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= ERSTER VORTRAG Dornach, 8. September 1924 =
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Aktuelle Version vom 7. August 2023, 16:05 Uhr

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ERSTER VORTRAG Dornach, 8. September 1924

#G318-1973-SE009 Pastoralmedizinischer Kurs

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ERSTER VORTRAG

Dornach, 8. September 1924

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Meine lieben Freunde! Wir haben in diesem Kurse zum erstenmal ver­einigt die Mitglieder zweier geistiger Wirkungskreise, und diese Ver­einigung bedeutet etwas ganz Besonderes. Daher wird schon heute not­wendig sein, daß wir uns über den Sinn dieser Vereinigung zunächst aus dem, was in diesem Kurs den Inhalt bilden soll, verständigen müs­sen. Zunächst möchte ich nur darauf aufmerksam machen, daß dieser Kurs vielleicht wie kein anderer wird ein Beispiel dafür sein, wie durch die besondere Gestaltung des Geisteslebens in unserer Zeit alte Über­lieferungen, altes Herkommen erneuert werden muß, denn dasjenige, was unter dem Namen Pastoralmedizin gepflegt worden ist, hat eigent­lich im Grunde seinen Inhalt verloren. Wir werden das im Laufe der Betrachtungen sehen. Dagegen wird gerade aus den Untergründen un­serer Zeit heraus sich ergeben eine ganz besonders bedeutungsvolle Aufgabe, die wiederum, indem sie zusammengefaßt wird, in einer Be­trachtung den Namen Pastoralmedizin schon tragen darf. Wir haben strenge darauf gesehen, daß im wesentlichen in diesem Kurs vereinigt seien wirkliche Theologen und solche Persönlichkeiten, welche wirk­liche Ärzte sind oder werden, Arzte in dem Sinn, daß wir bei ihnen diesen Namen nach der Aufgabe der medizinischen Sektion des Goe­theanums verantworten können. Wie dieser Sinn zu gestalten ist, das alles wird gerade in diesem Kurs zur Besprechung kommen. Einzelne Ausnahmen haben wir allerdings zugelassen, aber eben nur wenige, und diese sind gut begründet innerhalb desjenigen, was Überzeugung der medizinischen Sektion des Goetheanums ist. Es wird sich vor allen Dingen darum handeln, daß Sie, liebe Freunde, sowohl von der theo-logischen wie von der medizinischen Seite her gerade über das in völlig klaren Begriffen leben, was im Sinne einer neuen Pastoralmedizin das Zusammenarbeiten der Theologen mit den Medizinern möglich macht. Es ist ja von einem solchen Zusammenarbeiten öfter gesprochen wor­den und es ist auch bemerklich gemacht worden, wie gerade die an­throposophische Bewegung auf eine Zusammenarbeit rechnen müsse.

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Aber dabei sind doch Dinge zutage getreten, die gerade ihre Rekti­fizierung innerhalb dieses Kurses werden erfahren müssen. Es darf das Zusammenarbeiten, auf das hingewiesen worden ist, durchaus nicht so aufgefaßt werden, meine lieben Freunde, als wenn damit gemeint wäre ein Hineindilettantieren von der einen Seite in die andere Seite. Es kann sich durchaus nicht darum handeln, daß die Theologen Heiler werden, oder daß die Heiler irgendwie Theologen werden. Natürlich beide, insofern sie Heiler oder Theologen sind. Um ein Zusammen­arbeiten, um ein In-die-Hand-Arbeiten handelt es sich. Dagegen wird gerade dieser Kurs einen großen Wert darauf legen müssen, daß nun ja nicht etwa alles ins Chaotische dadurch verzerrt werde, daß, ich weiß schon nicht zu was, der Theologe versucht, in alles mögliche Medizinische hinein zu dilettantieren, das doch nicht auf seinem Wege liegen kann. Und umgekehrt soll sich der Arzt in unserem Sinne be­wußt werden, welche Stellung er gegenüber den Theologen einzuneh­men hat. Daß dies auf beiden Seiten, auf theologischer und medizi­nischer, völlig durchschaut wird, davon wird außerordentlich viel ab-hängen. Nun, es ist das zutage getreten, daß zum Beispiel auch gemeint worden ist: Ja, der Theologe muß sich doch medizinische Kenntnisse aneignen. - Kenntnisse auf irgendeinem Gebiet kann man sich immer aneignen, es wird sogar immer gut sein, Kenntnisse sich anzueignen. Aber dasjenige, um was es sich handelt, ist, daß wirklich klar und deutlich eingesehen wird: zum Arzt, zum Heiler gehört nach Denken, Fühlen und Wollen des Menschen die spezifische ärztliche Vorbildung, und es sollte niemand glauben, mit medizinischen Kenntnissen in die Welt eingreifen zu können, der nicht diese spezifische medizinische Vorbildung hat, auch wenn er Theologe ist. Und umgekehrt muß der Arzt einen ganz besonderen Begriff von seinem Beruf entwickeln und wird begreifen lernen müssen durch die Pastoralmedizin, daß ein We­sentliches damit gesagt ist, wenn gesagt wird: dem Priester gehört die Opferflamme, dem Arzt der Merkurstab. Und durch das Zusammen­wirken von Opferflamme und Merkurstab ist allein ein gedeihliches Wirken möglich. Man soll nicht mit der Opferflamme heilen und mit dem Merkurstab Kultus zelebrieren wollen. Aber man soll ein­sehen, daß beides Gottesdienst ist. Und je mehr man einsieht, daß beides

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Gottesdienst ist, desto besser wird das Zusammenarbeiten, wenn der Arzt Arzt, der Priester Priester bleibt, in entsprechender Weise heilsam in die Welt eingreifen. Es darf unsere anthroposophische Be­wegung nicht der Boden werden, auf dem alles chaotisch durcheinan­dergeworfen wird, denn dadurch würde der Ernst leiden, der Ernst, den wir gerade so stark innerhalb der anthroposophischen Bewegung pfle­gen sollten. Man kann durchaus allgemein wissen, wenn ich ein drasti­sches Beispiel gebrauche, was ungefähr geschieht, wenn eine Fußope­ration vollzogen wird; aber man sollte nicht glauben, daß man gleich eine Fußoperation vollziehen kann. So aber sollte man es halten mit allem Medizinischen. Anthroposophie darf vor allen Dingen nicht werden in irgendeiner Weise eine Propaganda für Kurpfuscherei. Sie darf es auch nicht werden, indem etwa Theologen Kurpfuscher werden. Es muß schon eben dies ganz deutlich klargelegt werden; und so wird dasjenige, was von der medizinischen Sektion des Goetheanums aus­gehen wird, im allerstrengsten Ernste handhaben dasjenige, was den Menschen im anthroposophischen Sinne als Heiler vor die Welt hin-stellen kann, aber das muß auch eine reale Einrichtung werden, und es wird notwendig sein, daß die Stellung desjenigen Arztes, der im Sinne der medizinischen Sektion am Goetheanum wirken will, in ein­deutiger Weise zu dieser Sektion bestimmt wird. Es wird auch nicht anders gehen, als daß diese Einrichtung eine ganz reale wird, so daß es schon dahin kommen kann, daß in einem gewissen Sinne künftig Arzt ein solcher sein kann, der eben Arzt in der Richtung der medizi­nischen Sektion am Goetheanum ist. Nun, meine lieben Freunde, da­mit wird auch gerechtfertigt sein, daß wir vermieden haben, Heiler, die nicht Ärzte sind, zu diesem Kurs zuzulassen. So daß diejenigen, die heute als Ärzte hier sitzen, durchaus auch im Sinne der Welt die Ärzteschaft in Anspruch nehmen können - im wesentlichen, geringe Ausnahmen abgerechnet.

Damit haben wir uns vielleicht über den einen Punkt, meine lieben Freunde, verständigt. Aber der Punkt wird, indem ich ihn zunächst andeutend, mehr verwaltungsmäßig besprochen habe, seiner Recht­fertigung nach, durchaus Gegenstand der Pastoralmedizin selber sein. Als vor einiger Zeit von theologischer Seite die Anregung ausgegangen

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ist, für die Theologen etwas Medizinisches zu bieten, da konnte ich nicht anders als diese Anregung beantworten damit, daß ich sagte: Nun, ich werde einen Kurs über pastorale Medizin halten, daran können ja die Theologen teilnehmen. Und so ist denn dieser Kurs über Pastoralmedizin von der medizinischen Sektion des Goe­theanums veranstaltet, und die Theologen nehmen daran teil. Wir müssen über die ganze Struktur dieser Einrichtung hier völlig im kla­ren sein.

Nun, meine lieben Freunde, Pastoralmedizin war zuletzt eigent­lich nicht ein Fach innerhalb der medizinischen Fakultät, sondern ei­gentlich innerhalb der theologischen Fakultät; und diese Pastoralme­dizin, die auf den theologischen Fakultäten gepflegt worden ist, ent­hielt eigentlich nichts spezifisch Medizinisches. Oder ich möchte fra­gen: Hat einer der akademisch gebildeten Ärzte, die hier sind, inner­halb seines Fachstudiums auf der medizinischen Fakultät selbst Pasto­ralmedizin lernen können? Ich bitte, die Hand zu heben, wer es hat. Es kommt im Lektionskatalog der medizinischen Fakultät nicht vor, dagegen spielt es schon eine Rolle in katholisch-theologischen Fakul­täten. Innerhalb evangelischer Fakultäten spielt es kaum mehr eine Rolle, aber innerhalb der katholisch-theologischen Fakultät spielt die Pastoralmedizin eine Rolle, und das aus gutem Grunde. Nur enthält sie nichts Medizinisches. Sie enthält im wesentlichen Folgendes: Er­stens dasjenige, was der Seelsorger innerhalb der Seelsorge braucht, um seelsorgerisch wirken zu können, nicht nur bei denjenigen Menschen, die als Gesunde seiner Seelsorge anvertraut sind, sondern auch bei den­jenigen, die als Kranke seiner Seelsorge anvertraut sind. Aber für die Seelsorge hat er zu wirken; und da ist schon eine Nuance verschieden, ob man für die Seelsorge eines Kranken, besonders eines Schwerkran­ken zu wirken hat, oder ob man für die Seelsorge eines Gesunden zu wirken hat. Da handelt es sich darum, wie man die Seelsorge zu ge­stalten hat bei Kranken, eventuell Schwerkranken, wie man sich da zu verhalten hat. Dagegen habe ich im Grunde genommen noch kein Buch über Pastoralmedizin kennengelernt, in dem nicht ausdrücklich und wiederholt gesagt wird, daß zu den ersten Pflichten des Seelsorgers dies gehört, daß er zunächst mit Rat und Tat beistehe, daß der richtige

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Arzt gefunden werde, daß er aber ja sich zu enthalten habe jedes ärztlichen Eingriffes. Ich berichte in diesem Falle.

Ein zweites wesentliches Kapitel der Pastoralmedizin ist dieses, daß die Fragen beantwortet werden, welche zusammenhängen mit dem Hygienischen von religiös-kultusartigen Maßnahmen. Daß also zum Beispiel für den Laien das Gesundheitliche oder das Gesundheitsschäd­liche des zeremoniell vorgeschriebenen Fastens besprochen wurde, oder auch, daß dasjenige, was zu sagen war durch die ärztliche Wissenschaft, sagen wir über die Einrichtung der Beschneidung, oder ähnliches. Für den Priester selber - wir haben es eben hauptsächlich mit katholischen Fakultäten zu tun - ist auseinandergesetzt worden dasjenige, was in hygienisch-medizinischer Weise über die Askese zu sagen ist. Da ist gar mancherlei und viel zu sagen.

Ein weiteres Kapitel sind gewisse Maßnahmen, welche innerhalb, sagen wir, einer Gemeinde, in der Priester und Arzt sind, zu ergreifen sind im Zusammenhang des Heilens und des Sakramentalismus. Wenn eine religiöse Gemeinschaft von der Realität der Sakramentwirkung ausgeht - wir werden gleich weiter darüber zu sprechen haben -, so bedeutet das in der Tat etwas, was sich mit den Eingriffen, die durch die Heilmittel geschehen, begegnet, und wir haben in solchen Ein­richtungen, wie es zum Beispiel die heilige Ölung ist, etwas, was der Priester zu bestreiten hat, neben dem Arzt am Krankenbett. Wir ha­ben auf diesem Gebiete die Frage zu beantworten, respektive die bis­herige Pastoralmedizin beantwortet sie, welche Bedeutung der Emp­fang des Sakramentes des Abendmahles hat nach überstandener Krank­heit und dergleichen. Wenn Spirituelles in Betracht kommt, dann kommt durchaus das Zusammenwirken des Sakramentes mit dem Hei­lungsvorgang beim Menschen in Betracht.

Ein weiteres Kapitel ist dasjenige - und das ist ein sehr ausführ­liches Kapitel innerhalb der Pastoralmedizin -, welches sich damit beschäftigt, wie sich der Seelsorger zu verhalten hat im Einklang mit dem Arzt beim Psychopathen, bei seelisch minderwertigen oder bei seelisch abnormen Persönlichkeiten. Die Seelsorge wird modifiziert für solche psychopathische Menschen. Das war im wesentlichen die Aufgabe, welche sich die bisherige Pastoralmedizin gestellt hat, und

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welche in ziemlich ausführlicher Weise unter fortwährender Berufung auf die kirchenväterlichen Stellen darüber durch die Jahrhunderte hin­durch abgehandelt wurden.

Das ist ein Gebiet, das ja uns, die wir innerhalb einer Erneuerung des Geisteslebens stehen, nicht in demselben Lichte erscheinen kann. Dafür ergeben sich gerade aus den anthroposophischen Grundanschau­ungen heraus wichtige, sehr wichtige Aufgaben für eine neue Pastoral-medizin. Und inwiefern sich solche Aufgaben ergeben, wir können es, meine lieben Freunde, studieren, wenn wir die Sache von zwei Seiten her betrachten. Betrachten wir sie zunächst von der medizinischen Seite aus.

Womit haben wir es bei der Therapie zu tun? Wir haben, wenn wir das Heilmittel oder den Heilprozeß auf den kranken Menschen ein­wirken lassen, es immer damit zu tun, daß wir in der zu erzeugenden Wirkung einer Substanz oder eines Prozesses, eines physischen oder geistigen oder seelischen, da überall über dasjenige hinausgehen, was der sogenannte normale Wechselverkehr des Menschen mit der Um­welt ist. Gleichgültig, welche Therapie wir anwenden, überall ge­hen wir hinaus über dasjenige, was der Mensch im alltäglichen Leben, sei es bei der Nahrungsaufnahme, sei es beim Exponieren gegen­über Licht und Luft oder beim Exponieren seelischen Einflüssen ge­genüber tut, überall gehen wir über das hinaus in der Therapie. Selbst schon einen kleinen Schritt gehen wir hinaus, wenn wir die Diät fest­stellen, über das, was der Mensch in dem alltäglichen Wechselverkehr mit der Umwelt einhält. Wir lassen die Heilmittel einwirken auf den Menschen. Ist das Heilmittel eine physische Substanz, so geht in der Folge der Einwirkung des Heilmittels ein anderer Vorgang vor sich als bei der bloßen Nahrungsaufnahme. So ist es aber auch bei den an­deren therapeutischen Einwirkungen. Stets aber greifen wir mit einer therapeutischen Maßnahme in anderer Art auf den Menschen ein, als im Leben zunächst auf ihn eingegriffen wird. Denn wie wird im Leben auf den Menschen eingegriffen oder wie greift er selber ein? Meine lieben Freunde, wir haben mit Bezug auf dasjenige, was im Menschen Prozesse eingeht im Leben, oder eingehen kann, dreierlei zu unter­scheiden: Erstens dasjenige, was im Menschen so wirkt, wie in der

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äußeren Natur das Physikalisch-Chemische; zweitens dasjenige, was wirkt im Menschen nicht auf physikalisch-chemische, sondern auf vi­talistische Art. Wir haben zu sehen auf dasjenige, was im Leben wirkt, aber wir haben drittens zu sehen auf dasjenige, was unmittelbar ein­greift in die Region des Bewußtseins.

1. Physikalisch-Chemisches

2. Leben

3. Bewußtsein

Hier müssen wir einen wichtigen Begriff feststellen. Im gewöhnlichen Leben haben wir die drei Bewußtseinszustände des Wachens, Träumens und Schlafens. In dem Augenblick, wo wir mit einer wirklich thera­peutischen Maßnahme herankommen, greifen wir ein in das Bewußt­sein. Wir greifen mehr oder weniger ein, je nachdem die therapeutische Maßnahme ist. Aber dieses Eingreifen geschieht niemals in einer so unmittelbaren Weise im sogenannten normalen Verlaufe des Lebens. Ißt der Mensch bloß, gibt er sich bloß der gewöhnlichen Nahrungs­mittelaufnahme hin, dann laufen fort, wenn es sich eben um eine ge­wöhnliche Nahrungsmittelaufnahme handelt, sein Wachen, Träumen, Schlafen in normaler Weise, höchstens daß man irgendwie mit der Diät eingreift - da ist aber schon die Grenze verschiebbar - auf den Organismus, um einen gesünderen Schlaf herbeizuführen, als er vor­handen ist. Aber es beginnt da schon das Therapeutische.

Ganz etwas anderes ist es, wenn der Mensch zum Beispiel im Fieber ist, durch irgendwelche Umstände, und Sie therape,itisch eingreifen. Würden Sie mit demselben Mittel, mit welchem Sie im Fieber therapeu-tisch eingreifen, beim gesunden Menschen eingreifen, so würden Sie sei­nen Bewußtseinszustand ändern. Sie müssen also arbeiten als Arzt mit demjenigen, was im Grunde genommen zu tun hat mit den Bewußtseins-zuständen. Während man sonst beim gewöhnlichen Wechselverkehr des Menschen mit der Umwelt es zu tun hat mit dem Leben, hat man es zu tun in der Medizin mit dem Eingreifen in die Bewußtseinszu­stände. Sie können das überall bei jeder therapeutischen Maßnahme finden, und es ist das Spezifische einer therapeutischen Maßnahme,

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daß sie in dasjenige eingreift, was irgendwie mit der Variabilität der Bewußtseinszustände zu tun hat. Es gibt auch kein anderes wirksames Heilmittel als dasjenige, das so tief in die menschliche Wesenheit ein­greift, daß es die menschliche Wesenheit ergreift bis in diejenigen Quel­len hinein, aus denen die Bewußtseinszustände resultieren. Damit aber stellen Sie sich als Arzt, als Therapeut unmittelbar hinein in die gei­stige Weltordnung. Denn Veränderung der Bewußtseinszustände be­deutet, daß Sie sich hineinstellen in die geistige Weltordnung. Und Sie ziehen immer, wenn Sie eine real wirksame Heilung haben, Sie ziehen immer gerade durch dieses Herandringen an die Bewußtseins-zustände, wenn auch im Unterbewußtsein, das Seelische im therapeu­tischen Prozeß heran. Sie bleiben nicht im Physischen. Die gewöhnliche Nahrungsmittelaufnahme, das gewöhnliche Atmen, die sonstigen Vor­gänge bleiben im Physischen, und mittelbar wirken durch das Physische die höheren Glieder des Menschen. Sie wirken auch und sie wirken durch das Physische; dagegen ziehen Sie das Seelische unmittelbar her­ein, wenn Sie ärztlich wirken, wenn Sie therapeutisch wirken. So kön­nen wir sagen: der Arzt tritt heran, wenn er seinen Beruf richtig ver­steht, unmittelbar ans Spirituelle. Es ist nur scheinbar, daß uns die therapeutischen Maßnahmen als bloß physische oder biologische Pro­zesse erscheinen. Sind sie wirklich therapeutische Maßnahmen - sonst sind sie das niemals -, so ziehen sie immer das Seelische heran, wenn das auch zunächst für das gewöhnliche Bewußtsein unbewußt bleibt. Aber man sollte nur einmal, meine lieben Freunde, verfolgen, wenn wirklich durch einen therapeutischen Prozeß, sagen wir, unmittelbar das Fieber herabgesetzt ist, was da im Menschen vorgeht in Wirklich­keit. Da wird bis in das Innerste seines Wesens hineingewirkt, wie um­gekehrt der Krankheitsprozeß bis ins Innerste des Wesens hineinwirkt, die Prozesse im Menschen über das bloß Physische und Biologische hin-ausbringt. Das ist von der einen Seite. Wir sehen, wie ganz im wesent­lichen das Arztsein, das Heilen aus dem Physischen ins Spirituelle durch seine eigene Wesenheit hineinführt.

Nehmen wir ebenso ernst den Priesterberuf. Wenn der Priesterberuf nicht bloß ein Lehrberuf ist, sondern wenn er lebt im priesterlichen Wirken, dann ist er verbunden mit dem Kultus, und der Kultus schließt

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in sich den Sakramentalismus. Aber der Sakramentalismus ist kein Symbolismus. Der Sakramentalismus-was ist er? Er besteht darin, daß äußere Vorgänge geschehen. Diese äußeren Vorgänge, die da gesche­hen, tragen etwas in sich, was nicht aufgeht in dem Chemischen oder Biologischen, was da geschieht, sondern was in sich schließt Orientie­rungen, Richtungen, die dem Physischen, Biologischen einverleibt wer­den, und die im Spirituellen, im Geistigen ihren Urstand haben. Man vollzieht sinnliche Prozesse, in die Spirituelles hineinströmt im Sich-Vollziehen. Das geistig Wesenhafte geschieht im Kultus auf sinnen-fällige Art. Und dasjenige, was sich da vor den Gläubigen vollzieht, vollzieht sich ja zunächst vor dem Bewußtsein und es darf sich nichts anderes vollziehen als dasjenige, was vor dem Bewußtsein sich voll­zieht. Sonst ist es kein Kultus, kein Sakrament, sondern Suggestion. Der Sakramentalismus, der Kultus im rechten Sinne darf niemals etwas von Suggestion an sich haben, aber er hat um so mehr das Spirituelle. Er spielt sich vor dem Bewußtsein ab, wirkt aber hinein in das Leben.

Der Mensch ißt nicht bloß beim AbendmaM die Substanz, die ihm gereicht wird; dann hätte man es nicht mit einem Sakrament zu tun. Es handelt sich auch nicht um ein Symbol, sondern es handelt sich um etwas, was in sein Leben eingreift, weil das Sakrament aus der Orien­tierung der geistigen Welt heraus vollzogen wird, zelebriert wird, so daß man sagen kann: Therapie führt das Leben hinein ins Bewußtsein. Der Kultus mit dem Sakramentalismus führt das Bewußtsein hinein in das Leben.

Therapie: Leben -> Bewußtsein

Kultus (Sakrament): Bewußtsein -> Leben

Damit haben Sie die beiden polarischen Tätigkeiten: das therapeu­tische Wirken und das Zelebrieren; beide verhalten sich in der Tat po­larisch. Im therapeutischen Wirken wird aus dem Leben heraus in das Bewußtsein hineingearbeitet und das Bewußtsein wird zum Mithelfer, allerdings zu einem im gewöhnlichen Bewußtsein unbewußten Mit-helfer beim therapeutischen Prozeß. Beim Zelebrieren wird das Leben zum Mithelfer gemacht desjenigen, was vor dem Bewußtsein sich vollzieht.

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Beides, meine lieben Freunde, nicht bloß so schematisch, wie es jetzt vor Sie hingestellt ist, sondern tief innerlich geistig erfaßt, bedarf in der Regel des ganzen Menschen, wenn es Beruf wird. Und nur, weil wir innerhalb unserer Zivilisation in der Therapie hinausgekommen sind aus dem Geistigen und in der Theologie hinausgekommen sind aus dem Konkreten, weil wir innerhalb unserer Zivilisation uns in der Therapie verirrt haben in den Materialismus und in der Theologie in die Abstraktion, ist heute das wahre Verhältnis ganz und gar zuge­deckt. Aber dieses wahre Verhältnis muß wieder ergründet werden, muß wieder zur Wirksamkeit kommen. Es muß wiederum ersichtlich werden, wie der Arzt schon für die Diagnose braucht den geschulten Blick, der ihm einen biologischen oder sogar physischen Vorgang im menschlichen Organismus im Lichte spiritueller Prozesse - denn alle Prozesse im menschlichen Organismus sind spirituell - erscheinen läßt, so daß der Arzt den geschulten Blick schon bei der Diagnose braucht und noch mehr bei der Therapie für das Aufleuchten des Geistigen im Physischen.

Der Priester braucht den geschulten Blick für das Aufleuchten des physischen Bildes für einen geistigen Vorgang. Wiederum das Pola­rische. Aber Polaritäten müssen immer in der Welt zusammenwirken; auch diese beiden Polaritäten müssen zusammenwirken. Und wie sie zusammenwirken müssen, das wird gerade die Aufgabe sein, die inner-halb der Anthroposophie zu ergründen ist, die aber auch innerhalb der Anthroposophie zur wirklichen Ausführung kommt; so daß denkbar ist, meine lieben Freunde, daß aus diesem Zusammensein innerhalb des Kursus über Pastoralmedizin tatsächlich für die Zukunft geschaffen werden kann der anthroposophische Arzt, der aus seinem Verhältnis zur geistigen Welt in das rechte Verhältnis zum Priester treten kann, der wiederum aus der Bewegung für christliche Erneuerung heraus-wächst. Es wird sich etwas ganz Spezielles ergeben für den Arzt und für den Priester, und daraus kann dann das rechte Zusammenarbeiten entstehen.

Denn was kann in diesem Falle nur Zusammenarbeiten heißen, meine lieben Freunde? Zusammenarbeiten kann nicht heißen, daß der Priester arztet dilettantisch und der Arzt priestert dilettantisch. Das

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kann es nicht heißen. Denn wenn das Zusammenarbeiten darin be­stünde, daß der Priester ein bißchen etwas von Medizin weiß, der Arzt etwas mitmacht vom Kultus der Priesterschaft, dann möchte ich wis­sen, warum sie zusammenarbeiten sollen. Denn wozu sollte sich denn der Arzt interessieren, der geschult ist, für den priesterlich-ärztlichen Dilettantismus? Es ist gar keine Veranlassung dazu. Und warum sollte denn für irgend etwas Priesterliches in der Ärzteschaft sich der Prie­ster anders interessieren, als wenn der Arzt einen Seelsorger braucht? Dagegen ist der Arzt ein tüchtiger Arzt, steht er drinnen im Medizi­nischen, ist der Priester der richtige Priester, dann können sie zusam­menarbeiten. Zusammenarbeiten heißt doch, daß man sich gegenseitig das gibt, in dem man tüchtig ist, nicht daß der eine in die Sphäre des anderen eingreift.

Gerade dadurch aber, daß ein solches Zusammenarbeiten stattfin­det, gerade dadurch wird sich für die Kultur ein Allerwichtigstes er­geben, das ergeben, daß immer dadurch, indem durch diesen herbei­geführten wechselseitigen Verkehr erst das wahre Verständnis des Arztes für den Priester, des Priesters für den Arzt entsteht, und da­durch der Priester so viel weiß vom Arzten, als ihm nötig ist, der Arzt so viel weiß vom Beruf und der Mission des Priesters, als ihm wieder nötig ist. Es wird sich dann später ergeben, inwieweit wiederum beide, Arzt und Priester, im Zusammenwirken mit dem Pädagogen etwas Heilsames für die Menschheit wirken können. Aber das wird wieder eine besondere Aufgabe sein. Auch da wird es ein Zusammenwirken geben, gerade da in der mannigfaltigsten Weise, weil ja in der Tat Päd­agogik wieder etwas ist, was von einem anderen Gesichtspunkte aus zu betrachten ist. Der Priester kann nicht Arzt, der Arzt nicht Priester werden, insoferne sie Arzt oder Priester sind. Beide aber können in einem gewissen Sinne Pädagogen sein, aber man muß alle Arten dieses Zusammenwirkens in ganz konkreter Weise auffassen. Deshalb möchte ich Sie unter den Wahrheiten, die die Pastoralmedizin überliefern soll, zunächst für heute bitten, auch diese zu zählen, die in der Warnung vor dem chaotischen Ineinanderwerfen liegt, in dem Daraufbestehen, daß alles aus wirklichen sachlichen und fachlichen Grundlagen her­ausgearbeitet werde. Der Priester wird dem wirklichen Arzt dann

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ein wirklicher Helfer sein, wenn er dahin wirkt, daß der ärztliche Di­lettantismus zurückgewiesen werde. Das wird mit zu seinen Aufgaben gehören. Und der Arzt wird manches tun können, gerade am Kran­kenbett, um die Priesterwirkung da zur rechten Geltung zu bringen, wo sie oftmals in der allerrealsten Weise in das Leben einzugreifen hat: am Krankenbett.

Wir werden morgen diese Betrachtungen fortsetzen.

Aufzeichnung Rudolf Steiners auf der Wandtafel während des Vortrages:

#Bild s. 20

ZWEITER VORTRAG Dornach, 9. September 1924

#G318-1973-SE021 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

ZWEITER VORTRAG

Dornach, 9. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Wenn man von den gemeinsamen Angelegen­heiten des Priesters und des Arztes spricht, so muß der Blick zunächst auf Erscheinungen kommen im menschlichen Leben, die in der Tat leicht ins Pathologische hinübergleiten, daher des Verständnisses des Arztes bedürfen, die aber auf der anderen Seite wiederum in einer außerordentlichen Weise in das Innere, ich möchte sagen, selbst in das Esoterische des religiösen Lebens hineinspielen. Wir müssen uns ja durchaus klar sein darüber, daß eigentlich alle Zweige der mensch­lichen Erkenntnis über etwas Grobes wiederum hinauskommen müs­sen, das in der materialistischen Epoche in sie hineingekommen ist. Wir brauchen uns nur zu erinnern, wie doch jetzt in einer gewissen Grob­heit der Auffassung behandelt worden sind diejenigen Erscheinungen, die eine Zeitlang zusammengefaßt wurden unter «Genialität und Wahnsinn», grob behandelt worden sind von Lombroso und seiner Schule, aber auch von anderen. Wir können ebensogut aufmerksam machen nicht so sehr auf die Untersuchungen selbst - die haben ja ihre Verdienste -, aber auf die Anschauungsweise, die dadurch zutage trat, wir können ebenso aufmerksam machen auf dasjenige, was auf­getreten ist als Kriminalanthropologie und die Schädel untersuchte der Verbrecher. Die Gesinnungen, die dabei zutage traten, waren durch­aus nicht nur grob, sondern trugen einen gewissen Stempel einer außer­ordentlich starken Philistrosität. Man kann schon sagen - und hier dürfen wir uns durchaus solcher Kategorien bedienen, denn es handelt sich um ein Grenzgebiet in der Pastoralmedizin -, man kann schon sagen, da taten sich im Grunde als Forscher und Denker die Philister zusammen, bildeten sich den Typus eines Normalmenschen heraus, der möglichst ein Philister war. Und was eben abliegt, das war patholo­gisch, da das Genie nach der einen Seite, der Wahnsinn nach der an­deren Seite abwich, so war eben beides in irgendeiner Weise patho­logisch. Und da es für den Einsichtigen ganz selbstverständlich ist, daß jede pathologische Eigentümlichkeit sich auch körperlich ausdrückt,

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so ist es ganz selbstverständlich, daß in körperlichen Merkmalen nach der einen oder anderen Richtung hin Zeichen gefunden werden kön­nen. Es handelt sich ja darum, diese Zeichen in der richtigen Weise zu durchschauen. Gewiß ist ein Ohrläppchen unter Umständen außer­ordentlich charakteristisch für eine psychologische Eigentümlichkeit, weil solche psychologische Eigentümlichkeiten doch zusammenhängen mit dem Karma, das aber aus früheren Inkarnationen herüberwirkt.

Das, was die Kräfte des Aufbaues des physischen Organismus sind, namentlich in den ersten sieben Lebensjahren, das sind dieselben Kräfte, die später zutage treten. Wir wachsen ja in den ersten sieben Lebens­jahren mit den Kräften, mit denen wir später denken; und so ist es schon wichtig und bedeutsam, daß man gerade, aber nun nicht in der hergebrachten, vor kurzem hergebrachten Weise, sondern in einer wirklich sachgemäßen Art an gewisse Erscheinungen zunächst her­angeht. Weniger um sie als pathologisch anzusehen - ins Pathologische werden wir schon geführt werden, gerade von diesen Erscheinungen aus -, als um von diesen Erscheinungen aus das menschliche Leben ein­sehen zu können.

Stellen wir uns einmal ganz ernstlich, meine lieben Freunde, auf den Standpunkt, den uns Anthroposophie über den Menschen gibt. Der Mensch tritt uns entgegen in seinem physischen Leib, der eine lange Entwickelung hinter sich hat, der als physischer Leib durch drei vor­bereitende Stadien, wie ich es beschrieben habe in meiner «Geheimwis­senschaft im Umriß» gegangen ist, bevor er der Erdenleib wurde, der zu seinem Verständnis wahrhaftig mehr braucht als dasjenige, was heute in Anatomie und Physiologie ihm entgegengebracht wird. Denn ich möchte auch hier darauf aufmerksam machen, daß ja dieser phy­sische Leib des Menschen, so wie er heute ist, ein getreues Abbild ist des ätherischen Leibes, der in seiner dritten Epoche ist, des astrali­schen Leibes, der in seiner zweiten Epoche ist, und auch bis zu einem gewissen Grade der Ich-Organisation, die der Mensch erst auf der Erde aufgenommen hat, die also in ihrer ersten Epoche ist. Das alles prägt sich wie Siegelabdrücke in dem physischen Leib des Menschen aus. Das macht den physischen Leib dann außerordentlich kompliziert, so wie er uns heute entgegentritt. Er ist nur seiner rein mineralisch-physischen

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Beschaffenheit nach mit den Erkenntniskräften durchschaubar, mit denen man heute an ihn herantritt. Dasjenige, was der Ätherleib in ihn einprägt, das ist gar nicht mit diesen Erkenntniskräften durch­schaubar. Es muß mit den Augen des plastischen Künstlers gesehen werden. Das muß gesehen werden so, daß man sich erwirbt Anschau­ungen, Bildgestaltungen, die aus den Kräften des Weltenalls heraus erfaßt werden und die man wiedererkennt in den Formen des ganzen Menschen, wiedererkennt in den Formen der einzelnen Organe.

Fernerhin ist dieser physische Mensch ein Abbild desjenigen, was in der Atmungs-Blutzirkulation ist. Die ganze Dynamik, die in der Blut­zirkulation und Atmungszirkulation wirkend webt, die ist aber musi­kalisch orientiert, die kann man nur verstehen, wenn man sie in musi­kalischen Formen denkt. Man kann sie nur verstehen, wenn man zum Beispiel so denkt, daß man, sagen wir im Knochensystem sieht das­jenige, in das hineingeflossen sind die Bildekräfte, die dann im feineren in der Atmung und in der Zirkulation tätig sind, aber nach musika­lischen Gestaltungskräften. Wir können geradezu wahrnehmen, wie die Oktave ausgeht rückwärts von den Schulterblättern und den Kno­chen entlang geht, und daß die Arme in ihrer Knochenformation nicht verstanden werden können aus einer mechanischen Dynamik heraus, sondern wenn man ihnen ein musikalisches Verständnis entgegen-bringt. Da finden wir die Prim von den Schulterblättern bis zum An­satz der Oberarmknochen, wir finden die Sekund im Oberarmknochen, die Terz vom Ellenbogen bis zum Handgelenk. Wir finden da zwei Knochen, weil es zwei Terzen gibt, eine große und eine kleine und so weiter. Kurz, wenn wir dasjenige, was in der Atmung und Blutzirku­lation beherrscht ist vom astralischen Leib, im Abdruck im physischen Leibe wieder suchen, müssen wir musikalisches Verständnis entgegen­bringen.

Noch komplizierter ist das Verständnis von der Ich-Organisation. Da ist es nötig zu begreifen, was angedeutet ist im ersten Vers des Johannes-Evangeliums: «Im Urbeginne war das Wort...» Was da als Verständnis des Wortes gemeint ist im Konkreten, nicht im Abstrakten, wie es die Evangelien-Interpreten gewöhnlich geben, das, wieder an­gewandt im Konkreten auf den wirklichen Menschen, gibt dann ein

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Verständnis von dem, wie die Ich-Organisation eingreift in den phy­sisch-menschlichen Leib.

Sie sehen, wir müßten noch mancherlei in unsere Studien aufneh­men, wenn diese Studien wirklich zum Verständnis des Menschen füh­ren sollten. Aber da es meine Überzeugung ist, daß sowohl vom Me­dizin- wie vom Theologiestudium außerordentlich viel ausgelassen werden könnte, so glaube ich, daß wenn man alles Wertvolle heraus­nehmen würde, die Zahl der Jahre, die heute zum Beispiel ein Medizin­student braucht, nicht verlängert, sondern gekürzt werden könnte. Aber natürlich denkt man heute, wo man materialistisch denkt: wenn man etwas Neues aufnimmt, stückelt man ein halbes Jahr an die Kurse, die ohnehin schon vorhanden sind.

Wenn man sich ernsthaft auf den Standpunkt stellt, den wir in der Anthroposophie einnehmen müssen, so stellt der Mensch sich uns ge­genüber in seinem physischen, ätherischen und astralischen Leibe und in seiner Ich-Organisation. Während des Wachens sind diese vier Glie­der der menschlichen Organisation in inniger Verbindung. Während des Schlafens stellt sich auf die eine Seite der physische Leib und der Ätherleib, und entgegen auf die andere Seite die Ich-Organisation und der Astralleib. Wenn wir uns ernsthaft auf diesen Standpunkt stellen, dann werden wir uns ja sagen können, daß in der mannigfaltigsten Weise Unregelmäßigkeiten auftreten können in der Verbindung der Ich-Organisation, des astralischen Leibes mit dem ätherischen Leibe und dem physischen Leibe und so weiter. Sehen Sie, es kann zum Bei­spiel dieses eintreten, sagen wir, ich würde - schematisch selbstver­ständlich - hier den physischen Leib zeichnen, den Ätherleib, den Astralleib, die Ich-Organisation (Tafel 1, I): so kann im wachen Zu­stande immer die sogenannte normale Beziehung herrschen zwischen diesen vier Gliedern der menschlichen Organisation.

Es kann aber auch so sein, daß zunächst der physische Leib und der Ätherleib in einer Art normalem Zusammenhang sind, daß auch noch der astralische Leib verhältnismäßig drinnensitzt, daß aber die Ich-Organisation in einer gewissen Weise nicht ordentlich im astralischen Leibe drinnensitzt (Tafel 1, II). Wir haben dann eine Unregelmä­ßigkeit, die uns zunächst in der wachen Organisation entgegentreten

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kann. Der Mensch kommt mit seiner Ich-Organisation nicht gut in seinen astralischen Leib hinein. Dadurch ist sein Empfindungsleben durchaus gestört. Er kann sogar sehr lebhaft Gedanken bilden, denn die Gedanken überhaupt hängen von dem normalen Zusammenhang des astralischen Leibes mit den anderen Leibern ab. Aber ob mit diesen Gedanken auch die Sinnesempfindungen in der entsprechenden Weise erfaßt werden, das hängt davon ab, daß die Ich-Organisation normal mit den anderen Gliedern der menschlichen Wesenheit verbunden ist. Ist das nicht der Fall, hängt sozusagen die Ich-Organisation nicht ordentlich mit den anderen Gliedern der menschlichen Wesenheit zu­sammen, dann werden die Sinnesempfindungen verblassen. In dem­selben Maße, in dem die Sinnesempfindungen verblassen, in demselben Maße werden die Gedanken intensiver. Fast gespenstisch treten sie auf, nicht so rein, wie wir sie sonst haben. Das Seelenleben eines solchen Menschen verfließt so, daß seine Sinnesempfindungen etwas Ver­schwindendes, Nebelhaftes haben, dafür aber die Gedanken etwas Lebendiges, Intensiviertes, Koloriertes haben, das fast den Eindruck schwacher Sinnesempfindungen hervorruft.

Schläft dann ein solcher Mensch, dann ist auch während des Schla­fes die Sache so, daß die Ich-Organisation nicht ordentlich im astra­lischen Leib drinnen ist. Die Folge davon ist, daß jetzt außerordentlich starke Erlebnisse mit den Feinheiten der äußerlichen Welt auftreten. Solch ein Mensch erlebt in demjenigen Teile der Welt, wo er eben ist, mit seinem Ich und seinem astralischen Leib, wenn er außer dem phy­sischen und ätherischen Leib ist. Er erlebt die Feinheiten der Pflanzen, die Feinheiten des Obstgartens um sein Haus herum. Nicht das, was man bei Tage sieht, sondern die Feinheiten des Geschmacks der Äpfel und dergleichen. Das ist schon so, daß das erlebt wird. Und dazu ver­blaßte Gedanken, die im astralischen Leibe nachwirkende Kräfte dar­stellen, aus dem wachen Leben nachwirkende Kräfte darstellen.

Sehen Sie, es ist jetzt schwer, wenn man einen solchen Menschen vor sich hat, und man kann ihn in irgendeiner Variante in den mannig­faltigsten Lagen des Lebens vor sich haben, man kann ihn als Arzt vor sich haben, man kann ihn als Priester vor sich haben, sogar als ganze Kirche ihn vor sich haben. Er tritt einem in irgendeiner Form,

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meinetwegen in einem Dorfe entgegen. Der Arzt sagt heute, nament­lich wenn er ihn in irgendeinem Frühstadium des Lebens findet: Psycho­pathologische Minderwertigkeit. - Der Priester, namentlich wenn er ein gutgeschulter, sagen wir ein gutgeschulter Benediktiner ist - die Weltpriester in der katholischen Kirche sind zuweilen nicht so gut geschult -, aber wenn er ein gutgeschulter Benediktiner, Jesuit oder Barnabit oder dergleichen ist, dann weiß er auf esoterische Art, daß man aus den Dingen, die da erzählt werden von einem solchen Men­schen - für den modernen Arzt ist es eine psychopathologische Min­derwertigkeit -, daß man aus diesen Dingen, die da erzählt werden, wenn man sie richtig interpretiert - trotzdem man einen Menschen vor sich hat, der hart an der Grenze steht zwischen Gesundheit und Krank­heit, dessen Nervensystem zum Beispiel durchaus in pathologischem Sinne aufgefaßt werden kann -, wenn man einen solchen Menschen mit durchaus labilem Gleichgewicht in den zutage tretenden Seelenkräften vor sich hat, die ganz anders wirken als beim sogenannt normalen Men­schen, dann weiß man, daß einem doch aus diesen Dingen, wenn man sie richtig interpretiert, echte Offenbarungen aus der geistigen Welt entgegenkommen können, wie schließlich von dem Wahnsinnigen sel­ber - nur ist der Wahnsinnige nicht berufen dazu, sie zu interpretieren, sondern nur derjenige, der die ganze Sache durchschaut. Man kann ihn also als Arzt vor sich haben, und wir werden sehen, wie wir ihn in einem anthroposophischen Sinne ärztlich anzuschauen haben. Man kann ihn als Priester vor sich haben, man kann ihn auch als Kirche vor sich haben.

Nun kann es aber sein, daß er sich sogar weiterentwickelt und dann kommt etwas ganz Besonderes heraus. Nehmen wir an, er entwickelt sich weiter, dieser Mensch. In einem gewissen Lebensalter ist er so, wie ich ihn gezeichnet habe. Nehmen wir an, er entwickelt sich weiter, es entsteht eine stärkere Anziehung des nicht ganz im normalen Verhältnis zu den anderen Gliedern stehenden Ichs, so daß später dieses zustande kommt (Tafel 1, III). Wieder ist der physische und ätherische Leib sozusagen normal in Verbindung, aber die Ich-Organisation zieht den astralischen Leib an sich, und der will jetzt auch nicht ganz drinnen sein. Jetzt ist die Ich-Organisation und der astralische Leib mehr aneinandergebunden

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und alle beide zusammen kommen nicht ordentlich in den physischen und den Ätherleib hinein. Bei einem solchen Men­schen kann das Folgende eintreten. Wir gewahren an ihm, daß er nicht imstande ist, seinen physischen Leib und Ätherleib ordentlich zu be­herrschen vom astralischen Leib und Ich aus. Er kann den Astralleib und die Ich-Organisation nicht richtig vorschieben in die äußeren Sinne. So daß alle Augenblicke ihn die Sinne verlassen, überhaupt die Sinnesempfindungen verblassen und er in eine Art Taumel-Traum-zustand kommt. Aber es können dann in der mannigfaltigsten Weise gerade die moralischen Impulse mit einer besonderen Stärke auftre­ten. Sie können konfus auftreten, aber sie können auch in einer außer­ordentlich kasuistisch großartigen Weise auftreten, wenn die Organi­sation so ist.

Und wiederum findet der Arzt da in diesem Falle, daß eigentlich wesentliche organische Veränderungen schon da sind in der Konsistenz der Sinnesorgane und der Nervensubstanz. Die beachtet er weniger; aber namentlich wird er finden, daß starke Abnormitäten in den fei­neren Drüsen und in der Hormonbildung da sind, in denjenigen Drü­sen, die wir als Nebennieren bezeichnen, und in den Drüsen, die hier am Halse als kleine Drüsen in der Schilddrüse versteckt sind. Nament­lich sind in einem solchen Fall Veränderungen der Hypophysis cerebri und Epiphysis cerebri da. Das wird schon mehr beachtet als die Ver­änderungen, die im Nervensystem und im ganzen Sinnessystem vor­handen sind.

Der Priester kommt an einen solchen Menschen heran; dieser Mensch erzählt ihm von dem, was er unter einer solchen Konstitution erlebt. Er erlebt unter einer solchen Konstitution etwa ein besonders starkes Sündengefühl, ein verstärktes Sündengefühl, als sonst Menschen ha­ben. Der Priester kann Mannigfaltiges lernen, und katholische Prie­ster tun das. Sie lernen gerade von solchen Menschen die extreme Aus­bildung dieses bei den anderen schwach entwickelten Sündengefühls. Die Nächstenliebe kann bei einem solchen Menschen bis zu ungeheurer Intensität anwachsen, so daß ein solcher Mensch gerade durch seine Nächstenliebe in mannigfaltige Nöte kommt, die er dem Priester dann beichtet.

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Aber es kann noch weitergehen. Es kann jetzt dazu kommen, daß der physische Leib verhältnismäßig vereinsamt bleibt, daß der Äther­leib dauernd oder zeitweise nicht ganz hineingeht in den physischen Leib, daß dann der astralische Leib, der Ätherleib und die Ich-Organi­sation nahe miteinander verbunden sind und die physische Organisa­tion draußen ist (Tafel 2). Man wird, wenn man sich heutiger mate­rialistischer Ausdrücke bedient - aber wir werden aus diesen heraus-wachsen im Laufe der Stunde -, einen solchen Menschen in den häufig­sten Fällen empfinden als einen hochgradig schwachsinnigen Menschen, der nach keiner Richtung hin, auch nicht nach der Willensrichtung vom Geistig-Seelischen aus, seine physischen Glieder beherrschen kann. Solch ein Mensch zieht gewissermaßen die physische Organisation nach. Ist von vornherein der Mensch so organisiert, dann empfindet man ihn auch wirklich als schwachsinnig, weil der Mensch im gegen­wärtigen Stadium der Erdentwickelung, wenn das alles, die Ich-Orga­nisation, die astralische Organisation und der Ätherleib, so isoliert ist, und einsam der physische Leib nachgeschleppt wird, dann nicht wahr­nehmen kann, nicht tätig sein kann, sich nicht erleuchten kann an Ich-Organisation, astralischem Leib und Ätherleib;so bleibt das dunkel, was er erlebt, und er geht wie betäubt in seinem physischen Leib herum. Es ist in hohem Grade Schwachsinn vorhanden, und man muß nachden­ken, in diesem Stadium, wie man in die physische Organisation die anderen Leiber hineinbringen kann. Da kann es sich um pädagogische Maßregeln, aber auch durchaus um äußerlich therapeutische Maßnah­men handeln. Der Priester aber kann in den Fall kommen, daß er ganz überrascht sein kann von dem, was ihm gerade ein solcher Mensch beichtet. Der Priester kann sich sehr gescheit fühlen, aber durchgebil­dete Priester - es gibt solche wirklich im Katholizismus; man muß den Katholizismus nicht kleinlich beurteilen -, die passen schon auf, wenn ein solcher sogenannter Kranker zu ihnen kommt und zu ihnen sagt: Was du von der Kanzel verkündest, es will doch nicht viel besagen. Das alles macht nichts aus, das reicht eigentlich nicht bis zur Woh­nung Gottes, das hat alles nur äußerlichen Wert. In Gott muß man wirklich mit seinem ganzen Menschen ruhen. - Das sagen solche Leute. In allem übrigen Leben benehmen sie sich so, daß man sie für hochgradig

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schwachsinnig halten kann, in der Unterredung mit den Prie­stern kommen sie zuweilen mit solchen Dingen. Sie prätendieren, das innere religiöse Leben intimer zu kennen als die, die berufsmäßig da­von reden. Sie haben eine Verachtung für den, der berufsmäßig davon redet und sie nennen das, was sie erleben, die «Ruhe in Gott». Und sehen Sie, wieder muß es sich für den Priester darum handeln, Mittel und Wege zu finden, anzuknüpfen an dasjenige, was eigentlich ein solcher, man kann sagen Patient, man kann aber auch anders sagen, was ein solcher Mensch innerlich erlebt.

Man muß da ein feines Verständnis dafür haben, wie das Patholo­gische herüberspielt in allerlei Regionen, die den Menschen zunächst unfähig machen, in der physisch-sinnlichen Welt die rechten Wege zu finden, die ihn unfähig machen in einer Weise, wie es das äußere Le­ben von uns allen fordert, zu sein; und wir sind in einem gewissen Grade - es muß so sein - alle für das äußere Leben Philister. Aber solche Menschen sind nicht veranlagt dazu, auf Philisterwegen zu ge­deihen, sie gehen immer andere Wege. Man muß als Priester anknüp­fen können mit demjenigen, was man selber zu geben hat, an das, was der andere da erlebt; sehr häufig sind es «die da». Das ist schon dasje­nige, was erfordert ein Verständnis für den feinen Übergang vom Kranken ins Geistige.

Aber die Sache kann viel weitergehen. Denken wir uns nun einmal folgendes: ein Mensch macht diesen ganzen Entwickelungsgang in ver­schiedenen Lebensaltern durch. In einem bestimmten Lebensalter ist er in diesem Zustand (Tafel 1, II), wo die Ich-Organisation sich nur losgelöst hat von den anderen. In einem weiteren Lebensalter rückt er zu diesem Zustand vor (Tafel 1, III), in einem weiteren zu diesem (Tafel 2). Er macht so etwas nur durch, wenn der schon erste Zustand, der noch der normale ist, vielleicht während der Kindheit schon An-lagen zeigt, in ein labiles statt in ein stabiles Gleichgewicht der Glieder hineinzukommen. Wenn der Arzt nun über einen solchen Menschen kommt, der dazu berufen ist, diese ganzen vier Stadien durchzuma­chen - das erste hier etwas abnorm, die anderen aber in dem Sinne, wie ich sie schematisch aufgezeichnet habe -, wenn der Arzt über einen solchen Menschen kommt, wird er finden: da ist ein außerordentlich

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labiles Gleichgewicht vorhanden, da muß man etwas befestigen. Es läßt sich in der Regel nichts befestigen. Manchmal ist der Weg in einer außerordentlich intensiven Weise vorgezeichnet; es läßt sich nichts be­festigen. Vielleicht, wenn der Arzt dann später wieder an denselben Menschen herankommt, findet er, daß sich der erste labile Zustand ver­wandelt hat in den anderen, wie ich ihn beschrieben habe mit dem Nebuloswerden der Sinnesempfindungen, den stark kolorierten Ge­danken. Später findet er ein außerordentlich starkes Sündenbewußt­sein wieder, wovon der Arzt natürlich, weil jetzt die Sache beginnt, stark ins Seelische hinüberzuspielen, nicht gerne Notiz nimmt. Jetzt geht dann in der Regel das Leben einer solchen Persönlichkeit erst recht an den Priester über, und namentlich, wenn es zum vierten Stadium kommt.

Nun haben solche Menschen, die diese Stadien durchmachen - was mit ihrem Karma, mit ihren wiederholten Erdenleben zusammen­hängt -, rein innerlich intuitiv ausgebildet eine wunderbare Termino­logie. Sie können reden - namentlich wenn sie die Stadien hinterein­ander durchmachen, so daß das erste Stadium nahezu normal war -, sie können reden in einer wunderbaren Weise über das, was sie erleben. Sie sagen zum Beispiel als ganz junger Mensch, wenn das labile Stadium mit siebzehn oder neunzehn Jahren auftritt: Der Mensch muß sich selbst erkennen. - Und mit Intensität fordern sie nach allen Rich­tungen von sich selbst die Selbsterkenntnis. Hier, wo die Ich-Organi­sation heraustritt, kommen sie von selbst auf das aktive meditative Leben. Sie nennen es sehr häufig «das tätige Gebet», was ein aktives Meditieren ist, und sind sehr dankbar, wenn ihnen irgendein geschul­ter Priester Vorschriften gibt über das Gebet. Sie gehen dann ganz auf in dem Gebet, erleben aber zu gleicher Zeit in diesem Gebet dasjenige, was sie jetzt anfangen, mit einer wunderbaren Terminologie zu bele­gen. Sie blicken zurück auf ihr erstes Stadium und nennen das, was sie wahrnehmen: die erste Wohnung Gottes, weil sie dadurch, daß sie mit ihrem Ich nicht ganz untertauchen in die übrigen Glieder, sich gewis­sermaßen auch von innen beschauen, nicht bloß von außen. Das ver­größert sich, wenn man von innen beschaut, das wird wie ein weiter Raum: die erste Wohnung Gottes.

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Das, was dann auftritt, was ich von einem gewissen Gesichtspunkte beschrieben habe, das wird reicher, es wird innerlich gegliedert; der Mensch sieht viel mehr von seinem Inneren: die zweite Wohnung Got­tes. Wenn das dritte Stadium eintritt, ist die innere Schau von einer außerordentlichen Schönheit, und solche Menschen sagen sich: Ich sehe die dritte Wohnung Gottes mit ungeheuren Herrlichkeiten, mit den darin wandelnden geistigen Wesenheiten. - Es ist Innenschau, aber es ist eine mächtige, grandiose Anschauung einer geistwebenden Welt. Die dritte Wohnung Gottes oder das Haus Gottes. Das ist in der Sprache verschieden. Kommen sie bei dem vierten Stadium an, dann wollen sie nicht mehr aufnehmen irgendwelche Ratschläge in bezug auf aktive Meditation, sondern sie bekommen gewöhnlich die Ansicht, alles muß ihnen durch Gnade selber gegeben werden. Sie müssen warten. Sie spre­chen vom passiven Gebet, von der passiven Meditation, die man nicht unternehmen darf, die eintreten muß, wenn sie einem Gott geben will. Da muß der Priester einen feinen Spürsinn dafür haben, wenn das eine Stadium in das andere übergeht. Dann reden diese Menschen von dem «Ruhegebet», wobei der Mensch gar nichts mehr tut, wobei er Gott in sich walten läßt. So erlebt er es in der vierten Wohnung Gottes.

Der Priester kann unter Umständen aus den Beschreibungen, die nun gegeben werden, aus dem, was nun, wenn wir ärztlich reden, so ein «Patient» spricht, tatsächlich außerordentlich viel Esoterisch-Theo­logisches lernen. Und ist er ein guter Interpret, so wird ihm das Theo-logische ungeheuer konkret, wenn er hinhorcht auf dasjenige, was ihin solche «Patienten» sagen - ich sage das unter Gänsefüßchen -, zu sa­gen wissen. Vieles von dem, was namentlich in der katholischen Theo­logie gelehrt wird, in der pastoralen Theologie, es rührt her von dem Verkehr von aufgeklärten, geschulten Beichtvätern mit Beichtkindern, die sich in dieser Richtung entwickeln.

Die gewöhnlichen Begriffe, die man hat über Gesundsein und Kranksein, hören auf, ihre Geltung, ihre Bedeutung zu haben. Steckt man eine Persönlichkeit wie diese in ein Büro, oder macht man sie zur gewöhnlichen Ehefrau, wo sie das Kochen beaufsichtigen muß oder sonst etwas im bürgerlichen Leben, so wird sie richtig wahnsinnig, und führt sich eben so auf, äußerlich, daß sie gar nicht anders aufgefaßt

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werden kann als wahnsinnig. Bemerkt der Priester im rechten Moment, wohin der Weg geht, dirigiert er sie ins Nonnenhafte hinein; läßt er sie im entsprechenden Milieu leben, entwickeln sich die vier Stadien hin­tereinander, so daß in der Tat der geschulte Beichtvater durch eine solche Patientin in einer ähnlichen Weise im modernen Stil hinein­schauen kann in die geistigen Welten wie der griechische Priester durch die Pythien, die ihm durch den Rauch, den Dunst der Erde allerlei über die geistige Welt kundgegeben haben, sich über die geistige Welt unterrichten ließen. Was hilft es viel, wenn heute einer eine Disserta­tion schreibt über das Pathologische der griechischen Pythien! Das kann man ganz gut, das wird richtig sein, auch exakt sein, aber es ist nichts damit getan in einem höheren Sinne. Denn im Grunde genommen ist doch ungeheuer vieles von dem, was aus der griechischen Theologie im eminenten Sinne hineingeflossen ist in das ganze griechische Kultur­leben, entstanden unter den Offenbarungen der Pythien. Die Pythien waren in der Regel Persönlichkeiten, die entweder bis zu diesem dritten Stadium oder gar bis zum vierten Stadium gekommen sind. Aber den­ken wir uns in einer späteren Zeit, eine Persönlichkeit mache gerade unter der klugen Führung von Beichtvätern diese Stadien so durch, daß sie sich ungehindert hingeben kann ihren inneren Anschauungen, dann wird etwas außerordentlich Wunderbares aus ihr, das deshalb doch in einem gewissen Grade pathologisch bleibt. Dann hat es nicht nur der Arzt, nicht nur der Priester, dann hat es die ganze Kirche da­mit zu tun und beschäftigt sich damit, daß sie diese Persönlichkeit nach dem Tode heilig spricht; und das ist die heilige Theresia, die hat un­gefähr diesen Weg durchgemacht.

Sehen Sie, meine lieben Freunde, an diesen Dingen muß man sich heranschulen, wenn man dasjenige, was in der Verständigung von Me­dizin und Theologie zur Einsicht in die menschliche Wesenheit führen muß, wenn man in dem wirken will. Dann muß man dazu kommen, über die gewöhnlichen Begriffskategorien hinauszukommen, die da ihren Sinn verlieren, denn sonst kann man nicht mehr einen Heiligen von einem Narren, einen Wahnsinnigen von einem Genie unterschei­den, und gar nichts mehr unterscheiden, als wenn einer ein normalet Durchschnittsbürger ist, von all den anderen.

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Das ist die Anschauung der menschlichen Wesenheit, die nun zu­nächst mit Verständnis verfolgt werden muß, die wirklich ins gründ­lich Esoterische hineinführen kann, die aber ungeheuer aufklärend ist nicht nur über psychologische Abnormitäten, sondern die aufklärend wirken kann auch über physische Abnormitäten, über physisches Kranksein. Denn damit solche Stadien eintreten, meine lieben Freunde, sind ja gewisse Voraussetzungen nötig, Voraussetzungen, die in einer gewissen Konsistenz eines solchen Ichs, das nicht ganz hineingeht, und eines solchen Astralleibs liegen. Ist aber die Konsistenz nicht fein wie bei der heiligen Theresia, sondern grob, dann bildet sich folgendes. Bei der heiligen Theresia bildeten sich durch die Feinheit ihrer Ich-Organi­sation und die Feinheit ihres Astralleibes plastisch gewisse physische Organe, namentlich Unterleibsorgane, sehr an die Ich-Organisation und an den astralischen Leib.

Aber es kann so eintreten, daß die Ich-Organisation und der astra­lische Leib recht grob sind und dennoch diese Eigentümlichkeit haben. Dann tritt noch immer die Möglichkeit auf, weil die Ich-Organisation und der Astralleib grob sind, daß eine solche Persönlichkeit ziemlich normal sein kann. Aber dann können die physischen Korrelate auftre­ten, und es ist nur eine physische Erkrankung da. Man möchte sagen:

man kann die Konstitution haben der heiligen Theresia mit all dem Poetischen ihrer Offenbarungen auf der einen Seite und das physische Gegenbild in kranken Unterleibsorganen, die sich dann nicht zeigen in ihrem Ausleben in der Ich-Organisation und astralischen Organi­sation.

Von all diesen Dingen muß gesprochen werden. Alle diese Dinge niüssen durchschaut werden, denn sie treten demjenigen, der Arzt-aufgaben hat, und auch demjenigen, der Priesteraufgaben hat, durch­aus entgegen, und er muß ihnen gewachsen sein. Erst dann beginnt Theologisch-Religiöses wirksam zu sein, wenn der Theologe solchen Erscheinungen gewachsen ist. Erst dann wird der Arzt zum Heiler der Menschen, wenn er auch solchen Erscheinungen gewachsen ist.

DRITTER VORTRAG Dornach, 10. September 1924

#G318-1973-SE034 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

DRITTER VORTRAG

Dornach, 10. September 1924

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Meine lieben Freunde! Man sieht in die ganze Wesenheit des Menschen dann tief hinein, wenn man solche Betrachtungen, wie wir sie gestern angestellt haben, noch ein wenig fortsetzt. Insbesondere sieht man das Bedeutungsvolle des Überganges von Gesundheit zur Krankheit gerade an solchen Erscheinungen. Deshalb möchte ich Ihnen die Erscheinung, die da steht zwischen gewissen pathologischen Wegen, die in der menschlichen Entwickelung eingeschlagen werden, und zwischen einer Art naturgemäßer Einweihung als Entwickelungsströmung, die zwi­schen pathologischen Strömungen der menschlichen Natur und zwi­schen der Einweihungsströmung mitten drinnen liegt, und sowohl mit dem einen wie mit dem anderen verwandt ist, solche Entwickelung der menschlichen Wesenheit möchte ich Ihnen noch etwas auseinander­setzen.

Typisch für solche Entwickelungen sind solche Persönlichkeiten, wie eben gerade die gestern erwähnte heilige Theresia. Man kann noch anderes beobachten, als ich gestern erwähnt habe, wenn man den Entwickelungsweg solcher Persönlichkeiten beobachtet. Bei ihnen fin­det statt eine Art Hereintreten der geistigen Welt in den Wahrneh­mungshorizont des Menschen. Natürlich wäre die Schilderung schwie­rig, weil man die Worte, die man gebraucht, nicht eigentlich so hat in der gewöhnlichen Sprache, daß sie diese abnormen Zustände ganz ge­nau charakterisieren. Aber es wird ja verständlich sein dasjenige, was ich Ihnen zu sagen habe. Das, was hereintritt in den Gesichtskreis, wird in dem ersten Stadium von solchen Persönlichkeiten genannt: der Eintritt in die erste Wohnung Gottes. In dem ersten Stadium wirkt das wie eine bloße «Anwesenheit». Solche Personen finden, daß sie keine genauen Gesichte etwa haben von demjenigen, was sie als An­wesenheit irgendeiner geistigen Wesenheit erleben, sondern sie haben, namentlich wenn das Erlebnis zu Ende geht, ein deutliches Empfinden davon, daß die betreffende Wesenheit da war, mit ihnen zusammen war. Das Zusammensein ganz im Allgemeinen gehalten, das ist das

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erste, und solange die betreffenden Persönlichkeiten in diesem Stadium ihrer Entwickelung sind, werden sie sogar unwillig, wenn ihnen ein anderer von Visionen und Gesichten erzählt, weil sie die Meinung ha­ben: ihr Erlebnis ist ein viel innigeres, ein viel intimeres und wahreres. Sie sind in diesem Erlebnis so darinnen, daß sie die Empfindung ha­ben: Das Übersinnliche darf nicht bis zum Gesicht kommen, sondern es muß bloß wie ein allgemeines Erlebnis der Anwesenheit dastehen. Das ist das erste.

Dann aber treten diese Persönlichkeiten in das zweite Stadium ein. Da erzählen sie nun schon von wirklich bildhaften Wahrnehmungen der anwesenden geistigen Wesenheiten. Namentlich erzählen sie zu­nächst von Berührungsempfindungen, von geistiger Handauflegung oder selbst Stirnberührung und dergleichen, ohne daß zunächst eine an die Augenwahrnehmung erinnernde Vision da ist. Aber die Zu­stände steigern sich dann bis zu dieser an Augenwahrnehmung erin­nernden Vision. Sie können sich so steigern, daß eine solche Persönlich­keit zum Beispiel Jesus wie in wirklicher Person vor sich sieht. Das ist in der Regel das zweite Stadium. Es ist das Eigentümliche, daß solche Persönlichkeiten, wenn sie aus dem ersten in das zweite Stadium ein­treten, keine starke Empfindung davon haben, daß, wenn ihnen ein anderer von diesem zweiten Stadium erzählt hat, sie früher unwillig geworden sind. Diese scharfe erinnerungsgemäße Verbindung der zwei Stadien ist nicht da. Die Persönlichkeiten leben ganz intensiv in den jeweiligen einzelnen Stadien.

Bemerkenswert ist das dritte Stadium, das dann solche Persönlich­keiten erleben. Dieses dritte Stadium erfährt tatsächlich in der Schil­derung solcher Personen etwas nach allen Richtungen hin scharf Kolo­riertes. Diese Persönlichkeiten erzählen davon, wie sie, wenn das Er­lebnis kommt, ungeheuer Schmerzvolles durchmachen. So Schmerz-volles, daß ja in der Tat, wenn diese Persönlichkeiten beobachtet wer-den können während dieses Erlebnisses, das Schmerzerlebnis sich in derselben Weise auslebt als Stöhnen und so weiter, wie sich Schmerzen, die im physischen Leib und ätherischen Leib ihre Ursachen haben, eben im Leben aussprechen. Aber das Eigentümliche ist, daß diese Persön­lichkeiten, sagen wir, dazu kommen, sich diesen Schmerz zu wünschen

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und ihn als etwas betrachten, das sie haben wollen, weil sie als natur­gemäß ansehen, das Erlebnis in der richtigen Weise zu erlangen im Durchgang durch den Schmerz.

Dann steigern sie sich dazu, daß sie den Schmerz innerlich verwan­deln. Das ist das ganz besonders interessante Stadium: es wird der Schmerz, indem er genau in der Tatsache so bleibt, wie er ist, zum Lust­gefühl, bis zum Wonnegefühl gesteigert. Das Erlebnis geht also so, daß der Schmerz eintritt, der objektive Bestand derselbe bleibt, aber jetzt geht es im Geistigen weiter. Würde man die Person gleich wieder heraus-versetzen aus dem Geistigen, würde sie den Schmerz so spüren wie ein Kranker das tut; sie tut das auch, wenn sie wieder zurückkommt aus dem Höchststadium des Erlebnisses. Aber in dem Höchststadium des Erlebnisses, wo sie nicht mehr das Gefühl hat: die geistige Wesenheit kommt zu ihr, sondern sie hat sich erhoben in die geistige Welt, in die­sem Stadium verwandelt sich - man würde sagen: subjektiv, aber die Ausdrücke stimmen nicht ganz - der Schmerz bis ins Wonnegefühl hin­ein. Und dann tritt die Verobjektivierung, die symbolische Verobjek­tivierung des Schmerzes ein. So daß eine solche Persönlichkeit dann, wenn sie wieder zurückkommt aus dem Erlebnis und die Erinnerung hat - und gerade bei diesem Höchsterlehnis ist zumeist eine deutliche Erinnerung vorhanden; es ist nicht eine Erinnerungslosigkeit, sondern zumeist eine sehr deutliche Erinnerung vorhanden -, so daß eine solche Persönlichkeit schildert: Ein Seraphim oder ein Cherubim stand an der Seite von ihr, hatte ein Schwert, das stieß er ihr in die Eingeweide, das verursachte einen furchtbaren Schmerz; und indem er es herauszog, zog er die Eingeweide mit heraus, und gerade nachdem das eingetreten wäre, dieses Herausziehen der Eingeweide, wäre das höchst wonne-volle Erleben in der Gegenwart des Gottes erfolgt.

Sehen Sie, so sind in der Regel die aufeinanderfolgenden Stadien. Wir können nun diese aufeinanderfolgenden Stadien recht genau ver­folgen mit demjenigen, was anthroposophische Erkenntnis ist. Denn, sehen Sie, das erste Stadium besteht ja darin, daß die Ich-Organisation, nachdem das Vorstadium, das ich gestern beschrieben habe, vorüber ist, in der gestrigen Aufeinanderfolge der Zeichnungen also das zweite Stadium begonnen hat, daß die Ich-Organisation den astralischen Leib

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an sich zieht und mit ihm zusammen erlebt, ohne daß diese Verbin­dung von Ich-Organisation und astralischem Leib normal tief eingreift in den physischen Leib und in den Ätherleib. So daß, was im gewöhn­lichen Bewußtsein nie vorkommen kann, eigentlich bei solchen Per­sonen in einem halbwachen oder viertelswachen oder dreiviertelswachen Zustande ein Erleben da ist, das für sich besteht, und in der Ich-Orga­nisation und im Astralleib verläuft, während nebenhergeht in einer gewissen Selbständigkeit das Erleben des ätherischen und des physi­schen Leibes. Es gehen also parallel Erlebnisse: ein geistiges Erlebnis, das in der Ich-Organisation und im astralischen Leibe abläuft, und das nur begleitet wird vom Erleben des ätherischen Leibes und des phy­sischen Leibes. Das ist im normalen Bewußtsein nie der Fall, weil im normalen Bewußtsein sehr intensiv alle vier Glieder der menschlichen Wesenheit verbunden sind, so daß es keine solche parallel ablaufenden Erlebnisse gibt. Da steht alles miteinander in Verbindung. In diesem Erleben ist im eminentesten Sinne die Art der Empfindung, die ganze Art des Erlebens so, daß der Mensch mit dem, was er erlebt, sich eins weiß. Er weiß zunächst als hauptsächlichstes Erlebnis das Einssein, denn der astralische Leib, wenn er an die Ich-Organisation herange­zogen wird und geistige Entitäten erlebt, dann erlebt er sie als An­wesenheit, es ist da. Ungefähr so erlebt man es, wie man den eigenen Leib erlebt. Man differenziert nicht in der Wahrnehmung, man erlebt ihn nicht als etwas Außenstehendes, man erlebt sich eins, das ist das erste. Das ist das «Erlebnis der Anwesenheit».

Nun gehen wir zum zweiten Stadium [s. S.36 unten]. Das wird da­durch interessant, daß die betreffende Persönlichkeit zuerst allerlei Berührungsvorstellungen hat, die sehr leicht natürlich von der gewöhn­lichen Pathologie verwechselt werden können mit dem, was man da auch in der Psychiatrie kennt, aber doch nicht dasselbe sind. Dann steigern sie sich zu wirklichen Visionen. Es ist das dasjenige Stadium, wo nun Ich-Organisation und astralische Organisation auch noch den Ätherleib nehmen, so daß ein Parallelerlebnis so ist, daß Ich-Organisation, astra­lische Organisation und Ätherleib etwas herausgehoben aus dem phy­sischen Leib miteinander erleben, und parallel gehend der physische Leib seine Prozesse abspielen hat. Dadurch tritt etwas Besonderes ein.

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Wenn wir mit den Augen schauen im gewöhnlichen Leben, ist der Vor­gang so, daß wir von außen, vom Licht gereizt werden, daß wir den Reiz weiter aufnehmen nach innen. Er geht dann bis zum ätherischen Leib, der Reiz, und vom ätherischen Leib aus schafft er das Bewußt­seinserlebnis. So ist es zum Beispiel beim Auge auch. Wenn Sie sehen, wird der erste Reiz ausgeübt, der äußere Reiz, der zunächst im Ich er­regt wird, in den astralischen Leib eindringt, bis zum Ätherleib dringt, und der Ätherleib ist es dann, der das ganze Bewußtseinserlebnis dern Menschen mitteilt, indem er gewissermaßen nach allen Seiten stößt an die physische Organisation. In diesem Stoßen liegt das Bewußtseins-erlebnis. Das ist der genaue Vorgang. Der Vorgang beim Auge, sche­matisch dargestellt, würde etwa dieser sein (siehe Zeichnung): der Reiz

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wird ausgeübt, wirkt zunächst im Ich, geht über in den astralischen Leib, in den Ätherleib, das, was im Ätherleib wirkt, stößt nach allen Seiten in das Physische hinein, das Physische stößt zurück, und der Rückstoß vom Physischen ist das eigentliche Augenerlebnis. Es ist ein fortwährendes Spiel zwischen dem Ätherleib und der Aderhaut, der Netzhaut. Dasjenige, was der Ätherleib in der Aderhaut und in der Netzhaut tut, ist dasjenige, was im gewöhnlichen Bewußtsein als Augenerlehnis eben erscheint. Ähnlich ist es bei jedem Sinneswahrneh­men. Für den, der die Dinge durchschaut, ist jede Schilderung, die in den heutigen Psychologien steht oder gar in den Erkenntnistheorien, eine furchtbare Kinderei.

Nun sehen Sie, bei solchen Persönlichkeiten, wie ich sie Ihnen ge­schildert habe, wird ja der Ätherleib unmittelbar ergriffen von dem

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Erlebnis. Das Erlebnis sitzt im Ich, im astralischen Leib, im Äther-leib, stößt jetzt nicht an die Sinne, sondern stößt von innen an das­jenige, was Nerven-Sinnessystem ist, stößt eigentlich zuerst an das Drüsensystem, dann an das Nervensystem und von da aus strahlt es erst in die Sinne ein, so daß die Sinne ganz in polarisch entgegengesetz­ter Weise ergriffen werden wie sonst im gewöhnlichen Leben. Statt daß durch die Sinne das Bewußtseinserlebnis erregt wird, wird das Bewußtseinserlebnis koloriert, intensiviert, bildhaft gemacht, indem es von innen gegen die Sinne hin zustrahlt. Dadurch entstehen, in­dem gestrahlt wird, in den Empfindungsnerven Berührungsvorstel­lungen. Das steigert sich bis zur Vision. Sie sehen jetzt den ganzen in­neren Vorgang.

Wenn die Entwickelung weitergeht, dann nimmt sie eben ihre Rich­tung weiter, dann will von einer ganz anderen Seite, als es sonst der Fall ist, Ich-Organisation, astralischer Leib und Ätherleib den physi­schen Leib ergreifen, der nicht gewohnt ist, von innen heraus ergriffen zu werden, sondern der gewohnt ist, von außen her ergriffen zu wer­den. Er soll jetzt von innen ergriffen werden. Es soll derselbe Vorgang sich vollziehen mitten im Leben, der sich eigentlich nur vollzieht, wenn die geistig-seelische Organisation des Menschen aus der geistig-see­lischen Welt heruntersteigt in den physischen Leib drei Wochen nach der Empfängnis. Dieser Vorgang, der kann sich ja sonst nicht voll­ziehen im gewöhnlichen Leben, weil der Ätherleib verbunden ist mit dem physischen Leib. Jetzt ist der Ätherleib herausgehoben von dem Ich-Organismus und vom astralischen Leib ergriffen. Man ist wie bei der Geburt, wo man von dem physischen Leib Besitz ergreift, und nun geht es weiter und man will diesen physischen Leib von einer ganz anderen Seite anfassen. Das tut weh. Denn eigentlich besteht auch in Krankheitsfällen jeder Schmerz darin, daß in einer anderen Richtung angefaßt wird der Körper als in der gewohnten Weise. Das aber ge­schieht in dem Augenblick, wo das dritte Stadium erreicht wird. Nun braucht es Sie nicht zu überraschen, daß dieses dritte Stadium sich verobjektiviert, daß es in den physischen Leib eindringt, der ihm Wi­derstand leistet, der ohne die regelrechte Initiation nicht so ergriffen werden kann, der durchaus, wenn nicht eine regelrechte Initiation da

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ist, eben Widerstand leistet und daher Schmerz verursacht. Er stößt im Schmerz zurück dasjenige, was er erlebt. Das ist das erste Stadium des Erlebens, das da ist wiederum für dieses dritte Stadium. Der phy­sische Leib leistet Widerstand, der Widerstand lebt sich aus im Schmerz. Was dringt durch den Schmerz ein? Durch den Schmerz dringt die wirkliche geistige Welt ein. Die kommt durch den Schmerz. Die geistige Welt kommt eben von der anderen Seite. Auf der Seite der gewöhn­lichen Sinneswahrnehmung, des gewöhnlichen Denkens liegt das Er­greifen der physischen Welt. Die geistige Welt wird in der entgegen­gesetzten Weise ergriffen. Der Weg zu ihr führt durch den Schmerz. Aber in dem Augenblick, wo der physische Leib Widerstand leistet, ist allerdings der intensive Schmerz da, aber in dem Augenblick, wo der Schmerz ergriffen wird von der geistigen Welt, wo die geistige Welt eindringt, da verwandelt sich der Schmerz bis zu dem Wonne-gefühl. Es ist schon so. Zunächst ist im Organismus der Schmerz da, aber in den Schmerz dringt die geistige Welt ein, durchströmt den Schmerz: ein Cherubim oder Seraphim erscheint - so ergibt sich die Imagination -, stößt sein Schwert hinein, zieht es heraus - das bedeu­tet, daß man unabhängig wird vom physischen Leibe, so wie man ihn gewöhnlich hat -, indem er die Gedärme mitzieht. Man erlebt nicht in den Gedärmen, sondern ist übergegangen zum Erleben des Geisti­gen. Der physische Schmerz verwandelt sich in Wonne. Die Leute sprechen von der Gegenwart Gottes, oder wenn sie differenzieren, von der Gegenwart der geistigen Welt.

Dieses letzte Stadium wird erlebt von solchen Persönlichkeiten, welche in ihrem Ätherleib stark genug sind, um den ganzen Vorgang ertragen zu können. Es kommt bei diesen Persönlichkeiten die Sache eben deshalb, weil sie in ihrem Karma begründet ist. Nehmen Sie zum Beispiel eine solche Persönlichkeit wie die heilige Theresia. Sie kommt aus einer früheren Inkarnation, in der ihre Seele ganz besonders stark geworden ist, sehr stark geworden ist. Sie verkörpert sich als heilige Theresia. Sie ergreift, bevor sie den physischen Leib ergreift bei der Inkarnation, in intensiver Weise den ätherischen Leib. Der wird stär­ker, innerlich qualitativ intensiver als bei gewöhnlichen Menschen. Diesen innerlich verstärkten, innerlich qualitativ verstärkten ätherischen

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Leib trägt sie an sich. Dieser qualitativ verstärkte ätherische Leib, der tritt entsprechend aus dem physischen Leib heraus, er bindet sich stark an den astralischen Leib und an das Ich, weil die an sich auch wieder stark sind aus einer früheren Inkarnation her. Und das ist ja der Grund, warum Krankheiten, wenigstens eine gewisse Sorte von Krankheiten entstehen, daß der ätherische Leib sich nicht hält an den Organen, wenn da die vitalisierenden Ernährungskräfte drinnen sind in dem ätherischen Leib. Es geschieht aber solchen Leuten in dem Augenblick, wo sie solche Erlebnisse haben vom Aspekt der physischen Menschenbeobachtung aus, wenn das Erleben in das dritte Stadium eintritt, daß sie richtig krank werden. Aber der ätherische Leib ist zur gleichen Zeit stark und bringt es noch zuwege, im Stadium nascendi des Krankwerdens die Krankheit wieder zu überwinden, so daß der Pro­zeß, der sich da abspielt, ein Prozeß ist, wo im Status nascendi die Krankheit auftritt, aber zu gleicher Zeit die selbstwirkende Therapie innerlich von dem starken ätherischen Leibe ausgeht. Der ganze Pro­zeß ist ein latentes Krankwerden und Heilen. Das ist etwas, was zum Interessantesten im Bereiche der Menschheitsentwickelung gehört.

Gerade bei einer solchen Persönlichkeit wie der heiligen Theresia sehen Sie im Endstadium ihrer Entwickelung ein fortwährendes im Status nascendi eintretendes Kranksein und ein fortwährendes Aus­heilen. Diese Wechselwirkung, dieser Pendelschlag, dieser wunderbare Pendelschlag zwischen Krankwerden und Ausheilen, der spielt sich na­türlich nicht in der physischen Welt ab, denn für die ist er nicht ge-schaffen, sondern er spielt sich in der geistigen Welt ab. Nicht wahr, wenn der Ätherleib geformt wird vor der Erdeninkarnation, dann be­kommt er seine Gestalt. In diesen Moment zurückversetzt wird eine solche Persönlichkeit wie die heilige Theresia. Aber indem sie hervor-ruft im Status nascendi den pathologischen Zustand, schwingt sie hin­auf in die Welt, in der sie vor der Geburt war, also in die geistige Welt hinein. Der Pendelschlag ist das Untertauchen in den physischen Leib, das Hinaufschlagen in die geistige Welt. Geistige Welt - physische Welt, geistige Welt - physische Welt, aber die physische Welt im po­larischen Gegensatz erlebend, wie man sie sonst erlebt, so wie man sie sonst nur erlebt beim Eintreten in die Inkarnation. Dieser innerliche

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Gesundungsprozeß, dieser vom Weltenall heraus sich vollziehende the­rapeutische Prozeß, der ist so etwas Intensives, daß er in der Tat an­steckend wirken kann auf Kranke in der Nähe von solchen Persönlich­keiten, wenn ihre Krankheit einigermaßen in der Richtung liegt, in der sich die ganze Sache abspielt, so daß in der Tat die wunderbarsten Heilungen in der Nähe solcher Persönlichkeiten geschehen können.

Ja, die Sache kann viel weitergehen, und in den älteren, besseren Zeiten der Kirche wurden diese Dinge, die später ausgeartet sind in einen abergläubischen Reliquiendienst, Zauberdienst, in einer feinsin­nigen esoterischen Weise benützt. Denn es ist schon so, daß in den besseren Zeiten der religiösen Entwickelung anschauliche, bis in das imaginative Schildern hinein anschauliche Biographien von solchen Persönlichkeiten gegeben worden sind, an die Gläubigen herangebracht worden sind, so daß sie sich erfüllen konnten mit dem ganzen Bild­haften solcher Persönlichkeiten. Und da konnte es schon geschehen, ich will nicht sagen, daß es immer geschehen ist, aber es konnte ge­schehen, daß, wenn ein verständiger Führer in einer solchen Angele­genheit da war, er einfach einer Persönlichkeit des gewöhnlichen Le­bens, deren Krankheit sich nach einer gewissen Richtung hin entwik­kelte, diese intensiv imaginativ geschriebene Biographie in die Hand gab, vielleicht verstärkt durch sein eigenes Wort. Und dadurch konn­ten auch Heilungsprozesse sich vollziehen, so daß schon die Hinlen­kung von der Mentalität solcher Persönlichkeiten zum Leben eines solchen Heiligen therapeutische Bedeutung hat.

Sehen Sie, es führen eben die Betrachtungen, die so tief in die menschliche Wesenheit hineingehen, immer aus dem gesunden Zu­stand in den kranken Zustand hinüber, aber in den Zustand des über­sinnlichen Erlebens. Deshalb ist es ja so, daß wenn Sie irgendwie je­mandem raten, Übungen zu machen, um irgendwie in die übersinnliche Welt hineinzukommen, so müssen diese Übungen in der Richtung orien­tiert sein, daß sie die Ich-Organisation, den astralischen Leib und den ätherischen Leib verstärken, erkräftigen, damit in der Tat solch ein Prozeß, wie ich ihn geschildert habe als einen einfach durch das Karma der betreffenden Persönlichkeit gegebenen, damit ein solcher Prozeß in der richtigen Weise sich vollziehen kann. Dasjenige, was eigentlich

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in der Initiation sich vollzieht, man kann es schon studieren, indem man solche hart an das Pathologische heranstreifende Prozesse studiert. Daher ist es für den Arzt nicht von geringer Bedeutung, wenn er sich dazu herbeiläßt, das Leben solcher Persönlichkeiten zu studieren, denn er findet gerade in dem Leben solcher Persönlichkeiten dasjenige, was man eigentlich nur durch ein Paradoxon ausdrücken kann. Er findet in dem Leben solcher Persönlichkeiten das gesunde Gegenbild eines da oder dort auftretenden pathologischen Symptomkomplexes, und das ist für den Arzt das Allerfruchtbarste, zu schauen das gesunde Gegen­bild eines pathologischen Prozesses. Das ist dasjenige, was innerlich esoterisch am allermeisten hineinführt in die Handhabung des Thera­peutischen. Kommt dann noch dazu die Erkenntnis etwa des Materiell­Substantiellen, das als Heilmittel auftreten kann in seiner Verwandt­schaft, in seiner Affinität mit irgendwelchen Kräften des Ätherleibes, die bei solchen abnormen Persönlichkeiten in Selbstregulation tätig werden, lernt man also kennen, in welcher Weise der Ätherleib der heiligen Theresia Kräfte entwickelte, wenn im Status nascendi die Krankheit auftritt, und lernt man die gesundenden Kräfte mit den spießigen im Antimon wirkenden Kräften kennen, dann hat man von der Natur selber abgelesen den therapeutischen Prozeß.

Man möchte sagen, in der Betrachtung solcher Erlebnisse liegt das Merkwürdige, das Paradoxe, daß man lernt die Krankheit anschauen von der anderen Seite, von der Seite, von der aus die Krankheiten die geistigen Wesenheiten handhaben, nicht der Mensch. Denn eine Hand­habung ist diejenige, welche die Menschen der Krankheit gegenüber eni­wickeln; das ist die eine Handhabung. Das ist die von dem Aspekt der Erde aus. Sie besteht darin, daß wir wieder jenes Verhältnis herbeifüh­ren durch die Therapie, welche die Krankheit aufhebt. Die geistigen Wesenheiten, die es mit dem Menschen zu tun haben, handhaben die Krankheiten anders. Sie arbeiten die Krankheit in das Netz des Karma hinein. Das ist ihr Geschäft. Allerdings ein Geschäft, welches nicht so nahe die Dinge aneinander fügt, wie sie durch Pathologie hier auf Erden verbunden sind. Hier kann man nicht einen Menschen, der mit siebzehn Jahren krank wird, mit fünfundvierzig Jahren heilen. Aber mit Bezug auf die Karmagestaltung ist es allerdings so, daß das, was in

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irgendeiner Inkarnation als Krankheitsprozeß verläuft - ob er geheilt wird oder nicht -, ins Karma verwoben wird, aber vielleicht in drei­tausend Jahren, denn die Zeit hat ganz andere Maßstäbe innerhalb der geistigen Welt. Aber man lernt sehr viel an denjenigen Prozessen, wo das eintritt, was vom geistigen Gesichtspunkt aus gesehen in der gei­stigen Welt schon eintreten kann, dann aber auch herunterstrahlen kann in die physische Welt.

Sehen Sie, nehmen Sie einen solchen Prozeß, wie ich ihn Ihnen eben angedeutet habe, der sich vielleicht in dem gewöhnlichen Verlauf der Evolution in dreitausend Jahren vollzieht. Ich will durch diesen Strich andeuten, daß irgend etwas, was heute mit dem Menschen geschieht, von den geistigen Wesen so ausgestaltet wird, daß das andere, was als Ausgleichendes dazugehört, in dreitausend Jahren eintritt. Das ist der normale Prozeß. Aber sehen Sie, im gewöhnlichen Leben kennt man ja die Zeit nur sehr ungenau. Wie stellt man sich im gewöhnlichen Le­ben die Zeit vor? Wie eine von der vergangenen Unendlichkeit durch die Gegenwart in die Zukunft hineinlaufende Linie. So ungefähr stellt man sich die Zeit vor, allerdings eine dicke Linie, nicht eine Linie, son­dern ein dickes Seil, denn sie enthält alles, was man überhaupt wahr­nimmt in der Welt, zugleich in jedem einzelnen Augenblick der Ge­genwart. Man stellt sie sich so vor, wenn man überhaupt sich etwas vorstellt. Die meisten Menschen stellen sich das überhaupt gar nicht vor. Geistig angesehen, ist die Sache nicht so. Und man lernt schwer Verständnis finden für geistige Verläufe, die ja in allen physischen Ver­läufen drinnen sind, wenn man sich die Zeit nur so vorstellen kann.

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Aber die Zeit ist in der Realität nicht so, sondern der ganze Faden, den ich da an die Tafel gezeichnet habe, der kann verwickelt zu einem Knäuel werden. In diesem Knäuel ist die ganze Zeitlinie drinnen, die dreitausend Jahre sind in einem Knäuel. Die Zeit kann sich verknäueln, und wenn sie sich für irgendeine Evolution verknäuelt, diese Zeit, dann kann der Knäuel eben in einem Menschen leben. Bei der heiligen The­resia lebte eine verknäuelte Zeit in dem irdischen Leben. Das ist eigent­lich das Mysterium, daß Dinge, die sonst in dem Karma weit ausein­anderrücken, zusammengeschoben werden. (Siehe Zeichnung.)

Hier also sehen Sie, wenn man an eine solche Erscheinung heran­tritt, wie die innere geistige karmische Betrachtung an die äußere pa­thologisch-therapeutische Betrachtung sich anschließt. Da aber sehen Sie, wie nun die priesterliche Behandlung des Menschen, der ja seinen Ausblick halten muß nach den karmischen Zusammenhängen, nach dem Geistigen, wie die sich berühren kann mit demjenigen, was nur vom medizinischen Standpunkt aus über diese Dinge allein durchschaut werden kann. Denn es gehört ja zum Durchschauen von solchen Din­gen nicht nur theoretisches Wissen, sondern Darinnenleben in den Dingen. Darinnenleben von der Seite, die sich eröffnet von dem Patho­logisch-Physiologischen aus, soll der Arzt. Darinnenleben in den Din­gen von der Seite, die sich vom Theologisch-karmischen Standpunkt aus ergibt, soll der Priester. Und im Zusammenwirken wird sich dann Harmonie ergeben - das muß immer wieder beachtet werden -, nicht im dilettantischen Ineinandermischen.

Sehen Sie, nun hängt mit diesen Dingen noch etwas anderes zu­sammen, namentlich für unsere Zeit. Sie wissen ja, meine lieben Freunde, wie sauer es wird einem Menschen, eine Idee zu begreifen, die eigentlich für den unbefangenen Menschen selbstverständlich ist und welche geleugnet wird, weil der Intellekt von den Philosophen nicht heran kann: die Idee des freien Willens. Ich sagte über die Sin­nesempfindungen: die Dinge, die in den Physiologien und in den Psy­chologien stehen, nehmen sich demgegenüber, der die Dinge durch­schaut, kindisch aus. Aber was über die Idee des freien Willens ge­schwätzt wird, erst recht. Denn Sie müssen bedenken, daß der freie Willensentschluß in jedem Augenblick ein Effekt der ganzen menschlichen

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Wesenheit ist; der ganzen menschlichen Wesenheit, wie sie sich ge­sund oder krank oder halbkrank oder übergesund darlebt, in dem freien Willensimpetus. Im freien Willensimpetus liegt der ganze Mensch dar­innen, aber mit alledem, was man am ganzen Menschen durchschauen kann, mit allen Komplikationen liegt er darinnen. Die menschliche Natur lernt man erst kennen, wenn man sie in dieser Komplikation erkennen lernt. Und sehen Sie, das, was bei abnormen Persönlichkeiten nach der einen oder anderen Seite hin eine abnorme Schattierung an­nimmt, ist aufgehoben, zur Harmonie vereinigt in jedem Menschen. Es ist ein trivialer Ausspruch, aber er ist wahr: so wie der Mensch zugänglich ist für den Cherubim, so ist er auch zugänglich für den Teufel. Und auch diese Prozesse, wo der Mensch zugänglich ist für den Teufel - wir werden sie noch studieren. Aber das alles ist auch im gewöhnlichen Menschen, nur daß die entgegengesetzten Tätigkeiten sich aufheben, weil sie sich nach den verschiedensten Richtungen gleich stark entwickeln. Wenn in jedem ein Engel ist, so ist auch in jedem ein Teufel. Aber wenn der Engel und Teufel gleich stark sind für irgend etwas, dann heben sie sich auf.

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Nun betrachten Sie diese Waage (siehe Zeichnung>. Es gibt einen Punkt, es ist dieser. Sie können hier Gewichte auflegen, das kann alles in Bewegung geraten. Das bleibt immer in Ruhe, das Hypomochlion,

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es wird nicht berührt von dem, was Sie links, von dem, was Sie rechts auflegen. Aber es muß die Einrichtung getroffen werden, daß es nicht berührt zu werden braucht. Ein ähnliches geistiges Hypomochlion wird im Menschen bewirkt von den entgegengesetzten Kräften. Sie können daher studieren des Menschen Natur. Sie werden nirgends eine Veranlassung haben, den Menschen als freies Wesen zu statuieren, denn in der Natur des Menschen ist alles kausal bedingt. Studieren Sie mit materialistischer Gesinnung die Natur des Menschen: Sie kommen nicht zur Freiheitsidee, Sie kommen zur kausalen Bedingung. Sie können aber auch den Menschen geistig studieren. Sie kommen zur Determina­tion des Willens durch die Gottheit oder die geistigen Wesenheiten, aber Sie kommen nicht zur Freiheit des Willens. Sie können ein grobklot­ziger Materialist sein und die Freiheit leugnen und die Naturkausalität des Willens studieren, Sie können ein feinsinniger Kopf sein wie Leib­niz und auf das Geistige sehen: Sie kommen zum Determinismus. Na­türlich, solange Sie die Waagschale mit dem Waagbalken hier studie­ren, kommen Sie nur zur Bewegung; solange Sie die Waagschale mit dem Waagbalken hier studieren, kommen Sie auch nur zur Bewegung. So ist es, wenn Sie den Menschen studieren nach der Natur, so ist es, wenn Sie den Menschen studieren nach dem Geist. Sie kommen nicht zur Freiheit. Sie liegt mitten drinnen im Gleichgewichtspunkt zwischen beiden.

Das ist die Theorie. Aber die Praxis ist so, daß Sie zu entscheiden haben bei einem Menschen, der vor Ihnen steht in einer schwierigen Lebenslage, ob Sie ihn verantwortlich machen können für seine Tat. Da wird die Frage praktisch, ob er seinen freien Willen handhaben kann oder nicht. Woran können Sie das entscheiden? Dadurch, daß Sie zu beurteilen vermögen, ob seine geistige und physische Konstitution sich das Gleichgewicht halten. In beide Fälle kann sowohl der Arzt wie der Priester kommen. Daher muß zur Schulung des Arztes wie des Prie­sters gehören ein Durchschauen jenes Zustandes, in dem der Mensch entweder im Gleichgewicht zwischen Geist und Natur ist, oder in dem dieses Gleichgewicht verschoben ist.

Niemals kann über das Verantwortungsgefühl einer menschlichen Persönlichkeit anders entschieden werden als nach einer tiefen Erkenntnis

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der menschlichen Wesenheit. Die Freiheitsfrage in Verbin­dung mit der Verantwortungsfrage ist eben eine denkbar tiefste.

Daran wollen wir morgen anknüpfen und weiter fortsetzen. Wir werden sehen, was von der einen Seite ins Gesunde und von der an­deren Seite ins Pathologische hineinführt.

VIERTER VORTRAG Dornach, 11. September 1924

#G318-1973-SE049 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

VIERTER VORTRAG

Dornach, 11. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Wir werden heute in unserer Betrachtung ein Kapitel Anthroposophie einschieben, das sonst ja vor Laien nicht in einer solchen Ausführlichkeit behandelt zu werden braucht, das wir aber, wenn wir fortsetzen wollen namentlich die Auseinandersetzun­gen von gesunder Verantwortlichkeit und krankhafter pathologischer Unverantwortlichkeit, wie sie für den Arzt sowohl wie für den Prie­ster wichtig zu erkennen sind, dann brauchen werden.

Da ist vor allen Dingen von besonderer Bedeutung, daß man hinein­schauen kann in die Frage: Was ist am Menschen eigentlich vererbt, was stammt alles aus der Vererbungslinie, und was ist nicht vererbt, sondern muß auf andere Weise in die menschliche Wesenheit hinein­gebracht werden? - Daß man diese beiden, man könnte sagen, In­gredienzien der menschlichen Wesenheit zu unterscheiden vermag, da-von hängt ungeheuer viel ab bei der Beurteilung des gesunden und des kranken Menschen. Wenn der Mensch aus geistig-übersinnlichen Wel­ten in die sinnliche Welt hereintritt, das heißt, wenn die Verbindung desjenigen geschieht, was ihm gegeben wird als aus der Vererbung stammend, wenn er das verbindet mit dem, was er sich mitbringt aus früheren Erdenleben und aus dem Aufenthalt zwischen Tod und neuer Geburt, dann sehen wir ja, wie sich der Mensch, zunächst als Kind, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche entwickelt. Aber solange man nicht hinblickt auf den viergliedrigen Menschen nach physischem Leib, Ätherleib, astralischem Leib und Ich-Organisation, so lange ist man nicht imstande, diese Entwickelung zu verstehen, weil man nicht durch­schauen kann, inwiefern die einzelnen Glieder der menscMichen We­senheit, die ja ganz verschiedenen Ursprungs sind, aus verschiedenen Welten herkommen, an dieser Entwickelung beteiligt sind.

Der Mensch hat zunächst seinen physischen Organismus. Die auf­fälligste Erscheinung an diesem physischen Organismus ist die, daß er innerhalb desselben zunächst in dem ersten Abschnitt seines Lebens bis zum Zahnwechsel die ersten Zähne hat, die mit dem Zahnwechsel

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ausgewechselt werden. Nun ist die Auswechselung der Zähne ja nur, ich möchte sagen, das Extremste, was da am Menschen ausgewechselt wird. Denn in Wahrheit trägt der Mensch materiell dasjenige, was er als physischen Leib mit der Kindheit empfängt, mit der Geburt emp­fangen hat, nur bis zum Zahnwechsel mit sich. Wir streifen fortwäh­rend aus unserer Form heraus die physische Materie ab. Der Vorgang ist allerdings komplizierter, als daß man ihn einfach, wenn man exakt sein will, so vorstellen könnte, daß man sagt: Der Mensch stößt im Laufe von sieben bis acht Jahren seine sämtliche physische Materie ab und erneuert sie. - Es ist etwas daran durchaus stimmend, aber man braucht nur auf den Zahnwechsel selbst hinzuschauen, dann wird man schon finden, daß man sich das etwas modifiziert vorzustellen hat. Denn wäre in dieser Abstraktheit die Sache richtig, müßten wir immer nach sieben Jahren frische Zähne bekommen. Das ist aber nicht der Fall. Wir bekommen sie nur einmal. Nun sind aber die Zähne gerade zu demjenigen gehörig, was nach einmaliger Auswechselung eben nicht eine Erneuerung erfährt. Sie sind im extremsten Sinne dazugehörig. Aber es ist ja der Lauf der Entwickelung des Menschen auf Erden über­haupt so, daß er sozusagen immer mehr und mehr, je älter er wird, von der alten physischen Materie etwas in sich behält. Eine Auswechselung in sieben- bis achtjährigen Zeiträumen der weitaus meisten Teile der physischen Materie findet schon statt, aber wir müssen unterscheiden am Menschen zwischen etwas, was immerhin zurückbleibt; mit dem siebenten Jahre sind es nur die Zähne, die sich dann ansetzen und dann bleiben, aber nach weiteren rhythmischen Wiederholungen solcher Übergangszeiten bleiben auch immer in der menschlichen Wesenheit Teile des Materiellen stehen, die nicht ausgewechselt werden, obwohl der größte Teil des Menschen im Verlauf von sieben bis acht Jahren seine Materie durchaus auswechselt. So daß also gesagt werden muß radikal für die sieben ersten Lebensjahre ungefähr, daß der Mensch die gesamte Materie, die er hat, wenn er geboren wird, abstreift, nichts von ihr zurückbehält, sondern nur die in ihnen wirkenden und wesen-den Kräfte zurückbehält, die sich die ganz neu akquirierte Materie für die ersten sieben Lebensjahre so aneignen, daß der Mensch die Erneue­rung seines physischen Leibes bis zu den Zähnen eben hat mit dem

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Zahnwechsel. Damit aber, meine lieben Freunde, wird auch verständ­lich, daß das eigentliche Vererbungsprinzip, so wie es die heutige Na­turwissenschaft vorstellt, nur für die ersten sieben Lebensjahre gilt. Nur in diesen ersten sieben Lebensjahren ist die Sache so, daß der Mensch die Eigenschaften, die er in sich trägt, vererbt bekommt von Eltern und Voreltern. Es bildet der physische Leib für diese ersten sie­ben Lebensjahre gewissermaßen eine Art Modell, nach dem der im Menschen arbeitende Künstler, der da besteht nun in diesen Jahren aus Ätherleib, Astralleib und Ich, einen neuen physischen Leib ausarbeitet. Das sehen wir ja gerade, wie miteinander arbeiten, ich möchte sagen, in künstlerisch arbeitende Wechselwirkung treten dasjenige, was der Mensch sich hereinbringt aus geistigen Welten: seine Individualität, seine Wesenheit und das, was er vererbt bekommt. Ist der Mensch eine starke Natur in bezug auf seine innere Individualität, bringt er sich eine innerlich intensive, starke Astralität und Ich-Wesenheit mit, die wiederum den ätherischen Leib stark machen, dann werden wir einen Menschen aufsprießen sehen, der aus seinem Inneren heraus sich wenig an das Modell hält, sondern nur in den allgemeinen Formen sich an das Modell hält. Für denjenigen, der für wirkliche Gestaltungen einen Sinn hat, für den wird dann schon hervortreten, daß ja natürlich, weil das allgemein menschliche Modell eingehalten werden muß, weil schon eine Affinität zu der Menschenform vorhanden ist, die man vererbt be­kommt - Züge davon bleiben über den Zahnwechsel hinaus -, aber für eine feinere Beobachtung ist es durchaus anschaulich, wie bei innerlich starken Individualitäten nach dem Zahnwechsel wesentliche Verän­derungen eintreten, die davon herrühren, daß sich die starke Indivi­dualität nur wenig an das Modell, das ihr durch die Vererbung über­liefert wird, hält.

Wenn wir nachforschen bei einer solchen Individualität wie die hier öfter genannte heilige Theresia, so würde man wegen der schon gestern erwähnten starken Individualität gerade bei solchen Naturen finden, wie sie in den ersten sieben Lebensjahren zwar sehr gleichen ihren Eltern, wie sie aber im neunten und zehnten Lebensjahre Formen an­nehmen, die einen überraschen, weil da sich erst die eigentliche Indi­vidualität herausarbeitet. So daß Vererbung nur gilt für den ersten

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Lebensabschnitt im strengen Sinne des Wortes, und was später als Ver­erbung erscheint, ist nicht Vererbung in Wirklichkeit, das muß er­kannt werden, das ist Arbeit nach dem Modell, das vererbt ist. Mehr oder weniger wird die Arbeit, die entsteht, dem Modell gleichen. Aber es ist nicht Vererbung, es ist den vererbten Merkmalen nachgebildet. Der bloße Naturwissenschafter, der findet, daß das weitergeht mit dem gewöhnlichen Vererbungsprinzip. Derjenige, der in die Wesenheit des Menschen hineinschaut, weiß, daß ein qualitativ ganz Verschiede­nes auftritt für die Ähnlichkeit mit den Eltern nach dem Zahnwechsel als vor dem Zahnwechsel. Vor dem Zahnwechsel sind es wirklich die Kräfte der Vererbung. Nach dem Zahnwechsel sind es die Kräfte, die nach dem Modell arbeiten. Für eine exakte Anschauung darf man ebensowenig sagen, daß der Mensch dasjenige, was er zwischen sieben und vierzehn Jahren, also zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife, an sich trägt, vererbt hat, wie man von jemandem, der in der Galerie sitzt und die Sixtinische Madonna porträtiert, wie man von dem sagen darf, seine Porträtmalerei hat durch Vererbung von der in der Galerie hängenden Madonna die Eigenschaft erhalten. So ist es schon, daß es fast geglaubt wird.

Nun sehen Sie aber, an welcher Art von Arbeit in der Hauptsache der Ätherleib sich beteiligt, welche Arbeit der Ätherleib hat; denn wenig beteiligen sich in diesen Jahren bis zum Zahnwechsel noch der astralische Leib und die Ich-Organisation an der Arbeit. Er bildet einen neuen physischen Menschenleib nach dem Modell. Warum tut er das? Die Frage ist allerdings sonderbar gestellt, weil man solche Warum-Fragen der Natur gegenüber nicht stellen kann. Es soll auch nur eine rhetorische Frage sein. Warum tut er das? Er tut das aus dem Grunde, weil er, wie der Mensch überhaupt in seiner ganzen Wesenheit in den ersten sieben Lebensjahren, noch nicht dazu veranlagt ist, eine andere Art von Eindrücken von der Außenwelt zu empfangen als eine ganz besondere Art von Eindrücken. Und hier stoßen wir auf ein sehr wich­tiges Geheimnis der menschlichen Entwickelung, auf ein Geheimnis, das die Frage beantwortet: Was nimmt denn das Kind eigentlich wahr? - Es liegt weit ab von den Vorstellungen, die man gegenwärtig hat, das, was Antwort auf diese Fragen gibt. Aber Sie werden schon

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darauf kommen, was gemeint ist, wenn ich die Sache in der folgenden Weise darstelle.

Der Mensch lebt, sagen wir, zwischen dem Tod und einer neuen Geburt beziehungsweise einer neuen Konzeption in der geistigen Welt (Tafel 3, oben). In dieser geistigen Welt ist er umgeben von ganz an­deren Realitäten, als sie hier in der physischen Welt zu finden sind. Es ist eine ganz andere Welt. Er tritt aus dieser Welt, deren Gesetzmäßig­keit wir andeuten möchten durch diese Linie (weiß), er tritt aus dieser Welt herein in die physische Welt (gelb), setzt sein Leben in der phy­sischen Welt mit einem physischen Körper, den er empfängt, fort; aber in dieser physischen Welt wirken, allerdings verborgen durch das menschliche Sinnesanschauen, weiter dieselben Kräfte, die hier (rot) sind. Wenn Sie einen Baum anschauen, meine lieben Freunde, so wir­ken darin dieselben geistigen Kräfte, denen Sie gegenüberstehen zwi­schen Tod und neuer Geburt, nur sind sie verdeckt, verhüllt durch die physische Materie des Baumes. Überall in der physischen Welt, in der wir sind zwischen Geburt und Tod, wirken die geistigen Kräfte auch im Hintergrund der sinnlich-physischen Entitäten. So daß wir die Wirksamkeit der geistigen Welt uns hinein fortgesetzt denken in die Welt, die wir durchleben zwischen Geburt und Tod. Nun ist es in den ersten sieben Lebensjahren so, daß das Kind nichts anderes in Wahrheit mit seiner vollen Wesenheit vereinigen kann als dieses Geistige, in allen Farben, in allen Formen, in aller Wärme, in aller Kälte. Das Kind nimmt eine Fortsetzung der geistigen Wirksamkeiten völlig wahr, wenn es hereintritt in die physische Welt, dann in immer schwächeren Gra-den bis zum Zahnwechsel. Eine Sinnesempfindung - man beachtet das nicht - ist etwas ganz anderes für ein Kind als für einen Erwachsenen. Eine Sinnesempfindung ist für ein Kind etwas ganz Geistiges. Daher ist es auch, wenn das Kind - wie ich es in der Pädagogik sage - einen jäh­zornigen Vater neben sich hat, daß es nicht mit Bewußtsein in die jähzornige Geste sieht, sondern das Moralische drinnen in der Geste, das geht in seinen Leib über. So daß das Kind in der Zeit, in der es mit den Kräften arbeitet, um sich seinen physischen Leib, der jetzt sein eigener ist, nach dem Modell zu erarbeiten, daß es in dieser Zeit im Grunde genommen ganz orientiert ist hin auf die geistigen Untergründe,

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arbeitet aus der Geistigkeit heraus. Was heißt das aber? Was wirkt denn da, wenn die Geistigkeit wirkt, in Wirklichkeit? Scheinbar wirken Farben, Formen, Wärme, Kälte, Rauhigkeit und Glätte in den Sinnesempfindungen. Aber was wirkt denn in Wahrheit? In Wahrheit wirkt nur alles dasjenige, was in irgendeiner Art mit einer Ich-Natur etwas zu tun hat. Auf das Kind machen nur einen Eindruck verborgene geistige Wesenheiten, die mit einer Ich-Natur etwas zu tun haben, also vor allen Dingen geistige Wesenheiten der höheren Hierarchien vom Menschen aufwärts, aber auch die Gruppenseelen der Tiere, die Gruppenseelen der Elementarwesen. Das alles wirkt in Wahrheit auf das Kind, und aus diesen geistigen Kräften, aus dieser großartigen geistigen Dynamik heraus formt es sich aus dem Modell seinen zweiten Leib, der nach und nach heranwächst, und der in dem Ausmaß, als der Zahn-wechsel sich vollzieht, als zweiter Leib da ist. Das ist erst der Leib, den sich der Mensch nach der Geburt als seinen eigenen ersten Leib aufbaut, und der herausgebaut ist als physischer Leib aus der geistigen Welt.

Sehen Sie, in diesem Lebensalter haben wir also eine ganz besondere Art von Gesetzmäßigkeit in alledem, was im Kinde wirkt, in all der Ungeschicklichkeit, in all der Unorientiertheit, mit denen das Kind seelisch tätig ist, mit denen das Kind sich bewegt, die davon herrühren, daß ein fortwährendes Anpassen stattfinden muß an die physische Welt, da noch halb unbewußt traumhaft um das Kind herum diejenige Welt ist, in der das Kind eigentlich noch darinnensteckt, die geistige Welt. Man wird einmal, wenn die Medizin ihre richtige Spiritualität erlangt haben wird, in diesem Einander-Suchen der geistigen und phy­sischen Welt in den ersten sieben Lebensjahren, die wahren tieferen Ursachen der Kinderkrankheiten sehen, und wir werden manche Auf­klärung über dasjenige erhalten, was gerade heute eigentlich, wenn man es nachprüft in den medizinischen Werken, nur Verbalerklärun-gen hat. Es sind nur Verbalerklärungen, formale Erklärungen, die aber in keine Realität eigentlich hineinführen.

Der Ätherleib hat damit vollauf zu tun in den ersten sieben Lebens­jahren; er entwickelt daher ruhig jene Fähigkeiten, die er in den zwei­ten sieben Lebensjahren enthält, selbständige Fähigkeiten des Ätherleibes,

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die mehr nach dem Intellekt hingehenden Gedächtnisfähigkei­ten. Wer dafür ein Auge hat, sieht die größte Verwandlung im Seelen­leben, wenn der erste Lebensabschnitt von sieben Jahren in den zwei­ten übergeht. Der Ätherleib wird entlastet von seiner Arbeit, die er leisten mußte im vollen Sinn des Wortes in der Ausarbeitung des zwei­ten Leibes. Er wird entlastet; und wie er entlastet wird, man sieht es genau erst ein, wenn man eben weiß, daß der Mensch nicht mit vier­zehn Jahren wieder Zähne bekommt, sondern daß die bleiben, die er hat, daß aber auch noch anderes bleibt in der physisch-materiellen Natur. Das, was da bleibt, was aber in den ersten Lebensjahren auch ersetzt werden muß, das entlastet den Ätherleib, wird frei im Äther­leib. Es ist quantitativ ein Kleines, qualitativ aber etwas ungeheuer Wichtiges. Das ist das, was dann als seelische Eigenschaften ungeheuer wirksam wird. Was der Mensch erspart dadurch, daß er sich keine drit­ten Zähne anzuschaffen hat, dadurch, daß er manches andere, was in derselben Weise von der Evolution behandelt wird wie die Zähne, nicht neu zu bilden hat, dadurch bleibt etwas übrig vom Ätherleib Was da übrig bleibt - in den ersten sieben Lebensjahren, hineingeflossen ist in die physische Entwickelung -, bleibt jetzt übrig von der physi­schen Entwickelung, wirkt rein seelisch, wie es ist seiner Wesenheit nach. Mit den Fähigkeiten, an die Sie in der Schule als Lehrer appellie­ren, die Sie ausbilden, hat das Kind die große Wandlung der Milch­zähne in die zweiten Zähne vollzogen und manches andere. Mit den Kräften, die das Kind erspart, weil es keine dritten Zähne zu bilden hat, mit denen fängt es an, die Fähigkeiten der Seele zu entwickeln. Das geschieht in den Tiefen der menschlichen Natur, so daß das See­lische für die ersten sieben Lebensjahre ganz drinnensteckt in der phy­sischen Entwickelung, die wir ebenso als geistig-seelisch wie als phy­sisch-leiblich aufzufassen haben. Wir sehen ein Geistiges wirksam in dem Leibe in den ersten sieben Lebensjahren des Menschen, im vollsten Sinne des Wortes.

Nun, wie nimmt sich das aber gegenüber der allgemeinen Welt­evolution aus? Sehen Sie, innerhalb des Kosmos sind diejenigen Kräfte, mit denen da die Seele in den ersten sieben Lebensjahren arbeitet, die Sonnenkräfte. Von der Sonne scheinen nicht nur die physisch-ätherischen

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Sonnenstrahlen herab, sondern es scheinen von der Sonne in den physisch-ätherischen Sonnenstrahlen Kräfte herab, die identisch sind mit denjenigen, mit denen unser Atherleib in den ersten sieben Jahren seinen Leib erneuert: Sonnenentität ist es, die da wirkt. Sehen Sie sich das Kind an, wie es sich nach dem Modell seinen physischen zweiten Leib arbeitet! Das sind lauter Kräfte, die aus dem Sonnenschein ab­sorbiert sind. Verstehen muß man das, wie sich der Mensch in den Kos­mos hineinstellt. Und wenn der Mensch in der Art, wie ich das ge­schildert habe, gewisse ätherische Kräfte freibekommt mit dem Zahn-wechsel, die dann wieder zuriickwirken auf die astralische Organisa­tion und Ich-Organisation, wird der Mensch zugänglich in der zweiten Epoche des Lebens für das, was er gar nicht war in der ersten Epoche, er wird zugänglich für die Mondenkräfte.

Die Sonnenkräfte sind ätherische Kräfte in den ersten sieben Le­bensjahren, die Mondenkräfte, denen er zugänglich wird mit dem Zahnwechsel, die sind identisch mit den Kräften seines astralischen Leibes. So daß der Mensch eintritt mit dem Zahnwechsel von der Sonnensphäre - in der er weiter auch drinnen bleibt, denn die bleibt wirksam - in die Mondensphäre, und nun arbeitet er an sich zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife mit den Mondenkräften. Mit den Mondenkräften bildet er sich jetzt seinen zweiten eigenen, seinen dritten weltlichen Leib aus, in dem nicht so viel ausgewechselt wird wie in der ersten Lebensepoche, aber immerhin viel ausgewech­selt wird. Wiederum aber bleiben Kräfte zurück, jetzt astralischer Na­tur. Die verändern das Seelische so, wie sich das Seelische verändert um die Zeit der Geschlechtsreife. Die werden frei von der Arbeit am Leibe, so daß der Mensch jetzt, wenn er in die Geschlechtsreife eintritt, in eine Lebensepoche, wo er im Seelischen dasjenige frei zeigt, womit er noch zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife innerhalb seines physischen Leibes zu arbeiten hat.

So arbeiten wir in der ersten Lebensepoche ausschließlich mit dem­jenigen, was uns von der Sonne zukommt, und wenn wir das Kind in der Schule haben zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife, so sind es die Sonnenkräfte, die für das Seelische frei geworden sind. Das ist ja das Große, das Gewaltige im Einsehen der menschlichen Entwickelung,

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daß man es beim Kinde zwischen Zahnwechsel und Geschlechts­reife, wenn man so seine Seele bildet, mit lauter Sonnenkräften zu tun hat. Die kindliche Seele ist ja so verwandt mit demjenigen, was im Sonnenschein lebt, daß einem das Herz aufgehen kann bei einer sol­chen Erkenntnis, eine solche Erkenntnis, die doch wirklich Licht ver­breitet über dasjenige, was zwischen Mensch und Kosmos vorgeht.

Die Mondenkräfte, die werden in dieser zweiten Epoche des Le­bens noch zu dem Leiblichen verwendet, sind noch nicht frei gewor­den für das Seelische. Sie werden frei mit der Geschlechtsreife, dann wirken sie an der Seele mit, und der Umschwung, der jetzt im See­lischen mit der Geschlechtsreife auftritt, rührt davon her, daß sich in das Seelische die Mondenkräfte hineinimprägnieren, so daß das, was der Mensch nach der Geschlechtsreife im Handeln ringsherum tut, ein Zusammenwirken ist zwischen Sonnen- und Mondenkräften.

Damit sehen wir nach den Tiefen der menschlichen Entwickelung, und gewöhnen uns ab, von der Vererbung in dem Sinne zu sprechen, wie es die grobe Naturwissenschaft tut, sehen aber auch nach der an­deren Seite, was in dem kindlichen Menschentun lebt. Im kindlichen Menschentun und im kindlichen Menschendenken lebt die Sonne. Die Sonne ist es ja, die uns vom Stein entgegenstrahlt, denn der hat keine Lichtkräfte, der reflektiert uns nur das Sonnenlicht. Das gibt der Na­turforscher zu, aber das ist das allergeringste, abstrakteste, meine lieben Freunde. Das Kind strahlt uns auch die Sonnenkräfte zurück zwischen dem siebenten und vierzehnten Lebensjahr. So wie wir vom Stein an­sprechen können das Licht als das zurückgestrahlte Licht der Sonne, dürfen wir das, was das Kind tut in seiner zweiten Lebensepoche, als Sonne bezeichnen. Sonne ist nicht bloß da, wo sie konzentriert er­scheint. Diese physikalische Ansicht, daß die Sonne bloß da ist (Ta­fel 3, links), gleicht der von einem Menschen, der in einem Topf eine Suppe sieht und in der Mitte ein Fettauge und meint, bloß das Fett-auge sei die Suppe. Ja, unsere physikalischen Anschauungen sind oft sehr kindisch, und wenn man sie enthüllt, wie sie sind, dann lachen die Leute. Man möchte nur wünschen, daß der Wirklichkeit gegenüber mehr gelacht wird. Denn es ist wirklich sehr lächerbar, das, was man heute als Wissenschaft ansieht. Wenn man das Fettauge für die Suppe

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hält, ist das dasselbe, wie wenn man die Sonne da oben für das Fettauge des Sonnenscheins anschaut, während sie als die Suppe die ganze Welt erfüllt.

Damit eröffnen sich dann die Blicke hinein in den Zusammenhang wiederum zwischen den Mondenkräften und den Fortpflanzungskräf­ten. Denn die Fortpflanzungskräfte bilden auch nach und nach jetzt diesen zweiten eigenen Leib, der zwischen dem siebenten und vierzehn­ten Lebensjahre ausgebildet wird und fertig ist, wenn die Geschlechts-reife eintritt. So daß dasjenige, was sich der Mensch an Fortpflan­zungskräften in dieser Zeit einverleibt, eben Mondenwirkung ist. Die Fortpflanzungskräfte hängen durchaus mit den Mondenwirkungen zu­sammen, sind Ergebnisse der Mondenwirkungen.

Nun kommt der Mensch dazu, sich den dritten eigenen Leib - den vierten nach der Äußerlichkeit betrachteten - zu bilden, nach der Geschlechtsreife bis zum Anfang der Zwanzigerjahre. Die Zeitab­schnitte werden in den späteren Jahren nicht mehr so streng wie für die Abschnitte des Zahnwechsels und der Geschlechtsreife. Immer mehr bleibt von der Substanz zurück, verfestigt sich im Menschen, wird Bleibegerüst. Es wird wirklich vieles Bleibegerüst im Menschen nach und nach. Von den Knochen wird, je älter der Mensch wird, immer weniger Materie ausgesondert und erneuert. Auch im übrigen Orga­nismus brauchen gewisse Teile länger zur Aussonderung als andere, und es ist ersichtlich, daß von den Zähnen es einfach gilt: Hat man sie einmal ein zweites Mal bekommen, so ist man, ob man sie später noch hat, davon abhängig, wie lange das nun hält, wenn es fertig ist, so wie man von einem Messer, das man hat, abhängig ist davon, wie lange es hält. Das Messer kann seine Materie nicht erneuern. Zähne können sich auch nicht im wesentlichen erneuern. Gewiß, es ist alles im Fluß, es ist schon Erneuerung da, aber es geht eben in das Stadium des Nicht­erneuerns hinein, und so haben wir sie als dasjenige, was im wesent­lichen viel langsamer den Lebensprozeß vollzieht als der übrige Mensch, viel langsamer in bezug auf die Intensität, daher im umgekehrten Ver­hältnis schnell in bezug auf die Qualität der Dauer, eben schadhaft werden, bevor die anderen Glieder der menschlichen Natur, die sich immer erneuern können, schadhaft werden können. Aber wenn die

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Zähne denselben Gesetzen ausgesetzt wären wie manche andere Teile der Menschennatur, dann könnte es keine Zahnärzte geben. Aber wenn die anderen Teile der Menschennatur denselben Gesetzen ausgesetzt wären wie die Zähne, würden wir alle recht jung sterben in unserer modernen Zivilisation. Und wahrscheinlich würde dieser Teil der Schweiz, von dem man sagt, daß die Zahnärzte sehr beschäftigt sind, weil die Zähne so leicht schadhaft werden, gar nicht so sehr bevölkert sein von Menschen, denn man würde ihn für eine Stätte früher Sterb­lichkeit halten. So hängen die Dinge zusammen.

Nun sehen Sie, der Mensch ist also tätig in seinem Inneren in den ersten sieben Lebensjahren mit den Kräften der Sonne, in den zweiten sieben Lebensjahren mit den Kräften des Mondes. Die Sonnenkraft bleibt dabei, aber die Mondenkräfte mischen sich dazu. In den dritten sieben Lebensjahren, von der Geschlechtsreife bis hinein in die Zwan­zigerjahre, werden die viel feineren Kräfte der übrigen Planeten des Planetensystems in die menschliche Wesenheit hinein aufgenommen. Da treten in der menschlichen Wesenheit auf die anderen planetari­schen Kräfte in dem Wachstumsprozeß, und weil diese schwächer, viel schwächer wirken als Sonne und Mond auf den Menschen, deshalb sind auch die Dinge, die der Mensch dann in sich aufnimmt, viel we­niger nach außen hin anschaulich. Wir merken nicht mehr so stark, wie im Anfang der Zwanzigerjahre - währenddem die planetarischen Kräfte zwischen dem vierzehnten und einundzwanzigsten Lebensjahr ungefähr noch im menschlichen Leibe zu tun haben -, wie im Beginn der Zwanzigerjahre diese Kräfte anfangen nun im Seelisch-Geistigen zu wirken. Es sind die Planetenkräfte, die anfangen zu wirken im Seelisch-Geistigen, und derjenige, der Einsicht hat, der sieht dann den Menschen so an, daß er in dieser merkwürdigen Umwandlung, die der Mensch erfährt im Anfang der Zwanzigerjahre, merkt: bis daher haben eben nur Sonne und Mond aus dem menschlichen Tun gesprochen, jetzt modifizieren diese Sonnen- und Mondenwirksamkeit die plane­tarischen Kräfte. Das grobe Verfahren der Menschen, das grobe Be­obachten hat sogar recht wenig Sinn dafür, diese Umwandlung ins Auge zu fassen, aber sie ist da.

Nun sehen Sie, es ist schon wahr, daß für den, der den Menschen

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betrachtet in bezug auf Gesundheit und Krankheit, die Erkenntnis die­ser Zusammenhänge notwendig ist. Denn, was wissen wir denn eigent­lich vom Menschen, sagen wir in seinem elften oder zwölften Lebens­jahr, wenn wir da nicht wissen, daß die Mondenkräfte in ihm ar­beiten?

Nun aber wird im Inneren die Frage entstehen: Wie geht es weiter? Der Mensch muß später auch, wenn auch die zu erneuernden Teile immer geringer werden, er muß jetzt später auch die Dinge erneuern. Nun sehen Sie, bis zum einundzwanzigsten, zweiundzwanzigsten Jahr wirkt ja aufeinanderfolgend Sonne, Mond, das Planetensystem in das menschliche Wachstum hinein. Dann wirken bis zum achtundzwanzig­sten Lebensjahr noch die Konstellationen der Fixsterne; das entzieht sich also schon sehr der Beobachtung. Erst mit der Mysterienweisheit schaut man das Hereinspielen des ganzen Fixsternhimmels in den Men­schen zwischen dem Anfang seiner Zwanzigerjahre und dem Ende seiner Zwanzigerjahre. Dann wird die Welt hart. Sie will nicht mehr hereinarbeiten in den Menschen; die Welt wird hart. Von diesem ei­gentümlichen Verhältnis des Menschen zur Welt in seinem achtund­zwanzigsten, neunundzwanzigsten Lebensjahre, daß die Welt hart wird, weiß die heutige Wissenschaft kaum mehr etwas. Aristoteles lehrte es noch dem Alexander, indem er ihm sagte: Dann stößt man als Mensch an den Kristallhimmel; der ist hart. - Damit gewinnt der Kristallhimmel, der außerhalb der Fixsternsphäre ist, für die mensch­liche Anschauung seine Bedeutung, seine Realität. Damit fängt man an einzusehen, daß der Mensch im Weltenall keine Kräfte mehr findet, wenn er Ende der Zwanzigerjahre ist, um zu erneuern. Warum ster­ben wir denn nicht mit achtundzwanzig Jahren? Diese Welt, die uns umgibt, die läßt uns eigentlich mit achtundzwanzig Jahren sterben. Es ist wahr, wer den Zusammenhang des Menschen mit der Welt sieht, der schaut jetzt mit dem Bewußtsein in die Welt hinaus: 0 Welt, du erhältst mich eigentlich nur bis zum Ende der Zwanzigerjahre! - Aber gerade indem man das einsieht, fängt man erst an, den Menschen recht zu verstehen in seiner Wesenheit.

Denn was geschieht jetzt mit ihm, wenn ihn die Welt verläßt mit Bezug auf die Formkräfte, die er sich bildet? Was geschieht jetzt? Es

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geschieht folgendes in dem eigentümlichen Augenblick, wo mit dem achtundzwanzigsten Jahr der Mensch anfängt deutlich zu zeigen, die alten Wachstumskräfte sind nun gänzlich verfallen. Manche Menschen fangen schon da an einzugehen; manche erhalten sich noch weiter die fortschwimmenden Wachstumskräfte. Aber selbst Goethe wurde schon kleiner, wenn er sich maß im genaueren, als er begann, den zweiten Teil seines «Faust» wieder fortzusetzen. Damals wurde er aber ge­messen. Aber er wurde schon früher zusammenfallend. Sehen Sie, von diesem Momente ab, wo uns die Welt verläßt, müssen wir aus den Kräften, die wir bis dahin aufgenommen haben, unsere eigene Erneue­rung besorgen. Da können wir allerdings, weil die zu erneuernden Teile immer weniger und weniger werden, nicht in demselben grandiosen Maßstabe arbeiten an unserer neuen Verleiblichung, wie das Kind arbei­tet bis auf die Zähne hin, wenn es nach dem Modell seinen ersten eigenen Leib sich bildet. Aber wir haben sehr viele Kräfte in uns angesammelt von Sonne und Mond und Sternen, die wir brauchen, die wir in uns tragen, da wir vom achtundzwanzigsten Jahre an beginnen, die Er­neuerung unseres physischen materiellen Leibes zu besorgen. Da wer­den wir in bezug auf die Menschenwesenheit in ihrer Form der auf der Erde auf sich gestellte Mensch. Damit aber hat der Mensch, der auf der Erde ganz auf sich gestellte Mensch, indem er zueilt diesem Zeit­punkt und wiederum über ihn hinausschreitet, damit hat der Mensch in der Zeit einen Punkt, den er anstrebt, über den er hinauswächst, auf den ich Sie schon gestern von einem ganz anderen Aspekt aus auf­merksam machte (Tafel 3, Mitte). Der Mensch strebt, wenn ich das so zeichnen darf, von seiner Kindheit an, wo er aufnimmt viele Wel­tenkräfte, immer mehr und mehr einem solchen Punkte zu, der am Ende der Zwanzigerjahre liegt, wo er aufhört, aus Weltenkräften sein Wachstum zu besorgen. Was er weiter tut von da ab, das besorgt er aus den Kräften seines eigenen Leibes. Hier ist in der Mitte ein Punkt, wo der Mensch aufhört, kosmische Kräfte in sich zu verarbeiten, wo er anfängt, aus seinem eigenen Leibe heraus sich die Kräfte zu erarbei­ten. Nur scheidet sich das im wirklichen Leben nicht so stark wie hier in der schematischen Darstellung.

Im Leben sind oftmals schon in der frühen Kindheit, ich möchte

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sagen, vorausgenommene Wirkungen aus dem eigenen Leibe vorhan­den. Dann merken wir das an pathologischen Erscheinungen des Kin­des, am Brüchigwerden der Knochen, namentlich aber an frühen Fett-bildungen der Kinder; aber dieser Zusammenhang steckt dahinter. In jedem Augenblicke seines Lebens strebt ja der Mensch entweder nach diesem Punkte hin, oder er strebt von diesem Punkte weg. Sie sehen leicht ein, das ist eine Art Nullpunkt, eine Art Hypomochlion, eine Art Nullpunkt, wo wir in der Zeit zwischen uns und der Welt stehen. Wir haben immer in unserer inneren Dynamik ein Hinstreben oder ein Wegstreben. Das, was da im Menschen stattfindet, indem er nach diesem Nullpunkt hinstrebt oder von ihm wegstrebt, ist ja ein Streben nach einer Null oder von einer Null. Es ist etwas, was wir tun nach einem Nichts hin. Wir streben nach dem, worin die Welt nicht mehr wirkt, worin der Mensch noch nicht wirkt. Zwischen beiden ist eine Art von Null. Wir haben da etwas in uns, was nach einem Nichts hin orientiert ist. Das macht, daß wir freie Wesen sind, Verantwortlichkeit haben. Das ist so in der menschlichen Konstitution begründet, daß wir verantwortliche freie Wesen sind, weil wir beim Übergang von der Welt zu uns durch einen Nullpunkt durchgehen, wie der Waagebalken von rechts nach links, von links nach rechts durch einen Nullpunkt durchgeht, der nicht den Gesetzen folgt, denen die übrige Waage aus­gesetzt ist. Sie können sich denken, wenn Sie eine Waage haben (Tafel 3, rechts), daß hier die mechanischen Gesetze gelten, die Sie lernen, hier die mechanischen Gesetze gelten und der Waage eine bestimmte Konfiguration geben, entweder so, daß das oben ist, das unten oder umgekehrt. Das sind die Gesetze der Waage, des Hebels. Aber wenn Sie diesen Punkt nehmen - Sie können die Waage herumtragen, ihre übrige Konfiguration durch die mechanischen Kräfte ist überall die­selbe, wo Sie die Waage herumtragen -, der Punkt ist frei; den kön­nen Sie herumtragen, wie wenn er gar nicht mit einer Waage ver­bunden wäre, die Waage bleibt ganz unberührt davon. So, wenn der Mensch sich ergreift mit seinem seelischen Erleben in dem Punkt, dem er zustrebt vorher, aber nachher mehr davon wegstrebt, so ist wirksam vorher die Welt, nachher er selber, der Mensch. Hier ist nichts wirksam. Aber in der Tendenz hin oder weg kann sich ausleben

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dasjenige im Menschen, was nicht von der Natur und was nicht von der Welt bestimmt ist, wo ein Hypomochlion sitzt, da ist der Ur­sprungspunkt seiner Freiheit. Da begreift man die Verantwortlich­keit.

Man muß also, will man zum Beispiel bei einem fünfunddreißig-jährigen Menschen sachlich, nicht bloß in einer Laienhaftigkeit und aus Dilettantismus heraus, den Grad seiner Verantwortlichkeit feststellen können, sich fragen: Wirkt etwa zuviel herüber von demjenigen, was sich abnorm ausgebildet hat bis zu dem Punkt Ende der Zwanziger-jahre, ist dieser Punkt mehr oder weniger nach der Jugend oder mehr nach dem Alter gerichtet? - Der Mensch ist voller Verantwortlichkeit, wenn dieser Punkt normal ist, wenn man das ganze menschliche Leben so beurteilen kann nach der Lebensäußerung des Menschen, daß dieser Punkt normal ist. Liegt dieser Punkt zu stark nach der Jugend zurück, das heißt, hört die Welt zu früh auf, auf den Menschen zu wirken, dann muß dieser Mensch geprüft werden daraufhin, ob er nicht leicht, wenn auch im leisen Grade, unter Zwangsideen leidet, ob er nicht leicht seelisch determiniert sein kann, so daß man ihm nicht die volle Ver­antwortlichkeit zuschreiben kann für seine Taten.

Liegt dieser Punkt zu spät, wird man sich fragen müssen, ob der Mensch nicht durch seine innere Natur gehindert ist daran, die volle Freiheit der Seele zu entwickeln, ob er nicht physisch zu stark deter­miniert ist, und man ihm deshalb wieder nicht die volle Verantwort­lichkeit zuschreiben kann.

Aber real berufen, zu beurteilen im feineren Sinn, ist der Arzt und der Priester, die wissen müssen, daß man des Menschen Entwickelung so beurteilen kann, daß man ungefähr - wir werden weiter darauf ein­gehen, weil zur Pastoralmedizin auch eine tiefe Physiognomik ge­hört - aus seiner Statur sagen kann, ob er sich im Gleichgewicht dar­lebt, ob man sagen kann, bei ihm liegt das Lebenshypomochlion am rechten Fleck, das heißt am rechten Zeitpunkt, oder es ist früher oder später.

Das sind Dinge, die man in der alten Mysterienweisheit als sehr wichtig bei der Beurteilung des Lebens angesehen hat, das sind Dinge, die vergessen worden sind, die aber wieder hinein müssen in die Menschenkunde,

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wenn die Menschenkunde im umfassenden Sinne beein­flussen soll und im richtigen Sinne medizinisch und pastoral wirken will.

Morgen davon weiter.

FÜNFTER VORTRAG Dornach, 12. September 1924

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FÜNFTER VORTRAG

Dornach, 12. September 1924

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Meine lieben Freunde! Es handelt sich jetzt um die Erkenntnisse, die wir gewonnen haben auf der einen Seite durch die Betrachtung von Menschen, welche, ohne direkt eine Intuition zu haben, in Wahrneh­mung der geistigen Welt hineinwachsen und dadurch Zustände zeigen in ihrem ganzen menschlichen Habitus, die den Arzt leicht an Patho­logisches erinnern können, die aber im Grunde genommen doch etwas ganz anderes sind als pathologische Zustände allein. Schon aus dem Grunde, weil, wie wir gesehen haben, das Pathologische im Status nas­cendi bleibt und eine fortwährende, vom Geiste ausgehende Heilungs­möglichkeit da ist, wie das bei solchen Persönlichkeiten wie die heilige Theresia, auch Mechthild von Magdeburg, aber auch bei männlichen Visionären durchaus der Fall ist.

Nun haben wir, wenn wir diese Zustände betrachten, ein Heraus­fallen der Ich-Organisation aus der menschlichen Gesamtorganisation im ersten Stadium. Die Ich-Organisation zieht dann den astralischen Leib sehr an sich und sondert ihn in einem gewissen Sinne ab von der ätherischen und physischen Organisation im Wachzustande. Was kommt dadurch zustande? Sie können leicht begreifen, meine lieben Freunde, dadurch kommt zustande, daß der Mensch in eine Art Traum-zustand verfällt. Wenn wir den menschlichen Habitus geisteswissen­schaftlich betrachten, der dadurch entsteht, daß das Ich den astra­lischen Leib an sich heranzieht, ihn nicht ganz hineinläßt in den phy­sischen und ätherischen Leib, entsteht eine Art von Traumzustand. Aber wieder dadurch, daß durch eine besondere karmische Dichtig­keit, wie ich betont habe, Ich und astralischer Leib dann stark sind, wird in den Traum hineingetragen eine Empfänglichkeit für die Wahr­nehmung der geistigen Welt. Der Traum ist umgewandelt in einen Zustand, der die Möglichkeit hat, wirklich in die geistige Welt hin­einzuschauen. Das ist der Zustand, wo der Betreffende dann das An­wesenheitsgefühl von Wesenheiten der geistigen Welt hat.

Nun können wir den entgegengesetzten Zustand aufsuchen, den

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polarisch entgegengesetzten Zustand. Dieser polarisch entgegengesetzte Zustand, er tritt dann ein, wenn der astralische Leib die Ich-Organisa­tion, die gerade schwach ist, zu stark hereinzieht. Dann tritt im Wach-zustande nicht eine Erhellung wie bei Visionären von der Art der hei­ligen Theresia ein, sondern es tritt im Gegenteil im Wachzustande eine Abdämpfung, eine Verdunkelung des Bewußtseins ein. Eine Abdämp­fung bis zum Traum tritt ein.

Sehen Sie, solche Menschen, die in einem solchen Zustande sind, können wir nicht in der Weise kennenlernen, wie ich das für die an­deren angedeutet habe. Menschen, die bis zu solchen Kulminations-stadien kommen wie die heilige Theresia oder Mechthild von Magde­burg, aber auch solche, die zahlreich sind, viel zahlreicher, als man glaubt, und das Anwesenheitsgefühl von Geistigem haben, solche Per­sönlichkeiten lernt man, wenn man dazu die nötige Anlage oder die entsprechenden Fähigkeiten ausgebildet hat, am besten dadurch ken­nen, daß man sich ihre Zustände erzählen läßt. Sie sprechen ja - ver­zeihen Sie, daß ich das so sage - interessanter als die gewöhnlichen Phi­lister des Tages. Ihre Erzählungen sind viel interessanter und sie er­zählen vor allen Dingen solches, das man nicht im Alltag haben kann. Also sie sind schon interessant, diese Leute, auch wenn sie im ersten Stadium stehen. Man lernt sie kennen dadurch, daß man sich von ihnen erzählen läßt.

Die anderen, bei denen der Astralleib das Ich hereinzieht, bei denen bleibt es auch noch interessant, wenn man sich von ihnen erzählen läßt, nur braucht man, um die ersteren zu verstehen, richtig die Seelen-vertiefung mehr des Priesters. Um die zweiten zu verstehen, die oft­mals nicht minder interessant sind, oftmals sogar noch interessanter als die gewöhnlichen Visionäre, die nicht so weit kommen, um die zweiten zu verstehen, gehört eigentlich die innere Gefühlssphäre des die Welt mit gutem Verstand, leidlicher Intuition auffassenden Arztes. Denn da handelt es sich darum, zu verstehen, was sie einem nicht er­zählen, denn was sie einem erzählen, das hat nicht viel Wert. Es han­delt sich darum, dasjenige, was sie sagen und tun, so aufzufassen, daß man es in die richtige Perspektive gegenüber der menschlichen Orga­nisation bringen kann. Solche Persönlichkeiten zeigen, wenn man sie

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um etwas fragt, schon einen gewissen Grad von Stumpfheit, auch Un­willen, einem zu antworten. Sie fangen dann von etwas anderem zu reden an als von dem, was in der Frage liegt. Aber wenn man abfängt dasjenige, was sie von sich selbst aus sagen - es gibt auch unter ihnen solche, die fortwährend schwätzen möchten -, wenn man abfängt das­jenige, was sie von sich selbst sagen, hat man zuweilen das Gefühl, da ist ein innerer Quell für das Sprechen, der ihnen auch eine besondere Art der Ideenassoziation gibt, wie das bei gewöhnlichen Menschen nicht der Fall ist. Solche Menschen erzählen einem, wenn man sie gehen läßt -man muß sie nicht fragen, sondern man muß aufschnappen, was sie wie zufällig erzählen -, solche Menschen erzählen einem: Ja, vor zehn Jahren, da war ich einmal bei einem Bauer. Die Bäuerin hat mir Kaffee gegeben. Die Bäuerin hat mir Kaffee gegeben in einer Tasse, wo außen rote Rosen gemalt waren. Die Bäuerin hat mir nicht gleich den Kaffee geben können, denn sie hat in der Küche den Zucker vergessen gehabt und mußte ihn erst holen. Dann hatte sie die Milch vergessen. Die mußte sie erst vom Keller heraufholen, und dann hat sie so etwas wie ein Achtelliter Milch in den Kaffee hineingegossen und dann hat sie ge­sagt: mein Kaffee ist ein sehr guter; und da hab ich gesagt: ja das glaube ich schon, Bäuerin. - Und so fährt er fort; er erzählt Einzelheiten, die sich auf lang Vergangenes beziehen und in die unglaublichsten Details eingehen. Man kommt dann zu der Idee: ach hätte ich doch nur auch ein so gutes Gedächtnis wie der. Man vergißt ganz, daß wenn man ein solches Gedächtnis wie der hätte, dann wäre man so wie der. Ja nun, ich erzähle die Dinge etwas typisch und typisch auch herausge­arbeitet. Sie müssen dann die entsprechenden leichteren Varianten, die im Leben einem dann begegnen, insbesondere dem Arzt begegnen, Sie müssen sich danach orientieren. Ich erzähle es als Extrem auf­fällig, damit Sie sehen, worauf es ankommt.

Es kommt also dann, wenn der astralische Leib die Ich-Organi­sation so hereinzieht, eine Art von Kraft zustande, die wie automa­tisch im Gedächtnis aufgefaßte Details gern wiedergibt, immer bereit ist, sie wiederzugeben, aber absieht davon, irgendeinen logischen Zu­saminenhang zu suchen, sondern sie hintereinander aufzählt die Dinge, so daß man nicht recht einsieht, weshalb der Betreffende gerade in

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dem einen Moment auf das eine, in dem anderen Moment auf das an­dere verfällt. Es kann vorkommen, daß der Betreffende erzählt: Die Bäuerin ist hinausgegangen und hat die Milch geholt; während sie hin­ausging, da schaute ich in die Ecke des Zimmers, da war ein Madonnen­bild, das war dasselbe, wie das, das ich vor dreißig Jahren in einem Orte gesehen habe, da habe ich aber nicht einen Kaffee gekriegt, son­dern eine sehr gute Suppe. - Es kann sein, daß er von der anderen Er­zählung ganz abkommt, es kann sein, daß er wieder darauf zurück­kommt. Also man sieht, es ist ein nicht logisch, aber räumlich-zeitlich mit außerordentlicher Treue und automatenhafter Sehnsucht, sich zu offenbaren, wirkendes Gedächtnis. Ein solches Gedächtnis hat er, ein Gedächtnis, bei dem man, wenn man noch näher darauf eingeht, etwas sehr Merkwürdiges erblickt: man erblickt nämlich dasjenige, worauf in noch tieferem Sinne die Sache beruht. Man merkt, er hat eine gewisse Freude an gewissen Wortklängen, die er sich angeeignet hat, als er die Dinge erlebt hat. Und nun merkt man, er hat eine Freude, diese Wortklänge wieder hervorzubringen. Kurz, man merkt, es handelt sich dabei um ein Zurückgehen auf die Sprache, die gedächtnismäßig fest­gehalten wird mit Ausschaltung der Gedanken - nicht mit völliger Ausschaltung der Gedanken, aber doch mit Ausschaltung der Ge­danken.

Auf der anderen Seite merkt man auch eine Veränderung der Wil­lenssphäre. Die muß man ebenso beachten, denn dadurch wandert man allmählich ab in richtige pathologische Zustände, die dann auch auftreten können und von denen wir dann zu sprechen haben. Man merkt das Folgende. Man muß wieder achtgeben; denn irgendwie her­anzutreten an solche Menschen, sie zu veranlassen, daß sie einem fol­gen sollen, daß sie das oder jenes tun sollen, damit man an ihnen etwas sieht, das hilft nicht viel, denn sie werden sehr stark bockig, wollen sich nicht irgendwie fügen, nicht Antwort geben auf Fragen, die man an sie stellt, wollen auch nicht irgend etwas ausführen. Aber wenn man mit Hilfe irgendeiner Art von außen herangeholter Anamnese heran­geht, so daß man die Dinge zusammenträgt, die man aus der Um­gebung oder sonstwie erfahren kann, dann merkt man, wie solche Menschen zum Beispiel zu einer bestimmten Zeit des Jahres Willensanregungen

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in sich empfangen, daß sie wandern müssen, daß sie eine Gegend durchstreifen müssen. Oftmals ist es dieselbe Gegend im Jahr, die sie durchstreifen wollen, und der innere Willensimpuls wirkt da so stark, daß man, wenn man nun negative Instanzen anwendet, um da­hinter zu kommen, wie es mit ihnen ist, zum Beispiel das Folgende merken kann. Man nehme einen Gourmand; es gibt auch solche unter den Leuten, die große Freude am Essen haben. Man fasse ihn ab wäh­rend seiner Wanderung und setze ihm ganz außerordentlich gute Mahl­zeiten, an denen er seine Riesenfreude hat, vor. Man kann es aber höchstens dahin bringen, daß er am ersten, zweiten Tag dableibt, wenn das abliegt von dem, was er gewollt hat, auf seiner Wanderung zu er­reichen. Er wird unruhig. Man kann sehen, er möchte die gute Kost haben, da er weiß, wenn er weitergeht, wenn er den nächsten besucht auf seiner Wanderung, der gibt ihm etwas Schauderhaftes, das weiß er ganz gut. Sein Erinnerungsvermögen ist großartig ausgebildet. Er wird unruhig, er will weg, denn er paßt sich nicht an mit seinen Wil­lensentschlüssen an unmittelbar äußerliche Veranlassungen. So wie er sich auf der einen Seite nicht anpaßt den unmittelbaren Sinnesein­drücken, sondern aus dem Sprachschatz heraus alles mögliche repro­duziert, so paßt er sich auf der anderen Seite nicht an der Eingliede­rung seines Willens-Gliedmaßensysteins in das äußere Verhältnis des Lebens hinein. Er will nur dem eigenen Willensimpetus folgen, der ihn in einer ganz bestimmten Weise von innen leitet. Man sieht, er hat alles das verloren, und es ist nur in geringem Maße vorhanden das, was von der Ich-Organisation abhängt, um den Menschen mit der Außen­welt zu verbinden. Seine Sinne werden stumpf, sein Willensimpuls läßt ihn nicht sich recht hineinstellen in die Welt. Er will ihm folgen, was eben die Folge davon ist, daß das Ich in den astralischen Leib hinunter-gezogen wird.

Nun sehen Sie, solchen Menschen, ihnen könnte man, wenn unsere medizinische Auffassung und die hingebungsvolle Liebe der Theolo­gen zusammenwirken würden, solchen Menschen könnte man außer­ordentlich viel helfen, nur nicht gerade durch eine augenblickliche Therapie, sondern auf folgende Weise. Bei solchen Menschen liegt nämlich eine ganz bestimmte Tatsache vor. Wir betrachten, um auf

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diese Tatsache zu kommen, das Leben solcher Menschen zwischen dem Zahnwechsel und der Geschlechtsreife. Da wird man in der Regel, wenn man mit grobem Sinn diesen Menschen betrachtet, gar nichts Abnormes bemerken. Man wird sogar vielleicht seine Freude daran haben, wie altklug diese Menschen sind, wie gescheit, wie furchtbar gescheit, was sie für kluge Antworten geben. Aber man sollte gerade aufmerksam sein auf dieses kluge Antwortgeben zwischen dem sieben­ten und vierzehnten Lebensjahr. Denn solche Menschen, die überklug in diesem Lebensalter sind, solche Menschen nehmen von dem, was sie in ihrer Entwickelung nach der Geschlechtsreife durchmachen sollen, etwas herein in die zweite Lebensepoche zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife. Dadurch eben kommt das zustande, was ich eben beschrieben habe. Der astralische Leib, der erst nach der Geschlechts-reife das Ich hereinziehen soll, damit das Ich dann im Beginne der Zwanzigerjahre in seiner vollen Entfaltung erscheinen kann, er zieht schon vom Zahnwechsel ab oder vom neunten, zehnten, elften Jahr ab die Ich-Organisation herein, und wir bemerken diese abnorme Klug­heit und freuen uns zunächst daran. Aber nun, wenn die späteren Jahre kommen, achtzehntes, neunzehntes, zwanzigstes Jahr, da steckt dann die Ich-Organisation zu tief drinnen in dem astralischen Leib. Da ist der Zustand da, den ich beschrieben habe und dann treten die Erschei­nungen auf, die ich angeführt habe. Und so handelt es sich darum, daß nun so ein Mensch, der in dem charakterisierten Alter uns besorgt macht durch seine Überklugheit, daß der eben in einer gewissen Weise behandelt werden muß. Vor allem treten dann diejenigen Lagen ein -wir werden, nachdem wir das Charakteristikum gegeben haben, auch einige Andeutungen hören, was im einzelnen zu tun ist -, wo Arzt und Priester den Pädagogen zu beraten haben, damit der verstehen kann, was er nun seinerseits für das angedeutete Lebensalter zu tun hat. Zu­erst aber möchte ich die Charakteristik weiter fortsetzen. Es handelt sich jetzt darum, die Betrachtungen der letzten Tage miteinander zu verbinden.

Nun kann aber auch das eintreten, daß der Atherleib seinerseits zu stark anzieht die Verbindung von astralischem Leib und Ich, daß furchtbar stark einschnappt in den physischen und Atherleib der astralische

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Leib und das Ich im Wachzustande. Dann entstehen die Zu­stände, die innerlich angeschaut sich so darstellen, daß das Astralische zuviel in den Organen drinnen ist, sich nicht richtig verbinden kann mit den Organen. Es ist der Zustand, der ebenso ein pathologisches Spiegelbild ist eines visionären Zustandes, etwa wie bei der heiligen Theresia, wie der erste Zustand, den ich beschrieben habe, ein patho­logisches Spiegelbild ist des Zustandes, wo das Anwesenheitsgefühl von geistigen Wesenheiten vorhanden ist. Wir haben auf der einen Seite ein Hineintragen des Wachschlafes in das helle Bewußtsein. Wir haben bei solchen Persönlichkeiten, wie ich es geschildert habe, das Gegenteil: das Hinübertragen des Traumlebens in das Wachleben, mit diesen Begleiterscheinungen, von denen ich gesprochen habe. Weil es eigentlich ein Wachen ist, treten nicht Träume auf, sondern es tritt ein aktives Traumleben auf, das sich äußert in jenem Sprechen, von dem wir gesprochen haben, und in jenem intimen übertriebenen Nach-Innen-Kehren der Impulse des Willens. Das ist das pathologische Spie­gelbild des Traumes; Aktivität ist darinnen, statt Passivität, die im Traume lebt.

Jetzt haben wir das Zweite. Wir haben das Hereinziehen von Ich und astralischer Organisation durch den Ätherleib. Der Mensch schnappt ganz stark mit Ich und astralischem Leib und Atherleib in die physische Organisation ein, aber diese physische Organisation kann in den einzelnen Organen die Dinge nicht aufnehmen. Es bleibt un­versorgte Astralität in allen möglichen Organen zurück, die sich nicht recht mit den Organen verbindet. Es tritt das pathologische Spiegel-bild ein von dem, was wir kennengelernt haben als das zweite Stadium bei den anderen, jenes zweite Stadium, wo gewissermaßen die Sinnes-empfindungen von innen angeregt werden, die Strömung von innen nach den Sinnen hingeht. Jetzt geht sie nach innen, nach den Organen beim Spiegelbild, jetzt ergreift sie die Organisation, es treten ein die­jenigen Zustände, die immer eintreten, wenn ein physisches Organ oder ein Ätherorgan da ist und durchflutet wird vom astralischen Leib, von der Ich-Organisation, und diese sich nicht so verbinden können, daß man etwa von einer gesättigten Verbindung des physischen Leibes mit dem Äther- und Astralleib sprechen kann. Es ist etwas übrig in

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den Organen von den höheren Organgliedern. Das, was sich sonst hin­einergießt in die sinnesähnliche, in die sinnesmäßig kolorierte Vision, die Offenbarung sein kann der geistigen Welt, das ergießt sich jetzt nach innen, will auffangen das Organ. Statt daß es sonst, mehr äußer­lich, das Geistige gegenüber dem Sinnlichen auffaßt, ergießt es sich nach innen, fängt auf das Organ, äußert sich in Krampfzuständen, in all den Formen, die bei der eigentlichen oder maskierten Epilepsie auftreten, äußert sich eben darin, daß Ich-Organisation und astralische Organisation zu stark hinunterschnappen in die physische Organi­sation, die dann den Ätherleib mit sich zur Verbindung hinreißt. Wir sehen jetzt durchaus die Möglichkeit, daß der erste Zustand, den ich beschrieben habe, sich hineinentwickelt in diesen zweiten, und oftmals tritt gerade das im Leben ein, was verhindert werden sollte durch die Verbreitung einer echten Pastoralmedizin. Man bemerkt den ersten Zustand nicht, findet ihn interessant. Man bemerkt erst den zweiten Zustand, wenn er eintritt, wo Krämpfe, epileptische Erscheinungen eintreten, wo dann aber nicht die Hypertrophie der Erinnerung in die Details, auch nicht die Hypertrophie des inneren Willensimpetus ein­tritt, sondern dadurch, daß die astralische Organisation und die Ich-Organisation nach innen gestoßen werden, durch das Nichtzusammen­stimmen der astralischen Organisation mit gewissen Organformen, jetzt Erinnerungs-Auslöschung eintritt. Statt daß die Erinnerung wie im vorhergehenden Zustand an die Details anhaftet und die Details nur nicht beherrscht waren von Logik, sondern eine fortlaufende, in willkürlichen Assoziationen sich abspielende Erinnerungsströmung da ist, eine logiklose Erinnerungsströmung, sehen wir jetzt unterbrochene Erinnerung; es bleiben Erinnerungsstellen aus. Es kann so weit gehen, daß uns ein solcher Patient zeigt etwas wie zwei Arten von Bewußt­sein. Die Erinnerung heftet sich zum Beispiel an die oberen Organe -denn an der Erinnerung, an dem Gedächtnis ist der ganze Mensch be­teiligt -, haftet an die oberen Organe, bleibt aus für die unteren Or­gane und umgekehrt. In dem anderen Teil der rhythmischen Abfolge -denn rhythmisch können solche Dinge abfolgen - ist es umgekehrt, die oberen Organe werden untätig bei der Erinnerung, die unteren Or­gane werden tätig, und so laufen zwei Bewußtseinsströmungen bei einem

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solchen Menschen nebeneinander her. In dem einen Bewußtseins­zustand erinnert er sich immer an alles dasjenige, was in diesem Be­wußtseinszustand abgelaufen ist, im anderen erinnert er sich an das andere; aber er weiß nie in dem einen Bewußtseinszustand, was Inhalt des anderen Bewußtseinszustandes war. In diese Region geht es dann hinunter.

Sehen Sie, da haben wir das Spiegelbild, das pathologische Spie­gelbild desjenigen, was, nun gebrauchen wir den Ausdruck, beim Hei­ligen, damit wir einen Terminus haben - die heutige Medizin hat keinen Terminus für diesen Zustand -, was beim Heiligen im zweiten Zustand eintrat. Der bekommt eine Welt um sich, die visionär ist, aber einen geistigen Inhalt hat, er lebt sich in die geistige Welt hinaus, be­kommt innerliche Eindrücke von der geistigen Welt. Der andere, der Pathologische, ist, weil in seinem Karma eine schwache Individualität liegt, so, daß er vom Körperlichen angezogen wird, er bekommt an­stelle der geisttragenden Visionen Krampfzustände, durchbrochene Be­wußtseinsvorstellungen, Inkohärenz des fortlaufenden Lebens und so weiter.

Nun kann aber noch ein dritter Zustand eintreten. Das ist der, wo infolge der karmischen Verhältnisse der physische Leib nun auch schwä­cher geworden ist, wie die ganze andere Organisation schwach gewor­den ist, so daß die früheren karmischen Kräfte in den physischen Leib nicht genügend hineinwirken. Sehen Sie, bei einem solchen Menschen wird nun nicht Ich-Organisation, astralische Organisation und Äther-leib durch den physischen Leib herangezogen, sondern es tritt etwas ganz anderes ein. Bei einem solchen Menschen tritt das ein, was ich in der folgenden Weise zu beschreiben habe.

Nehmen Sie an, man wird nach der anderen Seite, nach der Seite der Sinne hin, also nach der Seite der Ich-Organisation hin versensi­tiviert; da ist man furchtbar empfindlich gegen all das, was durch die Sinne einfließt, gegen lebhafte Farben, lebhafte Töne. Aber gerade das Entgegengesetzte tritt bei solchen Menschen ein, deren physischer Leib infolge karmischer Verhältnisse schwach ist. Die werden von in­nen heraus nun nicht hyperempfindlich, sondern für ihren physischen Leib unempfindlich, dafür aber nehmen sie mit Riesenstärke auf alles

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dasjenige von der anderen Seite, von der Willensseite her, was in der physischen Welt außerhalb ist. Sie verfallen der Schwere, der Wärme und Kälte. Das alles wirkt so, wie gar nicht auf organische Wesen, sondern wie auf unorganische Wesen, das unterdrückt dann die Äuße­rungen von astralischem Leib und Ich-Organisation. Sie sind von der Welt hingenommen, sie stellen sich durch den schwachen physischen Leib nicht mit entsprechender Intensität der Außenwelt gegenüber, sie sind wie ein Glied der Außenwelt, aber innerhalb des Physischen. Es ist das deutliche Gegenbild dessen, was wir als das dritte Stadium beim Heiligen beschrieben haben. Der Heilige geht durch den Schmerz, der sich in ihm in Lust verwandelt, über dazu, daß er die geistige Welt in ihrer reinen Geistigkeit erlebt. Er nennt das «die Ruhe in Gott» oder «die Ruhe im Geist». Derjenige, der sich so entwickelt, wie ich das be­schrieben habe, der ruht in den verborgenen okkulten Kräften der physischen Welt, die ihm aber nicht zum Bewußtsein kommen, er kommt nicht zu der Ruhe in Gott, nicht zur Ruhe im Geist, er kommt zur Ruhe in den okkulten Kräften der Welt, denen er sich gerade als Mensch in Selbständigkeit gegenüberstellen soll. Er entwickelt das Spiegelbild des dritten Zustandes des Heiligen, das pathologische Spie­gelbild, und das ist der Zustand des Blödsinns, in dem das Menschliche ausgelöscht ist, in dem der Mensch ruht in der äußeren Natur, das heißt in den verborgenen Kräften, aber nicht mehr sich menschlich äußern kann, sondern nur in dem, was im Menschen naturgemäß voll­zogen wird, was im Menschen die Fortsetzung darstellt der äußeren Naturprozesse, der vegetabilischen Prozesse: Sich-Ernähren, die Nah­rungsmittel verarbeiten, und das Sich-Bewegen in der Richtung, wie die Nahrungsmittel in ihrer inneren Verarbeitung Impulse geben, das vollständig wachende Schlafen, hingegeben an die Funktion der Kör­pergestalt, die aber nicht überwunden werden vom schwachen phy­sischen Leib, sondern ähnlich bleiben den Vorgängen der Außenwelt, die, weil sie im Menschen wirken, menschenähnliche Impulse geben dem Menschen, der herausgestellt ist aus der Welt, weil er zu stark in die physische Welt hineingestellt ist.

Wir haben es zu tun mit all dem, was das pathologische Spiegelbild der Ruhe in Gott ist. Wir haben es mit dem «Ruhen in der Natur» zu

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tun. Wir haben es mit den verschiedenen paranoischen Zuständen zu tun, mit demjenigen, was man im gewöhnlichen Leben die Zustände des Blödsinns nennt, während die vorhergehenden Zustände mehr die­jenigen des Schwachsinns sind.

So sehen wir in die Stufenreihe beim Heiligen von den Anwesen­heitsgefühlen gegenüber Wesenheiten der geistigen Welt bis hinein zu dem sich selber Hineinversetzen in die geistige Welt im dritten Sta­dium. So sehen wir das pathologische Gegenbild von der psychopatho­logischen Minderwertigkeit, die wir im ersten Stadium verfolgen kön­nen. Ganz besonders dann können wir darauf aufmerksam werden auf die psychopathologische Minderwertigkeit, wenn sie sich so ausdrückt, wie ich das vQrhin beschrieben habe: in abnormer Wanderlust, ver­bunden mit dem logikfremden Gedächtnis. Wir sehen das dann über­gehen in die Zustände des Wahnsinns, die aber durchaus den Men­schen zu gewissen Verrichtungen des äußeren Lebens geeignet machen können in dem Frühstadium. Wir sehen das dann übergehen oftmals in den dritten Zustand, der auch schon von Anfang an vorhanden sein kann.

Wir sehen, wie der zweite Zustand im wesentlichen darauf beruhen kann, daß wir gar nicht imstande sind, gewissen Zuständen zwischen Geburt und Zahnwechsel entgegenzutreten. Wenn Kinder in dieser ersten Lebensepoche nicht gerade eine übergroße Klugheit zeigen aber eine starke Lernbegierde, die sich erst zeigen sollten nach dem Zahn-wechsel, kurz, wenn diejenigen Eigenschaften, die, wie ich in den pädagogischen Vorträgen geschildert habe, eintreten im normalen Le­ben zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife, schon deutlich da sind in der ersten Epoche, sollten wir besonders besorgt werden, soll­ten wir sinnen auf Mittel, die dasjenige, was jetzt pathologisch ist, be­heben können, psychische, spirituelle, physische Mittel. Wir werden davon noch sprechen. Aber das ist das, was im Zusammenhang mit diesen Erscheinungen studiert werden muß, nämlich, daß nicht herein-leuchten sollte in die erste Lebensepoche zwischen Geburt und Zahn-wechsel dasjenige, was in der zweiten Lebensepoche, wie ich es Ihnen gestern geschildert habe, herauskommen soll.

Das dritte Stadium kann allerdings in zweifacher Weise sich einstellen.

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In den weitaus meisten Fällen bringt es sich der Mensch, wie Sie aus meinen Darstellungen ersehen haben, als sein Karma mit. Er tritt schon durch dasjenige, was er durchgemacht hat beim Aufsuchen der Zusammensetzung des Ätherleibes, bevor er in den physischen Leib hereintritt, schon in einen abnormen Zustand ein. Er gestaltet sich einen Ätherleib, der überall nicht hinein will, der nicht hinein will in Herz und Magen in der richtigen Weise, sondern sie überfluten will, der zu stark astralischen Leib und Ich-Organisation in die Organe hineinträgt, und wir sehen auftreten schon bei der Geburt oder sich wenigstens bald nach der Geburt herausbilden die physiognomischen Deformationen, die uns besorgt machen können. Man nennt das ange­borenen Blödsinn. Den gibt es aber nicht. Es gibt nur einen karmischen Blödsinn, der mit der ganzen Schicksalslage des Menschen zusammen­hängt. Auch das werden wir genauer besprechen, damit man doch auch einsieht, wie eine Inkarnation, die in einer solchen geistigen Umnach­tung zugebracht werden kann, unter Umständen sogar günstig in das Karma des Menschen sich hineinstellen kann, wenn es auch ein Elend darstellt in der einen Inkarnation. Da beginnt die Notwendigkeit, die Dinge nicht bloß unter dem Gesichtspunkte des endlichen Lebens, sondern sub specie aeterni oder unter dem Gesichtspunkt des ewigen Lebens des Menschen anzusehen. Da tritt ein dasjenige, was eine ge­mütvolle und zu gleicher Zeit weise gewordene Caritas durchdringen soll.

Auf der anderen Seite aber kann das zweite Stadium, das ich Ihnen geschildert habe, durchaus in das dritte übergehen, und das zeigt sich dann, wenn schon in der ersten Lebensepoche des Menschen zwischen Geburt und Zahnwechsel nicht bloß die zweite Epoche hereinleuchtet, sondern schon die dritte, diejenige, in der der Mensch seine Ich-Or­ganisation hereinnehmen soll. Wenn uns ein Kind entgegentritt mit Eigenschaften im vierten, fünften Lebensjahr, die oftmals das Ent­zücken der Umgebung hervorrufen, weil man sagt: der redet oder tut wie ein Zwanzigjähriger - schlimm genug, wenn es so ist. Denn dann tritt eben dasjenige ein, daß die Ich-Organisation zu früh sich entwickelt, den physischen Leib überwältigt und schwach macht. Dann tritt nicht der karmisch vermittelte, sondern im Leben akquirierte

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Blödsinn ein, der sich karmisch erst später ausgleichen kann; der Blöd­sinn aber, er tritt im späteren Leben ein. Wenn wir mit verständigem Sinn, mit einer guten Pastoralmedizin hinblicken auf das Leben, wer­den wir ihn dadurch beherrschen lernen können, indem wir einfach die Erziehung in der richtigen Weise gestalten im Frühstadium des Be­treffenden.

Aber derjenige, der durch seinen inneren Beruf hingewiesen ist dar­auf, solche Dinge zu beobachten, er sollte sie nicht nur beobachten, insofern sie individuelle Einzelerscheinungen sind - da soll er na­türlich mit besonderer Liebe eingehen können -, er soll auch ein Ver­ständnis entwickeln, wenn sie generelle Erscheinungen werden. Er soll ein Verständnis entwickeln, wie manchmal diese Dinge herangezogen werden.

Wir haben, meine lieben Freunde, gesehen, daß manches in die Päd­agogik der früheren Jahrzehnte eingezogen ist, was wir vom Stand­punkte einer gesunden Pädagogik, wie sie die Waldorfschul-Pädagogik sein will, gerade bekämpfen, Dinge, die den Menschen außerordent­lich lieb geworden sind. Auf das muß manchmal mit grausamer Härte in unserer Waldorfschul-Pädagogik hingewiesen werden, zum Beispiel wie diese, ich habe darauf hingewiesen, nicht dem Leben, sondern dem Intellekt entnommenen Fröbel-Arbeiten, die in den Kindergärten vor dem Zahnwechsel getrieben werden, die nicht Nachahmung des Le­bens, sondern ausgedachte Dinge sind, wie diese getrieben werden. Da ist es dann, daß in das kindliche Lebensalter zwischen Geburt und Zahnwechsel hineingenommen wird dasjenige, was erst da sein sollte im zweiten Lebensalter zwischen Zahnwechsel und Geschlechtsreife. Es wird geradezu herangezogen dasjenige, was sich in den ersten Sta­dien des Pathologischen, wie ich es heute geschildert habe, dargestellt hat. Dann wird herangezogen ein Krankheitszustand schwacher Art, den man oftmals noch nicht als pathologisch anspricht, der auch besser nicht als pathologisch bezeichnet wird, damit man nicht alles patholo­gisch findet, der aber als Kulturerscheinung durchdrungen werden und verstanden werden muß. Nicht einfach kritisiert werden soll, aber ver­standen werden soll, damit man in der rechten Weise sich zu ihm ver­hält.

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Was liegt vor? Da liegt vor falsche Erziehung in den ersten Kin­desjahren. Das zweite Lebensstadium wird hineingenommen in das erste, das Unterstützen alles desjenigen, was automatisches Sprechen und was von innen heraus ohne Anpassung an die Umwelt angeregten Willen erzeugt. Nehmen Sie an, es ist ein bißchen von dem da, was ich für das erste pathologische Stadium geschildert habe, ein Anflug, der dadurch erzeugt wird, daß die Erziehung in der Richtung, wie ich es Ihnen geschildert habe, falsch war. Was kommt dann? Wander­vogelgelüste, eine nicht ganz als pathologisch zu bezeichnende, aber ein gewisses Charakteristikum tragende Sucht, nur sich selber zu fol­gen in einem gewissen Lebensalter, nicht mit der Welt zu rechnen: her­aus aus der Außenwelt, wandern, Wandervogellust! Es hängt schon mit Zeiterscheinungen zusammen, die in einer, wenn ich so sagen darf, pathologischen Erziehung, oder wenigstens in einer Erziehung mit pathologischem Anflug urständen. Das beobachten Sie jetzt. Beobach­ten Sie viele Angehörige der Jugend - ich will das nicht kritisieren, die Dinge sind voll berechtigt -, sie sind deshalb da, weil sie sich ver­binden mit dem, was mit dem Kali Yuga geschehen ist, weil eine Affi­nität besteht zwischen dem in dieser Art leicht Pathologischen und dem, was das Kali Yuga erzeugt. Die Dinge gehören alle zusammen aber man muß sie von diesen zwei Aspekten betrachten. Betrachten Sie das, so werden Sie leicht Anflüge dessen sehen, was ich beschrie­ben habe. In der Wanderlust drückt sich das deutlich aus, aber in ei­nem extremen Stadium. Hören Sie einmal zu den Gesprächen, man ist verzweifelt darüber, wie wenig sie zugänglich sind für das, was man ihnen sagt, und wie sie ewig Details wiederholen, die sie bezeich­nen als ihr «Erlebnis», sie kommen immer wieder und wieder auf das­selbe zurück. Mißverstehen Sie mich nicht, ich will nicht im geringsten das als etwas hinstellen, was nun im philiströsen Sinne beurteilt werden kann, aber ich will andeuten, wie solche Erscheinungen nur recht durchschaut werden können, wenn man jenes Verhältnis, das ich Ihnen in diesen Tagen geschildert habe, recht ins Auge faßt, das da besteht darinnen, daß immer da ist eine Stufe hinein ins geistige Leben und des­sen polares Gegenbild in den eigenen Leib hinein. Eine weitere Stufe in die geistige Welt hinein beim Heiligen, eine weitere Stufe in den

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Leib hinein bis zu den Krämpfen und der Epilepsie bei demjenigen, der pathologisch wird und so weiter. So ist die Verwandtschaft. Und wenn Sie bedenken, wie schon in der äußeren Elektrizität und im äußeren Magnetismus der eine Pol immer von dem anderen abhängig ist, so werden Sie den labilen Zustand begreifen, der im Leben sein kann zwi­schen dem einen und dem anderen, der aber nicht mit so groben Tat­zen erfaßt werden darf, wie es heute so vielfach von der materialisti­schen Weltanschauung geschieht, der aber mit der Feinheit erfaßt wer­den muß, daß polare Gegensätze da sind und wieder die Anziehung des einen Poles und des anderen Poles, dann kommt man darauf, was vorliegen kann in dem einen Fall und was im anderen Fall. Man lernt erst dadurch in die menschliche Wesenheit hineinschauen. Da wollen wir morgen fortsetzen.

SECHSTER VORTRAG Dornach, 13. September 1924

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SECHSTER VORTRAG

Dornach, 13. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Wir haben betrachtet den Menschen im wesent­lichen, obwohl wir das andere haben hereinleuchten lassen, insofern er in seinem Erdenleben nach der einen oder anderen Seite hin sich aus dem, was man das Normale nennen kann, herausentwickelt nach dem Pathologischen hin, oder auch nach derjenigen Seite hin, die ihn in ein Verhältnis bringt zur realen geistigen Welt.

Wir wollen heute versuchen, über das einzelne menschliche Leben hinauszugehen, über das Leben des Menschen, insofern es ein einzel­nes Erdenleben darstellt, um zunächst an einem mehr oder weniger überschaubaren Beispiel zu sehen, wie auch in solchen Zuständen, die, ich möchte sagen, in dem polarischen Gegensatz drinnenstehen zwischen dem Hineinreichen in die geistige Welt und dem Hinunter­reichen in das. Körperliche, in das Naturhafte, um zu sehen, wie zu solchen Vorgängen steht dasjenige, was sich durch die wiederholten Erdenleben zieht. Denn es ist schon so: der Arzt braucht, wenn er seinen Beruf ausüben will, nicht nur in äußerlicher Weise oder in ver­standesmäßiger Weise, sondern mit dem vollen Herzen, mit dem gan­zen Menschen, er braucht das Darinnenstehen in der geistigen Welt, das Anschauen der Welt vom Aspekt des Geistigen aus. Aber da nun einmal tatsächlich das Menschenwesen durch aufeinanderfolgende Er­denleben reicht, die Ursachen von einem Erdenleben auf geistige Art in das andere Erdenleben hinübergehen, wirksam werden im Men­schen, so darf das Karma für uns keine Phrase bleiben, sondern wir müssen auch allmählich einsehen, wie wir uns heilend zum Karma zu stellen haben. Dazu müssen wir vor allen Dingen seine Wirksamkeit mit Bezug auf das Pathologische und mit Bezug auf das Visionäre durchschauen.

Der Priester braucht; wenn er in der richtigen Weise auf die Er­scheinungen des Lebens eingehen will und für die Seelen, die ihm an­vertraut sind, sorgen will, ein richtiger Seelsorger sein will, er braucht auch das Hineinschauen in die Bedeutung des Geistigen für dasjenige,

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was einem im physischen Erdenleben entgegentritt. Nur dann wird er die Menschen auf Erden in richtiger Weise vom Gesichtspunkte des Geistigen behandeln können.

Da fällt uns ja sogleich etwas auf, meine lieben Freunde, worauf man heute vom überlegenen, aufklärerischen Standpunkte aus, vielleicht mit einer gewissen Verächtlichkeit schauen kann, aber würden wir es tun, unsere Nachkommen in fernen Jahrhunderten würden es uns heim­zahlen. Denn sie würden es mit uns ebenso machen wie der Mensch, der heute in der sogenannten wissenschaftlichen Bildung darinnen lebt, es macht mit den Vorfahren. Sie werden gleich einsehen, was ich meine.

In bezug auf die Anschauung über die Krankheiten hat sich im Laufe der Menschheitsentwickelung ein vollständiger Umschwung vollzogen, und gerade Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts konnte einem dieser Umschwung besonders ins Auge fallen. Gehen Sie zurück ein paar Jahrtausende in der Entwickelung der Menschheit, in ältere Zeiten des Alten Testaments, so finden Sie überall die Überzeu­gung: die Krankheit kommt von der Sünde, die Krankheit hat ihre geistige Ursache zu allerletzt in der Sünde. Das wurde sehr ernst ge­nommen. Es mußte eine geistige Verirrung oder Verfehlung irgendwo vorliegen als eigentliche Ursache, wenn eine physische Erkrankung auftrat. Und diese Anschauung ging weiter. Diese Anschauung ging dahin, daß man sagte: da in einem Menschen, bei dem irgendeine gei­stige Verfehlung oder Verirrung zugrunde liegt, die in ihm die Erschei­nung der Krankheit hervorruft, ist irgend etwas geistig Elementa risches enthalten, was nicht in ihn hineingehört, er ist irgendwie beses­sen. - Jede Krankheit bedeutete ja eine Besessenheit mit Geistigem als Folge einer geistigen Verirrung oder Verfehlung in älteren Zeiten, und demgemäß war auch die Therapie eingerichtet. Sie war darauf ein­gerichtet, nach Mitteln zu sinnen, wie man dasjenige, was durch die geistige Verfehlung an fremder elementarer Geistigkeit in den Men­schen hineinkam, wie man das wieder herausbringt. Radikal war diese Anschauung, daß man eine Krankheit nicht versteht, wenn man nicht ihre krankhafte Ursache weiß.

Nun, nehmen Sie dasjenige, was in ganz folgerichtiger Entwicke­lung heraufgekommen ist und mehr oder weniger in der letzten Zeit,

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bevor dilettantisch die Psychoanalyse, die analytische Psychologie in so furchtbarer Weise eingegriffen hat, indem sie das genau Entgegen­gesetzte von dem, was da als Ansicht geherrscht hat, sagte: Jede Sünde hat in der Krankheit ihre Ursache. - Man war überzeugt davon; wenn man irgendwo einen Verbrecher, einen Sünder hatte, wobei man den Begriff der Sünde ziemlich äußerlich nach dem Staatskodex definierte, wenn man irgendwo einen Verbrecher oder Sünder hatte, sah man, daß man nur in irgendeiner Weise seines Gehirns habhaft werden konnte nach dem Tode, seines Schädeis irgendwie habhaft werden konnte, seine physische Organisation untersuchen konnte. Man würde schon die Defekte, die Merkmale finden. Man hat sie auch in vieler Bezie­hung gefunden, und man ist ja in dieser Beziehung nicht gerade wenig weit gekommen. Tüchtige naturwissenschaftlich gebildete Leute sind zu der Ansicht gekommen, wenn der Mensch vollkommen organisch ausgebildet ist, sündigt er nicht. Er sündigt dadurch, daß ein körper­licher Defekt irgendwo da ist: die Sünde kommt von der Krankheit. So geht die Entwickelung. Sie geht nicht in gerader Linie weiter, sie geht durch polarische Gegensätze; und gerade die Menschen, die nun zur letzteren Ansicht gekommen sind - es gesteht sich heute nicht jeder, aber es liegt vielfach zugrunde selbst bei denjenigen, die äußerlich nicht ganz auf dem Boden stehen -, diese Menschen sehen mit aller Verachtung zurück nach denjenigen Zeiten, in denen man gesagt hat:

Die Krankheit kommt von der Sünde. - Denn sie wissen, nach ihrer Meinung ist das richtig: die Sünde kommt von der Krankheit. Ebenso wissen sie, daß man irgendeinen stofflichen Prozeß im Kranken hat, den man bekämpfen muß, aufheben muß, herausbringen muß, wie man früher eine geistige Elementarwelt herausbringen wollte. Für den, der die Sache im Großen anschaut, unterscheidet sich das nicht im we­sentlichen, wie schließlich, innerlich angeschaut, zwischen mancher Heilquelle, die die materialistische Medizin für richtig anschaut, und Lourdes auch nicht ein sehr beträchtlicher Unterschied ist. Das eine ist geheiligt durch den kirchlichen, das andere durch den materialisti­schen Glauben. Diese Dinge müssen eben einfach unbefangen ange­schaut werden.

Nun aber, wenn man in so, ich möchte sagen, kurzsinnigen Vorstellungen

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sich bewegt, kann man doch nicht auf die realen Zusammen-hänge kommen. Deshalb möchte ich Ihnen heute - und man sollte eigentlich immer von konkreten Dingen sprechen, wenn man von sol­chen Dingen spricht - einen konkreten Fall erzählen, der Ihnen höhere Zusammenhänge im Gesundheitsleben des Menschen klarlegen kann. Sehen Sie, es gibt einen Menschen im Verlauf des 19. Jahrhunderts. Wir werden ihn so, wie er im 19. Jahrhundert da war, später kennen­lernen. Ich möchte Sie zuerst zu einer seiner früheren Inkarnationen -ich möchte nicht sagen zu der unmittelbar vorhergehenden - führen, die für seine Inkarnation im 19. Jahrhundert maßgebend war, wovon die Inkarnation im 19. Jahrhundert die wesentlichsten Folgen hatte. Da war er, dieser Mensch, in einer Gegend des südlichen Orients, in Asien inkarniert, lebte in einer menschlichen Umgebung, wo die Men­schen außerordentlich tierliebend waren. Sie wissen, daß die orien­talischen Lehren in der Tierliebe etwas ungeheuer Ehrliches haben, sie ausdehnen dasjenige, was sie die Liebe zu den Menschen und zu den Dingen nennen, namentlich auf die Tiere. Es ist eben nament­lich in älteren Zeiten gewissen Menschen in solchen Gegenden absolut naturgemäß gewesen, die Tiere ungeheuer zu lieben und gewisse Tiere sehr gut zu behandeln. Dieser Mensch, den ich meine, der in einer frü­heren Inkarnation lebte in einer Umgebung, wo man sich so zur Tier­welt verhielt, er war kein Tierfreund. Er war, wohl bewirkt durch frühere Inkarnationen - die wollen wir nicht untersuchen -, jetzt mitten unter einer tierliebenden Bevölkerung ein Mensch, der außer­ordentlich schlecht gewisse Tiere behandelte. Er quälte sie schon als Knabe, behandelte sie schlecht, quälte sie dann später, indem er die Haustiere mit allerlei Quälereien belegte, kurz, er wurde im umfäng­lichen Sinn ein Tierquäler. Das rief die stärkste Entrüstung hervor in der Umgebung, in der er lebte. Und er erlebte eigentlich viel an Kon­flikten zwischen seiner Sehnsucht, Tiere zu quälen, von der er nicht lassen konnte, die in ihm wie etwas war, was ein innerer Drang war - wir würden heute wiederum materialistisch gefärbt sagen: eine Perversität des Willens -; dabei nahm er, und das war seine Eigen­tümlichkeit damals, die spirituellen Lehren, welche die Bevölkerung in seiner Umgebung hatte, mit einer großartigen Empfänglichkeit

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auf, konnte sich ganz in sie hineinfinden, hatte einen feinen Sinn für alles das, was die Religion in jenen Gegenden lehrte. Aber er geriet gerade mit den religiösesten Leuten seiner Umgebung in furcht­barste Konflikte, weil er eben die Tiere quälte. Namentlich die Tiere quälte er, die er in seinem eigenen Haus hatte, zuerst bei seinen Ange­horigen, spater indem er selbst eine Art Feldbebauer war. Die Tiere, die ihm die nächsten Wesen waren, die die Orientalen ganz besonders gut behandeln, wie zur Familie gehörig behandeln, diese Tiere quälte er ungeheuer.

Nun, wie gesagt, wir werden uns nicht aufhalten bei einer zwischen-liegenden Inkarnation, die in Betracht kommen könnte, sie hat nicht viel zu bedeuten für das folgende Leben dieses Menschen. Er lebte wie­der in unserem Zeitalter, im 19. Jahrhundert, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. In dieser Inkarnation, die also im weiteren Sinn un­serer Zeit angehört, wurde er geboren als ein außerordentlich ängst­licher Mensch, der in seiner Angstlichkeit darauf angewiesen war, Tiere an sich zu ketten, namentlich Hunde an sich zu ketten. Man konnte schon sagen, es war ein krankhafter Zug in dieser wiederum nicht ganz normalen Neigung zu Tieren, die er nun entwickelte. Das alles bekam einen Zug von Krankhaftigkeit dadurch, daß er eigent­lich nicht eine besondere Liebe entwickelte zu den Hunden, wohl aber ein Gefühl, daß er sie haben müsse. Man sieht gerade an der Art, wie er sich mit Hunden einließ, erstens etwas Phantastisches, wie wir gleich sehen werden, zweitens aber etwas, worin ein innerlicher karmischer Zwang von vorneherein sichtbar ist. Dabei wird der Mensch in dieser Inkarnation ein außerordentlich begabter Mensch, der sich herüber-trägt aus jener alten Inkarnation alles dasjenige, was er erlebt hat un­ter der orientalischen Bevölkerung an spirituellen Lehren, auch an spiritueller Religiosität. Das wird bei ihm nicht nur Gefühl und Emp­findung, das wird bei ihm Lebenspraxis. Er kommt im Verlaufe seines Lebens nicht nur zu Phantasievorstellungen über das Geistige, sondern er kommt zu der Möglichkeit, in richtigen visionsartigen Imaginatio­nen, die sich ihm mit elementarischer Selbstverständlichkeit ergeben, dichterisch zu bilden dasjenige, was physisch im Menschenleben da ist, und wo fortwährend hineinspielen geistige, elementarische Wesenheiten.

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Das ist das eine. So daß wir sehen, er ist Dichter, ausgezeichneter Dichter. Er ist nicht nur ausgezeichneter Dichter, sondern man kann schon sagen, er ist gerade im Dramatischen derjenige Dichter, den wir auf dem Kontinent am ehesten vergleichen möchten mit Shake­speare. Es ist Ferdinand Raimund, Raimund mit seinen extravaganten Zügen, mit seinem Riesentalent, der dramatische Dichtungen schreibt, welche zeigen, er hat das aus früheren Inkarnationen herübergebracht, Geistiges gestalten zu können, hineinstellen zu können ins Menschen­leben. Man sehe sich nur an: «Der Alpenkönig und der Menschen-feind» und so weiter, und man darf ihn mit Shakespeare sogar darin ver­gleichen, daß er zugleich ein bedeutender Schauspieler ist, was auch da­von kommt, daß er den innerlichen Impetus hat, aus dem Geistigen heraus Triviales und Nichttriviales auf der Bühne zu gestalten. Er ist ein unvergleichlicher Schauspieler, voller Humor auf der Bühne, -im Leben ganz und gar unter der Einwirkung des anderen, was ihm her-überkommt aus der Tierquälerei, die er getrieben hat. So einheitlich ist hier das Pathologische und das Geniale untereinandergemischt, das Geniale, das ihn auf der einen Seite treibt, wirklich mit Shakespeare­scher Kraft und Gewalt und geistig-seelischer Dramatik zu schaffen und das auch auf der Bühne zu verkörpern, das Pathologische, das ihn auf der anderen Seite treibt, das Phantastische selbst in das äußerliche Leben hineinzutragen. Nun müssen wir uns einen besonderen Zug an­schauen bei dieser Individualität des Ferdinand Raimund.

Sehen Sie, in der Tierquälerei, die ihm damals in einer Inkarnation ein Bedürfnis war, fühlte er eine Art Wollust, das tat er gern, er quälte die Tiere aus innerer Lust. Daher kam er nicht während des Erden-lebens zum Bewußtsein, daß das etwas Schlechtes sei. Aber nachdem er durch die Todespforte geschritten war, da kam er dazu. Nun, dasje­nige, was man durchlebt, indem man durch die Todespforte schreitet und dann weitergeht vom Tod zu einer neuen Geburt, das drückt sich aus zunächst in einem weiteren Sinne in der Kopforganisation. Da liegt dann das Moment, dasjenige, was man als Begabung mitbringt. Das hat er sich reichlich mitgebracht. Da lebt sich aber auch etwas aus, was im rhythmischen System, und namentlich im oberen rhythmischen System, im Atmungssystem, zutage tritt. Denn der Mensch ist ja so

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gebaut, wenn Sie sich den Menschen vorstellen schematisch (siehe Zeichnung): Stoffwechsel-Gliedmaßensystem, rhythmisches System, Nerven-Sinnessystem. Dann wirkt herüber in das Nerven-Sinnessy­stem dasjenige, was aus früheren Erdenleben kommt, in sein rhythmi­sches System dasjenige, was zwischen Tod und neuer Geburt ist, und dasjenige, was auf der Erde ist, wirkt einzig und allein im Stoffwech­sel-Gliedmaßensystem.

Nun, alles dasjenige, was diese Individualität, die da jetzt Ferdi­nand Raimund ist, erleben konnte an bitterer Reue, an aufklärender, tief niederschmetternder Einsicht nach dem Tode in jener früheren In­karnation über seine Sehnsucht zur Tierquälerei, all das wirkte sich ja aus immer in den Zuständen zwischen Tod und einer neuen Ge­burt, und beeinflußte das rhythmische System. Es kam im rhythmischen System dadurch zum Ausdruck, daß es bis ins Physische hineinwirkte. Denn in der Physis des Kopfes haben wir die Nachwirkung des vorigen Erdenlebens, in der Physis des rhythmischen Systems haben wir die Nachwirkung des Lebens zwischen Tod und einer neuen Geburt.

In der Embryologie haben Sie diese Wahrheit zum Greifen nahe, auch äußerlich physisch-sinnlich. Bei dieser Individualität des Ferdi­nand Raimund sehen wir namentlich in seinem Atemsystem, in dem

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oberen rhythmischen System, wie all die Reue, die bitteren Einsichten hineinwirken, die über ihn kommen, indem er aus dem maßgebenden vorigen Erdenleben heraus durch die Pforte des Todes schritt. Und er wird dadurch veranlaßt, dasjenige auszubilden, was zu einer Art von Atemunregelmäßigkeit, zu geringer Aufnahme von Sauerstoff, zu starkem Durchdrungensein von Kohlensäure zu führen hat, Atmungs­unregelmäßigkeiten, die, physisch betrachtet, an sich alle Angstzu­stände herbeirufen, die aber die Träger sein können von Elementar-wesen der Angst. Alles dasjenige, was in Atmungsunregelmäßigkeiten lebt, was nicht die richtigen Mengen von Sauerstoff und Kohlensäure in dem Atmungsprozeß sein läßt, zieht Elementarwesen der Angst her­bei. Das können Sie gut verfolgen im «Alpenkönig und Menschen-feind». Das war in Ferdinand Raimund ganz besonders gut ausge­bildet, er war sozusagen «disponiert», wenn wir den gelehrten Aus­druck gebrauchen wollen, sein Atmungssystem zum Träger zu machen von Elementarwesen der Angst.

Solche Elementarwesen der Angst sind aber nicht allein Elementar-wesen der Angst, sondern, wenn man zu gleicher Zeit eben sich auch das mitbringt, was Ferdinand Raimund im Kopfe hatte aus früheren Erdenleben an psychisch-spirituellen Anschauungen, die seine Dramen so interessant machen, dann sieht man, wie durch das Hineinwirken dieser Angstdämonen, die auf diese Weise kommen, das Karma in einer ganz bestimmten Richtung läuft. Man sieht förmlich, wie diese Angstdämonen zu einer Auswirkung, zu einer krankhaften Aus­wirkung im Sinne des Karma drängen. Sie gießen sich hinein, möchte ich sagen, in die phantasievollen Imaginationen bis ins Visionäre sich hineinlebende Imaginationen - denn Raimunds Dramen liegt Visio­näres zugrunde -, sie gießen sich hinein in das Visionäre und verur­sachen dadurch, daß der Mensch auch im Leben etwas Phantastisches entwickelt. Und auf diese Weise stößt eine Strömung im Karma durch, eine ungeheuer geniale Begabung, die sich auslebt. In einer besonderen Art geistigen Schaffens lebt die eine Strömung sich aus, die andere Strömung lebt parallel in einer Art Lebensphantasterei, die aber nicht sich äußerlich auslebt, sondern nach innen sieht, weil sie im rhyth­mischen System liegt, das ja das halb Innerliche ist, das aber in seinen

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unteren Organen sich wieder so auslebt, daß es sich auf das äußere Le­ben erstreckt, aber auch wieder nach dem Inneren zurückschlägt, wo­durch seine geniale Individualität begleitet wurde von einem wirklich pathologischen Zug. Und dieser Zug, dieser pathologische Zug, der in Angstdämonen sich auslebte, der wurde das Vehikel für das Ausleben des Karma.

Man kann direkt ablesen das Karma Ferdinand Raimunds. Rai­mund ist genötigt, einen Hund zu halten. Er ist Phantast. Er tut, was andere Menschen nicht tun. Man kann das verstehen, kann auch durch­aus seine Sympathien dafür haben. Denn man kann schon sagen, meine lieben Freunde, ich habe mehr Sympathie als für das Essen manches zum Kommerzienrat ernannten Bürgerlichen an der Hoftafel, wenn ich wahrnehme, daß Raimund aus einer phantastischen Laune heraus sich zu seinem Hund setzt und von der Mahlzeit seines Hundes sich etwas wegnimmt, um es zu verzehren. Das tut Raimund. Schauen Sie sich an, wie das Karma der Tierquälerei aus der früheren Inkarnation hereinspielt. Sehen Sie sich an, wie einfach diese Tatsache, die umge­staltet ist aus der Reue nach dem Tode und der Tierquälerei von frü­her, wie eine phantastische Sühne sich vollzieht, aber diese phantastische Sühne vollzieht sich in einer noch viel herberen Art. Gleich nachher kommen die Angstdämonen und wirken mit in der Vollziehung des Karmas. Ferdinand Raimund wird überfallen von der Idee: der Hund ist wütend, ich habe mit ihm gegessen, ich bin angesteckt von der Hundswut! - Nun sehen Sie, wie Raimund ganz niedergeschmettert ist. Während er unter Umständen das Genialste auf der Bühne tut - in dem Moment, wo er hinausgezogen ist aus dem Leben, von den Zwangs-ideen überfallen wird, ist ein Gefühl da, er sei von der Hundswut an­gesteckt.

Dann unternimmt er zum Beispiel eine Reise mit einem Freunde. Sie reisen von Wien nach Salzburg, da überfällt ihn diese Idee, er sei von der Hundswut angesteckt, er müsse gleich wieder zurück nach Wien, um seine Heilung zu suchen. Es ist eine qualvolle Reise für ihn und für den Freund, wenn man die Reise verfolgt. Man sieht überall das Pathologische dem Genialen auf dem Fuße folgen. Nun, er wird sehr gut behandelt, Ferdinand Raimund, weil ihn die Leute außerordentlich

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gern haben. Allmählich kommt er ab von dieser Idee. Es ist wirklich etwas da wie eine Heilung durch das Leben, durch die Freude, durch all das Gute, was er von verschiedenen Seiten bekommt, was er nicht gern annimmt, weil er Hypochonder ist und bleibt, weil die Angstdämonen, wenn sie ihn nicht mit dem einen quälen, mit dem anderen quälen. So ist er immer hin und her pendelnd zwischen dem humoristischen Raimund und dem Hypochonder. Aber wenigstens kriegte er diese Idee los, daß er wütend wäre. Sie hat jahrelang gedauert, diese Idee. Aber er bleibt an die Tiere gefesselt. Wieder hat er einen Hund nach zehn Jahren, und siehe da, als er mit dem Hunde spielt, beißt er ihn wirklich. Wieder tritt die Idee auf - kurioserweise ist es auch konstatiert worden, daß der Hund an Hundswut litt, es war aber ganz unbedeutend -, Raimund stand da, er war gebissen von dem Hund, der hat Hundswut! Raimund fährt nach Pottenstein, schießt sich eine Kugel in den Kopf, die in die hintere Höhlung hinaufgeht und weit zurück sitzt. Sie kann nicht operiert werden; Raimund stirbt an dem Schuß nach etwa drei Tagen. Sie sehen, die erste sozusagen «Wahnidee» hat er losbekommen, aber das Karma hat fortgewirkt.

Es ist ein Fall, wo in seltener Art das Karma sich reinlich auswirkt; denn denken Sie nur einmal folgendes: Es ist subjektiv nicht ganz ein Selbstmord, denn Raimund hat nicht ganz die volle Verantwortlich­keit, es ist nicht subjektiv ein voller Selbstmord. Es ist objektiv auch kein voller Selbstmord, denn wenn gerade an der Stelle dazumal hätte operiert werden können, so wäre Raimund gerettet worden. Aber man konnte dazumal nicht an der Stelle operieren, man mußte die Kugel drinnen lassen und das führte nach drei Tagen zum Tode. Es ist kein reiner Selbstmord, weder subjektiv noch objektiv. Man kann also nicht sagen, daß da sich irgend etwas anschließt wegen Selbstmords im Kar­ma. Das Karma setzt sich nicht fort, es lebte sich aus mit dem, was er in diesem Leben erlebt hat bis zum Schlußpunkt, bis zu der Art, wie sich die selbstmörderische Absicht verwirklichte. Aber man sieht förinlich heraufschlagen, deutlich erkennbar, das Karma aus dem früheren Le­ben, sieht es so herüberschlagen, daß man sich nun sagen kann, wir haben folgendes gesehen.

Wir haben gesehen, wie es Menschen gibt - die sind durch eine besondere

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karmische Veranlagung da, die wir nur für das Erdenleben be­trachtet haben -, die veranlagt sind, daß sie ihr Ich, ihren astralischen Leib, ihren Ätherleib entweder sogleich oder stufenweise, etappenweise so haben, daß sie in die geistige Welt visionär hineinbrechen: die hei­lige Theresia, Mechthi!d von Magdeburg und viele andere. Wir haben solche Persönlichkeiten, welche nach der einen Richtung hin, nach der Richtung nach dem Geistigen, eine Abnormität zeigen. Wir haben bei denjenigen, die nach der einen Seite hin eine solche Abnormität zeigen, nicht nötig, auf die Einzelheiten des Karmas einzugehen. Natürlich ist es karmisch veranlagt. Aber wir brauchen nicht auf die Einzelheiten des Karmas einzugehen. Denn man durchschaut den Fall in einem ein­zelnen Erdenleben.

Ebenso auf der anderen Seite, die wir gestern betrachtet haben. Wir sehen, wie die Menschen sich abnorm hineinentwickeln in ihren physisch-ätherischen Organismus und so mehr untertauchen in den physischen Leib und dann pathologisch werden, wie ich Ihnen gestern gezeigt habe, in drei Etappen. Das Pathologische ist in dem Karma veranlagt. Aber man braucht nur bis zu dem Allgemeinen zu gehen, daß bei solchen Persönlichkeiten, wie die heilige Theresia, die Indivi­dualität in früheren Erdenleben ganz besonders stark geworden ist, bei den Psychopathen oder pathologischen Persönlichkeiten, die wir hier im Auge haben, besonders schwach sich ausgebildet hat, daher hereingezogen wird durch die niederen Glieder das Höhere. Man braucht wieder nur zu der allgemeinen Eigenschaft der Individualität zu gehen, nicht das Karma im einzelnen ins Auge zu fassen.

Aber nun haben wir in Ferdinand Raimund eine eigentümliche Per­sönlichkeit. Sie entwickelte sich nicht nach dem Visionären allein, sondern gleichzeitig ist die andere Entwickelung da. Es sind beides polarische Gegensätze, die fortwährend im Leben zusammenstoßen. Beide sind in seiner Persönlichkeit; das Pathologische und Geniale spie­len gerade in ihm auf der einen Seite wunderbar, auf der anderen Seite schreckhaft ineinander. Wir haben da nötig, dann auf das Konkrete des Karmas einzugehen. Da muß man schon einsehen, wie das Karma wirkt, beide Pole zu erzeugen und sie auch wiederum auseinanderzu­halten, zuweilen ineinander wirken zu lassen. Sie werden in Ferdinand

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Raimunds Dramen zahlreiche Stellen finden, denen gegenüber Sie sich sagen können: Da drinnen wirkt ja zu gleicher Zeit seine geistige Schau, aber auch wirkt da hinein dasjenige, was von den Angstdämonen kommt. In der dramatischen Gestaltung sehen Sie es zuweilen.

Sie sehen, wir kommen auf eine ganz selbstverständliche Art, wenn wir in dieser Weise verfolgen menschliche Charaktere, in karmische Betrachtungen hinein und müssen daraus ersehen, wie einseitig es ei­gentlich ist, wenn man auf der einen Seite die abstrakte Lehre nimmt, die innerhalb gewisser Zivilisationsströmungen des Altertums vorhan­den war: Die Krankheit kommt von der Sünde -, es wirkt nur die abnorme Geistigkeit im Menschen. In dieser Abstraktheit lassen sich Dinge natürlich behaupten, bleiben Theorien auch dann, wenn man die Menschen darnach behandelt. Auch das andere ist eine abstrakte Einseitigkeit, wenn man sagt: Die Sünde kommt von der Krankheit -, und es sind physische Substanzen, physische Prozesse im Menschen­leben zu bekämpfen. Man muß auf das Konkrete eingehen, einmal auf das Konkrete der menschlichen Organisation, wie die höheren Leiber zueinander stehen, ob sie voneinander angezogen werden, oder ob sie sich entfernen von den niederen, und man muß auf entsprechende Weise sehen können in einem solchen Ineinanderwirken von Geniali­tät und Pathologischem, wie es bei Raimund der Fall ist, das Wirken von Karma. Denn wenn man sich für solche Dinge ein Verständnis aneignet, dann wird man schon im Leben finden die Möglichkeit, hin­zuzufügen zu demjenigen, was man im physischen Heilungsprozeß lei­stet, das Wort, das man braucht als Ergänzung des physischen Hei­lungsprozesses. Man wird durchaus dazu kommen, nicht in Befangen­heit bloß im physischen Heilungsprozeß das Um und Auf zu sehen, son­dern zu wissen, wie in manchen Fällen notwendig ist, das Moralische der Heilung hinzuzufügen. Es braucht ja nicht darin zu bestehen, daß man philiströser Tröster wird und an den Kranken herangeht mit aller­lei philiströsen Tröstereien. Die wirken in der Regel wenig, denn dafür haben die Kranken nicht viel übrig, für die Teetantentröstereien und gutmütigen Pfeifenonkeltröstereien, dafür haben die Kranken eigent­lich nicht sonderlich viel übrig. Aber sie haben für das außerordent­lich viel übrig, was im natürlichen Verhalten liegt, in dem, was im

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«Wie» des Aussprechens liegt, nicht in dem «Was». Da hinein findet man sich aber ganz instinktiv, wenn man eben geneigt ist, seine Welt­anschauung und Lebensauffassung und Lebensbetrachtung in solches Licht zu stellen, das mit den geistigen Zusammenhängen so sich ver­trägt, wie es sich vertragen kann, wenn man solche Beispiele, wie das angeführte, wirklich völlig ernst nehmen kann.

Man kann ja nicht, meine lieben Freunde, das geistige Wirken nur in Tiraden sehen, nur im Reden aus religiösen Tiraden heraus, sondern das geistige Leben muß an Tatsachen entwickelt werden. Denn wenn das geistige Leben in Tatsachen erfaßt wird, dann kann die Erfassung des geistigen Lebens in der notwendigen Menschenbehandlung erst an­gewendet werden. Dann kann es angewendet werden auf den gesunden und kranken Menschen. Namentlich bekommt man einen Instinkt für die Orientierung irgendeines Krankheitszustandes, der so oder so auf­tritt. Wir werden sehen, das geht auch in physische Erkrankungen hin­ein, aber wir müssen uns erst den Weg bahnen, diese Dinge dann auch in den physischen Erkrankungen zu sehen. Da sehen Sie, da kommen Sie schon darauf, wenn Sie solche Dinge, die ja durch mancherlei Bei­spiele vermehrt werden könnten, studieren. Von diesem Gesichtspunkt aus ist es interessant, vieler Menschen Leben, die gerade geniale Naturen waren, nicht vom Standpunkt eines Erzphilisters, wie Lombroso es war, zu studieren. Das Ekelhafte an Lombrosos Theorie ist nicht seine große Genialität, die ist ja da, aber das Ekelhafte ist, daß er ein Erz-philister ist, daß man auf jeder Seite ein philiströses Urteil liest. Es ist schon so, daß da die Wissenschaft wirklich einmal auf den Erzphilister gekommen ist. Wenn Sie die Dinge wirklich nicht vom Standpunkt des Erzphilisters nehmen, sondern sie nehmen vom Standpunkt des Durch­schauens der Welt, das heißt des sinnlich-geistigen Lebens, dann wird man, wenn man in seinem inneren Beruf den Trost braucht, den Trost der Religion oder das Sakrament heranbringen an den Kranken, die­ses Sakrament mit der richtigen spirituellen Aura darbieten. Aber ohne das dahinterliegende Verständnis nicht. Ob man dem Kranken, dazu, daß er genesen ist, dazu, daß er an der Genesung nicht seelisch Schaden nimmt, das Abendmahl in der richtigen Weise reicht, hängt davon ab, daß man für solche Dinge Verständnis hat.

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Sehen Sie, es hat schon einen Sinn - wir werden davon noch spre­chen -, daß in Ergänzung des physischen Heilungsprozesses für ge­wisse Menschen das Abendmahl nötig ist, wenn sie genesen sind, damit das, was im Karma in Unordnung gebracht ist, in Ordnung gebracht werde. Aber wenn man das nicht weiß, kann man das nicht in die Aura des Sakraments hineintragen. Aber auf der anderen Seite wird auch der Arzt, der diese Dinge durchschaut, der in der Krankheit das wirkende Karma sieht, der pflichtgemäß eingreift in den Heilungs­prozeß, sich in richtiger Weise hineinstellen können, wenn er welt­anschauungsgemäß mit dem ganzen Menschen diese Dinge durch­schaut. Aber dann wird etwas Objektives mit dem Arzt, mit dem Heiler vorgehen, wenn der Arzt mit seiner ganzen Seele sich wirkend weiß im Menschen mit den karmischen Prozessen. Dann wird seine Heilmission die andere Seite des Gottesdienstes, einen religiösen Zug bekommen, und er wird sich auffassen lernen als der Genosse des Prie­sters, als derjenige, der neben der Priesterschaft steht und die andere Seite des Gottesdienstes verrichtet; und Heilen wird Gottesdienst. Durch eine richtige anthroposophische Auffassung sind diejenigen Dinge, die die materialistische Weltanschauung aufgebracht hat im Naturdienst, das heißt Herumtanzen um das goldene Kalb, im hebrä­ischen Sinne gesprochen, sind diese Dinge wieder zu verwandeln in Gottesdienst. Alles im Leben und Kunst und Religion verwandeln in Gottesdienst, das ist dasjenige, was schließlich Aufgabe sein kann der umfassendsten Pastoralmedizin, die getrieben werden kann innerhalb der anthroposophischen Bewegung. Aber der Anfang muß gemacht werden, indem zunächst diese Pastoralmedizin wenigstens andeu­tungsweise hier ausgeführt wird für diejenigen, von denen das Wirken für die beiden Seiten des wahren Gottesdienstes aus den geistigen Un­tergründen heraus hervorgehen muß.

Daher wird Pastoralmedizin zunächst für Priester und für Ärzte vorgetragen innerhalb der anthroposophischen Bewegung, und diese werden dann die Möglichkeit finden, mit dem Wissen von Natur und Geist sie weiter zu verfolgen, aber auch gerade diejenigen Gebiete des Lebens, die innerhalb ihrer Mission liegen, damit zu penetrieren.

Davon wollen wir morgen weiterreden.

SIEBFNTER VORTRAG Dornach, 14. September 1924

#G318-1973-SE094 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

SIEBFNTER VORTRAG

Dornach, 14. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Wenn man nur mit den Mitteln, die man be­kommt durch die heutige Wissenschaft - gegen die ja natürlich in bezug auf ihre eigenen Leistungen, in bezug auf die Leistungen die­ser Wissenschaft nichts eingewendet werden soll, denn soweit sie mit ihren Methoden dringen kann, dringt sie ja in ausgezeichneter Weise in das ein, was ihr auf ihrem Wege eben werden kann -, wenn man nur mit diesen Mitteln zu tun hat, dann kann man eigentlich zu dem Ver­ständnis des Menschen nicht kommen. Man kann deshalb nicht dazu kommen, weil ja im menschlichen Leben, so wie es nun einmal dasteht, Leiblich-Physisches, Seelisch-Geistiges ineinander verwoben ist. In das Leiblich-Physische hinein erstrecken sich die Erdenprozesse, rings­herum die Erdenprozesse der Gegenwart. Wir verfolgen dann mit der heutigen, gerade für das Außermenschliche verhältnismäßig gut arbei­tenden Wissenschaft die physikalisch-chemischen Prozesse der äuße­ren, außermenschlichen Natur, und wir geben uns da leicht der Vor­stellung hin: So wie diese chemischen Prozesse verlaufen im physika­lischen Kabinett, oder bei der Beobachtung desjenigen Stückes Welt, das unmittelbare Erdenumgebung ist, oder im chemischen Laborato­rium, so ungefähr stellt man sich vor, setzen sich diese Prozesse dann auch im Inneren des Menschen fort. Man beschreibt außen die Ver­brennung als die Verbindung irgendeiner Substanz mit dem Sauer­stoff, setzt dann, wenn man von menschlicher innerer Tätigkeit spricht, die Gedanken in den Menschen hinein fort, die man so gewonnen hat, spricht auch im menschlichen Inneren von Verbrennung, während man wissen sollte, daß dafür gar keine Möglichkeit besteht. Denn gerade so, wie sich ein Lebendiges zu einem Toten verhält, so verhält sich der Vorgang, der im Inneren des Menschen als einer Verbrennung ähnlich beschrieben werden kann, zu einer äußeren Verbrennung. Äußere Ver­brennung ist unorganisch, äußere Verbrennung ist lebenslos. Im In­neren haben wir es mit einer lebendigen Verbrennung zu tun, mit einer lebendig gewordenen Verbrennung. Das hat auch für die übrige Wis­senschaft

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große Folgen, bedeutsame Folgen. Denn sehen Sie, die äußere Verbrennung unterliegt ja mit Bezug auf die Substanz, die sie ergreift, ganz bestimmten, sagen wir Wärmeverhältnissen. Wir können uns nur vorstellen nach unserer Wissenschaft, daß sich eine gewisse Entzün­dungstemperatur ergibt, Verbrennungswärme da ist für diese äußeren Verhältnisse. Das ist durchaus nicht etwas, was sich ins Innere des menschlichen Organismus in derselben Weise fortsetzt. Unter bestimm­ten Temperaturgraden kann sich äußerlich irgendeine Substanz mit dem Sauerstoff verbinden, eine Verbrennung ist da. Nicht bei der­selben Temperatur braucht sich das im Inneren zu verbinden, da herr­schen andere Gesetze. Ich sage, das hat für die äußere Wissenschaft eine bestimmte Bedeutung, denn man stellt Hypothesen auf in der äußeren Wissenschaft, die recht plausibel erscheinen. Man schließt aus den Verhältnissen, die jetzt auf der Erde sind, auf frühere Zu­stände. Der berühmte jenensische Physiologe Preyer hat so etwas ge­tan. Ihm war die gewöhnliche Kant-Laplacesche Theorie zu dumm, und er ist zurückgegangen zu gewissen lebendigen Feuerprozessen, von denen die Evolution ausgegangen sein soll. Ja, das hat er sich vorge­stellt, daß die bei denjenigen Temperaturen verlaufen müssen, wo ent­sprechende Feuerprozesse heute verlaufen müssen. Das muß nicht sein. Man kann zunächst gehen von heutigen unorganischen Feuerprozessen zu ähnlichen Prozessen, wie sie heute im menschlichen Organismus sind, wo bei einer wesentlich niedereren Temperatur dieselben Vorgänge zustande kommen. Dann würde man auch für eine hypothetische Vor­stellung eines irdischen Urzustandes etwas ganz anderes herausbe­kommen.

Sie sehen also, die Vorstellungen, die gang und gäbe werden, haben für das gesamte Auffassen des Weltbildes eine ganz bestimmte Bedeu­tung. Kurz, man kann mit den Mitteln, die die heutige Wissenschaft liefert, nicht auskommen, um schon die äußere Welt in ihrem Verlauf und die unmittelbare Gegenwart daraus zu verstehen. Das gibt ja na­türlich sogleich Schwierigkeiten, wenn eine gewisse Tendenz auftritt. Ich kann von diesen Schwierigkeiten wirklich sprechen, weil ich sie persönlich in einer außerordentlich starken Weise erlebt habe.

Sehen Sie, Sie dürfen mir glauben, durch meine ganze Entwickelung

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hindurch ging ein Zug, der nur so bezeichnet werden kann - Sie sehen es aus der Beschreibung meines «Lebensganges» -: alleräußerster Re­spekt vor der Naturwissenschaft der Gegenwart! Dieser Respekt war immer da. Nirgends, in keinem Punkte konnte ich mich entschließen, eine ablehnende Kritik im trivialen Sinne, wie es leicht vorkommt, aufzuwenden gegen dasjenige, was als Naturwissenschaft, sei es auf dem Gebiete des äußeren Chemisch-Mechanisch-Physikalischen, sei es auf dem Gebiete des Medizinischen aufzubringen. Aber dabei stand mir doch die Evolution auch als geistiges Bild vor Augen, war da. Nun hatte man das Bestreben, dasjenige, was sich geistig eröffnet, sa­gen wir für so etwas wie die atlantische Zeit oder die lemurische Zeit oder noch weiter zurück oder vorwärts, mit demjenigen in Einklang zu bringen, was die Naturwissenschaft gibt. Das geht für dasjenige, was die Naturwissenschaft für die unmittelbare Gegenwart sagt, in leidlicher Weise. In dem Augenblick, wo die Naturwissenschaft an-fängt, wild zu werden und Hypothesen aufzustellen, die über die Ge­genwart in eine Zeit weit zurückliegender Vergangenheit gehen, be­kommt man die allerschwersten Konflikte, wenn man das geistig Ge­schaute mit dem in Einklang bringen soll, was die Naturwissenschaft sagt. Daher kommt man in Konflikte, gerade wenn man im Einklang mit der Naturwissenschaft leben will, dieser Naturwissenschaft, gegen die die Geisteswissenschaft nie etwas haben will; denn man wird doch nicht so unvernünftig sein, gegen Tatsachen etwas einzuwenden. Aber um so mehr kommt man in Konflikt mit den Anschauungen. Sobald der Naturforscher redet: gut - sobald er anfängt zu schreiben, so wird er eigentlich schon wild, und dann kann man nicht mehr mit. Das ist dasjenige, was da als ein schwerer Konflikt vorliegt, der auch einge­sehen werden muß von demjenigen, der irgendwie in Berührung kommt mit dem, was die heutige Wissenschaft geben kann.

Denn sehen Sie, diese Wissenschaft kommt eben einfach nicht an den Menschen heran, weil der Mensch eben auch nach dem Seelischen und nach dem Geistigen hin in die Welt hereingestellt ist, und in seinen Prozessen lebt sich nicht nur aus dasjenige, was man äußerlich erforscht, bis zu den Erscheinungen der Aerodynamik oder der Aeromechanik herauf oder der Kalorik, sondern in seinen Erscheinungen lebt sich zum

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Beispiel auch dasjenige aus, was aus früheren Erdenleben in sein Karma hereinkommt. Wir sahen gestern, daß man es förmlich mit Händen greifen konnte bei einem Menschen wie Ferdinand Raimund. Dazu fehlt jede Möglichkeit des Überganges, wenn man nur die Mittel der heutigen Naturwissenschaft in Betracht zieht. Aber nun sehen Sie, man muß eben aufsteigen dazu, dasjenige, was äußerlich am Menschen sich als Vorgänge darstellt, gewissermaßen von dem Geistigen abfangen zu lassen, ins Geistige einzugliedern. Dann kommt man doch gut zu­recht, gerade wenn man ganz fest steht in der Physiologie des Atmungs­vorganges, in der Physiologie des Zirkulationsvorganges, in bezug auf dasjenige, was man schon wissen kann auch durch die Mittel der heu­tigen Naturwissenschaft, wenn man versucht, gerade vom Atmungs­und Zirkulationsvorgange aus zu begreifen, wie das physische Leben mit dem Geistigen zusammenhängt.

Denn sehen Sie, wenn wir zunächst den Prozeß der Einatmung des Menschen ins Auge fassen: dieser Prozeß der Einatmung im Menschen, er besteht darin, daß äußeres Luftförmiges aufgenommen wird von dem Menschen. Dieses äußere Luftförmige ist aber nicht eben ein bloß Pas­sives, das von der fertigen Menschennatur aufgenommen wird und dar­innen weiter so verarbeitet wird, daß sich der Sauerstoffaufnahme-prozeß in einen Kohlensäurebildenden Prozeß verwandelt und so ein­fach die Einatmung in die Ausatmung übergeht, sondern dieser Ein­atmungsprozeß stellt sich in Wirklichkeit als ein fortwährender Er­zeuger der menschlichen Wesenheit dar. Er arbeitet fortwährend an dem Aufbau der menschlichen Wesenheit von außen herein mit. Von der Welt herein wird im Einatmungsprozeß der Mensch fortwährend aufgebaut, und der Mensch nimmt wirklich nicht bloß den amorphen Sauerstoff auf, sondern in dem Sauerstoff, den er irrtümlich als amorph ansieht, in dem nimmt er auf Gestaltungskräfte, die seinem eigenen Wesen entsprechen. Wenn wir Atemnot haben, so sitzt wirklich in den Atmungswegen eine fremde elementarische Wesenheit drinnen. Aber das ist in dem abnorm gestalteten Atmungsprozeß. In dem nor­mal gestalteten Atmungsprozeß, meine lieben Freunde, sitzt fortwäh­rend ein entstehender Mensch. Fortdauernd geht aus dem Makrokos­mos eine werdende Menschengeburt, eine Luftmenschengeburt in den

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Menschen hinein. Der ganze Prozeß, der sich da abspielt, der steht unter der Aktivität des astralischen Leibes, so daß man sich die Sache so vorstellen muß (Tafel 4): Wir atmen ein; die Einatmungstätigkeit ist aktiviert durch den astralischen Leib. Der ganze Prozeß, der sich da abspielt, der fortdauernd eine Menschenwerdung ist, dieser Pro­zeß spielt sich im Element der Luft ab, in alledem, was im Menschen luftförmig mitarbeitet, spielt sich dieser Prozeß ab, so daß wir da ein fortwährendes Menschwerden haben im Einatmungsprozeß in dem Element des Luftförmigen.

Aber sehen Sie, nun atmen wir wieder aus. Wir atmen aus und atmen ja im wesentlichen Kohlensäure aus. Es wird im Anschluß an andere organische Vorgänge der Kohlenstoff gewissermaßen für die Aus-atmung gesammelt. Man stellt sich das vor nun wiederum als eine Art passiven Reaktionsprozesses oder so etwas Ähnlichem. Man hat über­haupt keine klare Vorstellung über diese Dinge. Man untersucht eben einfach dasjenige, was man mit physischen Mitteln nach dieser Rich­tung untersuchen kann, aber man macht sich keine klaren Vorstellun­gen. Nun sehen Sie, diese Ausatmung aber ist wieder aktiviert, in ihr ist nicht bloß ein passiver Prozeß enthalten in bezug auf den Men­schen, sondern es ist Aktivität darinnen, eine Aktivität, die ja die Aktivität des Ätherleibes ist. Das ganze geht in dem Elemente des Flüssigen vor sich, in demjenigen Elemente, das man früher eben Was­ser genannt hat, wo alles Flüssige Wasser war. Wir können den Aus­druck weiter gebrauchen. Das geht im Elemente des Wassers vor sich.

Nun entsteht da eine wichtige Frage, die Ihnen natürlich allen auf der Zunge liegen muß. Die Frage: Ja, wie ist es nun im Schlaf? Denn im Schlaf ist zunächst der Ätherleib drinnen, für die Ausatmung gibt uns das also keine Skrupel. Aber wie können wir im Schlaf einatmen, da doch der astralische Leib draußen ist? - Ja, sehen Sie, da ist es eben so, daß in der Tat im Schlafe nur der mikrokosmische Teil des astrali­schen Leibes herausgeht und um so tätiger wird das astralische des Makrokosmos während des Schlafes. Da tritt die ganze Astralität des Makrokosmos ein während des Schlafes, da wird die Atmungstätigkeit, die ja gerade dadurch etwas Verschiedenes ist von der wachenden Atmungstätigkeit, geregelt durch die Tätigkeit des Makrokosmos. Sie

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sehen also hier einen bedeutenden Unterschied auftreten zwischen der Einatmung im Wachen und der im Schlaf. Die Einatmung im Schlafen wird geregelt von außen her im Menschen. Die Einatmung im Wachen regelt er selber von innen heraus mit seinem astralischen Leib, wäh­rend die Astralität des Kosmos für ihn eintritt im Schlaf. Da haben Sie schon einen bedeutsamen Anhaltspunkt, um in die Einsicht des Pathologischen zu kommen. Der Kosmos hat die Merkwürdigkeit, daß er mit Bezug auf irdische Verhältnisse, so wie wir über die Erde eine Strecke weit hinauskommen, gesund ist. In der Nähe der Erde sind allerlei sich durch Klimatisches und sonstiges ausdrückende Prozesse, die die Astralität des Kosmos abnorm machen können. Ebenso kann durch andere Prozesse, die wir noch kennenlernen werden, die innere Astralität des Menschen abnorm sein. Hier haben wir die Quelle des Pathologischen auf einem bestimmten Gebiete, aber wir sehen die Quelle des Pathologischen bis hinein ins Geistig-Seelische gehen, und das ist das Wesentliche.

Nun gehen wir weiter. Sehen Sie, der Atmungsprozeß ist ein ver­hältnismäßig, relativ also, grober. Wir atmen Luftförmiges ein, atmen Luftförmiges aus. Der ganze Atmungsprozeß hat etwas Grobes, wenn wir ihn vergleichen mit all den Vorgängen, die ja sowohl in uns fluten, wie im äußeren Makrokosmos fluten, wenn wir ihn vergleichen mit den Vorgängen in der Fluktuation der Wärme, im Wärmeelemente in­nen und außer dem Menschen. Im Inneren des Menschen sind ja Wär­medifferenzierungen, außen sind Wärmedifferenzierungen. Wir kön­nen uns wegdenken Luft, Wasser, Erde, wir können vor uns hinstellen nur diese Wärmedifferenzen. Für den Physiker hat das keinen Sinn, weil er die Wärmedifferenzen nur für Zustände der Materie ansieht. Die Geisteswissenschaft weiß, daß man es bei der Wärme nilt einem Element zu tun hat. Wir dürfen also von einem Element sprechen, es als selbständig und aktiv ansprechen, das, was im Wärmeelement enthalten ist. Nun liegt dem ganzen menschlichen Leben gegenüber dem Atmungsprozeß ein feinerer Prozeß der Aufnahmen durch den Wärmeprozeß zugrunde. Und wir können sprechen: Kommen wir hinauf bis in die Lungengegend des Menschen - fassen Sie aber das, was ich grob äußerlich sage, recht innerlich auf -, kommen wir hinauf bis

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zur Lungenorganisation, so haben wir es mit dem groben Atmungs­prozeß in der Luft zu tun. Kommen wir aber hinauf in die Regionen, die vorzugsweise vom Haupt geregelt werden, aber im ganzen Men­schen in Abschwächung vorhanden sind, haben wir einen verfeinerten Atmungsprozeß, der sich aber nicht im Luftelement, sondern im Wär­meelement abspielt. So daß wir sagen können: Wir kommen hinauf zu einem verfeinerten Prozeß, der besteht in einer außerordentlich feinen Aufnahme von Wärme aus dem Makrokosmos, Einatmung von Wär­me und Ausatmung von Wärme. - Aber die Sache ist jetzt so, wenn wir die grobe Ein- und Ausatmung verfolgen, dann steht der Mensch mit der Außenwelt in Wechselwirkung: Einatmung-Ausatmung, Einat­mung-Ausatmung, herein-heraus, herein-heraus, so ist der Prozeß. Hier ist es nicht so; hier ist zwar herein, aber jetzt nicht in demselben Sinne heraus wie bei der gewöhnlichen Atmung, sondern die Ausatmung geht in den Menschen selber hinein, wird zum innerlichen Prozeß. Das­jenige, was nun vom Nerven-Sinnessystem ausgeatmet wird, verbin­det sich dem Prozeß der Einatmung, der durch die Lunge vermittelten Einatmung. So daß wir haben nach dem Sinnes-Nervensystem hin einen Prozeß, den wir als einen verfeinerten Atmungsprozeß bezeich­nen können, und der in seiner Einatmung richtig eine Aufnahme von außen ist; aber abgegeben wird dasjenige, was da hereinkommt, nicht wieder nach außen, sondern es wird übertragen an den gröberen At­mungsprozeß, geht an die Einatmung über, geht auf dem Einatmungs­weg weiter in den Organismus hinein.

Aber Sie haben jetzt das, daß Sie sagen können: Die Wärme des Makrokosmos geht auf diesem Wege durch die Atmung in den mensch­lichen Organismus hinein, aber nicht bloß die Wärme, sondern die Wärme trägt mit: Licht, makrokosmischen Chemismus, makrokos-mische Vitalität, makrokosmisches Leben. - Lichtäther, chemischer Äther des Makrokosmos, Lebensäther des Makrokosmos wird auf dem Wege der Wärmeeinatmung hineingetragen, geht über in den mensch­lichen Organismus. Das Wärmeelement trägt das Licht verankert, trägt das chemische Element, trägt das vitale Element in den Menschen hin­ein, gibt es an den Einatmungsprozeß ab. Das ganze, was da oberhalb des Atmungsprozesses liegt, was sich da darstellt als ein verfeinerter

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Atmungsprozeß, aber auch als ein metamorphosierter Atmungspro­zeß, das studiert man ja nicht im eigentlichen Sinne heute, das fällt ganz aus der Physiologie heraus, nur fällt dadurch etwas in die Phy­siologie hinein, was dann in ihr wie ein Fremdkörper wirkt. Das ist ein Punkt, wo man absolut nicht zurechtkommt, wenn man auf der einen Seite vom Geistigen, auf der anderen Seite von der Natur aus­geht. Da fällt wie ein Fremdkörper hinein die Sinnesphysiologie, was sich differenziert in Sehen, Hören, Wärmeempfindung abspielt. Es sind wie Glieder, äußere Ranken dieses Prozesses, der anfänglich Auf­nahme von Wärme ist, beladen mit Licht, Chemismus, Vitalität. Das differenziert sich mit dem Sinnesprozeß hinaus. Aber nun kennt der Mensch im Sinnesvorgang nur das Peripherische, nicht das Zentrale, daher ist ihm die Sinnesphysiologie etwas wie ein völliger Fremdkör­per. Da plätschert in den einzelnen Sinnen der Physiologe herum, dann dilettiert der Psychologe. Da wird Hypothese über Hypothese ge­schmiedet. Natürlich muß das sein, weil man die einzelnen ganz spe­zifischen Prozesse des Sehens, des Hörens vor sich hat, aber ihren Zu­sammenfluß, ihren Zusammenlauf nach dem Inneren gar nicht über­schaut. Man sieht nicht, wie das alles zusammenfließt in der Wärme­aufnahme, die in sich trägt Licht, Chemismus, Vitalität aus dem Ma­krokosmos herein, da kommt man dann an die Atmung heran, und erst dann wird es eine wirkliche Sinnesphysiologie geben, wenn der Sinnesphysiologe wird sagen können: Ach, da gehe ich von den Vor­gängen, von den physiologisch-physischen Vorgängen des Auges aus, gehe in den Nerven hinein, der das nach innen fortsetzt, komme all­mählich in die Atmungswege hinein, aus den Sinneswegen, den Ver­standeswegen in die Atmung hinein. Da wird man begreifen, daß da einmal im Erdenleben das Joga hat entstehen können, wenn man das Sinnesleben, das an der Peripherie abläuft, ein wenig außer acht läßt. In die Jogapraxis geht man da, wo der ganze Prozeß übergeht in den Prozeß der Einatmung, und projiziert das, was dahinterliegt, in der Sinneswahrnehmung, und kommt in die Jogapraxis hinein. Sie sehen, daß praktisch instinktiv in ehemaligen Weltanschauungen so etwas gewußt worden ist. Aber die neuere Naturwissenschaft muß überall vor Rätseln stehen, weil sie nicht die Tatsachen schauen kann und nicht

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die Zusammenhänge schauen kann. Sie will wüst spekulieren. Sie be­obachtet Auge und Ohr; dann fängt sie an, wüst zu spekulieren, was da im Inneren eigentlich vorgeht. Und wenn sie merkt, daß sie in eine Sackgasse kommt, daß das, was sie im Auge und Ohr ausspekuliert, wenn sie es nach innen verfolgt, in eine Sackgasse führt, weil man den verfeinerten Atmungsprozeß, den ich auseinandergesetzt habe, nicht als Tatsache ergreifen will, dann sagt sie: Nun ja, das, was im Inneren abläuft, das ist eben parallel dem, was im Äußeren abläuft. Paralle­lismus! - Die Prozesse laufen gleichzeitig ab, das ist natürlich der aller-bequemste Ausweg.

Sehen Sie, das ist auch dasjenige, was sowohl dem Priester wie dem Arzt eine feste Stelle geben wird innerhalb des ganzen Betriebes des mo­dernen Erkenntnislebens, denn er wird es nicht mehr abzulehnen brau­chen dieses Erkenntnisleben. Ungeheure Schätze trägt die Sinnesphy­siologie von allen Seiten herbei, nur ist es mit diesen Schätzen so, als ob man die wunderbarsten Baumaterialien zu einem schönen Hause von allen Seiten herbeiführen würde. Diese Materialien sind ausge­zeichnet. Nun führt man sie herbei, schichtet sie auf zu einem großen Wall, aber man kann kein Haus bauen. Es ist unmöglich, das Haus zu bauen. Man trägt alles, was in den Sinnen vorgeht, herbei, schichtet es auf einen großen Wall und kommt nicht zu einer Verarbeitung, denn diese Verarbeitung müßte darin liegen, daß man nun das zu­sammenarbeitet im Inneren des Menschen mit dem, was man äußerlich erforscht hat, jetzt diesen ins Ätherische und Astralische verlaufen­den Prozeß der feineren Atmung verfolgen würde; da würde man an­fangen, das Haus zu bauen. Natürlich würde man ein Tropf sein, wenn man nun das Haus bauen könnte und sagt: man müsse anfangen da­mit, diesen Wall von besten Baumaterialien, der herbeigeschafft wor­den ist, wegzuschaffen. Das wird man doch nicht tun. Wenn er da ist, wird man anfangen, das Haus zu bauen.

Ebenso wäre es unsinnig, wenn man das täte, was heute von vielen Leuten getan wird, die in dilettantischer Weise den Dingen gegen­überstehen, wenn die Naturwissenschaft in Grund und Boden kritisiert wird, abgelehnt wird. Sie braucht nicht abgelehnt zu werden, man soll die Baumaterialien Stück für Stück benützen, sie sind sehr brauchbar,

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man kriegt etwas sehr Schönes heraus, wenn man das benützt, was heute in der Sinnesphysiologie gegeben ist, die als solche ein Wall ist. Und so können Sie sagen: Wir schauen hinauf von dem, was da in der Atmung als fortwährend gegenwärtige Menschenbildung herantritt zu dem verfeinerten Atmungsprozeß, der sich im Wärmeelement abspielt, aber in den die ganze ätherische Welt des Makrokosmos hineinspielt. Da schauen wir hinauf, wenn wir zum oberen Menschen kommen.

Wir können aber auch hinunterschauen zum unteren Menschen, vom Atmungsprozeß aus. Da kommen wir dann, wie wir nach oben gegenüber dem Einatmungsprozeß zu einer Verfeinerung kommen, so kommen wir gegenüber dem Ausatmungsprozeß nach unten zu einer stärkeren Vergröberung, und wir treten allmählich von dem Prozeß, der sich innerlich abspielt in der Kohlensäurebildung, über, nach un­ten zu dem Prozeß, der sich abspielt in der Verdauung. So wie wir nach oben den Einatmungsprozeß verbinden müssen mit diesem feinen Nerven-Sinnesprozeß, der ins Geistige übergeht, müssen wir nach un­ten den Ausatmungsprozeß verbinden mit dem Prozeß der Verdauung, wo die menschliche Tätigkeit allmählich ins Physische übergeht, so daß wir nach unten kommen in dasjenige, wo durch den physischen Leib vollzogen wird Stoffwechseltätigkeit, modifizierte Ausatmung. Gewissermaßen was an Tätigkeit, an Aktivität die Ausatmung im In­neren zurückläßt, das macht den Stoffwechsel, so wie das, was die Atmung aufnimmt von der Nerven-Sinnes-Geistestätigkeit in innere Tätigkeit übergeht, so ist das, was von der Ausatmung an Aktivität im Inneren des Menschen zurückbleibt, die Summe der Kräfte, die den Stoffwechsel formen, der nun in dem Element vor sich geht, das früher Erde genannt wurde in alledem, was in dem menschlichen Organismus an die Festigkeit sich anlehnt (Tafel 4).

Nun, sehen Sie, betrachten wir den ganzen Prozeß noch etwas in­timer, dann haben wir eigentlich einen vierfach geteilten Prozeß im Menschen. Wir haben den Prozeß, den wir da oben charakterisieren konnten, von dem wir sagen können, seine Ausatmung geht eigentlich in den Menschen hinein. Wenn wir nun den äußerlich zu erkennenden Prozeß der Einatmung nehmen, müssen wir in der Einatmung sehen zu gleicher Zeit eine Verbindung des Eingeatmeten mit dem, was von

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oben herunterkommt. Hier müssen wir das polarisch Entgegengesetzte sagen. Da läßt die Ausatmung die Kräfte für den Stoffwechsel zurück. Es wird nicht etwas aufgenommen von der Ausatmung, sondern es wird etwas abgegeben. Wir haben also innere Ausatmung und außer­dem eine innere Einatmung, und dann die Verbindung dieser inneren Einatmung mit demjenigen, was der physische Leib tut, als den eigent­lichen Stoffwechsel-Verdauungsprozeß.

Nun, sehen Sie, wenn Sie diese vierfache Differenzierung ins Auge fassen, geht Ihnen ein Licht auf über den Menschen; denn außerdem zeigt sich das Folgende (Tafel 4): Hier, auf diesem Wege, geht das Wärmeelement, das trägt Licht, Chemismus, Vitalität, geht da her­ein, verbindet sich mit der Atmung, aber es gibt an die Atmung nicht das Licht ab, es behält es; es gibt an die Atmung nur den Chemismus ab und die Vitalität. Das Licht bleibt also hier schon zurück und füllt als inneres Licht den Menschen aus, wird zur Gedankentätigkeit.

Beim weiteren Fortgang dieser Einatmung und Ausatmung wird der makrokosmische Chemismus abgegeben und wird im Menschen innerer Chemismus, der die äußere Laboratoriumschemie, die in den Prozessen ist, die wir im äußeren Laboratorium haben, ablöst. Im Menschen ist makrokosmischer Chemismus, der abgelagert wird in ihm, indem dieser innere Atmungsprozeß fortgesetzt wird, so daß wir sagen können: Hier wird Chemismus abgelagert. - Und bis herein in diese Wechselwirkung zwischen Ausatmung und Stoffwechsel geht der Lebensäther und wird vom Menschen aufgenommen. So daß Sie, wenn Sie den Prozeß von oben nach unten verfolgen, haben: Licht herein­kommen auf den Wegen des Wärmeäthers, stopp! Da, wo die Atmung eintritt, ist für das Licht stopp, es breitet sich das Licht aus, es wird nicht weiter aufgenommen von der Organisation des Menschen, kann sich als Licht ausbreiten. Wir tragen einen Lichtorganismus als reinen Lichtorganismus in uns, der denkt. Wir verfolgen den Prozeß bis da­hin, wo Einatmung an Ausatmung grenzt, bis dahin trägt der durch den Nerven-Sinnesprozeß hineingetragene Chemismus. Jetzt Chemis­mus stopp! Innerer Chemismus, ein chemischer Organismus in uns, der fühlt.

Jetzt gehen wir weiter hinunter, da wo die Ausatmung den Verdauungsprozeß

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zurückläßt, den Stoffwechselprozeß. Der geht nicht hinein bis zu dem äußeren Stoffwechselprozeß in der Nahrungsaufnahme, sondern nur bis zu den inneren Vorgängen des Stoffwechsels. Stopp mit dem Lebensäther. Der Lebensäther bildet wieder eine menschliche Organisation, die will. So kommt Denken, Fühlen und Wollen zu­stande.

Den ganzen Prozeß können wir nun in seinem physischen Abbild verfolgen. Nehmen wir alles dasjenige, was da oben ist: innerlich zeigt es sich im Denken. Aber das ist sehr verfeinert. Hinter ihm steht alles das, was ich Ihnen jetzt beschrieben habe. Das alles geht auf dem Nervenwege vor sich. Die Nervenwege sind die äußerlichen phy­sischen Leiter für alles das.

Jetzt gehen Sie zu dem nächsten Prozeß. Da haben Sie im näch sten Prozeß: Aufnahme dieses obersten Prozesses im Menschen durch den Atmungsprozeß, und das spielt sich ab in einer physisch-sinnlichen Projektion im arteriellen Zirkulationsprozeß. Die arteriellen Zirkula­tionswege sind die zweiten Wege.

Wir kommen zum dritten Prozeß, der sich abspielt zwischen Aus­atmung und Verdauung-Stoffwechsel. Der hat wieder seine Wege, das sind die venösen Zirkulationswege. Wir kommen zum dritten, zu den venösen Zirkulationswegen.

Und wir gehen weiter. Wir kommen noch weiter in den Menschen hinein und müssen suchen, wo da die Wege sind, wie sich der Prozeß, dem nun genommen ist von der Seite des Hereinkommens selbst die Vitalität, der sich seine eigene Vitalität von außen versorgen muß, von unten, von außen versorgen muß. Wir haben da seine physische Projektion im Lymphprozeß und in den Lymphwegen (Tafel 4).

Sehen Sie, meine lieben Freunde, jetzt haben Sie die Relation zwi­schen Äußerem und Innerem. Da liegt vieles hinter dem, was Sinnes­Einatmungsprozeß ist, im Hineinkommen, da liegt es dahinten. Aber in dem, was dahinten liegt, wirkt manches, was dem Menschen heute unbekannt bleibt. Da wirkt mit das Karma, das aus dem früheren Erdenleben kommt. Das strahlt da herein, verschwindet für das Wahr­nehmen. Da strahlt das Karma herein. Derjenige, der mit geistigem Auge untersucht die Nervenwege, wie sie sich auf den Sinneswegen

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hineinbilden, der findet auf diesen Wegen das Karma. Das strömt da ein. Ebenso aber findet man auf der anderen Seite in der Lymphbil­dung nicht bloß einen physischen Prozeß, sondern indem auf den Lymphwegen die Lymphe in den Organismus hineingeht, sieht man -lohannes Müller, der berühmte Physiologe, hat schon gesagt: Was ist Lymphe? Blut ohne rote Blutkörperchen -; Blut ist Lymphe mit roten Blutkörperchen. Es ist allgemein gesprochen, aber es hat eine gewisse Richtigkeit; man sieht, wie Lymphe ins Blut geht und den gegenwärti­gen Menschen dadurch versorgt. Wir sehen aber in der Lymphe alles das, was noch nicht Blut geworden ist, sehen auch noch das Weben und Leben des werdenden Karmas. Da drinnen im Lymphprozeß bildet sich wieder das Karma. Die Lymphwege sind zu gleicher Zeit die An­fänge der Karmawege für die Zukunft (Tafel 4, rechts).

So kommen Sie vom Geistigen in den Menschen herein, da, wo Sie das verspüren, daß sich auf Wärmewegen Licht, Chemismus, Vitalität des Makrokosmos hereinziehen, da verspüren Sie immer mehr, je mehr Sie vom Licht herauskommen zu den vitalen Wegen und dann das all­gemeine Weltenleben hineinfließen sehen, da verspüren Sie das Her-einfließen des Karmas, das sich nun im menschlichen Erdenleben zwi­schen Geburt und Tod auslebt. Aber es lebt sich aus, indem es durch die Nerven, auch noch durch den abgeschwächten arteriellen Prozeß geht, zurückgestaut wird vom venösen Prozeß. Da schieben sich auch, wenn es an den venösen Prozeß herankommt, da schieben sich auch die Nebelwellen des Karmas herein. Und indem der Mensch das venöse Blut bildet, bekommt er in sich zu gleicher Zeit diese Aufstopfungen des Karmas und handelt im Sinne des Karmas.

Umänderung des Blutes kann bloß Zorn andeuten. Das, was sich da aufstopft, weil das Vergangene nicht hinuntergelassen wird in den venösen Prozeß, das führt zum Handeln, das geht in die Ausgestal­tung des Karmas über.

Das, was von der Lymphe nicht heraufgelassen wird, was nicht ins Blut übergeht, das sammelt sich tief im Unterbewußtsein an, das bildet tief im Unterbewußtsein einen Kern, das trägt der Mensch, wenn er den materiellen Prozeß abstößt, hinaus durch die Todespforte. Es ist das werdende Karma.

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Oberhalb der Atmung schaut man das Karma, das aus der Ver­gangenheit kommt, unterhalb der Ausatmung, mit der Zirkulation unterhalb der Ausatmung, da, wo die Lymphe noch nicht zu Blut ge­worden ist, da schaut man das werdende Karma. Das steckt da drin­nen, und so kann man sagen: Karma (Tafel 4, links, gelb), es läuft ein in den arteriellen Prozeß, bleibt im Menschen zurück; es bildet sich der venöse Prozeß, Karma entsteht wiederum. Wir haben hier oben die Grenze, wo Karma anfängt sich zu stauen in dem Nerven-Sinnesarte­riellen Prozeß.

Wir haben hier unten entsprechend dem Prozeß, der von dem Lymphmäßigen in das Venöse übergeht: wir haben hier das herein­kommende Karma, hier haben wir das herauskommende Karma, wenn wir die noch nicht zu Blut gewordene Lymphe mit dem geistigen Auge betrachten. So haben wir den Zusammenschluß des Physischen und des Geistigen. Oben grenzt der Mensch an das Geistige qualitativ an. Wir sehen ihn angrenzen an sein Karma. Zwischendrinnen staut sich das gegenwärtige Leben. Unten sehen wir, wenn wir die noch nicht zu Blut gewordene Lymphe betrachten, das entstehende Karma. Zwischen vergangenem Karma und werdendem Karma mittendrinnen steht das menschliche Erdenleben, das eine Stauung zwischen beiden darstellt, von diesem Gesichtspunkt aus betrachtet. Aber wir können die Sache hineinverfolgen bis zum physischen Prozeß.

Davon wollen wir dann morgen weitersprechen. Sie sehen, wir kommen immer mehr und mehr hinein, das Geistige auch im Physischen zu sehen, das aber wird erst die praktische Anwendung vollkommen machen.

ACHTER VORTRAG Dornach, 15. September 1924

#G318-1973-SE108 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

ACHTER VORTRAG

Dornach, 15. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Nun haben wir gestern verfolgt die Konstitu­tion des Menschen, soweit sie zu erschauen ist am Menschen selbst oder in unmittelbarer Nähe des Menschen. Wir müssen nun über den Men­schen hinausgehen, denn überall steht der Mensch in Beziehung zu den Kräften des Weltenalls; und diese Beziehungen zu den Kräften des Weltenalis, sie sind nur durchschaubar, wenn man wirklich den guten Willen hat, auf die große Mannigfaltigkeit, in der das Weltenall ge­staltet ist, einzugehen.

Bedenken Sie nur, meine lieben Freunde, wie mannigfaltig die im Weltenall verankerten Kräfte dem Menschen eigentlich entgegenkom­men. Wir sehen, sagen wir, eine Pflanze aus dem Boden der Erde her-auswachsen. Wir verfolgen das Herauswachsen der Pflanze aus dem Erdboden in der Richtung: Stengel nach oben und Wurzelbildung nach unten. Wir haben damit zwei Tendenzen innerhalb der Pflanze gegeben. Das Streben nach oben, das Streben nach unten. Und wenn wir heute schon in der physischen Erforschung der Natur wirklich so weit wären, daß wir die manchmal für weniger Wesentliches an­gewendeten Untersuchungsmethoden auf so etwas anwenden würden, wie das Stengelwachstum der Pflanze nach oben, das Wurzelwachs­tum der Pflanze nach unten, würden wir die Zusammenhänge fin­den im Weltenall, die wiederum, indem sie in Verhältnis treten zum Menschen, eigentlich erst diese Totalität: Mensch und Welt, Makro­kosmos und Mikrokosmos begreiflich machen. Denn wir würden se­hen, daß alles, was mit dem Stengeiwachstum nach oben zusammen­hängt, daß das in einer gewissen Beziehung steht zur Entfaltung der Sonnenkräfte während des Jahres, während des Tages und sogar über das Jahr hinaus. Daß alles, was mit der Entfaltung der Wurzelkräfte zusammenhängt, in Beziehung steht zu der Mondenentwickelung, zu den Mondenkräften, so daß wir, wenn wir eine Pflanze in der rich­tigen Weise ansehen, schon in die Bildung der Pflanze hineinbekom­men müssen die Beziehung zwischen Sonne und Mond. Wir müssen

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sozusagen herausschauen aus dem Weltenall und seinen Kräften das einfachste, primitivste Bild der Pflanze. Derjenige, der schauen kann, wird die Wurzel nie anders sehen, als indem sie im Hinunterstreben nach der Erde in den Erdboden hinein zu gleicher Zeit sich rundet. Die sich in den Erdboden hinein rundende Wurzel, das ist das Bild, in dem man die Wurzel sehen muß. Das in den Erdboden hinein sich rundende Bild (Tafel 5, links).

Anders muß man den Stengel sehen, das Sich-nach-oben-Entfalten. Beim Stengel muß man, wenn man Gefühl und Empfindung mit der Anschauung verbindet, unbedingt das Gefühl haben: der Stengel strebt strahlend, der Stengel will seine Linienrichtung entfalten. Die Wurzel will die Rundung der Kreisrichtung entfalten, der Stengel will seine Linienrichtung entfalten. Das ist das ursprüngliche Bild des Pflanzen-wesens. Und in der nach oben strebenden Linienrichtung müssen wir sehen die Anwesenheit der Sonnenkräfte auf der Erde. In dem nach dem Runden strebenden der Wurzel müssen wir sehen die Anwesen­heit der Mondenkräfte auf der Erde.

Nun sehen wir weiter. Wir sagen uns: Sonne ist überall da, wo die Pflanze strahlig in die Höhe strebt. Nun weitet sie sich wieder nach oben, sie setzt Weite ab, Peripherie. Da finden wir in dem, was da aus der nach oben strahlenden Strebung herauskommt, da finden wir wirksam, zunächst unmittelbar oben in der Blüte, dasjenige, wo mit den Sonnenkräften zusammenwirken die Kräfte der Venus, und in­dem sich die Blüten weiter nach unten entfalten, zu den Blättern wer­den, von außen hereinbildend, finden wir die Merkurkräfte. So daß also, wenn wir den Bau der Pflanze in seinem Ansatz an die strahlige Sonnenrichtung verstehen wollen, wir verstehen müssen, daß zu Hilfe kommen den Kräften der Sonne die Kräfte der Venus, die Kräfte des Merkur. Das ist auf der einen Seite.

Auf der anderen Seite müssen wir uns klar sein darüber, daß diese Kräfte nicht in der Lage wären, allein das Pflanzliche zu bilden. Es würde gewissermaßen das Wesen der Pflanze nur nach dem Zusam­menstreben hingehen. Um sich zu entfalten, wie wir es zum Beispiel im äußersten Extrem in der Baumentfaltung sehen, wirken entgegen diesen Kräften von Venus und Merkur überall die Kräfte von Mars,

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Saturn, Jupiter. So daß mit den beiden Grundpolaritäten Sonnen- und Mondenwirkungen zusammenstreben die übrigen planetarischen Wir­kungen des Weltenalls (Tafel 5, links).

Ich will mit dem zunächst nur sagen: Seht Ihr Euch, meine lieben Freunde, zunächst eine Pflanze an. Da habt Ihr das ganze Planeten-system der Pflanze. Es liegt da auf der Erde, es ist da, und es erscheint nicht mehr so unsinnig, wenn ein halb oder drei Viertel Wissender, wie es der Paracelsus war, etwa den Ausspruch tut: Wer eine Pflanze ißt, der ißt das ganze Planetensystem mit, denn die Kräfte liegen da. -Paracelsus spricht das mit seiner groben Ausdrucksweise so aus und empfindet eben, daß man mit der Pflanze den ganzen Himmel ißt. Nun, so mannigfaltig gestaltet ist die Welt, daß man überall eigentlich in der unmittelbaren Umgebung die Kräfte des Makrokosmos im Wachstum, in der Anordnung, in allem drinnen hat.

Gehen wir von da zurück zum Menschen. Wir haben gestern ge­zeigt, wie man vom Atmen hinaufkommt nach demjenigen Gebiet im menschlichen Erleben, in dem, wenn wir so sagen können, feiner ein­geatmet wird, und wir haben entdeckt innerhalb dieser feineren Ein­atmung die Fortwirkung der karmischen Strömung der Vergangen­heit. Nun können wir weitergehen. Wenn wir, natürlich ganz schema­tisch und symbolisch gezeichnet (Tafel 5, rechts), hereinwirken haben das, was ich eine verfeinerte Atmungsströmung zunächst nennen würde im Menschen, so können wir uns nun folgendes sagen: Wenn der Mensch dasjenige entfalten würde, was in seinem astralischen Leibe liegt und was in seinem Ich liegt, so käme er niemals an die Sonne her­an, so wie nun einmal die gegenwärtige Konstitution des Menschen ist. Der Mensch käme niemals an die Sonne heran. Er kommt, wenn er in seinem Ich und astralischen Leibe ist, zwischen Einschlafen und Auf­wachen, nicht an die Sonne heran. Es bleibt dunkel für ihn. So würde der Mensch, wenn er im astralischen Leibe und im Ich ohne Verbin­dung mit dem Ätherleib und mit dem physischen Leib wäre, nicht an die Sonne herankommen. Ja, wie kommt er denn an die Sonne heran?

Nun betrachten wir zuerst, wie die Sache ist. Der astralische Leib und das Ich kommen an den Atherleib heran, aber wenn man schauend diesen Zustand verwirklicht - was man ja verhältnismäßig

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leicht kann dadurch, daß man das Denken sehr verstärkt -, wenn man das Denken durch eine gründliche, sehr energische Meditation ver­stärkt, kann man leicht in den Zustand hineinkommen, es ist der Zu­stand der beginnenden Initiation. Leicht kann man in den Zustand hineinkommen, in dem der Mensch untertaucht in seinen Ätherleib, aber noch nicht den physischen Leib erfängt. Er lebt im Ätherleib Sehen Sie, in diesem Zustand, wenn man im Ätherleib lebt und den phy­sischen Leib noch nicht heranfassen kann, in diesem Zustand aber kann man sehr, sehr gut denken. Man sieht nur nichts, man hört nichts, aber man kann sehr gut denken. Das Denken ist durchaus nicht ausgelöscht, es ist nur das Sehen, das Hören, auch die anderen Sinnesempfindungen, die sind unterdrückt. Aber das Denken bleibt einem, erstens so, wie man es hatte: man kann denken, aber man kann eben mehr den­ken als vorher. Man kann solche Dinge denken, wie diese hier sind und man kann über den Makrokosmos denken. Das Denken bleibt und es erweitert sich, und man weiß genau: du steckst jetzt im Weltenäther drinnen. Also, indem man in seinem Ätherleib ist, steckt man im Wel­tenäther drinnen. Aber man hat, indem man in diesen Weltenäther einzieht, durchaus die Erfahrung, das Erlebnis, daß man jetzt in jener geistigen Welt drinnen ist, aus der die Sinnenwelt auch herauskommt. Aber weder geistige Welt noch Sinnenwelt hat man individualisiert. Aus der individualisierten Sinnenwelt ist man heraus. Die Sonne scheint nicht mehr, die Sterne scheinen nicht mehr, der Mond scheint nicht. In den Reichen der Natur auf der Erde ist nicht mehr eine deutliche Unterscheidung. Das kann man nur, wenn man im physischen Leib drinnen ist, im normalen Leben ist oder in einer höheren Initiation. Aber man hat dafür, daß sich die Konturen der Sinneswelt verdun­kelt haben, die allgemeine Geistigkeit, das Weben und Leben des Geistigen.

Kommt man jetzt weiter, fängt man nun auch seinen physischen Leib bewußt ab, so daß man anfängt, in den Organen zu leben, fängt man diesen physischen Leib bewußt ab, dann beginnen die verglom­menen, verschwundenen Wesen mit Ausnahme des Irdischen wieder aufzutauchen, aber als Geist-Entitäten. Wo man früher beim gewöhn­lichen Bewußtsein die Sonne gesehen hat, die sich verdunkelt, vernebelt

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hat, aber innerhalb des allgemeinen Geistwebens drinnen war, da tritt jetzt die Summe der Wesenheiten der zweiten Hierarchie auf. Man individualisiert jetzt in der geistigen Welt. Mond, Sterne treten wie­der auf, aber sie treten in ihren geistigen Aspekten auf und sind jetzt geistige Kolonien oder dergleichen, so kann man es nennen, und jetzt weiß man, wie man außen, zuerst im gewöhnlichen Bewußtsein zum Beispiel - bei anderen Dingen ist es auch so-, die Sonne im physischen Bilde gesehen hat, wie man jetzt, nachdem man den physischen Leib bewußt ergriffen hat, eben auch in seiner Geistigkeit ergriffen hat, die Sonne als geistiges Wesen sieht und so die ganze Welt. Aber jetzt weiß man auch, daß mit jedem Sonnenstrahl der Tag leuchtend in uns ein­tritt, mit jedem Sonnenstrahl tritt ja auch Geist ein. Durch jede Sin­nesempfindung tritt Geist ein, so daß wir diese nach oben verfeinerte Atmung als eine fortdauernd geistimpragnierte anzusehen haben, und wir nehmen wahr, daß in jeder Sinnesempfindung, die da einströmt, Sonne lebt. Gerade der Geist der Sonne ist es, oder die Geister der Sonne. Sonne lebt in jeder Sinnesempfindung, so daß in den Men­schen einströmt, in die verfeinerte Atmung, das unmittelbare Sonnen­leben, die unmittelbaren Sonnenkräfte.

Sehen Sie, so haben wir das Verhältnis des Menschen zur Sonne. Wenn ein Lichtstrahl in Ihr Auge strömt, strömt der Geist der Sonne mit dem Lichtstrahl ein. Der Geist der Sonne ist die Substanz der ver­feinerten Atmung. Die mannigfaltigen Ingredienzien der geistigen Sonne atmen wir ein mit den Sinnesempfindungen. Aber jetzt haben Sie eine bedeutsame Anschauung von dem Menschen nach dem einen Pole hin. Indem er sich seinem Ätherleib nach entfaltet (Tafel 5, gelb), entwickelt er innerhalb des Ätherleibes das Denken des Weltalls, die Gedanken des Weltalls. Und diese Gedanken des Weltalls, in denen sich der in seinem Ätherleib bewußt Lebende befindet, sie sind wärmelos, kältelos, tonlos zunächst. Sie sind wie ein allgemeines Fühlen, wobei das Fühlen seiner selbst zusammenfällt mit dem Fühlen des Makro-kosmos. Tritt man jetzt ein in den Geist der Sinne dadurch, daß man den physischen Leib erfaßt, so tingiert sich der Gedanke von den mannigfaltigsten Seiten her, von seiten der Augen tingiert sich das Einatmen der Essenz der Sonne, der Gedanke, zur Farbe, durch das

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Ohr tingiert sich der Gedanke zum Ton, durch das Wärmeorgan tin­giert sich der Gedanke zum Warmen und Kalten, und Sie haben jetzt die kosmische Auffassung der Beziehung des Gedanklichen zum Sinn­lichen. Das Gedankliche muß dabei als das Ursprünglichere dargestellt werden, und das Sinnliche tritt auf durch Sonnenimprägnierung, durch Sonnentingierung.

Das ist auf der einen Seite des Menschen. Der Mensch nimmt nur nicht wahr, wie die Sonne mit ihrem Wesen in ihn einströmt bei jeder Sinnesempfindung. Und auf dem Wege dieser Sonne strömt mit das vergangene Karma ein. Und es ist gar keine kindische Empfindung, die Sonne zu gleicher Zeit zu denken wie einen Behälter des vergangenen Karmas. So daß wir, wenn wir verständig nach des Menschen Haupt schauen, uns sagen müssen: Da strömt im Okkulten der geistige Son­nenstrahl, der sich umbildet im Einströmen zum Physischen, das eben als physisch erscheint in der farbigen, in der tönenden, in der wärmen-den Welt. Da zieht zu gleicher Zeit auf dem Wege der Sonnenstrahlen, die sich von den Sinnen aus in den Nerv hineinschleichen, das Karma in den Menschen hinein.

Nun sehen wir nach der anderen Seite. Sehen wir da hin, wo wir gestern erkennen mußten: das Karma zieht hinaus, da wo im Orga­nismus die Lymphe ist, da wo im Organismus alles dasjenige tätig und wesend ist, was noch nicht in das Blut eingezogen ist. Da finden wir das hinausgehende Karma. Was sind das für Bahnen, auf denen das Karma hinauszieht? Um das einzusehen, muß man sich bekanntmachen in wis­senschaftlich okkulter Beziehung mit den Mondenkräften.

Wenn man so allmählich hinüberkommt durch das Ätherische, in das man sich zuerst eingelebt hat, in das Ergreifen des physischen Lei­bes in der peripheren Richtung gegen die Sinne hin, erscheint einem alles Leben, das von der Sonne aus einströmt, gewiß auf der einen Seite dadurch, daß es trägt auf seinen Wegen das vergangene Karma, es er­scheint einem dadurch mit manchem Vorwurf, mit manchem, was den Menschen beunruhigt. Aber weit bedeutsamer als alles dasjenige, was den Menschen so beunruhigt in seinem Karma, wenn er wirklich zu dieser Anschauung kommt, ist alles dasjenige, was ihm das Wissen gibt: Durch deine Vergangenheit bist du dennoch das geworden, was

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du jetzt bist. Das, was man in seinem Inneren trägt, trägt man viel reichlicher in sich, wenn man den Einzug der Sonne auf dem Wagen der Sinnes-Nervenwege wahrnimmt. Aber so, wie man sich vom Karma abstrahiert und sich hingibt dem Einströmen der geistigen Sonnen-kräfte, tritt eine unendliche Beglücktheit im Empfangen des Sonn­lichen auf und man hat das Gefühl, das Sonnliche ist so, daß man es in sich fortdauernd wünschen muß, daß man es begehren muß. Das Sonnliche ist dasjenige außerdem, was in Liebe in uns einzieht, wenn wir es wünschen, und dasjenige, was wir in abgeschwächter Weise im physischen Leben als Leben und Weben in Liebe erkennen. Das ge­schieht im Austausch der menschlichen Innenwelt mit den Sonnen-wirkungen, die sich in Liebe in den Menschen hineinergießen und alles dasjenige, was wachsend und sprießend und gedeihend wirken will im Menschen, zieht mit diesen in Liebe lebenden Sonnenstrahlen in den Menschen ein. Denn da ist die Liebe nicht bloß eine seelisch-geistige Kraft, da ist sie die Kraft, die alles Physische zum Wachstum, zum Sprießen und Sprossen aufruft, was dem Menschen wohltuend, be­glückend in jeder Einzelheit ist, wenn er es wirklich schätzen kann, das er aber aus seinem unmittelbaren Schauen bekommt.

Wenn man dagegen nach der anderen Richtung, nach der Richtung derjenigen Kräfte, die die Lymphe entwickeln, zur Blutbildung vor­bereiten die Lymphe, wenn man nach dieser Richtung hin den phy­sischen Leib ergreift, wird man die Mondenwirkungen gewahr. Aber diese Mondenwirkungen haben eine ganz andere Eigentümlichkeit. Wir können also sagen, auf der einen Seite wirken die geistigen Sonnen-wirkungen, so wie wir es angedeutet haben, auf der anderen Seite sind die Mondenwirkungen da. Wir leben uns hinein, indem wir innerlich den Prozeß der Blut-Lymphbildung ergreifen, leben wir uns herein gerade in die Mondenwirkungen. Aber diese Mondenwirkungen sind so, daß wir fortwährend das Gefühl haben, sie wollen uns etwas weg­nehmen. Sie wollen etwas aus uns herausbringen. Bei der Sonne haben wir das Gefühl, sie will uns fortwährend etwas geben, beim Mond ha­ben wir das Gefühl, er will fortwährend etwas aus uns herausbringen. Und kaum, daß wir es uns versehen, wenn wir nicht aufmerksam sind gegenüber dieser Wahrnehmung der Mondenwirkungen, wenn wir uns

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in die Blut-Lymphbildung versenken und da den physischen Leib er­greifen, wenn wir uns nicht recht in der Hand haben, nicht recht auf­merksam sind im Schauen, plötzlich reißt der Faden ab und vor uns steht irgendein geistiges Wesen, das uns ähnlich ist, aber verzerrt, karikiert ist meistens, das wir selber aus uns herausgeboren haben. Wir haben nur übersehen diesen Übergang, dieses Hinausgehen, wenn wir nicht aufmerksam sind. Es ist uns nichts weiter Wunderliches, wenn wir sehen, wie es sich von uns loslöst und uns gegenübertritt. Es ist kaum mehr als ein gesteigertes Spiegelbildsehen. Wenn wir uns im Spiegel sehen, ist es in der physischen Welt. Wenn wir uns durch die Mondenkräfte im Äther gespiegelt sehen, ist es eine höhere, gesteigerte Spiegelung.

Gehen wir den ganzen Vorgang durch. Es ist nichts weiter Beson­deres. Es zeigt uns nur, wie wir eben mit dem Weltenall in Verbindung stehen, daß der Mond fortwährend Kräfte aus uns aussondert, selb­ständig macht, die in uns leben, die da in die geistige Welt hineingehen, in den Makrokosmos einströmen, fortwährend Bilder aus uns in den Makrokosmos hinaustragen. Aber sehen Sie, meine lieben Freunde, denken Sie sich, es wird eine Veranstaltung geschaffen, durch die ein solches Bild, das die Mondenkräfte fortwährend in dem Menschen er­zeugen und heraustragen wollen, in die Weiten der Welt heraustragen wollen, denken Sie sich, es wird ein solches Bild im menschlichen Kör­per gehalten, darinnen behalten. Es ist ja nicht ein bloßes Spiegelbild, das abstrakt ist, es ist ein Bild, das schon von Kräften durchzogen ist. Ja, wie kann ein solches Bild im Menschen gehalten werden? Wir haben hier die ziehenden Mondenkräfte, die fortwährend aus dem Menschen herausbringen wollen sein Bild. Wie kann denn dieses Bild im Men­schen drinnen gehalten werden, statt daß es aus ihm heraustritt? Wie kann es in ihm gestaltet werden? Wenn von der anderen Seite die Son­nenkräfte so tief gebracht werden, daß das Bild drinnenbleibt im Men­schen. Dann bleibt das Bild drinnen, arbeitet in ihm, dann entsteht ein embryonales Leben. Die Befruchtung besteht in nichts anderem, als daß die Sonnenkräfte durch die Befruchtung so weit hinunterge­zogen werden, da wo die Mondenkräfte in die Lymphe eingreifen und dadurch das Bild, das sonst hinausgeht, ergreift die physische Materie

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im menschlichen Leibe. Es geht das, was sonst Bild ist, bis in die phy­sische Bildung hinein. Dadurch geschieht das, was Verbindung der Mondenkräfte mit den Sonnenkräften in dem Lymphgebiet des mensch­lichen Organismus ist (Tafel 5).

Sehen wir nach der anderen Seite hin. Wir können ja auch die Mondenkräfte bis hinauf bringen, dann entsteht das Gegenteil, dann wird nicht im Menschen der Mensch wieder gebildet, dann wird im Menschen der Sonnenmakrokosmos drinnen gebildet. Da schaut der Mensch dasjenige, was makrokosmisch ist, in einem anderen Sinne. Wenn der Embryo sich bildet, entsteht physische Welt im Menschen, die aus ihm heraus muß. Wenn auf der anderen Seite die Monden­kräfte in ihrer Begierdennatur wirken - sie wollen ja die Sonnenkräfte schon ziehen oder abfangen -, dann entsteht im Menschen der Geist im Weltall. Der Geist des Weltalls entsteht, das geistige Embryonale. Ja, was haben Sie denn da? Da haben Sie die Möglichkeit der Bildung desjenigen, was aus der geistigen Welt hineinkommen muß, was vor dem Erdenleben in der geistigen Welt war, das hier geist-embryonal sich hineinlebt. Dann geschieht im Menschen die Verbindung zwischen beiden.

Diese Dinge zu verfolgen bis da, wo man sie unmittelbar sich an­einanderschließen sieht, das ist dasjenige, was eigentlich erst die Be­ziehung des Menschen zum Weltenall erklären kann. Nun sind über­all Hilfen. Die Sonnenwirkungen, die sich hier mit den Mondenwir­kungen vereinen, haben zu ihrer Hilfe Mars, Jupiter, Saturn. Was ha­ben denn die für Aufgaben, Mars, Jupiter, Saturn? Ja, meine lieben Freunde, erinnern Sie sich an das, was ich gestern sagte. Bei diesem Hineingehen des Sonnenhaften: erst muß stopp gemacht werden für das Licht; zweite Etappe: stopp muß gemacht werden für den makro-kosmischen Chemismus; dritte Etappe: stopp muß gemacht werden für das Leben. Die Saturnkräfte machen stopp für das Licht, die Ju­piterkräfte in ihrer Weisheit machen stopp für den Weltenchemismus, die Marskräfte machen stopp für das Leben. So haben Sie im Einzel­nen, Konkreten, das Hereinziehen der Sonnenkräfte, modifiziert durch die Kräfte der sogenannten anderen äußeren Planeten. Umgekehrt, nach der anderen Richtung, hat man modifiziert die Mondenkräfte,

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die eigentlich, wenn sie für sich wirken in ihrer vollen Stärke, zum Embryonalen führen, also zur physischen Bildung führen; wenn sie abgeschwächt werden nach dem Geistigen hin, wenn sie nicht zur phy­sischen Materie kommen, bleibt es bei den bloß seelischen Liebekräften der Venus, und wenn sie noch mehr abgeschwächt werden, so daß sie sich im alltäglichen Leben immer vereinigen können mit dem, was von der anderen Seite kommt, werden sie zu den Merkurkräften des Götterboten, der die unteren Kräfte in die oberen hinaufführt im ge­wöhnlichen Erdenleben.

Sehen Sie sich das rechte, das linke Bild an (Tafel 5). Wenn wir draußen hinschauen auf dasjenige, was sich zunächst in der Pflanzen­welt ausbreitet; es breiten sich Sonne, Mond und Sterne aus. Schauen wir nach dem Inneren, da drinnen sind Sonne, Mond und Sterne, die entsprechen sich innerlich ganz genau. Ist drinnen etwas nicht in Ord­nung, so ist etwas nicht in Ordnung im innerlichen Zusammenwirken von Sonne, Mond und Sterne. Wollen wir es in Ordnung bringen, so müssen wir suchen therapeutisch unter dem, was wir da draußen fin­den für eine nicht richtige Mondenwirkung eine entsprechende Saturn-wirkung und dergleichen. Das ist ja alles da draußen. Sie sehen also, es kann der Anfang zum Vertrauen für die Medizin beginnen, wenn ge­sehen wird, daß der Mensch innerlich die Welt erfaßt. Das ist das­jenige, was wir wiederum in die Medizin hineinbringen möchten, denn es war einmal darinnen dieses Wahre. Es wird sich nur dadurch das aktive innere Vertrauen zum Medizinischen herstellen lassen in der Welt, wenn diese Dinge wieder durchdrungen werden.

Aber sehen wir nach der anderen Seite hin. Sehen wir zunächst da­hin, nach alldem, was im Menschen Mondenwirkung ist, was fort-dauernd bestrebt ist, das Menschliche aus dem Menschen herauszu­ziehen und es zum Weltall hinzutragen. Es steht ja das Bild vor uns:

der Mensch, er strebt aus dem Menschen heraus, er will zum Weltall hingetragen werden. Das muß nicht in abstrakter Form, aber im Bild vor die Menschheit hingestellt werden, dieses ungeheuer erschütternde Geheimnis, daß die Mondenwirkung fortwährend den Menschen aus sich herausbringen will, um ihm seine Verwandtschaft mit dem Makro-kosmos vor Augen zu führen. Er entsteht auf der Erde in innerlicher

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embryonaler Bildung, er wird aber, wenn verfeinert wird diese unmittel­bare Mondenwirkung nach der Merkur- und Venuswirkung hin, er wird dann nicht mehr physisch, sondern geistig geboren. Und wir können, wenn wir zu dem physisch Geborenwerden hinzufügen das­jenige, was wir hinzufügen können, wenn wir anrufen für dasjenige, was in reiner Mondenwirkung entstanden ist, die Merkur- und Ve­nuswirkung, wir können hinzufügen zu dem physisch Geborenwerden des Menschen im Menschen, das geistig Geborenwerden des Menschen außer dem Menschen im Weltenall: wir taufen den Menschen.

Wir können hinzufügen zu demjenigen, was im Menschen immer vorhanden ist, die physischen Sonnenwirkungen, das Bewußtsein, daß geistige Sonnenwirkungen in ihn einziehen, daß auf dem Wege der physisch-ätherischen Licht-Sonnenstrahlen, chemischen Strahlen, Le­bensstrahlen das Geistige flutet, daß geistige Wesenheit auf denselben Bahnen in den Menschen hineinkommt, wie hineinkommt die phy­sisch-ätherische Sonnenwirkung durch die Sinne. Wir lassen den Men­schen perzipieren, wie er im gewöhnlichen physischen Leben perzipiert physisch-ätherische Sonnenwirkung, wir lassen ihn perzipieren die gei­stig-seelische Sonnenwirkung, das heißt, wir erteilen ihm das Abend­mahl, die Kommunion.

Wenn wir vom Abendmahl ausgehen, dann werden wir finden, daß auf der einen Seite steht dasjenige, was zusammenhängt mit den Hilfen, die die Sonne hat, der Verdunkelung mit dem Licht, mit dem fort­dauernden Einziehen des Todes mit dem Leben. Wir gehen nach drau­ßen, nach den äußeren Planeten hin, die mit der Sonne verbunden sind und fügen hinzu zu dem Abendmahl in rechter Stunde die Todes-ölung.

Oder auch, wir gehen hinein in den Menschen, halten, bevor er in dem Makrokosmos anlangt, in seinem Inneren, wollen ihn nicht bloß als Mensch hineinstellen in den Makrokosmos, sondern wollen den Makrokosmos in ihn selber hineinpflanzen im Bilde, so daß der Ma­krokosmos Entwickelungskeim in ihm selber wird. Wir geben ihm die Firmung, die Konfirmation.

Wenn diese Dinge in voller Bewußtheit eingetaucht sind, lebt der die Sakramente Empfangende in voller Bewußtheit über dieselben,

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dann wird der Mensch durch die Sakramente fortdauernd geheilt von der allgemeinen Krankheit, in die er versinkt, oder fortdauernd im Status nascendi zu versinken droht, indem man hinuntertaucht in die physische materielle Welt. Da ist das Priesterliche.

Oder aber es kann das andere eintreten, der Mensch ist fortwährend durch seine Natur im Status nascendi, im Entstehen desjenigen, was frei werden will im Geistigen, was heraus will aus dein Physischen, aber drinnen bleiben muß während des Lebens, daher ini Inneren nicht die Ungeistigkeit, sondern die Ubergeistigkeit hervorruft, die Krankheit. Wir geben das Arzneimittel als den anderen Pol des Sakramentes, wenn die Krankheit eintritt. Der Arzt ist da.

Wir durchschauen auf der einen Seite die geistige Arztschaft des Priesters, auf der anderen Seite die Priesterschaft des Arztes, des phy­sischen Arztes, und wenn wir so die Koordination erkennen, dann be­greifen wir, wie der Zusammenhang ist des Pastoralen auf der einen Seite, der Medizin auf der anderen Seite. Dann unigreift Pastoralme­dizin nicht nur eine theoretische Lehre, sondern ein menschliches Zu­sammenarbeiten.

NEUNTER VORTRAG Dornach, 16. September 1924

#G318-1973-SE120 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

NEUNTER VORTRAG

Dornach, 16. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Sie haben gesehen, wie nötig es ist, das Krank-sein heranzutragen an das geistige Leben und Erleben des Menschen, und das Verständnis, das dem Kranksein entgegengebracht werden soll, gerade von den beiden Seiten aus, die zunächst für die Pastoral­medizin in Betracht kommen, kann eigentlich nur aus einer solchen Be­trachtung kommen. Deshalb wollen wir heute das eigentliche Krank-sein im Zusammenhang mit dem geistigen Leben noch einmal von dem Gesichtspunkt aus betrachten, von dem aus auf das Wesen des Krank-seins gerade das meiste Licht geworfen werden kann.

Wir wechseln als Menschen in den beiden Zuständen Wachen und Schlafen ab. Was über diese Dinge im allgemeinen als Inhalt der Welt­anschauung zu sagen ist, das kennen Sie ja alle.

Heute wollen wir einmal scharf ins Auge fassen, was während des Schlafes eigentlich sich vollzieht im Menschen. Wir haben da den phy­sischen, den ätherischen Leib für sich bestehen. Wir haben den astra­lischen Leib und das Ich wiederum für sich bestehen. Wenden wir den Blick auf den physischen und ätherischen Leib zunächst, so wissen wir ja, daß darinnen, vermöge dessen, was sie sind, dieser physische und ätherische Leib, gewisse Vorgänge geschehen, Vorgänge, die vom Ein­schlafen bis zum Aufwachen unabhängig sind von den Wirkungen des astralischen Leibes und des Ich. Wir haben es in einer Organisation wie der menschlichen mit Vorgängen zu tun, die eigentlich zunächst, so wie sie sich da abspielen müssen, der menschlichen Organisation gar nicht angepaßt sind. Wir haben es zu tun im physischen Leib mit physischen Vorgängen. Physische Vorgange spielen sich draußen im Mineralreich ab. Dem sind sie angepaßt. Der ganzen menschlichen Gestaltung als physischem Leib sind sie nicht angepaßt. Und dennoch, der physische Leib des Menschen ist sozusagen vom Einschlafen bis zum Aufwachen den physischen Vorgängen hingegeben, so wie das Mineralreich den physischen Vorgängen hingegeben ist. Wir müssen auf diesen Wider­spruch achten, der gerade im Menschen während des Schlafes ist. Er

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soll eine Welt physisch wirkender Kräfte und Substanzen sein, kann das eigentlich nicht sein. Das eben ist die Ursache, daß eigentlich wäh­rend des Schlafes im physischen Leib des Menschen Vorgänge sich ab­spielen, die, wenn sie nicht wieder ausgeglichen werden, krankma­chende Vorgänge sind.

Wenn man so allgemeine Sätze ausspricht wie: daß der Schlaf ge­sund macht, so sind diese Sätze natürlich in einem gewissen Sinne durchaus richtig, aber sie sind nur richtig unter gewissen Vorausset­zungen und dürfen uns nicht hindern daran, unbefangen das zu be­trachten, was ist. Die physischen Vorgänge im physischen Leib des Menschen können nur dann für den Menschen heilsam bestehen, wenn in diesem physischen Leib untergetaucht ist das Ich und die astralische Organisation, was ja mit dem Aufwachen wieder geschieht und was so sein muß, daß es ständig unterbrochen wird von dem Schlafzustand, weil durch diesen Schlafzustand eingeleitet wird der Abbau im phy­sischen Menschen, der im Menschen ständig vorhanden ist und der da sein muß, damit überhaupt das Seelenleben, das geistige Leben sich im Menschen entfalten können. Denn mit den Aufbauprozessen verbin­det sich kein geistiges Leben, nur mit den Abbauprozessen. Es muß also mit dem Schlaf so viel an Abbauprozessen besorgt werden, daß der Wachzustand in dieser Quantität von Abbauprozessen sich entfalten kann vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Wird mehr entfaltet an Abbauprozessen durch die Ungesundheit des Schlafes, dann bleibt ein Rest von Abbauprozessen im menschlichen Organismus vorhanden. Dann haben wir in diesem Abbauprozeß die innerliche krankinachende Ursache.

Dehnen wir die Betrachtung noch aus bis zum Ätherleib, so ergibt sich für den Ätherleib, daß er während des Schlafzustandes nur solche Prozesse ausführen kann, die sonst im Pflanzenreich vor sich gehen. Wenn der astralische Leib und das Ich in diesen Ätherleib untergetaucht sind, werden immer wiederum diese Prozesse auf ein höheres Niveau gerückt. Aber wenn sie vom Einschlafen bis zum Aufwachen gehen, gehen sie vor sich wie im Pflanzenreich, sind also wieder nicht ange­paßt dem menschlichen Organismus, sondern fordern einen Ausgleich durch den astralischen Leib und das Ich. Bleibt ein Rest, der nicht verbraucht

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wird, dann sind wiederum krankmachende Ursachen da. So daß wir sagen können: Der Schlaf kann uns belehren darüber, wie im menschlichen Organismus die krankmachenden Ursachen eigentlich entstehen; denn diese krankmachenden Ursachen sind im Grunde ge­nommen die normalen Vorgänge des Schlafes, die zu gleicher Zeit die Grundlage für das geistig-seelische Leben des Menschen sind. - Und das ist das Geheimnis der Welt, daß überall, wo man in die Realität hineinkommt, die Dinge nach zwei Seiten gehen. Auf der einen Seite liegt im Schlafzustand des physischen und ätherischen Leibes die Grundlage für des Menschen geistige Entwickelung, auf der anderen Seite liegt durch ganz dieselben Vorgänge die Grundlage für das Krank-werden. Damit ist wiederum das Krankwerden in die geistige Ent­wickelung unmittelbar hineingeleitet, und wir können sagen: Wenn wir studieren dasjenige, was im physischen und Ätherleib des Men­schen wirkt, so ist es eigentlich beim Schlaf im Grunde genommen die Basis der Pathologie.

Nun betrachten wir von diesem Gesichtspunkt aus einen Menschen, der nicht genügend untertaucht während des Wachens in seinen physi­schen und ätherischen Leib, was wir bei Schwachsinnigen, bei Psycho­pathen gefunden haben. Dann taucht das Seelisch-Geistige eines solchen Menschen in Krankheitsprozesse ein, lebt mit Krankheitsprozessen, und auf diese Erkenntnis ist ein besonderer Wert zu legen, daß eigent­lich Psychopathen und sogenannte Geisteskranke ihr innerliches Da­sein in Gemeinschaft mit Krankheit bewirkenden Ursachen verleben. Sehen Sie, auf solche Dinge muß man genau hinsehen.

Aber gehen wir dazu über, die Außenwelt zu betrachten. Nehmen wir den physischen Leib des Menschen ganz schematisch (Tafel 6, links) und betrachten wir die dazugehörige mineralische Außenwelt, wie­derum ganz schematisch, dann haben wir während des Schlafes da drinnen Vorgänge im menschlichen physischen Leib, denen das Ich entzogen ist. Sie gehen vor sich ohne eigentlich innerlich wirkenden Motor. Dieses Ich ist aber in alledem drinnen, was hier die minera­lischen Vorgänge sind. Denn da ist dasjenige, was wir das Welt-Ich nennen können, drinnen. Wir haben also auf der einen Seite in den Vorgängen des physisch-menschlichen Leibes ein Ichloses, eine Summe

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von ichlosen Vorgängen, die das Ich entbehren. Wir haben draußen in der Umgebung die Summe der mineralischen Vorgänge und mine­ralischen Substanzen, die mit dem Ich, das heißt mit all den Hier­archien, die mit dem Ich identisch sind, durchsetzt sind. Die hat das Ich, die mineralische Substanz.

Nehmen wir daher an, wir bemerken im physischen Leib des Men­schen einen Vorgang, der nicht da sein soll, der ein krankhafter Vor­gang ist. Er entbehrt das Ich. Wie können wir ihm beikommen, wenn wir ihn heilen wollen? Wenn wir dasjenige vom Ich, was er entbehrt, was zuviel Schlaf ist in ihm, während des Wachens noch fortwähren­der Schlaf ist in ihm, wenn wir das suchen draußen in der minera­lischen Umgebung. Wir haben dann das Heilmittel. Fügen Sie das dem Menschen bei, ist die Affinität da zu dem betreffenden Organ; das, was dem kranken Organ fehlt, die Ich-Kraft, kommt dadurch dem kranken Organ bei. Sehen Sie, das ist der Vorgang, der zugrunde liegt all unserem Suchen nach Heilmitteln für den physischen Leib des kran­ken Menschen in der Umgebung der anorganischen Natur. Da müssen wir das Entsprechende finden, das die Ich-Kraft hat, dann wirkt es heilsam. Es beruht also der Übergang von der Pathologie zur Therapie auf einer genauen Einsicht in die Zusammenhänge zwischen den Pro­zessen des physischen menschlichen Leibes und der mineralischen Außenwelt auf der einen Seite, aber auch des ätherischen menschlichen Leibes und der Außenwelt, das in den Vegetabilien, in den Pflanzen wirkt. Da haben wir die Sache genau so. Merken wir, daß im äthe­rischen Leib irgend etwas wuchert durch den Ätherleib, finden wir:

da fehlt dem ätherischen Leib die entsprechende Einwirkung des astra­lischen Leibes; da müssen wir draußen irgendwo im Pflanzenreich su­chen und wir finden das entsprechende Heilmittel. Das ist das Orien­tierende.

Daraus ersehen Sie, daß man den Geist der Natur, den Geist in Mi­neral- und Pflanzenreich im weitesten Umfang des Universums ken­nen muß. Den Geist, nicht die Substanz muß man kennen, weil man mit dem Geist der mineralischen und pflanzlichen Natur in Wirklich­keit den Menschen heilen muß. Die Substanz haben Sie nur in dem Zustande, daß sie nicht richtig geistig beherrscht ist, aber den Geist

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hat. Und derjenige, der heilen will, ohne den Geist der Steine und Pflanzen zu kennen, der kann eigentlich nur nach traditionellen An­gaben im finsteren tappen, kann probieren, ob das eine oder das an­dere hilft, aber er wird nie dazu kommen, warum es hilft, weil er nie wissen wird, wo in irgendeinem Mineral der Geist sitzt, oder wie er sitzt, so daß eigentlich Heiler zu sein von vornherein voraussetzt eine spirituelle Weltanschauung, und es besteht wohl die größte Anomalie unserer Zeit darin, daß gerade in der Medizin diese furchtbare Krank­heit des Materialismus herrscht. Denn in der Medizin ist der Materia­lismus eine wirkliche Krankheit. Dieses Blindsein heißt Einschlafen und schädliche seelische Stoffe erzeugen in der Wissenschaft und müßte eigentlich geheilt werden. Man kann schon sagen: der kränkste Mann in unserer Zeit ist nicht derjenige, der er war für die europäische Bevölkerung im 19. Jahrhundert, der Türke, sondern das kränkste Wesen unserer Zeit ist der Mediziner. Das ist eine Krankheit, die die Ärzte wissen sollen und höchstens die Theologen, aber darin besteht ja das Esoterische, daß es in dem Kreise bleibt, dem es anvertraut ist.

Nun, sehen wir uns die Sache noch genauer an. Es gibt nun Men­schen, die nicht in dem Sinne Psychopathen oder Wahnsinnige sind, wie man berechtigt ist, von Psychopathie und Wahnsinn zu sprechen, die aber doch nach den Auseinandersetzungen der letzten Tage so hin­untertauchen in ihren physischen und ätherischen Leib, daß sie mit den kranken Zuständen, kranken Vorgängen darin eine gewisse Ver­bindung eingehen, eine wahrnehmbare Verbindung eingehen. Da kom­men wir zu jenen Somnambulen, deren Dasein kein Aberglaube ist, was in der Welt oftmals beschrieben worden ist, was jeder Initiat gut kennt, wir kommen zu denjenigen Somnambulen, die in ihrem som­nambulen Zustande Beschreibungen ihrer Krankheiten machen. Sie tauchen hinunter in ihren physischen und Ätherleib Während der ge­wöhnliche normale Mensch sich so verbindet mit dem physischen und Ätherleib, daß wir, wenn wir pedantisch wissenschaftlich reden wol­len, sagen können: Ich und astralischer Leib gehen im Wachen mit physischem und ätherischem Leib eine Verbindung ein, die in ihrer Verbindungsqualität entsprechend die gesättigte Verbindung ist -, kön­nen wir bei einem solchen kranken Menschen sagen: Es geht eben nicht

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im übertragenen Sinne nach der Atomgewichtszahl das Ich und der astralische Leib in den Äther- und physischen Leib hinein, es bleibt vom astralischen Leib und Ich ein Rest, der nicht ganz untertaucht, aber dann wahrnimmt. Nur das vom Ich und astralischen Leib nimmt wahr, was nicht in den Ätherleib und physischen Leib untertaucht. Wenn so etwas innerlich überflüssig ist von Astralleib und Ich, wird innerlich wahrgenommen. Die Somnambulen beschreiben ihre Krank­heit. Nun aber, wie denn? Es gibt ja einen anderen Zustand, den ich Ihnen auch beschrieben habe, in gewissen Fällen, wo der normale Zu­stand nach der Schlafseite hin unterbrochen ist. Dann, wenn das Ich und der astralische Leib heraußen sind aus dem physischen und Äther­leib, und wenn dann in diesem Ich und astralischen Leib Dinge vor­gehen, die nun in dieses Geistig-Seelische nicht hineingehören, so wie die anderen Dinge, die ich Ihnen beschrieben habe, in das Physisch­Ätherische nicht hineingehören, wenn zuviel Geistiges vom Ich und astralischen Leib erlebt wird während des Schlafes, wie sonst zuviel vom physischen und Ätherleib von der Natur erlebt werden kann, dann entsteht jenes an das Pathologische angrenzende Hellsehen. Der Mensch trägt dann in den Schlaf hinein eine gewisse Kraft, Geistiges wahrzunehmen. Er trägt wieder hinüber in den Wachzustand Erinne­rungen an dieses geistige Wahrnehmen, aber vor allen Dingen fließt dieses geistige Wahrnehmen, das da in abnormer Weise zwischen Ein­schlafen und Aufwachen vorhanden ist, in die Träume hinein. Es er­scheint in lebendigen Träumen, und da merken wir wiederum das­jenige, was jeder Initiat gut weiß: diese Träume sind, wenn sie richtig angesehen werden, erfüllt von Folgendem.

Nehmen Sie an, daß der Kranke, der physisch Kranke, so veran­lagt ist, wie ich es beschrieben habe. Der taucht mit seinem Geistig-Seelischen hinunter in den physischen und ätherischen Leib. Er erlebt dann die Krankheit so, daß er sie im somnambulen Zustand beschreibt. Er erlebt dasjenige, was an zu starkem Abbauprozeß im physischen und Ätherleib vor sich geht, er erlebt eine Art rückgängigen Prozeß der Natur in seinem physischen und Ätherleib Nehmen wir nun an, er ist draußen mit seinem astralischen Leib und Ich. Da erlebt er ja im Geistigen der äußeren Natur. Nehmen wir nun an, man erlebt hier

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drinnen ein krankes Organ (Tafel 6, Mitte), das dadurch krank ist, daß es irgendeinen äußeren Prozeß eben in krankhafter Weise zum Ausdruck bringt. Das wird im somnambulen Zustand erlebt. Der in­nerliche Prozeß wird da beschrieben. Ist der Mensch im polarischen Zustand, wirkt der Somnambulismus hinein in sein Ich und astralischen Leib, wenn diese mehr außerhalb des physischen und Ätherleibes sind; wenn das, was da erlebt wird unter den elementargeistigen Vorgängen der Natur, wenn das in die Träume hineingeht, erlebt der Mensch das­jenige, was in den Mineralien das Geistige ist, erlebt er den entspre­chenden Geist des Minerals; und wovon träumt er? Er träumt von seinem Heilmittel. Sehen Sie, hier haben Sie den Zusammenhang für manches somnambule Leben. Der Somnambule wechselt in zwei Zu­ständen ab, die ich charakterisiert habe. In dem einen Zustand träumt er von seiner Krankheit, in dem anderen Zustand träumt er von seinem Heilmittel, und vor uns steht die Art und Weise, wie in alten Mysterien überhaupt Pathologie und Therapie gesucht worden ist.

Da wurde nicht so experimentiert wie heute. Da wurden die Kran­ken in den Tempel gebracht und von entsprechend durchaus vorbereite­ten Tempelpriestern in eine Art somnambulen Zustand gebracht, und es wurde dieser somnambule Zustand bis dahin getrieben, wo der Kranke seinen Krankheitsprozeß beschreibt. Dann wurde der pola­rische Somnambulismus hervorgerufen, der Tempelpriester erlebte den Traum, der die Therapie enthält. Es war das Untersuchen in den älte­sten Mysterien, das von der Pathologie zur Therapie führt. So bildete man in alten Zeiten die Heilkunde aus, bildete sie aus, indem man Menschenkunde am Menschen suchte mit den alten Formen der Un­tersuchungsmethoden.

Wir müssen nicht zu diesen Methoden, sondern zu denjenigen Me­thoden kommen, wo wir durch imaginatives Erleben sogleich in die Lage kommen, den Krankheitsprozeß zu verfolgen, wo wir durch die intuitive Methode, die herausführt, nicht hineinführt in den Men­schen, den Gesundungsprozeß erleben. Das, was früher eine Art Expe­riment war, wird gerade auf diesem Gebiete ein eindringliches Beob­achten werden müssen. Sie sehen, wo eigentlich die Orientierung liegt. Die äußere physische Wissenschaft, die in alten Zeiten eine rein beobachtende

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war, ist übergegangen zum Experiment, ersetzte immer mehr und mehr die reine Beobachtung durch das Experiment. Da hat sie recht. Aber die Heilwissenschaft hat es ihr nachgemacht, und da hatte sie nicht recht. Die übte früher am Menschen mit den Tempel-forschungen das Experiment. Von diesem Experiment müssen wir den Übergang finden zu einer sorgfältig durchgeistigten, wissenschaftlich befruchteten Beobachtung des Lebens. Denn wer das Leben betrachtet, kann die Krankheit überall abfangen. In der einfachsten Äußerung des alltäglichen Lebens, die nur ein wenig abweicht von dem sogenann­ten Normalen, liegt unter Umständen etwas, was richtig betrachtet zur Erkenntnis komplizierter Krankheitsvorgänge führen kann, wenn man nur die Dinge in dem richtigen Zusammenhang durchschaut.

Es führt aber dazu, daß eigentlich der Arzt immer mehr und mehr der wirkliche Praktiker werden muß, wiederum der umgekehrte Gang von dem, den die Entwickelung in der neueren Zeit unter dem Einfluß des Materialismus gemacht hat. Der Arzt ist nach und nach ganz zum Wissenschafter geworden, und das hat keinen Sinn. Der Arzt hat nur Sinn, wenn er die Naturgesetze in lebender Regsamkeit immer hand­haben kann, nicht wenn er sie nur im abstrakten Sinn erkennt. Durch das Erkennen im abstrakten Sinn des Wortes kommt man noch nicht zur Handhabung der Naturgesetze. Da haben Sie die Sache von der einen Seite angesehen. Sehen Sie sie nun von der anderen Seite aus an.

Sehen Sie sie von der anderen Seite aus an, von der aus sie der Prie­ster anschauen muß, während Sie sich sagen, des Priesters Beruf be­steht darin, den Menschen zu führen in alledem, wo sein Ich und astra­lischer Leib in die geistige Welt irgendwie untertauchen sollten, wo also der Mensch Anteil haben soll an der geistigen Welt. Ist es nötig, daß der Arzt auf geistige Art hineinschaut in das Wesen des Men­schen, pathologische Prozesse auf geistige Art erschaut - was wird der Priester suchen müssen? Der Priester wird suchen müssen in dem­jenigen, was den Menschen in die geistige Welt hineinführt, in der Ge­sinnung nach der geistigen Welt, in der Liebe zur geistigen Welt, in dem Durchdrungensein von der geistigen Welt, wie sie schon im nor­malen Leben vorliegen, alles dasjenige anzufassen, was die mensch­liche Seele in den normalen und abnormen Erscheinungen auf diesem

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Gebiete darbietet. Verfolgen wir jetzt für ihn den umgekehrten Prozeß, den wir beim Arzt haben verfolgen müssen. Beim Arzt haben wir ge­sagt: Nun ja, wenn er die Somnambule das kranke Organ beschreiben läßt, nun ja, so beschreibt sie aus dem Traum heraus das Heilmittel.

Nehmen wir nun einmal den Priester wiederum, so wie er in den alten Mysterien war. Ihn hat nun die Auffindung des Heilmittels wahrhaftig nicht bloß interessiert, obwohl in erster Linie, da er Men­schenfreund in erster Linie war, ihn die Heilung interessiert hat. Aber er ist nicht bei der Heilung stehengeblieben, ihn hat noch etwas an­deres interessiert. Ihn hat interessiert nun das Folgende. Er sah, die Somnambule beobachtet in dem Traum das Heilmittel, indem sie mit ihrem Ich und astralischen Leib drinnensteht in der geistigen Welt. Nun faßte er in seinem Anschauen dieses Darinnenstehen in der gei­stigen Welt, dieses seelische Darinnenstehen in der geistigen Welt auf, und verfolgte es wieder zurück in den Leib. Was findet er da? Da fin­det er sich wieder hin zu den kranken Organen, selbstverständlich, aber er wußte jetzt aus dem, was er da draußen wahrgenommen hatte, wie im gesunden Zustand der astralische Leib und das Ich in diesem Organ wirken. Dadurch, daß er wieder zurückging auf das kranke Organ, wußte er, wie im gesunden Zustand gewirkt wird. Die Folge davon war: jetzt nahm er wahr, wie aus den göttlich-geistigen Mächten heraus in normaler Weise Astralleib oder Ich in den menschlichen Organis­mus eingreifen, wie sie darinnensitzen. Er lernte sie in ihrer Gesund­heit durch die Träume im geistigen Wesen der Welt kennen und be­kam die Anschauung, wie sie sich wieder verhalten, wenn sie unter-tauchen. Er bekam die innerliche Beziehung des Menschen zur geisti­gen Welt.

Dieses ist dasjenige, was als Gesinnung der Priester begleiten lassen kann das Sakrament, wo er zurückträgt die geistige Welt, denn die geistige Welt haftet an dem Sakrament durch die Einrichtung des Kultus. Der Kultus verbindet mit der physischen Substanz das Geistige eben kraft der inneren Einsichten, wie das Geistige zusammenhängt mit der Materie. Physische durchgeistigte Wesenheit wird in den Men­schen zurückgeführt und die Beziehung wird in dem Menschen herge­stellt, die seinen astralischen Leib innerhalb des physischen Leibes und

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des Ätherleibes, sein Ich innerhalb des physischen und Ätherleibes mit dem göttlich-geistigen Dasein der Welt verbindet. Alles hängt in dieser Beziehung daran, daß der Sakramentalismus von seiten der Priester-schaft mit einer solchen Gesinnung beobachtet wird. Alles hängt davon ab, daß wir uns durchdringen mit solchen Dingen. Wie dem Zusam­menhang zwischen dem Erleben im Leibe und dem Erleben außerhalb des Leibes, den Geheimnissen der Pathologie durch Beobachten des verlassenen Leibes, dem Geheimnis der Therapie durch das Beobachten des abnormen Lebens, des Lebens in der geistigen Welt beziehungsweise auch des normalen Wahrnehmens in der geistigen Welt. Dasjenige, was durch hervorragende somnambule Wesen in alten Zeiten in den Tem­pelgeheimnissen ergründet wurde, muß wieder ergründet werden da­durch, daß der Mensch geistige Erkenntnisse in sich selber entwickelt und die Zusammenhänge wieder beobachtet. Das Experiment muß auf diesem Gebiete in die Beobachtung einfließen.

Nun ist es schon wichtig, daß diejenigen Ärzte und Priester, die innerhalb der anthroposophischen Bewegung stehen, vereinigt sind in dem Wissen von solchen Tatsachen. Das ist dasjenige, was wirklich bindet, was uns durchdringt mit einer anderen Erkenntnis, als sie die anderen haben. Dagegen wird alles Beschließen, man solle einen Bund oder einen Verein oder eine Gruppe bilden, das ist dagegen eine Ab­straktion. Das wirklich Bindende ist der Besitz eines gewissen Wissens. Diejenigen, die dieses Wissen besitzen, gehören eben zusammen und sollten sich zusammengehörig fühlen. Die äußere Verbindung soll der Ausdruck sein für diese innere Verbindung, die durch dieses Wissen geschaffen ist. Unsere Zeit leidet in dieser Beziehung an vielem.

Bedenken Sie nur, wenn man heute oftmals in der allerallerbesten Absicht zum Beispiel zu einer Jugendversammlung spricht, obwohl deren Bestreben von mir ganz anerkannt wird - es ist außerordentlich schwierig, wie einem zunächst gegenüber dem Konkreten, das die Seele erfüllen sollte, sogleich das entgegentritt, daß man sagt: Das Erste, Wichtigste ist, daß man sich zusammenschließt! - Zusammengeschlos­sen ist ja in den letzten Jahrzehnten alles ins Unendliche geworden. Man hat sich zusammengeschlossen, aber man hat noch nie wahrge­nommen, daß, wenn man so anordnet: 0 0 0 0 0 0 0 0 und so weiter

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etwas herauskommt. Ein Bewußtsein, das zunächst unerfüllt ist, ge­schlossen an ein Bewußtsein, das wieder unerfüllt ist, geschlossen an ein drittes Bewußtsein, das wieder unerfüllt ist, das gibt nichts. Da­gegen braucht man bloß vorauszusetzen die Erfüllung, dasjenige, was allen Nullen zugrunde liegt, was Eins (1) hat, so haben Sie etwas. Es muß nicht ein Mensch sein, sondern die Erfüllung, dann ist es etwas. Nur kurioserweise, das setzt voraus, daß schon das etwas ist, ja sogar das, was eben kein Mensch ist, sondern daß das Wissen an sich wesen­haft ist. Diese Dinge sollte man bedenken in unserer Zeit, wo man eben vielfach dazu viel zu bequem ist, das Konkrete zu suchen und daher das Abstrakte immer zusammenschließen will. Gut ist das Zu­sammenschließen, das kommt aber schon von selber, wenn das Kon­krete da ist.

Das ist auch nun wiederum etwas, was vielleicht zuallererst begrei­fen sollen diejenigen, die als Ärzte und als Priester innerhalb der heu­tigen Menschheit wirken. Denn man kann schon sagen, die zwei Dinge sind heute allüberall zu beobachten. Ich und astralischer Leib der Menschen finden im Grunde genommen trotz alles Wachzustandes nicht in gehöriger Weise den physischen Leib und den Ätherleib Es ist schon so, daß eigentlich dem, der die Welt durchschaut in ihrem Werden, die Anschauungen auf dem Gebiete des Materialismus nicht eigentlich so furchtbar wehe tun. Man lasse die Monisten und alle möglichen Leute sich streiten. Das ist ja gewiß eine unmögliche Sache, aber eigentlich ist es nicht das Grundschädliche im Entwickelungspro­zeß der Menschheit. Daher beteiligt man sich auch, wenn man diesen Entwickelungsprozeß durchschaut, nicht gerne an diesen Weltanschau­ungs-Diskussionen. Denn schließlich, ob der eine dies, der andere je­nes meint: Meinungen sind ja furchtbar dünne Sachen in der mensch­lichen Seele, wirken nicht sehr stark auf die Realitäten. Meinungen sind Schäume innerhalb der Realitäten. Und ob da so eine Seifenblase an die andere platzt, die eine verspritzt, die andere ein bißchen dicker wird durch den Anprall, das schadet nichts. Aber man muß bedenken, daß keiner in Wirklichkeit ein Materialist wird, der in richtiger Weise mit seinem Ich und astralischen Leib in seinem physischen und Ätherleib sitzt. Daß also Materialistsein im feineren Sinne bedeutet Kranksein.

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Und mit dieser Erkenntnis muß man sich durchdringen: Materialist sein bedeutet Kranksein. Es ist daher gar kein Wunder, daß, wenn nun die anderen, die in ihrem physischen und Ätherleib ordentlich drinnensitzen, mit diesen kranken Materialisten zusammenkommen, daß sie den gegenteiligen Pol entwickeln, alle möglichen Unklarheiten des Spiritualismus.

Und hier kommen wir dann auf ein Gebiet, wo, weil sich die Dinge nicht abspielen in den Teilen der Welt, die noch in einer Verbindung miteinander stehen, sondern in den Teilen der Welt, wo die Welt be­reits ins Chaos geworfen ist und ihre Blöcke nebeneinanderliegen, da kommen wir zu dem Gebiet, wo das eine nicht mehr die Heilesoffen­barung des anderen ist, sondern sie beide auseinanderfahren. Solange nämlich der Kranke spricht von den Vorgängen in seinen inneren Or­ganen, so lange stehen seine Träume in Beziehung zu den Heilkräften in der äußeren Welt, die kranken Organen entsprechen. So wie aber der Mensch durch die Krankheit des Materialismus nicht von innen seine inneren Organe beschreibt, sondern den Organismus durchbricht nach der anderen Seite und die Außenwelt beschreiben will, wie das im Materialismus geschieht, dann wirkt das Gegenteil der Träume, der falsche Spiritismus, nicht mehr als Heilmittel, sondern im Gegenteil als stärker krankmachend.

Und so sehen wir heute in unserer Zeit, wenn wir alle Medizin, die sich auf den Menschen bezieht, vergleichen mit demjenigen, was voll-berechtigt damit verglichen werden kann: die Kulturpathologie, Kul­turtherapie, wenn wir diese nehmen, so finden wir, daß zum Beispiel der Spiritismus keineswegs ein Heilmittel darstellt, sondern dem Traumzustand entspricht für den Materialismus, der der somnambu­len Beschreibung der inneren Organe entspricht. Wenn ein Vorgang -es ist eben so-, der eigentlich das Innere ergreifen sollte, durchschlägt beim Menschen nach der Außenwelt - wir können solche pathologi­schen Vorgänge beobachten bei Ausschlägen, wo die Sache ganz genaü dem entspricht, was ich Ihnen gesagt habe -, dann entsteht für das Anschauen selbst dasjenige, was im Inneren beobachtet wird, nach außen hin nicht als Gesundes, sondern als krankhafte Abweichung. Da­her sollte eigentlich der Arzt wissen, daß Materialismus der Ausschlag

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für Kranksein ist, und so sollte man ärztlich den Materialismus an­sehen.

Dann kommt durch ein solches ärztliches Anschauen schon heraus die Brücke hinüber zu dem priesterlichen Anschauen, welches von der entgegengesetzten Seite ausgeht, zu dem priesterlichen Anschauen, das hineinsieht in die krankhaften Seelenerscheinungen des Menschen, die er aus seinem Bedürfnis, aus seiner Emotion heraus bildet. Das ist auch beim Spiritismus der Fall. Und man kommt dann dazu, zu erkennen, daß krankhaftes Leben im weitesten Sinne sich hineinversenken will in das Weltenall, wie alles dasjenige, was in der Weltanschauung krank ist durch sich, insoferne es auf dem Willen beruht, also eigentlich in der Tat sich auslebt, wie das hinüberwirken muß in das Innere des Men­schen in den wirklich krankmachenden Zustand.

Nun wird man gegenüber der gegenwärtigen Entwickelungsepoche der Menschheit nicht dasjenige sehen können, was man in älteren Zei­ten deutlich wegen der anderen Voraussetzungen der Menschennatur gesehen hat, wie dasjenige, was an falscher Willensrichtung, falscher Weltanschauung, falscher Lebensanschauung da ist, was im alten Sinne als «Sünde» bezeichnet worden ist, man wird nicht unmittelbar sehen, wie das hinübergeht in den Erkrankungsprozeß des Organismus, weil es das auch nicht unmittelbar in der Art tut. Wir achten nur in den seltensten Fällen darauf, nur in Fällen, die als Zwischenstufen dastehen zwischen den eigentlich aufzufassenden Krankheiten und der Sünde. Diese gehen wieder in Zustände über, die nur angrenzen an Krankhaf­tes. Aber die Sünde und das eigentliche Kranksein, die stehen für die heutige Entwickelungsepoche so ab, daß sie durch zwei Inkarnationen voneinander getrennt sind. Es war so, daß in früheren Entwickelungs-epochen der Menschheit in der einen Inkarnation manchmal als Ur­sache und Wirkung zusammenhängen konnten Sünde und Krankheit, was nunmehr durch den fortgeschrittenen Entwickelungsprozeß der Menschheit durch Inkarnationen getrennt ist: Sünde und Krankheit. Sünde in der einen Inkarnation, Krankheit in der anderen.

Hier beginnt die Domäne des Priesters. Der Priester darf also, wenn er bloß die Traditionen der alten Zeiten festhält, nicht mehr sprechen, daß die Sünde die Ursache der Krankheit sei. Aber wenn er übergeht

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in die Einsicht von wiederholten Erdenleben, dann darf er davon spre­chen, denn dann spricht er wieder aus der Wahrheit. Daher ist vieles, was heute draußen in der Welt von priesterlicher Seite über diese Dinge gesagt wird, nicht mehr wahr, weil es nicht mehr den Tatsachen ent­spricht. Diese Lehren entstammen alter Zeit, und heute ist kein Wille vorhanden, diese Lehre gemäß demjenigen, was in unserer Zeit gefor­dert wird, umzugestalten. In all das müssen wir uns hineinfinden, und dann wird es möglich sein, diese Betrachtungen über Pastoralmedizin nach beiden Seiten hin fruchtbar zu machen.

Ich gedenke jetzt noch, weil es ja in der Tat wünschenswert er­scheint, daß die Freunde sich einrichten können, ich gedenke jetzt noch zwei Vorträge aus der Pastoralmedizin morgen und übermorgen zu halten.

ZEHNTER VORTRAG Dornach, 17. September 1924

#G318-1973-SE134 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

ZEHNTER VORTRAG

Dornach, 17. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Was in unserer heutigen Zeit beim wirklichen Wirken und Wirkenwollen aus der geistigen Welt heraus immer über­sehen wird, ist das, daß zu allem geistigen Wirken gehört, daß in den Gedanken, die der Mensch hat, und in den Gefühlen Aktivität, Schöp­ferisches sein kann. Was da eigentlich zugrunde liegt, das ist in der Zeit der materialistischen Denkungsweise völlig vergessen worden und ist heute im Grunde genommen der Menschheit ganz unbewußt. Daher wird so vielfach gerade auf diesem Gebiet eine Art Unfug getrieben, ein Unfug, der heute unter uns in der Menschheitszivilisation sogar ziemlich umfangreich waltet. Sie werden ja wissen, daß von allen möglichen zen­tralen Stellen oder dergleichen, wie man es nennt, allerlei Anweisungen an den Menschen ausgehen, wie man Gedankenkraft entwickeln kann, wie die Gedanken mächtig werden können. Man möchte sagen: Keime von dem, was man früher im Geistesleben genannt hat «schwarze Ma­gie» und auch fortdauernd so nennt, werden dadurch überallhin ausge­streut. Gerade auf solche Dinge, die zu gleicher Zeit seelische und leib­liche Krankheitsursachen sind, hat sowohl der Arzt wie der Priester bei ihrer in die Kultur, in die Zivilisationsentwickelung hineingehen-den Wirkung zu achten. Denn wenn man gerade auf solche Dinge ach­tet, leistet man ja dasjenige, was sowohl zur Verhütung als auch zum besseren Erkennen der Krankheit und der Krankheitserscheinungen des menschlichen Seelenlebens bedeutsam ist. Man will mit solchen An­weisungen ja dem Menschen eine in ihm sonst nicht vorhandene Kraft geben, und verwendet das oftmals zu den unlautersten Dingen. Es gibt nach dieser Richtung ja alle möglichen Anweisungen heute schon, wie Handelsagenten dazu kommen können, Geschäfte zu machen und der­gleichen. Auf diesem Gebiete wird heute ungeheuer viel an Unfug er­arbeitet.

Aber sehen Sie, was liegt denn dem zugrunde? Diese Dinge müssen immer schlimmer werden, wenn gar nicht eine wirkliche Erkenntnis gerade auf dem Gebiete der Medizin und auf dem Gebiete der Theologie

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Platz greift nach dieser Richtung. Denn das Denken der Men­schen der neueren Zeit, namentlich das wissenschaftliche Denken hat sich ganz ungeheuer ausgebildet unter dem Einfluß des Materialismus. Wenn heute schon vielfach eine Befriedigung darüber ausgesprochen wird, daß der Materialismus im Abnehmen begriffen sei in der Wis­senschaft, daß man überall will über den Materialismus Hinausgehen-des gestalten, ja, meine lieben Freunde, das macht gerade auf den, der die Dinge durchschaut, einen viel unangenehmeren Eindruck. Diese Wissenschafter, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wol­len, auch diejenigen Theologen, die auf heutige Art den Materialismus überwinden wollen, die sind vor den Augen dessen, der diese Dinge durchschaut, eigentlich viel schlimmer als die starren Materialisten, die nach und nach durch die Absurdität ihrer eigenen Sache die Sache un­möglich machen. Aber diese Schwätzer über Spiritualismus, über Idea­lismus und dergleichen streuen den Leuten Sand in die Augen und sich selber auch.

Denn was wird denn da, sagen wir in Drieschscher Weise oder in anderer Weise getan, um irgend etwas über materielles Geschehen hin­aus vertreten zu können? Es werden genau dieselben Gedanken, die jahrhundertelang verwendet worden sind, um bloß das Materielle zu denken, die auch gar keine andere Möglichkeit haben, als das Mate­rielle zu denken, verwendet, um ein angeblich Geistiges zu denken. Das können diese Gedanken gar nicht! Das kann man nur, wenn man in wirkliche Geisteswissenschaft eingeht. Daher kommen solche sonder­baren Dinge heraus, die heute gar nicht bemerkt werden. Es spricht zum Beispiel ein von der Außenwelt offiziell anerkannter, in Wirk­lichkeit furchtbar dilettantischer Driesch davon, daß man annehmen müsse: «Psychoide». Ja, meine lieben Freunde, wenn Sie irgendeinem Ding eine Ahnlichkeit zuschreiben wollen, muß das Ding irgend­wo da sein. Sie können doch nicht sprechen von affenähnlichen We­sen, wenn nie ein Affe da ist. Sie können nie von Psychoiden sprechen, wenn nie eine Seele anerkannt wird im Menschen! Derlei Geschwätz gilt heute als echte, sogar ins Bessere hineinstrebende Wissenschaft. Das muß durchschaut werden. Und dann sind diejenigen, welche mit wissenschaftlicher Bildung drinnenstehen in der anthroposophischen

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Bewegung, für die Zivilisationsentwickelung etwas wert, wenn sie sich nicht blenden lassen von dem aufflackernden Irrlicht, sondern wenn sie ganz exakt hineinschauen in das, was nun wirklich notwendig ist und gegenüber dem Materialismus gebraucht wird.

Daher muß schon gefragt werden: Wie ist es möglich, daß aus der heutigen Passivität des Denkens wieder Aktivität, Schöpferisches wird? Wie muß gewirkt werden von Priesterschaft und Ärzteschaft, daß Schöpferisches in die vom Geist geleiteten, geleitet sein wollenden Ar­beiten der Menschen hereinfließt? Die Gedanken, namentlich die sich an den materiellen Vorgängen entwickeln, lassen das Schöpferische draußen in der Materie, bleiben selber ganz passiv. Das ist das Eigen­tümliche der heutigen Gedankenwelt, wie sie überall in der Wissen­schaft angewendet wird, daß sie ganz passiv, untätig, inaktiv ist. Daß gar kein Schöpferisches in den Gedanken ist, das hängt mit unserer ganz in die heute passive Wissenschaft eingetauchten Erziehung zu­sammen. Der Mensch wird schon so gebildet, so erzogen, daß er nur ja nicht zu einem schöpferischen Gedanken kommt, denn man hat gleich Angst, käme er zu einem schöpferischen Gedanken, so würde er nicht die objektive Wirklichkeit feststellen, sondern irgend etwas dazu tun. Das sind die Dinge, die erfaßt werden müssen. Nun aber, wie kann man zu schöpferischen Gedanken kommen? Sehen Sie, zu schöp­ferischen Gedanken kann man nur dann kommen, wenn man wirklich Menschenerkenntnis entwickelt; denn der Mensch läßt sich nicht un-schöpferisch erkennen, weil er dem Wesen nach schöpferisch ist. Man muß nachschaffen, wenn man erkennen will. Man kann mit dem pas­siven Denken heute nur die Peripherie des Menschen erfassen, muß sein Inneres liegen lassen. Man muß das Hineingestelltsein des Menschen in die Welt wirklich erfassen. Deshalb wollen wir uns heute gewisser­maßen etwas wie ein Ziel, das am Ende einer weiten Perspektive liegt, das uns aber die Gedanken schöpferisch machen kann, und wirklich auch das Geheimnis in sich schließt, die Gedanken schöpferisch zu machen, das wollen wir uns einmal vor die Seele hinstellen und dabei manches in unsere Betrachtungen aufnehmen, das Sie schon aus den allgemeinen anthroposophischen Vorträgen wissen.

Denken wir uns einmal schematisch, meine liehen Freunde, das im

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Werden wandelnde Weltenall in Form, nun ja, eines Umkreises (Ta­fel 7). Wir dürfen das schematisch aus dem Grunde, weil ja tatsäch­lich das werdende Weltenall in der Zeit eine Art rhythmischer Wieder­holung darstellt, allerdings in aufsteigender Linie, in absteigender Linie in bezug auf manche Erscheinungen, aber überall finden wir im Wel­tenall etwas wie Tag- und Nachtrhythmus, sonstige Rhythmen, grö­ßere Rhythmen, die da verlaufen zwischen Eiszeit und Eiszeit und so weiter. Wenn wir uns zunächst an denjenigen Rhythmus halten, der für die menschliche Wahrnehmung derjenige mit den größten Intervallen ist, dann kommen wir auf das sogenannte platonische Jahr, das ja immer, als die Weltenbetrachtungen noch besser waren, eine große Rolle in diesen Anschauungen und menschlichen Weltbetrachtungen spielte.

Dieses platonische Jahr, man kommt zu ihm dadurch, daß man be­obachtet den Aufgangspunkt der Sonne am Morgen an dem Tage, wo der Frühling seinen Anfang nimmt, am 21. März des Jahres. Da geht die Sonne an einem bestimmten Punkt des Himmels auf. Man kann diesen Punkt im Sternbild sehen, man notiert ja diesen Punkt durch alle Zeiten hindurch, denn er ändert sich um ein kleines Stück jedes Jahr. Wenn man, sagen wir, im vorigen Jahr beobachtet hat den Früh­lingspunkt genau an seinem Orte am Himmel nach den anderen Ster­nen, also 1923 beobachtet hat, ihn 1924 wieder beobachtet hat, so liegt der diesjährige Aufgangspunkt der Sonne nicht an derselben Stelle, sondern er liegt verschoben in der Richtung, die man sich ziehen kann eben dadurch, daß man das Sternbild des Stieres mit dem Sternbild der Fische durch eine Linie verbindet. In dieser Richtung des Zodiakus verschiebt sich der Frühlingspunkt. So ist er jedes Jahr um ein Stück­chen verschoben. Das weist hin darauf, daß in der ganzen Konstel­lation der Sternenwelt mit jedem Jahr eine Verschiebung stattfindet, die in dieser Weise registriert werden kann. Wenn man nun prüft, wie sich die Summe dieser Verschiebungen ausnimmt - Sie können es ja se­hen, wenn eine Verschiebung stattfindet -, ist er in dem Jahre da, in dem Jahre da und so weiter. Einmal kommt die Verschiebung bis hier-her, einmal bis hierher, bis sie auf denselben Punkt zurückkommt. Das heißt, es muß nach einem gewissen Zeitraum der Frühlingspunkt wieder

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an demselben Himmelsorte stehen. Es ist also eine einmalige Um­drehung des ganzen Sonnenweges in bezug auf den Morgenaufgang eingetreten. Wenn man das berechnet, so geschieht es alle 25920 Jahre im Durchschnitt. So haben wir einen Rhythmus erfaßt, der das größte Intervall enthält, das dem Menschen zunächst in der Wahrnehmung zugänglich ist: das platonische Weltenjahr, das 25920 unserer Jahre ungefähr dauert.

Da haben wir hinausgeblickt in die Weltenweiten, und wir stoßen da gewissermaßen mit unseren Gedanken an etwas, woran die Zahlen, die wir entwickeln, abprallen. Wir stoßen an etwas, wie an eine Wand, mit unserem Denken. Darüber hinaus geht das Denken zunächst nicht. Da muß dann das Hellsehen kommen, das da hinausgeht. Aber es geht zunächst nicht hinaus das Denken. Alle Entwickelung läuft innerhalb dessen ab, was da umschlossen wird von diesen 25920 Jahren, und wir können ganz gut, wenn wir wollen, diesen Umfang, der allerdings nicht durch Raum, sondern durch Raum-Zeit abgeschlossen ist, wir kön­nen ihn vorstellen als eine Art kosmische Uteruswand. Wir stellen ihn also vor als dasjenige, was uns im weitesten Weltenraum umgibt (Tafel 7, rot-gelb). Und jetzt gehen wir von diesem, was uns da im weitesten Weltenraum umgibt als den Rhythmus, der in sich trägt die größten Intervalle, die wir haben, zu demjenigen, was uns zunächst im Men­schen als ein kleineres Intervall erscheint, zum Atemzug.

Sehen Sie, da müssen wir natürlich wiederum approximative Zah­len annehmen, wenn wir den Atemzug nehmen: Achtzehn Atemzüge in der Minute; und rechnen aus, wieviel das im Tage Atemzüge sind, bekommen wir ja 25920 Atemzüge pro Tag beim Menschen.

Wir haben denselben Rhythmus, den wir draußen haben, mit den großen Intervallen, im Menschen, im Mikrokosmos mit kleinsten In­tervallen. Da lebt also der Mensch in einem Weltenall, das er nachbil­det in dem Rhythmus, der der Rhythmus des Weltenalls selber ist. Nur für den Menschen, nicht für das Tier, denn gerade in diesen feineren Erkenntnissen sieht man erst recht den Unterschied zwischen Mensch und Tier. Für den Menschen ist es ja so, daß die Kompaktheit, das Wesenhafte seines physischen Leibes nur erkannt werden kann, wenn man es zurückführt auf das platonische Weltenjahr. 25920 Jahre, darinnen

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wurzelt das Wesen unseres physischen Leibes. Sehen Sie einmal nach in meiner «Geheimwissenschaft im Umriß», welche großen Zeit­räume, zunächst durch anderes als durch Zeit-Raum bestimmt, durch die Metamorphose Sonne, Mond, Erde, welche Dinge zusammengetra­gen werden mußten, nicht in quantitativ zahlenmäßiger Weise, um den menschlichen physischen Leib, so wie er heute ist, zu verstehen aus seinen Elementen heraus.

Gehen wir dann in die Mitte herein, wo wir die 25920 Atemzüge haben (Tafel 7), die sozusagen den Menschen hineinstellen in die Mitte des Weltenuterus, dann kommen wir an das Ich heran. Denn in die­sen Atemzügen zusammen mit dem, was ich gesagt habe über die Atmung, die nach dem oberen Menschen geht und sich zu dem soge­nannten Geistesleben verfeinert, in der Atmung liegt ja die Ausprä­gung des individuellen Menschenlebens auf Erden. Hier haben wir also das Ich. Wie wir den Zusammenhang erfassen müssen unseres physischen Leibes mit den großen Zeiträumen, mit dem platonischen Weltenjahr, so müssen wir den Zusammenhang unseres Ichs, das wir ja spüren können in jeder Unregelmäßigkeit des Atems, mit unserem Atmungsrhythmus ins Auge fassen.

Sehen Sie, zwischen diesen beiden Dingen liegt des Menschen Leben auf Erden, zwischen Atemzug und Weltenjahr liegt das Menschenleben. Durch die Atemzüge wird geregelt alles dasjenige, was für das Ich be­deutsam ist. In jenen kolossalen Vorgängen, welche durch den Rhyth­mus von 25920 Jahren geregelt werden, liegt das Leben unseres phy­sischen Leibes. Was im physischen Leib vorgeht an Gesetzmäßigkeit, hängt so zusammen mit dem großen Rhythmus des platonischen Wel­tenjahres, wie unsere Ich-Tätigkeit zusammenhängt mit dem Rhyth­mus unseres Atmens. Zwischen beiden drinnen liegt das Menschen­leben, das wieder für uns eingeschlossen ist zwischen physischem Leib, Ätherleib - astralischem Leib und Ich. Wir können von einem gewis­sen Gesichtspunkte aus sagen, das Menschenleben auf Erden liegt zwi­schen physischem Leib, Ätherleib - astralischem Leib und Ich, und von einem anderen Gesichtspunkte aus sagen, das Menschenleben vom göttlich-kosmischen Aspekte angesehen, liegt zwischen dem Atmen eines Tages und zwischen dem platonischen Weltenjahr. Das Atmen

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eines Tages ist ein Ganzes dadurch. Das Atmen eines Tages gehört dadurch zusammen mit dem, was Menschenleben ist.

Nun betrachten wir aber von diesem kosmischen Standpunkte aus, was zwischen dem menschlichen Atmen, also zwischen dem Weben und Wesen des Ich und dem Geschehen eines platonischen Welten­jahres, also dem Leben und Treiben draußen im Makrokosmos, was da dazwischen liegt. Sehen Sie, mit dem, was in unserem Atmungsorga­nismus wirken will, ist es so, daß mit der vierundzwanzigstündigen Atmung des Tages, mit dem, was da drinnen liegt zwischen diesem Atmen und dem, was wir in dieser Atmung als einen ganzen Atmungs­rhythmus haben, wir jedesmal begegnen jenem Rhythmus, der als Tag-und Nachtrhythmus da ist und zusammenhängt mit dem Sonnen-wesen, wie es im Verhältnis zum Erdenwesen steht. Im täglichen Auf-und Untergehen der Sonne, im Hingehen der Sonne über das Himmels-gewölbe, im Verdunkeln der Sonne durch die Erde, in diesem täglichen Herumgehen der Sonne liegt dasjenige, dem wir begegnen mit unserem Atmungsrhythmus.

Aber damit kommen wir beim Tag an, beim Tag von vierund­zwanzig Stunden, beim menschlichen Tag von vierundzwanzig Stun­den kommen wir da an. Und jetzt rechnen wir da weiter, wie wir uns da gewissermaßen aus dem Atmen heraus in die Welt hineinarbeiten. Rechnen wir das einmal aus, wie wir uns da hineinarbeiten in das­jenige, was wir begegnen jetzt im Tageslauf des Makrokosmos, wie wir zunächst in ihm drinnenstehen. Sehen Sie, da können wir rechnen:

Wir haben einen Tag, nehmen das Jahr meinetwegen zu dreihundert-sechzig Tagen - die Dinge können ja approximativ sein -, dann haben wir dreihundertsechzig Tage. Jetzt rechnen wir ungefähr das Men­schenleben zu zweiundsiebzig Jahren, das patriarchalische Alter, das angenommen worden ist, und wir bekommen 25920 Tage. Wir haben ein Menschenleben, das wieder ein Ganzes darstellt in zweiundsiebzig Jahren, das einen Rhythmus darstellt, in dem es sich in die Welt hin-einstellt, der der gleiche Rhythmus des platonischen Sonnenjahres ist.

Wir stellen uns mit unserem Atmungsrhythmus in unser ganzes Menschenleben so hinein, daß wir es regeln nach dem Rhythmus 25920. Wir kommen an bei demjenigen, was nun so in diesem Menschenleben

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drinnensteht, wie der Atmungszug im Tage steht. Nun, was steht denn in den zweiundsiebzig Jahren, in den 25920 Tagen so drinnen, wie der Atmungszug, die Ein- und Ausatmung im Atmungszug drinnen-steht? Was steht da so drinnen? Wir haben erstens Ein- und Ausatmung. Die erste Phase des Rhythmus. Wir haben zweitens: während des Ta­ges, da stellen wir uns hinein in das Leben, erleben im Leben auch etwas 25920 mal. Was denn? Schlafen und Wachen. Wir kommen zum zwei­ten: Schlafen und Wachen. Das wiederholt sich, der Wechselzustand von Schlafen und Wachen im Laufe des Menschenlebens 25920 mal, ebenso wie sich das Einatmen und Ausatmen 25920 mal im Laufe eines Tages, während eines Sonnenumganges wiederholt. Aber bedenken Sie, was ist denn dann Einschlafen und Aufwachen, Einschlafen-Aufwa­chen, Einschlafen-Aufwachen? Jedesmal, wenn wir einschlafen, atmen wir nicht bloß Kohlensäure aus, sondern wir atmen aus als physischer Mensch unseren astralischen Leib und unser Ich. Beim Aufwachen atmen wir es wieder ein. Das ist ein längerer Atemzug, der vierund­zwanzig Stunden, ein Tag dauert. Das ist ein zweites Atmen, das sich in demselben Rhythmus bewegt. Wir haben also das kleinste Atmen, das im gewöhnlichen Ein- und Ausatmen besteht. Wir haben das grö­ßere Atmen, wo der Mensch schon in die Welt hinauswächst, dasjenige, was sich im Schlafen und Wachen auslebt.

Gehen wir weiter. Probieren wir jetzt einmal, wie so ein Menschen­leben von zweiundsiebzig Jahren im Durchschnitt sich in das plato­nische Weltenjahr hineinstellt. Diese zweiundsiebzig Jahre, rechnen wir sie so, als ob sie auch einem Jahre angehören, einem ganzen Jahre, das aus solchen Tagen besteht, die ein Menschenleben sind. Rechnen wir also ein großes Weltenjahr, dessen einzelne Tage ein Menschen­leben sind und rechnen wir dieses Weltenjahr auch zu 360 Tagen, das heißt zu 360 Menschenleben; wir bekommen: 72 mal 360 Menschen­leben = 25920 Jahre, just das platonische Jahr.

Was tun wir aber denn da, wenn wir dieses platonische Jahr absol­vieren? Wir fangen das Leben an und sterben. Was tun wir im Ster­ben? Im Sterben atmen wir mehr aus als unseren astralischen Leib und Ich mit Bezug auf unsere Erdenorganisation. Wir atmen den Ätherleib heraus ins Weltenall. Ich habe das oft dargestellt, wie der

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Ätherleib ausgeatmet wird ins Weltenall, wie er sich verbreitet im Weltenall. Wenn wir wieder zurückkommen, atmen wir wieder einen Ätherleib ein. Das ist ein Riesenatmen. Ein Äther Ein- und Ausatmen. Am Morgen atmen wir Astralisches ein. Mit jedem Atemzug atmen wir Sauerstoff ein, aber mit jedem Erdensterben atmen wir den Äther aus, und mit jedem Erdenleben atmen wir den Äther ein.

Da haben wir also das dritte: Leben und Tod. Wenn wir das Leben so auffassen, daß wir das Leben als das Leben in der Erde auffassen, und den Tod als das Leben zwischen Tod und neuer Geburt, kommen wir an beim platonischen Weltenjahr, indem wir zum kleinsten Atmen zunächst das größere Atmen, und dann zum größeren Atmen das größte Atmen hinzufügen.

1. Ein- und Ausatmung

kleinstes Atmen

2. Schlafen und Wachen

größeres Atmen

3. Leben, Tod

größtes Atmen

Und so stehen wir zunächst, ich möchte sagen, in der Sternenwelt. Auf der einen Seite ruhen wir nach innen auf unserer Atmung, auf der anderen Seite ruhen wir nach außen auf dem platonischen Weltenjahr. Dazwischen spielt sich unser Menschenleben ab, aber in diesem Men­schenleben selber offenbart sich wieder der gleiche Rhythmus.

Aber was kommt denn nun in diesen Zwischenraum hinein, zwi­schen dem platonischen Weltenjahr und zwischen unserem Atemzug? Versuchen wir einmal dasjenige, was wir auf Grundlage des Rhyth­mus gewissermaßen zahlenmäßig so gefunden haben, wie ein Maler, der den Grund macht, um dann darauf zu malen, versuchen wir, nach­dem wir diesen Grund gemacht haben, darauf zu malen. Da finden wir, daß sich sowohl mit dem platonischen Weltenjahr, wie auch mit kleineren Zeitenrhythmen, aber ganz offenbar mit dem Jahresrhyth­mus, abspielt ein fortwährender Wechsel in der äußeren Welt, den wir auch wahrnehmen, und den wir am leichtesten wahrnehmen, wenn wir

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ihn betrachten zunächst in den Qualitäten von warm und kalt. Wir brauchen nur daran zu denken, daß der Winter kalt ist, der Sommer warm ist, so haben wir das, was sich im Hintergrund als Zahlen aus­nimmt, das haben wir qualitativ in Wärme und Kälte; und der Mensch steht mit seinem Leben drinnen in diesem Wechsel von Wärme und Kälte. Ja, sehen Sie, draußen darf es den Zeitenwechsel geben zwischen Wärme und Kälte, gibt ihn auch, und der sogenannten Natur, wenn sie zwischen Wärme und Kälte abwechselt, ist dieser Zeitenwechsel auch ganz heilsam. Das darf der Mensch nicht machen. Der muß gewissermaßen eine normale Wärme, eine normale Kälte - je nach­dem man es relativ betrachtet - in sich bewahren. Er muß also inner­liche Kräfte entwickeln, durch die er die Sommerwärme für den Win­ter aufspart und die Winterkälte für den Sommer aufspart. Er muß ausgleichen im Inneren, richtig im Inneren ausgleichen, fortwährend in der menschlichen Organisation so tätig sein, daß sie zwischen Wärme und Kälte, auch wie sie draußen in der Natur sich abspielt, ausgleicht.

Es sind Wirkungen im menschlichen Organismus, die man gar nicht beachtet. Er trägt innerlich den Sommer in den Winter, den Winter in den Sommer hinein. Wenn es Sommer ist, tragen wir in uns hinein das, was unser Organismus erlebt hat im Winter. Wir tragen durch den Frühlingspunkt hindurch bis nach Johanni hinein den Winter mit, dann gleicht sich das aus. Geht es gegen den Herbst zu, fangen wir an, den Sommer weiter mitzutragen, tragen ihn bis zu Weihnachten, bis zum 21. Dezember, dann gleicht es sich wieder aus. So daß wir die­sen Wechsel von Wärme und Kälte fortwährend ausgleichend in uns tragen. Aber was machen wir da?

Sehen Sie, wenn man jetzt untersucht, was man damit macht, so kommt man zu einem außerordentlich interessanten Resultat. Wenn man den Menschen so auffaßt (siehe Zeichnung), dann kommt man dazu, anzuerkennen schon durch eine oberflächliche Anschauung, daß sich alles dasjenige, was als Kälte auftritt im Inneren des Menschen, mit der Tendenz zeigt, nach dem Nerven-Sinnesmenschen hinzugehen. So daß man heute nachweisen kann: alles, was als Kälte wirkt, Winter­liches, ist beteiligt an der Kopfbildung des Menschen, an der Sinnes­Nervenorganisation. Alles, was sommerlich ist, alles, was Wärme enthält,

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ist beteiligt am Stoffwechsel-Gliedmaßensystem des Menschen. Schauen wir auf unseren Stoffwechsel-Gliedmaßenmenschen hin, so tragen wir eigentlich in unserer Organisation alles Sommerliche. Schauen wir auf unsere Nerven-Sinnesfunktionen hin, so tragen wir in ihnen eigentlich alles dasjenige, was wir an Winterlichem aus dem Weltenall in uns aufnehmen. So leben wir mit unserem Kopf alle Win­ter, mit unserem Stoffwechsel-Gliedmaßenorganismus alle Sommer,

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und schaffen im Inneren durch den rhythmischen Organismus den Ausgleich, schöpfen hin und her Wärme und Kälte, Wärme und Kälte zwischen Stoffwechselsystem und Kopfsystem und kommen zu dem, was das übrige erst regelt. Die Wärme des Stoffes ist ja erst eine Folge der Wärmevorgänge, und die Kälte der Stoffe ist erst eine Folge der Kältevorgänge. Wir kommen auf ein Spiel des Weltenrhythmus in der menschlichen Organisation. Wir kommen dazu, uns zu sagen: Winter im Makrokosmos ist das Schöpferische in der menschlichen Kopfes-beziehungsweise Nerven-Sinnesorganisation. Sommer im Makrokos­mos ist das Schöpferische im Stoffwechsel-Gliedmaßensystem des Menschen.

Sehen Sie, schaut man so hinein in die menschliche Organisation, dann hat man wieder einen Anhaltspunkt für jene Initiatenmedizin,

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von der ich geredet habe, daß sie zunächst einen Anfang nimmt mit dem Buch, das Frau Dr. Wegman mit mir ausgearbeitet hat. Man hat einen Anfang von dem, was immer mehr und mehr wirklich eingrei­fen muß in die Wissenschaft.

Kriechen wir jetzt hinauf auf die Felsen, wo die Winterpflanzen wachsen, wo der Boden so ist, daß die Winterpflanzen wachsen, wir kommen an dasjenige in der Außenwelt, was mit der Organisation des menschlichen Kopfes zusammenhängt. Nehmen wir an, wir seien jetzt ein Heilmittelsammler in der Welt und wir wollen dafür sorgen, daß jene Geisteskräfte, die bei einer in der Nerven-Sinnesorganisation wur­zelnden Krankheit auftreten, geheilt werden durch den Geist in der Außenwelt, kriechen wir hinauf in die hohen Berge, sammeln dort die Mineralien und Pflanzen und bringen von dort die Heilmittel für die Kopfkrankheiten. Wir verfahren aus unserem schöpferischen Denken heraus. Es bringt unsere Beine in Schwung zu jenen Dingen in der Erde, wo wir das Entsprechende finden müssen. Die richtigen Gedan­ken, die aus dem Kosmos stammen, müssen beschwingen das mensch­liche Handeln bis in das Konkrete hinein. Unbewußt tun sie das ja dadurch, daß der im Büro arbeitende Mensch, der ja auch Gedanken hat, wenigstens manchmal, daß der nun durch seinen Instinkt getrie­ben wird, da nun allerlei Wanderungen zu machen. Nur weiß man nicht den Zusammenhang dafür. Es ist ja auch nicht so wichtig. Das wird erst wichtig, wenn man es in medizinischer oder priesterlicher Beobachtung sieht. Aber ein genaues Betrachten der Welt gibt auch eine Beflügelung zu dem, was man im einzelnen zu tun hat.

Und wieder, merken wir Krankheiten im Stoffwechsel-Gliedmaßen-system, da dringen wir mehr an das Irdisch-Pflanzenhafte und an das Irdisch-Mineralische vor, sehen wir nach dem, was sedimentiert, nicht nach dem, was in kristallinischer Weise oben wächst, und bekommen da das mineralische und pflanzliche Heilmittel. Und so ist es schon so, daß das Zusammenschauen von Vorgängen im Makrokosmos mit dem­jenigen, was im Menschen ist, wirklich hinüberführt von der Pathologie in die Therapie.

Sehen Sie, diese Dinge müssen eben wieder ganz klar durchschaut werden. Die alten Zeiten haben solche Zusammenhänge gut erkannt.

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Hippokrates ist eigentlich schon eine Art Spätling mit Bezug auf alte Medizin. Aber lesen Sie etwas nach in seinen angeblichen Schriften, die aber wenigstens noch in seinem Geiste gehalten sind, Sie werden diese Auffassung durchaus überall spüren. Da ist überall etwas von dem darinnen, was im Einzelnen, Konkreten anknüpft an diese große Über-schau, die man durch so etwas haben kann. Dann kommen die späteren Zeiten, wo für das menschliche Anschauen solche Dinge nicht mehr da waren, wo die Menschen immer mehr und mehr hineingekommen sind in das bloß abstrakte intellektualistische Denken und in das äußerliche Naturbeobachten, das dann zum bloßen Experiment geführt hat. Es muß wieder der Weg zurück gefunden werden zu demjenigen, was einmal Schauen des Zusammenhanges war zwischen Mensch und Welt.

So sehen Sie, leben wir als Menschen auf der Erde, indem wir zwi­schen unserem Ich und unserem physischen Leib leben; zwischen Atem­zug und Weltenjahr, platonischem Weltenjahr - da leben wir drinnen und grenzen mit unserem Atemzug an den Tag an. Woran grenzen wir mit unserem physischen Leib? Mit dem platonischen Weltenjahr? -Da grenzen wir an die äußersten Verkettungen und Zusammenhänge im Klimawechsel in den großen Naturvorgängen, verändern in diesen großen Naturvorgängen unsere Gestalt, die menschliche Gestalt, so daß aufeinanderfolgende Rassenbildungen erscheinen und so weiter. Wir grenzen aber auch an alles dasjenige, was in kürzerem äußerem qualitativen Wechsel geschieht, wir grenzen an dasjenige, was die auf­einanderfolgenden Jahre uns bringen, die Tage uns bringen, kurz, wir entwickeln uns als Mensch zwischen diesen beiden äußersten Grenzen, emanzipieren uns aber in der Mitte, weil in der Mitte auch im Makro-kosmos ein merkwürdiges Element eingreift.

Man kann ja tatsächlich in Bewunderung versinken, wenn man die­sen nach 25920 Jahren ungefähr geordneten Rhythmus auf sich wir­ken läßt. Es ergibt ja das wirklich bewundernde Versenken dasjenige, was zwischen Weltall und Mensch sich abspielt. Und wenn man sich da ganz hineinversenkt, dann erscheint einem einschließlich des Menschen die ganze Welt nach Maß, Zahl und Gewicht geordnet. Alles ist, möchte ich sagen, wunderbar geordnet, nur ist es trotzdem Menschen-berechnung. Deshalb aber müssen wir an den entscheidenden Stellen,

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wenn wir sie etwas auseinandersetzen - trotzdem es gilt, trotzdem es drinnen ist -, müssen wir immer an die entscheidenden Stellen das merkwürdige Wort approximativ einfügen. Es geht immer nicht ganz auf. Es ist darinnen die Rationalität, sie ist darinnen, sie ist da, sie lebt, sie wirkt: es lebt alles das, was ich beschrieben habe. Nun stellt sich etwas hinein, etwas ganz Irrationales im Weltenall, was macht, daß, wenn wir uns noch so sehr vertiefen, bewundernd darin aufge­hen - sogar als Initiat meinetwegen -, wenn wir irgendeinen Weg ma­chen durch ein paar Stunden, wir doch einen Regenschirm mitnehmen, auch als Initiaten. Wir nehmen einen Regenschirm, weil nun etwas eintritt, was den Irrationalismus hat, wo dasjenige sich offenbart in der Realität, was in den Zahlen doch immer nicht aufgeht, daß man Schaltjahre, Schaltmonate, alles mögliche braucht. Man hat ja zur Zeitbestimmung das immer gebraucht. Dasjenige, was die ausgebil­dete Astronomie, die in Astrologie und Astrosophie hinein vertiefte Astronomie - denn man kann sich das so ausgebildet denken -, was die bietet, das wird alles wieder zerstört für das unmittelbare Leben durch die Meteorologie, die es nicht zum Rang einer rationalen Wis­senschaft bringt, die vom Schauen schon etwas durchdrungen wird, von weiterem Schauen immer mehr durchdrungen wird, die aber einen ganz anderen Weg nimmt, die in dem darinnen lebt, was übrigbleibt von den anderen. Und gerade wenn wir die heutige Astronomie neh­men, die lebt ja wirklich in Namen, die ist wirklich eine Sternnamens­gebung, sonst weiter nichts. Deshalb hat ja auch «Serenissimi» Ver­ständnis aufgehört beim Namengeben der Sterne. Er besuchte die Sternwarte seines Landes, ließ sich verschiedenes zeigen, ferne Sterne durch die Teleskope, und dann sagte er, nachdem er das gesehen hatte:

Das alles begreife ich. Aber wie Sie wissen, was dieser Stern, der da so weit draußen ist, was der für einen Namen hat, das begreife ich nicht. -Sehen Sie, es gibt ja den Standpunkt selbstverständlich, den Sie in die­sem Augenblicke einnehmen, daß Sie über Serenissimus lachen. Es gibt auch einen anderen Standpunkt, daß man so auch über den Astrono­men lacht. Ich möchte über den Astronomen mehr lachen, denn im Weltengange steht etwas sehr Merkwürdiges darinnen.

Wenn Sie nach den alten Benennungen Saturn und so weiter forschen,

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müssen Sie sich, um etwas zu begreifen, ein bißchen an unseren Sprachkurs erinnern, in dem die allermeisten von Ihnen drinnen sind, müssen sich erinnern, daß die alten Namen gegeben worden sind nach den Lautempfindungen, die die Astrologen und Astrosophen bei einem bestimmten Stern hatten. Und wir können überall bei den alten Ster­nennamen sagen: sie sind gottgegeben, sie sind geistgegeben. Sie wur­den gefragt, wie sie heißen, die Sterne, weil man den Ton des Sternes wahrnahm und immer darnach den Namen gab. Ja, nun gehen Sie bis zu einer gewissen Grenze in der astrosophischen, astrologischen Ent­wickelung. Sie mußten die Namen vom Himmel herunterholen. Gehen Sie in die neuere Zeit hinein, wo die großen Entdeckungen gemacht worden sind mit den kleinen Sternwichten zum Beispiel, ja, da kollert alles durcheinander. Da heißt der eine Andromeda, der andere hat einen anderen griechischen Namen, da kollert alles willkürlich durch­einander. Man kann nicht den Neptun oder Uranus in derselben Weise mit seinem Namen belegt denken wie den Saturn. Das alles ist mensch­liche Willkür und Serenissimus hat nur den einen Fehler gemacht, daß er geglaubt hat, die Astronomen haben so fortgefahren wie die alten Astrosophen. Das haben sie nicht getan. Es ist eben nur menschliche Beschränktheit darinnen, während das Wissen der Astrosophen der alten Zeiten, der Astrologen der älteren Zeiten hervorgegangen ist aus dem Verkehr der Menschen mit den Göttern. Aber gerade wenn man heute wieder aufrückt von der Astronomie zur Astrologie, zur Astro-sophie und dadurch lebt in etwas wie in einem Makrokosmos, der überall die Ratio hat, da reicht man hin bis zur Sophia. Dann findet man auf der anderen Seite, wie innerhalb dieser Ratio und Sophia in den Dingen, die nicht aufgehen in der Rechnung, darinnen lebt die Meteo­ronomie, Meteorologie und Meteorosophie, die man eigentlich immer nur nach ihrem eigenen freien Willen befragen kann. Das ist eine andere Dame. Äußerlich, im gewöhnlichen physischen Leben, nennt man sie launisch. Aber das Meteorologische ist ziemlich launisch von denTages­regen bis hinauf zu den Kometen. Aber indem man sich immer mehr hin-auflebt von der Meteorologie zu der Meteorosophie, kommt man auch auf bessere Eigenschaften dieser Weltregiererin, auf diejenigen Eigen­schaften, die nicht bloß aus der Laune, aus der kosmischen Emotion

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sind, ich möchte sagen, die aus der inneren Herzlichkeit dieser Dame kommen. Aber es geht eben nicht anders, meine lieben Freunde, als daß man dem Rechnen, dem Denken, alle dem, was sich rationell verfol­gen läßt, auch gegenüberstellt die unmittelbare Bekanntschaft mit den Weltenwesen, sie kennenlernt, so wie sie sind. Da zeigen sie sich, sie sind da, zunächst sind sie etwas spröde, sie sind nicht aufdringlich. Beim Rechnen kommt man immer weiter und weiter heran, allerdings, aber man kommt von dem eigentlichen Weltenwesen immer mehr ab. Man kommt nur in zurückgebliebene Taten hinein.

Kommt man vom gewöhnlichen groben Berechnen zum rhyth­mischen Berechnen, wie es für die Sphärenharmonie war die Astro­logie, so kommt man vom rhythmischen Berechnen zum Anschauen der Weltenorganisation in Figuren, Zahlen, die da sind in der Astrosophie. Aber man kommt nach der anderen Seite hin, ich möchte sagen so, daß sich schon die regierenden Weltenwesen etwas spröde erweisen. Sie sind nicht gleich da. Zuerst zeigen sie einem nur eine Art Akasha-Photographie, von der man aber nicht recht weiß, woher sie einem zugeworfen wird. Da hat man die Welt, aber eben nur überall im Weltenäther gezeichnete Photographien. Aber man weiß nicht, wo sie herkommen.

Dann tritt die Inspiration ein. Da fängt das Wesen an, durch das Bild heraus sich selber kundzugeben. Wir gehen zunächst aus der Nomie bloß zur Logie. Erst wenn wir ganz durchdringen zur Intuition, dann folgt der Inspiration das Wesen selber, wir kommen an die Sophia. Das ist aber ein persönlicher Entwickelungsweg, der den ganzen Menschen in Anspruch nimmt, der auch Bekanntschaft machen muß mit einer solchen Dame, die sich hinter der Meteorologie verbirgt, in Wind und Wetter, in Mond und Sonne, insoferne sie eingreifen in die Elemente. Da muß nicht nur der Kopf sich engagieren wie bei der Logie, sondern der ganze Mensch.

Nun können Sie aber daraus ersehen, daß schon auch eine Mög­lichkeit vorliegt, in dieser Beziehung, sich auf einen Irrweg zu begeben, denn Sie können auch in der Anthroposophie, indem Sie von der An­throponomie, die eigentlich heute die allein herrschende Wissenschaft ist, zur Anthropologie kommen, können Sie zur Anthroposophie kommen

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mit dem Kopf. Da haben Sie dann lediglich die Ratio, aber die Ratio lebt nicht. Sie bezeichnet nur die Spuren des Lebens, wo es nicht darauf ankommt, daß man die Einzelheiten berücksichtigt. Das Le­ben lebt aber gerade in den Einzelheiten, in dem Irrationalen. Da müs­sen Sie hinunterleiten, was der Kopf erfaßt hat in den ganzen Men­schen, und mit dem ganzen Menschen dann aufrücken von der Nomie zur Logie, zur Sophia.

Das ist dasjenige, was wir fühlen müssen, wenn wir beleben wollen Theologie auf der einen Seite, Medizin auf der anderen Seite durch dasjenige, was wirklich beides beleben kann, die Pastoralmedizin. Das ist dasjenige, was wir dann morgen durch einige Spezialbetrachtungen schließen wollen. Aber die Hauptsache ist diese, daß wir zuerst beim ersten Anhub des Hineingehens in die Pastoralmedizin die Wege ken­nenlernen, in denen sich in der Betrachtung der Welt die Pastoralme­dizin bewegen muß.

ELFTER VORTRAG Dornach, 18. September 1924

#G318-1973-SE151 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

ELFTER VORTRAG

Dornach, 18. September 1924

#TX

Meine lieben Freunde! Pastoralmedizin, wie sie hier gedacht wird, kann ja im Grunde genommen nur angesehen werden als etwas, was wiederum herausgeholt wird aus spirituellem Erkennen, spirituellem Forschen und das wieder einen Sinn bekommt, wenn überhaupt das Bewußtsein in die Menschheit gelegt wird, daß Spirituelles positiv wirksame Kräfte enthält. Denn in der Zeit, die den Materialismus entwickelt und ausgestaltet hat, ist es ja nicht denkbar, daß man sich zu dem Spirituellen so gestellt hätte, daß man darin irgend etwas, was nun auch einer Behandlung wert ist, gesehen hätte. Dies allerdings, auf das Geistige hinzuschauen, zu suchen gerade im Geistigen dieje­nigen Möglichkeiten, die zu Heilwerten führen, das war im eminen­testen Sinne da innerhalb der alten Mysterienerkenntnis, und es wird sich dasjenige, was wir zur Abrundung unserer Betrachtungen noch werden zu besprechen haben, heute anschließen dürfen an eine Art Anknüpfung der medizinischen Strömung, die nun hier ausgehen soll vom Goetheanum, an altes Mysterienwesen.

Es ist in der Tat am richtigsten die Sache aufgefaßt im historischen Zusammenhang, wenn das, was hier gewollt wird, in Anknüpfung ge­dacht wird an allerdings ganz andersgeartete Forschungsmethoden, aber an Forschungsmethoden und an das künstlerische Heilverfah­ren im alten Mysterienwesen. Nun werden Sie selbstverständlich, meine lieben Freunde, dasjenige, was dieser kurze Kursus über Pastoral-medizin geboten hat, nur als eine Anregung gewissermaßen im er­sten Kapitel zu betrachten haben, und als den Beginn des Ausbaues einer Pastoralmedizin, die immer weiter und weitergehen wird durch die Arbeit, die hier von Frau Dr. Wegman und mir geleistet zu wer­den hat.

Nun, meine lieben Freunde, möchte ich da zunächst darauf auf­merksam machen, wie die Initiaten der alten Mysterien beschrieben den Weg ihrer Initiation, jenen Weg, der insbesondere dort gegangen worden ist, wo die Mysterien eingelaufen sind in die Heilmysterien.

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Im Grunde genommen waren alle Mysterien verbunden mit Heil­mysterien, aber die einen mehr, die anderen weniger. Es waren alle damit verbunden, weil man Heilen eben als in Zusammenhang stehend mit der ganzen menschlichen Zivilisationsentwickelung ansah. Das hat tiefere Gründe. Der Mensch der alten Zeit sagte sich: Wenn die menschliche Individualität herunterkommt aus geistigen Welten in die physische Erdenwelt durch Konzeption und Geburt, dann tritt das Geistig-Seelische in jene Verwandlung ein, durch die es einen Men­schenleib physisch gestalten kann. Wir haben beschrieben, wie diese Gestaltung in den ersten sieben Lebensjahren zum erstenmal durch die Individualität geschieht, währeuddem der Menschenleib zuerst durch die Vererbung empfangen wird, derjenige Menschenleib, der im Laufe von sieben bis acht Jahren ganz abgestreift wird.

So stellte man in recht strengem Sinne vor in den alten Mysterien das Hineinkommen des Menschen aus geistigen Welten in das Physisch-Sinnliche. Aber man hatte überall das Bewußtsein, daß der Mensch sich nicht so mit seinem physischen Leib verbindet, von vorneherein sich nicht so mit seinem physischen Leib verbindet, wie es eigentlich ganz ursprünglich - wenn ich mich des Ausdruckes bedienen darf -vorgesehen war von den geistigen Mächten, die jenen Teil der Welt lenken, dem die Menschheit angehört. Man hat namentlich demjenigen Teil der Kräfte im Menschen, die durch die Vererbung hineinkommen, immer zugeschrieben, daß sie durch eine Anomalie der gesamten Ent­wickelung in einem gewissen Sinne überwältigen die Kräfte, die sich der Mensch durch seine Individualität aus vorigen Erdenleben mit­bringt. Man hat keine rechte Harmonie gesehen darin, man hat gerade gesagt: Würde ein vollständiges Zusammenklingen des Geistig-Seeli­schen mit dem Physisch-Leiblichen im Erdenmenschen vorhanden sein, dann würde erstens der Tod nicht die Gestalt haben, die er hat, zwei­tens aber auch nicht in einem solchen Sinne Krankheit eintreten, wie sie eintritt. Krankheit und Tod betrachtete man als diejenigen Sym­ptome, welche zeigen, daß der Mensch allerdings mehr mit der physi­schen Erdenwelt zu tun hat, als ursprünglich ihm vorgezeichnet war. Das ist, wenn sie auch heute nicht mehr voll verstanden werden kann, doch eine außerordentlich tiefe Idee, in der viel, viel Wahrheit steckt.

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Denn es ist wirklich so, daß in dem Moment, wo der Mensch nur ein wenig zu einer höheren Bewußtseinsstufe kommt, er sogleich merkt:

der Tod zum Beispiel hat eine ganz andere Gestalt. Er nimmt sich mehr als eine Metamorphose aus, denn als das Ende einer Lebensphase und so weiter.

Dadurch aber war für das ganze alte Bewußtsein das Erziehen des Menschen nahegerückt an das Heilen, und der ganze Erziehungsvor­gang wurde eigentlich in sehr alten Zeiten der Menschheitsentwickelung als ein generelles Heilen aufgefaßt. Dadurch war dasjenige, was Mensch an Mensch zu tun hatte, von vorneherein in einem gewissen Sinne me­dizinisch gedacht, und damit war dann verbunden das Bewußtsein, das sich in den alten Mysterien verknüpfte mit dem Arzt- und mit dem Priesterberuf, die beide zu tun haben sollten mit dem Heilen der Men­schen auf Erden. Arzt und Priester waren ja zumeist in alten Zeiten in einer Person vereinigt, ein Vorgang, der eben nur beim alten instinkti­ven Bewußtsein da sein konnte, der heute nicht da sein kann, wenig­stens nicht als regelmäßige Einrichtung. Es war mit diesem Bewußtsein von der Bedeutung des Heilens, das auch im normalen Leben da sein mußte, für jeden Menschen dann verbunden, daß er nach jener Meta­morphose, die die Menschen durch den Tod durchmachen, vorzugs­weise also in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt, von jenen Seelen, die auf Erden Ärzte oder Priester waren, auf den Weg zur Sonne gewiesen wurde. Die erste Anleitung, um den Sonnenweg nach dem Tode zu finden, den jeder finden muß, weil dort ein Teil des­jenigen absolviert wird, was absolviert werden muß zwischen Tod und einer neuen Geburt, die ersten Schritte - so wurde es vorgestellt in alten Zeiten - mußte der Mensch, der durch die Pforte des Todes geschritten war, gewiesen bekommen von dem Arzt oder dem Priester. Das alles aber war eingetaucht in die tiefste Mysterienweisheit. Myste­rienweisheit, die wir nur heute anders anschauen müssen, weil die alten Methoden für uns nicht mehr geeignet sind, die aber durchaus im heu­tigen Zeitpunkt einer Erneuerung wiederum fähig sind, jener Erneue­rung, die eben hier versucht werden soll.

Nun, meine lieben Freunde, wenn ein alter Initiat seine Initiation beschrieben hat, so hat er gesagt: Er wurde, nachdem er die Schwelle

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überschritten hatte, zuerst bekanntgemacht mit der Wirkung der Ele­mente, und Elemente nannte man in alten Zeiten dasjenige, was wir heute Aggregatzustände nennen würden: das Feste, das man als Erde bezeichnete, alles Flüssige, das man als Wasser bezeichnete, alles Luft­förmige, das man als Luft bezeichnete und alles Gasförmige einschloß, und alles Wärmeartige, das man dem Wärmeäther zuschrieb, das be­zeichnete man als Elemente. Das ist etwas, wovon der moderne Phy­siker sagt: Das gibt es gar nicht. - Für ihn gibt es diese vier Elemente nicht. Es gibt für ihn eine Anzahl von siebzig bis achtzig Elemente, die haben Eigenschaften. Unter gewissen Verhältnissen der Welt ist das eine flüssig, das andere fest oder gasförmig. Der Wärmezustand kommt allen zu. Aber das, was man als Elemente in den alten Zeiten geschildert hat, das gibt es heute nicht. Das sind bloß Eigenschaften von den Reali­täten, das sind keine Wirklichkeiten. Ja nun, aber dasjenige, was man heute Elemente nennt, sind eigentlich nur Wirklichkeiten innerhalb der ganz groben physischen Welt, und dasjenige, was in alten Zeiten Ele­mente genannt wurde, das faßte man so auf, daß man dadurch nicht in die Materie hineinkam, sondern in das Weben und Leben der Ma­terie.

Sehen Sie, es war weniger bedeutsam einem alten Arzt, ob irgend etwas die eine oder die andere Substanz ist, mit diesem oder jenem äußeren Namen. Es hat natürlich eine Wichtigkeit, aber die kommt erst heraus, wenn man die andere Wichtigkeit, die das Weben und Leben des Materiellen betrifft, ins Auge faßt. Und so kann man irgend­eine Substanz nehmen draußen an dem Orte, wo sie in Verwitterung begriffen ist. Da legte der alte Arzt eigentlich einen ganz besonderen Wert darauf, daß eben in dem ganzen Erdenprozeß die Substanz, die er dort nimmt, dem Verwitterungsprozeß ausgesetzt ist, oder er sah besonders darauf, daß er irgendeine Substanz nicht einfach aus dem Mineralreich gewann, wenn sie auch aus dem Pflanzenreich zu gewin­nen ist. Er sah also überall auf die Stellung, die in lebender Tätigkeit das Substantielle im Weltenprozeß hat. Will man das durchschauen, dann braucht man aber diese Gliederung nach den vier Elementen, denn dann ist einem vor allen Dingen an einer Substanz wichtig, bei welcher Temperatur sie Erde wird, das heißt, bei welcher Temperatur sie fest

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wird, oder flüssig wird, oder Wasser oder Luft wird. Das war das Wichtige in alten Zeiten, hinzuschauen auf dasjenige, was im Welten-prozeß vorgehen muß, damit irgendeine bestimmte Substanz eine be­stimmte Form hat. Das war das erste. Darnach beurteilte man erst die Substanz. Heute geht man erst von der Substanz aus, damals ging man aus von dem Prozeß. Und jede Substanz ist ja nur ein festgehaltener Prozeß, auf irgendeiner Stufe festgehaltener Prozeß. Man war von dem ganzen Weben und Leben im Materiellen vor allen Dingen durchdrun­gen. Und so beschrieb der Initiat, daß er zunächst eingeführt wurde in jenes Schauen, durch das er das Weben und Leben des Substantiellen so schauen konnte, daß es ihm als ein Gewebe der vier Elemente er­schien. Das war das erste.

Das zweite aber, was jeder erzählte und was für ihn die zweite Stufe darstellte, das war, daß er sagte: Er wurde dahin geführt, wo er die «oberen und unteren Götter» kennenlernen konnte. - Was heißt das, da hineingeführt zu werden, wo man die oberen und unteren Göt­ter kennenlernen kann? Ja, sehen Sie, meine lieben Freunde, das haben wir eigentlich schon beschrieben, nur haben wir es in moderner Form beschrieben. Ich sagte Ihnen, wenn das Geistig-Seelische so tief in den physischen Leib und in den ätherischen Leib hinunterzieht, daß der physische Leib und der ätherische Leib das Geistig-Seelische überwäl­tigen, dann entsteht Pathologisches, Pathologisches durch eine Verir­rung des Geistig-Seelischen ins Physisch-Leibliche. Da entsteht Patho­logisches. In dem Augenblick, wo eben das geschieht, steigt der Mensch tiefer in sich hinein, als er beim gewöhnlichen Aufwachen hineinsteigen sollte, hineinsteigen sollte während des Wachens in seinen physischen Organismus, und er kommt nach unten mit außermenschlichen, unter-natürlichen Wirkungen zusammen. Denn nur wenn wir in normaler Relation sind zwischen unserer geistig-seelischen und physisch-leib­lichen Organisation, leben wir im Natürlichen. In dem Augenblick, wo wir tiefer hineintauchen, intensiver hineintauchen in unsere phy­sische Leiblichkeit, kommen wir mit dem Unternatürlichen in Bezie­hung. Da kommen wir mit dem in Beziehung, worinnen Elementar­wesen, Wesen höherer Hierarchien auf verschiedenen Stufen ihrer Entwickelung mit hereinwirken in den Menschen. Und das ist eben

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einfach eine Tatsache: man kommt mit den Göttern in Beziehung, die unterhalb der Naturwirkungen ihre Tätigkeit entfalten.

Wie hätte also ein alter Initiat auch sagen können, wenn er einen mehr neutralen Ausdruck gebraucht hätte, der die Sache verhüllt dar­stellte, weil ihn niemand verstand als wieder Initiaten, wie hätte er sagen können: Er sei hinuntergeführt worden zu den unteren Göttern? -Er hätte sagen können: Ich habe die Natur der menschlichen Krank­heiten kennengelernt, denn die führt zu den unteren Göttern.

Nehmen wir das andere, das ja in dem Sinne, wie ich das auch an der Grenze des Pathologischen und Normalen gezeigt habe: in des Hei­ligen Leben hineinführen kann, wo das Geistig-Seelische herausgeht, mehr herausgeht als es herausgehen sollte, sozusagen den Schlafzustand belebt. Das kennenzulernen bezeichnete der alte Initiat als sein Zusam­mensein mit den oberen Göttern. So daß man also hat, schematisch gedacht, was der Richtigkeit entspricht: Natur, Unternatur, Über­natur (siehe Zeichnung). Das Visionäre, das schauende Leben, das Le­ben, das den Menschen in die geistige Welt einführt, das nannte der Initiat: Zusammensein mit den oberen Göttern.

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Nun bekommt man sehr leicht, meine lieben Freunde, wenn so ge­redet wird von den oberen und unteren Göttern eine falsche Vorstel­lung über die Rangordnung. Sehen Sie, Sie müssen sich die Sache so

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vorstellen. Wenn ich einfach sage: Natur, Unternatur, Übernatur, Krankheit, visionäres Leben, dann bin ich versucht, die unteren Götter als die untergeordneten auch anzusehen. Aber sehen Sie, so ist die Sache nicht. In Wirklichkeit ist die Sache so: Stellen wir uns vor, hier hätten wir die Natur, und nach oben führt es zu einem Kreis, nach unten führt es zu einem Kreis (siehe Zeichnung), und das, was wir hier

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oben finden, vereinigt sich nach der anderen Seite mit dem unte­ren. Zeichnen wir den Kreis größer, so bekommen wir dieses, zeich­nen wir ihn noch größer, so bekommen wir dieses, noch größer, bekom­men wir dieses, und wenn wir ihn immer größer machen, so bekommen wir zuletzt eine Gerade. Hier ein Stück Kreis, der fortgeht, aber nach­dem er ins Unendliche hineingegangen ist, zurückkommt von der an­deren Seite. Das bezeugt, daß diese Bezeichnung als untere und obere Götter nicht so aufzufassen ist als eine Rangordnung, sondern nur als die verschiedene Art, wie sie an die Menschen herankommen, daß sie aber als durchaus gleicher Rangordnung miteinander wirkend und im unendlichen Fernpunkt zusammenstrebend gedacht worden sind. Des­halb war alles, was Krankheit und Sehertum war, in alten Zeiten so an­gesehen, daß, wenn es der Mensch durchschaut, er in die geistige Welt hineinschaut. Eine Art, die geistige Welt zu durchschauen, ist diese:

wirklich bekannt zu werden mit Krankheit und Sehertum.

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Dies aufgefaßt, gibt uns zu gleicher Zeit die Möglichkeit, das, was da in alten Zeiten im Bewußtsein der Menschen vorhanden war, in die neuere Zeit hineinzunehmen. Denn fragen wir uns innerhalb des mo­dernen Bewußtseins: Was läßt sich mit dem Gebiet der unteren Götter in unserem modernen Bewußtsein identifizieren? - Sehen Sie, dasjenige, was wir, wenn wir die göttliche Dreifaltigkeit vorstellen, den Vater nennen, das ist dasjenige, was im eminentesten Sinne der Unternatur angehört. Der Vater, er gehört der Unternatur an, und wie haben wir uns im Sinne einer wirklichen geistigen Auffassung in der Erkenntnis zu diesem Vatergott zu stellen?

Nun, meine lieben Freunde, wir schauen hin auf den Menschen, wir schauen den Menschen an in seinem tagwachenden Zustande, wir schauen ihn an in seinem nachtschlafenden Zustande, wir vergleichen beide Zustände. Sehen wir den Menschen im vollen Wachen an, so können wir wissen, dann ist er so, wie er in der physischen Welt ein­gegliedert ist in die Ordnung dieser physischen Welt. Denn so, wie sich die Erde einmal herausgegliedert hat aus den Vorstadien, wie sie auf dem Wege ist nach einer weiteren Evolution, so muß er erkannt wer­den aus Saturn, Sonne, Mond. Im Wachzustand gehört er in dieser Beziehung zur Erde, steht naturgemäß in der Erde drinnen. Er steht auf dem Niveau der Natur im Wachzustande drinnen.

Nicht so, wenn der Mensch im Schlafe ist. Wenn der Mensch im Schlafe ist, meine lieben Freunde, da liegt im Bette physischer Leib und Ätherleib, da ist außer dem physischen Leib und Ätherleib der Astralleib und das Ich. Aber schauen wir uns den physischen Leib und Ätherleib an. Was hat denn da dieses Stück Mensch, das da in physi­schem Leib und Ätherleib daliegt? Dasjenige hat es, allerdings in vor­gerückterem Zustande, was es in der alten Saturnentwickelung, in der alten Sonnenentwickelung empfangen hat. Das ist weitergeschritten. Aber jetzt im Schlaf hat der Mensch seine Weiterentwickelung des Saturn- und Sonnendaseins, er hat gar nicht sein Mondendasein in dem, was da im Bette liegt, darinnen. Das hat er gar nicht drinnen. So daß wir sagen müssen: indem die Natur fortgeschritten ist, ist sie hinaus­gegangen vom Monden- zum Erdendasein. Aber indem der Mensch den Schlafzustand nötig hat, bewahrt die Natur unter sich im schlafenden

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Menschen eine Unternatur, eine Natur, die eigentlich nur wäh­rend der Saturn- und Sonnenzeit war. Das ist die Unternatur. Das liegt allen Wesen dadurch, daß ein Menschengeschlecht da ist, zugrunde. Der Mensch taucht wirklich in die Unternatur im Schlafzustande un­ter, und aus diesem Untertauchen-ich habe es Ihnen ja schon gezeigt in den verflossenen Tagen dieses Kursus - tauchen wieder die Krank­heiten herauf. Da ist das Gebiet des Vatergottes. Wir tauchen schla­Fend in das Gebiet des Vatergottes ein, in die Unternatur tauchen wir ein, in das Gebiet des Vaters.

Nehmen wir das Sehertum des Menschen, so stellt das eigentlich dar eine Durchleuchtung jener Glieder der menschlichen Wesenheit, die im Schlafe aus dem physischen und Ätherleibe heraußen sind, des Ichs und des astralischen Leibes. Wird der Mensch wissend darinnen, dann ist das der entgegengesetzte Zustand des Krankseins, der andere Pol des Krankseins. Und der Mensch ist eingetaucht in das Gebiet des Gei­stes mit seinem astralischen Leib und Ich.

So sehen wir, daß der Mensch in seiner Erdenorganisation sich her­ausreißen kann aus der Natur nach zwei Richtungen hin, nach der Richtung der Unternatur zum Vater, nach der Richtung zur Übernatur zum Geiste, und der Christus ist seit dem Mysterium von Golgatha der Vermittler von beiden Welten, der Durchgeistiger des Naturda­seins, der Durchgeistiger des normalen Menschendaseins, der immer da die Harmonie hervorzurufen hat zwischen Unternatur und Über-natur. Die Unternatur wird ja im normalen Verlauf des Schiafens und Wachens immer wieder ausgeglichen. Die Übernatur wird ausgeglichen bei jenen Sehern, die immer die Möglichkeit haben, ins gewöhnliche Menschenleben zurückzukehren nach ihrer Willkür. Ist der Mensch im Aufwachen nicht imstande, das, was er in der Unternatur erlebt hat, auszugleichen, so kommt die Krankheit, die sich im physischen und ätherischen Leib auslebt. Ist der Mensch nicht imstande, dasjenige, was er sehend erleben kann im Gebiete des Geistes, hineinzubringen in den vollen Wachzustand, in den naturgemäßen Verlauf seines Erden-lebens, so kommen die Seelen- oder Geisteskrankheiten zustande und somit der andere Pol.

Nun nehmen wir einmal die physische Krankheit. Was geschieht,

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wenn der Heilungsprozeß eintritt? Der Mensch wird von dem Erleben der Unternatur zum Erleben der Natur geführt, von dem Vater zu Christus, denn der Christus ist das geistige Leben in der Natur. Von dem Vater zu Christus, und das tut im wesentlichen der Arzt. Im we­sentlichen ist es des Arztes Aufgabe, zu erkennen, wie der von der Un­ternatur befallene Mensch zu Christus zurückgebracht wird, nachdem der Vater, wenn wir es bildlich ausdrücken, die Herrschaft an Christus, den Sohn abgegeben hat. Das ist eben dasjenige, was in einer mehr modernen Sprache die Mysterienweisheit ausdrücken würde. Man würde sagen: der Initiat wird geführt, nachdem er hier auf Erden ein richtiges Christus-Bewußtsein hat, auf der einen Seite zum Vater, auf der anderen Seite zum Geist. Und vom Vater her, indem er sich be­wußt wird, wie der Weg da ist, auf dem geleitet werden muß vom Vater zum Christus, auf diesem Wege liegen alle Heilungsprozesse.

Und hier beginnt das moderne Mysterium, meine lieben Freunde, das Mysterium, das die große Weltenprobe abgibt für wirkliche Arznei-wissenschaft. Und darauf muß ich am Ende des Kursus über Pastoral-medizin hindeuten, damit daraus dasjenige erfließen soll, was zunächst als Gesundung in den Arzt einziehen soll. Nehmen wir einmal an, der Arzt lernt, so wie wir es angedeutet haben in diesem Kursus, nach und nach diese einzelnen Heilungsprozesse, indem er kennenlernt die defekten Organe, kennenlernt dasjenige, was draußen im Reiche der Natur entsprechend den Organen wirkt mit dem Geiste versehen, so daß wir den Geist in den Menschenkörper als den Heilenden einfüh­ren. Er lernt, wie man es in diesem Fall, wie man es in jenem Fall macht. Das alles verbindet sich in ihm zu einem Gesamtwissen. Aber indem er in dem wirklichen Wissen vorgerückt ist, ist es anders, als in­dem man vorrückt in dem heutigen Wissen. Wenn Sie heute eine patho­logische Anatomie oder eine Heilmittellehre in die Hand nehmen und sie gründlich studieren, sind Sie am Ende nur insoferne weiter als am Anfang, indem Sie das ganze Ding in sich haben - wenn Sie es in sich haben -, aber weitergedrungen mit jedem Kapitel sind Sie nicht in Ihrer gesamten menschlichen Haltung. Aber das ist das Wesen des Ge­samtwissens, daß man mit seiner gesamten menschlichen Haltung wei­terkommt.

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Wenn Sie in diesem Sinne Medizin aufnehmen, wie es hier gemeint war in diesem Kursus über Pastoralmedizin, so kommen Sie Schritt für Schritt weiter. Und dasjenige, was sich Ihnen zuletzt als ein Re­sultat ergibt, das, meine lieben Freunde, ist nichts Geringeres, als daß Sie sich sagen: Jetzt, nachdem ich das ganze medizinische Wissen hin­ter mir habe, sehe ich ein alles dasjenige, was beim Mysterium von Gol­gatha vorgegangen ist, bis zu demjenigen Momente, wo der Christus durch die Todespforte auf Golgatha gegangen ist. Sie verstehen den Gang des Christus vom Vater zu dem Golgathatode hin. Das ist das Mysterium. Man glaubt zunächst nicht, daß das eine mit dem anderen verbunden ist, aber es ist verbunden. Es ist so verbunden, daß Sie wirk­lich gerade durch das Hineinschauen in das Heilverfahren begreifen, was da geschehen ist im Kosmos, daß der Vater den Sohn geschickt hat, damit er durch den Tod auf Golgatha durchgegangen ist; und in dem, was im Tode auf Golgatha geschehen ist, meine lieben Freunde, sehen Sie dann nicht einen Tod, sondern ein Zusammenwirken von allem, was geschehen ist in dem Tod, der kein Tod ist, sondern der die Über­windung des Todes ist, der die Heilung des ganzen Menschenwesens ist. Das ist der Gang des Arztes vom Vater zum Sohn, bis dieser auf Golgatha stirbt. Alle einzelnen Heilerkenntnisse bringen einen immer ein Stück weiter, um das zuletzt zu begreifen.

Pastoralmedizin ist nicht nur dasjenige, was der Pastor und der Arzt zusammen ausüben sollen, das ist nicht allein dieses, sondern Pastoralmedizin ist dasjenige, was zunächst zusammenzubringen ist, damit durch den Arzt der eine Teil des Mysteri ums von Golgatha wirk­lich durchschaut werden kann. Das ist der Gipfelpunkt, der Kulmina­tionspunkt der Medizin, alles Kranksein der Menschen zu begreifen, damit man das Mysterium von Golgatha bis zum Tode hin als den großen Heilungsprozeß einsehen kann. Pathologie der sich entwik­kelnden Menschheit, Therapie: das Sterben auf dem Kreuze - es wird im Zusammenhang angesehen werden, wenn wirkliche Medizin da ist.

Der Priester hat zu verfolgen alles dasjenige, was erlebt wird vom Menschen, wenn er aus dem Leibe herauskommt in die andere Welt hinein, die die Welt des Geistes ist. Dadurch wird der Priester immer

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mehr und mehr bekannt mit demjenigen, was des Menschen Verwandt­schaft mit dem Geiste, mit dem Spiritus Sanctus ist, mit dem durchaus Heiligen Geiste. Und sein Weg ist der, die Vermittlung zu übernehmen zwischen dem Geiste und dem Sohne, dem Christus, darinnen die Theologie auszubilden, den Weg zu finden von Christus zum Geiste, vom Geist zum Christus. Wieder kann man eine Summe von Erkennt­nissen, von Lebensinhalten erwerben über diesen Weg, den man die Menschen zu führen hat vom Geist zu Christus, von Christus zum Geist. Und gipfeln muß dieser Weg darin, daß die einzelnen Etappen der Theologie dem Menschen verständlich machen, welches der Weg des Christus für die Menschheit war nach dem Durchgang durch den Tod auf Golgatha, der der große Heilungsprozeß war. So daß jetzt die Frage entsteht: Was wird durch diesen Heilungsprozeß als Fähig­keit im Menschen erzeugt, damit er in die geistige Welt einrücken könne? - Dadurch gipfelt alles dasjenige, was Theologie sein soll, in dem Erfassen desjenigen, was mit der Christus-Individualität ge­schieht, nachdem sie durch den Tod auf Golgatha gegangen ist.

Des Christus Weg nach Golgatha: die höchste Kulmination des Arztweges. Des Christus Weg von Golgatha weiter: die höchste Kul­mination des Priesterweges.

Wiederum scheint es namentlich vielen Theologen der neueren Zeit so, als ob beide Dinge gar nicht zusammengehörten. Denn es gibt ja heute Theologen, die überhaupt nichts vom auferstandenen Geist und weiterwirkenden Christus wissen wollen. Aber wenn wir im Sinne einer Erneuerung der Mysterien sprechen, dann kommt das Ereig­nis von Golgatha, das Mysterium von Golgatha hinein und dann kön­nen wir sagen, die alte Formel, welche der Initiat hatte für seinen Initiatenweg, und die da lautete: Ich bin geführt worden durch die Elemente, und dann zu den unteren und zu den oberen Göttern -, diese Formel muß für den modernen Initiaten heißen: Ich bin geführt worden durch dasjenige, was die Elemente auflöst in ihren Vorgängen -die Elemente sind jetzt die chemischen Elemente, die achtzig, sie lösen sich in Vorgänge auf - und ich werde weitergeführt, indem ich zum Vater nach unten, zum Geiste nach oben gehe und die Wirksamkeit des Christus auf beiden Wegen wahrnehme.

#SE318-163

Und wenn Sie für Ihre esoterische Vertiefung, meine lieben Freunde, eine Zusammenfassung dieses Kursus aus der Pastoralmedizin mit­nehmen wollen, dann nehmen Sie mit die Worte, die da lauten:

Ich werde gehen den Weg,

Der die Elemente in Geschehen löst

Und mich führt nach unten zum Vater

Der die Krankheit schickt zum Ausgleich des Karma

Und mich führt nach oben zum Geiste

Der die Seele in Irrtum zum Erwerb der Freiheit leitet

Christus führt nach unten und nach oben

Harmonisch Geistesmensch in Erdenmenschen zeugend.

Werden Sie ganz durchdrungen von dem, was in dieser Skizzen­meditation liegt, dann werden Sie lebendig im Geiste mitgenommen haben, was ich geben wollte in diesem Kursus für Pastoralmedizin.

#Bild s. 163

#Bild s. 164 - 191

HINWEISE

#G318-1973-SE193 Pastoralmedizinischer Kurs

#TI

HINWEISE

#TX

Der Kurs existierte bisher in drei Formen: als Manuskriptdruck, als hektographisch vervielfältigt in Folio und maschinengeschrieben in Normalformat.

Die Vorträge wurden dem Vernehmen nach von Teilnehmern stenographiert und aus dem Vergleich der Stenogramme sei der Text entstanden, der wohl im ganzen das Gesprochene wörtlich wiedergibt, aber wohl nicht immer. Dem Herausgeber lagen die Texte der drei genannten Reproduktionen vor. Diese stimmen inhaltlich und auch vielfach in den Nuancen im wesentlichen überein, doch gibt es Differenzen, die bei der Redaktion des Textes für die Gesamtausgabe berücksichtigt wurden.

Einigermaßen wichtige Veränderungen sind im Anhang an die Hinweise kennt­lich gemacht. Hiebei wurden mehrfach Konsultationen über die Textgestaltung vor­genommen. Im übrigen wurden an gewissen Stellen Umstellungen in den Sätzen gemacht, die aber ganz unwesentlich sind. Der Sprechstil wurde beibehalten. Dies muß man bei der Beurteilung des Textes berücksichtigen.

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21 Gesare Lombroso, 1836-1909, italienischer Anthropologe. Schrieb «Genio e folla» (1864; deutsch: «Genie und Irrsinn», in Reclams Universal-Bibl.) und «Der Verbrecher in anthropologischer, ärztlicher und juristischer Beziehung» (1876; deutsch 1887-90,2 Bde.).

22 in meiner «Gebeimwissenschaft im Umriß»: «Die Geheimwissenschaft im Um­riß», Gesamtausgabe Dornach 1971, Bibl.-Nr. 13. Taschenbuchausgabe Dornach 1972.

32 Pythien: Wahrsagerinnen des Delphischen Orakels.

die heilige Tberesia: Theresia von Jesu oder von Avila, 1515-1582, heilig ge­sprochene Karmeliterin; seit 1535 im Karmeliterinnenkloster zu Avila, refor­mierte sie seit 1567 den Orden in enger Verbindung mit Johannes vom Kreuz.

65 Mechthild von Magdeburg, geb. um 1210, gest. zwischen 1282 und 1294; Be­gine in Magdeburg, später Zisterzienserin im Kloster Helfra bei Eisleben; Hauptwerk: «Das fließende Licht der Gottheit.»

78 Kali Yuga: Das «Finstere Zeitalter», wird gerechnet von 3101 v. Chr. bis 1899 n. Chr.

85 Ferdinand Raimund, 1790-1836: «Der Alpenkönig und der Menschenfeind»,

1828.

92 Lombroso: Siehe Hinweis zu S. 21.

95 Der berühmte jenensische Physiologe Preyer: Wilhelm Preyer, 1811-97, Pro­fessor der Physiologie ab 1869, seit 1888 in Berlin. Vgl. seine Ausführungen »Die Hypothesen über den Ursprung des Lebens» (nach Vorträgen aus den Jahren 1872-1878) in »Naturwissenschaftliche Tatsachen und Probleme», Ber­lin 1880, S.33 f£

96 «Mein Lebens gang», Gesamtausgabe Dornach 1962, Bibl.-Nr. 28.

106 lohannes Müller, 1801-1858. Physiologe in Berlin.

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110 Ausspruch des Paracelsus (1493-1542): Es finden sich an mehreren Stellen sei­nes Werkes entsprechende Äußerungen.

124 der kränkste Mann... der Türke: Bezieht sich auf den Ausdruck: «Der kranke Mann am Bosporus».

135 Hans Driesch, 1867-1941, Naturwissenschafter und Philosoph.

139 in meiner «Gebeimwissenschaft im Umriß»: Siehe Hinweis zu S.22.

145 mit dem Buch, das Frau Dr. Wegman mit mir ausgearbeitet hat: Rudolf Stei­ner/Ita Wegman: «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen», Gesamtausgabe Dornach 1972, Bibl.­Nr.27.

148 an unseren Sprachkurs erinnern: Rudolf Steiner/Marie Steiner-von Sivers:

«Sprachgestaltung und Dramatische Kunst», Neunzehn Vorträge, Dornach, 5.-23. Sept.1924. Gesamtausgabe Dornach 1969, Bibl.-Nr. 282.

Es wurde im Text umgeändert :

Seite 26, Z. 17v. u.:

»wir schließen« in «wse schließlich».

Seite 41, Z. 7v. u.:

«schwimmt» in «schwingt».

Seite 41, Z. 15 v. o.:

«Ähnliches» wie im Manuskriptdruck in «Ehrliches» wie in den zwei anderen Vervielfältigungen.

Seite 42, Z. 3 v. o.:

»sodaß» in «auf».

Seite 101, Z. 10v. o.:

Manuskriptdruck «... der anfänglich Aufnahme von Wärmewellen ist mit

Licht etc. ...» in «... der anfänglich Aufnahme von Wärme ist, beladen mit

Licht etc....« (nach den zwei anderen Vervielfältigungen). Seite 101, Z. 6v. u.:

Manuskriptdruck : »Lebenspraxis» in «Yogapraxis».

Seite 140, Z. 17v. o.:

»dem wir begegnen nach einem Atmungsrhythmus» in «... begegnen in unse­rem...».

Seite 146, Z. 4v. o.:

«Anpassung» in »Auffassung».

Seite 150, Z. 3v. u.:

«Züge» in «Wege».

Seite 153, Mitte Seite:

Der Satz : «Es war mit diesem Bewußtsein von der Bedeutung des Heilens, das auch im normalen Leben da sein mußte für jeden Menschen, dann verbunden, daß der Arzt und der Priester nach jener Metamorphose, die die Menschen

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nach dem Tode durchmachen, durch den Tod durchmachen, vorzugsweise also in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt - daß man von jenen Seelen, die auf Erden Ärzte oder Priester waren, auf den Weg zur Sonne gewiesen wurde.»

in «Es war mit diesem Bewußtsein von der Bedeutung des Heilens, das auch sm normalen Leben da sein mußte, für jeden Menschen dann verbunden, daß er nach jener Metamorphose, die die Menschen durch den Tod durchmachen, vor­zugsweise also in dem Leben zwischen Tod und neuer Geburt, von jenen See­len, die auf Erden Ärzte oder Priester waren, auf den Weg zur Sonne gewie­sen wurde.» (dem Sinn der Aussage entsprechend.)

Seite 157, Z. 4v. u.:

«Sterben» in «Sehertum» (vergleiche letzte Zeile der Seite.)

Seite 159, Z. 15v. u.:

«Zum Geistigen» in «zum Geiste».

Literatur

Literaturangaben zum Werk Rudolf Steiners folgen, wenn nicht anders angegeben, der Rudolf Steiner Gesamtausgabe (GA), Rudolf Steiner Verlag, Dornach/Schweiz Email: verlag@steinerverlag.com URL: www.steinerverlag.com.
Freie Werkausgaben gibt es auf steiner.wiki, bdn-steiner.ru, archive.org und im Rudolf Steiner Online Archiv.
Eine textkritische Ausgabe grundlegender Schriften Rudolf Steiners bietet die Kritische Ausgabe (SKA) (Hrsg. Christian Clement): steinerkritischeausgabe.com
Die Rudolf Steiner Ausgaben basieren auf Klartextnachschriften, die dem gesprochenen Wort Rudolf Steiners so nah wie möglich kommen.
Hilfreiche Werkzeuge zur Orientierung in Steiners Gesamtwerk sind Christian Karls kostenlos online verfügbares Handbuch zum Werk Rudolf Steiners und Urs Schwendeners Nachschlagewerk Anthroposophie unter weitestgehender Verwendung des Originalwortlautes Rudolf Steiners.