GA 266/2: Unterschied zwischen den Versionen

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Tauler, Johannes 144, 326, 330, 402, 407
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Zarathustra 46, 268, 399 Zoroaster 44, 46
Zarathustra 46, 268, 399 Zoroaster 44, 46
= Literatur =
* [[a:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]]: ''Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912'', [[GA 266/2]] (1996), ISBN 3-7274-2662-4 {{Schule|266b}}
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[[Kategorie:GA 266/2 Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, Band II: 1910 – 1912|!]]
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Aktuelle Version vom 9. August 2023, 00:30 Uhr

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VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER

#G266b-1996-SE009 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

VORBEMERKUNGEN DER HERAUSGEBER

#TX

Innerhalb der Rudolf Steiner Gesamtausgabe, die sich in die drei großen Abteilungen Schriften - Vorträge - künstlerisches Werk glie­dert (siehe die Übersicht am Schluß des Bandes>, erscheinen alle Dokumentensammlungen von Rudolf Steiners esoterischer Lehrtä­tigkeit in der Reihe «Veröffentlichungen zur Geschichte und aus den Inhalten der esoterischen Lehrtätigkeit Rudolf Steiners» (siehe die Übersicht S.2).

Näheres zur Geschichte der Esoterischen Schule Rudolf Steiners, wie sie von 1904 bis 1914 bestanden hat, findet sich in den beiden ersten Bänden dieser Reihe (GA 264 und 265) und in den «Vorbe­merkungen der Herausgeber» im Band 1 «Aus den Inhalten der eso­terischen Stunden» (GA 266/1). Ebenso wie dieser Band so vollstän­dig als möglich und in streng chronologischer Reihenfolge alle vor-liegenden Gedächtnisaufzeichnungen von Teilnehmern an esoterischen Stunden aus den Jahren 1904 bis einschließlich 1909 umfaßt, so auch der vorliegende Fortsetzungsband alle vorliegenden Aufzeichnungen aus den Jahren 1910 bis einschließlich 1912. Die Aufzeichnungen der Jahre 1913 und 1914 werden in einem zweiten Fortsetzungsband erscheinen.

Dankenswerterweise haben auch für den Druck des vorliegenden Bandes das Archiv des Goetheanum und andere Stellen ihre Samm­lungen zum Vergleichen und Ergänzen zur Verfügung gestellt.

Da es sich um Aufzeichnungen von esoterischen Stunden han­delt, die hinterher aus dem Gedächtnis niedergeschrieben wurden, müssen sie als fragmentarisch, mitunter verstümmelt und vielleicht manchmal auch als fehlerhaft gewertet werden. Andrerseits stammen sie jedoch von Schülern, die mit den allgemeinen geisteswissen­schaftlichen Lehrinhalten gut vertraut waren. Außerdem lassen sich die Unzulänglichkeiten und etwaigen Fehler in den Schülernieder­schriften korrigieren und ergänzen durch Heranziehen der Schriften und Vorträge Rudolf Steiners über den Schulungsweg. Denn wie aus manchen Aufzeichnungen hervorgeht, wurde von ihm selbst darauf hingewiesen, daß sich das in den esoterischen Stunden mitgeteilte

#SE266b-010

Geisteswissenschaftliche weniger dem Inhalt als der Art nach von dem der andern Vorträge unterscheidet.

Für die Herausgabe ist, abgesehen von Korrekturen eindeutig sinn­entstellender Fehler, von einer stilistischen Redaktion weitgehend Abstand genommen worden. Einfügungen, die sich in runden Klam­mern finden, gehen auf die Aufzeichner zurück. Durch die Heraus­geber vorgenommene Ergänzungen und Einfügungen in den Texten wurden in eckige Klammern gestellt, außerhalb der Texte klein (pe­tit) geschrieben. Näheres zu den Textunterlagen findet sich in den Hinweisen am Schluß des Bandes.

#TI

IMMER WIEDERKEHRENDE SPRÜCHE

AUS DEN ESOTERISCHEN STUNDEN

DER JAHRE 1910 BIS 1912

#SE266b-012

Die Sprüche an den Tagesgeist*

Meditationen, die das Zeitwesen der Hierarchien erfasscn

#TX

Freitag Abend für Sonnabend Saturn

Großer umfassender Geist,

der Du den endlosen Raum erfülltest,

als von meinen Leibesgliedern

keines noch vorhanden war:

Du warst.

Ich erhebe meine Seele zu Dir.

Ich war in Dir.

Ich war ein Teil Deiner Kraft.

Du sandtest Deine Kräfte aus,

und in der Erde Urbeginn spiegelte sich

meiner Leibesform erstes Urbild.

In Deinen ausgesandten Kräften

war ich selbst.

Du warst.

Mein Urbild schaute Dich an.

Es schaute mich selbst an,

der ich war ein Teil von Dir.

Du warst.

- - -

* Vgl. hierzu auch «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden«, Band I, GA 266/1, S.63-78.

Es ist überliefert, daß die meisten Stunden mit der Anrufung des Tagesgeistes begonnen wurden, doch ist dies nicht immer in den Aufzeichnungen festgehalten worden.

#SE266b-013

Sonnabendabend für Sonntag Sonne

Großer umfassender Geist,

viele Urbilder sproßten aus Deinem Leben,

damals, als meine Lebenskräfte

noch nicht vorhanden waren.

Du warst.

Ich erhebe meine Seele zu Dir.

Ich war in Dir.

Ich war ein Teil Deiner Kräfte.

Du verbandest Dich

mit der Erde Urbeginn

zur Lebenssonne

und gabest mir die Lebenskraft.

In Deinen strahlenden Lebenskräften

war ich selbst.

Du warst.

Meine Lebenskraft strahlte in der Deinen

in den Raum.

Mein Leib begann sein Werden

in der Zeit.

Du warst.

#SE266b-014

Sonntagabend für Montag Mond

Großer umfassender Geist,

in Deinen Lebensformen leuchtete Empfindung,

als meine Empfindung

noch nicht vorhanden war.

Du warst.

Ich erhebe meine Seele zu Dir.

Ich war in Dir.

Ich war ein Teil Deiner Empfindungen.

Du verbandest Dich

mit der Erde Urbeginn,

und in meinem Leibe begann

das Leuchten der eignen Empfindung.

In Deinen Gefühlen

fühlte ich mich selbst.

Du warst.

Meine Empfindungen fühlten Dein Wesen in sich.

Meine Seele begann in sich zu sein,

weil Du in mir warst.

Du warst.

#SE266b-015

Montag für Dienstag Mars

Großer umfassender Geist,

in Deinen Empfindungen lebte Erkenntnis,

als mir noch nicht Erkenntnis gegeben war.

Du warst.

Ich erhebe meine Seele zu Dir.

Ich zog ein in meinen Leib.

In meinen Empfindungen lebte ich mir selbst.

Du warst in der Lebenssonne.

In meiner Empfindung

lebte Dein Wesen als mein Wesen.

Meiner Seele Leben

war außerhalb Deines Lebens.

Du warst.

Meine Seele fühlte ihr eigenes Wesen in sich.

In ihr entstand Sehnsucht.

Die Sehnsucht nach Dir,

aus dem sie geworden.

Du warst.

#SE266b-016

Dienstag für Mittwoch Merkur

Großer umfassender Geist,

in Deines Wesens Erkenntnis ist Welterkenntnis,

die mir werden soll.

Du bist.

Ich will meine Seele einigen mit Dir.

Dein erkennender Führer

beleuchte meinen Weg.

Fühlend Deinen Führer

durchschreite ich die Lebensbahn.

Dein Führer ist in der Lebenssonne.

Er lebte in meiner Sehnsucht.

Aufnehmen will ich sein Wesen

in meines.

Du bist.

Meine Kraft nehme auf

des Führers Kraft in sich.

Seligkeit zieht in mich.

Die Seligkeit, in der die Seele

den Geist findet.

Du bist.

#SE266b-017

Mittwoch für Donnerstag Jupiter

Großer umfassender Geist,

in Deinem Lichte strahlt der Erde Leben,

mein Leben ist in dem Deinen.

Du bist.

Meine Seele wirkt in der Deinen.

Mit Deinem Führer gehe ich meinen Weg.

Ich lebe mit Ihm.

Sein Wesen ist Bild

meines eigenen Wesens.

Du bist.

Des Führers Wesen in meiner Seele

findet Dich, umfassender Geist.

Seligkeit ist mir

aus Deines Wesens Hauch.

Du bist.

In einer anderen Niederschrift lautet die drittletzte Zeile: «Seligkeit wird mir»

#SE266b-018

Donnerstag für Freitag Venus

Großer umfassender Geist,

in Deinem Leben lebe ich mit der Erde Leben.

In Dir bin ich.

Du bist.

Ich bin in Dir.

Der Führer hat mich zu Dir gebracht.

Ich lebe in Dir.

Dein Geist ist

meines eigenen Wesens Bild.

Du bist.

Gefunden hat Geist

den umfassenden Geist.

Gottseligkeit schreitet

zu neuem Weltschaffen.

Du bist. Ich bin. Du bist.

#SE266b-019

[Nach dem Vorigen jeden Tag*]

Großer umfassender Geist,

mein Ich erhebe sich von unten nach oben,

ahnen mög es Dich im Allumfassen.

Der Geist meines Wesens durchleuchte sich

mit dem Licht Deiner Boten,

Die Seele meines Wesens entzünde sich

an den Feuerflammen Deiner Diener

Der Wille meines Ich erfasse

Deines Schöpferwortes Kraft.

Du bist.

Dein Licht strahle in meinen Geist,

Dein Leben erwarme meine Seele,

Dein Wesen durchdringe mein Wollen,

daß Verständnis fasse mein Ich

für Deines Lichtes Leuchten,

Deines Lebens Liebewärme,

Deines Wesens Schöpferworte.

Du bist.

- - -

* Diese im Original fehlende Angabe wurde von Marie Steiner für den Erstdr in »Aus den Inhalten der Esoterischen Schule», Heft III, Dornach 1951, gegeben.

#SE266b-020

#TI

Der Meditationsspruch

«Im Geiste lag der Keim meines Leibes ... »*

#TX

Im Geiste lag der Keim meines Leibes.

Und der Geist hat eingegliedert meinem Leibe

Die sinnlichen Augen,

Auf daß ich durch sie schaue

Das Licht der Körper.

Lind der Geist hat eingeprägt meinem Leibe

Empfindung und Denken

Und Gefühl und Wille

Auf daß ich durch sie wahrnehme die Körper

Und auf sie wirke.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes.

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim.

Und ich will eingliedern meinem Geiste

Die übersinnlichen Augen,

Auf daß ich durch sie schaue das Licht der Geister.

Und ich will einprägen meinem Geiste

Weisheit und Kraft und Liebe,

Auf daß durch mich wirken die Geister

Und ich werde das selbstbewußte Werkzeug

Ihrer Taten.

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim.

- - -

* Von einem gewissen Zeitpunkt an wurden damit die esoterischen Stunden ge-schlossen.

#SE266b-021

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele

Ich ruhe in der Gottheit der Welt

Ich werde mich selber finden

In der Gottheit der Welt

AUS DEN INHALTEN DER ESOTERISCHEN STUNDEN 1910 BIS 1912 Kassel, 6. Februar 1910 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE023 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

AUS DEN INHALTEN

DER ESOTERISCHEN STUNDEN

1910 BIS 1912

Gedächtnisaufzeichnungen von Teilnehmern

#SE266b-025

ESOTERISCHE STUNDE

Kassel, 6. Februar 1910

Aufzeichnung A

Sonne, Erde - Meditation, Studium

#TX

Mancher, der in die esoterische Schulung eintritt, ist gar bald enttäuscht und sagt, er hätte sich die Übungen viel energischer und die Wirkung der Übungen viel eingreifender gedacht. Je­mand, der sich das sagt, sollte sich so bald wie nur irgend mög­lich vor die Seele rücken, daß er da in einem großen Irrtum be­fangen ist, und sollte sich die größte Mühe geben, diesen Irrtum baldmöglichst zu korrigieren. Nicht die Übungen sind zu wenig energisch, sondern der Mensch. Nicht die Übungen sind wir­kungslos, sondern der Mensch macht sie nicht in sich wirksam. Durch das esoterische Leben muß der Schüler ein völlig anderer Mensch werden; er muß zum Alten Neues hinzuerwerben.

In früheren Zeiten wurde man vor die Wahl gestellt: esoteri­sche Schulung oder Tod. Übungen, Prüfungen mußte man sich unterwerfen, die, wenn man reif genug war, auf den esoterischen Weg führten, oder man blieb sozusagen unter diesen Prüfungen auf der Strecke: Der physische Tod trat ein. Der Schüler sagte sich: Kann ich die Prüfungen nicht bestehen, bin ich noch nicht reif genug für ein esoterisches Leben, so hat ein weiteres Leben im physischen Leibe keinen Wert für mich; es ist besser, ich gehe durch den physischen Tod hindurch, um mich im Deva­chan für eine neue Verkörperung vorzubereiten, die dann zu esoterischem Leben führen kann.

Heute sind derartige Prüfungen nicht mehr möglich, unsere ganze Organisation ist nicht mehr danach. Wohl aber soll der Schüler dazu kommen, daß ihm alles physische Geschehen gleichgültig wird. Der Mensch muß ein völlig anderer werden. Wer da aber heute schon behaupten wollte, daß er das Physische überwunden habe - nach kurzer Zeit des Übens ¼ der gibt sich

#SE266b-026

leicht einer groben Täuschung hin. Wahrhaftig muß der Schüler gegen sich sein. Wahrhaftigkeit ist die erste Tugend, die der, welcher die esoterische Bahn betreten will, sich erringen muß; wahrhaftig gegen sich selbst bis zum Äußersten.

Ein anderes Zauberwort für den esoterisch Strebenden ist Geduld. Man betrachte sich die Sonne; man stelle sich den Geist der Sonne vor, wie er Tag für Tag die Sonne auf- und unterge­hen macht, wie er das nun schon seit Jahrmillionen tut und für noch undenklich lange Zeiten tun wird, um die Erde ihrer Be­stimmung entgegenzuführen. Da hinein, in diese Geduld ver­setze man sich und denke dann nicht, wenn eine Übung nach drei, vier, fünf Jahren noch keine Wirkung hat, die Übung sei wirkungslos.

Das Vaterunser, diese wunderbare Wiedergabe der sieben­gliedrigen Weltgesetzlichkeit, ist eine Meditation von großer Be­deutung, die manche Schüler täglich vornehmen. Mir ist einer derjenigen, die wir nennen die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen, bekannt, der sagte: Ich nehme das Vaterunser nur einmal im Monat als Meditation; die übrige Zeit versuche ich, mich reif und würdig zu machen, auch nur in einen Satz dieser wunderbaren Meditation mich vertiefen zu dürfen. - So muß man sich geistig einer Meditation gegen­überstellen, daß man sich würdig machen will, sie verwenden zu dürfen.

Theosophie ist nicht nur theoretisches Studium, sondern le­bendige Praxis.

In der Natur müssen wir die Gleichnisse empfinden. Hinter allem Physischen ist ein Geistiges. Wenn wir die Meditationen richtig vornehmen, wenn wir auf dem esoterischen Wege weiter­kommen, dann werden wir bald dazu gelangen, in uns etwas zu empfinden, was dem entspricht, was wir in der Natur sehen: im Frühling und Sommer das Keimen, das Wachsen; im Herbst das Wehmütige des Absterbens. Wir werden es erleben im Aufwa­chen des Morgens und im Einschlafen des Abends. Wie wir abends einschlafen, so gehen die Pflanzen im Herbst in eine

#SE266b-027

pflanzennacht über. Die Keime nur bleiben übrig, in ihnen sind die Fähigkeiten, die während des Sommerlebens erworben wor­den sind. Diese Fähigkeiten wachen im Frühling wieder auf zu neuer Tätigkeit, wie bei uns des Morgens unsere Kräfte und Fä­higkeiten vom Abend vorher wieder aufwachen. Immer wieder und wieder müssen wir einschlafen und aufwachen, am Tage unsere Fähigkeiten anwenden, in der Nacht neue Kräfte sam­meln. Hinter den physischen Pflanzen sind hohe Geistwesen, die immer wieder im Frühling zu neuer Tätigkeit schreiten müssen und im Herbst, wenn der Keim der Pflanze nur übrigbleibt, in eine Pflanzennacht untertauchen. Aber diese Wesenheiten sind so weit vorgeschritten, daß sie innerhalb eines Jahres nur einmal diesen Wechsel zu vollziehen brauchen, während der Mensch alle vierundzwanzig Stunden den Wechsel von Einschlafen und Aufwachen durchmachen muß. Für jene höheren Wesen ist es eben nicht mehr so oft notwendig.

Es darf nicht nur Phrase bleiben, das Sich-eins-Fühlen mit dem Allgeist, mit dem Geistigen. Wirklich empfinden, in sich erleben muß man das, was in der Folge von Frühling, Sommer, Herbst, was in dem Aufleben und Absterben verborgen liegt.

Bei der Meditation fließt geistiges Leben in uns ein. Um die­sem geistigen Leben eine richtige Aufnahme verschaffen zu kön­nen, müssen wir uns vorbereiten in der geeigneten Weise. Dies tun wir durch Studium. Wie die Sonne, die ihre Strahlen und ihre Kraft aussendet, nur einen leeren Fleck finden würde, wenn die Erde nicht vorbereitet und hergerichtet wäre, diese Kraft aufzunehmen und zu verwerten, so fänden unsere Meditationen keinen Boden der Wirksamkeit; sozusagen einen leeren Fleck fänden sie, wenn wir uns nicht vorbereiteten durch Studium, uns nicht empfänglich machten für das geistige Leben, das durch die Meditation in uns einfließt. So können wir sehen Makrokosmos im Mikrokosmos.

Mit ganzer Inbrunst, mit vollster Hingabe und Konzentration soll der Schüler sich seinen Meditationen hingeben. Ganz und vollständig soll er seine Alltagsgedanken zurückstellen und sich

#SE266b-028

nur den hohen geistigen Kräften öffnen. Als ein Opfer soll der Meditant eine jegliche Meditation auffassen, wie einen Opfer-rauch, der zu den Göttern aufsteigt. Wir tragen dadurch zur Harmonisierung und zum Fortschritt bei, während niedrige, egoistische, selbstische Gedanken den Grund zu Katastrophen geben, und keine menschlichen Schutzmittel können diese Kata­strophen, wie wir sie in letzter Zeit viel gehabt und wie sie im­mer furchtbarer noch kommen werden, verhindern; man mag dagegen tun, was man will - sie treten doch ein.

Das Geistige mussen wir bei all unseren Taten, bei all unseren Gedanken im Auge, im Gefühl haben. Aus dem Geistigen sind wir herabgestiegen, ins Geistige werden - bereichert und ver­vollkommnet - wir wieder hinaufsteigen.

Im Geiste iag der Keim meines Leibes ...

In meinem Leibe /iegt des Geistes Keim ...

Aufzeichnung B

Sonne, Erde, Meditation, Studium

Wenn die geistigen Übungen nicht wirksam sind, so liegt dies niemals an den Übungen, sondern immer nur an dem Übenden. Dieser muß sich innig in sie versenken, und er muß darauf ein ganz anderer Mensch werden.

In alten Zeiten wurde man vor die Wahl gestellt: Erfolg oder Tod!

Wer für das Bestehen der Prüfung nicht reif war, konnte dann vom nächsten Leben besseren Erfolg erhoffen. Das sicherte ihm der Durchgang durch das Devachan.

Heute aber muß dem Schüler mindestens das äußere Leben gleichgültig werden; er muß ein anderer Mensch werden.

#SE266b-029

In erster Linie muß der Schüler wahrhaft gegen sich selbst werden, sodann Geduld lernen. Vorbild: die Geduld, mit der die Sonne stetig alle und alles bescheint.

Das Vaterunser als Meditationsstoff

Ein Meister sagte: ich nehme nur eine Bitte als Meditation in einem Monat einmal; die übrige Zeit suche ich mich reif und würdig zu machen, diese Bitte zu verstehen.

Theosophie ist lebendige Praxis. Wir müssen alles Physische als Gleichnisse des Geistigen empfinden, das ihm zugrunde liegt.

So kommen wir dazu, in uns einen Wechsel zu empfinden wie den von Frühling, Sommer und Herbst: das Keimen und Wachsen in der Natur und das Wehmütige des Absterbens im Herbst. Wie wir am Abend einschlafen, so die Pflanzen im Herbste; nur die Keime bleiben übrig und in diesen die Fähig­keiten, die im Sommer erworben sind. Im Frühling erwachen diese Kräfte wieder, wie die unseren jeden Morgen.

Hinter der physischen Welt stehen hohe geistige Wesenhei­ten. Diese sind so weit fortgeschritten, daß sie nur einmal im Jahre diesen Wechsel zu vollziehen brauchen, den wir alle Tage einmal durchmachen.

Vorbereitung zur Meditation durch Studium, um den Boden empfänglich zu machen.

Der Meditierende soll sich in voller Konzentration seines Wesens der Übung hingeben. Er soll alle seine Alltagsgedanken zurückstellen und sich nur den hohen geistigen Kräften öffnen.

Er soll die Meditation als ein Opfer auffassen; er soll darin gleichsam einen Opferrauch sehen, der zu den Göttern aufsteigt.

So sollen wir freilich auch in allem unserem Leben und Tun stets das Geistige im Bewußtsein behalten. Dadurch sollen wir zur Harmonie des großen Ganzen nach unseren besten Kräften beitragen.

Wir stammen aus dem Geiste und wir sind Geist. (Das soll sich in unserem ganzen Wesen ausprägen.)

#SE266b-030

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Köln, 27. Februar 1910

Zweifel, Aberglaube, Illusion der Persönlichkeit

#TX

Durch Lernen müssen wir den Weg ins Leben finden. Wir sol­len uns ins Leben hineinbegeben mit nicht einseitig beurteilen­den Anschauungen. Wenn wir alles, was die Wissenschaft, die Kunst und die verschiedenen Weltanschauungen uns nach dem Stande der heutigen Wissenschaft bieten, prüfen, werden wir auf unserem Wege drei drohende Mächte finden, nämlich Zweifel, Aberglaube und Illusion der Persönlichkeit. Geht ihnen nicht aus dem Wege, forscht selbst, denn wir dürfen uns vor der mo­dernen Wissenschaft nicht verschließen, weder vor ihren Erfin­dungen noch vor ihren Forschungen. Es wird uns sogar zur Pflicht, sie zu berücksichtigen, obwohl wir in unserem theoso­phischen Kreise eine ganz andere Lehre empfangen, die von der Wissenschaft belacht und bespöttelt wird. Die Wissenschaft kann sie von ihrem Standpunkte aus auch nicht annehmen, eben weil sie nur die Materie kennt und ihre Forschungen sich ja auch nur auf materielle, auf physische Dinge des Daseins bezie­hen. Aber wir sollen eben dadurch, daß wir der Wissenschaft gerecht werden, den Zweifel über das uns hier Gelehrte in uns aufkommen lassen, wir sollen uns nicht scheuen zu zweifeln, damit wir durch uns selbst zu innerer Klarheit kommen. Auf diese Art ringen wir uns aus eigenem Bewußtsein heraus zu okkulten Lehren.

Und was ist gemeint mit der Besiegung des Aberglaubens? Wir nennen Aberglauben den Fetisch, den der Afrikaner in sei­nem Götzen, in einem Stück Holz sieht und verehrt. Er denkt aber dabei an kein Geistiges, das dahintersteht, und solange ist es Aberglauben. Wir können ebenso von Aberglauben reden, wenn wir sehen, wie sich die modernen Gelehrten ihren Fetisch aufbauen in ihren Hypothesen von Atomen und Molekülen,

#SE266b-031

welche ebenfalls, wenn man das dahinterstehende Geistige nicht zugibt, nichts als hypothetische Materie bleibt. Diese Art Aber­glauben sollen wir aber nicht in uns aufkommen lassen.

Noch ein Drittes tritt zum Zweifel und zum Aberglauben hinzu. Das ist die Illusion der Persönlichkeit. Diese drei Kräfte, die im Inneren des Menschen auf- und abwogen, wollen den Menschen beherrschen. Haben wir uns aber durch kräftigen Zweifel durchgerungen zum Erkennen der Wahrheit, und durch den Aberglauben zum Glauben an den Geist, der hinter aller Materie liegt, so werden wir auch die Illusion über unsere Per­sönlichkeit überwinden können. Dies ist jedoch oftmals am schwersten. Wenn wir auch manchmal meinen, uns als innerlich freien Menschen zu fühlen, und glauben, vorurteilsfrei den Be­gebenheiten in der Welt und dem einzelnen Menschen gegen­überzustehen, so spiegelt uns dies nur allzuoft die Illusion un­serer Persönlichkeit vor.

Auf eines aber muß noch aufmerksam gemacht werden. Tragt unsere Lehre nicht hinaus in gesellige Zusammenkünfte anderer Art, redet nur dort über unsere Lehre, wo Ihr zu dem Zweck zusammenkommt. Tragt sie nicht hinaus, um mit Außenstehen­den zu disputieren; und ebensowenig sprecht bei Euren Mahl­zeiten darüber, denn dabei sollen nur leichte Tagesgespräche ge­führt werden. Am besten Ihr vermeidet solche Gesellschaften, wo nur der gewöhnliche Tagesklatsch besprochen wird. Müßt Ihr jedoch dieselben aufsuchen, weil Eure Stellung im Leben oder sonstige Rücksichten Euch dazu zwingen, so werdet Ihr ihnen doch in einem ganz anderen Geiste als früher beiwohnen, nicht aus innerer Freude daran, sondern als Pflicht werdet Ihr es dann tun, damit Ihr durch Euer Wesen niemand beleidigt. Ich sage dieses nicht, um eine Moralpredigt zu geben, denn ich ver­biete absolut nichts, ich muß es Euch aber deshalb doch sagen.

#SE266b-032

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 13. März 1910

#TX

In der Esoterik müssen wir etwas beachten, was wir den Geist des Tages nennen. Die göttlichen schaffenden Wesenheiten ha­ben in jedem Tage einen andern Geist zum Ausdruck gebracht, und die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen haben uns Meditationen gegeben, in denen wir uns je an den verschiedenen Tagen diesen Geistern nähern kön­nen. * Wir wollen den heutigen Tag [Sonntag] mit dem Leit­spruch beginnen, den uns die Meister für ihn gaben:

Großer umfassender Geist,

viele Urbilder sproßten aus Deinem Leben ...

Wir wollen heute darüber sprechen, wie leicht der Esoteriker dazu neigt, auch die einfachsten exoterischen Anfangssätze der Theosophie zu vergessen. Ein solcher Satz ist der: «Alles Sin­nenfällige ist Maja, ist Illusion». Jeder Esoteriker sollte diesen Satz zu einem steten Meditationssatze sich machen. Die meisten werden sich aber denken, daß sie diesen Satz längst begriffen haben. Wie wenig sie ihn aber in Wirklichkeit in ihr Leben, in ihr Gefühl bringen, was sie alles damit einbegreifen müßten, das überlegen die wenigsten. Da kann zum Beispiel einer sagen: Ich bete jeden Morgen das Vaterunser und ziehe aus dem geistigen Jnhalte dieses wunderbaren Gebetes die stärkenden Kräfte für den ganzen Tag. - Nun hat einer der Meister der Weisheit ge­sagt, er bete das Vaterunser nur einmal im Monat, und die ganze übrige Zeit bereite er sich darauf vor, es dieses eine Mal würdig zu beten. - Daraufhin könnte nun der erstere sagen, er wolle es auch nurmehr einmal im Monat beten, denn einem Meister müsse

- - -

* Gemeint ist, daß jeder Tag seinen eigenen Regenten hat. Vgl. die Stunde vom

15. März 1910.

#SE266b-033

man nacheifern. - Aber was wäre das? Das wäre der aus-gesprochene Hochmut. Es wäre der Ausdruck des Gefühls, daß wir es einem Meister gleichtun könnten, daß, was er auf seiner Höhe aus dem geistigen Inhalte des Vaterunsers ziehen kann, auch uns zugänglich wäre. Wir meinen oft, eine Eigenschaft, wie den Hochmut, schon ausgerottet zu haben, und haben sie nur in eine andere Ecke unseres Wesens geschoben. Denn auch diese Eigenschaften alle sind Maja, ebenso die Begriffe, die wir uns hier auf dem physischen Plan von Gut und Böse, Recht und Unrecht machen. Wenn wir in den exoterischen Stunden von den Einflüssen der luziferischen Wesenheiten gesprochen haben, so haben wir uns einerseits die Ansicht gebildet, daß diese Ein­flüsse «schlechte» seien, denen wir uns zu widersetzen haben; andererseits wissen wir, daß Luzifer uns die Freiheit gebracht hat. Wir sollten aber die uns anerzogenen Begriffe von Gut und Böse, Recht und Unrecht absolut nicht mit in die hohen Regio­nen hinübernehmen, in denen sich das zwischen Luzifer und den guten Gottheiten abspielt, was sich wie ein Kampf äußert, und zwar wie ein Kampf, der sich großenteils in der mensch­lichen Seele abspielt. Es gibt ein okkultes Geheimnis, daß sich gewisse Eigenschaften des Menschen während der Erdenent­wicklung zu schnell entwickeln, und hierbei ist Luzifer im Spiel. Wodurch kommt das?

Luzifer kommt von der Mondenentwicklung herüber und bringt in alles, was unter seinen Einfluß gerät, das Mondtempo hinein. Da er nun in erster Linie unsern Verstand, unsere Ver­nunft beeinflußt, so haben diese sich weit vorausentwickelt. Noch viele Inkarnationen mit den mannigfaltigsten Erfahrungen werden wir durchmachen, unser Verstand, unsere Vernunft wer­den die gleichen sein wie heute. Was ist aber die Folge dieser Vorausentwicklung? Daß wir unsern Verstand nicht mit der Weisheit, die wir im Erdenrund vorfinden, in Übereinstimmung bringen können und daraus Irrtum über Irrtum entsteht. - Ich kann Ihnen ein triviales Beispiel dafür anführen. Nachdem die ersten furchtbaren Ausbrüche des Mont Pelée vorüber waren,

#SE266b-034

berechneten die dortigen Gelehrten, daß jetzt eine längere Ruhe­pause eintreten müsse in den Eruptionen. Die Ausbrüche aber kamen wieder, schlimmer als vorher, und Lava und Trümmer begruben nicht nur die Proklamationen der Gelehrten, sondern auch diese selbst. Das ist ein Beispiel dafür, wie unser kombinie­render Verstand, statt sich in die Weisheit der Naturmächte langsam hineinzuarbeiten, zu versenken, vorausstürmt und da­durch auf falsche Fährten gerät.

Luzifer hat seine Einflüsse überall auf Erden im Spiele. Wir wären aber im Irrtum, wenn wir den Ausdruck derselben in den Erdbebenkatastrophen, in Sturm, Wetter und Hagelschlag suchen wollten. Im Gegenteil: in allem, was der Reife schnell entgegenblüht, haben wir seinen Einfluß zu suchen, und diese Beschleunigung muß von den guten Gottheiten gehemmt, gehin­dert werden. Wetterkatastrophen sind gerade oft der Ausdruck der guten Gottheiten, sind die Hindernisse, die sie Luzifer ent­gegensetzen müssen, um eine zu rasche Entwicklung zu vermei­den. Und zwar sind es Hindernisse, die ebenfalls der Monden-entwicklung entsprechen, um Luzifers Mondentempo auszuglei­chen; was auf dem Monde das Richtige war, ist jetzt verderblich in seinen Wirkungen.

Und ebenso müssen sie [die guten Gottheiten] in die Ent­wicklung des Esoterikers hemmend eingreifen. Was ist denn Luzifers Werk in unserem esoterischen Leben: Sein Einfluß ist es, daß wir die Maja unserer alltäglichen Begriffe aus dem mate­riellen Leben mit in unsere Meditationen hinübernehmen. Aber damit wir nicht unvorbereitet auf diese irrige Weise die geistigen Welten betreten, sind es gerade die guten Gottheiten, die uns Hindernisse auf den Pfad werfen, Hindernisse, wie all unsere schlechten Eigenschaften. Sie sind: Hochmut, Eitelkeit, Neid, Zorn, Mißgunst, die zum Ausbruche kommen, wenn wir uns mit unseren irdischen Ansichten und Gefühlen der Gottheit na-hern. Und bis wir nicht selber diese Hindernisse beseitigt haben, bleiben uns die geistigen Welten verschlossen; denn diese müs­sen reingehalten werden von allem, was Maja ist.

#SE266b-035

Wenn wir über dieses Verhältnis der guten Gottheiten, des Christus, zu den luziferischen Wesenheiten, zu Luzifer, nach denken, so wird uns der Meditationssatz: «Alles um uns ist Maja, ist Illusion», in einem ganz anderen Lichte erscheinen. Wir werden inne werden, wie oft wir vergessen im alltäglichen Leben, daß Dinge und Eigenschaften nur Maja sind, die wir für sehr wesentlich halten.

#SE266b-036

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 15. März 1910

#TX

Wir wollen auch die heutige esoterische Stunde beginnen mit der Verlesung des Gebetes an den Geist des Tages. Die exoteri­sche Kirche richtet ihre Gebete an die Gottheit im allgemeinen; der Theosoph jedoch, der weiß, daß jeder Zeitabschnitt seinen eigenen Regenten hat, wendet sich in Bescheidenheit an die gei­stige Wesenheit, die unter dem Namen Mars den heutigen Tag [Dienstag] regiert:

Großer umfassender Geist,

in Deinen Empfindungen lebte Erkenntnis ...

Wer in eine esoterische Schulung eingetreten ist, der mache sich klar, daß er damit sehr Ernstes auf sich genommen hat, daß er mit allem Ernst an sich selbst arbeiten muß, um dereinst fähig zu sein, an der esoterischen Arbeit teilzunehmen. In welcher Weise nun muß der Esoteriker an sich arbeiten? Wir wissen, daß mit dem siebenten Jahre erst der Ätherleib des Menschen gebo­ren wird, der bis dahin den physischen Leib wie eine Mutterhül­le umgibt. Nun sollte bis zum vierzehnten Jahre, in welchem der Astralleib geboren wird, der Ätherleib in der richtigen Weise für seine spatere Entwicklung vorbereitet sein. Es hängen ihm aber alle möglichen unverarbeiteten Teile, teils aus früheren Inkarna­tionen, teils aus der gegenwärtigen an. Alles, was an Gewohn­heiten in uns lebt, das wird vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre in unserem Atherleib entfaltet, und je nachdem wir unsere Ansichten zu Vorurteilen verfestigen - Erzieher können hier ei­nen großen Einfluß haben -, je nachdem wird der Mensch später zum Beispiel aufnahmefähiger oder -unfähiger für die Theoso­phie sein. Wer sich fest umrissene Ansichten schafft, wird schwerer zugänglich sein für ihre Lehren als jemand, der sich für alles Neue offenhält. Der Ätherleib entwickelt sich voll zwischen

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dem siebenten und vierzehnten Lebensjahre. Nimmt das Kind keine großen Vorbilder in sich auf, blickt es nicht zu einer Autorität in Ehrfurcht auf, so ist der Ätherleib in diesem Alter (7-14) nicht weich und geschmeidig. Solche Menschen finden sich dann schwer in die Lebensverhältnisse. Der Ätherleib ist verhärtet, und es kostet große Mühe, diese Verhärtungen aufzu­lösen. Dies machen sich die Mondenmächte, die luziferischen, zunutze und fließen in sie ein. Nicht umsonst sagte Christus:

«Wachet und betet».

Vom vierzehnten, fünfzehnten bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahre entfaltet sich dann der Astralleib. Was diesem an Anhängseln anhaftet, ist lange nicht so hinderlich zur Aufnahme der Lehren der Theosophie wie die ätherischen Hindernisse, da der Ätherleib eine viel dichtere Masse ist als der Astralleib.

Vom einundzwanzigsten bis zum achtundzwanzigsten Le­bensjahre entwickelt sich nun das Ich. Und die Lehren der Theosophie sind von den Meistern der Weisheit und des Zusam­menklanges der Empfindungen so eingerichtet für die Jetztzeit, daß sie hauptsächlich auf das Ich wirken, von dem Ich erfaßt werden. Früher war das nicht so. Da mußte ein okkulter Lehrer nicht nur auf das Ich, sondern auch auf den Astralleib wirken. Bei der heutigen Verfassung der Menschheit aber, ihrer so viel individuelleren Veranlagung, wäre dies nicht möglich. Wollte der Lehrer Eingriffe in den Astralleib machen, die Leidenschaften, Triebe und Begierden zu dirigieren versuchen, so würde er da­durch sofort eine Revolution in diesem astralen Gebiete hervor­rufen; denn in Freiheit, lediglich durch das Ich soll sich der Mensch der Jetztzeit entwickeln. Was er im Ich durch die Leh­ren der Theosophie sich als Erkenntnis angeeignet hat, das muß er anwenden, um seine zwar älteren aber weniger hohen Körper zu veredeln.

Warum kann der Mensch die Lehren der Theosophie alle durch das Denken, durch sein Ich verstehen? Den physischen Körper erhielten wir auf dem Saturn. Auf der Sonne kam neu

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der Ätherleib dazu. Da war der physische Leib im Sonnenzu­stand, der Ätherleib hingegen im Saturn-, das heißt im ersten Zustand. Auf dem Monde war der neu hinzukommende Astral-leib im Saturnzustand, der Ätherleib im Sonnenzustand, nur der physische Leib im Mondenzustand. Auf Erden ist der physische Leib im Erdenzustand, der neu hinzukommende, jüngste Teil, das Ich, aber im Saturnzustand. Deshalb versteht das Ich alles, was seit den Saturnzeiten geschah, denn es ist der Saturn in uns.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Hamburg, 16. Mai 1910

Aufzeichnung A

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Man kann oft unter den Theosophen hören, daß eine okkulte Entwicklung mit Fährlichkeiten verbunden sei. Demgegenüber muß betont werden, daß niemand sich aus einem Gefühl der Furcht deswegen abhalten lassen soll, den okkulten Pfad zu ge­hen. Denn wer Anweisungen aus einer zu Recht bestehenden Geheinischule bekommt und diese richtig befolgt, der wird sich auch richtig entwickeln. Die Hauptsache ist, den richtigen Ernst in sich zu wecken, sich ganz zu durchdringen mit den Erkennt­nissen, die man in den esoterischen Stunden lernt.

Es ist für den Esoteriker immer gut, sich zu sagen, daß er noch einen weiten Weg vor sich hat. Man kann schon längst et­was mit dem Verstande erfaßt haben und deshalb sein Leben noch lange nicht nach den gewonnenen Erkenntnissen einrich­ten. Als Beispiel dafür können wir den Satz anführen, der allen Theosophen geläufig sein sollte: «Alles, was uns umgibt, ist Maja». Es gibt Leute, denen dieser Satz sehr einleuchtend ist, die ihn aber nie auf ihr Leben anwenden, die Schmerzen und Freu­den auf sich wirken lassen, ohne sich zu sagen: Wenn alles Maja ist, so ist auch die Veranlassung meines Schmerzes Maja. - Es ist aber gut, daß es so ist, denn wenn der Mensch diesen Satz zu früh in sein Empfinden aufnehmen würde, so könnte er der Er­schütterung, die er dadurch erleben würde, daß er ihn auf seinen Schmerz anwendet, vielleicht nicht standhalten. Dazu gehört eine starke Kraft, die sich allmählich entwickeln muß, und zwar dadurch, daß der Mensch sich an den kleinen Alltäglichkeiten, die ihn umgeben, übt, die Wahrheit dieses Satzes zu erfassen, statt an den großen Ereignissen seines Lebens. Wir wissen, daß alles, was uns umgibt, sich uns anders zeigt, als es wirklich ist. Nehmen wir zum Beispiel einen roten Gegenstand. Wodurch sehen wir die rote Farbe? Dadurch, daß Licht auf ihn fällt. Ist

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der Gegenstand im Dunkeln, so sehen wir ihn nicht rot. Wenn ihn aber das Licht bescheint, so entsteht die rote Farbe dadurch, daß der Gegenstand alle anderen Farben, die das Licht hervor­ruft, absorbiert, in sich aufnimmt und nur die rote Farbe zu­rückstrahlt, die er nicht gebrauchen kann, die er nicht will und mag. Er zeigt uns also gerade das, was er nicht ist in seinem Innern.

Kann nun der Mensch dazu gelangen, in dieses Innere einzu­dringen, das wahre Wesen der Dinge kennenzulernen? Er kann dies nur auf meditativem Wege. Wenn der Mensch nur bei der Anschauung, der Vorstellung stehenbleibt, so bleibt er auch in Maja befangen. Aber er tut meist noch etwas anderes. Wenn ihm eine Farbe entgegentritt, sagen wir die rote, so übt sie eine Wir­kung auf seine Empfindung aus. Er hat ein Gefühl der Erfri­schung beim Anblick der roten Farbe. Ein Blau, das leise mit Violett gemischt ist, wird ihn hingebungsvoll, fromm stimmen. Diese Empfindungen hat der Mensch in sich selbst, und er hat ihnen gegenüber das Gefühl des Wahren. Die Gegenstände, die diese Gefühle veranlassen, mögen Maja sein, mögen entstehen und vergehen, die Gefühle selbst bleiben die gleichen. Es kann einer in einem Walde gehen, ein Rascheln hören und darüber er­schrecken, weil er sich einbildet, es gehe von einer Schlange aus, während ein Luftzug die Ursache dazu war. Weiterhin kann er wieder ein Rascheln hören, das diesmal wirklich von einer Schlange ausgeht. Sein Schreck darüber ist beide Male der glei­che; er ist wahr, während die Verursachung das eine Mal eine Täuschung war.

Wie gelangen wir aber dazu, um durch unsere Gefühle hinter das wahre Wesen der Dinge zu kommen?

Wenn wir im Frühling die Pflanzen ansehen, wie sie sprossen und treiben und Blüten ansetzen, wie sollen wir hinter dem, was sie uns als Maja entgegenstrecken, die Wahrheit erkennen? Es gibt einen Moment im Leben der Pflanze, wo sie etwas von ih­rem inneren Wesen zeigt, und dieser Moment ist der, wo sie beginnt abzusterben. Wann aber tritt der ein? Mit der Befruchtung.

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Bis dahin hat die Pflanze all ihre Kraft aufgewendet, um zurückzustoßen, was sie nicht will, nun hat sie aber etwas von außen empfangen und wendet sozusagen ihr Leben um. Sie ver­liert die Kraft der Abwehr und zieht sich in sich selbst zurück, kehrt die Kraft, die sie nach außen verwendete, jetzt nach innen. Können wir nun ein Gefühl in uns wachrufen, das diesem Vor-gange im Seelenleben der Pflanze gleicht? Wann möchten wir uns denn selbst in unser Inneres zurückziehen? Wann verlieren wir die Kraft der Abwehr nach außen? Bei dem Gefühl der Scham. Wenn wir dieses Gefühl ohne äußere Veranlassung in uns wachrufen und eine befruchtete Pflanze betrachten, so werden wir gewahr werden, daß ganz dasselbe Gefühl in der Pflanze lebt, daß es so intensiv in ihr lebt, daß es sie zum Absterben bringt. Im Herbst geht ein Gefühl ungeheurer Scham durch die Pflanzen­welt. Die rote Rose ist ein ganz spezielles Beispiel dafür.

Welche Farbe würden wir nun für das Gefühl des Abster­bens, des Sichzurückziehens vom Äußeren auf den Geist, be­zeichnen? Die schwarze; und deshalb haben wir das schwarze Kreuz, auf dem die roten Rosen blühen. Das schwarze, verkohl­te Holz, in dem alles Äußere erstorben ist, ist uns ein Ausdruck dafür, daß hinter allem Ersterbenden der Geist sich offenbart. Goethe hat einmal davon gesprochen, welche Farbe die Erde haben müsse, wenn sie am Ende des jetzigen Zyklus am Abster­ben sei und in ein geistiges Reich überginge, vom Geiste be­fruchtet werde. Sie müsse «in flammendem Rot erglühen». Und dieser Ausspruch entspringt einer tiefen Erkenntnis. Denn wie kann die Erde anders als in tiefer Scham erglühen, wenn sie reif ist, vom Geiste befruchtet zu werden?

Wenn wir auf diese Weise Gefühle in uns wachrufen, die durch die äußeren Dinge veranlaßt werden, so werden wir der Wahrheit hinter diesen Dingen näherkommen. Wir können aber auch Bilder und Gefühle in uns wecken ohne jegliche äußere Veranlassung, können Vorstellungen und Gefühle ganz allein in uns erzeugen. Dann sind wir mit einer Welt in uns zusammen, die keine äußere Veranlassung hervorgerufen hat, und dadurch

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können wir den Weg zur absoluten Wahrheit finden. Das soll in unseren Meditationen geschehen. Wenn wir die Sonne anschau­en und über ihren belebenden Einfluß meditieren, so haben wir immer eine äußere Veranlassung zu der Meditation. Wenn wir aber bei den Worten: In den reinen Strahlen des Lichtes ... etc. in uns selber eine Vorstellung des Lichtes wachrufen und uns dann vorstellen, daß es das Kleid der Gottheit ist, so haben wir etwas in uns nachgeschaffen, was nicht an etwas Äußeres gebun­den ist. Und wenn wir dann das Gefühl der Liebe gegen alle Wesen bei den nächsten Zeilen wachrufen, so werden wir uns mit diesem Gefühl durchdringen, und es wird eine starke Keim-kraft in uns werden.

Aufzeichnung B

Bekannter allgemeiner Satz: Alles ist Maja, Illusion. Aber es ist sehr schwer, sein ganzes Leben nur in dem Sinn dieses Satzes einzurichten.

Und es ist gut; die Seele würde eine plötzliche Änderung nicht ertragen.

Nehmen wir eine Pflanze. Das Rot, in dem sie uns erscheint, ist nur Illusion. Im Dunkeln würde sie nicht so erscheinen; es ist nur die Einwirkung des Sonnenlichtes. Und zwar zeigt uns die Pflanze nicht ihr eigentliches Innere, nicht die Farben, die sie verschluckt hat, ihre eigentlichen Eigenschaften, sondern das, was sie nicht haben will, was sie wieder ausstrahlt. Also ist ihre Farbe in der Tat Maja. Ein Zeitpunkt kommt aber doch, da ver­rät die Pflanze etwas von ihrem Innern: zur Zeit des Fruchttra­gens, wenn sie anfängt zu welken, zu verdorren; dann hat sie nur noch die Kraft, an sich selbst zu arbeiten, [aber nicht mehr die Kraftl ihr Inneres zu verbergen.

Das Gefühl, das da in ihr waltet, ist das der Schamröte; es ist Reales.

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An einem Ende des Waldes hört einer ein Rascheln; er glaubt, es sei eine Schlange und erschrickt. Es war aber nur der Wind. An dem andern Ende dasselbe; diesmal wirklich eine Schlange. Das Reale bei beidem: das Gefühl der Furcht.

Wir sollen lernen mit der Pflanze empfinden, die beim Ver­welken, Absterben das Gefühl der Schamröte zeigt. Dann wer­den wir nach und nach die Gesetze kennenlernen, die hinter ihr stehen, und sehen, daß alle Farben nur Maja, Illusion sind.

Goethe hat recht, wenn er sagt: Am jüngsten Tage, wenn un­sere Erde ihre Erscheinungsform wechselt - in welcher Farbe würde sie erstrahlen? - und antwortet: im feurigsten Rot. Es ist das Schamgefühl, weil nun das Vergehen über sie kommt.

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ESOTERISCHE STUNDE

Hamburg, 19. Mai 1910

Aufzeichnung A

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Wir wollen, ehe wir unsere heutige esoterische Betrachtung be­ginnen, das Gebet an den Geist des Donnerstags richten. Denn der Esoteriker soll sich mehr und mehr die wahre höhere Be­scheidenheit und Demut aneignen, daß er sich mit seinen Ange­legenheiten nicht an die höchste Gottheit wendet, sondern daß er bedenkt, daß zwischen ihr - die wir mit dem höchsten Men­schenverstande nicht erahnen können - und uns alle die großen Hierarchien vorhanden sind:

Großer umfassender Geist,

in Deinem Lichte strahlt der Erde Leben ...

Wir wollen heute wieder unsere Meditationen von einer ande­ren Seite beleuchten. Der Esoteriker will sich durch seine Medi­tationen dem Christus-Geist intensiver nähern, sich in innigere Verbindung mit ihm zu bringen versuchen, als er es durch das exoterische Christentum könnte. Das Ereignis des Eintretens des Christus-Prinzips in unsere Erdenentwicklung war selbst für die äußere Geschichte ein so einschneidendes, daß wir unsere Zeit-einteilung nach ihm berechnen. Zur Zeit, da Zoroaster in der Sonne die Gestalt des nahenden Sonnengeistes erblickte, da sam­melte er um sich Schüler, um sie zu Dienern des großen Ahura Mazdao zu machen, und sich selbst bereitete er immer mehr vor, diesen Sonnengeist in sich aufzunehmen.

Wenn die Erde mit all ihren Wesen zur Sonne aufblickt, so muß sie sich sagen, daß sie nicht das kann, was die Sonne kann:

Licht aussenden. Sie wäre ein finsterer, schwarzer Körper, wenn das Licht der Sonne sie nicht durchdränge und sie es nicht zu­rückstrahlen könnte. Seit nun der Christus durch das Ereignis von Golgatha zum planetarischen Erdengeist wurde, ist er in der

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Kraft, durch die die grüne Pflanzendecke der Erde empor­sprießt.

Die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen geben uns in Symbolen die großen Weltwahrhei­ten, und da ist es vor allen Dingen das Rosenkreuz, welches, in uns sich spiegelnd, die Kraft des Christus-Geistes in uns erwek­ken und stärken kann. Wir haben in unserer letzten esoterischen Stunde gesehen, daß die rote Rose in der roten Farbe das Gefühl der Scham zum Ausdruck bringt. Nun wissen wir, daß alle Far­ben in uns ihre Gegenfarbe bewirken, die rote also die grüne (vergleiche «Erziehung des Kindes»). So erweckt der Anblick des schwarzen Kreuzes das weiße, strahlende Sonnenlicht des Christus in uns, und durch die roten Rosen wird die Kraft ange­regt, daß aus dem hellen Licht der Christus-Kraft das grüne Leben hervorsprießen kann. Wenn wir uns mit dieser Empfin­dung das Rosenkreuz vorstellen und es so in uns leben lassen, werden wir teilhaftig eines Teiles unserer Erdenkraft, unseres Erdengeistes, des Christus-Geistes.

Als Esoteriker müssen wir auch allezeit bemüht sein, den Dingen, die uns als Maja erscheinen, gute Gedanken entgegen­zubringen. Wir müssen durchdrungen sein von dem Gefühl, daß in allem ein Fünkchen von dieser Kraft schlummert, das einst hervorbrechen kann, um alles Böse zu überstrahlen. Auch ein volles Vertrauen sollen wir in uns tragen, daß alles Gute auf Erden, alles Positive siegen wird und muß.

Aufzeichnung B

Es ist dem Menschen nicht möglich, sich der Gottheit unmittel­bar zu nähern, und daher ist es besser, zu versuchen, sich dem Geist des Tages zu nähern, indem wir ihn mit zutreffenden Aus­drücken ehrfurchtsvoll anrufen (der Jupitergeist wird angerufen).

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Das höchste aller Symbole ist das Kreuz. Aus ihm kann man die ganze Weltgeschichte schöpfen, und sogar die Naturwissen­schaft könnte aus ihm aufgebaut werden. Wenn wir betrachten, wie Farben ihre Komplementärfarben haben, die in der Natur­wissenschaft wohl beachtet werden, dann werden wir auch ver­stehen, daß die besonderen Farben, die für das Rosenkreuz ge­braucht werden, eine bestimmte Wirkung ausüben, die wir als die Komplementärfarben in der Seele erleben können. Es wurde schon in der kleinen Schrift «Die Erziehung des Kindes» darauf hingewiesen, wie die rote Farbe so wirkt, daß sie innerlich beru­higend wirkt. Man würde zu gleicher Zeit sehen können, daß die Seele dann in Grün getaucht ist; sie erzeugt die Komplemen­tärfarbe. Bei der Betrachtung des schwarzen Kreuzes mit den roten Rosen wird das Schwarz, das sonst für uns Finsternis ist, in der Seele wie das weiße Licht. So kann man verstehen, daß, indem man das schwarze Kreuz meditiert, Licht in unserer Seele entsteht, das uns zur Erleuchtung bringen kann. Das Rot der Rosen erzeugt als Widerschein Grün in der Seele und bringt uns zu einer sehr erhabenen Empfindung, wenn wir uns die Wir­kung der Christus-Kraft vorstellen.

Zarathustra oder Zoroaster schaute, wie der Christus, der für ihn noch mit der Sonne verbunden war, herabströmen sollte auf die Erde. Und als das sich vollzog, wurde die Erde befruchtet, erfüllt von dem Christus-Geist, und dieser Geist wurde dazumal der Geist der Erde. Die Erde, die bis dahin finster gewesen war, wurde innerlich erfüllt von Licht, und die Wirkung dieses Lich­tes zeigt sich in dem Grün, das die Erde bedeckt. Das lebende, sprießende, sprossende Grün ist die Wirkung des Christus-Gei­stes in der Erde. Es ist die Erde damit gleichsam durchtränkt, und es ist buchstäblich wahr, daß wir auf der Erde auf dem Leib Christi herumwandeln. Und das Grün ist sein Ätherleib.

Durch die Meditation des Rosenkreuzes wird es auch in uns Licht, und die Wirkung des Grün wird in unserer Seele die Christus-Kraft auferwecken, die auch in der Erde von dieser sel­ben Kraft erweckt wurde. Und wenn diese Kraft in uns wirkt,

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dann werden wir das große Vertrauen in uns wachsen fühlen, daß die reine Liebe alles Böse überwinden muß und daß Wahr­heit gefunden werden kann. Das liegt für uns in den Worten:

In den reinen Strahlen des Lichtes ...

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ESOTERISCHE STUNDE

Hamburg, 25. Mai 1910

#TX

Gebet an den Geist des Mittwoch: Aufzeichnung A

Großer umfassender Geist,

in Deines Wesens Erkenntnis ist Welterkenntnis ...

Wir haben das letzte Mal gesehen, wie in unseren Meditationen die Symbole, die uns gegeben werden, auf uns wirken können und sollen. Nun wollen wir heute, um diese drei esoterischen Stunden zu einem Kreis zu schließen, darüber sprechen, auf wel­che Irrpfade wir als Esoteriker geraten können.

Wir haben im gewöhnlichen, exoterischen Leben alle mög­lichen Bezeichnungen für Eigenschaften, die wir als gute oder böse kennen. Für den Esoteriker sind diese Bezeichnungen oft unzulänglich, einseitig, denn eine jede Eigenschaft hat zwei Seiten, eine gute und eine schlimme, und das richtige Gleich­gewicht zu halten, muß eine der Hauptaufgaben des Esoterikers sein. Er muß überhaupt fortwährend über sich wachen, auf der Hut sein. Die menschlichen Eigenschaften sind solche, daß, wenn sie im richtigen Gleichmaß bleiben, der Mensch sie auch sehr gut mit seinem Ich beherrschen kann. Läßt er aber irgend­eine zu intensiv werden, so kann das Ich unter die Herrschaft dieser Eigenschaft geraten. Beim exoterischen Menschen ist dies nicht so gefährlich; er wird durch den Geist des Alltags immer wieder ins Gleichgewicht gebracht. Beim Esoteriker aber ist es anders. Eine Eigenschaft, die er über sich Herr werden läßt, kann ihn in alle möglichen Fährlichkeiten bringen; vor allem kann schon in seinem jetzigen Leben sich etwas Derartiges in einer Krankheit des physischen Körpers auswirken. Wir wollen uns das an Beispielen klarmachen.

Wer von uns kennt nicht Verstimmungen, Mißstimmungen.

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Wir alle sind ihnen wohl schon unterworfen gewesen. Der Eso­teriker muß nun aber versuchen, mit seinem gewöhnlichen Ich dagegen anzukämpfen. Denn läßt er die Mißstimmungen über sich Herr werden, so tritt etwas ganz Bestimmtes bei ihm ein. Er verfällt dem unrichtigen Geiste der Schwere. Es gibt wirklich einen solchen Geist oder Geister der Schwere. Der Geist der Schwere an sich gehört zu den Urkräften (Geistern der Persön­lichkeit), und er ist derjenige, der uns morgens beim Erwachen zurückbringt in unseren physischen Körper. Das fällt in seinen Wirkungsbereich, und das ist gut und richtig für uns. Nun gibt es aber unter diesen Geistern solche, die ihr Wirkungsfeld über­schreiten und im Bereiche der Geister der Form wirken wollen. Diese sind es, die sich dann des Ätherleibes des Esoterikers be­mächtigen, wenn er sich Mißstimmungen hingibt, und ihn so be­arbeiten, daß der Mensch ganz der Hypochondrie verfällt. Im Physischen drückt sich das dann in Erkrankungen des Verdau­ungstraktes aus. Dies kann auch in exoterischen Vorträgen ge­sagt werden; in unseren esoterischen Stunden müssen wir nur immer im Gedächtnis behalten, daß wir direkte Botschaften des Meisters empfangen, die dieser speziell für die Esoterik be­stimmt hat.

Eine andere Eigenschaft, gegen die der Esoteriker besonders auf der Hut sein soll, sich immer wieder beobachten soll, daß er ihr nicht verfällt, ist die Eitelkeit, der Hochmut. Wir sind uns oft selber nicht klar, wie weit wir diesen schon verfallen sind, und müssen deshalb besonders darauf achten. Wie manche bil­den sich ein, sie möchten aus «Liebe zur Menschheit» dieser helfen. Wenn man ihnen aber sagt, daß sie nur durch unablässi­ges, emsiges Lernen dies erreichen können, so merkt man, daß sie das gar nicht wollen; sie möchten gleich mit Hand anlegen, ohne zu bedenken, wie sehr sie durch falsche Hilfe schaden können. Das ist aber eine sehr gefährliche Eitelkeit, und ihr ver­fallen sind alle jene Volksbeglücker und konfusen Schwärmer, die mit schönen Worten und unklaren Phrasen ihre Weltan­schauung predigen, zu der sie eine Mission zu haben vermeinen.

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Wenn nun der Esoteriker diese Eitelkeit nicht unterdrückt, was geschieht dann? Er verfällt den Geistern des Lichtes, und zwar wiederum nicht den regulären, guten, die sich aus den Scharen der Geister der Weisheit rekrutieren, sondern solchen, die in den Bereich der Geister der Bewegung hinunterwirken. Die guten Geister des Lichtes haben die Aufgabe, den Menschen des Abends beim Einschlafen in die geistige Welt zu führen, sei­nen Eintritt in dieselbe zu leiten, daß er bewußtlos in dieselbe gelangt. Wenn nun der Esoteriker seine Entwicklung in nicht regulärer Weise beschleunigen will und doch dabei nicht lernen, was er notwendig über die geistigen Welten wissen muß, so be­mächtigen sich seiner die anderen Geister des Lichtes und beein­flussen seinen Ätherleib in einer Weise, daß im Physischen der Kopftrakt, das Gehirn davon in Mitleidenschaft gezogen wird. Es entstehen Verworrenheit, Schwärmerei und schließlich das Schlimmste: Irrsinn.

Wer dem Geiste der Schwere verfällt, der schadet nur sich selber, und einem solchen Menschen soll man mit allen Mitteln zu helfen suchen; denn wir sollen nicht nur die Menschheit, sondern jeden einzelnen Menschen lieben. Wer aber den Gei­stern des Lichtes verfällt, der kann der Menschheit, nicht nur sich allein schaden durch seine verworrene Schwärmerei. Des­halb sollen wir uns immer wieder und wieder erforschen, ob die Gründe, aus denen wir uns entwickeln wollen, wirklich selbst­lose sind, sollen nicht ermüden zu lernen; denn je mehr wir ler­nen, um so selbstverständlicher werden wir bescheiden werden.

Wir brauchen keine Angst zu haben, wenn wir den Geist der Schwere in der Weise fühlen, daß wir des Morgens beim Erwa­chen wie zerschlagen sind und unsere Glieder so schwer fühlen, daß wir sie kaum rühren können. Das ist ein vorübergehendes Stadium und ein Zeichen dafür, daß wir das unrichtige Stadium der Hypochondrie übersprungen haben. Und wer zu gewissen Zeiten das Gefühl hat, daß er sich schwer mit seinen Füßen an der Erde halten kann, daß er schweben müsse, der braucht sich auch nicht zu beunruhigen, denn er hat das Stadium der Schwärmerei

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übersprungen, und die Erscheinung ist nur eine reguläre in der Entwicklung. Des Menschen Seele wird durch den Geist der Schwere und den Geist des Lichtes im Gleichgewicht gehal­ten, und der Esoteriker soll immer bemüht sein, dieses Gleichge­wicht nicht zu stören.

Der Hinweis auf dieses Gleichgewicht ist uns vom Meister der Weisheit in dem Gebete gegeben, das wir zum Schlusse sprechen und das alle Weisheiten der Welt enthält, die sich uns immer mehr offenbaren werden:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung B

Es wird zuerst der Geist des Tages angerufen: Merkur.

In dem esoterischen Leben zeigen sich Erscheinungen, die eine große Bedeutung haben für den Esoteriker. Wenn wir die vorangehenden Stunden auf uns haben wirken lassen, ist es nö­tig, noch diese letzte zu empfangen, um sie zu einem Ganzen zu verbinden.

Im gewöhnlichen äußeren Leben ist es die Welt selber, die die Fehler korrigiert, die wir durch unsere angeborene Veranlagung mitgebracht haben; aber im esoterischen Leben bekommen unse­re Eigenschaften und Anlagen eine ganz andere Bedeutung. Ja, es geht so weit, daß das Wort, das die [betreffende] Eigenschaft bezeichnet, nicht einmal das Charakteristische dieser Eigenschaft mehr ausdrückt. Es ist uns gesagt worden, daß Hochmut, Eitel­keit, Stolz gefährlich sind; aber wenn der Mensch, ohne nach Gleichgewicht zu streben, diese Eigenschaften ganz von sich los-lösen möchte, würde er sein Selbstgefühl verlieren. Sein Ich zer­fließt, und er wird zu einem Menschen ohne Inhalt. Auf der anderen Seite wirkt diejenige Eigenschaft, die man Liebe nennen könnte, ebenso gefährlich. Der Mensch, der immer nur geneigt

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ist, Liebe zu geben, und glaubt, allen Menschen helfen zu müs­sen, fällt in das andere Extrem, daß er immerfort mit sich selbst beschäftigt ist und sich in seinem Ich einspinnt. Wenn Eigen­schaften sich zeigen, sind immer zwei sich entgegenarbeitende Kräfte im Spiel.

Würde es nur Liebe als das Höchste in der Welt geben, so wäre überhaupt nichts da; die Gegenkraft muß immer das Gleichgewicht bewirken. So soll heute hingewiesen werden auf Kräfte oder Wesen, die in uns wirken und jene eigentümlichen Zustände in uns hervorrufen, die jeder Esoteriker kennt.

Der erste Zustand ist der einer Mißstimmung, einer Mißstim­mung, die anscheinend ohne jeden Grund heraufzieht, die in je­der Kleinigkeit einen Grund finden und die zu solcher Heftig­keit ausarten kann, daß die ganze Natur eines Menschen ver­wandelt erscheinen kann. In diesem Falle haben wir es mit We­sen zu tun, die zu der Hierarchie der Urkräfte gehören, die heil­bringende Wesen sind, wenn sie auf ihrem eigenen Gebiet blei­ben; aber wenn sie außerhalb ihres Gebietes treten, in das der Hierarchie der Geister der Form, so wirken sie zum Schaden. Sie werden «Geister der Schwere» genannt, und sie sind es, die uns beim Aufwachen helfen, uns zum Irdischen hinunterziehen. Das gibt uns oft dieses Gefühl der Schwere, der Trägheit beim Aufwachen. Aber wenn wir noch die Mißstimmung dazu fügen, dann wirken diese Geister im nachteiligen Sinne auf uns ein und machen alles schwer und dunkel für uns. Sie wirken dann auf den physischen Leib ein und erfüllen ihn mit Schwere, so daß man wie an die Erde gefesselt ist. Wenn das Ich sich dem nicht widersetzt und nicht die Gefahren ahnt, die ihm da drohen, dann beherrschen diese Geister auch unser Ich; der Mensch wird machtlos, er verfällt in Hypochondrie. Ein jeder weiß, wie schwer Hypochondrie zu heilen ist. Diese Krankheit deutet im­mer auf eine Wirkung aus einem früheren Leben als Esoteriker, denn in einer Inkarnation kann sie nicht entstehen. Wenn die Geister der Schwere sich so unser bemächtigt haben, so zeigt

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sich das in Krankheiten des Unterleibes und der Verdauungs­Organe.

Jetzt müssen wir uns auch noch bekanntmachen mit den Gei­stern des Lichtes, die ebenso, wenn sie auf ihrem eigenen Gebie­te bleiben, als heilsame Kräfte tätig sind, die aber, wenn sie außerhalb ihres Gebietes treten und sich hineinbegeben in das Gebiet der Geister der Bewegung, dem Menschen Unheil brin­gen. Das ist der Fall, wenn zum Beispiel ein Mensch sich einbil­det, er müsse der Menschheit helfen, wenn er ganz in Liebe auf­gehen will, während er eigentlich die Begierde hat, ohne Mühe höher steigen zu wollen. Dann kommen diese Geister des Lichts, dringen in den Menschen ein und bringen ihn zur Schwärmerei, so daß sich alle Vorstellungen in Unwahres ver­wandeln. Der Mensch denkt, daß er eine Kraft zum Guten sei, daß er die Welt bessern müsse. Wenn man unter die Herrschaft dieser Geister gerät, dann ist das Ich so ganz von sich selbst er­füllt, daß es die Dinge außerhalb von sich nicht mehr im richti­gen Verhältnis sehen kann, und schließlich verfällt der Mensch in einen Zustand, daß sein Leib beeinflußt wird, und zwar wird sein Gehirn zerstört. Wenn er aber gegen diese Kräfte reagiert, zu begreifen versucht, daß alles nur Einbildung ist, [wenn er glaubt,] daß er den andern helfen könne und so weiter, wenn er viel mehr versucht, seine Kräfte von diesem Liebesbetätigen ab­zulenken und jede Begierde nach Fortschritt in sich zu unter­drücken, im Vertrauen, daß die richtige Reife sich zur richtigen Zeit einstellen wird: dann wirken diese Geister als heilsame Kräfte und bringen uns Schritt für Schritt weiter zum Lichte hin. Sie sind es, die uns abends beim Einschlafen helfen, uns zum Lichte zu bringen.

So sollen wir immer auf der Hut sein vor diesen beiden Kräf­ten; und wenn sie sich in unseren Gefühlen zeigen, sollen wir sofort wachsam sein und unsere Aufmerksamkeit auf uns selber richten. Wenn wir eine Verstimmung haben und immer wach­sam dagegen gekämpft haben, dann wird der Augenblick kom­men, wo wir unseren Leib wie gerädert fühlen, daß er uns

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schmerzt bis ins Mark hinein, und das wird uns dann der Be­weis sein, daß wir gesiegt haben. Und wenn wir zur Schwärme­rei hinneigen, wie hier geschildert wurde, und wir haben mutig dagegen gekämpft, dann kommt ein Gefühl in uns, als ob wir keine Beine mehr hätten, um darauf zu stehen, als ob unser Körper zu leicht wäre, daß ihn der Boden festhalte; und das ist der Beweis, daß wir im Kampfe mit den Geistern des Lichtes gesiegt haben.

Das sind die Folgen der richtig vollzogenen Übungen; und anstatt daß man ängstlich wird oder verstimmt, sollten sie uns ermutigen, tapfer vorwärtszugehen. Wenn man allmählich ein­sehen lernt, wie man immer von allen Seiten von Kräften umge­ben ist, die auf den Menschen wirken, dann lernt man in vollem Selbstbewußtsein den Tag durchleben und das Gleichgewicht herstellen zwischen all diesen Wirkungen. So wird man auch besser verstehen das Schlußwort unserer Betrachtungen, deren erste Hälfte den Geist der Schwere darstellt:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

und die zweite Hälfte den Geist des Lichtes:

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim ...

Aufzeichnung C

Der fünffache Geist und wo er wirkt oder wo und wie er sich ausdrückt.

1. Der Geist der Wahrheit

2. Der Geist der Hingabe

3. Der Geist der guten Gesinnung

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4. Der Geist der Schwere

5. Der Geist des Lichtes

Das Reich der Urkräfte ist das Reich des Geistes der Schwere. Die Urkräfte oder die Geister der Persönlichkeit wirken im phy­sischen Leibe, sind richtig das, was den Menschen festhält an der Erde. Unrichtig ist die Wirksamkeit des Geistes der Schwere als Geist der Form, also im Ich. Wirkt er da, so geschieht es, daß Verstimmung, Mißstimmung, Hysterie und Hypochondrie auf­tritt. Die Schwere ist im Körper gut. Die Geister der Weisheit, sie wirken richtig als Geister des Lichtes im Ätherleib. Sie erzeugen das gesunde Urteil, unrichtig wirken sie als Geister der Bewe­gung, wo sich als Verworrenheit, Schwärmerei ihre Wirkung als unrichtige Wirkung bis in den physischen Leib offenbart.

Das Rosenkreuz: Stellen wir uns die Pflanze vor, das Kreuz und die rote Rose, es ist die Schamröte der Pflanze. In diesem Falle haben wir uns das Kreuz weiß vorzustellen und die Rose grün, in der Gegenfarbe.

ESOTERISCHE STUNDE Kristiania (Oslo), 16. Juni1910 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE056 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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ESOTERISCHE STUNDE

Kristiania (Oslo), 16. Juni1910

Aufzeichnung A

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Exoterisch ist Theosophie ein Wissen. Was wir in den exoteri­schen Vorträgen lernen, das sollen wir als Esoteriker so in unser Fühlen, Wollen und Denken aufnehmen, daß wir es dann wieder ausströmen können in das exoterische Leben. Das ist esoterische Arbeit. Und was geschieht durch dieselbe? Wie können wir eine ganz einfache theosophische Wahrheit direkt ins Leben tragen, zum Beispiel die vom Einschlafen und Aufwachen: wie der phy­sische und Ätherleib beim Einschlafen zurückbleiben, während das Ich und der Astralleib in die geistigen Welten gehen? - Frü­her erhielt der primitive Mensch Gebete, die er abends vor dem Einschlafen und morgens nach dem Erwachen sprach, und das war gut, denn er stärkte seine Seele mit geistigen Kräften, indem er, bevor er in die höheren Welten ging, seine Seele auf sie vorbereitete und, nachdem er sie verlassen hatte, die Seele noch einmal mit den höheren Kräften durchdrang, sozusagen sich Seelenkräfte heraussaugte aus den geistigen Welten.

Die drei unter dem Menschen stehenden Reiche, das Mine­ral-, Pflanzen- und Tierreich, sind durchdrungen von geistigen Kräften, die sich immer erneuern; ebenso die vier Elemente Feu­er, Wasser, Luft und Erde. Beim Menschen ist das anders. Wenn er sich nicht selber mit diesen geistigen Kräften in Verbindung setzt, so erhält er sie nicht. Wenn er einschläft, ohne sich vorbe­reitet zu haben, so erhält er in den Welten, in die er dann ein­tritt, keine Zufuhr geistiger Kräfte. Der materialistische Mensch, er sei noch so gelehrt, wissenschaftlich noch so hochstehend:

wenn er des Abends unvorbereitet in die geistigen Welten ein­geht, so steht er in ihnen tief unter dem einfachen, primitiven Menschen, der sich durch sein Gebet schon mit ihnen in Verbin­dung gesetzt hat. In unserer materialistischen Zeit, deren wissen­schaftliche Errungenschaften so unendlich bewundernswert sind,

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hat der Mensch mehr und mehr das Beten vergessen. Er schläft ein und erwacht mit seinen alltäglichen Gedanken. Was tut er aber damit? Denn es geschieht etwas durch diese Unterlassung. Er tötet jedes Mal etwas vom geistigen Leben, von den geistigen Kräften auf dem physischen Plan.

Der Mensch geht bewußtlos in die geistigen Welten ein. Wenn er nun zum Beispiel um elf Uhr abends einschläft - un-vorbereitet - und um zwölf erwachen würde in den geistigen Welten, so würde er sich gar nicht auskennen, würde das Gefühl haben, über unendliche Räume ausgebreitet zu sein, seinen Mit­telpunkt verloren zu haben. Er wäre, was man nennt, in Ekstase, «außer sich» in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Diese Eksta­se wurde früher in den alten Druidenmysterien künstlich herbei­geführt, um den Schüler die höheren Welten bewußt erleben zu lassen. Damit der Schüler sich aber nicht verlöre, seines Ich nicht verlustig ginge, mußten zwölf Helfer ihm zur Seite stehen, die in dem Moment, wo die Ekstase eintrat, die ganze Kraft ihrer reinen Iche in ihn ergossen. So viel Kraft war nötig, um diese Auflösung zu verhindern!

Diese Druideneinweihung war der äußere Weg [das Aufgehen im Makrokosmos]; während in den alten ägyptischen Mysterien der innere verfolgt wurde. Da mußte der Einzuweihende wäh­rend dreieinhalb Tagen den Weg durch das niedere Astrale su­chen, das heißt in sein eigenes Inneres steigen, und zwölf reine Priester mußten ihm beistehen, so daß dadurch nicht alle niede­ren Triebe, Begierden und Leidenschaften ihn ergriffen, sich sei­ner bemächtigten, die tief in seinem Wesen schlummerten und die (sonst) erst im Laufe seiner Inkarnationen sich langsam auswirken würden (bei gewöhnlicher Entwicklung).

Unerhörte Laster würden in ihm geweckt worden sein, wenn die zwölf Priester ihn nicht davor geschützt hätten durch ihre Reinheit. - Heutzutage wären die genannten beiden Wege nicht mehr möglich, denn der moderne Mensch würde sich empören gegen solchen Eingriff in sein Ich, sich auflehnen gegen die Be­vormundung in seinen Trieben, Begierden und Leidenschaften.

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Die Rosenkreuzerschule vereinigt beide Wege in sich und läßt dem Menschen zugleich vollkommene Freiheit. Er muß sich durch die ihm gegebenen Meditationen die Kräfte selber erwer­ben, die früher von den Helfern gespendet wurden. Durch diese Arbeit an sich vermehrt nun der Esoteriker die geistigen Kräfte, die der Menschheit nötig sind. Er kämpft gegen die Verödung, die eintreten wird durch den furchtbaren Materialismus, in dem die Menschen einfach vergessen haben ihren Zusammenhang mit den geistigen Welten, vergessen haben, auf welche Weise sie sich aus ihnen Kräfte holen können. Wenn die Zeit kommen wird, daß die Seelen immer öder und leerer und verzweifelter werden, dann wird es die Aufgabe der Esoteriker sein, ihre geistigen Kräfte lebendig wirken zu lassen. Sie werden unter allen Schick­salsschlägen das heitere Gleichgewicht ihrer Seele bewahren und dadurch Glück einströmen lassen in die übrige Menschheit, ihre Seelenschmerzen dadurch lindern. Diese Seelenschmerzen wer­den die Menschen als Qualen empfinden, als eine Folge der Er­rungenschaften der materialistischen Wissenschaft. Man hat heu­te vielfache Mittel gefunden, um die physischen Schmerzen zu anästhesieren, sie verschwinden zu lassen. Aber in Wirklichkeit sind sie deshalb doch nicht verschwunden. Auch in der exoteri­schen Wissenschaft wird uns gelehrt, daß keine Kraft verloren­geht, und so geht auch die Kraft des Schmerzes nicht verloren, sondern wirkt sich eben auf anderen Gebieten aus. Die Schmer­zen kehren wieder in späteren Inkarnationen als Seelenqualen. Starke Seelenschmerzen werden die Menschen durchmachen müssen, und die Esoteriker werden dann die geistigen Kräfte, die sie aus den Höhen herunterbringen, zur Linderung dieser Q ualen verwenden. Jeder von uns hat, sei es noch so unbewußt, als er den Weg der Esoterik betrat, diesen Entschluß gefaßt, helfend einzugreifen in diese Leiden der Menschheit.

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Aufzeichnung B

Früher, in weniger materialistischen Zeiten, war das Gebet eine gewohnte Tätigkeit vor jedem Einschlafen und beim Aufwachen. Wenig ahnt die Menschheit den Schaden, den sie sich selbst zu­fügt, indem sie diese Gewohnheit ganz beiseite gelegt hat. Der Mensch holte sich durch das Gebet Kraft aus der geistigen Welt beim Aufwachen für sein Tagesleben, und abends nahm er durch das Gebet die Kraft, die er sich in seinem Tagesleben gesammelt hatte, mit in die geistige Welt. So sind auch unsere heutigen Übungen gemeint, damit unsere Kraft zum Geistigen schneller wachsen könne und wir lernen, sie bewußt anzuwenden.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Kristiania (Oslo), 18. Juni1910

Aufzeichnung A

#TX

In den altägyptischen Mysterienschulen nahmen die Einzuwei­henden sich vor, ihre diesmalige Jnkarnation ganz der Einwei­hung zu widmen; denn die war eine Prozedur auf Leben und Tod. Sie mußten Proben durchmachen, die zum Beispiel an ihren Mut hohe Anforderungen stellten. Es wurden ihnen Dinge gezeigt, die ihre Furcht so erregen konnten, daß sie tot umfielen. Wenn sie diese Proben aber lebend bestanden, so waren sie auf dem anderen Ufer angekommen und waren neu geboren. Sie waren zu dem Gotte in ihrem Innern hinabgestiegen und hatten in ihren eigenen Leibern ihren Trieben, Begierden und Leidenschaften begegnen müssen, und hatten die Begegnung siegreich bestanden. Sie konn­ten nun von sich sagen: Ex Deo nascimur. - Nun könnte man fra­gen: Dieses Böse, dem man da begegnete auf dem Wege zum in­neren Gotte, kommt das auch von den Göttern? Da müssen wir uns immer sagen, daß es ursprünglich ein Göttliches ist, daß erst wir Menschen es zum Bösen gemacht haben.

In den Druidenmysterien wurde der Weg der Ekstase gegan­gen. Der Einzuweihende vereinigte sich mit dem Geiste, der überall in der Natur waltete: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.

Im Rosenkreuzerweg sind beide Wege vereinigt, das heißt, aus beiden das für uns Gute genommen. Man kann den moder­nen Menschen nicht mehr unbewußt einweihen. Seit dem Ein-schlage des Christus-Prinzips muß der Mensch mit seinem Wachbewußtsein dabei sein.

Die Meditationen, die uns die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen gegeben haben, sind alle auf den Christus hin gerichtet, wenn auch der Name nicht darin vorkommen mag. Die Worte

In den reinen Strahlen des Lichtes ...

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sind so eingerichtet, daß, wenn man sich taub und blind gegen die nächstliegende Umwelt macht, man seinen Ätherleib langsam aus dem physischen heraushebt; und dadurch vereinigt man sich dann mit der Christus-Ätheraura, die ja jetzt die Aura unserer Erde ist. - Wenn wir uns ohne den Inhalt unserer Meditationen aus dem Körper herausheben würden, so wäre unsere Seele al­lein mit sich selbst. Nun aber wird sie von dem Christus durch­drungen und erlebt das, was Paulus nannte: «Nun aber nicht ich lebe, sondern Christus in mir».

In der reinen Liebe zu allen Wesen ...

In diesen Worten werden wir daran erinnert, daß alles Seeli­sche aus Liebe gewoben ist. Diese Meditation ist ein langsames Ersterben des niederen Ich. Und mit diesem Hineinsterben und Wiederaufleben im Christus haben wir die Verbindung zwischen den zwei Wegen: In Christo morimur. Es ist ein bewußtes Auf­leben im Christus-Geist. Darum haben wir auch den Worten Per Spiritum das Wort Sanctum hinzugefügt.

* *

Aufzeichnung B

Es ist einer der größten Vorzüge, die der Esoteriker erlangt, wenn er getreulich anwendet, was die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen in entsprechenden Bildern oder Sätzen zusammengesetzt haben.

Es folgt eine Erklärung von der Meditation:

In den reinen Strahlen des Lichtes ...

Es wurde gezeigt, wie man sich dadurch allmählich leibfrei macht und so in die geistige Welt hineinkommt. Beim zweiten

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Teil der Meditation dringt der Esoteriker zugleich in sein eige­nes Innere ein. Das, was früher getrennt erlebt werden mußte, soll jetzt, nachdem die Menschheit weiter fortgeschritten ist, gleichzeitig stattfinden. Darauf sind diese Meditationen gegrün­det. Wenn man so stark geworden ist, daß man sich außerhalb seines Leibes in eine geistige Welt versetzt fühlt, dann ist der nächste Schritt, daß man anfängt, in jener Welt etwas wahrzu­nehmen; da man aber zu gleicher Zeit auch in sein Inneres ein­dringt, erlebt man auch die Gefahren der Täuschung umso stärker. In dem Moment werden wir von den Kräften der Ver­suchung ergriffen und zaubern uns Bilder vor, die wir dann für Realitäten halten; aber gerade die schönsten, die edelsten Visio­nen sind die tiefsten Illusionen. Erst lange, nachdem man die Kraft des Aufsteigens in die geistige Welt erlangt hat, ist es einem möglich, Wirklichkeit von Täuschung zu unterscheiden. Nur der tiefste Ernst, mit dem man sich Theosophie aneignet, bringt diese Möglichkeit. Wenn wir in unserem Wachbewußt­sein immer die Begriffe, die die Theosophie uns gibt, in unserer Seele tragen, dann schaffen wir hier die Realität für die geistige Welt und werden, wenn wir dahin gelangen, auch erkennen können, was wir schauen. Im Anfang soll man sich gegen die Visionen wehren, sie nicht zulassen und sie nicht, wie es ge­wöhnlich geschieht, weiter ausspinnen und unsere Phantasie dar­auf anwenden. Es kommt schon, wenn man im rechten Sinne wartet, der Moment, wo man weiß, ob es sich um Reales han­delt oder nicht.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Kristiania (Oslo), 20. Juni1910

Aufzeichnung A

#TX

Gebet an den Geist des Montag:

Großer umfassender Geist,

in Deinen Lebensformen leuchtete Empfindung ...

Zur Unterstützung bei unseren Meditationen haben wir helfende Gedanken, die in allen zu Recht bestehenden esoterischen Schu­len gegeben wurden, und die, wenn Sie sie in Bildern vor sich hinstellen und sie auf sich wirken lassen, sich meditativ in sie versenken, von unendlichem Wert sind. Bei diesen Gedanken ist es nicht wie bei unseren gewöhnlichen, alltäglichen, sondern wenn wir uns mit ihnen beschäftigen, so haben sie keimende, erweckende Kräfte für uns.

Ein solcher Gedanke ist folgender: Wie wir unser Bewußtsein als Wach- und Schlafbewußtsein kennen, so stellen wir uns das [Bewußtsein] der an uns arbeitenden umgebenden Geister der Erde vor, wenn wir sagen: im Mineralreich schlafen die Erd­geister; die Pflanzen sind ihre wachenden Gedanken und ihr Le­ben; die Tiere sind ihre Träume. Wenn wir uns in diesen Gedan­ken versenken und uns zum Beispiel vorstellen, was unsere Ge­danken sind: hinhuschende, nebelhafte Gebilde, und diese verglei­chen mit denen der Erdgeister, so empfinden wir den ungeheuren Abstand. Ihre Gedanken sprossen als die grüne Pflanzendecke in unendlicher Mannigfaltigkeit aus der Erde hervor. Ihre Gedanken sind also schaffende Kräfte in der physischen Welt. In vergange­nen Evolutionen der Erde machten diese Geister einmal wie wir die Menschheitsstufe durch. Damals dachten sie in der Art, wie wir jetzt denken. Sie haben sich höher- und höherentwickelt und sind zu schaffenden Wesenheiten geworden. Wir haben in ihnen das vor uns, nach dem wir streben sollen.

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Wir müssen immer bedenken, daß wir durch unsere okkulte Entwicklung anders werden als andere Menschen. Unsere Inter­essen verändern sich, und man kann oft die Klage hören von Esoterikern, daß sie das Interesse für vieles schwinden fühlen, das sie vorher interessierte und daß eine innere Öde und Leere sich bei ihnen geltend mache. Das ist aber ein ganz normaler und schnell vorübergehender Zustand. Und die Leere ihrer Seele wird bald mit Interessen ausgefüllt werden, die ihnen hundert-, ja tausendfach die anderen ersetzen. Wir sollen aber trotzdem nicht den Zusammenhang mit den anderen Menschen, mit den Interessen, die uns früher erfüllten, aufgeben, sollen vor allen Dingen nicht von anderen Menschen verlangen, daß sie den Kreis ihrer Interessen verändern. Der Unterschied zwischen dem exoterischen und esoterischen Menschen ist ja der, daß der exo­terische Mensch seinen physischen Körper fest mit seinen ande­ren Körpern durchdringt, sozusagen alles nach der äußeren Oberfläche drängt. Der gewöhnliche Mensch, der in ein Volk, eine Familie hineingeboren wird, ererbt dadurch gewisse Begrif­fe über Gut und Böse, über Wahrhaftigkeit und andere Tugen­den, die die schaffenden Gottheiten im Laufe der Entwicklung in sie legten. Der Esoteriker wird allmählich aus eigener Er­kenntnis nach diesen Tugenden leben. Aber er darf sich nicht über die Begriffe, welche in den Menschen darüber herrschen, hinwegsetzen; denn da könnte er in ernste Gefahren geraten, was seine Entwicklung anbelangt. Bei ihm wird ja der innere Mensch vom äußeren allmählich losgelöst. Seine höheren Teile lassen seine niederen allein, und wenn er nun die gewöhnlichen Gesetze der Menschheit, zum Beispiel über Wahrhaftigkeit, nicht beachtet, so kann er in eine Lügenhaftigkeit hineingeraten, die ihm natürlich in der Entwicklung hinderlich ist und die viel Schaden stiften kann. Alle die Mißstimmungen und Zwistigkei­ten, auch unter den Esoterikern, sind auf dies zurückzuführen.

Wir lassen aber nicht nur einen Teil unseres Ätherkörpers und unserer Empfindungsseele allein - in der Empfindungsseele beginnen wir mit der esoterischen Arbeit -, sondern auch sozusagen

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unseren physischen Körper, und wir erleben alle mög­lichen Zustände, auch Krankheiten, in diesem. Zustände, die wir bis jetzt nicht kannten, befallen uns, die wir aber deshalb noch nicht für Krankheiten zu halten und deshalb gleich zu einem Arzt zu laufen brauchen; denn ein exoterischer Arzt kann einem natürlich für diese Zustände nichts geben, und sie vergehen auch von selbst. Andererseits soll man nicht jede Krankheit, die einen befällt, für eine durch die okkulte Entwicklung verursachte hal­ten und meinen, daß einen nun kein Arzt mehr behandeln kann. Das ist ein geistiger Hochmut. Man kann sich noch lange von einem Arzte Rat holen in seinen Erkrankungen. Der Esoteriker soll auf seine Gesundheit stets in der richtigen Weise achten.

Niemand sollte sich durch die Schwierigkeiten, die einem be­gegnen können und die durch die Lockerung des Ätherkörpers eintreten, aus Feigheit oder Faulheit von der Entwicklung abhal­ten lassen. Diese Lockerung ist etwas, das eintreten muß, wenn man in die höheren Welten eindringen will. Und wenn wir mit ernstem Streben danach ringen, so wird uns der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen mit sei­ner Kraft entgegenkommen und uns seine Hilfe nicht versagen.

Wenn nicht in diesem Leben, so ganz gewiß im nächsten werden wir das Ziel, geistig zu schauen, erreichen.

Aufzeichnung B

Es gibt noch andere Hilfsmittel,* die einen verhältnismäßig rasch zu einer tieferen Einsicht in die geistigen Zusammenhänge führen können, und das sind die folgenden drei Sätze:

- - -

* Dieser Formulierung liegt zugrunde, daß in der Vorlage dieser Aufzeichnung ein Text vorangestellt ist, der wortwörtlich die Ausführungen vom 18. Juni 1910 (Aufzeichnung B) beinhaltet.

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Im Mineralreich schlafen die Götter;

im Pflanzenreich träumen sie,

im Tierreich wachen und denken sie.

Um zuerst das Tierreich zu nehmen, müssen wir uns vorstel­len, daß die geistigen Wesenheiten früher auf unserer Stufe ge­standen haben und damals ebenso wie wir jetzt verwirrte Ge­danken hatten, während sie jetzt so weit gekommen sind, daß ihre Gedanken so regelmäßig und bestimmt geworden sind, daß diese dasjenige vor uns ausbreiten, was wir als die Tierwelt se­hen. Wenn wir uns in solche Vorstellung vertiefen, dann wird der Verlauf, den unsere Gedankenentwicklung nehmen wird, in uns sich festigen, und wir werden dadurch in näheren Zusam­menhang kommen zu den Wesen, die in die Erde ihre Gedanken hineingelegt haben, zu jenem Wesen auch, das in die Erde jene Kraft gelegt hat, die in ihrer Gesamtheit die Christus-Kraft ist.

Als Esoteriker erleben wir große innere Umwandlungen, die im wesentlichen darauf hinausgehen, unser Ich leibfreier zu ma­chen, bis wir das Ich zuletzt als ein höheres oder zweites Ich in uns wahrnehmen.

Im Vergleich zum Exoteriker entwickeln wir als Esoteriker in unserem astralischen Leibe ganz andere Gefühle und Empfin­dungen. Moralische und ethische Impulse kommen jetzt von in­nen heraus, während sie früher als bestimmte, festgesetzte Nor­men, durch Religion oder menschliche Gesetze vorgeschrieben, von uns nachgelebt wurden. Durch diese neue Art des Erlebens wird allmählich der Zusammenhang zwischen dem Ich und dem gewöhnlichen Astralleib gelockert, und die Gefühle werden da­durch selbständiger, mehr von innen heraus. Das kann die Folge haben, daß der Mensch zunächst unmoralischer erscheinen kann als der gewöhnliche Durchschnittsmensch, währenddem er da­mit beschäftigt ist, sich aus den hergebrachten Gefühlen und Empfindungen herauszuarbeiten.

Auch der Ätherleib wird allmählich gelockert; Gewohnheiten, Vorurteile, Verhältnisse wandeln sich und widersetzen sich

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demjenigen, was von außen herein durch den Geist der Zeit und die landläufigen Begriffe uns aufgedrungen wird. Was früher für wahr gehalten wurde, erscheint uns jetzt lügenhaft, außer Ver­hältnis, und man kommt leicht in Konflikt mit der Außenwelt. In jener Übergangszeit geschieht es vielfach, daß der Mensch selber weniger wahrhaftig wird, daß er die Verhältnisse nur schief betrachten kann und so weiter.

Auch im physischen Leibe finden große Veränderungen statt, die man nennen könnte ein Lockererwerden des Leibes, wo­durch ein Gefühl der Erkrankung in allen möglichen Körpertei­len auftreten kann. Der Mensch glaubt dann, daß sein Leib kränklicher oder gebrechlicher wird, und in der Übergangszeit mag es auch wirklich so scheinen; aber man wird schon bemer­ken, daß man diese «Krankheiten» nicht mit den früheren Heil­mitteln kurieren kann.

Die Gefahren der Lockerung der Leiber liegen darin, daß man eine große Mißachtung bekommen kann für die mensch­lichen und weltlichen Verhältnisse, wodurch man aber nur noch tiefer in die Täuschung hineingeführt werden würde. Was wir tun sollen, ist, eine Art Durchschnittsmaßstab anlegen; und das können wir, indem wir immerfort mit inniger Pietät und Be­wunderung aufschauen zu demjenigen, was die Menschen, eben durch die Hilfe geistiger Wesenheiten, die ihnen von außen her ward, geleistet haben, indem wir die Großartigkeit einsehen je­ner geistigen Wirkungen auf den noch innerlich unerwachten Menschen. So können wir den höheren Weg der Selbstbewußt­heit erkennen, und indem wir uns zwischen beide Extreme hin­einstellen, können wir dem noch erst weniger zur Bewußtheit gelangten Menschen eine Hilfe im Fortschritt sein.

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ESOTERISCHE STUNDE

München, 24. August 1910

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Dieses ist nur eine vorbereitende Stunde für die am nachsten Freitag folgende.

Zuerst Anrufung des Tagesgeistes (Mittwochspruch; mit län­gerem Nachsatz>. Wer in eine esoterische Schulung eintritt, muß sich klar sein, was er damit tut. Mit allem, was wir als Mensch sind und tun, sind wir durch Karma verbunden; hineingestellt sind wir in das ganze Erdensein durch göttliche führende We­senheiten. Alles, was wir denken, fühlen und wollen an größter, erhabenster Schönheit, an höchster Moralität, ist immer noch verknüpft mit der allgemeinen Entwicklung. Aber mit dem einen Entschluß, in eine esoterische Schulung eintreten zu wol­len, tun wir einen Schritt aus dieser allgemeinen, von höheren Wesen geführten Entwicklung heraus. Dadurch fangen wir ein absolut Neues an. Wir entwickeln uns durch die esoterische Schulung aus von geistig-göttlichen Wesen Geführten zu selb­ständigen Genossen dieser schaffenden Geister.

Der Mensch besteht auf der Erde aus dieser Vierheit: physi­scher Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich, die in ihrem von den höheren Wesen gegebenen Einklang gehalten werden. Wenn wir dem Entschluß, in eine esoterische Schulung eintreten zu wollen, die Tat folgen lassen, dann fangen wir an, selbständig an der Umgestaltung dieser einzelnen Körper zu arbeiten. Und zwar geschieht dies durch die Übungen und Exerzitien, die uns gege­ben werden. Sie wirken allmählich auf unseren Atherleib so ein, daß er sich lockert aus dem festen Gefüge des physischen Leibes heraus. Doch geschieht diese Einwirkung nicht so direkt auf den Ätherleib, sondern von dem Astralleib aus, auf den wir zunächst durch unsere Übungen einwirken. Durch die regelmäßige tägli­che oder nach Wochen periodische Wiederholung von Übungen und Bildern, die wir auf unsere Seele wirken lassen, arbeiten wir zunächst in den Astralleib hinein.

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In den Meditationsversen hat jeder Laut seine Bedeutung, je­des Wort, jede Lautfolge, jede Begriffsfolge; durch die regelmä­ßige Wiederholung bei vollständiger Selbstvergessenheit wirken sie. - Wenn wir des Morgens erwachen, so haben wir manchmal eine leise Erinnerung an die geistige Welt, an die Welt, aus der uns Kraft zufließt durch unsere Übungen; und es gehört zu den schönsten Erlebnissen des esoterischen Schülers diese leise Erin­nerung an jene Welt, aus der wir Kraft gesogen haben, in der wir an den Quellen der Kraft waren. Wenn jemand einen ihm lieben Menschen hat lassen müssen, so ist es möglich, daß dann etwas von diesem Menschen in jene Erinnerung an die geistige Welt mit hineinfließt in den esoterischen Schüler. Und der, dem Derartiges zuteil wird, sollte dieses als eine besondere Gnade ansehen! - Nach einiger Zeit des Meditierens merken wir, daß wir anders geworden sind; manche Lieblosigkeit, die uns früher entschlüpfte, begehen wir nicht mehr; eine viel feinere Logizität machen wir uns zu eigen. Wir fühlen, daß wir besser geworden sind. Wir werden besser.

Aber dadurch, daß wir uns außerhalb des gewöhnlichen und gewohnten Rahmens stellen, verlieren wir den Halt, der durch Konvention und Herkommen gegeben wird. Freier werden wir in uns; dadurch kommen aber erst einmal unsere schlechten Sei­ten mehr heraus; da erst merken wir, wie schlecht wir sind. Wir sind wirklich viel schlechter, als wir gemeinhin annehmen!

Es kommen für jeden esoterisch Strebenden schwere, schlim­me Stunden; dann ist es gut, einen Halt zu haben. Diesen Halt finden wir im Neuen Testament; für jeden Fall, für jede Lage finden wir dort einen Rat, eine Stütze in jeder Schwäche; wir müssen sie nur suchen. Und wenn wir sie nicht finden, so sollte uns Trost geben die Überzeugung unserer eigenen Schwäche, daß wir das Richtige jetzt noch nicht finden können, daß es aber sicher darinnen steht im Testament.

Beim beginnenden Hellsehen können leicht Täuschungen vor­kommen. Man meint etwas Äußeres vor sich zu sehen, und es ist das eigene Innere, was sich da spiegelt. Noch schlimmer ist's

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bei Tönen, die man zu hören meint; niederziehen wollende We­sen täuschen auf solche Weise den Meditanten.

Für den esoterisch Strebenden ist nicht nur nötig, seine Medi­tationen vorzunehmen, zu beten, wenn «beten» im besten Sinne verstanden wird, sondern auch zu wachen, auf der Wacht zu sein vor schlechten Einflüssen, die da eingreifen wollen, wo eine selbständige Umgestaltung der Leiber vorgenommen wird. Ein okkulter Satz gegen alle Täuschung heißt: «Aller Weg in die gei­stige Welt geht durchs Herz». Man kann während der Medita­tion fühlen, wie von jedem Punkt des äußeren physischen Lei­bes Linien gehen nach einem Mittelpunkt. Dieser Mittelpunkt ist das Herz. Im weiteren Verlauf gehen diese Linien in die ent­gegengesetzte Richtung weiter in die geistige Welt hinein. Es ist das wie ein Fühlen des Christus in sich. Diese Art Erscheinung ist echt.*

Jedes unserer Glieder steht in Beziehung zu einem Bilde des Tierkreises; so fließen Kräfte vom Bilde des Löwen herunter in unser Herz. Auch von der Sonne strömen Kräfte in unser Herz. Ebenso wirken die Feuergeister auf unser Herz. Alle drei wer­den oft als Symbole für das Herz genommen: Löwe, Sonne, Flamme. Wie das Herz, so ist jedes Glied des Menschen in Be­ziehung zu außer uns stehenden Kräften; herausgewachsen und eingebettet sind wir in die ganze Welt.

Wenn wir diese Tatsache so recht in unserer Seele leben las­sen, dann nehmen wir in der richtigen Weise auch den Spruch:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

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* Eine andere Vorlage dieser Aufzeichnung hat hier noch: «Das ist ein Zeichen, daß keine Täuschung vorliegt.»

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 26. August 1910

Aufzeichnung A

#TX

In demselben Sinne wie das vorige Mal wollen wir auch heute den Geist des Tages anrufen. Es ist als ein besonderes Glück anzusehen, wenn eine esoterische Stunde an einem Freitag ab­gehalten werden kann. Folgt der Spruch für den Geist des Frei­tags.

Großer umfassender Geist,

in Deinem Leben lebe ich mit der Erde Leben

In der Nacht sind wir mit unserem Astralleib und Ich in göttlichen Äthersphären, aus denen wir uns Kraft für unser phy­sisches Leben herunterholen. Verbunden sind wir mit göttlich-geistigen Wesenheiten dort. Deshalb sollten wir niemals, wenn wir des Morgens aufwachen, sofort banale alltägliche egoistische Gedanken haben. Wir schneiden uns dadurch ab von den geisti­gen Wesenheiten und Kräften, in die wir während des Schlafes untergetaucht waren. Sondern ehe wir an irgendeine Verrichtung des täglichen Lebens, an irgendeinen Gedanken des physischen Daseins herangehen, sollten wir uns unserer Meditation hin­geben, während welcher wir in Selbstvergessenheit in jene Re-gionen untertauchen. Zur heiligen Pflicht sollte es sich jeder Meditant machen, gleich nach dem Erwachen seine Meditation vorzunehmen, oder es sollte doch jedenfalls sein erster Gedanke sein, dankbar an die hohen Wesenheiten zu denken.

Eine noch heiligere Pflicht, wenn es eine solche geben kann, sollte es für jeden esoterischen Schüler sein, sich klar zu machen, wie er nicht nur sich, nicht nur seinen Mitmenschen, sondern auch den höheren geistigen Wesenheiten ein großes Unrecht zufügt, wenn er mit unreinen Gedanken und Gefühlen an die Meditation herangeht. Er verunreinigt dadurch die geistigen Sphären. Die Kräfte, die angewandt werden müssen, um diese

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Verunreinigung wieder zu beseitigen, werden dem Fortschritt der Menschheit entzogen.

Man kann mit ziemlicher Konzentration seine Übungen und Exerzitien durchführen und doch dabei in sich unheilig sein. Dieses Durchführen der Meditation ist lediglich Sache des Wil­lens. Der soll selbstverständlich gefestigt und entwickelt werden. Aber dabei muß das ganze innere Leben geheiligt werden, so daß nur Heiliges, Hohes während der Meditation in unserer Seele lebt. Wie man nicht mit unreinen Gefühlen und Gedanken in die Meditation hereingehen soll, so soll man auch nicht mit solchen Gedanken abends in den Schlaf übergehen. Auch da­durch bringen wir Unreinigkeit in die göttlichen Sphären, wenn wir Gedanken des Hochmuts, der Eitelkeit und des Stolzes in die göttlichen Welten mit hinübernehmen. Mit Gedanken der Ehrfurcht und des Dankes für die göttlichen Wesenheiten soll­ten wir einschlafen, denn nicht eine Minute könnten wir länger leben, während unser Astralleib und Ich im Schlafe heraußen sind, wenn nicht göttlich-geistige Wesenheiten unseren physi­schen und Ätherleib währenddessen erhielten. Mit Ehrfurcht vor den großen göttlichen Wesenheiten sollten wir einschlafen.

Der Esoteriker unterscheidet sich von dem Exoteriker da­durch, daß Gott bewußt in ihm lebt, daß er die Gotteskraft wirklich in sich wirksam werden läßt. Das geschieht nicht durch die Vorstellungen, die er sich von Gott macht. Gerade durch diese Vorstellungen kann der Mensch sich schaden, wenn er spä­ter eingeht in die höheren Welten. Er will dort zum Beispiel den Christus so finden, wie er sich eben seine Vorstellungen von ihm gemacht hat, und erkennt darüber den wahren Christus nicht; denn der ist anders als jede noch so hohe Vorstellung, die man sich über ihn machen kann.

Hochmut, Stolz, Eitelkeit sind Eigenschaften, die gerade ein Esoteriker vor allen Dingen ablegen sollte. Auch derjenige eso­terische Schüler, der meint, Hochmut, Stolz und so weiter schon abgelegt zu haben, muß wissen, daß diese Eigenschaften immer noch in feinerer Weise vorhanden sind. Schon allein in dem

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Gedanken, diese Eigenschaften abgelegt zu haben, sehr weit in der Entwicklung fortgeschritten zu sein, liegt eine gewisse Eitel­keit, die viel schlimmer ist als Eitelkeit im äußeren Leben, weil sie verstärkt ist und sich auf höhere geistige Dinge bezieht. Auf ein klares, logisches, richtiges Denken können wir stolz sein. *

Wir leben in einer besonderen, hochwichtigen Zeit. Es ist die Zeit der Vorbereitung auf den Christus, der im Ätherischen er­scheinen, sichtbar werden wird. Um seiner teilhaftig zu werden, ihn dort schauen zu können, dafür müssen wir uns vorbereiten. Die Menschen, die nicht das Glück haben, jetzt an die Theosophie heranzukommen, werden dieses Ereignis nicht erleben können.

Entstanden sind wir aus höheren geistigen Kräften heraus, wie wir dies diese Tage hindurch gehört haben. Aus dem göttlichen Schoße sind wir herabgestiegen. Göttlichen Ursprungs sind wir. So können wir aus dieser Erkenntnis heraus den rosenkreuzeri­schen Spruch vor unsere Seele stellen: Ex Deo nascimur - aus Gott sind wir geboren. Aber gleich dabei soll ein Satz stehen, der uns viel kleiner gestimmt macht; wir sollen uns ganz aufgeben und verlieren, uns hingeben an den Christus. Und wenn diese Stimmung so recht in unserer Seele lebt, so können wir dem Ex Deo nascimur hinzufügen: In Christo morimur - in Christus ster­ben wir. Und einen weiten Ausblick darauf, wie wir den Geist, den Heiligen Geist bewußt in uns entwickeln können, gibt uns der Satz des Rosenkreuzerspruches, der auf die ersten beiden Sät-ze folgt: Per Spiritum Sanctum reviviscimus - im Heiligen Geist werden wir wieder und wieder leben. Und wenn wir diesen Ro­senkreuzerspruch als Grundstimmung unserer Meditation zu­grunde legen, dann werden wir mit allem Verständnis und mit heiligen Gefühlen den Spruch in uns aufnehmen, der da lautet:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

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* In einer anderen Voriage heißt es hier: «Wohl können wir stolz sein auf ein richti­ges, klares, logisches Denken - aber nur dann, wenn es absolut subjektivlos ist!«

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Aufzeichnung B

Wachen und Beten soll der Esoteriker lernen. Wachen vor allen schlechten Einflüssen, die da eingreifen wollen, wenn eine selb­ständige Umgestaltung der Leiber vorgenommen wird, und der Mensch sich dann vorbereitet, selbständiger Genosse der schaf­fenden Geister zu werden. Da treten viele Kräfte und Wesen an den Menschen heran, die ihn fortreißen wollen davon. Leicht verfällt der Mensch Täuschungen. Ein okkulter Satz gegen alle Täuschungen: Aller Weg in die geistige Welt geht durchs Herz. Das Herz ist der Mittelpunkt der geistigen Bewegung. Das Ge­hirn der Mittelpunkt der intellektuellen Bewegung. Man kann während der Meditation fühlen, wie von jedem Punkte des äußeren physischen Leibes Kraftströmungen gehen nach einem Mittelpunkte. Dieser ist das Herz Im weiteren Verlauf gehen diese Strömungen nach der entgegengesetzten Richtung hinaus über die Hautgrenze und hinein in die geistige Welt. Das ist das Fühlen des Christus in sich. Und das ist zugleich ein Zeichen, daß keine Täuschung vorliegt (auch die Gebärde * Vom Sternbild des Löwen Q fließen Kräfte aufs Herz. Auch von der Sonne strömen Kräfte aufs Herz. Auch die Feuergeister wirken aufs Herz. Alle Drei werden oft als Symbole für das Herz ge­braucht: Löwe, Sonne, Flammen. Beten: sich in der rechten Wei­se mit seinen Herzkräften vereinen. Wachen: Der Esoteriker soll sich klar machen, daß er nicht nur sich, nicht nur seinen Mit­menschen, sondern auch hohen geistigen Wesen ein großes Un­recht zufügt, wenn er mit unreinen Gedanken und Gefühlen an die Meditation herangeht. Er verunreinigt dadurch die geistigen Sphären. Und die Kräfte, die angeordnet werden müssen, um diese Verunreinigung wieder zu beseitigen, werden dem Fort­schritt der Menschheit entzogen. Man kann mit ziemlicher Kon­zentration seine Übungen vornehmen und doch dabei in sich

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* ob die Krebs-Gebärde hier zu Recht erscheint, ist fraglich, da sie aus dem Zu­sammenhang heraus nicht verständlich ist

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unheilig sein. Dies Durchführen der Meditation ist lediglich Sa­che des Willens. Der soll selbstverständlich gefestigt, entwickelt werden, aber dabei muß das ganze innere Leben geheiligt wer­den, so daß nur Heiliges, Hohes in unserer Seele lebt während unserer Meditation. Und wie man mit reinen Gedanken und Gefühlen in die Meditation hereingehen soll, so soll man auch mit solchen in den Schlaf übergehen. Gedanken des Hochmutes und der Eitelkeit verunreinigen die geistige Welt während des Schlafes. Mit Gedanken der Ehrfurcht und des Dankes für die göttlichen Wesenheiten sollen wir einschlafen. Der Esoteriker unterscheidet sich vom Exoteriker dadurch, daß der Gott in ihm lebt, und daß er die Gotteskraft in sich wirksam werden läßt -nicht die Vorstellungen, die er sich von Gott macht. Gerade durch diese Vorstellungen kann der Mensch sich schaden, wenn er später eingeht in die höheren Welten. Er will zum Beispiel seinen Christus so finden, wie er sich eben die Vorstellung von ihm gemacht hat und erkennt darüber den wahren Christus nicht, denn er ist anders, als jede noch so hohe Vorstellung, die man sich über ihn machen kann.

Hochmut, Stolz, Eitelkeit sind Eigenschaften, die gerade ein Esoteriker vor allen Dingen ablegen sollte. Auch wenn man meint, sie abgelegt zu haben, sind diese Eigenschaften immer noch in feinerer Weise vorhanden. Schon allein in dem Gedan­ken, diese Eigenschaften abgelegt zu haben, weil man schon so weit in der Entwicklung ist, liegt eine gewisse Eitelkeit, welche schlimmer ist als Eitelkeit im äußeren Leben, weil sie dadurch, daß sie sich auf geistige Dinge bezieht, verstärkt ist.

Wachen und Beten muß der Esoteriker im rechten Sinne lernen.

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Aufzeichnung c

Gebet an den Freitagsgeist. Dieses ist besonders wirksam. -Großer umfassender Geist,

in Deinem Leben lebe ich mit der Erde Leben ...

Nach dem Aufwachen des Morgens sollen wir baldmöglichst streben, wieder in die geistigen Welten zurückzutauchen in un­serer Meditation. Des Abends vor dem Einschlafen sollen wir uns vorbereiten dafür, daß wir in die geistigen Welten eintreten werden, aber nicht durch Gebete mit irgendeinem egoistischen Wunsche, wie um ein seliges Ende oder so etwas.

Nichts Unreines sollen wir hereinbringen in die Ätherwelt. Durch Intensität des Willens kann man allerdings eindringen in diese, auch unrein, aber dann sind unsere Erlebnisse rein wert­los. Es ist von großem Vorteil, in der Jetztzeit ins esoterische Leben zu kommen. Dies ist günstiger als in jeder anderen Inkar-nation. In zwanzig Jahren werden viele das Christus-Ereignis im Ätherischen erleben, und deshalb müssen wir mit tiefstem Ernst und mit größter Intensität streben, daß wir es rein erleben, denn viele erleben nur ihre eigenen Bilder des Christus.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 4* November 1910

Aufzeichnung A

Gehen-, Sprechen-, Begreifenlernen

#TX

Alle, die esoterische Stunden schon gehört haben, wissen, daß das, was hier gesagt wird, nicht nur von mir gesagt wird; wir wollen uns die Hilfe des Tagesgeistes dazu erbitten. - Folgt der Spruch für Freitag.

Wenn wir unser Leben betrachten, wie es zwischen Geburt und Tod verläuft, so müssen wir es vom esoterischen Stand­punkt aus so betrachten, daß es dazu da ist, damit wir in dieser Zeitspanne lernen, lernen für unseren esoterischen Weg. Wenn wir nun dieses physische Leben überschauen, so sehen wir, daß wir zu allem, was wir im Leben vermögen, die Vorbedingungen, die Organe mitbringen mit Ausnahme von drei Sachen, die wir erst hier im physischen Leben lernen müssen. Trifft ein Farben-eindruck unser Auge, so vermögen wir sehr bald nach der Ge­burt zu sehen, wir brauchen das nicht erst zu lernen; die Fähig­keit dazu ist einfach da; so ist es mit dem Hören und so weiter. Nur drei Dinge müssen wir lernen; das ist Gehen, Sprechen und Begreifen respektive Begriffe machen. - Zum Gehen müssen wir als Hauptsache erst einmal stehen lernen. Ehe wir das können, fallen wir einfach um; wir haben noch kein Gefühl für das Gleichgewicht. Wir müssen erst lernen, uns in die drei Dimen­sionen des Raumes einzufühlen. So müssen wir auch sprechen und begreifen lernen.

Haben wir gehen gelernt in jenem ersten Jahre des Lebens, so können wir unsern Weg machen. Haben wir begreifen gelernt, so können wir der Wahrheit Leben verschaffen, Lebendiges wir­ken durch das Wort. In unsern ersten drei Lebensjahren lernen wir gehen, sprechen und begreifen. Diese drei Jahre finden wir symbolisch wieder in den drei Lebensjahren Christi auf Erden.

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Wir müssen so alles, was uns von Christus überkommen ist, als Grundlage wiederfinden in den drei ersten Jahren unseres Le­bens.

Alles, was dem esoterischen Schüler nötig ist für sein esoteri­sches Leben, das wird ihm in den esoterischen Stunden gegeben. Auf alle seine Fragen bekommt er Antwort durch das, was ihm in den Meditationsübungen gegeben wird; er muß nur richtig hinhorchen und alles richtig anwenden. Leben erhalten muß das in uns, was uns als Meditation gegeben wird. So der Spruch:

In den reinen Strahlen des Lichtes ...

Nicht nur gedanklich sollen wir diese Zeilen an uns vorüber-ziehen lassen, sondern Leben sollen sie in uns erhalten. Ganz hingeben sollen wir uns dem Inhalt der Meditation, alles verges­sen, was um uns herum ist im physischen Leben, die persön­lichen Interessen und so weiter. Als Lohn dafür, daß wir gleich­sam aufgegeben haben das physische Leben, es hingeopfert ha­ben für die Zeit der Meditation, wird nach den ersten beiden

Zeilen:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

ein Ton in uns erklingen, der so lange, wie unser Karma es vor­schreibt, erhalten wird. Ein Ton ist das, der nicht in unserm In­nern ertönt, sondern der von außen an uns herantönt. Es soll hier weiteres nicht gesagt werden, ein jeder muß ihn selbst erle­ben und erfassen. Und während dieser Ton, das heilige Wort, der unaussprechliche Name ertönt, soll der Schüler ein Gelöbnis ablegen, das er auch vorher schon ablegen kann, aber in diesem Augenblick muß er es tun. Das Gelöbnis ist das, daß der Schüler sich sagt: Ich will jeden andern Ton, der an mein Ohr klingt, wenn er nicht im Physischen begründet ist, jeden andern Ton, außer diesem heiligen Wort, für ein Werk Ahrimans halten.

Ein Zurückziehen ist dies, ein Sichabwenden von dem, was

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um ihn herum ist, was in dem Schüler ein Gefühl der Kälte er­zeugt; ein Gefühl der Gleichgültigkeit und Abgestumpftheit er­faßt den Menschen; er fühlt sich vereinsamt in einem ungeheu­ren Frost. Diesem Frostgefühl, das der reine Gedanke erzeugt, muß der Schüler Liebe entgegenbringen.

Und hat er diesen Ton gehört, so erhält er damit die Rich­tung nach Osten; der Ton kommt aus Osten. Der Schüler kann sich im Geistigen orientieren, er fällt nicht mehr um wie das Kind, das noch nicht stehen und gehen gelernt hat. Er kann jetzt im Geistigen stehen und gehen.

Und läßt der Schüler die dritte und vierte Zeile in seinem Innern leben:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlet die Göttlichkeit meiner Seele

so wird er Wärme empfinden, ausstrahlende lebendige Wärme. Nur das, was ihm während dieses Wärmeempfindens zukommt an Erlebnissen, hat wirklichen Wahrheitswert; alles übrige ist Luzifers Werk. Und hat er die drei letzten Zeilen:

Ich ruhe in der Gottheit der Welt

Ich werde mich selbst finden

In der Gottheit der Welt

in sich zu rechtem Leben gebracht, so wird er die Wahrheit er­fassen.

So hat der Schüler in den zwei ersten Zeilen den Weg, in den drei letzten die Wahrheit errungen, und aus den zwei mittelsten Zeilen fließt dann Leben, geistiges Leben.

Morgen wollen wir hierüber weitersprechen.

Etwas muß der Schüler in sich entwickeln, wovon im äußern Leben so viel gesprochen wird und das doch gar nicht zur Aus­führung kommt, dessen Tiefe noch gar nicht einmal erkannt, geahnt wird. Gar viel redet man von der Menschenliebe, und es

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ist doch nichts, was diesem Gefühl entspricht, was man im äußern Leben dafür hält. Der esoterische Schüler sollte damit anfangen, sich zu sagen in aller Demut: Ich weiß nichts von Menschenliebe. Wir lieben die Menschen aus verschiedenen Gründen, aber das ist alles nicht das Richtige. Wir sollen den Menschen lieben, weil er ein Mensch ist. Christus hat uns dazu das richtige Beispiel gegeben.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung B

Umfassen wir einmal in wenig Worten das Leben des Menschen von seiner Geburt bis zum Tode und führen wir uns vor Augen alles das, was der Mensch selber während seines Lebens entwik­keln muß, und dasjenige, was er schon entwickelt mit zur Welt bringt. Drei Dinge sind es, die der Mensch bei seinem Eintritt in die Welt nicht gleich mitbringt, die er sich erst im Laufe seines Lebens aneignen muß, während der neugeborene Mensch seine Organe gleich fertig mitbringt, seine Augen zum Beispiel, durch die er seine Umgebung wahrnimmt, seine Ohren und so weiter. Die drei Dinge aber, die er selbst entwickeln muß, sind Gehen, Begreifen und Sprechen.

Weshalb kann der Mensch noch nicht gehen, wenn er gebo­ren wird? Weil er sein Gleichgewicht noch nicht finden kann; er muß es erst suchen und sich in ein Verhältnis zu der ihn umrin­genden Natur bringen. Er schwankt dann lange hin und her und sucht nach einem Stützpunkt, den er so schnell nicht finden kann. Sobald er ihn gefunden hat, kann der Mensch stehen und findet auch seinen Weg allein.

Das Zweite, was er sich selbst aneignen muß, ist das Begrei­fen; das führt zum Denken, und durch das Denken kommt man zur Wahrheit. Das Dritte ist die Sprache, durch die er seine

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Gedanken und Gefühle, sein eigenes Innenleben in die Welt aus­strömen lassen kann.

Wenn wir dieses Bild als Symbolum auf die wunderbar schö­nen Worte Christi anwenden, die er zu seinen Jüngern aus der esoterischen Weisheit heraus sprach und die da heißen: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben» - so werden wir finden, daß diese Worte sich auf die esoterische Entwicklung des Men­schen beziehen.

Im Anfang geht es uns mit unserer Meditation ebenso, wie es dem Kinde geht, das erst lernen muß zu gehen; wir schwanken hin und her, irren bald rechts, bald links ab mit unseren Gedan­ken, bis wir endlich die nötige Ruhe und Sammlung, unseren Stützpunkt gefunden haben, der uns das Gleichgewicht gibt auf dem Wege, den Christus uns gehen heißt und der Er selbst ist. Jeder Esoteriker soll diesen Weg gehen, der Christus selber ist. Er selbst will unser Führer sein, in ihm sollen wir unseren Stützpunkt suchen, durch ihn unser Gleichgewicht finden, damit wir auf seinen Wegen wandeln können.

In alten, vorchristlichen Zeiten bedurfte der Schüler eines Guru, der ihm in der Meditation hilfreich zur Seite stand. Seit­dem der Christus auf der Erde gewandelt ist, hat er seine Kraft in der Erdenatmosphäre zurückgelassen, damit wir uns mit ihr erfüllen können, wenn wir uns ihr öffnen.

Es soll weiter unsere Meditation zu einem reinen Denken werden, damit die Wahrheit durch unser Wort zum Leben wer­de, das wir ausströmen sollen über unsere Mitmenschen.

Hat der Schüler nach längerer Übungszeit seinen Weg gefun­den, ohne zu schwanken nach rechts oder links, so wird er zu einem inneren Erlebnis kommen, wenn er sich in die erste Stro­phe seiner Morgenmeditation versenkt:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

Er wird das Erlebnis empfinden als etwas, was sich in Worten

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nicht ausdrücken läßt. Ein Wärmestrom, ein Licht von Osten her wird ihn durchströmen; in seinem Innern wird ein Ton er­klingen, der ihn fühlen läßt, daß er mit dem Lichte der Gottheit verbunden ist.

Steigen wir weiter auf in unserer Entwicklung, so tritt wieder eine neue Erfahrung an uns heran, wenn wir die zweite Strophe meditieren:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlet die Göttlichkeit meiner Seele.

Jetzt werden wir, aus dem Licht und dem Ton heraus, der aus dem Osten zu uns herüberklingt, einen Namen vernehmen, den wir nicht auszusprechen vermögen, einen Namen, bei dem die Seele erschauert und von dem wir fühlen: Das ist der Name Gottes! Gleichzeitig wird uns durchwehen ein Strom von unbe­schreiblicher Kälte, verbunden mit dem Gefühl der Verlassen­heit, der Einsamkeit. Dieser Name wird unser Innerstes durch­fluten, und wir werden wissen, daß er dieser Name ist. Dieses Erlebnis führt uns zur Erkenntnis der Wahrheit, und wir sind da angelangt, wo sich die geistige Welt uns erschließt, wo wir wissen können, ob das, was wir erschauen, Wahrheit oder Trug­bild ist. Alles, was der Mensch vor diesem Erlebnis an Tönen, Klopfen oder sonstigen Erscheinungen aus der physischen Welt gehört zu haben glaubte, all das ist nicht die Wahrheit gewesen

- so weiß er jetzt. Es war Ahriman oder Luzifer, die ihn mit ihrem Schein umgaukelt haben. Wir sollen deshalb streng solche Erlebnisse an Tönen etc., die uns aus der physischen Welt zu­kommen, von uns abweisen, denn wir wissen jetzt, daß wir nicht eher die wahrhaftigen geistigen Erscheinungen erleben können, ehe wir nicht den warmen Strom, der aus dem Osten sich in unsere Seele ergießt, empfinden, und ehe wir nicht die erstarrende Kälte und das Gefühl der Verlassenheit durchlebt haben, - ehe wir nicht den Ton vernommen haben, der in unse­rem Inneren den Namen des Gottes erklingen läßt.

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Betrachten wir noch einmal die Worte:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlet die Göttlichkeit meiner Seele.

Dieses «Reine-Liebe-Üben» hat ja die christliche Kirche zu ihrem Lieblingsspruch sich auserkoren. Viel wird dieser Spruch allerdings von Christen in den Mund genommen, aber wenig wird im allgemeinen danach gehandelt. Leicht ist es ja auch nicht, wenn wir seine ganze Konsequenz ermessen. Bedenken wir einmal, was es heißt: Liebe haben zu allen Wesen, Liebe spenden ohne Erwartung der Gegenliebe, ohne Anerkennung, ohne Belohnung zu fordern, - denn unser Ideal soll sein: Wir sollen den Menschen lieben, weil er Mensch ist! - Wie hoch muß der Mensch in seiner Entwicklung stehen, damit er solcher Nächstenliebe fähig ist! Können wir uns zu dieser Selbstlosigkeit erziehen, alle Menschen zu lieben wie uns selbst, durch die Ge­bote und Dogmen der Kirche oder durch den Zwang eines mo­ralischen Gesetzes? Ist es nicht viel fruchtbarer für die Seele, wenn sie ohne jeglichen Zwang diese hohe Tugend in sich zur Blüte bringt?

In der Betätigung dieser Lehre Christi kann auch ein Hindu, ein Mohammedaner, ein Parsi, ein Katholik, ein Protestant, ein Jude, ja selbst ein Ketzer ein wahrer Christ sein, auch ohne Zu­gehörigkeit zur christlichen Kirche. Und auch wir lernen in un­seren Meditationen, daß in ihnen verborgen liegt der Weg, den Christus uns gezeigt hat und der er selber ist: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

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Aufzeichnung c

Der esoterische Schüler muß lernen, seinen Lebenslauf in der physischen Welt so zu betrachten, daß er in der Spanne Zeit zwischen Geburt und Tod lerne, lerne, um seinen esoterischen Weg so zu finden, daß er nicht verliere den Zusammenhang mit der Welt seines Ursprungs, der geistigen Welt. Und wenn wir dies physische Leben überschauen, so sehen wir, daß wir in ihm vieles vermögen, zu dem wir die Vorbedingungen, die Organe, schon mitbringen, mit Ausnahme von drei Dingen, die wir erst hier im physischen Leben lernen müssen. Wir vermögen schon bald nach der Geburt zu sehen, das brauchen wir nicht zu ler­nen, und so ist es mit dem Schmecken, Riechen, Hören. Die Fä­higkeiten dazu sind da, wenn wir uns ihrer auch erst später be­wußt bedienen können. Drei Dinge aber müssen wir erst lernen nach der Geburt. Das ist: das Gehen, das Sprechen und das Be­greifen.

Gehen lernen heißt im esoterischen Sinn, sich erst aufrichten können kraft des im Innern lebenden und sich mehr und mehr erstarkenden Ich, sich aufrechterhalten können im Raum gegen­über den geistigen Kräften, die ihn durchziehen, und seinen Weg durch sie hindurch finden lernen. Wohin? Nach dem [geistigen] Osten - den der Schüler kennen lernt auf einer gewissen Stufe seiner Entwicklung.

Hat der Schüler diesen Weg gefunden, dann wird er in absolu­ter Stille und Einsamkeit gegenüber der Außenwelt hinhorchen müssen, was ihm von Osten her ertönt. Das ist ein Erlebnis, das jeder Schüler hat, je nachdem sein Karma es ihm früher oder spä­ter gestattet. Er hört hertönen vom Osten das «unaussprechliche Wort», den Namen Gottes, der «sich selber» ausspricht. Das tönt hinein in die Stille und Einsamkeit des Schülers. Und das «Wort» wird in der Seele des Schülers Seelenkraft, an der sich entzündet die Kraft, in sich selbst in seinen Seelentiefen etwas zu erwecken, was in diesen Seelentiefen schlummert. Zum Leben erwachen in ihm die schöpferischen Kräfte des Daseins.

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Die zweite Stufe ist: er lernt sprechen. Sprechen ist in esoteri­schem Sinne ein Hinaustönen dessen, was als Leben der Seele vorher im Innern war und jetzt nach außen tönt. Inmitten dieser beiden Erlebnisse - des Hörens des Gottes-Namens von außen aus dem geistigen Osten her und des Sprechens im eigenen In­nern -, genau in der Mitte, kann der Schüler allein in der Medi­tation die Offenbarungen der geistigen Welt empfangen.

Dies Hereintönen - als ein geistiger Ton unhörbar für physi­sche Ohren, der dem Schüler je nach seinem Karma länger oder kürzer erhalten bleibt -, dies heilige Wort, dieser unaussprech­liche Name Gottes, kann nicht gesagt werden vom Lehrer, den muß jeder Schüler selber erfassen und selber erleben. Und wäh­rend dieser Ton ertönt, soll der Schüler das Gelöbnis ablegen, das er auch schon früher ablegen kann, aber in diesem Augen­blick muß er es tun; er muß sich sagen: ich will jeden andern Ton, der an mein Ohr klingt - wenn er geistig ist, also nicht im physischen begründet ist -, als ein Werk Ahrimans betrachten. Wenn der Schüler dies Erlebnis gehabt hat, dann kann er, in sein eigenes Wesen hinabsteigend, erfühlen das neue Leben - dann kann er die Wahrheit der geistigen Welt durch eigene Erfahrung wissen. Nur so allein geht der wirkliche, wahre Weg des esoteri­schen Schülers. Alles andere sind Trugbilder von Ahriman, die herandringen wollen, ehe er den geistigen Ton vernommen hat, und Trugbilder von Luzifer, ehe er das in seiner Seele aufstei­gende Leben empfangen hat.

Aber dieser geistige Ton, den der Schüler vom geistigen Osten seiner Seele her wahrnimmt und der ein neues Licht, das geistige Sonnenlicht in ihm entzündet, wirkt nicht so, wie das äußere Sonnenlicht wirkt, wenn es Licht in der Außenwelt ent­zündet und sie mit Wärme durchströmt. Der geistige Sonnenton wirkt so, daß er in des Schülers Seele wie eine eisige Kälte wirkt, er fühlt sich einsam, wie ganz losgelöst, ganz allein im nüchter­nen Raum schwebend, der nur von Gedanken erfüllt ist. Das muß so sein und muß durchgemacht werden vom Schüler; hat er es durchgerungen, dann wird er aus seinen Seelentiefen aufsteigen

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fühlen eine ganz neue, eine innere Wärme: die Christus-Lie beswärme. Und inmitten dieser von außen einströmenden Kälte und von innen aufsteigenden Wärme, da geschehen die Offenba­rungen der geistigen Welt.

Da findet der Schüler die Wahrheit. Nur da allein. Und er fin­det sie, indem er sich sagt: Alles, was ich erhalte, erhalte ich so, indem ich die Phasen der Entwicklung geistig durchmache, wie in den ersten drei Jahren des Kindeslebens ich sie physisch durch-machte. So muß der Schüler lernen, sich zuerst geistig-innerlich durch sein erkraftetes Ich aufzurichten. Dann muß ich lernen zu gehen zum Osten meiner Seele, dann muß ich lernen sprechen, das heißt Begriffe zu bilden, um endlich die Wahrheit zu finden. Erst nachdem der Christus auf der Erde war, das My­sterium von Golgatha vollzogen hat, kann der Geistesschüler sol­che Wege gehen lernen; erst nachdem der Christus ihm vorgelebt hat diese Seelen-Entwicklungs-Geheimnisse, die niedergelegt sind in dem Wort: Ich bin der Weg, die Wahrheit - das Leben.

Durch eigene Kraft muß der Schüler die Stadien des Christus-lebens nachleben.

Lebenserweckend ist der Spruch:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt ...

Wir müssen lernen, uns ganz und gar hinzugeben solchem meditativen Inhalt in unsrer Seele. Dann werden wir sehen, wie der Inhalt dieser esoterischen Stunde darinnen enthalten ist. Aber wenn er wirklich lebenserweckend wirken soll, müssen wir für die Zeit der Hingabe an unsere Meditation vergessen alles, was im physischen Leben als unsre persönlichen Interessen da ist. Sind wir innerlich ganz leer, ganz klar, ganz weiheerfüllt, dann leuchtet uns auf das von außen erglänzende geistige Licht:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

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Und nun läßt der Schüler die dritte und vierte Zeile in seinem Innern wirksam werden:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele

Da wird er Wärme empfinden - reine, ausstrahlende Wärme. Nur das, was ihm während dieses Wärmeempfindens zukommt an Erlebnissen, hat wirklichen Wahrheitswert. Alles übrige -vielleicht überschwängliches Schweben in Wonnegefühlen - das ist Werk Luzifers.

Hat der Schüler aber die drei letzten Zeilen

Ich ruhe in der Gottheit der Welt

Ich werde mich selber finden

In der Gottheit der Welt -

in sich zum vollbewußten Leben gebracht, dann - ja dann wird er die Wahrheit erfassen.

So hat der Schüler in den zwei ersten Zeilen den Weg, in den drei letzten die Wahrheit errungen. Aus den beiden mittelsten erschließt sich ihm das Leben. Und das, meine lieben Schwe­stern und Brüder, ist das am schwersten zu Erringende. Wie viel wird im äußern Leben gesprochen von Menschenliebe. Wie we­nig wird sie getan, denn das ist das am schwersten zu erfüllende Wort des Christus: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst. -Reine Menschenliebe entfalten - die den Menschen liebt, weil er ein Mensch ist -, wer dies tut - der allein ist in Wahrheit Christ, welcher Konfession oder welcher Religion er immer sei.

So lernen wir in einer zu Recht bestehenden rosenkreuzeri­schen Schulung den Weg in die geistige Welt zu gehen unter der Leitung des Christus - im Hinschauen auf Ihn. Wir lernen Sei­nen Erdenweg selbständig nachleben in unserer esoterischen Schulung. Alles, was dem Schüler nötig ist für sein esoterisches Leben, wird ihm gegeben in den esoterischen Stunden. Auf alle

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seine Fragen, seien sie ausgesprochen oder ruhen sie in seiner Seele, bekommt er Antwort durch das, was ihm gegeben wird in diesen Stunden. Er muß nur richtig hinhorchen und richtig alles anwenden, damit es lebenerweckend und lebenerhaltend in sei­ner Seele waltet. Und er geht den Weg seiner Schülerschaft so, daß in keiner Weise seine innere Selbständigkeit angetastet wird.

Ein solcher rosenkreuzerischer Weg ist erst möglich, nachdem der Christus auf Erden weilte. Früher mußte der Schüler jeden Schritt so machen, daß der Guru ihn führte und leitete. Im Hin­schauen auf den Christus und dem wirklichen esoterischen Ver­stehen Seines Wortes, wie es Euch heute gegeben worden ist, lernen wir, ohne in unsrer Selbständigkeit angetastet zu werden, im vollen Aufrechterhalten unsres Selbstes und hinschauend auf das Geleitwort, das wir heute empfangen haben: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben - den Weg zu finden zu dem großen universellen Guru - dem Christus.

Die Weisheit lebt im Licht (Gedanke)

Die Weisheit erstrahlt in dem Licht (Gefühl)

Die Weisheit der Welt erstrahlt im Lichte (Wille)

Aufzeichnung D

Es gibt drei wesentliche Kräfte, die wir nach unserer Geburt uns aneignen müssen. Das sind: das Gehen, Sprechen und Begreifen. Oberflächlich betrachtet, sind sie nur das natürliche Ergebnis unseres Wachstums; aber für den Esoteriker haben sie eine sehr tiefe, innere Bedeutung. Indem wir gehen lernen, lernen wir uns im Gleichgewicht innerhalb der drei Dimensionen der physi­schen Welt finden; durch das Denken werden wir zur Wahrheit geführt, und das Sprechen gibt der Wahrheit das Leben. Esote­risch gesprochen könnte man sagen: Gehenlernen ist: den Weg kennenlernen. Denken ist: die Wahrheit kennenlernen. Sprechen

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ist: das Leben kennenlernen. In dieser Hinsicht werden die drei ersten Lebensjahre die allerwichtigsten, denn sie entsprechen demjenigen, was der Christus sagte, als er sprach: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.»

Wenn wir die Christus-Worte verstehen wollen oder auch sei­ne Gleichnisse, dann müssen wir zu den drei ersten Kindheitsjah-ren zurückgehen. Diese sind es, die die drei letzten Lebensjahre des Jesus von Nazareth widerspiegelten, als der Christus auf Er­den wandelte. Zu unserer Kindheit müssen wir zurückgehen, um dasjenige zu verstehen, was der Christus gesprochen hat.

In der Meditation, die dem Schüler gegeben wird:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt ...

- die jahrelang Tag für Tag fortgesetzt werden kann, ehe sich Folgen zeigen können, je nachdem unser Karma es zuläßt - wird einmal ein Moment eintreten, bei dem wir ganz von Ruhe durchzogen gleichsam im Lichte schwimmen, ohne etwas Be­stimmtes zunächst zu unterscheiden. Dann wird sich uns ein Ton offenbaren in jenem Raum, von dem wir uns allseitig um­ringt fühlen, ein Ton, dem nichts ähnlich ist von dem, was uns in der Außenwelt erklingen kann, aber ein Ton, der den Raum ausfüllt und uns den unaussprechlichen Namen Gottes ankün­digt. Wir wissen dann in jenem Moment, daß wir den unaus­sprechlichen Namen hören, und damit ist für uns etwas höchst Bedeutungsvolles geschehen. Wir wissen, wenn wir diesen Ton hören, daß wir in Berührung gekommen sind mit etwas, was wir geistig als den Osten empfinden.

Wenn der Schüler diesen Ton gehört hat, legt er vor sich selbst das Gelöbnis ab, daß er alle anderen Töne und Laute, die er jemals erfahren kann, als unrein gegenüber jenem Klang be­trachten wird.

Jeden anderen Ton oder Klang, den wir in der Meditation hören, müssen wir abweisen und als Täuschungen betrachten,

#SE266b-090

die Ahriman uns als Wahrheit aufdrängen will. Auch das ge­heimnisvolle Klopfen, das man bisweilen hören kann, wird von Ahriman erzeugt und zeigt die Wirkung, die er auf uns auszu­üben versucht. Wer sich auch nur im geringsten um solches Tö­nen oder Klopfen kümmert, wer sich nicht ausschließlich hält an jenen Ton, der vorhin geschildert wurde, gefährdet seine ganze esoterische Schulung. So etwas kann auf Jahre hinaus jeden Fortschritt hindern.

Während jener Ton in uns erklingt, fühlen wir uns umringt von Licht, das den Raum erfüllt. Und in diesem Lichte steigt eine zweite Empfindung in uns auf, und zwar die einer eisigen Kälte. Man fühlt sich in diesem kalten Lichte völlig einsam, so als ob man ganz allein nur in jenem Raum bestehen würde.

Wenn der Esoteriker sich dann in die nächste Zeile seiner Meditation vertieft:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele

dann wird die eisige Kälte sich in eine von allen Seiten hinzuströ­mende Wärme verwandeln, eine Wärme, die die reine Liebe aus den geistigen Sphären ist, jene Liebe, die das wahre Leben ist.

Ich ruhe in der Gottheit der Welt

Ich werde mich wiederfinden

In der Gottheit der Welt -

darin liegt das ganze Geheimnis unserer Einheit mit Christus verborgen.

Wir haben im Verlaufe der Jahre das Christus-Ereignis immer näher betrachtet als ein historisches Ereignis im Laufe der Menschheitsentwicklung. Hier, in dieser Meditation, finden wir den Christus als unseren höchsten Führer, unseren höchsten Guru, der uns unmittelbar führen wird, wenn wir uns an ihn wenden. In vorchristlichen Zeiten brauchten die Menschen einen

#SE266b-091

Guru auf dem physischen Plan; um weiterzukommen mußten sie sich streng an den Guru halten, ihm gehorchen. Seitdem der Christus auf Erden gewesen ist, ist er der Guru aller Menschen geworden. Im Esoterischen kann jeder Christ sein, der Hindu, der Parsi, der Mohammedaner, der Katholik wie der Ketzer und der Protestant, ja sogar der Jude, denn es ist der «Christus in uns», der von allen gefunden werden kann.

In dieser zuströmenden Wärme werden wir zum ersten Mal gewahr, was Liebe ist. Die «allgemeine Menschenliebe» ist in der letzten Zeit ein trivialer Ausdruck geworden; die Menschen können sie noch gar nicht ahnen, viel weniger verstehen. Wenn der Esoteriker einen Abglanz von dieser Liebe auffangen will, dann muß er sich umfangen fühlen von jener Wärme und zu gleicher Zeit in tiefer Demut zu sich selbst sagen: Ich weiß noch nichts von allgemeiner Menschenliebe, ich muß erst anfangen, sie zu lernen.

Aufzeichnung E

Für einen Schüler ist nichts weiter nötig, als zu begreifen, um was es sich bei den Übungen handelt. Drei Dinge sind es vor allem, die nötig sind, wenn der Mensch ins Physische tritt. Er muß gehen, sprechen und begreifen (denken) lernen. Wir wer­den nun unsere Aufgabe nur dann richtig hier erfassen und er­füllen können, wenn wir einmal darüber nachdenken, was Chri­stus in den letzten drei Jahren seines Lebens gelehrt hat. Er hat gelehrt, worauf es am meisten für ihn ankommt, wenn er sagt:

«Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.»

Der Weg hängt mit dem Gehen zusammen, die Wahrheit mit dem Begreifenlernen und das Leben mit dem Sprechen. So müs­sen wir auch im geistigen Leben, auf höherer Stufe, dasjenige verrichten, was das Kind in seinen ersten drei Jahren lernt ver­richten: Das Gehen, das Sprechen und das Begreifen.

Wenn wir gehen lernen, kommen für uns drei Raumesrich­tungen in Frage. So ist es auch beim geistigen Gehenlernen,

#SE266b-092

wobei auch bestimmte Richtungen innegehalten werden müssen. Wir nehmen dabei unseren Ausgangspunkt bei der vollkomme­nen Ruhe, die vor allem notwendig ist. In solcher Ruhe muß auch die Meditation ausklingen, wobei wir uns das Gelöbnis geben, daß von uns nur das allein als Wahrheit anerkannt wird, was uns beim Ausklingen der Meditation als Ton entgegen-klingt. Alles dagegen, was in Klopftönen und sonstigen Gerau­schen uns entgegenklingt, muß für Täuschung gehalten werden, bis es ein Harmonisches geworden ist. Nur das Tönen aus der geistigen Welt heraus, welches uns in der Ruhe nach der Medita­tion entgegenklingt, ist dasjenige, was man mit dem «unaus­sprechlichen Namen Gottes» bezeichnet. Beim Hören dieses «Wortes» nach der Meditation wird uns klar werden, was mit den zwei Zeilen der Meditation:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

gemeint ist, was auf den geistigen Osten deutet, der hiermit ge­meint ist. Mit dieser Erkenntnis des Gottes tritt noch etwas an­deres in uns auf, worauf wir sehr zu achten haben. Bei den fol­genden Worten nämlich:

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlet die Göttlichkeit meiner Seele

wird in uns auftreten ein Gefühl der inneren Kälte und Einsam­keit. Der Raum wird für uns leer, und auch die Gedanken ver­schwinden, bis dann später ein Gefühl der inneren Wärme auf­steigt. Als Folge davon tritt ein Freiwerden vom Egoismus auf. Zwischen den beiden charakterisierten Momenten aber liegen die Offenbarungen aus der geistigen Welt, die aus der Meditation heraus sich offenbaren. Christus ist für Augenblicke als Lohn für unsere Bemühungen zu schauen.

#SE266b-093

Aufzeichnung F

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

Ich bin der Weg; damit hängt zusammen das Gehenlernen des Menschen, die Wahrheit, das Denkenlernen und das Leben. Das Sprechenlernen des Menschen hängt damit zusammen. Das Ge­hen ermöglicht uns die Orientierung im Raume; das Denken das Begreifen der Wahrheit; und das Sprechen gibt uns die innere Wärme, die zu der Kälte des Gedankens gehört.

Der geistige Ton, er kommt aus dem Osten und bringt das Schauen. Der unaussprechliche Name Gottes ist die Offenbarung aus der ganzen Welt. Die drei ersten Lebensjahre des Menschen auf dem physischen Plan, sie lehren den Menschen gehen, spre­chen, denken. Die drei ersten Lebensjahre des Kindes und die drei Lehrjahre des Christus auf der Erde haben geistige Beziehungen, sind aber nur in dieser Vergleichnisweise verständlich.

Allgemeine Menschenliebe, kenne ich sie? Nein, ich weiß gar noch nichts davon. Allgemeine Menschenliebe ist: Lieben einen Menschen, weil er Mensch ist. Das ist der Christus im Men­schen, den man dann liebt; der Christus. Er ist allezeit da!

Nur der Ton, der innerhalb der Meditation, während der Ein­wirkung des reinen Gedankens, der den Raum durchflutet, wirkt, nur der Ton darf dem Schüler aus der geistigen Welt kommen; auf alles andere darf er nicht hören.

Aufzeichnung G

Drei wichtige Dinge sind es, die jeder Mensch lernen muß: das Gehen - Sprechen - Begreifen, das heißt Begriffe bilden.

Durch das Gehen lernt er den Weg kennen,

durch das Begreifen lernt er die Wahrheit kennen,

durch das Sprechen gewinnt die Wahrheit Leben,

so daß wir dies umsetzen können in das Wort des Christus-

Jesus: «Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.»

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Ein jeder Mensch muß umkehren und «werden wie die Kin­der», das heißt lernen diese drei Dinge, die das Kind in seinen drei ersten Lebensjahren vollbringt.

In der Meditation, wenn wir uns erfüllen mit dem Medita­tionsstoff, nachdem wir uns vorher völlige Ruhe geboten haben, werden wir aus der Stille eine Stimme vernehmen, und wir wer­den wissen, daß sie aus dem Osten ist, von wo alles Geistige herkommt. Es wird uns sein, als wären wir mit dem Medita­tionsstoff losgelöst und schwebten im Raum. Wir lernen gewis­sermaßen gehen, uns orientieren im Raum. Alle anderen Stim­men, die wir aus den geistigen Welten zu hören glauben, führen irre: sie sind Einflüsterungen Ahrimans.

Dann folgen in der Meditation Momente, da scheint uns alles kalt und nüchtern, wir fühlen uns völlig einsam, auf uns selbst gestellt. Diese Momente müssen sein, denn nun, bei den Worten:

In der reinen Liebe zu allen Wesen .

fühlen wir, wie Seelenwärme sich ergießt durch unsern Körper. Zwischen diesen beiden - dem geistigen Lichte aus dem

Osten zu Anfang und dem Gefühl der Seelenwärme, dem Le­ben, zum Schluß - ist die einzige Zeit, wo eine Offenbarung aus den geistigen Welten, die Wahrheit in uns einfließen kann.

Nur die Meditation hat Wert, die vom Christus durchzogen ist. Es gibt ein Wort, draußen in der Welt trivial geworden, das Wort «Menschenliebe». Man könnte sagen, nur der fängt an, es in seinen ersten Anfängen zu begreifen, der eingesteht, daß er nichts davon wisse.

Nur Einer ist's, der sie im wahrsten Sinne gelehrt hat: der Christus-Jesus selber.

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ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 5. November 1910

Aufzeichnung A

Die Arche Noah

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Wie immer wollen wir auch heute den Tagesgeist um Hilfe für unsere Arbeit bitten. - Sonnabend-Spruch.

Wir haben gestern davon gesprochen, daß der Schüler den geistigen Ton hört, den Ton aus Osten. Wollte der Schüler nun sagen, jetzt wüßte er, wie das Geistige tönt, jetzt hätte er den ersten geistigen Laut vernommen, dann würde er sich in einem großen, verhängnisvollen Irrtum befinden. Es iSt dieser Ton, den der Schüler da hört, vielmehr das letzte Wort gleichsam aus dem Physischen. Alles, was noch irgendwie lautmäßig ertönt, jeder Ton, der irgendwie aus einem im Fleisch inkarnierten Kehlkopf kommen kann, iSt nicht aus dem Geistigen.

Die geistige Welt iSt vorerst vollständig farblos, lichtlos, ton­los und so weiter. Alles, was wir an Farben etwa sehen, ist nichts Geistiges, sondern sie kommen aus unserem eigenen In­nern, und zwar geben sie solche Eigenschaften an, die wir noch nicht haben, die wir noch erringen müssen. Wenn wir zum Bei­spiel eine rote Farbe sehen, so bedeutet das, daß wir Liebe noch nicht in uns haben, daß wir sie in uns entwickeln müssen. Sehen wir Violett, so will das sagen, daß wir hingebende Frömmigkeit uns aneignen müssen.

Wenn wir lautmäßige Töne hören, so ist das nichts Geistiges, sondern etwas, was aus uns selbst stammt. Hat jemand auf eine bestimmte Speise eine Eßgier, fängt jemand zum Beispiel an, ve­getarisch zu essen, hat er aber innerlich, leiblich innerlich noch das Verlangen nach Fleisch, auch wenn er sich dessen nicht be­wußt wird, so tönt diese Gier in Tönen, in gleisnerischen Tönen heraus. Alle diese Töne und Laute sind nur okkultes Raben­gekrächze!

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Erscheint dem Schüler eine Gestalt aus früheren Zeiten und will er sie sich gleich deuten, so ist das ganz verkehrt. Warten muß er können mit der Deutung. Nicht in der Gegenwart soll der Schüler deuten, sondern erst später. Tritt ein solches Bild vor unsere Seele, so zerstiebt es, sobald wir mit unseren Gedan­ken darankommen. Ist es aber ein echtes Bild, so wird es später wieder vor uns auftauchen und dann stehenbleiben in seiner wahren Gestalt, und wir werden wissen, was es zu bedeuten hat. Aber warten müssen wir können, warten und schweigen. So wie wir selbst mit unseren eigenen Gedanken nicht an die Erlebnisse herantreten sollen, so sollen wir noch viel weniger darüber spre­chen. Als etwas Heiliges sollen wir unser ganzes geistiges Leben betrachten und behandeln. Bei all diesen Erlebnissen von Tönen und Farben und so weiter müssen wir uns sagen, daß sie nicht aus dem Geistigen, sondern aus unserem eigenen Innern kom­men, aus unserem eigenen Ich, das durchwogt ist vom Meer der Begierden und Leidenschaften, wie die Arche Noah umwogt war vom Meer. Und wir müssen in der Überzeugung leben, daß all diese Erlebnisse und Erscheinungen nichts Geistiges sind. In­dem wir uns dies ganz klar und unerbittlich sagen, müssen wir gleichsam unser Ich fortgeben, das Begehren unseres Ich nach Erlebnisinhalten aufgeben, gleichsam fortfliegen lassen, wie aus der Arche Noah die Taube fortgelassen wurde und nicht wie­derkam.

Dann aber kommr später ein anderes okkultes Erlebnis des Schülers. Wenn wir eingesehen haben, daß nichts, gar nichts Geistiges an jenen Erlebnissen der Töne und Farben ist, wenn wir mit innerer Kraft erkannt haben, daß die geistige Welt ganz leer ist für uns, dann erkennen wir, daß jene Erlebnisse doch eine Bedeutung haben, eine Bedeutung für uns selbst. Es werden die Farben zu Warnern und Beratern; sie sagen uns das, was wir noch nicht haben, was wir noch zu erringen haben. Aus den Tönen erkennen wir, daß sie wiedergeben leibliche Gelüste. Und wenn die Bilder, die wir ruhig haben wirken lassen, uns ihre Bedeutung sagen, dann wird die Seele bereichert durch solche

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Erlebnisse. Das iSt wie die zweite Taube, die aufgelassen wurde und die zurückkehrte mit dem Ölzweig, dem Symbol des Friedens.

Aber die Seele ist nicht ganz allein auf sich angewiesen auf diesem schweren Weg des Esoterikers; es gibt etwas, woran sie sich halten kann. Etwas derartiges ist das Rosenkreuz. Wir sol­len es auf uns wirken lassen; wir sollen uns klar sein, daß das Schwarz des Holzes darstellt unsere Leiblichkeit, die verhärtet und verdorrt iSt, daß wir unser niederes Ich, das sich identifi­ziert mit der Leiblichkeit, ebenso dunkel und tot werden lassen müssen, wie das Holz des Kreuzes tot ist. Dann wird das höhe­re, geistige Ich so in uns wirken, wie sich das Schwarz des Kreuzes zu hellen, strahlenden Lichtlinien umwandelt. In der gleichen Weise wird das Rot der Rosen sich aus der Farbe der innerlich wirkenden Liebe zum Grün umwandeln, der Farbe des nach außen wirkenden Lebens.

Wenn wir Symbole erleben, so sind nicht die echt und aus der geistigen Welt stammend, die uns freudig machen, die wir freudig erleben, sondern nur die, bei denen wir Leid empfinden. Und mit uns herumtragen müssen wir sie, bis wir ihren Sinn erfaßt haben. Im Leiden muß das Geistige aus ihnen in uns geboren werden.

Und noch eins müssen wir einsehen: das ist das, daß wir gar nicht unegoistisch sein können. Wir sind niemals unegoistisch, nie, nie, nie! Und wenn wir uns auch einbilden, jetzt etwas ge­tan zu haben, was ganz selbstlos ist, so ist das doch ein Irrtum. Wir können gar nicht selbstlos handeln. Es ist das Weltenkarma, das uns egoistisch handeln läßt. Das Weltenkarma ist der Gott!

Und kommen wir einst so weit, daß wir gut und edel han­deln, so ist es der Gott in uns, der gut ist. Wenn wir selbstloser werden, so werden wir zum Beispiel eines bemerken; wir wer­den keine Angst und keinen Schrecken mehr empfinden. Wenn neben uns plötzlich ein starkes Geräusch entsteht, werden wir nicht mehr zusammenfahren wie früher. Der Gott, der uns gut und edel handeln läßt, ist unser Urbild. Unser Urbild hat uns

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geschaffen zu dem, was wir jetzt sind. Und wir müssen selbst zum Abbild unseres Urbildes wieder werden.

Wenn wir dies alles richtig aufgefaßt haben, dann werden wir in der richtigen Weise verstehen den echten esoterischen Rosen­kreuzerspruch:

Ex Deo nascimur

In - - - morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

Unaussprechlich ist das für den Esoteriker, was hier ausgelas­sen worden ist. Wenn wir die eine Zeile anfangen zu sprechen, dann muß das Gefühl zu dem hingehen, was unaussprechlich ist. Und erst, wenn das Gefühl zurückkommt, kann man weiter-sprechen. Wer dieses mit richtigem Gefühl innerlich erlebt, der wird auch den andern esoterischen Spruch richtig auffassen:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

Aufzeichnung B

Dasjenige, was gestern gesagt worden ist über das unaussprech­liche Wort, das in der Meditation gehört wird und das die Rich­tung nach dem Osten angibt, das sollen wir uns nicht vorstellen als etwas, das einen Laut darstellt, der mit menschlicher Sprache etwas gemeinsam hätte. Das, was man als Vokale, als artikulier­ten Laut daran hört, ist eben dasjenige, was man von sich aus in ihn hineingelegt hat. Nichts von alledem, was in der geistigen Welt gesehen oder gehört wird, kein Laut, keine Farbe hat etwas mit den Dingen dieser physischen Welt gemeinsam. Schauen wir zum Beispiel eine rote Farbe, dann ist die Farbe etwas, das zu uns gehört, und zwar stellt sie dasjenige dar, was wir selber noch nicht sind. Rot in der geistigen Welt bedeutet Liebe. Wenn

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wir also Rot schauen, bedeutet das, daß wir die Liebe noch nicht in uns ausgebildet haben.

Während wir meditieren, erheben wir uns bewußt oder unbe­wußt in die geistige Welt, als ob wir auf einem hohen Berg ste­hen würden und die Wellen unserer Leidenschaften um uns her­um und zu uns heraufschlagen, so wie die Arche Noah auf den Fluten schwamm. Jene Leidenschaften sind es, die sich im ersten Anfang offenbaren als Laute, als Stimmen.

Wir sind als Esoteriker verpflichtet, im Anfang unserer Ent­wicklung alle Töne (Laute) abzuweisen, sie wie Rabengekrächze zu betrachten.

Man muß also damit beginnen, alles, was man sieht oder hört, als unrichtig zu betrachten. So auch, wenn man zum Beispiel Per­sönlichkeiten, die man kennt, in ihren «vorigen Inkarnationen» schaut. Das alles soll der Schüler nicht beachten, von sich gehen lassen so, daß es nicht zurückkehrt. Das, was man so schaut, wird sich nach längerer Zeit - denn es kann lange dauern, ehe sich eine Veränderung zeigt - auflösen und sich in etwas anderes verwan­deln. Das Neue, das sich dann bildet, das ist das Walire! Wenn sich eine rote Farbe zeigt, so darf man diese nur so auffassen als aus einem selbst hervorgehend. Nur wenn die rote Farbe wie in einer Wolke sich auflöst und in eine andere Farbe übergeht, ist die letztere Farbe als von Bedeutung anzusehen. - Das ist die Taube, die mit den Ölzweig in die Arche zurückkehrt; das ist eine Offen­barung aus der geistigen Welt, die uns etwas zu sagen hat. Auch dieses soll aber als ein Symbolum aufgefaßt werden, das wir ler­nen sollen zu entziffern. Ehe man dazu imstande sein wird, kann wiederum längere Zeit vergehen. Auch wenn sich uns ein Sym­bolum zeigt, sollen wir nicht bei ihm stehen bleiben, sondern es vielmehr von uns weisen.

Man soll Farben und Symbole nur dann betrachten, wenn sie schon eine Weile vorher uns erschienen sind, so daß es eher möglich ist, daß unser persönliches Interesse daran geschwunden ist und wir vielleicht die wahre Bedeutung finden können. Wir müssen uns vertraut machen mit dem Bewußtsein, daß wir ganz

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von Selbstsucht durchzogen sind und daß wir diese mit in die geistige Welt hineintragen. Wir mussen den Mut und die Kraft haben, uns ganz mit der Gewißheit zu durchdringen, daß wir auf dem physischen Plane nichts, aber auch gar nichts tun kön­nen, ohne daß der Egoismus mitspricht. Wir sollen uns vorneh­men, uns selbst zu geloben, daß wir uns immer vor Augen hai­ten, daß alles, was wir tun, aus egoistischen Motiven stammt. Das könnte uns vielleicht mutlos machen, aber wenn man es für sich durchsetzt, wird man bemerken, daß man gewisse Fort­schritte macht. Zum Beispiel Angst und Schrecken wie beim plötzlichen Hören eines Lautes werden von uns abfallen.

Nur dasjenige, was wir in eines andern Namen tun, im Na­men desjenigen in unserem Innern, was wir unsern Gott nennen können, geht nicht vom Egoismus aus. Um diesen Gott in uns zu erfühlen, müssen wir uns mit dem Bewußtsein durchdringen, daß wir nur ein Abbild sind des Urbildes, nach dem dieser Gott uns geschaffen hat, und daß erst langsam und allmählich jenes Abbild sich umwandeln kann zum Urbild. Das Urbild ist unser wahres Selbst, das auf dem alten Saturn im Keime gebildet wur­de, und das ist es, was uns entgegentritt, wenn wir unsere Ro­senkreuzerformel aussprechen. Das Rosenkreuz ist das Symbo­lum, durch das uns der Weg gewiesen wird, in die geistige Welt aufzusteigen. Wird es in der geistigen Welt geschaut, dann wird das Schwarz des Kreuzes als weiß gesehen - das Gegenbild des Abbildes -, und die roten Rosen werden umgewandelt in glän­zend grüne Farbe.

Die Rosenkreuzerformel ist exoterisch, solange man sie voll­ständig ausspricht; esoterisch ist sie, wenn sie so gesprochen wird: Ex Deo nascimur. In - - - morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Man muß selbst empfinden, welch großer Unter­schied dabei in der Seele lebt.*

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* In einer Vorlage dieser Aufzeichnung findet sich noch der Satz: «Am Schluß wurde das Gebet gesprochen mit Auslassung der drei letzten Worte; an ihrer Stelle wurde das Kreuz mit dem Kreis als Handbewegung dreimal wiederholt.«

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Aufzeichnung C

Wir werden leicht Mißverständnissen ausgesetzt sein, wenn wir meinen, daß der Ton, der aus dem geistigen Osten zu uns her­unterdringt und der den Namen Gottes bedeutet, sich in Tönen und artikulierten Lauten kundgibt, so wie wir sie in der physi­schen Welt vernehmen. Es ist aber ein ganz anderer Ton, ein ganz anderer Laut, der mit nichts in der physischen Welt auch nur eine geringste Ähnlichkeit hat. Der Schüler muß daher ungeheuer vorsichtig sein in seinem Unterscheidungsvermögen, besonders aber auch mit seiner Selbsterkenntnis. Es ist nämlich Tatsache, daß, wenn jemand anfängt, Farben, Formen, Töne oder gar selbst Worte aus der geistigen Welt zu vernehmen, die­se in den wenigsten Fällen aus der geistigen Welt kommen. Sie kommen zumeist aus der physischen Welt, nämlich aus dem Menschen selber, oftmals schon allein dadurch, daß der Mensch von einem brennenden Wunsch beseelt ist, selber etwas in der geistigen Welt zu erleben; es treten dann auf Erscheinungen und Laute und so weiter aus unserer eigenen Welt. Aber in gewisser Beziehung beruhen diese Erscheinungen doch wieder auf Wahr­heit - und das soll wohl bedacht werden -, insofern sie Anteil haben an unseren Gedanken und an dem Wesen des mensch­lichen Charakters. Was sich so in Farben und so weiter aus­drückt, ist also in der Regel nicht aus der geistigen Welt, son­dern oft werden sie durch ein körperliches Unbehagen erzeugt, oder auch können sie durch das Folgende veranlaßt werden. Wenn ein Mensch Vegetarier geworden ist, die Lust am Fleisch­essen aber noch nicht verloren hat, so wird ihn auf dem Astral­plan, wo er nachts weilt, diese Begierde nach Fleisch quälen, und dieses Unbehagen macht sich dort kennbar durch Töne oder Worte, die er dann glaubt aus der geistigen Welt zu ihm tönen zu hören. Das ist, was man im Okkultismus den «kräch­zenden Raben» nennt.

Oder nehmen wir an, jemand sehe eine rote Farbe - die rote Farbe bedeutet geistig Liebe -, sie wird ihm geistig vor Augen

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geführt weil das gerade die Eigenschaft ist, die ihm fehlt. Sie wird als Aufforderung vor seine Seele hingestellt. Mancher be­klagt sich, die Farben nicht festhalten zu können; das ist aber auch nicht nötig. Die Farben müssen verschwinden wie die Tau­be, und wenn sie dann später zurückkommen, so werden sie ganz anders in die Erscheinung treten. Die rote Farbe wird sich vor unsern Augen in Grün, Blau oder Gelb verwandeln. Das ist dann das Zeichen, daß eine geistige Erscheinung zugrunde liegt und daß wir auf der Stufe stehen, wo wir in Symbolen unter­richtet werden und uns ein Ausblick in die geistige Welt gestat­tet wird.

Anfangs werden wir die Symbole nicht verstehen, wir müssen sie hinuntersinken lassen in unsere Erinnerung; nach und nach wird uns in unserer Meditation klar werden, was uns durch das Symbol gelehrt und gesagt werden sollte.

Entwickelt sich der Schüler weiter, so wird es ihm vergönnt, in der Akasha-Chronik zu lesen. Ehe er jedoch diese Stufe er­reicht, muß er viel an sich gearbeitet haben. Er muß vor allem erkennen, daß all seinem Tun auf Erden Selbstsucht zugrunde liegt, daß auch in seiner vermeintlich «selbstlosen» Liebestat ganz im geheimen sich Selbstsucht verbirgt. Solange der Mensch auf Erden inkarniert ist, wird er die Selbstsucht nie ganz über­winden können.

Auf unserm schweren Weg wird uns manches zur Hilfe gege­ben, und eines dieser Hilfsmittel sind die Symbole, die uns von den Meistern der Weisheit zur Meditation gegeben worden sind. Eine der wirksamsten solcher Meditationen ist die über das Rosenkreuz.

Das schwarze Kreuz haben wir uns zu denken als das Abster­ben der menschlichen Leidenschaften, und in den roten Rosen sehen wir das Sinnbild des geläuterten Menschen, der das Nie­dere abgestreift hat. Verwandeln wir in unserer Meditation das schwarze Kreuz in ein weißes, so versinnbildlicht uns dieses den geistig emporgestiegenen Menschen. Aller Egoismus ist dann ausgelöscht. Die roten Rosen werden sich meditativ in grüne

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verwandeln und in uns erwecken die Hingabe an das Göttliche. Ein Schleier wird vor unseren Augen zerrissen, und wir werden bewußt in die geistige Welt hineinschauen.

Aufzeichnung D

Anknüpfend an das tags vorher Gesagte, sprach der Doktor:

Wir sollten nicht meinen, daß unsere Schauungen etc. richtig und von Wert seien, ehe wir nicht gehört hätten das «unaus­sprechbare Wort», was kein Wort in menschlichen Lauten wäre, überhaupt keinen Ton oder Vokal - wie irdische Töne oder Vokale - hätte. Alles das, was sich uns so manifestierte, käme aus uns selbst - Luzifer und Ahriman = Täuschung, und die Töne, zum Beispiel Klopftöne und unsere Auslegung von ihnen, müßte mit dem Ausdruck «Rabengekrächze» gekennzeichnet werden und das Reden über derartige Erlebnisse sei ebenfalls nichts als Rabengekrächze. Erst wenn wir das «Wort» vernom­men, würden wir zu einem Verständnis gelangen, was der Aus­druck «Osten - weise Meister des Ostens» bedeute. Wenn ein-gewendet würde: ja, woran erkenne ich, daß ich zum Beispiel in Farben wirkliche Erlebnisse habe? so diene hier als Kenn­zeichen, daß sich diese Farbenbilder verwandeln müßten, ebenso Formen oder Gestalten, die - nicht sich verwandelnd - nichts bedeuten. Haben wir solche Bilder, so sollen wir darüber schweigen und versuchen, sie richtig auszulegen. Das ist gleich­sam wie eine Taube, die wir aussenden und die nicht zurück­kehrt. Wir sollen auch nicht trauern oder ungeduldig werden, wenn - nachdem wir einmal eine Schauung hatten - lange, lange keine wiederkehrt. Warten, geduldig warten sei notwendig. Bei­spiel einer Auslegung: Sehen wir zum Beispiel Rot, so heißt das nicht die Liebe oder wir haben die Liebe, sondern eben gerade, wir haben sie nicht; wir sollen sie uns aneignen. Ebenso bei Violett,

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wo es an hingebungsvoller Frömmigkeit gebricht. Haben wir so die Auslegung richtig getroffen, so ist das wie eine Tau­be, die mit einem Ölzweige im Schnabel zurückkehrt - ebenso bei Formen, Symbolen und Gestalten. Vor allem gälte es, in uns die Einsicht zum Bewußtsein zu bringen, daß wir egoistisch sind und nie, nie, nie sollte das Wort aus unserem Munde kommen:

Ich tue dies oder ich empfinde hierbei völlig unegoistisch - denn Egoismus gehört zum Weltenkarma und wir können uns einst­weilen nicht frei machen davon. Nur die Einsicht, daß es so ist, sollen wir uns aneignen, als Waffe gegen Ahriman.

Jeder Mensch ist aus einem Urbild seiner selbst heraus ge­schaffen und ist nur eine Spiegelung dieses Urbildes. Alles, was wir in der Welt an Gutem, Schönem und Edlem vollbringen dürften, das täten wir nicht selbst, sondern verdankten es un­serem Urbild.

Haben wir diese Erkenntnis in uns entwickelt, so ist das gleich einer dritten Taube, die höher steigt, aber stets zu uns zu­rückkehrt, und so uns verbindet mit dem Urbild, was in Chri­stus beschlossen ist. Ist diese Erkenntnis völlig in uns zum Le­ben geworden, so kapitulieren wir vor Christus und ersterben in Ihm. Exoterisch sprechen wir die Worte: E.D.N. - I.C.M. -P.S.S.R. Esoterisch sind sie nicht aufzuschreiben.

* *

Aufzeichnung E

Das Wort aus dem Osten muß in der richtigen Weise von uns aufgenommen werden. Wir müssen vor allem darauf achten, um bei der Inspiration Wahrheit von Trug zu unterscheiden, daß alles, was mit dem Charakter des Kehlkopf-Gesprochenen, also als Vokal erscheint, in dem, was wir aus der geistigen Welt hö­ren, nicht in Wahrheit aus dieser stammt. Es darf vielmehr kein Lautcharakter vorliegen. Daher fließt das «Wort» aus der geisti­gen Welt nicht wie die Menschensprache. Alles Vokalartige muß

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vielmehr verschwinden. Sobald ein Lautcharakter vorliegt, muß man sich sagen: Das ist eine Versuchung, andere Stimmen als die aus der geistigen Welt anzuerkennen und ihnen zu folgen! Der Geist aber spricht niemals im Lautcharakter zu mir.

Wir werden mit der Zeit erfahren, daß die Seele sich durch die Meditationen verändert, und das, was wir durch diese Verän­derungen erfahren, kann sich uns in einem gewissen Tönen zei­gen. Auch das aber dürfen wir nicht für eine wahre Inspiration halten, es ist in Wirklichkeit weiter nichts als das okkulte Ra­bengekrächze unserer Wünsche und Begierden, - Widerspiege­lungen unseres Leibesinnern. Dies okkulte Rabengekrächze wird überwunden, wenn ich den Raben fortschicke.

Daher müssen wir bei den ersten Mitteilungen, die wir erhal­ten, immer uns sagen: Das ist nur unser eigenes Innere, das sich so spiegelt. Diese Trugbilder sind in der Tat eine Gefahr, doch sollen wir uns deshalb nicht entmutigen lassen, indem wir sagen:

Nun bin ich schon fünf Jahre oder länger an der Arbeit und habe noch immer nichts Positives erlebt! Vielmehr müssen wir unsere Versuche immer wieder und wieder fortsetzen, bis wir zu einem positiven Ergebnis kommen.

Der Mensch kleidet seine Erlebnisse in der physischen Welt in Formen, Farben, Töne ein. Die geistige Welt äußert sich je­doch nicht in Farben, Formen und Tönen im physischen Sinne. Der Mensch muß daher eine Umkehrung seines Selbstes durch­machen, um sehend in der höheren Welt zu werden, und dazu braucht er innere Kraft. Ja, wir müssen erkennen lernen, daß wir selbst es zunächst sind, die die Farben und Gestalten (imagina­tive Bilder) herbeiführen. Kühn, mutig müssen wir uns das bekennen. Die vermeintlichen Stimmen sind da meist nur der Ausdruck unbehaglicher Stimmungen des Leibes; bei den Fleischessern ist das in noch erhöhtem Maße der Fall.

Es muß aber das feste Vertrauen in mir bestehen bleiben, daß früher oder später auch solche Farben und Töne erscheinen wer­den, die nicht nur der Ausdruck des unbehaglichen Leibesinnern sind, sondern wirklich aus der geistigen Welt stammen. Die

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Taube des eigenen Geistes darf uns nicht mehr leer zurückkom­men, wenn sie einmal fortgeflogen ist!

Wir müssen es lernen, die symbolische Sprache, die uns aus den geistigen Sphären entgegentönt, zu deuten. Dann kommt die Taube unseres Geistes nicht mehr leer zurück, sondern mit dem Ölzweige. Wir müssen die geistigen Erlebnisse in der Bilder-sprache zu verstehen suchen. Die ersten Symbole, welche uns erscheinen, sollen eine Aufforderung sein, um diese Eigenschaft uns anzueignen. Erscheint uns zum Beispiel die Farbe Rot, die Farbe der Liebe, so sage ich mir bescheiden: Du hast sie nicht! -Violett ist die Farbe der hingebungsvollen Frömmigkeit; sie sagt uns, wir sollen Geduld haben, wir sollen warten können. Wenn aber eines Tages diese Farben in ihre Komplementärfarben sich verwandeln, so können wir uns sagen, daß wir einen Schritt vor­wärts getan haben und uns von Egoismus gesäubert haben.

Die Schulung leitet den Schüler und sagt ihm, worauf es an-kommt, im Rosenkreuz symbolisch den Ausdruck für die ersten Eindrücke aus geistigen Welten zu erkennen. Nur dann, wenn wir alles im Namen Gottes tun, empfinden wir richtig: So muß sich der Mensch als Bild, als Urbild Gottes betrachten lernen.

Das sagt uns der dreifache Rosenkreuzerspruch.

Aufzeichnung F

Der Schüler sei so mißtrauisch wie möglich seinen okkulten Er­lebnissen gegenüber - vor allen Dingen solchen, die das Toncha­rakteristikon an sich tragen. Selbst dann, wenn er glauben woll­te, daß er erlebt das Ertönen des unaussprechlichen Namens Gottes, der ihm ertöne dann, wenn er die Richtung nach dem geistigen Osten gefunden hat - wenn er glauben wollte, daß das geistige Wahrheit sei, wenn ihm ein solcher Ton entgegentöne, wie etwas, was noch an ein physisches Ertönen erinnert, der würde sich täuschen. Denn dieser «geistige» Ton, den er hört,

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ist wie ein Letztes vom physischen Plan und zugleich wie ein Erstes von den höheren Plänen - etwas, was ihm von drüben sozusagen entgegenkommt, um ihm die Verbindung mit den höheren Welten zu vermitteln. Lautcharakter haben, bedeutet noch etwas vom physischen Plan. Vokale ertönen nur hier, nicht dort! - Das wirklich geistige Hören ist etwas vollkommen ande­res, etwas, was gar keinen Lautcharakter an sich trägt. Es kommt nicht aus einem in Fleisch inkarnierten Kehlkopf.

Wenn der Schüler nun in seiner «Arche» hinauf, auf den «Berg» gehoben ist, so fühlt er sich umbrandet von den «Wogen des Meeres», das heißt seines eigenen Meeres, seiner eigenen Astralität, von alledem, was noch in seinen Trieben, Lüsten, Be­gierden und so weiter lebt. Er schaut auf sie hin; wie Wogen umbranden sie ihn. Er soll sie erkennend durchschauen, er muß wissen, was ihm da entgegentönt oder vielmehr scheint entge­genzutönen aus der geistigen Welt - das ist nichts anderes als die Widerspiegelung seiner eigenen Lüste und Begierden. Wider-spiegelung seines eigenen niederen Wesens erlebt er zunächst. In Farben, in Licht zeigt sich ihm Widerspiegelung seiner Gedan­ken - darin wirkt Luzifer, nicht sein höheres Selbst. Töne aber sind Widerspiegelung von etwas, was im physischen Leibe lebt und als Gier nach Befriedigung verlangt! Wer zum Beispiel ve­getarisch lebt, nur aus seinem Entschluß heraus, nicht aus Grün­den, die aus höheren Impulsen in ihm aufsteigen, der vielleicht noch eine Gier nach Fleisch hat und sie nur unterdrückt, der kann erleben, daß ihm diese Gier wie Töne aus scheinbar geisti­gen Welten heraus ertönen. Da kann der Schüler zum Beispiel Rot sehen. Er muß sich sagen lernen: das zeigt mir, daß etwas in mir fehlt: ich habe noch keine wahre Liebe in mir. Das Rot, die Farbe der Liebe, fordert mich auf, warme Menschenliebe zu ent­wickeln. Und zeigt sich ihm, wie schwebend, ein lichtes Violett, so muß er sich sagen, das ist nur ein Zeichen, daß ich hinge­bungsvolle Frömmigkeit in mir zu entwickeln habe. Oder ein Ereignis oder eine Persönlichkeit, die ihm Hinweise gibt auf frü­here Inkarnationen, so sagt ihm dies nichts von früheren Inkarnationen,

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sondern daß er noch nicht reif ist, hineinzuschauen in seine früheren Inkarnationen, also zu lesen in der Akasha-Chro­nik, dazu gehört eine hohe Entwicklung.

So mißtrauisch wie möglich sei man deshalb. Man hört nur, wie man im Okkultismus sagt, das «Rabengekrächz» seines nie­deren Selbst, wenn man auf diesem Berg ist, umwogt von den Wogen seines eigenen astralischen Meeres. Dann lernt man allmählich unterscheiden. Aber man ist immer noch vielen Täuschungen ausgesetzt.

Erst wenn man gelernt hat, sich mit aller Entschiedenheit zu sagen: Dies alles sind nichts anderes als Ausflüsse deines niede­ren Selbst, nicht aber wahre Erlebnisse der höheren Welten, die aber doch zuerst herankommend an den Schüler so erlebt wer­den - dann darf man sich allmählich der Wahrheit nähern, die nur gewonnen werden kann durch Überwindung dieser Phase in der okkulten Entwicklung. Man sendet dann die «Raben» mit aller Entschiedenheit fort. Die Raben fortsenden heißt, sein all­tägliches Ich, das an die Sinneswelt gebunden ist und gebunden sein muß, gleichsam aufgeben; all sein Begehren nach Inhalten, die mit seinen Erlebnissen zusammenhängen, aufgeben. - Ganz still, ganz, ganz leer, ganz wunschlos im Innern werden. Haben wir das erreicht, dann sehen wir ein, daß jene Erlebnisse, die noch aus der physischen Welt an uns herankommen, doch einen Wert haben - aber einen Wert für uns allein. Dann sagen uns zum Beispiel die Farben, daß sie Warner, Berater sind, die uns sagen, was wir noch nicht haben, was wir uns noch zu erringen haben. Und aus den Tönen erkennen wir leibliche Gelüste. Ru­hig lassen wir dann diese Erlebnisse in ihrer wahren Bedeutung auf unsre Seele wirken.

Nun ist man, aus dieser inneren Ruhe und Stille der Seele heraus so weit, daß man die erste Taube aussenden kann. Sie kommt nicht zurück. Und das ist gut. Man wartet. Dann sendet man die zweite Taube aus. Sie kommt mit dem «Ölzweig» zu­rück - dem Symbol des Friedens, das heißt des Sich-im-Innern-Ausgeglichenhabens. Was ist diese Taube?

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Wenn sich die Farbengebilde umwandeln, so daß ihr Gegen­bild entsteht, wenn sich zum Beispiel die rote Farbe «umwen­det» und violett wird, da ist dies Violett wirklich etwas aus der geistigen Welt Entgegenkommendes. Das ist die Taube, die wirklich Botschaft bringt aus der geistigen Welt. Etwas wie eine Umwendung seines eigenen Ich muß der Schüler erfahren, ehe er dies Erlebnis haben kann. Und nun muß der Schüler selbst demjenigen, was ihm aus der geistigen Welt entgegenkommt, Form und Gestalt geben.

Etwas gibt es, was dem Schüler als Stütze auf diesem schwe­ren und entsagungsreichen Weg dienen kann: das Rosenkreuz, das trage er in seiner Seele!

Ein Kennzeichen dessen, was die Geistwelten geben, ist, daß alles, was als Symbolum auftritt, vom Schüler nicht gleich ver­standen wird. Er muß diese Symbole auf seine Seele wirken las­sen - tage-, oft wochenlang in entsagungsvollem Schweigen sich selbst gegenüber. In vollster Friedsamkeit und Ruhe der Seele, ohne Begehren, ohne Wünsche.

Dann wendet er sich sozusagen in einem gewissen Augen­blick zurück und versteht nun auf einmal, was das Symbol ihm sagen wollte. Solange hat es als Kraft in seiner Seele gewirkt, der gegenüber er schweigt und wartet. Geduld - Ausdauer -Schweigen sich selbst gegenüber! In der friedsamen Stille der Seele, die in der Zuversicht lebt, daß immer im richtigen Zeit­punkt der Schüler das Richtige vom Lehrer erhalte - dies Leben der Seele im Vertrauen, daß ihr gegeben wird, was ihr nottut, das muß sein das esoterische Rüstzeug des Schülers.

Eins muß sich der Schüler immer wieder sagen: Ich werde nicht Teilnehmer der geistigen Welt sein können, ehe ich nicht gelernt habe, mir zu sagen: ich bin voller Egoismus - und ich kann gar nicht anders hier auf der physischen Welt sein. Das aber, was von mir hier auf der physischen Welt lebt, das ist nur ein Bild, eine Form, die Abbild ist meines Urbildes. Diese Form, dies Bild, ist von Egoismus ganz und gar durchtränkt. Und es ist das Weltenkarma, das uns in unserm Entwicklungsgange

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durch die Inkarnationen hindurch ganz mit Egoismus durch-tränkt. Das Weltenkarma aber ist Gott. Der Gott lebt auch in uns. Und kommen wir soweit, daß wir gut und edel handeln, so ist es der Gott in uns, der uns dazu treibt. Und der Gott in uns, der uns gut und edel handeln läßt, lebt in unserm Urbild. Ich selber bin voll Egoismus - aber ich bin dazu vorbestimmt, Ab­bild zu werden meines göttlichen Urbildes. Dies Urbild ruhte im Schoß der Gottheit - es ist herabgestiegen bis zu dieser phy­sischen Form und diese Form steht unter der Gewalt des Got­tes, der über meinem Schicksal, meinem Karma steht, das ist mit Egoismus ganz und gar durchtränkt. Nie, nie darf ich sagen, ich sei ohne Egoismus, das ist niemals wahr - ich kann sogar nicht ohne Egoismus sein auf der physischen Welt.

Aber wenn ich hinschauen lerne auf mein aus Gott geborenes Urbild, wenn ich mein Denken, Fühlen und Wollen, all meine Seelenkräfte ganz und gar hineinsterben lasse in dies Urbild, dann darf ich hoffen, den Egoismus in mir zu besiegen und mich mei­nem Urbild wiederum zu nähern. Wir werden bemerken, daß in demselben Maße, in dem wir selbstloser werden, wir auch phy­sisch kraftvoller werden. Wir werden bemerken, daß wir keine Furcht, keinen Schrecken mehr empfinden, wir werden nicht mehr zusammenzucken in plötzlichem Schreck. Wir werden in unserem ganzen Menschenwesen kraftvoll und stark werden.

Verstehen wir in richtiger Weise den echten, alten esoteri­schen Rosenkreuzerspruch, so sagen wir: E.D.N., da geht das erkennende Wesen des Menschen hin zu dem, was unaussprech­lich ist, dem Schöpferwort. Dann kommt das Gefühl zurück und da kann man weitersprechen: I - - - M. Das ist: «In den Christus hinein sterben lassen» den Egoismus und auferstehn zu neuer Lebenskraft durch die Liebeskraft des Christus. In - - -morimur: so spricht man esoterisch dies Mantram aus. Und sein Sinn leuchtet auf: der Gott meines Schicksals entläßt mich da­durch, daß ich in ihn hineinsterbe: In - - - morimur

ESOTERISCHE STUNDEN Kassel, 3. und 4. Dezember 1910

#G266b-1996-SE111 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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ESOTERISCHE STUNDEN

Kassel, 3. und 4. Dezember 1910

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Esoterische Übungen sind die Technik des geistigen Lebens.

Maya = Maha-aya; ya oder ye = Sein; a = Negation; Maha-aya also: Großes Nicht-Sein.

Erst durch Luzifers und Ahrimans Einfluß sind wir physische Erdbewohner geworden; andernfalls würden unsere Iche in gei­stigen Regionen geblieben sein und unsere Körper auf der Erd­oberfläche nur von jenen Regionen aus geleitet haben.

Trotzdem Luzifer und Ahriman gegen das unmittelbare Wir­ken des göttlichen Geistes ankämpfen, sind sie doch so vom Geiste gewollt, denn nur durch solchen Widerstand kommt das Ich zur vollen physischen Objektivierung.

Wenn Ahriman nicht wäre, würden wir gar nicht das Grün der Pflanze als solches sehen, sondern nur das Geistwesen, das in der Pflanze dargestellt ist. Die einzelne Pflanze ist gleichsam wie ein Haar am Erdkörper.

Erst durch Luzifer und Ahriman entsteht unser Egoismus. Aber es ist nötig, daß dieser in uns lebt und sich voll zum Aus-druck bringt; denn nur so kann sich alles Leben physisch völlig ausgestalten. Aber wir müssen uns bewußt werden, daß jedes Tun bei uns eine selbstische Färbung hat. Unser Mitleiden treibt uns zur Hilfeleistung, weil wir eben nicht mitleiden mögen.

Es gibt keinen Punkt im Weltenraum, in dem nicht Kraft ware.

Alle Äthergehirne der Menschen sind verschiedener als die Blätter eines Baumes. Die leuchtenden Punkte in ihm gleichen einer Photographie des Himmels, der voller Sterne ist.

Im menschlichen Auge ist die Wirkung von Atma, Budhi und Manas ausgestaltet.

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#Bild s. 112

Dieses Symbol wirkt auch nachts auf uns ein. Wir sollen dort die chaotischen Eindrücke des Tages möglichst fern halten.

Wir sollen auch am Tage nicht bei alltäglichen Gelegenheiten, so beim Essen, über Theosophie schwatzen. Sie soll uns eine heilige Sache sein.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 11. Dezember 1910

Aufzeichnung A

#TX

In unseren esoterischen Stunden haben wir öfters von dem Wege gesprochen, den der Esoteriker in den alten Mysterien-schulen machen mußte. Damals wurde durch gewisse Methoden in verhältnismäßig viel rascherer Zeit der Mensch sozusagen in seinen seelischen und geistigen Eigenschaften umgestülpt, umge­wendet; denn der Mensch war damals seelisch und körperlich viel robuster als jetzt. Er hatte eine stärkere Seele, und, da diese der Architekt des physischen Körpers ist, so war auch dieser stärker. Das war in Zeiten, bis zu denen unsere Geschichtsfor­schung nicht zurückgeht. Die Menschheit war damals überhaupt weniger kompliziert, einheitlicher. Sie entsprang aus dem Schoße der Gottheit, und ihre Aufgabe ist, nachdem sie das alte Hellse­hen nach und nach verlor, auf ihrem Wege durch die Materie sich wieder zur Geistigkeit zu erheben, indem sie den Christus-Impuls in sich aufnimmt und, also angefüllt, sich mit der Gott­heit wieder vereint. - Durch den immer zunehmenden Materia­lismus sind die Menschen geistig, seelisch und körperlich immer schwächer geworden, und solchen Proben, wie sie in den alten Mysterien den Schülern auferlegt wurden, kann man die jetzigen zarteren Konstitutionen nicht mehr unterwerfen. Damals wurde in erster Linie auf die Beseitigung zweier Eigenschaften hingear­beitet, die in kürzester Zeit der Einzuweihende in ihrer Haltlo­sigkeit kennenlernen und ablegen mußte: Egoismus und Furcht. Was wirklich Egoismus ist, das kann man mit seinen gewöhn­lichen Begriffen vom physischen Plan ja gar nicht beurteilen.

Die Einzuweihenden wurden in Schlaf versetzt, und dann wurde ihrer Seele in den geistigen Welten gezeigt, was sie sich bis jetzt in diesen erarbeitet hatten. Ihr Ich wurde dann sozusa­gen vom Makrokosmos aufgesogen, und sie merkten, daß sie nichts waren. Dieses Stehen vor dem Nichts wie vor einem finsteren

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Abgrund erregte natürlich ihre Furchtgefühle, und über diese mußten sie hinwegkommen. Aus diesen Proben gingen sie entweder untauglich für das äußere Leben hervor, indem ihnen durch die Erkenntnis die Nichtigkeit alles Vergänglichen klar geworden war, oder sie blieben stark und nahmen sich vor, diese Inkarnation nach Möglichkeit zur Weiterentwicklung zu benut­zen, um die höheren Welten dereinst kennenzulernen. - Ein mo­derner Mensch dürfte nicht so robust angefaßt werden. Es ist ja für einen heutigen gewöhnlichen Menschen schon viel, wenn er sagt, daß ihm der Boden unter den Füßen schwanke. Sein ganzes Streben wird aber immer sein, fest stehenzubleiben. Er will kei­nen Sprung machen, sondern hübsch langsam vorwärtsgehen. Der Esoteriker aber muß den Sprung über den Abgrund ma­chen. Er soll den Boden sich entgleiten lassen. Denn wenn er in die geistigen Welten eindringen will, so helfen ihm seine Begrif­fe, die er hier auf dem physischen Plan sich geformt hat, absolut nichts. Von ihnen darf er nichts mit hinübernehmen. Etwas nur darf er behalten: Begriffsfähigkeit, Wahrheitssinn und Logik. Die Fähigkeit, sich neue Begriffe zu bilden, und den Sinn für die neuen Wahrheiten, die er kennenlernen wird.

Die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen senden uns ein Gleichnis, damit uns diese Sache klar werde. Es ist, wie wenn wir in einem Spiegel alle Gegen­stände unseres Zimmers vor uns sähen und dann hinter den Spiegel gehen würden, um dort ihre Wirklichkeit zu entdecken. Wir würden sehen, daß nichts dahinter ist. In den höheren Wel­ten geht es so mit unseren Begriffen. Wenn wir sozusagen hinter den Spiegel gehen, so merken wir, daß nichts dahinter ist. Da müssen wir uns von höheren Wesenheiten die Begriffe über die höheren Welten einflößen lassen und müssen an uns arbeiten, daß wir uns solche formen. Wenn wir uns dann aber mit Ernst und ehrlicher Arbeit welche erworben haben, dann müssen wir wiederum wie vor den Spiegel treten und einen kühnen Ent­schluß fassen und ihn zertrümmern. Dann wird uns wiederum Finsternis, das Nichts entgegengähnen. Wenn wir aber standhaft

#SE266b-115

aushalten, so wird uns ein Licht aus dieser Finsternis aufleuch­ten und sich eine ganz neue Welt offenbaren.

Unsere esoterische Arbeit besteht darin, daß wir unseren Astralleib und Ätherleib allmählich in geistige Höhen erheben. Dadurch bleibt im physischen Leibe aber ein Teil, der niedrigere der beiden Körper zurück. Das Ich spielt nun eine eigentümliche Rolle zwischen diesen beiden sozusagen zerrissenen Teilen. Da­durch, daß wir uns so sehr im Materiellen verankert hatten, ist es sozusagen festgekettet an die niederen Teile und ist ihr Sklave. Dadurch treten dann eigentümliche Erscheinungen auf. Bei unse­rem alleingelassenen Astralleib, der vielleicht irgendwelche Untu­genden hatte, die wir früher, als sein besserer Teil noch mit ihm verbunden war, leicht beherrschen konnten, bei dem wachsen jetzt schon solche Eigenschaften ins Unermeßliche, und der Mensch erscheint sich dann oft förmlich als Wüstling. Wäre das Ich mit den höheren Teilen vereint, so würde es von da aus die niederen beherrschen und somit alle Triebe, Begierden und Lei­denschaften. Dann wären die höheren Teile auch nicht unbewußt, wie sie es sind, wenn das Ich in den niederen ist. Dadurch, daß die höheren hinausgehen, werden die niederen Körper oft schwach. Auch der physische Körper neigt dann zu Krankheiten. Doch ist das ein vorübergehender Zustand. Denn wenn die höheren Teile sich genügend Kräfte aus den höheren Welten geholt haben, so werden sie wieder harmonisierend und gesundend auf die niede­ren wirken. Der Esoteriker muß sich eben bei derartigen unre­gelmäßigen Erscheinungen in seinen niederen Leibern sagen: Ich will feststehen; durch dick und dünn will ich meinen Weg zum Geistigen gehen, was mir auch begegnen möge. - Wenn er in sich ein Zentrum gegen seine Fehler aufrichtet, so wird er ihrer auch Herr werden. Eine Hilfe in diesen Kämpfen soll uns die Kunst sein. Dafür wurde uns alle wahre Kunst gegeben. Eine Kunst, die uns nicht erhebt, muß untergehen, kann nicht bestehen, ist keine wahre Kunst. Wenn die Künstler die Mission der Kunst erkannt haben werden, wenn die Kunst von der Theosophie durchdrun­gen sein wird, dann wird sie uns das werden, was sie soll.

#SE266b-116

Die Götter gaben dem Menschen, als sie ihn schufen, auch Fehler, damit er an ihnen seine Kraft erprobe. Deshalb sollen wir den Göttern auch dankbar für unsere Fehler sein; denn de­ren Bekämpfung macht uns stark und frei. Keinen Augenblick aber sollen wir diese Fehler deshalb lieben. Nicht solchen Göt­tern könnten wir danken, die uns rein und fehlerlos geschaffen hätten; denn sie hätten uns zugleich zu Schwächlingen gemacht. Und wir sollen uns sagen: und wenn die Welt voll Teufel wär -wir sind doch von Gott entstammt: Ex Deo nascimur. Wenn wir ernst kämpfen und unablässig* streben in die geistigen Welten, so werden wir fühlen, wie das Niedere, das Fehlerhafte in uns erstirbt: In Christo morimur. Und wir werden dann in den hö­heren Welten bewußt erwachen: Per Spiritum Sanctum revivisci­mus. - Es gibt eine exoterische und eine esoterische Fassung die­ses Spruches. Esoterisch gebraucht, kann die Nennung des hei­ligsten Namens, wenn sie unwürdig geschieht, Erdbeben, Stürme und Gewitter, gewaltige Naturereignisse auslösen; denn unsere Gedanken, selbst unsere verborgensten, haben eine zerstörende Kraft in den geistigen Welten, wenn sie falsch sind. Das ist das, was im Rosenkreuzermysterium gemeint ist an der Stelle, wo steht, daß Götter oft Welten brechen müssen, um den Schaden wiedergutzumachen, den wir Menschen mit unseren Gedanken angerichtet haben. Die esoterische Fassung des Spruches ist daher:

Ex Deo nascimur

In --- morimur

Per Spiritum San ctum reviviscimus

- - -

* In einer anderen Vorlage. «unabhängig»

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Aufzeichnung B

Vollständig andere Begriffe muß sich der Esoteriker aneignen. Als Beispiel der Meister für diese Umänderung der Begriffe wird folgendes gesagt: Einen Spiegel, den wir durchstoßen müssen -so haben wir unsere Aufgabe anzusehen. Auseinanderreißen muß Esoterik unsere ganze Wesenheit und nach oben müssen wir mitnehmen Ätherleib, Astralleib und Ich und den Extrakt vom physischen Leib, alles, was gereinigt ist. Den niederen Teil unserer Wesenheit, den lassen wir unten in allen drei Leibern, die wie sich selbst überlassen nun sind. Und diese Trennung des Höheren vom Niederen bewirkt, wenn nicht sorgfältige Beob­achtung erfolgt im physischen Leib: Krankheit oder Schwäche, der Leib wird besonders empfänglich für Zeitkrankheiten.

Der Ätherleib verliert das Gedächtnis. Im Astralleib verstär­ken sich die Leidenschaften. Es kann sich das steigern bis zum Wüstling durch diese Spaltung des menschlichen Wesens. Klare Gedanken und Empfindungen sind Realitäten in der geistigen Welt, und Wahrheit ist das Wort: «Es müssen Geister Welten brechen . . . » etc.

Betrachtung des Rosenkreuzer-Spruches exoterisch und eso­terisch.

Egoismus im gewöhnlichen Leben ist etwas ganz anderes als Egoismus in der geistigen Welt. Das physische Leben ist ohne Egoismus einfach nicht möglich.

Gelassenheit und Positivität muß sich der Esoteriker aneignen.

Gotteslästerung ist alles Auflehnen gegen die Weisheit der Welt, gegen alles, was uns zustößt. Dankbar für seine Fehler sollte der Mensch den Göttern sein, weil durch die Überwin­dung der Fehler die stärkere Kraft ausgebildet wird.

#SE266b-118

#TI

ESOTERISCHE STUNDEN

Hannover, 17. und 18. Dezember 1910

#TX

i : führt in das Göttliche in uns hinein.

ei : Offenbarung des Göttlichen.

a : Hinaufführung zum Göttlichen.

o : Umschließen der geoffenbarten Form.

o : drückt das Unfaßbare der Form aus, vor dem scheue

Ehrfurcht zurückweicht.

u : göttlicher Friede, Ruhe.

e : die Überwindung von Schwierigkeiten.

Welterkenntnis (Makrokosmos>; Selbsterkenntnis (Mikrokos­mos).

Dieses ein Abbild jenes Urbildes.

#SE266b-119

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 20. Dezember 1910

#TX

Der gewöhnliche Mensch hat physischen Leib und Ätherleih eng verbunden. Wenn er seinen physischen Leib gebraucht - sei es im Handaufheben oder im Denken -, versetzt er zu gleicher Zeit den entsprechenden Teil seines Ätherleibes in Bewegung. Das soll bei dem Esoteriker anders werden, der Zusammenhang soll lockerer werden.

Der Mensch hat ein Rückgrat, das mit dem Gehirn und den Sinnesorganen im Zusammenhang steht. Wenn er meditiert, schafft er sich in seinem Ätherleib gleichsam ein «Vorgrat», das ist die Reihe der Lotosblumen, die hinter dem Brustbein liegen. (Das Brustbein wird der Mensch des siebenten nachatlantischen Zeitalters nicht mehr haben.)

#Bild s. 119

Durch die oben genannte Lockerung des physischen und Ätherleibes wird nun der Mensch einerseits fähig, schneller [eigene] Wunden zu heilen und so weiter; andererseits können auch Gebrechen des physischen Leibes, die zunächst zugedeckt bleiben dadurch, daß die enge Verbindung da war, dann zum Vorschein kommen. Ohne darin zu übertreiben, soll man doch all diesen kleinen Schmerzen und Leiden keine besondere Auf­merksamkeit schenken; das geht ja alles vorbei. In der Übergangszeit

#SE266b-120

dieser Lockerung kann man sich wohl sehr unbehag­lich fühlen. Schon das einfache Studium der Theosophie bewirkt diese Lockerung, während wissenschaftliche Entwicklung den Zusammenhang zwischen physischem Leib und Ätherleib noch stärker macht.

Durch die Meditation bekommt also der Ätherleib die Nei­gung, sich vom physischen Leib loszulösen. Das kann man ver­stärken durch eine geeignete Diät. Durch die Diät bekommt umgekehrt der physische Leib die Tendenz, den Ätherleib aus sich herauszustoßen. Es ist das ein Hilfsmittel, das aber ohne hinzukommende esoterische Übungen gerade das Falsche be­wirkt. Dann stößt nämlich der physische Leib den Ätherleib heraus, ohne daß dieser Sinnesorgane entwickelt hat. Er ist dann wie ein Blinder und schaut nur seine eigenen Phantastereien.

Indem die Hüllen des Menschen in dieser Weise eine Verän­derung erleiden, wird auch sein Zusammenhang mit dem Ma­krokosmos verändert. Dieser Zusammenhang muß in der richti­gen Weise wieder gepflegt werden, sonst geschieht Unheil -nicht nur im Menschen, sondern im ganzen Weltall. Wer zum Beispiel in einer ungeeigneten Gesellschaft den heiligen, unaus­sprechlichen Namen aussprechen würde, würde Schlimmeres als Erdbeben und vulkanische Ausbrüche sogar über die Gegend heraufbeschwören. Es ist daher ein ungeheurer Unterschied, wie die Rosenkreuzerformel ausgesprochen wird, sei es mit dem Namen, der bloß ein Deckname des höchsten Geisteswesens ist, oder ohne diesen. Nur die letztere Art des Aussprechens der Formel ist eine esoterische.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, Weihnachten/Sylvester 1910*

#TX

Unser esoterisches Verantwortungsgefühl muß geschärft werden, theosophische Gewissenhaftigkeit müssen wir uns angewöhnen. Draußen in der Welt ist sie heute wenig zu finden. Beispiel:

1. Ein Herr, der ein großes Werk schreiben und auch über Theosophie etwas aufnehmen will, bittet, da er keine Zeit hat, sich damit zu beschäftigen, Dr. Steiner, ihm seine Meinung dar­über zu sagen. - 2. Ein Amerikaner, der hier von Dr. Steiner gehörte Vorträge, soweit er sie versteht, zusammenfaßt und in Amerika als Buch drucken läßt.

Theosophischen Takt müssen wir uns angewöhnen, über Eso­terische Schule etc. nur sprechen, wo es angebracht ist; über ok­kulte Dinge nie reden beim Essen.

Unser physischer Leib ist ganz eng mit dem Ätherleib verwach­sen. Eine Lockerung ist möglich auf zwei Weisen:

1. auf exoterische Weise durch äußere Übungen und vegetari­sche Kost.

2. auf esoterische Weise durch Schulung, Meditationen etc.

Diese wirken auf den Astralleib, und dieser wirkt dann erst auf den Ätherleib, so daß er sich lockert. Man könnte sagen, daß als Gegenstück zum physischen Rückenmark und Gehirn durch

#Bild s. 121

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Meditation, Konzentration etc. auferbaut wird ein Vordermark mit den Lotosblumen.

So ist es das Richtige, so daß keine Schädigung des physi­schen Leibes eintreten kann. Wendet man dagegen nur äußere Mittel an, so tritt eine Lockerung des Ätherleibes ein, ohne daß durch Meditationen oder Einfließen theosophischer Wahrheiten der Ätherleib gestärkt wird. Die Folge müssen Krankheiten des physischen Leibes sein oder, wenn sich der Ätherleib auch vom physischen Gehirn gelockert hat, Konfusität und so weiter.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, 31. Dezember 1910

#TX

Der Esoteriker soll sich deutlich ins Bewußtsein bringen, was er eigentlich mit seinen Übungen, den uns gegebenen Exerzitien, tut. Wir haben des öfteren darüber gesprochen, daß das Streben des Esoterikers danach geht, den Ätherleib, überhaupt die vier Leiber untereinander, zu lockern. Dies kann nun auf zweierlei Weise geschehen, auf eine exoterische und eine esoterische.

Man kann den physischen Leib dazu veranlassen, daß er den Ätherleib hinausstößt, hinausquetscht, indem man den physi­schen Leib genügend präpariert durch Diät, Atemübungen etc. Unsere vegetarische Lebensweise hat ja im Grunde nur den Zweck, den physischen Leib in diesem Bestreben zu unterstüt­zen. Dies sind die exoterischen Mittel zur Lockerung. Die esote­rischen sind unsere Übungen, unsere Exerzitien. Und da muß gesagt werden, daß diese die Hauptsache sind, daß wir diese mit Hingabe und Ernst machen sollen, daß alles übrige nur Unter­stützung dieser Hauptsache sein soll. In unserer materialisti­schen Zeit würde ja mancher in seiner materialistischen Sehn­sucht gern die weitestgehenden Diätvorschriften befolgen, würde stundenlange Atemübungen machen, wenn er dadurch etwas er­reichte; sich aber geistig anzustrengen durch Meditationen und Konzentrationen, das ist viel unbequemer, und dabei zeigt sich dann erst oft die geistige Trägheit. - Würden wir aber nur durch physische Einwirkungen unseren Ätherleib herausquetschen, so könnte der physische Leib ihm ja nichts mitgeben, und er würde leer in das Unbekannte hinaustreten. Da treten dann solche Zu­stände ein, daß wir zum Beispiel irgend etwas denkerisch nicht recht erfassen können, wenn wir etwas durchdenken wollen. Wir können mit unserem Äthergehirn uns des physischen nicht recht bedienen, weil wir ja nicht richtig in demselben darin sind. Es ist, als ob wir, im Wasser schwimmend, etwas ergreifen woll­ten, das uns immer ausweicht. Der vernünftige Esoteriker wird

#SE266b-124

sich bei solchen Zuständen sagen, daß er hier erst einmal Ord­nung schaffen muß durch geeignete Willenskonzentrationen und Gedankenübungen. Auch bei normaler Entwicklung wird ja manches eintreten, von dem wir uns sagen müssen, daß es ein vorübergehendes Leiden ist. Denn durch die Herausziehung des Ätherleibes geht es dem physischen Leibe erst ähnlich wie einer Pflanze, der man die Säfte eine Zeitlang entzieht. Sie vertrock­net. Und so vertrocknet - man sieht dies aber nicht physisch -auch der physische Leib zum Teil, und wo er Anlagen zu Er­krankungen hat, da kommen diese heraus. Wenn aber der Ätherleib sich in der richtigen Weise durchtränkt hat mit geisti­gen Wahrheiten, so bezieht er dadurch neue Kräfte, und diese wirken wiederum gesundend auf den physischen Leib. Man kann beobachten, daß dann beim physischen Leibe selbst Schnittwunden leichter heilen, überhaupt Wunden, wenn der Mensch sich mit spirituellen Wahrheiten durchdringt, ja wenn er nur theosophische Denkweise in sich wirken läßt.

Durch unsere Meditationen wirken wir also zunächst auf den Astralleib. Dieser ist der Erbauer unseres Nervensystems, das zum Rückenmark hin verläuft, oder, wie man heutzutage sagt,

#Bild s. 124

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von ihm ausgeht. Nun sollen wir erreichen, daß im Ätherleib, durch Abdruck vom Astralleib, sich die Lotosblumen entfalten, die untereinander verbunden sind, und auf diese Weise sozusa­gen ein Vordermark schaffen.

Dieses Vordermark iSt natürlich nur ätherisch-astral vorhan­den und kann sich nur durch die Meditationen und Konzentra­tionen bilden. Deshalb sind sie das Wichtigste zu unserer esote­rischen Entwicklung. Und von direkter Schädlichkeit ist nur der Alkoholgenuß für den Esoteriker. Alkohol muß auf alle Fälle vermieden werden. Es ist natürlich gut, wenn wir durch vegeta­rische Diät den Prozeß unterstützen, denn dieses Herausheben des Ätherleibes ist heutzutage durchaus nicht leicht. Viele unse­rer modernen Berufe sind direkt darauf angelegt, den Ätherleib fest in den physischen Leib hineinzutreiben; so daß es dem Hellseher oft direkt Schmerzen verursachen kann, wenn er so etwas sieht. Auch die Kost, wie sie in unseren großen Hotels heutzutage verabreicht wird, ist ganz dazu angetan, den Äther-leib fest in den physischen Leib zu treiben.

Durch die esoterische Arbeit an uns sollen wir uns ein neues Denken, neues Fühlen und neues Wollen aneignen. Wir müssen uns sagen, daß, wenn wir den kühnen Mut gefaßt haben, den Weg des Esoterikers zu gehen, wir einen Sprung über einen Ab­grund machen müssen. Wir müssen einen einmal durchdachten Gedanken in unser Gefühl übergehen lassen und dieses dann ganz damit durchdringen, damit wir nicht leichtfertig etwas da­hersagen, was wir eigentlich nicht erfaßt haben in seiner ganzen Tiefe. Ein Satz, den man heutzutage so oft von Menschen hören kann und der doch so mißbräuchlich wie wenige angewendet wird, ist der: Ich bin ein Christ. - Dem Esoteriker sollte klar sein, daß «ein Christ sein» ein fernes, fernes Ideal ist, nach dem er unablässig streben muß. Wie ein Christ leben heißt vor allem:

was das Schicksal uns auch bringen möge, mit Gelassenheit hin­zunehmen, nie ein Murren gegen die Götterarbeit zu haben, mit Freudigkeit hinzunehmen, was sie auch schicken. Das heißt sich den Satz in Fleisch und Blut übergehen lassen: «Sehet die Vögel

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unter dem Himmel, sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und es wird ihnen doch gegeben.» Dank­bar hinnehmen, was uns gegeben wird, dann leben wir diesem Spruche gemäß. Wenn wir das nicht tun, so wird er in unserem Munde zur Blasphemie. Es sollte uns überhaupt klar sein, daß, wenn wir uns nicht genügend vorbereiten für den Sprung über den Abgrund in die geistigen Gebiete hinein, wir durch Worte und Gedanken solchen Schaden anrichten können, daß die Göt­ter Welten zertrümmern müssen, um diesen Schaden wiedergut­zumachen. Denn was verdorben ist, das muß zerstört werden, um neu gebildet zu werden.

Aus dem Geistigen sind wir entstanden - Ex Deo nascimur. Und wenn wir den Sprung über den Abgrund tun, so drücken wir das aus [durch] In Christo morimur - in der festen Zuver­sicht, daß wir drüben im Heiligen Geiste wieder aufleben: Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Weil wir aber den Namen des Heiligsten, das immer mit unserer Erdenentwicklung verbunden war, so heilig halten sollen, daß wir ihn nicht unwürdig ausspre­chen, gibt es eine esoterische Fassung des Rosenkreuzerspruches, in dem der Name weggelassen wird:

Ex Deo nascimur

In --- morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, 1. Januar 1911

Aufzeichnung A

#TX

Maha Aya - das große Nicht-Sein

I

Das Dasein

A

ch - sich gestaltend

im - sich bewußt werdend

Erzieherisch gesundend wirkt das Wort.

Morgens und abends als Gebet zugunsten der Kinder und Kran­ken.

Zur Bekämpfung von:

Ehrgeiz, Eitelkeit, Hochmut: Denken an die Lehren der Theo-sophie;

Neid, Mißgunst: Denken an ein schönes Kunstwerk;

Schwatzhaftigkeit, Neugierde, Zorn, Ärger: täglich eine Viertel­stunde Ruhe.

Aufzeichnung B

Eine berühmte Inschrift, das delphische E, stand über dem Por­tal des Tempels zu Delphi. Es bedeutet: «Du bist» (zweite Per­son des Präsens des Indikativs des Verbums «Sein»). Plutarch sagt, es war die Begrüßung der Gottheit seitens derer, die in den Tempel eintraten. Das delphische E bedeutet die Zahl fünf, oder die Hälfte des Zodiakus, das heißt die fünf aufsteigenden Zei­chen. Das delphische E ist auch der Anker der Seleikiden (?). Es

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wurde von den Gnostikern übernommen, um den «Heiland» anzudeuten und befindet sich häufig unter den Talismanen und Amuletten der frühen Christen.

Maha Aja

A Existenz

JA innerlich beseelte Existenz

AIA Nichtexistenz; hebt wieder auf

MAHA groß, gewaltig

MAHA AIA Große Nicht-Existenz, Illusion

CH Verteilung

IN innere Widerspiegelung

JACHIN Schöpferwort, das die geistigen Wesenheiten in die Welt rufen. Wirkt gesundend, innerlich er­wärmend, kraftgebend.

Aufzeichnung C

Maha Aya

A = Existenz

Ya = innerlich beseelte Existenz

Aya = Nicht-Existenz, hebt es wieder auf

Maha = groß(e Existenz)

Maha Aya zusammengezogen zu: Maya = die große Nicht-Exi­stenz, Illusion


Ch = Verteilung

In = innere Widerspiegelung

Iachin = Schöpferwort, das die geistigen Wesenheiten in die Welten rufen; wirkt innerlich erwärmend.

#SE266b-129

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, 2. Januar 1911

#TX

Wir müssen das esoterische Leben ernst nehmen; eine esoteri­sche Stunde muß uns daher immer etwas Heiliges sein. Niemals sollen wir sie als etwas Gewohntes hinnehmen. Wir waren uns wohl noch nicht alle bewußt des nötigen Ernstes, als wir um Aufnahme in den esoterischen Kreis baten. Jetzt aber sollen wir uns dies immer mehr vor die Seele führen und die Verbindung mit den geistigen Welten anstreben, um nicht wieder in das all­tägliche Leben zurückzufallen.

Die Übungen, die uns gegeben sind, sind immer als von den Meistern ausgehend zu betrachten. Der Esoteriker soll auf sich selber und seine Gefühle achtgeben, besonders das ins Auge fas­sen, was seine Selbsterkenntnis betrifft. Die allermeisten - und wir gehören wohl auch dazu - geben sich großen Täuschungen hin, was sie selber angeht. Besonders haben wir auf den Egoismus zu achten. Oft reden wir uns selber vor, etwas selbstlos zu tun, oder auch, wir empfinden gegen jemand Neid und Haß, der uns noch nicht zum Bewußtsein gekommen ist. Wir meinen dann, ihm als Esoteriker die «Wahrheit» sagen zu müssen und dies oder jenes nicht von ihm leiden zu dürfen. Sobald derartige Gefühle in uns auftreten, soll man sich vorstellen, daß man sich schweren Täu­schungen hingibt, deren tiefere Ursache immer dem Egoismus entspringt. Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärme-gefühl, das den ätherischen Leib - und zwar jenen Teil, den wir den Wärmeäther nennen - durchzieht und durch das Blut bis auf den physischen Leib einwirkt. Derartige Gefühle wirken immer schädigend auf den Menschen und die Weltentwicklung ein.

Die Hierarchien, welche die karmischen Zusammenhänge zu leiten beauftragt sind, wirken dann in der Weise, daß sie beson­dere Wesenheiten anstellen, die in uns bestimmte aufbauende Wirkungen zerstören und somit auch auf die Seele und indirekt auf den Leib zerstörend wirken. Das sind die zu diesem Zwecke

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beauftragten luziferischen Wesenheiten, die dann auf uns wir­ken. - Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer ei­genen Schlechtigkeit, durchzieht uns anstelle des obenerwähnten Wärmegefühls, woran wir uns befriedigen, ein kaltes Eisesge­fühl. Alles, was durch unsere Affekte und so weiter in uns zur Befriedigung gelangt, äußert sich im Gegensatz zu diesem Kälte­gefühl, das bei wahrer Selbsterkenntnis eintritt, in dem geschil­derten Wärmegefühl.

Diese luziferischen Wesenheiten, die dadurch an den Schüler zerstörerisch herantreten, offenbaren sich dem Hellseher als be­stimmte Scharen, deren Anführer Samael ist. Diese Wesenheiten, die nichts Menschenähnliches haben, sind für das Geistesauge immer wahrnehmbar. Haben wir beim Aufwachen das Gefühl des Ekels, wie es häufig der Fall ist besonders beim esoterischen Schüler, so ist ein solches Empfinden fast immer auf den Egois­mus zurückzuführen, der oft unerkannt tief in den unterbewuß­ten Seelentiefen sitzt.

Ferner müssen wir unsere Aufmerksamkeit richten auf alles, was mit der Unwahrhaftigkeit zusammenhängt. Wir begehen zwar durch unsere Erziehung keine groben Unwahrheiten, den­noch haben wir stets den Hang, besser zu scheinen, als wir im Grunde wirklich sind. Oder aber, wenn es uns um Hals und Kragen geht, die Wahrheit zu gestehen, sie lieber zu verschwei­gen und zu verschleiern. Dies alles wirkt ebenfalls schädigend auf das Weltgeschehen und somit auf den Menschen selber ver­nichtend zurück. Die Wirkungen solcher Unwahrhaftigkeiten wirken auf unseren Astralleib, dann auf unseren Ätherleib, und zwar auf denjenigen Teil, den wir Lichtäther nennen. Von hier aus wirken solche schädigende Einflüsse auf den physischen Leib, besonders auf das Nervensystem. Diese luziferischen We­senheiten, die hiermit zusammenhängen, deren Anführer Azazel ist, offenbaren sich dem Hellseher auch menschenähnlich, mei­stens als Kopf mit Rabenflügeln. - Wer zu Unwahrhaftigkeiten neigt, wird meistens ein würgendes, kratzendes Gefühl im Halse verspüren können, auch hat er oft das Gefühl, als würde er gezwickt

#SE266b-131

mit Zangen und von tausend Armen gepeinigt. Jeder, der genau sich selbst beobachtet, wird dann merken, wie tief er noch in der Lüge und Verstellung verstrickt ist!

Ferner gilt es, aufmerksam zu werden auf eine gewisse Gleichgültigkeit und Stumpfheit gegenüber den geistigen Welten und Einflüssen. Viele von uns Esoterikern hören sich eine esote­rische Stunde an, aber das, was gegeben wird, findet keinen Wi­derhall in ihnen. Sie können sich nicht aus dem gewöhnlichen Tagesleben geistig erheben und mit geistigen Gedanken abgeben. Andere haben auch nur die Absicht, aus Neugierde in den gei­stigen Welten etwas zu sehen, und meditieren darum blind dar­auf los, ohne sich einem regelmäßigen Studium hingeben zu wollen, da ihnen das zu unbequem ist. Dies wirkt schädigend auf das Ich, von da aus auf den Astralleib, dann weiter auf den Ätherleib, und zwar auf jenen Teil, den wir den chemischen Äther nennen. Von hier aus auf die Säfte und Drüsen des physi­schen Leibes.

Ein Unterschied gegenüber den luziferischen Scharen besteht zwischen dem Esoteriker und dem Nicht-Esoteriker. Bei letzteren wollen zum Beispiel Azazel und seine Scharen stets nur gute Wir­kungen hervorrufen, da sie nicht gesundheitsstörend, sondern ge­wissermaßen nur ergänzend auf ihn wirken. Beim esoterischen Schüler aber wird verlangt, daß er sich stets der vollen Verant­wortlichkeit gegen sich selbst und gegenüber der Welt bewußt ist. Darum wird ein stumpfer Esoteriker beim Aufwachen am Mor­gen leicht das Gefühl des Ertrinkens haben, und zwar je mehr er sich am Tage dem gewöhnlichen Sinnesleben überläßt.

Der Esoteriker soll daher stets auf sich achten, und es schadet nichts, wenn er dadurch manchmal zum Grübler an sich selbst wird. Nur dadurch wird ihm aufgehen das, was uns am Schluß jeder Stunde von den Meistern der Weisheit nahegelegt wird:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim . . .

#SE266b-132

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 17. Januar 1911

Aufzeichnung A

#TX

In unserer Meditation haben wir sozusagen die Technik unseres esoterischen Lebens gegeben. Diese besteht darin, daß man Ge­danken auf sich wirken läßt und durch diese Empfindungen und Gefühle erweckt, die nicht dem physischen Plan entnommen sind.

Alle Gedanken sind zweierlei Art: solche, die durch die Wahrnehmung des physischen Planes in uns wachgerufen wer­den, und solche, wie sie die Theosophie uns gibt. Alles in der physischen Welt ist Maja, auch unser physischer Leib. Wodurch ist dieser eigentlich da, wodurch bestehen Pflanzen, Tiere, Steine um uns herum? Indem höhere Wesenheiten einen Gedanken ge­faßt haben, Millionen und aber Millionen Jahre her, und dann diesen Gedanken immer wieder und wieder gedacht haben. Bei diesen Dingen geht es so, wie das Sprichwort sagt: Steter Trop­fen höhlt den Stein. - Die gleichen Gedanken decken sich und bilden zuletzt die physischen Gegenstände. Je härter der Stein ist, desto länger ist an ihm «gedacht». Auch unser physischer Leib ist nichts anderes als der Gedanke vielerlei höherer Wesen.

Wenn wir nur die gewöhnlichen Gedanken des physischen Planes denken, dann ist das eigentlich kein Gedanke, sondern das Spiegelbild, die Illusion eines Gedankens. Denn alles, was von der physischen Welt ist, ist schon vor sehr langer Zeit ge­dacht worden, und wir tun nichts anderes als jene Gedanken wiederholen - und dann noch in unrichtiger Art. Wenn jemand zum Beispiel eine Glocke läuten hört, dann ist nicht der Ton etwas Wirkliches, sondern es ist so: Vor Jahrmillionen ist dasje­nige gedacht worden, was zu der Glocke geworden ist, und auch das, was zu unserem Gehirn geworden ist, und das Aneinander-schlagen dieser beiden gibt den Ton, den wir hören.

Alle physischen Gedanken sind unfruchtbar und wirken im weiteren Verlauf zerstörend. Sie bringen unseren Astralleib in

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eine bestimmte Schwingung, aber die war ja schon von den höheren Wesenheiten da hineingelegt. Wer also niemals unsinn­lich denkt, bringt niemals neue Gestaltungen in den Astralleib. Das, was im Astralleib vorgeht, wirkt zurück auf den Ätherleib, aber der Ätherleib ist gerade so veranlagt, daß er darauf ge­stimmt ist, neue Gedanken und Formen in sich aufzunehmen. Die alten Formen wirken zerstörend auf ihn ein und von da aus auch auf die physischen Stränge unseres Nervensystems. Das muß dann im Schlafe alles wieder hergestellt werden. Der Astralleib wird dann zeitweilig in die höheren Hierarchien ein­geschaltet und bekommt dadurch Kräfte; der Ätherleib ist vom Astralleib getrennt und wird dadurch regeneriert. Der Mensch könnte ohne den Schlaf ja nicht lange leben.

Die nicht-sinnlichen Gedanken aber wirken befruchtend und aufbauend. Durch sie reiht der Mensch sich bei den Hierarchien ein. Im Astralleib bilden sie neue Formen, die Lotosblumen. Daher ist es notwendig, eine Meditation zu hunderten Malen zu wiederholen.

Die Vorstellungen, die wir uns von den theosophischen Leh­ren machen - denn auch das Denken darüber ist Meditation -, werden zuerst nicht ganz sinnlichkeitsfrei sein. Zum Beispiel wenn man sagt, daß der Saturn eine Wärmekugel ist, daß im Devachan die Sphärenharmonie erklingt, dann wird man sich das erst unter sinnlichen Bildern vorstellen: wie die Wärme in unserem Blut, wie eine schöne Symphonie und dergleichen. Aber indem der Gedanke fortwährend wiederholt wird, fällt das Sinnliche, das noch an ihm haftet, von selbst ab, und das Über­sinnliche bleibt bestehen.

Die am meisten sinnlichkeitsfreien Gedanken in der Welt sind noch die mathematischen; aber sogar wenn der heutige Mensch ein Dreieck denkt, denkt er es sich mit Farbe und einer gewissen Dicke, nicht abstrakt genug. Man kommt aber den übersinn­lichen Gedanken schon näher, wenn man auf Verhältnisse acht­gibt. Einen Ton sich erinnern, ist noch die Erinnerung an etwas Sinnliches; eine Melodie sich erinnern, ist schon mehr etwas, das

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in einem Verhältnis von Tönen zueinander besteht, was als sol­ches nicht zu der sinnlichen Welt gehört. Oder man stelle sich einen Bösewicht vor und daneben einen anderen - oder auch zwei gute Menschen -, und der eine [Bösewicht] sei ein noch größerer Bösewicht als der andere, oder der eine Gute sei größer im Guten als der andere: dann liegt in diesem Verhältnis etwas, was nicht von der physisch-sinnlichen Welt ist, etwas, was uns hinaufführt in die geistige Welt. Wenn der Mensch an einen Bösewicht denkt oder einen sieht, dann wird es ihn unangenehm berühren; aber wenn er in einem Schauspiel zwei Bösewichter nebeneinander sieht, dann wird der ärgste Bösewicht immer bes­ser gefallen als der weniger Schlimme, weil das Große immer anzieht. Darauf beruht zum Beispiel die Wirkung von verschie­denen Shakespeareschen Dramen. - Daher ist es so wichtig, daß wir die Verhältnisse in der Außenwelt beobachten und studie­ren, denn das führt uns vom Sinnlichen ab.

Ein anderes Mittel, sinnlichkeitsfrei [im Denken] zu werden, besteht darin, daß man Prozesse umgekehrt ablaufen läßt, zum Beispiel das Vaterunser rückwärts aufsagt oder die umgekehrte Rückschau unserer Meditation. * Nur auf diese Weise kann der Mensch sein Gedächtnis verbessern. In den letzten vier bis fünf Jahrhunderten ist das Gedächtnis enorm zurückgegangen, und es wird das noch viel mehr in Zukunft der Fall sein, wenn die Menschen nicht die Gelegenheiten, die jetzt geboten werden, er­greifen werden, es zu verbessern. Die Zeit ist für diese Gelegen­heiten jetzt besonders günstig, und später werden sie einfach nicht mehr da sein. Das Gedächtnis wird dann etwas anderes werden als das bloße Warten, ob die Dinge aus einem dunklen Grunde auftauchen wollen. Es wird sein wie ein Hintasten nach der Vergangenheit, wie gewissermaßen das Aussenden von Füh­lern, die nach dem Vergangenen wie nach etwas Wirklichem greifen werden. Für diese Entwicklung und für die esoterische Entwicklung überhaupt ist die Zeit jetzt besonders günstig

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* Gemeint ist die ahendliche Rückschau auf das Tagesleben in umgekehrter Rei­henfolge, von hinten nach vorn.

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So zeigt es sich, wie unser Leib eine Maja ist, Gedanken von Wesenheiten, die selber wieder Gedanken sind. Der Gedanke denkt den Gedanken, das ist ein Meditationssatz von höchster Bedeutung. Nicht unser Gehirn denkt, nicht unser Äther- oder Astralleib, sondern Gedanke selber denkt Gedanken. Das ist es auch, was aus unserem Spruche klar hervorgeht:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes .

Aufzeichnung B

Steter Tropfen höhlt den Stein. Die Hierarchien haben peri­odisch immer wieder denselben Gedanken festgehalten respekti­ve denselben Gedanken weiter ausgearbeitet und wirkten da­durch schöpferisch. So sind unsere ganzen Körper und wir selbst durch Denken geschaffen - eigentlich selbst nur Gedan­ken. Das Denken über das Vorhandene ist nicht schöpferisch, sondern zerstörend für unsere Nerven, auch für den Ätherleib, das eigentliche Organ für die fortschreitende Entwicklung. In diesen hinein [geht] die störende Wirkung des Astralleibes über Tag. Der physische und der Ätherleib müssen in der Nacht -befreit vom Astralleib (Gedanken) - schöpferisch wieder herge­stellt werden, ebenso der Astralleib selbst. Nur wenn wir Über-sinnliches denken, wirken wir selbst als Menschen-Hierarchie schöpferisch, schaffen durch hundert- und tausendfache Wieder­holung die Lotusblumen. Dann wirken wir auch in den Äther-leib im Sinne der hohen Hierarchien hinein. Wenn auch die Me­ditationsbilder dem Sinnlichen entnommen sind, so streifen sie durch stete Wiederholung und dadurch Vertiefung das Sinnliche ab. Auch schon die Relation zwischen sinnlichen Dingen und zwischen guten und schlechten Menschen, selbst das Umdrehen der Zeitfolge bei der Rückschau des Abends verhilft zum sinn­lichkeitsfreien Denken.

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Vertiefen in:

Der Gedanke denkt den Gedanken.

Wir sollen die jetzige Zeitperiode zum Emporsteigen benüt­zen; nicht immer bietet die Zeit solche Gelegenheit.

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Aufzeichnung C

Die Hierarchien haben periodisch immer wieder denselben Ge­danken festgehalten (dauernde Gedanken, die befestigen das, was in schwankender Erscheinung lebt), sie arbeiten denselben Ge­danken immer weiter aus. Dadurch wirken sie schöpferisch. So sind unsere verschiedenen Körper und unser in diesem Körper wohnendes Geistig-Seelisches durch dies Götterdenken geschaf­fen - eigentlich selbst nur Gedanken der Götter.

Unser Denken, das wir mit Hilfe des Gehirns vQllziehen, ist nicht schöpferisch, sondern zerstörend, sowohl für unsere Ner­ven, als auch für unseren Atherleib. Dieser ist das eigentliche Organ für die fortschreitende Entwicklung. Während des Tages wird er durch die zerstörende Wirkung des Astralleibes beschä­digt, es muß während der Nacht physischer und Ätherleib be­freit werden von diesem Zerstörenden des Astralleibes und durch die schöpferischen Gedanken wieder hergestellt werden. Ebenso der Astralleib selbst. - Nur wenn wir als Menschen-Hierarchie uns fühlen, d.h. Weltgedanken denken, wirken wir selbst nicht zerstörend, sondern schöpferisch. Wir schaffen durch tausendfache Wiederholung von solchen Weltgedanken -Inhalten, wie sie uns in der Meditation gegeben werden - zu­nächst die Lotosblumen. Da wirken wir auch in den Ätherleib hinein im Sinne der Hierarchien. Die Bilder und Worte des Me­ditationsinhaltes sind wohl dem Sinnlichen entnommen, doch durch die stete Wiederholung und Vertiefung, die in das hinter

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dem Wort und Bild verborgene Wesenhafte hineindringt, strei­fen Wort und Bild das Sinnliche ab. Und wenn man so weit vordringt, in dem Wesenhaften zu ruhen, das in der Tiefe von Wort und Bild verborgen ist, dann kommt man durch die Medi­tation hinein in eine andere Welt. Ein Sich-Vertiefen in den Ge­danken: Der Gedanke denkt den Gedanken verhilft dazu. Er­kenntnis wird immer als Licht angesprochen; Weisheit unter einer Art von flüssigem Element, dem Wasser (okkult).

Ergänzende Hinzufügung durch die Herausgeber:

Was unter dem letzten Satz: «Weisheit unter einer Art von flüssigem Ele­ment, dem Wasser (okkult)» zu verstehen ist, findet sich etwas ausführli­cher dargestellt in Notizen vom Vortrag am 24. Mai 1905 in Berlin (GA 323a). Darin heißt es:

«Derjenige, welcher eine wirkliche Anschauung des vierdimen­sionalen Raumes sich erwerben will, muß ganz bestimmte An­schauungsübungen machen. Er bildet sich zunächst eine ganz klare, vertiefte Anschauung vom Wasser. Eine solche Anschau­ung ist nicht so ohne weiteres zu bekommen, man muß sich sehr genau in die Natur des Wassers vertiefen; man muß sozusa­gen hineinkriechen in das Wasser. Das zweite ist, daß man sich eine Anschauung von der Natur des Lichtes verschafft; das Licht ist etwas, was der Mensch zwar kennt, aber nur so, daß er es von außen empfängt; durch das Meditieren kann er das innere Gegenbild des Lichtes bekommen, wissen, woher Licht entsteht, und daher selbst Licht hervorbringen. Das kann derjenige, der reine Begriffe wirklich meditativ auf seine Seele wirken läßt, der ein sinnlichkeitsfreies Denken hat. Dann geht ihm die ganze Umwelt als flutendes Licht auf, und nun muß er gleichsam che­misch die Vorstellung, die er sich vom Wasser gebildet hat, mit der des Lichtes verbinden. Dieses von Licht ganz durchdrunge­ne Wasser ist ein Körper, der von den Alchemisten

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genannt wurde. Das alchemistische Merkur ist aber nicht das gewöhnliche Quecksilber. Erst muß man in sich die Fähigkeit erwecken, aus dem Begriff des Lichtes Merkurius zu erzeugen. Merkurius, lichtdurchdrungene Wasserkraft ist dasjenige, in des­sen Besitz man sich dann versetzt. Das ist das eine Element der astralen Welt.

Das zweite entsteht dadurch, daß Sie sich ebenso eine an­schauliche Vorstellung von der Luft machen, dann die Kraft der Luft durch einen geistigen Vorgang heraussaugen, sie mit dem Gefühl in sich verbinden, und Sie entzünden so den Begriff , , dann bekommen Sie . Also das eine Element wird herausgesogen, das andere wird von Ihnen selbst erzeugt. Dieses: Luft und Feuer nannten die Alchemisten , Sulfur, leuchtende Feuerluft. Im wäßrigen Elemente, da haben Sie in Wahrheit jene Materie, von der es heißt, #SE266b-139

Damit in Zusammenhang dürfte stehen, daß unter den Angehörigen der Esoterischen Schule ein «Rosenkreuzer-Wasserspruch« zirkulierte. Der Wortlaut ist entnommen der Rosenkreuzerschrift «Geheime Figuren der Rosenkreuzer aus dem l6ten und l7ten Jahrhundert», Altona 1785, Nach­druck Berlin 1919 (der Spruch trägt dort die Überschrift «Aqua Philoso­phorum h.e. Mercurius Primaterialis Catholicus»). Faksimile der hand­schriftlichen Abschrift Rudolf Steiners (NZ Archiv-Nr. 3019) siehe S.14a:

Wasser ist Wasser und bleibet Wasser.

Vom Himmel der Weisen regnet Wasser

Der Weisen Stein weinet Thränen- Wasser

Dennoch achtet die Welt nicht solch ein Wasser,

Ihr Feuer brennet im Wasser

Und lebet im Wasser

Mach aus Feuer Wasser

Und koche das Feuer im Wasser

So wird ein feurig Wasser

Wie ein scharf gesalzen Meer- Wasser

Ist deinen Kindern ein lebendig Wasser!

Verzehrt doch Leib und Seel zu Wasser -

Wird stinkend, grün, faul, blau wie Himmel-Wasser

Digerir, calcinir, solvir und putreflcier das Wasser,

Such der Philosophen vierfach bleibend Wasser,

Und wenn es am besten gemacht ist,

Wird die Kunst zu Wasser.

Vgl. hierzu auch die esoterische Stunde vom 14. März 1908 über den «Rosenkreuzer-Feuerspruch» (GA 266/1, S. 340-361 und 589f.).

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#Bild s. 140

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Köln, 31. Januar 1911

Das Wesen der Meditation

#TX

Die Meditation zerfällt in zwei Teile:

1. in den technischen Teil und

2. in den ins Leben übertragenen Teil, das heißt wie die Art zu denken und zu fühlen und zu handeln sich durch richtige Meditation beim Menschen verändert.

Geduld und Gewissenhaftigkeit ist bei der Ausübung der Meditation nötig. Was tut der Mensch, wenn er meditiert?

Er ahmt nach, was die göttlich-geistigen Wesenheiten der hohen Hierarchien vor Jahrmillionen und Jahrmillionen getan haben, und woraus unsere Erde entstanden ist. Verdichteter gött­licher Gedanke ist alles um uns her! - Sie haben gedacht, die gött­lich-geistigen Wesenheiten, und zwar rhythmisch in Zyklen ha­ben sie gedacht, nach dem Motiv: Steter Tropfen höhlt den Stein!

Das, woran sie ofter und in kürzeren Zwischenräumen ge­dacht haben, das ist härtere Erdensubstanz geworden, zum Beispiel der Diamant. Dinge sich vorstellen, die es nicht in der physischen Welt gibt, das wirkt schöpferisch, nicht das Nach-gedachte über Vorhandenes.

Ich bin ein Egoist, ich bin kein Christ. Das sind zwei sehr fruchtbare Sätze zum Meditieren. Der Mensch muß als ein Un­geheuer sich kennen lernen.

Die Begegnung mit dem Hüter der Schwelle ist für jeden etwas Furchtbares. Dem Esoteriker darf dieses gesagt werden. Das Se­hen schöner Dinge und Gestalten ist astralische Maja, ist Luzifer.

Das Hören der Meister und Ähnliches ist ätherische Maja, ist Ahriman. Man muß untersuchen das, was man da sieht und hört, dann wird die wahre Gestalt zum Vorschein kommen.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 12. Februar 1911

#TX

Es ist ja wichtig für den modernen Menschen, daß er sich be­wußt wird, was er tut, wenn er in ein esoterisches Leben eintritt, welche Veränderungen mit ihm vorgehen.

Wir haben des öfteren gehört, daß zwei Wege uns in die geisti­gen Welten führen: der eine, indem der Mensch tief in sein Inne­res steigt, um dort den Anschluß an Gott zu finden, der andere, indem er hinaus in den Makrokosmos strebt. Wir haben ja in uns die Kräfte, die wir suchen, die außerhalb unser sind, die uns ge­schaffen haben, und wir suchen sie, nicht weil wir sie nicht haben, sondern weil wir sie nicht erkennen. In der Theosophie lernen wir nun beide Wege, die sich gegenseitig die Balance halten sollen, denn der moderne Mensch ist nicht mehr geeignet, nur den einen Weg zu gehen. Beide Wege haben ihre Gefahren, die wir später besprechen wollen, und beide sind sehr schwer. Den einen, in­nern, betreten wir in unseren Meditationen, in der Inspiration; den äußeren in der Imagination und durch das gründliche Studi­um der theosophischen Lehren über die Weltentwicklung. Durch dieses Studium wird nicht nur unser Intellekt entwickelt, sondern unsere Gefühle werden beeinflußt, und wir werden bemerken, daß wir nach einem jahrelangen gründlichen Studium dieser Ideen überhaupt andere Menschen geworden sind. Die Theosophie wirkt auf die Menschen, ob nun die Betreffenden Empfänglichkeit für sie mitbringen oder nicht. Die modernen Menschen teilen sich in zwei Kategorien: solche, die die Theosophie suchen, denen sie das gibt, was sie erstrebt haben, und solche, die nichts mit ihr anzufangen wissen, die sich feindlich gegen sie stellen. Seit dem November 1879 ist ja ein Häuflein Menschen reif geworden, die theosophischen Lehren aufzunehmen; aber es ist eben nur eine kleine Schar, während die anderen modernen Menschen noch unfähig sind, sich die Lehren anzueignen, sie für Träumereien, Phantastereien halten oder sich sogar darüber ärgern.

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Der Ätherleib derjenigen Menschen, die sich empfänglich zei­gen für die theosophischen Lehren, wird, wenn sie diese auf sich wirken lassen, in leichte Schwingungen versetzt. Derjenige dage­gen, der sich dem Geiste der Zeit ganz hingibt, ganz im Äuße­ren aufgeht, bei diesem weitet und verdünnt sich der Ätherleib. Und hört ein solcher Mensch von den geistigen Lehren der Theosophie, dann ist es, als ob durch eine schmale Öffnung des Ätherleibes der Wind einbliese, was sich ihm im Innern als Furcht kundgibt, aber als Zweifel nach außen tritt. Ein solcher Mensch merkt nur die Zweifel; diese sind aber der Ausdruck von Furcht und Angst, welche beiden Gefühle in seinen ver­dünnten Ätherleib wie in einen luftleeren Raum eingezogen sind und sich dort dem Bewußtsein als Zweifel bemerkbar machen. Einem solchen Menschen, der sich so ablehnend verhält, können wir zunächst nicht helfen. Es ist besser, wenn wir ihn zunächst mit Theosophie in Ruhe lassen. Aber wo die Gelegenheit sich bietet, sollen wir doch nach dem Prinzip: «Steter Tropfen höhlt den Stein» leise die theosophischen Ideen einfließen lassen. Denn es sind uns nur noch ungefähr 400 Jahre gegeben, um die­se Lehren im Gewande der Theosophie allen Menschen zugäng­lich zu machen. Und damit alle Gelegenheit haben, werden sol­che, die in ihrer jetzigen Inkarnation sich dagegen gewehrt ha­ben, in den nächsten 400 Jahren noch einmal geboren. Dann muß aber auch eine entsprechende Schar da sein, die die Theo-sophie in der richtigen Weise vertritt.

Lange Zeit vor dem Ereignis von Golgatha konnten die Men­schen nur den einen Weg gehen, den nach innen. Im alten Indien, in Ägypten stiegen die Menschen in ihr Inneres. Hätten sie in den Makrokosmos gewollt, so hätten sie sich darin verloren, hätten vor der Finsternis, der Leere gestanden; denn die Menschen waren damals eben anders in der ganzen Konstellation ihrer Körper un­tereinander.* Noch bis ins Mittelalter hinein reicht diese Art der Gottesvereinigung; denn nur langsam ändert sich der Mensch. Die

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* Gemeint ist: in der Konstellation ihrer verschiedenen Wesensglieder.

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Mystiker, wie Meister Eckhart, Tauler, Molinos, lehren uns den inneren Weg und beschreiben ihn uns aufs ausführlichste. Moli­nos spricht von fünf Stufen der Versenkung. Er lehrt, wie wir uns abwenden müssen von allem Äußeren, um ins Innere zu gelangen, abwenden 1. von allem Kreatürlichen, was unserem physischen Leib entspricht; 2. von allem Leben, was den Kräften unseres Ätherleibes entspricht; 3. von unseren Talenten, was dem Astral-leib entspricht; 4. von unserem Ich, was sich deckt mit unserem vierten Teil; und S. daß wir in dem Gott aufgehen mussen.

Allmählich wurde für die Menschheit aber nötig, daß sie bei­de Wege, den inneren und äußeren zugleich ginge, und deshalb traten im 11., 12. Jahrhundert die Geheimschulen der Rosen-kreuzer auf und lehrten beide Wege.

Den äußeren Weg hat uns zum ersten Mal der Schreiber der Apokalypse gewiesen. Er zeigt uns, wie man sich ganz von der Person loslösen muß, um ihn zu gehen. In anspruchsloser Weise sagt er, daß er im Geiste entrückt gewesen sei auf der Insel Pat­mos. Das hat aber eine ganz bestimmte Bedeutung. Um diesen äußeren Weg zu gehen, das heißt, um die Vereinigung mit dem Göttlichen im Makrokosmos zu finden, ist es nötig, daß man einen festen Punkt wählt, von dem aus man sich konzentriert. So berechnete Johannes, der Theologe, geistig die Konstellation, die die Sterne am 30. September 395 haben würden, und von diesem Punkte aus hatte er seine Visionen. An diesem 30. September des Jahres 395 stand die Sonne im Sternbild der Jungfrau, das heißt vor derselben; der Mond unter ihr. Dieses Bild haben wir ausge­drückt in einem der sieben Siegel. Dieser Zeitpunkt läßt sich auch exoterisch ausrechnen. Die Gelehrten haben es getan und daraus geschlossen, daß die Apokalypse erst um diese Zeit durch den damals lebenden Johannes Chrysostomos geschrieben sei. In Wirklichkeit berühren wir da aber ein großes Geheimnis; denn die Apokalypse ist natürlich viel früher entstanden, und der Schreiber hat sich nur in das Jahr 395 versetzt.

Die beiden Wege bergen nun Gefahren in sich, die der Eso­teriker wohl beachten muß. Auch der Esoteriker, der die theosophischen

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Lehren aufnimmt, wird von den Scharen der Zweifel befallen; denn das ist naturgemäß und auch besser, als wenn er in blindem Glauben gedankenlos alles hinnimmt. Aber er muß natürlich diese Zweifel überwinden, und seine Kräfte werden dadurch wachsen.

Eine zweite Gefahr, in die der Esoteriker bei diesem äußeren Wege geraten kann, ist die Haltlosigkeit. Ein jeder von uns, der sich ernstlich mit dem Studium der Weltenentwicklung beschäf­tigt, wird gefühlt haben, wie Interessen, die ihn früher intensiv beschäftigten, dahinschwinden, wie er an nichts Irdischem mehr einen Halt hat. Da liegt nun die Gefahr nahe, nicht, daß man sich der Haltlosigkeit bewußt wird, sondern daß diese sich uns darstellt unter dem Bilde eines hohen Ideals, dem wir nachstre­ben, einer Mission, die wir zu erfüllen haben. Wenn wir dies aber durchschauen, als unsere verkappte Haltlosigkeit erkennen, so werden wir durch diese Einsicht einen starken Fortschritt auf dem richtigen Wege machen.

Beim Hinabsteigen in unser Inneres drohen uns auch zwei Gefahren. Durch das Versenken in uns können wir eine gewisse Wollust, ein Sich-behaglich-Fühlen im Göttlichen in uns errei­chen und dadurch in einen feinen Egoismus verfallen, der dazu führt, daß man sich abwendet von allem, was uns umgibt und was uns noch interessieren sollte.

Die zweite Gefahr ist die, daß der Mensch dasjenige, was ihm bei dem Eindringen durch das Innere in die geistige Welt entge­gentritt, für die Offenbarung des Geistigen hält, während es vielleicht nur seine eigenen Empfindungen sind.

Die Mystiker des Mittelalters hatten die theosophischen Leh­ren noch nicht. Wir finden sie nirgends bei ihnen. Ihre Vereini­gung mit dem Göttlichen ist wie ein Neobuddhismus. Sie haben den äußeren Weg noch nicht nötig.

Der Spruch: Ex Deo nascimur. In Christo morimur wird in der Mystik auch in der Form: «In Christo leben wir» angewendet.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Straßburg, 19. Februar 1911

#TX

Wenn die Führer der heutigen esoterischen Rosenkreuzerströ­mung befragt würden, warum eigentlich heute Menschen sich dem esoterischen Leben willig hingeben wollen und ob es nicht besser wäre, sich zu sagen: Wenn ein göttlich-geistiger Wille mich eintreten lassen will in höhere Welten, dann wird er das schon von selber tun, ich will also warten -, so müßten diese Führer antworten: Du vergißt dabei nur, daß du als Mensch auf der Erde auf einen Kampfplatz gestellt bist, und zwar in den Kampf der guten geistigen Mächte gegenüber Ahriman und Luzifer. Beide sind bestrebt, in den Seelen der Menschen sich Soldaten für ihre Heere zu sammeln.

Luzifer, was will denn er aus dem Menschen machen? Ein­seitig betrachtet hat er ein hohes Ziel.

Wir wissen, daß die vorherige Verkörperung unserer Erde der alte Mond, der Kosmos der Weisheit war, daß er ganz durch­drungen, durchsetzt von Weisheit war. Eine Kraft aber, die nun der Erde einverleibt ist, die fehlte ihm: die Liebe. Und so ist auch Luzifer ganz durchdrungen von Weisheit, aber die Liebe kennt er überhaupt nicht. Er hat sich ganz hingegeben der Weis­heit, er hat sich an ihr wie berauscht, und daher will er alle Wesen, die Erdenkinder, voller Weisheit machen.

Und darin liegt für den Menschen immer wieder die große Versuchung. Luzifer, dessen Kräfte in uns leben, sagt uns etwa so: Du wirst in alle Verhältnisse hineinschauen, du wirst alles wissen, dir wird alles klar sein, wenn du mich ganz aufnimmst in dich. - Weisheit ohne Liebe will er den Menschen geben; sie führt zu selbstsüchtigem Wissen. Luzifer glaubt noch immer, daß er die Menschen zu Soldaten seiner Heere gewinnen wird, und er arbeitet stark daran, dieses zu erreichen.

In allem Wissen und Erkennen, in allem Wahrnehmen ist Lu­zifer darinnen. Nur eines gibt es, wo er nicht heran kann an uns,

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nämlich dann, wenn wir ganz hingegeben ohne äußeren Ein­druck an unsere Meditation in Weisheit uns versenken, dann entgehen wir Luzifer.

Und Ahriman, was will denn Ahriman? Macht will er dem Menschen geben. Ahriman ist der Geist, der schon früher abgefal­len ist. Auf der alten Sonne, da waren die Erzengel damals Men­schen, aber ganz anders als wir heute. Das Denken damals setzte sich sofort in die Tat um. Mächtige Wesen waren die damaligen Menschen. Der Gedanke war sofort Realität. Weisheit war damals noch nicht wie auf dem alten Monde, aber Macht; allein Macht ohne Weisheit führt zu schwarzer Magie, zu Verfinsterung.

Ahriman besiegen wir durch die Gesinnung: durch die Hin­gabe an den Weltengeist, nur sein Werkzeug zu sein, ihn nur in uns wirken zu lassen. Wenn wir in dieser Gesinnung unsere Meditation machen, dann können wir Ahriman besiegen.

Luzifer besiegen wir dadurch, daß wir unser Ich ganz ausfül­len mit dem Meditationsinhalt. In das Ich kann Luzifer nicht hinein, nur in den astralischen Leib.

Der Christus-Impuls ist die Liebe.

Liebe ohne Weisheit wäre sehr schlimm. Als Beispiel dafür wird von einer Mutter erzählt, die ihre Tochter abgöttisch liebte, ihr nichts verwehren, nichts abschlagen konnte. Die Tochter wird durch diese verkehrte Erziehung eine berühmte Giftmi­scherin im Anfang des 19. Jahrhunderts. Diese selbe Individuali­tät der Tochter ist jetzt schon wieder inkarniert als schwarzer Magier. Sie wurde so rasch wieder inkarniert, weil solche Wesen wie ausgespieen werden von der geistigen Welt.

Luzifer wird erlöst durch Christus.

Menschen, die Luzifer aufnehmen auf dem Jupiter, die wer­den dann mächtige Wesen sein; es wird sein aber wie ein Ver­brennen dieser Iche in Weisheit ohne Liebe.

Auf der Venus wird es sich dann um schwarze Magie han­deln, der Zustand wird wie ein geistiges Ertrinken sein. Damit auf der Venus reine Liebe leuchte, müssen jetzt schon Menschen willens sein zur Esoterik.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Hannover, 5. März 1911

Aufzeichnung A

Ertrinken - Verbrennen

#TX

Tagesspruch: Sonntag.

Von der Rosenkreuzerschulung werden dem Rosenkreuzer­schüler zwei Sprüche gegeben zur Unterstützung bei seiner Me­ditation. Sie lauten:

Hüte dich in deinem esoterischen Streben vor dem Ertrinken

Hüte dich vor dem Verbrennen am Feuer deines eigenen Ich

Zwei Wege gibt es für das Streben ins Geistige: den nach außen und den nach innen.

Alles um uns herum ist wie ein Schleier, wie eine Decke vor dem Geistigen, die wir durchstoßen müssen, um zu dem dahin­terliegenden Geistigen zu gelangen. Aber in welcher Richtung? Nach allen Seiten, oben, unten, vorne, hinten, rechts, links um­gibt uns diese Decke.

Und nach innen - alles, was wir als Freuden und Schmerzen etc. erleben, ist wie ein Schleier, wie ein Nebel, der das Geistige in uns verdeckt, und dieses Geistige ist dasselbe, das wir finden, wenn wir die äußere Decke durchstoßen.

Damit sich die Menschheit weiter fortentwickeln und ins Gei­stige gelangen kann, gibt es immer von Zeit zu Zeit solche, die vorgeschrittener sind, als es die augenblickliche Menschheitsent­wicklungsstufe zuläßt, und die Mitteilungen zu machen haben über Zustände der Menschheitsentwicklung, die weit in die Zu­kunft hineinreichen. Solche vorgeschrittene Wesenheiten muß es geben, um die Menschen weiterzuführen. Ein solcher war der Schreiber der Apokalypse, Johannes. Als er die Offenbarung der Zukunft schreiben wollte, sagte er sich: wenn ich dieses Buch

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schreibe aus der ganzen Umgebung heraus, in der ich jetzt und hier lebe, so wird es beeinflußt von dem Selbst, das in meinem Körper ist, von mir, der ich gebunden und verbunden bin mit allem um mich herum und mit allem in mir. Ich muß mich von all dem ganz frei machen. Wie auf einen Fels mußte er sich stel­len, der ihm als feste Grundlage diente, auf dem er nicht wankte und von nichts beeinflußt wurde, was um ihn und in ihm wogte. Und er versetzte sich an den Abend des 30. September des Jah­res 395 auf die Insel Patmos bei Sonnenuntergang, als die Sonne schon unter dem Horizont verschwunden, aber ihre Wirkung noch zu spüren war, und als die Sterne und der Mond auftraten. Und es war da am westlichen Himmel das Sternbild der Jung­frau, bestrahlt von dem Glanz der untergehenden Sonne; und unter ihr, zu ihren Füßen, war der Mond. Dieses Bild ist wie­dergegeben in einem der Siegel: die Jungfrau mit der strahlenden Sonne, zu Füßen den Mond. - So sind alle diese Siegel aus tiefen mystischen Zusammenhängen herausgeholt.

In dieser einen Richtung hatte Johannes die Decke, die uns rings umgibt, durchstoßen, in der Richtung des Sternbildes der Jungfrau. So gibt es zwölf Sternbilder. Sieben davon sind gute -die auf den Siegeln wiedergegebenen; die anderen fünf sind mehr oder weniger gefährlich.

So, wie Johannes sich diesen ganz bestimmten Punkt in Zeit und Raum ausersah, um sich ganz von sich selbst und allem Zeitlichen um sich herum loszulösen, so muß auch der Rosen­kreuzerschüler in sich einen festen Grund finden, in sich errin­gen. Und das geschieht am besten dadurch, daß wir die theo­sophischen Lehren auf uns wirken lassen.

Durch Anhören der theosophischen Ideen erweitert sich un­ser Astralleib und dadurch fernerhin der Ätherleib. So ist die Wirkung auf jeden, der über Theosophie etwas hört. Aber ver­schieden ist die Wirkung auf den, der inkliniert zur Theosophie, von der Wirkung auf solche, die ihr nicht zuneigen. Erstere füh­len die Erweiterung des Ätherleibes und füllen sie aus mit theo­sophischen Lehren dadurch, daß sie sie annehmen. Die andern

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fühlen durch die Erweiterung eine Leere im Ätherleib, weil sie diese Ideen nicht annehmen und damit die Erweiterung nicht ausfüllen. Und dann entsteht durch diese Leere Zweifelsucht, Skeptizismus. Bei den erstern jedoch ist es wie ein Sich-Ergießen ins All, das sie nicht zu weit gehen lassen dürfen. Sie haben dann ein Gefühl des Hohlen, Sich-nicht-heimisch-Fühlens in diesen Weiten, wie ein Fisch, der aus dem Wasser herausgenom­men wird und dort in der Luft nicht leben kann, weil er sich noch nicht angepaßt hat mit seinen Organen diesem veränderten Element. Wenn sich der Theosoph hingibt und sich sein Astral-leib immer mehr erweitert, dann verliert er sich in diesem Un­gewohnten, Unbekannten. Da muß man sich hüten, nicht zu ertrinken. Und das ist dadurch möglich, daß man Theosophie mit Ernst studiert, sie in sich aufnimmt und sie sich erarbeitet, sie mit dem Gefühl erfaßt, nicht nur mit dem Denken und dem Willen, sondern sie mit dem Gefühl ganz durchdringt. Nur mit großem Ernst kann man das. In sich muß man einen festen Halt gewinnen - wie Johannes, als er die Apokalypse schreiben woll­te und sich versetzte an den Abend des 30. Septembers des Jahres 395 auf die Insel Patmos zur Zeit des Sonnenuntergangs.

Astronomisch kann diese Stellung der Gestirne - Sonne, Jungfrau, Mond - jenes Abends nachgeprüft werden und ist nachgeprüft worden. Und daraus zieht nun die materialistische Wissenschaft den Schluß: also ist damals die Apokalypse ge­schrieben worden. Und dann heißt es: die Wissenschaft hat das festgestellt. So stellt die Wissenschaft fest!

Auf dem Wege nach innen findet man alles das, was an Freuden und Leiden, Schmerzen und Wonnen in uns lebt. Doch all das ist nur das, was sich an unser niederes vergäng­liches Ich heftet. Diese ganze Begierdenwelt umgibt uns wie ein Nebel, der uns das Geistige verdeckt. Er verhindert es, daß wir das Geistige sehen und merken. Ihn müssen wir durchbrechen, um zum Geistigen zu gelangen. Es gibt Kräfte, die an die eso­terischen Schüler herankommen, um diesen Nebel immer noch dichter zu machen. Jmmer dichter wird dieser Nebel, wenn wir

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uns nicht dagegen stemmen. Verbrennen müssen wir ihn, um nicht selber im Feuer unserer Begierden zugrunde zu gehen. Überwinden wir nicht diesen Nebel, stemmen wir uns nicht gegen das immer stärkere Dichterwerden desselben durch die luziferischen und ahrimanischen Kräfte, so sind wir, wie es im Okkulten genannt wird, Gefangene. So gibt es tatsächlich Men­schen in der heutigen Zeit, die mit großen Anlagen in das Dasein treten, welche sehr schnell gewisse Stufen erreichen, dann aber von den entgegenwirkenden Mächten ganz eingehüllt werden in solchen Nebel, so daß sie nicht herauskönnen. Das nennt man «okkulte Gefangenschaft» .

Egoismus ist alles, was unsere Begierdenwelt ausmacht. Und nur in tiefer Demut können wir diesen Egoismus überwinden. Welcher Gedanke ist es, der uns zum Überwinden des Egoismus führen kann? Der Gedanke, den wir gestern im exoterischen Vortrag schon besprochen haben, der Gedanke, daß wir den Christus getötet haben. Mordende sind wir, ja, das sind wir. Diese Tatsache können wir umwandeln, aber nur dadurch, daß wir das Paulinische Wort in uns zur Wahrheit werden, es in uns leben lassen: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.» Wir sol­len nicht das Göttliche in uns töten durch den Egoismus, durch das Begierdenleben etc., sondern wir sollen den Christus in uns leben lassen. Mit schauervollem Ernst müssen wir darangehen, dieses Leichte und doch so Schwere auszuführen in uns.

Aus dem Göttlichen heraus sind wir entstanden. Das ist aus­gedrückt in dem Rosenkreuzerspruch: Ex Deo nascimur. Alle Leiden sollen wir auf uns nehmen, willig und geduldig, in dem Gedanken, daß wir den Christus getötet haben; wir sollen uns ihm ganz hingeben, in ihm sterben: In Christo morimur. Dann werden wir durch den heiligen Geist wiedergeboren werden, wieder erwachen: Per Spiritum Sanctum reviviscimus.

Exoterisch lautet dieser Spruch anders als esoterisch. Doch liegt die Verschiedenheit nur in einem Wort, das fortgelassen wird. Während wir dieses Wort auslassen, während wir in scheuer Ehrfurcht vor dem, was dieses Wort ausdrückt, dasselbe

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nicht aussprechen, geht unser Gefühl hin zu dem, was da in scheuer Ehrfurcht unausgesprochen gelassen wird.

Exoterisch:

Ex Deo nascimur

In Christo morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

Esoterisch:

Ex Deo nascimur

In - - - morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

Darin ist wiedergegeben, wie der Mensch aus dem Geistigen heraus entstanden ist, wie er im Geiste ursprünglich enthalten gewesen ist:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim . .

Aufzeichnung B

Es werden dem Rosenkreuzer-Schüler zur Unterstützung bei seinen Meditationen zwei Sprüche gegeben. Diese lauten:

Hüte dich in deinem esoterischen Streben vor dem Ertrinken

und zweitens

Hüte dich vor dem Verbrennen am Feuer des eigenen Ich

Zwei Wege gibt es für den geistig Strebenden, denjenigen

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nach außen und den nach innen. Es liegt vor unseren Augen wie ein Schleier, wie eine Decke, die wir durchstoßen müssen, um zu dem dahinterliegenden Geistigen zu gelangen. Aber nicht nur nach einer Richtung hin umgibt uns dieser Schleier, sondern nach allen Seiten, nach oben, nach unten, nach links, nach rechts

- überall muß die Decke durchstoßen werden nach außen hin. Derselbe Schleier aber findet sich bei dem Wege nach innen.

Alles was wir erleben an Freuden und Leiden, ist wie ein Nebel um uns herum, der das Geistige verdeckt, dasselbe Geisti­ge, das wir finden, wenn wir die äußere Decke durchstoßen. Damit sich die Menschheit wieder fortentwickelt zum Geistigen hin, gibt es von Zeit zu Zeit Menschen, welche weiter vorge­schritten sind, als es die augenblickliche Entwicklung zuläßt, und welche Mitteilungen zu machen haben über Zeiten, die weit hinaus in die Zukunft der Menschheitsentwicklung hineinrei­chen. Ein solcher war der Schreiber der Apokalypse, Johannes. Aber ehe er diese Offenbarung der zukünftigen Menschheits­zustände schrieb, da sagte er sich: Bevor ich das kann, muß ich dazu gelangen, ganz aus meiner jetzigen Umgebung herauszu­kommen, in welcher ich beeinflußt werde von meinem eigenen Selbst, das in meinem Körper eingeschlossen ist, von mir selbst, der ich verbunden und gebunden bin an alles das, was mich ringsum umgibt. - Von alle dem muß ich mich frei machen. Wie auf einen Fels mußte er sich stellen, der ihm als feste Grundlage diente, auf dem er nicht wankte, auf dem er von nichts beein­flußt werden konnte, was um ihn und in ihm wogte und lebte. -Und er versetzte sich an den Abend des 30. September des Jah­res 395 bei Sonnenuntergang auf die Insel Patmos. Als die Sonne am Horizonte beinah verschwunden war, als die Sterne und der Mond hervortraten, da stand am westlichen Himmel das Stern­bild der Jungfrau, bestrahlt von der untergehenden Sonne, unter ihr, zu ihren Füßen der Mond. Dies Bild, die Jungfrau mit der strahlenden Sonne, zu ihren Füßen der Mond, ist wiedergegeben in dem einen Siegel. - So sind alle Siegel herausgeholt aus tief mystischen Zusammenhängen.

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Johannes hatte also die äußere Decke in dieser Richtung hin durchstoßen, in der Richtung des Sternbildes der Jungfrau. So gibt es aber zwölf Richtungen, nach den zwölf Sternbildern, sie­ben davon sind gute; fünf davon sind mehr oder weniger gefähr­lich. So wie nun Johannes sich diese ganz bestimmten Punkte in der Zeit und dem Raum ausersah, um sich ganz von sich selbst und allem Zeitlichen, was ihn umgab, loszulösen, so muß der Rosenkreuzerschüler in sich einen festen Halt finden, sich einen festen Grund erringen. -

Jeder, welcher theosophische Lehren anhört, verspürt nun eine Wirkung auf den Astralleib und durch diesen auf den Ätherleib; es tritt eine Erweiterung des Ätherleibes ein. Das ist bei jedem der Fall; nur ist die Wirkung verschieden. Bei einem Menschen, der sich zu den theosophischen Lehren hingezogen fühlt, wird der erweiterte Ätherleib ausgefüllt mit dem Inhalt dieser Lehren. Jemand, der sich von den theosophischen Lehren abgestoßen fühlt, empfindet auch die Erweiterung des Äther-leibes, aber weil er die Ideen nicht annehmen kann, entsteht da­durch eine Leere, und durch diese Leere Zweifelsucht, Skeptizis­mus. - Bei denjenigen, welche durchdrungen sind von den theo­sophischen Lehren, kann es nun vorkommen, daß sie sich durch den erweiterten Atherleib zu weit ergießen in das All. Sie haben dann ein Gefühl des Hohlen, des Sich-nicht-heimisch-Fühlens in diesen Weiten, wie ein Fisch, der aus dem Wasser heraus an das Land kommt und dort nicht leben kann, weil seine Organe die­sem veränderten Element nicht angepaßt sind. Man verliert sich in diesem Ungewohnten, Unbekannten. Man muß sich hüten, nicht zu ertrinken. Und nur dadurch schützt man sich davor, daß man die Theosophie mit Ernst in sich aufnimmt, sie erfaßt mit dem Gefühl, nicht nur mit dem Denken, sondern sich mit ihr ganz durchdringt. In sich muß man einen festen Halt gewin­nen, wie Johannes, als er die Apokalypse schreiben wollte und sich versetzte an den Abend des 30. Septembers 395 auf die Insel Patmos. Dies kann auch astronomisch nachgeprüft werden, diese Stellung der Gestirne - Sonne, Jungfrau, Mond - und es ist

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nachgeprüft worden. Und daraus zieht die materialistische Wis­senschaft nun den Schluß: Also ist damals die Apokalypse ge­schrieben worden. Und dann heißt es, die Wissenschaft hat dies festgestellt. So stellt die Wissenschaft fest!

Auf dem Wege nach innen findet man alles, was an Freuden und Leiden, an Schmerzen und Wonnen in uns lebt. Doch alles dies heftet sich nur an unser niederes, vergängliches Selbst. Diese ganze Begierdenwelt umgibt uns wie ein Nebel, der uns das Geistige verdeckt, er verhindert uns, daß wir das Geistige sehen und merken. Ihn durchbrechen müssen wir, um zum Geistigen zu gelangen. Es gibt nun Kräfte, welche an den esoterischen Schüler herankommen und diesen Nebel noch immer dichter und dichter machen. Immer dichter wird dieser Nebel um uns herum; ihn verbrennen müssen wir, wollen wir nicht durch ihn verbrennen, nicht zu Grunde gehen in dem Feuer unserer eige­nen Begierden. Uberwinden wir nicht diesen Nebel, so sind wir durch die ahrimanischen und luziferischen Kräfte in diesem Ne­bel Gefangene. So gibt es tatsächlich Menschen, die mit großen Anlagen ins Leben treten, sehr schnell gewisse Stufen erreichen, dann aber von den entgegenwirkenden Mächten ganz eingehüllt werden; das nennt man «das Halten in okkulter Gefangen­schaft». Egoismus ist alles, was unsere Begierdenwelt ausmacht. Und nur in tiefer Demut können wir diesen Egoismus überwin­den. Welcher Gedanke ist es, der uns zum Überwinden des Egoismus führen kann? Der Gedanke, den wir gestern im exote­rischen Vortrag schon besprochen haben, der Gedanke, daß wir den Christus getötet haben. Mörder sind wir - ja, das sind wir.

- Und alles dies können wir nur dadurch wieder ausgleichen, daß wir das Paulinische Wort in uns leben, in uns zur Wahrheit werden lassen. «Nicht ich, sondern der Christus in mir.»

Wir wollen nicht das Göttliche in uns töten durch Egoismus im Begierdenleben, sondern den Christus in uns leben lassen. -Mit schmerzvollem Ernst müssen wir darangehen, dieses Leichte und doch Schwere in uns auszuführen. Aus dem Göttlichen sind wir entstanden. Das ist ausgedrückt in dem Rosenkreuzerspruch:

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E.D.N. - alle Leiden sollen wir auf uns nehmen, willig in dem Gedanken, daß wir den Christus getötet haben. Wir sollen Ihm uns ganz hingeben, in Ihm sterben - I.C.M. Dann werden wir durch den Heiligen Geist wiedergeboren werden, wieder erwa­chen - P.S.S.R. Esoterisch lautet dieser Spruch anders als der exoterische, doch liegt die Verschiedenheit nur in einem Wort, das fortgelassen wird. Während wir in scheuer Ehrfurcht vor dem, was dieses Wort ausdrückt, dasselbe nicht aussprachen, geht unser Gefühl zu dem, was in scheuer Ehrfurcht nicht aus­gesprochen wird. -

Darin ist wiedergegeben, wie der Mensch aus dem Geistigen heraus entstanden ist, wie er im Geist ursprünglich enthalten ist, wie es uns die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen sagen in dem Spruch: . . . *

Aufzeichnung G

Die zwei Wege, die den Menschen in die geistige Welt führen:

Der erste Weg ist das Hinausgehen in den Makrokosmos. Das Erlebnis, das der Mensch dabei hat, ist wie ein Ertrinken in Furcht, besonders stark ist das für denjenigen, welcher nicht sorgfältig vorbereitet ist.

Der zweite Weg führt hinunter in die eigene Seele. Es ist das Hinuntersteigen in den Mikrokosmos. Da ist es wie ein Ver­brennen in Scham.

- - -

* «Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...»: Vgl. Aufzeichnung A.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Mannheim, 10. März 1911

#TX

Die erste Frucht unserer Meditation ist die, ein Gefühl dafür zu bekommen, daß wir eine Verbindung anstreben und eingehen mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien, und dies soll sich so ausdrücken, daß wir es empfinden als Gefühl des Aufgenom­menseins in die höheren Welten, des Angekommenseins an dem Ort, wo wir urständen; so sollen wir es erleben. Warm, lebendig soll (muß) dies Gefühl sein des Aufgenommenseins in die geisti­ge Welt. Wer eintreten will in diese geistige Welt muß sich sa­gen: alles, alles muß anders werden beim Esoteriker, seine Be­griffe, Gefühle und seine Erkenntnisse müssen sich wandeln. Nehmen wir den Egoismus des Menschen: Luziferische Wesen­heiten sind es, die uns das Gedächtnis gegeben haben. Und wäh­rend wir Sparsamkeit im physischen Leben üben, sind wir arge, arge Verschwender im Seelisch-Geistigen. Sparsam werden aber mussen wir mit diesen verschwendeten Kräften und sie umwan­deln in Kräfte des Schauens. Dazu müssen wir Selbsterkenntnis üben. Wir versprühen vom Morgen bis zum Abend unsere Ge­fühle und Empfindungen zu selbstlos. Durch den Egoismus im Seelisch-Geistigen müssen wir daher erst hindurchgehen. Es liegt eine Gefahr darin für den Esoteriker: die Gefahr, den Egoismus zu verstärken; daher muß mit aller wahren Esoterik Hand in Hand gehen eine moralische und intellektuelle Läuterung des Menschen.

Wir müssen uns klarmachen, daß als Esoteriker das Unmög­liche von uns verlangt wird und daß wir dieses Unmögliche anstreben. Alles Streben ist eben das Streben nach dem Unmög­lichen, und unegoistisch sein ist auch das Unmögliche.

Wir müssen versuchen, das richtige Gefühl gegenüber allem Entwicklungsstreben zu haben. Gier nach Erkenntnis und Fort­schritt ist nicht das Richtige, sondern das ernste Gefühl der Pflicht zur Entwicklung, das sollen wir haben, denn der gött­liche

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Geist hat Kräfte in uns gelegt, die er ausbildet ohne unser Zutun, aber auch aktive Kräfte hat er in uns gelegt, die der Mensch selbst ausbilden muß durch die Tat, und es ist die größ­te Sünde wider den göttlichen Geist, diese Kräfte nicht auszubil­den, die die Gottheit zum Heile der Menschheitsentwicklung und des Menschheitsfortschrittes in uns gelegt hat. Und diese Kräfte in uns sind so stark, daß sie uns, wenn auch erst nach langer Zeit, doch in die geistige Welt hinaufführen. Und darum soll der Esoteriker sich sagen: «Ich will warten, denn ich weiß, daß die Kräfte in mir mich hinaufführen - dereinst oder bald -in die geistige Welt.» Sie tun es, wenn wir nur in der richtigen Weise hingegeben sind an die geistige Welt.

Die Nebenübungen bilden die für den physischen Plan an uns notwendigen Eigenschaften aus, als da sind: kontrolliertes Den­ken, selbstgewählte Handlungen, Gelassenheit usw. Allmählich werden wir so ein Fach in unserem Herzen, in unserer Seele ha­ben, in dem wir unser Heiligstes bewahren, in dem wir Esoteriker sind, während wir als Menschen draußen im Leben stehen. Kampf mit uns selbst und mit der Welt ist dabei selbstverständlich; wir müssen ein Kämpfer werden, wenn wir Esoteriker werden.

Die vielen Klagen der Meditanten, daß die Gedanken sie sto-ren und bestürmen, sind dahin zu beantworten, daß es die uns umflatternden Wesenheiten sind, die immer stärker auf uns ein-stürmen, und man kann da nur sagen: Sei froh, daß dem so ist, das ist ein Erfolg der Meditation, der zeigt dir, daß Gedanken eine geistige Macht sind. Mut und Furchtlosigkeit und Vertrau­en, das sind die Eigenschaften, die der Esoteriker auf seinem Wege braucht.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 15. März 1911

Aufzeichnung A

#TX

Unsere Meditationen sollen, wie das letzte Mal [17. Januar 1911] ausgeführt wurde, in dem Zeichen stehen: «Stetiger Tropfen höhlt den Stein». Als wirksame Vorbereitung für die Übungen haben wir das Studium der theosophischen Werke. Es ist besser, ein Werk fünfundzwanzigmal gelesen zu haben, als fünf Bücher jedes fünfmal; und wer ein Buch zwei- oder dreimal gelesen hat, darf sich gar nicht einbilden, es überhaupt gelesen zu haben. Wenn wir an einem bestimmten Tag des Jahres dieses oder jenes bei unserer Meditation erlebt haben, dann werden wir, wenn wir inzwischen wirklich studiert haben, an demselben Tag nach ei­nem Jahr viel mehr erleben können. Es ist gut, dieselbe Übung durch lange Zeiten hindurch zu behalten, das ist viel besser als das fortwährende Abwechseln.

Nicht nur unsere Gedanken sollen wir durch das Studium berei­chern, sondern auch bestimmte Gefühle entwickeln. In einfachen Empfindungen kann man die Anknüpfungspunkte für etwas viel Tieferes finden. Zum Beispiel sollen wir einmal aufmerksam wer­den auf die Empfindung des Anfassens, zum Beispiel eines Gegen­standes, oder des Angefaßtwerdens, zum Beispiel bei der Hand gefaßt zu werden. Da können wir einen deutlichen Unterschied fühlen, wenn wir zum Beispiel uns vorstellen die Empfindung, die in uns erregt wird, wenn wir eine Schnecke anfassen oder wenn eine Schnecke uns, ohne daß wir es wissen, über die Hand kriecht. Wenn wir diese verschiedenen Gefühle gut ausbilden, dann kön­nen wir uns einen Begriff bilden von dem Unterschied zwischen der untersinnlichen und der übersinnlichen Welt.

Die ganze physische Welt mit all unseren diesbezüglichen Empfindungen ist eine Maja oder Illusion. Wir können sie uns vorstellen unter dem Bilde eines Feldes oder einer Ebene; über ihr ist die übersinnliche, unter ihr die untersinnliche Welt. Die

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übersinnliche Welt ist nun eine solche, daß sie in Zusammen­hang gebracht werden kann mit dem Gefühl des Angefaßtwer­dens, die untersinnliche dagegen mit dem Gefühl des Anfassens.

In der Rosenkreuzerlehre wurde die untersinnliche Welt im­mer die elementarische Welt genannt, die Welt der Elemente des Feuers, der Luft, des Wassers, der Erde.

Zu dem Element der Erde dringt man durch, wenn man über Dreiecke, Vierecke, Fünfecke, geometrische Figuren überhaupt meditiert. Man soll das dann so machen, daß man sich diese Fi­guren mit dem Finger der einen Hand in das Innere der andern Hand schreibt, daß man dann jeden Gedanken an die Hand und das Schreiben fallenläßt und nur die Empfindung des Hinein-schreibens in die Handfläche wie frei schwebend im Raum sich denkt und sich in diese Empfindung vertieft. So ergreift man allmählich das Element der Erde.

#Bild s. 160a

Das Element des Wassers wird dadurch ergriffen, daß man sich einen fixen, materiellen Punkt denkt und einen andern, be­weglichen Punkt, der sich in einem Kreise um den ersteren her­umbewegt. Dann soll man sich das ebenso wieder in die Hand schreiben und so damit verfahren wie mit der ersten Figur. Den zweiten Punkt soll man als fortgesetzt weiter drehend denken.

#Bild s. 160b

Bei dem Elemente Luft denke man sich zwei fixe Punkte, die voneinander wegfliehen wollen, aber vorher eine Art Halbkreis umeinander beschreiben und dann ins Unendliche auseinander­streben. Wenn wir mit dieser Figur genau so vorgehen wie mit

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der vorangegangenen, dann ergreifen wir das Element Luft, füh­len nicht bloß die Luft an uns vorbeistreichen, sondern ergreifen sie wirklich.

#Bild s. 161a

Bei dem Elemente Feuer denke man sich eine geschlossene Figur wie eine Schleife oder Achterfigur. Man soll besonders empfinden, daß in der Mitte ein Schnittpunkt sich befindet, wo die Kurve sich selbst berührt.

#Bild s. 161b

Diese Übungen soll man unausgesetzt und längere Zeit nach­einander fortsetzen. Sie sind nicht leicht; man muß sich erst eine gewisse Praxis aneignen erstens in dem Fühlen der Empfindun­gen im Raum, ohne die Hand in Anspruch zu nehmen, und zweitens in dem Festhalten der Figur. Dann aber führt diese Übung zum Erfassen der elementaren Welt; man lernt diese ergreifen.

Es ist aber eine Regel ohne Ausnahme, daß diese Übungen zugleich egoistisch machen. Deshalb sollte man sie niemals aus­führen, ohne nicht zu gleicher Zeit allumfassendes Mitgefühl für alles, was Menschen freut und schmerzt, in der Seele zu ent­wickeln.

Beim Aufsteigen in die übersinnliche Welt werden wir tat­sächlich von höheren Wesen ergriffen, die sich unser als ihrer Werkzeuge bedienen, so wie wir uns unseres Auges, Ohres etc. bedienen. Die Gefahr bei diesem Erlebnis ist, daß man dabei, im schlechten Sinne des Wortes, immer selbstverlorener wird. Daher

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ist es nötig, zu gleicher Zeit Mut und Furchtlosigkeit auszu­bilden. Dann können wir uns ruhig in der geistigen Welt von geistigen Wesen ergreifen lassen, so daß wir fühlen: jetzt inspi­riert uns ein Engelwesen, jetzt ein Erzengeiwesen und so weiter. Imaginationen führen in die untersinnliche Welt, Inspirationen in die übersinnliche Welt.

Man sieht, wie in dem Rosenkreuzerweg diese zwei Richtun­gen, nach oben und nach unten, vereinigt sind. Es ist nötig, daß man als Hellseher streng unterscheiden lernt zwischen elemen­tarischer Welt und übersinnlichen Wesen; zwischen dem, was hier in der physischen Welt als Einheit erscheint. Wer beides zusammen schauen würde, in einem Bild das Wesen und das­jenige, was sein elementarischer Ausdruck ist, der würde die gröbsten Fehler machen und alles durcheinanderwerfen. Es ist im Anfang nicht leicht, die beiden Gebiete zu trennen, weil das astralische und auch das devachanische Schauen beide gibt, aber man lernt allmählich, wenn man, aufsteigend, ein Wesen schaut, sofort herabzusteigen, um unterhalb der physischen Welt das Elementarische dieses Wesens zu finden, so wie man, wenn man einen Gegenstand schaut, sofort herabschauen kann, um seine Widerspiegelung im Wasser zu erblicken.

Der Saturnzustand könnte nicht geschildert werden, wenn man nicht auf der einen Seite sich zu solchen Wesen erheben könnte wie den Geistern des Willens oder Geistern der Persön­lichkeit, und auf der anderen Seite in das Element des Feuers durchdringen könnte. Ebenso muß man für den Sonnenzustand die Geister der Weisheit und die Erzengel erkennen und auch das Element Luft. In der Beschreibung (in der «Geheimwissen­schaft») wird beides zusammen gegeben: wie die Throne die Sa­turnwärme ausströmen lassen und so weiter. Es ist aber notwen­dig, bei der Beobachtung, dies als eine Zweiheit zu empfinden.

Man muß sich darauf vorbereiten, in der geistigen Welt Dinge zu sehen und zu hören, die man hier unten niemals gesehen oder gehört hat. Wer nur erwartet, ihm schon Bekanntes da drü­ben zu finden, wird niemals in die geistige Welt eindringen können.

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Das ist es auch, was in dem zweiten Satz von unserem Rosenkreuzerspruch ausgedrückt ist: In - - - morimur. Nur wenn das Sterben in Christo bei uns stattfindet, können wir durch den Heiligen Geist wiederum auferweckt werden. Das wiederum ist näher ausgedrückt in dem, was gewissermaßen ein Kommentar auf unseren zweiteiligen Spruch ist, der uns von den Meistern gegeben ist:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes

* *

Aufzeichnung B

Wir haben schon das letztemal gesehen, daß wir uns nicht seh­nen sollen nach neuen Übungen, sondern gerade, wenn wir täg­lich mit unentwegter Treue dieselben Übungen machen (Bei­spiel: «Steter Tropfen höhlt den Stein»), so werden sie befruch­tend auf uns wirken. Es werden sich Empfindungen einstellen, die uns hinaufführen in die geistige Welt.

Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Lesen theosophischer Bücher. Ein Theosoph glaube doch nicht, ein Buch wirklich zu kennen, wenn er es dreimal gelesen hat. Das ist so gut, als habe er es noch gar nicht gelesen. Und anstatt je fünf Bücher fünfmal zu lesen, soll er lieber ein Buch fünfundzwanzigmal lesen. Wir werden dann die Resultate schon an uns merken, sie fließen un­bewußt ein in unsere Meditationen und bilden Marksteine auf unserem Weg in die geistigen Höhen.

Alle Dinge um uns, die ganze Welt der physischen sinnlichen Wahrnehmung müssen wir uns gewissermaßen vorstellen wie ein großes weites Feld (eine Fläche). Darüber breitet sich die über­sinnliche, darunter die untersinnliche Welt aus. (Die sinnliche Welt und die gewöhnliche, an das Gehirn gebundene Gedanken­welt [Maja] als eine Fläche, ein Feld vorstellen, darüber die übersinnliche Welt [Hierarchien etc.], darunter die untersinnliche

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Welt, davon die oberste Sphäre die elementare Welt.) Wie unterscheiden sich die beiden?

Der untersinnlichen Welt stehen wir gegenüber, als ergreifen wir sie, der übersinnlichen dagegen, als werden wir ergriffen. Denken wir uns zum Beispiel, daß wir eine Schnecke angreifen oder daß sie uns über die Hand kriecht, so haben wir den Un­terschied. Stellen wir uns diese beiden verschiedenen Empfin­dungen recht oft vor, so werden wir schon den Unterschied fin­den zwischen der übersinnlichen und der untersinnlichen Welt.

Wollen wir nun die untersinnliche Welt oder Elementarwelt begreifen lernen, so tun wir gut, uns geometrische Figuren wie das (Dreieck, Viereck) vorzustellen und darüber zu meditieren. Dann leben wir uns ein in das Erdige. Und zwar haben wir das folgendermaßen zu machen.

#Bild s. 164a

Wir zeichnen zuerst das Dreieck mit der einen Hand in die andere, dann übertragen wir die Bewegung in den frei schwe­benden Raum, als ob sie uns nichts mehr anginge, aber indem wir doch dieselben Empfindungen in uns hervorrufen wie vor­her, als wir die Figur in die Hand zeichneten.

Will man das Wäßrige in der Elementarwelt begreifen, so denkt man sich einen Punkt, um den ein anderer fortwährend im Kreise rotiert. Wieder zeichnet man ihn zuerst in die Hand, überträgt ihn dann in die freie Luft, aber so, daß man sich dabei sowohl die Bewegung vorstellt als auch die Empfindung, die dabei ausgelöst wurde.

#Bild s. 164b

#SE266b-165

Will man sich in das Luftförmige der Elementarwelt hinein­leben, so muß man sich zwei Punkte vorstellen, die zuerst in einem Halbkreise umeinander herumgehen, sich dann aber flie­hen und verlieren im Raume.

#Bild s. 165a

Um sich endlich in das Feuer einzuleben, muß man sich vor­stellen einen Punkt, der aber immer wieder berührt wird.

#Bild s. 165b

Auch diese beiden letzten Symbole müssen erst in die Hand ge­zeichnet, dann in den frei schwebenden Raum übertragen werden.

Wenn wir über diese Symbole in der angegebenen Weise me­ditieren, so werden wir schon merken, wie wir uns einleben in die Elemente, wie wir erkennen werden, welche Wesenheiten in ihnen leben. Zugleich aber werden wir empfinden, daß wir im­mer egoistischer werden. Es können diese Übungen nur dann zum Heile gereichen, wenn wir zugleich als Gegengewicht in uns das allgemeine Mitleid, das universelle Mitgefühl entwickeln, das uns jeden Schrei oder Ton der Klage, jeden Laut des Schmerzes in unserer Umgebung so empfinden läßt, als ent­springe er unserer eigenen gequälten Brust.

Und wie die Gefahr des Egoismus groß ist beim Einleben in die untersinnliche Welt, so ist die Gefahr des Weltenverlorenseins nicht minder groß, leben wir uns hinauf in die übersinnliche Welt. Es ist tatsächlich so, daß wir besessen werden von höheren Wesen­heiten, sie ziehen in uns ein, nehmen Besitz von uns, um durch uns

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zu wirken. Da kommt es nun darauf an, unser «Ich», unser eigenes Selbst zu bewahren, es sich nicht verlieren zu lassen. Dazu verhilft uns Mut, Starkmut, Furchtlosigkeit. Sich vorher vor irgendeinem uns möglicherweise treffenden Unglück fürchten ist ganz nutzlos. Im Gegenteil soll man sein Karma mit Mut und Furchtlosigkeit ertragen, es hilft nichts, sich davor zu fürchten. Von vornherein muß man sich vorstellen, daß man in der geistigen Welt etwas an­deres vorfindet als in der physischen. Geistige Wesenheiten sind es, die uns da entgegentreten. Leben wir uns nun so hinauf, daß wir die geistigen Wesenheiten finden wollen in ihrem Element, so wer­den wir leicht irregeleitet. Wahr ist es, daß wir durch solche Übun­gen die früheren Planetenzustände begreifen und uns in sie hinein-versetzen lernen. Aber nur solche Erlebnisse geben Förderung, bei denen die Intuition die Imagination weckt. Stellen wir uns zum Beispiel die Throne und die Geister der Persönlichkeit vor in ihrem Wirken auf dem alten Saturn und zugleich das Element des Feuers, so werden wir bei der Vorstellung des Saturn irregeführt werden. Nur dann werden wir ihn begreifen, wenn wir uns beide - die gei­stigen Wesenheiten und das Element - getrennt vorzustellen ver­mögen. Das Feuer als etwas Getrenntes, als Spiegelbild. Ebenso verhält es sich bei Sonne und Mond. Von oben her wirken die gei­stigen Wesenheiten, seien es die Angeloi oder Archangeloi. Sie wollen in den Menschen einziehen, Besitz von ihm ergreifen, um durch ihn auf Erden zu wirken. Wir sollen uns ihnen öffnen, aber ohne unser Ich daranzugeben.

(Das Hineinarbeiten in die übersinnliche Welt [ist] verbunden mit dem Gefühl des Ergriffenwerdens von den Hierarchien, die durch uns wirken wollen, das in die untersinnliche Welt [mit] dem Gefühl des Ergreifens; beides auseinanderhalten. Zum Bei­spiel wenn beim Hineinmeditieren in den Saturnzustand einem die Throne und die Geister der Persönlichkeit erscheinen im Verein mit dem Element des Feuers, so ist dies unrichtig und irreführend. Man muß deutlich beides als Getrenntes empfinden. Hinauf zu der Hierarchie, ein Hinuntertauchen in das Elemen­tarreich und wieder zurück hinauf.)

ESOTERISCHE STUNDE Prag, 29. März 1911 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE167 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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ESOTERISCHE STUNDE

Prag, 29. März 1911

Aufzeichnung A

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Wenn wir den Weg einer okkulten Entwicklung gehen wollen, werden uns zur Hilfe gewisse Formeln aus der esoterischen Schu­lung gegeben, in denen die Kraft liegt, unsere höheren, geistigen Organe auszubilden, wenn wir die Formeln oder Spruche in der richtigen Weise anwenden. Sie sind uns von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen gegeben worden (Mantram: Tagesspruch Mittwoch für Donnerstag).

Wenn wir uns in die ersten Zeilen unserer Morgen-Übung versenken wollen:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt -

so werden wir, wenn wir diese Worte ihrem wörtlichen Sinne nach auf uns wirken lassen, nichts für unsere Erhebung in die geistige Welt damit erreichen. Denn wir sollen begreifen, daß wir in den physischen Sonnenstrahlen nicht die Gottheit erblik­ken können, sondern diese ist in ihrer hohen Geistigkeit hinter den Strahlen der Sonne zu suchen. Die Sonnenstrahlen sind nur das äußere Kleid der Gottheit. Wir sollen für unsere Meditation kein Bild der äußeren Welt entnehmen, sondern ein solches Bild soll aus dem Geiste heraus geschaffen sein.

Zunächst müssen wir damit anfangen, unsere Gedanken frei zu machen von allem, was uns an unsere äußere Umgebung er­innert; wir müssen all das vergessen können, was uns im Großen und im Kleinen im täglichen Leben bewegt; alle äußeren Ein-drücke sollen in unserem Innern schweigen.

Haben wir uns auf diese Weise vorbereitet, dann versenken wir uns in der richtigen Art und Weise mit unseren Gedanken und Empfindungen in jene Strophen. Wenn wir längere oder kürzere

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Zeit diese Meditation geübt haben, dann müssen wir versuchen, unsere Seele auch von diesen Gedanken leer zu machen. Dadurch kommt die Seele in einen Zustand der Ruhe, und wenn der Ver­stand zum Schweigen gebracht wird, dann heben sich die höheren Glieder der Menschenwesenheit aus seinem physischen Leibe heraus und er tritt in die übersinnliche Welt ein.

Damit hat der Schüler aber noch nicht alles erreicht. Denn wenn er nicht in der richtigen Seelenverfassung ist und sich nicht lange Zeit hindurch dadurch vorbereitet hat, indem er an seinen Fehlern gearbeitet hat, das heißt, wenn er nicht mit der richtigen Demut im Gemüt und ohne richtige Erkenntnis seiner schlechten Eigenschaften in die geistige Welt eintritt, so wird ihm diese geistige Welt in einem falschen Licht erscheinen, in dem Maße eben, wie wenn hier ein Mensch gewohnt wäre, im Zimmer eine Brille mit roten Gläsern zu tragen, und er hätte beim Hinausgehen vergessen, die Brille abzulegen - so würde er draußen alle Dinge in einem roten Lichte sehen, also ganz an­ders, als sie in Wirklichkeit sind. Ebenso verkehrt würde nun der Okkultist die Dinge in der übersinnlichen Welt beurteilen, wenn er sie durch die gefärbte Brille seiner Persönlichkeit sieht. Er würde zum Beispiel die Wesenheiten, die da um ihn herum sind, sagen wir, die Engel, welche eine Stufe höher stehen als der Mensch, nicht als strahlende Wesen erblicken, wie man sie in Wirklichkeit erblicken muß, sondern sie würden ihm in schreck­lichen Tiergestalten oder anderen, fratzenhaften Erscheinungen vor Augen treten. Wenn er auf dem Astralplan denjenigen We­sen begegnen würde, die auf der Stufe zwischen Engel und Mensch stehen - also luziferische oder ahrimanische Wesen sind -, so könnten diese ihm wie leuchtend strahlende Engel er­scheinen, in gleisnerischen, verführerischen Gestalten, ja selbst in der Gestalt der Meister der Weisheit könnten die Wesenheiten vor ihm erscheinen, um ihn irrezuleiten, weil er noch zu sehr von seinem Hochmut und von seiner eigenen Persönlichkeit be­herrscht wird. Davor soll sich der Okkultist ganz besonders hüten, und er sei darauf bedacht, seinen Hochmut abzulegen.

#SE266b-169

Denn nur mit der größten Demut im Herzen und durch unbe­grenzte Ehrfurcht vor dem Göttlichen können wir uns vorberei­ten, wenn wir den okkulten Pfad betreten wollen.

Es gibt auch noch andere Formeln, die zur Entwicklung der höheren Organe führen können, zur Imagination, Inspiration, Intuition. Es können aber auch die Übungen falsch ausgeführt und auch mißverstanden werden, so daß wir auf einen falschen Weg geführt werden. Zum Beispiel wenn man mit einem gewis­sen Selbstgefühl so meditieren würde: Ja, in mir ruht ein Teil der Gottheit selber! - In dieser Weise erzieht man den Hochmut in sich und man kommt dazu, bloß seine Persönlichkeit zu er-starken, und man wird nur allzubald vergessen, daß auch in je­dem Tier, in jeder Pflanze, ja in jeglichem Geschöpf Gottes ein Teil der Göttlichkeit zu finden ist. Um aber in die höheren Welten eintreten zu können, müssen wir gerade alles, was Per­sönlichkeit ist, in der physischen Welt zurücklassen. Vor allen Dingen müssen wir uns auch ein subtiles Wahrheitsgefühl aneig­nen. Denn fehlt dieses dem Okkultisten, so wird er bald an sich gewahren, daß er die Folgen zu tragen hat. Der Okkultist darf sich nicht mit der Ausrede abfinden, er habe geglaubt, die Wahrheit zu sagen. Damit kommt der Okkultist nicht durch, denn er ist für jedes seiner Worte verantwortlich, und die Fol­gen der Unwahrheit fallen auf ihn zurück, auch wenn er ge­glaubt hat, die Wahrheit zu sprechen. In unserem gewöhnlichen Leben ist es oft schwer, bei der Wahrheit zu bleiben; die Dinge haben oft eine Nuance ins Unwahre. Wie oft hört man nicht sagen: Ich glaubte, es sei die Wahrheit. - Nicht leicht ist es, den Weg zu betreten, der in die höheren Welten führt.

Ein gutes Mittel, das jeder anwenden kann, um zu größerer Klarheit über seine eigene Persönlichkeit zu gelangen, besteht darin, daß man sich öfter im Leben gewisse Abschnitte macht, mindestens aber einmal in einem Jahr, vielleicht an unserem Ge­burtstage. Dann sollen wir uns fragen: Was habe ich nun an guten und schlechten Taten im Verlaufe dieses Abschnittes zu verzeichnen? Wenn wir uns dann ernstlich prüfen, werden wir

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in den meisten Fällen finden, daß unsere guten Taten nicht von unserer Persönlichkeit herrühren, sondern daß wir sie aus einem inneren Impuls heraus geschehen ließen. Dieser innere Impuls ist unser Schutzengel, der uns zu unseren guten Taten treibt. Auf der anderen Seite sollten wir uns nun nicht gänzlich darauf verlassen und bei jeder Gelegenheit denken: Der Schutzengel wird mir den Impuls schon eingeben - denn das wäre ganz ver­kehrt; der Schutzengel würde uns bald verlassen, das heißt in gewisser Beziehung eben verlassen.

Wenn wir diese Übungen eine Reihe von Jahren fortsetzen, so werden wir erfahren, daß nichts so sehr dazu beiträgt, die Fehler unserer Persönlichkeit zu entdecken und zu verbessern, als dieses Aufzählen unseres Kontos. So werden wir uns allmäh­lich vorbereiten, den okkulten Weg in fruchtbarer Weise zu ge­hen, indem wir uns immer mehr frei von unserer Persönlichkeit machen, uns in gewisser Beziehung leer machen, damit das Christus-Prinzip in uns einziehen kann in der Weise, wie Paulus sagt: «Nicht ich, der Christus in mir.» - Dieses Sich-Erfüllen mit dem Christus-Prinzip befreit unsere Persönlichkeit vom Egoismus und führt zur Anschauung des Höchsten. Der Name «Christus» ist eigentlich nicht der Name desjenigen Prinzipes, das damit ausgedrückt sein soll, denn die göttliche Kraft, die man mit diesem Namen benennt, ist nicht auszusprechen. Daher sprachen die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen diesen Namen nicht aus, wenn sie in ihren Weihestunden diese Worte sprachen:

Ex Deo nascimur

In --- - morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

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Aufzeichnung B

Gebet an den Geist des Tages. [Mittwoch für Donnerstag]

Wenn wir uns zu einer solchen Veranstaltung, wie sie heute hier gehalten werden soll, zusammenfinden, so beginnen wir dieselbe mit einer Formel, um uns in der richtigen Weise inspirieren zu lassen; wir sprechen zu dem Geist des Tages. Diese Formeln sind mantrische und von großer Kraft.

Wir stehen heute am Vorabend eines besonders günstigen Tages für eine esoterische Stunde, am Vorabend des Donnerstag, des Jupitertags, wo wir außer dem großen Sonnengeiste hinter ihm stehend noch den Geist anrufen, der uns am besten in der entsprechenden Weise zu inspirieren vermag.

Ihr alle habt bestimmte Übungen, um in der rechten Weise eurer Meditation obzuliegen, und das ist eigentlich der techni­sche Teil des esoterischen Lebens. Diese Übungen sind mit Energie und Ausdauer Tag für Tag zu wiederholen. Es handelt sich dabei darum, die Seele mit einem solchen Inhalt zu erfüllen, der sie allmählich hinaufführen kann in die geistigen Welten.

Dieser Inhalt, der zuerst nur in gedanklicher Form die Seele ganz mit Ausschluß aller anderen Gedanken und Vorstellungen der physischen Welt, aller Sorgen und Kümmernisse usw. zu erfüllen hat, soll möglichst lange, möglichst lebhaft, bildhaft in der Seele leben.

Für viele wird, vermöge ihres Karma, dieses Füllen der Seele mit diesem meditativen Gedankeninhalt lange Zeit die einzige und richtige Art der Meditation bleiben müssen.

Auf dem Wege, den der Mensch unternimmt, wenn er sich der Esoterik hingibt, wird er sehen, wie schwach er ist, wenn er nach außen hinaus in den großen Makrokosmos tritt, und wie egoistisch, wenn er hinein in sein eigenes Inneres zu dringen versucht. Falsch wäre es, wenn der Mensch sagen wollte: der Gott ist ja in mir, der göttliche Keim ist in mir, ich brauche also nicht nach außen zu blicken. Nein, der Logos ist überall, im

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Stein und in der Pflanze, im Tier und im Menschen. Er offen­bart sich da draußen in allem! Die Sonne ist sein Kleid.

Und der Mensch, wenn wir ihn betrachten: Sind diese Hül­len, die um ihn herum sind, sind sie wie ein Rock? Nein, unsere Werkzeuge sind es, mit denen wir arbeiten sollen, nicht unser Rock, der uns nichts angeht. Und wenn der Hammer zerbro­chen ist, dann kann er nur, wenn anderes mit ihm vorgenommen worden ist, wieder zur Arbeit verwendet werden.

Jeder Egoismus, jede Eitelkeit muß weg beim Okkultisten.

Zweierlei wird uns aufgegeben: Erstens: sich erfüllen mit dem Inhalt der Meditation, ganz die Seele damit durchdringen. Zwei­tens die Seele dann wieder ganz leer machen von dem Inhalt der Meditation. Sie bleibt dann nicht leer, sondern es strömt ein in sie die geistige Welt, und das weiß der Schüler von dem Mo­ment an, wenn alles Subjektive bei ihm überwunden ist. Aber nur dann ist es die wahre geistige Welt, denn sonst kann er betrogener Betrüger werden. Ihm ist vielleicht, als ob ihm der Meister erscheint, in Wirklichkeit kann es dann sein, daß schlechte Wesen seine Maske annehmen.

Im Okkultismus ist Wahrhaftigkeit eine unbedingt notwendi­ge Bedingung. Nicht nur glauben, daß etwas wahr ist, darf man, sondern untersuchen muß man vorher erst, dann erst darf man etwas darüber aussagen.

Einen Tag im Jahre soll man sich nehmen zur Rückschau auf das Jahr, etwa seinen Geburtstag, und da soll man dann genau alle Ereignisse des Jahres durchgehen. Dabei wird sich dann her­ausstellen, daß wir mehr Gutes in diesem Jahr getan haben, als wir gedacht haben, aber bei der Prüfung werden wir dann auch sehen, daß nicht wir, sondern unser guter Engel das Gute gemacht hat, wir aber haben alles das gemacht, was verpfuscht gemacht worden ist.

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Aufzeichnung C

In den reinen Strahlen des Lichtes -

zum Beispiel sich längere Zeit hineindenken in eine geistige Sonne, von der aus die Gottheit in die Welt strahlt; sich selbst vollständig vergessen - dann auch die Worte fallen lassen -; dann wird mit der Zeit die spirituelle Welt sich offenbaren.

Nicht meditieren über: «In mir ist ein göttliches Ich». Man bleibt dabei nicht demütig. Ohne Demut erscheinen einem leicht die Engel karikiert, in Tier- oder dergleichen Gestalt und die luziferischen Geister in Lichtgestalt. Auch wenn ein Okkultist auf der Stufe steht, daß er bewußt in der Gegenwart der Meister war, und bleibt nicht demütig, rühmt sich vielleicht dessen vor andern, dann ist es leicht möglich, daß sich schlimme Geister oder auch schlimme Okkultisten der Maske der Meister bedie­nen und ihn belügen und verführen.

Ohne Demut, auch bei Erforschung zum Beispiel der atlan­tischen Zustände, leicht Irrtümer, so daß etwa das Geistige, die Ätherteile außerhalb des Menschen dort nicht gesehen werden.

Auch unbedingtes Wahrheitsstreben ist dringend nötig; selbst Mitteilung einer unrichtigen Behauptung in gutem Glauben hat schlimme karmische Folgen.

Beim Aufgeben der Persönlichkeit in der Meditation zerflat­tert leicht alles in den höheren Sphären, dagegen mit dem Apo­stel Paulus festhalten: «Nicht ich, sondern Christus in mir.» Das Christus-Prinzip hält dann alles zusammen.

Gut, von Zeit zu Zeit, zum Beispiel bei seinem Geburtstag, Rückblick halten; man wird allmählich zu dem Gefühl kom­men, daß man das Gute nicht selbst getan hat, sondern etwas in einem, der Schutzengel; dagegen, daß man selbst so manches verpfuscht hat. Daher hinaufblicken zu diesem Schutzengel.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 12. Juni1911

Aufzeichnung A

#TX

Meine lieben Schwestern und Brüder! Wir müssen uns klarma­chen, daß ein großer Unterschied besteht zwischen dem äuße­ren, exoterischen Wissen und dem Wissen, das uns die Theoso­phie übermittelt. Wenn wir eine äußere Anschauung auf uns wirken lassen, so bilden sich in uns Vorstellungen, Begriffe; wir lernen die Sache, das, was wir anschauen, dadurch kennen, ha­ben ein Wissen über sie. Verhält es sich nun ebenso mit dem theosophischen Wissen? Auch da, wenn uns erzählt wird von den vier Gliedern des Menschen oder von den planetarischen Zuständen der Erde, oder der Akasha-Chronik, bilden wir uns Begriffe, Vorstellungen über diese Dinge, aber es ist noch etwas anderes dabei. Während uns das exoterische Wissen nicht be­reichert, nichts hinterläßt über den Tod hinaus, verhält es sich anders mit allem esoterischen Wissen. Es fließt in uns ein, in unsern Astralleib, bildet da gewisse neue Glieder; neue Fäden weben sich hinein in den Astralleib und bleiben mit unserer We­senheit verbunden. - Wir wissen, daß der Astralleib den Men­schen in Eiform umgibt. Da in ihm ein Ich wirkt, so strahlt er aus:

#Bild s. 174

Dahinein weben sich neue Fäden, neue Erkenntnisse, so daß wir ihn nennen können «Erkenntnisleib». Dieser Erkenntnisleib

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wird immer dichter, immer stärker werden und endlich Geist­selbst sein. Dadurch, daß wir ihn ausbilden, ist auch allein eine planetarische Fortentwicklung der Erde möglich. Dieser Er­kenntnisleib wird auf dem Jupiter schon so dicht sein wie unser Astralleib, auf der Venus wie unser Ätherleib; auf dem Vulkan endlich so physisch geworden sein wie unser Blut etwa.

Wodurch kann denn dieses theosophische Wissen so frucht­bar werden, so daß sich im Astralleib der Erkenntnisleib heraus­bildet? Machen wir es uns an einem konkreten Beispiel klar.

Wir sind umgeben von der physischen, materiellen Luft. Wir atmen sie ein. Dadurch leben wir. Das ist in der Bibel bezeich­net durch die Worte: «Gott blies dem Menschen ein den leben­digen Odem, und er ward eine lebende Seele.» Aber das, was wir ausatmen, die Kohlensäure, kann kein Leben erhalten, es ist Todesluft. Dadurch, daß wir aus dem Schoße der Götter ent­lassen sind, ist der Tod eingetreten. Der Mensch hat von dem Baume der Erkenntnis gegessen, das heißt, mit Hilfe von Luzifer hat er seine Selbständigkeit, seine Freiheit errungen. Daher ist er aus dem Paradiese vertrieben worden, das heißt, er ist kein Luft-mensch mehr, wie in der lemurischen Zeit, sondern er ist ein Wasser- und dann ein Erdenmensch geworden. Solange er auf Erden ist, wird Luzifer über ihn Gewalt haben. Aber das ist das Tragische bei dieser Wesenheit: über die Erde hinaus reicht Lu­zifers Macht nicht. Alle Schmerzen, alles Leid entstehen durch Luzifer und hängen zusammen mit dieser Tragik.

Auf dem Jupiter wird es auch kein exoterisches Wissen mehr geben. Wäre der Mensch im Paradiese geblieben, so hätte er auch noch gegessen vom Baume des Lebens. Durch die Einwir­kung von Luzifer ist ihm der Baum des Lebens entzogen wor­den, und dadurch die Möglichkeit, viel tiefer zu sinken, als er es getan hat nach dem Genuß vom Baume der Erkenntnis. Nun aber wird der Baum des Lebens verwandelt in das Zeichen, das zwar zuerst den Tod bedeutet, aber ein um so höheres Leben in sich birgt, das der Mensch erringen kann, wenn er das Kreuz mit den roten Rosen sich zu eigen macht.

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Wie die Erde von einer Lufthülle umgeben ist, die der Mensch einatmet, so befindet sich in dieser Luft auch eine spiri­tuelle Substanz, die in den Menschen einfließen will. Auf uns kommt es an, ob wir diese spirituelle Substanz wieder herauslas­sen als Todesluft, oder ob wir sie in Verbindung bringen mit unserem theosophischen Wissen und die Frucht einverweben unserem Astralleib. Aber nicht für uns allein ist das von Wich­tigkeit, sondern für den ganzen Kosmos. Atmen wir diese spiri­tuelle Substanz ein, ohne sie in uns fruchtbar zu machen, so nehmen wir dem Kosmos etwas, geben ihm aber nichts dafür zurück und hindern so die Evolution. Von uns hängt es ab, ob auf den Erden- der Jupiterzustand folgen kann, indem wir nam­lich diese spirituellen Kräfte im Umkreise der Erde vermehren.

Wenn wir hinblicken auf den Saturn, so wissen wir, daß un­ser physischer Leib da in seiner ersten Anlage entstand. Er ist entstanden aus den Gedanken der Götter, und diese Gedanken haben sich verdichtet zu dem, was wir heute sind. Es ist aber schon auf dem Saturn darauf gerechnet worden, daß der Mensch die Arbeit der Götter fortsetzen werde, und das tun wir, wenn wir die spirituelle Substanz unserer Umgebung in uns einfließen lassen, um aus ihr aufzubauen unseren Erkenntnisleib.

Das ist der Zweck des Mysteriums auf Golgatha gewesen, dem Menschen diese Gelegenheit zu bieten. Was ist es denn, was wir mit dieser spirituellen Substanz in uns aufnehmen? Es ist der Christus selber. Vor dem Mysterium von Golgatha war es nicht so. Da konnten die Menschen wohl sagen: Ex Deo nascimur Die damals Einzuweihenden wurden so vorbereitet, daß sie zurückgingen auf das, was von den alten Göttern über­liefert war. Aber wir wissen, daß mit dem Mysterium von Gol­gatha sich die Aura unserer Erde verändert hat, weil der Chri­stus der Geist der Erde geworden ist. Er hat sich substantiell in diese Erdenaura ausgegossen und ist seitdem in ihr enthalten. Und wieder ist jetzt der Zeitpunkt da, wo diese ausgegossene Christus-Substanz sich verdichtet hat, so daß sie von den Men­schen aufgenommen werden kann. In Christo morimur heißt

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daher nichts anderes, als sich in diese spirituelle Substanz ver-senken und den Christus ganz mit ihr aufzunehmen, so daß man sagen kann: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.»

Eines dürfen wir aber nicht vergessen: wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten. Mit den neuen Weistümern, die unserer Zeit gegeben worden sind, werden sich auch viele Irrtümer einschlei­chen, da ist es denn unsere heilige Pflicht, alles, was wir hören, mit unserm gesunden Menschenverstand nachzuprüfen. Immer ist dies in aller Rosenkreuzer-Esoterik betont worden. Jedoch denen gegenüber, die da irren, sollen wir Toleranz walten lassen, sollen wir uns immer sagen: ist es wirklich die Wahrheit, die wir haben, so wird sie durch sich selber bestehen. Ist es aber Irrtum, so werde ich mir durch mein heißes Streben nach Wahrheit für die nächste Inkarnation die Sicherheit erringen, die Wahrheit zu finden.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung B

Erkenntnis auf dem physischen Plan wie alle Wissenschaft, Kunst, auch mediale spiritistische Erkenntnis ist luziferische Er­kenntnis, die dem Tode geweiht ist, wie die ausgeatmete Luft getötet ist. Die theosophische Erkenntnis dagegen ist Substanti­elles, das den Erkenntnisleib aufbaut, das zukünftige Geistselbst auf dem Jupiter.

#Bild s. 177

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Wie die Luft uns umgibt, so auch der spirituelle Umkreis, der seit dem Ereignis von Golgatha das Christus-Licht ist und sich nun so verdichtet hat, daß wir es aufnehmen können. Wir müs­sen es aufnehmen mit dem Erkenntnisleib, damit es nicht getötet wird, sondern in uns lebendig wirkt. Ein Rosenkreuzerspruch lautet: der Mensch ist unsterblich, wenn er es sein will. - Der Erkenntnisleib ist das Unsterbliche, das wir mitnehmen über den Tod hinaus. Die Rosenkreuzer-Esoterik hat jedes Wort so geprägt, daß es ausbildet die Kräfte des logischen Denkens, der Vernunft, und damit muß alles, was die Forschung aus den gei­stigen Welten mitteilt, erfaßt und geprüft werden. Kein blinder Glaube soll im Menschen walten; blinder Autoritätsglaube tötet das logische Denken und das Spirituelle im Menschen. Luzifer ist eine tragische Gestalt, sie weiß, daß ihre Macht über die Menschheit mit der Erde auch zu Ende ist. Aller Schmerz und alles Leid der Welt ist luziferisch. Der Mensch war früher im Luftkreis der Erde, erst durch Luzifer ist er dem wäßrigen und erdigen Element verfallen: dies liegt dem Bilde des Sündenfalls zu Grunde. Ohne Luzifer hätte der Mensch instinktiv den Er­kenntnisleib seinen drei andern Gliedern einverwoben. Der Plan der Freiheit ist als zweiter Plan der Erdenentwicklung eingefügt. Am Sabbath ruhten die Götter - das ist wörtlich zu nehmen, da der Mensch nun selbst weiterarbeiten muß an seinen höhern Gliedern; den Erkenntnisleib muß er selbst durch die theosophi­schen Gedanken und Erkenntnisse aufbauen, genau so, wie die Götter auf dem Saturn unsern physischen Leib durch Gedanken und Vorstellungen schufen. Das Hellsehen der Jetztzeit ist das Auftauchen spiritueller Gebilde ins Bewußtsein der Menschen; der Mensch bildet sie durch Aufnahme des Christus-Lichtes in seinem Erkenntnisleib. Der Mensch durfte im Paradies nicht von dem Baume des Lebens essen, weil er dann auf der Erde mit seiner Erkenntnis immer in Luzifers Reich geblieben wäre. Nun, da der Baum des Lebens zum Kreuzesbaum geworden, zum to­ten Holz, aus dem das neue Leben - die Rosen - aufsprießt, nun soll er essen vom Baum des Lebens und trinken den Saft der

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Rosen. - In Christo morimur heißt: in der Meditation aufgehen in den spirituellen Umkreis der Erde. Christus brauchte nur ein-mal auf die Erde zu kommen, weil die Menschheit seitdem vor­wärtsgeschritten ist und ihn anders wird schauen können in Zukunft.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 23. August 1911

Aufzeichnung A

#TX

Meine lieben Schwestern und Brüder! Wie wir wissen, ist es unsere Pflicht, zu Anfang einer jeden esoterischen Stunde den Geist, den Regenten des Tages, der in der Weltenentwicklung an der Führung der Erde beteiligt ist, anzurufen. Spruch für Mitt­woch.

Heute wollen wir nur einiges Allgemeine geben; am nächsten Sonnabend Spezielleres. Heute soll betrachtet werden das, was man als den allein rechten und wahren Anfang des Hellsehens ansehen darf.

Das Hauptgewicht bei aller Esoterik, bei aller inneren Ent­wicklung ist darauf zu legen, Windstille, innere Ruhe herzustel­len und zu bewahren nach der eigentlichen Meditation. Nach­dem wir die Formeln oder anderen Verrichtungen, die uns die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfin­dungen für unsere Schulung gegeben haben, in unserer Medita­tion vorgenommen haben, sollen wir noch eine Weile in abso­luter Ruhe verharren.

Nichts von unserem alltäglichen Leben, keine Erinnerung daran, nicht einmal ein Gefühl unseres Körpers soll da hinein dringen. Körperlos müssen wir uns fühlen, wie leer; auch die Gedanken an unser eigenes Dasein müssen wir fallenlassen, nur den Tatbestand des eigenen Daseins sollen wir gelten lassen. Dabei aber nicht einschlafen, nicht in einen Traum- oder Schlaf-zustand verfallen.

Dann tritt der Zustand ein, in dem Hellsichtigkeit beginnen kann. Was in solchen Augenblicken vor unserem inneren Blick auftaucht, kommt aus der geistigen Welt. Es gibt Merkmale dafür, ob diese da auftauchenden Bilder rein geistig oder ob es Truggebilde sind.

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Was wird geschehen, wenn der Ätherleib den physischen Leib verließe, auch nur für einen Augenblick? Der physische Leib würde sich zusammenziehen, er würde zusammenschrump­fen, runzelig werden; er hat die Tendenz, auf den kleinsten Raum sich zusammenzuziehen und sich schließlich in ein Nichts aufzulösen. Die Tendenz des Ätherleibes ist, sich auszubreiten in die Raumesweiten; er fühlt sich dann verbunden mit allen Kräften draußen im Raum. Er erfüllt den physischen Leib und breitet ihn aus, so weit eben, wie dieser ist.

Durch diese Tendenz des physischen Leibes, zusammenzu­schrumpfen, bekommen wir im Alter Runzeln. Der physische Leib schrumpft zusammen, weil der Ätherleib darin nicht mehr ebenso wirkt wie in der Jugend.

Etwas Ähnliches tritt mit unserem Ätherleib ein in unseren Meditationen. Der Ätherleib strömt und breitet sich aus im Raum und fühlt sich in allem darinnen. Dasselbe ist auch im Tode, wenn der physische Leib den Ätherleib entläßt, der Fall im ersten Augenblick; das kann auch Tage dauern.

Ein seliges Gefühl ist es, wenn sich der Ätherleib wie aufgelöst im Raume fühlt. Und wäre der Astralleib nicht da, dann würde es so bleiben bis zur Neugeburt. Der Astralleib aber zieht den Ätherleib wieder zusammen durch seine Begierden, Triebe und Leidenschaften, und dadurch tritt der Mensch in Kamaloka ein.

In der Meditation nun soll dahin gestrebt werden - und das wird nach jahrelangen Mühen auch dahin gebracht -, daß das Innere des Menschen sich durchleuchtet fühlt. Er selbst wird zum Licht, zum Leuchter, der die Gegenstände in der geistigen Welt beleuchtet, die an ihn herantreten. Die Erscheinungen, die wir in solchen Momenten tiefster Seelenruhe haben, sind dann nicht wie solche des physischen Lebens, so daß wir sie von außen ansehen, etwa wie wenn wir am Horizont morgens die Sonne aufgehen sehen, sondern - um das Beispiel der Sonne beizubehalten - wir werden uns dann selbst in der Sonne, die da am Horizont unseres hellseherischen Bewußtseins aufsteigt, darinnenfühlen. Aufgeteilt im Raume fühlen wir uns da.

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Jedoch Truggebilde entstehen dann vor uns, wenn wir per­sönliche Gefühle der Sympathie und Antipathie - besonders der Antipathie -, unrichtige Vorliebe für einzelne Menschen und so weiter mit in die Meditation hineinbringen. Wer im alltäglichen Leben lügt und unaufrichtig ist, bei dem strömt die Lüge mit seinem Ätherleib in den Raum. Das Lügenhafte wird von den Gebilden, die der Schüler da schaut, zurückgestrahlt, wie ein Spiegel das Bild unseres Antlitzes, das Echo unsere Stimme zu­rückwirft. Gleisnerische Gestalten, schöne Engelsgestalten er­scheinen dann da, verursacht durch das Lügenhafte, das mit dem Ätherleib hinausströmt. Durch die Verwandtschaft dieser Ge­stalten mit unserer eigenen Lügenhaftigkeit wird diese immer mehr in uns befestigt, und wir können schließlich nicht mehr Wahrheit und Lüge unterscheiden.

Nun meinen wohl manche, es müsse Mittel geben, um sich gegen diese Truggebilde zu schützen. Aber so wahr ich hier spreche und die Esoterik, hinter der die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen stehen, vertrete, so wahr ist es, daß es kein Mittel gibt, um mit einem Mal diese Trugbilder zu bannen, um zu verhindern, daß sie auftreten. Nur durch ganz allmähliche, ganz geduldige, stetige Arbeit an sich selbst, durch Überwindung der Lügenhaftigkeit und Unaufrich­tigkeit in sich selbst, durch sich selbst, ist allmählich darauf hin­zuwirken, daß jene Truggebilde nicht mehr erscheinen, dadurch, daß die Lüge sich eben nicht mehr widerspiegelt, weil sie nicht mehr da ist.

Wer ehrgeizig ist, wer mit falschem Ehrgeiz in die esoterische Schulung tritt, wer eine wuste Sehnsucht empfindet, so schnell wie moglich alle Wahrheiten der geistigen Welt zu erfahren, der bewirkt dadurch Irrtum in sich. Er wird empfänglich für alles Geklatsche und Gerede draußen in der Welt. Er beschäftigt sich gern mit den alltäglichen Schicksalen der Menschen und hört gern auf alle sensationellen Erörterungen und Erscheinungen. Er kann dann nicht mehr unterscheiden zwischen dem, was wahr, und dem, was nicht wahr ist.

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So hängen zusammen Ehrgeiz und Irrtum. In uns selbst müs­sen wir Ehrgeiz und ungesunde Sucht nach den höchsten Wahr­heiten, Lüge und Unaufrichtigkeit bekämpfen, ein jeder in sich; zur höchsten Moralität müssen wir uns im täglichen Leben erhe­ben, wenn wir zu richtigem Hellsehen kommen wollen, das nur ausgehen kann von richtig ausgeführten Meditationen.

Und damit diese richtig ausgeführt werden, dürfen wir nicht Gefühle und Gedanken des täglichen Lebens mit hineinbringen; man würde sonst die Äthersubstanz, die da ausstrahlen soll, verunreinigen.

Je länger und intensiver die Meditationen ausgeführt werden, desto intensiver wirken sie; doch muß man auch hierbei Vorsicht üben. Wer irgendwie merkt, daß ihm nicht wohl dabei ist, wer Schwindel oder dergleichen fühlt, der soll sie der Zeit nach nicht zu sehr ausdehnen, und er muß ernstlich darüber nachdenken, was er verkehrt gemacht hat. Nach der Meditation muß das Befin­den ein ebensolches sein wie vor derselben. Wir sollen oft, recht oft über unser esoterisches Leben nachdenken. Wir sollen unsere Fehler erkennen, wir sollen uns ganz klar machen, wie schlecht wir sind. Aber nicht niederdrücken soll uns diese Erkenntnis un­serer Schlechtigkeit. Das wäre sonst wieder krasser Egoismus; denn wir bewiesen durch dieses Niedergedrücktsein, daß wir uns besser dächten, als wir in Wahrheit sind, während wir doch die Fehler haben, die wir durch unser früheres Leben uns selbst ange­eignet haben und die so zu unserem Karma wurden. Ganz klar unsere Fehler überschauen und dann an die Ausmerzung dersel­ben gehen!

Objektiv denken lernen müssen wir; die da sagen, sie denken schon objektiv, befinden sich häufig in einem großen Irrtum, denn diese Annahme ist eben auch nur subjektiv; es ist Einbildung.

Ehrgeiz führt zum Irrtum, zu Aberglaube; dem dürfen wir nicht verfallen. Mit wachem, offenem Verstande, mit klarem Denken und scharfer Logik sollen wir allem gegenübertreten, was uns entgegenkommt, von welcher Seite immer es auch sei. Nicht schwören auf etwas, was uns zuerst wohl richtig scheint,

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selbst es kritisch erforschen, uns nicht blindlings einer Sache hingeben. So soll es auch in unserem esoterischen Leben sein; kein Autoritätsglaube wird verlangt.

Und das lassen die Meister der Weisheit und des Zusammen-klanges der Empfindungen, meine lieben Schwestern und Brü­der, Euch sagen, daß Ihr auch den von ihnen gegebenen Weis­heiten, dem gegenüber, was ich hier zu vertreten berechtigt bin, dem, was aus hellseherischem Bewußtsein heraus gegeben wird, so auch mir selbst gegenüber Eure vollen Verstandeskräfte auf­rechterhalten und anwenden sollt. Mit gesundem Menschenver­stand, mit Vernünftigkeit und vorurteilslosem Denken, wenn es nur weit genug ausgedehnt wird, soll an das, was hier gegeben und vertreten wird, herangegangen werden. Nicht schwören sollt Ihr auf dieses oder jenes, sondern selbst urteilen!

Und so wollen wir noch einmal alles zusammenfassen, was diese Stunde, die wie alle esoterischen Stunden uns eine heilige sein soll, gebracht hat, in dem Spruch:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim

Aufzeichnung B

Willenszucht und innere Durchleuchtung

Wie wir wissen, ist es unsere Pflicht, zu Anfang jeder esoteri­schen Stunde den Geist, der der Repräsentant des Tages ist, insofern er in der Weltentwicklung an der Führung der Erde beteiligt ist, anzurufen (Spruch vom Mittwoch).

In dieser esoterischen Betrachtung soll vor unsere Seele tre­ten, was uns in unserem Leben weiterhelfen kann. Wir wollen zunächst dasjenige betrachten, was man als den allein wahren

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und ersten Anfang des Hellsehens ansehen darf. Es ist schon darauf hingewiesen, daß die fruchtbarsten Augenblicke diejeni­gen sind, in denen nach der Meditation in unserer Seele eine vollständige Windstille herrscht. Nachdem wir die Formeln oder anderen Verrichtungen, die uns von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen für unsere Schu­lung gegeben worden sind, vorgenommen haben, sollen wir noch eine Weile in absoluter Ruhe verharren. Nichts von außen oder von unseren alltäglichen Gedanken und Gefühlen darf in unsere Seele hineinkommen: ganz frei muß die Seele sein von all derartigen Gefühlen, nur dann können hineinleuchten die Bilder der geistigen Welt. Selbst das Gefühl unseres eigenen Körpers müssen wir fallenlassen, nur der Gedanke soll noch vorhanden sein: «Ich bin da - ich bin vorhanden», doch kein traumhafter Dämmerzustand darf in diesem Augenblick eintreten. Ganz wach müssen wir uns erhalten. Nur dann, an einem so gereinig­ten Bewußtseinshorizonte können diejenigen Bilder aufsteigen, die als erste wahre Erlebnisse der geistigen Welt anzusehen sind.

Wie wir bereits wissen, tritt von dem Momente der geistigen Erkenntnis eine Empfindung ein, als ob wir uns erweitert fühl­ten, wie aufgehend im All. Das rührt von dem Hinausgehen des Ätherleibes her, ein Ereignis, wie es bei jeder Meditation bis zu einem gewissen Grade eintritt und nach dem Tode vollständig sich vollzieht. Bei der gänzlichen und teilweisen Trennung und Lockerung des Ätherleibes vergrößert sich dieser und dringt weit hinaus in den Raum. Dies Erlebnis ist begleitet von einem Gefühl der Seligkeit, und in diesem Gefühle würde der Mensch auch tatsächlich verharren können während dem [Leben zwi­schen dem] Tod und einer neuen Geburt, wenn nicht der Astral­leib vorhanden wäre, der mit seinen Kräften, die noch verbun­den sind mit allen Trieben, Begierden und Leidenschaften, den Ätherleib durchdringt und zusammenzieht. Dadurch tritt der Mensch nach dem Tode zunächst in das Kamaloka ein. Wäre dahingegen der Ätherleib nicht vorhanden, so würde der physi­sche Leib sich zusammenziehen und zusammenschrumpfen, da

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er diese Tendenz des Zusammenschrumpfens hat, bis auf den kleinsten Raum, um schließlich in Nichts sich aufzulösen. Dies geschieht ja beim Altern, wo die Kräfte nachlassen und der Mensch Runzeln bekommt.

In jeder Meditation soll nun dahin gestrebt werden, und es wird auch nach jahrelangen Bemühungen dahin gebracht, daß das Innere des Menschen sich durchleuchtet fühlt. Er selbst wird zum Licht, zum Leuchter, der die Gegenstände in der geistigen Welt beleuchtet, die an ihn herantreten. Die Erscheinungen, die wir in solchen Momenten tiefster Seelenruhe haben, sind dann nicht mehr wie die des physischen Lebens, nicht so, daß wir sie von außen ansehen, wie etwa am Morgen, wenn wir die Sonne aufgehen sehen, sondern, um das Beispiel der Sonne beizubehal­ten, wir fühlen uns dann selber in der Sonne, die da am Hori­zonte unseres hellseherischen Bewußtseins aufsteigt, darinnen, aufgeteilt im Raume fühlen wir uns da.

Jedoch auch Trugbilder können so erstehen, besonders wenn wir Gefühle der Sympathie und Antipathie in unbegründeter Art für einzelne Menschen haben, die wir dann mitnehmen in die Meditation. Wer zum Beispiel im alltäglichen Leben unauf­richtig ist und lügt, bei dem strömt das Lügenhafte mit seinem Ätherleib in den Raum und wird von den Gebilden, die er er-schaut, zurückgestrahlt wie in einem Spiegel, von dem unser Antlitz zurückstahlt. So können gleisnerische Gestalten in Form von schönen Engelerscheinungen entstehen, die durch das Lü­genhafte verursacht sind, das mit dem Ätherleib hinausströmt. Es werden alle Wesen herangezogen, die Verwandtschaft haben zu den Gefühlen des Schülers, und sie verstricken ihn noch mehr in seine Schwächen und Laster, denn um uns im Raume sind viele Wesen, gute und böse, und wir rufen durch unsere Schulung die göttlichen Mächte und Kräfte an.

Nun meinen wohl manche, es müßte Mittel geben, um sich gegen derartige Trugbilder zu schützen. Aber so wahr ich hier vor Ihnen stehe und spreche und die Esoterik vertrete, hinter der die Meister der Weisheit und des Zusammenklangs der

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Empfindungen stehen: so wahr ist es, daß es in Wahrheit kein Mittel gibt, um diese Trugbilder mit einem Male bannen zu können, um zu verhindern, daß sie auftreten.

Nur durch ganz allmähliche, stete Arbeit an sich selbst ist es möglich, darauf hinzuwirken, daß diese Trugbilder nicht mehr erscheinen; nur dadurch, daß wir in innerer Willenszucht an uns selber arbeiten, so daß die Lüge eben nicht mehr in uns vor­handen ist. Dann kann sie auch nicht durch unseren Ätherleib zurückgespiegelt werden

Wer ehrgeizig ist, wer mit einem solchen Ehrgeiz in die eso­terische Schulung eintritt, daß er zum Beispiel möglichst alle Wahrheiten erfahren möchte, eine wüste Sehnsucht danach ent­wickelt, der bewirkt ebenfalls den Irrtum in sich. Er wird da­durch empfänglich für alles Geklatsche und Gerede draußen in der Welt, er beschäftigt sich gern mit den alltäglichen Schicksa­len der Menschen und hört gern auf alle sensationellen Erörte­rungen und Erzählungen hin. Er kann dann nicht mehr unter­scheiden zwischen dem, was wahr, und dem, was unwahr ist. So hängen zusammen der Ehrgeiz und der Irrtum. - In uns selber müssen wir Ehrgeiz und Sucht nach den höchsten Wahrheiten bekämpfen, ein jeder für sich. Zur höchsten Moralität müssen wir uns im täglichen Leben erheben, wenn wir zu einem richti­gen Hellsehen kommen wollen, das nur ausgehen kann von richtig ausgeführten Meditationen auf Grundlage eines streng gehandhabten moralischen Lebens. Um aber in richtiger Art zu meditieren, muß man alle Gedanken des täglichen Lebens aus­schalten. Bringt man derartige Gedanken und Gefühle dennoch mit in die Meditation, so verunreinigt man dadurch die Äther-substanz. - Je länger und intensiver die Meditation ausgeführt wird, um so stärker ist ihre Wirkung. Doch muß man auch hier­bei Vorsicht üben. Wer irgendwie merkt, daß er sich dabei nicht wohl fühlt, wer zum Beispiel Schwindel oder dergleichen fühlt, der soll sie der Zeit nach nicht zu lange ausdehnen, und er müß­te ernstlich darüber nachdenken, was er verkehrt gemacht hat. Nach der Meditation muß das Befinden ein ebensolches sein,

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wie vor derselben. * Ja, wir sollen oft, recht oft über unser eso­terisches Leben nachdenken! Wir sollen unsere Fehler erkennen und uns ganz klar machen, wie schlecht wir noch sind. Aber nicht niederdrücken soll uns diese Erkenntnis unserer Schlech­tigkeit, denn die Fehler, die wir uns durch unsere früheren Lebensläufe zubereitet haben, liegen in unserem Karma. Ganz klar sollen wir unsere Fehler überschauen und dann darangehen, sie auszumerzen. Objektiv denken lernen müssen wir dabei, wie wir es tun gegenüber einem Fremden. Das eignen wir uns gerade durch das Studium der Geisteswissenschaft an. Diejenigen, die nach kurzer Zeit schon sagen: «Ich denke nicht subjektiv, son­dern ganz objektiv», befinden sich in einem großen Irrtum, denn diese Annahme ist eben selber noch ganz subjektiv. Es ist nichts anderes als Einbildung, da wir zunächst gar nicht objektiv den­ken können.

Stellen wir es uns also noch einmal vor die Seele: Jeder Ehr­geiz, jede Unaufrichtigkeit gegenüber uns selbst führt unweiger­lich zu Irrtum, zum Aberglauben. Dem dürfen wir nicht ver­fallen. Mit wachem, offenem Verstande, mit klarem Denken und scharfer Logik sollen wir allem gegenübertreten, was uns entge­genkommt, von welcher Seite auch immer, und vor allem uns selber.

Das aber heißt: nicht auf etwas schwören, auch wenn es uns zunächst richtig erscheint, wenn wir es noch nicht selber kri­tisch erforscht haben, nie blindlings sich einer Sache hingeben. So wird auch hier, im esoterischen Leben, kein Autoritätsglaube verlangt, und das lassen Euch, meine lieben Schwestern und Brüder, die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen sagen: daß Ihr Euch den von ihnen gegebenen

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* Anmerkung in der Aufzeichnung: «Hierzu kann bemerkt werden, daß gewisse Störungen im Befinden des Meditanten allerdings auftreten, die bis ins Leibliche spürbar sind, diese brauchen darum nicht die Folge verkehrter Meditation zu sein, sondern sie erweisen sich vielmehr als die natürliche Folge der ätherischen sowie leiblichen Veränderungen, die mit uns vorgehen. Bei derartigen Umände­rungen im Befinden kommt es darauf an, daß man sie recht ertragen lernt und wieder ins Gleichgewicht bringt.»

#SE266b-189

Weisheiten, daß Ihr Euch demjenigen gegenüber, was ich hier zu vertreten berechtigt bin, dem, was aus heliseherischem Bewußt­sein heraus gegeben wird, so auch mir selber gegenüber, Eure vollen Verstandeskräfte aufrechterhalten und verwenden sollt. Mit gesundem Menschenverstand, mit Vorurteilslosigkeit und vernünftigem Denken, wenn es nur weit genug ausgedehnt wird, soll an dasjenige, was hier gegeben wird, herangegangen werden. Nicht schwören sollt Ihr auf dieses oder jenes, sondern selbst urteilen. Und so wollen wir noch einmal alles zusammenfassen, was diese Stunde, die wie alle esoterischen Stunden eine heilige für uns sein soll, gebracht hat, in dem Spruche:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes

*

* *

Aufzeichnung C

Die wichtigsten, für unsere Entwicklung bedeutsamsten Mo­mente in unserem esoterischen Leben sind diejenigen nach unse­rer Meditation, wenn wir in unserer Seele sozusagen Windstille eintreten lassen, um den Inhalt der Meditation auf sie wirken zu lassen. Wir sollen anstreben, diese Momente mit der Zeit immer mehr auszudehnen. Denn durch dieses Uns-heraus-Heben aus dem Kreise unserer alltäglichen Gedanken und Gefühle, durch dieses Leermachen unserer Seele setzen wir uns mit einer Welt in Verbindung, aus der uns Bilder entgegentreten, von denen wir uns sagen müssen, daß sie uns neu sind, daß wir sie mit nichts aus unserem sonstigen Leben im Physischen vergleichen können. Ob sie richtig sind, das werden sie uns schon selbst sagen.

Was tun wir nun eigentlich, indem wir diese Ruhe in unserer Seele herstellen? Wir tun dasselbe, was makrokosmische Wesen­heiten im Momente unseres physischen Todes an uns ausführen. Wir haben schon oft davon gesprochen, daß die vier Glieder unserer Wesenheit fest ineinandergefügt sind. Hauptsächlich der

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physische und der Ätherleib stehen in einem besonderen Ver­hältnis zueinander. Was würde denn geschehen, wenn wir den Ätherleib aus dem physischen Leib entfernten? Die Kräfte des physischen Leibes haben das Bestreben, diesen mehr und mehr in sich zusammenzuziehen; er würde kleiner und kleiner wer­den, zu einer Kugel zusammenschrumpfen und schließlich in sich selbst verschwinden. Der Ätherleib dagegen hat das Bestre­ben, sich immer mehr auszudehnen. Dadurch gibt er im physi­schen Leibe diesem die Form. Außerhalb desselben dehnt er sich mehr und mehr aus über den Kosmos, und dieses Sichausdehnen ist mit einem Gefühl der Seligkeit verbunden. Nach dem Tode wird schließlich dieses Ausdehnen nur gehemmt durch den Astralleib, der den Ätherleib durch das, was an Trieben, Begier­den und Leidenschaften in ihm ist, wieder zusammenzieht und dadurch Kamaloka herbeiführt.

In den Momenten unserer Versenkung, die uns heilig sein sollen, führen wir nun selbständig diesen Zustand herbei, daß wir den Ätherleib herauslösen aus dem physischen Leibe, aller­dings nicht für die Sinne wahrnehmbar; wir heben ihn aber doch in geistige Welten. Wir sollen in solchen Augenblicken unseren physischen Körper möglichst vergessen und nicht empfinden, sozusagen vergessen, daß wir leben, das heißt: nicht in dem Maße, daß wir einschlafen - das wäre falsch und schädlich -, sondern bei vollem Bewußtsein unseres Lebens dieses doch nicht beachten. Sodann sollen wir nichts von unserem täglichen Leben, Gefühlen etc. in unserer Seele lassen, besonders nicht un­sere Sympathien und Antipathien, die oft so unberechtigt sind. Denn was tun wir damit? Dadurch, daß wir den Ätherstoff un­serer Seele in die Ätherwelt ergießen, kommen wir mit den an­deren Hierarchien in Verbindung, von denen gute und böse Wesenheiten in dieser Welt leben, und der Stoff, den wir in diese ergießen, zieht Stoffe an, die ihm ähnlich sind. Wenn wir unsere Fehler mit hineintragen, so gehen diese den Ätherkräften entgegen und werden uns zurückgespiegelt von diesen, aber nicht in ihrer wahren Form, sondern in oft verführerischen Gestalten,

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die uns blenden und unser Urteil verwirren und trüben. Wie ein unreinliches Zimmer Fliegen anzieht, so zieht ein mit Fehlern durchzogener Ätherleib Wesenheiten in jenen Welten an, die zum Truge neigen. Wenn ein lügnerischer oder ehrgeizi­ger Mensch diese Eigenschaften in seine Meditation mit hinein­trägt, so kann es ihm geschehen, daß er sich dem Trug immer lieber hingibt, daß er Lug und Trug lieben lernt.*

Deshalb soll der Esoteriker doppelt auf seine Fehler achten. Er soll sich mit Mut und Bescheidenheit sagen, daß er ein schlechter Mensch ist und daß er sich bemühen will, seine Feh­ler abzulegen. Er darf aber nicht verzweifelt über dieselben sein und sich von dem Bewußtsein derselben niederschmettern las­sen, denn das wäre Egoismus. Man muß sich sagen, daß es Kar­ma ist, daß man so ist, und soll sich nicht wünschen, durch eine göttliche Gnade, die man nicht verdient, anders zu sein, sondern soll sich bestreben, durch eigene Erkenntnis anders zu werden. Das ist nicht bequem, aber man wird dadurch auf den richtigen Weg kommen. Man soll im Anfange seines esoterischen Lebens dieses Herausheben des Ätherleibes nicht so weit ausdehnen, daß man in seinem physischen Befinden gestört wird. Man soll den physischen Leib so wiederfinden, wie man ihn verlassen hat. Und wenn man Schwindel oder sonstige Erscheinungen empfin­det, die man früher nicht hatte, so muß man die Versenkung abkürzen.

Es wird niemals in wahren esoterischen Schulen verlangt, daß man sich an eine Autorität hängt, im Gegenteil, der Esoteriker soll prüfen, was ihm gesagt wird, soll mit seiner Intelligenz es durchdringen, es vergleichen mit allem früher Gesagten, soll Er­gänzungen suchen. Niemals wird von den esoterischen Schulen, die unter der Leitung der Meister der Weisheit und des Zusam­menklanges der Empfindungen stehen, Glauben auf die Autori­tät hin verlangt werden. Wo ein solcher Glauben verlangt wird,

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* In einer anderen Vorlage folgt hier noch der Satz: »Und es muß gesagt werden,

daß es kein Mittel gibt, um dem Esoteriker gegen solche selbstverschuldeten Dinge zu helfen.»

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ein Gelöbnis vom Schüler verlangt wird, da ist größte Vorsicht am Platze. Frei soll der Schüler prüfen und streben; und seine Erkenntnis wird ihn leiten. Es kann ihm auch kein Zaubermittel gegeben werden, um seine Fehler und Schwächen aufzuheben, Fehler und Schwächen, die ihm eine Trugwelt zeigen, statt die wahre geistige Welt. Nur durch langsame Arbeit und ehrliche Selbstprüfung kann der Schüler nach und nach ein anderer Mensch werden, der es erträgt, seine wahre Wesenheit mit all ihren Gebrechen ins Auge zu fassen, und bei ihrem Anblick den Mut und die Ruhe nicht verliert. Mit starker Kraft muß der Schüler die Umwandlung seines Wesens in die Hand nehmen. Nicht eine gierige Sehnsucht nach Wahrheit und Erkenntnis darf ihn erfüllen, sondern eine gesunde Sehnsucht nach Wahrheit, in der die Kraft liegt, diese auch zu schauen.

Wenn man gleich nach dem Erwachen des Morgens versucht, zurückzutauchen in die geistigen Welten, aus denen man kommt, indem man seine Seele leer macht und sich in seine Meditation versenkt, so kann man dadurch wieder den Anschluß und die Rückerinnerung an seine nächtlichen Erlebnisse in den geistigen Welten erreichen.*

Aufzeichnung D

Es sollen uns in dieser Stunde Lehren gegeben werden, die wir schon manchmal bekommen haben, nämlich über die Art und Weise, wie wir uns bei der Ausübung unserer esoterischen Me­ditationen zu verhalten haben. So soll eben sowohl vorher wie auch besonders nachher völlige Seelenruhe in unserem Gemüte herrschen. Die äußeren Eindrücke müssen wir von uns abzuhal­ten versuchen; alles muß in uns schweigen, was von unserm inneren

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* In einer anderen Vorlage folgt hier noch der Satz: «Man darf aber möglichst noch keinem anderen Gedanken Einlaß gewährt haben.»

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Gefühlsleben hervordringen will, und auch alles, was von außen auf unsere Gedanken einstürmen will. Nur dann, nur in einer solchen Seelenstimmung kann der Schleier zerreißen, der uns einen Blick in die übersinnliche Welt ermöglicht, die sich dann in einer Fülle von Bildern vor uns ausbreitet. Das Wichtig­ste aber, was der Schüler wissen muß, wenn er die Bilder vor sich sieht, das ist, daß dasjenige, was er da vor sich sieht, nicht immer ausdrückt, was es vorzustellen scheint. Obgleich es Reali­täten sind, die sich dem Auge dann enthüllen, sind es doch nur zu oft gleisnerische, verführerische Gestalten, die wir uns aus unserer eigenen Seele erweckt und gewoben haben.

Besonders dann treten solche Gestalten dem Menschen entge­gen, wenn er als Esoteriker noch die Neigung zur Unwahrhaf­tigkeit, zur Lüge in sich hat, oder wenn er auch nur unaufrichtig ist, besonders aber, wenn Hochmut und Ehrgeiz ihn erfüllen; denn dann strahlt er unbewußt diese Gefühle mit herein in die Meditation. Diese seine Seelenempfindungen weben sich ein in die Gestalten, die vor ihm auftauchen, und es strahlt ihm dann sein eigener Seelenzustand in den ätherischen Bildern der über­sinnlichen Welt entgegen. Hat jedoch der Schüler sein Gemüt geläutert und tritt er mit Demut an seine Meditation heran, so wird er schon bald erkennen, was er für Wahrheit zu halten hat.

Noch auf eine andere Art kann der Mensch den Einblick in die übersinnliche Welt bekommen, nämlich dann, wenn er die Stufe erreicht hat, wo er aus seinem physischen Leib heraustreten kann. Das kommt durch die Loslösung des Ätherleibes vom physischen Leib zustande. Gewöhnlich glaubt man, wenn man einen Men­schen so vor sich sieht, man sehe nur den physischen Menschen; dem ist aber nicht so. Denn würden wir nur den physischen Men­schen sehen, so würde sich etwas ganz anderes zeigen.

Wir wissen, daß der Mensch zusammengesetzt ist aus physi­schem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Würde man den phy­sischen Leib abstrahieren von dem Äther- oder Lebensleibe, dann würde jener verschrumpfen, sich ganz zusammenziehen und endlich ganz verschwinden. Denn der physische Leib hat

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die Tendenz in sich, sich zusammenzuziehen, wohingegen der Ätherleib das entgegengesetzte Bestreben hat, nämlich des Sich­Ausdehnens. Im Augenblick nach dem physischen Tode weitet sich ja der Ätherleib in den Kosmos hinaus, und für den Men­schen, der durch die Pforte des Todes geht, ist es ein Gefühl der größten Seligkeit, des größten Wohlbehagens, wenn er sich so in Raumesweiten hinein ergießt. Weil er aber noch das Verlangen nach dem Materiellen aus seinem vergangenen Leben in sich trägt, wird er wieder zum Irdischen zurückgezogen, und dann beginnt seine Kamalokazeit.

In einer ähnlichen Weise wie die soeben geschilderte kann der Mensch, der auf einer gewissen Stufe seiner esoterischen Ent­wicklung angelangt ist, seinen Ätherleib aus seinem physischen Leib herausheben. Wir sollen jedoch, besonders im Anfang, un­sere Übungen nicht übertreiben; sie sollen nicht zu lange Zeit in Anspruch nehmen. Vor allem müssen wir uns davor hüten, daß sie uns dazu führen, schläfrig zu werden oder gar einzuschlafen; denn da könnte es geschehen, daß sich mehr oder weniger schlechte Wesen unser bemächtigen. In allem, was wir zu un­serer Höherentwicklung vornehmen, müssen wir immer volle Bewußtheit walten lassen.

Heute gibt es viele okkulte Strömungen, die immer mehr Ein­fluß auf die Menschheit gewinnen, besonders wenn sie durch eine Art von Autorität anempfohlen werden. Was auch immer in dieser oder jener Weise an den Menschen herantreten mag, nie­mals soll er blindlings glauben, und wenn es auch von einer «Autorität» gesprochen wird. Immer und in allen Fällen soll der Mensch selbst prüfen, immer soll er seine Vernunft gebrauchen. Auch wir sollen an alles, was wir im Laufe der Jahre gelernt haben, mit unserm eigenen Verstande herantreten, mit unserer eigenen Logik prüfen, ob wir es mit diesem Verstande vereini­gen können, oder ob wir es als unlogisch verwerfen müssen.

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Aufzeichnung F

In der Meditation geschieht mit dem Menschen dasselbe wie nach dem Tode. Nach und nach erst kann der Mensch erkennen, was für ein Großes und Gewaltiges er in der Meditation unternimmt; daß er das tiefe gewaltige Geheimnis des Todes durchbricht, wenn er sich in der rechten Weise seiner Meditation hingibt.

Der physische Leib hat in sich die Tendenz der Zusammenzie­hung. Denken wir uns den Ätherleib heraus, so würde dieser phy­sische Leib einschrumpfen, immer mehr bis auf den kleinsten Raum, und dann in sich selbst wie verschwinden. Der Ätherleib erhält ihn so, wie wir ihn sehen. Und im Alter sind die Runzeln die Folge des Nachlassens der Kräfte des Ätherleibes.

Wachsein und Wachbleiben wird uns ans Herz gelegt.

Aufzeichnung F

Der physische Leib hat die Tendenz, zusammenzuschrumpfen, der Ätherleib sich auszudehnen hinaus in den Kosmos. In der Meditation wird der physische Leib passiv gemacht wie nach dem Tode, die höheren Glieder erstrecken sich in die geistige Welt, die uns umgibt, erfüllt mit guten und bösen geistigen Mächten. Wenn wir Begierden und Leidenschaften, Sympathie und Antipathie, Eitelkeit, Ehrgeiz etc. mithineinnehmen in die Meditation - besonders wichtig ist der Moment nach der Medi­tation, die Ruhezeit der Seele -, dann ziehen wir die bösen Mächte an. - Der geistige Merkur ist angefüllt mit guten und bösen geistigen Mächten, überall, nur nicht dort, wo der Mensch seine Kräfte ausströmt; dort wird die geistige Welt zurück­gedrängt.

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Die Form der menschlichen Kraftausstrahlungen zeigt das Ausgesparte:

#Bild s. 196

Die höheren Hierarchien wirken hinein. Im Umkreis bis zum Kreis die höheren Geister der Form, Bewegung, Weisheit, Thro­ne, Cherubim, Seraphim und die bösen Mächte. Die Archai wir­ken innerhalb des Kreises bis zum Pentagramm, den mensch­lichen Kraftströmungen entlang; die Erzengel innerhalb des Pen­Lagramms bis zum Fünfeck; die Engel durchdringen den Men­schen ganz. Der Ätherleib des Menschen hat die Eigenschaft, sich ausdehnen zu können bis zu den Sternen, ohne sich zu zer­stückeln. Der Astralleib kann sich auch ausdehnen bis zu den geistigen Wesenheiten, ob gut oder böse, er wird aber passiver und läßt einen Teil dort zurück. Das Ich muß nun die Kraft er­ringen, diese Teile zusammenzuhalten durch Kraftlinien, die es sich erwirbt durch das Studium der Geistes- und Geheimwissen­schaft. Alles mit dem Intellekt erfassen, kein blinder Autoritäts­glaube, der untergräbt den Intellekt. Die Jetztzeit ist erfüllt mit der Möglichkeit, Irrtümern zu verfallen, dagegen soll man seinen gesunden Menschenverstand brauchen. Friede müssen wir halten mit den auf Irrwegen Wandelnden, aber unsere Urteilskraft gebrauchen.

#SE266b-197

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 26. August 1911

Aufzeichnung A

#TX

Meine lieben Schwestern und Brüder! Es obliegt uns, den Geist des Tages anzurufen, von dem wir hoffen dürfen, hoffen müs­sen, daß er uns bei unserem esoterischen Streben helfen wird. -Spruch für Sonnabend.

Großer umfassender Geist,

in Deinem Leben lebe ich mit der Erde Leben ...

Ferner:

Großer umfassender Geist,

mein Ich erhebe sich von unten nach oben,

ahnen mög es Dich im Ällumfassen ...

In der letzten esoterischen Stunde [23. August] haben wir ge­sehen, daß sich der Ätherleib bei der Meditation hinausergießt in den Raum. Dieser geistige Raum ist erfüllt von allen mögli­chen Wesenheiten, guten und schlimmen, mit denen wir zusam­menkommen, mit denen unser Ätherleib in Verbindung tritt. Da wirken herein in jeder Zeit andere Geister, und auch an allen Orten sind zu gleicher Zeit nicht dieselben Wesenheiten tätig.

Derjenige, der in Asien ist, hat Europa im Westen; in Europa hat er Asien im Osten. Die Bereiche anderer (verschiedener) Wesenheiten begrenzen seinen individuellen Geistraum an ver­schiedenen Orten. Aber immer ist im Geistraum - da, wo sich der einzelne Mensch aufhält - sozusagen eine leere Stelle - wie ausgespart von den geistigen Wesenheiten -, die der Mensch selbst ausfüllt. Da walten die Strömungen, die durch seine vier­gliedrige Wesenheit wirken.

Wenn wir das aufzeichnen wollten, wie diese Wesenheiten, die guten und die bösen, da im Raum wirken und wie gleichsam

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ausgespart ist der Raum, wo der Mensch ist, so käme folgende Zeichnung heraus, folgendes okkultes Zeichen oder Signum.

#Bild s. 198

In dem Raum mit schräger Schraffierung wirken hauptsäch­lich die Geister der Form in der heutigen Zeit. Aber in den Menschen können sie nicht hineindringen. Da hinein wirken die drei niederen Hierarchien, die Engel, Erzengel und die Geister der Persönlichkeit. Den ganzen Raum dieses fünfeckigen Sternes können nur die Engel durchwirken. Wenn wir uns vergegenwar­tigen wollen, wie weit die Erzengel hineinwirken können, so müssen wir dieses Fünfeck (blau) abteilen, das wir im exoteri­schen Vortrag schon betrachtet haben. In dieses Fünfeck kom­men sie nicht hinein, nur bis in die fünf Dreiecke (gelb).

Wenn wir nun bezeichnen wollen das Gebiet, wie weit die Geister der Persönlichkeit hineinwirken können, so müssen wir einen Kreis um den fünfeckigen spitzen Stern ziehen. Wenn wir die Arme ausstrecken und uns eine Kreislinie denken, oben vom Kopf bis zu den Fingerspitzen und weitergeführt von hier bis zu den gespreizten Beinen respektive Fußspitzen ganz herum, so sind durch diese Linie die Partien abgeteilt, bis in welche die Geister der Persönlichkeit noch dringen können, also die Parti­en, die begrenzt sind von den ausgestreckten Armen, dem Kopf und dem betreffenden Teil der Kreislinie und so fort (grün).

Die Geister der Form können schon gar nicht mehr an den Menschen selbst herankommen, gleichsam bis zur Kreislinie sind

#SE266b-199

sie zurückgedrängt von den Kräften, die in der viergliedrigen Wesenheit des Menschen selbst arbeiten. Wenn nun der Ätherleib sich ausdehnt bei der Meditation, so ist er in allen diesen Wesen­heiten und Tatsachen, die da noch außerhalb des Kreises sind, darinnen, bis zu den Sternen; er ist gleichsam ausgegossen über alles, ganz ohne jede Lücke, ohne jede Unterbrechung ist er da. Wenn man ihn verfolgte mit hellseherischem Blick, würde man nirgends sehen, daß er irgendwie aufhörte, er ist eben überall da.

Wenn nun noch in dem Schüler Eigenschaften sind wie Lü­genhaftigkeit, Unaufrichtigkeit, Ehrgeiz und so weiter, wie dies das letzte Mal besprochen wurde, so gehen diese Eigenschaften mit dem Ätherleib in den Geistraum. Und ist hier und da ein schlechtes Wesen, so fühlt sich das Schlechte in uns damit ver­wandt und angezogen dadurch.

Nun geht der Astralleib mit dem Ätherleib in den Geistraum. Da besteht die Tendenz, daß der intellektuelle, der denkerische Teil des Astralleibes sich aus der oberen Spitze heraus ausdehnt, der fühlende Teil rechts und links aus den mittleren Spitzen, der Willensteil nach unten aus den beiden übrigen Spitzen des Sternes.

Aber der Astralleib bleibt bei diesem Ausdehnen nicht so lückenlos wie der Ätherleib; einzelne Fetzen können sich ab­trennen, die wir dann da im Raum sehen und verfolgen können. Haben wir eine Verwandtschaft in uns zu einem solchen schlechten Wesen, das da im Raum sich aufhält, so bleibt ein Teil unseres Astralleibes durch seine Wunsclinatur an diesem Wesen haften und verbindet sich damit, löst sich von dem Astralleib selbst ab. Der Astralleib zerreißt in Fetzen, in viele einzelne Fetzen. So haben wir an den verschiedensten Orten Teile unseres Astralleibes weit verstreut im Raum, die sich uns als einzelne Wesenheiten in der Meditation zeigen, von denen wir dann aber nicht wissen, daß sie eigentlich zu uns gehören, und die dann zu Irrtum und Täuschung führen. Aber zwischen diesen einzelnen Teilen unseres Astralleibes bestehen Fäden; die sind unter sich verbunden und mit dem Pentagramm. Dieser

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Zusammenhang wird hergestellt durch das Ich des Menschen.

Vor dem Mysterium von Golgatha mußte ein Mensch schon arg schlimm gewesen sein, wenn er die Beherrschung über diese verstreuten Astralstücke verloren hätte. Andere Wesenheiten wirkten da mit in ihn hinein zu diesem Zweck. Nach dem Er­eignis von Golgatha soll der Mensch selbst diese Herrschaft übernehmen von seinem eigenen Ich aus.

Auch schon recht weit vorgeschrittene Esoteriker können sich irren, indem sie diese Zusammenhänge nicht richtig erken­nen. Um das zu verhindern, muß der Esoteriker sich einem hin­gebungsvollen Studium widmen. Dadurch, daß er durch das Stu­dium ein Wissen erhält von all dem, was da im Geistraum ist, von der ganzen Entwicklung und all den Zuständen der Erde während der Saturn-, Sonnen-, Monden- und Erdentwicklung, von den Wesenheiten und Hierarchien, die hineingewirkt haben, um den Menschen zu schaffen und so zu bilden, wie er heute ist, dadurch kann sein Ich den Zusammenhang der einzelnen Teile seines Astralleibes beherrschen und ist dadurch vor Irrtum und Täuschung geschützt.

Nicht für sich selbst, aus Neugier oder dergleichen, soll der Esoteriker studieren, sondern er muß sich das hingebungsvollste Studium zur Pflicht machen um seiner und der Menschen- und Weltenentwicklung willen. Und wenn wir so durch intensives Studium unsere eigene Wesenheit erkannt haben, wenn wir da­durch wissen, wie und wodurch sie entstanden ist, dann bekom­men wir ein heiliges Gefühl davon. Dieses Gefühl drücken wir dann aus in dem Satze: Aus Gott sind wir geboren - Ex Deo nascimur

Wenn wir uns mit tiefer Innigkeit mit diesem Gefühl durch-dringen und die Ätherströmungen, von denen schon im exoteri­schen Vortrag die Rede war, das Verätherisieren des Blutes, wo-durch Ätherströmungen vom Herzen zum Kopfe hinaufströ­men, das Gehirn umglühen und umleuchten und die Zirbeldrüse in Tätigkeit setzen, aufleuchten lassen wie Flammen, in denen alles Persönliche untergeht, wenn wir empfinden, wie wir ganz

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aufgehen mussen in dem Gefühl, unser eigenes Selbst ganz hin­opfern zu wollen, wie die Geister, wie sich Christus hingeopfert hat für die Weltenentwicklung, dann lernen wir dieses Gefühl ausdrücken in dem Satz: In Christus sterben wir - In Christo morimur.

Und dann leuchtet in uns auf die Gewißheit, daß wir zum Geist aufsteigen, im Geiste auferstehen. Per Spiritum Sanctum reviviscimus.

Ex Deo nascimur In Christo morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus. So heißt der exoterische Spruch des Rosenkreuzers.

Wenn der Esoteriker diesen Spruch ausspricht, so hält er an bei dem, was ausdrückt das, was wir mit Christus bezeichnen; das Heiligste ist ihm dieses. Nicht einmal mit dem Wort will er bis dahinan gehen; er spricht das Wort nicht aus und läßt nur das Gefühl reden. Dann lautet es so, wenn der echte Rosen­kreuzschüler in seiner tiefsten Meditation den Spruch ausspricht:

Ex Deo nascimur

In - - - morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

Dann kam eine längere Auseinandersetzung bezüglich des be­vorstehenden Kongresses in Genua. Jeder sollte selbst nachden­ken und zu beurteilen suchen, was er hört an Esoterik, was die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Emp­findungen gaben, was Dr. Steiner selbst hier verträte. Darauf kommen, auf die okkulten Wahrheiten - zum Beispiel auf die zwei Jesusknaben -, könnte der Mensch wohl nicht, aber selbst darüber nachdenken sollte und könnte er.

Aber unrecht sei es, wenn eine bestimmte lebende Persönlich­keit als die Inkarnation dieser oder jener Wesenheit hingestellt würde - möge es nun auf Wahrheit beruhen oder nicht. Es sei eines der wichtigsten okkulten Gesetze, solche Verkündigungen

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über lebende Persönlichkeiten nicht zu machen in der Öffent­lichkeit. Etwas anderes sei es in einer esoterischen Stunde, wo nachgefühlt und nachgespürt werden könne, wie dieses wirkt und wie es aufgenommen wird von den einzelnen.

Es ist heute eine Zeit, in der die Menschen besonders leicht in Irrtümer verfallen. Eine solche Verkündigung würde verursachen, daß das Denken des einzelnen Hemmungen erleidet. Die Men­schen würden dadurch in ihrem Denkvermögen zurückgehen.

Ernstlich gewarnt muß werden vor solchen Veröffentlichun­gen, die zum Zweck der Propaganda gemacht werden, und ernstlich ablehnen muß man eine etwaige Aufforderung, an sol­cher Propaganda teilzunehmen, jedoch mit persönlicher vollster Toleranz und dem Gefühl des Friedens gegen die Persönlich­keiten, die diesen Irrtum begehen!

Mit dem wahren Wissen müssen wir uns durchsetzen, dann lernen wir wissen und fühlen, daß wir aus dem Geiste kommen.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim ...

Aufzeichnung B

Die drei unteren Hierarchien nur wirken direkt auf den Men­schen. Die Engel bis hinein ins schraffierte Fünfeck des Penta­gramms, das symbolisch den Menschen, speziell seinen Ätherleib darstellen soll. Die Erzengel nur bis in die fünf nicht schraffier­ten Spitzen und die Geister der Persönlichkeit bis an das Penta­gramm heran, also in die übrigen Teile innerhalb des Kreises -also zum Beispiel bei ausgestreckten Armen in den Raum zwischen Kopfesscheitel und Fingerspitzen rechts und links, zwischen diesen Fingerspitzen und gespreizten Beinen, respekti­ve Fußspitzen etc. Die höheren Reiche wirken nur bis an den Kreis heran. Dies bei allen Menschen.

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Der Esoteriker nun dehnt seinen Ätherleib aus über das Pen­tagramm hinaus bis an die Planeten. Er bleibt aber ein zusam­menhängendes Ganzes und trifft dort auf gute und böse Wesen. Anders ist es mit dem Astralleib, der sich mit dem Ätherleib ausdehnt. Wenn dieser ein Wesen oder ein Ding findet da drau­ßen, das seine Wunschnatur an sich fesselt, so heftet ein Teil seines Astralleibes sich daran und trennt sich von dem Hauptteil des Astralleibes. So kann sich der Astralleib in viele Teile teilen.

Es besteht die Tendenz, daß der intellektuelle Teil, der denke­rische Teil des Astralleibes, sich aus der oberen Spitze hinaus ausdehnt, der fühlende Teil rechts und links aus den mittleren zwei Spitzen, der Willensteil nach unten aus den beiden übrigen Spitzen.

Bei dieser «Aufteilung» des Astralleibes besteht die Gefahr, daß der Mensch das Gefühl des Zusammenhanges verliert, sein Ich nicht zusammenhalten kann, sondern dies in den verschiede­nen getrennten Teilen zu empfinden meint. Die Verbindungs­fäden zwischen den einzelnen Teilen zu erhalten, ist des Esote­rikers wichtige Aufgabe; die wird gelöst durch den gesunden Menschenverstand, das heißt durch ruhiges logisches Denken, durch eingehendes Studium der allgemeinen und speziellen Leh­ren der Theosophie und durch verstandesmäßiges Durchdenken und Prüfen der Lehren. Dadurch erst macht er die Lehren sich ganz zu eigen und stärkt sein Ich. Nicht Hinnehmen auf Auto­rität hin. Letzteres würde eben das Ich mit sich nehmen, wohin es nicht mehr die Kontrolle über sich selbst besitzt. Eine solche Wirkung würde zum Beispiel die Mitteilung an unvorbereitete Menschen haben über frühere Verkörperungen jetzt lebender, bestimmt bezeichneter Persönlichkeiten, die Angabe der Inkar­nation bestimmter Individualitäten in jetzige, öffentlich ange­gebene Menschen - ganz abgesehen davon, ob die Mitteilungen richtig sind oder nicht -, da die Hörer den Zusammenhang, die Wahrscheinlichkeit, den Sinn dieser Reinkarnation nicht nach­fühlen oder einsehen können. Sie müßten auf Autorität hin­genommen werden. Deshalb ist ernstlich zu warnen vor der

#SE266b-204

Beteiligung an solchen Kundgebungen, die zum Zweck der Pro­paganda in der Öffentlichkeit unternommen werden.

Man muß das ernstliche Ablehnen einer etwaigen Aufforde­rung, an solcher Propaganda teilzunehmen, verbinden mit per­sönlicher Toleranz und Freundlichkeit gegen die Persönlich­keiten, die diesen Irrtum begehen.

Aufzeichnung c

Wenn wir unsere esoterische Entwicklung in die Hand nehmen, so werden wir eine Empfindung bekommen, daß es geistige Strömungen gibt, die auf uns einen Einfluß gewinnen wollen, sei es im guten, sei es im bösen Sinn. Woher kommt das?

Gehen wir bis in die früheste Weltentwicklung zurück, so wissen wir, daß vom Anbeginn geistige Wesenheiten an uns ge­arbeitet haben, höhere Wesenheiten, die von außerhalb wirkten; und auch solche, die bei der inneren Entwicklung unserer Erde mitgewirkt haben. Was geschieht nun, wenn der Mensch mit seiner esoterischen Entwicklung beginnt und sich in die erste

Strophe:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt -

in seiner Meditation versenkt? Was geschieht dann mit dem Ätherleib? Wir haben in der vorhergehenden Stunde gehört, daß der physische Leib die Tendenz hat, sich zusammenzuziehen, wenn der Mensch alt wird, weil der Ätherleib sich allmählich aus ihm herauszieht, und daß der Ätherleib die entgegengesetzte Tendenz in sich birgt des Sich-Ausdehnenwollens in den Ma­krokosmos bis zu den Sternen hinauf. Ein solches Sich-Ausdeh­nen findet nun in größerem oder kleinerem Maßstab bei der Meditation statt, auch wohl schon beim bloß exoterischen Stu­dium

#SE266b-205

der Geisteswissenschaft. Solange er mit dem physischen Leib verbunden ist, bleibt der Ätherleib aber durch dessen Form umgrenzt. Da wir nun wissen, daß der ganze Makrokosmos an-gefüllt iSt mit geistigen Wesenheiten, mit den Wesenheiten der höheren Hierarchien sowohl als mit vielen anderen, guten und schlechten Wesenheiten, so können wir uns vorstellen, daß der Mensch völlig von ihnen eingeschlossen ist; nur der Raum, den er selbst einnimmt, ist ausgespart.

Es sind nicht immer dieselben Wesenheiten, die auf den Men­schen einwirken, sie sind anders je nach dem Lande, Klima oder der Naturbeschaffenheit.

An dem nebenstehenden Schema wollen wir das eben Gesagte einmal vorzustellen versuchen.

#Bild s. 205

In dem Pentagramm sehen wir die Kraftströmungen, die dem ganzen Menschen zugrunde liegen und die ihn aufgebaut haben. Die äußere Umgebung müssen wir uns angefüllt denken mit Wesenheiten, die aus dem Kosmos auf ihn eindringen. Das mitt­lere Fünfeck bestimmt die Größe der Kräfte des physischen Lei­bes, und dahinein wirkt besonders die Hierarchie derjenigen Wesen, die wir die Angeloi oder Engel nennen. In den fünf Spitzen drückt sich der Ätherleib aus, und dahinein wirken die Archangeloi, die ihren Einfluß auf den Menschen ausüben. Was

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vom Kreis begrenzt ist, bedeutet den Astralleib, und in diesen hinein wirken die Archai, Urbeginne oder Geister der Persön-lichkeit. Andere Hierarchien greifen von außen ein, die Geister der Form, der Bewegung, der Weisheit und des Willens, bis hin­auf zu den Cherubim und Seraphim.

Der Mensch sendet fortwährend Gedanken aus seinem Astralleib hinauf zu seinem Gehirn. Wir wissen, daß durch das Zusammenwirken der drei Leiber ein vergeistigter Strom von unseren Gedanken ausgeht und in die Umgebung des Menschen hineinströmt. Dieser Strom wird da draußen aufgenommen oder angezogen von Wesenheiten, die, je nach der Art, wie die Ge­danken sind, angezogen oder abgestoßen werden. Man muß es sich so vorstellen, daß gewissermaßen ein Teil des Astralleibes abgestoßen wird und sich dann in der Umgebung des Menschen verbindet mit der oder jener ihm sympathischen Wesenheit, die sich in seinem geistigen Umkreis befindet. Das kann nach allen Richtungen des Raumes zu den verschiedensten Wesenheiten hin geschehen.

Wenn sich nun der Schüler nicht durch seinen gesunden Menschenverstand leiten läßt und sich mit solchen im Astral­raum befindlichen Wesen verbindet, so wird er zu einer gewis­sen inneren Zerfahrenheit kommen. Ebenso kann das geschehen, wenn er nur auf blinden Glauben hin alles annimmt, das er nicht selbst untersucht hat, oder auch, wenn er sich nicht die Zeit nimmt, die esoterischen Lehren mit seinem Verstand zu begrei­fen. Er wird sich dann leicht selbst verlieren können, wenn er nicht seinen gesunden Menschenverstand beim Schauen in die geistigen Welten anwenden will, er wird stets falsch beobachten und falsche Schlüsse ziehen.

Blicken wir nun zurück auf einen bestimmten Punkt in der Weltentwicklung, nämlich auf die alte Sonne. Da treten in der Mitte der Sonnenentwicklung hohe geistige Wesenheiten aus ihr heraus, weil die feineren Substanzen ihrer Wesenheit sich nicht länger vereinigen können mit den schon «festeren» Bestandtei­len, die sich in der Sonne befanden - die man für die damaligen

#SE266b-207

Verhältnisse eben «fest» nennen könnte, die aber durchaus noch Äthersubstanz waren. Nur eine hohe Wesenheit trennte sich von denen, die da hinaustraten, und blieb auf der alten Sonne zurück und durchtränkte die Substanz der Sonne mit einer feinen geisti­gen Kraft. In den alten Mysterien wurde schon von dieser Kraft gesprochen; sie war bekannt als die Christus-Kraft. Es ist diesel­be Kraft, die sich in der späteren Erdentwicklung noch einmal opferte und auf der Erde zurückblieb, als unsere Sonne sich als Fixstern aus ihr herauszog. Eine Zeitlang blieb sie bei der Erde, dann ging sie hinüber zum Monde und spiegelte von da aus die Sonnenkraft auf die Erde herunter.

Dieses Sonnenkraftwesen war Jehova-Christus, dasselbe We­sen, das sich dem Moses offenbarte und ihm ankündigte, daß es einmal im Fleische unter uns wohnen würde.

Seit der Taufe im Jordan und bis zum Ereignis auf Golgatha hat sich diese Christus-Kraft mit dem Menschen und mit der Erde verbunden; sie zieht noch heute in diejenigen Menschen ein, die ihre höhere Entwicklung in die Hand nehmen wollen. Der esoterische Schüler, der durch seine Meditationen seinen Ätherleib in Raumesweiten ausdehnt, verbindet diesen Ätherleib in seiner Ausstrahlung mit der feinen Christus-Substanz. Er empfindet nicht mehr sein Ich; und das Paulinische Wort wird dann zur Wahrheit: «Nicht ich, sondern der Christus in mir.»

Der Mensch soll diesen geistigen Keim in sich entwickeln, damit er wieder zu dem Geiste zurückkehre, aus dem er gekom­men, nachdem er den geistigen Keim zur höchsten Vollendung gebracht hat. Dann wird man erkennen, mit welcher Ehrfurcht man in den Rosenkreuzerschulen das heilige Gebet sprach:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim ...

* *

#SE266b-208

Aufzeichnung D

In dem ganzen Kosmos sind geistige Wesen vorhanden; sie fül­len ihn gleichsam aus und sie durchdringen und umgeben daher auch den Menschen. Doch können wir unterscheiden dasjenige, was zum Menschen unmittelbar gehört, und dasjenige, was seine geistige Umgebung ist. Diese geistige Umgebung ist anders je nach dem Ort, wo der Mensch sich befindet. In Europa ist diese Umgebung anders als in Asien; in Asien hat man Europa im Westen; in Europa hat man Asien im Osten - das bedingt schon ein Anderssein.

Auf den Menschen selber wirken mehr oder weniger unmit­telbar die Wesenheiten der dritten oder untersten Hierarchie ein; in seiner Umgebung wirken die Geister der Form bis hinauf zu den Cherubin und Seraphin auf ihn ein. In einer Figur ist es so darzustellen:

Wenn man den Menschen und die Kräfte, die in ihm wirken, als weiße Fläche darstellt, dann entsteht der fünfstrahlige Stern, das Pentagramm. Die Engel dringen am meisten in den Men­schen selber, in seinen physischen Leib ein, das ist in dem inner­sten Fünfeck dargestellt. Die Erzengel können nicht da hinein-dringen, sondern sie bleiben innerhalb der fünf äußeren Drei­ecke, die das Fünfeck umgeben. Die Archai wirken in jener Partie, die nicht unmittelbar in dem Pentagramm liegt, sondern die angedeutet wird durch das, was sich zwischen dem Penta-gramm und dem umschriebenen Kreis befindet.

#Bild s. 208

#SE266b-209

In dem Zyklus («Weltenwunder, Seelenprüfungen, Geistes­offenbarungen») haben wir schon vernommen, daß das innere Fünfeck den physischen Leib darstellt, die fünf Dreiecke die Kräfte des Ätherleibes; der Raum zwischen diesen und dem Kreis gehört dem Astralleib an, während der Kreis selber als das Ich angesehen werden muß. Denkt man sich einen Kreisbogen von dem Kopf zu den ausgestreckten Armen gezogen, so sind das die Partien, die von den Archai bewirkt werden. Außerhalb des Kreises wirken die höheren Hierarchien, von den Geistern der Form angefangen.

Wir wissen schon, daß der physische Leib die Neigung hat, sich zusammenzuziehen, einzuschrumpfen, während der Äther-leib die Neigung hat, sich auszudehnen. In der Meditation und sogar beim fortgesetzten, ernsthaft betriebenen theosophischen Studium findet eine solche Ausdehnung im Raum mehr oder weniger statt und kann sich bis zu den Sternen und der Sonne erstrecken, ohne daß der Zusammenhang mit dem physischen Leibe unterbrochen wird. Mit dem Astralleibe ist es umgekehrt; er kann den Zusammenhang verlieren und sich teilweise absplit­tern. Das kann der Fall sein, wenn er sich an gewisse Dinge fest-klammert im Raume, die ihm sympathisch sind, oder wenn er angezogen wird von astralen Wesenheiten, sei es zum Guten oder zum Bösen. Wenn sich zum Beispiel eine schlechte Wesen­heit in unserer Umgebung befindet (durch angedeutet, siehe Zeichnung S.210), dann kann der Ätherleib, wenn er sich durch die in der Seele wirkenden Eigenschaften zu diesem Wesen hin­gezogen fühlt, sich bis dahin ausdehnen und das Wesen umfan­gen; beim Astralleib aber kann durch solche Ausdehnung ein Teil sich loslösen und dann das Wesen umgeben. So kann der Astralleib sich an mehrere Wesen seiner Umgebung zerspalten. In dieser Weise läßt er einen Teil seines Wesens zurück, aber zwischen den verstreuten, abgelösten Teilen bleibt ein Zusam­menhang bestehen. Dadurch entsteht auch eine Spaltung des Be­wußtseins, da das Bewußtsein mit dem Astralleib zusammen-hängt. Man fühlt sich dann nicht mehr als eine einheitliche

#SE266b-210

geschlossene Persönlichkeit, sondern wie in mehrere Personen gespalten. Darauf deutet das Wort des Evangeliums, als die Dä­monen, von denen der Kranke besessen war, gefragt wurden, was ihr Name sei, und sie antworteten: «Legion».

#Bild s. 210

Wer daher von einer zu starken Begierde nach okkulter Entwicklung getrieben wird, ohne sein Ich zu gleicher Zeit zu erkraften, läuft Gefahr, seinen Astralleib in dieser Weise zu zersplittern. Man ist dann auch nicht mehr fähig, zu erkennen, welches Wesen sich jenes Teiles des Astralleibes bemächtigt hat, ob ein gutes oder böses. Nur ernsthaftes Studium, vor allem, was in der «Geheimwissenschaft», den Zyklen und so weiter gegeben wird, macht das Ich so stark, daß es die einzelnen Teile (des Astralleibes) wieder verbinden kann, sei es untereinander oder unmittelbar mit dem eigenen Wesen. Wer sich genügend dem Studium hingegeben hat, wird sich nicht so leicht täuschen betreffs der Natur desjenigen Wesens, das man gerade vor sich hat. Die Irrtumsmöglichkeiten sind sonst sehr große und waren niemals so groß als gerade jetzt. Eines der schlimmsten Dinge, die man dabei tun kann, ist, auf diesen oder jenen Menschen als die Wiederverkörperung der einen oder anderen Persönlichkeit [öffentlich] hinzuweisen; denn das ist etwas, was nicht nachzu­weisen ist, und es führt zum Zerstören des Intellekts, der gerade jetzt in Entwicklung begriffen sein soll.

ESOTERISCHE STUNDE Karlsruhe, 10. Oktober 1911 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE211 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Karlsruhe, 10. Oktober 1911

Aufzeichnung A

#TX

Bevor mit der esoterischen Betrachtung begonnen werden kann, bin ich verpflichtet, hier etwas mitzuteilen, nämlich daß durch eines unserer Mitglieder aus dem engeren Kreise, wie durch einen richtigen Impuls getrieben, mir eine Broschüre überreicht worden ist, die mich veranlaßt, einiges zu sagen. Wie jeder von Ihnen weiß, bekommt jeder Schüler der Esoterik je nach seiner Veranlagung Übungen, die aus tiefer liegenden Gründen ganz genau durch ihren Aufbau und [die] Aufeinanderfolge der Wor­te dasjenige bewirken, was der Schüler für seine Entwicklung braucht. Und es ist von der größten Bedeutung, wie die Reihen-folge der Worte ist, ja auch, welches Wort gebraucht wird und wo es steht, damit dasjenige erreicht wird, was beabsichtigt ist. Viele von Ihnen haben als Morgenübung die Verse bekommen:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Ergiänzt die Gottheit der WeIL

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele.

Ich ruhe in der Gottheit der Welt.

Ich werde mich selbst finden

In der Gottheit der WelL

Nun habe ich hier eine Broschüre bekommen, die heißt . . . * in der sich das Folgende befindet:

«Ich sehe in den reinen Strahlen des Lichtes

Die Gottheit der Welt;

In der Liebe zu allen Wesen

- - -

* Ließ sich bisher nicht feststellen.

#SE266b-212

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele.

Ich lebe in der Gottheit

Und finde mich selber wieder

In der Gottheit der Welt.»

Es ist nun schwer, festzustellen, wie der Schreiber dieser Bro­schüre zu der Formel gekommen ist, denn sie gehört ausschließ­lich zu unserer esoterischen Schule. Es könnte sein, daß einer unserer Mitschüler die Unvorsichtigkeit hatte, sie Außenstehen­den mitzuteilen. Wir könnten uns auch den andern Fall vorstel­len - der sich auch vor mehreren Jahren tatsächlich einmal ereig­net hat -, daß jemand in einem Hotel oder in einer Pension über diese Zeilen meditiert hat, und im Zimmer nebenan war ein Mensch, der diese Gedanken hellsehend aufgefangen hat. In dem erstgenannten Fall sollten wir - eigentlich sollten wir es immer -solchen Dingen gegenüber das größte Mitleid walten lassen, denn als Esoteriker wissen wir, daß alles sich selbst straft, auch wenn nichts Böses beabsichtigt war. Daß diese Wirkung eintre­ten muß, das rührt eben davon her, daß jedes Wort der Formel in der sorgfältigsten Weise an seinen Platz gestellt worden ist, und wenn sie aus ihrem Zusammenhang gerissen werden, wird als Wirkung das Gegenteil eintreten. Durch die willkürliche Veränderung der Wortfolge, ja durch das Gebrauchen des posi­tiven Wörtchens «ich» - während in der ursprünglichen Formel alles ganz fließend, wie objektiv gehalten ist, so daß alles durch das imaginative Bild wirken soll - hat man hier eine gegenteilige Wirkung erzeugt. Unsere Meditationen sollen immer aus unsern innern moralischen Impulsen hervorgehen; die Außenwelt und ganz besonders unser persönliches Ich sollen ganz ausgeschlos­sen sein. Ganz objektiv sollen wir in unseren Gedanken die Gottheit der Welt erfassen, wie sie die Welt mit ihrem göttlichen Licht durchströmt und durchdringt. Nicht unser Ich soll sich dabei aufdrängen, denn dann müßte die Wirkung sich in das Gegenteil wandeln. Ganz anders geartete geistige Wirkungen müßten dann auftreten, nämlich die luziferischen Wirkungen.

#SE266b-213

Bei der ersten Zeile

«Ich sehe in den reinen Strahlen des Lichtes»

kommt nicht der moralische Impuls heraus, der in aller Demut das Ich unterdrückt, das ganz hingegeben sein soll dem gött­lichen Geiste der Welt, in dem man selbstvergessen ruht.

Auch in den letzten Zeilen

«Ich lebe in der Gottheit

Und finde mich selbst wieder

In der Gottheit der Welt»

tritt das egoistische Prinzip stark hervor, denn in dem «Ich ruhe» wird etwas ganz anderes erlebt.

Daran sieht man, wie außerordentlich genau und sorgfältig wir sein müssen, damit wir die Worte unserer Meditation ganz richtig auch in unseren Gedanken anwenden.

Wir werden jetzt zu einigen Bildern übergehen, die wir für unsere esoterische Schulung gebrauchen können, weil sie sehr stark wirken. Wir wissen, daß der Weg zu den höheren Welten zunächst durch die Imagination geht, dann kommt der Weg der Inspiration, dann der der Intuition. Die Bilder, die jetzt gegeben werden sollen, erkraften die Organe, die zum imaginativen Schauen führen.

Wir haben in unseren theosophischen Lehren oft davon ge­hört, daß die Welt Maja ist, daß wir selber nichts als Maja sind, und wenn die äußere Wissenschaft auch jetzt schon beginnt, in dieser Art die Welt zu erklären, dann sollte es für uns erst recht kein leeres Wort mehr sein.

Betrachten wir diese Rose, sie zeigt sich uns mit der empor-gerichteten Blüte, mit dem abwärts gerichteten Stengel. Und dennoch ist es kein wahres Bild, was man glaubt da wahrzuneh­men. Die Wissenschaft hat uns gelehrt, daß dasjenige, was wir

#SE266b-214

sehen, durch eine Kreuzung der Lichtstrahlen zustande kommt, so daß in unserem Auge das umgekehrte Bild der Rose entsteht, während wir das äußere Bild der Rose wahrnehmen mit der Blüte nach oben. Das ist das Spiegelbild der wirklichen Licht-erscheinung in uns. Daraus sehen wir, daß dasjenige, was wir da draußen schauen, Maja ist, und dazu noch eine umgekehrte Maja, bei der das Untere oben ist. So ist es mit allem um uns herum; die ganze Welt, die wir an ihrer Oberfläche zu schauen glauben, und wir mit ihr - alles steht in der wirklichen An­schauung auf dem Kopf! Wenn wir die wahre Gestalt der Welt wahrnehmen wollen, so müssen wir nicht die Spiegelbilder auf­suchen, sondern die Wirklichkeiten dahinter schauen, bevor sie sich in der Außenwelt spiegeln. Alles, aber auch einfach alles ist umgekehrt, als wie wir es uns vorstellen. Was oben scheint, ist unten; was hinter uns scheint, ist vorne; was links scheint, ist rechts. Kurz, wir müssen fähig und willig sein, dieses zu erken­nen, damit wir von der Maja loskommen. Wenn wir zum Bei­spiel Töne hören und glauben, daß sie von rechts kommen, dann kommen sie in Wirklichkeit von links her; sehen wir Gegenstän­de vor uns stehen, so sind in Wirklichkeit Kräfte da, die sich von hinten an uns drängen. So ist es auch mit dem Sternenhim­mel. Wir schauen ihn vor uns, wenn wir emporblicken; in Wirk­lichkeit wird er durch hinter uns befindliche Kräfte vor unserem Auge zurückgespiegelt.

Wollen wir zum Wahren in der Welt kommen, dann müssen wir von den Geistern der Form aufsteigen zu den Geistern der Bewegung, damit diese uns behilflich sind, dasjenige, was als Spiegelbild von den Geistern der Form vor uns hingestellt ist, als die Umkehrung der Wirklichkeit zu schauen. Zur Übung darin kann die folgende Zeichnung als Symbol für uns wirken. Wenn wir die Rose mit der Blüte nach oben sehen, so führen wir sie in Gedanken nach unten und vollziehen damit eine Be­wegung, die die Kräfte der Geister der Bewegung für uns sym­bolisieren kann.

#SE266b-215

#Bild s. 215

Eines aber gibt es im Menschen, was kein bloßer Sinnesschein ist, was keine Maja ist. Das ist das Wort, das aus dem Menschen erklingt, das lebendige Wort, der Logos. Das Wort kommt nicht von außen zu uns, es ist etwas Lebendes in uns, es ist unser eigentliches Wesen. Es strömt aus unserem Seelenleben heraus, wir sind es selbst mit all unseren Empfindungen, die wir das Wort nach außen über unsere Lippen strömen lassen. Und wenn wir das tief durchdenken, wie das Wort der Logos ist, wie alles, was in der Welt gesprochen wird, aus diesem Quell heraus ge­sprochen wird, dann werden wir tief unsere Verantwortlichkeit gegenüber dem Wort empfinden. - Darüber mehr in der näch­sten Stunde.

Nur dasjenige wird die Erde überdauern und in den nächsten planetarischen Zustand übergehen, was die Menschen in ihren Worten gesprochen haben. Das, was wir von links her hören, kommt, wie gesagt, von rechts her, aber der Laut, den wir aus­sprechen, ist das einzige, was nicht anders ist, als es zu sein scheint. Es tönt aus unserem Innern, und es kommt auch wirk­lich aus unserm Innern. Aus ihm heraus sprechen zu uns die göttlichen Wesenheiten, der Logos.

Aufzeichnung B

Bevor wir an die esoterische Betrachtung gehen, ist es notwen­dig, noch eines zu betonen. Viele von denen, die hier anwesend sind, haben zur Erlangung gewisser okkulter Kräfte und zur Stärkung der Seele eine Formel bekommen, wie solche eben nur gegeben werden im Zusammenklang mit den Meistern der Weisheit

#SE266b-216

und des Zusammenklanges der Empfindungen. Nicht alle haben diese Formel, weil solche Dinge eben nicht für jeden gleich geeignet sein müssen. Derartige Formeln sind natürlich streng geheimzuhalten und dürfen nicht weitergegeben werden, weil das schwere karmische Folgen nach sich ziehen muß.* Nun ist mir von jemandem (dessen Impuls ihn richtig zu mir geführt hat> eine Broschüre gebracht worden, in der diese Formel

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt etc.

in etwas veränderter Gestalt zu lesen ist. Wir wollen auch nicht einmal in Gedanken streng urteilen, sondern nur Milde und Barmherzigkeit üben. Schon irgend jemand die Formel richtig niedergeschrieben zu geben, würde schlimme Folgen nach sich ziehen. Nun könnte die Formel aber auch auf solche Art hinaus­kommen, daß den Betreffenden gar keine Schuld träfe. Nehmen wir an, ein Mensch, der über ein gewisses Hellsehen verfügt, würde in einem Zimmer wohnen neben jemandem, der über die­se Formel in der richtigen Weise meditiert, und würde sie ein­fach aus seinen Gedanken lesen. Das kann durchaus vorkom­men. Dabei träfe natürlich den Meditierenden keine Schuld.

Nun ist aber in so einer Formel jedes Wort sinnvoll und wis­sentlich an seinen Platz gesetzt von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen. Es ist betont im Anfangssatze, daß die Seele objektiv in diesen geistigen Welt-inhalt eindringen soll und nicht mit dem, was mit den niederen Kräften des Ich durchzogen ist. In der umgeänderten Formel wird gerade das Gegenteil betont. Die vom niederen Ich durch­zogene Seele dringt in die geistige Welt. Es heißt da:

«In den reinsten Strahlen des Lichtes

Erkenne ich die Gottheit der Welt.»

- - -

* Siehe hierzu den entsprechenden Hinweis.

#SE266b-217

Weiter heißt es in der richtigen Formel, daß die Seele sich passiv hingibt, während es dort heißt:

«Ich lebe in der Gottheit der Welt»,

wo durch das Wort «lebe» auf etwas Aktives hingedeutet wird. Auch im Schlußsatz ist dieser Unterschied. In der richtigen For­mel steht:

Ich werde mich selber finden

In der Gottheit der Welt,

während es dort heißt:

«Ich finde mich

In der Gottheit der Welt.»

Gerade das Gegenteil ist ausgedrückt in der umgeänderten Formel. Wenn die Zeit kommt, in der die wahre Formel in ihrer richtigen Gestalt in dieser Art zu lesen sein wird, wird es noch früh genug sein, darüber und über seine Folgen zu sprechen. -

Wir haben auch schon exoterisch gehört, daß es drei Wege gibt, um in die geistige Welt einzudringen: durch die Imagina­tion, Inspiration und Intuition. Es sind uns in Verbindung mit unseren Meditationen etc. gewisse Imaginationen gegeben, die uns helfen sollen zur Erreichung unseres Zieles und zur Stär­kung unserer Seele. Nun können wir aber auch Bilder dazufü­gen, die uns gewisse Kräfte geben. Gehen wir zurück auf ein Wort, das wir oft gehört haben, wohl auch als Wahrheit aner­kannt, aber das wir uns doch nicht immer genügend ins Be­wußtsein rufen, nämlich das Wort: «Die ganze Welt um uns herum ist Maja». Was heißt das streng genommen? Wir nehmen mit unseren Sinnen die Außenwelt wahr. Nehmen wir eine Rose, die vor uns steht. Sie sagt uns: Ich bin da; du nimmst mich wahr mit deinen Sinnen; du mußt mich vorstellen. - Ist

#SE266b-218

dieser Vorgang aber auch richtig so? Nehmen wir die Rose so wahr, wie sie wirklich ist? Schon die äußere Wissenschaft kann uns darauf verhelfen.

Wir wissen, daß die Sehnerven sich hinter dem Auge kreuzen. Dort rufen sie ein umgekehrtes Bild des Gegenstandes hervor, was nach außen projiziert den Gegenstand in der Gestalt zeigt, wie wir ihn draußen sehen. In uns entsteht das wirkliche Bild der Rose, nämlich umgekehrt, unten die Blüte, oben die Wurzel. Ist aber die äußere Welt Maja, so ist sie ein Spiegelbild ihrer wahren Gestalt. Es ist so, als ob wir uns das Spiegelbild einer Landschaft in einem stillstehenden Gewässer vorstellen. Alles um uns herum sehen wir in seinem Spiegelbilde. Alles müssen wir uns umgekehrt denken, den Menschen und seine ganze Umgebung. Also die Rose, die vor uns steht, muß ich hinter mir denken, die Wurzel nach oben, die Blüte nach unten. Wenn wir meinen, mit dem rechten Ohr zu hören, so ist das Maja. Die Kraft dringt von links auf uns ein und kommt uns im rechten Ohr zum Bewußtsein. Was vor uns zu liegen scheint, ist nur Maja, nur Spiegelbild einer Kraft, die hinter uns ist und sich durch uns offenbart und so die Dinge vor uns hinzaubert. Wie das wahre Bild der Dinge von innen heraus entsteht, so muß es auch mit der wahren Moral gehen. Denn die wahre Moral muß aus der inneren Überzeugung entspringen, nicht aber aus einem äußeren Antrieb.

Alles müssen wir umgekehrt denken. Den Sternenhimmel, der sich vor meinem Blick ausbreitet, muß ich hinter mir denken. Wir müssen noch weiter gehen: wo Finsternis herrscht, da ist gewaltiges geistiges Licht; nicht wo physisches Licht dem Auge erscheint, ist geistiges Licht. Damit hängt zusammen, was schon früher gesagt worden ist, daß der Mensch, wenn er anfängt zu schauen, er leicht als erstes in seinem eigenen Schatten das Licht seines Ätherleibes sehen kann.

Wenn wir also die Welt betrachten, nicht in ihrem Spiegelbil­de der äußeren Maja, sondern uns bemühen, sie in ihrer wahren Gestalt zu sehen, so tun wir damit etwas ganz Bestimmtes. Wir

#SE266b-219

versetzen dadurch gleichsam alles in Bewegung und bringen uns dadurch in Berührung mit der geistigen Hierarchie, die über den Geistern der Form steht, mit den Geistern der Bewegung.

Alles, was wir um uns sehen, ist, wie wir es sehen, Maja. Al­les, was wir sehen, hören, fühlen etc. Nur eines ist uns von der Weltenweisheit gegeben worden, was wirklich real ist: das Wort, der Logos. Eines haben wir, was nicht von außen auf uns ein­dringt und als Maja sich uns zeigt, sondern was aus unserem Innern herausströmt, unser innerstes Wesen offenbarend: die Sprache, das Wort. Auch die Luft ist nicht real. Und so sollte uns dieses Göttergeschenk heilig sein und nicht mißbraucht wer­den und nichts anderes hinaustönen als in aller Aufrichtigkeit unseren Seeleninhalt. Denn wir finden im Akasha die Tatsache, daß alles sich auflösen und vergehen wird, und nur das, was die Menschen gesprochen haben, bleibt als ein Ewiges erhalten -formgebend für die nächste planetarische Gestaltung unserer Welt. Im Urbeginne war das Wort, und göttlich ist die Kraft des Wortes!

Wir müssen nach und nach die Kraft bekommen, die Welt zu betrachten, wie sie ist, und dabei nicht uns selbst zu verlieren.

Aufzeichnung C

Esoterische Übungen müssen genau und im Wortlaut geübt werden; diese Übungen sind aus der geistigen Welt heraus ge­nommen und müssen genau so ausgeführt werden, wie sie vor­geschrieben sind.

Sobald man in diese Übungen, die eine ganz besondere Stim­mung hervorbringen sollen, ein «ich» hineinbringt, so werden dadurch große kosmische [karmische] Wirkungen für den Be­treffenden hervorgerufen. - (Das bezieht sich auf die beiden, respektive vier ersten Reihen des Spruches:

#SE266b-220

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt.

In der reinen Liebe zu allen Wesen

Erstrahlt die Göttlichkeit meiner Seele.

Es war dieser Spruch in einer Broschüre veröffentlicht; aber nicht ganz richtig, mit «ich» in den Sätzen; und darauf nahm Dr. Steiner Bezug.)

Ebendasselbe gilt für ein Weitergeben der Übungen an ande­re; und noch ganz besonders, wenn sie dann durch Drucker­schwärze vervielfältigt, also Allgemeingut der Menge werden.

Für die Erkenntnis der höheren Welten gibt es drei Stufen:

1. imaginative Erkenntnis,

2. inspirierte Erkenntnis,

3. intuitive Erkenntnis.

Wenn wir bei der ersten Stufe anfangen, so ist es für die Seele sehr wertvoll, wenn wir imaginative Bilder in uns erwecken, die aus innerer Moralität herauskommen mussen. Einige solche Bilder wären folgende:

Licht sich vorstellen; die Vorstellung vergeistigen, bis wir gei­stiges, farbig hinflutendes Licht uns als Weltsubstanz vorstellen können.

Wärme fühlen, die in uns ganz intensiv als Liebe gefühlt wird und die die Welt durchstrahlt und als Gottesliebe empfunden werden kann.

Oder auch, was ganz besonders wertvoll ist, sich die Vorstel­lung von dem Wesen der Dinge verschaffen und dabei emp­finden, daß alles, was wir sehen, fühlen und mit den Sinnen wahrnehmen können, Illusion, Maja ist.

So zum Beispiel das, was sich oben befindet, nach unten den­ken und umgekehrt, zum Beispiel Blumen, Menschen, Sternen­himmel etc. Was rechts geschieht, links empfinden. Was vor uns sich abspielt, als ein Durchschneiden von Kräften und als eine Spiegelung hinter uns vorgehend ansehen.

Ferner Licht als Dunkelheit, ebenso umgekehrt. Zum Beispiel

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in dem Schatten des Menschen kann der Hellseher erblicken den Geist, den der Mensch als innere Leuchtkraft hat.

Alles, was lebt und webt, Gestalt angenommen hat, und alles, as wir mit unseren Sinnen wahrnehmen, haben die Geister der WForm beseelt und mit ihrer Wesenheit durchdrungen.

Weil aber alles, was in der Sinnenwelt existiert, eine Spiege­lung des Geistigen ist, müssen wir uns an die Geister der Bewe­gung wenden und mit ihnen die Umdrehung zu dem eigentli­chen Wesen und Ursprung der Dinge vollziehen. Dadurch wird auch in uns tiefste innerste Frömmigkeit erweckt.

Das einzige wirklich Reale in unserer Sinneswelt ist das Wort. Hinter dem Worte, den Urlauten steht der Logos. Das Wort der Ursprache ist das Urbild der schöpferischen Gottessprache.

Jedes Wort strömt das Seelenhafte aus, von dem es ausgeht. So wie der Mensch es ausspricht, drückt sich seine ihm inne­wohnende Seele aus. Das Wort der Ursprache ist der Inhalt der Seelenhaftigkeit, die Welten schafft. Das, was Weltensprache ist, diese vielen Verschiedenheiten und Zersplitterungen sind durch die luziferischen Geister veranlaßt worden.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim . . .

#SE266b-222

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Karlsruhe, 14. Oktober 1911

Aufzeichnung A

#TX

Wir haben das letzte Mal die Tatsache besprochen, daß in der Au­ßenwelt alles Maja ist und daß alles gewissermaßen gerade umge-kehrt vorgestellt werden muß. Und wir haben betont, wie der Eso­teriker lernen soll, in solchem Bewußtsein zu leben, daß er alles, was er um sich herum wahrnimmt, im genannten Sinne betrachtet. Schaut er eine Blume, so denke er sie sich umgekehrt; hört er einen Ton von rechts her kommen, dann bedenke er, daß der Ton in Wirklichkeit von links her kommt. Er kann darin noch weiter ge­hen und in manchen anderen Fällen das Gleiche bedenken. Da, wo es finster ist, soll er sich sagen, daß es eigentlich hell ist; wo Licht ist, ist eigentlich Finsternis. Wenn wir dieses Empfinden von der Umkehrung der äußeren Maja ganz in uns verankern, wenn sich all unser Denken darnach richtet, dann werden wir große Umwand­lungen an uns selbst erfahren, die uns zum Wahren führen. Wenn wir aber dies alles uns durch bloßes Nachdenken klarmachen wol­len, dann werden wir vor große Gefahren geführt. Der Esoteriker weiß zwar, daß alle Symbole und alle esoterischen Lehren eine ge­wisse Gefahr in sich bergen können, wenn sie falsch aufgefaßt und falsch angewendet werden, aber wir sind als Esoteriker ja auch kei­ne kleinen Kinder. Wer versucht hat, dasjenige anzuwenden, was das letzte Mal hier gesagt wurde, wird ein Gefühl bekommen ha­ben, als ob ihm der Boden unter den Füßen entzogen wäre. Und wenn man versucht, diese Dinge verstandesmäßig zu begreifen, dann ist es so, als ob zwei Spiegel einander gegenüber aufgestellt wären, so daß eine sich ins Endlose wiederholende Spiegelung auf­tritt. Die Gefahr besteht dann, daß der Verstand mit dieser unend­lichen Wiederholung mittanzen würde wie in einem Wirbeltanz. Der gesunde Menschenverstand sagt ja dann auch: Da steht mir der Verstand still! Nur das ungesunde Seelenleben läßt sich in den Wirbeltanz mit hineinziehen.

#SE266b-223

Wir können aber auch noch weiter gehen mit der Umkehrung und den Menschen selbst mit hineinbeziehen. Stellen wir uns ein menschliches Antlitz vor, das hellere oder dunklere Färbung hat, mit hellerem oder dunklerem Haar, und nun stellen wir uns das helle Antlitz dunkel vor, das dunkle Haar hell und so weiter. Fer­ner sollen wir uns da, wo das Antlitz vorspringt, Höhlen, da, wo es zurückweicht, es aufgeplustert vorstellen. Zu gleicher Zeit die Hautfarbe verwandelt: da, wo sie rosig gefärbt ist, denken wir uns dunkelgrün; da, wo sie blaß ist, hellgrün.* Wenn wir das so fühlen könnten, dann wären wir imstande, diesen Menschen zu erkennen seinem inneren Wesen nach. Die dunkelgrüne Farbe zum Beispiel würde uns zeigen, daß wir es mit jemandem zu tun haben, der stark in dem Leben drinnensteht, das in den drei unteren Naturreichen wirkt; wenn die Farbe hellgrün erscheint, würde er mehr dem Gei­stigen zugeneigt sein. Und wo man Blau sieht, würden die höch­sten spirituellen Eigenschaften sich an einem Menschen zeigen. Würden wir uns aber zuerst die Farbe vorstellen, und diese dann auf das Antlitz, so wie es vor uns steht, in Gedanken übertragen, dann würden wir zu den schlimmsten Irrwegen kommen.

Auch das müssen wir uns vorstellen, daß etwas, was sich häß­lich zeigt, in Wirklichkeit schön ist. Das ist der Grund, warum, besonders auf alten Gemälden, der Christus am Kreuz nicht «schön» dargestellt wurde, sondern oft häßlich und verzerrt.

Ein schwacher Esoteriker wäre der, der immerfort damit be­schäftigt ist, von seinen Schwierigkeiten, seinen physischen Schmerzen zu reden, der sich täglich Rechenschaft gibt von all den großen und kleinen Qualen, die er erdulden muß. Wer weiterkom­men will, der muß in sich selber die Kraft entwickeln, nicht fort-während seine Leiden kurieren zu wollen durch allerlei Heilmittel und Kuren, sondern er muß verstehen, daß all dieses zu einer esote­rischen Entwicklung dazugehört, bei der ja das ganze Wesen der Menschen einer Wandlung unterworfen ist. Es würde ein Beispiel eines durch und durch kranken Seelenlebens sein, wenn jemand

- - -

* Hier sind die Angaben «dunkelgrün» und «hellgrün> verwechselt worden; vgl. die Aufzeichnungen B, C, D und E.

#SE266b-224

zum Beispiel über eine Wiese gehen und eine Herbstzeitlose sehen und nun meinen würde, daß diese ihn verschlingen wolle. Bei dem Esoteriker aber, auch wenn er nicht krank ist, kann es vorkommen, daß er das Gefühl hat, als ob er von den höheren Wesenheiten von hinten ergriffen und gleichsam aufgesogen würde. Es gibt ja unter den gewöhnlichen Menschen solche Erscheinungen, daß sie sich vor einem offenen Fenster fürchten, wenn sie sich in einem hohen Stockwerk befinden, weil dann die Begierde entsteht, sich aus dem Fenster zu stürzen. Oder man kennt dasjenige, was Platzfurcht ge­nannt wird, wo der Mensch nicht einen Platz zu durchqueren wagt. Diese letztere Empfindung hört ja auf, wenn man einen Men­schen neben sich weiß. Die offizielle Medizin gibt für all diese Er­scheinungen auch die Ursachen an, aber der wahre Grund ist der, daß es einem solchen Menschen an berechtigter Einsamkeit geman­gelt hat. Einsamkeit ist etwas, was alle Menschen bis zu einem ge­wissen Grade brauchen und ist kein bloßer Egoismus. Wer immer anderen helfen will, wird einmal empfinden, daß er nicht weiter helfen kann, wenn er die Kräfte dazu nicht aus der Einsamkeit schöpft. Wer immer reden will, wird einmal spüren, daß er nur lee­re Worte redet, wenn er nicht in der Einsamkeit die geistigen Kräf­te zu sich kommen läßt. Zum Gebet und zur Meditation müssen wir in der Einsamkeit sein; ein gemeinsames Gebet kann die Men­schen nur zu einer gewissen Gruppenseelenhaftigkeit bringen. Wer meint, daß es egoistisch sei, in die Einsamkeit zu gehen, der hat ein­fach das Bedürfnis, bei anderen Menschen zu sein, nicht um ihnen zu helfen, sondern damit er nicht allein sei. Auch das selbstlose «helfen wollen» kann in Wirklichkeit dem Egoismus entspringen, indem man einfach die Geselligkeit sucht. So kann zum Beispiel auch das Magnetisieren, das angeblich angewendet wird, um ande­ren Schmerzen zu lindern, nur aus dem Bedürfnis hervorgehen, sich selbst angenehm zu empfinden, indem man den Körper des anderen bestreicht. Obwohl Liebe und Egoismus Gegenpole sind, ist es dennoch wahr, daß in gewissen Grenzfällen diese beiden sich sehr nahe berühren und es schwer ist, sie voneinander zu unter­scheiden.

#SE266b-225

Der Mensch hat um sich herum die drei niederen Naturrei­che. Während es das Zeugnis eines ungesunden Seelenlebens sein würde, wenn jemand fürchten würde, von den Wesenheiten des Mineralreichs oder des Pflanzenreichs verschluckt zu werden, kann es einem Esoteriker schon passieren, der durch seine Übungen zu solcher Stufe gekommen ist, daß er das Gefühl hat, von den höheren Wesen aufgesogen zu werden. So wie wir un­ter uns die drei Naturreiche haben, so über uns die drei geisti­gen Hierarchien, und es sind diese Wesenheiten - und auch sol­che, die mit der mehr inneren Menschheitsentwicklung zu tun haben -, die uns beeinflussen und das oben geschilderte Gefühl verursachen. Aber durch unser Ichbewußtsein ist uns zu gleicher Zeit die Kraft gegeben, daß wir nicht ganz von den höheren Wesenheiten aufgesogen werden, so daß wir nicht ein willen-loses Werkzeug werden, sondern die höhere Entwicklung führt gerade dahin, daß wir uns in unseren Gefühlen und Empfindun­gen selbständig machen, sonst würden wir unser Selbstbewußt­sein ganz verlieren. Bewußt sollen wir uns zu den höheren Hierarchien hinaufentwickeln.

Wer durch das Studium der Theosophie die großen Wahrhei­ten über Welt und Mensch in solcher Art erfaßt hat, daß sie ihn gleichsam warm durchziehen und beseelen, der lernt sich so empfinden inmitten der geistigen Wesenheiten, daß sein selb­ständiges Dasein nicht in Gefahr geraten kann. Dann lernen wir bei allem, was uns geschehen mag, aus unserem Innern heraus zu sagen: Das kommt von Gott. Dann lernen wir im Leid sagen:

Gott sendet uns dieses Leid als eine liebevolle Erinnerung an frühere Fehler; und im Glück werden wir sagen: Das ist eine Gnade, die Gott uns schickt, - und es stimmt uns zum Danke, nicht zur Selbstüberhebung. Dann lernen wir bei allem Gesche­hen die Wirkung der göttlichen Mächte erkennen, dann fühlen wir uns allmählich in dem richtigen Verhältnis, das uns mit dem Kosmos verbindet.

Aufzeichnung B

#G266b-1996-SE226 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

Aufzeichnung B

#TX

Wir haben das letzte Mal gehört, wie wirksam es ist für Unsere Seele, die Imagination auf sich wirken zu lassen, daß die äußere Welt um uns Maja ist, daß uns erst das umgekehrte Bild die Wahrheit bringt. Wir können in dieser Imagination noch weiter gehen. Schauen wir das Gesicht eines Menschen an, so müssen wir es uns umgekehrt denken: überall, wo eine Erhöhung ist, eine Vertiefung, dunkle Haare hell, helle dunkel usw. Aber auch die Farbe des Gesichts müssen wir uns umgekehrt denken, und zwar nicht nur statt der hellen eine dunkle Farbe, sondern die einzelnen Farbenfiecke, die uns entgegentreten, müssen wir uns in ihren Komplementärfarben vorstellen, so zum Beispiel einen roten Fleck grün usw. Wenn wir uns da recht hineinleben, werden uns die Farben etwas verkünden von den Eigenschaften des betreffen-den Menschen. Ein helles Grün - schon als Komplementärfarbe gedacht - würde bedeuten, daß der Mensch nicht loskommt von allem, was mit seiner Leiblichkeit eng verknüpft ist. Ein dunkles Grün deutet ein Streben nach dem Geistigen an, Blau ein beson­ders starkes Streben nach dem Geistigen. Diese Farben werden dann wie durchsichtig für uns. Es sind die Farben des Ätherleibes. Das alles wirkt nur, wenn wir es innerlich empfinden.

Durch diese Art der Betrachtung werden wir dazu kommen, die wahren Eigenschaften der Menschen zu erkennen, viel mehr, als es sonst auf irgendeine Art geschehen kann. Unser Verstand kann höchstens so weit kommen, zu sagen: die äußere Welt ist eine Maja; im umgekehrten Bilde sehe ich sie in ihrer wahren Gestalt. Hier an diesem Punkte muß der Verstand stillestehen, sonst gerät er in Wirrnis und verliert den Boden unter seinen Füßen. Unsere Gedanken sind Spiegelbilder der Außenwelt. Denken wir uns einen Spiegel und einen Gegenstand, der sich darin spiegelt. Stellen wir dem einen einen andern Spiegel gegen­über, so bekommen wir bis in verschwommene Ferne Spiegelbil­der der Spiegelbilder. So erginge es uns, wenn wir, statt über die okkulten Tatsachen einfach nachzudenken, darüber spintisieren

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wollten und Schlüsse ziehen, um neue Tatsachen zu finden. Das müßte uns zu einer gewissen Wirrnis führen. Wir müssen diese Dinge vielmehr mit unserem Empfinden erleben.

So wie der Mensch darinnensteht zwischen seinem ätheri­schen Bilde und seinem physischen Majabilde, ergibt sich uns erst ein richtiges Bild von dem Menschen. Wenn der Mensch in seinem physischen Leibe häßlich erscheint, so würde sich jenes Mittelbild schön zeigen, und umgekehrt. - Es gab eine gewisse Strömung in der Kunst, die das andeutet. Es gibt Christus-Bil­der, die die Christus-Gestalt durchaus nicht als schön zeigen.

Es ist gut, daß die Seele die Möglichkeit hat, die Notwendig­keit der Einsamkeit zu empfinden. Die Seele braucht zeitweise die Einsamkeit, und es ist gut, daß sie allein steht. Wer sich dem Gebete und der Meditation hingibt, der fühlt die Notwendigkeit der Einsamkeit dazu. Das Bedürfnis, mit anderen Menschen zu­sammen zu sein, entspringt oft aus egoistischen Gefühlen. Wir meinen, wir möchten helfen. Es gibt gewisse Grenzgebiete, wo Egoismus und Liebe kaum voneinander zu trennen sind. Wir möchten etwas tun für andere Menschen, und im Grunde tun wir es nur, weil es uns Befriedigung verschafft. Ein Magnetiseur kann meinen, mit irgendeinem bestimmten Strich den Menschen besonders helfen zu können, und in Wirklichkeit geschieht es nur, weil ihm das Streichen ein gewisses Wohlgefühl verursacht.

- Nun könnte man fälschlich einwenden: ja, das ist aber doch Egoismus, wenn ich mich der Einsamkeit hingebe. Das ist nicht richtig gedacht, und wäre nicht im richtigen Sinne selbstlos ge­dacht. Denn aus der Einsamkeit schöpfe ich Kraft, aus diesem Egoismus schöpfe ich mir die Kraft zu den Taten der Liebe. -Die Notwendigkeit der Einsamkeit ist ein Segen für die Seele, und es kann ein glückbringendes Gefühl für die Seele sein. Aber es kann auch ein Gefühl entstehen, das da spricht: ich stehe da, einsam und auf mich selbst angewiesen; alle Menschen stehen mir fern und sind mir fremd, und keiner kann mich verstehen. Ein solches Gefühl kann die Seele mit Leid erfüllen, aber sie muß sich darüber hinausheben können.

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Es gehörte schon eine sehr kranke Seele dazu, die, wenn sie über eine Wiese ginge, auf der Herbstzeitlosen blühen, zu sich so sprechen würde: «ich fürchte mich vor der Herbstzeitlose; sie könnte mich verschlucken.» Das müßte, wie gesagt, eine sehr krankhaft veranlagte Seele sein, die so sprechen könnte. Und doch könnten dem Esoteriker ähnliche Gefühle aufsteigen, und wir müssen durchaus auf derartiges gefaßt sein. Es kann ein Esoteriker dazu kommen, zu sagen: «ich fühle mich hingegeben den geistigen Welten; sie nehmen Besitz von mir; es ist mir, als wenn ich aufgesogen würde von den höheren Wesen.» Und in so einer Seele kann ein Groll aufsteigen gegenüber den Göttern.

- Wie unter uns drei Reiche sind, das Tier-, Pflanzen- und Mineralreich, so haben wir über uns die drei untersten Reiche der höheren Hierarchien, Engel, Erzengel und Urbeginne. Und die Seele kann in einem bestimmten Momente fühlen, als wenn ihr Engel Besitz von ihr ergreifen würde, und sie lehnt sich auf dagegen.

Wenn wir uns den Tatsachen der okkulten Forschung hinge­ben, die uns durch die Theosophie gebracht werden, was tun wir da eigentlich? Was ist es, was wir da in uns aufnehmen? Es ist nichts anderes als die Gedanken der Gottheit, die von An­fang an waren und nach denen alle Dinge geworden sind, die Urbilder alles Entstandenen. Wenn wir nun nichts könnten als die Gedanken der Gottheit mit unserem Verstande aufnehmen, so handelte es sich bloß um ein nüchternes Nach-denken. Wir würden die Wahrheiten mit unserem Verstande denken, aber es würde uns kühl lassen. Das wäre dem Gefühl ähnlich, das wir hätten, wenn wir auf einem hohen eisigen Berge stünden, zu dessen Spitze keine Wärme aus der Welt hinaufdringt. So ge­schähe es unseren Seelen, könnten wir bloß verstandesgemäß die okkulten Tatsachen, die da sind die Gedanken Gottes, aufneh­men. Früher, in der lemurischen Zeit, da nahmen die Menschen diese Dinge auf, gaben sich ganz den Göttern hin dabei, und die Wärme der geistigen Welt durchdrang sie, und sie fühlten sich innig verbunden mit der geistigen Welt. Im Laufe der Zeiten

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wurde das Verstandeserfassen immer nüchterner und das Emp­finden immer kälter und kälter. Und zur Zeit des Mysteriums von Golgatha, da war die Seele schon von einem Eisesschauer durchrieselt. Aber in dem Momente, als der Christus den Chri­stus-Träger verlassen hatte am Kreuze und sich hingegeben der Welt, da hat er die Kälte des Geistes durchglüht mit seinem heiligen Feuer und dadurch den Geist in den Heiligen Geist verwandelt.

Und jetzt stehen wir den okkulten Tatsachen wieder anders gegenüber. Wir nehmen sie nicht bloß auf mit unserem Verstan­de, sondern wir beleben sie mit unserem Empfinden. Wir durch­setzen und durchtränken unsere innersten Gefühle mit den ok­kulten Tatsachen; wir lassen das also Erlebte einfließen in alles, was wir tun. In dem Maße, in dem wir dies tun, haben wir von dem Heiligen Geiste in uns. Wir sagen dann, wenn wir körper­liches Wohlbefinden fühlen: das danke ich dem göttlichen Geiste in mir. Und wenn ein Gedanke wieder auftaucht in meinem In­nern, den ich in früheren Zeiten gedacht habe, so sage ich mir:

nicht ich, sondern der göttliche Geist in mir ist es, der diesen Gedanken wiederaufleuchten läßt in meinem Innern. Ich fühle nicht mehr, daß die geistige Welt einfach von mir Besitz ergreift, sondern ich habe mich mit dem göttlichen Geiste verbunden. Und wir werden dann die Wärme des göttlichen Geistes fühlen, der uns durchdringt.

Aufzeichnung C

Wir haben in der vorigen Stunde eine gewaltige Meditation vor unsere Seele gestellt und besprochen, und einige von Euch wer­den vielleicht versucht haben, sich das, was sich ihnen in der Sinnenwelt darstellt, als Maja, als Illusion anzusehen.

Wir können diese Meditation auch noch weiter verfolgen, indem wir bei den Menschen, die uns gegenüberstehen, die Gesichts- und Haarfarbe, auch seine Augen, etwaige Röte der

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Wangen in den Komplementärfarben zu empfinden versuchen; auch das, was als Erhöhung sich darstellt, als Vertiefung sehen und umgekehrt. Hat ein Mensch zum Beispiel mehr rote Bak­ken, so werden sie in Hellgrün empfunden werden müssen, und es ist ein Zeichen, daß derselbe noch sehr im (äußeren) Leben steht. Empfinden wir bei leichter Gesichtsröte eine dunkelgrüne Färbung und breitet sich darüber ein bläulicher Schimmer, so wird der Hellseher an dieser mehr oder weniger intensiven Fär­bung den Grad der Geistigkeit erkennen können. Es ist dies der Anfang, wo der Mensch eine Aura zu sehen beginnt.

Alle diese Sachen können nur empfunden und gefühlt wer­den. Das Bindeglied* zwischen dem Äther- und dem physischen Leib ist stets das Gegenstück des äußeren, sichtbaren Menschen. Erscheint der Mensch äußerlich häßlich, so ist das Verbindungs­glied schön. - In mancher Kunstrichtung heutzutage (?) können wir beobachten, daß oft dieses Geistige, dem Künstler selber unbewußt, in den Werken ausgedrückt ist, zum Beispiel die vie­len Kreuzigungsbilder mit den unschönen, häßlichen, schmerz­verzerrten Zügen. -

Wenn wir Maja und Illusion mit dem Verstande begreifen und diese Übungen des Umkehrens durchdenken wollen, so wird der Verstand, wenn er gesundes Denken entwickelt hat, nur bis zur Tatsache des Umdrehens mitgehen können; im an­dern Fall würde es nur ein fortwährendes und wieder zurück-geworfenes Spiegeln seiner eigenen Gedanken werden, die dann krankhaft ausarten können.

Bei der esoterischen Entwicklung müssen wir versuchen, fest zu stehen. Alle Schmerzen, Leiden, Angstzustände etc. geduldig ertragen. Es ist kein gutes Zeichen für den Esoteriker, wenn er klagt und alle möglichen Kuren macht. Wir müssen uns klar­werden, daß eine Veränderung der Körper vor sich geht, die eben solche Zustände hervorbringt. Auch alle möglichen Ner­vengeschichten, wie wir sie bei Neurasthenikern beobachten

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* In Aufzeichnung B heißt es: «Bild».

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können, Platzfurcht, sich von der Höhe herunterschwingen wol­len, können uns überfallen; dann muß man sich zum Bewußtsein bringen, daß das alles Maja ist, und vor allem, daß alle derartig auftretenden Zustände eine Stärkung bedeuten für später auftre­tende Schwierigkeiten.

Der Gedanke soll uns beherrschen, daß wir Lieblinge der Götter sind, je mehr wir zu leiden und zu überwinden haben.

Einsamkeit der Seele, ein Nichtverstandenwerden von andern tritt mit als erste seelische Schwierigkeit uns entgegen. Die Ein­samkeit bringt uns die höchsten seelischen Güter. In der Ein­samkeit beten, meditieren bringt uns die stärksten spirituellen Strömungen und stärkt unsere eigene Individualität.

Beten in der Masse ist nur eine Gruppenseligkeit. *

Einsamkeit wirkt verschieden nach dem Grade der Entwick­lung. Dem einen bringt sie Verzweiflung, dem andern Freude. Oft wird der Trieb nach Geselligkeit mit der Ausrede entschuldigt, dem andern helfen zu können, helfen zu wollen. Liebe und Egois­mus gehen Hand in Hand. Zuviel reden verursacht Banalität. Für berechtigte Einsamkeit muß man als Esoteriker sogar kämpfen.

Vor uns haben wir das Mineral-, Pflanzen- und Tierreich. Hinter uns stehen die niederen Hierarchien: Engel, Erzengel, Geister der Persönlichkeit. Oft ist das Gefühl vorhanden, als wenn ein Engel in uns hineinstiege und Besitz von uns ergriffe. Alles, was wir empfinden an Leid und Freude, ist Geschenk der Götter; das ist der Heilige Geist, der in uns wirkt.

Wenn jemand alle Gedanken der Theosophie, die jetzt der Welt gegeben worden sind, in sich hätte, so wären dies die Ge­danken der Götter; die würden nur das reine Denken in uns auslösen und in uns eine kalte Eiseskälte der Weisheit erzeugen.

Wir sollten aber in uns, geradeso wie in einem Ei das erste Lebensgefühl sich regt, Wärme erzeugen; Liebe, die uns durch­strömt und diese Gedanken der Götter beseelt, ist erst möglich durch das Christus-Ereignis. Von der lemurischen Zeit bis zum

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* In der Aufzeichnung E heißt es: «Gruppenseelenhaftigkeit».

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Christus-Ereignis war ein Abfluten; jetzt aber durch Christus Ein-sich-wieder-Erheben. Jetzt ist es möglich, Weisheit mit Liebe zu verbinden.

Diese Gefühle, Gedanken der Götter als vom Vater ausgehend meditieren, diese Gefühle dann durchwärmen und hinopfern in Christus und aufs neue geboren werden. Das Geistige, was in uns ist, durch den Heiligen Geist, in der richtigen rosenkreuzerischen Weise meditiert, gibt uns Sicherheit, die Selbständigkeit, die wir auch den höheren Hierarchien gegenüber haben sollen.

Ergänzung: Wir sollen Karma nicht nur theoretisch glauben; es ist sehr schwer, es wirklich als Folge zu empfinden bei schweren Lebenserfahrungen. Dazu aber verhelfen uns die eso­terischen Ubungen, zum Beispiel der Gelassenheit. Nicht bloß bei Freude oder Leid darüber stehen, sondern auch in jeder Fa­ser unseres Herzens ganz vollkommen hingegeben sein an die große Gerechtigkeit («Herr, Dein Wille geschehe»).

Bei der Rückschau ist es sehr gut, daß uns Punkte einfallen, die am Tage unserer Beachtung ganz entgangen sind.

Eine gute Imagination ist auch, sich eine Pflanze vorzustellen, wie sie grün aussieht, aber in der Tat Maja oder Illusion ist; man soll sie sich so vorstellen, daß die Blätter eine violett-rote Fär­bung haben, den Stengel blau etc. und auch die Stellung verkehrt denken; dann wird man beim richtigen Fühlen sich selbst fühlen als die Pflanze, in sie hineinwachsen und so mitwachsen in die geistigen Höhen. - Dasselbe ist auch angegeben in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?».

Alle Imaginationen werden uns in der rechten Weise erschei­nen, wenn wir die Welt in uns selbst als Maja vorstellen. Sehr gut ist diese Übung bei Tieren zu machen ...

Den Wesenheiten, die unseren Fortschritt hemmen, die unse­rem Karma entgegenarbeiten, müssen wir dankbar sein, denn wenn wir so unrein bleiben, wie es in unserem Karma liegt, so würden wir in die Abgründe geschleudert werden ...

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Aufzeichnung D

In derartigen Bemühungen können wir noch weiter gehen, in­dem wir Menschen gegenüberstehen und dabei versuchen, auch das Äußere des Menschen als Illusion und Maja anzusehen. So versuche man zum Beispiel seine Gesichtsfarbe, seine Haar-, Augen- und Wangenfarbe in den Komplementärfarben zu emp­finden, ebenso alles, was Erhöhung an ihm ist - Nase etc. - als Vertiefung und umgekehrt zu sehen. Dabei kommt man in die negative Form, diejenige, die als Hohlraum vom physischen Leib ausgespart ist und die das Geistige ausmacht. (Vergleiche «Theosophie»: Das Geisterland.) Dies ist auch der Anfang, um sich in die Aura des Menschen hineinzuleben. All diese Erleb­nisse können nur gefühlt und einpfunden werden. Gehen wir mit dem Intellekt daran, so kann man diese Art Übungen nur bis zur Umdrehung der Tatsachen vollziehen, oder man erlebt nur ein fortwährendes zurückgeworfenes Spiegeln der eigenen Gedanken, ohne in die geistige Wirklichkeit einzudringen. Hat ein Mensch zum Beispiel sehr rote Backen, so werden diese in der Komplementärfarbe als hellgrtin empfunden werden müssen, ein Zeichen, daß er noch stark ini vegetabilen Leben steht. Bei leichter Gesichtsröte breitet sich für das hellseherische Wahr­nehmen ein bläulicher Schimmer über eine etwas dunklere grüne Tönung. So kann der Hellseher den Grad der Geistigkeit von demjenigen erkennen, der vor ihm steht.

Das Bindeglied* zwischen dem Äther- und physischen Leib ist stets das Gegenstück zu dem äußeren sichtbaren Menschen. Er­scheint ein Mensch im Äußeren als schön, so ist dies Verbin­dungsglied häßlich, und umgekehrt. In manchen Kunstrichtungen der Gegenwart können wir beobachten, wie dies, wenn auch un­bewußt, oft ausgedrückt wird, so zum Beispiel in manchen Kreu­zigungsbildern mit den unschönen, schmerzverzerrten Zügen.

Will man nun versuchen, sich selbst mit seinem Bewußtsein

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* In Aufzeichnung B heißt es «Bild».

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in rechter Art in die Sinneswelt hineinzustellen, ohne dieser rein äußerlich als einer Maja ausgeliefert zu sein und an ihr zu haf­ten, so muß man sich folgendes klarmachen. Vor uns stehen die Reiche der Mineralien, Pflanzen und Tiere. Hinter uns stehen die Reiche der an den Menschen angrenzenden Hierarchien, der Engel, Erzengel und Geister der Persönlichkeit. Man kann nun oft das Gefühl haben, besonders wenn man die oben beschriebe­nen Übungen macht, als würde man von den hinter uns stehen­den Hierarchien wie aufgesogen werden; auch wird oftmals das Gefühl auftreten, als ob ein Engel in uns hineintrete.

Um diesem Gefühl des Aufgesogenwerdens recht zu begeg­nen, müssen wir alles, was wir an Freude und Leid erleben, als ein Geschenk der Götter ansehen lernen, als vom Vatergeist an uns herangebracht und in uns bewirkt. Dadurch entwickeln wir jene innere Gelassenheit, die wir den höheren Hierarchien ge­genüber als innere Festigkeit brauchen. Man kann nun sagen:

Wenn jemand alle diejenigen Gedanken, die heute in der Theo-sophie gegeben werden, in sich aufnehmen würde, so wären dies die Gedanken der höheren Hierarchien, der Götter; jedoch wür­de dies Denken in uns eine Eiseskälte erzeugen. Darum müssen wir diese Göttergedanken mit der Wärme verbinden, die Liebe in uns erweckt. Auch wenn dies erst nur schwach möglich ist, so ist es doch damit wie mit dem ersten Lebensgefühle in einem Pflanzenkeim. Erst durch das Christus-Ereignis ist es uns mög­lich geworden, Weisheit mit Liebe zu verbinden.

In dieser Art können wir diese Gedanken der Götter als vom Vater ausgehend empfinden und meditieren, dann dies Gefühl durchwärmen im Hinblick auf das Opfer des Christus, wodurch das so aufgenommene Geistige in uns wiedergeboren werden kann in den Weltgedanken des Heiligen Geistes, die mit Liebe durchdrungen sind. Das liegt in dem dreifachen Rosenkreuzer­spruch:

Ex Deo nascimur

In Christo morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

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Dies in der rechten Art geübt, verleiht uns die Sicherheit und die Selbständigkeit, die wir auch den höheren Hierarchien ge­genüber nötig haben.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim ...

* *

Aufzeichnung E

Das letzte Mal ist uns eine gewaltige Imagination vor die Seele gestellt worden. - Wenn diese richtig wirkt, dann so, daß wir uns sagen, wir sollen eine solche okkulte Tatsache mit dem Ge­fühl, der Empfindung aufnehmen, nicht mit dem Verstand - das führt nur zur Spiegelung in die Unendlichkeit und bringt die Seele, den Geist in Verwirrung. - Doch nicht nur die Imagina­tion, daß vorne hinten, oben unten, Licht Dunkelheit ist, süß bitter, bitter süß und so weiter, sondern den Menschen, der uns gegenüber steht, auch so imaginieren, daß die Gesichtsteile, die vorspringen, zurückgehen und die Farbe in ihrer Gegenfarbe er­scheint; zum Beispiel das Rot grün. So zum Geistigen des Men­schen vordringen: Hellgrün - noch an der Leiblichkeit haftend; wo das Grün dunkel wird bis ins Blaue, da mehr tangierend nach dem Geistigen. So langsam zum Schauen des Ätherleibes vordringen. Das, was zwischen Ätherleib und dem vorgestellten Gegenbild ist: die Schönheit als Häßlichkeit, die Häßlichkeit als Schönheit - wie manche Maler das Geistige als Verzerrung dar­gestellt haben bei Jesus am Kreuz.

Bei dem Esoteriker wird die äußere Hülle sich nicht gleich in die Veränderung finden, die mit dem inneren Menschen vorgeht; Beschwerden, diese aber nicht beachten, dagegen kämpfen, da­durch Stärkung der Seele; Platzkrankheit, Schwindel haben ihre Ursache darin, daß der Mensch nicht genügend berechtigte Einsamkeit

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hat. Einsamkeit ist notwendig für den Esoteriker; ge­meinsame Meditation, Gebete, bilden Gruppenseelenhaftigkeit aus. Die Seele soll in sich stark werden; auf dem Weg der Esote­rik auch Einsamkeitsgefühl, Gefühl des Nicht-vorhanden-Seins [für andere]. Dies kann entweder Schmerz oder Freude verursa­chen. Wenn der Mensch in sich das ganze theosophische Wissen hat, dann arbeiten in ihm die Gedanken der Götter. Wie der viergliedrige Mensch geworden oder die Planetenentwicklung, das hat in den Gedanken der Götter bestanden, ehe der Mensch da war. Diese Gedanken [waren] zur Zeit Lemuriens im Men­schen lebend mit dem Feuer der Götter, aber immer kälter wer­dend bis zum Ereignis von Golgatha, dann kam Christus, und nun sollen die Gedanken der Götter wieder durch das göttliche Feuer beseelt werden. Wie die drei Reiche der Natur vor uns, so hinter uns die drei Hierarchien Engel, Erzengel, Archai. Wie ein Mensch mit einem kranken Innenleben Angst hat, die Blume könnte ihn verschlingen, so gibt es bei der esoterischen Ent­wicklung den Moment der Angst, man würde von den Hierar­chien wie nach hinten hinaufgehoben, wie aufgesogen. Hingegen sich bei jedem Schmerz, jeder Freude sagen: der Heilige Geist bewirkt alles in dir, dadurch Festigkeit, Selbsterhaltung beim Aufsteigen in die höheren Welten. Aus dem Reich der Geister der Gedanken, der Götter des Vaters, durch das Feuer Christi, des Sohnes, in das Reich des Heiligen Geistes.

* *

Aufzeichnung F

Überwindung innerer Angstzustände

Worauf es vor allem ankommt in der esoterischen Entwicklung, das ist, daß wir versuchen müssen, alle Schmerzen, Leiden und Angstzustände usw. geduldig zu ertragen, indem wir innerlich fest stehen. Dies ist eine erste, große Bedingung. Es ist kein gutes

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Zeichen für den Esoteriker, wenn er viel klagt und alle mög­lichen Kuren anwendet für seine Leiden. Wir müssen uns viel­mehr klarmachen, daß eine Veränderung unserer Wesensglieder bei uns sich vollzieht, die eben derartige Zustände von Angst und Schmerzen hervorruft. Auch alle möglichen Nervenangele­genheiten können dadurch beobachtet werden, wie z. B. Platz­angst usw. Dies alles kann uns überfallen. Dagegen ist notwen­dig, sich zum klaren Bewußtsein zu bringen, daß dies alles Maja ist, Illusion, und daß diese und ähnliche Erscheinungen in Wirk­lichkeit eine Stärkung bedeuten für später auftretende, zu über­windende Schwierigkeiten in der inneren Entwicklung.

Bei all diesem soll uns der Gedanke leiten, daß wir Lieblinge der Götter sind, je mehr wir zu leiden und zu überwinden ha­ben! Dies gibt uns die richtige Stärkung und Festigkeit, der wir auf unserem Wege bedürfen.

Als eine der ersten seelischen Schwierigkeiten tritt uns vor allem die Einsamkeit der Seele entgegen, ein Nichtvorhandensein für andere. Aber gerade die Einsamkeit ist es, die uns die höch­sten geistigen Güter bringt. In der Einsamkeit beten, meditieren, bringt uns die höchsten und stärksten spirituellen Strömungen und festigt unsere Individualität. Dagegen bringt Beten in der Messe [Masse?*] (Kirche) stets Gruppenseelenhaftigkeit.

Einsamkeit wirkt verschieden, je nach dem Grade ihrer Ent­wicklung auf den einzelnen Menschen, den einen bringt sie in Verzweiflung, den andern führt sie zur inneren Freude. Oft wird auch der Trieb zur Geselligkeit, um der Einsamkeit zu ent­rinnen, damit entschuldigt, daß man anderen helfen will. Den­noch wirkt gerade das Zuviel-Reden nicht fördernd auf uns: es verursacht Brutalität.* * Liebe und Egoismus gehen in dieser Be­ziehung Hand in Hand, wenn man sich in der Geselligkeit, um «andern helfen zu wollen», zu sehr verliert.

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* Vgl* hierzu die Aufzeichnung C, wo es heißt: «Beten in der Masse ... »

** Vermutlich muß es hier heißen: «Banalität»; vgl. Aufzeichnung C..

#SE266b-238

Doch muß man für berechtigte Einsamkeit kämpfen lernen. Oft wird das heute als Egoismus angesehen. Dennoch muß der Esoteriker in gewissen Fällen egoistisch sein, denn sonst würde er nie die Stufe erreichen, für die Menschheit als Werkzeug ge­braucht werden zu können. Nur der Weg durch die eben charak­terisierten Prüfungen führt uns zu den Höhen, wo wir den Geist finden und ihm später als selbstlose Diener dienen können.

*

* *

Aufzeichnung G

Alles, was wir sehen, ist Maja. In Wahrheit, müssen wir uns sagen, ist alles gerade das Gegenteil von dem, was wir sehen:

Vorne ist in Wahrheit hinten und

hinten ist vorne,

rechts ist links,

links ist rechts,

oben ist unten,

unten ist oben,

hoch ist Vertiefung und

Vertiefung ist Erhöhung usw.

Dieses sich immer bei allem Erleben sagen, das ist für den Esoteriker notwendig.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 27. Oktober 1911

Aufzeichnung A

#TX

Großer Ernst sollte walten im esoterischen Leben. Eine esoteri­sche Stunde sollte etwas Heiliges sein, etwas, das uns anvertraut wird, und niemals sollten wir sie hinnehmen als etwas Gewohn­tes. Wir waren uns wohl alle nicht des nötigen Ernstes bewußt, als wir um die Aufnahme in den E.S.-Kreis baten. Jetzt sollen wir uns diesen Ernst immer mehr vor die Seele führen und mit all unseren Kräften die Verbindung mit den geistigen Welten an­streben, die uns durch eine esoterische Schulung werden kann, um nicht wieder in das alltägliche Leben zurück zu verfallen. Alle Übungen, die uns gegeben sind, sind zu betrachten als aus­gehend von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklan­ges der Empfindungen.

Im esoterischen Leben ist besonders zu achten auf den Egois­mus. Oftmals reden wir uns vor, daß wir etwas selbstlos tun, oder wir empfinden gegen jemand Haß, Neid, der uns noch nicht zum Bewußtsein kommt, und wir meinen, als Esoteriker ihm die Wahrheit sagen zu müssen oder dies oder jenes nicht von ihm leiden zu dürfen. Sobald solche Gefühle auftreten, soll­te man sich vorstellen, daß wir uns groben Täuschungen hinge­ben und daß deren Ursachen immer dem Egoismus entspringen. Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärmegefühl, das den Ätherleib - und zwar den Teil des Ätherleibes, den wir Wärmeäther nennen - durchzieht und bis auf den physischen Körper, durch das Blut wirkt. - Klar müssen wir uns sein dar­über, daß derartige Gefühle stets schädigend einwirken auf die Weltentwicklung. Die Hierarchien, die angestellt sind, die kar­mischen Zusammenhänge zu leiten, wirken dann in der Weise ein, daß sie Wesenheiten luziferischer Art anstellen, die in uns diese Wirkungen zerstören, indem sie schädigend bis auf den physischen Körper einwirken.

#SE266b-240

Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer eigenen Schlechtigkeit, durchzieht uns ein durchaus kaltes Eisesgefühl, während alles, was in uns an Affekten zur Befriedigung gelangt, sich äußert, im Gegensatz zur Selbsterkenntnis, in einem Wär­megefühl. Samael ist der Anführer der luziferischen Wesenhei­ten, die in dieser Kälte wirken, dem Menschen Selbsterkenntnis bringend. Sie sind in den verschiedensten Gestalten, meist men­schenähnlich, dem Hellseher wahrnehmbar.

Unwahrhaftigkeit, Unehrenhaftigkeit besitzt der Mensch oft mehr, als er selbst weiß. Viele sagen: Unwahrhaftigkeit habe ich wirklich nicht mehr in mir; das habe ich ganz abgelegt. Aber diese Unwahrhaftigkeit ist oftmals so fein, daß sie uns meistens gar nicht zum Bewußtsein kommt. Denken wir uns zum Bei­spiel folgendes. Wir lesen in der Zeitung die Ankündigung eines theosophischen Vortrags in einer anderen Stadt und beschließen, dahin zu fahren. Wir denken ganz gewiß, daß wir nur zu diesem Zwecke dahin fahren, und es kommt uns nicht ins Bewußtsein, daß gerade in dieser Stadt ein lieber Freund wohnt, den wir ger­ne wiedersehen möchten, oder daß ein Vergnügen stattfindet, das wir gern mitmachen möchten. Wir glauben, daß wir nur des Vortrages wegen hinfahren wollen, während in Wahrheit noch andere Gründe für diese Reise bestehen. - Wir sind [zwar] durch unsere Erziehung schon so erzogen, keine groben Un­wahrheiten zu sagen. Aber [noch nicht überwunden ist] der Hang vielleicht, besser zu scheinen, oder aber bei strenger Selbstprüfung, wenn es uns an Hals und Kragen gehen sollte, um die Wahrheit zu gestehen, sie uns dennoch zu verschweigen, zu bemänteln und zu verschleiern. Dies alles wirkt schädigend auf alles Weltgeschehen ein. Die Wirkungen solcher Unwahrhaf­tigkeiten gehen zunächst auf unseren Astralleib, dann auf den Ätherleib, und zwar auf den Teil des Ätherleibes, den wir den Lichtäther nennen. Dann gehen sie weiter auf den physischen Leib und wirken auf unser Nervensystem ein. - Alle solche Unaufrichtigkeiten bringt uns zum Bewußtsein Azazel. Er mit seinen Wesenheiten, deren Anführer er ist, offenbart sich dem

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Hellseher auch menschenähnlich meistens als Kopf mit Raben-flügeln. Während bei Egoismus' Neid, Haß wir beim Aufwa­chen haben ein Gefühl des Ekels, des Abscheus, das zurückzu­führen ist auf die Wirkung unseres Doppelgängers, wird bei Unaufrichtigkeit derjenige der noch dazu neigt, empfinden beim Aufwachen ein würgendes, kratzendes Gefühl im Halse. Er wird sich fühlen, als wenn er räit Zangen gezwickt, mit tausend Ar­men gepeinigt würde. Das bewirkt Azazel mit seinen Scharen. Und wenn wir seine Wirkung in der angedeuteten Weise ver­spüren, sollte uns das zum Nachdenken bringen darüber, wie tief wir noch in Lüge und Verstellung verstrickt sind.

Ein Drittes ist die Gleichgültigkeit und Stumpfheit gegenübeir den geistigen Welten. Viele Schüler hören sich wohl eine esoteri­sche Stunde an, aber das, was gegeben wird, findet keinen Wider­hall bei ihnen. Sie können nicht loskommen vom gewöhnlichen Tagesleben. Sie können sich nicht geistig erheben oder sich mit geistigen Gedanken abgeben Andere haben nur Neugier, Von den geistigen Welten etwas zu seh hen und zu erleben, und meditieren darauflos, ohne sich einem regelmäßigen Studium hinzugeben, weil ihnen das eben zu unbequem ist. Das wirkt direkt auf das Ich, von da auf den Astralleib dann auf den Atherleib, und zwar auf den Teil, den wir den chem ischen Äther nennen, und von da auf den physischen Leib in allen seinen Säften und Drüsen. Das ist die Wirksamkeit von Azael Bei einem Nichtesoteriker will Azael mit seinen Scharen nur stets gute Wirkungen befördern, indem er nicht gesundheitsstörend, sondern gewissermaßen er­gänzend auf ihn einwirkt Beim Esoteriker gehen die Wirkungen tiefer, und von ihm wird verlangt daß er sich stets des vollen Verantwortlichkeitsgefühls gegen sich selbst und die Welt bewußt ist. - Beim Aufwachen wird ein stumpfer Esoteriker ein Gefühl des Ertrinkens, wie eine Sintflut, haben - je stärker, je mehr er sich dem alltäglichen Sinnesleben überläßt.

Der Esoteriker soll stets auf sich selbst achten. Es schadet nicht, wenn er manchmal zum Grübler an sich selbst wird. Nur dadurch wird ihm aufgehen, was uns jedesmal am Schluß einer

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esoterischen Stunde von den Meistern der Weisheit und des Zu­sammenklanges der Empfindungen nahegelegt wird:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

In meinem Leibe liegt des Geistes Keim ...

*

Aufzeichnung B

Das esoterische Leben soll mit großem Ernst aufgefaßt werden. Nur allzu oft ist es die Neugierde, die die Menschen zur Esoterik treibt. Sie möchten sich zwar entwickeln, aber nicht dasjenige stu­dieren, was schon vorher an Esoterischem gegeben wurde. Es wird zum Beispiel oft gesprochen von dem «bewußten Einschla­fen und Aufwachen». Was geschieht, wenn wir bewußt aufwa­chen? Dann tauchen wir unter in dasjenige, was wir wirklich sind, was unser Karma aus unseren verschiedenen Hüllen gemacht hat. Damit wir mit Bewußtsein untertauchen können, müssen wir fortwährend Selbsterkenntnis üben. Man kann sich nur allzu leicht täuschen über die Motive zu der einen oder anderen Tat. Sobald man mit dem Verstand glaubt, festgestellt zu haben, daß man selbstlose Motive zu seiner Tat hatte, soll man sehr auf der Hut sein und wohl bedenken, daß es die größte Möglichkeit gibt, daß es in Wirklichkeit gerade umgekehrt ist. Man kann mit Neid erfüllt sein einem Menschen gegenüber, oder man kann glauben, gegen einen Menschen etwas unternehmen zu müssen, und die Motive dazu können ganz woanders liegen, liegen auch in weitaus den meisten Fällen ganz anders, als wo man sie vermutet.

Wenn der Mensch Zorn oder Neid empfindet, kann ihm diese Empfindung eine gewisse Befriedigung gewähren, aber dadurch schadet er nicht nur sich selbst, sondern der ganzen Welt. Ein solches Gefühl übt sofort einen Einfluß auf seinen Ätherleib aus, und zwar auf jenen Teil, der dem Wärmeäther angehört. Auch die Befriedigung, die auf eine wirkliche - nicht eingebildete

#SE266b-243

- selbstlose Tat folgt, greift den Wärmeäther unseres Äther-leibes an, wirkt dann aber wohltätig auf die ganze Welt zurück. Wenn ein Mensch sich dem Zorn oder der Selbstsucht im allge­meinen hingibt, dann schicken die Wesen der höheren Hier­archien, die dafür zu sorgen haben, daß nichts Unrichtiges in die Entwicklung hineinkommt, gewisse andere Wesen, die zu den luziferischen Scharen gehören, in den Ätherleib hinein, damit die Folgen der Selbstsucht zerstört werden. Diese Wesen müssen also fortwährend in der Menschheitsentwicklung tätig sein, um den Wirkungen, die durch Selbstsucht auf den Wärmeäther und von da in dem physischen Leib auf das Blut ausgeübt werden, entgegenzuarbeiten. Ihr Anführer ist unter dem kabbalistischen Namen des Samael bekannt.

Will man als Esoteriker diesen Wirkungen entgehen, dann soll man sich klar vor Augen halten, wie man zum Beispiel ein­mal irgend jemandem gegenüber zornig gewesen ist, und dann soll man das Wärmegefühl, das uns sonst bei der Befriedigung durch den Zorn erfüllt, von uns weisen und es übergehen lassen in ein Gefühl fröstelnder Kälte.

Eine andere Neigung, die Menschen anhaftet, ist die Lügenhaf­tigkeit. Wenn auch diese Neigung durch die Erziehung in Gren­zen gehalten wird, so handelt es sich doch darum, daß man die Möglichkeit in sich hat, in gegebenen Verhältnissen unwahr zu sein, wenn man auch nicht oft eine Lüge ausspricht. Eine Un­wahrheit wirkt sofort auf unseren Astralleib und von da aus auf den Ätherleib, und zwar auf den Lichtäther, und dann zuletzt auf den physischen Leib im Nervensystem. Auch diese Folgen wer­den von göttlich-geistigen Wesenheiten vernichtet, die unter der Anführung des Azazel stehen. Dieser wirkt so auf den Menschen

- und insbesondere auf den Esoteriker -, daß man beim Aufwa­chen ein Gefühl hat, als ob ein fürchterliches Ungeheuer in unse­ren Hals krieche und uns würgen wolle. Dieses Erlebnis braucht nicht zu allen Esoterikern zu kommen, aber einige müssen es durchmachen, allen kann es nicht erspart werden.

Die äußere Gestalt dieser Wesen, so wie der Hellseher sie

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schaut, ist nicht dasjenige, was besonders wichtig wäre. Sie kön­nen sich in den verschiedensten Gestalten zeigen, haben aber speziell die Menschenform ausgebildet, obwohl Samael zum Bei-spiel ein Wesen ist, das zu den Salamandern gehört. Besonders Azazel hat die edleren Teile der Menschengestalt gut ausgebildet und Flügel anstelle von Armen. Für den Esoteriker ist es aber wichtig, zu wissen, daß er sich so zeigt, als wolle ein Wesen in seine Kehle eindringen und ihn würgen.

Es kann der Mensch auch so sein, daß er eigentlich stumpf ist den geistigen Welten gegenüber. Das kann sogar bei Esoterikern vorkommen, die rasch in die geistigen Welten eindringen moch­ten, aber nicht dasjenige studieren, was ihnen verstandesmäßig geboten wird. Auch dieses wirkt so, daß die Folgen, die für die Welt auftreten würden, vernichtet werden müssen durch geistige Wesen, die unter der Führung der höheren Hierarchien stehen. Zum Beispiel in Österreich mußten einmal alle Lehrer, alte und junge, neu geprüft werden wegen neuer Forderungen, die durch das Gesetz der Erlangung der Lehrbefugnis gestellt waren. Ein Unterrichtsinspektor, der es den alten Lehrern nicht zu schwer machen wollte, beschloß, sie nur zu prüfen in demjenigen, was in den Büchern stand, nach denen sie selber seit Jahren unter­richtet hatten. Und siehe da, es zeigte sich, daß die größte Mehr­zahl dieser Lehrer selber nicht wußte, was in den von ihnen be­nützten Lehrbüchern stand. So stumpf waren sie der geistigen Welt gegenüber.

Für Esoteriker, die diese Neigung haben, sind jene Geister, die unter Anführung Azaels stehen, eigentlich ein Segen, denn Azael braucht bei ihnen nichts zu vernichten, sondern er muß ihnen etwas bringen. Unglaublich beschäftigt ist Azael mit sei­nen Scharen in der Welt. Sie wirken auf den chemischen Äther im Ätherleib und so auf die Säfte im Blut, die durch den Stumpfsinn umgewandelt werden. Bei einem Esoteriker gibt die Wirkung des Azael beim Aufwachen ein Gefühl des Ertrinkens. Man findet sich nicht zurecht in der physischen Welt, möchte am liebsten gleich wieder einschlafen.

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Man stellt sich die luziferischen Wesen oft als ausschließlich schlechte vor, aber sie wirken auch viel Gutes in der Welt.

Aufzeichnung C

Wir müssen esoterisches Leben ernst nehmen. Eine esoterische Stunde muß uns etwas Heiliges sein, niemals sollen wir sie als etwas Gewohntes hinnehmen.

Wir waren uns wohl alle nicht des nötigen Ernstes bewußt, als wir um die Aufnahme in den E.S.-Kreis baten. Jetzt wollen wir uns dies immer mehr vor die Seele führen und die Verbin­dung mit den geistigen Welten anstreben, um nicht wieder in das alltägliche Leben zurückzuverfallen.

Die Übungen, die uns gegeben sind, sind als von den Mei­stern ausgehend zu betrachten.

Der Esoteriker soll achten auf sich und seine Gefühle, beson­ders auf das, was seine Selbsterkenntnis betrifft. Die allermei­sten, und wir gehören wohl auch dazu, geben sich großen Täu­schungen darüber hin, was sie selbst angeht.

1. Besonders ist auf den Egoismus zu achten. Wir reden uns oft vor, etwas selbstlos zu tun, oder aber wir empfinden gegen jemand Haß und Neid, der uns noch nicht zum Bewußtsein kommt, und meinen als Esoteriker, ihm die Wahrheit sagen zu müssen oder dies und das nicht von ihm leiden zu dürfen. So­bald solche Gefühle auftreten, sollte man sich vorstellen, daß wir uns groben Täuschungen hingeben, daß deren Ursache immer dem Egoismus entspringt.

Derartige Gefühle äußern sich stets mit einem Wärmegefühl, das den Ätherleib, und zwar den Teil des Ätherleibes, den wir Wärmeäther nennen, durchzieht und bis auf den physischen Körper durch das Blut wirkt. Derartige Gefühle wirken stets schädigend auf das Weltenentwickeln ein. - Die Hierarchien, die angestellt sind, die karmischen Zusammenhänge zu leiten, wirken

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dann in der Weise ein, daß sie Wesenheiten (luziferische) anstellen, die in uns diese Wirkungen zerstören und dann schädigend auf ihn und indirekt auf seinen physischen Körper wirken. Bei richtiger Selbsterkenntnis, beim Einsehen unserer eigenen Schlechtigkeit, durchzieht uns ein durchaus kaltes Eises-gefühl. Alles, was in uns an Affekten etc. zur Befriedigung gelangt, äußert sich im Gegensatz zur Selbsterkenntnis in dem oben angedeuteten Wärmegefühl.

Dem Hellseher offenbaren sich diese Wesenheiten, deren An-führer Samael mit seinen großen Scharen genannt wird, in ver­schiedenster Gestalt, meist menschenähnlich; sie sind fast immer (und für Hellseher häufig) wahrnehmbar.

Beim Aufwachen wird das Gefühl des Ekels und des Ab­scheus empfunden, das stets auf den Egoismus zurückzuführen ist. Bei Unwahrhaftigkeit wird derjenige, der dazu neigt, ein würgendes, kratzendes Gefühl im Hals verspüren, als ob er mit tausend Armen gepeinigt würde. Jeder, der sich selbst beobach­tet, wird dann merken, wie tief er noch in Lüge und Verstellung verstrickt ist.

2. Unwahrhaftigkeit:

Wir sind durch unsere Erziehung etc. schon so erzogen, keine groben Unwahrheiten zu sagen; aber der Hang, vielleicht besser zu scheinen, oder aber bei strenger Selbstprüfung, wenn es uns an Hals und Kragen gehen sollte, anstatt die Wahrheit zu geste­hen, sie dann zu verschweigen oder zu verschleiern, dies alles wirkt schädigend auf alles Weltgeschehen ein. Solche Unwahr­heiten wirken auf unseren Astralleib, dann auf den Ätherleib und zwar auf den Teil, den wir den Lichtäther nennen, dann weiter auf den physischen Leib in unser Nervensystem.

Die Wesenheiten, deren Anführer Azazel ist, offenbaren sich dem Hellseher auch menschenähnlich, meistens als Kopf mit Rabenflügeln etc.

3. Das Dritte ist die Gleichgültigkeit und Stumpfheit gegen die geistigen Welten. Viele von uns Esoterikern hören sich eine esoterische Stunde an, aber das, was gegeben wird, findet keinen

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Widerhall bei ihnen; sie können im gewöhnlichen Tagesleben sich nicht geistig erheben und sich mit geistigen Gedanken abge­ben. Andere haben nur Neugier, von den geistigen Welten etwas zu sehen und zu erleben, und meditieren darauf los, ohne sich einem regelmäßigen Studium hinzugeben, weil ihnen das zu un­bequem ist. Dies wirkt beim Esoteriker auf das Ich, von da auf den Astralleib, dann weiter auf den Ätherleib, und zwar auf den Teil, den wir den chemischen Äther nennen, und von da auf den physischen Leib in allen seinen Säften und Drüsen. Bei einem Nicht-Esoteriker wollen Azazel mit seinen Scharen nur stets gute Wirkungen befördern, da sie nicht gesundheitstörend, son­dern gewissermaßen ergänzend auf ihn einwirken. Beim Esoteri­ker wird verlangt, daß er sich stets des vollen Verantwortlich­keitsgefühls gegen sich selbst und die Welt bewußt ist.

Beim Aufwachen wird ein stumpfer Esoteriker ein Gefühl des Ertrinkens (Sintflut) haben, je stärker, je mehr er sich dem all­täglichen Sinnesleben überläßt.

Der Esoteriker soll fortwährend auf sich selbst achten; es schadet nicht, wenn er manchmal zum Grübler an sich selbst wird; nur dadurch wird ihm aufgehen das, was uns am Schluß einer jeden esoterischen Stunde von dem Meister der Weisheit nahegelegt wird.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung D

Das esoterische Leben können wir nicht ernst genug nehmen. Übungen werden gegeben zum Weiterkommen, aber die Feinde, die sich dem entgegenstellen, sind die alten Lebensgewohnheiten:

die Befriedigung egoistischer Wünsche wirkt schädigend für die ganze Fortentwicklung der Menschheit, die Befriedigung selbstloser

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Taten wirkt fördernd. Ebenso alle Affekte, Leidenschaften, dann auch der Hang zur Unaufrichtigkeit, zur Lüge, der geistige Stumpfsinn, sie alle wirken schädigend, hemmend auf die Ent­wicklung. Die Befriedigung des Egoismus, die Affekte und Lei­denschaften sitzen direkt im Ätherleib, im Wärmeäther, und wirken von dort ins Blut, dieses erwärmend. Nur Abscheu vor uns selbst kann bei der rechten Selbsterkenntnis erkältend wirken. Selbsterkenntnis ist immer Kampf.

Um diese Schädigungen zu beseitigen, sind von den guten geistigen Mächten Scharen ausgesandt, um diese Wirkungen zu zerstören unter Samael (gehört zu den Feuersalamandern; er-scheint aber dem Hellseher in Menschengestalt mit Flügeln statt Armen). Die Gewohnheiten der Unaufrichtigkeit sitzen im Lichtäther, auch ein Teil des Ätherleibs, und wirken auf dem Umwege des Astralleibes in das Nervensystem. Gegen diese Wirkungen ist gestellt Azazel, mit ihm müssen wir kämpfen, wenn man beim Aufwachen ein Gefühl des Gewürgtseins hat, als ob man ein gräßliches Tier hinunterschlucken müßte; das ist ein sicheres Zeichen, daß bei einem dieser Hang zur Lüge vor­handen ist. Der dritte Feind ist der geistige Stumpfsinn, kein In­teresse haben für die geistigen Tatsachen; dieser sitzt im chemi­schen Äther, wirkt vom Ich aus über den Astralleib bis in die Säfte hinein. Um diese zerstörenden Wirkungen zu beseitigen, ist Azael da. Beim Aufwachen das Gefühl des Ertrinkens, des Sich-nicht-zurechtfinden-Könnens, bewirkt das Vorhandensein dieses geistigen Stumpfsinns. Der Esoteriker soll mit diesen drei Mächten kämpfen. Das Schlimmste für den Esoteriker ist Zu­friedenheit mit sich selbst, da gibt es dann kein Weiterkommen auf dem esoterischen Weg.

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Aufzeichnung E

Wir sahen bereits, wie der Esoteriker durch rechte Meditation und Konzentration dazu gelangen muß, durch die Welt der Illu­sion hindurch zur geistigen Wirklichkeit sich bewußt hinaufzu-entwickeln, und daß ihm auf diesem Wege behilflich sind diejeni-gen Wesenheiten, die als luziferische Scharen von den weisen Mächten zugelassen sind damit er durch die Prüfungen sein Ziel erreichen kann. Es sind also von diesem Gesichtspunkte gute lu­ziferische Wesenheiten deren Anführer Samael ist. Nun gibt es aber noch mehr solche; Wesenheiten, und da haben wir zunächst zu betrachten Azazel mit seiner Schar. Der Mensch besitzt ge­wöhnlich mehr Unaufrichtigkeit und Unwahrhaftigkeit, als er selbst es weiß, und ich sehe jetzt sehr viele, die da sagen: Unwahr­haftigkeit habe ich wirkliich nicht mehr in mir, das habe ich abge; legt! - Diese Unwahrhaftigkeit aber ist so fein, daß sie uns mei­stens gar nicht zum Bewußtsein kommt, da man sich sehr oft ganz falsche Motive seines Handelns unterschiebt, in Wirklichkeit aber ganz anderen Beweggründen folgt. Alle diese Unaufrichtigkeiten bringt uns Azazel zum Bewußtsein mit seinen Scharen, und wenn wir fühlen, als wenn wir mit Zangen gezwickt, mit tausend Ar­men gepeinigt würden, so sollen wir darüber nachdenken, wie tief wir noch in Unwahrhaftigkeit und Lüge verstrickt sind.

Eine dritte Wesenheit die an den Esoteriker herantritt, ist Azael. Auch dieser kann ein beklemmendes Gefühl hervorrufen, auch ein würgendes, kratzendes Gefühl im Halse. Und wieder­um sollen wir uns klarmachen, was wir an schlechten Eigen­schaften noch abzulegen haben, wie zum Beispiel alle stumpfe Gleichgültigkeit gegenüber den Weltereignissen; denn nicht Gleichgültigkeit soll der Esoteriker gegenüber den Weltgescheh­nissen empfinden. Die meisten Menschen sind deshalb so gleich­gültig, weil sie so stark in den Egoismus verstrickt sind, so daß sie ganz gleichgültig gegenüber allem sind, was um sie herum vorgeht. Daher stammt auch die Stumpfheit der Menge gegen­über den geistigen Wesenheiten.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 30. Oktober 1911

Aufzeichnung A

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Wenn wir hinuntertauchen in unser eigenes Innere, so werden wir dort viele Wesenheiten finden. Das mag uns zunächst merk­würdig erscheinen, aber je weiter wir kommen, je mehr wir hin­einschauen lernen in die geistigen Welten, um so mehr werden wir sehen, daß eine Summe geistiger Wesenheiten an uns arbei­tet, oft, um auszugleichen, wo wir Menschen in unserer Torheit Zerstörung anrichten.

Fragen wir uns einmal: woher kommt die Krankheit? Wir wis­sen, daß jede Krankheit neben ihrer physischen auch eine geistige Ursache hat, die in Unmoralität, Leidenschaften, oder sonstigen Verfehlungen in dieser, meist in der vorigen Existenz zu suchen ist. Die Überwindung jeder Krankheit gibt Kräfte frei, d.h. aber nicht: man soll eine Krankheit möglichst lange hinziehen, um schnell vorwärts zu kommen, sondern jeder muß an seiner Stelle das Seine tun, um bald gesund zu werden. Ist er aber drei Monate oder drei Wochen krank gewesen, so soll er das als Karma anse­hen und mit Geduld und Gelassenheit ertragen.

Aber noch aus einem zweiten Grunde ist eine Krankheit et­was Wohltätiges. Seit der lemurischen Zeit, durch die Atlantis hindurch bis zum Mysterium von Golgatha, ist die Menschheit immer tiefer in die Materie gesunken. Und dadurch, daß wir unseren Trieben und Leidenschaften folgen, müßten wir immer tiefer sinken, immer mehr von den Zielen abgebracht werden, die uns von der Gottheit gesteckt sind.

#Bild s. 250

Da ist es die Krankheit, die diesen Impuls nach unten gewis­sermaßen abbiegt und uns wieder die Richtung nach oben gibt.

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Die heutige Schuiwissenschaft verurteilt die theosophischen Lehren als Träumerei; aber man soll nur einmal ein Buch in die Hand nehmen, wie das Johannes-Evangelium oder irgendein theosophisches Buch, da wird man sehen, wie es belebend, erfri­schend wirkt, während ein materialistisches oder monistisches Buch die Seele verdorrt, vertrocknet. Und weil durch dieses rein materialistische Denken nur Kräfte verbraucht werden, so wird die Folgeerscheinung in der nächsten Existenz sein, daß solche Leute mit einer Art Schwachsinn behaftet sein werden. Ihr Ge­hirn wird eine ganz schwammige, wäßrige Masse sein, sie wer­den denken wollen, können aber nicht. Dieser Schwachsinn ist eine Wohltat, die verhütet, daß diese Leute rettungslos hinun­tersinken; denn dadurch, daß in einer Existenz Schwachsinn ein­tritt, das Gehirn also vor materiellem Denken bewahrt bleibt, kann das ewige Ich zweimal hintereinander im Devachan an dem Wesenskern arbeiten und ihn so beeinflussen, daß es wieder nach oben strebt.

#Bild s. 251

Sie haben alle schon erfahren oder werden es noch tun, daß man sich in der Meditation ganz losgelöst fühlt, der Ätherkör-per weitet sich, man fühlt sich hinausgetragen in ferne Welten-grenzen - plötzlich aber fühlt man sich wieder wie festgebannt an diese Welt, man kann nicht von ihr loskommen, man sitzt wie in einem Schraubstock. Das ist gut so. Es ist unser Karma aus den früheren Inkarnationen, das uns so festhält. Würden wir infolge der Übungen gleich hinaufsteigen in die geistige Welt, ohne unser Karma abgetragen zu haben, so würde die Folge ein tiefer Sturz sein. Der Anführer dieser Scharen, die uns fest an die Erde bannen, ist Mehazael. Ihn lernen wir kennen, wenn wir

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in unser Inneres steigen, ebenso wie Samael, Azazel und Azael. Wir werden dann wirklich erkennen, daß unser Inneres das Wir­kungsfeld von Dämonen ist: «Und ihre Zahl ist Legion!» wie es in der Bibel heißt. Auf unserm esoterischen Wege sollen wir diese Wesen kennenlernen, damit wir verständig werden und ih­nen nach und nach entwachsen. Azael wirkt so, daß er das, was durch die Stumpfheit gegenüber der geistigen Welt entsteht, aus-gleicht. Wenn wir uns aneignen die Gelassenheit, dann überneh­men wir die Arbeit Azaels. Das aber ist Gelassenheit: nicht in Freude jubeln, noch in Schmerz klagen, sondern in allem die Realität karmischen Wirkens anerkennen. Wir sollen nicht nur theoretisch an die Karmaidee glauben, sondern in allem, was uns trifft, empfinden, daß Karma wirksam ist. Unter den Stufen der christlichen Einweihung ist dies die Geißelung, d.h. gelassen und ruhig gegenüberstehen allem Leid, allen Schmerzen des Lebens, die uns wie Geißelhiebe treffen, und wissen, daß sie karmisch bedingt sind. Das ist echte Gelassenheit.

Wir wissen, daß die physische Welt nur ein Spiegelbild ist der astralen Welt, aber so, daß in ihr alles umgekehrt erscheint. Eine unendlich wichtige Meditation, um uns das Wort: «Die Welt ist nur Maja» wirksam zu machen, ist folgende:

Alles, was wir um uns haben, ist eigentlich umgekehrt da. Was wir von oben nach unten sehen, ist eigentlich von unten nach oben da. Bei der Pflanze ist eigentlich die Wurzel oben, die Blüte unten. Der Sternenhimmel, den wir vor uns haben, ist das Resultat geistiger Wesenheiten, die in Wirklichkeit hinter uns wirksam sind. Was als Ton das linke Ohr empfängt, kommt von rechts. Wir müssen uns hineinleben in diese Tatsachen, auch bei den Gegenfarben: uns bei einem Menschen, der rote Stellen hat, vorstellen, sie wären grün, oder das, was hinausragt an den Glie­dern, sich vorstellen als Hineinstülpung. Bei einer Pflanze stelle man sich das Grün vor als rötlich-lila, die braune Wurzel als dunkelblau. Alle diese Übungen soll man durchdringen mit Ehr­furcht und Andacht. Das ist überhaupt das Gefühl, in dem wir hoffen dürfen, uns der Gottheit der Welt zu nahen, durch

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bloßes Denken bleibt Gott nur Abstraktion. Durchglühen wir unser Denken mit Ehrfurcht, Andacht, Demut - dann dürfen wir hoffen, hineinzudringen in die geistige Welt.

Aufzeichnung B

Es kann selbstverständlich einem jeden passieren, daß er einmal erkrankt. Wenn auch nach den entsprechenden Heilmitteln ge­sucht werden muß, so soll doch der Esoteriker sich fragen, wo die Ursachen seiner Erkrankung liegen, und er wird dabei im­mer auf einen geistig-seelischen Grund für die Krankheit kom­men, entweder eine moralische oder eine sonstige Verkehrtheit, bisweilen aus diesem, meistens aber aus einem vorigen Erdenle­ben. Warum aber hat der Mensch überhaupt Krankheiten? Weil in jedem Menschen Triebe sind, die ihn herunterziehen und die durch Krankheiten umgewandelt werden in aufwärtsgehende Triebe.

#Bild s. 253

Wenn wir durch diese Kurve die Entwicklung des Menschen angeben, dann kommt durch eine gewisse Verkehrtheit in einem gewissen Moment (x) der Impuls nach abwärts. Diesem Impuls würde der Mensch folgen und dadurch gänzlich verlorengehen für diejenigen Welten, die das Ziel seines Daseins sind, wenn nicht der Schöpfer des Menschen in einem bestimmten Augen­blick die Krankheit (K> auftreten ließe, die diesen Impuls in einen aufwärtsführenden umwandeln wird. Es gibt viele solcher abwärtsführenden Impulse im Menschen. Das ist ja auch nicht

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anders möglich, wenn man bedenkt, daß die ganze Entwicklung von der lemurischen Zeit bis zu dem Ereignis von Golgatha eigentlich nichts anderes als eine abwärtsgehende war und daß erst seit jener Zeit die Möglichkeit gekommen ist, die Menschen wieder hinauf zu führen. Und die seitdem verflossene Zeit ist natürlich eine sehr kurze im Vergleich zu den langen Zeiträu­men, die vorher liegen. So gibt es auch noch niederwärtsführen­de Impulse in der Menschheit, die sich erst in der Zukunft of­fenbaren werden. Ein eklatantes Beispiel dafür ist die ganze ma­terialistische Schulgelehrsamkeit. Diese macht den Menschen stumpf gegenüber den geistigen Welten, und die Materialisten, die jetzt als Autoritäten angesehen werden, werden in einem nächsten Leben wiedergeboren werden mit Gehirnen, die wie Brei sein werden, so daß sie nicht als Werkzeug der Gedanken dienen können. Aber das vollzieht sich nur, damit die abwärts-gehende Richtung in eine aufwärtsgehende verwandelt werde. Denn ein solcher Mensch erlebt dann zwei aufeinanderfolgende Perioden in der geistigen Welt - Devachan -, ohne ein solches Erdenleben dazwischen durchzumachen, das die in der ersten Devachanperiode erlangten aufwärtsführenden Impulse in nie­derwärtsführende umwandeln könnte.

Für den Esoteriker wird es klar, daß unsere Gefühle, Gedan­ken, alles dasjenige, was wir beim Heruntersteigen in unser eige­nes Innere finden, nicht wir selbst sind, sondern andere Wesen, die innerhalb unseres Wesens vorhanden sind. (Von diesen sagt das Evangelium: Ihr Name ist Legion.) In dem Augenblick, wo wir in unser Inneres herabsteigen, finden wir diese Wesen nach allen Seiten herausstrebend, Wesen wie jene, von denen wir das letzte Mal gesprochen haben, wie Samael, Azazel, Azael.

Aber es kann auch geschehen, daß der Esoteriker sich sagt:

Wie ich mich auch anstrenge, ich bin zu schwach, um sogar meine Übungen richtig zu vollführen; immer kommen andere Gedanken dazwischen. Das rührt aber nur von jenen abwärts-führenden Impulsen her, die unser Karma ausmachen. Die sind es, die - wenn sie auch nicht zur Krankheit führen - wie eine

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Wand um uns herum aufrichten, wie ein Berg auf uns lasten und die verhindern, daß wir bald in die geistige Welt hineinkommen.

#Bild s. 255

Ein Mensch. könnte zum Beispiel nach dem Eifer, den er bei sei­nen Übungen zutage fördert, in wenigen Tagen in die geistigen Welten eintreten, aber sein Karma verhindert es durch viele Jah­re, und zwar mit Recht. Denn sonst würde er all seine Fehler und Mängel mit hineinnehmen in die geistige Welt. Wer aber andauernd mit Eifer und Hingabe meditiert - am besten über ein und denselben Gegenstand, das häufige Wechseln in den Übungen ist nur ein Zeichen von Schwäche -, wird eine be­stimmte Erfahrung gewiß einmal durchgemacht haben - und wer sie noch nicht gemacht hat, wird sie später sicher einmal erleben -, nämlich ein gewisses Gefühl von Seligkeit, von Losge­löstsein vom Körper, als wie auf Flügeln durch den Raum getra­gen zu werden. Und wenn man dann zurückkehrt, dann fühlt man es, wie in einem Kerker zu sein, wie ein Gekettetsein an einem Ort, daß man wieder in die Grenzen seines Leibes einge­schlossen sein muß. Dieses Gefühl rührt auch von einer Schar von Geistern her, deren Anführer in derselben Nomenklatur wie vorhin Mehazael genannt wird.

Diese vier Klassen von Wesen sind es, die wir in unserem Innern finden. Ihre äußere Gestalt, wie sie sich dem hellsehen-den Blick zeigen, ist nicht so wichtig; wichtiger ist, wie wir sie empfinden. Diese Wesen sind es, wenn die Heiligen und Aske­ten von ihren Versuchungen in den Visionen reden. Und wenn sie das Gefühl beschreiben, wie mit glühenden Zangen angegrif­fen zu werden, dann reden sie von Mehazael. In der Esoterik

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arbeitet man in gewissem Sinne diesen Wesen entgegen. Wer sich zum Beispiel wirklich mit dem Karmabegriff durchdringt, ihn nicht bloß theoretisch erfaßt, kommt zu einer gewissen Ge­lassenheit gegenüber Freude und Leid und alledem, was ihm ge­schehen kann. Dadurch wirkt man auch Azael entgegen, der die Folgen des Stumpfsinnes gegenüber der geistigen Welt fortschaf­fen soll. Wer eine solche Gelassenheit sich erworben hat, ist nämlich sehr aufmerksam in bezug auf seine Umgebung. Ein Stumpfsinn wie der der Lehrer, den wir schilderten, kann bei einem solch gelassenen Menschen nicht eintreten. Jener Stumpf-sinn ist außerordentlich verbreitet in der heutigen Zeit. Die Stu­denten zum Beispiel, die so fleißig Diktat schreiben, tun das zumeist nur deshalb, weil sie es mechanisch verrichten können, nicht nachzudenken brauchen dabei und daher auch gleich nach­her nicht wissen, was sie aufgeschrieben haben. - Und wer die christliche Einweihung durchmacht und gelangt zu jener Er­scheinung, die da die Geißelung genannt wird, der arbeitet eben­falls dem Azael entgegen.

Die Welt ist Maja, das soll für uns Inhalt und Bedeutung ge­winnen. Sogar die Wissenschaft hat das hie und da schon ent­deckt. Sie wird in den nächsten Jahren noch viel mehr okkulte Grundsätze entdecken, nur beachtet man es nicht. Johannes Müller, der am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts lebte, hat schon entdeckt, daß die Welt sich uns eigentlich in ihrem Spie­gelbild zeigt. Was vor uns ist, ist eigentlich hinter uns. Sehen wir die Sonne vor uns, dann wissen wir, daß hinter uns die gei­stige Sonne ist, die vor uns das Scheinbild der physischen Sonne aufruft. Sehen wir die Sterne über uns, dann sind unter uns die Wesen, die das Bild des Sternenhimmeis durch uns hindurchpro­jizieren. - Die rote Gesichtsfarbe ist in Wirklichkeit heligrün; wo Licht ist, ist Finsternis und so weiter, und so weiter. Sehen wir eine Blume, dann müssen wir sie umgekehrt denken: die dunkle Wurzel nach oben blau (?) gefärbt, die grünen Blätter rötlich-violett.

Die Netzhaut ist nicht im Auge, wie der Materialist es sich

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denkt, aber schon der von den Materialisten hoch verehrte, aber sie weit überragende ausgezeichnete Physiologe Johannes Müller lehrte, daß die Netzhaut da draußen ist; die ganze Welt um uns herum ist die Netzhaut, und diejenige im menschlichen Auge ist nur eine Spiegelung derselben. Der ganze Mensch ist draußen im Raume ausgebreitet.

Das sind wirksame Imaginationen, wenn wir sie in der richti­gen Weise vollführen und nicht versuchen, sie mit dem Verstan­de einzufangen.

Aufzeichnung C

Wenn der Mensch in sein inneres Wesen hineinsteigt, so findet er nicht nur sich selbst, sondern ganze Scharen von Wesenhei­ten, die in ihm eingeschlossen sind, und die er zu besiegen und zu befreien hat. Hat er eine schwere Krankheit oder sonst ein schweres Lebensschicksal zu bestehen, so soll er sich klarma­chen, daß dies eine karmische Folge meist von der vorhergehen­den Inkarnation ist, entstanden aus Unmoralität oder sonstigen menschlichen Schwächen, die dann in dieser Inkarnation dazu dienen, dem Menschen neue Impulse des Vorwärtsschreitens durch die Überwindung zu geben. Durch die verschiedenen Fehler, die der Mensch in früheren Inkarnationen gemacht hat, hat er die Tendenz, den Abgründen zu verfallen. Durch die Krankheit bekommt er einen neuen Impuls, der ihn vor dem Hinuntergleiten beschützt, ihm einen Anstoß gibt, sich nach oben zu den geistigen Mächten zu erheben. Trotzdem aber soll man alles tun bei Krankheiten, was ein vernünftiger Mensch tun kann, um sie loszuwerden.

Menschen, die in diesem Leben Materialisten sind, werden im nächsten Leben schwachsinnig sein, ein zu weiches Gehirn ha­ben, da sie in diesem Leben ihrer Seele zu wenig belebende Nahrung zugeführt haben. Würde die Schwachsinnigkeit nicht

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eintreten, dann würden diese Menschen rettungslos verloren sein, da ein gesundes Gehirn sie in der früheren Richtung wei­terführen würde.

Oft erlebt der Esoteriker Momente größter Seligkeit, weil sein Ätherleib sich ganz ausgebreitet hat in die geistige Welt hinein, und er fühlt nachher beim Zurückkommen ein Geknech­tetsein, ein Gefesseltsein. Wie mit eisernen Ketten fühlt er sich geschmiedet an seinen physischen Leib. Ungezählte Scharen von Wesenheiten bewirken dies, Scharen, die man nach ihrem An­führer Mehazael nennt. Der Esoteriker wird stets wissen, wenn er dies niederdrückende Gefühl des Gefesseltseins empfindet, daß ihm entgegengearbeitet wird von den Scharen des Mehazael, die ihn herunterziehen wollen. Oft fühlt er sich wie mit glühen­den Zangen durch sie gezwickt und gepeinigt. In der christ­lichen Einweihung wird das durch die «Geißelung» bezeichnet.

Wir dürfen uns den Menschen nicht so vorstellen, daß er nur wäre sozusagen ein Bündel von Trieben, Leidenschaften und Affekten, sondern es ist so, daß in ihn eingeschlossen sind ganze Scharen von Wesenheiten. In den Evangelien wird von dieser Tatsache gesprochen. Für den Menschen, der diesen vier Scharen begegnet, den Scharen des Samael, Azazel, Azael und Mehazael, ist es ganz gleichgültig, ob er sie heliseherisch sieht oder nicht. Nur das ist wichtig, wie er sich ihnen gegenüber fühlt. Lernen können wir hieraus, daß unsere ganze Persönlichkeit Maja, Illu­sion ist, und daß wir unseren Stützpunkt allein finden in dem, was der geistigen Welt angehört, in unserer Individualität, unse­rem höheren Ich.

Aufzeichnung D

Das letzte Mal hörten wir, daß wir beim Hinabsteigen in uns selbst Wesenheiten begegnen, die nicht Eigenschaften in uns, sondern real sind, Bündeln von Wesenheiten, die von unsren

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Hüllen umschlossen sind. Da war Samael, Azazel, Azael und dazu kommt Mehazael. Diesen begegnet man, wenn man nach beseligenden Momenten in der Meditation, wo man hinausgetra­gen wird in andre Welten, zurückkehrt in sein eigenes Wesen, in dem sich durch Inkarnationen hindurch angehäuft haben Un­summen von Fehlern, Lügen, Unmoralischem; diese müssen kar­misch ausgeglichen werden. Wir bringen durch sie mit in die neue Inkarnation hinein den Impuls abwärts; und durch Krank­heiten und Schicksalsschläge wird dieser Impuls abgestumpft und wieder hinaufgeführt. An diesem karmischen Ausgleich ar­beitet Mehazael, wir empfinden ihn so bei der Rückkehr aus der Meditation, als ob man eingepreßt würde wie in einem Schraub­stock. Auf dem christlichen Wege entspricht das der Geißelung.

Ob wir auf dem esoterischen Weg rascher oder langsamer vorankommen, hängt von unserem Karma ab, wir fühlen den Widerstand in uns, der uns nicht in rechter Weise die Medita­tion verrichten läßt. Da ist gut, Nachsicht mit uns selbst zu haben. Wir müssen nicht den Egoismus und unglaublichen Hochmut haben, zu denken, wir wären solche hohe Individuali-täten, daß wir in drei Wochen oder drei Monaten in die geistige Welt hinein könnten. Wir sollen nicht nur abstrakte Gedanken haben an der Außenwelt, sondern lebendige Kräfte entwickeln. Die Welt ist Maja, Spiegelbild geistiger Wirkungen, die von hinten durch uns hindurch wirken.

ESOTERISCHE STUNDE München, 19. November 1911

#G266b-1996-SE260 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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ESOTERISCHE STUNDE

München, 19. November 1911

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Wir wollen uns heute einmal klarmachen, wie man im esoteri­schen Leben sich Fragen beantworten soll, die an einen heran-treten. Wenn zum Beispiel die Frage: «Was ist das Herz?» so beantwortet wird: «Es ist die Ursache des Blutumlaufes im menschlichen Organismus», so ist das eine Antwort, die ein Esoteriker nie geben sollte; denn ein Esoteriker soll nichts Phy­sisches als eine Ursache von irgend etwas bezeichnen. Alles Physische, alle unsere Organe, ja der ganze Mensch selbst, sind nur Symbole, nur Zeichen für etwas Geistiges, für das, was hö­here Hierarchien geschaffen haben. Schon die Geister der Bewe­gung haben an unserem Blutumlauf gearbeitet auf der alten Son­ne. Die Geister der Form stiegen dann hernieder und drückten allem Geschaffenen Form und Zeichen auf, und so ist das Herz nur ein Zeichen für eine Arbeit der höheren Hierarchien an uns.

Alles, was uns umgibt, ist nur Maja. Und diese Welt der Maja haben die guten Götter geschaffen für den Menschen, gleichsam wie eine Blüte aus der Welt des Wahrhaftigen, daß der Mensch sich an ihr entwickele, sein Ich an ihr entzünde, sie durchdringe, um wieder in die Welt des Wahrhaftigen zu gelangen. In seinem jetzigen Zustande braucht der Mensch durchaus diese Welt der Maja. In diesem Sinne ist das Goethesche Wort aufzufassen:

«Für was wäre letzten Endes diese schöne Welt, das Sternenzelt, da, als daß der Mensch sich daran erbaue?» Das ist der scheinbar naive Ausdruck dafür, daß die Welt, so wie wir sie mit unseren physischen Sinnen wahrnehmen, wirklich nur für uns in dieser Form da ist. Denn in Wirklichkeit, von der Welt des Wahrhaf­tigen aus, erscheint alles anders mit seinen geistigen Ursachen dahinter.

Für die unteren Naturreiche - Mineral- und Pflanzenreich, bis zu den Kaltblütlern - existiert die Welt der Maja nicht. Erst für die warmblütigen Tiere existiert sie. Da aber diese kein Ich

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haben, das an ihr sich entzünden könnte, so machen die Tiere auf den Hellseher den Eindruck, daß sie in Entwicklungsverhält­nisse gebracht sind, die ihnen nicht angepaßt sind, und das wirkt eigentlich verstimmend. Besonders die Affen, die menschenähn­lichsten Tiere, wirken deshalb so grotesk.

Der Esoteriker will nun-und dieses Zweckes sollen wir uns bewußter werden - durch seine Meditation sich aus der Welt der Maja losringen und sich mit der Welt des Wahrhafti­gen in Verbindung setzen. Er kann dies nur durch die Medita­tion, die von jenen Persönlichkeiten, die die Arbeiten der höhe­ren Hierarchien unterstützen, den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen, aus den geistigen Welten gegeben werden. Und sie haben da zum Beispiel eine Konzentrationsübung gegeben, die uns befähigt, mitzuarbeiten an der Evolution.

Wenn sich der Esoteriker mit seinen Gedanken auf das Herz konzentriert, das heißt auf die Stelle, wo er das Herz in sich fühlt, so wird er - es braucht oft Stunden und viele Versuche, bis er dies empfindet - merken, daß seine Gedanken nicht bei dem Gegenstande der Konzentration, dem Herzen bleiben, son­dern daß sie sich von da aus hinausergießen, hinausstrahlen, und er wird wie einen leuchtenden Stern auftauchen sehen, dessen Zentrum eine Figur ist, eine Form, das Urbild, wofür das Herz das Zeichen ist. Und die Linien und Strahlen des Sternes werden zu tönen anfangen, und die Töne formen sich zu Worten, zu den Urworten, die aus der Welt des Wahrhaftigen heraus das Herz schufen. Und die Worte sind in der Übersetzung die Wor­te des Gebetes an den Sonntagsgeist:

Großer umfassender Geist,

viele Urbilder sproßten aus Deinem Leben

Die hinausschießenden Strahlen des Sternes sind immer die Worte: Du warst, - während die dazwischen liegenden Linien die anderen Worte sind.

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So kommt der Esoteriker durch richtiges, ernsthaftes Üben dazu, ein solches Erlebnis zu haben. Er dringt durch seine Me­ditationen, wenn er sie intensiv genug macht - viele tun das nicht! -, in die Welt des Wahrhaftigen, und da kann er sich, je nachdem, was er mitbringt, darin wohlfühlen oder abgestoßen werden. Dies letztere verursacht ihm Leid und Schmerzen; es muß naturgemäß aber sein. Denn in dieser Welt können die guten Götter nur dulden, was hineinpaßt; alles andere wird ab­gestoßen. Oft hat der Esoteriker noch Eigenschaften, die er sich selber nicht klar ins Bewußtsein bringt, die aber doch bei der Entwicklung auf ihn zurückwirken und die ihm durch besonde­re Anzeichen ins Bewußtsein gebracht werden.

Wenn der Esoteriker seine Übungen fleißig und richtig macht, und es geschieht ihm, daß er zum Beispiel mitten in der Nacht aufwacht mit einem Gefühl wie von Fieberhitze, so kann er diesem eine seelische Kälte entgegensetzen; und da fühlt er klar, daß er nicht allein ist, daß er durch sein esoterisches Stre­ben in sich einen Doppelgänger geweckt hat. Was will der? Und wer ist das? Die guten Götter haben gewisse luziferische Wesen­heiten sozusagen angestellt, um die Eigenschaften des Menschen aus ihrer Welt hinauszuweisen, die nicht hinein gehören. Und eine solche Wesenheit ist Samael, der dann in Wirkung tritt, wenn der Esoteriker noch nicht die gewisse Unaufrichtigkeit überwunden hat, an der wir ja alle kranken und die uns oft so tief im Unterbewußtsein liegt, daß wir bei geringerer Aufmerk­samkeit keine Ahnung davon haben. Ein Beispiel: Jemand kann sich vornehmen, er will zu einer theosophischen Versammlung in eine Stadt fahren, weil eine solche Versammlung lehrreich und gut für ihn ist. In Wirklichkeit hat er aber ganz andere Zwecke in jener Stadt, will irgendwelche Menschen zum Beispiel dort treffen, gesteht sich aber selber diesen wahren Grund nicht ein. Das ist vielleicht ein krasses Beispiel, aber es ist eines für viele. - Da muß Samael in Tätigkeit treten. Und ihn merken wir durch Fieberhitze, die uns nachts befällt, solange wir mit diesem Fehler behaftet sind.

#SE266b-263

Ein anderer schwer zu bemerkender Fehler ist folgender. Wir meinen oft, Begeisterung treibe uns in die geistigen Welten, während wir nur im Genusse des Gefühls schwelgen möchten, das durch die Beschäftigung mit solchen Dingen ausgelöst wird. Wenn wir nun unsere Übungen richtig machen und in die geisti­gen Welten dringen wollen, so kann es uns geschehen, daß wir ein Gefühl bekommen von Alpdruck, wie wenn wir gewürgt würden am Halse. Und da ist es wieder eine luziferische Wesen­heit, die das verursacht: Azazel. Der verhindert uns, die geistige Welt zu betreten, ehe wir diesen Fehler abgelegt haben.

Wenn wir unsere täglichen Beschäftigungen faul, unaufmerk­sam und nachlässig machen, so werden wir eines Tages vielleicht beim Erwachen das Gefühl des Ertrinkens haben, als ob uns die Luft abgeschnitten würde und wir zerflössen. Der dies verur­sacht, heißt Azael. - Die Aufmerksamkeit, die wir auf die uns umgebende Welt wenden sollen, ist von größerer Wichtigkeit, als mancher meint. Wenn wir mit wahrer Freudigkeit üben, so ist sie ein starkes Hilfsmittel, in die geistigen Welten zu dringen. Denn wir sollen bei jedem Dinge, bei jedem Begegnis an die geistigen Ursachen dahinter denken. Was wir unterlassen, müs­sen geistige Wesenheiten für uns tun; denn die Arbeit muß ge­macht werden. Wie unaufmerksam wir unsere Arbeit oft ma­chen, will ich Ihnen durch ein Beispiel beleuchten. In einer Schule sollte eine neue Unterrichtsordnung eingeführt und sämt­liche angestellte Lehrer einer Prüfung unterworfen werden. Der sehr humane Schulinspektor dachte sich: die älteren Lehrer, die schon so lange das Seminar verlassen haben, will ich nichts fra­gen, was dort gelehrt wird - dessen werden sie sich nicht mehr erinnern; ich werde sie nach dem fragen, was sie täglich unter­richtet haben. Und dabei stellte sich heraus, daß viele dieser Lehrer das nicht wußten, was sie wohl zwanzig Mal ihren Schü­lern schon abgehört hatten. So wenig waren sie bei der Sache dabeigewesen. - So wie diese Lehrer sind wir oft mit unseren Gedanken nicht bei unserer Arbeit. Und der das auszugleichen hat, heißt in der okkulten Sprache Azael.

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Diese drei Punkte sind direkte Verfehlungen. Als Viertes kommt hinzu eine Eigenschaft, die wir ebenfalls ablegen müssen, das ist das Dem-Karma-aus-dem-Wege-Gehen, statt ihm mutig entgegenzutreten. Wenn wir unter solchen Umständen in die Welt des Wahrhaftigen dringen wollen, so werden wir morgens beim Erwachen ein Gefühl des Gefesseltseins haben, als ob wir in einen Kerker zurückkehrten, und dazu Schmerzen über den ganzen Leib haben. Dies wird veranlaßt durch Mehazael.

Auch Exoteriker müssen natürlich die Folgen ihrer Verfeh­lungen tragen; doch äußern sie sich bei ihnen anders, in körper-lichen Krankheiten zum Beispiel, und es kommt ihnen nicht ins Bewußtsein, wodurch sie sich so etwas zugezogen haben. Dieses Ins-Bewußtsein-Bringen von allem soll sich eben der Esoteriker allmählich erringen, und dazu helfen ihm die esoterischen Schu­len. Was wir von diesen mit unseren Sinnen wahrnehmen, ist natürlich nur ein winziger Bruchteil davon, ein schwaches, äuße­res Zeichen. So wie alles Physische, auch die Empfindungen, die wir wahrnehmen, nur Symbole sind für die Wirklichkeiten, so ist auch die esoterische Schule, wie sie auf dem physischen Plan erscheint, nur ein Symbol für das, was sie im Geistigen ist. Wenn sich so eine Schule bildet, ist es meist so, daß ein Mensch sich vertieft und zum Beispiel das beschriebene Erlebnis (vom Herzen) durch Konzentration hat, das Erlebnis sich in ihm zu einer Formel gestaltet, die er dann einer Anzahl von Schülern weitergeben kann, wodurch sie wieder in Verbindung gesetzt werden mit dem geistig Wahrhaftigen. - So spricht auch das Schlußgebet alles aus, was als schaffende Kraft im Geistigen tätig ist.*

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* Gemeint ist der Spruch: «Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...»

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 16. Dezember 1911

Aufzeichnung A

#TX

In unseren Meditationen werden wir bald merken, wie sich et­was uns entgegenstellt wie eine hemmende Kraft. Gründlich müssen wir uns damit bekanntmachen und erkennen, daß es et­was Verwandtes ist mit der ganzen zerstörenden Macht der Erde. Die Erde ist in einem zerstörenden Prozeß begriffen. Auch die äußere Wissenschaft erkennt Neugestaltungen auf der Erdoberfläche als Produkte der zerstörenden Kräfte. Seit Mitte der atlantischen Zeit nehmen diese zerstörenden Kräfte zu (be­reiteten sich schon früher vor) durch das, was der Mensch als Karma geschaffen hat. Unausgeglichenes Karma ist, was die zer­störenden Erdenmächte verstärkt, und die Erde ist bereits ein physischer Leichnam geworden, der ganz herausfallen müßte in Sonderheit aus dem Erdentwicklungsplan, wenn nicht eine star­ke Macht eingegriffen hätte. Alles, was mit der Erdentwicklung zusammenhängt, ist von diesen zerstörenden Mächten durchzo­gen, die die auf dem Mond zurückgebliebenen luziferischen We­sen sind. Das erkannte einer aus seiner Weltenweisheit heraus und blieb noch früher in der Mondentwicklung zurück - auch schon auf der Sonne, aber wir reden jetzt vom Mond -, um ein Jungfräuliches der Erdentwicklung beimischen zu können, was nicht ergriffen ist von den Zerstörungsmächten. Bis zur Mitte der atlantischen Zeit wirkten aufbauende Kräfte. Der Mensch sah sie hinter der Maja. Immer mehr verstärkte der Mensch durch sein unausgeglichenes Karma das Gewicht der zerstören­den Mächte, so daß beim Mysterium von Golgatha am 3. April 33 der Querbalken der Waage gleichstand, und da wurde in die andere Schale hineingelegt die Tat des Christus. Er verband sich mit der Erde, so daß jeder Mensch nun den Christus finden kann im tiefsten Seeleninnern. Ertrinken müßte der Mensch in der Maja, die ihn umgibt; da verband sich der Christus mit der

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Erdentwicklung, daß der Mensch hinter der Maja ihn wieder finde.

Wir wissen, warum diese Maja von den Göttern gewoben wurde: damit der Mensch nicht gefesselt von der Herrlichkeit der Welt der Wahrhaftigkeit in ihr leben müsse, sondern daß er in Freiheit sich ihr zuwenden könne. Wir wissen, was unsere Zustände vom Wachen und Schlafen sind. In alten Zeiten sah der Mensch noch im Moment des Aufwachens durch den Schlei­er der Maja die göttlichen Wesenheiten, zur Zeit des Mysteri-ums von Golgatha aber nur mehr die dämonischen. Dann schloß sich das Tor ganz, ertrinken mußte der Mensch in der Maja. In alten Zeiten mußte der Mantel - die Kraft - des Elias dem Eli­säus gegeben werden, auf daß er den Jordan teile, um ihn ge­fahrlos zu durchschreiten; der Vorläufer des Christus tauchte die Menschen unter im Jordan. Der Mensch mußte durch die Was­ser; aber ein Material ist gegeben, aus dem er sich selbst eine Brücke schlagen kann, um sie zu überqueren, statt in ihnen zu ertrinken. Der Christus selber gibt sich hin als dieses Material.

Nun könnte der Mensch eine Beeinträchtigung seiner Freiheit darin sehen, daß er dieser sieghaften Christus-Kraft sich an­schließen soll, aber so frei läßt Christus gegenüber der Annahme seiner Wesenheit, daß er mit nichts Irdischem sich finden läßt, nicht einmal mit dem Verstand, mit der Vernunft, weil diese ein Zwingendes für den Menschen sind. Denn Verstand und Ver­nunft sind durchzogen von den luziferischen Kräften, und bevor diese eingriffen, blieb Christus zurück und wird daher vom Menschen gefunden in den mystischen Untergründen seines Wesens. Frühere Religionen waren ein Ausdruck des jeweiligen Standes der Wissenschaft, und zur Last gelegt wird es dem Chri­stentum, daß es in nichts verbunden ist mit äußerer Wissen­schaft. Es wird eben in kommenden Zeiten über alles äußerlich Findbare und Erkennbare hinausgehen und ist auch heute nur im innern Erleben zu finden. Es ist ja schon oft darauf hin-gedeutet worden, wie die Offenbarung des Christus in den nächsten Zeiten sich vollziehen wird.

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Umgeben von Maja, wohin wir blicken, klingt ein Wahrhafti­ges aus uns heraus: die starke Sehnsucht, die in jeder Menschen-seele lebt; denn aus Gott sind wir geboren. Und nicht ertrinken werden wir in der weiteren Maja, denn in Christus sterben wir; in der göttlichen Ichheit geht unter die ertötende Sonderheit. Und heil werden wir wieder erstehen, kraftvoll und frei; aus dem Heiligen Geist werden wir auferstehen. Es ist so viel in die­sen Worten angeregt worden, die Ihr in der Meditation Euch er­schließen sollt, daß Ihr weit mehr Jahrzehnte damit Arbeit habt, als der Rest dieser Inkarnation umfaßt. Stellt Euch diese Tat­sachen in Eure Seelen, schließt aus das Gewoge der Maja und sie werden lebendige Kräfte in Euch werden.

Aufzeichnung B

Wenn wir den Inhalt unserer Meditation in den Mittelpunkt unsres Bewußtseins stellen, fühlen wir hineinwirken Kräfte, die ein Hemmnis bilden, daß wir uns nicht ganz hingeben können. Diese Kräfte, denen wir in unsrer Seele begegnen, sind, wenn wir sie klar erkennen, zerstörende Kräfte, dieselben zerstören­den Kräfte, die in der Erde wirken, die bewirken, daß unsre Erde dem Untergang geweiht ist, daß sie sich abgeschnürt hat vom Kosmos. Diese zerstörenden Kräfte haben eingesetzt in der Mitte der Atlantis und waren zur Zeit des Ereignisses von Gol­gatha soweit, daß sie genau die Waage hielten den aufbauenden Kräften, und zwar war dies am 3. April des dreiunddreißigsten Jahres unserer Zeitrechnung (oder am 14. [Nisan] der damaligen Zeitrechnung). Da brachte der Christus eine neue Kraft in die Erde und in die Menschheit hinein, die diesen zerstörenden Kräften entgegenwirkt. Um diese hineinbringen zu können, ist die Christus-Wesenheit in einer frühen Zeit der Mondentwick­lung zurückgeblieben, da die Erde noch den jungfräulichen Kräftezustand zeigte - noch ehe die luziferischen Wesen zurückblieben,

#SE266b-268

um sich der Entwicklung entgegenzustemmen. Mit die­ser Christus-Kraft, die in jeder Seele schlummert, müssen wir uns verbinden; sie macht uns frei von den zerstörenden Kräften, die unser Karma im Laufe der Inkarnationen in uns gepflanzt hat und in denen wir ertrinken würden wie in einem tiefen Strom. Durch diesen Strom des Daseins mussen wir hindurch. Vor dem Ereignis von Golgatha waren es die alten Götter der andern Religionen, die den Menschenseelen einen Wagen oder ein Schiff boten, um hinüber zu kommen, nun müssen wir die Kraft, die uns der Christus bietet, ergreifen und einen Steg hin­über bauen. Noch Elisäus erlebte es, daß Elias seinen Mantel zurückließ, mit dem Elisäus den Jordan teilte, um hinüber zu kommen. Jetzt ist es anders. Wenn die alten Völker die äußere Maja betrachteten beim Aufwachen, da fanden sie, durch diese hindurchschauend, die geistige Welt; wir finden in der jetzigen Maja nirgends das Göttliche. Sie ist ein Leichnam; nur in unsrer Seele steigt dann auf die Sehnsucht, und diese ist das Göttliche, das uns den Weg weist in die geistige Welt. Nicht außen, wie noch Zarathustra, in uns, in unsrer Erde finden wir den Chri­stus. In alter Zeit war Religion und Wissenschaft vereint, aber die heutige Vernunft kann den Christus nicht finden; bisher konnte der Christus nur durch den Glauben gefunden werden, erst die neuen Seelenkräfte werden wieder die Vereinigung her­stellen.

Aufzeichnung C

Die Esoterik gibt uns die Kunde, daß der 3. April 33 der Freitag ist, an dem das Mysterium von Golgatha stattgefunden hat. In uns können wir bemerken, wenn wir ernsthaft in unsere Medita­tion uns versenken, daß von allen Seiten aus unserer Seele Ge­genkräfte auftauchen, sie umringen uns und werden allmählich zu einem sehr sonderbaren Gegenbild. Was sind dies für Kräfte?

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Unser uns selbst im Laufe der Zeiten geschaffenes Karma ist es. Der Mensch wird erkennen lernen, daß diese Kräfte in ihm verwandt sind, eng verwandt sind mit kosmischen Kräften im Weltenall, daß es dieselben Kräfte in ihm, dem Menschen sind, die draußen die den Planeten zerstörenden Kräfte sind.

Und wenn nur diese Kräfte wirken würden, würde die Erde als Planet aus der Gesamtentwicklung herausfallen und veröden.

So viel es nun dem Menschen gelingt, sich mit den von ande­rer Seite her kommenden Kräften, mit Kräften des Christus sich zu verbinden, so viel schafft er in sich und für die Erde aufstei­gende Kräfte. Seit dem Mysterium von Golgatha ist der Christus verbunden mit der Erde, vorbereitet aber wurde dieses Myste­rium schon lange (Mitte der atlantischen Zeit hätte es eigentlich geschehen sollen>.

Wenn sich nun der Mensch entschließt, mit Hilfe des Chri­stus, aber doch in Freiheit, den Weg zu gehen, so wird er auch erkennen, daß er damit sich und der Menschheit dient. Als Bild für diesen Weg wird gesagt, man hätte das Erlebnis von Wasser, über das man hinüberkommen solle und einer Brücke, die man gebrauchen müsse dazu.

Der Hüter des Karmas ist es, der in dem Bilde des Wassers erscheint, des Menschen selbst geschaffenes Karma ist es, über das er schreiten muß und von dem er bald erkennen wird, daß es eng zusammenhängt mit der ganzen Menschheit und daß der Mensch es zu verbessern hat. Tut er das, so nützt es dadurch der ganzen Menschheit.

Aufgehen lernen im Kosmos, das muß der Mensch.

* *

Aufzeichnung D

1. Von den zwei Kräften, die in der Menschheit [wirksam] sind. Ein Teil, welcher dem Untergang geweiht [ist], der an­dere Teil, der noch zum Leben erhoben werden kann.

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2. Von den Kräften, welche hineingekommen sind in die Lebensvorgänge und die Lebensvorgänge verdorben haben.

3. Von dem Untergang, der diesen Wesen und Kräften droht.

4. Von der Taufe im Jordan, dem Ganz-Untertauchen.

5. Von dem Leben, das durch das Untertauchen in den Men­schen Platz greifen konnte.

6. Von dem Wieder-Erheben aus dem Verschlungen-Sein mit diesen dem Tod geweihten Kräften.

7. Die Kräfte verderblicher Art sind im Menschen und haben das Übergewicht.

8. Wie die Kräfte des Lebens hineingepflanzt wurden in diese verderblichen Kräfte. Das Hineinkommen des Christus, der aufgespart hatte sich Kräfte aus der Sonnenzeit.

9. Von dem Auswurf, der Erde, der Materie, die hinausgewor­fen werden mußte aus dem System des Lebens als un­brauchbar.

10. Was es ist, das den Menschen nun eingeprägt werden mußte durch den Christus.

11. Von der Überwindung des Todes, der Umwandlung des Stoffes in Geist.

12. Wie das Schlechte eingeschlossen ist in den menschlichen Leib, zerstörend darin wirkt.

13. Wie der Mensch gefesselt ist in das Schlechte, von Christus aber die Brücke geschlagen wurde über den Fluß, den Jordan, um demselben zu entrinnen.

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14. Von der Taufe des Christus und der Jünger. Wie durch voll­ständige Untertauchung in das Wasser der Jünger Schrecken hervorgebracht wurde, um in das Leibliche hineinzuwirken.

15. Wie in Christus der ganze Kosmos hineinwirkt, ... er eins mit dem Vater ist und dadurch wieder eine Beziehung zu dem Lebendigen schafft.

16. Die Verbindung dieses in Christus hineinwirken[den] Lebendig[en] mit der Erde wurde möglich gemacht durch den Tod des Christus Jesus.

17. Dieser geschah am 3.4.33, am 14 . . * In diesem Moment verband sich das Leben des Kosmos wieder mit der Erde.

- - -

* Langschriftlich, nicht eindeutig zu entziffern: «Nianth ... . (?)» [Nisan].

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Hannover, 31. Dezember 1911

Aufzeichnung A

#TX

Wir wollen uns heute zunächst die Frage vorlegen, zu welchem Ergebnis wir gelangt sind durch unser exoterisches Studium der Theosophie. Die Antwort wird sein, daß - wenigstens theore­tisch - uns bewußt geworden ist, daß die ganze Welt und wir selber, insofern wir unseren physischen Leib darunter verstehen, Maja, Täuschung ist. Wir nehmen das wenigstens theoretisch an, und es bleibt so für uns mehr oder weniger Hypothese. Wenn wir aber mit einer esoterischen Schulung anfangen, dann soll aus diesem Annehmen einer bloßen Hypothese immer mehr Wahr­heit werden. Es soll tief in unser Bewußtsein eindringen, daß wir eigentlich gar keinen festen Boden haben, in dem wir wur­zeln können, daß wir nur dahinleben auf der Oberfläche einer aufschäumenden Wellenspiegelung auf dem Lebensmeer, daß wir niemals in das wahre Meer der Wirklichkeit untertauchen, daß wir also immerfort ein Spielball der Täuschung sind. Und zu dieser Erkenntnis soll und muß ein jeder kommen, der den Weg des Esoterikers gehen will. Und ein bestimmtes Erlebnis wird bei den meisten auftreten, nämlich ein Gefühl der Verzweiflung, der Verlassenheit, der Furcht. Einer Furcht, wie man sie kennt, wenn man am Rande eines Berges steht und unter sich einen tie­fen Abgrund gewahr wird. Verzweiflung, Verlassenheit werden den angehenden Esoteriker umfangen, weil jede Stütze, die er im Leben zu haben glaubte, wie eine Maja, eine Täuschung von ihm abfällt. Sein Gott scheint ihm entrissen zu sein, weil er in der ganzen Schöpfung nur das Falsche, das Täuschende sieht; ja, diese Erkenntnis kann ihn zum Atheismus bringen.

Und warum müssen wir auf diesem Weg gehen, warum müs­sen wir vollbewußt tief in die Welt der Illusion hineinschauen? Warum, so fragen wir uns, haben die Götter uns in diese un­wirkliche Welt hineingestellt? Sie hätten uns doch unmittelbar

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die wahre Wirklichkeit verschaffen können, anstatt dieses an der Oberfläche tändelnde Wellenspiel des Lebens!

Wir werden später erkennen, daß es weise und gut ist, daß die Welt Maja, Illusion ist. Wenn alles wahre Wirklichkeit wäre, würden wir selber nicht länger nach Wahrheit, nach Vollkom­menheit suchen; wir könnten keine Fähigkeiten entwickeln, und da es nichts Unrichtiges geben würde, könnte auch kein Laster bestehen. Wir könnten uns also nicht zu einer Tugend erziehen, wir könnten uns überhaupt nicht frei entwickeln; wir würden, da wir immer in der wirkenden, waltenden Gottheit darinnen lebten, niemals Gelegenheit haben, aus uns selbst, aus eigener Freiheit nach der wahren Erkenntnis zu suchen und unterzutau­chen in die Tiefen der Wirklichkeit. Wir würden aufhören, Gott zu suchen. Das «Gott suchen» hat eine tiefe biblische Bedeu­tung, die man nur esoterisch verstehen kann. Am Ende des sech­sten Schöpfungstages steht: «Und Gott ruhte am siebenten Tage.» In der Saturn-, Sonnen- und Mondentwicklung war Gott tätig gewesen, er ruhte am siebenten Tag, nachdem die Welt ge­schaffen war; dann war Gott nicht mehr zu finden, bis an den Horizont unserer Erdenentwicklung. Da war er unsichtbar; und das hat eine tiefe Bedeutung.

Das wahre Göttliche liegt hinter der sichtbaren Schöpfung verborgen - das ist die große Wahrheit, die wir als Esoteriker hinter dem Sinnenschein suchen müssen. Und da die Welt Illu­sion ist, gibt sie uns gerade Gelegenheit, unser Ich durch allen falschen Schein hindurch zu entwickeln, damit wir die Wirklich­keit, die Gottheit selber finden sollen. Und welchen Weg weist uns die esoterische Schulung, welche Mittel gibt sie uns, damit wir zu einer schnelleren Erkenntnis der höheren Welten kom­men können als der Mensch des Alltags? Sie gibt uns gewisse Übungen, Konzentrations- und Meditationsübungen, bei deren Übung innere Seelenkräfte in uns erweckt werden können, die sonst noch lange schlummernd bleiben würden. Ich will hier noch ausdrücklich betonen, daß der Schüler sich nicht auf diesen Weg begeben soll aus bloßem Vertrauen zu seinem Lehrer oder

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vielleicht aus einer blinden Verehrung für ihn, denn das würde der ganz verkehrte Weg sein. Er soll seinen eignen Verstand ge­brauchen bei allem, was er tut, und er soll auch nicht andere für ihn denken lassen, sondern selber soll er alles prüfen, auch was seine Übungen und Meditationen betrifft. Er soll, wenn er in seine Meditationen versunken ist, nicht an eine suggestive Kraft derselben glauben, denn das wäre eine ganz falsche Annahme. Sie können nicht suggerierend wirken, weil sie so zusammenge-setzt sind, daß jedermann durch sich selbst zur Imagination kommt, auf die die Übungen nur hindeuten.

Betrachten wir jene Meditation, die den meisten von Ihnen bekannt ist:

In den reinen Strahlen des Lichtes ...

Was könnte nun hier suggerierend wirken, während der Inhalt eigentlich etwas gar nicht Wirkliches andeutet? Denn ein jeder weiß, während er es für sich hersagt, daß die Gottheit nicht in den Strahlen des (äußeren) Lichtes zu finden ist. Die Übung gibt uns nur gleichsam wie ein Symbolum die Anregung, aus uns selbst uns ein imaginatives Bild zu schaffen, während wir versu­chen, uns mit unserer Seele in die Gottheit der Welt zu versen­ken. Wir sollen immer nur unseren eigenen Verstand allein sprechen lassen, nicht aus blindem Glauben an unseren Lehrer handeln. Es ist besser, im Zweifel zu verharren, bis wir durch unsere eigene Arbeit zu der Erkenntnis der Wahrheit gelangen. Einmal werden wir so weit sein.

Und was ist das andere unabwendbare Erlebnis, das der Mensch innerlich durchmacht, - unabwendbar, denn es ist die Folge des treuen Befolgens der esoterischen Übungen? Das ist die Spaltung der Persönlichkeit, die da auftritt.

Der Mensch wird allmählich empfinden so, als ob etwas ne­ben ihm ginge, etwas, das mitdenkt, mithört, ja sogar, wenn der Mensch innerlich nicht sehr stark ist, mitspricht. Es ist ein zwei­tes Ich, das hervortritt, ein Doppelgänger, den man aus sich her-ausgesetzt hat. Je ernsthafter einer den esoterischen Weg gegangen

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ist, um so mehr setzt er von seinem alten Menschen aus sich heraus, das heißt, er wirft wie die Schlange eine Haut nach der anderen ab. Diese Häute - vergleichsweise gesprochen - werden zu einem zweiten Leib, einem Doppelgänger, der einen im Le­ben nicht mehr verläßt. Der Mensch, der seinen Doppelgänger aus sich herausgesetzt hat, wurde in den alten ägyptischen My­sterien der «Kha-Mensch» genannt. Der Doppelgänger ist an den Kha-Menschen gekettet, um ihn fortwährend daran zu erin­nern, wie sein früheres Leben war oder wie er noch ist. Das ist nicht immer eine angenehme Empfindung. Aber das Bewußtsein, diesen Doppelgänger immer mit sich zu führen, wird ihm seine Fehler ins Bewußtsein rufen, damit er sich bessern solle. Er soll fortwährend diese Anwesenheit empfinden, sonst würde es ge­fährlich werden und er über all seinen hohen Idealen und Ab­sichten vergessen, was eigentlich sein Innenleben und was seine Fehler sind. Es würde unter gewissen Umständen sogar für einen hohen Eingeweihten lebensgefährlich sein, trotz seines ho­hen Strebens, wenn er diesen Doppelgänger nur einen Augen­blick vergessen würde. Er würde tatsächlich seinen physischen Leib durch den Tod verlieren können, ungefähr in der Weise wie jemand, der, in ein erhabenes Problem vertieft, vergessen würde, auf seinen Körper zu achten, und infolge dieser Unauf­merksamkeit überfahren würde. Je stärker der Doppelgänger auftritt, desto besser ist es für unsere Entwicklung, denn sonst würden wir uns großen Illusionen über uns selbst hingeben. Denn unsere eigenen Fortschritte in unserer Entwicklung zu se­hen und zu erkennen, vermögen wir nicht; das kann nur derjeni­ge, der unser Lehrer ist. Erinnern wir uns an jene Stelle in der Schöpfungsgeschichte, wo die Elohim, nachdem sie zusammen den Menschen geschaffen hatten, zu der Sonne aufgestiegen wa­ren. Da erst konnten sie ihr Werk beurteilen, was wir in den Worten ausgedrückt finden: «Und sie schauten ihr Werk, und sie sahen, daß es gut war.» Sie hatten ihre Vollkommenheit er­reicht, und deshalb konnten sie ihr Werk beurteilen.

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Aufzeichnung B

Aus den Lehren der exoterischen Theosophie nehmen wir als Lebenspraxis die Erkenntnis mit, daß die äußere Welt nur Maj a, die geistige Welt. Wie das Spiel der Wellen auf der Oberfläche Illusion ist, hinter der sich als die Welt der Wirklichkeit verbir des Meeres, so erscheint die äußere Welt mit ihrem ganzen

schehen immer mehr dem Esoteriker, und er empfindet: will ich zur wahren Wirklichkeit gelangen, zu dem, was diese Wogen und Wellen des äußeren Geschehens erzeugt, so muß ich hinun­tersteigen dahin, wo die Kräfte sind, die dem zugrunde liegen; ich muß hinabsteigen in die Tiefe, auf den Boden des Meeres in meiner Seele. Der Esoteriker muß zum wahren Erleben dieser Erkenntnis kommen. Sie darf ihm nicht eine bloße Theorie sein. Aber der Weg zu diesem Erleben ist ein weiter und beschwerli­cher. Wenn wir wissen, daß alles, was uns umgibt, die Welt der Maja ist, daß wir in dieser Welt der Maja leben, daß uns die Welt der Wirklichkeit verschlossen ist, wie sollen wir da finden den festen Grund? Wie sollen wir da hingelangen zur wahren Wirklichkeit? Mit diesen Fragen steht der wahre Esoteriker da. Es ist ihm, als ob ihm gleichsam der Boden unter den Füßen hinweggerissen wäre, als ob er vor einem Abgrund stünde, als ob er wie ein schwarzer Punkt über diesem Abgrund hinge. Der allergrößte Mut, die größte Furchtlosigkeit gehört dazu, daß er nicht versinkt in diesen Abgrund, der sich da vor ihm auftut. Alles scheint ihm dunkel und undurchdringlich, ja, er kommt dazu, selbst zu zweifeln an dem Dasein des Göttlichen in dieser Welt der Illusion. Das ist ein schwerer Zeitpunkt innerhalb der Seelenentwicklung. Aber es ist notwendig, daß das durchlebt wird.

Fragen wir uns nun einmal: warum muß der Mensch das durchmachen? Warum muß die Welt der wahren Realität, die Welt der Wirklichkeit ihm verschleiert werden? Warum muß er leben in dieser Welt der Maja, ohne daß er hineinkommen kann in die Welt, die hinter dieser Maja liegt?

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Die Götter haben den Menschen geführt durch die Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit. Da war der Mensch noch eine geistige Wesenheit. Die Götter haben ihm gebaut die Hüllen, in denen diese geistige Wesenheit «Mensch» leben sollte als Ich-Wesen­heit. Aber er wäre niemals gekommen zu seiner Ichheit, wenn es immer so weitergegangen wäre. Deshalb steht am Anfang der

Bibel: Die Götter schufen sechs Tage und ruhten am siebenten Tage. - Sechs Schöpfungstage: Saturntag, Sonnentag und Mon­dentag und deren Wiederholung am Erdbeginn, der polarischen, der hyperboräischen, der lemurischen Epoche. Da schufen sie am Menschen. Nun ruhen sie am siebenten Tage, der Zeit, die nach der lemurischen da ist, der Erdenzeit, unserer Zeit, damit der Mensch kommen kann zur freien Ich-Entwicklung. Aber dazu ist notwendig, daß er für eine Weile nicht sehen darf die Welt der Götter, die Welt der Wirklichkeit. Und dankbar müs­sen wir sein denen, die uns schufen die Welt der Illusion, seien es Götter oder Teufel - die uns zunächst zudecken die wahre Welt, die Welt der Wirklichkeit, die geistig schaffende Welt. Denn nicht leben könnten wir in der Welt der Wirklichkeit mit unserem heutigen Ich, mit dem Ich, das sich in der Persönlich­keit erlebt. Wir würden mit diesem Ich untergehen, vergehen in Angst und Furcht und Schrecken in dieser Welt der Wirklich­keit. Wenn wir hinausgehen aus der Welt der Illusion, das heißt, wenn wir einschlafen, versinkt dieses Ich in Bewußtlosigkeit, das sich in der Persönlichkeit auslebt, und zwar deshalb, weil wir nicht bewußt ertragen können zunächst die Kräfte und Wirk­samkeiten der höheren Welten, in die wir dann eingehen. Be­wußt ist unser persönliches Ich nur, wenn es untertaucht in der Welt der Illusion. Es muß durch diese Welt hindurchgehen, um stark und kräftig zu werden, um dann mit dieser errungenen Stärke bewußt eintreten zu können in die Welt der Wirklichkeit. Durch Meditation und Konzentration gelangen wir allmählich dazu, zu erkennen, daß dasjenige, was wir im gewöhnlichen Le­ben unser Ich nennen, auch angehört dieser Welt der Illusion, daß wir von dem Bewußtsein dieses Ich übergehen können in

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ein Bewußtwerden eines anderen Ich, das hinter diesem Ich steht. Mit diesem Ich können wir dann eintreten in die Welt der Wirklichkeit. Der Inhalt der Meditation ist immer so gegeben, daß er die Seele ausfüllt mit Bildern und Vorstellungen, die nicht der physischen Welt entnommen sind.

Nehmen wir zum Beispiel einen ganz einfachen Meditations-stoff, der Ihnen allen so ziemlich bekannt sein wird:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt ...

Wenn man sich meditierend immer wieder hineinversenkt in diese Worte, dann kommt man dazu, zu erleben etwas wie eine geistige Sonne, in der uns die Gottheit der Welt erstrahlt, und man erlebt die reinen Fluten des Lichtes wie ein Kleid, wie eine nach außen erglänzende Offenbarung der Gottheit, wie die Glo-rie dieser Gottheit. Um das aber wirklich lebendig zu erleben, ist notwendig, sich selbst, das heißt sein gewöhnliches Ich-Bewußtsein, gänzlich zu vergessen. Auch die Worte, die ja noch etwas aus der physischen Welt Stammendes sind, muß man ver­gessen. Dann offenbart sich durch die Kraft dieses Meditations-stoffes allmählich die spirituelle Welt als Lichtwelt. Man schaut erlebend diese Lichtwelt des Geistigen. - Im weiteren Fortgang dieses Meditationsspruches soll man auch nicht bei den weiteren Worten: «Ich ruhe in der Gottheit der Welt» denken, daß man das mit seinem gewöhnlichen Ich könne. Nicht dieses Ich des Alltags erlebt sich in der Gottheit der Welt, sondern das indivi­duelle, das geistige Ich, das wir eben finden sollen durch die Kraft dieses Spruches. Deshalb ist der Inhalt desselben so, daß er uns hinausführt aus der Welt der Illusion; denn wenn man nur hinausgeht in die physische Welt, da kann man wirklich an nichts erkennen, daß das Licht das Kleid der Gottheit ist und daß wir suchen müssen hinter diesem Licht, in diesem Licht das Wesen der Gottheit selber. Aus der physischen Welt sind solche Gedanken nicht entnommen. Sie kommen aus der geistigen

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Welt, und durch sie kann in unserer Seele aufleben etwas, was dieser geistigen Welt verwandt ist, was sie wiederum hineinführt in diese geistige Welt.

Wenn der Schüler wieder und wieder solchen Meditations­inhalt auf seine Seele wirken läßt, dann tritt ein das Ereignis, das wir anzusehen haben als den Anfang der eigentlichen esoteri­schen Schulung, als einen Anfang, der zugleich einen großen Fortschritt bedeutet. Das ist das Ereignis, daß wir plötzlich et­was wahrnehmen wie eine zweite Gestalt neben uns, daß wir wahrnehmen eine Art Doppelgänger neben uns, den wir gleich­sam aus uns herausgesetzt haben. Aber das Vorhandensein die­ses Doppelgängers ist uns zunächst peinigend, unbehaglich. Das ist das Eintreten der «Spaltung der Persönlichkeit» (siehe «Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten?»). Da trennt sich der höhere, geistige Mensch von dem niederen. Und fortan ist dieser Doppelgänger stets um uns; stets fühlen wir seine Nähe. Ja, es kann sogar dazu kommen, daß wir ihn sprechen hören. Und wissen müssen wir: je unbehaglicher wir seine Nähe empfinden, desto schneller und gründlicher schreiten wir vorwärts. Daß er uns gründlich unbehaglich und fatal ist, muß so sein; denn er zeigt uns immer wieder alles dasjenige, was uns durch unser physisches Wesen verbindet mit der Welt der Illusion, aus deren Fesselung wir herausstreben. Durch diesen Doppelgänger lernen wir gründlich kennen alles dasjenige, was wir aus uns heraus-setzen müssen. Er zeigt es uns immer wieder von neuem. Alles, was an Unaufrichtigkeit, Lieblosigkeit, Egoismus und anderen schlechten Eigenschaften in uns ist, das tritt uns durch das Erle­ben dieses Doppelgängers entgegen. Und daß wir diese Eigen­schaften noch mit uns herumschleppen, sie noch nicht abschüt­teln können, das bewirkt das Gefühl des Unbehagens, das uns der Doppelgänger bereitet. Solange wir diese schlechten Eigen­schaften noch in uns hatten, in unserem Unterbewußtsein, gleichsam in der Meerestiefe unserer Seele, kamen sie uns in ih­rer ganzen Stärke noch nicht zum Bewußtsein. Wenn aber der geistige Mensch sich entwickelt und immer mehr wächst, wenn

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er mahnend hinschaut auf diese Eigenschaften unserer Seele, so wirken sie quälend durch ihr Vorhandensein, das dieser geistige Mensch nicht mehr dulden kann. Und deshalb ist es sehr gut, wenn das Gefühl des quälenden Unbehagens sehr stark auftritt, denn dadurch kommen wir am schnellsten von diesem Doppel­gänger los.

Dasjenige Wesen nun, das zum Fortschritt des Esoterikers bewirkt das beschriebene Ereignis, ist eines der luziferischen Wesenheiten, die zu diesem Zweck sozusagen abkommandiert sind: es ist Samael mit seinen Scharen. Der Esoteriker muß des­sen Wirken als etwas durchaus Gutes für seinen Fortschritt an­sehen, damit er dadurch zur Erkenntnis aller derjenigen Eigen­schaften und Untugenden kommt, die ihn in seiner Entwicklung hemmen, und er den starken Anstoß bekommt, sich von ihnen zu befreien. Samael ist das Wesen, das uns das Vorhandensein des Doppelgängers zum Bewußtsein bringt.

Aufzeichnung c

Aus der exoterischen Theosophie nehmen wir als Lebenspraxis die Erkenntnis mit, daß die äußere Welt nur Maja, nur Illusion ist, hinter der sich als die Welt der Wirklichkeit die geistige Welt verbirgt. Wie das Spiel der Wellen auf der Oberfläche des Meeres, so erscheint die äußere Welt; wollen wir zur Wirklich­keit gelangen, müssen wir auf den Meeresboden hinuntersteigen.

Der Esoteriker aber muß dazu gelangen, diese Erkenntnis in sich zu erleben, und der Weg dahin ist weit und beschwerlich. Wenn wir wissen, daß alles nur Maja ist, daß uns die Welt der Wirklichkeit verschleiert ist, wie sollen wir den festen Grund finden, wie zu dieser Wirklichkeit gelangen?

Da tritt an den wahren Esoteriker etwas heran, als ob ihm gleichsam der Boden unter den Füßen hinweggerissen würde, als ob er vor einem Abgrund stünde, und der größte Mut, die größte

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Furchtlosigkeit gehört dazu, damit er nicht versinkt in den Abgrund, der sich da vor ihm auftut. Wenn der Esoteriker tief und ernst nachdenkt, dann kommt er dazu, zu zweifeln auch an dem Göttlichen in dieser Welt der Illusion. Das ist ein schwerer Augenblick, aber es ist notwendig, daß das durchlebt wird.

Nun fragen wir uns: Warum mußte die Welt der Wirklichkeit uns verschleiert werden? Die Götter haben den Menschen ge­führt durch Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit als geistige We­sen; aber er wäre nicht zur Ichheit gekommen, wenn es so wei­tergegangen wäre. Deshalb steht am Anfang der Bibel: die Götter schufen sechs Tage und ruhten am siebenten Tage. - Sie schufen durch Saturn-, Sonnen- und Mondenzeit und ruhen nun in unserer Zeit, damit der Mensch zur freien Ich-Entwicklung kommt. Aber dazu ist notwendig, daß er nicht sehen darf die Welt der Wirklichkeit, und dankbar müssen wir sein denen, die uns schufen die Welt der Illusion - seien es Götter oder Teufel; denn nicht leben könnten wir in der Welt der Wirklichkeit mit unserem heutigen Ich; wir würden untergehen. So wie unser Ich, wenn wir herausgehen aus der Welt der Illusion, in Bewußtlo­sigkeit versinkt, weil wir nicht bewußt ertragen können die Kräfte der höheren Welten, in die wir eingehen, so mußte unser Ich untertauchen in diese Welt der Illusion und durch sie hin­durchgehen, um stark und kräftig zu werden, damit wir bewußt eintreten können in die Welt der Wirklichkeit.

Durch Meditation und Konzentration gelangen wir allmählich dazu, uns unseres Ich bewußt zu werden. Der Inhalt der Me­ditation ist immer so gegeben, daß er die Seele ausfüllt mit Bildern, die nicht nur der physischen Welt entnommen sind.

Nehmen wir einmal einen ganz einfachen Meditationsstoff, der Ihnen allen ja so ziemlich bekannt sein wird:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt . . .

Wenn man nur hinausgeht in die physische Welt, da kann man wirklich an nichts erkennen, daß das Licht das Kleid der Gottheit

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ist. Aus der physischen Welt sind solche Gedanken nicht entnommen; sie kommen aus der geistigen Welt, und dadurch kann in unserer Seele etwas aufleben, das sie wiederum hinein-führt in diese geistige Welt.

Wir wollen nun in unserer heutigen esoterischen Betrachtung noch etwas erwähnen, was wir als den ersten Anfang eines Fort­schrittes in unserer esoterischen Schulung anzusehen haben. Das ist das Ereignis, daß wir plötzlich eine zweite Gestalt neben unse­rer eigenen Gestalt wahrnehmen, eine Art Doppelgänger, den wir gleichsam aus uns herausgesetzt haben, dessen Vorhandensein uns aber peinigend und unbehaglich ist; das ist die Spaltung der Per­sönlichkeit, die Trennung des höheren geistigen Menschen von dem niederen. Dieser Doppelgänger ist stets um uns, wir fühlen seine Nähe; es kann sogar dazu kommen, daß wir ihn sprechen hören, und je unbehaglicher wir seine Nähe empfinden, desto schneller und gründlicher schreiten wir vorwärts. Das muß so sein, damit wir aus uns heraussetzen alles, was an Unaufrichtig­keit, Egoismus und anderen schlechten Eigenschaften noch in uns ist. Diese schlechten Eigenschaften, die wir noch mit uns herum-schleppen, noch nicht abschütteln können, bewirken das Gefühl des Unbehagens. Solange wir sie noch in uns hatten, kamen sie uns in ihrer ganzen Stärke noch nicht zum Bewußtsein. Wenn der geistige Mensch wächst und sich entwickelt, so wirken sie störend und quälend durch ihr Vorhandensein, das dieser geistige Mensch nicht mehr dulden kann, und deshalb ist es sehr gut, wenn das Gefühl des Unbehagens sehr stark auftritt; dadurch kommen wir am schnellsten von diesem Doppelgänger los.

Dasjenige Wesen, das nun zum Fortschritt des Esoterikers dieses Ereignis bewirkt, ist eine der luziferischen Wesenheiten, welche zu diesem Zweck abkommandiert sind: es ist Samael mit seinen Scharen, und der Esoteriker muß dessen Wirken als etwas durchaus Gutes für seinen Fortschritt ansehen, damit er dadurch zur Erkenntnis aller derjenigen Eigenschaften und Untugenden kommt, die ihn in seiner Entwicklung hemmen, und er danach strebt, sich von ihnen zu befreien.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Hannover, 1. Januar 1912

Aufzeichnung A

#TX

Wir waren in unserer vorhergehenden esoterischen Betrachtung bis zu dem Punkt gekommen, daß wir durch unsere Schulung dasjenige aus uns herausgesetzt haben, was wir unseren Doppel­gänger nennen. Es ist wahrlich keine angenehme Empfindung, wenn wir all dasjenige, was wir bis dahin unbewußt in unserem Innern beherbergten, objektiv vor uns sehen, was sich dann auf Schritt und Tritt als unser Begleiter an unsere Fersen heftet. Wir haben gehört, daß es Samael ist, eine der luziferischen Wesen­heiten mit seinen Scharen, der den Doppelgänger aus uns her-ausbringt. Man sieht daraus, daß die luziferischen Wesen nicht immer das Böse, sondern auch das Gute zustande bringen. Wenn wir immer unbewußt unsere Fehler in uns tragen würden, so könnten wir niemals der zerstörenden, verderblichen Kräfte, die sie sowohl in unserem Leibe wie in der ganzen kosmischen Substanz anrichten, bewußt werden. Solange Samael unsere Feh­ler nicht aus unserem Innern hervorgeholt hat, solange wir sie nicht objektiv als unseren Doppelgänger vor uns sehen, so lange wird uns von der Gottheit gnädiglich verborgen gehalten die verderbliche, zerstörende Kraft all unserer Emotionen - wie Ei­fersucht, Haß, Neid -, unserer Leidenschaften überhaupt, die wir in unsere Umgebung ausströmen. Der Hellseher sieht, wie diese Leidenschaften etwas zerstören, abbauen in unserem phy­sischen Leib und auch in der Substanz des Kosmos, während das Gute aufbauende Kräfte erregt. So ist Samael im Grunde ein Segen für die Entwicklung. Er zeigt uns unser inneres Wesen um so richtiger, je ernsthafter wir unsere Schulung in die Hand nehmen. Wir sehen uns selber dann objektiv mit unseren Feh­lern, denen wir bis jetzt keine Aufmerksamkeit geschenkt haben. Jetzt werden sie immer mehr und mehr Abscheu bei uns erregen und uns anspornen, sie zu verbessern.

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Jetzt tritt unvermeidlich ein zweites Erlebnis bei dem esoteri­schen Schüler ein, und das wird man innerlich gewahr in dem Gefühl, als ob man keine Luft bekommen könnte, als ob man ersticken müßte. Dieses Gefühl entsteht nämlich dadurch, daß der Schüler allmählich anfängt, gut zu achten auf seine inneren subtilen Seelengeschehnisse, insbesondere auf die Unwahrheiten und Lügen, die in jedem Menschen, der Möglichkeit nach, schlummern. Nicht die groben Lügen und Heucheleien werden hier gemeint, womit niedere Naturen behaftet sind, sondern die feineren Nuancen, die wir durch unsere Oberflächlichkeit nicht bemerken, die wir sogar oft nicht einmal anerkennen. Ein Bei­spiel dafür wird in dem Folgenden gegeben werden. Nehmen wir an, jemand erfährt, daß hier oder dort ein theosophischer Vortrag gehalten werden wird. Er denkt: Das ist etwas Gutes, da fahre ich hin - aber zu gleicher Zeit denkt er sich, daß er da diesem oder jenem Menschen begegnen werde, mit dem er gerne zusammen sein möchte. Aber trotzdem redet er sich ein, daß dieses nicht der Hauptgrund sei, und bildet sich ein, daß es des Vortrages wegen sei, daß er da hinfährt. - Solche Sachen gesche­hen sozusagen täglich, daß man sich selber anlügt und es nicht bemerkt oder nicht bemerken will. Aber gerade diese Unwahr­heiten, die wir nicht bemerkt haben bis jetzt, werden in zahl­losen Fällen zu unserem Bewußtsein gelangen, so daß wir glau­ben, daran zu ersticken.

Wie wir als Menschen in all unserem Tun, ja sogar in unseren Pflichten nur an der Oberfläche leben, wird uns ein zweites Bei­spiel beweisen. (Es folgt das Beispiel von den Lehrern, die zum zweiten Male geprüft werden sollten und die nicht wußten, was in den von ihnen täglich gebrauchten Lehrbüchern stand.) Und diese Oberflächlichkeit breitet sich über unser ganzes Seelen-leben aus, so daß wir auch die Unwahrheiten, die wir uns selber vorhalten, nicht einmal erkennen.

Bei dem Anfang unserer Übungen werden wir vielleicht we­nig Fortschritt bemerken können; von allen Seiten werden uns Gedanken über Alltägliches zuströmen. Es wird lange dauern,

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bis wir irgendeinen Erfolg unserer Übungen bemerken, und es wird auch lange dauern, bevor ein zweites Wesen, Azazel ge­nannt, mit seinem Einfluß beginnen kann, uns zu tieferer Er­kenntnis zu bringen, das heißt uns auf unsere Oberflächlichkeit aufmerksam zu machen. Samael und Azazel müssen beide etwas aus uns selbst zum Vorschein bringen, herausholen; aber ein drittes Wesen, Azael, muß uns etwas bringen. Er muß uns die Sehnsucht nach dem höheren, geistigen Leben bringen. Das nächste Beispiel zeigt uns, was damit gemeint ist. Ein Wissen­schafter, der vom Wissensdrang beseelt ist und der immer weiter in die Wissenschaft eindringen möchte, findet sich plötzlich an dem Punkt angekommen, daß er an der Grenze seines Wissens ist, nicht mit seinem Verstande weiterdringen kann. In den mei­sten Fällen wird er sagen: Ja, mein Verstand oder der Menschen­verstand überhaupt reicht nicht weiter - und er wird sich darein ergeben. Andere aber, die ihre Seele etwas mehr lebendig fühlen, werden weitersuchen und werden zur Theosophie oder Geistes­wissenschaft geführt werden. Da glauben sie weiterforschen zu können über die Grenze hinaus, die die materialistische Wissen­schaft vor ihnen errichtet hatte. Sobald sie aber den esoterischen Weg gehen, werden sie vor eine unangenehme Situation sich ge­stellt fühlen, ein Gefühl, eine Empfindung, die man ausdrücken könnte wie ein Gefühl des Ertrinkens. Wenn der Mensch näm­lich immer tiefer in die Esoterik eindringt, dann breiten die Grenzen sich immer weiter aus, bis er an einen Punkt kommt, wo alles für ihn wie wegrückt, wo er vor einem Abgrund steht. Nirgends fühlt er mehr einen Halt, alles verschwindet unter sei­nen Füßen. Nur durch mutiges Vorwärtsgehen auf dem angefan­genen Weg, durch eifriges Fortsetzen der Meditationen wird das Licht der Erkenntnis ihm aufgehen, daß zuerst die Maja wegfal­len müsse, bevor er das Geistige, das die Wahrheit ist, erkennen kann. Diese Erkenntnis bringt uns Azael; er bewahrt den Men­schen vor dem geistigen (Stumpfsinn> Ertrinken.

Nun gibt es noch ein viertes Wesen, Mehazael. Er bringt uns zum Bewußtsein und erweckt in uns die Empfindung, daß wir

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an Zeit und Raum gebunden sind. Wir können uns das am besten klarmachen, wenn wir uns einen Zustand vor die Seele stellen, den wahrscheinlich schon viele von uns im Leben durch­gemacht haben. Nämlich wenn wir morgens erwachen und uns wie mit Ketten belastet fühlen durch die Pflichten und Sorgen, die der neue Tag mit sich bringt. Manche werden dieses Gefühl kennen, das zugleich mit einem anderen zusammengeht, die Ket­ten abschütteln zu wollen, die uns an diese Last gefesselt halten, die um so schwerer zu tragen ist, da wir wissen, daß wir da­gegen machtlos sind, daß wir uns beugen müssen. Hier zeigt uns Mehazael unser Karma.

Sobald wir aber den esoterischen Weg gehen, werden wir die­se Last leichter tragen können. Mehazael zeigt sie uns, damit wir uns nicht unnützerweise dagegen sträuben; denn dadurch wür­den wir unser Karma nur verschlimmern, anstatt es von uns ab­zuschütteln. So sind uns diese vier luziferischen Kräfte schließ­lich zum Segen.

Wir haben gesehen, daß jedesmal, wo wir unsere Leidenschaf­ten nicht bezwingen, unserem Zorn und Haß freien Lauf lassen, wir etwas in uns abbauen, zerstören, zu Erdenstaub verwandeln, sowohl in uns selber wie in der kosmischen Substanz, in die hinein unsere Gefühle, Empfindungen und Gedanken fortwäh­rend fließen; wir bringen dadurch nicht nur Unheil über uns selber, sondern machen auch das Karma für die uns umringende Welt. In den esoterischen Unterweisungen haben wir Karma bis jetzt nur theoretisch studiert. Es wird uns jetzt klar werden, wieviel tiefer und komplizierter Karma wirkt.

Um die vollständige Wirkung dieser vier Wesenheiten in uns gewahr zu werden, müssen wir unsere Meditation kraftvoll fort­setzen. Nicht nur sollen wir meditieren über diejenigen Dinge und esoterischen Sprüche, die uns gegeben werden, wie zum Beispiel die Meditation über das Rosenkreuz. Wir sollen auch versuchen, über Gefühle und Empfindungen zu meditieren, was viel schwieriger ist. Meditieren wir zum Beispiel über Sympa­thie, vertiefen wir uns ganz in dieses Gefühl, so wird uns Wärme

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durchströmen; die Meditation über Antipathie wird in uns ein Gefühl der Kälte erregen. Wenn wir zum Beispiel zuerst über das Rosenkreuz und dann über einen starken Willens-impuls, einen Impuls zu einer guten Tat meditieren, dann wer­den wir inneres Licht schauen, zusammen mit einem Strom von Wärme. All unsere Übungen und Meditationen haben nicht so­gleich Erfolg; bei dem einen geht es langsamer, bei dem andern rascher, je nach seiner Entwicklung und nach seinem Karma. Einigen wird es nach fünfzigmal gelingen, andere brauchen ein ganzes Leben; aber wir sollen in Geduld abwarten und mutig vorwärtsgehen. Von wo hat denn die Sonne ihre Kraft erhalten, um jeden Morgen an demselben Ort zu erscheinen, um ihr Licht zu strahlen? - Das Leben des Esoterikers soll ein ganz anderes werden, als es vorher war. Er führt eigentlich zwei Leben: eines, das allmählich abbröckelt, abstirbt, das andere, das ihm Licht gibt aus dem Geiste heraus, aus dem er seinen Ursprung genom­men hat. In den alten Mysterien drückten die weisen Meister den Lauf des Menschenlebens, das heißt das Absterben des alten Menschen und das Aufflammen des neuen Menschen durch den Christus-Geist in diesen Worten aus: Ex Deo nascimur - und da der Christus-Name ihnen zu heilig war, um ihn auszusprechen:

In --- - morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus.

Aufzeichnung B

Wir haben gestern in unserer esoterischen Betrachtung gesehen, wie der Esoteriker durch rechte Meditation und Konzentration dazu gelangen muß, durch die Welt der Illusion hindurch sich bewußt hinauf zu entwickeln zu der Wirklichkeit der geistigen Welt, und daß ihm auf diesem Wege behilflich sind gute luzi­ferische Wesenheiten, deren Anführer Samael ist.

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Nun gibt es aber noch mehr solcher Wesenheiten, und da haben wir zunächst einmal zu betrachten Azazel mit seiner Schar. Der Mensch besitzt gewöhnlich mehr Unaufrichtigkeit und Unwahrhaftigkeit, als er selbst weiß, und ich sehe jetzt viele, die da sagen werden: Unwahrhaftigkeit habe ich wirklich nicht mehr in mir, das habe ich ganz abgelegt. Diese Unwahr­haftigkeit ist aber so fein, daß sie uns meistens gar nicht zum Bewußtsein kommt. Das können wir uns klar machen an folgen­dem Beispiel (in theosophischen Vortrag gehen - andere Grün­de>. Alle diese Unaufrichtigkeit bringt uns zum Bewußtsein Azazel mit seinen Scharen, und wenn wir fühlen, als wenn wir mit Zangen gezwickt, mit tausend Armen gepeinigt würden, so sollen wir darüber nachdenken, wie tief wir noch in Unwahr­haftigkeit und Lüge verstrickt sind.

Eine dritte Wesenheit, welche an den Esoteriker herantritt, ist Azael. Auch er kann ein beklemmendes Gefühl hervorrufen, einen Druck, ähnlich wie Alpdrücken, auch ein würgendes krat­zendes Gefühl im Halse. Wiederum sollen wir uns klar machen, was wir noch abzulegen haben an schlechten Eigenschaften, auch an Gleichgültigkeit gegen die Weltgeschehnisse; denn nicht gleichgültig soll der Esoteriker sein gegenüber dem, was in der Welt vorgeht. Die meisten Menschen sind so verstrickt in Egois­mus, daß sie ganz gleichgültig bleiben gegenüber allem, was um uns herum geschieht. Daher stammt auch die Gleichgültigkeit der großen Menge gegen die Theosophie.

Ferner empfindet mancher Esoteriker beim Erwachen ein Gefühl des Ekels gegenüber den Verhältnissen, in die er durch sein Karma hineingestellt ist! Er fühlt, als sei er am Boden gefes­selt wie mit eisernen Ketten. Dies bewirkt Mehazael mit seinen Scharen. Auf alle diese Vorkommnisse muß der Esoteriker ach­ten, um durch sie zur Erkenntnis seiner ihm noch innewohnen­den Fehler zu kommen und danach zu streben, sie allmählich abzulegen.

#SE266b-289

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 6. Januar 1912

#TX

Indem man durch Meditation, Konzentration auf dem okkulten Wege weiter kommt, lernt man seinen Doppelgänger kennen, an den man gekettet ist. Man erlebt in sich das Einsamkeitsgefühl der Welt gegenüber, ja, auch seinen Lieben gegenüber. Dies Ge­fühl gibt Kraft, und man soll es kultivieren. Noch ein anderes Gefühl, das man üben soll, ist das Aufgehen in ein Dankbar­keitsgefühl den geistigen Wesen gegenüber in der Meditation:

In den rernen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt . . .

Das dritte ist: Schweigen üben über das, was einem als Übung gegeben und über alles Esoterische den andern gegenüber. Schweigen weckt Kräfte, das Ausschwatzen schwächt den Ätherleib, ist überhaupt eine Schwäche des Ätherleibs.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 7. Januar 1912

Aufzeichnung A

#TX

Anrufen des Tagesgeistes (Sonntag).

Wir haben das letzte Mal besprochen, wie der Mensch ein We­sen mit sich trägt, den Doppelgänger, wie er in Verbindung mit ihm steht und wie der luziferische Geist Samael in ihm diese Spaltung bewirkt und uns dies zum Bewußtsein bringt. Es kommt vor, daß dieser Doppelgänger uns veranlassen will, durch seine ihm anhaftenden Begierden und Leidenschaften, de­nen wir früher gefrönt haben, mit uns durchzugehen, so daß wir außer uns geraten, sei es durch Zorn oder anderes. Beim Durch­schnittsmenschen macht dies in der Regel nicht viel aus, bei dem Esoteriker sollte aber so etwas nicht geschehen; er muß viel mehr auf sich achten; das Gefühls- und Triebleben des Esoteri­kers wird ein ganz anderes.

Man soll nicht glauben, daß der Mensch lieblos und gleichgül­tig wird. Gerade die Liebe wird viel mehr vertieft und auf eine höhere Stufe gehoben; sie wird opferwilliger und selbstloser.

Eine esoterische Schulung, die das Ertöten der Liebe und des Mitgefühls lehrt, ist ganz auf dem Irrweg. Gerade dadurch, daß wir unser Gefühlsleben ändern, bekommen wir ein höheres Gefühl für die Schönheit der Welt und auch für die Kunst.

Auch sollen wir nicht lamentieren über seelische Verluste, oder auch nicht sagen: Ich kann nicht gegen mich selbst an, -sondern sich in solchen verzweifelten Momenten sagen und im­mer wieder sagen: Geduld - sei stark!

Dasselbe gilt auch, wenn man glaubt, nicht vorangekommen zu sein, weil man keine Erlebnisse in den höheren Welten hat.

Was erzielt werden soll bei der esoterischen Schulung, ist die Einsamkeit der Seele. Die muß die Grundstimmung der Seele bleiben und auch durch nichts erschüttert werden, selbst wenn

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uns die liebsten Menschen begegnen. Durch die Einsamkeit er­schließen sich uns die Tore der geistigen Welt. Dadurch wird erst das rein geistige Leben bedingt. Aber auch die Einsamkeit nicht absichtlich aufsuchen und dadurch uns den Pflichten, die wir der Welt gegenüber haben, entziehen, ist damit gemeint, sondern vielmehr dieses Einsamkeitsgefühl in der Seele erwachen zu lassen und es nicht durch törichte Gedanken etc. zum Schweigen zu bringen.

Eine sehr große Forderung ist auch, nicht so oft die Übungen wechseln zu wollen. Am besten eine Übung ein ganzes Leben tun, aber richtig tun, und zwar so, daß in uns immer neue Im­pulse erweckt werden dadurch, daß wir uns immer mehr in die Übung vertiefen. Zum Beispiel:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt

dabei soll man sich nicht nur vorstellen ausstrahlende Lichtstrah­len, die das Göttliche symbolisieren, sondern die Kräfte der Gött­lichkeit vorstellen, die von unserm Innern Besitz ergreifen, und dann in uns so vollkommene Dankbarkeit empfinden, die in das All, den Kosmos hineingetragen werden soll - in dem Gefühl des Dankens schwimmen und sich eins fühlen mit der Gottheit. Die­ses Gefühl kann man oft nur sekundenlang festhalten, aber bei fortgesetzter Übung gelingt es einem sehr viel länger.

Oft wird man durch einen «klingenden» Ton wieder in die Wirklichkeit zurückgerufen, aber diese Übung hinterläßt in einem das Gefühl des Gemeinsamen, das Sich-in-Gott-eins-Füh­len (mit der Menschheit), ganz im Gegensatz zu dem Einsam­keits gefühl.

Sehr viel wird gesündigt durch Schwatzhaftigkeit. Das, was man aus seinen esoterischen Übungen preisgibt, ist verloren für den Schüler. Das sollte man sich klarmachen. Es bedeutet immer eine Schwächung des Ätherleibes; Menschen mit schwachem Ätherleib sind immer schwatzhaft. Deshalb ist es für uns eine

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Forderung, unser inneres Leben als Geheimnis zu verschließen. höchstens in kleinem Freundeskreise, der auf derselben geistigen Stufe steht, durch Besprechung der esoterischen Mitteilungen und Wahrheiten sein esoterisches Leben bereichern; nur ist Grundbedingung dabei, daß die richtige Stimmung bei allen vor­handen ist. Durch das Schweigen erwachsen in uns die Kräfte und die Stärke, die uns vorankommen lassen.

Im Geiste lag der Keim mernes Leibes . . .

Aufzeichnung B

Es kommt vor, daß der Doppelgänger uns durch seine ihm an­haftenden Begierden und Leidenschaften, denen wir früher in­stinktiv gefrönt haben, veranlassen will, mit uns durchzugehen, so daß wir außer uns geraten, sei es durch Jähzorn, sei es durch Haß und Lieblosigkeit, Neid oder andere jäh emporschießende Leidenschaften. Beim Durchschnittsmenschen macht das in der Regel nicht viel aus. Beim Esoteriker sollte es aber nicht gesche­hen, daß er solchen jäh aufschießenden Leidenschaften folgt. Er muß viel mehr auf sich achten. Das Gefühls- und Triebleben des Esoterikers muß so werden, daß es ein ganz anderes wird als beim Durchschnittsmenschen. Nichts sollte sich da beim Esote­riker abspielen, das aus bloßen Instinkten geschieht, ohne daß er selbst sozusagen es in seiner Hand hält. Es sollte eine Unmög­lichheit nach und nach für ihn werden, daß das, was der Dop­pelgänger will, mit ihm durchgehe. Er muß Herr werden über diesen Doppelgänger. (Der Knecht darf nicht größer sein als der Herr.) Die Impulse, die ihn früher beherrschten, beherrscht jetzt der Mensch von seinem höheren Ich-Bewußtsein aus.

Nun darf man nicht glauben, daß der Mensch dadurch lieblos und gleichgültig werde gegenüber seiner Umwelt. Gerade die Fähigkeit zu lieben - die wahre Liebe - wird, wenn der Schüler

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auf dieser Stufe angelangt ist, auf eine höhere Stufe gehoben. Sie wird vertieft. Sie verliert den egoistischen Charakter, den die Liebe beim Durchschnittsmenschen ja immer hat. Sie wird opferwilliger, selbstloser. (Rosenkreuzer-Mysterium, Szene 9 und 10: Nach dem «0 Mensch, erlebe dich», also [nachdem Jo­hannes] das Bewußtsein des höheren Ich errungen hat, tritt Theodosius, der Träger der Weltenliebesmacht, an Johannes her­an. Dieser sagt: «Ich will dein Wesen / In meinen Taten offen­baren 1 Sie sollen heilerwirkend sein durch dich.») Eine eso­terische Schule, die das Ertöten der Liebe und des Mitgefühls lehrt, ist ganz auf dem Irrwege. Nicht um ein Ertöten handelt es sich hier, sondern um ein Umwandeln in vollem Bewußtsein. Alles Instinktive, Unwillkürliche oder Triebhafte innerhalb des Seelenlebens muß der Mensch mit seinem klaren Bewußtsein durchdringen. Es muß ganz in die Willkür des Menschen gestellt werden, ob er in einem bestimmten Fall Liebe geben will oder nicht. Gerade dadurch, daß wir unser Gefühlsleben in solcher Weise ändern von unserem höheren Ich-Bewußtsein aus, erhal­ten wir ein höheres Gefühl für die die Welt durchwebende Schönheit, die in der Weltenliebe urständet und die auch die wahre Kunst möglich macht. Der Schüler auf dieser Stufe ver­lernt auch, zu lamentieren über Verarmung des Seelenlebens, über das, was als seelischer Verlust erscheinen könnte. Noch viel weniger darf er sagen, wenn der Doppelgänger stark zu werden droht: Ich kann nicht gegen mich selbst an. - Selbst in verzwei­felten Momenten muß er sich immer wieder sagen: Geduld! Sei stark! - Dasselbe gilt auch, wenn man glaubt, keine Erlebnisse im den höheren Welten zu haben und darum nicht vorangekom­men zu sein.

Was erzielt werden soll bei der esoterischen Schulung, ist das Völlig-auf-sich-selbst-gestellt-Sein der Seele. Johannes, 9. Bild:

«Ich fühle Weltensein in mir»; «Ich ruhe in mir selber»; «Mir ist des Menschen erste Zuversicht / Mir ist die Wesenssicherheit gewonnen.») Das kann nur gewonnen werden durch die Ein­samkeit der Seele. Die muß die Grundstimmung der Seele bleiben,

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auch in Gegenwart der liebsten Menschen. Nur durch die Einsamkeit der Seele erschließen sich ihr die Tore der geistigen Welt. Dadurch wird erst das reine, geistige Leben bedingt. Aber diese Einsamkeit der Seele ist ein Zustand der Seele. Nicht soll der Schüler die äußere Einsamkeit absichtlich aufsuchen oder sich den Pflichten, die wir der Welt gegenüber haben, entziehen. Das ist nicht damit gemeint. Man soll das Einsamkeitsgefühl in der Seele als Kraft erwachsen lassen und es nicht gleich durch törichte Gedanken zum Schweigen bringen wollen. Kraft aus der Einsamkeit des Auf-sich-selbst-Gestelltseins - darauf kommt es an.

Eine sehr große Forderung für den esoterischen Schüler ist es, nicht so oft die Übungen wechseln zu wollen. Am besten ist es, eine Übung sein ganzes Leben beizubehalten, aber sie richtig zu machen. Das bewirkt, daß in uns immer neue Impulse durch sie erweckt werden, indem wir nach und nach die Kräfte, die in einer solchen Übung liegen, aussaugen, um sie zu Kräften unse­rer Seele zu machen. Zum Beispiel in dem Übungsspruche:

In den reinen Strahlen des Lichtes

Erglänzt die Gottheit der Welt . . .

Da soll man sich nicht nur ausstrahlende Lichtesstrahlen vorstel­len, die das Göttliche symbolisieren, sondern lebend darinnen die Kräfte des Göttlichen, die von unserm Innern Besitz ergrei­fen, und dann in uns vollkommenste Dankbarkeit empfinden, die von uns aus wiederum in das All, in den Kosmos hineinge­tragen werden. In dem Gefühl des Dankes schwimmend sich eins fühlen mit der Gottheit: dies Gefühl kann man oft nur sekundenlang festhalten. Bei fortgesetzter Übung gelingt es viel länger. - Diese Übung hinterläßt in der Seele das Gefühl des Gemeinsamen, des Sich-eins-Fühlens mit Gott, in Gott, auch mit der Menschheit. Dies bildet in der Seele aus eine ungeheure, eine starke Kraft, und die steht ganz im Gegensatz zu dem Einsamkeitsgefühl.

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Sehr viel wird gesündigt durch Schwatzhaftigkeit. Der Schüler sollte sich stets gegenwärtig halten, daß dasjenige, was man als Resultat seiner esoterischen Übungen preisgibt durch Schwatzen darüber, verloren ist für den Schüler. Das sollte man sich klar­machen. Es bedeutet immer eine Schwächung des Ätherleibes. Menschen mit schwachem Ätherleibe sind immer schwatzhaft. Deshalb ist es für uns eine Forderung, unser inneres Leben als Geheimnis in uns zu verschließen. Höchstens sollte man in klei­nem Freundeskreis, der auf derselben Stufe steht, durch Bespre­chung der esoterischen Mitteilungen und Wahrheiten sein esote­risches Leben bereichern. Nur ist die Grundbedingung dabei, daß die richtige Stimmung bei allen vorhanden ist. Aber wissen müssen wir, daß im Schweigen liegen Kräfte der Stärke, die uns vorankommen lassen.

*

* *

Aufzeichnung C

Drei Gefühle, die der Esoteriker besonders entwickeln muß:

1. Gefühl der Einsamkeit. Im gewöhnlichen Leben ist es na­türlich, daß wir Sehnsucht empfinden, besonders nach Personen, die wir lieb haben. Das Gefühl der Einsamkeit entwickeln heißt nicht: stumpf, gleichgültig werden gegenüber der Außenwelt, aber wir sollen dem, das uns lieb ist, woran wir hängen, auch fernbleiben können, sollen in unserer Einsamkeit bleiben und diese Einsamkeit lieb haben.

2. Demgegenüber müssen wir aber ein zweites Gefühl entwik­keln. Es gibt Leute, die denken, dann recht schnell vorwärts zu kommen, wenn sie recht oft ihre esoterischen Übungen wech­seln. Gerade das Gegenteil ist der Fall. Für die meisten ist das Vorteilhafteste, eine ganze Inkarnation hindurch bei denselben Übungen zu bleiben, vorausgesetzt natürlich, daß sie immer tiefer und eindringlicher zu ihm sprechen.

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Z. B. die Übung: In den reinen Strahlen ..., da genügt natür­lich nicht, sich symbolisch vorzustellen das Licht, in dem die Gottheit wirkt, sondern man muß zugleich ein Gefühl der Dankbarkeit in sich entwickeln, eine Wärme der Dankbarkeit, eine Begeisterung muß uns durchziehen, muß sich steigern zum Feuer der Dankbarkeit - es muß uns sein, als ob wir in einem Meer der Dankbarkeit schwämmen. So wie wir uns vorher, auf uns selbst konzentriert, ein Gefühl der Vereinsamung entwickelt haben, so sollen wir uns jetzt ergießen ins All, uns verbunden fühlen mit allen Menschen.

3. Und dann ein drittes Gefühl, das wir uns in unserem eso­terischen Leben aneignen müssen: das Gefühl, zur rechten Zeit zu schweigen. Das bedeutet nicht, eine gewisse Geheimnistuerei zu zeigen, man kann natürlich mit andern Esoterikern über sei-ne Übungen sprechen, aber es gibt neben anderen Eigenschaften eine, die die Entwicklung sehr hemmt, das ist die Geschwätzig­keit.

Sobald man eine Erfahrung gemacht, nicht anders zu können, als sie jener Base oder diesem Onkel anzuvertrauen, das sollte sich jeder Esoteriker abgewöhnen, denn dadurch vernichtet und zerstört er geradezu Kräfte, die im Ätherleib gewachsen sind. Bei dem, der, sobald er eine Neuigkeit erfahren, sie nicht bei sich behalten kann, entsteht eine Spannung, die sich erst löst, nachdem er sie an andere losgeworden ist. Auch beim Esoteriker entsteht eine Spannung.

Je mehr uns anvertraute Geheimnisse wir für uns behalten, desto mehr Kräfte sammeln wir dadurch an im Ätherleib. Allem Schönen, Guten, Wahren werden wir dadurch nicht entfremdet, im Gegenteil: wir bekommen ein feineres Verständnis für Kunst.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 10. Januar 1912

Aufzeichnung A

#TX

Durch unsere esoterischen Übungen wollen wir erreichen, uns ganz auf einen Gedanken zu konzentrieren und darnach eine Leere in uns eintreten zu lassen und abzuwarten, was uns als Resultat unserer Meditation zufließt. Von der Stärke unserer darauf verwendeten Ausdauer hängt es ab, was wir da erreichen. Man könnte meinen, daß man durch Abwechslung der Übungen schneller vorwärtskommt, als wenn man lange dieselbe Übung hat; aber die tiefsten Esoteriker haben immer behauptet, daß sie am weitesten gekommen sind dadurch, daß sie mit großer Geduld und Ausdauer jahrelang dieselben Übungen gemacht haben.

Es kann vorkommen, daß ein Mensch nur einmal in seinem Leben Gelegenheit hat, mit jemandem zusammenzukommen, der ihm eine geistige Übung geben kann, den er aber dann auf dieser Erde nie wieder sieht. Diese Übung kann aber, wenn sie richtig gemacht und das Karma dieses Menschen günstig ist, für sein Leben ausreichen und ihm Früchte tragen, bis er schließlich im Geistigen seinen Lehrer findet.

Der Esoteriker wird bemerken, daß, indem er auf seine innere Entwicklung Kräfte verwendet, gewisse fehlerhafte Eigenschaf­ten, die er früher schon hatte, schärfer hervortreten. Zu diesen Eigenschaften gehört zum Beispiel ein erhöhtes Kritiküben an anderen Menschen. Kritisieren tun ja alle Menschen. Der Esote­riker soll sich aber klar werden, woraus dieses Abkanzelnwollen der andern entsteht. Durch die Übungen erhöhen und verstär­ken wir unser Ich-Gefühl, unsere Egoität, und da ist dieses Kri­tisieren ein Uns-behaupten-Wollen den übrigen gegenüber, ein Etwas-B esonderes-s ein-Wollen, ein Absonderungsbedürfnis. Der Esoteriker verliert das Interesse an vielen äußeren Dingen, für die er früher sehr viel Aufmerksamkeit hatte. Das geht so weit,

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daß manche Esoteriker das Gefühl haben, nicht mehr so gut zu sehen wie früher. Die meisten beklagen sich auch über den Ver­lust ihres guten Gedächtnisses. Aus den letzten esoterischen Stunden wissen wir, daß dieses Nichtachtgeben auf die Umwelt fehlerhaft ist. Es kann eintreten, daß jemand seine Übungen nicht intensiv genug macht, um die innere Leere mit geistigem Inhalt auszufüllen, die er doch mit den früheren Interessen nicht mehr ausfüllen mag. Dadurch bekommt er dann ein drängendes Gefühl, eine treibende Unruhe, das Bedürfnis, seine innere Leere von außen her zu füllen. Dann fällt er nur zu leicht in die Ver­suchung, das Äußere zu bekritteln. Dieses Kritisieren ist in einer Weise verständlich und berechtigt, denn nachdem der Mensch sich von der äußeren Welt erst abschloß und jetzt wieder her­austritt aus sich, möchte er sich der Welt gegenüber behaupten. Darin liegt aber ein Egoismus, der ebenso wie das Kritisieren unterdrückt werden sollte. Wenn wir dies erreichen, werden sich die Kräfte, die wir sonst vergeudet hätten, nach innen wenden und unser Seelenleben befruchten. Das Absonderungsbedürfnis ist etwas ganz Berechtigtes für den Esoteriker, denn nur in der Einsamkeit kann er Fortschritte machen. Für die meisten der ge­wöhnlichen Menschen ist ja das Einsamkeitsgefühl ein Unerträg­liches. Der Esoteriker soll sich aber Ertragsamkeit der Einsam­keit angewöhnen. Dadurch fördert er sein esoterisches Leben in starkem Maße. Ein Mensch, der Sehnsucht hat nach außen, nach Gesellschaft, zersplittert seine Kräfte in dieser Sehnsucht. Es ist, als ob diese Sehnsucht nach allen Seiten hin von ihm fort stiebte in den Raum hinein. Er sollte nun darauf achten, diese Kräfte lieber in sich zu sammeln, sie sozusagen nach innen abzubiegen. Er wird dadurch einen großen Gewinn haben.

#Bild s. 298

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Eine andere, scheinbar entgegengesetzte Eigenschaft muß der Esoteriker ebenfalls ausbilden. Entgegengesetzt ist sie der erste­ren nur, wie der rechte Pendelschlag bei der Uhr dem linken entgegengesetzt ist: Einer resultiert aus dem andern, und doch sind sie sich gerade entgegengesetzt. So ist für den Esoteriker notwendig, daß er zwei Eigenschaften ins Gleichgewicht zuein­ander bringt wie Pendelschläge: Erstens die Ertragsamkeit der Einsamkeit, das heißt die Stärkung der Egoität, und zweitens die völlige Hingabe bis an die Grenze der Selbstaufgabe, des Ver­gessens seiner selbst, an das, was als Pflicht von außen an uns herantritt.

Wenn wir an dem Standpunkt angelangt sind, daß unser Herz lechzt nach Einsamkeit inmitten unserer Umgebung, daß diese uns eigentlich weh tut, wir unter ihr leiden und wir ihr trotz­dem die volle hingebende Liebe entgegenbringen, dann haben wir die Vereinigung der sich scheinbar widersprechenden Eigen­schaften erreicht.

Eine dritte Eigenschaft, die wir üben sollen, ist das Schweigen über unsere esoterischen Erlebnisse. Bei unentwickelten Men­schen ist das Gefühl, ein Geheimnis bewahren zu müssen, ein sie geradezu zersprengendes, und sich einmal so recht ausspre­chen zu können, ist ihnen eine kolossale Erleichterung. Der Esoteriker sollte aber bedenken, daß diese Kraft, die einen zu zersprengen droht, eine sehr starke sein muß, wenn man sie lie­ber innerlich aufstapelt. Deshalb heißt es auch: «Lerne schwei­gen und dir wird die Macht» - das heißt die Macht, in seinem eigenen Innern zu herrschen. Der okkulte Forscher kann zum Beispiel deutlich die Veränderung wahrnehmen, die Kraftzufuhr, die im Innern eines Menschen eintritt, der das Aussprechen eines Geheimnisses aus irgendeinem Grunde unterdrücken muß. Ein Mensch hat zum Beispiel etwas auf der Seele, das er seinem Freunde mitteilen möchte. Im Begriffe, zu diesem zu eilen, trifft er an der Türe einen anderen Bekannten, der ihn zu besuchen kommt. Diesem kann und will er seine Mitteilung nicht machen. Nachher ist es zu spät, zu dem Freunde zu gehen; er muß also

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die Mitteilungslust unterdrücken. Bei diesem Menschen, dem dies passiert ist, wird der Okkultist sehen, daß sich in der Seele desselben eine Kraft entwickelt hat, die vorher nicht da war, und die auch nicht entstanden wäre, wenn der Mensch seinen Wunsch erfüllt hätte, seine Mitteilung zu machen. Für den Eso­teriker sollte der Spruch nicht gelten: «Wes das Herz voll ist, fließt der Mund über.»

Bei einem Nicht-Esoteriker kann es ja manchmal gut und an­gebracht sein, sich auszusprechen, aber nicht für den Esoteriker. Er verspritzt durch das Mitteilen seiner innersten Gedanken und Gefühle Kräfte nach außen, die so notwendig für seine Seele gewesen wären. Jedesmal, wenn wir imstande sind, Gedanken und Gefühle zu verschweigen, besonders solche, die sich auf unsere esoterischen Erlebnisse und Schwierigkeiten beziehen, er­langen wir eine seelische Kraft, die uns nicht verloren gehen kann. Aber über allgemein Menschliches, über etwas, was dem Menschen von Nutzen sein kann, darüber soll man reden, nur über die eigenen Angelegenheiten nicht, die ja die andern auch gar nichts angehen. Dieses Mitteilungsbedürfnis, woraus ent­springt es denn eigentlich?

Selten haben wir das Bedürfnis, zu andern Menschen zu gehen, weil wir sie uneigennützig lieben, sondern meist, weil sie Eigen­schaften haben, die uns etwas sind, etwas geben. Auch den Wunsch sollen wir fallen lassen, sozusagen von anderen Men­schen auf Händen getragen zu werden. Im Gegenteil, wir sollen ihnen dankbar sein, wenn sie uns schlecht behandeln, weil wir unsere Kräfte der Ertragsamkeit daran üben können. Und dann sollen wir uns bemühen, trotzdem Liebe zu den Menschen zu empfinden. Wir werden dann schon merken, daß es die rechte ist.

Etwas, das der Esoteriker auch sein lassen sollte, ist das Kla­gen. Worüber beklagt er sich denn? Meist darüber, daß, wenn er seine Meditation beginnt, von allen Seiten Gedanken auf ihn einstürmen. Er sollte aber dankbar hierfür sein, es als Fortschritt betrachten, daß er bemerkt, welche Realität die Gedankenwelt ist, daß sie sich so durchsetzen kann. Er soll nur seine Kraft ihr

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entgegensetzen, denn dadurch wird die Kraft wachsen. Ablau­schen sollten wir es diesen Gedanken, wie sie es machen, sie als Vorbilder betrachten, wie wir uns konzentrieren können, sie verwenden als Muster, uns sagen: Mit der gleichen Intensität sollen wir uns in unsere Meditation vertiefen, dann werden wir geistige Kräfte, die uns stützen, an uns ziehen. - Es wäre eine sehr bequeme Meditation, wenn vor derselben Engel oder son­stige geistige Wesenheiten kämen und uns die unerwünschten Gedanken wegfegten.

Hat der Esoteriker alle diese Eigenschaften überwunden und auch gelernt, das Schweigen im richtigen Maße zu üben, so wird er zu etwas kommen, was die Mystiker stets schon die Pforte des Todes genannt haben, und zwar deshalb, weil der Mensch durch sein Schweigen und durch das Beherrschen seiner Eigen­schaften so weit gekommen ist, daß er im selben Zustande sich befindet, wie ein Mensch, der vor dem Tode steht, in dem all seine Interessen von der äußeren Welt abgewendet sind. Er ist in sich selbst gekehrt oder nach dem Göttlich-Geistigen. Das ist es auch, was gemeint ist im zweiten Teil unseres Rosenkreuzer-spruchs: In Christo morimur. In Christus sterben wir, indem wir uns ganz umwandeln und uns wieder dem Geistigen zuwen­den. Ex Deo nascimur: Aus Gott werden wir geboren und müs­sen uns in dem Physischen verkörpern. Es ist nun unsere Auf­gabe, uns so vorwärts zu entwickeln, daß wir sagen können: In Christo morimur. Wir wenden uns ab von allem Physischen und erheben uns zu dem Geistigen, welches immer der Heilige Geist genannt wurde, und werden in diesem von neuem geboren: Per Spiritum Sanctum reviviscimus. Und wie eine Auslegung dazu ist der Spruch, den uns der Meister der Weisheit und des Zu­sammenklanges der Empfindungen gegeben hat:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes .

* *

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Aufzeichnung B

Der Esoteriker muß sich gewöhnen, bestimmte Gefühle zu er­tragen und Dinge zu tun und zu lassen, die der Exoteriker nicht tut, dazu gehört

1. das Einsamkeitsgefühl. Der Esoteriker muß lernen, dieses zu ertragen und sich selbst genug sein und leben können in dem, was in der eigenen Seele aufsteigt, ohne in dieser Einsamkeit sich unglücklich zu fühlen.

Das Erste, was dann auftreten wird, ist, daß man alles ganz anders ansieht. Das Interesse wird sich vollständig ändern.

2. Das Zweite ist Hingabe, was der Esoteriker ausbilden muß.

3. Das Dritte ist Schweigen, gegenüber leichtfertiger Mitteil­samkeit.

Durch dieses Dreifache erlebt der Esoteriker die Wahrheit:

Ich bin bis an die Pforte des Todes gekommen! -

Es wird viel vom Schüler geklagt über das Überfluten der Seele von Gedanken bei der Meditation. Dankbar sollten wir dafür sein, daß uns zum Bewußtsein kommen kann, daß Gedan­ken Realitäten sind, die stärker sind als wir. Man sollte nicht klagen, sondern sich freuen, wenn die Gedanken so sich zeigen; sie zeigen sich als Seelenkräfte. Durch das Schweigen werden bestimmte Kräfte in der Seele entwickelt.

#Bild s. 302

Kritik üben und ausdrücken setzt eine ganz bestimmte Eigen­schaft voraus in der Seele, nämlich die, in seiner Egoität etwas gelten zu wollen, etwas vor dem anderen voraus zu haben.

Vermag man viel von solchen Seelenerlebnissen anzuhäufen, ohne sie auszusprechen, so wird man an einen ganz bestimmten Punkt seiner Entwickelung kommen, den jeder Esoteriker kennt

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und der in allen mystischen Schriften als «bis an die Pforte des Todes gekommen» bezeichnet wird.

Hingabe, wie wird sie geübt? Man kann lechzen nach Ein­samkeit und doch jeden Augenblick bereit sein, dem anderen in Liebe sich hinzugeben, um des anderen Menschen willen und seiner liebenswerten Eigenschaften.

Gewöhnlich geschieht es, daß ein Mensch den anderen auf­sucht aus Egoismus. Er hat etwas von ihm. Der andere, den er aufsucht, hat Eigenschaften, die ihm gefallen. Er sucht seine Nähe also nicht um des anderen willen, sondern um seiner selbst willen.

Die Hingabe an die inneren Erlebnisse muß so stark sein, daß man sich selbst ganz vergißt, sich hingibt an das, was aufsteigt aus der Seele, so daß man objektiv die Kraft ansehen kann.

Zuerst tritt beim Esoteriker das auf, daß die Egoität stärker wird. Absonderung, Verfremdung von den anderen Menschen strebt der Mensch an. - Wenn der Mensch die Sehnsucht nach Menschen in sich aufsteigen fühlt, so muß er sich sagen: durch die Sehnsucht sind nutzlos Kräfte nach außen verspritzt, die der Mensch sehr gut nach innen brauchen kann.

Ebenso ist es bei Mitteilsamkeit, nutzlos sind Kräfte ver­braucht. Die Dinge, die uns im Innersten interessieren, die uns subjektiv interessieren, über die sollen wir schweigen; die Kraft, die da sonst verbraucht wird, nach innen gewendet, gibt eine starke Kraft für den Esoteriker.

Einerseits müssen wir stark machen unsere Egoität, anderer­seits uns selbst vergessen.

Die Meditation soll der Esoteriker lediglich durch seinen Willen in den Mittelpunkt des Bewußtseins rücken, nicht durch Erinnerung etc.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Zürich, 16. Januar 1912

#TX

Wenn der Mensch sich nicht im Sinne der Weltentwickelung be­nimmt, wirkt er störend in der Weltordnung. Diese Störungen müssen gewisse Geister wieder ausgleichen.

Wenn der Mensch «außer sich» ist, so muß eine Art der Lu­zifer-Wesenheiten diese Störung wieder gutmachen. Diese be­sondere Art heißt Samael. Der Mensch fühlt sich hier wie zwei, es kommt ihm vor, als wenn eine zweite Persönlichkeit neben ihm herginge. Diese spricht zuweilen Dinge aus, die er vielleicht vor Jahren gesagt haben würde, die kommen ihm aber zu der jetzigen Zeit fremd vor. In der Vision sieht er eine menschen­ähnliche Gestalt.

Wenn der Mensch lügt oder gegen sich selber unehrlich ist, (zum Beispiel denkt, er wäre nach Zürich gekommen einzig wegen den Vorträgen, und in Wirklichkeit aber gekommen ist, weil er gerne einen bestimmten Menschen treffen wollte, der auch hinkam) - so muß der Geist Azazel diese Störung wieder gutmachen in der Weltenentwickelung. Hier fühlt sich der Mensch wie gegeißelt am Rücken, Druck im Rücken (Kehle). In der Vision sieht er eine vogelähnliche Gestalt.

Wenn der Mensch nicht teilnimmt an seiner Umgebung, sich für die Dinge, die um ihn herum vorgehen, nicht interessiert, nicht aufpaßt auf seine Umgebung, so muß der Geist Azael die­se Störung wieder gutmachen. Die Wirkung, welche der Mensch durch dieses Nichtaufpassen fühlt, äußert sich bei ihm in einem Gefühl des Ertrinkens, des In-einem-geistigen-Meere-Ertrinkens beim Aufwachen oder Einschlafen. Er sieht in der Vision eine löwenähnliche Gestalt.

Wenn der Mensch kein Vertrauen zum Karma hat, wenn er sich dem Karma nicht hingibt, wenn er ein ihm zustoßendes Schreckliches, Schweres nicht hingebungsvoll und mutig auf sich nimmt, wenn er es nicht als richtig anerkennt und trotz den

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Schmerzen mutvoll auf sich nimmt, so muß diese Störung der Geist Ahazel [Mehazael] wieder in Harmonie mit der Welt­ordnung bringen. Der Mensch fühlt sich hier wie an die Erde gebunden, als schwer an die Erde gekettet und sieht in der Vision eine stierähnliche Gestalt.

Wenn unser Leben auch eine unentwirrbare Maja ist, so dürfen wir doch nicht vergessen, daß wir aus einem göttlichen Urgrund heraus geboren sind.

ESOTERISCHE STUNDE Berlin, 26. Januar 1912 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE306 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 26. Januar 1912

Aufzeichnung A

#TX

Die esoterische Entwicklung muß zu verschiedenen Zeiten eine verschiedene sein, sonst hätten die aufeinanderfolgenden Inkar­nationen keinen Sinn. Aber gewisse Dinge bleiben durch alle Zeiten hindurch dieselben. So finden wir zum Beispiel, daß die ägyptischen Esoteriker reden von:

dem Kommen an die Schwelle des Todes,

dem Gang in die Unterwelt,

dem Erleben der vier Elemente,

dem Schauen der Sonne um Mitternacht,

der Begegnung mit den geistigen Wesen aus nächster Nähe.

Was damit gemeint ist, kann jetzt nicht alles auseinandergesetzt werden; aber das Einfachste darüber wird jetzt gesagt werden.

Eine der Empfindungen, die das esoterische Leben uns bringen kann, ist diejenige, daß das Wachleben uns so vorkommt, als wäre es eigentlich nur ein Schlafleben. Das ist keine Stimmung, die wir fortwährend in uns hegen könnten, aber es soll auch niemals unsere Absicht sein, gewisse esoterische Stimmungen, die wir in bestimmten Augenblicken erleben, sich über das ganze Leben ausdehnen zu lassen. Wenn wir das täten, so würden wir ungeeig­net werden, unseren Pflichten in der Außenwelt nachzukommen. Jeder Esoteriker soll zwar von Zeit zu Zeit eine Stimmung der Sehnsucht erleben, wenn er die Reiche der Natur um sich herum sieht, durchzudringen zu demjenigen, was dahinter liegt, was die wahre Wirklichkeit ist, wonach wir streben und im Verhältnis zu der alle gewöhnlichen Sinneseindrücke nicht mehr Wert haben als diejenigen aus dem Schlafe. Wer das haben möchte, um in solchen esoterischen Stimmungen fortwährend zu leben, der müßte sich zurückziehen in eine Art Mönchsleben. Das ist aber nicht jene Esoterik, die das Rosenkreuzertum anstrebt. Wer sich in solcher Art zurückziehen möchte, müßte sich dessen bewußt sein, daß er

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sich gewisse Privilegien aneignet in bezug auf seine Mitmenschen, damit er sich dadurch für mehrere Leben in der Außenwelt vor­bereiten könne, daß aber, wenn alle Menschen so leben möchten wie sie, jeder Fortschritt in der Menschheitsentwicklung unmög­lich gemacht würde.

Unsere Übungen sind darauf angelegt, uns in die geistige Welt hineinzubringen; aber oft bemerken wir die Fortschritte, die wir dabei machen, nicht durch Unachtsamkeit. So kann man zu der Empfindung kommen: Von demjenigen, was als Denken, Fühlen und Wollen in uns als Kräfte ausgegossen ist, machen wir nur einen sehr schlechten Gebrauch, aber wir könnten, so wie wir sind, unmöglich in jenem Denken, Fühlen und Wollen leben, es würde uns zerschmettern, vernichten. Die Empfindung, vor einem Erlebnis zu stehen, das uns überwältigen will, nannten die Alten: das Kommen an die Schwelle des Todes. Denn da fühlt man: das, was ich jetzt erlebe, kann ich weder mit meinem Den­ken, noch mit meinem Fühlen, noch mit meinem Wollen bemei­stern; jetzt fühle ich, wie es ist, gestorben zu sein. Dieses Erlebnis haben wohl die allermeisten von Ihnen schon öfter durchgemacht. Daß man nichts davon weiß, rührt nur von der Unaufmerksam-keit her. Man wird oft während des Meditierens das Gefühl ge­habt haben, daß man einen Augenblick «fort war», und dann, zu sich kommend, denken: ich habe geschlafen. Wenn man sich die Mühe gibt, nachzugehen dem, was man in solchen Augenblicken durchlebt hat, dann würde man spüren, daß es vielleicht die ge­waltigsten Erlebnisse waren, die man jemals durchlebt hat.

Eine andere Erfahrung ist diese. Sie braucht nicht notwendi­gerweise nach der ersten zu kommen. Man kann den Eindruck erhalten, diese zweite Erfahrung als erste durchlebt zu haben, weil man das erste Erlebnis verschlafen hat. Man kommt zu dem Gefühl, daß man in seinem Leibe drinnensteckt, daß man ihn mit sich trägt. So wie man, an jedem Arm mit einem Gewicht beladen, unterscheiden kann das Gewicht von den Muskeln des Armes, so lernt man seine Arme selber als Gewichte empfinden, die man mitschleppt. Dann kann man das Gefühl haben, daß

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man - nicht leiblich, aber um so mehr seelisch - gefesselt sitzt in einer Unterwelt. Das ist das «Gehen in die Unterwelt». In sei­nen Übungen fühlt man sich dann gleichsam ganz wie gelähmt, nachher ein Gefühl, als ob man innerlich ganz von lauem Was­ser übergossen würde.

Auch kann man die Empfindung haben, daß die schlechten Gedanken, die wir haben, nicht nur Gedanken sind, sondern et­was Wirkliches. Wenn wir von einer Persönlichkeit Schlechtes gedacht haben, dann sehen wir das wie einen Pfeil voranschie­ßen, der diese Persönlichkeit schlimmer in seiner Seele verletzen kann, als ein physisch abgeschossener Pfeil es seinem Leibe tun könnte. Sobald wir einsehen, was wir damit ausrichten, bemer­ken wir, wie der Pfeil auf uns selber zurückfliegt und uns brennt wie Feuer, als wäre man in den «Flammen der Unterwelt». Das ist das «Gehen durch die Elemente». Es braucht nicht als Vision geschaut zu werden, man kann es an sich selber fühlen, wie wenn man gleichsam überall Brandwunden hätte.

Wenn wir so empfinden, dann schicken wir gleichsam Kräfte aus unserem Ätherleib, die aber nur bis zu der Grenze unserer Aura gehen können. Dort treffen sie aber die überall im Um­kreis wirkenden Kräfte des Kosmos, die diese Kräfte sich um­kehren lassen und nach bestimmten Mittelpunkten hin dirigie­ren, wo sie die übersinnlichen Organe zum Vorschein rufen. Es ist damit wie mit den physischen Augen: diese wurden aus in­differenten Organen durch das Licht gebildet. Solange das Licht daran arbeitete, konnte man noch nicht sehen; das wurde erst möglich, als sie fertig waren. So können wir auch unsere höhe­ren Organe erst gebrauchen, nachdem sie in der geschilderten Art durch uns auferbaut worden sind.

#Bild s. 308

#SE266b-309

Aufzeichnung B

Alle Esoterik, alles esoterische Streben ist der Veränderung, dem Fortschritt unterworfen, das heißt, die Form ändert sich, das Wesen der Esoterik bleibt zu allen Zeiten dasselbe. Wäre das nicht der Fall, so hätte ja die Lehre von den wiederholten Er­denleben keinen Sinn, das heißt, der Mensch wird immer wieder auf die Erde geführt, damit er seine Erfahrungen macht und sei­ne Seele reifer wird. Die Form, wie der Mensch in die höheren Welten [heute] eingeführt wird, hat eine ganz andere werden müssen. Der heutige Mensch mit seinem differenzierten Seelen-leben hielte wohl schwerlich aus, was früher von einem Schüler der ägyptischen Mysterien verlangt wurde. Bei ihm geschah die Vorbereitung im Verlaufe weniger Wochen unter den Augen des Priesters. Gewaltmittel wurden angewendet, um zum Beispiel sein höchstes Mitleid zu erregen, seine Furchtlosigkeit auf die Probe zu stellen; er war sich völlig klar, daß sein Leben dabei auf dem Spiele stand. Anders ist es mit dem heutigen Menschen. Zwar steht auch er unter der Leitung eines Lehrers, aber durch die Kraft der ihm gegebenen Übungen, durch die eigene Arbeit an seiner Seele erhebt er sich in die höheren Welten.

Der ägyptische Esoteriker, nach den Stufen seiner Entwick­lung befragt, hätte sie folgendermaßen zusammengefaßt:

1. Hindurchgehen durch die Pforte des Todes,

2. Hinuntersteigen in die Unterwelt,

3. Hindurchgehen durch die Elemente,

4. Schauen der Sonne um Mitternacht,

5. und dabei Erkennen der geistigen Mächte und Kräfte.

Diese einzelnen Stufen zu schildern, ist sehr schwer; sie beru­hen eben auf Erlebnissen der Seele, die jeder durchmachen muß. Nur ist nicht gesagt, daß die Reihenfolge immer dieselbe ist. Es kann sein, daß er die eine verpaßt, so daß die zweite an die Stel­le der ersten tritt. Alles, was in der Seele vorgeht, ist sehr fein, sehr subtil. Der Mensch muß sich daran gewöhnen, auf diese intimen Stimmungen seiner Seele zu achten.

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1. Wenn er hinhorcht auf das, was in seiner Seele vorgeht, so wird sich bald etwas zeigen wie eine Art Eingehüllt-, Eingeschlä­fertsein gegenüber der Außenwelt. So wird er sich sagen: All ihr schönen Fluren, all ihr lieblichen Täler, ich trage nach euch kein Verlangen. Eine Sehnsucht liegt in mir nach dem, was dahinter-liegt! Wie eine Art Schlaf ist solche Stimmung, wie ein Absterben. Man kann nicht denken, nicht fühlen wie früher. Man kann nicht den kleinen Finger heben; auch der Wille ist tot. Alle Glieder werden schwer und gebrauchsunfähig. Die Seele befindet sich außerhalb des Körpers. Es ist, als ob die materielle Welt versinkt. Man fühlt sich von Gott und der Welt verlassen.

Selbstverständlich darf dieses Gefühl nur vorübergehend da sein. Wir würden ja sonst völlig unbrauchbar werden für unser Berufsleben. Unser esoterisches Leben heutzutage wird aber so eingerichtet, daß es sich mit jeglichem Beruf verträgt. Gerade wenn er in solchen Stimmungen gelebt hat, soll der Mensch frisch, elastisch sein für sein äußeres Leben. Wer ganz seiner Entwicklung leben wollte, müßte sich schon zurückziehen als Mönch und dieses besondere Privileg sich auf viele kommende Erdenleben vorwegnehmen.

Dieses Gefühl des Eingehülltseins gegenüber der Außenwelt hat der Esoteriker aller Zeiten genannt: durch die Pforte des Todes gehen. Es ist wirklich wie ein Vorgefühl des Sterbens.

2. Das zweite Gefühl, das Hinuntersteigen in die Unterwelt, tritt so auf, daß in einem das beschämende Gefühl entsteht von dem eigenen Unwert, daß man von den Fähigkeiten der Seele nicht den ausgiebigen Gebrauch macht, zu dem wir eigentlich fähig wären. Das Gefühl, das wir bekommen, ist, als ob unser Körper etwas Apartes wäre, das wir mit uns tragen müssen und das uns bisweilen so schwer wie Blei drückt. Zum Beispiel haben wir diese Empfindung an den Armen. Wir haben das Ge­fühl, als wäre unser Körper etwas Fremdes. Dann fühlen wir uns mit einem Male wie durchleuchtet [durchfeuchtet?]*, wie mit lauwarmem Wasser übergossen.

- - -

* Vgl. hierzu Aufzeichnung A, in der es an dieser Stelle heißt, man fühle sich

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3. Und dann ein drittes Gefühl: daß wir uns klar werden, daß unsere Gedanken Realitäten sind. Früher haben wir wohl einen Gedanken gehabt, dann ist ein zweiter gefolgt, und wir haben geglaubt, er hätte den ersten ausgelöscht. Jetzt fühlen wir bei einem bösen Gedanken, als ob ein tödlicher Pfeil abgeschossen wäre auf den, an den der böse Gedanke gerichtet war. Dieser Pfeil kommt aber zurück und richtet sich auf unsere eigene Seele und brennt in der Seele, und diese brandige Stelle bleibt unser ganzes Leben hindurch. Wir müssen sie früher oder später durch unser Karma gutmachen. Der Esoteriker beginnt imagina­tiv zu schauen, sieht das Feuer, das durch seine bösen Gedanken angezündet ist. Oft wird ihm sein, als ob sein eigener Körper durch hell lodernde Flammen verbrennt. Die Esoteriker aller Zeiten haben dies genannt: das Hindurchgehen durch die Ele­mente. Analog dem Feuer gibt es auch auf den anderen Stufen der elementarischen Welt entsprechende Erlebnisse.

Viele klagen: Ich mache keine Fortschritte, merke nicht, daß ich weiterkomme. - Der Lehrer sieht oft, daß der Schüler sich unnütz quält. Es ist nur Mangel an Aufmerksamkeit, die er sei­nen intimen Seelenregungen entgegenbringt. Wir sollen ganz und gar leben in unseren Übungen, uns identifizieren mit dem Meditationsstoff, alles andere verbannen, jeden Gedanken an die Außenwelt, und dann noch einige Minuten leben in den Nach­wirkungen. Durch alle diese Erlebnisse werden Kraftzentren ge­bildet, die innerhalb unseres Astralkörpers wirken, aber nur bis zum Umfang der Aura. Dort treffen sie sich mit den Kräften, die aus der geistigen Welt in uns einströmen, und es werden dadurch die Organe des Astralleibes, die Lotosblumen gebildet, die bewirken, daß, wenn der gereinigte Astralleib in den Äther-leib hineinwirkt, dessen Konfiguration sich verändert, ihn unab­hängig vom physischen Körper und fähig macht zu den weiteren Stufen, die zum Sehen der Sonne um Mitternacht und dem Bekanntwerden

«gleichsam ganz wie gelähmt, nachher ein Gefühl, als ob man innerlich ganz von lauem Wasser übergossen würde.»

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der großen geistigen Welt des Kosmos führen. Dieses ist dann ungeheure Seligkeit.

Aufzeichnung c

Wir möchten gern die Stimmung des Meditierens auf unser ge­samtes Leben ausdehnen. Das geht aber nicht, weil wir dann unbrauchbar für das physische Leben werden. Nimmt ein Mensch sich das Privilegium heraus, sein jetziges Leben ganz der Meditation zu weihen, also ein Kloster- oder Mönchsleben zu führen, so wird er im nächsten Leben um so mehr vor die Aufgabe gestellt, im praktischen Leben trotz vielleicht verstärk­ter geistiger Kräfte tätig zu sein.

Viele klagen, sie machten keine Fortschritte, sie merkten nichts an sich, nicht, daß sie weiterkommen. Der Lehrer sieht sehr oft, daß der Schüler sich unnütz Sorge macht; es ist nur der Mangel an Aufmerksamkeit, den der Schüler seinen subtilen Seelenregungen entgegenbringt. Doch diese Aufmerksamkeit ist unbedingt nötig für den Fortschritt.

Zu allen Zeiten haben Menschen esoterische Übungen ge­macht, in den früheren Zeiten in den Mysterien. Auch in den alten Urkunden der Rosenkreuzer finden wir für diejenigen, die sich entwickeln wollten, die Form der Erfahrungen angegeben, und da, wie auch in allen, besonders in ägyptischen Mysterien, wird von ganz bestimmten Erlebnissen gesprochen.

1. An der Schwelle des Todes - respektive des Jenseits,

2. das Niedersteigen in die Unterwelt,

3. der Gang durch die Elemente.

Alle diese Gefühle müssen wir auch durchmachen, nur brauchen sie nicht in dieser bestimmten Reihenfolge aufzutreten. Früher wurden diese Gefühle und die dazugehörigen Übungen viel stär­ker betrieben, die heute, weil das Seelenleben differenzierter ge­worden ist, der Mensch nicht mehr aushalten würde.

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Das erste Erlebnis: Das Überschreiten der Schwelle des To­des. Dieses macht sich in folgender Weise bei allen Mystikern bemerkbar. Der Mensch verfällt ganz momentan in Abwesenheit des Geistes. Seine Glieder werden schwer und gebrauchsunfähig. Seine Seele befindet sich außerhalb seines Körpers. Er fühlt sich von Gott und Menschen verlassen, und die materielle Welt ent­sinkt ihm während jener Augenblicke, wo wir wie ein Verber­gen der eigentlichen Welt dann sehen, und fühlen ein starkes Verlangen nach jener wahren Welt. Wir können weder mit dem Willen noch mit dem Empfinden und dem Denken etwas anfan­gen. Dies müssen wir stark fühlen, aber nicht in diesem Gefühle zu stark drin bleiben, weil die physische Welt unsere Lehrschule ist, wo wir unsere geistige und physische Entwicklung durchzu­machen haben. Das Gefühl des wirklichen Absterbens kann se­kundenlang auftreten. Die Hauptsache dabei ist: auf das merken, was mit einem vorgeht.

Das zweite Gefühl, das Niedersteigen in die Unterwelt, tritt so auf, daß in einem das beschämende Gefühl entsteht von dem eigenen Unwert, daß man von den Fähigkeiten der Seele, die einem gegeben worden sind, nicht den ausgiebigen Gebrauch macht, den man eigentlich machen sollte, und auch dazu fähig ware. Das Gefühl, das man bekommt, ist, als ob unser Körper etwas Apartes von uns ist, das wir mittragen müssen und das uns bisweilen so schwer wie Blei drückt, zum Beispiel die Arme. Wir bekommen das Gefühl, als wenn etwas Fremdes in unseren Körper hineingekommen ist, und fühlen uns dann bisweilen als wie mit lauem Wasser begossen.

Das dritte Gefühl ist das Durchgehen durch die Elemente. Man erlebt die Realität der Gedanken und weiß, daß es Dinge sind. Wenn man jemandem schlechte Gedanken gesandt hat, so beruhigt man sich gewöhnlich damit, daß es eben nur ein Ge­danke war. In Wirklichkeit ist dieses aber schlimmer als ein Schießen mit tödlichen Pfeilen auf dem physischen Plan. Man wird dann in imaginativen Bildern erleben, wie dieser Gedan­kenpfeil zurückschnellt und wie eine Flamme unsere Seele

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berührt, ihr gewissermaßen Brandmale aufdrückt, die wir in unserem Karma wieder gutmachen müssen.

Auch auf den anderen Stufen der Elementarwelt gibt es ent­sprechende Erlebnisse.

Wir sollen ganz und gar leben in den uns gegebenen Übun­gen, nachher noch einige Augenblicke verweilen in den Nach­wirkungen des Meditierens und dabei wissen, daß man ist und lebt in dem Nachwirken. Durch alle diese Erlebnisse werden Kraftzentren gebildet, die innerhalb unseres Astralkörpers wir­ken, aber nur bis zum Umfang der Aura. Dort treffen sie sich mit Kräften, die von außen, aus der geistigen Welt in uns hin­einströmen, und es werden dadurch die Organe des Astralkör­pers, die Lotusblumen gebildet, die bewirken, daß dann der ge­reinigte Astralleib in den Ätherleib hineinwirkt, dessen Figura­tion ändert und unabhängig von dem physischen Körper macht. Dadurch wird der Mensch fähig zu den weiteren Schritten, dem Sehen der Mitternachtssonne und dem weiteren Bekanntwerden mit der großen geistigen Welt des Kosmos. Dieses ist dann ungeheure Seligkeit.

#TI

Aufzeichnung D

Schwelle des Todes

Niedersteigen in die Unterwelt

Gang durch die Elemente

#TX

Wir möchten wohl oft gern die Stimmung des Meditierens auf unser gesamtes Leben ausdehnen. Das geht aber nicht, weil wir dann unbrauchbar würden für das physische Leben. Wenn ein Mensch sich das Privilegium herausnimmt, sein jetziges Leben ganz der Meditation zu weihen, also eine Art Kloster- oder Mönchsleben zu führen, so wird er im nächsten Leben um so mehr vor die Aufgabe gestellt, im praktischen Leben, vielleicht mit verstärkten geistigen Kräften, tätig zu sein.

#SE266b-315

Zu allen Zeiten haben Menschen esoterische Übungen ge­macht, in früheren Zeiten in den Mysterien. In den alten Urkun­den der Rosenkreuzer finden wir für diejenigen, die ihre Seelen-fähigkeiten entwickeln wollen, die Form der Erfahrungen ange­geben und da - ebenso wie in den alten ägyptischen, überhaupt allen alten Mysterien - wird immer von ganz bestimmten Erleb­nissen gesprochen, die die Menschenseele durchzumachen habe. Da hat man immer gesagt, die Seele wird geführt an die Schwelle des Todes. Sie muß niedersteigen in die Elemente, sie muß den Gang machen durch die Elemente.

Alles dies muß der Schüler der Esoterik auch heute durchma­chen. Es brauchen diese Erlebnisse nicht in dieser bestimmten Reihenfolge durchgemacht werden. Früher wurden die Übun­gen, die zu diesen Gefühlserlebnissen führten, viel stärker betrie­ben, die Gefühlserlebnisse traten mit eminenter Stärke auf, die heute, wo das Seelenleben soviel differenzierter geworden ist, der Mensch nicht mehr aushalten würde.

Das erste Erlebnis, das Überschreiten der Schwelle des Todes, wurde in den alten Mysterien so erlebt, daß der Mensch ganz momentan fühlte die Abwesenheit seines Geistes von seinem Körper. Er fühlte seine Glieder schwer, leblos werden, wie bei einem Leichnam. Sein Körper wurde gebrauchsunfähig, wie ein toter Körper. Er fühlte, Seele und Geist wirken nicht mehr in­nerhalb des Körpers, sie sind außerhalb desselben. Die ganze materielle Welt, in der er mit seinem Körper lebt, wahrnimmt, erlebt - sie entsinkt ihm, ist nicht mehr da. Aber es verbirgt sich ihm die wahre Welt, die Welt der Wirklichkeit. So ist der Mensch in diesen Momenten des Todes wie verlassen von Gott und Menschen, von der geistigen Welt und von der physischen Welt. Ganz, ganz verlassen empfindet er sich! Und ein starkes Verlangen nach jener wahren Welt steigt auf in der Seele! Aber er fühlt, er kann nicht mit den Seelenfähigkeiten, die er bisher gebraucht hat, hineinkommen in diese wahre Welt. Er kann mit seinem Denken, mit seinem Empfinden, mit seinem Willen nichts anfangen.

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All diese Erlebnisse hat der Schüler der Esoterik auch heute. Er muß auch fühlen, stark durchleben, wie sein Denken, das ihm bei seinem Erleben auf dem physischen Plan dient, stumpf, unbrauchbar ist für sein Streben nach dem Geistigen, wie da ein andres Denken erworben werden muß; er muß es erleben, wie sein Fühlen durchsetzt ist von Egoismus, wie er mit diesem Fühlen zurückgestoßen wird von der geistigen Welt, und wie sein Wille eine ihm verborgene Kraft ist, die er finden muß. Alle diese Erlebnisse müssen stark durchgemacht werden. Die ganze Wertlosigkeit des Denkens, Fühlens und Wollens, die uns für die physische Welt dienen, muß für das Erleben der geistigen Welt immer wieder ein Erlebnis der von außen auf die physische Leiblichkeit schauenden Seele werden. Allerdings muß daneben auch auftauchen das Bewußtsein, daß diese physische Welt doch ihren Wert hat, daß sie unsre Lehrschule ist und daß wir durch die richtige Erkenntnis des Wertes der physischen Welt erst dazu kommen können, überhaupt eine geistige Entwicklung durchzumachen. Wissen muß der Schüler, daß er die physische Welt und seinen physischen Körper als Instrumente, als Werk­zeuge für seine Seelen- und Geistentwicklung ansehen lernen muß und daß er wirklich sich außerhalb derselben erleben kann in seinem wahren Wesen, wie ein Arbeiter, wenn er sein Werk­zeug gebraucht, sich ja auch außerhalb desselben fühlt. Dies Gefühl kann bis zum wirklichen Absterben des Physischen ge­hen - das kann sekundenlang andauern. Es ist aber von größter Wichtigkeit, daß man da auch merkt, was dann eigentlich mit einem vorgeht.

Dann tritt auf das zweite Erlebnis; das ist auch ein Gefühls­und Erkenntniserlebnis: das Niedersteigen in die Unterwelt. Da lernt der Mensch noch weiter von sich selbst zurückzutreten. Vorher hat er auf seine Leiblichkeit geschaut. Jetzt schaut er auch auf sein Seelenwesen von außen. Und da tritt auf in ihm das Gefühl einer ungeheuren Scham. Er schämt sich vor der gei­stigen Welt seines eigenen Unwertes. Er lernt erkennen, daß die Fähigkeiten seiner Seele Göttergeschenke sind. Und er erkennt,

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daß er von diesen Göttergeschenken nicht den Gebrauch ge­macht hat, den er hätte machen sollen nach der Absicht der Götter. Er fühlt, alle seine Egoismen in Affekten, Trieben und Leidenschaften haben seine Seele weit entfernt von der Welt der Götter. (Er schaut hinab in eine Welt von Wesen, die eine innige Beziehung haben zum Menschen, aber untersinnlicher Natur sind, und wenn wir in uns hineinschauen und uns selber wahr­nehmen durch unsre Triebe, Instinkte etc., dann müssen wir unter diesen eine untersinnliche Natur ahnen. Unsre Triebe etc. sind Wirkungen dieser Wesenheiten.) Und hat er bis dahin nur seinen Körper wie entfernt von sich gefühlt, so fernt sich ihm jetzt auch das, was diese Seele gebraucht hat zu den Egoismen, was sie der Götterwelt entrissen hat dadurch. Im Erlebnis des Todes fühlt er oft seinen Körper wie Blei werden, jetzt ist es ihm, als ob etwas Fremdes hineingekommen wäre in diesen Kör­per; das fühlt er zum Beispiel in Armen und Händen besonders stark. Und das Schamgefühl übergießt ihn wie ein Sturz lauwar­men Wassers immer wieder von neuem. Wenn der Mensch, viel­leicht lange Zeit hindurch, so hineinschauen gelernt hat in die Unterwelt, die seine eigene Seelenwelt ist, in der alle die dämo­nischen Wesenheiten weben und wesen, wenn er das Scham­gefühl intensiv erlebt hat, dann tritt auf das dritte Erlebnis: das Durchgehen durch die Elemente.

In diesem Stadium tauchten auf in der menschlichen Seele die Erkenntnisse, die sie haben muß, um ohne Gefahren den Weg zu finden in die geistige Welt. Zuerst erlebt der Mensch da die Realität der Gedanken. Er lernt erkennen, daß Gedanken We­sen, lebende Wesen sind. Wenn man im gewöhnlichen Leben jemandem schlechte Gedanken - Gedanken des Hasses, des Nei­des, der Lieblosigkeit - gesandt hat, dann scheint einem das nicht so schlimm. Man meint, das seien ja nur Gedanken. Nun lernt der Mensch erkennen, daß solche Gedanken etwas Schlim­meres sind als ein Schießen mit tödlichen Pfeilen auf dem physi­schen Plan. Man wird dann in imaginativen Bildern erleben, wie diese Pfeile zurückgeschnellt werden, so daß sie uns selber treffen.

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Sie berühren wie eine Flamme unsre Seele und drücken ihr Brandmale auf. Und der Mensch lernt erkennen, daß er solche Brandmale in sein Karma aufnehmen und selber wieder gut ma­chen muß. Auch auf den andern Stufen unsrer Seelenwelt, für das Fühlen und für das Wollen gibt es entsprechende Erlebnisse in der Elementarwelt. (Der Mensch lernt erkennen den Wahr­heitsgehalt des Wortes: In meinem Denken leben Weltgedanken. In meinem Fühlen weben Weltenkräfte. In meinem Willen wir­ken Weltenwesen.)

In der Meditationszeit muß die Seele ganz und gar leben in den gegebenen Übungen, dann muß sie nachher noch einige Augenblicke verweilen in den Nachwirkungen der Meditation und dabei wissen, daß sie ist und lebt in diesem Nachwirken. Durch alle diese Erlebnisse werden Kraftzentren gebildet, die innerhalb unsres Astralkörpers wirken bis zum Umfang der Aura. Dort, an der Peripherie der Aura treffen sie sich mit Kräf­ten, die von außen, aus der geistigen Welt in uns einströmen und durch dies Hinauswirken von unserem eigenen Mittelpunkt aus und das Hineinwirken von außen werden die Organe des Astralleibes, die sogenannten Lotosblumen, ausgebildet, die dann bewirken, daß der gereinigte Astralleib in den Ätherleib hineinwirkt und dessen Figuration ändert und ihn unabhängig macht von dem physischen Körper. Dadurch wird der Mensch befähigt zu weiteren Schritten. Zunächst erlebt er das «Schauen der Sonne um Mitternacht» und wird dann bekannt mit der gro­ßen Seelenwelt des Kosmos und der geistigen Welt, die er findet jenseits des Kosmos, in der Sphäre der Tierkreiskräfte. Und dies Sich-Ausdehnen hinein in diese Welten ist verbunden mit einer ungeheuren Seligkeit.

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Aufzeichnung E (Auszug)

Die alten Eingeweihten haben immer eine Schulung gehabt, die der unsrigen bis zu einem gewissen Grade ähnlich ist in bezug auf die Erfahrungen, die der Schüler durchmacht. Das ging da­mals schneller wie jetzt, konnte in einigen Wochen durchge­macht werden. Jetzt ist es Selbsteinweihung. Man kann oft eine und dieselbe Übung das ganze Leben durch machen, immer in­tensiver, und immer neue Erfahrungen dabei durchmachen. Es kommt darauf an, daß man genau acht gibt auf die ganz subtilen Erfahrungen, die man in der Seele durchmacht; sehr wenige von den Anwesenden werden nie solche Erfahrungen gehabt haben. Sie sind aber oft so schwach, so fein, daß man sie nicht beachtet. Doch bezeichnen sie den Fortschritt, den der Schüler macht. In «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» sind viele Übungen angegeben, durch die man ohne Gefahr, auf sicherem Wege, langsam sich zu Erlebnissen in der höheren Welt fähig machen kann. Jetzt aber werden hier Mittel angegeben, um noch schneller vorwärts zu kommen. Die Erlebnisse in den alten Mysterien waren: 1. Das Schreiten bis an die Schwelle vor der Pforte des Todes. 2. Das Hinabsteigen in die Unterwelt. 3. Die Feuer-, Wasser-, Erde-, Luftprobe. 4. Das Schauen der Mitter­nachtssonne und das Begegnen, als Realität, der geistigen We­senheiten, die hinter allem Materiellen, Phänomenalen verborgen sind. [...]

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ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, 20. Februar 1912

Aufzeichnung A

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Es geht die Weltentwicklung und die Entwicklung des Men­schen immer Hand in Hand, und wer sich in eine esoterische Schule begibt, muß in derselben auch seiner Zeit Rechnung tra­gen. Da man aber sich mit den Ewigkeitswerten der Entwick­lung in Verbindung setzt durch die esoterische Entwicklung, so ist durch die esoterischen Schulen aller Zeiten, auch der vor-christlichen, zum Beispiel der ägyptischen, etwas hindurchge­gangen, das auch eine dauernde Bedeutung für den Schüler hat:

Worte, die der heutige so gut wie der damalige Schüler ihrem Sinne nach auf sich wirken lassen kann. Solche Worte aus dama­liger Zeit sind die folgenden, die, in unsere Sprache übersetzt, ungefähr so lauten:

Ich bin an die Pforte des Todes gekommen;

ich habe die vier Elemente kennengelernt;

ich habe die Sonne um Mitternacht gesehen;

ich bin den oberen und unteren Göttern nahegekommen;

ich bin in die äußere Welt zurückgekehrt.

Was heißt das: «Ich bin an die Pforte des Todes gekommen» etc.? In unseren Meditationen werden wir allmählich dazu ge­langen, uns als doppelte Persönlichkeit zu fühlen, unser Ich als nicht mehr zugehörig zu fühlen zu dem, was wir bis jetzt mit unserem Ich identifizierten: den physischen Körper. Wenn der Mensch stirbt, so tritt ganz von selber ein, daß er seinen physi­schen Körper als nicht mehr zu sich gehörig betrachtet. Dies muß er aber schon erreichen, ehe er sich definitiv von diesem Körper trennt durch die Schulung. Wenn der Mensch sich ent­wickelt hätte, wie es die guten Götter wollten, so würde er sei­nen Körper von außen dirigiert haben. Hätte der Mensch zum

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Beispiel von einer Stadt zur andern reisen wollen, so hätte er seinen Körper durch einen magischen Willenseinfluß von außen dahin dirigiert. Sein Körper wäre wie ein zu ihm gehörendes Gewicht gewesen. Diesen Gedanken können wir uns klarma­chen, wenn wir uns vorstellen, daß ein Marsbewohner plötzlich auf die Erde versetzt würde und der erste Mensch, der ihm ent­gegenträte, in jeder Hand ein Gewicht trüge. Der Marsbewohner könnte meinen, da er nie einen Menschen sah, daß diese zwei Gewichte mit dem Menschenkörper verwachsen seien. - So hal­ten wir uns für viel zu sehr verwachsen mit unserem Körper. Wenn wir uns nun richtig schulen, so werden wir immer mehr das Gefühl bekommen, daß unser Ich sich spaltet und der eine Teil desselben den andern von außen dirigiert. Indem wir mit unserem herausgehobenen Ich immer mehr mit den hohen schöpferischen Wesenheiten in Berührung kommen, was wir als Gnade in Demut empfinden sollen, kann es uns geschehen, daß wir dieses Ich immer mehr identifizieren mit diesen hohen Wesenheiten; denn wir sind so durchdrungen von Ehrgeiz und Eitelkeit, wie wir es überhaupt nicht ahnen. Um nun dieser Eitelkeit entgegenzuarbeiten, gibt es ein gutes Mittel.

Als die Vorgänger der Menschen auf der Erde, die Elohim, auftraten, wie taten sie dies? Sie spiegelten sich nicht in ihrem Glanz voller Eitelkeit. In der Bibel ist uns gesagt, daß sie schu­fen und daß sie dann ihre Taten ansahen und sahen, daß sie gut waren. So sollen wir die Taten unseres Ich ansehen, das, was das Ich geleistet hat; dann werden wir sehen, wie wenig gut noch alles ist. Nehmen Sie zum Beispiel unsere Handschrift. Das ist ein Ausdruck unseres Ich, ein Teil von uns, den wir nach außen setzen. Kein Mensch wird so eitel sein, sich selbst gegenüber alles schön an seiner Schrift zu finden. Und so kann der Mensch bei einiger Überlegung noch viele seiner Leistungen bei näherer Betrachtung recht mangelhaft finden.

Was heißt nun: ich habe die Elemente kennengelernt? Das erste Element, in dem der Mensch geschaffen wurde, war die Wärme. Und eigentlich war bei der Erdenentwicklung beabsichtigt,

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daß der Mensch Wärmeströme von außen in seinen Körper hineinsenden sollte. Sommerwärme und Winterkälte, die er jetzt in seinem Körper als einzelner Mensch erlebt, die sollte er sozu­sagen als sein ihm von außen zuströmendes Ich empfinden. Die­ses Ich sollte er als mit allen anderen Ichen verbunden fühlen. Daß die Wärme nun in uns hinein, in unser Blut gezogen ist, das ist Luzifers Tat.

Das zweite Element, mit dem wir eng zusammenhängen, ist die Luft. Eigentlich sollten wir das Gefühl haben, daß die Luft da draußen wir selbst sind, daß wir mit ihr bei jedem Atemzug in den Körper strömen und ihn neu beleben. Statt dessen fühlen wir die Luft als etwas uns von außen Kommendes und geben sie zurück als etwas Vergiftetes, als etwas, das tötet. Und diese tötende Luft, in der tritt uns Ahriman entgegen.

Wir identifizieren uns nur mit den zwei anderen Elementen, dem Festen und dem Flüssigen in uns, dem physischen Körper und dem Blut. Die empfinden wir als uns selbst. Wir sollen aber so wenig uns mit unserer jeweiligen Persönlichkeit identifizie­ren, daß, selbst wenn wir unsere früheren Inkarnationen ken­nenlernen, wir diese nur als Durchgangsstationen ansehen. Wir sollen nie sagen: wir sind der oder der gewesen. Denn dadurch verquicken wir unser ewiges Ich mit einem Vergänglichen.

Aufzeichnung B

Vier Sätze der ägyptischen Einweihung werden Euch gegeben, deren Gefühl auch heute noch der Esoteriker durchdringen muß.

I. Ich mußte durch die Pforte des Todes gehen. Das Erlebnis ist das: seinen Leib wie ein Gewicht fühlen, das man trägt.

II. Ich mußte die Elemente kennen lernen.

III. Ich durfte die Sonne um Mitternacht schauen.

IV. Ich war ganz nahe den oberen und unteren Göttern.

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Spruch der ägyptischen Mysterien*

Ich bin an die Pforte des Todes gekommen;

ich habe die vier Elemente kennengelernt;

ich habe die Sonne um Mitternacht gesehen;

ich bin den oberen und unteren Göttern nahegekommen;

ich bin in die äußere Welt zurückgekehrt.

Ich gieng bis zur Grenze des Todes

ich betrat Proserpinens Schwelle

Und nachdem ich durch alle Elemente gefahren

Kehrte ich wiederum zurück

Um Mitternacht sah ich die Sonne mit

hellweißem Lichte strahlen

Vor die untern und obern Götter trat ich

hin, von Angesicht zu Angesicht, und betete

sie aus nächster Nähe an.

- - -

* Aus dem «Goldenen Esel» des Apuleius.

Rhythmisierte Fassung von Rudolf Steiner (Notizbuch Archiv-Nr 263).

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#Bild s. 324

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ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, 22. Februar 1912

Aufzeichnung A

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Bei dem, was wir vorgestern besprochen haben, ist vor allen Dingen so notwendig und wichtig, daß der Esoteriker diese Dinge erfühlen lernt, sie nicht nur verstandesmäßig erfaßt. Bevor wir aber weiter darüber sprechen, wollen wir noch einiges er­wähnen, was für den Esoteriker wichtig und von Wert ist.

Wenn man in eine esoterische Strömung kommt, ist es ganz natürlich, daß man sich fragt: Wie bringe ich meine Seele vor­wärts, wie entwickle ich sie nach aufwärts? Da ist es von der größten Wichtigkeit, daß wir fest auf einem esoterischen Mittel­punkte stehen, von dem aus wir in das Leben blicken, es uns von da aus bestrahlen lassen. Wir sollen uns öffnen gegenüber den zeitgemäßen Strömungen aus der spirituellen Welt heraus. Es hat absolut keinen Wert, mit anderen Richtungen zu liebäu­geln, weil sie uns theosophisch erscheinen, uns oberflächlich mit ihnen zu beschäftigen. Das hindert direkt unsere Fortschritte. Viel besser wäre es, sich einer mehr oder weniger falschen Rich­tung anzuschließen, wenn wir meinen, daß sie uns mehr gibt; denn wir werden dann auch das uns Entsprechende von ihr haben. Der wahre Esoteriker muß von seinem festen, unverrück­baren Standpunkte mit wachen Augen dem Leben entgegen­sehen; denn dieses wird immer komplizierter werden. Diese Komplikationen werden durch luziferische Wesenheiten herbei­geführt, die beim Mysterium von Golgatha in der Entwicklung zurückgeblieben sind, d. h. sie haben die Folgen dieses Myste­riums nicht in sich aufgenommen. Was in den geistigen Welten jetzt geschieht, wirkt für den, der hineinschauen kann, vielfach erschütternd.

Das, was Luzifer uns brachte, daß wir in unseren physischen und Ätherleib einzogen und nicht darüber schweben blieben, war ja eigentlich gut für uns; denn unser Ich hat dadurch Erkenntniskraft

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und Gedächtnis errungen. Das Gedächtnis ist ja etwas, was allerdings auch etwas Zurückhaltendes ist. Wir wür­den ohne es aber in der Art, wie wir in unseren Körpern stek­ken, nicht auskommen können, würden vor allen Dingen Wirk­lichkeit und Illusion nicht unterscheiden. Nehmen wir an, wir würden an einen Menschen, den wir vor zwanzig Jahren ge­kannt hätten, denken und diesem Erinnerungsbilde gegenüber-treten und es begrüßen, so müßten wir das eine Halluzination nennen. Dieser Art Halluzinationen wurden wir uns aber hinge­ben, wenn wir etwas Zurückgebliebenes für etwas Zeitgemäßes halten würden, und das ist etwas, was in den nächsten Zeiten vielfach der Fall sein wird. Die luziferischen Wesenheiten, die beim Mysterium von Golgatha zurückblieben, haben sich sozu­sagen eine Vorhut geschaffen in gewissen Seelen, deren sie sich nach deren letztem Tode bemächtigt haben. Das sind Seelen, die zur Zeit von Tauler und Meister Eckhart gelebt haben im 13. Jahrhundert, und die der Gemeinschaft der Begarden angehör­ten. Die suchen nun die Gemüter zu verwirren in den nächsten Zeiten, und als Mittel benützen sie dabei die alten Religionen des Brahmanismus und Buddhismus. Die waren für ihre Zeit, als sie den alten Indern gegeben wurden, das Richtige, und beson­ders der Brahmanismus war eine viel spirituellere Religion, als das Christentum bis heute noch ist. Daß aber dieses nicht schon vorgeschrittener ist, daran ist schuld, daß die Europäer sich seit dem Mittelalter die Gelegenheit entgehen ließen, das ihnen Zu­kommende richtig zu entwickeln. Vor allen Dingen wird aber wie eine Flutwelle von China aus eine hohe geistige Kultur her­überdringen, die den Europäern sehr imponieren wird, weil sie eben durch ihr hohes Alter, das bis in die Atlantis zurückreicht, dem jetzigen Christentum weit überlegen ist. Was jetzt in China geschehen ist, ist vielleicht äußerlich politisch von Bedeutung, aber als Ausdruck einer viel weittragenderen geistigen Bedeu­tung muß der Esoteriker ein Buch ansehen von einem hervorra­genden Chinesen: Ku Hung Ming, «Chinas Verteidigung gegen europäische Ideen», das auch ins Deutsche übersetzt ist. Ku

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Hung Ming ist ein bedeutender Kopf. Was er sagt, ist nicht falsch, und doch ist vieles darin, was dem Esoteriker zu denken geben sollte. Er sagt, daß christliche Missionare nach China ka­men, um in eine alte, hohe Kultur hinein ihr Christentum zu bringen. Ist es ihnen gelungen? Nein. Etwas anderes ist dafür eingetreten. Die Missionare haben die chinesische Kultur nach Europa zurückgebracht, und seit der Französischen Revolution ungefähr sei Europa viel mehr verchinest, als es überhaupt ahnt. Dieser Chinese weiß genau, daß sein Volk das Gedächtnis der Menschheit verwaltet und daß diese Tatsache einen tiefen Ein­druck auf den Europäer macht. Das Gedächtnis aber ist, wie gesagt, Luzifers Gabe. Wir sind durch ihn in unseren physischen Leib herabgestiegen, aus dem Paradiese der geistigen Welten vertrieben. Wir müssen nun diese Tat Luzifers wieder rückgän­gig machen, dürfen aber deshalb nicht denken, daß sie nicht not­wendig gewesen wäre.

#Bild s. 327

Man könnte ja fragen, warum wir denn hinuntersteigen muß­ten. Das wäre aber geradeso, wie wenn jemand, dem man vor­schlüge, er solle sich an einen Ort begeben, um da etwas zu erfah­ren, antwortete, daß das ja nicht notwendig wäre, er bliebe lieber da, wo er ist. Dann macht er aber die Erfahrung nicht. Und wir hätten nie in der Art die Verfestigung unseres Ich erlangt, wenn wir nicht so in den physischen Leib gestiegen wären.

Nun sollen wir aber diesen immer mehr nur als Instrument ansehen. Wenn wir durch Meditation und Konzentration dahin gelangen, ihn zu verlassen und ihn so vor uns liegen sehen, so

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sind allerdings die Organe nicht in Tätigkeit. Die Augen sehen nicht, die Ohren hören nicht. Der Leib hat den Wert einer Pflanze, aber einer sehr hoch entwickelten, und so wie er da vor uns liegt, müssen wir uns sagen, daß wir uns vollständig abzuge­wöhnen haben, über den «niederen» physischen und den «niede­ren» ätherischen Leib zu sprechen; denn diese zwei sind in ihrer Organisation ein Wunderbau. Der physische Leib ist ein Tem­pel, den die unteren Götter uns bauten, und was Fehlerhaftes und Schlechtes daran ist, das haben ganz allein wir getan. Und wenn wir dann uns, die Bewohner dieses Tempels, anschauen, so werden wir gewahr, daß wir, das heißt unser geistiges Teil, die Gestalt eines Drachen, eines Wurmes hat. Wie manchen, der sich einbildet, er lebe selbstlos, nur seinen Mitmenschen, sieht der Hellseher mit den weit vorgeschobenen Kiefern und der zu­rückliegenden Stirne des Wurmes an als Zeichen seines Egois­mus. Diese Wurmgestalt hat unsere Seele noch, und damit wir sie nicht immer sehen, haben gute Götter den Hüter der Schwel­le davorgesetzt. Nun sollen wir uns aber vornehmen, daß wir diesen Drachen verwandelt den oberen Göttern entgegen- und hinaufbringen. Das soll unsere unausgesetzte Arbeit sein. Wenn der alte Ägypter bei seiner Einweihung durch den Tempel schritt, durch die Reihen der Sphinxe, so sagte er sich, daß die­ser Tempel das physische Abbild der vollkommenen Wohnung des Gottes sei und daß er diese Göttlichkeit zu erreichen habe, um würdig im Tempel seines Leibes zu wohnen.

Beim Heraustreten aus dem Körper verlieren also die Augen die Fähigkeit des Sehens. Sie sehen nicht mehr die physische Sonne, nicht das, was diese beleuchtet. Dafür beleuchtet der Mensch sich selbst seine Umgebung, nimmt Farben und Töne der geistigen Welt wahr. Sein geistiges Teil nimmt zu an Fähig­keiten. Wenn man das Hinaustreten übertreibt, so können aller­dings die physischen Augen darunter leiden. Sie sehen dann nicht mehr klar, sondern alles wie mit einer Aura umgeben. In England gibt es jetzt sogar gewisse Instrumente, um durch sie die Auren der Dinge zu sehen. Doch ist dies direkt schädlich für

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die Augen, und ein gesundes Austreten aus dem Körper hat sol­che Praktiken nicht nötig.

Der alte Atlantier hatte auch noch nicht das klare Schauen der Dinge. Er hatte es nicht nötig, denn die Sonne war noch durch dichte Nebelmassen verschleiert und war gegen Ende der Atlantis wie ein riesiger farbiger Kreis am ganzen Himmel zu sehen mit einem blassen, verschleierten Mittelpunkt.

#Bild s. 329

Im alten Ägypten erreichte man bei der Einweihung durch physische Mittel, daß der Schüler durch die Erde hindurch die Sonne auf der anderen Seite sah. Jetzt aber soll man nur durch geistige Übungen erreichen, die geistige Sonne zu sehen.

Aufzeichnung B

Es ist schon öfter ausgesprochen worden, daß unsere Gegenwart eine sehr wichtige, aber zugleich sehr kritische Zeit ist, in der große geistige Strömungen in unsere physische Welt hinunter-strömen. Sie müssen dazu dienen, dem Menschen gleichsam einen neuen Keim zu bringen, wodurch seine Entwicklung wei­ter vorwärts gehen kann. Und zu gleicher Zeit strömen Einflüs­se herab, die aus der Vergangenheit stammen, solche, die die frühere Entwicklung zu einer fruchtbaren gemacht haben. Unse­re Aufgabe jetzt als Esoteriker soll sein, uns wie in einem Mit­telpunkt, wie in dem neuen Keim feststehend zu fühlen und durch keine einzige Nebenströmung uns mitreißen oder ver­wirren zu lassen.

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Es hat sich nun gerade in diesem Augenblick gleichsam eine neue Vorhut gebildet, die als Verstärkung der schon vorhande­nen luziferischen Einflüsse dient. Es sind das diejenigen Geister, die jetzt nicht inkarniert sind, die aber Zeitgenossen waren von den Nachfolgern des Johannes Tauler und des Meister Eckhart, nämlich die Begarden, die selber damals einer mystischen Strö­mung angehörten und auch für ihre Zeit manches Gute getan haben, die jetzt aus der geistigen Welt heraus ihre Impulse schicken und als solche eine kräftige Vorhut bilden für die luzi­ferischen Wesenheiten, die während des Ereignisses auf Golga­tha zurückgeblieben sind, zurückbleiben mußten, um später wieder in die Entwicklung einzugreifen. Wir wissen schon durch frühere Mitteilungen, daß die luziferischen Wesen auch das Gute bringen, und unter diesem Gesichtspunkt muß darauf hingewie­sen werden, wie wir diesen Wesenheiten unser Gedächtnis, un­ser ganzes Vorstellungsvermögen zu verdanken haben. Was wäre es, wenn wir alle Schicksalsfälle, alle Ereignisse unserer Jugend und der früheren Jahre vergessen würden oder wenn wir sie uns so vorstellen würden, als ob sie in der Gegenwart geschehen? Dann würden wir in Halluzinationen leben, dann würden wir in uns selber verwirrt werden.

Das ist es aber, was die zurückgebliebenen luziferischen Gei­ster in uns erregen wollen, die Erinnerung an die Vergangenheit wie etwas in der Gegenwart noch Daseiendes und Heilbringen­des. Wenn die Lehre der alten Brahmanen oder des Buddhismus, die in ihrer Zeit die Entwicklung der Menschen förderte, jetzt noch genau so den Menschen übermittelt würde, dann würde das jetzt so sein, als ob die Erinnerung unserer Seele sich über die Zeiten hinweg in das Gegenwärtige versetzt hätte. Da würde man in Halluzinationen leben. Ein Esoteriker soll fest stehen in seinem Mittelpunkt, sich keiner einzelnen dieser Strömungen hingeben und besonders nicht mit ihnen liebäugeln, so wie jetzt nur allzu oft geschieht, wenn man alle Parteien «versöhnen» und in einer großen Brüderlichkeit zusammenhalten möchte. Immer wieder hört man, daß diese oder jene Persönlichkeit «so theosophisch»

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gesprochen, geschrieben oder gepredigt habe, oder daß diese oder jene Auffassung so sehr von Theosophie durchdrun­gen sei. Das ist nur sich irreführen lassen, sich aus dem Mittel­punkt zerren lassen, um zeitweilig mit einem anderen Strome mitzugehen. Es wäre besser für solche Esoteriker, wenn sie für eine Zeit oder für das ganze Leben mit einer solchen teilweise guten oder teilweise bösen Strömung weitergehen würden, als immerfort zwischen der einen oder anderen Auffassung hin-und herzupendeln.

Eines der charakteristischsten Dinge unserer Zeit ist dasj eni­ge, was augenblicklich in China vor sich geht und was, so son­derbar es auch klingen möge, die Folge ist von früheren Versu­chen von Christenmissionaren, um das Christentum nach China zu tragen. China besitzt noch eine echt atlantische Geisteswis­senschaft, in der viel Großes enthalten ist, die aber zu einer ab­geschlossenen Periode gehört und aus der das Chinesentum sich nicht erheben kann. Als die Folge von dem Gehen der Missiona­re nach China ist nicht das Christentum in China eingeführt worden, sondern die Folge war, daß die Europäer verchinesiert wurden. Es sind die Begriffe und Ideen der Chinesen in die Europäer hineingeflossen, von diesen nach Europa gebracht worden, und sie führen jetzt Europa ins Chinesentum hinein, so daß es zu einem Zentrum der größten Verwirrung in Begriffen und Auffassungen werden wird.

Die Chinesen haben zur Aufgabe, das Gedächtnis der Menschheit zu sein. Das, was sie an spirituellen Schätzen aus der Vergangenheit bewahrt haben, sollen sie jetzt der Menschheit zeigen, dafür sind alle Hindernisse jetzt hinweggeschafft. Es ist nicht an den Chinesen, Erinnerung von Halluzination zu unter­scheiden, sondern das ist die Aufgabe der Europäer. Man wird in der nächstfolgenden Zeit sehen, daß die Europäer sich da­durch verwirren lassen, indem sie das, was sie so erfahren, als etwas Neues ansehen und einführen möchten. (Man sehe dar­über das neue Werk: «Chinas Verteidigung gegenüber Europa» von Ku Hung Ming.)

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Und wenn dann noch ein veralteter Buddhismus und alles, was orientalisch gefärbt ist, mit nach Europa herüberkommt - und das Weitabliegende, der Orient übt gerade die größte Anziehung auf den Menschen aus -, dann werden Irrtum und Verwirrung zu einem Höhepunkt kommen, den wir noch kaum ahnen können. Der neue Keim, der jetzt in Europa am Hervorgehen ist, der als ein Keim betrachtet werden muß, nicht wie eine ausgewachsene Frucht, bildet den Mittelpunkt, an dem wir festhalten sollen. Alle anderen Strömungen müssen entschieden abgewiesen werden als nicht zu diesem aufsprießenden Keim gehörig, mit dem unsere Seele ihre weitere Entwicklung verbinden soll.

Mit diesem Geistesstrom sollen wir uns emporheben, und dann wird sich langsam vollziehen, was wir schon öfter geschil­dert haben, daß sich unser Ich zu einer Zweiheit bildet: das eine, das wir empfinden werden wie den an die Erde gebundenen, durch Erdenkräfte gebildeten Leib, den wir als getrennt von uns selber empfinden werden. Dieses Ich werden wir so empfinden, als ob es geringer geworden wäre; das andere als etwas Größeres als dasjenige, was wir bis jetzt in uns empfanden. Wir schauen unseren Leib dann außerhalb unser und können uns nicht mehr unserer Sinne bedienen, wenn sie auch noch immer vorhanden sind. Gesicht, Gehör, Gefühl, alles ist aus dem Leibe entwichen, und dennoch lebt er; aber es ist nur das Leben einer Pflanze. Dann kommt die Empfindung zu uns, daß der Leib etwas sehr Schönes wäre, wenn wir nur nicht darin zu wohnen brauchten. Durch die unteren Götter ist unser Leib in Vollkommenheit ge­bildet worden bis in die kleinsten Einzelheiten hinein, aber wir selber sind es, die durch unsere Unvollkommenheiten diesen Leib zu etwas Minderwertigem machen. Indem wir die Sache so betrachten, bekommen wir die Vorstellung, daß dasjenige, was da außerhalb unser ist als unser Leib, einem Drachen ähnlich ist mit einem Riesenrachen und einer fliehenden Stirn, und daß das dasjenige ist, was wir bis jetzt aus dem Götterwerke gemacht haben. Der Hüter der Schwelle verhindert uns, die Gestalt un­seres Selbst zu schauen, aber sie ist deshalb doch immer da.

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Den höheren Teil unseres Seibstes lernen wir dann als den geistigsten Teil betrachten, der aus sich heraus die Seelenkräfte schöpft, um sich mit göttlichem Licht zu füllen. In alten atlanti­schen Zeiten war die Atmosphäre in solcher Art von Nebel erfüllt, daß die Sonne nicht durch den Nebel hindurchscheinen konnte, und auch der Mensch hatte noch keine Augen so wie jetzt, um die Gegenstände zu unterscheiden. Erst allmählich drang durch diesen Nebel eine riesengroße, helle, von Farben durchzogene Scheibe, die den ganzen Dunstkreis füllte, und je nachdem die Scheibe mehr Licht ausstrahlte, wurden die Augen nach dem Lichte gebildet. So soll der geistige Teil unseres We­sens wie eine Sonne leuchtend werden und die spirituelle Umge­bung mit Licht erfüllen, in welchem dann die Wesen sichtbar werden, die wir als die geistigen Hierarchien bezeichnen. Das ist, was die Ägypter nannten: das Schauen der Sonne um Mitter­nacht, das bei ihnen noch eine besondere Tat erforderte, weil sie es nicht in der oben gesagten Weise hervorrufen konnten, son­dern dazu gebracht werden mußten, um in der Finsternis der Nacht durch die Erde hindurch die Sonne auf der anderen Seite zu schauen. Aber wir erfüllen uns selber mit der geistigen Sonne und strahlen sie dann wieder aus mit den Organen, die wir als die geistigen Augen bezeichnen könnten. Die Wesen, die wir dann schauen, sind die oberen Götter, und das ist, was genannt wird das Schauen der oberen und unteren Götter.

Man kann den physischen Augen Schaden zufügen, wenn man sie zu sehr dazu abrichten will, Übersinnliches zu schauen. Alle die Methoden, die jetzt hauptsächlich aus England kom­men, die dazu führen, daß man die Auren der Menschen in ge­wisser künstlicher Art schauen kann, sind schädlich für das phy­sische Auge, weil sie in der Augenpartie den Ätherleib heraus-treiben. Man kann sogar blind dadurch werden.

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ESOTERISCHE STUNDE

Stuttgart, [23.] Februar 1912

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im Verlauf der letzten Vorträge haben wir erfahren, daß unser ganzes Dasein gelenkt und geleitet wird durch hohe Wesen­heiten, deren jede in ihrer besonderen Eigenschaft am Welten-werden und an unserer speziellen Menschlichkeit arbeiten. Wenn wir uns durch Konzentration und Meditation mit ihnen in Verbindung bringen wollen, müssen wir uns mit einem De­mutsgefühl erfüllen, welches sich nicht vergleichen läßt mit der Demut, wie wir sie wohl im täglichen Leben haben können, denn jenes Demutsgefühl steht zu hoch über jedem mensch­lichen Begreifen, wenn wir uns im Geiste mit diesen hohen Wesenheiten, die zugleich auch unsere Lehrer sind, verbinden in der geistigen Welt. Erst später bekommt der Mensch das Unter­scheidungsvermögen, die wahren Wesenheiten von seinen eige­nen Kraftausstrahlungen aus seinem Inneren zu unterscheiden. Ein Wahrzeichen kann gegeben werden, welches zur wirklichen Erkenntnis führt, ob das Geschaute aus höheren Welten kommt oder aus unserem eigenen Inneren: Man verspürt es am Herzen, es durchzieht sich dasselbe mit einer Wärme und Erregtheit, die aus dem Kosmos in das Herz hineinstrahlen, denn das Herz steht einerseits im Zusammenhang mit dem Zeichen des Tier-kreises des Löwen und andererseits mit der Sonne, und die Wärme dieser Kräfte wirkt mit beim geistigen Schauen.

Was heißt es nun, Esoteriker zu sein?

Der Mensch ist durch alle Phasen seines Erdenseins hineinge­stellt in sein Karma, dem er unmöglich entrinnen kann, denn die Folgen seines Wollens, Fühlens und Denkens und besonders seiner Taten folgen ihm unwiderruflich durch all seine Inkarna­tionen hindurch, sei es früher oder später. Die Schuld, die er ge­macht, die muß er auf dieser Erde tilgen, je nach den Umstän­den, in welche er durch seine Inkarnation gebracht ist. Dafür sorgt die göttliche Führung. Ehe der Mensch selbst seine Entwicklung

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in die Hand nimmt, geht alles nach geregelten Geset­zen, die durch nichts verschnellt [beschleunigt]* werden können. Tritt er nun in eine esoterische Schulung, so geschieht etwas ganz anderes mit dem Menschen. Da macht er sich frei von der Führung, er nimmt nun seine Entwicklung selbst in die Hand, er wird qualitativ ein anderer Mensch. Wodurch? Alles was er früher als begehrenswert erachtete, verliert jetzt im großen und ganzen seinen Wert für ihn, seine Anschauungen und Gesinnun­gen werden andere, er sieht, daß er früher oft mitleidlos und hart gehandelt hat; sein Verantwortungsgefühl wird von jetzt an ein viel subtileres und er versucht nach jeder Richtung hin seine begangene Schuld auszugleichen, kostet es ihn selbst auch große Opfer äußerlich und innerlich.

Die Meditation und andere Übungen, die dem Esoteriker ge­geben werden, verwandeln durch ihre tägliche Wiederholung seinen Ätherkörper, vorausgesetzt daß er sie im wahren Sinne, das heißt mit den richtig empfundenen Gefühlen und durch in­nerlich auftauchende Bilder empfunden werden. Dann löst sich allmählich der Ätherkörper los vom physischen Leibe und formt sich um. Wenn nun diese Übungen lange Zeit mit Geduld und Hingabe des ganzen Seins gemacht worden sind (dieses darf aber jedesmal nur kurze Zeit geschehen), dann wird sich allmählich ganz leise beim aus dem Schlaf aufwachenden Menschen etwas Wunderbares bemerkbar machen, was er nicht mit Worten aus­drücken kann, denn es iSt ein ganz zartes Gefühl von einem Erlebnis in der geistigen Welt, aus der er eben zurückgekehrt ist. Nach einem Verlauf sieht er Farben vor sich auftauchen, in de­nen sich Formbildungen entwickeln, darin tritt ihm etwas ganz anderes entgegen, als was er bisher gewöhnt gewesen war zu sehen. Gewarnt aber muß werden, daß man diese Gebilde - und noch viele andere Dinge, die aufsteigen werden und die im An­fang der geistigen Entwicklung auch den Dingen in unserer täg­lichen Umgebung gleichen - nicht gleich für geistige Erlebnisse

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* Die Aufzeichnung stammt von einer Holländerin.

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hält, denn sehr oft kommen sie als unsere eigenen seelischen Eigenschaften aus unserer eigenen Seele, aus der sie hinausstrah­len. Nun macht aber die esoterische Schulung des Menschen nicht allein besser, das muß ausdrücklich betont werden. Möge der Mensch eine noch so hohe intellektuelle Entwicklung haben oder moralische Tugenden, es verbergen sich in seiner Seele noch immer unausgeglichene schlechte Eigenschaften, die mei­stens durch konventionelle Sitten übertüncht worden sind. Der Mensch ist eigentlich schlechter, als wie man ihn für gewöhnlich ansieht. Bei einer esoterischen Entwicklung, die der Mensch jetzt selbst in die Hand nimmt, treten seine Untugenden unver­meidlich hervor, und hier muß der Esoteriker seine ganze Kraft aufwenden, um sie zu besiegen, er holt sich sein Karma selbst herauf und verschnellt [beschleunigt] es durch seine Entwick­lung. Mögen wir dieses gut begreifen, denn wir haben einen an­deren Lebensweg betreten; wir sind jetzt Genossen unserer ho­hen geistigen Lenker geworden, die uns bisher allein gelenkt haben, denn jetzt haben wir selbst die Führung übernommen und auch die volle Verantwortung dafür.

Nun wird oftmals gesagt, es sei nichts anderes als Egoismus vom Menschen, daß er sich schneller entwickeln will als seine Nebenmenschen. Dem ist aber nicht so. Sobald uns klargewor­den ist durch unsere Lehre, daß wir göttlichen Ursprungs sind und daß wir uns wieder hinaufentwickeln müssen zu unseres Daseins Urquell, zur Göttlichkeit, dann ist es sogar eine Unter­lassungssünde, wenn wir sagen: ich warte meine Zeit ruhig ab, ich will der Gottheit nicht vorgreifen, sie wird mich doch ein­mal zum Ziele führen. - Wenn der Mensch so spricht, so liegt viel von geistigem Hochmut darin, denn die Götter haben die Keime unserer geistigen Anlagen in uns gelegt und wenn uns dieses bewußt ist, so muß es unsere Pflicht sein, diese Kräfte nicht brach liegen zu lassen und ihr Aufblühen dem allgemeinen Strom der Entwicklung zu überlassen. Wir müssen die Entfal­tung unserer geistigen Organe selbst in die Hand nehmen, wir müssen uns nicht mehr führen lassen, sondern selbst Genossen

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unserer Führer werden. Es ist ein schwerer Weg. Von Egoismus kann da keine Rede sein, denn wir haben Verpflichtungen un­sern Führern gegenüber, die uns so weit den Weg gezeigt haben.

Wenden wir jetzt unsere Gedanken wieder empor zu der ho­hen Wesenheit, welche den heutigen Tag besonders unter ihrer Obhut hat. Es ist immer eine günstige Konstellation, wenn eine E.S. an einem Freitag gehalten wird, wegen des großen Einflus­ses, den diese Wesenheit in unsere Gedanken und Gefühle ein-gießt: (Mantram) [Tagesspruch].

Wir haben in der vorigen Stunde besprochen, weshalb wir Esoteriker werden sollen; heute möchte ich Ihnen noch die wah­re Bedeutung der täglichen Meditation sagen. Die Meditationen sind geprüft und uns gegeben von den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen für die Esoterik. Ihre Kraft ist unumstößlich, wenn sie im wahren Sinne mit hei­ligster Hingabe ausgeführt werden. Man sollte die Meditation in Anwendung bringen kurz vor dem Einschlafen, nachdem man alle Gedanken, die uns noch an das Tagesleben mit seinen Freu­den und Genüssen, mit seinen Sorgen und Mühen verknüpfen, aus unserer Seele verbannt haben. Die Meditation muß unser letzter Gedanke sein, den wir mit hinübernehmen in die andere Welt, damit die geistigen Wesenheiten sich mit ihnen verbinden können. Wir tauchen unter in ihre Ätherkörper, sie durchdrin­gen uns mit ihren Kräften, damit wir neue Kräfte und frische Gesundheit für den kommenden Tag von ihnen empfangen kön­nen. Wie oft gehen leider viele Menschen hinüber in ihr Schlaf-leben mit Gedanken an allerlei Genüsse des alltäglichen mate­riellen Lebens. Diese Gedankenausstömungen erzeugen Schwin­gungen, welche abstoßend auf die geistigen Wesenheiten wirken, und der Mensch wirkt dadurch in hohem Maße seiner geistigen sowohl wie seiner gesundheitlichen Entwicklung entgegen. So wie wir nun des Abends untertauchen in die geistige Atmosphä­re, so sollen wir auch wiederum des Morgens beim Erwachen nicht gleich Beschlag nehmen von alledem, was unser Leben am vorigen Tage von Mühen und Lasten, Sorgen, Begierden und

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Leidenschaften erfüllt hat. Drängen wir dies alles noch eine Zeitlang hinweg, lassen wir unsere Gedanken noch ein wenig verweilen in den Gebieten, aus denen wir eben entstiegen sind; und wir werden auch hier nach längerer oder kürzerer Übung empfinden, wie auch dieses unsere Entwicklung fördert und nicht allein für unser inneres Wesen, denn auch aus unseren Augen, aus unseren Händen wird ihre strahlende Kraft, die in uns eingeflossen ist, übergehen in unsere Taten zum Heile der Menschheit.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 26. Februar 1912

Aufzeichnung A

#TX

Es ist ganz natürlich, daß unsere esoterischen Vorträge im Laufe der Jahre immer komplizierter werden, sich aufbauen auf solche, die schon vorher gehalten worden sind. Da nun unsere esoterische Bewegung immer mehr wächst, so stellen sich dabei manche Nach­teile heraus, vor allem der, daß sie immer mehr in die Verbreiterung gerät. Das Ideal wäre ja, eine kleine Schar zu haben, die immer größere Vertiefung anstrebte. Nun kann man der Verflachung da­durch entgegenarbeiten, daß die neu hinzukommenden Mitglieder sich vertrauensvoll an ältere wenden, die seit Jahren diese Vorträge hören, und sich von diesen erzählen lassen. Es wäre überhaupt gut, wenn mancher die Geschwätzigkeit, die er für Dinge des Außenle­bens aufwendet, mehr zügelte und statt dessen mehr daran dächte, die esoterischen Lehren in unserem Kreise einerseits zu verbreiten, andererseits aufzunehmen. Wenn so viele unserer Mitglieder ihr Vertrauen so ausschließlich auf eine Person konzentrieren - in er­ster Linie auf mich als das mehr oder weniger karmische Werkzeug der Verbreitung dieser Lehren -, so ist das nicht das Richtige. Die Jüngeren sollten sich vertrauensvoll in persönlichen und alltägli­chen Angelegenheiten an die älteren Mitglieder wenden und bei mir nur in esoterischen Entwicklungsfragen Rat holen. Vertrauen ist ein Faktor, der eine große Rolle im Leben der Loge spielt, und die Fähigkeit, Rat zu erteilen, wächst bei denen, die darum gebeten werden. Wir haben ja auch viele Ärzte in unserer Bewegung, denen ich volles Vertrauen schenke, wie jederzeit beobachtet werden kann. Unsere Mitglieder könnten sich in vielen Gesundheitsfragen an sie wenden. In diesem Orte hier ist ja ein besonders starkes eso­terisches Leben, und eine mustergültige Arbeit wird geleistet. Da ergibt sich als Polarität natürlich manches Nachteilige, vor allem [durch] das Dazukommen solcher, die sich nicht klarmachen, eine wie ernste und heilige Sache das esoterische Leben ist. Für jemanden,

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der einmal dem esoterischen Leben sich ergeben hat, für den sollte es eine Unmöglichkeit sein, daß ihm der Gedanke kommt, wieder auszutreten um eines äußerlichen Anlasses willen, denn damit beweist er, wie wenig ernst von Anfang an sein Entschluß war. Manchen schafft ja das Karma von dem Moment an, wo sie Esoteriker wurden, ein ruhiges Schicksal, so daß sie ihre Übungen als Mittelpunkt in ihr Leben rücken können. Anderen treten mehr solche Ereignisse entgegen, die sie nicht mit ihrem esoterischen Leben in Einklang bringen können, manchmal in so starkem Maße, daß ihr esoterisches Leben darunter leidet. Das Ideal wäre natür­lich, wenn wir unser ganzes Leben von unserem esoterischen Mit­telpunkte aus bestrahlen würden, wenn wir immer den Blick dar­auf gerichtet hätten. Etwas, das sehr der esoterischen Entwicklung schadet, ist vor allem die ungeprüfte, oberflächliche und daher objektiv unrichtige Kritik, die wir oft untereinander oder an unse­ren anderen Mitmenschen üben. Ich sage nicht, daß Kritiküben falsch sei; aber sie soll sich immer auf eine Sache beziehen und nicht auf Personen, lediglich aus dem Grunde, weil uns deren Art nicht gefällt.

Unsere Übungen sind zwar anscheinend etwas so Einfaches, und doch sind sie etwas, das stärker auf uns wirkt als irgend et­was, das uns im Leben begegnen kann. Was bewirken sie denn? Wir sollen durch sie unseren Ätherleib von innen heraus lockern und herausziehen. In unseren Übungen wird es uns eines Tages geschehen, daß wir nicht mehr sehen, hören und fühlen werden, und das geschieht durch die Lockerung des Ätherleibes. Es gibt jetzt viele Methoden, diesen herauszubringen, doch sind solche äußerlichen, nicht auf Meditation beruhenden Methoden schäd­lich für die Organe, da der Ätherleib von außen zurückgestoßen wird, zum Beispiel von den Augen, und diese dann darunter lei­den. Durch das meditative Herausziehen werden nur so viele Kräfte gelockert, daß immer noch genügend bleiben zur Erhal­tung der Lebensfunktionen. Wenn wir in diesen Zustand des Nichthörens etc. kommen, so haben wir unseren physischen Kör­per verlassen. Nun machen aber viele von uns seit Jahren diese

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Übungen, und doch ist ihnen dieses noch nicht gelungen. Woran liegt das? Es überkommt einen vor dem Verlassen des Körpers ein unbehagliches Gefühl, und gegen das sträubt sich der Mensch in­stinktiv. Gegen nichts sträubt er sich so sehr als gegen dieses Austreten des Ätherleibes aus dem physischen Leib. Schon das Denken daran hindert dasselbe. Es ist fast wie eine Reflexbewe­gung, daß man sich sofort wieder zurückholt, wenn einen dies Gefühl überkommt. Aus einem ganz bestimmten Grund sträubt man sich. Wenn der Schüler durch genügende Intensität erreicht hat, den Körper zu verlassen, so wird ihm plötzlich klar, was für ein erhabener, wundervoller Tempel dieser Körper mit all seinen Organen ist, und wenn er dann sich selbst ansieht, das, was hin­ausging, so sieht er, daß er ein häßlicher Wurm ist, und dieser Wurm sträubt sich dagegen, den Körper zu verlassen; der ist das­jenige, was sich wehrt, weil er entsetzt über seine eigene Häßlich­keit ist. Und dann wird uns klar, wie unendlich weit der Weg noch ist, den wir bis zur Vollkommenheit vor uns haben.

Durch unsere Übungen erhalten wir eine Kraft, und die soll sich von innen nach außen ergießen. Manchen kann man aber sagen hören: Bei mir ergießt sich nichts. Das ist auch kein Wun­der, wenn er seine Übungen lässig und nicht mit der genügen­den Intensität macht und viele ganz alltägliche Interessen viel höher stellt als seine esoterische Arbeit.

Das erste Gefühl, das wir haben durch die Lockerung des Ätherleibes, ist das einer Schwere im Gehirn und im ganzen physischen Körper, daß wir ihn als ein Gewicht empfinden, das nicht zu uns gehört. Diesen Wunderbau, der das Höchste an uns ist, den empfinden wir als vergänglich und gebrechlich. Dazu haben wir ihn gemacht. Er ist vom Saturn her immer vollkom­mener herausgearbeitet worden durch die göttlichen Wesenhei­ten, und die Saturn- und Sonnenkräfte in ihm sind die aufbauen-den, die ihn erhalten würden. Aber mit den Mondkräften, dem Astralischen, und den Erdkräften, dem Ich, haben wir etwas hineinbekommen, das diese Kräfte nach außen kehrt, um durch die Sinnesorgane dem Ich Wahrnehmungen zu übermitteln. Der

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Mensch empfindet nun im Laufe der Schulung seine Sinne als eine zerstörende Kraft, als einen Giftstoff, der eingelagert ist in seinen Organismus. Wie Astralleib und Ich sich eingliederten, mußten Nervensystem, Gehirn und Sinne dahin umgewandelt werden, daß sie jetzt von außen empfangen konnten, was früher durch sie durch - von innen nach außen - strömte. In diesem Augenblick kommt dem Menschen das Verständnis des Todes, die wahre Ursache desselben, und das nannte man in den alten Mysterien: an der Pforte des Todes stehen.

Das Ich soll nun alles, was es Fehlerhaftes getan hat, wieder­gutmachen und alle seine Körper vervollkommnen, so daß wir zum wahren Menschen werden. Der Ausdruck «Mensch» wird zwar oft nicht in dem hohen Sinne gebraucht, der ihm eigentlich zugrunde liegt; der Esoteriker soll es aber immer als sein höch­stes Streben ansehen, sich zum Menschen zu machen.

So sollen wir in Dem, dessen Name uns so heilig ist, daß wir ihn nicht nennen, alles Unvollkommene ersterben lassen, um in dem Vollkommenen, dem Heiligen Geiste, wieder aufzuleben.

Aufzeichnung B

Über die vier Sätze der ägyptischen Einweihung:

I. Seinen Leib so fühlen wie Gewichte an einem hängend, es empfinden wie ein Etwas-Werden dieses Leibes.

II. Nicht eine oberflächliche Kritik soll der Esoteriker üben. -Schweigen lernen muß der Esoteriker, und Vertrauen haben soll er zu den älteren Brüdern und Schwestern. Fleißig und treu soll er seine Übungen machen. Und was ist das Resultat davon?

1. Erkennen das, was man sieht, den physischen Leib als einen Tempel und als ein Wunderwerk der Götter.

2. Uns erkennen als einen gräßlichen Wurm, der, wenn er in dem Leibe wohnt, diesen Leib so unrein macht.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Mannheim, 10. März 1912

Aufzeichnung A

Über Meditation

#TX

Eine Frucht der Meditation ist, ein Gefühl dafür zu bekommen, daß wir eine Verbindung anstreben und eingehen mit den Wesen der höheren Hierarchien und dies als Gefühl des Aufgenommen-seins in die höheren Welten, des Angekommenseins an dem Ort, wo wir urständen, erleben, warm, lebendig. Warm lebendig muß das Gefühl sein des Aufgenommenseins in die geistige Welt.

Alles, alles muß anders werden beim Esoteriker, Begriffe, Ge­fühle und Erkenntnisse müssen sich wandeln beim Esoteriker.

Über Egoismus

Luziferische Wesenheiten sind es, die uns das Gedächtnis gege­ben haben. Sparsamkeit Übende im physischen Leben sind arge, arge Verschwender im Seelisch-Geistigen. Sparsam werden sol­len wir mit diesen Kräften und sie umwandeln in Kräfte des Schauens. Selbsterkenntnis allein kann uns dazu führen.

Wir versprühen vom Morgen bis zum Abend unsere Gefühle und Empfindungen zu selbstlos.

Durch Egoismus im Seelisch-Geistigen müssen wir erst hin-durchgehen. Es liegt durch das Anstreben des Eintritts in die geistige Welt für den Menschen die Gefahr darin, zum Egoismus auch in der physischen Welt zu kommen. Daher geht bei richti­ger Schulung eine moralische und intellektuelle Läuterung Hand in Hand.

Wir müssen uns klarmachen, daß als Esoteriker das Unmög­liche von uns verlangt wird und daß wir das Unmögliche anstre­ben. Alles Streben ist das Unmögliche, und unegoistisch sein, ist auch das Unmögliche!

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Gier nach Erkenntnis und nach Fortschritt ist nicht das Rich tige für den Esoteriker, sondern das ernste Gefühl der Pflich der Entwickelung, denn der göttliche Geist hat Kräfte in uns gelegt, die er ausbildet ohne unser Zutun; das sind passive Kräf.-te. Die Gottheit hat aber auch aktive Kräfte in uns gelegt, die der Mensch selbst ausbilden muß durch die Tat. Und es ist die größte Sünde wider den göttlichen Geist, diese Kräfte nicht aus­zubilden, die die Gottheit zum Heile der Menschheitsentwicke­lung und des Menschheitsfortschrittes in uns gelegt hat. Und diese Kräfte in uns sind so stark, daß sie uns, wenn auch erst nach Jahren, doch in die geistige Welt hinaufführen, und darum dürfen wir nicht ungeduldig werden, sondern sollen uns sagen:

Ich will warten, denn ich weiß, daß diese Kräfte das tun - wenn wir nur in der richtigen Weise hingegeben sind an die geistige Welt.

Nebenübungen

Die Nebenübungen bilden die an uns für den physischen Plan notwendigen Eigenschaften aus, als da sind Gelassenheit, Gedan­kenkontrolle usw.

Allmählich werden wir dann ein Fach in unserem Herzen, in unserer Seele haben, in dem wir unser Heiligstes bewahren, in dem wir Esoteriker sind, während wir draußen im Leben stehen auf dem physischen Plan. Daß es dabei ohne Kampf nicht ab­geht, das ist selbstverständlich. Als Esoteriker müssen wir ein Kämpfer werden.

Gedanken, die auf uns einsturmen, sind die uns umfiatternden Wesenheiten der geistigen Welt, die, je mehr wir versuchen, sie abzuhalten, immer stärker auf uns einsturmen. Wir sollten dar­über nicht klagen, nein, «sei froh, daß dem so ist», darf man dem Schüler sagen, denn das ist ein Erfolg der Meditation, der zeigt, daß Gedanken eine geistige Macht sind. Mut und Furcht­losigkeit und Vertrauen, das braucht der Esoteriker.

* *

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Aufzeichnung B

Der esoterische Weg ist nicht nur voll Kämpfe und Dornen, sondern der Esoteriker soll und darf sich durchdringen mit dem Grundgefühl der Beseligung darüber, daß er aufgenommen ist von den höheren Mächten in jene Regionen, aus denen er ur­ständet.

Bei ernstem Meditieren stellt sich für den Übenden die Tat­sache heraus, daß er sozusagen gestört wird durch Eindrücke, Sorgen des Alltags, Verhältnisse, die aus der physischen Welt hereindringen, und viele glauben dadurch in ihrer Höherent­wicklung gehindert zu sein und deshalb zu langsam vorwärtszu­kommen. In Wahrheit ist diese Berührung mit den in der phy­sischen Welt wirksamen realen Kräften und Wesenheiten ein heilsames Mittel der Selbsterkenntnis und eine ständige Gelegen­heit, die durch die spirituelle Erkenntnis erlangten Kräfte zu erproben.

Der esoterische Schüler muß sich ein großes Maß von Ertrag­samkeit und Gelassenheit aneignen und lernen, jene Kräfte sich dienstbar zu machen, um die sich niemand herumdrücken darf, der seine Erdenmission erfüllen will; nämlich die luziferischen Mächte, die keineswegs nur das Böse über die Menschheit ge­bracht haben, sondern auch den berechtigten Egoismus der frei­en, selbständigen, eigenen Entwicklung.

Hier soll nun der Esoteriker lernen, sich zu hüten vor jener grauenvollen Verschwendung, die wir alle uns täglich dadurch zu schulden kommen lassen, indem wir in unnötigen Empfin­dungen, in Jähzorn, Neid, Sorge die besten inneren Kräfte ver­sprühen, die man im berechtigten Egoismus für seine Innenent­wicklung verwenden sollte. Statt der Gier nach spiritueller Er­kenntnis, die wertlos ist, gilt es sich anzueignen das Pflichtgefühl gegenüber den höheren Mächten, sich selbst und der Mensch­heitsentwicklung: daß man sich sagt, es ist die Sünde gegenüber dem heiligen Geist der Entwicklung, wenn man nicht alles auf-bietet, um die inneren Kräfte in sparsamer Weise zu konzentrieren,

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um sich selbst persönlich möglichst zu vervollkommnen. Der größte Verschwender ist der Geizhals, weil er mit seinen habgierigen, sorgenvollen Gedanken seine besten Kräfte vergeu­det, also in nutzloser Weise überselbstlos ist.

Dieser Egoismus auf esoterischem Gebiet darf nicht übertra­gen werden auf das exoterische Gebiet. Hier bleibt die Forde­rung der Selbstlosigkeit, der Verleugnung des eignen Ichs beste­hen. Darum muß sich jeder Esoteriker klar machen, daß er das schlechthin Unmögliche will und es darum unvermeidlich ist, daß er andauernd in Konflikt gerät und kämpfen muß. Es gilt auf der einen Seite, in berechtigtem Egoismus der reinen Inner­lichkeit zu leben und die Meditation zu betrachten als das ver­borgenste Allerheiligste der Seele, dann aber seine Aufmerksam­keit der Außenwelt zuzuwenden und mit den erlangten Kräften in ihr selbstlos zu wirken, um nicht in unberechtigten Egoismus zu verfallen.

Hier kann man viel lernen von schlichten einfachen Men­schen, die Glauben haben und darum dem Tode entgegensehen mit einer sicheren Gewißheit, aufgenommen zu sein in eine Ver­bindung der ewigen höheren Mächte, während Philosophen, welche in einseitig denkerischem Egoismus gelebt haben, dem Tode mit Bitterkeit gegenüberstehen.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Frankfurt, 10. März 1912

#TX

Über Lässigkeit gegenüber dem Karma,

Beobachtung von sich selbst und seiner Umgebung.

Seine Gefühle beobachten und leiten.

Seine Moralität und Intellektualität reinigen.

Karmische Verbindungen = Rache der geistigen Wesenheiten.

Ertragsamkeit und Gelassenheit ist zu üben.

Das Wichtigste unseres esoterischen Lebens sind unsere Übun­gen, durch die wir uns allmählich hinaufarbeiten in die geistige Welt, wichtig ist die Art und die Gesinnung, in der wir ihnen obliegen, wodurch wir arbeiten sollen in der Verbindung mit höheren Welten und Wesenheiten.

Es darf uns nicht beherrschen die Gier nach spiritueller Er­kenntnis, sondern etwa jene Stimmung soll sich ausbreiten, wie wir sie bei moralischen Handlungen, wie zum Beispiel bei Mit­leid, Mitfreude empfinden. Es besteht nämlich sonst die große Gefahr für den Esoteriker, daß er im exoterischen Leben mora­lisch haltlos, ja schlechter wird, als er vorher war; darum werden auch immer neben den eigentlichen Meditationen die Neben-übungen zur intellektuellen und moralischen Festigung und Durchbildung verlangt.

Eine weitere Gefahr lauert auf den Esoteriker im Ablauf sei­nes Karmas, an dessen Umbildung und Beherrschung er arbeitet. Hier tritt fast regelmäßig die Erscheinung auf, daß der intensiv an seiner Verinnerlichung Arbeitende lässig wird gegenüber den äußeren karmischen Erscheinungen und Verhältnissen. Frühere karmische Verfehlungen, die der Esoteriker auf sich geladen hat und die bei ihm zwischen dem Tod und einer neuen Geburt den starken Drang nach karmischem Ausgleich ausgelöst haben, stellen ihn in Verhältnisse und bringen ihn in Verbindung mit

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Persönlichkeiten, denen gegenüber er nun zur Erfüllung seiner karmischen Verpflichtungen in der Lage wäre.

Bei normaler exoterischer Entwicklung würde sich das Karma langsam abwickeln oder teilweise auswirken.

Wenn nun der Schüler zu sehr mit seiner esoterischen Ent­wickelung beschäftigt ist und nicht genügende Aufmerksamkeit zuwendet den äußeren Verhältnissen, die sein Schicksal ausma­chen, dann bricht das Karma über ihn herein. Und was sonst in Jahren oder in verschiedenen Inkarnationen abläuft, das muß nun natürlich unter schweren Erschütterungen in konzentrierter Weise sich an ihm auswirken. Hierbei kann er bis an den Rand der Verzweiflung kommen und auch Unheil über seine Umge­bung bringen, sie in den karmischen Einbruch hineinziehen. Aber auch in den einfachsten Anfangsübungen hat er den Trost, daß es Kräfte gibt, die auch ihn halten und stützen. Daran sollen und dürfen wir immer denken.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 22. März 1912

Aufzeichnung A

#TX

Unsere okkulten Übungen sollen uns zur imaginativen Erkennt­nis bringen. Es gibt Imaginationen, die in verhältnismäßig noch nicht so lange hinter uns liegenden Zeiten von jedem Schüler ohne weitere Erklärung verstanden werden konnten; heute müs­sen solche Imaginationen uns in verständlichen Worten gedeutet werden, weil nur sehr wenige Esoteriker durch sich selbst auf die Bedeutung kommen würden. Jetzt wird hier eine Imagina­tion gegeben werden, die für jeden Esoteriker nützlich ist, der das Gefühl hat, daß er trotz seiner Anstrengungen nicht genü­gend vorwärtskommt.

Der Schüler stelle sich vor, daß sein Lehrer oder Meister vor ihm stehe in der Gestalt des Moses - wenn er auch nur eine unbestimmte Vorstellung von dieser Individualität haben mag -und daß dieser ihn frägt: Du möchtest also wissen, warum du nicht weiterkommst auf deinem esoterischen Wege? - Ja. - Ich will es dir sagen: Es ist, weil du das goldene Kalb anbetest. -Nach diesem Worte sieht der Schüler neben dem Moses das gol­dene Kalb. Moses läßt jetzt Feuer aus der Erde heraufkommen, das das goldene Kalb verzehrt, bis es zu Pulverstaub geworden ist. Dieses Pulver wirft er in ein klares Wasser, das da ist, und gibt dem Schüler von diesem mit dem Pulver vermischten Wasser zu trinken.

Noch vor wenigen Jahrhunderten hätte jeder Esoteriker die­ses Bild verstehen können. Jetzt muß es in der folgenden Weise erklärt werden.

Wenn wir zurückgehen in unserer Erinnerung, kommen wir bis zu dem Punkt, wo unsere Erinnerungen aufhören und das Ich-Bewußtsein seinen Anfang genommen hat. Das, was vorher liegt, das ist dasjenige, was wir in früheren Inkarnationen aus uns selbst gemacht und in diese mit hineingebracht haben. Das

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ist das goldene Kalb, das wir anbeten, ohne es zu wissen, unsere Hüllennatur.

Der Schüler stelle nun in dem Bilde an Stelle des goldenen Kalbes sich selbst als Kind vor, das noch kein Ich-Bewußtsein hat. Er durchdringt sich von dem Bewußtsein, daß dasjenige, was er als sein Ich empfindet, nichts anderes ist als eine luzi­ferische Wirkung; denn das gewöhnliche Ich-Bewußtsein beruht auf der Erinnerung, und Erinnerung ist eine luziferische Kraft, da es eben Luzifers Aufgabe ist, das Vergangene in die Gegen-wart hinüberzutragen. Zieht man das, was man durch das Ich-Bewußtsein hat, von sich selbst ab, dann bleibt dasjenige übrig, was wir aus anderen Erdenleben mitgebracht haben.

Es mag manchem hart scheinen, sich so vorstellen zu müssen, aber ohne solche strengen Begriffe werden wir nicht geeignet, dem Hüter der Schwelle zu begegnen.

Dann stelle der Schüler sich wirklich vor, wie das Feuer die Kindesgestalt verbrennt, die Kindesform, die er selber ist; er ist nur inzwischen etwas größer geworden, aber im Grunde genom­men ist er noch immer diese Hüllennatur, die das Kind auch war, nur ist die Illusion des Ich dazu gekommen. Er sieht, wie die Form zu Pulverstaub wird, und das soll ein starkes Bewußt­sein werden, daß alles, was an diesen Hüllen des physischen, Äther- und Astralleibes da ist, ihm gleichgültig sein soll, gleich­sam ein Häufchen Aschenpulver, so gleichgültig wie der Ton für den Bildhauer ist, bevor er etwas aus ihm gemacht hat. Sein physischer Leib, die Form, die äußere Gestalt, sein Ätherleib mit dem Gedächtnis, sein Astralleib mit den Sympathien und Antipathien, das alles muß fortgedacht oder wie ein Häufchen Staub gedacht werden.

Man kann das vielleicht nicht gleich im Leben in Praxis um­wandeln. Gemeint ist nicht, daß man einem Menschen, zu dem man eine Antipathie hatte, nun plötzlich um den Hals fallen soll; aber wenn wir diese Jmagination als Übung ausführen, müssen wir alle Antipathie von uns weisen können.

Und der Staub wird in das reine Wasser der göttlichen Substanz

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geworfen, so wie sie war, bevor die luziferische Kraft dar­in gearbeitet hatte. So soll die Hüllennatur geopfert und der göttlichen Substanz zurückgegeben werden. Aber der Esoteriker kommt auch zu der Einsicht, daß all das, was jetzt für ihn nur ein Häufchen Staub ist, doch aus dem Geiste heraus gebildet worden ist. Die Gestalt seines Leibes wurde von dem Geiste skuiptiert, der Geist hat ihn zu dem gemacht, was er jetzt als Form ist. Und das, was der Geist aus ihm gemacht hat, das sol­len wir wieder zu uns nehmen. Wir sollen das Wasser, in dem der Staub aufgelöst war, wieder trinken. Dann haben wir es rein, nachdem das goldene Kalb verbrannt, zu Pulver geworden und aufgelöst worden ist. Wenn wir das ausführen, dann werden wir empfinden, daß zunächst eine ganze Stelle in uns wie leer wird; es ist die Stelle, wo sonst das Ich sitzt, die fühlen wir leer wer­den. Dann kann man entweder zum Buddhisten werden und in ein Gebiet eingehen, wofür sich der Mensch zu würdig fühlen sollte: in das Nirwana, in eine außerirdische Sphäre. Oder aber, man kann zu einem neuen Bewußtsein von dem Christus­Impuls kommen und diesen einströmen fühlen in die leergewor­dene Stelle unseres Ich.

Niemals hätte der Christus auf Erden kommen können unter dem hebräischen Volke, wenn nicht Moses das goldene Kalb zerstört und ins Wasser geworfen hätte und es den Kindern Israels zum Trinken gegeben hätte.

Es ist nicht so gemeint, als ob man diese Imagination täglich ausführen sollte, sondern immer wieder nach einem gewissen Zeitablauf - zum Beispiel drei oder vier oder sechs Wochen. Sie ist im Grunde nur wieder eine Verdeutlichung unseres Rosen­kreuzerspruches.

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Aufzeichnung von Günther Wagner, zu S. 349 Aus "Der Europäer, 1998, H. 7, S.8f EIne Moses-Imaginatlon durch Rudolf Steiner

#G266b-1996-SE349 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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G266a, Aufzeichnung von Günther Wagner, zu S. 349

Aus "Der Europäer, 1998, H. 7, S.8f

EIne Moses-Imaginatlon durch Rudolf Steiner

In dem für das tiefere Erfassen Goethes durch Bur­dach so bedeutsamen Jahr 1912 hielt R. Steiner auch ei­ne «esoterische Stunde», in der er seinen Hörern eine Imagination beschreibt, die mit Moses im Zusammen-hange steht. Sie hat den folgenden Wortlaut:

Bild:

Michelangelo: Moses (Detail. S. Pietro in Vinbcoll, Rom)

Viele Esoteriker meinen, nicht weiterzukommen auf dem esoterischen Wege. Sie glauben sich auszukennen in ihren Übungen und wissen nicht, woran es liegt daß sie in ihren Fortschritten gehemmt sind. Es soll nun heute da es schwer ist, das, was zu sagen ist, in heutige Worte und Begriffe zu fassen eine Imagination vor Ihre Seele gestellt werden, die früher alle Mysterienschüler durchzumachen hatten.

Stellen Sie sich vor Ihren Lehrer und Meister als Moses, das ganze als Vision; Moses, an den Sie Ihre Frage richten, war­um Sie nicht schneller vorankämen, da Sie doch so große Sehnsucht hätten, in die geistige Welt einzudringen. Man soll dann in Stille die Antwort erwarten, die sehr oft nicht im Sinne des Fragenden gegeben wird. Es wird dann meistens vor der Seele neben der Gestalt des Moses die Gestalt des gol­denen Kalbes erscheinen, dann wird durch Moses Feuer aus der Erde hervorbrechen, das Kalb verbrennen, und die zurückgebliebene Asche wird von Moses in Wasser aufgelöst den Meditanten zu trinken gegeben.

Es ist schon öfter erwähnt worden, daß der Mensch sich nur bis zu einem gewissen Punkte zurückermnnert. Was vor dieser Zeit liegt, darüber haben uns wohl Eltern und Geschwister erzählt; wir selbst wissen nichts davon, denn unser Ich war ja noch nicht da, und im Grunde genommen ist das Ich doch der Zusammenschluß aller Rückerinnerungen.

Also von der Zeit Ihrer Kindheit spreche ich, die vor Ihrer Rückerinnerung liegt Stellen Sie sich vor, wie Sie da waren als Kind, und setzen Sie nun das Kind an Stelle des goldenen Kalbes; dann lassen Sie durch Moses wieder Feuer hervorbre­chen aus der Erde, das das Kind verzehrt und dessen Asche wir trinken müssen.

Obgleich in einer gar nicht zu fernen Vergangenheit ein eso­terischer Schüler eine solche Imagination nur mit dem Ge­fühl aufgenommen hätte, müssen wir heute, um sie zu ver­stehen, einige Erläuterungen hinzufügen. Manches mag hart, mag verletzend klingen, was jetzt gesagt worden ist aber es müssen starke, grausige Bilder sein, die eine starke Erschüt­terung der Seele herbeiführen, wenn wir in unserem esoteri­schen Leben vorwärtskommen wollen.

Vier Gedanken-Empfindungen sind es, die diese Imagination in unserer Seele auslösen muß:

1) Die erste Gedanken-Empfindung muß die sein, daß wir uns gestehen, wir haben wirklich bisher das goldene Kalb an-gebetet. Unser eigenes Selbst wie wir uns physisch entwickelt haben, das haben wir « Unsere Rückerinnerungen stehen unter dem Einfluß luziferischer Kräfte. Das, was wir Gedächtnis nennen, verdanken wir Luzifer; in allem, was wir geworden sind durch die Inkarnationen und durch die Vererbung, wirkt Luzifer. Soll das rein Geistige wieder in uns zur Herrschaft gelangen, so müssen unsere Hüllen verbrannt werden, zu Staub und Asche werden.

2) Die zweite Gedanken-Empfindung ist daß alles, was wir äußerlich von uns sehen und fühlen, nicht mehr bedeu­tet als ein bißchen Staub, nicht solchen Staub, aus dem Neu­es geformt und gebildet wird, sondern wie ein Häufchen Staub, das auf der Straße liegt, sollen wir unsere eigene Per­sönlichkeit fühlen. Alle Sympathien und Antipathien müs­sen aufhören; zwar sind wir ja äußerlich mancherlei Rück­sichten schuldig, innerlich jedoch sollen wir allen gleich gegenübertreten.

3) Sollen wir in uns die Empfindung erwecken, daß alles um uns her nur Maya ist. Maya oder Schein sind auch unse­re Körper, auch der Astral- und Atherkörper; das rein Geisti­ge, das dahintersteht, ist das Ich. Unsere Nase, die mit uns gewachsen ist, ist Maya; unsere Hand ist Maya; erst dann gewinnen wir den richtigen Standpunkt, wenn wir sie uns vorstellen als etwas, das uns gar nichts angeht; als ein Werk­zeug wie jedes andere, ein Hammer oder dergleichen. Alles um uns her ist Maya, ist erlogen, und doppelt erlogen ist die Vorstellung, die wir uns von uns selbst als Kind in der Zeit machen, bevor die Rückerinnerung einsetzt; denn erstens ist eben alles Maya, und zweitens können wir uns ja daran noch nicht erinnern. Aus dieser Erkenntnis, daß alles Maya ist, soll dann aber die Gewißheit herauswachsen, daß hinter al­lem das Geistige steht, daß alles, was wir bedeuten, von hohen geistigen Persönlichkeiten in uns hineingebaut ist

4) Und endlich die vierte Gedanken-Empfindung soll die sein, daß auch alles, was wir an unseren früheren Inkarna­tionen gearbeitet haben, vernichtet werden muß; wir müssen unsere eigene Persönlichkeit, unser eigenes Ich, zu Pulver zer­stäubt trinken. Dann wird freilich eine Öde, eine Leere ent­stehen in der Seele, die sich heraussehnt aus dem Irdischen zur Ruhe, zum Nirvana. Der Buddhist bleibt hier stehen, wir aber wissen, daß die Leere ausgefüllt werden soll und kann durch den Christus-Impuls, das höhere Ich, das uns wieder hinaufführen soll in die höhere Welt. Diese Leere wird sich immer kennzeichnen durch das Gefühl hingebungsvoll­ster, tiefster Frömmigkeit gegenüber den geistigen Welten. Nichts soll man für sich wollen, sich nur fühlen als Diener Gottes auf Erden, als Bote aus den geistigen Welten.

Stellen Sie diese Geschichte vom goldenen Kalb, ohne die wäre sie nicht geschehen der Christus-Impuls nicht hätte aus dem hebräischen Volke hervorgehen können, häufig vor Ihre Seele! Nicht jeden Tag, aber alle drei Wochen etwa eine Viertelstunde lang und nicht nur zwei- oder, dreimal und dann glauben, es sei genug sondern wieder und wieder führen Sie sich diese Imagination vor. Dann werden Sie schon merken, woran es gelegen, daß Sie nicht vorwärtsge­kommen sind.

E. D. N. I M. P.S.S. R.

Ein Esoteriker, der auf seinem Wege umkehren will, beweist dadurch seine eigene Unwürdigkeit; er setzt sich in Widerspruch zu den Gefühlen, die durch sein Inneres zogen, als er den esoterischen Weg betrat Besser aber ist es immerhin, er kehrt um, als daß er diese Unwahrheit durch sein ganzes Leben schleppt.

Aufzeichnung B Vom goldenen Kalbe

#G266b-1996-SE352 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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Aufzeichnung B

Vom goldenen Kalbe

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Viele Esoteriker meinen, nicht weiterzukommen auf dem eso­terischen Wege. Sie möchten sich auskennen* in ihren Übungen und wissen nicht, woran es liegt, daß sie in ihrem Fortschreiten gehemmt sind. - Es soll nun heute, da es schwer ist, das, was zu sagen ist, in heutige Worte und Begriffe zu fassen, eine Imagina­tion vor Ihre Seele gestellt werden, die früher alle Mysterien-schüler durchzumachen hatten. Stellen Sie sich vor als Ihren Lehrer und Meister Moses - das Ganze als Vision -, Moses, der Ihnen auf Ihre Frage, warum Sie nicht schneller voran kommen, da Sie doch so große Sehnsucht hätten, in die geistigen Welten einzudringen, in strengem Ton antwortet (man soll in der Stille die Antwort erwarten, die sehr oft nicht im Sinne der Fragenden gegeben wird>: «Erst mußt du das goldene Kalb verbrennen.» Stellen Sie sich in demselben Augenblick vor: ein goldenes Kalb neben Moses gestellt, dann Feuer, das Moses aus dem Erdboden heraufruft und das das goldene Kalb verbrennt, so daß nichts übrig bleibt als zu Staub Pulverisiertes; und weiter stellen Sie sich vor: dies von Moses in Wasser gerührt und dem Meditanten zu trinken gegeben.

Es ist schon öfters erwähnt worden, daß der Mensch sich nur bis zu einem gewissen Punkt seiner Kindheit zurückerinnert. Was vor dieser Zeit liegt, darüber haben uns wohl Eltern und Geschwister erzählt, wir selbst wissen nichts davon, denn unser Ich war ja noch nicht in uns, sondern arbeitete von außen, und im Grunde genommen ist das Ich doch der Zusammenschluß aller Rückerinnerungen. Also von der Zeit Ihrer Kindheit spre­che ich, die vor Ihrer Rückerinnerung liegt. Stellen Sie sich vor, wie Sie da waren als Kind, und setzen Sie nun das Kind an die Stelle des goldenen Kalbes. Dann lassen Sie durch Moses wieder

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* In anderen Vorlagen heißt es: «Sie glauben sich auszukennen ... ».

#SE266b-353

Feuer aus der Erde hervorkommen, welches das Kind verbrennt, verzehrt. - Obgleich in einer gar nicht zu fernen Vergangenheit ein esoterischer Schüler eine solche Imagination nur mit dem Gefühl aufgenommen hätte, müssen wir heute, um sie zu verste­hen, einige Erläuterungen hinzufügen. Manches mag hart, mag verletzend klingen, was jetzt gesagt werden soll, aber es müssen starke, grausige Bilder sein, die eine starke Erschütterung der Seele herbeiführen, wenn wir in unserem esoterischen Leben vorwärtskommen wollen.

Vier Gedankenempfindungen sind es, die diese Imagination in unserer Seele auslösen muß.

Die erste Gedankenempfindung muß die sein, daß wir uns gestehen: wir haben wirklich bisher das goldene Kalb angebetet. Unser eigenes Selbst, wie wir uns physisch entwickelt haben, das haben wir angebetet. Unsere Rückerinnerungen stehen unter dem Einfluß luziferischer Kräfte. Das, was wir Gedächtnis nen­nen, verdanken wir Luzifer. In allem, was wir geworden sind auch durch die Inkarnationen oder durch Vererbung, wirkt Lu­zifer. Soll das rein Geistige wieder in uns zur Herrschaft gelan­gen, so müssen unsere Hüllen verbrannt werden, zu Staub und Asche pulverisiert werden.

Die zweite Gedankenempfindung ist die, daß alles, was wir äußerlich von uns sehen und fühlen, nicht mehr bedeutet als ein bißchen Staub, nicht solcher Staub, aus dem Neues geformt und gebildet wird, sondern wie ein Häufchen Staub, das auf der Stra­ße liegt, sollen wir unsere eigene Persönlichkeit fühlen. Alle Sympathien und Antipathien müssen aufhören. Zwar brauche ich dies äußerlich nicht zu zeigen. Ich muß nicht jemanden gleich umarmen, den ich nun einmal nicht besonders liebe! Das ware eine Falschheit. Innerlich jedoch sollen wir allen gleich gegenübertreten.

Drittens sollen wir in uns die Empfindung erwecken, daß al­les um uns her nur Maja ist. Maja oder Schein sind auch unsere Körper, auch der Astral- und Ätherleib; das rein Geistige, das dahintersteht, ist das Ich. Geistig ist nur unser Ich. Unsere Nase,

#SE266b-354

die mit uns gewachsen ist, ist Maja, unsere Hand ist Maja. Erst dann gewinnen wir den richtigen Standpunkt, wenn wir sie uns vorstellen als etwas, das uns gar nichts angeht, als ein Werkzeug wie jedes andere, ein Hammer oder dergleichen. Alles um uns her ist Maja, ist erlogen. Und doppelt erlogen ist die Vorstel­lung, die wir uns von uns selbst als Kind machen, bevor die Rückerinnerung einsetzt; denn erstens ist eben alles Maja, und zweitens können wir uns ja daran noch nicht erinnern. Aus die­ser Erkenntnis, daß alles Maja ist, soll dann aber die Gewißheit herauswachsen, daß hinter allem das Geistige steht, daß alles, was wir bedeuten, von hohen geistigen Persönlichkeiten (Wesen­heiten) in uns hineingebaut ist.

Und endlich soll die vierte Gedankenempfindung die sein, daß auch alles, was wir an unseren früheren Inkarnationen gear­beitet haben, vernichtet werden muß. Wir müssen unsere eigene Persönlichkeit, unser eigenes Ich, welches vollständig zu Staub pulverisiert ist und gänzlich in Wasser aufgelöst ist, trinken. -Dann wird freilich eine Öde, eine Leere entstehen in der Seele, die sich heraussehnt aus dem Irdischen zur Ruhe, zum Nirwana. Der Buddhist bleibt hier stehen, wir aber wissen, daß die Leere ausgefüllt werden soll und kann durch den Christus-Impuls, das höhere Ich, das uns hinaufführen soll wiederum in die geistigen Welten. Diese Leere wird sich immer kennzeichnen durch das Gefühl hingebungsvollster, tiefster Frömmigkeit gegenüber den geistigen Welten. Nichts soll man für sich wollen, sich nur füh­len als ein Diener Gottes auf Erden, als Bote aus den geistigen Welten.

Stellen Sie diese Geschichte vom goldenen Kalbe, ohne die -wäre sie nicht geschehen - der Christus Jesus nicht hätte aus dem hebräischen Volk hervorgehen können, häufig vor Ihre Seele. Nicht jeden Tag, aber alle drei Wochen eine Viertelstunde lang, und nicht nur zwei- oder dreimal und dann glauben, es sei genug, sondern wieder und wieder führen Sie sich diese Imagi­nation vor. Dann werden Sie schon merken, woran es gelegen, daß Sie nicht vorwärtsgekommen sind. - Ex Deo nascimur.

#SE266b-355

Ein Esoteriker, der auf seinem Wege umkehren will, beweist dadurch seine eigene Unwürdigkeit und Schwäche. Er setzt sich in Widerspruch zu den Gefühlen, die durch sein Inneres zogen, als er den esoterischen Weg betrat. Besser aber ist es immerhin, er kehrt um, als daß er diese Unwahrheit durch sein ganzes Le­ben schleppt.

Aufzeichnung C

Viele werden finden, daß sie nicht recht vorwärts kommen in ihren Übungen. Heute eine Imagination, die bei öfterer Anwen­dung vorwärts hilft. Sich den Führer auf dem esoterischen Pfade vorstellen in der Gestalt des Moses. Dieser sagt zu uns: Du hast Sehnsucht zu wissen, warum du nicht voran kommst. Er läßt vor uns erscheinen das goldene Kalb und sagt: Darum kommst du nicht voran, weil du das goldene Kalb anbetest. Hierauf läßt er Feuerflammen aufschlagen um das goldene Kalb und dieses verbrennen; dann zerreibt er die Asche zu Staub, streut diesen in das Wasser und gibt uns das Wasser zu trinken. Er sagt: Nun erst werdet Ihr voran kommen. - An diese Imagination anschlie­ßend müssen bestimmte Gedanken aufsteigen. Wir müssen uns zurückerinnern an unsre Kindheit, an die Zeit, ehe unser Ge­dächtnis, unser Ich-Bewußtsein, das wir Luzifer verdanken, da war. Alles, was früher von uns da war, wurde aufgebaut durch geistige Kräfte als Ergebnis der früheren Inkarnationen. Es er­scheint vor unserm inneren Auge anstelle des goldenen Kalbes das Kind, das wir selber waren.

Und es geschieht dasselbe: Feuerflammen schlagen auf, ver­brennen es, es wird zu Staub zerrieben, der Staub in Wasser ge­streut und uns zu trinken gegeben. Moses sagt uns in unerbitt­licher Strenge: Du bist es selbst, das goldene Kalb, das du an-betest. Erkenne nun, daß die Gestalt des Kindes - das du dir im Grunde nicht vorstellen kannst, denn du kennst es gar nicht,

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hast es nie gesehen - Maja ist, doppelte Maja, ebensolche Maja, wie alle Stofflichkeit, die dir in der Sinnenwelt entgegentritt; denn das, was die Stoffe zusammenhält, das Geistige, kennst du nicht. So ist es in bezug auf deinen Ätherleib und Astralleib, denn das, was du von dir weißt, ist dir Erinnerung, das Ge­dächtnis, und das ist Luzifer, ist Maja. Ebenso ist alles, was Sympathie und Antipathie, was du von deinem Ich weißt, Maja. Dies alles muß in dem Feuer verbrennen, zu Nichts werden, wenn du es erkennen willst. Und es muß dir so gleichgültig werden wie der Staub auf der Straße, an dem du vorbeigehst. Wenn so nichts von dir übrig geblieben ist als eine Hülle, und drin eine große Leerheit, dann mußt du diese füllen mit der Christus-Wesenheit. Das ist das Trinken des Wassers. Indem der Staub aufgelöst ist durch die Christus-Wesenheit, wirst du zu­rückgewinnen deine Hüllen, aber jedes Glied muß dir erschei­nen als etwas außer dir, ein Werkzeug nur, wie der Hammer in der Hand; du mußt dir nur ganz Werkzeug sein für die Wirkun-gen und Taten der geistigen Welt.

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ESOTERISCHE STUNDE

Helsingfors (Helsinki), 5. April 1912

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Blutreinigend: Wirkt die Unabhängigkeit der Gesinnung

Lymphreinigend: Klare Gedanken

Speisesaftreinigend (Chylus): Edle Gefühle

Sinnesnervenströmungen veredelnd: Lautere, ehrliche Absichten.

Wie, und weniger was wir meditieren, ist das Ausschlaggebende. Je weiter wir kommen, umso mehr droht Gefahr, daß unreine Geister versuchen, sich einzunisten. Es gibt ein okkultes Mittel dagegen. Wir müssen uns für einen Augenblick den Aaronstab (schwarze und weiße Schlange darumgewunden) vorstellen. Ein Anstarren dieses Bildes genügt natürlich nicht, andererseits sol­len wir aber nicht lange darüber spekulieren, da uns dies aus der Meditation bringen würde. Kommen wir weiter, so kann uns das zu frühe Auftreten eines Gefühls zur Klippe werden. Wir fühlen uns sozusagen aufgeteilt in sehr verschiedene Wesenhei­ten, die früher an uns gearbeitet haben.

Sehr hüten müssen wir uns, uns diesen Gefühlen zu früh hin­zugeben. Wieder mischen sich feindliche Geister ein, welche uns ganz an sich ziehen wollen, und anstatt in die Welt des Geistes geraten wir in die Welt der Illusion. Ein wirksames okkultes Mittel dagegen ist die Vorstellung des schwarzen Kreuzes mit den sieben roten Rosen. Aus dem Tode (Kreuz) entsprießt neues Leben.

Man soll lieber ein Buch fünfundzwanzigmal lesen, als fünf Bü­cher fünfmal. Wenn wir uns zu den Hierarchien hinauferheben, werden wir ergriffen. Die Selbstsucht wird im letzten Falle aus­gebildet, wenn nicht Liebe zu allen Wesen das Gegengewicht hält. Bei dem Ergriffenwerden - selbst von den besten höheren Wesenheiten - verlieren wir unser Selbst, wenn wir nicht Mut

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und Selbstlosigkeit entwickeln. Erfüllt und durchdrungen von dem Christus-Prinzip können wir den Sprung über den Ab­grund wagen. Die geistigen Wesenheiten ergreifen und benutzen uns, um in der Welt zu wirken, wie wir unsere Augen usw. benutzen.

Bei dem Gedanken an den Mond zieht sich im Menschen etwas zusammen, verhärtet sich. Bei dem Anblick der Sonne fühlt man das Geistige auf sich wirken. Die Sonnenstrahlen sind die Taten hochstehender Geister. Sie entstehen [durch die Taten] respekti­ve sind die Wirkungen ihrer Taten.


Ausbildung der sechzehnblättrigen Lotosblume (Verteilung auf die Wochentage):

1. Die Art, wie man sich Vorstellungen aneignet

2. Betrifft die Entschlüsse

3. Das Reden muß inhaltsreich sein

4. Die Regelung des äußeren Handelns

5. Die Einrichtung des ganzen Lebens

6. Das Streben des Menschen

7. Das Streben, vom Leben zu lernen

8. Blicke in sein Inneres tun

Wir müssen uns das höhere Ich vorstellen und müssen es so weit bringen, daß dieses Ich unser gewöhnliches Ich wie ein Gegenstand betrachtet, welcher uns gegenüber steht.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Helsingfors (Helsinki), 14. April 1912

#TX

Wer mit seinen esoterischen Übungen anfängt, soll nicht erwar­ten, daß sogleich Visionen vor ihm auftreten werden. Es kann allerdings geschehen, aber es ist nicht das Gewöhnliche, noch auch das Erwünschte. Der normale Verlauf ist der, daß zuerst die Gefühls- und Gedankenwelt des Geheimschülers zur Über­einstimmung mit der geistigen Welt gebracht werden soll und daß erst, wenn dieses geschehen ist und der Esoteriker sich im Einklang fühlt mit dem Meere der geistigen Welt, er aus diesem Meere Lichtgebilde aufsteigen sieht, die sich zu bestimmten Gestalten formen.

Es kann aber auch sein, daß der Esoteriker sogleich damit anfängt, Visionen zu erleben. Diese sind dann eine Folge seines vorhergehenden Lebens, wo er entweder auch Esoteriker war oder aber unter dem Einfluß einer Religion gestanden hat, die -so wie es mit allen alten Religionen der Fall war - mit Zeremo­niell und Kultus arbeitete. Die Visionen sind dann etwas Atavi­stisches und sind eine große Gefahr, denn sie treten gewaltsam auf, überwältigen den Esoteriker; denn sie sind gleichsam ohne sein Zutun entstanden. Es ist daher besser, wenn sie nicht auf­treten. Der Esoteriker soll vielmehr achtgeben auf die Verände­rungen, die in seinem Seelenleben selber Platz greifen. Das vo­rige Mal wurde schon über eine dieser Veränderungen gespro­chen, nämlich daß die Gedanken durch die Übungen so viel mächtiger werden und so viel mehr auf andere Menschen ein­wirken könnten, daß sie deshalb, wenn sie nicht ganz richtig und rein sind, uns durch den Hüter der Schwelle abgenommen und wir zur Bewußtlosigkeit geführt werden, damit wir anderen und uns selbst dadurch nicht schaden werden. Jetzt werden die Wirkungen, die von den Übungen ausgehen, noch in etwas an­derer Weise beschrieben werden.

Das Erste ist, daß die Gedanken lockerer werden, das heißt,

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während früher auf eine bestimmte Wahrnehmung immer so-gleich ein bestimmter Gedanke folgte und dieser Gedanke sich wie von selbst an andere Gedanken anreihte, geschieht dieses jetzt nicht mehr so. Der Esoteriker fühlt sich nicht so sicher und nicht mehr so unmittelbar in seinem Urteil und in seinen Ge­dankenverbindungen. Das, was früher den Gedanken und Ur­teilen die Sicherheit gab, war dasjenige, was von der Erziehung kommt, von sozialen Verhältnissen, Umgebung, das heißt von den Engeln, Erzengeln und Geistern der Persönlichkeit, die in allen Kulturverhältnissen wirken. Von diesen löst sich der Mensch allmählich; sein Engel, sein Führer gibt ihm nicht mehr so unmittelbar und wie unbewußt die Gedanken und Urteile ein. Würde dieses Lockerwerden der Gedanken für den Men­schen aber zu weit gehen, so würde es für ihn gefährlich werden können. Deshalb tritt dann der Hüter der Schwelle dazwischen und verhindert das Fortschreiten dieser Sache. Das Vorbeu­gungsmittel dagegen ist das Sich-Aneignen einer absoluten Wahrheitsliebe, die selbst in Gedanken nicht dasjenige aufkom­men läßt, wovon die Möglichkeit besteht, daß es unwahr sei.

Das Zweite betrifft unsere Gefühle und Willensimpulse. Auch diese sieht der Esoteriker sich wandeln; er fühlt, daß er sie weni­ger beherrscht als früher. Während er früher vielleicht vorsich­tiger war, spürt er jetzt, wie ein Gefühl, ein Willensimpuls bei ihm unmittelbar auf etwas reagieren, das ihn betrifft. Auch die­ses darf nicht zu weit gehen; sollte das geschehen, dann läßt wiederum der Hüter der Schwelle uns um unser selbst willen nicht durch in die geistige Welt.

Das Dritte ist, daß die falschen Gesinnungen, die der Esoteri­ker entwickeln kann, nicht nur seine Seele ergreifen, sondern bis in den physischen Leib hinein wirken. Wenn Verkehrtheiten unbewußt auf dem Grunde der Seele weiterwirken, werden sie noch viel schädlicher, als wenn sie sich in einer spürbaren Krankheit, die mit physischen Mitteln zu heilen ist, äußern. Darum läßt der Hüter der Schwelle uns in solchem Falle irgend­eine kleine Krankheit zukommen, die wir als ein Zeichen betrachten

#SE266b-361

sollen, eine Warnung vor demjenigen, was in unserer Seele arbeitet. Ernsthafte Krankheiten dürfen dies in einer gut geleiteten esoterischen Entwicklung nicht werden, sonst wäre der Esoteriker zu stark angegriffen. In alten Zeiten, als die Seelen noch robuster waren, und nur Menschen mit viel innerer Kraft und Lebensmut als Geheimschüler angenommen wurden, waren auch diese Gefahren größer und gingen oft bis ins Ex­trem, das heißt, die Lockerung der Gedanken ging bis zum Wahnsinn, das Nicht-Beherrschen der Gefühle und Willensim­pulse bis zur Tollheit, Zerstörung, und die Krankheiten führten bis zum Tod. Das ist es, was ausgedrückt ist in der Erzählung aus den althebräischen Mysterien, die jedem Esoteriker als War­nung mitgegeben wird: Von den vier Rabbis, die suchten in den «Garten der Reife» hineinzugelangen. Der erste wurde wahnsin­nig, der zweite zerstörte alles durch seine Tobsucht, der dritte starb, nur der vierte allein wurde durchgelassen und ging in die geistige Welt ein.

#SE266b-362

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 24. April 1912

Aufzeichnung A

#TX

In der vorigen Stunde* wurde eine Imagination vor unsere Seele gestellt, die in ihrer Art Kräfte in uns auslöst, die uns eine Hilfe auf unserem okkulten Pfade sein können.

Heute sollen zwei inspirierende Gedanken vor Ihre Seele tre­ten, die in gleicher Weise wirksam sein können. Das ist das Wesentliche solcher Gedanken, solcher Fragen, daß wir sie eine Weile lang in der Seele ruhen lassen, daß wir sie zu uns sprechen lassen, ohne daß wir daran rühren.

Exoterisch hat man sich genugsam mit diesen beiden Gedan­ken beschäftigt, freilich in ganz anderem Sinne, so daß sie die Menschen zu den unmöglichsten Kommentaren und Streitig­keiten geführt haben. Esoterisch gefaßt, sind sie eine Hilfe für den okkulten Schüler.

Der erste dieser inspirierenden Gedanken ist «der mutterlose Mensch» oder besser «das mutterlose Menschenwesen», das in der biblischen Urkunde als Adam bezeichnet wird.

Alles, was uns entgegentritt an menschlichen Wesen, ist ohne Mutter geboren nicht denkbar. Das einzige mutterlose Men­schenwesen ist Adam; nur die Vaterkräfte waren in ihm wirk­sam. Natürlich dürfen wir uns ihn nicht physisch-sinnlich vor die Seele stellen, denn die physischen Bedingungen von heute waren ja damals nicht auf unserem Erdenplaneten vorhanden, als Jahve den ersten Erdenmenschen in seinem Ätherleib schuf, und zwar schuf er ihn aus den Substanzen des Erdenplaneten, wie dies auch in der Bibel angedeutet ist. Diese Substanzen, diese Erdenkräfte sind noch heute in jedem Menschen vorhanden, so daß man also sagen kann: Jahve ist unser aller Vater - und der Planet ist unser aller Mutter.

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* Am 22* März 1912*

#SE266b-363

Die Vaterkräfte wirken also noch heute in dem Menschen fort; sie sind eine erdgebundene, eine planetarische Kraft. Sie wirken in allem, was auf Erden ist, also auch im Menschen. Denn nicht nur die Kräfte der Mutter wirken nach der Emp­fängnis auf das Kind, auch die Vaterkräfte; sie gehen von der Erde geleitet durch den Vater auf das Kind über und bilden hier die aufbauenden Kräfte, die bis zum dreiunddreißigsten Lebens­jahre in ihrer stärksten Wirksamkeit sind.

Machen wir uns einmal klar: Was geht denn vor bei der Ge­burt eines neuen Menschenwesens? Die Mutter trägt den einen Teil in sich, aber der andere ist übersinnlich-unsichtbar und steht in Verbindung mit dem Vater. Versetzen Sie sich meditativ hinein in diesen Gedanken vom mutterlosen Menschenwesen, suchen Sie ihn rein geistig zu erfassen und stellen Sie daneben ein zweites Bild: das des vaterlosen Christus.

Sind die planetarischen Kräfte, vom Vater kommend, vorwie­gend [wirksam] bis zum Mysterium von Golgatha, so kommen von dieser Zeit an durch den Christus Jesus die Kräfte des Kos­mos, die Mutterkräfte dazu. Wir wissen, daß dieses wichtigste aller Erdenereignisse in den vierten Kulturzeitraum der nach-atlantischen Zeit fällt. Vorangegangen war die ägyptische Kul­turepoche, in der in den ägyptischen Mysterien der Isis-Kult in seiner höchsten Vollendung gepflegt wurde. In der Gestalt der Isis verehrte der Ägypter die Naturkräfte, die in allen Minerali­en, Pflanzen und Tieren zum Ausdruck kommen. Aber voll Trauer, voll tiefer Wehmut blickte die ägyptische Seele hin auf den Menschen und sagte sich, daß er sich dieser Naturkräfte nicht bewußt wäre; daher stellte er die Isis verschleiert dar, und es hieß, kein Sterblicher dürfe je den Schleier lüften, um zu ihr zu dringen! - Was heißt das? Nichts anderes, als daß die Göttin eben nicht im Physischen, sondern im Astralen wohnt und daß nur der sie erkennen kann, der durch die Pforte des Todes ge­schritten ist;* kein Lebender konnte ihren Schleier heben. Das heißt, lebend war ihnen die Wirkung der Isiskräfte versagt.

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* Ergänzung in einer sonst gleichlautenden Vorlage: «oder initiiert ist.»

#SE266b-364

Und was waren nun diese Isiskräfte? Es waren die reinen Mutterkräfte, die vor dem Mysterium von Golgatha dem Men­schen nur in der geistigen Welt zuteil werden konnten, also wenn er durch die Pforte des Todes geschritten war.

Ein Wissen davon war in den ägyptischen Mysterien. Über dem Bilde der Isis standen die Worte: «Ich bin der ich bin, der ich war, der ich sein werde», dasselbe «Ejeh asher ejeh», das einst zu Moses aus dem brennenden Busch gesprochen wurde. Nur ahnend hinschauen konnte die ägyptische Seele auf das Mysterium von Golgatha, durch das die reinen Mutterkräfte auch auf den lebenden Menschen wirksam werden sollten. Erst als der Christus Jesus, das vaterlose Menschenwesen, sich ganz mit der Erde verbunden hat, indem er durch die Pforte des Todes geschritten ist, erst von der Zeit an können die reinen Mutterkräfte - die Kräfte aus dem Kosmos - im Menschen auf der Erde wirken.

Mögen unsere modernen Gelehrten lächeln, wenn sie aus ih­ren engbegrenzten Anschauungen heraus blicken auf den Tier-dienst der Agypter. Uns kann nur tiefe Ehrfurcht erfüllen, denn wir wissen, daß sich dahinter verbirgt die Verehrung dieser Na­turkräfte, die dem Menschen verschlossen waren. Und voll tiefer Bewunderung blicken wir hin auf den hohen Weisheitsgehalt, der all diesen Mysterien zugrunde liegt.

Fragen wir uns: Wie ist denn die Wirksamkeit dieser beiden Kräfte im Menschen? Die Vaterkraft, die von der Erde durch den Umweg des Vaters auf das Kind geleitet wird, wirkt aufbau­end und kraftbringend bis zum dreiunddreißigsten Jahre. Wenn auch die abwärtsstrebende Kraft, die Mutterkraft, schon im Menschen wirkt, so sind doch die Vaterkräfte bis zu diesem Zeitpunkt die stärkeren. Würden den Menschen nur die ab­wärtsstrebenden Kräfte - die Christus-Kräfte - beherrschen, so würde er sich nicht auf der Erde verkörpern. Würden ihn da­gegen nur die aufstrebenden Kräfte, die planetarischen, beherr­schen, so würde er immer auf der Erde leben; es gäbe dann keinen Tod.

#SE266b-365

Das, was in den ägyptischen Mysterien die Isis war, dieses heilige Kraftzentrum, stellt sich uns dar im Christentum als die Maria-Sophia des Johannes-Evangeliums. Die Vereinigung der aufsteigenden und absteigenden Kräfte, die sich vollzogen hat im Mysterium von Golgatha, hat es erst möglich gemacht, daß der Mensch jetzt [auch die Mutterkräfte] wirksam empfinden kann zwischen Geburt und Tod. Der Christus Jesus konnte nicht älter werden als dreiunddreißig Jahre. Vom Standpunkt der Okkultisten ist jeder Mensch eigentlich schon mit dreiunddrei­ßig Jahren so weit, daß er seinen Körper als Leichnam mit sich trägt. Selbstverständlich tritt die Wirkung der Kräfte und ihre Veränderung nicht mit einem Male auf, sondern vollzieht sich allmählich. Beide, auch die Mutterkräfte, sind ja von Anfang an im Menschen; nur daß die Vaterkräfte überwiegen, nämlich die aufbauenden Erdenkräfte.

In dieser Zeit der Vaterkräfte leben wir das Leben, wie es karmisch bedingt ist durch unser vorhergegangenes Leben. Von der Zeit jedoch, wo die absterbenden, die Mutterkräfte über­wiegen, schaffen wir durch diese Geisteskraft, was wir erst im nächsten Leben ausleben werden, also das Karma des nächsten Lebens.

Die Vater- oder die aufbauende Naturkraft wirkt ohne unser Zutun in uns; dagegen müssen wir selbst streben und arbeiten im Geistigen, auf daß uns bewußt werde die Wirkung der Mut­terkraft. Bewußt müssen wir uns dieser hohen, hehren Kraft werden, denn sie ist die Kraft, die von Christus direkt in uns einströmt.

Wiederum, wie so oft, wird uns die Bedeutung des Rosen­kreuzerspruches in seiner ganzen Tiefe ahnend offenbar: Aus dem Göttlichen sind wir geboren - Ex Deo nascimur. Die Adamkraft des mutterlosen Menschen, sie wirkt aufbauend und erhaltend auf den physischen Leib; dagegen wirkt seit dem My­sterium von Golgatha der vaterlose Mensch, der Christus Jesus, die absterbende Kraft, die Kraft, die zum Absterben des phy­sischen Leibes hier auf Erden führt und das geistige Leben, so

#SE266b-366

wir uns bewußt dem hingeben, zum Erwachen bringt. «In Chri­stus ersterben wir», d. h. ersterben mit all unseren physischen Begriffen, dem niederen Ich, das uns in der Zeit der Wirksam­keit der Adamkräfte aufgebaut worden war - so wird der letzte Satz des Rosenkreuzerspruches in uns zum wahren Erleben: «Im Heiligen Geist werden wir wiedergeboren».

Aufzeichnung B

Zu demjenigen, was hier das letzte Mal gegeben worden ist,* kann noch ein Hilfsmittel hinzugefügt werden, das aus zwei mächtigen Bildern besteht, über die leider in der Menschheits­entwicklung viel gestritten worden ist.

Das eine Bild ist dasjenige des mutterlosen Menschen. Der wird uns in der Bibel angedeutet als Adam, der zwar einen Va­ter, aber keine Mutter hat. Der Vater bildet ihn aus dem Staub der Erde, das heißt aus Kräften, die in der Erde enthalten sind. So gibt es in jedem Menschen etwas, was nicht sichtbar an ihm ist, was ein Kräftesystem ist, das zur Erde gehört und was nicht durch das Zusammenwirken der Geschlechter oder durch die Vererbung unmittelbar gegeben wird, sondern was der göttliche Vater ihm gibt, auf dem Umwege durch den väterlichen Orga­nismus. Vater und Mutter geben beide etwas Übersinnliches; nur ist dasjenige, was durch die Mutter kommt, an den Organismus ihres Leibes gebunden, während dasjenige, was durch den Vater kommt - auf dem Umwege durch den väterlichen Organismus -direkt aus den Kräften der Erde genommen wird. Nur dieses letztere war in Adam; er war der mutterlose Mensch.

Das Gegenbild davon haben wir in dem vaterlosen Christus oder Christus Jesus. Schon in dem dritten nachatlantischen Zeit­raum, der demjenigen der Christus-Erscheinung voranging, finden

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* Am 22. März 1912.

#SE266b-367

wir die Isis-Gestalt, die an die Madonna-Erscheinung erinnert, aber doch wieder anders ist. Sie ist die verschleierte Isis, von der der Ägypter tragisch empfand: Kein Sterblicher hat jemals ihren Schleier gelüftet, das heißt, während des Lebens kann kein Mensch zu demjenigen gelangen, was die Isis ausdrückte. Sie stellte die nicht auf die Erde herabgestiegenen geistigen Kräfte dar, die für den Menschen nur in den geistigen Welten zu finden waren. Der Ägypter sah diese himmlischen Kräfte wirken in den Naturreichen um ihn herum - daher zum Beispiel seine Tierverehrung -, aber in dem Menschen, so wußte er, wirken sie erst nach seinem Tode. Dann erst kann der Mensch dieser zum Himmel gehörigen Kräfte teilhaftig werden. In dem vierten nachatlantischen Zeitraum stei­gen die Kräfte, die vorher niemals auf Erden in ein Menschenwesen hineingewirkt hatten, in die Menschheit herab - und wenn man auch nicht sagen darf, daß Sophia-Maria, die Mutter des Christus Jesus, Isis war, so stellt sie doch Isis dar, da in ihr zum ersten Mal und dann in den anderen Menschen jene himmlischen Kräfte auf Erden gewirkt haben, die sich seit jener Zeit, mit Hilfe des mütter­lichen Organismus, mit den von der Erde kommenden Vaterkräf­ten vereinigen. So ist seit jener Zeit auf Erden gekommen dasjenige, wovon der Ägypter empfand, daß es nur nach dem Tode zu errei­chen sei. So ist das Reich der Himmel auf Erden gekommen und kann hier auf Erden der Schleier der Isis gelüftet werden durch denjenigen, der die Christus-Kraft in sich hat. Das ist die Wieder-auferstehung des dritten Zeitraumes in dem fünften.

Der Theosoph kann solches verstehen, wenn er acht gibt auf den Zwiespalt in der menschlichen Natur. In dem Menschen wirken zweierlei Kräfte: absteigende und aufsteigende. Wären nur die ersteren in dem Menschen, dann wurde er gar nicht auf die Erde kommen können, er hätte in der geistigen Welt bleiben müssen. Wären nur die aufsteigenden Kräfte in ihm, dann wurde er die physische Welt nie mehr verlassen können, wenn er ein­mal in ihr ist. (Ein Beispiel der herabsteigenden Kräfte, die allein auftreten, bieten die Gruppenseelen der Tiere, daher diese nicht bis auf den physischen Plan heruntersteigen können.)

#SE266b-368

In dem Menschen wirken diese Kräfte beide, und zwar so, daß zuerst die aufsteigenden Kräfte das Übergewicht haben. Das geht bis ungefähr in das dreiunddreißigste oder fünfunddreißig­ste Lebensjahr; dann bekommen die absteigenden Kräfte das Übergewicht. Das ist auch der Grund, warum Christus mit drei­unddreißig Jahren sterben mußte: in ihm wirkten die absteigen­den Kräfte, diejenigen des Himmels, die ihn nicht länger auf Erden halten konnten. In Adam waren die aufsteigenden Kräfte

- natürlich nicht diese allein, ebenso wie in dem Menschen auch beide Kräfte vorhanden sind, aber die einen über die anderen vorherrschen. So kommen in der Menschheitsentwicklung zuerst die eine Art von Kräften, die aufsteigenden, zur Offenbarung in Adam, die Erdenkräfte, die ihm von dem göttlichen Vater gege­ben werden - und dann die absteigenden in Christus, dem vater-losen Menschen. Bis zu unserem dreiunddreißigsten Jahre tragen wir den Adam in uns; mit dreiunddreißig Jahren haben wir alles entwickelt, was die Erde uns mitgeben kann. Dann haben wir alles in uns, was später der Erde - oder dem Feuer - zurück­gegeben wird. Was wir nach dieser Zeit noch entwickeln, das geschieht durch die Christus-Kräfte, die mit der Zunahme des Verfalls immer stärker werden.

Der Buddha-Gedanke ist es, den Zusammenhang mit der Erde zerbrechen zu wollen, die himmlischen Kräfte in einer außerirdischen Sphäre suchen zu wollen. Der Christus-Gedanke ist es, diese Kräfte hier auf Erden selber zu erleben. So können wir empfinden, daß Adam in uns sterben muß, auf daß Christus in uns leben kann. Das wird in anderer Art ausgedrückt durch unseren Spruch:

Ex Deo nasczmur

In Christo morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

#SE266b-369

Aufzeichnung C

Zwei Gedanken können außer der letzten Übung oder im Ver­ein mit ihr den Esoteriker weiterbringen: Das ist der Gedanke vom mutterlosen Adam, der vom göttlichen Vaterprinzip, von Jahve geschaffen worden ist. Denn Kräfte, die die aufsteigenden Kräfte sind, die Kräfte, die im physischen Leibe wirken aus den Erdenkräften heraus, die bekommt der Mensch auf dem Umwe­ge durch den väterlichen Anteil an seiner Leiblichkeit; sie wir­ken bis zur Mitte seines Lebens, indem sie seinen Leib aufbauen, ungefähr bis zum fünfunddreißigsten Jahr. Hätte der Mensch nur diese Kräfte, er würde nie die Erde im Tode verlassen. Die anderen Kräfte, die der Mensch durch die Mutter bekommt, kommen aus der geistig-seelischen Welt, aus dem Kosmos und sind die zerstörenden Kräfte; diese würden, wenn sie allein wirkten, überhaupt den Menschen nicht durch die Geburt auf die Erde kommen lassen. Dies ist der vaterlose Christus. Diese Kräfte flossen vor unserer Zeitrechnung noch nicht in den Men­schen ein, sie wirkten nur in der Zeit zwischen Tod und neuer Geburt auf den Menschen, waren auf Erden nur in den drei unteren Reichen der Natur da. Das wußten die Ägypter, daß die Isis-Kräfte wohl zu finden waren im Mineral-, Pflanzen- und Tierreich; dort konnte man sie finden, aber nicht im Menschen zwischen Geburt und Tod. Darum der tiefe Sinn der Tiergott­heiten der Ägypter. Zum ersten Mal flossen diese Kräfte durch die Jungfrau Sophia-Maria in den Jesus von Nazareth ein. Dar­um mußte Jesus Christus sterben, als er dreiunddreißig Jahre alt war, da die zerstörenden Kräfte anfingen zu wirken, weil die Adam-Kräfte in so geringem Maße in ihm waren und die Christus-Kräfte so stark, daß er nicht länger auf der Erde blei­ben konnte. Aus Gott durch die Adamkräfte sind wir geboren, in Christo sterben wir und durch den Heiligen Geist hoffen wir einst wiedergeboren zu werden.

#SE266b-370

Aufzeichnung D

Jeden Sonntag um 9 Uhr morgens: Im Geiste der Menschheit fühle ich mich vereint mit allen Esoterikern.

#SE266b-371

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Köln, 9. Mai 1912

Aufzeichnung A

#TX

Durch fleißige Arbeit an den esoterischen Übungen, so wie sie beschrieben sind in dem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» und anderen Werken, gewinnen wir einen Fortschritt an spiritueller Erkenntnis und eine Steigerung spiri­tueller Kräfte. Wir müssen aber verschiedene praktische Winke beachten; die uns fördern.

Ein gesunder Ermüdungszustand braucht uns nicht zu behin­dern, mit großer Willensanspannung die Konzentration und Meditation durchzuführen. Im Gegenteil. Die Natur nimmt uns da einen Teil der Aufgabe ab, da sie dann die äußeren Sinnesor­gane abstumpft und die Aufnahmefähigkeit gegenüber der Sin­nenwelt herabmindert. Das Ziel ist ja, ohne physische Augen zu sehen, ohne physische Ohren zu hören, ohne physisches Gehirn zu denken. Gerade im Ermüdungszustand können wir unser Wesen mit den lichtvollen Gedanken der Meditation durch-leuchten und durchwärmen.

Die Enthaltsamkeit von Alkohol ist notwendig; denn dieser arbeitet von außen her an dem im Blute lebenden sich auswir­kenden Ich. Die Meditation zieht den Geist hinauf, lockert die Verbindung mit dem physischen Körper; der Alkohol zieht ihn hinunter und verfestigt ihn in demselben.

Der Fleischgenuß macht den Geist erdschwer und bindet ihn ans Physische; er gibt dem Körper Gelegenheit, sich an den Geist zu hängen. Die Pflanzenkost stellt größere Anforderungen an den physischen Leib, so daß er beschäftigt ist und den Geist in seiner Arbeit nicht hindern kann.

Was aber wird noch bewirkt durch die Enthaltsamkeit vom Fleisch-, besonders vom Fischgenuß?

Das Schlimme am Fleischgenuß ist die bleibende Wirkung des Schmerz-Verursachens und Tötens der Tiere. Diese gemarterten

#SE266b-372

Tiere kehren dann wieder in der Form solcher Wesenheiten, die ihre Kraft gegen die Leiber der Nachkommen derer wenden, die sie einst getötet haben. Bazillen sind die wiederverkörperten, gequälten und getöteten, verzehrten Tiere.

Durch die Übungen gehen beim Esoteriker Veränderungen vor, die er beachten muß, wenn nicht Schädigungen eintreten sollen. Es kommen vier Punkte dabei in Betracht.

Erstens, der Intellekt wandelt sich; die Gedankenführung wird anders, auch das Urteil und das Gedächtnis. Es wird dem Esoteriker schwer, für seine Handlungen dem Alltagsmenschen gegenüber alle möglichen logischen und alltäglichen Gründe für irgendeinen Entschluß anzugeben. Solche Begründungen sind gar nicht nötig, denn im entscheidenden Moment weiß der wah­re Esoteriker, was er als das Richtige zu tun hat. Nimmt er sich aber nicht zusammen und unterläßt er aus Lässigkeit die Übun­gen der Gedankenkontrolle, dann kann es ihm passieren, daß seine Gedanken sich verwirren.

Es gibt unreife Menschen, die ihre esoterische Entwickelung forcieren und eine gewisse Gewalt über die anderen Menschen gewinnen; allein im entscheidenden Moment schiebt sich der Riegel vor, bevor sie größeren Schaden anstiften.

Zweitens, der Habitus, die Art und Weise sich zu geben, zu sprechen, Gebärden zu machen - wird anders. Da muß der Mensch sich in der Gewalt haben, daß sein Nervensystem nicht mit ihm durchgeht und er allerlei unzulässige Dinge anstiftet.

Drittens, der physische Körper darf nicht geschädigt werden durch forciertes, gieriges Tempo in der esoterischen Entwicke­lung, sonst tritt unter Umständen eine akute Krankheit ein, die aber heilbar und heilsam den Betreffenden warnt.

Bei den hebräischen Mysterien galt der Satz: Vier suchen den Weg durch die Pforte in den Tempel, aber nur einer erreicht ihn. Einer nur entwickelt sich normal durch besonders kon­sequentes und geduldiges Vorgehen und erreicht das Ziel. Die andern, die ihre esoterische Entwickelung forcieren, werden geschädigt. Hieraus geht hervor die Notwendigkeit der konsequenten

#SE266b-373

Durchführung der die ganze Wesenheit des Menschen harmonisierenden und festigenden Nebenübungen.

Es gibt kraftvolle Meditationsstoffe in Hülle und Fülle, beson­ders in der Bibel. Da sind zum Beispiel die Schöpfungsworte des Sechstagewerkes in der Genesis; das Leben des Moses mit den vielen erhabenen Momenten, zum Beispiel der Jahve-Erscheinung im brennenden Dornbusch; die Erzählungen der Evangelien, Worte, wie sie im Anfang des Johannes-Evangeliums gegeben sind, oder wie: «Ich bin das Licht der Welt» - und viele andere.

Ein solcher, besonders wirksamer Stoff für die Meditation ist 1. Tim. 3,16 in folgender Übersetzung:

Es kann gewußt werden das Mysterium des Gotteswe ges

Derjenige, welcher sich offenbarte durch das Fleisch,

Dessen Wesen aber in sich geistig ist,

Der voll erkennbar den Engeln nur ist,

Aber doch gepredigt werden konnte den Heiden,

Der im Glauben der Welt Leben hat,

Er ist erhoben in die Sphäre der Geister der Weisheit.

Was der Menschheit von den Bodhisattvas gegeben werden konnte, war inspiriert von den Geistern der Bewegung. Das nie­derste, was von dem Christus ausstrahlte, kam aus der Sphäre der Hierarchie der Geister der Bewegung.* Der Christus [selbst] steht über allen Hierarchien - er gehört zur Trinität.

* *

- - -

* In der Aufzeichnung B heißt es «Geister der Weisheit».

#SE266b-374

Aufzeichnung B

Wir wollen durch die esoterischen Übungen gewinnen einen Fortschritt an spiritueller Erkenntnis und eine Steigerung spiri­tueller Kräfte. Wir müssen aber verschiedene praktische Winke beachten, die uns in diesem esoterischen Streben fördern:

1. Ein gesunder Ermüdungszustand eignet sich dazu, mit großer Willensanspannung die Konzentration und Meditation durchzuführen Die Natur nimmt einem da einen Teil der Auf­gabe ab, da sie die äußeren Sinnesorgane abstumpft und die Auf­nahmefähigkeit gegenüber der Sinneswelt herabdämmert. Das Ziel ist es ja, ohne physische Augen zu sehen, ohne physische Ohren zu hören und ohne physisches Hirn zu denken. Gerade im Er­müdungszustand können wir unser Wesen mit den lichtvollen Gedanken der Meditation durchleuchten und durchwärmen.

2. Die Enthaltsamkeit vom Alkohol ist notwendig, denn die­ser arbeitet von außen her an dem im Blute lebenden und sich auslebenden, auswirkenden Ich. Die Meditation zieht den Geist hinauf, lockert die Verbindung mit dem physischen Leib; der Alkohol zieht den Geist hinunter und verfestigt ihn in dem physischen Körper.

3. Enthaltsamkeit vom Fleisch, besonders Fischgenuß, was bewirkt sie? Das Schlimme am Fleischgenuß ist die bleibende Wirkung des Schmerzverursachens und des Tötens der Tiere. Diese gemarterten Tiere kehren dann wieder in der Form sol­cher Wesenheiten, die ihre Kraft gegen die Nachkommenleiber derer wenden, die sie einst getötet haben. Die Bazillen sind wie­derverkörperte gequälte und getötete, verzehrte und gegessene Tiere. Der Fleischgenuß macht aber außerdem den Geist erd­schwer und bindet ihn ans Physische, gibt dem Körper Gelegen­heit, sich an den Geist zu hängen. Die Pflanzenkost stellt größe­re Anforderungen an den physischen Leib, so daß er beschäftigt ist und den Geist nicht hindern kann.

Es gehen durch die Übungen Veränderungen vor beim Esote­riker in seiner ganzen Wesenheit, die er beachten muß, wenn

#SE266b-375

nicht Schädigungen eintreten sollen. Vier Punkte kommen dabei in Betracht:

1. Im Intellekt gehen Veränderungen vor sich, die Gedanken­führung wird anders, ebenso Urteil und Gedächtnis. Es wird dem Esoteriker schwer, für seine Handlungen dem Alltagsmen­schen gegenüber Gründe vorzubringen, logische und alltägliche zu irgendeiner Sache. Solche Begründungen sind gar nicht nötig, denn im entscheidenden Moment weiß der Esoteriker, was er als das Richtige zu tun hat, er liest es sozusagen aus der Akasha­Chronik ab. Nimmt der Esoteriker sich nicht zusammen und unterläßt er lässig die Übungen der Gedankenkontrolle, dann kann es ihm passieren, daß sich seine Gedanken verwirren. Es gibt unreife Menschen, die ihre esoterische Entwicklung forcie­ren und eine gewisse Gewalt über die anderen Menschen gewin­nen, allein im entscheidenden Moment schiebt sich ein Riegel vor und bevor sie größeren Schaden anstiften können, werden sie schwachsinnig.

2. Der Habitus, die Art sich zu geben, zu sprechen, Gebärden zu machen, zu handeln, wird anders beim Esoteriker. Da muß der Mensch sich in der Gewalt haben, daß sein Nervensystem nicht mit ihm durchgeht und er allerlei unzulässige Dinge anstiftet.

3. Der physische Körper darf nicht geschädigt werden durch forciertes, gieriges Tempo in der esoterischen Entwicklung, sonst tritt unter Umständen eine akute Krankheit ein, die heil­bar [ist] und heilsam den Betreffenden warnt. Bei den althebräi-schen Mysterien galt der Satz: Vier suchen den Weg durch die Pforte in den Tempel, aber nur einer erreicht ihn! - Einer nur entwickelt sich normal und erlangt durch besonders konsequen­tes und geduldiges Vorgehen das Ziel. Von den andern drei, die ihre esoterische Entwickelung forcierten, wird der erste wahn­sinnig, der zweite richtet moralische Verheerungen an und der dritte stirbt.

Hieraus geht hervor die Notwendigkeit der konsequenten Durchführung der die ganze Wesenheit des Menschen harmoni­sierenden und festigenden Nebenübungen.

#SE266b-376

Es gibt wertvolle und kraftvolle Meditationsstoffe in Hülle und Fülle, besonders in der Bibel, zum Beispiel die Schöpfungs-worte des Sechstagewerkes in der Genesis, das Leben des Moses mit den vielen erhabenen Momenten, zum Beispiel der J ahve-Erscheinung im brennenden Dornbusch. Die Erzählungen der Evangelien sind solcher Meditationsstoff, der Anfang des Johannes-Evangeliums oder Worte wie die: «Ich bin das Licht der Welt», und viele andere. Ein solcher besonders wirksamer Stoff ist der 1. Tim. 3,16 in der [folgenden] Übersetzung. Füget den Eurer Meditation bei:

Es kann gewußt werden das Mysterium des Gottesweges.

Derjenige, welcher sich offenbarte durch das Fleisch,

Dessen Wesen aber in sich geistig ist,

Der voll erkennbar den Engeln nur ist,

Aber doch gepredigt werden konnte den Heiden,

Der im Glauben der Welt Leben hat,

Er ist erhoben in die Sphäre der Geister der Weisheit.

Was von den Bodhisattvas der Menschheit gegeben werden konnte, war inspiriert von den Geistern der Bewegung, und das niederste, was von der Christus-Wesenheit ausströmte, kam aus der Sphäre der Hierarchie der Geister der Weisheit; der Christus selbst steht über allen Hierarchien. Er gehört zur Trinität.

Damit alle Esoteriker eine Verbindung mit dem esoterischen Lehrer finden und ihrer auch teilhaftig werden können diejeni­gen, die nur sehr selten Gelegenheit haben, Herrn Dr. zu hören und zu sprechen, wurde gesagt:

Jeden Sonntag Morgen um 9 Uhr meditiert Ihr über den Satz:

«Im Geiste der Menschheit fühle ich mich mit allen Esoterikern vereint. »

#SE266b-377

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Norrköping, 30. Mai 1912

#TX

Einleitende Worte zum Gedächtnis für Frau Danielsson, welche vor einigen Monaten gestorben ist. Hinweis darauf, daß die Seele in den hellen Augenblicken [in?] der geistigen Welt sich mit denen vereinigt fühlt, die mit ihr gleichen Strebens waren, und daß die ihr von hier gesandten Ströme der Liebe ihr diese lichtvollen Augenblicke verschaffen; daß sie wirksam ist im Interesse der theosophischen Sache als ein Engel, der die Ver­bindung herstellt zwischen den Theosophen des Nordens und denen in Mitteleuropa.

1. Das Gebet des Tages, Donnerstag, «Großer umfassender Geist . . . »

2. [Keine Eintragung]

3. Von der Individualität, von dem Schamgefühl.

4. Von dem Resultat, das wir daraus ziehen sollen. Wir sollen alles dieses als unsere eigene Persönlichkeit betreffend be­trachten. Darstellung unseres eigenen Wesens.

5. Von dem Fühlen der inneren Wesenheit, wie wenn ein Ge­fäß mit Wasser von einem inneren Punkt aus erhitzt würde und man diese Wärme des Wassers so fühlt, als ob man sel­ber das fühlende Wasser wäre.

6. Wie diese Wärme dann alle Teile des Menschen durchdrin­gen muß.

7. Die Gefühle, die mit den Übungen zu verbinden sind.

8. Der Atmungsprozeß wird als Unterstützungsmittel für die esoterische Schulung benützt, ebenso Meiden von Alkohol und vegetarisch leben.

9. [Keine Eintragung]

10. Immer-größer-Werden der geistigen Wesenheit, Ausdeh­nung über den Kosmos.

11. [Keine Eintragung]

12. Von dem Gefühl der Andacht und der Verehrung.

#SE266b-378

13. [Keine Eintragung]

14. Zwei Kräfte

15. ... Engel . . . Dämonen

16. . . . Christus

1. Wie die esoterische Entwicklung vor sich geht. Von den Vi­sionen.

2. Merkmale dafür, daß sie richtig verläuft. Furcht, Haltlosig­keit, Boden unter den Füßen weggezogen.

3. Die Gefühle, welche dabei auftreten müssen. Schamgefühl, . . .

4. Die Gefühle, welche nicht auftreten dürfen. Egoismus, . . .

5. Die Gegenkräfte, welche der Schüler entgegenstellen muß.


Was infolge der esoterischen Übungen auftreten muß

Wer die Übungen regelrecht macht, der wird in kürzerer oder längerer Zeit schon bemerken, daß bestimmte Wirkungen auftre­ten. Die Wirkungen können nun richtig oder unrichtig sein. Um zu beurteilen, ob das eine oder das andere der Fall ist, kann man sich an bestimmte Merkmale oder Begleiterscheinungen halten. Wenn diese bestimmten Begleiterscheinungen auftreten, dann ist der Fortschritt richtig, auch dann, wenn keine Visionen, Bilder, Farben, Lichteffekte auftreten. Ob diese ersteren auftreten kön­nen, ist Karma. Der Lehrer kann nur den Weg zeigen, nicht aber die Hindernisse wegschaffen.

Es ist oft gerade ein Hindernis aller Fortentwicklung, daß die menschliche Seele Visionen, Erscheinungen wünscht. Auch ist es ein Fehler, daß die Menschen, wenn sie solche haben, sich mit ihnen zufrieden geben und nicht mehr weiter streben wollen.

Zunächst fühlt man, wie im Innern etwas lebendig wird. Die­ses Gefühl ist so, als wenn wir in einem Gefäß von Wasser wä­ren, in seiner Mitte ein Quell von Wärme sich befindet, der durch das Wasser durchströmt. Wir müssen diese Wärme dann mit unserem ganzen Wesen fühlen.

#SE266b-379

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Kristiania (Oslo), 7. Juni1912

Aufzeichnung A

#TX

Wie kommt es, daß Ihr hier seid? Woher der Drang nach Eso­terik? Vor etwa viertausend Jahren, also vor dem Ereignis von Golgatha, belebte der Ätherleib den physischen Leib so, daß noch Kräfte übrig blieben, daß nicht alle Kräfte des Ätherleibes darauf verwendet wurden, den physischen Leib zu durchsetzen, und an diese Kräfte wendete die Esoterik sich, mit diesen wen­dete man sich an die geistigen Welten. Dann, vor etwa 3000 Jah­ren, wurden alle Ätherleiber in den physischen Leib hineinge­senkt, zumal im Griechentum, und die, die das Höchste auf physischem Gebiete entfalteten, fühlten die geistige Welt wie ein Reich der Schatten. Jetzt aber nimmt der physische Leib nicht mehr alle Kräfte des Ätherleibes auf, er weist sie zurück, er ist im Verdorren begriffen, denn wir sind über die Hälfte der Er­denentwicklung hinaus, und nur durch diese Kräfte, die der physische Leib nicht mehr aufnehmen kann, können wir in der geistigen Welt leben.

Und Ihr, die Ihr diesen Drang nach Esoterik gefühlt habt, denen das rein physische Leben und Wissen nicht genügt, Ihr habt diese unbenützten Kräfte in Euch gespürt, sie haben Euch getrieben, das esoterische Leben zu suchen.

Was ist der Unterschied zwischen Esoterik und Exoterik? In der Exoterik erhalten wir Mitteilungen, die aus der Esoterik geschöpft sind, als Nahrung unserer Seelen. In der Esoterik streben wir an, selber in diese Welten, woraus die esoterischen Mitteilungen geschöpft sind, zu schauen.

Es sind nicht bloß Mitteilungen, die hier gegeben werden, sondern Ratschläge, die aus geistiger Inspiration hervorfließen. Es sind nicht bloß Worte, Begriffe, Ideale, sondern Worte, Be­griffe, Ideale, die von Leben durchsetzt sind, Lebenskeime, die in unsere ätherischen Kräfte gesenkt werden und dort aufblühen

#SE266b-380

sollen, es sind Realitäten. Sie sind immer und immer wieder ge­prüft von denen, die wir nennen: die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen.

Die Esoterik ist eine Quelle des Lebens, Kräfte, die die Welt durchfluten, und auch uns durchströmen sollen. Daher

Sonntags 9 [Uhr]*

Wenn wir unsere Übungen anfangen, so ist es von größter Wichtigkeit, daß wir erst innere Ruhe herstellen. Es kann er­reicht werden durch Geduld. Das einzige, was wir zu bekämp­fen haben, ist der Gedanke: «Ich erreiche es doch nicht». Den sollen wir zurückweisen als eine Versuchung. Und wenn es noch so lange dauert, es wird die Zeit kommen, daß unser Ge­dankenhorizont klar wird, wenn wir nur mit aller Willensstärke, deren wir fähig sind, alles abweisen, was an Sinneseindrücken und Gedanken uns ablenkt. Die Formeln und Symbole tatkräf­tig, energiesierend in uns leben lassen, nicht uns Gedanken dar­über formen, sondern sie erleben, wie ein inneres Licht sie emp­finden. Sie müssen uns mit Kraft erfassen, denn sie sind ge­schöpft aus dem unaussprechlichen Wort, das Schöpferkraft hat. Das ist das Mahavach der Inder; es sind Inspirationen aus dem Worte, das durch die geistigen Welten tönt, es soll in uns er-strahlen wie eine innere Sonne. (Änderung unserer Lebenslage.)

Dann müssen wir eine innere Leere herstellen, alles, was aus dem Gedächtnis aufsteigt, sei es auch theosophischen Inhaltes, auswischen, unterdrücken und lediglich dessen harren, was in unserer Seele aufsteigen kann, an entweder ganz Neuem, was wir nie geahnt und gehört haben, oder ein lebendiges Schauen der okkulten Tatsachen, die wir im exoterischen Leben empfan­gen haben. Es ist ungeheuer mehr Kraft notwendig für eigene Entdeckung als für verständnisvolles Nach-Verstehen einer ge­fundenen Tatsache, z. B. des pythagoreischen Lehrsatzes.

Was uns jetzt mitgeteilt wird, können wir auch selber finden, aber wohl erst nach fünfundzwanzig Inkarnationen. Wir haben

- - -

* Vgl. Aufzeichnung B der Stunde vom 9* Mai 1912.

#SE266b-381

die Pflicht, mitzuwirken mit dem heutigen Stand der Menschen­entwickelung, indem wir den Weg so viel wie möglich kürzen.

*

Aufzeichnung B

Was exoterisch mitgeteilt wird, ist ebenfalls esoterisch gewonnen. Beim esoterischen Zusammensein können Ratschläge gegeben werden, die zu Kraftquellen für den Menschen werden können.

Vor viertausend Jahren gab es noch einen Überschuß an Kraft des Ätherleibes, der nicht im physischen Leib gebraucht wurde. In der romisch-griechischen Zeit hatte dieser Kraftüberschuß aufgehört. Jetzt gibt es wiederum einen Teil von Ätherkräften, der keinen Zutritt zum physischen Leibe hat, der zurückgesto­ßen wird vom physischen Leib und von der physischen Welt. Um in diesen Kräfteteil hineinzugelangen, dazu haben wir unse­re Meditation, Konzentration oder Kontemplation als Ratgeber. Das ist sehr wichtig. Nicht minder wichtig aber ist, das Morali­sche dabei zu entwickeln. Dazu sind die Nebenübungen da. Wer sie treulich ausführt, wird bemerken, wie er anfängt, Moral zu entwickeln. Es handelt sich um ein Verbinden der Strömungen, die von außen kommen, mit dem, was im eigenen Leibe ist.

Der Astralleib ist schwer zu überwinden, aber es ist möglich. Geduld ist das einzige Mittel dazu. Unser Motto soll sein: Steter Tropfen höhlt den Stein. Stete Meditation erobert uns die geisti­ge Welt - früher oder später, je nach unserem Karma. Zuerst wird das Erleben sehr zart sein, so daß man es kaum bemerkt; erst bei der öfteren Wiederholung der Übung tritt das Erlebnis allmählich mit großer Kraft auf.

Dem Drang, sich zu entwickeln, wird entgegengekommen durch diejenigen, die die Lehren und Übungen geben können. Würde man das abweisen und alles aus sich selbst entwickeln wollen, dann wären vielleicht zwanzig bis fünfundzwanzig In­karnationen dazu notwendig.

#SE266b-382

Wichtig ist die Meditation über «das ungeoffenbarte Licht», von dem im Zyklus die Rede war; noch wichtiger ist das Resul­tat, das da auftreten kann. Man lasse den Inhalt der Meditation fallen, mache sich ganz leer und warte ab, was kommt. Nun weiß man: man erfährt Neues, obwohl schon Gewußtes. Die theosophischen Lehren treten wie neu auf, werden scheinend, dringen ins Herz hinein. Man fühlt es wie eine Sonne, die aus­strahlt.

Heute kann jedes Kind den pythagoreischen Lehrsatz verste­hen, aber um ihn zu finden, dazu brauchte es einen Phythago­ras. So nehme man dankbar hin, was die Entwicklung beschleu­nigt, was einen Vorsprung gibt.

Aufzeichnung C

1. Gebet des Tages, Freitag.

2. Von den exoterischen und esoterischen Mitteilungen. Viele Dinge werden jetzt auch schon exoterisch mitgeteilt, die zu­erst nur esoterisch mitgeteilt worden sind. Es [das Esoteri­sche] liegt in der Art und Weise, diese Dinge auf uns anzu­wenden. Das esoterische Leben muß so geführt werden, daß es frei gehalten wird von allen äußeren Einflüssen. Alles was uns Kummer, Sorge bereiten kann, was sinnliche Dinge sind, die in dasselbe einfließen können, muß aus unserem Be­wußtsein ferngehalten werden.

3. Es werden uns drei Dinge, drei Mittel in die Hand gegeben, die uns zum esoterischen Erleben bringen sollen: Konzen­tration, Meditation und Kontemplation. Dasjenige, was uns nun während der Übungen beschäftigen soll im Geiste, wird uns in bestimmten, schon seit langer Zeit ausprobierten Sätzen gegeben, die nicht bloß Worte, sondern auch Kräfte sind.

#SE266b-383

4. [Keine Eintragung]

5. Von dem theosophischen Wissen, das wir uns aneignen müssen. Die Art und Weise, wie dann die esoterischen Übungen gemacht werden müssen, kann man ausführlich in den Büchern «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» und in der «Geheimwissenschaft» nachlesen.

6. Von den verschiedenen Gliedern der menschlichen Wesen­heit: physischer Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich. Der Ätherleib hat bisher an dem physischen Körper gearbeitet. Aber in dem Ätherleib sind in früheren Zeiten Kräfte ver­borgen gelegen, die die Menschen nicht alle haben verwen­den können. Es bleibt eine große Menge der drinnen be­findlichen Kräfte unbenützt. Dann kam eine Zeit, wo diese Kräfte zur Höherentwicklung Verwendung finden müssen, und schließlich wird diese Kraft immer mehr und mehr geschwächt, so daß eine Zeit kommen wird, wo der physi­sche Körper nicht mehr vollkommen durch die Kraft . . . [ein unleserliches Wort] werden kann. Der physische Kör­per wird nach und nach vertrocknen, in späteren Inkar­nationen werden uns immer schlechtere Körper zur Ver­fügung sein.

7. Die früher zurückgehaltene Lebenskraft des Ätherleibes wird jetzt zur esoterischen Entwicklung verwendet. Ohne diese frühere Ersparnis, die uns jetzt zur Verfügung steht, wäre uns ein geistiger Aufstieg nicht möglich.

8. [Keine Eintragung]

9. [Keine Eintragung]

10. Von der angesammelten Lebenskraft.

11. [Keine Eintragung]

12. Von der Bedeutung der uns gegebenen Meditationsworte. Sie sind aus der geistigen Welt heruntergeholt und enthalten richtige geistige Kraft, Kräfte der Inspiration. Wenn wir sie richtig gebrauchen und in uns wirken lassen, so eröffnen sie uns in der Seele eben die Möglichkeit, die Kräfte der Inspi­ration zu entfalten.

#SE266b-384

13. Dann strömen uns aus geistigen Welten die Kräfte zu, die wir für unsere Entwicklung nötig haben.

14. Ein Haupterfordernis ist es und zwar das erste, in uns eine innere Seelenruhe herzustellen. Wir müssen mit aller Macht dahin streben, daß wir diese innere Seelenruhe erlernen. Al­les, was von außen in unsere Seele kommt, muß ferngehalten werden. Es ist zwar schwer, aber es muß von uns erreicht werden. Denn alle die aus der Welt stammenden Störungen:

Bilder, Töne, Empfindungen, Gefühle, sie bringen die Seele in Unordnung und Verwirrung, so daß das Geistige nicht für uns wahrnehmbar wird.

15. Erreichen wir die innere Ruhe, dann eröffnet sich uns auch die geistige Welt. In vielen von uns wirken bereits die gei­stigen Kräfte, wir wissen es nur nicht, weil wir eben diese innere Seelenruhe und Aufmerksamkeit nicht haben.

16. Haben wir sie aber, dann fließen uns auch die geistigen Erfahrungen zu aus der geistigen Welt.

17. [Keine Eintragung]

18. Wenn wir dann die Kräfte in uns wahrnehmen können, so werden wir zunächst in uns eine * . [unleserliches Wort] Welt haben.

19. Diese Welt ist in uns zusammengefaßt, konzentriert.

20. Sie muß aber immer weiter und weiter ausgedehnt werden.

21. Dann werden wir auch in den Licht- und anderen Er­scheinungen Formen, Gestalten, Strömungen erkennen und wahrnehmen.

22. [Keine Eintragung]

23. Ziel

24. Beispiel des Pythagoras mit seinem pythagoreischen Lehr-satz. Es gehörte die ganze Genialität des Pythagoras dazu, um den Lehrsatz zu finden. Heute wird er in allen Schulen gelehrt und von Knaben und Mädchen eingesehen. Er gilt als die Eselsbrücke.

25. So ähnlich ist es auch mit den esoterischen Aufgaben. Es sind Dinge, die heruntergeholt sind aus den geistigen Welten,

#SE266b-385

und wenn wir sie anwenden, werden wir vorwärts kom­men in der Entwicklung, auch wenn wir es zunächst nicht merken. Es ist wahr, daß man zu demselben Ziel auch ohne diese Mittel kommen kann, aber dann gehören dazu viele Inkarnationen, um das zu erreichen, was wir so in einem Leben erreichen können.

26. Wir haben also die Verpflichtung, auch diese Mittel anzu­wenden, um dann, fortgeschritten in der Entwicklung, der Menschheit dienstbar sein zu können.

27. [Keine Eintragung]

28. [Keine Eintragung]

29. Die Wiederholung der Übungen ist das Wichtige. Steter Tropfen höhlt den Stein. Wenn es auch schwer geht zu­nächst, wir werden immer mehr und mehr finden, daß wir eines schönen Tages die Übungen fertig bringen und das Resultat derselben vor uns haben.

30. Einheit mit allen Esoterikern. Daher (?) jeden Sonntag um

9 Uhr sich in den Gedanken vertiefen: «Im Geiste der Menschheit bin ich vereint mit allen Esoterikern der Welt.» Dadurch bekommen wir Zusammenhang mit allen und er­halten einen bedeutsamen Kraftzufluß.

31. Der Rosenkreuzerspruch.

32. Der Rosenkreuzerschluß: Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

#SE266b-386

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Kristiania (Oslo), 9. Juni1912

Aufzeichnung A

#TX

Das vorige Mal wurden die inneren Gründe auseinandergesetzt, warum man in der Schule ist. Heute wird mehr von den äußeren Bedingungen die Rede sein.

Die allererste Eigenschaft, die man braucht, ist Wahrhaftig­keit, der Wille, wahr zu sein. Daß die Theosophische Gesell­schaft ein Ausfluß von den Lehren der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen ist, das braucht nicht weiter erklärt zu werden, das steht fest. Das «Warum» auseinan­derzusetzen, erlaubt nicht die Zeit; die Menschheitsentwicklung forderte es eben. Nie aber soll vorgeschrieben werden der Glau­be an den Meister. Wer gewissenhaft den Pfad wandelt, wird gewiß zu ihm geführt werden, wenigstens zu dem Begriff, dem Glauben, der Erkenntnis: er besteht. Aber wenn das von vorne­herein Bedingung wäre, wäre es eine Lüge. Aus der inneren Ver­nunft heraus soll das Dasein der Meister erkannt werden; aus dem, was exoterisch mitgeteilt wird, kann schon die Wahrheit gefunden werden und so aus dem Exoterischen zum Esoteri­schen der Weg gefunden werden. Eine Esoterik, die den Glau­ben - an die Meister - vorschreiben würde, ist keine.

Es sollen dem Schüler aber nicht bloß Lehren gegeben wer­den. Kräfte soll er in sich selbst entdecken, die da sind, und er soll sie gebrauchen lernen; er weiß nur nicht, daß er sie hat.

Wozu ist die Schule da? Ratschläge werden gegeben, um schneller und leichter vorauszueilen, weil die Menschheit solches braucht. Es ist aber auch unvermeidlich, daß dadurch an den Egoismus des Menschen appelliert wird. Dazu sind aber die Nebenübungen da, um dasjenige zu bekämpfen, was man zu sei­ner Egoität hinzufügt. Unterläßt man diese, so werden unwei­gerlich Ehrgeiz und Eitelkeit beim Schüler auftreten. Die soll man bei sich selbst sehen.

#SE266b-387

Es soll jeder immer auf sich selber achten in unserem Zusam­mensein, dem andern aber Gewissenhaftigkeit und Wahrhaftigkeit zuschreiben. Man soll nicht denen, die irgend etwas zu vertreten haben, Ehrgeiz und Stolz zuschreiben, sondern bei sich selbst beginnen. Wer aber dem andern Weihrauch streut, der schädigt sich und den andern. Man soll immer nüchtern bleiben, die reine Vernunft sprechen lassen. Aus dem, was exoterisch gegeben ist, soll man die Wahrheit in sich reden lassen, sie daraus erfahren.

Wenn der Mensch sich mit voller Kraft der Meditation widmet, werden ihm Denkvermögen, Gedächtnis, Erinnerung schwinden. Das soll so sein. Aber im gewöhnlichen Leben des Alltags sollen sie um so besser wirken.

Es kann als Folge der unrichtig betriebenen Übungen Grö­ßenwahn auftreten oder ein Sich-dem-Größenwahn-anderer-Er­geben. Oder auch Rückgang des Gedächtnisses, der Vernunft überhaupt. Dagegen soll man anstreben pflichtgemäße Wahrhaf­tigkeit. Man beobachte sich selber, man studiere Theosophie, strebe nicht nur danach, selber wahr zu sein, sondern untersuche die Wahrheit in allem, was einem entgegentritt.

Es ist eine alte jüdische Überlieferung: Vier Rabbis wollten in den «Garten der Reife» eintreten. Der erste wird wahnsinnig, das heißt verliert die Vernunft; der zweite wird toll, das heißt handelt nicht mehr mit Maß; der dritte stirbt, er unterliegt der Krankheit - das kann durch unsere Übungen niemals gesche­hen -; nur der vierte tritt in den Garten ein. Er erlangt die «Lie­be zur Natur» als eine gute Folge seines Strebens. Es ist nicht im großen Stil gemeint wie bei Menschen, die sich nur an mäch­tigen Seen, im hohen Gebirge ergötzen können - das entspringt nur dem Streben nach Sensation -, sondern man erlebt diese Liebe auch am Kleinen, Unscheinbaren. Auch das ist Arbeit der Götter. Sie freuten sich an ihrer Umgebung und trugen sie hin­unter in die physische Welt, den Menschen zu erfreuen. Solche Empfindungen wirken im Menschen nach. Alles, was im Men­schen ist, wird einmal heraustreten, offenbar werden, wenn auch erst in einer späteren Inkarnation.

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Über die vorige Inkarnation von führenden Persönlichkeiten wurde niemals innerhalb von hundert Jahren nach ihrem letzten Tode etwas bekannt; wenn es hier oder da geschah, so nur ver­traulich, als Mitteilung im engeren Kreis, aber nie öffentlich -wie jetzt A. B(esant) spricht -* Persönlich wäre es mir (Dr. Stei­ner) lieber, zu sagen: Alles ist gut und wahr innerhälb der Theo­sophischen Gesellschaft, aber das wäre nicht pflichtgemäß ge­genüber der Wahrhaftigkeit gehandelt. - Wenn man in Berüh­rung mit okkulten Sekten kommt, ist okkulter Fortschritt auch da

immer möglich; aber die Frage ist: Wie geht es hinein in die geistige Welt? Auf dem richtigen Wege wird man immer demü­tiger, immer bescheidener.

Das alles, was hier gesagt worden ist, soll man auf das Gefühl wirken lassen. Man soll nicht so üben, wie man eine Beschäfti­gungsarbeit vollbringt, man soll nicht geschäftig nach der Wahr­heit suchen, sondern ruhig abwarten können.

Aufzeichnung B

Es gibt Grundbedingungen für das esoterische Leben, es gibt Mittel zum Ziele, und ein solches ist Wahrheit, nicht nur wahr zu sein, sondern auch die Wahrheit zu suchen. Als die Theoso­phische Gesellschaft gegründet wurde, stand sie ursprünglich unter sehr günstigem Gestirn. Es war die Zeit gekommen - es würde zu weit führen, hier die inneren Gründe dafür zu bespre­chen -, wo es nötig war, das Wissen, welches früher nur an klei­ne Kreise mitgeteilt wurde und welches geschöpft wird aus Quellen, die den gewöhnlichen Menschenkräften nicht zugäng­lich sind, der ganzen Menschheit zugänglich zu machen. Da­durch wurden diejenigen, welche das auf sich nahmen, in eine ungemein schwierige Lage versetzt, denn sie mußten die Impul­se, die aus solchen Quellen fließen, den heutigen Zeitansprüchen vermitteln, die ja nur das allgemein Menschliche gelten lassen

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wollen. Also: Wissen [zugänglich machen], das der allgemeinen Menschheit bisher nicht zugänglich war einerseits, und die Be­dingungen des allgemein Menschlichen andererseits. Sie [die Im­pulse] wurden vermittelt durch die bekannten drei Grundsätze.* Betrachten wir sie. Die Grundsätze sollen also [so] gehalten sein, daß niemand auf der ganzen Welt ausgeschlossen werden soll von dieser Bewegung. Erfüllt der erste Grundsatz diesen An­spruch: Den Kern [einer allgemeinen Brüderschaft der Mensch­heit] zu bilden, der das allgemein Menschliche erkennt in jedem, ohne Unterschied der Nationalität, der Rasse, der Farbe oder des Geschlechts. - Das kann heutzutage jeder unterschreiben. Und wie soll man seinen Mitmenschen verstehen lernen, wenn man sich nicht vertieft in seine Denkart, seinen Glauben? Daher der zweite Grundsatz. Aber - wird man sagen - der dritte schließt doch eine Menschensorte aus, nämlich: die Materiali­sten. Aber ist dies wirklich so? Sehen Sie, der Grundsatz, der wie ein Leitmotiv unsere ganze Bewegung durchzieht, heißt ja:

kein Bekenntnis, kein Glauben geht über die Wahrheit. - Nach Wahrheit sollen wir streben, wir sollen sie erforschen. Nun, kein Mensch, der redlich die okkulte Welt erforscht hat, hat sie je abgelehnt, das ist noch nie geschehen. Auch der Materialist, wenn er sie erforscht, wird das nicht tun. Aber wenn er es ab­lehnt, auf dieses Forschen einzugehen, ja dann sucht er eben keine Wahrheit, sondern Meinung, Bekenntnis, Glauben. Schließt also dieser Grundsatz jemand aus? Nein, denn jeder wird unterschreiben, daß vor allem nach Wahrheit gestrebt wer­den soll. Glaube wurde also in keinem dieser Grundsätze zur Bedingung gemacht, auch nicht Glaube an die Quellen, aus wel­chen diese Bewegung floß und zur Stunde noch fließt. So fest wie nur irgendeine Erkenntnis in einer Seele wurzeln kann, so fest wurzelt die Erkenntnis, die da bezeichnet wird als die Mei­ster der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen. Aber jedem von Euch steht es frei, derselben zuzustimmen oder

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* Siehe Hinweise.

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sie zu verwerfen. Wenn Ihr durch die esoterische Schule geht, werdet Ihr den Weg zu ihnen finden, aber ich würde Euch den Weg verrammeln, Euch die denkbar größten Hindernisse in den Weg legen, wenn ich von Euch verlangte als Bedingung zum Eintritt in diese Schule den unbedingten Glauben an solche Mei­ster. Es ist das untrüglichste Zeichen, das jede in ihnen wurzeln­de esoterische Schule an ihrer Stirne trägt, daß sie keinen Glau­ben verlangt, von welcher Art auch, also auch keinen Glauben an einen Meister. Außerhalb der esoterischen Schulen zugänglich der ganzen Menschheit ist nur ein Meister: Christus. Und an den wird auch kein Glaube verlangt, denn das ist Sache des inti­men Privatlebens eines jeden und stützt sich auf *

Und wenn Ihr je eine pseudo-esoterische Schule antrefft, dann erkundigt Euch ja, ob da irgendwelcher Glaube von vorn­herein verlangt wird; und wenn das der Fall ist, so wißt, daß diese mit der Wahrheit nichts gemein hat. Ich will es noch prä­ziser fassen, damit Ihr mich ja recht versteht. Wo Ihr eine solche Schule antrefft, da wisset, daß die nicht wurzelt in denen, die wir kennen: die Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen.

Ich habe das Wort in mir zu erkennen gesucht [?], das eine Seite in Euch berühren konnte. Alle diejenigen möchte ich die­ser Schule ferne halten, die sich ihr nur nähern um der persön­lichen Autorität willen. Den inneren Grund, warum man Eso­teriker wird, den haben wir vorgestern besprochen. Was soll der äußere Grund sein, der Euch zu Esoterikern macht? Nicht das Stützen auf Autorität, sondern das Prüfen an der Vernunft. So wie Ihr seid, seid Ihr ein Stück Menschheit. Daß Ihr klar und geordnet denken und folgern könnt, das verdankt Ihr der menschlichen Entwicklung, Kultur. Wer nun in den exoteri­schen Büchern studiert hat die okkulten Wahrheiten, sie an seinem Verstand geprüft hat und sie als wahr und vernünftig eingesehen hat, der kommt hierher im Vertrauen, daß ihm auch

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* Lücke in der Aufzeichnung.

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weitere Wahrheit gezeigt werden wird, daß er auch weitere Wahrheit finden wird. Und unter keiner anderen Vorausset­zung sollte jemand hier eintreten. Wenn nun aber jemand ein­tritt, reißt er sich los von seinem Zusammenhang mit der Menschheit. Er löst sich los von dem gesamten Gang der Menschheit, um [seine Entwicklung] bedeutend zu beschleu­nigen. Und dies ist, seien wir uns völlig klar darüber, eine ego­istische Handlung, welche wieder ausgeglichen werden muß. Aber der Mensch, welcher sagt: «Ich will diese egoistische Handlung nicht, ich will nur helfen, nur dienen», handelt der etwa weniger egoistisch? Weiß er etwa, wie den Menschen, wie der Welt am besten geholfen wird? So zu reden, ist Hochmut.

Hier sollen wir lernen, wie am besten zu dienen ist. Ihr müßt nur Zutrauen zu Euch selber fassen, daß Ihr die Kräfte schon in Euch habt, die Ihr hervorholen sollt. Ihr kommt nicht hierher, um etwas zu empfangen, damit Euch etwas gegeben wird, sondern um etwas heraus zu bringen, was schon vorhan­den ist. Das sieht man an den Nebenübungen: Gelassenheit, Positivität etc. Nur muß Euer Zutrauen kein falsches sein. Ihr habt die Kraft wohl, aber Ihr müßt Euch sagen: Ich habe sie bisher nicht angewendet, nicht genügend beobachtet, ich will sie nun immer besser und besser anwenden. - Ihr werdet das Ziel erreichen, wenn Ihr die Mittel genügend anwendet, und nicht in Hochmut und Stolz sollt Ihr die Schwelle dieses Tem­pels überschreiten. Das wäre nicht die rechte Gesinnung, wenn man käme, weil man etwas hier erwartet zu empfangen, was andere nicht haben, und nur um sich über den anderen erheben zu wollen. Nein, wir sollen im Geiste der Demut kommen, indem wir uns sagen: «Meine Schwäche treibt mich hierher; weil meine Kräfte eine Stütze brauchen, die ich hier finde, deshalb überschreite ich diese Schwelle». Das wäre die rechte Gesinnung. Denn nie wurde in einer esoterischen Schule von den frühesten Zeiten an etwas gelehrt, was nicht auch im Exo­terischen gelehrt wurde.

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Es entspricht durchaus den Tatsachen, wenn ich sage, daß alles, was zum Beispiel abends hier gesagt wird,* okkulte Kräfte in sich birgt, die den Menschen in die okkulte Welt führen kön­nen, wenn sie nur mit Aufwendung aller Seelenkräfte verarbeitet werden. Wenn der Mensch alle seine Energie darauf verwendet, diese Dinge nicht nur anzuhören als eine Theorie, sondern sie praktisch zu verwerten, so ist er Esoteriker. Weil man aber fühlt, daß man zu schwach dazu ist, darum sucht man Unter-stützung seiner Kräfte, Rat und Hilfe in dieser esoterischen Schule. Da wird einem geholfen, sich den Weg zu verkürzen. «Wie weit» könnte man nun fragen, «soll man sich in diesen Egoismus begeben? Wo soll man einhalten?» Dafür sorgen die Götter, die zeigen einem schon, wo das Zuviel eintritt; zunächst zeigen sie einem das in der Seele. Daher ist Selbstbeobachtung notwendig, fortwährende Aufmerksamkeit auf sich selbst. Wenn zum Beispiel einer ganz wütend auf seine Übungen losgeht, wird es sich einstellen, daß er das Gedächtnis verliert auch für die gewöhnlichen Dinge des Lebens. Daß das eintritt, ist schon ganz richtig, es muß so sein, wenn etwas Höheres sich einstellen soll, aber der Mensch soll darum nicht sich gehen lassen und weniger Gedächtnis haben und weniger wahr sein als seine Mit­menschen. Er soll viel, viel mehr Gedächtnis haben und viel, viel mehr wahr sein als seine Mitmenschen. Es genügt nicht, daß der Mensch ebenso wahr bleibt wie früher, sondern daß er immer wahrer wird. Er soll um sein Gedächtnis kämpfen. Er soll nicht später etwas sagen, das er nur sagen kann, weil sich ihm das Frühere zugedeckt hat oder weil er sich nicht erinnern will. Und darum sind die Nebenübungen gegeben, die sollen da ausglei­chend wirken. Und nun noch einen Rat: Hütet Euch vor Eitel­keit und Ehrgeiz in Euch selber und auch in anderen. Wir sind nicht stark genug, um alles allein zu tun, wir mussen uns gegen­seitig helfen. Gebt keinen Anlaß zur Eitelkeit und zum Ehrgeiz. Nährt die Freudigkeit und den Mut, indem Ihr das Gute an anderen

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* Bei den Vorträgen für die Mitglieder der Gesellschaft («Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie», GA 137).

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in vollstem Maße gelten laßt, aber gebt ihnen nicht ein nicht zu rechtfertigendes blindes Vertrauen. Glaubet nicht auf irgendeine Autorität hin, sondern prüft an Eurer Vernunft. Schon mancher, der eine führende Stelle einnahm, ist gescheitert, indem man an seine Eitelkeit appellierte, und wenn er nur ein Quentchen davon hat, ist das eine Gefahr.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Kristiana (Oslo), 11. Juni1912

#TX

Es ist Euch schon an vorigen Betrachtungen klar geworden, daß, wenn Ihr Euch in ernster und würdiger Weise Euren Ubungen ergebt, sich gewisse Wirkungen einstellen werden. Und eine treue gewissenhafte Selbstbeobachtung ist nötig, wenn Ihr ge­wisse Folgen rechtzeitig bemerken wollt. Die Selbstbeobachtung soll jedoch nicht so getrieben werden, daß sie in Selbstgefällig­keit entartet, das ist eine große Gefahr für den Esoteriker. Die Übungen wirken schon; wenn aber in Euch gewisse Neigungen vorhanden sind auf dem Boden Eurer Seelen, wie Hochmut etc., dann wirken sie auf Euch nicht gut. In jedem Menschen steckt diese Neigung, aber im gewöhnlichen Leben wird dieser Grö­ßenwahn bald durch die äußeren Tatsachen korrigiert. Der Mensch bemerkt dort eben recht bald, daß er manches nicht kann, wenn er es sich vorher auch einbildete. Im okkulten Le­ben tritt diese korrigierende Wahrnehmung nicht so direkt auf und man muß eben strenge Selbstzucht anwenden, um der Gefahr des Hochmuts zu entgehen.

Die zweite Gefahr besteht in Unwahrheit, indem Verstand und Gedächtnis sich verschlechtern, und dies entartet zuletzt in Unbe­herrschtheit im Handeln. Die Mittel gegen diese Übel sind zu fin­den in den Nebenübungen, in dem Studium der Theosop hie, in der Freude an der Natur. Wollen, Fühlen und Denken werden da ge­stärkt. Durch das Studium der Theosophie soll man den Verstand üben. Denn es genügt nicht, das alles auf Autorität und Glauben hinzunehmen; das würde einen völligen Verlust des Verstandes und zuletzt auch des Moralischen herbeiführen. Man würde dann geneigt werden, sein Gewissen zu beschwichtigen, indem man sich auf Autorität beriefe. Prüfen soll man alles an seinem Verstande, denkend prüfen. Darum ist alles eingekleidet in solche Begriffe und Worte, die man verstehen kann, die an den Verstand appellieren. Man soll die Theosophie denkend begründen.

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Die Liebe für die Schönheit der Natur. Im Kleinen genießen. Dann wird man nicht, wie der materialistische Mensch von heu­te, der nur nach Sensation verlangt, die Natur nur empfinden am majestätischen Meer oder in den majestätischen Bergen, sondern in dem, was überall zu finden ist. Nicht soll der Mensch, dem die höheren Welten aufgehen, sich verschließen für die Außen­welt. Er soll die Natur nicht kritisieren ohne Sympathie, son­dern sie kennen lernen, zu verstehen suchen. Dann kann jedes Tierchen ihn etwas lehren. Nicht soll einer etwa sagen: «Es ist nur Maja». Dem müßte man antworten: «Ja, es ist nur Maja, aber Göttermaja - und sie ist schön.» Warum kann der Mensch sich heute freuen an einem Baum? Weil die Götter sich einst gefreut haben an dem, was in ihrer Umgebung war. Schlimm wäre es für die Zukunft, wenn der Mensch teilnahmslos durch die Welt schritte, eine freudenlose Welt würde er da hinterlas­sen. Nicht nur für ihn selbst, sondern auch für die anderen wird in der Zukunft etwas hervorgehen aus jeder Freude, die man an Kleinem gehabt hat. Hier gilt: alles Verborgene wird offenbar werden.

Diese drei Sachen sollen gesundend wirken auf Denken, Füh­len, Wollen. In der alten hebräischen Mystik drückte man die Folgen vom Eintritt in den Garten der Reife drastisch aus. In alten Zeiten waren die Menschen ja viel robuster und es waren auch die Übungen drastischer als die, welche man jetzt mit ner­vösen Menschen pflegt. Nervöse Angst muß man unterdrücken lernen und sich daher auch nicht scheuen, von den Gefahren der ES [esoterischen Schulung] zu hören. Die alten Hebräer erzäh­len, daß von vier [Rabbis], die in den Garten der Reife eingin­gen, der erste wahnsinnig, größenwahnsinnig wurde; der zweite toll, er beging tolle Handlungen, der dritte starb. Das ist dra­stisch ausgedrückt, um hinzuweisen auf die körperlichen Schwierigkeiten, die auftreten können beim Esoteriker als Folge moralischer und intellektueller Fehler. Auch bei dem gewöhnli­chen Menschen tritt das auf, aber nicht so unmittelbar, und er kennt die Beziehungen zum Beispiel zwischen Lüge und Krankheit

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nicht. Der Esoteriker macht seinen Körper viel mehr emp­fänglich. Er soll denn auch in allen Schwierigkeiten und Gebre. chen eine Warnung sehen, welche die Götter ihm senden, daß etwas nicht in der Ordnung ist; dann soll er noch mal so auf­merksam, vorsichtig sein. Der Mensch soll nur sagen, was wahr, was geprüft ist. Es genügt nicht, daß er sich entschuldigt mit einem «ich sagte es in gutem Glauben». Das genügt nicht. Ein anderes, was ein Esoteriker nicht gebrauchen soll, ist das Wort «Ich kann nichts dafür». Das ist ein Verleugnen des Karma und hilft nichts, denn Karma stellt sich doch ein. Eintreten soll man für seine Taten und sie bessern.

Es wäre mir ein Leichtes und gewiß recht sensationell, zu sagen, meine Schule sei inspiriert - wie sie es auch tatsächlich ist -, aber das geht die Außenwelt nichts an. Dort muß man appellieren an die Vernunft, so daß die Leute einsehen, was ge­sagt wird. Daher muß so geschrieben werden, daß es dem menschlichen Verstande einleuchtet. Nicht das hat Wert, daß man sich beruft auf Inspiration oder das Buch eines Jünglings der Welt anbietet, in dem man verkündigt, er sei inspiriert von einem Meister der Weisheit.

Wenn Esoteriker anderer Schulen einem einwenden, daß sie auch die anderen Welten betreten, dann muß es einem klar sein, daß es nicht so sehr darauf ankommt, was man da sieht, als dar­auf, wie man sie betritt. Man kann ein hoher Seher sein und doch alles verkehrt sehen. Wenn die Esoteriker der anderen Schulen dies hören, werden sie, wie das ja so gerne geschieht, dies d. Int. [?] aussagen. Aber dieser Anklage muß man sich unterziehen, denn es gilt, für die Wahrheit einzutreten.

ESOTERISCHE STUNDE München, 1. September 1912 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE397 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

ESOTERISCHE STUNDE

München, 1. September 1912

Aufzeichnung A

#TX

Der Esoteriker hat auf manches zu achten, was für den Exoteri­ker ganz belanglos ist. So muß er sich immer vor Augen halten daß, wenn er nach Wahrheit strebt, es immer nur eine relative Wahrheit sein kann, daß man als Esoteriker von ewigen Wahr­heiten überhaupt nicht sprechen kann. In unser Streben mischen sich auch immer unsere Wünsche, und wir müssen uns sagen, daß wir immer lieber eine Wahrheit annehmen, die uns gefällt, als eine solche, die uns unsympathisch ist. Zum Beispiel der Gedanke der Unsterblichkeit ist als solcher den meisten Men­schen zusagender als der, daß mit dem Tode alles aus ist, und sie sind deshalb geneigt, lediglich aus diesem Grunde ihn als Wahr­heit anzunehmen. Das soll der Esoteriker aber nicht. Er soll sei­ne Wünsche, sein Persönliches ausschalten und dann forschen. Hierfür sind uns unsere Meditationen gegeben, in denen wir so­zusagen geistig ruhen sollen auf einem bestimmten Gedankenin­halt. Es kommt dabei nicht so sehr darauf an, daß wir den In­halt der Meditation durchdenken, als daß wir unsere Seele darin ruhen lassen; denn durch diese fortwährende Wiederholung wer­den unsere Seelenkräfte gestärkt.

Die Neigung, an absolute, ewige Wahrheiten zu glauben und sie zu verfechten, ist eine Eigenschaft unserer Bewußtseinsseele. Es ist nun möglich, daß die Bewußtseinsseele so die Oberhand gewinnt, daß sie diese Ideen nicht mehr beherrscht, sondern von ihnen beherrscht wird und sie nach außen ergießt. Im Okkultis­mus hat man dafür einen Ausdruck; man nennt eine solche Be­wußtseinsseele mit diesen Ideen den «inneren Sadduzäer». Wir tragen alle den inneren Sadduzäer in uns, und der Esoteriker hat die Pflicht, dies zu erfühlen und sich danach zu richten. (Bei­spiel: Als Goethe p. m. [post mortem] gefragt wurde, wie man seine Werke interpretieren solle, sagte er: «Aus meinem Geiste

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heraus, aber nicht mit meinen selben Worten, die ich sprach, mich erklären.» - Saint-Martin p. m. sagte einmal: «Ich habe viele Schüler; sie haben aber meist meine Irrtümer weiterver­breitet.»)

Auch die Verstandes- oder Gemütsseele kann in sich etwas wie einen zweiten Menschen tragen, und zwar, wenn der Mensch eine persönlich erkannte Wahrheit als allgemeingültig hinstellen will. Der Mensch tut dies aus einem gewissen Scham­gefühl heraus, weil er nicht sagen will: «Diese Wahrheit habe ich als solche durch dies oder jenes Erlebnis erkannt; es ist daher für mich eine Wahrheit», sondern er möchte sie als all­gemeingültig hinstellen. Hierfür hat der Okkultismus die Be­zeichnung «Pharisäer». Der innere Pharisäer ist die Verstandes-seele, die die Herrschaft nach dieser Richtung an sich reißt. Aus dieser Sucht, persönliche Wahrheiten als allgemeine hinzu­stellen, resultiert dann oft nach außen hin Heuchelei und Unaufrichtigkeit.

Die Empfindungsseele kann man in seinem Streben nach Wahrheit ebenfalls zu sehr vorherrschen lassen. Das tun alle die, welche lieber in Gefühlen schwelgen, als zum Beispiel die Welt­entwicklungslehren in sich aufzunehmen und verarbeiten zu wollen, die zum Beispiel lieber sich in einen Tauler oder einen anderen Mystiker des Mittelalters vertiefen und alles übrige ab­lehnen. Da die Empfindungsseele von der Bewußtseinsseele ziemlich entfernt ist, so bringt sie ihre Fehler nicht in so unan­genehmer Weise zum Ausdruck wie diese, aber doch ist es ein Fehler, wenn der Esoteriker sich von allem, was ihn die äußere Welt lehren kann, abwendet, um nur in der inneren Versenkung die Wahrheit zu suchen. Man nennt im Okkultismus diese Art, die Empfindungsseele überwiegen zu lassen, den «inneren Essä­er». Man kann nun die Einwendung machen: «Ja, ein Essäer ist doch etwas sehr Gutes.» Gewiß ist er das; aber die geistigen Führer, welche diesen Orden gründeten, wußten eben, an wel­chem Orte, zu welcher Zeit und in welcher Art sie ihn einrich­ten mußten, damit er für die Welt etwas Heilsames war. Das ist

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eben die Hauptsache im okkulten Streben, zu erkennen, welche Wahrheit die richtige für die betreffende Zeit ist. Das hat der Buddha damals genau gewußt, als er sechshundert Jahre vor Christus seine Lehre nach Indien brachte. Dieselbe Lehre an einen anderen Ort verpflanzt, zu anderer Zeit, hat nicht die gleiche Wirkung. Wie etwas wirksam zu machen ist, darauf kommt es an.

Es formen sich Knotenpunkte zu gewissen Zeiten in den gei­stigen Welten, wo aus den höchsten Welten in die direkt über uns liegenden Welten Kräfte hineinwirken. Eine solche Zeit ist jetzt da, und diese Kräfte aus den höchsten Welten herabholen, können nicht die großen Initiierten, das kann nur der Christus, dadurch, daß er das Mysterium von Golgatha durchgemacht hat. Aber die großen Initiierten Buddha, Pythagoras, Zarathustra und so weiter gruppieren sich um den Christus und lassen sich von seinen Kräften beeinflussen, gleichviel, ob sie im physischen Leib inkarniert sind oder in geistigen Welten weilen, und sie wirken aus diesem Geiste heraus.

Wir sollen nun diese drei in uns wohnenden Menschen, den Sadduzäer, den Pharisäer und den Essäer, untereinander in ein Verhältnis bringen, denn jeder allein für sich ist etwas Schäd­liches. Der Pharisäer soll dem Sadduzäer dienen und diese bei­den zusammen dem Essäer. Dieser soll über die zwei herrschen, aber allein für sich darf er nicht herrschen. Wir sollen als Esote­riker es wirklich ins Gefühl bekommen, daß wir diese drei in uns haben, denn wenn wir an den Hüter der Schwelle kommen, werden wir sie sehr deutlich spüren; denn wir werden sie zu­rücklassen müssen als etwas Vergängliches, was nicht in die gei­stigen Welten gehört. Wenn man sagt, ein Essäer beschäftige sich ja gerade mit den geistigen Welten, so muß geantwortet werden, daß er sich mit ihnen in seiner ihm angemessenen Art in der physischen Welt beschäftigt, aber daß eben sein ganzer Orden für die physische Welt und für einen bestimmten Punkt der Erde gegründet wurde und daß in den geistigen Welten von anderen Gesichtspunkten ausgegangen wird.

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Wenn wir mit diesen drei Mängeln, die wir als Blößen emp­finden, vor die Gottheit hintreten, so werden wir ein Gefühl der Scham haben, wie es Adam und Eva in ihrer Blöße vor der Gottheit hatten, und deshalb müssen wir trachten, diese drei Seeleneigenschaften in das richtige Gleichgewicht zu bringen.

Die geistige Welt ist für uns von Hüllen umgeben, die wir selber schaffen und die wir lösen müssen. Aber nicht durch Su­chen in sich findet man die Erkenntnis. Sie kann einem kom­men, wenn beim ruhigen Meer die Sonne in dieses sinkt und wir diese Naturerscheinung intensiv auf uns wirken lassen. Das rich­tige Leben mit der Natur wirkt erweckend und fördernd auf den Esoteriker; aber er darf ihm auch nicht ausschließlich sich hingeben. - Nikolaus Cusanus hatte auf einer Seefahrt von Kon­stantinopel die stärksten geistigen Erlebnisse.

Hilfe und Unterstützung hat der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen uns wie das Meer in einen Tropfen - so etwas ist im Geistigen möglich, natürlich nicht im Physischen - zusammengedrängt in dem Gebet, von dem er wünscht, daß es stets den Schluß unserer esoterischen Betrachtungen bilde, und das die ganze Entwicklung, den Ab-und Aufstieg des Menschen, darstellt:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung B

Es gibt Menschen, die wie eingeschlossen sind in einem be­stimmten Gesichtskreis, innerhalb dessen sie sehr zu Hause sein können und Bedeutendes zu leisten vermögen. Solche Menschen schließen sich gleichsam ab gegen alles, was von außen in ihren Gesichtskreis hereindrängen möchte, oder sie formen es so, daß es in ihren Bewußtseinshorizont eingespannt wird. Das sind Menschen, die vorwiegend in ihrer Bewußtseinsseele leben, bei

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denen die Bewußtseinsseele die übrigen Seelenglieder stark über­wiegt. Sehr aktive Menschen, Willensnaturen gehören dazu. Für diese Menschen hat der Okkultist einen Ausdruck: Sadduzäer.

Dann gibt es Menschen, die alles erklären möchten und alles erklärlich finden möchten. Solche Menschen kommen, auch wenn sie aus starkem Wahrheitstrieb heraus handeln, doch leicht dazu, es mit der Wahrheit letzten Endes nicht so genau zu neh­men. Denn eine absolute Wahrheit gibt es nicht. Die Wahrheit ist ein Relatives, ein Wandelbares, und muß sich dem Geiste der Zeit anpassen und dem Individuellen im Menschen. - Wenn zwei dasselbe sagen, so ist es nicht dasselbe; und was heute wahr ist, ist es nicht mehr in ganz genau demselben Sinne morgen oder nach Monaten oder Jahren. - Über Goethe wird man heute am wahrsten und am meisten in seinem Sinne sprechen können, wenn man nicht wörtlich nachspricht, wie er vor hundert Jahren sprechen mußte, sondern wenn man in seinem Sinne und in sei­nem Geiste so spricht, wie Goethe heute selber in unserer ganz anderen Zeit, unter den ganz veränderten Verhältnissen sprechen würde. Wer sich dagegen an das Wortgetreue, an die vernunftge­mäße Erklärung hält, der spinnt sich ein in Gedankensysteme und in ein für allemal feststehende Begriffe.

Was für ihn wahr ist, was er so als richtig und wahr erkannt hat, das soll für alle wahr sein und soll immer wahr bleiben.

Solche Menschen sind von ihrer Verstandesseele beherrscht. Der Okkultist gebraucht für diese Art von Menschen den Aus­druck Pharisäer.

So haben wir also in uns den Sadduzäer und den Pharisäer und müssen uns klar darüber sein, daß beide in jedem von uns wirken und wirken müssen, insofern es sich um unser Wirken auf dem physischen Plane handelt. Worauf es ankommt, ist, daß nicht der Pharisäer oder der Sadduzäer in uns überwuchert und die Herrschaft über die anderen Seelenglieder bekommt. Wie das zu verstehen ist, sehen wir zum Beispiel an Menschen wie Homer oder auch Shakespeare. Es gibt über Homer zum Bei­spiel Aussprüche von Ärzten, die sich intim mit ihm beschäftigt

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haben, die behaupten, Homer müsse eigentlich ein Arzt gewesen sein. Oder Menschen, die überwiegendes Interesse am hand­werklichen Unterricht haben, meinen, Homer müsse unbedingt irgendein Handwerk getrieben haben, weil, was er davon berich­tet, so ungeheuer sachgemäß ist. Selbst Napoleon, dieses große Feldherrngenie, meinte einmal, daß Homer ein großes taktisches, strategisches Geschick gehabt haben müsse, weil ihm die takti­schen Schilderungen in der «Ilias» so feldherrnmäßig, so sachlich richtig erscheinen. Ähnliches könnte man auch von Shakespeare behaupten. Diese Dichter haben es verstanden, so sehr ihre eige­ne Meinung unterzuordnen, so hineinzukriechen in das Wesen dessen, das sie schildern wollten, daß sie wie ein Arzt, wie ein Handwerker, wie ein Feldherr und so weiter zu dem Arzt, zum Feldherrn etc. sprechen.

Nun gibt es aber auch Menschen, die sich in einer anderen Art abschließen und darin unter Umständen Bedeutendes leisten und in ihrer Weise angenehme, liebe Leute sein können. Das sind Naturen, die ganz in ihrer eigenen Empfindung leben, die sich wie ein Johannes Tauler oder Meister Eckhart auf ihr inne­res Selbst zurückziehen und ganz darin aufgehen. Die wie Ein­siedler in einer eigenen Welt leben, in der sie Hohes, Schönes, tief innerlich Empfundenes erleben und auch von sich geben können, das aber doch in gewisser Weise wieder so ist, daß, wenn es ein anderer liest oder nachempfindet, es eigentlich nicht mehr ganz dasselbe ist. So wie sie es erleben und von sich ge­ben, ist es eigentlich nur für sie selber ganz richtig. Alle bloßen Mystiker und unklaren Schwärmer, aber auch viele bedeutende Dichter aller Zeiten gehören dazu. Auch in unserer Zeit gibt es viele derartige Künstlernaturen. In gewissem Sinne kann man diese Art des inneren Erlebens geradezu die Grundstimmung der künstlerisch und ästhetisch empfindenden Menschen unserer Zeit nennen. - Auch unter den Theosophen gibt es viele solcher Naturen, die sich so abschließen und sich dabei für etwas Be­sonderes halten. Diese Stimmung ist auch ganz erklärlich, denn diese Art von innerer Veranlagung entspringt aus dem Überwiegen

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dessen, was das Stärkste in uns sein sollte und was wir als die Empfindungsseele bezeichnen. Der Okkultist bezeichnet derartige Naturen mit dem Worte Essäer.

Man mag sich darüber wundern, denn die Schule der Essäer ist doch etwas Hohes und Bedeutsames. Gewiß ist sie das. Sie hat ihre volle Berechtigung, ihre große und hohe Aufgabe im Physischen zu erfüllen. Aber für den Menschen, der als Esoteri­ker in die geistigen Welten hineinstrebt, ist eine solche mehr oder weniger einseitige Ausbildung im geschilderten Sinne als Essäer gleichermaßen gefährlich wie das Überwuchern des Pharisäers oder des Sadduzäers in uns. Der Pharisäer und der Sadduzäer soll nicht herrschen in uns. Der Essäer soll zwar herrschen über den Pharisäer und den Sadduzäer, aber so, daß eine richtige Mischung, eine Ausgeglichenheit eben durch die harmonisierenden Kräfte der Empfindungsseele herbeigeführt wird. Das Wollen und Denken vom Gefühl geleitet, mit dem richtigen ausgeglichenen Empfinden durchdrungen, das erst kann zur Harmonie der inneren Seelenkräfte führen. Dabei müs­sen wir uns immer bewußt bleiben, daß wir durch diese Seelen-kräfte nur im Physischen richtig wirken können. Beim Aufstieg ins Geistige kann uns wohl die durch die richtige Harmonie er­reichte Seelenveifassung als Grundlage dienen, aber diese Seelen-kräfte selber müssen doch zurückbleiben vor dem Hüter der Schwelle.

Das, was uns im Geistgebiet bleibt, ist nur dasjenige, was wir an Manas in unser höheres Ich hineingearbeitet haben. Vom nie-deren Ich und von den übrigen niederen Wesensgliedern des Menschen nehmen wir nur die Erinnerung mit hinüber in die geistige Welt. - Beim Absterben der niederen Wesensglieder allerdings auch den Extrakt, das Fazit aus den Erfahrungen und Eindrücken der einzelnen Inkarnationen als Keimanlage für die Neubildung derselben in der nächsten Inkarnation, den Kausal-leib.

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Aufzeichnung c

Die Kräfte, die uns aufsteigen lassen in die höheren Welten, sind in jeder Seele vorhanden, nur sind sie jetzt gebunden an den physischen Leib. Und zwar deshalb sind die Kräfte der höheren Leiber gebunden an den physischen Leib, weil damit Erfahrun­gen auf dem physischen Plan gemacht werden müssen, die sonst in keinen Welten gemacht werden können. Losgerissen vom physischen Leibe müssen sie mit den Kräften der höheren Lei­ber werden, und das geschieht durch Meditation. Okkult ge­sprochen heißt das: Der Sadduzäer in uns muß überwunden werden.

Das ist die das andere Seelenleben überwuchernde Bewußt­seinsseele, die eine absolute Wahrheit anstrebt, obwohl es auf dem physischen Plan eben nur eine Wahrheit für eine bestimmte Zeit, für ein bestimmtes Gebiet geben kann und man mit seiner Zeit auch die Wahrheit erhöhen muß.

Als Beispiel wurde Goethe angeführt. Dr. Steiner sagt:

«Ich habe früh erlebt und geschaut, wie Goethe nun als Indi­vidualität in höheren Welten lebt und wie er interpretiert sein will, um heute zum Ausdruck zu bringen, was er zu sagen hat. Dazu darf man nicht seine Worte von damals gebrauchen!»

Zu den Geheimnissen der großen Initiierten gehört, daß sie am rechten Ort und zur rechten Zeit die rechten Worte spre­chen. Die große Weisheit des Buddha besteht darin, daß er den Zeitpunkt fünfhundert etwa v. Chr. als den für seine Lehre rich­tigen erkannt hat.

Das Wie, das Wo und das Wann Dinge getan und gedacht werden müssen zum Fortschritt der Menschheit, das ist das Wichtige.

Die großen Initiierten, die ungeheuere Höhen der Initiation erreicht haben, die kann der Okkultist nun geschart sehen -einerlei, ob sie im physischen Leibe verkörpert sind oder nur im Geiste leben - um den Christus, so geschart um Ihn, um von Ihm sich offenbaren zu lassen und entgegenzunehmen, was der

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Christus aus geistigen Welten von solcher Höhe herunter-gebracht hat, zu denen die anderen Initiierten nicht den Weg finden können, damit dieses nun in die Menschheit einströmen kann.

Und es sind unter diesen Schülern des Christus die Individua­litäten eines Buddha, Krishna, eines Pythagoras u. a.

Der Pharisäer im Menschen, das ist die vergewaltigende Ver­standes- oder Gemüts-Seele, die als Wahrheit nur glauben ma­chen will den Menschen das, was der Mensch selber eben lieb hat und die den Menschen unehrlich sich selbst gegenüber macht.

Der Essäer im Menschen, das ist die überwuchernde Empfin­dungs-Seele, die einseitig, nur abgeschlossen in sich, das Hinauf-streben in höhere Welten beansprucht und nicht die Verbindung aufsucht mit dem Kosmos und erkennt. (Sonnenuntergang und wie der Mensch verschieden dieses Ereignis empfinden kann. Cusanus und das Erwachen des inneren Lebens.)

Keiner der drei, weder der Sadduzäer noch der Pharisäer noch der Essäer, darf ein Herr sein, sondern jeder muß der Die­ner des anderen sein. Pharisäer und Sadduzäer müssen beide Diener des Essäers sein. Die Essäer haben wohl gewußt, daß der hohe, herrliche Orden nur auf dem physischen Plan errichtet werden kann; in die geistige Welt paßt auch er nicht hinein.

Das Gefühl der Scham, wie es bei Adam und Eva sich ein­stellte, darf über uns kommen, Scham über die Blöße, über die wir uns vor der Gottheit schämen müssen. Wenn wir das aus-gießen, dieses tiefe Schamgefühl über das ganze Seelenleben, dann wird uns daraus eine Kraft entstehen, die überwinden lehrt den Sadduzäer, den Pharisäer und den Essäer.

Wir müssen lenken die Aufmerksamkeit auf die Gefühle, auf die inneren Vorgänge und auf die Wirkungen unseres Innern; das ist notwendig zu unserer Entwicklung.

Es gilt bei der Meditation all die zerstreuten Seelenkräfte durch die Meditation zu sammeln in einem Punkte der Seele, die da ausschaltet alles physische Erleben. Auf die Stärke der Kraft,

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die entwickelt wird, kommt es an, nicht auf die Stärke des Be­greifens.

Zusammengefaßt wird all das, was uns die Esoterik geben und lehren soll in dem, was der Meister der Weisheit uns gege­ben hat in dem Gebet:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

* *

Aufzeichnung D

Das Vorherrschen der Bewußtseinsseele wird im Okkultismus der «innere Sadduzäer» genannt. Er zeigt sich, wenn der Mensch festumrissene Begriffe von der Wahrheit hat, ein kleines Feld für das Allumfassende hält und meint, daß diese Wahrheiten unver­änderlich sind, wie zum Beispiel die Menschen der Wissenschaft, die nicht zugeben wollen, daß jede Wahrheit ihre Zeit und ihren Ort hat.

Das Überwiegen der Verstandesseele heißt der «innere Phari­säer». Das tritt auf, wenn der Mensch eine Wahrheit erlebt hat und diese bei anderen Menschen auch als eine objektive Wahr­heit durchsetzen will; wenn jemand meint, daß dasjenige, was er für sich selber als Wahrheit eingesehen hat, auch für alle anderen Menschen gelten müsse. Daher ist immer eine gewisse Unauf­richtigkeit im Spiel sich selbst gegenüber und den anderen Men­schen gegenüber, die man davon überzeugen will, daß dasjenige, was man persönlich erlebt hat, die einzig geltende Wahrheit sei. Daher macht diese Seelenverfassung immer den Eindruck einer Heuchelei.

Das Überwiegen der Empfindungsseele wird «Essäer» ge­nannt. Zwar waren die Essäer ein Orden, der für seine Zeit viel Gutes getan hat, aber man kann trotzdem von dem «inneren Essäer» im Menschen sprechen. Das ist das Ausschließlich-in-die-eigene-Seele-sich-Vertiefen, das Sich-Zurückziehen-von-anderen,

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die Askese - in Erwartung der Offenbarungen aus hö­heren Welten. Für unsere Zeit wäre es ein Sich-Berufen auf Tauler, Meister Eckhart und dergleichen und die Mystik über­haupt. Das Ablehnen, das Nicht-Lernenwollen von all demjeni­gen, was für die Erkenntnis der höheren Welten im Kosmos und in der Natur notwendig ist, das kennzeichnet den inneren Essäer.

All das hält nicht vor dem Hüter der Schwelle stand, das muß innerlich bekämpft werden. Die eine Seele soll den beiden ande­ren dienen, wenn man ein guter Esoteriker werden will. Das Wo, Wie, Wann ist immer wichtig, wenn Wahrheit geoffenbart werden soll.

Die Größe des Buddha bestand eben darin, daß er in einem bestimmten Zeitalter, an einem bestimmten Ort und in einer bestimmten Art seine Lehren gegeben hat. Wenn seine Lehren jetzt wiederholt werden, ist es nicht das Richtige; denn meistens bleiben gerade die Irrtümer fortbestehen und werden fortge­pflanzt. Jede Zeit hat ihre eigenen Wahrheiten oder eine be­stimmte Gestalt, in der diese verkündet werden zum Fortschritt in der Evolution der Menschheit.

Aufzeichnung E (Auszüge)

Wir können verstehen von dem, was in diesen Tagen geschehen ist, daß es wichtig ist, von unserem physischen Leib wegzukom­men. Alle Menschen haben die Fähigkeit dazu, und trotzdem sehen wir im alltäglichen Leben, daß so wenige sie ausführen können. Warum ist es so? Im Schlafe sind wir alle in den höhe­ren Welten; aber mit unserem Tagesbewußtsein haben wir doch keine Ahnung davon. Das Leben hier macht es so, daß unser Bewußtsein beschäftigt ist mit den Dingen in der physischen Welt; so merken wir nicht den Unterstrom in uns selbst. Aber die Kräfte sind immer da; wir merken es nur nicht.

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In welcher Weise ist es möglich, diese Fähigkeit hervorzuru­fen? Durch unsere Meditation muß der geistige Strom so stark werden, daß wir bewußt in den höheren Welten werden können. Da müssen wir gar nicht denken an die verschiedenen physi­schen Dinge oder an unser persönliches Erleben. - Man muß sich gut konzentrieren und nur in dieser Konzentration leben. -Man kann da von einem bestimmten Gedanken ausgehen und durch diesen Gedanken kann man in die richtige Stimmung kommen.

Das Buch «Ein Weg zur Selbsterkenntnis» ist ein Mittel, um dieses zu erreichen. Da nimmt man einen Gedanken, baut ihn weiter aus, und dann werden die Kräfte kommen zur Medita­tion. Aber sehr verschieden wird dies werden für die verschie­denen Menschen.

Die Menschen glauben, daß die Wahrheit dieselbe ist für alle Zeiten und für alle Wesen; das ist aber falsch. Wenn es Wahrheit ist für eine Epoche, ist sie es nicht für immer. Und wenn eine Wahrheit wahr ist für die Menschen, ist sie nicht wahr für alle die anderen Wesenheiten auf den anderen Planeten. Wir sehen nur ein bißchen von der Wahrheit, und die Wahrheit selbst ist nur relativ. - Das war das Große mit Buddha, daß er kam in der rechten Zeit zu der rechten Nation, um den rechten Teil der Wahrheit zu geben, den er geben konnte. Später zog er nach anderen Orten, ja zu einem anderen Planeten.

[...]

Wir müssen nicht glauben, daß der Führer der Essäer so war oder daß Jesus so war. Gewiß lehrte der Essäer-Führer seine Schüler nur einen bestimmten Teil der Wahrheit, den, der mit Christus zu tun hatte, daß er hier im physischen Leibe kommen werde. Sie hatten eine bestimmte Mission zu erfüllen, und nach­her hören wir nichts mehr von den Essäern.

[...]

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ESOTERISCHE STUNDE

Basel, 20. September 1912

Aufzeichnung A

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Es könnte scheinen, daß in den jetzigen Auseinandersetzungen mit der Theosophischen Gesellschaft dem esoterischen Leben besondere Schwierigkeiten erwachsen müssen. Denn manche Seele kann sich fragen, hinsehend auf vieles, was die äußere Be­wegung jetzt nötig macht und sieht, wie die jetzige schwierige Zeit geradezu zur Kritik treibt: wie ist diese Kritik mit der in unserer esoterischen Grundübung enthaltenen und geforderten Ausbildung der Positivität vereinbar? Wir werden im Verlaufe dieser Stunde erfahren, wie das möglich ist.

So, wie das esoterische Leben jetzt gepflegt wird, war es frü­her nicht möglich, daß in der Art, wie es jetzt bei uns geschieht, eine große Anzahl von Schülern zusammensitzt: das gab es frü­her nicht. Und diese Art des esoterischen Lebens der Gegenwart ist es gerade, gegen die verschiedene Mächte jetzt kämpfen. Ernst und würdig vor allem muß das esoterische Leben genom­men werden. Klar sein müssen wir uns darüber, wie ungeheuer wichtig gerade der Schritt aus dem exoterischen in das esoteri­sche Leben ist. Das exoterische Leben muß dem Esoteriker allmählich in einem ganz anderen Lichte erscheinen.

Ein Beispiel möge das erläutern. Wir alle können uns in der Erinnerung in unsere Kindheit versetzen, in eine Zeit, in der wir als Kinder spielten und diese Spiele ernst nahmen. Fragen wir uns nun einmal: wenn wir jetzt als Erwachsene mit Kindern spielen wollten, wie würde sich das vollziehen? Gewiß, wir könnten mitspielen mit den Kindern, vielleicht auch besser spie­len als sie, weil wir unseren Intellekt dazu benützen könnten. Aber ein Wesentliches müßte eintreten, wenn wir wirklich beim Spiel dabei sein wollten: wir müßten uns dazu in einen anderen Seelenzustand versetzen.

In einem ganz ähnlichen Verhältnis nun wie der Erwachsene

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zum Spiel der Kinder, steht der Esoteriker zum äußeren Leben. Er wird allmählich, wenn er aus den esoterischen Übungen in das äußere, exoterische Leben zurücktritt, dieses so betrachten lernen, wie wenn er als Erwachsener mit den Kindern spielen wollte. Und wie der Erwachsene für das Mitspielen mit den Kindern sich in einen anderen Seelenzustand versetzen muß, so fühlt sich der Esoteriker beim Übergang zum exoterischen Le­ben in einen anderen Seelenzustand versetzt. Nicht unfähiger, sondern fähiger und tüchtiger wird der Esoteriker im Alltags­leben stehen, als das vor seinem Eintritt in die Esoterik der Fall war. Einen ganz einzigartigen Einschnitt in des Menschen Leben stellt also der Übergang vom exoterischen zum esoterischen Leben dar und gar nicht ernst und würdig genug kann das eso­terische Leben genommen werden.

Gehen wir nun einmal etwas näher auf das esoterische Leben ein. Wir wissen ja, daß durch die Übungen, welche wir erhalten haben, Veränderungen in unserem Seelenleben eintreten, wie sie in den Münchner Vorträgen (August 1912) beschrieben worden sind. Diese Veränderungen sind verschiedener Art. So werden Leidenschaften, die der Mensch auch schon vorher hatte, stär­ker. Alte Neigungen, Triebe und Leidenschaften, die man schon überwunden und abgelegt glaubte, tauchen aus den tiefen Schächten des Seelenlebens wieder auf und machen sich mit Ve­hemenz wieder geltend. Oder der Esoteriker tut etwas und zwar oft, ohne sich dabei etwas zu denken, dessen er sich vor Beginn seiner esoterischen Schulung ganz gewiß geschämt hätte oder was er überhaupt nicht getan hätte. Ferner werden die Sympa­thien und Antipathien zu Persönlichkeiten stärker als früher, das ganze Seelenleben wird aufgewühlt. Kurz gesagt, es lernt der Mensch jetzt erst eigentlich erkennen, wie er im Grunde seiner Seele beschaffen ist, lernt erst jetzt wirkliche Selbsterkenntnis. Strenge Selbstbeherrschung und kraftvolle Selbstzucht ist deshalb für den esoterischen Schüler unerläßlich.

Die Veränderungen im Seelenleben, welche nach Beginn der esoterischen Schulung auftreten, können nun aber, wenn die

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Übungen mit Geduld und Energie fortgesetzt werden, etwa die folgenden sein. Nicht notwendigerweise müssen sogleich wäh­rend oder im Anschluß an die Konzentrations- und Medita­tionsübungen Erlebnisse auftreten besonderer Art. Es kann durchaus so sein, daß die Übungen ausklingen, ohne daß etwas Besonderes sich geltend gemacht hat und der Schüler wieder ru­hig seinen exoterischen Beschäftigungen nachgeht. Eins muß er sich da nur vergegenwärtigen und klar machen, daß nämlich die ersten Erlebnisse sehr fein und subtil sein können. So fein und subtil, daß sie überhaupt nur bei Anwendung einer gewissen Aufmerksamkeit bemerkt werden können. Es kann zum Beispiel so sein, daß der Esoteriker während der Verrichtungen im All­tagsleben plötzlich einen Gedanken hat, der wie herausspringt aus seinem anderen Gedankenleben, der offenbar nicht hineinge­hört in dieses Alltagsleben, einen Gedanken, der sich mit seiner eigenen Wesenheit beschäftigt. Wenn nicht genügende Aufmerk­samkeit vorhanden ist, so huscht ein solcher Gedanke unbe­merkt vorüber. Das Wichtige und Notwendige ist nun, daß wir aufmerksam genug werden, um solche Gedanken, die wie her-ausfallen aus dem gewöhnlichen Gedankenleben, zu bemerken und daß wir uns dabei zum Bewußtsein bringen, daß Gedanken (es können auch groteske sein) in unserer Seele auftauchen, ohne daß das gewöhnliche wache Ich-Bewußtsein dabei beteiligt ist. Wir lernen dann erkennen, daß hinter unserem gewöhnlichen Ich etwas lebt, von dem wir bisher nichts gewußt haben, daß hinter diesem Ich etwas tätig ist, das Gedanken webt. Wenn wir mehr und mehr die Aufmerksamkeit auf diese aus dem Alltags-leben herausfallenden Gedanken richten, dann werden sie häu­figer und häufiger auftreten, bis sie endlich späterhin nach Will­kür erlebt werden können. Dann sieht der Schüler wie bewußt durch ein Tor, daß dieses Weben überhaupt immer vorhanden ist, daß fortgesetzt da gewoben wird an dem, was man den Ge­dankenleib zu nennen gewohnt ist. Unausgesetzt wird, ohne daß man sich dessen für gewöhnlich im Alltagsleben bewußt wird, gearbeitet an diesem Gedankenleibe. - Jeder Schüler wird einmal

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dazu kommen, dies zu erleben, wenn er nur geduldig und ener­gisch weiterarbeitet. Nicht aber wird er zu solchen Erlebnissen kommen, wenn er mit seinen Übungen aufhört. Was den Schü­ler veranlassen kann, die Weiterarbeit einzustellen und mit den Übungen aufzuhören, sind Hindernisse des äußeren wie des inneren Lebens. Wie einerseits im äußeren Leben Schwierigkei­ten erwachsen können, die sich dem esoterischen Leben entge­genstellen, so können andererseits aus Schwachheit und Trägheit heraus Widerstände erstehen, die eine Fortsetzung der esoteri­schen Arbeit verhindern. Läßt sich nun der Schüler durch solche Hindernisse bestimmen, den Weg nicht fortzusetzen, so bleiben ihm wohl die Früchte seines bisherigen esoterischen Strebens, aber er kann nun nicht mehr weiterkommen. Bei richtiger Pflege des esoterischen Lebens wird solche Schwachheit nicht aufkom­men können, weil gerade im Verlaufe unseres esoterischen Stre­bens Festigkeit, Standhaftigkeit und Ausdauer mehr und mehr ausgebildet werden, welche verhindern, daß der einmal gefaßte Entschluß aufgegeben oder umgestoßen werden kann.

Wenn also der Schüler energisch und geduldig die ihm gege­benen Übungen fortsetzt, nach Ablauf der Meditation die Stille herstellt, in der das Bewußtsein ganz leer ist und ruhig abwartet, ob sich ihm etwas aus der geistigen Welt offenbaren will, so wird solche standhafte und geduldige Arbeit allmählich schon zu Erlebnissen aus der geistigen Welt führen. Wichtig ist dabei auch die Seelenverfassung, mit welcher der Schüler die Offenba­rungen aus der übersinnlichen Welt entgegennimmt. Auf jeden Gedanken, jedes Erlebnis aus dem Übersinnlichen soll der Schü­ler antworten mit einem Gefühl des Dankes gegenüber den gött­lich-geistigen Hierarchien. Immer mehr und intensiver soll er solche Dankesgefühle entwickeln; ihre aufrichtige Pflege erleich­tert den Eintritt der Offenbarungen und bringt vorwärts. Wir müssen schon dankbar sein, daß wir Übungen überhaupt ma­chen dürfen. In eine Gebetsstimmung muß sich der Schüler versetzen, die ihn bereit macht, in der rechten Weise die Offen­barungen aus der geistigen Welt entgegenzunehmen. Bietet sich

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ihm ein Erlebnis aus der geistigen Welt dar, so muß er sich sagen und klar sein, daß ihm da aus Gnade aus der geistigen Welt etwas geschenkt worden ist. Wenn wir aus solcher Seelen-verfassung heraus auf alles das, was hier bei uns in Mitteleuropa während der letzten zehn Jahre in das exoterische und esoteri­sche theosophische Leben eingeflossen ist, den Blick richten, dann muß uns überwältigend zum Bewußtsein kommen, daß im Verlaufe dieser Zeit durch die Gnade der Meister eine Fülle von geistigen Wahrheiten uns übergeben worden ist. Ein ungeheures Geistesgut ist uns anvertraut worden innerhalb dieser Zeit und schwer ist es für manche Seele, alles das, was in den letzten Jah­ren zum Beispiel nur über die vier Evangelien gesagt worden ist, in sich aufzunehmen und zusammenzuhalten. Ja - und das sei unter voller Verantwortung gesagt -, manche Seelen verhalten sich sogar ablehnend gegenüber diesem ausgelieferten Weisheits­gut oder empfinden und äußern sogar einen Widerwillen gegen dasselbe. Weil zugegeben werden muß, daß die Bewältigung der gegebenen Lehren nicht leicht ist, ist solches Verhalten begreif­lich. Aber es ist nun einmal unsere Aufgabe, zu einem immer umfassenderen Christus-Verständnis uns durchzuringen und tiefer und tiefer in das Mysterium von Golgatha einzudringen. Da hinein sind eingeflossen alle Weistümer vergangener Zeiten, alle Verkündigungen eines Krishna und Elias. Deshalb dürfen wir nicht erlahmen, sondern müssen uns aufraffen, willig mitar­beiten, lernen und immer wieder lernen. Seite für Seite eines Zyklus müssen wir uns erringen und dürfen kein Nachlassen aufkommen lassen.

Demnach stellt sich unsere jetzige schwierige Lage, esoterisch betrachtet, etwa folgendermaßen dar: Es ist ja schon oft darauf hingewiesen worden, und wir wissen daraus zur Genüge, daß die Erde ein Kampfplatz verschiedener Mächte ist. Vor kurzem in München (Zyklus August 1912) haben wir wieder gesehen und gehört, in welcher Weise die luziferischen und ahrimani­schen Mächte von den Menschen Besitz ergreifen können. Was sagen sich diese Mächte? Sie sagen sich: Da gibt es lässige

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Seelen, die nicht mitgehen wollen mit dem, was aus den geisti­gen Welten heruntergeflossen ist. Bei diesen können wir mit unserer Arbeit einsetzen, sie können wir fangen. - So ergreifen diese Wesenheiten Besitz von solchen Seelen und ziehen sie vom Weg ab, indem sie sie in Täuschung und Irrtum einführen und sie zu Werkzeugen ihrer Gegnerschaft machen. Unser Weg aber, wenn wir fleißig mitarbeiten und nicht erlahmen, ist die gerade Linie von Krishna - wenn wir nicht weiter zurückgehen wollen

- über Buddha, Elias, Johannes zum Christus. Den Angriffen der feindlichen Mächte, welche darauf ausgehen, die Esoteriker in ihrer Entwicklung aufzuhalten, werden wir gewachsen sein, wenn wir ernstlich streben, wenn wir Mühe, Gedankenkraft und Zeit aufwenden, um alles das zu verstehen, was über den Chri­stus und das Ereignis von Golgatha gesagt worden ist und ge­sagt wird. Alle aber, die erlahmen und nicht mitgehen wollen, erliegen den Angriffen der gegnerischen Mächte. Sie sind es, die unserer Bewegung als Gegner erwachsen, und die Widerstände erzeugen, deren Anwachsen wir seit einigen Jahren deutlich bemerken konnten.

Was nun außerdem der Esoteriker in besonderem Maße zu pflegen hat, ist das Gefühl für die Wahrheit. Unter keinen Umständen darf uns jemals etwas hindern, frei und offen die Wahrheit zu sagen. Jeder Versuch, die Wahrheit zu biegen, muß irgendwann einmal wieder gesühnt werden. Es wäre grausam, wenn man durch den Grundsatz der Brüderlichkeit der Theoso­phischen Gesellschaft etwa gehalten sein sollte, nicht die Wahr­heit zu sagen, selbst wenn diese Wahrheit anders ist als das, was von einer Persönlichkeit gesagt wird, die von vielen verehrt wird. Gewiß können in der Theosophischen Gesellschaft, in der wir auch nach dem Rate der Meister noch bleiben sollen, alle Meinungen vertreten werden. Das ist selbstverständlich. Nicht erlaubt aber ist es, daß über das, was von uns zu sagen ist, etwas ganz anderes verbreitet wird, als wirklich gesagt worden ist. Das ist vor kurzem in einer theosophischen Zeitschrift geschehen. Da ist gesagt, was sich wie eine Karikatur ausnimmt gegenüber

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dem wirklich von uns Gesagtem. Leicht und bequem ist es, auf diese Weise auch zu sagen: Das, was da in Deutschland gesagt wird, das ist nicht das Richtige. Da wird das Christentum un­richtig ausgelegt. Richtet Euren Blick aber in die nahe Zukunft und wartet, bis der große Lehrer erscheinen wird, der wird Euch alles dann schon sagen. - Man kann darauf nur erwidern:

Wenn in solcher Weise auf einen großen Lehrer hingewiesen wird, dann kommt er ganz gewiß nicht. Es wird genügen für das Verständnis, hier auf das hinzuweisen, was vorher gesagt wor­den ist über Vorbedingungen für das Eingreifen luziferischer und ahrimanischer Wesenheiten. In dem gegebenen Verhalten finden wir diese Vorbedingungen für das Herankommen jener Mächte. Und tatsächlich sind es diese feindlichen Mächte, die da bewirken, daß so etwas, wie das oben Angeführte, in der Theo­sophischen Gesellschaft gesagt werden kann und gesagt wird; sie sind es, die hinter solchen Worten stehen. Wenn wir dann, nachdem wir dieses erkannt haben, im Dienste der Wahrheit mit blutendem Herzen Kritik üben, so, daß davon die Liebe zu der Persönlichkeit, die uns da entgegentritt, nicht berührt wird und nicht abnimmt, dann werden wir nicht fehl gehen, selbst wenn diese Persönlichkeit keine Einsicht dafür hat, sondern unsere Erwiderung als Attacke empfindet. Das macht nichts. Ist es uns möglich, das miteinander zu vereinigen, daß wir die Liebe zu dieser Persönlichkeit nicht darunter leiden lassen, wenn wir mit blutendem Herzen die Wahrheit sagen, dann stehen wir recht und dann werden wir auch in der richtigen Weise die entgegen-stehenden Schwierigkeiten überwinden.

So sind wir dahin gekommen, einzusehen, daß, wenn wir das Exoterische und das Esoterische zusammenhalten und einen Überblick gewinnen, sich uns dann eine Einheit ergibt. Diesen Überblick mußten wir zu gewinnen versuchen, um die Einheit zu finden. So wie derjenige sich kein Verständnis für eine Sym­phonie aneignen kann, der immer nur auf die einzelnen Töne hört und auf diese Weise höchstens nur Tonarabesken findet und wie nur derjenige das richtige Verständnis für eine Symphonie

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haben wird, der die Bewegung der ganzen Tonmassen als eine Einheit erfaßt und eifühlt, so erkennen wir auch, daß wir neben der exoterisch notwendigen Kritik der jetzigen Vorgänge in unserer Gesellschaft doch auch unsere Übung des Positivis­mus aufrechterhalten und durchführen können, wenn wir nur aus einem umfassenden Überblick heraus die durch die Ereignis­se hindurchfließende einheitliche Bewegung auffinden können. Und nicht nur keine Schwächung unseres esoterischen Lebens haben wir dann zu befürchten, wenn wir das Gesagte beherzi­gen, sondern wir haben gerade eine Stärkung zu erhoffen und zu erwarten.

Achten wir aber darauf, daß sich keine Gefühle der Antipa­thie in unsere Träume oder in unsere heiligen Meditationen mi­schen. Geschieht dies, dann müssen wir sie herausschaffen. Und lernen wir, Wahrheit mit Liebe zu verbinden.

So sehen wir auch aus der gegenwärtigen Lage der Theoso­phischen Gesellschaft, wie hinter allem Sinnlichen das Übersinn­liche steht. Das ist auch neben vielem anderem in dem Spruch der Meister enthalten:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

Aufzeichnung B

Es ist begreiflich, wenn der Esoteriker in den jetzigen Zeiten bei allem, was sich momentan in der äußeren theosophischen Bewe­gung abspielt, meint, daß sein esoterisches Leben dadurch ge­fährdet werden könnte. Denn alles, was wir jetzt erleben und erfahren, muß ja die Kritik herausfordern, und doch ist eine unserer wichtigsten Übungen diejenige des Positivismus, daß wir in allem das Positive, das Gute sehen.

Demgegenüber muß gesagt werden, daß der Esoteriker sich klar machen muß, worauf es ankommt, was im eigentlichen

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Sinne unter diesem Positivismus zu verstehen ist. Wir wollen da einmal betrachten, was ein Esoteriker überhaupt dem Leben ge­genüber sein soll. Sie alle werden sich einer Zeit Ihrer Kindheit erinnern, wo Sie Ihre kindlichen Spiele mit vollem Ernst aus­führten, wo Ihnen diese Spiele Lebenszweck waren. Wenn Sie als Erwachsener Kinder spielen sehen, mit ihnen ihre Spiele spielen, so werden Sie gleich den Unterschied in Ihren Gefühlen empfinden, mit denen Sie jetzt spielen und damals spielten. Sie werden vielleicht besser als die Kinder spielen, aber aus dem Grunde, weil Sie jetzt über der Sache stehen, nicht mehr Ihr ganzes Interesse darauf verwenden. In demselben Verhältnisse wie der Erwachsene zu den kindlichen Spielen, soll der Esoteri­ker zum alltäglichen Leben stehen. Sein Ernst, seine Würde sol­len seinem esoterischen Leben gehören, und er soll immer deut­lich die Grenze spüren, die ihn von seiner exoterischen Tätigkeit trennt, sonst ist er kein wahrer Esoteriker. Er soll seine exoteri­schen Verrichtungen deshalb gerade so gut wie früher machen; ja, er macht sie vielleicht besser, aber er soll sie immer als etwas machen, über dem er steht. Er wird allmählich merken, wie durch sein meditatives Leben sein Seelenzustand sich verändert. Wenn er es nicht merkt, so liegt das lediglich an ihm selbst, weil er sich nicht so subtil nach der richtigen Richtung hin beobach­tet. Nehmen wir einmal an, ein Esoteriker habe seine Morgen­meditation mit wahrer Liebe, Hingabe und Inbrunst gemacht; es sei ihm auch gelungen, sich danach leer zu machen, sich den geistigen Welten zu öffnen, er müsse sich aber sagen, daß er nichts erfahren habe. Nun kann es sein, daß er während der dar­auffolgenden exoterischen Tätigkeit - diese sei noch so äußer­lich, wie Zimmer aufräumen, Wäsche fortlegen etc. - plötzlich das Gefühl hat, er solle sich auf sich selbst besinnen, in sich selbst schauen. Gibt er diesem Gefühl nicht nach, so verpaßt er eine Gelegenheit, Fortschritte zu machen. Gibt er ihm nach, so wird er bemerken, daß Gedanken durch seine Seele huschen, die manchmal sehr schöner Art sind, manchmal ihm grotesk vor­kommen können, sehr oft, ja meist, aber wieder schnell aus

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seinem Gedächtnis entschwinden. Worauf es ankommt, ist, zu empfinden, daß unabhängig von unserem Verstandesdenken etwas in uns denkt, von dem wir sagen können: «Nicht ich den­ke, sondern es denkt in mir.»

Wenn auch solche Gedanken uns vorläufig wenig bedeuten, so können wir sie durch ein Gefühl stärken und fördern, durch das Gefühl der Dankbarkeit gegenüber den höheren Mächten. Wenn wir nach jedem derartigen Augenblick - er kann so kurz wie ein Wimpernzucken gewesen sein; es genügt, wenn wir ihn nur bemerkt haben -, wenn wir nach solch einem Augenblick sagen: «Ich danke Euch, Ihr Mächte der höheren Hierarchien, daß Ihr mich so etwas habt bemerken lassen», dann werden durch dieses Gefühl der Dankbarkeit, der Ehrfurcht, sich solche Augenblicke mehren, in denen höhere Welten sich uns offenba­ren wollen. Wir werden, was anfangs dunkel, wie Träume durch unsere Seele zog, im Gedächtnis behalten können, und schließ­lich werden wir willkürlich solche Zustände herbeiführen kön­nen, und dann wird uns allmählich klar werden, daß ja dieses Denken überhaupt immer in uns ist, unabhängig vom verstan­desmäßigen Denken, von allem, was von außen durch das Leben an uns herantritt. Deshalb kann auch ein Esoteriker nie sagen, das äußere Leben hindere ihn, sein esoterisches Leben richtig zu führen. Das liegt immer an ihm, an der Stimmung, die er sich schafft. Wenn wir dieses Gefühl der Dankbarkeit und Ehrfurcht

- ein Gefühl, das wir Gebetsstimmung nennen können - nach jeder Meditation in uns wachrufen, und uns bewußt werden, welcher Gnade wir teilhaftig werden, wenn wir bei jedem Na­turgenuß, beim Anblick einer Rose, beim Anhören einer Sym­phonie, die wahre Schönheit dahinter empfinden, so werden sich die geistigen Welten eines Tages öffnen.

So, wie Sie hier beieinandersitzen, als eine esoterische Schule, in dieser gleichen Art hat dies bis jetzt in der Menschheitsent­wicklung nicht stattfinden können, und die Mächte, die sich den Meistern der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfin­dungen entgegensetzen, die luziferischen und ahrimanischen, bemühen

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sich natürlich besonders, bei den Esoterikern an ihren schwachen Seiten einzusetzen. Sie werden bemerken, daß vor und während Ihrer Meditation Ihre Sympathien und Antipa­thien, die Sie für Menschen hegen, besonders stark auftreten, daß Begierden und Leidenschaften, deren Sie sich früher viel­leicht geschämt hätten, Ihnen als gar nicht unrecht erscheinen, daß solche Eigenschaften, die früher nach außen hin, besonders bei gut erzogenen Menschen nur schwach zu Tage traten, nun mit elementarer Gewalt sich frei machen. Dafür gibt es nur ein Mittel: Selbstzucht.

Über diese Dinge wollen wir Sonntag noch weiter sprechen; jetzt wollen wir sehen, wie wir, was wir gehört haben, auch auf das anwenden können, was momentan in der Theosophischen Gesellschaft vor sich geht. Was jetzt alles aus den geistigen Wel­ten mit Erlaubnis der Meister der Weisheit und des Zusammen-klanges der Empfindungen herniederfließen darf, ist eine solche Fülle an Weisheit, und was uns an Erklärungen der Evangelien und des Mysteriums von Golgatha gegeben wird, ist so tief und umfangreich, daß der wahre Esoteriker Zeit, Hingabe, Energie und Kraft und noch manches hinopfern muß, wenn er alles in sich aufnehmen, zu einem Verständnis vordringen will. Und man begreift es, wenn manche schon abgefallen sind und sagen, sie könnten nicht mit, denn wir müssen lernen, lernen und im­mer wieder lernen, um in diese Tiefen zu dringen, und es ist nur eine Prüfung der Seele, wenn wir meinen, wir könnten nicht weiterkommen.

Nun gibt es aber lässige Seelen, die nicht lernen wollen; derer bemächtigen sich die luziferischen Mächte und flüstern ihnen ein, daß sie, statt zu lernen, statt selber den geraden Weg zu suchen - und der geht nur durch unablässiges Studium herab von einerseits Krishna, andererseits Elias, über Buddha und So­krates bis zum Christus, um diesen zu finden -, daß sie lieber auf einen Weltenlehrer warten sollen, der ihnen dann mit beiden Händen hingeben wird, damit sie sich nicht selbst anzustrengen brauchen.

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Um solchem Irrtum nicht zu verfallen, müssen wir als höch­stes, heiligstes Gut, das wir haben, immer die Wahrhaftigkeit pflegen, niemals Konzessionen machen, die gegen die Wahrheit verstoßen, denn an der Wahrheit darf sich der Esoteriker nie versündigen. Es ist schrecklich und schwerwiegend, wenn ein Esoteriker die Wahrheit um der Brüderlichkeit willen verdreht, wenn er, um einen Menschen nicht zu kränken, die Wahrheit auch nur im Geringsten trübt, denn er schadet auch dem betref­fenden Menschen damit. Und wenn wir auch blutenden Herzens sehen müssen, daß ein Mensch, den wir vielleicht lieben, gegen die Wahrheit verstößt, so sollen wir trotzdem bei der von uns anerkannten Wahrheit bleiben, was auch für Konsequenzen für uns daraus erwachsen. Eins aber können wir, und das soll uns die Antwort auf die anfangs gestellte Frage sein: Wenn wir auch die Taten eines Menschen verurteilen müssen, den Menschen selber sollen wir nicht kritisieren, sondern ihn lieben. Ob wir ihn wirklich lieben, das wird sich uns dann in den Augenblicken unserer Meditation zeigen. Gar nichts aus den Sympathien und Antipathien und den kleinen Sorgen und so weiter in die geisti­gen Welten hinübernehmen - das wird sie uns öffnen und uns in der richtigen Weise hineinkommen lassen.

Aufzeichnung C

Es wäre denkbar, daß mancher von uns heutzutage in Verwir­rung geraten könnte, da das exoterische theosophische Leben so viele Schwierigkeiten mit sich bringt und so viel Negatives pro­duziert werden muß (gemeint ist die Alcyone-Affäre), während doch immer das positive Streben betont wurde. So könnte es geschehen, daß einige unter uns nicht klar und deutlich sehen würden, wie wir uns in unserem esoterischen Leben all dem ge­genüber zu verhalten haben. Wir müssen uns tief bewußt sein des Ernstes und der Würde unseres esoterischen Strebens.

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Wir können uns mit Erwachsenen vergleichen, die mit Kin­dern deren Kinderspiele teilen. Das Kind verrichtet alles mit dem größten Ernst. Es geht ganz in seinem Spiele auf, während der Erwachsene, obwohl er vielleicht viel besser spielt als das Kind, auf einem ganz anderen Standpunkt steht und sich be­wußt ist, daß das Spiel für ihn etwas ist, das sein Inneres unbe­rührt läßt. So wie wir als Erwachsene zwischen Kindern stehen, mussen wir unsere gewöhnlichen, alltäglichen Beschäftigungen verrichten, mussen wir in dem gewöhnlichen Leben stehen, das für den Exoteriker noch so wichtig und bedeutsam ist, wovon für ihn so viel abhängt.

Wenn wir getreulich und beharrlich unsere Übungen verrich­ten und wirklich versuchen, während der Zeit, da wir uns unse­ren Übungen hingeben, ganz in einem höheren Bewußtsein zu verweilen, dann werden wir bemerken, daß Wandlungen in un­serem Seelenleben auftreten. Es kann sein, daß wir während un­serer Meditation oder unmittelbar nachher in Berührung uns fühlen mit etwas, das aus höheren Welten stammt. Es kann aber auch anders sein. Es kann auch sein, daß man während der Übung und auch während der Ruhe, die man sich am Schlusse seiner Übung erworben hat, nichts spürt, daß nichts aus der Seele aufsteigt. Aber später, während wir unseren gewöhnlichen Beschäftigungen nachgehen, kann es geschehen, daß wir plötz­lich uns veranlaßt fühlen, uns auf uns selbst zu besinnen, einen Augenblick unsere Gedanken von unserem gewöhnlichen Tun abzulenken. Es kann bei der alleralltäglichsten Beschäftigung vorkommen, beim Versetzen eines Stuhles zum Beispiel oder beim Abräumen des Tisches, daß wir plötzlich bemerken, daß hinter unserem profanen Gedankenleben im Gehirn sich ein tie­feres Gedankenleben uns zeigt, mit dem wir jetzt auf einmal für einen kurzen, vorüberhuschenden Moment in Berührung sind. Solche Momente sind sehr wichtig, wenn sie auch, besonders im Anfang, nur sehr kurz dauern. Wenn es uns gelingen würde, sie immer zu bemerken und festzuhalten und uns dessen bewußt zu bleiben, dann werden wir zuletzt dazu gelangen, auch bewußt

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und, wenn wir es selbst wollen, mit jenem tieferen Gedanken­leben in Beziehung zu treten. Denn wir spüren, daß es hinter dem gewöhnlichen, alltäglichen Leben immer vorhanden ist. Wir werden uns dann von dem Weben in unserem Gedankenleib bewußt: «es denkt in uns», können wir sagen; und das, was in uns gedacht wird, sind Offenbarungen der göttlichen Welt.

Nun können wir bemerken, daß neben manchem Erhabenen und Großen, das so zu uns kommt, es auch sein kann, daß gro­teske, gar nicht in die Heiligkeit der Stimmung hineinpassende Gedanken in uns aufsteigen; aber wenn wir wissen, daß luziferi­sche und ahrimanische Wesen in der geistigen Welt wirken, kann uns diese Bemerkung nicht in Erstaunen bringen. Wir müssen aber in jedem Falle darnach trachten, uns dessen bewußt zu werden, was uns so aus der geistigen Welt heraus zuströmt. Und was dabei als Empfindungen in unserer Seele aufsteigen soll, ist ein fortwährendes Aufquellen, Aufsteigen von Dankge­fühlen gegenüber den geistigen Wesenheiten, die sich in unserem Denken mit uns in Verbindung setzen wollen. Eine Gebetsstim­mung sollen wir dabei in uns erregen, die zu einer dauernden Seelenhaltung werden soll, je nachdem wir uns mehr bewußt werden des fortdauernden Einströmens der geistigen Wesen­heiten in uns.

Wer zu solchem Bewußtsein kommt, der wird auch bemerken, daß in seinem Seelenleben die Sympathien und Antipathien all­mählich viel stärker werden. Etwas, was früher nur halb zum Bewußtsein durchgedrungen wäre, wird jetzt stark und klar emp­funden. Es kann vorkommen, daß bestimmte Neigungen entste­hen, bestimmte Leidenschaften sogar, aber man schämt sich nicht, man versucht auch nicht, sie zu verheimlichen; sie sind einfach da. Das, was nottut, ist, jetzt Selbstzucht, echte esoterische Zucht zu üben. Davon wird das nächste Mal mehr zu sagen sein.

Das einzige, was uns jetzt (in der Alcyone-Krisis) helfen kann, um trotz der äußeren Disharmonie doch unser esoteri­sches Leben harmonisch zu gestalten, ist ein Feststehen auf dem Boden der Wahrheit. Die Wahrheit muß, sei es auch mit blutendem

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Herzen, gesagt werden. Denn wenn man, um eine Persön­lichkeit zu schonen, nicht die volle, nackte Wahrheit sagen wür­de in all diesen Angelegenheiten, dann wäre das etwas Fürchter­liches in unserer Bewegung, denn das würde heißen, daß man ein Persönliches höher stellen würde als die Wahrheit. Damit wir aber keine Mißtöne in unserem höheren Streben erleben, ist auch das Folgende notwendig: daß nichts von Härte oder Un­liebe gegenüber den Persönlichkeiten, über die man die Wahr­heit sagen muß, in unser esoterisches Leben eindringe, sei es in unsere Meditation oder gar in unsere Träume.

Die Wahrheit muß gesagt werden, sei es auch mit blutendem Herzen; aber um so mehr soll in unserem esoterischen Leben Liebe herrschen zu denjenigen, die man im exoterischen Leben zu kritisieren oder abzukanzeln hat. Das ist das Positive: die Liebe gegenüber den Persönlichkeiten, auch wo im äußeren Le­ben jetzt das Negative zur Zeit herrschen muß. Alle Esoteriker werden noch vor schweren Prüfungen stehen. Man kann gar nicht genügend den Ernst empfinden, ein esoterisch Strebender zu sein, denn es wird viel von uns gefordert werden. Wir sollen all das, was uns als Gnade aus den geistigen Welten gegeben wird, als Lehrgut entgegennehmen. Das fordert unaufhaltsame Anstrengung, Studium, ein immer weiter Lernen, sich immer mehr in all das, was gegeben ist, zu vertiefen. Kein Opfer soll uns zu schwer sein; Anstrengung, Zeit, alles müssen wir daran-setzen. Dazu aber sind nicht alle fähig. Es kann ein gewisses Gefühl der Trägheit entstehen, der Wunsch, nun endlich einmal nicht mehr lernen zu brauchen. Das ist verständlich. Aber gera­de da können die luziferischen Mächte eingreifen. Die gebrau­chen diese Trägheit in dem Menschen; sie bringen ihn dazu, aus einer gewissen Bequemlichkeit heraus gar nicht mehr zu studie­ren und nur nach dem kommenden Weltenlehrer auszuschauen, der ja dann doch alles schenken werde. So wirken die luziferi­schen Mächte, die den guten Göttern entgegenarbeiten; aber so wird ganz gewiß kein Weltenlehrer kommen, um der Bequem­lichkeit der Menschen zu frönen.

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Wahrheit soll so scharf und deutlich, wie es nur möglich ist, gesprochen werden, Liebe aber soll herrschen in dem Innern des Menschen. In unsere Meditation darf keine einzige der exoteri­schen Disharmonien sich einschleichen; die müssen da vollkom­men ausgeschlossen bleiben.

Aufzeichnung D

Gerade in der Gegenwart scheint es manchem Esoteriker, als ob durch alles, was jetzt an Negativem an ihn herantritt, was die Kritik herausfordern muß, seine Fortschritte im esoterischen Leben dadurch gehemmt würden. So scheint es! Denn der Eso­teriker weiß ja, daß eine seiner Hauptübungen Positivismus ist. Und nun fragt er sich, wie soll ich in einer solchen Zeit, wie die jetzige, wo so viel Negatives an mich herantritt, diese Ubungen durchführen? Doch nicht das soll die Sorge des Esoterikers sein, sondern die, sein esoterisches Streben mehr und mehr zu einem ernsten, würdigen zu gestalten.

Stellen Sie sich einmal vor Ihre Seele die Zeit, als Sie noch Kind waren, sich beschäftigten mit kindlichen Spielen, und daß Sie nun jetzt, wo Sie herausgewachsen sind über diese Zeit, wie­der mit Kindern spielen würden. Da würden Sie noch besser spielen, als die Kinder es tun. Sie würden sich geradeso in die kindlichen Spiele hineinversetzen, aber Sie würden mit Ihrer jet­zigen Erfahrung und Seelenverfassung die Spiele besser ausfüh­ren können. - So muß es auch bei dem Esoteriker sein, wenn er den Schritt vom exoterischen Leben in das esoterische getan hat. Er muß es ansehen als etwas, das für ihn nicht mehr die Bedeu­tung hat wie früher, das ihm vorkommt, als wenn er da mit-spielte, wie er mit den Kindern spielen könnte. Auch im exoteri­schen Leben kann nun der Esoteriker besser arbeiten als vorher.

Wir sollen uns wohl erfreuen an der Außenwelt, sollen uns erfreuen an der Natur in ihren Offenbarungen. Aber dennoch

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muß unsere Seelenverfassung eine ganz andere sein, wenn wir eine Zeitlang im esoterischen Leben gestanden haben. Wenn der Esoteriker sich mit vollem Ernst, mit voller Inbrunst seinen Meditationen eine längere Zeit hindurch hingegeben hat, dann wird er bemerken, daß eine Umwandlung seiner Seele eintritt, eingetreten sein muß. Nur bemerkt es mancher nicht selbst und glaubt dann, keine Fortschritte gemacht zu haben. Die geistigen Welten leuchten ja hinein in jede Meditation und können entwe­der schon während oder gleich nach der Meditation an den Me­ditanten herantreten. Das ist wohl das, was am häufigsten ein­tritt und auch wohl eintreten sollte. Aber nicht immer kommt es so. Und wenn der Esoteriker in den Momenten, in denen er, wie ihm angeraten ist, in seiner Seele nach der Meditation vollständi­ge Ruhe eintreten läßt und auf das Hereinströmen der geistigen Welten lauscht, dann muß er sich auch öfter sagen: ich merke nichts von diesen geistigen Welten. Wenn er aber in Geduld und Ausdauer, intensiv und mit Anstrengung weiter arbeitet, dann werden die geistigen Welten an ihn herantreten. Es kommt die Zeit für jeden, der ausharrt.

Aber noch etwas anderes kann man bemerken, das entweder gleich nach der Meditation eintreten kann oder erst im weiteren Tagesverlauf. Wenn der Meditant sich erhebt von seinen Medita­tionen am Morgen und an seine gewöhnliche Beschäftigung geht (Handgriffe vornimmt, die er jeden Tag vornimmt, zum Beispiel einen Stuhl rückt, seinen Pflichten ganz hingegeben ist), dann kann plötzlich der Augenblick kommen - es braucht nur so lan­ge zu sein, als man mit der Wimper zuckt, da kann es eintreten, daß sich der Meditant auf sich selbst besinnt, wie vorüber­huschend nur. Dann wird der Gedanke vergessen. Das ist sehr wichtig für die Seelenentwicklung. In diesem Augenblick denkt nicht der Mensch durch sein Gehirn, an das er im gewöhnlichen Leben des Denkens gebunden ist, sondern sein Ich denkt in ihm. Er fühlt ganz deutlich: «da denkt es in mir». Er fühlt sei­nen Ichleib, seinen Gedankenleib. Man sollte daher achtgeben auf solche Augenblicke, denn in ihnen können aufgehen geistige

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Erkenntnisse. Und je öfter sie erscheinen, desto fruchtbarer sind sie. Und gerade das Huschende, gleich wieder Vergessen ist das Richtige. Alles, was nämlich ganz klar an den Menschen heran­tritt, zum Beispiel Gesichte, die nicht wieder vergessen werden können, kommen nicht von guten Mächten. Die echten, wahren Erlebnisse kommen in bescheidener Weise, wenn dieser Aus­druck gegenüber den hohen geistigen Mächten gestattet ist, an uns heran. Die Teufel kommen auch an den Menschen heran, und sie zeigen ihm klare Gesichte. Auch atavistisches Hellsehen durch Vererbung tritt so auf; aber es ist nicht das Rechte.

Und wenn der Esoteriker weiter vorgeschritten ist, dann wird er auch sehen - wie durch Glasfenster hinein in die geistige Welt -, wie gewebt und gewirkt wird an diesem Ichleib von den großen geistigen Wesenheiten, die ihm zuströmen lassen die Erkenntnisse der höheren Welten.

Aber neben hohen, erhabenen Gedanken treten auch alltägli­che, ja groteske Gedanken in die Seele. Und namentlich bei dem vorgeschrittenen Esoteriker kommt es vor, daß er seine Fehler zu ungeheurer Größe erweitert sieht, ohne daß er sich derer schämt. Sie sind da, er kann sie nicht vertreiben. Es ist auch ganz natürlich, sie müssen da sein, weil sie ja in ihm sind. Gera­de in den heiligsten Augenblicken der Meditation treten an uns heran Begierden und Leidenschaften, deren man sich im exoteri­schen Leben, wenigstens in dieser Stärke, nicht bewußt ist. Da hilft am besten esoterische Selbstzucht. Wahrhaftigkeit sollen wir üben, wahr sein in allen Empfindungen und Gefühlen des Lebens. Und noch anderes müssen wir empfinden: das Gefühl der Dankbarkeit gegenüber den großen geistigen Wesenheiten, den göttlichen Hierarchien. Für alles, was wir für Erkenntnis halten, die uns durch sie gegeben wird - und sei sie noch so abstrakt -, sollen wir dankbar sein.

Ehrfurcht sollen wir empfinden und Dankbarkeit denen ge­genüber, die in uns einströmen lassen die Weisheiten der höhe­ren Welten. Diese Gefühle sind die der wahren Frömmigkeit und wirken ganz besonders auf unsere Seelenentwicklung und

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machen uns vor allem fähig, die Feinde der Seele, Begierden und Leidenschaften, zu bewältigen. Nach jeder Meditation sollen wir uns hingeben diesen Gefühlen der Dankbarkeit. Es gab nicht immer Zeiten, in denen das geistige Leben so einströmte wie gerade jetzt. Solche esoterischen Verbindungen, so wie wir heute hier zusammen sind, die gab es nicht immer.

Die der Menschheit entgegenwirkenden Kräfte wollen verhin­dern, daß die reinen geistigen Lehren verbreitet und Begriffe werden. Es sind mächtige Wesenheiten an der Spitze, und sie sind eifrig am Werk.

Die Grundbedingung des reinen esoterischen Lebens ist Wahrhaftigkeit, Fleiß und Ausdauer. Deshalb müssen wir wahr sein in jedem Augenblick unseres Lebens. Und dazu gehört auch, daß wir nicht die Wahrheit unterdrücken, indem wir nichts dagegen sagen wollen, wenn eine Persönlichkeit einen Irrtum begeht, nur weil es gerade diese Persönlichkeit ist. Zu etwas, was wir als Irrtum erkennen können, erkennen müssen, dürfen wir nicht schweigen. Das hieße die Wahrheit unterdrük­ken; das wäre geradezu entsetzlich, wenn wir da die Wahrheit unterdrücken wollten.

Und noch etwas anderes müssen wir beachten; das ist der schon oben erwähnte Fleiß und die Ausdauer des esoterischen Schülers. Es kommt vor, daß manche Seelen lässig werden, daß sie nicht mehr aufnehmen wollen die höheren Wahrheiten. Es gehört ja ein ganz intensives Arbeiten dazu, um heranzukom­men an das, was wir zu erfassen haben, das ist, die neuesten okkulten Forschungen über das Mysterium von Golgatha uns zu eigen zu machen, und das, was hier immer von den Evangelien gesagt wird, die sich ja auf das Mysterium von Golgatha bezie­hen. Seite um Seite muß erarbeitet werden, um die großen Wahrheiten zu verstehen, die uns zugeströmt sind von Krishna bis Elias, um sich dann zu vereinigen in dem Christus-Impuls (was wir ja in exoterischen Vorträgen besprochen haben>.

Nicht die Materialisten und Bibelkritiker sind unsere schlimmsten Gegner, sondern diejenigen, die schon unter uns

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mitgearbeitet haben an der Verbreitung der theosophischen Leh­ren, die aber lässig geworden sind in dem Sinne, wie ich eben angedeutet habe. Die luziferischen Mächte haken sich da am leichtesten ein, wo Lässigkeit und Faulheit dem geistigen Leben gegenüber herrscht. Ein jeder Esoteriker soll Opfer bringen, Opfer an Bequemlichkeit, an Zeit, um ganz einzudringen in das, was ja unsere Aufgabe ist zu verkünden: das Mysterium von Golgatha.

Seit den letzten zehn Jahren ist für Mitteleuropa der geistige Einschlag gegeben worden, der zu übersinnlichem Schauen füh­ren kann, und deshalb müssen wir mit vollem Ernst, mit voller Hingabe herantreten an diese Aufgabe.

Nicht wie die Kinder sollen wir spielen. Es wäre unnormal, wollten Erwachsene spielen mit der Puppe und dem Bajazzo. So ist es auch, wenn der Esoteriker seine Aufgabe nicht recht ernst nimmt, nachdem er sich einmal auf den esoterischen Weg bege­ben hat. Es kommt vor, daß ein Esoteriker nach einiger Zeit sei­nen Weg wieder verläßt. Oft ist das ja gegeben durch äußere Verhältnisse. Das, was er sich erarbeitet hat, das bleibt ihm, das geht nicht verloren. Der wahre Esoteriker aber kann den Weg gar nicht mehr verlassen.

Zu solch lässigen Seelen, wie wir sie eben beschrieben haben, was sagen zu ihnen die entgegenwirkenden Mächte? Sagen sie diesen Seelen: Arbeitet, damit ihr weiter vordringt? - Nein! Sie sagen: Es kommt «einer», der wird euch alles geben, über euch ausschütten alle Erkenntnisse! - Wenn man so mit Ungeduld auf «ihn» wartet, dann kommt er gewiß nicht. Wenn man nun das, was sich auf der anderen Seite gerade jetzt abspielt, ganz objek­tiv betrachtet, so muß man sich sagen: Sympathie kann man dem, was man als Irrtum erkannt hat, auf dem physischen Plan nicht entgegenbringen. Wir dürfen aber Gefühle der Sympathie und Antipathie nicht mit hineinnehmen in unsere Meditationen, da muß alles schweigen von solchen Empfindungen. Es wird nun öfter gesagt in der Theosophischen Gesellschaft, in der wir nach dem Urteilsspruch der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges

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der Empfindungen noch bleiben, ihr noch ange­hören müssen, es wird da gesagt, jeder könne seine eigene Mei­nung haben, das sei brüderlich.

Jeder kann auch seine eigene Meinung haben; aber es ist nicht brüderlich, einen Irrtum bestehen zu lassen, und man kann nicht schweigen, wenn in theosophischen Zeitschriften, wo wir die Wahrheit zu verkünden haben als unsere Mission, wenn das herabgezogen wird, ja zur Karikatur entstellt wird.

Es soll nun noch gezeigt werden, wie wir aus allen diesen Dingen heraus doch zu den Gefühlen des Positivismus kommen können. Wir müssen Liebe empfinden für diejenigen, denen wir äußerlich entgegentreten müssen. Mit blutendem Herzen muß der Meister sagen, was er zu sagen hat, aber er hat dabei das Gefühl der Liebe, wenn es auch nicht empfunden wird auf der anderen Seite, wo sogar alles für eine Attacke angesehen wird.

Wir müssen in unserem esoterischen Leben die Kritik nicht unterdrücken, aber die Sachen und Dinge objektiv anschauen lernen. Erörtert müssen diese Sachen werden; aber man soll nicht lieblos werden gegen die Gegner.

Die beste Liebe ist, die Wahrheit objektiv anzuschauen und das warme Liebesgefühl im Herzen zu behalten. Wenn wir so in uns entwickelt haben die Gefühle der Liebe, der Hingabe an die geistigen Welten, die Opfermutigkeit und Ausdauer, dann wer­den wir auch immer mehr hineinwachsen in die geistigen Wel­ten, denen wir entstammen. Dann werden wir auch immer mehr zu dem wahren Verständnisse des Spruches kommen, den uns die Meister gegeben:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

*

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Aufzeichnung E

Es könnte so scheinen, als ob in dieser kritischen Zeit das esote­rische Leben recht behindert würde. Als ob diejenigen geistigen Mächte, die sich dem Lauf unserer Entwicklung, unserem Stre­ben feindlich gegenüberstellen, immer stärker werden wollten. Dies braucht aber nicht der Fall zu sein, und ist es auch nicht bei dem richtig Strebenden. Man wird gewiß oftmals die Bemer­kung machen, daß sich - trotz größter Inbrunst und Hingabe an die Meditation, trotz größter Anstrengung, danach die Ruhezeit eintreten zu lassen, in welcher alle Gedanken an das äußere Leben ausgeschaltet werden - nichts von übersinnlichen Ein-drücken zeigt, einstellt. Dann geht man seinen alltäglichen Ge­schäften nach, vertieft sich ganz in die Forderungen des Alltags, und da kann es vorkommen, daß plötzlich, flüchtig, «wie ein Traum», ein Gedanke in einem auftaucht, der nichts, gar nichts mit den irdischen Geschäften zu tun hat, die man gerade be­sorgt, der wie etwas Übersinnliches hineinspielt. «Es denkt sich selbst» in uns. Dies kann nur ganz kurz und flüchtig auftreten, und man kann es unbeachtet lassen. Gut ist es aber und för­dernd für den Esoteriker, solche Gelegenheiten, in denen etwas stattfindet wie ein Weben am Gedankenleib, am Ichleib, zu be­achten, subtil darauf zu achten, und dann jedesmal ein Dankes-gefühl hinaufzusenden zu der höheren Hierarchie. Dieses Dan­kesgefühl, das wir immer mehr in uns ausbilden sollten, kann etwas ungemein Förderndes für uns haben. Auch jedesmal, wenn es uns möglich war, eine Meditation auszuführen, sollen wir dieses Dankgefühl hegen - und Ehrfurcht und Frömmigkeit und Inbrunst. Dies soll die Grundstimmung für unsere Medita­tion sein der geistig-göttlichen Welt gegenüber.

Wenn wir lernen, immer mehr achtzugeben auf jenes subtile Auftreten der Gedanken inmitten unserer alltäglichen Arbeit, so werden sich diese Erscheinungen immer mehr wiederholen. Im­mer dichter wird dadurch unser Gedankenleib (?) gewoben von den geistigen Mächten.

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Wir sollen uns unserer Kinderzeit erinnern und unserer kind­lichen Spiele, die uns damals Ernst waren. Denken wir uns nun, wir würden als Erwachsene aus irgendeinem Grund in die Lage versetzt, diese kindlichen Spiele mit den Kindern wieder aufzu­nehmen, sie mitzuspielen. Wir würden es sehr wahrscheinlich besser machen als die Kinder, aber - wir würden uns doch nicht heimisch fühlen in dieser Welt der Spiele. So soll es der Esoteri­ker dem äußeren Leben gegenüber auch machen.

Gar nicht ernst und würdig genug können wir empfinden diesen Schritt vom Exoteriker zum Esoteriker. Wie ein Erwach­sener den Kinderspielen gegenüber, so sollen wir dem alltäg­lichen Leben und seinen Verrichtungen gegenüberstehen. Wir fühlen und wissen, daß unsere wahre Heimat in einer anderen Welt liegt. Wir verrichten alle unsere Geschäfte, nur vielleicht besser als vordem; aber in der Zeit unserer Meditation schalten wir das ganze äußere Leben aus, und wir fühlen immer bei allen äußeren Geschäften, daß wir Bürger einer anderen Welt sind. Erst dann freilich werden wir unsere Aufgabe recht verstehen, wenn wir uns auch zugleich bewußt sind, daß alles Sinnliche der Ausdruck eines Geistigen ist. Daher keine Mißachtung des Sinn­lichen, nur ein richtiges Einschätzen.

Vor allem aber muß uns eines leiten: die Liebe zur Wahrheit. Nichts von persönlichen Gefühlen soll sich in unsere Meditation und Konzentration einschleichen, nicht einmal in unsere Träu­me. Und wenn wir sehen, daß einer, den wir lieben, sich irrt, so hindert das nicht, daß wir seine Person immer mehr lieben, aber nie, niemals darf es vorkommen, daß die Wahrheit aus vermeint­licher Bruderliebe gekreuzigt werde. Denn das ist ja keine Liebe, einen andern im Irrtum zu belassen.

Es mag ruhig gesagt werden, daß in der Theosophie jeder sei­ne eigene Meinung haben darf. Das darf und das soll ein jeder. Aber eines gibt es, das darf er nicht: die Meinungen und Ansich­ten der andern mißdeuten, verdrehen, eine bewußte Unwahrheit vorbringen. Das darf er nicht - wie dies gegen uns erst vor eini­gen Wochen in einer theosophischen Zeitschrift geschehen ist.

#SE266b-432

Es war unsere Mission und Aufgabe im Auftrag der geistigen Mächte, die unsere Bewegung leiten, hier in Mitteleuropa in die­ser Zeit das Verständnis wachzurufen für die tiefe Bedeutung des Mysteriums von Golgatha.

Wenn einer lässig wird und sich nicht mehr seine Erkenntnis­se aus dem, was aus der spirituellen Welt niederfließt, holen und sie verarbeiten will, so ist dies ja zu verstehen; aber der Grund liegt doch in ihm selbst. Opfer bringen müssen wir unseren Er­kenntnissen, Opfer an Gedankenkraft, Opfer an Willen, Opfer auch an Zeit. Denn nicht wie im Fluge können wir uns die Er­kenntnisse erwerben. Es gilt immer wieder zu lernen, lernen, lernen, damit wir uns immer besser all das aneignen, was seither aus okkulter Weisheit über das Mysterium von Golgatha gesagt werden durfte - in einer geraden Linie von Anfang an gesagt.

Das eben ist unsere Mission hier in Mitteleuropa, immer mehr vorzudringen zum Verständnis des Mysteriums von Gol­gatha, wo zusammengeflossen sind die Kräfte des Elias und Krishna. Wenn nun von anderer Seite gesagt wird, man habe nicht nötig, sich in schwerer, harter, mühevoller Arbeit die Er­kenntnisse über den Christus jetzt schon zu erwerben, denn der Weltenlehrer komme ja, er streue seine Weisheitsschätze dann aus, so ist dies eine Konzession allem Lässigen, Bequemen ge­genüber. Es ist ein Sich-Verbünden mit den dem Gang der menschlichen Evolution nach aufwärts feindlichen Elementen der spirituellen Welt. Wenn man solche Gedanken hegt, dann kommt der Weltenlehrer ganz gewiß nicht!

Auch wenn wir in unseren Übungen und Meditationen lange, lange Zeit keinen Erfolg verspüren, so sollen wir nicht lässig werden, sondern mit viel Geduld, Ausdauer und Energie immer weiter streben, uns immer weiter bemühen. Es kommt für jeden einmal die Stunde, wo er wirklich «schaut».

Im Geiste lag der Keim meines Leibes ...

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Basel, 22. September 1912

Aufzeichnung A

#TX

Wir haben in der vorgestrigen Stunde an dem Beispiel der spielenden Kinder gesehen, wie sich der esoterische Schüler ver­hält zu dem exoterischen Leben, wenn er aus ihm heraus sich auf den esoterischen Pfad begeben hat, wie er jetzt, wenn er wieder mitspielt die kindlichen Spiele, noch besser spielen kann als die Kinder selbst, aus dem Grunde, weil er sich nicht, wie die Kinder es tun, mit dem Spielzeug in Verbindung bringt, son­dern in Beziehung bringt zu den Kindern selbst. Auf das Spiel­zeug kommt es nicht an, sondern auf die Beziehung zu den Kin­dern kommt es an, auf seine Seelenverfassung. So ist es auch auf dem esoterischen Weg. Da tritt der Schüler in andere Beziehung zu seiner Umwelt. Da schaut er sie mit anderen Augen an als früher. Er ist in gewisser Beziehung darüber hinausgewachsen, und doch versteht er sie besser. Wir sollen nicht interesselos werden für die Dinge der äußeren Welt. Durch die esoterische Schulung tritt von selbst nach und nach ein, daß man das Inter­esse für das verliert, was einen früher interessiert hat.

Der Mensch, wie er im Leben steht, ist dem einen Menschen mehr zugetan als dem andern. Da ist er dann selbstverständlich geneigt, die Fehler dessen, dem er zugetan ist, entweder gar nicht zu bemerken, oder sie viel leichter zu entschuldigen, als bei demjenigen, dem er antipathisch gegenübersteht. Diese Stim­mung muß bei dem Esoteriker auch umgewandelt werden. Das Verhältnis zu seinen Mitmenschen muß ein mehr unpersönliches werden. Nicht von heute auf morgen soll das erfolgen; es würde sogar nicht recht sein; es würden dadurch karmische Zusam­menhänge zerrissen werden können. Aber ganz allmählich muß er dazu gelangen, auch denjenigen helfen zu wollen, die ihm nicht sympathisch sind. Dadurch kommt der Mensch freilich dazu, die Fehler der Menschen - auch derjenigen, die er liebt -

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schärfer hervortreten zu sehen als früher, aber das schadet nichts, das gleicht sich durch die esoterische Schulung wieder aus.

Unsere Seelenverfassung wird wirklich eine andere. Wir müs­sen heute noch näher eingehen auf das, was uns passiert in den Augenblicken, wo wir unsere Meditationen ausklingen lassen. Es ist nicht einerlei, ob dieses Hereinspielen der geistigen Welt gleich nach der Meditation oder erst später im Tagesleben auf­tritt, ebenso auch, ob dies eine Folge der Meditation ist, oder ob es nur ein sogenanntes atavistisches Hellsehen oder Heilhören oder Vorspiegelung von Visionen ist.

Für unser Seelenleben ist es am wertvollsten, wenn diese Übergänge nur ganz flüchtig hineinspielen und leicht vergessen werden. Hauptsache für den Esoteriker ist das Aufmerken, das Sich-Schulen, auf dieses flüchtige Aufblitzen der geistigen Welt achten zu lernen. Unser Denken wird durch die Esoterik ein feineres, geistigeres, unabhängigeres vom Gehirn. Führen wir uns einmal vor Augen, wie bei dem menschlichen Empfinden die Begriffe von Zeit und Raum eine Rolle spielen. Zeit und Raum sind aber im Geistigen Maja. Bei einem esoterischen Schüler kann der Moment eintreten, daß er mitten im exoteri­schen Leben plötzlich das Gefühl hat, daß nicht er es ist, der in diesem Augenblick denkt, sondern daß er gleichsam seinen Ge­dankenleib wahrnimmt, wie in ihm webend und wirkend die Gedanken. Er wird intensiv die Empfindung haben: es denkt (fühlt, will) etwas in mir. Dieses Weben und Wirken der Gedan­ken ist immer vorhanden, aber im Unterbewußtsein, und nur in ganz besonderen Momenten tritt es ins Bewußtsein. Immer fei­ner, geistiger, unabhängiger vom physischen Gehirn muß dieses Denken werden; immer mehr muß die Empfindung erwachen, daß in uns etwas Geistiges denkt, fühlt und will. Nun könnte jemand fragen: Ist das nicht ein Widerspruch, wenn einmal ge­sagt wird, wir wollen alles empfangen mit vollem Bewußtsein, und dann heißt es, im Unterbewußtsein arbeiten die Gedanken, das Ich? Solche Fragen sind eine Nachwirkung des jetzigen

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brutalen logischen Denkens - nicht nur brutal den Menschen gegenüber, sondern auch brutal dem Denken selbst gegenüber. Der Esoteriker aber muß lernen, fein und subtil zu denken, er muß sich bewußt werden, daß im Esoterischen alles eine Um­wandlung erfährt.

Im Sinnesleben ist sich der Mensch seiner drei seelischen Kräfte bewußt - Fühlen, Denken, Wollen -, durch die die Seele arbeitet: Empfindungsseele, Verstandesseele und Bewußtseins­seele. Beim Hineingehen in die höheren Welten verschwimmen diese drei Seelenglieder gleichsam ineinander; und doch sind sie getrennt. Auch hier scheint ein Widerspruch zu sein. Man muß aber wissen, daß die drei Seelenglieder überhaupt niemals ganz getrennt sind, obgleich ein jedes für sich zu bestehen scheint.

Was der Mensch hat an Begierden, Trieben, Leidenschaften, das alles wogt und wallt in der Empfindungsseele. Nun aber mußte der Mensch eines haben als entgegenwirkenden Pol für seine Egoität. Das haben die früheren führenden Mächte der Menschheitsevolution erkannt, und deshalb haben sie hineinge­legt in des Menschen Empfindungsseele die Furcht. Es ist darauf hingewiesen in dem Mysterienspiel «Der Hüter der Schwelle». Die Furcht mußte der Mensch haben, sonst wäre er herangetre­ten an alles, um es für sich zu haben; und seine Egoität wäre zu stark geworden. Auch die alten Pädagogen waren sich dessen klar bewußt, und das Erzählen von Märchen und Gespensterge-schichten bildete mit einen Faktor in ihrer Erziehung. In der modernen Pädagogik ist ganz ausgeschaltet, den Kindern Ge­spenstergeschichten zu erzählen. Bis zu einem gewissen Grade ist dieses aber für die Kindesseele notwendig, und zwar so weit, als in der Seele Staunen hervorgerufen wird, weil sich daraus Ehrfurcht vor etwas Unbekanntem entwickelt. Ein Kind, dem nie von etwas Unbekanntem, Großem erzählt wird, kann nie Andacht empfinden in seinem späteren Leben. Die Furcht muß der Esoteriker bewußt umwandeln in Ehrerbietung, Frömmig­keit, Hingabe, Aufopferungsfähigkeit. Beim Hineingehen in die geistigen Welten muß die Furcht in Ehrfurcht umgewandelt

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werden; deshalb ist es gut, sie auf dem physischen Plan zu pfle­gen. Wird aber das Gefühl der Furcht im Menschen übertrieben und ist das Ich nicht stark genug, um zu verhindern, daß nicht nur die Seele davon ergriffen wird, sondern auch der Leib, der physische Körper, so kann zum Beispiel entstehen das, was wir als Tollwut kennen. - Diese ist immer auf ein schwaches Ich zurückzuführen. - So wie in Verbindung der Furcht mit dem schwachen Ich leibliche Kräfte davon ergriffen werden, so fürchten die davon Befallenen alles Unzusammenhängende, wie zum Beispiel Wasser (Wasserscheu), etwas, was in dem Element des Wassers an sie herantritt. Es ist dies ein falsches Einwirken der geistigen Kräfte auf die Seele und die Leiblichkeit.

Für die Verstandesseele ist die Grundbedingung die Klugheit, die so oft durchkreuzt wird von dem Mitgefühl. Es ist eigentüm­lich, daß gerade in der Verstandesseele diese zwei Pole sich gegen­überstehen. Wie oft wird der Intellekt durch das Mitgefühl durch­kreuzt und beeinflußt. Ein Sich-Hineinversetzen in andere We­senheiten, das Mitempfinden von Leid und Freude, als wenn es unser eigenstes wäre, ist etwas, was durch bewußte Meditationen erreicht werden soll. Wir müssen zu der Empfindung kommen, als waren wir alle nur eine Einheit, und wir müssen fühlen lernen, daß Zeit und Raum etwas Getrenntes wird, wie schon im Anfang gesagt ist. An einem Beispiel können wir uns das klarmachen.

Eine Mutter wird die Schmerzen ihres Kindes ganz anders empfinden, wenn sie es noch auf ihrem Schoße trägt, ebenso anders, wenn es zwei bis drei Jahre alt ist, und noch anders sich dazu stellen, wenn das Kind zwanzig Jahre alt ist. Ebenso ist das Fühlen dem eigenen Kinde gegenüber anders als dem fremden gegenüber. Eine Mutter wird überhaupt anders empfinden, weil sie mit dem Kinde verbunden ist, eine Einheit ist, ebenso wie wir ein Stück der Einheit der geistigen Welten sind. Und man sieht auch, daß die Maja durch Zeit und Raum verschieden wird und sich auch dadurch das seelische Mitempfinden verändert.

Es wird sich oft herausstellen, daß wir öfter bei solchem Mit­empfinden eine ungeheure Seligkeit in uns verspüren. Doch sollen

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wir uns nicht dieser Stimmung hingeben. Dieses soll nur das vorherrschende Gefühl sein, wenn wir leibfrei sein werden, also nicht empfinden im physischen Leibe, sondern in der Medita­tion, und dann die ungeheure Seligkeit genießen, schöpferisch mitzuarbeiten an der Welt.

Dieses Seligfühlen erzeugt die größte Egoität; deshalb ist sie nur durch die Meditation förderlich. Wir sollen in unserem phy­sischen Dasein alles das, was uns vom Schicksal auferlegt ist, mit Gelassenheit ertragen und die Empfindung lernen, als ginge einen selbst dieses alles gar nichts an, sondern so ruhig und ge­lassen hinnehmen, als wäre unser Körper uns selbst fremd. Ebenso müssen wir auch in uns das Gefühl erwecken, nicht daß wir dazu ausersehen sind, Fortschritte zu machen, sondern uns auch ebenso freuen können über die Fortschritte anderer wie über unsere eigenen. Für die Weltentwicklung ist es ganz einer­lei, wer die Fortschritte macht, aber für uns ist die Bekämpfung, die Umwandlung des Egoismus der wesentliche Faktor.

Das Gefühl des Sich-selbst-ausschalten-Könnens ist der eine Pol der Bewußtseinsseele. Der Gegenpol aber, der hineinragt aus der geistigen Welt, ist das Gewissen. Dieses hält uns jetzt zurück, wenn wir Handlungen begehen wollen, die nicht übereinstimmen mit den moralischen Gesetzen. Wir müssen uns lenken und leiten lassen von unserem Gewissen und nicht nach den Prinzipien des großen Staatsmannes handeln, von dem man sagt, daß er, obgleich er sich anscheinend von seinen Pferden führen ließ, diese Pferde doch lenkte, wie er wollte, und ihnen die Richtung gab.

Wir müssen auf dem physischen Plan achtgeben, damit wir das Gewissen in der richtigen Weise ausbilden, denn nur das, was man sich erworben hat, kann man mitnehmen in die geisti­gen Welten. Aber das Gewissen ändert sich auch durch unsere Meditationen. Es gibt eine Stufe, und diese ist die schwerste Stufe für den Okkultisten: das «Gewissenlos-Werden». Da muß aber der Mensch schon weit vorgeschritten sein und alles aus seiner Seele herausgeräumt haben; Eitelkeit und Ehrgeiz, diese allerschlimmsten Seelenkräfte, die den Menschen immer und

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immer wieder zu Fall bringen können, die muß er vollständig umgewandelt haben.

«Gewissenlos» sein ist nur ein sich ganz leibfrei fühlen im Sinne der höheren Selbsterkenntnis, um sich nur dann als ein Zentrum fühlen zu können für das Aufnehmen der Wahrheiten aus der geistigen Welt. Wir müssen lernen, ein Doppelleben zu führen, die Empfindung haben, daß wir unseren physischen Körper wie ein Stück Holz mit uns herumtragen. Der Esoteri­ker muß fühlen lernen, daß sein ganzer Körper ein Organ für das Denken, Fühlen, Wollen ist.

Er muß dazu gelangen, nicht nur mit seinem physischen Ge­hirn, das von der harten Hirnschale umspannt ist, zu denken, sondern mit allen Teilen seines Körpers, und daß seine Hände zum Beispiel bessere Organe zum Denken sind als sein Gehirn. Er muß nach und nach das Physische so vergeistigen, daß alles für ihn nur Werkzeug wird. Er muß so werden, daß (er) die Hände, besonders die Ätherhände, wenn er sie anschaut, gar nicht sieht, ebenso wie er jetzt (weder) sein Gehirn noch seine Augen sieht.

Beispiel: die Axt in der Hand. So wie wir die Axt empfinden als etwas Äußeres, so muß die Hand auch als etwas Äußeres von uns empfunden werden, was nicht zu uns gehört. Wir müssen der treibende Faktor sein, der die Hand leitet als Werkzeug, mit dem wir arbeiten. (Die Hand muß der treibende Faktor sein, mit dem wir arbeiten, muß das treibende Geistige sein und alles Einheit werden.>

In uns müssen wir alles über das Körperliche hinausarbeiten und uns so geistig spiritualisieren, daß wir unserem Urbilde gleich werden.

Im Geiste lag der Keim meines Leibes .

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Aufzeichnung B

Wir wollen den Vergleich noch einmal heranziehen von dem Verhalten des Erwachsenen gegenüber den kindlichen Spielen mit der Stellung des Esoterikers gegenüber dem äußeren Leben. So wie der Erwachsene besser spielen kann als die Kinder, weil er aus anderen Gesichtspunkten heraus an das kindliche Spiel herantritt, so soll der Esoteriker seine täglichen Verrichtungen womöglich besser erfüllen, weil er in sie Hingabe und Kraft ein­fließen läßt, die ihm sein meditatives Leben verleihen.

Was erwirbt er sich denn durch die Meditation? Er zieht sei­ne drei Seelenkräfte sozusagen auf einen Punkt zusammen und konzentriert sie auf die geistigen Welten, und diese lassen in jede der Seelen etwas einfließen, das dieser gemäß ist. Die drei Seelenkräfte, Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußtseinsseele, werden, wenn sie ins Geistige gehoben werden, untereinander verwandter und doch getrennter werden. Das ist ein scheinbarer Widerspruch, aber der Esoteriker muß sich eine subtilere Logik angewöhnen, als die ist, welcher wir im materialistischen modernen Denken begegnen; denn die ist bru­tal. Zum Beispiel könnte man nach der gewöhnlichen Logik sagen, daß uns in den esoterischen Stunden immer gesagt wird, wir dürften unser Bewußtsein, unser klares Denken nie außer acht lassen; nun hörten wir aber das vorige Mal, daß wir außer diesem Denken noch etwas in uns entwickeln sollten, was unab­hängig von ihm denkt. Das könnte als Widerspruch erscheinen. Nur vergessen solche, die diese Kritik üben, daß so etwas ja durch die Meditation erreicht wird, daß es also etwas ganz ande­res ist, als wenn der Esoteriker unbewußt in sich Gedanken und Vorstellungen aufsteigen läßt.

In die Empfindungsseele, durch welche unsere Triebe, Begier­den und Leidenschaften wogen, lassen die Mächte, welche die Erdentwicklung leiten, etwas fließen, was dem Menschen sehr heilsam ist, ohne das er nicht in ein richtiges Verhältnis zur Umwelt käme, nämlich die Furcht. Ohne die Furcht würde der

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Mensch sich familiär fühlen mit allem Höheren, würde die auf Erden eingerissene Demokratie in die geistigen Welten tragen wollen. Wenn er der Furcht in der richtigen Weise sein Ich ent­gegensetzt, so verwandelt er sie in Ehrfurcht, in die Frömmig­keit, von der wir das letzte Mal sprachen, und er wird so in der richtigen Weise dieses Gefühl behandeln. - Gefährlich kann es werden in einem speziellen Falle, wenn das Ich in der Empfin­dungsseele ausgelöscht wird. Und das geschieht zum Beispiel, wenn der Mensch von Tollwut befallen wird. Dann wächst das Furchtgefühl ins Ungeheure, und der Mensch empfindet Grauen vor allem, was nicht unmittelbar eine Sinnenwirkung hat, zum Beispiel vor dem Wasser. Daher die so oft auftretende Wasser­scheu bei Tollwut. - Man hat heutzutage so eine Aversion dage­gen, bei Kindern Gespensterfurcht zu erregen. In übertriebenem Maße ist diese ja schädlich, aber es schadet nichts, wenn Kinder ein Gefühl dafür haben, daß hinter den sichtbaren Dingen etwas waltet. Kinder, die nie durch Märchen dieses Gefühl kennenge­lernt haben, entwickeln viel schwerer das Gefühl der Ehrfurcht in sich. Und die Furcht der Erwachsenen vor der Gespenster­furcht der Kinder ist wirklich unnötig.

In unsere Verstandesseele fließt aus den geistigen Welten et­was anderes. In ihr denken wir ja, aber zu diesem Denken gaben die Mächte, welche die Erdentwicklung leiten, noch das Mitleid, das Mitgefühl. Die Kräfte, welche in uns denken und das Mit­empfinden mit anderen Wesen erwecken, betätigen sich in der­selben Seele. Deshalb nennen wir diese auch Verstandes- oder Gemütsseele, daher diese zwei Namen. Dieses Mitgefühl soll nun der Esoteriker ganz besonders entwickeln. Bis jetzt ist es bei den Menschen ja absolut nach dem Grade seiner Zu- und Abneigung gegen seine Mitmenschen gefärbt. Wenn einem Men­schen, den wir lieben, etwas geschieht, so empfinden wir das stärker als einem anderen gegenüber. Wir sollen aber nicht nur mit einem anderen uns freuen, mit ihm leiden, sondern sollen gleichsam in der Freude, dem Leiden aufgehen. Wir sollen sie als die unseren spüren. Wenn sich einer in den Finger schneidet, so

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sollen wir sozusagen in den Finger geschnitten werden. - Eine Gefahr ist auch hier: nämlich das Mitgefühl zu einer Art Selig­keit ausarten zu lassen, in der wir schwelgen.

In die Bewußtseinsseele haben die Götter, die der Erdent­wicklung vorstehen, das Gewissen gelegt. Dieses ist eine Kraft, die einzige Kraft, die den Menschen, das heißt sein Ich, bändi­gen darf und muß. Beim Esoteriker wird sie anders in ihrer Wirkung. Von einem berühmten Staatsmann sagte man, seine Entschlüsse und seine Handlungsweise führten ihn wie seine Pferde, aber seine Pferde gingen dahin, wohin er sie lenkte. Dem Esoteriker wird die Macht, sein Gewissen lenken zu können, und da liegt die große Gefahr nahe, gewissenlos zu werden, die Pferde zu lenken, wohin man will. Hier spielen unsere Leiden­schaften eine verhängnisvolle Rolle. Wenn wir Ehrgeiz und Eitelkeit, diese Kleber an der Menschheitsentwicklung, auf­kommen lassen in uns, so kann das sehr verderblich wirken. Sie begleiten den Menschen bis in die geistigen Welten hinauf.

Um unsere Zusammengehörigkeit zu stärken, sollte jeder von uns jeden Sonntagmorgen um 9 Uhr folgenden Gedanken in die Welt senden: «Im Geist der Menschheit fühle ich mich vereint mit allen Esoterikern».

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Aufzeichnung C

Wir müssen den Vergleich von dem Verhältnis des Esoterikers zu seiner Umgebung mit dem des Erwachsenen zu den Kindern, an deren Spiel er teilnimmt, ernst nehmen. Der Erwachsene wird nicht so sehr ein Verhältnis zu dem Spielzeug haben, wie es für das Kind besteht, sondern er wird viel mehr ein Verhältnis zu den Kindern selber haben. Was ihn zum Spielen bringt, ist sein Interesse an den Kindern. So muß dies auch für den Esoteriker sein, sein Interesse an seinen Mitmenschen muß bewirken, daß er im gewöhnlichen Leben alles so gut und genau wie möglich

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tut, obwohl sein Antrieb ein anderer ist als derjenige des Exo­terikers.

Wir haben darauf hingewiesen, wie für denjenigen, der ernst­haft übt, daraus ein gewisses Bewußtwerden von einem zweiten Gedankenleben eintreten wird. Das ist nicht ein unterbewußtes Gedankenleben, weil es durch ein bewußtes Üben hervorgerufen wird, also dadurch der Mensch sich seiner selbst bewußt werden will. Auch sagten wir, wie dieses zweite Bewußtsein in dem er-sten schwierig aufrechtzuerhalten ist, wie alles, was es uns bringt, gleichsam «vorüberhuscht». Das, was uns durch die Göt­ter gegeben wird, kündigt sich sozusagen mit Bescheidenheit an, während man gerade dem, was in bleibenden, sich aufdringen­den Visionen zu uns kommt, mit Mißtrauen begegnen muß. Das, was auf atavistischem Hellsehen beruht, kann etwas Zwin­gendes haben; das, was uns, wenn wir uns in der rechten Weise dazu vorbereitet haben, durch die Götter gegeben wird, hat nie­mals diesen Charakter, hat eher immer etwas Flüchtiges, schwer zu Behaltendes. Wir müssen uns eine gewisse Subtilität des Den­kens angewöhnen. Wir empfangen Eindrücke durch unsere Empfindungs-, Verstandes- und Bewußtseinsseele. Das, was un­serer Empfindungsseele beigemischt ist, ist die Furcht. Ohne Furcht würde es keine Pietät geben, würden wir in brutalem Egoismus uns sogleich mit allem familiarisieren wollen. Das, was uns zurückhält, was uns noch eine Empfindung läßt, um das Heilige in den Dingen oder Wesen zu erkennen, wovor wir uns zurückhalten müssen, ist eine bestimmte Nuance der Furcht. Diese ist gut und wird im höheren Bewußtsein mehr und mehr umgesetzt in Ehrfurcht, Frommheit, Demut und Verehrung. Der Gegenpol der Furcht muß das Ich-Gefühl sein, das man nicht verlieren soll.

Das, was unserer Verstandesseele beigemischt ist, ist Mitleid und Mitfreude. Darum hat diese auch zwei Namen: Verstandes-und Gemütsseele. Das Mitfühlen mit anderen wird im höheren

Bewußtsein: eine Einheit werden mit den anderen. Man fühlt nicht mehr mit, man ist das andere Wesen. Dies in allem ausgegossene

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Fühlen im höheren Bewußtsein hat etwas Seligmachen­des, man fühlt seine eigene Wesenheit ganz ausgebreitet in einer allumfassenden Wesenheit, die mitleidet und sich mitfreut mit allen Wesen. Das kann jedoch eine Gefahr werden für das ge­wöhnliche exoterische Leben. Denn das Erleben dieses Selig­keitsgefühls kann auch eine Art höheren Egoismus' werden. Also muß im gewöhnlichen Leben der Verstand, die ruhige Einsicht der Gegenpol für das Mitfühlen sein.

Das, was in unserer Bewußtseinsseele liegt, ist das Gewissen. Aber durch das Eintreten in das höhere Leben wird das Gewis­sen so, daß man selbst bestimmen kann, in welcher Weise es spricht, daß man ihm zwar folgt, doch selbst den Weg angibt, den es gehen muß. Wenn jedoch im gewöhnlichen Leben das moralische Gefühl nicht stark geschult und entwickelt ist, kann dadurch eine Art von Gewissenlosigkeit eintreten. Darum muß man feststehen im gewöhnlichen Leben, was die moralischen Grundsätze betrifft, weil das Gewissen in den höheren Welten dem Willen des Menschen folgt und durch den Willen bestimmt wird. Diese Gewissenlosigkeit muß dann einen Gegenpol finden in einem gewissen Solidaritätsgefühl mit der ganzen Menschheit. Man muß sich mehr und mehr eins werden fühlen mit der gan­zen Menschheit. Weniger und weniger wird unser eigenes per­sönliches und körperliches Sein wichtig sein. Der Körper wird eine Art Spielzeug, womit wir als Erwachsene zwischen Kindern mitspielen im Leben, um unseren Mitmenschen zu Nutzen sein zu können. Aber so muß es auch werden in bezug auf unseren Astralleib. Auch unsere Wünsche, Neigungen, Sympathien und Antipathien sollen uns nicht mehr wichtig scheinen. Wir müssen uns das Solidaritätsgefühl mit der ganzen Menschheit anerzie­hen. Auch wenn jemand uns nicht sympathisch ist, müssen wir doch mit der größten Liebe helfen wollen, ja, vielleicht sogar mit noch mehr Liebe, als wenn wir von selbst Sympathie fühlen. Unser eigener Fortschritt muß uns demgegenüber nicht mehr von so großer Wichtigkeit vorkommen. Wir müssen schon alles tun, was wir können, aber wir müssen fühlen, daß es für die

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ganze Menschheitsentwicklung gleich ist, ob ich eine bestimmte Fähigkeit habe oder ein anderer. Wir müssen uns ebensosehr freuen können über das Vorankommen eines anderen, als wir es über unser eigenes Vorankommen tun würden. Erst wenn wir unseren eigenen Körper als etwas zur Außenwelt Gehörendes anschauen können, werden wir auch mit unserem ganzen Kör­per denken können. Solange es so ist, daß wir uns unseres Kör­pers als etwas, das zu uns gehört, bewußt sind, so können wir ihn nicht als Erkenntnisorgan gebrauchen. Wir müssen tatsäch­lich dazu kommen, unsere Hand beispielsweise überhaupt nicht mehr zu sehen, dann erst wird die Hand das Denkorgan, was sie sein kann. So müssen wir uns mehr und mehr eins fühlen mit der ganzen Menschheit, und unsere Körper als Spielzeug an­schauen, dessen wir uns bedienen im Leben, um unseren Mit­menschen zu helfen.

Aufzeichnung D

Vorgestern sprachen wir davon, daß wir uns zum exoterischen Leben verhalten sollen wie Erwachsene zu Kinderspielen. Besser wird der Erwachsene spielen wie das Kind, aber aus Liebe zu den Kindern, nicht zum Spielzeug. Wir sollen dabei nicht den­ken, daß das Leben eines asketischen Mönches das Ideal sei, dem wir nachstreben sollen. Wir sollen unsere täglichen Pflich­ten treu erfüllen und nur in unserer Meditation uns ganz aus dem Alltag herausheben.

Das Erste, was wir als Erfolg der Meditation erleben werden, ist ein subtileres Denken. - Das materialistische Denken ist ein brutales. - Auf das Gedankenweben, auf das «Es denkt in mir»

- wenn ohne Dazutun unserer eigenen Ich-Gedanken schatten­haft in uns dies aufblitzt -, darauf sollen wir achtgeben.

Nun könnte einer sagen, das sei ja ein Widerspruch: einerseits soll ich achtgeben und vermehren dieses mir unbewußte Gedankenweben

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in mir, andererseits soll doch mein Denken in mir immer bewußter werden.

Ein solcher Einwand zeigt aber, daß er noch nicht aus jenem subtilen esoterischen Denken stammt, denn - man muß eben immer genau auf alles, was gesagt wird, achten - es hieß: beim Meditierenden werden sich diese Gedanken einfinden als Folge der Meditation. Nicht wurde gemeint ein Aufblitzen der Gedan­ken im exoterischen Leben. Keusch, ja man kann sagen, beschei­den, stellen sich die göttlichen Mächte hierdurch ein. Viel weni­ger gut ist das sogenannte atavistische, ererbte Hellsehen der Exoteriker. In turbulenter Weise, in starken, greifbaren Bildern offenbart sich der Teufel da. Auf zarte, bescheidene, traumhafte Weise [offenbart sich] beim Esoteriker der Gott.

Wir sollen uns beim Aufstieg in die geistigen Welten als Drei­heit immer mehr empfinden lernen. Als Dreiheit, bestehend aus Empfindungsseele, Verstandes- oder Gemütsseele und Bewußt­seinsseele. Auch hier wieder ein scheinbarer Widerspruch, wenn gesagt wird, daß einerseits ein immer engeres Zusammenschlie­ßen, Durcheinanderwogen der drei stattfindet, und andererseits ein stärkeres Isolieren jeder einzelnen Seelenkraft.

Furcht ist etwas, was vorhanden sein muß in der Empfin­dungsseele, sonst kommt der Mensch nie zur wahren Ehrfurcht, nie zu jener Hingabe und Frömmigkeit, die wir gegenüber den geistigen Mächten entwickeln sollen. Wenn man eine Rose oder einen Menschen liebt, so mischt sich doch immer auch etwas Furcht in das Gefühl der Liebe. Man will dem andern nicht zu nahe treten, eine gewisse Distanz ihm gegenüber einhalten, Distanz vor dem, was in ihm liegt.

Es ist töricht, wenn moderne materialistische Pädagogen zum Beispiel die Gespensterfurcht vollständig aus dem Kindesleben vertreiben wollen. Falsch ist diese Furcht vor der Gespenster­furcht. Es ist gut, wenn schon in die Kindesseele eine Ahnung von dem Unbestimmten kommt; dies bereitet dann den Boden für die Ehrfurcht. Natürlich darf dies auch nicht übertrieben werden, es darf nie so weit kommen, daß die Furcht die Oberhand

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gewinnt, daß das Ich in der Empfindungsseele seine Schranken verliert. Im Geistigen Wahnsinn, im Physischen zum Beispiel Tollwut, die auftritt zugleich mit Wasserscheu, weil alles Stoffliche dann als unangenehm empfunden wird.

In der Verstandes- oder Gemütsseele tritt auf das Mitleid -daher auch ihr zweiter Name -, das sehr oft vom Verstand be­kämpft wird und umgekehrt. Mitleid, Liebe zur ganzen Welt entwickelt der Esoteriker immer mehr, freudige Opferbereit­schaft. Man will helfen, helfen, gerade auch den Menschen, die einem unsympathisch sind. Wir sollen nicht nur uns freuen mit dem andern, nicht nur mit ihm leiden, wir sollen selbst die Freude, selbst das Leid sein.

Seligkeit stellt sich dann in der Verstandesseele ein für die gei­stige Welt. Je mehr körperliches Leiden und seelischer Schmerz, um so größer die Seligkeit dort.

In der Bewußtseinsseele tritt auf das Gewissen. Wir sollen es hier ausbilden auf dem physischen Plan, auf dem es ausgebildet werden kann.

Von einem Staatsmann wird gesagt, er folge nur seinen Pfer­den, aber die führen ihn, wohin er will. So ist es auch mit dem Gewissen. Im leibfreien Zustand, zu dem wir gelangen müssen, um in der übersinnlichen Welt zu leben, müssen wir dem Ge­wissen die Richtung geben. Daher müssen wir es schon hier richtig geführt haben.

Wachsam sein muß der Esoteriker immer auf sich, auf das­jenige, was in ihm die Oberhand gewinnen will. Aus Gewissen­losigkeit wird so in der Bewußtseinsseele höheres Gewissen in der geistigen Welt.

Wenn wir uns in der Bewußtseinsseele erleben, so kommen wir zu dem Gefühl des Verbundenseins mit der ganzen Menschheit.

ESOTERISCHE STUNDE Berlin, 8. November 1912 Aufzeichnung A

#G266b-1996-SE447 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

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ESOTERISCHE STUNDE

Berlin, 8. November 1912

Aufzeichnung A

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Mancher wird wird nach langem Üben das Gefühl haben, daß er nicht weitergekommen sei im Erleben der geistigen Welt. Trotz­dem kann das auf einem Irrtum beruhen. Es kann geschehen, daß man während oder nach der Meditation nichts bemerkt, aber wenn man sich dann nachher wieder seinen gewohnten Be­schäftigungen hingibt, und nicht ganz in der äußeren Arbeit auf­geht, kann es geschehen, daß man plötzlich das Gefühl hat: nun denkt etwas in mir! - Auch kann es oft vorkommen, daß ein Meditierender meint, über seiner Rückschau eingeschlafen zu sein, aber wenn er wiederum erwacht und sich bemüht, dem nachzugehen, was inzwischen in ihm vorgegangen ist, so wird er oftmals finden können, daß die Rückschau doch in der Zwi­schenzeit fortgesetzt worden ist. Es ist sehr wichtig, das zu empfinden. Es ist nicht im Widerspruch zu dem, was immer ge­sagt wurde, daß wir keinen Wert demjenigen beimessen dürfen, was ohne das Ich geschieht. Denn indem wir es in unser Ge­dächtnis zurückrufen, einverleiben wir es gerade dem Ich.

Wer solche Erlebnisse gehabt hat, der kann in besonderen Augenblicken durchdrungen sein von dem Bewußtsein: Es denkt

- nicht ich bin es, der denkt, sondern es denkt, und zwar: Es denkt mich. Das ist esoterisch dasselbe, was exoterisch aus­gedrückt wurde in den Worten: «In deinem Denken leben Welt-gedanken».

Mit diesem Gedanken des Es denkt mich kann man sich jeden Augenblick durchdringen, sei es auch nur für Sekunden, wenn man frei ist im Ftäglichen] Leben: dem Gedanken, daß die Welt-gedanken dasjenige durch ihr Denken geschaffen haben, was mir sonst als «Ich» erscheint, - daß auch mein Ichgefühl ein Gedan­ke ist, der mich denkt. Aber niemals soll dieser Gedanke auftre­ten, ohne von einer bestimmten Empfindung begleitet zu sein.

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Der Mensch, der in der Welt darinnen steht, meint, man dürfe alles denken; der Esoteriker weiß, daß es gewisse Gedanken gibt, die nicht gedacht werden dürfen, wenn sie nicht von den entsprechenden Empfindungen begleitet sind. Die Empfindung oder das Gefühl, das begleiten soll das Es denkt mich, ist das­jenige der Frömmigkeit. Nur wenn wir dieses Gefühl mit jenem Gedanken verbinden, denken wir den Gedanken in der richtigen Art. Der Esoteriker soll es als seine größte Sünde ansehen, wenn er den Gedanken haben kann: Es denkt mich, ohne das Gefühl der Frömmigkeit.

Dann kann noch ein anderes Bewußtsein dem Esoteriker auf­gehen, das zusammenhängt mit dem Worte: «In deinem Willen wirken Weltenwesen » Das kann sich bei ihm wandeln zu dem Gedanken: Es wirkt mich. Wie alle Kräfte zusammenströmen, um den Menschen zu wirken, wie aus Vergangenheit und Zukunft der Mensch zusammengesetzt ist, das alles liegt in dem: Es wirkt mich. Aber auch hier darf der Gedanke niemals gedacht werden, ohne von einem bestimmten Gefühl begleitet zu sein, dem Gefühl der Ehrfurcht vor den Wesen, die den Menschen bewirken.

Das, was wir aus uns selber gemacht haben durch unser Kar­ma, das stößt zusammen mit dem, was die höheren Wesenheiten von uns bewirkt haben. Der Mensch soll niemals vergessen, daß, was ihn auch treffen möge, ebenso durch ihn selber bewirkt ist, wie er es selber ist, der eine Tür schließt.

Mächtige Mantren sind das: Es denkt mich - und: Es wirkt mich - und diejenigen, die auf dem esoterischen Wege am weite­sten fortgeschritten sind, waren diejenigen, die am meisten, die unaufhörlich, in jedem Augenblick ihres Lebens sich durchdrin­gen konnten von dem: Es denkt mich, Es wirkt mich - und beides immer von den entsprechenden Gefühlen begleitet sein ließen.

Wer das: Es wirkt mich - jahrelang so geübt hat, wird von selber etwas wie ein Geschenk dazu erhalten, daß - wenn zum Beispiel, durch einen äußeren Umstand bewirkt, gesagt wird: es regnet - man zugleich fühlt die geistigen Kräfte, die mit dem Regen verbunden sind und im Regen wirken.

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Noch eine Empfindung kann demjenigen kommen, der sich so entwickelt, eine Empfindung, die zusammenhängt mit dem

Dritten: «In deinem Fühlen weben Weltenkräfte>. Das ist die Empfindung: Es webt mich; und zwar fühlt man dabei, daß so wie die Weltgedanken den Gedanken unseres Ich denken, so diese Weltenkräfte unser höheres Ich weben. Daher ist die Emp­findung, die immer damit verbunden sein soll, diejenige der Dankbarkeit.

Es ist möglich, daß die Meditation dieser Worte: Es denkt mwh, Es webt mich, Es wirkt mich, verbunden mit den Gefüh­len von Frömmigkeit, Dankbarkeit und Ehrfurcht, alle Medita­tionen überhaupt ersetzen und allein schon in die geistige Welt hineinführen. (Niemals soll man aber die drei zugleich denken, sondern nur die eine nach der anderen.)

Es wird uns aber doch eine große Hilfe gegeben durch dasje­nige, was wir aus der Theosophie erhalten, wenn wir da studie­ren, was über Saturn-, Sonnen- und Mondenzustand gesagt ist, denn dann konnen wir verstehen, was das «Es» ist, von dem gesagt wird: Es denkt mich. Es ist die Theosophie (Anthroposo­phie); die ist dieses «Es». Die Theosophie sind die Weltgedan­ken, die mich als Ich gedacht haben. Das wirft auch wiederum ein Licht auf unseren Spruch und auf die Gefühle, die wir dabei pflegen sollen. Nicht immer sind wir fähig dieser Gefühle der Frömmigkeit, Dankbarkeit oder Zuversicht und Ehrfurcht, die begleiten sollen das: Ex Deo nascimur. In Christo morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus - aber nur wenn wir diese Ge­fühle mit dem Spruch verbinden können, gebrauchen wir ihn in der richtigen Art.

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Aufzeichnung B

Die Erlebnisse des Esoterikers treten zumeist in sehr subtiler Weise auf. Es ist daher große Aufmerksamkeit nötig auf die Vorgänge in der eignen Seele. Wenn die Meditation vorüber ist, so soll der Esoteriker diese selbst fallen lassen, seine Seele, sein Bewußtsein ganz leer machen und stille warten, ob ihm irgend etwas, eine Botschaft, eine Erkenntnis aus der geistigen Welt zuteil wird. Es kann dann - oft bei ganz trivialen Verrichtungen des Tages, beim Waschen und Ankleiden - sich so ein Gefühl einstellen wie: «Was war das eben; war das ein Traum? Das war ich nicht selbst.> Auf solche Momente zu achten, muß der Eso­teriker lernen, daß da etwas ist außer dem ihm bekannten Sein und Selbst.

Man sagt im Leben: «ich denke>; der Esoteriker soll lernen zu fühlen: «du denkst in mir>, oder ganz richtig im esoterischen Sinne: Es denkt mich. «Es», das große, gewaltige Es soll er be­greifen lernen. Exoterisch ist dies gesagt im Mysterium «Der Hüter der Schwelle»: «In deinem Denken leben Weltgedanken>, esoterisch in «es denkt mich>. Es, das große, gewaltige Geistig-Göttliche, es denkt mich. Sobald der Esoteriker dieses Wort, diesen Satz «es denkt mich> durch seine Seele ziehen läßt, soll in ihm aufsteigen das Gefühl, das wir in unserer Sprache bezeich­nen mit Frömmigkeit. Keine größere Sünde - des sollte sich der Esoteriker bewußt sein -, als zu denken den Satz «Es denkt mich>, ohne daß gleichzeitig in ihm wach werde das Gefühl der Frömmigkeit.

Ein zweiter Satz ist: Es wirkt mich, exoterisch: «In deinem Willen wirken Weltenwesen>. Beim Aussprechen dieses Satzes soll der Esoteriker hervorrufen das Gefühl der Ehrfurcht. (So selbstverständlich wie zusammengehören eine Fliege, die gegen unser Auge fliegt, und die Abwehrbewegung, die wir machen, so selbstverständlich gehören zusammen diese Sätze mit dem entsprechenden Gefühl.)

Der dritte Satz ist: Es webt mich, exoterisch: «In deinem Fühlen

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weben Weltenkräfte>. Der Esoteriker hat zu empfinden sein Ich als einen Teil der göttlich-geistigen Welten, sein Ich, das ja eigentlich nichts ist als ein aus Gedanken Gewobenes. In diesem Es webt mich hat aufzusteigen das Gefühl tiefster, intensivster Dankbarkeit. Dankbarkeit gegen alles Göttlich-Geistige soll überhaupt die Seele des Esoterikers erfüllen; im besonderen Maße beim Denken dieses Satzes Es webt mich.

Wer nichts hätte als diese Übung und sie ausdauernd machte, der könnte mit ihrer Hilfe in hohem Grade in die geistige Welt hineinwachsen. Es ist eine Übung, die jeder machen kann, auch der Beschäftigtste. Es kann jeder freie Moment dazu ausgenützt werden. Indem man eine Tür schließt, kann man einen der Sätze mit dem entsprechenden Gefühl sich durch die Seele ziehen las­sen. Aber natürlich immer nur einen der Sätze, [nicht alle drei] gleichzeitig auf einmal. Dazu muß noch etwas kommen, das Stu­dium der Theosophie. Da erfahren wir alles über die Erde und das Wesen des Menschen, wie sie geworden sind durch Saturn, Sonne, Mond hindurch. Da erfahren wir, wie wir gewirkt wor­den sind und zu dem gemacht, was wir nun sind. In Dankbar­keit betrachten den Wunderbau des physischen Leibes, der das Vollkommenste ist in der ganzen Schöpfung. So muß der Esote­riker fühlen lernen, was er geworden ist ohne sein Zutun und was die Hierarchien geschaffen haben für ihn, ohne sein Persön­liches. Und dazu muß er fühlen lernen, was er selbst dazu getan hat, daß er nun gerade so geworden ist, wie er ist. So kann er Karma begreifen.

So führen diese drei Sätze zum wahren Verständnis unseres Hauptspruches: E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R.

Am Morgen wacht der Mensch auf, findet sich bewußt wieder in seinem physischen Leib, den er aus dem Vatergeiste bekommen hat: E.D.N. So aufwachen soll der Mensch nach seinem Tode in der geistigen Welt in das hinein, was der Christus, was das Myste­rium von Golgatha für diese geistigen Welten bewirkt hat -

I.C.M. (nicht aussprechen den Namen). Dann folgt daraus das P.S.S.R., das Auferstehen im Heiligen Christus-Geiste.

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Unbewußt ist der Mensch, der noch nicht Hellseher, vor dem Aufwachen. Nie aber wird der Hellseher das Aufwachen voll­ziehen, ohne vorher das Gebet verrichtet zu haben: Dank euch, geistig-göttlichen Welten, daß ich nun wieder hineinsteigen darf in den Tempel meines physischen Leibes.

Ein Wort hat die Bibel, das wird zweimal ausgesprochen. Und es ist nicht dasselbe, es kommt darauf an, was für ein We­sen es ist, das solches ausspricht. Einmal sagt Luzifer: «Ihr sollt sein wie Götter> - das ist zum Unsegen; das andere Mal sagt es der Christus: «Ihr sollt sein wie Götter>. -

Aufzeichnung C

Wir sollen immer acht geben darauf, daß wir im Verlaufe unse­res esoterischen Lebens nach der Meditation oder zwischen den täglichen Lebensverrichtungen in unsrer Seele einen Ruhezu­stand schaffen. Dann werden wir eines Tages erleben, wie aus der geistigen Welt etwas in unsre Seele hineinströmen kann und daß nicht wir denken, sondern: «es denkt in uns>. Auch wenn wir abends bei der Rückschau einschlafen sollten, bevor sie be­endet ist, werden wir finden, wenn wir nach einiger Zeit wieder aufwachen, daß wir diese Rückschau im Schlafe weitergeführt haben, daß also etwas in unsrer Seele vorgeht, woran unser Be­wußtsein nicht teil hat. Wir müssen immer tiefer verstehen ler­nen die Stelle aus der «Prüfung der Seele»: «In deinem Denken leben Weltgedanken. In deinem Fühlen weben Weltenkräfte. In deinem Willen wirken Weltenwesen.> - Dies ist die exoterische Fassung dieser okkulten Mantrams, die ganz besonders uns auf dem esoterischen Wege weiterbringen können.

Das erste ist: Es denkt mich. Doch genügt es nicht, nur diese Worte in der Seele leben zu lassen, sondern der Esoteriker muß es sich streng verbieten, diese in der Seele auftauchen zu lassen, ohne sich dabei zu durchdringen mit dem Gefühl der Frömmigkeit.

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Das zweite: Es wirkt mich, muß so empfunden werden, daß man das Gefühl hat, die Weltenwesen wirken von allen Seiten strahlenförmig in mich hinein und bilden mich; hemmend ihnen entgegen stellen wir das, was wir uns als unser Karma selbst er­schaffen.

Es wirkt mich darf nur mit dem Gefühl tiefer Ehrfurcht er­lebt werden. Das dritte: Es webt mich, muß immer verbunden sein mit dem Gefühl der Dankbarkeit. Wenn wir diese drei im­mer einzeln während zu schaffender Seelenruhe im Laufe des Tages in uns leben lassen, wird es uns helfen, vorwärts zu kom­men. In gleicher Art sollen wir auch stets unsern Kernspruch:

Ex Deo nascimur. In Christo morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus - oder den Erklärungsspruch erleben, den uns die Meister gegeben haben:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

Aufzeichnung D

Daß es uns manchmal so scheint, als ob wir nicht vorankämen, ist oft der Tatsache zuzuschreiben, daß wir nicht aufmerksam genug sind. Immer müssen wir nach unserer Meditation unsere Seele ganz leer und friedlich machen, um so zu versuchen aufzu­fangen, was uns aus den höheren Welten zukommt. Aber es kann auch sein, daß uns dann in diesen Momenten nichts geof­fenbart wird, aber daß später am Tag oder während des Anklei­dens und Waschens nach unseren Übungen plötzlich etwas durch uns hindurchgeht, wovon wir wissen, daß es uns auf eine andere Art zukommt als unser gewöhnliches Erleben. Wir kön­nen dann das so fühlen, daß wir sagen: Es denkt mich. Und die­ses Uns-selbst-Fühlen als gedacht werdend durch die göttlichen Wesenheiten um uns muß immer begleitet sein von einem star­ken Gefühl der «Frömmigkeit». Dieses Außer-acht-Lassen unseres

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eigenen Ichs und das Uns-in-Frömmigkeit-Fühlen als ein Gedanke der göttlichen Wesenheiten kann uns sehr, sehr weit vorwärtsbringen in unserem esoterischen Leben. Und in jedem freien Augenblick können wir uns erheben zu diesem mantri­schen Spruch: Es denkt mich, der uns sozusagen das Esoterische darstellt von: «In meinem Denken leben Weltgedanken». Aber nie muß dieser Gedanke in uns sein, ohne daß gleichzeitig das dazu gehörende Gefühl tiefer Frömmigkeit auftritt.

Und dann können wir in derselben Art das Esoterische von «In meinem Willen wirken Weltenwesen> fühlen lernen in dem Mantram: Es wirkt mich. Wir können uns fühlen als geschaffen durch die von allen Seiten in uns zusammenströmenden Wir­kungen der höheren Wesen. Damit in Konflikt kommend kön­nen wir fühlen, was wir selbst aus uns gemacht haben, unser Karma. Und wenn wir uns wirklich erleben können in dem Spruch Es wirkt mich, dann muß das in uns ein starkes Gefühl von Scheu und Ehrfurcht erzeugen. Das Bewußtsein Es wirkt mich muß immer von selbst diese Stimmung der Ehrfurcht er­zeugen.

Und schließlich werden wir noch etwas Drittes bemerken können, nämlich das, was das Esoterische der Worte «In mei­nem Fühlen leben Weltenkräfte> ist: Es webt mich. Und dieses Gewebt-Werden von uns selbst durch die Weltenkräfte muß einhergehen mit einem Gefühl großer Dankbarkeit.

Durch diese drei mantrischen Sätze: Es denkt mich - Es wirkt mich - Es webt mich - können uns die geistigen Welten geöffnet werden, wenn wir sie in Verbindung mit den dazugehörenden Gefühlen immer wieder auf uns wirken lassen. Aber wir müssen auch in uns aufnehmen alles, was uns gegeben wird an theoso­phischen Lehren. Und wenn wir uns befragen, was die theoso­phischen Lehren sind, dann können wir sagen: Sie sind «es>, weil es Weltgedanken sind, und die formen uns auch. Und wenn wir dies alles immer wieder in uns erleben können, dieses Los­reißen von uns selbst, um uns wahrhaft eingebettet zu fühlen in den geistigen Wesen, die uns formen, dann werden wir auch

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mehr und mehr die Worte verstehen: E.D.N. - I>.C.M., und in besonders begnadeten Momenten werden wir dann auch hoff­nungsvoll dabei wissen: P.S.S.R. Wenn wir so unseren Spruch erleben können, können wir wissen, daß uns Augenblicke großer Gnade geschenkt worden sind.

Aufzeichnung F

1. Es denkt mich in frommer Stimmung

2. Es webt mich in dankbarer Stimmung

3. Es wirkt mich in ehrfürchtiger Stimmung

in Anbetracht dessen, daß das uns von uns

selbst bereitete Karma dem eigentlichen

göttlichen (Schicksals-)Willen entgegen-

steht

Exoterisch:

1. «In deinem Denken leben Weltgedanken.»

2. «In deinem Fühlen weben Weltenkräfte.>

3. «In deinem Willen wirken Weltenwesen.»

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ESOTERISCHE STUNDE

Hannover, 19>. November 1912

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Wer in eine esoterische Schulung eintritt, strebt selbstverständ­lich danach, in die höheren Welten zu gelangen, nur denken sich die meisten die Ereignisse, die dann eintreten, anders, als sie sich öfters zeigen>. Es ist das visionäre Leben, was vielen als das Wünschenswerteste erscheint und was ja auch eintreten muß; aber es kommt nicht hauptsächlich darauf an, das zu erleben, es kommt auf eine gewisse Seelenverfassung an. Sobald eine eso­terische Schulung begonnen hat, verändert sich die Seele unter dem Einfluß der Übungen, die dem Esoteriker je nach seiner Individualität gegeben sind. Und nun ist es als Hauptsache zu betrachten, daß auf eine solche Seelenverfassung in der feinsten und subtilsten Weise geachtet wird.

Es ist schon öfters in esoterischen Betrachtungen gesagt wor­den, wie der Meditant nach der Meditation vollständige Ruhe in seiner Seele eintreten lassen muß. Zuerst spielt noch in die Seele hinein die Meditation wie ein Ton, der langsam verklingt. Dann muß auch dieser aus der Seele verschwinden. Leer, ganz leer muß die Seele werden zur Aufnahme der geistigen Welten>. In Geduld und Ausdauer muß man dies üben>. Man muß ruhig bleiben, auch wenn man lange Zeit nichts erlebt. Man muß sich freuen, daß einem überhaupt diese Ruhe gelingt.

Ohne daß man es vorerst weiß, kann man in solchen Augen­blicken, die am fruchtbarsten für die Entwicklung sind, etwas erleben. Man kann das Gefühl haben: jetzt habe ich etwas erlebt. Wie ein Traum nur kann es erscheinen. Aber noch in anderer Weise können Erlebnisse an den Esoteriker herankommen. Wenn wir uns am Morgen erhoben haben und an unsere alltäg­lichen Beschäftigungen gehen, dann kommt es vor, daß wir plötzlich die Empfindung haben: jetzt habe ich etwas erlebt. Auf diese Augenblicke sollen wir die größte Aufmerksamkeit ver­wenden, denn nach einiger Zeit wird ein anderes Gefühl hinzukommen;

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wir empfinden: diesen Gedanken hast du nicht selbst gedacht. Es war wie vorbeihuschend, wurde gleich wieder ver­gessen, aber es war da, wir haben ihn erlebt. Und ein solches Erlebnis ist sehr wichtig. Wir sollen unsere ganze Aufmerksam­keit immer mehr und mehr darauf richten. Denn in diesem Augenblick haben wir nicht selbst gedacht, nicht unser gewöhn­liches Ich hat gedacht, sondern das hat gedacht, was als das gött­liche Denken durch alle Zeiten und Ewigkeiten hindurchgeht.

Es denkt mich - das große Weltendenken denkt mich. Esote­risch ist das ausgedrückt in dem «Hüter der Schwelle»: «In dei­nem Denken leben Weltgedanken.> Esoterisch sagt man: Es denkt mich. Wenn Ihr daher diesen mantrischen Spruch öfters durch Eure Seele ziehen laßt - es kann gleich nach der Medita­tion geschehen oder auch im Verlauf des Tages, in jeder Muße-stunde, wo Ihr geht und steht -, so wirkt das unendlich stär­kend, kraftbringend für die Seele. Aber nicht als einfachen Satz muß man diese Worte durch die Seele ziehen lassen, sondern man muß die Seele ganz damit erfüllen und dabei empfinden ein Gefühl der tiefsten Frömmigkeit. Zur Pflicht sollte es sich der Esoteriker machen, dieses: Es denkt mich niemals als bloßen «Satz» zu sagen.

Nun gibt es noch einen zweiten Satz, den wir in derselben Weise anwenden können. Da müssen wir zunächst einmal auf uns selbst zurückblicken. Die meisten Menschen denken bei allen Schicksalsschlägen, die sie im Leben treffen, wie es komme, daß gerade ihnen dies widerfahre>. Der Esoteriker soll immer den Ge­danken an Karma gegenwärtig haben>. Wir sind tatsächlich an al­lem Schuld, was uns trifft. Wenn wir diesen Gedanken in uns le­ben lassen, gelangen wir nach und nach dazu, Karma zu erfassen, uns der Zusammenhänge bewußt zu werden, die zwischen der göttlich-geistigen Welt und uns bestehen, wie aus diesen Unter­gründen heraus gewirkt wird unser Schicksal, unser Karma.

Hierfür ist der zweite mantrische Satz, der in derselben Weise in unserer Seele leben soll wie der erste: Es wirkt mich; exote­risch ausgedrückt: «In deinem Willen wirken Weltenwesen.»

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Wenn wir uns die Worte dieses zweiten Satzes durch die Seele ziehen lassen, sollen wir dabei empfinden die heiligste Scheu und Ehrfurcht, die tiefste Andacht.

Noch einen dritten Satz gibt es. Wenn wir auch diesen auf uns wirken lassen, können wir allmählich dahin gelangen, zu empfin­den das Weben der göttlichen Hierarchien der höheren Welten an unserem Seelenleib. («Prüfung der Seele», 1. Bild; Capesius>.) Es webt mich. Dieses ist der Inhalt des dritten mantrischen Satzes, den wir in der gleichen Weise wie die beiden ersten auf unsere Seele wirken lassen sollen. Bei diesem Satz sollen wir empfinden das Gefühl der größten Dankbarkeit gegenüber den hohen, gro­ßen geistigen Mächten. Exoterisch wird dieser Satz ausgedrückt:

«In deinem Fühlen weben Weltenkräfte.>

Bei der Übung zum Beispiel: Ich ruhe in der Gottheit der Welt . . . sollen wir nicht das persönliche Ich empfinden, sondern das göttliche Ich. Wir können natürlich den Wortlaut, das Wort «Ich> nicht ausschalten, aber es soll das höhere, erweiterte Ich dabei empfunden werden. Das persönliche Ich, mit dem wir im physischen Leib leben, muß bei dem Tode aufhören und in das höhere Ich übergehen. Es stirbt in das Welten-Ich hinein - I.C.M.

Noch ein anderes Gefühl müssen wir empfinden, das Gefühl der Ohnmacht, der Ohnmacht den göttlich-geistigen Welten ge­genüber. Wir selbst können unseren physischen Leib über Nacht, während des Schlafes nicht erhalten, nicht vor dem Zerfall bewah­ren. Göttlich-geistige Wesenheiten tun dies für uns. Wir kommen aus den geistigen Welten, aus denen wir entstanden sind, in den physischen Leib wieder hinein beim Erwachen; die geistigen Kräfte erhalten und bilden uns: E.D.N. (Vaterprinzip).

In der richtigen Weise E.D.N. zu erleben, müssen wir uns erfüllen mit dem Gedanken, daß alles, was wir sind, im Denken, Fühlen, Wollen uns gegeben ist von der Gottheit: sie denkt uns, sie webt uns, sie wirkt uns - aus ihr sind wir geboren: E.D.N.

Wir haben dann während unseres Lebens durch die Inkarna­tionen hindurch dieses göttliche Seelenwesen in uns verdunkelt und verfinstert>. Wir haben uns umgeben mit einer Welt von Visionen,

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die aus unserem Wesen, nicht von göttlichen Urwesen herrühren>. Durch die Esoterik müssen wir durchdringen dazu, dahin, daß wir unseren eigenen göttlichen Seelenkern, wenn wir hinübergehen, wenn wir durch die Todespforte in die geistige Welt hineingelangen, uns befreit haben von dieser Verfinsterung, die als visionäre Wolke unser ganzes Wesen eingehüllt hat>.

Wenn uns das gelungen ist, dann finden wir nach dem Tode die Vereinigung mit der unseren Kosmos durchflutenden Gei­stigkeit, dem Christus. Wir sterben hinein in den Christus:

I.C.M. - und dadurch wird uns die Möglichkeit gegeben, die reinen kosmischen Kräfte aufzusaugen zum Aufbau einer reine­ren Leiblichkeit für die nächste Inkarnation.

Unser Leib ist uns aus den Naturkräften gegeben; diese Va­terkräfte saugen wir in unser Wesen hinein; durch den Christus sind wir zum Vater gekommen: «Ich und der Vater sind eins>. «Niemand kommt zum Vater denn durch mich.>

Daß wir diesen Weg durchgehen können, dazu verhilft uns die Verbindung mit den geistigen Welten, die wir schon im phy­sischen Leben durch Esoterik finden können und so aufnehmen in unseren Intellekt und unsere Moralität den spirituellen Strom, der uns aus den geistigen Welten zufließt - und das ist der Hei­lige Geist>. P.S.S.R.

Es denkt mich: das Herunterkommen des geistigen Urbildes aus den Vaterkräften, die hinter dem Tierkreis sich befinden>.

Es wirkt mich: in den Ätherleib des Christus, der den Tierkreis umfaßt, hineinsterben und in dem

Es webt mich das Neue empfangen, was uns durch Christus aus den Vaterkräften zuteil wird.

Dasselbe wie in der Übung: Ich bin - es denkt - sie fühlt - er will

Erklärung der verschiedenen Meditations-Übungen.

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ESOTERISCHE STUNDE

München, 28>. November 1912

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Es obliegt mir heute, aus den okkulten Erfahrungen heraus über die Fortschritte zu sprechen, die wir durch unsere Übungen ma­chen>. Es wird mancher seine Meditationen richtig ausführen, auch nach denselben jene Ruhe herstellen können, die unerläß­lich ist, damit Gedanken und Empfindungen oder auch Schau­ungen in unsere Seele treten als Resultat der Meditation, jahre­lang macht mancher dies und wird vielleicht das Gefühl haben, als ob er genau auf demselben Punkte wie im Anfang ist>. Und doch ist es nicht so. Es muß nur gesagt werden, daß eine große Hauptsache ist, daß der Esoteriker Aufmerksamkeit verwendet auf sein Seelenleben; denn dieses ist so intim, daß die Auf­merksamkeit auch sehr scharf sein muß, wenn man alles wahr­nehmen will>.

Wenn wir nach der Meditation, die wir gerade recht gewis­senhaft und gut gemacht haben, uns dem gewöhnlichen Tagesle­ben hingeben, uns zum Beispiel waschen und anziehen, so ist unser Bewußtsein an diese Tätigkeit hingegeben>. Da kann es nun sein, daß wir einmal das Gefühl haben: jetzt habe ich ganz mechanisch meine Tätigkeit ausgeführt, meine Gedanken waren nicht dabei. Und wenn wir uns darauf besinnen, was unsere Gedanken taten, so können wir das Gefühl wie von einem leisen Traum erhalten, als ob nicht wir gedacht hätten, sondern als ob das, was durch unsere Seele zog, in uns gedacht hätte. Wir be­kommen mehr und mehr das Gefühl, wenn wir etwas derartiges beobachten, daß etwas in uns geschieht, auf das wir die mantri­schen Worte anwenden können: Es denkt mich>. Wenn wir diese Worte im alltäglichen Leben bei jeder Gelegenheit, die uns einen stillen Moment bringt, sagen oder denken, so werden wir ge­wahr werden, daß sie uns helfen, uns fördern in unserem Seelen-leben. Eins nur müssen wir strikt dabei beobachten: wenn wir sie uns so sagen, ja auch wenn wir sie nur denken, so wird uns

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ein Gefühl der Frömmigkeit auftauchen, und dieses Gefühl müs­sen wir jedesmal damit verbinden, wenn wir die Worte sagen oder denken>. Es wäre falsch, wenn einer, um die Worte nicht in unrichtiger Seelenstimmung auszusprechen, sie überhaupt nicht sagen würde; sondern es muß eben geübt werden, dieses Gefühl der Frömmigkeit immer damit zu verbinden. Wir bekommen dann das Gefühl, daß das, was in uns denkt, unserem Ich ver­wandt ist, daß die hohen Wesenheiten, die es uns gaben, in uns denken>. Den Exoterikern soll dies klargemacht werden in den Worten des Mysterienspiels: «In deinem Denken leben Weltge­danken.> (Für die Esoteriker drückt man es in dem Mantram aus: Es denkt mich.)

Ein zweites Wort, das mantrisch ist und das uns helfen kann bei richtiger Anwendung, ist: Es wirkt mich. Wir wissen, daß in uns und durch uns alle Hierarchien wirken, daß wir ohne sie nichts wären, und deshalb ist es gut, uns immer mehr und mehr klar zu werden, daß wir ganz ihr Werk sind. Und das liegt in den mantrischen Worten: Es wirkt mich. Diese sollen wir mit dem Gefühl heiliger Andacht und scheuer Ehrfurcht denken und aussprechen. - In der Bhagavad Gita, diesem heiligen Buche, haben wir eine anschauliche Schilderung in dem Gespräche zwi­schen Krishna und Arjuna, daß wir unsere vorgeschriebenen Pflichten erfüllen sollen und doch in unserer Seele das Gefühl wach erhalten sollen für das Wirken der Gottheit in uns>. In kei­nem anderen heiligen Buche, auch keinem christlichen, ist in der Weise darauf aufmerksam gemacht wie in diesem Hohenlied. Krishna sagt da: «Du sollst Krieger sein oder Priester oder Kaufmann und so weiter, je nachdem, zu welcher Kaste du ge­hörst, und deine Arbeit gewissenhaft vollführen, denn dein Schicksal hat dich in deine Tätigkeit versetzt. Doch sollst du mit deinem Ich über deiner Arbeit stehen und mit dem Göttlichen dich verbunden fühlen>.> -

Ein drittes Wort ergibt sich aus dem Gefühl heraus, das wir uns aneignen müssen, wenn wir uns klarmachen, daß aus dem ganzen Weltenraum heraus Kräfte in uns einströmen, daß wir

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unseren Kopf von hier, unsere Glieder von da, alle unsere Orga­ne von verschiedenen Seiten her haben und auch von dort diri­giert erhalten. Das drücken wir in dem mantrischen Wort aus:

Es webt mich. Und dies sollen wir nur mit einem Gefühle tiefer Dankbarkeit sagen und denken.

Also: Es denkt mich mit Frömmigkeit,

Es wirkt mich mit Andacht und Ehrfurcht,

Es webt mich mit Dankbarkeit.

Dieses Gefühl der Dankbarkeit konnen wir noch erhöhen und unterstützen, wenn wir des Morgens in unseren physischen Körper zurückkehren und uns sagen: ich kehre in etwas zurück, das ich mir nicht selber gewebt habe; ich könnte nicht aus der Bewußtlosigkeit ins Bewußtsein tauchen, wenn nicht du, Vater-geist, mir diesen Körper dazu geschaffen hättest, und ich danke dir in scheuer Ehrfurcht dafür.

Wir können unsere Meditation schon in der Art ausführen, daß wir das Gefühl bekommen: nicht ich denke sie, sondern Es denkt mich>. So wie wir zwischen Geburt und Tod morgens in unseren Körper untertauchen, um ein Bewußtsein zu erlangen, so müssen wir beim Tode auch in etwas untertauchen, um ein Bewußtsein zu bekommen, und das ist der Christus.

Das sagt uns der Spruch: Ex Deo nascimur - morgens tau­chen wir durch den Vatergeist in unseren physischen Körper; In Christo morimur - an der Pforte des Todes müssen wir in den Christus-Geist eintauchen. Per Spiritum Sanctum reviviscimus -um im heiligen Geiste aufzuleben>.

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Bern, 16. Dezember 1912

Aufzeichnung A

#TX

Noch in keiner Zeit war der Kampf gegen das okkulte Bestre­ben so stark wie in der jetzigen Zeit. Zwar wurde dagegen schon gekämpft mit Blut und Feuer, aber nie war der Kampf so heftig wie heute. Die Schwestern und Brüder können manches dazu beitragen, um diesen Kampf abzuschwächen, der nur durch Neid hervorgebracht wird. Sie können viel tun, wenn Sie von mir sprechen nicht als einem Führer, wie dies öfter geschieht bei jeder Gelegenheit. In Ihrem Herzen können Sie ja doch Gewiß­heit haben, wissen, wie Sie stehen, aber nach außen hin sollen Sie nicht von dieser Sache sprechen>.

Man kann im menschlichen Leben eine gewisse Periodizität beobachten, so wie man eine Periodizität in der äußeren Welt wahrnimmt. [Zum Beispiel:] Wir haben hier eine Tatsache, ein Ereignis in unserem Leben. Dies Ereignis geht vorüber>. Dann geht es eine Zeitlang weiter, und dann wiederholt sich dieses Ereignis.

#Bild s. 463

So wie wir dieses Schema vor uns haben, sehen wir, daß die Kreise jedesmal größer werden>. Man kann im gewöhnlichen Menschenleben beobachten, daß man sich bemüht, sich Ehrgeiz und Eitelkeit abzugewöhnen, auch Bequemlichkeit und Lässig­keit. Man kann im gewöhnlichen Leben schon einen gewissen Sieg errungen haben über diese Fehler und geht dann ein Stück weiter in seinem Leben. Dann auf einmal, wenn man eine Zeit­lang eine esoterische Entwicklung durchgemacht hat, stehen diese

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Fehler aufs neue vor uns und, wie wir es aus dem Schema erkennen können, in viel größerem Maße als das erste Mal. Nun kann man auch wieder zu überwinden suchen diese Eitelkeit, diesen Ehrgeiz und so weiter, bis sie uns auch dann wieder ent­gegentreten in immer stärkerem Maße>. Man kann aber auch ste­henbleiben, nicht überwinden, und da wird man diese Eitelkeit und so weiter in sein esoterisches Leben als Gift hineinbringen. Um diese Fehler zu überwinden, wird uns die dreifache Kraft ein gutes Mittel sein.*

Wenn wir am Morgen aufstehen, wenn unser Ich und Astral­leib wieder in unseren Ätherleib und physischen Leib hinein-schlüpfen, so entsteht das Bewußtsein durch den Schock, der eben bei diesem Hereinschlüpfen hervorkommt. Ohne diesen Äther- und physischen Leib wäre kein Bewußtsein in dieser Welt vorhanden. Diese beiden Teile, die wir aber gebrauchen zum Bewußtsein, die gehören nicht uns selber; sie wurden uns vererbt durch unsere Voreltern. So kann uns beim Aufwachen auch der Gedanke kommen, daß uns diese Teile, die wir nur als freie Gabe erhalten haben, auch einmal entrissen werden könn­ten. Und dann können wir die Worte verstehen, die die Weisen immer aussprachen am Morgen: «Ich danke Dir, Gott, daß Du es mir ermöglichst, wieder aufzuwachen» und so weiter>. Das­jenige, was es uns ermöglicht, am Morgen wieder in den physi­schen Leib unterzutauchen, das ist der Gottvater. Und daß wir in Dankbarkeit empfinden können dieses Untertauchen in den physischen Leib, dazu haben wir eine Kraft, indem wir die Worte aussprechen: Es webt mich>. Ein sehr kräftiges Mantram haben wir in diesen Worten>. Und ein großes Gefühl der Dank­barkeit muß uns durchziehen bei diesen Worten: Es webt mich. In ihnen haben wir einen großen Kraftquell, jedesmal wenn wir sie aussprechen. Aber nicht aussprechen soll sie derjenige, der dabei nicht ein großes Gefühl der Dankbarkeit in sich erzeugen kann>. Jeden Morgen, wenn wir aufwachen, wird unser erster

- - -

* Bezieht sich auf die im Folgenden besprochenen drei mantrischen Sätze.

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Gedanke ein Dankgebet sein an den Vatergott, der es uns er­möglicht, in diesen physischen Leib zurückzukehren>.

Aber wir haben ein anderes noch>. Wenn der Mensch das eine Leben hinter sich hat, so wird ihm etwas begegnen in der geisti­gen Welt>. In der vorchristlichen Zeit begegnete ihm etwas an­deres als in der christlichen Zeit>. Das hat sich geändert. Das Be­wußtsein kommt zustande dadurch, daß beim Hineinschlüpfen in den physischen Leib ein Schock erlebt wird und so das Be­wußtsein aufwacht. Nach dem Tode haben wir keinen physi­schen Leib, und das Ich hat ja [ohne diesen] heute noch kein Bewußtsein. Dasjenige aber, das dem Ich das Bewußtsein erhält, das ist die Kraft des Sohnes, den wir antreffen können nach dem Tode in der spirituellen Welt. Und auch hier haben wir ein kräf­tiges Mantram. Das heißt: Es wirkt mich. Mit Andacht und Ehr­furcht sollen wir das aussprechen und uns so die Bewahrung des Bewußtseins erhalten zwischen Tod und neuem Leben.

Aber dann muß auch das noch kommen, daß wir hinüberge­hen in die geistigen Welten, daß wir wieder aufwachen durch den Heiligen Geist, der uns hinüberleitet. Und da haben wir das Mantram: Es denkt mich. Mit tiefer Frömmigkeit muß dies aus­gesprochen werden. Und so haben wir das Hoffen, die Liebe und den Glauben>.

Die dreifache Liebe wird dann aufwachen im Menschen: die Liebe zur Wahrheit, die Liebe zum Leben, die Liebe zum Schaffen>.

Die Liebe zur Wahrheit, die treffen wir schon öfter an. Die Liebe zum Leben schon etwas weniger>. Die Liebe zum Leben wird jeden Menschen in die rechte Lage zum andern Menschen stellen. Denn wie kann man richtig das Leben lieben, ohne daß man den anderen Menschen liebt? Aber jemandem aus Leiden­schaft in allem nachgeben, das heißt nicht das Leben lieben. Denn nur das ist Liebe zum Leben, wenn man nicht aus Gut­mütigkeit alles Unrecht gehen läßt; man muß auch manchmal aus Liebe nicht in allem nachgeben. - Die dritte Liebe, die ist schon sehr schwer zu finden, die Liebe zum Schaffen. Alles

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Schöpfen und Schaffen sollen wir lieben>. Und wie wendet sich der Mensch doch gegen alles Schöpferische! Ja, wenn man zum Beispiel es unnütz findet, daß man solche Räume schafft wie diese, die uns jetzt umgeben, so wendet man sich gegen die schöpferische Liebe.

Was ist es, was uns hindert bei der Liebe zur Wahrheit? Das ist die Eitelkeit>. Und wer kann noch eitel sein, der die Liebe zur Wahrheit pflegt! Immer mehr mussen wir pflegen die Liebe zur Wahrheit. - Durch die Liebe zum Leben entfalten wir in uns das Mitleid, das Mitfühlen mit allem Leben>. Und durch diese Liebe schmilzt der Egoismus. Wer rechte Liebe hat zu allem Leben, der kann nicht in Egoismus beharren>. - Die Liebe zum Schaffen, zum Schöpferischen, die beseitigt alle Lässigkeit, alle Bequemlichkeit.

Und so können wir sagen: Ich liebe die Wahrheit, ich liebe das Leben, ich liebe das Schöpferische. Wir können sagen: Ich liebe die Wahrheit durch den Vater, der da webt in mir. Ich lie­be das Lebendige durch den Sohn, der da wirkt in mir>. Ich liebe das Schöpferische, das da denkt durch den Heiligen Geist in mir. Oder wir können sagen: In Gott Vater sind wir geboren. In Christus sterben wir, und durch den Heiligen Geist werden wir wieder auferstehen>. Ex Deo nascimur. In Christo morimur. Per Spiritum Sanctum reviviscimus>. Durch den Vatergeist sind wir in diesen physischen Leib hineingeboren, durch den Sohn sterben wir, und der Heilige Geist gibt uns die Gewißheit der Auferste­hung>.

Und so wollen wir die Worte sprechen, die aus der Wahrheit heraus uns gegeben wurden:

Im Geiste lag der Keim meines Leibes . . .

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#Bild s. 467

Das Gesetz der Periodizität oder der Kreislaufbewegung.

Über Ehrgeiz und Eitelkeit, Bequemlichkeit und LässigkeiL

Das Gesetz der Kreislaufbewegung, der Periodizität, besteht für die große Welt und ist auch für den Menschen maßgebend.

Wir wollen heute von vier Eigenschaften reden, die mehr oder weniger bei jedem Menschen zu finden sind: Ehrgeiz und Eitelkeit, Bequemlichkeit und Lässigkeit>.

Diese Eigenschaften treten periodisch immer wieder und zwar mit verstärkter Heftigkeit auf und müssen immer wieder be­kämpft werden.

Es kann nun sein, daß jemand eine Zeitlang niedergekämpft hat diese Eigenschaften und auch eine Zeitlang ganz gut eso­terisch gearbeitet hat und auch vorwärts gekommen ist. Nun denkt er, er hat Ehrgeiz und Eitelkeit, Lässigkeit und Bequem­lichkeit überwunden, da aber treten sie plötzlich mit verstärkter Macht auf. Das Gesetz der Periodizität tritt in Kraft>. Nun gilt es mit verstärkter Kraft sie wieder zu bezwingen>. Es gilt eben unablässig bei der Seele zu wachen, und das kann wirksam nur geschehen, wenn man einen der Aspekte der Gottheit oder der göttlichen Dreiheit in sich aufnimmt; es sind die drei Aspekte:

der Impuls des Vatergottes, des Sohnesgottes und des Heiligen Geistes.

So haben wir als das Vaterprinzip das Schöpferische, das Schaffen, das mit Wachen und Schlafen, Einschlafen und Auf­wachen des Menschen zusammenhängt>.

Beim Aufwachen handelt es sich darum, daß wir vorfinden das, was uns das Vaterprinzip gegeben hat, nämlich unseren

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physischen und unseren Ätherleib, und daß wir darin uns be­wußt werden, wenn wir in ihn untertauchen beim Aufwachen>.

Das Sohnesprinzip ist das Prinzip des Lebens; es hängt mit Leben und Tod zusammen.

Der Impuls des Heiligen Geistes ist der Impuls der Wahrheit und drückt sich aus in ???

So haben wir die dreifache Liebe in den drei Aspekten der Gottheit ausgedrückt:

1>. Die Liebe zur Wahrheit,

wer sie hat, in dem lebt der Heilige Geist

2. Die Liebe zu allem Lebendigen,

das Mitleid mit allem, was lebt, das ist das Sohnesprinzip

3. Die Liebe zum Schöpferischen, zum Vater>.

Dieses Prinzip ist noch am wenigsten in der Menschheit aus­gebildet, und es muß gesagt werden, daß aller Haß und alle Feindschaft davon kommt, daß gerade dieses Prinzip dem Men­schen am fernsten liegt>.

Es werden uns nun die drei Mantrams zum Gebrauch gege­ben. Es webt mich; Es wirkt mich; Es denkt mich.

Es denkt mich, das ist der Engel in mir>.

Es webt mich, die Geister der Bewegung schaffen an uns>.

Es wirkt mich, die Geister des Willens senken ihre Kräfte hernieder>.

Das erste Mantram sollen wir beim Aufwachen wie ein Gebet uns sagen.

Es webt mich, in ihm lebt für uns das Vaterprinzip, erfüllen dürfen uns diese Worte mit dem Gefühl der Dankbarkeit>.

Es wirkt mich ist das Sohnesprinzip>. Das Gefühl dafür ist Andacht und Hingabe>.

Es denkt mich, der Heilige Geist. Das Gefühl der Frömmig­keit soll uns da durchdringen>.

E.D.N. - I.C.M. - P.S.S.R.

1. Lässig und bequem sein heißt, das schöpferische Prinzip nicht lieben.

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2. Egoistisch sein heißt, nicht Liebe haben zum Leben des

Sohnes>.

3. Die Wahrheit nicht lieben heißt, nicht lieben das Prinzip

des Heiligen Geistes.

Unser Ich erstirbt in der geistigen Welt, wenn wir durch den Tod schreiten, aber, wenn wir untertauchen in der geistigen Welt in den Christus, dann werden wir aufwachen im Heiligen Geist.

So ist das Urgebet der Menschheit unser Rosenkreuzerspruch:

Ex Deo nascimur

In Christo morimur

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

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#TI

ESOTERISCHE STUNDE

Zürich, 17. Dezember 1912

#TX

Wenn man die Meditation ausüben will, so muß man sich befeh­len, alles aus den Gedanken auszuschalten und nur den Seelenin­halt der Meditation selbst in der Seele zu haben. Darnach soll Seelenruhe eintreten, Leere muß sich einstellen, und dann war­ten, ob etwas einfließt von der geistigen Welt, warten mit Ge­duld und Ausdauer>. Dann wird man vielleicht ein Erlebnis ha­ben, daß man wie geistesabwesend sich fühlt, ein Erlebnis, das ist wie ein Traum, der vorüberhuscht>. Man erlebt dann das Ge­fühl: «Es denkt etwas in mir>.> - «Ein Engel hat mich berührt>.»

- «Ich erhebe mich in sein Reich.>

Wie wir zu unseren Gedanken stehen, so steht der Engel, der Angeloi, zu dem Heiligen Geist>. Der Heilige Geist denkt nicht wie wir, sondern so, daß er seine Engel als seine Boten die Welt durcheilen läßt.

Solch ein Erlebnis ist der erste Schritt in die geistige Welt und darauf soll man achten.

Es denkt mich soll man fühlen, erleben in Frömmigkeit>.

Nun kann man sich weiter erheben zu dem, was da durch­webt und durchlebt die Welt als das göttliche Prinzip, dem wir unser Dasein verdanken. Da hat man dann ein Erlebnis wie: Es webt mich.

Wir berühren damit den Saum des Kleides der Wesenheiten, die wir die Geister der Bewegung nennen (Dynamis).

Schon im gewöhnlichen Leben müssen wir untertauchen, uns stoßen an etwas, um Bewußtsein zu entwickeln. Wir stoßen uns an unserem physischen Leib und wachen auf. - Wir stoßen auch an etwas nach dem Tode an, an die Christus-Substanz! In ihr müssen wir aufwachen, in ihr untertauchen, um ein Bewußtsein in der geistigen Welt zu bekommen, um nicht schlafend dort zu sein.

Bewußtsein haben, heißt aber noch nicht Ich-Bewußtsein haben. Bewußtsein haben wir auch bei dem Erlebnis, daß etwas

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in uns gedacht hat, aber erst, wenn wir uns dessen erinnern, daß wir erlebt haben, daß etwas in uns gedacht hat, verbinden wir das Erlebnis mit unserem Ich>.

So verlieren wir unser Ich im Tode, tot als Seele tauchen wir unter, um uns selbst zu finden und allmählich bewußt zu wer­den in der Christus-Substanz>.

Da kommen wir dann zu hohen Wesenheiten, die wir ahnend als die Throne, Willensmächte, bezeichnen und das Mantram heißt da: Es wirkt mich. Das Gefühl dabei ist Andacht und Hingabe.

Wenn wir einen lichten Augenblick in der geistigen Welt ha­ben, dann sehen wir unseren Leib da unten, aber schon eine hohe Stufe des Schauens gehört dazu, wenn wir ihn sehen wie im Spiegel. Im Anfang solcher Erlebnisse sehen wir im Bilde einen Sarg und einen Menschen darin oder eine Badewanne mit heißem Wasser gefüllt, oder wir stehen vor einer Tür, die nicht aufgeht. Das ist alles der physische Leib, der uns nicht herein-läßt im Bilde>.

Wenn wir das Bild erleben, daß wir hinblicken auf unseren physischen Leib da unten, wie wir herausgeboren sind aus der göttlich-geistigen Welt, so drücken wir das aus in den Worten:

Ex Deo nascimur.

Wenn wir uns vorstellen, wie wir untertauchen in der Chri­stus-Substanz, um zu sterben, so heißt das:

In Christo morimur.

Wie wir aus dem rieselnden Wasser wieder auftauchen und in einem feinen Leib aufschweben in die geistige Welt:

Per Spiritum Sanctum reviviscimus

ZU DIESER AUSGABE Zu den Textunterlagen

#G266b-1996-SE473 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

ZU DIESER AUSGABE

Zu den Textunterlagen

#TX

Der Titel des Bandes sowie die Inhaltsangaben und die Hinweise stammen von den beiden Herausgebern.

Der größere Teil der Gedächtnisaufzeichnungen ist in schreibmaschi­nengeschriebener, der andere in handschriftlicher Form überliefert. In bei­den Kategorien finden sich Namen von Aufzeichnern genannt. Es mußte jedoch festgestellt werden, daß es zweifelhaft ist, ob die Aufzeichnungen auch immer von den Genannten wirklich gemacht wurden, da ganz offen­sschtlich unter den Teilnehmern ein reger Austausch gepflegt worden war. Deshalb liegen von esn und derselben Stunde mehrfach identische Auf­zeichnungen in verschiedenen Handschriften vor. Es kann somit ein hand­schriftlicher oder maschinenschriftlicher Text, der namentlich gezeichnet oder zu bestimmen ist, durchaus von den Aufzeichnungen eines anderen Teilnehmers abgeschrieben worden sein. Dies trifft nachweislich sogar auf in der Handschrift von Mathilde Scholl vorliegende Texte zu. Z.B. liegt für die Stunde vom 26. Februar 1908 in Berlin eine Handschrift von Mathilde Scholl vor, aber auch eine damit identische von Lilla Harris, die jedoch den Vermerk trägt: «Notizen nicht von Mathilde Scholl». Es findet sich dies auch durch Mathilde Scholl insofern selber bestätigt, als sie am 6. Januar 1928 in einem Brief an Marie Steiner schreibt: «Heute sende ich Dir ein paar E>.S>. und eine F.M. [Freimaurerei, vgl. hierzu «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914>, GA 265] Nachschrift respektive Aufzeichnungen, die ich von Frau Behrendts abschrieb.> Gleichwohl werden unter den in ihrer Hand­schrift vorliegenden Aufzeichnungen doch viele von ihr selbst niederge­schrieben worden sein. Wenn in den Hinweisen am Anfang zu jeder Stunde angegeben ist, welche Vorlage verwendet wurde, so muß doch offen bleiben, ob der Text auch wirklich auf den Genannten zurückgeht. Ausgenommen davon sind die handschriftlich vorliegenden Notizen von Louise Clason und Alice Kinkel sowie die Aufzeichnungen, die Günther Wagner, dessen Tocher Ida Knoch-Wagner, Wilhelm Hübbe-Schleiden und dessen Adoptivtochter Paula Stryczek zugeschrieben sind, von denen jedoch keine Handschriften vorliegen.

Aus dem Vorgang des vielfachen Voneinander-Abschreibens erklärt sich auch, warum im wesentlichen identische Vorlagen von einer Stunde manch­mal doch kleine Textabweichungen aufweisen können.

Zur Textgestaltung: Von vielen Stunden gibt es mehrere Aufzeichnungen. Manche unterscheiden sich erheblich, manche sind um einige Sätze oder Absätze gegenüber anderen erweitert, manche unterscheiden sich nur gering

durch andere Wort- oder Satzstellungen. Es wurde versucht, diese abwei­chenden Nuancen aufzunehmen, und zwar in folgender Art:

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1. Sind bedeutende Differenzen in verschiedenen Aufzeichnungen zur selben Stunde vorhanden, wurden diese verschiedenen Aufzeichnungen komplett aufgenommen>.

2. Sind die Abweichungen in den verschiedenen Aufzeichnungen gering (einzelne Worte oder Sätze), aber bedeutungsvoll, werden sie in Fußno­ten nachgewiesen.

3. Die relativ beste Aufzeichnung jeder Stunde wurde an den Anfang gestellt. Zeigen andere Notizen dieser gegenüber Erweiterungen, Ergän­zungen, andere Nuancen, sind aber sonst im wesentlichen mit der ersten identisch, so finden sich die abweichenden Abschnitte als Auszug bzw. Auszüge an die erste Aufzeichnung angeschlossen>. Da die Urheberschaft fast aller Texte eine so unsichere ist, werden die verschiedenen Varianten jeweils nur mit Aufzeichnung A, B, C usw. bezeichnet. Jedoch wird in den Hinweisen zum Text für jede Stunde nachgewiesen, welche Auf­zeichnungen respektive Handschriften zur Vorlage dienten.

Zu den Zeichnungen: Rudolf Steiner hat in den esoterischen Stunden -ebenso wie in den allgemeinen Vorträgen - oft an die Tafel gezeichnet. Davon ist jedoch nichts Originales erhalten geblieben. Die Zeichnungen in den Texten sind darum so wiedergegeben, wie sie von den einzelnen Auf­zeichnern festgehalten worden sind, soweit als möglich faksimiliert.

Von den in diesem Band versammelten Stunden wurde bisher nur eine

Aufzeichnung vom 20. September 1912 in Zur Geschichte und aus den

Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914, GA 264

veröffentlicht

Hinweise zu den Stunden

Einige Hinweise zu immer wieder vorkommenden Angaben:

Meine liehen Schwestern und Brüder:

Wie überliefert und auch aus einigen Aufzeichnungen ersichtlich ist, wurden die Teilnehmer von Rudolf Steiner immer so angesprochen.

Rasse * . Unterrasse * . Wurzelrasse, Hauptrasse...:

Diese Bezeichnungen waren in der theosophischen Literatur vom Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts üblich für verschiedene Phasen der großen Menschheitsentwicklung. Sie wurden auch von Rudolf Steiner in den ersten Jahren seiner Tätigkeit innerhalb der Theosophischen Gesellschaft verwendet. Allmählich ersetzte er die Bezeichnung «Unterrasse» durch «Kulturepoche» oder «Kulturperiode», die Bezeichung «Wurzel-> oder «Hauptrasse» durch «Hauptzeitalter». Vgl. hierzu die Vorträge «Die Apokalypse

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des Johannes» (GA 104) aus dem Jahre 1908 und die um die Jahres-wende 1909/10 erschienene Schrift «Die Geheimwissenschaft im Umriß», GA 13.

okkulte Schulung . . . Übungen . . . Meditationen . . . Nebenübun gen:

Zu den verschiedenen Übungen, die von Rudolf Steiner seinen esoterischen Schülern gegeben worden sind, vgl. man den Band «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914>, GA 264, sowie die in Vorbereitung befindlichen Bände GA 268 und 269 «Seelenübungen...». Eine Auswahl findet sich in dem Bändchen «Anweisun­gen für eine esoterische Schulung» (6>. Aufl. Dornach 1993>.- Zu den Neben-übungen siehe Rudolf Steiners grundlegende Darstellungen im Kap. «Uber einige Wirkungen der Einweihung» in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10, und im Kap. «Die Erkenntnis der höheren Welten (Von der Einweihung oder Initiation)» in «Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13.

Meister . . . Meister der Weisheit und des Zusammenklan ges der Empfindungen:

Damit weist Rudolf Steiner auf hochentwickelte Individualitäten hin, welche für die Evolution der Menschheit von größter Bedeutung sind: «Diese er­habenen Wesenheiten haben den Weg bereits zurückgelegt, den die übrige Menschheit noch zu gehen hat. Sie wirken nun als die großen «Lehrer der Weisheit und des Zus ammenklanges der Menschheitsempfindungen>.» (aus Brief vom 2. Januar 1905, abgedruckt in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der ersten Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 264).

Zu den Zeitgeister - Erzen gelepochen:

In Rudolf Steiners Vortragswerk treten - zeitlich zum erstenmal in esoteri­schen Stunden - immer wieder Hinweise auf die sieben Erzengel und ihre Regierungsepochen auf. Die Namen der sieben Erzengel und ihre Verbin­dung mit jeweils einem der sieben Planeten sowie die Zeiten ihrer Regie­rungsepochen gehen zurück auf Johannes Trithemius. Er veröffentlichte 1508 eine mystische Chronologie in der Abhandlung «Von den syben Geysten oder Engel», welche nach Gott die Welt regieren sollten. In der Dedikationsepistel an den Kaiser Karl Maximilian heißt es, «daß es der Glaube alter Weisen sei, daß die Welt nach Anordnung Gottes von unterge­ordneten Geistern regiert werde. Den sieben Planeten seien von der Welt-schöpfung sieben Geister vorgesetzt worden, von denen jeder die Welt 354 Jahre und 4 Monate (in der Vorrede zum sechsten Buche der Polygraphie werden noch vier Tage und vier Stunden hinzugefügt) viermal in seiner Reihenfolge regiere. So wird der Beginn des neuen Michael-Zeitalters mit November 1879 angegben. Es ist diese Anschauung aus dem Buche des alten Philosophen Menastor genommen, von welchem Trithemius im dritten Buch seiner Steganographie Erwähnung macht.» (Zitiert nach «Isidor Silbernagel, Johannes Trithemius>, Regensburg 1885).

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Zu den Bezeichnungen « Theosophie» / «theosophisch>:

Da Rudolf Steiner von 1902 bis 1912/13 als Generalsekretär der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft wirkte, gebrauchte er die in jener

Zeit üblichen Termini, aber immer in dem Sinn, wie er es in der Einleitung sesner 1904 veröffentlichten Schrift «Theosophie» charakterisierte:

«Das Höchste, zu dem der Mensch aufzublicken vermag, bezeichnet er als das «Göttliche>. Und er muß seine höchste Bestimmung in irgendeiner Art mit diesem Göttlichen in Zusammenhang denken. Deshalb mag wohl auch die über das Sinnliche hinausgehende Weisheit, welche ihm sein Wesen und damit seine Bestimmung offenbart, gebraucht werden, weil er durch Jahrhunderte hindurch in einer solchen Richtung angewendet worden ist.»

Nach der Trennung von der Theosophischen Gesellschaft (1912/13> griff Rudolf Steiner auf seine ursprünglich schon im Beginn des Jahrhunderts gebrauchten Bezeichnungen «Anthroposophie» oder « anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft» zurück.

«Nicht ich, sondern der Christus in mir»:

Dieses Paulus-Zitat aus dem Brief an die Galater (Gal. 2,20: «Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern der Christus lebt in mir>) wird in den esoteri­schen Stunden sehr oft erwähnt, weshalb der Nachweis hier in den allgemei­nen Hinweisen zu finden ist.

Hinweise zu einzelnen esoterischen Stunden

Da viele Hinweise für mehrere Aufzeichnungen der gleichen Stunde gelten, wurde hier auf Seitenverweise für jeden einzelnen Hinweis verzichtet. Statt­dessen werden die Seitenzahlen für die Stunden angegeben.

Seite

25 Kassel, 6. Fehruar 1910

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Aufzeich­nung von Wilhelm Hübbe-Schleiden

das Vaterunser: Ausführliche Betrachtung des Vaterunsers in den Vorträgen vom 28. Januar und 18. Februar 1907 in «Ursprungsimpulse der Geisteswissenschaft», GA 96.

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diese Katastrophen, . . . in letzter Zeit: Beispielsweise der Ausbruch des Vulkans Mont Pelée; vgl. den Hinweis zur Stunde vom 13. März 1910.

30 Köln, 27. Februar 1910

Handschrift von Hulda Schouten-Deetz

Zweifel, Aberglaube und Illusion der Persönlichkeit: Siehe die Erläuterungen zur

Tempellegende in «Die Tempellegende und die Goldene Legende», GA 93, und

in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der

Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 265.

32 München, 13. März 1910

Handschrift von Mathilde Scholl

Ausbrüche des Mont Pelée: Der Montagne Pelée ist ein tätiger Vulkan auf der westindischen Insel Martinique, 1397m hoch; bei seinem größten bekannten Ausbruch 1902 wurde die Stadt Saint-Pierre mit rund 40 000 Einwohnern ver­nichtet.

36 München, 15. März 1910

Handschrift von Mathilde Scholl und Amahe Fugger-Glött

Wir wissen, daß mit dem siebenten Jahre...: Über die Lebensepochen siehe ins besondere Rudolf Steiners Schrift «Die Erziehung des Kindes vom Ge­sichtspunkte der Geisteswissenschaft» (1907; enthalten im Band «Lucifer-Gnosis», GA 34) und seine pädagogischen Vorträge wie beispielsweise «Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft», GA 301, «Die gesunde Eniwickelung des Menschenwesens», CA 303, und «Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschen-erkenntnis», CA 306.

«Wachet und betet»: Mat. 26,41 und Mk. 14,38.

39 Hamburg, 16. Mai 1910

A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Aufzeichnung von Günther Wagner

Goethe hat einmal davon gesprochen: Vermutlich ist gemeint die Stelle in J.W. Goethes «Naturwissenschaftlichen Schriften», Band III (Berlin und Stuttgart o. J. [1884-1897], fotomechanischer Nachdruck Dornach 1975): «Zur Farbenlehre«

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(Bd. I). Didaktischer Teil. VI. Abteilung: Sinnlich-sittliche Wirkung der Farbe, Nr.798. Dort heißt es: «Das Purpurglas zeigt eine wohlerleuchtete Landschaft in furchtbarem Lichte. So müßte der Farbeton über Erd' und Himmel am Tage des Gerichts ausgebreitet sein.»

44 Hamburg, 19. Mai 1910

A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

«Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft» (1907):

Enthalten im Band «Lucifer-Gnosis. Grundlegende Aufsätze zur Anthropo­sophie und Berichte aus «Luzifer> und «Lucifer-Gnosis> 1903-1908>, GA 34.

48 Hamburg, 25. Mai 1910

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Handschrift von Mathilde Scholl; C - Handschrift von Alice Kinkel

Kopenhagen, Juni 1910

Unter diesem Datum sind Aufzeichnungen als esoterische Stunde bekannt.

Da es sich jedoch um einen Teil aus dem Vortrag in Kopenhagen vom 4. Juni

1910 handelt, wurde dieser Text nicht aufgenommen.

56 Kristiania, 16. Juni 1910

A - Handschrift von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

äußerer Weg . . . innerer Weg: Die beiden Wege wurden kurz vorher in dem in Wien März 1910 gehaltenen Vortragszyklus «Mikrokosmos und Makrokosmos». GA 119, ausführlich dargestellt.

60 Kristiania, 18. Juni 1910

A - Handschrift von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

«nun aber nicht ich lebe ...»: Siehe unter «Einige Hinweise zu immer wieder vorkommenden Angaben«.

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63 Kristiania, 20. Juni 1910

A - Handschrift von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

68 München, 24. August 1910

Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

das eigene Innere, was sich da spiegelt: Vgl. hierzu auch den Vortrag vom 25.

Februar 1912 «Spiegelungen des Bewußtseins» im Band «Erfahrungen des Uber-

sinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus», GA 143.

71 München, 26. August 1910

A - Aufzeichnung Paula Stryczek; B - Aufzeichnung von Unbekannt; C -Handschrift von Barbara Wolf

wie wir diese Tage hindurch gehört haben: Bezieht sich auf den Zyklus «Die Geheimnisse der biblischen Schöpfungsgeschichte», GA 122.

Bern, 10. September 1910

Unter diesem Datum finden sich Notizen einer esoterischen Stunde in Bern, die textlich jedoch von so fragwürdiger Qualität sind, daß sie nur der Vollständigkeit halber hier wiedergegeben werden:

«Das Wesen der Erinnerung ist, daß der Mensch etwas, was er durch das Werkzeug seines physischen Leibes wahrgenommen hat, als Bild im Innern wiederum aufrufen kann in sich selbst durch seine eigene Ich-Kraft, so daß er nicht den physischen Leib dazu braucht, sondern aus dem Meer des ätherischen Leibes heraus sich ein Bild schafft dessen, was er vorher durch den physischen Leib wahrgenommen hat. Aus dem Äthermeer geformt ist das Bild, das zu einer neu wachgerufenen Vorstellung wird.- Beim Wahr­nehmen mit den äußeren Werkzeugen nützen sich diese ab. Ermüdung tritt ein. Der Mensch muß, um diese wegzuschaffen, in der Nacht den Schlafzu­stand haben, wo er draußen ist im Kosmos, die göttlich-geistigen Kräfte einsaugt und zuschaut, wie diese an seinem physischen Leibe schaffen und ausbessern. Er arbeitet da zusammen mit den göttlich-geistigen Wesenheiten, die ihn einst geschaffen haben. Er erlebt da das: Ex Deo nascimur.- Der ätherische Leib aber bleibt ohne diese Ausbesserung. Um ihn zu durchkraften, muß der Mensch etwas anderes ausführen. Er muß selber darin etwas schaffen. Wie das Auge durch das Licht geschaffen ist und ohne Licht kein Auge wäre, aber hier der physische Leib verstanden wird, an dem das physische Sonnenlicht gearbeitet hat, so gibt es ein geistiges Licht, das

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das geistige Auge schafft. Aus dieser Lichtkraft wird das geistige Auge geschaffen, diese müssen wir auf uns wirken lassen. Sie schafft unsere

Geistorgane und diese Lichtkraft stattet uns auch aus mit erneuernden Kräften für unsern Ätherleib. Und wir können diese Kräfte nur empfangen, wenn wir ausführen mit unserer Seele das, was da liegt in dem Worte: In Christo morimur.- Immer wieder, immer von neuem müssen wir uns das wiederholen, im Bewußtsein dessen, daß nur in der steten und geduldigen Wiederholung, die ja dem Prinzip des Ätherleibes entspricht, wir zu dem Erfolg kommen können, daß sich uns das geistige Licht-Erleben eröffnet. Wir entschlafen in den Christus, den wir in den Tiefen unserer Körperlich­keit finden, so wie wir nachts hineinschlafen in den Kosmos. Wir verbinden uns mit Ihm. Seine Kraft ist es, die uns durchkraftet in unserm ätherischen

Leibe. Seine Licht- und Wärmekraft schafft uns die Organe, mit denen wir Ihn selbst erleben und wahrnehmen dürfen. Da leben wir das: Per spiritum

sanctum reviviscimus »

77 Berlin, 4. November 1910

A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); C - Handschrift von Camilla Wandrey; D - Aufzeich­nung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; E - Aufzeichnung von Margareta Morgenstern; F - Handschrift von Alice Kinkel; G - Handschrift von Nelly Lichtenberg. - Der 4. November 1910 war der Tag der General-versammlung der Theosophischen Gesellschaft.

Gehen, Sprechen und Begreifen: Über Gehen-Sprechen-Denken in bezug auf die Kindesentwicklung siehe die Vorträge vom 17. März und vom 4. April 1923 «Vom Leben des Menschen und der Erde. Über das Wesen des Christentums», GA 349, und vom 16. und 17. April 1923 in «Die pädagogische Praxis vom Gesichtspunkte geisteswissenschaftlicher Menschenerkenntnis», GA 306; über Gehen, Sprechen und Denken in ihrer Beziehung zum Leben zwischen dem Tode und einer neuen Geburt siehe den Vortrag vom 26. November 1922 in «Das Verhältnis der Sternenwelt zum Menschen und des Menschen zur Sternenwelt», GA 219.

Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Lehen: Joh. 14,6. Liebe deinen Nächsten...: Luk. 10,27.

95 Berlin, 5. November 1910

A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Aufzeichnung aus der Samm­lung von Elisabeth Vreede; C - Handschrift von Unbekannt; D - Hand­schrift von Nelly Lichtenberg; E - Aufzeichnung von Margareta Morgen­stern; F - Handschrift von Camilla Wandrey

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111 Kassel, 3./4. Dezember 1910

Aufzeichnung von Wilhelm Hübbe-Schleiden

113 München, ii. Dezember 1910

A - Handschriften von Mathilde Scholl, Barbara Wolf, Amalie Fugger-Glött; B - Handschrift von Alice Kinkel

was im Rosenkreuzermysterium gemeint ist . . . daß Götter oft Welten brechen müssen: Der Geist der Elemente im vierten Bild des Dramas «Die Pforte der Einweihung», GA 14, S. 72. Vollständig lautet der Satz: «Es müssen Geister Welten brechen, / Soll euer Zeitenschaffen / Verwüstung nicht und Tod / Den Ewigkeiten bringen.»

118 Hannover, 17/18. Dezember 1910

Aufzeichnung von Emilie Hübner

Vokale: Vgl. hierzu auch die Stunde vom 5. Juni 1908.

119 Berlin, 20. Dezember 1910

Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede)

Vorgrat». . . Lotusblumen: Siehe hierzu auch den Vortrag vom 29. September 1905 in «Grundelemente der Esoterik», GA 93a. In Blavatskys «Geheimlehre» (S.

544f. der deutschen Ausgabe, Leipzig oj.) findet sich hierzu die Ausführung:

»Am Ende der nächsten Runde wird die Menschheit wieder mann-weiblich wer­den, und dann werden zwei Rückenmarke sein. In der Siebenten Rasse werden die zwei in die eine verschmelzen. Die Evolution entspricht den Rassen, und mit der Evolution der Rassen entwickelt sich der sympathische Nerv in ein echtes Rük­kenmark. Wir kehren den Bogen aufwärtisteigend zurück, nur mit Hinzutritt des Selbstbewußtseins.»

121 Stuttgart, 24. Dezember? 1910 (Weihnacht/Sylvester)

Aufzeichnung von Günther Wagner

ein Herr, der ein großes Werk . . . schreiben will: Es konnte nicht festgestellt werden, um wen es sich hier handelt.

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Amerikaner: Vermutlich ist Max Heindel (1865-1919) - damals Repräsentant der amerikanischen Theosophischen Gesellschaft - gemeint, der unter dem Namen Grashof (Name seines Vaters) in Berlin interne Vorträge Rudolf Steiners gehört hatte und für eigene Publikationen verwendete. Er ist der Begründer der sich als Rosenkreuzer bezeichnenden Gemeinschaft «Lectiorum Rosicrucianum>.

123 Stuttgart, 31. Dezemher 1910

Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf

im Ätherleib durch Abdruck vom Astralleib: Eine eingehende Schilderung dieses Vorganges und seiner Bedeutung gab Rudolf Steiner z.B. in den Vorträgen vom 30. und 31. Mai 1908 in «Das Johannes-Evangelium», GA 103.

Sehet die Vögel: Mat. 6,26.

Welten zertrümmern: Vgl. den Hinweis zur Stunde vom II. Dezember 1910.

127 Stuttgart, 1. Januar 1911

A - Handschrift von Marie Steiner; B - Handschrift von Camilla Wandrey; C - Handschrift von Nelly Lichtenberg

Plutarch, 50-120, griechischer Schriftsteller.

Plutarch sagt: es war die Begrüßung der Gottheit: In seiner Schrift «Über das Ei zu Delphi». Dort heißt es unter Punkt 17: >. . . der Buchstabe E ... ist eine für sich selbst bestehende Anrede an den Gott und eine Begrüßung, welche Dem, der sie ausspricht, in dem Worte selbst eine Vorstellung von der Macht des Gottes gibt. Denn der Gott begrüßt gleichsam einen Jeden von uns, der sich ihm hier naht, mit dem Worte: Kenne dich selbst; . . . Wir aber erwiedern darauf der Gottheit mit den Worten: Ei [Du bist], und bringen ihr damit den Gruß des Seyns, als den wahren, untrüglichen und allein ihr zukommenden.» (übersetzt von Joh. Chr. Felix Bähr; zitiert nach: «Griechische Prosaiker in neuen Übersetzungen>, hrsg. von G.L.F. Tafel, E.N. v. Osiander und G. Schwab, 145. Bändchen: Plutarch's Werke, 29. Bändchen, Stuttgart 1835)

Seleikiden: Vermutlich soll es heißen «Seleukiden». Asiatisches Volk in Babylo­nien; auch als Name ihrer Könige gebraucht.

129 Stuttgart, 2. Januar 1911

Aufzeichnung aus der Sammlung von Fred Poeppig

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Samael, Azazel, Azael, Mehazael: Nach Agrippa von Nettesheim «vier Fürsten des bösen Geistes, in den Elementen verderblich>. (s. Agrippa von Nettesheim «De occulta Philosophia. Drei Bücher über die Magie», Nördlingen: Greno 1987. Zweites Buch, siebentes Kapitel: «Von der Zahl Vier und ihrer Leiter>, S. 208.

132 Berlin, 17. Januar 1911

A - Handschrift von Unbekannt; B - Aufzeichnung von Günther Wagner; C - Handschrift von Camilla Wandrey. - Es gibt zu dieser Stunde noch eine weitere Aufzeichnung von unbekannter Hand, die textlich jedoch von so fragwürdiger Qualität ist, daß sie nur der Vollständigkeit halber hier wieder­gegeben wird:

«Das Alchemistengeheimnis sagt zum Menschen: «Erringe dir die lichtdurch­drungene Wasserkraft.> Das ist ein Bild für das höhere Bewußtsein, das man ssch durch Einweihung erringt. Da lernt der Mensch vorzudringen bis zu der Seele der Dinge selbst, da lernt er hinzuzufügen zu dem, was er durch die Sinne erfahren kann äußerlich von den Dingen, das innere Wesen derselben in sich zu erleben. Und allmählich dringt man vor von dem bloßen Begriff, den man sich über ein Ding bildet, zu dem Wesenhaften, das einst schöpfe­risch dies Ding selbst gebildet hat, zu der göttlichen Idee. Und das wird einem dann die wahre Realität. So erfaßt man den Unterschied des heutigen Verstandes und Intellektes mit dem Schöpferischen der Welt. Innere Weis­heit, die hinabgesunken ist in das Dunkel des Unbewußten, wirkt noch im Menschen im traumlosen Schlafe. Und diese innere Weisheit emporzuheben in die Sphäre des Bewußtseins, ist die Aufgabe des Esoterikers. Dazu hat der Mensch sein Ich erhalten. Das Ich-Bewußtsein, das Ich-Bin, das der Mensch war, ehe es dem Menschen eingegossen wurde, bei jener gemeinschaftlichen Wesenheit, die wir als Wasser symbolisiert haben. Die göttlichen Wesenhei­ten hatten es, die menschlichen Wesen bekamen es nach der Einkörperung.

Da haben wir den Unterschied zwischen dem, was wir im Christentum den Heiligen Geist und den Geist an sich nennen. Der Heilige Geist, der oben

bei den göttlichen Wesenheiten ist, vor dem die Einkörperung stattfand und der Geist an sich, der im Menschen sich einkörperte. Der Heilige Geist ist eine Einheit, und er individualisiert sich in dem einzelnen Menschen. - Das Trennen, das Sich-Vereinzeln, hat immer etwas zu tun mit Egoismus. Das Zusammentun, das In-Liebe-Ineinanderfließen, das Verbindende hat sein Urbild im Heiligen Geist. E.D.N.»

William Shakespeare, 1564-1616.

dauernde Gedanken, die befestigen das: Siehe «Prolog im Himmel> in Goethes Faust I. Dort heißt es am Schluß (der Herr zu den Engeln): «Das Werdende, das ewig wirkt und lebt, / Umfass' euch mit der Liebe holden Schranken, / Und was in schwankender Erscheinung schwebt, / Befestiget mit dauernden Gedanken.«

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wir haben des öfteren gehört, daß zwei Wege uns in die geistigen Welten führen:

Vgl. hierzu den Vortragszyklus «Mikrokosmos und Makrokosmos», GA 119.

141 Köln, 31. Januar 1911

Handschrift von Alice Kinkel

142 München, 12. Februar 1911

Handschriften von Mathilde Scholl, Barbara Wolf, Amalie Fugger-Glött

Seit dem November 1879: Dem Beginn des Michael-Zeitalters. Vgl. hierzu «Eini­ge Hinweise zu immer wieder vorkommenden Angaben».

Meister Eckhart, 1260-1327, Dominikaner und Mystiker, lehrte in Paris, Straß­burg und Köln; als Ketzer angeklagt. Berühmt sind seine «Deutsche Predigten und Traktate» (hrsg. und übersetzt von Josef Quint, München 1963 und Zürich 1979). Vgl. dazu auch das Kapitel «Meister Eckhart» in Rudolf Steiners Schrift «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» (1901), GA 7.

Johannes Tauler, 1300-1361, Mystiker, Prediger in Straßburg; Schüler des «Un­bekannten aus dem Oberland«; «Johann Tauler's Predigten» (übertragen von Julius Hamberger, Frankfurt 1864). Vgl. dazu auch das Kapitel «Gottesfreund­schaft» in Rudolf Steiners Schrift »Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung» (1901), GA 7.

Miguel de Molinos, 1640-1697, spanischer Mystiker, der wegen seiner Schrift «Guida spirituale» (Rom 1675; dt. «Geistlicher Führer», Frankfurt 1699) von Papst Innozenz XI. zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt wurde.

In anspruchloser Weise sagt er, daß er im Geiste entrückt gewesen sei: Off. 1 ,9f.:

«Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war in der Insel, die da heißt Patmos, um des Worts Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi. Ich war im Geist an des Herrn Tag und hörete hinter mir eine große Stimme als einer Posaune.»

die Konstellation, die die Sterne am 30. September 395 haben würden: Im Jahre 1912 erschien in deutscher Übersetzung eine astronomisch-historische Untersu­chung von Nikolaus Morosow (*1854) über die Offenbarung Johannis («Offen­barung in Gewitter und Sturm», Petersburg 1907; deutsch: «Die Offenbarung Johannis. Eine astronomisch-historische Untersuchung von Nikolaus Morosow», mit einem Geleitwort von Prof. Dr. Arthur Drews, Stuttgart 1912). Darin kommt Morosow bei der Datierung der in der Apokalypse enthaltenen Sternenkonstel­lation auf eben diesen 30. September 395. Aus diesem Grunde gibt er auch den zu

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dieser Zeit lebenden Johannes Chrysostomos als Verfasser der Apokalypse an (siehe übernächsten Hinweis). Nicht erklärbar ist damit allerdings - nach den Worten von Arthur Drews -, wieso schon vor dem Jahre 395 zahlreiche christ­liche Schriftsteller auf die Apokalypse Bezug nehmen.

Dieses Bild haben wir ausgedrückt in einem der sieben Siegel: Bezieht sich auf die sieben Siegelbilder, die Rudolf Steiner für den Münchner Kongreß 1907 entwor­fen hatte. Die farbig ausgeführten Tafeln sind nicht erhalten geblieben. Jedoch wurde schon im Oktober 1907 durch Rudolf Steiner eine Mappe mit verkleiner­ten einfarbigen Wiedergaben der Siegel- und Säulenbilder herausgegeben. Die Siegel wurden dann auch - ausgeführt durch Clara Rettich - im Stuttgarter Zweighaus zwischen den zweimal sieben Säulen angebracht. In der Gesamtausga­be finden sie sich im Band «Bilder okkulter Siegel und Säulen. Der Münchner Kongreß 1907 und seine Auswirkungen», GA 284. Dort finden sich auch zwei Ausführungen Rudolf Steiners über die Siegelbilder (vom 16. September 1907, S. 73ff., und die Einführung für die Mappe mit den vierzehn Bildtafeln Oktober 1907, S. 91ff.). - Das hier angeführte Motiv findet sich auf dem fünften Siegel (Tafel XI).

Johannes Chrysostomos, geb. um 344/354 in Antiochien, von heidnischen Philo­sophen erzogen; 369/372 getauft. Nach 375 wurde Chrysostomos Mönch, später Eremit. Da ihn die harte Askese sehr schwächte, mußte er nach Antiochia zurück-kehren, wo er als Priester und Prediger wirkte. Er gilt als der größte Prediger der Alten Kirche, weshalb er seit dem 6. Jh. «Chrysostomos» (= Goldmund) genannt wurde.

146 Straßburg, 19. Februar 1911

Handschrift von Alice Kinkel

148 Hannover, 5. März 1911

A - Aufzeichnung von Paula Stryczek; B - Handschrift von Nelly Lichten­berg; C - Handschrift von Alice Kinkel

Dieses Bild ist wiedergegeben in einem der Siegel: Vgl. den entsprechenden Hin­weis zur Stunde vom 12. Februar 1911.

Astronomisch kann diese Stellung der Gestirne: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 12. Februar 1911.

gestern im exoterischen Vortrag: Vortrag in Hannover vom 4. März 1911 in «Die Mission der neuen Geistes-Offenbarung», GA 127.

157 Mannheim, 10. März 1911

Handschrift von Alice Kinkel

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159 Berlin, 15. März 1911

A - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); B - Handschrift von

Nelly Lichtenberg, Aufzeichnung von Paula Stryczek mit Ergänzungen von

Günther Wagner.

167 Prag, 29. März 1911

A - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); B - Handschrift von Alice Kinkel; C - Aufzeichung von Günther Wagner. - In einer Handschrift folgen nach dem Rosenkreuzerspruch noch die Worte: «Wir schließen unse­re Zusammenkunft mit dem Gebet des Tages. Die Steine sind stumm, ich habe das ewige Schöpferwort in sie gelegt.> Vgl. dazu S. 469 in dem Band «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904 bis 1914», GA 265; dort ist der Spruch in etwas erweiterter Form in Rudolf Steiners Handschrift faksimiliert wiedergegeben. Im Vortrag vom 13. Oktober 1906 spricht Rudolf Steiner von einer alten Rosenkreuzerformel, die da lautet: «Ich habe das ewige Schöpferwort in den Stein gelegt.» («Das christliche Mysterium», GA 97).

174 Berlin, 12 Juni 1911

A - Handschrift von Nelly Lichtenberg; Aufzeichnung von Günther Wag­ner; B - Handschrift von Louise Clason.

Gott blies dem Menschen ein den lebendigen Odem: I. Mos. 2,7. Genuß vom Baume der Erkenntnis: I. Mos. 3.

180 München, 23. August 1911

A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Fred Poeppig; C - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; D - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); E -Handschrift von Alice Kinkel; F - Handschrift von Louise Clason. - Zu dieser Stunde findet sich folgende Eintragung im Tagebuch von Arsur Rösel (Weimar): «Vormittag 11 Uhr war die erste esoterische Stunde, die ich miterlebte. Dr. Steiner hielt sie ab in den Prinzensälen, alle Zuhörer waren Mitglieder der Esoterischen Schule, zu denen nun auch ich gehöre. Es waltete eine feierliche Stille im Saale, bis Dr. Steiner mit ernster Miene vortrat und das Gebet sprach und dann über die richtige Art der Meditation sprach. Er schloß mit einem feierlichen, fast gesungenen Gebet. Tiefe Stille lag über dem ganzen Saal, bis Dr. Steiner das Zeichen zum Aufbruch gab. -

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Er sprach im Auftrag der Meister der Weisheit und des Zusammenklanges der Empfindungen.»

Die For'n der menschlichen Kraflausstrahlun gen: Siehe hierzu den Vortrag vom 20. August 1911 in »Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen», GA 129.

197 München, 26. August 1911

A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Aufzeichnung von Günther Wagner; C - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; D -Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede. - Hierzu findet sich folgende Eintragung im Tagebuch Artur Röseis: «Erwähnen muß ich noch, daß Dr. Steiner heute vormittag die zweite esoterische Stunde in der Esote­rsschen Schule hielt, an deren Schluß er an die Mitglieder appellierte, sich beim bevorstehenden Kongreß in Genua durch keine Autorität bestimmen zu lassen, etwas anzunehmen, das sie nicht selbst prüfen könnten.»

folgendes okkultes Zeichen oder Signum: Siehe den folgenden Hinweis.

im exoterischen Vortrag: Vortrag in München vom 20. August 1911 in «Welten-wunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen», GA 129.

des bevorstehenden Kongresses in Genua: In Genua sollte im September 1911 der 6. Kongreß der Föderation europäischer Sektionen der Theosophical Society stattfinden. Er wurde von der Präsidentin der Gesellschaft, Annie Besant, kurz­fristig abgesagt, offenbar weil sie sich der bevorstehenden Auseinandersetzung mit Rudolf Steiner über die zwischen ihnen bestehende gravierende Differenz in bezug auf die zu erwartende Wiederkunft Christi nicht stellen wollte.

In dem Zyklus haben wir schon vernommen: «Weltenwunder, Seelenprüfungen und Geistesoffenbarungen», GA 129, vom 18. bis 28. August 1911 in München; Vortrag vom 20. August 1911.

das Wort des Evangeliums, als die Dämonen: Mk. 5,9, Luk. 9,30.

«Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13.

211 Karlsruhe, 10. Oktober 1911

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Hand­schriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; C - Aufzeichnung von Günther Wagner

Derartige Formeln sind natürlich streng geheimzuhalten und dü'fen nicht weiter­gegeben werden, weil das schwere karmische Folgen nach sich ziehen muß: Hier

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muß berücksichtigt werden, daß diese Äußerung in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg fällt. Nachdem durch dessen Ausbruch im Sommer 1914 die Esoteri­sche Schule von Rudolf Steiner selbst eingestellt worden war, hatte er auf drin­gende Bitten von Mitgliedern der Schule und der Anthroposophischen Gesell­schaft nunmehr in Privatgesprächen weiterhin esoterische Ratschläge gegeben. Das führte dazu, daß er im Frühsommer 1917 von zu Gegnern gewordenen Schü­lern in einer öffentlichen Zeitschrift («Psychische Studien» XLIV. Jg, Leipzig) beschuldigt wurde, die von ihm gegebenen Übungen seien schädlich. Diese Ver­leumdungen veranlaßten ihn, vor der Mitgliedschaft der Anthroposophischen Gesellschaft an verschiedenen Orten zu erklären, daß er zu den folgenden Maß­nahmen gezwungen sei: es gäbe keine esoterischen Privatgespräche mehr und jeder würde des Versprechens entbunden, «nicht über den Inhalt des Gespräches zu sprechen. Jeder kann, soviel ihm selber lieb ist, dasjenige mitteilen, was jemals vorgekommen ist in einem solchen Privatgespräch mit einem Mitglied. Nichts wird sich finden, was das Licht der Öffentlichkeit zu scheuen hätte». Dezidiert erklärte er, «daß nunmehr alles im vollsten Lichte der Öffentlichkeit geschehen soll. Wenn die Dinge in voller Öffentlichkeit wachsen werden, dann wird den Verleumdern der Boden entzogen werden. Aber eine andere Methode gibt es in der Zukunft nicht mehr. Daher werde ich, soweit es an mir ist, danach trachten, daß die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft sich in der Zukunft immer mehr und mehr im vollen Lichte der Öffentlichkeit abspielt.» (Vortrag vom 11. Mai 1917 in «Die geistigen Hintergründe des Ersten Weltkrieges», GA 174b; vgl. auch die Vorträge vom 13. Mai 1917 im gleichen Band und vom 19. Mai

1917 in «Mitteleuropa zwischen Ost und West», GA 174a)

Im Zusammenhang mit dem Münchner Vortrag vom 19. Mai 1917 erklärte er sogar in einem persönlichen Gespräch mit Prof. Hans Wohlbold, der in den «Psychischen Studien» einen Verteidigungsartikel geschrieben hatte, die Absicht, alles für die breite Öffentlichkeit drucken zu lassen (laut schriftlicher Mitteilung Wohlbolds vom 12. Mai 1949 an ein Mitglied der Rudolf Steiner-Nachlaßverwal­tung). Diese Absicht spricht für sich, wenn sie auch damals nicht realisiert wurde.

222 Karlsruhe, 14. Oktober 1911

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Hand­schriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; C - Aufzeichnung von Günther Wagner; D - Aufzeichnung von Unbekannt; E - Handschrift von Louise Clason; F - Aufzeichnung aus der Sammlung von Fred Poeppig; G - Handschrift von Alice Kinkel

«Herr, Dein Wille geschehe»: Mat. 6,10.

«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10.

Vgl. « Theosophie»: Das Geisterland: «Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung» (1904), GA 9.

#SE266b-489

239 Berlin, 27. Oktober 1911

A - Handschrift von Camilla Wandrey; B - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); C - Aufzeichnung aus Günther Wagner; D - Hand­schrift von Louise Clason; E - Aufzeichnung von Unbekannt

Samael ... Azazel ... Azael ... Mehazael: Vgl. den Hinweis zur Stunde vom 2. Januar 1911.

250 Berlin, 30. Oktober 1911

A - Aufzeichnung von Rudolf Meyer; B - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); C - Handschrift von Camilla Wandrey; D - Hand­schrift von Louise Clason

«Ihr Name ist Legion»: Nach Mk. 5,9: «Und er fragte ihn: Wie heißest du? Und er antwortete und sprach: Legion heiße ich; denn unser ist viel.»

Johannes Müller, 1801-1858, einer der berühmtesten deutschen Physiologen, der die sogenannte physikalisch-chemische Schule in der Physiologie begründete; «Handbuch der Physiologie» (Berlin 1833-1840).

260 München, 19. November 1911

Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf

«Für was wäre letzten Endes diese Welt...»: Dieses Zitat konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

265 Berlin, 16. Dezember 1911

A - Aufzeichnung von Therese Walther; B - Handschrift von Louise

Clason; C - Handschrift von Alice Kinkel; D - Stenogramm von Franz

Seiler

In alten Zeiten mußte der Mantel - die Kraft - des Elias Elisäus gegeben werden:

Vgl. 2. Kön. 2,14; ferner Rudolf Steiners Vortrag vom 14. Dezember 1911 «Der

Prophet Elias im Lichte der Geisteswissenschaft» in «Menschengeschichte im

Lichte der Geistesforschung», GA 61.

wie die Offenbarung des Christus in den nächsten Zeiten: Vgl. hierzu beispiels­weise die Bände «Das Ereignis der Christus-Erscheinung in der ätherischen

#SE266b-490

Welt», GA 118, und «Die neue Geistigkeit und das Christus-Erleben des zwan­zigsten Jahrhunderts», GA 200.

Mysterium von Golgatha ... Mitte der atlantischen Zeit hätte es eigentlich gesche­hen sollen: Vgl. hierzu den Vortrag vom 2. Februar 1910 in «Der Christus-Impuls und die Entwickelung des Ich-Bewußtseins», GA 116.

272 Hannover, 31. Dezember 1911

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Hand­schriften von Mathilde Scholl und Camilla Wandrey; C - Aufzeichnung von Günther Wagner

Die Götter schufen sechs Tage und ruhten am siebenten Tage: I. Mos. 1 und 2,1-3. Und sie schauten ihr Werk...: i. Mos. 1,31.

283 Hannover, i. Januar 1912

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Aufzeich­nung von Günther Wagner

289 Berlin, 6. Januar 1912

Handschrift von Louise Clason

290 Berlin, 7. Januar 1912

A - Aufzeichnung von Günther Wagner; B - Handschrift von Camilla Wandrey; C - Handschrift von Rudolf Meyer

Der Knecht darf nicht größer sein ... Joh. 13,16 und 15,20, Mat. 10,24.

Rosenkreuzer-Mysterium: «Die Pforte der Einweihung» in «Vier Mystcriendra­men» (1910-1913), GA 14.

0 Mensch, erlebe dich: Ebenda, 9. Bild, S. 127ff.

Ich will dein Wesen: Ebenda, 10. Bild, S. 131.

Ich fühle Weltensein in mir: Ebenda, 9. Bild, S. 128 und 130.

#SE266b-491

297 München, 10. Januar 1912

A - Handschrift von Barbara Wolf; B - Handschrift von Alice Kinkel

Lerne schweigen ...: Dieser Spruch war auch Teil des Rituals im erkenntniskul­tischen Zusammenhang; vgl. die Instruktionsstunde vorn 10. Februar 1913 in «Zur Geschichte und aus den Inhalten der erkenntniskultischen Abteilung der Esoterischen Schule 1904-1914», GA 265, S. 295f. Vgl. auch die Stunden vom 6. November und I. Dezember 1906 in Band 1, S. 171 und 182.

Wes das Herz voll ist . Mat. 12,34.

304 Zürich, 16. Januar 1912

Aufzeichnung von Unbekannt aus einem Notizheft von Günther Schubert

306 Berlin, 26. Januar 1912

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Handschrift von Rudolf Meyer; C - Aufzeichnung von Günther Wagner; D - Hand­schrift von Camilla Wandrey; E - Handschrift von Vrauke Titringh

daß die ägyptischen Esoteriker reden von: dem Kommen an die Schwelle des Todes . . .: Vgl. hierzu auch die Ausführungen Rudolf Steiners in der Vortragsreihe «Ägyptische Mythen und Mysterien» (1908), GA 106, sowie in «Die Mysterien des Morgenlandes und des Christentums»(1913), GA 144.

Auch in den alten Urkunden der Rosenkreuzer: Es ließ sich bisher nicht feststel­len, worauf hier verwiesen wird.

In deinem Denken leben Weltgedanken / In deinem Fühlen weben Weltenkrafte / In deinem Willen wirken Weltenwesen: Siehe »Die Prüfung der Seele» (1911; in »Vier Mysteriendramen», GA 14), erstes Bild, und «Der Hüter der Schwelle» (1912; ebenda), sechstes Bild.

«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10.

320 Stuttgart, 20. Februar 1912

A - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Handschrift von Alice Kinkel

#SE266b-492

Ich bin an die Pforte des Todes gekommen . . .: Nach Apuleius («Der goldene Esel» in der Übersetzung von August Rode, elftes Buch). Dort heißt es: «Ich ging bis zur Grenzscheide zwischen Leben und Tod. Ich betrat Proserpinens Schwelle, und nachdem ich durch alle Elemente gefahren, kehrte ich wiederum zurück. Zur Zeit der tiefsten Mitternacht sah ich die Sonne in ihrem hellsten Lichte leuchten; ich schaute die Unter- und Obergötter von Angesicht zu Angesicht und betete sie in der Nähe an.» Rudolf Steiner brachte (wahrscheinlich 1909) diesen Spruch in eine rhythmisierte Fassung (vgl. S. 323).

daß sie dann ihre Taten ansahen...: I. Mos. 1,31.

325 Stuttgart, 22. Februar 1912

A - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Aufzeich­nung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede

Begarden: Fromme Männer, die ohne Gelübde zusammen in einer Gemeinschaft lebten, vor allem in den Städten des Mittelalters (13. Jh.). Sie waren vor allem in der Krankenpflege tätig; ihren Unterhalt bestritten sie durch den Verkauf kleiner Handarbeiten. Die Bewegung breitete sich von Flandern herkommend schnell auch in Deutschland aus. Mit der Zeit zeigten sich innerhalb dieser Bewegung ketzerische Elemente - vor allem eine Art quietistisch-pantheistische Mystik -, um derentwillen die Begarden und ihr weibliches Gegenstück, die Beginen, ver­folgt wurden. Die im Laufe der Zeit immer systematischer werdende Verfolgung führte schließlich zum Untergang dieser religiösen Bewegung.

Was jetzt in China geschehen ist: Am 9. Oktober 1911 hatte eine Militärrevo­lution in Hankou stattgefunden, infolge derer am 31. Dezember 1911 die Repu­blik mit dem Präsidenten Jüan Schikai ausgerufen wurde und die kaiserliche Tsing-Dynastie am 12. Februar 1912 auf den Thron verzichtete.

Ku Hung-Ming, «Chinas Verteidigung gegen europäische Ideen», Kritische Auf­sätze, hrsg. und mit einem Vorwort versehen von Alfons Paquet, Jena 1911.

Französische Revolution: Sturm des Volkes auf die Pariser Bastille, 14. Juli 1789.

daß der Schüler durch die Erde hindurch die Sonne auf der anderen Seite sah:

Rudolf Steiner spricht mehrfach über dieses Einweihungserlebnis. Siehe zum Beispiel den Vortrag vom 23. März 1910 in «Mikrokosmos und Makrokosmos», GA 119, ferner den Vortrag vom 4. Februar 1913 in «Die Mysterien des Morgen­landes und des Christentums», GA 144.

Johannes Tauler . . . Meister Eckhart: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stun­de vom 12. Februar 1911.

334 Stuttgart, [23] Februar 1912

Handschrift von Hulda Schouten-Deetz

#SE266b-493

Im Verlaufe der letzten Vorträge: Vgl. die zwei vorhergehenden Stunden.

denn das Herz steht einerseits im Zusammenhang mit dem Zeichen des Tierkreises des Löwen: Vgl. hierzu auch den Vortrag voin 8. Juni 1912 in «Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie», GA 137.

339 München, 26. Februar 1912

A - Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf; B - Handschrift von Alice Kinkel

343 Mannheim, 10. März 1912

A - Handschrift von Alice Kinkel; B - Aufzeichnung von Emma Klcin

347 Frankfurt, 10. März 1912

Handschrift von Alice Kinkel

349 Berlin, 22. März 1912

A - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); B - Handschrift voii Nelly Lichtenberg; C - Handschrift von Louise Clason

das goldene Kalb: Vgl. 2. Mos. 32, insbesondere 19f.

357 Helsingfors, s. April 1912

Aufzeichnung von Else Kriecheldorff

Chylus: Inhalt der Darmlymphgefäße.

Aaronstab: Vermutlich ist der Merkurstab hier gemeint (vgl. die Stunden vom 11.

November 1908 und 3., 8. und 14. März 1909 in GA 266/1). Der Aaronstab hat

allerdings auch für sich genommen eine okkulte Bedeutung; vgl. dazu 2. Mos.

7,10-12 und 8,12f.

Ausbildung der sechzehn blättrigen Lotusblume: Vgl. hierzu das Kap. «Über einige

#SE266b-494

Wirkungen der Einweihung» in «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10, in dem die Ausbildung der sechzehnblättrigen Lotus-blume ausführlich beschrieben ist, sowie «Für die Tage der Woche» in «Anwei­sungen für eine esoterische Schulung. Aus den Inhalten der Esoterischen Schule»,

S. 26-30.

359 Helsingfors, 14. April 1912

Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede)

Von den vier Rabbis: In Rudolf Steiners Notizbuch Archiv-Nr. 505 findet sich folgende Notiz hierzu: «Garten der Wonne. 4 Rabbiner im Talmud: 1 . starb 2. verlor Verstand 3. richtete Verwüstung an 4. Mystiker Rabbi Aliiba ging im Frie­den aus und ein»; vgl. auch die Erwähnung in Rudolf Steiners «Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums» (1902), GA 8, Kap. «Die Evangelien», S. 117.

362 Berlin, 24. April 1912

A - Handschrift von Rudolf Meyer; B - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); C - Handschrift von Louise Clason; D - Handschrift von Nelly Lichtenberg

wie dies ai'cb in der Bibel angedeutet wird: i. Mos. 2,7.

daber stellte er die Isis verscbleiert dar: «Wenn der Ägypter aufschauen sollte zu dem, was die großen Geheimnisse in seiner Umgebung sind, dann sollte er auf-blicken zu Isis, welche ein Standbild hatte im Tempel zu Sais, das berühmt gewor­den ist. Unter diesem Tempel stand bekanntlich die Inschrift, die ausdrücken sollte das Wesen der Isis: Ich bin das All, ich bin die Vergangenheit, die Gegen­wart und die Zukunft; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet.» Rudolf Steiner im Vortrag vom 6. Januar 1918 in »Mysterienwahrheiten und Weihnachts­impulse. Alte Mythen und ihre Bedeutung», GA 180; siehe hierzu auch den Vortrag vom 29. Dezember 1918 in «Wie kann die Menschheit den Christus wiederfinden?», GA 187.

Ejeh asher ejeb: 2. Mos. 3,14.

371 Köln, 9. Mai 1912

A - Aufzeichnung von Marie Steiner; B - Handschrift von Alice Kinkel

«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10.

#SE266b-495

Bazillen sind die wiedert'erkörperten . . . Tiere: Näheres hierzu vgl. den Vortrag vom 17. April 1912 in «Erfahrungen des Ubersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus», GA 143.

Bei den hebräischen Mysterien galt der Satz: Vier suchen . Vgl. den Hinweis über die vier Rabbis zur Stunde vom 14 April 1912.

Jahve-Erscheinung im brennenden Dornbusch: 2. Mos. 3 und 4.

Enthaltsamkeit von Fleisch, besonders Fisch genuß: Vgl. hierzu «Über Ernährung und innere Entwicklung» in «Aus den Inhalten der esoterischen Stunden», GA

266/1, S. 553.

Ich bin das Licht...: Joh. 8,12.

Es kann gewußt werden das Mysterium des Gotteswe ges: Abgedruckt nach Marie

Steiners Notizbuch Archiv-Nr. 2.

377 Norrköping, 30. Mai 1912

Stenogramm von Franz Seiler

Frieda Danielsson (t 1912), Mitglied der schwedischen Sektion der theosophi­schen Gesellschaft; Gattin des Landwirtes Daniel Danielsson auf Gut Stathöga bei

Norrköping, auf dem Rudolf Steiner sich öfters aufgehalten hat; vgl. den Nachruf

Marie Steiners auf Daniel Danielsson im «Nachrichtenblatt» der Zeitschrift «Das

Goetheanum» Nr.39/1940.

379 Kristiania (Oslo), 7. Juni 1912

A - Handschrift von Vrauke Titringh; B - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; C - Stenogramm von Franz Seiler

das ungeoffenbarte Licht, von dem im Zyklus die Rede war: Vgl. den Vortrag vom S. Juni 1912 in «Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Phi­losophie», GA 137.

«Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» (1904/05), GA 10.

«Die Geheimwissenschaft im Umriß» (1910), GA 13.

den pythagoreischen Lehrsatz: Das Quadrat der Hypotenuse ist im rechtwinkli­gen Dreieck gleich der Summe der Quadrate der Katheten.

Pythagoras um 540-497. Vgl. auch das Kapitel über ihn in Edouard Schurés «Die großen Eingeweihten» in der Übersetzung von Marie Steiner.

#SE266b-496

386 Kristiania (Oslo), 9. Juni 1912

A - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; B - Handschrift von Vrauke Titringh

Mahavach der Inder: Maha = groß, vach = Wort.

Daß die Theosophische Gesellschaft ein Ausfluß von den Lehren der Meister der Weisheit und des Zusammenklan ges der Empfindungen ist . . . das steht fest. Das «Warum» auseinanderzusetzen, erlaubt nicht die Zeit ... Vgl. dazu den Zyklus «Die okkulte Bewegung im neunzehnten Jahrhundert und ihre Beziehung zur Weltkultur» (Dornach, 10. Oktober bis 7. November 1915), GA 254.

Vier Rabbis: Vgl. den Hinweis zur Stunde vom 14. April 1912.

Über die vorige Inkarnation von führenden Persönlichkeiten wurde niemals in­nerhalb von hundert Jahren nach ihrem letzten Tode etwas bekannt: Vgl. hierzu den Vortrag vom 17. April 1912 in «Erfahrungen des Übersinnlichen. Die drei Wege der Seele zu Christus», GA 143.

durch die bekannten drei Grundsätze: In den Satzungen der Theosophischen Gesellschaft hieß es im Artikel 1 (Verfassung) unter Punkt 3: «Die Zwecke der Theosophischen Gesellschaft sind:

Erstens: Den Kern einer allgemeinen Brüderschaft zu bilden, welcher sich die ganze Menschheit ohne Unterschied der Rasse, des Glaubensbekenntnisses, des Geschlechts, der Kaste oder der Farbe anschließen soll.

Zweitens: Das Studium des Arischen und anderer dem Osten angehörender Litteraturen, Religionen, Philosophien und Wissenschaften zu fördern und die Bedeutung dieser Studien zu beweisen.

Drittens: Unerklärte Naturgesetze und die in dem Menschen schlummernden psychischen Kräfte zu erforschen.»

394 Kristiania (Oslo), ii. Juni 1912

Handschrift von Vrauke Titringh

Die alten Hebräer erzählten . Vgl. den Hinweis zur Stunde vom 14. April 1912.

Nicht das hat Wert, daß man . . . das Buch eines Jünglings der Welt anbietet:

Bezieht sich auf das Buch des l5jährigen Jiddu Krishnamurti (Alcyone) «Zu

Füßen des Meisters», Adyar 1910 (Düsseldorf 1912).

397 München, i. September 1912

A - Handschrift von Barbara Wolf; B - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); C - Handschrift von Alice Kinkel; D - Aufzeichnung aus der Sammlung von Elisabeth Vreede; E - Aufzeichnung von Bella Lang

#SE266b-497

Sadduzäer, Pharisäer, Essäer: Drei jüdische Religionsgemeinschaften. Die Sad­duzäer, die sich vor allem aus der priesterlichen Aristokratie zusammensetzten, waren zwar in der Lebenshaltung freier und weltlicher als die strengen Pharisäer, in der Lehre jedoch oft noch starrer und rückbezogener als diese. So leugneten sie die Auferstehung und die Unsterblichkeit.- Die Pharisäer forderten eine strengste Handhabung des Gesetzes und hielten sich von der «unreinen» Menge fern. Viele Schriftgelehrte gehörten zu ihnen. Sie verstanden sich als Hüter der alttestament­lichen Ordnung. Die Essäer oder Essener bildeten eigene zurückgezogene Ge­meinden, in denen sie asketisch - oft in Armut und Zölibat - lebten. Sie hatten eine nur für die Eingeweihten bestimmte Geheimlehre. Über die Essäer vgl. z.B. auch Rudolf Steiners Ausführungen in «Das Matthäus-Evangelium», GA 123.

Louis Claude de Saint-Martin, 1743-1803, der «unbekannte Philosoph». «Des erreurs et de la vérité», 1775, dt. von Matthias Claudius, Breslau 1782.

Johannes Tauler: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 12. Februar

1911.

Gautama Buddha, 550 v.Chr.-470 v. Chr.

Pythagoras: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 7. Juni 1912.

Zarathustra: Siehe dazu auch Rudolf Steiners Vortrag vom 19. Januar 1911 in «Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins», GA 60; ferner über den Zusammenhang des Zarathustra mit seinen Schülern Moses und Hermes die Vorträge vom 21. Januar und vom 31. Mai 1909 in «Das Prinzip der spirituellen Ökonomie im Zusammenhang mit Wiederverkörperungsfragen», GA 109/111, und vom 2. September 1910 in «Das Matthäus-Evangelium», GA 123.

Adam und Eva in ihrer Blöße: I. Mos. 2,25.

Cusanus hatte auf einer Seefahrt von Konstantinopel die stärksten geistigen Erleh­nisse: Nikolaus von Kues, 1401-1464, Kardinal und päpstlicher Legat. Cusanus wurde im Jahre 1437 im Auftrag des Papstes Eugen IV. nach Konstantinopel gesandt, um den Patriarchen von Konstantinopel, den griechischen Kaiser und 28 Erzbischöfe zum Konzil nach Ferrara zu holen. Auf der Rückreise hat er ein «Erleuchtungserlebnis>, über das er in Form eines Briefes an seinen Förderer Kar­dinal Juliano Cesarini im Nachwort zu «De docta ignorantia» folgendermaßen schreibt: «Empfange nun, Ehrwürdiger Vater, was ich schon vor langer Zeit auf mannigfachen Wegen der Wissenschaft zu erreichen strebte, aber nicht konnte, bis ich, heimkehrend von Griechenland, auf dem Meere, wohl durch ein Ge­schenk von oben, vom Vater des Lichtes . . . darauf geführt wurde, in gelehrter Unwissenheit Unbegreifliches in unbegreiflicher Weise zu erfassen und über das hinauszugehen, was von den unvergänglichen Wahrheiten auf menschliche Weise wißbar ist.» (Zitiert nach: Ekkehard Meffert, Nikolaus von Kues, Stuttgart 1982, S. 54)

Über Goethe wird man heute am wahrsten . . . sprechen können: Vgl. hierzu die

Vorträge vom 9. November und 3. Dezember 1916 in «Die Verbindung zwischen

Lebenden und Toten«, GA 168.

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Homer musse . . . ein Handwerk getrieben haben: Vgl. hierzu Herman Grimms Betrachtungen über «Homers Ilias», 2. Aufl., Stuttgart und Berlin 1907; i. Aufl. (in zwei Bänden), Berlin 1890 und 1895. Dort heißt es bei der Betrachtung des sechsten Gesanges (S. 148): «Wer möchte noch, . . . darauf bestehen, Homer müsse esn Hirt, oder ein Jäger, oder ein Schiffer, oder dies und das gewesen sein: er war esn alter Soldat, würde man am liebsten hier behaupten. Und doch war er wohl nichts als ein Mensch, der, wohin er die Augen wandte, im Tun der Leute mit gleicher Kraft überall den Punkt erkannte, an deren richtiger Beobachtung man den zu erkennen glaubt. Auch Dante war Fachmann in diesem Sinne. Napoleon, Friedrich der Große und Goethe waren es und wenige andere.» Und S. 330 (zum sechzehnten Gesang): «Wir meinen, er müsse sein Leben mit der Beobachtung kämpfender Löwen im wilden Gebirge, mit Hirten und Holzbauern verbracht haben, verlockten andere Stellen nicht zum Gedanken, er sei auf dem Meere heimisch gewesen, und wieder andere, er habe als Bürger oder Ackerbauer in der Ebene gelebt.» - Siehe hierzu auch den Vortrag vom 9. April 1912 in «Der Zusammenhang des Menschen mit der elementarischen Welt», GA 158.

Johannes Tauler oder Meister Eckhart: Vgl. den Hinweis zur Stunde vom 12. Februar 1911.

Krishna: Vgl. die Ausführungen Rudolf Steiners über ihn im Vortrag vom 19. September 1912 im Zyklus «Das Markus-Evangelium», GA 139.

«Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen» (1912), GA 16.

Buddha... zog . . . zu einem anderen Planeten: Vgl. hierzu Rudolf Steiners Aus­führungen z.B. in den Vorträgen vom 11. Juni1912 in «Der Mensch im Lichte von Okkultismus, Theosophie und Philosophie», GA 137, sowie vom 18. Dezem­ber 1912 in «Das esoterische Christentum und die geistige Führung der Mensch­heit», GA 130, sowie den Zyklus «Die okkulten Grundlagen der Bhagavad Gita», GA 146.

Kausalleib: Extrakt des Äther- und Astralleibes, den der Mensch von Erdenleben zu Erdenleben weiterträgt und immer mehr bereichert. Vgl. Rudolf Steiners Vor­träge vom 3. Juli und 5. November 1906 im Band «Kosmogonie», GA 94.

409 Basel, 20. September 1912

A - Aufzeichnung von Therese Walther; B - Handschriften von Mathilde

Scholl und Barbara Wolf; C - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; D

- Handschrift von Mathilde Scholl; E - Aufzeichnung von Margareta

Morgenstern

die jetzige schwierige Zeit: Bezieht sich auf die Differenzen, die zwischen Rudolf Steiner und Annie Besant entstanden sind in bezug auf ihre unterschiedliche Christus-Auffassung. Während Rudolf Steiner von Anfang an seine Erkenntnis vertrat, daß Christus nicht mehr im physischen Leibe erscheinen wird, proklamierte

#SE266b-499

Annie Besant von 1910/11 an den Inderknaben Jiddu Krishnamurti (Alcyone) als Träger der erneuten Christus-Inkarnation. Der dafür begründete Orden «Stern des Ostens», der Krishnamurti als Weltlehrer propagieren sollte, führte zu schweren Unstimmigkeiten innerhalb der Theosophischen Gesellschaft und letztendlich zur Ablösung der deutschen Sektion und Begründung der «An­throposophischen Gesellschaft». Näheres zu den Vorgängen in Eugéne Lévys Buch «Mrs. Annie Besant und die Krisis in der Theosophischen Gesellschaft», Berlin 1913.

in den Münchner Vorträgen: «Von der Initiation. Von Ewigkeit und Augenblick. Von Geisteslicht und Lebensdunkel», (München, 25. bis 31. August 1912), GA 138.

Vor kurzem in München . . . haben wir wieder gesehen und gehört: Bezieht sich auf den im vorigen Hinweis erwähnten Zyklus und die Aufführung der ersten drei Mysteriendramen («Die Pforte der Einweihung»; «Die Prüfung der Seele»; «Der Hüter der Schwelle»).

über Buddha, Elias, Johannes zum Christus: Vgl. hierzu den Vortrags zyklus «Das

Markus-Evangelium», GA 139, den Rudolf Steiner vom 15. bis 24. September

1912 in Basel gehalten hat; zur angeführten Stelle insbesondere die Vorträge vom

17. bis 19. September 1912.

Das ist vor kurzem in einer theosophiscben Zeitschrift geschehen: Diese Zeitschrift konnte bisher nicht ermittelt werden.

Über diese Dinge wollen wir Sonntag noch weiter sprechen: Von einer Stunde am 23. September ist nichts bekannt.

433 Basel, 22. September 1912

A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Handschriften von Mathilde

Scholl und Barbara Wolf; C - Aufzeichnung von Hendrika Hollenbach; D

- Aufzeichnung von Margareta Morgenstern

in der vorgestrigen Stunde: Vgl. die vorige Stunde vom 20. September 1912.

«Der Hüter der Schwelle» (1912; in «Vier Mysteriendramen», GA 14).

Von einem berühmten Staatsmann sagte man. . . . seine Pferde gingen dahin, wohin er sie lenkte: Es konnte bisher nicht nachgewiesen werden, um welchen Staats-mann es sich handelt.

447 Berlin, 8. November 1912

A - Handschrift von Unbekannt (Sammlung Vreede); B - Handschrift von

Barbara Wolf; C - Handschrift von Louise Clason; D - Aufzeichnung von

Hendrika Hollenbach; E - Aufzeichnung von Günther Wagner

#SE266b-500

«In deinem Denken leben Weltgedanken / In deinem Fühlen weben Weltenkräfte / In deinem Willen wirken Weltenwesen»: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 26. Januar 1912.

«Der Hüter der Schwelle» (1912; in «Vier Mysteriendramen», GA 14).

«Ihr sollt sein wie Götter»: I. Mos. 3,5 und Joh. 10,34.

«Die Prüfzng der Seele» (1911; in »Vier Mysteriendramen», GA 14)

456 Hannover, 19. November 1912

Aufzeichnung von Günther Wagner

In deinem Denken leben Weltgedanken: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 26. Januar 1912.

«Prüfung der Seele»: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 8. No­vember 1912.

«Ich ruhe in der Gottheit der Welt»: Zweitletzte Zeile des Mantrams «In den reinen Strahlen des Lichtes», siehe S. 21.

«Ich und der Vater sind eins»: Joh. 10,30.

«Niemand kommt zum Vater denn durch mich»: Joh. 14,6.

«Ich bin - es denkt - sie fühlt - er will»: Näheres hierzu im Band «Seelenübungen zur methodischen Entwicklung höherer Erkenntniskräfte», GA 267 (in Vorberei­tung).

460 München, 28. November 1912

Handschriften von Mathilde Scholl und Barbara Wolf

In deinem Denken leben Weltgedanken: Vgl. den entsprechenden Hinweis zur Stunde vom 26. Januar 1912.

Krischna sagt da: «Du sollst Krieger sein ...»: Sinngemäße Zusammenfassung des letzten Teiles der Rede des «Erhabenen» (Krischna) im 18. Gesang der «Bhagavad Gita».

463 Bern, 16. Dezember 1912

A - Handschrift von Mathilde Scholl; B - Handschrift von Alice Kinkel

daß man solche Räume schafft wie diese, die uns jetzt umgeben: Am 9. Februar 1912 konnten die Berner Zweigmitglieder ein neues Zweiglokal im Wildschen

#SE266b-501

Haus an der Marktgasse 9 (früher Zunft zu Webern) beziehen. «Die Einrichtung wurde eingehend mit Rudolf Steiner besprochen, sowohl die Farbe der Wände, der Stühle, des Schrankes mit dem Rosenkreuz zwischen den Initialen des Rosen­kreuzerspruches . . . und des Rednerpultes mit dem Jupiter-Siegel - alles Mobiliar in dunklem Blau - gab Rudolf Steiner an, wie die Gestaltung der Lampen und die genauen Maße des großen Rosenkreuxes, des Tierkreises im kleinen Tempelchen unter dem Rosenkreuz. Frl. von Eckardstein führte die entsprechenden Mal- und Schnitzarbeiten aus. Rudolf Steiner soll sich in dem Raum sehr wohl gefühlt haben.» (Richard Grob: «Die Geschichte des Johannes-Zweiges in Bern» in:

«Mitteilungen aus dem anthroposophischen Leben in der Schweiz», Nr. VI/1988)

470 Zürich, 17. Dezember 1912

Handschrift von Alice Kinkel

NAMENREGISTER

#G266b-1996-SE503 - Aus den Inhalten der esoterischen Stunden, II 1910 1912

#TI

NAMENREGISTER

#TX

Adam 362, 365, 366, 368, 369, 400, 405 Ahriman 78, 82, 85, 90, 94, 103, 104,

141, 146f, 322 Ahura Mazdao 44

Alcyone Uiddu Krishnamurti) 420, 422

Arjuna (Bhagavad Gita) 461

Azael 241, 244, 248, 249, 254, 256, 258, 259, 263, 285, 288, 304

Azazel 130, 131, 240f, 243, 244, 246, 247, 248, 249, 254, 258, 259, 263,

285, 288, 304f.

Besant, Annie 388

Boddhisattva 373, 376

Buddha 399, 404, 405, 407, 408, 414, 419

Christus Jesus 364, 365, 366, 367 Cusanus, Nikolaus 400

Danielsson, Frieda 377

Eckhart, Meister 144, 326, 330, 402, 407

Elias, Prophet 266, 268, 413, 414, 419, 427, 432

Elisäus 266, 268 Eva 400, 405

Goethe, Johann Wolfgang von 41, 43, 260, 397f, 401, 404

Homer 401f

Isis 363f, 365, 367, 369

Jahve / Jehova 207, 362, 369, 373, 376

Jesus Christus 201, 369, 408

Johannes Chrysostomos 144

Johannes, Evangelist 148f, 150, 153-155

Johannes (der Täufer) 414

Krishna 405, 413, 414, 419, 427, 432, 461

Krishnamurti, Jiddu -> Alcyone Ku Hung Ming

- «Chinas Verteidigung gegen euro­päische Ideen» 326f, 331

Luzifer 33, 34, 35, 79, 82, 85, 87, 103, 107, 141, 146, 178, 322, 325, 350,

353, 355, 356, 452

Maria-Sophia 365, 367, 369 Mehazael 251, 255, 258, 259,

264,.285f, 288, 305

Meister 103, 117, 129,141, 163, 172, 173, 287

- der Weisheit und des Zusammen-

klangs der Empfindungen 26, 29,

32, 37, 45, 60, 61, 65, 102, 131, 156,

163, 167, 168, 170, 180, 182, 184,

185, 186f, 188, 191, 201, 216f, 239,

242, 245, 247, 301, 337, 380, 386,

389f, 396, 400, 406, 413, 414, 418f,

428, 453

Molinos, Michael de (Miguel) 144 Moses 207, 349, 352, 355, 364, 373,

376

Müller, Johannes 256, 257

Napoleon 402

Nikolaus von Kues -> Cusanus

Noah 96, 99

Paulus 61, 170, 173

Plutareh 127

Pythagoras 382, 384, 399, 405

Saint-Martin 398

Samael 130, 240, 243, 244, 245, 246, 248, 249, 254, 258, 259, 262, 280,

282, 283, 285, 287, 290, 304

Shakespeare, William 134, 401f

Sokrates 419

Steiner, Rudolf (Werke)

- Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? (GA 10) 319, 371, 383

#SE266b-504

- Die Geheimwissenschaft im Umriß

(GA 13) 383

- Die Prüfung der Seele (in GA 14) 452, 458

- Der Hüter der Schwelle (in GA 14) 435, 450, 457

- Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen (GA 16) 408

- Die Erziehung des Kindes (in GA 34) 45

Tauler, Johannes 144, 326, 330, 402, 407 Zarathustra 46, 268, 399 Zoroaster 44, 46

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.