wußt­sein und Selbst­ver­trau­en in sich ganz zu er­tö­ten, der ver­sün­digt sich ge­gen das Ge­setz des Gleich­ma­ßes und Gleich­ge­wich­tes. Der Geis­tes­schü­ler wird fort­dau­ernd an sich ar­bei­ten, um sich im­mer rei­fer und rei­fer zu ma­chen; aber dann darf er auch das Ver­trau­en zu der ei­ge­nen Per­­sön­lich­keit ha­ben und glau­ben, daß de­ren Kräf­te im­mer mehr wach­sen. Wer in sich zu rich­ti­gen Emp­fin­dun­gen nach die­ser Rich­tung kommt, der sagt sich: In mir lie­gen Kräf­te ver­bor­gen, und ich kann sie aus mei­nem In­nern her­vor­­ho­len. Ich brau­che da­her dort, wo ich et­was se­he, das ich ver­eh­ren muß, weil es über mir steht, nicht bloß zu ver­­eh­ren, son­dern ich darf mir zu­trau­en, al­les das in mir zu en­t­­wi­ckeln, was mich die­sem oder je­nem Ver­ehr­ten gleich macht.

Je grö­ß­er in ei­nem Men­schen die Fähig­keit ist, Auf­mer­k­­sam­keit auf ge­wis­se Vor­gän­ge des Le­bens zu rich­ten, wel­che nicht von vorn­he­r­ein dem per­sön­li­chen Ur­teil ver­traut sind, des­to grö­ß­er ist für ihn die Mög­lich­keit, sich Un­ter­la­gen zu schaf­fen für ei­ne Ent­wi­cke­lung in geis­ti­ge Wel­ten hin­auf. Ein Bei­spiel mag dies an­schau­lich ma­chen. Ein Mensch kom­me in ei­ne Le­bens­la­ge, wo er ei­ne ge­wis­se Hand­lung tun oder un­ter­las­sen kann. Sein Ur­teil sa­ge ihm: Tue dies. Aber es sei doch ein ge­wis­ses un­er­klär­li­ches Et­was in sei­nen Em­p­­fin­dun­gen, das ihn von der Tat ab­hält. Es kann nun so sein, daß der Mensch auf die­ses un­er­klär­li­che Et­was kei­ne Auf­­­merk­sam­keit

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ver­wen­det, son­dern ein­fach die Hand­lung so voll­bringt, wie es sei­ner Ur­teils­fähig­keit an­ge­mes­sen ist. Es kann aber auch so sein, daß der Mensch dem Dran­ge je­nes un­er­klär­li­chen Et­was nach­gibt und die Hand­lung un­ter­läßt. Ver­folgt er dann die Sa­che wei­ter, so kann sich her­aus­s­tel­­len, daß Un­heil ge­folgt wä­re, wenn er sei­nem Ur­teil ge­folgt wä­re; daß je­doch Se­gen ent­stan­den ist durch das Un­ter­las­sen. Solch ei­ne Er­fah­rung kann das Den­ken des Men­schen in ei­ne ganz be­stimm­te Rich­tung brin­gen. Er kann sich sa­gen: In mir lebt et­was, was mich rich­ti­ger lei­tet als der Grad von Ur­teils­fähig­keit, wel­chen ich in der Ge­gen­wart ha­be. Ich muß mir den Sinn of­fen hal­ten für die­ses «Et­was in mir», zu dem ich mit mei­ner Ur­teils­fähig­keit noch gar nicht her­an­ge­reift bin. Es wirkt nun in ho­hem Gra­de güns­tig auf die See­le, wenn sie ih­re Auf­merk­sam­keit auf sol­che Fäl­le im Le­ben rich­tet. Es zeigt sich ihr dann wie in ei­ner ge­sun­den Ah­nung, daß im Men­schen mehr ist, als was er je­wei­lig mit sei­ner Ur­teils­kraft über­se­hen kann. Sol­che Auf­merk­sam­keit ar­bei­tet auf ei­ne Er­wei­te­rung des See­len­le­bens hin. Aber auch hier kön­nen sich wie­der Ein­sei­tig­kei­ten er­ge­ben, wel­che be­denk­lich sind. Wer sich ge­wöh­nen woll­te, stets des­halb sein Ur­teil aus­zu­schal­ten, weil ihn «Ah­nun­gen» zu dem oder je­nem trei­ben, der könn­te ein Spiel­ball von al­len mög­li­chen un­be­stimm­ten Trie­ben wer­den. Und von ei­ner sol­chen Ge­­wohn­heit zur Ur­teils­lo­sig­keit und zum Aber­glau­ben ist es nicht weit. Ver­häng­nis­voll für den Geis­tes­schü­ler ist ei­ne je­g­li­che Art von Aber­glau­ben. Man er­wirbt sich nur da­durch die Mög­lich­keit, in ei­ner wahr­haf­ten Art in die Ge­bie­te des Geis­tes­le­bens ein­zu­drin­gen, daß man sich sorg­fäl­tig hü­tet vor Aber­glau­ben, Phan­tas­tik und Träu­me­rei. Nicht der­je­ni­ge kommt in ei­ner rich­ti­gen Wei­se in die geis­ti­ge

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Welt hin­ein, wel­cher froh ist, wenn er ir­gend­wo ei­nen Vor­­­gang er­le­ben kann, der «von dem men­sch­li­chen Vor­s­tel­len nicht be­grif­fen wer­den kann». Die Vor­lie­be für das «Un­er­klär­li­che» macht ge­wiß nie­man­den zum Geis­tes­schü­ler. Ganz ab­ge­wöh­nen muß sich die­ser das Vor­ur­teil, daß ein «My­s­ti­ker der sei, wel­cher in der Welt ein Un­er­klär­li­ches, Un­er­­for­sch­li­ches» übe­rall da vor­aus­setzt, wo es ihm an­ge­mes­sen er­scheint. Das rech­te Ge­fühl für den Geis­tes­schü­ler ist, über­all ver­bor­ge­ne Kräf­te und We­sen­hei­ten an­zu­er­ken­nen; aber auch vor­aus­zu­set­zen, daß das Un­er­forsch­te er­forscht wer­den kann, wenn die Kräf­te da­zu vor­han­den sind.

Es gibt ei­ne ge­wis­se See­len­ver­fas­sung, wel­che dem Gei­s­tes­schü­ler auf je­der Stu­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung wich­tig ist. Sie be­steht da­rin, sei­nen Er­kennt­ni­s­trieb nicht ein­sei­tig so zu stel­len, daß die­ser im­mer dar­auf aus­geht: Wie kann man auf die­se oder je­ne Fra­ge ant­wor­ten? Son­dern dar­auf: Wie ent­wi­cke­le ich die­se oder je­ne Fähig­keit in mir? Ist dann durch in­ne­re ge­dul­di­ge Ar­beit an sich die­se oder je­ne Fähig­keit ent­wi­ckelt, so fällt dem Men­schen die Ant­wort auf ge­wis­se Fra­gen zu. Geis­tes­schü­ler wer­den im­mer die­se See­len­ver­fas­sung in sich pf­le­gen. Da­durch wer­den sie da­zu ge­führt, an sich zu ar­bei­ten, sich im­mer rei­fer und rei­fer zu ma­chen und sich zu ver­sa­gen, Ant­wor­ten auf ge­wis­se Fra­­gen her­beiz­win­gen zu wol­len. Sie wer­den war­ten, bis ih­nen sol­che Ant­wor­ten zu­fal­len. Wer aber auch da­rin wie­der an Ein­sei­tig­keit sich ge­wöhnt, auch der kommt nicht rich­tig vor­wärts. Der Geis­tes­schü­ler kann auch das Ge­fühl ha­ben, in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punk­te sich mit dem Ma­ße sei­ner Kräf­te selbst die höchs­ten Fra­gen zu be­ant­wor­ten. Al­so auch hier spie­len Gleich­maß und Gleich­ge­wicht in der See­len­ver­fas­sung ei­ne ge­wich­ti­ge Rol­le.

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Noch vie­le See­len­ei­gen­schaf­ten könn­ten be­spro­chen wer­den, de­ren Pf­le­ge und Ent­wi­cke­lung för­der­lich ist, wenn der Geis­tes­schü­ler die In­spi­ra­ti­on durch Übun­gen an­st­re­ben will. Bei al­lem wür­de zu be­to­nen sein, daß Gleich­maß und Gleich­ge­wicht die­je­ni­gen See­len­ei­gen­schaf­ten sind, auf die es an­kommt. Sie be­rei­ten das Ver­ständ­nis und die Fähig­keit für die cha­rak­te­ri­sier­ten Übun­gen vor, die be­hufs der Er­lan­gung der In­spi­ra­ti­on zu ma­chen sind.

Die Übun­gen zur In­tui­ti­on er­for­dern, daß der Geis­tes­schü­ler aus sei­nem Be­wußt­sein nicht nur die Bil­der ver­­­schwin­den läßt, wel­chen er sich zur Er­lan­gung der Ima­gina­­ti­on hin­ge­ge­ben hat, son­dern auch das Le­ben in der ei­ge­nen See­l­en­tä­tig­keit, in wel­che er sich für die Er­wer­bung der In­­­spi­ra­ti­on ver­senkt hat. Er soll al­so dann buch­stäb­lich nichts von vor­her ge­kann­tem äu­ße­ren oder in­ne­ren Er­le­ben in sei­ner See­le ha­ben. Wür­de nun aber nach die­sem Ab­wer­fen der äu­ße­ren und der in­ne­ren Er­leb­nis­se nichts in sei­nem Be­wußt­sein sein, das heißt, wür­de ihm das Be­wußt­sein über­haupt da­hin­schwin­den und er in Be­wußt­lo­sig­keit ver­­­sin­ken, so könn­te er da­ran er­ken­nen, daß er sich noch nicht reif ge­macht hat, Übun­gen für die In­tui­ti­on vor­zu­neh­men; und er müß­te dann die Übun­gen für die Ima­gi­na­ti­on und In­spi­ra­ti­on fort­set­zen. Es kommt schon ein­mal die Zeit, in wel­cher das Be­wußt­sein nicht leer ist, wenn die See­le die in­­­ne­ren und äu­ße­ren Er­leb­nis­se ab­ge­wor­fen hat, son­dern wo nach die­sem Ab­wer­fen als Wir­kung et­was im Be­wußt­sein zu­rück­b­leibt, dem man sich dann in Ver­sen­kung eben­so hin­­ge­ben kann, wie man sich vor­her dem hin­ge­ge­ben hat, was äu­ßer­li­chen oder in­ne­ren Ein­drü­cken sein Da­sein ver­dankt. Es ist die­ses «Et­was» aber von ganz be­son­de­rer Art. Es ist ge­gen­über al­len vor­her­ge­hen­den Er­fah­run­gen et­was wir­k­­lich

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Neu­es. Man weiß, wenn man es er­lebt: Dies ha­be ich vor­her nicht ge­kannt. Dies ist ei­ne Wahr­neh­mung, wie der wir­k­li­che Ton ei­ne Wahr­neh­mung ist, wel­chen das Ohr hört; aber es kann die­ses Et­was nur in mein Be­wußt­sein tre­ten durch die In­tui­ti­on, wie der Ton nur ins Be­wußt­sein tre­ten kann durch das Ohr. Durch die In­tui­ti­on ist der letz­te Rest des Sinn­lich-Phy­si­schen von des Men­schen Ein­drü­cken ab­ge­st­reift; die geis­ti­ge Welt be­ginnt für die Er­kennt­nis of­fen zu lie­gen in ei­ner Form, die nichts mehr ge­mein hat mit den Ei­gen­schaf­ten der phy­sisch-sinn­li­chen Welt.

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Die ima­gi­na­ti­ve Er­kennt­nis wird er­reicht durch die Aus­­­ge­stal­tung der Lo­tus­blu­men aus dem as­tra­li­schen Lei­be her­aus. Durch die­je­ni­gen Übun­gen, wel­che zur Er­lan­gung von In­spi­ra­ti­on und In­tui­ti­on un­ter­nom­men wer­den, tre­ten im men­sch­li­chen Äther- oder Le­bens­leib be­son­de­re Be­we­gun­­gen, Ge­stal­tun­gen und Strö­mun­gen auf, wel­che vor­her nicht da wa­ren. Sie sind eben die Or­ga­ne, durch wel­che der Mensch das «Le­sen der ver­bor­ge­nen Schrift» und das, was dar­über hin­aus­liegt, in den Be­reich sei­ner Fähig­kei­ten auf­­­nimmt. Für das über­sinn­li­che Er­ken­nen stel­len sich die Ver­­än­de­run­gen im Äther­lei­be ei­nes Men­schen, der zur In­spi­­ra­ti­on und In­tui­ti­on ge­langt ist, in der fol­gen­den Art dar. Es wird, un­ge­fähr wie in der Ge­gend na­he dem phy­si­schen Her­zen, ein neu­er Mit­tel­punkt im Äther­lei­be be­wußt, der sich zu ei­nem äthe­ri­schen Or­ga­ne aus­ge­stal­tet. Von die­sem lau­fen Be­we­gun­gen und Strö­mun­gen nach den ver­schie­de­­nen Glie­dern des men­sch­li­chen Lei­bes in der man­nig­fal­ti­g­s­ten Wei­se. Die wich­tigs­ten die­ser Strö­mun­gen ge­hen zu den Lo­tus­blu­men, durch­zie­hen die­sel­ben und ih­re ein­zel­nen Blät­ter und ge­hen dann nach au­ßen, wo sie wie Strah­len sich

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in den äu­ße­ren Raum er­gie­ßen. Je ent­wi­ckel­ter der Mensch ist, des­to grö­ß­er ist der Um­kreis um ihn her­um, in dem die­se Strö­mun­gen wahr­nehm­bar sind. Der Mit­tel­punkt in der Ge­gend des Her­zens bil­det sich aber bei re­gel­rech­ter Schu­lung nicht gleich im An­fang aus. Er wird erst vor­be­­rei­tet. Zu­erst ent­steht als ein vor­läu­fi­ger Mit­tel­punkt ein sol­cher im Kop­fe; der rückt dann hin­un­ter in die Kehl­kopf­ge­gend und ver­legt sich zu­letzt in die Nähe des phy­si­schen Her­zens. Wür­de die Ent­wi­cke­lung un­re­gel­mä­ß­ig sein, so könn­te so­g­leich in der Herz­ge­gend das in Re­de ste­hen­de Or­gan ge­bil­det wer­den. Dann lä­ge die Ge­fahr vor, daß der Mensch, statt zur ru­hi­gen, sach­ge­mä­ß­en über­sinn­li­chen Schau­ung zu kom­men, zum Schwär­m­er und Phan­tas­ten wür­de. In sei­ner wei­te­ren Ent­wi­cke­lung ge­langt der Geis­tes­schü­ler da­zu, die aus­ge­bil­de­ten Strö­mun­gen und Glie­de­run­­gen sei­nes Äther­lei­bes un­ab­hän­gig zu ma­chen von dem phy­­si­schen Lei­be und sie selb­stän­dig zu ge­brau­chen. Es die­nen ihm die Lo­tus­blu­men da­bei als Werk­zeu­ge, durch wel­che er den Äther­leib be­wegt. Be­vor die­ses ge­schieht, müs­sen sich aber in dem gan­zen Um­kreis des Äther­lei­bes be­son­de­re Strö­mun­gen und Strah­lun­gen ge­bil­det ha­ben, wel­che ihn wie durch ein fei­nes Netz­werk in sich ab­sch­lie­ßen und zu ei­ner in sich ge­sch­los­se­nen We­sen­heit ma­chen. Wenn das ge­sche­hen ist, kön­nen un­ge­hin­dert die im Äther­lei­be sich voll­zie­hen­den Be­we­gun­gen und Strö­mun­gen sich mit der äu­ße­ren see­lisch-geis­ti­gen Welt be­rüh­ren und mit ih­nen sich ver­bin­den, so daß äu­ße­res geis­tig-see­li­sches Ge­sche­hen und in­ne­res (das­je­ni­ge im men­sch­li­chen Äther­lei­be) in­ein­an­der­f­lie­ßen. Wenn das ge­schieht, ist eben der Zeit­punkt ein­­ge­t­re­ten, in dem der Mensch die Welt der In­spi­ra­ti­on be­wußt wahr­nimmt. Die­ses Er­ken­nen tritt in ei­ner an­de­ren Art auf

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als das Er­ken­nen in be­zug auf die sinn­lich-phy­si­sche Welt. In die­ser be­kommt man durch die Sin­ne Wahr­neh­mun­gen und macht sich dann über die­se Wahr­neh­mun­gen Vor­s­tel­­lun­gen und Be­grif­fe. Beim Wis­sen durch die In­spi­ra­ti­on ist es nicht so. Was man er­kennt, ist un­mit­tel­bar, in ei­nem Ak­te da; es gibt nicht ein Nach­den­ken nach der Wahr­neh­­mung. Was für das sinn­lich-phy­si­sche Er­ken­nen erst hin­ter­her im Be­grif­fe ge­won­nen wird, ist bei der In­spi­ra­ti­on zu­­­g­leich mit der Wahr­neh­mung ge­ge­ben. Man wür­de des­halb mit der see­lisch-geis­ti­gen Um­welt in eins zu­sam­men­f­lie­ßen, sich von ihr gar nicht un­ter­schei­den kön­nen, wenn man das oben cha­rak­te­ri­sier­te Netz­werk im Äther­lei­be nicht aus­­­ge­bil­det hät­te.

Wenn die Übun­gen für die In­tui­ti­on ge­macht wer­den, so wir­ken sie nicht al­lein auf den Äther­leib, son­dern bis in die über­sinn­li­chen Kräf­te des phy­si­schen Lei­bes hin­ein. Man soll­te sich al­ler­dings nicht vor­s­tel­len, daß auf die­se Art Wir­kun­gen im phy­si­schen Lei­be vor sich ge­hen, wel­che der ge­wöhn­li­chen Sin­nen­be­o­b­ach­tung zu­gäng­lich sind. Es sind Wir­kun­gen, wel­che nur das über­sinn­li­che Er­ken­nen be­ur­tei­­len kann. Sie ha­ben mit al­ler äu­ße­ren Er­kennt­nis nichts zu tun. Sie stel­len sich ein als Er­folg der Rei­fe des Be­wußt­seins, wenn die­ses in der In­tui­ti­on Er­leb­nis­se ha­ben kann, trot­z­­dem es al­le vor­her ge­kann­ten äu­ße­ren und in­ne­ren Er­le­b­­nis­se aus sich her­aus­ge­son­dert hat. Nun sind aber die Er­fah­run­gen der In­tui­ti­on zart, in­tim und fein; und der phy­si­sche Men­schen­leib ist auf der ge­gen­wär­ti­gen Stu­fe sei­­ner Ent­wi­cke­lung im Ver­hält­nis­se zu ih­nen grob. Er bie­tet des­halb ein stark wir­ken­des Hin­der­nis für den Er­folg der In­tui­ti­ons­übun­gen. Wer­den die­se mit En­er­gie und Aus­dau­er und in der not­wen­di­gen in­ne­ren Ru­he fort­ge­setzt, so über­win­den

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sie zu­letzt die ge­wal­ti­gen Hin­der­nis­se des phy­si­­schen Lei­bes. Der Geis­tes­schü­ler be­merkt das da­ran, daß er all­mäh­lich ge­wis­se Äu­ße­run­gen des phy­si­schen Lei­bes, die vor­her ganz oh­ne sein Be­wußt­sein er­folg­ten, in sei­ne Ge­walt be­kommt. Er be­merkt es auch da­ran, daß er für kur­ze Zeit das Be­dürf­nis emp­fin­det, zum Bei­spiel das At­men (oder der­g­lei­chen) so ein­zu­rich­ten, daß es in ei­ne Art Ein­klang oder Har­mo­nie mit dem kommt, was in den Übun­gen oder sonst in der in­ne­ren Ver­sen­kung die See­le ver­rich­tet. Das Ideal der Ent­wi­cke­lung ist, daß durch den phy­si­schen Leib selbst gar kei­ne Übun­gen, auch nicht sol­che Atem­übun­gen ge­macht wür­den, son­dern daß al­les, was mit ihm zu ge­sche­hen hat, sich nur als ei­ne Fol­ge der rei­nen In­tui­ti­ons­übun­gen ein­s­tell­te.

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Wenn der Geis­tes­schü­ler auf dem We­ge in die höhe­ren Er­kennt­nis­wel­ten auf­s­teigt, so be­merkt er auf ei­ner ge­wis­­sen Stu­fe, daß das Zu­sam­men­hal­ten der Kräf­te sei­ner Per­­sön­lich­keit ei­ne an­de­re Form an­nimmt, als es in der phy­­sisch-sinn­li­chen Welt hat. In die­ser be­wirkt das Ich ein ein­heit­li­ches Zu­sam­men­wir­ken der See­len­kräf­te, zu­nächst des Den­kens, Füh­l­ens und Wol­lens. Die­se drei See­len­kräf­te ste­hen ja in den ge­wöhn­li­chen men­sch­li­chen Le­bens­la­gen je­wei­lig im­mer in ge­wis­sen Be­zie­hun­gen. Man sieht zum Bei­spiel ein ge­wis­ses Ding in der Au­ßen­welt. Es ge­fällt oder miß­f­ällt der See­le. Das heißt, es sch­ließt sich mit ei­ner ge­­wis­sen Not­wen­dig­keit an die Vor­stel­lung des Din­ges ein Ge­fühl der Lust oder Un­lust. Man be­gehrt auch wohl das Ding oder er­hält den Im­puls, es in die­ser oder je­ner Rich­­tung zu än­dern. Das heißt: Be­geh­rungs­ver­mö­gen und Wil­le ge­sel­len sich zu ei­ner Vor­stel­lung und ei­nem Ge­füh­le hin­zu.

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Daß die­ses Zu­sam­men­ge­sel­len statt­fin­det, wird be­wirkt da­durch, daß das Ich Vor­s­tel­len (Den­ken), Füh­len und Wol­­len ein­heit­lich zu­sam­men­sch­ließt und auf die­se Art Or­d­­nung in die Kräf­te der Per­sön­lich­keit bringt. Die­se ge­sun­de Ord­nung wür­de un­ter­bro­chen, wenn sich das Ich nach die­­ser Rich­tung macht­los er­wie­se, wenn zum Bei­spiel die Be­­gier­de ei­nen an­dern Weg ge­hen woll­te als das Ge­fühl oder die Vor­stel­lung. Ein Mensch wä­re nicht in ei­ner ge­sun­den See­len­ver­fas­sung, wel­cher zwar däch­te, daß dies oder je­nes rich­tig sei, aber nun et­was woll­te, wo­von er nicht die An­­sicht hat, daß es rich­tig ist. Eben­so wä­re es, wenn je­mand nicht das woll­te, was ihm ge­fällt, son­dern das, was ihm miß­f­ällt. Nun be­merkt der Mensch, daß auf dem We­ge zur höhe­ren Er­kennt­nis Den­ken, Füh­len und Wol­len in der Tat sich son­dern und je­des ei­ne ge­wis­se Selb­stän­dig­keit an­­nimmt, daß zum Bei­spiel ein be­stimm­tes Den­ken nicht mehr wie durch sich selbst zu ei­nem be­stimm­ten Füh­len und Wol­­len drängt. Es stellt sich die Sa­che so, daß man im Den­ken et­was rich­tig wahr­neh­men kann, daß man aber, um über­haupt zu ei­nem Ge­füh­le oder zu ei­nem Wil­lens­ent­schluß zu kom­men, wie­der aus sich her­aus ei­nen selb­stän­di­gen An­trieb braucht. Den­ken, Füh­len und Wol­len blei­ben eben wäh­rend der über­sinn­li­chen Be­trach­tung nicht drei Kräf­te, wel­che aus dem ge­mein­sa­men Ich-Mit­tel­punk­te der Per­sön­lich­keit aus­­­strah­len, son­dern sie wer­den wie zu selb­stän­di­gen We­sen­hei­ten, gleich­sam zu drei Per­sön­lich­kei­ten; und man muß jetzt das ei­ge­ne Ich um so stär­ker ma­chen, denn es soll nicht bloß in drei Kräf­te Ord­nung brin­gen, son­dern drei We­sen­hei­ten len­ken und füh­ren. Aber die­se Tei­lung darf eben nur wäh­rend der über­sinn­li­chen Be­trach­tung be­ste­hen. Und wie­­der tritt es hier deut­lich zu­ta­ge, wie wich­tig es ist, ne­ben

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den Übun­gen zu höhe­rer Schu­lung die­je­ni­gen ein­her­ge­hen zu las­sen, wel­che der Ur­teils­fähig­keit, dem Ge­fühls- und Wil­lens­le­ben Si­cher­heit und Fes­tig­keit ge­ben. Denn bringt man die­se nicht mit in die höhe­re Welt, so wird man als­­bald se­hen, wie sich das Ich schwach er­weist und kein or­dent­li­cher Len­ker sein kann des Den­kens, Füh­l­ens und Wol­lens. Die See­le wür­de, wenn die­se Schwäche vor­han­den wä­re, wie von drei Per­sön­lich­kei­ten in die ver­schie­de­nen Rich­tun­gen ge­zerrt, und ih­re in­ne­re Ge­sch­los­sen­heit müß­te auf­hö­ren. Wenn die Ent­wi­cke­lung des Geis­tes­schü­lers aber in der rech­ten Art ver­läuft, so be­deu­tet die ge­kenn­zeich­ne­te Kräf­te­wand­lung ei­nen wah­ren Fort­schritt; das Ich bleibt über die selb­stän­di­gen We­sen­hei­ten, wel­che nun sei­ne See­le bil­den, der Herr­scher. Im wei­te­ren Ver­lau­fe der Ent­wic­ke­lung sch­rei­tet die an­ge­deu­te­te Ent­wi­cke­lung dann fort. Das Den­ken, das selb­stän­dig ge­wor­den ist, regt das Auf­t­re­­ten ei­ner be­son­de­ren vier­ten see­lisch-geis­ti­gen We­sen­heit an, wel­che man be­zeich­nen kann wie ein un­mit­tel­ba­res Ein­f­lie­­ßen von Strö­mun­gen in den Men­schen, die den Ge­dan­ken ähn­lich sind. Die gan­ze Welt er­scheint da als Ge­dan­ken­ge­bäu­de, das vor ei­nem steht, wie die Pflan­zen- oder Tier­welt im phy­sisch-sinn­li­chen Ge­bie­te. Eben­so re­gen das sel­b­­stän­dig ge­wor­de­ne Füh­len und Wol­len zwei Kräf­te in der See­le an, wel­che in der­sel­ben wie selb­stän­di­ge We­sen wir­ken. Und noch ei­ne sie­ben­te Kraft und We­sen­heit kommt da­zu, wel­che ähn­lich dem ei­ge­nen Ich sel­ber ist.

Die­ses gan­ze Er­leb­nis ver­bin­det sich noch mit ei­nem an­­dern. Vor dem Be­t­re­ten der über­sinn­li­chen Welt kann­te der Mensch Den­ken, Füh­len und Wol­len nur als in­ne­re See­le­n­er­leb­nis­se. So­bald er die über­sinn­li­che Welt be­tritt, nimmt er Din­ge wahr, wel­che nicht Sinn­lich-Phy­si­sches aus­drü­cken,

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son­dern See­lisch-Geis­ti­ges. Hin­ter den von ihm wahr­ge­nom­me­nen Ei­gen­schaf­ten der neu­en Welt ste­hen jetzt see­lisch-geis­ti­ge We­sen­hei­ten. Und die­se bie­ten sich ihm jetzt so dar als ei­ne Au­ßen­welt, wie sich ihm im phy­sisch-sin­n­­li­chen Ge­biet Stei­ne, Pflan­zen und Tie­re vor die Sin­ne ge­­s­tellt ha­ben. Es kann nun der Geis­tes­schü­ler ei­nen be­deu­t­­sa­men Un­ter­schied wahr­neh­men zwi­schen der sich ihm er­sch­lie­ßen­den see­lisch-geis­ti­gen Welt und der­je­ni­gen, wel­che er ge­wohnt war, durch sei­ne phy­si­schen Sin­ne wahr­zu­neh­­men. Ei­ne Pflan­ze der sinn­li­chen Welt bleibt, wie sie ist, was auch des Men­schen See­le über sie fühlt oder denkt. Das ist bei den Bil­dern der see­lisch-geis­ti­gen Welt zu­nächst nicht der Fall. Sie än­dern sich, je nach­dem der Mensch die­ses oder je­nes emp­fin­det oder denkt. Da­durch gibt ih­nen der Mensch ein Ge­prä­ge, das von sei­nem ei­ge­nen We­sen ab­hängt. Man stel­le sich vor, ein ge­wis­ses Bild tre­te in der ima­gi­na­ti­ven Welt vor dem Men­schen auf. Ver­hält er sich zu­nächst in sei­nem Ge­mü­te gleich­gül­tig da­ge­gen, so zeigt es sich in ei­ner ge­wis­sen Ge­stalt. In dem Au­gen­bli­cke aber, wo er Lust oder Un­lust ge­gen­über dem Bil­de emp­fin­det, än­dert es sei­ne Ge­­stalt. Die Bil­der drü­cken so­mit zu­nächst nicht nur et­was aus, was selb­stän­dig au­ßer­halb des Men­schen ist, son­dern sie spie­geln auch das­je­ni­ge, was der Mensch selbst ist. Sie sind ganz und gar durch­setzt von des Men­schen ei­ge­ner We­sen­heit. Die­se legt sich wie ein Sch­lei­er über die We­sen­hei­ten hin. Der Mensch sieht dann, wenn auch ei­ne wir­k­li­che We­sen­heit ihm ge­gen­über­steht, nicht die­se, son­dern sein ei­ge­nes Er­zeug­nis. So kann er zwar durch­aus Wah­res vor sich ha­ben und doch Fal­sches se­hen. Ja, das ist nicht nur der Fall mit Be­zug auf das, was der Mensch als sei­ne We­sen­heit selbst an sich be­merkt; son­dern al­les, was an ihm ist, wirkt

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auf die­se Welt ein. Es kann zum Bei­spiel der Mensch ver­­­bor­ge­ne Nei­gun­gen ha­ben, die im Le­ben durch Er­zie­hung und Cha­rak­ter nicht zum Vor­schein kom­men; auf die geis­tig-see­li­sche Welt wir­ken sie; und die­se be­kommt die ei­gen­ar­ti­ge Fär­bung durch das gan­ze We­sen des Men­schen, gleich­gül­tig, wie­viel er von die­sem We­sen selbst weiß oder nicht weiß. Um wei­ter fort­sch­rei­ten zu kön­nen von die­ser Stu­fe der Ent­wi­cke­lung aus, ist es not­wen­dig, daß der Mensch un­ter­schei­den ler­ne zwi­schen sich und der geis­ti­gen Au­ßen­welt. Es wird nö­t­ig, daß er al­le Wir­kun­gen des ei­ge­­nen Selbs­tes auf die um ihn be­find­li­che see­lisch-geis­ti­ge Welt aus­schal­ten ler­ne. Man kann das nicht an­ders, als wenn man sich ei­ne Er­kennt­nis er­wirbt von dem, was man selbst in die neue Welt hin­ein­trägt. Es han­delt sich al­so dar­um, daß man zu­erst wah­re, durch­g­rei­fen­de Selbs­t­er­kennt­nis ha­be, um dann die um­lie­gen­de geis­tig-see­li­sche Welt rein wahr­­neh­men zu kön­nen. Nun brin­gen es ge­wis­se Tat­sa­chen der men­sch­li­chen Ent­wi­cke­lung mit sich, daß sol­che Selb­st­er­kennt­nis beim Ein­trit­te in die höhe­re Welt wie na­tur­ge­mäß statt­fin­den muß. Der Mensch ent­wi­ckelt ja in der ge­wöhn­li­chen phy­sisch-sinn­li­chen Welt sein Ich, sein Selb­st­­be­wußt­sein. Die­ses Ich wirkt nun wie ein An­zie­hungs­-Mit­tel­punkt auf al­les, was zum Men­schen ge­hört. Al­le sei­ne Nei­gun­gen, Sym­pa­thi­en, An­ti­pa­thi­en, Lei­den­schaf­ten, Mei­­nun­gen usw. grup­pie­ren sich gleich­sam um die­ses Ich her­um. Und es ist die­ses Ich auch der An­zie­hungs­punkt für das, was man das Kar­ma des Men­schen nennt. Wür­de man die­ses Ich un­ver­hüllt se­hen, so wür­de man an ihm auch be­mer­ken, daß be­stimmt ge­ar­te­te Schick­sa­le es noch in die­ser und den fol­gen­den Ver­kör­pe­run­gen tref­fen müs­sen, je nach­dem es in den vo­ri­gen Ver­kör­pe­run­gen so oder so ge­lebt, sich die­ses

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oder je­nes an­ge­eig­net hat. Mit al­le dem, was so am Ich haf­tet, muß es nun als ers­tes Bild vor die Men­schen­see­le tre­ten, wenn die­se in die see­lisch-geis­ti­ge Welt auf­s­teigt. Die­ser Dop­pel­gän­ger des Men­schen muß, nach ei­nem Ge­setz der geis­ti­gen Welt, vor al­lem an­dern als des­sen ers­ter Ein­­druck in je­ner Welt auf­t­re­ten. Man kann das Ge­setz, wel­ches da zu­grun­de liegt, sich leicht ver­ständ­lich ma­chen, wenn man das Fol­gen­de be­denkt. Im phy­sisch-sinn­li­chen Le­ben nimmt sich der Mensch nur in­so­fern selbst wahr, als er sich in sei­nem Den­ken, Füh­len und Wol­len in­ner­lich er­lebt. Die­se Wahr­neh­mung ist aber ei­ne in­ner­li­che; sie stellt sich nicht vor den Men­schen hin, wie sich Stei­ne, Pflan­zen und Tie­re vor ihn hin­s­tel­len. Auch lernt sich durch in­ner­li­che Wahr­neh­mung der Mensch nur zum Teil ken­nen. Er hat näm­lich et­was in sich, was ihn an ei­ner tie­fer­ge­hen­den Selb­st­er­kennt­nis hin­dert. Es ist dies ein Trieb, so­g­leich, wenn er durch Selbs­t­er­kennt­nis sich ei­ne Ei­gen­schaft ge­ste­hen muß und sich kei­ner Täu­schung über sich hin­ge­ben will, die­se Ei­gen­schaft um­zu­ar­bei­ten.

Gibt er die­sem Trie­be nicht nach, lenkt er ein­fach die Auf­merk­sam­keit von dem ei­ge­nen Selbst ab und bleibt er, wie er ist, so be­nimmt er sich selbst­ver­ständ­lich auch die Mög­lich­keit, sich in dem be­tref­fen­den Punk­te selbst zu er­ken­nen. Dringt der Mensch aber in sich selbst und hält er sich oh­ne Täu­schung die­se oder je­ne sei­ner Ei­gen­schaf­ten vor, so wird er ent­we­der in der La­ge sein, sie an sich zu ver­­­bes­sern oder aber er wird dies in der ge­gen­wär­ti­gen La­ge sei­nes Le­bens nicht kön­nen. In dem letz­te­ren Fal­le wird sei­ne See­le ein Ge­fühl be­sch­lei­chen, das man als Ge­fühl des Schä­mens be­zeich­nen muß. So wirkt in der Tat des Men­­schen ge­sun­de Na­tur: Sie emp­fin­det durch die Selbs­t­er­kenn­t­­nis

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man­cher­lei Ar­ten des Schä­mens. Nun hat die­ses Ge­fühl schon im ge­wöhn­li­chen Le­ben ei­ne ganz be­stimm­te Wir­kung. Der ge­sund den­ken­de Mensch wird da­für sor­gen, daß das­je­ni­ge, was ihn an sich selbst mit die­sem Ge­fühl er­füllt, nicht in Wir­kun­gen nach au­ßen sich gel­tend ma­che, daß es nicht in äu­ße­ren Ta­ten sich aus­le­be. Das Schä­m­en ist al­so ei­ne Kraft, wel­che den Men­schen an­t­reibt, et­was in sein In­ne­res zu ver­sch­lie­ßen und dies nicht äu­ßer­lich wahr­neh­m­­bar wer­den zu las­sen. Wenn man dies ge­hö­rig be­denkt, so wird man be­g­reif­lich fin­den, daß die Geis­tes­for­schung ei­nem in­ne­ren See­le­n­er­leb­nis, das mit dem Ge­fühl des Schä­mens ganz na­he ver­wandt ist, noch viel wei­ter­ge­hen­de Wir­kun­gen zu­sch­reibt. Sie fin­det, daß es in den ver­bor­ge­nen Tie­fen der See­le ei­ne Art ver­bor­ge­nes Schä­m­en gibt, des­sen sich der Mensch im phy­sisch-sinn­li­chen Le­ben nicht be­wußt wird. Die­ses ver­bor­ge­ne Ge­fühl wirkt aber in ei­ner ähn­li­chen Art wie das ge­kenn­zeich­ne­te of­fen­ba­re des ge­wöhn­li­chen Le­bens: es ver­hin­dert, daß des Men­schen in­ners­te We­sen­heit in ei­nem wahr­nehm­ba­ren Bil­de vor den Men­schen hin­tritt. Wä­re die­ses Ge­fühl nicht da, so wür­de der Mensch vor sich selbst wahr­neh­men, was er in Wahr­heit ist; er wür­de sei­ne Vor­­­stel­lun­gen, Ge­füh­le und sei­nen Wil­len nicht nur in­ner­lich er­le­ben, son­dern sie wahr­neh­men, wie er Stei­ne, Tie­re und Pflan­zen wahr­nimmt. So ist die­ses Ge­fühl der Ver­hül­ler des Men­schen vor sich selbst. Und da­mit ist es zu­g­leich der Ver­hül­ler der gan­zen geis­tig-see­li­schen Welt. Denn in­dem sich des Men­schen ei­ge­ne in­ne­re We­sen­heit vor ihm ver­hüllt, kann er auch das nicht wahr­neh­men, an dem er die Wer­k­zeu­ge ent­wi­ckeln soll­te, um die see­lisch-geis­ti­ge Welt zu er­ken­nen; er kann sei­ne We­sen­heit nicht um­ge­stal­ten, so daß sie geis­ti­ge Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne er­hiel­te. Wenn nun aber

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der Mensch durch re­gel­rech­te Schu­lung da­hin ar­bei­tet, die­se Wahr­neh­mung­s­or­ga­ne zu er­hal­ten, so tritt das­je­ni­ge als ers­ter Ein­druck vor ihn hin, was er selbst ist. Er nimmt sei­­nen Dop­pel­gän­ger wahr. Die­se Selbst­wahr­neh­mung ist gar nicht zu tren­nen von der Wahr­neh­mung der üb­ri­gen geis­tig-see­li­schen Welt. Im ge­wöhn­li­chen Le­ben der phy­sisch-sin­n­­li­chen Welt wirkt das cha­rak­te­ri­sier­te Ge­fühl so, daß es for­t­­wäh­rend das Tor zur geis­tig-see­li­schen Welt vor dem Men­­schen zu­sch­ließt. Woll­te der Mensch nur ei­nen Schritt ma­chen, um in die­se Welt ein­zu­drin­gen, so ver­birgt das so­g­leich auf­t­re­ten­de, aber nicht zum Be­wußt­sein kom­men­de Ge­fühl des Schä­mens das Stück der geis­tig-see­li­schen Welt, das zum Vor­schein kom­men will. Die cha­rak­te­ri­sier­ten Übun­gen aber sch­lie­ßen die­se Welt auf. Nun ist die Sa­che so, daß je­nes ver­bor­ge­ne Ge­fühl wie ein gro­ßer Wohl­tä­ter des Men­schen wirkt. Denn durch al­les das, was man sich oh­ne geis­tes­wis­sen­schaft­li­che Schu­lung an Ur­teils­kraft, Ge­fühls­le­ben und Cha­rak­ter er­wirbt, ist man nicht im­stan­de, die Wahr­­neh­mung der ei­ge­nen We­sen­heit in ih­rer wah­ren Ge­stalt oh­ne wei­te­res zu er­tra­gen. Man wür­de durch die­se Wahr­­neh­mung al­les Selbst­ge­fühl, Selbst­ver­trau­en und Selb­st­­be­wußt­sein ver­lie­ren. Daß dies nicht ge­sche­he, da­für müs­sen wie­der die Vor­keh­run­gen sor­gen, wel­che man ne­ben den Übun­gen für die höhe­re Er­kennt­nis zur Pf­le­ge sei­ner ge­­sun­den Ur­teils­kraft, sei­nes Ge­fühls- und Cha­rak­ter­we­sens un­ter­nimmt. Durch sei­ne re­gel­rech­te Schu­lung lernt der Mensch wie ab­sichts­los so viel aus der Geis­tes­wis­sen­schaft ken­nen und es wer­den ihm au­ßer­dem so vie­le Mit­tel zur Selbs­t­er­kennt­nis und Selbst­be­o­b­ach­tung klar, als not­wen­dig sind, um kraft­voll sei­nem Dop­pel­gän­ger zu be­geg­nen. Es ist dann für den Geis­tes­schü­ler so, daß er nur als Bild der

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ima­gi­na­ti­ven Welt in an­de­rer Form das sieht, wo­mit er sich in der phy­si­schen Welt schon be­kannt­ge­macht hat. Wer in rich­ti­ger Art zu­erst in der phy­si­schen Welt durch sei­nen Ver­stand das Kar­ma­ge­setz be­grif­fen hat, der wird nicht be­son­ders er­be­ben kön­nen, wenn er nun die Kei­me sei­nes Schick­sa­les ein­ge­zeich­net sieht in dem Bil­de sei­nes Dop­pel­­gän­gers. Wer durch sei­ne Ur­teils­kraft sich be­kannt­ge­macht hat mit der Wel­ten- und Mensch­heits­ent­wi­cke­lung und weiß, wie in ei­nem be­stimm­ten Zeit­punk­te die­ser Ent­wi­cke­lung die Kräf­te des Lu­zi­fer in die men­sch­li­che See­le ein­ge­drun­gen sind, der wird es un­schwer er­tra­gen, wenn er ge­wahr wird, daß in dem Bil­de sei­ner ei­ge­nen We­sen­heit die­se lu­zi­fe­ri­­schen We­sen­hei­ten mit al­len ih­ren Wir­kun­gen ent­hal­ten sind. Man sieht aber hier­aus, wie not­wen­dig es ist, daß der Mensch nicht den ei­ge­nen Ein­tritt in die geis­ti­ge Welt ver­lan­ge, be­vor er durch sei­ne ge­wöhn­li­che in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ent­wi­ckel­te Ur­teils­kraft ge­wis­se Wahr­hei­ten über die geis­ti­ge Welt ver­stan­den hat. Was in die­sem Bu­che vor der Au­s­ein­an­der­set­zung über die «Er­kennt­nis der höh­e­­ren Wel­ten» mit­ge­teilt ist, das soll­te der Geis­tes­schü­ler im re­gel­rech­ten Ent­wi­cke­lungs­gan­ge durch sei­ne ge­wöhn­li­che Ur­teils­kraft sich an­ge­eig­net ha­ben, be­vor er das Ver­lan­gen hat, sich selbst in die über­sinn­li­chen Wel­ten zu be­ge­ben.

Bei ei­ner Schu­lung, in wel­cher nicht auf Si­cher­heit und Fes­tig­keit der Ur­teils­kraft, des Ge­fühls- und Cha­rak­ter­le­bens ge­se­hen wird, kann es ge­sche­hen, daß dem Schü­ler die höhe­re Welt ent­ge­gen­tritt, be­vor er da­zu die nö­t­i­gen in­ne­­ren Fähig­kei­ten hat. Dann wür­de ihn die Be­geg­nung mit sei­nem Dop­pel­gän­ger be­drü­cken und zu Irr­tü­mern füh­ren. Wür­de aber was al­ler­dings auch mög­lich wä­re die Be­­geg­nung ganz ver­mie­den und der Mensch doch in die über­sinn­li­che

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Welt ein­ge­führt, dann wä­re er eben­so­we­nig im­­stan­de, die­se Welt in ih­rer wah­ren Ge­stalt zu er­ken­nen. Denn es wä­re ihm ganz un­mög­lich, zu un­ter­schei­den zwi­­schen dem, was er in die Din­ge hin­ein­sieht, und dem, was sie wir­k­lich sind. Die­se Un­ter­schei­dung ist nur mög­lich, wenn man die ei­ge­ne We­sen­heit als ein Bild für sich wahr­nimmt und da­durch sich al­les das von der Um­ge­bung los­löst, was aus dem ei­ge­nen In­nern fließt. Der Dop­pel­gän­ger wirkt für das Le­ben des Men­schen in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt so, daß er sich durch das ge­kenn­zeich­ne­te Ge­fühl des Schä­­mens so­fort un­sicht­bar macht, wenn sich der Mensch der see­lisch-geis­ti­gen Welt naht. Da­mit ver­birgt er aber auch die­se gan­ze Welt selbst. Wie ein «Hü­ter» steht er da vor die­­ser Welt, um den Ein­tritt je­nen zu ver­weh­ren, wel­che zu die­­sem Ein­trit­te noch nicht ge­eig­net sind. Er kann da­her der «Hü­ter der Schwel­le, wel­che vor der geis­tig-see­li­schen Welt ist», ge­nannt wer­den. Au­ßer durch das ge­schil­der­te Be­t­re­ten der über­sinn­li­chen Welt be­geg­net der Mensch noch beim Durch­gang durch den phy­si­schen Tod die­sem «Hü­ter der Schwel­le». Und er ent­hüllt sich nach und nach im Ver­­lau­fe des Le­bens in der see­lisch-geis­ti­gen Ent­wi­cke­lung zwi­­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt. Da kann aber die Be­geg­nung den Men­schen nicht be­drü­cken, weil er da­von an­­dern Wel­ten weiß als in dem Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod.

Wenn der Mensch, oh­ne die Be­geg­nung mit dem «Hü­ter der Schwel­le» zu ha­ben, die geis­tig-see­li­sche Welt be­t­re­ten wür­de, so könn­te er Täu­schung nach Täu­schung ver­fal­len. Denn er könn­te nie un­ter­schei­den, was er selbst in die­se Welt hin­ein­trägt und was ihr wir­k­lich an­ge­hört. Ei­ne re­gel­­rech­te Schu­lung darf aber den Geis­tes­schü­ler nur in das Ge­­biet der Wahr­heit, nicht in das­je­ni­ge der Il­lu­si­on füh­ren.

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Ei­ne sol­che Schu­lung wird durch sich selbst so sein, daß die Be­geg­nung not­wen­dig ein­mal er­fol­gen muß. Denn sie ist die ei­ne der für die Be­o­b­ach­tung über­sinn­li­cher Wel­ten un­ent­behr­li­chen Vor­sichts­maß­r­e­geln ge­gen die Mög­lich­keit Von Täu­schung und Phan­tas­tik. Es ge­hört zu den un­er­läß­li­ch­s­ten Vor­keh­run­gen, wel­che je­der Geis­tes­schü­ler tref­fen muß, sorg­fäl­tig an sich zu ar­bei­ten, um nicht zum Phan­tas­ten zu wer­den, zu ei­nem Men­schen, der ei­ner mög­li­chen Täu­schung, Selbst­täu­schung (Sug­ges­ti­on und Selbst­sug­ges­ti­on) ver­fal­len kann. Wo die An­wei­sun­gen zur Geis­tes­schu­lung recht be­­folgt wer­den, da wer­den zu­g­leich die Qu­el­len ver­nich­tet, wel­che die Täu­schung brin­gen kön­nen. Hier kann na­tür­lich nicht aus­führ­lich von all den zahl­rei­chen Ein­zel­hei­ten ge­spro­chen wer­den, die bei sol­chen Vor­keh­run­gen in Be­tracht kom­men. Es kann nur an­ge­deu­tet wer­den, wor­auf es an­­kommt. Täu­schun­gen, wel­che hier in Be­tracht kom­men, en­t­­­sprin­gen aus zwei Qu­el­len. Sie rüh­ren zum Teil da­von her, daß man durch die ei­ge­ne see­li­sche We­sen­heit die Wir­k­li­ch­keit färbt. Im ge­wöhn­li­chen Le­ben der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ist die­se Qu­el­le der Täu­schung von ver­hält­nis­mä­ß­ig ge­rin­ger Ge­fahr; denn hier wird sich die Au­ßen­welt im­mer scharf in ih­rer ei­ge­nen Ge­stalt der Be­o­b­ach­tung auf­drän­gen, wie sie auch der Be­o­b­ach­ter nach sei­nen Wün­schen und In­­­ter­es­sen wird fär­ben wol­len. So­bald man je­doch die ima­­gi­na­ti­ve Weit be­tritt, ve­r­än­dern sich de­ren Bil­der durch sol­che Wün­sche und In­ter­es­sen, und man hat wie ei­ne Wir­k­lich­keit vor sich, was man erst selbst ge­bil­det oder we­ni­g­s­tens mit­ge­bil­det hat. Da­durch nun, daß durch die Be­ge­g­­nung mit dem «Hü­ter der Schwel­le» der Geis­tes­schü­ler al­les ken­nen­lernt, was in ihm ist, was er al­so in die see­lisch-gei­s­ti­ge Welt hin­ein­tra­gen kann, ist die­se Qu­el­le der Täu­schung

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be­sei­tigt. Und die Vor­be­rei­tung, wel­che der Geis­tes­schü­ler vor dem Be­t­re­ten der see­lisch-geis­ti­gen Welt sich an­gedei­hen läßt, wirkt ja da­hin, daß er sich ge­wöhnt, schon bei der Be­o­bach­tung der sinn­lich-phy­si­schen Welt sich selbst aus­zu­­­schal­ten und die Din­ge und Vor­gän­ge rein durch ih­re ei­ge­ne We­sen­heit auf sich ein­sp­re­chen zu las­sen. Wer die­se Vor­­be­rei­tung ge­nü­gend durch­ge­macht hat, kann ru­hig die Be­­geg­nung mit dem «Hü­ter der Schwel­le» er­war­ten. Durch sie wird er sich end­gül­tig prü­fen, ob er sich nun wir­k­lich in der La­ge fühlt, sei­ne ei­ge­ne We­sen­heit auch dann aus­zu­schal­ten, wenn er der see­lisch-geis­ti­gen Welt ge­gen­über­steht.

Au­ßer die­ser Qu­el­le von Täu­schun­gen gibt es nun noch ei­ne an­de­re. Sie tritt dann zu­ta­ge, wenn man ei­nen Ein­druck, den man emp­fängt, un­rich­tig deu­tet. Im phy­sisch-sinn­li­chen Le­ben ist ein ein­fa­ches Bei­spiel für sol­che Täu­schung die­je­ni­ge, wel­che ent­steht, wenn man in ei­nem Ei­sen­bahn­zu­ge sitzt und glaubt, die Bäu­me be­we­gen sich in der ent­ge­gen­­ge­setz­ten Rich­tung des Zu­ges, wäh­rend man sich doch selbst mit dem Zu­ge be­wegt. Ob­wohl es zahl­rei­che Fäl­le gibt, wo sol­che Täu­schun­gen in der sinn­lich-phy­si­schen Welt schwie­­ri­ger rich­tig­zu­s­tel­len sind als in dem an­ge­führ­ten ein­fa­chen, so ist doch leicht ein­zu­se­hen, daß inn­er­halb die­ser Welt der Mensch auch die Mit­tel fin­det, sol­che Täu­schun­gen hin­we­g­zu­schaf­fen, wenn er mit ge­sun­dem Ur­teil al­les das in Be­­tracht zieht, was der ent­sp­re­chen­den Auf­klär­ung die­nen kann. An­ders steht die Sa­che al­ler­dings, so­bald man in die über­sinn­li­chen Ge­bie­te ein­dringt. In der sinn­li­chen Welt wer­den die Tat­sa­chen durch die men­sch­li­che Täu­schung nicht ge­än­dert; des­halb ist es mög­lich, durch ei­ne un­be­fan­ge­ne Be­o­b­ach­tung die Täu­schung an den Tat­sa­chen zu be­rich­­ti­gen. In der über­sinn­li­chen Welt aber ist das nicht oh­ne

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wei­te­res mög­lich. Wenn man ei­nen über­sinn­li­chen Vor­gang be­o­b­ach­ten will und mit ei­nem un­rich­ti­gen Ur­tei­le an ihn her­an­tritt, so trägt man die­ses un­rich­ti­ge Ur­teil in ihn hin­ein; und es wird die­ses mit der Tat­sa­che so ver­wo­ben, daß es von ihr nicht so­g­leich zu un­ter­schei­den ist. Der Irr­tum ist dann nicht in dem Men­schen und die rich­ti­ge Tat­sa­che au­ßer dem­sel­ben, son­dern der Irr­tum ist selbst zum Be­stand­teil der äu­ße­ren Tat­sa­che ge­macht. Er kann des­halb auch nicht ein­fach durch ei­ne un­be­fan­ge­ne Be­o­b­ach­tung der Tat­sa­che be­rich­tigt wer­den. Es ist da­mit auf das­je­ni­ge hin­ge­wie­sen, was ei­ne über­reich flie­ßen­de Qu­el­le von Täu­schung und Phan­tas­tik für den­je­ni­gen sein kann, wel­cher oh­ne die rich­­ti­ge Vor­be­rei­tung an die über­sinn­li­che Welt her­an­tritt. Wie nun der Geis­tes­schü­ler sich die Fähig­keit er­wirbt, die­je­ni­gen Täu­schun­gen aus­zu­sch­lie­ßen, wel­che durch die Fär­bung der über­sinn­li­chen Wel­t­er­schei­nun­gen mit der ei­ge­nen We­sen­heit ent­ste­hen, so muß er auch die an­de­re Ga­be er­lan­gen: die zwei­te cha­rak­te­ri­sier­te Qu­el­le der Täu­schung un­wirk­sam zu ma­chen. Er kann aus­schal­ten, was von ihm selbst kommt, wenn er erst das Bild des ei­ge­nen Dop­pel­gän­gers er­kannt hat; und er wird aus­schal­ten kön­nen, was in der an­­ge­ge­be­nen Rich­tung ei­ne zwei­te Täu­schungs­qu­el­le ist, wenn er sich die Fähig­keit er­wirbt, an der Be­schaf­fen­heit ei­ner Tat­sa­che der über­sinn­li­chen Welt zu er­ken­nen, ob sie Wir­k­­lich­keit oder Täu­schung ist. Wenn die Täu­schun­gen ge­nau so aus­se­hen wür­den wie die Wir­k­lich­kei­ten, dann wä­re ei­ne Un­ter­schei­dung nicht mög­lich. So ist es aber nicht. Täu­­schun­gen der über­sinn­li­chen Wel­ten ha­ben an sich selbst Ei­gen­schaf­ten, durch wel­che sie sich von den Wir­k­lich­kei­ten un­ter­schei­den. Und es kommt dar­auf an, daß der Geis­tes­schü­ler weiß, an wel­chen Ei­gen­schaf­ten er die Wir­k­lich­kei­ten

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er­ken­nen kann. Nichts er­scheint selbst­ver­ständ­li­cher, als daß der Nicht­ken­ner geis­ti­ger Schu­lung sagt: Wo gibt es denn über­haupt ei­ne Mög­lich­keit, sich ge­gen Täu­schung zu schüt­­zen, da die Qu­el­len für die­sel­be so zahl­reich sind? Und wenn er wei­ter sagt: Ist denn über­haupt ir­gend­ein Geis­tes­schü­ler da­vor si­cher, daß nicht al­le sei­ne ver­meint­li­chen höhe­ren Er­kennt­nis­se nur auf Täu­schung und Selbst­täu­schung (Sug­ge­s­ti­on und Au­to­sug­ges­ti­on) be­ru­hen? Wer so spricht, be­rück­­sich­tigt nicht, daß in je­der wah­ren Geis­tes­schu­lung durch die gan­ze Art, wie die­se ver­läuft, die Qu­el­len der Täu­schung ver­stopft wer­den. Ers­tens wird sich der wah­re Geis­tes­schü­ler durch sei­ne Vor­be­rei­tung ge­nü­gend vie­le Kennt­nis­se er­wer­­ben über al­les das, was Täu­schung und Selbst­täu­schung her­bei­füh­ren kann, und sich da­durch in die La­ge ver­set­zen, sich vor ih­nen zu hü­ten. Er hat in die­ser Be­zie­hung wir­k­lich wie kein an­de­rer Mensch Ge­le­gen­heit, sich nüch­t­ern und ur­teils­fähig zu ma­chen für den Gang des Le­bens. Er wird durch al­les, was er er­fährt, ver­an­laßt, nichts von un­be­stimm­ten Ah­nun­gen, Ein­ge­bun­gen usw. zu hal­ten. Die Schu­lung macht ihn so vor­sich­tig wie mög­lich. Da­zu kommt, daß je­de wah­re Schu­lung zu­nächst zu Be­grif­fen über die gro­ßen Wel­ter­ei­g­­nis­se, al­so zu Din­gen führt, wel­che ein An­span­nen der Ur­­­teils­kraft not­wen­dig ma­chen, wo­durch die­se aber zu­g­leich ver­fei­nert und ge­schärft wird. Nur wer es ab­leh­nen woll­te, in sol­che ent­le­ge­ne Ge­bie­te sich zu be­ge­ben, und sich nur an näh­er­lie­gen­de «Of­fen­ba­run­gen» hal­ten. woll­te, dem könn­te ver­lo­ren­ge­hen die Schär­fung je­ner ge­sun­den Ur­teils­kraft, wel­che ihm Si­cher­heit gibt in der Un­ter­schei­dung zwi­schen Täu­schung und Wir­k­lich­keit. Doch al­les die­ses ist noch nicht das Wich­tigs­te. Das Wich­tigs­te liegt in den Übun­gen selbst, wel­che bei ei­ner re­gel­rech­ten Geis­tes­schu­lung ver­wen­det

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wer­den. Die­se müs­sen näm­lich so ein­ge­rich­tet sein, daß das Be­wußt­sein des Geis­tes­schü­lers wäh­rend der in­ne­ren Ver­­­sen­kung ge­nau al­les über­schaut, was in der See­le vor­geht. Zu­erst wird für die Her­bei­füh­rung der Ima­gi­na­ti­on ein Sinn­bild ge­formt. In die­sem sind noch Vor­stel­lun­gen von äu­ße­ren Wahr­neh­mun­gen. Der Mensch ist nicht al­lein an ih­rem In­hal­te be­tei­ligt; er macht ihn nicht selbst. Al­so kann er sich ei­ner Täu­schung dar­über hin­ge­ben, wie er zu­stan­de kommt; er kann sei­nen Ur­sprung falsch deu­ten. Aber der Geis­tes­schü­ler ent­fernt die­sen In­halt aus sei­nem Be­wußt­sein, wenn er zu den Übun­gen für die In­spi­ra­ti­on auf­s­teigt. Da ver­senkt er sich nur noch in sei­ne ei­ge­ne See­l­en­tä­tig­keit, wel­che das Sinn­bild ge­stal­tet hat. Auch da ist noch Irr­tum mög­lich. Der Mensch hat sich durch Er­zie­hung, Ler­nen usw. die Art sei­ner See­l­en­tä­tig­keit an­ge­eig­net. Er kann nicht al­les über ih­ren Ur­sprung wis­sen. Nun aber ent­fernt der Geis­tes­schü­ler auch noch die­se ei­ge­ne See­l­en­tä­tig­keit aus dem Be­wußt­sein. Wenn nun et­was bleibt, so haf­tet an die­sem nichts, was nicht zu über­schau­en ist. In die­ses kann sich nichts ein­­mi­schen, was nicht in be­zug auf sei­nen gan­zen In­halt zu be­ur­tei­len ist. In sei­ner In­tui­ti­on hat al­so der Geis­tes­schü­ler et­was, was ihm zeigt, wie ei­ne ganz kla­re Wir­k­lich­keit der geis­tig-see­li­schen Welt be­schaf­fen ist. Wenn er nun die al­so er­kann­ten Kenn­zei­chen der geis­tig-see­li­schen Wir­k­lich­keit auf al­les an­wen­det, was an sei­ne Be­o­b­ach­tung her­an­tritt, dann kann er Schein von Wir­k­lich­keit un­ter­schei­den. Und er kann si­cher sein, daß er bei An­wen­dung die­ses Ge­set­zes vor der Täu­schung in der über­sinn­li­chen Welt eben­so be­­wahrt blei­ben wird, wie es ihm in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt nicht ge­sche­hen kann, ein vor­ge­s­tell­tes hei­ßes Ei­sen­stück für ein sol­ches zu hal­ten, das wir­k­lich brennt. Es ist selbst­ver­­­ständ­lich,

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daß man sich so nur zu den­je­ni­gen Er­kennt­nis­sen ver­hal­ten wird, wel­che man als sei­ne ei­ge­nen Er­leb­nis­se in den über­sinn­li­chen Wel­ten an­sieht, und nicht zu de­nen, die man als Mit­tei­lun­gen von an­de­ren emp­fängt und wel­che man mit sei­nem phy­si­schen Ver­stan­de und sei­nem ge­sun­den Wahr­heits­ge­füh­le be­g­reift. Der Geis­tes­schü­ler wird sich be­­mühen, ei­ne ge­naue Grenz­schei­de zu zie­hen zwi­schen dem, was er sich auf die ei­ne, was auf die an­de­re Art er­wor­ben hat. Er wird wil­lig auf der ei­nen Sei­te die Mit­tei­lun­gen über die höhe­ren Wel­ten auf­neh­men und sie durch sei­ne Ur­teils­fähi­g­keit zu be­g­rei­fen su­chen. Wenn er aber et­was als Selbs­t­er­fah­rung, als ei­ne von ihm selbst ge­mach­te Be­o­b­ach­tung be­zeich­net, so wird er ge­prüft ha­ben, ob ihm die­se ge­nau mit den Ei­gen­schaf­ten ent­ge­gen­ge­t­re­ten ist, wel­che er an der un­trü­ge­ri­schen In­tui­ti­on wahr­neh­men ge­lernt hat.

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Wenn der Geis­tes­schü­ler die Be­geg­nung mit dem ge­ken­n­zeich­ne­ten «Hü­ter der Schwel­le» hin­ter sich hat, dann ste­hen ihm beim Auf­s­tieg in über­sinn­li­che Wel­ten wei­te­re Er­le­b­­nis­se be­vor. Zu­nächst wird er be­mer­ken, daß ei­ne in­ne­re Ver­­wandt­schaft be­steht zwi­schen die­sem «Hü­ter der Schwel­le» und je­ner See­len­kraft, die sich in der oben ge­ge­be­nen Schil­­de­rung als die sie­ben­te er­ge­ben und wie zu ei­ner selb­stän­­di­gen We­sen­heit ge­stal­tet hat. Ja, die­se sie­ben­te We­sen­heit ist in ge­wis­ser Be­zie­hung nichts an­de­res als der Dop­pel­­gän­ger, der «Hü­ter der Schwel­le» selbst. Und sie stellt dem Geis­tes­schü­ler ei­ne be­son­de­re Auf­ga­be. Er hat das, was er in sei­nem ge­wöhn­li­chen Selbst ist und was ihm im Bil­de er­scheint, durch das neu­ge­bo­re­ne Selbst zu lei­ten und zu füh­ren. Es wird sich ei­ne Art von Kampf er­ge­ben ge­gen den Dop­pel­gän­ger. Der­sel­be wird fort­wäh­rend die Über­hand

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an­st­re­ben. Sich in das rech­te Ver­hält­nis zu ihm set­zen, ihn nichts tun las­sen, was nicht un­ter dem Ein­flus­se des neu­­ge­bo­re­nen «Ich» ge­schieht, das stärkt und fes­tigt aber auch des Men­schen Kräf­te. Nun ist es in der höhe­ren Welt mit der Selbs­t­er­kennt­nis nach ei­ner ge­wis­sen Rich­tung hin an­­ders als in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt. Wäh­rend in der letz­te­ren die Selbs­t­er­kennt­nis nur als in­ne­res Er­leb­nis auf­­­tritt, stellt sich das neu­ge­bo­re­ne Selbst so­g­leich als see­lisch-äu­ße­re Er­schei­nung dar. Man sieht sein neu­ge­bo­re­nes Selbst wie ein an­de­res We­sen vor sich. Aber man kann es nicht ganz wahr­neh­men. Denn wel­che Stu­fe man auch er­s­tie­gen ha­ben mag auf dem We­ge in die über­sinn­li­chen Wel­ten hin­auf: es gibt im­mer noch höhe­re Stu­fen. Auf sol­chen wird man im­mer noch mehr wahr­neh­men von sei­nem «höhe­ren Selbst». Es kann al­so die­ses dem Geis­tes­schü­ler auf ir­gen­d­ei­ner Stu­fe nur teil­wei­se sich ent­hül­len. Nun ist aber die Ver­su­chung un­ge­heu­er groß, wel­che den Men­schen be­fällt, wenn er zu­erst ir­gend et­was von sei­nem «höhe­ren Selbst» ge­wahr wird, die­ses «höhe­re Selbst» gleich­sam von dem Stand­punk­te aus zu be­trach­ten, wel­chen man in der phy­­sisch-sinn­li­chen Welt ge­won­nen hat. Die­se Ver­su­chung ist so­gar gut, und sie muß ein­t­re­ten, wenn die Ent­wi­cke­lung rich­tig vor sich ge­hen soll. Man muß das be­trach­ten, was als der Dop­pel­gän­ger, der «Hü­ter der Schwel­le», auf­tritt, und es vor das «höhe­re Selbst» stel­len, da­mit man den Ab­stand be­mer­ken kann zwi­schen dem, was man ist, und dem, was man wer­den soll. Bei die­ser Be­trach­tung be­ginnt der «Hü­ter der Schwel­le» aber ei­ne ganz an­de­re Ge­stalt an­zu­neh­men. Er stellt sich dar als ein Bild al­ler der Hin­der­nis­se, wel­che sich der Ent­wi­cke­lung des «höhe­ren Selbst» ent­ge­gen­s­tel­len. Man wird wahr­neh­men, wel­che Last man an dem ge­wöhn­li­chen

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Selbst sch­leppt. Und ist man dann durch sei­ne Vor­­be­rei­tun­gen nicht stark ge­nug, sich zu sa­gen: Ich wer­de hier nicht ste­hen­b­lei­ben, son­dern un­abläs­sig mich zu dem «höh­e­­ren Selbst» hin­au­f­ent­wi­ckeln, so wird man er­lah­men und zu­rück­sch­re­cken vor dem, was be­vor­steht. Man ist dann in die see­lisch-geis­ti­ge Welt hin­ein­ge­taucht, gibt es aber auf, sich wei­ter­zu­ar­bei­ten. Man wird ein Ge­fan­ge­ner der Ge­stalt, die jetzt durch den «Hü­ter der Schwel­le» vor der See­le steht. Das Be­deut­sa­me ist, daß man bei die­sem Er­leb­nis nicht die Emp­fin­dung hat, ein Ge­fan­ge­ner zu sein. Man wird viel­­mehr et­was ganz an­de­res zu er­le­ben glau­ben. Die Ge­stalt, wel­che der «Hü­ter der Schwel­le» her­vor­ruft, kann so sein, daß sie in der See­le des Be­o­b­ach­ters den Ein­druck her­vor­­bringt, die­ser ha­be nun in den Bil­dern, wel­che auf die­ser Ent­wi­cke­lungs­stu­fe auf­t­re­ten, schon den gan­zen Um­fang al­ler nur mög­li­chen Wel­ten vor sich; man sei auf dem Gip­fel der Er­kennt­nis an­ge­kom­men und brau­che nicht wei­ter zu st­re­ben. Statt als Ge­fan­ge­ner wird man sich so als der un­er­meß­lich rei­che Be­sit­zer al­ler Wel­ten­ge­heim­nis­se füh­len kön­nen. Dar­über, daß man ein sol­ches Er­leb­nis ha­ben kann, wel­ches das Ge­gen­teil des wah­ren Tat­be­stan­des dar­s­tellt, wird sich der­je­ni­ge nicht ver­wun­dern, wel­cher be­denkt, daß man ja dann, wenn man dies er­lebt, be­reits in der see­lisch-geis­ti­gen Welt steht, und daß es Ei­gen­tüm­lich­keit die­ser Welt ist, daß in ihr sich die Er­eig­nis­se um­ge­kehrt dar­s­tel­len kön­nen. In die­sem Bu­che ist auf die­se Tat­sa­che bei der Be­­trach­tung des Le­bens nach dem To­de hin­ge­wie­sen wor­den.

Die Ge­stalt, wel­che man auf die­ser Stu­fe der Ent­wi­cke­­lung wahr­nimmt, zeigt dem Geis­tes­schü­ler noch et­was an­­de­res als die­je­ni­ge, in der sich ihm zu­erst der «Hü­ter der Schwel­le» dar­ge­s­tellt hat. In die­sem Dop­pel­gän­ger wa­ren

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wahr­zu­neh­men al­le die­je­ni­gen Ei­gen­schaf­ten, wel­che das ge­wöhn­li­che Selbst des Men­schen hat in­fol­ge des Ein­flus­ses der Kräf­te des Lu­zi­fer. Nun ist aber im Lau­fe der men­sch­­li­chen Ent­wi­cke­lung durch den Ein­fluß Lu­zi­fers ei­ne an­de­re Macht in die Men­schen­see­le ein­ge­zo­gen. Es ist die­je­ni­ge, wel­che als die Kraft Ah­ri­mans in frühe­ren Ab­schnit­ten die­­ses Bu­ches be­zeich­net ist. Es ist dies die Kraft, wel­che den Men­schen im phy­sisch-sinn­li­chen Da­sein ver­hin­dert, die hin­­ter der Ober­fläche des Sinn­li­chen lie­gen­den geis­tig-see­li­schen We­sen­hei­ten der Au­ßen­welt wahr­zu­neh­men. Was un­ter dem Ein­flus­se die­ser Kraft aus der Men­schen­see­le ge­wor­den ist, das zeigt im Bil­de die Ge­stalt, wel­che bei dem cha­rak­te­ri­­sier­ten Er­leb­nis­se auf­tritt. Wer ent­sp­re­chend vor­be­rei­tet an die­ses Er­leb­nis her­an­tritt, der wird ihm sei­ne wah­re Deu­tung ge­ben; und dann wird sich bald ei­ne an­de­re Ge­stalt zei­gen, die­je­ni­ge, wel­che man den «gro­ßen Hü­ter der Schwel­le» im Ge­gen­satz zu dem ge­kenn­zeich­ne­ten «klei­nen Hü­ter» nen­nen kann.. Die­ser teilt dem Geis­tes­schü­ler mit, daß er nicht ste­hen­zu­b­lei­ben hat auf die­ser Stu­fe, son­dern en­er­gisch wei­ter­zu­ar­bei­ten. Er ruft in dem Be­o­b­ach­ter das Be­wußt­sein her­vor, daß die Welt, die er­obert ist, nur ei­ne Wahr­heit wird und sich in kei­ne Il­lu­si­on ver­wan­delt, wenn die Ar­beit in ent­sp­re­chen­der Art fort­ge­setzt wird. Wer aber durch ei­ne un­rich­ti­ge Geis­tes­schu­lung un­vor­be­rei­tet an die­ses Er­leb­nis her­an­t­re­ten wür­de, dem wür­de sich dann, wenn er an den «gro­ßen Hü­ter der Schwel­le» kommt, et­was in die See­le gie­ßen, was nur mit dem «Ge­füh­le ei­nes un­er­­meß­li­chen Sch­re­ckens», ei­ner «gren­zen­lo­sen Furcht» ver­­g­li­chen wer­den kann.

Wie die Be­geg­nung mit dem «klei­nen Hü­ter der Schwel­le» dem Geis­tes­schü­ler die Mög­lich­keit gibt, sich zu prü­fen, ob

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er ge­gen Täu­schun­gen ge­schützt ist, wel­che durch Hin­ein­­tra­gen sei­ner We­sen­heit in die über­sinn­li­che Welt ent­ste­hen kön­nen, so kann er sich an den Er­leb­nis­sen, die zu­letzt zu dem «gro­ßen Hü­ter der Schwel­le» füh­ren, prü­fen, ob er je­nen Täu­schun­gen ge­wach­sen ist, wel­che oben auf die zwei­te ge­kenn­zeich­ne­te Qu­el­le zu­rück­ge­führt wur­den. Ver­mag er je­ner ge­wal­ti­gen Il­lu­si­on Wi­der­stand zu bie­ten, wel­che ihm die er­run­ge­ne Bil­der­welt als ei­nen rei­chen Be­sitz vor­gau­kelt, wäh­rend er doch nur ein Ge­fan­ge­ner ist, so ist er im wei­te­­ren Ver­lauf sei­ner Ent­wi­cke­lung auch da­vor be­wahrt, Schein für Wir­k­lich­keit zu neh­men.

Der «Hü­ter der Schwel­le» wird für je­den ein­zel­nen Men­­schen ei­ne in­di­vi­du­el­le Ge­stalt bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de an­neh­men. Die Be­geg­nung mit ihm ent­spricht ja ge­ra­de dem­je­ni­gen Er­leb­nis, durch wel­ches der per­sön­li­che Cha­rak­­ter der über­sinn­li­chen Be­o­b­ach­tun­gen über­wun­den und die Mög­lich­keit ge­ge­ben wird, in ei­ne Re­gi­on des Er­le­bens ein­zu­t­re­ten, die von per­sön­li­cher Fär­bung frei und für je­de Men­schen­we­sen­heit gül­tig ist.

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Wenn der Geis­tes­schü­ler die be­schrie­be­nen Er­leb­nis­se ge­habt hat, dann ist er fähig, in der see­lisch-geis­ti­gen Um­welt das­je­ni­ge, was er selbst ist, von dem, was au­ßer ihm ist, zu un­ter­schei­den. Er wird dann er­ken­nen, wie das Ver­ständ­nis des in die­sem Bu­che ge­schil­der­ten Welt­pro­zes­ses not­wen­dig ist, um den Men­schen und des­sen Le­ben selbst zu ver­ste­hen. Man ver­steht ja den phy­si­schen Leib nur, wenn man er­kennt, wie er sich auf­ge­baut hat durch die Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den- und Er­den­ent­wi­cke­lung. Man ver­steht den Äther­­leib; wenn man sei­ne Bil­dung durch Son­nen-, Mon­den- und Er­den­ent­wi­cke­lung ver­folgt usw. Man ver­steht aber auch

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das­je­ni­ge, was ge­gen­wär­tig mit der Er­den­ent­wi­cke­lung zu­­­sam­men­hängt, wenn man er­kennt, wie sich al­les nach und nach ent­fal­tet hat. Man wird durch die Geis­tes­schu­lung in den Stand ge­setzt, das Ver­hält­nis von al­lem, was am Men­­schen ist, zu ent­sp­re­chen­den Tat­sa­chen und We­sen­hei­ten der au­ßer dem Men­schen be­find­li­chen Welt zu er­ken­nen. Denn so ist es: je­des Glied am Men­schen steht in ei­nem Ver­­hält­nis zu der gan­zen üb­ri­gen Welt. In die­sem Bu­che kon­n­­ten dar­über ja nur die An­deu­tun­gen im skiz­zen­haf­ten Um­riß ge­macht wer­den. Man muß aber be­den­ken, daß zum Bei­spiel der phy­si­sche Men­schen­leib wäh­rend der Sa­turn­ent­wi­cke­­lung nur in der ers­ten An­la­ge vor­han­den war. Sei­ne Or­ga­ne: das Herz, die Lun­ge, das Ge­hirn ha­ben sich spä­ter, wäh­rend der Son­nen-, Mon­den- und Er­den­zeit, aus den ers­ten An­la­gen her­aus­ge­bil­det. So al­so ste­hen Herz, Lun­ge, usw. in Be­zie­hun­gen zu Son­nen-, Mon­den­ent­wi­cke­lung, Er­de­n­en­t­wi­cke­lung. Ganz ent­sp­re­chend ist es mit den Glie­dern des Äther­lei­bes, des Emp­fin­dungs­lei­bes, der Emp­fin­dungs­see­le usw. Es ist der Mensch aus der gan­zen, ihm zu­nächst lie­gen­­den Welt her­aus­ge­stal­tet; und je­de Ein­zel­heit, die an ihm ist, ent­spricht ei­nem Vor­gan­ge, ei­nem We­sen der Au­ßen­welt. Der Geis­tes­schü­ler kommt auf der ent­sp­re­chen­den Stu­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung da­zu, die­ses Ver­hält­nis sei­nes ei­ge­nen We­sens zur gro­ßen Welt zu er­ken­nen. Und man kann die­se Er­kennt­nis­stu­fe das Ge­wahr­wer­den nen­nen des Ent­sp­re­chens der «klei­nen Welt», des Mi­kro­kos­mos, das ist des Men­schen selbst, und der «gro­ßen Welt», des Ma­kro­kos­mos. Wenn der Geis­tes­schü­ler bis zu sol­cher Er­kennt­nis sich durch­ge­run­gen hat, dann kann für ihn ein neu­es Er­leb­nis ein­t­re­ten. Er fängt an, sich wie mit dem gan­zen Wel­ten­bau ver­wach­sen zu füh­len, trotz­dem er sich in sei­ner vol­len Selb­stän­dig­keit

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emp­fin­det. Es ist die­se Emp­fin­dung ein Auf­­­ge­hen in die gan­ze Welt, ein Eins­wer­den mit der­sel­ben, aber oh­ne die ei­ge­ne We­sen­heit zu ver­lie­ren. Man kann die­se Ent­wi­cke­lungs­stu­fe als «Eins­wer­den mit dem Ma­kro­kos­­mos» be­zeich­nen. Es ist be­deut­sam, daß man die­ses Eins­wer­den nicht so zu den­ken hat, als wenn durch das­sel­be das Son­der­be­wußt­sein auf­hö­ren und die men­sch­li­che We­sen­heit in das All aus­f­lie­ßen wür­de. Es wä­re ein sol­cher Ge­dan­ke nur der Aus­druck ei­ner aus un­ge­schul­ter Ur­teils­kraft flie­ßen­­den Mei­nung. Die ein­zel­nen Stu­fen der höhe­ren Er­kenn­t­­nis im Sin­ne je­nes Ein­wei­hungs­vor­gan­ges, der hier be­schrie­­ben wor­den ist, kön­nen nun in der fol­gen­den Art be­zeich­net wer­den:

1. Das Stu­di­um der Geis­tes­wis­sen­schaft, wo­bei man sich zu­nächst der Ur­teils­kraft be­di­ent, wel­che man in der phy­sisch-sinn­li­chen Welt ge­won­nen hat.

2. Die Er­wer­bung der ima­gi­na­ti­ven Er­kennt­nis.

3. Das Le­sen der ver­bor­ge­nen Schrift (ent­sp­re­chend der In­spi­ra­ti­on).

4. Das Sich­ein­le­ben in die geis­ti­ge Um­ge­bung (ent­sp­re­chend der In­tui­ti­on).

5. Die Er­kennt­nis der Ver­hält­nis­se von Mi­kro­kos­mos und Ma­kro­kos­mos.

6. Das Eins­wer­den mit dem Ma­kro­kos­mos.

7. Das Ge­sam­t­er­le­ben der vor­he­ri­gen Er­fah­run­gen als ei­ne Grund-See­len­stim­mung.

Die­se Stu­fen brau­chen aber nicht et­wa so ge­dacht zu wer­­den, daß sie nach­ein­an­der durch­ge­macht wer­den. Die Schu­­lung kann viel­mehr so ver­lau­fen, daß je nach der In­di­vi­­dua­li­tät des Geis­tes­schü­lers ei­ne vor­her­ge­hen­de Stu­fe nur bis zu ei­nem ge­wis­sen Gra­de durch­schrit­ten ist, wenn er be­ginnt,

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Übun­gen zu ma­chen, wel­che der fol­gen­den Stu­fe en­t­­­sp­re­chen. Es kann zum Bei­spiel ganz gut sein, daß man erst ei­ni­ge Ima­gi­na­tio­nen in si­che­rer Art ge­won­nen hat und doch schon Übun­gen macht, wel­che die In­spi­ra­ti­on, die In­­­tui­ti­on oder die Er­kennt­nis vom Zu­sam­men­han­ge des Mi­kro­­kos­mos und Ma­kro­kos­mos in den Be­reich des ei­ge­nen Er­le­bens zie­hen.

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Wenn der Geis­tes­schü­ler sich ein Er­leb­nis von der In­tui­­ti­on ver­schafft hat, so kennt er nicht nur die Bil­der der see­lisch-geis­ti­gen Welt, er kann nicht nur ih­re Be­zie­hun­gen in der «ver­bor­ge­nen Schrift» le­sen: er kommt zu der Er­kennt­nis der We­sen selbst, durch de­ren Zu­sam­men­wir­ken die Welt zu­stan­de kommt, wel­cher der Mensch an­ge­hört. Und er lernt da­durch sich selbst in der­je­ni­gen Ge­stalt ken­­nen, die er als geis­ti­ges We­sen in der see­lisch-geis­ti­gen Welt hat. Er hat sich zu ei­ner Wahr­neh­mung sei­nes höhe­ren Ich durch­ge­run­gen, und er hat be­merkt, wie er wei­ter zu ar­bei­ten hat, um sei­nen Dop­pel­gän­ger, den «Hü­ter der Schwel­le», zu be­herr­schen. Er hat aber auch die Be­geg­nung ge­habt mit dem «gro­ßen Hü­ter der Schwel­le», der vor ihm steht wie ein ste­ti­ger Auf­for­de­rer, wei­ter­zu­ar­bei­ten. Die­ser «gro­ße Hü­ter der Schwel­le» wird nun sein Vor­bild, dem er nach­st­re­ben will. Wenn die­se Emp­fin­dung in dem Geis­tes­schü­ler auf­tritt, dann hat er die Mög­lich­keit er­langt zu er­ken­nen, wer da ei­gent­lich als der «gro­ße Hü­ter der Schwel­le» vor ihm steht. Es ver­wan­delt sich näm­lich nun­mehr die­ser Hü­ter in der Wahr­neh­mung des Geis­tes­schü­lers in die Chris­tus­ge­stalt, de­ren We­sen­heit und Ein­g­rei­fen in die Er­den­ent­wi­cke­lung aus den vor­her­ge­hen­den Ka­pi­teln die­ses Bu­ches er­sicht­lich ist. Der Geis­tes­schü­ler wird da­durch in das er­ha­be­ne

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Ge­heim­nis selbst ein­ge­weiht, das mit dem Chris­tus-­Na­men ver­knüpft ist. Der Chris­tus zeigt sich ihm als das «gro­ße men­sch­li­che Er­den­vor­bild». Ist auf sol­che Art durch In­tui­ti­on der Chris­tus in der geis­ti­gen Welt er­kannt, dann wird auch ver­ständ­lich, was sich auf der Er­de ge­­schicht­lich ab­ge­spielt hat in der vier­ten nachat­lan­ti­schen Ent­wi­cke­lungs­pe­rio­de der Er­de (in der grie­chisch-latei­ni­­schen Zeit). Wie zu die­ser Zeit das ho­he Son­nen­we­sen, das Chris­tus-We­sen, in die Er­den­ent­wi­cke­lung ein­ge­grif­fen hat, und wie es nun wei­ter wirkt inn­er­halb die­ser Er­den­ent­wic­ke­lung, das wird für den Geis­tes­schü­ler ei­ne selbs­t­er­leb­te Er­kennt­nis. Es ist al­so ein Auf­schluß über den Sinn und die Be­deu­tung der Er­den­ent­wi­cke­lung, wel­chen der Geis­tes­schü­ler er­hält durch die In­tui­ti­on.

Der hier­mit ge­schil­der­te Weg zur Er­kennt­nis der über­­sinn­li­chen Wel­ten ist ein sol­cher, wel­chen ein je­der Mensch ge­hen kann, in wel­cher La­ge er sich auch inn­er­halb der ge­­gen­wär­ti­gen Le­bens­be­din­gun­gen be­fin­det. Wenn von ei­nem sol­chen We­ge die Re­de ist, so muß man be­den­ken, daß das Ziel der Er­kennt­nis und Wahr­heit zu al­len Zei­ten der Er­den­­ent­wi­cke­lung das­sel­be ist, daß aber die Aus­gangs­punk­te des Men­schen zu ver­schie­de­nen Zei­ten ver­schie­de­ne wa­ren. Der Mensch kann ge­gen­wär­tig nicht von dem­sel­ben Aus­gangs­­­punk­te aus­ge­hen, wenn er den Weg in die über­sinn­li­chen Ge­bie­te be­t­re­ten will, wie zum Bei­spiel der al­te ägyp­ti­sche Ein­zu­wei­hen­de. Da­her las­sen sich die Übun­gen, wel­che dem Geis­tes­schü­ler im al­ten Ägyp­ten au­f­er­legt wur­den, nicht oh­ne wei­te­res von dem ge­gen­wär­ti­gen Men­schen aus­füh­ren. Seit je­ner Zeit sind die men­sch­li­chen See­len durch ver­schie­de­ne Ver­kör­pe­run­gen hin­durch­ge­gan­gen; und die­ses Wei­ter­­sch­rei­ten von Ver­kör­pe­rung zu Ver­kör­pe­rung ist nicht oh­ne

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Sinn und Be­deu­tung. Die Fähig­kei­ten und Ei­gen­schaf­ten der See­len än­dern sich von Ver­kör­pe­rung zu Ver­kör­pe­rung. Wer das men­sch­li­che, ge­schicht­li­che Le­ben auch nur ober­­fläch­lich be­trach­tet, kann be­mer­ken, daß seit dem zwölf­ten und drei­zehn­ten Jahr­hun­dert nach Chris­tus sich ge­gen früh­er al­le Le­bens­be­din­gun­gen ge­än­dert ha­ben, daß Mei­nun­gen, Ge­füh­le, aber auch Fähig­kei­ten der Men­schen an­ders ge­wor­den sind, als sie vor­her wa­ren. Der hier be­schrie­be­ne Weg zur höhe­ren Er­kennt­nis ist nun ein sol­cher, wel­cher für See­len taug­lich ist, wel­che in der un­mit­tel­ba­ren Ge­gen­wart sich ver­kör­pern. Er ist so, daß er den Aus­gangs­punkt der geis­ti­gen Ent­wi­cke­lung da an­setzt, wo der Mensch in der Ge­gen­wart steht, wenn er in ir­gend­wel­chen durch die­se Ge­gen­wart ihm ge­ge­be­nen Le­bens­ver­hält­nis­sen sich be­fin­­det. Die fort­sch­rei­ten­de Ent­wi­cke­lung führt die Men­sch­heit in be­zug auf die We­ge zu höhe­rer Er­kennt­nis eben­so von Zeit­ab­schnitt zu Zeit­ab­schnitt zu im­mer an­de­ren For­­men, wie auch das äu­ße­re Le­ben sei­ne Ge­stal­tun­gen än­dert. Und es muß ja auch je­der­zeit ein voll­kom­me­ner Ein­klang herr­schen zwi­schen dem äu­ße­ren Le­ben und der Ein­wei­hung.

GEGENWART UND ZUKUNFT DER WELT- UND MENSCHHEITS-ENTWICKELUNG

#G013-1962-SE397 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss

#TI

GE­GEN­WART UND ZU­KUNFT DER WELT- UND MENSCH­HEITS-ENT­WI­CKE­LUNG

#TX

Im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft von Ge­gen­wart und Zu­­kunft der Men­schen- und Welt­ent­wi­cke­lung et­was zu er­ken­nen, ist nicht mög­lich, oh­ne die Ver­gan­gen­heit die­ser Ent­wi­cke­lung zu ver­ste­hen. Denn, was sich der Wahr­neh­­mung des Geis­tes­for­schers dar­bie­tet, wenn er die ver­bor­­ge­nen Tat­sa­chen der Ver­gan­gen­heit be­o­b­ach­tet, das ent­hält zu­g­leich al­les das­je­ni­ge, was er von Ge­gen­wart und Zu­kunft wis­sen kann. Es ist in die­sem Bu­che von Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den- und Er­den­ent­wi­cke­lung ge­spro­chen wor­den. Man kann im geis­tes­wis­sen­schaft­li­chen Sin­ne die Er­den­ent­wi­cke­­lung nicht ver­ste­hen, wenn man nicht die Tat­sa­chen der vor­her­ge­hen­den Ent­wi­cke­lungs­zei­ten be­o­b­ach­tet. Denn, was dem Men­schen ge­gen­wär­tig inn­er­halb der Er­den­welt ent­ge­gen­tritt, da­rin ste­cken in ge­wis­ser Be­zie­hung die Ta­t­­sa­chen der Mon­den-, Son­nen- und Sa­turn­ent­wi­cke­lung. Die We­sen und Din­ge, wel­che an der Mon­den­ent­wi­cke­lung be­tei­ligt wa­ren, ha­ben sich wei­ter fort­ge­bil­det. Aus ih­nen ist al­les das­je­ni­ge ge­wor­den, was ge­gen­wär­tig zur Er­de ge­hört. Aber es ist für das phy­sisch-sinn­li­che Be­wußt­sein nicht al­les wahr­nehm­bar, was sich vom Mon­de her­über zur Er­de ent­wi­ckelt hat. Ein Teil des­sen, was sich von die­sem Mon­de her­über ent­wi­ckelt hat, wird erst auf ei­ner ge­wis­sen Stu­fe des über­sinn­li­chen Be­wußt­seins of­fen­bar. Wenn die­se Er­kennt­nis er­langt ist, dann ist für die­sel­be un­se­re Er­den­welt ver­bun­den mit ei­ner über­sinn­li­chen Welt. Die­se ent­hält den Teil des Mon­den­da­seins, wel­cher sich nicht bis zur phy­sisch-sinn­li­chen Wahr­neh­mung ver­dich­tet hat. Sie ent­hält ihn zu­nächst so, wie er ge­gen­wär­tig ist, nicht

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wie er zur Zeit der ural­ten Mon­den­ent­wi­cke­lung war. Das über­sinn­li­che Be­wußt­sein kann aber ein Bild von dem da­­ma­li­gen Zu­stan­de er­hal­ten. Wenn näm­lich die­ses über­­sinn­li­che Be­wußt­sein sich in die Wahr­neh­mung ver­tieft, wel­che es ge­gen­wär­tig ha­ben kann, so zeigt sich, daß die­se durch sich selbst sich in zwei Bil­der all­mäh­lich zer­legt. Das ei­ne Bild stellt sich dar als die­je­ni­ge Ge­stalt, wel­che die Er­de ge­habt hat wäh­rend ih­rer Mon­den­ent­wi­cke­lung. Das an­­de­re Bild aber zeigt sich so, daß man da­ran er­kennt: die­ses ent­hält ei­ne Ge­stalt, wel­che noch im Keim­zu­stan­de ist und wel­che erst in der Zu­kunft in dem Sin­ne wir­k­lich wer­den wird, wie die Er­de jetzt wir­k­lich ist. Bei wei­te­rer Be­o­b­ach­­tung zeigt sich, daß in die­se Zu­kunfts­form fort­wäh­rend das­je­ni­ge ein­strömt, was sich in ei­nem ge­wis­sen Sin­ne als Wir­kung des­sen er­gibt, was auf der Er­de ge­schieht. In die­­ser Zu­kunfts­form hat man des­halb das­je­ni­ge vor sich, was aus un­se­rer Er­de wer­den soll. Die Wir­kun­gen des Er­den­da­seins wer­den sich mit dem, was in der cha­rak­te­ri­sier­ten Welt ge­schieht, ve­r­ei­ni­gen, und dar­aus wird das neue Wel­­ten­we­sen ent­ste­hen, in wel­ches sich die Er­de so ver­wan­deln wird, wie sich der Mond in die Er­de ver­wan­delt hat. Man kann die­se Zu­kunfts­ge­stalt den Ju­pi­ter­zu­stand nen­nen. Wer die­sen Ju­pi­ter­zu­stand in über­sinn­li­cher An­schau­ung be­o­b­­ach­tet, für den zeigt sich, daß in der Zu­kunft ge­wis­se Vor­­­gän­ge statt­fin­den müs­sen, weil in dem über­sinn­li­chen Teil der Er­den­welt, wel­cher vom Mon­de her­rührt, We­sen und Din­ge vor­han­den sind, wel­che be­stimm­te For­men an­neh­men wer­den, wenn sich inn­er­halb der phy­sisch-sinn­li­chen Er­de die­ses oder je­nes er­eig­net ha­ben wird. In dem Ju­pi­ter­zu­stand wird des­halb et­was sein, was durch die Mon­den­­ent­wi­cke­lung schon vor­be­stimmt ist; und es wird in ihm

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Neu­es sein, was erst durch die Er­den­vor­gän­ge in die gan­ze Ent­wi­cke­lung hin­ein­kommt. Des­we­gen kann das über­sin­n­­li­che Be­wußt­sein et­was er­fah­ren dar­über, was wäh­rend des Ju­pi­ter­zu­stan­des ge­sche­hen wird. Den We­sen­hei­ten und Ta­t­­sa­chen, wel­che in die­sem Be­wußt­s­eins­fel­de be­o­b­ach­tet wer­­den, ist der Cha­rak­ter des Sinn­lich-Bild­haf­ten nicht ei­gen; selbst als fei­ne, luf­ti­ge Ge­bil­de, von de­nen Wir­kun­gen aus­­­ge­hen könn­ten, die an Ein­drü­cke der Sin­ne er­in­nern, tre­ten sie nicht auf. Man hat von ih­nen rei­ne geis­ti­ge Ton­ein­drü­cke, Licht­ein­drü­cke, Wär­me­ein­drü­cke. Die­se drü­cken sich nicht durch ir­gend­wel­che ma­te­ri­el­le Ver­kör­pe­run­gen aus. Sie kön­­nen nur durch das über­sinn­li­che Be­wußt­sein er­faßt wer­den. Man kann aber doch sa­gen, daß die­se We­sen­hei­ten ei­nen «Leib» ha­ben. Doch zeigt sich die­ser inn­er­halb ih­res See­­li­schen, das sich als ihr ge­gen­wär­ti­ges We­sen of­fen­bart, wie ei­ne Sum­me ver­dich­te­ter Er­in­ne­run­gen, die sie inn­er­halb ih­res see­li­schen We­sens in sich tra­gen. Man kann un­ter­schei­­den in ih­rem We­sen zwi­schen dem, was sie jetzt er­le­ben, und dem, was sie er­lebt ha­ben, und woran sie sich er­in­nern. Dies letz­te­re ist in ih­nen wie ein Leib­li­ches ent­hal­ten. Sie er­le­ben es, wie der Er­den­mensch sei­nen Leib er­lebt. Für ei­ne Stu­fe der über­sinn­li­chen Schau­ung, wel­che höh­er ist als die so­e­ben für die Mond- und Ju­pi­ter­er­kennt­nis als not­wen­dig be­zeich­ne­te, wer­den über­sinn­li­che We­sen und Din­ge wahr­­nehm­bar, wel­che wei­ter ent­wi­ckel­te Ge­stal­ten des­sen sind, was schon wäh­rend des Son­nen­zu­stan­des vor­han­den war, aber ge­gen­wär­tig so ho­he Da­s­eins­stu­fen hat, daß die­se für ein Be­wußt­sein gar nicht vor­han­den sind, wel­ches es nur bis zum Wahr­neh­men der Mon­den­for­men ge­bracht hat. Auch das Bild die­ser Welt spal­tet sich bei in­ne­rer Ver­sen­kung wie­­der in zwei. Das ei­ne führt zur Er­kennt­nis des Son­nen­zu­stan­des

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der Ver­gan­gen­heit; das an­de­re stellt ei­ne Zu­kunfts­­­form der Er­de dar, näm­lich die­je­ni­ge, in wel­che sich die Er­de ver­wan­delt ha­ben wird, wenn in die Ge­stal­ten je­ner Welt die Wir­kun­gen der Er­den- und Ju­pi­ter­vor­gän­ge ein­ge­f­los­sen sein wer­den. Was man auf die­se Art von die­ser Zu­kunfts­welt be­o­b­ach­tet, kann im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­­schaft als Ve­nus­zu­stand be­zeich­net wer­den. Auf ähn­li­che Wei­se er­gibt sich für ein noch wei­ter ent­wi­ckel­tes über­sin­n­­li­ches Be­wußt­sein ein künf­ti­ger Zu­stand der Ent­wi­cke­lung, wel­cher als Vul­k­an­zu­stand be­zeich­net wer­den kann und der mit dem Sa­turn­zu­stand in ei­nem glei­chen Ver­hält­nis­se steht, wie der Ve­nus­zu­stand mit dem Son­nen-, und der Ju­pi­ter­zu­stand mit der Mon­den­ent­wi­cke­lung. Man kann des­halb, wenn man Ver­gan­gen­heit, Ge­gen­wart und Zu­kunft der Er­den­ent­wi­cke­lung in Be­tracht zieht, von Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den-, Er­den-, Ju­pi­ter-, Ve­nus- und Vul­kan­ent­wi­cke­­lung sp­re­chen. Wie die­se um­fas­sen­den Ver­hält­nis­se der Er­den­ent­wi­cke­lung, so er­ge­ben sich für das Be­wußt­sein auch Be­o­b­ach­tun­gen über ei­ne nähe­re Zu­kunft. Es ent­spricht je­dem Bil­de der Ver­gan­gen­heit auch ein sol­ches der Zu­kunft. Doch muß, wenn von sol­chen Din­gen ge­spro­chen wird, et­was be­­tont wer­den, des­sen Be­rück­sich­ti­gung so not­wen­dig wie nur ir­gend mög­lich an­ge­se­hen wer­den muß. Man muß sich, wenn man der­g­lei­chen er­ken­nen will, voll­kom­men der Mei­nung ent­schla­gen, daß das blo­ße an der sin­nen­fäl­li­gen Wir­k­li­ch­keit her­an­ge­zo­ge­ne phi­lo­so­phi­sche Nach­den­ken dar­über ir­gend et­was er­grün­den kann. Er­forscht kön­nen und sol­len die­se Din­ge nie­mals durch sol­ches Nach­den­ken wer­den. Wer et­wa glau­ben wür­de, wenn er durch die Geis­tes­wis­sen­schaft Mit­tei­lung dar­über er­hal­ten hat, wie der Mon­den­zu­stand war: er kön­ne nun durch sol­ches Nach­den­ken her­aus­brin­­gen,

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wie es auf dem Ju­pi­ter aus­se­hen wer­de, wenn er die Er­den­ver­hält­nis­se und die Mon­den­ver­hält­nis­se zu­sam­men­hält, der wird sich ge­wal­ti­gen Täu­schun­gen hin­ge­ben. Er­forscht sol­len die­se Ver­hält­nis­se nur wer­den, in­dem sich das über­sinn­li­che Be­wußt­sein zur Be­o­b­ach­tung er­hebt. Erst wenn das Er­forsch­te mit­ge­teilt wird, kann es auch oh­ne über­sinn­li­ches Be­wußt­sein ver­stan­den wer­den.

Ge­gen­über den Mit­tei­lun­gen über die Zu­kunft ist der Geis­tes­for­scher nun in ei­ner an­de­ren La­ge als ge­gen­über de­nen, wel­che die Ver­gan­gen­heit be­tref­fen. Der Mensch kann zu­nächst gar nicht den zu­künf­ti­gen Er­eig­nis­sen so un­be­fan­gen ge­gen­über­ste­hen, wie ihm dies be­züg­lich der Ver­­­gan­gen­heit mög­lich ist. Was in der Zu­kunft ge­schieht, er­regt das men­sch­li­che Füh­len und Wol­len; die Ver­gan­gen­heit wird in ganz an­de­rer Art er­tra­gen. Wer das Le­ben be­o­b­ach­tet, weiß, wie dies schon für das ge­wöhn­li­che Da­sein gilt. In welch un­ge­heu­rem Gra­de es sich aber stei­gert, wel­che For­­men es an­nimmt ge­gen­über den ver­bor­ge­nen Tat­sa­chen des Le­bens, da­von kann nur der­je­ni­ge Kennt­nis ha­ben, wel­cher ge­wis­se Din­ge der über­sinn­li­chen Wel­ten kennt. Und da­mit ist der Grund an­ge­ge­ben, warum die Er­kennt­nis­se über die­se Din­ge an ganz be­stimm­te Gren­zen ge­bun­den sind.

So wie die gro­ße Welt­ent­wi­cke­lung in der Fol­ge ih­rer Zu­stän­de von der Sa­turn- bis zur Vul­k­an­zeit dar­ge­s­tellt wer­den kann, so ist dies auch mög­lich für klei­ne­re Zei­t­ab­­schnit­te, zum Bei­spiel sol­che der Er­den­ent­wi­cke­lung. Seit je­ner ge­wal­ti­gen Um­wäl­zung, wel­che dem al­ten at­lan­ti­schen Le­ben das En­de ge­bracht hat, sind sich inn­er­halb der Men­sch­heits­ent­wi­cke­lung Zu­stän­de ge­folgt, wel­che in die­sem Bu­che als die Zei­ten der al­ten in­di­schen, der ur­per­si­schen, der ägyp­tisch-chal­däi­schen, der grie­chisch-latei­ni­schen ge­ken­n­zeich­net

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wor­den sind. Der fünf­te Zeit­ab­schnitt ist der­je­ni­ge, in dem jetzt die Mensch­heit steht, ist die Ge­gen­wart. Die­ser Zeit­ab­schnitt hat um das zwölf­te, drei­zehn­te und vier­zehn­te Jahr­hun­dert nach Chris­tus all­mäh­lich be­gon­nen, nach­dem er sich vom vier­ten, fünf­ten Jahr­hun­dert an vor­be­rei­tet hat­te. Ganz deut­lich ist er vom fünf­zehn­ten Jahr­hun­dert an auf­­­ge­t­re­ten. Der vor­her­ge­hen­de grie­chisch-latei­ni­sche hat un­ge­­fähr im ach­ten vor­christ­li­chen Jahr­hun­dert sei­nen An­fang ge­nom­men. Am En­de sei­nes ers­ten Drit­tels fand das Chri­s­tus-Er­eig­nis statt. Die men­sch­li­che See­len­ver­fas­sung, al­le men­sch­li­chen Fähig­kei­ten ha­ben sich beim Über­gang vom ägyp­tisch-chal­däi­schen zum grie­chisch-latei­ni­schen Zei­traum ge­än­dert. In dem ers­te­ren war das noch nicht vor­han­den, was man jetzt als lo­gi­sches Nach­den­ken, als ver­stan­des­­mä­ß­i­ge Auf­fas­sung der Welt kennt. Was der Mensch sich jetzt durch sei­nen Ver­stand als Er­kennt­nis zu ei­gen macht, das be­kam er in je­ner Form, in wel­cher es für die da­ma­li­ge Zeit ge­eig­net war: un­mit­tel­bar durch ein in­ne­res, in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung über­sinn­li­ches Wis­sen. Man nahm die Din­ge wahr; und in­dem man sie wahr­nahm, tauch­te in der See­le der Be­griff, das Bild auf, wel­che die See­le von ih­nen brauch­te. Wenn die Er­kennt­nis­kraft so ist, so tau­chen aber nicht nur Bil­der der sinn­lich-phy­si­schen Welt auf, son­dern aus den Tie­fen der See­le kommt auch ei­ne ge­wis­se Er­kenn­t­­nis nicht­sinn­li­cher Tat­sa­chen und We­sen­hei­ten her­auf. Es war dies der Rest des al­ten, däm­mer­haf­ten über­sinn­li­chen Be­wußt­seins, das einst Ge­mein­be­sitz der gan­zen Mensch­heit war. In der grie­chisch-latei­ni­schen Zeit er­stan­den im­mer mehr Men­schen, wel­chen sol­che Fähig­kei­ten man­gel­ten. An ih­re Stel­le trat das ver­stan­des­mä­ß­i­ge Nach­den­ken über die Din­ge. Die Men­schen wur­den im­mer mehr ent­fernt von

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ei­ner un­mit­tel­ba­ren träu­me­ri­schen Wahr­neh­mung der gei­s­tig-see­li­schen Welt und im­mer mehr dar­auf an­ge­wie­sen, durch ih­ren Ver­stand und ihr Ge­fühl sich ein Bild von der­­sel­ben zu for­men. Die­ser Zu­stand dau­er­te durch den gan­­zen vier­ten Zeit­ab­schnitt der nachat­lan­ti­schen Zeit in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung fort. Nur sol­che Men­schen, wel­che sich wie ein Erb­gut die al­te See­len­ver­fas­sung be­wahrt hat­ten, konn­ten die geis­ti­ge Welt noch un­mit­tel­bar ins Be­wußt­sein auf­neh­men. Die­se Men­schen sind aber Nach­züg­ler aus ei­ner äl­te­ren Zeit. Die Art, wie ih­re Er­kennt­nis war, eig­ne­te sich nicht mehr für die neue Zeit. Denn die Ent­wi­cke­lungs­ge­set­ze ha­ben zur Fol­ge, daß ei­ne al­te See­len­fähig­keit ih­re vol­le Be­deu­tung ver­liert, wenn neue Fähig­kei­ten auf­t­re­ten. Das Men­schen­le­ben paßt sich dann die­sen neu­en Fähig­kei­ten an. Und es kann mit den al­ten nichts mehr an­fan­gen. Es gab aber auch sol­che Men­schen, wel­che in ganz be­wuß­ter Art an­fin­gen, zu den er­lang­ten Ver­stan­des- und Ge­fühls­kräf­ten an­de­re höhe­re hin­zu­zu­ent­wi­ckeln, wel­che es ih­nen wie­der mög­lich mach­ten, in die geis­tig-see­li­sche Welt ein­zu­drin­gen. Sie muß­ten da­mit be­gin­nen, dies auf an­de­re Art zu tun, als es bei den Schü­l­ern der al­ten Ein­ge­weih­ten ge­schah. Die­se hat­ten die erst im vier­ten Zei­traum ent­wi­ckel­ten See­len­fähig­kei­ten noch nicht zu be­rück­sich­ti­gen. Es be­gann im vier­ten Zei­trau­me in den ers­ten An­fän­gen die­je­ni­ge Art der Geis­tes­schu­lung, wel­che in die­sem Bu­che als die ge­gen­wär­­ti­ge be­schrie­ben wor­den ist. Aber sie war da­mals eben erst in den An­fän­gen; ih­re ei­gent­li­che Aus­bil­dung konn­te sie erst im fünf­ten Zeit­ab­schnit­te (seit dem zwölf­ten, drei­zehn­­ten, na­ment­lich fünf­zehn­ten Jahr­hun­dert) er­fah­ren. Men­­schen, wel­che in die­ser Wei­se den Auf­s­tieg in die über­sinn­li­chen We­sen such­ten, konn­ten durch ei­ge­ne Ima­gi­na­ti­on,

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In­spi­ra­ti­on, In­tui­ti­on et­was von höhe­ren Ge­bie­ten des Da­­seins er­fah­ren. Je­ne Men­schen, wel­che bei den ent­wi­ckel­ten Ver­stan­des- und Ge­fühls­fähig­kei­ten ver­b­lie­ben, konn­ten von dem, was das äl­te­re Hell­se­hen wuß­te, nur durch Über­­lie­fe­rung er­fah­ren, die sich von Ge­sch­lecht zu Ge­sch­lecht münd­lich oder schrift­lich fortpflanz­te.

Auch von dem, was ei­gent­lich das We­sen des Chris­tus-Er­eig­nis­ses ist, konn­ten die Nach­ge­bo­re­nen, wenn sie sich nicht in die über­sinn­li­chen Wel­ten er­ho­ben, nur durch sol­che Über­lie­fe­rung et­was wis­sen. Al­ler­dings wa­ren auch sol­che Ein­ge­weih­te vor­han­den, wel­che die na­tür­li­chen Wahr­neh­­mungs­fähig­kei­ten für die über­sinn­li­che Welt noch hat­ten und sich durch ih­re Ent­wi­cke­lung doch in ei­ne höhe­re Welt er­ho­ben, trotz­dem sie die neu­en Ver­stan­des- und Ge­müts­kräf­te un­be­rück­sich­tigt lie­ßen. Durch sie wur­de ein Über­­gang ge­schaf­fen von der al­ten Ein­wei­hungs­art zu der neu­en. Sol­che Per­sön­lich­kei­ten gab es auch für die fol­gen­den Zeit­räu­me noch. Das ist ge­ra­de das We­sent­li­che des vier­ten Zeit­rau­mes, daß durch das Ab­ge­sch­los­sen­sein der See­le von ei­nem un­mit­tel­ba­ren Ver­kehr mit der see­lisch-geis­ti­gen Welt der Mensch ge­stärkt und ge­kräf­tigt wur­de in den Ver­stan­des- und Ge­fühls­kräf­ten. Die See­len, wel­che sich da­mals so ver­­­kör­per­ten, daß sie Ver­stan­des- und Ge­fühls­kräf­te in ho­hem Ma­ße ent­wi­ckelt hat­ten, brach­ten dann das Er­geb­nis die­ser Ent­wi­cke­lung in ih­re Ver­kör­pe­run­gen im fünf­ten Zei­traum hin­über. Als Er­satz für die­se Ab­ge­sch­los­sen­heit wa­ren dann die ge­wal­ti­gen Über­lie­fe­run­gen vor­han­den von den ural­ten Wei­s­tü­mern, na­ment­lich aber von dem Chris­tus-Er­eig­nis, wel­che durch die Kraft ih­res In­hal­tes den See­len ein ver­­trau­en­des Wis­sen ga­ben von den höhe­ren Wel­ten. Nun wa­ren aber im­mer auch Men­schen vor­han­den, wel­che die

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höhe­ren Er­kennt­nis­kräf­te zu den Ver­stan­des- und Ge­fühls­­fähig­kei­ten hin­zu­ent­wi­ckel­ten. Ih­nen ob­lag es, die Tat­sa­chen der höhe­ren Welt und na­ment­lich das Ge­heim­nis des Chris­tus-Er­eig­nis­ses durch ein un­mit­tel­ba­res über­sinn­li­ches Wis­sen zu er­fah­ren. Von ih­nen aus floß in die See­len der an­de­ren Men­schen im­mer so viel hin­über, als die­sen See­len be­g­reif­lich und gut war. Die ers­te Aus­b­rei­tung des Chri­s­ten­tums soll­te dem Sin­ne der Er­den­ent­wi­cke­lung ge­mäß ge­ra­de in ei­ne Zeit fal­len, in wel­cher die über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­kräf­te bei ei­nem gro­ßen Tei­le der Mensch­heit nicht ent­wi­ckelt wa­ren. Des­halb war die Kraft der Über­lie­fe­rung da­mals ei­ne so ge­wal­ti­ge. Es brauch­te die stärks­te Kraft, um Men­schen zum Ver­trau­en in die über­sinn­li­che Welt zu füh­­ren, wel­che nicht selbst in die­se Welt hin­ein­schau­en kon­n­­ten. Es gab fast im­mer (wenn man von ei­ner kur­zen Aus­nah­me­zeit im drei­zehn­ten Jahr­hun­dert ab­sieht) auch sol­che Men­schen, wel­che durch Ima­gi­na­ti­on, In­spi­ra­ti­on, In­tui­ti­on sich zu den höhe­ren Wel­ten er­he­ben konn­ten. Die­se Men­­schen sind die nach­christ­li­chen Nach­fol­ger der al­ten Ein­ge­weih­ten, der Lei­ter und Mit­g­lie­der des Mys­te­ri­en­wis­sens. Sie hat­ten die Auf­ga­be, durch ih­re ei­ge­nen Fähig­kei­ten das­je­ni­ge wie­der­zu­er­ken­nen, was man durch das al­te Mys­te­ri­en-Er­ken­nen hat­te er­g­rei­fen kön­nen; und zu die­sem hat­ten sie noch hin­zu­zu­fü­gen die Er­kennt­nis von dem We­­sen des Chris­tus-Er­eig­nis­ses.

So ent­stand bei die­sen neu­en Ein­ge­weih­ten ei­ne Er­kenn­t­­nis, wel­che al­les das­je­ni­ge um­faß­te, was Ge­gen­stand der al­ten Ein­wei­hung war; aber im Mit­tel­punk­te die­ser Er­kennt­nis strahl­te das höhe­re Wis­sen von den Ge­heim­nis­sen des Chris­tus-Er­eig­nis­ses. Sol­che Er­kennt­nis konn­te nur in ei­nem ge­rin­gen Ma­ße ein­f­lie­ßen in das all­ge­mei­ne Le­ben,

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wäh­rend die Men­schen­see­len im vier­ten Zei­traum die Ver­­­stan­des- und Ge­fühls­fähig­kei­ten fes­ti­gen soll­ten. Es war da­her in die­sem Zei­traum ein gar sehr «ver­bor­ge­nes Wis­­sen». Dann brach der neue Zei­traum an, der als der fünf­te zu be­zeich­nen ist. Sei­ne We­sen­heit be­steht da­rin, daß die Ent­wi­cke­lung der Ver­stan­des­fähig­kei­ten fort­schritt und zu ge­wal­ti­ger Blü­te sich ent­fal­te­te und über die Ge­gen­wart in die Zu­kunft hin­ein sich ent­fal­ten wird. Lang­sam be­­rei­te­te sich das vor von dem zwölf­ten, drei­zehn­ten Jahr­hun­dert an, um im­mer sch­nel­ler und sch­nel­ler in dem Fort­gan­ge zu wer­den vom sech­zehn­ten Jahr­hun­dert an bis in die ge­gen­wär­ti­ge Zeit. Un­ter die­sen Ein­flüs­sen wur­de die Ent­wi­cke­lungs­zeit des fünf­ten Zei­trau­mes ei­ne sol­che, wel­che die Pf­le­ge der Ver­stan­des­kräf­te im­mer mehr sich an­ge­le­gen sein ließ, wo­ge­gen das ver­trau­en­de Wis­sen von ehe­mals, die über­lie­fer­te Er­kennt­nis, im­mer mehr an Kraft über die Men­schen­see­le ver­lor. Aber es ent­wi­ckel­te sich da­für auch in die­ser Zeit das­je­ni­ge, was ein im­mer stär­ke­res Ein­f­lie­ßen der Er­kennt­nis­se neu­zeit­li­chen über­sinn­li­chen Be­wußt­seins in die Men­schen­see­len ge­nannt wer­den kann. Das «ver­­­bor­ge­ne Wis­sen» fließt, wenn auch an­fangs recht un­mer­k­lich, in die Vor­stel­lungs­wei­sen der Men­schen die­ses Zei­trau­mes ein. Es ist nur selbst­ver­ständ­lich, daß sich, bis in die Ge­gen­wart he­r­ein, die Ver­stan­des­kräf­te ab­leh­nend ver­hal­ten ge­gen die­se Er­kennt­nis­se. Al­lein, was ge­sche­hen soll, wird ge­­sche­hen, trotz al­ler zeit­wei­li­gen Ab­leh­nung. Man kann das «ver­bor­ge­ne Wis­sen», wel­ches von die­ser Sei­te die Men­sch­heit er­g­reift und im­mer mehr er­g­rei­fen wird, nach ei­nem Sym­bol die Er­kennt­nis vom «Gral» nen­nen. Wer die­ses Sym­bol, wie es in Er­zäh­lung und Sa­ge ge­ge­ben ist, sei­ner tie­fe­ren Be­deu­tung nach ver­ste­hen lernt, wird näm­lich fin­­den,

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daß es be­deu­tungs­voll das We­sen des­sen ver­sinn­licht, was oben die Er­kennt­nis der neu­en Ein­wei­hung, mit dem Chris­tus-Ge­heim­nis in der Mit­te, ge­nannt wor­den ist. Die neu­zeit­li­chen Ein­ge­weih­ten kön­nen des­halb auch die «Ein­­ge­weih­ten des Gra­les» ge­nannt wer­den. Zu der «Wis­sen­­schaft vom Gral» führt der Weg in die über­sinn­li­chen Wel­ten, wel­cher in die­sem Bu­che in sei­nen ers­ten Stu­fen be­schrie­ben wor­den ist. Die­se Er­kennt­nis hat die Ei­gen­tüm­lich­keit, daß man ih­re Tat­sa­chen nur er­for­schen kann, wenn man sich die Mit­tel da­zu er­wirbt, wie sie in die­sem Bu­che ge­ken­n­zeich­net wor­den sind. Sind sie aber er­forscht, dann kön­nen sie ge­ra­de durch die im fünf­ten Zei­trau­me zur Ent­wi­cke­lung ge­kom­me­nen See­len­kräf­te ver­stan­den wer­den. Ja, es wird sich im­mer mehr her­aus­s­tel­len, daß die­se Kräf­te in ei­nem im­mer höhe­ren Gra­de durch die­se Er­kennt­nis­se sich be­frie­­digt fin­den wer­den. Wir le­ben in der Ge­gen­wart in ei­ner Zeit, in wel­cher die­se Er­kennt­nis­se reich­li­cher in das al­l­­ge­mei­ne Be­wußt­sein auf­ge­nom­men wer­den sol­len, als dies vor­her der Fall war. Und die­ses Buch möch­te sei­ne Mit­tei­­lun­gen von die­sem Ge­sichts­punk­te aus ge­ben. In dem Ma­ße, als die Ent­wi­cke­lung der Mensch­heit die Er­kennt­nis­se des Gra­les auf­sau­gen wird, kann der Im­puls, wel­cher durch das Chris­tus-Er­eig­nis ge­ge­ben ist, im­mer be­deut­sa­mer wer­den. An die äu­ße­re Sei­te der christ­li­chen Ent­wi­cke­lung wird sich im­mer mehr die in­ne­re an­sch­lie­ßen. Was durch Ima­gi­na­ti­on, In­spi­ra­ti­on, In­tui­ti­on über die höhe­ren Wel­ten in Ver­bin­dung mit dem Chris­tus-Ge­heim­nis er­kannt wer­den kann, wird das Vor­stel­lungs-, Ge­fühls- und Wil­lens­le­ben der Men­schen im­mer mehr durch­drin­gen. Das «ver­bor­ge­ne Wis­sen vom Gral» wird of­fen­bar wer­den; es wird als ei­ne in­ne­re Kraft die Le­bens­äu­ße­run­gen der Men­schen im­mer mehr durch­drin­gen.

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Durch den fünf­ten Zei­traum hin­durch wer­den die Er­kennt­nis­se der über­sinn­li­chen Wel­ten in das men­sch­li­che Be­wußt­sein ein­f­lie­ßen; und wenn der sechs­te be­gin­nen wird, kann die Mensch­heit auf ei­ner höhe­ren Stu­fe das wie­der er­langt ha­ben, was sie in ei­ner noch däm­mer­haf­ten Art von nicht sinn­li­chem Schau­en in ei­nem frühe­ren Zeit­ab­schnit­te be­ses­sen hat. Doch wird der neue Be­sitz ei­ne ganz an­de­re Form ha­ben als der al­te. Was die See­le in al­ten Zei­ten von höhe­ren Wel­ten wuß­te, war in ihr nicht durch­drun­gen von ih­rer ei­ge­nen Ver­stan­des- und Ge­fühls­kraft. Sie wuß­te es als Ein­ge­bung. In der Zu­kunft wird sie nicht bloß Ein­ge­bun­gen ha­ben, son­dern die­se be­g­rei­fen und als das­je­ni­ge emp­fin­den, was We­sen von ih­rem ei­ge­nen We­sen ist. Wenn ei­ne Er­kennt­nis ihr wird über die­ses oder je­nes We­sen oder Ding, so wird der Ver­stand die­se Er­kennt­nis auch durch sei­ne ei­ge­ne We­sen­heit ge­recht­fer­tigt fin­den; wenn ei­ne an­­de­re Er­kennt­nis über ein sitt­li­ches Ge­bot, über ein men­sch­­li­ches Ver­hal­ten sich gel­tend ma­chen wird, so wird die See­le sich sa­gen: Mein Ge­fühl ist nur dann vor sich sel­ber ge­rech­t­­fer­tigt, wenn ich das auch aus­füh­re, was im Sin­ne die­ser Er­kennt­nis liegt. Ei­ne sol­che See­len­ver­fas­sung soll bei ei­ner ge­nü­gend gro­ßen An­zahl von Men­schen des sechs­ten Zeit­rau­mes aus­ge­bil­det wer­den. Es wie­der­holt sich in ei­ner ge­wis­sen Art in dem fünf­ten Zei­traum das­je­ni­ge, was der drit­te, der ägyp­tisch-chal­däi­sche, der Mensch­heits­ent­wi­cke­­lung ge­bracht hat. Da­mals nahm die See­le ge­wis­se Tat­sa­chen der über­sinn­li­chen Welt noch wahr. Die Wahr­neh­mung der­­sel­ben war eben da­mals im Hin­schwin­den. Denn es be­rei­te­ten sich die Ver­stan­des­kräf­te für ih­re Ent­wi­cke­lung vor; und die­se soll­ten den Men­schen von der höhe­ren Welt zu­­­nächst aus­sch­lie­ßen. Im fünf­ten Zei­traum wer­den die über­sinn­li­chen

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Tat­sa­chen, wel­che in dem drit­ten in däm­mer­haf­­tem Be­wußt­sein ge­schaut wur­den, wie­der of­fen­bar, doch nun­mehr durch­drun­gen mit den Ver­stan­des- und per­sön­­li­chen Ge­fühls­kräf­ten der Men­schen. Sie wer­den durch­drun­­gen mit dem auch, was durch die Er­kennt­nis des Chris­tus-­Ge­heim­nis­ses der See­le zu­teil wer­den kann. Da­her neh­men sie ei­ne ganz an­de­re Form an, als sie ehe­mals hat­ten. Wäh­­rend die Ein­drü­cke aus den über­sinn­li­chen Wel­ten in al­ten Zei­ten als Kräf­te emp­fun­den wur­den, wel­che den Men­schen aus ei­ner geis­ti­gen Au­ßen­welt her trie­ben, in wel­cher er nicht da­r­in­nen war, wer­den durch die Ent­wi­cke­lung der neue­ren Zeit die­se Ein­drü­cke als die ei­ner Welt emp­fun­den wer­den, in wel­che der Mensch hin­ein­wächst, in wel­cher er im­mer mehr und mehr da­r­in­nen steht. Nie­mand soll glau­­ben, daß die Wie­der­ho­lung der ägyp­tisch-chal­däi­schen Ku­l­­tur so er­fol­gen kann, daß et­wa ein­fach das von der See­le auf­ge­nom­men wür­de, was da­mals vor­han­den war und aus je­ner Zeit über­lie­fert ist. Der recht ver­stan­de­ne Chris­tus-Im­puls wirkt da­hin, daß die Men­schen­see­le, wel­che ihn auf­­­ge­nom­men hat, sich als Glied ei­ner geis­ti­gen Welt fühlt und als sol­ches er­kennt und ver­hält, au­ßer­halb wel­cher sie vor­­her ge­stan­den hat. Wäh­rend in sol­cher Art im fünf­ten Zei­traum der drit­te wie­der auf­lebt, um sich mit dem in den Men­schen­see­len zu durch­drin­gen, was der vier­te als ein ganz Neu­es ge­bracht hat, wird ein Ähn­li­ches beim sechs­ten in be­zug auf den zwei­ten und beim sie­ben­ten in be­zug auf den ers­ten, den alt­in­di­schen, der Fall sein. All die wun­der­vol­le Weis­heit des al­ten In­dier­tums, wel­che die da­ma­li­gen gro­ßen Leh­rer ver­kün­di­gen konn­ten, wird als Le­bens­wahr­heit der Men­schen­see­len im sie­ben­ten Zei­traum wie­der da sein kön­nen.

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Nun ge­hen die Ve­r­än­de­run­gen in den Din­gen der Er­de, wel­che au­ßer­halb des Men­schen lie­gen, in ei­ner Wei­se vor sich, wel­che zu der ei­ge­nen Ent­wi­cke­lung der Mensch­heit in ei­nem ge­wis­sen Ver­hält­nis­se steht. Nach dem Ablauf des sie­ben­ten Zei­trau­mes wird die Er­de von ei­ner Um­wäl­zung heim­ge­sucht wer­den, wel­che mit je­ner sich ver­g­lei­chen läßt, wel­che zwi­schen der at­lan­ti­schen und der nachat­lan­ti­schen Zeit ge­schah. Und die nach­her ver­wan­del­ten Er­den­zu­stän­de wer­den wie­der in sie­ben Zeit­ab­schnit­ten sich wei­ter ent­wi­ckeln. Auf ei­ner höhe­ren Stu­fe wer­den die Men­schen­see­len, wel­che sich dann ver­kör­pern wer­den, die­je­ni­ge Ge­mein­schaft mit ei­ner höhe­ren Welt er­le­ben, wel­che die At­lan­tier auf ei­ner nie­d­ri­ge­ren er­lebt ha­ben. Es wer­den sich aber nur je­ne Men­schen den neu­ge­stal­te­ten Ver­hält­nis­sen der Er­de ge­wach­­sen zei­gen, wel­che in sich sol­che See­len ver­kör­pert ha­ben, wie sie wer­den kön­nen durch die Ein­flüs­se des grie­chisch-latei­ni­schen, des dar­auf­fol­gen­den fünf­ten, sechs­ten und sie­ben­ten Zei­trau­mes der nachat­lan­ti­schen Ent­wi­cke­lung. Das In­ne­re sol­cher See­len wird dem ent­sp­re­chen, was aus der Er­de bis da­hin ge­wor­den ist. Die an­dern See­len wer­den dann zu­rück­b­lei­ben müs­sen, wäh­rend es vor­her in ih­rer Wahl ge­stan­den hät­te, sich die Be­din­gun­gen zum Mit­kom­men zu schaf­fen. Reif für die ent­sp­re­chen­den Ver­hält­nis­se nach der nächs­ten gro­ßen Um­wäl­zung wer­den die­je­ni­gen See­len sein, wel­che sich ge­ra­de beim Hin­über­le­ben vom fünf­ten in den sechs­ten nachat­lan­ti­schen Zei­traum die Mög­lich­keit ge­schaf­fen ha­ben wer­den, die über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­se mit den Ver­stan­des- und Ge­fühls­kräf­ten zu durch­drin­gen. Der fünf­te und der sechs­te Zei­traum sind ge­wis­ser­ma­ßen die ent­schei­­den­den. In dem sie­ben­ten wer­den die See­len, wel­che das Ziel des sechs­ten er­reicht ha­ben, sich zwar ent­sp­re­chend

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wei­ter ent­wi­ckeln; die an­de­ren wer­den aber un­ter den ver­­än­der­ten Ver­hält­nis­sen der Um­ge­bung nur mehr we­nig Ge­­le­gen­heit fin­den, das Ver­säum­te nach­zu­ho­len. Erst in ei­ner spä­te­ren Zu­kunft wer­den wie­der Be­din­gun­gen ein­t­re­ten, wel­che dies ge­stat­ten. So sch­rei­tet die Ent­wi­cke­lung von Zei­traum zu Zei­traum fort. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis be­o­b­ach­tet nicht nur sol­che Ve­r­än­de­run­gen in der Zu­kunft, woran die Er­de al­lein be­tei­ligt ist, son­dern auch sol­che, wel­che sich im Zu­sam­men­wir­ken mit den Him­mels­kör­pern ih­rer Um­ge­bung ab­spie­len. Es kommt ei­ne Zeit, in wel­cher die Er­den- und Mensch­heits­ent­wi­cke­lung so weit fort­ge­­schrit­ten sein wird, daß die Kräf­te und We­sen­hei­ten, wel­che sich wäh­rend der le­mu­ri­schen Zeit von der Er­de los­lö­sen muß­ten, um den wei­te­ren Fort­gang der Er­den­we­sen mög­­lich zu ma­chen, sich wie­der mit der Er­de ve­r­ei­ni­gen kön­nen. Der Mond wird sich dann wie­der mit der Er­de ver­bin­den. Es wird dies ge­sche­hen, weil dann ei­ne ge­nü­gend gro­ße An­zahl von Men­schen­see­len so viel in­ne­re Kraft ha­ben wird, daß sie die­se Mon­den­kräf­te zur wei­te­ren Ent­wi­cke­­lung frucht­bar ma­chen wird. Das wird in ei­ner Zeit sein, in wel­cher ne­ben der ho­hen Ent­wi­cke­lung, die ei­ne ent­sp­re­chen­de An­zahl von Men­schen­see­len er­reicht ha­ben wird, ei­ne an­de­re ein­her­ge­hen wird, wel­che die Rich­tung nach dem Bö­sen ge­nom­men hat. Die zu­rück­ge­b­lie­be­nen See­len wer­­den in ih­rem Kar­ma so viel Irr­tum, Häß­lich­keit und Bö­ses an­ge­häuft ha­ben, daß sie zu­nächst ei­ne be­son­de­re, der gu­­ten Ge­mein­schaft der Men­schen scharf ent­ge­gen­st­re­ben­de Ve­r­ei­ni­gung der Bö­sen und Ver­irr­ten bil­den wer­den.

Die gu­te Mensch­heit wird durch ih­re Ent­wi­cke­lung den Ge­brauch der Mon­den­kräf­te sich er­wer­ben und da­durch auch den bö­sen Teil so um­ge­stal­ten, daß er als ein be­son­­de­res

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Er­den­reich mit der wei­te­ren Ent­wi­cke­lung mit­ge­hen kann. Durch die­se Ar­beit der gu­ten Mensch­heit wird die dann mit dem Mon­de ve­r­ei­nig­te Er­de fähig, nach ei­ner ge­­wis­sen Ent­wi­cke­lungs­zeit auch wie­der mit der Son­ne (auch mit den an­de­ren Pla­ne­ten) ve­r­ei­nigt zu wer­den. Und nach ei­nem Zwi­schen­zu­stan­de, der wie ein Au­f­ent­halt in ei­ner höhe­ren Welt sich dar­s­tellt, wird sich die Er­de in den Ju­pi­ter­zu­stand ver­wan­deln. Inn­er­halb die­ses Zu­stan­des wird es das nicht ge­ben, was jetzt Mi­ne­ral­reich ge­nannt wird; die Kräf­te die­ses Mi­ne­ral­rei­ches wer­den in pflanz­li­che um­ge­­wan­delt sein. Das Pflan­zen­reich, wel­ches aber ge­gen­über dem ge­gen­wär­ti­gen ei­ne ganz neue Form ha­ben wird, er­­scheint wäh­rend des Ju­pi­ter­zu­stan­des als das nie­ders­te der Rei­che. Höh­er hin­auf glie­dert sich das eben­falls ver­wan­­del­te Tier­reich an; dann kommt ein Men­schen­reich, wel­ches als Nach­kom­men­schaft der auf der Er­de ent­stan­de­nen bö­sen Ge­mein­schaft sich er­weist. Und dann die Nach­kom­men der gu­ten Er­den-Men­schen­ge­mein­schaft, als ein Men­schen­reich auf ei­ner höhe­ren Stu­fe. Ein gro­ßer Teil der Ar­beit die­ses letz­te­ren Men­schen­rei­ches be­steht da­rin, die in die bö­se Ge­­mein­schaft ge­fal­le­nen See­len so zu ve­r­e­deln, daß sie den Zu­gang in das ei­gent­li­che Men­schen­reich noch fin­den kön­­nen. Der Ve­nus­zu­stand wird ein sol­cher sein, daß auch das Pflan­zen­reich ver­schwun­den sein wird; das nie­ders­te Reich wird das aber­mals ver­wan­del­te Tier­reich sein; da­ran wer­­den sich nach oben ge­hend drei Men­schen­rei­che von ver­­­schie­de­nen Voll­kom­men­heits­gra­den fin­den. Wäh­rend die­ses Ve­nus­zu­stan­des bleibt die Er­de mit der Son­ne ver­bun­den; die Ent­wi­cke­lung wäh­rend der Ju­pi­ter­zeit geht da­ge­gen so vor sich, daß in ei­nem ge­wis­sen Au­gen­blick sich die Son­ne noch ein­mal los­löst von dem Ju­pi­ter und die­ser die Ein­wir­kung

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der­sel­ben von au­ßen her emp­fängt. Dann fin­det wie­­der ei­ne Ver­bin­dung von Son­ne und Ju­pi­ter statt, und die Ver­wand­lung geht all­mäh­lich in den Ve­nus­zu­stand hin­­über. Wäh­rend des­sel­ben spal­tet sich aus der Ve­nus ein be­­son­de­rer Wel­ten­kör­per her­aus, der al­les an We­sen ent­hält, was der Ent­wi­cke­lung wi­der­st­rebt hat, gleich­sam ein «un­ver­bes­ser­li­cher Mond», der nun ei­ner Ent­wi­cke­lung ent­ge­­gen­geht mit ei­nem Cha­rak­ter, wo­für ein Aus­druck nicht mög­lich ist, weil er zu un­ähn­lich ist al­lem, was der Mensch auf Er­den er­le­ben kann. Die ent­wi­ckel­te Mensch­heit aber sch­rei­tet in ei­nem völ­lig ver­geis­tig­ten Da­sein zur Vul­kan­ent­wi­cke­lung wei­ter, de­ren Schil­de­rung au­ßer­halb des Rah­­mens die­ses Bu­ches liegt.

Man sieht, daß sich aus der «Er­kennt­nis des Gra­les» das höchs­te Ideal men­sch­li­cher Ent­wi­cke­lung er­gibt, wel­ches für den Men­schen denk­bar ist die Ver­geis­ti­gung wel­che der Mensch durch sei­ne ei­ge­ne Ar­beit er­langt Denn die­se Ver­geis­ti­gung er­scheint zu­letzt als ein Er­geb­nis der Har­mo­nie, wel­che er im fünf­ten und sechs­ten Zei­traum der ge­gen­wär­ti­gen Ent­wi­cke­lung zwi­schen den er­lang­ten Ver­stan­des und Ge­fühls­kräf­ten und den Er­kennt­nis­sen der über­sinn­li­chen Wel­ten her­s­tellt. Was er da im In­nern sei­ner See­le er­ar­bei­tet, soll zu­letzt selbst Au­ßen­welt wer­den. Des Men­schen Geist er­hebt sich zu den ge­wal­ti­gen Ein­drü­cken sei­ner Au­ßen­welt und ahnt zu­erst, er­kennt nach­her geis­ti­ge We­sen­hei­ten hin­­ter die­sen Ein­drü­cken; des Men­schen Herz emp­fin­det die un­end­li­che Er­ha­ben­heit die­ses Geis­ti­gen. Der Mensch kann aber auch er­ken­nen, daß die in­tel­lek­tu­el­len, ge­fühls­mä­ß­i­gen und cha­rak­ter­mä­ß­i­gen Er­leb­nis­se sei­nes In­nern die Kei­me wer­den­der Geis­tes­welt sind.

Wer da meint, daß die men­sch­li­che Frei­heit mit dem Vor­aus­wis­sen

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und Vor­aus­be­stimmt­sein der zu­künf­ti­gen Ge­stal­­tung der Din­ge nicht ve­r­ein­bar sei, der soll­te be­den­ken, daß des Men­schen frei­es Han­deln in der Zu­kunft eben­so­we­nig da­von ab­hängt, wie die vor­aus­be­stimm­ten Din­ge sein wer­den, wie die­se Frei­heit da­von ab­hängt, daß er sich vor­­­nimmt, nach ei­nem Jahr in ei­nem Hau­se zu woh­nen, des­­sen Plan er ge­gen­wär­tig fest­s­tellt. Er wird in dem Gra­de frei sein, als er es nach sei­ner in­ne­ren We­sen­heit sein kann, eben in dem Hau­se, das er sich ge­baut hat; und er wird auf dem Ju­pi­ter und der Ve­nus so frei sein, wie es sei­nem In­­­nern ent­spricht, eben inn­er­halb der Ver­hält­nis­se, die dort ent­ste­hen wer­den. Frei­heit wird nicht ab­hän­gen von dem, was durch die vor­her­ge­hen­den Ver­hält­nis­se vor­aus­be­stimmt ist, son­dern von dem, was die See­le aus sich ge­macht hat.

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In dem Er­den­zu­stand ist das­je­ni­ge ent­hal­ten, was sich inn­er­halb der vor­an­ge­hen­den Sa­turn-, Son­nen-, Mon­den­zu­stän­de ent­wi­ckelt hat. Der Er­den­mensch fin­det «Weis­heit» in den Vor­gän­gen, wel­che sich um ihn her­um ab­spie­­len. Die­se Weis­heit ist da­r­in­nen als das Er­geb­nis des­sen, was vor­her ge­sche­hen war. Die Er­de ist der Nach­kom­me des «al­ten Mon­des». Und die­ser bil­de­te sich mit dem, was zu ihm ge­hör­te, zum «Kos­mos der Weis­heit» aus. Die Er­de ist nun der Be­ginn ei­ner Ent­wi­cke­lung, durch wel­che ei­ne neue Kraft in die­se Weis­heit ein­ge­fügt wird. Sie bringt den Men­­schen da­hin, sich als ein selb­stän­di­ges Glied ei­ner geis­ti­gen Welt zu füh­len. Es rührt dies da­von her, daß sein «Ich» in ihm von den «Geis­tern der Form» inn­er­halb der Er­den­zeit so ge­bil­det wird, wie auf dem Sa­turn von den «Geis­tern des Wil­lens» sein phy­si­scher Leib, auf der Son­ne von den «Geis­tern der Weis­heit» sein Le­bens­leib, auf dem Mon­de

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von den «Geis­tern der Be­we­gung» sein As­tral­leib ge­bil­det wor­den ist. Durch das Zu­sam­men­wir­ken der «Geis­ter des Wil­lens, der Weis­heit und der Be­we­gung» ent­steht, was sich als Weis­heit of­fen­bart. In Weis­heit zu­sam­men­stim­men mit den an­dern We­sen ih­rer Welt kön­nen die Er­den­we­sen und Er­den­vor­gän­ge durch die Ar­beit die­ser drei Klas­sen von Geis­tern. Durch die «Geis­ter der Form» er­hält der Mensch sein selb­stän­di­ges «Ich». Die­ses wird nun in der Zu­kunft zu­sam­men­stim­men mit den We­sen der Er­de, des Ju­pi­ter, der Ve­nus, des Vul­kan durch die Kraft, wel­che sich durch den Er­den­zu­stand der Weis­heit ein­fügt. Es ist dies die Kraft der Lie­be. Im Men­schen der Er­de muß die­se Kraft der Lie­be ih­ren An­fang neh­men. Und der «Kos­mos der Weis­heit» ent­wi­ckelt sich in ei­nen «Kos­mos der Lie­be» hin­ein. Aus al­le­dem, was das «Ich» in sich ent­fal­ten kann, soll Lie­be wer­den. Als das um­fas­sen­de «Vor­bild der Lie­be» stellt sich bei sei­ner Of­fen­ba­rung das ho­he Son­nen­we­sen dar, wel­ches bei Schil­de­rung der Chris­tus-Ent­wi­cke­lung ge­kenn­zeich­net wer­den konn­te. In das In­ners­te des men­sch­li­chen We­sens­ker­nes ist da­mit der Keim der Lie­be ge­senkt. Und von da aus soll er in die gan­ze Ent­wi­cke­lung ein­strö­men. Wie sich die vor­her ge­bil­de­te Weis­heit in den Kräf­ten der sinn­li­chen Au­ßen­welt der Er­de, in den ge­gen­wär­ti­gen «Na­tur­kräf­ten» of­fen­bart, so wird sich in Zu­kunft die Lie­be selbst in al­len Er­schei­nun­gen als neue Na­tur­kraft of­fen­ba­ren. Das ist das Ge­heim­nis al­ler Ent­wi­cke­lung in die Zu­kunft hin­ein: daß die Er­kennt­nis, daß auch al­les, was der Mensch voll­bringt aus dem wah­ren Ver­ständ­nis der Ent­wi­cke­lung her­aus, ei­ne Aus­saat ist, die als Lie­be rei­fen muß. Und so viel als Kraft der Lie­be ent­steht, so viel Sc­höp­fe­ri­sches wird für die Zu­kunft ge­leis­tet. In dem, was aus der Lie­be ge­wor­den sein

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wird, wer­den die star­ken Kräf­te lie­gen, wel­che zu dem oben ge­schil­der­ten En­d­er­geb­nis der Ver­geis­ti­gung füh­ren. Und so viel geis­ti­ge Er­kennt­nis in die Mensch­heits- und Er­de­n­en­t­wi­cke­lung ein­f­ließt, so vie­le le­bens­fähi­ge Kei­me für die Zu­­kunft wer­den vor­han­den sein. Geis­ti­ge Er­kennt­nis wan­delt sich durch das, was sie ist, in Lie­be um. Der gan­ze Vor­gang, wel­cher ge­schil­dert wor­den ist, von der grie­chisch-latei­ni­­schen Zeit durch den ge­gen­wär­ti­gen Zei­traum hin­durch, zeigt, wie die­se Ver­wand­lung vor sich ge­hen soll und wo­zu der An­fang der Ent­wi­cke­lung in die Zu­kunft hin­ein ge­macht ist. Was sich durch Sa­turn, Son­ne und Mond als Weis­heit vor­be­rei­tet hat, wirkt im phy­si­schen, äthe­ri­schen, as­tra­li­schen Leib des Men­schen; und es stellt sich dar als «Weis­heit der Welt»; im «Ich» aber ver­in­ner­licht es sich. Die «Weis­heit der Au­ßen­welt» wird, von dem Er­den­zu­stan­de an, in­ne­re Weis­heit im Men­schen. Und wenn sie da ver­in­ner­licht ist, wird sie Keim der Lie­be. Weis­heit ist die Vor­be­din­gung der Lie­be; Lie­be ist das Er­geb­nis der im «Ich» wie­der­ge­bo­­re­nen Weis­heit.

Wer durch die vor­an­ge­hen­den Aus­füh­run­gen zu der Mei­­nung ver­führt wer­den könn­te, die ge­schil­der­te Ent­wi­cke­­lung tra­ge ein fa­ta­lis­ti­sches Ge­prä­ge, der hat­te sie mißv­er­­­stan­den. Wer et­wa glaub­te, bei ei­ner sol­chen Ent­wi­cke­lung sei ei­ne be­stimm­te An­zahl von Men­schen da­zu ver­ur­teilt, dem Rei­che der «bö­sen Mensch­heit» an­zu­ge­hö­ren, der sieht nicht, wie sich das ge­gen­sei­ti­ge Ver­hält­nis des Sin­nen­fäl­li­gen zu dem See­lisch-Geis­ti­gen bei die­ser Ent­wi­cke­lung ge­stal­tet. Bei­des, Sin­nen­fäl­li­ges und See­lisch-Geis­ti­ges, bil­den in­ner­halb ge­wis­ser Gren­zen ge­t­renn­te Ent­wi­cke­lungs­strö­mun­gen. Durch die der sin­nen­fäl­li­gen Strö­mung ei­ge­nen Kräf­te en­t­­­ste­hen die For­men des «bö­sen Men­schen­tums». Ei­ne Not­wen­dig­keit

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für ei­ne Men­schen­see­le, sich in ei­ner sol­chen Form zu ver­kör­pern, wird nur be­ste­hen, wenn die­se Men­­schen­see­le selbst die Be­din­gun­gen da­zu ge­schaf­fen hat. Es könn­te auch der Fall ein­t­re­ten, daß die aus den Kräf­ten des Sin­nen­fäl­li­gen her­aus ent­stan­de­nen For­men kei­ne aus der frühe­ren Zeit stam­men­den Men­schen­see­len fän­den, weil die­se zu gut für der­ar­ti­ge Kör­per wä­ren. Dann müß­ten die­se For­men an­ders als durch frühe­re Men­schen­see­len aus dem Wel­tall her­aus be­seelt wer­den. Von Men­schen­see­len wer­den die cha­rak­te­ri­sier­ten For­men nur dann be­seelt sein, wenn die­se sich zu sol­cher Ver­kör­pe­rung be­reit ge­macht ha­ben. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis hat auf die­sem Ge­bie­te eben zu sa­gen, was sie schaut. Das ist, daß in der an­ge­deu­­te­ten Zu­kunft zwei Men­schen­rei­che, ein gu­tes und ein bö­ses, vor­han­den sein wer­den; nicht aber hat sie et­wa ver­stan­des­­mä­ß­ig aus dem Zu­stand der ge­gen­wär­ti­gen Men­schen­see­len auf ei­nen wie mit na­tur­ge­mä­ß­er Not­wen­dig­keit ein­t­re­ten­­den künf­ti­gen zu sch­lie­ßen. Ent­wi­cke­lung der Men­schen­­for­men und Ent­wi­cke­lung der See­len­schick­sa­le muß über­sinn­li­che Er­kennt­nis auf zwei ganz ge­t­renn­ten We­gen su­chen; und ein Durch­ein­an­der­wer­fen der bei­den in der Wel­t­­­an­schau­ung wä­re ein Rest ma­te­ria­lis­ti­scher Ge­sin­nung, der, wenn er vor­han­den, in be­denk­li­cher Art in die Wis­sen­schaft des Über­sinn­li­chen hin­ein­ra­gen wür­de.

EINZELHEITEN AUS DEM GEBIETE DER GEISTESWISSENSCHAFT

#G013-1966-SE418 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss

#TI

EIN­ZEL­HEI­TEN AUS DEM GE­BIE­TE DER GEIS­TES­WIS­SEN­SCHAFT

#TX

Der Äther­leib des Men­schen

Wenn höhe­re Glie­der des Men­schen durch die über­sinn­li­che Wahr­neh­mung be­o­b­ach­tet wer­den, dann ist die­se Wahr­­neh­mung nie­mals voll­kom­men gleich ei­ner sol­chen, wel­che durch die äu­ße­ren Sin­ne ge­macht wird. Wenn der Mensch ei­nen Ge­gen­stand be­rührt, und er hat ei­ne Wärme­wahr­neh­­mung, so muß man un­ter­schei­den zwi­schen dem, was vom Ge­gen­stan­de kommt, von die­sem gleich­sam aus­strömt, und dem, was man in der See­le er­lebt. Das in­ne­re See­le­n­er­leb­nis der Wär­me-Emp­fin­dung ist et­was an­de­res als die vom Ge­gen­stan­de aus­strö­men­de Wär­me. Man den­ke sich nun die­ses See­le­n­er­leb­nis ganz al­lein, oh­ne den äu­ße­ren Ge­gen­stand. Man den­ke sich das Er­leb­nis aber eben ein see­li­sches ei­ner Wär­me-Emp­fin­dung in der See­le, oh­ne daß ein äu­ße­rer phy­si­scher Ge­gen­stand die Ver­an­las­sung da­zu ist. Wä­re ein sol­ches nun ein­fach da oh­ne ei­ne Ver­an­las­sung, so wä­re es ei­ne Ein­bil­dung. Der Geis­tes­schü­ler er­lebt sol­che in­ne­re Wahr­neh­mun­gen oh­ne phy­si­sche Ver­an­las­sung, vor al­lem oh­ne Ver­an­las­sung sei­nes ei­ge­nen Lei­bes. Sie stel­len sich für ei­ne ge­wis­se Stu­fe der Ent­wi­cke­lung aber so dar, daß er wis­sen kann (wie ge­zeigt wor­den ist, durch das Er­leb­nis selbst wis­sen kann), daß die in­ne­re Wahr­neh­mung nicht Ein­bil­dung ist, son­dern daß sie eben­so be­wirkt ist durch ei­ne geis­tig-see­li­sche We­sen­heit ei­ner über­sinn­li­chen Au­ßen­welt, wie die ge­wöhn­li­che Wär­me-Emp­fin­dung zum Bei­spiel durch ei­nen äu­ßer­lich phy­sisch-sinn­li­chen Ge­gen­stand. So ist es auch, wenn man von ei­ner Far­ben­wahr­neh­mung

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spricht. Da muß un­ter­schie­den wer­den zwi­schen der Far­be, die am äu­ße­ren Ge­gen­stand ist, und dem in­ner­li­chen Em­p­­fin­den der Far­be in der See­le. Man ver­ge­gen­wär­ti­ge sich die in­ne­re Emp­fin­dung, wel­che die See­le hat, wenn sie ei­nen ro­ten Ge­gen­stand der phy­sisch-sinn­li­chen Au­ßen­welt wahr­­nimmt. Man stel­le sich vor, man be­hal­te ei­ne recht leb­haf­te Er­in­ne­rung an den Ein­druck; aber man wen­de das Au­ge ab von dem Ge­gen­stan­de. Was man da noch als Er­in­ne­rungs­­vor­stel­lung von der Far­be hat, ver­ge­gen­wär­ti­ge man sich als in­ne­res Er­leb­nis. Man wird dann un­ter­schei­den zwi­schen dem, was in­ne­res Er­leb­nis ist an der Far­be, und der äu­ße­ren Far­be. Die­se in­ne­ren Er­leb­nis­se un­ter­schei­den sich in­halt­lich durch­aus von den äu­ße­ren Sin­ne­s­ein­drü­cken. Sie tra­gen viel mehr das Ge­prä­ge des­je­ni­gen, was als Sch­merz und Freu­de emp­fun­den wird, als die nor­ma­le Sin­nes­emp­fin­dung. Nun den­ke man sich ein sol­ches in­ne­res Er­leb­nis in der See­le auf­­­s­tei­gen, oh­ne daß die Ver­an­las­sung da­zu durch ei­nen äu­ße­­ren phy­sisch-sinn­li­chen Ge­gen­stand oder die Er­in­ne­rung an ei­nen sol­chen ge­ge­ben sei. Der über­sinn­lich Er­ken­nen­de kann ein sol­ches Er­leb­nis ha­ben. Und er kann auch in dem ent­sp­re­chen­den Fal­le wis­sen, daß es kei­ne Ein­bil­dung, son­­dern der Aus­druck ei­ner see­lisch-geis­ti­gen We­sen­heit ist. Wenn nun die­se see­lisch-geis­ti­ge We­sen­heit den­sel­ben Ein­­druck her­vor­ruft wie ein ro­ter Ge­gen­stand der sinn­lich-phy­si­schen Welt, dann mag sie rot ge­nannt wer­den. Beim sinn­lich-phy­si­schen Ge­gen­stand wird aber stets zu­erst da sein der äu­ße­re Ein­druck und dann das in­ne­re Far­ben­er­leb­nis; beim wah­ren über­sinn­li­chen Schau­en des Men­schen un­se­res Zei­tal­ters muß es um­ge­kehrt sein: zu­erst das in­ne­re Er­leb­nis, das schat­ten­haft ist wie ei­ne blo­ße Far­be­ne­rin­ne­rung, und dann ein im­mer leb­haf­ter wer­den­des Bild. Je

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we­ni­ger man dar­auf ach­tet, daß der Vor­gang so sein muß, des­to we­ni­ger kann man un­ter­schei­den zwi­schen wir­k­li­cher geis­ti­ger Wahr­neh­mung und ein­ge­bil­de­ter Täu­schung (Il­lu­­si­on, Hal­lu­zi­na­ti­on usw.). Wie leb­haft nun das Bild wird bei ei­ner sol­chen see­lisch-geis­ti­gen Wahr­neh­mung, ob es ganz schat­ten­haft bleibt, wie ei­ne dunk­le Vor­stel­lung, ob es in­ten­siv wirkt, wie ein äu­ße­rer Ge­gen­stand, das hängt ganz da­von ab, wie sich der über­sinn­lich Er­ken­nen­de ent­wi­ckelt hat. Man kann nun den all­ge­mei­nen Ein­druck, wel­chen der Schau­en­de von dem men­sch­li­chen Äther­leib hat, so be­­sch­rei­ben, daß man sagt: wenn ein über­sinn­lich Er­ken­nen­­der es bis zu ei­ner sol­chen Wil­lens­stär­ke ge­bracht hat, daß er, trotz­dem ein phy­si­scher Mensch vor ihm steht, die Auf­merk­sam­keit von dem ab­len­ken kann, was das phy­si­sche Au­ge sieht, so ver­mag er durch über­sinn­li­ches Be­wußt­sein in den Raum, wel­chen der phy­si­sche Mensch ein­nimmt, zu schau­en. Es ge­hört selbst­ver­ständ­lich ei­ne star­ke Stei­ge­rung des Wil­lens da­zu, um nicht nur sei­ne Auf­merk­sam­keit von et­was ab­zu­wen­den, woran man denkt, son­dern von et­was, das vor ei­nem steht, so daß der phy­si­sche Ein­druck ganz aus­ge­löscht wird. Aber die­se Stei­ge­rung ist mög­lich und sie tritt durch die Übun­gen zur über­sinn­li­chen Er­kennt­nis auf. Der so Er­ken­nen­de kann dann zu­nächst den all­ge­mei­nen Ein­druck des Äther­lei­bes ha­ben. In sei­ner See­le taucht auf die­sel­be in­ne­re Emp­fin­dung, wel­che er hat beim An­blick et­wa der Far­be ei­ner Pfir­sich­blü­te; und die­se wird dann leb­haft, so daß er sa­gen kann: der Äther­leib hat die Far­be der Pfir­sich­blü­te. Dann nimmt er auch die ein­zel­nen Or­ga­ne und Strö­mun­gen des Äther­lei­bes wahr. Man kann aber den Äther­leib auch wei­ter be­sch­rei­ben, in­dem man die Er­leb­nis­se der See­le an­gibt, wel­che Wär­me­emp­fin­dun­gen, Ton­ein­drü­cken

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und so wei­ter ent­sp­re­chen. Denn er ist nicht et­wa bloß ei­ne Far­be­n­er­schei­nung. In dem­sel­ben Sin­ne kön­nen auch der As­tral­leib und die an­dern Glie­der der men­sch­li­chen We­sen­heit be­schrie­ben wer­den. Wer das in Be­tracht zieht, wird ein­se­hen, wie Be­sch­rei­bun­gen zu neh­men sind, wel­che im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft ge­macht sind. (Ver­g­lei­che Ka­pi­tel II die­ses Bu­ches: «We­sen der Mensch­heit»)

Die as­tra­li­sche Welt

So­lan­ge man nur die phy­si­sche Welt be­o­b­ach­tet, stellt sich die Er­de als Wohn­platz des Men­schen wie ein ge­son­der­ter Welt­kör­per dar. Wenn aber die über­sinn­li­che Er­kennt­nis zu an­dern Wel­ten auf­s­teigt, dann hört die­se Son­de­rung auf. Da­her konn­te ge­sagt wer­den, daß die Ima­gi­na­ti­on mit der Er­de zu­g­leich den bis in die Ge­gen­wart he­r­ein ent­wi­ckel­ten Mon­den­zu­stand wahr­nimmt. Die­je­ni­ge Welt, wel­che man in die­ser Art be­tritt, ist nun ei­ne sol­che, daß zu ihr nicht nur das Über­sinn­li­che der Er­de ge­hört, son­dern daß auch noch an­de­re Wel­ten­kör­per in sie ein­ge­bet­tet sind, wel­che phy­sisch von der Er­de ab­ge­son­dert sind. Der Er­ken­ner über­sinn­li­cher Wel­ten be­o­b­ach­tet dann nicht bloß das Über­sinn­li­che der Er­de, son­dern zu­nächst auch das Über­sinn­li­che an­de­rer Welt­kör­per. (Daß es sich zu­nächst um ei­ne Be­o­b­ach­tung des Über­sinn­li­chen an­de­rer Welt­kör­per han­delt, mö­ge der­je­ni­ge be­ach­ten, wel­cher zu der Fra­ge ge­drängt wird: warum denn die über­sinn­lich Schau­en­den nicht an­ge­ben, wie es auf dem Mars usw. aus­sieht. Der Fra­gen­de hat dann die phy­sisch-­sinn­li­chen Ver­hält­nis­se im Au­ge.) Da­her konn­te in der Dar­­­stel­lung die­ses Bu­ches auch ge­spro­chen wer­den über ge­wis­se Be­zie­hun­gen der Er­den­ent­wi­cke­lung zu gleich­zei­ti­gen Sa­­turn-,

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Ju­pi­ter-, Mars­ent­wi­cke­lun­gen usw. Wenn des Men­­schen as­tra­li­scher Leib nun vom Schla­fe hin­ge­nom­men wird, so ge­hört er nicht nur den Er­den­zu­stän­den an, son­dern Wel­ten, an de­nen noch an­de­re Welt­ge­bie­te (Ster­nen­wel­ten) be­tei­ligt sind. Ja, die­se Wel­ten wir­ken auch im Wach­zu­stan­de in den as­tra­li­schen Leib des Men­schen he­r­ein. Da­her kann der Na­me «as­tra­li­scher Leib» ge­recht­fer­tigt er­schei­nen.

Vom Le­ben des Men­schen nach dem To­de

Es ist in den Aus­füh­run­gen die­ses Bu­ches ge­spro­chen wor­­den von der Zeit, durch wel­che hin­durch, nach dem To­des­ein­tritt des Men­schen, der As­tral­leib noch mit dem Äther­­lei­be ve­r­ei­nigt bleibt. Wäh­rend die­ser Zeit ist ei­ne all­mäh­­lich ver­blas­sen­de Er­in­ne­rung an das gan­ze eben ver­f­los­se­ne Le­ben vor­han­den (ver­g­lei­che Ka­pi­tel III: «Schlaf und Tod»). Die­se Zeit ist für ver­schie­de­ne Men­schen ver­schie­den. Sie hängt da­von ab, wie stark die Kraft ist, mit wel­cher bei ei­nem Men­schen der As­tral­leib den Äther­leib an sich hält, wel­che Ge­walt der ers­te über den zwei­ten hat. Die über­sinn­li­che Er­kennt­nis kann ei­nen Ein­druck von die­ser Ge­walt er­hal­ten, wenn sie ei­nen Men­schen be­o­b­ach­tet, der ei­gent­lich nach dem Gra­de sei­ner see­lisch-leib­li­chen Ver­fas­sung schla­fen müß­te, der sich aber durch in­ne­re Kraft wach er­hält. Und nun zeigt sich, daß ver­schie­de­ne Men­schen sich ver­schie­den lang wach er­hal­ten kön­nen, oh­ne zwi­schen­durch von dem Schla­fe über­wäl­tigt zu wer­den. Un­ge­fähr so lan­ge als ein Mensch sich im äu­ßers­ten Fal­le, wenn es sein muß, wach er­hal­ten kann, so lan­ge dau­ert nach dem To­de die Er­in­ne­rung an das eben ver­f­los­se­ne Le­ben, das heißt der Zu­sam­men­halt mit dem Äther­leib.

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Wenn der Äther­leib nach dem To­de von dem Men­schen los­ge­löst ist (ver­g­lei­che Ka­pi­tel III), so bleibt von ihm doch für al­le spä­te­re Ent­wi­cke­lung des Men­schen noch et­was zu­­rück, was man wie ei­nen Ex­trakt oder ei­ne Es­senz des­sel­ben be­zeich­nen kann. Die­ser Ex­trakt ent­hält die Früch­te des ver­f­los­se­nen Le­bens. Und er ist der Trä­ger al­les des­sen, was wäh­rend der geis­ti­gen Ent­wi­cke­lung des Men­schen zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt sich wie ein Keim zum fol­gen­den Le­ben ent­fal­tet. (Ver­g­lei­che Ka­pi­tel III.)

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Die Zeit zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt (ver­g­lei­che Ka­pi­tel III) ist in ih­rer Dau­er da­durch be­stimmt, daß das «Ich» in der Re­gel erst dann wie­der in die phy­sisch-sinn­li­che Welt zu­rück­kehrt, wenn die­se sich in­zwi­schen so um­ge­stal­tet hat, daß Neu­es von dem «Ich» er­lebt wer­den kann. Wäh­rend die­ses in den geis­ti­gen Ge­bie­ten ist, än­dert sich der Er­den­wohn­platz. Die­se Än­de­rung hängt nach ei­ner Rich­tung hin mit den gro­ßen Ve­r­än­de­run­gen im Wel­tall zu­sam­men; mit Ve­r­än­de­run­gen in der Stel­lung der Er­de zur Son­ne usw. Das aber sind durch­aus Ve­r­än­de­run­gen, in de­nen ge­wis­se Wie­der­ho­lun­gen in Ver­bin­dung mit neu­en Ver­hält­nis­sen ein­t­re­ten. Sie fin­den ih­ren äu­ße­ren Aus­druck da­rin, daß zum Bei­spiel der Punkt am Him­mels­ge­wöl­be, in wel­chem die Son­ne bei Früh­lings­an­be­ginn auf­geht, sich im Lau­fe von et­wa 26.000 Jah­ren in ei­nem voll­stän­di­gen Krei­se dreht. Die­ser Früh­lings­punkt be­wegt sich da­durch im Lau­fe die­ser Zeit von ei­nem Him­mels­ge­bie­te zum an­­dern. Im Ver­lau­fe des zwölf­ten Tei­les je­ner Zeit, das ist in 2100 Jah­ren un­ge­fähr, ha­ben sich die Ver­hält­nis­se auf der Er­de so weit ve­r­än­dert, daß die Men­schen­see­le auf der­sel­ben Neu­es nach ei­ner vor­an­ge­gan­ge­nen Ver­kör­pe­rung er­le­ben

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kann. Da aber die Er­leb­nis­se des Men­schen ver­schie­den sind, je nach­dem er sich als Frau oder als Mann ver­kör­pert, so fin­den inn­er­halb des cha­rak­te­ri­sier­ten Zei­trau­mes in der Re­gel zwei Ver­kör­pe­run­gen, ei­ne als Mann, ei­ne als Frau, statt. Doch hän­gen die­se Din­ge auch da­von ab, wie die Kräf­te sind, wel­che sich der Mensch aus dem Er­den­da­sein durch den Tod hin­durch mit­nimmt. Da­her sind al­le sol­che An­ga­ben, wie die hier ge­ge­be­nen, nur so auf­zu­fas­sen, daß sie im we­sent­li­chen gel­ten, im ein­zel­nen aber sich in der man­nig­fal­tigs­ten Wei­se ab­ge­än­dert zei­gen. Von den an­ge­­führ­ten Ver­hält­nis­sen im Wel­te­nall hängt es eben nur in ei­ner Be­zie­hung ab, wie lan­ge das Men­schen-Ich in der geis­ti­gen Welt zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt ver­weilt. In ei­ner an­dern Be­zie­hung hängt dies ab von den Ent­wi­cke­lungs­zu­stän­den, wel­che der Mensch in die­ser Zeit durch­macht. Die­se Zu­stän­de füh­ren das «Ich» nach ei­nem ge­wis­sen Zei­t­ablauf zu ei­ner geis­ti­gen Ver­fas­sung, die in ih­rem in­ne­ren Geis­ter­le­ben nicht mehr Be­frie­di­gung fin­det, wel­che das Ver­lan­gen nach je­ner Be­wußt­s­eins­än­de­rung en­t­­wi­ckelt, die in dem Sich­spie­geln durch das phy­si­sche Er­le­ben sich be­frie­digt. Aus dem Zu­sam­men­wir­ken die­ses in­ne­ren Durs­tes nach Ver­kör­pe­rung und der im Wel­te­nall ge­ge­be­­nen Mög­lich­keit, die ent­sp­re­chen­de Leib­lich­keit zu fin­den, er­folgt der Ein­tritt des Men­schen in das Er­den­le­ben. Er er­­folgt weil zwei­er­lei zu­sam­men­wir­ken muß das ei­ne Mal, auch wenn der «Durst» noch nicht sei­ne Höhe er­reicht hat, weil ei­ne an­näh­ernd an­gepaß­te Ver­kör­pe­rung er­reicht wer­den kann; das an­de­re Mal, auch wenn der «Durst» über sei­ne nor­ma­le Höhe hin­aus­ge­schrit­ten ist, weil zur ent­sp­re­chen­den Zeit noch kei­ne Mög­lich­keit der Ver­kör­pe­rung da war. Die all­ge­mei­ne Le­bens­stim­mung, in der sich ein Mensch

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durch die Be­schaf­fen­heit sei­nes kör­per­li­chen We­sens be­fin­­det, hängt mit die­sen Ver­hält­nis­sen zu­sam­men.

Der Le­bens­lauf des Men­schen

Das Le­ben des Men­schen, wie es sich äu­ßert in der Auf­­ein­an­der­fol­ge der Zu­stän­de zwi­schen Ge­burt und Tod, kann nur da­durch voll­stän­dig be­grif­fen wer­den, daß man nicht nur den sinn­lich-phy­si­schen Leib in Be­tracht zieht, son­dern auch je­ne Ve­r­än­de­run­gen, wel­che sich mit den über­sinn­li­chen Glie­dern der Men­schen­na­tur voll­zie­hen. Man kann die­se Ve­r­än­de­run­gen in der fol­gen­den Art an­se­hen. Die phy­si­sche Ge­burt stellt sich dar als ei­ne Los­lö­sung des Men­schen von der phy­si­schen Mut­ter­hül­le. Kräf­te, wel­che der Men­schen­keim vor der Ge­burt mit dem Lei­be der Mut­ter ge­mein­sam hat­te, sind nach der Ge­burt nur noch als selb­stän­di­ge in ihm selbst vor­han­den. Nun ge­hen aber im spä­te­ren Le­ben für die über­sinn­li­che Wahr­neh­mung ähn­li­che über­sinn­li­che Er­­eig­nis­se vor sich, wie die sinn­li­chen sind bei der phy­si­schen Ge­burt. Der Mensch ist näm­lich un­ge­fähr bis zum Zahn­wech­sel (im sechs­ten oder sie­ben­ten Jah­re) in be­zug auf sei­nen Äther­leib von ei­ner äthe­ri­schen Hül­le um­ge­ben. Die­se fällt in die­sem Zeit­ab­schnit­te des Le­bens ab. Es fin­det da ei­ne «Ge­burt» des Äther­lei­bes statt. Noch im­mer bleibt aber der Mensch von ei­ner as­tra­li­schen Hül­le um­ge­ben, wel­che in der Zeit vom zwölf­ten bis sech­zehn­ten Jah­re (zur Zeit der Ge­sch­lechts­rei­fe) ab­fällt. Da fin­det die «Ge­burt» des as­tra­li­schen Lei­bes statt. Und noch spä­ter wird das ei­gen­t­­li­che «Ich» ge­bo­ren. (Die frucht­ba­ren Ge­sichts­punk­te, wel­che sich aus die­sen über­sinn­li­chen Tat­sa­chen für die Han­d­ha­bung der Er­zie­hung er­ge­ben, sind in mei­ner klei­nen

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Schrift: «Die Er­zie­hung des Kin­des vom Ge­sichts­punk­te der Geis­tes­wis­sen­schaft» dar­ge­s­tellt. Dort fin­det man auch wei­­te­re Aus­füh­run­gen über das­je­ni­ge, was hier nur an­ge­deu­tet wer­den kann.) Der Mensch lebt nun nach der Ge­burt des «Ich» so, daß er sich den Welt- und Le­bens­ver­hält­nis­sen ein­g­lie­dert und inn­er­halb ih­rer sich be­tä­tigt, nach Maß­g­a­be der durch das «Ich» tä­ti­gen Glie­der: Emp­fin­dungs­see­le, Ver­­­stan­des­see­le und Be­wußt­s­eins­see­le. Dann tritt ei­ne Zeit ein, in wel­cher der Äther­leib sich wie­der zu­rück­bil­det, in wel­cher er die um­ge­kehr­te Bil­dung sei­ner Ent­fal­tung vom sie­ben­ten Jah­re an wie­der durch­macht. Wäh­rend vor­her der As­tral­leib sich so ent­wi­ckelt hat, daß er in sich zu­erst das ent­fal­tet hat, was in ihm als An­la­ge bei der Ge­burt vor­han­den war, und sich dann, nach der Ge­burt des «Ich», durch die Er­le­b­­nis­se der Au­ßen­welt be­rei­chert hat, be­ginnt er von ei­nem be­stimm­ten Zeit­punk­te an da­mit, sich von dem ei­ge­nen Äther­lei­be aus geis­tig zu näh­ren. Er zehrt am Äther­lei­be. Und im wei­te­ren Ver­lau­fe des Le­bens be­ginnt dann auch der Äther­leib an dem phy­si­schen Lei­be zu zeh­ren. Da­mit hängt des letz­te­ren Ver­fall im Grei­se­nal­ter zu­sam­men. Nun zer­fällt da­durch des Men­schen Le­bens­lauf in drei Tei­le, in ei­ne Zeit, in wel­cher der phy­si­sche Leib und Äther­­leib sich ent­fal­ten, dann in die­je­ni­ge, in wel­cher der As­tral­­leib und das «Ich» zur Ent­wi­cke­lung kom­men, und end­lich die­je­ni­ge, in wel­cher Äther­leib und phy­si­scher Leib sich wie­­der zu­rück­ver­wan­deln. Nun ist aber der as­tra­li­sche Leib bei al­len Vor­gän­gen zwi­schen Ge­burt und Tod be­tei­ligt. Da­­durch, daß er ei­gent­lich aber erst mit dem zwölf­ten bis sech­zehn­ten Jah­re geis­tig ge­bo­ren ist und in der letz­ten Le­ben­s­e­po­che von den Kräf­ten des Äther­lei­bes und phy­si­schen Lei­bes zeh­ren muß, wird das­je­ni­ge, was er durch sei­ne ei­ge­nen

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Kräf­te kann, sich lang­sa­mer ent­wi­ckeln, als wenn es nicht in ei­nem phy­si­schen und Äther­lei­be wä­re. Nach dem To­de, wenn phy­si­scher und Äther­leib ab­ge­fal­len sind, geht die Ent­wi­cke­lung in der Läu­te­rungs­zeit (ver­g­lei­che Ka­pi­­tel III) des­halb un­ge­fähr so vor sich, daß sie ein Drit­tel der­je­ni­gen Dau­er be­trägt, die das Le­ben zwi­schen Ge­burt und Tod in An­spruch nimmt.

Die höhe­ren Ge­bie­te der geis­ti­gen Welt

Durch Ima­gi­na­ti­on, In­spi­ra­ti­on und In­tui­ti­on steigt die über­sinn­li­che Er­kennt­nis all­mäh­lich in die­je­ni­gen Ge­bie­te der geis­ti­gen Welt hin­auf, in wel­chen ihr er­reich­bar sind die We­sen, wel­che an der Welt- und Mensch­heits­ent­wi­cke­lung be­tei­ligt sind. Und es wird ihr da­durch auch mög­lich, die Ent­wi­cke­lung des Men­schen zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt so zu ver­fol­gen, daß die­se ver­ständ­lich wird. Nun gibt es noch höhe­re Ge­bie­te des Da­seins, auf wel­che hier nur ganz kurz hin­ge­deu­tet wer­den kann. Wenn sich die über­sinn­li­che Er­kennt­nis bis zur In­tui­ti­on er­ho­ben hat, dann lebt sie in ei­ner Welt geis­ti­ger We­sen. Auch die­se ma­chen Ent­wi­cke­lun­gen durch. Was An­ge­le­gen­heit der ge­gen­wär­­ti­gen Mensch­heit ist, das er­st­reckt sich ge­wis­ser­ma­ßen bis in die Welt der In­tui­ti­on hin­auf. Al­ler­dings emp­fängt der Mensch auch Ein­flüs­se aus noch höhe­ren Wel­ten im Lau­fe sei­ner Ent­wi­cke­lung zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt; aber die­se Ein­flüs­se er­fährt er nicht di­rekt; die We­sen der geis­ti­gen Welt füh­ren sie ihm zu. Und wer­den die­se be­trach­tet, so er­gibt sich al­les, was an dem Men­schen ge­schieht. Die ei­ge­nen An­ge­le­gen­hei­ten aber die­ser We­sen, das­je­ni­ge, was sie für sich brau­chen, um die men­sch­li­che En­t­­wi­cke­lung

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zu füh­ren, kön­nen nur durch ei­ne Er­kennt­nis be­o­b­ach­tet wer­den, wel­che über die In­tui­ti­on hin­aus­geht. Es er­gibt sich da­mit der Hin­weis auf Wel­ten, wel­che so vor­­zu­s­tel­len sind, daß geis­ti­ge An­ge­le­gen­hei­ten, wel­che auf der Er­de die höchs­ten sind, dort zu den nie­d­ri­ge­ren ge­hö­ren. Ver­nünf­ti­ge Ent­schlüs­se zum Bei­spiel ge­hö­ren inn­er­halb des Er­den­ge­bie­tes zu dem höchs­ten; die Wir­kun­gen des mi­ne­ra­li­schen Rei­ches zu dem nie­d­rigs­ten. In je­nen höhe­ren Re­­gio­nen sind ver­nünf­ti­ge Ent­schlüs­se un­ge­fähr das, was auf Er­den die mi­ne­ra­li­schen Wir­kun­gen sind. Über dem Ge­­bie­te der In­tui­ti­on liegt die Re­gi­on, in wel­cher aus geis­ti­gen Ur­sa­chen her­aus der Wel­ten­plan ges­pon­nen wird.

Die We­sens­g­lie­der des Men­schen

Wenn ge­sagt wor­den ist (ver­g­lei­che Sei­te 69 und die fol­­gen­den), das «Ich» ar­bei­te an den men­sch­li­chen We­sens­g­lie­­dern, dem phy­si­schen Leib, dem Äther­leib und dem as­tra­­li­schen Leib, und ge­stal­te die­se in um­ge­kehr­ter Fol­ge um zu Geist­selbst, Le­bens­geist und Geis­tes­mensch, so be­zieht sich die­ses auf die Ar­beit des Ich an der men­sch­li­chen We­sen­heit durch die höchs­ten Fähig­kei­ten, mit de­ren Ent­wi­cke­lung erst im Lau­fe der Er­den­zu­stän­de der An­fang ge­macht wor­den ist. Die­ser Um­ge­stal­tung geht aber ei­ne an­de­re auf ei­ner nie­d­ri­ge­ren Stu­fe voran, und durch die­se ent­ste­hen Em­p­­fin­dungs­see­le, Ver­stan­des­see­le und Be­wußt­s­eins­see­le. Denn wäh­rend sich im Lau­fe der Ent­wi­cke­lung des Men­schen die Emp­fin­dungs­see­le bil­det, ge­hen Ve­r­än­de­run­gen im As­tral­­lei­be vor sich, die Bil­dung der Ver­stan­des­see­le drückt sich in Ver­wand­lun­gen des Äther­lei­bes, und je­ne der Be­wußt­­­s­eins­see­le in sol­chen des phy­si­schen Lei­bes aus. Im Ver­lau­fe

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der Schil­de­rung der Er­den­ent­wi­cke­lung, wel­che in die­sem Bu­che ge­ge­ben wor­den ist, wur­de dar­über das Nähe­re an­­ge­ge­ben. So kann man al­so in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung sa­gen: schon die Emp­fin­dungs­see­le be­ru­he auf ei­nem ver­­wan­del­ten As­tral­leib; die Ver­stan­des­see­le auf ei­nem ver­­wan­del­ten Äther­leib; die Be­wußt­s­eins­see­le auf ei­nem ver­­wan­del­ten phy­si­schen Leib. Man kann aber auch sa­gen, die­se drei See­len­g­lie­der sei­en Tei­le des as­tra­li­schen Lei­bes, denn nur da­durch ist zum Bei­spiel die Be­wußt­s­eins­see­le mög­lich, daß sie ei­ne as­tra­li­sche We­sen­heit in ei­nem ihr an­­gepaß­ten phy­si­schen Leib ist. Sie lebt ein aus­tra­li­sches Le­ben in ei­nem zu ih­rem Wohn­platz be­ar­bei­te­ten phy­si­schen Leib.

Der Tra­um­zu­stand

Der Tra­um­zu­stand ist in ei­ner ge­wis­sen Be­zie­hung im Ka­pi­tel III die­ser Schrift cha­rak­te­ri­siert wor­den. Er ist auf­­zu­fas­sen auf der ei­nen Sei­te als ein Über­rest des al­ten Bil­der­­be­wußt­seins, wie es dem Men­schen wäh­rend der Mon­den­­ent­wi­cke­lung und auch noch wäh­rend ei­nes gro­ßen Tei­les der Er­den­ent­wi­cke­lung ei­gen war. Die Ent­wi­cke­lung sch­rei­­tet eben so vor­wärts, daß frühe­re Zu­stän­de in spä­te­re hin ein­spie­len. Und so kommt wäh­rend des Träu­mens in dem Men­schen jetzt als Über­rest zum Vor­schein, was früh­er nor­ma­ler Zu­stand war. Zu­g­leich aber ist die­ser Zu­stand nach ei­ner an­de­ren Sei­te doch wie­der an­ders als das al­te Bil­der­be­wußt­sein. Denn seit der Aus­bil­dung des Ich spielt das­sel­be auch in die Vor­gän­ge des as­tra­li­schen Lei­bes hin­ein, wel­che im Schla­fe wäh­rend des Träu­mens sich voll­zie­hen. So stellt sich im Trau­me ein durch die An­we­sen­heit des Ich ve­r­än­der­tes Bil­der­be­wußt­sein dar. Weil aber das Ich nicht

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be­wußt sei­ne Tä­tig­keit auf den As­tral­leib wäh­rend des Träu­mens aus­übt, so darf auch nichts, was in das Ge­biet des Tra­um­le­bens ge­hört, zu dem ge­rech­net wer­den, was in Wahr­heit zu ei­ner Er­kennt­nis der über­sinn­li­chen Wel­ten im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft füh­ren kann. Ein Glei­ches gilt für das, was man oft als Vi­si­on, Ah­nung oder «zwei­tes Ge­­sicht» (Deu­te­ros­ko­pie) be­zeich­net. Die­se kom­men da­durch zu­stan­de, daß sich das «Ich» aus­schal­tet und da­durch Über­­res­te al­ter Be­wußt­s­eins­zu­stän­de ent­ste­hen. Sie ha­ben in der Geis­tes­wis­sen­schaft kei­ne un­mit­tel­ba­re Ver­wen­dung; was in ih­nen be­o­b­ach­tet wird, kann nicht im ech­ten Sin­ne als Er­geb­nis der­sel­ben be­trach­tet wer­den.

Zur Er­lan­gung über­sinn­li­cher Er­kennt­nis­se

Der Weg zur Er­lan­gung von Er­kennt­nis­sen der über­­sinn­li­chen Wel­ten, der in die­sem Bu­che aus­führ­li­cher be­schrie­ben wor­den ist, kann auch der «un­mit­tel­ba­re Er­kennt­nis­weg» ge­nannt wer­den. Ne­ben ihm gibt es noch ei­nen sol­chen, wel­chen man als «Ge­fühls­weg» be­zeich­nen kann. Doch wä­re es ganz un­rich­tig, et­wa zu glau­ben, daß der ers­te­re mit der Aus­bil­dung des Ge­füh­l­es nichts zu tun ha­be. Er führt viel­mehr zur größt­mög­li­chen Ver­tie­fung des Ge­fühls­le­bens. Doch wen­det sich der «Ge­fühls­weg» eben un­mit­tel­bar an das blo­ße Ge­fühl und sucht von die­sem aus zu den Er­kennt­nis­sen auf­zu­s­tei­gen. Er be­ruht dar­auf, daß ein Ge­fühl, wenn sich die See­le ganz ihm hin­gibt ei­ne ge­wis­se Zeit hin­durch, sich in ei­ne Er­kennt­nis, in ei­ne bild­haf­te An­schau­ung ver­­wan­delt. Wenn zum Bei­spiel die See­le sich ganz aus­füllt durch Wo­chen, Mo­na­te, ja län­ger, mit dem Ge­füh­le der De­mut, so ver­wan­delt sich der Ge­fühls­in­halt in ei­ne An­schau­ung.

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Man kann nun auch durch ein stu­fen­wei­ses Durch­­­ma­chen sol­cher Ge­füh­le ei­nen Weg in die über­sinn­li­chen Ge­bie­te fin­den. Doch ist er für den ge­gen­wär­ti­gen Men­schen inn­er­halb der ge­wöhn­li­chen Le­bens­be­din­gun­gen nicht leicht durch­zu­füh­ren. Ein­sam­keit, Zu­rück­ge­zo­gen­heit von dem Le­ben der Ge­gen­wart ist da­bei fast un­er­läß­lich. Denn was das all­täg­li­che Le­ben bringt an Ein­drü­cken, stört na­ment­lich im An­fan­ge der Ent­wi­cke­lung das­je­ni­ge, was die See­le durch Ver­sen­kung in be­stimm­te Ge­füh­le er­reicht. Da­ge­gen ist der in die­sem Bu­che ge­schil­der­te Er­kennt­nis­weg in je­der ge­gen­wär­ti­gen Le­bens­la­ge durch­zu­füh­ren.

Be­o­b­ach­tung be­son­de­rer Er­eig­nis­se und We­sen der Geis­tes­welt

Es kann die Fra­ge ge­s­tellt wer­den, ob die in­ne­re Ver­sen­kung und die an­dern ge­schil­der­ten Mit­tel zur Er­lan­gung von über­sinn­li­chen Er­kennt­nis­sen nur die Be­o­b­ach­tung des Men­­schen zwi­schen Tod und neu­er Ge­burt oder an­de­re geis­ti­ge Vor­gän­ge im all­ge­mei­nen ge­stat­ten, oder ob sie es auch er­mög­li­chen, ganz be­stimm­te Ein­zel­vor­gän­ge und We­sen, zum Bei­spiel ei­nen be­stimm­ten To­ten zu be­o­b­ach­ten. Dar­­auf muß ge­ant­wor­tet wer­den: Wer sich durch die ge­schil­der­­ten Mit­tel die Fähig­keit er­wirbt zur Be­o­b­ach­tung der geis­ti­­gen Welt, der kann auch da­zu ge­lan­gen, Ein­zel­hei­ten zu be­o­b­ach­ten, wel­che in der­sel­ben vor sich ge­hen. Er macht sich fähig, sich mit Men­schen, die in der geis­ti­gen Welt zwi­schen dem To­de und ei­ner neu­en Ge­burt le­ben, in Ver­­­bin­dung zu set­zen. Nur muß be­ach­tet wer­den, daß die­ses im Sin­ne der Geis­tes­wis­sen­schaft nur ge­sche­hen soll, nach­­­dem man die re­gel­rech­te Schu­lung für die über­sinn­li­chen

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Er­kennt­nis­se durch­ge­macht hat. Denn erst dann kann man in be­zug auf be­son­de­re Er­eig­nis­se und We­sen­hei­ten zwi­schen Täu­schung und Wir­k­lich­keit un­ter­schei­den. Wer ein­zel­nes be­o­b­ach­ten will oh­ne rich­ti­ge Schu­lung, der wird vie­len Täu­schun­gen zum Op­fer fal­len kön­nen. Selbst das An­fäng­­lichs­te: das Ver­ste­hen der Art, wie sol­che Ein­drü­cke be­son­­de­rer Tat­sa­chen der über­sinn­li­chen Welt zu deu­ten sind, ist nicht mög­lich oh­ne fort­ge­schrit­te­ne Geis­tes­schu­lung. Je­ne Schu­lung, wel­che in die höhe­ren Wel­ten zur Be­o­b­ach­tung des­sen führt, was in die­sem Bu­che ge­schil­dert ist, sie führt auch da­zu, das Le­ben ei­nes ein­zel­nen Men­schen nach dem To­de ver­fol­gen zu kön­nen: und nicht min­der da­zu, al­le geis­tig-see­li­schen be­son­de­ren We­sen zu be­o­b­ach­ten und zu ver­ste­hen, wel­che aus ver­bor­ge­nen Wel­ten in die of­fen­ba­ren he­r­ein­wir­ken. Doch ist si­che­res Be­o­b­ach­ten ge­ra­de des Ein­­zel­nen nur auf Grund der Er­kennt­nis­se der all­ge­mei­nen, gro­ßen, je­den Men­schen an­ge­hen­den Welt- und Mensch­heits­­tat­sa­chen der geis­ti­gen Welt mög­lich. Wer das ei­ne be­gehrt, oh­ne das an­de­re ha­ben zu wol­len, geht in die Ir­re. Es ge­hört nun ein­mal zu den Er­fah­run­gen, die man in be­zug auf das Be­o­b­ach­ten der geis­ti­gen Welt ma­chen muß, daß der Ein­tritt in die­je­ni­gen Ge­bie­te des über­sinn­li­chen Da­seins, nach de­nen man zu al­le­r­erst be­gehrt, ei­nem erst dann be­schert wird, wenn man sich auf erns­ten und schwie­ri­gen, nur den all­ge­mei­nen Er­kennt­nis­fra­gen zu­ge­neig­ten We­gen um das be­müht hat, was Auf­schluß über den Sinn des Le­bens gibt. Ist man die­se We­ge in rei­nem, un­e­go­is­ti­schem Er­kennt­nis­dran­ge ge­gan­gen, dann ist man erst reif, Ein­zel­hei­ten zu be­o­b­ach­ten, de­ren An­schau­ung vor­her doch nur die Be­frie­­di­gung ei­nes ego­is­ti­schen Be­dürf­nis­ses wä­re, auch wenn sich der Ver­lan­gen­de ein­re­de­te, daß er nur aus Lie­be zum Be­spiel

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zu ei­nem To­ten den Ein­blick in die geis­ti­ge Welt er­­st­re­be. Der Ein­blick in das Be­son­de­re kann nur dem wer­den, der sich durch erns­tes In­ter­es­se für geis­tes­wis­sen­schaf­t­­li­che All­ge­mein­hei­ten die Mög­lich­keit ge­won­nen hat, auch das Be­son­de­re ganz oh­ne ego­is­ti­sche Be­geh­run­gen wie ei­ne ob­jek­ti­ve wis­sen­schaft­li­che Wahr­heit hin­zu­neh­men.

BESONDERE BEMERKUNGEN

#G013-1962-SE434 ? Die Ge­heim­wis­sen­schaft im Um­riss

#TI

BE­SON­DE­RE BE­MER­KUN­GEN

#TX

(Zu Sei­te 62 ff.) Au­s­ein­an­der­set­zun­gen wie die­je­ni­gen, wel­che in die­sem Bu­che ge­ge­ben wer­den über das Er­in­ne­rungs­ver­mö­gen, kön­nen sehr leicht mißv­er­stan­den wer­den. Denn wer nur die äu­ße­ren Vor­gän­ge be­trach­tet, dem wird der Un­ter­schied gar nicht oh­ne wei­te­res auf­fal­len zwi­schen dem, was am Tie­re, ja selbst an der Pflan­ze ge­schieht, wenn so et­was ein­tritt, was der Er­in­ne­rung gleicht, und dem, was hier für den Men­schen als wir­k­li­che Er­in­ne­rung ge­ken­n­zeich­net wird. Ge­wiß, wenn ein Tier ei­ne Hand­lung ein drit­tes, vier­tes usw. Mal aus­führt, so mag es sie so aus­füh­­ren, daß sich der äu­ße­re Vor­gang so dar­s­tellt, wie wenn Er­in­ne­rung und das mit die­ser ver­knüpf­te Ler­nen vor­han­­den wä­ren. Ja, man mag, wie es ein­zel­ne Na­tur­for­scher und ih­re An­hän­ger tun, so­gar den Be­griff der Er­in­ne­rung oder des Ge­dächt­nis­ses so aus­deh­nen, daß man sagt, wenn das Küch­lein aus der Ei­scha­le kriecht, so pickt es nach den Kör­­nern, wis­se so­gar die Be­we­gun­gen des Kop­fes und Kör­pers so zu ma­chen, daß es zum Zie­le kom­me. Das kön­ne es nicht in der Ei­scha­le ge­lernt ha­ben, son­dern es sei ge­lernt durch die tau­send und aber tau­send We­sen, von de­nen es ab­stammt (so sagt zum Bei­spiel He­ring01) Man kann die Er­schei­nung, die hier vor­liegt, als et­was be­zeich­nen, was wie Er­in­ne­rung aus­sieht. Aber man wird nie zum wir­k­li­chen Be­g­rei­fen der men­sch­li­chen We­sen­heit kom­men, wenn man nicht das ganz Be­son­de­re ins Au­ge faßt, was im Men­schen als der Vor­gang des wir­k­li­chen Wahr­neh­mens frühe­rer Er­leb­nis­se in spä­t­e­­ren Zeit­punk­ten auf­tritt, nicht bloß als ein Hin­ein­wir­ken

#F­N013-434-01 E­wald He­ring, Über das Ge­dächt­nis als ei­ne all­ge­mei­ne Funk­ti­on der or­ga­ni­schen Ma­te­rie (1870).

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frühe­rer Zu­stän­de in spä­te­re. Hier in die­sem Bu­che wird Er­in­ne­rung die­ses Wahr­neh­men des Ver­gan­ge­nen ge­nannt, nicht bloß das selbst ve­r­än­der­te Wie­der­auf­t­re­ten des Frühe­ren in dem Spä­te­ren. Woll­te man das Wort Er­in­ne­rung schon für die ent­sp­re­chen­den Vor­gän­ge im Pflan­zen- und Tier­rei­che ge­brau­chen, so müß­te man ein an­de­res für den Men­schen ha­ben. Es kommt bei der obi­gen Dar­stel­lung die­ses Bu­ches gar nicht auf das Wort an, son­dern dar­auf, daß be­hufs Ver­ständ­nis­ses der men­sch­li­chen We­sen­heit der Un­ter­schied er­kannt wer­den muß. Eben­so­we­nig kön­nen schein­bar so­gar sehr ho­he In­tel­li­genz­leis­tun­gen von Tie­ren mit dem zu­sam­men­ge­bracht wer­den, was hier Er­in­ne­rung ge­nannt wird.

(Zu Sei­te 72 f.) Zwi­schen den Ve­r­än­de­run­gen, wel­che sich durch die Tä­tig­keit des Ich im As­tral­lei­be voll­zie­hen, und je­nen, die im Äther­lei­be vor­ge­hen, läßt sich ei­ne fes­te Gren­ze nicht zie­hen. Es ge­hen die ei­nen in die an­de­ren über. Wenn der Mensch et­was lernt und sich da­durch ei­ne ge­wis­se Fähi­g­keit des Ur­tei­les er­wirbt, so ist ei­ne Ve­r­än­de­rung im As­tral­­lei­be ein­ge­t­re­ten; wenn aber die­ses Ur­teil sei­ne See­len­ver­­­fas­sung än­dert, so daß er sich ge­wöhnt, über ei­ne Sa­che nach dem Ler­nen an­ders zu emp­fin­den als vor­her, so liegt ei­ne Än­de­rung im Äther­lei­be vor. Al­les, was so men­sch­li­ches Ei­gen­tum wird, daß sich der Mensch im­mer wie­der da­ran er­in­nern kann, be­ruht auf ei­ner Än­de­rung des Äther­lei­bes. Was nach und nach ein fes­ter Schatz des Ge­dächt­nis­ses wird, dem liegt zu­grun­de, daß sich die Ar­beit am As­tral­lei­be auf den Äther­leib über­tra­gen hat.

(Zu Sei­te 84 f.) Der Zu­sam­men­hang von Schlaf und Er­­mü­dung wird zu­meist nicht in ei­ner durch die Tat­sa­chen ge­for­der­ten Wei­se an­ge­se­hen. Man denkt, der Schlaf tre­te

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ein in­fol­ge der Er­mü­dung. Daß die­se Vor­stel­lung viel zu ein­fach ist, kann je­des Ein­schla­fen ei­nes oft gar nicht er­­mü­de­ten Men­schen beim An­hö­ren ei­ner ihn nicht in­ter­es­sie­ren­den Re­de oder bei ähn­li­cher Ge­le­gen­heit zei­gen. Wer be­haup­ten will, bei sol­cher Ver­an­las­sung er­mü­de eben der Mensch, der er­klärt doch nach ei­ner Me­tho­de, wel­cher der rech­te Er­kennt­ni­s­ernst man­gelt. Un­be­fan­ge­ne Be­o­b­ach­tung muß denn doch dar­auf kom­men, daß Wa­chen und Schla­fen ver­schie­de­ne Ver­hält­nis­se der See­le zum Lei­be dar­s­tel­len, die im re­gel­mä­ß­i­gen Le­bens­ver­lau­fe in rhyth­mi­scher Fol­ge wie lin­ker und rech­ter Pen­del­aus­schlag auf­t­re­ten müs­sen. Es er­gibt sich bei solch un­be­fan­ge­ner Be­o­b­ach­tung, daß das Er­füllt­sein der See­le mit den Ein­drü­cken der Au­ßen­welt in die­ser die Be­gier­de er­weckt, nach die­sem Zu­stand in ei­nen an­dern ein­zu­t­re­ten, in­dem sie im Ge­nuß der ei­ge­nen Lei­b­­lich­keit auf­geht. Es wech­seln zwei See­len­zu­stän­de: Hin­­ge­ge­ben­sein an die Au­ßen­ein­drü­cke und Hin­ge­ge­ben­sein an die ei­ge­ne Leib­lich­keit. In dem ers­ten Zu­stan­de wird un­be­wußt die Be­gier­de nach dem zwei­ten er­zeugt, der selbst dann im Un­be­wuß­ten ver­läuft. Der Aus­druck der Be­gier­de nach dem Ge­nus­se der ei­ge­nen Leib­lich­keit ist die Er­mü­dung. Man muß al­so ei­gent­lich sa­gen: man füh­le sich er­mü­det, weil man schla­fen will, nicht man wol­le schla­fen, weil man sich er­mü­det füh­le. Da nun die Men­schen­see­le durch Ge­wöh­nung die im nor­ma­len Le­ben not­wen­dig auf­t­re­ten­den Zu­stän­de auch will­kür­lich in sich her­vor­ru­fen kann, so ist es mög­lich, daß sie, wenn sie sich für ei­nen ge­ge­be­nen äu­ße­ren Ein­druck ab­s­tumpft, in sich die Be­gier­de her­vor­ruft nach dem Ge­nuß der ei­ge­nen Leib­lich­keit; das heißt, daß sie ein­schläft, wenn durch die in­ne­re Ver­fas­sung des Men­schen kei­ne Ver­an­las­sung da­zu ist.

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(Zu Sei­te125 f.) Daß die per­sön­li­chen Ga­ben des Men­­schen, wenn sie dem Ge­setz der blo­ßen «Ver­er­bung» un­ter­lä­gen, sich nicht am En­de, son­dern am An­fan­ge ei­ner Bluts­ge­mein­schaft zei­gen müß­ten, könn­te als Aus­spruch na­tür­lich leicht mißv­er­stan­den wer­den. Man könn­te sa­gen, ja, sie kön­nen sich da doch nicht zei­gen, denn sie müs­sen sich ja eben erst ent­wi­ckeln. Aber dies ist kein Ein­wand; denn wenn man be­wei­sen will, daß et­was von ei­nem vor­her­­ge­hen­den ver­erbt ist, so muß man zei­gen, wie sich an dem Nach­kom­men das wie­der­fin­det, was vor­her schon da war. Zeig­te sich nun, daß et­was am An­fan­ge ei­ner Bluts­ge­nos­sen­­schaft da wä­re, was im wei­te­ren Ver­lau­fe wie­der­ge­fun­den wür­de, so könn­te man von Ver­er­bung sp­re­chen. Man kann es aber nicht, wenn am En­de et­was auf­tritt, was vor­her nicht da war. Die Um­keh­rung des Sat­zes oben soll­te nur zei­gen, daß der Ver­er­bungs­ge­dan­ke ein un­mög­li­cher ist.

(Zu Sei­te 148.) Es ist in ein­zel­nen Ka­pi­teln die­ses Bu­ches dar­ge­s­tellt wor­den, wie die Welt des Men­schen und er selbst hin­durch­sch­rei­ten durch die Zu­stän­de, wel­che mit den Na­­men Sa­turn, Son­ne, Mond, Er­de, Ju­pi­ter, Ve­nus, Vul­kan be­zeich­net wor­den sind. Es ist auch an­ge­deu­tet wor­den, in wel­chem Ver­hält­nis­se die men­sch­li­che Ent­wi­cke­lung zu Him­mels­kör­pern steht, wel­che ne­ben der Er­de vor­han­den sind und wel­che als Sa­turn, Ju­pi­ter, Mars usw. an­ge­ge­ben wor­den sind. Die­se letz­te­ren Him­mels­kör­per ma­chen na­tur­­ge­mäß auch ih­re Ent­wi­cke­lung durch. Im ge­gen­wär­ti­gen Zei­traum sind sie auf ei­ner sol­chen Stu­fe an­ge­kom­men, daß sich ih­re phy­si­schen Tei­le der Wahr­neh­mung als das­je­ni­ge zei­gen, was in der phy­si­schen As­tro­no­mie Sa­turn, Ju­pi­ter, Mars usw. ge­nannt wird. Wenn nun im geis­tes­wis­sen­schaf­t­­li­chen Sin­ne der ge­gen­wär­ti­ge Sa­turn be­trach­tet wird, so ist

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er ge­wis­ser­ma­ßen ei­ne Wie­der­ver­kör­pe­rung des­sen, was der al­te Sa­turn war. Er ist ent­stan­den, weil vor der Tren­nung der Son­ne von der Er­de ge­wis­se We­sen­hei­ten vor­han­den wa­ren, wel­che die Tren­nung nicht mit­ma­chen konn­ten, weil sie sich so viel von je­nen Ei­gen­schaf­ten ein­ge­g­lie­dert hat­ten, wel­che dem Sa­turn­da­sein an­ge­mes­sen sind, daß ihr Platz nicht da sein konn­te, wo vor­züg­lich die Son­nen­ei­gen­schaf­ten ent­fal­tet wer­den. Der ge­gen­wär­ti­ge Ju­pi­ter ist aber da­durch ent­stan­den, daß We­sen vor­han­den wa­ren, wel­che Ei­gen­­schaf­ten hat­ten, die erst auf dem künf­ti­gen Ju­pi­ter der Ge­samt­ent­wi­cke­lung sich ent­fal­ten kön­nen. Für sie ent­stand ein Wohn­platz, in dem sie die­se spä­te­re Ent­wi­cke­lung schon vor­aus­neh­men kön­nen. So ist der Mars ein Him­mels­kör­per, in dem We­sen­hei­ten woh­nen, wel­che die Mon­den­ent­wi­cke­­lung so durch­ge­macht ha­ben, daß ih­nen ein wei­te­rer Fort­schritt auf der Er­de nichts ge­ben könn­te. Der Mars ist ei­ne Wie­der­ver­kör­pe­rung des al­ten Mon­des auf ei­ner höhe­ren Stu­fe. Der ge­gen­wär­ti­ge Mer­kur ist ein Wohn­platz für We­sen, wel­che der Er­den­ent­wi­cke­lung vor­aus sind, aber ge­ra­de da­durch, daß sie ge­wis­se Er­den­ei­gen­schaf­ten in ei­ner höhe­ren Art aus­ge­bil­det ha­ben, als dies auf der Er­de ge­­sche­hen kann. Die ge­gen­wär­ti­ge Ve­nus ist ei­ne pro­phe­ti­sche Vor­aus­nah­me des künf­ti­gen Ve­nus­zu­stan­des in ei­ner ähn­­li­chen Art. Aus al­le­dem recht­fer­tigt sich, wenn die Be­nen­­nun­gen der Zu­stän­de, wel­che der Er­de vor­aus­ge­gan­gen sind und ihr nach­fol­gen, nach ih­ren ge­gen­wär­ti­gen Re­prä­sen­tan­ten im Wel­tall ge­wählt wer­den. Es ist ganz selbst­ver­­­ständ­lich, daß ge­gen das hier Vor­ge­brach­te der­je­ni­ge wird viel ein­zu­wen­den ha­ben, der die Paral­le­li­sie­rung der über­­sinn­lich ge­schau­ten Sa­turn-, Son­nen- usw. Zu­stän­de mit den gleich­be­nann­ten phy­si­schen Him­mels­kör­pern dem Ur­tei­le

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des an der äu­ßern Na­tur­be­o­b­ach­tung her­an­ge­zo­ge­nen Ver­­­stan­des un­ter­wer­fen will. Aber wie es ei­ne Mög­lich­keit gibt, das Son­nen­sys­tem durch die Mit­tel der ma­the­ma­ti­schen Vor­­­stel­lung als Bild des rä­um­lich-zeit­li­chen Ge­sche­hens vor die See­le zu stel­len, so ist es der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis mög­­lich, das ma­the­ma­ti­sche Bild mit see­li­schem In­hal­te zu durch­set­zen. Dann aber ge­stal­tet es sich so, daß die oben an­ge­ge­be­ne Paral­le­li­sie­rung statt­haft wird. Die­ses Durch­set­zen mit see­li­schem In­hal­te liegt aber auch durch­aus in der wei­te­­ren Durch­füh­rung der st­reng na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Be­­trach­tungs­art. Die­se Be­trach­tungs­art be­schränkt sich al­ler­­dings ge­gen­wär­tig noch dar­auf, ein Wech­sel­ver­hält­nis des Son­nen­sys­tems und der Er­de nach rein ma­the­ma­tisch-me­cha­­ni­schen Be­grif­fen zu su­chen. In­dem sie die­ses tut, wird die Na­tur­wis­sen­schaft der Zu­kunft durch sich selbst zu Vor­­­stel­lun­gen ge­trie­ben wer­den, wel­che das Me­cha­ni­sche zum See­li­schen er­wei­tern. Zu zei­gen, was durch­aus ge­sche­hen könn­te, daß sol­che Er­wei­te­rung schon auf der Grund­la­ge ge­gen­wär­ti­ger, na­tur­wis­sen­schaft­li­cher Vor­stel­lun­gen ge­­sche­hen soll­te, da­zu müß­te ein ei­ge­nes Buch ge­schrie­ben wer­den. Hier kann nur auf das in Be­tracht Kom­men­de hin­ge­deu­tet wer­den, was al­ler­dings zur Fol­ge hat, daß das An­ge­deu­te­te man­chem Mißv­er­ständ­nis aus­ge­setzt wer­den muß. Geis­tes­wis­sen­schaft stimmt eben oft nur schein­bar mit der Na­tur­wis­sen­schaft nicht übe­r­ein, weil die letz­te­re Wis­sen­­schaft ge­gen­wär­tig noch durch­aus nicht Vor­stel­lun­gen bil­den will, die nicht nur von der über­sinn­li­chen Er­kennt­nis, son­­dern auch von der­je­ni­gen in Wahr­heit ge­for­dert wer­den, die sich an das Sin­nen­fäl­li­ge hält. Ein un­be­fan­ge­ner Be­trach­ter kann in den na­tur­wis­sen­schaft­li­chen Be­o­b­ach­tung­s­er­geb­nis­­­sen der Ge­gen­wart übe­rall Hin­wei­se auf rein sin­nen­fäl­li­ge

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an­de­re Be­o­b­ach­tungs­ge­bie­te se­hen, die in Zu­kunft rein na­tur­wis­sen­schaft­lich wer­den in An­griff zu neh­men sein, und die zei­gen wer­den, daß, was über­sinn­li­ches Schau­en of­fen­bart, durch Na­tur­be­trach­tung voll be­stä­tigt wird, so­weit die­se über­sinn­li­che Er­kennt­nis auf sol­ches über­sin­n­­li­ches Welt­ge­sche­hen sich be­zieht, dem ei­ne sin­nen­fäl­li­ge Of­fen­ba­rung ent­spricht.

En­de

Literatur

Originalausgaben

  • Die Geheimwissenschaft im Umriss, 3. Auflage, Verlag von Max Altmann, Leipzig 1910 pdf (1910)
  • Die Geheimwissenschaft im Umriss, Sechte, vielfach ergänzte und erweiterte Auflage, Verlag von Max Altmann, Leipzig 1913 pdf (1913)
  • Die Geheimwissenschaft im Umriss, Siebente bis fünfzehnte, vielfach umgearbeitete, ergänzte und erweiterte Auflage, Verlag von Max Altmann, Leipzig 1920 pdf (1920)
  • Die Geheimwissenschaft im Umriss, Philosophisch-Anthroposophischer Verlag am Goetheanum, Dornach 1925 pdf (1925)
Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
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Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.