GA 17

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RUDOLF STEINER

SCHRIFTEN


DIE SCHWELLE DER GEISTIGEN WELT

APHORISTISCHE AUSFÜHRUNGEN


GA 17

1987


Inhaltsverzeichnis


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EINLEITENDE BEMERKUNGEN

In dieser Schrift werden in aphoristischer Form einige Schilderungen gegeben derjenigen Teile der Welt und der menschlichen Wesenheit, die geschaut werden, wenn die geistige Erkenntnis die Grenze überschreitet, welche Sin­neswelt von Geisteswelt trennt. Es ist weder eine systema­tische Darstellung noch in irgendeiner Beziehung Vollstän­digkeit angestrebt, sondern es sind in freier Art einige Be­schreibungen versucht von geistigen Erlebnissen. In dieser Beziehung soll auch diese Schrift, wie die im vorigen Jahre veröffentlichte «Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Men­schen» meine anderen Schriften ergänzen und erweitern. Doch ist auch hier versucht, die Darstellung so zu geben, daß die Schrift für sich selbst, ohne die Kenntnis der an­dern, gelesen werden kann.

Derjenige, welcher in die Erkenntnisse der Geisteswis­senschaft wahrhaft eindringen will, wird die Notwendig­keit empfinden, das geistige Gebiet des Lebens von immer neuen Seiten betrachten zu können. Es ist ja nur naturge­mäß, daß jeder solchen Darstellung eine Einseitigkeit anhaftet. Es muß bei Schilderungen des geistigen Gebietes dies viel mehr eintreten als bei solchen der Sinneswelt. Da­her kann es dem nicht wahrhaft ernst zu tun sein um gei­stige Erkenntnis, der sich mit einer einmal hingenomme­nen Darstellung zufrieden gibt. Ich möchte mit solchen Schriften, wie diese eine ist, demjenigen dienen, welcher es in der angedeuteten Art ernst meint mit seinem Suchen nach Erkenntnis der geistigen Welt. Deshalb versuche ich, geistige Tatsachen, welche ich in meinen Schriften von ge­wissen Gesichtspunkten aus geschildert habe, von anderen

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Gesichtspunkten aus immer wieder darzustellen. Solche Darstellungen ergänzen sich gegenseitig wie Bildaufnah­men von einer Person oder einem Vorgange, die von ver­schiedenen Punkten aus gemacht werden.

Man hat bei jeder solchen Schilderung, die von einem gewissen Gesichtspunkte aus gemacht wird, Gelegenheit, Erkenntnisse auszusprechen, welche von einem anderen Gesichtspunkte aus sich nicht ergeben. Für denjenigen, wel­cher selbst die Geistesschau sucht, bieten sich auch in die­ser Schrift wieder Anhaltspunkte für Meditationsstoffe. Man wird das bemerken, wenn man diese Anhaltspunkte sucht, um sie in entsprechender Art im seelischen Leben anzuwenden.

München, im August 1913 Rudolf Steiner

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VON DEM VERTRAUEN, DAS MAN ZU DEM DENKEN HABEN KANN, UND VON DEM WESEN DER DENKENDEN SEELE VOM MEDITIEREN

Das menschliche Denken ist für das wache Tagesbewußt­sein wie eine Insel inmitten der Fluten des in Eindrücken, Empfindungen, Gefühlen usw. verlaufenden Seelenlebens. Man ist bis zu einem gewissen Grade mit einem Eindruck, mit einer Empfindung fertig geworden, wenn man sie be­griffen, das heißt, wenn man einen Gedanken gefaßt hat, der den Eindruck, die Empfindung beleuchtet. Selbst im Sturme der Leidenschaften und Affekte kann eine gewisse Ruhe eintreten, wenn sich das Seelenschiff bis zu der Insel des Denkens hingearbeitet hat.

Die Seele hat ein natürliches Vertrauen zu dem Denken. Sie fühlt, daß sie alle Sicherheit im Leben verlieren müßte, wenn sie dieses Vertrauen nicht haben könnte. Das gesun­de Seelenleben hört auf, wenn der Zweifel an dem Denken beginnt. Kann man über irgend etwas im Denken nicht ins klare kommen, so muß man den Trost haben können, daß die Klarheit sich ergeben würde, wenn man sich nur zur genügenden Kraft und Schärfe des Denkens aufraffen könn­te. Über das eigene Unvermögen, etwas durch Denken zur Klarheit zu bringen, kann man sich beruhigen; nicht aber kann man den Gedanken ertragen, daß das Denken selbst nicht Befriedigung bringen könnte, wenn man in sein Ge­biet so eindringen würde, wie es für eine bestimmte Le­benslage zur Erlangung des vollen Lichtes notwendig ist.

Diese Stimmung der Seele gegenüber dem Denken liegt allem Erkenntnisstreben der Menschheit zugrunde. Sie

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kann durch bestimmte Seelenverfassungen abgedämpft sein; im dunklen Fühien der Seelen wird sie stets nachweis­bar sein. Diejenigen Denker, welche an der Gültigkeit und Kraft des Denkens selbst zweifeln, täuschen sich über die Grundstimmung ihrer Seele. Denn es ist doch eigentlich ihre Denkschärfe oft, welche durch eine gewisse Über­spannung ihnen die Zweifel und Rätsel bildet. Vertrauten sie dem Denken wirklich nicht, so zerquälten sie sich nicht mit diesen Zweifeln und Rätseln, welche doch nur die Er­gebnisse des Denkens sind.

Wer das hier angedeutete Gefühl in bezug auf das Den­ken in sich entwickelt, der empfindet in diesem nicht allein etwas, das er in sich als Kraft der menschlichen Seele aus­bildet, sondern auch etwas, das ganz unabhängig von ihm und seiner Seele eine Welt-Wesenheit in sich trägt. Eine Welt-Wesenheit, zu welcher er sich hindurcharbeiten muß, wenn er in etwas leben will, das zugleich ihm und der von ihm unabhängigen Welt angehört.

Dem Gedanken-Leben sich hingeben zu können, hat et­was tief Beruhigendes. Die Seele fühlt, daß sie in diesem Leben von sich selbst loskommen kann. Dieses Gefühl aber braucht die Seele ebenso wie das entgegengesetzte, dasje­nige des völlig In-sich-selbst-sein-Könnens. In beiden Ge­fühlen liegt der ihr notwendige Pendelschlag ihres gesun­den Lebens. Im Grunde sind Wachen und Schlafen nur die extremsten Ausdrücke dieses Pendelschlages. Im Wachen ist die Seele in sich, lebt ihr Eigenleben; im Schlafe verliert sie sich an das allgemeine Welt-Erleben, ist also gewisser­maßen von sich selbst losgelöst. - Beide Ausschläge des Seelenpendels zeigen sich durch verschiedene andere Zu­stände des inneren Erlebens. Und das Leben in Gedanken

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ist ein Loskommen der Seele von sich selbst, wie das Füh­len, Empfinden, Affektleben usw. ein In-sich-selbst-Sein sind.

So angesehen, bietet das Denken der Seele den Trost, den sie braucht gegenüber dem Gefühl des Verlassenseins von der Welt. Man kann in berechtigter Art zu der Emp­findung kommen: Was bin ich in dem Strome des allgemei­nen Weltgeschehens, der von Unendlichkeit zu Unendlich­keit läuft, mit meinem Fühlen, mit meinem Wünschen und Wollen, die doch nur für mich Bedeutung haben? Sobald man das Leben in Gedanken recht erfühlt hat, stellt man dieser Empfindung die andere entgegen: Das Denken, das mit diesem Weltgeschehen zu tun hat, nimmt dich mit dei­ner Seele auf; du lebst in diesem Geschehen, wenn du sein Wesen denkend in dich fließen läßt. Man kann sich dann von der Welt aufgenommen, in ihr gerechtfertigt fühlen. Aus dieser Stimmung der Seele folgt dann für diese eine Stärkung, die sie so empfindet, als ob sie ihr von den Welt­mächten selbst nach weisen Gesetzen zugekommen wäre.

Von dieser Empfindung ist es dann nicht mehr weit zu dem Schritte, nach welchem die Seele sagt: Nicht ich denke bloß, sondern es denkt in mir; es spricht das Weltenwerden in mir sich aus; meine Seele bietet bloß den Schauplatz, auf dem sich die Welt als Gedanke auslebt.

Diese Empfindung kann von dieser oder jener Philoso­phie zurückgewiesen werden. Es kann mit den mannigfal­tigsten Gründen scheinbar ganz einleuchtend gemacht wer­den, daß der eben ausgesprochene Gedanke von dem «Sich-Denken der Welt in der menschlichen Seele» völlig irrtüm­lich sei. Demgegenüber muß erkannt werden, daß dieser Gedanke ein solcher ist, der durch inneres Erleben erarbei­tet

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wird. Erst wer ihn so erarbeitet hat, versteht seine Gül­tigkeit völlig und weiß, daß alle «Widerlegungen» an sei­ner Gültigkeit nicht rütteln können. Wer ihn sich erarbei­tet hat, der sieht gerade an ihm ganz klar, was viele «Wi­derlegungen» und «Beweise » in Wahrheit wert sind. Sie scheinen oft recht untrüglich, solange man von der Beweis­kraft ihres Inhaltes noch eine irrtümliche Vorstellung ha­ben kann. Es ist dann schwer, sich mit Menschen zu ver­ständigen, welche solche « Beweise» für sich maßgeblich finden. Diese müss sen den anderen im Irrtum glauben, weil sie die innere Arbeit in sich noch nicht geleistet haben, welche ihn zur Anerkennung dessen gebracht hat, was ihnen irr­tümlich, vielleicht sogar töricht vorkommt.

Für denjenigen, welcher sich in die Geisteswissenschaft finden will, sind Meditationen von Nutzen wie die eben über das Denken vorgebrachte. Für einen solchen handelt es sich doch darum, daß er seine Seele in eine Verfassung bringe, die ihr den Zugang in die geistige Welt öffnet. Die­ser Zugang kann dem scharfsinnigsten Denken, kann der vollendetsten Wissenschaftlichkeit verschlossen bleiben, wenn die Seele nichts den geistigen Tatsachen oder ihrer Mitteilung entgegenbringt, die auf sie eindringen wollen. - Es kann eine gute Vorbereitung für das Erfassen der gei­stigen Erkenntnis sein, wenn man öfters gefühlt hat, welche Stärkung in der Seelenstimmung liegt: «Ich empfinde mich denkend eins mit dem Strom des Weltgeschehens.» - Es kommt dabei viel weniger auf den abstrakten Erkennt­niswert dieses Gedankens an, als vielmehr darauf, in der Seele oft die stärkende Wirkung empfunden zu haben, die man erlebt, wenn ein solcher Gedanke kraftvoll durch das Innenleben strömt, wenn er sich wie geistige Lebensluft im

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Seelenieben ausbreitet. Es handelt sich nicht allein um das Erkennen dessen, was in einem solchen Gedanken liegt, sondern um das Erleben. Erkannt ist er, wenn er einmal mit genügender Überzeugungskraft in der Seele gegenwärtig war; soll er Früchte zeitigen für das Verständnis der geisti­gen Welt, ihrer Wesenheiten und Tatsachen, so muß er, nachdem er verstanden ist, in der Seele immer wieder be­lebt werden. Die Seele muß sich immer wieder ganz von ihm erfüllen, nur ihn in ihr anwesend sein lassen, mit Aus­schluß aller anderen Gedanken, Empfindungen, Erinnerun­gen usw. - Ein solches wiederholtes Sich-Konzentrieren auf einen volldurchdrungenen Gedanken zieht Kräfte in der Seele zusammen, die im gewöhnlichen Leben gewisser­maßen zerstreut sind; sie verstärkt sie in sich selbst. Diese zusammengezogenen Kräfte werden zu den Wahrneh­mungsorganen für die geistige Welt und ihre Wahrheiten.

Man kann an dem Angedeuteten den rechten Vorgang des Meditierens erkennen. Erst arbeitet man sich zu einem Gedanken durch, den man einsehen kann mit den Mitteln, welche das gewöhnliche Leben und Erkennen an die Hand geben. Dann versenkt man sich wiederholt in diesen Ge­danken, macht sich ganz eins mit ihm. Die Stärkung der Seele kommt durch das Leben mit einem solchen erkann­ten Gedanken. - Hier wurde als Beispiel ein Gedanke ge­wählt, der aus der Natur des Denkens selbst genommen ist. Er wurde als Beispiel gewählt, weil er für das Meditieren ganz besonders fruchtbar ist. Doch gilt in bezug auf die Meditation das hier Gesagte von jedem Gedanken, der auf die beschriebene Art gewonnen ist. - Für den Meditieren­den ist es nur ganz besonders fruchtbar, wenn er die See­lenstimmung kennt, die aus dem oben angedeuteten Pen­delschlag

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des Seelenlebens sich ergibt. Er kommt dadurch am sichersten zu dem Gefühle, in seiner Meditation von der geistigen Welt unmittelbar berührt worden zu sein.

Und dies Gefähi ist ein gesundes Ergebnis der Medita­tion. - Es sollte dies Gefühl seine Kraft ausstrahlen auf den Inhalt des ganzen übrigen wachen Tageslebens. Und zwar nicht so, daß stets etwas da ist, wie ein gegenwärtiger Eindruck der Meditationsstimmung, sondern in der Art, daß man sich stets sagen kann, es ffieße in das ganze Leben eine Stärkung durch das Meditationserlebnis. Wenn die Medi­tationsstimmung wie ein immer gegenwärtiger Eindruck durch das Tagesleben zieht, so gießt sie nämlich über dasselbe etwas aus, was die Unbefangenheit dieses Lebens stört. Sie wird dann in den Zeiten der Meditation selbst nicht genug stark und nicht genug rein sein können. Die rechten Früchte zeitigt die Meditation eben dadurch, daß sie sich mit ihrer Stimmung heraushebt aus dem übrigen Leben. Auf dieses wirkt sie auch dann am besten, wenn sie als etwas Besonderes, Herausgehobenes empfunden wird.

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VON DEM ERKENNEN DER GEISTIGEN WELT

Die Einsicht in die Ergebnisse der Geisteswissenschaft wird erleichtert, wenn man im gewöhnlichen Seelenleben dasjenige ins Auge faßt, was Begriffe gibt, die sich so er­weitern und umbilden lassen, daß sie allmählich an die Vor-gänge und Wesenheiten der geistigen Welt heranreichen. Wählt man nicht mit Geduld diesen Weg, so wird man leicht versucht sein, die geistige Welt viel zu ähnlich der physischen oder sinnlichen vorzustellen. Ja man wird ohne diesen Weg nicht einmal dies zustande bringen, eine zutreffende Vorstellung von dem Geistigen selbst und sei­nem Verhältnisse zum Menschen sich zu bilden.

Die geistigen Ereignisse und Wesenheiten dringen an den Menschen heran, wenn er seine Seele dazu bereitet hat, sie wahrzunehmen. Die Art, wie sie herandringen, ist durchaus verschieden von dem Auftreten physischer Tat­sachen und Wesenheiten. Man kann aber eineVorstellung von diesem ganz andersartigen Auftreten gewinnen, wenn man den Vorgang der Erinnerung sich vor die Seele stellt.

- Man hat vor mehr oder weniger langer Zeit etwas erlebt. Es taucht in einem bestimmten Augenblicke - durch die­sen oder jenen Anlaß - aus dem Untergrunde des Seelen­Erlebens herauf. Man weiß, daß das so Aufgetauchte einem Erlebnis entspricht; und man bezieht es auf dieses Erich nis. In dem Augenblick der Erinnerung hat man abergegen­wärtig von dem Erlebnis nichts anderes als das Erinnerungs-bild. - Man denke sich nun in der Seele auftauchend ein Bild in solcher Art, wie ein Erinnerungsbild ist, doch so, daß dies Bild nicht etwas vorher Erlebtes, sondern etwas der Seele Fremdes ausdrückt. Man hat sich damit eine Vorstellung

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davon gebildet, wie in der Seele die geistige Welt zunächst auftritt, wenn diese Seele genügend dazu vorbe­reitet ist.

Weil dies so ist, wird derjenige, welcher mit den Ver­hältnissen der geistigen Welt nicht genügend vertraut ist, stets mit dem Einwand herantreten, daß alle « vermeintli­chen» geistigen Erlebnisse nichts weiter seien als mehr oder weniger undeutliche Erinnerungsbilder, welche die Seele nur nicht als solche erkennt und sie daher für Offen­barungen einer geistigen Welt halten kann. Nun soll durch­aus nicht geleugnet werden, daß die Unterscheidung von Illusionen und Wirklichkeiten auf diesem Gebiete eine schwierige ist. Viele Menschen, welche glauben, Wahrneh­mungen aus einer übersinnlichen Welt zu haben, sind ja gewiß nur mit ihren Erinnerungsbildern beschäftigt, die sie nur nicht als solche erkennen. Um hier ganz klar zu se­hen, muß man von vielem unterrichtet sein, was Quell von Illusionen werden kann. Man braucht zum Beispiel etwas nur einmal flüchtig gesehen zu haben, so flüchtig, daß der Eindruck gar nicht in das Bewußtsein voll eingedrungen ist; und es kann später - vielleicht sogar ganz verändert -als lebhaftes Bild auftreten. Man wird versichern, daß man mit der Sache niemals etwas zu tun gehabt habe, daß man eine wirkliche Eingebung habe.

Dies und vieles andere läßt durchaus begreiflich erschei­nen, daß die Angaben des übersinnlichen Schauens denje­nigen höchst fragwürdig erscheinen, welche mit der Ei­genart der Geisteswissenschaft nicht vertraut sind. - Wer sorgfältig alles beachtet, was in meiner Schrift «Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?» über die Heran-bildung des geistigen Schauens gesagt ist, der wird wohl in

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die Möglichkeit versetzt, auf diesem Gebiete Illusion und Wahrheit zu unterscheiden.

Es darf aber in bezug darauf auch noch das folgende ge­sagt werden. Die geistigen Erlebnisse treten zunächst al­lerdings als Bilder auf. Sie steigen aus den Untergründen der dazu vorbereiteten Seele als solche Bilder herauf. Es kommt nun darauf an, zu diesen Bildern das richtige Ver­hältnis zu gewinnen. Sie haben Wert für die übersinnliche Wahrnehmung erst dann, wenn sie durch die ganze Art, wie sie sich geben, gar nicht an und für sich selbst genom­men sein wollen. Sobald sie so genommen werden, sind sie kaum mehr wert als gewöhnliche Träume. Sie müssen sich so ankündigen wie Buchstaben, die man vor sich hat. Man faßt nicht die Form dieser Buchstaben ins Auge, sondern man liest in den Buchstaben dasjenige, was durch sie ausge­drückt wird. Wie etwas Geschriebenes nicht dazu auffor­dert, die Buchstabenformen zu beschreiben, so fordern die Bilder, die den Inhalt des übersinnlichen Schauens bilden, nicht dazu auf, sie als solche aufzufassen; sondern sie füh­ren durch sich selbst die Notwendigkeit herbei, von ihrer Bildwesenheit ganz abzusehen und die Seele auf dasjenige hinzulenken, was durch sie als übersinnlicher Vorgang oder Wesenheit zum Ausdruck gelangt.

So wenig jemand den Einwand machen kann, daß ein Brief, durch den man etwas vorher völlig Unbekanntes er­fährt, sich doch nur aus den längst bekannten Buchstaben zusammensetzt, so wenig kann den Bildern des übersinn­lichen Bewußtseins gegenüber gesagt werden, daß sie doch nur dasjenige enthalten, was dem gewöhnlichen Leben ent­lehnt ist. - Dies ist gewiß bis zu einem gewissen Grade richtig. Doch kommt es dem wirklichen übersinnlichen

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Bewußtsein nicht auf das an, was so dem gewöhnlichen Le­ben entlehnt ist, sondern darauf, was in den Bildern sich ausdrückt.

Zunächst muß sich die Seele allerdings bereit machen, solche Bilder im geistigen Blickekreis auftreten zu sehen; dazu aber muß sie auch sorgfältig das Gefühl ausbilden, bei diesen Bildern nicht stehen zu bleiben, sondern sie in der rechten Art auf die übersinnliche Welt zu beziehen. Man kann durchaus sagen, zur wahren übersinnlichen An­schauung gehört nicht nur die Fähigkeit, in sich eine Bil­derwelt zu erschauen, sondern noch eine andere, welche sich mit dem Lesen in der sinnlichen Welt vergleichen läßt.

Die übersinnliche Welt ist zunächst als etwas ganz außer dem gewöhnlichen Bewußtsein Liegendes vorzustellen. Dieses Bewußtsein hat gar nichts, wodurch es an diese Welt herandringen kann. Durch die in der Meditation verstärk­ten Kräfte des Seelenlebens wird zuerst eine Berührung der Seele mit der übersinnlichen Welt geschaffen. Dadurch tau­chen aus den Fluten des Seelenlebens die gekennzeichneten Bilder herauf. Diese sind als solche ein Tableau, das eigent­lich ganz von der Seele selbst gewoben wird. Und zwar wird es gewoben aus den Kräften, welche sich die Seele in der sinnlichen Welt erworben hat. Es enthält als Bildgewe­be wirklich nichts anderes, als was sich mit Erinnerung ver­gleichen läßt. - Je mehr man sich für das Verständnis des hellsichtigen Bewußtseins dieses klar macht, desto besser ist es. Man wird sich dann über die Bildnatur keiner Illu­sion hingeben. Und man wird dadurch auch ein rechtes Ge­fühl dafür ausbilden, in welcher Art man die Bilder auf die übersinnliche Welt zu beziehen hat. Man wird durch die Bilder in der übersinnlichen Welt lesen lernen. - Durch die

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Eindrücke der sinnlichen Welt steht man den Wesen und Vorgängen dieser Welt naturgemäß weit näher als durch die übersinnlich geschauten Bilder der übersinnlichen Welt. Man könnte sogar sagen, diese Bilder seien zunächst wie ein Vorhang, welchen sich die Seele vor die übersinnliche Welt hinstellt, wenn sie sich von derselben berührt fühlt.

Es kommt darauf an, daß man sich in die Art des Erle­bens übersinnlicher Dinge allmählich hineinfindet. Im Er­leben ergibt sich nach und nach die sachgemäße Deutung, das richtige Lesen. Für bedeutsamere übersinnliche Erleb­nisse wird sich durch das Geschaute von selbst ergeben, daß man es mit keinen Erinnerungsbildern aus dem ge­wöhnlichen Erleben zu tun haben kann. Es wird ja aller­dings von solchen, welche sich eine Überzeugung von ge­wissen übersinnlichen Erkenntnissen angeeignet haben, oder wenigstens angeeignet zu haben glauben, viel Unge­reimtes auf diesem Felde behauptet. Wie viele Menschen beziehen doch gewisse Bilder, welche in ihrer Seele auftre­ten, auf Erlebnisse früheren Erdenseins, wenn sie von den wiederholten Erdenleben überzeugt sind. Man sollte stets mißtrauisch sein, wenn diese Bildet auf solche vorherge­hende Erdenleben hinzuweisen scheinen, welche dem ge­genwärtigen in dieser oder jener Beziehung ähnlich sind, oder welche sich so zeigen, daß das gegenwärtige sich ver­standesgemäß aus den vermeintlichen früheren leicht begrei­fen läßt. Wenn im wirklichen übersinnlichen Erleben der wahre Eindruck des oder der vorigen Erdenleben auftritt, so zeigt sich wohl zumeist, daß dieses oder diese früheren Leben so waren, wie man sie durch alles Ausdenken des gegenwärtigen, durch alles Wünschen und Streben für die­ses, hätte niemals gestalten können, oder gedanklich gestalten

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wollen. Man wird zum Beispiel in einem Augen­blicke des gegenwärtigen Lebens den Eindruck von sei­nem vorigen Erdensein empfangen, in welchem es ganz unmöglich ist, Fähigkeiten oder dergleichen sich anzueig­nen, die man in jenem Leben besessen hat. Weit entfernt, daß für solche bedeutsamere Geisteserlebnisse sich Bilder einstellten, die Erinnerungen aus dem gewöhnlichen Leben sein könnten, sind diese Bilder meist solche, daß man im gewöhnlichen Erleben hätte gar nicht auf sie verfallen kön­nen. - Für die wirklichen Eindrücke aus den ganz über­sinnlichen Welten ist dies in noch höherem Grade der Fall. So gibt es zum Beispiel oft keine Möglichkeit, Bildet aus dem gewöhnlichen Leben heraus zu gestalten, die sich auf das Dasein zwischen den Erdenleben, also das Leben zwi­schen dem letzten Tode des Menschen im vorhergehenden Erdenieben und der Geburt in das gegenwärtige, beziehen. Man kann da erfahren, daß man in dem geistigen Leben zu Menschen und Dingen Neigungen entwickelt hat, die in vollem Widerspruch zu dem stehen, was man an entspre­chenden Neigungen im Erdenleben entwickelt. Man er­kennt, daß man oft im Erdenieben dazu getrieben wurde, sich liebevoll mit etwas zu befassen, das man im vorange­gangenen geistigen Leben (zwischen Tod und Geburt) von sich gewiesen, gemieden hat. Alles, was als Erinnerung an diese Sache aus dem gewöhnlichen Erleben auftauchen könnte, müßte anders sein, als der Eindruck ist, den man durch die wirkliche Wahrnehmung aus der geistigen Welt erhält.

Der mit der Geisteswissenschaft nicht Vertraute wird zwar auch selbst dann noch Einwände haben, wenn die Dinge so stehen, wie sie eben geschildert worden sind. Er

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wird sagen können: nun wohl, du hast eine Sache lieb. Die Menschennatur ist kompliziert. Jeder Neigung ist eine ge­heime Abneigung beigemischt. Die taucht dir in bezug auf das betreffende Ding in einem besonderen Augenblicke auf. Du hältst sie für ein vorgeburtliches Erlebnis, während sie sich ganz naturgemäß vielleicht aus unterbewußten seeli­schen Tatbeständen erklärt. - Gegen einen solchen Ein­wand ist im allgemeinen gar nichts anderes zu sagen, als daß er für viele Fälle - ganz gewiß richtig sein kann. Die Erkenntnisse des übersinnlichen Bewußtseins sind eben einwandfrei nicht auf leichte Art zu gewinnen. So wahr aber es ist, daß sich ein «vermeintlicher» Geistesforscher irren und einen unterbewußten Tatbestand auf ein Erlebnis des vorgeburtlichen Geisteslebens beziehen kann, so wahr ist es auch, daß die geisteswissenschaftliche Schulung zu einer solchen Selbsterkenntnis führt, die auch die unterbewußte Seelenverfassung umfaßt und auch in dieser Beziehung sich von Illusionen befreien kann. Nichts anderes aber soll hier behauptet werden, als daß wahr nur solche übersinnli­che Erkenntnisse sind, die in der Tätigkeit des Erkennens das, was aus den übersinnlichen Welten stammt, von dem unterscheiden können, was die eigene Vorstellung nur ge­bildet hat. Dieses Unterscheidungsvermögen wird aber im Einleben in die übersinnlichen Welten so angeeignet, daß man auf diesem Felde Wahrnehmung von Einbildung so sicher unterscheidet, wie man in der Sinnenwelt heißes Ei­sen, das man mit dem Finger anfaßt, unterscheidet von ei­nem bloß eingebildeten heißen Eisen.

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VON DEM ÄTHERISCHEN LEIB DES MENSCHEN UND VON DER ELEMENTARISCHEN WELT

Die Anerkennung einer übersinnlichen Geisteswelt und de­ren Erkenntnis erwirbt sich der Mensch durch die Überwindung gewisser Hindernisse, welche in der Seele zu­nächst gegenüber dieser Anerkennung vorhanden sind. Die Schwierigkeit, die hier vorliegt, beruht darauf, daß die­se Hindernisse zwar im Bestande des seelischen Erlebens wirksam sind, daß sie aber im gewöhnlichen Leben als sol­che nicht zum Bewußtsein kommen. Es ist eben in der See­le des Menschen vieles lebendig vorhanden, von dem diese Seele selbst zunächst nichts weiß, von dem sie sich erst all­mählich ein Wissen erwerben muß, ganz wie von Wesen und Vorgängen der äußeren Welt.

Die geistige Welt ist für die Seele, bevor sie von dieser erkannt wird, etwas ganz Fremdes, etwas, das in seinen Ei­genschaften nichts von dem hat, was die Seele durch ihre Erlebnisse in der sinnlichen Welt erfahren kann. So kommt es, daß die Seele vor diese geistige Welt gestellt sein könnte und in ihr ein vollkommenes «Nichts» sähe. Die Seele könnte sich fühien wie in einen unendlichen, leeren, öden Abgrund hineinblickend. - Ein solches Gefühl ist nun in den zunächst unbewußten Seelentiefen tatsächlich vorhan­den. Die Seele hat dieses Gefühl, das der Scheu, der Furcht verwandt ist; sie lebt in demselben, ohne daß sie davon weiß. Für das Leben der Seele ist aber nicht allein maßge­bend dasjenige, wovon sie weiß, sondern auch dasjenige, was in ihr, ohne ihr Wissen, tatsächlich vorhanden ist. - Wenn nun die Seele aus dem Bereiche ihres Denkens nach «Gründen der Widerlegung», nach «Beweisen» gegen die

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geistige Welt sucht, dann geschieht dies nicht, weil diese «Gründe» durch ihren eigenen Wert zwingend sind, son­dern deshalb, weil die Seele eine Art Betäubung gegen das geschilderte Gefühl sucht. Man wird nicht ein Leugner der geistigen Welt, oder der Möglichkeit ihrer Erkenntnisse, weil man deren «Nichtdasein» « beweisen» kann, sondern weil man die Seele erfüllen will mit Gedanken, die hinweg­täuschen über die «Scheu vor der Geisteswelt». Eine Be­freiung von dieser Sehnsucht nach einem materiallstischen Betäubungsmittel gegen die « Scheu vor der Geisteswelt» kann erst eintreten, wenn man den ganzen hier geschilder­ten Tatbestand des Seelenlebens überschaut. Der «Mate­rialismus als seelisches Furchtphänomen» ist ein wichtiges kapitel der Seelenwissenschaft.

Begreiflich wird diese « Scheu vor dem Geistigen »,wenn man zur Anerkennung der Wahrheit sich hindurchgerun­gen hat, daß die Vorgänge und Wesenheiten der Sinnen-welt der äußere Ausdruck übersinnlicher, geistiger Vor­gänge und Wesenheiten sind. Dies Begreifen tritt schon dann ein, wenn man durchschaut, daß der Leib, der am Menschen sinnlich wahrnehmbar ist, und mit dem es die äußere Wissenschaft allein zu tun hat, der Ausdruck ist für einen feinen, übersinnlichen (ätherischen> Leib, in dem der sinnliche (oder physische) wie in einer Wolke als dichterer Kern enthalten ist. - Dieser ätherische Leib ist ein zweites Glied der menschlichen Wesenheit. In ihm liegt der Grund des Lebens des physischen Leibes. Nun ist in bezug auf die­sen ätherischen Leib der Mensch von der Außenwelt nicht in demselben Grade abgesondert, wie er in seinem physi­schen Leib abgesondert von der physischen Außenwelt ist. Wenn in bezug auf den ätherischen Leib von einer Außenwelt

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gesprochen wird, so ist damit nicht die physische Au­ßenwelt gemeint, welche durch die Sinne wahrgenommen wird, sondern eine geistige Umwelt, welche gegenüber der physischen Welt so übersinnlich ist wie der ätherische Leib des Menschen gegenüber seinem physischen Leib. Der Mensch steht als ätherisches Wesen in einer ätherischen (elementarischen) Welt.

Wenn nun dasjenige, was der Mensch wohl stets erlebt, wovon er aber im gewöhnlichen Erleben nichts weiß, daß er nämlich als ätherisches Wesen in einer elementarischen Welt sich befindet - wenn dieser Tatbestand bewußt wird, so ist dieses Bewußtsein ein ganz anderes als das des ge­wöhnlichen Erlebens. Für die übersinnliche Erkenntnis tritt dieses Bewußtsein ein. Diese wezß dann von dem, was im Leben stets da ist, was sich aber vor dem gewöhnlichen Bewußtsein verbirgt.

Nun sagt der Mensch im gewöhnlichen Bewußtsein zu sich «Ich», indem er auf das Wesen deutet, welches in sei­nem physischen Leibe sich darbietet. In der Sinneswelt beruht sein gesundes Seelenieben darauf, daß er sich so als ein von der übrigen Welt abgesondertes Wesen erkennt. Dieses gesunde Seelenleben wäre durchbrochen, wenn der Mensch irgendwelche Vorgänge oder Wesenheiten der Außenwelt als zu seinem «Ich » gehörig bezeichnete. - In­sofern der Mensch sich als ätherisches Wesen in der ele­mentarischen Welt erlebt, ist dies anders. Da verschwimmt das eigene (Ich-) Wesen mit gewissen Vorgängen und We­senheiten der Umgebung. Die ätherische Menschenwesen­heit muß sich auch in dem finden, was nicht in der Art ihr Inneres ist, wie sie sich gewöhnt hat, dieses «Innere » in der Sinnenwelt anzusehen. Es gibt in der elementarischen

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Welt Kräfte, Vorgänge und Wesenheiten, welche man, trotzdem sie in gewisser Beziehung «Außenwelt» sind, doch so ansprechen muß, als ob sie zu dem eigenen «Ich »gehörten. Man ist als ätherisches Menschenwesen in die elementarische Weltwesenheit eingesponnen. In der phy­sisch-sinnlichen Welt hat man seine Gedanken; man ist mit ihnen so zusammen, daß man sie als zum Bestande des «Ich » gehörig ansehen kann. In das ätherische Menschen-wesen wirken so intim in das «Innere » herein wie die Ge­danken in der Sinnenwelt Kräfte, Vorgänge usw., die sich nicht so verhalten wie die Gedanken, sondern die wie We­sen sind, die mit und in der Seele leben. Die übersinnliche Erkenntnis bedarf daher einer stärkeren inneren Kraft, als diejenige ist, welche die Seele hat, um sich gegenüber ihren Gedanken als selbständig behaupten zu können. Und die Vorbereitung zur wahren Geist-Anschauung besteht im wesentlichen auch darin, die Seele so innerlich zu verstär­ken, zu erkraften, daß sie sich als Eigenwesen nicht nur erfühlen kann, wenn Gedanken in ihr sind, sondern auch, wenn die Kräfte und Wesenheiten der elementarischen Welt in ihrem Bewußtseinsfelde wie ein Teil ihres eigenen Wesens auftreten.

Die Kraft der Seele, durch welche sie sich als Wesen der elementarischen Welt behauptet, ist in dem gewöhnlichen Leben des Menschen vorhanden. Die Seele weiß zunächst nichts von dieser Kraft, aber sie hat sie. Daß sie sie auch wissend haben kann, dazu muß sie sich erst rüsten. Sie muß sich dazu aneignen jene innere Seelenstärke, welche in der Vorbereitung zum Geist-Anschauen erworben wird. So­lange sich der Mensch nicht entschließen kann, diese in­nere Seelenstärke sich anzueignen, hat er eine begreifliche

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Scheu vor der Anerkennung seiner geistigen Umwelt, und er greift - unbewußt - zu der Illusion, diese geistige Welt sei nicht vorhanden, oder nicht erkennbar. Diese Illusion hilft ihm hinweg über die instinktive Scheu vor dem Verwachsen oder Verschwimmen seines Eigenwesens (Ich) mit einer wesenhaften äußeren geistigen Welt.

Wer den geschilderten Tatbestand durchschaut, der kommt zur Anerkennung eines ätherischen Menschen-wesens «hinter» dem physisch-sinnlichen Menschen, und einer übersinnlichen ätherischen (elementarischen) Welt hinter der physisch-wahrnehmbaren.

In der elementarischen Welt findet das hellsichtige Be­wußtsein Wesenhaftes, das bis zu einem gewissen Grade Selbständigkeit hat, wie das physische Bewußtsein in der Sinnenwelt Gedanken findet, welche unselbständig und unwesenhaft sind. - Das Einleben in diese elementarische Welt führt dann dazu, die teilweise selbständigen Wesenhei­ten in einem größeren Zusammenhange zu sehen. Wie wenn man erst die Glieder eines physischen Menschenlei-bes in ihrer teilweisen Selbständigkeit betrachtete und dann erkannte, daß sie innerhalb des Gesamtleibes als Teile vorhanden sind, so fassen sich für das übersinnliche Be­wußtsein die Einzelwesen der elementarischen Welt als Lebensglieder eines großen Geistleibes zusammen, wel­cher dann im weiteten Verlaufe des übersinnlichen Erle­bens als der elementarische (übersinnliche) Lebensleib der Erde erkannt wird. Innerhalb dieses Lebensleibes der Erde erfühlt sich das ätherische Menschenwesen selbst als ein Glied.

Es ist dieses Fortschreiten in der Geist-Anschauung ein Einleben in das Wesen einer elementarischen Welt. Diese

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Welt ist belebt von Wesenheiten der mannigfaltigsten Art. Will man das Treiben dieser wesenhaften Kräfte zum Aus­druck bringen, so kann man das nur, indem man ihre man­nigfaltigen Eigenarten in Bildern zeichnet. Es gibt da We­senheiten, die man verwandt findet mit allem, was nach Dauer, nach Festigkeit, nach Schwere drängt. Man kann sie als Erdenseelen bezeichnen. (Und wenn man nicht überklug sich dünkt und sich nicht fürchtet vor dem Bilde, das doch auch nur auf die Wirklichkeit deuten, sie nicht selber sein soll, so kann man von «Gnomen » sprechen.) Man findet Wesen, die man wegen ihrer Beschaffenheiten als Luft-, Wasser-, Feuerseelen bezeichnen kann.

Dann aber zeigen sich auch andere Wesenheiten. Diese treten zwar so auf, daß sie als elementarische (ätherische) Wesen erscheinen, doch man erkennt an ihnen, daß in ihrer ätherischen Wesenheit etwas steckt, was höherer Art ist als die Wesenhaftigkeit der elementarischen Welt. Man lernt verstehen, daß man dem wahren Sein dieser Wesen mit dem Grade von übersinnlicher Erkenntnis, der nur für die elementarische Welt ausreicht, ebensowenig beikommen kann, wie man der wahren Wesenheit des Men­schen mit dem bloßen physischen Bewußtsein beikommen kann.

Die vorher genannten Wesen, die im Bilde Erd-, Was­ser-, Luft-, Feuerseelen genannt werden können, stehen mit ihrer Tätigkeit in gewisser Beziehung innerhalb des elementarischen Lebensleibes der Erde. Sie haben in dem­selben ihre Aufgaben. Die charakterisierten Wesenheiten höherer Art haben eine Tätigkeit, welche über das Erdge­biet hinausreicht. Lernt man sie im übersinnlichen Erleben weiter kennen, so wird man selbst mit seinem Bewußtsein

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über das Erdgebiet geistig hinausgeführt. Man schaut, wie sich dieses Erdgebiet aus einem anderen herausgebildet hat, und wie es die geistigen Keime in sich entwickelt, daß aus ihm in der Zukunft ein weiteres Gebiet, gewisserma­ßen eine «neue Erde », entstehen kann. In meiner «Ge­heimwissenschaft» ist gesagt, warum man dasjenige, wor­aus sich die Erde gebildet hat, als einen alten «Mondpla­neten » bezeichnen kann, und warum man die Welt, nach welcher die Erde in Zukunft hinstreben wird, als «Jupiter» bezeichnen kann. Das Wesentliche ist, daß man im «alten Monde » eine langvergangene Welt sieht, aus welcher die Erdenwelt durch Umwandlung sich gebildet hat, und daß man im geistigen Sinne als «Jupiter » eine zukünftige Welt versteht, nach welcher die Erdenwelt hinstrebt.

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ZUSAMMENFASSUNG DES VORANGEHENDEN

Es liegt dem physischen Menschen eine feine ätherische Menschenwesenheit zugrunde. Diese lebt in einer elemen­tarischen Umwelt, wie der physische Mensch in einer phy­sischen Umwelt lebt. Die elementarische Außenwelt glie­dert sich zum übersinnlichen Lebensleib der Erde zusam­men. Dieser ergibt sich als das Umwandelungswesen einer alten Welt (Mondenwelt) und als der Vorbereitungszu­stand für eine künftige Welt (Jupiterwelt). Schematisch kann man nach dem Vorhergehenden den Menschen so betrachten:

I. Den physischen Leib in der physisch-sinnlichen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als selbständiges Ei­genwesen (Ich).

II. Den feinen (ätherischen) Leib in der elementarischen Um­welt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als Glied des Er­denlebensleibes und dadurch mittelbar als Glied dreier auf­einanderfolgender planetarischer Zustände.

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VON DEN WIEDERHOLTEN ERDENLEBEN UND VOM KARMA VON DEM ASTRALISCHEN LEIB DES MENSCHEN UND VON DER GEISTIGEN WELT VON AHRIMANISCHEN WESENHEITEN

Die Anerkennung, daß im Seelenleben etwas waltet, was dem Bewußtsein der Seele S9 Außenwelt ist wie die im gewöhnlichen Sinne so genannte Außenwelt, wird der Seele besonders schwer. Sie sträubt sich - unbewußt - da­gegen, weil sie ihr Eigensein durch diesen Tatbestand ge­fährdet glaubt. Sie wendet instinktiv den geistigen Blick von diesem Tatbestand ab. Daß die neuere Wissenschaft theoretisch die Sache als solche zugesteht, ist noch nicht ein Voll-Erleben dieser Tatsache mit allen Konsequenzen des inneren Erfassens derselben und des Sich-Durchdringens mit ihr. Kann das Bewußtsein dazu gelangen, diese Tatsa­che lebensvoll zu erfühlen, dann lernt es im Seelenwesen einen inneren Kern erkennen, welcher selbständig wesen­haft gegenüber allem ist, was im Bereich des bewußten Seelenlebens zwischen Geburt und Tod sich entwickeln kann. Es lernt das Bewußtsein in seinem Untergrunde ein Wesen kennen, als dessen Geschöpf es sich selber fühlen muß. Und als dessen Geschöpf es auch den Leib mit allen seinen Kräften und Eigenschaften fühlen muß, der der Träger dieses Bewußtseins ist. Die Seele lernt im Verfolg eines solchen Erlebens das Heranreifen einer in ihr befind­lichen geistigen Wesenheit empfinden, welche sich den Einflüssen des bewußten Lebens entzieht. Sie kommt dazu, zu fühlen, wie diese innere Wesenheit im Verlaufe des Le­bens zwischen Geburt und Tod immer kraftvoller, aber

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auch selbständiger wird. Sie lernt erkennen, daß diese We­senheit innerhalb dieses Lebens zwischen Geburt und Tod zu dem übrigen Erleben sich so stellt, wie der im Pflanzenwesen sich entwickelnde Keim zu der Gesamtheit der Pflanze, in welcher er sich entwickelt. Nur ist der Pflanzenkeim ein physisches Wesen, der Seelenkeim ein geistiges. - Der Verfolg eines solchen Erlebens führt dann zur Aner­kennung des Gedankens von den wiederholten Erdenleben des Menschen. Die Seele kann in ihrem von ihr bis zu ei­nem gewissen Grade unabhängigen Wesenskern den Keim zu einem neuen Menschenleben erfühlen, in das dieser Keim die Früchte des gegenwärtigen hinübertragen wird, wenn er in einer geistigen Welt nach dem Tode jene Lebensbedin­gungenin einer rein geistigen Weise erfahren haben wird, die ihm dann nicht zuteil werden können, wenn er von einem physischen Erdenleib zwischen Geburt und Tod umhüllt ist. Aus diesem Gedanken ergibt sich dann mit Notwendig­keit der andere, daß das gegenwärtige Sinnesleben zwi­schen Geburt und Tod das Ergebnis ist anderer langver­gangner Erdenleben, in denen die Seele einen Keim ent­wickelt hat, der nach dem Tode in einer rein geistigen Welt weiter gelebt hat, bis er gereift war, ein neues Erdenleben durch eine neue Geburt anzutreten, wie der Pflanzenkeim zur neuen Pflanze wird, nachdem er, losgelöst von der alten Pflanze, in der er sich gebildet hat, eine Zeitlang unter anderen Lebensbedingungen gewesen ist.

Das übersinnliche Bewußtsein lernt durch die entspre­chenden Seelenvorbereitungen in den Vorgang untertau­chen, der darin besteht, daß sich in einem Menschenleben ein in gewisser Weise selbständiger Kern ausbildet, wel­cher die Früchte dieses Lebens in folgende Erdenleben

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hinüberführt. - Bilderhaft, wesenhaft, wie wenn es sich als Eigenwesen offenbaren wollte, taucht aus den Seelenfluten ein zweites Selbst auf, das dem Wesen, das man vor­her als sein Selbst angesprochen hat, wie selbständig, übergeordnet erscheint. Es nimmt sich wie ein Inspirator dieses Selbstes aus. Der Mensch fließt als dieses letztere Selbst zusammen mit dem inspirierenden, übergeordneten.

Was das übersinnliche Bewußtsein so als Tatbestand durchschaut, in dem lebt das gewöhnliche Bewußtsein, ohne daß es davon weiß. Wieder bedarf es der Seelenstär­kung, um sich aufrechtzuerhalten jetzt nicht nur gegen­über einer geistigen Außenwelt, mit der man verschmilzt, sondern sogar mit einer geistigen Wesenheit, die man in einem höheren Sinne selber ist, und die doch außerhalb dessen steht, was man in der Sinnenwelt notwendig als sein Selbst erfühlen muß. (Die Art, wie dieses zweite Selbst sich aus den Seelenfluten bilderhaft, wesenhaft erhebt, ist für die verschiedenen Menschenindividualltäten ganz ver­schieden. In meinen szenischen Seelengemälden «Die Pforte der Einweihung », «Die Prüfung der Seele », «Der Hüter der Schwelle » und «Der Seelen Erwachen» ver­suchte ich darzustellen, wie verschiedene Menschenindivi­dualitäten sich zu dem Erleben dieses «anderen Selbstes» hindurcharbeiten.)

Wenn nun auch die Seele im gewöhnlichen Bewußtsein nichts weiß von der Inspiration durch ihr «anderes Selbst», so ist diese Inspiration aber doch in den Seelentiefen vor­handen. Nur ist diese Inspiration keine solche in Gedan­ken oder inneren Worten; sie wirkt durch Taten, durch Vor­gänge, durch ein Geschehen. Dieses «andere Selbst» ist es, welches die Seele hinführt zu den Einzelheiten ihres Lebensschicksals,

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und welches in ihr die Fähigkeiten, Nei­gungen, Anlagen usw. hervorruft. - Dieses «andere Selbst »lebt in der Gesamtheit des Schicksals eines Menschenle­bens. Es geht neben dem Selbst, das zwischen Geburt und Tod seine Bedingungen hat, einher und gestaltet das menschliche Leben mit allem, was Erfreuliches, Erheben­des, Schmerzvolles in dasselbe einschlägt. Das übersinnli­che Bewußtsein lernt, indem es mit diesem «anderen Selbst» sich zusammenfindet, zu der Gesamtheit des Lebensschick­sals so «Ich» zu sagen, wie der physische Mensch zu sei­nem Eigenwesen «Ich» sagt. Was man mit einem morgen-ländischen Worte «Karma» nennt: es wächst in der ange­deuteten Art mit dem «anderen Selbst», mit dem «geisti­gen Ich-Wesen» zusammen. Der Lebenslauf eines Men­schen erscheint inspiriert von seiner eigenen Dauerwesen­heit, die von Leben zu Leben sich weiterführt; und die In­spiration erfolgt so, daß die Lebensschicksale eines folgen­den Erdenseins als die Folge sich ergeben der vorange­henden Erdenleben

So lernt der Mensch sich selbst erkennen als eine «an­dere Wesenheit», eine solche, welche er nicht im Sinnensein ist, und die sich in diesem Sinnensein nur durch ihre Wirkungen zum Ausdruck bringt. Wenn das Bewußtsein in diese Welt eintritt, so ist es in einem Gebiete, das dem elementarischen gegenüber als das Geistgebiet bezeichnet werden kann.

Solange man sich in diesem Gebiete erfühlt, findet man sich vollkommen außer dem Kreise stehend, in dem alle Erlebnisse und Erfahrungen der Sinneswelt sich abspielen. Man sieht aus einer anderen Welt auf diejenige zurück, wel­che man gewissermaßen verlassen hat. Man gelangt aber

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zu der Erkenntnis, daß man als Mensch den beiden Welten angehört. Man empfindet die Sinnenwelt wie eine Art Spiegelbild der Geisteswelt. Doch als ein Spiegelbild, in welchem die Vorgänge und Wesenheiten der Geisteswelt nicht bloß gespiegelt werden, sondern das, obgleich es Spiegelbild ist, ein selbständiges Leben in sich führt. Wie wenn ein Mensch sich in einem Spiegel sähe und, indem er sich sieht, das Spiegelbild selbständiges Leben gewänne. - Und man lernt geistige Wesenheiten kennen, welche dieses selbständige Leben des Spiegelbildes der Geisteswelt be­wirken. Diese geistigen Wesenheiten empfindet man als solche, welche ihrem Ursprunge nach der Geisteswe]t an­gehören, die aber den Schauplatz dieser Welt verlassen ha­ben und in der Sinneswelt ihr Wirkensfeld entwickeln. So sieht man sich zweien Welten gegenüber, welche aufein­ander wirken. Es soll die geistige Welt hier als die obere, die Sinneswelt als die untere Welt bezeichnet werden.

Man lernt in der unteren Welt die gekennzeichneten gei­stigen Wesenheiten dadurch kennen, daß man gewisser­maßen seinen Gesichtspunkt selbst in die obere Welt ver­legt hat. Eine Art dieser geistigen Wesenheiten stellt sich so dar, daß man in ihr den Grund findet, warum der Mensch die Sinneswelt als eine stoffliche, materielle er­lebt. Man erkennt, daß alles Stoffliche in Wahrheit geistig ist, und daß die geistige Wirksamkeit jener Wesen das Gei­stige der Sinneswelt zum Stofflichen verfestigt, verhärtet. So unbeliebt gewisse Namen in der Gegenwart auch sind, man braucht sie für dasjenige, was man in der Geisteswelt als wirklich erschaut. Deshalb seien hier die Wesen, wel­che dieses Verstofflichen der Sinneswelt bewirken, die ah­rimanischen Wesenheiten genannt. Nun zeigt sich in bezug

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auf diese ahrimanischen Wesenheiten auch, daß sie ihr ur­eigenes Gebiet im Reiche des Mineralischen haben. Im Mineralreiche herrschen diese Wesenheiten so, daß sie in diesem Reiche voll zur Offenbarung bringen, was sie ihrer Natur nach sind. - Im Pflanzenreiche und in den höheren Naturreichen vollbringen sie etwas anderes. Verständlich wird dieses andere erst, wenn man das Gebiet der elemen­tarischen Welt in Betracht zieht. Auch diese elementarische Welt erscheint, von dem Geistgebiete aus gesehen, wie eine Spiegelung dieses Geistgebietes. Doch ist die Selbstän­digkeit des Spiegelbildes in der elementarischen Welt keine so große wie diejenige der physischen Sinneswelt. In der ersteren herrschen die geistigen Wesenheiten von der Art der ahrimanischen weniger als in der Sinneswelt. Doch entwickeln diese ahrimanischen Wesenheiten von der ele­mentarischen Welt aus unter anderem diejenige Wirksam­keit, welche in Vernichtung und Tod des Daseins ihren Ausdruck findet. Man kann geradezu sagen, daß für die höheren Naturreiche die ahrimanischen Wesenheiten die Aufgabe haben, den Tod herbeizuführen. Insoferne der Tod zur notwendigen Ordnung des Daseins gehört, ist die Aufgabe der ahrimanischen Wesenheiten in dieser Ord­nung begründet.

Man erfährt aber, wenn man die Wirksamkeit der ahri­manischen Wesenheiten vom Geistgebiet aus beobachtet, daß mit ihrem Wirken in der unteren Welt noch etwas an­deres zusammenhängt. Indem sie in dieser Welt ihren Schauplatz haben, fühlen sie sich nicht an die Ordnung gebunden, die ihren Kräften zukäme, wenn sie in der obe­ren Welt wirkten, in welcher sie ihren Ursprung haben. Sie streben in der unteren Welt nach einer Selbständigkeit,

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weiche sie in der oberen niemals haben könnten. Dies äu­ßert sich insbesondere in der Wirksamkeit der ahrimani­schen Wesenheiten auf den Menschen, insoferne der Mensch das höchste Naturreich der Sinneswelt bildet. Sie streben das menschliche Seelenleben, soweit dieses an das Sinnessein des Menschen gebunden ist, zu verselbständi­gen, es loszureißen von der oberen Welt und es ganz ihrer eigenen Welt einzuverleiben. Der Mensch als denkende Seele hat seinen Ursprung in der oberen Welt. Die geistig schauend gewordene, denkende Seele tritt auch in diese obere Welt ein. Das in der Sinneswelt zur Enifaltung kom­mende und an diese gebundene Denken hat in sich dasje­nige, was als Einfluß der ahrimanischen Wesenheiten zu bezeichnen ist. Diese Wesenheiten wollen gewissermaßen dem Sinnesdenken innerhalb der Sinneswelt eine Art dau­ernden Daseins geben. Indem ihre Kräfte den Tod brin­gen, wollen sie die denkende Seele dem Tode entreißen und nur das andere Wesenhafte am Menschen in die Ver­nichtung einströmen lassen. Die Menschendenkkraft aber soll, nach ihren Intentionen, im Sinnesbereich zurückblei­ben und ein Sein annehmen, das der Natur des Ahrimam­schen immer ähnlicher werden soll.

In der unteren Welt drückt sich das eben Geschilderte nur durch seine Wirkung aus. Der Mensch kann darnach streben, in seiner denkenden Seele sich mit den Kräften durchdringen zu lassen, welche die geistige Welt aner­kennen, welche in derselben sich lebend und wesend wis­sen. Er kann aber auch sich mit seiner denkenden Seele von solchen Kräften abwenden, kann sein Denken nur dazu benützen, die Sinneswelt zu ergreifen. Die Verlockungen zu dem letzteren kommen von den ahrimanischen Kräften.

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VON DEM ASTRALISCHEN LEIBE UND VON LUZIFERISCHEN WESENHEITEN VON DEM WESEN DES ÄTHERISCHEN LEIBES

Eine andere Art von geistigen Wesenheiten, welche, von dem Geistgebiet aus, in der Sinneswelt (und auch in der elementarischen Welt) als auf ihrem angenommenen Schau­platze wirksam beobachtet werden, sind diejenigen, welche die fühlende Seele ganz von der Sinneswelt befreien wol­len; sie also gewissermaßen vergeistigen wollen. Das Le­ben in der Sinneswelt gehört der Weltenordnung an. In­dem die menschliche Seele in der Sinneswelt lebt, macht sie in derselben eine Entwickelung durch, welche zu dem Bereiche ihrer Daseinsbedingungen gehört. Daß sie einverwoben ist in dieses Sinnesgebiet, ist ein Ergebnis der Wirksamkeit von Wesenheiten, welche man in der oberen Welt kennen lernt. Dieser Wirksamkeit entgegen arbeiten die Wesenheiten, welche die fühlende Seele von den Be­dingungen der Sinneswirksamkeit losreißen wollen. Diese Wesenheiten seien hier die luziferischen Wesenheiten ge­nannt.

So stehen die luziferischen Wesenheiten in der Sinneswelt, gewissermaßen alles erspähend, was in dieser seelisch (fühlend) ist, um dies aus dieser Sinneswelt herauszuziehen und einem eigenen Weltgebiet einzuverleiben, das ihrer Natur ähnlich ist. Von der oberen Welt aus gesehen, ist die Wirksamkeit dieser luziferischen Wesenheiten auch in der elementarischen Welt bemerkbar. Sie streben innerhalb derselben ein Kräftegebiet an, das von der Schwere der Sinneswelt, nach ihren Intentionen, nicht berührt werden soll, trotzdem es von den Wesen der oberen Welt dazu vorbestimmt

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ist, in diese Sinneswelt einverwoben zu werden. Wie die ahrimanischen Wesenheiten innerhalb ihres Krei­ses blieben, wenn sie nur die in der Weltenordnung be­gründete zeitweilige Vernichtung des Daseins herbeiführ­ten, so überschritten die luziferischen Wesenheiten das Gebiet ihres eigenen Reiches nicht, wenn sie die fühlende Seele mit Kräften durchsetzten, in welchen diese immer wieder den Antrieb empfindet, sich über die Nötigungen in der Sinneswelt zu erheben und sich gegenüber diesen Nötigungen als selbständiges, freies Wesen zu erfühlen. Doch überschreiten die luziferischen Wesen ihr Gebiet, in­dem sie gegenüber der allgemeinen Ordnung der oberen Welt ein besonderes Reich des Geistes schaffen wollen, zu dem sie die seelischen Wesenheiten in der Sinneswelt um­gestalten wollen.

Man kann sehen, wie die Wirkung der luziferischen We­senheiten in der Sinneswelt nach zwei Seiten hindrängt. Auf der einen Seite ist es diesen Wesen zu verdanken, daß der Mensch sich über das bloße Erleben des sinnlich Wirk­lichen zu erheben vermag. Er zieht seine Freude, seine Er­hebung nicht nur aus der Sinneswelt. Er kann sich erfreuen, erheben an dem, was bloß im Scheine lebt, was als schöner Schein über das Sinnliche hinausgeht. Von dieser Seite her hat die luziferische Wirksamkeit die bedeutsamsten Kulturblüten, vor allem die künstlerischen, mitbewirkt. Der Mensch kann auch im freien Denken leben, er braucht nicht bloß die Sinnesdinge zu beschreiben und in Gedan­ken porträtartig nachzubilden; er kann über die Sinneswelt hinaus schöpferisches Denken entfalten; er kann über die Dinge philosophieren. - Auf der anderen Seite wird die Überspannung der luziferischen Kräfte in den Seelen

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zum Quell vieler Schwärmereien und Verworrenheiten, welche in seelischen Tätigkeiten sich enifalten wollen, ohne sich an die Bedingungen der höheren Weltenord­nung zu halten. Das Philosophieren ohne die Grundla­gen gediegenen Elnlebens in die Weltordnung, das eigensinnige Sich-Einspinnen in willkürliche Vorstellungen, das übertriebene Pochen auf die angenommene, liebge­wordene persönliche Meinung: alles dieses sind die Schat­tenseiten der luziferischen Wirksamkeit.

Die Menschenseele gehört mit ihrem «anderen Selbst »der oberen Welt an. Sie ist aber auch zugehörig zu dem Sein in der unteren Welt. Das übersinnliche Bewußtsein erfühlt sich wissend, wenn es die entsprechende Vorberei­tung durchgemacht hat, in der oberen Welt. Doch ändert sich für das übersinnliche Bewußtsein kein Tatbestand, sondern es wird zu dem, was für jede Menschenseele ein Tatbestand ist, eben nur das Wissen über diesen Tatbe­stand hinzugefügt. - Jede Menschenseele gehört der obe­ren Welt an und ist, wenn der Mensch in der Sinneswelt lebt, einem Sinnesleib zugeordnet, welcher den Vorgängen dieser Sinneswelt unterliegt; sie ist ferner einem feinen, ätherischen Leib zugeordnet, welcher innerhalb der Vor­gänge der elementarischen Welt lebt. In dem Sinnesleib und in dem ätherischen Leib wirken die Kräfte der ahri­manischen und luziferischen Wesenheiten. Diese Kräfte sind geistiger, übersinnlicher Natur.

Insoferne die Menschenseele in der oberen (Geistes-) Welt lebt, ist sie eine - um diesen Ausdruck zu gebrauchen - astralische Wesenheit. Zu den mancherlei Gründen, wel­che diesen Ausdruck rechtfertigen, gehört auch der, daß die astrallsche Wesenheit des Menschen als solche nicht un­terliegt

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den Bedingungen, welche innerhalb der Erde wirk­sam sind. Die Geisteswissenschaft erkennt, daß innerhalb der Astralwesenheit des Menschen nicht die Naturgesetze der Erde, sondern diejenigen Gesetze wirksam sind, wel­che für die Vorgänge der Sternenweit in Betracht kommen. Deshalb kann die Namengebung gerechtfertigt erscheinen. Zu der Anerkennung des physisch-sinnlichen Leibes des Menschen und des ätherischen, feinen Leibes kommt so diejenige des dritten, des astralischen Leibes hinzu. Es muß aber durchaus das folgende berücksichtigt werden: In be­zug auf seine ureigene Wesenheit wurzelt der astrallsche Menschenleib in der oberen Welt, in dem eigentlichen Geistgebiet. Innerhalb dieses Gebietes ist er eine Wesen­heit, welche von der gleichen Art mit anderen Wesenhei­ten ist, welche den Schauplatz ihrer Wirksamkeit in dieser Geisteswelt haben. Insofern die elementarische und die Sinnes-Welt Spiegelungen der Geisteswelt sind, müssen auch der ätherlsche und der physisch-sinnliche Menschenleib als Spiegelungen der astralischen Wesenheit des Men­schen angesehen werden. Es walten aber in diesem ätheri­schen und in dem physisch-sinnlichen Leibe Kräfte, die von den luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten her­rühren. Da diese Wesenheiten geistigen Ursprungs sind, so ist es naturgemäß, daß man im Gebiete des sinnlich-physischen und des ätherischen Leibes selbst eine Art astra­lischer Wesenheit des Menschen findet. Einer Geistesan­schauung' welche nur die Bilder des übersinnlichen Be­wußtseins hinnünint und ihre Bedeutung nicht richtig zu verstehen vermag, kann es leicht geschehen, daß der astra­lische Einschlag des physischen und des ätherischen Lei­bes als der eigentliche astralische Leib genommen wird.

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Doch ist dieser «astralische Leib» gerade das Glied in der menschlichen Wesenheit, welches in seiner Wirksamkeit sich gegen die Gesetzmäßigkeit richtet, die dem Menschen in der Weltordnung wahrhaft zukommt. - Verwechslun­gen und Verworrenheiten auf diesem Gebiete sind um so leichter möglich, als für das gewöhnliche menschliche Be­wußtsein zunächst ein Wissen von der astralischen Wesen­heit der Seele ganz unmöglich ist. Aber auch für die ersten Stufen des übersinnlichen Bewußtseins ist dieses Wissen noch nicht erreichbar. Dieses Bewußtsein wird erreicht, wenn sich der Mensch in seinem ätherischen Leibe erlebt. In demselben erschaut er aber die Spiegelbilder seines «an­deren Seibstes » und der oberen Welt, der er angehört. Er erschaut so das ätherische Spiegelbild seines astralischen Leibes und erschaut es mit den in ihm enthaltenen luziferi­schen und ahrimanischen Wesenheiten. - Es wird sich in den späteren Aphorismen dieser Schrift zeigen, daß auch das «Ich», welches der Mensch in seinem gewöhnlichen Leben als seine Wesenheit anspricht, nicht das «wahre Ich» ist, sondern die Spiegelung des «wahren Ich» in der physisch-sinnlichen Welt. Für die ätherische Anschauung kann so die ätherische Spiegelung des astralischen Leibes zu der Illusion des «wahren astralischen Leibes» werden.

Im weiteren Verfolg des Sich-Einlebens in die obere Welt kommt das übersinnliche Bewußtsein auch dazu, eine wahre Ansicht über die Natur der Spiegelung der oberen Welt in der unteren in bezug auf das Menschenwesen zu gewinnen. Da zeigt sich vor allem, daß der ätherische, feine Leib, wie ihn der Mensch in seinem gegenwärtigen Erdendasein an sich trägt, nicht in Wahrheit ein Spiegel­bild ist von dem, was ihm in der oberen Welt entspricht.

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Er ist ein Spiegelbild, verändert durch die Wirksamkeit der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten. Das geistige Urbild des ätherischen Leibes kann durch die Na­tur der Erdenwesenheit, in welcher die genannten Wesen­heiten wirksam sind, sich gar nicht im irdischen Menschen vollkommen spiegeln. Verfolgt das übersinnliche Bewußt­sein seinen Weg über die Erde hinaus zu einem Gebiete, auf dem eine vollkommene Spiegelung des Urbildes des ätherischen Leibes möglich ist, so sieht es sich über den gegenwärtigen Erdenzustand, ja auch noch über den die­sem vorangegangenen Mondenzustand in eine ferne Ver­gangenheit zurückversetzt. Es kommt dazu, Einsicht zu gewinnen, wie die gegenwärtige Erde sich aus einem Mon­denzustande, dieser aber aus einem Sonnenzustande heraus entwickelt hat. Warum der Name Sonnenzustand gerecht-fertigt ist, darüber findet man in meiner «Geheimwissen­schaft» das Nähere. Die Erde war also einmal in einem Sonnenzustand; sie hat sich aus diesem zu einem Monden­zustande hin entwickelt, und ist dann «Erde» geworden. Während des Sonnenzustandes war der ätherische Leib des Menschen eine reine Spiegelung der geistigen Vorgänge und Wesenheiten der Welt, in welchen er seinen Ursprung hat. Es ergibt sich für das übersinnliche Bewußtsein, daß diese Wesenheiten ganz aus lauterer Weisheit bestehen. So kann man sagen, daß während der Sonnenzeit der Erde in urferner Vergangenheit der Mensch in sich aufgenommen hat seinen ätherischen Leib als reine Spiegelung der kosnu­schen Weisheitswesen. Während der folgenden Monden- und Erdenzeit hat sich dann dieser ätherische Leib verän­dert und ist zu demjenigen geworden, was er gegenwärtig in der menschlichen Wesenheit ist.

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ZUSAMMENFASSUNG DES VORANGEHENDEN

Der Mensch trägt in sich einen seelischen Wesenskern, welcher einer geistigen Welt angehört. Dieser seelische Wesenskern ist das menschliche Dauerwesen, welches in wiederholten Erdenleben sich so auslebt, daß es sich in ei­nem Erdenleben innerhalb des gewöhnlichen Bewußtseins als eine diesem Bewußtsein gegenüber selbständige Wesen­heit heranbildet, nach dem physischen Tode des Menschen in einer rein geistigen Welt erlebt, und nach entsprechen­der Zeit die Ergebnisse des vorangehenden Erdenlebens in einem neuen darlebt. Es wirkt dieses Dauerwesen so, daß es zum Inspirator des Schicksals des Menschen wird. Es inspiriert dieses Schicksal so, daß sich ein Erdenleben als die durch die Weltordnung begründete Folge der voran­gehenden ergibt.

Der Mensch ist dieses Dauerwesen selbst; er lebt in ihm als in seinem «anderen Selbst». Insoferne er als Wesen die­ses «andere Selbst» ist, lebt er in einem astralischen Leibe, wie er in einem physischen und ätherischen Leibe lebt Wie die Umgebung des physischen Leibes die physische, die­jenige des ätherischen Leibes die elementarische Welt ist, so ist die Umgebung des astralischen Leibes das Geist­gebiet.

Wesen, welche derselben Art und desselben Ursprungs sind wie das « andere Selbst » des Menschen, wirken in der physischen und elementarischen Welt als ahrimanische und luziferische Kräfte. Durch die Art, wie diese wirken, wird das Verhältnis des astralischen Menschenleibes zu dem ätherischen und dem physischen verständlich.

Der Urquell des ätherischen Leibes ist in einem langver­gangenen

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Zustand der Erde, ihrer sogenannten Sonnenzeit, zu suchen.

Schematisch kann man nach dem Vorangehenden den Menschen so betrachten:

I. Den physischen Leib in der physisch-sinnlichen Um­welt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als selbständiges Eigenwesen (Ich).

II. Den feinen (ätherischen) Leib in der elementarischen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als Glied des Er­denlebensleibes und dadurch mittelbar als Glied dreier auf­einanderfolgender planetarischer Zustände.

III. Den astralischen Leib in einer rein geistigen Umwelt. Durch ihn ist der Mensch ein Glied einer geistigen Welt, von welcher die elementarische und die physische Welt Spiegelungen sind. In ihm liegt das « andere Selbst » des Menschen, welches sich in wiederholten Erdenleben zum Ausdrucke bringt.

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VON DEM «HÜTER DER SCHWELLE» UND EINIGEN EIGENHEITEN DES ÜBERSINNLICHEN BEWUSSTSEINS

Mit seinem Erleben in der Sinneswelt steht der Mensch außerhalb der geistigen Welt, in welcher im Sinne der vor­angehenden Betrachtungen seine Wesenheit wurzelt. Wel­chen Anteil dieses Erleben an der menschlichen Wesen­heit hat, ersieht man, wenn man bedenkt, daß das übersinn­liche Bewußtsein, welches die übersinnlichen Welten be­tritt, einer Verstärkung eben der Seelenkräfte bedarf, die in der Sinneswelt erworben werden. Ist diese Verstärkung nicht vorhanden, so fühlt die Seele eine gewisse Scheu, in die übersinnliche Welt einzutreten. Sie will sich sogar vor diesem Eintritte dadurch retten, daß sie sich « Beweise» sucht für die Unmöglichkeit eines solchen Eintrittes.

Findet sich aber die Seele stark genug zum Eintritte, er­kennt sie in sich die Kräfte, welche ihr gestatten, nach dem Eintritte ihre Wesenheit als selbständige zu behaupten und in dem Felde ihres Bewußtseins nicht nur Gedanken, son­dern auch Wesenheiten zu erleben, wie sie es muß in der elementarischen und in der geistigen Welt: so erfühlt sie auch, daß sie diese Kräfte nur innerhalb des Lebens in der Sinneswelt hat sammeln können. Sie sieht die Notwendig­keit ein, in ihrem Weltenlaufe durch die Sinneswelt ge­führt zu werden.

Insbesondere ergibt sich diese Einsicht durch die Erleb­nisse, welche das übersinnliche Bewußtsein mit dem Denken hat. Beim Eintritte in die elementarische Welt erfüllt sich das Bewußtsein mit Wesenheiten, die in Bildform wahrgenommen werden. Es kommt gar nicht in die Lage,

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innerhalb dieser Welt gegenüber deren Wesenheiten eine ähnliche innere Seelentätigkeit zu entwickeln, wie sie im Gedankenleben innerhalb der Sinneswelt entwickelt wird. Dennoch wäre es unmöglich, sich innerhalb dieser elementarischen Welt als menschliches Wesen zurechtzufin­den, wenn man sie nicht denkend beträte. Man würde ohne denkende Betrachtung wohl die Wesenheiten der elemen­tarischen Welt schauen; man würde aber von keiner in Wahrheit wissen können, was sie ist. Man gliche einem Menschen, der eine Schrift vor sich hat, die er nicht lesen kann; ein solcher sieht mit seinen Augen genau dassel­be> was auch derjenige sieht, der die Schrift lesen kann; Bedeutung und Wesenheit hat sie aber doch nur für diesen.

Dennoch übt das übersinnliche Bewußtsein während sei­nes Verweilens in der elementarischen Welt keineswegs eine solche denkerische Tätigkeit aus, wie sie in der Sin­neswelt sich vollzieht. Es ist vielmehr so, daß ein denken­des Wesen wie der Mensch im richtigen Schauen der elementarischen Welt die Bedeutung ihrer Wesen und Kräfte mit-wahrnimmt, und daß ein nicht-denkendes We­sen die Bilder ohne deren Bedeutung und Wesenheit wahr­nehmen würde.

Wird die geistige Welt betreten, so würden zum Beispiel die ahrimanischen Wesenheiten für etwas ganz anderes ge­halten werden, als was sie sind, wenn sie nicht von der Seele als einer denkenden Wesenheit geschaut würden. Ebenso ist es mit den luziferischen und anderen Wesenhei­ten der geistigen Welt. Die ahrimanischen und luziferischen Wesenheiten werden von dem Menschen als das ge­schaut, was sie sind, wenn er sie von der geistigen Welt aus

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mit dem hellsichtigen Blicke betrachtet, der durch das Denken erkraftet ist.

Bewaffnete sich die Seele nicht mit der genügenden den­kerischen Kraft, so würden die luziferischen Wesenheiten, wenn sie von der geistigen Welt aus geschaut würden, der hellsichtigen Bilderwelt sich bemächtigen und in der be­trachtenden Seele die Illusion hervorrufen, daß sie tiefer und immer tiefer in die eigentlich gesuchte geistige Welt hineindringe, während sie in Wahrheit in die Welt immer tiefer versinkt, welche die luziferisehen Kräfte als eine ihrer Wesenheit gleiche zubereiten wollen. Die Seele wür­de sieh zwar immer selbständiger fühlen; aber sie würde sieh in eine Geisteswelt einleben, die nicht ihrer Wesenheit und ihrem Urquell entspricht. Sie liefe in eine ihr fremde geistige Umgebung ein. Die Sinneswelt verbirgt solche Wesenheiten, wie die luziferischen sind. Daher können diese innerhalb der Sinneswelt das Bewußtsein nicht be­irren. Sie sind für dasselbe einfach nicht vorhanden. Und das Bewußtsein hat die Möglichkeit, sich unbeirrt von ih­nen, genügend denkerisch zu erkraften. Es gehört zu den instinktiven Eigenheiten des gesunden Bewußtseins, daß es die geistige Welt nur in dem Maße betreten will, als es sich für das Durchschauen derselben in der Sinneswelt genügend erkraftet hat. Das Bewußtsein hängt an der Art, wie es sich in der Sinneswelt erleben kann. Es fühlt sich in seinem Elemente, wenn es mit den Gedanken, Gefühlen, Af­fekten usw. sich in sich erleben kann, die es der Sinneswelt verdankt. Wie stark das Bewußtsein an diesem Erleben hängt, das zeigt sich ganz besonders in dem Augenblicke, in welchem der Eintritt in die übersinnlichen Welten wirk­lich erfolgt. Wie man an lieben Erinnerungen in besonderen

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Augenblicken seines Lebens sich festklammert, so kom­men beim Eintritt in die übersinnlichen Welten alle die Neigungen mit Notwendigkeit wie aus den Seelentiefen herauf, deren man nur überhaupt fähig ist. Man wird da gewahr, wie man im Grunde an dem Leben hängt, das den Menschen mit der Sinneswelt verbindet. Dieses Hängen zeigt sich da in seiner vollen Wahrheit, ohne alle Illusionen, die man sich sonst im Leben über diese Tatsache macht. Es kommt beim Eintritte in die übersinnliche Welt gewis­sermaßen als eine erste übersinnliche Errungenschaft ein Stück Selbsterkenntnis zustande, von der man vorher kaum eine Ahnung haben konnte. Und es zeigt sich, was man alles hinter sich lassen muß, wenn man wirklich wis­send in die Welt eintreten will, in welcher man doch tat­sächlich fortwährend darinnen ist. Was man als Mensch bewußt und unbewußt in der Sinneswelt aus sich gemacht hat, das tritt mit höchster Deutlichkeit vor den Seelen-blick. Es kann dieses Erleben oftmals die Folge haben, daß man alle weiteren Versuche des Eindringens in die übersinn­lichen Welten fallen läßt. Denn es kommt hinzu, daß man Klarheit darüber gewinnt, wie man anders fühlen, empfin­den lernen muß, wenn der Aufenthalt in der geistigen Welt erfolgreich sein soll. Man muß zu dem Entschluß kommen, eine ganze andere innere Seelenverfassung aus­zubilden, als man vorher gehabt hat, oder anders gesagt: man muß zu der vorher errungenen eine andere hinzu­gewinnen.

Und doch was geschieht denn in einem solchen Au­genblicke des Eintrittes in die übersinnliche Welt eigent­lich? Man schaut das Wesen, das man immer gewesen ist; aber man schaut es jetzt nicht von der Sinneswelt aus, von

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der aus man es vorher stets angeschaut hat; man schaut es, ohne Illusion, in seiner Wahrheit von der geistigen Welt aus. Man schaut es so, daß man sich voll durchdrungen fühlt von den Erkenntniskräften, die es in seinem geistigen Wert zu bemessen imstande sind. Wenn man sich so be­trachtet, so zeigt sich auch, warum man in die übersinnli­che Welt nicht ohne Scheu bewußt eintreten will; es zeigt sich der Grad der Stärke, den man zu diesem Eintritte hat. Man sieht, wie man sich selbst als wissendes Wesen von ihr ferne hält. Und je genauer man sich so durchschaut, desto stärker treten auch die Neigungen auf, durch welche man in der Sinneswelt mit seinem Bewußtsein verbleiben will. Wie aus den Schlupfwinkeln der Seelentiefen lockt das erhöhte Wissen diese Neigungen herauf. Man muß sie erkennen; denn nur dadurch werden sie überwunden. Aber im Erkennen bezeugen sie noch ganz besonders ihre Kraft. Sie wollen die Seele überwältigen; diese fühlt sich von ihnen wie in unbestimmte Tiefen hinuntergezogen. Der Augenblick der Selbsterkenntnis ist ein ernster. Es wird in der Welt viel zuviel von der Selbsterkenntnis philo­sophiert und theoretisiert. Dadurch wird der Seelenblick eher von dem Ernste abgelenkt, der mit ihr verbunden ist, als zu ihm hingetrieben. Und trotz all dieses Ernstes: wel­che Befriedigung gewährt es, wenn man bedenkt, wie die Menschennatur so eingerichtet ist, daß sie von ihren In­stinkten veranlaßt wird, in die geistige Welt nicht einzu­treten, bevor sie ihren Reifegrad als Selbsterlebnis in sich entwickeln kann. Welche Befriedigung, daß die zunächst be­deutsamste Begegnung mit einem Wesen der übersinnlichen Welt die ist mit der eigenen Wesenheit in ihrer Wahrheit, die man in der Menschheitentwickelung weiterführen soll!

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Man kann sagen, in dem Menschen stecke ein Wesen, das sorgsame Wache hält an der Grenzscheide, die beim Eintritte in die übersinnliche Welt überschritten werden muß. Diese im Menschen steckende geistige Wesenheit, die man selbst ist, die man aber so wenig durch das ge­wöhnliche Bewußtsein erkennen kann, wie das Auge sieh selbst sehen kann, ist der «Hüter an der Schwelle» in die gei­stige Welt. Man lernt ihn erkennen in dem Augenblicke, in welchem man er selber nicht nur tatsächlich ist, sondern sich ihm, wie außer ihm stehend, wie ein anderer gegenüber stellt.

Wie andere Erlebnisse der übersinnlichen Welten machen auch den «Hüter der Schwelle» die verstärkten, in sich er­krafteten Seelenfähigkeiten schaubar. Denn abgesehen da­von, daß die Begegnung mit dem «Hüter» für den hell­sichtigen Geistesblick zum Wissen erhoben wird, ist diese Begegnung durchaus nicht ein Ereignis, das etwa nur für den geist-schauend gewordenen Menschen einträte. Ge­nau derselbe Tatbestand, in dem diese Begegnung besteht, tritt für jeden Menschen jedesmal beim Einschlafen ein, und es dauert das Sich-selbst-Gegenüberstehen, das ganz gleich dem Stehen vor dem « Hüter der Schwelle» ist, so lange als der Schlaf dauert. Im Schlafe erhebt sich die Seele zu ihrer übersinnlichen Wesenheit. Ihre Innenkräfte sind dann aber nicht stark genug, um ein Bewußtsein ihrer selbst hervorzurufen. Für das Verständnis des übersinnlichen Erlebens, be­sonders in seinen zarten Anfängen, ist auch von besonde­rer Wichtigkeit, das seelische Augenmerk darauf zu len­ken, daß die Seele bereits begonnen haben kann, Übersmnn­liches zu erleben, ohne daß sie ein nennenswertes Wissen

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davon sich zu bilden vermag. Es tritt die Hellsichtigkeit zuerst in sehr zarter Art auf. So, daß man oft in der Er­wartung, fast Greifbares zu schauen, der hinhuschenden heilseherischen Eindrücke nicht achtet. Sie durchaus nicht als solche anerkennen will. Sie treten dann so auf, daß sie ihr Vergessen-Werden schon vorbereiten, indem sie auf­treten; sie kommen dann so schwach in das Bewußtseinsfeld herein, daß sie wie leichte Seelenwölkchen ganz un­beachtet bleiben. Weil dieses so ist, und weil man zumeist von der Geistes-Anschauung ganz anderes erwartet, als was sie zunächst ist, deshalb wird sie von vielen ernsten Suchern nach der geistigen Welt nicht gefunden. Auch in dieser Beziehung ist die Begegnung mit dem «Hüter der Schwelle» wichtig. Wenn man die Seele gerade nach der Richtung der Selbsterkenntnis hin erkraftet hat, dann mag diese Begegnung selbst nur wie ein erstes zartes Vor­überhuschen einer geistigen Schau sein; man wird sie doch nicht so leicht dem Vergessen überliefern wie andere über­sinnliche Eindrücke, weil man an der eigenen Wesenheit stärker als an anderem interessiert ist. Es besteht aber durchaus keine Notwendigkeit, daß die Begegnung mit dem «Hüter» zu den ersten übersinnlichen Erlebnissen ge­hört. Die Erkraftung der Seele kann nach verschiedenen Richtungen hin erfolgen. Die ersten Richtungen, welche die Seele nimmt, können ihr auch vor dieser Begegnung andere Wesenheiten oder Vorgänge in den geistigen Blic­kekreis führen. Doch aber wird verhältnismäßig bald nach dem Eintritt in die übersinnliche Welt diese Begegnung stattfinden.

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VON DEM ICH-GEFÜHL UND VON DER LIEBEFÄHIGKEIT DER MENSCHLICHEN SEELE UND DEREN VERHÄLTNISSEN ZUR ELEMENTARISCHEN WELT

Wenn die Menschenseele bewußt in die elementatische Welt eintritt, so sieht sie sich genötigt, manche Vorstellungen, welche sie innerhalb der Sinneswelt gewonnen hat, zu verändern. Verstärkt die Seele ihre Kräfte entsprechend, so wird sie zu dieser Veränderung auch fähig. Nur wenn sie zurückscheut, diese Verstärkung sich zu erwerben, so kann sie von dem Gefühle befallen werden, beim Eintritte in die elementarische Welt den festen Boden zu verlieren, auf welchem sie ihr inneres Leben aufbauen muß. Die Vorstellungen, welche in der physisch-sinnlichen Welt gewonnen werden, bieten nur so lange ein Hindernis für den Eintritt in die elementarische Welt, als man sie genau so festhalten will, wie man sie in der Sinneswelt gewonnen hat. Es gibt aber keinen anderen Grund für ein solches Festhalten als die Gewöhnung der Seele. Es ist auch ganz naturgemäß, daß sich das Bewußtsein, das zunächst nur mit der Sinneswelt zusammenlebt, gewöhnt die Gestalt seiner Vorstellungen für die einzig mögliche zu halten, welche sich an dieser Sinneswelt herausbildet. Und es ist sogar noch mehr als naturgemäß; es ist notwendig. Das Seelenieben würde niemals zu seiner inneren Geschlossenheit, zu seiner notwendigen Festigkeit kommen, wenn es nicht in der Sinneswelt ein Bewußtsein entwickelte, das in einer gewissen Beziehung in starren, ihm strenge aufgenötigten Vorstellungen lebte. Durch alles, was das Zusammenleben mit der Sinneswelt der Seele geben kann, ist diese dann in der Lage, in

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die elementarische Welt so einzutreten, daß sie in dieser ihre Selbständigkeit, ihre in sich geschlossene Wesenheit nicht verliert. Die Verstärkung, die Erkraftung des Seelenlebens muß erworben werden, damit diese Selbständigkeit beim Eintritte in die elementarische Welt nicht nur als unbewußte Seeleneigenschaft vorhanden ist, sondern auch im Bewußtsein klar festgehalten werden kann. Ist die Seele zu schwach für das bewußte Erleben der elementarischen Welt, so entschwindet ihr beim Eintritte die Selbständigkeit, wie ein Gedanke entschwindet, der zu schwach der Seele eingeprägt ist, um in deutlicher Erinnerung fortzuleben. In Wahrheit kann dann die Seele überhaupt nicht in die übersinnliche Welt mit ihrem Bewußtsein eintreten. Sie wird von jener Wesenheit, die in ihr lebt, und welche als der «Hüter der Schwelle» bezeichnet werden kann, immer wieder in die Sinneswelt zurückgeworfen, wenn sie den Versuch macht, in die übersinnliche Welt zu kommen. Und hat sie dabei doch an dieser Welt gleichsam genascht, so daß sie nach dem Zurücksinken in die Sinneswelt etwas von der übersinnlichen Welt im Bewußtsein zurückbehält, so wird durch eine solche Beute aus einem anderen Bereich oftmals Verworrenheit des Vorstellungslebens bewirkt. - Es ist ganz unmöglich, in eine solche Verworrenheit zu verfallen, wenn ganz besonders die gesunde Urteilskraft, wie sie in der Sinneswelt erworben werden kann, in entsprechender Art gepflegt wird. - Durch solches Erkraften der Urteilsfähigkeit wird das richtige Verhältnis der Seele zu den Vorgängen und Wesenheiten der übersinnlichen Welten entwickelt. Um in diesen Welten bewußt zu leben, ist nämlich ein Trieb der Seele notwendig, welcher in der Sinneswelt nicht in der Stärke zur Entfaltung kommen

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kann, in welcher er in den übersinnlichen Welten auftritt. Es ist der Trieb der Hingabe an dasjenige, was man erlebt. Man muß in dem Erlebnis untertauchen, rnan muß eins mit ihm werden können; man muß dies bis zu einem solchen Grade können, daß man sich außerhalb seiner eigenen Wesenheit erschaut und in der anderen Wesenheit drinnen fühlt. Es findet eine Verwandlung der eigenen Wesenheit in die andere statt, mit welcher man das Erlebnis hat. Wenn man diese Verwandlungsfähigkeit nicht hat, so kann man in den übersinnlichen Welten nichts Wahrhaftiges erleben. Denn alles Erleben beruht darauf, daß man sich zum Bewußtsein bringt: jetzt bist du in «dieser bestimmten Art» verwandelt, also bist du lebensvoli mit einem Wesen zusammen, das durch seine Natur die deinige in «dieser» Weise umwandelt. Dieses Sich-Umwandeln, dieses Einfühlen in andere Wesenheiten ist das Leben in den übersinnlichen Welten. Durch dieses Innleben lernt man die Wesenheiten und Vorgänge dieser Welten kennen. Man bemerkt auf diese Art, wie man mit der einen Wesenheit in dieser oder jener Art verwandt ist, wie man einer anderen durch seine eigene Natur ferner steht. Abstufungen von Seelenerlebnissen treten auf, die man - besonders für die elementarische Welt - als Sympathien und Antipathien bezeichnen muß. Man erfühlt sich zum Beispiel durch das Zusammentreffen mit einer Wesenheit oder einem Vorgange der elementarischen Welt so, daß in der Seele ein Erlebnis auftaucht, das man als Sympathie bezeichnen kann. In diesem Sympathie-Erlebnis erkennt man die Natur des elementarischen Wesens oder Vorgangs. Nur soll man sich nicht vorstellen, daß die Erlebnisse der Sympathie und Antipathie bloß in bezug auf ihre Stärke, ihren Grad in Betracht

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kommen. Bei den Sympathie- und Antipathie-Erlebnissen in der physisch-sinnlichen Welt ist es ja in einem gewissen Sinne so, daß man nur von einer stärkeren oder schwächeren Sympathie beziehungsweise Antipathie spricht.. In der elementarischen Welt sind die Sympathien und Antipathien nicht nur durch ihre Stärke zu unterscheiden, sondern so, wie zum Beispiel in der sinnlichen Welt die Farben voneinander zu unterscheiden sind. Wie man eine vielfarbige Sinneswelt hat, so kann man eine vielartig-sympathische oder -antipathische elementarische Welt erleben. Auch dies kommt dabei noch in Betracht, daß «antipathisch» für das Reich des Elementarischen nicht den Bei-geschmack hat, daß man sich von ihm innerlich abwendet; man muß da mit antipathisch einfach eine Eigenschaft des elementarischen Wesens oder Vorgangs bezeichnen, die zu einer sympathischen Eigenschaft eines anderen Vorganges oder Wesens sich ähnlich verhält, wie etwa in der Sinneswelt die blaue zu der roten Farbe.

Man könnte von einem «Sinne» sprechen, den der Mensch für die elementarische Welt in seinem ätherischen Leibe zu erwecken vermag. Dieser Sinn ist fähig, Sympathien und Antipathien in der elementarischenWelt wahrzunehmen, wie in der Sinneswelt das Auge Farben, das Ohr Töne wahrnimmt. Und wie in der Sinneswelt der eine Gegenstand rot, der andere blau ist, so sind die Wesenheiten der elementarischen Welt so, daß die eine diese Art von Sympathie, die andere jene Art von Antipathie in die Geistesschau hereinstrahlt.

Dieses Erleben der elementarischen Welt durch Sympathien und Antipathien ist wieder nicht etwas, was nur für die übersinnlich erwachte Seele entsteht; es ist für jede

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Menschenseele immer vorhanden; es gehört zum Wesen der Menschenseele. Für das gewöhnliche Seelenleben ist nur das Wissen von dieser Wesenheit des Menschen nicht ausgebildet. Der Mensch trägt in sich seinen ätherischen Leib; und durch diesen hängt er hundertfaltig mit Wesenheiten und Vorgängen der elementarischen Welt zusammen. In dem einen Augenblick seines Lebens ist er in einer gewissen Art mit Sympathien und Antipathien in die elementarische Welt hineinverwoben; in einem anderen Augenblicke in einer anderen Art.

Nun kann aber die Seele nicht fortwährend als ätherische Wesenheit so leben, daß in ihr die Sympathien und Antipathien in deutlich ausgesprochener Art wirksam sind. Wie im Sinnessein der Wachzustand mit dem Schlafzustand abwechseln muß, so muß in der elementarischen Welt dem Erleben der Sympathien und Antipathien ein anderer Zustand entgegenstehen. Die Seele kann sich allen Sympathien und Antipathien entziehen und in sich selbst nur sich erleben, nur ihr eigenes Sein beachten, erfühlen. Ja, dieses Erfühlen kann eine solche Stärke erreichen, daß man von einem «Wollen» der eigenen Wesenheit sprechen kann. Es handelt sich da um einen Zustand des Seelenlebens, den man deshalb nicht leicht schildern kann, weil er in seiner reinen, ureigenen Natur von solcher Art ist, daß ihm in der Sinneswelt nichts anderes ähnlich ist als das starke, reine Ich- oder Selbstgefühl der Seele. Für die elementarische Welt kann man den Zustand so schildern, daß man sagt, die Seele fühle gegenüber der notwendigen Hingabe an die Sympathie- und Antipathie-Erlebnisse den Trieb, sich zu sagen: ich will auch ganz nur für mich; nur in mir sein. Und durch eine Art Willensentfaltung entreißt

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sich die Seele dem Zustande der Hingabe an die elementarischen Sympathie- und Antipathie-Erlebnisse. Für die elementarische Welt ist dieses In-sich-Leben gewissermaßen der Schlafzustand; während die Hingabe an die Vorgänge und Wesenheiten der Wachzustand ist. - Wenn die Menschenseele in der elementarischen Welt wach ist und den Willen zu dem Sich-Erleben entwickelt, also das Bedürfnis nach dem «elementarischen Schlaf» empfindet, so kann ihr dieser werden, indem sie in den Wachzustand des Sinnenerlebens mit vollentwickeltem Selbstgefühl zurücktritt. Denn dieses vom Selbstgefühl durchtränkte Erleben in der Sinneswelt ist eben der elementarische Schla£ Er besteht in dem Losreißen der Seele von den elementarischen Erlebnissen. Es ist wörtlich richtig, daß für das übersinnliche Bewußtsein das Leben der Seele in der Sinneswelt ein geistiges Schlafen ist.

Wenn in der richtig entwickelten menschlichen Geistes-Schau das Erwachen in der übersinnlichen Welt eintritt, so bleibt die Erinnerung an die Erlebnisse der Seele in der Sinneswelt vorhanden. Diese Erinnerung muß vorhanden bleiben, sonst wären in dem hellsichtigen Bewußtsein wohl die anderen Wesenheiten und Vorgänge vorhanden, nicht aber die eigene Wesenheit. Man hätte dann kein Wissen von sich; man lebte nicht selbst geistig; es lebten in der Seele die anderen Wesenheiten und Vorgänge. Man wird, dies bedenkend, begreiflich finden, daß die richtig entwickelte Hellsichtigkeit einen großen Wert legen muß auf die Ausbildung des starken «Ich-Gefühls». Man entwikkelt in diesem Ich-Gefühl mit der Hellsichtigkeit durchaus nicht etwas, was erst durch die Hellsichtigkeit in die Seele kommt; man lernt eben nur dasjenige erkennen, was in

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den Seelentiefen immer vorhanden ist, aber für das gewöhnliche, in der Sinneswelt verlaufende Seelenleben unbewußt bleibt.

Das starke «Ich-Gefühl» ist nicht durch den ätherischen Leib als solchen vorhanden, sondern durch die Seele, welche sich in dem physisch-sinnlichen Leib erlebt. Bringt es die Seele nicht von ihrem Erleben in der Sinneswelt in den hellsichtigen Zustand hinein mit, so wird sich ihr zeigen, daß sie für das Erleben in der elementarischen Welt nicht zureichend gerustet ist.

Es ist dem menschlichen Bewußtsein innerhalb der Sinneswelt wesentlich, daß das Selbstgefühl der Seele (ihr Ich-Erleben), trotzdem es vorhanden sein muß, abgedämpft ist. Dadurch hat die Seele die Möglichkeit, innerhalb der Sinneswelt die Schulung für die edelste sittliche Kraft, für das Mitgefühl zu erleben. Ragte das starke Ich-Gefühl in die bewußten Erlebnisse der Seele innerhalb der Sinneswelt hinein, so könnten sich die sittlichen Triebe und Vorstellungen nicht in der richtigen Weise entwickeln. Sie könnten nicht die Frucht der Liebe hervorbringen. Die Hingabe, dieser naturgemäße Trieb der elementarischen Welt, ist nicht dem gleich zu achten, was man im menschlichen Erleben als Liebe bezeichnet. Die elementarische Hingabe beruht auf einem Sich-Erleben in dem anderen Wesen oder Vorgang; die Liebe ist ein Erleben des andern in der eigenen Seele. Um dies Erleben zur Entfaltung zu bringen, muß in der Seele über das in ihren Tiefen vorhandene Selbstgefühl (Ich-Erlebnis) gewissermaßen ein Schleier gezogen sem; und in der Seele, welche in bezug auf ihre eigenen Kräfte abgedämpft ist, ersteht dadurch das In-sich-Fühlen der Leiden und Freuden des anderen Wesens; es

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erkeimt die Liebe, aus der echte Sittlichkeit im Menschenleben erwächst. Die Liebe ist für den Menschen die bedeutsamste Frucht des Erlebens in der Sinneswelt. Durchdringt man das Wesen der Liebe, des Mitgefühls, so findet man in diesen die Art, wie das Geistige in der Sinneswelt sich in seiner Wahrheit auslebt. Es ist hier gesagt worden, daß es zum Wesen des Übersinnlichen gehört, sich in ein anderes zu verwandeln. Wenn das Geistige im sinnlich-physisch lebenden Menschen sich so verwandelt, daß es das Ich-Gefühl abdämpft und als Liebe auflebt, so bleibt dieses Geistige seinen eigenen elementarischen Gesetzen treu. Man kann sagen, daß mit dem übersinnlichen Bewußtsein die Menschenseele in der geistigen Welt aufwacht; man muß aber ebenso sagen, daß in der Liebe das Geistige innerhalb der Sinneswelt aufwacht. Wo Liebe, wo Mitgefühl sich regen im Leben, vernimmt man den Zauber-hauch des die Sinneswelt durchdringenden Geistes. - Deshalb kann niemals die richtig entwickelte Hellsichtigkeit das Mitgefühl, die Liebe abstumpfen. Je richtiger die Seele sich in die geistigen Welten einlebt, desto mehr empfindet sie die Lieblosigkeit, den Mangel an Mitgefühl als eine Verleugnung des Geistes selbst.-

Die Erfahrungen des schauend werdenden Bewußtseins zeigen in bezug auf das Vorgesagte ganz besondere Eigentümlichkeiten. Während das Ich-Gefühl - das aber für das Erleben in den übersinnlichen Welten notwendig ist - leicht sich abdämpft, oft sich wie ein schwacher, verlöschender Erinnerungsgedanke verhält, werden Gefühle des Hasses, der Lieblosigkeit, werden unsittliche Triebe zu starken Seelenerlebnissen gerade nach dem Eintritte in die übersinnliche Welt; sie stellen sich vor die Seele wie lebendig

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gewordene Vorwürfe hin, werden gräßlich wirkende Bilder. Um dann von diesen Bildern nicht gequält zu sein, greift das übersinnliche Bewußtsein oft zu dem Auskunftsmittel, sich nach geistigen Kräften umzusehen, welche die Eindrücke dieser Bilder abschwächen. Damit aber durchdringt sich die Seele mit diesen Kräften, welche verderblich wirken auf die erworbene Hellsichtigkeit. Sie treiben diese von den guten Gebieten der geistigen Welt ab und lenken sie zu den schlechten hin.

Auf der anderen Seite sind die wahrhaftige Liebe, das rechte Wohlwollen der Seele auch solche Seelen-Erlebnisse, welche die Kräfte des Bewußtseins in dem Sinne verstärken, wie es für den Eintritt in die Hellsichtigkeit notwendig ist. Wenn davon gesprochen wird, daß die Seele eine Vorbereitung braucht, bevor sie in der übersinnlichen Welt Erfahrungen machen kann, so darf hinzugefügt werden, daß zu den mannigfaltigen Vorbereitungsmitteln auch die wahre Liebefähigkeit, die Neigung für echtes menschliches Wohlwollen und Mitgefühl gehören.

Ein übermäßig entwickeltes Ich-Gefühl in der Sinneswelt wirkt der Sittlichkeit entgegen. Ein Ich-Gefühl, welches zu schwach entwickelt ist, bewirkt, daß die Seele, die tatsächlich von den Stürmen der elementarischen Sympathien und Antipathien umkraftet ist, der inneren Sicherheit und Geschlossenheit entbehrt. Diese können nur vorhanden sein, wenn in den ätherischen Leib, der dem gewöhnlichen Leben unbewußt bleibt, ein genügend starkes Ich-Gefühl von dem sinnlich-physischen Erleben aus hineinwirkt. Zur Entwickelung einer echt sittlichen Seelenstimmung ist aber notwendig, daß dieses Ich-Gefühl, obwohl es vorhanden sein muß, doch abgedämpft wird durch die Neigungen zu Mitgefühl und Liebe.

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VON DER GRENZE ZWISCHEN DER SINNESWELT UND DEN ÜBERSINNLICHEN WELTEN

Für die Erkenntnis des Verhältnisses der verschiedenen Welten kommt in Betracht, daß eine Kraft, die in einer Welt eine dem Sinne der Weltenordnung gemäße Wirkung entfalten muß, sich dann gegen diese Weltenordnung richten kann, wenn sie in einer anderen Welt zur Entfaltung kommt. So ist es für die Wesenheit des Menschen notwendig, daß in seinem ätherischen Leibe die zwei Gegenkräfte vorhanden sind: die Verwandlungsfähigkeit in andere Wesenheiten und das starke Ich- oder Selbstgefühl. Beide Kräfte der menschlichen Seele können nicht ohne Ab-dämpfung von der Seele im Sinnessein zur Entfaltung gebracht werden. In der elementarischen Welt sind sie so vorhanden, daß sie durch ihren gegenseitigen Ausgleich die menschliche Wesenheit möglich machen, wie Schlaf und Wachen in der Sinneswelt das menschliche Leben möglich machen. Es könnte das Verhältnis zweier solcher Gegenkräfte nie so sein, daß die eine die andere auslöscht, sondern es muß so sein, daß beide zur Entwickelung kommen und ausgleichend aufeinander wirken.- Nun können Ich-Gefühl und Verwandlungsfähigkeit nur in der elementarischen Welt aufeinander in der angedeuteten Art wirken; in die Sinneswelt hinein kann nur das im Sinne der Weltenordnung wirken, was aus beiden Kräften in ihrem gegenseitigen Verhältnis und Zusammenwirken sich ergibt. Wenn der Grad von Verwandiungsfähigkeit, welchen ein Mensch in seinem ätherischen Leibe haben muß, in das Sinnessein hineinwirkte, so würde der Mensch seelisch sich als etwas fühlen, was er in Gemäßheit seines

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physischen Leibes nicht ist. Der physische Leib gibt dem Menschen in der Sinneswelt eine feste Prägung, durch die er als ein bestimmtes persönliches Wesen in diese Welt hineingestellt ist. So ist er mit seinem ätherischen Leibe nicht in die elementarische Welt hineingestellt. In dieser muß er, um in vollem Sinne Mensch sein zu können, die manigfaltigsten Formen annehmen können. Wäre ihm dieses ,unmöglich, so wäre er in der elementarischen Welt zur völligen Einsamkeit verdammt; er könnte von nichts als nur von sich selber etwas wissen; er fühlte sich mit keinem Wesen und keinem Vorgange verwandt. Dies aber wäre für diese Welt gleichbedeutend damit, daß die entsprechenden Wesen und Vorgänge für einen solchen Menschen nicht vorhanden wären. - Brächte aber die Menschenseele in der Sinneswelt die ihr für die elementarische Welt notwendige Verwandlungsfähigkeit zur Entwickelung, so ginge ihr die persönliche Wesenheit verloren. Eine solche Seele lebte im Widerspruch mit sich selbst. Es muß für die physische Welt die Verwandlungsfähigkeit eine in den Seelentiefen ruhende Kraft sein; eine Kraft, welche der Seele ihre Grunditimmung gibt, die aber nicht in der Sinneswelt zur Entfaltung kommt. - Das übersinnliche Bewußtsein muß sich in die Verwandlungsfähigkeit hineinleben; es könnte, wenn es dazu nicht imstande wäre, keine Beobachtungen in der elementarischen Welt machen. So eignet sich das übersinnliche Bewußtsein eine Fähigkeit an, die es nur zur Anwendung bringen soll, solange es in der elementarischen Welt sich weiß; die es aber unterdrücken muß, sobald es wieder in die Sinneswelt zurückkehrt. Es muß das übersinnliche Bewußtsein stets die Grenze der beiden Welten beachten; es muß mit Fähigkeiten, welche einer

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übersinnlichen Welt angemessen sind, sich nicht in der Sinneswelt betätigen. ließe die Seele, wenn sie in der Sinneswelt sich weiß, die Verwandlungsfähigkeit ihres ätherischen Leibes fortwirken, so würde sich das gewöhnliche Bewußtsein erfüllen mit Vorstellungen, welche in der Sinneswelt keiner Wesenheit entsprechen. Die Seele käme in die Verworrenheit des Vorstellungslebens hinein. Die Beachtung der Grenze zwischen den Welten ist eine notwendige Voraussetzung für die richtige Wirkung des übersinnlichen Bewußtseins. - Wer das übersinnliche Bewußtsein erreichen will, muß darauf bedacht sein, daß sich durch das Wissen von übersinnlichen Welten nichts Störendes in sein gewöhnliches Bewußtsein einschleiche. - Lernt man den «Hüter der Schwelle» kennen, so weiß man dadurch, wie es mit der Seele in der Sinneswelt steht, wie stark sie ist, um aus dem sinnlich-physischen Bewußtsein dasjenige zu verbannen, was in ihm nicht wirksam sein darf von Kräften und Fähigkeiten der übersinnlichen Welten. Tritt man ohne die durch den «Hüter der Schwelle» vermittelte Selbsterkenntnis in die übersinnliche Welt ein, so kann man von den Erlebnissen dieser Welt überwältigt werden. Diese Erlebnisse können sich als illusionäre Bilder in das physisch-sinnliche Bewußtsein hereindrängen. Sie nehmen dann den Charakter von Sinneswahrnehmungen an; und die notwendige Folge davon ist, daß die Seele sie für Wirklichkeit hält, was sie nicht sind. Die richtig entwickelte Hellsichtigkeit wird niemals die Bilder der elementarischen Welt in dem Sinne für Wirklichkeit halten, wie das physisch-sinnliche Bewußtsein die Erlebnisse der Sinneswelt für Wirklichkeit halten muß. Die Bilder der elementarischen Welt werden durch die Verwandlungsfähigkeit

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der Seele erst mit der Wirklichkeit, der sie entsprechen, in den richtigen Zusammenhang gebracht.

Auch die zweite, dem ätherischen Leib notwendige Kraft - das starke Ichgefühl - darf nicht in das Leben der Seele innerhalb der Sinneswelt so hereimagen, wie sie der elementarischen Welt angemessen ist. Wenn sie es doch tut, so wird sie in der Sinneswelt zum Quell der unsittlichen Neigungen, insoferne diese mit dem Egoismus zusammenhängen. - Die Geisteswissenschaft findet an diesem Punkte ihrer Weltbetrachtung den Ursprung des «Bösen» im menschlichen Handeln. Es hieße die Weltordnung verkennen, wenn man sich dem Glauben hingäbe, daß diese Weltordnung auch ohne die Kräfte bestehen könne, welche den Quell des Bösen bilden. Wären diese Kräfte nicht vorhanden, so könnte die ätherische Wesenheit des Menschen in der elementarischen Welt nicht zur Entwickelung kommen. Diese Kräfte sind durchaus gute Kräfte, wenn sie nur in der elementarischen Welt zur Wirksamkeit kommen; sie bringen das Böse dadurch zustande, daß sie nicht in den Seelentiefen in Ruhe verbleiben und dort das Verhältnis des Menschen zur elementarischen Welt regeln, sondern daß sie in das Erleben der Seele innerhalb der Sinneswelt versetzt werden und sich dadurch in Triebe des Egoismus verwandeln. Sie wirken dann der Liebefähigkeit entgegen und werden eben dadurch die Ursprünge des unsittlichen Handelns.

Geht das starke Ich-Gefühl von dem ätherischen Leib in den physischen über, so bewirkt dies nicht nur eine Verstärkung des Egoismus, sondern auch eine Schwächung des ätherischen Leibes. Das übersinnliche Bewußtsein muß die Entdeckung machen, daß beim Eintritte in die übersinnliche

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Welt das notwendige Ich-Gefühl um so schwächer ist, je stärker der Egoismus im Erleben innerhalb der Sinneswelt ist. Der Egoismus macht den Menschen in seinen Seelentiefen nicht stark, sondern schwach. - Und wenn der Mensch durch die Pforte des Todes schreitet, so tritt die Wirkung des Egoismus, welcher in dem Leben zwischen Geburt und Tod entwickelt worden ist, so ein, daß dieser die Seele schwach für die Erlebnisse der übersinnlichen Welt macht.

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VON WESEN DER GEISTESWELTEN

Tritt die Seele mit übersinnlichem Bewußtsein in die übersinnliche Welt ein, so lernt sie sich in dieser in einer Art kennen, von welcher sie in der Sinneswelt keine Vorstellung haben kann. Sie findet, daß sie durch ihre Verwandlungsfähigkeit Wesen erkennen lernt, die mit ihr einen größeren oder geringeren Grad von Verwandtschaft haben; sie wird aber auch gewahr, daß sie in der übersinnlichen Welt Wesen antrifft, mit welchen sie nicht nur verwandt ist, sondern mit denen sie sich auch vergleichen muß, um sich kennenzulernen. Und sie macht weiter die Beobachtung, daß diese Wesen in den übersinnlichen Welten das geworden sind, was sie selbst durch ihre Erlebnisse und Erfahrungen in der Sinneswelt geworden ist. In der elementarischen Welt treten der Menschenseele Wesen entgegen, welche innerhalb dieser Welt Kräfte und Fähigkeiten entwickelt haben, die der Mensch selbst nur dadurch enifalten kann, daß er außer seinem ätherischen Leibe und den anderen übersinnlichen Gliedern seiner Wesenheit noch den physischen Leib an sich trägt. Die Wesen, auf welche hier hingedeutet wird, haben keinen solchen physisch-sinnlichen Leib. Sie haben sich so entwickelt, daß sie durch ihren ätherischen Leib eine Seelenwesenheit haben, welche der Mensch durch den physischen Leib hat. Trotzdem sie bis zu einem gewissen Grade mit dem Menschen gleichartige Wesenheiten sind, unterscheiden sie sich von ihm dadurch, daß sie den Bedingungen der Sinneswelt nicht unterworfen sind. Sie haben keine Sinne von der Art, wie der Mensch sie hat. Ihr Wissen gleicht dem menschlichen Wissen; aber sie haben es nicht durch Sinne erworben,

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sondern durch eine Art Aufsteigen ihrer. Vorstellungen und ihrer anderen Seelenerlebnisse aus den Tiefen ihrer Wesenheit. Es ist ihr Innenleben gleichsam in sie gelegt; und sie holen es aus ihren Seelentiefen herauf, wie der Mensch seine Erinnerungsvorstellungen aus seinen Seelentiefen heraufholt.

Der Mensch lernt auf diese Art Wesen kennen, welche innerhalb der übersinnlichen Welt das geworden sind, was er innerhalb der Sinneswelt werden kann. In dieser Beziehung stehen diese Wesen in der Weltenordnung um eine Stufe höher als der Mensch, trotzdem sie mit ihm in der angedeuteten Weise gleichgeartet genannt werden können. Sie bilden ein über dem Menschen stehendes Wesensreich, eine über ihm in der Stufenfolge der Wesen stehende Hierarchie. Ihr ätherischer Leib ist - trotz der Gleichartigkeit - von dem ätherischen Leibe des Menschen verschieden. Während der Mensch durch die Sympathien und Antipathien seines ätherischen Leibes in den übersinnlichen Lebensleib der Erde einverwoben ist, sind diese Wesenheiten mit ihrem Seelenieben nicht an die Erde gebunden. -

Beobachtet der Mensch, was diese Wesenheiten durch ihren ätherischen Leib erleben, so findet er, daß sie ähnliche Erlebnisse haben wie er in seiner Seele. Sie haben ein Denken; sie haben Gefühle und einen Willen. Aber sie entwickeln durch den ätherischen Leib etwas, was der Mensch nur durch den physischen Leib entwickeln kann. Sie kommen durch ihren ätherischen Leib zu einem Bewußtsein von ihrer eigenen Wesenheit. Der Mensch würde von einer übersinnlichen Wesenheit nichts wissen können, wenn er nicht das, was er an Kräften im physisch-sinnlichen

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Leib erwirbt, hinauftrüge in die übersinnlichen Welten. - Das übersinnliche Bewußtsein lernt diese Wesenheiten dadurch kennen, daß es zur Fähigkeit wird, mit Hilfe des ätherischen Menschenleibes zu beobachten. Es hebt dieses übersinnliche Bewußtsein die Menschenseele in die Welt hinauf, in welcher diese Wesenheiten ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld haben. Erst wenn die Seele in dieser Welt sich selbst erlebt, treten in ihrem Bewußtsein Bilder (Vorstellungen) auf, welche eine Erkenntnis von diesen Wesen vermitteln. Denn diese Wesenheiten greifen nicht unmittelbar in die physische Welt und damit auch nicht in den physisch-sinnlichen Menschenleib ein. Sie sind für die Erlebnisse, welche durch diesen Leib gemacht werden können, nicht vorhanden. Sie sind geistige (übersinnliche) Wesen, welche die Sinneswelt gewissermaßen nicht betreten. - Wenn der Mensch die Grenze zwischen sinnlicher und übersinnlicher Welt nicht beachtet, dann kann es geschehen, daß er in sein physisch-sinnliches Bewußtsein übersinnliche Bilder hereindrängt, welche nicht der wahre Ausdruck für diese Wesenheiten sind. Diese Bilder entstehen durch ein Erleben der luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten, welche zwar gleichartig sind mit den eben beschriebenen übersinnlichen Wesenheiten, die aber im Gegensatze zu ihnen ihren Wohnplatz und ihr Wirkensfeld in die Welt verlegt haben, welche der Mensch als Sinneswelt wahrnimmt.

Wenn der Mensch durch das übersinnliche Bewußtsein die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten von der übersinnlichen Welt aus betrachtet, nachdem er durch das Erlebnis mit dem «Hüter der Schwelle» die Grenze zwischen dieser Welt und dem Sinnessein richtig beachten gelernt

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hat, dann lernt er diese Wesen in ihrer Wahrheit kennen. Er lernt sie unterscheiden von den anderen geistigen Wesenheiten, welche innerhalb des ihrer Natur angemessenen Wirkensfeldes verblieben sind. Von diesem Gesichtspunkte aus muß die Geisteswissenschaft die luziferischen und ahrimanischen Wesenheiten schildern. Von den luziferischen Wesen zeigt sich dann, daß ihr ihnen angemessenes Wirkensfeld nicht die physisch-sinnliche, sondern in einer gewissen Beziehung die elementarische Welt ist. Wenn in die menschliche Seele das eindringt, was sich innerhalb dieser Welt wie aus deren Fluten als Bilder erhebt, und diese Bilder in dem ätherischen Leibe des Menschen belebend wirken, ohne daß sie ein illusionäres Dasein in der Seele annehmen: so kann in diesen Bildern das luziferische Wesen vorhanden sein, ohne daß seine Taten gegen die Weltordnung verstoßen. Es wirkt dieses luziferische Wesen dann befreiend auf die Menschenseele; es erhebt dieselbe über das bloße Verwobensein mit der Sinneswelt. Wenn aber die Menschenseele das Leben, das sie nur in der elementarischen Welt enifalten sollte, in die physisch-sinnliche Welt hereinzieht, wenn sie das Fühlen innerhalb des physischen Leibes beeinnußt sein läßt von Antipathien und Sympathien, die nur in dem ätherischen Leibe walten sollten, dann gewinnt das luziferische Wesen durch diese Seele einen Einfluß, der sich gegen die allgemeine Weltenordnung auflehnt. Es ist dieser Einfluß überall da vorhanden, wo in den Sympathien und Antipathien der Sinneswelt etwas anderes wirkt als jene Liebe, welche auf dem Mitfühlen des Lebens eines anderen in der Sinneswelt vorhandenen Wesens beruht. Ein solches Wesen kann geliebt werden, weil es dem Liebenden mit diesen oder

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jenen Eigenschaften entgegentritt, dann wird in die Liebe sich nichts von luziferischem Elemente einmischen können. Liebe, die ihren Grund in den im Sinnensein zutage tretenden Eigenschaften des geliebten Wesens hat, hält sich von luziferischem Einschlage fern. Liebe, die ihren Grund nicht in dieser Art in dem geliebten Wesen hat, sondern in dem, welches liebt, neigt zu dem luziferischen Einfluß hin. Ein Wesen, das man liebt, weil es Eigenschaften hat, zu denen man als Liebender seiner Natur nach neigt, liebt man mit dem Teil der Seele, welcher dem luziferischen Elemente zugänglich. ist. - Man sollte daher niemals sagen, das luziferische Element sei unter allen Umständen etwas Böses. Denn die Vorgänge und Wesenheiten der übersinnlichen Welten muß die Menschenseele im Sinne des luziferischen Elementes lieben. Gegen die Weltordnung wird erst verstoßen, wenn man die Art von Liebe, mit der man sich zu dem Übersinnlichen hingezogen fühlen sollte, auf das Sinnliche richtet. Die Liebe zum Übersinnlichen ruft mit Recht in dem Liebenden ein erhöhtes Selbstgefühl hervor; die Liebe, die in der Sinneswelt um eines solchen erhöhten Selbstgefühles willen gesucht wird, entspricht einer luziferischen Verlockung. Die Liebe zum Geistigen wirkt, wenn sie um des Selbstes willen gesucht wird, befreiend; die Liebe zum Sinnlichen wirkt, wenn sie wegen des Selbstes angestrebt wird, nicht befreiend; sondern sie führt durch die Befriedigung, welche durch sie erzielt wird, Fesseln für das Selbst herbei.

Die ahrimanischen Wesenheiten machen sich so für die denkende Seele geltend wie die luziferischen für die fühlende. Sie fesseln das Denken an die Sinneswelt. Sie lenken

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es von der Tatsache ab, daß alle Gedanken nur eine Bedeutung haben, wenn sie als ein Teil der großen Gedankenordnung der Welt sich geltend machen, welche in dem Sinnessein nicht gefunden werden kann. In der Welt, in welche das menschliche Seelenleben eingewoben ist, muß das ahrimanische Element als notwendiges Gegengewicht gegen das luziferische vorhanden sein. Ohne das luziferische Element wurde die Seele ihr Leben in den Beobachtungen des sinnlichen Daseins verträumen und keinen Antrieb empfinden, sich über dasselbe zu erheben. Ohne die Gegenwirkung des ahrimanischen Elementes würde die Seek dem luziferischen verfallen; sie würde die Bedeutung der Sinneswelt gering achten, trotzdem sie innerhalb derselben einen Teil ihrer notwendigen Daseinsbedingungen hat. Sie würde von der Sinneswelt nichts wissen wollen. Das ahrimanische Element hat dann in der Menschenseele die rechte Bedeutung, wenn es zu einem Einleben in die Sinneswelt führt, welches dieser Welt entspricht. Wenn man diese nimmt als das, was sie ist, und sie auch entbehren kann in alledem, was an ihr vermöge ihrer Natur vorübergehend sein muß. - Es ist ganz ,unmöglich zu sagen, man wolle dem luziferischen und ahrimanischen Elemente dadurch nicht verfallen, daß man sie in sich ausrottet. Man könnte zum Beispiel, wenn man das luziferische Element in sich ausrottete, mit seiner Seele nicht mehr zum Übersinnlichen hin streben; man könnte, wenn man das ahrimanische Element ausrottete, nicht mehr der Sinneswelt in ihrer vollen Bedeutung gerecht werden. Man bringt sich zu dem einen dieser Elemente in das richtige Verhältnis, wenn man ihm das rechte Gegengewicht in dem anderen schafft. Alle schädlichen Wirkungen dieser Weltenwesenheiten

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rühren allein davon her, daß sie da oder dort unumschränkt zur Geltung kommen und nicht durch die entgegegengesetzte Kraft in die richtige Harmonie gebracht sind.

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VON GEISTIGEN WELTWESENHEITEN

Wenn das hellsichtige Bewußtsein in der elementarischen Welt auflebt, dann findet es dort Wesenheiten, welche in derselben ein Leben entfalten können, das sich der Mensch nur innerhalb der Sinneswelt erwirbt. Diese Wesen erfühlen ihr Selbst - ihr Ich - nicht so, wie der Mensch es in der Sinneswelt erfühlt; sie durchdringen dieses Selbst viel mehr als der Mensch mit ihrem Wollen; sie wollen sich. Sie empfinden ihr Dasein als etwas, das sie sich durch ihren Willen selbst geben. Dagegen haben sie ihrem Denken gegenüber nicht das Gefühl, daß sie ihre Gedanken hervorbringen, wie sie der Mensch hervorbringt; sie fühlen alle ihre Gedanken als Eingebungen, als etwas, was nicht in ihnen, sondern in der Welt ist, und das aus der Welt in ihr Wesen hereinstrahlt. So kann für diese Wesen niemals ein Zweifel darüber entstehen, daß ihre Gedanken das Spiegelbild der über die Welt ausgegossenen Gedankenordnung sind. Sie denken nicht ihre Gedanken; sie denken die Weltgedanken. Mit ihrem Denken leben diese Wesenheiten in den Weltgedanken; aber sie wollen sich selbst. Ihr Gefühlsleben ist diesem ihrem Wollen und Denken gemaß gestaltet. Sie fühlen sich als Glied des Weltganzen; und sie fühlen die Notwendigkeit, sich so zu wollen, wie es diesem Weltganzen entspricht. -

Wenn sich die geistschauende Seele in die Welt dieser Wesen einlebt, dann kommt sie zur naturgemäßen Vorstellung ihres eigenen Denkens, Fühlens und Wollens. Diese menschlichen Seelenfähigkeiten könnten innerhalb der elementarischen Welt im ätherischen Menschenleib nicht zur Entfaltung kommen. Das menschliche Wollen würde

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in der elementarischen Welt nur eine schwache, traumhafte Kraft bleiben; das menschliche Denken eine verschwimmende, hinhuschende Vorstellungswelt. Ein Ich-Gefühl käme da überhaupt nicht zum Dasein. Zu alledem ist für den Menschen das Umkleidetsein mit dem physischen Leibe notwendig.

Wenn die hellsichtige Menschenseele aus der elementarischen in die eigentliche Geisteswelt aufsteigt, so erlebt sie sich in Bedingungen, die noch weiter abstehen von denjenigen der Sinneswelt als die elementarischen In der Elementenwelt erinnert noch manches an die Sinneswelt. In der geistigen Welt steht man vor völlig neuen Verhältnissen. Man kann da nichts anfangen, wenn man nur die Vorstellungen hat, welche man in der Sinneswelt gewinnen kann. Dennoch muß man als Menschenseele in der Sinneswelt das Innenleben so verstärken, daß man aus dieser Welt in die geistige das hinüberbringt, was den Aufenthalt in derselben möglich macht. Brächte man ein also verstärktes Seelenleben nicht in die Geisteswelt mit, so würde man in derselben einfach der Bewußtlosigkeit verfallen. Man könnte dann in derselben nur so gegenwärtig sein, wie etwa eine Pflanze in der Sinneswelt gegenwärtig ist. Man muß in die geistige Welt als Menschenseele alles dasjenige mitbringen, was in der Sinneswelt nicht vorhanden ist, was sich jedoch innerhalb derselben als vorhanden bezeugt. Man muß sich in der Sinneswelt Vorstellungen bilden können, zu welchen diese wohl anregt, die aber keinem Dinge oder Vorgange in derselben unmittelbar entsprechen. Alles, was dieses oder jenes Ding in der Sinneswelt abbildet, oder was diesen oder jenen sinnlichen Vorgang schildert, ist bedeutungslos in der geistigen Welt.

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Was man mit Sinnen wahrnehmen könnte, was man mit den Begriffen belegen könnte, die sich in der Sinneswelt anwenden lassen, ist in der Geisteswelt nicht vorhanden. Beim Eintritte in die Geisteswelt muß man alles gewissermaßen hinter sich lassen, worauf sinnliche Vorstellungen anwendbar sind. Vorstellungen aber, welche man sich in der Sinneswelt so gebildet hat, daß sie keinem sinnlichen Dinge oder Vorgange entsprechen, die sind in der Seele auch noch anwesend, wenn sie die geistige Welt betritt. Naturgemäß können unter diesen Vorstellungen solche sein, welche irrtümlich gebildet sind. Wenn diese im Bewußtsein beim Eintritte in die geistige Welt vorhanden sind, so erweisen sie sich durch ihr eigenes Dasein als nicht hingehörig. Sie wirken so, daß sie der Seele den Drang einprägen, zurückzukehren in die Sinnes- oder die elementarische Welt, um dort an die Stelle der irrtümlichen Vorstellungen die richtigen zu setzen. Was aber die Seele an richtigen Vorstellungen in die geistige Welt hineinbringt, dem strebt in dieser Welt ein Verwandtes entgegen; die Seele erfühit in der geistigen Welt, daß dort Wesen vorhanden sind, welche mit ihrem ganzen Innensein so sind, wie innerhalb ihrer selbst nur die Gedanken sind. Diese Wesenheiten haben einen Leib, den man Gedankenleib nennen kann. In diesem Gedankenleib erleben sich diese Wesen als selbständig, wie der Mensch sich innerhalb der Sinnes-welt selbständig erlebt. Von den Vorstellungen, welche sich der Mensch erwirbt, sind zunächst gewisse mit Gefühlen durchtränkte Gedanken geeignet, das Seelenleben so zu verstärken, daß es von den Wesenheiten der geistigen Welt einen Eindruck erhalten kann. Wenn das Gefühl der Hingabe, wie es für die Verwandlungsfähigkeit in der elementarischen

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Welt entwickelt werden muß, so verschärft wird, daß in dieser Hingabe das fremde Wesen, in das man sich verwandelt, nicht nur sympathisch oder antipathisch erfühlt wird, sondern so, daß es mit seiner Eigenart in der Seele, die sich hingibt, aufleben kann, dann tritt die Wahrnehmungs£ähigkeit für die geistige Welt ein. Es spricht dann gewissermaßen das eine geistige Wesen in dieser, das andere in einer anderen Weise zur Seele. Und es entsteht ein geistiger Verkehr, der in einer Gedankensprache besteht. Man erlebt Gedanken; aber man weiß, daß man in den Gedanken Wesen erlebt. In Wesen zu leben, die in Gedanken sich nicht bloß ausdrücken, sondern die mit ihrem Eigensein in den Gedanken anwesend sind, heißt mit der Seele in der geistigen Welt leben.

Gegenüber den Wesenheiten der elementarischen Welt hat die Seele das Gefühl, daß diese Wesenheiten die Welt-gedanken in ihr Eigensein hereinstrahlend haben, und daß sie sich wolkn in Gemäßheit dieses in sie einstrahlenden Weltendenkens.

Gegenüber den Wesenheiten, welche nicht zur elementarischen Welt herabzusteigen brauchen, um das zu erreichen, was der Mensch erst in der Sinneswelt erreicht, sondern welche zu dieser Stufe des Daseins schon in der geistigen Welt gelangen, hat die Menschenseele das Gefühl, daß diese Wesenheiten ganz aus Gedankensubstanz bestehen, daß die Weltengedanken in sie nicht nur einstrahlen, sondern daß die Wesen selbst mit ihrem Eigensein in diesem Gedankenweben leben. Sie lassen völlig die Weltgedanken in sich lebend denken. Ihr Leben verläuft in dem Wahrnehmen der Weltgedankensprache. Und ihr Wollen besteht darin, daß sie sich gedankenhaft zum Ausdrucke

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bringen können. Und dieses ihr Gedankensein wirkt wesenhaft auf die Welt zurück. Gedanken, welche Wesen sind, sprechen mit anderen Gedanken, welche auch Wesen sind.

Das menschliche Gedankenleben ist das Spiegelbild dieses geistigen Gedankenwesenlebens. In der Zeit, welche für die menschliche Seele zwischen dem Tode und einer neuen Geburt verläuft, ist sie in dieses Gedankenwesen-leben so einverwoben, wie sie in der Sinneswelt in das physische Dasein einverwoben ist. Tritt die Seele durch die Geburt (beziehungsweise durch die Empfängnis) in das Sinnessein, so wirkt die Gedanken-Dauer-Wesenheit der Seele so, daß sie das Schicksal dieser Seele ausgestaltet, inspiriert. In dem menschlichen Schicksale wirkt dasjenige, was aus den der Gegenwart vorangegangenen Erdenleben von der Seele verblieben ist, so, wie die reinen Gedankenlebewesen in der Welt wirken.

Wenn das übersinnliche Bewußtsein in diese - geistige - Welt der Gedankenlebewesen eintritt, so fühlt es sich gegenüber der Sinneswelt in vollständig neuen Verhältnissen. Diese Sinneswelt steht ihr in der geistigen Welt als eine «andere Welt» gegenüber, so, wie ihr die geistige Welt in der Sinneswelt als eine andere gegenübersteht. Aber es hat diese Sinneswelt für die Geistesschau alles verloren, was von ihr innerhalb des Sinnesseins wahrgenommen werden kann. Wie verschwunden sind alle Eigenschaften, welche durch Sinne oder den an die Sinne gebundenen Verstand aufgefaßt werden. Dagegen zeigt sich von dem Gesichtspunkte der geistigen Welt aus, daß die wahre, die ureigene Natur der Sinneswelt selbst geistig ist. Es treten für den Seelenblick, der von der geistigen Welt aus

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schaut, statt der früheren Sinneswelt geistige Wesen auf, die ihre Wirksamkeiten entfalten, und zwar so, daß durch das Zusammenströmen dieser Wirksamkeiten die Welt entsteht, welche, durch Sinne angesehen, eben zu der Welt wird, welche der Mensch in seinem eigenen Sinnessein vor sich hat Von der Geisteswelt aus gesehen, verschwinden die Eigenschaften, Kräfte, Stoffe usw. der Sinneswelt; sie enthüllen sich als bloßer Schein. Man hat von dieser Welt aus nur noch Wesenheiten vor sich. In diesen Wesenheiten liegt die wahre Wirklichkeit.

Ähnlich ist es mit der elementarischen Welt. Auch aus dieser entschwindet für den Blick von der geistigen Welt her alles, was nicht Wesenheit selbst ist. Und die Seele fühlt, daß sie es auch in dieser Welt mit Wesenheiten zu tun hat, welche durch das Zusammenströmenlassen ihrer Wirksamkeiten ein Dasein erscheinen lassen, welches durch die Organe der Sympathie und Antipathie eben als elementarisches erscheint.

Ein wesentlicher Teil des Einlebens in die übersinnlichen Welten besteht darin, daß an die Stelle der Zustände und Eigenschaften, welche das Bewußtsein in der Sinnes-welt um sich hat, Wesenheiten treten. Die übersinnliche Welt offenbart sich zuletzt als eine Welt von Wesenheiten; und was außer diesen Wesenheiten noch vorhanden ist, als Ausdruck der Taten dieser Wesenheiten. Aber auch die Sinneswelt und die elementarische Welt erscheinen als die Taten der geistigen Wesenheiten.

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Es ist an einer vorangehenden Stelle dieser Schrift von einem dem Erdensein vorangehenden Monden- und Sonnensein gesprochen. Nur innerhalb des Mondenseins ergeben sich für das hellsichtige Bewußtsein noch Eindrücke, welche an die Eindrücke des Erdenlebens erinnern. Nicht aber können solche Eindrücke noch gewonnen werden, wenn der hellsichtige Blick zum urfernen Sonnensein der Erde zurückgewendet wird. Dieses Sonnensein offenbart sich schon ganz als eine Welt von Wesenheiten und von Taten solcher Wesenheiten. Man muß, um von diesem Sonnensein einen Eindruck zu bekommen, sich alles fernehalten, was im Bereiche des minerallschen und des pflanzlichen Lebens der Erde anVorstellungen gewonnen werden kann. Denn solche Vorstellungen können nur noch für die Erkenntnis der früheren Zustände der Erde selbst und - die aus dem Bereich des Pflanzenlebens gewonnenen - für das langvergangene Mondendasein eine Bedeutung haben. Zum uralten Sonnensein der Erde führen Vorstellungen, welche durch das tierische und menschliche Naturreich angeregt sein können, die aber nichts von dem bloß abbilden, was für die Sinne an den Wesen dieser Reiche erscheint.

Nun findet das übersinnliche Bewußtsein des Menschen innerhalb des ätherischen Leibes wirksame Kräfte, die sich zu Bildern formen von solcher Art, daß diese Bilder zum Ausdrucke bringen, wie der äthetische Leib durch die Taten geistiger Wesenheiten innerhalb der alten Sonnenzeit seine erste Anlage im Weltengeschehen erhalten hat. Diese Anlage kann man dann durch die Monde nzeit und die Erdenzeit

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in ihrer Entwickelung weiter verfolgen. Man findet, daß sie sich da umgewandelt hat und durch die Umwandlung zu dem geworden ist, was gegenwärtig als ätherischer Leib des Menschen wirksam sich bezeugt.

Der physische Leib des Menschen erfordert zu seinem Verständnis noch einer anderen Betätigung des menschlichen Bewußtseins. Zunächst erscheint er wie ein äußerer Abdruck des ätherischen Leibes. Der genauen Betrachtung ergibt sich aber, daß der Mensch im Sinnessein niemals zu einer vollen Entfaltung seiner Wesenheit kommen könnte, wenn der physische Leib nichts anderes wäre als nur die sinnlich-physische Offenbarung des ätherischen Leibes. Es wurde, wenn dies der Fall wäre, ein bestimmtes Wollen, Fühlen und Denken des Menschen zustande kommen, nicht aber könnte das Denken, Fühlen und Wollen so zusammengefaßt werden, daß in der Seele des Menschen das Bewußtsein entsteht, das sich im «Ich-Erlebnis» ausdrückt. Dies zeigt sich ganz besonders klar, wenn sich das Bewußtsein zu der Eigenschaft des Geistschauens hin entwickelt. Für den Menschen kann dieses Ich-Erlebnis zuerst nur in der Sinneswelt eintreten, wenn er von seinem physisch-sinnlichen Leib umhüllt ist. Von da aus kann er es dann in die elementarische Welt und in die geistige Welt hineintragen und seinen ätherischen und astralischen Leib damit durchdringen. Der Mensch hat eben einen ätherischen und astralischen Leib, in welchen sich das Ich-Erlebnis zunächst nicht bildet. Er hat einen physisch-sinnlichen Leib, in dem dieses Erlebnis auftreten kann. Wenn nun der physisch-sinnliche Menschenleib von der geistigen Welt aus betrachtet wird, so zeigt sich, daß in ihm etwas Wesenhaftes vorhanden ist, was selbst von dieser geistigen Welt

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aus sich nicht völlig in seiner Wahrheit offenbart. Betritt das Bewußtsein als helisichtiges die geistige Welt, so lebt sich die Seele in die Welt der Gedanken-Wesenhaftigkeit ein; allein das Ich-Erlebnis, wie es durch entsprechend verstärkte Seelenkraft in diese Welt hineingetragen werden kann, ist nicht bloß aus Weitgedanken gewoben; es fühlt in der Welt der Weitgedanken noch nicht dasjenige, welches in dem Umkreis ein Gleiches mit der eigenen Wesenheit zeigt. Die Seele muß, um solches zu fühlen, den Weg in das Übersinnliche noch weiter fortsetzen. Sie muß zu Erlebnissen kommen, in welchen sie auch von Gedanken verlassen ist, so daß alle Sinneserlebnisse und auch alle Erlebnisse des Denkens, Fühlens und Wollens gewissermaßen auf ihrem Wege in das Übersinnliche hinter ihr liegen. Dadurch erst fühlt sie sich dann eins mit einer Wesenhaftigkeit, die so der Welt zugrunde liegt, daß sie allem vorangeht, was der Mensch als Sinnes-, als ätherisches, als astralisches Wesen beobachten kann. Der Mensch erfühlt sich dann in einem noch höheren Gebiete, als die ihm schon vorher bekannte geistige Welt eines ist. Es soll diese Welt, in welcher sich nur das «Ich» erleben kann, die übergeistige Welt genannt werden. Von dieser Welt aus erscheint auch das Gebiet der Gedanken-Wesenhaftigkeit noch als eine äußere Welt. Ist das übersinnliche Bewußtsein in diese Welt versetzt, so macht es eine Erfahrung, welche etwa in der folgenden Art sich charakterisieren läßt. Man gelangt zu dieser Charakteristik, wenn man den Weg des übersinnlichen Bewußtseins durch die verschiedenen Stufen hindurch verfolgt. Erfühlt sich die Seele in ihrem ätherischen Leibe und sind die elementarischen Vorgänge und Wesenheiten ihre Umwelt, so weiß sie sich außer

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dem physischen Leibe; aber dieser physische Leib bleibt als Wesenheit vorhanden, obwohl er, von außen gesehen, sich verwandelt zeigt. Er löst sich vor dem Geistesblick gewissermaßen auf in einen Teil, der als der Ausdruck von Taten geistiger Wesenheiten sich darstellt, welche vom Beginne des Erdenseins bis zur Gegenwart wirksam waren, und in einen anderen Teil, welcher der Ausdruck ist für etwas, das schon während des alten Mondenzustandes der Erde vorhanden war. So bleibt es, solange das Bewußtsein sich nur in der elementarischen Welt erlebt. Es kann in dieser Welt das Bewußtsein gewahr werden, wie der Mensch als physisches Wesen während des alten Mondenzustandes gebildet war. Betritt das Bewußtsein die geistige Welt, so löst sich von dem physischen Leibe wieder ein Teil ab. Es ist derjenige, welcher während des Mondenzustandes durch die Taten geistiger Wesenheiten gebildet worden ist. Aber es bleibt ein anderer Teil zurück. Es ist derjenige, welcher schon während des Sonnenzustandes der Erde als die damalige physische Wesenheit des Menschen vorhanden war. Doch bleibt auch von dieser physischen Wesenheit noch etwas zurück, wenn alles vom Gesichtspunkte der geistigen Welt aus in Betracht gezogen werden kann, was während der Sonnenzeit durch Taten geistiger Wesenheiten geschehen ist. Was da noch zurückbleibt, offenbart sich erst als die Tat geistiger Wesenheiten von der übergeistigen Welt aus. Es offenbart sich als schon vorhanden im Beginne der Sonnenzeit. Man muß zu einem Zustande der Erde vor ihrer Sonnenzeit zurückgehen. In meiner « Geheimwissenschaft» versuchte ich zu rechtfertigen, warum man diesen Zustand des Erdenseins den «Saturnzustand» der Erde nennen kann. Die

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Erde war in diesem Sinne «Saturn», bevor sie Sonne geworden ist. Und während dieses Saturnzustandes ist die erste Anlage des physischen Menschenleibes aus dem allgemeinen Weltprozesse heraus durch die Taten geistiger Wesenheiten entstanden. Diese Anlage hat sich dann während der folgenden Sonnen-, Monden- und Erdenzeit so umgebildet durch die hinzutretenden Taten anderer geistiger Wesenheiten, daß der gegenwärtige physische Menschenleib geworden ist.

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VON DEM «WAHREN ICH» DES MENSCHEN

Erlebt sich die Seele in ihrem astralischen Leibe und hat sie die Gedankenlebewesen zu ihrer Umwelt, so weiß sie sich außer dem physischen und auch außer dem ätherischen Leibe. Sie erfühlt dann aber auch, wie ihr Denken, Fühlen und Wollen einem eingeschränkten Gebiet der Welt angehören, während sie ihrer ureigenen Wesenheit nach noch mehr umfassen könnte, als ihr in diesem Gebiete zuerteilt ist. Die hellsichtig gewordene Seele kann sich innerhalb der geistigen Welt sagen: In der Sinneswelt bin ich beschränkt auf dasjenlge, was mir der physische Leib zu beobachten gestattet; in der elementarischen Welt bin ich durch den ätherischen Leib eingeschränkt; in der geistigen Welt bin ich dadurch begrenzt, daß ich mich gewissermaßen auf einer Welteninsel befinde und nur bis zu deren Ufern mein geistiges Dasein erfühle; jenseits dieser Ufer ist eine Welt, die ich wahrnehmen könnte> wenn ich durch den Schleier mich hindurcharbeitete, welcher mir durch die Taten der Gedankenlebewesen vor das Geistesauge gewoben wird. Die Seele kann sich durch diesen Schleier hindurcharbeiten, wenn sie die Fähigkeit der Hingabe, die ihr schon für das Leben in der elementarischen Welt notwendig ist, immer weiter und weiter entwickelt. Sie hat nötig, ihre Kräfte, wie sie ihr durch das Erleben in der physisch-sinnlichen Welt erwachsen, immer mehr zu verstärken, um in den übersinnlichen Welten vor der Abdämpfung, Trübung, ja Vernichtung des Bewußtseins bewahrt zu sein. In der physisch-sinnlichen Welt braucht die Seele nur die ihr naturgemäß, ohne ihre eigene seelische Arbeit, zuerteilte Kraft, um in sich Gedanken erleben zu können. In

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der elementarischen Welt dämpfen sich die Gedanken zu traumälichen Erlebnissen herab, die im Entstehen sogleich dem Vergessenwerden anheimfallen, das heißt überhaupt nicht bewußt werden, wenn die Seele nicht vor ihrem Eintritte in diese Welt an der Erkraftung ihres inneren Lebens arbeitet. Sie muß dazu besonders die Willenskraft verstärken, denn in der elementarischen Welt ist ein Gedanke eben nicht mehr bloß Gedanke; er hat innere Regsamkeit, eigenes Leben. Er will durch den Willen festgehalten werden, wenn er sich dem Umkreis des Bewußtseins nicht entziehen soll. In der geistigen Welt sind die Gedanken vollends selbständige Lebewesen. Sollen sie im Bewußtsein verbleiben, so muß die Seele so erkraftet sein, daß sie selbst die Kraft in ihrem Innern entfaltet, die ihr in der Sinneswelt der physische Leib entfaltet, in der elementarischen die Sympathien und Antipathien des ätherischen Leibes. Auf alles dieses muß sie in der geistigen Welt verzichten. Da sind ihr die Erlebnisse der Sinneswelt und der elementarischen Welt nur wie Erinnerungen gegenwärtig. Und sie ist. selbst außerhalb dieser beiden Welten. Um sie ist die geistige Welt. Diese macht auf den astralischen Leib zunächst keinen Eindruck. Die Seele muß lernen, für sich selbst von ihren Erinnerungen zu leben. Ihr Bewußtseinsinhalt ist zuerst nur der: ich bin gewesen, und ich stehe jetzt dem Nichts gegenüber. Aber wenn die Erinnerungen aus solchen Seelenerlebnissen kommen, die nicht bloß Abbilder sinnlicher oder elementarischer Vorgänge sind, sondern von diesen angeregte freie Gedankenerlebnlsse darstellen, so beginnt in der Seele ein Gedankengespräch zwischen den Erinnerungen und dem vermeintlichen «Nichts» der geistigen Umwelt. Und was als Ergebnis dieses Gesprächs

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entsteht, wird Vorstellungswelt im Bewußtsein des astralischen Leibes. Die Kraft, welche die Seele in diesem Punkte ihrer Entwickelung nötig hat, ist eine solche, welche sie fähig macht, am Ufer der ihr bisher allein bekannten Welt zu stehen und zu ertragen, dem vermeintlichen Nichts gegenüberzutreten. Für das Seelenleben ist zuerst dieses vermeintliche Nichts durchaus ein wahres Nichts. Doch hat die Seele immerhin gewissermaßen hinter sich die Welt ihrer Erinnerungen. Sie vermag sich an diese Erinnerungen wie anzuklammern. Sie vermag in ihnen zu leben. Und je mehr sie in ihnen lebt, desto mehr verstärkt sie die Kräfte des astralischen Leibes. Mit dieser Verstärkung beginnt aber das Gespräch zwischen ihrem vergangenen Dasein und den Wesenheiten der geistigen Welt. Sie lernt sich in diesem Gespräch als astralische Wesenheit erfühlen. Mit einem Ausdrucke, der alten Traditionen entspricht, kann man sagen : Die Menschenseele erlebt sich als astralische Wesenheit innerhalb des Weltenwortes. Mit dem Weltenwort sind da gemeint die Gedankentaten der Gedankenlebewesen, welche wie lebendige Geistergespräche sich in der geistigen Welt abspielen. Aber durchaus so, daß diese Geistergespräche für die geistige Welt dasselbe sind, was Taten für die Sinneswelt sind.

Will nun die Seele in die übergeistige Welt übertreten, so muß sie durch ihren eigenen Wrnen ihre Erinnerungen aus der physischen und der elementarischen Welt austilgen. Sie kann das nur, wenn sie aus dem Geistergespräch die Sicherheit gewonnen hat, daß sie ihr Dasein nicht völlig verlieren werde, wenn sie alies das in sich vertilgt, was ihr bisher das Bewußtsein dieses Daseins gegeben hat. Die Seele muß in der Tat sich vor einen geistigen Abgrund

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stellen, und an demselben den Willensimpuls fassen, ihr Wollen, Fühlen und Denken zu vergessen. Sie muß auf ihre Vergangenheit in ihrem Bewußtsein verzichten. Man könnte diesen Entschluß, der hier notwendig ist, ein Herbeiführen des vollständigen Bewußtseinsschlafes durch den eigenen Willen, nicht durch Verhältnisse des physischen oder des ätherischen Leibes, nennen. Nur muß man diesen Entschluß so denken, daß er nicht das Ziel hat, nach einer Pause der Bewußtlosigkeit dasselbe Bewußtsein wieder herbeizuführen, das vorher da war, sondern so, daß durch ihn dieses Bewußtsein wirklich sich zunächst durch den eigenen Wiilensentschluß in das Vergessen eintaucht. Man muß bedenken, daß dieser Vorgang weder in der physischen noch in der elementarischen Welt, sondern nur in der geistigen Welt möglich ist. In der physischen Welt ist die Vernichtung möglich, welche als Tod auftritt; in der elementarischen Welt gibt es keinen Tod. Der Mensch, insoferne er der elementarischen Welt angehört, kann nicht sterben; er kann sich nur in eine andere Wesenheit verwandeln. In der geistigen Welt ist im strengen Sinn des Wortes auch keine entschiedene Verwandlung möglich; denn in was immer sich das Menschenwesen auch verwandeln mag, in der geistigen Welt offenbart sich die erlebte Vergangenheit als eigenes bewußtes Dasein. Soll dieses Erinnerungsdasein innerhalb der geistigen Welt hiaschwinden, so muß es von der Seele durch einen Wiilensentschluß selbst in die Vergessenheit versenkt werden. Das übersinnliche Bewußtsein kann zu diesem Willensentschluß kommen, wenn es sich die nötige Seelenstärke erobert hat. Kommt es dazu, dann taucht ihm aus dem selbst hervorgerufenen Vergessen die wahre Wesenheit des «Ich» auf.

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Die übergeistige Umwelt gibt der Menschenseele das Wissen von diesem «wahren Ich». So wie sich das übersinnliche Bewußtsein in dem ätherischen und in dem astralischen Leibe erleben kann, so kann es sich auch in dem «wahren Ich» erleben.

Dieses «wahre Ich» wird durch die Geistes-Anschauung nicht erzeugt; es ist für jede Menschenseele in deren Tiefen vorhanden. Das übersinnliche Bewußtsein erlebt bloß wissend, was für jede Menschenseele eine nicht bewußte, aber zu ihrer Wesenheit gehörige Tatsache ist.

Nach dem physischen Tode lebt sich der Mensch allmählich in die geistige Umwelt ein. Innerhalb derselben taucht zunächst sein Wesen mit den Erinnerungen aus der Sinneswelt auf. Er kann da, obwohl er die Unterstützung des physisch-sinnlichen Leibes nicht hat, doch bewußt in diesen Erinnerungen leben, weil sich in dieselben die ihnen entsprechenden Gedankenlebewesen einverleiben, so daß die Erinnerungen nicht mehr das bloße Schattendasein haben, welches ihnen in der physisch-sinnlichen Welt eigen ist. Und in einem bestimmten Zeitpunkte zwischen dem Tode und einer neuen Geburt wirken die Gedankenlebewesen der geistigen Umwelt so stark, daß dann ohne Willensimpuls das geschilderte Vergessen herbeigeführt wird. Und mit demselben taucht das Leben in dem «wahren Ich» auf. Das hellsichtige Bewußtsein führt durch Erkraftung des Seelenlebens dasjenige als freie Geistestat herbei, was für das Erleben zwischen Tod und neuer Geburt gewissermaßen ein naturgemäßes Ereignis ist. Jedoch kann innerhalb des physisch-sinnlichen Erlebens nie eine Erinnerung an vorhergehende Erdenleben eintreten, wenn nicht innerhalb dieser Erdenleben die Vorstellungen auf

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die geistige Welt gelenkt worden sind. Man muß ja stets von etwas vorher gewußt haben, an das später eine deutlich erkennbare Erinnerung auftauchen soll. So muß man auch in einem Erdenleben sich ein Wissen erwerben von sich als einem geistigen Wesen, wenn man mit Recht erwarten will, daß man in einem nächsten Erdenleben an ein vorhergehendes sich erinnern könne. Doch braucht dieses Wissen nicht durch Hellsichtigkeit erworben zu sein. Wer durch Hellsichtigkeit sich ein unmittelbares Wissen von der geistigen Welt erwirbt, in dessen Seele kann in den Erdenleben, welche auf dasjenige folgen, in dem er dieses Wissen erlangt, eine Erinnerung an das vorige so auftreten, wie im Sinnessein die Erinnerung an etwas Selbsterlebtes sich einstellt. Wer mit Verständnis in die Geisteswissenschaft auch ohne Geistes-Anschauung eindringt, für den tritt diese Erinnerung so ein, daß sie einer solchen im Sinnessein sich vergleichen läßt, welche man von einem Ereignis bewahrt, von dem man nur eine Schilderung angehört hat.

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ZUSAMMENFASSUNG EINIGES VORANGEHENDEN

Der Mensch trägt in sich ein «wahres Ich», welches einer übergeistigen Welt angehört. Dieses «wahre Ich» ist in der Sinneswelt wie verdeckt durch die Erlebnisse des Denkens, Fühlens und Wollens. Selbst noch in der geistigen Welt wird der Mensch dieses «wahren Ich» erst bewußt, wenn er die Erinnerungen an alles in sich austilgt, was er durch sein Denken, Fühlen und Wollen erleben kann. Aus dem Vergessen des in der Sinnes-, der elementarischen und der geistigen Welt Erlebten taucht das Wissen von dem «wahren Ich» auf.

Der physisch-sinnliche Menschenleib offenbart sich, seiner wahren Wesenheit nach, wenn ihn die Seele von der übergeistigen Welt aus betrachtet. Da zeigt sich, daß er seine erste Anlage aus dem allgemeinen Weltprozesse heraus in einem dem Sonnenzustande der Erde vorangegangenen Saturnzustande erhalten hat. Er hat sich dann durch den Sonnen-, Monden- und Erdenzustand hindurch zu dem entwickelt, was er gegenwärtig als physischer Menschenleib ist.

Schematisch kann man nach dem Vorangehenden die gesamte Wesenheit des Menschen so betrachten :

I. Den physischen Leib in der physisch-sinnlichen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als selbständiges Eigenwesen (Ich). Dieser physische Leib hat sich aus dem allgemeinen Weltensein in seiner ersten Anlage während eines langvergangenen Saturnaustandes der Erde gebildet und ist durch seine Entwickelung in vier planetarischen Verwandlungen der Erde zu dem geworden, was er gegenwärtig ist.

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II. Den feinen, ätherischen Leib in der elementarischen Umwelt. Durch ihn erkennt sich der Mensch als Glied des Erdenlebensleibes. Er ist in seiner ersten Anlage während eines langvergangenen Sonnenzustandes der Erde aus dem allgemeinen Weltensein heraus gebildet und ist durch seine Entwickelung in drei planetarischen Verwandlungen der Erde zu dem geworden, was er gegenwärtig ist.

III. Den astralischen Leib in einer geistigen Umwelt. Durch ihn ist der Mensch das Glied einer geistigen Welt. In ihm liegt das «andere Selbst » des Menschen, welches sich in den wiederholten Erdenleben zum Ausdrucke bringt.

IV. Das «wahre Ich» in einer übergeistigen Umwelt. In diesem findet der Mensch sich als geistiges Wesen selbst dann, wenn alle Erlebnlsse der Sinnes-, der elementarischen und der geistigen Welt, also alle Erlebnisse der Sinne, des Denkens, Fühlens und Wollens der Vergessenheit anheimfallen.

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BEMERKUNGEN ÜBER DAS VERHÄLTNIS DES IN DIESER SCHRIFT GESCHILDERTEN ZU DER DARSTELLUNG IN MEINER «THEOSOPHIE» UND «GEHEIMWISSENSCHAFT»

Namen, welche die Erlebnisse der menschlichen Seele in der elementarischen und in der geistigen Welt ausdrücken sollen, werden sich den Eigentümlichkeiten dieser Erlebnisse anpassen müssen. Man wird bei solcher Namengebung zu berücksichtigen haben, daß das Erleben schon in der elementarischen Welt in ganz anderer Art verläuft als in der Sinneswelt. Es beruht dies Erleben da auf der Verwandlungsfähigkeit der Seele und ihrem Beobachten von Sympathien und Antipathien. Notwendigerweise wird die Namengebung etwas von dem Wechselvollen dieser Erlebnisse annehmen müssen. Sie wird nicht so starr sein können, wie sie für die Sinneswelt sein muß. Wer dieses in der Natur der Sache Liegende nicht berücksichtigt, wird leicht einen Widerspruch in der Namengebung dieser Schrift und derjenigen in meiner «Theosophie» und «Geheimwissenschaft» finden können. Der Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, daß in diesen beiden Schriften die Namen so gewählt sind, daß sie die Erlebnisse der Seele charakterisieren, welche diese bei ihrer vollen Entwickelung zwischen Geburt (Empfängnis) und Tod einerseits und zwischen Tod und Geburt andrerseits hat. Hier jedoch sind die Namen mit Rücksicht auf die Erlebnisse gemacht, welche das hellsichtige Bewußtsein hat, wenn es die elementarische Welt und die geistigen Gebiete betritt.

Man ersieht aus «Theosophie» und «Geheimwissenschaft», daß bald nach dem Ablösen des physisch-sinnlichen

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Leibes von der Seele mit dem Tode auch derjenige Leib von ihr abgelöst wird, welcher in dieser Schrift der ätherische genannt ist. Die Seele lebt dann zunächst in der Wesenheit, welche hier als der astralische Leib bezeichnet ist. Der ätherische Leib verwandelt sich nach seiner Ablösung von der Seele innerhalb der elementarischen Welt. Er geht in die Wesenheiten über, welche diese elementarische Welt bilden. Bei dieser Verwandlung des ätherischen Leibes ist die Seele des Menschen nicht mehr dabei. Wohl aber erlebt die Seele als ihre Außenwelt nach dem Tode die Vorgänge dieser elementarischen Welt. Dieses Erleben der elementarischen Welt von außen ist in «Theosophie» und «Geheimwissenschaft» als Durchgang der Seele durch die Seelenwelt geschildert. Man wird sich also vorstellen müssen, daß diese Seelenwelt die gleiche ist mit der, welche hier, vom Gesichtspunkte des übersinnlichen Bewußtseins aus, die elementarische genannt wird. - Wenn dann die Seele in der Zwischenzeit zwischen Tod und Geburt - im Sinne des in meiner «Theosophie» Geschilderten - sich von ihrem astralischen Leibe löst, so lebt sie weiter in der Wesenheit, welche hier als das «wahre Ich» bezeichnet ist. Der astralische Leib macht dann für sich, so daß die Seele nicht mehr dabei ist, dasjenige durch, was hier als das «Vergessen» charakterisiert worden ist. Er stürzt sich gewissermaßen in eine Welt, in welcher nichts ist von dem, was mit Sinnen beobachtet werden kann, oder was so erlebt wird, wie das Wollen, Fühlen und Denken erleben, welche der Mensch im Sinnesleibe entwickelt. Diese Welt durchlebt dann als ihre Außenwelt die in dem « wahren Ich» fortbestehende Seele. Wenn man das Erleben in dieser Außenwelt kennzeichnen will, so kann man dieses so, wie es

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in «Theosophie» und «Geheimwissenschaft» bei der Schilderung des Durchgangs durch das «Geistgebiet» geschehen ist. Die im «wahren Ich» sich erlebende Seele hat dann innerhalb der geistigen Welt um sich dasjenige, was sich in ihr während des Sinnesseins als Seelenerlebnisse gebildet hat. Innerhalb der Welt, welche hier als diejenige der Gedankenlebewesen geschildert ist, findet die Seele zwischen Tod und neuer Geburt alles, was sie selbst in ihrem Innensein durch ihr Sinneswahruehmen und durch ihr Denken, Fühlen und Wollen im Sinnessein erlebt hat.

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NACHWORT ZUR NEUAUSGABE

Wenn die Seele sich die Fähigkeit erwerben will, in die übersinnliche Welt erkennend einzudringen, so muß sie zunächst ihre Kräfte dadurch erstarken, daß sie von innen heraus eine Tätigkeit entfaltet, die im Grunde eine vorstellende ist. Aber dieses Vorstellen darf nicht bloß in der Stärke ausgeübt werden, in welcher es sich im gewöhnlichen Bewußtsein im Anschluß an das sinnliche Wahrnehmen und dieses begleitend entfaltet. Da ist das Vorstellen von einer viel geringeren Stärke als das Wahrnehmen. Bloß in dieser Stärke geübt, könnte es nie Fähigkeiten zum Eintritte der Seele in die übersinnliche Welt entwickeln. Es muß, obgleich es bloßes Vorstellen bleibt, sich erkraften zu der Stärke des Wahrnehmens selbst. Es muß nlcht im Weben schattenhafter Nachbilder des Anschaulichen verbleiben. Es muß sich selbst zur Anschaulichkeit, zur Bildhaftigkeit verdichten. Man schafft lebendige Bilder. Aber es kommt nlcht darauf an, mit der Seelenkraft bloß in diesen Bildern zu verweilen. Man lenkt die Aufmerksamkeit von den Bildern ab und der eigenen bilderschaffenden Tätigkeit zu. Dadurch findet man sich in einem innerlich erkrafteten Selbstbewußtsein; man bemerkt aber auch, wenn man diese innere Seelenübung immer wieder aufgenommen hat, nach Wochen, Monaten oder auch nach längerer Zeit, daß man durch diese Erfassung seines erkrafteten Selbstbewußtseins in Zusammenhang mit einer übersinnlichen Welt gekommen ist. Erst ist die Berührung mit dieser eine chaotische, eine, die wie in allgemeinen Gefühlseindrucken erlebt wird. Nach und nach aber gestaltet

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sich aus dem Chaotischen eine in sich differenzierte objektive Bilderwelt heraus. Man wird gewahr, daß man sich durch die Übung des Bildergestaltens dazu fähig gemacht hat, daß fortan eine äußere geistige Wirklichkeit mit dem erstarkten Selbstbewußtsein Bilder webt, die sich in ihrer eigenen Offenbarung als Abbilder einer objektiven übersinnlichen Welt darstellen. (Dies ist, genauer beschrieben, die Erfahrung der Menschenseele mit den Bildgeweben, welchen die Seele auf ihrem Wege in die geistige Welt begegnet und von denen auf Seite 18 dieser Schrift gesprochen ist.) Indem sich der nach dem übersinnlichen Bewußtsein Strebende diese Vorgange in deutlichem inneren Erleben anschaulich macht, hat er an ihnen die untrügliche Möglichkeit, im Felde des Übersinnlichen die Wirklichkeit zu erkennen und sie von bloßen Illusionen der wähnenden Phantasie zu unterscheiden.

Seite 19 dieser Schrift wird gesagt, die Bilder des im Anfange übersinnlichen Erlebens stehenden Bewußtseins «seien zunächst wie ein Vorhang, welchen sich die Seele vor die übersinnliche Welt hinstellt, wenn sie sich von derselben berührt fühlt». Von einem solchen «Vorhange» muß man sprechen. Denn im Anfange dienen die Bilder nur dazu, das eigene Selbstbewußtsein in die übersinnliche Welt hineinzuheben. Man erfühlt sich durch sie als Geistwesen, aber man schaut durch sie noch keine objektive übersinnliche Außenwelt. Es ist, wie wenn man im Sinnesleibe Augen hätte, die man wohl als Glied des eigenen Organismus fühlt, die aber in sich nicht aufgehellt sind, so daß die Außenwelt nicht ihre Wirkungen in sie hinein entfalten kann. Man muß die in der Seele webenden Bilder gewissermaßen

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durch das fortdauernde Sich-Betätigen in ihnen geistig durchsichtig werden lassen. Sie werden dieses nach und nach durch ihre eigene Entwickelung. Sie werden so, daß man sie nicht schaut, sondern sie nur als in der Seele lebend fühlt, aber durch sie das Wesenhafte der übersinnlichen Wirklichkeit wahrnimmt.

Beim Eintritt in die übersinnliche Welt ist einer der ersten Wahrnehmungseindrücke der, daß man sich durch sein in diese Welt hinaufgehobenes Selbstbewußtsein in Sympathien und Antipathien mit den Wesenheiten dieser Welt verbunden schaut. (Vgl. S. 54 ff. dieser Schrift.) Man bemerkt bereits an den dadurch gemachten Erlebnissen, daß man auch mit Bezug auf sein Vorstellen die sinnliche Welt verlassen muß, wenn man in die übersinnliche wirklich eintreten will. Man kann, was man im Übersinnlichen schaut, wohl beschreiben durch Vorstellungen, die aus der sinnlichen Welt genommen sind. Man kann zum Beispiel sprechen davon, daß ein Wesen wie durch eine Farbenerscheinung sich offenbare. Allein, wer solche Beschreibungen des übersinnlich Wesenhaften entgegennimmt, sollte nie außer acht lassen, daß der wirkliche Geistesforscher mit der Angabe einer solchen Farbe meint: er erlebe etwas, was von ihm seelisch so erfahren wird, wie die Wahrnehmung der betreffenden Farbe durch das sinnliche Bewußtsein. Wer mit seiner Schilderung zum Ausdruck bringen will: er habe vor dem Bewußtsein etwas, das gleich ist der sinnlichen Farbe, der ist nicht ein Geistesforscher, sondern ein Visionär oder ein Halluzinierender. Aber mit den Erlebnissen der Sympathie und Antipathie hat man die ersten übersinnlichen Wahrnehmungseindrücke der

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übersinnlichen Welt wirklich vor sich. - Es gibt Menschen, die gerade dadurch enttäuscht sind, daß der Geistesforscher ihnen sagen muß, wenn er sich durch Vorstellungen ausspricht, die vom sinnlichen Erleben hergenommen sind, so meine er nur Veranschaulichungen des von ihm Geschauten. Denn solche Menschen streben eigentlich nicht darnach, eine von der sinnlichen unterschiedene übersinnliche Welt kennenzulernen, sondern sie wollen eine Art Doppelgänger der sinnlichen als übersinnliche Welt anerkennen. Diese übersinnliche soll feiner, «ätherischer» sein als die sinnliche; aber im übrigen soll sie nur ja nicht die Anforderung erheben, auch durch andere Vorstellungen ergriffen werden zu müssen als die sinnliche. Wer aber wirklich der geistigen Welt sich nähern will, der muß sich auch dazu bequemen, neue Vorstellungen zu erwerben. Wer nur ein verdünntes, dunstartiges Abbild der sinnlichen Welt vorstellen will, der kann die übersinnliche nicht erfassen.

Die Erinnerungskraft, welche in dem Seelenleben des gewöhnlichen Bewußtseins eine hervorragende Rolle spielt, kommt als ausgeübte menschliche Fähigkeit beim Wahrnehmen der übersinnlichen Welt nicht in Betracht. (Man muß dies berücksichtigen, damit man das auf Seite 57 f. dieser Schrift Gesagte nicht mißverstehe.) Diese Erinnerungskraft hat die menschliche Seele in ihrem Leben in der physischen Welt, indem sie ihre Tätigkeiten in dieser durch ihre Leibesorganisation ausübt Steht die in die übersinnliche Welt hineingehobene Seele den Wesen und Vorgängen dieser Welt gegenüber, so übt sie die Erinnerungskraft nicht aus. Sie wurde zunächst, was in dieser Welt vor ihr

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steht, nur anschauen, ohne daß eine Erinnerung verbliebe an die Eindrücke, wenn sie wieder in ihren Leib untertaucht. Aber es bleibt dabei doch nicht. Die Seele nimmt aus ihrem Erleben in der physischen Welt einen Nachklang der Erinnerungsfähigkeit mit, und dadurch vermag sie im übersinnlichen Erleben zu wissen: ich bin hier im Geistigen dieselbe, die ich dort im Sinnlichen bin. Diese Erinnerungsfähigkeit ist ihr notwendig, weil ihr sonst der Zusammenhang im Selbstbewußtsein verlorenginge. Außerdem aber erlangt das in die übersinnliche Welt hinaufgehobene Selbstbewußtsein auch noch die Fähigkeit, die in dieser Welt erlebten Eindrücke so umzuwandeln, daß sie im Leibe Eindrücke machen von der gleichen Art wie die sinnlichen Eindrücke der physischen Welt. Und dadurch ist es möglich, daß die Seele sich eine Art Erinnerung an das im Übersinnlichen Erlebte bewahrt. Sonst würde dieses Erlebte stets vergessen werden. Während aber die Eindrücke der physischen Welt so auf den Menschen wirken, daß er sie später erinnern kann durch dasjenige, was sie selbst in ihm bewirkt haben, muß er im Bereich des Übersinnlichen mit den Erlebnissen selbst .eine solche Verrichtung vornehmen, die es ermöglicht, daß er später auch im gewöhnlichen Bewußtsein von ihnen weiß. In den übersinnlichen Erlebnissen muß eben alles im vollen Lichte des Bewußtseins ablaufen. Immerhin hat der Geistesforscher Schwierigkeit mit dem erinnerungsmäßigen Behalten seiner im Übersinnlichen gemachten Erfahrungen. Er kann nicht leicht anderen Menschen «bloß aus dem Gedächtnisse» erzählen, was er weiß; er ist oft genötigt, wenn dies von ihm verlangt wird, in seiner Seele die Bedingungen wiederherzustellen, unter denen er die zu schildernde Erfahrung

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gemacht hat, um das Geschaute wieder zu schauen, wenn er sich darüber aussprechen soll.

Auch die Beziehung der im Übersinnlichen erlebten Bilder auf die ihnen entsprechende Wirklichkeit (vgl. S. 63 f dieser Schrift) ist kein solch einfacher Vorgang wie die Beziehungen eines seelischen Eindruckes auf einen sinnlichen Gegenstand oder Vorgang. Im Übersinnlichen muß das Bewußtsein diese Beziehung voll durchschauen. Es ist nicht so, wie wenn man einen Tisch vor sich hat. Da steht der Tisch vor der Seele; was dabei in ihr vorgeht, das lebt gar nicht oder ganz abgeschattet in dem Bewußtsein. Beim Wahrnehmen einer übersinnlichen Wesenheit hat man - auch wenn man in der oben geschilderten Art das Bild «durchsichtig» gemacht hat - das gefühlsartige Erlebnis dieses Bildes im Selbstbewußtsein. Und eben dadurch, daß man sich in dieses gefühlsartige Erlebnis mit dem übersinnlichen Bewußtsein ganz hineinversenkt, tritt die Wirklichkeit vor der Seele auf, deren Erleben ganz deutlich von dem Erleben des Bildes unterschieden werden kann und muß. Es dürfen diese beiden Erlebnisse nicht ineinander verschwimmen. Denn darin läge die Quelle von Illusionen über das, was man erlebt.

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Literatur

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Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.