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302 Frau Dr. lta Wegman, 1876-1943. Begründerin und Leiterin des Klinisch-Therapeutischen Institutes in Arlesheim. Siehe Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geistes-wissenschaftlichen Erkenntnissen» Arlesheim 1953.
302 Frau Dr. lta Wegman, 1876-1943. Begründerin und Leiterin des Klinisch-Therapeutischen Institutes in Arlesheim. Siehe Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geistes-wissenschaftlichen Erkenntnissen» Arlesheim 1953.
320 kommt an die Luft gebunden heraus: «heraus» Interpolation des Herausgebers.
320 kommt an die Luft gebunden heraus: «heraus» Interpolation des Herausgebers.
= Literatur =
* [[a:Rudolf Steiner|Rudolf Steiner]]: ''Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft. Zur Therapie und Hygiene'', [[GA 314]] (1989), ISBN 3-7274-3141-5 {{Vorträge|314}}
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Aktuelle Version vom 7. August 2023, 15:29 Uhr

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ERSTER VORTRAG Dornach, 7. Oktober 1920

#G314-1975-SE011 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ERSTER VORTRAG

Dornach, 7. Oktober 1920

#TX

Der Vortragende ist noch nicht da. Ich hoffe, daß er bald kommt, aber ich möchte Sie zunächst nicht so hier erwartungsvoll sitzen lassen. Es ist ja selbstverständlich geradezu, daß diese Vortragsreihe eine besondere Wichtigkeit hat innerhalb unseres Kurses. Es soll an einem praktischen Gebiete gezeigt werden, wie diese unsere anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft in der Lage ist, wirklich in die Lebenspraxis hineinzugreifen. Nun ist ja, das fühlt jeder Mensch am eigenen Leibe, dasjenige Gebiet der Lebenspraxis, das die Medizin, das die Therapie betrifft, eines der allerwichtigsten, und schon aus diesem Grunde darf gleich im Anfange unseres anthro­posophischen Strebens das Hineintragen der Anthroposophie in das Medizinische nicht fehlen.

Nun haben wir uns gerade bei diesem Kurs bestrebt, die einzelnen Fächer durch gewissermaßen auch äußerlich abgestempelte Fach­leute vertreten zu lassen, und es ist der Vertretung der Geisteswissen­schaft vor der Welt gegenüber notwendig, daß diese einzelnen Fächer von Fachleuten vertreten werden, sonst werden sie ja doch nicht in derjenigen Art aufgenommen, wie sie aufgenommen werden müßten. Und so will ich mich denn, bis eben der Vortragende kommt, bemühen, einiges zu Ihnen zu sprechen vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft über Physiologie und ihre Beziehung zum Therapeutischen. So etwas sollte ja das Thema berühren. Und ich will Ihnen zeigen, wie in das medizinische Studium und dann auch in die medizinische Praxis, in die ganze medizinische Kunst, Geistes­wissenschaft hineinzuwirken berufen ist.

Nun wissen Sie ja, daß gewöhnlich innerhalb unseres Hochschul­betriebes dem eigentlich medizinischen Studium ein vorbereitendes naturwissenschaftliches Studium vorangeht. Darauf folgt das eigent­liche medizinische Studium. Also, nachdem man die mehr biologisch-physiologischen Erscheinungen kennengelernt hat, widmet man sich mehr den pathologischen Erscheinungen, um sich dann zur Therapie

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hindurchzuringen. Aber es dürfte auch einer großen Anzahl der verehrten Zuhörer bekannt sein, wie schlecht eigentlich die Therapie bei diesem medizinischen Studium wegkommt. Es ist schon so, daß durch die naturwissenschaftliche Hinorientierung das medizinische Studium zur Auffassung der Naturprozesse am Menschen führt, und daß gewissermaßen der angehende Mediziner, wenn er dann in das pathologische Gebiet eintritt, mit einer gewissen Anschauung über die Naturprozesse ankommt, daß er kaum ein richtiges Ver­hältnis zu den pathologischen Prozessen gewinnen kann. Eines, scheint mir nun aber, ist ja in der neueren Zeit mit einer gewissen Notwendigkeit als eine Meinung aufgetreten: Wir sind gewöhnt wor­den, eine ganz bestimmte Anschäuung zu gewinnen über die Natur-prozesse, ihren inneren Zusammenhang und die zugrunde liegende Kausalität. Im gesunden Menschen müssen wir dieser Voraussetzung nach ganz offenbar gewisse Naturprozesse in einem notwendigen Kausalzusammenhang suchen. Im kranken Menschen, oder sagen wir, in dem erkrankten Organismus, was können wir da aber anderes suchen, als im Grunde genommen auch kausal notwendig verlaufende Naturprozesse? - Dennoch sind wir gezwungen, zu sagen, das, was in diesem ganz offenbar kausal bedingten Naturprozesse in der Krankheit vorliegt, das sei gegenüber dem gesunden Organismus abnorm, das falle aus dem Kausalzusammenhang des gesunden Orga­nismus in einer gewissen Weise heraus. Kurz, wir werden, wenn wir in das Gebiet der Medizin eindringen, ganz offenbar sogleich wan­kend und skeptisch gemacht in bezug auf dasjenige, was als unsere eigentliche Naturanschauungsgesinnung gegenüber dem Natur-geschehen unserer modernen Anschauung zugrunde liegt. Das hat denn auch dazu geführt, daß bei vielen Medizinern ein Skeptizismus geradezu, dasjenige, was ich bei anderen Gelegenheiten hier schon erwähnt habe, eine Art Nihilismus gegenüber der Therapie auf­getreten ist. Ich kannte noch jene berühmten Professoren, die an der medizinischen Fakultät in Wien tätig waren - in der Zeit, als diese medizinische Fakultät auf ihrer Glanzhöhe angekommen war -und die eigentlich im Grunde genommen therapeutische Nihilisten waren. Sie sagten: Man kann eine Krankheit - und sie wählten dabei

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besonders diejenige Krankheit, auf die eine solche Anschauung ganz besonders anwendbar ist -, wie zum Beispiel die Lungen­entzündung, eigentlich nur ihren eigenen Verlauf nehmen lassen, und durch irgendwelche lindernden, fördernden und so weiter äußere Maßnahmen diesen Verlauf in die richtigen Bahnen leiten, bis die Krisis eintritt und dann wiederum das Ganze abflutet. - Man kann eigentlich im Grunde genommen von dem, was man durch Jahrhunderte, ja Jahrtausende eine Heilung genannt hat, im wahren Sinne des Wortes nicht sprechen.

Es würde sich, wenn eine solche Anschauung konsequent fort­gesetzt würde, allmählich aus der Medizin eine bloße Pathologie ent­wickeln. Denn in bezug auf das Untersuchen der Krankheiten, aller­dings vom Gesichtspunkte der materialistisch denkenden Natur­wissenschaft, hat man es gerade in dieser Zeit des therapeutischen Nihilismus zu einer außerordentlich großen Vollkommenheit gebracht. Und ich möchte auch an dieser Stelle vor einem Mißverständnisse warnen, das darinnen bestehen könnte, daß irgend jemand glaubt, von dieser Stätte aus und von seiten der anthroposophisch orien­tierten Geisteswissenschaft überhaupt könne die große Bedeutung der Naturwissenschaft der neueren Zeit verkannt und unterschätzt werden. Das ist durchaus nicht der Fall. Derjenige, der nur ein wenig hineingeschaut hat in dasjenige, was die pathologischen Unter­suchungsmethoden im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an Förderung erfahren haben, der muß erstaunend, bewundernd vor diesem großartigen, gewaltigen Fortschritte stehen. Ja nicht nur dieses, er muß sich zu einem ganz anderen Bekenntnisse noch durch­ringen. Er muß sich sagen: Gewiß, es ist der Materialismus herauf-gezogen. Der Materialismus kann erstens gewissen Ansprüchen des menschlichen Gemütes keine Genüge leisten, er kann aber auch andererseits in die weiten Gebiete des menschlichen Erkennens nicht in genugender Weise hineinleuchten. - Aber auf der anderen Seite hat dieser Materialismus doch, ich möchte sagen, eine Art Mission gehabt. Die Fähigkeit zum experimentell beobachtenden Forschen hat er in einer außerordentlich gewissenhaften Weise ausgebildet. Und so etwas wie die moderne, allerdings materialistisch gefärbte

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Pathologie, verdanken wir einzig und allein diesem Materialismus. Man nimmt es einem immer übel, wenn man in der neueren Zeit nicht einseitig ist, und als ich, während ich Redakteur und Heraus­geber des «Magazins für Litteratur> war, beim Tode Büchners auch einen Büchner nun nicht verdammenden, sondern gerade seine Ver­dienste anerkennenden Artikel geschrieben hatte, hat man mich zum Materialisten selber gestempelt. Das ist gerade das Wesentliche im Erleben und Betreiben der Geisteswissenschaft, daß man sich in alles hineinversetzen kann, daß man überall die Gedankenform findet, die Empfindungsform findet, aus denen vielleicht sogar die entgegengesetztesten Richtungen und Weltanschauungen ihre Kräfte herausschöpfen können, und daß man auch würdigen kann die Ver­dienste desjenigen, was hervorgegangen ist aus so etwas, wie der Materialismus es ist, der allerdings in der Gegenwart - das ist ein­fach eine Zeitforderung - überwunden werden muß.

Aber auf etwas anderes möchte ich Sie noch aufmerksam machen. Sie haben gehört hier im Laufe unserer Vorträge, daß wir streben nach einer Phänomenologie in der Wissenschaft. Sie haben auch gehört, und zwar mit der allergrößten Berechtigung gehört, daß gestrebt werden müsse sogar nach einer hypothesenfreien Chemie. Nun bin ich ganz darauf gespannt, daß in manchen der Dinge, die gerade vorgebracht werden müssen mit Bezug auf das Medizinische und die medizinische Praxis, jemand in den Auseinandersetzungen das eine oder das andere finden könne, was ihm wie eine Hypothese vorkommt. Aber man muß den Begriff der Hypothese, gerade wenn man nun eintritt in die Betrachtung des Organischen aus dem Un­organischen heraus, zuerst ordentlich herausstellen.

Was ist eine Hypothese? Nun, nehmen wir einmal eine ganz triviale Sache aus dem gewöhnlichen Leben. Wenn ich einen Weg gegangen bin und ich habe auf diesem Wege einen Menschen gesehen, ich gehe weiter, ich sehe ihn nicht mehr, da werde ich zunächst wohl nicht annehmen, daß dieser Mensch verschwunden sei in den Erd­boden hinein, das wird in den wenigsten Fällen der Fall sein, sondern ich werde mich umsehen, sehe vielleicht ein Haus. Ich kann meine Gedanken so begrenzen, daß ich mir sagen kann: Nun, der Mensch

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ist in dieses Haus hineingegangen. Ich sehe ihn jetzt nicht, aber er ist jetzt drinnen, und ich werde keine unberechtigte Hypothese auf­stellen, wenn ich gewissermaßen die Gedanken, die sich mir ergeben im Verlaufe der Sinneswahrnehmung, dann, wenn in diesem Verlaufe etwas eintritt, was erklärend fortgesetzt werden muß so, daß ich irgend etwas voraussetze, hypothesenhaft anzunehmen habe, was sich zwar ergibt aus meinem Vorstellungsverlaufe, was aber nicht un­mittelbar gesehen, beobachtet werden kann, was also für mich nicht unmittelbar Phänomen ist. Ich werde nicht eine unbestimmte Hypo­these aufstellen, wenn ich so etwas annehme, geradesowenig wie ich eine unbestimmte Hypothese aufstelle, wenn ich durch irgendeinen Vorgang Wärme zunächst mit dem Thermometer wahrnehmbar habe und dann durch Erstarrung oder dergleichen diese Wärme ver­schwinden sehe und dann spreche von verschwundener latenter Wärme.

Es handelt sich also darum, daß es durchaus gerade zum frucht-bringenden Forschen notwendig ist, die Reihe der Sinnesvorstellungen da oder dort fortzusetzen. Eine unberechtigte Hypothese ist die­jenige, die zu Vorstellungen kommt, bei denen, wenn man sie voll­zieht, es sich einem einsichtsvollen Denken herausstellt, daß das ihm zugrunde liegende überhaupt niemals wahrgenommen werden kann. Man muß dann die Vorstellungen, zu denen man kommt - und das sind die Vorstellungen über Atomistik, Molekularismus -, ausstatten mit solchen Ingredienzien, die niemals wahrgenommen werden kön­nen, sonst könnte man sie eben wahrnehmen. Denn man kann ja zum Beispiel niemals sich der Illusion hingeben, wenn man die klein­sten Teile der Körper durch irgendeinen Vorgang noch sehen würde, daß man dann noch das Licht erklären könnte durch die Bewegung. Denn dann würde man ja das Licht hineintragen bis in diese kleinsten Teile.

Ich bitte Sie, an dieser Stelle doch Veranlassung zu nehmen, über berechtigtes Fortdenken innerhalb der Erfahrung und über die Auf­stellung unberechtigter Hypothesen gerade sich eine klare An­schauung zu verschaffen.

Wenn wir nun noch einmal zurückkommen auf unseren früheren

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Gedanken, dann mussen wir folgendes sagen: Wir sehen den so­genannten normalen Menschen vor uns. Wir sehen auf der anderen Seite den erkrankten Menschen vor uns. Wir müssen notwendiger­weise in beiden Organisationen einen näturgemäß verlaufenden Pro­zeß anerkennen. Und doch, wie verhält sich der eine Prozeß zu dem andern? Gerade das Trennen der Physiologie von der Pathologie und der Therapie, wie das in der neueren Zeit so üblich geworden ist, verhindert uns, beim Ubergange von einem zu dem anderen zu entsprechenden Vorstellungen zu kommen. Außerdem kann ja im Grunde genommen der moderne Mediziner das Geistige gar nicht in Berechnung ziehen, wenn er Physiologie oder auch wenn er Patho­logie treibt, denn dieses Geistige ist ja innerhalb der modernen Wissenschaftsgesinnung eigentlich doch ein Unbekanntes. Und es fällt uns daher heraus aus allen unseren Betrachtungen. Nun kann man, indem man diese beiden Naturprozesse, das Physiologische und das Pathologische, klar und anschaulich zunächst in abstrakter Form einander gegenüberstellt, ich möchte sagen, gewisse Endformen des Pathologischen vor die Betrachtung hinstellen, und man wird aus der Betrachtung solcher Endformen heraus vielleicht zu fruchtbaren Vorstellungen gerade kommen können. Sie brauchen nicht schon beim Beginne einer Wissenschaft an das Vorhandensein, an das Gefordert-sein einer unbedingten Notwendigkeit zu denken. Dieses, was man Richtigkeit, was man innere Notwendigkeit nennt, kann sich ja erst im Verlaufe der Betrachtung ergeben. Und so kann man, ich möchte sagen, an jedem Zipfel anfangen, wenn man ein gewisses Natur-gebilde betrachten will. Nehmen wir einen sehr extremen Fall inner­halb des erkrankten menschlichen Organismus. Da haben wir als einen sehr extremen Fall, der der modernen Medizin außerordentlich viel Schwierigkeiten macht, die Karzinombildung, die Krebsbildung. Wir sehen innerhalb dieses Krankheitsbildes gewissermaßen auf­treten etwas, was auch der mikroskopischen Untersuchung zeigt, wie ein Organisches sogar, oder wenigstens ein organisch Aussehendes, im gewöhnlichen Organismus so auftritt, daß es allmählich das Leben des übrigen Organismus zerstört. Wir können uns zunächst nur sagen, wir finden da gewissermaßen innerhalb der Körperlichkeit des

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menschlichen Organismus etwas auftreten, wo wir sehen, wie, aus unbekannten Tiefen heraufkommend, in unseren gewöhnlichen Naturverlauf etwas anderes sich hineinstellt, was diesen Natur-verlauf stört.

Aber wir können auch an das andere Extrem des pathologischen Organismus gehen, wir können sehen, wie auf der anderen Seite das­jenige entstehen kann, was in einer gewissen Weise eine Überwuche­rung der Normaltätigkeit des menschlichen Organismus ins Un­normale hinein ist, wir betrachten einen menschlichen Organismus dann als abnorm. Ich will mit diesen Ausdrücken normal und abnorm nicht besonders spielen, aber zur vorläufigen Verständigung können sie ja doch hinreichen. Im weiteren Verlaufe würde sich zeigen, wenn gerade diese Betrachtungen fortgesetzt werden müßten, die ich jetzt hier anstelle, was ich nicht hoffe, daß das Normale auch in Übergängen einfach in das sogenannte Abnorme hinein verläuft. Aber zur vorläufigen Verständigung können ja die Ausdrücke normal und abnorm durchaus gebraucht werden. Wir sehen, wenn wir die normale menschliche Organisation gegenüber haben, entwickelt auch seelisch sich eine bestimmte Art des Wollens, eine bestimmte Art des Fühlens, eine bestimmte Art des Denkens. Wir haben uns im sozialen Leben allmählich angeeignet, gewissermaßen eine Art Normalbild herauszukristallisieren aus den Vorstellungen, die wir uns aus unse­rem Verkehr mit Menschen eben machen, ein Bild, das uns anleitet, einen Menschen als normal zu betrachten, der in einer gewissen Weise Wollen, Fühlen, Denken aus sich herausgestaltet bis zu einem ge­wissen Maße.

Wir kommen da ganz notwendigerweise, wenn wir den Gedanken nur ein klein wenig verdichten, dazu, uns zu sagen: Wenn nun der Organismus zu stark funktioniert, wenn er gewissermaßen so funk­tioniert, wie funktionieren würde irgendein Körper, in dem latente Wärme ist, dem wir diese latente Wärme nehmen und der dann viel zuviel freie Wärme an die Umgebung abgeben würde, so daß wir uns nicht mehr auskennen, was wir mit dieser Wärme machen sollen, wenn also der menschliche Organismus so funktionieren würde, daß er gewissermaßen zuviel nach dieser Richtung aus sich heraustreibt,

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dann würde er uns ganz notwendigerweise, wenn er uns in Realität gegenüberträte, zeigen müssen diejenigen Ergebnisse, die wir zum Beispiel innerhalb des gedanklichen Gebietes, wo aber immer das Emotionelle durch das Gefühlsmäßige hineinspielt, finden. Innerhalb des gedanklichen Gebildes würde uns ein solcher menschlicher Orga­nismus mit dem behaftet erscheinen, was wir Manie nennen. Wir sehen nun also an diesem menschlichen Organismus etwas von dem auftreten, was sich gewissermaßen durch eine Überflutung dieses Organismus mit Organisationskräften, die hindrängen nach dem Sinnesmäßigen, ergibt. Wir haben in den karzinomartigen Bildun­gen etwas, wo im Organismus, gewissermaßen sich absondernd, Naturkraft organisierend auftritt, wo sich diese Organisationskraft einlagert in den Organismus. Wir haben auf der anderen Seite in den pathologischen Erscheinungen der Manie oder ähnlichen Erscheinun­gen etwas, was gewissermaßen vom Organismus nicht gehalten werden kann, was aus dem Organismus heraus kommt. Wenn ich das schematisch zeichnen sollte, so könnte ich das so zeichnen, daß ich sage: Wenn ich mit diesem hier umfasse die Normalbildung des menschlichen Organismus, so müßte ich das Auftreten eines Karzi­nominösen so hineinzeichnen (rot), daß ich gewissermaßen an irgend­einer Stelle etwas hinzeichne, was als Wachstumskräfte auftritt, die nun dem Organismus innerlich anhaften, so daß er da etwas abgeben muß, was er sonst an den ganzen Organismus abgeben würde.

#Bild s. 18

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Wollte ich zeichnen dasjenige, was beim anderen Pol, bei der Manie auftritt, so müßte ich - schematisch ist das natürlich alles gemeint - es etwa als herausquellend aus dem Organismus (blau), als ein nach dem Geistig-Seelischen Hindrängendes annehmen.

Sie können dann diese äußersten Fälle, ,die ,ich hier angeführt habe, die gewissermaßen extreme Fälle sind, die können Sie in ab­geschwächterem Zustande sich vorstellen. Denken wir uns, es kommt nicht bis zur Karzinombildung, sondern es kommt gewissermaßen bis zu einer auf dem Wege aufgehaltenen Karzinombildung. Wenn es bis zu einer auf dem Wege aufgehaltenen Karzinombildung kommt, dann wird einfach irgendein Organ - denn es kann ja natürlich das, was ,da geschieht, nicht im Nichts geschehen, nicht in den Zwischen­räumen des Organismus -, es wird irgendein Organ ergriffen, aber es verbindet sich gewissermaßen die Kraft, die sonst nach Innen strebt in der Karzinombildung und da ganz selbständig sich inner­lich emanzipiert, mit dem, was als Normalkraft in einem Organe ist, und wir haben es mit der Erkrankung eines Organes dann zu tun, die wir in der verschiedensten Weise, wie es ja gang und gäbe ge­worden ist, gebräuchlich geworden ist in der Medizin, bezeichnen können.

Nehmen wir an, solch ein Hinneigen zur Manie wird auf halbem Wege aufgehalten. Der Betreffende wird durch das Abnorme seiner Organisation nicht dazu gebracht, daß das Geistig-Seelische völlig herausgesetzt wird wie in der Hochmanie, wo er gewissermaßen gani außer sich kommt und das Gedankliche emotionell seinen eigenen Verlauf nimmt. Es bleibt gewissermaßen auf halbem Wege dasjenige stehen, was nach dem anderen Extrem hindrängt, dann haben wir es zu tun mit den verschiedenen Formen der sogenannten geistigen Er­krankungen - der sogenannten, sage ich -, die eben in der ver­schiedensten Weise auftreten können, von den organisch bedingten Illusionen und so weiter bis zu den organisch kaum mehr nach­weisbaren, aber im Organismus immer doch begründeten Zuständen der Hysterie und so weiter.

Sie sehen, hier ist versucht worden, gewissermaßen nach zwei ver­schiedenen Richtungen hin die Erscheinungen zu verfolgen, die uns

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aus dem Normalen ins Pathologische hineinführen. Und nur wenn man zunächst diese Erscheinungen verfolgt, kann man zu einer An­schauung über diese Erscheinungen kommen. Ich möchte Ihnen nun von einer anderen Seite her zeigen, wie man noch nicht ganz aus dem Gebiete jener Geisteswissenschaft heraus, deren Methode ich Ihnen charakterisiert habe als Imagination, als Inspiration, als Intuition, sondern, ich möchte sagen, schon aus einem gewissen Instinkte heraus, in einer gewissen Weise erfassen kann, was da eigentlich zugrunde liegt, aber wie dieses Erfassen, wenn es eben nicht bis zum geistes-wissenschaftlichen Weg vordringen will, doch in der Mitte stecken-bleibt.

Wir haben innerhalb der deutschen Geistesentwickelung eine außer­ordentlich interessante Erscheinung. Ganz abgesehen jetzt davon, wie man sich zu Schelling stellen will als Philosophen, wir haben in ihm eine interessante kulturhistorische Erscheinung. Mag alles falsch und schief sein, was er in seiner Philosophie ausgebildet hat, in ihm lebte aber ein gewisser Instinkt für das natürliche Geschehen bis in die Gebiete hinein, wo die gewöhnliche Naturwissenschaft so ungern das natürliche Geschehen verfolgt, wo sie sich mehr auf eine ganz grobe Empirie verläßt. Schelling hat durchaus da, wo ihm die Möglichkeit vorlag, auch versucht medizinisch zu denken, ja er hat sich sogar in Fragen der Heilungsprozesse in einem ausgiebigen Maße betätigt. Man hat sich wenig in den philosophischen Geschichtsbetrachtungen über die neuere Zeit damit beschäftigt, wie eigentlich Schelling dar­auf gekommen ist, ganz instinktiv so unterzutauchen aus der bloßen abstrakten, logisch philosophischen Betrachtung in eine reale Natur-betrachtung, selbst des Organischen. Und er hat ja sogar eine Zeit­schrift herausgegeben, die sich in ausgiebigem Maße mit medizini­schen Fragen beschäftigt hat.

Woher kommt das? Man kann sich darüber aufklären, wenn man weiß und in richtiger Weise zu würdigen versteht, aus welchen tiefen Erkenntnisinstinkten heraus Schelling seine Wahrheiten und seine Irrtümer geschöpft hat. Und so findet sich bei Schelling, durchaus nicht auf eine klare Erkenntnis gebaut, aber, ich möchte sagen, her­ausgehauen aus dem Instinktiven des seelischen Lebens, ein merkwürdiger

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Satz. Die Natur erkennen, sagte er, heißt die Natur schaffen. - Ja, wenn dieser Satz realisiert wäre unmittelbar für das menschliche Erkennen, dann hätten wir es leicht, in die Medizin hineinzukommen. Wenn wir mit in unser Erkennen aufnehmen könn­ten die Schaffenskräfte, wenn wir in unserem Bewußtsein anwesend hätten die Schaffenskräfte, dann könnten wir sehr leicht in das Gebiet der physiologischen und pathologischen Erscheinungen hin-eindringen, denn dann würden wir die schaffende Natur gewisser­maßen bei ihren Schritten beobachten können. Die empirische Anschauung sagt einfach: Das können wir nicht. - Und derjenige, der dann weitergeht, kann sagen, daß gerade in der Nichterfüllbar­keit einer solchen, über das menschliche Vermögen hinausgehenden Forderung, wie sie da Schelling aufgestellt hat, etwas von dem liegt, was uns nicht hineinschauen läßt zunächst in einen solchen Prozeß, wo neue Bildungen auftreten. Weil wir das Schaffen der Natur unmittelbar mit unserem Erkennen nicht verfolgen können, deshalb können wir nicht hineinschauen da, wo neue Bildungen auftreten, das heißt, wir können das Dasein der materiellen Prozesse, wie sie sich zum Beispiel in der Karzinombildung vollziehen, nicht ohne weiteres verfolgen. Aber in dem richtigen Zusammenhalten des­jenigen, was uns da eigentlich versagt ist, indem wir nicht erfüllen können die instinktive Forderung eines genialischen Menschen: Die Natur erkennen heißt die Natur schaffen -, in der Nichterfüllbar­keit dieser Forderung, in Zusammenstellung mit demjenigen, was uns nun doch auftritt im karzinomatösen Prozeß, wird sich ergeben, wie man solchen Prozessen zu Leibe zu gehen hat.

Nach der anderen Seite hin, ja, da hat Schelling allerdings aus keinem Instinkt heraus gesprochen. Ich bitte Sie nur einmal, den polarischen Gegensatz zu dem, was Schelling gesprochen hat, ins Auge zu fassen. Wenn auf der einen Seite der Satz steht: Die Natur erkennen heißt die Natur schaffen -, den wir nicht erfüllen können, so würde ja auf der anderen Seite der Satz stehen: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören. Dieser Satz ist bisher nur von Geisteswissenschaftern und da auch nur in einem gewissen mysteriö­sen Dunkel ausgesprochen worden: Den Geist erkennen heißt den

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Geist zerstören. Wenn wir nun nicht erfüllen können das Schaffen der Natur, so können wir - das wollen wir zunächst durch Analogie zugeben, man kann davon dann noch weiter reden -, so können wir auch nicht aus unserem menschlichen Vermögen heraus den Geist zerstören. Wir können nicht vordringen mit unserem Erkennen bis dahin, wo die Zerstörung des Geistigen beginnt. Aber Sie ahnen schon, da besteht eine gewisse Verwandtschaft zu den manischen oder ähn­lichen Zuständen, denn da tritt etwas Zerstörerisches im Geiste auf. Und gesucht wird werden müssen auf der einen Seite der Zusammen­hang jener normalen menschlichen Vermögen, die nicht können die Natur schaffen, indem sie erkennen, und die nicht können den Geist zerstören, indem sie ihn erkennen. Hier habe ich Ihnen zunächst den Weg aufgezeigt, etwas, was uns geradezu aus einem normalen, aber in­stinktiv tiefer angeregten Bewußtsein hineinführt in ein Verhältnis des Menschen zur Natur. Wir werden sehen, daß auf diesem Wege, der hier angedeutet worden ist, im weiteren Verlaufe dasjenige liegt, was eigentlich gesucht werden muß beim Übergange von der Physiologie zu der Pathologie.

Nun, ich hoffe, daß ich morgen nicht auch noch genötigt bin, in dieser Weise zu Ihnen zu sprechen, aber ich werde doch versuchen, im Laufe der nächsten Tage wenigstens dann skizzenweise zu irgend­einer Zeit abends diese Betrachtung fortzusetzen.

ZWEITER VORTRAG Dornach, 8. Oktober 1920

#G314-1975-SE023 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ZWEITER VORTRAG

Dornach, 8. Oktober 1920

#TX

Ich will anknüpfen an dasjenige, was ich gestern am Schlusse dieser Betrachtungen gesagt habe. Es handelte sich darum, daß hingewiesen wurde auf eine Persönlichkeit, die gewissermaßen durch ihre philo­sophischen Instinkte getrieben worden ist von der Erkenntnis des Geistig-Seelischen in ein Ahnen des Zusammenhanges dieses Geistig-Seelischen mit dem physisch-leiblichen Dasein des Menschen. Es handelt sich um die Persönlichkeit Schellings, und ich habe gesagt, daß aus diesen Instinkten heraus Schelling sich ja auch nicht nur in theoretischer Medizin, sondern mit allerlei Heilbehandlungen prak­tisch betätigt hat. Ich weiß nicht, ob dies mit größerer oder gerin­gerer Befriedigung geschehen ist, als es bei manchen gut präparier­ten Arzten geschieht. Denn diese Frage, wieviel durch einen Heil-prozeß zur Besserung eines Menschen beigetragen wird, ist ja in den meisten Fällen, wenn man es nicht gerade innerlich anschaut, ohne­dies eine sehr problematische. Schelling hat aber aus dieser ganzen Seelenverfassung heraus, aus der ihm dieser Instinkt geworden ist, ein Prinzip gewonnen, von dem man allerdings sagen kann, daß es gut wäre, wenn es eine Art inneres Prinzip für jeden Arzt würde, so würde, daß der Arzt gewissermaßen seine ganze praktische An­schauung vom Wesen des gesunden und kranken Menschen aus diesem Prinzipe heraus einstellen würde. Und ich habe eben die Schellingschen Worte selber angeführt. Sie sind eine Art von Kühn­heit. Er sagte einfach: Die Natur erkennen heißt die Natur schaf­fen. - Nun, nicht wahr, dasjenige, was einem zuerst auffallen muß, wenn jemand, der ein genialischer Mensch ist, einen solchen Aus­spruch tut, das ist ja die ganz offenbare Absurdität dieses Aus­spruches. Denn niemand wird sich im Ernste zutrauen, daß er als irdischer Mensch im physischen Leibe imstande ist, irgend etwas von der Natur durch das Naturerkennen auch zu schaffen. Selbstver­ständlich wird in der Technik fortwährend geschafft, aber da handelt es sich ja nicht darum, etwas wirklich in dem Sinne zu schaffen wie

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es Schelling meint, sondern nur durch eine Zusammenstellung, Komponierung der Naturkräfte, der Natur Gelegenheit zu geben, ihrerseits zu schaffen in einer bestimmten Weise und durch eine bestimmte Anordnung und so weiter. Also wir haben es im Grunde genommen zu tun mit einer Absurdität, die ein genialischer Mensch seinem ganzen Denken doch eigentlich zugrunde legt. Und ich habe Ihnen gestern einen anderen Satz angeführt, welcher dem: Die Natur erkennen heißt die Natur schaffen - entgegengestellt werden kann und der da heißen würde dann: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören. - Diesen letzteren Satz hat wohl Schelling nicht in einer so grundsätzlichen Weise ausgesprochen. Aber der­jenige, der nun in der neueren Zeit wiederum an Geisteswissenschaft herantritt und eigenes Geistesforschen entwickelt, der sieht, daß im Grunde genommen beide Sätze zurückweisen auf uralte Erkenntnis-inspirationen. Gewiß, Schelling, der nach keiner Richtung hin ein Eingeweihter war, sondern einfach ein genialischer Mensch, Schelling hat aus seinen Instinkten heraus den einen Satz geprägt. Dieser eine Satz erinnert einen sogleich, wenn man nun solche Studien macht, die eben in der Zeit Schellings nicht gemacht worden sind, daß er anklingt an uralte Weistümer. Dann wird man herüber-getragen zu dem anderen Satze, der in einer ähnlichen Weise aus uralten Weistümern heranklingt. Beide Sätze sind mit der gewöhn­lichen heutigen Verstandeserkenntnis, die wir in unseren Wissen­schaften anwenden, nicht irgendwie zu begreifen. Beide sind eigent­lich so nebeneinander betrachtet und für sich betrachtet eine Ab­surdität. Sie weisen aber auf Allerwichtigstes in der Menschheits­Organisation, sowohl für den gesunden, wie für den kranken Zu­stand, hin.

Wir können, wenn wir die äußere Natur betrachten, den fertigen Naturprozessen gegenüber nichts anderes sagen als: Die Natur er­kennen heißt höchstens in Gedanken die Natur nachschaffen. Also dasjenige, was wir unsere Gedanken nennen und was es nicht weiter-bringt als zu einem Nachschaffen der Natur, dem die innere Bilde-kraft fehlt, das entwickeln wir eigentlich in unserem Denken, in dem von Gedanken, von Vorstellungen durchtränkten Seelenleben. Aber

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es ist ja schon hingewiesen worden darauf, wie dieses von Vor­stellungen durchtränkte Seelenleben im Grunde genommen nichts anderes ist als dasjenige, was sich um die Zahnwechselperiode herum aus dem physisch-ätherischen Organismus heraus emanzipiert, was man also bis zum Zahnwechsel hin im physisch-ätherischen Organis­mus des Menschen drinnen hat. So daß man dasjenige, was da im physisch-ätherischen Menschen kraftet in den Kinderjahren, was da wirklich eine schaffende Tätigkeit ausübt, eine schöpferische Tätig­keit, dann abgeschwächt hat, abgetönt im Seelenleben als eine Bilderwelt oder Gedankenwelt oder Vorstellungswelt, kurz, ich möchte sagen, als eine von ihrer schöpferischen Substantialität her­unter verdünnte Weltenkraft, in den Gedanken, in den Vorstellun­gen drinnen. Es sitzt also einfach in unserem Organismus dasjenige, was wir vom siebenten Jahre ab erkennen, das sitzt einfach organisie­rend in unserem Organismus drinnen. Da schafft es. Da schafft es zwar nicht so, daß wir es sehen können schaffend in der äußeren Natur, aber da sehen wir es schaffend drinnen in unserem eigenen Organismus. So daß, wenn das Kind schon ein Weiser sein könnte und sich aussprechen könnte nun nicht über die äußere Natur, son­dern über dasjenige, was in seinem Innern vorgeht, wenn das Kind in sein Inneres blicken und dort die Natur durchschauen könnte, dann würde es sagen, wie Schelling gesagt hat: Diese Natur erkennen heißt diese Natur schaffen, - denn da würde das Kind sich einfach durchimprägnieren mit den schaffenden Kräften, würde eins werden mit diesen schaffenden Kräften. Und Schelling hat in seinem medi­zinischen Instinkt, in seinem physiologischen Instinkt, nichts anderes getan als dasjenige, was für das ganze spätere Leben eine Absurdität ist, heraufgeholt aus dem Kindheitszeitalter und hat es heraus­gestoßen, indem er gewissermaßen gesagt hat: All dieses Erkennen im Alter ist doch nichts anderes als ein ohnmächtiges Bildergespinst; -könnte man als Kind erkennen, dann würde man sagen müssen:

Erkennen heißt eigentlich schaffen, heißt schöpferische Tätigkeit ent­wickeln. Aber wir können diese schöpferische Tätigkeit nur schauen in dem eigenen Inneren.

Was ist es denn eigentlich also, was uns da als schöpferische Tätigkeit

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in dem eigenen Inneren entgegentritt, was ein genialischer Mensch wie Schelling so ausspricht, wie ich es angedeutet habe? Nicht wahr, das Genialische beruht ja überhaupt darauf, daß der Mensch sich ein gewisses Kindliches im späteren Alter bewahrt. Die­jenigen Menschen sind niemals genial, die unbedingt altern, die das Altern schon aufnehmen in einer gewissen normalen Art, wenn eben das entsprechende Alter herankommt, sondern diejenigen Menschen sind die eigentlich Genialischen, die hineintragen in das spätere Alter etwas positiv Schöpferisch-Kindliches. Es ist dieses Kindliche, dieses positiv Schöpferische, dieses erkennend Schöpferische, das ge­wissermaßen - wenn ich mich töricht ausdrücken will - nicht Zeit hat, nach außen hin zu erkennen, weil es die Erkenntniskräfte nach Innen wendet und schafft. Das ist die Erbschaft, die wir mit­bringen, indem wir durch die Geburt ins physische Dasein treten. Wir bringen Organisationskräfte mit, und wir können sie durch Geisteswissenschaft gewissermaßen schauen. Und ein solcher Mensch wie Schelling hat sie instinktiv geahnt.

Nun, ein jeder Mensch aber, der sich solches Schauen aneignet, weiß, daß die Dinge nicht so sind, daß etwa diese geistig-seelischen Kräfte, die da im ersten Kindheitsalter organisierend den Organis­mus durchtränken, etwa mit dem Zahnwechsel vollständig auf­hören. Sie machen nur eine Etappe durch. Sie werden gewissermaßen auf eine geringere Wirkungsmenge herabgedrängt, so daß wir später durchaus noch organisierende Kräfte in uns haben. Aber wir haben uns erobert das Gedächtnisbildende, das mit dem Zahnwechsel in das Bewußtsein eintritt und sich dadurch loslöst von der Organi­sation. Wir haben das Gedächtnis aus seinem latenten Zustande in sein Freiwerden hereinbekommen, haben als seelische Anschauungs-kraft unsere Wachstums-, unsere Bewegungskraft, unsere Gleich­gewichtskraft, die dann in entsprechend erhöhtem Maße im ersten Kindheitsalter wirken. Aber Sie sehen daraus, daß in der normalen Menschheitsentwickelung in einer gewissen Weise bis zu einem Maß herab diese organisierende Kraft, diese Wachstumskraft gewisser­maßen umgewandelt werden muß in geistig-seelische, sagen wir, in Erinnerungskraft, in gedankenbildende Kraft. Nehmen wir aber an,

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durch irgendeinen Vorgang werde zuviel von dieser organisierenden Kraft, die im ersten Kindheitsalter wirkt, zurückgehalten, es sei einfach die Entwickelung so gestaltet, daß nicht genug Kräfte der Organisation in gedächtnisbildende Kraft umgewandelt werden, dann bleiben sie unten im Organismus stecken, dann werden sie gewissermaßen nicht mit jedem Einschlafen in den Schlaf ordentlich hineingetragen, sondern wirken vom Einschlafen bis zum Auf­wachen im Organismus weiter, durchrumorend den Organismus.

Man wird dazu geführt, wenn man die medizinische physiolo­gisch-phänomenologische Forschung in der Richtung, die ich Ihnen hier in diesen kurzen Vortragszeiten nur andeuten kann, macht, einzusehen, daß es im menschlichen Organismus möglich ist, daß Kräfte, die eigentlich ins Geistig-Seelische hineingehen sollten im richtigen Lebensabschnitte, unten bleiben in der physischen Organi­sation. Dann ist dasjenige gegeben, wovon ich Ihnen gestern ge­sprochen habe, wenn das Normalmaß der Organisationskräfte sich umwandelt mit dem Zahnwechsel, dann haben wir ein solches Maß von Kräften im Organismus im späteren Lebensalter, das diesen Organismus nach seiner Normalgestalt und Normalstruktur durch-organisieren kann. Wenn wir aber das nicht haben, wenn wir zu­wenig umwandeln, dann bleiben organisierende Kräfte da unten, treten irgendwo auf und wir erhalten jene Neubildungen, jene karzinomatösen Neubildungen, von denen ich gestern gesprochen habe, und wir können auf diese Weise verfolgen den Prozeß des Er­krankens oder des Kränkens, wie der Mediziner Troxier sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgedrückt hat, des Kränkens in dem späteren Lebensabschnitte. Und wir können dann ver­gleichen, wie es mit den Kinderkrankheiten nun steht, denn selbst­verständlich können Kinderkrankheiten nicht denselben Ursprung haben, weil sie im kindlichen Lebensalter auftreten, wo durchaus noch nichts umgewandelt ist. Aber wenn man gelernt hat dasjenige, was an Krankheitsursachen im späteren Lebensalter auftritt, hat man sich ja auch eine Fähigkeit angeeignet, zu beobachten, wie es mit den Krankheitsursachen im Kindheitsalter liegt. Da findet man allerdings in einer gewissen Weise dasselbe, nur von einer anderen

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Seite her. Man findet, daß auch dann zuviel von geistig-seelischer Organisationskraft im menschlichen Organismus ist, wenn Kinder­krankheiten auftreten. Für denjenigen, der sich in dieser Richtung Anschauungsvermögen angeeignet hat, treten diese Dinge besonders kraftvoll hervor, wenn er das Phänomen des Scharlachs, der Masern während der kindlichen Zeit ins Auge faßt, wo er sehen kann, wie im kindlichen Organismus dasjenige, was sonst normalerweise funk­tionieren würde, das Geistig-Seelische, zu rumoren anfängt, wie es in einem höheren Maße wirkt, als es eigentlich wirken sollte. Der ganze Verlauf dieser Krankheiten wird verständlich in dem Augen­blicke, wo man dieses Rumoren des Geistig-Seelischen im Organismus nun wirklich schauen kann als die Grundlage der Erkrankung. Und dann ist man nicht mehr weit - ich bitte, meinen Satz ganz genau ins Auge zu fassen, denn ich gehe nie einen Schritt weiter, als gerechtfertigt ist durch die vorhergehenden Erwägungen, wenn auch manches nur skizzenhaft gesagt werden kann, aber ich deute überall an, wie weit man gehen kann -, ich sage nicht, daß hier nun ein Schluß gezogen wird, sondern sage nur, man ist nicht mehr weit, etwas anzuerkennen, was außerordentlich wichtig ist anzuerkennen für ein wirkliches Wissen. Wenn wir dabei angelangt sind, zu erkennen, wie im menschlichen Organismus bei einer Er­krankung im späteren Lebensalter, die nach der Richtung der Neu­bildung geht, zuviel organisierende Kraft da ist, die also einen Überschuß gewissermaßen in einer Organisationsinsel ergibt, dann ist man eben auch nicht mehr weit davon, sich zu sagen: Weist so das spätere Lebensalter auf die früheste Kindheit zurück, so weist schließlich dasjenige, was sich in der Kindheit zeigt, auf die Zeit vor der Geburt oder sagen wir vor der Empfängnis zurück; es weist zurück auf das geistig-seelische Dasein des Menschen, das er durch­laufen hat, bevor er mit einem physischen Leibe umkleidet wurde. Ein solcher Mensch hat einfach zuviel mitgebracht an Geistig-Seelischem aus seinem vormenschlichen Leben, vorirdischen Leben, und dieser Überschuß lebt sich in den Kinderkrankheiten aus. Es wird in der Zukunft gar nicht anders gehen, als sich hineintreiben zu lassen aus den unfruchtbaren materialistischen Betrachtungen, in

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denen wir heute namentlich im Physiologisch-Therapeutischen stek­ken, in eine geistig-seelische Betrachtung. Und man wird schon sehen, daß dasjenige, was in der Geisteswissenschaft auftritt, nicht etwa aus dem Grunde auftritt, weil der Geistesforscher zuwenig drinnensteht in der physischen Forschung, und weil er gewisser­maßen ein Dilettant ist in der physischen Forschung, wobei ich in Parenthese durchaus sage, daß viele, die sich Geistesforscher nennen, allerdings solche Dilettanten sind, aber es ist dasjenige nicht das, was sein soll. Der Geistesforscher braucht nicht zuwenig drinnen zu stecken in der physischen Forschung, um Geistesforscher zu werden, sondern er wird Geistesforscher, wenn er gerade mehr drin­nensteckt als der gewöhnliche Naturforscher. Wenn er die Erschei­nungen intensiver durchschaut, dann treiben ihn die Erscheinungen schon selbst ins Geistig-Seelische hinein, insbesondere, wenn wir vom Kranksein zu sprechen haben.

Und auf der anderen Seite, der Satz: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören - ja, das ist ja eigentlich eine ebensolche Ab­surdität. Aber auch dieser Satz weist auf etwas hin, was erkannt, was durchschaut werden muß. Nämlich gerade so, wie uns der Satz:

Die Natur erkennen heißt die Natur schaffen - auf das erste Kindheitszeitalter hinweist, eigentlich noch auf das Vorgeburtliche, wenn wir ihn in der richtigen Weise schauend ausdehnen, ebenso weist uns der Satz: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören -auf des Menschen Lebensende hin, auf dasjenige, was das Ertötende im Menschen ist. Sie brauchen ja nur, ich möchte sagen, in paradoxer Weise sich an diesen Satz zu halten: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören -, dann werden Sie schon finden, wie man ihm nicht folgen darf, wie er aber trotzdem im Leben als etwas, dem man sich asymptotisch fortwährend annähert, da ist. Den Geist erkennen, das heißt für den, der nicht einfach, ich möchte sagen, daraufloserkennt, sondern der in richtiger Weise Selbstschau entwickelt: Sehen, Schauen, fortwährende Abbauprozesse, fortwährende Zerstörungs­prozesse im menschlichen Organismus. So wie wir, wenn wir in das kindlich schaffende Zeitalter hineinsehen, fortwährende Aufbau-prozesse sehen, Aufbauprozesse, die aber ein Eigentümliches haben,

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die uns eigentlich das Bewußtsein trüben. Deshalb träumen wir, schlafen wir halb im Kindheitszeitalter, deshalb ist das Bewußtsein nicht voll erwacht. Diese unsere eigene irdische Geistigkeit, nämlich die bewußte Geistigkeit zurückdrängende Wachstumstätigkeit, ist dasjenige, was uns eigentlich durchorganisiert, und in dem Momente, wo diese Kraft ins Bewußtsein hereindringt, hört sie auf, uns in dem­selben Maße durchzuorganisieren, wie sie uns vorher durchorganisiert hat. Ebenso, wie man da zuschaut, indem man ins Kindheitsalter hineinblickt, den aufbauenden Kräften, aber bewußtseinslähmen-den Kräften, so schaut man zu, indem man den entwickelten Denk­prozessen schauend sich hingibt, Abbauprozessen, die aber dazu geeignet sind, als Ahbauprozesse gerade unser Bewußtsein hell und klar zu machen.

Das ist dasjenige, was die moderne physiologische Wissenschaft allzuwenig berücksichtigt, obwohl sie es eigentlich in ihren Erschei­nungen so offenkundig daliegen hat, wie man nur irgend etwas daliegen haben kann. Nehmen Sie sich die wirklichen Erscheinungen der modernen Physiologie einmal heran und Sie werden sehen, nichts kann klarer belegt werden aus all dem, was man kennt über Gehirn-physiologie und dergleichen, also daß man es bei den eigentlich seelisch-geistigen Prozessen, die bewußt verlaufen, nicht zu tun hat mit irgendwelchen Wachstumskräften, mit irgendwelchen Kräften der Nahrungsaufnahme, sondern daß man es zu tun hat mit Ausschei­dungsprozessen, durch das Nervensystem mit Abbauprozessen, daß man es zu tun hat mit einem fortwährenden langsamen Ersterben. Es ist der Tod, der in uns wirkt, indem wir uns hingeben an das­jenige, was geistig eigentlich in unserem Bewußtsein wirkt. Und ebenso, wie wir durch die unbewußt schaffenden Kräfte auf den Lebensanfang blicken, so blicken wir durch die bewußt vorstellenden Kräfte, dadurch, daß sie als zerstörende Kräfte sich uns enthüllen, als dasjenige sich enthüllen, was immer mehr und mehr anfängt, indem wir ins irdische Leben hereinwachsen, uns zu ergreifen, uns ab­zubauen und uns zuletzt dem irdischen Tode entgegenzuführen; wir sehen eben durch diese Kräfte zu dem anderen Ende des Lebens, nach dem Tode hin. Und nicht anders wird man Geburt und Tod,

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oder sagen wir Empfängnis, Geburt und Tod verstehen können, als dadurch, daß man das Geistige mit hereinnimmt. Und in dem Satze: Den Geist erkennen heißt den Geist zerstören - liegt eigentlich das, daß man damit sagen will: würde man nun auf den Geist hinschauen wollen, würde man ihn nicht mehr oder weniger naiv aufnehmen, würde man ihn eben so aufnehmen, wie man die äußere Natur auf­nimmt, dann würde man dasjenige, was in dieser bewußten Denk-und Vorstellungs- und Empfindungs-, Gefühlstätigkeit wirkt, zu­rückstauen müssen, man würde das Abbauen verhindern müssen. Das heißt, man müßte in dem Momente die Gewalt über das Geistige, das innerlich Bewußte, zur Unbewußtheit, zu einem Wirken des Geistigen in Unbewußtheit herunterstimmen, herunterlähmen. Man würde dazu kommen, ein Geistiges aus sich herauszubilden, ein Geistiges gewissermaßen aus sich herauszustoßen. Aber man könnte nicht mit dem Bewußtsein mit, weil man die Organisation nicht hineintragen kann in diesen Abbauprozeß, in diesen Geistprozeß. Und so können wir sagen: Während die Organisationsprozesse dar­innen bestehen, daß wir gewissermaßen - natürlich ist das eine abstrakte Betrachtung jetzt - das Formgerüst des menschlichen Organismus haben (siehe Zeichnung a), in das sich hineinbegibt die organisierende Kraft (siehe Zeichnung b, rot) als Geistig-Seelisches,

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haben wir es im anderen Falle so - in dem zweiten Fall, den ich beschrieben habe -, daß wir hier das Formgerüste des menschlichen Organismus haben, aber es nicht durchdrungen sein lassen wollen von der organisierenden, von der bis zu einem gewissen Grade unser Bewußtsein lähmenden Kraft, sondern daß wir die organisierende Kraft, die wir als Geist nun erkennen wollen, heraustreiben wollen (siehe Zeichnung c). Wir können aber nicht mit unserem Ich mit,

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weil dieses an den Organismus gebunden ist. Wir haben die andere Seite, die Seite, wo der Mensch zwar anfängt, Geistiges zu ent­wickeln, im Geistigen namentlich Willenstätigkeit zu entwickeln. In der Durchdringung mit Willenstätigkeit, die unbewußt bleibt, ge­wissermaßen schlafend, träumend ist, beruht das, daß wir eigentlich ohne Bewußtsein ein Geistig-Seelisches herausbringen aus unserer Organisation. Wir haben die andere, die manische Seite, die tobende Seite, wo der Mensch toll wird und die verschiedenen Formen der sogenannten geistigen Erkrankungen, die aber in nichts anderem bestehen als darinnen, daß wir hier bei den physischen Erkrankungen ein Geistig-Seelisches haben, das nicht hineingehört in den physi­schen Organismus (siehe Zeichnung b), während wir bei den sogenannten

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geistigen Erkrankungen im Psychisch-Seelischen aus dem Physisch-Ätherischen etwas heraustreiben, was eigentlich drinnen sein sollte und was wir aus dem Organismus heraustreiben (siehe Zeichnung c). Wir sehen heute von der anderen Seite noch beleuchtet dasjenige, worauf wir gestern gekommen sind. Und die Sache ist so, daß uns gerade dieser Gesichtspunkt mehr leitet, wir werden morgen sehen, zu welchen fruchtbaren therapeutischen Konsequenzen man gerade durch diese Gesichtspunkte kommt, die sich dann durchaus im Leben bestätigen, die sich erweisen als die alleräußerste Lebens-praxis in der Medizin, als die therapeutische Praxis.

Wenn wir fragen nach der Ursache einer physischen Krankheit, müssen wir sie eigentlich letzten Endes in einer Verirrung des Geistigen im Organismus suchen. Gewiß, man darf da nicht ab­strakt vorgehen. Derjenige, der nichts versteht vom Zusammenhange des Seelisch-Geistigen mit dem physischen Organismus, der sollte eigentlich in diese Dinge nicht dreinreden. Denn man kann das Spezielle, wo irgendwo in einem Organ eine zu große Organisations­kraft, eine, ich möchte sagen, hypertrophische Organisationskraft sitzt, nur erkennen, wenn man das Konkret-Geistig-Seelische, das in sich ebenso konkretisiert ist, wie das Physisch-Leibliche zur Leber, zum Magen und so weiter konkretisiert ist, wenn man dieses Geistig-Seelische, wovon die Psychologie keine Ahnung hat, mit seinen Be­standteilen, mit seinen Gliedern ebenso kennt, wie das Physisch-Sinnliche. Und wenn man die Beziehungen kennt zwischen beiden, dann kann man hinweisen aus dem oftmals sogar geistig-seelischen Befunde, der bei dem Menschen auftritt, wo irgendwo eine Art Überorganisation in irgendeinem Organe steckt. Man wird bei alle­dem, was nicht äußere Insulte sind, hinweisen können auf irgend solch einen Ursprung.

Umgekehrt, wenn man es nun mit Geisteskrankheiten zu tun hat, mit sogenannten Geisteskrankheiten, dann wird man ein Abstrakt­ling bleiben, wenn man glaubt, aus einer halben Phänomenologie irgend etwas gewinnen zu können, wenn man glaubt, dadurch, daß man einfach die geistig-seelischen Abnormitäten beschreibt -was zu beschreiben ja sehr nützlich ist -, irgend etwas gewinnen zu

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können. Mit diesen Beschreibungen kann man natürlich Sensationen bei Laien sehr gut hervorrufen, denn es ist immer interessant, wie irgend jemand, der närrisch ist, abweicht von dem normalen Maß des Lebens. Denn interessant ist das Seltene, und es ist in unserer Zeit doch so, daß wenigstens noch als Seltenheit auftritt dasjenige, was in dieser Weise vom normalen Leben abweicht. Aber dabei stehenzubleiben, darum kann es sich nie handeln. Insbesondere kann es sich nicht darum handeln, etwa hinzutreiben zu dem laienhaft dilettantischen Urteil, daß der Geist und die Seele erkrankt seien, und daß man den Geist und die Seele nun irgendwie durch geistig­seelische Maßnahmen, wie es sich die Abstraktlinge träumen, kurie­ren kann. Nein, gerade bei den sogenannten Geisteskrankheiten hängt es in eminentester Weise davon ab, daß man überall hinweisen kann darauf, wo die Unterorganisation irgendeines Organes sitzt. Der­jenige, der eine bis zur Geisteskrankheit getriebene Melancholie oder Hypochondrie wirklich erkennen will, soll nicht im Seelischen her­umwaten, sondern der soll versuchen, aus der Unterleibsbeschaffen­heit des betreffenden Menschen zu erkennen, wie da die Unter­Organisation in der Unterleibsorganisation des Menschen wirkt, wie eine unter dem normalen Maß wirkende Organisationskraft gewisser­maßen etwas herausfallen läßt, wie man in der Chemie sagt; man fällt etwas heraus aus irgendeiner Lösung und dergleichen, so daß ein Bodensatz entsteht, wie dadurch eine zu geringe Organisationskraft Physisch-Leibliches, das sonst von der Organisationskraft durchdrun­gen wäre, herausfällt, wie es im Organismus als Physisch-Leibliches dann vorhanden ist, wie es abgelagert wird, was in Leber, in Galle, im Magen, im Herzen, in der Lunge vorgeht. Vorgänge, die allerdings nicht so bequem zu untersuchen sind, wie man gern möchte in unse­rer heutigen, an das Grobe - denn das Histologische ist auch ein Grobes - sich wendenden Zeit. Psychologien sind nötig zu einer sol­chen Untersuchung, aber überall ist es nötig, daß die sogenannten Geisteskrankheiten zurückgeführt werden auf körperliche Zustände.

Allerdings, sie werden dadurch weniger interessant. Aber es ist doch so. Es ist natürlich interessanter, wenn ein Hypochonder sagen kann, auf diese oder jene Weise ist sein Seelisches engagiert am

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geistig-seelischen Kosmos, als wenn man ihm nachweisen kann, daß in seiner Leber eine unterorganisierende Kraft ist. Oder es ist inter­essanter, im Geistig-Seelischen, sagen wir, die Ursache zu suchen für die Hysterie, interessanter, als wenn man einfach auf die Stoff­wechselvorgänge der sexuellen Organe hinzuweisen hat, wenn man von den hysterischen Erscheinungen spricht oder auch von dem, was sich sonst im Organismus an Stoffwechselunregelmäßigkeiten aus­dehnt. Aber erkennen wird man die Dinge nicht, wenn man sie nicht in dieser Weise verfolgt.

Geisteswissenschaft geht durchaus nicht darauf aus, immer nur den Geist zu suchen. Das mag sie ruhig den Spiritisten und anderen interessanten, weil auch seltenen Leuten - sie sind nur leider viel zu wenig selten! - überlassen; aber sie redet nicht fortwährend von Geist, Geist, Geist, sondern sie versucht, den Geist wirklich zu ergreifen, und sie versucht, seine Wirksamkeiten zu verfolgen und gelangt dadurch gerade an der rechten Stelle in ein Begreifen des Materiellen hinein. Sie hat gar nicht den Stolz, die Geisteskrank­heiten auf geistige abstrakte Weise zu erklären, sondern sie führt gerade für die Geisteskrankheiten in eine materielle Auffassung der Geistes­krankheiten hinein.

So daß man sagen kann: Sie weist auf das interessante Phänomen erklärend hin, das sich - man braucht nur eine kurze Zeit zurück­zublicken - vielleicht noch bei Griesinger oder anderen, oder in der Vor-Griesingerschen Zeit in der Psychiatrie findet, so daß sich zeigt, daß vor verhältnismäßig kurzer Zeit die Psychiater auch noch wenigstens den körperlichen Tatbestand einbezogen haben in ihre Diagnose. Was ist heute immer häufiger und häufiger geworden? Daß einen die Psychiater überhäufen in ihrer Literatur mit Krank­heitsbildern, die lediglich eine Beschreibung der Abnormitäten des Geistig-Seelischen sind. So daß hier der Materialismus in ein ab­strakt Geistig-Seelisches gerade hineingeführt hat. Das ist seine Tragik. Da hat er gerade aus dem Materiellen herausgeführt. Das ist das Merkwürdige für den Materialismus, daß er an gewissen Stellen gerade zum Unverständnis, zum Nichtbegreifen des Materiel­len führt, während derjenige, der den Geist verfolgt als eine wirkliche

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Tatsache, ihn auch da verfolgt, wo er hineinwirkt in das Materielle, und wo er sich dann dem Materiellen entzieht, so daß das Materielle sich ablagert, wie in den sogenannten Geisteskrank-heiten.

Diese Dinge mußte ich zugrunde legen, wenn ich Ihnen nun auch einiges über Richtlinien mit Bezug auf das Therapeutische morgen andeuten möchte. Dasjenige aber, was wir so durch ein Befruchten des Physiologisch-Therapeutischen mit dem Geisteswissenschaft­lichen finden, hat schon auch seine soziale Seite. Und es ist das Eigentümliche des Lebens, daß wir jetzt überall, wenn wir nicht in einem abstrakten Zurückziehen in ein lebensfeindliches Gelehrten-dasein das Wissenschaftliche suchen, sondern in der lebensvollen Auf­fassung des menschlichen Daseins, des menschlichen Zusammenseins, dann gerade durch eine wirkliche lebendige Wissenschaft in das Soziale hineingetrieben werden. Denn wir haben zum Beispiel ein außerordentlich interessantes soziales Phänomen in der neuzeit­lichsten Entwickelung vor uns. Wir sehen, wie durch die Spaltung der Menschen auf der einen Seite hinauf in ein bourgeois-aristokratisches Wesen, auf der anderen Seite hinunter in das proletarische Wesen, das einseitig aristokratische Wesen ergriffen wird von einem falschen Geistessuchen, von dem Materialismus auf geistigem Gebiete, und wie das proletarische Wesen ergriffen wird von einem gewissen Spiritualismus auf materiellem Gebiete. Was heißt Spiritualismus auf materiellem Gebiete? Es heißt, stehenzubleiben, wenn man nach den Ursachen des Daseins sucht. Das Proletariat hat daher den wissenschaftlichen Materialismus als eine Lebensanschauung aus­gebildet, in derselben Zeit, als das aristokratische Element die Geist-lehre materialistisch ausgebildet hat. Während die Proletarier Materialisten geworden sind, sind die Aristokraten Spiritisten ge­worden. Denn wenn Sie unter den Proletariern Spiritisten finden, so ist das nicht aus dem eigenen proletarischen Kraut, sondern es ist «Mimicry», es ist nachgeahmt, es ist bloß etwas, was durch An­steckung - ich werde morgen von Ansteckung sprechen - hinüber-gedrungen ist aus dem aristokratisch-bourgeoisen Element. Und wenn Sie unter Aristokraten den Materialismus auf der anderen

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Seite ausgebildet sehen also dadurch, daß sich die Geister materiell anschauen lassen, wie man Flammen anschaut, daß man also den Materialismus hineinträgt in das Allergeistigste und das Geistige materiell sehen will, dann wächst das aus jener ursprünglichen deka­denten Einseitigkeit, die sich aus dem Gesaintmenschlichen, aus der Totalität heraus hinwendet eben auf der einen Seite nach dem aristo­kratischen, und nach dem bourgeoisen Element, das von dem aristo­kratischen Element angekränkelt ist. Wenn dasjenige, was sich, wenn es den Geist anwendet, gezwungen fühlt, in der Materie stehen-zubleiben, weil es nicht durch entsprechende Schulbildung und der­gleichen herausgezogen wird, wenn das Proletariat gezwungen wird, beim Geistsuchen in der Materie stehenzubleiben, dann entwickelt sich der Materialismus als Lebensanschauung. Der Materialismus wurde entwickelt von dem Proletariat als Lebensanschauung zum Beispiel in der materialistischen Geschichtsauffassung. Der Materia­lismus wurde entwickelt von den mehr aristokratischen Menschen als Spiritismus, denn der Spiritismus ist Materialismus, maskierter Materialismus, der dazu noch nicht einmal dabei bleibt, ehrlich sich zu bekennen, sondern der lügt und der behauptet, daß seine mate­riellen Bekenner spirituelle Geister seien. Nach dieser Reminiszenz wollen wir dann morgen in unseren Betrachtungen fortfahren.

DRITTER VORTRAG Dornach, 9. Oktober 1920

#G314-1975-SE038 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

DRITTER VORTRAG

Dornach, 9. Oktober 1920

#TX

Es wird natürlich nur möglich sein, über spezielle Heilungsver­fahren einiges im allgemeinen anzudeuten in der kurzen Zeit, die gerade für diesen therapeutischen Teil unserer Veranstaltung zur Verfügung stehen kann. Andererseits ist es auch eine etwas, ich möchte sagen, zweifelhafte Sache, über das Spezielle gerade des Medizinischen Detailangaben machen zu müssen, wenn man nicht, wie das zum Beispiel im Frühling hier der Fall war, vor einem rein fachlichen Publikum steht. Denn so sehr es auf der einen Seite für die Zukunft der Menschheitsentwickelung notwendig sein wird, daß die weitesten Kreise von den allgemein richtunggebenden Faktoren des Heilens, gewissermaßen den Konsequenzen der Medizin, Ver­ständnis sich werden erwerben müssen, damit ein vertrauensvolles, aber auf der Sache begründetes Verhältnis zwischen dem Arzte und den Patienten bestehen könne, und so sehr es notwendig sein wird, daß ein solches Verständnis der Richtungslinie des Medizinischen für eine Sozial-Hygiene in weitesten Kreisen wird errungen werden müssen, sowenig ist es auf der anderen Seite wünschenswert, daß in das Medizinische allzu stark dilettantisches und laienhaftes Urteil hineinspielt, was ja leider durch den Zustand des medizinischen Wesens in der neueren Zeit reichlich geschehen ist. Es muß durch­aus betont werden, daß es wenigstens nicht meine Absicht sein kann, irgendwie das Kurpfuschertum zu fördern, sondern daß innerhalb unserer anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft ganz ent­schieden das Bestreben vorhanden sein muß, die wirkliche, auf treu methodischem Studium beruhende medizinische Wissenschaft als medizinische Kunst zu fördern, geisteswissenschaftliche Erkenntnisse in diese wirkliche medizinische Kunst hineinzubringen. Also nicht etwa auf seiten derjenigen soll hier gestanden ,werden, die aus einer, man könnte sagen, unbegrenzten Unkenntnis desjenigen, was sie eigentlich reden, gegen alles mögliche, was sie Schulmedizin nennen und dergleichen, Sturm laufen. Auf seiten dieser Leute sollte hier

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wahrhaftig nicht gestanden werden. Dann ist noch etwas zu berück­sichtigen, wenn Dinge besprochen werden, wie die zum Beispiel heute in Frage kommenden. Es ist in die Medizin etwas eingedrungen in der neueren Zeit, es war in einem gewissen Sinne gewiß seit langem da, aber in der neueren Zeit hat es sich mit all der Vehemenz bemerklich gemacht, mit der sich nun schon einmal in unserer chaotisch wirken­den sozialen Ordnung Dinge bemerklich machen: das ist die Partei-bildung sogar innerhalb des medizinischen Wesens. Und die sich be­kämpfenden Parteien stehen sich auf diesem Boden kaum anders gegenüber als, ich möchte sagen, politische Parteien. Daß das nicht förderlich sein kann für das medizinische Wesen, das ist im all­gemeinen leicht einzusehen, und der Streit der Allopathen mit den Homöopathen, der sogenannten Schulmediziner mit den Naturheil­kundigen und so weiter, hat nun reichlich Verwirrung gebracht in dasjenige, was wir als Verständnis für das medizinische Wesen in weiteren Kreisen unserer Menschheit nötig haben. Das alles mußte ich vorausschicken, damit nur ja auf keinen falschen Boden gestellt werde dasjenige, was ich heute noch zu sagen haben werde.

Ich habe Sie ja aufmerksam gemacht darauf, wie auf der einen Seite im menschlichen Organisationsprozeß drinnensteht das Geistig-Seelische, welches in den physischen Erkrankungsprozessen gewisser­maßen überwuchert, so daß dieses Geistig-Seelische nicht in der richtigen Weise abgesondert wirkt von dem physischen Organ und daher in ihm wuchert. Wir haben es dann mit all den Krankheiten zu tun, welche nach Neubildungen im Organismus treiben. Wir haben es auf der anderen Seite mit solchen Erkrankungen zu tun, in denen das Geistig-Seelische in einer solchen Art sich ausbildet, daß es zu wenig eingreift in den physischen Organismus, daher gewisse Teile des physischen Organismus den nicht von der mensch­lichen Organisation ergriffenen Prozessen, sondern den untergeord­neten Prozessen des Naturdaseins überläßt, möchte ich sagen, so daß sich in einem überragenden Maße Organe - wenn ich das Wort gebrauchen darf - verphysizieren, statt daß sie sich seelisch-geistig durchdringen würden. Dann flutet das Seelisch-Geistige heraus, ohne daß es in der richtigen Weise mit dem Ich-Bewußtsein überspannt

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werden kann, und es entstehen alle diejenigen Erkrankungsformen, welche man uneigentlich als Geisteskrankheiten bezeichnet.

Aber diese Anschauung muß sich in dem Augenblicke, wo man von einer gesunden Physiologie zu einer gesunden Pathologie und Therapie vorschreitet, modifizieren, das heißt, ich möchte sagen, in einer noch genaueren Weise ausbilden. Sie muß sich nämlich zu­sammengliedern mit jener Anschauung vom Wesen des Menschen, die hier schon wiederholt vorgebracht worden ist, aber in ganz anderem Zusammenhange, als wir sie heute nötig haben. Es ist die Anschauung von der Dreigliederung des menschlichen Organismus. Wir haben es ja im Menschen auf der einen Seite zu tun mit einer Dreigliederung des seelischen Wesens im Vorstellenden, im Fühlenden und in den Willensimpulsen. Aber diese Dreigliederung des seelischen Wesens entspricht ganz genau einer Dreigliederung des physisch-körper­lichen Wesens in eine Art Kopfsystem oder Nerven-Sinnessystem, in ein rhythmisches System und in ein Stoffwechsel-Gliedmaßen-system. Ich bemerke ausdrücklich, daß diese Gliederung des mensch­lichen Organismus nicht eine verstandesmäßige sein darf, sondern eine anschauliche. Denn derjenige, der da etwa unter dem Kopfsystem verstehen würde dasjenige, was bis zum Halse reicht, und dann unter dem Zirkulations- oder rhythmischen System dasjenige, was den Rumpf umfaßt, und dasjenige, was das Verdauungssystem mit Glied­maßensystem, Sexualsystem umfaßt, der würde, wenn er eine solche äußerliche Gliederung vornähme, eben durchaus nicht dasjenige treffen, was sachgemäß ist. Sondern es handelt sich darum, daß das Nerven-Sinnessystem hauptsächlich im Kopfe lokalisiert ist, daß es sich aber über den ganzen übrigen Organismus als solches ausdehnt. So daß wir in einem gewissen Sinne, wenn wir hier in anthroposophischer Absicht von dem Nerven-Sinnessystem zu spre­chen haben, sagen müssen, es ist dasjenige System von Funktionen im menschlichen Organismus - denn wir haben es nicht mit Raumesabgrenzungen, sondern mit Funktionsabgrenzungen zu tun -, welches ja im wesentlichen im Haupte lokalisiert ist, aber die Hauptestätigkeit über den ganzen Menschen ausdehnt, so daß in gewisser Beziehung der ganze Mensch wiederum Haupt ist. Ebenso

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ist es für die anderen Systeme. Und es war daher ein bloßer Unfug, wenn ein leichtfertiger Medizinprofessor, welcher nicht die Absicht hatte, in diese Dinge einzugehen, wohl aber die Absicht hatte, diese Dinge vor der Welt zu verleumden, von dem «Bauchsystem» gespro­chen hat, um zu diskreditieren dasjenige, was mit dem Stoffwechsel-system eigentlich gemeint ist. Er hat eben gezeigt, daß er durchaus kein Verständnis dafür hat, wie es bei dieser Gliederung ankommt auf das Funktionelle und nicht auf das räumlich Abzugrenzende.

Wenn man dann diese Gliederung des Menschen versteht, über die man viele Vorträge halten könnte, um sie in allen Details zu schil­dern, kommt man dazu, deutlich die Unterschiede anzuschauen, welche bestehen zwischen dem Kopfsystem, also dem Nerven-Sinnes-system auf der einen Seite, dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem auf der anderen Seite und dem mittleren System, dem rhythmischen System, das im wesentlichen dazu berufen ist, den Ausgleich zwi­schen den beiden anderen Systemen zu bewirken. Wir haben dann, wenn wir die ganze Wesenheit des Menschen umfassen wollen, das Folgende vor uns: Die eigentliche vorstellende und wahrnehmende Tätigkeit des Menschen, sie hat zu ihrer Grundlage, man kann nicht einmal sagen zum Werkzeug, aber zu ihrer physischen Grundlage alles dasjenige, was sich abspielt physisch im Nerven-Sinnessystem. Es ist nun nicht so, wie eine neuere Psychologie und Physiologie meint, daß sich im Nerven-Sinnessystem auch diejenigen Prozesse abspielen, die in primärer Weise zusammenhängen mit dem Gefühls­und Willenssystem. Nein, das hält vor einem genaueren Stiidium der Sache nicht stand. Dieses genauere Studium finden Sie, wenigstens in seinen Leitlinien, angedeutet in meinem Buche «Von Seelenrätseln»; aber nach dieser Richtung wird eben sehr viel Detailarbeit noch zu leisten sein. Dann wird sich schon dasjenige, was Geisteswissen­schaft heute mit Gewißheit von ihrer Seite zu sagen hat, auch von der anderen Seite, von der physisch-empirischen Seite her heraus-stellen, dann wird sich herausstellen, daß das Fühlen des Menschen nicht zusammenhängt in primärer Weise mit dem Nerven-Sinnes­system, sondern mit dem rhythmischen System, daß geradeso, wie das Nerven-Sinnessystem entspricht dem vorstellenden Wahrnehmen,

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das rhythmische System entspricht dem Fühlen, und daß erst durch die Wechselwirkung des rhythmischen Systems mit dem Nerven­Sinnessystem, auf dem Umwege durch den Rhythmus des Gehirn-wassers, der heranschlägt an das Nerven-Sinnessystem, eingeschaltet wird das Nerven-Sinnessystem als Träger des Vorstellungslebens dann, wenn wir unsere Gefühle zu Vorstellungen erheben, wodurch das dumpf-traumhafte Gefühlsleben von uns selber wahrgenommen und vorgestellt wird auf innerliche Weise. Und ebenso, wie das Gefühlsleben direkt zusamenhängt mit dem rhythmischen System und indirekt durch dieses vermittelt wird, so hängt direkt zu­sammen das Willensleben mit dem Stoffwechselsystem. Und dieser Zusammenhang ist dann wiederum so, daß in sekundärer Weise, weil der Stoffwechsel natürlich auch im Gehirn vor sich geht, das Stoff­wechselsystem in seinen Funktionen an das Nerven-Sinnessystem heranschlägt und auf diese Weise wir innerlich zustandebringen die Vorstellungen von unseren Willensimpulsen, die sonst in einem dumpfen Schlafesleben innerhalb unseres Organismus spielen würden.

Sie sehen da, daß wir im menschlichen Organismus drei von­einander verschiedene Systeme haben, die in verschiedener Weise das Seelenleben tragen. Nun sind diese Systeme aber nicht nur von­einander verschieden, sondern sie sind auch entgegengesetzt - wie gesagt, ich kann diese Dinge heute nur skizzieren -, so daß wir auf der einen Seite haben das Nerven-Sinnessystem, auf der anderen Seite all das haben, was die Funktionen des Stoffwechselsystems, des Stoff­wechsel-Gliedmaßensystems ausmachen (siehe Zeichnung). Über den Zusammenhang des Stoffwechsels mit den Gliedmaßen können Sie ja sich Vorstellungen machen, wenn Sie einfach die Wirkungen der be­wegten Glieder auf den Stoffwechsel ins Auge fassen. Diese Wirkung ist eine viel größere, als man gewöhnlich innerhalb des äußeren Be­wußtseins meint. Aber diese beiden Systeme, ich möchte sagen, das Nerven-Sinnessystem und das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, sie sind auch in einer gewissen Weise polarisch entgegengesetzt. Und diese polarische Entgegensetzung muß für eine gesunde Pathologie und Therapie, namentlich für eine solche Pathologie, die ganz organisch

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herüberführt in die Therapie, gründlich ins Auge gefaßt werden und für alle einzelnen Details, deren es natürlich unzählige gibt, sorgfältig studiert werden. Denn wenn man in die Detail-wirkungen eingeht, dann stellt sich folgendes heraus. Es stellt sich heraus, daß im hohen Grade das vorhanden ist, was ich schon gestern andeutete. Wir haben innerhalb alles dessen, was zusam­menhängt mit dem Kopfsystem oder Nerven-Sinnessystem Abbau­prozesse, so daß, während unser Vorstellen im wachen Zustande verläuft, während wir wahrnehmen und vorstellen, dieses Wahr­nehmen und Vorstellen nicht gebunden ist etwa an Wachstums- und Aufbauprozesse, sondern an Abbauprozesse, an Ausscheidungspro­zesse. Und man wird darauf kommen eigentlich, wenn man in ganz gesunder Weise anschaut dasjenige, was heute schon die empirisch-physiologische Wissenschaft nach dieser Richtung darbietet. Es ist heute im Grunde genommen schon der empirische Beweis auch dafür vorhanden, oder ich könnte besser sagen, die empirische Bestätigung für dasjenige, was da die Geisteswissenschaft durch Anschauung liefert. Verfolgen Sie nur dasjenige, was gewisse geistvolle Physio­logen beizubringen vermögen über die physischen Vorgänge im

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Nervensystem, die sich abspielen als Parallelerscheinungen des Vor­stellens und Wahrnehmens. Dann werden Sie sehen, daß durchaus diese Behauptung, daß wir es zu tun haben mit Ausscheidungs- und Abbauprozessen, nicht mit Aufbauprozessen, während wir denken, wachend denken und wahrnehmen, heute schon sehr gut gestützt ist. Dagegen haben wir es da, wo die Willensprozesse sich vermitteln für den Menschen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, mit Aufbau-prozessen zu tun. Nun stehen aber alle einzelnen Funktionen des Menschen durchaus miteinander in Wechselwirkung. Und sehen wir uns die Sache ordentlich an, so müssen wir sagen: Die Aufbau-prozesse von unten wirken hinauf in die Abbauprozesse, die Abbau-prozesse von oben wirken hinunter in die Aufbauprozesse. Und Sie haben, wenn Sie dieses sinngemäß verfolgen, dann als ausgleichen­des System, als Funktionen, die den Ausgleich bewirken, da drinnen zwischen den abbauenden Prozessen und den aufbauenden Prozessen, die rhythmischen Prozesse, die den Abbau in den Aufbau, den Auf­bau in den Abbau hineintreiben. Und studieren wir der Sache nach, nicht rein äußerlich, studieren wir der Sache nach dasjenige, was in der sogenannten Blutzirkulation des Herzens, in der Durchatmung des menschlichen Leibes vor sich geht, so haben wir überall dar­innen, ich möchte sagen, Spezialverläufe, irgendwie unterbrochene. Jch kann nicht eingehen auf dieses Unterbrechen, das hat seinen guten Sinn; aber wir haben überall Spezialisierung dieser Rhythmus-kurve, die ich hier aufgezeichnet habe (siehe Zeichnung). Der At­mungsverlauf ist ein Spezialfall dieser Kurve, der Prozeß, den Sie hinzeichnen, wenn Sie den Blutgang vom Herzen nach oben, nach dem Haupte oder beziehungsweise nach der Lunge und hinunter nach dem Körper zeichnen, so haben Sie Spezialisierungen dieses Prozesses. Kurz, wenn Sie dasjenige beleben, was hier angedeutet wird, so dringen Sie nicht auf eine solche tote Weise, wie es ge­wöhnlich geschieht, in das Funktionengewebe des menschlichen Or­ganismus ein, sondern in einer lebendigen Weise. Sie aber müssen dabei Ihre Vorstellungen selber lebendig machen. Es muß gewisser­maßen dabei ein plastisches Abbild des menschlichen Organismus vorgestellt werden können. Man kann den menschlichen Organismus

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nicht mit den ruhend abstrakten Vorstellungen umfassen, mit denen man ihn umfassen möchte in der heutigen Physiologie und Patholo­gie, sondern man muß ihn erfassen mit bewegten Vorstellungen, mit solchen Vorstellungen, die wirklich eingreifen ihrerseits in die Wir­kung von dem, was innerliche Bewegung hat, was keineswegs bloße mechanische Wechselwirkungen gegeneinander in Ruhe befindlicher Organe sind. So kommen wir darauf, wie im Grunde genommen fortwährend im menschlichen Organismus eine Wechselwirkung vor­handen ist zwischen den Abbauprozessen, den ertötenden Prozessen und zwischen den Aufbau-, den Wachstumsprozessen, den Wuche­rungsprozessen und so weiter. Ohne diese Tätigkeit ist die mensch­liche Organisation nicht zu erfassen.

Aber was ist da eigentlich vorhanden? Sehen Sie sich nur die Sache einmal genauer an. Wenn der Abbauprozeß der Nerven-Sinnes­Organisation hineinwirkt durch den Rhythmus in das Stoffwechsel­Gliedmaßensystem, dann ist etwas vorhanden, was entgegenwirkt dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, was für dieses Stoffwechsel­Gliedmaßensystem Gift ist. Und umgekehrt ist dasjenige, was im Aufbausystem vorhanden ist, wenn es im Rhythmus hineinwirkt in

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das Kopfsystem, für das Kopfsystem Gift. Und da die Systeme, wie ich angedeutet habe, über den ganzen übrigen Organismus aus­gebreitet sind, so hat man es überall im menschlichen Organismus zu tun mit einem fortwährenden Giften und Entgiften, was durch den rhythmischen Prozeß zum Ausgleich gebracht wird. Wir sehen also nicht hinein in einen solchen Naturprozeß, wie man ihn sich gewöhnlich vorstellen möchte, der einseitig - einsichtig, möchte ich sagen - verläuft, so daß man die gesunden Prozesse einfach als die normalen bezeichnen kann, sondern wir sehen hinein in zwei ein­ander entgegenwirkende Prozesse, von denen der eine für den an­deren durchaus ein kränkender Prozeß ist, und wir können gar nicht leben im physischen Organismus, ohne daß wir unser Gliedmaßen­Stoffwechselsystem fortwährend den Krankheitsursachen des Kopf-systems, und das Kopfsystem den Krankheitsursachen des Stoff­wechselsystems aussetzen. Und so wie die Waage, wenn sie nicht gleichmäßig belastet ist, so ausschlägt, ganz nach Naturgesetzen, daß der Waagebalken nicht horizontal liegt, so ist, weil das Leben ein in sich bewegliches ist, einfach nicht ein ruhender Gleichgewichts-zustand vorhanden, sondern ein Gleichgewichtszustand, der nach beiden Seiten in Unregelmäßigkeit ausschlagen kann. Und heilen heißt nichts anderes, als zum Beispiel das Kopfsystem, wenn es zu stark vergiftend wirkt auf das Stoffwechselsystem, seiner vergiften­den Wirkung zu entladen, ihm seine vergiftende Wirkung zu neh­men. Oder umgekehrt, wenn das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem zu stark auf das Kopfsystem vergiftend, das heißt wuchernd wirkt, muß ihm seine Giftwirkung genommen werden. Aber zu einer voll­ständigen Anschauung auf diesem Gebiete kommt man erst, wenn man nun wiederum dasjenige, was man in die Lage kommt am Men­schen zu beobachten, ausdehnt auf die Beobachtung der ganzen Natur, wenn man nun diese Natur im geisteswissenschaftlichen Sinne aufzufassen in der Lage ist. Wenn Sie zum Beispiel den Pflanzenbildeprozeß ins Auge fassen, dann haben Sie ganz deutlich, ich möchte sagen, im Allermakroskopischsten, ganz deutlich ein Aufwärtsstreben des Pflanzenbildeprozesses, ein Hinwegstreben vom Erdenzentrum, und Sie können reizvoll diese sich metamorphosierenden

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Bildebestrebungen der Pflanzen, wenigstens den ersten Linien nach, den Grundlinien nach, in Goethes «Metamorphose der Pflanzen» studieren.

In Goethes «Metamorphose der Pflanzen» ist zunächst skizzenhaft enthalten nur die allererste Gliederung, die allerersten Elemente des­jenigen, was über das Pflanzenwesen nach dieser Richtung zu studie­ren ist. Aber die Richtung dieses Studierens muß weiter ausgebildet werden. Die Grundlinien müssen verfolgt werden, dann bekommen wir eine lebendige Anschauung daraus über alles dasjenige, was da geschieht im Pflanzenwachstum, wenn wurzelnd im Boden, ge­wissermaßen da in negativer Richtung das Aufwärtsstreben aus­bildend in der Wurzel, die Pflanze anfängt zu wachsen, dann hinauf­wächst, die Anziehungskraft der Erde, die noch in der Wurzel über­wiegend tätig ist, überwindend, dann sich hindurchringt durch andere Kräfte, um zuletzt zur Blüte und Frucht und Keimesbildung zu kommen.

Auf diesem Wege geschieht sehr vieles. Auf diesem Wege ge­schieht zum Beispiel dasjenige, daß wiederum eine entgegengesetzte Kraft eingreift. Diese entgegengesetzte Kraft, die da eingreift, kön­nen Sie beobachten, wenn Sie zum Beispiel - Sie können irgendein Beispiel herausgreifen -, sagen wir, die gewöhnliche Birke, Weiß-birke, Betula alba, herausgreifen und genauer den Prozeß verfolgen, der sich vollzieht von der Wurzelbildung durch die Stammesbildung, namentlich dann durch die Rindenbildung, wie sich auf Grundlage alles desjenigen, was zusammenwirkt in der Stamm- und Rinden-bildung, dasjenige herausbildet, was dann in der Blattbildung zu­standekommt. Man kann das geisteswissenschaftlich besonders gut studieren, wenn man die noch bräunlich erscheinenden jungen Birkenblätter im Frühling studiert. Wenn man das alles anschaulich studiert, so bekommt man eine Anschauung von einem sich Meta­morphosieren auch der Kräfte, die sich da abspielen, die da wirken im Innern der Pflanze, und man bekommt die Anschauung, wie auf der einen Seite wirkt in dem Pflanzenbildungsprozesse eine Kraft­richtung von unten nach oben. Man bekommt aber auch dasjenige, was noch retardierend wirkt, was zuerst bei der Wurzel, ich möchte

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sagen, noch stark als Schwerkraft gewirkt hat, was aber dann, in­dem die Pflanze sich entringt der Erdensubstanz, indem sie aus der Luft herauswirkt, in einer anderen Weise zusammenwirkt mit der aufstrebenden Kraft. Und wir haben dann eine interessante Stufe, aber auch jetzt sachgemäße Stufe, um einzusehen, wie in der Pflanzenbildung bei diesem nach aufwärts strebenden Prozeß in der Birkenrinde sich ablagern gewisse Salze, Kalisalze, die einfach das Ergebnis sind der nach unten wirkenden Kräfte, die im Wechsel­spiel stehen mit den nach oben wirkenden Kräften und, ich möchte sagen, zur Eiweißbildung hinneigen, zu demjenigen, was ich als albuminisierende Kraftbildung bezeichnen möchte. So dringt man ein zum Beispiel in den Pflanzenbildeprozeß. Ich kann das hier nur andeuten. Sie sehen, wir dringen eben so ein, indem wir gewisser­maßen anschauen, wie sich da ablagern in der Birkenrinde die Kali-salze, wie sich dann etwas entringt dieser nach unten ziehenden Kraft - ich möchte sagen, des Prozesses, der etwa zu vergleichen wäre mit dem, wenn so ein Salz herausfällt aus einer Lösung -, wir kommen dann zu dem Prozesse, der vor sich geht, indem sich die Lösung dem Salze entringt, wir kommen da, indem wir das lebendig erfassen, in den Eiweißbildungsprozeß, in dasjenige hinein, was ich als den Albuminisierungsprozeß bezeichnen möchte. Da haben wir einen Weg, das Äußere, das den Menschen umgibt, zu studieren, an­schaulich zu studieren.

Und dann, dann schauen wir zurück auf den Menschen und sehen, wie der Mensch im Grunde genommen, sagen wir, wenn wir ins Auge fassen seinen von oben nach unten wirkenden Abbauprozeß, in sich hat dieselbe Form von Kräften, die bei der Pflanze von unten nach oben wirkt. Wir schauen da gewissermaßen in dem, was an Kräften wirkt vom Kopfsystem nach unten, nach dem Glied­maßen-Stoffwechselsystem, wie gewissermaßen ein umgekehrtes Pflanzliches drinnen wirkt, wie in der Tat die Kräfte, die wir nach aufwärts geschickt sehen im Pflanzenwachstum, nach abwärts wir­ken. Wenn zum Beispiel der Mensch diesen, ich möchte sagen, bei ihm in seinem Innern wirkenden Pflanzenbildungsprozeß in der unrichtigen Weise aufhält, so daß er nicht in richtiger Weise von

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dem, was im Kopfe wirkt - das Astralische, das Ich-Wesen -, durch­dringt das Leibeswesen, aber diese Durchdringung sich äußert inner­halb des Leibes, dann haben wir es zu tun mit etwas, was da auf­gehalten wird, was verlaufen sollte im menschlichen Organismus, wir haben es zu tun mit einer pathologischen Erscheinung, die uns entgegentritt zum Beispiel in den Fällen, wo Rheumatismus, wo gichtische Zustände auftreten. Wir studieren dasjenige, was von die­sem Aufbauprozesse, indem er in einer gewissen Weise zurückgestaut wird, im menschlichen Organismus bewirkt wird, wir studieren das und finden es wieder in dem Prozesse des Rheumatismus, in dem Prozesse der Gichtbildung und so weiter. Und wir lenken jetzt wiederum den Blick von dem Inneren des Organismus, sagen wir, nach einem solchen Pflanzenbildungsprozeß, wie er uns bei Betula alba vorliegt; dann gewinnen wir folgendes. Dann schauen wir auf der einen Seite hinein in dasjenige, was sich da abspielt in der Salzbildung, auf der anderen Seite in der Eiweißbildung. Und wir finden, wenn wir diesen Prozeß der Eiweißbildung ordentlich ver­stehen, darinnen den entgegengesetzten Prozeß von demjenigen, was da aufgehalten wird. Im Organismus wird aufgehalten derjenige Prozeß, der sich abspielen sollte ähnlich jenem Prozesse, der sich als richtiger Prozeß der Albuminisierung in den Birkenblättern abspielt, und wir bekommen dadurch einen Zusammenhang zwischen den­jenigen Prozessen, die sich zum Beispiel in den Birkenblättern ab­spielen und den Prozessen des Organismus, indem wir dasjenige, was in den Birkenblättern ist, zu Heilmitteln verarbeiten, die wir den Menschen beibringen, und durch die wir, weil sie in der richtigen Weise entgegengesetzt sind diesem Stauprozeß, der im Rheumatismus, in der Gicht auftritt, in dieser Weise heilbringend wirken. Das heißt, wir schauen in dieser Weise zusammen dasjenige, was draußen in der Natur sich abspielt, mit dem, was im Innern des Organismus sich abspielt und bekommen da eine Vorstellung heraus, wie wir die Heilkräfte dirigieren sollen. Auf der anderen Seite sehen wir, wie dann, wenn die Abbauprozesse so verlaufen, daß der Organismus sie gewissermaßen nicht aufhalten kann, daß sie nach unten sich verbreitern, das rhythmische System sie nicht in der richtigen Weise

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zurückschlägt, daß sie dann an die Peripherie des Körpers aus­laufen, daß sie gewissermaßen nach der Haut herausdrängen. Wir bekommen entzündliche Zustände in dem Äußeren der Menschen, wir bekommen Hautausschläge und dergleichen. Und wir schauen wiederum zurück auf unsere Pflanze, Betula alba, und wir finden den entgegengesetzten Prozeß in der Ablagerung der Kalisalze in der Birkenrinde, bekommen dadurch die Möglichkeit, einzusehen, wie wir diesen im menschlichen Wesen zu einer Überexsudation trei­benden Prozeß des Hautausschlages bekämpfen, indem wir ein Heil­mittel aus der Birkenrinde bereiten.

Und so können wir studieren, wie pflanzliche, wie mineralische Prozesse wirken, und wir bekommen einen Zusammenhang zwi­schen dem, was da in der äußeren Natur ist und demjenigen, was im Innern des Menschen wirkt. Wir bekommen mit anderen Worten das Aufsteigen der medizinischen Empirie, der therapeutischen Em­pirie, zu demjenigen, was Goethe in seinem Sinne, jetzt nicht im verstandesmäßigen, sondern in seinem Sinne die rationelle Stufe der Wissenschaft nennt, wir bekommen eine Wissenschaft als Therapie, welche wirklich die Zusammenhänge durchschaut. So leicht sind die Dinge nicht, denn man muß mindestens nach gewissen Typen, zu­nächst nach geheimen Typen der menschlichen Persönlichkeit und nach Geheimnissen des Naturdaseins die Dinge wirklich im ein­zelnen studieren. Und man muß nun nicht etwa glauben, daß, wenn man den Prozeß studiert hat an einem solchen Exempel wie Betula alba, man dann schon alles dasjenige überschauen kann, was da in Betracht kom'mt. Bei irgendwelchen anderen Pflanzenbildeprozessen, ich will sagen, zum Beispiel bei der Roßkastanie und dergleichen, vollziehen sich diese Bildungsprozesse in wesentlich anderer Art, und keineswegs zu einem allgemeinen Gefasel und Geschwafel führt dasjenige, was hier angedeutet wird, sondern es führt zu einem sehr ernsten und ausgebreiteten Studium.

Aber - dieses Wort möchte ich insbesondere an die verehrte Studentenschaft richten - dieses Studium wird nicht, wenn es in rationeller Weise getrieben wird, Sie in eine Furcht vor dem Um­fange hineinzutreiben haben. Denn ich kann Ihnen die Versicherung

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geben, wenn all dasjenige, was Examensballast ist, was - um in diesem paracelsischen Sinne zu sprechen - Examens-Tartaros ist, wegfällt, und dafür alles dasjenige getrieben wird, was in dieser Weise in eine rationelle Anschauung von einer therapeutischen Pathologie und pathologischen Therapie hineinführt, dann werden die Studenten der Medizin nicht etwa noch mehr, sondern weniger zu studieren haben. Und dieses Studium wird, weil es sie durchleben wird, nur in ihnen einen größeren Enthusiasmus hervorrufen als dasjenige, was sie heute an den Menschen heranführt, und was ihnen im wesentlichen nichts anderes liefert, als daß sie Organe sehen, die keineswegs ruhend sind, sondern die nur verstanden werden, wenn man sie in ihrer lebendigen Funktion auffaßt und in ihrer Wechsel­wirkung zu anderen Organen, wenn man diese Organisation studiert, wenn man dieses ganz ins Funktionelle-Hineintreiben und dazu eine äußere Naturwissenschaft hat, welche ebenfalls wieder ins Funktio­nelle hineintreibt. Es wird ja durchaus immer wieder parallel zu studieren sein jener innere Vorgang im Menschen, jenes Eigentüm­liche, das sich da abspielt als Vergiftungen und Giftwirkungen, die aus dem Gleichgewicht gekommen sind, und diejenigen Prozesse, die sich gerade nicht in der Naturordnung abspielen und die, weil das Äußere polarisch zu dem Inneren sich verhält, in einer gewissen Weise auch polarisch zu verwenden sind, und die daher durchaus in die Pathologie, oder besser gesagt in eine therapeutische Pathologie und pathologische Therapie hineinführen können.

So konnte ich Ihnen nur andeuten dasjenige, was, ich möchte sagen, die Schritte zu lenken hat, welche eine Gesundung des medizi­nischen Studierens nehmen muß, und ich konnte Ihnen nur an­deuten, wie die Geisteswissenschaft hineinwirken will in dieses medi­zinische Studieren. Ich werde Ihnen heute abend, wo ich wiederum eine halbe Stunde nach Beendigung der eurythmischen Vorstellung für alle hier vortragen werde, noch einige andere Beispiele geben, welche Ihnen zeigen werden, wie dieses intuitive Zusammenschauen der äußeren Naturwirkungen mit den Wirkungen des inneren Orga­nismus eben zum Therapeutischen und zum Erkennen des Pathologi­schen führen kann. Ich möchte da eingehen dann auf einzelne Stoffe.

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Ich konnte in dieser kurzen Zeit, die mir hier zur Verfügung stand, nur das Prinzip gewissermaßen an dem Beispiel von Betula alba an­geben, werde heute abend noch einiges andere angeben, werde mich aber überall daran halten eben, anzudeuten, was in das allgemeine Verständnis der Menschen hineingehen soll. Denn von diesem aus­gehend muß dann wiederum der Mediziner speziell weiterbauen. Er soll in das Spezielle hineingehen, denn das Spezielle zu behandeln, erfordert auch überall eine individuelle Beurteilung, und da ist es notwendig, daß aus dem Verständnis aller Laien für die medizini­schen Richtungen, für die medizinischen Prinzipien ein Verständnis, eine verständnisvolle Art dafür herauswächst, was der Arzt inner­halb der äußeren Welt vorzunehmen hat.

Und wenn Sie in richtigem Sinne den Gang betrachten, den eigent­lich anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft für die Medizin nehmen will - ich werde heute abend noch darüber weiter zu reden haben -, so werden Sie sich schon sagen: Wahrhaftig, diese anthro­posophisch orientierte Geisteswissenschaft will nicht in das Kur­pfuschertum, in das Laientum, in den Dilettantismus hineintreiben, sondern sie will vor allen Dingen hinwirken auf eine Gesundung der Wissenschaft, der echten, ernsten Wissenschaft selbst, die dann wiederum selbst ihre soziale Wirkung schon haben wird.

VIERTER VORTRAG Dornach, 9. Oktober 1920

#G314-1975-SE053 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

VIERTER VORTRAG

Dornach, 9. Oktober 1920

#TX

Heute abend möchte ich Ihnen noch einzelne Ergänzungen geben zu jenen Vorträgen, die ich in diesen Tagen hier unfreiwillig habe halten müssen. Ich möchte gewissermaßen aphoristisch auf einiges hindeuten, das doch aufklärend noch wirken kann, auf dasjenige, was als Prinzipien für eine Befruchtung gerade des medizinisch-therapeu­tischen Studiums durch die Geisteswissenschaft dienen kann. Es wird ja selbstverständlich aus den Gründen, die ich schon heute morgen angedeutet habe, nicht sehr in Details eingegangen werden können, nicht so sehr wegen der Kürze der Zeit - das auch natürlich -, son­dern vor allen Dingen darum, weil dennoch die Detailerkenntnisse einer eigentlichen fachlichen Auseinandersetzung vorbehalten werden müssen, wiederum aus den Gründen, die ich schon heute morgen vor­gebracht habe. Jedoch möchte ich gerade nach dieser Richtung hin einiges noch beitragen, welches zum allgemeinen Verständnis des medizinischen Wesens führen kann, so daß gerade eine Art sozialer Wirkung aus diesem Teile geisteswissenschaftlich medizinischer Be­trachtung hervorgehen kann, nämlich die Begründung eines gewissen Vertrauens zwischen Publikum und Ärzteschaft. Je besser das Ver­ständnis sein wird, das man dem medizinischen Wesen wird entgegen­bringen können, desto besser wird auch dieses medizinische Wesen wirken können.

Nun habe ich Sie heute morgen darauf aufmerksam gemacht, wie eigentlich das Leben des menschlichen Organismus darinnen besteht, daß in völlig entgegengesetzter Weise das Nerven-Sinnessystem, kurz, das Kopfsystem und das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem wirken, die dann durch das rhythmische System ihren Ausgleich erfahren. Es wird gewissermaßen alles dasjenige, was die Abbauprozesse sind, die ganz notwendigen Abbauprozesse des Nerven-Sinnessystems, fortwährend in Einklang und Austausch gebracht mit dem, was die Aufbauprozesse sind des Gliedmaßen-Stoffwechselsystems. Sie kön­nen sich denken - und man kann das im einzelnen nachweisen -,

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daß daher die beiden Systeme des menschlichen Organismus durch­aus im entgegengesetzten Sinne wirken, daß sie auch gewissermaßen aufeinander so wirken, daß, was in dem einzelnen, zum Beispiel im Gliedmaßen-Stoffwechselsystem vorgeht, nicht zu stark dadurch be­einträchtigt werden darf, daß gewissermaßen mit einem Unberück­sichtigtlassen des rhythmischen Systems diejenige Tätigkeit, die ei­gentlich nur geeignet ist für das Kopfsystem, hereinwirkt in das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem. Und wenn man einmal in einer hinreichenden Weise durchschaut hat, um was es sich da handelt, wird man auch begreiflich finden, wie allerdings solche Übergriffe des einen Systems auf das andere stattfinden können, wie, mit an­deren Worten, das Kopfsystem, das Nerven-Sinnessystem - in dem ja auch Stoffwechselprozesse vor sich gehen müssen, wie ich Ihnen auseinandergesetzt habe -, einmal auch überwuchert werden kann von solchen Stoffwechselprozessen, so daß gewissermaßen diese Stoffwechselprozesse das Kopfsystem innerlich funktionell verähn­lichen dem Gliedmaßen-Stoffwechselsystem. Und das Umgekehrte kann stattfinden. Es kann, weil ja im Gliedmaßen-Stoffwechsel­system durchaus auch, wenn auch im normalen Leben in untergeord­neter Weise, dasselbe Funktionensystem wirksam ist wie im Kopfe, einmal übergreifen, gewissermaßen eine zu große Intensität ge­winnen im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem diejenige Tätigkeit, die dort nur ein bestimmtes Maß erreichen sollte und ihre eigentliche Bedeutung im Haupte hat.

Es kann, mit anderen Worten, einmal die Nerven-Sinnestätigkeit, die auch vorhanden ist im Gliedmaßen-Stoffwechselsystem, dadurch, daß auf sie stark imprägnierend die Kopftätigkeit wirkt, zum Bei­spiel im Unterleibe eine überwiegende werden, oder besser gesagt eine solche werden, deren Intensität zu groß ist. Dann wird das­jenige in den Organen des Unterleibes vor sich gehen, was normaler­weise als Abbauprozesse nur im Nerven-Sinnessystem vor sich gehen soll. Es wird natürlich im Unterleibssystem eine andere Gestalt an­nehmen, aber es wird dort, ich möchte sagen, sein Unwesen treiben. Wir können in der Tat, wenn wir so hineinblicken in die Organi­sation des Menschenwesens, in dem, was ich eben beschrieben habe,

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die Entstehung einer schweren menschlichen Erkrankung erkennen, nämlich des Typhus abdominalis. Der Typhus kann gewiß äußer­lich empirisch beobachtet werden hinsichtlich seiner Erscheinung, aber verstanden und hineingestellt in die ganze menschliche Organi­sation kann er nur werden, wenn man in dieser Weise, ich möchte sagen, vom Standpunkt einer rationellen Medizin aus - um diese goethesche Bezeichnungsweise zu gebrauchen - das Menschenwesen durchschaut. Ich habe Ihnen dann auch heute morgen gezeigt, wie man übergehen kann vom Physiologisch-Pathologischen zum Thera­peutischen, indem man nicht nur dasjenige zu durchschauen ver­sucht, was im Menschenwesen vor sich geht, sondern mit zu durch­schauen versucht dasjenige, was in der äußeren Natur vor sich geht. In der äußeren Natur finden Prozesse statt, die, wenn man sie in der richtigen Weise durchschaut, eingeführt werden können durch Übertragung der entsprechenden Stoffe in den menschlichen Organismus, und die dort, weil in einer gewissen Weise die äußere Natur, sagen wir, die Pflanzennatur durch ihr Emporstrebendes im entgegengesetzten Sinne wirkt wie das Hinunterstrebende der Men­schenwesenheit, dort gewisse Prozesse aufhalten, die in unrichtiger Weise spielen zwischen den drei Systemen des menschlichen Or­ganismus.

Interessant ist zu beobachten, wie dasjenige, was ich Ihnen heute morgen mehr dargestellt habe für die pflanzliche Welt und ihren Zusammenhang mit dem Menschen, auch für die mineralische Welt durchschaut werden kann. Da müssen wir aber, um für die minerali­sche Welt die Sache zu durchschauen, zu gewissen anthroposophi­schen Erkenntnissen über den Menschen greifen.

Im Menschen wirkt das Geistig-Seelische, das Ätherische, das Physische. Dieses Geistig-Seelische wirkt so - Sie haben es ja durch die Auseinandersetzung dieser Vorträge erkennen können -, daß es durchdrungen sein kann von dem vollen Ich-Bewußtsein. Dann ist der Mensch gewissermaßen in seiner normalen Organisation. Oder es kann auch das Ich-Bewußtsein irgendwie abgelähmt sein, zurück­treten. Wenn dann das Geistig-Seelische in irgendeiner Weise rumort, seine eigenen Wege geht, ohne daß es in der richtigen Weise von dem

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Ich durchdrungen wird, dann entstehen die verschiedenen Gebiete der sogenannten geistigen Erkrankung. Aber alles dasjenige, was geistig-seelisch am Menschen ist, sowohl, ich möchte sagen, das, was man, anthroposophisch benannt, unter dem Astralischen versteht -das ist das mehr unterbewußte, traumhafte oder aber ganz un­bewußte Seelenleben -, als auch dasjenige, was man unter der Ich-Wirksamkeit - das ist das vollbewußte Seelenleben - versteht, alles das hat in gewisser Weise seinen physischen Träger, durch den es im physischen Leben wirkt. So daß wir sagen können: Wir müssen, wenn wir den Menschen betrachten, nicht bloß unseren Blick hinwenden auf dasjenige, was zum Beispiel die Ich-Tätigkeit, die eine rein geistige ist, ausmacht, sondern wir müssen auch unseren Blick werfen auf dasjenige, was im Organismus der eigentliche Träger dieser Ich-Tätigkeit ist. Und da finden wir, daß der eigentliche Träger dieser Ich-Tätigkeit im wesentlichen im Blute verankert ist.

Es würde sehr weit führen, wenn ich - was durchaus sein könnte -Ihnen im einzelnen zeigen wollte, wie gerade durch die besondere Wirksamkeit des Blutes, durch das Zusammenwirken der Stoff­wechseltätigkeit im Blute mit der rhythmischen Tätigkeit im Blute, das Ich mit dem übrigen Seelischen zusammenwirkt. Was uns aber jetzt in diesem Augenblicke mehr interessieren soll, das ist die Brücke vom Physiologisch-Pathologischen hinüber ins Therapeuti­sche. Und da finden wir denn etwas außerordentlich Wichtiges. Wir können gewissermaßen das physische Gerüste, den physischen Träger eines Geistig-Seelischen, also sagen wir des vollbewußten Ich, so be­einflussen durch irgendwelche Prozesse, die wir in ihm verursachen, daß er sich gewissermaßen der Ich-Tätigkeit entzieht, daß er aber eine ähnliche Funktion ausführt, wie sonst nur unter dem Einflusse der Ich-Tätigkeit. Ich will einen besonderen Fall nach dieser Richtung hervorholen. Bitte denken Sie sich einmal - ich will jetzt schematisch zeichnen - durch das menschliche Blutsystem gewisser­maßen gerüstförmig, in einem Kräftegerüste aufgebaut dasjenige, was als Ich-Tätigkeit wirkt. Die Ich-Tätigkeit selbst möchte ich dadurch bezeichnen, daß ich längs der Linie dieses Kräftegerüstes farbige Streifen zeichne, welche dann das Geistig-Seelische der Ich-Tätigkeit

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bilden (siehe Zeichnung, rot). Wenn man nun in einer gewissen Weise die der Ich-Tätigkeit zugrunde liegende Kräfteorganisation beeinflussen kann, so kann es sein, daß diese Kräfteorganisation sich gewissermaßen verselbständigt, sich herausreißt und als physische Wirksamkeit, als ein Gerüste von physischen Wirkungskräften sich heraussondert aus dem Geistig-Seelischen, aber dennoch gewisser­maßen wie ein Abbild desjenigen, was die geistig-seelische Tätigkeit ist, doch bloß physisch wirkt. Man gliedert sich dann in gewisser Weise eine Art Doppelgänger ein, der im tief Unterbewußten drunten wirkt, der aber ähnlich wirkt, nur eben im Raume, das heißt nur physisch, wie er sonst wirkt, wenn er lediglich hingebungsvoll das Werkzeug für die Ich-Tätigkeit ist.

Man kann das hervorrufen - man braucht es nicht zu tun, man kann es in elementaren Fällen schon selbst, man kann immer den Punkt, den Goethe bezeichnet als denjenigen, hinter dem die Natur ihr offenbares Geheimnis enthüllt, schon finden, wenn man nur die entsprechenden Wege geht -, man kann dadurch, daß der Mensch zuviel Phosphor in sich bekommt, oder daß er mit einer starken Phosphordosis behandelt wird, diesen Zustand hervorrufen. Man kann gewissermaßen dasjenige, was im Leibe der Träger der Ich-Tätigkeit

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ist, aus dieser Ich-Tätigkeit heraussondern, so daß im Leibe für sich diese Ich-Tätigkeit wie in einem Abbilde vollführt würde. Und was würde die Folge sein? Die Folge würde dann sein, daß ge­rade unter der Einwirkung der Phosphorkräfte die Blutstätigkeit ihr gewöhnliches Maß überwiegen würde, namentlich im Knoc'hentrakte, und im Knochentrakte gewissermaßen eine Art Hyperämie eintreten würde. Auf diese Weise, durch diese Hyperämie würde dann das­jenige, was nun solch einer übertriebenen Blutgefäßtätigkeit vom Knochenknorpel benachbart ist, wuchern, und es würde dem Ver­kalkungsprozeß der Knochen entgegengewirkt werden.

Ich habe Ihnen geschildert, was eintreten könnte durch eine Be­handlung des Menschen, innerhalb welcher er zuviel Phosphor be­kommt, das heißt innerhalb welcher die Funktion, die der Phosphor im menschlichen Organismus vollziehen kann, zu stark ausgeführt wird. Aber diejenigen Kräfte, die draußen in der Welt sind, die in den einzelnen Mineralien verankert sind, sie sind gewissermaßen in einer anderen Form, sagen wir, in einer übersinnlichen Form im Menschen auch vorhanden, und sie können ja im Menschen tätig sein. Der Mensch ist in gewisser Beziehung ein Mikrokosmos. Wenn nun diese Kräfte, die sonst draußen in der Natur im Phosphor ver­ankert sind, wenn diese Kräfte in der Menschenwesenheit wirken, was namentlich im frühen Lebensalter der Fall sein kann, dann entsteht die Erkrankung der Rachitis. Und wir haben dadurch, daß wir so den Zusammenhang des Menschen mit der Weltumgebung durchschauen, die Erkenntnis dann zu gewinnen, daß Entstehung der Rachitis im menschlichen Organismus ein ähnlicher Prozeß ist wie derjenige, der sich in der Entstehung des Phosphors draußen in der Natur vollzieht. Ich deute Ihnen hier aphoristisch und selbstver­ständlich so, daß nicht alle Glieder einer Beweiskette zusammen­geschlossen werden können, in einem bestimmten Falle an, welches eigentlich die Wegrichtung ist, durch die man geisteswissenschaftlich diesen Zusammenhang des Menschen mit der übrigen Welt sucht.

Nun kann man aber weitergehen. Ich habe Ihnen heute früh ge­zeigt, wie zusammenwirkt in einer Weise, die ich so angedeutet habe, daß ich das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem auf der einen

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Seite, das Nerven-Sinnessystem auf der anderen Seite hatte und das ausgleichende rhythmische System dazu, diese beiden Systeme zusammenwirken (siehe Zeichnung). Sehen Sie, da ist es nun so, daß

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in der Tat dasjenige, was im Gliedmaßen-Stoffwechselsystem un­regelmäßig, kränkend wirkt, gerade das Gesundmachende im Kopf-system ist. Daher haben wir im Kopfsystem des Menschen immer gewisse Funktionen, die vom Phosphor herrühren, aber von einer sehr geringen Menge Phosphor, die sich im Gehirn des Menschen findet. Diese Phosphortätigkeit, man lernt sie auf der anderen Seite kennen in der Art, wie ich Ihnen das jetzt beschrieben habe, im Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus als den richtigen Abbau in die Verkalkungsprozesse hinein hemmend. Aber sie müssen vorhanden sein, diese Phosphorprozesse im Gehirn, wo der Abbau vorhanden sein soll, und wo vor allen Dingen dieser Abbau fortwährend fort­wirken soll. Mit anderen Worten: Weil wir im Gehirn den Phosphor­prozeß anwesend haben, haben wir im Gehirn fortwährend, ich möchte sagen, einen naszierenden Zustand, haben wir eine Art Rachitisentstehung. Darauf beruht gerade unsere Gehirntätigkeit,

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daß fortwährend der Knochen gebildet sein will, aber fortwährend diese Knochenbildung verhindert wird, nachdem einmal die Schädel­decke ordentlich herumgebildet ist um dieses menschliche Gehirn. Wir haben im menschlichen Gehirn - das ergibt sich der mensch­lichen Anschauung - ein fortwährendes Hinstreben zur Knochen-bildung. Aber diese Knochenbildung ist einmal abgeschlossen in einem bestimmten Lebensalter. Dann wird diese Knochenbilde­tätigkeit aufgehalten. Also wir haben wirklich hier ein Krank­machendes, das ausgeglichen wird von der anderen Seite, vom an­deren Pol des Organismus her, wir haben ein fortwährendes Hin-streben zur Rachitis.

Nun ist das Merkwürdige, daß ein solcher Rhythmus, wie er hier sich im Menschen beobachten läßt, auch in der ganzen übrigen Natur, nur in gewisser Beziehung entgegengesetzt, wiederum vorhanden ist. Wenn wir auf die merkwürdige Bedeutung des Phosphors für das menschliche Gehirn hinblicken, so müssen wir uns ja sagen: Indem der Phosphor aufgenommen wird, wird er verarbeitet bis zum Haupte hinauf. Da macht er innerhalb des menschlichen Organis­mus selber Veränderungen durch. Er folgt jener Richtung, die die Wachstumsrichtung des Menschen ist. Er gliedert sich ein in diese Wachstumsrichtung des Menschen. Und dieses Eingliedern reduziert gewissermaßen seine Wirksamkeit auf ein Minimum, das verdünnt ihn, und in dieser Verdünnung wirkt er so, daß eben die aufgehal­tene Rachitis des Kopfes Träger sein kann gerade derjenigen seelisch-geistigen Prozesse, die durch Vermittlung des menschlichen Hauptes ausgeführt werden müssen.

Nun stellt sich das Eigentümliche heraus, wenn man sehr kleine Dosen Phosphor, statt etwas größerer, gewöhnlich wahrnehmbarer Dosen Phosphor, dem Menschen in der richtigen Weise beibringt, dann hat man gewissermaßen auch in den Funktionen des Phosphors schon etwas anderes erreicht. Bringt man diese kleinen Dosen dem menschlichen Organismus bei, so wirken diese kleinen Dosen nun im Menschen so, wie der Phosphor wirkt in dem menschlichen Ge­hirn. Sie wirken dort nun im übrigen Organismus als kleine Dosen aufhaltend den Rachitisprozeß, wenn er bei Kindern begonnen hat.

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Daher ist in diesem Falle der Phosphor in kleiner Menge, in klein­sten Dosen ein Heilmittel gegen die Rachitis, und in weitergehendem Sinne ist der Phosphor überhaupt ein Heilmittel gegen alles das­jenige, was das Ich-Gerüste, das physische Ich-Gerüste, das ich da (siehe Zeichnung Seite 57, weiß) unter dem Roten gezeichnet habe, das im Organismus durch Kranksein emanzipiert ist von der eigent­lichen seelischen Tätigkeit, wiederum zurückbringt zur Seelentätig­keit, das heißt, es wiederum ins Normale hin umkehrt.

Ich mußte Ihnen eine sehr komplizierte Auseinandersetzung geben über das menschliche Wesen, damit Sie aus dem sehen, was eigent­lich zugrunde liegt dem Streite zwischen Allopathen und Homöo­pathen. Auf gewissen Gebieten, kann man sagen, zeigt sich dasjenige, was in der Homöopathie zutage tritt, ganz eklatant, wie hier in die­sem Falle, den ich Ihnen angedeutet habe. Mit gewissen kleinen Dosen von Phosphor oder auch von Schwefel, kurz, von etwas Ver­brennlichem - ich komme darauf noch zurück -, ist durchaus die Rachitis, sind überhaupt auch sonstige entzündliche Zustände zu heilen, die von einer, ich möchte sagen, von der Ich-Wesenheit emanzipierten Bluttätigkeit kommen.

Sie sehen, wenn man sich einläßt darauf, den Menschen so zu be­trachten, wie Geisteswissenschaft einen anleitet, dann wird, wie in diesem Falle, der Zusammenhang des Menschen auch mit der äußeren unorganischen Natur durchsichtig. Und was ich hier angeführt habe, kann durchaus ausgedehnt werden auf andere unorganische Stoffe. Nur muß man ins Detail gehen. Und gerade diese Art, den Zu­sammenfluß von Pathologie, Physiologie und Therapie zu bewirken, erfordert ein hingebungsvolles Studium der innermenschlichen und der außermenschlichen Welt. Wir können den Phosphor, den Schwe­fel verbrennliche Stoffe nennen. Diese verbrennlichen Stoffe, sie stellen sich, wenn man nun wirklich die Betrachtung ausdehnt, als diejenigen heraus, die durchaus in ähnlicher Weise wirken, wie das eben vom Phosphor beschrieben worden ist. Sie wirken so, daß sie gewissermaßen das emanzipierte Ich-Gerüste wiederum hinein­stellen in die Ich-Tätigkeit.

In umgekehrter Weise wirken gewisse Salze, dasjenige, was also

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nicht verbrennlich ist, sondern dasjenige, was sich im Wasser auf­löst und bei der Erkaltung des Wassers wiederum abscheidet. Diese Salze, kohlensaure, andere Salze, wirken so, daß sie umgekehrt eine zu starke Verbindung des Geistig-Seelischen, namentlich der Ich-Tätigkeit, mit dem Gerüste hervorrufen, also daß sie nicht das Gerüste ablösen, sondern daß sie gewissermaßen das Geistig-See­lische zu stark hineindrücken. Und sie können daher wiederum dann als Heilmittel angewendet werden, wenn durch irgend etwas diese Verbindung eine zu lose ist. So können wir sagen: Verstehen wir dasjenige, was eigentlich vorgeht durch irgendeinen Stoff, den wir in den Organismus hineinbringen, verstehen wir, wie er die ganze Organisation beeinflußt, dann verstehen wir, wie wir ent­gegenwirken können irgendeinem Prozeß, der abnorm verläuft, und dem entgegengewirkt werden muß.

Insbesondere wirksam sind für gewisse Prozesse, wie zum Beispiel für jenen Prozeß, welcher der früher Lungenschwindsucht genann­ten Krankheit zugrunde liegt, gerade solche salzartige Körper, also lösliche Körper. Denn dasjenige, was Lungenschwindsucht ist, er­fordert eben, daß man einem Prozesse entgegenwirkt, der im mensch­lichen Organismus der entgegengesetzte Prozeß ist desjenigen, der stattfindet, wenn in einer Lösung sich Salz eben auflöst. Und so handelt es sich darum, daß einen die Ausbreitung seiner Erkennt­nisse über die ganze menschliche Wesenheit hineinführt in den Zu­sammenhang des Menschen mit seiner ganzen äußeren weltlichen Umgebung.

Dasjenige, was ich jetzt ausgeführt habe - ich kann nur immer beispielsweise sprechen in diesen ergänzenden aphoristischen Be­trachtungen -, läßt sich noch durch andere Beispiele illustrieren. Nehmen wir irgendwoher, wir können, ich möchte sagen, ja überall solche Beispiele finden, aber nehmen wir einmal Beispiele aus einem Gebiete, das uns zu gleicher Zeit in den ganzen Zusammenhang des Geistig-Seelischen mit dem Physischen hineinführen kann. Das­jenige, was durch das Nerven-Sinnessystem vermittelt wird, das stellt sich ja im Menschenleben so dar, daß es vom Aufwachen bis zum Einschlafen das bewußte Leben des Menschen bedeutet. So daß

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wir geradezu sagen können: Das Kopfsystem ist der Ausdruck für das bewußte Leben des Menschen. Aber das Stoffwechsel-Glied­maßensystem, das ist nicht in gleicher Weise der Ausdruck für das bewußte Leben des Menschen. Wir gehen sozusagen durch die Welt mit bewußtem Kopf, aber doch mit unbewußten Gliedern. Diese Glieder werden nur bewußt, wenn sie in irgendeiner Weise berührt werden, wenn sie einen Insult erleiden und dergleichen. So daß wir sagen können: Der normale Zustand für das Kopf-, für das Nerven-Sinnessystem ist im wachenden Zustand die Bewußtheit, für das entgegengesetzte System des Menschen die Unbewußtheit.

Aber man kann in einer gewissen Weise im Menschen künstlich eine Art Bewußtheit erzeugen für das andere, für das Stoffwechsel­Gliedmaßensystem. Und das geschieht zum Beispiel durch die Massage. Worinnen besteht denn die Massage? Sie besteht darinnen, daß man durch äußere Maßnahmen dasjenige bewußt macht, was sonst unbewußt bleibt. Es handelt sich dann darum, daß man ver­ursachen kann, daß ein zu geringer Zusammenhang zwischen dem Geistig-Seelischen und dem Physischen durch diese Massage ge­bessert werden kann. Nehmen wir an, der Mensch wäre krankhaft so organisiert, daß er von seinem Geistig-Seelischen aus eine zu geringe Neigung hat, dieses Geistig-Seelische voll hineinzutreiben in sein Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Dann unterstützt man das Physische dieses Stoffwechsel-Gliedmaßensystems, indem man es massiert, indem man es also bis zu einem gewissen Grade von dem Zustande des Geistigen in den Zustand der Bewußtheit herauferhebt, man unterstützt dieses System in seiner Wirksamkeit, und dadurch ruft man ein stärkeres Durchströmtsein dieses Systems mit dem Geistig-Seelischen herbei. Und versteht man dann, wie dieses Stoff­wechsel-Gliedmaßensystem wirkt, weiß man zum Beispiel daß das­jenige, was in den Armen und Händen pulsiert, was da als Geistig­Seelisches pulsiert, daß das sich innerlich fortsetzt und den inner­lichen Stoffwechsel des Menschen beherrscht, dann wird man auch wissen, was es bedeutet, partielle Bewußtheit herbeizuführen durch Massage in den Armen und Händen. Es bedeutet das eine Förderung des Geistig-Seelischen im Stoffwechselsystem, aber in demjenigen

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Stoffwechselsystem, das im Menschen nach Innen hinein auf­bauend, Verdauung bewirkend, den Stoff aufnehmend, die Ver­dauung in der Weise bewirkt, daß sie stoffaufnehmend wirkt.

So kann man sagen: Findet man, daß der Mensch innerlich orga­nisch an Stoffwechselstörungen leidet, an Stoffwechselstörungen aber, die sich etwa darauf beziehen, daß seine Nahrung nicht ordent­lich in den Körper sich einfügt, oder daß die Verarbeitung dieser Nahrung in dem Aufbauprozesse sich nicht ordentlich vollzieht, kurz, daß der nach innen gehende Stoffwechsel nicht in Ordnung ist, dann kann in gewissen Fällen - man muß natürlich jetzt Detail-kenntnisse haben, um das in der richtigen Weise zu sehen - die Arm- und Händemassage eine Hilfe sein. Sie beruht darauf, daß man das Geistig-Seelische durch den Grad von Bewußtheit, den man durch die Massage hervorbringt, in seiner Wirksamkeit unter­stützt. Massiert man Beine und Füße, dann wird etwas anderes eintreten. Dasjenige, was als Geistig-Seelisches Beine und Füße durch­dringt, das steht wiederum in einem Zusammenhange organisch mit Ausscheidungsprozessen, mit Abbauprozessen. Daher wird man, wenn die Verdauung nach der Richtung nicht in Ordnung ist, daß die Ausscheidungsprozesse nicht in der richtigen Weise sich voll­ziehen, mit einer Massage unter Umständen an Beinen und Füßen etwas helfen können.

Aber Sie sehen, wenn man in dieser Weise geisteswissenschaftlich durchleuchtet das medizinische Wesen, dann vollbringt man solche Dinge nicht nur ganz zufällig empirisch, wenn sie sich gerade der Empirie darbieten, sondern man kann ganz bewußt auf eine Be­arbeitung des Zusammenhanges zwischen Physiologie, Pathologie und Therapie auf den verschiedensten Gebieten eben hinarbeiten. Ich möchte Ihnen, wie gesagt, diese Dinge sagen, nur um zu beleuchten die Richtungen, nach denen man gehen muß. Und ich weiß ganz gut, wieviel gerade an solchen Dingen frappiert, weil ja natürlich nicht alle Einzelheiten herbeigetragen werden können.

Nimmt man zum Beispiel eine Erkrankung, die auch dem Medi­ziner sehr viel Sorge machen kann, sagen wir zum Beispiel die Zuckerharnruhr, den Diabetes mellitus, dann müssen wir wiederum

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hinblicken auf den Zusammenhang des Geistig-Seelischen, und zwar des bewußten Geistig-Seelischen, des Ich-durchzogenen Geistig-Seelischen und des physischen Trägers dieser Ich-Tätigkeit. Nur kommt jetzt etwas anderes zustande, als in dem heute zuerst er­wähnten Fall. Nehmen wir an, diese Ich-Tätigkeit wird eine zu große im menschlichen Organismus. Sie dehnt sich über ihr Maß aus. Dann können solche abnorme Ausscheidungsprozesse statt­finden, wie sie stattfinden bei dem Diabetiker. Da haben wir es also zu tun gewissermaßen mit einer übertriebenen Ich-Tätigkeit im Organischen selber. Da haben wir es mit einem zu tiefen Sichhinein­senken des Ich in das Organische zu tun, so daß durch dieses tiefe Einsenken eben dasjenige herausgetrieben wird, was gerade bei dem Diabetiker erscheint.

Nun können wir wiederum den Blick ablenken von dem, was da im Innern des Menschen vorgeht und ihn hinlenken zu dem, was in der menschlichen Außenwelt vorgeht. Da haben wir in der Außenwelt Pflanzen, von denen wir ja heute morgen schon er­kannt haben, wie sie in einer gewissen Weise von unten nach oben einen Prozeß entwickeln, den der Mensch von oben nach unten ent­wickelt. In der Tat verläuft dasjenige, was, ich möchte sagen, als hypertrophe Ich-Tätigkeit in den Organismus hineinarbeitet bei dem Diabetes, entgegen der Richtung des Pflanzenwachstums. Wenn wir dann gerade die richtige Funktion bei der wachsenden Pflanze auffinden, dann können wir unter Umständen ein Verhältnis her­stellen zwischen dem, was gerade beim Diabetiker nach unten wirkt und was bei der Pflanze nach oben wirkt. Wir müssen nur die Pflanze so auffassen, daß wir uns sagen: Die Pflanze ist ein Wesen, physisch ist sie auch; sie wächst, sie pflanzt sich fort, also hat sie einen ätherischen Leib. Sie hat auch einen ätherischen Leib für die geisteswissenschaftliche Anschauung. Aber sie bringt es nicht bis zur inneren seelischen Beweglichkeit; sie hat also kein Astralisches, sie hat auch keine Ich-Tätigkeit. Aber sie wächst doch der Ich-Tätigkeit, der astralischen Tätigkeit entgegen. Dasselbe, was die Pflanze nach oben entfaltet, entfaltet der Mensch von oben nach unten.

Wenn wir nun zu beobachten vermögen, was da eigentlich in der

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Pflanze vorgeht, indem sie derjenigen Richtung entgegenwächst, in der der Mensch gerade nun entgegengesetzt, von oben nach unten sein Ich ausbildet, so finden wir, wie dasjenige im Pflanzlichen ent­steht, was nun eine innere Beziehung haben kann gerade zu dieser inneren Ich-Tätigkeit dadurch, daß es auch mit der Verbrennlich­keit etwas zu tun hat. Ich habe früher auf verbrennliche Körper aufmerksam gemacht. Jetzt sehen wir verbrennliche, flüchtige, dem Verbrennlichen nahe Körperlichkeit sich herausbilden aus der Pflanze in den ätherischen Ölen. Wenn wir die ätherischen Öle in gewissen Pflanzen entstehen sehen, dann ergibt sich nun für eine solche Betrachtung, wie ich sie eben angedeutet habe, daß das die entgegengesetzte Tätigkeit ist derjenigen gegenüber, welche zum Beispiel die hineingepreßte, in den menschlichen Organismus hinein-gepreßte Ich-Tätigkeit ausübt, wodurch der Mensch Diabetiker wird. Und man kann dann, wenn man nur in der richtigen Weise das­jenige, was man in der Außenwelt als das Entgegengesetzte hat, an den Menschen heranbringt, man kann der Zuckerharnruhr ent­gegenarbeiten.

Man muß es so machen, daß man allerdings in diesem Falle wirklich entgegenwirkt, das heißt, daß man zum Beispiel in Bäder die ätherischen Öle oder auch die Pflanzen selber, die ätherisches Öl ent­wickeln, bringt, und den Menschen in solchen Bädern eben baden läßt. Dadurch wirken diese Kräfte, die die Pflanze entfaltet in den ätherischen Ölen, von außen nach innen entgegen den Kräften, welche die Zuckerharnruhr bewirken. Wir können auf diese Weise gerade durch solche Bäder dem Menschen helfen.

Ich führe eben nur einzelne Beispiele aus der reichen Fülle an, die vorgebracht werden können, von denen ich eine große Anzahl im heurigen Frühjahr für Fachärzte vorgebracht habe. Ich führe es hier nur an in bezug auf Prinzipielles, aber Sie können daraus sehen, wie das medizinische Wesen allmählich rationell gemacht wird, so daß exemplifiziert wird, daß man wirklich den Prozeß im Innern des Menschen sieht, und den Prozeß in der äußeren Natur sieht, und sieht, wie sich diese beiden Prozesse entweder unterstützen, tragen oder entgegenwirken, wie also ein Prozeß, der im menschlichen

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Organismus ist, aufgehalten werden kann und wie nach der Heilung hingestrebt werden kann. Wir kommen, wenn wir eine solche Betrach­tungsweise ausdehnen, ich möchte sagen, in der Erkenntnis des physischen Menschen und seiner Zusammenhänge mit dem geistig-seelischen Menschen immer weiter. Sie wissen ja, daß in der moder­nen medizinischen naturwissenschaftlichen Anschauung eine große Rolle das Vererbungsproblem spielt. Allein dieses Vererbungs­problem wird durchwegs in einer sehr abstrakten und äußerlichen Weise behandelt. Es kann eben durch die äußere Wissenschaft nur wenig in Zusammenhang gebracht werden mit dem, was im Men­schenwesen eigentlich wirkt. Denn der Mensch ist ja tatsächlich -und jetzt möchte ich etwas vor Sie hinstellen, was aus einer reichen anthroposophischen Forschung heraus gewonnen werden muß, was ich aber als ein Ergebnis hinstellen möchte - aus der ganzen übrigen Welt, die zu ihm gehört als irdische Welt und auch als außerirdische Welt, herausgebildet. Und er ist in einer verschiedenen Weise her­ausgebildet.

Wir finden zum Beispiel, daß der weibliche Organismus so her­ausgebildet ist, sagen wir, aus der Natur oder aus dem Kosmos, daß beim weiblichen Organismus mehr diejenigen Kräfte vorkommen, welche gewissermaßen weniger an die Kräfte der Erde gebunden sind. Beim weiblichen Organismus ist etwas stark Außerirdisches vorhanden. Beim männlichen Organismus sind vorzugsweise die­jenigen Kräfte entwickelt, die nun mit dem irdischen Leben zu­sammenhängen. Das kommt im gewöhnlichen Leben sonst nicht so stark in Betracht, aber es kommt in Betracht bei dem, was Fort­pflanzung ist. Da handelt es sich darum, daß diejenigen Kräfte, die im weiblichen Organismus wirken und zur Fortpflanzung bei­tragen, tatsächlich die Übertragung desjenigen sind, was als Außer­irdisches sich in die gesamte menschliche Wesenheit einorganisiert. Dasjenige aber, was den Menschen herunterholt in die irdische Welt hinein, ist vorzugsweise im männlichen Organismus organisiert. Und nun betrachten wir dasjenige am Menschen, was eigentlich durch diese seine Erdenumgebung in ihm ist. Das Auffälligste, was in ihm ist durch seine Erdenumgebung, ist ja die Ich-Tätigkeit. Diese Ich-Tätigkeit,

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sie gibt ja geradezu der Erdenentwickelung des Menschen ihren vollen Sinn. Wir müssen uns von anderen Welten in die Erdenwelt hereinentwickeln, um die Ich-Tätigkeit in unserem Geistig-Seelischen voll ausbilden zu können. Diese Ich-Tätigkeit, ich habe sie Ihnen aufgewiesen, wie sie gebunden ist an das Kräfte-gerüste, das durch das Blut vermittelt ist. So müßten wir also sagen:

Dasjenige, was vorzugsweise dem Blute einorganisiert wird, was vorzugsweise nach der Ich-Tätigkeit hin wirkt, das wird auf dem Wege der Fortpflanzung von der männlichen Persönlichkeit her bewirkt; dasjenige, was mehr das Außerirdische im Menschen organi­siert, was erst von der Ich-Tätigkeit durchzogen werden muß, das kommt mehr von der weiblichen Seite her.

Nun finden wir also in dieser Weise zusammenwirken Männliches und Weibliches in der Fortpflanzung, und wir können dadurch erst richtige Begriffe von der Vererbung gewinnen, wenn wir dieses ein­sehen. Nun wird zunächst berührt von dem männlichen Einfluß der weibliche Same, der weibliche Keim. Und dieser weibliche Keim hat eine gewisse Selbständigkeit im weiblichen Organismus. Wir müssen sagen, wenn wir einen ausgewachsenen weiblichen Orga­nismus vor uns haben, wirkt dieses Außerirdische vorzugsweise im übrigen weiblichen Organismus. In demjenigen Teile des weiblichen Organismus, der zur Keimbildung die Veranlassung gibt, wirkt das nicht mit, wirkt insbesondere nicht mit nach der Konzeption. So daß gerade der weibliche Keim, der durch die Konzeption gegangen ist, eine gewisse Selbständigkeit hat, also dasjenige, was er als Ver­mittler der Ich-Tätigkeit bedeutet, in bezug auf den Nachkommen in einer gewissen Weise selbständig überträgt. Wenn man diese Dinge weiß, dann kann man sie so anwenden, daß Erscheinungen in der Außenwelt einem entgegenkommen wie illustrierend dasjenige, was man zuerst im geistigen Schauen gewonnen hat. Man gewinnt im geistigen Schauen die Erkenntnis, daß in der Tat im weiblichen Organismus ein Außerirdisches verankert ist, daß das Irdische, das also gerade an der Bluttätigkeit haftet, durch den männlichen Orga­nismus vermittelt wird, daß durch diese Vermittlung der weibliche Eikeim eine gewisse Selbständigkeit erlangt, gewissermaßen abgesondert

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vom übrigen außerirdischen weiblichen Organismus sich durch die Befruchtung entwickelt.

Solch einen Vorgang, den man geistig-seelisch erkennt, hat man dann im Hintergrunde, wenn man eine so merkwürdige Erscheinung, wie die der Hämophilen, der Bluter, erklären will. Da tritt ja die merkwürdige Tatsache zutage, daß es Menschen gibt, welche an einer mangelnden Gerinnung des Blutes so leiden, daß sie bei der geringsten Körperverletzung, oftmals ohne daß eine solche nachweisbar ist, reichlich Blut absondern, dadurch zum Verbluten neigen. Diese Bluterkrankheit, sie hat etwas höchst Eigentümliches an sich: aus Bluterfamilien stammende Männer bekommen die Blutungen nicht, wenn sie geboren werden von Frauen, die von Nichtbluterfamilien herstammen, sie bekommen sie dann als Männer nicht, diese Bluter­krankheit, aber wenn Frauen Nachkommenschaft bekommen, die aus Bluterfamilien stammen, dann bekommen sie selber nicht durch Vererbung die Bluterkrankheit; dagegen bekommen die von ihnen ab­stammenden Männer die Bluterkrankheit. Das heißt, die Bluter­krankheit geht durch die Frau durch. Das weist uns hin auf jene Selbständigkeit des Keimes, von der ich eben gesprochen habe. Und es deutet uns die äußere Erscheinung gewissermaßen illustrierend auf dasjenige hin, was wir durch Geistesschau gewinnen.

Nun, ich habe Ihnen heute gewissermaßen nur erzählend einiges vorgeführt, was in der folgenden Richtung verläuft. Ich habe Ihnen gezeigt, wie man auf der einen Seite durch Geistesschau hinein-blicken kann in das Wesen des Menschen, in das konkrete Wesen des Menschen, in seine Aufbau- und Abbauprozesse, in seine Gesun­dungs- und Erkrankungsprozesse, die eigentlich in ständiger Wechsel­wirkung stehen, und zwischen denen ein Ausgleich gesucht werden muß. Ich habe Ihnen gezeigt, wie man durch Geistesschau das Wech­selverhältnis des Menschen mit seiner Umgebung finden kann, wie man dadurch die Brücke schlagen kann von Physiologie und Patho­logie zu der Therapie. Und ich habe Ihnen zuletzt an einem beson­deren Beispiel veranschaulichen wollen, wie man - ich habe einen extremen Fall gewählt, den der Bluterkrankheit und den der Ver­erbungsverhältnisse bei der Bluterkrankheit -, wenn man in der

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richtigen Weise die Natur ansieht in den Fällen, wo die Natur ihr offenbares Geheimnis enthüllt, überall die Illustration desjenigen bekommt, was man erst geisteswissenschaftlich erkannt hat. So daß es den Einwand gar nicht gibt, der etwa so lautete, daß derjenige, der doch nicht hineinschauen könne in die geistige Welt, daß der gar keinen Weg habe, um irgendwelche Beweise für dasjenige zu finden, was der Geisteswissenschafter behauptet. Nein, so liegt die Sache nicht, sondern es handelt sich darum, daß man ja die geistes-wissenschaftlichen Resultate, ich möchte sagen, auf der einen Seite ohne Dogmatismus und Autoritätsglauben aufnehmen kann, und auf der anderen Seite sie aber auch ohne vorgefaßten, vorurteils-vollen Skeptizismus aufnehmen kann. Man nimmt sie einfach auf. Man sagt sich zunächst nicht: Ich glaube sie - man lehnt sie aber auch nicht leichtsinnig ab. man nimmt sie und prüft sie an der äußeren Wirklichkeit.

Sie werden sehen, wenn Sie dasjenige, was Ihnen zunächst paradox, oftmals sogar phantastisch erscheint, indem es heruntergeholt wird aus der geistigen Welt durch übersinnliches Schauen in der Geistes-forschung, wenn Sie es im Leben anwenden, wenn Sie das Leben fragen, daß es bestätigt wird an den Punkten, worauf es ankommt. Sie werden finden, überall liefert die Empirie die Bestätigungen für dasjenige, was die Geistesforschung findet. Diejenigen Menschen, die heute unter der Ausrede, daß sie ja nicht in die geistige Welt schauen können, die Erkenntnisse dieser geistigen Welt ablehnen, gleichen jenem Menschen, der ein so geformtes Eisen (es wird ge­zeichnet) sieht und sagt: Damit beschlage ich mein Pferd, das ist ein Hufeisen. - Der andere aber, der sagt ihm: Es ist schade, damit das Pferd zu beschlagen, denn das hat magnetische Kräfte in sich, das ist ein Magnet -, und wenn ihm erwidert wird: Ich sehe nichts von magnetischer Kraft, für mich ist das ein Hufeisen.

Ja, die Sache liegt so, daß in allem Materiellen das Geistige ist, daß wir jetzt in dem Zeitalter leben, wo dieses Geistige gesucht werden muß. Derjenige, der, in der Materie forschend, fragen will ohne den Geist zu suchen, der gleicht demjenigen, der ein Hufeisen, einen Ma­gneten zum Pferdebeschlagen gebraucht, der also nicht weiß, wie

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eigentlich die Dinge gerade in der materiellen Welt anzuwenden sind. So lückenhaft aphoristisch dasjenige sein mußte, was ich Ihnen heute nur ergänzend zu dem Vortrage sagen konnte, es sollte ja auch nur die Richtung zeigen, in welcher in Zukunft gerade das medizinische Stu­dienwesen verlaufen muß. Denn dieses medizinische Studienwesen hängt so innig zusammen mit dem sozialen Wesen. Geradeso, wie die Menschenwelt sozial nur gesunden kann, wenn in das soziale Urteil die geistige Erkenntnis hineingetragen wird, so kann eigentlich unsere Medizin nur gesunden, wenn in sie hineingetragen wird das geistige Schauen.

Sie sehen, Phantasten sind wir auf keinem Gebiete. Dilettanten wollen wir wenigstens auf keinem Gebiete sein. Es handelt sich um ernstes Forschen, nur eben um ein Forschen, welches jenen Grund­satz entwickelt hat, der heute vielfach angewendet wird. Wenn heute da oder dort eine Hypothese ausgehängt wird, dann sagt man, sie bedeutet eine bequeme Handhabe, um die Erscheinungen zu über­schauen. Man kommt ja auch schon dazu, in der Mathematik sogar solche Hypothesen oder Gedankenrichtungen auszuhecken. Geistes­wissenschaft steht auf dem Boden, daß nichts gescheut werden darf, um alles dasjenige, was für den Fortschritt des Menschenlebens not­wendig ist zu erreichen, daß nichts gescheut werden darf an Auf­wendung von Kräften in der Richtung dieser Notwendigkeit. Und deutlich vernimmt man heute aus dem Gang der Menschheitsent­wickelung die Zeichen der Zeit, welche uns sagen: In den alten Richtlinien ist nicht mehr vorwärtszukommen.

Nun wohl, dieses Dornach ist nur aus dem Grunde entstanden, weil in den alten Richtlinien nicht mehr vorwärtszukommen ist, und es soll hier dasjenige gesucht werden, was die neuen Richtlinien sind. Spezialisiert haben wir uns genug. Jetzt handelt es sich darum, daß wir die einzelnen Spezialitäten wiederum zusammenbringen. Vielleicht werden Sie gerade an diesem Kurs sehen, wie aus einem Zentrum heraus die geistigen Kräfte fließen sollen, die diese einzel­nen Spezialitäten zusammenbringen. Dazu müssen allerdings jene bequemen Wege verlassen werden, die man heute so vielfach sucht. Aber die Früchte werden vor allen Dingen in der Richtung des Fortschrittes

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der Menschheit liegen. Gerade aus diesem Grunde hätte ich daher vor allen Dingen gern gehabt, wenn wirklich alles dasjenige, was hier geisteswissenschaftlich gesagt werden kann, auch von Spe­zialisten gesagt worden wäre. Und es war mir daher gar nicht recht, daß ich selber gerade für ein wichtigstes Gebiet, für das medizinische Gebiet vor Ihnen hier eintreten mußte. Aber da die Dinge nun ein­mal so gekommen sind, blieb eben nichts anderes übrig und Sie müssen damit vorlieb nehmen. Dasjenige aber, worauf es unter allen Umständen angekommen wäre, ob nun ein Spezialist oder ein all­gemeiner Betrachter hier das Nötige vorgebracht hätte, wäre eben dasjenige gewesen, zu zeigen, daß auch auf diesem schwierigen Gebiete der Medizin ein Fortschritt nur durch die Befruchtung von der Geistesforschung heraus möglich ist. Es würde sich, ich möchte sagen, recht anschaulich gezeigt haben, wenn auch für dieses Gebiet jemand aufgetreten wäre, der aus den Traditionen der Zeit heraus, aus alledem, was die Zeit selbst den Medizinern liefern konnte, auf der anderen Seite durch einen offenen Sinn für die Geisteswissen­schaft hätte zeigen können: Man kann zu gleicher Zeit auf der vollen Höhe der heutigen medizinischen Wissenschaft, der offiziellen medizinischen Wissenschaft stehen und doch ein so guter Geistes-wissenschafter sein, daß man nur glauben kann, man könne sogar diese Medizin heute nur ertragen, wenn man sie geisteswissenschaft­lich durchleuchten kann. Ob Ihnen das hervorgehen konnte in einer genügend intensiven Weise dadurch, daß schon einmal die Tat­sache sich herausstellte, daß ich den Fachmediziner ersetzen mußte, das weiß ich nicht. Aber ich hoffe, daß noch öfter Gelegenheit ist, in einer solchen Weise, wie es auch der Zeit einleuchtet durch die äußeren Umstände, zu zeigen: Auch die Medizin kann nur in die Zukunft hineingeführt werden, wenn der Geist in sie eindringt, wie er gemeint ist, wie er wenigstens angestrebt wird hier in diesem Goetheanum, wenn Goethescher Geist in die Medizin einzieht.

ERSTER VORTRAG Stuttgart, 26. Oktober 1922

#G314-1975-SE075 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ERSTER VORTRAG

Stuttgart, 26. Oktober 1922

#TX

Sie werden heute ein wenig Nachsicht haben müssen mit mir, ich bin eben erst hier angekommen nach einer sehr ermüdenden Reise und kann eigentlich erst im Grunde genommen wahrscheinlich morgen ordentlich zu Ihnen sprechen.

Nun möchte ich heute aber eine Art Einleitung geben zu den Vorträgen, die ich hier vor Ihnen halten darf. Eigentlich war es nicht meine Absicht, innerhalb dieser ärztlichen Veranstaltung zu spre­chen, da ich glaube, daß die Anregungen, die aus anthroposophischer Forschungsart für die Medizin und das naturwissenschaftliche Den­ken sich ergeben, aufgenommen werden sollten von denjenigen, die auf dem entsprechenden Gebiete Fachleute sind. Es kann sich ja wirklich bei alledem, was für Medizin und zum Beispiel auch für Physiologie von anthroposophischer Geistesforschung herkommt, nur um Anregungen handeln, die dann empirisch weiterbearbeitet werden müssen. Erst auf der Grundlage dieser empirischen Weiterarbeit kann sich über diejenigen Dinge, um die es sich handelt, ein gültiges, über­zeugendes Urteil bilden, ein Urteil von der Art, wie man es auf therapeutischem Gebiete braucht.

Wenn ich aber doch nun unter Ihnen diese wenigen Vorträge halten werde, so geschieht es auf den besonderen Wunsch unserer Arzte hier, und ich werde mich bemühen, gerade diejenigen Seiten in diesen Tagen zu berühren, durch welche das eigentlich Anthroposo­phische hereinleuchten kann in das medizinische Gebiet. Ich werde den Versuch machen, zu zeigen, daß zunächst das Urteil, das man gewinnen kann über den Menschen, sowohl in seinem gesunden wie in seinem kranken Zustande bereichert und vertieft werden kann durch die anthroposophische Anschauung. Ich darf vielleicht ein­leitungsweise darauf aufmerksam machen, wie diese anthroposo­phische Anschauungsweise heute - das heißt in unserer historischen Gegenwart - eigentlich zu nehmen ist. Man verwechselt so leicht das­jenige, was hier Anthroposophie genannt wird, mit älteren traditionellen

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Menschheitsanschauungen, über deren Wert ich ja hier kein Wort verlieren will, die ich nicht kritisieren will, denen gegenüber aber doch gesagt werden muß, daß die Anschauungen, die von mir vertreten werden, auf ganz anderen Grundlagen beruhen als jene Anschauungen, die traditionell als mystische, theosophische, gnosti­sche und so weiter in der menschlichen Geschichtsentwickelung her­aufgekommen sind. Und ich brauche ja nur die Hauptsache hervor­zuheben, um vielleicht gerade dadurch gleich radikal klarmachen zu können, worinnen der Unterschied besteht zwischen den hier ver­tretenen Anschauungen und jenen älteren. Jene älteren Anschauun­gen beruhen durchaus darauf, daß sie entstanden sind innerhalb des menschlichen Denkens zu einer Zeit, in der es noch keine Natur­wissenschaft in unserem Sinne gegeben hat, und meine Anschauungen beruhen darauf, daß sie entstehen in einer Zeit, in welcher die Natur­wissenschaft entwickelt ist, in welcher es die Naturwissenschaft auch schon zu einer gewissen, wenn auch nur vorläufigen Vollendung ge­bracht hat. Das ist dasjenige, was immer bedacht werden muß, wenn man den ganzen Sinn der Auseinandersetzungen verstehen will, der dasjenige durchdringt, was von anthroposophischer Seite her über die verschiedensten Zweige des menschlichen Wissens und Könnens ge­sagt und erforscht werden kann.

Und Sie wissen ja alle - ich brauche Ihnen das nicht auseinander­zusetzen -, daß in jenen älteren Zeiten, in denen eine - in unserem Sinne natürlich - naturwissenschaftsfreie Anschauung über die über­sinnliche Welt vorhanden war, auch die Medizin mit übersinnlichen Anschauungen durchsetzt war, mit Anschauungen über den Men­schen, die sich nicht auf die Art ergaben, wie wir das heute eigent­lich selbstverständlich finden innerhalb der empirischen Forschung. Man braucht nur etwa hinter Galen zurückzugehen, und man findet, wenn man unbefangen genug ist dazu, überall Anschauungen übei den Menschen, auf denen dann auch die medizinischen Gedanken ruhen, Anschauungen über den Menschen, die, indem sie hinschauen auf die Form des Menschen, die Form seiner Organe, auf die Funk­tionen des Menschen, mit demjenigen, was wir heute hereinbekommen in unsere Empirie, in ihrer Art Gedanken über Übersinnliches verbinden,

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das sie - man glaubt das leicht - scheinbar hineinversetzen in die menschliche Natur, das aber für sie mit der menschlichen Natur so verbunden war wie für uns etwa mit den Dingen der äußeren Welt Farben, Formen und unorganische Kräfte verbunden sind. Nur derjenige, der befangen ist, wird heute von jenen ver­gangenen Zeiten der menschlichen medizinischen Entwickelung so sprechen, als wenn es sich dabei durchaus nur um kindliche An­schauungen gegenüber den jetzigen handeln könnte. Die historischen Darstellungen sind gerade auf diesem Gebiete im Grunde so un­genügend als möglich, und für den, der ein wenig sich einlebt in den geschichtlichen Gang der Menschheit und nicht gerade auf dem Standpunkte steht, von dem aus er urteilen kann, daß jetzt eine Voll­endung erreicht ist und alles Frühere töricht war, wird es natürlich klar sein, daß wir auch mit dem, was wir jetzt haben, eine Voll­endung nur relativer Art vor uns haben, und daß wir auf das Frühere - auch wenn wir auf die Erfolge blicken, zeigt sich das - durchaus nicht nur mit bloßer Überhebung blicken dürfen. Aber immerhin, es darf von niemandem, in welchem Sinne er sich auch an irgendeinen Wissenszweig der Gegenwart macht, übersehen werden, was Natur­wissenschaft in der neueren Zeit für die Menschheit geleistet hat. Und wenn sich eine, um diesen Goetheschen Ausdruck zu gebrau­chen, geistgemäße Betrachtungsweise über den Menschen, über seine Gesundheit und Krankheit heute irgendwie betätigen will, so darf sie nicht gegen die naturwissenschaftliche Forschung, sondern allein mit naturwissenschaftlicher Forschung sich betätigen.

Sie werden danach von mir nicht voraussetzen, daß ich in irgend­eine Polemik gegenüber den naturwissenschaftlichen Anschauungen verfallen will. Im Gegenteil, ich möchte gleich von vornherein be­tonen, daß das sogar aus einem ganz bestimmten Grunde nicht der Fall sein kann, aus einem prinzipiellen Grunde nicht der Fall sein kann. Sehen Sie, wenn man gerade auf jene eben erwähnten älteren medizinischen Ansichten zurückblickt, so findet man, daß ihnen -trotzdem sie nicht etwa so töricht waren, wie heute mancher glaubt

- doch aber dasjenige fehlte, was wir heute durch die Naturwissen­schaft gewonnen haben. Das fehlte diesen alten Anschauungen, und

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es fehlte ihnen aus dem Grunde, weil einfach das menschliche Er­kenntnisvermögen in jenen älteren Zeiten gar nicht daraufhin ver­anlagt war, die Dinge so zu sehen, wie wir sie heute mit unserer sinnenfälligen und durch Werkzeuge verstärkten Empirie sehen. Das, was wir heute durch unsere Empirie erkennen, das war etwas, von dem man etwa sagen kann: Ja, der alte Arzt - verzeihen Sie, daß ich diesen Ausdruck gebrauche, ich könnte ebensogut sagen: der alte Physiologe oder Biologe -, der alte Arzt sah etwas ganz anderes, als der heutige Mensch sieht. Man könnte geradezu von einer anderen Orientierung des ärztlichen Bewußtseins sprechen für jene älteren Zeiten, die eigentlich radikal ihr Ende gefunden haben mit Galen. Aber das, was er sah, sagen wir, in seinen vier Elementen des mensch­lichen Organismus, in der schwarzen, der gelben Galle, in dem Schleim, dem Blut, das sah er durchaus nicht so, wie heute der Mensch es sieht, sondern was er anders sah, sah er so, daß, wenn er es beschreibt und wenn man die Worte versteht - man versteht sie gewöhnlich nicht, wie sie aus alten Zeiten überliefert sind -, es einem heute wie Nebel erscheint; er sah diesen Nebel wie eine Realität, er sah nicht etwa dasjenige, was wir Schleim nennen in seinem Schleim, er sah in seinem Schleim etwas, was nicht nur durchlebte Flüssigkeit war, sondern sogar durchseelte Flüssigkeit war. Das sah er. Es war für ihn etwas so klar Gesehenes, wie wenn wir sagen, irgend etwas ist rot oder blau. Dafür aber, daß er da etwas sah, wofür heute das wissenschaftliche Bewußtsein nicht mehr organisiert ist, dafür sah er das nicht, was wir heute eigentlich innerhalb des wissenschaftlichen Bewußtseins haben. Man möchte sagen, nehmen wir an, irgend jemand, der ein gar nicht so abnormes Auge hat, schaut durch irgend­eine Brille, und dadurch werden ihm die Umrisse schärfer, als sie für sein sonstiges Bewußtsein sind. So ist auch durch die moderne Em­pirie das, was früher verschwommen, aber geistig-seelisch gesehen worden ist, verschwunden, dafür ist das scharf Konturierte unserer heutigen Empirie gekommen. Das hatte man in älteren Zeiten nicht. Daher kurierte man auch aus einer Art Instinkt heraus, der übrigens verbunden war mit einer starken Entwickelung des menschlichen Mitgefühles. Es war immer beim alten Arzte eine Art sogar zuweilen

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aufreibenden Miterlebens mit der Krankheit des Patienten. Aus diesem Miterleben heraus wurde kuriert. Und die scharfen Umrisse, die wir heute durch unsere sinnenfällige Empirie haben, die sah man eben nicht. Nun können wir, weil einfach das Fortschreiten zu dieser sinnenfälligen Empirie in der Entwickelung der Menschheit begrün­det liegt, nicht etwa diese heutige Empirie beseitigen und wiederum zum alten zurückkehren. Wir werden auch nur, wenn wir irgend­welche atavistische Fähigkeiten uns aneignen, so etwas von Natur aus haben, wie die Alten es auf allen Gebieten, also auch auf ärzt­lichem Gebiete hatten. Wenn man heute hereinwächst einfach schon durch unsere besonders geartete Volksschulbildung - ich will gar nicht von der höheren Bildung sprechen -, wenn man heute herein-wächst in unsere Zivilisation, so ist es unmöglich, daß man etwas so sieht, wie es die Alten gesehen haben. Das kann man nicht. Man würde heute, wenn man so sehen würde, wie die Alten gesehen haben, zwar nicht sehr stark, aber doch wenigstens als psychopathisch, als nicht ganz in Ordnung betrachtet werden. Und das nicht ganz mit Unrecht. Denn in der Tat, etwas Psychopathisches ist bei allem, ich möchte sagen, elementarnaturhaften - nun, nennen wir es «Hell-sehen» - der Gegenwart vorhanden. Darüber müssen wir uns ganz klar sein. Aber was wir können, das ist, durch Entwickelung von inneren Fähigkeiten, die sonst in der Seele latent sind, uns hinauf-arbeiten zu einem Sehen des Geistigen im Seelischen, so, wie sich eben das Auge heraufarbeitete im Laufe der Stammesgeschichte von einem unbestimmten Sehen zu einem scharf konturierten Sehen. Also es können heute Fähigkeiten des geistigen Schauens entwickelt werden. Nun sehen Sie, wenn solche Fähigkeiten des geistigen Schauens ent­wickelt werden - ich habe die Entwickelung dargestellt in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» und in anderen meiner Schriften -, wenn solche Fähigkeiten entwickelt werden beim Menschen, dann sieht er zunächst eine Welt, die er früher nicht gesehen hat, aber eine Welt, welche umschließt zunächst eine Art von geistigem Kosmos außer dem Kosmos, den uns unser heutiger Sinnesanblick gibt, unter Hinzuziehung desjenigen, was die Astronomie findet und berechnet. Zu diesem sinnenfälligen, von

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Naturgesetzen durchsetzten Kosmos kommt ein anderer hinzu, ein geistiger Kosmos. Wenn wir dann verfolgen dasjenige, was wir in dem geistigen Kosmos finden können, finden wir darinnen auch den Menschen. Wir begreifen ein geistiges Universum, ein durchseeltes Universum, und wir begreifen als ein Glied dieses durchgeistigten, durchseelten Universums den Menschen. Wenn wir gewöhnliche Naturwissenschaft treiben, dann beginnen wir entweder mit den ein­fachsten Lebewesen oder mit der einfachsten Lebensform, mit der Zelle, verfolgen dann das Einfachere zum Komplizierten herauf, steigen also von demjenigen, was der einfachen, bloß physikalisch gegliederten Materie am ähnlichsten ist, zu dem hochkomplizierten menschlichen Organismus herauf. Wenn wir Geisteswissenschaft in ernstem Sinne treiben, beginnen wir gewissermaßen am anderen Ende. Wir steigen herunter von dem Erfassen des Geistigen im Universum und schauen dieses Geistige im Universum als das Komplizierte an, die Zelle sehen wir als das Einfachste im Organismus an. Das Uni­versum, geisteswissenschaftlich angeschaut, ist das Komplizierteste, und wir gelangen allmählich dazu geradeso, wie wir komplizieren unsere eigenen Erkenntniselemente, um, sagen wir, von der Zelle zum Menschen zu kommen, so vereinfachen wir dasjenige, was uns der Kosmos gibt, immer mehr und mehr, und kommen dann zum Men­schen. Wir gehen einen entgegengesetzten Weg, das heißt, wir be­ginnen am polarisch entgegengesetzt gelegenen Ausgangspunkt, aber wir kommen, wenn wir in dieser Weise heute zunächst Geistes­wissenschaft treiben, dadurch im Grunde genommen nicht bis in diejenigen Gebiete, die etwa von unserer heutigen sinnfälligen Empirie umschlossen werden. Ich muß großen Wert darauf legen, daß gerade in diesen prinzipiellen Dingen keine Mißverständnisse entstehen. Deshalb muß ich Sie schon heute bitten, mir einige pedantisch ge­formte Begriffe zu verzeihen. Wenn jemand etwa glauben wollte:

Nun, es ist unsinnig, sinnenfällige Empirie in der Physiologie, in der Biologie zu treiben, wozu braucht man die spezielle Fachwissen-schaft, man entwickelt sich geistige Fähigkeiten, schaut in die geistige Welt hinein, kommt dann zu einer Anschauung über den Menschen, über den gesunden, über den kranken Menschen, und kann gewissermaßen

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eine geistige Medizin begründen, - so wäre das ein großer Irrtum. Es tun ja das manche auch, aber es kommt nichts dabei heraus. Höchstens das, daß sie wacker schimpfen auf die empirische Medizin, aber sie schimpfen eben dann über etwas, was sie nicht kennen. Also darum kann es sich nicht handeln, daß wir etwa einen Strich machen gegenüber der gewöhnlichen sinnenfälligen empiri­schen Wissenschaft und aus geistigen Wolkenkuckucksheimen her­unter eine Geisteswissenschaft begründen. So ist es gar nicht gegen­über den empirischen Wissenschaften, das heißt demjenigen, was man heute empirische Wissenschaften nennt, was ich hier sinnenfällig­empirische Wissenschaft nennen möchte. So ist es gar nicht. Sie kön­nen zum Beispiel, wenn Sie geisteswissenschaftlich forschen, nicht etwa auf dasselbe kommen, was Sie mit dem Mikroskop erforschen. Sie können ruhig jemanden, der Ihnen den Glauben beibringen will, daß er aus der Geisteswissenschaft heraus dasselbe finden kann, was man unter dem Mikroskop findet, als einen Scharlatan auffassen. Das ist nicht so. Dasjenige, was empirische Forschung in heutigem Sinne gibt, besteht. Und um die Wissenschaft auch im Sinne geistes-wissenschaftlicher Anthroposophie vollständig zu machen auf irgend­einem Gebiete, dazu ist nicht etwa ein Hinwegräumen des sinnen-fällig Empirischen statthaft, sondern es ist durchaus ein Rechnen mit dieser sinnenfälligen Empirie notwendig. Nirgends wird der­jenige, der, wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf, in an­throposophischer Geisteswissenschaft Fachmann ist, etwas anderes finden, als daß man dadurch, daß man Geisteswissenschaft treibt, erst recht sich im Sinne des sinnenfällig Empirischen mit den Er­scheinungen der Welt befassen muß.

Dasjenige, was man zunächst bekommt aus der Geisteswissen­schaft heraus, das sind Richtlinien für die empirische Forschung, das sind gewisse Regulative, die uns zeigen, daß wir dasjenige, was in dem Organismus an einem bestimmten Orte ist, auch in Gemäßheit dieses Ortes zum Beispiel betrachten müssen. Eine Zelle, wird man­cher sagen, ist eine Zelle. Und dasjenige, was diese Zelle unterschei­det von der anderen, ob sie nun eine Leberzelle oder eine Gehirn-zelle ist, das muß sich ergeben auch wiederum aus empirischer Betrachtung

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heraus. Das ist eben gerade nicht der Fall. Sehen Sie, wenn ich zum Beispiel morgens um neun Uhr bei meinem Spaziergang bei einer Bank vorbeikomme, sitzen da zwei Menschen nebeneinander. Ich sehe mir sie an, bilde mir ein Urteil über verschiedene Dinge an diesen Menschen. Mein Weg führt mich nachmittags um drei Uhr wiederum vorbei; sitzen wiederum da die beiden Menschen. Ja, der empirische Tatbestand ist in beiden Fällen zunächst ganz genau der­selbe für dasjenige, was sich darbietet, mit Ausnahme feiner Unterschei­dungen. Aber es kann der eine Mensch sitzengeblieben sein die sechs Stunden, der andere, gleich nachdem ich vorbeigegangen bin, weg­gegangen und erst jetzt wieder gekommen sein und einen weiten Weg gemacht haben. Das verändert das Bild ganz wesentlich und hat gar nichts zu tun mit dem Tatbestand, der sich mir zunächst sinnenfällig darbietet. Sinnenfällig bietet sich mir dar derselbe Tat­bestand um neun Uhr morgens und um drei Uhr nachmittags. Aber der sinnenfällige Tatbestand muß beurteilt werden aus seinem Zu­sammenhang, aus seinen Bestandteilen heraus. Und da handelt es sich gar sehr darum, sich zum Beispiel klar zu werden, inwiefern eine Leberzelle ganz anders beurteilt werden muß als, sagen wir, eine Gehirnzelle oder eine Blutzelle. Denn nur dann, wenn das zum Bei­spiel richtig ist, daß eine ursprüngliche Keimzelle zugrunde liegt, die befruchtet worden ist, und durch einfache Spaltung, Teilung, der ganze Organismus aus dieser Keimzelle heraus zu erklären ist, nur wenn das gilt, würde man so vorgehen können, daß man von vorn­herein die Leberzelle gleich mit der Gehirnzelle behandelt und nur sich nach dem rein sinnenfällig empirischen Tatbestand richtet. Ja aber, wenn das zum Beispiel gar nicht der Fall wäre, wenn zum Beispiel dadurch, daß eine Zelle in der Leber einfach durch ihre Lage in einer anderen Beziehung stünde zu außermenschlichen Kräften, zu Kräften, die außerhalb der menschlichen Haut liegen, als eine Gehirnzelle, dann dürfen wir nicht bloß auf dasjenige schauen, was vor sich geht als die Fortsetzung des Teilungsvorganges und die Lage­rung, die sich dann ergibt, sondern dann müssen wir in einer ganz anderen Weise die Gehirnzelle zum Universum in Beziehung bringen als die Leberzelle.

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Wenn jemand eine Magnetnadel ansieht und findet, sie weist von Süden nach Norden, von Norden nach Süden, und jetzt behauptet, die Kräfte, warum sie in die Nord-Süd-Richtung sich stellt, liegen in der Magnetnadel, so würde man ihn heute ganz bestimmt nicht für einen Physiker ansehen, sondern man bringt als Physiker die Magnet-nadel in Beziehung zu etwas, was man Erdmagnetismus nennt. Es mögen sich die Leute was immer für Theorien machen, aber jeden­falls kann man nicht aus Kräften, die innerhalb der Magnetnadel liegen, ihre Richtung herleiten, sondern man muß die Magnetnadel zu dem Universum in Beziehung bringen.

Wenn jemand das Organische betrachtet, so sind ihm in der Regel die Beziehungen zum Universum außerordentlich sekundär. Aber wenn es so wäre, daß zum Beispiel einfach durch die andere Lage­rung die Leber in einem ganz anderen Verhältnisse zu außermensch­lichen universellen Kräften stünde als das Gehirn, dann könnten wir nicht auf dem Wege, den wir heute mit der tatsächlichen Empirie verfolgen, zu irgendeiner Erklärung des Menschen kommen. Denn in diesem Falle könnten wir nur dann zu einer Erklärung des Menschen kommen, wenn wir in der Lage wären zu sagen, welchen Anteil, sagen wir an der Gestaltung des Gehirnes und der Gestaltung der Leber das ganze Universum hat, so wie an der Richtung der Magnet-nadel die Erde ihren Anteil hat.

Wir verfolgen heute, sagen wir, dasjenige, was in der Ver­erbungsströmung liegt. Wir gehen hinauf zu den Vorfahren oder bis zur Gegenwart, gehen bis zu den Nachkommen, machen es so in der Tierreihe, machen es so in der Menschenreihe, berücksichtigen dasjenige, was sich uns da ergibt - was wir natürlich kennen müs­sen -, aber wir berücksichtigen für dasjenige, was sich uns da ergibt, lediglich das, was uns die unmittelbaren Vorgänge sagen, die wir sozusagen innermenschlich betrachten. Wir fragen nichts danach, ob unter Umständen im menschlichen Organismus für den befruchteten Keim bloß die Gelegenheit gegeben ist, daß universelle Kräfte in der mannigfaltigsten Weise auf diesen Keim wirken. Und wir fragen gar nicht danach: Können wir vielleicht überhaupt gar nicht die Ge­staltung der befruchteten Keimzelle irgendwie dadurch erklären, daß

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wir innerhalb des Menschen stehen bleiben, müssen wir sie nicht auf das ganze Universum beziehen? Uns sind heute für die offizielle Wissenschaft die Kräfte, die da vom Universum hereinwirken, etwas Sekundäres. Gewiß, sie werden berücksichtigt, aber sie sind etwas Sekundäres. Sie werden sagen: Ja, aber die Wissenschaft führt uns heute zu einem Punkte, auf dem wir solche Fragen gar nicht auf­werfen; das ist etwas Veraltetes, die menschlichen Organe zum Uni­versum in Beziehung zu bringen!

In der Weise, wie es oft gemacht wird, ist es auch etwas Veraltetes. Aber daß wir überhaupt heute in weitestem Umkreise gar nicht dazu geführt werden, solche Fragen aufzuwerfen, das rührt ja lediglich von unserer wissenschaftlichen Erziehung her. Wir werden wissen­schaftlich so erzogen, daß wir sozusagen erhalten werden auf dieser bloß sinnenfällig-empirischen Forschung, daß wir gar nicht darauf kommen, Fragen aufzuwerfen, so wie diejenigen sind, die ich zu­nächst nur einleitend hypothetisch aufgeworfen habe. Aber vom Auf­werfen der Fragen hängt es eigentlich ab, wie weit man in der Er­kenntnis kommt, und wie weit man im menschlichen Handeln auf allen Gebieten kommt. Wo Fragen erst gar nicht aufgeworfen wer­den, da lebt man eigentlich in einer Art wissenschaftlichen Nebels. Man verdunkelt sich den freien Ausblick in die Wirklichkeit selber. Und dann kommt es, daß man eigentlich nur dann, wenn die Dinge sich in die Gedanken nicht mehr fügen wollen, sieht, wie ein­geschränkt die Anschauungen sind.

Ich glaube allerdings, daß dieses Gefühl, das ich damit andeute, eigentlich am meisten gerade in der gegenwärtigen Medizin vor­handen sein kann, ein gewisses Gefühl, daß die Tatsachen doch ei­gentlich anders verlaufen im Menschen, als sie nach den manchmal recht geradlinigen Theorien - nach denen wir übrigens auch kurieren - verlaufen müßten. Dann bekommt man ein Gefühl, daß es doch noch von irgendeiner anderen Seite möglich sein müßte, der Sache sich zu nähern. Und eigentlich meine ich, daß dasjenige, was hier zu sagen ist, kaum für jemand anderen eine Bedeutung haben kann, wenn er Fachwissenschafter ist, als eben gerade für den, der aus dem praktischen Verfolgen der Vorgänge im gesunden und im

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kranken Menschen gesehen hat, wie überall eigentlich die An­schauungen, die man hat, zu leicht geschürzt sind, wie sie überall nicht herankommen an das Komplizierte der Tatsachen.

Seien wir doch in dieser Beziehung einmal ehrlich! Schauen wir hin, wie das ganze 19. Jahrhundert fast auf allen Gebieten wissen­schaftlichen und praktischen Denkens immer eines heraufgebracht hat wie ein Axiom. Man könnte geradezu verzweifeln, wie einem dieses axiomartige Ding immer entgegengeschleudert wird! Die Leute sagten immer: Erklärungen müssen so einfach wie möglich sein. -Dann haben auch die Leute die Erklärungen so einfach wie möglich gemacht. Ja, aber wenn die Dinge kompliziert sind und die Vor­gänge, dann ist es eben ein Vorurteil, daß Erklärungen so einfach wie möglich sein müssen, dann muß man sich bequemen, sich eben auf das Komplizierte einzulassen! In dieser Beziehung ist ungeheuer­licher Schaden angerichtet worden - ich möchte sagen: in der ganzen menschlichen Natur, insofern Wissenschaft und Kunst in Betracht kommen - dadurch, daß man immer wiederum und wieder­um das deklamiert hat: Erklärungen müssen so einfach wie möglich sein. - Die Natur ist überall, in ihrem Kleinsten und im Größten, nicht einfach, sondern ungeheuer kompliziert. Und man kann eigent­lich der Natur selber nur beikommen, wenn man von vornherein weiß: Auch die scheinbar vollkommensten Anschauungen verhalten sich zu der Wirklichkeit so wie die Photographien, sagen wir eines Baumes, von einer gewissen Seite aus. Ich kann den Baum von den verschiedensten Seiten photographieren. Photographien schauen unter Umständen ganz verschieden voneinander aus. Je mehr Photo­graphien ich habe, desto eher werde ich der Wirklichkeit des Baumes nahekommen mit meiner Vorstellung.

In bezug auf Theorien, Anschauungen, meint man heute: irgend­eine Theorie gilt. Die andere ist dann falsch, die man nicht gerade hat. Das ist aber ganz genau so, wie wenn jemand von einer gewissen Seite einen Baum photographiert; die hat er nun. Ein anderer photo­graphiert den Baum von einer ganz anderen Seite, der zeigt ihm die Photographie, und nun sagt er: Das ist falsch, total falsch, richtig ist nur das - seine Ansicht ist die richtige. So ungefähr hat man überhaupt

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gestritten über Materialismus, Idealismus, Realismus und alles mögliche. Die Streitigkeiten, die auf diesem Gebiete gepflogen wor­den sind, nehmen sich nicht viel anders aus als dasjenige, was ich Ihnen in einer scheinbar ganz trivialen Weise jetzt als einen Ver­gleich angeführt habe. Daher bitte ich Sie von vornherein, dasjenige, was ich hier vorzubringen habe, nicht so aufzufassen, als ob es mate­rialistisch, idealistisch oder spiritualistisch sein sollte, sondern ledig­lich so, als ob es auf die Wirklichkeit in Gemäßheit des menschlichen Anschauungsvermögens losgehen soll. Wir können zuweilen mit materialistischen Vorstellungen sehr viel erreichen, wenn wir das Wirkliche beherrschen wollen, wenn wir nur dann auch den ent­gegengesetzten Aspekt ins Feld führen können. Und wenn wir nicht in der Lage sind, die Aspekte auseinanderzuhalten, nun, dann be­kommen wir eben menschliche Anschauungen, die sich ungefähr so ausnehmen, wie wenn man auf eine Platte alle möglichen verschie­denen Photographien aufnehmen würde. So nehmen sich auch sehr viele Dinge aus, die heute tradiert werden, wie wenn man von den verschiedensten Seiten immer auf eine Platte photographiert hätte.

Nun, sehen Sie, wenn man diejenigen Kräfte, von denen ich gesagt habe, daß sie latent in der Seele sind, aktuell macht durch jene Mittel, die ich besprochen habe in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?», dann kommt man in der Tat über den gewöhnlichen Erkenntnisstandpunkt, der ja ganz besonders sorgfältig in der neuesten Phase der Biologie verfolgt wird, hinauf zu dem, was ich beschrieben habe als sogenanntes imaginatives Er­kennen. Ein weiterer Standpunkt ist das inspirierte Erkennen, und der zunächst höchste Standpunkt, wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf, ist das intuitive, das wirklich intuitive Erkennen. Im imaginativen Erkennen bekomme ich Bilder von der Wirklichkeit, von denen ich ganz gut weiß, daß sie Bilder sind, aber ich weiß auch, daß sie nicht Traumbilder sind, sondern Bilder der Wirklichkeit. Ich habe noch nicht die Wirklichkeit im imaginativen Erkennen, aber ich habe Bilder einer Wirklichkeit. Im inspirierten Erkennen bekom­men diese Bilder gewissermaßen Konsistenz, es lebt etwas in diesen Bildern; ich weiß durch die Bilder mehr, als was mir das Bild geben

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kann. Ich weiß durch die Bilder, daß sie sich auf eine geistige Reali­tät beziehen. Und im intuitiven Erkennen stehe ich innerhalb dieser geistigen Realität selber. So ist der Aufstieg. Dasjenige, was über diese drei Erkenntnisarten zu sagen ist, finden Sie eben in dem öfters schon genannten Buche.

Nun, zunächst geben einem diese drei Erkenntnisarten, die jenseits der gewöhnlichen gegenständlichen, also der sinnenfälligen Tat­sachenerkenntnis liegen, Erkenntnisse über geistige Welten: ein geisti­ges Universum und den geistigen Menschen, den geistig-seelischen Menschen; noch nicht zunächst Erkenntnisse über das, was wir heute als empirische Forschungsergebnisse, sagen wir, in der Biologie haben. Aber ein anderes ist die Anwendung der besonderen Seelenverfas­sung, in die man da kommt, wenn man imaginativ erkennt, oder wenn man inspiriert erkennt, oder wenn man intuitiv erkennt, auf die Erkenntnis des Menschen.

Sehen Sie, da kommt man zum Beispiel, sagen wir, an den mensch­lichen Gehirnbau heran. Dieser menschliche Gehirnbau ist ja gewis­sermaßen, für Physiologen und Mediziner nicht so sehr, aber für die sogenannten Psychologen, etwas Merkwürdiges. Die Psychologen sind ja ein besonderes Völkchen innerhalb unserer Zivilisation, weil sie es fertig gebracht haben, nicht wahr, eine Wissenschaft zu haben ohne Gegenstand: Psychologie ohne Seele, Seelenkunde ohne Seele. Für die Psychologen ist schon dieser Gehirnbau etwas sehr Merk­würdiges. Nehmen Sie zum Beispiel einen Psychologen, der sogar aus der ganz empirischen Wissenschaft hervorgegangen ist. Man wußte sich ja in der neuesten Zeit mit der Philosophie nicht zu helfen, weil man nicht unterscheiden konnte, ob ein Philosoph etwas weiß oder nicht. Da man sich aber darüber klar war, daß Naturwissenschafter immer etwas wissen, nahm man auch bei der Besetzung von philo­sophischen Lehrstühlen in der neueren Zeit Naturwissenschafter, die sich mit Philosophie befaßten. Bei den Naturwissenschaftern ist es selbstverständlich, daß sie etwas wissen, denn man kann zwar in der Philosophie herumreden, aber man kann nicht in der Naturwissen­schaft einen blauen Dunst erzählen, den man unter dem Mikroskop oder im Teleskop gesehen haben will oder mit der Röntgenröhre;

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wenn man das nachprüft, so wird man darauf kommen. In der Philosophie ist es heute nicht so leicht nachzuprüfen, ob einer einen blauen Dunst erzählt. Nun, sehen Sie sich bei Theodor Ziehen an, wie er uber den Gehirnbau spricht. Dabei ist mir etwas ganz Interessantes passiert. Vielleicht kann ich Ihnen das durch eine Erzählung besser anschaulich machen. Ich war einmal in einer Versammlung - es ist schon viele Jahre her -, da sprach zuerst ein Arzt über den Gehirnbau, setzte den Gehirnbau auseinander im Zusammenhang mit dem Seelenleben des Menschen, nach einer An­schauung, die man ganz mit Recht materialistisch nennen kann. Es war ein ganz waschechter Materialist, der da den Gehirnbau ganz gut auseinandersetzte, soweit er heute durchforscht ist, und der also das Seelenleben im Zusammenhang mit diesem Gehirnbau erklärte. Der Vorsitzende dieser Versammlung war ein Herbartianer, und der kon­struierte sich nun nicht den Gehirnbau, aber dasjenige, was das Vor­stellungsleben ist, so wie es der Philosoph Herbart einmal gemacht hat. Der sagte dann: Ja, es ist doch merkwürdig, der Physiologe, der Arzt, der zeichnet das Gehirn auf und macht da Figuren; wenn ich als Herbartianer, sagte er, die komplizierten Vorstellungsassoziatio­nen aufzeichne, wobei ich bloß ein Bild meine von dem, was sich als Vorstellungen vergesellschaftet, nicht etwa Nervenfäden, die eine Nervenzelle mit der anderen verbinden, wenn ich als richtiger Herbartianer, der sich nicht um das Gehirn kümmert, dasjenige, was ich mir vorstelle über die Art, wie sich Vorstellungen verketten und so weiter, nur ganz symbolisch zeichne, so sieht das ganz ähnlich aus wie die Zeichnungen des Physiologen über den physischen Gehirnbau.

Das ist nicht ohne Grund, daß das ähnlich ausschaut. Indem wir immer mehr und mehr auf den Bau des Gehirnes naturwissenschaft­lich gekommen sind, hat sich nämlich immer mehr und mehr gezeigt, daß eigentlich der äußere Bau des Gehirnes in einer ganz wunder­baren Weise dem Bau unseres Vorstellungslebens entspricht. Man kann alles, was man im Vorstellungsleben findet, im Gehirnbau wiederfinden. Es ist einfach - bitte nehmen Sie das cum grano salis -, wie wenn die Natur selber im Gehirn ein plastisches Abbild unseres Vorstellungslebens hätte schaffen wollen. So etwas fällt

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einem ganz besonders auf, wenn man, sagen wir, solche Darstellun­gen wie die von Meynert liest. Jetzt sind sie schon etwas veraltet. Meynert ist Materialist gewesen, aber ausgezeichneter Gehirn­physiologe, Psychiater, und man möchte sagen: Ja, der ist Materialist, aber dasjenige, was er einem als Materialist gibt, das ist eine wunderbare Abschlagszahlung für dasjenige, was man auch heraus­kriegt, auch wenn man sich gar nicht kümmert um das menschliche Gehirn, sondern bloß darum, wie sich Vorstellungen verknüpfen und trennen und so weiter und bloß diese Symbole hinzeichnen will. -Kurz, es ist so, daß man, wenn man durch irgend etwas Materialist werden könnte, man es durch den Bau des menschlichen Gehirnes ganz besonders werden könnte. Jedenfalls muß man sagen, wenn es ein Geistig-Seelisches gibt, so hat dieses Geistig-Seelische im mensch­lichen Gehirn einen so adäquaten Ausdruck gefunden, daß man nun gar nicht weit von der Behauptung ist: Ja, was braucht man noch ein Geistig-Seelisches für das Vorstellungsleben? Wenn man noch eine Seele verlangen würde, die noch denken kann! Da das Gehirn eine so genaue Abbildung ist des Geistig-Seelischen, warum soll das Gehirn nicht denken können?

Alle diese Dinge müssen Sie natürlich mit dem bekannten Gran Salz verstehen. Ich will nur auf den Sinn der ganzen Auseinander­setzung heute hinweisen. Das menschliche Gehirn kann einen schon, besonders wenn man in die Detailforschung eingeht, zum Materia­listen machen. Und was da so eigentlich für ein Geheimnis obwaltet, was da eigentlich zugrunde liegt, das wird einem doch erst klar, wenn man zur imaginativen Erkenntnis kommt. In der imaginativen Erkenntnis nämlich zeigen sich einem Bilder, Bilder für nur wirklich Geistiges, Bilder, die man früher nicht gesehen hat. Aber man möchte sagen, dieses Bilder erinnern einen an die durch die Nervenzellen und Nervenfäden geformten Bilder im menschlichen Gehirn. Und ich möchte sagen, wenn ich Ihnen eine Erklärung geben sollte für die Frage: Was ist eigentlich dieses imaginative Erkennen, das natürlich ganz im Übersinnlichen verläuft, was ist es? Wenn ich Ihnen gleich­sam versinnbildlichen sollte die imaginative Erkenntnis, wie der Mathematiker es mit seinen Figuren macht, indem er mathematische

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Probleme aufzeichnet, dann könnte ich auch sagen: Man stelle sich vor, daß man in der Welt mehr erkennt, als was die Sinneserkenntnis gibt, dadurch, daß man aufsteigen kann zu Bildern, die eine Realität so geben, wie das menschliche Gehirn die menschliche Seelenrealität gibt. Die Natur selber stellt das hin als eine reale, als eine sinnlich-reale Imagination im Gehirn, was man eigentlich in der imaginativen Erkenntnis auf einem höheren Gebiete erlangt.

Aber dadurch kommt man tiefer jetzt hinein in die menschliche Konstitution. Wir werden das in den nächsten Tagen sehen: Man kommt immer zu einer Möglichkeit, diesen Wunderbau des mensch­lichen Gehirnes nicht isoliert für sich zu sehen, sondern ich möchte sagen: während man eine Welt, eine übersinnliche Welt oben durch Imagination sieht, ist es so, wie wenn ein Teil dieser Welt sich herunterrealisiert hätte und im menschlichen Gehirn eine realisierte imaginative Welt vor uns dastehen würde. Und in der Tat, ich glaube nicht, daß irgend jemand adäquat über das menschliche Gehirn sprechen kann, der nicht in dem menschlichen Gehirnbau eine imagi­native Darstellung des Seelenlebens sieht. Das ist auch dasjenige, was uns immer wiederum in eine Zwickmühle führt, wenn wir von der bloßen Gehirnphysiologie ausgehen und zum Seelenleben hinüber-kommen wollen. Nämlich, wenn man beim Gehirn stehenbleiben will, braucht man gar nicht das Seelenleben. Nur derjenige hat ein Recht, gegenüber dem Bau des menschlichen Gebirnes noch von einem Seelenleben zu sprechen, der dieses Seelenleben außerdem noch anders kennt, als man es kennt auf dem gewöhnlichen Wege dieser Welt. Denn wenn man in der geistigen Welt dieses Seelenleben kennenlernt:

im Bau des menschlichen Gehirnes hat es sein adäquates Abbild, und alles das, was das übersinnliche Seelenorgan vorstellungsgemäß kann, kann das Gehirn auch. Denn bis in die Funktionen hinein ist das Gehirn ein Abbild; so daß niemand Materialismus belegen oder widerlegen kann von der Gehirnphysiologie aus. Das gibt es einfach nicht. Wenn der Mensch bloß Gehirnwesen wäre, so würde man gar nicht daraufzukommen brauchen, daß er noch eine Seele hat.

Dagegen wenden wir uns nun zu einer anderen Funktion des Menschen hin, als das Vorstellen ist. Ich werde jetzt nur einleitungsweise

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etwas darzustellen haben, was ich in den nächsten Tagen immer weiter und weiter auszuführen haben werde; wenden wir uns zu dem, was im Atmungsprozeß liegt. Ich nehme jetzt den Atmungsprozeß als Funktion. Vergegenwärtigen Sie sich die Atmungsvorgänge und dasjenige, was im menschlichen Bewußtsein von den Atmungs­vorgängen sitzt: da kommen Sie nicht zu so etwas wie gegenüber dem Vorstellungsleben. Wenn Sie sich sagen: Ich habe eine Vorstel­lung, die erinnert mich an eine andere Vorstellung, die ich vor drei Jahren gehabt habe, ich verbinde die eine mit der anderen -, da be­kommen Sie in der Tat Zeichnungen, namentlich wenn Sie sie über mehrere Vorstellungen ausdehnen, die zum Beispiel den Meynertschen Zeichnungen über den Gehirnbau sehr ähnlich sind. Das können Sie nicht, wenn Sie zum Beispiel dasjenige, was in dem Atmungsvorgange liegt, auf den menschlichen Organismus beziehen. Sie können nicht in derselben Weise adäquat einen Ausdruck finden in der Organ-struktur, in der Organgliederung, in der Organformierung für den Atmungsprozeß, wie Sie es können für den Vorstellungsprozeß im Gehirn. Das können Sie nicht. Wir haben im Atmungsvorgange etwas, was eben nicht in der gleichen Weise einen adäquaten Aus­druck findet im menschlichen Organismus, wie das Vorstellungs­leben, das Wahrnehmungsleben auch in dem Gehirnbau einen adä­quaten Abdruck findet. Aber erhebt man sich zur inspirierten Er­kenntnis, das heißt, lernt man erkennen, wie man in der imaginativen Erkenntnis zunächst Bilder hat, wie dann durch die inspirierte Er­kenntnis in diese Bilder, ich möchte sagen, von hinten herein sie durchstrahlend, Realität hineinkommt, lernt man das erkennen, lernt man also hineinschauen in die übersinnliche Welt so, daß sich einem sättigen die Imaginationen mit spiritueller Realität, dann steht man plötzlich in etwas Übersinnlichem drinnen, was seine volle Ahnlich­keit hat mit der Beziehung zwischen dem Atmungsvorgange, dem Lungenbau, dem Bau des Arachnoidealkanals, des Rückenmarks­kanals, dem Eindringen des Atemstoßes in das Gehirn. Kurz, schrei­ten Sie zur inspirierten Erkenntnis fort, dann haben Sie dasjenige, was Sie ebenso hinführt zu der ganzen Bedeutung des Atmungs­prozesses, wie Sie schon die imaginative Erkenntnis zur Bedeutung

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des Gehirnbaus hinführt. Und dann können Sie sagen: So wie das Gehirn gewissermaßen eine realisierte Imagination ist, so ist alles, was mit dem Atmen zusammenhängt, eine realisierte, eine in die Sinnenwelt herunterversetzte Inspiration. Derjenige, der nach inspi­rierter Erkenntnis sucht, der tut nämlich gar nichts anderes, als sich in eine Welt hineinversetzen, die dann geistig-seelisch ist, die aber hier in der Sinnenwelt vor einem steht, wenn man in seiner Totalität den Atmungsvorgang verfolgt in seiner Bedeutung für den mensch­lichen Organismus.

So hat man die Imagination eigentlich nötig, um den Gehirnbau zu verstehen, man hat die Inspiration nötig, um den Atmungsrhyth­mus und alles, was mit ihm zusammenhängt, zu verstehen. Und so ist alles, was mit dem Atmungsrhythmus zusammenhängt, eigentlich etwas ganz anderes gegenüber dem Universum als der Gehirnbau. Der Gehirnbau, möchte ich sagen, ist in seiner äußeren Plastik am meisten ein Abbild des Geistigen. Daher braucht man auch nicht weit in die übersinnliche Welt hereinzugehen, nur bis zur Imagination, die ganz angrenzt an die gewöhnliche Erkenntnis, aber man kommt schon zu einem Verständnis des Gehirnbaues. Den Atmungsprozeß können Sie nicht finden mit Imagination, da müssen Sie inspirierte Erkenntnis haben, da müssen Sie weiter hinaufgehen in die über­sinnliche Welt.

Und am weitesten, sehen Sie, muß man in die übersinnliche Welt hinaufgehen, wenn man den Stoffwechselprozeß verstehen will. Die­ser Stoffwechselprozeß ist eigentlich im Grunde genommen das Ge­heimnisvollste im Menschen. Denn es wird sich uns in den nächsten Tagen zeigen, wie man über diesen Stoffwechsel doch ganz anders zu denken hat, als man heute in der sinnlich-empirischen Physiologie denkt. Die Veränderungen, die dasjenige durchmacht, was ich materiell auf die Zunge bekomme, bis zu dem Punkte, sagen wir, wo es etwas bewirkt in meiner Gehirnzelle, diese Veränderungen sind schlechterdings niemals zu verfolgen mit bloßer empirischer Forschung, sondern die sind nicht anders zu verfolgen als mit intui­tiver Erkenntnis. Durch diese intuitive Erkenntnis dringen wir vom bloßen Anschauen des Objektes in das Objekt selber hinein. Und

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tatsächlich, der Stoffwechsel beim Menschen ist ein solcher, daß, während das Geistig-Seelische sich im Gehirn ein bloßes Abbild schafft und im übrigen draußen bleibt, es den Atmungsrhythmus be­einflußt, also sich hineinversetzt, den Atmungsrhythmus durchdringt als Geistig-Seelisches, aber eben sich immer wiederum zurückzieht, so taucht das menschliche Geistig-Seelische in den Stoffwechsel voll­ständig unter, so daß es sogar als Geistig-Seelisches verschwindet. Man findet es nicht wieder. Man findet es auch empirisch nicht wieder.

Sehen Sie sich an bei diesem Theodor Ziehen, wie fein er be­schreibt, wie das menschliche Gehirn im Bau ist. Man kann in der Tat das Gedächtnis auch symbolisch so konstruieren, daß man da auch noch physiologische, anatomische Gegenbilder im Gehirn nach­weisen kann. Schon wenn er zu Gefühlsvorgängen kommt, da hapert die Geschichte, daher redet er nicht von Gefühlen als etwas Selb­ständigem, sondern nur von gefühlsbetonten Vorstellungen. Aber von Willen reden die heutigen Physiologen gar nicht mehr. Warum? Sehr natürlich reden sie nichts! Nun, wenn ich den Arm heben will, also einen Willensakt vollziehen will, so habe ich zunächst die Vor­stellung; dann taucht etwas in das Gebiet hinunter, das vollständig, wie man heute sagt, «unbewußt» ist. In dieses Reservoir tut man alles dasjenige hinein, was man in der Seele nicht beobachten kann und von dem man glaubt, daß es doch da ist. Dann taucht das Ganze in das Unbewußte hinunter. Dann schaue ich mir an, wie ich meine Hand bewege. Aber zwischen der Intention und der geschehenen Tatsache geht der Wille, der sich abspielt, ganz in das Materielle des physischen Organismus hinunter. Das kann man genau durch die Intuition verfolgen; der geht hinunter in das innerste Wesen des Organismus. Der Willensakt geht bis zum Stoffwechsel. Und es gibt keinen Willensakt beim physischen Erdenmenschen, der sich nicht für die intuitive Erkenntnis in einem entsprechenden Stoffwechsel­vorgange verfolgen ließe. Aber es gibt auch keinen Willensvorgang, der nicht in einer, nenne man es Zersetzung oder Auflösung, wie man will, innerhalb der Stoffwechselvorgänge seinen Ausdruck fände. Der Wille schafft erst weg dasjenige, was irgendwo im Organismus

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ist, damit er sich entfalten kann. Es ist geradeso, wie wenn ich in meinem Arm, wenn ich ihn zum Ausdruck meines Willens brauche, da erst etwas verbrennen müßte. Da muß erst etwas weg - es wird sich schon in den nächsten Tagen zeigen, ich weiß, daß es heute eine furchtbare naturwissenschaftliche Ketzerei ist, aber es wird sich uns als eine Wahrheit enthüllen -, es muß erst etwas Stoffliches vernichtet werden, damit der Wille sich hinsetzen kann. Da, wo Stoff ist, da muß das Geistig-Seelische sich festsetzen. Das ist das Wesen der intuitiven Erkenntnis. Sie kommen nicht zu der Erklärung der Stoffwechselvorgänge im Menschen, wenn Sie sie nicht suchen mit intuitiver Erkenntnis.

Aber aus diesen dreien: aus dem Nerven-Sinnesprozeß, aus den rhythmischen Prozessen - dem Atmungsprozeß und dem Blutzirku­lationsprozeß - und den Stoffwechselvorgängen besteht eigentlich im Grunde genommen alles, was im Menschen an Funktionen vorhanden ist. Und so ist der Mensch eigentlich realisierte, gegenständliche Er­kenntnis - dasjenige, was er zunächst vor uns ist, ob wir ihn von außen anschauen, ob wir ihn sezieren. Jetzt spezialisieren wir uns auf sein Haupt. Was da eigentlich los ist im Haupte, das wird einem klar, wenn man weiß, daß es imaginative Erkenntnis gibt. Sieht man auf den rhythmischen Menschen: was da eigentlich los ist im rhyth­mischen Menschen, es wird einem klar, wenn man weiß, daß es inspi­rierte Erkenntnis gibt. Sieht man auf die Stoffwechselvorgänge: was da los ist in den Stoffwechselvorgängen, es wird einem klar, wenn man weiß, was eine intuitive Erkenntnis ist. Und so stecken gewisser­maßen die Realitätsprinzipien im Menschen ineinander. Schauen Sie sich also zum Beispiel diejenigen Organe an, die bloß Willensorgane sind, dann haben Sie erst in der intuitiven Erkenntnis die Möglich­keit, diese Willensorgane zu begreifen.

Nun, solange man, ich möchte sagen, die einförmige gegenständ­liche Erkenntnis auf den Menschen anwendet, kommt man eben nicht darauf, daß nun in der Tat dieser Mensch doch eigentlich etwas anderes ist, als was man so gewöhnlich empfindet. Nicht wahr, es weiß ja natürlich die heutige Physiologie, daß der Mensch zum großen Teile eigentlich eine Wassersäule ist. Das ist selbstverständlich

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etwas, was ich Ihnen nicht zu sagen brauche. Aber wenn Sie jetzt sich ganz ehrlich darüber hermachen, ob denn in der Physiologie auch berücksichtigt wird, daß der Mensch eine Wassersäule ist, oder ob nicht doch dann gedacht wird über den Menschen so, als ob man es mit lauter scharf konturierten festen Formen zu tun hätte, so werden Sie, wenn Sie sich das einmal fragen, sagen: Darauf wird nicht viel Rücksicht genommen, daß der Mensch doch eigentlich im wesentlichen Flüssigkeitswesen ist, und daß das Feste nur eingeglie­dert ist. Der Mensch ist aber auch Gaswesen, luftförmiges Wesen, und der Mensch ist schließlich auch hauptsächlich Wärmewesen.

Dasjenige wiederum, was im Menschen fest ist, das kann ich mit der gewöhnlichen gegenständlichen Erkenntnis sehr gut begreifen. So wie ich im Laboratorium mich bekanntmache mit dem Wesen des Schwefelquecksilbers, so kann ich mich bekanntmachen mit dem­jenigen, was fest ist, durch chemisch-physikalische Untersuchungen des menschlichen Organismus.

Das kann ich nicht mehr mit Bezug auf dasjenige, was flüssig ist im Menschen. Dasjenige, was da im Menschen als einem Flüssigkeits­wesen in fortwährender Organisierung und Entorganisierung lebt, das läßt sich nicht so anschauen wie der Magen, den ich aufzeichne, oder das Herz. Wenn ich diese Organe aufzeichne, wie wenn sie fest wären, läßt sich natürlich gut darüber reden. Aber so ist das nicht, wenn man wirklich ernst nimmt dieses Flüssigkeitswesen des Men­schen. Da drinnen im Flüssigen entsteht fortwährend etwas und ver­geht fortwährend etwas. Es ist so, wie wenn das Herz immer fort­während entstehen und immer fortwährend vergehen würde, wenn das auch nicht so rasch geschieht. Wenn man an den Flüssigkeits­menschen herankommt, da muß man herangehen mit Imagination.

Und das, was gasig, was luftförmig ist an uns: man weiß natürlich, wie die Funktionen, die sich im Luftförmigen abspielen, ihre große Bedeutung haben im Organismus, man weiß, wie überallhin von überallher im menschlichen Organismus die luftförmigen Stoffe be­zogen werden, wie alles in Zirkulation ist in bezug auf das Luft­förmige; aber indem das eine Gebiet des Luftförmigen in das andere hineinwirkt, wirkt es genau nach dem Muster der Inspiration hinein.

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Dasjenige, was luftförmig ist im Menschen: wir können es nur über­schauen mit Inspiration.

Und dasjenige, was nun Wärmegebiet ist im Menschen: versuchen Sie sich einen Moment klarzumachen, wie der Mensch noch etwas ganz besonderes ist dadurch, daß er eine Wärmestruktur ist, daß an den verschiedensten Stellen in verschiedenster Weise Wärme und Kälte in Struktur ist. Da muß man selber drinnen sein, wie der Mensch in seiner Eigenwärme selber drinnen lebt mit seinem Ich. Da muß man mit intuitiver Erkenntnis herein.

Und so können Sie sagen, wenn Sie den Menschen total betrachten

- nicht so, wie wenn er ein Zusammenhang von festen, scharf kon­turierten Organen wäre, sondern wenn Sie den Menschen in seiner Totalität betrachten -: Man muß von verschiedenen Aspekten herein. Geradeso, wie wenn man vom Gehirn zu den anderen Organstruktu­ren kommt, man getrieben wird, imaginativ, inspirativ, intuitiv zu erkennen, so auch, wenn man den Menschen in bezug auf seine verschiedenen Aggregatsstrukturen betrachtet. Und sehen Sie, wenn man das Feste, was am Menschen ist, betrachtet, dasjenige, was im Menschen als wirklich fester Körper vorhanden ist, so unter­scheidet sich das im menschlichen Organismus fast gar nicht von dem, wie es außerhalb des menschlichen Organismus vorhanden ist. Aber wesentlich unterscheidet sich dasjenige, was flüssig vorhanden ist, dasjenige, was gasförmig vorhanden ist, und gar die Wärme. Davon werden wir dann in den nächsten Tagen zu sprechen haben. Aber erst dann, wenn man in einer solchen Weise die Betrachtung über den Menschen erweitert, bekommen die Organe ihre richtige Bedeutung innerhalb der menschlichen Natur für die Erkenntnis.

Mit der rein sinnenfällig-empirischen Physiologie können Sie ja kaum die Funktionen des menschlichen Organismus weiterverfolgen als bis zu dem Übergang des Speisebreies von den Darmzotten in die Lymphgefäße. So weit kommt man in der heutigen sinnenfälligen Empirie noch. Was man weiter anstellt, das phantasiert man eigent­lich. Alle Vorstellungen über die Vorgänge, die vor sich gehen, damit dasjenige entsteht, was in den Stoffen, die wir von außen aufnehmen, dann geschieht - die Vorgänge zum Beispiel innerhalb des Blutkreislaufes -,

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das ist im Grunde genommen innerhalb der heutigen Physiologie Phantasterei. Und gar so etwas, wie zum Beispiel der Anteil der Nieren an der menschlichen Organisation ist, kann man erst begreifen, wenn man neben den aufsteigenden Prozessen, die heute fast einzig und allein als von Bedeutung angesehen werden für die menschliche Konstitution, die absteigenden Prozesse betrachtet. Vor langer Zeit schon sagte ich einem Freunde: Ebenso wichtig wie die Betrachtung der Entfaltung des menschlichen Keimes von der Befruchtung bis zur Geburt, ebenso wichtig ist für jedes Studium des Embryonallebens die Betrachtung der um den Keim herum ge­lagerten Organe, die später herausgeworfen werden. Und erst dann hat man ein vollständiges Bild, wenn man die Teilung der Zelle, die Gestaltung durch die Teilung der Zelle betrachtet, wenn man neben diesem aufsteigenden Prozeß auch den absteigenden Prozeß verfolgt. Denn nicht nur haben wir während der Embryonalzeit diesen ab­steigenden Prozeß gewissermaßen neben uns, sondern wir tragen ihn auch im späteren Leben fortwährend in uns, und wir müssen für jedes Organ wissen: inwiefern sind in ihm aufsteigende, inwiefern ab­steigende Prozesse. Absteigende Prozesse sind in der Regel mit einer Steigerung des Bewußtseins sogar verbunden. Klares Bewußtsein:

dazu sind sogar absteigende Prozesse, Zersetzung, Zerstörung, Weg-räumung des Materiellen notwendig.

Ebenso ist es mit den Abscheideprozessen. Die Nieren sind Ab­scheidungsorgane. Aber die Frage entsteht: Wenn sie zunächst für die sinnenfällige Empirie Abscheidungsorgane sind, haben sie keine Be­deutung für die Konstitution des Menschen außerdem noch? Sind sie nicht vielleicht für den Aufbau des Menschen wichtiger durch etwas anderes als durch ihre Funktion des Abscheidens? Und wenn wir die Funktionen weiter verfolgen und, sagen wir, von der Niere zur Leber herübergehen, so haben wir diese interessante Erscheinung:

Die Niere scheidet zuletzt nach außen ab, die Leber scheidet nach Lnnen ab. Und die Frage entsteht: Was bedeutet das für das Ver­hältnis des Leberprozesses zum Nierenprozeß, daß die Niere relativ nach außen sich ergießt mit ihren Abscheidungsprodukten, die Leber sich nach innen ergießt? Also daß einmal der Mensch mit

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der Außenwelt kommuniziert, das andere Mal mit sich selbst kom­muniziert? - Da werden wir geführt zu einem allmählichen Durch­schauen der menschlichen Organisation. Aber man muß zu diesem Durchschauen eben zu Hilfe nehmen dasjenige, was auf solchen Wegen gesucht wird, wie ich sie heute nur einleitungsweise andeuten konnte. Jch will den nächsten Vortrag darauf bauen und zeigen, in­wiefern sie zu einem wirklichen pathologischen und therapeutischen Begreifen führen und inwiefern man Richtungsprinzipien hat für dasjenige, was heute anerkannte empirische Forschung ist, die durch­aus nicht in irgendeiner Weise angetastet werden soll, sondern der gegenüber nur gezeigt werden soll, wie sie eigentlich erst ihren richti­gen Wert erhält dadurch, daß man solche Richtlinien aufstellen kann.

Ich bin nämlich nicht etwa darauf aus, der naturwissenschaftlichen Forschung von heute oder der naturwissenschaftlichen Medizin etwas anzutun, sondern ich möchte gerade zeigen, daß in dieser naturwissenschaftlichen Medizin noch ungeheure Fundgruben liegen zu einer besseren Erkenntnis, als man mit den heutigen Methoden und vor allen Dingen aus der heutigen Anschauungsweise heraus gewinnt. Nicht abgekanzelt soll die naturwissenschaftliche Anschauung wer­den, sondern im Gegenteil, erst recht begründet soll sie werden. Durch Begründung aus dem Geiste heraus gewinnt sie erst ihre volle Bedeutung. Davon darf ich dann morgen weitersprechen.

ZWEITER VORTRAG Stuttgart, 27. Oktober 1922

#G314-1975-SE099 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ZWEITER VORTRAG

Stuttgart, 27. Oktober 1922

#TX

Wenn ich einrichten sollte ein medizinisches Studium für solche Menschen, welche unmittelbar an dieses Studium herankommen und dieses Studium im Verlaufe von einiger Zeit absolvieren wollen, so würde ich, nachdem die nötigen naturwissenschaftlichen Erkennt­nisse erworben sind, beginnen müssen mit der Auseinandersetzung der verschiedenen menschlichen Funktionen. Ich würde beginnen müssen damit, in einer Art anatomisch-physiologischer Weise, die Verarbeitung der Nahrungsmittel vom Ptyalinisieren durch das Pep­sinisieren zunächst zu verfolgen bis zur Aufnahme der Nahrungs­mittel in das Blut, würde also dann, nachdem der gesamte Ver­dauungsakt besprochen ist im engeren Sinne, übergehen müssen zu der Besprechung des Herz-Lungensystems mit allem, was damit zu­sammenhängt. Ich würde dann zu besprechen haben alles dasjenige, was zum Nierensystem des Menschen gehört. Das Nierensystem müßte dann besprochen werden im Zusammenhang mit dem ganzen Nerven-Sinnesapparat, der gar nicht so, ich möchte sagen, durch heute anerkannte Erkenntnis mit dem Nierensystem zusammenhängt, und dann müßte besprochen werden das Leber-, Galle-, Milzsystem, und auf dem Wege dieses Kreislaufes würde man langsam einen Überblick bekommen über die Einrichtungen im menschlichen Orga­nismus, so wie man sie braucht, um dasjenige aufzubauen, was durch anthroposophische Geisteswissenschaft nun eigentlich erst aufgebaut werden muß. Dann würde man auf Grundlage, ich möchte sagen, der Durchleuchtung der sinnlich-empirischen Forschungsergebnisse, die so geordnet sein müßten, wie ich sie eben angegeben habe, zum Thera­peutischen übergehen können.

Nun können Sie sich ja denken, daß über ein so umfassendes, weites Gebiet in ein paar Tagen nur einige Andeutungen gegeben werden können. Es können nur Andeutungen gegeben werden in der ganzen Medizinischen Woche von unseren verehrten ärztlichen Freunden, und es ist daher notwendig, daß ich eine Menge von

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Dingen sage, die aufgebaut sind auf einer solchen Behandlung des empirischen Tatbestandes, die heute nicht üblich ist, die sich aber dennoch, wie ich glaube, zwanglos ergibt für jeden, der die ent­sprechenden physiologischen und auch therapeutischen Kenntnisse hat, so wie sie heute vorhanden sind. Natürlich wird manches hier anders gesagt werden müssen, als man es heute gewohnt ist, aber es ist eigentlich nichts, was, wenn man die heutigen sinnenfällig-empiri­schen Kenntnisse in ihrem ganzen Zusammenhang nimmt, nicht mit ihnen in irgendeinen Einklang schon gebracht werden könnte. Nun wird alles, was ich sagen kann, aphoristisch sein und im Grunde ge­nommen nur das letzte Ziel angeben können. Der Ausgangspunkt würde aber sein die gegenwärtige sinnenfällige empirische Forschung, und der Zwischenweg, der müßte eigentlich gemacht werden durch die Arbeit der ärztlichen Freunde im weitesten Umfange, denn dieser Zwischenweg ist ein außerordentlich langer und ist schon durchaus notwendig aus dem Grunde, weil ja, so wie die Dinge heute liegen, dasjenige, was hier vorgebracht werden kann, im Grunde niemals voll anerkannt werden wird, bevor dieser Weg wenigstens für die wichtig­sten Erscheinungen gemacht wird. Ich glaube auch nicht, daß das so schwierig ist, als das heute aussieht, wenn man nur sich dazu be­quemt, die überall vorhandenen Vorarbeiten - manchmal außer­ordentlich guten, aber nur nicht gegipfelten Vorarbeiten, wie sie heute vorhanden sind - in den Rahmen einer solchen Gesamtauffas­sung, wie ich sie hier anzudeuten versuche, zu bringen.

Ich habe gestern versucht, Ihnen zu zeigen, wie man durch eine Erweiterung der gewöhnlichen Erkenntnis gewissermaßen an den Menschen herankommen kann. Nun, wenn Sie das berücksichtigen, was ich eben gesagt habe, so werde ich dazu auch noch das Folgende fügen dürfen. Sie werden es zunächst außerordentlich anstößig finden können, wenn auf dem Felde der Anthroposophie davon gesprochen wird, daß man den Menschen, so wie er einmal in der physischen Welt dasteht, gliedern müsse in ein physisch organisiertes System, in ein ätherisch organisiertes System, in ein - nun stoßen Sie sich eben nicht an Ausdrücken, sie sind nur da, um eine Terminologie zu haben -, in ein astralisch organisiertes System und dasjenige, was nun

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den Menschen als eigentliches Ich-System so charakterisiert, daß er jene innere seelische Zusammenfassung, innerliche Seele entwickeln kann, die man beim Tier nicht findet, jene Zusammenfassung, welche auf der einen Seite dadurch erscheint, daß der Mensch sein inneres Erleben in einem, wenn ich mich so ausdrücken darf, Ich-Punkte ver­einigen kann, von dem dann auch, wenigstens im bewußten Zustande, seine gesamte organische Tätigkeit in einem gewissen Sinne ausstrahlt, was sich andererseits dadurch ausdrückt, daß der Mensch während seiner irdischen Entwickelung in einem anderen Verhältnisse steht zu der Geschlechtsentwickelung oder Geschlechterentwickelung als die tierische Organisation. Die tierische Organisation ist - selbstver­ständlich sind da immer Gründe zu einer ausnahmsweisen Entwicke­lung vorhanden - im wesentlichen doch diese, daß sie gipfelt in der Geschlechtsreife und daß ein gewisser Verfall da ist, der auch viel­leicht unmittelbar nach der ersten Zeit der Geschlechtsreife nicht so ganz radikal auftritt, aber es ist ein gewisser organischer Verfall da, während beim Menschen tatsächlich die physische Entwickelung durch die Geschlechtsreife einen gewissen Aufschwung nimmt. So daß also äußerlich-empirisch, wenn man alle Faktoren berücksichtigt, sich schon eine gewisse Differenz zwischen dem Menschen und dem Tiere darbietet.

Nun könnten Sie sagen: So etwas ist ja eigentlich eine abstrakte Einteilung, wenn man spricht von physischer Organisation, äthe­rischer Organisation, astralischer Organisation und Ich-Organisation. Diesen Einwand, daß das eine abstrakte Einteilung wäre, haben auch manche Leute, besonders von seiten der Philosophie her, gemacht. Man hat die Funktionen des menschlichen Organismus, und man unterscheidet sie - Unterscheidungen brauchen nicht immer auf sach­liche Untergründe zurückzuweisen -, und so glaubt man, daß man es mit einer Abstraktion zu tun hätte. Das ist nicht der Fall. Was eigentlich hinter dieser Einteilung und Gliederung steckt, das wird sich uns im Verlaufe dieser Tage zeigen, aber es steckt nicht bloß die Sehnsucht dahinter, etwa so in Form eines Schemas die Dinge ein­zuteilen, sondern es ist tatsächlich so, daß, wenn wir von der physi­schen Organisation des Menschen reden, so umfaßt diese alles dasjenige,

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was wir innerhalb des menschlichen Organismus so behandeln können, wie wir es behandeln in unseren Laboratoriumsversuchen und -untersuchungen. Alles das umfassen wir, wenn wir von mensch­licher physischer Organisation reden.

Wenn wir aber von der menschlichen ätherischen Organisation reden, so sind wir nicht in der Lage, unsere Denkweise gegenüber dieser ätherischen Organisation, die in die physische eingegliedert ist, so zu behandeln, daß wir stehenbleiben bei denjenigen Ideen und Gesetzmäßigkeiten, die wir an unseren Laboratoriumsversuchen und Laboratoriumsbeobachtungen haben. Und man möge zunächst den­ken wie man will über dasjenige, was sich der übersinnlichen Er­kenntnis als ätherische Organisation des Menschen darbietet. Aber ohne daß man irgendwie einzugehen braucht auf die mechanistische oder vitalistische Methode, zeigt sich doch der unmittelbaren An­schauung - und das würde eben der Gegenstand langer Auseinan­dersetzungen sein, die sich einreihen würden in jenen Lehrplan, von dem ich vorhin gesprochen habe -, daß die gesamte ätherische Orga­nisation, die Sie sich nur als eine Struktur von Funktionen zu denken brauchen, nun unmittelbar eingreift in alles dasjenige, was flüssiger Natur in der menschlichen Organisation ist. So daß wir die physische Denkweise beschränken müssen auf alles dasjenige, was fest in der menschlichen Organisation ist, also im Grunde genommen auf den festen Aggregatzustand, und daß wir zurechtkommen mit der menschlichen Organisation nur dann, wenn wir dasjenige, was flüssig ist in dieser Organisation, als nicht bloß Flüssiges, so wie wir es in der äußeren unorganischen Natur haben, sondern als Flüssiges be­trachten, das durch und durch belebt ist, als lebendiges Flüssiges. Das ist das, was gemeint ist, wenn gesagt wird, daß der Mensch einen Atherleib hat. Und wir brauchen gar nicht einzugehen auf Hypo­thesen über das Leben, sondern nur dasjenige zu nehmen, was wir zum Beispiel meinen, wenn wir sagen: Die Zelle ist belebt. Wir brauchen gar nicht weiterzugehen, gleichgültig, ob wir Mechanisten, Idealisten oder Spiritualisten sind. Wenn wir sagen: Die Zelle ist belebt, - so wie es der krasse Empiriker auch sagt, so zeigt sich für die unmittelbare Anschauung, die sich ergibt für die Methode, die ich

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hier bespreche, daß das, was flüssiger Natur ist im Menschen, eben belebt ist. Das deckt sich aber mit dem, wenn wir sagen: Der Mensch hat einen Ätherleib. - So daß man alles Feste als Einlagerung in das Flüssige nehmen muß, und damit schon jenen Gegensatz hat, daß man alles, was man in der unorganischen Welt kennenlernt an Ideen und Gesetzmäßigkeiten, auf das Feste im Menschen anwendet, und daß man nicht nur die kleinsten Organismen, die im Menschen sind, die Zellen, als lebendig behandelt, sondern daß man nun die Totalität des Flüssigen im Menschen als durchlebt ansieht.

Ferner, wenn man dann kommt zu demjenigen, was im Menschen gasförmiger Natur ist, so ergibt sich, daß alles dasjenige, was als Gasiges den Menschen erfüllt, in einem fortwährenden Austausch miteinander steht. Wir werden darauf aufmerksam machen müssen im Laufe dieser Tage, daß es nicht nur in einem unorganischen Aus­tausch und auch nicht bloß in einem durch die festen Organe ver­mittelten Austausch steht, sondern daß im Menschen eine eigene Gesetzmäßigkeit herrscht, welche den inneren Gasaustausch, das In­einanderwirbeln der Gase beherrscht. So wie wir eine innere Gesetz­mäßigkeit haben nach dem Festen, sagen wir, die sich ausdrückt in dem Verhältnisse von Nieren und Herz, so müssen wir eine Gesetz­mäßigkeit, die sich nicht erschöpft in der Gesetzmäßigkeit der phy­sisch festen Organe, auch innerhalb des, wenn ich mich dieses Aus­druckes bedienen darf, Gas- oder Luftorganismus annehmen. Und diese Gesetzmäßigkeit, die nun dem Gas- oder Luftorganismus un-mittelbar zugrunde liegt, bezeichnen wir in der Antroposophie für den Menschen zunächst als die astralische Gesetzmäßigkeit, die astra­lische Organisation. Diese Gesetzmäßigkeit würde im Menschen nicht da sein, wenn der Mensch nicht eben durchsetzt hätte seine feste und flüssige Organisation mit der luftförmigen Organisation. In das Feste und Flüssige greift nicht unmittelbar die astralische Organisation ein, sondern sie greift unmittelbar in die luftförmige Organisation ein, und erst mittelbar greift wieder die luftförmige Organisation in jeder Art in die feste und flüssige ein, so daß nun im Luftmenschen, wenn ich mich so ausdrücken darf, eine organisierte astralische Organisation da ist, dadurch hat diese Luftorganisation eine bestimmte innere Formung,

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die natürlich eine fluktuierende ist. Wir steigen einfach herauf durch die Aggregatzustände und kommen dazu, uns zu sagen: Be­trachten wir den festen Menschen, so brauchen wir nicht etwas an­deres anzunehmen als eine physische Organisation. Betrachten wir alles dasjenige, was als lebendiges Flüssiges die feste physische Orga­nisation durchsetzt, so müssen wir etwas annehmen, was sich nicht erschöpft in der physischen Gesetzmäßigkeit, sondern da kommen wir zum ätherischen Organismus, der ein geschlossenes System dar­stellt. Und ebenso nenne ich astralische Organisation, was nun nicht unmittelbar eingreift in die feste und in die flüssige, sondern erst in die gasförmige Organisation. Ich nenne sie nicht astralische Gesetz­mäßigkeit, sondern astralischen Organismus, weil es ein geschlossenes System ist.

Und ebenso kommen wir zur Ich-Organisation. Die greift un­mittelbar nur ein in die Wärmedifferenzierungen, die im menschlichen Organismus sind, so daß man sprechen kann von einem Wärme-Organismus, einem Wärmemenschen. Und in diesen Wärmemenschen greift unmittelbar ein die Ich-Organisation, die natürlich dadurch, daß sie da ist als etwas Übersinnliches, die Wärmedifferenzierungen bewirkt, aber vor allen Dingen auch perzipiert, in ihnen lebt. In den Wärmedifferenzierungen lebt dann die Ich-Organisation unmittelbar, mittelbar im übrigen Organismus dadurch, daß die Wärme nun wirkt auf alle gasförmige, flüssige und feste Organisation.

So sehen Sie, wird der menschliche Organismus nach und nach durchsichtig. Aber alles dasjenige, was ich jetzt auseinandergesetzt habe, ist beim physischen Menschen auf dieser Erde so, daß es sich wiederum ausdrückt im physischen Menschen. Wenn wir gleich auf das hinschauen, was wir in gewissem Sinne die flüchtigste Organisa­tion nennen können, die Ich-Wärmeorganisation, dann sehen wir, daß sie mittelbar hinunterwirkt auf die Gasorganisation, auf die flüssige Organisation und auf die feste Organisation, und ebenso die anderen, so daß sich immer in irgendeinem festen, zunächst durch äußere Anatomie konstatierbaren Organsystem dann ausdrückt, wie diese Gesamtgliederung eingreift in die menschliche Organisation, so wie man sie durch sinnlich-empirische Tatbestände kennt. Wir können

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immer hinweisen auf Organsysteme, von denen nur das physi­sche Organsystem unmittelbar in Beziehung steht zu seiner Gesetz­mäßigkeit, also das Physisch-Feste, das Flüssige mittelbar, das Gas­förmige noch mittelbarer und das Wärmeelement eben am aller-entferntesten, aber eben doch auch durch Vermittlung in Be­ziehung steht.

Nun, alle die Dinge, die ich Ihnen jetzt nur wie in Zielgedanken andeuten kann, die können durch erweiterte Empirie einfach aus den Erscheinungen heraus überall belegt werden. Ich kann eben der kurzen Zeit wegen nur Zielgedanken anführen.

Wenn wir die menschliche Organisation nun nehmen, anatomisch-physiologisch, dann können wir zunächst betrachten, welchen Weg das Nahrungsmittel nimmt, bis es an den Darmwandungen mit all den komplizierten Organen, die da sind, angelangt ist und aufgenom­men wird in Lymph- und Blutwege. Also bis zur Aufnahme in Lymph- und Blutwege kann man zunächst, sagen wir, die Ver­dauung oder Ernährung in weitestem Sinne verfolgen. Wenn man sich zunächst auf dieses Gebiet beschränkt, dann kommt man mit dem, was man sich heute in der Naturwissenschaft aneignet durch eine allerdings nicht ganz mechanistische Betrachtungsweise, durchaus zu­recht. Eine ganz mechanistische Anschauungsweise führt auch für dieses Gebiet eben nicht ganz zum Ziele, weil die Gesetzmäßig­keiten, die man äußerlich im Laboratorium beobachtet, und die man charakterisiert innerhalb der Naturwissenschaft als unorganische Gesetzmäßigkeiten, immerhin sich dann abspielen im Verdauungs­trakt, also im lebendigen Organismus. Also das Leben nimmt sie von Anfang an auf. Sie werden ja sogleich beim Ptyalinisieren aufgenom­men von dem Leben. Aber wenn man nur das berücksichtigt, daß gewissermaßen die äußere unorganische Gesetzmäßigkeit eingetaucht wird in das Leben des Verdauungstraktes, so kommt man eigentlich für das begrenzte Gebiet durchaus zurecht, wenn man sich nur hält an dasjenige, was innerhalb der physischen Organisation des Men­schen beobachtet werden kann. Aber man muß dann sich eben durchaus klar darüber sein, daß gewissermaßen ein Rest der Er­nährungstätigkeit, der Verdauungstätigkeit noch zurückbleibt, daß

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die Ernährung auch nicht ganz fertig ist, wenn die Darmwand pas­siert ist, und daß man sozusagen für das Weitere eben andere Be­trachtungsweisen einleiten muß. Aber für das begrenzte Gebiet kann man möglichst gut zurechtkommen, wenn man zunächst alle Um­setzungen, die stattfinden, ich möchte sagen, nach analogen Metho­den betrachtet, wie dasjenige, was man äußerlich kennenlernt Da findet man nun aber dasjenige, was nicht leicht von der heutigen Wissenschaft schon anerkannt werden kann, was aber dennoch eine Wahrheit ist, die sich schon aus der heutigen Wissenschaft durchaus ergibt. Und da würde es nun die Aufgabe unserer ärztlichen Freunde sein, die Dinge nun wirklich rein wissenschaftlich zu ver­folgen, und dann zu zeigen, daß sich einfach aus dem sinnenfällig­empirischen Tatbestand heraus ergibt, daß durch die Aufnahme der Nahrungsmittel in das Ptyalinisieren und Pepsinisieren und so weiter die Nahrungsmittel so zubereitet werden, daß zunächst jede Spur ihres alten Seins in der äußeren Welt getilgt wird. Nicht wahr, wir nehmen Nahrungsmittel auf aus dem Mineralischen - vielleicht be­streiten Sie dafür den Ausdruck Nahrungsmittel, aber wir können uns ja verständigen, wenn ich irgendeinen Ausdruck gebrauchen will -, also nehmen wir aus dem mineralischen, pflanzlichen, tierischen Reiche Nahrungsmittel auf. Das, was wir da aufnehmen als Nah­rungsmittel, ist durchgegangen durch die mineralische, die tierische und pflanzliche Organisation. Der menschlichen Organisation ist ja natürlich am ähnlichsten die Milch, die der Säugling von der Mutter empfängt. Er empfängt sie, unmittelbar nachdem sie die menschliche Organisation verlassen hat. Der Vorgang, der nun stattfindet inner­halb des menschlichen Organismus während der Nahrungsaufnahme, ist der, daß durch die Aufnahme in die verschiedenen Drüsen-produkte im wesentlichen jede Spur dieses Ursprunges getilgt wird. Man könnte sogar sagen, daß dasjenige, was es uns möglich macht, eine rein naturwissenschaftliche, unorganische Betrachtungsweise eintreten zu lassen, etwas ist, wofür uns die menschliche Organisation zu Hilfe kommt. In der Tat: möglichst nahe kommt den äußeren physischen Prozessen der menschliche Nahrungsbrei in dem Mo­mente, wo er vom Darm in die Lymph- und Blutbahn übergeführt

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wird. Der Mensch tilgt das, was der Speisebrei äußerlich hat, noch aus. Er will ihn möglichst ähnlich haben unorganischer Organisation. Das braucht er, und dadurch unterscheidet er sich wiederum vom Tierreiche. Wenn Sie das Tierreich anatomisch-physiologisch ver­folgen, so werden Sie finden, daß das Tier nicht in demselben Grade die Konstitution desjenigen tilgt, was in den Körper übergeht; für das, was Absonderungsprodukte sind, ist es etwas anderes. Was in den Körper übergeht, das bleibt beim Tiere noch ähnlicher der äuße­ren Organisation als beim Menschen, ähnlicher also dem Vegetativen und Animalischen, setzt sich noch gemäß seiner äußeren Konstitution in die Blutbahn hinein fort in seiner inneren Gesetzmäßigkeit. Beim Menschen ist die Organisation eben so weit fortgeschritten, daß der Mensch eigentlich, wenn er durchläßt seinen Speisebrei durch die Darmwand, ihn möglichst unorganisch gemacht hat. Da ist eigentlich tatsächlich der rein physische Mensch vorhanden in dem Gebiet, wo übergeht der Speisebrei aus dem Darm in die Herz-Lungenorganisa­tion, wenn ich mich so ausdrücken darf.

Nun, hier ist es, wo zum ersten Male sozusagen die hier geübte Betrachtungsweise zur Ketzerei werden muß gegenüber der offiziellen Naturwissenschaft. Denn wenn Sie jetzt den ganzen Herz-Lungen-trakt nehmen - also das Gefäßsystem -, wenn Sie diesen ganzen Trakt nehmen, so ist er eigentlich dasjenige, was nun überführt die, wenn ich mich so ausdrücken darf, ganz unorganisch gewordene Nahrung in Lebendiges. Die menschliche Organisation kann nicht bestehen, ohne daß sie ihr Lebendiges sich selber gibt. Es findet da nur in umfänglicherem Sinne - wir brauchen uns wieder nicht auf die innere Wesenheit einzulassen, sondern nur auf dasjenige, wovon wir in der Physiologie fortwährend reden - etwas Ähnliches statt wie in dem Momente, wo wir die unorganischen Partien, sagen wir des Eiweißes, in organisches, in lebendiges Eiweiß umgewandelt finden, totes Eiweiß in lebendiges Eiweiß. Wir können uns bei dem heutigen theoretischen Stande der Wissenschaft in der Kürze der Zeit nicht darauf einlassen, zu betrachten, wie die Pflanze lebendiges Ei­weiß hervorbringt, aber tatsächlich findet dasjenige, was da ge­schieht, um das Eiweiß in lebendiges umzuwandeln, im Menschen

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statt, nachdem der Speisebrei möglichst unorganisch gemacht worden ist, durch das Herz-Lungensystem, natürlich mit all seinen Anhäng­seln. So daß man sagen kann: Das Herz-Lungensystem ist da, um das­jenige, was physisches System ist, aufzufangen in die ätherische Orga­nisation. Also wir haben ein Herz-Lungensystem als Menschen -beim Tiere ist es nicht in diesem Grade der Fall, da ist das viel ver­wischter -, beim Menschen ist es tatsächlich so, daß ein Vitalisieren stattfindet, ein Einfangen des Unorganischen in das Organische, ein Einfangen in das Vitale durch den Prozeß, der sich im Herz-Lungen-system abspielt. Dieser Prozeß hätte durchaus keine Möglichkeit, in unserer physischen Welt sich abzuspielen, wenn nicht gewisse Bedin­gungen erfüllt wären in der menschlichen Organisation. Sehen Sie, dasjenige, was ich Ihnen jetzt erzähle als Umwandlung des Speisebreies in eine ätherische Organisation, als ein Einfangen in eine ätherische Organisation, das kann sich eigentlich innerhalb der Gesetzmäßigkeit der Erde nicht ohne weiteres abspielen. Engel können das ausführen, aber wenn es ausgeführt würde, so müßten die Wesen, die das voll­führen, es so vollführen, daß sie herumfliegen, daß sie bloß einen Mund hätten, eine Speiseröhre, und dann schließlich Magen- und Darmsystem, dann würde das aufhören und ins Ätherische ver­schwinden. Also es würden so Verdauungstrakte herumpendeln, und die würden getragen werden von unsichtbaren ätherischen Engel-wesen. Dasjenige, was ich Ihnen schildere, könnte zunächst über­haupt in der physischen Welt gar nicht sich vollziehen, das wäre un­möglich. Es wird nur möglich gemacht dadurch, daß das ganze ätherische System nun heruntergerissen wird gewissermaßen in das Physische, eingegliedert wird in das Physische, und das geschieht durch die Aufnahme des Sauerstoffs in der Atmung. So daß der Mensch nicht jetzt ein Engel ist, sondern hier auf der Erde physisch wandeln kann, darauf herumgehen kann dadurch, daß sein Engel­haftes verphysiziert wird durch die Aufnahme des Sauerstoffs. Der projiziert das Ganze - aber real projiziert er es - in die physische Welt herein, und das Ganze vollzieht sich als physisches System; nämlich als Herz-Lungensystem vollzieht sich das, was sonst nur rein übersinnlicher Natur sein könnte.

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So kommen wir dazu, einzusehen, daß so, wie der tierischen, pflanzlichen, menschlichen Organisation zugrunde liegt - auch der menschlichen Organisation, nur nicht so fest wie bei der Pflanze -der Kohlenstoff, indem er die eigentliche physische Organisation fixiert, ebenso zusammenhängt mit der ätherischen Organisation, in­sofern sie sich im Physischen ausdrückt, der Sauerstoff. Jetzt haben wir die zwei Stoffe, welche im wesentlichen zunächst das geformte, das vitalistisch geformte Eiweiß konstituieren. Aber wir haben eine solche Betrachtung angestellt, welche man ebensogut anstellen könnte mit der Eiweißzelle, mit der Zelle selber. Wir dehnen nur jene Betrachtung, die an der Zelle angestellt werden könnte, die eigentlich erst beginnen müßte, dadurch aus, daß wir statt der mikroskopischen Betrachtung im Menschen eine makroskopische Be­trachtung anstellen dadurch, daß wir so die Vorgänge betrachten, die den Zusammenhang bilden zwischen Verdauungstrakt und Herz­Lungentrakt, daß wir sie innerlich durchschauen, wie sie zusammen­hängen, wie eine ätherische Organisation eingreift, und diese phy­sisch fixiert wird durch die Aufnahme von Sauerstoff.

Nun, sehen Sie, damit würden wir aber erst bekommen ein Wesen, welches nun wiederum so in der physischen Welt existieren würde, daß es eine Verdauungsorganisation und eine Herz-Lungen-organisation hätte. Bis zu dem, daß es ein beseeltes Wesen ist, sind wir noch nicht gekommen. Das würde dennoch sich wieder erst im Übersinnlichen abspielen können, und wir haben noch die Aufgabe, darauf hinzuweisen, wie sich eingliedert diesem Ganzen, wodurch der Mensch schon ein festes und ein flüssiges Wesen ist, dasjenige, wodurch der Mensch ein empfindendes Wesen wird, wodurch also seine feste und flüssige Organisation so durchsetzt wird, daß er ein empfindendes, durchseeltes Wesen ist. Erst wenn wir das Beseelte verfolgen können, können wir den Menschen als beseeltes Wesen überschauen. Dadurch, daß wir die ätherische Organisation im phy­sischen Leib an den Sauerstoff knüpfen, haben wir die ganze Organi­sation, in der der Sauerstoff eine Rolle spielt, nun drinnen im Menschen.

Die beseelte Organisation kann nicht zustande kommen, ohne daß

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ein gewisser unmittelbarer Angriffspunkt da ist für den gasförmigen Menschen und dann sich weiter fortsetzt auf die physische Organi­sation. Da hat man etwas, was für die heutige Denkweise wirklich noch sehr entfernt liegt. Denn denken Sie sich nur einmal - ich muß Sie jetzt darauf aufmerksam machen -, wie durch Lungen- und Herzorganisation der Sauerstoff eingreift in das Ätherische, so greift von einem anderen Organsystem aus das Astralische ein in die menschliche Organisation. Dieses Astralische braucht ja unmittelbar auch ein physisches Organsystem. Wenn ich also dieses physische Organsystem schematisch zeichne, so geht dasjenige, was ich zu­nächst meine, nicht von diesen physischen Organen aus, sondern von dem, was nicht nur flüssig, sondern was gasförmig mit diesen physi­schen Organen in Zusammenhang steht, also von der gasigen Organi­sation, die in Verbindung ist mit diesen festen Organen. Von dieser gasigen Organisation strahlt nun aus die astralisch-organische Kräfte-entfaltung im menschlichen Organismus. Und das physische Organ ist selbst erst durch die eigene Ausstrahlung auf dem Rückmarsch gebildet; es strahlt zunächst die gasige Organisation aus, macht den Menschen zu einem beseelten Organismus, durchseelt alle Organe, und strahlt dann erst auf einem Umwege wieder zurück, so daß dann auch ein physisches Organ wird dadurch, daß es nun an der physi­schen Organisation des Menschen teilnimmt. Das ist das Nieren­system, das ja in der Hauptsache gewöhnlich betrachtet wird als ein Apparat für die Absonderungen. Das ist aber ein Absonderungs­apparat im sekundären Sinn, wie ich es noch heute oder morgen aus­einandersetzen werde; ich werde über die Beziehung der Nieren­absonderungen zu der höheren Nierenfunktion noch zu sprechen haben. Aber neben dem, daß die Niere als physisches Organ ein Absonderungsorgan ist - natürlich ist sie auch eingereiht in die Vitalität -, ist sie in ihrer gasigen Grundlage das Ausstrahlungs­organ für den astralischen Organismus, der nun das Gasige durch­setzt und von da aus unmittelbar das Flüssige und Feste im mensch­lichen Organismus. So daß wir im Nierensystem dasjenige haben, was uns von der organischen Grundlage aus durchsetzt mit Empfindungs­fähigkeit, mit Beseeltheit und so weiter, was uns also durchsetzt mit

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einem astralischen Organismus. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß, wenn Sie die durchaus überall heute in der sinnlich-empirischen Wissenschaft vorhandenen Angaben über Nierenfunktion kennen -es ist allerdings immer schwer, wenn man die Sache bloß aus Büchern kennt, sich eine deutliche Vorstellung zu machen - und wenn Sie dasjenige, was Sie gesehen und beobachtet haben an solchen Funktio­nen, mit einem gewissen instinktmäßigen innerlichen Anschauen durchdringen, Sie heute überall die Möglichkeit gegeben haben, die Beziehungen zu finden zwischen dem innerlichen empfindungs­gemäßen Erleben und den Nierenfunktionen; nur daß die Absonde­rungen nur sekundäre Andeutungen sind desjenigen, wovon sie sich absondern. Wovon sie sich absondern, das ist durch die Funktionen der Nieren entstanden. Insoferne sie dem Empfindungssystem zu­grunde liegen, drückt sich das auch noch aus in der verschiedenen Art der Absonderung.

Wenn Sie da eine Erweiterung der Wissenschaft brauchen, dann empfehle ich Ihnen: versuchen Sie nur einmal bei Menschen, die etwas empfindsamer sind und die Ihnen verraten können bei der Untersuchung gewisse Dinge, möglichst zu verfolgen, wie, wenn der Mensch denkt, die Nierenabsonderung sich wesentlich ändert, ob er in einem kalten oder warmen Zimmer denkt. Also schon aus solchen rein empirischen Tatbeständen, die Sie entsprechend, wie es die heu­tige Wissenschaft macht, variieren müssen, werden Sie sehen, was sich ergibt. Wenn Sie nur darüber strenge systematische Unter­suchungen anstellen, werden Sie sehen, was für ein Unterschied in der Nierenabsonderung ist zwischen dem Denken in einem kalten oder warmen Zimmer. Sie können den Versuch auch so machen, daß Sie jemanden denken lassen, gegenständlich denken lassen - Sie müssen nur die Versuchsbedingungen dazu ordentlich herstellen -, in­dem Sie ihm ein warmes Tuch auf den Kopf legen. Untersuchen Sie dabei die Nierenabsonderung und dann, wenn er dieselben Sachen denkt, wenn Sie ihm kalte Umschläge auf die Füße auflegen. Also Sie können ganz sinnenfällig streng empirisch solche Untersuchungen machen, die Ihnen das belegen.

Daß wir heute mit solchen Untersuchungen zu wenig versorgt

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sind, rührt davon her, daß man eine Aversion hat, auf diese Dinge einzugehen. Man geht ja auch nicht ein, sagen wir, wenn man die Zellteilung untersucht, also bei der Keimesuntersuchung, auf die Allantois und das Amnion. Es werden ja auch durchsucht die Organe, die dann abfallen, aber um die gesamte menschliche Ent­wickelung kennenzulernen, müßte man während der Embryonal­entwickelung die Anhangsorgane viel genauer untersuchen als die Vorgänge selbst, die sich aus der Spaltung der Keimzelle ergeben. Es handelt sich also auch hier darum, daß wir überall erst begründen müssen die Ausgangspunkte für eine sachgemäße Untersuchung. Die aber gibt etwas ungeheuer Bedeutungsvolles, denn sie führt uns erst auf den Weg, den wir einschlagen müssen, um den Menschen wirk­lich so zu durchschauen, daß wir zwar nicht eine sichtbare, aber eine unsichtbare Riesenzelle vor uns haben. Und das, was wir vom Menschen beschreiben, das beschreiben wir von der Zelle heute nicht, weil uns die Mikroskopie nicht dazu führt. Es ist nämlich das Eigen­tümliche, wenn man mit diesen Methoden, von denen ich hier spreche, ins Mikroskopische geht, daß alle die schönen Dinge heraus­kommen, die zum Beispiel von der Hertwigschen Schule gemacht werden. Man kommt bis zu einem gewissen Punkt, bis zu dem man durch das Mikroskopieren die Zelle verfolgen kann; da kann man nicht weiter, um die komplizierten Lebensvorgänge zu untersuchen. Nun hört man mit der gewöhnlichen empirisch-sinnenfälligen Wissenschaft auf, aber mit der Geisteswissenschaft können Sie die Sache fortsetzen. Sie schauen jetzt den ganzen Menschen an, und der kleine Zellpunkt, der setzt sich Ihnen für den ganzen Menschen fort, und Sie kriegen heraus, wie eingreift, ich möchte sagen, die rein physische Organisation in alles dasjenige, was mit der Struktur des Kohlenstoffes zusammenhängt, wie dann der Übergang in die äthe­rische Organisation zusammenhängt mit der Struktur des Sauer-stoffes. Jetzt, wenn Sie zum Nierensystem übergehen in exakten Versuchsreihen, so bekommen Sie ebenso einen Zusammenhang mit dem Stickstoff, und Sie haben jetzt schon aufgenommen in Ihre Be­trachtung: Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff. Und die Spur von all den Rollen, die der Stickstoff spielt bei der Durchastralisierung

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des Organismus, brauchen Sie einfach zu verfolgen bei den Meta­morphosen von Harnsäure und Harnstoff, die nur in ganz exakten Versuchsreihen durchforscht werden müssen. So daß Sie in alledem, was sich Ihnen ergeben wird in exakten Versuchsreihen in bezug auf die sekundären Absonderungen von Harnsäure und Harnstoff, be­stätigt finden werden, daß das durchaus hindeutet auf ganz be­stimmte Dinge, die einem zeigen, wie der Mensch durchastralisiert ist von dem Nierensystem aus. Das wird sich auch ergeben aus anderen Dingen, die in der Nierentätigkeit bis in die pathologischen Zustände hinein - wie ich morgen noch andeuten werde - eine Rolle spielen, wenn sich, sagen wir, diese oder jene Blutkörperchen im Harn finden. Das Nierensystem strahlt einfach die astralische Organisation in den menschlichen Organismus hinein. Wir dürfen nicht die physische Organisation ins Auge fassen, sondern dasjenige, was mit ihr verbunden ist als gasförmige Organisation, und der Stickstoff spielt wiederum die Rolle, daß ja das Ganze übersinnlich wäre, so wie wir ätherisch wären, wenn nicht der Sauerstoff ein­greifen würde. Der Stickstoff macht das Ganze so, daß der Mensch auf der Erde wandeln kann, daß er ein Erdenmensch ist. Der Stick­stoff ist dasjenige, was sich zu dritt damit verbindet.

Damit ist man fortwährend genötigt, aus den Prinzipien der Geisteswissenschaft heraus auf eine Fortsetzung der Methoden in der Anatomie und Physiologie hinzuarbeiten. Das geschieht durchaus nicht aus einer phantastischen Sache heraus. Daß sie nicht phan­tastisch ist, das ersehen Sie aus dem, bei dem man zunächst ankommt. Man fordert strikte: Gehe heran an das Nierensystem, untersuche so exakt wie möglich - exakter, als man es heute irgend unter­sucht - unter verschiedenen astralischen Voraussetzungen Harnstoff-und Harnsäureabsonderungen und so weiter, untersuche das Ganze systematisch, und du wirst alles Stück für Stück belegt finden, was in dieser Weise gesagt wird. Dadurch aber wirst du erst hinein­schauen in die Konstitution des menschlichen Organismus.

So können wir sagen: Durch das Nierensystem wird alles das­jenige, was der Mensch durch die Nahrungsaufnahme in sich herein-bekommt, in den astralischen Organismus hereingefangen. Nun haben

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wir es noch in die Ich-Organisation hineinzubringen. In die Ich­Organisation wird alles aufgenommen zunächst durch das Leber­Gallensystem. Dasjenige, was in der Wärmestruktur und in alledem, was im Leber-Gallensystem als Wärmestruktur vorhanden ist, strahlt so aus, daß der Mensch durchzogen ist mit dem, was Ich-Organisa­tion ist, die gebunden ist überhaupt an die Wärmedifferenzierungen im gesamten Organismus.

Zu dem, was ich jetzt sage, können Sie wirklich so exakt wie mög­lich Ihre Versuchsmethoden ausgestalten. Denn erstens: sehen Sie sich niedere Tiere an, bei denen noch gar kein Anflug ist zu einer Ich-Organisation, seelisch angesehen. Da finden Sie keine ausgebildete Leber, noch weniger Gallensäure im Prozeß. Diese Dinge entwickeln sich auch phylogenetisch durchaus erst im Laufe der Tierreihe, wenn es gegen die Ich-Organisation hingeht. Ganz parallel mit der Stärke der Ich-Organisation, die ein Wesen bekommt, geht seine Leber­Gallenausbildung. Und ebenso können Sie natürlich physiologische Versuchsreihen anstellen, die Sie nur ausdehnen müssen über die ver­schiedenen menschlichen Lebensalter. Dann werden Sie sehen, wie mit der Leberfunktion zusammenhängt, was als Ich-Organisation im Menschen vorhanden ist. Sie brauchen nur namentlich pathologische Zustände, sagen wir, gewisse Kinderkrankheiten zu beobachten, die letal ausgehen, und Sie werden schon finden, wie mit der Gallen­absonderung gewisse seelische, nicht nach der Empfindungsseite hin, sondern nach der Ich-Seite hin gehende Organisationen zusammen­hängen. Dann werden Sie eben finden: da eröffnet sich eine un­geheuer fruchtbare Reihe von Versuchsmethoden, die zum Teil aber zusammengesucht werden können aus dem, was die sinnenfällig­empirische Wissenschaft bietet, die nur ausgebildet werden müssen. Sie werden sehen, daß in ebensolcher Weise, wie die physische Orga­nisation mit dem Kohlenstoff, die ätherische Organisation mit dem Sauerstoff, die astralische Organisation mit dem Stickstoff, so die Ich-Organisation mit dem Wasserstoff zusammenhängt. Sie werden die ganzen Wärmedifferenzierungen eingliedern können - ich kann das hier nur andeuten - in dasjenige, was der Wasserstoff als seine besondere Funktion, natürlich immer in Verbindung mit anderen

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Substanzen, im menschlichen Organismus ausübt. Und so kommen wir dazu, indem wir aus dem Sinnlichen ins Übersinnliche sogleich heraufsteigen, aber dieses Übersinnliche dadurch packen, daß wir seine physischen Repräsentanten ins Auge fassen, den ganzen Men­schen gewissermaßen als eine sehr komplizierte Zelle, die beseelt und durchgeistigt ist, auffassen zu können.

Sie sehen, auch da handelt es sich wiederum wirklich nur darum, daß man sich der Mühe unterwirft, unsere wunderbaren natur-wissenschaftlichen Ergebnisse nicht einfach auf einem bestimmten Punkte liegen zu lassen, sondern sie aufzunehmen, zu verfolgen und fortzusetzen. Ich bin für meine Auffassung und Lebenserfahrung davon überzeugt: wenn Sie sich heute hinsetzen würden und einfach dasjenige, was empirisch in der orthodoxesten Wissenschaft vorliegt, durchnehmen, und das Nächste mit dem Entferntesten zusammen­bringen, wenn Sie darauf eingehen, wie die Dinge zusammenhängen, daß Sie dann restlos auf die Dinge hingewiesen werden, die ich hier auseinandersetze. Ich bin ganz voll überzeugt davon, daß Ihnen alle Okkultisten, die Sie studieren, überhaupt diejenigen, die nach dem Schnitte sind, was man heute so Okkultisten nennt, nichts helfen, daß Ihnen zu dem, was hier gemeint ist, viel mehr helfen kann eine wirkliche Verfolgung des empirischen Tatbestandes, wie er in der orthodoxesten Naturwissenschaft vorliegt. Die Naturwissenschaft selber führt Sie dahin, das anzuerkennen, was allerdings nur über­sinnlich geschaut werden kann, aber von dem aus man hingewiesen wird: man soll den empirischen Tatbestand nach dieser oder jener Richtung hin verfolgen. Die Methoden können Sie sich schon selber finden, Sie werden genötigt sein, sie durch die Tatbestände aus­zubilden. Es ist gar nicht nötig, daß man sich beschwert darüber, daß man durch diese regulativen Prinzipien jemanden voreingenom­men macht oder ihn suggestioniert. Die Dinge ergeben sich ganz aus der Sache selber, aber es ergeben sich eben dann, ich möchte sagen, komplizierte Tatbestände. Und um nun die Sache weiter zu verfolgen, hat man folgendes nötig: Man hat alles dasjenige, was man in dieser Art erkennen lernt über den Menschen, nun wiederum in einem Zu­sammenhang mit der Außenwelt zu untersuchen.

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Nun bitte ich Sie, einen kurzen Gedankengang mit mir zu machen, der mehr bloß als Exempel gemeint ist, aber der Sie auf den Weg bringen wird, wie man da vorgehen muß. Nehmen wir die ein­jährige Pflanze, die, sagen wir, also im Fr ühling herauswächst aus der Erde und nun ihren einjährigen Kreislauf durchmacht. Bringen Sie diese Erscheinungen, die Sie beobachten an der einjährigen Pflanze, in Zusammenhang mit anderen Dingen, die Sie beobachten können. Vor allen Dingen damit etwa, daß die Bauern, wenn sie die Kartof­feln überwintern lassen, Gruben aufmachen von einer gewissen Tiefe und die Kartoffeln hineingeben, so daß man sie im nächsten Jahre haben kann, während sie, wenn sie sie im gewöhnlichen offenen Keller aufbewahren, nicht so bleiben, daß man sie im nächsten Jahre haben kann. Sie wissen, daß alle entsprechenden Versuchsreihen dazu führen, daß man das, was entsteht in der Wechselwirkung zwischen Sonnenbescheinung und Erde, in den folgenden Wintermonaten wei­ter hineingesenkt in die Erde erleben kann. In der Erde spielen die Wärmeverhältnisse und auch die Lichtkraftverhältnisse; das Dynami­sche spielt sich dann unter der Erdoberfläche ab im Winter, so daß eigentlich die Nachwirkung des Sommers im Winter unter der Erd­oberfläche drinnen ist. Der Sommer ist außer der Erdoberfläche, um uns herum. Dasjenige, was der Sommer werden kann später, das spielt sich während des Winters unter der Erdoberfläche ab. Und die Folge davon ist - ich muß natürlich sehr große Sprünge machen, aber die Dinge lassen sich alle durch empirische Tatbestände leicht verifizieren -, daß die Pflanze, wenn sie nun in dem einjährigen Verlaufe herauswächst aus der Erde, eigentlich zunächst wächst mit den Kräften, die die Sonne der Erde gegeben hat mindestens im vorigen Jahre, denn sie zieht ihre Dynamik aus dem Boden heraus. Diese Dynamik, die aus dem Boden herausgezogen wird, läßt sich noch verfolgen bis zum Fruchtknoten herauf; bis in die Samen-bildung herein läßt sich das verfolgen. So daß man eine wirkliche, der totalen Physiologie entsprechende Botanik erst bekommt, wenn man nicht nur Rücksicht nimmt auf die Wärme-Lichtdynamik und die Lichtverhältnisse in dem Jahre, wo die Pflanze wächst, sondern wenn man, von der Wurzel ausgehend, von der Licht-Wärmedynamik

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mindestens des vorigen Jahres ausgeht. Das kann man bis in den Fruchtknoten hinein verfolgen, so daß man im Fruchtknoten das­jenige hat, was noch im vorigen Jahre geschehen ist, was noch vom vorigen Jahre wirkt. Verfolgen Sie dagegen die Laubblätter schon, aber noch mehr die Blütenblätter, dann finden Sie bei den Laub­blättern, ich möchte sagen, einen Kompromiß zwischen der Dynamik des vorigen Jahres und der Dynamik des jetzigen Jahres. Die Laub­blätter haben dasjenige, was aus der Erde herausstößt und dasjenige, was aus der Umgebung hereinwirkt. In den Blütenblättern kommt am reinsten dieses Jahr erst zum Vorschein. In dem, was die Blüten-blätter tragen an Färbung und so weiter ist nichts altes, das ist von diesem Jahre. Sie können eine einjährige Pflanze nicht verfolgen, wenn Sie nur die gegenwärtigen Verhältnisse ins Auge fassen. Ver­folgen Sie einmal die aufeinanderfolgenden Strukturverhältnisse -jetzt zeitlich gemeint - von zwei aufeinanderfolgenden Jahren; aber dasjenige, was sozusagen die Sonne der Erde mitteilt, das zeigt sich noch viel länger. Machen Sie einmal Versuchsreihen in der Art und Weise, wie die Pflanzen noch schmecken solchen Wesen wie den Engerlingen, dann werden Sie sehen, wie Sie dasjenige, was Sie zu­nächst als Diesjähriges an der Pflanze betrachten, in Beziehung brin­gen müssen mit den Sonnenverhältnissen des vorigen Jahres. Sie wissen, wie lange nachher die Engerlinge erst erscheinen und an der Pflanze Gefallen finden, nachdem sie ihren Larvenzustand durch­gemacht haben.

Diese Dinge müssen alle ganz exakt durchforscht werden. Nur die Richtlinien können gegeben werden aus der geistigen Welt heraus. Dann zeigt sich, daß die Strukturen der Stoffe, die man zum Bei­spiel in den Blütenblättern und in den Laubblättern findet, von we­sentlich anderer Beschaffenheit sind als die Strukturen der Stoffe, die man findet in der Wurzel oder selbst bis zum Samen hin. Das ist eine riesige Verschiedenheit. Und das gibt Ihnen den Unterschied, ob Sie, sagen wir, einen Tee machen aus den Blütenorganen oder so­gar noch aus den Laubblättern, oder ob Sie einen Absud wählen von Wurzeln oder Samen. Und Sie werden finden, daß auf dieser Ver­schiedenheit die anderen Verschiedenheiten beruhen, wie anders auf

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die menschliche Verdauung ein Tee wirkt, der aus Blüten- oder Laubblättern bereitet ist, oder ein Absud, der aus den Wurzeln oder Samen bereitet ist. Auf diese Weise bringen Sie dann den Menschen in seiner Organisation in eine Beziehung zur Umwelt, können alles dasjenige, was Sie da finden, rein physisch-sinnlich verifizieren. Sie bekommen aber heraus, daß zum Beispiel Unordnungen in der Um­setzung des Speisebreis in die ätherische Organisation, wie sie sich vollzieht durch das Herz-Lungensystem, beeinflußt werden durch die Laubblätter, alles dasjenige, was mit dem Verdauungstrakt zusam­menhängt, wesentlich beeinflußt wird durch dasjenige, was als ein Tee aus Blütenblättern gewonnen werden kann. Ein Absud aus Wurzel und Samen beeinflußt die weitere Tätigkeit in das Gefäß-system bis in das Nervensystem hinein. Auf diese Weise bekommen Sie rationell den Zusammenhang zwischen demjenigen, was im menschlichen Organismus vorgeht und demjenigen, woraus sich dann unser Heilmittelschatz rekrutieren kann.

Ich werde dann nachmittags fortzusetzen haben, indem ich Ihnen zeigen werde, wie ein innerlicher Zusammenhang besteht zwischen dem, was man als verschiedene Strukturen der Pflanze aufzeigen kann, und demjenigen, was beim Menschen als Nerven-Sinnesorgani­sation und als Verdauungstraktorganisation besteht.

DRITTER VORTRAG Stuttgart, 27. Oktober 1922

#G314-1975-SE119 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

DRITTER VORTRAG

Stuttgart, 27. Oktober 1922

#TX

Wenn wir immer weiterkommen darin, den menschlichen Organismus in der Weise anzusehen, wie ich es zu meinem Leidwesen allerdings nur andeuten konnte, dann wird eben gerade für die Beurteilung des gesunden und kranken Menschen manches wichtig, das man in seiner Vollwertigkeit sonst nicht richtig sieht. So sieht man heute noch außerordentlich wenig auf dasjenige, was ich versucht habe, die Dreigliederung der menschlichen physischen Wesenheit in dem An-hange von meinem Buche «Von Seelenrätseln» zu nennen. Dennoch beruht auf der richtigen Einschätzung dieser Dreigliederung des physischen Menschen außerordentlich viel in bezug auf das patholo­gische Element wie auf das therapeutische.

Diese Dreigliederung des physischen Menschen ist so gemeint, daß alles dasjenige, was Nerven-Sinnessystem ist, vorzugweise als im Kopf lokalisiert angesehen werden muß, daß aber selbstverständlich diese Kopforganisation dann über den ganzen Menschen ausgebreitet ist, so daß zum Beispiel alles dasjenige, was in der menschlichen Haut, aber auch innerhalb der menschlichen Organisation als Nerven­Sinnesfunktion bezeichnet werden muß, durchaus dazugehört. Nur mit Bezug auf die Wirkungsweisen im menschlichen Organismus kann man nicht zu einer begründeten Ansicht kommen, wenn man nicht zunächst theoretisch das Nerven-Sinnessystem aus der gesamten übrigen Organisation heraushebt.

Als zweites System habe ich dann unterschieden das rhythmische System des Menschen, das alles umfaßt im Funktionellen, was einem Rhythmus unterliegt, also hauptsächlich natürlich in erster Linie das Atmungssystem in Verbindung mit dem Blutzirkulationssystem, auch dann im weiteren Sinne jenen Rhythmus, der wenigstens im wesent­lichen für den Menschen gilt, wenn der Mensch ihn auch vielfach durchbrechen kann, als Tag-Nachtrhythmus, als Rhythmus des Schla­fens und Wachens, und auch alles übrige Rhythmische, auch das Rhythmische in der Nahrungsaufnahme und so weiter. Diese letzteren

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Dinge werden allerdings vom Menschen durchbrochen, allein dasjenige, was sich als Ergebnis der Durchbrechung herausstellt, muß wiederum in einer gewissen Weise durch Regulatoren, die sich im Organismus finden, ausgeglichen werden. So daß wir also als zweites Glied der menschlichen Organisation den rhythmischen Menschen anzusehen haben, und als drittes Glied den Stoffwechselorganismus, zu dem ich auch noch den Gliedmaßenorganismus rechne, weil dasjenige, was sich funktionell durch die Bewegung der Gliedmaßen abspielt, in innigem Zusammenhang mit dem Stoffwechsel im allgemeinen steht.

Wenn man diese Dreigliederung des Menschen nimmt, dann kommt man darauf, daß dasjenige, was ich nun bezeichnet habe heute morgen als die Organisation des Menschen, die vorzugsweise mit dem Ich zusammenhängt, eine gewisse Beziehung hat zu dem Stoffwechselmenschen, aber eben insofern sich dieser Stoffwechsel-mensch über die ganze menschliche Wesenheit ausdehnt. Und wieder­um hat der rhythmische Mensch eine gewisse Beziehung zu dem­jenigen, was ich heute morgen bezeichnet habe als das Herz-Lungen-system. Und wiederum hat dann dasjenige, was ich heute morgen be­zeichnet habe als Nierenfunktion, als vom Nierensystem ausgehend, eine gewisse Beziehung zu demjenigen, was ich heute morgen bezeich­net habe als die astralische Organisation des Menschen. Kurz, der dreigliedrige Mensch hat eine gewisse Beziehung zu den einzelnen Wesensgliedern der übersinnlichen Menschennatur und damit auch zu den einzelnen Organsystemen, wie ich das heute morgen auseinander­gesetzt habe. Aber man muß nun die Beziehungen im einzelnen genauer betrachten, wenn sie einen wirklichen Wert haben sollten für die Erkenntnis des gesunden und kranken Menschen, und da ist es wohl am besten, wenn man ausgeht von dem rhythmischen Men­schen, von der rhythmischen Organisation des Menschen.

Diese rhythmische Organisation des Menschen ist es gerade, welche sehr häufig in bezug auf eine ganz bestimmte Eigenschaft nicht rich­tig gewürdigt wird, das ist das Verhältnis, das sich herausstellt zwi­schen dem Rhythmus der Blutzirkulation und dem Rhythmus des Atmens. Beim erwachsenen Menschen ist ja dieses Verhältnis nahezu dasjenige von vier zu eins. Es ist das natürlich nur ein approximatives,

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ein Durchschnittsverhältnis, und gerade darin, wie sich dieses ganze Verhältnis spezialisiert für die einzelne menschliche Individualität, drückt sich etwas aus von dem Maße von Gesundheit und Krankheit, die im menschlichen Organismus sind. Und dasjenige, was uns in diesem rhythmischen Menschen als ein Verhältnis von vier zu eins erscheint, das setzt sich eigentlich fort für den gesamten Menschen. Und wir haben - wir können das durchaus wiederum, wie ich heute morgen für andere Dinge sagte, durch sinnenfällig-empirische Tat­sachenreihen verifizieren - durchaus ein Verhältnis von vier zu eins mit Bezug auf die Entwickelung des Stoffwechselmenschen, zu dem dann der Gliedmaßenmensch gehört - ich sage der Einfachheit wegen des Stoffwechselmenschen -, zu dem Nerven-Sinnesmenschen. Dieses Verhältnis geht so weit, daß wir in der Tat sagen können: Alles, was zusammenhängt mit dem menschlichen Stoffwechsel, spielt sich in seinen Prozessen ungefähr mit viermal so großer Schnelligkeit ab, als alles dasjenige, was für das Wachstum des Menschen folgt aus der Nerven-Sinnesorganisation. Wir können geradezu sagen: Wir haben mit dem zweiten Zahnen des Kindes, mit dem Erhalten der zweiten Zähne beim Kinde, einen Ausdruck desjenigen, was im Stoffwechsel-system des Menschen vor sich geht gewissermaßen dadurch, daß dieses Stoffwechselsystem des Menschen fortwährend anschlägt an das Nerven-Sinnessystem, aber daß alles dasjenige, was aus dem Stoffwechselsystem des Menschen sich dann fortsetzt nach dem mitt­leren, nach dem rhythmischen System, zu dem, was sich fortsetzt aus dem Nerven-Sinnessystem in das rhythmische System, sich verhält im Tempo wie vier zu eins. Genau gesprochen ist das so: Wir können in dem Atmungssystem die rhythmische Fortsetzung des Nerven­Sinnessystems sehen, und wir können in dem Zirkuktionssystem die rhythmische Fortsetzung des Stoffwechselsystems sehen. Wir können sagen: Das Stoffwechselsystem sendet gewissermaßen seine Wirkun­gen herauf in den rhythmischen Menschen, also das dritte Glied der menschlichen Organisation in das zweite Glied hinein, was sich aus­drückt durch den Rhythmus der Blutzirkulation im täglichen Leben. Das Nerven-Sinnessystem schickt seine Wirkungen in das Atmungs­system hinein, und das drückt sich aus durch den Rhythmus des

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Atmens. So daß wir im rhythmischen Menschen, in dem wir das Ver­hältnis von vier zu eins beobachten können - etliche siebzig Puls­schläge zu achtzehn Atemzügen -, gewissermaßen das Aufeinander­stoßen des Nerven-Sinnessystems und des Stoffwechselsystems haben in dem Verhältnis der Rhythmen, und das, wie gesagt, können wir noch beobachten in irgendeiner Lebensepoche des Menschen, wenn wir das Verhältnis alles desjenigen, was überhaupt in den mensch­lichen Vorgängen vom Stoffwechsel kommt, in seinem Zusammen­stoß betrachten mit demjenigen, was ausgeht vom Kopfsystem, vom Nerven-Sinnessystem. Das ist ein außerordentlich wichtiges Verhält­nis. Und wir können eben geradezu sagen: In dem zweiten Zahnen des Kindes haben wir ein Heraufstoßen des Stoffwechselsystems bis in den Kopf, aber so, daß bei der Begegnung des Stoffwechsel-systems mit dem Nerven-Sinnessystem das Ncrven-Sinnessystem zu­nächst überwiegt.

Es wird Ihnen das gleich aus den folgenden Auseinandersetzungen klar sein. Wir können also sagen: Wenn das Kind so um das siebente Jahr herum seine zweiten Zähne bekommt, so ist das ein Zusammen-schlagen des Stoffwechselsystems und des Nerven-Sinnessystems, so aber, daß präponderiert die Wirkung des Nerven-Sinnessystems, und die Resultierende dieses Zusammenstoßes - gewissermaßen sind das die Komponenten, die vom Nerven-Sinnessystem und vom Stoff­wechselsystem ausgehen -, die Resultierende ist dasjenige, was dann zu der Entwickelung der zweiten Zähne führt.

Wiederum in derjenigen Lebensepoche, welche die Geschlechtsreife des Menschen bringt, haben wir ein neuerliches Zusammenstoßen des Stoffwechselsystems und des Nerven-Sinnessystems. Aber so, daß jetzt das Stoffwechselsystem überwiegt, prädominiert, was sich zum Beispiel beim männlichen Geschlechte dadurch ausdrückt, daß selbst die Stimme, die zunächst bis in dieses Lebensalter hinein wesentlich eine Ausdrucksform war des Nerven-Sinnessystems, sich verändert dadurch, daß das Stoffwechselsystem gewissermaßen heraufschlägt und die Stimme dumpfer macht. Verstehen können wir diese Wir­kungen dadurch, daß wir beobachten, wieviel in diesen Wirkungen liegt auf der einen Seite von denjenigen Ausstrahlungen im menschlichen

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Organismus, die im Nierensystem in der heute angedeuteten Weise ihren Ursprung haben und im Leber-Gallensystem, und auf der anderen Seite ihren Ursprung haben in der Kopfes- und in der Hautorganisation, also eigentlich in dem, was zugrunde liegt dem Nerven-Sinnessystem. Das ist ein außerordentlich interessantes Ver­hältnis, etwas, das, man könnte sagen, in die tiefsten Tiefen der menschlichen Organisation hineinführt. Es ist so, daß man sich geradezu das Bilden, das Gestalten des Organismus so vorstellen kann, daß Ausstrahlungen stattfinden von seiten - nun sagen wir -des Nieren-Lebersystems, denen begegnen die plastischen Abformun­gen des Kopfsystems. Und will man sich schematisch dasjenige, was da geschieht, zeichnen, so müßte man das so zeichnen (es wird ge­zeichnet). Man müßte sagen: Von dem Leber-Nierensystem finden solche Ausstrahlungen statt - natürlich nicht nur nach oben, son­dern nach allen Seiten hin -, diese Ausstrahlungen, die haben die Tendenz, halbradial zu wirken, aber sie werden überall von den plastischen Formungen abgestumpft, die ihnen vom Kopfsystem aus begegnen. So daß wir die Form der Lunge dadurch begreifen, daß wir ihre Gestalt plastisch ausgestaltet denken vom Leber-Nieren­system, aber entgegenkommend diesen Komponenten diejenigen, die abrunden, vom Kopfsystem aus. Die ganze menschliche Bildung näm­lich kommt dadurch zustande, daß wir uns denken: radiale Gestal­tung vom Nieren-Lebersystem aus, Abrundung der radialen Gestal­tung vom Kopfsystem aus.

Auf diese Weise bekommen wir die außerordentlich wichtige Tat­sache, die empirisch in allen Einzelheiten belegt werden kann, daß im menschlichen Organisieren, namentlich im menschlichen Wachstum zwei Kräftekomponenten tätig sind: diejenigen Kräftekomponenten, die vom Leber-Nierensystem ausgehen, und die Kräftekomponenten, die abrunden die Formen, die sie gestalten, die ihnen die Oberfläche geben, diese Komponenten, die vom Nerven-Sinnessystem ausgehen. Beide Komponenten stoßen ineinander, aber sie stoßen nicht ineinan­der in demselben Rhythmus, sie stoßen in verschiedenem Rhythmus ineinander. Alles dasjenige, was vom Leber-Nierensystem ausgeht, hat den Rhythmus des Stoffwechselmenschen. Und alles dasjenige,

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was vom Kopfsystem ausgeht, hat eben den Rhythmus des Nerven­Sinnesmenschen. Das heißt, wenn der Mensch bereit ist durch seine Organisation, die zweiten Zähne zu bekommen so um das siebente Jahr herum, so ist er in seiner Stoffwechselorganisation, in alledem, was vom Nieren-Lebersystem ausgeht, und was ja gestoßen wird, möchte ich sagen, von jenem Rhythmus, der der Herzrhythmus ist, unterworfen einem Rhythmus, der sich zu dem anderen Rhythmus, der ihm vom Kopfe aus entgegenkommt, verhält wie vier zu eins. So daß der Mensch eigentlich erst im achtundzwanzigsten Jahre seines Lebens mit Bezug auf die Kopforganisation so weit ist, wie er mit sieben Jahren in bezug auf seine Stoffwechselorganisation ist. Das heißt, 4as plastische Prinzip des Menschen schreitet langsamer vor als das ausstrahlende, das unplastische Prinzip. Viermal so lang­sam schreitet das plastische Prinzip vor. Damit hängt es zusammen, daß wir in bezug auf dasjenige, was aus unserem Stoffwechsel kommt, am Ende des siebenten Jahres ungefähr so weit sind, wie wir in bezug auf unser gesamtes Wachstumsverhältnis, insofern es dem Nerven­Sinnessystem unterliegt, erst im achtundzwanzigsten Lebensjahre sind. So daß also der Mensch in dieser Weise ein kompliziertes Wesen ist, daß in ihm eigentlich zwei Strömungen, zwei Bewegungsströmun­gen tätig sind, die einem ganz verschiedenen Rhythmus unterliegen. Und wir können also sagen, daß zum Beispiel dieses zweite Zahnen dadurch entsteht, daß zunächst dasjenige, was mit dem Stoffwechsel zusammenhängt, anstößt an das langsamere, aber intensivere plasti­sche Prinzip, so daß wir in dem Zahnen haben ein Präponderieren des plastischen Elementes. In der Epoche der Geschlechtsreife haben wir ein Präponderieren des Stoffwechselelementes; da zieht sich ge­wissermaßen das plastische Element zurück, was sich eben im männ­lichen Geschlechte durch die bekannte Erscheinung zum Ausdruck bringt.

Mit dem aber hängen andere Dinge in der menschlichen Organisa­tion zusammen. Mit alledem hängt alles das zusammen, daß eigent­lich die größte Möglichkeit für den Menschen, krank zu werden, im Grunde in die Lebenszeit fällt bis zum zweiten Zahnen, und zwar so, daß die größte Möglichkeit, krank zu werden, da ist in der allerersten

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Lebensepoche. Dann, mit dem zweiten Zahnen, hört eigentlich die innere Veranlagung des Menschen zur Krankheit stark auf. Dieses Verhältnis genau zu studieren, war mir eigentlich auferlegt durch unsere Pädagogik, die wir ausbilden mußten. Denn man kann tat­sächlich keine rationelle Pädagogik begründen ohne diese Grund­lagen über den gesunden und kranken Menschen. Der Mensch ist eigentlich durch seine innere Wesenheit in der zweiten Lebensepoche, vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife, am allergesündesten. Dann beginnt für ihn wieder eine Epoche, wo er unschwer erkrankt. Nun ist das Krankwerden in der ersten Lebensepoche bis zum Zahn-wechsel hin im Grunde genommen etwas ganz anderes als das Krank-werden nach der Geschlechtsreife. Diese zwei Möglichkeiten des Krankwerdens sind so verschieden, möchte ich sagen, wie das Be­kommen der zweiten Zähne von dem Stimmwechsel bei den Knaben verschieden ist. Das ist so, daß während der ersten Lebensepoche bis zum Zahnwechsel beim Kinde alles ausgeht von der Nerven-Sinnes-Organisation bis in die äußersten Peripherien des menschlichen Orga­nismus. Es geht eigentlich alles aus von der Nerven-Sinnesorganisa­tion. Die Nerven-Sinnesorganisation, die noch beim Zahnwechsel prädominiert, die ist es, von der auch die pathologischen Erscheinun­gen in der ersten menschlichen Lebensepoche ausgehen. Und Sie wer­den über diese pathologischen Erscheinungen ein totales Urteil, wenn ich mich so ausdrücken darf, bekommen, wenn Sie sich die Sache so anschauen, wenn Sie sich sagen: Da zeigt sich doch ganz klar, daß dasjenige, was vom Nieren-Lebersystem ausstrahlt, abgestumpft ge­wissermaßen wird, plastisch abgestumpft wird vom plastizierenden Prinzip des Nerven-Sinnesmenschen, und in diesem plastizierenden Element des Nerven-Sinnesmenschen wirkt nun vorzugsweise das­jenige, was ich in diesen Vorträgen bezeichnet habe als zusammen­hängend mit der Ich-Organisation des Menschen und mit der astrali­schen Organisation des Menschen.

Sehen Sie, es ist merkwürdig, daß ich früher sagen mußte, daß die Ich-Organisation vom Leber-Gallensystem ausgeht, daß die astra­lische Organisation vom Nierensystem ausgeht, und daß ich jetzt sagen muß: Von der Kopforganisation her kommt alles dasjenige,

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was mit der Ich-Organisation und mit der astralischen Organisation zusammenhängt. Man kommt nämlich niemals mit der menschlichen Organisation in ihrer ungeheuren Kompliziertheit zurecht, wenn man die Dinge nur so geradlinig beschreibt, daß man also sagt: Ich-Organisation geht aus vom Leber-Gallensystem, astralische Organi­sation geht aus vom Leber-Nierensystem, und man bleibt dabei. Man muß sich nämlich darüber klar sein, daß in der ersten Lebens-epoche des Menschen bis zum Zahnwechsel diese Ausstrahlungen vom Leber- und vom Nierensystem abgestumpft werden vom Ner­ven-Sinnessystem her, und daß diese Abstumpfung das Wesentliche ist, daß also dasjenige, was für das Ich und die astralische Organisa­tion des Menschen vom Leber-Gallensystem und vom Nierensystem herkommt, sich kurioserweise zeigt als Gegenstrahlung, nicht in seinem direkten Wege von unten nach oben, sondern es zeigt sich von oben nach unten in seiner Gegenstrahlung. Und wir haben die ganze kindliche Organisation eigentlich so, daß wir uns vorzustellen haben:

das Astralische strahlt aus vom Nierensystem, die Ich-Organisation strahlt aus vom Lebersystem, aber diese Ausstrahlungen haben keine Bedeutung, sondern das Lebersystem wird gewissermaßen reflektiert vom Kopfsystem, das Nierensystem wird reflektiert vom Kopf-system, und erst die Reflexion in den Organismus hinein erscheint als das wirksame Prinzip. So daß Sie sich sagen müssen: Wie betrachte ich in dem Kinde die astralische Organisation? - Ich betrachte in dem Kinde die astralische Organisation so, daß ich die Nieren-wirkungen betrachte, aber in ihrer Rückstrahlung vom Kopfsystem. Wie betrachte ich in dem Kinde die Ich-Organisation? - So, daß ich die Leber-Gallenwirkungen betrachte, aber in ihrer Rückwirkung vom Kopfsystem aus. Und das eigentlich physische System und das ätherische System, die wirken von unten nach oben, die physische Organisation mit ihrem Ausgangspunkte im Verdauungssystem, und vom Herz-Lungensystem die ätherische Organisation. Die wirken von unten nach oben, und die andern von oben nach unten für die erste Lebensepoche des Menschen; und in die Strahlung von unten nach oben wirkt hinein jener Rhythmus, der sich zu jener Strahlung von oben nach unten verhält wie vier zu eins.

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Es ist schade, daß man das so kurz andeuten muß, aber in diesem, was ich jetzt andeute, liegt tatsächlich der Aufschluß über die Vor­gänge des kindlichen Lebensalters. So daß, wenn Sie gerade die auffälligsten Kinderkrankheiten studieren wollen, Sie diese in zwei Gruppen teilen können, daß Sie folgendes herausbekommen müssen:

Wenn Sie die auffälligsten Kinderkrankheiten studieren, so werden Sie finden, daß sie auf der einen Seite beruhen darauf, daß dem von unten nach oben Strahlenden das von oben nach unten Strahlende entgegenkommt mit dem Rhythmus von vier zu eins, aber daß das zu keinem Ausgleich kommt. Und wenn dasjenige, was den Rhyth­mus vier hat, was von unten noch oben strahlt, das ist, das sich nicht eingliedern will in die menschliche Individualität, während der ver­erbte Rhythmus der Kopforganisation mit eins eigentlich in Ord­nung ist, dann entstehen alle diejenigen Krankheiten, die wir am kindlichen Organismus haben, und die dennoch eben Stoffwechsel­krankheiten sind, aber solche Stoffwechselkrankheiten, die eben aus einer Stauung gegen das Nerven-Sinnessystem entstehen, so daß sich der Stoffwechsel nicht in der entsprechenden Weise anpassen kann dem, was vom Nerven-Sinnessystem ausstrahlt, und wir bekommen zum Beispiel - ich kann nur Beispiele an­führen - jene merkwürdige Blutkrankheit bei den Kindern, die zu einer Art eitrigen Blutes führt. Wir bekommen auch alle anderen Kinderkrankheiten auf diese Weise, die wir als Stoffwechsel-krankheiten eben bezeichnen können. Ist dagegen der Stoffwechsel-Organismus der kindlichen Individualität angepaßt, sind namentlich die hygienischen Verhältnisse vernünftig, so daß das Kind ordentlich seiner Umgebung angepaßt ist, das heißt, gibt man ihm ordentlich zu essen, ist aber durch irgendwelche Vererbungsverhältnisse das Ner­ven-Sinnessystem, das von oben nach unten wirkt, und von dessen Wirkungen mitgenommen werden die Ausstrahlungen des Leber­Gallensystems und des Nierensystems, nicht in Ordnung, dann ent­stehen alle krampfhaften Kinderkrankheiten, von denen wir sagen müssen, sie beruhen darauf, daß die Ich-Organisation und die astralische Organisation nicht ordentlich hineinkönnen in die phy­sische und ätherische Organisation.

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Von zwei entgegengesetzten Seiten her also entstehen die Krank­heiten des kindlichen Organismus. Aber immer ist es so, daß wir bei-kommen können diesen Erkrankungen des kindlichen Organismus doch nur dadurch, daß wir nach der Kopf- und der Nerven-Sinnes-Organisation hin unser Augenmerk lenken. Denn im Grunde genom­men müssen wir auch den Stoffwechsel des Kindes so gestalten, daß er sich nicht nur an die äußeren Verhältnisse anpaßt, sondern daß er sich auch an die Nerven-Sinnesorganisation anpaßt. In diesem ersten Lebensalter des Menschen bis zum Zahnwechsel ist notwendig, daß wir eine gründliche Erkenntnis des Nerven-Sinnessystems eben des Menschen entwickeln, eine praktische Erkenntnis, und daß wir da wirklich darauf sehen, daß beim Kinde alles ausstrahlt von der Kopf-Organisation, nur eben der Stoffwechsel sich vordrängen kann da­durch, daß er in Ordnung ist und die Kopforganisation durch heredi­täre Verhältnisse zu schwach sein könnte.

Wenn nun die zweite Lebensepoche des Menschen eintritt, die vom Zahnwechsel bis zur Geschlechtsreife geht, dann ist der rhythmische Organismus derjenige, von dem selbst alles ausstrahlt. Und wesent­lich tätig ist dabei die astralische und die ätherische Organisation des Menschen. In die astralische und in die ätherische Organisation des Menschen strahlt zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechts-reife alles dasjenige hinein, was das Atmungssystem und das Zirku­lationssystem in ihren Funktionen vollführen. Weil diese Systeme eigentlich von außen in Ordnung gehalten werden können, ist der Mensch in diesem Lebensalter durch seine eigene Organisation am allergesündesten. Wir können Schulkinder im schulpflichtigen Volks­schulalter eigentlich sehr wohl gesundheitlich verderben, wenn wir schlechte hygienische, sanitäre Verhältnisse an sie heranbringen, wäh­rend wir in der ersten Lebensepoche eigentlich nicht in derselben Weise von außen sorgen können. Das ist dasjenige, was einem eine so ungeheure Verantwortung auferlegt mit Bezug auf den medizini­schen Teil der Pädagogik, daß man ganz genau wissen kann aus einer wirklichen Menschenerkenntnis heraus: Du hast im Grunde ge­nommen dasjenige verschuldet, was an Krankheitsursachen im we­sentlichen auftritt zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahre.

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Also gerade für das volksschulpflichtige Alter, da ist der Mensch nicht eigentlich von sich abhängig, sondern er paßt sich seiner Umgebung an in seiner Atmung, eben durch das Einatmen der Luft und durch dasjenige, was durch den Stoffwechsel in seiner Zirkulation sich ausdrückt. Der Stoffwechsel hängt immer mit der Gliedmaßenorganisation zusammen. Wenn man die Kinder nicht ordentlich turnen läßt, nicht ordentlich sich Bewegung machen läßt, züchtet man äußere Krankheitsursachen. Das ist dasjenige, was die Grundlage bildet für das Studium einer wirklich ordentlichen Volks­schulpädagogik. Es müssen alle Verhältnisse, auch Unterrichtsver­hältnisse, so eingerichtet werden, daß man diesem Rechnung trägt.

Sehen Sie, das tut unsere Zeit nicht. Sie können das aus folgen­dem entnehmen: Es wird in der sogenannten Experimentalpsycholo­gie, die in gewisser Beziehung etwas Großartiges bedeutet - ich kann ihre Bedeutung schon würdigen -, neben anderen Sünden zum Bei­spiel die Sünde gemacht, nun, daß man sagt: Wenn das Kind diese Stunden hat, ermüdet es so, und wenn das Kind andere Stunden hat, ermüdet es so-, und so weiter. Und daraus schließt man, wie man den Lehrplan machen soll, nach den Ermüdungsverhältnissen, die man so feststellt. Ja, die Frage ist ganz falsch gestellt, die Frage muß anders gestellt werden. Man hat es von dem siebenten bis zum vierzehnten Jahre, Gott sei Dank, nur zu tun mit dem rhythmischen Menschen, der im Prinzip überhaupt nicht ermüdet. Denn wenn er ermüden würde, so könnte unser Herz zum Beispiel seine Bewegungen nicht ausführen, wenn wir schlafen, durch die ganze irdische Lebenszeit hindurch. Ebenso werden unsere Atmungsbewegungen ohne Er­müdung ausgeführt. Wenn also jemand sagt: er muß das berücksichti­gen, was als eine große oder geringe Ermüdung sich im Experimente ausdrückt, so müßte er schließen: er hat eigentlich etwas Falsches gemacht, wenn das eintritt. Unser Ideal muß sein, zwischen dem sie­benten und vierzehnten Jahre überhaupt nicht auf das Kopfsystem in erster Linie zu wirken, sondern auf das rhythmische System. Das tun wir, wenn wir künstlerisch unsere Erziehung gestalten. Da wirken wir auf das rhythmische System, und da werden wir sehen, daß wir dasjenige, was man heute erforscht aus dem falschen Unterrichte als

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die Ermüdungsverhältnisse, gerade korrigieren. Man kann nämlich zum Beispiel auch durch falsches Belasten des Gedächtnisses, wenn auch in einer leisen Weise, aber immerhin auf die Atmungsbewegun­gen einen Einfluß ausüben, der sich dann erst in einem späteren Lebensalter zeigt. Wenn das Kind dann die Geschlechtsreife hat und nachher, dann ist das Entgegengesetzte der Fall. Da tritt wiederum dasjenige auf, was, ich möchte sagen, als Krankheitsursachen da sein kann im Menschen selber, nämlich in seinem eigenen Stoffwechsel­Gliedmaßenorganismus, was dadurch angerichtet wird, daß die Stoffe, die er als Nahrungsmittel aufnimmt, ihre eigenen Gesetze gel­tend machen, und da haben wir es zu tun mit einer vorherrschenden Wirkung des physischen und ätherischen Organismus in bezug auf die menschliche Organisation.

So daß wir es also zu tun haben beim kindlichen Organismus auf dem Umwege durch das Nerven-Sinnessystem mit der Ich-Organi­sation und mit der astralischen Organisation; in der Zeit vom Zahn-wechsel bis zur Geschlechtsreife vorzugsweise mit einer Wirkung der astralischen und ätherischen Organisation, aber ausgehend vom rhythmischen System. Nach der Geschlechtsreife haben wir es zu tun mit dem Vorherrschen der physischen Organisation und der ätherischen Organisation, ausgehend vom Stoffwechsel-Gliedmaßen-system. Und wir sehen, wie die Pathologie das durchaus bestätigt. Ich brauche nur die typischen Krankheiten anzuführen für das weib­liche Geschlecht; wir sehen, wie die eigentlichen Stoffwechselkrank­heiten eben nach der Geschlechtsreife aus dem Inneren des Menschen hervorkommen, so daß wir jetzt sagen können: Es prädominiert der Stoffwechsel. Es ist das, was vom Stoffwechsel aus besiegt die Ner­ven-Sinnesorganisation, statt sich mit ihr in einen richtigen Einklang zu stellen. Nehmen wir also das Kind vor dem Zahnwechsel, so haben wir ein falsches Vorherrschen des Nerven-Sinnessystems, wenn wir Kinderkrankheiten haben, dann die gesunde Epoche zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife, nach der Geschlechts-reife: Vorherrschen des Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus mit sei­nem schnelleren Rhythmus. Dieser schnellere Rhythmus drückt sich dann aus in alledem, was eben zusammenhängt mit Ablagerungen

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des Stoffwechsels, die sich einfach dadurch bilden, daß ihnen nicht in der richtigen Weise die plastische Organisation von seiten des Kopfes entgegenkommt, daß sich also gewissermaßen dasjenige, was vom Stoffwechsel ausgeht, unter allen Umständen vordrängt.

Es tut mir außerordentlich leid, daß ich diese Dinge nur kursorisch, aphoristisch darlegen kann. Aber, was ich möchte, das ist, daß wenigstens die Zielgedanken angegeben werden, daß man tatsächlich daraus sieht, daß das Funktionelle im Menschen als das Primäre an­zusehen ist, und daß im Grunde Formationen und Deformationen hervorgeholt werden müssen aus diesem Funktionellen. Außerlich drückt sich das dadurch aus, daß die plastische Gestaltung im Kinde bis zum siebenten Jahre besonders stark wirkt. Die Organe werden so weit in ihrer Plastik gebildet vom Nerven-Sinnessystem aus, daß wir zum Beispiele sagen können: Dasjenige, was an der Zahnplastik geleistet wird bis zum Zahnwechsel, das wiederholt sich dann über­haupt nicht mehr. Dagegen kommt alles dasjenige, was an Durch­dringen des Organismus vom Stoffwechsel aus geleistet wird, eigent­lich erst in ein völlig neues Geleise, wenn mit der Geschlechtsreife dasjenige eintritt, daß ein Teil des Stoffwechsels eben abgegeben wird an die Geschlechtsorgane und dadurch der Stoffwechsel überhaupt in eine ganz andere Konstitution hineingebracht wird.

Es ist nun außerordentlich wichtig, diese Dinge, die ich jetzt nur so andeutungsweise erwähnt habe, in bezug auf alle Einzelheiten methodisch zu verfolgen, und man wird dann dasjenige, was sich auf diese Weise ergibt, in eine wirkliche wissenschaftliche Ordnung hin­einbringen, wenn man es zusammenfaßt mit solchen Dingen, wie ich sie am Schlusse der Stunde von heute morgen angegeben habe, wenn man es wiederum bezieht auf das Weltwirken außerhalb des Menschen.

All demjenigen, was in dieser komplizierten Weise, wie ich es angedeutet habe, ausstrahlt vom Nierensystem, vom Lebersystem, kann man nun beikommen, indem man einfach Veränderungen dar­innen hervorruft von außen. Man kann ihm beikommen dadurch, daß man sich hält an dasjenige, was man an der Pflanze beobachten kann in dem, ich möchte sagen, mehr aus dem Vorjahre oder den

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vorigen Jahren stammenden Wachstumsprinzipe, und den aus der unmittelbaren Gegenwart stammenden Wachstumsprinzipien. Kehren wir noch einmal zur Pflanze zurück. Da haben wir an der Wurzel und bis hinauf zum Fruchtknoten, bis zur Samenbildung herauf, ei­gentlich ein für die Pflanze Altes, ein Vorjähriges. Und in dem, was sich namentlich um die Blumenblätter herum ausbildet, haben wir dasjenige, was gegenwärtig ist. Ein Zusammenwirken des Gegen­wärtigen mit dem Vergangenen haben wir zu sehen in der Bildung der grünen Laubblätter. Vergangenes und Gegenwärtiges sind da eigentlich als zwei Komponenten zu einer Resultierenden vereinigt. Nun ist in der Natur alles so, daß es sich aufeinander bezieht, wie sich ja im menschlichen Organismus in der komplizierten Weise, wie ich es angedeutet habe, auch alles aufeinander bezieht. Nur muß man die Wege der Beziehungen kennenlernen. Es ist in der Natur alles in gegenseitiger Beziehung, und wenn wir diese Beziehungen, die sich da an der Pflanze zeigen, ich möchte sagen, in einer einfacheren Schematik verfolgen wollen, dann finden wir das Folgende: Wir finden alles das, was man in einer älteren, instinktiven Medizin -die wir durchaus nicht erneuern wollen, ich möchte sie nur er­wähnen, damit wir uns besser verstehen können - das Phosphor-, das Sulphurartige genannt hat, in demjenigen, was sich ausbildet als das Heurige, als das Diesjährige in der Blüte, ausgeschlossen den Frucht­knoten mit der Narbe. So daß man, wenn man aus diesen Pflanzen­teilen, aus diesen Organen einen Tee bereitet, also auch das minera­lisch Wirksame herausnimmt, das Phosphor-, das Sulphurartige erhält. Es ist ganz falsch, wenn man glaubt, daß die älteren Medi­ziner unter Phosphor und Schwefel dasjenige verstanden haben, was man heute in der Chemie darunter versteht, sondern es ist dasjenige darunter verstanden, was ich jetzt eben gekennzeichnet habe. Und ein Tee, der zum Beispiel aus roten Mohnblättern entsprechend be­reitet ist, wäre im Sinne der älteren Medizin ein Phosphor-, ein Sul­phurartiges.

Dagegen, wenn ich in einer gewissen Weise die grünen Laubblätter zubereite - wenn Sie Fichtennadeln nehmen, ist das natürlich etwas wesentlich anderes, als wenn Sie Kohlblätter nehmen und daraus

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einen Absud machen -, dann bekommen Sie dasjenige, was im alten Stile als das Merkurialische bezeichnet wurde. Das ist das Merkurialische, nicht das Quecksilber in unserem Sinn.

Und alles dasjenige, was mit dem Wurzelhaften, mit dem Stamm-, mit dem Samenhaften zusammenhängt, ist für die ältere Medizin das Salzartige gewesen. Diese Dinge sage ich nur zur Verdeutlichung. Wir können heute mit unserer naturwissenschaftlichen Erkenntnis nicht an die alten Erkenntnisse anknüpfen, aber wir müssen dennoch Versuchsreihen haben, die uns zeigen, wie auf der einen Seite, sagen wir, ein Absud aus irgendeiner Pflanzenwurzel auf die Kopforgani­sation, folglich auch auf die Kinderkrankheiten wirkt.

Wir werden ein ungeheuer bedeutsames regulatives Prinzip haben, wenn wir einfach Versuche anstellen über die Wirkung desjenigen, was wir herausbekommen aus namentlich dem Wurzelartigen, auch dem Samenartigen der Pflanze auf die kindliche Organisation bis zum Zahnwechsel. Wir bekommen dann für alles dasjenige, was ähnlich ist dem, was eben von außen akquiriert werden muß - im Grunde genommen müssen alle Krankheiten, die in der Hauptsache zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife erworben wer­den, von außen akquiriert werden -, Heilmittel, also wenigstens Mittel, die wirken auf das von außen Kommende, indem wir uns Präparate bereiten aus dem Laubartigen, aus dem Blätterartigen. Das ist das Merkurialische im älteren Sinn, das uns tatsächlich verstärkt vorliegt in dem Merkurius, in dem Quecksilber, aber nicht identisch ist damit. Daß das Quecksilber ein Spezifikum, ein Heilmittel ist für ausgesprochen äußerlich Akquiriertes, also für gewisse Geschlechts-krankheiten, das hängt durchaus damit zusammen. Alles, was als Geschlechtskrankheiten auftritt, ist im Grunde genommen nur die potenzierte Fortsetzung von Erkrankungen, die in der zweiten Lebensepoche in einer außerordentlich milden Form auftreten kön­nen. Aber der Art nach sind selbst die Geschlechtskrankheiten nur eine potenzierte Form desjenigen, was von außen akquiriert werden kann vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre, gerade bis zur Ge­schlechtsreife hin. Es werden keine Geschlechtskrankheiten daraus, weil der Mensch bis zu diesem Alter eben noch nicht geschlechtsreif

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ist. Sonst würde sich gar manches, was an Krankheiten erworben werden kann, gar sehr auf die Geschlechtsorgane abladen. Und der­jenige, der nun wirklich beobachten kann diesen Übergang vom elften, zwölften, dreizehnten in das vierzehnte bis zum fünfzehnten, sechzehnten Jahr, der sieht, wie sich in diesem Lebensalter dasjenige, was früher in einer ganz anderen Weise auftritt, in Abnormitäten des Geschlechtslebens ausprägt. Und dann kommen eben diejenigen Krankheiten des Menschen, die ihren hauptsächlichsten Sitz im Stoff­wechsel haben können, insofern der Stoffwechsel gebunden ist an das physische System des Menschen und an das ätherische System des Menschen, und die im Zusammenhang betrachtet werden müssen mit denjenigen Wirkungen, welche gebunden sind an dasjenige, was in dem eigentlichen Blütenhaften der Pflanze drinnen ist.

Wenn man diese Dinge in der skizzenhaften Art hinstellt, wie ich es leider tun mußte, so kann einem vieles phantastisch erscheinen. Aber die Dinge sind alle in ihren Einzelheiten verifizierbar, und das­jenige, was da zugrunde liegt an Schwierigkeiten, mit diesen Dingen heute wirklich heranzukommen an die offizielle Medizin, ist eben das, daß es zunächst scheinbar unübersehlich ist, was uns da auftritt, weil wir ja überall mit solchen Komplikationen im menschlichen Organismus rechnen müssen, wie diejenige ist, die Ihnen ganz beson­ders aufgefallen sein wird, als ich heute zu sprechen angefangen habe und so charakterisieren mußte, daß es scheinbar gar nicht stimmte mit dem, was ich vormittags gesagt habe. Das aber klärt sich dadurch auf, daß wir sehen, daß dasjenige, was von der Leber­Nierenorganisation ausgeht, eben zuerst in seinen Gegenwirkungen auftritt und dann darstellt etwas, was eben dann wesentlich ist für den Ich-Organismus und für den astralischen Organismus des Men­schen. Das tritt da ganz besonders stark auf. Aber in einer ähn­lichen Weise ist auch ein unmittelbares Zusammenwirken und Gegen­einanderwirken zwischen dem Blutkreislaufrhythmus und dem At­mungsrhythmus im mittleren Menschen vorhanden, so daß auch da manches gesucht werden muß, was vom Blutrhythmus ausgeht erst in dem Gegenschlag des Atmungsrhythmus und umgekehrt.

Wenn Sie dasjenige, was ich nun gesagt habe, verbinden damit,

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daß zum Beispiel die Ich-Organisation des Menschen eigentlich lebt im Wärmemenschen, wie ich heute vormittag sagte, und der Wärme­mensch durchdringt dann den Luftmenschen, den gasigen Menschen, und wenn wir eine solche Wirkung haben wie diejenige, welche vom Ich-Organismus und vom astralischen Organismus ausgeht, so haben wir darinnen physisch angesehen etwas, was vorzugsweise heraus-wirkt aus der Wärmeorganisation und aus der gasigen, aus der luft­förmigen Organisation. Das haben wir aber in dem frühen kindlichen Organismus zu sehen. Wir haben also zu sehen den Ursprung der Kinderkrankheiten durch ein Studium der Wärmeorganisation und Luftorganisation des Menschen. Und die Wirkungen, die nun auf­treten, wenn wir herankommen an die Wärmeorganisation und an die Luftorganisation mit den Präparaten, die wir bereiten aus Wur­zeln oder Samen, diese Wirkungen rühren daher, daß zwei polare Wirkungsweisen aufeinanderstoßen, wovon die eine die andere er­regt. Dasjenige, was wir hineinbringen in den Organismus, was ent­steht aus der Samenorganisation und der Wurzelorganisation, erregt eben alles dasjenige, was aus der Wärmeorganisation und aus der Luftorganisation des Menschen hervorkommt. Und damit wollte ich Ihnen nur andeuten, wie wir auf der einen Seite, wenn wir die Wirkungen betrachten, die von oben nach unten gewissermaßen ver­laufen, von vornherein im Menschen veranlagt haben eine Wärme­Luftvibration, die in der Kindheit am stärksten ist, obwohl es nicht eine Vibration ist, sondern eine zeitlich verlaufende organische Struk­tur. Und dasjenige, was wieder im physisch-ätherischen Organismus des Menschen von unten nach oben verlaufend ist, das ist dann die feste und die flüssige Organisation des Menschen. Beide stehen mit­einander dadurch in Wechselwirkung, daß gewissermaßen die flüssige und die gasförmige Organisation sich in der Mitte durchdringen und ebenso eine Zwischenstufe der Aggregatzustände hervorrufen, wie die Ihnen bekannte Zwischenstufe der Aggregatzustände zwischen dem Festen und Flüssigen im menschlichen Organismus vorhanden ist durch das Durchdringen. Ebenso aber müssen wir suchen im mensch­lichen lebenden und empfindenden Organismus eine Zwischenstufe zwischen dem Flüssigen und zwischen dem Gasförmigen und wiederum

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eine Zwischenstufe zwischen dem Gasförmigen und dem Wärme­haften.

Und sehen Sie, alles dasjenige, was sich, ich möchte sagen, auf diese Art physiologisch ausdrückt, das hat seine Bedeutung für die Pathologie und die Therapie. Nicht wahr, indem wir hinschauen auf den Menschen, der in dieser Weise kompliziert organisiert ist, ist das der Fall, daß ein Organsystem in das andere Organsystem fortwährend seine Wirkungen hineinergießt. Wenn Sie nun die ganze organische Wirkung betrachten, die sich zum Beispiel in einem Sinnesorgan, sagen wir vorzugsweise im Ohre, ausdrückt, so haben Sie das Folgende: Ich-Organisation, astralische Organisation, ätheri­sche, physische Organisation wirken in einer gewissen Weise zu­sammen, so daß der Stoffwechsel durchdringt das Nerven-Sinnes-wesen, daß das durchrhythmisiert wird von dem Atmungsvorgange, insofern er in das Gehörorgan hineinwirkt, durchorganisiert, durch­rhythmisiert wird vom Blutrhythmus, insofern er in das Gehörorgan hineingeht. In jedem einzelnen Organe drückt sich in einem gewissen Verhältnis dasjenige aus, was ich in einer verschiedenen Weise drei-, vierfach - durch den dreigliedrigen Menschen, durch die vierfache Organisation, wie ich sie angeführt habe - versuchte, Ihnen auf diese Weise durchsichtig zu machen. Aber schließlich ist beim Menschen alles in Metamorphose. Was zum Beispiel hier in der Ohrgegend normal auftritt - warum nennen wir es normal? Weil es in der Weise auftritt, wie es eben auftritt, damit der Mensch zustande kommt, und so zustande kommt, wie er auf der Erde herumläuft. Es gibt keinen anderen Grund, daß wir das normal nennen. Wenn aber diese besonderen Verhältnisse, die da im Ohre namentlich ge­staltend wirken durch die Lage des Ohres, namentlich dadurch, daß das Ohr an der Peripherie des Organismus ist, so wirken, daß, sagen wir, an irgendeiner Stelle im Inneren des Organismus durch Meta­morphose ein ähnliches Verhältnis, ein ähnliches Wechselverhältnis zu all diesen Gliederungen entsteht, statt des Wechselverhältnisses, das dort an jener Stelle gerade das angemessene ist, dann gliedert sich an dieser Stelle etwas ein, was eigentlich ein Ohr werden will; verzeihen Sie mir die skizzenhafte Andeutung, aber man kann nicht

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anders sagen, was ich sagen will, wenn man es skizzenhaft sagen muß. Es gliedert sich zum Beispiel in der Gegend des Magenpförtners ein, statt desjenigen, was dort entstehen sollte. Sie haben auf diese Weise durch eine pathologische Metamorphose den Ursprung der Geschwulstbildung zu sehen. In der Tat sind alle Geschwulst­bildungen bis zum Karzinom deplacierte Versuche von Sinnes­organbildungen, und wenn Sie daher eine solche pathologische Bildung haben, und Sie durchschauen in der richtigen Weise den menschlichen Organismus, dann finden Sie, welchen Anteil in der kindlichen Organisation, schon in der embryonalen Organisation, der Wärmeorganismus und der Luftorganismus haben, um diese Organe zustande zu bringen. Diese Organe können nämlich durch den Wärme- und Luftorganismus nur dadurch in der richtigen Weise zu­stande kommen, daß ihnen der flüssige Organismus und der feste Organismus entgegenwirken, und daß da eine Resultierende aus Komponenten entsteht. Das heißt, es ist notwendig, daß wir auf dieses Verhältnis hinschauen, in dem der physische Organismus, in­sofern er sich zum Beispiel durch den Stoffwechsel zum Ausdruck bringt, zu dem plastizierenden Organismus, insofern er sich im Nerven-Sinnessystem zum Ausdruck bringt, steht. Wir müssen ge­wissermaßen sehen, wie ausstrahlt aus dem Stoffwechselorganismus dasjenige, was den Stoff eben radial trägt, und wie dann der Stoff plastisch geformt wird in den Organen durch dasjenige, was eben das Nerven-Sinnessystem entgegenträgt.

Wenn wir das ins Auge fassen, dann sagen wir uns, auf welche Weise wir an eine Geschwulstbildung wirklich herankommen kön­nen. Wir können an eine Geschwulstbildung nur dadurch heran­kommen, daß wir uns sagen, es ist ein falsches Verhältnis zwischen dem physisch-ätherischen Organismus einerseits, insofern er sich in dem ausstrahlenden Stoffwechsel ausdrückt, und zwischen dem Ich­Organismus und dem astralischen Organismus andererseits, indem sie sich ausdrücken in dem Wärmeorganismus und in dem Luft­Organismus. Wir haben also vor allen Dingen, wenn wir die äilßersten Grenzen nennen, das Verhältnis des Stoffwechsels zur Wärme­Organisation des Menschen ins Auge zu fassen, und wir erreichen das

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am besten gegenüber einer Geschwulst, namentlich wenn sie im Innern sitzt, aber auch im Äußeren ist das möglich - ich werde dann mor­gen namentlich im therapeutischen Teil über diese Dinge sprechen -dadurch, daß wir die Geschwulst umhüllen mit einem Wärmemantel. Es muß uns nur gelingen, die Geschwulst zu umhüllen mit einem Wärmemantel. Der ruft eine radikale Umäniderung der ganzen Organisation hervor. Gelingt es uns, die Geschwulst zu umgeben mit einem Wärmemantel, dann - primitiv gesprochen - gelingt es uns auch, sie aufzulösen. Das wird eben in Wirklichkeit erreicht, wenn in ganz entsprechender Weise solche Mittel angewandt werden, wie sie Ihnen von unseren ärztlichen Freunden gewiß angegeben worden sind, wenn solche Mittel durch Injektion zur Wirkung gebracht wer­den im menschlichen Organismus. Hat man gerade die spezifische Wirkung herausbekommen auf das eine oder andere Organsystem, dann kann man sicher sein, daß in jedem Fall durch ein Viscum­präparat, wie wir es anwenden, um das betreffende abnorme Organ

- denn ein solches ist zum Beispiel das betreffende Karzinom - ein Wärmemantel gebildet wird. Man kann nicht dasselbe anwenden bei einem Brustkarzinom, bei einem Uteruskarzinom, bei einem Pförtner-karzinom. Man muß studieren, welchen Weg dasjenige nimmt, was man durch die Injektion hervorruft, aber Sie erreichen niemals etwas, wenn Sie nicht eine wirkliche Wirkung zustande bringen. Und diese Wirkung drückt sich aus dadurch, daß Fieber zustande kommt. Es muß also die Injektion gefolgt sein von einem Fieberzustande. Sie können von vornherein mit einem Mißerfolg rechnen, wenn Sie nicht Fieberzustände hervorrufen.

Ich wollte das im Prinzip anführen, damit Sie sehen, wie auf einer Ratio diese Dinge beruhen, aber die Ratio soll nur regulatives Prin­zip sein. Sie werden sehen, daß dasjenige, was durch diese regula­tiven Prinzipien behauptet wird, verifiziert werden kann auf die Weise, wie überhaupt solche Tatbestände nach den Gewohnheiten der heutigen Medizin verifiziert werden. Wir wollen auch gar kei­nen Anspruch darauf erheben, daß diese Dinge irgendwie als Be­hauptungen hingenommen werden sollen, bevor die Verifizierung da ist. Aber die Sache liegt doch so, daß derjenige, der heute sich diese

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Sachen wirklich angelegen sein läßt, merkwürdige Entdeckungen machen kann.

Alles dasjenige, was ich Ihnen heute darstellte - wenn auch die skizzenhafte Darstellung etwas verwirrend sein mag, aber es wird schon klar, wenn Sie nur auf die Sache eingehen -, werden Sie auf einer Seite in einer merkwürdigen Weise belegt finden, wenn Sie nur die richtigen Tatsachen auf der einen Seite nehmen, die in der Literatur verzeichnet sind - irgendwo sind diese Dinge verzeichnet, die Sie tatsächlich schon in die Nähe des heute dargestellten Bildes bringen können -, namentlich wenn Sie das in Zusammenhang tun mit etwas anderem, wenn Sie das in Zusammenhang bringen mit den zahlreichen Bemerkungen, die Sie in der Literatur finden: bis hierher kommt man, aber dann nicht weiter.

Sie werden also von zwei Seiten her aus der schon bestehenden Medizin durchaus das bestätigt finden, daß sich dasjenige ergibt, was ich heute skizzenhaft angedeutet habe. Ich werde nun mir erlauben, morgen einiges Therapeutische hinzuzufügen, dann wird sich man­ches von dem, was heute vielleicht durch die skizzenhafte Art der Darstellung nicht ganz klar wurde, schon weiter aufklären.

VIERTER VORTRAG Stuttgart, 28. Oktober 1922

#G314-1975-SE140 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

VIERTER VORTRAG

Stuttgart, 28. Oktober 1922

#TX

Es kann sich natürlich nur darum handeln, einiges Methodisches noch mit therapeutischen Zielblicken Ihnen heute darzustellen, wie es sich aus geisteswissenschaftlichen Betrachtungen heraus ergibt. Es ist natürlich nicht möglich, bei der Kürze der Zeit auf Einzelheiten ein­zugehen. Allein ich denke, für den Anfang der Arbeit, die geleistet werden sollte durch die Geisteswissenschaft in medizinischer Rich­tung, ist es vor allen Dingen wichtig, daß die Gesichtspunkte etwas deutlich hervortreten. Ich darf sagen, in bezug auf einzelnes Spezielles sind diese Gesichtspunkte sorgfältig angewendet worden bei der Zubereitung unserer Heilmittel. Es wird vielleicht nicht so­gleich ersichtlich sein, wie diese mehr allgemeinen Gesichtspunkte im Speziellen ausgebaut werden können, allein ich will mich be­mühen, gerade in der Auseinandersetzung des Methodischen heute auf einiges hinzuweisen, das auch nach dieser Richtung immerhin Ge­danken liefern kann.

Derjenige wird den menschlichen Organismus in seinem gesunden und kranken Zustande - oder besser gesagt für unsere heutigen

Zwecke: in seinem Gesundsein und seinem Gesundwerden - nicht eigentlich verstehen können, der nicht berücksichtigt, daß die so­genannten normalen Funktionen im Grunde nur Metamorphosen sind auch derjenigen, die wir hervorrufen müssen, um pathologischen Zu­ständen zu begegnen. Wir müssen dabei immer Rücksicht nehmen darauf, daß der menschliche Organismus im Innern von Prozessen erfüllt ist, die nicht dieselben sind, wie die sich äußerlich abspielenden. Wir wollen zunächst Rücksicht darauf nehmen, daß schon durch den Verdauungstrakt selbst alles dasjenige, was der Mensch von außen zum Beispiele aus dem Pflanzenreich aufnimmt, zunächst vorver-arbeitet werden muß, damit der Mensch es dann weiter beleben kann. Das Vitalisieren, das Beleben, sagte ich, muß eine eigene Tätigkeit des Menschen sein, und der menschliche Organismus könnte einfach nicht existieren, wenn er diese Belebung nicht vornehmen würde.

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Nun müssen wir uns darüber klar sein, daß die Pflanzendecke un­serer Erde im Grunde genommen den entgegengesetzten Prozeß durchmacht von dem, der stattfindet im Inneren des Menschen. Wenn wir von einem Vitalisieren sprechen bei dem Wege, den die mensch­liche Nahrung durch den Organismus macht, gewissermaßen also von einer aufsteigenden Kurve sprechen, von einer Kurve, die auf­steigt zuerst vom wesentlich Unorganischen zu dem VitaHsierten, zu dem Lebenden, von da zu demjenigen, was Träger sein kann der Empfindung, und endlich von da zu demjenigen, was Träger sein kann der Ich-Organisation, wenn wir da also sprechen vom Ver­arbeiten der Nahrung bis zur Aufnahme auch in den astralischen Organismus, bis zu der Aufnahme in den Träger der Empfindungs­welt, so müssen wir von einer zunehmenden Belebung des durch die Nahrung Aufgenommenen sprechen.

Bei der Pflanze haben wir eben das Umgekehrte. Bei der Pflanze haben wir zunächst in allen peripherischen Organen, also bei der Entwickelung der Pflanze von unten nach oben, bei dem Hervor­rufen des Laubblätterprozesses und des Blütenblätterprozesses, im Grunde einen Entvitalisierungsprozeß. Es wird das Vitale nur für den Samen aufbehalten. Wir haben bei der Pflanze, die wir zunächst an-reden - denn wenn wir den Samen im Fruchtknoten anreden, reden wir ja eigentlich schon die nächste Pflanze an, die erst entstehen wird, dasjenige also, was aufgespart wird für die nächste Pflanze -, nicht von unten nach oben einen Vitalisierungsprozeß, sondern die Vitali­tät wird ausgesogen eben aus demjenigen, was von der Erde auf-gespeichert wird aus dem Irdischen von vorjähriger Sonnenwärme, von vorjähriger Sonnenlichtkraft. Wir haben die stärkste Lebens­kraft im Wurzelhaften. Und wir haben einen allmählichen Entvitali­sierungsprozeß von unten nach oben; und kommen wir an die Blumenblätter heran, namentlich an solche Blumenblätter, welche stark ätherische Öle enthalten, dann haben wir auch in solchen Pflanzen den stärksten Entvitalisierungsprozeß. Wir haben einen Prozeß, der sehr häufig zum Beispiel verbunden ist mit einer wirk­lichen Verarbeitung des Schwefels, der dann als Stoff auch tatsäch­lich im ätherischen Öle der Blüte enthalten ist, oder wenigstens benachbart

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ist dem ätherischen Öle der Blüte, und der den Vorgang eigentlich bewirkt, der die Pflanze überführt, ich möchte sagen, in das flüchtigste Unorganische, in dasjenige Unorganische, das an sich gewissermaßen noch haften hat das Organische, das Lebendige. Das ist außerordentlich wichtig, daß wir uns darüber klar sind, was wir eigentlich in unseren Organismus einführen, schon wenn wir die Pflanze einführen. Die Pflanze ist begriffen im entgegengesetzten Prozeß gegenüber demjenigen, der im menschlichen Organismus vor sich geht.

Und wenn Sie von da ausgehend dann Ihren Blick nach der eigent­lichen Erkrankung richten, so werden Sie sich sagen müssen: Eigent­lich ist schon das Pflanzliche - und mit den anderen Stoffen der Außenwelt ist es ebenso der Fall, beim Tierischen in einem viel höheren Grade - entgegengesetzt dem, was der Organismus des Menschen in sich entwickelt als Neigung, diesen oder jenen Prozeß hervorzurufen. So daß wir nicht anders können, wenn wir un­befangen hinschauen auf die Ernährung des Menschen, als uns sagen:

Wir führen eigentlich mit jeder Nahrung etwas in den menschlichen Organismus ein, was dieser durch und durch umkehren muß. Also im Grunde genommen ist jede Ernährung der Anfang einer Ver­giftung. Und wenn wir von einer wirklichen Vergiftung reden, dann mussen wir uns klar sein, daß das nur eine sehr nach dem Radikalen hin gebildete Metamorphose desjenigen ist, was leise schon auftritt, wenn wir nur überhaupt Nahrungsmittel, sagen wir, in das Ptyalin aufnehmen. Und der weitere Fortgang der Verdauung, namentlich was dann bewirkt wird durch dasjenige, was ich Ihnen als Nieren-tätigkeit angab, der ist durchaus immer eine Entgiftung. So daß wir den Rhythmus einer leisen Vergiftung und Entgiftung einfach durch­machen, indem wir uns täglich ernähren, und indem wir das Er­nährte verdauen. Es ist das die leiseste Metamorphose desjenigen, was dann gesteigert ist, wenn wir Heilmittel in den Organismus ein­führen, und daher ist es natürlich absolut unsinnig, von einer «gift-freien Medizin» zu schwärmen. Das ist selbstverständlich aus dem Grunde ein Unsinn, weil die Frage überhaupt nur die sein kann: In welcher Weise steigern wir dasjenige, was schon bei der gewöhnlichen

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Verdauung geschieht, dadurch, daß wir Fremderes als bei der gewöhn­lichen Verdauung in den menschlichen Organismus einführen?

Nun müssen wir den menschlichen Organismus recht gut ver­stehen, wenn wir in die Lage kommen wollen, den Wert eines äuße­ren Heilmittels für diesen Organismus auch zu durchschauen. Gehen wir von etwas aus, was eigentlich fortwährend als ein Heilmittel im menschlichen Organismus vorhanden ist, das ist das Eisen im Blute. Das Eisen im Blute spielt eigentlich fortwährend die Rolle eines Heilmittels und schützt uns vor der Neigung zu einer Er­krankung, die wir in uns tragen. Nun will ich es Ihnen zuerst in der primitivsten Weise darstellen. Sie wissen ja: wenn unser Gehirn mit seinem Gewichte von 1500 Gramm etwa ruhen würde auf der Ge­hirnbasis, so würden - nun selbstverständlich - unsere Gefäße an der Gehirnbasis zerdrückt. Es ruht nicht auf der Gehirnbasis, son­dern es schwimmt das Gehirn eigentlich im Gehirnwasser und ver­liert nach dem Prinzipe des Auftriebes so viel von seinem Gewichte, als das Gewicht der verdrängten Flüssigkeitsmasse ausmacht, so daß das Gehirn eigentlich nur mit etwa 20 Gramm auf die Gehirnbasis drückt, anstatt mit 1500 Gramm. Dieses Faktum ist von prinzipieller Wichtigkeit, denn es zeigt uns einfach, daß die Schwerkraft nicht das Wirksame ist bei demjenigen, dem die Gehirnfunktionen zu­grunde liegen, also zum Beispiel bei der Ich-Tätigkeit. Diese Ich-Tätigkeit und auch zum großen Teile die Vorstellungstätigkeit, in­sofern sie nicht Willenstätigkeit, sondern Vorstellungstätigkeit ist -ich meine jetzt durchaus das physische Korrelat dazu, die Gehirn-tätigkeit -, beruht nicht auf der Schwere der betreffenden Materie, sondern auf dem Auftriebe. Es beruht auf der Kraft, welche die Materie von der Erde entfernen will. Wir leben mit unserem Ich und mit unseren Gedanken ja nicht in der Schwere, wir leben eben im Auftrieb drinnen. Hier aber tritt es nur in einer ganz besonders starken Weise zutage, wenn wir die Sache so betrachten.

Dasselbe, was für das Gehirn vorhanden ist, ist im Grunde ge­nommen für vieles andere im menschlichen Organismus vorhanden. Vor allem ist es vorhanden für die eisenhaltigen Blutkörperchen, die im Blutwasser schwimmen, und von denen jedes einzelne soviel von

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dem Gewicht verliert, als das Gewicht der verdrängten Flüssigkeit beträgt. Nun denken Sie sich: Wenn wir überhaupt mit unserem Seelischen in einem Auftrieb leben, was es dann ausmacht für das ganze Durchfühlen und überhaupt für das ganze Leben im mensch­lichen Organismus, ob wir eine Anzahl eisenhaltiger Blutkörper mehr oder weniger dadrinnen haben. Mit anderen Worten: Verstehen wir in einem bestimmten Falle, daß dasjenige, was da im Blute einfach durch den Auftrieb der eisenhaltigen Blutkörper vor sich geht, nicht in Ordnung ist, so wissen wir, daß wir in irgendeiner Weise Eisen zuführen müssen, allerdings in einer solchen Weise, die auch mög­lich macht, daß das Eisen nun auch richtig im Blute zur Tätigkeit kommt, nicht irgendwie anders verwendet wird.

Das heißt, geisteswissenschaftlich gesprochen: Wir haben es zu tun mit dem Eisengehalt des Blutes in bezug auf das Verhältnis des äthe­rischen Organismus zum astralischen Organismus des Menschen. Und wenn Sie verstehen, wie Herz- und Lungentätigkeit alles überführt, was vom Menschen aufgenommen wird, ins Vitalisieren, daß wieder­um die Nierentätigkeit das Vitalisieren überführt in den astralischen Organismus, dann werden Sie nicht mehr weit davon entfernt sein, einzusehen, daß da Gleichgewicht herrschen muß. Wenn entweder die ätherische Tätigkeit oder die astralische Tätigkeit zu stark werden, wenn nicht Gleichgewicht herrscht, so muß der ganze Organismus in Unordnung kommen. Das Mittel aber, um dieses entsprechende Gleichgewicht hervorzurufen, um also dem Organismus die Möglich­keit zu bieten, daß er geradesoviel, als notwendig ist, von dem Nahrungsmittel überführt in die Nierentätigkeit, diese Möglichkeit bietet Ihnen die Regulierung des Eisengehaltes im Blute. Und da Sie das eigentlich Dynamische im Blute entweder mit Schwere oder mit Auftrieb begaben, je nachdem Sie den Eisengehalt regulieren, so regulieren Sie damit die gesamte Blutzirkulation, die nun wiederum rückwirkt in die Nierentätigkeit, und Sie haben in dem Überführen von Eisengehalt oder in dem Wegnehmen von Eisengehalt einen we­sentlichen Regulator der Blutzirkulationstätigkeit, das heißt, der Wechselbeziehung zwischen dem ätherischen und astralischen Orga­nismus des Menschen.

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Nun wenden wir das einmal so an, daß wir auf irgend etwas Bestimmtes hinschauen. Nehmen wir einmal an, wir konstatieren in dem menschlichen Organismus, sagen wir, als ein erstes Symptom Blähungen. Ich will hier die primitivsten Dinge herausholen, damit wir uns miteinander verständigen können. Nun, was bedeuten für denjenigen, der den Organismus des Menschen durchschaut, Blähun­gen? Sie bedeuten, daß in ihm vorhanden sind Luftorganisationen, die zu stark vom astralischen Organismus durchsetzt sind, die sich zu wenig rasch auflösen. Es sind Wirkungen des astralischen Organis­mus, der ja im Gasmenschen, im Luftmenschen wirkt, es sind Wir­kungen des astralischen Organismus im Menschen vorhanden, die gewissermaßen, statt daß sie sich regelmäßig bilden und auflösen, sich ballen. So haben wir ein Überwiegen von astralischer Organi­sationstätigkeit, die sich physisch ausdrückt im luftförmigen Men­schen. Wir haben dieses da, wenn wir Blähungen konstatieren. Da­durch aber, daß die astralische Tätigkeit zu stark ist, dadurch beein­trächtigt sie unsere gesamte Sinnestätigkeit, namentlich die Hauptes-tätigkeit. Denn dadurch, daß die astralische Tätigkeit sich nicht ordentlich im Organismus verteilt, sondern stockt, wirkt sie nicht ordentlich in den Stoffwechsel hinein, sondern prallt zurück nach dem Sinnes-Nervensystem, mit dem sie mehr verwandt ist. Und so werden wir sehr bald merken, daß auch das Sinnes-Nervensystem nicht ordentlich arbeitet, oder wenigstens wir nehmen an, daß wir einen solchen Symptomenkomplex haben, daß auch das Nerven­Sinnessystem nicht ordentlich arbeitet. Nun muß ich dazu etwas sagen, wenn ich vom Nicht-ordentlich-Arbeiten des Nerven-Sinnes-systems spreche.

Mit diesem Sinnes-Nervensystem wird eigentlich in der Physiolo­gie Unfug getrieben. Verzeihen Sie, es ist nicht so bös gemeint, ich will mich nur radikal aussprechen, damit wir uns besser verständi­gen. Sie müssen natürlich alles mit dem bekannten grano salis neh­men, aber wenn ich mich zu kompromißlerisch ausdrücke, dann werden wir uns eigentlich weniger verstehen, also gestatten Sie, daß ich mich radikal über die Dinge ausspreche. Im menschlichen Organismus ist es für eine übersinnliche Betrachtung so, daß, wenn

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wir auf irgendeine Funktion, die wir sinnenfällig-empirisch nach­weisen können, hinschauen, diese von einem höheren Gesichtspunkte aus das sinnliche Abbild eines Geistigen ist. Der ganze menschliche Organismus ist das sinnliche Abbild eines Geistigen. Aber so einfach, wie man es sich in bezug auf das Sinnes-Nervensystem vorstellt, ist die Wechselwirkung des Geistig-Seelischen und des Physisch-Organi­schen im menschlichen Organismus wahrhaftig nicht. Sondern da liegt das zugrunde, daß, wenn man nur auf die physische Organisa­tion des Menschen schaut, die Sache eben nicht so ist, wie man so gerne annehmen möchte, daß gewissermaßen die physische Organi­sation mit Ausnahme des Nervensystems und der Sinne ein Ganzes bildet, und in diese Struktur nun das Nervensystem eingelagert ist, um abgesondert nun zu dienen für das Seelische. Es ist natürlich nicht in dieser Radikalität vorgestellt, aber wenn man dann das­jenige, was man physiologisch als Theorie hat, der praktischen Be­trachtung zugrunde legt, so kommt es etwa schon auf das hinaus. Daher besteht so wenig Möglichkeit, über dasjenige heute ein ver­nünftiges Urteil zu fällen, was man oft funktionelle Krankheiten, Nervenstörungen und so weiter nennt. Im menschlichen Organismus ist eben nichts, was nicht zum ganzen Organismus gehört und in Wechselwirkung steht mit anderen Organen. Es ist nicht ein ab­gesondertes Nervensystem deshalb da, damit der Organismus sich sonst versorgt, und ihm eingelagert ist - ich weiß nicht durch welche Gottheit - das Nervensystem, damit er eine Seele sein kann. Suchen Sie sich die Belege, Sie können sie im Handumdrehen finden! In erster Linie, primär ist das Nervensystem dasjenige, wovon die ge­staltenden, die gestern genannten Rundungskräfte des menschlichen Organismus ausgehen. Die Form Ihrer Nase, die Form Ihres ganzen Organismus ist im Grunde genommen vom Nervensystem aus ge­staltet. Das Nierensystem strahlt die Kräfte des Stoffes radial aus, und das Nervensystem ist da, um dem Organismus innerlich und äußerlich seine Formen zu geben, hat zunächst überhaupt nichts mit dem Seelischen zu tun, ist der Gestalter, der Former des mensch­lichen Organismus innerlich und äußerlich; es ist der Plastiker. Und schon in frühen Stadien der menschlichen individuellen Entwickelung

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sondert sich gewissermaßen ein besonderer Teil der Nerven­tätigkeit ab, den der Organismus nicht für sich verwendet zur Gestal­tung, und an den paßt sich das Seelische an - das ist sekundär -und paßt sich immer mehr und mehr an. Und wenn man, ich möchte sagen, dieses Herausreißen eines Stückes Nervenprozesses in den ersten kindlichen Jahren bemerkt und die Anpassung des see­lischen Lebens an diese Gestaltungsprinzipien, dann hat man eigent­lich erst den wirklichen empirischen Tatbestand. Es ist wirklich keine Rede davon, daß das Nervensystem durch irgendein Konzil der Götter in den Organismus des Menschen eingegliedert zu werden brauchte und dem Willen-, Gefühls- und dem Gedankenleben zu­grunde zu liegen hat. Es ist gar keine Rede davon. Sondern das Sinnes-Nervenleben wird geboren mit einer Art Hypertrophie, davon wird etwas erspart, und an dieses Ersparte paßt sich dann die seelische Tätigkeit an, während das Primäre im Nerven-Sinnessystem das Gestaltende ist. Alle Organe sind aus dem Nerven-Sinnessystem heraus gestaltet. Beginnen Sie, wenn Sie sich dieses empirisch verifi­zieren wollen, zunächst mit den Sinnen, die in der Haut lokalisiert sind, über die ganze Haut hin ausgebreitet sind, mit dem Wärmesinn, mit dem Tastsinn, und versuchen Sie einmal zu sehen, wie durch diese Sinne die gesamte Formung des menschlichen Organismus plastisch ausgebildet wird, während durch andere Sinne spezielle Organe aus­gestaltet werden in ihrer Form. Sogar daß wir sehen, beruht darauf, daß von der Gestaltungskraft, die ursprünglich von dem Sehtrakt ausgeht für die Bildung der Gehirnorgane, etwas übrig bleibt, dem sich dann dasjenige, was wir in der Sehkraft seelisch entwickeln, anpaßt.

Bevor man in diesen Dingen nicht ordentlich sieht, wird man überhaupt nicht in der Lage sein, den Menschen ordentlich zu durch­schauen, wenn wir einfach nicht wissen, daß, wenn fortwährend Stoffwechsel in uns stattfindet, täglich, jährlich in uns stattfindet, da immerfort unsere Organe erstens versorgt werden müssen durch dasjenige, was von den Nieren ausstrahlt mit dem Radialen, und daß dann die Organe plastisch abgerundet werden müssen. Der Stoff, der durch die Nieren ausgestrahlt wird, muß fortwährend plastisch abgerundet

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werden. Das geht durch die ganze Lebenszeit des Menschen von denjenigen Nervenorganen aus, die sich von den Sinnen nach dem Inneren des menschlichen Organismus erstrecken. Es ist einfach eine Anpassung des Seelischen an diesen einzelnen Organtrakt, wo­durch dann die höhere Sinnestätigkeit und die Vorstellungstätigkeit und so weiter zustande kommt. Nun, das wird uns bezeugen, daß, wenn wir auf der einen Seite im Symptomenkomplex Blähungen haben und dadurch schon feststellen, daß die astralische Organisation zu stark ist, daß dann dieses Zu-stark-Sein der astralischen Organi­sation gewissermaßen nach der Gestaltungskraft der Sinne hinlenkt, so daß nach der Peripherie und nach oben beim menschlichen Orga­nismus nicht nur ein Zusammenstauen der astralischen Tätigkeit stattfindet, sondern es werden noch extra diese Gasblasen, die eigent­lich Organe werden wollen, abgerundet. Es wird, mit anderen Wor­ten, durch eine zu starke Nierentätigkeit fortwährend im oberen Menschen der Versuch gemacht, die Ich-Organisation nach oben zurückzuhalten, alles dasjenige, was durch das Blut in den Organis­mus hineinkommt, nicht wieder in der entsprechenden Weise zurück-zulassen. Und wir werden daher sehr häufig mit diesem Komplex, von dem ich jetzt spreche, verknüpft finden, sagen wir, Krämpfe, die ja darauf beruhen, daß das Astralische nicht in ordentlicher Weise hineingeht in den übrigen Organismus. Wenn es oben stockt, so geht es in den übrigen Organismus nicht hinein. Wir merken in dem übrigen Organismus krampfartige Erscheinungen, die immer darauf beruhen, daß das Astralische zurückbleibt. In diesem Falle bleibt es zurück, und wir können jetzt, wenn wir einen solchen Symptomen-komplex innerlich, gewissermaßen zunächst mit Zuhilfenahme des Übersinnlichen schauen, dasjenige, was wir äußerlich schauen, auf dieses innerlich Geschaute beziehen.

Denken Sie sich, es wird oben aufgehalten das Astralische, da­durch der ganze Stoffwechsel nach oben gezogen, der astralische Leib versorgt die Nierenorgane nicht ordentlich, vor allem den Magen dann nicht; der Magen, der zu wenig von der astralischen Organi­sation bekommt, der wehrt sich: Sie sehen äußerlich Koliken und Magenkrämpfe. Oder es treten charakteristische Krämpfe in den

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Geschlechtsorganen auf, weil eben die Geschlechtsorgane nicht or­dentlich astralisch durchorganisiert werden; oder es treten Stockungen in der Periode auf, weil die Ich-Tätigkeit oben zurückgehalten wird.

Jetzt fragen wir uns: Wie können wir bei solchen Unregelmäßig­keiten eingreifen? Sehen Sie, am besten ist es eigentlich, wenn man sich darüber klar ist, daß die Zaubernamen, die wir den Krank­heiten geben, eigentlich wirklich nur zur konventionellen Verständi­gung dienen, daß es darauf ankommt, tatsächlich überall dasjenige zu sehen, was sich da zusammengruppiert und eigentlich ineinander-gruppiert aus einzelnen Symptomen. Aber wir müssen diese Symp­tome werten können. Nun, denken Sie sich einmal, wir blicken jetzt hin auf dasjenige, was als Funktion gewissermaßen haftet an einer schwefelhaltigen Blüte. Ich will also sagen: Wenn wir eine Blüte haben, die etwas schwefelhaltig ist, so bedeutet das, daß da ein sehr starker Prozeß ins Unorganische stattfindet, an dem aber noch das Organische haftet. Bringen wir jetzt eine solche Blüte, oder bringen wir selbst nur den Schwefel, der hergestellt ist aus einer solchen Pflanzenblüte, als Heilmittel in den menschlichen Organismus, dann kommen wir dazu, vor allen Dingen dasjenige, was im Verdauungs­trakte vorgeht, zu einer größeren Tätigkeit aufzurufen. Wir rufen das zu einer größeren Tätigkeit auf. Dadurch wird, weil, wie ich gesagt habe, im Grunde genommen in der Pflanze ein Entvitalisie­rungsprozeß stattfindet, der umgekehrt werden muß, schon der Magen, aber dann namentlich die Darmtätigkeit angeregt durch schwefelhaltigen Blütentee. Und dadurch wird wiederum mittelbar dasjenige, was als Unregelmäßigkeit eingetreten ist mit Bezug auf die Nierentätigkeit, zu einer starken Reaktion aufgerufen, und wir haben zunächst - allerdings vielleicht in einer nur vorübergehenden Art, weil die Dinge, die so wirken, meist nur vorübergehend sind, aber wenn wir dem Organismus eine Zeitlang helfen, so hilft er sich in den meisten Fällen dann selber - die Möglichkeit, dieses Stocken nach oben durch einen starken Gegendruck nach unten auszugleichen, die astralische Organisation gewissermaßen wieder in den Ver­dauungstrakt herunterzurufen, was sich dadurch zeigen wird, daß die Koliken und Magenkrämpfe verschwinden. Aber das allein

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genügt wohl nur in den seltensten Fällen. Es genügt vielleicht dann, wenn schwache Magenkrämpfe auftreten. Wir sollen niemals den Organismus überreizen, wo wir ein schwächeres Heilmittel verwen­den können, niemals ein stärkeres anwenden.

Nehmen wir an, wir haben es mit einem solchen Symptomen-komplex zu tun, den ich eben charakterisiert habe, und wir wollen zunächst unser Augenmerk, weil die Störung eine sehr starke ist, darauf richten, daß der übermäßig tätige astralische Leib durch eine starke Nierentätigkeit in Anspruch genommen ist, daß der in die Sinnesorganisation stark hineinwirkt, so daß diese in einer gewissen Weise geschwächt und untergraben wird. Sie wird nicht eigentlich als Sinnesorganisation untergraben, aber der astralische Organismus wirkt stark hinein, so daß gewissermaßen die gestaltende Kraft der Nerven-Sinnesorganisation übertönt wird durch die bloße Tätigkeit des astralischen Organismus. Die Sinnesorgane, oder überhaupt die Sinnes-Nervenorganisation ist nicht weniger tätig, aber sie ist nicht in ihrer ureigenen Art tätig als Nerven-Sinnesorganisation, sondern sie nimmt gewissermaßen die Organisation des astralischen Organis­mus an und ist so tätig, wie selbst der astralische Organismus tätig ist; das heißt, sie wirkt nicht in der richtigen Weise plastisch. Wir müssen etwas anwenden, wodurch wir die astralische Tätigkeit aus der Sinnes-Nervenorganisation herausbekommen. Das können wir nicht anders, als wenn wir dasjenige anwenden, was auf die Sinnes­Nervenorganisation wirkt, die ja am meisten in Beziehung steht zur Außenwelt, die auch im Menschen als Organisation dem Unorga­nischen am verwandtesten ist.

Die Sinnesphysiologie ist ja deshalb so glücklich, weil sie sehr vieles unorganisch, das heißt rein physikalisch oder höchstens noch chemisch erklären kann bei den Sinnesorganen. Denken Sie, wieviel im Auge reine Optik ist! Man kann so hübsch zeichnen im Auge, wenn man das Auge als eine Art photographischen Apparat auf­faßt. Ich will dadurch nur hindeuten, wie wir gerade durch die Sinnesorgane der Außenwelt zugeordnet sind, wie wir in unseren Sinnen Golfe haben, durch die sich die Außenwelt in uns hinein-erstreckt gerade durch das Unorganische.

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Nun werden wir, wenn wir zu unterstützen haben diese spezi­fische Sinnes-Nerventätigkeit, das sehr gut können durch alles das­jenige, was entweder in den menschlichen Organismus als Kiesel­säure eingeführt wird, denn die Kieselsäure hat eine Affinität zu diesem peripherisch Unorganischen. Wir treiben gewissermaßen die astralische Organisation heraus durch dasjenige, was gerade in alle­dem, was dem Kiesel zugrunde liegt, so außerordentlich stark auch äußerlich hindrängt zum Unorganischen. Wenn Sie in irgendeiner Blüte Kieselsäure finden, so werden Sie immer entdecken, wie diese Blüte stachelig wird, wie sie ins Unorganische hindrängt. Und da­durch kommen wir dazu, die Sinnesorgane zu entlasten auf der einen Seite durch dieses Kieselige, auf der andern Seite dadurch, daß wir dem Organismus in einem solchen Zustande mehr Zucker zuführen, als er gewöhnlich hat. Der Zucker ist auch etwas, was im mensch­lichen Organismus so verarbeitet wird, daß diese Verarbeitung dem Unorganischen am nächsten steht, so daß alles dasjenige, was an Zucker zugeführt wird, ebenfalls die Sinnesorgane entlastet. Wenn Sie dann noch irgendwie dazu in der Lage sind, so können Sie das dadurch unterstützen, daß Sie alkalische Salze zuführen, die ins­besondere das Nervensystem entlasten von der astralischen Tätig­keit. Das sind solche Dinge, die Sie durch empirische Versuchs­reihen nachweisen müssen.

Die Geisteswissenschaft macht es dadurch möglich, zu regulativen Prinzipien zu kommen, weil man zum Beispiel in der Tätigkeit, die sich entwickelt im intuitiven Erkennen, die Nachwirkungen des Zuckers ganz besonders sieht in jenen Teilen des menschlichen Nervensystems, die von dem Zentralnervensystem zu den Sinnen gehen; schaut man die Nachwirkungen der Kieselsäure, so sieht man, daß sie geradezu hindrängt nach dem Peripherischen, das sich in den Sinnen entwickelt. Aber diese Dinge können ja verifiziert, diese Dinge können nachgeprüft werden. Und so wirken Heilmittel, welche einfach zusammengesetzt sind aus alkalischen Salzen, die sehr stark die Nerventätigkeit entlasten von dem astralischen Wesen, Zucker, der natürlich nicht in dem gewohnten Maße zu­geführt werden darf, sondern in einem ungewohnten, auf das ich

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gleich hindeuten werde, und Kieselsäure. Die wirken, wenn dieser Symptomenkomplex in einem hohen Grade vorhanden ist, den ich charakterisiert habe.

In der besten Weise sind die Substanzen, von denen ich jetzt ge­sprochen habe, dann in ihren Heilmitteln, wenn Sie einfach ver­wenden die Wurzel der Kamille, die Sie in entsprechender Weise auskochen. Es könnte Ihnen sonderbar erscheinen, daß ich gerade von der Wurzel spreche, aber die Gesichtspunkte durchkreuzen sich, und wir müssen uns klar sein, daß wir, wenn die Symptome stark vorhanden sind, am wenigsten den Schwefel brauchen und das­jenige, was der Blütenorganisation entnommen ist. Was wir aber brauchen, das ist dasjenige, was die Pflanze noch stark vitalistisch enthält, so daß der Weg ein langer sein muß, um die Gegenwirkung stark genug zu machen. Wenn wir dasjenige, was in der Wurzel der Kamille enthalten ist von den charakterisierten Substanzen, in den Verdauungstrakt hineinbringen in der entsprechenden Dosierung, dann ist die Gegenwirkung in diesem Falle nicht stark genug, um die Vitalisierung schon eintreten zu lassen beim Übergang vom Darm ins Blut, sondern es wird einfach durchgedrängt in unverarbeiteter Weise namentlich dasjenige, was in Zucker und Kieselsäure liegt, aber auch dasjenige, was in den alkalischen Salzen liegt. Die Nieren-tätigkeit hat dadurch Gelegenheit, das in ihre Strahlungen auf­zunehmen, so daß die Nierentätigkeit hinwirkt nach der Nerven­Sinnestätigkeit diese Stoffe, die da empfangen werden. Dadurch wird die Nerven-Sinnestätigkeit entlastet von den betreffenden astralischen Funktionen.

Wenn man so etwas durchschaut, tatsächlich sieht, wie gerade, wenn man in einer solchen Weise therapeutisch vorgeht, dadurch am gesundendsten gewirkt werden kann, dann wird einem solch ein Her­gang ganz besonders lehrreich. Man kann dann auf andere Dinge leicht geführt werden. Man kann gewissermaßen sehen, wie dasjenige, was aufgenommen wird, in der menschlichen Organisation umgewandelt wird, wie sich dann betätigt die Nierentätigkeit, die eigentlich nun dasjenige aufnimmt, was ihr von den Blutbahnen zugeführt wird und es ausstrahlt, und wie dann die plastische Tätigkeit zurückwirkt;

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wie dann diese plastische Tätigkeit in ihrer Reinheit her­gestellt wird durch Kieselsäure, Zucker und alkalische Salze. Und man möchte sagen: Für die übersinnliche Anschauung bildet in der richtigen Vermengung, intuitiv angeschaut, Kieselsäure, alkalische Salze und Zucker eine Art menschlichen Phantoms. Man hat etwas wie ein Phantom vor sich, wenn man diese Stoffe in ihrer bildenden Kraft vorstellt. Denn sie sind vorzugsweise Plastiker, diese Stoffe, sie tragen Plastik in sich. Bis in die äußere physische Gestaltung hinein wird einem das durch dieses Durchschauen klar.

Die starke Wirkung der Kieselsäure zunächst beruht darauf, daß die Kieselsäure die Tendenz hat, sich in langen Kristallen aus­zugestalten, wenn sie im unorganischen Felde auftritt. Dasselbe, was man mit der Kieselsäure erreichen kann, könnte man nicht erreichen mit anderen Stoffen, die die Tendenz haben, sich in mehr runden, in nicht in die Länge gezogenen Kristallen auszubilden. Mit solchen Stoffen könnte man vielleicht einen Igel kurieren, aber nicht den Menschen, der einfach in seinem Wachstumsprinzipe die Tendenzen hat, daß er in die Länge gezogen ist.

Wer nicht Sinn hat für dieses Künstlerische in der Natur, das den Organismus gestaltet, das ihn gestaltet vorzugsweise aus der Nerven­Sinnestätigkeit heraus, der kann nicht rationell die Beziehungen finden, die zwischen den äußeren Substanzen bestehen und zwi­schen dem, was im menschlichen Organismus vor sich geht. Aber es gibt eine solche rationelle Therapie, die einfach zusammenschaut dasjenige, was draußen vor sich geht und im menschlichen Organis­mus abgebaut wird, von der Nierentätigkeit ausgestrahlt werden kann, und übernommen werden kann von der plastischen Tätigkeit des Nerven-Sinnesorganismus.

Nehmen wir einmal irgendein anderes Beispiel. Nehmen wir an, statt der zu großen, zu stark ausstrahlenden Nierentätigkeit hätten wir eine zu schwache Nierentätigkeit, das heißt, es würde zu wenig von den Nahrungsmitteln in die Astralität hinein aufgesogen.

Alles dasjenige, was ich in dem vorigen Symptomenkomplex hin-gestellt habe, rührt von einer zu starken Hineinwirkung in den astra­lischen Organismus her, weil er im oberen Menschen tätig ist und

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sich zurückhält von der Verdauungstätigkeit, von der Herztätigkeit, Lungentätigkeit, und als eine Begleiterscheinung dieses genannten Symptomenkomplexes treten Verschleimungen auf und anderes, das Sie sehr leicht überschauen können. Also da haben wir es zu tun mit einer zu starken astralischen Tätigkeit.

Nehmen wir an, wir haben es im Gegenteile zu tun mit einer zu schwachen astralischen Tätigkeit. Die Nierentätigkeit strahlt zu wenig, nicht genügend, so daß tatsächlich der astralische Organis­mus des Menschen nicht geeignet ist, dasjenige zu liefern, was er der gestaltenden Kraft, in sie einschlagend, liefern soll. Die gestaltende Kraft kann sich nicht hineinarbeiten bis zum astralischen Organis­mus. Der kommt nicht genügend an die Peripherie, so daß kein reger Kontakt eintritt zwischen der gestaltenden Kraft und zwischen der Kraft des Nahrungsmittel-, des Stoffumlaufes, der Stoffverteilung. Der Stoff wird verteilt, ohne von der gestaltenden Kraft in An­spruch genommen zu werden. Es ist eine zu geringe plastische Kraft vorhanden, der Stoff wird seinem eigenen Leben überlassen, der astralische Leib bleibt zu flüchtig, er arbeitet nicht ordentlich in der Verarbeitung des Stoffes. Sehen Sie, solch eine Sache können wir durchaus auch als einen Symptomenkomplex betrachten. Wie wird er ausschauen, dieser Symptomenkomplex? Nun ja, vor allen Dingen dasjenige, was in den Blutbahnen läuft, das wird nicht in der richtigen Weise aufgenommen von der zu schwach wirkenden Nierentätigkeit, das heißt, von der zu schwach wirkenden astrali­schen Organisation. Es fällt gewissermaßen herunter. Die Hämor­rhoiden sind da, die zu starke Periode ist da. Der Kontakt fehlt, und der Stoffwechsel verfällt in sich selber. Namentlich treten dann, wenn diese Lage des Organismus vorhanden ist, sehr leicht so eine Art okkulter Fieberzustände ein, sogar Wechselfieberzustände.

Nun, sehen Sie, jetzt handelt es sich darum: Wie kommen wir einem solchen Symptomenkomplex bei? Da haben wir eine zu schwache Tätigkeit des astralischen Organismus. Da haben wir nötig, diese Nierentätigkeit anzuregen, damit genügend aufgesogen wird von Stoff durch die Nierentätigkeit in den astralischen Organismus. Nun, hier tritt dasjenige ein, was ich schon angedeutet habe. Wir

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stellen am besten jetzt das Gleichgewicht zwischen ätherischem und astralischem Organismus her. Dann bekommen wir einfach aus dem, was vom Verdauungstrakt in das Herz-Lungensystem hinein-kommt, in der richtigen Weise den Übergang zur Nierentätigkeit hin. Wir bekommen eine Art Gleichgewicht, aber das können wir gerade regeln, indem wir nun in sehr vielen Fällen den Eisengehalt des Organismus regulieren, der die Zirkulation reguliert, und zwar da­durch, daß er nun tatsächlich eine starke innere Nierentätigkeit hervorruft, was sich auch äußerlich nachweisen lassen wird in einer Veränderung der Harnstoffabsonderungen sowohl durch die Nieren als auch durch den Schweiß der Haut. Das wird sich durchaus dar­stellen lassen. Und wir müssen natürlich in sehr vielen Fällen uns klar sein, daß immer dieses Gleichgewicht ein außerordentlich labiles ist, und daß eigentlich nur in den gröbsten Fällen das Heilmittel, um das es sich da handelt und das wir schon in uns haben, hilft.

Aber während im Verdauungstrakt vorzugsweise die Dinge Hilfen sind, die also irgendwie Schwefel enthalten, während im Nerven­Sinnessystem, das wir jetzt als gestaltendes Prinzip auffassen, solche Stoffe vorzugsweise Hilfen sind wie Kieselsäure und alkalische Salze, sind die reinen Metalle dasjenige, was in der richtigen Weise das Gleichgewicht zwischen Schwere und Auftrieb reguliert. Wir müssen nur ausprobieren, wie wir sie zu verwenden haben, um eben in der mannigfaltigsten Weise das gestörte Gleichgewicht zu er­halten, ausgehend vom Eisen. Bald wird es das Gold sein, bald wird es das Kupfer sein, je nachdem der Symptomenkomplex ist. Aber wir werden, wenn wir hier festliegen durch die Erkrankungsform des menschlichen Organismus, mit den reinen Metallen das Wichtigste erreichen können. Und wenn es sich darum handelt, daß das Wechselverhältnis zwischen Formierung und Deformierung ein sol­ches ist, daß eine zu geringe Formierung geschieht und diese organisch wird, wenn also zunächst dieses Verhältnis zwischen Lungen-Herz-system und Nierensystem nicht in Ordnung ist, so kommen wir dem, wenn die Sache wirklich so liegt, sogar am besten mit dem Eisen bei.

Aber wenn die Sache so liegt, daß durch längere Störungen in diesen Prozessen schon Organe deformiert sind, weil die plastische

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Tätigkeit nicht herunter kann zu diesen Organen, wenn also Organe schon deformiert sind, schon gelitten haben unter dem Mangel der plastischen Tätigkeit, dann müssen wir, sagen wir, Quecksilber an­wenden. Das Quecksilber ist dasjenige, was dadurch, daß es schon Formkräfte, die metallisch haltbare Tropfenform in sich hat, ganz besonders wirksam ist auf die unteren Organe des Menschen. Ebenso kann man gewisse Zusammenhänge finden zwischen Metallen und den angegriffenen, deformierten Hauptesorganen, sagen wir, wenn das Nervensystem selber angegriffen ist. Hierbei aber ist es gut, wenn wir uns nicht allein verlassen auf die Herstellung des stabilen Gleich­gewichtes gegenüber dem Schwanken des Gleichgewichtes. Das ist außerordentlich schwierig. Es ist so wie bei einer sehr empfindlichen Waage mit diesem Gleichgewicht: Wir versuchen auf jede Weise, den Waagebalken ins Gleichgewicht zu bringen, es geht sehr schwer. Wir kriegen es aber leichter zustande, wenn wir nicht bloß an dem Waagebalken herumwerkeln, sondern wenn wir an den Schalen herumwerkeln. Den Gleichgewichtszustand können wir dadurch er­reichen, daß wir zum Beispiel die Eisenwirkung unterstützen da­durch, daß wir Schwefelhaltiges in den Verdauungstrakt einführen und dem die Gegenwirkung geben durch alkalische Salze in dem Nerven-Sinnesorganismus. Dann haben wir in dem mittleren Men­schen, in dem rhythmischen Menschen das Eisen wirksam - es ver­teilt sich dann das wunderschön -, wir haben im Nerven-Sinnes-Organismus Kalium und Kalzium oder alkalische Salze wirksam, und wir haben im Verdauungsrhythmus das Schwefelige wirksam. Da­durch kriegen wir besser zustande die Herstellung des Gleich­gewichtes.

Nun ist sehr merkwürdig, daß wir da den entgegengesetzten Zu­stand in den Blättern gewisser Pflanzen haben. Wenn Sie zum Bei­spiel die Blätter der Urtica dioica richtig zubereiten - es müssen aber die Blätter sein der Urtica dioica, der gewöhnlichen Brenn­nessel -, so haben Sie darin das Heilmittel, das aus Schwefel, Eisen und den nötigen Salzen besteht, die in dieser Weise wirken. Man muß nur imstande sein, wirklich zusammenzuschauen die entvitali­sierende Kraft, die in der Pflanze vorhanden ist, und die vitalisierende

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Kraft, die im menschlichen Organismus vorhanden ist. Tat­sächlich ist es bei Urtica dioica so, daß in der Wurzel der ganze Schwefelprozeß allmählich nach dem Unorganischen hingeht. Der menschliche Organismus nimmt den umgekehrten Gang, setzt den Schwefel auf dem Umweg durch das Eiweiß so um, daß er allmählich die Verdauung in Ordnung bringt. Das Eisen in Urtica dioica wirkt von den Blättern aus schon dahingehend, daß Urtica dioica auch im Samen und dadurch wiederum in den nächstjährigen Blättern eben dasjenige auseinanderschmeißt, was den rhythmischen Prozeß im menschlichen Organismus zusammenbringt. Es ist der entgegen­gesetzte Prozeß in Urtica dioica. Und es ist tatsächlich so: Was Sie da in der Urtica dioica angreift von den Blättern aus, das ist dieses Zerstörende, das überwunden werden muß, wenn der rhythmische Prozeß im menschlichen Organismus in Ordnung kommen soll. Und wiederum dasjenige, was Sie da in der Pflanze drinnen haben an alkalischen Salzen, das ist am allerwenigsten umgewandelt in An-organisches, das hat daher den längsten Weg zu nehmen, geht bis zu der Nerven-Sinnesorganisation, geht leicht hinauf, weil wir ja ohne­hin wissen, daß bei dem Symptomenkomplex, den wir im Auge haben, die Nierentätigkeit schläft und unterdrückt ist. Und wir haben im menschlichen Organismus wirklich die entgegengesetzte Verteilung desjenigen, was sich äußerlich an der Pflanzenbildung darlebt. Aber es braucht durchaus nicht so zu sein, daß wir uns mit den Pflanzenheilmitteln bloß begnügen, wir können auch synthe­tische Heilmittel herstellen, indem wir in einer entsprechenden Dosie­rung zusammenbringen die Stoffe, die ich eben charakterisiert habe, und können auch dadurch Heilungen hervorrufen.

Das sind die Dinge, die tatsächlich die Therapie allmählich in eine rationelle Wissenschaft beziehungsweise Kunst umwandeln kann, denn ganz Wissenschaft wird das ebensowenig werden, wie man, ohne Künstler zu sein, Bildhauer werden kann. Man kann viel wissen darüber, wie man den Spachtel führt, wie man den Lehm formt, aber es ergibt sich immer etwas, was ins Künstlerische hinüber-geht. Ohne das ist eine Therapie auch nicht zu erreichen. Man muß es, ich möchte sagen, in die Hand kriegen - natürlich in die

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geistige Hand -, die Dosierung zu machen. Das ist ja natürlich etwas, was sehr vielen, die geradezu umwandeln möchten die Medi­zin in eine reine Wissenschaft, durchaus nicht paßt, aber es ist eben doch so.

Nun möchte ich Ihnen noch durch ein Beispiel andeuten, was noch eintreten kann. Es kann schon das vorhanden sein, daß eine Störung des entsprechenden Zusammenwirkens zwischen dem, was der menschliche Organismus als Unorganisches erzeugt, als Vorberei­tung zum Organisieren, und dann dem Eingreifen des Ätherleibes, dem Eingreifen der Herz-Lungentätigkeit, auftritt. Diese Störung ist sogar immer wahrscheinlicher in der menschlichen Entwickelung, je älter man wird. Da arbeiten der Verdauungstrakt und das Gefäß-system nicht ordentlich zusammen. Wenn das eintritt, dann hat man vor allen Dingen nötig zu achten darauf, daß die Folge davon eine Ansammlung von Stoffwechselprodukten ist. Natürlich, wenn die Sache nicht ordentlich in den Organismus sich ausbreitet, so haben wir es mit einer Ansammlung von Stoffwechselprodukten zu tun. Wir kommen da hinein in das ganze Gebiet der Stoffwechselkrank­heiten von den leichtesten bis zu den schwersten Formen. Und da müssen wir uns klar sein, daß auch dann die Nierentätigkeit nicht in Ordnung ist, aber deshalb, weil sie für ihre Ausstrahlung nichts kriegt, weil schon vorher die Sache sich staut. Und wir haben es mit sehr komplizierten Krankheitsformen da zu tun, auf der einen Seite damit, daß von der Verdauungs- und von der Nierentätigkeit nichts geliefert wird, um Material zu gewinnen für die plastizierende Tätig­keit, auf der anderen Seite haben wir es durch ein Verkümmern der plastischen Tätigkeit mit einer Störung des organischen Gleich­gewichtes von der anderen Seite her zu tun, so daß die Plastik all­mählich auch fehlt. Die Stoffwechselprodukte breiten sich aus im Organismus, aber sie in die Plastik hereinzukriegen, sie als Bildungs-material zu verwenden, das hört allmählich ganz auf. Und wir be­kommen die recht schwer zu bekämpfenden Stoffwechselkrank­heiten, die dadurch eben behandelt werden müssen, daß wir ver­suchen, alles dasjenige, was, ich möchte sagen, eben verwandt ist dem Unorganisch-Werdenden, also was verwandt ist dem Schwefeligen,

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dem Phosphorigen, was in Pflanzenblüten benachbart ist oder ver­bunden ist den ätherischen Ölen, daß wir das versuchen zur Wirk­samkeit zu bringen im Verdauungstrakt, und dann auch im Herz­Lungentrakt, so daß wir den Organismus zu einer Nierentätigkeit bringen und dadurch den plastischen Kräften aufhelfen. Gerade für diese Krankheit ist es von großer Bedeutung, daß wir heran­kommen können an den Verdauungsapparat.

Nierentätigkeit und Schweißabsonderung sind in gewisser Bezie­hung polarische Gegensätze, hängen innig zusammen. Und wir wer­den immer konstatieren können, wenn die Nierentätigkeit nicht ordentlich beschäftigt ist durch dasjenige, was ich Ihnen jetzt cha­rakterisiert habe, so findet auch ein Zurücktreten in der Schweiß-tätigkeit statt. Und auf dieses Zurücktreten der Schweißtätigkeit sollten wir eigentlich recht aufmerksam sein. Denn überall, wo das nicht in Ordnung ist, ist auch die Nierentätigkeit nicht in Ordnung. Und in der Regel ist bei zurücktretender Schweißtätigkeit die Nieren-tätigkeit so, daß sie ist wie eine Maschine, die nichts zu verarbeiten hat und die dennoch tätig ist, währenddem sich vorher schon gestaut hat dasjenige, was von den Nahrungsmitteln herkommt und sich eben ausbreitet auf eine unrechtmäßige Weise im menschlichen Or­ganismus. Und wenn es uns gelingt, durch äußere oder innere Schwefelkuren - wir können da von beiden Seiten wirken, weil wir ja sowohl von seiten der Haut, wie von seiten der Nieren wirken können - den Verdauungstrakt so stark anzuregen, daß er seiner­seits die Herz-Lungentätigkeit anregt, so daß die Nierentätigkeit das Material wiederum auffängt, bekommt, so daß es nicht vorher liegen bleibt, sondern hineingestoßen wird in die Nierentätigkeit, dann kann es uns schon gelingen, auch der Stoffwechselkrankheiten Herr zu werden.

Aber wir müssen uns bei alledem ganz klar darüber sein, daß wir es im menschlichen Organismus wirklich zu tun haben mit etwas, was nicht, ich möchte sagen, ganz geheilt sein will, sondern nur an­geregt sein will zur Heilung. Das ist von ungeheurer Wichtigkeit. Der menschliche Organismus will eigentlich im kranken Zustande angeregt werden zur Heilung. Und wenn wir die Heilung dauernd

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machen wollen, müssen wir uns eigentlich darauf beschränken, An­regungen zu geben zur Heilung. Denn eine Heilung, die scheinbar glatt verläuft, führt leichter zu Rückfällen, als eine Krankheit, die angeregt ist zur Heilung. Der Organismus hat sich zunächst ein-gewöhnt in den Heilungsgang und setzt ihn fort durch seine eigene Tätigkeit. Dadurch verbindet er sich viel intimer damit, bis die Reaktion wieder aufkommt. Aber zunächst findet eine Art von Ein-gewöhnung statt. Und wenn wir uns anpassen eine Zeitlang in unserem Organismus an den Heilprozeß, so ist das die allerbeste Heilung. Denn dadurch nimmt der Organismus wirklich dasjenige auf, was im Heilungsprozeß in ihn versetzt worden ist.

Ich konnte Ihnen auf diese Weise nur einige methodische An­regungen geben, aber Sie sehen ja, daß es sich handelt darum bei dem, was ich geisteswissenschaftliche Durchleuchtung der Physiologie, Pathologie, Therapie nenne, nun wirklich ernst zu machen damit, daß der Mensch eben nicht ein isoliertes Wesen ist, sondern dem ganzen Kosmos angehört, und daß man eben für irgendeinen Prozeß, der im Menschen in einer gewissen Richtung, sagen wir, in einer auf­steigenden Kurve stattfindet, außerhalb des Menschen die absteigende Kurve suchen muß. Dadurch werden wir ausgleichend wirken kön­nen auf die zu stark aufsteigenden Kurven und so weiter. Medizin ist eben etwas, was erfordert, daß man in einem gewissen Sinn schon die ganze Welt kennt. Denn ich konnte Ihnen natürlich nur einen winzigen Ausschnitt geben, aber dieser winzige Ausschnitt wird Sie aufmerksam machen, daß Sie noch in einer ganz anderen Weise kennenlernen müssen Urtica dioica, Colchicum autumnale, oder irgendeine Pflanze, als das heute erfordert wird. Sie müssen es der Pflanze ansehen, wohin sie in ihrer absteigenden Tendenz will.

Wenn Sie also an Colchicum autumnale herankommen. so müssen Sie durchschauen, daß erstens die Jahreszeit, in der das Colchicum autumnale erscheint, eine gewisse Bedeutung hat für die ganze Struk­tur. Dadurch ist eine gewisse Beziehung hergestellt zu dem Entvitali­sieren. Daß da ein sehr geringes Entvitalisieren stattfindet bei Colchi­cum autumnale, das sehen Sie der Farbe der Blüte an, und sehen Sie an der Jahreszeit. Wenn Sie dann die Versuche machen, wie Colchicum

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autumnale helfen könnte, dann werden Sie die Erfahrung machen, daß sich der Organismus bis weit hinauf anstrengen muß, um die entgegengesetzte Vitalisierung wieder zu bewirken, um also die Pflanze erst tot zu kriegen, dann sie wieder lebendig zu machen, wenn ich mich primitiv ausdrücken darf. Und dieser ganze Prozeß spielt sich bis herauf in die menschliche Schilddrüse ab. Und Sie können nun die Versuchsreihen anstellen, wie Colchicum autumnale ein Heilmittel wird gegen Schilddrüsenvergrößerung.

Wirklich, es handelt sich nicht darum, in einer wüsten, dilettanti­schen Weise zu schimpfen über die heutigen wissenschaftlichen Me­thoden, sondern darum, wiederum Richtungen anzugeben, die nun wirklich zu einer praktischeren Verwertung führen als das reine Probieren. Ich will gar nicht sagen, daß das reine Probieren nicht eben auch zum Ziele führen kann. Es führt auch zu Zielen. Aber vieles entgeht uns vollständig. Namentlich entgeht uns vieles von dem, was wir der Natur absehen. Es ist halt doch gut, selbst wenn man synthetisch ein Präparat herstellen kann, das aus Eisen, Schwefel und Alkali besteht, wenn man weiß, wie das in einer bestimmten Pflanze drinnen durch die Natur selbst in einer gewissen Weise synthetisch zusammengebracht ist, so daß man auch für die syntheti­sche Herstellung außerordentlich viel lernen kann, wenn man ver­steht, was draußen in der Natur vor sich geht.

Nun, es würde ja sehr reizvoll sein, für manches ins einzelne zu gehen. Ich denke, das werden die ärztlichen Freunde gerade vielleicht in einem der Vorträge für das eine oder andere getan haben. Manches findet sich auch in unserer Literatur. Manches andere ist so, daß ich gerne wünschen möchte, daß es sich in unserer Literatur recht bald finden würde. Denn ich bin überzeugt, daß, sobald sich die Dinge in ordentlicher anschaulicher Darstellung, ohne daß man sich geniert auf die Dinge loszugehen, in unserer Literatur finden, dann werden sich die Leute auf den Standpunkt stellen: Nun, heilen muß ich ja doch, wenn ich Arzt sein will, und da wende ich mich auch zu dem, was mir zunächst antipathisch ist; wenn es hilft, dann werde ich doch auch nicht anders können, als dasjenige, was da in der Literatur steht, auch mitzunehmen.

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Und so meine ich, wäre es schon gut, wenn wir möglichst bald eine die Geisteswissenschaft und die sinnenfällige Wissenschaft über­brückende Literatur hätten. Die wird uns dazu helfen, daß das Urteil entsteht: Ja, helfen tut es, also kann es kein so furchtbarer Kohl sein. - Und ich bin ganz überzeugt, wenn die Sache einmal ordent­lich im Gang ist, dann wird das Urteil aufkommen: Es hilft! -Und darauf eigentlich möchte ich mich verlassen. Probieren Sie es, und Sie werden sehen, es wird helfen. Und das wird doch auch von einiger Wichtigkeit sein, denn auch in dem, was von der offiziellen Medizin verwendet wird, gibt es doch vieles, was nicht hilft. Und in dem Kampfe zwischen dem, was nicht hilft und demjenigen, was hilft, wird sich dasjenige abspielen müssen, was wir gerade vom Ge­sichtspunkte der Geisteswissenschaft gar sehr herbeiwünschen.

ERSTER VORTRAG Dornach, 31. Dezember 1923

#G314-1975-SE165 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ERSTER VORTRAG

Dornach, 31. Dezember 1923

#TX

Es sind in erfreulicher Weise die Wünsche, die zunächst berücksich­tigt werden sollen, ja von Ihnen schon ausgesprochen worden, und wir werden eben heute damit beginnen, daß wir auf einiges von diesen Wünschen eingehen. Ich hoffe, es wird sich alles in den drei Stunden, die wir haben können, erledigen lassen. Ich möchte nun zu Ihnen in diesen paar Besprechungen wirklich so sprechen, wie sich die Dinge ergeben aus der Anthroposophie heraus, so daß wir keine Rücksicht darauf nehmen wollen, wie die Terminologie auf einem anderen Gebiete in diesen Dingen heute ist, sondern wir wollen gerade in bezug auf die Wünsche, die ausgesprochen sind, so auf die Sache eingehen, wie es aus der Anthroposophie heraus geschehen kann.

Die erste Frage, die aufgeworfen worden ist, und mit der sich ja wohl auch manches andere, wenigstens dem Prinzipe nach, zugleich wird erledigen lassen, ist die Frage nach den luetischen Erkrankun­gen. Die luetischen Erkrankungen, die wir bisher ja eigentlich wenig besprochen haben, sind solche, die erstens sorgfältig abgegrenzt wer­den müssen gegenüber allerlei Folgeerscheinungen, Nachbarerschei­nungen und so weiter, und die eigentlich in intensivstem Maße hin­weisen darauf, wie sich der Organismus im allgemeinen im kranken Zustande verhält. Die luetischen Erscheinungen sind deshalb eine S9 bedeutsame medizinisch-therapeutische Frage, weil für sie ganz zweifellos - wir wollen ganz vorurteilsfrei reden, Sie werden schon sehen, daß wir bei den Vorurteilen deshalb nicht stehenbleiben wollen - ein spezifisches Heilmittel vorhanden ist in der Queck­silberkur. Allein gerade die Betrachtung der Quecksilberkur wird uns darauf führen, einzusehen, wie dem Übel, das damit vorliegt, in einer mehr sachgemäßen Weise beizukommen ist.

Es beruht eigentlich im Grunde jede Erkrankung darauf, daß von den drei Systemen des menschlichen Orgaiiismus, deren Betrachtung viel wichtiger ist, als man gegenwärtig auch noch in Arztekreisen glaubt, dem Nerven-Sinnessystem, dem rhythmischen System und

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dem Gliedmaßen-Stoffwechselsystem die harmonische Zusammen-wirkung nicht da ist. Sie müssen nur bedenken, worauf diese har­monische Zusammenwirkung beruht. Wir haben im Stoffwechsel­Gliedmaßensystem eine Tätigkeit des menschlichen Organismus, die unter der vorzugsweisen Mitwirkung des ätherischen Leibes ge­schieht. Aber in jedes System spielen auch die anderen Glieder des menschlichen Organismus hinein. Man kann also nicht etwa sagen, im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem wirken zusammen die beiden Glieder des menschlichen Organismus, der physische Organismus und der ätherische Organismus, sondern nur hauptsächlich wirken die beiden zusammen. Die anderen spielen hinein, der astralische Leib und die Ich-Organisation. Während wir zum Beispiel in der Hauptes-Organisation, das heißt in der ganzen Nerven-Sinnesorganisation das vorliegen haben, daß hauptsächlich dort hineinspielt Ich-Organisa­tion und astralische Organisation, und dann in untergeordneterer Weise die ätherische Organisation und die physische Organisation. Das muß man sich vor allen Dingen klarmachen, daß der Unter­schied zwischen dem Wachzustande und dem Schlafzustande der ist, daß während des Schlafzustandes gewissermaßen durch eine Art von Beharrungsvermögen des Organismus die Tätigkeiten fortdauern, die vom astralischen Organismus und vom Ich-Organismus ausgehen und während des Wachzustandes direkt bewirkt werden. In dem Schlafzustande schwingen diese Tätigkeiten nach, ohne daß astrali­scher Leib und Ich-Organisation da sind. Kann man das verstehen? Sie schwingen nach, gerade so, wie wenn ich eine Kugel stoße und die Kugel dennoch fortläuft, auch wenn nicht mehr gestoßen wird, so schwingen die Tätigkeiten des astralischen Leibes und der Ich-Organisation weiter fort während des Schlafes. Daher darf man nicht sagen, wenn irgend etwas von der Ich-Organisation oder astralischen Organisation hergeleitet wird, daß sie deshalb nicht da sein könnte während des Schlafes. Der Schlaf muß nur aufhören, wenn Gefahr droht, daß das astralische Nachwirken oder das Ich-Nachwirken aufhören. In dem Momente muß der Schlaf wiederum aufhören, muß Wachzustand eintreten.

Also diese Dinge können nicht bloß so schematisch genommen

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werden, wie sie manchmal behufs des Verständnisses für Laien in der Anthroposophie dargestellt werden müssen.

Nun handelt es sich wirklich darum, sich die Tatbestände richtig vorzuführen. Dieses viele Fragen nach den Ursachen, das soll sich eigentlich im wesentlichen beziehen nicht auf die innere Organi­sation des Organismus, sondern vielmehr nur auf die Veranlassung der Sachen von außen. Die sollte man immer kennen. Man sollte immer die Diagnose so einrichten, daß sie eine restlose Krankheits­geschichte ist. Aber dieses Spekulieren über Ursachen im Organismus, das führt eigentlich nicht dazu, die Heilmittel in der richtigen Weise herauszufinden.

Wenn ich die Frage nun in diesem Sinne stelle, so muß ich sagen:

Was liegt denn bei der eigentlichen Syphilis vor? Trennen wir also die Syphilis dabei ab von alledem, was unter Umständen auch Sexualerkrankungen sein können, von allen Gonorrhöeerkrankungen, von allen Schankererscheinungen und so weiter, also von alledem, was im Grunde genommen - wir werden es dann extra behandeln

- nicht zu der eigentlichen Syphilis gehört, sondern im Grunde eine andere Erkrankung ist. Die eigentliche syphilitische Erkrankung be­ruht im wesentlichen darauf, daß zu stark für das Stoffwechsel­Gliedmaßensystem, vorzugsweise also für das Stoffwechselsystem, die Ich-Organisation des Menschen in Anspruch genommen wird. Gewissermaßen gleitet die Ich-Organisation des Menschen in den Unterleib hinunter. Und alle die Krankheitssymptome, die auf­treten, rühren eben davon her, daß die Ich-Organisation zu stark in den Unterleib hinuntergleitet. Dadurch entstehen eben jene Pro­zesse, die durch die Ihnen bekannten Symptome zum Ausdruck kommen, jene Prozesse, die ein Überwiegen der Ich-Organisation über die ätherische Organisation, die in diesem Trakt des mensch­lichen Organismus da sein soll, bewirken. Es ist eben einfach eine zu starke Ich-Organisation im Sexualtrakt vorhanden. Das ist der Tatbestand. Man muß auf diesen Tatbestand zunächst sehen, weniger auf die Infektion und so weiter; auf diesen Tatbestand muß man sehen, denn der ist da. Und von diesem Tatbestand muß eigentlich die Heilung ausgehen.

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Nun betrachten wir die Wirkung der Quecksilberkur auf diesen Tatbestand. Was tritt eigentlich bei jeder Quecksilberbehandlung im menschlichen Organismus ein? Die Quecksilberbehandlung ist, wie Sie wissen, eine sehr alte, und sie ist nicht nur bei luetischen, son­dern auch bei anderen Erkrankungen zuweilen eine außerordentlich günstige. Aber was tritt ein bei der Quecksilberbehandlung?

Quecksilber ist ja eines derjenigen Heilmittel, die wirklich in Zeiten, in denen man eine weittragende instinktive Medizin hatte, aus einer gewissen instinktiven Erkenntnis des menschlichen Organis­mus heraus, ein für gut befundenes Heilmittel war. Aber was heilt eigentlich, wenn man eine Quecksilberbehandlung bei Syphilis haben muß? Es heilt genau ebensoviel, als man in der richtigen Dosierung von dem Quecksilberpräparat ins Blut hineinbringt. Genau ebenso­viel heilt. Nun denken Sie, was das für Folgen hat. Erstens ist es ja wenig üblich, so viel ich weiß, daß man Quecksilber bei luetischen Erkrankungen injiziert. In den letzten Jahren ist man dazu über­gegangen, weil eben die früheren Schmierkuren, wie wir gleich hören werden, nicht mehr so verfangen, oder zu stark verfangen; aber im ganzen ist auch dieser teilweise Übergang eben empirisch herbei­geführt, weil man sah, daß da etwas vorliegt bei der Schmierkur, was zum Unheil führt.

Und was liegt denn vor? Wenn Sie die Schmierkur anwenden, so führt sie im Grunde genommen zu einer teilweisen, ja allgemeinen Injektion. Es ist ja darauf berechnet, daß das Ganze in die Blut­zirkulation hineinkomme. Darauf ist es ja berechnet. Nun wenden Sie aber die Schmierkur an, dann gibt es noch andere Leitungen für den Quecksilberimpuls im menschlichen Organismus. Heilend ist ja wesentlich dasjenige, was in das Blut hineinkommt; während das­jenige, was nicht in das Blut hineinkommt, sondern durch ätherische Leitungen kommt, mitgerissen wird in ätherische Leitungen, die zum Beispiel längs des Nervensystems, längs der Nervenstränge gehen, alles vom Übel ist. Das alles verbreitet sozusagen die Ich-Organi­sation über den ganzen Organismus, und Sie bekommen das Übel im Grunde genommen nur in einer anderen Form über den ganzen Orga­nismus verbreitet, wodurch Sie nach jahrelangem Andauern der inneren

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vorbereitenden Vorgänge eben dann alle diejenigen Erscheinungen kriegen, die als Folgeerscheinungen der Quecksilberkur auftreten.

Daher kann man sagen: Es erweist sich schon bei der Behandlung der luetischen Erkrankungen durch Quecksilber gerade die Heil-wirkung des Quecksilbers. Worauf beruht sie? Man kann die Dinge, die in Betracht kommen, wirklich heute schon ganz allgemein sagen, wie ich sie gestern gesagt habe im allgemeinen Vortrag. Es stehen einfach die organischen Substanzen von einem gewissen Momente an nicht mehr unter dem Einfluß der Erdenkräfte, sondern unter dem Einfluß der peripherisch wirkenden, von der Peripherie nach dem Mittelpunkt der Erde wirkenden kosmischen Kräfte. Und zwar von einem gewissen Momente ab steht auch alles dasjenige, was wir durch die gewöhnliche Verdauung in den Organismus bekommen, wenn es den Darm passiert hat, unter dem Einfluß von kosmischen Kräften, kosmisch abrundenden Kräften, richtigen kosmisch abrundenden Kräften.

Nun, in diesen kosmisch abrundenden Kräften lebt vorzugsweise die Ich-Organisation. Greift sie zu stark ein in das Stoffwechsel-system, dann besteht einfach die Tendenz der Ich-Organisation, zu atomisieren, einzelne Glieder im menschlichen Organismus zu run­den, zu organisieren, statt den ganzen Körper seiner Gestalt gemäß durchzuorganisieren. Und alle Erscheinungen der Ines, alle Sym­ptome der Lues sind die Folge dieses partiellen Atomisierens, dieses atomistischen Organisierens. Da greift also in wirklich sehr kleine Systeme des menschlichen Organismus die Ich-Organisation ein, während diese kleinen Systeme vorbehalten bleiben sollten eben dem Organisieren des eigenen Atherleibes, der nur allein, nicht auf dem Umwege der Ich-Organisation, unterworfen ist den kosmisch­peripherischen Kräften.

Nun hat das Quecksilber die Eigentümlichkeit, daß, wenn es in den menschlichen Organismus eingeführt wird, es in dem irdischen Verhältnisse diejenige Substanz ist, die für sich selber am stärksten, am intensivsten die äußere Form des Kosmos nachahmt. In dem Augenblick, wo man nun unmittelbar in die Blutzirkulation injizie­rend das Quecksilber hineinbringt, entsteht die Tendenz, ans Quecksilber

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abzugeben diese partielle Organisation, diese kleine atomisti­sche Organisation, und die Ich-Organisation wird wiederum frei, wirkt durch den ganzen Organismus und ist dadurch imstande, durch Reaktion den Gesundheitszustand wieder herzustellen.

Aber alles das hängt davon ab, daß der Patient niemals mehr Quecksilber in sich bekommt, als unbedingt nötig ist. Das ist ein Problem, das eigentlich niemals zu lösen ist. Denn Sie dürfen nie­mals bei der Quecksilberkur sich der Gefahr aussetzen, daß Sie nur etwas zu viel Quecksilber geben. Sie müssen genau ebensoviel geben, als in die Zirkulation nach dem jeweiligen Krankheitsbefund aufgenommen werden kann, denn alles übrige bleibt zurück als Residuum und bewirkt eben jene Folgeerscheinungen, die dann ein­treten und die Sie kennen.

Daher wird es sich bei der Anwendung der Quecksilberkur immer herausstellen, daß man heilt, daß aber der Kranke die Heilung unter Umständen recht, recht schwer bezahlen muß mit den furchtbaren Folgeerscheinungen, die dann auch syphilisartig ausschauen, die aber eigentlich den Organismus nach und nach unwiederbringlich zer­stören müssen. Gerade an der sicheren Heilung durch das Queck­silber sieht man, daß dessen Anwendung außerordentlich proble­matisch ist.

Sie war nicht immer problematisch. Sehen Sie, nicht gerade für Syphilis, aber für manche anderen Erkrankungen wurde Queck­silber immer verwendet, wir können vielleicht in den nächsten Tagen noch davon sprechen. Quecksilber rief in den sehr instinkt-begabten Kranken tatsächlich eine ganz bestimmte Gefühlsreaktion hervor. Der Kranke wußte, wann er genug hat. Er war satt vom Quecksilber. Die Instinkte sind ja heute degeneriert. Der Kranke kann gar keinen Maßstab mehr abgeben für dasjenige, was ihm durch das Quecksilber passiert. Er wird nicht mehr satt vom Queck­silber, er übersättigt sich. Das ist dasjenige, was heute zumeist vor­liegt: Der Kranke wird übersättigt vom Quecksilber, und es treten dann eben die bekannten Folgeerscheinungen in einem sehr ver­heerenden Stile auf, so daß man geradeso, wie man eindeutig die Wirkung von Schwefel und Phosphor im Organismus sehen kann,

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und ebenso bei der Auflösung von Salz eindeutig sehen kann, was im Organismus geschieht, wobei man aber immer genau sehen muß auf die Dosierung, ebenso kann man es beim Quecksilber. Man weiß eben, worauf die Wirkung des Quecksilbers beruht.

Nun handelt es sich darum, ob man in die Lage kommen könnte, eine solche Kur auszuführen, die unschädlich wirkt, auch wenn zu­viel dosiert wird, weil einfach eine Ausscheidung nach außen ein­treten würde bei zu hoher Dosierung. Das Quecksilber hat nämlich die Eigentümlichkeit, nicht nach außen ausgeschieden zu werden, wenn es dem Körper zuviel appliziert wird, sondern nach innen ausgeschieden zu werden. In dieser Beziehung ist mir in meinen jungen Jahren außerordentlich wichtig gewesen, wie Hyrtl einfach bei quecksilberkurierten Leuten bei der Autopsie die Knochen ge­nommen hat, sie auseinandergeschlagen hat, und wie man dann die klei­nen Quecksilbertröpfchen mit dem Mikroskop in den Knochen finden konnte. Es war also das ganze Knochensystem verquecksilbert. Das ist das Eigentümliche beim Quecksilber: es wird nicht nach außen ausgeschieden, sondern der Organismus nimmt es auf, und die ganze Ich-Organisation hat bei einem Quecksilberbehandelten immerfort zu tun mit der Durchorganisierung dieser winzigen Quecksilber-tröpfchen, Quecksilberatome, die im Organismus überall, namentlich in den kalkigen Teilen sind.

Und so kann man schon sagen: Es muß versucht werden, im Be­reiche der Natur etwas zu finden, was ebenso wie das Quecksilber angewandt von dem Organismus aufgenommen wird, daß es die Ich-Organisation ersetzt im Organismus, also sie entlastet und frei macht. Aber wenn man zuviel dazu bringt, was unvermeidlich ist, dann muß es nicht nach innen, sondern nach außen ausgeschieden werden, wir irgend etwas anderes, was verdaut wird.

Da handelt es sich darum, auf etwas zu kommen, was in der äußeren Natur der Ich-Organisation entspricht, und was unter Um­ständen so zubereitet werden kann, daß es wirklich in die Blutzir­kulation übergeht und sozusagen ein Phantom der Ich-Organisation in der Blutzirkulation hervorruft. Daß man ein künstliches Ich der Blutzirkulation einsetzt, das ist notwendig.

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Und gerade unsere Arzte sollten die entsprechenden Versuche ma­chen, und ohne Zweifel werden Sie sehen, daß Sie zu Resultaten kom­men, die ganz gewiß überraschend sein werden. Nehmen Sie das­jenige, was Sie gewinnen können aus solchen Pflanzenteilen, die außerordentlich stark verhärtet sind, die also den Wurzelprozeß der Pflanze auf die übrige Pflanze übertragen haben. In dem Wurzel­prozeß der Pflanze liegt eine außerordentlich starke Nachahmung der Ich-Organisation. Die Blüte der Pflanze ist ätherischer Organi­sation. Bei dem, was unterhalb der Blüte ist, umspielt die Pflanze die astralische Organisation; da, wo die Pflanze im Boden wurzelt, da greift die Ich-Organisation ein. In jeder stark verholzten Wurzel, die aber noch an der Pflanze ist, die noch nicht ins Unorganische übergegangen ist dadurch, daß sie von der lebendigen Pflanze ab­getrennt ist, haben wir Impulse der Ich-Organisation.

Nun allerdings, wenn man unmittelbar Pflanzenwurzeln nehmen würde und daraus Substanzen gewinnen würde, um sie zu injizieren, so würde man kaum zurechtkommen können aus dem Grunde, weil die Wurzel der Pflanze zwar sehr stark die Ich-Organisation ent­hält, gewissermaßen ein Phantom der Ich-Organisation ist, aber das, was da als Impulse in ihr lebt, sich beschränkt auf das Nerven­Sinnessystem und nicht stark hinunterwirkt in die übrige Organi­sation. Daher wird man sagen können: Wenn die Wurzelorganisa­tion nur an der Wurzel ergriffen wird, dann werden Sie kaum ein zu dem benannten Zwecke geeignetes Präparat bilden können. Da­gegen gibt es Pflanzen, bei denen sehr stark die Wurzelorganisation hinaufwirkt in die ganze Pflanze. Und eine solche Pflanze, bei der die Wurzelorganisation eigentlich die ganze Pflanze bis zur Frucht hin durchdringt, ist Astragalus exscapus, die Tragantwurzel, was man Bocksdorn nennt. Sie hat Früchte, die sehen aus wie Schoten, aber sie sind steinhart, und darinnen sind Körner. Ich meine jetzt dasjenige, was da gleichsam ganz verhornt ist. Oder nehmen Sie ge­wisse Hölzer, die ja ohnedies schon verwendet werden, bei denen beruht die Wirksamkeit auf dem, was ich sage.

Dann aber handelt es sich darum, daß man von einer solchen Pflanze, sagen wir geradezu von der Tragantwurzel, vom Bocksdorn,

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diese Körner nimmt, sie fein zerreibt, dann aber mit dem Saft der eigenen Pflanze behandelt, also mit dem Blüten- und Blattsaft der eigenen Pflanze behandelt. Auf diese Weise bekommt man ein Präparat, das man vielleicht bringen kann bis zu der drit­ten Dezimale. In der dritten Dezimale wird es, wenn es nun inji­ziert wird, tatsächlich dieses Phantom des Ich in die Blutzirkulation hineinbringen, und man hat dann tatsächlich unter dem Einfluß dieses Präparates bei eigentlicher syphilitischer Erkrankung, die also schon die Erkrankung des ganzen Blutes ist, genau dasselbe Bild wie bei der Quecksilberkur, und wird dann dafür sorgen müs­sen, daß durch stark erhitzende Bäder der Überschuß herausgetrie­ben wird. So daß man also diese zwei Dinge wird kombinieren müssen: auf der einen Seite Injektion mit einem solchen Präparat, wie es angegeben worden ist, und dann dasjenige, was zu viel ist, durch starke Bäder heraustreiben.

Aber außerdem kommt noch etwas anderes heraus. Es kommt dasjenige heraus, was in dem Blute des Syphiliskranken als schädi­gende Substanzen drinnen ist. Das muß auch durch Schweißabson­derung herauskommen. So daß man sagen muß: Herauszubringen ist dasjenige, was herausgebracht werden muß, unbedingt nur durch die Schweißabsonderung. Aber festhalten muß man es zunächst. Und festhalten kann man es durch diese abrundende Wirkung der in den Bocksdornkörnern drinnen befindlichen Impulse. Nun, sehen Sie, zurechtkommen kann man aber bei diesen Dingen wirklich nur, wenn man Diagnose und Therapie innig verbindet.

Ohne Individualisierung kann es in der Medizin überhaupt nicht abgehen, und Sie können sehr gut beobachten, daß gerade bei syphilitischen Erkrankungen das Krankheitsbild bei einem fet­ten Menschen ein ganz anderes ist als bei einem mageren Men­schen. Bei einem fetten Menschen wird man gerade das Syphilisgift außerordentlich schwer herausbringen. Ich weiß nicht, ob Freunde hier sind, die darinnen Erfahrung haben. Es ist schwerer herauszu­bringen das Syphilisgift von einem fetten Menschen als von einem mageren Menschen. Ein magerer Mensch sondert es verhältnis­mäßig leicht ab. Bei einem mageren Menschen werden Sie unter

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Umständen gut zurechtkommen, wenn Sie so verfahren, wie ich es beschrieben habe. Nur müssen Sie sicher sein, daß eine Reaktion eintritt, daß also wirklich eine starke Schweißabsonderung da ist, sonst bekommen Sie natürlich alle möglichen Innenerkrankungen als Folgeerscheinung, denn der Krankheitsprozeß geht dann nicht vor sich. Es muß die Reaktion da sein. Aber es könnte sein, daß man doch, um die Wirkung auch sozusagen bei fetten Menschen zu erzielen, noch zu anderem greifen muß. Und da wird es sehr gut sein, wenn man sich an dasjenige wendet, was nun schon mehr in der Natur heraufgekommen ist auch in den astralischen Prozeß. Man wird sehr gut tun, in gewissen Fällen, wo man sieht, daß man keine Reaktion erzielt mit der gewöhnlichen Pflanze, Galläpfel zu nehmen. Ich erwähnte sie gestern in anderem Zusammenhange.

In den Galläpfeln haben Sie schon aufgerufen die ätherische Rundung, der Gallapfel zeigt Ihnen schon die Quecksilberigkeit im vegetabilischen Reiche. Wenn Sie nun den Gallapfel so behandeln, daß Sie ihn auf der einen Seite zerreiben und auf der anderen Seite von dieser Wespe, die den Gallapfel erzeugt hat, das Gift nehmen und es in einer sehr geringen Dosis mitverreiben, so werden Sie daraus ein ganz beträchtlich wirkendes Präparat bekommen, das nun auch da, wo sonst schwer Reaktion eintritt, eine Reaktion her­vorruft.

Es ist ja wirklich bei uns so, daß wir viel zuwenig Krankheits­fälle eigentlich haben, die wir Stück für Stück beobachten können. Ich kann mir ja vorstellen, daß für unsere Freunde, die behan­delnde Arzte sind, es nicht gerade das Ideal ist, die Syphiliskranken in die Institute hereinzubringen. Aber solche Dinge werfen Licht überhaupt gerade auf die ganze Therapie. Man lernt gerade aus einer solchen Behandlung wirklich für die ganze Therapie etwas, und ich bin auch überzeugt davon, wenn jemand einmal sehen wird, wie ein Kranker, der dann, nachdem er in dieser Weise inji­ziert worden ist und aus dem Bade steigt, auf seiner Haut anders ausschaut, als er vorher, vor dem Bade ausgeschaut hat; wie er auf seiner Haut so ausschaut, daß er für den feineren Blick - man kann es ja vielleicht mit dem Mikroskop ansehen - überall wie mit kleinen

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Löchelchen besetzt ist, fast mit kleinen Pocken besetzt ist, dann wird man schon lernen, wie der Organismus ergriffen ist von so etwas. Also ich meine, auf diesem Wege liegt dasjenige, was man anzustreben hat in bezug auf die Syphilisbehandlung.

Denn sehen Sie, gerade bei dieser Erkrankung ist es notwendig, nicht nur auf das zu sehen, daß man abhilft und daß man dann den Kranken entläßt, sondern es ist notwendig, zu sehen, daß der Kranke in seinem folgenden Leben nun auch die Kur aushält. Und da komme ich auf eine Frage, die gleichzeitig gestellt worden ist, und die für die meisten von Ihnen außerordentlich interessant sein wird: Meditation neben der medikamentösen Behandlung, gibt es darüber eine Art typischer Ratschläge?

Nun, ich erwähne die vorhergehende Syphilis gerade im Zu­sammenhange mit dieser Frage aus dem Grunde, weil tatsächlich gerade an der Syphiliskrankheit diese Frage vielleicht am inten­sivsten beantwortet werden kann. Es wird tatsächlich davon ab­hängen, daß der scheinbar kurierte Syphiliskranke - und jeder Syphiliskranke ist zunächst nur scheinbar kuriert, weil es ganz davon abhängt, ob die Krankheit wiederum aufflackern kann durch irgendwelche spätere Veranlassung, und jede scheinbar ge­heilte Syphilis kann unter Umständen wieder später aufflackern -seinen Organismus überhaupt zu etwas anderem gemacht hat als ein Nichtsyphiliskranker. Er hat eine andere Konstitution, und es muß darauf ausgegangen werden, daß diese andere Konstitution auch wirklich unterhalten wird für das künftige Leben, sonst er­weist sie sich einfach gewissen Attacken des gewöhnlichen Lebens gegenüber als zu schwach und es kann die Syphilis wieder auf-flackern.

Nun ist es natürlich so, daß wir die Frage der meditativen Be­handlung nur im allgemeinen behandeln werden, aber sie kann ge­rade da angeknüpft werden. Dasjenige, was bei der Syphilis ein­tritt, ist eine gewisse Selbständigmachung der Ich-Organisation, die sonst bei einem normalen Menschen nicht da ist. Der Syphiliskranke hat einmal dieses Phantom aus seinem eigenen Organismus ge­,nacht, das durch die Injektion eben entstanden ist, und dadurch

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hat er seine Ich-Organisation für das ganze folgende Erdenleben selbständiger als derjenige, der niemals von Syphilis befallen war. Er hat das selbständiger, und dem muß Rechnung getragen werden. Sie müssen also dafür sorgen, wenn Sie einen Syphiliskranken dauernd kurieren wollen, daß er anfängt, sich stark dafür zu in­teressieren, irgendwelche stark abstrakten Gedanken immer wieder und wieder in seinem Kopfe zu wälzen, meditativ zu wälzen. Sie müssen ihm also empfehlen zum Beispiel geometrische oder mathe­matische Probleme meditativ, das heißt in immer wiederkehrender rhythmischer Wiederholung durchzudenken, so daß er niemals un­terläßt, diese künstliche Verabstrahierung seiner Ich-Organisation auch wirklich zu unterhalten. Sie müssen sein Denken daran ge­wöhnen, in eine gewisse innere Konstitution zu kommen. Daher werden Sie ihm etwas sehr Gutes tun, wenn Sie ihm anraten: Denke jeden Morgen, nachdem du aufgewacht bist, darüber nach, wie sich ein kleines Dreieck, das einem großen ähnlich ist, verhält. Sie haben gleiche Winkel, verschiedene Seiten. Denke das zuerst ganz lang­sam: gleiche Winkel, verschiedene Seiten. Dann denke es etwas schneller, dann denke es noch schneller, dann denke es so, daß du es fast schon gar nicht mehr ansehen kannst. Dann fange wiederum an, langsamer zu denken.

Also ein solches verschieden schnelles Denken, das durch eigene Willkür hervorgerufen wird, das wird ihn dazu anleiten, diese selbständig gewordene Ich-Organisation auch entsprechend zu ver­sorgen. Das ist solch ein Typus einer Meditation. Überall aber, wo Sie sehen, daß durch irgendeinen Heilungsprozeß die Ich-Organi­sation mehr selbständig geworden ist, können Sie versuchen, durch eine solche Meditation, die nur eben beim Syphiliskranken beson­ders stark appliziert werden muß, ihm den weiteren Lebensweg möglich zu machen. Eigentlich muß der Syphiliskranke dazu ange­halten werden, wirklich seine selbständige Ich-Organisation dauernd mit einer solchen, in verändertem Takt verlaufenden Meditation zu versorgen. Kann man es verstehen?

Diese Dinge, die führen aber dazu, andere Fragen, die gestellt worden sind, zu betrachten. Wir kommen schon auf alles wiederum

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zurück, ich will nur einen durch die Sache geforderten Zusammen­hang haben.

Frage wegen der Tragantwurzel.

Es sind Schoten. Die Schoten macht man auf und hat darinnen die ganz steinharten Samenkörner, die zu einem sehr feinen Pul­ver gemacht werden müssen.

Nun eine andere Frage, die gestellt worden ist, die scheinbar nicht damit zusammenhängt - aber innerlich hängen die Dinge doch zusammen -, ist diese nach dem Auftreten des Glaukoms. Das Glaukom wird ja heute, glaube ich, kaum anders behandelt als operativ, höchstens eben von Homöopathen; aber die Homöopathie ist ja noch nicht rationell. Nun handelt es sich aber darum, einzusehen, worauf gerade eine solche Erscheinung wie das Glaukom beruht. Das Glaukom ist in einem gewissen Sinne, organisch betrachtet, nach den vier Gliedern der Menschennatur, physischem Leib, ätherischem Leib, astralischem Leib und Ich, eigentlich aus dem Gesamtprozeß des Organismus heraus die entgegengesetzte Er­scheinung von allen möglichen Ohrenentzündungen. Die zwei Dinge verhalten sich fast wie polarisch. Ohrenentzündungen stehen auf der einen Seite, glaukomähnliche Erscheinungen stehen auf der anderen Seite. Wenn man einfach die Tatsache nimmt, so ist es ja so: Beim Glaukom tritt eine starke Tätigkeit auf, die den Glas-körper des Auges infiltriert, substantiell konstituiert. Der Glaskör-per wird innerlich zu intensiv in bezug auf seine eigene Substanz. Dadurch tritt eine Hypertrophie der Glaskörpertätigkeit auf, und in dieser Hypertrophie der Glaskörpertätigkeit beruht eigentlich die Glaukomerkrankung. Was tritt aber dann ein?

Solch ein Sinnesorgan wie das Auge steht gerade an dem Punkt, wo es nach der allgemeinen Körperkonstitution genügend selbstän­dig ist, genügend objektiv abgesondert ist vom Gesamtorganismus. Wird es etwas stärker abgesondert vom Gesamtorganismus, als es beim normalen Sehen der Fall ist, dann ist es eben so krank, daß der Gesamtorganismus seine Tätigkeit nicht mehr ausdehnen kann über dieses Organ.

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Gerade beim Glaukom ist es ungemein interessant, zu sehen, wie der ätherische Leib - auf den kommt es gerade beim Auge so außerordentlich stark an - den Augapfel durchsetzt, so durchsetzt, daß ziemlich stark die physische Substanz im Glaskörper wie eine physische Substanz wirkt. Geht sie über diese Grenze hinaus, so wirkt sie zu stark als physische Substanz. Der Atherleib kann nicht mehr an sie heran, kann sie nicht mehr infiltrieren. Man hat also dafür zu sorgen, daß der Atherleib wiederum zur Tätigkeit kommt, beziehungsweise die physische Tätigkeit im Auge herabgestimmt wird. Es ist ja natürlich trivial, aber doch wahr, zu sagen, wenn so etwas eintritt, so ist die gesamte organische Tätigkeit in diesem Trakte des menschlichen Organismus eben zu schwach, teilweise gelähmt. Sie ist zu schwach, sie muß angespornt werden. Sie kön­nen sie nur dadurch anspornen, daß Sie die Ausatmung des mensch­lichen Organismus stärker machen, als sie bei dem betreffenden glaukomkranken Menschen in der Zeit seiner Erkrankung bezie­hungsweise im Verlaufe seiner Erkrankung ist. Daher werden Sie eine Selbstbesserung der Glaukomerscheinungen, wenn Sie sie im richtigen Momente konstatieren können - aber in bezug auf solche partiellen Erkrankungen leistet der Organismus manchmal etwas außerordentlich Starkes -, durch alles dasjenige, was Sie dem Or­ganismus beibringen, um gerade die Ausatmungstätigkeit zu fördern und ihn dadurch anregen, die Tätigkeit innerhalb des Hauptes stär­ker zu machen, und Sie werden es dann dahin bringen, der Tätig­keit innerhalb der Glaukombildung entgegenzuwirken. Und solch eine Sache kann man erreichen dadurch, daß man dem mensch­lichen Organismus kohlensauren Kalk aus Knochenerde beibringt und den versetzt mit irgendwelchen Luftwurzeln von Pflanzen. Man bekommt dadurch ein Präparat, das in der Tat die Atmungstätig­keit in der Weise regelt, wie man es braucht in diesem Falle.

Also ich meine so: Es handelt sich darum, daß wenn wir kohlen-sauren Kalk aus Knochen nehmen, ihn in den menschlichen Or­ganismus einführen, wir eine entsprechend starke Anregung zum Ausatmen bekommen. Aber damit der Organismus selber engagiert wird, müssen wir diese ganze Tätigkeit, damit sie nicht träge, nicht

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sozusagen ohne den Organismus abläuft, diesen kohlensauren Kalk noch versetzen mit irgendwelchen Impulsen, die eben vorhanden sind in solchen Wurzeln, die von irgendwelchen Bäumen oder Pflanzen herrühren, die auf Felsen klettern, Wurzeln, die draußen in der Luft leben, und wo dasjenige, was sonst im Erdboden ge­deiht als Wurzeln, in die Luft hinausgetragen wird. Dadurch wer­den diese Wurzeln so, daß in der Tat ihre Impulse der Atmungstä­tigkeit ähnlicher werden und man dadurch in die Möglichkeit kommt, die Atmungstätigkeit in sich zu bekommen. Man spürt sie dann. Die Atmungstätigkeit wird sonst ganz unwillkürlich angeregt durch den kohlensauren Kalk. Wenn Sie aber den kohlensauren Kalk mit dem Saft solcher Luftwurzeln vermengen, dann bekom­men Sie das, daß Sie eigentlich den Drang, so zu atmen, noch dazu haben, und aus diesem Drang, so zu atmen, entsteht dann jene Ver­stärkung der ganzen menschlichen Organisation, die Sie brauchen, um das wiederum auszugleichen, was sich Ihnen entrissen hat in der Glaukombil dung.

Gerade aus einer solchen Sache sieht man, wie man überall not­wendig hat, auf den ganzen Menschen hinzusehen. Aber der physi­sche Körper ist ja niemals der ganze Körper. Der physische Körper ist immer nur Teil, der physische Körper ist Leber, ist Magen und so weiter, und die einzelnen Teile stehen miteinander in Verbin­dung. Schon verhältnismäßig stark ist der Atherleib der ganze Mensch. Und in einem ganz großartigen Sinne ist der ganze Mensch der astralische Leib. Nur ist dieser astralische Leib sehr merkwürdig eingerichtet. Man möchte sagen, dasjenige, was astralischer Leib des Menschen bis zum Zwerchfell ist - ungefähr äußerlich lokal begrenzt -, ist etwas ganz anderes, als was unter dem Zwerchfell astralischer Leib ist. Was da arbeitet als astralischer Leib gegen das Haupt zu, gegen die Nerven-Sinnesorganisation zu, ist polarisch ganz entgegengesetzt in seiner Arbeit dem, was arbeitet im Stoff­wechsel-Gliedmaßensystem. Und betrachten Sie den Stoffwechsel überhaupt, der ja im wesentlichen unter dem Einfluß des astrali­schen Leibes vor sich geht. Was wir gewöhnlich Stoffwechsel nen­nen, das ist eigentlich ja eine Tätigkeit des menschlichen Organismus,

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bei der es nur auf die Tätigkeit ankommt. Beim Stoffwechsel kommt es eigentlich nur an auf Aufnehmen und Ausscheiden der Stoffe. Man möchte sagen: Die Nahrung als solche, substantiell, interessiert im Grunde genommen den Stoffwechsel gar nicht, son­dern die Überwindung der äußeren substantiellen Form der Nah­rungsmittel und die Metamorphose, nicht das, was der Organismus braucht. Da beginnt aber schon im Stoffwechsel selber gleich die Ausscheidung. Es geht eigentlich über von der Aufnahme unmittel­bar in die Ausscheidung. Nur einiges wird abgesondert. Und das dringt bis in die Nerven-Sinnesorganisation. Die Nerven-Sinnes-Organisation ist substantiell außerordentlich wichtig, denn die Ner­vensubstanz ist die bis zum Ende getriebene Stoffwechselsubstanz.

So grotesk das ausschaut, der Realität nach ist es durchaus so, daß der Darminhalt doch auf halbem Wege stehengebliebene Ner­vensubstanz ist. Die Nervensubstanz, namentlich des Hauptes, ist der bis zum Ende verarbeitete Darminhalt, der durch den mensch­lichen Organismus, namentlich durch die Ich-Organisation umge­wandelte Darminhalt. Der Darminhalt ist auf halbem Wege ste­hengeblieben, wird auf halbem Wege ausgeschieden. Der Inhalt der Nervensubstanz ist ganz zu Ende getrieben und muß als vollständig Verbrauchtes dann vom Organismus verarbeitet werden. So daß also der astralische Organismus im eigentlichen Stoffwechsel eine ganz andere Tätigkeit ausübt als der astralische Organismus im Zentralnervensystem. Die sind wirklich polarisch entgegengesetzt. Das heißt, das eine bleibt auf dem halben Wege stehen, das andere wird zu Ende geführt, und dazwischen liegt eben ein Nullpunkt. Es ist tatsächlich so, daß da eine vollständige Polarität stattfindet. Wenn man den Atherleib zeichnen würde, so würde man ihn noch so eiförmig zeichnen, den astralischen Leib können Sie nicht mehr eiförmig zeichnen, den müssen Sie aus zwei Stücken, oben und unten, zeichnen, die in ihrer Wirkungsweise voneinander eigentlich ganz verschieden sind. Und ohne daß man nun dies durchschaut, kann man den Menschen weder in seinem gesunden, noch in seinem kranken Zustande eigentlich verstehen. Man muß sich eben klar sein, daß innerhalb des Stoffwedhsels eine ganz andere Tätigkeit

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vorliegt als innerhalb der Nerventätigkeit, innerhalb des Nerven­systems. Und aus diesem Durchschauen ergibt sich erst die Mög­lichkeit, auf den menschlichen Organismus entsprechend zu wirken. Wenn Sie zum Beispiel Präparate, die aus der Blüte der Pflanzen, sagen wir, als ätherische Öle gewonnen werden, innerlich dem Men­schen geben, dann bringen Sie sie nicht aus dem unteren Teil des astralischen Organismus in den oberen Teil, und sie können nur ver­wendet werden, um irgendwelche Prozesse im unteren Teil, im eigentlichen Stoffwechseltrakt, hervorzurufen. In dem Augenblicke, wo Sie irgend etwas, was aus der Wurzel der Pflanze gewonnen wird, verwenden, so drückt sich das durch vom unteren nach dem oberen Trakt des astralischen Leibes, und Sie haben es darinnen, weil es wiederum zurückwirkt vom Haupte auf den Organismus. Sie haben es im ganzen Organismus darinnen.

Denn Sie müssen verstehen, daß die gewöhnliche Ansicht von der Zusammensetzung des menschlichen Organismus eigentlich eine wirklich furchtbar dilettantische ist. Nicht wahr, man wird sich vorstellen, daß wenn, sagen wir, in irgendeinem Teile des mensch­lichen Organismus nach einer bestimmten Lebensperiode neue Sub­stanz aufgetreten ist, daß diese auf dem Wege des gewöhnlichen Stoffwechsels gekommen ist, das heißt die alte Substanz ist abge­stoßen, und auf dem Wege des gewöhnlichen Stoffwechsels ist die neue Substanz aufgetreten. So stellt man es sich doch vor. Ich glaube nicht, daß derjenige, der heute irgendwie Medizin studiert hat, sich das anders vorstellt, als daß auf dem Wege des gewöhn­lichen Stoffwechsels irgendwelche Substanzen im Menschen, die summarisch andere sind nach einer bestimmten Lebensperiode, an­ders als durch den Stoffwechsel dahin gekommen sind, ausgetauscht worden sind.

Das ist ja aber nicht der Fall. Wenn Sie nach einer bestimmten Lebensperiode in irgendeinem Gliede des menschlichen Organismus eine andere Substanz finden, so ist diese niemals aus dem gewöhn­lichen Stoffwechsel ausgeschieden. Der gewöhnliche Stoffwechsel liefert substantiell bloß das Nervensystem, bloß den inneren Bau des Nervensystems, bloß die Bausteine des Nervensystems. Durch

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die Tätigkeit des Nerven-Sinnessystems, im Zusammenhange mit der Atmung, werden dann aus der kosmischen Umgebung die Stoffe aufgenommen in außerordentlich fein verteiltem Zustande, die von der Nerven-Sinnesorganisation in den Organismus einge­gliedert werden und substantiell ersetzen dasjenige, was alles ab­geht. Denn die Abgänge sind viel langsamer als man denkt. Also der menschliche Körper wird niemals aus der Nahrung aufgebaut. Die Nahrung erhält nur die Tätigkeit, die da sein muß, um das Nervensystem zu organisieren. Der Aufbau, der substantielle Auf­bau geschieht gar nicht auf dem Wege der Ernährung, das ist nur schimärisch, sondern er geschieht eigentlich aus dem Kosmos herein. Wenn Sie also einen Nagel abschneiden, der wiederum nachwächst, so ist die Substanz, die da nachwächst, nicht aus der Nahrung, die Lhrerseits nichts anderes zu bewirken hat, als das Nervensystem wiederum aufzubauen, sondern es ist dasjenige, was nachwächst, was wirklich die organische Substanz im Menschen substantiell er­setzt, aus dem Kosmos aufgenommen.

Das gibt natürlich ein ganz anderes Bild von der Zusammenset­zung des Menschen, als wenn man glaubt, der Mensch ist so ein Schlauch, auf der einen Seite kommt die Nahrung herein, dann wird in der Zwischenzeit ausgetauscht, und was unbrauchbar ist, abgesondert. Aber der Mensch ist nicht dieser Schlauch. Dasjenige, was da schlauchförmig geschieht, das vollzieht sich ganz im Innern des menschlichen Organismus selber. Dasjenige, wodurch der Mensch nach einer gewissen Lebensperiode wiederum neu aufge­baut wird, das kommt mit der Atmung und sogar mit feinen Ab­sorptionen von seiten der Außenwelt durch die Sinne in den mensch­lichen Organismus herein. Namentlich bilden in dieser Beziehung die Ohren außerordentlich wichtige Aufnahmeorgane, und dann der gesamte Empfindungssinn, der über den Körper ausgebreitet ist. So daß man also, wenn man den Menschen richtig betrachtet, sich von vornherein wird sagen müssen, der Stoffwechsel ist Innen-arbeit des menschlichen Organismus. Beteiligt am Aufbau des Men­schen ist auch der rhythmische Organismus und ist auch der Nerven­-Sinnesorganismus.

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Nun, da wollen wir dann morgen anknüpfen und die weiteren Probleme, die aufgeworfen sind, dann allmählich zur Beantwortung bringen. Sagen Sie es mir ruhig, ob Sie noch einen anderen Gang wünschen, da wir ja nur so wenig Stunden haben. Ich glaube, wir werden schon auf die einzelnen Probleme, die ausgesprochen sind, kommen. Wenn jemand noch Probleme hat, bitte ich, sie mir mor­gen zu geben.

ZWEITER VORTRAG Dornach, 1. Januar 1924

#G314-1975-SE184 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

ZWEITER VORTRAG

Dornach, 1. Januar 1924

#TX

Ich höre gerade, daß eine Unklarheit entstanden ist dadurch, daß ich von Ouecksilberbehandlung auf der einen Seite sprach und von jenem Präparat, das ich ja gestern angegeben habe, auf der anderen Seite. Es handelt sich wirklich darum, daß die Quecksilberbehand­lung nur angeführt worden ist als eine spezifisch wirksame, aber als eine solche, die eigentlich gefährlich ist und unterlassen werden kann. Ich meinte also gestern einen vollständigen Ersatz der Quecksilberbehandlung durch das angegebene Präparat der Tra­gantwurzel.

Ich werde gleich mit den Fragen beginnen, die noch auf dem alten Fragezettel stehen, wir haben dann ja morgen auch noch eine Stunde. Es ist unter den neu eingelaufenen Fragen, glaube ich, noch etwas, was im Zusammenhange ist: «Wie kann man den Erfolg der Salvarsantherapie bei Lues verstehen? »

Da würde es sich vor allen Dingen darum handeln, diesen Erfolg genauer zu beschreiben. Es handelt sich bei solch einer Therapie immer darum, daß ein gewisser Erfolg da sein kann, aber schädliche Nebenerfolge da sind. Und bei der Salvarsantherapie ist es ganz undenkbar, daß überhaupt von einer rationellen therapeutischen Be­handlung gesprochen werden kann, weil einfach das Präparat, so wie es wenigstens beschrieben wird, ein solches ist, daß es die menschlichen Leiber auseinanderreißt, daß es den Menschen zer­reißt. Es stimmt nichts zusammen. Unter Umständen kann man dem Körper einfügen was man will, es kann immer ein Erfolg entste­hen, aber was dann daraus wird, das ist eben gerade bei Salvarsan ganz zweifellos unübersehbar, weil sich die Dinge widersprechen. Daher kann man nur sagen: Die Salvarsantherapie ist so recht ein Kind der gegenwärtigen Denkweise. Und im Grunde genommen liegt die Sache so, daß man im Ernst auf so etwas gar nicht einge­hen kann. Wünscht vielleicht jemand irgendwie darüber etwas weiteres zu sagen?

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Das dürfte sich dann auf die ganze moderne Metalltherapie überhaupt beziehen, also auch auf die Wismuttherapie?

Nicht wahr, die Wismuttherapie kann ja von unserem Stand­punkte aus übersehen werden. Ich will sagen, in meinen Kursen selber ist von der Wismuttherapie die Rede. Aber das Präparat Salvarsan ist unmöglich zu übersehen. Es reißt den Körper aus­einander. Natürlich kann es Wismutpräparate geben, die dasselbe machen, wenn man es mit anderen Präparaten zusammenbringt. Aber wie das Wismut selber wirkt, kann aus unseren Kursen hervor­gehen.

Kann ein Antimonpräparat wirksam sein gegen Lues?

Das Antimon hat seine eigentliche Wirksamkeit zwischen dem Sexualtrakt und dem Atmungstrakt. So daß man also alles das­jenige, was in der menschlichen Organisation zwischen diesen beiden Trakten liegt, mit dem Antimon erfassen kann; das übrige nur in­sofern natürlich, als die Wirkung eines Traktes in die Gesamt-Organisation ausstrahlt. Aber spezifisch den Sexualtrakt mit irgend etwas, was ihm fehlt, zu erfassen mit dem Antimon, das ist eigentlich nicht möglich. So daß natürlich Folgeerscheinungen der luetischen Erkrankungen sehr gut einmal mit Antimon behandelt werden kön­nen, aber ursprünglich Lues, also Syphilis zu behandeln mit Anti­mon, wird gewiß nicht zu einer vollständigen Ausheilung führen. Das Antimon erfaßt eben die ausgesprochene mittlere Organisation des Menschen, den ganzen Verdauungstraktus, den Übergang des Verdauungstrakts in den Zirkulationstrakt und natürlich auch jenen Teil der Zirkulation, der dann in die Sexualorgane übergeht. Aber es ist ausgesprochen auf diesen Trakt beschränkt.

Es ist ja genug die schlechte Wirkung des Salvarsans durch die Todesfälle be­stätigt.

Die größte Wahrscheinlichkeit ist die folgende: Salvarsan ist an­gewendet worden, es ist noch nicht lange her. Die schlimmen Wir­kungen in ihrer Kulmination werden sich ergeben bei dem Patienten nach etwa fünf bis zehn Jahren, vielleicht auch in einer siebenjährigen

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Periode. Aber diese Krankheitsgeschichten werden leider heute nicht gemacht. Es ist ja für die Erkenntnis in der Medizin viel, viel wichtiger, daß man über die Heilung hinaus die Krankheits­geschichte fortsetzt. Da gewinnt man viel mehr, als wenn man den innerlichen Bestand des Organismus erforscht vor der Erkrankung. Natürlich ist das unter Umständen ganz wichtig, aber da sind eigent­lich zumeist äußere Dinge von ganz besonderer Wichtigkeit.

Da muß ich immer wiederum solche Fälle erwähnen: Unser Freund, Herr Dr. Haakenson, brachte mir in Christiania einen Patienten. Er hatte unerklärbare Ausschlagserscheinungen. Er war etwa fünfundvierzig Jahre alt, als er gebracht wurde, und das ganze Bild stellte sich für die Durchschnittsmedizin dar als ein unmöglich als zusammengehörig definierbarer Symptomkomplex. Sehen Sie, da können Sie, rein nach dem Organismus weitergehend, überhaupt nicht auf eine plausible Ursache stoßen. Natürlich ist der Arzt meistens dann angewiesen auf dasjenige, was ihm der Patient sagt. Ich konnte diesem Patienten auf den Kopf zu folgendes sagen. Ich sagte ihm - die Zwischenglieder will ich jetzt auslassen -: Sie müs­sen etwa zwischen dem neunten und elften oder zwölften Lebens­jahre irgendeine Vergiftung bekommen haben.

Nun kam es nach und nach wirklich heraus, daß der Mann, der also dazumal etwa fünfundvierzig Jahre alt war, als Junge in der Schule einmal Durst hatte, es war zufällig neben dem Schulzimmer ein Laboratorium, auf dem Fenster stand schwache Salzsäurelösung, die hat er für den Durst ausgetrunken. Und es lag in dieser Vergif­tung dasjenige, was sich noch mit dem fünfundvierzigsten Jahre zeigte.

So muß man gerade als auf das Wichtigste auf diese äußere Ur­sache sehen, wenn man eine Krankheit verstehen will. Aber hinter­her muß man eigentlich sorgfältig nach der Heilung den Organismus weiter beobachten, was nun die Heilung im Organismus bewirkt.

Und das würde bei der Salvarsantherapie von ganz besonderer Wichtigkeit sein. Bei der Salvarsantherapie werden Sie sicher nicht das anwenden können, was ich gestern sagte für die Syphilis-behandlung überhaupt. Ich gab Ihnen an eine Art meditativer Be­handlung hinterher, also mit abstrakten Begriffen, die in verschiedenem

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Tempo, zunehmende Schnelligkeit, dann wiederum nach­lassende Schnelligkeit, wirklich gewissenhaft ausgeführt werden müs­sen. Dadurch wird man eine allerdings Jahre dauernde psychische Nachkur gerade bei der Syphilis fruchtbar machen können, wenn sie auf eine solche Weise geheilt ist, wie ich gestern angegeben habe. Auch bei der Quecksilberbehandlung, obwohl ich dies nicht emp­fehle, würde eine solche psychische Nachbehandlung von Vorteil sein. Bei der Salvarsanbehandlung werden Sie wahrscheinlich, wenn Sie eine solche Nachkur machen, im späteren Alter herausbekommen eine, man kann nicht sagen Dementia praecox, aber etwas, was für das spätere Leben der Dementia praecox sehr ähnlich ist. Während es bei der Quecksilberbehandlung mit nichtpsychischer Nachkur eben infolge dessen, was ich gestern erwähnt habe, zu psychiatrischen Er­scheinungen kommt. Aber bei der Salvarsanbehandlung wird sich eben wegen des Zerreißens herausstellen, daß tatsächlich eine Art von Schizophrenie eintreten wir'd, gerade wenn Sie eine Nachkur ver­suchen in psychischem Sinne.

Es wäre sehr interessant, wenn Sie uns Ihre Stellungnahme zur sogenannten ter­tiären Lues und zur Jodtherapie mitteilen würden.

Nach dem, was darüber gesagt werden kann, ist ja dieses wesent­lich, daß man es zu tun hat gerade bei einer solchen sehr generellen Erkrankung, wie es die Syphilis ist, erstens mit dem eigentlichen Krankheitsherd und seinen Ausstrahlungen, dann aber, weil die Syphilis den ganzen Menschen ergreift, bis in die Ich-Organisation heraufgreift, hat man es zu tun mit dem Gegenbilde in dem Nerven­Sinnesmenschen. Man kann schematisch durchaus sagen: Die Krank­heit sitzt im Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen, hat aber ihr Gegenbild im Nerven-Sinnesmenschen, zu dem auch zum Beispiel der Kehlkopf-trakt gehört, alles dasjenige, was mit der sich differenzierenden oberen Atmung zusammenhängt. Diese beiden Dinge stehen mit­einander im innigen Zusammenhang. Dasjenige, was man mit Queck­silber vollbringt, bezieht sich auf die eigentliche Quelle und ihre Ausstrahlung. Dasjenige, was man mit dem Jodpräparat vollbringt, das bezieht sich auf das Obere. So daß also die polarisch auftretenden

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Erscheinungen in dem Nerven-Sinnesapparat durch Jod wieder paralysiert werden können, wenn Quecksilberbehandlung angewen­det wird. Also das ist der Zusammenhang.

Nun habe ich ja gestern, wie Sie sich erinnern werden, im wesent­lichen zwei Teile der ganzen Syphilisbehandlung angegeben. Das erste ist die Injektion mit dem Präparat, das zweite ist eine Bade-behandlung, wodurch ausgetrieben wird. Das entspricht sich nun in einem viel natürlicheren, rationelleren Sinne geradeso, wie hier Quecksilber und Jod. So ist das also gedacht. Es ist überhaupt so, daß zumeist die Therapie uns führt auf ein sich ausgleichendes Be­handeln der beiden einander polarisch entgegengesetzten Organi­sationen.

Dann sind also die Gummata zu betrachten als Folgezustände einer zu starken Quecksilbertherapie?

Ja, das ist ganz ausgesprochen so. Ist noch etwas zu fragen, was gerade darauf bezüglich zu sagen ist?

Wie ist die Wirkung des Arsens?

Die Wirkung des Arsens im allgemeinen ist diese, daß das Arsen im wesentlichen den menschlichen astralischen Leib energisiert. Das ist das Urphänomen der Arsenwirkung. Das Arsen, auch in seinen Verbindungen, wirkt so stark auf den Menschen, daß man sagen kann: Das Arsen energisiert den astralischen Leib. Daher, wenn Sie Arsen anwenden, insbesondere im flüssigen Zustand, einfach als Roncegno- und Levicowasser in entsprechender Dosierung, werden Sie immer wirken können dann, wenn es sich darum handeln muß, den astralischen Leib anzuregen, daß er sozusagen seine ihm natür­lichen Impulse entfaltet.

Nun ist immer auch bei jeder solchen Erkrankung übrigens, bei Syphilis und auch bei anderen Sexualerkrankungen, ein Defekt im astralischen Leib entweder Ursache oder Folge. Daher ist es ganz natürlich, daß das Arsen auch darauf eine Wirkung hat, die man beobachten kann; aber es braucht nicht zu heilen. Es greift viel zu­wenig tief, als daß man von Heilung reden könnte.

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Liegen bei kongenitaler Lues die Verhältnisse beim Kinde anders als beim Er­wachsenen?

Sie meinen bei der hereditären Lues? Bei der Lues beim Kinde, da liegen die Verhältnisse natürlich absolut anders. Und beim Kinde, wenn Sie rechtzeitig diagnostizieren können, werden Sie gerade mit einer Arsenkur, aber nicht mit der Salvarsankur, sondern mit der Arsenkur etwas erreichen, wobei Sie das Arsen in seiner stärkeren Verdünnung anwenden und womöglich durch Versetzung mit Milch­säure oder ähnlichem weit genug im Körper vorwirken lassen. So werden Sie da sehr günstige Erfolge gerade beim Kinde haben kön­nen. Denn die hereditäre Lues ist eigentlich nicht eine Syphilis, son­dern die hereditäre Lues unterscheidet sich dadurch von der Syphilis, daß die Syphilis unter den menschlichen Organisationsgliedern, na­mentlich beim Erwachsenen, wenn sie durch Infektion aufgetreten ist, ihre wesentliche Auswirkung im ätherischen Leib hat. Das Here­ditäre geht nur in den physischen Leib über und ist dann nicht im ätherischen Leib. Und Sie können daher, wenn Sie den astralischen Leib stark anregen durch Arsen, das überführen auf den ätherischen Leib, und dann bekämpfen Sie es wirklich ganz rationell im physi­schen Leib. Die Schwierigkeit bei der hereditären Lues liegt eben dar­innen, daß man gründlich ruiniert hat dasjenige, was für irdische Mittel so schwer zugänglich ist.

Hier kommt in Betracht dasjenige, was ich in dem allgemeinen Vortrage als den peripherischen Kräften unterworfen dargestellt habe. Wenn Sie überhaupt irgendwelche Einflüsse haben wollen auf solche Deformationen und Degenerationen, überhaupt Schädigungen, die zusammenhängen mit den peripherischen Kräften, dann müssen Sie irgendwie auch ätherische Kräfte in Bewegung setzen.

Nun dieser Bocksdorn, von dem ich gestern gesprochen habe, hat die Eigentümlichkeit, daß er verhärtet, verhornt ist und dadurch nicht eigentlich fortwährend umsprüht ist von noch ätherischen Kräften. Wenn man diese ätherischen Kräfte dann durch den Saft seiner eigenen Blüten und Blätter hält, dann bekommt man eben ein Präparat heraus, wie ich es gestern beschrieben habe. Das ergibt dann ein rationelles Denken über die Sache.

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Es wird nochmals zur tertiären Syphilis gefragt.

Man kann zur tertiären Syphilis nur sagen: Wirklich rationell kann man sich nur so verhalten, daß man sie nicht herankommen läßt, daß man strebt, die Syphilis in ihrem ersten Stadium zu er­fassen. Denn ist die Syphilis sekundär oder tertiär geworden, dann liegt gerade für eine okkulte Beobachtung ein so komplizierter Symptomenkomplex vor, der nicht bei zwei Patienten gleich zu sein braucht. Es sieht nur äußerlich so aus, innerlich braucht es nicht gleich zu sein. So daß es eben sehr schwer ist, der Sache bei­zukommen, weil man wirklich an einem Ende kuriert und am anderen Ende bricht es im entgegengesetzten Sinne aus. Daher kann man nur, wenn man eine Stellung einnehmen muß dazu, sagen: die sekundäre Syphilis muß natürlich ebenso behandelt werden, wie ich es gestern gesagt habe und bei der tertiären wird es sich eben darum handeln, daß man unter Umständen noch eine Heilung erzielt, daß sie aber immer problematisch bleibt.

Zum Glaukomprozeß, zum Ohrenprozeß: Der Glaukomprozeß wird als eine Art Geschwulstprozeß angesehen; Ohrenprozesse sind Eiterprozesse, Entzündungspro­zesse. Nun ist gerade das Auge in seiner ganzen Entstehung als ein Entzündungs-prozeß aufzufassen, und in der Ohrenhildung haben wir einen Geschwulstbildungs­prozeß zu sehen. Ist gerade der polarische Gegensatz dasjenige, was das Krankheits­bild des Glaukoms auf der einen Seite und der Ohreneiterung auf der anderen Seite ist?

Liegt das nicht auf der Hand? Wenn man im Auge bei Normalität einen Entzündungsprozeß hat, wenn man im Ohr bei Normalität einen Geschwulstprozeß hat, so muß der Krankheitsprozeß beim Auge ein Geschwulstprozeß, beim Ohre ein Entzündungsprozeß sein, nämlich dasjenige, was als das Gegenteil auftritt. Es liegt ja sozu­sagen auf der Hand, daß das so sein muß.

Nun, bei dieser Gelegenheit ist es vielleicht gleich möglich, von diesen polarischen Prozessen der Ohrenentzündung, namentlich der Mittelohrentzündung, zu sprechen. Man hat es bei der Ohrenentzün­dung ja ausgesprochen mit einem Überhandnehmen der ätherischen Organisation in diesem lokalen Trakt zu tun. Daß dies so ist, bringt nicht nur die okkulte Beobachtung, sondern der einfache Anblick

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eines Endzustandes, Endstadiums einer Mittelohrentzündung bei der Verwachsung der Organe und so weiter.

Man kann schon dem physischen Organismus dann ansehen, daß es sich hier handelt um eine überhandnehmende Tätigkeit des äthe­rischen Leibes. Nun muß man sich klar sein darüber, daß diese über­handnehmende Ätherorganisation in diesem Trakt sofort herbei­führt eine Verstärkung der Ich-Organisation für diesen Trakt, die ins Unterbewußte hinuntergeht.

Wir haben also eine physische Bildung, die nicht da sein sollte und die von der Ich-Organisation abhängig ist. Wir können der Sache am besten dadurch beikommen, daß wir wiederum den At­mungsprozeß gewissermaßen in Schwung bringen. Innerlich medika­mentös kann man den Atmungsprozeß, so daß die Ausatmung eine lebendigere wird, dadurch in Schwung bringen, daß man Levisti­kum anwendet innerlich in einer entsprechenden Dosierung. Das bringt den Atmungsprozeß - im entgegengesetzten Sinne des gestern Erwähnten für 4ie Gkukombildung - in Schwung. Man atmet mehr so, daß die Verstärkung der Atmung nach innen geht, während es beim Levistikumprozeß nach außen gehen muß. Also es geht mehr nach innen die Verstärkung des Atmungsprozesses. Und dann wird sich als besonders günstig herausstellen für die Ohrenentzündung, so sonderbar es aussieht, wenn man auch bei der Ohrenentzündung Eurythmie anwendet, Heileurythmie. Und zwar wird es außerordent­lich günstig sein, wenn man gerade L, M, 5 als Heileurythmisches üben läßt. Nämlich alles dasjenige, was sich auf das Ohr bezieht, ist wirklich nur ein lokalisierter Prozeß für einen Prozeß im ganzen menschlichen Ätherleib. Daher kann man auf alles dasjenige, was sich im Ohr lokalisiert, dadurch wirken, daß man die Atmung auch so fördert - man fördert ja dadurch auch nur die Atmung -, daß man die angeführten Buchstaben heileurythmisch ausführen läßt.

Nun möchte ich noch über einiges sprechen.

Die Eurythmie müßte wohl verschieden sein bei Ohrenentzündungen und sklero-tischen Prozessen?

Wenn es sich um eine Sklerose handelt, wird man vorzugsweise eine

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vokalische Heileurythmie anwenden müssen. Dann würde es sich um Vokalisieren handeln in der Heileurythmie. Bei Entzündungspro­zessen muß es sich um Konsonantierung, und namentlich um L, M, 5 und solche Laute handeln.

Nun sind noch andere Fragen aufgeworfen worden, auf die ich der Reihe nach nun gern eingehen möchte. Da ist ja ganz besonders interessant der Fall, über den hier gefragt worden ist, und über den schon einige Erfahrungen bei uns vorliegen. Es ist hier die Frage aufgeworfen worden: «Ist bei jahrzehntelang bestehender Arthritis deformans eine therapeutische Einwirkung noch möglich? Es wird zurzeit Phosphoröl ein Prozent und Stannum versucht. Ist da auch konsonantische Eurythmie angezeigt?» - Vielleicht darf ich Herrn Dr. Palmer bitten, uns ganz kurz unseren Stuttgarter Fall von Arthritis deformans einmal zu referieren.

Dr. Palmer: Dieser Fall, den wir damals behandelt haben und dessen Therapie allgemein bekanntgeworden ist, bezog sich auf einen ganz frischen Fall von Arthritis deformans. Es war bei Frau X., wo nach vier- bis fünfwöchiger Behandlung mit ein­prozentigem Phosphoröl und vier bis fünf Prozent Stannumverreibung alle Symp­tome, die vorher anderweitig in Kliniken behandelt waren, zurückgingen. Die Patien­tin hat auch damals Heileurythmie noch neben der medikamentösen Heilung durch­gemacht. Bei den Fällen, die zu uns in die Klinik kamen und wo wir dieselbe Therapie angewendet haben, haben wir natürlich nicht dieselben Erfolge gehabt, wie wir sie bei diesem frischen Fall hatten. Ein kleiner Junge, der bereits mit dem dritten, vierten Lebensjahr dies bekam, wurde auch mit Phosphoröl und Stannum behandelt, wir mußten aber zur Verstärkung der Wirkung auch noch Einspritzungen mit Levico­wasser machen. Dieser Junge hatte damals ein ganz akutes entzündliches Stadium von Arthritis deformans in seiner Hüfte, und da sind auch die Symptome alle zurückgegangen, vollkommen schmerzlos geworden. Selbstverständlich war die Zer­störung in den Gelenken und die Zerstörung des Knorpels bereits derartig groß, daß in diesem Falle an eine Wiederherstellung der Gelenksbewegungsfähigkeit nicht mehr zu denken war.

Das ist ja natürlich überhaupt die Schwierigkeit. Wollen wir jetzt zunächst die zwei Fälle ins Auge fassen, weil das eine ganz lehrreicbe Sache abgeben wird. Wie alt war unsere Patientin, Frau X?

Vielleicht Ende der zwanziger Jahre, und der Junge wird zwölf oder dreizehn Jahre gewesen sein, es war der Amerikanerjunge.

Eine Teilnehmerin sagt, daß ihr Patient siebenundzwanzig Jahre alt ist und vom

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zwölften Jahre ab leidend, ein zweiter Patient fünfundvierzig Jahre alt, seit drei Jahren leidend, und eine Patientin etwa siebzig Jahre alt sei.

Nun fragt es sich aber, ob Sie eine Heilung erzielt haben. Sie haben hier dieselbe Behandlung angewendet?

Die Fragestellerin sagt, daß sie jetzt eben erst die Sache angewendet habe.

Die Sache ist deshalb außerordentlich wichtig, weil wirklich bei dieser Erkrankung ungeheuer viel davon abhängt, mit welchem Menschen man es zu tun hat. Und man kann schon sagen, bei dieser Erkrankung, bei der Arthritis deformans, ist es wirklich so, daß man in allen Fällen eigentlich in einer gewissen Beziehung individuali­sieren muß, denn die Entstehung dieser Krankheit hängt nämlich stark zusammen mit der ganzen Entwickelung des Menschen. Sie müssen zuweilen bei einer Erkrankung, die in mittleren Jahren auf­tritt, wie bei dem Fall, um dessen Interpretation ich zuerst Herrn Dr. Palmer gebeten habe, da müssen Sie sich fragen: Ist die Ursache sehr weit zurückliegend in den Kindheitsjahren, oder liegen die Ursachen erst in späteren Jahren?

Das Eigentümliche nämlich ist gerade dieses, daß bei entsprechen­der Körperdisposition, namentlich bei einer konstitutionellen Schwäche des ätherischen Leibes, in den meisten Fällen die Ursache der Arthritis deformans in psychischen Vorgängen liegt, namentlich bei Menschen, die ihren astralischen Leib hinuntersenken in einen schwachen ätherischen Leib beim Aufwachen, wo also der astralische Leib durch die Schwäche des ätherischen Leibes stärker wird, als er eigentlich sein sollte, wo er nicht genügend abgelähmt wird beim Hineindringen in den ätherischen Leib. Da wirken in der Seele auf­tretender Kummer, Sorge, Schocks, zehrender Jammer tatsächlich als Ursache für diese Erkrankung.

Nun ist aber das Eigentümliche dieses: Wenn Sie ein Kind haben, nehmen wir irgendeinen ideellen Fall, ein Kind im zehnten Jahre hat irgendwie, sagen wir, durch eine vorhergehende Masernkrankheit oder so etwas, einen auch nur zeitweilig geschwächten ätherischen Leib; der astralische Leib wirkt zu stark. Daher wirkt in dieser Lebenszeit bei dem Kinde - ich will nicht sagen zehn, sondern zwölf

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Jahre, Sie werden gleich sehen, warum -, wenn es einen mürrischen Erzieher hat, der es in allerlei Zustände bringt, so daß es in sich selbst seelische Uneinigkeit bereitet, solcher kindliche Kummer zu­nächst prädominierend. Und nun lassen Sie das vierzehnte Jahr her­ankommen, approximativ natürlich, dann haben Sie vom zwölften Jahre zwei Jahre bis zum vierzehnten Jahre, und dann zwei Jahre bis zum sechzehnten Jahre, und im sechzehnten Jahr ist wiederum eine Möglichkeit, ebensolange hinter dem Abschluß der Periode hinter der Geschlechtsreife, wie der Insult vor der Geschlechtsreife aufgetreten ist, daß die Sache sich rhythmisch wiederholt, daß dann aber nicht neuer Kummer natürlich, der von außen kommen müßte, auftritt, sondern daß das organische Gegenbild des Kummers auf­tritt. Dann ist die Frage diese: Wie lange braucht nun nach den Perioden, die sich da herausbilden, dieser Prozeß, um gehörig peri­pherisch zu werden? Im einundzwanzigsten Jahre ist wiederum eine Periode, das heißt im neunzehnten, zwei Jahre vor dieser Periode, und zwei Jahre danach, mit dreiundzwanzig Jahren, ist bei diesem Kinde wiederum die Möglichkeit, daß irgendwie die Sache weiter-schreitet. Nun handelt es sich nur darum, wie lange dieser Prozeß braucht, um gehörig peripherisch zu werden, daß er als Deformation auftritt? Das kann unter Umständen vom zwölften Jahre, wo die ersten Ursachen liegen, bis in die dreißiger Jahre, ja selbst bis in den Anfang der vierziger Jahre hineingehen. Dann hat man ein ganz anderes Bild, als wenn zum Beispiel irgend jemand die psychische Ursache erst erlebt nach seinem fünfzigsten Lebensjahre oder Ende seiner vierziger Lebensjahre, wo sie auch erlebt werden kann. Dann treten also diese Deformationen auf aus einer ganz anderen Tiefe des Organismus heraus. Und so kann man sagen, nehmen wir einmal an, wir haben es mit einem Patienten zu tun, der meinetwillen am Ende der dreißiger, Anfang der vierziger Jahre ist und der eine starke Arthritis deformans hat, die uns zeigt, daß eigentlich die Ursachen recht weit zurückliegen. Dann kann man unter Umständen die fol­gende Behandlung vorschlagen aus diesem Tatbestand heraus. Ich habe daher einen Idealfall auf Ihre Frage hin konstruiert, und es würde nun sich darum handeln, daß man in einem solchen Falle

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dasjenige, was hier behandelt worden ist, durch die Arseninjektion und durch das Stannum und so weiter hervorruft, indem man Schwefelwasserstoffbäder gibt, also zunächst auf das Nerven­Sinnessystem wirkt, auf das entsprechende Bäder immer wirken, und dadurch den peripherischen Menschen von außen ergreift. Geben Sie dann von innen etwa, sagen wir, hochpotenzierte Arnikasubstanz, Arnikatinktur oder Equisetum, was in diesem Falle beides dasselbe sein würde, so wirken Sie in demselben Sinne von innen heraus, und Sie werden wahrscheinlich bei einer auch alt eingesessenen Arthritis deformans eine Heilung erzielen.

Es ist durchaus so, daß man sagen kann: Das wäre ein Fall, der vielleicht so zu behandeln ist. Während Fälle, wie der erste von Dr. Palmer interpretierte, der ganz sicher seine Ursache gar nicht weit zurückliegen hatte, mit Stannum und mit Phosphoröl behandelt werden können. Ich erwähnte deshalb diesen Fall sehr gerne, weil es ja lehrreich ist, gerade an einer solchen, allerdings ganz tief-gehenden Erkrankung zu sehen, wie man individualisieren muß.

Es wird ein Fall geschildert, wo die Patientin in der Jugend etwas derartiges durchgemacht hat. In ihren zwanziger Jahren hat sie dann eine Infektion durch­gemacht und direkt anschließend daran eine sehr schwere chronische Arthritis be­kommen. Sie ist jetzt ungefähr fünfundvierzig Jahre alt und ist in einem ganz deso­laten Zustande.

Es ist ja fast so, wie wenn ich diesen Fall ideell vorhin konstruiert hätte! Schwefelwasserstoffbäder und innerlich Equisetum oder Arnika, womöglich, wenn es nicht unmittelbar angreift, Injektionen.

Der Fall, den Sie angeführt haben, ist genau der der siebenundzwanzigjährigen Frau unter meinen Patienten. Sie haben ihn genau skizziert, ohne ihn zu kennen.

Nun haben wir hier auch eine interessante Frage: Erkrankungen des Magen- und Darmtraktes infolge von Schockwirkung. Nun, die können auftreten infolge von Schockwirkungen, aber ich glaube auch infolge von anderen psychischen Wirkungen, zum Beispiel von an­haltendem Kummer und dergleichen, der immer wiederum neue Nahrung erhält; namentlich bei weiblichen Persönlichkeiten wird dies der Fall sein. Da können auftreten sehr schmerzhafte kolikartige

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Zustände. Es kann auch eine Lethargie des ganzen Magen- und Darmtraktes auftreten, es kann sogar ein vollständiges Versagen unter Umständen auftreten, aber ein Versagen, das zu gleicher Zeit mit Schmerzempfindung sehr häufig verbunden ist. Ist nicht das Krankheitsbild ungefähr so? (Antwort: Ja!) - Das ist nun eine sehr häufig vorkommende Erkrankung, und da ist es sehr interessant, zu beobachten, was da eigentlich geschehen ist. In jedem solchen Falle ist folgendes geschehen: Der menschliche astralische Leib ist ja ein sehr differenzierter Organismus, und wenn Sie diesen menschlichen astralischen Leib kennenlernen, so paßt er sich für alle Organe, die hinter den Sexualorganen gegen den Nierentrakt zu liegen und nach oben hin durch Lungen- und Herztrakt begrenzt sind, also in dieser Partie, der astralische Leib sehr stark dem Ätherleib an. So daß man eigentlich sagen kann: Für diesen Trakt ist der Ätherleib das Maß­gebende. Der astralische Leib nimmt in seinen Bewegungen, in seinen Formen das an, was der Ätherleib tut. Das ist ganz anders im Sexual­trakt. Im Sexualtrakt ist der Astralleib für sich sehr stark tätig, un­terdrückt in einer gewissen Beziehung die Tätigkeit des Ätherleibes. Wenn eine Schockwirkung gerade von dieser Sorte hier auftritt, dann drängt sich die Tätigkeit, die der astralische Leib im Sexual­trakt entwickelt, in den Verdauungstrakt hinein, so daß man eine Verlagerung der astralischen Tätigkeit vorliegen hat, und alle Symp­tome sind dann die vorgenannten. Und man hat nötig, wirklich jenen Prozeß einzuleiten, der den Astralleib in einem solchen Fall wiederum an seinen rechten Ort bringt.

Man muß wirklich diesen Zusammenhang verstehen, der sich ei­gentlich ganz innerhalb der höheren Glieder des menschlichen Orga­nismus abspielt. Das andere, was sich im physischen Leib abspielt, ist lediglich Folgeerscheinung, lediglich äußeres Symptom. Was sich ab­spielt, spielt sich zwischen Ätherleib und Astralleib ab, und zwar partiell in der bestimmten Körpergegend.

Sie werden in allen Fällen etwas erreichen, wenn Sie anwenden entweder Umschläge oder Einreibungen mit Oxalsäure, also einfach Oxalsäure, die Sie am besten gewinnen dadurch, daß Sie Klee aus­pressen. Sie pressen Klee aus, gewinnen auf diese Weise die Oxalsäure.

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Da ist sie am wirksamsten. Und am besten ist sie natürlich durch Einreiben zu verwenden. Sie ist außerordentlich stark wirk­sam in der Energisierung des ätherischen Systems im Verdauungs­trakt. Das kommt dadurch in eine besonders starke Tätigkeit. Und nun müssen Sie versuchen, dieses astralische Sexualsystem, das da hineingegangen ist, wiederum zurückzukriegen. Das bekommen Sie zurück entweder durch ein Silberpräparat per os in entsprechender Do­sierung, oder durch eine in der fünften oder sechsten Dezimale an-gewendete Silberinjektion. Silber hat, sowohl in das Zirkulations­wie in das Verdauungssystem gebracht, immer die Tendenz, Defor­mationen der höheren Organisationsglieder wieder herzustellen.

Sie sehen, wenn Sie diese beiden Prozesse hintereinander an­wenden, so werden Sie gerade bei Schockwirkungen sehr schöne Er­folge erzielen. Gerade Schockwirkungen sind nämlich außerordent­lich interessant. Und wenn Sie eine Heilung bewirkt haben bei einer Schockwirkung, wenn, sagen wir, eine solche typische Schock­wirkung vorliegt, wie wir sie eben beschrieben haben, dann werden Sie, wenn Sie weiter den Patienten verfolgen, das Folgende be­merken können. Sie werden, wenn Sie entsprechend zu fragen ver­stehen, vom Patienten Antworten bekommen, die etwa so lauten:

Es ist ganz merkwürdig, seit ich dazumal gesund geworden bin, seit der Zeit wirkt mein Herz ganz anders; seit der Zeit, wenn ich etwas Schreckhaftes, einen Kanonenschuß oder so etwas wahrnehme, dann wirkt mein Herz so, als wenn es mich selber beruhigen wollte, als wenn ich an ihm ein Wesen hätte, das mich selber beruhigen wollte.

Darinnen sehen Sie, wie wirklich polarische Prozesse bei jedem regelnden Eingriff, nicht nur bei einem Heileingriff, in dem mensch­lichen Organismus vorhanden sind. Diese Herzwirkung, von der der Patient spricht, die ja auch im wesentlichen im Ätherischen und im Astralischen verläuft, die ist die polarische Gegenwirkung zu dem, was Sie eigentlich getan haben für die Herstellung der richtigen Relation zwischen Sexualtrakt und Verdauungstrakt. Das ist das­jenige, was in bezug auf diese Schockwirkung zu sagen ist.

Nun werde ich dann morgen über eine interessante Frage, nämlich

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über die Nervenkrankheiten, namentlich über die Rückenmarks­krankheiten, was sozusagen als erste Frage aufgeschrieben ist, noch etwas näher sprechen. Wir werden uns morgen wiederum gleich um halb neun Uhr zusammenfinden. Ich möchte jetzt nur noch etwas sagen, da es ja wirklich eine recht aktuelle Frage - es scheint mir wenigstens so - jetzt zu sein scheint, die hier auch auf dem Zettel steht, nämlich über das Bettnässen der Kinder. Es scheint in der Tat in einer sehr verstärkten Gestalt aufzutreten.

Beim Bettnässen der Kinder hat man es mit einer typischen Schwäche des astralischen Leibes zu tun. Der astralische Leib hat ein­fach die Stärke nicht, die er haben sollte. Wenn Sie aber gerade in dem Falle des Bettnässens Arsenik anwenden, auch in der gesunden Form von Levicowasser oder Roncegnowasser, dann werden Sie in der Regel zu einer zwar starken, aber außerordentlich kurzen Tätig­keit, gerade bei Bettnässern durch ihre Gesamtorganisation zu einer kurzen, dem astralischen Leib angemessenen Bewegung dieses astrali­schen Leibes kommen. Die Kinder werden dennoch beim Bettnässen bleiben; aber Sie werden ganz sicher gute Erfolge erzielen, wenn Sie anwenden bei Bettnässern diejenige Substanz, die Sie gewinnen kön­nen durch Auspressen der Blätter und Blüten von Johanniskraut, Hypericum perforatum. Ich weiß nicht, ob Sie wissen, daß es die ein­zige Pflanze ist, die zu der achtzehnten Linnée-Klasse gehört; sie hat ja gelbe Blumenblätter und in drei Büscheln stehende Staubgefäße. Es ist die einzige Pflanze, die in drei Büscheln stehende Staubgefäße hat. Und sie hat Blätter, die aussehen, wenn Sie durchschauen, so ist es, wie wenn lauter Löcher in den Blättern wären. Wenn Sie diese Pflanze auspressen, so bekommen Sie einen Saft. Es liegt im wesentlichen an diesem bitteren Extraktivstoff, der in dieser Pflanze enthalten ist, auch ein Stoff, der sehr stark und dauernd auf die innere Beweg­lichkeit des astralischen Leibes wirkt und diesen stark macht. Und dadurch unter Umständen wird es zur Heilung kommen, wenn man dann noch moralisch auf das Kind einwirkt dadurch, daß man eben einfach sagt, es ist verpflichtet, achtzugeben auf seine Funktionen. Diese moralische Einwirkung sollte eigentlich stattfinden gerade bei solchen Dingen, die, nicht wahr, an der Grenze stehen zwischen

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Ungezogenheiten und Krankheiten. Ich bitte mich nicht mißzuver­stehen, ich weiß schon natürlich, daß es eine Krankheit ist, aber es steht an der Grenze zwischen Ungezogenheit und Krankheit. Und weil in der Tat der moralische Wille einen großen Einfluß hat, so soll man den nicht außer acht lassen. Denn wenn Sie eine solche Sache bei dem Kinde kurieren - natürlich kurieren können Sie es mit Hypericum - so schwächen Sie den Willen des Kindes, wenn Sie ihn nicht zu gleicher Zeit anspornen, ihm nicht einen Impuls geben nach der moralischen Seite hin. Das wäre in bezug auf das Bettnässen zu sagen.

Dann wollen wir morgen sprechen über neuropathische Kinder, besonders über Kinder mit Dementia praecox in den verschiedenen Formen. Dann noch über einige andere Fragen, und ich will ver­suchen, diese Fragen alle noch zu berücksichtigen.

Es wird gefragt, wie alt der Saft sein darf.

Zu alt darf man ihn nicht werden lassen; aber wenn Sie ihn etwa so geben, daß Sie ihn möglichst gut auspressen, auf ein bestimmtes Quantum, sagen wir, ein Gramm Blatt und Blüte durcheinander, halb und halb, dann werden Sie die Möglichkeit bekommen, ein Glas Wasser damit zu versorgen, und das können Sie dann abteilen und ein halbes Jahr lang in dieser Weise gebrauchen.

DRITTER VORTRAG Dornach, 2. Januar 1924

#G314-1975-SE200 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

DRITTER VORTRAG

Dornach, 2. Januar 1924

#TX

Nun möchte ich noch einige von den Fragen, die mir vorgelegt wor­den sind, behandeln, und da scheinen mir vorzugsweise einige Fragen Ihnen noch wichtig zu sein.

Die eine Frage, die Gonorrhöe-, die Tripperfrage: Nun ist es auch da notwendig, wenn man einsehen will, was eigentlich zu tun ist, daß man das Wesen der Sache studiert. Nun scheint mir, als ob man gerade auf diesem Gebiete allzuleicht zufrieden wäre, indem man einfach sagt: Infektion, Infektion und wieder Infektion. Das ist ja dasjenige, was eigentlich gesagt wird. Gewiß, es liegt bei diesen und ähnlichen Erkrankungen eine wirklich außerordentlich große, außer­ordentlich starke Möglichkeit der Ansteckung vor; aber aus der Er­kenntnis der Ansteckung heraus kann eigentlich ja am allerwenigsten folgen die Erkenntnis der heilenden Mittel. Man hat einfach nicht viel, wenn man weiß, die Sache ist ansteckend. Man hat nur das eine davon, daß man natürh.ch Vorkehrungen trifft, um die Ansteckungs-gefahren zu vermindern. Das ist etwas, was ganz selbstverständlich ist. Aber es ist doch gut, wenn man gerade bei solchen Dingen ein­dringt in dasjenige, um das es sich handelt.

Nun, man muß sich klar sein darüber, daß der menschliche Or­ganismus wirklich ein in sich abgeschlossenes System ist, und daß in größerem oder geringerem Grade für den menschlichen Organismus alles dasjenige giftig ist, was außerhalb seiner liegt. Also Gift ist eigentlich alles, was außerhalb des menschlichen Organismus liegt. Nur gibt es gewisse Anpassungen, in denen sozusagen die Wirkung, die sonst Giftwirkung ist, isoliert wird. Und diese Isolierung einer Wirkung, die sonst Giftwirkung ist, tritt für die Realisierung ätheri­scher Impulse und astralischer Impulse namentlich eben auf, wenn weiblicher und männlicher Same sich vereinigen. Sie tritt sonst auch in zahlreichen Fällen auf, besonders aber, wenn weiblicher und männ­licher Same sich vereinigen. Die Wirkung ist eine eminent giftige, wenn die beiden polarisch entgegengesetzten Substanzen sich vereinigen.

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Also die Wirkung ist eine eminent giftige, aber sie wird isoliert und in der Isolierung exponiert den Kräften des Kosmos, die man sogar im einzelnen beschreiben kann. Es sind die konzentrierten Sonnen- und Mondenkräfte, denen dann dasjenige, was aus der Vereinigung entsteht, exponiert wird.

Diese Exposition, die ist nur möglich, wenn tatsächlich nur ein Zusammenwirken stattfindet des männlichen und weiblichen Sa­mens. Mit jeder Substanz, die außerhalb des weiblichen Samens liegt, die also in Organen erzeugt wird die nicht die weiblichen Sex­ualorgane sind, gibt der männliche Same ein überall im menschlichen Organismus sowohl wie in der Welt draußen unbrauchbares Gift. Umgekehrt, der weibliche Same gibt mit jeder Substanz, ausgenom­men diejenige, die vom männlichen Sexualorgan abgesondert wird, Gift, das nicht verarbeitet werden kann. Dieses Gift ist eigentlich im Grunde genommen, nur unter Metamorphosierung, das eine Mal Schankergift, das andere Mal Trippergift. Und damit haben wir es überhaupt mit Erkrankungen zu tun, die etwas wesentlich anderes darstellen als die Syphiliserkrankungen, die wir besprochen haben. Wir haben es zu tun mit der Erzeugung von Giften, die keine Expo­sition, weder im menschlichen Organismus noch über den mensch­lichen Organismus hinaus, aushalten.

Nun, solche Stoffe sind im wesentlichen auch ungeheuer starke Ansteckungsstoffe. Sie sind überhaupt die Träger von Parasiten kleinster Art, hypermikroskopischer Organismen. Und mit einer solchen Wirkung haben wir es zu tun, also mit einem Ineinanderwir-ken der astral-ätherischen Organisation im Männlichen und Weib­lichen, das dann bei seinem Hinunterwirken in das Physische diese entsprechenden Gifte erzeugt. Das ist das Wesentliche. Die An­steckungsgefahr ist das Sekundäre. Sie ist immer da, gerade weil auf diese Weise eben die stärksten Gifte überhaupt erzeugt werden, die es für das Organ gibt.

Ich meine, daß es außerordentlich wichtig ist, daß solche Dinge einmal eingesehen werden, damit man nicht immer eigentlich, ich möchte sagen, die entsprechenden Erscheinungen so betrachtet, wie einstmals die ganze Fortpflanzung des Menschengeschlechtes betrachtet

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wurde, indem man auf den Eierstock der Eva zurückgeführt hat das ganze Menschengeschlecht in alle Zukunft der Erde. Das ist natürlich eine sehr leichte Betrachtung. So macht man es sich auch leicht, wenn man sagt: Diese Erkrankung ist angesteckt; die anstek­kende ist wieder angesteckt und man kommt zurück natürlich ins Unbestimmte, aber man kommt zu keiner eigentlichen Erkenntnis. Kommt man aber zu einer solchen Erkenntnis, wie ich sie eben an­gedeutet habe, dann fragt man sich natürlich folgendes. Dann sagt man: Wie ist nun beizukommen dem Wirken, das entsteht im mensch­lichen Organismus unter dem Einfluß dieses Giftes?

Man muß also etwas herstellen, dem man dieses Gift exponieren kann, wie man zum Beispiel den befruchteten weiblichen Keim exponieren kann dem Weltenall. Man muß also sozusagen eine Atmosphäre herstellen, im astral-ätherischen Organismus eine Atmo­sphäre herstellen, die eine gewisse Absorptionsfähigkeit hat, nicht für das Gift, das dann ausgeschieden wird, wenn die gifterzeugenden Kräfte im Astralischen und Atherischen absorbiert werden.

Und nun ist es gerade bei solchen Dingen sogar häufig so, daß man von zwei Seiten her die heilenden Kräfte zusammenwirken läßt, und man wird wirklich Gutes in einem solchen Fall erzeugen können, wenn man ein Präparat, etwa irgendein kohlensaures Al­kali, Alkalikarbonat innerlich gibt und dann lokal behandelt mit Umschlägen, starke ölige Eukalyptusumschläge lokal macht, aber beide Dinge zusammenwirken läßt. Das wird ganz gewiß zu einer, wenn auch vielleicht langsamen, aber dann eben gründlichen Aus-heilung führen können. Denn die Alkalikarbonate, die wirken im wesentlichen so, daß sie aus dem Gesamtätherleib des Menschen einen Spezialätherleib herstellen gewissermaßen; und der Eukalyp­tusauszug, der wirkt so, daß er diesen hergestellten Athertrakt wie astralisch durchströmt. So daß man tatsächlich um den Genitaltrakt herum eine Atmosphäre herstellt, die die gifterzeugenden Kräfte absorbiert. Das ist das, was man dabei ins Auge fassen kann.

Möchte jemand vielleicht gerade darüber etwas sagen? Alle diese Dinge sind ja eigentlich nicht da zum Diskutieren, sondern zum Ausprobieren. Sie werden sich bewähren.

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Nun möchte ich namentlich eingehen auf eine Frage, welche ich hier gefunden habe, und die ist: «Läßt sich ein durch schweres Asthma zum Morphinisten gewordener Patient wohl mit Erfolg entwöhnen, auch vom Morphium, mit dem vom Klinisch-thera­peutischen Institut in Stuttgart angewandten Mittel, Zitronensäure, Prunus spinosa und Nicotiana tabacum behandeln?»

Mit dem Asthma ist es ja eine schwierige Sache, weil das Asthma wesentlich auf der Tatsache beruht, daß die Ausatmung, der Aus­atmungsstrom, bei seinem Durchgange durch die Luftwege Wider­stände findet. Er hakt sich gewissermaßen ein. Das ist etwas, was im astralischen Organismus ganz stark zu sehen ist.

Es ist ja natürlich immer etwas problematisch, wenn man diese Dinge aufzeichnet, aber Sie sind ja alle Anthroposophen und wer­den die Dinge selbstverständlich so nehmen, wie sie gemeint sind. Also dem ausströmenden Luftstrom, dem sieht man tatsächlich ent­gegenstehen vom Astralischen des Menschen etwas wie Haken, in die er sich einstößt (siehe Zeichnung). Das ist der Befund. Und das bezeugt

#Bild s. 203

eben, daß das Asthma wirklich spezifisch diejenige Erkrankungsform ist, die hart an der Grenze steht an rein psychischen Erkrankungen, worunter ich nicht die sogenannten Geisteskrankheiten verstehe, son­dern diejenigen Erkrankungen, die mit dem psychischen Leben zu­sammenhängen. Geisteskrankheiten brauchen gar nicht mit dem psychischen Leben zusammenzuhängen, sondern können lediglich physische Erkrankungen sein, wobei das Psychische lediglich Symp­tom ist. Also die sogenannten Geisteskrankheiten sollten meistens

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gar nicht Geisteskrankheiten genannt werden, weil es sich fast im­mer um eine wirkliche organische Erkrankung handelt, die ein psychisches Gegenbild findet, einfach ein Schattenbild, und das ist lediglich Symptom. Man kommt am besten zum Heilen der soge­nannten Geisteskrankheiten, wenn man aus dem physischen Befund als Symptomkomplex erkennt, ob eine Nierenkrankheit, Leber-krankheit, eine wirklich organische Gehirnkrankheit vorliegt. Unter psychischen Erkrankungen verstehe ich aber diejenigen, wo zum Beispiel wirklich psychische Wirkungen zugrunde liegen, wie auch Schockwirkungen oder Angstwirkungen und dergleichen, also wo psychische Ursachen vorliegen. Und beim Asthma ist es ja tat­sächlich so, daß man oftmals sehr weit zurückgehen muß in den psychischen Ursachen.

Wenn man so alt geworden ist wie ich, sind einem ja Asthmafälle der mannigfaltigsten Art immer entgegengetreten, und ich muß schon sagen, oftmals muß man bei Asthmafällen, wenn man zurückgeht, um die Entstehungsursache - abgesehen von dem Karmischen also -, die Auslöseursache zu suchen, sogar ins Embryonalleben zurückgehen. Und die äußeren Ursachen liegen eigentlich oftmals wirklich im Embryonalleben. Sie liegen darinnen, daß die Mutter Schocks oder die Mutter Kümmernisse gehabt hat, die sich in unregelmäßigen Wiederholungen immer wieder ergeben haben während der Schwan­gerschaft. Solche Dinge, sie wirken außerordentlich stark auf das gesamte Schleimhautsystem des Atmungstraktes, und davon gehen dann während der Embryonalzeit schon die Ursachen für dasjenige aus, was später sich in den asthmatischen Erscheinungen kundgibt.

Nun ist aber bei den asthmatischen Erscheinungen von ganz besonderer Wichtigkeit das Folgende: Das Asthma lebt sich in ganz verschiedener Weise aus, je nach der Individualität des Menschen, und es hängt viel davon ab, daß man die sonstigen im Organismus bestehenden Folgeerscheinungen des Asthma wirklich richtig be­kämpfen kann. Dann macht man den Organismus stark genug, daß er später selber etwas tun kann, um das Asthma zu bekämpfen. Und so möchte ich nun die Möglichkeiten angeben, wie man, da es sich ja wirklich um eine unregelmäßige Bewegung des astralischen Leibes

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in der Bronchien-Lungengegend handelt, diesen Sachen gerade beikommt.

Da liegt nämlich etwas, ich möchte sagen, ganz Raffiniertes zu­grunde, wie das Asthma überhaupt eine raffinierte Erkrankung ist. Untersucht man mit, wenn ich so sagen darf, okkultem Schauen einen Asthmakranken, so findet man, daß bei ihm vor allen Dingen ausgeschaltet ist das, was ich den inneren Appetit des Organismus nennen möchte.

Verständigen wir uns zunächst über diesen Begriff «innerer Appetit» des Organismus. Man kommt eigentlich auf diesen Begriff des inneren Appetits des Organismus erst, wenn man ganz kleine Kinder beobachtet. Die schmecken eigentlich nicht bloß mit der Zunge. Den Pädagogen habe ich das immer gesagt, die kleinen Kinder schmecken nicht bloß mit der Zunge, die schmecken eigent­lich mit dem ganzen Organismus. Der ganze Organismus ist etwas wie ein feines Geschmacksorgan. Nur lokalisiert sich später dieses Schmecken eben sozusagen um Gaumen, Zunge und so weiter her­um. Diese Differenzierung, die verhältnismäßig früh eintritt, ist aber nur eine teilweise. In unterbewußten Sphären schmeckt der Mensch und erzeugt also dieses innere Erlebnis von Appetit durch seinen ganzen Organismus. Einfach der ganze Organismus hat jene Strebekraft, die man als Appetit bezeichnet.

Nun, nicht wahr, wie es nun eine Appetitlosigkeit im abgeson­derten Hauptestrakt gibt, die da erlebt wird, so gibt es eben, und das ist gerade beim Asthmatischen im hohen Maße der Fall, eine Appetitlosigkeit des Organismus. Und es tritt beim Asthmatischen eine Appetitlosigkeit des ganzen Organismus ein; er hat gar keine Lust, die eingenommenen Nahrungsstoffe gerade nach den Teilen hin aufzunehmen, die in den ganzen Kreislauf übergehen. Er hat sogar eine Abneigung, aber er weiß nichts davon, weil sie innerlich unbewußt ist, namentlich gegen Gekochtes. Man wird dieses aus äußerlichen Symptomen, die in seinem Leben auftreten, recht gut beobachten können. Dem muß man zuerst beikommen. Man muß den Organismus erst wieder appetitfähig machen.

Es ist überhaupt gut, wenn Sie wissen, wie man einem Organismus

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beikommt, bei dem man zu bemerken glaubt, daß er appetitlos ist, daß also die rechte Verbindung zwischen Atherorganismus und astralischem Organismus unterbrochen ist, denn das heißt appetit-los sein. Nun ist es gut, wenn man überhaupt weiß, was da gut ist. Und da ist immer gut, wenn man das in der richtigen Dosierung dem Organismus beibringt, was man in der Form von Gerbsäure gewinnen kann, zum Beispiel aus Salbeiblättern, aus Nußblättern, aus Eichenrinden oder Weidenrinden, kurz, wenn man, ich will sagen, dasjenige, was vielleicht der ersten Dezimale gleichkommt, eben nur prozentig, an Gerbsäure dem menschlichen Organismus beibringt. Das ist dasjenige, was ganz besonders wichtig ist für den Astralleib in einem solchen Falle. Der wird angeregt, seine Tätig­keit auf den Atherleib auszudehnen, wenn man ihm diese Gerbsäure beibringt. Darauf reagiert wiederum nicht der Ätherleib. So daß man nur Unordnung erregt, wenn man einseitig Gerbsäure beibringt. Man muß auf der anderen Seite auch dem Ätherleib beikommen. Und dem kommt man bei, wenn man zum Beispiel aus Veronica offi-cinalis, aus diesem Ehrenpreis einen Blätterauszug macht und daraus namentlich die bitteren Stoffe gewinnt, diese bitteren Stoffe, die in solchen Pflanzen sind - man kann sie auch aus anderen Pflanzen gewinnen, überall, wo diese bitteren Extraktivstoffe drinnen sind -, und man wird dann abwechselnd, meinetwillen am Morgen das eine geben, am Abend das andere, und man kann dann den Rhythmus regeln zwischen astralischem und ätheri­schem Leib und auf diese Weise die Heilung einleiten. Gibt man dann dem Kranken die Anweisung, in langer Geduld, wochenlang überhaupt nicht im Bette zu liegen, sondern in einem Stuhl zu schlafen, und wenn er den Versuch macht, einzuschlafen, die At­mung im Geist zu meditieren, also zu sehen oder zu spüren im Geiste: Einatmung, Atem ausbreiten, Ausatmung, - ganz bewußt atmen, wenn er einschläft; wenn er aufwacht, gleich wiederum ihn anfangen lassen, ein paar Minuten bewußt zu atmen. Wenn man auf diese Weise seine moralischen Kräfte in Anwendung auf den eigenen Organismus stärkt, nämlich auf das Atmen, aber so, daß er sie unbeirrt anwenden kann - bei jeder anderen Lage als bei

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einem Schlafen in einem Stuhl, namentlich bei der Liegelage, ist es ganz unmöglich, daß der Patient die Sache durchführt - und dieses dann als den dritten Akt der Kur verwendet, so ist zu hoffen, daß man dem Asthma selbst noch in sehr späten Entwickelungsstadien beikommt. Der Morphinismus ist ja dann doch nur eine Folgeer­scheinung, den wird man dann wegbringen. Man muß versuchen, den Morphinismus dann zu bekämpfen.

Nun einen anderen interessanten Fall, der mir vorgelegt worden ist. Ich möchte aber ausdrücklich betonen, daß es natürlich mehr oder weniger problematische Dinge sind, die man gibt, wenn man den betreffenden Patienten nicht sieht. Es ist eben nur, ich möchte sagen, der Fall auch idealiter zu konstruieren, aber wir wollen doch dasjenige kurz sagen, was da vorliegt bei diesem fünfundvierzigjäh­rigen Postsekretär, der infolge von irgend etwas einen Nerven­zusammenbruch erlitten hat, dann zunächst, wie es scheint, schlaf­los geworden ist unid in so etwas hineingekommen ist, wo der Kranke nicht mehr Herr wird über sich, wo der Kopf allein denkt, also automatisch ist. Das ist wohl das erste Stadium gewesen. Dann scheint dieses Stadium übergegangen zu sein in ein anderes, wo er ein Gliederzittern bekommen hat nach zwei Jahren und Krampfzu-stände wohl auch in den Gliedern.

Es wird sich nun darum handeln, in einem solchen Falle vor allen Dingen zu wissen, daß der ganze Zustand nicht in anderen Organen liegt als denjenigen, die von der Ich-Organisation und von der astralischen Organisation her dirigierend wirken auf das Willens-system des Menschen. Das Willenssystem kommt in Betracht. Und das Unregelmäßige und Unnormale des Willenssystems wirkt schon in diesem eigentümlichen Hingegebensein an den Gedankenautoma-tismus. Das hat gar nichts mit den Gedanken zu tun, das hat zu tun mit dem Willen, der der Entwickelung des Gedankens zugrunde liegt. Alles geht aber darauf aus, tief in dem Unterbewußten unten zu wirken, um den Willen eigentlich in dem bloßen Stoffwechsel­Gliedmaßenorganismus zu bilden, ihn herauszuziehen aus dem rhythmischen Organismus, herauszuziehen aus dem Nerven-Sinnes-Organismus. Es liegt also die Verlegung der ganzen physischen und

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ätherischen Willensorgane nach dem unteren Organismus eigentlich als Tendenz vor.

Sie würden sicher das, was ich sage, in einem solchen Falle auch an äußeren Symptomen gut haben wahrnehmen können, wenn Sie die Gelegenheit gehabt hätten, sagen wir, von irgendeinem Zeit­punkte an diesen Postsekretär zu beobachten, und nach zwei Jahren wiederum; Sie würden so bemerken, daß in diesen zwei Jahren das wechselseitige Verhältnis zwischen Unterlippe und Oberlippe ein anderes geworden ist. Es würde Ihnen vor zwei Jahren vorgekom­men sein, daß vielleicht ein bestimmtes, nicht ganz zusammenstim­mendes Verhältnis im Bewegen der Oberlippe zur Unterlippe statt­gefunden hat, daß man das Gefühl hat, das paßt nicht so zusammen, wie bei den normalen Menschen, und nach zwei Jahren wird das stärker geworden sein. Die Unterlippe wird ihre ungezogenen Be­wegungen mehr fortgesetzt haben als die Oberlippe. Solche Dinge werden Sie beobachten können. Sie werden auch ein solches Wech­selverhältnis beobachten können zwischen den Beinen und den Ar­men an nicht zusammenstimmenden Bewegungen.

Nun handelt es sich darum, daß in einem solchen Falle kombiniert werden sollte eine medikamentöse Behandlung, eine physische Be­handlung, sagen wir, mit einer seelischen Behandlung in Heileuryth­mie. Diese zwei Dinge müssen hier kombiniert werden, und dafür ist der Fall sogar typisch.

Wenden Sie in einem solchen Falle Equisetumbäder an mit ziem­lich starkem Zusatz von Equisetum, wodurch Sie dann auf die Kiesel­säure rechnen. Equisetum hat ja einen sehr hohen Prozentsatz von Kieselsäure, also nehmen Sie Equisetumbäder, und Sie werden durch diese Equisetumbäder eine wesentliche Verstärkung der Ich-Organi­sation hervorrufen können. Aber die ist eben unter dem Einfluß des Bades da. Fortwährend ist die Gefahr vorhanden, daß sie nach kurzer Zeit wiederum verschwunden ist. Sie wird zur Tendenz ge­trieben, etwas Bleibendes zu sein, wenn Sie nun heileurythmisch vokalisieren lassen, einfach vokalisieren lassen, nachdem das Bad abgelaufen ist, eine Stunde lang heileurythmisch vokalisieren las­sen. Da regen Sie das dann an, was zuerst nur veranlagt worden ist

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im Equisetumbad. Und dann können Sie hoffen, auf diese Weise, vor allen Dingen von der Peripherie aus, von dem Gliedmaßen-organismus aus, die Sache zu bekämpfen. Man muß eben überall versuchen, den Punkt zu finden, von dem aus man die Dinge be­kämpfen kann.

Nun hat mich etwas dieser andere Fall beschäftigt, der sehr in­teressant ist; er ist nur nicht ganz klar dargestellt. Es heißt hier:

«Lupusartige, immer stärker sich ausbreitende Wucherung der Schleimhaut am Gaumen, die Schluckbeschwerden macht, bei einer siebenunddreißigjährigen Patientin, die vor sieben Jahren eine Lungentuberkulose hatte, zweiten, dritten Grades, die aber ziemlich verwachsen ist. Operiert an Gallensteinen, die nicht vorhanden waren.»

Da hätte ich gerne gewußt, was unmittelbar eingetreten ist nach der Operation an Gallensteinen, die nicht vorhanden waren!

«Leidet an Störungen des Ernährungstraktes, an Blähungen, die wohltätig beeinflußt werden mittels heileurythmischer 5-Übung und in letzter Zeit minimal sind; hat seit Jahren schweren Kummer. Könnte eine mit Erfolg durchgeführte I-Übung die Lupuserkran­kung verursacht haben? Was wäre zu tun?»

Haben Sie denn die Meinung, daß es sich da wirklich um etwas Lupusähnliches handelt?

Es kann auch Skorbut sein; es sieht nur so aus.

Das muß man nicht voraussetzen. In Wirklichkeit kann es sich eigentlich nur darum handeln, daß die plastische Kraft des ätheri­schen Organismus einfach nicht bis in die peripherischen Trakte genügend wirkt. Es kann sich eben um nichts anderes handeln. Und dem würde man beikommen müssen, indem man einfach injiziert Bienengift in vielleicht sechster Dezimale und den Prozeß zu einem totalen macht, der dadurch entsteht, daß das Bienengift sehr stark den ätherischen Leib anregt zu einer wirklich nach dem ganzen menschlichen Organismus hin gerichteten Aufnahme der astrali­schen Kräfte.

Bienengift ist ein sehr interessanter Stoff. Das, was dem Bienen-gift zugrunde liegt, ist wirklich ein Kraftsystem, das zu gleicher

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Zeit der ganzen Gestalt des menschlichen Organismus zugrunde liegt. Was da überhaupt wirkt in dem Bienenstock zwischen der Erzeugung des Bienengiftes mit der Bienennahrung und alledem, was die Biene aufnimmt, und dem, was dann die Wachszellen der Waben sind, das ist nicht für die einzelne Biene, aber für den gan­zen Bienenstock wunderbar ähnlich den organischen Vorgängen im menschlichen Organismus. Nämlich wenn man die Bienen verfolgt von da an, wo sie auf die Blumen sitzen, bis da, wo sie zum Stock zurückkommen und die Produkte, die sie mitbringen, absondern und dann die Zellen verfertigen, so hat man eine Tätigkeit des Bienenstocks, die wirklich innerlich ichmäßig, astralmäßig, äther-mäßig ganz ähnlich dem ist, was geschieht zwischen den Vorgängen, die innerlich im Gehirn vor sich gehen, wenn ein Mensch wahr­nimmt, dann in die Wahrnehmungskräfte Substanzen hereinnimmt und bis in die Gestaltung, in diese merkwürdige Gestaltung der Knochenzellen hineingeht. Man sieht in den Bienenwaben etwas Weichgebliebenes, anders Gebliebenes, als in dem zu Knochenzellen Gewordenem, und man sieht in dem Sitzen der Biene auf der Blume die menschliche Wahrnehmung. So daß tatsächlich der ganze menschliche Organismus in seiner Tätigkeit eingeschlossen ist in dem, was zwischen dem Saugen der Bienen auf der Blume und dem Herstellen der Wachszellen liegt.

Dem Ganzen liegt wiederum zugrunde, als das organisierende Prinzip vom Geistigen herein, das Bienengift. So daß Sie, wenn es sich darum handelt, daß Sie sehen können, daß gewissermaßen in der Peripherie abreißt die organische Wirkung, nicht hinein will in die Peripherie, immer sehr viel Gutes tun können mit Bienen-oder Wespengift, und dann unterstützen von innen heraus die Wir­kung der Injektion dadurch, daß Sie einen flüssigen Brei machen von Honig und Milch, und das dann eben als einen täglichen Nah­rungszusatz geben.

Das ist etwas, was wirklich sich so darstellt, daß man sieht, der Organismus, der sich in sich zusammengekrampft hat, und der solche anormalen Erscheinungen an verschiedenen Peripheriestellen zeigt, breitet wiederum seine Wirkung aus auf der einen Seite unter

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dem Einfluß des Insektengiftes, das in das Zirkulationssystem hin-eingeht, auf der anderen Seite unter dem Einfluß desjenigen, was substantiell verwandt ist Milch und Honig, in der Organisation, entwickelt sich, breitet sich aus. Das ist dasjenige, was ich glaube, daß es in einem solchen Falle schon empfohlen werden kann.

Nun möchte ich über die Frage sprechen, die, wie es scheint, Ihnen auch am Herzen liegt. Das ist die Frage der Nervenkrank­heiten, Rückenmarkskrankheiten und so weiter.

Von allen Nervenkrankheiten sind schon natürlich die Rücken­markskrankheiten am schwersten zu erreichen. Den anderen Ner­venkrankheiten ist noch viel eher beizukommen. Aber man würde doch viel eher den sogenannten Nervenkrankheiten beikommen können, wenn man in Erwägung zöge, daß im Nerv, im Nerven­strang, im Nerven überhaupt, eine fortdauernd nach der Zer­bröckelung hintendierende Substanz vorhanden ist. Es ist im Nerv nichts vorhanden, wie in anderen Teilen des Organismus, von auf-bauenden, sprießenden Kräften, von Wachstumskräften, sondern es ist im Nerven überall dasjenige vorhanden, das hinübertendiert nach der Ich-Organisation, dadurch, daß es eigentlich immer ab­scheiden und zerbröckeln will. Es muß nur immer fortwährend verhindert werden am Zerbröckeln. In dem Augenblick, wo die Ich-Organisation nicht stark genug ist, um den Nerven an diesem Zerbröckeln zu verhindern, dann entstehen eigentlich die verschie­densten Erscheinungen. Je nachdem es sich um die Ich-Organisation oder astralische Organisation handelt, die nicht stark genug sind, entstehen entweder die eigentlichen Nervenkrankheiten, wenn die astralische Organisation nicht stark genug ist, oder wenn die Ich-Organisation nicht stark genug ist, entstehen die verschiedenen Neuralgien oder die verschiedenen Zustände mit halb psychischen Symptomen und so weiter.

Nun muß man sich eben darüber klar werden, wie man gerade so auf das Nervensystem wirken kann, daß im Nervensystem ge­wissermaßen eine Art Phantom des astralischen und des Ich-Orga­nismus auftritt. Das tritt wirklich auf, wenn man den Versuch macht, die Kräfte - wenn also eine schon stark nervöse Erkrankung,

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nicht eine partielle vorliegt - die Kieselsäurewirkung in das ganze Nervensystem hineinzubekommen. Das ist sozusagen et­was wie ein Postulat, in die Nervenorganisation die Kieselsäure hineinzubekommen.

Nun bekommt man schon die Kieselsäure, wenn nicht besondere Hindernisse und Hemmungen da sind, dadurch in das Nervensy­stem hinein, daß wirklich eine außerordentlich starke Affinität der Form des menschlichen Nervensystems zur Arnikasubstanz vorhan­den ist. Die ist schon sehr groß. Und wenn Sie, eben in hoher Potenz natürlich, fünfzehnten, fünfundzwanzigsten, selbst dreißigsten Po­tenz, Arnikainjektionen geben, so werden Sie in den meisten Fällen finden, daß die Arnikainjektion so wirkt, daß der Kranke dann von sich aus auch sogar den Drang und Trieb bekommt, etwas zu tun gegen seine Nervenzustände. Denn dazu muß man es immer brin­gen, daß der Kranke plötzlich merkt: Das, was in den Nerven ist, das nimmt mir irgendein Heilmittel ab, und ich kann jetzt meine Ich-Organisation, meinen astralischen Organismus verwenden. Um das Abnehmen handelt es sich in diesem Falle. Bei einem Nerven-kranken sind der Ich-Organismus und astralische Organismus in­tensiv beschäftigt mit dem Nervenprozeß. Man muß etwas hinein-bekommen in den Nervenprozeß, was nachahmt die Ich-Organisa­tion und die astralische Organisation. Und das tut gerade jene merkwürdige Konfiguration, die in der Arnika ist, die ja tat­sächlich ein Mixtum compositum von allem möglichen ist, wirklich auch eine Art mikrokosmischer Nachahmung von allem möglichen Makrokosmischen. Das tut die Arnikasubstanz in ganz besonderem Maße.

Denken Sie doch, was da alles geschieht. Da hat man zunächst die Kieselsäure, die in Arnica montana drinnen ist. Das ist die Grundsubstanz. Die ist ungeheuer fein empfindlich, ein tief bedeut­sames Reagens für alle möglichen kosmischen Einflüsse. Für alles, was auf die Erde wirkt, dafür ist die Kieselsäure ein ungemein feines Reagens. Dann besteht in Arnica montana immer die Ten­denz, diese feinen Kieselsäure-, man möchte sagen, wahrnehmungen des Kosmos zu übertragen und abzuformen plastisch in den Kalisalzen

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und auch Kalksalzen, die in Arnica montana in einer wunder­baren Weise auch verteilt sind.

Nun denken Sie sich die ganze Wirkung, die ich vorhin auch geschildert habe für die Gerbsäure; diese Wirkung auf den astra­lischen Organismus ist da in der Arnika auch wiederum drinnen. So daß man dasjenige, was nun aus dem Kosmos hereingetragen wird, von der Kieselsäure abgedruckt wird gewissermaßen plastisch in den Kalium-Kalksalzen, unmittelbar in den Organismus hin-einträgt durch den Gerbsäuregehalt der Arnika. Dann entwickelt die Arnikasubstanz wie durch ein Wunder gleichzeitig ein Beruhi­gungsmittel, so daß der Mensch nicht das Beunruhigende des Ein­dringens von fremder Substanz in das physische Korrelat des astra-lischen Leibes spürt. In der Arnikasubstanz ist nämlich etwas Kämpferartiges drinnen. Es ist also das eigene Beruhigungsmittel drinnen. Dann enthält ja die Arnikasubstanz, in Gummi und ähn­liche Stoffe wunderbar gebettet, Eiweißsubstanz, womit eine Affini­tät zum Ätherleib hin gegeben ist. Und dann haben wir drinnen Phosphoriges, nämlich ätherische Öle, wodurch das ganze so auf­gebaut wird, daß es direkt ein Phantom wird des menschlichen Ich-Organismus.

Bringen Sie daher in der richtigen Dosierung in den Organismus hinein - aber durch Injektion, die anderen Dinge werden nicht so stark wirken durch Injektion - eine Substanz von Arnica montana, so werden Sie in der Regel sehen, daß mindestens zunächst eine starke Beeinflussung des Nervensystems da ist. Der richtige Vorgang wird da sein, wenn Sie bemerken können, wie der Kranke sich nun stärker fühlt, wie er glaubt, er wird jetzt die Sache von sich aus bezwingen können. Dies Gefühl muß man hervorrufen. Kommt es nicht, dann nehmen Sie zu Hilfe alternierend mit der Arnica montana dasjenige, was ihn nun unterstützt dadurch, daß er die Wirkung der Arnica montana auch von der Atmungsseite her mehr in Schwung bringt, wechseln Sie also ab mit einer ziemlich hochprozentigen Ameisen­säureinjektion. Sie werden sehen, daß dann die Sache auftreten kann.

Bringen Sie das nicht zustande, dann ist es natürlich notwendig, daß man aus dem Teile, bei dem man, je nachdem, ob es im Gehirn,

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ob es im Rückenmark ist, den eigentlichen Quell der Krankheit kon­statieren kann, einen Auszug macht aus dem betreffenden Teil des Nervensystems eines Tieres in hoher Potenz, und das dann statt der Ameisensäure in Alternierung mit der Arnika injiziert. Wenn Sie also zum Beispiel die Vermutung haben, daß die Nervenerkrankung, sagen wir, vom Sehbezirk ausgeht, da ihren Ursprung hat, dann nehmen Sie aus der Vierhügelsubstanz oder solch einer Substanz eines Tieres eben die Absonderung, ziehen sie aus, nehmen sie in einer ziemlich hohen Potenz und injizieren sie zur Unterstützung der Arnica montana. Lassen Sie die Unterstützung gerade dorthin gehen, wo es notwendig ist. Das sind Dinge, die man immer beobachten muß.

Allerdings tritt nun namentlich bei gelingenden Arnica montana­Kuren eine gelinde Giftwirkung auf - es sollte die sogar auftreten -, die man an irgend etwas wahrnehmen kann. Aber immer werden Sie sehen, daß diese gelinde Giftwirkung durch per os genommene Al­kalien in irgendwelcher Verbindung aufgehoben werden kann. Ich glaube, daß in dem, was ich da geschildert habe, tatsächlich etwas sehr Wesentliches liegt für das, was getan werden sollte bei nervösen Erkrankungen, auch bei Rückenmarkserkrankungen, die eben im rechten Stadium nur diagnostiziert werden konnten, und bei denen man sich jene medizinische Ungezogenheit abgewöhnen sollte, die namentlich im Westen Europas so grassiert, daß man fast alle Tabes dorsalis-Erkrankungen auf irgendwelche luetischen Ursachen zurückführt. Es ist ein völliger Unsinn. Und wenn man sich den freien Blick damit von vorneherein verbaut, so wird man natürlich mit seiner Anschauung nicht zurechtkommen. Die meisten der Rückenmarkserkrankungen rühren sogar durchaus nicht von irgend­welchen syphilitischen Ausgangspunkten her, sondern sie rühren von den den meisten Menschen harmlos erscheinenden Erkältungs­krankheiten her, in gastrischen oder sonstigen Unterleibstrakten, also überhaupt in Unterleibstrakten, oder davon, daß die Wirbelsäule als solche einmal einer Erkältung ausgesetzt worden ist. Es ist nur das, daß ja, nun, nach den bekannten sozialen Zuständen der letzten Jahrzehnte natürlich die rein äußerliche Komplikation sehr häufig

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von Syphiliserkrankung und Rückenmarkserkrankung zusammen kam, und der Blick wurde dann dadurch abgelenkt, und man tat nicht das Richtige, nämlich die Syphilisfolgen für sich zu be­kämpfen und die der Rückenmarkserkrankungen durch so etwas, wie ich es jetzt beschrieben habe. Die müßte eigentlich immer als eine Nervenerkrankung angesehen und behandelt werden, wie ich es eben beschrieben habe.

Nun ist das Interessante, daß man dann, wenn man die Nerven-erkrankungen noch im Verdauungstrakt oder gar im Magentrakt lokalisiert hat, und sie nicht weiter über die Verdauungsorgane hinaus gehen, dasselbe erreichen kann - und das ist eben außer­ordentlich interessant -, wenn man statt Arnica montana Chamo­milla nimmt, und geradeso durch Injektion behandelt, das übrige gleich macht. Und das ist deshalb interessant, weil Sie daraus sehen - denn der Chamomilla fehlt fast vollständig die Kieselsäure -, daß die Kieselsäure erst notwendig ist, wenn man mit den Nerven über den Verdauungstrakt hinauskommt. Es fehlt die Kieselsäure. Dagegen ist Schwefel drinnen, der im wesentlichen gerade segens­reich ist, wenn es sich um die Anregung des Ätherleibes im Ver­dauungssystem handelt.

Nun sind noch einige Fragen aufgetaucht, aber wir haben nicht mehr Zeit, die Dinge eingehend zu behandeln: «Was ist das Wesen von Kurzsichtigkeit und Weitsichtigkeit?»

Nicht wahr, Sie haben die Meinung, ob man diese Dinge thera­peutisch beeinflussen könnte? Die Ursachen davon liegen ja auf der flachen Hand, und die fragen Sie doch nicht in diesen Sachen. Sie meinen, wie man sie therapeutisch beeinflussen könne, ob man sie heilen kann durch bloße medizinische Heilmittel? Man wird sie heilen können, sowohl die Kurzsichtigkeit wie die Über­sichtigkeit heilen können und damit auch vorbauen, denn Sie haben ganz recht, es hängt ja natürlich das Glaukom mit der Übersichtig­keit wesentlich zusammen. Nicht übersichtige Menschen werden nicht leicht glaukomkrank. Aber eine medikamentöse Heilung, die aller­dings möglich ist, wird nur gelingen, wenn man sie einleitet vielleicht sogar vor dem dritten Lebensjahre. Man muß also sehr früh die

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Anlage zur Kurzsichtigkeit oder Weitsichtigkeit im Kinde be­merken. Dann wird man durch hochpotenzierte Belladonna sehr viel tun können. Aber man muß es merken eigentlich, bevor das Kind vollständig sprechen und gehen gelernt hat. Wenn der Orga­nismus einmal soweit seine physische Grundlegung erlangt hat, wie er sie erlangt hat, wenn er gehen, stehen und sprechen erlernt hat, ist ja auch schon die ganze Tendenz zur Formung der Kristall-linse und des Glaskörpers vorhanden, die der Hyperopie und Myopie zugrunde liegen. Und da ist dann, weil es etwas rein mechanisch Formales ist, schwer etwas zu machen. Dagegen, solange noch auf das Auge dasjenige wirken kann, was ungeformt ist in den zappeln­den Bewegungen, in den noch nicht orientierten Armbewegungen und so weiter beim Kinde, und das in ein sehr innerliches von einem gewissen Spüren, von einer gewissen Empfindung durch­zogenes Erlebnis durch hochpotenzierte Belladonna kommt, so könnte man ja denken, daß man da etwas machen kann. Aber wahr­scheinlich wird es nicht leicht sein, da seine Beobachtungen zu machen. Das ist darüber zu sagen.

Nun müssen wir leider diese Betrachtungen abschließen. Ich hoffe, daß wir sie ja zu geeigneter Zeit wiederum fortsetzen werden. Es wird uns immer eine ganz besondere Befriedigung hier gewähren, wenn wir sozusagen in die angekündigte medizinische Hochschul­tätigkeit das einfügen können, daß wir den Ärzten einiges geben können, wenn sie zu solchen Versammlungen kommen. Jch hoffe, daß das in der Zukunft doch auf diese oder jene Weise immer wiederum herbeigeführt werden kann. Es wird ja im wesentlichen aber auch möglich sein, daß diejenigen Freunde, die in Verbindung bleiben mit der Dornacher Hochschule, von Zeit zu Zeit - wir werden dafür sorgen, daß das in der richtigen Weise gemacht wird -auch auf Fragen Mn Mitteilungen bekommen können über diese oder jene Dinge. So daß also durchaus, wenn Sie an die Leitung, Frau Dr. Wegman, Fragen einschicken, wir zusammen Antworten geben werden, allerdings dann nicht im Beiblatt zum «Goetheanum» selbstverständlich, sondern in einer Form, in der es eben nur an die Ärzte kommen kann. Aber ich glaube, daß wir die Einrichtung so

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treffen sollen, daß wenn einer eine Frage stellt, an unsere anthropo­sophischen Ärzte überhaupt dann die Antwort komme, weil sie im­mer eigentlich für alle interessant ist, und wir auf diese Weise am besten weiterkommen werden. Wir werden versuchen, auf diese Weise auch die Kommunikation mit den Ärzten von hier aus, von Dornach aus in entsprechender Weise einzuleiten.

Dr. Palmer: Hochverehrter Herr Dr. Steiner, Sie gestatten wohl, daß ich im Namen meiner Kollegen unseren herzlichsten Dank ausspreche, daß Sie trotz der vielen Arbeit, die Sie in den Weihnachtstagen gehabt haben, noch die Zeit gefunden haben, auch uns einige Stunden zu widmen. Wie sehr nötig wir diese Stunden haben, das wissen wir selbst, die wir am Klinisch-Therapeutischen Institut in Stuttgart arbeiten, und wir möchten Sie bitten, daß Sie uns auch fernerhin mit Ihrem Rat unterstützen und uns Ihre Hilfe angedeihen lassen.

Das einzige, was ich gewünscht hätte, wäre nur das gewesen, daß es mehr Stunden hätten sein können. Aber so viel wir auch mit Frau Dr. Wegman herumgedacht haben, es haben sich nicht mehr als diese drei Stunden ergeben. Wie gesagt, es wäre mein Wunsch gewesen, daß es mehr Stunden hätten sein können; hoffentlich aber ein anderes Mal!

DIE HYGIENE ALS SOZIALE FRAGE Öffentlicher Vortrag, Dornach, 7. April 1920

#G314-1975-SE221 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

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DIE HYGIENE ALS SOZIALE FRAGE

Öffentlicher Vortrag, Dornach, 7. April 1920

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Daß die soziale Frage zu den die Gegenwart am meisten beschäfti­genden Angelegenheiten gehören soll, das wird in weitesten Kreisen nicht bezweifelt, und überall, wo man nur ein wenig Herz hat für dasjenige, was sich in der Gegenwart aus der Entwickelung der Menschheitsgeschichte heraus ergibt, was da liegt an drohenden oder zu bearbeitenden Impulsen für die Zukunft, das faßt sich zusammen unter dem Namen der sozialen Frage. Man muß sich aber sagen, daß die Betrachtung, die Behandlung dieser sozialen Frage in der Gegen­wart an dem Grundübel leidet, mit dem so vieles in unserem Er­kenntnisleben, in unserem moralischen Leben, ja in unserem ganzen Zivilisationsleben, behaftet ist, nämlich an dem Intellektualismus unserer Zeit, daran leidet, daß ihre Probleme so häufig bloß in den Gesichtswinkel einer intellektualistischen Betrachtung gestellt wer­den. Es wird von diesem oder jenem mehr nach rechts oder links gelegenen Standpunkte über die soziale Frage verhandelt. Das Intel­lektualistische dieser Verhandlungen zeigt sich darinnen, daß man von gewissen Theorien ausgeht, davon ausgeht, das oder jenes müsse so oder so sein, das oder jenes müsse abgeschafft werden. Da­bei nimmt man überall wenig Rücksicht auf den Menschen selbst. Man behandelt den Menschen so, wie wenn es etwas allgemeines «der Mensch» gäbe, als ob es etwas gäbe, was nicht in einer gewissen Beziehung individuell bei jedem Menschen besonders ausgebildet wäre. Man wendet die Betrachtung nicht hin auf die Eigenart und Eigentümlichkeit des einzelnen Menschen. Daher gewinnt auch unsere ganze Betrachtung der sozialen Frage etwas Abstraktes, etwas, was heute so wenig übergeht in die sozialen Empfindungen, in die Gesin­nungen, die spielen zwischen Mensch und Mensch. Man merkt das­jenige, was hier als ein Mangel der sozialen Betrachtung vorliegt, wohl am deutlichsten, wenn man auf ein bestimmtes Gebiet, auf ein solches, das vielleicht mehr als manche andere geeignet ist, einer sozialen Betrachtung unterworfen zu werden, wenn man zum Beispiel

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auf das Gebiet der Hygiene, insofern Hygiene eine öffentliche Angelegenheit ist, die nicht den einzelnen Menschen, sondern die Menschengemeinschaft angeht, seine Aufmerksamkeit wirft.

Zwar fehlt es uns auch heute durchaus nicht an hygienischen Anweisungen, an Abhandlungen und Schriften über Gesundheits­pflege auch als öffentliche Angelegenheit. Allein, man muß fragen:

Diese Anweisungen, diese Betrachtungen des Hygienischen, wie stellen sie sich in das soziale Leben hinein? Da muß man eben sagen: Sie stellen sich so hinein, daß einzelne Reden über eine richtige Gesundheitspflege veröffentlicht werden als das Ergebnis ärztlicher, physiologischer, medizinischer Wissenschaft, gewissermaßen auch das Vertrauen, das man zu einem Fach hat, zu einem Fach, dessen innere Wesenheit man nicht zu prüfen in der Lage ist, die Grundlage bilden soll für die Annahme solcher Regeln. Rein auf Autorität hin können weiteste Kreise, die es doch angeht - denn es geht alle Menschen an -, das annehmen, was gewissermaßen aus den Studier­kammern und Untersuchungszimmern, Untersuchungslaboratorien des Mediziners über Hygiene an die Uffentlichkeit tritt. Wenn man aber davon überzeugt ist, daß im Laufe der neueren Geschichte, im Laufe der letzten vier Jahrhunderte in der Menschheit die Sehnsucht heraufgezogen ist nach demokratischer Ordnung aller Angelegen­heiten, so tritt einem, wenn das auch heute vielen als grotesk er­scheint, doch entgegen dieses ganz Undemokratische des reinen Autoritätsglaubens, der auf hygienischem Gebiet gefordert wird. Das Undemokratische dieses Autoritätsglaubens tritt der Sehnsucht nach Demokratie gegenüber, wie sie, man möchte sagen, in der Gegenwart, wenn auch oftmals in sehr paradoxer Weise, bis zu einem Kulminationspunkt heraufgeschritten ist.

Ich weiß sehr gut, daß der Satz, den ich eben ausgesprochen habe, von vielen als paradox empfunden wird, denn man stellt einfach nicht zusammen die Art und Weise, wie jemand das entgegennimmt, was auf Gesundheitspflege bezüglich ist, mit der demokratischen Forderung, daß über öffentliche Angelegenheiten, die jeden mündig gewordenen Menschen angehen, auch die Gemeinschaft dieser mün­dig gewordenen Menschen, sei es direkt oder sei es durch ihre Vertreter,

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zu urteilen habe. Gewiß muß ja gesagt werden: Es kann viel­leicht nicht in vollständig demokratischer Weise sich so etwas aus-leben, wie hygienische Anschauung, hygienische Pflege des öffent­lichen Lebens, weil es abhängig ist von dem Urteil desjenigen, der auf einem gewissen Gebiete nach Erkenntnis sucht. Aber auf der anderen Seite muß doch die Frage auftauchen: Sollte nicht ein stär­keres Demokratisieren, als es heute unter den gegenwärtigen Ver­hältnissen möglich ist, auf einem solchen Gebiete angestrebt werden können, das so nahe, so unendlich nahe jeden einzelnen Menschen und damit die Menschengemeinschaft angeht, wie die öffentliche Gesundheitspflege?

Es wird uns heute gewiß viel gesagt über die Art und Weise, wie der Mensch drinnenstehen soll im Leben in bezug auf Luft und Licht, in bezug auf Nahrung, in bezug auf die Ableitung der ent­weder durch den Menschen selbst oder durch seine Umgebung her­vorgebrachten Abfallprodukte und so weiter und so weiter. Aber dasjenige, was da als Regeln über diese Dinge in die Menschheit geworfen wird, das ist meistens unprüfbar für diejenigen Menschen, auf die es angewendet werden soll.

Nun möchte ich nicht mißverstanden werden; ich möchte dahin nicht mißverstanden werden, daß ich in diesem Vortrage, der ja gewidmet sein soll dem Thema «Die Hygiene als soziale Frage», für irgend etwas besonders Stellung nehme. Ich möchte gewisser­maßen dasjenige, was heute vom Parteistandpunkte aus oder vom Standpunkte einer gewissen wissenschaftlichen Überzeugung aus einseitig behandelt zu werden pflegt, das möchte ich nicht einseitig behandeln. Ich möchte - vielleicht gestatten Sie dieses scheinbare Herausfallen aus der Rolle in der Einleitung -, ich möchte weder irgendwelche Partei nehmen für den alten Aberglauben, daß Teufel und Dämonen herumgehen als Krankheiten und in die Menschen aus-und einziehen, noch möchte ich Partei nehmen für den modernen Aberglauben, daß die Bazillen und Bakterien in den Menschen ein­ziehen und ausziehen und die Krankheiten bewirken. Ob man es zu tun hat mit einem spiritistischen, spirituellen Aberglauben von alther, ob mit einem materialistischen Aberglauben, das mag uns heute

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weniger beschäftigen. Aber berühren möchte ich etwas, was unsere ganze Zeitbildung durchdringt, namentlich insofern diese Zeitbildung abhängig ist von den wissenschaftlichen Grundüberzeugungen unserer Zeit. Wenn auch heute von vielen Seiten versichert wird, daß wissenschaftlich der Materialismus, wie er sich in der Mitte und noch im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts geltend gemacht hat, überwunden sei, so kann doch diese Behauptung nicht gelten für denjenigen, der nun wirklich das Wesen von Materialismus und seinem Gegenteil durchschaut; denn es ist dieser Materialismus höch­stens für einige Menschen überwunden, die sehen, daß die heutigen wissenschaftlichen Tatsachen nicht mehr zulassen, daß man in Bausch und Bogen erklärt: Alles, was es gibt, ist nur irgendein mechanischer, physischer oder chemischer Prozeß, der sich im Materiellen abspielt. - Damit ist es nicht getan, daß, gezwungen durch die Macht der Tatsachen, einige Menschen zu dieser Überzeugung gekommen sind. Denn gegenüber dieser Überzeugung steht die an­dere Tatsache da, daß nun trotz dieser Überzeugung auch diejenigen, die sie haben, und die anderen erst recht, wenn es darauf ankommt, irgend etwas konkret zu erklären, sich eine Anschauung über irgend etwas Konkretes zu bilden, dann doch in die Denkweise die materia­listische Richtung aufnehmen. Man sagt ja auch, Atome, Moleküle sind unschädliche Rechnungsmünzen, von denen man nichts anderes behaupten wolle, als daß sie Gedankendinge seien. Aber die Be­trachtung ist deshalb doch eine atomistische, eine molekularistische geblieben. Wir erklären die Welterscheinungen aus dem Verhalten und aus der gegenseitigen Beziehung der Atome oder der Molekular­prozesse heraus, und es kommt da nicht darauf an, ob wir uns nun die Vorstellung machen: irgendein Gedanke, ein Gefühl oder irgend­ein anderer Prozeß hänge nur mit materiellen Vorgängen der Atome und Moleküle zusammen, sondern es kommt darauf an, welche Richtung unsere ganze Seelenverfassung, welche Richtung unser Geist annimmt, wenn er zu seinen Erklärungen nur das als Grund­lage annimmt, was atomistisch gedacht ist, was aus dem Kleinsten, dem erfundenen Kleinsten hervorgeht. Nicht ob man wortwörtlich oder gedanklich die Überzeugung hat: es gibt noch etwas anderes

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als atomistische Wirkungen, materielle Atomwirkungen, nicht darauf kommt es an, sondern darauf, ob man die Möglichkeit hat, andere Weltenerklärungen zur Richtschnur seines Geistes zu machen als das Herleiten der Erscheinungen aus dem Atomistischen. Nicht was wir glauben, sondern wie wir erklären, wie wir uns in der Seele ver­halten, darauf kommt es an. Und hier an diesem Orte muß die Überzeugung vertreten werden, daß über das Übel, das man in dieser Weise charakterisieren kann, wie ich es eben jetzt getan habe, nur wirkliche, echte Geisteswissenschaft, anthroposophisch orientierte, hinweghelfen kann.

Daß dies nun der Fall sein kann: ich möchte es auch im Konkreten belegen. Es gibt wohl kaum etwas, was uns verwirrender entgegen­tritt, als die heute vielfach geltend gemachten Unterschiede zwischen der menschlichen Leiblichkeit und dem menschlichen Seelischen oder dem menschlichen Geistigen, zwischen demjenigen, was physische Erkrankungen sind und dem, was sogenannte Seelen- oder Geistes­krankheiten sind. Gerade die sachgemäße Unterscheidung und die sachgemäße Aufeinanderbeziehung solcher Tatsachen des mensch­lichen Lebens wie die des kranken Leibes oder der scheinbar kranken Seele, die leiden in bezug auf die Einsicht unter der materialistisch­atomistischen Vorstellungsart. Denn was ist denn eigentlich das Wesen desjenigen Materialismus, der sich als neuere Weltanschauung vieler Menschen allmählich herausgebildet hat, und der durchaus nicht überwunden, sondern heute geradezu in seiner Blüte ist? Was ist das Wesen? Das Wesen ist nicht, daß man auf die materiellen Vorgänge hinsieht, daß man hinsieht auf dasjenige, was sich auch an materiellen Vorgängen in der menschlichen Leiblichkeit abspielt, und daß man hingebungsvoll den Wunderbau und die Wunder-tätigkeit des menschlichen Nervensystems und der anderen mensch­lichen Organe oder des Nervensystems der Tiere oder der Organe anderer Lebewesen studiert. Nicht das macht einen zum Materia­listen, daß man diese Dinge studiert, sondern das macht einen zum Materialisten, daß man bei dem Studium der materiellen Vorgänge vom Geiste verlassen ist, daß man in die Welt der Materie hinein-schaut und nur Materie und materielle Vorgänge sieht.

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Das ist dasjenige aber, was Geisteswissenschaft geltend machen muß - ich kann heute über diesen Punkt nur zusammenfassend sprechen -, daß überall, wo uns äußerlich für die Sinne materielle Vorgänge erscheinen, jene Vorgänge, welche die heutige Wissen­schaft allein als beobachtbar und exakt gelten lassen will, daß überall da diese materiellen Vorgänge nur die äußere Erscheinung, die äußere Offenbarung von hinter ihnen und in ihnen wirksamen geistigen Kräften und Mächten sind. Es ist nicht Kennzeichen der Geisteswissenschaft, daß man auf den Menschen hinschaut und sagt: Ach, da hat er seinen Leib; dieser Leib ist eine Summe von materiellen Vorgängen, aber darinnen kann der Mensch nicht allein bestehen, er hat unabhängig davon seine unsterbliche Seele -, und daß man jetzt anfängt, in recht mystischer Weise über diese von dem Leib unabhängige, unsterbliche Seele allerlei abstrakte Theorien, allerlei abstrakte Anschauungen auszubilden. Darin charakterisiert sich gar nicht eine geistige Weltanschauung. Man kann durchaus sagen: Der Mensch hat außer seinem Leib, der in materiellen Pro­zessen besteht, auch eine unsterbliche Seele, die nach dem Tode in irgendein Geisterreich entführt wird. Man ist deshalb im Sinne anthroposophisch orientierter Geisteswissenschaft nicht ein Geistes-wissenschafter. Man ist erst dann ein Geisteswissenschafter, wenn man sich klar darüber wird, daß dieser materielle Leib mit seinen materiellen Prozessen ein Geschöpf des Seelischen ist. Wenn man im einzelnen versteht einzugehen darauf, wie das Seelische, das vor der Geburt oder sagen wir vor der Empfängnis des Menschen da war, wirkt, wie dieses Seelische gestaltet, wie es plastiziert an dem Aufbau, ja an der Substantiierung des menschlichen Leibes, wenn man überall die unmittelbare Einheit dieses Leibes und des Seelischen wirklich durchschauen kann, und wenn man durchschauen kann, wie durch die Wirksamkeit des Geistig-Seelischen im Leibe dieser Leib als solcher abgebraucht wird, dieser Leib in jeder Minute partiell stirbt, und wie dann im Momente des Todes nur, ich möchte sagen, die radikale Ausgestaltung desjenigen geschieht, was durch die Ein­wirkung des Seelisch-Geistigen auf den Leib in jedem Augenblick vor sich geht, wenn man dieses lebendige Wechselspiel, dieses fortwährende

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Wirken der Seele im Leibe durchschaut, wenn man das im einzelnen Konkreten durchschaut, wenn man bestrebt ist, zu sagen:

Das Seelische gliedert sich auseinander in ganz konkrete Prozesse, so geht es über in die Prozesse des Leberwirkens, so geht es über in die Prozesse der Atemwirkung, so in die der Herzwirkung, so in die der Gehirnwirkung, kurz, wenn man bei der Schilderung des Materiellen im Menschen das Leibliche des Menschen als das Ergebnis eines Geistigen darzustellen versteht, dann ist man Geisteswissenschafter. Geisteswissenschaft kommt gerade dadurch zur wirklichen Schätzung des Materiellen, daß sie in dem einzelnen konkreten materiellen Vor­gang nicht bloß dasjenige sieht, was die heutige Wissenschaft sieht, was das Auge konstatiert, oder was dann als Ergebnis in abstrakteii Begriffen durch die äußere Beobachtung festgehalten wird, sondern Geisteswissenschaft ist dadurch allein Geisteswissenschaft, daß sie überall zeigt, wie der Geist im Materiellen wirkt, daß sie gerade hingebungsvoll auf die materiellen Wirkungen des Geistes hinschaut. Das ist dasjenige, worauf es auf der einen Seite ankommt. Auf der anderen Seite kommt es darauf an, daß man gerade dadurch bewahrt wird von all dem abstrakten, geschwätzigen Herumreden über eine vom Menschen unabhängige Seele, über die man, insofern sich ab­spielt das Leben zwischen Geburt und Tod, doch nur phantasieren kann. Denn zwischen Geburt und Tod ist, mit Ausnahme des Schla­fes, das Geistig-Seelische so an die leiblichen Wirkungen hingegeben, daß es in ihnen lebt, durch sie lebt, in ihnen sich darstellt. Man muß dazu kommen, das Geistig-Seelische außerhalb des menschlichen Lebenslaufes studieren zu können und den menschlichen Lebenslauf zwischen Geburt und Tod als ein Ergebnis des Geistig-Seelischen hinzunehmen. Dann schaut man hin auf die wirkliche konkrete Ein­heit des Geistig-Seelischen mit dem Physisch-Leiblichen. Dann treibt man anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft, denn dann hat man in Aussicht, daß dieser Mensch mit allen seinen einzelnen Gliederungen dasteht vor einem als ein Ergebnis des Geistig-Seelischen auch für die Erkenntnis. Die mystische theosophische An­schauung, die von allerlei leibfreien Geistigkeiten schöne Theorien aufstellt, die kann nicht dienen den konkreten Wissenschaften des

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Lebens, die kann überhaupt nicht dienen dem Leben, die kann nur dienen der intellektualistischen oder seelischen Wollust, die das Leben, das äußere Leben so schnell wie möglich abmachen will und dann, um eine innerliche Befriedigung zu haben, um einer inner­lichen Wollust sich hingeben zu können, sich allerlei Phantasien über das Geistig-Seelische webt.

Hier in dieser anthroposophisch orientierten Geistesbewegung han­delt es sich darum, durchaus ernst zu arbeiten, eine Geisteswissen­schaft zu pflegen, welche in der Lage ist, Physik, Mathematik, Che­mie, Physiologie, Biologie, Anthropologie durchaus zu beleben. So daß es sich hier nicht darum handelt, religiös oder philosophisch auf der einen Seite zu konstatieren: Der Mensch trägt in sich eine unsterbliche Seele - und dann Anthropologie, Biologie, Physik und Chemie zu treiben, so, als ob man nur materielle Prozesse vor sich hätte, sondern es handelt sich hier darum, dasjenige, was man an Erkenntnis über das Seelisch-Geistige gewinnen kann, auf die Einzel­heiten des Lebens anzuwenden, hineinzuschauen in den Wunderbau des Leibes selber. Man kann durchaus sagen, wenn es auch für man­chen paradox klingt: da wollen manche gute Mystiker oder gute Theosophen sein und wollen alles mögliche schwätzen darüber, wie der Mensch besteht aus physischem Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich und so weiter, aber sie haben nicht einmal eine Ahnung davon, welche Seelenäußerung das ist, wenn man sich schneuzt. Es kommt darauf an, eben die Materie nicht als Materie, sondern die Materie als die Offenbarung des Geistes zu sehen. Dann bekommt man auch gesunde, inhaltserfüllte Anschauungen über den Geist. Dann aber bekommt man auch eine Geisteswissenschaft, welche fruchtbar sein kann für die Wissenschaften des Lebens.

Damit aber wird auch noch etwas anderes erreicht. Damit wird erreicht, daß man überwinden kann wiederum das, was in der neueren Zeit, gerade wegen des Materialistischwerdens der wissen­schaftlichen Erkenntnisse, ins Spezialistentum hineingetrieben hat. Ich will wahrhaftig nicht irgendeine Philippika gegen das Spezia­listentum halten, denn ich kenne sehr gut seine Berechtigung. Ich weiß, daß gewisse Dinge heute einfach deshalb, weil man zu ihnen

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eine spezialisierte Technik braucht, auch aus dem Spezialistentum heraus getrieben werden müssen. Aber es handelt sich darum, daß niemals derjenige, der an dem Materiellen haftet, wenn er zum Spezialisten wird, eine im Leben anwendbare Weltanschauung ge­winnen kann. Denn die materiellen Vorgänge sind ein unendliches Feld. Sie sind ein unendliches Feld draußen in der Natur, sie sind ein unendliches Feld im Menschen. Wenn man nur das menschliche Nervensystem studiert nach alledem, was bis heute vorliegt, so kann man lange Zeit damit zubringen, jedenfalls so viel Zeit, als Fachleute gewöhnlich zubringen wollen für ihr Fachstudium. Aber wenn man in dem, was im Nervensystem geschieht, eben nur das vor sich hat, was die materiellen Prozesse sind, was ausgesprochen wird in den abstrakten Begriffen, die heute Gegenstand der Wissenschaft sind, dann leitet einen nichts hin zu irgend etwas Uni­versellem, das Grundlage einer Weltanschauung werden kann. In dem Augenblicke, wo Sie anfangen, geisteswissenschaftlich zu betrachten, sagen wir, das menschliche Nervensystem, da können Sie dieses Nervensystem gar nicht betrachten, ohne daß dasjenige, was Sie in ihm wirksam finden als Geist, daß dieses Sie sogleich hinführt zu dem, was nun dem Muskelsystem, zu dem, was dem Knochensystem, zu dem, was dem Sinnessystem als Geistig-Seelisches zugrunde liegt, denn das Geistige ist nicht etwas, was sich in einzelne Teile aus­einanderlegt wie das Materielle, sondern das Geistige ist etwas - im geringsten ist es damit nur charakterisiert -, was wie eine Glied-gestalt, wie ein Organismus sich ausbreitet. Und wie ich einen Menschen nicht betrachten kann, indem ich bloß seine fünf Finger betrachte und ihn sonst zudecke, so kann ich auch geisteswissenschaft­lich nicht eine Einzelheit betrachten, ohne daß dasjenige, was ich in dieser Einzelheit als Geistig-Seelisches wahrnehme, mich zu einer Ganzheit führt. Werde ich dann zu einer solchen Ganzheit geführt, allerdings dann vielleicht nur ein Spezialist für die Gehirn- oder Nervenforschung sein, aber so werde ich doch an der Betrachtung dieses einzelnen Gliedes des menschlichen Organismus ein Gesamt­bild vom Menschen zu bekommen vermögen. Dann werde ich in die Lage geführt, nun wirklich etwas Universelles für eine Weltanschauung

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zu bekommen, und dann liegt das Eigentümliche vor, daß ich dann beginnen kann, auch von etwas vom Menschen zu sprechen, was allen Menschen, die überhaupt gesunden Sinn und gesunden Verstand haben, begreiflich sein kann. Das ist der große Unterschied zwischen dem, wie Geisteswissenschaft über den Menschen sprechen kann, und wie spezialisierte materialistische Wissenschaft über den Menschen sprechen muß. Sehen Sie, nehmen wir den einfachen Fall, wie spezialisierte, materialistische Wissenschaft Ihnen vorliegt in irgendeinem der heute gebräuchlichen Handbücher. Wenn Sie als gewöhnlicher Mensch, der nicht viel gelernt hat über das Nerven­system, ein Handbuch über das Nervensystem in die Hand nehmen:

Nun, Sie werden wahrscheinlich bald wieder zu lesen aufhören, oder Sie werden jedenfalls nicht viel gewinnen, was Ihnen eine Grundlage abgeben kann dafür, daß Sie den Menschen als wirkliches Menschen-wesen in seinem Wert, in seiner Würde anschauen können. Hören Sie aber dasjenige, was aus dem Fond der Geisteswissenschaft über das menschliche Nervensystem gesprochen werden kann, so schließt sich überall an eine solche Besprechung dasjenige an, was dann zum ganzen Menschen führt, was so Aufklärung gibt über den ganzen Menschen, daß einem in der Idee, die einem aufgeht, etwas vorliegt von Wert, Wesen und Würde des Menschen, mit dem man es zu tun hat. Und bei nichts mehr macht sich das geltend, als wenn wir nun nicht bloß den gesunden Menschen betrachten in bezug auf irgend­eines seiner Glieder, sondern es macht sich insbesondere dann geltend, wenn wir den kranken Menschen betrachten, diesen kranken Men­schen mit seinen so vielen Abweichungen von dem sogenannten Normalen, namentlich wenn wir in der Lage sind, den ganzen Men­schen zu betrachten, wenn er unter dem Einflusse dieser oder jener Erkrankungen steht. Dasjenige, was uns da die Natur vor die Seele stellt in dem kranken Menschen, das ist geeignet, uns tief in die Weltenzusammenhänge hineinzuführen, uns hinzuführen darauf, wie dieser Mensch organisiert ist, und wie wegen seiner Organisation die atmosphärischen, ja die außerirdischen Einflüsse auf diesen Men­schen wirken können, wie diese menschliche Organisation zusammen­hängt mit diesen oder jenen Stoffen der Natur, die sich dann als Heilmittel

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herausstellen und so weiter. Wir werden da in weite Zu­sammenhänge hineingeführt, und man darf sagen: Wenn man das­jenige ergänzt, was in dieser Art über den gesunden Menschen er­kannt werden kann, durch das, was man erkennen kann durch den kranken Menschen, dann geht einem dadurch eine tiefe Einsicht auf in den ganzen Zusammenhang und die tiefere Bedeutung des Lebens. Aber alles dasjenige, was einem so aufgeht, ist Grundlage für eine Menschenkenntnis, ist Grundlage für etwas, was dann in Ausdrucks­formen gebracht werden kann, die zu allen Menschen gesprochen werden können. Wir sind heute natürlich nicht so weit, weil Geistes­wissenschaft in dem Sinne, wie sie hier gemeint ist, erst kurze Zeit arbeiten kann. Deshalb können die Vorträge, die hier gehalten wer­den, wie eben vorhin in den einleitenden Worten des Dr. ßoos gesagt worden ist, vielfach nur als ein Anfang dastehen. Aber es ist die Ten­denz dieser Geisteswissenschaft, dasjenige, was in den einzelnen Wissenschaften vorliegt, zu einer solchen Gestalt herauszuarbeiten, daß dasjenige, was jeder Mensch über den Menschen wissen sollte, auch wirklich an jeden Menschen herangebracht werden kann.

Und nun denke man sich, wenn erst Geisteswissenschaft so um­gestaltend auf die Wissenschaft wirkt, und wenn es dann dieser Geisteswissenschaft gelingt, Erkenntnisformen für das gesunde und kranke Menschenwesen auszugestalten, die man dem allgemeinen menschlichen Bewußtsein zugänglich machen kann, wenn das gelingt, wie anders Mensch zu Mensch steht im sozialen Leben, wie anders verständnisvoll der einzelne Mensch dem anderen Menschen ent­gegengestellt ist als heute, wo jeder an dem anderen vorbeigeht und kein Verständnis für die besondere Individualität dieses anderen hat! Die soziale Frage wird erst dann aus ihrem Intellektualisnius heraus geholt, wenn sie auf den verschiedensten Gebieten des Lebens aus der Sachkenntnis heraus geholt wird, wenn ihr zugrunde liegen die konkreten Erfahrungen des Lebens. Das zeigt sich insbesondere auf dem Gebiete der Gesundheitspflege. Denn man denke sich die soziale Wirkung davon, daß an den Menschen ein Verständnis für dasjenige, was am anderen Menschen gesund, was am anderen Men­schen krank ist, herangebracht wird; man denke sich, was es heißt:

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durch die ganze Menschheit wird die Gesundheitspflege mit Ver­ständnis in die Hand genommen. Gewiß, hier soll nicht etwa ein wissenschaftlicher oder ärztlicher Dilettantismus gepflegt werden -das muß schon gelten -, aber denken Sie sich, es wird einfach für das Gesunde und Kranke in unseren Mitmenschen teilnahmsvolles, nicht bloß Gefühl, sondern Verständnis erweckt, Verständnis aus einer Anschauung über den Menschen. Denken Sie sich die soziale Wir­kung einer solchen Sache und Sie werden sich sagen müssen: Da sieht man, daß aus der Sachkenntnis auf den einzelnen Gebieten die soziale Reform, der soziale Neuaufbau hervorgehen muß, nicht aus allgemei­nen, seien sie marxistische, seien sie Oppenheiinersche, seien sie so oder so geartete Theorien, die hinwegschauen über den Menschen, die aus abstrakten Begriffen heraus eine Weltgestaltung machen wollen. Nicht daraus kann das Heil hervorgehen, sondern aus dem hingebungsvollen Erkennen der einzelnen Gebiete. Und die Gesund­heitspflege, die Hygiene, ist ein solches ganz besonderes Gebiet, denn sie führt uns, ich möchte sagen, am nächsten an alles dasjenige heran, was unser Mitmensch an Freude hat durch seine gesunde, normale Lebensart, oder an Schmerzen und Leiden, an Einschränkungen durch dasjenige, was als mehr oder weniger Krankes in ihm ruht.

Das ist so etwas, was uns gleich hinweist auf die besondere soziale Art, wie Geisteswissenschaft sie auf dem hygienischen Gebiete schaf­fen kann. Denn wenn in einer solchen Art der Pfleger der Mensch­heitskunde, der Kunde von dem gesunden und kranken Menschen, auch derjenige, der sich nun zum Arzt spezialisiert, mit einer solchen Erkenntnis in die menschliche Sozietät hineingestellt ist, dann wird er in der Lage sein, innerhalb dieser menschlichen Gesellschaft Auf­klärung zu schaffen, denn er wird Verständnis finden. Und es wird sich nicht nur das Verhältnis des Arztes zur Sozietät herausstellen, daß man, wenn man nicht gerade sein Freund oder sein Verwandter ist, an seinem Hause vorbeigeht und ihn holen läßt, wenn einem etwas weh tut oder wenn man sich das Bein gebrochen hat, sondern es wird sich ein Verhältnis zum Arzte so herausstellen, daß der Arzt der fort-währende Lehrer und Anweiser der prophylaktischen Gesundheits­pflege ist, daß in der Tat ein fortwährendes Eingreifen des Arztes

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dasteht, nicht nur um den Menschen, bei dem das Erkranktsein so weit geht, daß er es bemerkt, zu heilen, sondern um die Menschen, so weit das angängig ist, gesund zu erhalten. Ein lebendiges soziales Wirken wird stattfinden zwischen dem Arzte und der ganzen übrigen Menschheit. Dann aber wird auf die Medizin selber ausstrahlen die Gesundheit einer solchen Erkenntnis. Denn wir sind ja gerade da­durch, daß der Materialismus sich auch über die medizinische Betrachtung des Lebens ausgedehnt hat, wahrhaftig in merkwürdige Anschauungen hineingerannt.

Da haben wir auf der einen Seite die physischen Erkrankungen. Sie werden studiert, indem man die Organentartungen oder das­jenige, was sonst an physisch wahrnehmbaren oder an physisch ge­dachten Vorgängen, die innerhalb der menschlichen Leibeshaut sein sollen, findet, und es wird das Augenmerk darauf gelenkt, daß man Schädigungen, die man da findet, ausbessern kann. In dieser Rich­tung wird nun ganz materialistisch über das Leibliche des Menschen in seinem normalen und in seinem abnormen Zustande gedacht. Daneben treten die sogenannten Seelen- oder Geisteskrankheiten auf. Diese Seelen- oder Geisteskrankheiten nun hat man auf der einen Seite, weil man materialistisch dachte, zu bloßen Gehirnkrankheiten gemacht, oder zu Erkrankungen des Nervensystems sonst, hat wohl auch Grundlagen dafür in dem sonstigen Organsystem des Menschen gesucht. Aber weil man überhaupt keine Anschauung ausbildete über die Art, wie schon in der menschlichen Leiblichkeit der Geist und die Seele wirken, konnte man keine Anschauung gewinnen über das Verhältnis der Geisteskrankheit, der sogenannten Geisteskrank­heit zu dem, was der Mensch sonst ist. Und so stehen, ich möchte sagen, die Geisteskrankheiten auf der einen Seite da, sind sogar heute erfaßt von einer merkwürdigen Zwitterwissenschaft, von der Psycho­analyse, die materialistisch denkt, aber das Materialistische ganz und gar nicht versteht, sie stehen da, diese Geistes- und Seelenkrank­heiten, ohne daß man irgendwie in vernünftiger Weise sie zusammen­bringen kann mit dem, was im menschlichen Organismus eigentlich vor sich geht. Geisteswissenschaft kann nun zeigen - und ich habe darauf aufmerksam gemacht -, daß dasjenige, was ich hier ausspreche,

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nicht bloß Programm ist, sondern daß es in Einzelheiten verfolgt wird, gerade bei den Gelegenheiten, die sich jetzt dar­geboten haben bei der Abhaltung eines Kursus für Ärzte, der in diesen Wochen hier stattgefunden hat. Geisteswissenschaft kann ja durchaus im einzelnen zeigen, wie alles dasjenige, was sogenannte Geistes- und Seelenkrankheit ist, durchaus auf Organstörungen beruht, auf Organentartungen, Organvergrößerungen, Organver­kleinerungen im menschlichen Organismus. Irgendwo im Herzen, in der Leber, in der Lunge, irgendwo ist etwas nicht in Ordnung, wenn zur selben Zeit oder später dasjenige auftritt, was eine sogenannte Geisteskrankheit ist. Eine Geisteswissenschaft, welche dazu durch­dringt, den Geist im normalen Herzen in seiner Wirksamkeit zu erkennen, eine solche Geisteswissenschaft ist auch imstande - und braucht sich dessen nicht zu schämen -, in der Entartung des Herzens, in den Fehlern des Herzens eine Ursache für den sogenann­ten kranken Geist oder die kranke Seele zu suchen.

Der hauptsächlichste Fehler nämlich des Materialismus besteht nicht darinnen, daß er den Geist ableugnet. Da könnte ja die Religion dann dafür sorgen, daß der Geist noch anerkannt wird. Der Hauptfehler des Materialismus besteht darinnen, daß er die Materie nicht erkennt, weil er nur ihre Außenseite beobachtet. Gerade das ist der Mangel des Materialismus, daß er keinen Einblick in die Materie gewinnt, zum Beispiel bei der bloß psychoanalytischen Behand­lung, bei der bloßen Beobachtung von irgend etwas, was in der Seele vorgegangen ist, und das er als Seeleninsel bezeichnet, also ein Abstraktum, während man verfolgen muß, wie gewisse Seelen-eindrücke, die der Mensch zu dieser oder jener Zeit seines Lebens erhält, und die in normaler Weise gebunden sind an den normalen Organismus, auf fehlerhafte Organe auftreffen, statt zum Beispiel auf eine gesunde Leber auf eine kranke, welches Auftreffen sich vielleicht in einer ganz anderen Zeit zeigen kann als die, wo der Defekt organisch bemerkbar ist.

Geisteswissenschaft braucht nicht davor zurückzuschrecken, dies zu zeigen, wie die sogenannte Geistes- oder Seelenkrankheit immer zusammenhängt mit irgend etwas im menschlichen Leibe. Die

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Geisteswissenschaft muß geradezu streng darauf hinweisen, daß man da nichts hat als höchstens eine einseitige Diagnose, wenn man bloß das Seelische, den seelischen Komplex studiert, die Abweichun­gen des Seelischen von dem sogenannten normalen seelischen Leben. Daher kann Psychoanalyse niemals etwas anderes sein als höchstens etwas Diagnostisches, kann niemals zur wirklichen Therapie auf diesem Gebiete führen. Aus diesem Grunde, weil die Therapie gerade einsetzen muß bei Geisteskrankheiten mit der leiblichen Kur, muß man bis in die einzelnen Teile hinein die Verzweigungen des Geistigen kennen, wenn man wissen will, wo man einzusetzen hat im materiel­len Leib, der aber durchgeistigt ist, wo man einzusetzen hat, um das­jenige zu kurieren, was sich in abnorm seelischen Verhältnissen eben nur symptomatisch zeigt. Gerade das muß Geisteswissenschaft am entschiedensten betonen, daß die sogenannten Geistes- und Seelen-krankheiten bis hinein verfolgt werden müssen in die Organologie des Menschen. In die abnorme Organologie des Menschen kann man aber nur hineinsehen, wenn man den Geist bis in die kleinsten Teile der Materie hinein verfolgen kann.

Und umgekehrt dasjenige, was scheinbar bloß auf das Seelische oder im Seelischen wirkende Lebenserscheinungen sind, sagen wir dasjenige, was in den Temperamenten und in der Betätigung der Temperamente des Menschen hervortritt, was hervortritt in der ganzen Art und Weise, wie der Mensch als kleines Kind spielt, wie er geht, was er tut, das alles, was heutzutage nur geistig-seelisch ver­standen wird, hat auch seine leibliche Seite. Und ein Verfehltes in bezug auf manches in der Erziehung des Kindes kann in späterer Zeit in einer ganz gewöhnlichen physischen Erkrankungsform zum Vorschein kommen. Ja man wird geradezu in gewissen Fällen dazu geführt, wenn man Geisteskrankheiten vor sich hat, auf das Leibliche zu sehen, um da zu erforschen dasjenige, worauf es ankommt, und bei physischen Erkrankungen auf das Geistige zu sehen und da zu erforschen, worauf es ankommt. Denn das ist das Wesentliche der Geisteswissenschaft, daß sie nicht in Abstraktionen von einem nebu­losen Geistigen spricht, wie die Mystiker, wie die einseitigen Theo­sophen tun, sondern daß sie den Geist verfolgt in seine materiellen

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Wirkungen hinein, daß sie nirgends das Materielle so begreift, wie es die heutige äußere Wissenschaft begreift, sondern über­all bei der Betrachtung des Materiellen zum Geiste vordringt, und so auch dasjenige beobachten kann, wo sich ein abnormes Seelen-leben dadurch äußern muß, daß ein, wenn auch vielleicht äußerlich verborgenes, abnorm körperliches Leben vorliegt. Man macht sich in weitesten Kreisen heute über die ernsthaft gemeinte anthroposo­phisch orientierte Geisteswissenschaft ganz falsche Vorstellungen, vielleicht manchmal mit Recht, wenn man diejenigen reden hört, die nicht wahrhaftig eingehen wollen auf dasjenige, um was es sich eigentlich handelt, die nur reden von abstrakten Theorien: der Mensch besteht aus dem und dem und es gibt wiederholte Erden-leben und so weiter. Diese Dinge sind ja selbstverständlich aller­wichtigst und sehr schön. Aber wenn es sich darum handelt, beson­ders ernsthaft zu arbeiten in dieser geisteswissenschaftlichen Be­wegung, dann handelt es sich darum, daß eingegangen werde auf die einzelnen Kapitel, auf die einzelnen Gebiete dieses Lebens. Und im allerweitesten Sinne führt das wiederum zu einem sozial gesinnten Zusammensein der Menschen. Denn wenn man so sieht, wie die krank erscheinende Seele ihre Impulse hineinstrahlt in den Organis­mus, wenn man diesen Zusammenhang zwischen dem Organismus und der krank erscheinenden Seele fühlen kann - fühlen mit Ver­ständnis -, wenn man auf der anderen Seite weiß, wie die Lebens-einrichtungen auch auf die physische Gesundheit des Menschen wirken, wie das Geistige, das in sozialen Einrichtungen scheinbar nur äußerlich besteht, hineinwirkt in die physische Gesundheitspflege des Menschen, wenn man das überschaut, dann ist man in einer ganz anderen Weise drinnenstehend in der menschlichen Sozietät. Man beginnt dadurch ein richtiges Menschenverständnis zu gewin­nen und man behandelt den anderen Menschen ganz anders. Man verfolgt seinen Charakter ganz anders. Man weiß, gewisse Eigen­schaften hängen mit diesem oder jenem zusammen, man weiß sich diesen Eigenschaften gegenüber zu benehmen, man weiß, besonders wenn man Aufgaben damit verbunden hat, in der richtigen Weise die Temperamente der Menschen in die menschliche Sozietät hineinzustellen

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und namentlich in der richtigen Weise zu entwickeln. Ein soziales Gebiet wird insbesondere intensiv beeinflußt werden müssen in hygienischer Beziehung von einer errungenen Menschenkenntnis, das ist das Gebiet der Erziehung, das Gebiet des Unterrichts. Man kann gar nicht eigentlich, ohne wirklich umfassend den Menschen zu kennen, ermessen, was es heißt: die Kinder sitzen in der Schule mit gebückten Rücken, so daß fortwährend ihre Atmung in Un­ordnung ist, oder Kinder werden nicht angehalten, laut und deutlich, deutlich vokalisierend, deutlich konsonantisierend zu sprechen. Das ganze spätere Leben hängt im wesentlichen davon ab, ob das Kind in der Schule in der richtigen Weise atmet und ob es angehalten wird, laut und deutlich und artikuliert zu sprechen.

In solchen Dingen - ich reiße nur Beispiele heraus, denn auf andere Gebiete ließe sich ein Ähnliches anwenden - zeigt sich die Spezialisierung der Gesamthygiene auf das Schulwesen, und gerade darinnen zeigt sich die ganze soziale Bedeutung der Hygiene, zeigt sich aber auch, wie das Leben fordert, daß wir nicht weiter spezialisieren, sondern daß wir zusammenbringen das Spezialisierte zu einer Gesamtanschauung. Wir brauchen nicht nur dasjenige, was den Lehrer befähigt, zu wissen, nach gewissen pädagogischen Normen soll man ein Kind so oder so erziehen, sondern wir brauchen dasjenige, was den Lehrer befähigt, ein Urteil darüber zu haben, was es heißt, wenn er diesen oder jenen Satz von dem Kind artiku­liert klar aussprechen läßt, oder wenn er das Kind, nachdem es einen halben Satz gesagt hat, schon wieder Luft schnappen läßt und so weiter und nicht dafür sorgt, daß die Luft verbraucht wird, während der Satz ausgesprochen wird. Gewiß, es gibt auch darüber viele An­haltspunkte und Regeln. Aber die richtige Anerkennung und An­wendung dieser Dinge zieht erst in unser Herz herein, wenn wir die ganze Bedeutung für das Menschenleben und die soziale Gesund­heit ermessen. Denn dann erst wird die Sache ein sozialer Impuls.

Diese Erwägungen waren es, die zugrunde lagen, als ich beim Ausgangspunkte der Gründung der Waldorfschule in Stuttgart vor­her den Lehrern dort den pädagogisch-didaktischen Kurs gehalten habe, diese Erwägung, daß man Lehrer braucht, die aus der ganzen

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Tiefe einer Menschen-verstehenden Weltanschauung arbeiten können für die Erziehung und für den Unterricht der Kinder. Dasjenige, was da in die Sätze, die als pädagogisch-didaktische Kunst ausgesprochen worden sind, hineingelegt worden ist, das strebt alles darauf hin, aus den Kindern, die erzogen und unterrichtet werden, Menschen zu machen, bei denen später dadurch, daß sie angehalten werden als Kind die Funktionen des Lebens in der richtigen Weise zu voll­ziehen, daß Lunge und Leber und Herz und Magen in Ordnung seien, weil die Seele in der richtigen Weise gearbeitet hat daran. Nie­mals wird diese Weltanschauung in materialistischer Weise das alte Wort deuten: In einem gesunden Körper lebt eine gesunde Seele. -Materialistisch gedeutet hieße das, wenn man den Körper gesund hat, wenn man ihn mit allen möglichen physischen Mitteln gesund gemacht hat, dann wird er von selber der Träger einer gesunden Seele. Unsinn ist das. Sinn hat das: In einem gesunden Körper lebt eine gesunde Seele - nur, wenn man in der folgenden Weise vorgeht, ich meine, wenn man sich sagt: Da habe ich einen gesunden Körper vor mir, der zeigt mir dann, daß ihn aufgebaut hat, plastisch ausgestaltet hat, gesund gemacht hat die Kraft einer gesunden Seele. Ich erkenne aus diesem Körper, daß eine autonome gesunde Seele in ihm gearbeitet hat. Das ist der Sinn des Ausspruchs. Aber nur so kann dieser Ausspruch auch einer gesunden Hygiene zugrunde liegen.

Mit anderen Worten: Wir brauchen nicht etwa neben den Leh­rern, die nur aus einer pädagogisch abstrakten Wissenschaft heraus arbeiten, noch einen Schularzt, der alle vierzehn Tage einmal, wenn es hoch kommt, durch die Schule geht und auch nichts Gescheites anzufangen weiß, nein, wir brauchen eine lebendige Verbindung der medizinischen Wissenschaft mit der pädagogischen Kunst. Wir brauchen eine pädagogische Kunst, die in allen ihren Maßnahmen in hygienisch richtiger Weise die Kinder erzieht und unterrichtet. Das ist dasjenige, was die Hygiene zu einer sozialen Frage macht, denn die soziale Frage ist im wesentlichen eine Erziehungsfrage, und die Erziehungsfrage ist im wesentlichen eine medizinische Frage, aber eine Frage nur derjenigen Medizin, die geisteswissenschaftlich

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befruchtet ist, einer Hygiene, die geisteswissenschaftlich befruch­tet ist.

Diese Dinge, die weisen dann noch auf etwas hin, was außer­ordentlich bedeutungsvoll ist gerade mit Bezug auf das Thema «Hygiene als soziale Frage». Denn wenn Geisteswissenschaft gepflegt wird, und wenn Geisteswissenschaft etwas Konkretes für den Men­schen ist, dann weiß er, daß in dem, was er in der Geisteswissen­schaft erhält, etwas ruht, was sich unterscheidet von dem, was er im bloßen Intellektualismus - und auch die Naturwissenschaft der Gegenwart ist bloßer Intellektualismus -, was er in dem bloßen Intellektualismus oder in der bloß intellektualistisch ausgebildeten Naturwissenschaft oder in der bloß intellektualistisch ausgebildeten Historie von heute oder der Rechtswissenschaft erhält. Alle Wissen­schaften sind heute intellektualistisch; wenn sie behaupten, Erfah­rungswissenschaften zu sein, so beruht das nur darauf, daß sie die sinnlich beobachteten Erfahrungsergebnisse intellektualistisch aus-deuten. Von diesen intellektualistisch ausgedeuteten naturwissen­schaftlichen oder sonstigen Resultaten unterscheidet sich dasjenige, was in der Geisteswissenschaft gegeben ist, ganz wesentlich. Denn es wäre sogar recht traurig, wenn dasjenige, was in unserer intellek­tualistischen Kultur lebt, nicht bloß Bild wäre, sondern eine reale Macht, die auf den Menschen tiefer wirkt. Alles Intellektualistische bleibt nämlich nur an der Oberfläche des Menschen. Dieser Satz ist ganz umfassend gemeint. Derjenige, der Geisteswissenschaft nur intellektualistisch betreibt, das heißt, der sich nur Notizen macht:

es gibt einen physischen Leib, Ätherleib, Astralleib, Ich, ein wieder­holtes Erdenleben, ein Karma und so weiter - und das so notiert, wie man in der Naturwissenschaft oder in der heutigen Sozial­wissenschaft notiert -, der treibt nicht im Ernste Geisteswissen­schaft, denn er verpflanzt die Denkweise, die er sonst hat, nur auf dasjenige, was ihm in der Geisteswissenschaft entgegentritt. Das Wesentliche bei der Geisteswissenschaft ist, daß sie in anderer Weise gedacht, in anderer Weise empfunden, in ganz anderer Weise als der intellektualistischen seelisch erlebt werden muß. Deshalb ist Geistes­wissenschaft etwas, was durch sich selbst einen lebendigen Bezug

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zum gesunden und kranken Menschen erhält, allerdings in etwas anderer Weise, als man es sich oftmals träumen läßt. Es werden sich doch wohl die Menschen genügend überzeugt haben, wie machtlos man mit dem ist, was man, sei es als Ermahnung, sei es als Zureden, mit der rein intellektualistischen Kultur anfängt gegenüber dem sogenannten Geisteskranken. Der Geisteskranke behauptet, zu ihm sprechen Stimmen; Sie sagen ihm alles möghche, was Sie aus Ihrer intellektuellen Vernunft heraus finden: vergeblich, denn er weiß Ihnen alle möglichen Einwände und so weiter. Schon das könnte darauf hinweisen, wie man es nicht mit einer Erkrankung des bewußten Seelenlebens oder auch des unterbewußten Seelenlebens, sondern mit einer Erkrankung des Organismus zu tun hat.

Geisteswissenschaft lehrt erkennen, daß man allerdings auch nicht auf solchem Wege, der ein sogenannter spiritueller sein soll, auf dem man zum Beispiel zu Hypnose und Suggestion greift und den so­genannten Geistes- oder Seelenkrankheiten beikommen kann, son­dern daß man ihnen auf sogenanntem physischem Wege beikommen muß, das heißt durch Organheilungen, zu denen man aber auch eine Geist-Erkenntnis des Menschen erst recht braucht. Geist-Erkennt­nis weiß, daß sie gar nicht eigentlich eingreifen sollte gerade in das Gebiet der sogenannten Geisteskrankheiten mit bloßen geistigen oder seelischen Prozeduren, weil die Geisteskrankheit ja gerade darinnen besteht, daß das geistige Glied des Menschen herausgedrängt ist, wie es sonst nur im Schlafe ist, und schwach ist in diesem Ausgedrängt-sein, sondern daß man das Organ kurieren muß, damit es die Seele und den Geist wiederum in gesunder Art zurücknimmt. Dagegen greift dasjenige, was nicht aus dem Intellekt, aus dem Kopfe, son­dern aus dem ganzen Menschen als geisteswissenschaftliches Ergebnis hervorgeht, wenn es auftritt als Imagination, Inspiration, Intuition, und wenn es vom Menschen aufgenommen wird, in seinen ganzen Organismus ein. Es greift wirklich in die physische Organisation des Menschen gesundend ein, was Geisteswissenschaft wirklich ist.

Dagegen ist kein Beweis, daß manche Träumer sich krank fühlen innerhalb der Geisteswissenschaft, oder eben das Gegenteil von dem zeigen, was ich eben ausgesprochen habe. Es gibt eben so unendlich

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viele, die nicht Geisteswissenschafter sind, sondern die intellektua­listische Notizensammler der geisteswissenschaftlichen Ergebnisse sind. Aber Geisteswissenschaft wirklich in ihrer Substanz verbreiten, ist selber eine soziale Hygiene, denn sie wirkt auf den ganzen Menschen, sie normalisiert wiederum seine Organologie, wenn sie droht, nach Träumen oder nach der anderen Seite diese oder jene Tendenz zu einer Abweichung ins Abnorme zu entwickeln. Das ist der gewaltige Unterschied desjenigen, was im Geisteswissenschaft­lichen gegeben wird, von dem, was in der bloßen intellektualistischen Wissenschaft auftritt, daß die auf dem Gebiete des Intellektualismus hervortretenden Begriffe viel zu schwach, weil bloß bildhaft, sind, um einzugreifen in den Menschen, um gesundend auf ihn wirken zu können. Die geisteswissenschaftlichen Begriffe dagegen sind so, daß sie herausgeholt sind aus dem ganzen Menschen. Bei der Formung der geisteswissenschaftlichen Begriffe hat wahrhaftig nicht bloß das Gehirn mitgewirkt, sondern Lunge und Leber und Herz und der ganze Mensch, und es klebt ihnen an, durchdringt sie, wenn ich sagen darf, in einer plastischen Ausgestaltung, was sie aus der Kraft des ganzen Menschen haben. Und durchdringt man sich mit ihnen, nimmt man sie erkennend durch den gesunden Menschenverstand auf, so wirken sie wiederum zurück in hygienischer Weise auf den ganzen Menschen. Das ist es, was von der Geisteswissenschaft aus­gehend in das Hygienische als eine soziale Angelegenheit richtung­gebend eingreifen kann.

Aber noch in vieler anderer Weise - ich kann nur Beispiele her­ausziehen - wird Geisteswissenschaft orientierend eingreifen in das ganze Gesundheitsleben der Menschheit, wenn diese Geisteswissen­schaft wirklich einmal in ihrem vollen Ernste unter der Mensch­heit Fuß faßt.

Ich will nur auf eines hinweisen. Zu denjenigen Kapiteln, die immer wieder und wiederum durch Geisteswissenschaft studiert werden müssen, gehört die Beziehung des wachen Menschen zum schlafenden Menschen, gehört der gewaltige Unterschied, der zwi­schen der menschlichen Organisation im Wachen und im Schlafen besteht. Wie Geist und Seele sich verhalten im Wachen, wenn sie

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einander durchdringen in der Leiblichkeit und Geistigkeit und in dem Seelischen des Menschen, wie sie sich verhalten, wenn sie temporär voneinander getrennt sind wie im Schlafen, das wird sorgfältig gerade durch Geisteswissenschaft studiert.

Nun kann ich nur, ich möchte sagen, referierend einen gewissen Satz angeben, der aber ein ganz gesichertes Ergebnis der Geistes­wissenschaft ist. Wir sehen im Leben sogenannte epidemische Krank­heiten auftreten, Krankheiten, die ganze Menschenmassen ergreifen, die also durchaus eine soziale Angelegenheit zu gleicher Zeit sind. Die gewöhnliche materialistische Wissenschaft studiert sie am menschlichen physischen Organismus. Sie weiß nichts davon, welche ungeheure Bedeutung gerade für Epidemien und für die Dispositionen für epidemische Krankheiten in dem anormalen Verhalten des Men­schen zu Wachen und Schlafen liegt. Dasjenige, was im menschlichen Organismus während des Schlafens geschieht, ist etwas, was, wenn es zum Beispiel im Überflusse geschieht, im hohen Grade für so­genannte epidemische Krankheiten prädisponiert. Menschen, die sich durch einen zu langen Schlaf Prozesse im menschlichen Organismus bereiten, die nicht da sein sollten, weil der Schlaf nicht so lange das Wachleben unterbrechen sollte, die sind in ganz anderer Weise für epidemische Krankheiten prädisponiert, und die stellen sich auch in Epidemien in einer ganz anderen Weise hinein.

Nun können Sie von selbst ermessen, was es bedeutet, die Men­schen aufzuklären über die richtige Verteilung von Schlafen und Wachen. Das können Sie nicht durch Vorschriften. Sie können allen­falls den Leuten vorschreiben, daß sie ihre Kinder nicht zur Schule schicken, wenn sie Scharlach haben, Sie können nicht Vorträge abhalten, wenn die Grippe herrscht: da parieren die Leute, weil ja heute der Mensch zur «Freiheit» neigt, ich meine, das «Autoritäts­gefühl» nicht so groß ist wie in früheren Zeiten; da parieren also die Menschen. Ich sage nicht, daß sie nicht mit Recht parieren, ich sage nichts gegen das, was auf diesem Wege geschieht, aber Sie können unmöglich in derselben Weise den Menschen vorschreiben: Ihr müßt sieben Stunden schlafen. - Dennoch ist das wichtiger als die anderen Vorschriften, daß die Menschen, die es nötig haben, sieben Stunden

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schlafen, die anderen, die es nicht nötig haben, viel kürzer schlafen dürfen und so weiter. Solche Dinge aber, die so intim mit dem Per­sönlichsten des Menschenlebens zusammenhängen, die haben in groß­artiger Weise eine soziale Wirkung. Da hängt es tatsächlich von dem Intimsten im Menschen ab, wie die sozialen Auswirkungen geschehen, ob eine größere oder geringere Anzahl diesem oder jenem Beruf ent­zogen werden, wodurch unter Umständen auf einen ganz anderen Ort eine Wirkung ausgeübt wird, oder nicht. Da greift in der Tat die Hygiene in ungeheurer Weise in das soziale Leben hinein. Ganz abgesehen davon, was man über Ansteckung oder Nichtansteckung denkt, es greift bei Epidemien dieses Element in das soziale Leben ein. Da können Sie nicht durch äußere Vorschriften wirken, da können Sie nur wirken, wenn Sie in die menschliche Sozietät hinein­bringen ein Laienpublikum, das mit Menschenverständnis dem auf­klärend für Prophylaxe wirkenden Arzte gegenübersteht, wo immer ein lebendiges Zusammenwirken zur Erhaltung der Gesundheit zwi­schen dem Sachverständigen und dem menschenverständigen Laien eintreten kann.

Wenn wir alle diese Dinge überblicken, dann werden wir uns sagen: Hier haben wir geschildert eine Seite der Hygiene als soziale Frage, die im eminentesten Sinne davon abhängig ist, daß wir ein freies Geistesleben haben, daß wir tatsächlich ein Geistesleben haben, wo innerhalb des Geistgebietes diejenigen, die in der Pflege des Geisteslebens, auch insofern es sich in seine einzelnen praktischen Gebiete hineinerstreckt, wie zum Beispiel in die Hygiene, völlig un­abhängig sind von allem anderen, was nicht die reine Erkenntnis, was nicht die Pflege des Geisteslebens selber gibt. Dasjenige, was der Einzelne leisten kann zum Besten seiner Mitmenschen, das muß ganz allein aus seinen Fähigkeiten hervorgehen, darüber darf es keine staatlichen Normen geben, darüber darf auch nicht von wirtschaft­lichen Mächten eine Abhängigkeit bestehen, das muß in die persön­liche Abhängigkeitssphäre des einzelnen Menschen gestellt sein und muß weiter gestellt sein in das verständnisvolle Vertrauen, das dem fähigen Menschen die anderen, die die Anwendung seiner Fähig­keiten brauchen, entgegenbringen können. Da braucht man das von

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allem Obrigkeitlichen, vom Staatlichen und vom Wirtschaftlichen aus unabhängige Geistesleben, das rein aus den geistigen Kräften heraus selber sachverständig wirkt. Gerade wenn Sie durchdenken dasjenige, was die Hygiene wirklich zu etwas machen kann, was innig verbunden ist mit einsichtsvoller Menschenerkenntnis und mit einsichtsvollem sozialem Menschenverhalten, dann werden Sie darauf kommen, wenn - was auch abstrakte Theorien sagen gegen die selbständige Stellung des Geisteslebens - man sachverständig auf den einzelnen Zweig, wie die Hygiene, eingeht, daß gerade das ein­zelne konkrete Sachgebiet fordert - und wie für die Hygiene, könnte es auch für andere Gebiete aufgezeigt werden -, daß der Geist in Verwaltung genommen werden muß von denjenigen, die an seiner Pflege beteiligt sind, daß nicht bloß Sachverständige, die als Experten bei den Ministerien sind, sondern daß diejenigen, die im geistigen Leben wirksam sind, auch die Verwalter dieses geistigen Lebens und die alleinigen Verwalter dieses geistigen Lebens sein müssen. Dann, wenn so auf soziale Einsicht aus dem freien Geistes­leben heraus eine wirklich als soziale Institution bestehende Hygiene da ist, dann wird für diese Hygiene in ganz anderer Weise wirt­schaftlich gearbeitet werden können, und gerade in einem unabhängi­gen Wirtschaftsleben, in einem Wirtschaftsleben, das so aufgebaut ist, wie ich es geschildert habe in meinen «Kernpunkten der sozialen Frage», wie es wiederholt geschildert worden ist in den Zeit­schriften, die dieser Idee der Dreigliederung des sozialen Organismus dienen, zum Beispiel in der schweizerischen «Sozialen Zukunft», die von Dr. Boos herausgegeben wird.

Wenn tatsächlich dasjenige, was latent ist, was ruhend ist im Schoße der menschlichen Sozietät an Kräften für die Pflege des Hygienischen, wenn das mit Menschenverständnis entgegengenom­men wird von der Sozietät, wenn dieses allgemeine Ordnung wird, dann wird in das Wirtschaftsleben, in das unabhängige Wirtschafts­leben hineingetragen werden können alles dasjenige, was aus diesem unabhängigen Wirtschaftsleben heraus ohne alle Rücksicht auf irgendwelche Abhängigkeit von Erwerbsimpulsen oder von staat­lichen Impulsen, was rein aus diesem unabhängigen Wirtschaftsleben

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heraus arbeiten kann, dasjenige, was im Dienste einer echten, wahren Hygiene aus dem Wirtschaftsleben heraus gepflegt werden muß. Dann wird aber auch - und nur dann - in das Wirtschaftsleben ein­treten können jener Hochsinn, der notwendig ist, damit im Men­schenleben Hygiene gepflegt werden kann. Wenn der bloße Erwerbs­sinn unseres Wirtschaftslebens, das immer mehr die Tendenz hat, dem Einheitsstaat eingegliedert zu werden, herrschend ist, und die all­gemeine Meinung die ist, man müsse dasjenige produzieren, wodurch man am meisten erwerbe, dann können sich nicht geltend machen die auf sich selbst gestellten Impulse auch eines auf diesem Gebiete der Hygiene gepflegten freien Geisteslebens. Dann wird dieses Geistesleben abhängig von außergeistigem Staatlichem oder Wirt­schaftlichem, dann wird das Wirtschaftliche zum Herrn über das Geistige. Das Wirtschaftliche darf nicht zum Herrn über das Geistige werden. Das zeigt sich am allerbesten, wenn man hervorbringen soll dasjenige, was vom Geiste gefordert wird im Wirtschaftsleben, wenn man dienen soll einer echten, wahren Hygiene. Die Kräfte des Wirtschaftslebens, des freien Wirtschaftslebens, werden hinzukom­men in dem dreigliedrigen sozialen Organismus zu der Einsicht, die eine öffentliche Angelegenheit wird, zu dem Menschenverständnis, das eine öffentliche Angelegenheit wird im dreigliedrigen sozialen Organismus. Und wenn auf der einen Seite die Menschen drinnen-stehen werden in einem freien Geistesleben, in dem eine wirklich auf sachlichem Boden stehende Hygiene gepflegt werden kann, und wenn auf der anderen Seite die Menschen jenen Hochsinn entwickeln werden, durch den im Wirtschaftsleben, wo wiederum jeder mit Ver­ständnis den Produktionen dann entgegenkommen wird, aber mit Verständnis, das nicht bloß aus dem Erwerbssinn, sondern aus den Einsichten kommt, die im freien geistigen Betrieb der Hygiene ent­stehen, dann, wenn einmal dieses einsichtsvolle soziale Menschenver­ständnis da sein wird, also dieser Menschenhochsinn, der wirtschaft­lich arbeiten will, weil einfach im sozialen Sinne der Menschheit hygienisch gedient werden soll, dann werden sich die Menschen demokratisch in Parlamenten oder sonst zusammenfinden können. Denn dann wird geprägt werden aus dem freien Geistesleben die

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Einsicht in die Notwendigkeit einer Hygiene als soziale Erschei­nung, geprägt werden für dasjenige, für die Pflege desjenigen, was notwendig ist für die Hygiene als soziale Frage, von Sachlichem und Fachlichem getragenes Wirtschaftsleben, durch den Hochsinn, der darinnen entwickelt werden wird; dann werden die mündig gewordenen Menschen auf dem Boden des Wirtschaftslebens ver­handeln können auf der einen Seite aus ihrer Einsicht und ihrem Menschenverständnis, auf der anderen Seite aus ihren Beziehungen zum Wirtschaftsleben, das der Hygiene dient. Dann werden die Menschen verhandeln können als Gleiche auf dem Boden des Staats- oder Rechts- oder Wirtschaftslebens über die Maßnahmen, die in bezug auf Hygiene und auf öffentliche Gesundheitspflege werden getroffen werden können. Dann werden allerdings nicht die Laien, die Dilettanten gesund machen, aber mit Verständnis wird der mündig gewordene Mensch dem als einem Gleichen gegenüberstehen, der ihm das oder jenes sagt: dem sachverständigen Mediziner. Dem Laien aber macht sein Menschenverständnis, das zusammen mit dem Mediziner im sozialen Leben gepflegt wird, möglich, mit Verständnis dem Fachwissen so entgegenzukommen, daß er im demokratisch gedachten Parlamente nicht bloß auf Autorität hin, sondern auf ein gewisses Verständnis hin «ja» sagen kann.

Gerade wenn wir sachlich auf einem solchen speziellen Gebiete verfolgen, wie zusammenwirken die drei Glieder im dreigliedrigen sozialen Organismus, dann finden wir die ganze Berechtigung dieser Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus. Man kann diese Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus bekämp­fen, wenn man sie vorerst noch bloß abstrakt erfaßt hat.

Nun, ich konnte Ihnen auch heute nicht mehr geben als eine skizzenhafte Andeutung desjenigen, was auf einem bestimmten kon­kreten Gebiete, wie der Hygiene, wenn man richtig über sie denkt, für die Notwendigkeit der Dreigliederung des sozialen Organismus folgt. Aber wenn die Wege, die ich heute nur, ich möchte sagen, in ihrem Anfang habe andeuten können, weiter verfolgt werden, wird man sehen, daß zwar derjenige, der mit einigen abstrakten Begriffen so herantritt an das, was als Impuls des dreigliedrigen sozialen

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Organismus da ist, daß er das in einer gewissen Weise bekämpfen kann. Er bringt in der Regel Gründe vor, die man sich selbst längst als Einwände gemacht hat. Wer aber mit vollem inneren Verständnis auf die einzelnen Gebiete des Lebens eingeht und auf das Aus­leben dieser einzelnen Gebiete mit all dem Individuellen, das sie in das Menschenleben hineinbringen - um die handelt es sich im sozialen Zusammenleben -, wer wirklich etwas versteht auf einem konkreten Lebensgebiete, wer sich Mühe gibt, etwas von wahrer Lebenspraxis auf irgendeinem Gebiete zu verstehen, der wird immer mehr und mehr hineingeführt werden in diejenige Richtung, die an­gedeutet wird durch die Idee von der Dreigliederung des sozialen Organismus.

Wahrhaftig nicht aus einer Träumerei, nicht aus einem abstrakten Idealismus ist diese Idee entsprungen; sie ist entsprungen als eine soziale Forderung der Gegenwart und der nächsten Zukunft, gerade aus der konkreten, sachgemäßen Betrachtung der einzelnen Gebiete des Lebens. Und wiederum, wenn man dann diese einzelnen Gebiete des Lebens durchdringt mit dem, was in einem wirkt aus dem Impuls für die Dreigliederung des sozialen Organismus, dann findet man für alle diese Gebiete dasjenige, was ihnen, wie mir scheint, doch gerade heute nottut. Und nur einige Andeutungen wollte ich Ihnen am heutigen Abend darüber geben, wie durch dasjenige, was für das soziale Leben folgt aus Geisteswissenschaft, als die Dreigliederung des sozialen Organismus, befruchtet werden kann dasjenige, was heute nur auf Autoritätsglauben durch eine ganz blinde Unter­werfung hingenommen werden kann, daß das aus einem wirklich sozial gepflegten Menschenverständnis als eine soziale Angelegenheit in die menschliche Gesellschaft sich einlebt. Aus diesem Grunde darf gesagt werden hier: Durch diejenige Befruchtung, welche das Gebiet der Hygiene aus einer geisteswissenschaftlich befruchteten Medizin heraus erhalten kann, kann gerade die Hygiene eine soziale, eine wahrhaft soziale Angelegenheit werden. Sie kann werden im echtesten Sinne auch bis in hohe Grade hinein eine demokratisch gepflegte, allgemeine Volksangelegenheit.

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In der nachfolgenden Diskussion äußerte sich Rudolf Steiner folgendermaßen:

Meine sehr verehrten Anwesenden! Bei solchen Dingen, wie die­jenigen, die heute besprochen worden sind, handelt es sich darum, daß man zunächst auf den ganzen Geist des Ausgesprochenen ein­gehen kann. Es ist daher manchmal schwierig, wenn Fragen schon so formuliert werden, daß sie aus der gegenwärtigen Denkweise und Gesinnung heraus geformt sind, sie dann ohne eine Umformung, oder wenigstens ohne eine gegebene Erklärung sachgemäß zu beantworten. So gleich die Frage, die Ihnen oder vielen von Ihnen wahrscheinlich furchtbar einfach erscheint, so daß man sie mit ein paar Sätzen oder mit einem Satze beantworten könnte: «Wie gewöhnt man sich das zu lange Schlafen ab?»

Nun, um diese Frage zu beantworten, wäre es nötig, daß ich, ich möchte sagen, einen fast noch längeren Vortrag hielte als den, den ich schon gehalten habe; denn ich müßte erst die verschiedenen Ele­mente zusammentragen, um diese Frage ganz sachgemäß zu beant­worten. Es darf aber vielleicht folgendes gesagt werden: Es ist heute in der Menschheit eine fast alle Menschen ergreifende intellektua­listische Seelenverfassung vorhanden. Diejenigen, die glauben, aus dem Gefühl heraus zu urteilen oder zu leben, oder glauben, eben aus irgendeiner anderen Ecke heraus nicht intellektualistisch zu sein, die sind es gerade erst recht. Nun ist der Grundcharakter des intellektualistischen Seelen- und Organlebens der, daß durch dasselbe unsere Instinkte ruiniert werden. Die richtigen Instinkte des Men­schen werden ruiniert. Es ist tatsächlich so, daß, wenn man heute auf nicht ganz ruinierte Instinkte hinweisen will, man entweder auf die Urmenschheit hinweisen muß oder, nun sagen wir, sogar auf das Tierreich. Denn sehen Sie, bei einer anderen Gelegenheit konnte ich in diesen Tagen auf ein Beispiel hinweisen, das sehr viel sagt. Es gibt Vögel, die fressen aus ihrer Gier heraus Insekten, zum Beispiel Kreuz­spinnen. Sie verfallen aber durch diese Kreuzspinnen, die für sie ein Gift sind, in Konvulsionen, Zuckungen, müssen elendiglich ver­sterben, sehr bald, nachdem sie die Kreuzspinne verschluckt haben. Ist aber Bilsenkraut in der Nähe, dann fliegt der Vogel dahin, saugt

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den Heilsaft heraus und rettet sich das Leben. Nun denken Sie, wie da das entwickelt ist, was bei uns Menschen zusammengeschrumpft ist auf die wenigen Reflexinstinkte, die wir haben, wie die, wenn sich uns eine Fliege auf die Nase setzt, machen wir, ohne erst eine tiefe Erwägung anzustellen, daß sie wegfliege. Ein Abwehrinstinkt macht sich auf den Insultreiz geltend. Bei dem Vogel, der die Kreuz-spinne frißt, folgt auf die Wirkung, welche die Kreuzspinne in seinem Organismus hat, folgt auf diesen Insult ein solcher Abwehr-instinkt, daß er ihn zu etwas ganz Vernünftigem treibt. Noch können wir solche Instinkte bei solchen Menschen finden, die in grauer Vorzeit gelebt haben, wenn wir ihre Geschichte richtig zu deuten ver­stehen. Aber in unserer Zeit macht man andere Erfahrungen. Ich habe es immer als ungeheuer schmerzlich erlebt, wenn ich zu irgend jemandem kam, der sich an den Mittagstisch gesetzt hat und der -ich war sonst gewöhnt, daß Messer und Gabel und ähnliche Geräte neben dem Teller liegen - eine Waage neben dem Teller hatte, aus­gesprochen eine Waage - so etwas erlebt man wirklich -, eine Waage, und da wog er sich das Stückchen Fleisch zu, denn dann wußte er erst, wieviel Fleisch er essen soll nach seinem Organismus, wenn er es gewogen hatte! Denken Sie sich einmal, wie bar eine Menschheit, der man so etwas vorschreiben muß, aller wirklichen ursprünglichen Instinkte nun schon geworden ist! Da handelt es sich dann darum, daß man nicht beim Intellektualismus stehenbleibt, sondern aufsteigt zum geisteswissenschaftlichen Erkennen. Sie wer-den jetzt glauben, daß ich pro domo spreche, wenn auch pro domo dieses großen Hauses, aber ich spreche nicht pro domo, sondern ich spreche tatsächlich dasjenige aus, was ich glaube als Wahrheit er­kannt zu haben, ganz abgesehen davon, daß ich selbst diese Wahrheit vertrete. Man kann schon sehen, daß, wenn man nicht nur in das Intellektualistische bloß dringt, sondern in dasjenige, was geistes-wissenschaftlich erfaßt werden soll, was daher mehr in bildlichem Sinne vor die Menschheit hintritt, man da merkt: durch das Erfassen solcher eben nicht für den bloßen Intellekt zugänglicher Erkennt­nisse wird man wiederum zurückgeführt zu gesunden Instinkten, wenn auch nicht im einzelnen Leben, so dann mehr in den Dingen,

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die mehr in den Untergründen des Lebens liegen. Derjenige, der sich mindestens einige Zeit - wenn es auch noch so wenig Zeit ist -damit befaßt, die ganz andere Seelenverfassung zu entwickeln, die man entwickeln muß, wenn man Geisteswissenschaftliches wirklich verstehen will, der wird wiederum in solchen Dingen, wie zum Bei­spiel in dem Schlafbedürfnis, zu gesunden Instinkten zurückgeführt. Das Tier schläft ja nicht zu viel in normalen Lebensverhältnissen. Der Urmensch hat auch nicht zu viel geschlafen. Man braucht sich nur zu erziehen wiederum zu gesunden Instinkten, die einem ab-gewöhnt werden in der heutigen so intellektualistischen Kultur, so daß man sagen kann: Wirkliches wirksames Mittel, sich das zu lange Schlafen abzugewöhnen, ist es, wenn man geisteswissenschaftliche Wahrheiten aufnehmen kann, ohne dabei einzuschlafen. Wenn man also gleich einschläft bei geisteswissenschaftlichen Wahrheiten, dann wird man sich tatsächlich einen zu langen Schlaf nicht abgewöhnen. Wenn es einem aber gelingt, bei geisteswissenschaftlichen Wahr­heiten, die man durchnimmt, nun wirklich mit innerem mensch­lichem Anteil dabei sein zu können, dann wird dieses innere Mensch­liche so aktiviert, daß man tatsächlich seine für den Organismus gerade brauchbare Schlafenszeit herauskriegt.

Es ist ungeheuer schwer wiederum, intellektualistische Regeln an­zugeben, zum Beispiel zu sagen, ein einzelner Mensch, der das oder jenes an der Leber oder an der Niere hat, was ihn ja nicht gerade im gewöhnlichen Sinne krank macht, aber was doch da ist, der muß so oder so lange schlafen. Das führt in der Regel doch zu nichts Besonderem. Und auf künstliche Weise den Schlaf erzeugen, das ist wiederum nicht dasselbe, als wenn der Körper aus seinem Schlaf-bedürfnisse heraus nur so lange dem Geiste den Eintritt verweigert, als er es eben braucht. So daß man also sagen kann: Eine gerade aus der Geisteswissenschaft heraus folgende richtige Hygiene, die ist es auch, die den Menschen schon dazu bringen wird, seinen Schlaf in der richtigen Weise zu bemessen.

Deshalb kann auch nicht die andere Frage, die hier gestellt wor­den ist, so einfach beantwortet werden: «Wie kann man wissen, wieviel Schlaf man nötig hat?» - Ich möchte sagen, das braucht man

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nicht im diskursiven Denken zu wissen, das ist gar nicht nötig, aber man hat wohl nötig, sich solche Instinkte anzueignen, die man sich aneignet nicht durch das Empfangen von Notizensammlungen aus der Geisteswissenschaft, sondern durch die Art, wie man Geisteswissen­schaftliches versteht, wenn man es mit vollem Anteil versteht. Diesen Instinkt erlangt man, und dann bemißt man sich den Schlaf in in­dividueller Weise in der richtigen Art zu. Das ist also das, was in der Regel darauf zu sagen ist. Wie gesagt, ich kann mehr eine Wegleitung nur geben zur Beantwortung dieser Frage, nicht das­jenige, was vielleicht gerade erwartet wird. Aber das, was erwartet wird, ist nicht immer das Richtige.

Ist das Schlafen bei offenem Fenster gesund?

Auch solche Dinge können eigentlich nicht immer ganz im all­gemeinen beantwortet werden. Es ist durchaus denkbar, daß für den einen Menschen das Schlafen bei offenem Fenster sehr gesund ist, je nachdem die besonderen Einrichtungen seiner Atmungsorgane sind, daß aber für einen anderen Menschen zum Beispiel ein sonst vor dem Schlafen gut gelüftetes Zimmer, das dann aber die Fenster ver­schlossen hat, während er schläft, das Bessere ist. Es handelt sich da tatsächlich darum, Verständnis zu gewinnen für die Beziehung des Menschen zur außermenschlichen Umgebung, um dann im ein­zelnen Falle nach diesem Verständnis urteilen zu können.

Wie erklären Sie geisteswissenschaftlich das Zustandekommen geistiger Störun­gen durch begangenes Verbrechen, das heißt, worin ist hierbei die körperliche Krankheit zu erkennen, die den geistigen Störungen zugrunde liegt?

Nun, hier würde es ja auch notwendig sein, auf die ganze Ver­brecher- und im Grunde genommen auch psychiatrische Anthropo­logie einzugehen, wenn die Frage erschöpfend behandelt werden soll. Ich möchte nur das Folgende sagen: Erstens handelt es sich bei der Betrachtung solcher Dinge darum, daß man schon vorauszusetzen hat, daß unter den Organdispositionen eines Menschen, der zum Ver­brecher wird, von vorneherein Abnormes sich findet. Sie brauchen ja nur die in dieser Richtung wirklich ganz sachlich getriebenen Studien Moritz Benedikts, des ersten bedeutenderen Kriminalanthropologen,

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zu verfolgen und Sie werden sehen, wie man in der Tat die pathologische Untersuchung der Formen einzelner menschlicher Organe in Zusammenhang bringen kann mit der Disposition zu Verbrechen. Da hat man also schon eine Abnormität drinnen-liegend, obwohl natürlich materialistische Denker wie Moritz Bene­dikt daraus falsche Schlüsse ziehen, denn es ist durchaus nicht jemand, der in dieser Richtung diejenigen Zeichen zeigt, von vorne­herein ein geborener Verbrecher. Es handelt sich darum, daß man durchaus auf dasjenige, was an Defekten vorliegt im Organismus -ich sagte gerade, Organdefekte, nicht die schon vorhandene Geistes­krankheit, sondern Organdefekte -, gerade durch die Erziehung und später durch entsprechendes Geistiges, also auf geistig-seelische Weise wirken kann, wenn nur der Tatbestand geisteswissenschaft­lich untersucht wird. Also die Schlußfolgerungen, die Benedikt dar­aus zieht, sind nicht richtig. Aber auf solche Organdefekte kann man schon hindeuten. Und dann muß man sich klar sein darüber, daß ja wiederum zurückwirken namentlich diejenigen Dinge, die nun nicht intellektualistisch im gewöhnlichen Menschenleben sind, son­dern die gefühlsmäßig oder die emotionell sind. Die wirken aller­dings zunächst auf die Drüsentätigkeit oder dergleichen, auf die Ab­sonderungstätigkeit zurück, aber dabei wiederum auch auf die Organe. In dieser Beziehung rate ich Ihnen, zum Beispiel ein interes­santes Büchelchen zu lesen, das von einem dänischen Mediziner ver­faßt ist, über die Mechanik der Gemütsbewegungen. Da steht mancherlei in dieser Richtung gut Verwertbares darinnen. Und nun stelle man sich vor, die leibliche Disposition, die man bei jedem wird verfolgen können, der wirklich als Verbrecher in Betracht kommt, nehme dazu alles dasjenige, was nun als Folgen für den ertappten Verbrecher liegt an Gemütserschütterndem, und was in der Fort­setzung dieser Gemütserschütterungen wiederum in die Organe hin-einwirkt, dann hat man später den Weg, die defekten Organe zu suchen für dasjenige, was als Folgeerscheinung, die eine Geistes­krankheit hervorbrachte, bei begangenem Verbrechen auftritt. Man muß in dieser Weise eine Aufklärung über solche Zusammenhänge sich verschaffen.

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Wie verhält sich die Theosophie zur Antroposophie? Wird die früher hier vertretene Theosophie nicht mehr in vollem Umfang anerkannt erhalten?

Nun möchte ich nur sagen: Hier ist niemals etwas anderes als die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft vertreten worden, und dasjenige, was heute hier vertreten wird, wurde immer hier ver­treten, und wenn das identifiziert worden ist mit dem, was auf vielen Seiten als sogenannte Theosophie vertreten wird, so beruht das eben auf einem Mißverständnisse. Dieses Mißverständnis wird dadurch auch noch ein Mißverständnis bleiben, daß innerhalb ge­wisser Grenzen die anthroposophisch orientierte Geisteswissenschaft im Rahmen der «Theosophical Society» sich eine Zeitlang bewegt hat, denn auch in dem Rahmen dieser Gesellschaft wurde von den Vertretern der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft nichts anderes damals vertreten als dasjenige, was heute hier ver­treten wird. Nur sah man eben in der «Theosophical Society» solange zu, als einem die Sache nicht gar zu ketzerisch ausschaute. Aber als man bemerkte, daß Anthroposophie etwas ganz anderes ist als die abstrakte Mystik, die sich vielfach als Theosophie geltend macht, da schmiß man die Anthroposophen heraus. Es ist durchaus von der anderen Seite diese Prozedur vorgenommen worden, währenddem dasjenige, was hier vertreten ist, nie eine andere Gestalt gehabt hat als die, die es heute hat. Natürlich diejenigen, die sich oberflächlich mit den Dingen befassen und die nur solche hören, die sich dieses oberflächliche Befassen als Mitglieder der Gesellschaft geholt haben

- denn man muß ja nicht immer draußen stehen, um Anthroposophie oberflächlich aufzufassen oder Anthroposophie mit Theosophie zu verwechseln, man kann auch in der Gesellschaft drinnen stehen -, diejenigen, die sich also nur Kenntnis verschaffen auf die Weise solch oberflächlich erfaßten Betriebes, die kommen zu solchen Ver­wechslungen. Aber hier wird dasjenige vertreten, was ich für ein bestimmtes Gebiet heute wiederum charakterisiert habe, und niemals ist etwas anderes hier vertreten worden, wenn auch selbstverständlich fortwährend gearbeitet wird und gewisse Dinge heute präziser, voller, intensiver charakterisiert werden können, als sie selbstver­ständlich vor fünfzehn, zehn, fünf Jahren noch eben haben präzisiert

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werden können. Das eben ist gerade der Charakter des Arbeitens, daß man weiterkommt, daß man namentlich auch in der Formu­lierung beim Sich-verständlich-Machen von etwas so Schwierigem, wie es Geisteswissenschaft ist, weiterkommt. Auf diejenigen Men­schen, die aus bösem Willen heraus daraus Stricke gedreht haben, daß dasjenige, was früher unvollkommener gesagt wird, später voll­kommener gesagt wird, die daraus allerlei Wandlungen von Welt­anschauungen ableiten, auf solche böswilligen Menschen und ihre Aussagen braucht man sich ja in Wirklichkeit nicht einzulassen. Denn Geisteswissenschaft, wie sie hier gemeint ist, ist etwas Lebendiges und nicht etwas Totes. Und derjenige, der glaubt, daß sie nicht vorwärtsschreiten kann, der sie festnageln will da, wo sie einmal gestanden hat, in einer Weise, wie es öfters geschieht, der glaubt nicht an das Lebendige, sondern der möchte sie zu etwas Totem machen.

Wollen Sie sich bitte äußern, wie denn das Entstehen einer Epidemie, wie der Grippe oder des Scharlachs, zustandegekommen ist, wenn nicht durch Übertragung von Bazillen. Bei vielen Krankheiten ist der Krankheitserreger wissenschaftlich fest­gestellt worden. Wie stellen Sie sich dazu?

Nun, wenn ich auch gerade diese Frage, für die ich angedeutet habe, daß ich nicht Partei ergreifen will, erörtern sollte, dann müßte ich einen ganzen Vortrag halten. Allein, ich möchte auf fol­gendes aufmerksam machen. Derjenige, welcher genötigt ist durch seine Erkenntnisse, darauf aufmerksam zu machen, daß für Krank­heiten, in deren Begleitung Bazillen oder Bakterien auftreten, tiefere Ursachen als primäre Ursachen vorhanden sind, als eben das Auf­treten der Bazillen, der behauptet ja noch nicht, daß die Bazillen nicht da seien. Es ist durchaus etwas anderes, zu behaupten, die Bazillen sind da und sie treten im Gefolge der Krankheit auf, als die primäre Ursache bei den Bazillen zu suchen. Dasjenige, was nach dieser Richtung zu sagen ist, habe ich gerade bei diesem Kursus, der jetzt gehalten wird, in ausführlicher Weise entwickelt. Aber das nimmt eben durchaus Zeit in Anspruch. Das gilt auch in bezug auf gewisse Elemente, die vorher behandelt werden müssen. Das läßt sich in einer Fragenbeantwortung nicht rasch abmachen. Dennoch will ich auf das Folgende hinweisen. Es ist diese menschliche Konstitution

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nicht eine so einfache Sache, wie man sich oftmals vorstellt. Der Mensch ist einmal ein vielgliedriges Wesen. Das habe ich in meinem Buche «Von Seelenrätseln» im Anfange dargestellt, daß ein Mensch ein dreigliedriges Wesen ist, ein Wesen, das man nennen kann den Sinnes-Nervenmenschen, zweitens den rhythmischen Menschen, drittens den Stoffwechselmenschen. Das ist einmal der Mensch. Und diese drei Glieder der menschlichen Natur wirken ineinander, und sie dürfen nicht, wenn der Mensch gesund sein soll, anders ineinander wirken, als daß in einer gewissen Weise Trennung der Gebiete zu­gleich da ist. So zum Beispiel darf der Nerven-Sinnesmensch, der mehr ist als dasjenige, was sich die heutige Physiologie vorstellt, nicht ohne weiteres seine Wirkungen auf den Stoffwechselmenschen anders übertragen, als daß diese Wirkungen vermittelt werden durch die rhythmischen Bewegungen der Zirkulations- und Atmungs-vorgänge, die ja bis in die äußerste Peripherie des Organismus sich hineinerstrecken. Dieses Zusammenwirken, das kann aber in einer gewissen Weise unterbrochen werden. Nun ist durch dieses Zu­sammenwirken etwas ganz Bestimmtes bewirkt. Wenn solche Fragen gestellt werden so, verzeihen Sie, daß man dann auch sachgemäß ant­worten muß; nun will ich ja schon so dezent wie möglich sein, aber es ist dann doch notwendig, manches Wort auszusprechen, das eben auch sachgemäß angehört werden muß. Es ist zum Beispiel durchaus so, daß im menschlichen Unterleib Prozesse ablaufen, welche ein­gegliedert sind in den ganzen Organismus. Sind sie in den ganzen Organismus eingegliedert, dann wirken sie in der richtigen Weise. Werden sie durch irgendwelche Vorgänge, entweder direkt im Unterleib erhöht, so daß sie dort reger werden, oder werden die einmal entsprechenden Vorgänge - denn solche entsprechende Vor­gänge sind immer da - im menschlichen Haupte oder in der menschlichen Lunge in ihrer Intensität kleiner gemacht, dann tritt etwas sehr Eigentümliches ein. Dann zeigt sich, daß der menschliche Organismus zu seinem normalen Leben in sich Prozesse entwickeln muß, die gerade bis zu einem gewissen Maße hin sich nur entwickeln dürfen, damit sie den ganzen Menschen in Anspruch nehmen. Wird der Prozeß erhöht, dann lokalisiert er sich, und dann tritt zum Beispiel

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im Unterleib des Menschen ein Prozeß auf, wodurch nicht in der richtigen Weise getrennt ist dasjenige, was im Menschenhaupte oder in der Lunge vor sich geht, und was gewissen Prozessen im Unterleib entspricht. Es entsprechen sich immer die Prozesse so, daß sie einander parallel gehen. Dadurch aber wird gewissermaßen das, was nur bis zu einem gewissen Maße im Menschen vorhanden sein darf, damit es seine Vitalität, die geist- und seelengetragene Vitalität unterhält, über ein gewisses Niveau hinaufgebracht. Dann wird es die Atmosphäre, möchte ich sagen, für allerlei Nieder-Organismen, für allerlei kleine Organismen, dann können sich diese kleinen Organismen da entfalten. Dasjenige, was das Schaffens-element der kleinen Organismen ist, das ist immer im Menschen drinnen, ist nur über den ganzen Organismus ausgedehnt. Wird es konzentriert, dann ist es Lebensboden für Kleinorganismen, Mikro­ben; da finden sie einen Boden drin. Aber die Ursache, warum sie da gedeihen können, die ist in überaus feinen Vorgängen im Organis­mus, die sich dann als das Primäre herausstellen, zu suchen. Ich spreche wirklich nicht aus einer Antipathie gegen die Bazillen-Theorie. Ich verstehe durchaus die Gründe, die die Leute haben, die dem Bazillen-Glauben huldigen. Das können Sie mir glauben, daß ich, wenn ich nicht aus sachlichen Gründen so sprechen müßte, wie ich jetzt spreche, ich diese Gründe schon anerkennen würde, aber es ist eben hier die Erkenntnis, die notwendig zur Anerkennung von etwas anderem führt, und die einen dann zwingt, zu sagen: Ich sehe eine gewisse Landschaft, da sind sehr viele außerordentlich schöne Rinder, wohl gepflegt. Ich frage nun: Warum sind denn da gewisse Lebens­verhältnisse in der Gegend? Sie kommen von den schönen Rindern. Ich erkläre die Lebensverhältnisse dieser Gegend, indem ich erkläre, es sind schöne Rinder eingezogen von irgendwoher, die haben sich da ausgebreitet. - Das werde ich nicht tun, nicht wahr, sondern ich werde untersuchen die primären Ursachen, den Fleiß und das Ver­ständnis der Leute, und das wird mir erklären, warum auf diesem Boden diese schönen Rinder sich entwickeln. Aber ich würde eine ober­flächliche Erklärung abgeben, wenn ich bloß sagen würde: Hier ist es schön, hier lebt es sich gut, weil da schöne Rinder eingezogen sind.

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Die gleiche Logik ist es im Grunde, wenn ich den Typhusbazillus finde und dann finde, man habe den Typhus aus dem Grunde, weil die Typhusbazillen eingezogen sind. Zur Erklärung des Typhus sind noch ganz andere Dinge notwendig, als bloß das Sich-auf-die­Typhusbazillen-Berufen. Aber man wird noch auf eine ganz andere Weise irregeführt, wenn man sich einer solchen falschen Logik hin­gibt. Gewiß, die primären Prozesse, die den Typhusbazillen die Grundlage für ihr Dasein abgeben, die sind dann Grundlage für den Typhusbazillus, bewirken wiederum alles mögliche andere, was nicht primär ist. Und man kann sehr leicht dasjenige, was sekundär ist, mit dem eigentlichen ursprünglichen Krankheitsbilde entweder ganz verwechseln oder damit konfundieren. Das sind diese Dinge, die hier auf diesem Punkte zu dem Richtigen führen, oder die zeigen, wie dasjenige, was in einem gewissen Sinne berechtigt ist, in seine Grenzen zu weisen ist.

Vielleicht sehen Sie doch aus der Art und Weise, wie ich diese Anwort gegeben habe - obwohl ich ja nur skizzieren kann, daher leicht mißverstanden werden kann -, daß es sich hier wirklich nicht handelt um das allbeliebte Schimpfen auf die Bazillen-Theorie, son­dern daß es sich hier wirklich darum handelt, die Dinge ganz ernst­haftig zu untersuchen.

Bitte um einige Beispiele, wie leibliche organische Störungen geistig-seelische Leiden hervorrufen können.

Nun, auch das würde natürlich, wenn es ausführlich beantwortet werden sollte, viel zu weit führen. Aber ich möchte da nur auf eines hinweisen. Sehen Sie, es ist in der Entwickelung des medizinischen Denkens der Menschen nicht so, wie es auch heute in der Geschichte der Medizin dargestellt wird, daß mit Hippokrates die Heilkunde gewissermaßen begonnen habe und sich dann der Hippokratismus weiter entwickelt habe. Soweit man das verfolgen kann, weiß man, daß bei Hippokrates ganz merkwürdige Dinge hervortreten, und daß bei Hippokrates viel mehr vorliegen die letzten Auslä4fer einer alten Instinkt-Medizin, als der bloße Anfang der heutigen intellek­tualistischen Medizin. Aber wir finden noch etwas anderes.

#SE314-258

Sehen Sie, aus dieser alten Instinkt-Medizin heraus, solange diese noch geltend war, hat man nicht von seelischen Depressionen einer gewissen Art gesprochen, was eine sehr abstrakte Ausdrucksweise ist, sondern man hat von Hypochondrie, Unterleibsknorpeligkeit ge­sprochen. Man hat also gewußt, daß es sich da um Störungen im Unterleib handelt, um Verhärtungen im Unterleib, wenn Hypochon­drie auftritt. Man kann nicht sagen, daß die Alten materialistischer waren als wir.

Ebenso kann man sehr leicht zeigen, wie gewisse chronische Lungendefekte durchaus zusammenhängen mit dem, was man einen falsch mystischen Sinn der Menschen nennen könnte. Und so könnte man auf alles mögliche hinweisen, ganz abgesehen davon, daß - wie es wiederum einem richtigen Instinkt entspricht - die Alten bei den Temperamenten durchaus auf Organisches hingewiesen haben. Sie ließen entstehen das cholerische Temperament aus der Galle heraus, aus der weißen Galle, das melancholische aus der schwarzen Galle und all dem, was die schwarze Galle im Unterleib bewirkt. Sie ließen entstehen dann das sanguinische Temperament aus dem Blute, das phlegmatische Temperament aus dem Schleim, was sie Schleim nannten. Dann aber, wenn sie Entartungen der Temperamente sahen, waren ihnen das durchaus Dinge, die hinweisen auf die Entartungen des betreffenden Organischen. Wie das in der Instinkt-Medizin getrieben worden ist und in der Instinkt-Hygiene, das läßt sich durchaus in streng wissenschaftlicher Weise wiederum in die Seelen-verfassung hereinnehmen und vom Standpunkt unserer heutigen Erkenntnis aus pflegen.

Hier ist die Frage, bei der man noch mehr mißverstanden werden kann:

Haben Sie Kenntnis von der Augendiagnose? Anerkennen Sie dieselbe als Wissenschaft?

Nun, es ist ja im allgemeinen richtig, daß man bei einem Organismus, und insbesondere bei dem komplizierten menschlichen Organismus, aus allem möglichen Einzelnen, wenn man es in der richtigen Weise durchschaut, auf das Ganze schließen kann. Und wiederum, wie dieses Einzelne im menschlichen Organismus liegt, das hat eine große Bedeutung.

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In einer gewissen Weise ist dasjenige, was der Augendiagnostiker in der Iris untersucht, einerseits so sehr isoliert von dem übrigen menschlichen Organismus, andererseits ist das in einer so eigentüm­lichen Weise eingeschaltet in den übrigen Organismus, daß in der Tat da ein ausdrucksvolles Organ gegeben ist. Aber gerade bei solchen Din­gen darf nicht schematisiert werden. Und der Fehler solcher Dinge be­steht darinnen, daß eben schematisiert wird. Es ist durchaus zum Bei­spiel so, daß Menschen einer andersgearteten Seelen- und Körperver­fassung andere Merkmale in ihrer Iris zeigen als wiederum andere Men­schen. Da handelt es sich, wenn man so etwas anwenden will, um eine so intime Kenntnis desjenigen, was im menschlichen Organismus ge­schieht, daß man dann, wenn man diese intime Kenntnis hat, eigent­lich nicht mehr nötig hat, aus einem einzelnen Organ heraus zu suchen. Und wenn man angewiesen ist, intellektualistisch an irgend­welche Regeln sich zu halten und schematisch solche Dinge zu machen, dann wird nicht viel Gescheites dabei herausschauen.

Welche Beziehung haben Krankheiten für den Fortgang der Weltgeschichte, ins­besondere die jetzt neu auftretenden?

Ein Kapitel einer ganzen Kulturgeschichte! Nun, ich will nur das Folgende bemerken. Man muß, wenn man Geschichte studiert, einen Sinn dafür haben, Symptomatologie zu treiben, das heißt, vieles von dem, was heute als Geschichte genommen wird, nur als Symptom aufzufassen für manches, was viel tiefer dahinterliegt, was wirklich dann die geistige Strömung ist, die diese Symptome nur trägt. Und so kommt dasjenige, was in den Tiefen der Menschheitsentwickelung ist, tatsächlich auch symptomatisch in diesen oder jenen Zeitkrankheiten zum Vorschein. Und es ist interessant, die Beziehungen zu studieren zwischen dem, was in den Tiefen der Menschheitsentwickelung waltet, und dem, was sich abspielt in den Symptomen dieser oder jener Krankheit. Man kann auch schließen aus dem Vorhandensein gewisser Krankheiten auf Impulse im geschichtlichen Werden, die einer nicht so gearteten Symptomatologie entgehen. Dann aber könnte die Frage auch noch auf etwas anderes hinweisen, was auch nicht unwesentlich ist beim Verfolgen des geschichtlichen Werdens der

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Menschheit. Das ist dieses: Krankheiten, gleichgültig, ob sie beim einzelnen Menschen auftreten oder in der menschlichen Gesellschaft epidemisch, sind vielfach auch Reaktionen auf andere Ausartungen, die ja vom gesundheitlichen Standpunkte aus vielleicht als weniger schlimm angesehen werden, die aber vom moralischen oder von einem geistigen Standpunkte aus dennoch als sehr schlimm angesehen werden. Man darf dasjenige, was da gesagt wird, nur nicht etwa auf die Heilkunde oder auf die Hygiene anwenden. Das wäre ganz falsch. Krankheiten muß man heilen. In der Hygiene muß man menschenfördernd tätig sein. Da darf man nicht etwa sagen: Ich will erst prüfen, ob es vielleicht dein Karma ist, daß du diese Krankheit hast, dann muß ich sie dir lassen, wenn nicht, kann ich sie dir kurieren, - diese Anschauungen gelten nicht, wenn es sich darum handelt, zu heilen. Aber dasjenige, was für uns Menschen in unserem Eingreifen in die Natur nicht gilt, das gilt deshalb doch objektiv in der Welt draußen. Und da muß man sagen, daß zum Beispiel auch manches, was als Anlage entsteht zu moralischen Exzessen, sich so tief in die Organisation des Menschen eingräbt, daß Reaktionen, die dann in bestimmten Krankheiten erscheinen, kommen, und daß die Krankheit die Unterdrückung eines moralischen Exzesses ist. Bei dem einzelnen Menschen ist es nicht einmal von einer großen Bedeutung, diese Dinge zu verfolgen, denn die soll man seinem individuellen Schicksal überlassen, und in die soll man sich im Grunde eben­sowenig hineinmischen, wie man sich nicht in die Briefgeheimnisse anderer Menschen hineinmischt - wenn nicht gerade vom Stand­punkte, der einem jetzt so nahetritt: «Durch Kriegsgesetze behörd­lich geöffnet» -, geradesowenig, wie man sich in die Briefgeheim­nisse eines Menschen hineinmischen sollte, so sollte man sich ebenso­wenig hineinmischen in sein individuelles Karma. Aber in der Welt­geschichte ist das wiederum etwas anderes. Da handelt es sich schon darum, weil da doch der einzelne Mensch in der Weltgeschichte bei ihren Gesetzen, ich möchte sagen, nur eine statistische Rolle spielt. Man muß immer darauf hinweisen, daß die Statistik den Lebensversicherungen eine gute Unterlage bietet, zu beurteilen, wie groß die Sterblichkeit ist, danach lassen sie sich ja ihre Ouoten einzahlen.

#SE314-261

Die Sache stimmt ganz gut, und die Rechnung ist ganz rich­tig, es ist ganz wissenschaftlich alles - aber nun, man braucht nicht just zu sterben in dem Augenblicke, der einem ausgerechnet ist von der Lebensversicherungsstatistik, braucht auch nicht so lange zu leben, so lange, als da ausgerechnet ist. Da treten andere Dinge ein, wenn der ein­zelne Mensch in Betracht kommt. Aber wenn Menschengruppen oder gar die ganze Menschheitsentwickelung in Betracht kommt, dann kann es sehr gut sein, daß man nicht ein abergläubischer, sondern ein sehr gut wissenschaftlicher Mensch ist, wenn man untersucht, inwiefern Krankheitssymptome, Krankheiten, die auftreten, korrigierend sind für andere Exzesse. So daß man in der Tat da schon aufsuchen kann eine gewisse Rückwirkung auch der Krankheit oder wenigstens ein Hervorgerufensein der Krankheit für dasjenige, was, wenn die Krankheit nicht gekommen wäre, sich in ganz anderer Form ent­wickelt hätte.

Das sind nur so ein paar Punkte, wie das betrachtet werden kann, was durch diese Frage etwa berührt wird.

Damit ist aber unsere Zeit doch wohl so weit vorgeschritten, daß auch wir jetzt den anderen, die sich schon so zahlreich entfernt haben, folgen werden.

ZUR PSYCHIATRIE Votum, Dornach, 26. März 1920

#G314-1975-SE262 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

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ZUR PSYCHIATRIE

Votum, Dornach, 26. März 1920

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Es ist natürlich nicht möglich, heute noch über dieses Thema, das ja eine erschöpfende Behandlung erfordern würde, wenn man über­haupt darauf eingehen wollte, irgendwie anders, als höchstens mit eine paar Andeutungen zu sprechen zu kommen, denn das psychia­trische Studium erfordert ja gerade in unserer Zeit ganz gewiß die allerdurchgreifendsten Reformen. Schon wenn man bloß darauf sieht, wie es heute eigentlich unmöglich ist, die Friesschen Stellungen richtig zu machen, die in der Psychiatrie figurieren müssen, so wird man darauf kommen, wie notwendig eine solche Reform eines psychia­trischen Studiums ist. Allein eine solche Reform wird nicht eintreten können - denn das schien mir schon aus dem Vortrag von Dr. Huse­mann selbst hervorzugehen -, wenn nicht vorher Geisteswissenschaft wirklich die einzelnen Fachwissenschaften befruchtet. Denn jene Entwickelung, die ja heute Dr. Husemann so schön geschildert hat, die eingesetzt hat etwa um die Zeit Galileis und die dann kulminiert hat im 19. Jahrhundert, diese wissenschaftliche Entwickelung hat eigentlich in zwei schroff einander gegenüberstehenden Denkströ­mungen das ganze menschliche Gedankenleben auseinandergetrieben. Auf der einen Seite stehen die Vorstellungen, die man über das Mate­rielle und seine Vorgänge hat, auf der anderen Seite steht das Ge­dankenleben selbst, das, ich möchte sagen, immer mehr und mehr einen rein abstrakten Charakter angenommen hat. So daß, da Ab­straktionen keine Kräfte der Welt sein können, also auch im Men­schen keine Kräfte sein können, die etwas bewirken, auch für den Menschen nicht die Möglichkeit vorliegt, vom Seelischen aus das Materielle, das Physische zu begreifen, vom Psychischen aus irgend­eine Brücke zu schlagen zum Materiellen.

Der Mensch hat ja heute höchstens eine Vorstellung von einer Summe von Abstraktionen oder von abstrakten Empfindungen selbst und dergleichen, wenn der Mensch vom Seelischen redet. Diese Summe von Abstraktionen, die kann selbstverständlich einen Organismus

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nicht in Bewegung setzen, kann nicht irgendwie eine Brücke schlagen zum Organismus hin. Daher kann man auch nicht davon sprechen, daß man etwa durch eine Einwirkung auf das Seelenleben, das ja nur eine Summe von Abstraktionen eben ist, irgendwie den äußeren physischen, realen Organismus beeinflussen könne. Auf der anderen Seite steht dasjenige, was man ja auch durch die Wissen­schaft gewonnen hat über den physischen Organismus; denn man hat erdichtet, die Seelenerscheinungen seien nur Parallelerscheinun­gen oder gar Wirkungen des physischen Organismus. Es ist dasjenige, was man an konkreten Vorstellungen ausbildet über diesen physi­schen Organismus, nicht dazu angetan, daß man irgend etwas her-auspressen könnte aus diesen Vorstellungen über das Psychische.

Und so stehen eigentlich heute nebeneinander eine Anschauung über das Seelenleben - ganz gleichgültig, ob man mehr oder weniger Materialist ist -, die nur auf Abstraktionen hinblickt, und eine An­schauung über das materielle Leben, auch das organische Leben, aus der sich nicht irgendwie etwas Geistiges herauspressen läßt.

Da ist es doch eigentlich ziemlich selbstverständlich, daß man gerade für die Psychiatrie keine irgendwie in Betracht kommende Methode leicht finden kann. Daher ist es ja auch gekommen, daß man in der neuesten Zeit Abstand schon davon genommen hat, über­haupt noch von dem Zusammenhang des physisch Organischen im Menschen mit dem im Bewußtsein als Prozeß ablaufenden Psychi­schen zu reden.

Und da man eigentlich in Wirklichkeit zwischen diesen zwei Stühlen, zwischen dem Physisch-Materiellen und dem Abstrakt-Psychischen, eigentlich fortwährend in der Gefahr steht, auf die Erde hinunter sich zu setzen, so ist es notwendig, eine ganze unbe­wußte Welt, eine merkwürdige und unbewußte Welt zu erfinden. Und das hat man ja nun reichlich getan in der Psychoanalyse, der analytischen Psychologie, einem wissenschaftlichen Objekt, das ei­gentlich außerordentlich interessant ist. Es wird nämlich dieses wissenschaftliche Objekt, wenn es einmal zu einer Reform der Psychiatrie gekommen ist, so daß man wiederum eine ordentliche Psychiatrie haben wird, vor allen Dingen von diesem neuen psychiatrischen

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Standpunkte aus ordentlich geprüft werden müssen, denn sie ist ein Objekt für die Psychiatrie eigentlich.

Also man hat versucht, damit man sich nicht ganz auf die Erde setze zwischen diesen zwei Stühlen, eine unbewußte Welt auszu­malen. Ich sage nichts gegen die unbewußte Welt selbstverständlich, aber die muß erforscht werden, die muß durch dasjenige, was Geistes­wissenschaft als Schauung einführt, wirklich erkannt werden, die kann nicht in der Weise phantasiert werden, wie sie die Freudianer oder ähnliche Leute erphantasieren.

Die Geisteswissenschaft wird dasjenige für eine Reform der Psy­chiatrie bringen, daß sie wiederum von den bloß abstrakten Begrif­fen, die kein innerliches Leben haben, zu wirklichkeitsgemäßen Be­griffen führen wird, zu solchen Begriffen, die als Begriffe schon in der Welt leben, die gewonnen sind dadurch, daß man mit seinen Methoden in die Wirklichkeit untertaucht. Dann wird man, indem man zu solchen geistigen Methoden aufsteigt, die wiederum wirklich­keitsgemäße Begriffe liefern, von solchen Begriffen, die jetzt nicht bloße Abstraktionen sind, den Übergang finden zu dem, was Wirk­lichkeit ist. Das heißt, man wird eine Brücke schlagen können zwi­schen dem Psychischen und dem Physischen im Menschen. Es muß das Psychische und das Physische in der Vorstellung anders aus­sehen als es heute aussieht, wenn man eine Psychiatrie im Ernste will.

Die heutige Summe von Abstraktionen, auch diejenige, welche die abstrakten Naturgesetze in sich faßt - sie werden ja immer filtrier­ter und filtrierter diese Naturgesetze -, diese Summe von Ab­straktionen ist nicht fähig, in einen wirklichen Prozeß unterzu­tauchen.

Stellen Sie sich nur einmal vor, wie man mit den Abstraktionen, die heute in den Wissenschaften figurieren, so etwas finden könnte wie die zwei wichtigen, ich kann sagen, Tatsachen - denn es sind Tatsachen -, die ich im ersten Vortrage dieser Serie von Vorträgen angeführt habe: die geisteswissenschaftlich begründete Herzlehre, und die geisteswissenschaftlich begründete Lehre von dem umge­kehrten biogenetischen Grundgesetz für den historischen Ablauf des Erdgeschehens.

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An solchen Beispielen können Sie ersehen, daß die geisteswissen­schaftlichen Methoden in der Lage sind, den Weg aus dem inneren Seelenleben heraus in die Tatsachenwelt wirklich zu finden, eine Brücke zu schlagen zwischen dem sogenannten Psychischen und dem sogenannten Physischen.

Das aber ist vor allen Dingen für die Psychiatrie notwendig, denn da wird man erst auf einen grünen Zweig kommen, wenn man in der Lage sein wird, die entsprechenden Tatsachen richtig zu beob­achten. Und die Tatsachen der Psychiatrie, die sind im Grunde ge­nommen noch schwieriger zu beobachten, weil sie eine größere Vor­urteilslosigkeit erfordern als die Tatsachen der physischen Gesetz-wirkung. Denn in dem Menschenleben gibt es eigentlich im Grunde genommen, sobald man vom sogenannten Gesunden, relativ Gesun­den, zu dem relativ Kranken übergeht, fast keine Möglichkeit, den Menschen vollständig zu isolieren. Der Mensch entwickelt sich gewiß zu einer völligen Individualität, zu einem isolierten Leben. Das tut er gerade durch sein Psychisches, aber durch dasjenige, was im Psy­chischen abweicht von der geradlinigen Entwickelung. Was im Physischen abweicht von der geradlinigen, sogenannten normalen Entwickelung, das ist nicht so. Ich kann das nur andeuten natürlich, man müßte sonst stundenlange Ausführungen machen, wenn man es im einzelnen belegen wollte, es ist nicht so, daß man es isoliert be­trachten kann; der Mensch ist vielmehr ein, auch im tieferen Sinne genommen, soziales Wesen, als man gewöhnlich meint. Und insbe­sondere lassen sich eigentlich psychische Erkrankungen in den sel­tensten Fällen bloß beurteilen nach, sagen wir, der Biographie des einzelnen, isolierten Individuums. Das ist fast ganz unmöglich.

Ich möchte Ihnen lieber durch ein hypothetisches Beispiel als durch Theorien das andeuten, was ich eigentlich meine. Sehen Sie, es ist zum Beispiel möglich, daß in irgendeiner Gemeinschaft, sei es eine Familien- oder sonst irgendeine Gemeinschaft, zwei Menschen neben­einander leben. Der eine hat nach einiger Zeit das Unglück, einen Anfall zu bekommen, den man also in das Gebiet des Psychiatrischen versetzt. Man kann nun selbstverständlich diesen Menschen isoliert behandeln. Aber wenn man es tut, namentlich wenn man sich die

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Anschauung bildet aus der isolierten Betrachtung dieses Menschen, dann wird man in vielen Fällen eigentlich nur einer Gedankenmaske zum Opfer fallen. Denn der Fall kann durchaus so liegen und liegt in zahlreichen Fällen so, daß ein anderer, der mit dem Krankgeworde­nen, dem psychisch Krankgewordenen eben zusammen lebt, sagen wir, in der Familie oder in irgendeiner anderen Gemeinschaft, eigentlich in sich den, sagen wir Kräftekomplex hat, der bei seinem Mitmenschen zur psychischen Erkrankung geführt hat. Also wir gehen zunächst von diesen zwei Menschen aus: der eine Mensch A hat den - psychiatrisch betrachtet - Anfall; der Mensch B hat einen Kräftekomplex in sich, psychisch organischer Natur, der vielleicht, wenn man ihn so für sich betrachten würde, dasjenige, was man bei dem Individuum A die Ursache seiner Erkrankung nennt, in viel stärkerem Maße zeigt. Das heißt, der B, der nun gar nicht psychisch erkrankt ist, der hat eigentlich diese Ursache der psychischen Er­krankung in sich in viel stärkerem Maße als der Mensch A, den man ins Sanatorium bringen mußte.

Das ist etwas, was durchaus im Bereich der Wirklichkeit, nicht bloß der Möglichkeit liegt. Denn es beruht darauf, daß der Mensch A, abgesehen von dem Kräftekomplex, den man als die Ursache seiner psychischen Erkrankung bezeichnet, eine schwache Konstitution hat und diesen Kräftekomplex nicht erträgt. Der andere, B, der den Kräftekomplex auch in sich hat, vielleicht sogar stärker, hat, ab­gesehen von diesem Kräftekomplex, eine wesentlich stärkere Kon­stitution als der andere; dem schadet es nicht. Der B verträgt es, der A nicht. Der A hätte die Krankheit aber auch gar nicht bekommen, wenn er nicht durch den Einfluß des Menschen B, der neben ihm lebt, und der in diesem Falle außerordentlich beträchtlich sein kann, weil der B robuster ist als der A, wenn er nicht durch den Menschen B fortwährend psychisch beeinflußt wäre.

Da haben Sie ein Beispiel, das eben durchaus in zahlreichen Fällen eine Wirklichkeit darstellt, aus dem Sie ersehen, wie wichtig einfach die psychiatrische Betrachtungsweise ist, wenn sie im Ernste auf Wirklichkeiten ausgehen will, wenn sie nicht spielt in der Weise, wie oftmals heute auf diesem Gebiete gespielt wird. Da handelt es

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sich wirklich darum, daß man den Menschen nicht isoliert be­trachtet, sondern daß man ihn in seiner ganzen sozialen Umgebung betrachtet.

Allerdings, es wird das, was ich hier meine, auf eine recht breite Basis gestellt werden müssen. Denn schließlich liegt es auch für das übrige Krankheitswesen so, daß ein großer Unterschied ist, ob von irgendeinem Komplex ein schwaches Individuum befallen wird oder ein starkes, robustes Individuum. Nehmen wir an, zwei Menschen leben von einem bestimmten Lebensalter an nebeneinander, haben miteinander zu tun. Der eine aber hat von seiner Jugend und Ab­stammung her noch eine robuste Bauernnatur, der andere stammt drei Generationen her von lauter Stadtmenschen ab. Da kann der­jenige, der die gesunde Bauernnatur in sich hat und etwas verträgt von inneren Schädigungen, unter Umständen einen Komplex von viel stärkerem Maße in sich tragen, aber er verträgt es, er wird nicht krank. Der andere, der ihn eigentlich nur ganz durch eine psychische Ansteckung, durch eine Imitation, durch das, was immer von Mensch zu Mensch vorhanden ist, hat, der verträgt schon die Wirkung nicht.

Hier sehen Sie, was alles in Betracht kommt, wenn Sie nicht von Theorie und Programmen, sondern von der Wirklichkeit aus über Psychiatrie reden wollen, wie in der Tat heute in Betracht kommt, daß man sich schon hinwendet zu dem Ernste, der hervorgeht aus der Einsicht, wie im Grunde genommen gerade seit der Galilei-Zeit unsere Wissenschafter sich so vereinseitigt haben, und wie es not­wendig ist, auf allen Gebieten Neues befruchtend aufzunehmen. Sonst muß das menschliche Erkennen, inbesondere auf jenen Ge­bieten, die in die Praxis, in die Lebenspraxis hineinführen sollen, völlig in die Dekadenz kommen.

So könnte ich sagen: Im Grunde gilt in der Psychiatrie dasselbe, was wir dann, wenn wir über die Waldorfschule sprechen, von der pädagogischen Kunst sagen, daß man nicht mit irgendwelchen neuen Formulierungen theoretischer Art nur kommen soll, sondern daß man die lebendige Geisteswissenschaft selber hineintragen soll in dieses Gebiet. Das, was man da vom pädagogischen Gebiete zu sagen hat:

man hat es auch zu sagen vom psychiatrischen Gebiete. Man wird gar

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niemals in einseitiger Weise davon ausgehen können, daß man sagt:

Dies oder jenes ist auf dem Gebiete des Psychiatrischen zu verbes­sern. Sondern man wird sich mit dem Gedanken vertraut machen:

Entweder man nimmt auf dem Gebiete des Erkennens überhaupt die geisteswissenschaftliche Grundlage an, dann wird diese geistes-wissenschaftliche Grundlage die Psychiatrie schon umgestalten, dann wird sie aus der Psychiatrie ganz besonders etwas machen, was heute eigentlich von zahlreichen Menschen ersehnt wird, was aber gar nicht da sein kann durch die neuesten naturwissenschaftlichen Methoden, die Ihnen ja gestern und heute genügend auseinander­gesetzt worden sind.

Sehen Sie, dasjenige, was schließlich vor allen Dingen heraus­kommen muß aus einem - lassen Sie mich das triviale Wort gebrau­chen - Populärwerden der Geisteswissenschaft, das ist eine viel, viel bessere Menschenerkenntnis, als Sie sie heute finden können. Die Menschen stehen sich ja so gegenüber heute, daß von einer Menschen-erkenntnis gar nicht gesprochen werden kann. Die Menschen gehen aneinander vorbei, jeder lebt nur in sich. Geisteswissenschaft wird die Menschen aufschließen füreinander. Und dann wird vor allen Dingen vieles von dem, wovon man heute vielleicht noch glaubt, daß es auf dem Gebiete der psychischen Pathologie liege, gerade dadurch hinübergetrieben werden in das Gebiet der psychischen Hygiene. Denn die Sachen liegen gerade durchaus so, daß, ich möchte sagen, durchaus überall sich gradlinige Strömungen von den Symp­tomkomplexen des gestörten psychischen Lebens ziehen lassen zu den gerade heute im öffentlichen Leben vielfach Gang-und-Gäbe-Vorstellungen, die nun gar nicht als krankhaft gelten, sondern die eben allgemein angenommen sind. Und würde man manchen sehr allgemein angenommenen Begriffen nachgehen, dann würde man finden, daß zwar langsamer, aber schließlich doch derselbe Weg ge­nommen worden ist, der sich zeigt bei der Verfolgung eines psychisch abnormen Symptomkomplexes, der allerdings mit Schnelligkeit dann abläuft bei einem, den man heute psychisch abnorm findet.

Alle diese Dinge zeigen, daß doch schließlich alles Reden über Einzelheiten in den Reformen der einzelnen Wissenschaften zu nicht

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viel führt, daß aber, wenn man sich entschließt - allerdings sind heute die Seelen, viele Seelen, zu schläfrig -, nach einer Befruchtung des wissenschaftlichen Lebens im Sinne der Geisteswissenschaft zu suchen, dann die verschiedensten Gebiete der Wissenschaft, aber ins­besondere dasjenige Gebiet der Wissenschaft, das es zu tun hat mit den verschiedenen Abweichungen vom normal psychischen Leben, der psychiatrischen Medizin, dadurch eine notwendige, ich möchte sagen, selbstverständliche Reform erleiden werden. Selbst wenn diese Fälle bis zur äußersten Rebellion, der Tobsucht, des Schwach-sinnes und so weiter hingehen: man wird erst finden, was eigentlich diese psychischen Abirrungen vom normalen Leben im ganzen der normalen Entwickelung bedeuten. Und in vieler Beziehung wird man finden, daß, wenn immer mehr und mehr gesundet unser Welt­anschauungsleben, dann wird vieles von dem gesunden, was hinein­leuchtet aus dem öffentlichen Irrtum in die krankhaften Verirrungen der psychisch Kranken.

Denn es ist ja durchaus merkwürdig, wie schwierig eine richtige Grenze zu ziehen ist zwischen dem sogenannten normalen Leben und dem psychischen unnormalen Leben. Es ist zum Beispiel schwer zu sagen, ob eine psychische Normalität vorliegt, sagen wir in dem Falle, der sich ja nicht weit von hier, vor nicht allzulanger Zeit in Basel zugetragen hat, wo ein Mann eine große Summe dafür testa­mentarisch ausgesetzt hat, daß irgend jemand sich einschließt in völlige Einsamkeit so lange, bis es ihm gelungen ist, die Unsterb­lichkeit der Seele wirklich zu beweisen. Das ist testamentarisch von einem Manne in Basel gemacht worden, und ich weiß nicht, was das weitere Schicksal der Sache war. Ich glaube, es haben die Erben da­gegen Einspruch erhoben, und haben dazumal - allerdings nicht psychiatrisch, sondern juristisch - die Sache zu entscheiden ver­sucht, inwieweit sie ins Psychiatrische hineinspielt oder nicht. Aber wenn Sie sich nun wirklich, jeder einzelne, auf den Weg begeben, zu untersuchen, ob das psychiatrisch zu beurteilen oder ob es eine Mucke ist, oder ob es nun wirklich eine übergroße Religiosität ist, oder was schon immer, da werden Sie kaum in einer vollen Exaktheit zurechtkommen.

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Es handelt sich durchaus darum, daß unsere Begriffe allmählich schwach geworden sind gegenüber der Wirklichkeit; sie müssen wiederum stark werden. Stark aber werden sie nur durch Geistes­wissenschaft. Und das wird unter vielem anderen namentlich auch die Psychiatrie zu spüren bekommen.

ANSPRACHE bei einer Zusammenkunft mit praktizierenden Ärzten Dornach, 21. April 1924

#G314-1975-SE271 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

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ANSPRACHE

bei einer Zusammenkunft mit praktizierenden Ärzten

Dornach, 21. April 1924

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Ich denke, die Hauptsache, die wir werden zu besprechen haben, soll besprochen werden in Anknüpfung an konkrete Fragen, die von Ihnen gestellt werden. Ich werde nur einiges, ich möchte sagen, Prin­zipielles vorauszuschicken haben.

Es ist manches innerhalb der Entwickelung der Menschheit ver­lorengegangen an Wirklichkeitswerten dadurch, daß allmählich die Erkenntnis des Geistigen, das ja doch auch in allem Physischen lebt, verlorengegangen ist. Aber zu den Dingen, die am meisten verloren haben, gehört ja zweifellos die Medizin und zwar aus dem Grunde, weil mit dem bloßen Sich-Beschränken auf Naturerkenntnis jegliche Einsicht in den Menschen und sein Leben überhaupt verlo­rengehen muß. Denn immer wieder und wiederum muß betont werden, daß alle Prozesse, die sich abspielen in der Natur, solche Prozesse sind, die sich nicht in gleicher Weise abspielen können in­nerhalb des menschlichen Organismus.

Wir wollen vom tierischen und pflanzlichen Organismus absehen. Es herrscht durchaus heute der Glaube, daß ein Prozeß, der äußer­lich in der Natur beobachtet wird, auch innerhalb des menschlichen Organismus in irgendeiner Weise existieren kann. Man spricht von Verbrennung und allerlei anderen physikalischen Prozessen inner­halb des menschlichen Organismus. Solche gibt es eigentlich nicht in Wirklichkeit, und geradeso wie wir gegenüber einem Außerna­türlichen den in sich geschlossenen menschlichen Organismus vor uns haben, der dem äußeren Anblick nach etwas anderes ist als draußen ein außermenschliches Naturobjekt, ebenso ist jeder einzelne Vorgang im menschlichen Organismus etwas durchaus durchgreifend anderes. Alle Prozesse, die außerhalb des Menschen in der Natur vorgehen, wirken auf den Menschen im Sinne des Abbaues und des Auf­baues. Und wir müssen eigentlich im Menschen, wenn wir ihn ver­stehen wollen, einen dreifachen Abbau anerkennen.

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Der erste Abbau, er ist derjenige, welcher gewissermaßen von innen aus geschieht durch alles das, was von der Erde aus auf den Men­schen wirkt. Die Erdenkräfte wirken so, daß sie den Menschen von innen aus abbauen. Die Kräfte, die aus der Luft wirken, vorzugs­weise durch die Atmung, und übergeführt werden auf den Menschen, die wirken von dem Erdenumkreis heran abbauend. Und die Kräfte des Lichtes wirken von dem Kosmos herein auf den Men­schen abbauend. So daß auf den Menschen die außermenschlichen Kräfte des Kosmos in dreifacher Art abbauend wirken, und der Abbau tritt sofort ein, wenn an der menschlichen Organisation nicht mitwirken Ich-Organisation und der astralische Leib. Astralleib und Ich-Organisation wirken entgegen den abbauenden Prinzipien im Menschen. In dem Augenblick also muß der Abbau durch die außermenschlichen Kräfte eintreten, in dem Ich und astralischer Leib im Menschen nicht mehr wirken. Das bezeugt uns aber zu gleicher Zeit, daß wir gar nicht auskommen können für eine Men­schenerkenntnis, ohne daß wir uns immer mehr und mehr eine wirk­liche Einsicht verschaffen in die höheren Glieder der Menschennatur, auch wenn wir das Medizinische ins Auge fassen.

Die Medizin ist zum bloßen Probieren, Experimentieren nur da­durch gekommen, daß sie eben in neuerer Zeit nicht mehr gewagt hat, mit den höheren Gliedern der Menschennatur, mit dem Über­sinnlichen zu rechnen. Nun kann aber der Krankheitsprozeß nicht begriffen werden, wenn er nicht erfaßt wird als im Zusammenhang stehend mit den höheren Gliedern der Menschennatur. Und es kann der Gesundungsprozeß, der Heilungsprozeß auch nicht begriffen werden, ohne in solche Zusammenhänge mit den höheren Gliedern der Menschennatur hineingestellt zu werden. Denn, beachten wir einmal das Folgende: Im menschlichen Haupte, im menschlichen Kopfe sind im wesentlichen tätig Abbauprozesse des physischen Leibes und des Ätherleibes. Diese Abbauprozesse, die da tätig sind, die machen es geradezu möglich, daß im menschlichen Haupte das Astralische und das Ich für sich tätig sind. Dagegen haben wir es in der Stoffwechsel-Gliedmaßenorganisation, in alldem, was mit dem motorischen System und dem Stoffwechsel zusammenhängt, mit

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aufbauenden Prozessen des menschlichen Organismus zu tun, sowohl des Ätherleibes wie des physischen Leibes. In diesen aufbauenden Prozessen sind nur für das Stoffwechsel- und motorische System Ich und astralischer Leib im eminentesten Sinne tätig. In allem, was im Stoffwechsel vorgeht, sind astralischer Leib und Ich tätig. In allem, was Bewegung ist, da ist die Ich-Organisation tätig. So daß wir haben im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem: Ich und astralischer Leib engagiert; im menschlichen Haupte sind sie gewissermaßen freige­legt, da sind Ich und astralische Organisation durchaus frei. So daß wir, wenn wir schematisch zeichnen wollten, zeichnen könnten:

physisches Haupt, ätherisches Haupt, aber jetzt frei astralischer Leib und Ich, nicht engagiert im physischen und ätherischen. Dagegen - wenn wir jetzt zunächst auslassen den mittleren Menschen, den rhythmischen, den Blutmenschen -, wenn wir den Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen in Betracht ziehen, so ist da erstens der ätherische Leib vollständig daran betätigt. Das ist er im Kopfe auch, aber außerdem sind hier daran betätigt - innerlich nicht freigelassen, sondern die Prozesse bewirkend - astralischer Leib und Ich-Organisation.

Wir haben nun, wenn wir das Kind betrachten, einen vollständigen Zusammenhang zwischen alldem, was frei im Haupte als astralischer Leib und Ich-Organisation ist und dem, was gebunden ist an die physische Organisation wie in dem Körper, während wir bei dem Erwachsenen einen solchen innerlichen Zusammenhang nicht haben und daher nicht so sehr der ganze Körper abhängig ist von dem, was im Kopfe vorgeht wie bei dem Kinde. Bei dem Kinde ist durch­aus der ganze Körper abhängig noch von dem, was im ganzen Kopfe vorgeht.

Es ist ganz unmöglich, eine Menschenkenntnis sich zu erwerben, ohne auf die höheren Glieder der Menschennatur wirklich Rücksicht zu nehmen. Denn niemand kann eigentlich verstehen, was im moto­rischen, im Stoffwechselsystem des Menschen vorgeht, wenn er nicht das Geistige und Seelische zu Hilfe nimmt. Man kann allenfalls die Kopfesorganisation zu Hilfe nehmen, sie ist sehr stark innerlich physisch nachgebildet dem, wie die außermenschlichen Gesetze verlaufen.

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Die Kopforganisation ist von einem ätherischen Leib durch­zogen und unterscheidet sich von den außermenschlichen Organisa­tionen, aber am ehesten ist sie noch ähnlich der außermenschlichen Organisation.

Was heißt es nun eigentlich, die Krankheit verstehen? Nehmen Sie an, Sie haben es mit irgendeinem Organ des Stoffwechsels zu tun, Sie müssen eine ganz bestimmte Verbindung voraussetzen zwischen dem physischen und dem ätherischen und dem, wie astralischer Leib und Ich-Organisation eingreifen in dieses Organ, sagen wir in die Leber. In einer ganz bestimmten Weise müssen astralischer Leib und Ich-Organisation eingreifen. In dem Augenblick, wo Ich und astra­lischer Leib sich etwas zurückziehen von diesem Organ, in dem Augenblick wird dieses Organ ähnlich dem Hauptesorgane und man muß immer gewärtig sein, daß, wenn irgendein Stoffwechselorgan und auch das, was mit dem Stoffwechsel zusammenhängt, eine Un­regelmäßigkeit zeigt, zu wenig an der Organisation dieses Organs beteiligt sind astralischer Leib und Ich-Organisation; und im Kopfe ist es umgekehrt. Wenn da der astralische Leib und das Ich zu stark eingreifen, dann tritt der krankhafte Zustand im menschlichen Haupte auf; so daß eigentlich das menschliche Haupt dasjenige ist, was am stärksten beim Menschen vegetabilisch-mineralisch inner­lich veranlagt ist, und die motorischen und Stoffwechselorgane die­jenigen sind, die am stärksten animalisch-menschlich veranlagt sind. Man sieht davon eigentlich nur das Gegenteil. Man glaubt, daß ge­rade die Hauptesorganisation die sei, welche als Organisation am geistigsten ist. Wenn aber die Hauptesorganisation am geistigsten wird, dann trübt sich das Bewußtsein. In dem Augenblick, wo zu starke vegetative Prozesse in die Hauptesorganisation eingreifen, in dem Augenblicke tritt vom Haupte das Erkranken ein. In dem Augenblicke, wo im Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus zu wenig Prozesse eingreifen, die vom Ich oder Astralleib ausgehen, in dem Augenblicke, wo das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem ähnlich wird dem Kopfsystem, wird dieses System krank.

Die Anschauung des Arztes muß also darauf hinausgehen, zu fragen: Wie bringe ich es dahin, wenn ich sehe, daß irgendeine

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Krankheit mit Trübung des Bewußtseins verbunden ist, wie bringe ich es dahin, dies zu verhindern? Ich muß das zu starke Eingreifen von Ich und astralischem Leib verhindern. - Oder, wie bringe ich es dahin, den astralischen Leib stärker zum Eingreifen zu bringen, wenn er zu schwach eingreift? - Und sehen Sie, da kommen wirk­lich die Dinge, die uns darauf hinweisen, wie gerade in der Medizin die Denkweise, die Denkungsart eine außerordentlich große Rolle spielt. Denn gewiß, man muß die Heilstoffe, die Heilmittel kennen­lernen. Aber natürlich werden Sie mit Recht fragen, wie kommt man dazu, die Heilmittel kennenzulernen? Und man kann sie nicht kennenlernen, wenn man nicht zuerst im Geistigen erlebt das, was im Menschen wirklich vorgeht. Nun sehen Sie, um das zu erleben, was im Menschen wirklich vorgeht, dazu ist notwendig eine gewisse Denkungsweise. Und das wollte ich prinzipiell einleitungsweise sa­gen, daß eine gewisse Denkweise schon den Arzt durchdringen muß. Man muß zunächst zum Beispiel, ich möchte sagen, von mehr Äußerlich-Natürlichem ausgehen. Es muß zunächst dem Arzte klar sein: Ja, all das, was man Wärme, Licht und so weiter nennen kann, das ist eigentlich in zweifacher Weise vorhanden. - Sehen Sie, zu­nächst, wenn Sommer ist, kommt von der Sonne Licht und Wärme zur Erde hernieder, da ergreift Sonnenlicht und Sonnenwärme das, was auf der Erde sprießt, sproßt, ins Blütenhafte, ins Fruchtende geht. Und eigentlich sind uns das Blühende und Fruchtende im wesentlichen interessant dadurch, daß sie die Träger sind für Son­nenlicht und Sonnenwärme.

Aber wie ist es im Winter? Im Sommer geht Sonnenlicht und Sonnenwärme in den Erdboden hinein, in der Erde hält sich das auf, wirkt weiter Sonnenlicht und Sonnenwärme, die darinnen sind, den Winter hindurch. Und so kommen von zwei Seiten her Licht und Sonne in Betracht.

Aber wenn wir hinschauen auf das, was Sonne und überhaupt der Erdenumkreis, das Kosmische auf der Erde bewirkt von diesem Umkreis herein, so kommen wir darauf, daß das alles seine Wirkung hat auf das Stoffwechsel- und Gliedmaßensystem des Menschen. Das ganze Stoffwechsel- und Gliedmaßensystem wird bereits beeinflußt

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von dem, was vom Kosmos hereinkommt. All das, was im Kopfe ist, wird beeinflußt von dem, was schon in der Erde konserviert war von den kosmischen Kräften. Der Mensch steht in dieser Beziehung umgekehrt auf der Erde. Es wird sein Stoffwechsel-Gliedmaßensystem beeinflußt von dem, was Außerirdisch und Kosmisch ist. Das aber können Sie ausdehnen auf jeden einzelnen Stoff. Nehmen Sie zum Beispiel Blei, weil Blei gerade ein ausgesprochenes Heilmittel für gewisse Dinge ist. Blei, wie es in der außermenschlichen Natur da ist, finden wir so, wie es durch die totalen kosmischen Kräfte ent­standen ist; so wirkt es im eminentesten Sinne, wenn es durch die kosmischen Kräfte da ist, da wirkt es im eminentesten Sinne durch das Gliedmaßen-Stoffwechselsystem hinauf in den Kopf. Zerschmel­zen wir das Blei, wenden wir also einen Erdprozeß an und haben es also in dieser Weise einem irdischen Prozeß unterworfen, dann wirkt es unmittelbar auf das Kopfsystem. Daher ist dieser große Unterschied vorhanden.

Wir haben unter unseren Medikamenten ein wesentliches Mittel, das Antimon, Grauspießglanz. Wenn wir es so nehmen, wie es als fasriges Erz draußen vorhanden ist - das Spießige ist aus dem Kosmos heraus gebildet -, dann haben wir im Antimon ein Mittel, um auf den Stoffwechsel zu wirken. Unterwerfen wir das Antimon einem irdischen Prozeß, so daß es zum Antimonspiegel wird, dann wirken wir im spezifischen Sinne auf das menschliche Haupt.

Und sehen Sie, es handelt sich darum, überall mit dieser Denkungs­art einzudringen nicht bloß in die Substanz, sondern in die Prozesse, in das was geschieht. Es ist nicht richtig, zu sagen, Blei ist ein Heil­mittel für dies oder jenes. Es handelt sich darum, zu wissen, wie der Prozeß sich abgespielt hat, ob wir ein Rohmittel haben oder ob wir die Substanz irgendeinem Prozeß unterworfen haben. Die Be­handlungsart der Stoffe, das ist im Grunde genommen das Wesentliche. Und die Denkungsweise müßte aufhören, im Stoffe als solchem das Heilmittel zu suchen. Man müßte sich immer mehr sagen: Liegt eine Krankheit vor, so liegt ein Prozeß vor, der nicht umspannt wird von dem Ganzen des menschlichen Organismus. Will man ein Heil­mittel, dann muß man ihn stärken, man muß den Menschen solchen

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Prozessen unterwerfen, die man genau durchschaut. Darauf kommt es an.

Ich möchte Ihnen nun etwas sagen, worauf diese ganze Einleitung hinauslaufen soll, was Ihnen vielleicht zunächst etwas paradox er­scheint, aber was doch notwendig ist, wirklich erfaßt zu werden im ganzen medizinischen Leben. Das ist, wenn man alle diejenigen Pro­zesse, welche man zu studieren hat im Weltenall, darnach zu stu­dieren hat, ob sie kosmische oder tellurische Prozesse sind, oder solche, die aus beidem ineinanderschwingen. Wir haben keine Mög­lichkeit, wirklich an diese Prozesse heranzukommen, wenn wir nicht verstehen können, wie in diesem dreigliedrigen Menschen das See­lische sich nun auch nach drei verschiedenen Regionen hin gliedert. Ohne das Verstehen des Seelischen ist es unmöglich eigentlich, an den Menschen wirklich heranzukommen.

Und sehen Sie, da muß man schon das Folgende berücksichtigen. Das Seelische ist beim erwachsenen Menschen eigentlich eine viel stärkere Einheit als der physische Organismus. Der physische Orga­nismus ist deutlich gegliedert in die drei Teile: Nerven-Sinnessystem, rhythmisches System und Stoffwechsel-Gliedmaßensystem. Die sind voneinander zu unterscheiden. Aber das Seelische füllt sowohl das Kopfsystem, das Nerven-Sinnessystem, wie das rhythmische System, wie das Stoffwechsel-Gliedmaßensystem aus. Es ist nur sehr schläfrig, träumerisch in dem unteren System, aber es füllt den ganzen Men­schen nach seinen drei Gliedern aus. Wenn nun aber der Mensch ein System besonders entwickeln soll, wenn also das Seelische in ein System besonders die Tätigkeit hineinergießen soll, was ge­schieht da eigentlich? Nicht wahr, der Mensch kann sich denkend beschäftigen, der Mensch kann sich gehend beschäftigen, mit den Händen, den Beinen arbeitend beschäftigen - von dem mittleren System müssen wir dann getrennt sprechen. Aber was geschieht denn mit dem Seelischen, wenn der Mensch sich tätig beschäftigt, wenn der Mensch sich gehend beschäftigt? Wenn der Mensch geht oder mit den Händen arbeitet, so ist es wirklich so, daß dieselbe Kraft da zum Ausdruck kommt bei alldem in der Welt, was man bezeichnet als Liebe. die bleibt in Armen und Händen, in Beinen

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und Füßen (Lücke im Text). Der Mensch muß bis zu der Grenze seiner Haut kommen, wenn er sich in Regsamkeit bringt, was dann, wenn es über den Menschen hinausflutet, sich als Liebe ent­faltet.

Aber was heißt es sachlich: der Mensch geht? Das heißt, er belebt liebend innerhalb seiner Haut den menschlichen Organismus, das heißt, er strengt sein Astralisches oder die Ich-Organisation in ent­sprechender Weise an. Und wenn er geht, strengt er seine Ich-Organisation in der Weise an, daß er sie bis zu einem gewissen Grade herauszieht aus physischem und ätherischem Organismus. Wenn der Mensch denkt, strengt er sie so an, daß er sie hineinergießt in die physische und ätherische Organisation. Der Mensch zieht seine Astralgliedmaßen und Ich-Gliedmaßen zurück, wenn er geht; während er die Beine ausstreckt, zieht er im Gehen den Astralleib und das Ich zurück. Wenn er denkt, strahlt er sie hinein, natürlich nur bis zur Haut. Und wenn man dies berücksichtigt, so kann man sagen, wir haben einfach im Betätigen des Organismus den Anfang des Krankwerdens. Denn wenn, ohne daß der Mensch liebend seinen Organismus ausfüllt, sich zurückziehen astralischer Leib und Ich-Organisation von dem Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, dann entstehen krankhafte Zustände. Wenn im Haupte ätherischer Leib und physischer Leib ausgefüllt werden, ohne daß es durch Willkür entsteht, treten wieder krankhafte Zustände ein. So daß das, was der Mensch willkürlich tut, sich gleich hinterher ausbessert. Das tägliche Leben in Denken und Bewegen: es ist fortwährendes Sich-­Krankmachen. Nur kann der menschliche Organismus sich gleich wieder gesund machen.

Und ein Verständnis für diese Dinge zu haben, ist eben davon abhängig, daß man nun wirklich für das, was im Krankheitsfalle vor sich geht, so viel Liebe aufbringen kann, daß man es anschauen kann als das, was eigentlich einem zeigt auf physische Art, was das Geistige im Menschen ist. Sehen Sie, wenn der Mensch leberkrank wird, sagen wir irgendwie Abnormitäten in der Leber bekommt, so ist sein astralischer Leib in der Leber nicht genügend beschäftigt. Welches ist die entsprechende geistige Tätigkeit, wo etwas Ähnliches

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geschieht? Sie tritt dann auf, wenn ich mich für irgend etwas Äußerliches besonders stark innerlich interessiere. In dem Augen­blicke, wo einer mit gespannter Aufmerksamkeit etwas betrachtet, ist er eigentlich in diesem Augenblicke leberkrank. In diesem Augen­blick zieht sich der astralische Leib von der Leber zurück, aber es gleicht sich sofort wieder aus. Und man kann, wenn man die ver­schiedenen Krankheitsprozesse im menschlichen Organismus durchmacht, immer studieren, was geschieht im gesunden Menschen durch seine Willkür, durch sein willkürliches Leben. Würden nicht die Willkürprozesse fortwährend ausgeglichen werden, so würde der Mensch sich fortwährend durch die Willkürprozesse krank machen. Man kann also lernen, wie das Seelische, das Geistige ist, wenn man die Krankheitsprozesse als Studienprozesse gerne hat, sie wirklich liebt.

Und dieses Lieben der Krankheiten, das muß natürlich verbunden sein mit einem anderen. Man will ja nicht bloß die Krankheit studieren; das ist das weniger Bedeutende. Wenn man aber wieder heilen kann, was hat man dann? Dann hat man einen Einblick in die Art und Weise, wie nun aus den verschiedensten geistigen Be­tätigungen und Wesenheiten die göttliche Welt zustande gekommen ist, wie die Welt geschaffen worden ist. Und das ist der Anfang in der Arzttätigkeit, erstens sich zu sagen: Krankheitsprozesse führen einen in Menschenerkenntnis hinein. Sie sind wirkliche Erkenntnisprozesse. Die Heilungsprozesse können aber nur mit religiöser Ge­sinnung erfaßt werden. Wirklich sich der Welt gegenüber verhalten mit religiöser Gesinnung, das muß diese ganze Arzttätigkeit durch­ziehen. Ohne das wird auch nicht jemals die Erkenntnis im einzelnen zustande kommen.

Sie werden natürlich immer sagen können: Nun ja, da haben wir die Heilmittel, da kommt auch die Anthroposophie und gibt Heil­mittel an, aber zu durchschauen ist das Ganze nicht! - Es ist zu durchschauen, wenn man solche Dinge berücksichtigt, wie sie jetzt charakterisiert worden sind, wenn man einen wirklichen Erkenntnisprozeß mit der Diagnose und einen wirklichen Prozeß mit der Therapie durchdringen kann. Diese Dinge müssen ganz ernst genommen

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werden. Heraus nun aus dieser Gesinnung ist zu verstehen, was jemals vorgebracht wurde als das, was Anthroposophie für die Medizin zu sagen hat. Die Einzelheiten sind natürlich erst das, was man praktisch verwerten kann. Aber notwendig ist es, mit dieser Gesinnung, von der wir gesprochen haben, all das zu durchdringen, was an ärztlicher Tätigkeit entfaltet wird.

Nun hätte ich gerne, daß Sie die eine oder andere Frage noch stellten, so daß wir zu konkreten Betrachtungen morgen noch fortschreiten können. Ich wollte nur das Qualitative anschlagen.

Erste Frage: Man ist heute manchmal als Arzt gezwungen Mittel zu verwenden, die man nicht gerne verwendet, und manche dieser Mittel sind doch sicher so, daß man sie nicht anwenden dürfte. Könnte nichts gesagt werden über Mittel, die man nicht anwenden dürfte?

Dr. Steiner: Ich möchte zu dieser Frage das Folgende ganz prin­zipiell sagen: Es ist ein großer Unterschied, ob man bei einem Mittel sagen kann, ich durchschaue, wie dieses Mittel im menschlichen Or­ganismus wirkt, oder ich durchschaue das nicht. Das ist ein großer Unterschied. Gewiß, dieser Unterschied ist zunächst für die äußere Praxis relativ, solange wir nicht medizinische Fakultäten haben, wo man einen solchen Lehrgang durchmacht, wie er von Anthropo­sophie gelehrt werden kann. So lange wird es immer vorkommen, daß der praktische Arzt sich notieren wird auch von dem, was von Anthroposophie angeraten wird: das ist ein Heilmittel für dieses oder jenes. Uns hier wäre es natürlich am allerliebsten, wenn wir beginnen könnten damit, Menschenkenntnis zu geben, so daß man dann weiß dadurch, daß man eine Zwiebel anschaut, wie der Zwie­belprozeß im menschlichen Organismus wirkt unter diesen oder jenen Antezedenzien. Das wäre uns natürlich das allerliebste. Aber zu­nächst ist das relativ und es kann vorerst nur so sein, daß ein Heil­mittel für dieses oder jenes gegeben wird. Aber es wird doch von hier aus kaum ein Heilmittel gegeben, dessen innerliches Fortwirken in der menschlichen Natur nicht bekannt wird. Es wird zum Bei­spiel nicht gesagt, man nehme Kieselsäure von Equisetum, ohne daß man genau weiß, es wird damit ein Nierenprozeß hervorgerufen. Die gereizte Niere wird in ihrer Überreizbarkeit herabgesetzt. Es

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wird also die Überreizbarkeit der Niere herabgesetzt, wenn man der Niere zufügt Kieselsäure von Equisetum. Das wird also durch­schaut und man müßte wissen (Lücke im Text). Aber nun frage ich Sie auf das Vertrauen: Wie geschehen draußen die Untersu­chungen? - Sie geschehen ganz äußerlich mit Hilfe der Statistiken, sie geschehen so, daß man so und so vielen Patienten das Mittel gibt. Man weiß eigentlich gar nicht, was da vorgeht, und vor allen Din­gen ist der große Unterschied zwischen einem wirklichen Heilmittel und einem solchen der, daß man bei einem wirklichen Heilmittel den Prozeß durchschaut und weiß, wie er auf das ganze menschliche Leben wirkt. Wenn Sie heute durch irgendein Mittel irgend etwas abheilen: Sie können ja nicht wissen, was daraus in fünf Jahren wird. Wenn Sie aber den Prozeß ganz durchschauen, so brauchen Sie vor allem keine Statistik. Bei unseren Mitteln handelt es sich niemals um eine Statistik. Sie werden es aus dem Buche, das dem­nächst erscheint, sehen, wie es nicht von der Statistik abhängt, ob ein Heilmittel wirkt oder nicht, sondern von dem Studium des einzelnen Falles. Wenn Sie eine Zündholzschachtel haben und pro­bieren das Zündholz, so werden Sie nicht alle Zündhölzchen ab­brennen, sondern Sie wissen, wenn Sie ein Zündholz abgebrannt haben, daß jedes brennen kann. Ebenso wissen Sie, daß jeder Prozeß so ablaufen muß, wie Sie ihn kennen. Es handelt sich also nicht um Statistik, sondern um Durchschauen des einzelnen Falles. Daher werden wir immer große Schwierigkeiten haben, wenn man sagt: Gebt euere Mittel heraus, sie sollen probiert werden! - Aber damit ist nichts getan, dadurch entsteht nicht das Vertrauen zu den Mitteln. Gewiß, es wird sich ein außerordentlich günstiges Resultat statistisch mit unseren Mitteln ergeben, aber die üblichen Fälle sind entweder nicht richtig diagnostiziert, oder es sind Fälle, wo noch Hilfsmittel dazu eintreten müssen. Nun meine ich, das Wesentliche worum es sich handelt, ist bei solchen Mitteln, die heilen ohne daß man sie durchschaut, vor allen Dingen wirklich zu durchschauen, wie die Dinge sich vollziehen. Sehen Sie, es ist merkwürdig, daß schon das Probieren zu allerlei Interessantem führt. Es treten heute ja allerlei Heilmittel gegen Syphilis auf. Überall spielt da Arsen eine Rolle.

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Warum das? Bei uns hören Sie: Arsen ist etwas, was den Astralleib anregt dazu, wenn er träge ist mit seinem Eingreifen in den physi­schen Leib, ihn so anzuregen, daß er mehr eingreift in den physischen Leib. Dieser astralische Leib wird regsam gemacht dadurch, daß man Arsen in den Menschen hineinbringt. Auf dieser Wirkung auf den astralischen Leib beruhen eigentlich jene durch Probieren erkund­schafteten Mittel. Natürlich können Sie da auch sehen, wie man sich täuscht, wie sie durch eine Illusion hervorgerufen werden. Man verläßt sich auf die eindringliche Wirkung des Arsens in den Fällen, wo der Astralleib wirklich so stark werden kann durch das Arsen. Und bei Syphilis heilt eigentlich nur bloß das Arsen. So muß man bei allen solchen Mitteln immer die Wirksamkeit des Mittels durch­schauen. Darnach müßte gestrebt werden, immer die Wirksamkeit eines Mittels zu durchschauen. Unsere Denkweise muß deshalb immer mehr und mehr bekannt werden und das wollen wir gerade durch das Buch erreichen, eben in die hier zu pflegende medizinische Denkweise hineinzuführen und nicht so sehr auf die Heilmittel hinzuweisen. Es wird auch wichtig sein, auf die Denkweise hinzu­weisen für Heilmittel, die nicht von uns angegeben werden. Es gibt ja auch außer unserem Bereich gute Heilmittel, und wenn es notwendig ist, gibt man diese oder jene.

Zweite Frage: Als wir das letzte Mal hier waren, sprachen wir über Asthma bronchiale. Sie gaben als Heilmittel an, daß man über das Atmen meditieren soll. Sind wir berechtigt, in solchen Fällen eine Meditation zu geben? Ich wußte mir nicht anders zu helfen, ich fand bei Goethe einen Spruch:

Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:

Die Luft einziehen, sich ihrer entladen,

Jenes bedrängt, dieses erfrischt;

So wunderbar ist das Leben gemischt.

Du danke Gott, wenn er dich preßt,

Und dank' ihm, wenn er dich wieder entläßt.

Ich wußte nicht, ob das richtig war.

Dr. Steiner: Sehen Sie, bei solchen Dingen muß man schon auch hinnehmen, daß Sie, weil Sie auf meinetwillen halb Seelisches oder Dreivierteiseelisches gehen, auch in der Beantwortung etwas Seeli­sches haben, wenn die Gesinnung, von der ich heute gesprochen

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habe, vorliegt. Dieses Darinnenstehen des Menschen im Irdischen, dann durch das Haupt im Kosmischen, wenn der Arzt gelernt hat, spirituell zu denken und zu fühlen, sich dem Kranken gegenüber auch so zu verhalten, dann kann man so etwas verantworten. Wenn Sie aber mit der Gesinnung, die vielfach heute durch die materialistische Weltanschauung geht, wenn Sie mit dieser für den Kranken gleichgültigen Gesinnung irgend etwas, was gar nicht direkt mit Seelischem etwas zu tun hat, an den Kranken herantreten, dann können Sie zumeist mit solchen Dingen das Gegenteil von dem erreichen, was man eigentlich erreichen will. Sehen Sie, es kommen wirklich viele Menschen immer und immer wieder - und es wird ja heute bei Ärzten auch nicht ganz ausgeschlossen, die mit solchen Dingen arbeiten. Sie werden manchmal Linderung bewirken, wenn auch keine Heilung. Wird der Kranke dadurch stark gemacht, dann kann ihn diese Linderung wirklich zur Heilung führen. Wenn aber die Leute fragen, ob man so wirklich zu so etwas kommen kann, so muß ich sagen, wenn ihr den Kranken wirklich liebt, dann wird es möglich sein. Wenn ihr aber gleichgültig dem Patienten gegen­übersteht, dann wird es nicht helfen.

Man sollte denn wirklich den Mut haben, zu heilen. Deshalb habe ich immer mit unserem Institut hier, wo das der Fall ist, auch immer den Mut des Heilens erwähnt. Es ist das Allerschlimmste, wenn man bei irgendeinem Kranken, auch wenn er noch so schwer krank ist und man ihn heilen will, an den Tod denkt. Man müßte sich ge­radezu als Arzt verbieten, an den Tod des Patienten als an irgend­eine Möglichkeit zu denken. Es wirken ja die Imponderabilien so stark. Es ist eine ungeheure stärkende Kraft, wenn Sie unter allen Umständen bis zuletzt den Gedanken an den Tod - bis zuletzt! -fortschicken und nur denken, was tue ich, um an Lebenskraft zu retten, was zu retten ist. Wenn solche Gesinnung entfaltet wird, werden viel mehr Menschen gerettet, als wenn die andere Gesinnung entfaltet wird, die aus diesen oder jenen Dingen irgendwie den Tod prognostiziert. Das soll man niemals tun. Und auf solche Dinge muß man schon auch recht Rücksicht nehmen. Dann ist man berechtigt, den Mut des Heilens zu haben.

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Frage: Wenn man als Assistent an einem Krankenhaus tätig ist und den Kranken Morphium und andere Präparate verordnen muß, kann das, was man Verkehrtes an ihm tut, durch irgend etwas anderes, gerade durch die Gesinnung dem Kranken gegenüber, etwa aufhalten, was da wirkt?

Dr. Steiner: Man kann schon durch die Gesinnung vieles er­reichen. Aber wenn die Eingriffe notwendig sind mit physischen Substanzen, dann sollte man diese womöglich unmittelbar aus dem Pflanzenreich entnehmen, nicht abgeleitete Präparate, je nachdem man es für notwendig hält, also meinetwillen den Saft der Mohnpflanze direkt verwenden. Und zwar nicht mit dem Bewußtsein des inneren Prozesses, im Gegenteil, mit dem Hinlenken auf die äußere Form der Pflanze, auf das Erfreuende der Pflanze. Es ist in solchen Dingen schwierig, Regeln zu geben, weil auch, wenn man genötigt ist das Mittel zu geben, die Gesinnung eine große Bedeutung hat, ob man auffängt das, was beim Kranken zutage tritt. Man muß aufpassen, welche Stimmung auftritt bei dem Kranken durch das Mittel, dann kann man eingreifen. Der Kranke ist durch das Heil­mittel in bezug auf das Helfen durchsichtiger geworden. Wir wer­den morgen fortsetzen, indem ich Sie bitte, alles was Sie auf dem Herzen haben, zu fragen.

AUS BESPRECHUNGEN MIT PRAKTIZIERENDEN ARZTEN (Nachschriften fragmentarischen Charakters) I Dornach, 22. April 1924

#G314-1975-SE285 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

AUS BESPRECHUNGEN

MIT PRAKTIZIERENDEN ARZTEN

(Nachschriften fragmentarischen Charakters)

I

Dornach, 22. April 1924

#TX

Ein Teilnehmer frägt nach der Bedeutung von Wolfsmilch- und Löwenzahnsäften als Heilmittel bei Leukämie. Dies Mittel habe sich ihm bei einer Meditation ergeben.

Natürlich handelt es sich da darum, daß man doch ein wenig die Begleiterscheinungen in Betracht ziehen muß, denn Leukämie kann die verschiedensten Ursachen haben. Handelt es sich darum, daß ein deutliches Bewußtsein davon vorhanden sein kann, daß man es zu tun hat mit einer Störung irgendwie im rhythmischen Menschen, dann werden Sie recht haben; dann werden Sie zu Resultaten kom­men. Die Sache ist so: Überall wo man anwendet solche Produkte aus dem Pflanzenreich, welche in sich noch die Reste des Ätherleibes haben - und das ist der Fall bei harz-, bei diesen milchartigen Säften, sowohl bei Löwenzahn wie in der Wolfsmilch; das ist auch der Fall bei Wachs, zum Beispiel bei Pflanzenwachs -, bei all diesen Stoffen gibt es schon eine starke Wirkung auf das rhythmische System des Menschen. Handelt es sich aber darum etwa, daß man es zu tun hat in der primären Ursache mit etwas, was nicht im rhythmischen Sy­stem des Menschen begründet ist, sondern um etwas, was im Stoff-wechsel begründet ist - die Dinge gehen ineinander über, aber man muß sie dennoch prinzipiell unterscheiden -, werden Sie kaum damit Erfolg haben. Alles dasjenige, was den Ätherleib noch in sich enthält, wirkt sehr stark auf die innerliche Beweglichkeit des Astralleibes, regt damit vom Astralleib aus die ganze Tätigkeit des Organismus an. Und man kann auf diese Weise die Erfolge erzielen. Es beruht das darauf, daß der Astralleib stark beeinflusst wird von diesen Stoffen und daß er, weil er auf den Ätherleib wirkt, dann im Äther-leib auch wieder einen Ausgleich hervorruft.

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Welches sind die Bedingungen für das Zustandekommen einer Pockenepidemie? Es scheint, daß diese Krankheit ihren bösartigen Charakter eingebüßt hat. Ich habe solche Fälle beobachtet.

Was sagt die Geisteswissenschaft zur Impfung?

Bei dieser Sache, wie bei der Pockenkrankheit, hat man es bei den einzelnen Menschen zu tun mit einem starken Zurücktreten der Ich-Organisation von allen drei anderen Menschenleibern, sowohl von dem physischen wie dem Äther- und dem Astralleibe. Dieses starke Zurücktreten, dieses Schwachwerden der Ich-Organisation, das kann darauf beruhen, daß der Mensch gewissermaßen hinein-schlüpft stark mit seinem gegenwärtigen Ich in die Iche der früheren Erdenleben; und es ist dadurch eine starke Affinität der Ich-Organi­sation überhaupt zur geistigen Welt vorhanden. Und merkwürdig bei Pockenkrankheit ist, daß da eine gewisse Ähnlichkeit vorliegt mit dem, was der Mensch durchmacht, wenn er gewisse Arten der Initiation durchmacht. So sonderbar das erscheint, es ist so.

Wenn der Mensch kennenlernt zum Beispiel, wirklich innerlich kennenlernt die Wirksamkeit der Tierkreisgestalten auf den Men­schen, so sind solche Erkenntniszustände mit starken inneren Er­schütterungen verknüpft. Da kann wenigstens der Mensch durch­machen, indem es mehr beherrscht, mehr seelisch wirkt, das, was bei der Pockenerkrankung vorliegt, weil es sich darum handelt, daß bei der Pockenerkrankung der Mensch sehr stark im Geistigen drin lebt, wenn auch auf andere Art.

Man kann sagen, daß die Ansteckungsgefahr doch eine außer­ordentlich starke ist bei der Pockenerkrankung. Nur sollte man nicht so leichtsinnig sein, just immer gleich an physische Vermittlung zu denken bei der Übertragung, sondern es sind sogar bei der Pocken-erkrankung besonders stark vorliegend die psychischen Anlagen. Dafür könnte ein Beweis der sein, daß man sich sehr gut schützen kann, wenn man in der Lage ist, sich in rechter Art abzuschließen. Ich darf darüber deshalb sprechen, weil ich einmal als zweiund­zwanzigjähriger Mensch - die Umstände brauche ich nicht zu er­wähnen - einen Schüler unterrichtet habe, dessen Mutter mit schwar­zen Pocken unmittelbar daneben lag, nur durch eine spanische Wand

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getrennt von der Stube, in der ich meinen Unterricht gab. Ich habe nichts dagegen gemacht, habe den Unterricht die ganze Zeit fort­gesetzt, bis die Mutter wieder gesund geworden ist. Aber ich habe das ganz gern getan, namentlich auch, um zu sehen, wie man sich schützen kann, wenn man absolut den Pockenkranken, also auch den an schwarzen Pocken Erkrankten, nimmt ganz objektiv wie ein anderes Objekt, wie einen Stein oder einen Strauch, dem gegenüber man gar keine weiteren Furchtgefühle noch sonst psychische Regun­gen hat, sondern ihn nimmt als eine objektive Tatsache. Da ist in der Tat der Ansteckungsgefahr in hohem Maße zu begegnen. Daher kann schließlich der psychische Faktor auch bei der Ansteckung stark mitspielen.

Ich habe mich überhaupt niemals davor gescheut, irgendwie mich selber einer Ansteckungsmöglichkeit auszusetzen und bin eigentlich nie angesteckt worden, habe nie unter Ansteckung einer Krankheit gelitten. Ich konnte dadurch gerade feststellen, daß schon einfach das Bewußtsein, das starke Bewußtsein von dem Dasein einer Krankheit vom Astralleib aus Krankheitsursache sein kann. Das starke Bewußt­sein einer Krankheit kann vom Astralleib aus Krankheitsursache sein.

Und die Pockenimpfung? Da ist man in einem eigentümlichen Fall. Sehen Sie, wenn man jemand impft, und man hat den Betreffenden als Anthroposophen und erzieht ihn anthroposophisch, so schadet es nichts. Es schadet nur denjenigen, die mit vorzugsweise materialisti­schen Gedanken heranwachsen. Da wird das Impfen zu einer Art ahrimanischer Kraft; der Mensch kann sich nicht mehr erheben aus einem gewissen materialistischen Fühlen. Und das ist doch eigentlich das Bedenkliche an der Pockenimpfung, daß die Menschen geradezu mit einem Phantom durchkleidet werden. Der Mensch hat ein Phan­tom, das ihn verhindert, die seelischen Entitäten so weit loszukriegen vom physischen Organismus wie im normalen Bewußtsein. Er wird konstitutionell materialistisch, er kann sich nicht mehr erheben zum Geistigen. Das ist das Bedenkliche bei der Impfung. Natürlich handelt es sich darum, daß da die Statistik immer ins Feld geführt wird. Es ist die Frage, ob eben gerade in diesen Dingen auf die Statistik so viel Wert gelegt werden muß. Bei der Pockenimpfung handelt es sich sehr

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stark um etwas Psychisches. Es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß da der Glaube, daß die Impfung hilft, eine unberechenbar große Rolle spielt. Wenn man diesen Glauben durch etwas anderes ersetzen würde, wenn man naturgemäß erziehen würde die Menschen, so daß sie be­eindruckbar wären durch etwas anderes als dadurch, daß man sie impft, etwa dadurch, daß man die Menschen wiederum an den Geist näher heranbrächte, so wäre es durchaus möglich, daß man gegen das unbewußte Hereindringen: hier ist Pockenepidemie! - durch voll­ständiges Bewußtsein davon: hier ist ein Geistiges, wenn auch ein unberechtigtes Geistiges, gegen das ich mich aufrechthalten muß! -ebenso gut wirken würde, wie man überhaupt den Menschen stark machen müßte gegen solche Einflüsse.

Wenn die Verhältnisse so liegen, wie zum Beispiel in unserer Gegend, WO die Einwirkung durch die Erziehung und so weiter sehr schwierig ist, wie soll man sich da verhalten?

Da muß man eben impfen. Es bleibt nichts anderes übrig. Denn das fanatische Sichstellen gegen diese Dinge ist dasjenige, was ich, nicht aus medizinischen, aber aus allgemein anthroposophischen Grün­den, ganz und gar nicht empfehlen würde. Die fanatische Stellung­nahme gegen diese Dinge ist nicht das, was wir anstreben, sondern wir wollen durch Einsicht die Dinge im Großen anders machen. Ich habe das immer, wenn ich mit Ärzten befreundet war, als etwas zu Bekämpfendes angesehen, zum Beispiel bei Dr. Asch, der absolut nicht geimpft hat. Ich habe das immer bekämpft. Denn wenn er nicht impft, so impft eben ein anderer. Es ist ein völliges Unding, so im einzelnen fanatisch vorzugehen.

Als Schularzt mußte ich beobachten, daß die Kinder, die in die Schule kommen, eine kolossale innere Unruhe zeigen, die sich besonders im Schlafe äußert, so daß die Eltern der im 6., 7. Lebensjahr stehenden Kinder klagen, daß die Kinder in der Nacht von Alpdrücken, von motorischer Unruhe geplagt werden, daß sie schlecht einschlafen. Auf was für Verhältnisse ist das zurückzuführen?

Die Zustände, die die Kinder zeigen, wenn sie jetzt zur Schule kommen, das heißt in Deutschland, die rühren davon her, daß durch die nicht allgemeinen Verhältnisse, sondern durch die Ernährungs­verhältnisse, die schon jahrelang herrschen, die innere Ernährungsfähigkeit

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- nicht die zunächst im Magen vor sich gehende, sondern die innere, da wo es darauf ankommt, aus dem Darm heraus den Ernährungsbrei weiter zu treiben - in hohem Grade gestört ist. Es ist das so, daß eigentlich eine Unfähigkeit eintritt bei diesen Kindern, ihren Astralleib in richtiger Weise mit dem Ätherleib in Wechsel­wirkung zu bringen. Dadurch sind diese Kinder in der Regel nicht in der Lage, dasjenige, was sie als Nahrung aufnehmen, selbst wenn sie es durch Wohltätigkeit aufnehmen, wirklich in den Organismus überzuführen. Nicht wahr, jedes Nahrungsmittel hat seine eigene Gesetzmäßigkeit in sich, es muß in einem bestimmten Stadium der Verdauung übergehen, jedes Nahrungsmittel muß übergehen in den unorganischen Zustand. Das ist etwas, was man in der äußeren Wis­senschaft nicht weiß, daß zum Beispiel das genossene Eiweiß, das wir als pflanzliches oder tierisches Eiweiß aufnehmen, durchaus desorga­nisiert werden muß, ins Mineralische übergeführt und dann zurück-verwandelt wird in menschliches Eiweiß. Es findet der ganze Vorgang im Status nascendi statt, aber er findet statt. Diese Umsetzung muß stattfinden, sonst verläuft der Prozeß nicht als menschlicher, sondern als fremder. So kann man sagen, daß innerhalb der menschlichen Haut, grob gesprochen, außer der Anwesenheit von direkten Sal­zen nichts sein darf, was außerhalb des menschlichen Organismus vorkommt. Es gibt nichts innerhalb der menschlichen Haut, was außerhalb ist, außer Salz. Alles übrige wird ummetamorphosiert. Nun verlieren diese Kinder gerade, wenn ihr Ätherleib frei wird - der wird frei, wenn sie ins volksschulmäßige Alter hineintreten -, die Fähigkeit, diesen frei werdenden Ätherleib in richtiger Weise durchzuorganisie­ren vom Astralleib aus. Dadurch findet diese Verdauungsstörung statt. Die haben außermenschliche Prozesse in sich; und solche Sachen muß man ganz rationell physisch bekämpfen. Wir haben dazu dieses Mittel, das wir damals hergestellt haben, als wir einige besonders schlimme Exemplare solcher Kinder hatten. Da werden Sie, wie ich glaube, immer nach dieser Richtung einen ausgezeichneten Erfolg haben. Sie erinnern sich, Herr Dr., an den kleinen blassen Knaben in der zweiten Klasse? Was ist mit ihm?

Er ist viel besser.

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Er ist jetzt ganz ordentlich, verhältnismäßig.

Wfr haben es auch bei vielen anderen Kindern angewendet.

Das war die nächste Veranlassung: Da war ein blasser Knabe, den die Ärzte bereits aufgegeben hatten; er sollte in nächster Zeit sterben. An ihm haben wir dieses Mittel angewandt: kohlensaures und phos­phorsaures Kalzium. Da hat sich denn herausgestellt, daß dieses Mittel in ganz ausgezeichneter Weise die Verdauung weiterleitet; dann wer­den die inneren Zustände besser. Daß Atemnot und Atembeschwerden auftreten, ist immer der Fall, wenn der astralische Leib nicht richtig arbeiten kann. Wird er zurückgestaut, dann tritt Atemnot auf, die auch die Ursache sein kann von kaschierten Angstzuständen. Das alles kann man mit diesem Mittel bessern. Dieses Mittel ist von der Art, daß man sagen kann, wenn der Mensch nicht mehr in der Lage ist, trotzdem er ißt, von dem zu Essenden etwas zu haben, so ist dieses Mittel ein außerordentlich gutes.

Was machen Sie bei einer Spinal(lähmung)?

Mit welchen Symptomen?

Nur eine Druckempfindlichkeit über dem kranken Wirbel. Das Röntgenbild zeigt, daß der betreffende Wirbel auf einer Seite vielleicht etwas zusammenge­schmolzen ist, daß der Wirbel statt seiner normalen Form nun diese (gezeigte oder gezeichnete) Form angenommen hat.

Es ist natürlich, daß man bei solchen Dingen, wo so stark lokali­sierte Zustände vorliegen, sehr schwer an die Sache herankommen kann, wenn man nicht auf die primäre Ursache zurückgeht. Der wie­vielte Wirbel ist es?

Der sechste Brustwirbel.

Ist irgendwie ein äußerer mechanischer Insult nachweisbar?

Nein, aber der Befund ist so, daß er sich ableitet von Lungentuberkulose.

Aber Veränderung der Hilusdrüsen.

Es ist so, daß man im Röntgenbild an dieser Stelle größere Schatten findet, die versprengt in das Lungengewebe eintreten.

Wie alt ist der Patient?

Fünfunddreißig Jahre.

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Hat er die Sache schon lange? Ist sie schon lange bemerkt worden?

Seit etwa drei Monaten. Ich habe vier solcher Patienten, alles Patientinnen. Bei zweien ist ein Trauma durch Fallen die Treppe hinunter auf dem Rücken. Bei den zwei andern ist das Röntgenbild so, daß man daraus schließen könnte, daß die Sache von der Lunge ausgeht.

Kann man nicht nachweisen, daß auch der Nachbarwirbel ange­griffen ist?

Kein einziger. In einem Fall ist es der zehnte, in anderen Fällen der sechste. Das sind Erwachsene, etwa 36 bis 39 Jahre alt. Bei einem Kinde ist der Fall traumatisch, bei einem zwanzigjährigen Mädchen ist es ebenfalls traumatisch.

In einem solchen Falle wird man versuchen müssen, zu untersu­chen, ob nicht die Lunge - die Sache hat natürlich nicht da ihre Ur­sache - an irgendeiner Stelle zu wenig Platz hat, vielleicht dadurch, daß sie ausgeweitet ist. Und man wird schon in diesem Falle im Be­reich der Lungenentfaltung nach vorne irgend etwas finden. Und da wird es sich darum handeln, daß man höchstwahrscheinlich für diese Schrumpfung - es ist ein Schrumpfungsprozeß - Weiterungen in ir­gendeinem Lungenbereich, Ausdehnungen findet. Vielleicht ist es nicht im Lungenbereich; es könnte sogar im Knochen irgendeiner der Rippen sein, Das wird man suchen müssen. Dann wird es sich darum handeln, etwas zu verwenden, was geeignet ist, die Formation des menschlichen Körpers auszugleichen. Nun haben wir einen Stoff, der sich in ganz vorzüglicher Weise eignet, Traumatik auszugleichen. Das ist Tabak. Injiziert in Verdünnung erweist er sich als das, was Deformationen ausgleicht. Handelt es sich darum, daß man das Mittel zur freien Wirkung im Organismus bringen soll, muß man dazu Phos­phor anwenden. Dann wird man auf diese Weise ganz sicher Hei­lungsprozesse erzielen können. Man kann unbedingt sagen, man werde Heilungsprozesse erzielen, wenn der Betreffende unter achtundzwan-zig Jahren alt ist. Aber es ist nicht ausgeschlossen, besonders bei Frauen, daß auch noch im späteren Alter Heilungsprozesse erzielt werden. Und wenn man sehr hartnäckige Naturen hat, die sehr wider­streben, müßte man diese dazu bringen, daß sie künstlich aufgeheitert werden, daß man ihre Wachstumskräfte, ihre Vitalkräfte etwas aufheitert

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und auf diese Weise die Wirkung fördert. Das ist, was ich meine, daß man in einem solchen Falle machen könnte.

Ich möchte im Anschluß an das, was über Syphilis gesprochen worden ist, an-fragen, wie man einen Patienten, der Quecksilber und Salvarsan bekommen hat, von den Arzneischäden befreien kann?

Außerordentlich viel kann bei Schädigungen, die durch Quecksilber hervorgerufen wurden, dadurch gebessert werden: Man gibt dem Patienten ein sehr heißes Bad jeden Tag oder jeden anderen Tag, und läßt den Patienten vollständig, gründlich im Dampf ausschwitzen. Dann wird der Organismus schon dadurch außerordentlich stark angeregt, gegen das Quecksilber sich zu wehren. Es ist notwendig, daß man sich bis in die Knochen hinein gegen das Quecksilber wehrt, wenn man damit behandelt worden ist. Denn Sie haben vielleicht alle gehört, daß bei Quecksilberkuren bis in die Knochen hinein kleine Quecksilbertröpfchen nachweisbar sind, wenn die Autopsie gemacht wird. Wenn der Organismus durch die heißen Bäder gestärkt wird, ist schon damit ein starker Helfer dem Organismus erwachsen. Daß es genügend hilft, bemerkt man daran, daß das Badewasser sich schwärzt von dem zurückkommenden Quecksilber. Haben Sie das nicht be­merkt? Man muß es doch bemerken! Denn man begreift nicht, wieso das Badewasser so sehr dunkel ist. Wenn das nicht eintritt, müßte man ein Arsenikbad nehmen, etwa 5% eines arsenhaltigen Wassers in das Bad hineingeben; wiederum in warmem Bad nehmen lassen und namentlich darauf sehen, daß der eigentümliche Tintengeruch, der da entsteht, auch wirklich gerochen wird von dem Patienten, so daß er einen sinnlichen Eindruck hat davon. (Lücke im Text.)

Nun braucht man in einem solchen Falle eine Nachkur. Denn es kann das Quecksilber fast ganz heraus sein; es bleibt aber im Organis­mus diese destruktive Tendenz, die durch das Quecksilber hineinge­bracht worden ist. Man muß bedenken, daß das Quecksilber eine außerordentlich starke Wirkung auf den menschlichen Organismus hat. Man muß bedenken: Was ist Quecksilber für den menschlichen Organismus? Wenn Sie die embryonale Entwickelung verfolgen, so haben Sie eine aufsteigende embryonale Entwickelung, also vom Keim

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aufsteigend zu dem, was Mensch wird, und Sie haben eine absteigende Entwickelung, etwas was abfällt, was stufenweise zerstört wird. Der Regulator dieses Zerstörens ist dasjenige, was beim Menschen die innere quecksilbrige Natur ist. Und wenn sich etwa ergeben würde, daß da zu viel Vitalkräfte sind, so könnten Sie das durch Quecksilber zurückdämmen, das konstitutionell auf die Zerstörung des Menschen hinwirkt. Diese destruktive Tendenz des Quecksilbers muß psychisch bekämpft werden. Wenn Sie den Menschen dazu veranlassen können, daß er ganz regelmäßig eine ganz abstrakte Wissenschaft treibt, Geo­metrie zum Beispiel pflichtgemäß jeden Tag eine halbe Stunde, dann ist das die Nachkur. Scharfe, logisch sich verbindende und sich tren­nende Gedanken, die den Geist anspannen und die zu innerer Regsam­keit helfen, nicht das passive Sichhingeben an die Welt, sondern dieses innerlich Regsame, das ist es, was eigentlich sehr lange angewendet werden muß. Dann erzielen Sie, daß Sie jemanden von den Queck­silberkräften heilen können.

Manchmal finden sich bei Frauen knötchenartige Verhärtungen in der Brust-drüse. Kann man da ohne Gefahr das Viscum prophylaktisch zur Anwendung bringen, auch wenn die Diagnose auf Karzinom fraglich ist?

Haben Sie gefunden, daß die Prophylaxis in diesem Falle irgend­welche Schädigungen hervorruft?

Sie sagten einmal, daß man mit diesem Mittel, das gegen eine Erkrankung in Betracht kommt, auch Gefahr liefe, im unrichtigen Falle etwas hervorzurufen.

Wir wenden die Viscuminjektion in einer ganz bestimmten Weise an. Nehmen wir den Fall an, es sei ein Irrtum in der Diagnose vor­gekommen. Das kann der Fall sein. Natürlich wird man nicht pro­phylaktisch vorgehen, da man die Diagnose gestellt hat, daß das Karzinom im Anfang ist. Sobald die Neigung da ist, kann die Pro­phylaxis nicht mehr schaden. Nehmen wir aber an, es ist ein Irrtum vorgekommen. Nun injizieren wir siebenmal hintereinander; dann machen wir eine Pause. Wenn wirklich ein Irrtum vorgekommen wäre, würden wir das sofort sehen, da eine Art von karzinomatöser Neigung entstanden ist, die sofort verschwinden würde, wenn wir die zweiten sieben Injektionen machen. Da würden wir nicht weiter

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gehen. Das, was sich erzeugen würde, würde sich durch einen gleich­gearteten Prozeß wiederum zurückverwandeln. Wenn man vorsichtig ist, ist es ganz ausgeschlossen, daß man mit der Viscumbehandlung irgendwelches Unheil anstiftet.

Dr. Köller: Ich hatte mit einem Laienarzt über die Karzinombehandlung eine Unterhaltung. Ich sagte zu ihm, daß ich glaube, Viscum sei ein Heilmittel gegen dieses. Er antwortete, das wäre auch der Fall, aber man müßte etwas anderes dazu-nehmen, nämlich Quendel; sonst würde man nicht die Möglichkeit haben, an die Krankheit mit Viscum heranzukommen. Quendel sei dasjenige, was die Möglichkeit vermittelt.

Hat der Mann das von sich aus gewußt?

Dr. Köller: Ich lernte ihn dadurch kennen, daß er eine merkwürdige Heilung vollbracht hatte. Ein Mädchen, das beinahe erblindet war, hat ihn aufgesucht. - Er ist Augendiagnostiker. Wie er das macht, ist nicht klar. Er hat 750 Sorten Tee. Es ist so schwer, sich mit diesen Leuten zu unterhalten. Bei den Leuten ist etwas charakteristisch, sie sind kolossal optimistisch. Er sagte, man kann alles heilen, auch Krebs. Er fragte nicht, wie wir es machen, sondern er sagte, durch Mistel. Er erzählte mir, er sei mit ein paar Freunden einmal durch eine Landschaft gegan­gen, hätte da einen Kirschbaum mit Mistel angetroffen; der Baum war verküm­mert, war krebsig. Da sagte sich der Mann, da steckt eine große Heilkraft in der Mistel drin.

Das Viscum ist schon das Spezifikum für das Karzinom. Da ist gar nichts dabei zu machen. Nur werden selbstverständlich, weil ja im Grunde genommen jede Erkrankung etwas anderes dadurch wird, daß jeder Organismus in einer bestimmten Verfassung ist, die Heilmittel unter Umständen durch Zugabe von etwas anderem gefördert. Es ist möglich, daß er durch Mistel geheilt hat. Er verwendet sie nicht als Injektion. Da wäre es möglich, daß man etwas als Zugabe brauchte. Aber wenn man Viscum als Injektion verwendet, ist es das spezifische Heilmittel. Nur muß man im einzelnen die Unterschiede beachten -ob man die Mistel von einem Eichbaum, einem Kirschbaum oder einem andern Baum, etwa einem Apfelbaum, hat. Das Wesentliche ist ja auch dieses, daß ja die Verwendung des Mistelsaftes wirklich davon abhängt, daß wir ihn noch eigentlich steigern müssen in seiner Wir­kung. Ich weiß nicht, ob Sie gesehen haben, daß wir nicht etwa in einer so einfachen Weise nach der Verwendung von Viscum streben, sondern daß wir dazu einen Apparat brauchen. Erst bringen wir die

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Mistelsäfte in eine vertikale Bewegung und diese lassen wir durch­setzen von einer horizontal rotierenden Bewegung. Es handelt sich darum, daß man erreicht, daß der Mistelsaft tropft und im Tropfen durchkreist wird, sich verbindet in Horizontalkreisen wieder mit Mistelsaft, so daß bis in die kleinsten Kreise hinein eine besondere Struktur hervorgerufen wird. Das ist eigentlich erst das Heilende des Viscums, was da entsteht. Gewiß, es ist schon an sich ein wirksames Heilmittel; aber das unbedingt spezifische Mittel entsteht erst auf diese komplizierte Art. Es kann sich nur darum handeln, daß wenn die Krankheit kompliziert auftritt, Quendel gebraucht wird. Denn das reine Karzinom, das eine abgeschlossene Erkrankung ist, ist nicht so wie zum Beispiel Influenza oder Grippe, wo alles mögliche hinzu­kommt. Es ist eine abgeschlossene Krankheit, die mit einem abge-schlossenen Heilmittel getroffen wird.

Interessant ist, daß so ein Mensch auf eine solche Sache kommt, nur aus dem Grunde, weil das, was er Ihnen erzählt hat und was Sie gesagt haben, nur eine Maske ist, nicht eine von ihm gewußte Maske; denn das Wissen kann einem solchen Menschen nur im Schlafe kom­men. Den Seinen gibt es der Herr im Schlafe, wirklich. Da liegt im Schlafe eine prophetische Voraussicht vor, daß er eine Mistel sucht. Dann erinnert er sich an dieses unbewußte prophetische Erlebnis, gerade als er an die Mistel kommt. Da spielt sich ein für die Sache selbst ganz unbedeutendes Gespräch ab. Man muß sich klar sein, daß besonders in Krankheitsfällen ein gewisses Vorherwissen möglich ist. Darauf kann man etwas geben. Ich erinnere Sie an den Fall Schleichs:

da wußte der Betreffende, daß er in der nächsten Nacht stirbt.

Dr. Köller: Im Grunde stellte sich heraus, daß er noch auf andere Art heilt. Er sagte, es hätte ihm keine Ruhe gelassen; er glaubte doch nicht, daß ich weiter käme.

Er injiziert nicht. Wenn man als innerliche Arznei das Mittel, die Mistel, gibt, kann man den Krebs nicht treffen. Da trifft man mehr sein Seelisches. Aber da trifft man eine Mißbildung im ätherischen Leibe, die sich ausdrückt durch eine Beeinträchtigung des Sensoriums. Man kann nicht innerlich heilen mit Mistel, sondern nur durch Injektion.

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Ich begreife, was er zu Ihnen sagt; er traut sich nicht an die Sache heran.

Ist die Krebsursache bei Frauen und Männern die gleiche? Ist die Ursache beim oberen und beim unteren Menschen verschieden? Ich glaube bemerkt zu haben, daß das Mittel bei Magenkrebs befriedigte, dagegen bei Uteruskrebs nicht be­friedigte. Der Erfolg war deutlich bei Magenkrebs von Männern. Dagegen bei Uteruskrebs zieht sich die Sache hin. In einigen Fällen können wir nicht bei-kommen, wir haben injiziert immer in die Peripherie, auch bei Uteruskrebs.

Es liegt natürlich dieses vor, daß man schon einen Unterschied machen muß, ob man weiter weg von der Stelle, an der der Krebs sitzt, injiziert, oder ob man ganz nahe herankommt. Wenn Sie ganz nahe herankommen an den Herd, werden Sie rascher Wirkung er­zielen, als wenn der Krebs so sitzt, daß Sie nicht nahe herankommen.

Beim Uterus kann man nahe herankommen ringsherum, während man bei Magenkrebs viel weiter weg ist.

Das ist schon richtig. Aber auf der anderen Seite ist eine viel grö­ßere Kommunikation zwischen Oberfläche und Magen als zwischen Oberfläche und Uterus. Der Uterus ist ein mehr innerliches Organ. Damit ist aber der verschiedene Erfolg nicht begründet, daß ein Unterschied zwischen Männern und Frauen vorliegt. Es müssen andere Verhältnisse vorliegen. Man muß alle Fehlerquellen ausschließen. Es ist entschieden so, daß ein Teil unserer Mittel in den Ruf gekommen ist, weniger wirksam zu sein, weil die Mittel in der Art, wie sie früher zubereitet worden sind, nicht so sehr dauerhaft waren. Jetzt, glaube ich, kommt das nicht mehr in derselben Weise vor; wenn sie alt ge­worden sind, werden sie nicht mehr weniger gut wirken.

Bei einigen der Mittel stehen wir immer noch in den Versuchen.

Es ist mir das vielmehr vor Augen getreten, daß das Karzinom­mittel, wie es bisher hergestellt worden ist, sehr stark verliert, wenn es ein Jahr alt ist, während es unbedingt wirksam ist, wenn es nicht besonders alt ist. Also diese Sache müßte auch ausgeschlossen, als Fehlerquelle ausgeschlossen und aufgenommen werden. Möglicher­weise ist auch beim Uteruskrebs eine wesentlich größere Dosis anzu­wenden.

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Ein Teilnehmer möchte wegen eines Mädchens fragen, das jetzt 29 Jahre alt ist und das zwischen 18 und 19 Jahren irrsinnig geworden ist. Es war als Kind immer renitent und ungezogen; jetzt ist es ganz stumpf geworden. Besonders während der Periode ist es wild geworden. Während der Zeit, wo es immer stumpfer ge­worden ist, wurde es auch immer dicker; es wiegt jetzt 97 Kilo. Also vorher war sie das, was man nennen könnte ein ungezogenes Mädchen; dann zwischen 18 und 19 Jahren große Steigerung dieser Ungezogenheit, Stumpfheit, Blödsinn, nicht­reagierend, während der Periode Toben, so daß die Zwangsjacke angelegt werden mußte; dann wurde sie immer stumpfer, immer weniger regsam, immer dicker, bei regelmäßiger Periode. Sie wurde mit Schilddrüsenextrakt behandelt mit dem Erfolg, daß die Stumpfheit und das Dickerwerden nachließen.

Diese Symptome deuten alle darauf hin, daß sie eine sehr starke Schwächung der Ich-Organisation hatte. Und es ist sehr wahrschein­lich, daß man in einem solchen Falle eine Stärkung der Ich-Organi­sation durch eine Kieselsäurekur, eine Siliziumkur herbeiführt, wobei man raten müßte, die Kur doppelt zu machen, also Kieselsäure ein­geben und namentlich Kieselsäurebäder. Auch Equisetum, das ist cine gute Sache. Es ist wahrscheinlich, daß man auf diese Weise bei ihr etwas erreichen kann.

Kieselsäure hat sie bekommen eine Zeitlang, Bäder nicht, vor zwei Jahren; doch ist alles beim alten geblieben.

Ich würde Wert legen auf Einwirkung von Kieselsäure durch Bäder namentlich darum, weil diese, wenn sie zur Wirkung gebracht würde, schon spezifisch wirken würde. Die eigentümlichen rhytlzinischen Zu-stände, die durch Kieselsäure auftreten, würden diese Fettbildung zu­rückhalten, würden außerdem die Stumpfheit bekämpfen, würden sie umgänglicher machen. Es könnte auch sein, daß sie in einem Zustande wäre, wo sie die Kieselsäure nicht aufnimmt. In diesem Falle müßte man einen Versuch machen mit einem sehr hoch potenzierten phos­phorsauren Salze, mit phosphorsaurem Kalium. Man müßte die Sache erst wieder zur Wirksamkeit bringen.

Auf weitere Frage:

Die Kieselsäure so etwa in der 6. Dezimale. Aber zum innerlichen Eingeben wirklich Quarz verwenden, zum Bade Equisetum.

Frage um einen Neurastheniker. Die Sache ging sehr schön weg auf Ameisensäure-Einspritzungen,

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kam aber dieses Jahr wieder und verlor sich nicht mehr auf Ameisensäure-Einspritzungen. Schließlich kam ich auf falsche Fährte, indem ich einen eingewachsenen Zehennagel herausnahm. Danach wurde die Sache noch schlimmer. Ich versuchte noch einmal Ameisensäure, verstärkt mit Silizium; ich drang aber nicht durch. Die Schmerzen wurden unerträglich, vom Fuße ausgehend bis in die Wade. Es waren verschiedene Schmerzen, einmal rhythmisch. Ich mußte ihm Morphiumeinspritzungen geben, die ich sehr verstärken mußte; ich berührte ihn kaum, um die Schmerzen im Bereich des Erträglichen zu halten. Er konnte nicht mehr schlafen. Er saß da und hielt seinen Fuß, klagte über wahnsinnige Schmerzen; ich versuchte Fußwechselbäder. Der Fuß mußte amputiert werden in der Mitte der Wadengegend. Ich frage, weil der Prozeß leider auch am andern Bein auftreten will. Was kann man da machen?

Es handelt sich darum, bei solcher Sache darauf zu kommen, was die primäre Ursache ist.

Er führt es auf die Militärzeit zurück, wo er meist nicht sehr gutes Schuhzeug hatte. Er ist 47 Jahre alt und hat oft im Nassen liegen müssen.

Aber da sind die Schmerzen doch vielleicht zuerst aufgetreten nicht im Bein, sondern vielleicht im Unterleib? Es ist durchaus möglich, daß der ganze Fall herrührt davon, daß eine Deformation an irgendeiner Stelle im Darm vorliegt, daß er einen Splitter gekriegt hat, vom Pferde heruntergefallen ist, sich aufgestoßen hat, und daß davon eine Darmdeformation herrührt. Diese Darmdeformation hat die Eigen­tümlichkeit, daß sie hinunterwandert und solche Zustände, wie Sie sie beschrieben haben, in den Beinen hervorruft, zuerst in dem einen, springt aber dann über in das andere. Gewöhnlich endet das mit Knochentuberkulose. Aber erreichen kann man, wenn die Sache so liegt, wie es wahrscheinlich ist, etwas mit dem Mittel, das gegen die Deformation wirkt: Tabak. In solchem Falle mit Tabakklistieren (s. Hinweis S.326).

Er raucht ziemlich stark.

Das hat gar nichts damit zu tun. Der Tabakrauch macht auf den Organismus gar nicht einen ähnlichen Eindruck, wie wenn Sie Tabak verwenden injizierend oder als Klistiere. Sie brauchen nur sehr ver­dünnte Klistiere (s. Hinweis S.326), wenn Sie diese verwenden. Das ist überhaupt eine ganz andere Wirkung auf den Organismus. Beim

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Rauchen kommt der Tabak gar nicht dazu, seine re-deformierende Wirkung auszuüben.

Ein Knabe, der jetzt elfjährig ist, hat mit einem Jahr gehen gelernt, hat auch etwas sprechen können. Mit zwei Jahren ist er bei einer Schießübung mit Kanonen etwas nahe gestanden. Man sagt, daß er seit dieser Zeit taubstumm geworden sei. Seine Sprache ist ein unverständliches Lallen, er hört absolut gar nichts. Läßt sich da noch etwas tun? Gehen kann er; er sieht sogar sehr intelligent aus.

Sonst sind keine Störungen da außer dem Nichthören und -spre­chen? Wie ist es, wenn man irgendwie Eindruck auf das Auge macht?

Dann reagiert er ganz wie ein normaler Mensch; nur im Ohr und im Sprechen ist eine Veränderung da.

Wie war das zweite Zahnen?

Ganz normal mit siebeneinhalb Jahren.

Da müßte man doch annehmen, daß auf irgendeine Weise die Vita­lität des Gehörnervs kaputt gegangen ist. Nun haben wir immerhin doch ganz beträchtliche Erfolge mit Edelweiß, ganz besonders in der 10. Dezimale; oder erst in der 6., dann in der 10., zur Wiederbele­bung des Gehörnervs. Es gibt allerdings auch Mißerfolge, aber diese sind doch im Grunde beobachtet worden bei ziemlich alten Personen; dagegen bei jüngeren Personen nicht eigentlich. Ich glaube schon, daß Sie das versuchen können. Es ist tatsächlich außerordentlich schwie­rig, diesen entvitalisierten Nerven beizukommen; aber man kann mit Edelweiß ganz bestimmt unter Umständen Erfolg haben.

Eine Patientin hatte während des Krieges irgendeinen Schreck erlitten. Sie glaubte, ihr Verlobter wäre tot. Sie war allein zu Hause und konnte mit niemand darüber sprechen. Seitdem ist sie nun epileptisch. Die Anfälle kommen jedesmal vor dem Eintreten der Periode. Die Anfälle treten auf mit Zungenbiß und so weiter, ganz typisch. Sowie die Periode eintritt, ist das vorbei. Sie ist in einer Anstalt, wo Epileptische sind, trotzdem die Anfälle nur vor der Periode eintreten.

Wie wird sie behandelt?

(Antwort fehlt)

Sie beginnen in einem solchen Falle mit Belladonna. Wenn das nicht hilft, gehen Sie weiter, gehen über zu Rentierflechte in 6. Dezi­male, zuletzt impfen Sie Fliegenschwamm. Nach dieser Richtung nun

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ist es sehr schwer, gerade bei diesem Falle etwas Bestimmtes zu sagen, wenn man den Patienten nicht sieht. Es können alle möglichen Ur­sachen vorliegen.

Ein fünfzigjähriger Mann hat es in früheren Jahren sehr schlecht gehabt. Elf Jahre lang hatte er Gelenkrheumatismus, an dem ein Bruder von ihm gestorben ist. Jetzt ist noch im linken Knie eine Veränderung nachzuweisen. Bis vor zwei Jahren hat er Zustände gehabt, daß ihm das Blut in den Kopf gestiegen ist. Vor zwei Jahren ist ein deutlicher Wechsel eingetreten. Er ist dicker geworden, dann ist dieser Blutandrang nach dem Kopfe geschwunden. Aufgetreten ist aber das, was er kurz als Asthma bezeichnet. Er hat Atembeschwerden, er muß japsen. wenn er redet. Ich habe den Eindruck, daß die Sache jetzt in den Bronchien sitzt.

Mit 48 Jahren. Wie der Andrang früher nach dem Kopfe ging, so jetzt nach der Brust hin. Nun ist es so, daß der Mann zuweilen sich etwas verfärbt; es braucht nur leise zu sein, daß er etwas blau wird.

Es ist möglich.

Sehr wahrscheinlich bei diesem Manne ist dieses, daß er zuviel in der Lage war, den aufgenommenen Sauerstoff in Kohlensäure umzu­wandeln, so daß er immer zuviel Kohlensäure im Blut hat. Sie kön­nen die Probe machen, ob der Mann sich nicht erleichtert fühlt, wenn man ihm sauerstoffreichere Luft gibt. Ist das der Fall, dann ist es ganz klar. Dann bereitet der Mann zuviel Kohlensäure, und man hat die Notwendigkeit, diesem Manne - was ist er? -

- Ingenieur -

Silizium in erster Dezimale zu geben, also fünfprozentig, und man müßte ihn anhalten dazu, wenn er das genommen hat, etwa eine halbe Stunde, die auf das Nehmen des Siliziums folgt, irgendwie sich geistig anzustrengen. Dann kann er besser werden. Er kommt dann dazu, die überschießende Kohlensäureerzeugungs-Fähigkeit zurückzu­nehmen.

Wir müssen nun schließen, morgen in demselben Sinne weiter.

Ich finde nicht fruchtbar diese Art von Fragen. Der einzelne hat viel davon, die andern aber haben nicht viel davon. Man sollte mehr allgemein fragen, etwas Interessanteres. Morgen sollte man es doch etwas anders machen. Sind Sie nicht auch der Meinung, Herr Doktor?

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Ich bin bereit, auf alles einzugehen, was gefragt wird. Man kann von jeder Frage aus einen ganzen Vortrag halten. Ich hätte, als der erste gefragt hat, über die Sache reden können bis jetzt; aber dann würde nur einer darangekommen sein. Ich meine, es ist ganz gut ge­wesen, etwas Mannigfaltiges zu hören. Es kommt ja nicht darauf an, daß wir zufrieden sind, sondern daß das Auditorium es ist.

Ich finde, daß da etwas getrieben wird, wie in der Art des Klinikhaltens in der Universität, weil bei der Art zu fragen die andere Frage nicht zustande­kommen kann, wie man das Verständnis in sich entwickeln kann.

Das würde sofort kommen, wenn eine diesbezügliche Frage gestellt würde. Also morgen gleich eine diesbezügliche Frage einbringen, dann kann es so kommen. Ich glaube nicht, daß es ganz unnützlich ist, auf diese Frage einzugehen. Aber es kommen doch andere Antworten vor. Wir werten sie nur so, daß das Auditorium zufrieden sein kann.

Wenn Sie etwas sagen würden über die Vertiefung der Diagnose? Wir können uns über einen Patienten eine Menge Gedanken machen. Da kommen einem eine Menge von Fragen, und man steht öfters vor der Schwierigkeit, sich zu entschei­den, was zu tun ist. Intellektuell kann man es nicht; man muss einen Willens-entschluß fassen. Ich möchte fragen: Kann man nicht in dem Augenblick diesen intellektuellen Willensimpuls zurückdrängen, so daß einem das kommt, was man machen muß? Vielleicht könnten Sie darüber etwas sagen?

Sie meinen, wie man die Diagnose durchsichtiger machen kann?

Man steht in der Behandlung vor verschiedenen Möglichkeiten. Man kann sich nicht entschließen, ob man pflanzliche oder mineralische Mittel anwenden soll; man muß sich für etwas entscheiden. Man sollte die Möglichkeit haben, aus tieferen Gründen heraus an den Patienten heranzukommen, und diese ganzen Vorstellungen einmal zusammenzuschmelzen, so daß man dazu kommt, daß man weiß: das ist das Richtige.

Wir werden morgen irgend etwas fingieren, und dann eine ideelle Diagnose entwickeln.

II. Dornach, 23. April 1924

#G314-1975-SE302 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

II.

Dornach, 23. April 1924

#TX

In Anknüpfung an die Frage, die gestern Herr Dr. Husemann ge­stellt hat, haben wir beschlossen, zwei Fälle aus dem Buche, das durch Frau Dr. Wegman demnächst erscheinen wird, vorzulesen. Es kann dann an die Vorlesung dieser Fälle das angeschlossen werden, was ja noch im Sinne Ihrer Frage als wissenswertes Bedürfnis auftritt.

Natürlich werde ich bitten, daß diese Fälle zunächst als ganz diskret betrachtet werden, weil sie integrierende Teile des demnächst erscheinenden Buches sein werden.

Es soll durch diese Fälle gezeigt werden, wie man namentlich durch Diagnose zur Therapie kommt. Gerade dieses soll anschau­lich gemacht werden und zwar aus der Anthroposophie heraus. Man wird sich bei diesem Buche nicht genieren, tatsächlich ganz anthro­posophisch zu sprechen.

Frau Dr. Wegman verliest den im Buche «Grundlegendes für eine Erweiterung der Reilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen» auf Seite 97 und fol­gende beschriebenen «Vierten Fall»: «Ein Kind, das uns zweimal in die Klinik ge­bracht wurde, erst mit vier Jahren, dann mit fünfeinhalb Jahren. Dazu dessen Mutter und die Schwester der Mutter.»

Das ist wichtig, daß Mutter und Schwester dabei waren, Sie wer­den sogleich sehen, warum.

»Die Diagnose führte von der Erkrankung des Kindes sowohl zu derjenigen der Mutter, wie zu der der Schwester hinüber. Für das Kind konnten wir das Folgende feststellen: Es ist ein Zwillingskind, sechs Wochen zu früh geboren. Das andere Kind war im letzten Embryonalstadium abgestorben. Mit sechs Wochen erkrankte das Kind, schrie außerordentlich viel und wurde in ein Hospital verbracht. Dort stellte man die Diagnose Pylorospasmus. Das Kind wurde teilweise von einer Amme, teilweise künstlich ernährt. Mit acht Monaten wird es vom Hospital ent­lassen. Zu Hause angekommen, hatte es am ersten Tage einen Krampfanfall, der sich in den ersten zwei Monaten täglich wiederholte. Das Kind wurde dabei steif und verdrehte die Augen. Vor dem Anfall trat Ängstlichkeit und Weinen ein. Auch schielte das Kind mit dem rechten Auge und hatte Erbrechen, bevor der Anfall kam. Mit zweieinhalb Jahren trat wieder ein Anfall ein, der fünf Stunden dauerte. Das Kind wurde wieder steif, und lag wie tot da. Mit vier Jahren trat ein Anfall ein,

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der eine halbe Stunde dauerte. Für diesen wurde uns zum ersten Mal die Begleitung mit Fiebererscheinungen gemeldet. Nach den Konvulsionen, die nach dem Zurück­bringen aus dem Hospital eintraten, merkten die Eltern eine Lähmung des rechten Armes und des rechten Beines. Mit zweieinhalb Jahren kommt das Kind zum ersten Gehversuch, der so ausfällt, daß nur das linke Bein schreiten kann und das rechte nachgezogen wird. Auch der rechte Arm bleibt willenlos. Der gleiche Zustand war noch vorhanden, als uns das Kind gebracht wurde. Es handelte sich darum, festzu­stellen, wie es mit den Organisationsgliedern des Kindes stand. Dies wurde unab­hängig von dem Symptomenkomplez versucht. Es stellte sich eine starke Atrophie des Ätherleibes heraus, der in gewissen Teilen nur einen sehr geringen Einfluß des astralischen Leibes aufnahm.»

Das ist im wesentlichen der Befund. Man hat es zu tun mit einem Atherleib, der an den verschiedensten Stellen atrophisiert ist und an den atrophisierten Stellen die Wirkung des Astralleibes nicht auf­nimmt. Es sind solche Aussparungen im Atherleib (siehe Zeichnung).

#Bild s. 303

An den Stellen, wo der Atherleib atrophisiert ist, da dringt der Astralleib nicht ein. Es ist an verschiedenen Stellen des Organismus so gewesen.

#SE314-304

«Die Gegend der rechten Brusthälfte war im Ätherleibe wie gelähmt. Dagegen zeigte sich etwas wie eine Hypertrophie des Astralleibes in der Magengegend.»

Man muß da Ausdrücke gebrauchen, die ungewohnt sind. Geradeso wie der Ausdruck «Hypertrophie» gebraucht wird für zu tätige, zu regsame Stellen.

«Nun handelte es sich darum, den Symptomenkomplez mit diesen Befunden in Einklang zu bringen. Es ist zweifellos durch den astralischen Leib eine starke Inan­spruchnahme des Magens bei der Verdauung vorhanden, die sich aber wegen der Lähmung des Ätherleibes beim Übergang vom Darm in die Lymphgefäße staut. Da­durch ist das Blut unterernährt. Wir müssen die Brechreizerscheinungen daher als besonders wichtige Symptome nehmen. Krämpfe treten immer ein, wenn der äthe­rische Leib atrophisch wfrd und der astralische Leib einen unmittelbaren Einfluß auf den physischen Leib erlangt ohne Vermittlung des Ätberleibes.»

Das ist etwas prinzipiell Wichtiges. Die Krampferscheinungen be­ruhen darauf, daß nicht der regelmäßige Zusammenhang da ist zwischen Astralleib, Atherleib und physischem Leib. Man hat sich dieses so vorzustellen, daß der Astralleib nur mit Hilfe des Äther-leibes auf den physischen Leib einwirkt. Sind solche atrophische Stellen da, dann greift der Astralleib mit Ausschluß des Ä therleibes auf den physischen Leib. Uberall tritt Krampf auf, wo das der Fall ist. Man weiß, daß an einer Stelle, wo Krampf auftritt, der Ätherleib nicht richtig vermittelt zwischen Astralleib und physischem Leib.

«Das war bei dem Kinde im höchsten Maße vorhanden. Wenn dieser Zustand während der Wachstumsperiode, wie es hier der Fall war, dauernd wird, so fallen diejenigen Vorgänge aus, welche das motorische System zur normalen Aufnahme des Willens geeignet machen. Das zeigte sich bei dem Kinde bei der Unbrauchbarkeit der rechten Seite. - Wir mußten nun den Zustand des Kindes mit dem der Mutter sn Verbindung bringen. Diese ist 37 Jahre alt, als sie zu uns kommt. Sie gibt an, mit 13 Jahren schon so groß gewesen zu sein wie gegenwärtig. Sie hatte früh schlechte Zähne.»

Das bitte ich besonders zu bemerken. Sie ist vom dreizehnten Jahre bis jetzt nicht mehr gewachsen, so daß ihr ganzes Wachstum bis zur Geschlechtsreife ein abgeschlossenes war.

«Sie hatte früh schlechte Zähne, litt als Kind an Gelenkrheumatismus, behauptet rachitisch gewesen zu sesn. Die Menses traten verhältnismäßig früh ein. Die Patientin erklärt, mit 16 Jahren eine Nierenkrankheit gehabt zu haben und spricht auch von

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krampfartigen Zwtänden, die sie gehabt hat. Mit 25 Jahren Obstipation wegen Krampf des Sphinkter ani, der gedehnt werden mußte. Hat auch jetzt bei der Entleerung Krampf. Der ohne Schlußfolgerung aus dem Symptomenkomplex in un­msttelbarer Anschauung festgestellte Befund ergibt eine außerordentliche Ähnlich­keit mit dem des Kindes. Nur erweist sich alles in viel milderer Form. Man muß berücksichtigen, daß der Ätherleib des Menschen zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife seine besondere Entwickelung erfährt. Dies kommt bei der Patientin dadurch zum Ausdruck, daß die verfügbaren Kräfte des Ätherleibes, die wenig stark sind, ein Wachstum nur bis zur Geschlechtsreife möglich machen. Mit dieser beginnt die besondere Entwickelung des Astralleibes, der mit seiner Hyper­trophie nun den Ätherleib überwuchert und zu stark in die physische Organisation esngreift.»

Das ist der Typus bei beiden gewesen. Mutter und Kind haben ein zu starkes Eingreifen des Astralleibes in den physischen Leib.

«Das tritt in dem stehenbleibenden Wachstum mit dem 13. Jahre zutage. Dabei ist die Patientin keineswegs zwerghaft, sondern sehr groß, was davon herrührt, daß die zwar geringen, aber vom Astralleib ungehemmten Wachstumskräfte des Äther­leibes eine starke Volumenausdehnung des physischen Körpers bewirkten. Diese Kräfte konnten dann noch nicht regulär in die Funktionen des physischen Leibes eingreifen. Das zeigte sich in dem Auftreten des Gelenkrheumatismus und später sn den Krampfzuständen.»

Der Gelenkrheumatismus hängt als solcher auch damit zusam­men, daß der Astralleib an den Gelenken unmittelbar in den physi­schen Leib eingreift. Durch dieses Eingreifen entstehen dort, wo sie entstehen können, auch Entzündungszustände. Also entweder hat man es mit Krampf- oder mit Entzündungszuständen zu tun.

«Durch die Schwäche des Ätherleibes tritt eine besonders starke Wirkung des Astralleibes auf den physischen Leib ein. Diese Wirkung ist eine abbauende. Sie wird in der normalen Lebensentwicklung durch die Aufbaukräfte im Schlafe, wenn der Astralleib von dem physischen und Ätherleib getrennt ist, ausgeglichen. Ist der Ätherleib zu schwach, wie im Falle unserer Patientin, so tritt ein Überschuß des Abbaues ein, was sich bei ihr darin zeigte, daß die Zähne schon im 12. Jahre die erste Plombe notwendig machten.»

Durch das zu starke Eingreifen des astralischen Leibes findet ein zu großer Abbau statt. Physischer Leib und Ätherleib bauen auf; Astralleib und Ich-Organisation bauen ab. Tritt nun ein Überschuß an abbauender Tätigkeit ein, dann zeigt sich das an einer solchen Erscheinung, daß sie schon mit zwölf Jahren Plomben tragen muß.

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Jedesmal bei der Schwangerschaft hat sie schlechtere Zähne be­kommen.

«Wird der Ätherleib noch besonders in Anspruch genommen, wie in der Schwan­gerschaft, so tritt jedesmal eine Verschlechterung der Zähne ein. Die Schwäche des Ätherleibes in bezug auf seine Verbindung mit dem Astralleibe zeigt sich noch be­sonders in der Häufigkeit der Träume und im gesunden Schlaf, der bei der Patientin vorhanden ist, trotz aller Unregelmäßigkeit.»

Ist volle Regelmäßigkeit vorhanden in der Verbindung zwischen Astralleib, Ätherleib und physischem Leib, so findet nicht ein Über­schuß an Träumen statt. In dem Augenblick, wo der Astralleib über­wiegen kann dadurch, daß der Ätherleib geschwächt ist, finden häufige und lebhafte Träume statt. Und außerdem, weil der Astral-leib stark ist, kann er leicht herausgehen und der Schlaf bleibt doch gesund.

«Die Schwäche des Ätherleibes zeigt sich auch darinnen, daß im physischen Körper durch den Ätherleib nicht bewältigte Fremdprozesse sich abspielen, die im Urin als Eiweiß, vereinzelte hyaline Zylinder und Salze sich zeigen.»

Das sind die Abbauprodukte, die sich durch die Hypertrophie des Astralleibes bilden. Sie muß man immer suchen, wenn man es zu tun hat mit einer Hypertrophie des Astralleibes.

»Merkwürdig ist die Verwandtschaft dieser Krankheitsprozesse mit denen der Schwester der Mutter. Der Befund in bezug auf die Zusammensetzung der Teile der menschlichen Wesenheit ist fast ganz derselbe. Schwach wirkender Ätherleib, daher Überwiegen des Astralleibes. Nur ist der Astralleib selbst schwächer als bei der Schwester. Es kommt daher ebenso wie bei dieser zum frühen Eintritt der Menses, aber es treten bei ihr statt der Entzündungen bloße Schmerzen auf, die von einer Irritierung der Organe, zum Beispiel der Gelenke herrühren.»

Das ist wirklich sehr interessant. Man hat fast eine gleiche Krank­heitskonstitution bei Mutter und Kind. Die Schwester, die parallel geht, bringt es nur bis zu schwächeren Symptomen, die hat alles in geringerem Maße, alles, ich möchte sagen, en miniature, in An­deutungen.

«In den Gelenken muß der Ätherleib besonders tätig sein, wenn die Vitalität nor­mal vor sich gehen soll. Ist die Tätigkeit des Ätherleibes schwach, so wird die Tätigkeit des physischen Leibes überwiegend, was sich hier in Schwellungen und in chronischer Arthritis zeigt. Auf die Schwäche des Astralleibes, der zu wenig auf

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das subjektive Empfinden wirkt, weist die Vorliebe zu süßen Speisen hin, welche das Empfinden des Astralleibes erhöhen.»

Das ist sehr interessant. Man muß tatsächlich, um mit der Diagnose fertig zu werden, fragen, was der Betreffende gerne ißt: Süße oder bittere Dinge, Vorliebe für diese oder jene Sinneseindrücke. Manche haben eine eigentümliche Schwäche in bezug auf Geruchseindrücke. Das alles zeigt, daß der Astralleib irgendwie engagiert werden soll. Diese Vorliebe des Astralleibes zeigt, daß er nicht engagiert ist; er ist sofort engagiert, wenn er Süßigkeiten hat.

»Ist der schwache Astralleib durch das Tagesleben noch dazu abgenützt, so treten, wenn das Schwachsein erhalten bleibt, die Schmerzen bedeutender auf. Patientin klagt über die Zunahme der Schmerzen abends. Der Zusammenhang der Krankheits­zustände der drei Patienten weist in der Aszendenz auf die den beiden Schwestern vorangegangene Generation hin, insbesondere auf die Großmutter des Kindes. Bei dieser muß die Ursache gesucht werden. Das gestörte Gleichgewicht zwischen Astral-und Ätherleib bei allen drei Patienten kann nur in einem ebensolchen bei der Groß­mutter des Kindes begründet sein. Diese Unregelmäßigkeit muß in der mangelhaften Ausbildung der embryonalen Ernährungsorgane, insbesondere der Allantois durch Astral- und Ätherleib der Großmutter bedingt sein.»

Es ist dieser Fall deshalb ganz besonders interessant, weil man herausbekommt, daß die Ursache wirklich liegt in der mangelhaften Ausbildung der Allantois der Großmutter. Der ganze Zustand dieses Astralleibes, der sich natürlich vehement bei der einen, der Mutter, bei der anderen geringer darstellt, der führt zurück auf die Groß­mutter. Es ist nicht gebunden an einen Teil, sondern es geht konsti­tutionell durch den ganzen Astralleib und kann nur auf jene eigen­tümliche Bildung zurückgehen, auf die Allantois, auf die Embryo­nalzeit.

Man hat da einen okkulten Befund, den man aufnehmen muß. Aber wenn man darauf gekommen ist, dann sind die einzelnen Er­scheinungen durchaus geeignet, verifiziert zu werden. Entschieden muß man sich angewöhnen, die Ursachen aus den Ursachen zu veri­fizieren. Die Zusammensetzung der Symptome ergibt doch eigentlich nur ein unklares Bild.

«Diese mangelhafte Ausbildung der Allantois muß bei allen drei Patienten ge­sucht werden. Bei uns wurde sie zunächst auf rein geisteswissenschaftliche Art festgestellt.

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Die physische Allantois metamorphosiert sich, ins Geistige hinübergehend, in der Tüchtigkeit der Kräfte des Astralleibes.»

Das kommt dazu, das konnten wir nur als Prinzip andeuten, an der physischen Allantois, die ebenso nur eine embryonale sein kann; die sämtlichen Organe, die im Embryo abgehen, sind beim geborenen Menschen vorhanden als die höheren Glieder. Was als Nebenorgan physisch ist, das ist geistig im erwachsenen Zustand, so daß wir in der Allantois nur zu sehen haben das physische Korrelat der Embryo­nalzeit.

«Eine degenerierte Allantois erzeugt eine verminderte Tüchtigkeit des Astral­leibes, die sich insbesondere in allen motorischen Organen äußert. Alles dieses ist bei den drei Patienten der Fall. Man kann wirklich aus der Beschaffenheit des Astral-leibes diejenige der Allantois erkennen.»

Es ist so, daß man wissen muß: Amnion ist das physische Korre­lat des Ätherleibes, Aliantois ist das physische Korrelat des Astral-leibes, Chorion ist das physische Korrelat der Ich-Organisation des erwachsenen Menschen.

«Man wird daraus ersehen, daß unser Hinweis auf die Aszendenz nicht einer gewagten Phantasie-Schlußfolgerung, sondern einer wirklichen geisteswissenschaft­lichen Beobachtung entstammt.

Wen diese Wahrheit irritiert, dem möchten wir sagen, daß unsere Ausführungen durchaus nicht dem Triebe zum Paradozen, sondern dem Verlangen, die nun einmal vorhandene Erkenntnis niemandem vorzuenthalten, entsprungen sind. Die mysti­schen Begriffe der Vererbung werden ja stets dunkel bleiben, wenn man sich scheut, die Metamorphose vom Physischen zum Geistigen und umgekehrt in der Folge der Generationen anzuerkennen.

Therapeutisch kann eine solche Einsicht ja nur dazu führen, eine Ansicht zu be­kommen, an welchem Punkte man mit dem Heilungsprozeß anzusetzen hat.»

Nun geht es in das Therapeutische hinüber.

»Würde man nicht in einer solchen Art an das Hereditäre verwiesen worden sein, sondern einfach die Unregelmäßigkeiten im Zusammenhange zwischen Ätherleib und Astralleib bemerkt haben, so hätte man Heilmittel angewendet, welche auf diese beiden Teile des Menschen wirken. Diese würden aber in unserem Falle unwirksam geblieben sein, weil die Schädigung, die durch Generationen hindurch geht, zu tief liegt, um in diesen Gliedern der menschlichen Organisation selbst ausgeglichen zu werden.»

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Es ist besonders wichtig, daß wir diesen Fall betrachten. Was da vorliegt, das knüpft an die Frage von gestern an. Würde man ein­fach den Befund haben, daß man sagt: Astralleib und Ätherleib sind nicht in inniger Zusammenstimmung, man hat nun diese oder jene Heilmittel zu nehmen - dann würde man kaum irgendeine besondere Wirkung erzielen. Geht man strikte weiter zu der Ursache, dann wird auch die Therapie eindeutiger. Indem wir abgetrieben wurden von der unmittelbaren Autopsie aus in die Generationenfolge, wurde der Weg gewiesen zu einer strikten Exaktheit.

«Man muß in einem solchen Falle auf die Ich-Organisation wirken und in dieser alles zur Auswirkung bringen, was auf die Harmonisierung und Stärkung von Äther- und Astralleib Bezug hat. Man kann das erreichen, wenn man in gewisser­maßen verstärkten Sinnesreizen (Sinnesreize wirken auf die Ich-Organisation) der Ich-Organisation beikommt. Bei dem Kinde wurde dies auf folgende Art versucht:

es wurde eine Bandage der rechten Hand mit einer fünfprozentigen Pyritsalbe und gleichzeitig Einreiben der linken Kopfhälfte mit Kaiserschwammsalbe angewendet.»

Nun haben Sie hier die Therapie: unmittelbar auf die Hand hin wirken wir mit Pyrit, Schwefeleisen. Dadurch kommen wir in die Lage, den Astralleib und gleichzeitig den Ätherleib zu beeinflussen, um dadurch eine Harmonisierung hervorzurufen. Wir müssen dahin arbeiten, daß wir Ätherleib und Astralleib näher aneinander zu­sammenbringen. Darauf beruht die Heilung. Und zwar müssen wir anwenden Mittel, die über das Unmittelbare hinausgehen, weil es auf Generationen hinging.

»Der Pyrit, eine Verbindung von Eisen und Schwefel, wirkt äußerlich angewendet so, daß er die Ich-Organisation anregt, den Astralleib lebhafter zu machen und seine Affinität zum Ätherleib zu vergrößern. Die Kaiserschwammsubstanz mit ihrem besonderen Inhalte an organisiertem Stickstoff wirkt so, daß eine Wirkung vom Kopfe ausgeht, die durch die Ich-Organisation den Ätherleib lebhafter macht und dessen Affinität zum Astralleibe erhöht. Der Heilungsprozeß wurde unterstützt durch Heileurythmie, die die Ich-Organisation als solche in rege Tätigkeit ver­setzt. Dadurch wird, was äußerlich angewendet wird, in die Tiefen der Organi­sation geleitet. Der damit eingeleitete Heilungsprozeß wurde dann noch verstärkt durch Mittel, welche Astral- und Ätherleib besonders empfindlich machen sollten für die Wirkung der Ich-Organisation. In rhythmischer Tagesfolge wurden dazu angewendet Bäder mit einer Auskochung von Solidago, Rückenabreibungen mit Auskochung von Stellaria media und innerlich Tee von Weidenrinde (besonders auf die Empfänglichkeit des Astralleibes wirkend) und Stannum 0,001 (besonders

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den Ätherleib empfänglich machend). Wir gaben auch noch Mohnsaft in schwacher Dosierung, um die geschädigte Eigenorganisation gegenüber den Heilwirkungen zu­rücktreten zu lassen.

Bei der Mutter wurde mehr die letzte Therapie angewendet, weil, als in einer Generation höherstehend, die Vererbungskräfte ja weniger gewirkt haben. Das gleiche gilt für die Schwester der Mutter. - Wir konnten noch, als das Kind in der Klinik war, konstatieren, daß es sich leichter dirigieren ließ und zu einer besseren seelischen Verfassung kam. Es wurde zum Beispiel gehorsamer; und die Bewegungen, die es sonst sehr ungeschickt machte, bewirkte es geschickter. Nachträglich wurde uns von der Tante berichtet, daß mit dem Kinde eine große Veränderung vorgegan­gen wäre. Es ist ruhiger geworden, das Übermaß unwillkürlicher Bewegungen hat abgenommen; es ist so geschickt geworden, daß es allein spielen kann; und in seelischer Beziehung ist der frühere Eigensinn verschwunden.»

Vielleicht möchten Sie gerne etwas sagen? Auf diese Weise leitet man die Diagnose in die Therapie hinüber. Da kommt das zustande, daß man zu Hilfe nimmt die höheren Glieder der Menschennatur. Da liegt im Ausgangspunkt das Krankheitsbild vor. Im Ausgangs­punkt dieses Falles steht dieses: Es war der kranke Organismus einem Prozeß unterworfen, der einen bestimmten Lauf nimmt. Diesen Ver­lauf muß man zurückmachen. Dadurch, daß man den Verlauf sach­gemäß durchschaut, gelangt man dazu, den Prozeß zurückzumachen, indem man darauf kommt, wie nicht nur ein Organ, sondern das ganze menschliche Innere in Zusammenhang steht mit dem was draußen geschieht in der Welt.

Also sagen wir, Sie wollen erkennen, wie irgendeine Schädigung, sagen wir, in der Gallenblase zu behandeln ist. Da müssen Sie das studieren in dem entgegengesetzten Prozeß draußen; wenigstens den zu Hilfe nehmen, diesen entgegengesetzten Prozeß. Wenn man den einen, sagen wir als den hingehenden Prozeß erkennt, erkennt man das andere als den hergehenden Prozeß und hat so den geschlossenen Kreislauf. Ist vielleicht noch eine Frage?

Man kann manchmal bei Erwachsenen, manchmal bei seelisch Regsamen die Diagnose erreichen. Ich habe das bei Kindern auch versucht; habe aber den Ein­druck, daß ich zuweit gegangen bin in dieser Art der Diagnostik.

Daß Sie durch das Eindringen in das Seelische nicht das erreich­ten, was Sie meinten? Das ist etwas, was wahr sein kann und was unrichtig sein kann. Es hängt das ganz davon ab, wie weit man imstande

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ist, die Dinge aus dem Kinde herauszukitzeln, die man haben will; dann auch davon, ob das Kind mitteilsam ist oder nicht. Auch von der Gedächtniswirkung; auch davon, ob man die richtigen seelischen Dinge herausbekommt. Prinzipiell kann das Kind wirklich Großartiges geben, insbesondere wenn verdichtete Seelenerscheinun-gen vorliegen. Wenn man mit dem Kindlichen rechnet, und es das von verdichteten Seelenerscheinungen Gesehene erzählt, kann man sehr tief hineinschauen in Unregelmäßigkeiten; die sind immer das Korrelat davon. Man muß den Fall ganz individuell betrachten.

Bei Erwachsenen ist natürlich das seelische Eindringen ziemlich leicht, wenn man den seelischen Organismus als solchen kennt, wenn man weiß, so erzählen einem die Leute irgend etwas. Nun schreitet man vor. Meist ist es nicht wahr, was sie erzählen. Zunächst fängt es damit an, daß der Patient nicht sagt, wie es ist. Nun muß man ir­gendwo einhaken. Man kotnmt auf etwas, was am meisten wahr ist. Hat man das erfaßt, dann kann man weitergehen. Man muß unter­scheiden, ob das eine zu dem anderen stimmt. Es kann nicht ein Tier, das den Schnabel eines Adlers hat, zu gleicher Zeit die Füße eines Straußes haben. So passen auch die Dinge im Seelischen aufeinander. Man muß den Patienten darauf führen. Bis man eingehakt hat, glaubt man alles, das heißt man glaubt nichts, aber man macht ihm begreiflich, daß man ihm alles glaubt. Hat man eingehakt an einer Stelle, wo die Sache wahr sein muß, dann macht man ihn sehr scharf aufmerksam auf das, was nicht sein kann. Da kriegt man eine Art Seelenorganismus zustande, der sehr stark auf den körperlichen Or­ganismus hinweist. So ist es schon nützlich, auf einer seelischen Dia­gnostik zu fußen.

Ein Teilnehmer äußert sich.

Die Richtung, auf die Sie gestern hinwiesen, ist diese: Ich dia­gnostiziere, habe die Diagnose vor mir. Ich weiß, wenn sich dies her­ausstellt, stellen sich mir zur Verfügung diese Heilmittel. Unter denen kann ich auswählen. Nun wollten Sie wissen: Wie kann man eigentlich wählen? Die Antwort kann nur gegeben werden in der Weise, daß man sagt: Kann ich wählen zwischen mehreren Heil­mitteln, so muß ich annehmen, daß ich die Diagnose noch nicht

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fertig habe, daß ich weitergehen muß in der Diagnose, bis ich auf ein eindeutiges Heilmittel komme. Ein eigentlich willkürliches Wählen gibt es im Prinzip nicht. Dies war wirklich ein glücklicher Fall, über den ich erstaunt war. Daß man von der Beschaffenheit des Kindes zur Allantois der Großmutter geht, ist etwas, was sonst in der Diagnose nicht vorkommt. Ich war höchst erstaunt, daß das das Motiv war; auf der anderen Seite zeigt das Resultat, daß man bis zur letzten Ursache muß vorzudringen versuchen.

Frau Dr. Wegman verliest den in dem eingangs erwähnten Buche auf Seite

104-106 beschriebenen «Fünften Fall».

»Eine 26jährige Patientin kam in unsere Klinik mit den schweren Folgen einer Grippe, die 1918 mit Lungenkatarrh verbunden durchgemacht worden ist, und die esner 1917 abgelaufenen Brustfellentzündung gefolgt war. Seit der Grippe konnte sich die Patientin nicht mehr so recht erholen. 1920 war sie sehr abgemagert, schwach und hatte leichtes Fieber und Nachtschweiße. Bald nach der Grippe setzten Kreuz-schmerzen ein, die sich bis ins Spätjahr 1920 fortwährend steigerten; und dann zeigte sich unter heftigen Schmerzen eine Verkrümmung im Kreuz. Auch trat eine Schwellung des rechten Zeigefingers ein. Eine Liegekur brachte angeblich Besse­rung der Rückenschmerzen. - Als Patientin bei uns ankam, hatte sie einen Senkungsabszeß am rechten Oberschenkel, aufgetriebenen Leib mit etwas Aszites und über den Lungenspitzen katarrhalische Geräusche, sowohl rechts als links. Verdauung und Appetit ist gut. Urin ist konzentriert, zeigt Spuren von Eiweiß. Die geisteswissenschaftliche Untersuchung ergab: Überempfindlichkeit des Astral-leibes und der Ich-Organisation; eine solche Abnormität drückt sich zunächst im Ätherleibe dadurch aus, daß derselbe nicht die eigentlichen Ätherfunktionen, son­dern einen ätherischen Abdruck der Astralfunktionen entwickelt.»

Das ist sehr interessant, wenn in diesem Fall, wie hier, der Äther-leib so schwach ist, daß er nicht seine eigenen Funktionen ausführt, sondern wie eine Matrix, wie Wachs sich erweist, in das der Astral-leib seine eigenen Funktionen hineindrückt. Wir haben einen Äther-leib, der eigentlich als maskierter Astralleib wirkt. Das ist hier der Fall.

»Die Astralfunktionen sind abbauende. Es mußten sich daher die Vitalität und der normale Prozeß in den physischen Organen verkümmert zeigen. Das ist immer verbunden mit gewissermaßen außermenschlichen Prozessen, die sich im mensch­lichen Organismus abspielen.»

Das müssen wir streng festhalten. Wenn irgend etwas in den menschlichen Organismus eintritt, sei es aus irgendeinem Aggregat­zustand oder sei es warme Luft und so weiter, muß es in dem

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menschlichen Organismus - grob gesprochen innerhalb der mensch­lichen Haut - eine Veränderung durchmachen. Nichts ist gleich außer und in dem menschlichen Organismus. Die menschliche Orga­nisation muß alles, was von außen kommt, durcharbeiten. Kein Wärmeprozeß darf sich so im Körper abspielen wie im Stein er sich abspielt, wo einfach eine Temperatur durchgeht und den Stein durch-wärmt. Werden wir von außen erwärmt, also wie ein unorganischer Körper, so verarbeiten wir die Wärme, die an uns herantritt, so tief, daß sie ganz ciurchbelebt ist. Tritt eine Erkältungserscheinung ein, wenn auch eine innere Erkältungserscheinung der inneren Organe, so rührt sie nicht von innen, sondern von einem von außen auf­gedrängten Wärmezustand her.

Das geht bis hinunter zu den Stoffwechselzuständen. Wenn eine Substanz eintritt, so muß sie bis in ihre intimsten Prozesse hinein umgewandelt werden im menschlichen Organismus. Haben wir ir­gend etwas - meinetwillen ein Kohlehydrat - aufgenommen: es findet im Organismus noch ein Prozeß statt. Der Kohlenstoff-Was­serstoff-Sauerstoff-Prozeß, der außer der menschlichen Natur statt­findet, darf nicht in derselben Weise da drinnen sein. Da ist ein der menschlichen Natur fremder Prozeß in dem Menschen drinnen. Dar­auf beruhen im wesentlichen alle Krankheitszustände, die auf Stoff­wechselablagerung beruhen. Alle beruhen im Grunde darauf, daß nicht durch den Menschen selber Wärmeprozesse vorgehen, sondern Prozesse, die entstehen als eigentliche Prozesse der Materie, weil die menschliche Organisation in irgendeinem Teile nicht stark genug ist. Wenn zum Beispiel die Ich-Organisation zu schwach ist, wird man finden, daß das aufgenommene Fett nicht in richtiger Weise verarbeitet wird. Ist die Astralorganisation zu schwach, wird man finden, daß Kohlehydrate nicht richtig verarbeitet werden. Ist die Ätherorganisation zu schwach, so wird man finden, daß die auf­genommenen Eiweißzustände nicht in richtiger Weise verarbeitet werden. Das ist etwas, was zu beachten ist.

«Der Senkungsabszeß, die Rückenschmerzen, die Aufgetriebenheit des Leibes, die katarrhalischen Erscheinungen der Lungen und auch die mangelhafte Eiweißver­arbeitung rühren davon her. Es handelt sich bei der Therapie darum, die Empfindlichkeit

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des Astralleibes und der Ich-Organisation herabzusetzen. Man erreicht das dadurch, daß man Kieselsäure verabreicht, welche immer die Eigenkraft gegenüber der Empfindlichkeit verstärkt.»

Also Kieselsäure verstärkt immer die Eigenkraft gegenüber der Empfindlichkeit.

»Wir taten es in diesem Falle, indem wir pulverisierte Kieselsäure in die Speisen taten und als Klistiere gaben. Ebenso leiteten wir die Empfindlichkeit ab, indem wir auf den unteren Rücken Senfpflaster legten. Dessen Wirkung beruht dar­auf, daß es von sich aus die Empfindlichkeit bewirkt und sie dadurch dem Astral-leib und der Ich-Organisation abnimmt.»

Sehen Sie, wie man sich hilft: Man legt unten Senfpflaster auf; dadurch wird künstliche Empfindlichkeit hervorgerufen. Diese künstliche Empfindlichkeit nimmt dem Astralleib seine innere Emp­findlichkeit ab, schafft auf diese Weise eine Intimation. Das ist oft der Fall, wenn irgend etwas nicht in Ordnung ist in den mensch­lichen Gliedern, schafft man eine Intimation; also hier eine starke Intimation des astralischen Leibes nach unten. Wird die stark genug, dann ist die Empfindlichkeit nicht mehr da. Die Empfindlichkeit des Astralleibes nimmt nach unten ab. Zieht sich die Empfindlichkeit nach oben, so wird sie erhöht.

«Durch einen Prozeß, der die Überempfindlichkeit des Astralleibes im Ver­dauungstrakt dämpft, erreichen wir ein Ableiten dieser astralischen Tätigkeit auf den Ätherleib, wo sie normalerweise sein soll. Wir bewirkten das durch geringe Dosen von Kupfer und Carbo animalis. Der Möglichkeit, daß sich der Ätherleib der ihm ungewohnten normalen Verdauungstätigkeit entzieht, begegnen wir, indem wir Pankreassaft geben.»

Das ist nur eine Hilfe, eine letzte Hilfe.

»Der Senkungsabszeß wurde einige Male punktiert. Es entleerten sich durch Aspi­ration große Eitermengen. Der Abszeß ging zurück und die Bauchschwellung nahm ab, indem die Eiterbildung stetig nachließ und zuletzt verschwand. Während der Eiter noch floß, wurden wir eines Tages überrascht durch einen erneuten Fieber-anstieg. Derselbe erschien uns nicht unerklärlich, da bei der oben geschilderten Konstitution des Astralleibes geringe psychische Aufregungen solches Fieber be­wirken können. Man muß aber unterscheiden zwischen der Erklärlichkeit des Fiebers in solchen Fällen und seiner stark schädigenden Wirkung. Denn es ist unter den angegebenen Voraussetzungen solches Fieber geradezu der Vermittler für ein tiefgehendes Eingreifen der Abbauprozesse in den Organismus. Und man muß

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sogleich für eine Stärkung des Ätherleibes sorgen, damit diese die schädigende Wirkung des Astralleibes paralysiert. Wir wandten hochpotenzierte Silberiojektionen an und erreichten Rückgang des Fiebers. - Patientin hat die Klinik mit 20 Pfund Gewichtszunahme und in gestärktem Zustande verlassen. Wir geben uns keiner Täuschung darüber hin, daß in diesem Falle noch eine Nachkur die Heilung befestigen muß.»

Also der Fall soll zeigen, wie man wirklich darauf kommen kann, dasjenige, was sonst mehr theoretisch über Astralleib und Ätherleib gesagt wird, therapeutisch zu verwerten. Man kann jetzt vor der Frage stehen, die immer von «wohlwollenden» Leuten aufgeworfen worden ist: Soll man die Ausdrücke, die hier gebraucht worden sind, als die nackte Wahrheit und Wirklichkeit sagen, oder soll man sie kaschieren? - «Wohlwollende» Leute haben gesagt, man soll nicht Ätherleib sagen, sondern funktionelle Prozesse oder ähnlich. Da kann man bis zum Astralleib nicht heraufkommen. Nun liegt die Sache so, daß die meisten Krankheiten nicht getroffen werden in ihrem Wesen, wenn man nicht bis zum Astralleib hinaufgeht. Die Schädigungen, die durch die Ich-Organisation eintreten, also die starken Schädigungen, die auftreten durch Stoffwechselablagerungen:

da liegt die Sache so, daß sie schon offenbar da sind, diese Schädigungen. Dagegen mehr heimtückisch sind die Abbauschädi­gungen, die durch den Astralleib auftreten. Gerade von dem muß man durchaus wirklich reden.

Nun wird die Sache so sein, daß man einfach sagen kann - ja, so werden viele Leute sagen -, man sollte nicht den Leuten gleich kommen mit Astralleib und Ätherleib. Aber wenn man den Leuten nicht damit kommt, ist gar kein Grund da, überhaupt zu glauben, daß hier irgend etwas Neues vorliegt. Die Leute glauben, es ist hier nur ein klein wenig das eine oder andere geändert, es wird hier ebenso wie anderswo gemacht, es ist höchstens so ein kleiner Fortschritt. So ist es nicht! Und das muß mit aller radikalen Deut­lichkeit vor die Leute hingestellt werden. Wenn man zeigt, daß es nicht abstrakte Dinge sind, sondern in diesen vielen ganz konkreten Einzelfällen hinweist, wie die Einzelfälle beschaffen sind, und dann zeigt, wie die Diagnose in die Therapie hineinläuft, und wie, sobald

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die Therapie angewendet wird, die Heilung fortschreitet: ist es doch so, daß das verstanden werden muß, sonst müßte man überhaupt am Verstehenkönnen der Menschheit verzweifeln. Ich bin vollständig überzeugt, daß nur diese Methode uns helfen kann: ganz mutig und kühn die Dinge sagen.

Es wird gefragt, wie sich das wissenschaftliche Bild darstellt beim intimen Studium des Karzinoms.

Man hat es beim Karzinom überhaupt damit zu tun, daß an einer Stelle der Organisation, wo keine Veranlassung ist ein Sinnesorgan hervorzurufen, ein Sinnesorgan hervorgerufen wird. Nehmen Sie die, ich möchte sagen, radikalste Sinnesorganisation - nur um die Sache

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einzusehen -, nehmen Sie das Auge. Wodurch kommt das Auge zustande? Sie wissen, es ist eigentlich halb von außen gebildet; es ist dem Organismus eingegliedert. Der Organismus spart von sich aus - grob gesprochen - die Augenhöhle aus. Dann wird das Auge eingela­gert. Damit ist angedeutet, daß in der Bildung des Auges im wesentlichen außermenschliche Prozesse wirken. Das Auge wird nur umfaßt vom Menschen. Wenn wir so ein eklatantes Sinnesorgan haben wie das Auge, können wir sagen:

Es wird dem menschlichen Organismus ein Fremdkörper eingegliedert. Das ist radikal gesprochen, weil es so ganz ungewohnt ist. Es würde nie aus dem menschlichen Organismus heraus so etwas wie die Form der Linse oder des Glaskörpers, oder die substantielle Zusammensetzung der Linse oder des Glaskörpers erfolgen. Nun das alles, was sich da einlagert, was zum Teil sogar noch beim Auge ätherische, nicht bloß physische Einlagerung ist, das wird umfaßt durch den astralischen Leib und die Ich-Organisation, die eigentlich möglichst emanzipiert sind vom Physischen und Ätherischen beim Auge. Beim Auge ist ein ganz anderer Zusammenhang zwischen Ich, Astralleib, Ätherleib und physischem Leib als, sagen wir, bei einem Stück Muskel. An einem Stück Wadenmuskel sehen Sie eine sehr innige Zusammenfügung von Ich, Astralleib, Ätherleib und physischem Leib. Es ist die normale Konstitution

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in der Zusammenfügung darin. Wenn ich nach Art einer che­mischen Formel schreiben würde, beim Auge ist das so, daß eng aneinander gebunden sind Ich und Astralleib (siehe Zeichnung I und A), ebenso sind die beiden andern intensiv aneinander gebunden! Lose Affinität ist zwischen Ätherleib und Astralleib. Das ist nur so beim Auge der Fall.

#Bild s. 317

Bei andern Sinnesorganen, zum Beispiel beim Ohr, ist es nicht so, da kann es nicht so ausgesprochen werden. Da ist schon eigentlich die lose Affinität zwischen der Ich-Organisation und dem Astralleib und wiederum zwischen physischem Leib und Ätherleib. Es ist bei jedem Sinn etwas anders.

Wenn irgendwo im menschlichen Organismus, wo keine Sinnes­organisation sein sollte, die Tendenz zu einer Sinnesorganisation auf­tritt - und an jedem Teil des menschlichen Organismus kann die Tendenz auftreten; das was an einem anderen Orte geschehen soll, es kann an irgendeinem anderen Orte die Tendenz dazu auftreten -, dann sieht man doch, wie physischer Leib und Ätherleib auf einer Seite, Astralleib und Ich auf der anderen Seite, auseinanderfallen.

Nehmen Sie einen ganz konkreten Fall. Bei einem starken physischen

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Insult, sagen wir bei einem Stoß auf die Brustdrüse, setzt sich der Stoß nach innen so fort, daß er innerhalb der Haut - grob ge­sprochen - einen Wirkungsverlauf zeigt, der von außen seinen Ur­sprung hat, - also ein mechanischer Insult, der sich nach innen fort­setzt. Für ein Brustkarzinom wird dies in den meisten Fällen der wirkliche Ursprung sein. Es könnte nur noch ein längerer Überhit­zungs- oder ein Verbrennungsprozeß sein. Immer wird es in dem Sinne - äußerlich gesprochen, wie ich es hier anführe - ein Insult sein, der das herbeiführt. Nun tritt in diesem Falle das ein, was sehr stark an der Stelle den Astralleib erscheinen läßt, der sonst ab­sorbiert ist vom Ätherleib. Wenn der Astralleib plötzlich an der Stelle erscheint, dann zeigt er sich in, ich möchte sagen, Glimmer-licht; er tritt auf, wie wenn er brennen würde. Wird er so bemerk­bar, dann hat man an der Stelle die Tendenz zur Bildung einer Sinneswirkung, da entsteht ein Karzinom. Da ist es nicht eine Frage, daß man mindestens mit den sieben ersten Impfungen beginnen kann.

Die Zusammenhänge da, die werden ganz besonders interessant, wenn man sieht, wie das eine mit dem anderen zusammenhängt. Nehmen Sie an, Sie haben jemand, der nicht mehr ganz jung ist. Sie sind genötigt, das Karzinom zu entfernen. Es äußert sich aber dasjenige, was in einem ziemlich stark entwickelten Karzinom da ist, so, daß eigentlich im ganzen Körper, weil der Organismus doch eines ist, eine Tendenz vorliegt, außermenschliche Prozesse sich ab­spielen zu lassen. Es ändert sich das Karzinom in seinem Verlauf in ganz merkwürdiger Art. Das lokale Karzinom wird nach einiger Zeit ein Ventil, um die karzinomatöse Entwickelung zu konzentrie­ren. Schneiden Sie das Karzinom heraus, so ist plötzlich das Ventil weg. Aber Sie bekommen, wenn Sie es mit einem älteren Menschen zu tun haben, dieses Vermögen, Ventile für die vorhandene Nei­gung, Außermenschliches im Menschen zu haben, nun in das Organ hinein, das am meisten das unorganische Außermenschliche auf­nimmt, in die Lunge. Daher werden Sie besonders bei im Alter vor­handenem Karzinom den Prozeß auflösen in Lungenentzündung. Wenn der Organismus sklerotisch ist, so läuft der Prozeß im Alter mit Lungenentzündung aus. Das hängt damit zusammen, daß der alte

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Organismus noch mehr und leichter als der jüngere das Außer­menschliche aufnimmt. Dasjenige Organ, das am leichtesten außer­menschliche Prozesse aufnimmt, ist die Lunge; es wird dabei ge­schädigt. Es gibt ein Organ, das die außermenschlichen Prozesse leicht aufnehmen kann und dabei nicht geschädigt wird; das ist die Leber. Die ist sehr dickfellig gegen außermenschliche Prozesse. Die Lunge nimmt sie auf, wird aber dadurch geschädigt. Das ist das Wesentliche, daß die Lunge leicht aufnimmt und dabei geschädigt wird.

Frage über die Vererblichkeit der Anlage zu Karzinomen.

Das hängt zusammen mit aufgenommenen Vorstellungen. An sich ist bei dem Menschen keine Neigung, sich vor dem Karzinom zu fürchten. Dies geht daraus hervor, daß diese Furcht eigentlich nur vorhanden ist mehr bei zivilisierten Menschen gebildeter Stände. Bauern auf dem Lande haben keine Furcht. Sie tragen das Karzinom, sterben daran, haben gar nichts von dem Karzinom gewußt. Das ist etwas, was auf Erziehung beruht, gegen die man wirken muß.

Wieweit ist bei diesen beiden Fällen übersinnliches Schauen nötig und wie ist es angewandt?

Die Vorgänge müssen diese sein: Zunächst muß man doch, um überhaupt anzufangen, geisteswissenschaftliches Schauen vollständig zu beherrschen - das stellt sich heraus im Laufe der Zeit -, sehen, wie dasjenige, was geisteswissenschaftlich konstatierbar ist, ver­bunden ist mit Symptomen nach außen. Ist sonst nichts angegeben, dann ist immer ersichtlich der rein geisteswissenschaftliche Befund.

Wie äußert sich das nach außen?

Ebensogut kann man jetzt wiederum sagen: Es sollte natürlich meditativ sein. Sie können den Gelenkrheumatismus meditieren, können Diabetes meditieren. Dadurch werden Sie aber wiederum zurückgetrieben. Es ist das ein sehr guter Weg, um zu geisteswissen­schaftlicher Beobachtung zu kommen, wenn Sie einen Krankheits-prozeß nach den Symptomen meditieren. Es kann nur nicht leicht der umgekehrte Weg gegangen werden. Sie können es sogar machen

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wie die Homöopathen, die den Symptomenkomplex zusammensetzen und nach diesem die Therapie machen. Nur da kommt es - ich sage nicht einmal: es kann, ich weiß, daß es so ist - immer wieder vor, daß Symptome überschätzt und unterschätzt werden, daß sie falsch zusammengestellt werden, so daß zuweilen ein Symptomen-komplex, der von Homöopathen zusammengesetzt ist, überhaupt eine Karikatur der Wirklichkeit ist. Wenn Sie das meditieren, meditieren Sie sich hinein in die Karikaturen. Wenn Sie eine wirkliche geistes-wissenschaftliche Ursache haben, ist das maßgebend für den Symp­tomenkomplex, dann überschätzen und unterschätzen Sie keines der Symptome. Sie werden bemerkt haben, die Symptome haben wir vor­angestellt, das sind keine Karikaturen, sondern gut ausgebildete Symptomenkomplexe. Wenn Sie meditieren, kommen Sie zur Un­möglichkeit, geisteswissenschaftliche Befunde zu machen. Und wenn jemand sagt, das geht nicht, da muß ich sagen: Probiere es einmal, aber nicht von einem beliebig zusammengestellten Symptomen-komplex, sondern von einem geisteswissenschaftlich konstatierten Symptomenkomplex.

Worauf beruht die Eurythmie?

Im menschlichen Organismus beruht alles darauf, daß ein Be­wußtes auf ein Unbewußtes zurückgeht. Eurythmie beruht darauf, daß der Mensch, wenn er auf die Welt kommt und sich ausleben will, ihm nicht eine Sprache als solche fehlt, sondern das Ausleben im Gebrauche der Gliederbewegungen. Das wird zurückgeschlagen, er darf es nicht tun und kann es nicht tun. Heute wird das nicht be­merkt, dieses Zurückgeschlagene, weil es schon durch die Ver­erbung zurückgeschlagen ist. Alles das gliedert sich ein, metamorpho­siert sich um, kommt an die Luft gebunden heraus und lebt sich in die Sprache ein. Weiß man, wie das sich in die Sprache hineingelebt hat, weiß man, daß das der Ursprung der Sprache ist, so gelangt man zu den Bewegungen von der Sprache zurück, umgekehrt bewußt. Auch da ist es so: Geisteswissenschaftliche Diagnose beleuchtet den Sympto­menkomplex. Bildet man sich ihn und meditiert ihn, so kommt man wieder zur geisteswissenschaftlichen Diagnostik.

#SE314-321

Ich muß es bei diesen drei Stunden bewenden lassen; ich hoffe, daß wir uns wiedersehen werden. Aber wenn Sie öfters kommen, wird aus dem kleinen sozialen Wesen der Schlüssel für künftiges Wirken werden.

Jedenfalls war es schön, daß wir wieder einmal über die Dinge haben sprechen können.

HINWEISE

#G314-1975-SE322 Physiologisch-Therapeutisches auf Grundlage der Geisteswissenschaft

#TI

HINWEISE

#TX

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11 Wie aus dem einleitenden Satz hervorgeht, war der im Programm genannte Vortragende nicht anwesend und es zeigt sich später, daß er auch an den nächstfolgenden Tagen nicht anwesend sein konnte. Dr. Steiner war deshalb genötigt, für den Vortragenden einzuspringen. Diesem Umstand verdanken wir die vier Vorträge vom 7. bis 9. Oktober 1920.

14 «Magazin für Litteratur»: Über die Führung desselben durch Rudolf Steiner siehe «Mein Lehensgang», Gesamtausgabe Dornach 1962

Ludwig Büchner, 1824-1899. Siehe den Aufsatz über Büchner in Rudolf Steiner «Methodische Grundlagen der Anthroposophie 1884-1901». Gesamt­ausgahe Dornach 1961, Seite 383.

«Hypothesenfreie Chemie»: So lautete der Titel des Vortrages von Dr. Eugen Kolisko, 1893-1939.

20 Friedrich Wilhelm Joseph Schelling, 1775-1854.

eine Zeitschrift herausgegeben: Jahrbücher der Medizin als Wissenschaft, her­ausgegeben von A. T. Marcus und F. W. J. Schelling, Tübingen, 1806-1808.

21 Die Natur erkennen heißt die Natur schaffen: genauer Wortlaut des Zitates:

«Über die Natur philosophieren heißt die Natur schaffen». In F. W. J. Schel­ling «Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie» 1799, S.6; in der Ausgabe von Manfred Schröter S. 13.

27 lgnaz Paul Vital Troxler, 1780-1866.

35 Wilhelm Griesinger, 1817-1868.

38 vor einem rein fachlichen Publikum siehe Rudolf Steiner «Geisteswissen­schaft und Medizin», Gesamtausgabe Dornach 1961

41 in meinem Buche «Von Seelenrätseln»: Gesamtausgabe Dornach 1960.

47 «Metamorphose der Pflanzen»: siehe Goethes Naturwissenschaftliche Schrif­ten, in Kürschners «Deutsche Nationalliteratur», herausgegeben von Rudolf Steiner, Band 1, Fotomechanischer Nachdruck im Trozler-Verlag, Bern 1949.

50 Betula alba: Betula pendula (B. verrucosa, B. alba L. z.T.>

Überexsudation: das Wort ist im Stenogramm nicht ausgeschrieben. Es steht lediglich «Überekz. . .». Es ist zu vermuten, daß die Stenographin rein ge­hörmäßig aufschrieb, das Wort nicht kannte und es deshalb nicht ausschrieb. Sinngemäß dürfte «Überezsudation» richtig sein, wie es in den früheren Aus­gaben steht.

66 im heurigen Frühjahr für Fachärzte: siehe Hinweis zu S.38

76 Claudius Galenus, 131 n. Chr. zu Pergamon geboren, gestorben um 200. Ge­samtausgabe, Leipzig 1821-33.

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79 in meinem Buche «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?»: Ge­samtausgabe Dornach 1961.

und in anderen meiner Schriften: siehe z. B. Rudolf Steiner «Die Geheim-wissenschaft im Umriß», Gesamtausgabe Dornach 1962; und «Die Rätsel der Philosophie», Gesamtausgabe, Stuttgart 1955.

88 Theodor Ziehen, 1863-1950. «Leitfaden der physiologischen Psychologie»

15 Vorträge, Jena 1891.

Johann Friedrich Herbart, 1776-1841.

89 Theodor Meynert, 1833-1892, Psychiater und Gehirnanatom in Wien. «Sammlung von populärwissenschaftlichen Vorträgen über den Bau und die Leistung des Gehirns», Wien 1892

119 Rudolf Steiner «Von Seelenrätseln», Gesamtausgabe Dornach 1960.

161 das werden die ärztlichen Freunde gerade vielleicht in einem der Vorträge getan haben: Das Programm enthielt die Ankündigung folgender Vorträge:

Dr. Husemann: Lebensperioden und Krankheiten.

Dr. Knauer: Zur Phänomenologie der Sinne, insbesondere des Geschmacks­sinnes.

Dr. Kolisko: Einiges aus der physiologischen Chemie (mit Behandlung des periodischen Systems).

Über das Problem der Herztätigkeit.

Dr. Noll: Der Kieselsäure-Kohlensäure-Prozeß.

Dr. Palmer: Über das Problem der Entzündung und Geschwulstbildung.

Dr. Peipers: Prinzipielles zur Tuberkulose.

Dr. Husemann: Versuch einer funktionellen Betrachtung der Anatomie unter

Berücksichtigung der Heileurythmie.

Dr. Knauer: Über die Grippe.

Dr. Noll: Über Migräne und über Gallenstauungen und Gallensteinbil­

dungen.

169 wie ich sie gestern gesagt habe im allgemeinen Vortrag: Siehe Rudolf Steiner «Die Weltgeschichte in anthroposophischer Beleuchtung und als Grundlage der Erkenntnis des Menschengeistes» Gesamtausgabe Dornach 1962. Siebenter Vortrag.

171 Josef Hyrtl, 1810-1894, Professor der Anatomie in Wien.

174 Galläpfel . Ich erwähnte sie gestern in anderem Zusammenhang: siehe Hin­weis zu Seite 169.

185 wie das Wismut selber wirkt: siehe Rudolf Steiner «Geisteswissenschaft und Medizin», Gesamtausgabe Dornach 1961; und «Geisteswissenschaftliche Ge­sichtspunkte zur Therapie» Gesamtausgabe Dornach 1963.

186 Dr. Haakenson, 1881-1933, Arzt in Oslo, Mitglied der Allgemeinen Anthro­posophischen Gesellschaft.

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189 Arsen in seiner stärkeren Verdünnung: lt. Stenogramm.

in dem allgemeinen Vortrage: siehe Hinweis zu Seite 169.

192 Dr. med. Otto Palmer, 1867-1945. Mitbegtünder und Leiter des Klinisch-Therapeutischen Institutes in Stuttgart.

198 Hypericum perforatum: Was hier gesagt ist, gilt von der Gattung und ist ent­sprechend zu verstehen.

207 Ich-Organisation: lt. Stenogramm.

214 per os: lt. Stenogramm.

216 im Beiblatt zum «Goetheanum»: «Was in der anthroposophiichen Gesellschaft vorgeht», wöchentliche Ausgabe.

231 Dr. Roman Boos, 1889-1952. Sozialwissenschafter. Einer der tatkräftigsten

Vertreter der Anthroposophie und Dreigliederungsidee Rudolf Steiners als

Schriftsteller und Redner; Leiter der sozialwissenschaftlichen Vereinigung am

Goetheanum in Dornach.

232 seien sie marxistische, seien sie Oppenheimersche Theorien: Karl Marz, 1818-1883. Hauptwerk «Das Kapital. Kritik der politischen Ukonomie», 1. Bd., Hamburg 1867; 2. und 3. Bd. herausgegeben von Friedrich Engels 1885 und 1894.

Franz Oppenheimer, 1864-1944. Nationalökonom. Hauptwerke: «Die Sied­lungsgenossenschaft» (1896) und «Theorie der reinen und politischen Öko­nomie» (1910). Wollte durch Gründung von Siedlungsgenossenschaften das Bodenmonopol des Großgrundbesitzes brechen.

234 Kursus für Ärzte: siehe Hinweis zu S.38.

237 Waldorfschule in Stuttgart: Erste einheitliche Volks- und höhere Schule, wel­che die Pädagogik Rudolf Steiners verwirklichte. Begründet durch Kommer­zienrat Emil Molt in Stuttgart 1919 für die Arbeiterkinder der Zigaretten­fabrik Waldorf Astoria AG, und geleitet durch Rudolf Steiner.

238 pädagogisch-didaktische Kunst: Rudolf Steiner «Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik», Gesamtausgabe Dornach 1960; «Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches», Freiburg i. Br. 1948; «Erziehungskunst. Seminarbe­sprechungen und Lehrplanvorträge», Gesamtausgabe, Stuttgart 1959.

244 in meinen Kernpunkten der sozialen Frage»: Rudolf Steiner «Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebeninotwendigkeiten der Gegenwart und Zu­kunft», Gesamtausgabe Dornach 1961.

Zeitschriften, die dieser Idee der Drei gliederung des sozialen Organismus dienen, zum Beispiel in der schweizerischen «Sozialen Zukunft»: «Soziale Zu­kunft«, herausgegeben von Roman Boos, Zürich 1919/20. Rudolf Steiners Auf-sätze aus dieser Zeitschrift erschienen in dem Band «Aufsätze über die Dreigliederung

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des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921», Gesamt­ausgabe Dornach 1961.

249 Sie werden jetzt glauben, daß ich pro domo spreche, wenn auch pro domo dieses großen Hauses: Das erste Goetheanum, in dem der Vortrag stattfand, und das in der Silvesternacht 1922/23 niederbrannte.

251 Moritz Benedikt, 1835-1920. Professor für Nervenpathologie und Elektro-therapie an der Wiener Universität. Begründete mit Lombroso die Kriminal­anthropologie. Hauptwerke: «Psychophysik der Moral» (1874), «Anthro­pologie der Verbrecher» (1875).

252 ein interessantes Büchelchen . . . von einem dänischen Mediziner . . . über die Mechanik der Gemütsbewegungen: «Die Gemütsbewegungen, ihr Wesen und ihr Einfluß auf körperliche, besonders auf krankhafte Lebenserscheinungen». Eine medizinisch-psychologische Studie von Dr. Carl Georg Lange, 1834-1900, Professor der Pathologie in Kopenhagen, 2. Auflage Würzburg 1910.

253 Dieses Mißverständnis wird dadurch auch noch ein Mißverständnis bleiben, daß innerhalb gewisser Grenzen die anthroposophisch orientierte Geisteswis­senschaft im Rahmen der «Theosophical Society» sich eine Zeitlang bewegt hat: Siehe Rudolf Steiner «Mein Lebensgang», Gesamtausgabe Dornach 1962, Seite 392 ff.

254 habe ich gerade bei diesem Kursus: Siehe Hinweis zu Seite 38.

255 «Von Seelenrätseln», vgl. Hinweis zu Seite 41.

262 die Friesschen Stellungen: Wahrscheinlich handelt es sich um ein Verhören des Namens «Fliess« durch den Stenographen. Wilhelm Fliess, 1858-1928. «Der Ablauf des Lebens», Leipzig und Wien, 2. Auflage 1923. Fliess versuchte auch Neurosen aus der Periodizität biologischer Abläufe heraus zu erklären.

Dr. Friedrich Husemann, 1887-1959. Begründer und Leiter des Sanatoriums Wieineck, Buchenbach b. Freiburg i. Br., jetzt . Friedrich Husemann Klinik .

285 ff. Besprechung mit praktizierenden Ärzten vom 22. April 1924: Für die vor­liegende Neuauflage konnte gegenüber der Auflage von 1965 eine wesentlich ausführlichere Nachichrift zugrundegelegt werden. Für Besitzer der vorigen Auflage von 1965 ist der vollständige Text als Sonderdruck erhältlich.

288 Dr. Asch: Maz Asch, Arzt, gest. März 1911; vergl. die Ausführungen in «Eso­terische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge», IV. Band, Bibl.-Nr. 238,

Gesamtausgabe Dornach 1974, S.30 ff. und den dazugehörigen Hinweis auf

Seite 176.

295 da wußte der Betreffende, daß er in dieser Nacht stirbt: Siehe Carl Ludwig

Schleich «Vom Schaltwerk der Gedanken», Berlin 1916, Seite 261. Siehe auch

Rudolf Steiner «Geisteswissenschaft und Medizin», Gesamtausgabe Dornach

1961, 3. Vortrag, Seite 59.

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298 Tabakklistiere: Die sehr ungewisse Angabe in Bruchteilen von Prozenten wurde vom Herausgeber in «sehr verdünnte» umgewandelt. Auch in anderem Zusammenhange mußte auf die Wahrscheinlichkeit eines Hörfehlers der mit­stenographierenden Teilnehmer hingewiesen werden (siehe «Heilpädagogischer Kursus«, Gesamtausgabe Bibl.-Nr. 317, 4. Aufl. 1967, Seite 190: Hinweis zu Seite 155; 5. Aufl. 1975, Seite 192: Hinweis zu Seite 157).

302 Frau Dr. lta Wegman, 1876-1943. Begründerin und Leiterin des Klinisch-Therapeutischen Institutes in Arlesheim. Siehe Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geistes-wissenschaftlichen Erkenntnissen» Arlesheim 1953. 320 kommt an die Luft gebunden heraus: «heraus» Interpolation des Herausgebers.

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.