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Von dem hier veröffentlichten, unvollendet gebliebenen Werke «Anthroposophie» von Rudolf Steiner aus dem Jahre 1910 be­finden sich im Nachlaß ein handschriftliches Manuskript sowie vom Autor selbst korrigierte Druckbogen. Rudolf Steiner hat dasselbe Thema mündlich in den zwei ersten der zwölf Vorträge «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie» (gehalten in Berlin 1909, 1910 und 1911) behandelt und später von den ver­schiedensten Seiten her immer wieder aufgenommen.1 Der In­halt des Fragmentes ist so wertvoll, daß es gerechtfertigt er­scheint, ihn mitzuteilen, obwohl es sich hier um ein unvollendet gebliebenes Werk handelt, das Rudolf Steiner selbst nicht ver­öffentlicht hat.
Von dem hier veröffentlichten, unvollendet gebliebenen Werke «Anthroposophie» von Rudolf Steiner aus dem Jahre 1910 be­finden sich im Nachlaß ein handschriftliches Manuskript sowie vom Autor selbst korrigierte Druckbogen. Rudolf Steiner hat dasselbe Thema mündlich in den zwei ersten der zwölf Vorträge «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie» (gehalten in Berlin 1909, 1910 und 1911) behandelt und später von den ver­schiedensten Seiten her immer wieder aufgenommen.1 Der In­halt des Fragmentes ist so wertvoll, daß es gerechtfertigt er­scheint, ihn mitzuteilen, obwohl es sich hier um ein unvollendet gebliebenes Werk handelt, das Rudolf Steiner selbst nicht ver­öffentlicht hat.
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1921 - «Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist, Zweiter Teil». 11 Vorträge in Dornach, 22. Juli bis 20. August. Vortrag l und 2. Bibl.-Nr. 206, Gesamtausgabe Dornach 1967.  
1921 - «Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist, Zweiter Teil». 11 Vorträge in Dornach, 22. Juli bis 20. August. Vortrag l und 2. Bibl.-Nr. 206, Gesamtausgabe Dornach 1967.  


= ANTHROPOSOPHIE =
= I. DER CHARAKTER DER ANTHROPOSOPHIE =
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Wie die Lebensorgane in Atmung, Wärmung, Ernäh­rung auf die stoffliche Außenwelt weisen, so die Organe der genannten Sinnesorgane. Dagegen setzen Absonderung, Erhaltung, Wachstum, Hervorbringung, Geschmacks-, Gesichts- und Gehör-, Laut-, Begriffs-, Ich-Organismus in­nere Bildungsprinzipien voraus, die sich nur am verinner­lichten Stoffe betätigen können.  
Wie die Lebensorgane in Atmung, Wärmung, Ernäh­rung auf die stoffliche Außenwelt weisen, so die Organe der genannten Sinnesorgane. Dagegen setzen Absonderung, Erhaltung, Wachstum, Hervorbringung, Geschmacks-, Gesichts- und Gehör-, Laut-, Begriffs-, Ich-Organismus in­nere Bildungsprinzipien voraus, die sich nur am verinner­lichten Stoffe betätigen können.  


= IX. DIE HUHERE GEISTESWELT =
= IX. DIE HÖHERE GEISTESWELT =
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IX. DIE HUHERE GEISTESWELT
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S.256ff., wo dseser Vergleich ebenfalls angefuhrt wird.
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* [[a:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]]: ''Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910'', [[GA 45]] (2002), ISBN 978-3727404528 {{Vorträge|045}}
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[[Kategorie:GA 45 Anthroposophie. Ein Fragment aus dem Jahre 1910|!]]
[[Kategorie:GA|GA 045]] [[Kategorie:GA (Nachlass)|GA 045]] [[Kategorie:Gesamtausgabe|GA 045]]
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Aktuelle Version vom 1. November 2023, 10:50 Uhr

ansehen im RUDOLF STEINER VERLAG

#SE045-007

VORBEMERKUNG

Von dem hier veröffentlichten, unvollendet gebliebenen Werke «Anthroposophie» von Rudolf Steiner aus dem Jahre 1910 be­finden sich im Nachlaß ein handschriftliches Manuskript sowie vom Autor selbst korrigierte Druckbogen. Rudolf Steiner hat dasselbe Thema mündlich in den zwei ersten der zwölf Vorträge «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie» (gehalten in Berlin 1909, 1910 und 1911) behandelt und später von den ver­schiedensten Seiten her immer wieder aufgenommen.1 Der In­halt des Fragmentes ist so wertvoll, daß es gerechtfertigt er­scheint, ihn mitzuteilen, obwohl es sich hier um ein unvollendet gebliebenes Werk handelt, das Rudolf Steiner selbst nicht ver­öffentlicht hat.

Wie diese Seiten aufzufassen sind und wie Rudolf Steiner über sie gedacht hat, geht aus Ausführungen über diese Inhalte her­vor, die er an namentlich zwei Stellen in seinem Vortragswerk gab. Zunächst im Vortrag vom 2. Oktober 1920 in dem Kurs «Grenzen der Naturerkenntnis»2 im siebenten Vortrag (Seite 105/106), und später, das heißt ca. sechs Monate darauf, im Vor­trag vom 22. März 1921, in seinem Kurs «Mathematik, wissen­schaftliches Experiment, Beobachtung und Erkenntnisergebnisse vom Gesichtspunkte der Anthroposophie»,3 im sechsten Vortrag.

Rudolf Steiner führte am 2. Oktober 1920 in Dornach fol­gendes aus:

«Ich habe vor vielen Jahren auf einem gewissen Gebiete ver­sucht, in Worte zu kleiden dasjenige, was man nennen kann menschliche Sinnenlehre. Es ist mir in einer Weise gelungen, das in Worte zu kleiden, was solche menschliche Sinneslehre, die Leh­re von den zwölf Sinnen, ist, im mündlichen Vortrage, weil man da noch eher die Möglichkeit hat, die Sprache so zu drehen und zu wenden und durch Wiederholungen zu sorgen für das Verständnis,

- - -

1 Vergleiche die Übersicht auf Seite 12.

2 Bibliographie-Nr. 322. Gesamtausgabe Dornach 1969.

3 Bibliographie-Nr. 324, Gesamtausgabe in Vorbereitung.

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daß man die Mängel unserer Sprache, die solch über­sinnlichem Wesen noch nicht gewachsen ist, nicht so stark fühlt. Aber als ich dann es war, wie gesagt, vor vielen Jahren auf­schreiben wollte, um es zu einem Buche zu formen, dasjenige, was ich als eigentliche Anthroposophie gegeben habe in Vorträ­gen, da stellte sich das Merkwürdige heraus, daß das äußerlich Erlebte bei seinem Hineintragen in das Innere etwas so Sensitives wurde, daß die Sprache nicht die Worte hergab. Und ich glaube, fünf bis sechs Jahre lag der Anfang des Gedruckten, mehrere Bo­gen, in der Druckerei. Ich konnte, weil ich das Ganze in dem Stil fortschreiben wollte, wie es angefangen war, einfach weil die Sprache zunächst das nicht hergab für meine damalige Entwicke-lungsstufe, was ich erreichen wollte, nicht weiterschreiben. Nach­her ist eine Überlastung mit Arbeiten gekommen, und ich konnte bis jetzt dieses Buch noch nicht fertigmachen. Derjenige, der es weniger gewissenhaft nimmt mit dem, was er aus der geistigen Welt heraus seinen Mitmenschen gibt, der mag vielleicht lächeln über ein solches Stehenbleiben bei einer zeitlich unüberwindli­chen Schwierigkeit. Wer aber wirklich erlebt hat und wer zu durchdringen vermag mit dem vollen Verantwortlichkeitsgefühl dasjenige, was sich ergibt, wenn man schildern will die Wege, die nun die abendländische Menschheit zur Imagination hin nehmen muß, der weiß, daß vieles notwendig ist, um gerade für eine sol­che Schilderung die richtigen Worte zu finden. Als Schulungsweg ist es verhältnismäßig einfach zu schildern. Das ist in meinem Buche ge­schehen. Aber indem man ganz bestimmte Resultate erzielen will, wie es das Resultat war, die Wesenheit der menschlichen Sinne selber, also eines Teiles der inneren Menschheitsorganisation zu beschreiben, wenn man solche ganz bestimmte Resultate erzielen soll, dann ergibt sich die Schwierigkeit, Imaginationen zu erfas­sen und sie in scharfen Konturen durch die Worte hinzustellen.»

Und am 22. März 1921 in Stuttgart:

«Ich habe einmal vorgetragen für die Anthroposophische Ge­sellschaft dasjenige, was ich genannt habe in den Vorträgen . Ich habe damals soviel vorgetragen von dieser

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Anthroposophie, als sich eben meiner Geistesforschung ergeben hatte. Es wurden dann diese Vorträge gedruckt verlangt, und ich ging daran, die Sachen niederzuschreiben. Im Niederschreiben wurde wiederum etwas anderes daraus. Nicht daß irgend etwas in dem, was zuerst gegeben war, verändert worden wäre, sondern es wurde nur notwendig, einiges hinzuzufügen, was weitere Er­klärungen abgab. Aber es wurde auch nötig, die Sache noch ge­nauer zu formulieren. Das nahm ein Jahr in Anspruch. Nun kam wiederum eine Gelegenheit. Es wurde wiederum die Generalver­sammlung in der Gesellschaft gehalten. Da sagten denn die Leute, bei der Generalversammlung sollten nun doch die Vorträge verkauft werden, also müssen sie fertig wer­den. Ich hatte dann angekündigt für diese nächste Generalver­sammlung einen anderen Vortragszyklus, und verschickte die er­sten Bogen dieser an die Druckerei. Sie wurden auch sofort gedruckt. Ich dachte, ich würde nun weiterschreiben können. Ich schrieb auch eine Zeit lang weiter. Aber es ergab sich immer mehr und mehr die Notwendigkeit, weiteres hinzuzu­fügen zu den genaueren Erklärungen. Das Ganze endete dann damit, daß eine ganze Anzahl von Bogen gedruckt waren. Bis dahin hatte ich geschrieben. Ein Bogen kam dann so, daß die sechzehn Seiten nicht mehr voll wurden, sondern nur noch, ich glaube, dreizehn oder vierzehn voll waren. Die anderen waren weiß, und ich sollte weiter schreiben. Mittlerweile hatte sich mir ergeben - es gab auch andere Gründe für das Ganze, aber ich will jetzt einen der Gründe, die das Ereignis hervorgerufen haben, eben jetzt mit Bezug auf das, um was es sich hier handelt, Ihnen anführen. Es kam die Zeit, in der ich mir sagte: Um die Sache nun wirklich so, wie ich sie jetzt nach einem Jahre haben müßte und haben will, zu Ende zu führen, dazu ist es notwendig, nun im Genaueren auszubilden eine gewisse Vorstellungsweise, eine besondere Ausarbeitung des imaginativen, inspirierten Erken-nens und gerade mit Bezug auf diese anthroposophischen Fragen diese Erkenntnisart anzuwenden. Da ging ich denn daran, erst etwas Negatives zu machen: die ganze liegen zu lassen. Sie liegt heute noch so, wie sie dazumal, viele Bogen schon, gedruckt war, und ich dachte daran, zunächst eben die

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Fortsetzung nun auch wirklich zu erforschen. Da machte ich denn gründlich Bekanntschaft mit etwas, was ich Ihnen jetzt schildern möchte. Ich kann es Ihnen nur schematisch schildern. Aber dasjenige, was ich Ihnen schematisch schildere, ist eine gro­ße Summe von inneren Erlebnissen, die eigentlich Erkenntnis­methoden in der Erforschung des Menschen sind.

Es zeigte sich nämlich immer klarer und klarer, daß man eine Anthroposophie, wie sie dazumal intendiert war, erst dann vollenden kann, wenn man innerlich anschauend darauf kommt zu sehen, wie man dasjenige, was man da wirklich in innerer Schau als geistig-seelische Tätigkeit arbeitend im Nervensystem erblickt, so weit fortsetzen kann, bis man innerlich hier an einen Punkt kommt - der Punkt ist eigentlich eine Linie, die in verti­kaler Richtung liegt, aber ich will hier die Sache nur schema­tisch geben, der Punkt liegt für gewisse Erscheinungen weiter oben, dann weiter tiefer usw., das im einzelnen zu schildern wird vielleicht bei diesen Vorträgen nicht möglich sein, ich will nur gewissermaßen einen Querschnitt durch das Ganze führen -, bis man zu diesem Punkt kommt, wo man dann deutlich merkt, die ganze von außen nach innen vorrückende geistig-seelische Tätig­keit, die man erfaßt im Imaginieren und Inspirieren, die kreuzt sich. Aber indem sie sich kreuzt, ist man dann nicht mehr frei in der Ausübung dieser Tätigkeit. Man ist ja vorher auch nicht ganz frei, wie ich geschildert habe. Jetzt wird man noch unfreier. Man merkt, daß das Ganze eine Veränderung erfährt. Man läuft ein in ein stärkeres Festgehaltenwerden im imaginativ-inspirierten Vorstellen. Konkret gesprochen, wenn man dasjenige, was Sin­neswahrnehmung und deren verstandesmäßige Fortsetzung für das Auge ist, im imaginativ-inspirierten Vorstellen auffaßt und dadurch zu der Imagination des Sehorgans kommt, wenn man also dazu kommt, durch Imagination, die durchinspiriert ist, das Sehorgan aufzufassen, dann setzt sich diese Tätigkeit nach dem Innern fort, dann tritt hier eine Kreuzung ein, und dann um­faßt man mit der Tätigkeit, mit der man erst hier das Auge um­faßt hat, ein anderes Organ. Es ist im wesentlichen die Niere.

Und so für die anderen Organe. Man findet immer, wenn man diese imaginativ-inspirierte Tätigkeit nach dem Innern des

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Menschen fortsetzt, daß man dasjenige, was eben schon fertige Organe sind - in ihrer Anlage wenigstens vollständig fertig, wenn der Mensch geboren ist -, gewissermaßen umgreift mit die­ser inspirierten Imagination und so zur wirklichen Innenschau des menschlichen Organismus vorrückt. Es ist eine ganz beson­dere Schwierigkeit, und da ich dazumal nun nicht bloß das Buch fertigschreiben sollte, sondern nun noch einen anderen Vortrags­zyklus, der wiederum Forschungen nötig hatte, halten sollte, so können Sie sich denken, daß es nicht leicht war, mit dieser da­mals ausgebildeten Methode - es ist jetzt viele Jahre her - dazu­mal fertig zu werden.

Ich muß nur noch erwähnen, die Schwierigkeit besteht näm­lich darin, daß man zunächst immerfort zurückgeworfen wird. Dieses wirkliche Fortsetzen ist etwas, wo man schon die innere Kraft sehr zusammenhalten muß, wenn man es zuwege bringen soll. Man muß tatsächlich sich immer wieder und wiederum vor­nehmen, ich möchte sagen, die Kraft des Vorstellens, des inneren Arbeitens in der Seele an der Liebe zur äußeren Natur zu ver­stärken, intensiver zu machen. Sonst wird man immer leicht ein­fach zurückgeschlagen. Man merkt, man geht in sich hinein, aber man wird immer wieder zurückgestoßen, und man bekommt ei­gentlich statt etwas, was ich mit dieser Innenschau bezeichnen mochte, dieses, was nicht richtig ist. Man muß das überwinden, was sich da als ein Zurückschlagen entwickelt.

Nun, ich wollte Ihnen die Geschichte erzählen aus dem Grun­de, damit Sie sehen, daß der Geistesforscher schon hinweisen kann auf diejenigen Momente, wo er mit gewissen Problemen der Geistesforschung ringt. Leider ist ja in den Jahren, die dann auf das Ereignis gefolgt sind, das ich erzählt habe, meine Zeit durch alles Mögliche insbesondere in den letzten Jahren so ausgefüllt worden, daß dasjenige, was ich als eine besonders notwendige, eigentlich unerläßliche Tätigkeit bezeichnen müßte, das Zu-Ende-Schreiben dieser , nicht hat Zustandekommen können.»

Der hier wiedergegebene Text folgt bis Seite 101, Zeile 18 v. o., den aufgefundenen Korrekturbogen. Der Rest ist aus dem

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Manuskript abgedruckt. Die Korrekturbogen enthalten zum Teil verschiedene Varianten, die hier jeweils am Schluß des Kapitels wiedergegeben sind.

Von den hinzugefügten Erweiterungen (Anhang 1-5) sind die ersten drei neu aufgefundene Manuskriptseiten, die Abwand­lungen gegenüber dem hier wiedergegebenen Text darstellen und von Rudolf Steiner nicht in demselben aufgenommen wurden, da ihr Inhalt sich nicht in den Rahmen des übrigen Inhalts ein­fügte; Anhang 4 als Entwurf zu einem endgültigen Text war schon in der Ausgabe von 1951 enthalten; Anhang 5 ist eine selbständige, jedoch zum Thema gehörende Darstellung.

Die Herausgeber

Ausführungen zum selben Thema im Vortragswerk Rudolf Stei­ners:

1909 - «Anthroposophie, Psychosophie, Pneumatosophie». 12 Vorträge in Berlin 1909/1910/1911. Bibl.-Nr. 115, Gesamtausgabe Dorn­ach 1965.

1916 - Weltwesen und Ichheit». 7 Vorträge in Berlin, 6. Juni bis 18. Juli. Bibl.-Nr. 169, Gesamtausgabe Dornach 1963.

1916 - «Das Rätsel des Menschen - Die geistigen Hintergründe der menschlichen Geschichte». Kosmische und menschliche Ge­schichte Band I. 13 Vorträge in Dornach, 29. Juli bis 3. Sep­tember. Bibl.-Nr. 170, Gesamtausgabe Dornach 1964.

1917 - «Von Seelenrätseln». Bibl.-Nr. 21, 3. Auflage Gesamtausgabe Dornach 1960.

1918-«Die Geheimnisse der Sonne und des dreigeteilten Menschen». 3 Vorträge in Dornach vom 24.-26. August. In «Die Wissen­schaft vom Werden des Menschen». 9 Vorträge in Dornach, 17. August bis 2. September. Bibl.-Nr. 183, Gesamtausgabe Dornach 1967.

1919 - «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik». 14 Vorträge in Stuttgart, 21. August bis 5. September. Bibl.-Nr. 293, Gesamtausgabe Dornach 1960.

1920 - «Die zwölf Sinne des Menschen in ihrer Beziehung zu Imagina­tion und Intuition». Vortrag in Dornach am 8. August. In «Geisteswissenschaft als Erkenntnis der Grundimpulse sozialer Gestaltungen». 17 Vorträge in Dornach und Berlin, 6. August bis 18. September. Bibl.-Nr. 199, Gesamtausgabe Dornach 1967.

1920 - «Grenzen der Naturerkenntnis». 8 Vorträge in Dornach, 27. September bis 3. Oktober. Bibl.-Nr. 322, Gesamtausgabe Dornach 1969.

1921 - «Menschenwerden, Weltenseele und Weltengeist, Zweiter Teil». 11 Vorträge in Dornach, 22. Juli bis 20. August. Vortrag l und 2. Bibl.-Nr. 206, Gesamtausgabe Dornach 1967.

I. DER CHARAKTER DER ANTHROPOSOPHIE

#G045-1979-SE013 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANTHROPOSOPHIE

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I. DER CHARAKTER DER ANTHROPOSOPHIE

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Den Menschen zu betrachten, gilt einem seit den ältesten Zeiten vorhandenen Gefühle als der würdigste Zweig des menschlichen Forschens. Wer nun auf sich wirken läßt, was im Laufe der Zeiten als Erkenntnis der menschlichen Wesenheit zutage getreten ist, der kann leicht entmutigt werden. Eine Fülle von Meinungen bietet sich dar als Ant­worten auf die Frage: Was ist der Mensch, und welches Verhältnis hat er zum Weltall? Die mannigfaltigsten Un­terschiede zwischen diesen Meinungen treten dem Nachsinnen gegenüber. Es kann sich daraus die Empfindung ergeben, daß der Mensch zu solcher Forschung nicht be­rufen sei, und daß er darauf verzichten müsse, etwas zu erreichen, was dem genannten Gefühle Befriedigung ge­währen kann.

Ist solche Empfindung berechtigt? Sie könnte es nur sein, wenn die Wahrnehmung verschiedener Ansichten über einen Gegenstand ein Zeugnis dafür wäre, daß der Mensch unfähig ist, etwas Wahres über den Gegenstand zu erkennen. Wer ein solches Zeugnis annehmen wollte, der müßte glauben, daß sich das ganze Wesen eines Gegen­standes auf einmal dem Menschen erschließen sollte, wenn von Erkenntnis überhaupt die Rede sein könne. Nun aber steht es mit der menschlichen Erkenntnis nicht so, daß sich ihr das Wesen der Dinge auf einmal ergeben kann. Es ist mit ihr vielmehr so, wie mit dem Bilde, das man zum Bei­spiel von einem Baume von einer gewissen Seite aus malt oder photographisch aufnimmt. Dieses Bild gibt das Aus­sehen des Baumes, von einem gewissen Gesichtspunkte aus,

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in voller Wahrheit. Wählt man einen anderen Gesichts­punkt, so wird das Bild ganz anders. Und erst eine Reihe von Bildern, von den verschiedensten Gesichtspunkten aus, kann durch das Zusammenwirken eine Gesamtvorstellung des Baumes geben.

So aber kann der Mensch auch nur die Dinge und We­senheiten der Welt betrachten. Alles, was er über sie sagen kann, muß er als Ansichten sagen, die von verschiedenen Gesichtspunkten aus gelten. So ist es nicht bloß bei der sin­nenfälligen Beobachtung der Dinge, so ist es auch im Gei­stigen. Man darf sich in bezug auf das letztere nur nicht durch obigen Vergleich beirren lassen und sich etwa für die Verschiedenheit der Gesichtspunkte eine Vorstellung machen, die mit etwas Räumlichem zu tun hat. - Jede An­sicht kann eine wahre sein, wenn sie treu das Beobachtete wiedergibt. Und sie ist erst dann widerlegt, wenn nachge­wiesen ist, daß ihr eine andere berechtigterweise wider­sprechen darf, welche von demselben Gesichtspunkte aus gegeben ist. Ein Unterschied hingegen von einer Ansicht, die von einem anderen Gesichtspunkt aus gegeben ist, be­sagt in der Regel nichts. Wer diese Sache so faßt, der ist gegen den leichtwiegenden Einwand geschützt, daß jede Meinung bei solcher Auffassung gerechtfertigt erscheinen müsse. So wie das Bild eines Baumes eine ganz bestimmte Gestalt haben muß von Einem Gesichtspunkte aus, so muß auch eine geistige Ansicht von Einem Gesichtspunkte aus eine solche haben. Doch aber ist klar, daß man einen Fehler in der Ansicht erst nachweisen kann, wenn man sich über den Gesichtspunkt klar ist, von welchem aus sie gegeben ist.

Man käme in der Welt menschlicher Meinungen viel besser zurecht, als es vielfach geschieht, wenn man dieses

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immer berücksichtigen wollte. Man würde dann gewahr werden, wie die Unterschiede der Meinungen in vielen Fällen nur von der Verschiedenheit der Gesichtspunkte her­rühren. Und nur durch verschiedene wahre Ansichten kann man sich dem Wesen der Dinge nähern. Die Fehler, die in dieser Richtung gemacht werden, rühren nicht davon her, daß die Menschen verschiedene Ansichten sich bilden, son­dern sie ergeben sich, wenn ein jeder seine Ansicht als die alleinberechtigte ansehen möchte.

Ein Einwand gegen alles dieses bietet sich leicht dar. Man könnte sagen, der Mensch solle, wenn er die Wahr­heit darstellen will, nicht eine Ansicht geben, sondern sich über mögliche Ansichten zu einer Gesamtauffassung eines entsprechenden Dinges erheben. Diese Forderung mag an­nehmbar klingen. Erfüllbar aber ist sie nicht. Denn was ein Ding ist, muß eben von verschiedenen Gesichtspunkten aus gekennzeichnet werden. Das gewählte Bild von dem Baume, der von verschiedenen Gesichtspunkten aus gemalt wird, scheint zutreffend. Wer es verschmähen wollte, sich an die verschiedenen Bilder zu halten, um ein Gesamtbild zu ge­winnen, der könnte ja vielleicht etwas ganz Verschwom­menes, Nebelhaftes hinmalen; aber es läge in solch ver­schwommenem Bilde doch keine Wahrheit. So ist auch keine Wahrheit durch eine Erkenntnis zu gewinnen, welche mit einem Blicke den Gegenstand umspannen will, sondern allein durch die Zusammenfassung der wahren Ansichten, welche von verschiedenen Standpunkten aus gegeben wer­den. Der menschlichen Ungeduld mag dieses wenig ent­sprechen; es entspricht aber den Tatsachen, welche man erkennen lernt, wenn man ein inhaltsvolles Erkenntnis­streben entwickelt.

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Weniges kann so stark zu echter Schätzung der Wahr­heit führen als solches Erkenntnisstreben. Und echt darf diese Schätzung deshalb genannt werden, weil sie nicht Kleinmut im Gefolge haben kann. Sie führt nicht zur Ver­zweiflung an dem Wahrheitsstreben, weil sie die Wahrheit als solche in der Beschränkung anerkennt; sie schützt aber vor dem inhaltlosen Hochmut, welcher in seinem Wahr­heitsbesitze das umfassende Wesen der Dinge zu umschlie­ßen glaubt.

Wer solches genügend berücksichtigt, der wird begreif­lich finden, daß insbesondere Erkenntnis des Menschen so angestrebt werden sollte, daß man sich dessen Wesen von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu nähern versucht. Ein solcher Gesichtspunkt soll für die folgenden Andeutun­gen gewählt werden. Er soll als ein solcher charakterisiert werden, der zwischen zwei anderen gleichsam in der Mitte liegt. Und es soll nicht etwa behauptet werden, daß es ne­ben den dreien, welche hier berücksichtigt werden, nicht noch - viele - andere Gesichtspunkte gäbe. Doch sollen die drei als besonders charakteristisch hier ausgewählt werden.

Der erste Gesichtspunkt, der in solcher Beziehung in Betracht kommt, ist derjenige der Anthropologie. Diese Wissenschaft sammelt, was sich der sinnenfälligen Beob­achtung über den Menschen ergibt und sucht aus den Er­gebnissen ihrer Beobachtung Aufschlüsse über dessen Wesen zu erhalten. Sie betrachtet zum Beispiel die Einrichtung der Sinnesorgane, die Gestalt des Knochenbaues, die Ver­hältnisse des Nervensystems, die Vorgänge der Muskelbewegung usw. Sie dringt durch ihre Methoden in den fei­neren Bau der Organe ein und sucht die Bedingungen ken­nenzulernen des Empfindens, des Vorstellens usw. Sie erforscht

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auch die Ähnlichkeit des Menschenwesens mit dem tierischen und sucht eine Vorstellung des Verhältnisses zu gewinnen, in welchem der Mensch zu anderen Lebewesen steht. Sie geht weiter und untersucht die Lebensverhältnisse der Naturvölker, die gegenüber den zivilisierten Völkern in der Entwickelung zurückgeblieben erscheinen. Von dem, was sie bei solchen Völkern beobachtet, macht sie sich Vor­stellungen darüber, wie die entwickelteren Völker einmal waren, welche über den Bildungsgrad hinausgeschritten sind, auf dem jene stehen geblieben sind. Sie erforscht die Reste der Menschen der Vorzeit in den Schichten der Erde und bildet Begriffe darüber, wie die Kulturentwickelung fortgeschritten ist. Sie untersucht den Einfluß des Klimas, der Meere, sonstiger geographischer Verhältnisse auf das menschliche Leben. Sie sucht eine Ansicht zu gewinnen über die Bedingungen der Rassenentwickelung, des Völker-lebens, über die Rechtsverhältnisse, die Gestaltung der Schrift, der Sprachen usw. Es wird der Name Anthropo­logie hier von der gesamten physischen Menschenkunde ge­braucht; es wird zu ihr nicht nur das gerechnet, was man oft in engerem Sinne zu ihr zählt, sondern auch Morpho­logie, Biologie usw. des Menschen.

Die Anthropologie hält sich gegenwärtig in der Regel innerhalb der Grenzen, die man heute als diejenigen der naturwissenschaftlichen Methoden ansieht. Ein gewaltiges Tatsachenmaterial ist durch sie zusammengetragen worden. Trotz der verschiedenen Vorstellungsarten, in welchen dieses Material zusammengefaßt wird, liegt in demselben etwas vor, das in der segensreichsten Art auf die Erkennt­nis der menschlichen Wesenheit wirken kann. Und fort­während mehrt sich dieses Material. Es entspricht den Anschauungen

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der Gegenwart, große Hoffnungen auf das­jenige zu setzen, was von dieser Seite an Aufhellung der Menschenrätsel gewonnen werden kann. Und es ist ganz selbstverständlich, daß viele den Gesichtspunkt der An­thropologie für ebenso sicher halten, wie sie den nächsten, der hier zu charakterisieren ist, für einen zweifelhaften an­sehen müssen.

Dieser andere Gesichtspunkt ist derjenige der Theoso­phie. Ob diese Bezeichnung glücklich oder unglücklich gewählt ist, das soll hier nicht untersucht werden. Es soll nur ein zweiter Gesichtspunkt in bezug auf die Menschenbetrachtung dem anthropologischen gegenüber gekenn­zeichnet werden. *Theosophie geht davon aus, daß der Mensch vor allem ein geistiges Wesen ist. Und sie sucht ihn als solches zu erkennen. Sie hat im Auge, daß die mensch­liche Seele nicht nur wie in einem Spiegel die sinnenfälligen Dinge und Vorgänge zeigt und diese verarbeitet, sondern daß sie ein eigenes Leben zu führen vermag, welches seine Anregungen und seinen Inhalt von einer Seite her erhält, die man geistig nennen kann. Sie beruft sich darauf, daß der Mensch in ein geistiges Gebiet eindringen kann, wie er in ein sinnenfälliges dringt. In dem letzteren erweitert sich die Erkenntnis des Menschen dadurch, daß er seine Sinne auf immer mehr Dinge und Vorgänge richtet und auf Grund dieser sich seine Vorstellungen bildet. In dem geisti­gen Gebiet schreitet die Erkenntnis allerdings anders vor. Die Beobachtungen werden da in innerem Erleben gemacht. Ein sinnenfälliger Gegenstand stellt sich vor den Menschen hin; ein geistiges Erlebnis steigt im Innern auf, wie aus dem

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* Variante siehe Seite 24.

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Mittelpunkte der menschlichen Wesenheit selbst sich er­hebend. Solange der Mensch den Glauben hegt, daß solches Aufsteigen nur eine innere Angelegenheit der Seele sein kann, solange muß ihm Theosophie höchst zweifelhaft sein. Denn es liegt solcher Glaube gar nicht ferne jenem andern, der annimmt, daß solche Erlebnisse doch nur weitere innere Verarbeitungen des sinnenfällig Beobachteten seien. Es ist nur möglich, in solchem Glauben zu verharren, solange man sich noch nicht durch zwingende Gründe die Überzeugung verschafft hat, daß von einem gewissen Punkte an die in­neren Erlebnisse ebenso wie die sinnenfälligen Tatsachen durch etwas bestimmt werden, was der menschlichen Per­sönlichkeit gegenüber eine Außenwelt ist. Hat man sich diese Überzeugung verschafft, dann muß man eine geistige Außenwelt ebenso anerkennen, wie man eine physische an­erkennt. Und man wird sich dann klar sein können dar­über, daß der Mensch in bezug auf sein Geistiges mit einer geistigen Welt zusammenhängt, wie er durch sein Phy­sisches in einer physischen wurzelt. Man wird es dann auch begreiflich finden, daß zur Erkenntnis des Menschen Ma­terialien aus dieser geistigen Welt entnommen werden kön­nen, wie die Anthropologie für den physischen Menschen Materialien aus der physischen Beobachtung entnimmt. Man wird dann die Möglichkeit einer Forschung in der geistigen Welt nicht mehr bezweifeln. - Der Geistesfor­scher bildet sein seelisches Erleben so um, daß die geistige Welt in seine seelischen Erlebnisse eintritt. Er gestaltet ge­wisse seelische Erlebnisse so, daß in ihnen diese geistige Welt sich offenbart. (Wie das geschieht, hat der Schreiber dieser Skizze in seiner Schrift dargestellt: «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» Man kann dieses

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so gestaltete Seelenleben dasjenige durch «hellsichtiges Be­wußtsein» nennen. Nur muß man von diesem Begriffe all den Unfug ferne halten, welcher in der Gegenwart mit dem Worte «Hellsehen» getrieben wird.

So zu innerem Erleben zu kommen, daß sich der Seele diese oder jene Tatsachen der geistigen Welt unmittelbar offenbaren, erfordert lange, entsagungsvolle, mühsame Seelenverrichtungen. Es wäre aber ein verhängnisvolles Vorurteil, wenn man glauben wollte, daß nur für denjeni­gen die seelischen Erlebnisse Früchte tragen können, der sie durch solche Seelenverrichtungen unmittelbar erlebt. Es verhält sich damit ganz anders. Wenn durch die ent­sprechenden Seelenverrichtungen die geistigen Tatsachen zur Offenbarung gekommen sind, dann sind sie für die Menschenseele gleichsam erobert. Teilt sie der Geistesfor­scher mit, nachdem er sie gefunden, dann können sie jedem Menschen einleuchten, der mit gesundem Wahrheitssinn und unbefangener Logik auf sie hinhört. Man sollte nicht glauben, daß nur ein hellsichtiges Bewußtsein eine begrün­dete Überzeugung von den Tatsachen der geistigen Welt haben kann. Jede Seele ist darauf gestimmt, die Wahrheit des von dem Geistesforscher Gefundenen anzuerkennen. Will der Geistesforscher etwas behaupten, was unwahr ist, dann wird dies durch die Ablehnung des gesunden Wahr­heitssinnes und der unbefangenen Logik immer festzustel­len sein.

Das unmittelbare Erleben der geistigen Erkenntnisse er­fordert komplizierte Seelenwege und Seelenverrichtungen; der Besitz solcher Erkenntnisse ist für jede Seele notwen­dig, welche ein volles Bewußtsein ihrer Menschlichkeit haben will. Und ohne ein solches Bewußtsein ist ein menschliches

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Leben von einem bestimmten Punkte des Daseins an nicht mehr möglich.

Wenn nun auch die Theosophie Erkenntnisse zu liefern vermag, welche den wichtigsten Bedürfnissen der Men­schenseele Befriedigung gewähren, und welche durch den natürlichen Wahrheitssinn und durch die gesunde Logik anerkannt werden können, so wird doch immer eine ge­wisse Kluft bleiben zwischen ihr und der Anthropologie. Es wird zwar immer folgendes möglich sein. Man wird die Ergebnisse der Theosophie über die geistige Wesenheit des Menschen aufzeigen können und dann in der Lage sein, darauf hinzuweisen, wie die Anthropologie alles bestätigt, was die Theosophie sagt. Doch wird von dem einen zu dem anderen Erkenntnisgebiete ein weiter Weg sein.

Es ist aber möglich, die Kluft auszufüllen. In einer ge­wissen Beziehung soll dies hier durch die Skizzierung einer Anthroposophie geschehen. Wenn Anthropologie sich ver­gleichen läßt mit den Beobachtungen eines Wanderers, wel­cher in der Ebene von Ort zu Ort, von Haus zu Haus geht, um eine Vorstellung von dem Wesen eines Landstriches zu gewinnen; wenn Theosophie dem Überblick gleicht, den man von dem Gipfel einer Anhöhe über denselben Land­strich gewinnt: so soll Anthroposophie verglichen werden dem Anblick, den man haben kann von dem Abhange der Anhöhe, wo das Einzelne noch vor Augen steht, doch sich aber das Mannigfaltige schon zu einem Ganzen zusammen­zuschließen beginnt.

Anthroposophie wird den Menschen betrachten, wie er sich vor die physische Beobachtung hinstellt. Doch wird sie die Beobachtung so pflegen, daß aus der physischen Tat­sache der Hinweis auf einen geistigen Hintergrund gesucht

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wird. So kann Anthroposophie aus der Anthropologie in die Theosophie hinüberleiten.

Ausdrücklich soll bemerkt werden, daß hier nur eine ganz kurze Skizze der Anthroposophie gezeichnet werden soll. Eine ausführliche Darstellung nähme vieles in An­spruch. Die Skizze ist so gedacht, daß sie nur das Leibliche des Menschen berücksichtigt, insofern dieses Offenbarung des Geistigen ist. Und in diesen Grenzen ist die Anthropo­sophie im engeren Sinne gemeint. An sie muß sich dann rei­hen eine Psychosophie, welche das Seelische betrachtet, und eine Pneumatosophie, die sich mit dem Geist beschäftigt. Damit mündet dann Anthroposophie in die Theosophie selbst ein.

Variante zu Seite 20:

Theosophie geht davon aus, daß der Mensch vor allem ein geistiges Wesen ist. Und sie sucht ihn als ein solches zu erkennen. Wie sich der Mensch in diesen oder jenen Ver­hältnissen auslebt, wie er sich in diesem oder jenem Klima, in dieser oder jener Zeit gestaltet, das ist ihr eine Offenba­rung des geistigen Wesens. Sie sucht die verschiedenen Formen zu erkennen, in welchen sich dieses geistige Wesen offenbaren kann, und so vom Geiste aus darzustellen, was die Anthropologie durch äußere Anschauung zu erkennen sucht. Sie stellt die Ansicht von diesem geistigen Wesen nicht als eine willkürliche Behauptung hin. Sie stützt sich dabei ebenso auf Tatsachen wie die Anthropologie, wenn ihr auch ganz naturgemäß diese Tatsachen von vielen Seiten

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bestritten werden. Sie spricht davon, daß des Menschen Inneres nicht ein abgeschlossenes, festes ist, sondern daß es ein entwickelungsfähiges ist. Für sie liegen in diesem Inne­ren Keime, die sich entfalten können. Und durch diese Entfaltung erlebt der Mensch nicht nur innere Tatsachen. Er dringt vielmehr in eine Welt ein, die nicht weniger für ihn eine Außenwelt ist, wie die sinnliche eine solche dar­stellt. Die inneren Erlebnisse werden zu Vermittlern der äußeren Geisteswelt. Sie sind als solche nicht Selbstzweck; sie sind die Mittel, um von dem Innern in die geistige Au­ßenwelt zu kommen, wie die Sinne die Mittel sind, die sinnliche Außenwelt zur seelischen Innenwelt zu machen. Naturgemäß muß das Verhältnis des Menschen zur geisti­gen Außenwelt ein anderes sein als zur sinnlichen. Die Ge­stalt der letzteren wird sich ihm immer in gleicher Art dar­bieten, wie er auch an sie herantritt. Was auch im Innern des Menschen vorgehen mag: es kann daran nichts ändern, wie eine sinnenfällige Tatsache in ihrem Verlaufe ist. Ganz anders liegt die Sache, wenn das Innere sich zum Beobach­tungsorgan für die Geisteswelt entwickeln soll. Da wird notwendig, daß jede persönliche Willkür erst zum Schwei­gen gebracht ist. Und es gehört eine ganz bestimmte Vor­bereitung dazu, dies zu bewirken. Sofern diese Vorberei­tung nur annähernd den notwendigen Grad von Vollkom­menheit erreichen kann, wird es stets schwierig sein, Über­einstimmung bei den Menschen zu erzielen über das, was sie durch Entwickelung ihres Innern in der geistigen Welt erleben. So leicht, wie über sinnenfällige Tatsachen die Naturforscher Übereinstimmung erzielen können, wird sich eine solche bei den Geistesforschern nicht ergeben. Das ändert aber an der Tatsache selbst nichts, daß der Mensch

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durch Entwickelung von Keimen, die in seinem Innern schlummern, sich Organe bilden kann, welche ihn in eine geistige Welt führen. Und nur, wer von dieser Tatsache nichts wissen will, mag Einwände gegen die Erforschung der geistigen Welt aus dem Umstande entnehmen, daß die Geistesforscher nicht mit einander übereinstimmen.

Die Theosophie ruht demnach auf Erlebnissen des menschlichen Innern. Diese können, wenn sie einmal von einer Seele aufgefunden sind, von jeder anderen verstan­den werden, welche sich gegen das Verständnis nicht ver­schließt. Denn für alles, was in einer noch so hoch ent­wickelten Seele erlebt wird, kann es in der anderen eine anklingende Saite geben. Dadurch wird die geistige Welt ebenso zu einer Sache der Mitteilung von Mensch zu Mensch, wie es die sinnenfällige ist. Über eine sinnenfällige Tatsache muß Übereinstimmung herrschen, weil sie sich jedem in der gleichen Art darstellt, der sie unbefangen be­obachtet. Über eine Tatsache der geistigen Welt kann die Übereinstimmung nicht dadurch erzielt werden, daß man die Menschen vor die Tatsache äußerlich führt, und sie ihnen zeigt; doch wird sich eine solche Übereinstimmung stets ergeben, wenn auf inneren Seelenwegen die Menschen sich selbst vor die entsprechenden geistigen Tatsachen hin-stellen. - Diejenigen Menschen, welche dieses wirklich tun und denen es nur auf die Wahrheit ankommt, werden nicht durch die Aussagen verschiedener Geistesforscher beirrt. Sie finden die Widersprüche nur zu erklärlich aus den Schwierigkeiten, die sich ergeben, wenn alle persönliche Willkür ausgeschlossen werden soll.

Begreiflich ist es, daß der Gesichtspunkt der Theosophie vielen als ein zweifelhafter erscheint. So wie er in der gei­stigen

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Entwickelung der Menschheit auftritt, erhebt er sich über die Erlebnisse des unmittelbaren Daseins zu Höhe­punkten geistigen Forschens. Und wenn auch diejenigen Menschen, welche zur notwendigen Befriedigung im Le­ben die Ergebnisse der Theosophie brauchen, diesen ein tiefes Interesse entgegenbringen müssen, so wird es doch andere geben, welche der Meinung sind, daß es dem Men­schen unmöglich ist, Fähigkeiten für solche Höhen zu ent­wickeln. Und so zweifellos es auch ist, daß gerade von den Ergebnissen der Geistesforschung überall die Wege sich er-geben, um das unmittelbare Leben an sie zu knüpfen, so sind doch für den gewissenhaften Menschen diese Wege weit. Deshalb ist, was Theosophie über den Menschen zu sagen hat, in vieler Beziehung scheinbar auch recht weit abliegend von den Ergebnissen der Anthropologie.

In dem folgenden soll nun ein dritter Gesichtspunkt ge­wählt werden, der in der Mitte liegt zwischen Anthropo­logie und Theosophie. Und die sich dadurch ergebende An­sicht soll als diejenige der Anthroposophie bezeichnet wer­den. Es sollen nicht wie in der Theosophie die Ergebnisse der inneren Erlebnisse unmittelbar aufgezeigt werden, und der äußere Mensch dann als die Offenbarung der geistigen Menschenwesenheit zur Darstellung kommen; es soll viel­mehr diese Offenbarung selbst ins Auge gefaßt werden. Es soll der äußere Mensch, wie er sich in der sinnenfälligen Welt darlebt, beobachtet werden. Doch soll diese Beob­achtung so geschehen, daß durch die Offenbarung hindurch der geistige Hintergrund aufgesucht wird. Nicht wie in der Anthropologie soll bei der Beschreibung der Offen­barung, nämlich des sinnenfällig Tatsächlichen, stehen ge­blieben werden. Wenn Theosophie wie auf einer Bergeshöhe

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steht und von da eine Landschaft überblickt, Anthro­pologie dagegen unten in der Ebene bleibt und Wald um Wald, Haus um Haus erforscht, wird Anthroposophie ihren Gesichtspunkt am Bergeshange wählen, da, wo die Einzel­heiten noch zu unterscheiden sind, sich aber doch schon zu einem Ganzen zusammenschließen.

Nur eine Skizze einer damit charakterisierten Wissen­schaft soll hier gegeben werden. Daher wird fast alles nur in Andeutungen erscheinen. In nicht zu ferner Zeit werden zu dieser Skizze zwei andere hinzukommen, welche mit ihr ein Ganzes bilden. Denn in dem folgenden wird nur dasjenige gezeichnet werden, was sich auf das Leibliche des Menschen bezieht. Und dieses soll in engerem Sinn Anthroposophie genannt werden. Eine zweite Skizze für das Seelische soll Psychosophie, eine dritte für das Geistige des Menschen soll Pneumatosophie genannt werden. Und mit dieser werden dann, auf einem anderen Wege, als die Theosophie selbst einschlägt, deren Ergebnisse wieder ge­funden werden.

II. DER MENSCH ALS SINNESORGANISMUS

#G045-1979-SE029 - Anthroposophie - Ein Fragment

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II. DER MENSCH ALS SINNESORGANISMUS

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Der Anfang der Anthroposophie soll gemacht werden mit einer Betrachtung der menschlichen Sinne. Durch die Sinne kommt der Mensch nach der einen Seite hin in ein Ver­hältnis zu einer äußeren Welt. Wenn man von den Sinnen redet, sollte man zweierlei berücksichtigen. Zunächst sollte man unberücksichtigt lassen, wie der Mensch auf einem anderen - dem oben gekennzeichneten Wege in eine Außen­welt, nämlich die geistige, eindringt. Und dann sollte man zuerst ganz davon absehen, ob sich hinter dem, was die Sinne beobachten, selbst ein Geistiges befindet. Zu dem Gei­stigen sollte man sich, wenn man von den Sinnen spricht, so stellen, daß man abwartet, inwiefern sich naturgemäß aus der Sinnesbeobachtung der Hinweis auf das Geistige ergibt. Weder abgewiesen, noch vorausgesetzt darf das Gei­stige werden; es muß sein Hereinscheinen erwartet werden.

Nicht die Gegenstände der sinnlichen Beobachtung, son­dern die Sinne selbst, als menschliche Organe, werden hier ins Auge gefaßt. - Auf Grund dessen, was seine Sinne ihm vermitteln, bildet sich der Mensch Vorstellungen über eine Außenwelt. So entsteht Erkenntnis dieser Außenwelt. In bezug auf Erkenntnis kann man von Wahrheit und Irrtum sprechen. Entsteht nun der Irrtum bereits im Gebiet der Sinne, oder erst da, wo durch Urteil, Gedächtnis usw. Vor­stellungen gebildet werden über die Aussagen der Sinne? Man hat ein Recht, von Sinnestäuschungen zu sprechen. Wenn durch eine Unregelmäßigkeit im Ohr oder im Auge ein Schall oder ein Lichteindruck anders erscheinen, als sie bei normaler Bildung der betreffenden Organe sich darstellen,

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so liegt zum Beispiel Sinnestäuschung vor. Ist es deshalb unberechtigt, was Goethe gesagt hat: «Den Sinnen darfst du kühn vertrauen, kein Falsches lassen sie dich schauen, wenn dein Verstand dich wach erhält»? Goethes Satz erweist sich sofort als berechtigt, wenn man folgendes bedenkt. Ein Irrtum, welcher durch Verstand oder Ge­dächtnis herbeigeführt wird, ist von anderer Art als eine Sinnestäuschung. Die letztere kann nämlich durch den ge­sunden Verstand korrigiert werden. Wenn jemandem durch einen Fehler seines Auges sich ein vor ihm stehender Baum als Mensch darstellt, so wird er erst dann im Irrtum sein, wenn er den Augenfehler nicht korrigiert und etwa in dem vorgetäuschten Menschen einen Feind erblickt, gegen den er sich zur Wehr setzt. Nicht so ist es mit einem Irrtum des Verstandes, denn da ist es dieser Verstand selbst, der irrt, und welcher daher nicht zu gleicher Zeit seine eigenen Feh­ler korrigieren kann. - Zu wirklichen Irrtümern werden die Täuschungen der Sinne erst durch den Verstand. Diese Unterscheidung ist keine Pedanterie, sondern eine Notwen­digkeit.

Viele Menschen sind gewöhnt, wenn sie von der sinn­lichen Wahrnehmung sprechen, fünf Arten derselben aufzuzählen: das Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten (oder Fühlen). Es kann hier bei solcher Aufzählung nicht stehen geblieben werden, weil es noch solches gibt, wodurch der Mensch in ein anderes Verhältnis zur Außenwelt tritt, als es zum Beispiel beim Hören oder Sehen der Fall ist. Auch die anthropologische Wissenschaft spricht gegenwär­tig noch von anderen Sinnen als denjenigen, welche in obiger Aufzählung ins Auge gefaßt sind. Es ist hier nicht notwendig, auf die von der Anthropologie gegebene Aufzählung

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einzugehen. Es soll nur bemerkt werden, daß hier einer der sehr erfreulichen Punkte liegt, wo die auf die bloßen sinnenfällig-physischen Tatsachen sich stützende Wissenschaft durch ihre eigenen Beobachtungen zu Ansich­ten hingedrängt wird, die mit dem teilweise übereinstim­men, was der Geistesforscher feststellen muß. Solche Be­rührungspunkte werden sich im Laufe der Zeit immer mehr ergeben; und wenn guter Wille auf den verschiedenen Sei­ten waltet, wird doch eine Zeit bald möglich werden, in welcher für Natur- und Geistesforschung gegenseitiges Geltenlassen herrschen wird.

In anthroposophischer Beleuchtung darf alles dasjenige ein menschlicher Sinn genannt werden, was den Menschen dazu veranlaßt, das Dasein eines Gegenstandes, Wesens oder Vorganges so anzuerkennen, daß er dieses Dasein in die physische Welt zu versetzen berechtigt ist.

So angesehen, erscheint als der unbestimmteste, allge­meinste Sinn derjenige, welchen man Lebenssinn nennen kann. Der Mensch bemerkt das Dasein dieses Sinnes eigent­lich nur dann recht, wenn durch ihn etwas wahrgenommen wird, was in der Leiblichkeit die Ordnung durchbricht. Der Mensch fühlt Mattigkeit, Ermüdung in sich. Er hört nicht die Ermüdung, die Mattigkeit; er riecht sie nicht; aber er nimmt sie in demselben Sinne wahr, wie er einen Geruch, einen Ton wahrnimmt. Solche Wahrnehmung, die sich auf die eigene Leiblichkeit bezieht, soll dem Lebenssinn zugeschrieben werden. Sie ist im Grunde beim wachenden Menschen immer vorhanden, wenn sie auch nur bei einer Störung recht bemerkbar wird. Durch sie empfindet sich der Mensch als ein den Raum erfüllendes, leibliches Selbst.

Verschieden von diesem Sinn ist derjenige, durch welchen

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der Mensch zum Beispiel eine von ihm ausgeführte Bewegung wahrnimmt. Man bewegt ein Bein, und man nimmt diese Bewegung wahr. Es soll der Sinn, durch wel­chen dieses geschieht, der Eigenbewegungssinn genannt werden. Der Unterschied dieses Sinnes gegenüber dem er­sten ergibt sich, wenn man bedenkt, daß man durch den Lebenssinn nur etwas wahrnimmt, was in der inneren Leib­lichkeit vorhanden ist, ohne daß man selbst etwas dazu tut. Der Eigenbewegungssinn nimmt solches wahr, wozu eine Tätigkeit, eine Regsamkeit vorausgesetzt ist.

Der dritte Sinn ergibt sich, wenn bemerkt wird, wie der Mensch sich gegenüber von oben und unten, rechts und links usw. in einer bestimmten Lage zu erhalten vermag. Man kann ihn den Gleichgewichts- oder statischen Sinn nennen. Seine Eigentümlichkeit ergibt sich, wenn man be­denkt, daß man eine Wahrnehmung der Lage haben muß, wenn man sich als bewußtes Wesen in ihr erhalten soll. Wirkt der Gleichgewichtssinn nicht, so befällt den Men­schen Schwindel; er sinkt um. Ein nicht bewußter Gegen­stand wird ohne Wahrnehmung seiner Lage in derselben er­halten. Ein solcher kann nicht von Schwindel befallen wer­den. Die Anthropologie weist auf ein kleines Organ im menschlichen Ohre hin, wenn sie von diesem Sinne spricht. Es sind da drei halbzirkelförmige Kanäle, die im sogenann­ten Labyrinthe des Ohres liegen. Werden diese verletzt, so treten Schwindelzustände ein.

Wenn man die Eigenheiten der drei aufgezählten Sinne überblickt, so wird man finden, daß der Mensch durch einen jeden derselben etwas wahrnimmt, was sich auf das eigene physische Dasein bezieht. Durch den Lebens­sinn erlangt er allgemeine Empfindungen über seine Leiblichkeit;

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durch den Eigenbewegungssinn nimmt er Ver­änderungen an dieser seiner Leiblichkeit wahr; durch den Gleichgewichtssinn nimmt er sein Verhältnis zur räum­lichen Außenwelt wahr. Er erhält diese Wahrnehmung je­doch so, daß sie ihm als ein Zustand der eigenen Leiblich­keit, als seine eigene Lageempfindung sich offenbart. -Der Mensch erlangt durch diese drei Sinne die Empfindung der eigenen Leiblichkeit als eines Ganzen, welche die Grundlage ist für sein Selbstbewußtsein als physisches We­sen. Man kann sagen, die Seele öffnet durch Lebenssinn, Eigenbewegungssinn und Gleichgewichtssinn ihre Tore ge­genüber der eigenen Leiblichkeit und empfindet diese als die ihr zunächst stehende physische Außenwelt.

Mit den folgenden Sinnen tritt der Mensch der nicht in dieser Art zu ihm selbst gehörigen Außenwelt gegen­über. Der erste hier in Betracht kommende Sinn ist der­jenige, durch welchen der Mensch mit dem, was man Stoll nennt, am nächsten in Berührung tritt. Eine nahe Berüh­rung mit dem Stofflichen lassen nur gas- oder luftförmige Körper zu. Und diese wird durch den Geruchssinn ver­mittelt. Ohne daß ein Stoff in der feinsten Art zerteilt ist und so luftartig sich verbreitet, kann er nicht durch den Geruchssinn wahrgenommen werden.

Die nächste Stufe der Sinnesempfindung ist dann die­jenige, durch welche nicht mehr bloß der Stoff als solcher, sondern Wirkungen (Taten) des Stofflichen wahrgenom­men werden. Es geschieht dies durch den Geschmackssinn. Durch diesen Sinn kann nur ein wässeriger Körper wahr­genommen werden, oder ein solcher, welcher, um ge­schmeckt zu werden, in der Flüssigkeit des Mundes auf-gelöst wird. Es dringt durch den Geschmackssinn der

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Mensch um einen Grad tiefer in die äußere Stofflichkeit ein als durch den Geruchssinn. Bei dem letzteren ist es der Stoff selbst, der an den Menschen herantritt und sich in seiner Eigenart kundgibt; beim Geschmackssinn ist das, was empfunden wird, die Wirkung des Stoffes auf den Menschen. Man kann diesen Unterschied am besten da­durch empfinden, daß man sich vor Augen hält, wie beim Geruchssinn die gasförmige Art des Stoffes fertig an den Menschen herantreten muß, damit er sie, so wie sie ist, wahrnehmen kann; beim Geschmackssinn nimmt der Mensch durch seine eigene Flüssigkeit die Auflösung des Stoffes, also eine Veränderung mit diesem vor, um in jene Eigentümlichkeiten dieses Stoffes einzudringen, welche ihm dieser nicht von selbst offenbart. So ist der Geruchs­sinn geeignet, die Außenseite des Stofflichen zu empfinden; der Geschmackssinn dringt schon mehr in das Innere der stofflichen Dinge. Und dieses Innere muß der Mensch erst dadurch zur Offenbarung veranlassen, daß er die Außen­seite verändert.

Noch tiefer in das Innere der physischen Außenwelt dringt der Mensch durch den nächsten Sinn. Es ist der Gesichtssinn. Ob der Mensch einen Körper rot oder blau sieht, das verrät ihm mehr von dem Innern dieses Körpers, als in der Wirkung enthalten ist, die durch den Geschmacks-sinn vermittelt wird. Es hängt von dem Wesen eines Kör­pers ab, ob er sich zu dem farblosen Sonnenlicht so ver­hält, daß er unter dem Einfluß desselben rot oder blau er­scheint. - Die Farbe gibt sich als Oberfläche eines Körpers kund. Aber man kann sagen, wie da der Körper in seiner Oberfläche sich offenbart, das ist ein Zutagetreten seiner inneren Wesenheit durch das Mittel des Lichtes.

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Noch tiefer, gewissermaßen unter die Oberfläche der Körper, dringt der Wärmesinn. Befühlt man ein Stück Eis oder einen warmen Gegenstand, dann ist man sich darüber klar, daß die Kälte oder die Wärme etwas sind, was nicht nur an der Oberfläche nach außen erscheint wie die Farbe, sondern was den Körper ganz durchdringt. Man wird be­merken, wie die hier charakterisierte Stufenfolge der Sinne eine solche ist, daß der Mensch mit jedem folgenden tiefer untertaucht in das Innere der Körper der Außenwelt.

Ein weiterer Fortschritt in diesem Untertauchen ist mit dem Gehörsinn gegeben. Er führt in weit höherem Grade in das Innere der Körper als der Wärmesinn. Der Ton bringt die Innerlichkeit der Körper ins Erzittern. Es ist mehr als ein bloßes Bild, wenn man davon spricht, daß die Seele eines Körpers durch den Ton zur Offenbarung gebracht wird. Durch die Wärme, die ein Körper in sich trägt, erfährt man etwas über seinen Unterschied gegenüber der Umgebung; durch den Ton tritt die Eigennatur, das Individuelle des Körpers nach außen und teilt sich der Empfindung mit.

Wenn man, wie es der Sache entsprechend ist, da von Sinn spricht, wo eine Erkenntnis zustande kommt ohne Mitwirkung des Verstandes, des Gedächtnisses usw., so muß man noch andere Sinne als die aufgezählten aner­kennen. Man wird, wenn man diese Unterscheidung zu­grunde legt, leicht erkennen, daß im gewöhnlichen Le­ben das Wort «Sinn» oft in uneigentlicher Weise angewen­det wird. So, wenn man von Nachahmungssinn, Verheim lichungssinn usw. spricht. Bei dem, was als Nachahmung, Verheimlichung usw. auftritt, wirken schon der Verstand, das Urteil mit. Da hat man es mit keiner bloßen Sinnes-tätigkeit zu tun.

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Ganz anders aber steht die Sache, wenn wir in der Sprache das wahrnehmen, was sich durch den Laut offen­bart. Es ist gewiß selbstverständlich, daß in der Auffas­sung eines Gesprochenen eine komplizierte Urteilstätig­keit, daß dabei umfassende Seelenverrichtungen in Betracht kommen, welche durchaus nicht mit dem Worte «Sinn» be­legt werden können. Aber es gibt auf diesem Gebiete auch ein Einfaches, Unmittelbares, das genau so vor allem Ur­teilen eine Empfindung darstellt, wie eine Farbe, ein Wär­megrad eine solche ist. Ein Laut wird nicht bloß seinem Tonwert nach empfunden, sondern es wird mit ihm etwas viel Innerlicheres aufgefaßt, als es der Ton ist. Wenn man sagt, im Tone lebt die Seele eines Körpers, so kann man auch sagen, im Laut offenbart sich dieses Seelische so, daß es losgelöst, befreit vom Körperlichen, mit einer gewissen Selbständigkeit in die Erscheinung tritt. Weil die Lautempfindung vor dem Urteilen liegt, darum lernt das Kind früher die Lautbedeutungen der Worte empfinden, als es zum Gebrauche des Urteils kommt. An der Sprache lernt das Kind urteilen. Es ist durchaus gerechtfertigt, von ei­nem besonderen Lautsinn oder Sprachsinn zu reden. Die Anerkennung dieses Sinnes macht nur aus dem Grunde Schwierigkeiten, weil zu der unmittelbaren Empfindung dessen, was im Laute sich offenbart, in der Regel die man­nigfaltigste Urteilsbetätigung hinzutritt. Doch zeigt eine genaue Selbstbesinnung, daß allem Hören des in Lauten Gegebenen doch zum Grunde liegt ein ebensolch unmittel­bares, urteilsfreies Verhältnis zu dem Wesen, von dem der Laut ausgeht, wie es der Fall ist, wenn ein Farbeneindruck wahrgenommen wird. Man erleichtert sich die Einsicht in diese Tatsache, wenn man sich vergegenwärtigt, wie ein

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Schmerzenslaut uns unmittelbar mitleben läßt den Schmerz eines Wesens, ohne daß sich erst irgendeine Überlegung oder dergleichen in die Wahrnehmung einmischt. - In Be­tracht kommt, daß der hörbare Laut nicht das einzige ist, wodurcli sich dem Menschen eine solche Innerlichkeit of­fenbart, wie es beim Sprachlaut der Fall ist. Auch die Geste, Mimik, das Physiognomische führt zuletzt auf ein Ein­faches, Unmittelbares, das ebenso in das Gebiet des Sprach­sinnes gerechnet werden muß wie der Inhalt des hörbaren Lautes.

In einem noch höheren Grade verbirgt sich der Sinnes-charakter bei dem nächsten Sinn, der zu charakterisieren ist. Wenn man einen Menschen, der sich durch Lautsprache, Gestus usw. mitteilt, versteht, so wirkt in diesem Verständ­nis zwar vorwiegend das Urteil, Gedächtnis usw. Doch führt auch hier eine rechte Selbstbesinnung dazu, anzuer­kennen, daß es ein unmittelbares Erfassen, Verstehen gibt, das allem Überlegen, Urteilen vorangehen kann. Ein Ge­fühl für diese Tatsache erlangt man am besten dadurch, daß man sich klar macht, wie man auch das verstehen kann, wofür man es noch gar nicht zu einer Urteilsfähig­keit gebracht hat. Es gibt nämlich eine ganz unmittelbare Wahrnehmung auch für das, was sich im Begriffe offenbart, so daß man von einem Begriffssinn sprechen muß. Der Mensch kann das, was er in eigener Seele als Begriff erle­ben kann, auch von einem fremden Wesen offenbarend empfangen. Durch die Wahrnehmung des Begriffes taucht man noch tiefer in das Innere eines Wesens als durch die Lautwahrnehmung. Ein noch weiter gehendes Untertau­chen in ein anderes Wesen als bis zur Empfindung dessen, was in ihm als Begriff lebt, ist nicht auf sinnenfällige Art

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möglich. Der Begriffssinn erscheint als derjenige, der in das Innerlichste eines Außenwesens dringt. Der Mensch nimmt mit dem Begriffe, der in einem anderen Menschen lebt, dasjenige wahr, was in ihm selbst seelenhaft lebt.

Nicht in derselben Art, wie bei den zehn angeführten Sinnen, erscheint der Sinnescharakter bei dem, was man gewöhnlich den Tastsinn nennt. Dieser vermittelt äußeren Druck, Widerstand, Härte, Weichheit. Man vergegenwar­tige sich das Wesen dessen, was man als «Druck» bezeich­net. Der Vorgang ist keineswegs ein durchaus einfacher. Man nimmt in Wirklichkeit nicht den drückenden Körper unmittelbar wahr, sondern die Tatsache, daß man durch ihn veranlaßt wird, mit dieser oder jener Stelle der Haut zurückzuweichen, oder daß man eine mehr oder weniger große Anstrengung machen muß, um auf den Körper einen Eindruck zu machen. Es gibt einen bemerkenswerten Un­terschied zwischen dieser Wahrnehmung und derjenigen zum Beispiel eines Wärmegrades, der sich an einem Kör­per offenbart. Wenn es auch durchaus richtig ist, daß ei­nem selbst erhitzten Menschen ein kaltes Bad in einem an­deren Wärmezustand erscheinen wird als einem frierenden, daß also in der Wahrnehmung der Wärme der subjektive Zustand gleichsam mitwahrgenommen wird, so bleibt es doch richtig, daß im wesentlichen sich in der Wärme die Beschaffenheit des äußeren Gegenstandes offenbart. Das ergibt ein unmittelbares Verhältnis des empfindenden Men­schen zu dem, wie der Gegenstand ist. So ist es nicht, wenn man sich sagt, man muß sich stärker oder schwächer an­strengen, um einen Eindruck auf einen Körper zu machen, oder den Widerstand zu überwinden, den er durch seine Härte oder Weichheit darbietet. Was man sich da sagt, ist

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die Wiedergabe eines Erlebnisses, das man in sich selbst hat an dem Körper. Und wenn sich auch der Tatbestand ver­birgt, so ist es doch richtig, daß bei solcher Wahrnehmung das Urteil gleichsam im geheimen mitspielt: «Ich finde starken Widerstand, also ist der Körper hart.» So wahr es ist, daß zum Beispiel beim Sprachsinn die Wahrnehmung eine ganz unmittelbare ohne alle Urteilstätigkeit sein kann, so wahr ist es auch, daß beim Tastsinn immer ein wenn auch noch so sehr verborgenes Urteil zugrunde liegt. Was unmittelbar beim Tastsinn empfunden wird, das kann im­mer innerhalb der Gebiete der drei zuerst hier aufgezählten Sinne gefunden werden. Ein Körper, der auf mich drückt, verursacht zum Beispiel eine Lageverschiebung innerhalb meiner Leiblichkeit; diese wird durch den Lebens- oder den Eigenbewegungs- oder den Gleichgewichtssinn wahrge­nommen.

Es ist notwendig, den Unterschied der einzelnen Sinnes-gebiete genau festzuhalten. Bei jedem Sinn ist das Ver­hältnis, in das der Mensch zu einem äußeren Gegenstande tritt, ein anderes als bei den übrigen Sinnen. Durch den Lebenssinn, den Eigenbewegungssinn, den Gleichgewichts-sinn taucht der Mensch in die eigene Leiblichkeit unter und empfindet sich als ein Wesen der Außenwelt. Durch den Geruchssinn, den Geschmackssinn, den Gesichtssinn offen­bart sich das Körperliche, insofern es sich nach außen hin kundgibt. Durch den Wärmesinn offenbart es die Inner­lichkeit, doch noch in einer äußeren Art. Mit Hilfe des Gehörsinnes, des Sprachsinnes, des Begriffssinnes nimmt der Mensch eine fremde, ihm äußere Innerlichkeit wahr. Wenn man diese Unterschiede der Sinnesgebiete beachtet, dann wird man nicht versucht sein, zu viel im allgemeinen

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davon zu reden, was ein Sinn, sinnliche Wahrnehmung usw. ist. Man wird vielmehr achten auf das besondere Ver­hältnis, in das der Mensch durch einen jeden Sinn zu der Außenwelt tritt. Es ist nicht viel damit gesagt, daß man Sinnesempfindung zum Beispiel charakterisiert als einen Eindruck, der unmittelbar durch einen Reiz des Sinnes-nerven in der Seele hervorgerufen wird. Durch solche Defi­nitionen kann man nur allzuleicht das Charakteristische jedes einzelnen Sinnes in verschwommenen Allgemeinvor-stellungen verlieren. Es kommt aber darauf an, daß der Eindruck, den man von dem Wärmezustand eines Körpers erlebt, ganz anderer Art ist als derjenige, den ein Lichtein­druck hervorruft. Wenn man dieses nicht berücksichtigt, so wird man zum Beispiel leicht verführt, auf Urteile viel zu großen Wert zu legen, wie dieses: «Der Mensch nimmt die Außenwelt durch die Sinne wahr und bildet sich auf Grund der Sinneswahrnehmungen Vorstellungen und Begriffe. »Man setzt da die Sinneswahrnehmung dem begrifflichen Denken einfach gegenüber. Man trübt sich mit einem sol­chen Urteile den notwendigen freien Ausblick auf die Tat­sache, daß zum Beispiel die Geruchsempfindung sehr ferne dem Begriffserlebnis steht, daß aber der Gehörsinn als Sin­neswahrnehmung sich schon dem annähert, was im Innern der Seele als solches Erlebnis vorhanden ist.

III. DIE WELT, WELCHE DEN SINNEN ZUGRUNDE LIEGT

#G045-1979-SE041 - Anthroposophie - Ein Fragment

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III. DIE WELT, WELCHE DEN SINNEN ZUGRUNDE LIEGT

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In den Sinneswahrnehmungen ist die Grundlage des wei­teren Seelenlebens gegeben. Auf Grund der Empfindungen der drei ersten Sinne, ferner der Gerüche, Geschmäcke, Farben, Töne usw. entstehen aus dem Zusammenleben des Menschen mit der Außenwelt die Vorstellungen, durch die sich in der Seele widerspiegelt, was von außen gegeben ist. Es entstehen die Urteile, durch die sich der Mensch inner­halb dieser Außenwelt orientiert. Es bilden sich die Er­lebnisse von Sympathie oder Antipathie, in denen sich das Gefühlsleben gestaltet; es entwickeln sich die Wünsche, Begierden, das Wollen. Will man ein Kennzeichen für dieses Innenleben der menschlichen Seele haben, so muß man die Aufmerksamkeit darauf richten, wie es zusammen­gehalten und gleichsam durchdrungen wird von dem, was man sein eigenes «Ich» nennt. Eine Sinneswahrnehmung wird zum Seelenerlebnis, wenn sie aus dem Gebiete des Sinnes aufgenommen wird in den Bereich des «Ich». Man kann eine gerechtfertigte Vorstellung von diesem Tatbe­stande erhalten, wenn man die folgende einfache Überle­gung anstellt. Man empfindet zum Beispiel die Wärme eines gewissen Gegenstandes. Solange man den Gegenstand berührt, ist eine Wechselbeziehung zwischen dem «Ich» und der Außenwelt vorhanden. In diesem Wechselver­hältnis bildet sich im «Ich» die Vorstellung des Wärmezu­standes des betreffenden Gegenstandes. Entfernt man die Hand von dem Gegenstande, so bleibt in dem «Ich» die Vorstellung zurück. Diese bildet nun etwas Wesenhaftes

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innerhalb des Seelenlebens. Man soll nicht versäumen, zu be­merken, daß die Vorstellung dasjenige ist, was sich von dem Sinneserlebnis loslöst und in der Seele weiterlebt. -Innerhalb gewisser Grenzen kann nun der Mensch die Er­lebnisse, die er mit Hilfe der Sinne macht, und welche sich dann in der Seele fortsetzen, seine Welt nennen.

Wer nun aber darüber nachsinnt, wie diese Welt in sei­nen Bereich tritt, der wird sich gezwungen sehen, für diese Welt ein anderes Dasein vorauszusetzen. Denn wodurch kann diese Welt nur Seelenerlebnis sein; wodurch kann der Mensch etwas von ihr wissen? Lediglich dadurch, daß er Sinne hat. Bevor die Welt als Sinneswahrnehmung sich vor den Menschen hinstellt, müssen diese Sinne selbst erst aus ihr herausgeboren sein. Die Welt wäre für den Menschen tonlos, wenn er keinen Gehörsinn, sie wäre wärmelos, wenn er keinen Wärmesinn hätte. So richtig dieses ist, so klar ist aber auch das andere, daß in einer Welt, in welcher es nichts zu hören gäbe, kein Gehörsinn entstehen könnte; in einer warmelosen Welt bildete sich kein Wärmesinn. Man braucht nur daran zu denken, wie bei Wesen, die im Fin­stern leben, sich keine Augen entwickeln; oder wie bei Wesen, die unter dem Einfluß des Lichtes Augen entwickelt haben, diese in Verkümmerung übergehen, wenn ihre Trä­ger den Aufenthalt im Licht mit einem solchen im Finstern vertauschen. - Man braucht nichts weiteres, als dieses in voller Klarheit durchzudenken, um sich zu sagen, derje­nigen Welt, welche dem Menschen durch seine Sinne ge­geben ist, und auf welche er sein Seelenleben aufbaut, muß eine andere Welt zum Grunde liegen, welche diese Sinnes-welt selbst erst dadurch möglich macht, daß sie die Sinne aus sich heraus entstehen läßt. Und diese Welt kann nicht

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in das Gebiet der sinnenfälligen fallen, da sie ihr ganz und gar vorangehen muß.

So wird der Ausblick für das Nachsinnen eröffnet auf eine hinter der Sinnenwelt liegende andere Welt, die nicht selbst sinnlich wahrgenommen werden kann, aus welcher sich aber die Sinnenwelt wie aus einem hinter ihr liegenden Daseinsmeer erhebt. Der Wärmesinn nimmt die Wärme wahr; dahinter liegt etwas, was den Wärmesinn gebildet hat. Das Auge nimmt durch das Licht wahr; dahinter liegt etwas, was das Auge gestaltet. Man muß unterscheiden zwi­schen einer Welt, wie sie dem Menschen durch die Sinne ge­geben ist, und einer solchen, welche dieser zugrunde liegt. -Kann man denn nun über diese letztere Welt gar nichts aus dem bloßen Nachsinnen heraus sagen? Man kann etwas sagen, wenn man das folgende bedenkt. Durch das Wech­selverhältnis des Menschen mit der Außenwelt, wie es in der Sinneswahrnehmung sich vermittelt, entsteht innerhalb des Menschen die Vorstellungs-, Gefühls- und Begierden welt. Ganz so kann man denken über das Verhältnis der vorausgesetzten anderen Welt zum Menschen. Durch sie entstehen in ihm die Organe der Sinneswahrnehmungen. Bei allem, was sich in der Sinnenwelt erleben läßt, ist der Mensch mit seinem «Ich» dabei, in welchem sich auf Grund der Sinneserlebnisse die Seelenwelt aufbaut. Der aller Sin­neswahrnehmung notwendig vorausgehende Aufbau der Sinnesorgane muß in einem Wirklichkeitsgebiet geschehen, in welches keine Sinneswahrnehmung mehr dringen kann. (Kaum gedacht zu werden braucht wohl des Einwandes, der jemandem flüchtig einfallen könnte, daß doch der Mensch den Aufbau der Sinnesorgane an einem anderen Wesen beobachten könnte. Was er da wahrnehmen kann,

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nimmt er ja eben durch die Sinne wahr. Man kann wohl be­obachten, wie ein Hammer entsteht, ohne sich dabei eines Hammers zu bedienen; nicht aber kann man sinnenfällig beobachten, wie ein Sinnesorgan entsteht, ohne sich eines solchen zu bedienen.)

Es ist ganz berechtigt, davon zu sprechen, daß die Sin­nesorgane aus einer Welt aufgebaut sein müssen, die selbst übersinnlich ist. Und die geschilderte Wesenheit der Sinnes­wahrnehmungen gibt dem Nachsinnen Anhaltspunkte, weiteres über diese Welt zu sagen. Da die Sinnesorgane zu­letzt als das Ergebnis der Tätigkeit dieser Welt erscheinen, so kann man davon sprechen, daß diese Tätigkeit eine man­nigfaltige ist. Gleichsam von ebensovielen Seiten her wirkt sie auf den Menschen, als Sinnesorgane vorhanden sind. Es ergießen sich die Strömungen dieser Welt in jene Brunnen, die in den Sinnesorganen liegen, so daß der Mensch aus diesen Brunnen für sein Seelenleben schöpfen kann. Und weil dasjenige, was aus diesen Brunnen geschöpft wird, zuletzt sich in dem «Ich» zusammenfindet, so muß es, ob­wohl es von verschiedenen Seiten her kommt, doch ur­sprünglich einem einheitlich in sich Wirkenden entströmen. In dem «Ich» fügen sich die verschiedenen Sinneswahr­nehmungen zu einer Einheit zusammen. Sie stellen sich in dieser Einheit als zusammengehörig dar. - Was an die Seele in den Sinneswahrnehmungen anschlägt, das ist so, daß sich das innere Leben des Ich davon loslösen läßt. Daraus ist ersichtlich, daß es hinter der sinnenfälligen Welt in einer übersinnlichen ebensoviele Tätigkeitsquellen gibt, als Sin­nesorgane vorhanden sind. Diese Tätigkeitsquellen offen­baren sich eben durch ihre Wirkung, welche im Aufbau der Sinnesorgane besteht.

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Das Bereich dieser Tätigkeitsquellen umfaßt also eine Zahl dieser Quellen, die gleich ist der Zahl der Sinnes­organe. Und man kann sagen, daß die äußersten Grenzen dieses Bereiches durch das «Ich» einerseits und den «Tast­sinn» anderseits vorausgesetzt werden dürfen, obwohl der Tastsinn ebensowenig wie das «Ich» zum eigentlichen Sin­nesleben gezählt werden dürfen. Was einmal dem «Ich» an­gehört, hat sich von der Sinneswahrnehmung losgelöst, darf also, weil es ganz inneres Erlebnis ist, nicht mehr zu dieser gezählt werden. Doch aber gehört es zum Wesenhaften jeder Sinneswahrnehmung, daß sie Ich-Erlebnis werden kann. Es muß dazu also jedes Sinnesorgan aus der über­sinnlichen Welt heraus veranlagt sein, daß es etwas liefert, was Ich-Erlebnis werden kann. - Und der Tastsinn liefert gewissermaßen Erlebnisse von der entgegengesetzten Art. Was durch ihn über einen Gegenstand ausgesagt wird, stellt sich als etwas dar, was ganz außerhalb des Menschen liegt. Es muß also der Mensch als Ganzes aus der übersinn­lichen Welt heraus so aufgebaut sein, daß er auf Grund der Tasterlebnisse sich eine außer ihm liegende Welt gegen­überstellt.

Wenn man das menschliche Seelenleben überblickt, wie es sich auf Grund der Sinneserlebnisse herausbildet, so er­scheinen die Sinnesorgane als feste Punkte, wie in einem Umkreis; und das «Ich» erscheint als das Bewegliche, das in verschiedenartigem Durchlaufen dieses Umkreises die Seelenerlebnisse gewinnt. Dieser ganze Bau des mensch­lichen Organismus, insoferne er sich in den Sinnesorganen ausprägt, deutet hin auf seine Ursachen in der übersinn­lichen Welt. Soviele Sinnesgebiete, soviele solche Ursachen; und innerhalb des Bereiches dieser Ursachen ein einheitliches

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übersinnliches Prinzip, das in der Hinorganisierung auf die Ich-Einheit sich andeutet.

Eine weitere Betrachtung zeigt, daß die übersinnliche Tätigkeit, welche sich in dem Bau der Sinnesorgane offen­bart, in verschiedenartiger Weise wirkt. In den drei Ge­bieten des Lebenssinnes, des Eigenbewegungssinnes, des Gleichgewichtssinnes geht die Wirkung von dem Innern der menschlichen Leiblichkeit aus und offenbart sich bis zu den Grenzen der Haut. Bei Geruchs-, Geschmacks-, Ge­sichts-, Wärme- und Gehörsinn ist diese Art von Tätigkeit ebenfalls vorhanden; doch wirkt mit ihr zusammen eine andere, welcher man die Richtung von außen nach dem Innern der Leiblichkeit zuschreiben muß. Das Gehörorgan zum Beispiel ist ein Glied des menschlichen Organismus. Innerhalb dieses Organismus müssen die Kräfte wirksam sein, die dem Wesen des Gesamtleibes entsprechend dieses Organ gestalten. Von außen aber müssen entgegenkommen die in der Tonwelt verborgenen übersinnlichen Kräfte, welche dieses Organ gerade so ausbilden, daß es für den Ton empfänglich ist. Bei den genannten fünf Sinnesorganen ist also eine Begegnung von Kräften gleichsam an der Ober­fläche des menschlichen Leibes angedeutet: es wirken Kräfte in der Richtung vom Innern des Leibes nach außen und gestalten die einzelnen Sinnesorgane dem Wesen des Gesamtorganismus entsprechend; die ihnen entgegenkom­menden Kräfte wirken von außen nach innen und prägen die Organe in den Leib so hinein, daß sie sich den verschie­denen Äußerungen der Außenwelt anpassen. Bei Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinn ist nur die eine dieser beiden Richtungen, die von innen nach außen stre­bende, vorhanden. - Es ergibt sich weiter, daß bei Sprach- und Begriffssinn

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die Richtung von innen nach außen wegfällt, und daß diese Sinne von außen nach innen in den Menschen hineingebaut werden. Für sie also offenbart sich die charakterisierte übersinnliche Tätigkeit so, daß sie sich dem inneren Seelenleben schon nähert in bezug auf ihre Gestaltung. Insoferne man nun das «Ich» in der oben cha­rakterisierten Art auch schon in den übersinnlichen Kräf­ten, welche den Sinnesaufbau besorgen, veranlagt sehen muß, kann man sagen, daß im «Ich» diese Kräfte am mei­sten ihre Eigennatur verraten. Nur ist gleichsam in dem «Ich» diese Eigennatur auf einen Punkt zusammenge­schrumpft. Betrachtet man das «Ich», so zeigt es in einem Punkte eine Wesenhaftigkeit, welche in reichster Fülle aus­gebreitet in einer übersinnlichen Welt ruht und sich aus dieser heraus nur in ihren Wirkungen, in dem Aufbau der Sinne offenbart. Der Tastsinn ergibt sich auch in dieser Beziehung als der Gegensatz des «Ich». In dem Tastsinn offenbart sich dasjenige der übersinnlichen - oder wenn man will, außerübersinnlichen - Welt, was nicht Innen-erlebnis des Menschen werden kann, sondern durch ihm entsprechende innere Erlebnisse erschlossen wird.

Als sinnenfällige Erscheinungen beschreibt die Anthro­pologie die Sinnesorgane. Es entspricht nun gut den eben angeführten Ergebnissen, daß sie für Lebenssinn, Eigenbe­wegungssinn und Gleichgewichtssinn noch nicht besondere Organe bezeichnet. Die gekennzeichneten von innen nach außen wirkenden Kräfte gestalten eben den Menschen als allgemeinen, sich selbst erlebenden und sich haltenden Sin­nesorganismus. Es breiten sich gewissermaßen die Organe dieser drei Sinnesgebiete in der allgemeinen Leiblichkeit aus. Erst beim Gleichgewichtssinn wird von der Anthropologie

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auf die drei haibzirkelförmigen Kanäle hingewie­sen, als Andeutung eines besonderen Sinnesorganes, weil mit diesem Sinn der Mensch in ein elementares Verhältnis zur Außenwelt tritt, nämlich zu den Raumrichtungen. Für die fünf mittleren Sinne gibt es abgesonderte Organe, wel­chen leicht anzuerkennen ist, daß an ihrer Bildung die ge­kennzeichneten Fähigkeiten von außen nach innen und von innen nach außen in mannigfaltiger Art zusammen­wirken. (Wenn es auch in bezug auf den Wärmesinn für die Anthropologie noch manche Zweifel über das äußere Sin­nesorgan gibt, so werden sich diese Zweifel mit fortschrei­tender Wissenschaft schon lösen.) Für Laut- und Begriffs-sinn können äußere Organe aus dem Grunde nicht in der gleichen Art wie für die anderen Sinne beschrieben werden, weil diese Organe bereits da liegen, wo das leibliche Leben sich in das seelische verinnerlicht. Das Organ des Tastsin­nes aber wird sich der Wissenschaft immer mehr als das ergeben, was es im Sinne der obigen Betrachtungen sein muß. Es muß so wirken, daß der Mensch in den berührten Gegenständen sich gewissermaßen in sich zurückzieht, sich in inneren Leibeserlebnissen verschließt vor den Gebieten dieses Sinnes. Man wird also in den über die ganze Leibes­oberfläche ausgebreiteten Gebilden, welche man als Tast­organe ansieht, etwas anerkennen müssen, was im wesent­lichen mit einem Zurückziehen der Leibesoberfläche von der berührten Außenwelt zu tun hat. Die Tastorgane sind also eigentlich gestaltend für das Innere der menschlichen Leibesform; sie geben dem Leibe die Gestalt, durch welche er sich in sich abschließt von der ihn von allen Seiten be­rührenden Außenwelt. (An den Stellen, an welchen die Tastorgane eine größere Empfindlichkeit zeigen, verhält

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sich der Mensch anders zur Außenwelt als an den Stellen von geringerer Empfindlichkeit. Er schiebt sich in dem ei­nen oder anderen Falle gleichsam mehr oder weniger vor gegen die Außenwelt. Man merkt daraus, daß die Leibes-gestalt in gewisser Beziehung ein Ergebnis ist der Eigen­art des Tastorganes an den verschiedenen Stellen der Lei­besoberfläche.)

IV. DIE LEBENSVORGÄNGE

#G045-1979-SE050 - Anthroposophie - Ein Fragment

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IV. DIE LEBENSVORGÄNGE

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In das Sinnesleben des Menschen gliedert sich nun ein anderes hinein. Auch in diesem kann man eine Anzahl von Gebieten unterscheiden. Da drängt sich zunächst der Vor­gang auf, durch welchen das innere Leibesleben von außen unterhalten wird: das Atmen. In diesem Vorgang berührt sich das Leibesleben mit der äußeren Welt; es stellt sich gewissermaßen in einer Art, in welcher es nicht weiterbe­stehen kann, der Außenwelt gegenüber, um von dieser die Kraft zu empfangen, sich fortzusetzen. In diesen Worten ist ungefähr dasjenige gesagt, was sich dem Menschen an dem Atmungsvorgange offenbart, ohne daß er auf die Er­gebnisse der sinnenfälligen Wissenschaft eingeht. Die letze­ren gehören der Anthropologie an. Das hier Charakteri­sierte aber erlebt der Mensch unmittelbar im Leben, an seinem Verlangen nach Luft, an der Beobachtung der Le­benshemmung, wenn die Luft fehlt usw. - Ein weiterer Vorgang dieses Gebietes ist derjenige, welchen man als Wärmung bezeichnen kann. Der Mensch ist zum Bestande seines Leibeslebens darauf angewiesen, einen ganz be­stimmten Wärmegrad in seinem Leibesinnern zu ent­wickeln, der nicht von Vorgängen abhängt, welche die Wärme seiner Umgebung bestimmen, sondern von solchen, welche in seinem Innern stattfinden und da die Eigen-wärme innerhalb bestimmter Grenzen halten, wie auch die äußere Wärme sich gestalten mag. - Ein dritter Vorgang dieser Art ist die Ernährung. Durch sie tritt das Leibes-leben mit der Außenwelt in eine solche Beziehung, daß die Substanzen, welche von ihm verbraucht werden, sich wieder

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ersetzen. - Zu der Ernährung muß ein vierter Vor­gang hinzukommen, wenn sie stattfinden soll. Schon im Munde muß das aufgenommene Nahrungsmittel in Wech­selwirkung treten mit dem aus dem Leibe abgesonderten Speichel; ebenso findet auf dem weiteren Verdauungsweg ein solcher Vorgang statt. Man kann ihn als den vierten Vorgang dieses Gebietes, die Absonderung, bezeichnen. -Die leibliche Selbstbeobachtung zeigt nun, daß sich an die­sen Vorgang ein anderer schließt. In jener Absonderung, welche der Verdauung dient, ist das Abgesonderte bloß be­fähigt, die Nahrungsmittel so umzubilden, daß sie in das Leibesleben aufgenommen werden können. Der Mensch muß aber auch solches absondern, das in dieses Leibesleben eintreten kann. Er muß die Nahrungsstoffe so umformen, daß sie zum Aufbau seines Leibes dienen können. Dem liegt ein Vorgang zugrunde, der über das Maß dessen hinaus­geht, was in der eben charakterisierten Absonderung gege­ben ist. Es soll dieser Vorgang mit dem Namen Erhaltungs-prozeß bezeichnet werden. - Ein weiterer Vorgang ergibt sich, wenn man das Augenmerk auf das Wachstum des Menschen lenkt. Dieser geht über die bloße Erhaltung hin­aus. Zu dem Erhaltungsprozeß, welcher den Leib so las­sen würde, wie er in einem bestimmten Zeitpunkte ist, kommt ein anderer hinzu, welcher als Wachstumsprozeß bezeichnet werden kann. - Ihren Abschluß erreichen der Erhaltungs- und Wachstumsprozeß damit, daß in dem Menschen der fertige Leib in einer ganz bestimmten Form sich darstellt. Diese Gestaltung des Menschen von innen heraus zu einem ganz bestimmten Formgebilde sei die Her­vorbringung genannt. - Die Fortpflanzung stellt sich dann dar als eine Wiederholung dieser Hervorbringung. Was

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zum eigenen Leib gehört, wird so hervorgebracht, daß es mit dem Menschen vereinigt bleibt; bei der Fortpflanzung tritt das Hervorgebrachte nach außen. Da hier zunächst nur von dem Menschen als einer in sich geschlossenen Lei­besindividualität gesprochen werden soll, wird der Fort­pflanzungsvorgang nicht berücksichtigt.

An die Vorgänge, welche hier als Atmung, Wärmung, Ernährung, Absonderung, Erhaltungsprozeß, Wachstums-prozeß und Hervorbringung bezeichnet werden, schließen sich nun für den Menschen in ähnlicher Art innere Erleb­nisse, wie sich im Ich innere Erlebnisse an die Vorgänge der sinnenfälligen Wahrnehmung schließen. An die At­mung, Wärmung und Ernährung schließen sich Gefühis­erlebnisse, welche in ihren mittleren Zuständen weniger beachtet werden, die aber sofort hervortreten, wenn dieser Zustand nach der einen oder anderen Seite gestört wird. Kann die Atmung nicht in gehöriger Art vor sich gehen, so treten Angstzustände und dergleichen ein. Eine Störung des Wärmezustandes gibt sich in Frostgefühl oder Erhit­zung kund. Die Störung der Ernährung offenbart sich in Hunger und Durst. Man kann sagen, daß sich an Atmung, Wärmung und Ernährung innere Erlebnisse knüpfen, welche sich als eine Art Wohlbefinden, Behaglichkeit usw. offenbaren. Diese Erlebnisse sind immer da; sie liegen dem zugrunde, was sich bei einer Störung als Übelbefinden, Un­behagen, Hunger usw. auslebt. - Eine wirkliche Selbstbe­sinnung zeigt nun, daß solche gefühlsartige Erlebnisse auch mit Absonderung, Erhaltungsprozeß, Wachstumsprozeß und Hervorbringung zusammenhängen. Man denke daran, wie Angst- und Furchtzustände sich in einer übermäßigen Schweißabsonderung zeigen, und man wird ebenso zugeben

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können, daß die in entsprechenden Grenzen verlaufende Absonderung dieser Art mit einem Gefühle zusammen­hängt, das sich in einer allgemeinen Behaglichkeit aus­drückt, wie man einsehen kann, daß alle Absonderung mit einem Gefühlszustande einhergeht, der so lange sich der Beachtung des Bewußtseins entzieht, als er normal ver­läuft. - Und des weiteren zeigt die Selbstbesinnung, daß solche Gefühlserlebnisse auch mit Erhaltungsprozeß, Wachstumsprozeß und Hervorbringung zusammenhängen. Man kann empfinden zum Beispiel, daß das Kraftgefühl der Jugend der Ausdruck dessen ist, was sich an inneren Erlebnissen an das Wachstum anschließt.

Diese inneren Gefühlserlebnisse sind nun etwas, was im Menschen den Vorgängen der Atmung, Wärmung, des Wachstums usw. ähnlich entgegensteht, wie die im «Ich» sich an die Sinneswahrnehmungen anschließenden inneren Erlebnisse den Vorgängen dieser Wahrnehmungen entge­genstehen. Es ist daher möglich, davon zu sprechen, daß zum Beispiel die Atmung mit einem Erlebnis im Menschen ähnlich zusammenhängt, wie das Hören zusammenhängt mit dem Erlebnis, das als Ton bezeichnet wird. Nur ist der Grad von Deutlichkeit, mit welcher die äußeren Sinnes­wahrnehmungen innerlich nacherlebt werden, ein viel hö­herer als derjenige, welcher den hier gekennzeichneten in­neren Erlebnissen zukommt. Gewissermaßen unter oder in dem «Ich-Menschen» verbirgt sich ein anderer, der sich aus inneren Erlebnissen aufbaut, wie sich der Ich-Mensch aus den Erlebnissen der äußeren Sinneswahrnehmungen auf­baut. Nur wird dieser unter dem «Ich-Menschen» liegende Mensch im Leben erst dann recht beachtet, wenn er in den Störungen seiner Erlebnisse sich dem Ich-Menschen ankündigt.

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So wenig man aber zusammenwerfen darf den Vor­gang der Sinneswahrnehmung mit dem an ihn sich glie­dernden Vorgang im Ich, so wenig darf man dies tun zum Beispiel in bezug auf den Atmungsvorgang und die inneren Erlebnisse (gefühlsartiger Natur), die sich mit diesem Vor­gang zusammenschließen. Auch könnte man leicht ver­sucht sein, diese inneren Erlebnisse in ihrer Eigenart ganz zu verkennen und zu sagen, es gebe überhaupt keinen we­sentlichen Unterschied zwischen ihnen und denjenigen, welche sich unter dem Einfluß der Sinneswahrnehmungen entwickeln. Nun muß zugestanden werden, daß der Un­terschied zwischen den beiden Arten von inneren Erleb­nissen, zum Beispiel für den Lebenssinn und dem inneren gefühlsartigen Erlebnis beim Atmungs- oder Wärmungsvor­gang, keine besondere Deutlichkeit hat. Er ist aber durch genauere Beobachtung leicht herauszufinden, wenn man das folgende festhält. Zu einem Sinneserlebnis gehört, daß sich ihm ein Urteil erst anschließen kann durch das «Ich». Alles, was der Mensch vollbringt unter dem Einflusse eines Urteiles, muß, wenn es sich auf Sinneswahrnehmungen be­zieht, so sein, daß das Urteil innerhalb des «Ich» gefällt wird. Man nimmt zum Beispiel eine Blume wahr, man fällt das Urteil: diese Blume ist schön; dann schiebt sich das Ich zwischen die Sinneswahrnehmung und das Urteil hinein. Was nun mit den Vorgängen der Atmung, Wärmung, Er­nährung usw. an inneren Erlebnissen hervorgerufen wird, das weist durch sich selbst, ohne Dazwischentreten des «Ich», auf etwas dem Urteil Ähnliches hin. In dem Erleb­nis des Hungers liegt unmittelbar der Hinweis auf etwas, was dem Hunger entspricht, und was mit ihm so verknüpft ist wie dasjenige, was der Mensch nach einer Urteilsfällung

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auf eine Sinneswahrnehmung hin mit dieser verknüpft. Wie beim Urteilen die Tätigkeit des «Ich» mit der Sinnes­wahrnehmung etwas zusammenschließt, so erweist sich mit dem Hunger ein Äußeres zusammengeschlossen, ohne daß ein «Ich» diesen Zusammenschluß herstellt. Dieser Zusammen­schluß darf deshalb ein instinktiv sich offenbarender ge­nannt werden. Und solches gilt für alle inneren Erlebnisse, welche mit Atmungs-, Ernährungs-, Wachstumsvorgängen zusammenhängen. Man muß deshalb unterscheiden zwi­schen Atmungsbehagen, Wärmewohlbefinden, insofern sie instinktive innere Erlebnisse sind, und zwischen den ihnen entsprechenden Wahrnehmungen des Lebenssinnes. Die Welle des Instinktiven muß gewissermaßen erst an den «Ich-Menschen» heranschlagen, um zum Gebiete des Le­benssinnes zu gelangen. - Es soll nun das Gefüge der inne­ren Erlebnisse, welche durch die gekennzeichneten Vor­gänge hinter dem «Ich-Menschen» sich abspielen, dem «astralen Menschen» zugeschrieben werden. Wieder soll mit dem Namen «astraler Mensch» nichts anderes zunächst verbunden werden, als was hier gekennzeichnet ist. Wie nun der «Ich-Mensch» durch die Sinneswerkzeuge seine Er­lebnisse aus der «Sinnenwelt» entnimmt, so der «astrale Mensch» aus der Welt, welche ihm durch die Vorgänge des Atmens, Wachsens usw. gegeben ist. Es sei diese Welt zu­nächst «Lebenswelt» genannt.

Damit nun eine «Lebenswelt» gegeben sein kann, müssen die Lebensorgane aus einer Welt heraus gebaut sein, die über alles Leben ähnlich hinausliegt, wie die Kräfte zum Aufbau der Sinnesorgane über das Sinnenfällige hinaus-liegen. Diese Welt offenbart sich wieder in ihren Wirkun­gen, im Aufbau der Lebensorgane. Die einzelnen Gebiete

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der Lebensvorgänge: Atmung, Wärmung und Ernährung usw. dürfen als Hinweise auf ebenso viele Gebiete dieser Welt gedeutet werden. - Man kann nun bemerken, daß die Gebiete der Lebensvorgänge weniger streng voneinan­der gesondert sind als die Gebiete der Sinneswahrnehmun­gen. Das Gebiet des Geschmackssinnes ist zum Beispiel streng gesondert vom Gesichtssinn, die Gebiete der Lebens­vorgänge liegen sich näher; sie gehen mehr ineinander über. Die Atmung geht in die Wärmung, diese in die Ernährung über. - Die Anthropologie zeigt daher für die Sinneswahr­nehmungen im wesentlichen getrennte Sinnesorgane; für die Lebensvorgänge weist sie Organe auf, die ineinander-fließen. So hängt die Lunge - das vorzüglichste Atmungs­organ - mit den Organen des Blutlaufes zusammen, die der Wärmung dienen; diese wieder fließen zusammen mit den Verdauungsorganen, welche der Ernährung entsprechen usw. - Das ist ein Hinweis darauf, daß die entsprechenden Gebiete derjenigen Welt, in welcher ihre aufbauenden Kräfte liegen, auch in einer anderen Beziehung zueinander stehen als die Kräfte für den Aufbau der Sinnesorgane. Jene müssen gegeneinander gewissermaßen beweglicher sein als diese. Die Erlebnisse des Geschmackssinnes zum Beispiel können mit denen des Gehörsinnes sich nur in dem gemein­samen «Ich» begegnen, dem sie angehören. Das Wachs­tumsgefühl dagegen trifft durch sich selbst mit demjenigen zusammen, welches sich an dem Atmungsvorgang zeigt. Das Kraftgefühl des Wachsens zeigt sich in der Atembe­haglichkeit, in der Wärmung usw. durch gesteigertes Innen­leben. Jedes gefühlsartige Erlebnis dieser Art kann mit einem anderen derselben Art zusammenfallen. Es ergaben sich die Gebiete der Sinneswahrnehmungen so, daß man

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für sie das Bild eines Umkreises gebrauchen könnte, an dem die einzelnen Gebiete ruhend sind, während das «Ich» sich über alle hinbewegt. Für die Lebensvorgänge ergibt sich aus dem Gesagten ein anderes Sinnbild. Man kann sie so vor­stellen, daß sie alle beweglich sind und jedes über jedes hinlaufen kann.

Nun bestehen aber auch deutliche Beziehungen zwischen den Sinneswahrnehmungen und den Lebensvorgängen. Man nehme den Atmungsvorgang und beziehe ihn auf die Gehörwahrnehmung. In beiden Fällen stellt sich das ent­sprechende Leibesorgan der Außenwelt entgegen. Das ist ein Hinweis darauf, daß in der Außenwelt dasjenige sich offenbart, was Beziehung sowohl zu dem einen und dem anderen Organ hat. Nur zeigt sich, daß zum Beispiel in der Luft sich ein zweifaches offenbart; dem einen gegen­über ist gestaltet das Atmungsorgan und stellt es in den Dienst des Leibes hinein; das andere bezieht sich auf den Bau des Gehörorgans. Man wird anerkennen dürfen, daß die Kräfte, welche das Gehörorgan gestalten, gewisser­maßen ursprünglichere sein müssen als diejenigen, welche das Atmungsorgan bilden. Denn im ausgebildeten mensch­lichen Leib steht alles in gegenseitiger Abhängigkeit. Es kann ein menschliches Gehörorgan von innen nach außen sich nur entfalten, wenn das Atmungsorgan gerade so ver­anlagt ist, wie es sich eben zeigt. Aus dem Organismus her­aus wächst das Atmungsorgan der Außenwelt entgegen und auch das Gehörorgan. Nun muß das Atmungsorgan nur dem inneren Leibesleben, das Gehörorgan jedoch der Außenwelt - dem Gebiete des Tons - angepaßt sein. Im Herauswachsen des Atmungsorgans aus dem Leibe braucht also nur auf die Beschaffenheit des Leibes selbst Rücksicht

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genommen zu werden; das Gehörorgan muß so heraus-wachsen, daß es der äußeren Tonwelt angemessen ist. Vor der Anlage zum Atmungsorgan braucht keine andere zu liegen; es wächst den inneren Gestaltungskräften gemäß. Das Gehörorgan jedoch muß einer schon bestehenden An­lage entgegenwachsen. Seine Anpassung an die Außenwelt muß seinem Hervorsprießen aus dem inneren Leibesleben vorausgehen. - Damit zeigt sich, daß die Kräfte, welche das Gehörorgan zum Sinneswerkzeug bilden, einer Welt angehören, welche die ursprünglichere oder höhere gegen­über der anderen ist, in welcher die Kräfte liegen, welche als solche sich offenbaren, die vom Leibe heraus sowohl Gehörorgan wie Atmungsorgan bilden. - Es kann auch an anderen Sinneswahrnehmungen und Lebensvorgängen ein Ähnliches gezeigt werden. Man richte die Aufmerksamkeit auf den Geschmackssinn. Zu ihm kann die Absonderung in eine ähnliche Beziehung gesetzt werden wie der At­mungsvorgang zum Gehörsinn. In dem Speichel des Mun­des ist enthalten, was das Nahrungsmittel löst und dadurch schmeckbar macht. Eine ähnliche Besinnung, wie die eben angestellte, kann ergeben, daß die Kräfte, aus denen die Absonderungsorgane sich bilden, die weniger ursprüng­lichen sind gegenüber denjenigen, durch welche der Ge­schmackssinn entsteht.

Man kann im Sinne solcher Betrachtungen demnach eine übersinnliche höhere Wesenheit im Menschen annehmen, deren Kräfte sich in dem Aufbau der menschlichen Sinnes­organe als in ihren Wirkungen zeigen. Ebenso eine andere, deren Wirkungen sich in dem Bau der menschlichen Le­bensorgane offenbaren. Die letztere Welt fühlt der «astra­lische Mensch» als seine instinktiven Innenerlebnisse; die

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erstere gibt sich dem «Ich-Menschen» als sinnenfällige Wirklichkeit (Sinnenwelt) kund. Es kann aber weder die erste Welt durch die Sinne, noch die zweite im astralischen Menschen unmittelbar zur Offenbarung kommen.

* Es ist gesagt worden, daß im «Ich» gleichsam zu ei­nem Punkte zusammengeschrumpft die übersinnliche Welt in ihrer Eigenart sich offenbart; in eben demselben Sinne kann anerkannt werden, daß der astralische Mensch in den Gefühlserlebnissen, welche sich ihm durch Lebensvorgänge ergeben, die Offenbarung einer übersinnlichen Welt emp­fängt, in welcher die Organe dieser Vorgänge (die Lebens-organe) die Wesenheit empfangen: i. dem Leben zu dienen, 2. die Sinnesorgane aus sich zu gestalten. In diesem Er­lebnisse spricht sich etwas aus, in dem die anderen instink­tiven Erlebnisse des «astralischen Menschen» in eins zu­sammenfließen und ihre höchste Wirksamkeit als gestalt-bildende Kraft offenbaren.

Der «Ich-Mensch» und der «astralische Mensch» stellen zwei menschliche Wesensteile dar, welche in inneren Vor­gängen sich ausleben. Um den «Ich-Menschen» möglich zu machen, bauen die Kräfte einer übersinnlichen Welt die Sinnesorgane auf. Insoferne also der Menschenleib Träger der Sinnesorgane ist, zeigt er sich aus einer übersinnlichen Welt heraus gebaut. Es sei nun dieser Träger der Sinnes­organe der physische Menschenleib genannt. Ihn durch­dringt der «Ich-Mensch», um mit seiner Hilfe in der Sin­nenwelt zu leben. Man muß demnach in dem physischen Menschenleib eine Wesenheit sehen, welche aus Kräften heraus gebaut ist, die in ihrer Eigenart dem «Ich» selbst

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* Variante siehe Seite 62.

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verwandt sind. Innerhalb der Sinnenwelt kann sich der physische Menschenleib nur in seiner sinnenfälligen Offen­barung zeigen. Seiner inneren Wirklichkeit nach ist er eine Wesenheit übersinnlicher Art. - *Um den «astralischen Menschen» möglich zu machen, baut eine übersinnliche Welt die Lebensorgane auf. Die Kräfte dieser Welt haben sich als verwandt ergeben den Erlebnissen des «astralischen Menschen». Was den physischen Menschen aufbaut, offen­bart sich in der Sinnenwelt in oben gekennzeichnetem Sinne. Diejenigen Kräfte, welche die Lebensorgane aufbauen, können sich nur in den instinktiven Gefühlserlebnissen of­fenbaren, die von Lebensvorgängen herrühren. Denn sie erzeugen keine Sinnesorgane, und nur durch solche kann sich Sinnenfälliges kundgeben. Die Lebensorgane selbst sind keine Wahrnehmungsorgane. Daher bleiben nicht nur die Kräfte, welche die Lebensorgane aufbauen, sinnlich un­wahrnehmbar, sondern die Offenbarung dieser Kräfte im Menschen selbst kann nicht sinnenfällig werden, sondern nur gefühlsmäßiges Instinkterlebnis sein. Diese Offenbarung sei nun der «ätherische Menschenleib» genannt. (Bei «äthe­risch» soll nur an das hier Gemeinte gedacht werden, kei­neswegs an das, was in der Physik den Namen «Äther» trägt.) So wie der physische Menschenleib zum «Ich-Men­schen» sich verhält, so der «ätherische Menschenleib» zum «astralischen Menschen». - Der physische Leib ist, seiner Wesenheit nach, so beschaffen, daß er dem Ich die Sinnes-erlebnisse liefert; der «ätherische Leib» kann unmittelbar nur gefühlsmäßig vom «astralischen Menschen» erlebt wer-den. Es muß sich verhalten: das Ich zum physischen Men­schenleib

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* Variante siehe Seite 62.

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wie der «astralische Mensch» zum «ätherischen Menschenleib». - So setzen die Lebensvorgänge Kräfte voraus, denen sie sich anpassen, indem sie Sinnesorgane, wie zum Beispiel das Gehörorgan, aus dem Leibe heraus im Sinne von Erlebnissen gestalten, denen sie selbst nicht die­nen; und die Sinnesorgane wieder setzen die Lebensorgane voraus, indem sie durch deren Vorgänge unterhalten wer­den.

Aus der höheren Geisteswelt ist der physische Menschen-leib gebildet, insoferne er Träger der Sinnesorgane ist. Aus der niederen Geisteswelt ist der ätherische Menschenleib gebildet, insoferne er die Lebensorgane auferbaut. In der astralischen Welt tritt der astralische Mensch mit den Le­bensvorgängen in Beziehung, insoferne sich diese in den Lebensinstinkten offenbaren. In der physischen Welt tritt der Ich-Mensch mit den sich als Außenwelt darstellenden Sinneserlebnissen (Laut, Ton, Wärme, Licht etc.) in Be­ziehung, sofern sich diese als Sinneswelt offenbaren.

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Variante zu Seite 59:

Es ist gesagt worden, daß im «Ich» gleichsam zu einem Punkte zusammengeschrumpft die übersinnliche Welt in ihrer Eigenart sich offenbart; in eben demselben Sinne kann anerkannt werden, daß die zweite der angeführten Welten in den Gefühlserlebnissen des «astralischen Menschen» sich zeigt, die als Lebensinstinkte bezeichnet werden können. In diesen Erlebnissen spricht sich etwas aus, mit dem die anderen instinktiven Erlebnisse des «astralischen Men­schen» in eines zusammenfließen und Bild sind einer über­sinnlichen Welt in dem Sinne, wie der Ich-Mensch Bild einer solchen ist.

Variante zu Seite 60:

Um den «astralischen Menschen» möglich zu machen, baut eine zu der charakterisierten übersinnlichen Welt als «Le­benswelt» hinzutretende andere Welt die Lebensorgane auf. Die Kräfte dieser Welt haben sich als verwandt er­geben denen der Erlebnisse, welche der «astralische Mensch» in den Lebensinstinkten hat. Was den physischen Menschen aufbaut, offenbart sich in der Sinnenwelt in oben gekennzeichnetem Sinne. Diejenigen Kräfte, welche die Lebensorgane aufbauen, können sich in der physischen Welt nur in den Lebensvorgängen offenbaren. Denn sie er­zeugen die Lebensorgane, und nur durch solche kann sich ein Lebensvorgang kundgeben. Die Lebensorgane selbst sind keine Wahrnehmungsorgane. Daher bleiben nicht nur die

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Kräfte, welche die Lebensorgane aufbauen, sinnlich unwahr­nehmbar, sondern die Offenbarung dieser Kräfte im Men­schen selbst kann nicht sinnen fällig werden. Diese Offenba­rung sei nun der «ätherische Menschenleib» genannt. (Bei «ätherisch» soll nur an das hier Gemeinte gedacht werden, keineswegs an das, was in der Physik den Namen «Äther» trägt.) So wie der physische Menschenleib zum «Ich-Men­schen» sich verhält, so der «ätherische Menschenleib» zum «astralischen Menschen». - Der physische Leib ist, seiner Wesenheit nach, so beschaffen, daß er sich auch sinnen-fällig wahrnehmbar macht; der «ätherische Leib» als Er­bauer der Lebensorgane kann unmittelbar nur gefühls­mäßig vom «astralischen Menschen» erlebt werden.

Man kann demnach unterscheiden: i. eine übersinnliche Welt, in welcher die Kräfte zum Aufbau der Sinnesorgane liegen. 2. eine übersinnliche Welt, in welcher die Kräfte zum Aufbau der Lebensorgane liegen. Diese setzt jene vor­aus; daher kann erstere die höhere Geisteswelt, letztere die niedere Geisteswelt genannt werden. 3. eine Welt, in wel­cher der astralische Mensch so in Beziehung steht zu den Lebensvorgängen, daß diese in ihm sich als Lebensinstinkte offenbaren. Diese setzt die Lebensvorgänge, also die zweite Welt voraus. Sie sei die astralische Welt genannt. 4. eine Welt, in welcher dem Ich-Menschen sich die Sinneserleb­nisse durch die Sinnesorgane offenbaren. Diese ist aber die physisch-sinnliche Welt.

V. VORGÄNGE IM MENSCHLICHEN INNERN

#G045-1979-SE064 - Anthroposophie - Ein Fragment

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V. VORGÄNGE IM MENSCHLICHEN INNERN

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Der «astralische Mensch» ist in dem Vorhergehenden nur so betrachtet worden, wie er sich in seinen gefühlsmäßigen Erlebnissen als eine Art Widerspiegelung der Vorgänge dere Lebensorgane ergibt. Diese Erlebnisse sind aber nicht die einzigen, welche ihm eigen sind. Zu diesen Erlebnissen kommt hinzu zunächst die Bewegungs fähigkeit des Men­schen. Der Mensch bewegt seinen Leib nicht nur auf die­jenigen Antriebe hin, welche auf Grund der Lebensvor­gänge sich abspielen. Die Impulse zur Bewegung sind in dem Innenleben gelegen, sofern dieses unabhängig ist von den Lebensvorgängen. Doch zeigt die Selbstbesinnung, daß diese Impulse keineswegs immer auf Antriebe des «Ich-Menschen» hin erfolgen müssen; sie stellen sich als instink­tive Erlebnisse ein und gehören damit demselben Gebiete an wie die instinktiven Erlebnisse, welche mit den Lebensvorgängen sich zusammenschließen, das heißt dem «astrali­schen Menschen». - Des weiteren bieten sich als solche Erlebnisse des «astralischen Menschen» diejenigen dar, wel­che man als instinktive Begehrungen bezeichnen kann. Es entstehen Begehrungen auf Grund sinnenfälliger Wahrneh­mungen. Doch zeigt in bezug auf sie die Selbstbesinnung das folgende. Die sinnenfällige Wahrnehmung führt zu­nächst zu einem Urteil, wenn sie von dem «Ich-Menschen» aufgenommen wird. Dieses Urteil wirkt dann auf den «astralischen Menschen», wenn es zu einer Begehrung führt. Im «Ich-Menschen» bildet sich das Erlebnis: das sinnlich Wahrgenommene ist wertvoll; es erwacht das Interesse da­für. Soll nun das Interesse zur Begehrung werden, so muß

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das Urteil von einem Impuls des «astralischen Menschen» ergriffen werden. Und auch auf Grund der Erlebnisse, welche mit Lebensvorgängen zusammenhängen, bilden sich Begehrungen. Doch sind die oben gekennzeichneten ge­fühlsmäßigen Erlebnisse noch keine Begehrungen. Das Er­lebnis des Hungers ist noch keine Begehrung. Es weist nur in urteilsartiger Form auf den Lebensvorgang hin. Die Be­gehrung ist ein selbständiges Erlebnis, das der «astralische Mensch» zu dem Hungergefühl hinzufügt. Daneben gibt es Begehrungen, die im «astralischen Menschen» wurzeln, ohne daß sie angeregt sind durch Lebensvorgänge oder durch äußere Wahrnehmungen. Gewisse Triebe gehören in das Gebiet, dem solche Begehrungen entwachsen. - Eine dritte Art von selbständigen Erlebnissen des astralischen Menschen» ergibt sich, wenn man überlegt, wie sich zwi­schen den Vorgang der Sinneswahrnehmung und das Er­lebnis des «Ich-Menschen» noch etwas dazwischenschiebt. Es ist das «Bild», das in dem Wechselverkehr zwischen Sinneserlebnis und «Ich» auf Grund des ersteren entsteht. Das Sinneserlebnis ist vorübergehend; es dauert so lange, als das Sinnesorgan auf den Gegenstand gerichtet ist. Das «Bild» bleibt; aber dieses «Bild» ist noch nicht etwas, das zum Urteil, zur Ich-Tatigkeit selbst gehört. Denn man kann erst auf Grund des «Bildes» urteilen. Im Bilde ist ein Er­lebnis des «astralischen Menschen» enthalten, nicht des «Ich-Menschen». Man kann das «Bild» auch die Empfin­dung nennen, wenn man dieses Wort nicht auf das Sinnes-erlebnis selbst, sondern auf dessen Inhalt bezieht. Empfin­dungen in diesem Sinne sind die dritte Art von selbstän­digen Erlebnissen des «astralischen Menschen». - Wie man für den physischen Menschen von Sinnesorganen, für den

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«ätherischen Menschen» von Lebensorganen spricht, so kann man für den «astralischen Menschen» von Bewe­gungsimpulsen, Begehrungen und Empfindungen sprechen. Die Organe für diese Erlebnisse können nicht aus dem «astralischen Menschen» selbst stammen, denn dieser muß sie erst haben, bevor er die Erlebnisse machen kann. Die Organe müssen aus einer außerhalb des «astralischen Men­schen» gelegenen Welt gebildet sein. Weil aber der «astra­lische Mensch» in Empfindung, Begehrung und Bewegung solche Erlebnisse hat, deren Impulse in ihm selber wurzeln, er gewissermaßen Beobachter dessen ist, was in ihm selber sich entfalten muß, so können auch die Kräfte, welche die entsprechenden Organe bilden, nur aus einer Sphäre stam­men, aus welcher der ganze «astralische Mensch» stammt. Es muß demnach vorausgesetzt werden eine Welt, die zwar außerhalb des «astralischen Menschen» liegt, die aber doch mit diesem gleicher Wesenheit ist. - Welcher Art diese Welt ist, kann sich auch hier aus demjenigen Erlebnis des «astralischen Menschen» offenbaren, welches das inner­lichste ist. Als solches kann man die «Empfindungen» oder «Bildempfindungen» - im oben genannten Sinn - erken­nen. In den Begehrungen und Bewegungsimpulsen hat man dagegen etwas, was über das innere Erlebnis hinausweist. Aus einer Welt, die ähnlich ist seiner Welt von «Bildern», bei deren Aufbau er als «astralischer Mensch» dabei ist, müssen auch die Begehrungen und Bewegungsimpulse an­geregt sein. - Man kann nun unterscheiden zwischen dem «astralischen Menschen», wie er sich selbst in «Bildern», Begehrungen und Bewegungsimpulsen innerlich erlebt, und dem «astralischen Menschen», welcher die Offenbarung einer außerhalb Bewegungsimpuls und Begehrung liegenden

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Welt ist. Dieser «astralische Mensch» soll zum Unter­schiede von dem ersten der «astralische Leib» des Men­schen genannt werden. Er kann ebensowenig sinnlich wahr­genommen werden wie der «atherische Leib», weil er keine Organe zur physischen Wahrnehmung erzeugt, sondern nur solche zu Empfindung, Begehren und Bewegungsimpuls. Für Bewegungsimpuls und Begehrung ist es ohne weiteres klar, daß sie keine sinnenfällige Wahrnehmung vermitteln können; doch auch für die Empfindung, insofern sie glei­cher Art ist mit den Kräften, welche den «astralischen Leib» auferbauen, muß dieses zugegeben werden. Denn auch das Bild, welches durch ein Sinneserlebnis entsteht, löst sich los von diesem Erlebnis und bleibt als Inhalt des «astralischen Menschen». So aber, wie ein losgelöstes «Bild», müssen die Kräfte gedacht werden, welche die Or­gane des «astralischen Menschen» bilden; nicht wie ein sinnenfälliges Erlebnis. Solange allerdings dieses «Bild» so vorgestellt wird, als ob sein Inhalt aus einem Sinneserleb­nis gekommen wäre, kann es die Kräfte, aus welchen der «astralische Leib» gebildet ist, nicht veranschaulichen. Denn zur Entstehung eines solchen Bildes ist ein Sinnes­organ notwendig. Es muß an ein Bild solcher Art, aber nicht von solcher Entstehung gedacht werden. Ein Phanta­siebild ist von solcher Art. Solange ein Phantasiebild der bloßen persönlichen Willkür des «Ich-Menschen» ent­stammt, kann es naturgemäß für die Kennzeichnung der genannten Welt nicht in Betracht kommen. Es muß aus einer außerhalb des «Ich-Menschen» und auch des «astra­lischen Menschen» liegenden Wrklichkeit hervorgehen. -Unter Berücksichtigung von all dem Gesagten kann man sich eine Vorstellung davon machen, wie beschaffen der

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«astralische Leib» sein muß. Er ist, nach den Hindeutungen, die sich ergeben haben, ein in der Wirklichkeit wurzelnder Bilderleib, der aus sich heraus die Kräfte der Begehrung und Bewegung anfacht.

In den Gebieten, welche den Sinneserlebnissen entspre­chen, war etwas gegeben, was bildlich veranschaulicht wer­den konnte wie ein Umkreis, an dem verteilt die einzelnen Kräfte liegen, welche sich in den Sinnesorganen als ihren Wirkungen offenbaren. In den Gebieten, welche den Le­bensvorgängen entsprechen, konnte das Bild so gewählt werden, daß die einzelnen entsprechenden Kräfte überein­ander hinlaufen. Man muß sagen «übereinander hinlau­fen»; denn die einzelnen Vorgänge durchdringen sich nicht. Die Atmung kommt zum Beispiel dem Erhaltungsprozeß nahe, weil durch den letzteren fortwährend das Organ der Atmung neu aufgebaut werden muß. Aber indem das At­mungsorgan so den Einfluß von dem Erhaltungsprozeß erfährt, wird der Atmungsvorgang selbst nicht verändert. Die beiden Vorgänge: Atmung und Erhaltungsprozeß wir­ken also aneinander vorbei. - Anders ist dies bei den Vor­gängen Bewegung, Begehrung und «Bildempfindung». Diese drei Vorgänge wirken in der folgenden Art. Bildemp­findungen erzeugen sich wirksam in Begehrungen; Begeh­rungen leben in den Bewegungsimpulsen weiter. Es ist da­her gerechtfertigt, zu sagen, wenn Bildempfindung auf Be­gehrungskraft trifft, dann durch-dringt die erste die letzte, und in der Begehrung lebt der Inhalt der Bildempfindung weiter. Ebenso lebt in der Bewegung die Begehrung - und zwar mit der Bildempfindung zusammen - weiter. Man kann somit die Kräfte derjenigen Welt, aus welcher der astralische Leib heraus gebildet ist, so bildlich veranschaulichen,

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daß man sie als drei Kräftegebilde denkt: dasjenige Gebilde, welches den Bildempfindungen entspricht, wirkt auf das, welches die Begehrungen ausströmt, und in dem Gebilde für die Bewegungen leben dann die Wirkungen der beiden ersten Gebilde weiter.

Man wird nun leicht erkennen, daß die Welt, von der hier gesagt ist, daß aus ihr der «astralische Leib» stammt, die gleiche ist wie die im vorigen Kapitel als «astralische Welt» charakterisierte. Denn es müssen sich die Lebens­vorgänge erst in Lebensinstinkte umsetzen, um im «astra­lischen Menschen» Impulse zu sein. Lebensinstinkte, Bild­empfindungen, Begehrungen und Bewegungsimpulse ge­hören also dem «astralischen Menschen» an, insoferne die­ser die niedere Geisteswelt schon voraussetzt und selbst in der «astralischen Welt» den Ursprung hat.

VI. DAS ICH-ERLEBNIS

#G045-1979-SE070 - Anthroposophie - Ein Fragment

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VI. DAS ICH-ERLEBNIS

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In dem Erleben des «Ich» selbst durch den Menschen liegt nichts, was durch einen Sinnesvorgang angeregt ist. Dage­gen nimmt das Ich die Ergebnisse der Sinnesvorgänge in sein eigenes Erleben auf und baut sich aus ihnen das Ge­füge seines Inneren, des eigentlichen «Ich-Menschen». Die­ser «Ich-Mensch» besteht somit ganz aus Erlebnissen, wel­che außer dem Ich ihren Ursprung haben und dennoch nach den entsprechenden Sinneserlebnissen in dem Ich weiter­bestehen. Sie können also in Ich-Erlebnisse umgewandelt werden. Wie das geschieht, darüber kann man eine Vor­stellung gewinnen, wenn man die Erlebnisse des sogenann­ten Tastsinnes betrachtet. Bei diesem kommt nichts von ei­nem Gegenstande der äußeren Welt in die Ich-Erlebnisse hinein. Das Ich strahlt gewissermaßen seine eigene Wesen­heit bis zu der Berührungsstelle mit dem äußeren Gegenstande und läßt nach Maßgabe der Berührung dann diese eigene Wesenheit in sich zurückkehren. Die zurückstrah­lende eigene Wesenheit bildet den Inhalt der Tastwahrneh­mung. Warum erkennt nicht sofort das Ich die Tastwahrnehmung als den eigenen Inhalt? Weil dieser Inhalt von der anderen Seite, von außen her, einen Gegenstoß erhalten hat und nun so zurückkehrt, wie ihn dieser Anstoß der Außenwelt geprägt hat. Der Ich-Inhalt kehrt also zurück mit dem Gepräge, das er von außen erhalten hat. Das Ich empfängt somit in der Beschaffenheit seines eigenen In­haltes eine gewisse Eigenheit der Außenwelt. Daß es wirklich innerliche Ich-Erlebnisse sind, welche nur in ihre Prägung die Eigenheit der Außenwelt aufgenommen haben,

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kann nur durch ein Urteil gewonnen werden. - Man nehme nun an, das Erleben des Ich könne nicht bis zur Be­rührung mit dem äußeren Gegenstande kommen. Derselbe strahle seine Wesenheit aus; und das Ich-Erleben müsse vor der Berührung zurückprallen. Dann entstände innerhalb des Ich ein ähnliches Erlebnis, wie das Tasterlebnis ist; nur wird durch den schwächeren Widerstand des Ich in seinem Erleben etwas auftreten wie ein Einströmen des Äußeren. Als ein solcher Vorgang kann in der Tat das Geruchserleb­nis gekennzeichnet werden. - Ist der Anprall von außen so stark, daß sich die äußere Strahlung in das Ich-Erleben hineingräbt, dann kann die Einströmung von außen ge­schehen, und erst, wenn sich das innere Erleben gewisser­maßen zur Wehr setzt, kann es sich wie verschließen ge­gen die Eigenheit der Außenwelt. Es hat aber dann in sich die Strömung von außen aufgenommen und trägt sie nun in sich als eigene innere Wesenheit. In dieser Art kann man den Geschmackssinn kennzeichnen. - Wenn aber nun das Ich nicht sein eigenes ursprüngliches Erleben, sondern sol­che Wesenheit, die es selbst von außen aufgenommen hat, dem äußeren Dasein entgegenbringt, so kann von außen her eine Eigenheit einem Innenerlebnis eingeprägt werden, die selbst ursprünglich von außen in das Innere hereinge­nommen ist. Die Außenwelt prägt sich dann einem Innen-erlebnis ein, das selbst erst von einem Äußeren verinner­licht ist. In solcher Art stellt sich der Gesichtssinn dar. Es ist bei ihm so, wie wenn innerhalb der Ich-Erlebnisse die Außenwelt es mit sich selbst zu tun hätte. Wie wenn sie erst ein Glied ihrer Wesenheit in den Menschen hinein-geschickt hätte. um dann ihre Eigenheit diesem Gliede ein­zuprägen. -

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*Man nehme nun weiter an, daß die Außenwelt mit dem, was sie in das Innere als Sinnesorgan geschickt hat, das Ich-Erleben gleichsam ganz ausfülle; dann wird das Innere die Eigenheit eines Äußeren in der Sinneswahrneh­mung nacherleben, obgleich inneres Erlebnis und Außen­welt einander gegenüberstehen. Und ein Einstrahlen von seiten der Außenwelt wird dann als etwas sich offenba­ren, was mit einem Inneren gleichartig ist. Das Ich wird Äußeres und Inneres als gleichartig erleben. So ist es beim Wärmesinn. Nun vergleiche man die Erlebnisse des Wärme-sinnes mit dem Lebensvorgang der Wärmung. Ein Wärme-eindruck muß als etwas anerkannt werden, was gleichartig ist der im Innern selbst erlebten und dieses Innere erfüllen­den Wärme.

Bei Geruchssinn, Geschmackssinn und Gesichtssinn kann von einem Einströmen der Außenwelt in die Ich-Er­lebnisse gesprochen werden. Durch den Wärmesinn wird das Innenleben mit der Eigenart der Außenwelt erfüllt. Eine Sinneswahrnehmung von innen gibt sich kund bei Gleichgewichts-, Eigenbewegungs- und Lebenssinn. Durch sie erlebt das Ich seine innere physische Erfüllung.

Ein anderes findet statt beim Gehörsinn. Da läßt die äußere Wesenheit nicht nur wie beim Tastsinn die Ich-Er­lebnisse an sich herankommen; sie bohrt sich auch nicht in sie hinein, wie beim Geruchs-, Geschmacks- und Gesichtssinn, sondern sie läßt sich gleichsam von den Ich-Erleb­nissen bestrahlen; sie läßt sie an sich herankommen. Und erst dann setzt sie die eigenen Kräfte entgegen. Das Ich muß dadurch etwas erleben. das wie ein Sichausbreiten in

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* Variante siehe Seite 73.

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die Außenwelt ist, wie ein Verlegen dieser Ich-Erlebnisse nach außen. Ein solches Verhältnis kann vom Gehörsinn anerkannt werden. (Wer nicht abstrakte Vergleiche macht, der wird nicht einwenden, daß zum Beispiel auch beim Gesichtssinn ein solches Sichausbreiten stattfinde. Die Ton­wahrnehmung ist von wesentlich anderer Art als die Ge­sichtswahrnehmung. In der Farbe ist nicht in demselben Sinne das Ich-Erlebnis als solches enthalten wie im Ton.) In noch höherem Maße ist dieses Ausbreiten des Ich-Er­lebnisses in die Umwelt beim Lautsinn und beim Begriffs-sinn gegeben.

Variante zu Seite 72:

Man nehme nun weiter an, daß die Außenwelt mit dem, was sie in das Innere geschickt hat, das Ich-Erleben gleich­sam ganz ausfülle; dann wird das ganze Innere die Eigen­heit eines Äußeren haben, obgleich es inneres Erlebnis ist. Und ein Einstrahlen von seiten der Außenwelt wird als etwas sich offenbaren, was mit dem Inneren gleichartig ist. Das Ich wird Äußeres und Inneres als gleichartig er­leben. So ist es beim Wärmesinn. Ein Wärmeeindruck muß als etwas anerkannt werden, was Gleichartigem seine Ent­stehung verdankt wie die im Inneren selbst erzeugte und dieses Innere erfüllende Wärme. (Die Anthropologie muß dieses anerkennen, da sie die innere Wärme durch eine in­nere Verbrennung entstanden denken muß, wie auch die äußere Wärme durch Verbrennung entsteht.) Denkt man sich das den Leib erfüllende Erzeugnis der äußeren Wärmevorgänge,

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so stellt es sich dar wie eine zweite Art von inneren Erlebnissen; wie etwas, was das Ich erfüllt und im Ich selbst Ich-Natur annimmt. Es schiebt sich also in die Ich-Erlebnisse etwas ein, was wie ein zweites Ich das erste erfüllt. Dieses zweite Ich ist in der Tat ein dem ersten ent­gegenstehendes Ich-Erlebnis. Sofern sich aber das erste Ich nur wirklich als sich selbst fühlt, muß es dieses zweite als eine Bildempfindung seiner selbst vorstellen. Und diejenige Außenwelt, in welcher das zweite Ich wurzelt, ist völlig zur Innenwelt geworden.

Wenn in Geruchssinn, Geschmackssinn und Gesichts­sinn von einem Einströmen der Außenwelt in die Ich-Er­lebnisse gesprochen werden kann, so läßt sich auch der Fall denken, daß jenes Stück Außenwelt, welches als ver­innerlicht erkannt worden ist, nicht nur so wirkt wie im Wärmesinn, daß es das Innenleben erfüllt, sondern auch so, daß es über das Maß dieser Erfüllung hinausgehe und gewissermaßen die Innenerlebnisse überwuchere. Dann würde es als Sinneswahrnehmung von innen sich kundge­ben. Dies stellt in der Tat das bei Gleichgewichts-, Eigen­bewegungs- und Lebenssinn bestehende Verhältnis dar. Durch sie erlebt das Ich seine innere Erfüllung.

VII. DIE WELT, WELCHE DEN SINNESORGANEN ZUGRUNDE LIEGT

#G045-1979-SE075 - Anthroposophie - Ein Fragment

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VII. DIE WELT, WELCHE DEN SINNESORGANEN ZUGRUNDE LIEGT

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Um den astralischen Menschen zu kennzeichnen, mußte auf die Dreiheit von Bildempfindung, Begehrung und Be­wegungsimpulse hingewiesen werden. Der «Ich-Mensch», insofern er in seinen Sinnesvorgängen unmittelbar erlebt wird, zeigt sich als eine Einheit. Alle Sinneserlebnisse sind nur, wie die vorhergehenden Betrachtungen ergeben, ver­schieden modifizierte oder abgestufte Ich-Erlebnisse. In dem Erleben des Ich selbst steht der Mensch mit der über­sinnlichen Welt in einer unmittelbaren Beziehung. Die an­deren Ich-Erlebnisse werden ihm durch Organe vermittelt. Und durch die Organe offenbaren sich die Ich-Erlebnisse in der Mannigfaltigkeit der Sinnesgebiete. - Nun kann man bei zwei Organen, beim Begriffssinn und dem Lautsinn, die Entfaltung der Sinnesfähigkeit bis zu einem gewissen Grade leicht verfolgen. Beim Wahrnehmen eines Begriffes erwei­sen sich die im vorangegangenen Leben des Menschen er­worbenen Begriffe als dasjenige, was den neuen Begriff auf­nimmt. Der Mensch erweist sich für einen Begriff, der an ihn herantritt, in dem Maße verständig, als er vorher diese oder jene Begriffe aufgenommen hat. In dem Verste­hen eines Begriffes liegt demnach ein sich Öffnen des Men­schen nach außen und eine Einsenkung des Aufgenomme­nen in das Gefüge des bereits vorhandenen Begriffsorga­nismus. Das Leben, das sich da entfaltet, blüht nach außen auf und wurzelt sich in den Begriffsorganismus ein. - Ein Ähnliches findet für den Lautsinn statt. Für eine neue Lautbedeutung ist der Mensch zugänglich in dem Maße, als er

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sich andere Lautbedeutungen bereits angeeignet hat. Der Mensch trägt wirklich einen Begriffs- und einen Lautorga­nismus in sich. Beide müssen vorhanden sein, bevor sich die Ich-Erlebnisse durch Begriffs- und Lautorganismus ab­spielen können. Der Ich-Mensch kann die Herstellung die­ses Laut- und Begriffsorganismus nicht durch Kräfte be­wirken, welche im Sinnesleben liegen. Und noch ein Drittes ist notwendig. Das Ich entfaltet sein Erleben gewisser­maßen nach allen Seiten; in diesem Erleben kann es sich nicht selbst erleben. Es muß sich zum Selbsterleben sein eigenes Erleben entgegenstellen. Es stellt sich selbst als Empfindung sich entgegen. Man sieht: die Ich-Empfin­dung, die Erlebnisse des Begriffssinnes und Lautsinnes wer­den dem Ich entgegengebracht durch drei Organismen. Zu den beiden anderen kann man noch den Ich-Organismus zählen. Wenn man bei dem oben gewählten Bilde bleibt, so kann man sagen, das Ich-Erleben entfalte sich allseitig; es wurzele nach einer Seite in einer ihm gleichen übersinn­lichen Welt und strebe in den Begriffsorganismus und den Lautorganismus so hinein, daß sein eigenes Erleben ihm entgegenwächst, wie wenn es den Ich-Organismus, den Be­griffs- und Lautorganismus gleich einer Blüte zur Entfal­tung brächte. - Stellt man sich nun den Menschen als We­sen der Sinnenwelt vor, wie ihm die gekennzeichnete Rich­tung einverleibt ist, so muß man an den Gegensatz von oben und unten denken. «Von oben nach unten» ist eine Richtung, in welcher man sich die Entfaltung des Ich-Er­lebens denken kann; von «unten nach oben» setzt sich die­ser Entfaltung der Ich-Organismus entgegen, dem die Ich-Erlebnisse entgegenwachsen. Wie die Blätter an den Blatt-stiel bei der Pflanze sich anlegen, von unten nach oben

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sich entfaltend, so legen sich an den Ich-Organismus die Gebilde des Begriffs- und Lautorganismus von oben nach unten an. - Wenn nun, wie nach obigem berechtigt ist, ge­sagt wird, das ursprüngliche Ich-Erleben entfalte sich aus einer übersinnlichen Welt heraus, so kann für die Bildung von Ich-, Begriffs- und Lautorganismus angenommen wer­den, daß an ihrem Zustandekommen Kräfte arbeiten, wel­che das gleiche Material besitzen, das in dem Ich-Erleben vorliegt, nur bauen sie dieses Material in Gebilden auf, die schon da sein müssen, wenn das Ich-Erleben sinnenfällig wahrgenommen wird. Es ergibt sich daher ohne weiteres, daß das menschliche Ich-Erleben ein solches ist, das aus einer übersinnlichen Welt fließt, aber erst wahrgenommen werden kann, wenn es sich einwurzelt in einen Organismus, der in sich ein Gefüge ist von Ich-, Begriffs- und Lautorga­nismus. Man kann auch sagen: von einem Organismus, der in diesen dreien seine Sinnesorgane entfaltet. - Man nehme zu diesem hinzu die oben gegebene Schilderung des astra­lischen Leibes. Auf seine Wesenheit deuten Bildempfin-dung, Begehrung und Bewegungsimpuls des astralischen Menschen. Man kann nun leicht einsehen, daß in dem Ich-Organismus eine Bildempfindung gegeben ist, welche nicht durch ein Sinneserlebnis entstanden ist. Denn der Ich-Or­ganismus ist ja das Ich-Erleben selbst, das in entgegenge­setzter Richtung sich entgegenstellt. In dem Begriffsorga­nismus kann man Kräfte erkennen, welche sich nach dem Innern des Menschen - im astralischen Menschen - als Be­gehrung entfalten. Eine genaue Selbstbesinnung wird in der Anziehung, welche der Begriffsorganismus für neu hinzukommende Begriffe hat, leicht das Begehren dieses Be­griffsorganismus bemerken können. Ein gleiches aber gilt

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für den Lautorganismus. Er entwickelt dieses Begehren für die neuen Bedeutungen. Man kann daraus die Tätigkeit des «astralischen Leibes» am Zustandekommen des Ich-, Be­griffs- und Lautorganismus erkennen.

Ein Wesen, welches das Ich nicht im Innern erlebte wie der Mensch, sondern von außen beobachtete, würde die Entstehung des Ich-Organismus, des Laut- und Begriffs-Organismus verfolgen können. Es müßte ein solches Wesen das Ich-Erleben selbst so wahrnehmen, daß es nichts von diesem Ich-Erleben in sich hineinkommen läßt, sondern nur bis an die Grenze herandringt und an dieser Grenze das Wesenhafte des Ich in dieses selbst zurückstrahlt. Man sieht, daß hiermit der Gegensatz des sogenannten Tastsinnes ge­geben ist. Bei diesem wird die Außenwelt berührt und nichts von ihrem Wesen aufgenommen. So auch im Ver­halten des angenommenen Wesens zum Ich. Während aber beim Tastsinn das Ich nur seine eigenen Erlebnisse durch die Berührung anfacht, also nur den eigenen Inhalt erlebt, drückt jenes Wesen den eigenen Inhalt in die Ich-Erleb­nisse hinein, so daß er innerhalb der Ich-Erlebnisse zur Ich-Wahrnehmung wird. Wenn also das Ich sich selbst wahrnimmt, so geschieht das infolge seiner Tätigkeit, die von gleichem Inhalt mit seinem eigenen Erleben ist und die sich nur dadurch von diesem unterscheidet, daß sie ihm sein eigenes Wesen von außen zeigt, während das Ich die­ses Wesen nur in sich selber erleben kann. - Beim Begriffs-sinn müßte nun jenes angenommene Wesen bei Berührung mit dem Ich nicht nur die Begriffserlebnisse zurückstrah­len, sondern es müßte sie in das Ich-Erleben zurückschie­ben, so daß sie sich da zu dem Gefüge des Begriffsorganis­mus formen. Es brauchte nichts hinzuzufügen zu diesen

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Begriffserlebnissen, sondern sie nur innerhalb des Begriffs­Erlebens zu erhalten. - Beim Lautorganismus würde aber die Erhaltung nicht genügen. Es muß zum Begriffe etwas hinzukommen, wenn er zum Laut werden soll. Das hypo­thetisch angenommene Wesen müßte etwas von seinem ei­genen Inhalt hinüberleiten in das Ich-Erleben. - Eine Über­schau über die angegebenen Verhältnisse ergibt, daß in den Ich-Organismus von außen nur das eigene Wesen des Ich zurückgestrahlt wird, im Begriffsorganismus das eigene Ich-Erleben in anderer Prägung sich in sich selbst durch ein Äußeres zurücklenken läßt; im Lautorganismus gießt sich dann etwas aus dem Wesen des Äußeren selber in das Ich-Erleben hinüber. Jenes angenommene äußere Wesen müßte die Entstehung des Ich-Organismus wie ein umge­kehrtes Tasterlebnis wahrnehmen. Die Formung des Be­griffsorganismus müßte es empfinden, wie der Mensch seine eigenen Lebensvorgänge durch den Lebenssinn empfindet. Nur bestände der Unterschied, daß im Lebenssinn ein in­neres Gefüge empfunden wird; jenes angenommene We­sen aber müßte in seinem entsprechenden Sinn die Art empfinden, wie es sich in das Ich-Erleben des Menschen hineinformt. Im Lautsinn ist dann ein Hineinergießen von außen vorhanden. Sollte das angenommene äußere Wesen dies erleben, so müßte es durch einen umgekehrten Eigen­bewegungssinn geschehen. Durch diesen nimmt der Mensch die eigenen Bewegungen wahr; durch die Umkehrung des­selben würde jenes Wesen die Hineinbewegung der eige­nen Wesenhaftigkeit in das Ich-Erleben empfinden. Es würde sich in dem Vollzuge einer äußeren Bewegung des Ich-Menschen erleben.

Nun müssen im Menschen dem Lebenssinn die eigenen

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Lebensvorgänge zum Grunde liegen. Die Lebensvorgänge können, wie gezeigt worden ist, gegliedert werden in At­mungs-, Wärmungs-, Ernährungs-, Absonderungs-, Erhal­tungs-, Wachstums- und Hervorbringungsvorgänge. Man kann sich nun in der Tat den Vorgang bei Bildung des Be­griffsorgans als eine von außen nach innen gerichtete Her­vorbringung, die Bildung des Lautorganismus als ein Hin­einwachsen eines Teiles der angenommenen äußeren Wesen­heit in das Ich-Erleben vorstellen. Nur muß man sich den­ken, daß als Stoff dieses Hervorbringens und Wachsens die Ich-Erlebnisse selbst verwendet werden.

Es ist nun möglich, durch Erweiterung der angenomme­nen Betrachtungsart auch die anderen Sinneserlebnisse in bezug auf dasjenige zu deuten, was hinter ihnen steht. -Für den Gehörsinn stellt sich das Erlebnis so dar, daß der Ton auf einen äußeren Gegenstand, das Gehörorgan selbst aber auf eine Tätigkeit hinweist, durch welche es in ähn­licher Art gebildet wird wie der Begriffsorganismus durch den umgekehrten Lebenssinn, der Lautorganismus durch den umgekehrten Eigenbewegungssinn. Man denke nun, daß sich der Gleichgewichtssinn in seiner umgekehrten Wesen­heit zeige. Statt daß er im Menschen das Aufrechterhalten gegen die drei äußeren Raumesrichtungen bewirkt, würde er in seiner Umkehrung eine im Innern eines anderen We­sens gerichtete Auflehnung gegen die drei Raumrichtungen hervorbringen. Wenn nun das oben angenommene äußere Wesen dem Menschen gegenüber sich wirklich so stellte, daß es seine eigene Natur in ihn ergösse und innerhalb seiner zu einer Auflehnung gegen die drei Raumrichtungen brächte, dann könnte es so wirken, daß die in das Innere des Ich-Erlebens ergossene Wesenheit als Innen-Erlebnis

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empfunden, die Tätigkeit des umgekehrten Gleichgewichts­sinnes aber nicht empfunden wird, sondern in ähnlicher Weise wirkt wie die Kraft, welche im umgekehrten Lebens­sinn den Begriffsorganismus, im umgekehrten Eigenbewe­gungssinn den Lautorganismus formt. In der Gehöranlage wirkte dann der umgekehrte Gleichgewichtssinn organbil­dend. *So deutet der Ton auf das Innere eines Äußeren, das sich in das Ich-Erlebnis herübergießt; das Gehörorgan auf einen umgekehrten Gleichgewichtssinn, der im Men­schen die Gebilde seiner eigenen Wesenheit ähnlich ange­sammelt und organisch eingefügt hat, wie der umgekehrte Lebenssinn die Begriffserlebnisse ansammelt und fügt. Wird dann das vorausgesetzte äußere Wesen seiner Natur nach wirklich als Ton angenommen, der von umgekehrtem Gleichgewichtssinn durchsetzt ist, so kann auch gedacht werden, daß der Entstehung der Gehöranlage ein Vorgang zum Grunde liegt, der das Organ befähigt, das äußere We­sen bei Berührung mit dem Menschen seinem eigenen In­halt nach wahrzunehmen, welcher als Ton dem Ich-Erle­ben zufließt, während der umgekehrte Gleichgewichtssinn die Tätigkeit darstellt, welche dem Ton zugrunde liegt und aus welcher die Gehöranlage sich dem Ton-Erleben entge­gen aus dem Organismus herausgebildet hat.

Die Deutung des Wärmesinnes ergibt sich, wenn man sich die Umkehrung des Geruchserlebnisses denkt. Im Ge­ruchssinn dringt der äußere Stoff an den Menschen heran, und das Geruchserlebnis ist ein unmittelbares Wechselver­hältnis mit dem Stoffe. Die Umkehrung wäre gegeben, wenn das vorausgesetzte äußere Wesen aus dem Inhalt der

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* Variante siehe Seite 85.

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Wärmeempfindung bestände, aber durchdrungen wäre von einer Tä tigkeit, welche in ein unmittelbares Wechselverhält­nis tritt zum Menschen. Es stünde dann hinter dem Inhalt der Wärmeempfindung eine die Wärmeanlage bildende Tä­tigkeit. Sie wäre so, daß von ihr ausströmt die Wärme, wie von dem riechenden Stoff der Geruch. - Wie dieser sich nach allen Seiten in die Außenwelt verbreitet, so wäre jene Tätigkeit von allen Seiten aus dem Menschen wegstre­bend zu denken und in diesem Wegstreben die organbil­dende Kraft für den Wärmesinn entfaltend. Und wie dem Geruchssinn der äußere Stoff sich offenbart, so müßte die­ser Tätigkeit das Menschen-Innere sich offenbaren. Eine solche Offenbarung wäre gegeben, wenn der nach außen strebenden Tätigkeit eine Art Lebensvorgang zugrunde läge, das heißt, wenn diese Tätigkeit den Menschen mit ihrem eigenen Wesen erfüllte. Dem Wärmesinn läge damit eine Art Ernährung des Menschen mit dem Stoffe zum Grunde, der sich in dem Wärme-Sinnes-Erlebnis seinem In­halte nach offenbart.

Für die Deutung des Gesichtssinnes ist an die Umkeh­rung des Geschmackserlebnisses zu denken. Wenn das Ge­sichtsorgan durch eine äußere Tätigkeit eines Wesens, wie das oben hypothetisch angenommene, so zustande käme, daß zum Beispiel die Farbe dieses Wesen erfüllte, dabei aber ganz durchsetzt wäre von einer Tätigkeit, die ein um­gekehrtes Schmecken darstellt, so könnte diese geschmack-ausstrahlende Tätigkeit als organbildende Kraft des Ge­sichtssinnes gedacht werden. Es müßte sich die Sache so verhalten, daß nicht wie im Geschmackserlebnis die Wir­kung eines äußeren Stoffes empfunden wird, sondern daß jenes Wesen von dem menschlichen Innern her sich selber

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strahlenden Geschmack entgegenströmt. Wie beim Ge­schmack eine durch den Menschen bewirkte Veränderung des Stoffes vorliegt, so müßte jenes äußere Wesen mit dem menschlichen Innern eine Veränderung vornehmen. Eine solche ist aber in inneren Lebensvorgängen, zum Beispiel der Wärmung, gegeben. Die Wärmung müßte im Menschen von dem aus dem Innern herausstrahlenden Geschmack sich ergeben. Nur würde diese Wärmung sich nicht so ausleben wie ein äußerer Wärmevorgang, weil sie zum Stoffe nicht äußere Wärme, sondern etwas hat, was seinem Inhalt nach gleich ist dem Gesicht-Sinnes-Erlebnis. Man sieht, daß in dieser Wärmung, welche durch die vom Innern des Men­schen ausstrahlende, in der Farbe des angenommenen We­sens begründete Tätigkeit gegeben ist, die innere Natur des Lichtes selbst liegt. Nicht das Gesichtserlebnis, aber die hin­ter dem Gesichtserlebnis liegende innere Natur des Lichtes erregt eine Wärmung, welche in der organbildenden Kraft des Gesichtssinnes lebt, wie der Stoff im Wechselverkehr mit dem Geschmackssinn im Geschmackserlebnis lebt.

Der Geschmackssinn kann auch als ein umgewendeter Geruchssinn bezeichnet werden. Nur hat hier die Umwen­dung eine andere Bedeutung als bei dem Vergleich von Ge­schmacks- und Gesichtssinn. Man denke sich, daß im Ge­ruchsorgan eine solche Umkehrung stattfände, die den Ge­ruch nicht von einem Stoffe in das menschliche Innere schickt, sondern bei der Berührung zurückprallen läßt, so hätte man in der Tat ein Analogon des menschlichen Ge­schmacksorgans gegeben. Nur müßte das menschliche In­nere selbst an die Stelle des oben angenommenen äußeren Wesens gesetzt werden. Das heißt, es müßte für den Ge­ruchssinn im Innern des Menschen ein mit jenem angenom­menen

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äußeren gleiches Wesen vorausgesetzt werden. Wäh­rend aber jenes hypothetische Wesen seine Natur von au­ßen an den Menschen herankommen läßt, müßte für den Geruchssinn sein Ebenbild im Menschen eingeschlossen sein. Insoferne der menschliche Organismus sich als Geruchser­reger darstellt, ist er von einem wesentlich ihm Äußeren, Fremden erfüllt. Ein Äußeres ist zum Inneren geworden und entfaltet vom Inneren solche Kräfte, wie sie für das Gesichts-, Gehör- und Wärmeorgan zur Organbildung tä­tig waren. - Es ist einleuchtend, daß im Geruchssinn sich etwas äußern muß, was gleichgesetzt werden kann einer inneren Wesenhaftigkeit des Äußeren selbst. Und wenn der Geschmackssinn die Umkehrung davon ist, so ist be­rechtigt, zu sagen: das, was im Geschmackserlebnis an den Menschen heranprallt als Offenbarung von außen, ist das­selbe wie das, was im Geruchsorgan im Innern wirksam ist. Dann aber ist zwischen Geschmacks- und Geruchssinn die Stelle, wo die Außenwelt und die Innenwelt sich als das gleiche zeigen. Und man darf sich vorstellen, daß hinter dem Geruchserlebnis etwas steht, was sich im Innern des Menschen wirklich als Stoff der Außenwelt organbildend verhält, nämlich im Aufbau des Geschmacksorgans. Dieses also wird von dem Stoffe der Außenwelt aufgebaut. - Und in dem Geruchsorgan ist dann nur noch der nach außen strömende Stoff selbst zu denken, der sich im Geruchser­lebnis als solcher unmittelbar wahrnimmt. Geruchsemp­findung wäre demnach Selbstwahrnehmung des Stoffes und Geschmacksorgan Selbstbelebung des Stoffes.

Diese Ausführungen sollten darauf hindeuten, daß man hinter den Sinneserlebnissen nichts weiteres Stoffliches zu denken braucht, sondern nur geistig Wesenhaftes. Die Sinneserlebnisse

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wären dann die Offenbarungen des Geistigen. Der sinnlichen Beobachtung offenbart sich unmittelbar das Sinneserlebnis, nicht aber das dahinterliegende Geistige.

Variante zu Seite 81

So deutet der Ton auf das Innere eines Äußeren, das sich in das Ich-Erlebnis herübergießt; das Gehörorgan auf ein umgekehrtes Gleichgewichtserlebnis, das im Menschen die Gebilde seiner eigenen Wesenheit ähnlich ansammelt und organisch fügt, wie der umgekehrte Lebenssinn die Be­griffserlebnisse ansammelt und fügt. Wird dann das vor­ausgesetzte äußere Wesen seiner Natur nach wirklich als Ton angenommen, der von umgekehrtem Gleichgewichts­sinn durchsetzt ist, so kann auch gedacht werden, daß der Entstehung der Gehöranlage zum Grunde liegt ein Wesen­haftes in der Außenwelt, das in dem Sinneserlebnis des Gleichgewichtssinnes gegeben ist, wenn man sich das letz­tere umgewendet denkt, nicht nach dem Inneren des Menschen empfunden, sondern nach außen strahlend.

VIII. DIE WELT, WELCHE DEN LEBENSORGANEN ZUGRUNDE LIEGT

#G045-1979-SE086 - Anthroposophie - Ein Fragment

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VIII. DIE WELT, WELCHE DEN LEBENSORGANEN ZUGRUNDE LIEGT

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Ergab sich aus der Betrachtung des Ich-Erlebnisses im Ich-Organismus, im Begriffs- und Lautorganismus ein Bild wie das einer Pflanzenform, welche von oben nach unten strebt, so kann man sich den ganzen übrigen Menschen als das vorstellen, was von unten nach oben sich dem Ich-Er­leben entgegenstellt und es in seiner Strömung von oben nach unten hemmt, gewissermaßen in sich selber zurück­staut. In diesem übrigen Menschen ist das Wesen gegeben, welches durch die Geburt ins Dasein tritt. Dieses Wesen ist die zeitliche Voraussetzung dessen, was - im obigen Bilde - von oben nach unten strebt. Man kann also sagen, was sich von unten nach oben dem Ich-Erleben entgegen­stellt, betritt mit der Geburt die Erde. In diesem Menschen-wesen muß sich also das schon abgespielt haben, was in dem Obigen als die Tätigkeiten beschrieben worden ist, welche die Sinnesorgane bilden. Die Bildung dieser Sinnes­organe kann dann nur so vorgestellt werden, daß die sin­nesorganbildenden Kräfte sich als Strömungen in den von unten nach oben strebenden Menschen einbohren. Da stellt sich denn das Bild der von verschiedenen Seiten zustreben-den Kräfte ein. Diese Kräfte umkreisen den Menschen und müssen ihrerseits wieder einer solchen Hemmung begegnen, wie das von oben nach unten strömende Ich-Erlebnis in dem ganzen von unten nach oben strebenden Menschen. Diese Hemmung ist gegeben, wenn man sich die sinnes­organbildenden Kräfte begegnend denkt denjenigen, wel­che in den Lebensvorgängen vorliegen. Man denke sich den

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umgekehrten Gleichgewichtssinn entgegenstrebend der Tä­tigkeit der Tonkraft, so hat man die Anlage zum Hörorgan; den umgekehrten Geruchssinn stelle man sich vor entgegen­strebend der Kraft des Wärmeerlebnisses, so hat man die Anlage des Wärmeorgans. Dieses dehnt sich über den gan­zen Menschen aus. Es fügt sich diese Tatsache in das Bild, wenn man den umgekehrten Geschmackssinn in der entge­gengesetzten Richtung verlaufen läßt wie den umgekehr­ten Geruchssinn und Gleichgewichtssinn. Es durchläuft dann der umgekehrte Geruchssinn den ganzen Leib, und von der anderen Seite läuft der umgekehrte Geschmacks-sinn, um sich mit der Kraft des Lichterlebnisses als Organ-bildend für den Gesichtssinn zu erweisen. Im Geschmacks-sinn selbst wirkt dann organbildend der Stoff, welcher sich im Geruchssinn offenbart, und findet seine Hemmung an dem Organismus, der sich durch die übrigen Sinne aufge­baut hat. Im Geruchssinn strebt Stoff-Inneres dem Stoff-Inneren entgegen. Man kommt da zu dem Bilde eines Um-kreises, von dem die organbildenden Kräfte ausgehen, um im Menschen wie in der Mitte des Umkreises zu wirken. Würden nur diese Kräfte organbildend wirken, so müßte sich eine ganz andere Gestaltung und Ordnung der Sinnes­organe ergeben, als es in Wirklichkeit der Fall ist. - Das aber kann nur dann sein, wenn die organbildenden Kräfte in ihrer Entfaltung selbst wieder gehemmt werden. - Man nehme an, die organbildende Kraft der Gehöranlage werde an einer Stelle verstärkt, an anderen herabgemindert, dann wird sie sich an einer Stelle besonders bemerkbar machen. Das aber ist dann der Fall, wenn auf die organbildenden Kräfte selbst noch andere wirken. Es ist nun die Frage, ob am Menschen etwas darauf hindeutet, daß es noch solche

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Kräfte außer ihm gibt. Da zeigt sich zunächst an den Le­bensvorgängen etwas Besonderes. Sie laufen fort, auch wenn die Sinneserlebnisse im Schlafe ruhen. Das zeigt, daß in ihren Organen bildende Kräfte sein müssen, welche auch dann wirken, wenn die Sinne ausgeschaltet sind. Die Kräfte, welche die Sinnesorgane bilden, sind also gewisser­maßen nur die eine Seite der organbildenden Tätigkeit. Die Lebensvorgänge müssen, bevor sie vorhanden sein können, von den organbildenden Kräften der Lebensorgane vorbe­reitet sein. Die Kräfte nun, welche den Lebensorganen zu­grunde liegen, stehen dem menschlichen Bewußtsein noch ferner als diejenigen, welche die Sinnesorgane aufbauen. In den Sinnesorganen zeigen Kräfte ihre Wirkungen, welche sich durch die Sinnesorgane offenbaren. In den Lebens-organen aber offenbaren sich nicht die Kräfte, die sie auf­bauen, sondern erst ihre Wirkungen, nämlich die Organe selbst. Durch das Wärmeorgan empfindet man die Wärme; durch den Lebenssinn die Lebensorgane. Es setzt also die Entstehung der Lebensorgane eine andere Welt voraus als die Bildung der Sinnesorgane. Nun aber müssen sich doch die Sinnesorgane harmonisch einfügen den Lebensorganen. Das heißt, damit Sinnesorgane entstehen können in ihrer entsprechenden Form, müssen in den Kräften, welche die Lebensorgane aufbauen, schon die Anlagen für die Sinne enthalten sein. Damit aber ist die Hindeutung auf eine Welt gegeben, in welcher die gestaltenden Kräfte der Lebens-organe so wirken, daß sie in diesen Lebensorganen die Sin­nesorgane veranlagen, sie aber selbst in ihnen noch nicht gestalten. Erst nachdem die Lebensorgane gestaltet sind, prägen sie in die Gestalt dieser Lebensorgane die Sinnes­organe hinein. Nun aber brauchen nicht alle Sinnesorgane

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in gleicher Art schon in den organbildenden Kräften der Lebensorgane zu liegen. Die Organe des sogenannten Tast­sinns brauchen gar nicht darinnen zu liegen. Denn sie spie­geln nur die Erlebnisse der Lebensorgane in sich selbst zu­rück. Aber auch vom Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinne braucht nichts vorhanden zu sein, was erst eine Bedeutung hat, wenn Sinnesorgane den Lebens-organen eingeprägt sind. Also, was sich auf die gefühls­mäßigen Erlebnisse des Lebens- und Eigenbewegungssinnes an den Sinnesorganen selbst bezieht, ist nicht in den ange­deuteten Anlagen enthalten. Damit aber ist auf eine Welt gedeutet, in welcher sich finden die organbildenden Kräfte der Lebensorgane und die Anlagen für die organbildenden Kräfte des Gehör-, Wärme-, Gesichts-, Geschmacks- und Geruchssinnes. - Prägen sich nun die Sinnesorgane den schon bestehenden Lebensorganen ein, so müssen die ge­staltenden Kräfte der Lebensorgane in diesen Lebensorga­nen eine Grundlage geschaffen haben. Auf Grund derselben entwickeln die Lebensorgane die Lebensvorgänge, und in diese Lebensvorgänge hinein strahlen die organbildenden Kräfte der Sinne ihre Strömungen. Diese organbildenden Kräfte haben also an den Lebensorganen eine Hemmung. Gegen diese Hemmung prallt ihre Tätigkeit an. Die Sinne können nur da entwickelt werden, wo es die Lebensorgane zulassen. Das Bild des Menschen ergibt, daß in dem Gegen­satze von «links-rechts» und «rechts-links» das gegeben ist, was für die Verteilung der genannten Sinnesorgane in Be­tracht kommt. Und an dem symmetrischen Bau des Men­schen nach diesen Richtungen erkennt man wieder, daß Lebensorgane und Sinnesorgane sich in zweifacher Art auf­einander beziehen. Man braucht sich nur die Sinnesorgane

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am nach vorne gerichteten Menschen anzusehen, dann kann man zum Beispiel am Ohre das Bild gewinnen, daß das rechte Ohr, insofern es seinen Ursprung jenem Stadium verdankt, in dem die lebensorganbildenden Kräfte walten, von links nach rechts gestaltet ist, und daß es dann zum Sinnesorgan dadurch geworden ist, daß sich die sinnesor­ganbildenden Kräfte von rechts nach links der eben ge­kennzeichneten Gestaltung entgegenstellten. Das Umge­kehrte gälte für das linke Ohr. Und Ähnliches käme für die anderen symmetrisch geordneten Sinnesorgane in Betracht.

Insoferne der Mensch ein Wesen ist, welches durch Sin­nesorgane Erlebnisse hat, kann sein Ursprung in derjenigen Welt gesucht werden, von welcher oben gesagt ist, daß der astralische Mensch aus ihr stamme. Wenn man nun in Be­tracht zieht, daß die sinnesorganbildenden Kräfte die um­gewendeten Sinneserlebnisse selbst sind, so wird man an­nehmen dürfen, daß man von derjenigen Welt, aus welcher der astralische Mensch stammt, dann spricht, wenn man ein solches Wesen voraussetzt, welches die Sinnesorgane durch Kräfte, die von außen gewissermaßen anprallen, gestaltet. Denn es hat sich gezeigt, daß bei Bildung der Sinnesorgane die umgekehrten Sinneserlebnisse in das menschliche Innere einfließen. Es werden also Bildempfindungen durch diese Kräfte erregt. Die Bildempfindungen aber sind neben Be­gehrung und Bewegungsimpulsen dasjenige, was auf den Astralleib des Menschen hinweist. Man denke sich nun die Kräfte, welche die Sinnesorgane bilden, auch als Umkeh­rung von Bewegungsimpulsen und Begehrungen, so hat man eine Vorstellung, wie aus einer sinnenfällig unwahr­nehmbaren Welt herein der menschliche Astralleib als Ge­stalter der Sinnesorganismen entnommen ist. - Damit wird

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eine der Welt der Sinneserlebnisse zugrunde liegende Welt vorausgesetzt, welche die «astralische Welt» genannt wor­den ist. Man hat dann alles, was der Mensch sinnenfällig erlebt, als die unmittelbare Wirklichkeit zu nehmen und eine sich in dieser verbergende astralische vorauszusetzen. Die erste heiße die physische Welt. Ihr liegt die astrale Welt zugrunde. Es hat sich nun gezeigt, daß der letzteren eine noch andere zugrunde liegt. In dieser wurzeln die or­ganbildenden Kräfte der Lebensorgane und die Anlagen für Gehör-, Wärme-, Gesichts-, Geschmackssinn. Da sie die Gestaltungskräfte für die Lebensorgane enthält, kann man sagen, daß auch der Mensch selbst, insoferne er in sei­nem Leibe die Gestaltungskräfte der Lebensorgane hat, aus ihr stammt. Nennt man nun die Summe der die Lebens-organe im Menschen gestaltenden Kräfte (im Sinne von S.60) den «ätherischen» Leib des Menschen, so kann man anerkennen, daß dieser ätherische Leib in der über die astra­lische hinaus liegenden Welt seinen Ursprung hat. Es ist nun diese Welt die «niedrige Geisteswelt» genannt wor­den, wobei wieder bei diesem Namen nichts anderes ge­dacht werden soll als das hier Angegebene.

Unter den Lebensvorgängen gibt es nun drei, deren Or­gane über die Welt hinausweisen, in welcher, dem oben Dargestellten gemäß, der Ursprung der Lebensorgane ge­sucht werden soll. In der Hervorbringung wiederholt der lebendige physische Leib seine eigenen Gebilde, in dem Wachstum setzt er an das Bestehende aus dem Stoffe dieses Bestehenden ein Neues an; in der Erhaltung wirkt Beste­hendes auf Bestehendes, und in der Absonderung scheidet aus dem Lebensprozesse etwas aus, das er erst in sich hat. Das sind also Lebensvorgänge, welche sich innerhalb der

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Lebensorgane selbst abspielen. Nicht so ist es bei Ernäh­rung, Wärmung, Atmung. Diese Prozesse sind nur möglich, wenn die Lebensorgane etwas aus einer ihnen äußeren Welt aufnehmen.

Unter den Sinneserlebnissen sind fünf, deren Organe in der gleichen Art hinausweisen über die Welt, in welcher der Ursprung der den anderen Sinneserlebnissen entspre­chenden Organe zu suchen ist. Nach dem oben Dargestell­ten ist der Geschmackssinn in der Art ein umgewendeter Geruchssinn, daß das Geschmacksorgan das Erlebnis, wel­ches durch den Geruchssinn am äußeren Stoffe empfunden wird, nach innen kehrt, so daß der Geruch des schon im Leibesinnern befindlichen Stoffes geschmeckt wird. Der Geschmackssinn setzt also einen Stoff voraus, welcher schon im Organismus sich befindet. Das Geruchsorgan setzt aber den Stoff der Außenwelt voraus. Für den Gesichtssinn geht aus den obigen Betrachtungen hervor, daß sein Organ entsteht, wenn in dieser Entstehung eine Wesenheit wirk­sam ist, welche die Farbenerlebnisse nicht so behandelt, wie es geschieht, wenn sie durch den Gesichtssinn empfunden werden, sondern wenn sie dieselben in eine Tätigkeit ver­setzt, welche derjenigen entgegengesetzt ist, von der das Ge­schmacksorgan aufgebaut wird. Es kann somit, wenn in ei­nem Organismus eine solche Tätigkeit veranlagt ist, ein Ge­sichtsorgan dadurch entstehen, daß eine vorher bestehende Anlage zu einem Geschmacksorgan in ein Gesichtsorgan um­gewandelt wird. Während also ein Geruchsorgan ohne Be­rührung mit einem äußeren Stoff undenkbar ist und ein Geschmacksorgan ein nach innen gewendetes Geruchsorgan ist, also einen im Innern vorhandenen Stoff voraussetzt, kann das Gesichtsorgan zustande kommen, wenn ein in der

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Anlage bestehendes Geschmacksorgan nicht als solches zu Ende geführt, sondern im Innern umgewandelt wird. Dann muß sich auch der Stoff auf einem inneren Wege zu diesem Organ ergießen. Ebenso ist es mit dem Wärmeorgan. Das­selbe kann aus gleichem Grunde, wie der für das Gesichts-organ angegebene ist, als im Innern in seiner Bildung auf­gehaltenes und umgestaltetes Geruchsorgan angesehen wer­den. (Es wäre damit das Geschmacksorgan als ein einfach umgewendetes, also am Ende seiner Bildung umgestülptes, das Wärmeorgan als ein umgewandeltes Geruchsorgan an­zusehen.) Das Gehörorgan ergäbe sich in dem gleichen Sinne als umgewandeltes Gleichgewichtsorgan, das Laut-organ als in seiner Bildung früh aufgehaltenes Organ des Eigenbewegungssinnes, und das Begriffsorgan als gleich in seinem Entstehen umgewandeltes Organ des Lebenssin­nes. Die Bildung dieser Organe setzt also keinen äußeren Stoff voraus, sondern es ergibt sich nur als notwendig, daß der im Innern strömende Stoff von höheren Gestaltungs­kräften ergriffen wird, als diejenigen sind, welche im Ge­ruchssinne walten.

Dagegen ist für das Geruchsorgan die Berührung mit äußerem Stoffe notwendig. Nun setzt der Gleichgewichts-sinn zwar nicht die Berührung mit dem äußeren Stoffe voraus, wohl aber eine Beziehung zu den drei Richtungen des Raumes. Wären diese Richtungen solche im leeren Raume, so könnte es den Gleichgewichtssinn nicht geben; er kann nur ein Bestehen haben, wenn der Raum stoffer­füllt ist und die Stofferfüllung von Kräften durchsetzt, mit denen sich der Menschenleib in Beziehung bringt. Zu Kräf­ten müssen aber, wenn eine Wechselbeziehung zustande kommen soll, andere Kräfte in Beziehung stehen. Also muß

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der Leib des Menschen in sich den drei Kräften des den Raum erfüllenden Stoffes in seinem eigenen Stoffe drei Kräfte entgegensetzen. Der Menschenleib muß also ein Organ haben, welches nicht nur zum äußeren Stoff in ei­ner solchen Beziehung steht wie das Geruchsorgan, sondern durch welches seine drei Kraftrichtungen empfunden wer­den können. Nun ist oben gezeigt worden, daß in der Bil­dung des Hörorgans der umgewendete Gleichgewichtssinn als tätig gedacht werden kann. Man setze nun voraus, daß dieser umgewendete Gleichgewichtssinn eine vorhandene Gehöranlage über die Bildung eines Gehörorgans hinaus­führe, das heißt, diese Bildung nicht abschließe in dem Augenblicke, wo sie Gehörorgan geworden ist, sondern von da ab weiter entwickele. Dann würde aus der Gehör-anlage ein Gleichgewichtsorgan werden. In derselben Art kann nun vorgestellt werden, daß der umgewendete Eigen­bewegungssinn eine Lautorgananlage über den Charakter der Lautanlage hinausführe. Dann würde durch ein ent­sprechendes Organ der Mensch nicht Laute wahrnehmen, sondern die Beziehungen empfinden, welche zu Kräften des äußeren Stoffes bestehen. Und wenn der umgewendete Le­benssinn ein Begriffsorgan weit über seine Bildung hinaus-führte, so würde es durch ein entsprechendes Organ die Beziehung des eigenen Stoffes zu äußerem Stoff empfin­den. Damit nun solches möglich ist, müßte sich der Stoff nicht nur wirksam erweisen im menschlichen Leibe, son­dern er müßte von außen herein, ohne den Leib zu berüh­ren, in demselben seine Kräfte spielen lassen können. Dann wären in Gleichgewichtssinn, Eigenbewegungssinn und Le­benssinn drei Organe gegeben, welchen die Außenwelt zu ihrer Entstehung notwendig wäre. Vom Tastsinn aber ist

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dieses ohne weiteres klar, da er nur durch ein verborgenes Urteil eine Außenwelt erkennt, also unbedingt eine solche voraussetzt. - Man kann somit sagen, im Geschmacks-, Ge­sichts-, Wärme- und Gehörorgan sind Organe gegeben, wel­che im Organismus durch die Kräfte in ihm strömenden Stoffes gebildet werden können; für Geruchssinn, Gleich­gewichtssinn, Eigenbewegungs-, Lebens- und Tastsinn er­weist sich der äußere Stoff mit seinen Kräften als eine Be­dingung.

Wie die Lebensorgane in Atmung, Wärmung, Ernäh­rung auf die stoffliche Außenwelt weisen, so die Organe der genannten Sinnesorgane. Dagegen setzen Absonderung, Erhaltung, Wachstum, Hervorbringung, Geschmacks-, Gesichts- und Gehör-, Laut-, Begriffs-, Ich-Organismus in­nere Bildungsprinzipien voraus, die sich nur am verinner­lichten Stoffe betätigen können.

IX. DIE HÖHERE GEISTESWELT

#G045-1979-SE096 - Anthroposophie - Ein Fragment

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IX. DIE HÖHERE GEISTESWELT

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Setzt man nun voraus, wie oben geschehen ist, daß die bil­denden Kräfte für die Lebensorgane und die Anlagen für die Sinnesorgankräfte in der niederen Geisteswelt liegen, so ergibt sich für die in dieser Welt waltenden Gestaltungskräfte der Lebensorgane ein Unterschied zwischen solchen, welche einen verinnerlichten Stoff voraussetzen, und sol­chen, welche ihre Organe für die Aufnahme des Stoffes von außen gestalten. Man sieht leicht, daß die letzteren wieder die Voraussetzung der ersteren sind. Denn wäre nicht im Stoffe selbst die Möglichkeit gegeben, sich zu verinnerlichen, so könnte er nicht in sich selber zur Wirksamkeit kommen. Es müssen also im Stoffe solche Kräfte walten, welche ihn be­fähigen, aus dem ihm selbst Äußeren Gegenwirkungen her­vorzurufen. Solche Gegenwirkungen des Stoffes auf sich selbst hat aber die obige Darstellung aufgewiesen. Der um-gewendete Lebenssinn, Eigenbewegungs- und Gleichge­wichtssinn tragen in sich die verborgene Möglichkeit, so zu wirken, daß sie, um innere Bildungen hervorzurufen, als Stoff selbst tätig sind, ohne die inneren Bildungsprinzipien als solche zu benutzen. Sie wirken ja nicht nur innerhalb, sondern außerhalb deren Maß. Denkt man sich nun diese drei umgewendeten Sinnestätigkeiten so wirksam, daß sie auf kein innerlich gebildetes Organ auftreffen, doch aber im Charakter ihrer Wirksamkeit verbleiben, dann gelangen sie an eine Grenze, wo sie in sich selber zurückkehren müssen. An dieser Grenze also würfe sich der Stoff in sich selber zurück; er hemmte sich in sich selber. An dieser Grenze wäre das gegeben, was man Stoffsein im Stoffsein nennen

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könnte. Und damit wäre auf die Möglichkeit hingewiesen, wie die Organe, welche inneren Stoff brauchen, aus einer Welt heraus entstehen, in welcher das Stofflich-Äußere zum Stofflich-Inneren wird. In dieser Welt müßten die ersten Anlagen liegen sowohl für diejenigen Organe des Lebensprozesses, welche durch verinnerlichten Stoff ver­sorgt werden, wie auch für diejenigen, welche äußeren Stoff brauchen. Und es müßten in den Kräften, welche den äußeren Stoff zum Verinnerlichen bringen, schon die An­lagen für diese Verinnerlichung vorhanden sein. Wie die Kräfte in den Lebensorganen selbst auf eine Welt anderer Kräfte hinweisen, aus welcher die Lebensorgane erst gestal­tet werden, so weisen die Lebensorgane mit innerlicher Stoffströmung auf Anlagen aus einer noch höheren Welt hin, aus der heraus sie gestaltet werden. Man wird dahin geführt, auf eine Außenwelt zu deuten, die in sich selber durch den Gegensatz von Lebenssinn, Eigenbewegungssinn und Gleichgewichtssinn eine Innenwelt entfachen kann. Diese Welt kann aber die «höhere Geisteswelt» genannt werden. Was wäre in ihr zu suchen? Nicht Kräfte, welche Lebensorgane überhaupt gestalten, sondern solche, welche ihren Gebilden die Anlage einpflanzen, zu Lebensorganen zu werden. Diese Kräfte hat man sich aber als die Gegen­sätze des Gleichgewichtssinnes, des Eigenbewegungssinnes und des Lebenssinnes zu denken. Werden diese Kräfte, be­vor sie an die Grenze ihrer Wirksamkeit gelangen, aufgehal­ten durch innere Bildungsvorgänge an bereits in Gestaltung begriffenen Organen, so prägen sie aus solchen Organan­lagen das Gehör-, Laut- und Begriffssinnesorgan. Was ge­schieht, wenn sie an die Grenze jener Tätigkeit gelangen, die in ihrem eigenen Charakter liegt? Wenn dem umgewendeten

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Lebenssinn nicht im Begriffsorgan etwas entgegen­träte, das er nur umzubilden hat, dann würde er offenbar das Begriffserlebnis in sich selbst zurückführen. Und es würde in seiner Zurückstrahlung unmittelbar sich selbst gegenübertreten. Es wäre damit ein gleiches gegeben, wie es in einem Sinneserlebnis vorliegt, aber es hätte ein selb­ständiges Dasein, ohne zugrunde liegendes Sinnesorgan. Ein gleiches könnte für den umgewendeten Eigenbewe-gungs- und Gleichgewichtssinn gesagt werden. In der hö­heren Geisteswelt wären somit in sich selbst ruhende Sin-neserlebnisse zu suchen, welche sich denjenigen Sinneserleb-nissen verwandt erweisen, denen der Mensch in der physi­schen Welt mit seinem Ich am nächsten steht, den Erleb­nissen des Begriffs-, Laut- und Gehörsinnes. Doch sind jene Erlebnisse so, als stünde nicht gleichsam vor ihnen ein menschliches Ich und nehme sie auf, sondern so, als stünde hinter ihnen ein sie in der eigenen Tätigkeit schaffendes Wesen.

X. DIE GESTALT DES MENSCHEN

#G045-1979-SE099 - Anthroposophie - Ein Fragment

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X. DIE GESTALT DES MENSCHEN

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Legt man nun die obigen Betrachtungen zugrunde, dann ergibt sich für den Menschen das folgende in bezug auf seine Bildungsprinzipien:

Es wird vorausgesetzt:

1. Eine höhere Geisteswelt; in dieser liegen Kräfte, wel­che Gebilde formen, die in selbständigem Stoffe lebende Sinneserlebnisse darstellen. Und diesen Gebilden sind ein­geprägt die Anlagen für die Lebensorgane.

2. Eine niedere Geisteswelt; in dieser liegen die Gestal­tungskräfte der Lebensorgane. Die in der ersten Welt wirksamen Kräfte formen solche Gebilde, die sich aus dem bereits verinnerlichten Stoff nähren. Die Kräfte dieser Welt selbst fügen ihnen solche an, welche äußeren Stoff erst ver­innerlichen. Das ergibt einen Unterschied der Lebensorgane in Hervorbringungsorgane und Nahrungsorgane. Die aus der ersten Welt geformten Gebilde werden umgewandelt als solche Sinnesorgananlagen, welche sich von verinner­lichtem Stoff nähren. Die Gestaltungskräfte dieser Welt selbst fügen zu diesen Sinnesanlagen solche, welche in ei­nem Wechselverhältnis zum äußeren Stoff stehen.

3. Die astrale Welt; in dieser liegen die Gestaltungskräfte der Sinnesorgane. Es müssen aber auch die Lebensorgane aus dieser Welt heraus so geformt werden, daß sie die Sinnesorgane in sich aufnehmen können.

4. Die physische Welt; in dieser liegen die Sinneserleb­nisse des Menschen.

Nun ist anzuerkennen, daß diese vier Welten ineinan­der wirken, daß also die Kräfte jeder höheren in der niederen

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fortbestehen. Dadurch, daß die genannten Organe aus den Kräften höherer Welten hergeleitet werden, kann nur gesagt sein, daß diese Organe den Einflüssen der höhe­ren Welten unterliegen, auch wenn sie in den niederen Welten auftreten. Aus der physischen Welt wirken die Kräfte der höheren Welten nicht auf die Sinnesorgane; aus der astralischen Welt wirken die Kräfte der beiden Geisteswelten nicht auf die Lebensorgane; und aus der nie­deren Geisteswelt wirken die Kräfte der höheren nicht auf die oben charakterisierten Anlagen der Lebensorgane. Dar­aus folgt, daß aus der physischen Welt die Kräfte der höhe­ren Welten in anderer Art sich wirksam zeigen müssen, als wenn sie unmittelbar aus ihrer Welt heraus wirken. Die Kräfte der höheren Geisteswelt können auf den mit Sin­nesorganen, Lebensorganen und Organanlagen ausgestat­teten Menschen nur als Gestaltungskräfte wirken. Sie kön­nen Gestalt und Lage der Organe bestimmen. So ergibt sich die Gestalt und Lage der Organe des Menschenleibes aus der Wirksamkeit der höheren Geisteswelt in die physische herein. Das Ich erlebt in den Begriffswahrnehmungen die Begriffe; der Lebenssinn in seiner umgewendeten Art bringt die lebendigen Begriffe der höheren Geisteswelt hervor. In der physischen Welt können sie nur als Gestaltungskräfte wirken. Es ist doch gewiß klar, daß der Mensch die Fähig­keit der Begriffswahrnehmung seiner aufrechten Gestalt verdankt. Kein Erdenwesen außer ihm hat die Begriffs-wahrnehmung, keines die in gleicher Art aufrechte Gestalt. (Eine leichte Überlegung kann zeigen, daß bei Tieren, die eine scheinbar aufrechte Gestalt haben, diese auf anderes als innere Kräfte zurückzuführen ist.) So kann man in der Richtung von unten nach oben diejenige sehen, welche mit

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der Begriffswahrnehmung zusammenhängt, wenn der um-gewendete Lebenssinn nicht dabei mitwirkt. Daraus darf auf eine Richtung von oben nach unten für den umgewen­deten Lebenssinn geschlossen werden. Noch richtiger würde sein, zu sagen, auf eine Richtung nahezu von oben nach unten. Denn man sollte in der Wachstumsrichtung von un­ten nach oben etwas sehen, was dem umgewendeten Tast­sinn entgegengesetzt ist. Insoferne im Sinne der obigen Aus­führungen das Ich einen Gegensatz zum Tastsinn darstellt, kann man die senkrechte Wachstumsrichtung des Leibes nach oben als Ich-Träger als eine fortdauernde Überwin­dung des Gewichtes nach unten ansehen, was ja eine Um­kehrung des Tasterlebnisses darstellt. Aus alledem kann auf einen Gegensatz des «oben-unten» und «unten-oben» im Menschenleibe so gedeutet werden, wie wenn eine Strö­mung von unten nach oben so stattfände, daß in ihr die Überwindung des von oben nach unten gehenden umge­wendeten Lebenssinnes gegeben ist. Nun muß in diesem um­gewendeten Lebenssinn das Hereinwirken der höheren Gei­steswelt auf den physischen Menschenleib gesehen werden. Man kann somit sagen: der Menschenleib, insoferne er Ich-Träger ist, strebt nach oben; der physische Menschenleib, insoferne er in seiner Gestalt die Wirkung der höheren Geisteswelt zeigt, von oben nach unten. Insoferne leiblich der Mensch das Bild einer der höheren geistigen Welt ange­hörigen Wesenheit ausdrückt, kann man ihn aus der Durch­dringung zweier Kraftrichtungen ansehen, als die Begeg­nung des Ich-Leibes mit dem physischen Leib. In seinem Ich-Erlebnis gehört der Mensch der physischen Außenwelt an, stellt aber zugleich dasjenige dar, was ein Bild gibt von dem in sich selbst zurückgestrahlten Erlebnis. Das ist ein

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Bild von dem, was als die in sich selbst ruhenden Sinnes-erlebnisse der höheren Geisteswelt charakterisiert worden ist. Im Leibe, insofern er Ich-Träger ist, darf somit ein Bild des sich selbst verinnerlichenden Stoffes gesehen werden. -Ein anderer Gegensatz tritt zutage in «rückwärts-vorne», «vorwärts-rückwärts». Die Sinnesorgane stellen nun im wesentlichen mit den ihnen zugehörigen Nerven Organe dar, welche ihr Wachstum von vorne nach rückwärts offen­baren; stellt man sich sie, wie gewiß berechtigt ist, so wach­send vor, daß ihre Gestaltungskräfte der ursprünglichen, aus der niederen Geisteswelt stammenden Wachstumsrich­tung entgegengesetzt ist, so darf man in der Richtung von rückwärts nach vorne diese letztere Richtung suchen. Und man wird dann sagen können, daß in dem Abschluß nach rückwärts mit Bezug auf die menschliche Gestalt etwas Ähnliches gegeben ist in bezug auf die niedere Geisteswelt wie mit dem Abschluß von unten nach oben mit Bezug auf die höhere Geisteswelt. In der äußeren Gestaltung wirk­ten dann von vorne nach rückwärts auf die Lebensorgane diejenigen Kräfte der niederen Geisteswelt, welche auf den Menschen nicht aus der physischen Welt wirken können; von rückwärts nach vorne aber wirkten die Kräfte der nie­deren Geisteswelt in die physische Menschenwelt hinein. In ihnen drückt sich aus das, was man im Sinne der obigen Betrachtungen den astralischen Menschen nennen darf. In­soferne also der astralische Mensch sich in seiner Leibes-gestalt zeigt, ist er eben so von rückwärts nach vorn stre­bend, wie der physische Menschenleib nach oben stre­bend ist. Der dritte Gegensatz wäre «rechts-links», «links-rechts». In der Symmetrie der Menschengestalt in bezug auf diese Richtung kann ein Hinweis darauf gesehen werden,

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daß sich die Kräfte da mit gleichem Maße gegenüberstehen. Ein solches ergibt sich, wenn man in diesen Richtungen ein Zusammenwirken der menschlichen Leibesgestalt, insoferne sie aus der niederen Geisteswelt die Leibesorgane schon ge­staltet hat, mit den Gestaltungskräften der Sinnesorgane sieht. Man hätte also in der linken Leibeshälfte des nach vorn gerichteten Menschen sich die Gestaltungskräfte der astralischen Welt für die Sinnesorgane, insoferne diese Kräfte in der physischen Welt nicht mehr direkt weiter­wirken, so zu denken, daß sie aus der linken Leibeshälfte nach rechts wirken; diejenigen Kräfte der astralischen Welt, welche auf die Leibesgestalt so fortwirken, daß ihre Wirkung in der Leibesgestalt zum Ausdruck kommt, müßten dann nach links wirken. Da nun diese Kräfte auf bereits aus der niederen Geisteswelt bestimmte Organe wir­ken müssen, so werden sie sich in einer Wirkung nach innen zeigen, wie sich die Kräfte der höheren und niederen Gei­steswelt in der Gestaltung nach außen zeigen. (Man kann das hier Gesagte durch die Anthropologie belegt finden in den Linien der Nervenbahnen, die sich im Organismus kreuzen.) - Das weist auf eine Durchdringung der astra­lischen Welt mit dem Ätherleib des Menschen, insoferne dieser in der Leibesgestalt zum Ausdruck kommt. Man wird sagen können:

1. Die Gestaltung des physischen Menschenleibes ist in der Richtung von oben nach unten aus der höheren Geistes­welt bedingt.

2. Die Gestalt des Menschenleibes, insoferne er Träger des astralischen Menschen ist, weist auf die Richtung von rückwärts nach vorne.

3. Die Gestalt des Menschenleibes, insoferne er Träger

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der Lebensvorgänge ist, weist sowohl auf die Richtung «rechts-links» wie «links-rechts».

4. Das Ergebnis dieser Gestaltungen wäre dann die wirkliche physische Menschengestalt. - Damit diese zu­stande kommt, müssen sich die angegebenen Gestaltungs-kräfte gegenseitig durchdringen. Eine solche Durchdrin­gung kann nur gedacht werden, wenn der Mensch sich in die physische Welt so hineinstellt, daß die Kräfte der phy­sischen Außenwelt in der Richtung «rechts-links» und «links-rechts» von den Kräften der astralischen Welt so ergriffen werden, daß in ihrer Bildung die Möglichkeit offenbleibt, nun weiter in der Richtung von rückwärts nach vorn sich zu gestalten, und nach dieser Bestimmung die­jenige von oben nach unten offen bleibt. Denn nur wenn man sich eine im Prinzip «rechts-links» und «links-rechts» gehende Richtung denkt, die allseitig wirkt und dann wie­der in der Richtung nach vorne verändert und dann wieder nach oben gezogen umgewandelt wird, kann man sich vor­stellen, wie obiges zustande kommt. Damit dies aber die Menschengestalt ergibt, müssen für diese Kräfte ihnen ent­gegengesetzte aus der physischen Welt selbst gedacht wer­den. Das sind dann diejenigen, welche sich zeigen als nicht mehr aus der physischen Welt wirkende - oben charakte­risierte - sondern direkt aus den höheren Welten wirksame Kräfte. Die letzteren allein aber dürfen in der physischen Menschenanlage gesucht werden. Zu den anderen tritt der Mensch nur als solche Anlage in Beziehung. Will man so­mit in der physischen Welt den Hinweis des Menschen auf höhere Welten suchen, so darf man nicht auf die Lebens­vorgänge und deren Zusammenhang mit ihren Organen, nicht auf das Leben der Sinnesorgane und auch nicht auf

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sein Gehirn hinblicken, sondern einzig und allein auf das «Wie», die Form der Leibesgestalt und der Organe. An die­sem «Wie» kann sich zeigen, daß noch im physischen Men­schen die Hinweise auf die geistigen Welten wahrgenom­men werden können. (Der Unterschied des Menschen vom Tiere in bezug auf die höheren Welten kann daher aus einer Betrachtung der Leibesgestalt sich ergeben, insofern das Tier in einer anderen Art in die Raumrichtungen eingeord­net ist; diese andere Einordnung offenbart aber, daß die höheren Welten anders auf das Tier, anders auf den Men­schen wirken.)

Die anthroposophischen Betrachtungen können frucht­bar gemacht werden, wenn man die angegebenen Betrach­tungen auf die Einzelheiten der menschlichen Leibesgestalt anwendet. Es wird sich dann überall ein voller Einklang mit den anthropologischen Beobachtungen ergeben. Der Hinweis, wie in Hörorgan, Gesichtsorgan usw. Umwand­lungen von im Entstehen begriffenen Organanlagen oder im Geschmacksorgan ein umgewendetes Geruchsorgan ge­sehen worden ist, kann Vorstellungen ergeben, welche in den Organgestalten wieder gefunden werden müssen. Die unsymmetrischen Organe werden begriffen, wenn man sie so auffaßt, daß ihre Formen dadurch gebildet worden sind, daß die «links-rechts» und «rechts-links» wirksamen Kräfte der astralischen Welt ausgeschlossen werden konnten. -Sieht man, wie es oben geschehen ist, eine Umkehrung der Sinnesorgane, ein Nach-innen-wenden derselben ein, so wird man auch zugeben können, daß die Umwandlung auch noch durch andere Prinzipien bedingt sein kann. Man nehme das Gehörorgan. Dasselbe wurde in Beziehung ge­bracht zu dem Gleichgewichtssinn. Man kann sich denken,

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daß die Tätigkeit, die sich im Gleichgewichtssinn offenbart, eine noch nicht zum Hörorgan differenzierte nach innen gerichtete Organanlage von seiner ursprünglichen Bil­dungsrichtung abbringt. Der Lautsinn käme dann zustande, wenn eine andere Tätigkeit auf die entsprechende Organ-anlage sich richtete. Diese könnte in Beziehung zu den Erlebnissen des Eigenbewegungssinnes gebracht werden. Damit wäre ein Licht auf die Tatsache geworfen, daß das Hörorgan in einem dem äußeren Stoff zugekehrten Organ zum Ausdruck kommt, das Lautorgan äußerlich nicht wahrnehmbar sein kann. Es entspricht das Erlebnis des Eigenbewegungssinnes dem Leibes-Inneren, das Erlebnis des Gleichgewichtssinnes kommt in Beziehungen zu den äußeren Raumrichtungen zum Ausdruck. Man könnte dem­nach das Lautorgan auch ein im Innern des Leibes zurück-gehaltenes Hörorgan nennen. Für das Ich-Erlebnis selbst, das keinem Sinneserlebnis entspricht, käme nicht ein be­sonderes Organ, sondern allein das Streben anderer Organ-anlagen nach oben in Betracht. So könnten in Lautorgan und Begriffsorgan Gebilde gesehen werden, deren physi­sche Gestalt durch ihre Hinneigung zum Ich-Erlebnis be­stimmt ist. Man kann nun in dem, woran der Leib als Trä­ger des «Ich» von innen heraus beteiligt ist, die Umkeh­rung in den Bildungskräften anerkennen und sagen, wenn der Leib als Träger des Ich ein Organ wieder zurückge­staltet, so muß in seinem Bilde die Eigenart der Gebilde der höheren Geisteswelt sich wieder erkennen lassen. Ein sol­ches Organ ist das Sprechorgan (der Kehlkopf). Kann man die Organreihe Ohr, Lautsinn, Begriffssinn ein fortgehendes leibliches Verinnerlichen der Sinnesanlage nennen, so kann man in dem Sprechorgan den umgewendeten Lautsinn erkennen.

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Der Laut wird da nicht Sinneserlebnis, das nach innen, dem Ich zu, durch ein Organ strebt, sondern er ist in sich selbst ruhender, schaffender Sinnesinhalt, ein wirk­lich umgewendetes Sinneserlebnis. Die Bildung des Kehlkopfes entspricht genau diesen Bedingungen. - Man kann dann auch ein Organ suchen, welches im Menschen einer Fähigkeit entspricht, die so zwischen Sprechen und Ich steht, wie Begreifen zwischen Hören und Ich. Durch dieses müßte sich aus dem Menschen heraus etwas ergeben, was nicht so inhaltsarm ist wie das Ich-Erlebnis und noch nicht unmittelbar in seinen Offenbarungen in die äußere Welt überfließt. Es würde dies dasjenige Organ im Gehirne des Menschen sein, welches der Phantasie entspricht. Man wird allmählich scheiden lernen im Gehirn zwischen Be­griffsorgan und Phantasieorgan.

Da die Gestaltungskräfte der drei höheren Welten in der Gestalt des physischen Menschenleibes gewissermaßen nachklingen, so wird auch anerkannt werden müssen, daß die Bildungskräfte der beiden höheren Geisteswelten auf den Astralleib unmittelbar aus der astralischen Welt heraus wirken können; und endlich, daß schon in den Anlagen der Lebensorgane, wie sie aus der niederen Geisteswelt sind, Wirkungen unmittelbar aus der höheren Geisteswelt einströmen. Unter Berücksichtigung solcher Kräfte können sich Gestalt und Lage des Herzens, der Atmungs- und Kreislauforgane, des Muskel-, Knochensystems usw. er­geben.

In der Leibesgestalt des Menschen innerhalb der phy­sischen Welt offenbart sich, daß seine Entwickelung nicht bloß einer Anpassung an Verhältnisse gefolgt ist, welche dem inneren Menschenwesen fremd sind, sondern daß diese

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Gestalt zuletzt im Bilde das ausdrückt, was Charakter des «Ich» ist. Die Entwickelungsanlage des Menschen muß so gedacht werden, daß bei ihrer Ausgestaltung den Kräften der höheren Welten Angriffspunkte gegeben werden. In der sinnenfälligen Welt sind für die Wahrnehmung nur Empfindungsinhalte gegeben, welchen das Ich, wenn es sich selbst wahrnimmt, als Bildempfindung sich gegenüber-stellt. Bildempfindung aber gehört der astralischen Welt an. Im Selbsterlebnis des Ich steht somit die Bildempfin­dung gewissermaßen frei im Raume. Am Geschmackssinn hat sich gezeigt, daß in ihm ein umgekehrter Geruchssinn gesehen werden kann. Wenn nun nicht gedacht wird, der Stoffanprall sei im Geruchssinn dasjenige, was die Emp­findung verursacht, sondern das Geruchserlehnis selbst werde als Selbsterlebnis im Ich ein Bestandteil dieses letz­teren, so kann man in einer Begehrung oder in einem Be­wegungsimpulse des astralischen Ich die Antwort dieses Ich auf etwas sehen, was vom Stoffe ausgeht und ohne physische Vermittelung dem Ich einverleibt wird. Hinter dem Geruchserlebnis stecken dann außer dem, was Bild-erlebnis ist, die astralischen Gegenwirkungen gegen Begeh­rungen und Bewegungsimpulse des Ich. Im Ton ist deut­lich zu unterscheiden dasjenige, was sich von dem äußeren Gegenstande loslöst, von dem, was an diesem Gegenstand durch andere Sinne als den Gehörsinn wahrgenommen wird. Und das Losgelöste ist Selbsterlebnis des Ich. Man kann doch gewiß sagen: wenn ein Gegenstand gehört wird, dann gehört nur der Schall-erregende Gegenstand einer Welt an, in welcher das Ich nicht drinnen ist, in welcher es sich nicht identifizieren könnte mit dem Sinneserlebnis. Im Eigenbewegungssinn wird die Lage und Formänderung des

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eigenen Organismus wahrgenommen. Bei ihm liegt also die Vorstellung nahe, daß außer dem Selbsterlebnis des Ich nur eine astralische Gegenwirkung auf einen Bewegungs­impuls angenommen zu werden braucht. Wenn nun in der physischen Welt nichts als Sinneserlebnisse vorliegen, so kann auch in dieser Welt von nichts anderem als von Sin­neserlebnissen gesprochen werden. Da aber ein physischer Leib Sinnesorgane haben muß, um Sinneserlebnisse haben zu können, so gibt es in dieser physischen Welt für den Menschen nichts als Sinneserlebnisse und die Ich-Wahr­nehmung als astralisches Bilderlebnis. Das Ich hat keine andere Möglichkeit, als Gegenstände der Außenwelt zu erleben und dabei die Sinneserlebnisse in der verschieden­sten Art kombiniert zu finden. Was da geschieht, ist also nichts als ein Frei-im-Raume-Schweben von Sinneserleb-nissen. Man setze aber voraus, daß die menschliche Ge­stalt als solche nicht bedeutungslos ist, sondern daß es dar­auf ankomme, in welcher Richtung und Lage ein Organ im Verhältnis zum andern ist. Und man beachte von diesem Gesichtspunkt aus die physische Welt. Dann ist es wesent­lich, daß das Geschmacksorgan ein umgewendetes Ge­ruchsorgan ist. Denn denkt man nun das Geruchserlebnis, wie es ist, als Bildempfindung, ohne dem Stoffe selbst als raumerfüllend die Fähigkeit abzusprechen, dieses Erlebnis so als Bildempfindung hinzustellen, wie die Ich-Wahrneh­mung in sich selbst frei im Raume schwebende Bildemp­findung ist, so müßte anerkannt werden, daß etwas darauf ankomme, ob von der menschlichen Gestalt einem Gegen-stande die Oberfläche so zugewendet wird, daß einmal, um die von ihm ausgehende Bildempfindung zu erhalten, das eine Sinnesorgan oder das andere ihm zugewendet

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werden muß. Für die menschliche Wesenheit in der physi­schen Welt wird allerdings daraus nur folgen, daß sie, je nach dem Gebrauch des Organs, einmal Geruch, das an­dere Mal Geschmack wahrnimmt. Wenn aber nicht nur die in der physischen Welt befindliche Ich-Wahrnehmung das Ich umfaßte, sondern dieses Ich wesenhaft seiner Leibes-gestalt so zugrunde läge, daß es alle Bilderlebnisse als die seinigen erlebte, so wäre in diesem Ich einmal die Bildempfindung des Geruches, das andere Mal diejenige des Geschmackes Selbsterlebnis des Ich. Hätte man es nun nicht mit der fertigen, sondern mit der in Bildung begrif­fenen Leibesgestalt zu tun, so läge keine Ich-Wahrneh­mung vor; das Selbsterlebnis des Ich müßte ganz anders sein.

ANHANG 1

#G045-1979-SE113 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANHANG

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Frühere Fassung der Seiten 43 ff. (Kapitel III) Zeile 9 von unten.

Es kann angenommen werden, daß der unten folgende Text die erste Fassung des auf Seite 43 ff. dargestellten Inhalts war, von Ru­dolf Steiner jedoch umgeschrieben wurde und dann so erschien, wie er in der endgültigen Niederschrift und damit in den korrigierten Druckbogen vorlag. Siehe dazu die Vorbemerkung auf Seite 11/12.

Der Satz: ... seinem Ich dabei, in welchem sich auf Grund der Sinneserlebnisse die Seelenwelt aufbaut.»... (S.43, Zeile 9 v. u.) und die Worte: «Es ist ganz berechtigt...» (S.44, Absatz 2) sind in beiden Fassungen die gleichen, dann jedoch wird der Inhalt ein anderer.

Seinem «Ich» dabei, in welchem sich auf Grund der Sinneserlebnisse die Seelenwelt aufbaut. Beim Aufbau sei­nes Sinnesorganismus ist er nicht mehr dabei. Doch sagt ihm das Nachsinnen, daß das Dasein nicht aufhören kann mit dem, was er durch die Sinne wahrnimmt, weil er ohne dieses nicht sinnenfällige Dasein keine Sinne haben könnte für die Sinneswahrnehmung.

Es ist ganz berechtigt gegenüber dem Menschen, der sich in der Sinneswelt darbietet, von einem anderen zu spre­chen, der in dieser Welt sich nicht offenbaren kann. Der erste steht im Wechselverhältnis mit der sinnenfälligen Welt und entwickelt aus ihr sein Seelenleben; der zweite steht im Wechselverhältnis zu einer anderen Welt, und entwickelt aus ihr die Fähigkeiten zur sinnlichen Wahrneh­mung. Der zweite Mensch steckt gleichsam im ersten drin­nen. Aber er bildet in demselben ein viel festeres Gefüge als der erste. Das Seelenleben, wie es sich auf Grund der sinnlichen Wahrnehmungswelt aufbaut, offenbart sich in der äußeren Gestaltung des Menschen. Man betrachte ein

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Gesicht, das einem Menschen angehört, dem die Sonne des Lebens stets gelächelt hat, und unterscheide es von einem solchen, in das schwere Lebenssorgen bedeutungsvolle Spu­ren eingegraben haben. Man wird durch die Fortsetzung solcher Betrachtungen bald dazu kommen, sich Vorstel­lungen zu bilden, wie in der Physiognomie, in der Miene, in der Geste, ja wie selbst in der Gestalt des Menschen die Art des Seelenlebens sich offenbart. Aber diese Offenba­rung, die innerhalb gewisser Grenzen auch ein Ergebnis ist des Wechselverhältnisses zwischen dem Menschen und der sinnenfälligen Außenwelt, hat etwas Unbestimmtes, etwas in fortwährendem Schwanken und Werden Begriffenes. Sie bietet kein festes Gefüge dar. Das Ergebnis dagegen, das in den Fähigkeiten der Sinneswahrnehmung selbst vorliegt, ist innerhalb weitester Grenzen ein Fertiges, Festes, das eine Grundlage bildet, auf welcher der Mensch sein bewegliches bewußtes Seelenleben erst aufbaut.

Wie sich nun der Unterschied aufdrängt zwischen der Außenwelt und dem seelischen Innenleben des Menschen, so daß durch das Wechselverhältnis der beiden das letztere wie eine Spiegelung der ersteren erscheint, so drängt sich die Annahme eines ebensolchen Unterschiedes auf zwischen einer verborgenen Außenwelt und einer Jnnenwelt des Menschen, die hinter derjenigen verborgen liegt, in welcher zunächst das «Ich» lebt, wenn es sich nur auf die sinnen-fällige Welt stützt. Man kann unterscheiden zwischen der Welt, die vor dem Menschen ausgebreitet liegt, wenn er eines oder mehrere seiner Sinnestore geöffnet hält, und dem, was sich an diese Welt im Innern des Menschen durch das Wechselverhältnis anschließt. Es soll hier das, was in der so ausgebreiteten Welt liegt, mit dem Namen der «Sinnenwelt»

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belegt werden. Das, was in der geschilderten Art uns im Menschen entgegentritt, soll der «Ich-Mensch» ge­nannt werden. Man möge nur zunächst mit diesen Namen nichts anderes verbinden als das, wofür sie hier unmittel­bar gebraucht werden. - Die Welt, aus welcher die Fähig­keiten der sinnlichen Wahrnehmung heraus gebildet wer­den, ähnlich wie die Vorstellungen zum Beispiel aus der «Sinnenwelt», sei die «ätherische Welt» genannt; und das­jenige im Menschen, was aus dieser «ätherischen Welt» ebenso geboren ist, wie der «Ich-Mensch» aus der Sinnenwelt, sei der «astralische Mensch» genannt. Bei «ätherische Welt» soll nicht an den «Ather» der Physik, bei «astrali­scher Mensch» an nichts anderes zunächst gedacht werden als an das, was hier charakterisiert ist. - Es liegt sowohl der «Sinnenwelt» in dieser Art eine «ätherische Welt» zu Grunde, wie dem «Ich-Menschen» ein «astralischer Mensch» zu Grunde liegt. Wie jene Welt nicht sinnenfällig wahrgenommen werden kann, weil sie die Sinne erst her­vorbringen muß, so kann auch der «astralische Mensch» nicht sinnlich erlebt werden, weil er der Bildung der Sin­nesfähigkeiten vorangehen muß.

Man kann nun die Betrachtung des Menschen noch von einer andern Seite her in Angriff nehmen. Zunächst stellt sich der Mensch selbst als ein Wesen innerhalb der Sinnes-welt dar. Diese Darstellung unterliegt aber der Verände­rung. In verschiedenen Lebensaltern sind die Eigentüm­lichkeiten des Menschen verschieden. Wenn man das Kind als sinnenfälliges Wesen betrachtet, so kann man aus dem, was sich den Sinnen darbietet, keineswegs sehen, wie seine Gestaltung sein wird im erwachsenen Zustande. Und dennoch

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muß man voraussetzen, daß die Bedingungen, die Kräfte, welche aus der kindlichen Gestaltung die erwach­sene hervorgehen lassen werden, schon in dem Kinde vor­handen sind. Die genaue Überlegung zeigt auch hier, daß das Wirkliche, das Dasein mehr in sich birgt, als in der sinnenfälligen Welt wahrnehmbar ist. Die Verfolgung des Wachstums gibt dem Nachsinnen Gelegenheit, sich Vor­stellungen zu machen über das hier Verborgene. Bis zum Zahnwechsel - ungefähr im siebenten Lebensjahre - verhält sich dieses Verborgene so, daß es sich vorzugsweise wirk­sam auf die Ausgestaltung des äußeren Menschen zeigt. Un­gefähr um diese Zeit haben die Organe des äußeren Leibes ihre bleibenden Formen angenommen. Von da ab findet zwar ein Wachsen der Leibesglieder weiter statt, jedoch nicht eine eigentliche Umformung der bereits vorher ange­legten Gestaltungen. Von da ab beginnt dann das verbor-gene Innere in sich selbst zu leben und Kräften zugänglich zu werden, welche ihre Wirksamkeit selber mehr in dem verborgenen Innern entfalten. In den ersten Lebensjahren streben die Kräfte des Inneren als Formkräfte mehr nach der äußeren Leiblichkeit; in den folgenden Lebensjahren halten sie sich mehr im Innern selbst, bis sie reif werden, ihr Wesen auf ein anderes Wesen zu übertragen, bis der Mensch fortpflanzungsfähig wird. Man muß in dem, was sich, nicht sinnenfällig, im Menschen bis zur Geschlechts-reife entwickelt, das sehen, was auf den Nachkommen übertragen werden kann. - Hier muß eine Überlegung ein­treten, welche für die Erkenntnis der menschlichen We­senheit wichtig ist. Die Bedingungen für dasjenige, was der Mensch auf den physischen Nachkommen vererben kann, liegen in dem, was mit der Geschlechtsreife einen gewissen

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Abschluß seiner Entwickelung erlangt. Wenn von dem, was sich der Mensch in einer späteren Lebensepoche aneig­net, etwas vererbt werden soll, dann muß es sich erst den Kräften einverleiben, welche bei der Geschlechtsreife schon da sind, und kann nur auf dem Umwege durch sie vererbt werden. Denn mit erlangter Geschlechtsreife müssen selbst­verständlich alle Bedingungen, die für eine Vererbung we­sentlich sind, bereits entwickelt sein. - Mit der Geschlechts-reife hört am Menschen dasjenige auf, sich zu entwickeln, was sich von innen nach außen übertragen kann, was sich in der ersten kindlichen Lebensepoche als Formkräfte des eigenen Leibes offenbart, was nachher sich im Innern so bildet, daß der Mensch seine Gestaltung auf Nachkommen übertragen kann. Wenn von da ab die menschliche Ent­wickelung weiterschreitet, so kann sich diese dann nur noch auf ein Inneres selbst beziehen. Was jetzt noch weiter seine Entwickelung fortsetzt, muß zunächst als inneres, als See­leninhalt erlebt werden. Nun aber darf dieses nicht gleich­gesetzt werden jenem bewußten, vom «Ich» durchleuch­teten Seeleninhalt, welcher sich aus der sinnenfälligen Wahrnehmung heraus bildet. Das «Ich» hat eine gewisse innere Entwickelung nicht so in der Hand, wie es die Ent­wickelung des bewußten Seeleninhaltes in der Hand hat. Es kommt dem Seelenleben, das von außen durch die Sin­neswahrnehmung angeregt ist, ein anderes, von innen her, entgegen, welches bewirkt, daß ein jeglicher Mensch mit einer ganz bestimmten Seelennuance die sinnenfällige Au­ßenwelt in sich aufnimmt. Es steckt also in dem Menschen ein Etwas, das von innen den Sinnesreizen entgegenkommt und welches noch nicht in das Gebiet des durch die Sinne angeregten Menschen selbst gehört. Man stößt da durch

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bloße Überlegung auf einen «inneren Menschen», welcher hinter dem «Ich-Menschen» sich verbirgt, weil er da sein muß, bevor der «Ich-Mensch» sein Leben beginnen kann. -Unschwer ist anzuerkennen, daß dieser «innere Mensch» derselbe ist, von dem gesagt worden ist, daß er mit dem in eine Wechselbeziehung tritt, was als verborgene Welt hin­ter der «Sinnenwelt» liegt. Denn es kann dieser «innere Mensch» nicht durch jene inneren Kräfte angeregt sein, welche in ihrer Entwickelung mit der Geschlechtsreife ihren Abschluß finden, da er sich doch nach derselben noch fort­entwickelt. Er kann gar nicht zu jenem Menschen gezählt werden, der sich in der Formgebung des Leibes und in der Übertragung seiner Wesenheit auf Nachkommen äußert. Er muß vielmehr in einer Wesenheit wurzeln, welche nichts zu tun hat mit den eben genannten menschlichen Kraft-äußerungen. Er kann aber auch nicht in derselben Art aus dem Innern stammen wie diese Kraftäußerungen. Denn diese bringen es dahin, daß der Mensch das, was er im Innern birgt, nach außen offenbart. Dieser «innere Mensch» aber muß wirklich mit dem Äußern in ein Wechselver­hältnis treten, denn er bildet sich eben fort, wenn die in­neren Formkräfte und Vererbungsbedingungen ihren Ab­schluß gefunden haben. Alles ist für diesen «inneren Men­schen» vorhanden, was die Berechtigung gibt, ihn als das gleiche anzusprechen, was oben mit dem Namen «astra­lischer Mensch» bezeichnet worden ist.

Man müßte demnach in der «ätherischen Welt» Wir­kungen voraussetzen, welche für diesen «astralischen Men­schen» etwas ähnliches bedeuten, wie die sinnenfälligen Eindrücke für den «Ich-Menschen». Aus der «ätherischen Welt» heraus wird der «astralische Mensch» so gestaltet,

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wie aus der «Sinnenwelt» der «Ich-Mensch». Es gibt somit eine hinter aller Sinnenwelt liegende Wechselwirkung zwi­schen einer «ätherischen Welt» und einem «astralischen Menschen». - So hat man, wenn wieder ein Bild gebraucht werden darf, eine sinnlich unwahrnehmbare Meeresmasse, in welcher sich abspielt eine Wechselbeziehung zwischen der «ätherischen Welt» und dem «astralischen Menschen»; und aus dieser Meeresmasse hebt sich heraus wie ein Fest­land das Wechselspiel zwischen der «Sinnenwelt» und dem «Ich-Menschen».

Darf nun die «ätherische Welt» bloß außerhalb des Menschen gesucht werden? Offenbar nicht. Denn durch den Lebenssinn, den Eigenbewegungssinn, den Gleichge­wichtssinn nimmt der Mensch seine eigene Leiblichkeit wahr, wie er durch den Geruchssinn, Geschmackssinn und so weiter die äußeren Gegenstände wahrnimmt. Es muß also für das Untertauchen in die eigene Leiblichkeit das­selbe Wechselverhältnis zwischen einer «ätherischen Welt» und einem «astralischen Menschen» möglich sein wie für die äußere Welt. Das ergibt aber, daß der Mensch in seinem leiblichen Innern selbst etwas haben muß, was gleich ist der «ätherischen Welt». Mit andern Worten, er muß ein Stück dieser ätherischen Welt als einen besonderen «äthe­rischen Menschen» in sich tragen. Es stellt sich so die menschliche Wesenheit aus drei Gliedern dar: dem «Ich-Menschen», dem «astralischen Menschen» und dem «äthe­rischen Menschen».

Nun ist dieser «ätherische Mensch» dasjenige, was zu Grunde liegt als sinnlich-Unwahrnehmbares, wenn der Mensch den Zustand der eigenen Leiblichkeit durch die drei erstgenannten Sinne wahrnimmt. Es findet somit ein Wechselspiel

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statt zwischen dem «astralischen» und dem «äthe­rischen» Menschen. Die Lebensbeobachtung zeigt, daß in Mimik, Physiognomie, Geste und so weiter sogar der «Ich-Mensch» sich in der äußeren Leiblichkeit ausprägt. Wie kann er das nur? Es ist gezeigt worden, daß auf die Form der äußeren Leiblichkeit diejenigen Kräfte eines «inneren Menschen» wirksam sind, welche mit der Geschlechtsreife ihren Entwickelungsabschluß finden. Soll also der «Ich-Mensch» auf die äußere Leiblichkeit wirken, so kann er das nur, wenn er es auf dem Umweg dieses «inneren Men­schen» tut. Da es geschieht, so ist eine Wirkung des «Ich-Menschen» auf diesen inneren Menschen vorhanden. Daß nun die Verbindung zwischen dem «astralischen Menschen» und diesem inneren Menschen eine viel innigere ist als zwi­schen ihm und dem «Ich-Menschen», das zeigt sich darin­nen, daß die Art, wie der astralische Mensch sich zu der Außenwelt stellt, in viel stärkerer Weise sich in der Leib­lichkeit zum Ausdruck bringt als der Seeleninhalt des «Ich-Menschen». Ob der Mensch mit leidenschaftlichem Anteil alle Tatsachen der Außenwelt verfolgt, das sieht man der Leiblichkeit viel mehr an, als ob er dieses oder jenes durch die sinnliche Wahrnehmung erlebt hat. Daraus geht hervor, daß der «astralische Mensch» auf den charakterisierten inneren Menschen wirkt. - Da kommen zwei Kräftegebiete innerhalb des Menschen in einen Gegensatz. Der «astrali­sche Mensch», der mit der äußeren «ätherischen Welt» in einem Wechselverhältnis steht, stößt auf den charakteri­sierten inneren Menschen, welcher die Formkräfte und die Fortpflanzungsbedingungen in sich schließt. Unschwer ist nun anzuerkennen, daß in diesem Zusammenstoß ein Ähn­liches gegeben ist, wie in dem Wechselverhältnis zwischen

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dem «astralischen Menschen» und der «ätherischen Welt». Daraus aber ergibt sich klar, daß der charakterisierte in­nere Mensch dasselbe ist wie der von anderer Seite schon gegebene «ätherische Mensch». Somit ist der «ätherische Mensch» der Träger der leiblichen Formkräfte und der Fortpflanzungsbedingungen.

Man sieht, wie sich zusammenschließen der Mensch und die Außenwelt. Zunächst stehen im Wechselverhältnis die Sinnenwelt und der «Ich-Mensch». Diesem Wechselver­hältnis liegt ein anderes zu Grunde, das zwischen der Äther-welt und dem astralischen Menschen. In der Ätherwelt mussen sinnlich-verborgen sein die Bildekräfte für die äußeren Sinnesfähigkeiten, für Geruchs-, Geschmackssinn und so weiter. Nach innen steht der astralische Mensch mit einem ätherischen Menschen in Wechselverhältnis, und in diesem Wechselverhältnis ergeben sich die Wahrneh­mungen des Lebens-, des Eigenbewegungs-, des Gleichge­wichtssinnes. Andererseits aber lebt sich der ätherische Mensch in der Formgestaltung und den Fortpflanzungsbe­dingungen aus.

Was nun als äußerer Leib des Menschen erscheint, in dem lebt somit ein Abbild des ätherischen Menschen. Doch nicht in einfacher Weise. Wenn man zum Beispiel die Form des Ohres in Betracht zieht, so ist es auf seine Art gestaltet von zwei Seiten her. Das, was hinter der Tonwelt in der ätherischen Welt lebt, das bewirkt, daß das Ohr Organ des Gehörsinnes sein kann. Doch muß dieser Gestaltung von außen eine andere von innen entgegenkommen, denn in der Form der leiblichen Organe lebt sich auch der äthe­rische Mensch aus. Wie dieses Verhältnis ist, ergibt sich aus der folgenden Überlegung. Die Kräfte der Ätherwelt können

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nicht überall, wo sie sich verbreiten, ein Gehörorgan hervorrufen. Wenn sie auf den Stein auftreffen, können sie es nicht. Warum nicht? Der Stein zeigt nichts in sich, was von derselben Art ist, wie der charakterisierte ätherische Mensch. Er gibt sich nicht in gleicher Art wie der Mensch seine äußere Gestalt von innen. Er pflanzt sich auch nicht fort. Es muß also das Gehörbildende in der Ätherwelt auf den ätherischen Menschen auftreffen, damit das Gehör-organ sich bilden kann. Das genügt aber noch nicht. Die Pflanze wächst und pflanzt sich fort. Schreibt man dem Menschen einen Äther-Menschen zu, so muß man auch der Pflanze eine Ätherpflanze zuschreiben. Es fehlt bei ihr je­doch jenes Wechselverhältnis, welches für den Menschen oben als dasjenige zwischen dem Astral-Menschen und der Ätherwelt charakterisiert worden ist. Damit Aufbau von Sinnesfähigkeiten eintreten kann, muß sich also in das Auf­treffen der Kräfte der Ätherwelt auf den Äther-Menschen noch dieses Wechselspiel einschieben zwischen der Äther-welt und dem Astralmenschen.

Der äußere Mensch ist demnach in seiner Gestaltung ein kompliziertes Wesen: so wie er sich darstellt, kann er nur dadurch sein, daß hinter dieser äußeren Gestaltung ste­hen: ein ätherischer, ein astralischer, ein Ich-Mensch. So ergibt sich dadurch eine Viergliedrigkeit des Menschen, daß man zu diesen drei Gliedern seiner Wesenheit noch das vierte, die äußere Gestaltung hinzuzählt, welche als der physische Mensch bezeichnet werden soll.

Die Betrachtung der Sinne hat dazu geführt, in dem Menschen eine viergliedrige Wesenheit zu erkennen. Wer jedoch die gegebene Betrachtung genau nimmt, der kann

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in ihr manches Unbefriedigende finden, das zu weiteren Fragen drängt. So ist darauf hingewiesen worden, wie das Sinnesleben ein Wechselverhältnis zwischen einer Äther-welt und dem astralischen Menschen voraussetzt. Diesen astralischen Menschen setzt man als das nächste Innere den Eindrücken der Sinne entgegen. Seine Beschaffenheit drückt sich in der Nuance aus, welche die Sinneserlehnisse im Innern annehmen, ohne daß der Ich-Mensch darauf einen unmittelbaren Einfluß hat. Nun ist ohne weiteres ein­zusehen, daß die Erlebnisse des astralischen Menschen sich auf den Äthermenschen übertragen, denn in Physiognomie, Geste und so weiter sieht man, wie die Erlebnisse dieses Astralmenschen gestaltend auf den physischen wirken. Nur, soweit man dies hier sieht, geschieht es in einem sehr geringen Grade. Nichts spricht zwar dagegen, daß der Äthermensch, wenn er in derselben Art stärker angeregt wird, sich auch mit stärkerer Kraft in der Gestaltung des physischen Menschen äußern könne. Aber das muß zu­gegeben werden, daß dieselben Kräfte, welche den Äther-menschen zur Ausbildung der Geste, der Physiognomie an­regen, es nicht auch sein können, welche so stark auf ihn wirken, daß er die Formen der Sinneswerkzeuge ausprägt. Damit zeigt sich dasjenige, was in der Ätherwelt enthalten ist, als eine zweifache Wesenheit. Eine solche, welche auf den astralischen Menschen wirkt, und eine andere, welche stärker ist, und auf den ätherischen Menschen so wirken kann, daß er die Formen der Sinne ausprägen kann. Das zeigt, daß aus der Ätherwelt heraus selbst etwas wirkt, was dem astralischen Menschen ähnlich ist, und was im äthe­rischen Menschen die Anregung zu jenen Formkräften gibt, welche die Sinne prägen. Man hat es also in jenem verborgenen

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Gebiet, in welchem man die Ätherwelt zu suchen hat, noch mit einer anderen Welt zu tun, welche auf den Äthermenschen wirkt, und die sich mit dem Astralmen­schen verwandt darstellt. Es sei nun derjenige Teil der Ätherwelt, welche im Wechselverhältnis mit dem Astral­menschen steht, die Ätherwelt im engeren Sinne genannt; die andere jedoch, zu welcher die Überlegung geführt hat, sei die astralische Welt genannt, wegen ihrer Verwandt­schaft mit dem astralischen Menschen. So kann man sagen, daß auf den Ich-Menschen die Sinneswelt wirkt, auf den astralischen die Ätherwelt, auf den Äthermenschen die astralische Welt.

Da nun so viele Sinneswerkzeuge im physischen Men­schen ausgestaltet werden müssen, als sich einzelne Sinnes­gebiete ergeben haben, so hat man in der astralischen Welt so viele verschiedene Kraftgebiete zu unterscheiden, als Sinne aufgezählt werden können. Diese Kraftgebiete erre­gen dann im Äthermenschen entsprechende Formkräfte, so daß im physischen Menschen die entsprechenden Sinnes­organe sich bilden. - Die damit aufgezeigte allgemeine Tat­sache erfährt aber im Besonderen die mannigfaltigsten Ab-änderungen. Weil nämlich die Sinnesgebiete von verschie­dener Wesenheit sind, müssen sich solche Abänderungen zeigen. - Man nehme zum Beispiel den Geruchssinn. Durch ihn dringt der Mensch nur wenig in das Innere eines stoff­lichen Körpers. Es ist nur die Außenseite des Stofflichen, welche sich diesem Sinne darbietet. Man stelle dagegen den Wärmesinn. Durch ihn dringt der Mensch viel mehr in das Innere eines äußeren Körpers ein. Daraus ergibt sich, daß das Organ des Geruchssinnes mit geringeren Kräften von außen und stärkeren von innen aufgebaut sein muß: das

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Organ des Wärmesinnes dagegen muß durch stärkere Kräfte von außen, durch geringere von innen aufgebaut sein. Nimmt man nun die einzelnen Sinnesgebiete durch, so ergibt sich eine Stufenleiter in Bezug auf Aufbau von außen und von innen. Die drei ersten Sinne, der Lebenssinn, der Eigenbewegungssinn und der Gleichgewichtssinn sind im wesentlichen von innen aufgebaut; das heißt, es ist an ihrem Aufbau tätig das Stück der Ätherwelt, welches sich als ätherischer Mensch entwickelt. Dieser ätherische Mensch formt den physischen Leib so, daß dieser für Wahrneh­mungen der genannten Sinne geeignet ist. Und er kann ihn so formen, weil er selbst dazu durch die Kräfte der astra­lischen Welt angeregt ist. Man sieht, beim Aufbau des Men­schen, insofern er sich in den genannten drei Sinnesgebieten offenbart, hat man es zu tun mit einer Wechselwirkung der astralischen Welt und dem Äthermenschen, welche gar nichts zu tun hat mit jenem Wechselspiel, das stattfindet zwischen dem Äthermenschen und dem Astralmenschen. Anders steht dies mit Bezug auf Geruchs-, Geschmacks-, Gesichts-, Wärme- und Gehörsinn. Bei diesen muß der Äthermensch einen solchen Aufbau leisten, daß in den ent­sprechenden Sinnesgebieten ein Wechselspiel der Äther-welt und des astralischen Menschen möglich ist. Das heißt, es muß aus der astralischen Welt für jeden dieser Sinne eine Kraft auf den Äthermenschen wirken. Und aus der Wir­kung dieser Kräfte der astralischen Welt entstehen im Äthermenschen die Formkräfte, welche die entsprechenden Sinne ihrer Aufgabe zuführen. Man kann also sagen, beim Lebenssinn, Eigenbewegungssinn und Gleichgewichtssinn wirkt die astralische Welt unmittelbar zusammen mit dem Äthermenschen; bei Geruchs-, Geschmacks-, Gesichts-,

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Wärme- und Gehörsinn wirkt sie so, daß zur Bildung der Sinnesorgane auf den Astralmenschen Rücksicht genommen ist. - Noch anders liegt die Sache in Bezug auf Sprach- und Begriffssinn. Da ist eine viel unmittelbarere Wechselwir­kung zwischen der Außenwelt und dem astralischen Men­schen notwendig als bei den fünf vorhergehenden Sinnen. Diese unmittelbare Wechselwirkung nähert sich schon der­jenigen, welche zwischen dem Ich-Menschen und der Sin­nesempfindungen stattfindet, welche sich in Miene und Physiognomie physisch ausprägt. Deshalb bilden sich auch diese Sinnesgebiete erst dann aus, wenn der Mensch mit der Außenwelt in Berührung treten kann, nach der Geburt; während die Formkräfte für die anderen Sinne im wesent­lichen mit der Geburt schon zur Welt gebracht werden. Es ist berechtigt, zu sagen: Während die Kräfte zum Aufbau von Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinn tief verborgen liegen hinter der Sinnenwelt, liegen die Kräfte für den Sprach- und Begriffssinn unmittelbar hinter der Sin­nenwelt. Dazwischen finden sich dann die Kräfte, welche dem Aufbau von Geruchs-, Geschmacks-, Gesichts-, Wär­me- und Gehörsinn dienen. Äußerlich anschaulich wird dieses Verhältnis dadurch, wie die Anthropologie die in der sinnen fälligen Welt, das heißt am physischen Menschen sich vorfindenden Sinnesorgane zu beschreiben hat. Für die drei ersten Sinne sind deutlich ausgesprochene Sinnesorgane im wesentlichen nicht zu beschreiben. Erst beim Gleichge­wichtssinn tritt in den halbzirkelförmigen Ohrkanälen die Andeutung eines solchen Organs auf. Der Grund davon liegt darinnen, daß die entsprechenden Sinnesformkräfte dem allgemeinen Aufbau des physischen Menschen dienen, und dieser auch in den entsprechenden Sinnesgebieten empfunden

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wird. Dem Geruchs-, Geschmacks-, Gesichts-, Wär­me- und Gehörsinn dienen besondere Organe, welche deshalb in den allgemeinen Aufbau des physischen Menschen hin­eingestaltet sind, weil an ihrem Aufbau eben Kräfte der Außenwelt im hohen Maße mittätig sind. Für Sprach- und Begriffssinn sind solche besonderen Organe im wesentlichen nicht mehr vorhanden, weil diese Sinne schon jenem Ge­biete nähern, wo sich der physische Mensch dem seelischen zuneigt.

Das «Ich» auf der einen Seite und der Tastsinn auf der anderen Seite sind nicht mehr zum Sinnesgebiet hinzuzu­zählen, wie gezeigt worden ist. Doch bilden sie gewisser­maßen die beiden Grenzen des Sinneslebens. Das «Ich» nimmt die Sinneswahrnehmungen auf und verwandelt de­ren Eindrücke in seelische Erlebnisse. Als solche sind sie ganz innerlich und hören auf, dem Sinnesleben anzugehö­ren. Dem Tastsinn bleiben die Gegenstände ganz äußerlich. Was durch ihn an ihnen erlebt wird, sind im Grunde In­nenerlebnisse, welche durch ein verborgenes Urteil auf das Äußere der Welt bezogen werden. Und diese Innenerleb­nisse gehören den Gebieten des Lebens-, Eigenbewegungs­und Gleichgewichtssinnes an. Es ist klar, daß jene Außen­welt, welche sich durch den Tastsinn dem Menschen offen­bart, erst eine vollständige Außenwelt im gewissen Sinne genannt werden kann, weil sie, um wahrgenommen zu wer­den, keinen besonderen Sinn in den Menschen hineinzu­bauen braucht. Zwischen dieser Außenwelt und dem menschlichen «Ich» liegen die Gebiete, aus welchen der vierfache Mensch heraus sich entwickelt.

Die Verschiedenheit der Sinnesgebiete nötigt nun aber, innerhalb dieser Gebiete noch weiter zu unterscheiden. In

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den Feldern des Lebens-, Eigenbewegungs- und Gleichge­wichtssinnes offenbaren sich Gestaltungskräfte des äthe­rischen Menschen, welche in dem physischen Menschen sich ausleben. Bei ihnen wird auf den astralischen Menschen keine Rücksicht genommen. In ihnen hat man es also mit Kräften zu tun, welche an der inneren Leiblichkeit des Menschen arbeiten so, als wenn der astralische Mensch in gewisser Hinsicht für sie nicht da wäre. Sie steigen also für ihre Wirksamkeit in so verborgene Schächte des Men­schendaseins hinab, daß sie sich dem astralischen Menschen entziehen. In den Feldern der fünf nächsten Sinne offen­baren sich Gestaltungskräfte, welche dem astralischen Men­schen Rechnung tragen. In Sprach- und Begriffssinn zeigen sich Kräfte, die schon ganz nahe dem sind, was sich durch die Sinne offenbart. Man muß demnach unterscheiden:

die Sinnenwelt, welche sich in dem Ich-Menschen offen­bart und das bewußte Leben desselben gestaltet; die un­mittelbar hinter dieser Sinnenwelt verborgene Ätherwelt, welche den astralischen Menschen gestaltet; in dieser Äther-welt verbirgt sich wieder die astralische Welt, welche den Äthermenschen so gestaltet, daß er die Formkräfte des phy­sischen Menschen entwickelt; doch muß hinter dieser astra­lischen Welt noch eine andere vorausgesetzt werden. Denn wie gezeigt worden . . . [Lücke im Text]

. . . Gehörsinn und der Wärmesinn mit dem Atmungs­und Wärmungsvorgang mehr zusammengehörig erweisen als die ersteren sich zum Erhaltungs- und Wachstumsprozeß zeigen; dagegen kann man eine Zusammengehörigkeit der letzteren als Vorgänge, die sich mehr gefühlsmäßig im Innern des Leibes ausdrücken mit den innerlichen Sinnen,

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dem Eigenbewegungs- und Gleichgewichtssinn er­kennen. Die Lebensvorgänge des Wachstums, der Erhal­tung wirken mehr nach der Seite der inneren Sinne hin; die Vorgänge der Wärmung, der Atmung mehr nach je­nen Sinnen, durch welche der Mensch die Tore seines Lebens nach außen öffnet. Es erhalten dadurch die äuße­ren Sinne durch die Lebensvorgänge eine Verstärkung nach einer Seite hin, die inneren Sinne eine solche nach der entgegengesetzten. Diese Tatsache kann durch ein Bild veranschaulicht werden. Man denke sich den Um­kreis der Sinnesgebiete als eine Kugel, von deren Ober­fläche aus die Sinneserlebnisse wirken. Um dem Gegen­satz der äußeren und inneren Sinneswirkungen gerecht zu werden, stelle man sich vor, daß an einer Stelle der Ku­gel eine Einfurchung ist, und daß durch dieselbe die Ge­biete der inneren Sinne auch im Innern der Kugel versinn­bildlicht werden können. Will man nun an dieser Kugel auch noch veranschaulichen, wie die Lebensvorgänge nach der einen und der anderen Richtung die Wirkungen der Sinneserlebnisse verstärken, so muß man sich die Kugel nach zwei entgegengesetzten Richtungen in die Länge ge­zogen denken. Nach dem einen Ende wirken dann diejeni­gen Lebensvorgänge, welche wie Atmung und Wärmung mit solchen Innenerlebnissen zusammenhängen, welche den Lebensprozeß mit der Außenwelt in Beziehung setzen; nach der anderen Richtung wirken die Lebensvorgänge, welche sich wie Absonderung, Erhaltung, Wachstum in in­neren Erlebnissen offenbaren. Man kann also - natürlich sinnbildlich gesprochen - sagen, daß dem Menschenleibe durch die Kräfte, welche sich in seinen Sinnesorganen offenbaren, eine kugelige Anordnung gegeben wird; diese

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wird durch die Lebensorgane in die Länge gestreckt. - Nun sind die zwei dadurch entstehenden Richtungen von ver­schiedenem Lebenswerte. Auf der einen Seite, wo sich At­mung, Wärmung, Ernährung zeigen, öffnet sich das Leben nach außen, um sich zu erneuern; mit der Absonderung, dem Erhaltungsprozesse schiebt es seine Vorgänge in das eigene Innere des Leibes hinein. Es wiederholt sich dadurch gewissermaßen in sich selbst. Die weiteren Vorgänge zeigen dann, daß mit Wachstum, Hervorbringung etwas gegeben ist, was durch seine Eigenart der unmittelbaren Lebenser­neuerung entzogen ist. Es fließen diesem nicht mehr jene Kräfte zu, welche in Atmung, Wärmung lebenserneuernd wirken. Es entstehen nach dem Innern des Leibes - oder besser von innen nach außen laufend - fertige Gebilde, wel­che dem Absterben verfallen sein mussen. (Im Tierreich sieht man, wie diese Gebilde ihre Lebensfähigkeit verlieren und zum Beispiel in der Häutung niederer Tiere, ausge­stoßen werden. Beim Menschen ist auch ein solches Aus­stoßen fortwährend, wenn auch weniger merkbar vorhan­den. Man betrachte nur, wie sich die Fingernägel von innen vorschieben und an ihrem Ende in absterbende Teile über­gehen.) Die beiden, oben gekennzeichneten sinnbildlichen Seiten des Leibes stellen sich also als ein Gegensatz der Lebenserneuerung und der Lebensvernichtung dar.

Hier bricht der Text ab.

ANHANG 2

#G045-1979-SE131 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANHANG 2

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Frühere Fassung der Seiten 70ff. (Kapitel VI)

Hier liegt wohl die erste Fassung vor der später endgültigen For­mulierung dieses Kapitels, wie sie in der Buchausgabe gegeben wird. Siehe dazu die Vorbemerkung Seite 11/12.

Die zwei ersten Sätze dieser Fassung sind fast wörtlich die gleichen wie die der Buchausgabe.

In dem Erleben des «Ich» liegt nichts, was durch einen Sinnesvorgang angeregt ist. Dagegen nimmt das Ich die Ergebnisse der Sinnesvorgänge in sein eigenes Erleben auf und baut sich aus ihnen das Gefüge seines Innern, den ei­gentlichen «Ich-Menschen». Im Innern dieses «Ich-Men­schen» liegen also Kraftrichtungen, die sich in folgender Art begegnen. Das Ich lebt seine Wesenheit gewissermaßen allseitig aus; von den verschiedenen Seite her begegnen seinem Eigenerlehnis Kräfte, die ihm begegnen und die sich von den verschiedenen Richtungen her verschieden je nach der Eigenart der Sinneserlebnisse zeigen. In dem sogenann­ten Tastsinn ist das Erlebnis so, daß sein Inhalt ganz im Innern beschlossen bleibt und aus dem inneren Erlebnis nur über das, was von außen entgegen kommt, geurteilt wird. Das Ich fühlt sich daher berechtigt, in den Gegenstän­den des Tastsinnes etwas vorauszusetzen, was von solcher Wesenheit ist, wie das Ich selbst, nur mit dem Unterschiede, daß dieselbe Tatsächlichkeit, die als Tasterlebnis im Innern sich abspielt, in der entgegengesetzten Richtung von außen wirkt. Dieses Urteil liegt in der Tat allen Tastwahrneh­mungen mehr oder weniger bewußt - zumeist als Urteil ganz unbewußt - zu Grunde. In der entgegengesetzten Art

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erlebt sich das Ich selber. Um eine Tastwahrnehmung zu haben, muß das Ich sein Erleben nach außen entfalten, es aber durch die Berührung mit dem Gegenstand hemmen und dann in sich selber zurücklaufen lassen. Das Ich-Erlebnis ist nur dann vorhanden, wenn die Allbeit des inneren Er­lebnisses sich ungehindert entfalten kann, wenn es sich nur mit seiner eigenen Wesenhaftigkeit erfüllt. Die Erlebnisse der anderen Sinne liegen in der Mitte zwischen diesen bei­den Extremen. Im Begriffssinn ist das Erleben des Ich im geringsten Maße von außen gehemmt. Dieses Erleben ist so, daß es sich gegenüber dem Ich-Erlebnis herabgestimmt fühlt. Es hat sich in seinem Reichtum vermindert. Es hat von seiner eigenen Kraft abgegeben. Und folgendes kann anerkannt Werden. Das Ich gibt von seinem Inhalt in der Begriffswahrnehmung ab; dies geschieht darum, weil es sich eine Kraft entgegenkommen fühlt. In den Strom von entgegenkommender Kraft läßt das Ich gleichsam sich selbst einfließen. Würde bloß dieses Abfließen des Ich-Er-lebens stattfinden, so fühlte sich das Ich lediglich verarmt in seinem Erleben. Der entgegenkommende Kraftstrom ist aber eine Wirklichkeit und wirkt daher mit dem abflie­ßenden zusammen. Das Ergebnis ihres Zusammenwirkens ist das Erlebnis des Begriffes. Man stelle sich nun vor, die beiden Kraftstöme seien von der Art, daß sie in der gleichen Richtung fließen, daß aber der eine längst vorhanden ist, wenn der andere dazukommt. Dann verändert der zweite den ersten und diese Veränderung ist eine solche, daß sie im Wesen des zweiten begründet ist. Durch dieses Bild läßt sich die Begriffswahrnehmung veranschaulichen. Die bei­den Strömungen mögen Ich-Erlebnisse darstellen. Der ältere Strom fließe in den Begriffserlebnissen. Der spätere

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in dem eigenen menschlichen Ich-Erlebnisse. In dem Zu­sammenfließen ergibt sich eine Veränderung des älteren Ich-Erlebnisses. Diese Veränderung stellt sich als eine Tat­sache der beiden Ich-Erlebnisse neben sie als ein drittes hin. Sieht man nun in dieser Veränderung das Organ der Be­griffswahrnehmung, so ist die Bedeutung des Sinnbildes gegeben. Zwei Ich-Erlebnisse wirken ineinander; in dem äl­teren bewirkt das jüngere das Begriffsorgan, und je nach der Veränderung, welche das ältere erfahren hat, offen­bart sich dem jüngeren der Anprall des älteren. - Für den Sprachsinn kann dasselbe Bild gebraucht werden; nur wird man sich vorzustellen haben, daß da das jüngere Ich-Er­lebnis weit mehr der Veränderung des älteren als dessen ursprünglichen Eigenart sich gegenübergestellt findet, so daß es neben dem ihm zuströmenden älteren Ich-Erlebnis in beträchtlichem Maß dessen Veränderung erlebt. Noch mehr ist dies beim Gehörsinn der Fall. Für ihn tritt das ältere Ich-Erlebnis schon stark hinter der Veränderung zu­rück, die es im Anprall erfährt. Beim Wärmesinn stellt sich dann die Sache so, daß das ältere Ich-Erlebnis eine solche Veränderung erfährt, daß die Natur dieser Veränderung sich wesenhaft gleichstellt der Natur des jüngeren Ich-Er­lebnisses selber. Es wird dann im jüngeren Begriffs-Erleb­nis der Anprall so empfunden, als ob in der Veränderung, die bewirkt wird, etwas liege, was als Impuls auch im jün­geren Ich-Erlebnis vorhanden ist. Wärme, die von außen kommt, wird empfunden, wenn sie in die eigenen Ich­Erlebnisse so hereinströmt, daß sie sich als gleichartig er­weist den inneren Wärmeerlebnissen. Beim Gesichtssinn verhält es sich anders. Da muß das Bild von den beiden Strömungen so gewählt werden, daß der Strom, welcher

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das jüngere Ich-Erlebnis darstellt, selbst eine Veränderung erfährt, welche sich neben die Veränderung des älteren hinstellt. Nach dem Anprall wirken nun nicht die Ich-Er­lebnisse selbst aufeinander, sondern ihre beiderseitigen Ver­änderungen. Das jüngere Ich-Erlebnis schickt seine eigene Veränderung derjenigen des älteren entgegen. Ist die Ver­änderung des älteren Ich-Erlebnisses so stark als die des jüngeren, so läßt die erstere in die letztere etwas von ihrem Wesen einfließen und umgekehrt, und es tritt eine Tatsache auf, die eine Art Gleichgewicht vom älteren Jch-Erlebnis mit dem jüngeren darstellt. So kann man sich die Wechsel­wirkung des Menschen mit der Außenwelt bei den Erleb­nissen des Gesichtssinnes veranschaulichen. Für den Ge­schmackssinn gilt dann, daß sich die Veränderung des jün­geren Ich-Erlebnisses stärker erweist als die des älteren, da­durch tritt eine Tatsache auf, welche sich wie ein Entge­genstemmen der Veränderung des jüngeren Ich-Erlebnisses gegenüber dem älteren ausnimmt. Es fließt gewissermaßen nur ein Teil des jüngeren Ich-Erlebnisses ab; der andere Teil tritt wieder in das jüngere Ich zurück. Noch stärker erweist sich die Kraft des jüngern Ich-Erlebnisses für den Geruchssinn. Am stärksten tritt sie für den sogenannten Tastsinn auf. Da erhält sie ihre volle Eigenart gegenüber dem älteren Ich-Erlebnis und weist dieses bei der Berüh­rung zurück, um alles, was sie in sich hat, in sich selbst zu erleben. Im Tastsinn schickt das eigene Ich des Menschen seine Kräfte aus, um sie durch die Berührung mit der Außenwelt nicht verändern zu lassen, sondern sse in ent­gegengesetzter Richtung wieder zurückwirkend zu erleben. Man kann deshalb auch sagen: Im Tastsinn fließt der Strom des Ich-Erlebens nach außen, gibt nichts von sich an die

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Außenwelt ab, sondern erlebt seinen ganzen Inhalt in der Richtung von außen nach innen wieder. In dem Geruchs­sinn strömt das Ich-Erlebnis nach außen, verliert einen Teil seines Inhaltes, und erlebt den Rest in einer solchen Umän­derung, die ihm von außen aufgeprägt worden ist. Den ei­genen Inhalt in der Umprägung von außen hat das Ich als Geruchserlehnis gegeben. Im Geschmackserlebnis muß das Ich mehr von seinem Inhalt abgeben; die Umprägung der eigenen Wesenheit wird daher auch stärker erlebt als im Geruchserlehnis. Im Gesichtserlebnis gibt das Ich un­gefähr so viel ab, als es erhält. Im Wärmeerlebnis erweist sich das ältere Ich-Erlebnis als das stärkere; das jüngere Ich muß mehr abgeben als es erhält; es erlebt eine andere Art von Umprägung. Nicht eine solche, die ihm von außen be­wirkt wird, sondern eine, die es von innen nach außen selbst bewirkt. Im Gehörsinn wird es dann deutlich, wie die Umänderung in der Richtung von innen nach außen läuft. Der Laut lebt nicht mehr in derselben Außenwelt, in welche die Ursachen des Geschmacks- und Geruchssinnes versetzt werden müssen. Der Laut wird von innen nach außen entfaltet. Noch mehr ist das beim Sprachsinn, am meisten beim Begriffssinn der Fall.

Hier bricht der Text ab.

ANHANG 3

#G045-1979-SE136 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANHANG 3

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Diese Ausführungen gehören nicht dem Buchmanuskript an, doch sind sie, dem Inhalte nach, dem letzten Kapitel X: <

Man denke sich die erste Menschenanlage mit all den Kräf­ten, die sie innerlich in der physischen Welt haben kann, von unten nach oben von einer Kraft erfaßt, welche un­mittelbar aus der höheren Geisteswelt stammt und welche für sich allein wirkend nur den Menschen hervorbringen würde, insofern er Träger des Ich ist. Bevor dieser so be­schaffene Mensch überhaupt entstehen kann, werde die Kraft von anderen Kräften ergriffen, welche von rück­wärts nach vorne wirken (das heißt in Wirklichkeit nur, daß sie die erstere fortwirken lassen, nur sie im rechten Winkel ablenken), und die unmittelbar aus der niederen Geisteswelt stammen. Diese Kräfte bestünden in den In­halten des Lebenssinnes, des Eigenbewegungssinnes und des Gleichgewichtssinnes< So verschieden diese Inhalte auch sind, sie haben alle das gemeinsam, daß das Ich in der phy­sischen Welt sie als Erlebnisse des eigenen Leibes hat< Sie setzen somit nichts anderes voraus, als die eigene Leib­lichkeit, wenn sie erlebt werden sollen. Sie müssen in der physischen Welt an der eigenen Leiblichkeit erlebt werden, Somit wirken sie da durch die eigene Leiblichkeit.

Die Erlebnisse des Begriffs-, des Laut- und des Tonsinnes sind ihnen genau entgegengesetzt. Deren Erlebnisse müssen so wahrgenommen werden, daß in ihnen der eigene Leib sich ausschaltet. Es ist das Charakteristische dieser Erleb­nisse, daß sie unabhängig sind von der eigenen Leiblichkeit.

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In ihnen muß also das Ich etwas erleben, was es sich ein­fügen kann, ohne es einer Leiblichkeit zu entnehmen< Zu­gleich muß dieses «Etwas» unabhängig sein von den Orga­nen, welche diese Erlebnisse vermitteln< Und zwar in dem­selben Sinne unabhängig, wie das Ich selbst< In Begriff, Laut und Ton ist somit etwas, was zur eigenen Leiblichkeit in der physischen Welt so hinzukommt, wie das Ich selbst zu dieser Leiblichkeit hinzukommt. In der physischen Leib­lichkeit des Menschen müssen sich somit Organanlagen gel­tend machen, welche nicht selbst erst diese Leiblichkeit zu ihrer Voraussetzung haben< Diese stellen dann einen beson­deren Organismus dar, welcher innerhalb der physischen Welt mit den Inhalten des Gleichgewichtssinnes, des Eigen­bewegungssinnes und Lebenssinnes sich berührt, ohne erst mit den anderen Organen in Beziehung zu treten< Es müssen also diese Inhalte so wirken, daß sie lebenerfüllte Organe in einem schon bestehenden Organismus schaffen. Sie sind also Kräfte, welche in der physischen Welt so die Beschaf­fenheit der niederen Geisteswelt offenbaren, wie das Ich selbst diejenige der höheren Geisteswelt< Die Inhalte dieser Sinne müssen in die physische Welt unmittelbar hereinstrahlen, wie das Ich in sie unmittelbar hereinstrahlt. Wenn also diese Kräfte auf den physischen Menschen wirken, in­soferne er Träger des Ich ist, so werden sie diesen physischen Menschen in zwei physische Wesensglieder zerteilen, wo­von das eine in Lebensanlagen besteht, die zur Bildung von physischen Lebensorganen weiterschreiten; das andere aber wird diese Lebensanlagen so gestalten, daß sie die Träger werden können von Erlebnissen im Ich, welche aus der niederen Geisteswelt so stammen, wie das Ich selbst aus der höheren. Solche Erlebnisse aber sind die unmittelbar mit

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der Wesensart des Ich verwandten Erlebnisse des Begriffes, des Lautes, des Tones. Stellt man sich nun vor, daß die In­halte des Lebenssinns, Eigenbewegungs- und Gleichge­wichtssinns die Kräfte seien, welche aus der niederen Gei­steswelt heraus von rückwärts nach vorne die ursprüng­liche Anlage des physischen Leibes als Ich-Träger ergrei­fen und dieser ihre eigene Wesenheit aufprägen, so müßten sie diesem physischen Leib Organe einprägen, durch wel­che das Ich Erlebnisse hat, welche es so in Verbindung mit der niederen Geistwelt setzen, wie es durch sich selbst in Verbindung mit der höheren Geisteswelt ist< Ton, Laut und Begriff sind in ihrem Inhalte so unmittelbare Offenbarun­gen der niederen Geisteswelt, wie das Ich Offenbarung der höheren ist.

Stellt man sich nun weiter vor, die ursprüngliche Ich-Anlage des physischen Menschen sei nicht ein in sich Ru­hendes, sondern ein von unten nach oben Strebendes, so würde diese durch die in Lebenssinn, Gleichgewichts- und Eigenbewegungssinn liegenden Inhalte dadurch zu den Er­lebnissen des Tones, Lautes und Begriffes weitergebildet, daß sie von jenen Inhalten ergriffen und in der Richtung von rückwärts nach vorne mit ihnen durchsetzt würde< -Angenommen, diese so umgewandelte physische Menschen­anlage würde nun von rechts nach links ergriffen von den Inhalten des Gesichtssinnes, des Geschmackssinnes und des Geruchssinnes, des Wärmesinnes und des Gehörsinnes, so würden diese auf sie selbstverständlich nicht wirken können, wenn keine entsprechenden Sinnesanlagen vorhanden sind< Es könnte aber der Stoff selbst an diese Anlage gewisser­maßen anschlagen; dadurch würde sie in Organanlagen, welche durch die Inhalte von Gleichgewichtssinn, Eigenbewegungssinn

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und Lebenssinn sich sonst zu Organen für Begriff, Laut und Ton entwickeln würden, zu solchen Or­ganen werden, welche die äußere Wirkung des Stoffes in sich selbst erlebten< Das ist in der physischen Welt nur mög­lich, wenn Lehensorgane vorhanden sind< Nun ist klar, daß Atmungs-, Wärmungs- und Ernährungsvorgänge nur möglich sind durch schon vorhandene Lebensorgane< Dage­gen sind Absonderung, Erhaltung, Wachstum und Hervor­bringung solche Vorgänge, welche Ich-Erlebnisse in der phy­sischen Welt hervorrufen, die von äußeren Vorgängen dieser physischen Welt selbst unbeeinflußt sind< Insoferne sich solche Vorgänge in Lebenssinn, Eigenbewegungssinn und Gleichgewichtssinn zeigen, setzen sie nur innere Lebensor­gane voraus. Es sind also Lebensorgane vorhanden, welche ohne äußere Stoffbeeinflussung dem Ich so sich einverlei­hen, wie Begriff, Laut und Ton aus der physischen Welt heraus sich dem Ich einverleiben. Nun müssen für Wärme-sinn- und Gesichtserlehnis und Geschmackserlehnis äußere Stoffe vorhanden sein, von denen das Ich sein Erlebnis los-löst< Es sind also Lebensvorgänge vorhanden, welche nur innerlich empfunden werden; und es sind Wärme- und Ge­sichts- und Geschmackserlehnis im Ich als Empfindungen einverleibt, welche von den äußeren Stoffen losgelöst sind.

Man setze nun voraus, das Ich wäre als in der physischen Welt lebend so mit der astralen Welt verwandt, wie es durch sich selbst mit der höheren Geisteswelt, durch Begriff, Laut und Ton mit der niederen Geisteswelt verwandt ist< Das kann nur sein, wenn es in sich selbst solche Lebensvor­gänge hätte, welche sich an andern Lebensvorgängen so ent­zünden, daß dadurch von einem entsprechenden äußeren Lebensvorgang ein innerer angeregt würde< Man braucht

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dann nur in Hervorbringung, Wachstum, Erhaltung und Ab­sonderung solche Lebensvorgänge zu sehen, welche auch von außen, und in Atmung, Wärmung und Ernährung solche, welche auch von innen angeregt werden können< Nur müßte man zugleich voraussetzen, daß der inneren At­mung, Wärmung und Ernährung solche Vorgänge beige­sellt wären, welche aus der Außenwelt herein im Ich un­mittelbare Vorgänge anregen, wie Ton, Laut und Begriff sie dem Ich unmittelbar einverleiben< Das heißt: es müßten in die Ich-Anlage aus der astralen Welt Wirkungen gesche­hen, welche Lebensvorgänge von Lebensvorgängen in dem­selben Sinne loslösen, wie das Ich selbst Ton, Laut und Be­griff, ja auch die Ich-Wahrnehmung von sich loslöst< Wenn die innere Atmung, Wärmung und Ernährung angeregt würden durch ein Ich, das unmittelbar aus der Außenwelt das empfängt, was in Geschmack-, Gesicht- und Wärme-erlebnissen von dem in der physischen Welt lebenden Ich losgelöst wird, so könnte ein solches Ich in dem angege­benen Sinne wirken< Es müßte also dem physischen Men­schen ein Ich aus der astralischen Welt begegnen, welches durch seine Wesenheit nicht außerhalb der Geschmacks-, Gesichts- und Wärmeerlehnisse ist und erst Organe zu ihrer Wahrnehmung braucht, sondern ein solches, welches in seiner Wesenheit selbst innerhalb dieser Erlebnisse wäre< Geschmacks-, Gesichts- und Wärmeerlehnisse müßten nicht totstofflich, sondern beseelt von jenem Ich gedacht werden, welches der höheren und niederen Geisteswelt verwandt ist< Dann würde ein solches Ich sein Innenleben auf die physische Anlage des Menschen wirken lassen können; und es würden Geschmacks-, Gesichts- und Wärmeerlehnisse diese physische Anlage von innen durchstrahlen können.

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Wenn dann die Inhalte dieser Sinneserlebnisse die physi­sche Anlage zum Ich durchdringen würden, so könnten sie in solchen Organanlagen, welche Lebensvorgänge für Gleichgewichts, Eigenbewegungs- und Lebenssinn bewir­ken, eine Umwandlung hervorrufen, welche diese Organ­ianlagen verwandelten in Hervorbringungs-, Wachstums-, Erlialtungs- und Absonderungsorgane< Wäre also das Ich bis zu einem gewissen Zeitpunkte gegenüber der physischen Menschenanlage ein äußeres, dann könnte es von diesem Zeitpunkte an in Organanlagen, welche auf dem Wege sind, Atmungs-, Wärmungs- und Ernährungsorgane zu werden, die Anregung zu solchen geben, welche Ahsonderungs-, Er­haltungs-, Wachstums- und Hervorbringungsorgane sind.

Wenn n4n das Ich, welches aus der astralischen Welt Geschmacks, Gesichts- und Wärmeerlehnisse in die phy­sische hinstrahlt, nicht in sich ruhend gedacht wird, son­dern in der kichtung von links nach rechts strebte, so wür­den Lebensorgane entstehen, welche nach rechts hin sich als Atmungs-, Wärmungs- und Ernährungsorgane, nach links als Absonderungs-, Erhaltungs-, Wachstums- und Hervor­bringungsorgane ausbildeten. Da nun in solchen Organen, wie vorausgesetzt, das lebendige Ich ist, so würde es die Vorgänge dieser Organe nicht passiv hinnehmen, sondern es würde in seinen Vorgängen leben; diese wären zugleich Ich-Erlebnisse. Das Herandringen des Stoffes von links in den Ernährungsorganen entspräche der Erhaltung von rechts, die Wärmung von links dem Wachstum von rechts, die Atmung von links der Hervorbringung - die in diesem Falle Ausatmung wäre - von rechts. Die Absonderung würde den Stoff von beiden Seiten im Gleichgewicht hal­ren. - Die uingekehrten Prozesse müßten stattfinden, wenn

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Ernährung, Wärmung, Atmung von rechts wirken; da ent­stünde Erhaltung, Wachstum und Hervorbringung von links nach rechts. - Nun ist ja klar, daß in der physischen Welt freischwebende Geschmacks-, Gesichts- und Wärme-erlebnisse ebensowenig vorhanden sein können, wie es klar ist, daß Stoff vorhanden ist, welcher nicht nur der Atmung, Wärmung und Ernährung dienen kann, sondern welcher von einem Ich durch bloße Berührung erlebt werden kann, und zwar in rein seelischen Erlebnissen< Dies ist der Fall, wenn Stoff selbst als Bildempfindung auftaucht und sich an die Bildempfindung Begehrung und Bewegungsimpulse knüpfen< So kann nur für den Geruchssinn der Stoff auf­treten< Wenn nun der äußerlich an die Anlage des physi­schen Menschen anschlagende Stoff im Innern die Begeh­rung und den Bewegungsimpuls gegenüberstehen hat, so kann sein bloßer Anprall an die Anlage des physischen Menschen eine Bildempfindung bedeuten; wenn diese dann durch Begehrung einen inneren Bewegungsimpuls auslöst, dann kann ein in Bildung begriffenes bloßes Atmungsor­gan sowohl in seiner Bildung aufgehalten, wie über den Grad seiner eigenen Bildungskräfte hinausgeführt werden. Wirkt der Bewegungsimpuls stärker als die Begehrung, so wird es zum äußeren Atmungsorgan weiter geführt; . . , wirkt die Begehrung stärker; < . .* wirken Begehrungs- und Bewegungsimpuls gleich, so wird die Bildempfindung, wel­che es durch den Anprall des Stoffes an seinen Grenzen er­leidet, von unten nach oben ihrer ursprünglichen Anlage entgegengesetzt< Es wirke nun aber von unten nach oben das aus der Astralwelt stammende Ich nicht mehr, weil es

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* Varianre siehe Seite 144.

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ihm wesentlich ist, auf den Menschen nur in den Richtun­gen der horizontalen Ebene zu wirken< Dann kämen für die Wirkung nach oben nur die anfangs wirkende von oben nach unten aus der höheren Geisteswelt wirksame Kraft und solche vorher gebildete Sinnesanlagen und Lehensor­gane in Betracht, welche bei der Bewegung von rechts nach links und links nach rechts nicht ergriffen worden sind, weil sie durch ihre vor der Wirkung des astralischen Ich er­worbene Lage in jener Richtung keine solchen Einflüsse dieses Ichs erfahren konnten, welche sie ihrem Abschluß entgegen geführt hätten< Es könnten dies nur sein in Bildung begriffene Tonorgane, ein Lautorgan(e) und ein Begriffs-organ(e), welche bei der Bewegung von rückwärts nach vorne nicht abgeschlossen worden wären, weil die von oben nach unten wirkende Kraft den Abschluß, welcher durch die von rückwärts nach vorne wirkenden Kräfte hätte be­wirkt werden müssen, gehemmt hat< Angenommen, in der hier angedeuteten Bewegung wären nun nur wirksam die Inhalte des Gleichgewichtssinnes, des Eigenbewegungs-und Lebenssinnes, so könnten nur Wechselwirkungen ein­treten zwischen der nach oben wirkenden Anlage des phy­sischen Menschen und dem von oben nach unten wirkenden mit der höheren Geisteswelt verwandten Ich selbst; ferner zwischen jenen Sinnesanlagen und dem mit der niederen Geisteswelt verwandten von vorne nach rückwärts wir­kenden Ich. Das letztere Ich könnte seinerseits wieder in Wechselwirkung treten mit dem, was in Gleichgewichts-sinn, Eigenbewegungssinn und Lebenssinn Seibsterlehnis des Ich sein kann. Da nun innere Organe in der physischen Menschenanlage jetzt vorhanden sind, so.. .

Hier bricht der Text ab.

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Variante zu Seite 142:

. . . wirken Begehrungs- und Bewegungsimpulse gleich, so wird die Bildempfindung, welche es durch den Anprall des Stoffes an seinen Grenzen erleidet, von unten nach oben ihrer ursprünglichen Richtung entgegengesetzt. Dann kä­men für die weiteren Vorgänge in Betracht die Kräfte des Ich, das mit der höheren und niederen Geisteswelt, und mit der astralischen Welt verwandt ist. Ferner jene nicht zu Ende gekommenen in Bildung begriffenen Prozesse des Gehör-, Laut- und Begriffssinnes, welche der Einwirkung des in der horizontalen Ebene wirkenden astralischen Ich bisher widerstanden haben< Die letzteren werden also jetzt erst dieser Einwirkung ausgesetzt. Ihre Weiterbildung könnte nun durch innere Lebensvorgänge, welche den Bildempfindungen, Begehrungen und Bewegungsimpulsen des mit der Astralwelt verwandten Ich ausgesetzt werden, so geschehen, daß der Abschluß bei vollendeter Bewegung an der Grenze seiner Möglichkeit angelangt ist, oder es könnte der Abschluß vor der Grenze seiner Möglichkeit aufgehal­ten werden< Das erstere wäre der Fall, wenn die Wirkung des mit der Astralwelt verwandten Ich auf die Anlage des physischen Menschen in dem Augenblick erschöpft wäre, wo die Bewegung von vorne nach rückwärts aufhört< Das zweite träte ein, wenn die Wirkung jenes Ich auch nach abgeschlossener Bewegung noch forthesteht< Der erste Fall tritt ein für das Gehörorgan, bei dem die Bildempfindung des Ich die Bildung zum Abschluß bringt; der zweite Fall ist beim Laut- und Begriffssinn verwirklicht, welche nicht bis an die Oberfläche der physischen Menschenanlage ge­führt, sondern im Innern zurückgehalten werden. Sie bleiben

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daher auch nach Abschluß der Bewegung noch ent­wicklungsfähig< Das Zusammenwirken zwischen der ur­sprünglichen Richtung des mit der höheren Geisteswelt ver­wandten Ich von oben nach unten und der von unten nach oben strebenden Anlage des physischen Menschen macht sich nun in der aufrechten Gestalt geltend. In ihr zeigt sich, daß das Ich selbst die der physischen Menschenanlage glei­che Richtung hat, so daß nicht bloß die Kräfte von «rück­wärts-vorn», «vorn-rückwärts», «rechts-links», «links-rechts» tätig sind, sondern daß die physische Menschen­anlage sich im Sinne des Ich nach oben richtet ...

Den Vorgängen, welche hier angedeutet sind, entspricht das Bild der menschlichen Gestalt ebensosehr, wie der Ver­lauf des menschlichen Lebens . . .

ANHANG 4

#G045-1979-SE146 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANHANG 4

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Diese Einzelausführung wurde in den Band aufgenommen, da sie von Rudolf Sreiner ausdrücklich als zur «Anthroposophie» gehörig be­zeichnet wurde (vgl. Faksimile S. 148, oben)<

Die Wahrnehmung des andern Menschen ist Bildempfin-dung; als Realität steht ihr gegenüber die Erfüllung dessen, was der Tastsinn gibt, sodaß in diesem Innern gegeben ist die Wirklichkeit, welche dem Tastsinn zu Grunde liegt<

In der Wahrnehmung des Begriffes aus der Außenwelt ist gegeben, was als Realität in der physischen Leiblichkeit als Sinnesorgan der Ein-Bildung zu gelten hat< In diesem Sinnesorgan lebt der Begriff. So wird einem Lebensorgan von außen die Form des Begriffsorgans gegeben< Es ist hin­ter dem Lebensorgan der gestaltende Begriff: Lebenssinn.

In der Wahrnehmung des Lautes aus der Außenwelt ist gegeben, was als Realität in der physischen Leib lichkeit das Sinnesorgan der Laut-Bildung zu gelten hat. In diesem Sin­nesorgan lebt der Laut. Es ist hinter dem Lebensorgan der gestaltende Laut: Bewegungssinn.

In der Wahrnehmung des Tones aus der Außenwelt ist gegeben, was in der Realität der physischen Leiblichkeit als Sinnesorgan der Tonbildung zu gelten hat. In diesem Sin­nesorgan kommt der Ton zur Wahrnehmung< In dem Or­gan ist tätig, bevor es Gehörorgan ist, Gleichgewichtssinn.

A. Lebensorgane> welche die Seelenzustände in der physi­schen Welt zur Erscheinung bringen: auf der einen Seite<

B. Lebensorgane, welche sich in Sinnesorgane verwandeln:

auf der andern Seite.

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A. 1: der ganze Organismus:

Ichbewußtsein: Die Kopfform

2: die Blutzirkulation:

Strebungen-Begehrungen: Die Phantasie

3: der Muskelorganismus:

Bewegungsimpulse: Die Sprache

Das Ich lebt zunächst in seinen Seelenzuständen, dann in Lebensvorgängen, und diese prägen sich die Wahrnehmun­gen der Außenwelt ein

Absonderung

Gehöranlage

Wärmeempfindungs- Gesicht-

anlage Erhaltung anlage

Wärmung

Gesichtanlage Wachstum

Geschmackanlage Ernährung Geschmack­

Geruchanlage anlage

Gleichgewicht

Absonderung

#SE045-148

# Bild s. 148

ANHANG 5

#G045-1979-SE150 - Anthroposophie - Ein Fragment

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ANHANG 5

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Diese gegenüber dem Inhalt des Buches selbständige Abhandlung (un­vollendet) gehört im Duktus ganz zum Inhalt des vorliegenden Bandes, weshalb sie hier zum Abdruck kommt< Ihr Inhalt ist eine Erkennt-nisstudie anhand von Sprach- und Gehörsinn.

An dem Ich-Erlebnis kann erkannt werden, daß das Men-schenwesen aus sich heraus einen Organismus gestaltet, der in sich das Bild eines gleichen fremden Ichs gegenwärtg ma­chen kann. Was sich als solcher Organismus gestaltet, kann als der Typus eines Wahrnehmungsorgans betrachtet wer­den< Nun entzieht sich die innere Beschaffenheit dieses Or­ganismus, seine gesetzmäßige Wesenheit der unmittelbaren Anschauung innerhalb der Sinnenwelt. Sie verliert sich für diese Anschauung in den Tiefen des seelischen und organi­schen Lebens und Webens< Der Mensch wird sich dieses Organismus erst bewußt, wenn er ihn für die Wahrneh­mung der Sinnenwelt anwendet.

Zunächst im unmittelbar sinnlichen Leben richtet der Mensch nicht einmal seine Aufmerksamkeit auf die eigene Tätigkeit, welche er verrichtet, wenn er den Inhalt einer Wahrnehmung zum Ich-Erlebnis macht< Um von dieser Tätigkeit etwas zu wissen, muß er das Ich abwenden von dem Wahrnehmungsinhalt und auf die eigene Tätigkeit lenken. Er kommt dabei so weit, in sich Seelenvorgänge zu finden, welche er verrichtet, während die Wahrnehmung im Ich als Erlebnis gegenwärtig ist.

Schon diese Seelenvorgänge gehören nicht im eigentli­chen Sinne zu denjenigen Bewußtseinserlebnissen, welche der Mensch im gewöhnlichen Leben hat. Der Seelenforscher findet sich ja genötigt, einen Unterschied zu machen zwischen

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den Erlebnissen, welche gegenüber der Außenwelt gemacht werden und denjenigen, welche auf der Wahr­nehmung des eigenen Seelenlebens beruhen. Steht man ei­nem äußeren Dinge oder einer äußeren Tatsache gegenüber, so kann man diese mit denselben Erkenntniswerkzeugen weiter beobachten, durch welche sie zuerst wahrgenommen worden ist< Eine seelische Tatsache ist aber vorüber, wenn sich die beobachtende Erkenntnis auf sie richten will< Der hier in Betracht kommende Sachverhalt ist gut von Franz Brentano (in dessen Psychologie S<35) dargestellt worden< Es wird da scharf betont, daß die innere Wahrnehmung der Seelenvorgänge nie innere Beobachtung werden könne< «Gegenstände, die man, wie man zu sagen pflegt, äußerlich wahrnimmt, kann man beobachten; man wendet, um die Erscheinung genau aufzufassen, ihr seine volle Aufmerk­samkeit zu< Bei Gegenständen, die man innerlich wahr­nimmt, ist dies aber vollständig unmöglich< Dies ist insbe­sondere bei gewissen psychischen Phänomenen, wie zum Beispiel beim Zorne unverkennbar< Denn wer den Zorn, der in ihm glüht, beobachten wollte, bei dem wäre er offen­bar bereits gekühlt, und der Gegenstand der Beobachtung verschwunden< Dieselbe Unmöglichkeit besteht aber auch in allen anderen Fällen<»

Da nun Brentano sich in seiner Darstellung streng an dasjenige hält, was dem gewöhnlichen Bewußtsein inner­halb der Sinnenwelt zugänglich ist, so entgeht seiner Auf­merksamkeit der Unterschied, welcher besteht zwischen der Wahrnehmung solcher Seelenvorgänge, welche sich ab­spielen an den Wahrnehmungen der Außenwelt, und sol­chen, welche in diese Wahrnehmung hinein verschmolzen sind< Die Freude oder das Leid, die der Mensch an gewissen

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Wahrnehmungen hat, kann er innerhalb der Sinnen-welt wahrnehmen, nicht aber diejenigen Seelenvorgänge, welche ablaufen, während das Ich an die Wahrnehmung der Außenwelt ganz hingegeben ist< Denn diese Seelenvorgänge sind vor dem Wahrnehmen noch nicht da, nach dem Wahrnehmen aber sind sie für das gewöhnliche Bewußt­sein verschwunden. Die gewöhnliche innere Wahrnehmung erstreckt sich nämlich nur auf solche Seelenvorgänge, in Bezug auf welche der Mensch mit dem inneren Erleben nicht völlig an die Außenwelt hingegeben ist<

Diejenigen Seelenvorgänge, welche sich abspielen, wäh­rend das Ich an einen Gegenstand ganz hingegeben ist, lie­gen nicht innerhalb der Welt, in welcher dieser Gegenstand liegt< Bei Gegenständen der Sinnenwelt liegen sie somit in einer übersinnlichen Welt. Es kann eine Wahrnehmung sol­cher Seelenvorgänge nur dadurch möglich gemacht werden, daß sich das Ich ganz anderer Fähigkeiten bedient, als ihm in der Sinnenwelt zur Verfügung stehen. Es muß das Ich die Erkenntnis richten können auf Vorgänge, welche be­ginnen, wenn die Aufmerksamkeit auf einen Sinnengegen­stand sich richtet, und welche verschwunden sind, wenn diese Aufmerksamkeit aufhört.

Es soll an diesem Orte nur darauf hingewiesen werden, daß ein solches Wahrnehmen möglich ist. Zu demselben muß sich das Ich aus dem Bereiche der Sinnenwelt ganz herausziehen und das Gefüge seelischer Tätigkeiten betrach­ten können, welche sich abspielen, wenn es in seinem ge­wöhnlichen Leben an einen äußeren Gegenstand hingege­ben ist< Das Ich hätte sich dann in eine übersinnliche Welt versetzt, und nähme in derselben die Seelentätigkeiten wahr, die sonst vor dem Bewußtsein verschwinden< Nur

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eben angedeutet soll hier werden, daß die Vornahme ge­wisser Seelenübungen zu einem solchen Versetzen des Ich aus seinen gewöhnlichen Erlebnissen führt. (Man ver­gleiche, um solche Seelenübungen kennen zu lernen, mein Buch: «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Wel­ten»<)

Die Wahrnehmung der entsprechenden Seelenvorgänge gehört also einer übersinnlichen Welt an< Aber auch das innerhalb der Sinnenwelt stehen bleibende Nachdenken muß solche Vorgänge erschließen< Denn die Sinnenwelt deutet auf sie hin so, wie der Rauch auf das Feuer deutet, auch wenn man das letztere nicht sieht. (Dieser Herbart­sche Vergleich ist durchaus zutreffend).

Es scheint nach dieser Darstellung, daß dem gewöhn­lichen in der Sinnenwelt lebenden Bewußtsein nur die An­erkennung der charakterisierten übersinnlichen Welt mög­lich sei, daß ihm aber jede genauere Einsicht in dieselbe versagt bleiben müsse. Das wäre der Fall, wenn im Bereiche dieses Bewußtseins nichts auftreten könnte, was die innere Tätigkeit der Seele und die Wahrnehmung eines Gegen­standes gleichzeitig zur Anschauung bringt. Welcher Art müßte dieses «Etwas» genauer sein? Es müßte das Erlebnis einer Wahrnehmung nicht bloß innerhalb der Sinnenwelt da sein, sondern der Mensch müßte auch die Aufmerksam­keit auf dieses Erlebnis so gerichtet haben können, daß er seine eigene Tätigkeit während des Erlebens wahrnimmt. Im Bereiche der sinnlichen Erlebnisse ist in einem mehr oder weniger beschränktem Maße dies der Fall in dem Verhält­nis, welches der Mensch zu seinem eigenen Sprechen hat< Nur darf man dabei nicht an das Hören der eigenen Laute mit dem Ohre denken. Denn dieses Anhören der eigenen

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Laute unterscheidet sich in nichts von dem Anhören frem­der Laute. Es wird durch dasselbe nur eine Sinneswahrneh­mung bewirkt< Man muß vielmehr die Aufmerksamkeit auf das dumpfe Bewußtsein lenken, welches man von den Be­wegungen der Sprachwerkzeuge haben kann, wenn ein Laut hervorgebracht werden soll< Wäre ein solches Be­wußtsein nicht vorhanden, so könnte es nie in die Gewalt des Menschen kommen, das Richtige zu tun, um einen ge­wissen Laut hervorzubringen< Was ist also in der Seele vorhanden, indem ein Laut hervorgebracht wird? Außer dem Laut selbst, welcher der Sinnenwelt angehört, ist ein Bild der Eigenbewegung der entsprechenden Organe vor­handen< - Dieses Bild ist keineswegs von gleicher Eigen­schaft wie ein Vorstellungsbild, welches durch äußere Wahrnehmung gewonnen wird< Das letztere ist um so rich­tiger, je mehr es mit der Wahrnehmung zusammenfällt< Das Bild der Eigenbewegung der Organe bei einem ausgespro­chenen Laut kann gar nicht mit diesem Laute selbst zusam­menfallen< Es ist ja möglich, daß der Mensch niemals dahin gelangt, dieses Bild sich zum Bewußtsein zu bringen; dann wird er die zum Sprechen notwendigen Eigenbewegungen eben stets unbewußt ausführen. Bei einem solchen unbe­wußt Sprechenden muß aber doch in den Tiefen des Orga­nismus dasselbe vorgehen, was sich bei demjenigen abspielt, der immer mehr in den Sprachorganismus eindringt und so die Gestaltung der Lautorgane als Bilder in sein Bewußt­sein heraufhebt< Das Wissen des letzteren ruft die Wirklich­keit dessen natürlich nicht erst hervor, was wahrgenommen wird. Das Wahrgenommene ist ein Seelenvorgang, welcher mit der sinnlichen Tatsache des Lautens gleichzeitig sich vollzieht

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Nun wird im Vorgange des Sprechens dieser Seelenvor-gang mehr oder weniger durch die Hingabe des Ich an den gesprochenen Laut verdeckt. Es gehört eine besondere Übung dazu, die Aufmerksamkeit in diesem Falle auf die Eigenbewegung des Organismus zu lenken. Im wesentlichen unterscheidet sich aber die Wahrnehmung der Eigenbewe-gung beim Sprechen nicht von derjenigen, welche man beim Heben eines Beines oder dem Bewegen eines Armes hat. Nur entfällt bei diesen Eigenbewegungen der Laut. Es kommt bei ihnen eine äußere Wahrnehmung nicht mehr in Betracht< Denn daß man seine eigenen Bewegungen auch zum Beispiel sehen kann, ist für das ohne Belang, was in der Seele als Wahrnehmung der Eigenbewegung lebt< In dem Hingegebensein an die Wahrnehmung der Eigenbewe-gung liegt also ein Seelenvorgang von jener Art vor, wie diejenigen sein müssen, welche gleichzeitig mit einer äuße­ren Wahrnehmung sich abspielen< Nun bleibt aber dafür bei diesen Seelenvorgängen die Wahrnehmung eines der äußeren Wahrnehmung entsprechenden Vorganges zu­nächst ganz außerhalb des gewöhnlichen Bewußtseins< Es kommt nur ein Seelenvorgang ins Bewußtsein; was sich eigentlich im Leibe abspielt, während dieser Seelenvorgang sich vollzieht, kann unmittelbar nicht Gegenstand des Be­wußtseins werden.

Im Sinne des Dargestellten erscheint der Schluß berech­tigt, daß bei äußeren Wahrnehmungen die Inhalte des Wahrgenommenen bewußt werden, daß dagegen ihnen ent­sprechende Seelenvorgänge verborgen bleiben; bei der Wahrnehmung von inneren Vorgängen des Organismus diese nicht unmittelbar offenbar werden, dagegen die ent­sprechenden Seelenvorgänge im Bewußtsein auftreten.

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Auf Grund dieses Schlusses ist nun eine Vorstellung möglich über die Natur der beiden Arten von Wahrneh­mungen< Bei äußeren Wahrnehmungen erhebt sich im Be­wußtseinshorizont der Inhalt der Wahrnehmung; unter die­sem Horizont spielt sich ein Reiz auf den Menschen ab, welcher nicht ins Bewußtsein heraufsteigt< Dieser Reiz ist von der Art wie der Seelenvorgang, welcher zum Beispiel bei einer Eigenbewegung des Organismus ins Bewußtsein ein­tritt. Würde die äußerliche sinnliche Wahrnehmung in ent­sprechendem Falle unbewußt bleiben können, und dafür sich das Ich ganz dem inneren Seelenvorgang hingeben können, so müßte es etwas Ähnliches erleben wie bei einer Eigenbewegung< Nur würde es in keinem inneren Vorgange die Veranlassung zu dem Seelenvorgange finden können.

Man fasse nun wieder den Vorgang des Hörens eines Lautes ins Auge< Nur stelle man sich vor, man höre nicht dem eigenen Sprechen zu, sondern dem Sprechen eines an­deren Menschen< Dann fällt die eigene Bewegung der Sprachorgane und damit die Tätigkeit des Ich am eigenen Organismus hinweg< Das andere Ich tritt an die Stelle des eigenen< Dessen Tätigkeit bringt den Laut hervor< In dem Hörenden ist der charakterisierte Seelenvorgang vorhan­den, der nicht zum Bewußtsein kommt. Da er aber vor­handen ist, so tritt er dem Laute entgegen< Dieser stößt an den Widerstand des Seelenvorganges und wird auf diese Art bewußt. Man hat sich nun nur vorzustellen, daß das Ich sich mit dem Laute verweht, nachdem er von dem See-lenvorgang aufgehalten ist, so hat man einen Begriff von dem Bewußtwerden des Lautes< Es ist der an dem eigenen Seelenvorgang erzeugte Widerhall des Lautes, welcher zum Bewußtsein des Ich gelangt< Der Laut lebt in diesem Falle

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erst beim Sprechenden; dann wird er zurückgeworfen am eigenen Seelenvorgang des Hörenden; und nach der Zurückwerfung lebt er in dem Zuhörer. Wenn man bedenkt, daß der Laut, um welchen es sich handelt, im wesentlichen in gleicher Art beim Sprechenden wie heim Hörenden vor­handen ist, so wird man keine Schwierigkeit darin sehen, sich den Vorgang des Bewußtwerdens in der geschilderten Art vorzustellen. Und es erscheint dann ganz selbstver­ständlich, daß das bewußte Ich für das Anhören eines Lau­tes, der von einem sprechenden Menschen ausgeht, nicht innerhalb, sondern außerhalb seiner eigenen unbewußten, aber mit der Lautwahrnehmung vorhandenen Seelenvor­gänge ist<

Man halte damit nun zusammen die Wahrnehmung eines Tones, welcher von einem leblosen Körper ausgeht< Das bewußte Ich ist mit diesem Tone genau so verwoben, wie mit dem fremden Laut. Es muß daher in derselben Art von ihm ein Bewußtsein erlangen< Es muß ein Seelenvorgang dem Tone Widerstand leisten und der also aufgefangene Ton sich dem Ich einverleiben. - So sieht sich der Vorgang an, wenn man ihn mit der Lautwahrnehmung vergleicht. Sieht man ihn aber von der Seite der sinnlichen Wahrneh­mungswelt an, so erheben sich gegen eine solche Auffassung Bedenken< In dieser Wahrnehmungswelt findet man als Ausgangspunkt des Tones einen Körper, dessen Teile in einer bestimmten Bewegung sind. Man wird gewahr, daß sich diese Bewegung in der Luft fortsetzt< Die bewegte Luft gelangt an das Ohr; und als Folge des Anschlagens der Luftbewegung an das Ohr und den Nervenorganismus er­gibt sich im Bewußtsein des Ich der Ton. Man kann nun leicht zu der Vorstellung kommen, daß in der Außenwelt

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überhaupt nichts anderes vorhanden sei als die Bewegung des Körpers und der Luft; und daß der Ton nur inner­halb der Seele als Gegenwirkung gegen die physische Be­wegung entstehe< Diese Vorstellung hat etwas so Verlok­kendes, daß sie als Glaube in vielen philosophischen Welt­anschauungen lebt< Sie wird dann übertragen auf alle Sin­neswahrnehmungen; und man sagt: Ton, Licht und so wei­ter seien nur in der Seele des Menschen vorhanden; außer derselben sei die Welt stumm und finster.

Daß man zu dieser Vorstellung nicht unbedingtes Ver­trauen haben darf, bewirkt die Lautwahrnehmung an ei­nem sprechenden Menschen< Hier ist es doch zweifellos, daß der gehörte Laut wesensgleich ist mit dem Gesproche­nen. Es ist deshalb kein Bild, sondern entspricht durchaus dem wirklichen Vorgang, wenn gesagt wird, daß der Laut des Sprechenden durch den Strom der äußeren Vermitte-lungen zum Hörenden getragen wird, und dieser in dem, was er wahrnimmt, ein wirkliches Abbild dessen hat, was in der Außenwelt vorhanden ist, nicht bloß eine Ge­genwirkung seiner Seele auf einen lautlosen äußeren Vor­gang<

Ein Einwand ist ja auch hier möglich< Man könnte nämlich folgendes sagen. Der Sprechende erregt gewisse Bewegungen seiner Sprachwerkzeuge und dadurch der Luft. Außerhalb des Sprechenden sei aber nichts vorhan­den als diese Luftbewegungen. Weil diese nun in einer ge­wissen Art sind, so entstehe in der Seele des Hörenden eben die Gegenwirkung, welche demjenigen Vorgang entspricht, durch welchen der Sprechende die Bewegung hervorge­bracht hat< Ein solcher Einwand kommt aber doch nicht in Betracht. Denn es handelt sich darum, ob dasjenige, was

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im Ich zuletzt bewirkt wird, außer dem Ich als solches eine Wirklichkeit hat. Und dies ist bei dem gehörten Laute zweifellos der Fall<

Nun ist die Verbindung des Ich mit dem Ton, welcher von einem leblosen Körper ausgeht, keine andere als die mit dem Laute eines sprechenden Menschen. Es kann daher auch über äußeres oder inneres Dasein des Tones in Bezug auf den menschlichen Gesamtorganismus nicht anders ge­dacht werden als über das entsprechende Dasein eines Lautes<

Das objektive Dasein des Lautes ist in dem Sprechenden. Der Hörende bezieht den Laut auf diesen Sprechenden. In welcher Art geschieht dieses? Doch nur so, daß der Hörende mit dem Laute zugleich den Eindruck verbindet: der Laut geht aus von einem Wesen, das mir gleich ist. Wenn ein Mensch sich allein in einem übrigens menschenleeren Raum wüßte, und von irgendeiner Seite her ein Laut käme, so würde er offenbar den Laut nicht auf einen sprechenden Menschen beziehen< Es kommen zu der Wahrnehmung des Lautes noch andere Wahrnehmungen hinzu, welche diese Beziehung bewirken. Diese anderen Wahrnehmungen sind nun durchaus nicht etwa die Gesichtswahrnehmungen, die man durch die Gestalt des Sprechenden erhält, sondern alles das, wodurch der Mensch zu dem Urteile kommt: der Spre­chende ist ein Wesen meines Gleichen, und im Innern dieses Wesens liegt die Ursache des gesprochenen Lautes, wie sie entsprechend auch in mir selber liegen kann. Der Vorgang, durch welchen dieses Urteil entsteht, ist ein sehr kompli­zierter< Seine Entstehung verliert sich in die Mannigfaltig­keit aller derjenigen Erlebnisse, durch welche ein Mensch dazu kommt in anderen Menschen Wesen seines Gleichen

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anzuerkennen< Doch liegt das Resultat aller dieser Erleb­nisse zu Grunde, wenn das Ich sich mit einem Laute ver­woben findet und diesen Laut eben auf ein Wesen seines Gleichen bezieht. Was dem naiven Bewußtsein so einfach dünkt, das Urteil zu bilden: «ein Mensch spricht», ist in der Tat das Ergebnis sehr komplizierter Vorgänge. Diese Vorgänge spitzen sich dahin zu: in einem Laute, in welchem man sich erlebt, zugleich ein anderes Ich zu erleben. Es wird bei diesem Erlebnis alles andere außer Acht gelassen, und insofern die Aufmerksamkeit darauf gelenkt wird, die Beziehung von Ich zu Ich in Betracht gezogen< Das ganze Mysterium des Mitgefühls mit einem fremden Ich drückt sich in dieser Tatsache aus. Will man sie beschreiben, so kann man dies nicht anders, als indem man sagt: der Mensch fühlt das eigene Ich in dem fremden< Vernimmt er dann den Laut des fremden Ich, so lebt das eigene Ich in diesem Laut und damit in dem fremden Ich<

Lebt nun das eigene Ich verwoben mit dem Ton eines leblosen Gegenstandes, so kann es innerhalb der Sinnen-welt nur auf diesen leblosen Gegenstand beziehen< Geht es aber an diesen heran, so kann es in ihm zunächst nicht leben wie in einem fremden Ich beim Laut< Es ist mit dem Ton verwoben, nicht aber mit dem leblosen Gegenstand. Wohl aber zeigt die Beobachtung der Sinnenwelt eine Beziehung des leblosen Gegenstandes zum Gehörorgan (und zu dem entsprechenden Nervenorganismus)< Dieselbe Beziehung besteht aber auch zwischen dem Sprachorganismus des Sprechenden und dem Ohr und Nervenorganismus des Hö­renden< Und doch bedeutet diese Beziehung hier nur eine vermittelnde Strömung für den im Ich des Sprechenden objektiv vorhandenen Laut< Es spricht also diese Beziehung

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nicht dafür, daß in ihr die objektive Wirklichkeit des To­nes eines lehlosen Gegenstandes gegeben und der wahrge­nommene Toninhalt nur die Gegenwirkung der mensch­lichen Seele sei< Es gibt keine andre Möglichkeit als zu den­ken, auch in diesem Falle sei mit dem Ton das Ich so ver­bunden wie mit dem Laut< Im Sinne der obigen Darstellung müßte dann der Ton an den Hörenden heranschlagen, die charakterisierten Seelenvorgänge müßten unter dem Ho­rizonte des Bewußtseins entstehen und das Ich lebte dann in dem Tone, da dieser seinen Widerstand an den entspre­chenden Seelenvorgängen findet< Es wäre dann der Ton in der Außenwelt vorhanden wie der Laut in dem Spre­chenden, nur lägen alle die Gründe nicht vor, welche das hörende Ich veranlassen könnten, den Ton des leblosen Ge­genstandes auf ein Wesen seines Gleichen zu beziehen< Das kann aber nichts anderes bedeuten, als daß der Hörende beim Laut eines Menschen sein Ich an ein fremdes Ich hin­gibt, beimTon eines lehlosen Gegenstandes nur an den Ton selbst< Das hörende Ich fühlt sich beim Laute veranlaßt, durch diesen hindurchzudringen, beim Ton des leblosen Gegenstandes nicht. Im übrigen gehören Laut und Ton des leblosen Gegenstandes in der gleichen Art der Sinnenwelt an, und das hörende Ich ist mit beiden in der gleichen Art verbunden. Deshalb darf aber auch die Beziehung des To­nes zu dem, was sich zwischen tönendem Gegenstand und dem hörenden Menschen als Luftbewegung und so weiter abspielt, nicht anders gedacht werden als die Beziehung des Lautes zu der entsprechenden äußeren Bewegung.

Zu dem äußeren leblosen Gegenstand muß der Ton dem­nach in ein Verhältnis gebracht werden, wie ein solches der Laut zu dem sprechenden Menschen hat. Es kann das nicht

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geschehen, ohne den leblosen Gegenstand auf ein ihm selbst inneres Leben zu beziehen. Es wird dieses gewiß Schwierig­keiten machen, so lange man den entsprechenden leblosen Gegenstand als eine in sich abgeschlossene Wesenheit be­trachtet. Allein eine solche Vorstellung gliche derjenigen, welche den Kehlkopf des Menschen als abgeschlossene We­senheit betrachten wollte. Damit der Kehlkopf einen Laut oder Ton erzeuge, muß er mit den Seelenvorgängen und den Ichvorgängen des Sprechenden in Zusammenhang ste­hen. Diese Seelenvorgänge und Ichvorgänge können in der Sinnenwelt von außen nicht betrachtet werden. Sie sind übersinnliche Vorgänge. Zur Sinnenwelt darf vom Mensch nur gerechnet werden, was sinnlich wahrnehmbar ist. Der Laut gehört der Sinnenwelt an; der seelische Inhalt des Lautes nicht. Was nun in der Sinnenwelt als Bewegung des leblosen tönenden Körpers, als Luftbewegungen und so weiter beobachtet werden kann, muß als Wirkung des im Tone Lebenden in der Sinnenwelt gedacht werden. Und in­soferne der Ton, wie ihn das Ich wahrnimmt, nicht selbst als Ursache einer Bewegung gelten kann, muß dem Tone eine übersinnliche Welt zu Grunde liegend angenommen werden, welche die Bewegung in dem Leblosen hervor­bringt und dem Ich als Ton sich offenbart. Die Beziehung aber, welche das Ich zu seines Gleichen bei einem mensch­lichen Laut in der Sinnenwelt herstellt, muß für den Ton eines leblosen Gegenstandes in einer hinter dem Ton liegen­den übersinnlichen Welt gesucht werden.

Wenn der Mensch singend selbst einen Ton erzeugt, so kann unterschieden werden der zuletzt vom Ich zu hörende Ton: er gehört der Sinnenwelt an. Zweitens die seelische Regung (der Seelenvorgang), die dem Ton zu Grunde liegt.

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Sie ist in der Sinnenwelt nicht zu beobachten. Sie gehört einer übersinnlichen Welt an, von welcher der Mensch nur ein Bewußtsein hat, weil er in ihr lebt.

Hier bricht der Text ab.

HINWEISE

#G045-1979-SE165 - Anthroposophie - Ein Fragment

#TI

HINWEISE

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In vorliegendem Band wurden nur jene Abwandlungen und Textva-rianten aufgenommen, die einen eindeutigen Bezug zu dem Manuskript «Anthroposophie» haben.

Viele anderen im Archiv vorhandenen Bruchstücke, bei denen kein direkter Bezug festzustellen war, sowie eine größere Anzahl weiterer Ausführungen und Schemata zum Thema «Sinneslehre» werden als Er­gänzung in den «Beiträgen zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe« ver­öffentlicht werden.

zu Seite

30 was Goethe gesagt hat: in seinem Gedicht «Vermächtnis»,

4. Strophe, wörtlich:

«Den Sinnen hast du dann zu trauen,

Kein Falsches lassen sie dich schauen,

Wenn dein Verstand dich wach erhält.»

101 Zu Zeile 18 von oben: Beim Worte «umgewendeten» enden die von Rudolf Steiner durchgesehenen Korrekturbogen. Der wei­tere Text geht auf das Manuskript zurück (vgl. Vorbemerkung auf S.11 unten).

151 Franz Brentano, 1838-1917, Philosoph und Psychologe. « Psy­chologie vom empirischen Standpunkt», 1. Band, 1874, Seite 35/36.

153 Dieser Herbartsche Vergleich: Johann Friedrich Herbart, 1776-

1841, Philosoph, Psychologe und Pädagoge. Gesamtausgabe in

12 Bänden. Der Vergleich konnte bis jetzt nicht aufgefunden

werden. Rudolf Steiner über Herbart siehe auch: «Die Rätsel

der Philosophie». Bibl.-Nr. 18, Gesamtausgabe Dornach 1968,

S.256ff., wo dseser Vergleich ebenfalls angefuhrt wird.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.